BIOTERRA JULI/AUGUST 2017

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G Ä R T N E R N

G E S T A L T E N

G E N I E S S E N

SCHATTENSPENDER

ROSEN,CLEMATIS UND GEISSBLATT

HUHNER

WIE FEDERVIEH UND BIOGARTEN GUT HARMONIEREN

TRAUMGARTEN EINKLANG VON FARBEN UND FORMEN

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E D IT O R IAL

IM TEA M

Liebe Leserin, lieber Leser

«Chum Bi-bi-bi, chum Bi-bi-bi!» Ein Lockruf, der vielen aus der Kindheit vertraut ist und der nach wie vor erfolgreich wirkt. Im Nu kommt das gackernde Hühnervolk dahergewatschelt und freut Doris Guarisco Chefredaktorin «Bioterra» sich auf feine Körner. – Träumen auch Sie ab und an von einer munteren kleinen Schar Hühner im Garten und von einem köstlichen Frühstücksei direkt ab Nest? Marianne Bertsch aus Walenstadt hat sich diesen lang gehegten Traum erfüllt. Seit einem Jahr leben vier prachtvolle Hennen in ihrem Biogarten. Zur Freude der Enkelinnen und der ganzen Familie. Dank der Grösse des Gartens hat das Federvieh uneingeschränkten Auslauf, ausser im Frühling, wenn frische Saaten keimen. Wie man das Projekt Hühnerhaltung sinnvoll angeht, was man unbedingt wissen und beachten sollte, vermitteln wir Ihnen in unserem Bericht ab Seite 30. Hochsommer ist die Zeit des Geniessens, der Musse. Was gibt’s Schöneres, als an einem Schattenplatz im Liegestuhl zu dösen, das Blühen und Leben im Garten zu beobachten oder sich von anderen Gärten inspirieren zu lassen? In unserer Titelgeschichte «Ein Traum von einem Garten» ab Seite 12 nehmen wir Sie mit zu Karina Waltzer und ihrem Bergle-Garten in Freiburg im Breisgau. In ihrem Kiesgarten wachsen und blühen Pflanzenraritäten in sorgfältig aufeinander abgestimmten Farben und Formen und in Harmonie und Leichtigkeit. Das Werk einer umsichtigen Gartengestalterin.

TANJA OTT Wir begrüssen in unserem Team ganz herzlich Tanja Ott. Die erfahrene Landschaftsarchitektin leitet neu unsere Fachstelle Bio- und Naturgarten. Wir wünschen ihr einen guten Start und viel Freude an ihrem Engagement.

STEPHAN AESCHLIMANN YELIN Kletterpflanzen bieten Sichtschutz und spenden Schatten im sommerlichen Garten. Unser Gartenfachmann empfiehlt Kletterrosen, Clematis und Geissblätter, die sich dafür eignen und überdies den Garten schmücken.

Entdecken Sie in unserer Sommerausgabe überdies Rosen, Clematis und Geissblätter als Schattenspender, den Beitrag von Sandra Weber zu Eidechsen und Heuschrecken im Garten sowie Wissenswertes zu Kartoffeln und Dahlien in unserer Serie Biogarten. Ich wünsche Ihnen eine vergnüglich gelassene Sommerzeit. Herzlich JENS ROHRBECK Als Vorstandsmitglied von Bioterra ist Jens Rohrbeck für die Finanzen verantwortlich. In seiner Freizeit stellt er kunstvolle Keramikobjekte her. Wir freuen uns, von ihm formschöne Schalen mit Käfermotiven anzubieten.

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IN H A L T

BIO- UND NATURGARTEN

Saison: 8 Seiten aktuelle Gartentipps für Bio-, Naturgarten und Balkon ........................................................ 4 Ein Traum von einem Garten Karina Waltzer und ihr zauberhaft gestalteter Staudengarten ...................................................... 1 2 Serie: Erlebniswelt Biogarten Kartoffelernte, Dahlienkinder, kleine Wassergärten und der Moschusbock ...................................................... 2 2

Natürlich, verspielt, mit farblich harmonisch abgestimmten Beeten, das ist der Bergle-Garten von Karina Waltzer. Die Landschaftsarchitektin hat in jahrelanger Arbeit ein Kleinod mit vielen botanischen Raritäten gestaltet. SEITE 12

Serie: Florale Ideen Mit Gräsern, Kosmeen und Dahlien üppige Sommersträusse binden .....................................................26 Hühner im Biogarten Ein Frühstücksei frisch ab Nest? Was zu bedenken ist, bevor man sich ein Hühnervolk zulegt ...................................................... 3 0 Praxis Biogarten Kräuter vermehren mit Stecklingen ...................................................... 3 5 Serie: Tiere im Garten Von Eidechsen, Heuschrecken und Blindschleichen ...................................................... 3 8 Kletterpflanzen Rosen, Clematis und Geissblätter als Schattenspender und Sichtschutz ...................................................... 4 0 DRAUSSEN GENIESSEN

Köstliches fürs Picknick Rezepte für schnell zubereitete und gesunde Kleinigkeiten ...................................................... 4 6

Martin Frei «Beeren machen Vielfalt erlebbar» SEITE 50

Hühner halten Was man wissen und beachten sollte S E I T E

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PORTR ÄT

Martin Frei Beerenspezialist und Betreuer der Nationalen Beerensammlung ...................................................... 5 0 RUBRIKEN Notizen: Ute Studers Seite....................... 20 Gartenberatung....................................... 29 Vorschau/Impressum............................... 5 4 Bioterra leben................................................. 55 Leserservice/Bestelltalon........................ 59

Draussen geniessen Köstliches fürs Essen an der frischen Luft S E I T E 4 6

F O T O S : B E N E D I K T D I T T L I , B E K A B I T T E R L I , K AT H A R I N A N Ü E S C H , S T E P H A N WA LT E R , J O K I R C H H E R R

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Sommerbouquet Mit Dahlien, Gräsern und Kosmeen SEITE 26 BIOTERRA

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SAISON —

Richtig wässern – SEITE 5 Artischocken – SEITE 6 Sandbadewannen für Spatzen – SEITE 7 Brokkoli ernten – SEITE 8 Brombeer-Sorten – SEITE 9 Ganze Tomaten konservieren Von Ute Studer und Jochen Elbs-Glatz – SEITE 10 Gewürzfenchel vielfach nutzen – SEITE 11

BACH-KR AT ZDISTEL

APARTE BLÜTEN Früher war die einheimische Bach-Kratzdistel Cirsium rivulare an feuchten Bachufern häufig, mittlerweile ist sie aber selten geworden. Ein Grund, sich die überaus blühfreudige Distel mit den dunkelroten Blüten in den Garten zu holen. Sie braucht einen sonnigen Standort mit feuchtem, nährstoffreichem, kalkarmem Boden. Besonders schön ist die Auslese ‘Atropurpureum’ (im Bild).

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SA I S ON

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SOMMERHITZE

RICHTIG WÄSSERN Frisch Gepflanztes braucht täglich Wasser, damit Wurzeln und Topfballen nicht austrocknen. Schon Etabliertes kann durch richtiges Wässern robust gemacht werden. Es wird nicht jeden Tag ein wenig gegossen, das regt lediglich die Bildung von Wurzeln nahe der Bodenoberfläche an und wirkt sich fatal aus, wenn beispielsweise in den Ferien die tägliche Gabe ausbleibt. Wässert man hingegen nur alle paar Tage reichlich, dringt das Wasser tief in den Boden und die Wurzeln folgen ihm in die Tiefe. 20 l pro Quadratmeter und Woche sind nicht zu viel. Und heute dieses, morgen jenes Beet zu wässern, hilft gegen Erschöpfung beim Wassertragen.

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GARTENGESTALTERINNEN VERRATEN IHRE GEHEIMNISSE 14 bekannte Gartengestalterinnen aus fünf europäischen Ländern werden von Kathrin Hofmeister einfühlsam porträtiert. In Interviews verraten die Frauen ihre ganz persönlichen grünen Geheimnisse. Ob im modernen Stadtgarten, im Cottage-Garten oder im Präriegarten, Achtsamkeit, nachhaltiges Denken und eine äusserst kreative Pflanzenverwendung prägen den Stil heutiger Gartengestaltung. Ein prachtvoller Überblick über aktuelles Gartendesign mit viel praktischem Know-how, fotografiert von Elke Borkowski. Frauen und ihre Gärten, Gartengestalterinnen verraten ihre Geheimnisse. Kathrin Hofmeister, Elke Borkowski, Verlag DVA, München, 2017, Fr. 50.90, Bestelltalon Seite 63.

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MEHRJÄ HRIGE S TOCK ROSEN

ZIER FÜR GARTENZÄUNE Die mehrjährigen Stockrosen sind eine echte Bereicherung im Garten. Sie sind eine Kreuzung zwischen Alcea rosea und Althaea officinalis, wachsen bis zwei Meter hoch, blühen lang und überreich. Sie lehnen sich gerne an Gartenzäune, wirken aber auch als Solitär im Staudenbeet. Die Sorte Alcalthaea suffrutescens ‘Parkallee’ besitzt halbgefüllte Blüten in zartem Gelb. ‘Parkfrieden’ strahlt mit zartrosa Malvenblüten mit dunkelrosa Mitte, und ‘Parkrondell’ leuchtet kräftig rosa. Die Hybriden sind gesunde, wenig rostanfällige Sträucher, die sich auch als Schnittblumen eignen. Sie wachsen gerne auf trockenem bis frischem, durchlässigem Boden.

