M Ä R Z 2020 F R. 9. 5 0
GÄRTNERN | GESTALTEN | GENIESSEN
WILDBIENEN
WAS SIE DRINGEND BRAUCHEN
NEUE SERIE GESTALTETE NATURGÄRTEN
ANGEBOTE
LANG BLÜHENDE STAUDEN & GRÜNDÜNGUNGEN
LUSTVOLL IN DEN FRÜHLING
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E D IT O RIAL
IM TEA M
JAHRESTHEMA
2020
Blumen für die BIODIVERSITÄT
Christine Kunovits Chefredaktorin «Bioterra»
NESTBAU IN DER TANNE
Fängt das Amselweibchen in der Tanne in meinem Garten mit dem Nestbau an, freue ich mich. Seit zehn Jahren schon beobachte ich es jeweils Anfang März. Und immer wieder beeindruckt mich, wie sie das alleine so meisterhaft schafft. Denn Nestbau ist bei Amseln Frauensache. Den März mag ich auch, weil es der Monat ist, in dem die Leberblümchen unter der Buche ihre zartlilafarbenen Blütenknospen öffnen. Was mich diesen Frühling ausserdem freut: unsere neue Serie, in der wir Ihnen künftig ästhetisch gestaltete Naturgärten vorstellen. In der aktuellen Ausgabe zeigen wir beispielsweise, wie aus einer Spielwiese ein Senkgarten mit Badeteich entstanden ist (Seite 24). Und zu guter Letzt möchte ich noch das Thema der in Plastik verpackten Zeitschrift aufgreifen. Viele von Ihnen wünschen sich von uns, dass wir endlich auf diese Folie verzichteten. Wir nehmen Ihre Rückmeldungen ernst und suchen seit über einem Jahr nach Alternativen. Leider ist die Lösung nicht so einfach. Wo wir diesbezüglich stehen, was wir bereits gemacht haben und planen, erläutern wir Ihnen auf dem Beiblatt «In eigener Sache», das Sie mit «Bioterra» erhalten. Herzlichst
Denise Sonney – Seit ihrer Pensionierung teilt sie ihre Zeit zwischen Familie, Garten, Schriftenmalerei und Zeichnen auf. Für unsere Wildstaudenserie hat Denise Sonney die Pflanzen aquarelliert. Seite 48
Atlant Bieri – Wenn der Wissenschaftsjournalist nicht gerade schreibt, forscht er oder unterrichtet. Für «Bioterra» hat sich Atlant Bieri des Themas «Wildbienen und was sie brauchen» angenommen. Seite 44
Gabi Vogt – Aufgewachsen ist die Fotografin mit einem naturnahen Garten. Heute pflegt sie ihren urbanen Balkongarten. Sie hat Biogärtnerin Ursula Winistörfer mit der Kamera begleitet. Seite 26 Titelbild | Tulipa ‘Wonderful’, Waldmeister Foto: B. Dittli
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B I O T E R R A 2 / 2 0 2 0 | F O T O S : E M I L E S O N N E Y, R E N É R U I S , G A B I V O G T
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I NHA L T
Saison
Acht Seiten aktuelle Gartentipps für Bio-, Naturgarten und Balkon
...................................................... 4 Naturgarten
Auf einem ehemaligen Hühnerhof ist ein blühendes Artenreich entstanden
...................................................... 14 Stauden
Lang blühende Pflanzen sorgen für Blickpunkte im Garten. Mit Angebot
................................................... SERIE:
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Gestaltung
Verwandlung eines Stadtgartens in eine naturnahe Oase mit Schwimmteich
.................................................... 24
SERIE:
NATURGARTEN Isabelle Blum pflegt ihren Garten im zürcherischen Gräslikon seit 13 Jahren biologisch und naturnah Seite 14
Biogarten
Erste Arbeiten im Nutzgarten von Ursula Winistörfer im März
.................................................... 26 Topfpflanzen
Zwiebelblüher und Wildstauden raffiniert kombinieren
.................................................... 30 Gartenkinder
Start der Saisonkurse für «Bioterra»Gartenkinder Ende März .................................................... 36 Gründüngung
Mit Bodenverbesserern konkurrenzstarke Pflanzen etablieren. Mit Angebot
WILDBIENEN Markstängel als Nistplatz für die Insekten Seite 44
..................................................... 38 Gartenwissen
NEUE SERIE
GESTALTUNG Der Traum vom Schwimmteich im Stadtgarten Seite 24
Was Wildbienen im Garten oder auf dem Balkon dringend brauchen
.................................................... 44 SERIE:
Wildstauden
Wo sich das Weisse Veilchen Viola alba im Garten wohlfühlt
.................................................... 48 Kulinarik
Warum sich Buchautorin Nicole Giger durch die Weltliteratur kochte
.................................................... 50 Porträt
Sebastian Wagener eröffnet die erste Wildstaudengärtnerei in Zürich
.................................................... 54 Rubriken Notizen.................... 20 Bioterra leben............ 57 Gartenberatung.......... 42 Leserservice................ 63 Vorschau/Impressum..... 56 Bestelltalon............... 67
TOPFGARTEN Claudia Sifrig mixt Zwiebelpflanzen mit Wildstauden
GRÜNDÜNGUNG Bodenverbesserung dank Phacelia, Ringelblume & Co. Seite 38
Seite 30
F OTO S : K AT H A R I N A N Ü E S C H , B E N E D I K T D I T T LI , G A P - P H OTO S , Z VG, I L L U S T R AT I O N : A N JA G U T
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SAISON — Winterlinge künden vom nahenden Frühling! Wie
sie sich vermehren und was im Garten zu tun ist, lesen Sie hier. Von Ute Studer und Jochen Elbs-Glatz
Winterlinge –
WIE EIN BLUMENTEPPICH ENTSTEHT Sie gehören zu den schönsten Winterblühern und bilden über die Jahre unter Bäumen und Sträuchern dichte Blütenteppiche. Die Samen der Winterlinge Eranthis reifen im Mai, fallen aus und keimen erst im kommenden Frühling, da sie Kaltkeimer sind. Damit solch dichte Blütenteppiche entstehen, sollte man um die Frühjahrsblüher nicht hacken, da dies die zarten Sämlinge stört. Im ersten Jahr bilden sie nur zwei Keimblätter, die schon im April wieder verschwinden. Erst nach drei bis vier Jahren zeigen sich die ersten Blüten. Ein idealer Standort ist humusreicher Boden unter laubabwerfenden Bäumen.
