BIOTERRA APRIL 2018

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G Ä R T N E R N

G E S T A L T E N

G E N I E S S E N

BALKON

WILD- UND ZIERSTAUDEN KOMBINIERT

BIOGARTEN KARTOFFELN IM SCHAFWOLLBEET

ANGEBOTE DAUERBLÜHER & KRÄUTER

CLEMATIS

BLÜTEN-SYMPHONIE IN BLAU


E D IT O R IA L

IM TEA M

Liebe Leserin, lieber Leser Fast wie verliebt sein fühlt es sich für mich im Frühling jeweils an, wenn ich in meinem Garten Christine Kunovits das wiedererwachende Leben entdecke. Die SalChefredaktorin «Bioterra» weide mit ihren Kätzchen – sie lebt seit einigen Jahren bei mir im Topf - macht mich lächeln. Ich freue mich auch immer wieder ab den kleinen, lilablauen Blüten der Traubenhyazinthen, die sich jetzt überall aus dem Boden recken. Fast etwas berauscht bin ich jeweils, wenn ich sehe, dass die Stauden, die ich im Vorjahr eingesetzt habe, zu neuem Leben erwachen und sich in ihrer Umgebung sichtlich wohl zu fühlen scheinen. Und dann dieses Kribbeln zu spüren, bald wieder in der Erde werkeln zu können — Gartenglück pur! Wie es sich aber anfühlt, wenn der Klang von Tönen Farben vor den Augen entstehen lässt, und diese einen dann zur Gartengestaltung inspirieren, kann ich nur erahnen. Für die Musikerin und Gartengestalterin Anne Forster ist dies normal. Sie gehört zu den Menschen, die gleichzeitig Farben sehen, wenn sie Musik hören. Und sie nutzt diese Gabe, man nennt das Synästhesie, fürs Gärtnern. Bei Debussy ergiesst sich vor Anne Kellers Augen ein blaues Blütenmeer. Und in diesem Farbton erblüht ihr Garten. Wie sie beim Gestalten vorgegangen ist, hat sie meiner Kollegin Sandra Weber verraten.

CHRISTINE ODERMATT Ihr Gestaltungs-Flair beweist die Kursleiterin, Pflanzplanerin und Gartengestalterin Christine Odermatt überzeugend: Mit ihren Tipps, wie Wildpflanzen mit Zier- stauden im Balkonkistli kombiniert werden. Seite 28

JOCHEN ELBS-GLATZ «Bioterra»-Leserinnen und -Lesern ist unser Gartenberater bestens bekannt. In der aktuellen Ausgabe hat sich der Agrar-Historiker— und Biologe Jochen Elbs-Glatz der Sense angenommen. Seite 44

Nebst dieser Reportage erwartet Sie in unserer Frühlingsausgabe ein bunter Strauss an Themen, unter anderem, wie Sie Wild- und Zierstauden in Töpfen kombinieren und was Sie beim Mähen mit der Sense wissen müssen. Viel Vergnügen und noch mehr Inspirationen

Christine Kunovits SARAH FASOLIN

Ps. Ich bin neugierig: Was gefällt Ihnen am Magazin «Bioterra»? Was nicht? Schreiben Sie uns: briefe@bioterra.ch

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Sie führte ein Interview mit Löwenzahn-Expertin und Autorin Marianne Ruoff, deren Buch im März mit dem Deutschen Gartenbuchpreis ausgezeichnet wurde. Seite 34

TITELBILD: BENEDIKT DITTLI


INH A L T

BIO- UND NATURGARTEN

Saison Acht Seiten aktuelle Gartentipps für Bio-, Naturgarten und Balkon ........................................................ 4 Clematis und Debussy Warum Anne Forster Clematis und die Farbe Blau mit dem französischen Komponisten verbindet ...................................................... 1 4 Serie: Erlebniswelt Biogarten Gründüngung als Bodenschutz, Frühkartoffeln im Schafwollbeet ...................................................... 2 4

Anne Forster liebt Clematis. Und Claude Debussy. In Basel erweist die Gartengestalterin dem Komponisten mit diesen wunderbaren Pflanzen ihre Ehre. Ein Besuch in ihrem traumhaften Blütenreich in vielen Blautönen SEITE 14

Kreative Kombinationen Zierstauden und Wildpflanzen für Balkonkistli und —töpfe ...................................................... 2 8 Löwenzahn Starke Pflanzen mit vielen guten Eigenschaften .....................................................34 Blütenzauber Stauden, die den ganzen Sommer über eifrig blühen Mit Angebot ...................................................... 36

Florale Ideen Akelei, Zierlauch, Schneeball und Iris für die Blumenvase ...................................................... 4 0 Handwerk Was man beim Mähen mit der Sense wissen muss ...................................................... 4 4

Dauerblüher Sonnenhut und acht weitere Stauden S E I T E

Balkongarten Zierstauden und Wildpflanzen kombiniert 36

SEITE 28

Fit in den Frühling Kraft tanken auf natürliche Art — mit zehn speziellen Käutern Mit Angebot ...................................................... 4 8 PORTR ÄT

Julia Hofstetter Mitten in der Stadt hat die Biologin für Menschen und Geissen ein Paradies geschaffen ...................................................... 5 2 RUBRIKEN Notizen: Ute Studers Seite....................... 22 Gartenberatung....................................... 43 Bioterra leben................................................. 55 Vorschau/Impressum............................... 62 Leserservice/Bestelltalon........................ 63

Frühlingskick Zehn spezielle Kräuter zum Kräftetanken S E I T E

F O T O S : B E N E D I K T D I T T L I , X AV I E R A L L E M A N N , C H R I S T I N E O D E R M AT T, S T O C K F O O D, S T E FA N WA LT E R

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Porträt Julia Hofstetter und ihre Geissen in Zürich S E I T E 5 2 BIOTERRA

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SAISON —

Schwebfliegen gegen Blattläuse – SEITE 7 Federgras – SEITE 7 Zitrone oder Gurke – SEITE 8 Pflanzen, die Schnecken nicht mögen – SEITE 8 Pause machen – SEITE 9 Petersilien-Pesto – SEITE 10 Pflanzabstand – SEITE 13 Von Ute Studer und Jochen Elbs-Glatz

GÄNSEKRESSE

NEKTARSPENDER FÜR SCHMETTERLINGE Die Gänsekresse Arabis caucasica ist eine beliebte Polsterstaude, die sich, je nach Art, ab März bis Mai mit weissen oder rosa gefärbten Blüten ziert. Sie bietet Schmetterlingen eine erste Nektarquelle nach dem Winter. Die pflegeleichte Staude begnügt sich auch mit relativ nährstoffarmem Boden und wächst wunderbar überhängend über Mauern oder zwischen Steinen. Wenn man sie nach der Blüte zurück— schneidet, fördert das einen kompakten Wuchs.

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FOTO: GAP-PHOTOS


S A I S ON

BUCH

Gärten und Frauen Frauen spielen in Gärten eine tragende Rolle, ob nun in der Denkmalpflege, der Forschung oder der Gartengestaltung. Der Band «Floras Schwestern, Gärte und Frauen» richtet den Blick auf bekannte Gartengestalterinnen wie beispielsweise die Deutsche Marie Luise Gothein, die Österreicherin Helene Wolf und die Schweizerin Verena Dubach. Man erfährt etwas über diese Frauen der 1950er- und 1960er-Jahre, die ein holistisches Naturverständnis einte. Auch die Gärtnerin Vreni Meier wird porträtiert, deren keramische Arbeiten von Pflanzen inspiriert waren. Zudem ist der Gartenbauschule Hünibach, die derzeit von Marianna Serena, Ingenieurin Hortikultur geleitet wird, ebenfalls Raum gewidmet. Floras Schwestern, Gärten und Frauen, SGGK, Hrsg. vdf Hochschulverlag AG, ISBN 978-3-7281-3879-8, Zürich 2018, Fr. 42.–, Bestelltalon Seite 67.