THYMIAN

FÜR DIE WINTERKÜCHE Bis Ende August kann man Thymian ernten und für den Winter trocknen. Man schneidet die Pflanze bis auf 10 cm zurück, damit sie mit neuem Austrieb in den Winter gehen kann. Die Zweige werden luftig im Schatten getrocknet, Die Blättchen abgerebbelt und in gut verschliessbaren Gefässen für den Gebrauch im Winter aufbewahrt.

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S A IS ON

FEDERKOHL

IM JULI SÄEN Federkohl ist ein vitaminreiches Wintergemüse, dessen herber Geschmack mit der sommerlichen Brokkolizartheit wunderbar kontrastiert. Anfang Juli irgendwo dünn auf ein freies Plätzchen gesät und fleissig gegossen, wachsen kräftige Setzlinge heran. Im August pflanzt man im Abstand von 40 x 40 cm tief, bis zum ersten Blatt, und häufelt später nochmals auf. Herbstsalate und Rettiche füllen das Beet.

BUCH

HAHNENFUSSGEWÄCHSE

BROKKOLI

MEHRMALS ERNTEN Im Gegensatz zu den Kopfkohlarten kann man Brokkoli mehrmals ernten. Zuerst kappt man nur den dicken Mittelspross. Dann bildet der Brokkoli Seitentriebe mit kleineren Röschen, die sich ebenfalls ernten lassen. Im Sommer ist es ratsam, täglich zu kontrollieren, ob sich reife Röschen entwickelt haben, denn bei warmem Wetter blühen sie schnell auf. Sobald die Röschen anschwellen, aber noch keinen gelben Schimmer zeigen, ist es Zeit, sie zu ernten.

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Der zweite Band des Jahrbuches der GSS Gesellschaft Schweizer Staudenfreunde widmet sich ausführlich der Familie der Hahnenfussgewächse. In verschiedenen Beiträgen zur Botanik, Pflanzenverwendung, Züchtung und Kultur wird die artenreiche Familie vorgestellt. Die Züchtung des Japanischen Leberblümchens, die Leidenschaft für Silberkerzen, luftige oder kriechende Wiesenrauten, Gartenkrimis oder künstlerische Darstellungen der Pflanzen sind weitere interessante Themen. Ranunculaceae, Hahnenfussgewächse, Band 2, GSS, Zürich, 2017, Fr 27.–, Bestelltalon Seite 63.

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SA I S ON

BROMBEEREN

WIR EMPFEHLEN FOLGENDE SORTEN: ‘Theodor Reimers’: Sie ist die bekannteste Sorte, die bis zu 10 m lange Ruten treiben kann und sehr stachelig ist. Reife: August bis September. Neuere Sorten sind weniger kratzbürstig. ‘Chester Thornless’: ohne Stacheln, wächst aufrecht. Reife: ab August bis Oktober. ‘Jumbo’: ohne Stacheln und wenig Seitentriebe. Reife: Ende Juli bis September. ‘Nessy’: ohne Stacheln, aufrechter Wuchs. Reife: Juli bis September. ‘Navaho’: ohne Stacheln, aufrechter Wuchs. Reife: Juli bis Oktober. ‘Asterina’: ohne Stacheln, halb aufrechter Wuchs. Reife: August bis September. ‘Reuben’: fruchtet am einjährigen Holz. Reife: Ende August bis Oktober. ‘Direttissima Montblanc’: fruchtet am einjährigen Holz. Reife: ab Mitte August.

MUSK ATEL L ERSA L BEI

JETZT AUSSÄEN Der Muskatellersalbei Salvia sclarea ist zweijährig. Jetzt ausgesät, bildet er eine kräftige Blattrosette und Blütenanlagen, die sich im zweiten Jahr nach genügend Kälteeinwirkung etwa einen Meter hoch strecken und blühen. Sein Duft wird wohlwollend als herb, würzig, harzig umschrieben, andere nennen den Muskatellersalbei schlicht Achselschweisssalbei.

BL AUE TOM ATEN

GESUNDHEITSFÖRDERNDE ANTHOZYANE Blaue Tomaten sind das Ergebnis neuester Züchtungsarbeit. Dabei wurden normale Tomaten mit blau abreifenden Wildtomaten gekreuzt. Die blauvioletten Tomaten wie zum Beispiel ‘Indigo Rose’ enthalten mehr gesundheitsfördernde Anthozyane als rote Tomaten. Anthozyane sind sekundäre Pflanzenstoffe mit antioxidativer Wirkung, die unsere Zellen vor Alterung und Krebs schützen.

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SOMMERHIMBEEREN

NACH DER ERNTE AUSLICHTEN Die Saison für Sommerhimbeeren geht zu Ende. Nach der Ernte werden alle abgeernteten Ruten nahe am Boden abgeschnitten. Auch überschüssige Jungruten werden entfernt. Pro Laufmeter lässt man 8 bis 10 Jungruten stehen.

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GA RTENPORTRÄ T

EVONinEINEM Traum GARTEN Am Stadtrand von Freiburg im Breisgau erfüllte sich Karina Waltzer einen lang gehegten Traum. Auf einer Hektare gestaltete sie einen Staudengarten voller botanischer Besonderheiten. FOTO: BENEDIKT DITTLI

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Verspielt: Zittergras, Purpur-Witwenblume und Sonnenhut.

dass man bald auf ein weiteres Rondell stösst, diesmal eine Wiese, in deren Mitte ein Kirschbaum wächst. Darauf steht zuweilen sogar ein Liegestuhl: «Entspannen geht zwar nur selten – es gibt einfach immer zu viel zu tun!»

GESTALTUNGSIDEEN MIT ANDEREN TEILEN In diesem hinteren, absonnigen Gartenteil hat Karina Waltzer die Erde nicht mit Kies gemischt – hier muss wachsen, was sich mit dem lehmigen Boden arrangieren kann – Phlox zum Beispiel, Kissen-Purpurglöckchen, Riesen-Wasserdost und Raublatt-Astern. Dafür mulcht sie regelmässig mit Laub, Rasen- und Staudenschnitt. Das verbessert die Humusschicht und hält den Boden länger feucht. Optisch wurde dieser Bereich mit schlichten, von Clematis und Kletterrosen überwachsenen Rankelementen vom vorderen abgetrennt. Dennoch erlauben sie, da und dort einen Blick vom einen ins andere Gartenzimmer hinüber zu werfen. Auch dies hat Karina Waltzer bewusst ermöglicht. Regelmässig spaziert sie durch ihren Garten und prüft, ob die Bepflanzungen, auch weiter voneinander entfernte, wirklich aus jeder Die Gärtnerin und ihr schmuckes Gartenhäuschen.

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GA RTENPORTRÄ T

Clematis ‘Rouge Cardinal’.

Bartfaden und Blaue Rasselblume.

Sterndolden und Rose ‘The Fairy’ (rot).

Clematis, Rosen, Bartfaden, Blaue Rasselblumen und Sterndolden harmonieren in Weiss, Blau, Rosa bis Purpur.

Perspektive stimmig sind. Meist sind sie es, denn die Gärtnerin hat nicht nur eine gute Intuition, sondern hat sich über die Jahre auch viel Erfahrung mit Pflanzen und Kompositionen angeeignet. Erst beim Studium, dann im Berufsleben als Floristin und beim Experimentieren im kleinen Schreber­ garten, den sie vor dem Bergle-Garten pflegte und der – den Vereinsstatuten zum Trotz – zum Schluss fast nur noch Stauden beherbergte. Ihr Wissen und ihre Leidenschaft teilt sie gern: «Ich finde es schön, wenn sich auch andere an meinem Garten erfreuen und vielleicht sogar neue, ihnen bis anhin unbekannte Pflanzen entdecken. Und wenn ich sie mit meiner Begeisterung für Raritäten anstecken kann.» Über das soziale Netzwerk Facebook zeigt sie privat und über die Gruppe «Wir sind Staudenfreunde» regelmässig Bilder von ausgewählten Pflanzen und schönen Kombinationen, gibt Tipps und Ratschläge, fragt aber auch mal selbst um Hilfe, wenn sie im Garten nicht mehr weiterkommt. Zur Leidenschaft fürs Gärtnern kam so die fürs Fotografieren. Zu jedem Monat hat sie auf ihrem Facebook-Profil einen Foto-Ordner mit aktuellen Blühern aus ihrem Garten angelegt, es gibt aber auch Alben für Schneeglöckchen – Karina Waltzer zählt sich zu den Galantophilen – oder zu den Passionierten von «Gothic-Pflanzen». Ein Sammelbegriff, den die Gärtnerin selbst erdacht hat wegen ihrer Liebe zu dunkel gefärbten Blättern und Blüten, etwa Iris ‘Before the Storm’, Grasnelke Armeria maritima ‘Vesuv’ oder Witwenblume Knautia macedonica. Gothic sei eine Lebensstimmung, die das Vergängliche stets im Hinterkopf habe, sagt Karina Waltzer. «Mein Garten ist ein Abbild meiner Gedanken, meiner selbst – andere malen

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oder drücken sich mit Musik aus, ich gestalte eben mit Pflanzen», erklärt sie. «Im Leben herrscht nicht nur Glück und Freude, es gibt auch Verlust und Traurigkeit und im Bewusstsein darüber wertschätzt man die schönen Seiten des Lebens umso mehr.» Trotzdem: Als Lieblingsblume nennt sie die Fackellilie, ein Feuerwerk an Gelb, Orange und Fröhlichkeit. Und wer ihren Garten besucht, wird ihn glücklich und hoffnungsfroh verlassen – und inspiriert, nicht nur dazu, im eigenen Garten Neues zu versuchen, sondern auch an seine Träume zu glauben. Denn wie man an Karina Waltzers Bergle-Garten sieht: Manchmal werden sie wirklich wahr.