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S A I S ON
Buch —
Kräuterwissen der Profis
Jeder Garten und selbst das Topfpflanzenarrangement auf der Fensterbank bietet Platz für Kräuter. Die englische Autorin Holly Farrell fasst das Wissen verschiedener Experten der Royal Botanic Gardens, Kew, in diesem Buch zusammen. Neben Thymian, Pfefferminze und Salbei werden Zitronengras, Hopfen und Stevia – insgesamt deren 70 Kräuter – vorgestellt sowie Anbau, Pflege, Verwendung in Drinks und Blumensträussen erläutert. Kräuter - Das Wissen der Pflanzenexperten der Royal Botanic Gardens, Kew, Holly Farrell, Haupt-Verlag, Bern 2019, Fr. 32.–, Bestelltalon Seite 67
Hyazinthen —
RICHTIG EINGESTELLT Die Stängel von Hyazinthen sondern in der Vase einen Schleim ab, der andere Blumen welken lässt. Bevor sie in Sträussen kombiniert werden, sollten sie nach dem Schnitt mindestens einen Tag allein in einer Vase verbringen. Danach darf man aber die Stängel nicht neu anschneiden, sonst schleimen sie erneut. Das gilt auch für Narzissen.
Haselwurz
Immergrüne Beeteinfassung Die heimische Haselwurz Asarum europaeum eignet sich gut zur Beeteinfassung in halbschattigen Gartenbereichen. Die immergrünen, glänzenden Blätter des Bodendeckers duften angenehm nach Pfeffer.
Windröschen –
Blickfang in dunklen Gartenecken Das einheimische Gelbe Windröschen Anemone ranunculoides bringt Farbe in dunkle Gartenecken. Es mags feucht und blüht von Ende März bis Mai unter Laubbäumen.
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S A IS ON
Hopfen —
ESSBARE SPROSSEN – Die beste Pflanzzeit für Hopfen ist im Frühjahr. Die Blütenzapfen für schlaffördernden Tee wachsen nur an weiblichen Pflanzen. Die unscheinbaren jungen Sprossen des Hopfens sind das erste spargelähnliche Freilandgemüse. Für die Ernte schiebt man ein wenig Erde über der Wurzel beiseite und bricht die Sprossen ab. Sie schmecken roh oder in Butter gedämpft.
‘Lila Luzi’ —
ANFANG MÄRZ AUSSÄEN
Sie ist eine sehr dekorative, kleinfruchtige, 50 cm hohe Chilipflanze mit violetten Blättern. Die aufrecht stehenden Schoten der ‘Lila Luzi’ reifen von Violett über Gelb, Orange zu Rot ab. Schärfegrad 7. Ausgesät wird Anfang März auf der Fensterbank. Erhältlich bei www.bingenheimersaatgut.de
Buch —
Gut gemischt im Beet
Kohlrabi neben Artischocken, Spinat zwischen Erbsen oder Knoblauch unter Obstbäumen, das sieht nicht nur gut aus, sondern liefert auch reiche Ernten. Mischkulturen und gute Nachbarschaften fördern das Wachstum der Pflanzen und halten Schädlinge auf Abstand. Autorin Agnes Pahler zeigt attraktive Mischkulturbeete mit den besten Pflanzpartnern für die wichtigsten Gemüsearten, Sommerblumen, Kletterpflanzen und gibt Tipps zur Pflege von der Aussaat bis zur Ernte. Die Mischung macht’s, Nutz- und Zierpflanzen in einem Beet, Agnes Pahler, KosmosVerlag, Stuttgart 2019, Fr. 28.90, Bestelltalon Seite 67
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S A I S ON
Rezept — Radieschen-Tsatsiki Als frühlingshafter Snack oder Vorspeise auf einem Brot. Zutaten für 4 Personen: 1 Bund Radiesli, 1 Zwiebel, 150 g griechischer Joghurt, 150 g Magerquark, 2 EL Olivenöl, 1 Knoblauchzehe, Salz, Pfeffer, 1 Handvoll Kresse. Radiesli waschen und raspeln. Zwiebel fein würfeln und zugeben. Joghurt, Quark, Olivenöl, Salz und Pfeffer verrühren und Knoblauch dazupressen. Kresse hacken und mit Radiesli und Zwiebeln unter den Quark heben.
Schwarzwurzel –
Aussaat in tiefgründigem Boden Schöne, dicke, gerade Schwarzwurzeln Scorzonera hispanica wachsen nur in tiefgründigem, lockerem Boden. Damit man kräftige Stangen ernten kann, beginnt die Aussaat bereits Anfang März bis April, sobald der Boden bearbeitet werden kann. Sie ist nicht ganz einfach: Bei zu früher Aussaat bekommen die Pflanzen noch einmal Frost und gehen in Blüte, bei zu später bleiben die Wurzeln dünn. Man sät 1 bis 2 cm tief in Rillen im Abstand von 3 cm in der Reihe und 40 cm zwischen den Reihen. Später auf 6 bis 7 cm ausdünnen. Schwarzwurzeln gelten als Mittelzehrer und schätzen einen humosen, mässig gedüngten Boden. Geerntet werden die Wurzeln am Saisonende im Oktober oder November.
Frühlingsphänologie —
Was wann gesät werden kann
Die erste der zehn phänologischen Jahreszeiten, der Vorfrühling, beginnt, wenn die Schneeglöckchen blühen. Bei einer Bodentemperatur von 6 °C folgt die Blüte vom Huflattich (Bild). Nun kann im Freiland gesät werden, wenn es genügend abgetrocknet ist: Puffbohnen, Spinat, Rüebli, Navettes, Rettich, Radieschen, Schwarzwurzeln und Schnittsalat. Blühen die Forsythien, ist gut Rosen schneiden. Der Erstfrühling lädt zur Gartenarbeit. Der Vollfrühling beginnt mit der Blattentfaltung der Stieleiche. Wenn der Flieder blüht, brummt der Garten.
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SERIE
| GE STALTU N G
DRAUSSEN zu HAUSE Von der Verwandlung eines klassischen Stadtgartens
in einen Genussgarten für die ganze Familie. Von Carmen Hocker
Das Projekt
Ausgangslage Ein Quartiergarten, mit schmalem Mittelweg und Rasen. Vor der Umgestaltung nutzten die Besitzer nur die Veranda direkt am Haus und die Spielwiese im hinteren Teil. Da die Kinder jetzt älter sind, wünschte sich die Familie einen Badeteich und Sitzplätze mit unterschiedlichen Perspektiven auf Haus und Garten.