DER T IPP DES BIOGÄ RT NERS

KNAUTIA ‘MELTON PASTELS’ Eines ist ganz klar — dass sich nicht nur Gärtnerinnen über diese unkomplizierte Blütenstaude freuen. Die den Skabiosen ähnlichen Blüten der Knautia ‘Melton Pastels’ schweben auf feinen Stielen und werden bei Sonnenschein von unzähligen Bienen, Hummeln und Faltern besucht. Eigentlich ist die Mazedonische Witwenblume, wie ihr Name sagt, keine Schweizerin. Die dunkelrote Wildform aus dem Balkan hat sich wahrscheinlich mit der heimischen Feld-Witwenblume gekreuzt. Das Resultat ist ein Kaleidoskop feiner PastellFarbtöne. Die Staude mit Wildcharakter für sonnige Standorte passt sich harmonisch in naturhafte Pflanzungen ein, wo sie über Monate ohne Unterbruch blüht. Sie ist eher kurzlebig, versamt sich aber gerne an offenen Stellen im Garten, ohne zum «Unkraut» zu werden. Ursula Yelin und Stephan Aeschlimann Yelin, Gartenwerke GmbH, Eriswil, www.gartenwerke.ch

SCHACHBRET TBLUMEN

KURZE BLÜTE

Die einheimischen Perlhuhn-Schachbrettblumen Fritillaria meleagris kommen wild auf unbeschatteten Feuchtwiesen und in Überschwemmungsgebieten wie am Doubs vor. Sie sind Frühblüher, werden bis 30 cm hoch und zeigen ihre purpurrot-weiss oder grün-weiss gemusterten hängenden Glockenblüten ab April. Ihre Samen schwimmen und verbreiten sich durch Fliessgewässer. Oft werden sie im Frühling als Topfpflanzen gehandelt.

FOTOS: GAP-PHOTOS, STEPHAN AESCHLINMANN, MARTIN FRIEDRICH

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Elfensporn Diascia blüht V – X.

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Goldmohn Eschscholzia californica blüht VI – IX.

Herbstaster Aster blüht IX – XI.

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Mädchenauge Coreopsis blüht V – X.

Montbretie Crocosmia blüht VII – VIII.

RESISTENTE BLÜTENPFL ANZEN

GARTENSPASS STATT SCHNECKEN-FRASS Eine ganze Reihe von Stauden und Sommerblumen (sieben Beispiele oben) schmecken den Schnecken nicht und eignen sich deshalb besonders gut, um trotz allfälliger Invasion der Kriecher blühende Beete zu zaubern.

SPINAT

ROH ESSEN UND FIT BLEIBEN Spinacia oleracea ist reich an sogenannten sekundären Pflanzenstoffen wie Xanthophyllen (griechisch Xanthos, zu Deutsch goldgelb, sowie phyllon, zu Deutsch Blatt). Neuere wissenschaftliche Untersuchungen deuten darauf hin, dass Xanthophylle möglicherweise das Krebsrisiko senken. Da diese Pflanzenstoffe hitzeempfindlich sind, bereitet man die jungen, frischen Spinatblätter am besten roh, als Salat, zu.

S A MENECH T E SORT E

GURKE GLEICHT ZITRONE Die weissfleischige Zitronengurke ist eine samenechte Sorte, geeignet für die Freilandkultur. Sie ist oval und sieht mit der gelben Schale aus wie eine Zitrone. Das Fruchtfleisch von Cucumis sativus schmeckt aber wie das der Gurke.

FÜR KLEINE GÄRTEN

BEERENHOCHSTÄMMCHEN Für kleine Gärten sind Hochstämmchen von Stachel- und Johannisbeeren praktisch, weil sich darunter noch andere Pflanzen ziehen lassen. Geschnitten werden sie ab Februar bis Anfang April. Wichtig beim Zurückschneiden ist, dass altes, hängendes Holz herausgeschnitten, neues, einjähriges Holz aber stehen gelassen wird. Grund: An diesen Ästen bilden sich die süssesten Früchte.

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PL ANEN

ROSENKOHL UND CO. SÄEN Ein wenig Herbstwehmut kommt schon auf, wenn späte Lagergemüse wie Weisskohl, Rotkohl, Wirsing, Rosenkohl, Palmkohl schon jetzt gesät werden müssen. Spät heisst eben «früh gesät und lang gereift».

FOTOS: GAP-PHOTOS, STOCKFOOD


S A I S ON

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Schafgarbe Achillea blüht V – VIII.

Vergissmeinnicht Myosotis blüht III – V.

W IESENSCHAUMZIK ADE

LARVE IN SCHAUMHÜLLE Die Wiesenschaumzikade Philaenus spumarius ist ein 1 bis 7 mm langes, gelbes Insekt mit lederfarbiger Zeichnung. Sie lebt in Wiesen, auf Feldern und in Gärten. Das Weibchen legt seine Eier bevorzugt an das Wiesenschaumkraut. Die Eier überwintern auf Cardamine pratensis, und im Frühling schlüpfen die Larven und leben auf der Pflanze, geschützt in einer Schaumhülle, die wie Spucke aussieht. Die Schaumhülle entsteht, weil die Larven das Wasser vom aufgesaugten Pflanzensaft wieder ausscheiden. Die Oberflächenspannung des Wassers wird durch Proteine aufgelöst, und durch das Einblasen von Luft entsteht Schaum. Dieser besteht zu 99,3 % aus Wasser, übersteht aber Regenschauer problemlos.

R ASEN

JETZT MÄHEN Ab April muss der Rasen meist wieder gemäht werden. Gegen oberflächliche Versauerung wird leicht gekalkt. Wo zu viel Weissklee wuchs, gibt man dem Gras mit ein paar Handvoll Hornmehl Konkurrenzvorteil. Fein gesiebter Kompost verbessert die Wachstumsbedingungen. Hoch mähen (auf sechs Zentimeter), dafür ein wenig öfter, erhält den Gräsern so viel Assimilationsfläche, dass sie dem Moos davonwachsen. Mulchmähen löst alle Probleme mit dem vielen Rasenschnitt. Es gelingt gut mit Spindel- und dafür konstruierten Rasenmähern. Vertikutieren, Aerifizieren und Düngen spart man sich für den Golfplatz. Löwenzahn wird gleich in den Salat gejätet.

BUCH

Biogarten Visionen In Sachen Biogarten und Selbstversorgung hat die Autorin Brunhilde Bross-Burkhardt jahrzehntelange Erfahrung. Mit ihrem Buch wird man schnell zum Biogarten-Profi. Anhand von sieben Mustergärten zeigt sie, welche Möglichkeiten und Besonderheiten es zu berücksichtigen gilt. Bross-Burkhardt erklärt die Basis des biologischen Gärtnerns, wie sparsamen Umgang mit Wasser sowie den Verzicht auf chemische Hilfsstoffe. Zudem widmet sie dem Boden als Schlüssel des Wachstums und Schaffung von Biodiversität ebenfalls Raum. Das grosse Ulmer Biogartenbuch, Brunhilde Bross-Burkhardt, UlmerVerlag, Stuttgart 2017, Fr. 41.90, Bestelltalon Seite 67.

FOTOS: GAP-PHOTOS

GARTENARBEIT

AN PAUSEN DENKEN! Das Gartenleben oszilliert zwischen «me sött doch no» und «nume no gschwind». Letzteres ist besonders gefährlich, weil alles Geschwinde meist lange dauert. Darum müssen Pausen sein. Reichlich Wasser, ein Glas Süssmost gegen Unterzuckerung, ab und an Cynar mit Champagner. Letzteres gab einst Dr. Aregger die ruhige Hand am offnen Herzen, uns beflügelt es beim Setzholzpieksen.

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E IN G A R T E N FÜ R CLAU D E D E B US S Y

Symphonie in Blau Musik fürs Auge: Clematis diversifolia ‘Fascination’.

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Die Pianistin Anne Forster in ihrem Paradies.

Rittersporn Delphinium ‘Royal Aspirations’.

Anne Forsters Leidenschaft gilt der Gartengestaltung. Und der Musik. In Riehen BS hat die Künstlerin einen wunderschönen Traumgarten komponiert. Von Sandra Weber Hinter dem Haus wogt ein wildromantisches Blütenmeer in Blau: zartlila die Blütensterne der Clematis ‘Star River’, blauviolett die von ‘Polish Spirit’, ihrer kletternden Verwandten. Nebenan der sich tiefblau in die Höhe reckende Rittersporn, himmelblau zu seinen Füssen die «Jungfern im Blauen», pardon, «Jungfern im Grünen» Nigella damascena, – um nur ein paar zu nennen. Anne Forster hat ihren Flügel extra vor dem grossen Fenster mit bestem Blick in den Garten platziert. Nötig wäre das eigentlich nicht. Sie sieht ihn auch mit geschlossenen Augen. Dann nämlich, wenn die Musikerin und Gartengestalterin Claude Debussys Werke spielt. Das kommt für sie einem inneren Feuerwerk an Blautönen gleich. Synästhesie nennt die Psychologie das Phänomen, bei dem ein Sinnesreiz an die Wahrnehmung eines anderen gekoppelt ist. Je nach individueller Ausprägung nehmen Synästhetiker Zahlen, Buchstaben, Worte oder eben Musik gleichzeitig als Farben, Formen und Düfte wahr. Anne Forster erlebt es auch beim Spielen der Stücke Fréderic

FOTOS: BENEDIKT DITTLI

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E IN G A R T E N FÜ R CLAU D E D E B US S Y

Stauden zur Begleitung Pflanzen mit feinen Blüten, wie beispielsweise die folgenden vier Stauden, passen sehr gut zu Clematis.