Der kleine Platz mit duftenden Thymianinseln.

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NO T IZ E N

DER EHRENTAG DES UNKRAUTS UNKRAUT Und wenn ich mich drangebe, kapriziere ich mich darauf, dass keine Unkrautpflanze stehen bleibt. Doch wenn man wieder hinkommt, denkt man: Donnerwetter, nun hast du doch eins übersehen. Wilhelm Busch 1832–1908

Von Ute Studer Im Frühling dachte ich noch, dieses Jahr sei die Welt in Ordnung. Ich hatte mich um die Vogelmieren und Placken gekümmert, das Scharbockskraut weggenommen, die Finger- und Franzosenkräuter entfernt sowie Löwenzahn und Hahnenfuss ausgestochen. Es war Ende März, der Garten stand unkrautfrei vor mir und ein Gefühl der Zufriedenheit überkam mich. Wie schon oft hatte ich auch diesen Frühling den Eindruck, dass es diesmal mit dem Unkraut nicht so schlimm werden würde. 2003 wurde von Gartenbloggern in den USA ein Ehrentag des Unkrautes ausgerufen und seither wird er weltweit am 28. März gefeiert. An diesem Tag soll man das ungeliebte Grün im Garten ehren. Wahrscheinlich wurde dafür der frühe Frühling gewählt, weil die schlimmsten Unkräuter wie Winden und Giersch noch im Boden schlummern und alle Gartenfrauen und -männer denken, ihr Garten sei unkrautfrei und sie könnten deshalb mitfeiern. Man hätte diesen Tag in den Juli verlegen sollen! Dann, wenn überall diese hübschen weissen Blüten auftauchen. Erst sehen sie, zusammengefaltet, ganz reizend aus. Doch danach entrollen sie sich mit einem leichten Dreh und erstrahlen in unschuldigem Weiss. Wie eine pflanzliche Walze überrollen sie alles, erdrücken die Johannisbeerbüsche, setzen dem Buchs grosse weisse Blüten auf, leuchten weiss aus dunkelrot blühenden Rosen oder ranken mit den blauen Stangenbohnen um die Wette. – Sie sind wahre Würgeschlangen im Gartenbeet. Auch ihre endlos langen Wurzeln sind weiss und gut zu sehen im dunklen Erdreich. Da sie aber kreuz und quer wachsen und bis in zwei Meter Tiefe reichen, bekommt man nie

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alle Würzelchen heraus, und aus jedem verbleibenden Teilstück erwächst wieder eine neue Würgepflanze. Die Blüten der Winden sollen sogar einen zarten Anisduft verströmen, aber wer die Winden kennt, wird auch daran wenig Freude haben. Einmal blühend, setzen sie danach Samen an und das heisst dann: einmal Winden, immer Winden! Erscheinen also die Blüten, ist es höchste Eisenbahn fürs Unkrautjäten. Nach fünf Stunden Windenwurzeln aus dem Boden fieseln kann ich mit Begriffen wie Beikräuter, Kulturpflanzenbegleiter, Begleitvegetation oder Wildwuchs nicht mehr viel anfangen. Denn meine Winden bleiben ein Unkraut, schlimmer noch, es sind regelrechte Garten-Terroristen. Die Vorstellung, dass jetzt zwar keine Winde mehr zu sehen ist, mir aber in einem Meter Tiefe einige Wurzeln unauffindbar abgebrochen sind und spätestens in einem Monat eine Wiederholung dieser Aktion fällig wird, lässt mich noch viel trotziger das Unwort Unkraut gebrauchen. Und ich habe null Bock, mit den Winden zu kuscheln, auch nicht an ihrem Ehrentag, an dem sie sich ja auch noch im Boden verstecken. Ich will auch den so oft gehörten Ratschlag: «Machen Sie aus ihren Unkräutern einen gesunden, grünen Smoothie!» nicht mehr hören, denn aus Windenwurzeln wird kein leckerer grüner Powerdrink. Der einzige Drink, für den ich die Windenwurzeln mit anhängendem Kraut und Blüten verwende, heisst Pflanzenjauche, ist braun und stinkt entsetzlich. Es braucht lange, bis sie sich zersetzen, aber wenn sie das endlich getan haben, kommt ihre Vitalkraft wenigstens den anderen Pflanzen zugute. Die Winde behält immer die Oberhand und zeigt mir, wer der Herr in diesem Freigehege Garten ist. Wer den unsinnigen Ratschlag gab, man müsse nur fleissig stets das Oberirdische entfernen, dann geben sie auf, hat noch nie im Boden nach Windenwurzeln gesucht. Der Ehrentag des Unkrautes heisst übrigens im Amerikanischen «Weed Appreciation Day», übersetzt Unkraut-Würdigungs-Tag. Ich vermute aber, dass da ganz andere Gedanken dahinterstecken, denn Weed ist in Amerika auch der Name für Cannabis wie bei uns Gras. Vielleicht habe ich das falsch verstanden und es geht an diesem Tag gar nicht um die Ehrung meiner Winden, sondern um die Verehrung der im Garten versteckt wachsenden Cannabispflanzen. Na ja, vielleicht komme ich in meinen alten Tagen noch auf neue Gedanken …

ILLUSTRATION: CORINNA STAFFE

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NO TI Z E N

CHRUT ODER UCHRUT? Von Jochen Elbs-Glatz

Pfarrer Johann Künzle (1857–1945), Kräuterpfarrer und Förderer der Alternativmedizin wie Sebastian Kneipp, gab 1912 seinem seither weit verbreiteten Heilkräuterbüchlein den Titel: «Chrut und Uchrut.» Kraut und Unkraut, diese Begriffe zeigen unsere ganze Ambivalenz zur Natur. Kraut ist, was man isst, alles, was nahrhaft und nützlich ist, Pflanzen also, von denen man sich Ernte erhofft. Unkraut ist alles, was der Erzielung der Ernte im Wege steht. Das kann durch direkte Konkurrenz zu den Nutzpflanzen geschehen oder auf ganz andere Weise, wenn Unkraut zum Beispiel die Zufahrt zum Acker versperrt. Einzelne Pflanzenarten sind nicht immer Kraut oder Unkraut. Das verschiebt sich mit der Zeit und nach Kontext. Nüssler war ein beerntbares Ackerunkraut, geduldet, bis er dem

Getreide lästig wurde. Im 16. Jahrhundert holte man ihn in die Gärten und schätzt ihn bis heute als Kraut. Ackerwinden sind im Garten Fluch und Plage, Unkraut reinsten Wassers. In Töpfen von Urban Gardening sind sie sehr hübsche Kletterpflanzen, auch wenn sich der stets unkende, erfahrene Gärtner fragt, wie lange das so bleibt. Im biologischen Land- und Gartenbau bemüht man sich, dem Unkraut politisch korrekte Namen zu geben. Man hat erkannt, dass Pflanzen, die zwar die Haupternte behindern, am Rand vorher oder nachher durchaus positiv wirken können. Diese ökologische Haltung führt zum «Beikraut» oder «Begleitkraut». Ein begleitender Aspekt wird betont, die Gefährdung eher verschleiert. «Wildkräuter» ist ein Begriff, der schon für wild lebende, essbare Pflanzen gebraucht wird. Er erfasst das Störende des Unkrauts nicht. Viele Unkräuter wie etwa der Klatschmohn sind Kulturfolger, also alles andere als wild. Sie können nur überleben, wo Menschen im Ackerbau offene Flächen schaffen. Will man die Grenze zwischen von Menschenhand Gesätem und von selbst Aufkeimendem ziehen, passt Wildkräuter. Die Herbologie, die Wissenschaft der Unkrautbiologie, Unkrautökologie und Unkrautbekämpfung, bemüht sich ebenfalls schönrednerisch: Hier heissen Ackerunkräuter «Segetalfloren», damit ihnen nicht das Unkraut anhaftet.

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KARTOFFELN ERNTEN Nicht nur grosse Knollen ernten, sondern auch die allerkleinsten müssen raus, damit keine Krankheiten übertragen werden. Nach kurzem Abtrocknen in Styroporkisten lagern und die schönsten gleich nach der Ernte geniessen!

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ERLEBNIS WELT BI OGA RTE N Erlebniswelt Biogarten

Von blühenden Bischofskindern und Kartoffeln Von Jochen Elbs-Glatz Wir haben sie gehasst, diese in Reih und Glied gepfählten Dahlien mit ihrem vor Überdüngung blaugrünen Laub und den kindskopfgrossen über und über gefüllten Blüten, denen schon der leiseste Regen oder Windhauch das Genick brechen konnte. Nein, das war nichts für jugendbewegte, biologisch-naturnah-umweltschützerisch-teilvegetarische Atomkraftgegner auf dem Weg unter das alles verdeckende Arafat-Tuch der erregend radikalen Angebeteten. Vorurteile halten sich lange, und so hatten wir lange keine Dahlien, bis mit ‘Bishop of Llandaff’ und den anderen Bischöfen ganz andere Dahlien Einzug in die Gärten hielten. Die Bischöfe sind nicht viel mehr als einen Meter hoch, oft rotlaubig und sehr blühfreudig. Ihre Blüten sind einfach, locken Insekten an und produzieren viele Samen. Und schon wurden Samen von Bishop’s Children verkauft.