Der neu gestaltete Bereich umfasst rund 350 m2. Um ein Gefühl von Geborgenheit zu schaffen, wurde das leicht abfallende Gelände in zwei Bereiche eingeteilt. Blickfang ist der Senkgarten mit Badeteich, umgeben von einer Sitzmauer aus Rorschacher Sandstein. Dahinter liegt eine erhöhte Fläche mit robustem, bespielbarem Blumenrasen. Verbindendes Element von Haus und Garten ist ein grosszügiges Holzdeck.
Ihren Garten neu gestalten — Möchten Sie Ihren Garten oder einen Teil davon neu gestalten? Fachbetriebe in Ihrer Nähe auf: www.bioterra.ch/np
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FOTO: BENEDIKT DITTLI
«Wir möchten Menschen über die Ästhetik für die Naturgartenidee gewinnen.» Michael Gut
Das Planungsteam — Landschaftsarchitektin Anja Gut und dipl. Natur- und Umweltfachmann Michael Gut; Planung: www.hariyo.ch Umsetzung: www.salamander-garten.ch
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SERIE
| GES TA L TUNG
Sumpf-Schwertlilie Iris pseudacorus
Geborgener Sitzplatz mit Sicht aufs Wasser Vom Sitzplatz unter der Laube fällt der Blick aufs Wasser, gerahmt von einem Beet mit Stauden und Zwiebelblühern. An der hinteren Grundstücksgrenze bietet eine Hecke aus Wildsträuchern Sichtschutz und Lebensraum für heimische Vögel, Insekten und Kleintiere. Clematis-Hybride ‘Nelly Moser‘
Iran-Lauch Allium aflatunense ‘Purple Sensation’
Kleiner Sumpf-Hahnenfuss Ranunculus flammula
Naturnah bepflanzt Der Garten als Lebensraum Mit der Planung des Badeteichs wuchs der Wunsch nach Intimität. Als halbtransparenter Sichtschutz fungiert ein massgefertigter, 2 Meter hoher Zaun aus heimischer Lärche, dessen Lattenabstände auf Höhe des Teichs kleiner sind. Kletterer wie Clematis lassen die Wand erblühen und sorgen zusammen mit Wild- und Zierstauden für abwechslungsreiche Pflanzenbilder.
Um Raum für einen weiteren Sitzplatz am Haus zu schaffen, wurde der bestehende Quittenbaum versetzt. Die Teichbepflanzung (links) ist mit Ausnahme einer schwachwüchsigen Seerosensorte einheimisch. Auch die Hecke besteht aus einer artenreichen Kombination heimischer Wildgehölze.
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TOP F GA RTE N
Frühling! DICH HAB ICH VERNOMMEN
Im Beet strebt die Gartenplanerin Claudia Sifrig langlebige Pflanzengesellschaften an. Im Topfgarten experimentiert sie und erschafft so immer wieder Neues. Für «Bioterra» hat sie Zwiebelblüher mit einheimischen Wildstauden kombiniert. 30
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Buntes Topfbouquet mit Weinbergtulpen, Tulipa 'Wonderful', Damen-Tulpen, Zweifarbigen Traubenhyazinthen und Waldmeister.
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TOP F GA RTE N
Die Frühlingsblüher recken sich nach den Sonnenstrahlen.
Wechselblättriges Milzkraut, Schachbrettblumen, Traubenhyazinthen, Zypressenwolfsmilch, Lungenkraut.
MOBILER TOPFGARTEN Je nachdem, wie die Gefässe platziert und bestückt werden, sieht der Garten im Topf jedes Jahr anders aus.
Zweifarbige Traubenhyazinthen und Gelbe Buschwindröschen.
Zwergpfirsich, unterpflanzt mit Traubenhyazinthen und Moos-Steinbrech.
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TOPF G A RT E N
PFLANZEN UND PFLEGEN Um sich auf Balkon und Terrasse über einen längeren Zeitraum an Blüten erfreuen zu können, empfiehlt Claudia Sifrig die Lasagne-Bepflanzung. Dabei werden die Zwiebeln schichtweise und leicht versetzt gepflanzt. Als untere Lage eignen sich Narzissen und Tulpen. Darüber können Blausternchen, Traubenhyazinthe oder Strahlenanemone gepflanzt werden. Um zu wissen, wo welche Zwiebeln liegen, kann man die unteren mit Stäbchen markieren, oder man lässt beim Einfüllen der Erde die Spitzen etwas herausschauen. Werden tiefere Töpfe verwendet, können auf diese Weise zwei oder drei Schichten in einem Gefäss kombiniert werden. Da Zwiebelblüher mit Ausnahme der Schneeglöckchen ausreichend Nährstoffe benötigen, sollte man Langzeitdünger in die Erde mischen und Hornspäne ins Pflanzloch geben. Claudia Sifrigs Topfgarten stand den Winter über im Schatten, unter dem Dachvorsprung des Chalets. Nur an frostfreien Tagen wurde ein wenig gegossen. Erst ab Januar hat die Gärtnerin die Töpfe an die Sonne gestellt, um zu vermeiden, dass sie zu früh austreiben. Wer auf dem Balkon einen Frühlingsgarten plant, stellt die Töpfe den Winter über dicht mit Vlies umwickelt auf den Boden nahe der Hauswand, damit sie von der Sonne nicht verfrüht zum Austreiben angeregt werden. Als Blickfang während der Ruhephase können die Töpfe mit Reisig oder Moos abgedeckt und mit Tannenzapfen und Ästen geschmückt werden. Wenn die Spitzen aus der Erde schauen, muss alles entfernt werden. Dann ist es auch an der Zeit, mit organischem Flüssigdünger Nährstoffe zuzuführen. Vor allem Tulpen benötigen reichlich davon. Nach der Blüte werden die Stiele mit den Blütenständen abgeschnitten, damit die Kraft in der Zwiebel bleibt. Das Laub sollte dagegen einziehen. Je länger die Pflanze Photosynthese betreiben kann, umso mehr Nährstoffe kann sie für die nächste Saison speichern. Wer sich an den einziehenden Blättern stört, kombiniert Frühblüher mit mehrjährigen Stauden, deren Laub die welkenden Blätter der Zwiebelblüher bald bedeckt. Ist genügend Platz im Garten vorhanden, kann man die Töpfe an einen weniger sichtbaren Ort stellen.