Katzenminze Nepeta racemosa ‘Superba’: Violettblau, langblühend, robust, bildet breite Polster. Ideal an sonnigen Wegrändern. | Höhe: 30—40 cm | Blütezeit: April–Juli, September

Kleine Doldenglockenblume Campanula lactiflora ‘White Pouffe’: Bildet dicke, kugelförmige Polster mit schneeweissen, sternförmigen Blüten. | Höhe: 30 cm | Blütezeit: Juni—August

Himalaya-Storchschnabel Geranium himalayense ‘Gravety’: Kompakte, standfeste Sorte, schön gezeichnete, grosse, leuchtend blaue Blüten mit rötlicher Mitte und purpurroten Adern. | Höhe: 30–40 cm | Blütezeit: Mai—Juli

Steinquendel Calamintha nepeta ‘Blue Cloud’: Einheimisch, lange Blütezeit, herber, minzig-aromatischer Duft. Viele kleine Blüten, Bienenmagnet. | Höhe: 40–60 cm | Blütezeit: Juni—August, September

wächst als «Niele» auch in unseren Wäldern. Anne Forster mag die Waldreben auch wegen ihrer Vielfalt: «In unserem Garten blüht immer mindestens eine, der Grossteil der Arten und Sorten schon im Mai und Juni. Aber wir haben welche, die bereits im März ihre Blüten öffnen, und andere, die ihre Schönheit zeitgleich mit den Gräsern im Spätsommer entfalten. Und die immergrüne Clematis cirrhosa hat mit etwas Schutz von November bis in den Februar hinein geblüht. Ein wahres Winterwunder.» Entsprechend schwer fällt es ihr, einen Favoriten zu küren. Gerade aufgrund ihrer Vielfalt müsse bei jeder Clematis-Art und –sorte aber individuell beachtet werden, wann sie welchen Rückschnitt benötigen. Nur eines hätten alle Pflanzen gemeinsam: sie mögen sonnige bis halbschattige Standorte und tiefgründige, durchlässige, nährstoffreiche Böden, die nie austrocknen. Anne Forster düngt lokal mit Kompost und unterpflanzt sie vielerorts mit Polstern von Katzenminze – die macht unterirdisch nicht zu viel Konkurrenz. Musikalisch und synästhetisch weniger begnadete Gartenbesucher mögen sich beim Anblick der blauen Blütenpracht eher an Eduard Mörikes Gedicht «Er ists» erinnern, in dem er den Frühling sein blaues Band durch die Lüfte flattern lässt. Von fern vernimmt ihn der Dichter gar als leisen Harfenton. «Er ists?» Nein, «sie ists», müsste es in diesem Fall heissen. Anne Forster nämlich, die in ihrem Garten für blaue Bänder gesorgt hat, welche nun weniger flattern, als vielmehr gaukeln, tanzen und schweben durch die Lüfte. Anne Forster, die Musik in Pflanzen übersetzt. Schliesst man die Augen, meint man fast, von fern den leisen Harfenton zu hören – aber nein, er stammt von einem Klavier. Anne Forsters Adressentipp für Clematis: Alfred Forster AG, 3702 Golaten, info@alfredforsterag.ch, 031 755 6707.

Raffinierte Komposition: Auf nur gerade 130 m2 hat Anne Forster ein Paradies geschaffen.

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Anne Forsters Lieblinge

EIN AUGE FÜRS SPEZIELLE Die folgenden sechs Clematis-Arten und –sorten mag Anne Forster sehr. Sie blühen alle in Weiss und Blau, umfassen aber Vertreter der Stauden, Kletterpflanzen sowie Halbsträucher mit unterschiedlichen Standortansprüchen, Blühzeiten, Blüten- und Blattformen.

Clematis ’Rhapsody’ Eine Primadonna, wunderschöne blaue, zugespitzte Blütenblätter. Für Fortgeschrittene. | Blütezeit: VII—IX | Höhe: 200—250 cm | Schnitt: Im März auf 50 cm.

Clematis florida ‘Fond Memories’ Clematis macropetala ‘Maidwell Hall’ Übervoll mit blauen, an Akeleien erinnernde Blüten, bildet attraktive Blütenstände. Für Halbschatten. | Blütezeit: IV—V | Höhe: 250—300 cm | Schnitt: Nach Blüte auf 1 Meter.

Clematis cirrhosa

Clematis ‘Sophie’

Immergrün, blüht in milden Lagen quer durch den Winter. Nur bedingt winterhart. Im unteren Bereich mit Tannenzweigen vor Frost schützen. | Blütezeit: X—IV | Höhe: 300—400 cm | Schnitt: Im Mai auf 2 Meter.

Lang blühende japanische Stauden-Clematis – unser liebstes Miniglöckchen. Kleine, violett-blaue Blüten, nach aussen gebogene, weisse Spitzen. | Blütezeit: V—X | Höhe: 80 cm | Schnitt: Im März auf 25 cm.

FOTOS: ANNE FORSTER, BENEDIKT DITTLI

Bedingt winterhart, grosse, wunderbar gezeichnete Blüten, wenig Laub. Für Fortgeschrittene. | Blütezeit: V—VI | Höhe: 170 cm | Schnitt: Im März auf 50 cm.

Clematis armandii ‘Snow Drift’ Immergrüner Frühlingsbote mit schneeweissen Blütenwolken, herrlicher Duft, braucht aber mildes Klima und/oder Winterschutz. Blütezeit: III—IV | Höhe: 300—400 cm | Schnitt: Im Mai auf 2 Meter.

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Serie

E R L E B N IS W E LT B IO G ARTE N

FRÜHKARTOFFELN IM SCHAFWOLLBEET Auf reifen Kompost und Schafwolle legt Susi Burgermeister alle 30 cm eine vorgekeimte Kartoffel − mit den Austrieben nach oben. Dann deckt sie die Knollen mit dem Kräuel zu. Was es im April bei ihr im Garten sonst noch zu tun gibt, verrät sie im 3. Teil unserer Serie.

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FOTO: BEKA BITTERLI


ERLEBNIS WELT BIOGA RTE N Bodenschutz durch Gründüngung

Vielseitige Bepflanzung macht Gartenboden krümelig Von Brigitte Bosshard In Susi Burgermeisters Garten sucht man vergebens nach exakt mit der Gartenschnur ausgerichteten Beeten. Sie liebt es, grosszügig in ihrem Garten zu wirken. Neben Gemüsepflanzen wachsen Stauden, Kräuter, Blumen und Gründüngungen − ein bunter Mix. Eine so vielfältige Bepflanzung nutzt den Wurzelraum gut aus, und sorgt durch das dichte Blätterdach für einen guten Bodenschutz. «Anstrengende Bodenlockerung mit der Grabgabel ist nicht nötig», sagt die erfahrene Gärtnerin, «da mein Boden durch die jahrelange, vielseitige Bepflanzung locker und krümelig ist.»

Gründüngungen bieten gleichzeitig verschiedene Vorteile. Die Durchwurzelung des Bodens ist wichtig für die Bodenstruktur, die Bodenlebewesen und den Luft-, Wasser- und Nährstoffhaushalt. Die oberirdischen Pflanzenteile schützen die Bodenoberfläche vor Austrocknung und Verschlämmung. «Frühe Gründüngungsarten begrünen den Garten im Frühling, wenn es für viele Gemüsepflanzen noch zu kalt ist», weiss die Fachfrau. Geeignet seien Puffbohnen und Spinat. Sobald der Boden abgetrocknet ist, steckt Susi Burgermeister Puffbohnen auf das Beet, das dann im Mai mit Tomaten bepflanzt Ist der Boden abgetrocknet, wird die zu wird. Auch zu Gurken oder Kürbis bepflanzende Fläche mit dem Kräuel passen die Stickstoff sammelnden oberflächig durchgehackt oder mit Hülsenfrüchte als Voraussaat. Eine dem Sauzahn durchzogen. Auf allen nicht alltägliche Gründüngung sind Beeten, die erst im Mai bestellt werden Linsen, ganz gewöhnliche Linsen, wie können, sät Susi Burgermeister eine sie zum Kochen verwendet werden. Gründüngung aus. Geeignete Pflanzen «Stecken Sie beim Setzen von ‹Chabis› werden in Hausgärten zur Bodenbeleoder Wirz gleich auch noch zwei, drei bung, Bodenverbesserung, Düngung Linsensamen daneben», rät Susi und Pflanzengesundheit eingesetzt. Burgermeister. Die niedrig buschig

Linsenkeimlinge als Gründüngung.