‘Bishop of Llandaff’ und die Seinen warfen gärtnerische Dogmen nieder. Einjährige konnten mit Stauden kombiniert werden, Dahlien als Rosenbegleiter wirken! Selbst Gemüsebeete liessen sich verschönern oder gleich mit essbaren Dahlien der Sorte ‘Yams’ bestellen. James Wong, Gardenwriter bei der Royal Horticultural Society RHS hat ‘Yams’ propagiert und empfiehlt, die Blüten zu entfernen, um die Knollenbildung zu fördern. Das tut man natürlich nicht und bewundert ein ganz eigentümliches Blütenfeuerwerk in all den vielen Farben der Roben Ihrer Majestät Queen Elisabeth II. Essen kann man alle diesjährigen Dahliensämlinge, weil ihre Knollen alle gleich alt sind. Besondere Sorten braucht es dazu nicht. Wir fanden die Knollenrädchen gebraten am besten, es schmeckt aber nicht viel anders als ein Kohlrabi.

Blüte einer ausgesäten Dahlie. Kleiner Wassergarten

MIT GELTEN UND EIMERN Ein Wassergarten beruhigt und bietet Spiegelflächen, wenn er nicht zu dicht bewachsen ist. Wer Platz hat und es vermag, baut sich einen grossen Teich. Im Kleinen erreicht man schon mit wenig viel. Ein Regenindikator – ein wassergefülltes Tablett mit einem Moosinselchen – ist schon ein Wassergarten und wenn er bleibt, wo er ist, ist er als Bienentränke sehr nützlich. Ein Eimer-und-Geltengarten aus Zinkgefässen hebt die Spiegel hoch. Deshalb ist es sehr wichtig, die Gefässe waagrecht aufzustellen und randvoll zu füllen. Wasserrandpflanzen wie Iris, Pfeilkraut, Froschlöffel und Blumenbinse werden in Gartenerde eingepflanzt. Gegen Frostschäden legt man die Gefässe im Winter um und lässt das Wasser ablaufen.

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SOMMER IST DIE ZEIT DER ÜPPIGEN BOUQUETS Dahlien sind eine Welt für sich: Ihre Blüten locken in mannigfaltigen Farben und Formen und sind entsprechend vielseitig kombinierbar. Mit ihnen und mit Kosmeen, Zinnien, Löwenmäulchen und Gräsern lassen sich prachtvolle und farbenfrohe Arrangements binden.

Von Anita Leuthold Schon früh in meiner Kindheit lernte ich Dahlien kennen. Nicht etwa bei meiner Mutter im Garten, nein. Denn sie pflegte einen Bio-Gemüsegarten und fand es zu umständlich, Dahlien im Herbst auszugraben, damit sie im Keller frostfrei überwintern können. Unsere Nachbarin hingegen pflanzte Jahr für Jahr ein Beet mit Dahlien, und ich kletterte jeweils als kleines Mädchen über den Gartenzaun, sobald ich Frau Schwaller ihre Dahlien giessen oder Schneckenkörner streuen sah. Interessiert begleitete ich sie so durch den Sommer. Jedes Jahr werde ich schwach beim Betrachten der Verkaufsstände mit Blumenzwiebeln bzw. -knollen. Die verschiedenen Blütenformen der Dahlien faszinieren mich, gibt es sie doch von pomponförmig über kaktus-, seerosen- und anemonenblütig bis als Riesenblüten mit ca. 20 cm Durchmesser. Auch dunkellaubige Dahlien gefallen mir gut, die Sorten ‘Bishop of Llandaff’ (Züchtung aus dem Jahre 1928 ), rot blühend oder ‘Bishop of Leicester’, rosa blühend, sind echte Hingucker, beispielsweise in Kombination mit dem rotlaubigen einjährigen Lampenputzergras, mit Verbenen und Kosmeen. Von Pro

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Specie Rara sind schöne alte Dahliensorten im Handel erhältlich. Für Blumensträusse mische ich gerne möglichst bunte Dahliensorten zusammen. Das wirkt fröhlich und versprüht Lebensfreude. Dafür reichen auch nur ein paar Stiele in einem schönen Keramikkrug oder eine Einzelblüte in einem Glas oder einer Flasche. Aus meiner Erfahrung kann ich sagen, dass Dahlien leider nicht zu den langlebigen Blumen gehören. Und beim Anbau im Garten kommt man nicht um Schneckenkörner herum – Dahlien müssen eine ausgesprochene Delikatesse für die schleimigen Tierchen sein.

DÜNGER UND PFLEGE Die Wurzelknollen der Dahlien ab Anfang April in grosse Töpfe pflanzen und an einem geschützten Ort antreiben. So haben sie einen Vorsprung vor den gefrässigen Schnecken. Ab Mitte Mai ins Freie pflanzen, später düngen mit Kompost und biologischem Flüssigdünger, mit einem Pfahl aufbinden oder mit einem Weidengerüst oder Haselnusszweigen stützen. Regelmässig Verblühtes ausschneiden für eine Nachblüte. Vor dem ersten Frost ausgraben und den Wurzelstock frostfrei überwintern.

PRACHTVOLLES SOMMERBOUQUET Dazu benötigen Sie: Ein wasserdichtes Innengefäss mit nassem Steckschaum (Oasis) füllen. Anleitung: Ausgewählte Blumen und Grün rüsten, unterste Blätter entfernen und vor dem Stecken mit scharfem Messer schräg anschneiden. Das Gefäss in den gewünschten Korb stellen und regelmässig wässern. Soll das fertige Arrangement eine Vorderansicht haben? Dann sollten grosse, dominante Blüten vorne in der Mitte gesteckt sein. Wird es rundum betrachtet? Dann grosse Blüten rundum verteilen. Es kann auch zuerst mit dem Blattgrün begonnen werden, um am Schluss die Blüten dazu zu arrangieren.

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HÜ H N E R H ALTE N

DAS FRÜHSTÜCKSEI FRISCH AB NEST Von Katharina Nüesch «Chum Bi-bi-bi-biii!» Erklingt der Lockruf, gibt es kein Halten mehr: Lolita, Frieda, Bella und Hermina rennen heran, so schnell es geht. Lolita und ihre Kolleginnen sind das prachtvolle Hühnervolk von Marianne Bertsch und ihrer Familie. Es lebt seit gut einem Jahr hoch über Walenstadt – mit Blick auf See und Berge. Doch die Aussicht interessiert die Hühnervögel wohl kaum. Ihr Reich umfasst ein schmuckes Hühnerhaus, eine eingezäunte Weide und einen weitläufigen Garten. Zur Belohnung fürs sofortige Erscheinen verfüttert Enkelin Lara ihnen ein paar Traubenbeeren. Stolz erklärt sie, dass Hermina ihr Huhn sei. Der Vogel ist zahm und lässt sich auf den Arm nehmen und streicheln.

Marianne Bertsch aus Walenstadt SG hat sich vor einem Jahr einen lang gehegten Wunsch erfüllt: Sie wurde Hühnerhalterin. Die Erfahrungen mit ihrem bunten Federvieh in ihrem Biogarten sind durchwegs positiv.

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Marianne Bertsch hat sich vor zwei Jahren frühpensionieren lassen und hat heute endlich Zeit für Familie, Haus und Garten. Am Federvieh hatte sie, die auf einem Bauernhof aufgewachsen ist, immer Freude. Die Pflegefachfrau liebäugelte schon länger damit, ein paar Hennen zu halten. Das wusste auch ihre Schwester, die schliesslich etwas nachhalf: Zum Sechzigsten schenkte sie Marianne Bertsch einen Gutschein für zwei Junghennen. Dazu ein Buch über den Hühnerstallbau. «Platz hast du ja genug», meinte sie dazu. An Platz mangelt es dem Ehepaar Bertsch tatsächlich nicht. Der grosse, schöne Biogarten zieht sich weitläufig ums ganze Haus und geht nahtlos ins Nachbargrundstück über, wo die Familie des Sohns lebt.

NUTZTIER UND HAUSTIER Die Hühnerhaltung im Garten nimmt selbst in urbanen Gebieten zu, dabei spielen die Landlust und die Freude an der Selbstversorgung eine Hauptrolle.