Tipp: Besuchen Sie jetzt Gärten und Parkanlagen, um sich inspirieren zu lassen. Notieren Sie Kombinationen, Arten und Sorten, die Ihnen besonders gefallen, in einem Gartentagebuch. So sind Sie gut vorbereitet, wenn im Sommer die ersten Kataloge mit den Zwiebelpflanzen im Briefkasten liegen. Manche Raritäten sind schnell vergriffen – und die Farben auf den Fotos nicht immer verlässlich. Buchtipps: Wilde Kübel – unkompliziert, naturnah, insektenfreundlich, Simone Kern, Kosmos-Verlag, 2020, Fr. 25.90, Blütenreich – ausdauernde und aussergewöhnliche Gestaltungsideen mit Blumenzwiebeln und Stauden, Katrin Lugerbauer, BLV-Verlag, 2019, Fr. 25.90.
Frühlings-Platterbse, Damen-Tulpe und Forellenlilie.
TEMPORÄRES FÜR EXPERIMENTIERFREUDIGE Manche Pflanzen schätzt man besonders, weil ihre Blüte nur ein kurzes Vergnügen ist. Viele Frühblüher ziehen sich nach der Blüte vollständig ins Erdreich zurück, um Kraft zu sammeln, sommerliche Hitze und Trockenheit zu überdauern – und um Tochterzwiebeln zu bilden. Ein Frühlingsgarten im Topf ist etwas für Experimentierfreudige. Während man im Beet langlebige Pflanzengesellschaften anstrebt, kann ein Topfgarten jedes Jahr neu erfunden werden. Je nachdem, wo die Töpfe platziert werden, ist man mit den Blüten auf Augenhöhe und kann sie ganz aus der Nähe geniessen. Zum Beispiel auf dem Fenstersims hinter einer Gartenbank oder auf einem Beistelltisch. Mit einem mobilen Topfgarten lassen sich nach Lust und Laune Brennpunkte schaffen, zu denen der Blick schweifen kann, wenn es draussen trüb und kalt ist. Oder man dekoriert den Eingangsbereich mit den bepflanzten Gefässen und erfreut sich bei jedem Nachhausekommen an ihnen.
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GR Ü N D Ü N G U N G
Alles so schön
bunthier
Sie gelten als lebendige
Bodenverbesserer. Gründüngungen
sind aber viel facetten-
reicher und bunter. Ein Gespräch mit dem Agronomen André Stucki von Sativa Rheinau.
André Stucki, Gründüngungen erinnern mit ihrer Wuchsfreudigkeit fast ein bisschen an Unkraut. Worin unterscheiden sich die Pflanzen einer Gründüngung von unerwünschten Beikräutern?
Der Unterschied liegt nicht so sehr in den Pflanzen an sich, sondern vielmehr im Zeitpunkt ihrer Aussaat. Im Ackerbau werden Gründüngungen typischerweise erst nach der Getreideernte im Sommer angesät. Damit wird verhindert, dass die Samen dieser einjährigen Pflanzen zur Reife gelangen. Säte man dieselben Pflanzen im April an, würden ihre Samen reifen und im Boden überwintern, wie das bei unerwünschten Beikräutern wie Melde und Amaranth passiert.
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Die Zeitfenster im Privatgarten sind meist anders als im Erwerbsanbau, wo Gründüngungen im Sommer und Herbst eine grosse Rolle spielen. Viele Amateurgärtnerinnen wünschen sich zwei Gemüsekulturen im Jahr. Sät man schon im Frühling eine Gründüngung, ist der Boden gut vorbereitet, um im Juni oder Juli eine Zweitkultur mit Kohl und Lauch nachzuschieben, die bis in den Winter hinein geerntet werden kann.
Welche Gründe sprechen für eine Gründüngung?
Von Carmen Hocker
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Ihre Wurzeln hat die Gründüngung im Ackerbau. Wo kann sie auch für den Hausgarten interessant sein?
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Brachflächen, ob auf dem Feld oder im Garten, sind Erosion durch Wind und Wasser ausgesetzt und werden schnell von Beikräutern besiedelt. Mit einer Gründüngung kann man konkurrenzstarke Pflanzen etablieren, die leicht zu kontrollieren sind, wenn man sie nicht zur Samenbildung gelangen lässt.
Worin liegen weitere Vorteile? Sät man Gründüngungen erst im Sommer aus, bilden sie sozusagen eine grüne Brücke vom Herbst zum Frühjahr. Ohne Gründüngung würden wertvolle Nährstoffe einfach ausgewaschen werden. Mit den Pflanzen werden diese
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GRÜNDÜNGUNG
Nährstoffe in organische Substanz überführt. Beim Einarbeiten im Frühjahr wird der Stickstoff freigesetzt und steht den neuen Kulturen zur Verfügung. Allerdings ist es so, dass nicht jede Pflanze gleich gut geeignet ist.
Wovon hängt die Wahl des Saatguts ab? Von der Folgekultur. Um der Übertragung von Krankheiten vorzubeugen, sollten Gründüngungspflanzen gemieden werden, die zur gleichen Familie wie die Folgekultur gehören. Wer Kartoffeln setzen möchte, sät also keine Phacelia, da sie Eisenfleckigkeit übertragen kann. Um den Boden tiefgründig zu lockern, sind Tiefwurzler wie Sonnenblumen, Ölrettich und Lupinen geeignet. Wicken, Erbsen oder verschiedene Kleearten werden dann gesät, wenn die Folgekultur einen hohen Nährstoffbedarf hat.
Für viele gilt Phacelia, der Bienenfreund, quasi als ein Alleskönner. So einfach scheint es aber nicht zu sein. Welche Aspekte gilt es noch zu beachten? Eine Gründüngung ist nur so gut, wie sie an den Saatzeitpunkt angepasst ist. Die meisten Pflanzen, die wir traditionell aus dem Ackerbau kennen, eignen sich für eine Aussaat von Juli bis August. Da sie meist aus der südlichen Hemisphäre stammen, benötigen sie zum Keimen reichlich Wärme. Kombiniert mit ihrer Kälteempfindlichkeit macht sie das zur idealen Gründüngung. Da sie bei Frost abfrieren, kann ihre Biomasse im darauffolgenden Frühjahr leicht in den Boden eingearbeitet werden. Wenn ich solch eine Pflanze im März säe, hat sie einen schwereren Start und erfriert möglicherweise bei Spätfrösten.
«Mit einer Gründüngung kann man konkurrenzstarke Pflanzen etablieren, die leicht zu kontrollieren sind.»
Immer mehr werden für den Garten Blütenstreifen empfohlen, um das Pollen- und Nektarangebot für Insekten zu bereichern. Zu welchem Zeitpunkt ist dies sinnvoll?