Beliebt bei Burgermeisters

RHABARBERKUCHEN In Susi Burgermeisters Garten wächst eine stattliche Rhabarberstaude, aus der sich im Frühjahr so manch feines Gericht zubereiten lässt. Im Hause Burgermeister sehr beliebt ist der Rhabarber-Crumble-Kuchen. Für den Teig braucht es 200 g Mehl, 150 g Zucker, 200 g gemahlene Nüsse, 1 Prise Salz, 200 g kalte Butter, in Stücke geschnitten. 2/3 des Teiges auswallen und in die Form legen, mit geschnittenen Rhabarbern belegen. Beiseite gestellten Teig als Crumble darauf verteilen. Backen: 40 Min. im auf 180 °C vorgeheizten Ofen.

FOTOS: BEKA BITTERLI

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Üppig blühend: Das Spanische Gänseblümchen verwebt sich mit Geranien, Hauswurz und Nelken.

TRAUM-KOMBINATIONEN IN TOPF UND KISTCHEN Einheimische Wild- und Kulturpflanzen fühlen sich in Töpfen und Kistchen sehr wohl. Wir verraten Ihnen, was Sie dabei beachten müssen, und geben KombinationsBeispiele für sonnige, halbschattige und schattige Standorte.

Von Christine Odermatt Gräser, Stauden, Pelargonien und heimische Wildpflanzen, sie alle lassen sich wunderbar miteinander kombinieren. Wichtig ist, dass man Freude hat am Experimentieren und sich traut, Ausgefalleneres zusammenzubringen. Zwei feine Einheimische, die Rundblättrige Glockenblume Campanula rotundifolia sowie die Felsennelke Petrorhagia saxifraga beispielsweise, sehen mit allen Zierpflanzen sehr schön aus. Auch einheimische Gräser machen sich gut mit Züchtungen und Kulturpflanzen. Selbst eine kommune Balkongeranie kommt mit einheimischen Wild-

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stauden apart zur Geltung. In grossen Töpfen wirken sie, neben den indigenen Mondviolen Lunaria rediviva, die ausgefallene Fruchtstände und grosse Blätter haben, sowie der ebenfalls heimischen Ästigen Graslilie Anthericum ramosum mit ihren zarten Blüten wunderschön. Auch das hiesige Sichelblättrige Hasenohr Bupleurum falcatum mit seinen zarten, gelben Dolden und hübschen Fruchtständen passt gut zu anderen Zierpflanzen. Einige der einheimischen Pflanzen remontieren ein zweites Mal, sodass man sich über eine lange zweite Blütezeit freuen kann. Natürlich sind aber auch stehen

gelassene Fruchtstände immer eine wunderbare Augenweide. Oberstes Gebot, das es bei der Kombination von Zier- mit Wildpflanzen zu beachten gilt: Pflanzen mit ähnlichen Wasser-, Nährstoffund Bodenansprüchen aufeinander abstimmen, dann fühlen sie sich zusammen wirklich wohl. Das Gefäss übernimmt dabei die Aufgabe des Gartenbodens. Bepflanzt werden kann jegliche Art von Behälter. Weil Töpfe und Kistchen zuweilen wenig Platz für die Wurzeln bieten, ist die Qualität der Erde entscheidend für ein gesundes, kräftiges Wachstum. Wichtig ist, dass das Substrat eine

FOTOS:CHRISTINE ODERMATT


BA LKONGA RTE N gute Struktur hat und diese auch über Jahre beibehält. Empfehlenswert sind Produkte von Ricoter und Ökohum. Herkömmliche Balkonerde eignet sich nicht, da diese nach einer Saison buchstäblich ausgelaugt ist und darum im Herbst entsorgt werden muss. Eine einfache Rezeptur, die generell für Mischungen von einheimischen Wildstauden und anderen Zierpflanzen gut funktioniert, ist: • Balkonkistli und kleinere Gefässe zunächst zur Hälfte mit Dach- und Trogerde, und dann mit Naschgartenerde auffüllen. Beides sind biologische Produkte von Ökohum. Die Naschgartenerde enthält Schafwollpellets und deckt somit den ersten Düngebedarf. • Bei Gefässen ab 27 Liter eine 5—10 Zentimeter hohe Drainage je nach Gefässgrösse mit Blähton erstellen und mit Vlies abtrennen. Das übrig bleibende Volumen mit Dach- und Trogerde und die letzten 10–20 Zentimeter − je nach Bedarf der Pflanzen − mit Naschgartenerde auffüllen. Pflanzen haben zwar unterschiedliche Wasseransprüche, aber nasse Füsse mag keine. Darum gilt: Neubepflanzungen gut angiessen. Sobald alle eingewachsen sind, diese mässig mit temperiertem Wasser versorgen, und zwar direkt im Erdreich. Bezüglich Düngung sind die Bedürfnisse bei

Spiel mit Farben und Formen: Gelbe Tagetes, lila Duftwicke, blauer Waldmeister, purpurne Gartenmelde.

Wildstauden und Zierpflanzen verschieden. Darum immer mit Bedacht düngen! Wildstauden brauchen generell wenig Nährstoffe. Ist das Gefäss aber gut durchwurzelt, wissen sie etwas Kompost auch zu schätzen. Also nachfüllen mit frischer Erde oder einen biologischen Langzeitdünger verwenden, falls nicht zusätzlicher Bedarf an Erde besteht. Mager liebende Wildstauden werden gar nicht gedüngt, bekommen aber bei starker Durchwurzelung im Topf oder Kistli bei Bedarf

ebenfalls frische Erde oder Kompost nachgefüllt. Andere Zierpflanzen brauchen mehr Nahrung. Fazit: Eine Allgemeinregel gibt es nicht. Wie immer beim Gärtnern heisst es, die Pflanzen zu beobachten. Sie zeigen einem, wenn sie etwas brauchen. Ab Ende August ist, vor allem bei mehrjährigen Pflanzen, Düngungsstopp angesagt. Werden sie von Zeit zu Zeit geteilt und die Wurzeln zurückgeschnitten, fühlen sie sich im Gefäss lange wohl und danken es mit Wachstum und Blüte.

Filigran: Kombination mit aufrechtem Rosen-Lauch, einheimischen Glockenblumen und Gras sowie Spanischem Gänseblümchen und Astern.

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ST A UD E N G ARTE N

DAUERBLÜHER IM STAUDENBEET Indianernessel Monarda fistulosa ‘Scorpion’.

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FOTO: GAP-PHOTOS


S TA UDENGA RTE N

Über Monate schieben sie Blüte um Blüte nach, sind eine wahre Freude in jedem Gartenbeet oder Topf. Xavier Allemann von der Biogärtnerei lautrejardin hat für «Bioterra»-Leserinnen und -Leser neun spezielle Langzeitblüher zum Bestellen ausgesucht.

Von Ute Studer Ein Garten, der ständig Blüten hervorbringt und in dem es dauerhaft summt und brummt, ist ein wahrer Traum. Leider hält die Pracht vieler Blütenstauden bloss wenige Wochen, dann können einige nur noch mit schönen Blättern aufwarten. Aber im Staudensortiment gibt es wahre Dauerblüher, die über viele Monate mit ihrer Farbenpalette auftrumpfen. Solche lang blühenden Stauden kolorieren die Rabatte nach den Frühblühern und schliessen die Lücke, bis die Spätblüher mit ihrem Farbenfeuerwerk einen letzten Höhepunkt auf die Gartenbühne zaubern. Zudem vereinfachen Dauerblüher die Gartenarbeit, da man nicht jedes Jahr neue Pflanzen setzen muss, sondern sich auf das pünktliche Blütenspektakel der Langzeitblüher jeweils in der entsprechenden Saison freuen kann. Xavier Allemann von der Biogärtnerei lautrejardin in Comérod FR hat für Sie zum Bestellen eine Auswahl von neun solcher Blühchampions herausgesucht.