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HÜHNER HA L TE N

Die Hühner von Marianne Bertsch haben freien Auslauf, ausser im Frühling, wenn frisch gesät und gepflanzt wird. In der Schweiz leben rund 11 Millionen Hühner, der Grossteil davon in Massentierhaltung. Sie fristen ein kurzes Dasein als Masttiere oder Legehennen. Letztere werden nach zirka einem Jahr, wenn ihre Legeleistung sinkt, geschlachtet. Diese Hochleistungsrassen sind allesamt Hybriden, also Kreuzungen, die nicht weiter vermehrt werden können. Im Vergleich zu diesen namenlosen Nutztieren fristet das Haustier Huhn ein wahres Luxusleben. Was bedeutet, dass es sich so verhalten kann, wie es seinem Wesen entspricht. «Hühner brauchen Artgenossen, sie dürfen nicht alleine gehalten werden. Es müssen also mindestens zwei Tiere sein», sagt Tanja Kutzer, Co-Geschäftsleiterin von Kagfreiland, der Organisation, die sich für artgerechte Nutztierhaltung einsetzt. Wer sich Hühner zulegt, hat die Qual der Wahl, denn in der Schweiz gibt es zirka 150

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Rassen. Dazu gehören die letzten drei alten Schweizer Hühnerrassen: das Appenzeller Barthuhn, das Appenzeller Spitzhauben-Huhn und das Schweizer Huhn, für die Pro Specie Rara in Basel eine Aufzuchtstation betreibt. «Hochleistungs-Legehy­ briden eignen sich nicht für die private Haltung», betont Tanja Kutzer. Althergebrachte wie die erwähnten Schweizer Rassen hingegen schon. Sie sind robust, ausgewogen in Fleischund Legequalität, schön in Gefieder und Erscheinung. Wer sie hält, tut etwas für die Erhaltung der Rassen und die Biodiversität. Hühner werden in der Regel fünf bis sieben Jahre alt, in Einzelfällen bis zu zehn Jahre. Sie legen mit zunehmendem Alter immer weniger Eier. Ältere Tiere, die keine Eier mehr legen, könnten verspeist werden, etwa als Suppenhuhn. Das jedoch ist für die wenigsten Halterinnen und Halter eine Option.

Das Hühnervolk erfreut Enkelin Lara und die ganze Familie. BIOTERRA

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GA R T E NPRAXIS

STECKLINGSVERMEHRUNG VON ROSMARIN SCHRITT FÜR SCHRITT

Mit einer scharfen Schere werden die Triebspitzen des Rosmarins abgeschnitten.

Bis auf einige an der Spitze werden alle Blätter entfernt.

Die Stecklinge steckt man in Töpfchen mit Aussaaterde.

Danach giesst man sie mit Wasser aus der Giesskanne gut an.

Aus den Stecklingen entwickeln sich kräftige Jungpflanzen.

Die jungen Rosmarinpflanzen setzt man an einen geschützten Standort.

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GA RTENP RA X I S

STECKLINGSVERMEHRUNG VON MINZE SCHRITT FÜR SCHRITT

Die Triebspitzen der Minze schneidet man mit einer Schere ab.

Bis auf wenige an der Spitze entfernt man alle Blätter.

Danach stellt man die Stecklinge zum Bewurzeln in Gläser mit Wasser.

Bereits sind Wurzeln zu sehen.

Die bewurzelten Triebe pflanzt man in Töpfe.

Und giesst sie gut an.

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Serie

T IE R E IM G ARTE N

EIN GARTEN FÜR HÜPFER, KRIECHER UND SCHLEICHER INFOS • Beratung und Merkblätter zu Amphibien und Reptilien www.karch.ch; Heuschrecken-Por­ träts, Bestimmungs-App, Kurse und viele Infos www.orthoptera.ch; Beratung und Gestaltung von Naturgärten www.bioterra.ch/ fachbetriebe/naturgarten • Ausflugstipp Vivarium Tablat, Ruedi Bärtschis Naturgarten an der Töss mit vielfältigen Lebensräumen für einheimische Amphibien- und Reptilienarten und andere Gartenlebewesen. Öffnungszeiten beachten, www.vivarium-tablat.ch

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Von Sandra Weber

feuchteren, sonnigen bis halbschattigen Gebieten mit dichter Bodenvegetation Von Blindschleichen bis Jagd: an wilden Waldrändern, Uferstreifen Heuschrecken: Was im Garten und in Hochmoor- und Heidelandkreucht und fleucht, mag schaften. Aber auch in naturnahen, auf den ersten Blick zwar nicht strukturreichen Gärten mit Versteckmögimmer begeistern. Doch wer den Kriechern, Schleichern und lichkeiten wie dichten Hecken, Trockenmauern, Komposthaufen, Holzbeigen, Hüpfern Raum lässt, wird sie bald nicht mehr missen wollen. Laub-, Ast- und Steinhaufen fühlt sich die Blindschleiche wohl – lebt das scheue Tier doch lieber im Verborgenen und ist Um eines klarzustellen: Sie ist weder blind, noch ist sie eine Schlange – trotz fast nur zu entdecken, wenn es sich ihrem Namens und ihrem schlangenar- gerade an der Sonne aufwärmt. Gerät das Schlängli in Gefahr, etwa bei der Verfoltigen Aussehen. Vielmehr ist die Blindschleiche eine Echse, deren Beine gung durch Katzen, kann es seinen Schwanz abwerfen – allerdings nur ein sich zurückgebildet haben. Ihr Name einziges Mal. Anders als bei Eidechsen kommt von «blenden», ein Verweis auf wächst der Schwanz nicht mehr nach. das glänzende Schuppenkleid. Sie ist Deshalb gilt Vorsicht bei der Begegnung. darum auch als «Chupferschlängli» bekannt. Das Diminutiv ist irreführend: Beissen tut die Blindschleiche übrigens nur, wenn man sie stark bedrängt – Blindschleichen können bis zu 50 cm praktisch schmerzlos und völlig ungelang werden. Und sie sind gefährlich – fährlich. zumindest für Nacktschnecken. Wie die Blindschleichen leiden auch ihre Aber auch Asseln, Raupen, Larven und Verwandten, die Eidechsen, unter dem Regenwürmer müssen sich in Acht Verlust ihrer natürlichen Lebensräume. nehmen. Am liebsten macht sie in

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TIERE IM G A RTE N

Darum stehen alle einheimischen Arten unter Schutz. Gärten können zum Ersatz werden, sofern eine Zuwanderung möglich ist. Eidechsen bewegen sich nämlich nur innerhalb eines Radius von etwa 300 Metern. Das Gute ist: Von einer echsenfreundlichen Gartengestaltung profitieren auch andere Kleinlebewesen – ein Versuch lohnt sich also auf jeden Fall. Nebst den erwähnten Versteckmöglichkeiten benötigen Eidechsen ein grosses Angebot an Insekten. Und diese werden vor allem von einheimischen Sträuchern und Wildstauden angezogen. Wer etwas ganz Besonderes für die kleinen Reptilien tun will, bietet ihnen ein sonniges Sandplätzchen für die Eiablage an. Nebenbei unterstützt man so auch Sand- und Furchenbienen sowie Grab- und Wegwespen. Auf einem bis zwei Quadratmetern wird die humusreiche oberste Erdschicht abgetragen und durch Kies oder Schotter ersetzt. Darauf kommt eine bis zu 30 cm dicke Sandschicht. Sie kann locker mit Pflanzen wie Sand-Thymian Thymus serpyllum oder Sand-Wicke Vicia lathyroides bepflanzt werden. Übrigens: Eidechsen besitzen ein drittes Auge, das sogenannte Scheitelauge, unter einer transparenten Schuppe im Scheitelbein. Es dient zur Unterscheidung von Hell und Dunkel und zur Wahrnehmung von Bewegungen. Das warnt sie zum Beispiel vor Greifvögeln. Faszinierende Tiere also – dennoch können sich nicht alle Menschen für sie begeistern. Vielleicht gelingt ja eine schrittweise Annäherung über die Beobachtung der flinken Echsen im eigenen Garten.

MAGERWIESE für Heuschrecken und Co. Die Neuanlage einer Magerwiese ist nicht einfach. Es braucht einen vollsonnigen Standort und einen nährstoffarmen Boden. Vor dem Ansäen muss die humusreiche Schicht abgetragen und durch eine Erd-Sand-KiesMischung ersetzt werden. Es dauert bis zu fünf Jahre, bis sich die Wiese etabliert hat. Wer noch mehr Geduld hat, mäht eine bestehende Wiese nur noch zwei Mal jährlich und verzichtet auf Dünger. Auch eine solche Fettwiese bietet Lebensraum und blüht dank Gamander, Kerbel, Storchschnabel, Margeriten und Salbei ebenfalls bunt. Mit der Zeit magert die Wiese ab, sodass sich auch Magerwiesenblumen ansiedeln können. Mehr Infos: Pro-Natura-Merkblatt «Blumenwiesen» oder Bioterra-Fachbetriebe. Saatgut via www.zollinger.bio und www.arthasamen.ch

EINE EIDECHSENBURG BAUEN Eine Eidechsenburg bietet das ganze Jahr Unterschlupf und dank dem «Keller» ein frostfreies Plätzchen für die Winterstarre. Dafür eine Grube von 1 m Tiefe und 50 cm Länge und Breite ausheben. In staunassen Böden 25 cm tiefer graben und gleich hoch mit Kies füllen, damit Regenwasser abfliessen kann. Grube mit grossen Steinen und Holzstücken füllen, aber so, dass unten eine gut zugängliche Höhle frei bleibt. Diese mit Holzwolle oder Rindenmulch polstern. Darüber etwa 80 cm hoch grosse Bruchsteine aufschichten. In den Zwischenräumen sollten sich die Tiere verstecken können. Allenfalls Burg mit Maschendraht oder Dornensträuchern vor Katzen sichern.

BUCHTIPPS: Auf Schlangenspuren und Krötenpfaden, Andreas Meyer, Silvia Zumbach, Benedikt Schmidt, Jean-Claude Monney, Haupt-Verlag, Bern, 2014, Fr. 69.– . Bestelltalon Seite 63 Die Heuschrecken der Schweiz, Bertrand & Hannes Baur, Christian & Daniel Roesti, Haupt-Verlag, Bern, 2006, Fr. 49.–.