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SERIE
| WILD STAU D E N
Das zarte WEISSE
Von Adrian Möhl
Weisse Veilchen? Der Name scheint ein Widerspruch in sich zu sein. Veilchen sind doch blau oder noch besser violett, von einer Farbe, deren Namen sich schliesslich von den Blüten der violettes – Veilchen auf Französisch – ableitet. Doch lange nicht alle Veilchen sind violett, und mitunter sind es gerade diejenigen, welche am vollsten duften, die sich eher durch ihre Farblosigkeit auszeichnen. ZEIT, DEN VEILCHENHORIZONT ZU ERWEITERN Frühling ist der ideale Zeitpunkt, um sich mit Veilchen zu beschäftigen. Kaum ist der letzte Schnee unter der Haselhecke verschwunden, blühen
Sobald die Frühlingssonne den Boden wärmt, beginnt es zu blühen. Lässt man das Weisse Veilchen Viola alba in Ruhe, verbreitet es sich im Halbschatten.
BIOTERRAEXKURSION: Zwischen Weissen Veilchen und Roten Waldnelken – entdecken Sie zusammen mit Adrian Möhl die bunte Flora und abwechslungsreiche Vegetation entlang des Brienzersees. Die Daten für diese exklusive Bioterra-Exkursion: 7. bis 8. Mai 2020, Kosten Fr. 480.—, Anmeldetalon Seite 61.
WEISSES VEILCHEN — kurz und bündig Viola alba B. | FAMILIE: Veilchengewächse Sommergrüne, ausdauernde Staude mit oberirdischen Ausläufern, max. 15 cm hoch | BLÄTTER: alle grundständig, herzförmig mit auffällig abstehendem, behaartem Blattstiel | BLÜTEN: weiss bis zart lila, selten violett, wohlriechend BLÜTEZEIT: März bis April | VORKOMMEN: Gebüsche, Säume und lichte Laubwälder, in ganz Mittel- und besonders Südeuropa. WISSENSCHAFTLICHER NAME: LEBENSFORM UND HÖHE:
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und duften sie wieder. Meist denken wir dabei an das Wohlriechende Veilchen Viola odorata, das klassischste und bekannteste unter den Veilchen. Doch die weltweit über 500 Veilchenarten haben eine weit grössere Palette zu bieten als nur violett und duftend. Allein der Gedanke an die Stiefmütterchen reicht, um zu sehen, dass an Farben und Formen auch bei Wildformen nicht gegeizt wird. Wer erst einmal die verholzten Veilchen Südafrikas oder die scheibenförmigen Tellerveilchen der Anden gesehen hat, weiss diese vielfältige Gattung aufs Neue zu schätzen. Die grösste Veilchenvielfalt findet sich in Nordamerika und Japan, doch mit rund 30 Arten ist auch Mitteleuropa eine gute Veilchengegend. VEILCHENSUCHE Das Weisse Veilchen ist in der Schweiz besonders in den wärmeren Gegenden weit verbreitet. Wer es in der freien Natur sehen will, fährt am besten an den Jura-Südfuss, an den Genfersee, in die Föhntäler der Innerschweiz oder ins Tessin. Dort wächst es gerne unter Hecken, an Waldsäumen oder auch in lichten Wäldern. Wer es findet, sollte unbedingt die Nase in die weissen, manchmal auch wenig violett überlaufenen Blüten stecken. Sein Duft wird als ausgesprochen süss, rund und puderartig charakterisiert. Früher war das Weisse Veilchen wegen seines Duftes sehr gesucht. Heute gilt als erwiesen, dass aus dieser Art die berühmten, schwer duftenden Parma-Veilchen gezüchtet wurden. Bis Anfang des 20. Jahrhunderts erfreuten sich diese Parma-Veilchen einer grossen Beliebtheit. Sie wurden zum Parfümieren der Herrschaftshäuser felderweise gezüchtet, waren in der Duftwasserindustrie begehrt und auch zur Herstellung von kandierten Veilchen, von welchen angeblich sogar die Kaiserin Sisi sehr gerne naschte, wurden meist
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SERIE
| WILDSTAUDE N
Parma-Veilchen verwendet. Heute sind sie in Vergessenheit geraten. Viel zu einfach ist es, die Parfümstoffe des Veilchens chemisch nachzubauen. WEISS IST NICHT IMMER WEISS Wer nun meint, dass sich das Weisse Veilchen immer an den weissen Blüten erkennen lässt, der irrt. Viola alba blüht nicht immer weiss, sondern auch blass lila und manchmal sogar tief violett. Auf der anderen Seite gibt es auch Wohlriechende Veilchen oder noch fast häufiger Raue Veilchen Viola hirta, die schneeweiss blühen. Man sollte also beim Bestimmen nicht voreilig urteilen und sich nicht alleine auf die Blütenfarbe verlassen. Wirklich charakteristisch sind die oberirdischen Ausläufer, die herzförmigen Blätter, der auffällig abstehende, behaarte Blattstiel und die drüsenlosen Nebenblätter. Liegt die Merkmalkombination weisse Blüten, oberirdische Ausläufer und süsser Duft vor, so ist die Wahrscheinlichkeit jedoch gross, dass man ein Weisses Veilchen vor sich hat.
Viola alba
Lehmig kalkhaltiger Gartenboden Das Weisse Veilchen lässt sich, wie die meisten einheimischen Veilchen, relativ einfach kultivieren. Da es eine eher kleinwüchsige Pflanze ist, muss einzig dafür gesorgt werden, dass die Konkurrenz von höher wachsenden Arten nicht allzu stark ist. Lässt man das Veilchen in Ruhe, bildet es mit seinen Ausläufern rasch einen Teppich. Für eine erfolgreiche Ausbreitung sorgen nicht nur die vielen Ausläufer, sondern auch die Ameisen, welche die Samen gerne verschleppen. Lehmigen und kalkhaltigen Boden mag
diese Art sehr, und wenn man dem Weissen Veilchen einen halbschattigen, im Sommer etwas kühleren Platz bietet, dann dankt es mit besonders vielen Blüten. Da diese Veilchenart natürlicherweise besonders an nährstoffreichen Stellen vorkommt, mag sie fette Böden. Am richtigen Standort sind Weisse Veilchen äusserst robust und blühfreudig. Sollten die Pflanzen zu stark wuchern, kann man sie durch das Abknapsen der Blüten einfach drosseln: Sie sind eine herrlich duftende Salatzugabe.
WAS IM NAMEN STECKT Der lateinische Name Viola findet sich bereits bei Vergil und Plinius. Wahrscheinlich entstammt der Name dem griechischen íon für Veilchen, das vielleicht von der Königstochter Io abgeleitet ist. Eine besonders schöne Erklärung ist, dass Zeus seiner Geliebten, eben dieser Io, Veilchenblüten als Süssigkeit angeboten habe. Alba oder auch albus stammt aus dem Lateinischen und bedeutet so viel wie weiss oder hell – und so blüht das Weisse Veilchen meistens.