BLÜTENREIGEN VON STORCHSCHNABEL BIS SALBEI In den letzten Jahren sind Storchschnäbel durch Züchtung zu Langblühern geworden. Die neuen Hybriden

warten mit grösseren Blüten und längerer Blütezeit auf als die altbekannten Sorten. Mit wildblumenhaftem, natürlichem Charme begeistert ‘Pink Penny’ mit dunkler Aderung in den purpurrosa Blüten und den kräftig grünen Blättern. Er bildet dichte, breite Horste, die sich im Herbst leuchtend orange verfärben. ‘Dreamland’ mit seinem deckenden, polsterartigen Wuchs und dem glänzenden, dunkelgrünen Blattwerk setzt mit den grossen, schalenförmigen Blüten in Rosa- und Lilatönen Glanzlichter in die Rabatte. Spannende Akzente bringt dazu ab Juni der Salbei ‘Caradonna’ mit seinen dunkelvioletten Blütenquirlen und den noch dunkleren Blütenstielen. Ab Mitte August erfreut er uns mit einer reichen Nachblüte.

WETTBLÜHEN VON WIESENKNOPF, FLAMMENBLUME UND ZIEST Mit seinen grazilen, purpurroten Blüten bringt der Wiesenknopf ‘Tanna’ beschwingte Leichtigkeit in die Blumenrabatte. Die duftenden, purpurvioletten Blütenkerzen des Zottigen Ziests ‘Hummelo’ ziehen den ganzen Sommer Insekten magisch als Nektartankstelle an. Dazu gesellen sich die duftenden, scheibenförmigen,

lilarosa Einzelblüten des Phlox ‘Christine’, die in doldentraubigen Blütenständen zusammengefasst sind.

TANZ VON SCHAFGARBE UND SONNENHUT Farbkräftig leuchtend sind die dunkelrosa Blütenteller der Schafgarbe ‘Tutti Frutti Pink Grapefruit’. Sie besticht mit filigranen grünen Blattrosetten, gehört zu den Neuzüchtungen, die kompakter wachsen und weniger ausbleichen als die altbekannten Sorten. Die Blüten mit dem Wiesenblumencharakter werden gerne von Faltern und anderen Insekten besucht. Die Indianernessel ‘Scorpion’ kann mit einigen besonderen Attributen aufwarten. Nicht nur hat sie grosse, von Juni bis September erscheinende, wunderschöne, purpurviolette Blüten, sie verströmt auch einen sinnlich aromatischen Duft. Das lanzettenförmige grüne Laub rundet das Gesamtbild ab. Der Sonnenhut ‘Magnus Superior’ mit den karmin-roten Blütenblättern und der leuchtend orangefarbigen Mitte ist bei Schmetterlingen und Co. sehr beliebt. Seine lange Blütezeit und seine Strahlkraft machen ihn zu einer richtigen «Gute-Laune-Pflanze».

Eine Übersicht der neun ausgewählten Langzeitblüher finden Sie auf der nächsten Seite. LESERANGEBOT:

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Serie

F L O R A LE ID E E N

Farbakzent: Dem grün-weiss gehaltenen Strauss mit Schneeball geben gelbe Akelei eine zauberhafte Note.

Romantisch: Verspieltes Frühlingsbouquet mit Akelei.

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Anita Leutholds Tipp: Belaubte Zweige mit Frühlingsblumen kombinieren.

FOTO: BEKA BITTERLI


FLORA LE I DE E N

ZARTE GRÜSSE FÜR DIE BLUMENVASE Mit Akelei, Zierlauch, Iris und Schneeball lassen sich luftige Frühlingsarrangements kreieren. Anita Leuthold gibt Inspirationen, wie diese vier in Vasen wunderschön aussehen.

Sie brauchen nicht viel, um zu wirken, da ihre Blüten Blickfang genug sind. Ein paar Zweige Frühlingslaub, und schon sind die Blumenarrangements mit Akelei, Zierlauch, Iris und Schneeball perfekt.

AKELEI

Meine Gartenbeete sind im Frühling jeweils übersät mit grazilen Akeleien. Darum muss ich dieses Jahr etwas gegen das Verunkrauten rundherum tun, damit die hübschen Sorten ‘Black und Blue Barlow’ richtig zur Geltung kommen können. Vor ein paar Jahren, als ich auf einem Ausflug von Bioterra zur Staudengärtnerei Gaissmayer nach Illertissen (D) gefahren bin, entdeckte ich die herzige, kleinwüchsige Aquilegia viridiflora ‘Chocolate Soldier’, eine Akelei mit langsporniger, grün-brauner Blüte. Sie eignet sich sowohl fürs Kistschen wie fürs Staudenbeet und hat sich bei mir im Topf schön versamt. Mein Tipp: Mit einem Rückschnitt der Fruchtstände verlängert man die Lebensdauer der Pflanzen und hemmt gleichzeitig das fröhliche Ausbreiten der Samen. Man kann die Fruchtstände frisch oder trocken fürs Blumenbinden verwenden.

ZIERLAUCH

Damit sie uns im Frühjahr mit ihren eigenwilligen Blüten erfreuen, werden die Zwiebeln von Zierlauch ab September respektive Oktober in den Garten gepflanzt. Alle Arten von Zierlauch mögen einen sonnigen

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Standort. Sie kommen gruppenweise in normalem Gartenboden. Als Schnittblumen empfehle ich die Sorte Allium nigrum multibulbosum, weiss-grün und zirka 60 bis 80 cm hoch, oder die violette, kugelige ‘Purple Sensation’, die sich geschnitten lange in der Vase hält. Das Vasenwasser muss regelmässig gewechselt werden, ansonsten besteht Fäulnisgefahr.

IRIS

Iris barbata-elatior, die hohe Bartiris, gibt es in einer breiten Farbpalette. Sie lieben einen warmen, durchlässigen, eher kalkhaltigen Boden, ertragen Trockenheit und blühen im Mai und Juni in den Gärten. Punkto Iris sind die Merian Gärten in Basel einen Abstecher wert. Dort blüht mit rund 1500 Sorten und imposanter Farbenvielfalt die grösste öffentlich zugängliche Bartiris-Sammlung.

SCHNEEBALL

Ausgepflanzt im Garten kann der Schneeball Viburnum opulus ‘Roseum’ drei Meter hoch werden. Die kugeligen, grünlich-weissen und sterilen Blüten blühen im Freien im Mai und Juni. Im Blumengeschäft werden sie bereits ab Januar und Februar — angetrieben im Gewächshaus — angeboten.

SCHNEEBALL MIT AKELEI UND ZWEIGEN Anleitung & Pflege Ein beinahe grüner Blumenstrauss mit wenig Farbtupfern von Akelei und Schneeball. Das Pflanzmaterial vor dem Einstellen putzen, unterste, grüne Blätter sauber entfernen und mit einem scharfen Messer die Stiele schräg anschneiden. Beim Einstellen in die Vase ist es wichtig, den holzigen Stiel des Schneeballs mit einem scharfen Messer lang anzuschneiden und lauwarmes Wasser zu verwenden. Falls vorhanden, sollten vorher alle Laubblätter entfernt werden; sie machen schnell schlapp. Die grünen Schneeballkugeln wirken frisch und saftig, sie können auch gut für sich alleine in einem Gefäss stehen. Entweder die Stiele direkt in die Vase stellen oder in der Hand zusammenfügen, mit Naturbast zusammenbinden und in die Vase stellen.

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WE R K Z E U G Rücken

Schneide

Hamme

Bart

Sensenring

Spitz

Worb

Den Schwung des Mähens übt man am besten, wo kein Gras wächst: auf einem asphaltierten Platz.

Die gewölbte Klinge gleitet beim Mähen über den Boden.

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ILLUSTRATION: KAVEL RAFFERT Y


HA NDWE RK

EIN STÜCK STAHL MACHT DIE SENSE Was man übers Dengeln, Wetzen und Mähen wissen muss, verrät Gartenexperte Jochen Elbs-Glatz.

Die Sense ist ein Werkzeug. Ein schönes Werkzeug, in langer Entwicklung perfektioniert, mit dem, nach einigem Üben, die Arbeit «Mähen» ausgeführt werden kann. Es macht Freude, wenn es gelingt. Zum Transport von Weltanschauungen oder als Mittel zur Weltverbesserung, wie uns jüngst gar der amerikanische Schriftsteller Ian Miller weismachen wollte, taugen aber weder Sensenblatt noch Worb noch Wetzstein. Nun aber zum Praktischen, ganz Glaubenslehren-Freien: Die Sense besteht aus dem stählernen, geschmiedeten Sensenblatt und dem Sensenstiel, Worb oder Wurfarm.