Blindschleiche.

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Ein Garten für Eidechsen – Lebensräume schaffen im naturnahen Garten, Wolf Richard Günzel, Pala-Verlag, 2014, Fr.21.90.

Drei Fragen an:

CHRISTIAN ROESTI Zoologe, Ranger Pro Natura FLORIN RUTSCHMANN

Umweltingenieur, Projektleiter Pro Natura Initianten der Plattform www.orthoptera.ch

Wie viele Heuschreckenarten leben in der Schweiz? Etwa 110 Arten, die meisten auf der Alpensüdseite, bevorzugt in Magerwiesen. Rund 40 Prozent sind bedroht, insbesondere im Mittelland, wo intensive Landwirtschaft betrieben wird. Dennoch trifft man manche sogar mitten in der Stadt an.

Was ist das Faszinierende an Heuschrecken? Zum Beispiel, dass man sie an ihrem Gesang erkennen kann. Untereinander hören sie sich mit «Ohren» an den Knien oder im Hinterleib, und zwar sogar Töne im Ultraschallbereich, die für uns nicht mehr wahrnehmbar sind. Zudem sind noch längst nicht alle erforscht. Es gibt immer noch viel Neues zu entdecken.

Was kann ich im Garten für Heuschrecken tun? Bezüglich Nahrung sind sie nicht so wählerisch. Von Blütenstaub über Blätter bis zu Insekten fressen sie je nach Art fast alles. Aber keine Sorge: Heuschrecken sind keine Schädlinge! Ideal sind strukturreiche Gärten mit Versteckmöglichkeiten: Holzhaufen, vielseitige Hecken, Krautsäume, hohes Gras. Da manche Arten ihre Eier in hohle Pflanzenstängel legen, sollte man Staudenbeete über den Winter stehenlassen.

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SCHATTENSPENDER Rambler ‘Bobby James’.

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Die weissen Blüten mit goldener Mitte von ‘Bobby James’ sind ein Hingucker und duften zart. FOTO: GAP-PHOTOS

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KLETTERPFL A NZ E N

Rosa banksiae var. lutea.

Meist klettern sie Fassaden oder Rankgerüste hoch. Doch blühende Kletterpflanzen machen sich auch auf Gehölzen gut. Stephan Aeschlimann Yelin von Gartenwerke in Eriswil erklärt, welche Kletterpflanzen sich für den Garten und die Terrasse eignen und wie man sie am besten zur Geltung bringt. Von Stephan Aeschlimann Yelin Sie ranken, schlingen und klettern, sodass gar ein Schloss für hundert Jahre darunter verschwinden kann: Kletterpflanzen. In ihrer grossen Fülle und Wuchskraft verleihen sie grauen Mauern mit ihrer wachsenden «Haut» Leben. Sie bringen halb abgestorbene Baumstrünke wieder zum Blühen oder schenken immergrünen Eiben ihren Flor, wo sonst keine Blütenfarbe zu sehen wäre. Wir stellen Ihnen eine Auswahl an empfehlenswerten Kletterrosen, Waldreben und Geissblättern vor. Alle wachsen nicht nur an Rankgerüsten, sondern können auch zu Gehölzen gepflanzt werden, was eigentlich ihren natürlichen Habitaten entspricht.

Romantische KLETTERROSEN Keine Rose ohne Dornen. Ganz stimmt dieses Sprichwort nicht. Die Banks-Rose, botanisch Rosa banksiae var. lutea genannt, ist aus verschiedenen Gründen etwas Besonderes. Sie trägt nicht nur keine Dornen, sondern gilt als eine der ersten blühenden Rosen im Jahr. Auch in Bezug auf ihre Standortansprüche nimmt sie eine Sonderrolle ein. An trockenen und heissen Südfassaden, wo viele Kletterrosen schnell von Spinnmilben befallen werden, ist es ihr erst richtig wohl. In der Schweiz ist sie kaum in Gärten anzutreffen. Doch wer im April einmal in Florenz war und dort Gärten besucht hat, wurde von den Blütenkaskaden bestimmt in ihren Bann gezogen. Dort hängen die über sechs bis acht Meter langen Blütenranken von Judasbäumen oder Pinien herab. Diese sind bedeckt mit Büscheln von abertausenden gefüllten kleinen Blüten. Es scheint, als ob die stattlichen Bäume mit Girlanden geschmückt seien wie für ein Frühlingsfest. Ein Manko hat die Rose jedoch: Ihr fehlt der Duft.

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DR A U S SE N G E N IE SSE N

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DRA US S EN GENI E S S E N

Andrea Martens ist überzeugte Frischluftesserin. In ihrem Kochbuch «Draussen schmeckt’s besser» lockt sie uns mit 60 unkomplizierten und gesunden Rezepten ins Freie.

AUF DIE PICKNICKDECKE ZAUBERN Interview: Judith Wyder Frau Martens, warum sollten wir nicht nur öfter in die Natur, sondern vermehrt auch dort essen? Wer im Supermarkt einkauft, vergisst heute schnell einmal, woher die Lebensmittel überhaupt kommen. Darum ergibt es doch eigentlich viel mehr Sinn, dort gesund zu essen, wo Gemüse, Früchte, Beeren und Kräuter direkt aus dem Boden spriessen und an Bäumen und Sträuchern wachsen. Draussen zu sein, macht einfach Spass. Gerade wer viel am Computer sitzt, sollte zum Ausgleich öfter mal unverfälschte Genüsse auf der Picknickdecke geniessen. Selber haben Sie einen VW-Bus, mit dem Sie von Bonn aus die Welt kulinarisch entdecken. Welche Reise hat Ihnen bis anhin am besten geschmeckt? Ich bin ein grosser Korsika-Fan. Wenn ich von der Fähre runterfahre, parke ich den Bus zuallererst vor dem ersten Laden und kaufe Ziegenkäse ein. Das ist wie ein Ritual, auf das ich mich

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immer sehr freue. Es gibt aber auch tolle Macchia-Gewürze, die man nirgendwo anders findet. Da Korsika eine Insel ist, sind die Produkte sehr regional und eigen. In Ihrem Buch ist von «Clean Eating» die Rede. Können Sie den Begriff erläutern? Es gab einmal eine Zeit, in der es mir nicht gut ging, doch ich wusste nicht, warum. Irgendwann fiel mir auf, dass ich mich immer nach bestimmten Dingen, die ich gegessen hatte, schlecht fühlte. Als ich gewisse Lebensmittel genauer unter die Lupe nahm, stellte ich fest, dass sie alle Konservierungsstoffe und Geschmacksverstärker enthielten. Damals geriet dieses Problem auch stärker in den Fokus der Allgemeinheit. Wahrscheinlich ging es vielen wie mir. Seither koche ich am liebsten alles selbst, so weiss ich immer, was auf meinem Teller ist. Clean Eating ist Essen in seiner ursprünglichen Form, möglichst frisch, biologisch hochwertig und abwechslungsreich.

Clean Eater verwenden auch wenig Zucker oder ersetzen ihn, etwa durch Kokosblütenzucker. In Ihrem Buch empfehlen Sie auch RoteBananen-Pulver. Was ist an diesem Pülverchen besonders? Es ist eine Neuentdeckung. Das Rote-Bananen-Pulver schmeckt wirklich nach Banane und ist daher ein toller Aromaspender. Ich habe gehofft, dass sich das Essen auch rot verfärbt, aber dem ist nicht so, doch zum Süssen ist dieses Pülverchen einfach prima. Für mehr Durchblick werden heute viele Snacks wie Müesli, Salate, Suppen in Einmachgläsern und Fläschchen mitgeführt. Auch in Ihrem Buch finden sich entsprechen de Rezepte. Frage an die

GURKEN-MINZ-LIMONADE 4 Portionen Zubereitungszeit: 10 Minuten 1 Salatgurke, in Scheiben geschnitten 2 Zitronen, Saft 1 cm frischer Ingwer, fein gehackt 1 /2 Bund Minze ½ 1 unbehandelte Limette, in Scheiben geschnitten

Von den Gurkenscheiben ein paar zurückbehalten und die anderen mit 200 ml Wasser in den Standmixer geben. Den Zitronensaft, den Ingwer und bis auf 2 Zweige die Minze hinzugeben. Alles auf höchster Stufe fein mixen. Danach durch ein Sieb geben und den Saft in ein Schraubgefäss füllen. Das ist die Basis für das Getränk. Die Limettenscheiben und die restliche Minze transportsicher verpacken und vor Ort in Gläser geben. Etwas vom Gurkensaft ins Glas geben und mit kaltem Mineralwasser auffüllen.