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«ICH SEHE MICH ALS Schäfer DER NATUR» Von Beatrice Käser
Das Erste, was seinen vom Nachbarsgarten unterscheidet, sind die Geräusche: ein melodiöses Summen, Brummen und Singen. Irgendwo in den Ästen stimmt ein Buchfink aus voller Kelle ein EndlosKonzert an; da ist auch eine Blaugrüne Mosaikjungfer, die surrend vorüberzieht, offensichtlich auf der Jagd. Wildbienen allerorts. Ein paar Meter weiter saugt eine leuchtende Blauschwarze Holzbiene an den Blüten einer Karde. Szenen im Hochsommer. Der Ort, an dem sich das Naturschauspiel vollzieht: ein Schrebergarten im Zürcher Stadtteil Affoltern. Unmittelbar am Waldrand. Bewirtschaftet von Sebastian Wagener, 33 Jahre alt, von Beruf Kundenbeziehungsweise Störgärtner. Seine Parzelle hat er vor zehn Jahren von der Stadt gepachtet und von einem Nutz- in einen Naturgarten verwandelt. Mit viel Geduld und Passion. «Ich bin zwar ausgebildeter Baumschulist, bezüglich Naturgärten aber ein Autodidakt», sagt Wagener, der schon als Dreikäsehoch erste Naturerfahrungen gesammelt hat. Damals häufig auf dem Rücken des Vaters, «einem Hippie», wie er schmunzelnd ergänzt. «Wir sind tagelang durch die Wälder gestreift, haben Tipis gebaut und Pflanzen und Tiere beobachtet.» Seither habe er ein ausgeprägtes Bewusstsein für viele Naturvölker. «Sie sehen sich als achtsamen und abhängigen Teil eines grossen Ganzen, was mich beeindruckt!» Sebastian Wageners Faszination galt in ganz jungen Jahren Feuchtbiotopen und Amphibien. Stundenlang sass er an Teichen und beobachtete Lurche, Frösche und Kröten. Akribisch notierte er an verschiedenen Standorten in der Stadt Zürich, welche Arten wo lebten und wie sich die Population veränderte. Diese
SEBASTIAN WAGENER Sebastian Wagener eröffnet zusammen mit der Stiftung Green Advance in diesem Frühjahr die erste Wildstaudengärtnerei Zürichs. Sie soll nächstes Jahr biozertifiziert werden. Erhältlich sind Pflanzen via www.futureplanter.ch. Ausserdem hat er auf Facebook unter seinem Namen einen Naturgarten-Blog.
Beobachtungen veröffentlichte er im Internet. Später war er oft auch nachts unterwegs. Dabei fiel sein Blick eines Abends auf dem Nachhauseweg durch die Gitter eines Dolendeckels. «Ich sah etwas glänzen und bückte mich, um es mir genauer anzuschauen.» Und da sei ihm fast das Herz gefroren. «Etliche Amphibien sassen im Abwasserschacht.» Das gleiche Bild bot sich ihm in allen umliegenden Schächten. Lange habe er nicht überlegen müssen: «Ich musste handeln.» Sebastian Wagener besorgte sich einen Kescher, schlich sich nachts zu diesen Dolendeckeln, hob sie weg und fischte «manchmal über 100 Amphibien und einige Jungvögel pro Nacht raus», erzählt er. Doch dabei liess er es nicht bewenden. Er fotografierte die Tiere, machte sich dazu Notizen über deren Grösse und Zustand. Diese Aufzeichnungen veröffentlichte er erneut im Internet. Als 20-Jähriger leistete er dann Pionierarbeit für ein ETH-Projekt, das Ausstiegshilfen für Amphibien aus Gullys entwickelte. Später, nach Jahren des Reisens und mehreren Gelegenheitsjobs, liess er sich zum Baumschulisten ausbilden. Und weigerte sich so konsequent, Pflanzenschutzmittel zu spritzen, dass er die Lehrstelle wechseln musste. «Damals wurde mir bewusst, was
Ganzheitlichkeit wirklich bedeutet. Und ich begann, mich in Fachgebiete einzulesen, Wildstauden und Bäume selbst zu vermehren und mit Pflanzen zu experimentieren.» Wichtig waren ihm, wie schon als Teenager, seine Streifzüge durch die Natur, diesmal vorab in Waldgebieten. «Dort habe ich natürliche Staudenbeete gesehen, was mein Interesse auf Wildstauden lenkte.» All diese Erfahrungen führten schliesslich zu einem Herzensprojekt, das Anfang April Realität wird: Zusammen mit der Stiftung Green Advance eröffnet Sebastian Wagener die erste Wildstaudengärtnerei der Stadt Zürich – ganz in der Nähe seines Schrebergartens mit rund 150 Staudenpflanzen. «Wildsammeln ist bei uns ein Thema, selbstverständlich nicht von bedrohten Arten. Eine gute Basis für unser Pflanzenangebot sind Mutterpflanzen, die sich das städtische Klima und unsere Böden gewohnt sind. Wildpflanzen-Raritäten und spezielle Arten bekomme ich von einem Netzwerk fachkundiger Botaniker und von Freunden. Saatgut stammt von Patricia Willi aus der Wildstaudengärtnerei in Eschenbach.» Das Sortiment wird laufend ausgebaut, steht allen Wildstaudenfans offen, kann vorerst jedoch nur online bestellt werden. «Wir planen den lokalen Verkauf, aber das dauert noch.» Ausserdem hat der umtriebige Naturschützer bei Grün Stadt Zürich ein Gemeinschaftsprojekt eingereicht, das in jedem städtischen Familiengarten eine Parzelle als Biodiversitäts-Schaugarten bestimmen soll. Das erste «Vorzeige-Objekt» dürfte dann sein eigener werden. Seine Vision: Alle sollen den Wildbienen, Hummeln, Schmetterlingen und der Blaugrünen Mosaikjungfer so nahe kommen können wie er selbst. «Ich betrachte mich als Schäfer der Natur, der die grösseren Zusammenhänge sicht- und fassbar macht.»
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Machen Sie das Beste aus Ihrer Mitgliedschaft!