DAS SENSENBLATT

Die Sense wird in etwa 30 Arbeitsschritten aus einem Stück Stahl geschmiedet. Im letzten Arbeitsgang wir das schöne, bunte, oft goldgeprägte Etikett aufgeklebt. Es verspricht mit dem Attribut «mähfertig» sorgenfreies Mähen ohne weitere Vorbereitungen. Der Stahl darf nicht zu hart sein, sonst bricht die Sense. Und auch nicht zu weich, weil sie sonst zu schnell stumpf wird. Nur das Schmieden erreicht gute Härte bei ausreichender Elastizität und innerer Spannung. Der verstärkte Rücken hält die Sense. Die Klinge ist gewölbt und gleitet beim Mähen über den Boden. Ganz vorne an der Klinge befindet sich ein 3 mm breiter Streifen, durchs Dengeln kalt verhärtet. Hier entsteht durch das Wetzen die Schneide, die das Gras abschneidet. An der Spitze laufen Rücken und Schneide ineinander. Am anderen, breitesten Ende der Klinge sitzt der Bart. Für einen sauberen Schnitt muss er immer mit besonderer Aufmerksamkeit gewetzt werden. Die

Hamme, die neben dem Bart aus dem Rücken wächst, hält mit einem Sensenring die Sense am Worb fest. Die Warze auf der Hamme greift ein Loch im Worb und ermöglicht das wichtige Einstellen des Winkels zwischen Sensenblatt und Stiel.

DER WORB

Der Sensenstiel kann aus Holz oder Metall gemacht sein. An Metallstielen lassen sich die Griffe leicht verstellen. Feucht gelagert, verziehen sie sich nicht. Holz ist das traditionelle Material für den Worb, weil es überall verfügbar, leicht zu bearbeiten und in vorindustrieller Zeit viel billiger war als Metall. Holzwörbe sind elastisch und federn angenehm beim Mähen. Die Formenvielfalt ist gigantisch, ein echtes Schlaraffenland für Volkskundler. Die grössten Unterschiede liegen in den Griffen: Wo, wie und ob sie überhaupt angebracht sind. Die Krümmung des Worbs irgendwo zwischen Barock und geradem Stecken ist auch wichtig. Namen und Herkunft bestimmen die Wahl des Worbs emotional mit. Mancher Berner hätte mit einem Thurgauer Worb oder gar einem Württembergischen sehr gut mähen können, wäre ihm deren Namen nicht bekannt gewesen. Der Worb sollte etwa schulterhoch sein. Kleine Mäher mähen mit zu langen Stielen leichter als lange mit zu kurzen. Legt man den oberen Griff in die Achselhöhle, sollte man den unteren gerade noch mit den gestreckten Fingern erreichen. Steht man leicht breitbeinig aufrecht und hält die Sense locker an beiden Griffen, sollte das Sensenblatt einige Zentimeter waagrecht über dem Boden schweben. Das sind wichtige

Einstellungen, aber nicht so wichtig, wie Schuhe der richtigen Grösse zu tragen. Man gewöhnt sich beim Mähen leicht an seine Sense.

DENGELN

«Wer beim Dengeln schläft, wacht beim Mähen auf», heisst es. Dengeln macht noch nicht scharf. Es bereitet die Schneide auf das Schärfen vor. Sensenblätter sind aus weichem Stahl geschmiedet. Das macht sie elastisch und unempfindlich, aber auch wenig schnitthaltig. Beim Dengeln treibt man die vordersten zwei Millimeter der Schneide kalt aus. Das kalte Hämmern verdichtet den Stahl und formt eine keilförmige Schneide, die mit dem Wetzstein geschärft und dabei abgewetzt wird. Ist der Dangel weg, muss wieder gedengelt werden. Dies wird auf einem Amboss, mit einem Hammer oder mit verschiedensten Dengelapparaten gemacht. Dengelmaschinen sollten Zeit und den Schläfern die Konzentration einsparen, die das Dengeln fordert. Das bessere Ergebnis erzielt man mit etwas Üben auf dem Amboss. Im Niederdeutschen sind breite Ambosse verbreitet, auf denen das Sensenblatt von vorne mit der schmalen Finne des Hammers gedengelt wird. In der Schweiz und in Oberdeutschland wird meist von hinten auf einem schmalen Dengelstock gedengelt. Dazu braucht man die ballige, breite Bahn des schweren Dengelhammers. Bergheuerstöcke können zum Bergheuen mitgenommen werden. Ein Kreuz verhindert, dass sie ganz im Boden versinken. So kann bequem auf der Wiese sitzend gedengelt werden. Der Dengelstock muss gerade so hoch sein, dass die Sense mit den Knien unterstützt wird, während

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K R Ä U T E R KÜ CH E

Grüne Kräuterkraft

Frühlingssalat mit Kräutern, Granatapfelkernen und Schafskäse an Limetten-Honig-Marinade.

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FOTO: STOCKFOOD


KRÄ UTERK ÜC HE

Ob Löffelkraut, Wegerich oder Fenchel, gesunde Frühlingskräuter bringen unseren Organismus wieder in Schwung. Wir verraten, wie, und bieten Ihnen 10 vitaminreiche Kräuter der Biogärtnerei Neubauer zum Bestellen an. Angebot Seite 50

Von Ute Studer Es ist Frühling! Die Tage werden wieder länger, die Sonne gewinnt merklich an Kraft und wir bekommen Frühlingsgefühle – wäre da nicht diese Mattheit, Lustlosigkeit und Müdigkeit. Körper und Geist sehnen sich förmlich nach einer Frühjahrskur mit vielen frischen Kräutern, die unsere Winterschlacken aus dem Körper vertreiben, unser Blut reinigen und uns mit neuer Vitalität ausstatten. Natürlich greifen wir zunächst auf die bekannten einheimischen Gewächse wie Bärlauch, Brennnessel, Giersch, Schafgarbe, Löwenzahn und Gundermann zurück. Madlen NeubauerWeber, die bekannte Kräuterkundige aus der Biogärtnerei Neubauer in Erlen TG, hat für unsere Leserinnen und Leser noch weitere Muntermacher ins Angebot gesetzt, die unserem Organismus auf die Sprünge helfen können. Als Teeaufguss, roh im Salat oder leicht gedämpft können wir die zarten jungen Kräuter geniessen und unserem Körper damit wieder auf die Sprünge helfen.

GUTER HEINRICH UND SAUERAMPFER – AM BESTEN BLANCHIERT Guter Heinrich und Sauerampfer sind zwei Frühlingsgemüse, die am besten vor dem Verzehr kurz blanchiert werden, damit die darin enthaltene Oxalsäure etwas ausgeschwemmt wird. Oxalsäure ist in höheren Konzentrationen gesundheitsschäd-

lich, da dadurch die Aufnahme von Kalzium, Eisen und Magnesium im Körper beeinträchtigt wird. Ein Spinat, ein Omelett oder eine Suppe aus beiden Gemüsen kann den Speiseplan im Frühling bereichern. Ein paar Blättchen des Sauerampfers, roh im Salat, geben angenehme Säure und schaden in geringen Dosen nicht.

SALAT AUS WEGERICH, MINZE, FENCHEL UND BARBARA-, LABUND LÖFFELKRAUT Für einen vitaminreichen Frühlingssalat eignen sich Fenchel, Hirschhornwegerich, Minze, Barbara-, Lab- und Löffelkraut. Vom Hirschhornwegerich nimmt man vor allem die jungen Blätter, die ähnlich wie Rucola einen etwas bitteren, nussigen, leicht salzigen Geschmack besitzen, als Salatbeigabe. Die jungen Blätter des Barbarakrautes ergänzen die Rohkost mit pfeffrigem Kressearoma. Den zarten Geschmack aus einer Mischung von Rucola und Kopfsalat bringt das Wiesenlabkraut, und das Löffelkraut ergänzt die Mischung mit leicht bitterer Schärfe. Die jungen, zarten Austriebe des Fenchels mit ihrem süsslichen Anisaroma gleichen die Bitterstoffe etwas aus. Einen Hauch von Minze und Ingwer bringt man in die Mischung, wenn man der Marinade klein gehackte Ingwerminze-Blättchen beimengt.