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PO RTRÄ T

«Beeren machen Vielfalt erlebbar» Biologe Martin Frei investiert viel Zeit in die Pflege seiner Beerensträucher. Dafür wird er von anderen Akademikern manchmal belächelt. Doch für ihn wäre seine wissenschaftliche Arbeit ohne Praxis undenkbar. Von Carmen Hocker Es ist Anfang Mai. Vom Wonnemonat ist nichts zu spüren. Selbst im milden Basel haben Frost und Schnee den Gärten zugesetzt. Beerenexperte und Pro-Specie-Rara-Projektbeauftragter Martin Frei hat so etwas noch nie erlebt. Der Wintereinbruch kam zu einem Zeitpunkt, als praktisch alle Sträucher der Nationalen Beerensammlung in Riehen bereits Früchte angesetzt hatten. Ein «Jahrhundertereignis» vielleicht, doch eines, das verdeutlicht, worin der Wert der Vielfalt liegt, um nicht zu sagen deren Notwendigkeit: Vielfalt schützt vor Unplanbarem, da verschiedene Sorten zum Beispiel zu unterschiedlichen Zeiten reifen. Martin Frei interessiert an seiner Arbeit aber vor allem der kulturhistorische Aspekt: Was wurde zu einer bestimmten Zeit angebaut, warum wurde eine Sorte selektioniert oder verworfen und wie hat sich das Schönheitsbild oder Geschmacksempfinden verändert? das sind Fragen, die ihn beschäftigen: «Das Spannende für mich ist, was der Mensch aus der Wildform gemacht hat.» Mit etwa zehn Jahren begann Martin Frei in der Natur umherzustreifen, Pflanzen zu sammeln und ein Herbar anzulegen. Dass man das Pressen und Dokumentieren Herbar nannte, erfuhr er allerdings erst später. Im Gegensatz zu anderen Kindern begleitete er seine Eltern auch gerne auf Wanderungen. Nicht um der Bewegung willen, sondern um die Pflanzen am Wegesrand zu betrachten, weshalb er meist hinter der Gruppe zurückfiel. Ein Biologiestudium schien die logische Fortsetzung seiner Neugier. Doch die theoretische Wissensvermittlung an der Universität war ernüchternd. Fast aus Trotz spezialisierte er sich auf ein vermeintlich trockenes Thema: Flechten – eine letztendlich faszinierende, facettenreiche Symbiose von Pilzen und Algen. Den Garten, der die heutige Nationale Beerensammlung in Riehen beheimatet, pflegte Martin Frei als junger Mann, um sich sein Studium zu finanzieren. Einen Namen als «Beerenspezialist» machte er sich, als er zusammen mit Freunden

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die Flora von Basel und Umgebung dokumentierte und sich im Rahmen dieser Arbeit den wilden Brombeeren widmete. Als für den Riehener Garten ein denkmalpflegerisches Gutachten erstellt wurde, kam der Wunsch auf, den ehemaligen Beerengarten zu rekonstruieren. Für die Sichtung der Beeren wurde 1998 Martin Frei beauftragt. Keine leichte Aufgabe, wie sich herausstellte. Nur noch wenige Gärtnereien und Baumschulen in der Schweiz züchteten oder vermehrten Beeren. Ein Aufruf in der «Coop-Zeitung» führte zwar zu vielen Rückmeldungen, doch nur wenige Sorten konnten eindeutig bestimmt werden, da aussagekräftige Sortenbeschreibungen selten sind. Fündig wurde Martin Frei schliesslich bei einem Winterthurer Buchantiquar, der ihm Werke aus dem 19. und frühen 20. Jahrhundert auslieh. So näherte er sich vielen Sorten an – und fand heraus, wer von wem abgeschrieben hatte. Geradezu sinnlich war die Entdeckung der Stachelbeersammlung von Peter Hauenstein in Rafz: «Wir haben uns durchgegessen, bis wir Bauchweh hatten», beschreibt Martin Frei sein Erlebnis mit den säuerlichen Beeren, die in Riehen die Basis der Stachelbeersammlung bilden sollten. Die 60 bis 70 verschiedenen Sorten unterschieden sich durch Habitus sowie Farbe, Grösse und Form der Früchte, weniger durch deren Geschmack. Überhaupt sei dies die erste Illusion, die Martin Frei den Besuchern der Beerensammlung nehmen müsse: «Die Vorstellung, dass alles Alte geschmacklich hervorragend und robust war, kommt der Quadratur des Kreises gleich.» Dass viele alte Sorten verschwunden sind, habe einen Grund. Bei manchen Früchten hat die Farbe nicht gestimmt, wie im Fall der Erdbeere ‘Weisse Ananas’, andere waren mehlig, zu sauer oder nicht transportfähig. Letzteres sei der Grund, weshalb es heute Sorten auf dem Markt gebe, die so hart sind, dass man nur noch hineinbeisse und sie hinunterschlucke. Ein ganz anderes Erlebnis seien die weichen Früchte von Sorten wie ‘Mieze Schindler’ oder ‘Osterfee’. Beim Zerdrücken ihres Fruchtfleisches mit der Zunge würden alle Geschmacksnerven gekitzelt. Dennoch ist er weit davon entfernt, die alten Sorten zu verherrlichen. Für Martin Frei sind alle Sorten Teil einer geschichtlichen Entwicklung. Sie hätten in einer bestimmten Zeit ihre Aufgabe und Berechtigung gehabt. Ein Teil davon werde heute wieder mit anderen Augen entdeckt, andere verschwinden. «Ich finde es sehr schön, dass es Neuzüchtungen und Weiterentwicklungen gibt, welche die heutigen Präferenzen und Marktanforderungen widerspiegeln. Gleichzeitig ist es wichtig, dass wir die historischen Sorten nicht verlieren, auch im Hinblick auf zukünftige Züchtungen und die sich ändernden Umweltbedingungen.» Die Nationale Beerensammlung in Riehen zeigt auf 1000 m2 rund 400 Sorten. Sie ist Mitte Mai bis Mitte Juli jeweils samstags von 9 bis 12 Uhr geöffnet, oder nach Vereinbarung: www.prospecierara.ch.

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BIOTERRA Machen Sie das Beste aus Ihrer Mitgliedschaft! TOP-EVENT Joline Fehr hat auch während der Sommerferien viel vor mit Kindern, die zu ihr ins Gurtengärtli kommen: Gärtnern, Beeren und Gemüse ernten, «Confi» machen, Sträusschen binden und vieles andere mehr. Das Gurtengärtli ist während der Sommerferien geöffnet und jeweils mittwochs, von 14 bis 17, und sonntags, von 10 bis16 Uhr, betreut. Info: www.gurtengaertli.ch

DIE ZAHL

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Ernten auf dem Balkon Wäre es nicht schön, auf dem Balkon frischen Pflücksalat, Tomaten und Beeren zu ernten? Naturgärtner Stefan Kessler zeigt, wie sich auch auf begrenztem Raum ein kleiner Naschgarten kultivieren lässt. Termin: 19. August, 9–12 Uhr im Schaugarten Winkler Richard Naturgärten, Wängi TG, Tel. 052 378 21 84

Tomatenpflanzen wachsen diesen Sommer in den Gärten unserer Leserinnen und Leser heran – so

hoffen wir zumindest. Unser Leserangebot vom Januar war

gefragt: Wir verschickten 2650 Tütchen à durchschnittlich 6 Samen.

Event

Zentralschweizer O-Sole-Bio-Markt Mit ihren Marktständen und dem Rahmenprogramm verschreibt sich O Sole Bio voll der Region Zentralschweiz. Die kantonalen Biovereine Zug, Uri, Schwyz, Luzern, Obund Nidwalden freuen sich auf viele Besuchende an einem der schönsten Jahresmärkte weit und breit. Termin: 2. September, 8 bis 18 Uhr, 3. September, 10 bis 17 Uhr Info: www.osolebio.ch

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l eb en Regionalgruppen Bioterra

Bioterra-Gartenkurse im Mai/Juni Grundlagen Permakultur | 21.–23. 7. | Brienz BE | 033 952 20 00 Selbstversorgungskurs-Sommerkurs | 24.–27. 7. | Balmeggberg/Trub | 034 461 28 51 Alles rund ums Hochbeet | 12. 8. | Wolfertswil SG | 071 311 29 11

Event

Offener Permakulturgarten Auf der schön gelegenen Schweibenalp im Berner Oberland kann man den grössten Permakulturgarten der Schweiz kennenlernen. Mit Führungen, Vertiefungsvorträgen, Miniworkshop sowie Referat und Rundgang zu Biodiversität. Termin/Ort: 29. Juli. 10–17 Uhr, Schweibenalp, 3855 Brienz, www.schweibenalp.ch

OFFENER GARTEN

Wintergemüse auf dem Balkon | 17. 8. | Basel | 079 789 48 77 Ernten auf dem Balkon | 19. 8. | Wängi TG | 052 378 21 84 Exkursion Heilkraft | 19. 8. | Brugg AG | 056 493 25 03 Effektive Mikroorganismen | 19. 8. | Studen BE | 032 392 34 62 Kräuterspaziergang | 19. 8. | Gwattmoos BE | 079 569 76 66 Naturgarten, Teiche und Tomaten | 23. 8. | Breitenbach SO | 079 789 48 77 Kompostierkurs | 26. 8. | Zuchwil SO | 079 457 03 58

Porträt

Wellness und Naturkosmetik | 26. 8. | Densbüren AG | 079 789 48 77

Drei Fragen an Lukas Rogger, Ebnat-Kappel

Beerensträucher schneiden | 26. 8. | Bubikon ZH | 055 240 61 18

Warum bist Du Naturgärtner geworden?

Naturgartenparadies | 26. 8. | Schwanden BE | 079 569 76 66 Gärtnern nach den Sommerferien | 30. 8. | Zürich | 044 450 73 28 Früchte und Gemüse konservieren | 31. 8. | Turbenthal | 052 721 19 37

Schon als Kind liebte ich die Natur – ich beobachtete Pflanzen, Vögel und andere Tiere. Ich wollte im Freien arbeiten und Lebensräume anlegen, erhalten und pflegen. Welche Pflanzen liegen Dir besonders am Herzen?