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GIARDINA – BIOTERRA IST DABEI! An der 21. Messe Giardina in Zürich mit dem Leitthema «Gärten zum Wohlfühlen» erfahren Sie, wie durch Bepflanzung und Ausstattung Ihr Garten zur Oase der Ruhe wird. Wie in den Vorjahren ist auch Bioterra mit einem Stand dabei. Wir freuen uns über Ihren Besuch! Termin⁄Ort: 11. bis 15. März, Messe Zürich, Stand Bioterra: Halle, 1, C18, bei mygarden, www.giardina.ch
AUSSTELLUNG –
SAATGUT
Besucher erhalten an dieser Ausstellung einen umfassenden Einblick in die Geschichte des Saatgutes. Zudem werden die Probleme der heutigen Saatgutindustrie aufgezeigt und die Bedeutung der lokalen Saatgutzucht vermittelt.
OFFENER GARTEN
GÄRTEN FÜR GÄSTE
Möchten Sie Ihr Gartentor für Interessierte öffnen? Melden Sie sich schon jetzt beim «Offenen Garten» an. Einige Gärten sind bereits für Gäste offen. Infos und Anmeldungen: www.offenergarten.ch
Termin ⁄ Ort: 19. März bis 1. Mai 2020 Infos: www.saatgutausstellung-basel.ch
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VERANSTALTUNG
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Regionalgruppen Bioterra
Regionalgruppen Bioterra
«Blumen für die Biodiversität»
Grundkurs Biogarten | 5. 3. – 3. 9. I Zollbrück BE I 034 461 64 28
KURSE JAHRESTHEMA
AKTUELLE KURSE
Rosen – Sorten, Pflege, Schnitt I 1. 3. I Zürich I 044 450 73 28
Mein Garten – Lebensraum für Distelfink & Co. | 5. 5. I Bern I 031 932 30 06
Insektenparadies Balkonkiste I 17. 3. I Wiesendangen ZH I 052 721 19 37
Jahreskurs Kräuter und Wildpflanzen | 6. 3. – 6. 11. I Berg TG I 052 770 02 07
Blumige Gärten / Vortrag I 24. 3. I Altdorf UR I 079 455 15 24
Obstbaumschnittkurs Hausgarten | 7. 3. I Mels SG I 081 723 73 08
Insektenparadies Balkonkiste I 28. 3. I Zürich I 044 450 73 28
Obstbäume schneiden | 7. 3. I Oberdürnten ZH I 076 433 61 62
Biodiversität – aus Rasen wird Naturwiese I 30. 3. I Hochdorf LU I 041 910 33 48
Obstbäume schneiden | 7. 3. I Trub BE I 034 461 64 28 Samentauschbörse | 8. 3. I Chur GR I 079 659 69 08
Vielfältige Blumenwiese anlegen / Vortrag I 30. 3. I St. Gallen I 071 311 29 11 Blumen für die Artenvielfalt / Vortrag I 15. 4. I Hirschthal AG I 062 723 13 66
DREI FRAGEN AN MARKUS RITTER
NATURGÄRTNER, GAMPELEN BE
Pflanzenpalaver / Vortrag I 16. 4. I Altdorf UR I 079 455 15 24
Als Naturgärtner führen Sie auch eine kleine Wildstaudengärtnerei. Wie kam es dazu?
Alle Kurse:
WWW.BIOTERRA.CH/ KURSE
Da mich die einheimische Flora und Fauna seit jeher fasziniert, wurde mir klar, dass ich in meinem Betrieb meine eigenen Wildpflanzen ziehen will. So konnte ich mein Hobby zu einem Teil zu meinem Beruf machen. Mittlerweile ziehen wir jeweils im Frühling Bio-GemüseSetzlinge an, was unser Sortiment noch ergänzt.
Gartenkinder
Sie bringen in Kundengärten selbst angesetzte Jauchen aus. Wie sind Ihre Erfahrungen, und wie reagieren Ihre Kunden darauf?
Zu Beginn war ich selbst ein bisschen skeptisch gegenüber dem effektiven Wirkungsgrad der Jauchen, aber ich wollte es versuchen. Mittlerweile bin ich, auch dank den fast ausschliesslich positiven Rückmeldungen und Erfahrungen meiner Kunden, überzeugt, diesen Weg weiterzugehen. Die Pflanzen können mit den Jauchen gestärkt und Schädlinge wie Blattläuse gezielt vertrieben werden. Auch dieses Jahr sensibilisiert «Mission B» von SRF die Bevölkerung fürs Thema Biodiversität. Hat sich diese Kampagne auf Ihre Auftragslage ausgewirkt?
Dank «Mission B» sind viele Menschen aufmerksamer fürs Thema Biodiversität. Meine Kundschaft lässt sich heute schneller für eine Blumenwiese oder einen Blumenrasen begeistern. Viele freuen sich über jede Blume und jedes Insekt, die sich nach der Umwandlung einer Fläche angesiedelt haben.
Auflösung von Seite 36. Hast du die fünf Unterschiede beim Winterling gefunden? Wenn nicht, sind sie hier eingekreist.
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Gemeinsam durchs Biogartenjahr | 11. 3. bis 9. 9. I Malters LU I luzern.innerschweiz@bioterra.ch Biogartenkurs A | 11. 3. I St. Gallen I 071 311 29 11 Biogartenkurs B | 12. 3. I St. Gallen I 071 311 29 11 Pflanzen und Pflegen von Jungbäumen | 14. 3. I Sutz BE I 032 392 34 62 Vitalität schöpfen aus der Natur | 18. 3. I Widen/Wollerau SZ I 044 784 54 22 Biogartenkurs, 5-teilig | ab 21. 3 I Biel / Bienne BE I 032 392 34 62 Pikieren | 26. 3. I Wiesendangen ZH I 052 721 19 37 Tomaten: Vom Säen bis zum Ernten | 27. 3. I Amsoldingen BE I 077 488 37 69 Biogartenkurs, 5-teilig | Ab 28. 3. I Bühl bei Aarberg BE I 032 392 34 62 Biogartenkurs, 5-teilig | 31. 3. – 22. 9. I Hochdorf LU I 041 910 33 48 Biogarten-Grundkurs | 31. 3. I Muhen AG I 062 723 13 66 Biogartenkurs, 5-teilig | 2. 4. – 24. 9. I Altdorf UR I 079 455 15 24 Biogartenkurs, 4-teilig | 2. 4. – 27. 8. I Gachnang ZH I 052 721 19 37 Küchenkräuter, Standort, Pflanzung, Pflege | 3. 4. I Grossaffoltern BE I 032 392 34 62 Biogarten – Schritt für Schritt | 3. 4. – 9. 5. I Zürich I 044 450 73 28 Biogartenkurs, 4-teilig | 6. 4. – 24. 8. I Wetzikon ZH I 076 433 61 62
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LESERANGEBOTE LESERANGEBOT: Nisthilfen für Wildbienen, Vögel, 1 Marienkäfer und Fledermäuse. Unsere Nisthilfen werden in geschützten Werkstätten in der Schweiz hergestellt. Bei allen Produkten wird Schweizer Holz verwendet.