KRAUT DER UNSTERBLICHKEIT UND EISKRAUT ALS ROHKOST Natürlich wird man von keinem Kraut unsterblich, aber in Asien, wo das Kraut der Unsterblichkeit herkommt, werden erstaunlich viele Menschen über hundert Jahre alt. Kein Wunder, ist es auch Bestandteil der Traditionellen Chinesischen Medizin. Obwohl die Blätter traditionell als Tee verwendet werden, schmeckt das Kraut auch als Rohkost in Smoothies oder als Salatzutat. Das leicht säuerlich, salzige Aroma des Eiskrautes gibt Rohkostsalaten den besonderen Pfiff oder ergänzt Wokgemüse mit seinen knackigen Trieben.

REZEPT

FRÜHLINGSSALAT MIT KRÄUTERN UND SCHAFSKÄSE AN LIMETTEN-HONIG—MARINADE Zutaten für vier Personen: Marinade • Saft von zwei Limetten 5 cl Olivenöl 1 EL Mandelblättchen 1 TL Honig einige klein geschnittene Blätter von Sauerampfer und Ingwerminze • Salz, Pfeffer Salat 100 g Jungspinat ein Bund Frühlingszwiebeln • Eine Handvoll Kräuter, z. B. Kraut der Unsterblichkeit, Eiskraut, Hirschhornwegerich, Fenchel, Barbara-, Wiesenlab- und Löffelkraut, in mundge- rechte Stücke geschnitten. • Eine Handvoll Granatpfelkerne 100 g Schafskäse, gewürfelt

Alle Zutaten der Marinade gut verrühren. Den gewaschenen und getrockneten Salat mit den Kräutern mischen und mit der Marinade übergiessen. Zum Schluss die Granatapfelkerne untermischen, Käsewürfel und Mandelblättchen darüber streuen. Tipp: Es können auch andere Frühlingskräuter mit verwendet werden.

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Hält seit drei Jahren Ziegen in der Stadt Zürich: Julia Hofstetter.

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P ORTRÄ T

«Ich wollte eine Gegenwelt schaffen» Eine Wiese mitten in Zürich Nord. Meckernde Ziegen, Blumen- und Gemüsebeete: Julia Hofstetter hat mit diesem verzauberten Fleck einen offenen Ort, an dem Ideen spriessen und Projekte entstehen, geschaffen. Von Katharina Nüesch «Wiese zu pachten», stand auf einem Zettel geschrieben. Julia Hofstetter staunte nicht schlecht, als sie in der Nähe des Bahnhofes Zürich Seebach das ungewöhnliche Angebot entdeckte. Eine Wiese, mitten im aufstrebenden Zürich Nord! Angrenzend an moderne Wohnsilos, um die sich wenig bis gar kein Grün zeigt. Nach fordernden Arbeitsjahren als Leh-

rerin an einer Kantonsschule und bei einer Klimaschutzorganisation war die Biologin offen für Neues. In einer Umbruchphase sei sie damals gewesen, erzählt sie. Da kam die Wiese, auf der ein verlotterter Stall stand, wie gerufen. Ein verzauberter Ort, herausgefallen aus der Zeit. Und so kam es, dass Julia Hofstetter, die mit ihrer Familie in der Nähe wohnt, vor drei Jahren Pächterin einer Hektare steilen Wieslandes wurde. Die einstige Kiesgrube gehört der Wasserversorgung Zürich und darf nicht überbaut werden. «Ich wollte mit meiner Wiese eine Gegenwelt schaffen zur schnellen, properen Stadt: leicht chaotisch, lebendig und farbig», sagt Julia Hofstetter. Ein Ort, an dem man dreckig werden darf, an dem Dinge entstehen und wieder vergehen. Nichts für die Ewigkeit, sondern für den Moment, ganz in der Nähe zur Natur. Der Anfang sei eine Knochenarbeit gewesen, das Jäten der weit herum wuchernden Disteln und Brennnesseln und das Flicken des alten Stalles. Und doch fügte sich alles wie von selbst zusammen. Ein Bekannter steuerte einen alten Zirkuswagen bei, der ein Dach bei Regen, einen Platz zum Spielen und Basteln bietet. Auch Julia Hofstetters Wunsch nach Ziegen – Tiere, von denen sie keine Ahnung hatte – erfüllte sich in kurzer Zeit. Per Zufall hörte sie von jemandem in Göschenen, der Stiefelgeissen abgeben wollte. Sie nahm Kontakt auf und bekam fünf Tiere. Inklusive einer Beratung für den ziegengerechten Stall-Umbau und die korrekte Einzäunung. «Ich erhielt eine super Kurzausbildung als Ziegenhirtin», erinnert sie sich. Und hier stehen sie nun, die Geissen, die von den Urner Bergen mitten in den kunter-

F O T O : ST E FA N WA LT E R

bunt bemalten Stadt-Stall unter den grossen Bäumen gezogen sind. Aufmerksam beobachten sie ihre Besucher. Während die einen scheu und distanziert bleiben, sind andere freundlich-neugierig. Die Tiere mit ihrem zotteligen, braunen Fell, den «schwarzen Stiefeln», die der Pro-Specie-Rara-Rasse den Namen gegeben haben, und den bisweilen beeindruckenden Hörnern wurden bald von Passanten entdeckt. Die Leute hatten grosse Freude an den Geissen und Julia Hofstetter beschloss, den ebenen Eingangsbereich des Areals öffentlich zu machen. Zudem begann sie, Schulklassen einzuladen. Und bemerkte, dass natürliche Freiräume für Kinder ebenso wichtig sind wie die von ihr vermittelte Umweltbildung. Die Ziegen erlebt Hofstetter als eigensinnige, spannende und verbindende Tiere. Menschen, ob alt oder jung, ob von hier oder aus fernen Kontinenten, alle haben sie etwas zu den Tieren zu sagen, ein Erlebnis oder eine Geschichte zu erzählen. Die Geissen, unterdessen dank Nachwuchs zu siebt, sind nicht nur sozial verbindende Wesen, sondern haben auch andere Aufgaben: Als Stadtgeissen sind sie auch Landschaftspflegerinnen und helfen fressenderweise, eine Wiese an der Limmat von Verbuschung freizuhalten. Einen Alpaufzug gibts dann jeweils, wenn Julia Hofstetter und ihre Geissen, Letztere mit bunten Papierblumen geschmückt, in mehrstündigem Marsch Richtung Limmat ziehen. Den Geissen gefalle die Wanderung durch den Betondschungel, erzählt die Hirtin. Sie fühlten sich dann als Herde, nutzten, wenn möglich, die ganze Strassenbreite, stets neugierigen Blickes. Julia Hofstetter ist unterdessen in die Arbeitswelt zurückgekehrt und hat eine 80%−Stelle in der Kommunikation bei einer Wohnbaugenossenschaft. Die Wiese liegt ihr immer noch am Herzen; nach wie vor ist sie Alleinpächterin und die Geissen gehören ihr. Der sorgfältige Umgang mit diesem wunderbaren Ort und das Bewusstsein für die zum Teil raren Pflanzen sind ihr sehr wichtig. Die Verantwortung ist unterdessen auf mehrere Schultern verteilt. Zusammen mit Anwohnern hat sie einen Verein gegründet, in dem die Mitglieder aktiv sind, überall Hand anlegen und Feste feiern. So ist aus einem Zufall, dem Zettel, der einst am Pfosten flatterte, ein Quartier-Treffpunkt entstanden. Ein offener Ort, an dem Ideen spriessen und Projekte entstehen. Wo man sein kann, wie man sich gerade fühlt, und Ziegen meckern und glücklich sein dürfen. Übrigens: Julia Hofstetter hat vor kurzem eine zweite Wiese dazu pachten können.

Informationen zum Projekt: www.stadtgeiss.ch oder im Buch «Stadtgeiss – vom Leben mit Ziegen in der Stadt», Julia Hofstetter, AT− Verlag 2017, für Bioterra-Mitglieder Fr. 26.— und für Nichtmitglieder Fr. 29.90 Bestelltalon S.67

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BIOTERRA Mach en Si e d a s Beste au s I h rer Mitgli e d s c h aft! KURS-HIGHLIGHT In der Homatt-Kulturgärtnerei baut Patrick Biedermann mit grosser Leidenschaft längst vergessene Gemüse und Zierpflanzen an. Auf der Führung durch die Gärtnerei stellt er alte und seltene Pflanzen in ihrer ursprünglichen Form vor. Termin: 21. April, 14 Uhr, Ruswil LU Info/Anmeldung: www.hohmatt.ch; www.bioterra.ch/kurse oder luzern. innerschweiz@bioterra.ch

DIE ZAHL

150 Markt

Badener Tomaten In der idyllischen Badener Altstadt präsentiert Bioterra Baden-Brugg ein breites Sortiment an Tomatensetzlingen. Im Angebot sind unter anderem auch spezielle Sorten für den Balkon sowie Sorten von Pro Specie Rara. Termin: 28. April, 7.30–13.30 Uhr, Schlossbergplatz, Baden.