Essbare Wildfrüchte | 2. 9. | Bargen BE | 032 392 34 62

Das ist saisonal sehr unterschiedlich. Ich liebe Zwiebelpflanzen, Kräuter, Storchschnabel, Pfingstrosen oder auch den rotblätterigen Holunder Sambucus nigra ‘Black Lace’.

Hofrundgang auf dem Demeterhof | 2. 9. | Niederried BE | 079 569 76 66

Wie sieht Dein persönlicher Garten aus? Hast Du einen Lieblingsplatz?

Schnittblumen zu Sträussen binden | 2. 9. | Basel | 079 789 48 77 Gartenfest und Pflanzentauschbörse | 3. 9. Wald AR | 071 951 89 56

Meine Lieblingsecke im Garten ist die Wiesen-Rasenfläche oberhalb des Baches, welcher unser Grundstück begrenzt. Er hat Abendsonne und das Rauschen lässt mich entspannen. www.roggernaturgaerten.ch

Alle Kurse: www.bioterra.ch/kurse

Offener Garten

Lebensräume mit Aussichten Der naturnahe Biogarten von Peter und Andrea Oertle Frölich liegt auf einer Sonnenterrasse mit herrlicher Aussicht im Simmental auf 950 m ü. M. Im noch jungen Garten gibt es verschiedene Lebensräume, die einer möglichst grossen Vielfalt an Pflanzen und Tieren Lebensraum bieten. Termin/Ort: 23. Juli und 27. August, Weissenburg BE, www.offenergarten.ch

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Regionalgruppen Bioterra Event

Ostschweizer Biomarkt Markt, Gaumenfreuden und Unterhaltung beim Marktplatz in Weinfelden. Besuchen Sie den Stand von Bioterra Thurgau-Bodensee und machen Sie mit beim Wettbewerb. Termin: 26. August, 9–16 Uhr, Ort: Areal Schulhaus Pestalozzi, 8570 Weinfelden

Kurse Tiere im Garten Fledermausnistkasten bauen | Fledermausexkursion | 18. 8. | Freiburg | 026 494 35 29

Ausflug Vogelwarte Sempach | 19. 8. | Regionalgruppe SG | 071 755 72 57 Hühnerhaltung im Hausgarten | 26. 8. | Walenstadt SG | 081 723 39 83 Fledermausführung | 30. 8. | Flawil SG | 071 951 89 56 Schmetterlinge im Garten | 4. 9. | Zürich | 044 450 73 28 Garten als Winterquartier | 8. 9. | Bächli SG | 071 377 13 67 Alle Kurse: www.bioterra.ch/kurse

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LESERANGEBOTE 1

LESERANGEBOT: GARTENACCESSOIRES VON BIOTERRA

Wir freuen uns, unseren Leserinnen und Lesern erstmals eigene Gartenaccessoires anbieten zu können. Die Gartenschürze, der Sonnenhut und das Foulard sind in hoher Qualität und fair produziert. Madagaskar-Hut Bioterra

Hut aus natürlichem Bast, handgehäkelt in den Hügeln von Madagaskar, nachhaltige und faire Produktion. Verstellbares Lederband zur Grössenbestimmung, inkl. aufsteckbarem Bioterra-Pin. Verschiedene Grössen: 55 cm, 56 cm, 57 cm und 58 cm Kopfumfang. Hersteller: Bill Brown, London. Preis: Fr. 75.– für Mitglieder

Foulard Bioterra

Das Foulard ist aus 100% Bio-Baumwolle und wird in der Schweiz hergestellt. Masse: 67 x 67 cm. Preis: Fr. 39.– für Mitglieder

Schürze Bioterra von FREITAG

Latzschürze mit 3 Taschen und verstellbarer Nackenschlinge, mit Bioterra-Logo. Nach dem Abschrauben der Knöpfe sind die Schürzen zu 100 % kompostierbar. Die Knöpfe sind wiederverwertbar. Länge: ca. 77,5 cm, Breite: ca. 54 cm, Farbe: ocker Material: 81% Leinen, 19% Hanf Oeko-Tex Standard 100 / Klasse I Hersteller: Freitag, Schweiz Produktion: gewoben in der Lombardei I, genäht in Schlesien PL

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Preis: Fr. 125.– für Mitglieder

Bestelltalon Seite 63

FOTO: KATHARINA NÜESCH

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LESERANGEBOT: EINHEIMISCHE WILDPFLANZEN

In Zusammenarbeit mit der Biogärtnerei Neubauer in Erlen TG bieten wir unseren Leserinnen und Lesern eine kleine Auswahl einheimischer Wildpflanzen zum Bestellen an:

WILDE MÖHRE Daucus carota (zweijährig) Neben der unterirdisch wachsenden Möhre werden auch die Samen und Blätter gegessen. Der Geschmack der Wilden Möhre ist durchaus mit dem roter Möhren zu vergleichen, wenn auch etwas milder. Will man die Wurzel essen, sollte man sie vor der Blüte ernten. Im ersten Jahr ist die Möhre noch angenehm bissfest, im zweiten Jahr setzt mit der Blütenbildung die Verholzung der Möhre ein. Beim Umgang mit der Rübe kann es zu einer Kontaktdermatitis kommen.

ROTE LICHTNELKE Silene dioica (ein- bis mehrjährig)

WEISSE LICHTNELKE Silene pratensis (ein- bis mehrjährig)

RUNDBLÄTTRIGE GLOCKENBLUME Campanula rotundifolia (mehrjährig) Diese Wildstaude bevorzugt trockene bis frische, meist bodensaure Magerwiesen und wächst auch aus Ritzen und an kalkigen, trockenen Stellen. Sie hat eine lange Blütezeit und wird 20 bis 40 cm hoch. Ihre grazile Gestalt wirkt im Naturgarten auflockernd und dekorativ. Sie ist eine beliebte Bienenpflanze. Die mehrjährige Pflanze enthält Inulin und Triterpensaponine, die blutstillend und entzündungshemmend wirken.

Die weisse Lichtnelke ist eine ein- bis mehrjährige Pflanze mit duftenden, weissen Blüten. Sie wird 30 bis 120 cm hoch und hat verzweigte, leicht behaarte Stängel. Sie ist eine typische Nachtfalterpflanze und zieht diese mit ihrem Duft, vor allem nach Sonnenuntergang, an. Sie gedeiht an Ackerrändern oder auf lehmhaltigen Böden.

FOTOS: GAP-PHOTOS

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Die Rote Lichtnelke ist eine attraktive Wild- und Zierstaude. Sie wird 40 bis 120 cm hoch, ist ein- bis mehrjährig und versamt sich selbst sehr gut. Sie wächst in feuchten Wiesen auf kalkreichen Böden, an Waldsäumen oder auf Hochstaudenfluren. Tagfalter, Schwebefliegen oder Hummeln suchen hier gerne ihren Nektar und sind für die Bestäubung zuständig.

SCHAFGARBE Achillea millefolium (mehrjährig) Die Schafgarbe mit ihren «tausend Blüten», wie der Name sagt, ist schmuck, heilkräftig und zäh. Sie wächst auf Wiesen, an Wegrändern und Böschungen und wird etwa 40 cm hoch. Mehrere Wochen als Tee getrunken, wirkt sie gegen diverse Leiden wie Bauch- und Regelschmerzen, Blasenschwäche, Schwindel, Gelenkschmerzen oder bei innerer Unruhe in den Wechseljahren. Sie wird gerne von Bienen und Hummeln besucht.

WEGWARTE Cichorium intybus (mehrjährig) Die Wegwarte trägt hellblaue Blüten, die sich nur am Morgen öffnen. Sie können als Dekoration im Salat mitgegessen werden. Die zarten Frühlingsblätter haben einen bitteren Geschmack und können als Zugabe in einem Salat verwendet werden. In der Pflanzenheilkunde wird die Wegwarte zur Stimulierung und zur Heilung von Milz, Leber und Galle eingesetzt, zudem wird sie aber auch zur allgemeinen Reinigung bei Hautkrankheiten und Ekzemen angewendet.

BALDRIAN Valeriana officinalis (mehrjährig) Die weissen Blüten, die sich auf langen Stielen gerne im Wind wiegen, sind ein schönes Sinnbild für die beruhigende Wirkung des Baldrians. Er lindert Nervosität und hilft zuverlässig bei Schlafstörungen. Im Sommer können die gezupften Blüten (ohne Stängel und Blattanteil) für Bowlen genutzt werden. Für die Verwendung im Tee werden im Herbst nach dem 2. Jahr die Wurzeln ausgegraben, fein geschnitten und getrocknet. Baldrian ist auch eine attraktive Blütenpflanze für den Naturgarten und eine wertvolle Bienenweide.

PFIRSICHBLÄTTRIGE GLOCKENBLUME Campanula persicifolia (mehrjährig) Diese Glockenblume ist mit ihren grossen Glockenblüten in Blautönen bis hin zu weissen Blüten sehr dekorativ. Sie blüht von Juni bis August und wird bis zu 80 cm hoch. Sie wächst gerne im Halbschatten in einem trockenen bis frischen Boden und eignet sich sehr gut als Schnittblume. Sie versamt sich gut, und die Jungpflanzen bilden sich allmählich zu einer stattlichen Gruppe. Hummeln und Wildbienen sind oft in den Blüten anzutreffen. Bestelltalon Seite 63

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