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FLEDERMAUSKASTEN NISTHILFE FÜR WILDBIENEN ZUM AUFHÄNGEN
VOGELNISTKASTEN MIT PULTDACH
Kann in Gärten, an Fassaden, in Obst-, Parkanlagen und Wäldern montiert werden. Der Vogelnistkasten hat eine Fluglochgrösse von 32 mm und ist für Kleiber und Gartenrotschwanz geeignet. Mit zwei Wechselplättchen, einem mit Ø 30 mm für Kohlmeise, Feldsperling und Trauerschnäpper, und einem mit Ø 28 mm für Blau-, Sumpf-, Hauben- und Tannenmeisen. Masse: 21 × 17 × 31 cm Preis: Fr. 45.– (50.–)
Montieren kann man sie an einer Wand, an einem sonnigen und windgeschützten Platz. Optimal für die Wildbienen-Nisthilfe ist eine Ausrichtung nach Südosten bis Südwesten. Gefertigt wird sie aus unbehandeltem Eschen-, Nuss- oder Buchenholz. Das Dach ist aus Tannenholz. Breite: 25 cm Tiefe: 15 cm Dachlänge: 18 cm Preis: Fr. 39.- (44.-)
MARIENKÄFERHAUS
Optimal ist es, wenn mehrere Nistkästen in unmittelbarer Nähe aufgehängt werden, da Fledermäuse gerne ihre Wohnungen wechseln. Für Montage an Häusern, Scheunen oder Bäumen an Waldrändern, in Alleen und Obstgärten. Masse: 30 × 12 × 70 cm Preis: Fr. 52.– (57.–)
Es kann im Garten am Boden oder auf dem Sitzplatz in der Nähe von Pflanzen, die häufig von Blattläusen befallen sind, platziert werden. Das Marienkäferhaus ist mit Holzwolle gefüllt. Höhe: Circa 40 cm Durchmesser: 12 bis 15 cm Preis: Fr. 45.– (50.–)
NISTHILFE FÜR WILDBIENEN, KLEIN, FARBIG Masse: 16 × 20 × 18 cm, rot, grün, blau (Farbe nicht wählbar) Preis: Fr. 40.– (42.–)
NISTHILFE FÜR WILDBIENEN, GROSS, NATUR
Masse: 18 × 20 × 35 cm Preis: Fr. 65.– (67.–) Bestelltalon Seite 67
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Gründüngungen, an denen der Boden 2 LESERANGEBOT: Freude hat und auf die Insekten fliegen. André Stucki von Sativa im zürcherischen Rheinau hat zehn Gründüngungen für unterschiedliche Folgekulturen zusammengestellt. Tübinger Bienenweide Abfrierend. Ideal für frühe Pflanzungen. Gut vor Schwach- und Mittelzehrern (Salat, Spinat, Randen). Nicht empfohlen vor Doldenblütlern (Karotten, Fenchel, Sellerie) und Kreuzblütlern (Kohlarten, Rettich). Preis: Fr. 3.60 (4.–)
Phacelia Abfrierend. Ideal für frühe Pflanzungen. Gut vor Schwach- und Mittelzehrern (Salat, Spinat, Randen, Fenchel, Karotten, Radis, Zwiebel) Nicht empfohlen vor Kartoffeln. Preis: Fr. 3.25 (3.60)
Sonnenblumen Abfrierend. Ideal für frühe Pflanzungen. Gut vor Schwach- und Mittelzehrern (Spinat, Randen, Fenchel, Karotten, Zwiebeln). Nicht empfohlen vor Salaten, Endivien und Kohlarten, Radiesli. Preis: Fr. 3.60 (4.–)
Solana Abfrierend. Gut vor Wurzelgemüse und Starkzehrern (vor allem Kartoffeln, auch vor frühen Karotten, Zwiebeln, Randen). Nicht empfohlen vor Bohnen, Erbsen, Kohlgewächsen, Radiesli. Preis: Fr. 3.60 (4.–)
Blaues Wunder, Öllein Abfrierend. Ideal für frühe Pflanzungen. Gut vor Schwach- und Mittelzehrern (Salat, Spinat, Randen, Fenchel, Karotten, Radieschen, Zwiebeln), keinerlei Einschränkungen. Preis: Fr. 3.60 (4.–)
Inkarnatklee Winterhart. Ideal für späte Pflanzungen. Gut vor Starkzehrern (Kohlarten, Lauch, Kürbis, Zucchini, Gurken, Sellerie, Kartoffeln, Tomaten, Mais). Nicht empfohlen vor Leguminosen (Bohnen und Erbsen). Preis: Fr. 3.60 (4.–)
Ringelblume orange Abfrierend. Ideal für frühe Pflanzungen. Reduziert Nematoden. Für alle Kulturen geeignet, besonders vor Wurzelgemüse (Karotten, Zwiebeln, Sellerie und Kartoffeln). Preis: Fr. 3.25 (3.60)
Insektenbuffet Abfrierend. Ideal für frühe Pflanzungen. Gut vor Starkzehrern (Kohlarten, Lauch, Kürbis, Zucchini, Gurken, Mais, Kartoffeln, Tomaten). Nicht empfohlen vor Leguminosen (Bohnen und Erbsen) und Doldenblütlern (Karotten, Fenchel, Sellerie). Preis: Fr. 3.60 (4.–)
Buchweizen Abfrierend. Ideal für frühe Pflanzungen. Mobilisiert Kalium. Für alle Kulturen geeignet, besonders vor Kartoffeln und vor Schwach- und Mittelzehrern (Salat, Spinat, Randen, Fenchel, Karotten, Radieschen, Zwiebeln). Preis: Fr. 3.60 (4.–)
Bienenweide Mellifera Abfrierend. Ideal für frühe Pflanzungen. Gut vor Schwach- und Mittelzehrern (Salat, Spinat, Randen, Radis, Zwiebeln) Nicht empfohlen vor Doldenblütlern (Karotten, Fenchel, Sellerie). Preis: Fr. 3.25 (3.60)
Merkblatt zur Verbesserung 3 LESERANGEBOT: der Bodenfruchtbarkeit im Garten. Lernen Sie einerseits den Unterscheid zwischen Vor-, Zwischen-, Unter- und Nachsaat und andererseits, wie Gründüngung ausgesät, geschnitten und wieder entfernt wird. Preis: Fr. 4.– (5.–) Bestelltalon Seite 67
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