FOTOS: ZVG, KATHARINA NÜESCH

Verwachsene, blühende, rosige, natürliche, hoch gelegene, herrschaftliche, staudige, romantische, schattige etc. offene Gärten heissen während des Sommerhalbjahres Gäste willkommen. Am nationalen Wochenende vom 16./17. Juni sind die meisten Gärten geöffnet. www.offenergarten.ch

Event

Tomatenmekka Stadtgärtnerei Zusammen mit Bioterra und der Stadtgärtnerei Zürich organisiert Pro Specie Rara den traditionellen Tomatensetzlingsmarkt mit rund 70 verschiedenen Sorten. Termin/Ort: 27.–28. April, Stadtgärtnerei Zürich. www.prospecierara.ch

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TOP-EVENT

l eb en

Regionalgruppe Berner Oberland

«Wir freuen uns, in unseren Kursen neues und altbewährtes Wissen aus der biologischen und naturnahen Gartenwelt weiterzugeben.»

Jubiliäum

Pflanzenmarkt Schloss Wartegg Wartegg, das Bio-Schlosshotel am Bodensee mit herrlichem Park, feiert seinen zwanzigsten Geburtstag. Ende April findet der traditionelle Setzlings- und Pflanzenmarkt im historischen Ambiente statt.

Stefan Riesen, Beatrice Mittermeier, Mona Thomi, Myriam Straubhaar, Heidi Däppen, Suzanne Dreier, Evelin Aebli (v.l.n.r)

Termin/Ort: 28. April, Rorschacherberg SG. www.wartegg.ch Kurszyklus

Verwendung einheimischer Gehölze

Tauschbörse

Pflanzen tauschen am Labyrinthplatz Was im eigenen Garten zu viel ist, kann an der von Bioterra Zürich organisierten Börse am idyllischen Labyrinthplatz gegen anderes Gewächs getauscht werden. Biogärtnereien bieten zudem, was es im Garten sonst noch braucht. Termin: 14. April, Labyrinthplatz, Zürich.

Tauschbörse

Samen, Töpfe, Pflanzen Der Naturschutzverein Dübendorf veranstaltet in Zusammenarbeit mit Bioterra Zürich eine Pflanzentauschbörse. Samen, Töpfe, Werkzeug und andere Utensilien sind gefragt. Mit Pflanzenverkauf von Profi-Biogärtnereien. Termin: 14. April., 10–15 Uhr, Obere Mühle, Dübendorf ZH. www.naturschutzverein-duebendorf.ch

Kurszyklus mit Landschaftsarchitekt Peter Steiger rund um einheimische Gehölze. Diese werden an Wildstandorten und in gärtnerischen Anwendungen betrachtet. Zielpublikum: Fachleute im Naturgartenbereich, aber auch interessierte Laien. Termine: 4. 5. / 18. 5. / 22. 6. / 23. 6 / 31. 8. Info: www.bioterra.ch/kurse service@bioterra.ch, Tel. 044 454 48 48

Urban Gardening

NeugartenSetzlingsmarkt An sechs aufeinanderfolgenden Samstag-Nachmittagen verkaufen die Urban Gardeners des Luzerner Neugartens ihre begehrten Gemüsesetzlinge aus eigener Anzucht. Termine: 14. 4. / 21. 4. / 28. 4. / 5. 5. / 12. 5. / 19. 5. / jeweils 13–16 Uhr, auf dem Vorplatz des Neubads, Luzern. Info/Anmeldung: www.neugarten.ch oder luzern.innerschweiz@bioterra.ch

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LESERANGEBOT: HANDGEFERTIGTE HÄNGEMATTEN

NEU

Nach einer traditionellen mexikanischen Technik in Bali handgefertigt, unter dem Patronat des zewo–zertifizierten Schweizer Vereins «Zukunft für Kinder», sind diese Hängematten nicht nur widerstandsfähig, sondern auch bequem. Vergnügen pur, sich in ihnen zu entspannen.

Hängematte Modell «Hängesitz» (links), mit kunstvoll geschnitzter Aufhängung. Material: PolyesterBaumwoll-Gemisch. Gewicht: ca. 3,5 kg, Preis: Fr. 149.—

Hängematte Modell «Muntigunung» (oben), darin lässt sich entspannen, aber auch schlafen. Material: PolyesterBaumwoll-Gemisch, Gewicht: ca. 3 kg, Länge inkl. Aufhängung: ca. 4,20 m, Länge Liegefläche: ca. 2,3 m, Preis: Fr. 179.— Bestelltalon Seite 67

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LESERANGEBOT: PFLANZ-SET FÜR KINDER

Für Kinder ab 6 Jahren bieten wir dieses dreiteilige Pflanz-Set an. Es besteht aus folgenden Artikeln:

NEU

Pflanzsack mit Henkel, Fassungsvermögen von 39 Litern Er ist eine günstige Alternative zu Plastiktöpfen, wird aus recycelten Plastikflaschen und Naturfasern hergestellt und ermöglicht so den Pflanzen ein vitales Wachstum. In diesem Pflanzsack wird der Wurzelbereich belüftet und Staunässe vermieden. Buch: Pflanz mal was! – Vom Säen bis zum Ernten, Annelie Johansson In einfachen Schritten wird gezeigt, wie das geht: vom Säen bis zur Ernte und zum Einsammeln der Samen fürs nächste Jahr. Ob im Garten oder auf der Fensterbank – was man selbst gepflanzt hat, schmeckt besonders fein. Kinder-Pflanzkelle von Sneeboer Eine kleine, starke Handkelle aus Edelstahl. Ideal zum Pflanzen, Graben und Umtopfen. Speziell entwickelt für kleine Hände, mit FSC−Eschenholzgriff. Preis: Fr. 52.— (Fr. 58.—)

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FOTO: ZVG, KATHARINA NUESCH


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LESERANGEBOT: NISTHILFEN FÜR WILDBIENEN

In Zusammenarbeit mit Wildbee und den Werkstätten Bern bieten wir unsere Nisthilfen für Wildbienen an. Nisthilfe für Wildbienen, mini (Fotos unten) verschiedene Farben wählbar Masse: 16 × 20 × 18 cm Preis: Fr. 31.25 (34.30)

Nisthilfe für Wildbienen, gross (Fotos rechts) Natur oder farbig Masse: 18 × 20 × 35 cm Preis: Fr. 61.— (67.—)

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LESERANGEBOT: LANGBLÜHER

Wählen Sie aus neun Stauden der Biogärtnerei lautrejardin von Xavier Allemann in Comérod FR. Mindestabnahme: 5 Pflanzen.

Sanguisorba officinalis ‘Tanna’

Achillea millefolium ‘Tutti Frutti Pink Grapefruit’

Echinacea ‘Magnus Superior’

Standort: Sonnig/halbsch. Blütezeit: Juni bis August Höhe: 30—40 cm

Standort: Sonnig Blütezeit: Juni bis September Höhe: 60 cm

Standort: Sonnig Blütezeit: Juli bis September Höhe: 80 bis 100 cm

Geranium-Hybride ‘Pink Penny’

Salvia nemorosa ‘Caradonna’

Monarda fistulosa ‘Scorpion’

Standort: Sonnig/halbsch. Blütezeit: Juni bis November Höhe: 30 bis 50 cm

Standort: Sonnig Blütezeit: Juni bis September Höhe: 40 bis 60 cm

Standort: Sonnig /halbsch. Blütezeit: Juni bis Sept. Höhe: Bis 90 cm

Geranium-Hybride ‘Dreamland’

Phlox amplifolia ‘Christine’

Stachys monnieri ‘Hummelo’

Standort: Sonnig/halbsch. Blütezeit: Mai bis Oktober Höhe: 50 bis 60 cm

Standort: Sonnig/halbsch. Blütezeit: Juni bis September Höhe: 90 bis 100 cm

Standort: Sonnig Blütezeit: Juni bis August Höhe: 40 bis 50 cm Bestelltalon Seite 67

FOTOS: LAUTREJARDIN, GAP-PHOTOS, ZVG

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