BIZZ energy today 03/2014

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DOSSIER

KOLUMNEN

INTERVIEW

MARKET INSIGHT

Nachhaltige Geldanlagen: Die Kunst der Investition nach ökologischen und sozialen Kriterien

Ferdinand Dudenhöffer zum Stillstand beim ADAC, Friedbert Pflüger über Fracking für die Freiheit

Kartellamtspräsident Andreas Mundt über Wettbewerb beim Ökostrom und alte Mächte

Die 100 wichtigsten Adressen der Solarbranche. Plus: Der Trend zum Eigenverbrauch

seite 50

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seite 38

seite 65 und seite 30

Das Wirtschaftsmagazin für die Entscheider der Energiezukunft

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Der Energy-Drink aus der Arktis Russen, Norweger und auch Amerikaner wittern im Polarmeer reiche Beute an Öl und Gas. Dabei lauern dort enorme Umwelt- und Kostenrisiken. Der hohe Norden wird zur riskanten weiter auf seite 42 Wette der Energieriesen

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Juli/August 2012DOSSIER KOLUMNE REPORTAGE KOLUMNE INTERVIEW ANALYSE ANALY SE ANALYSE KOLUMNE INTERVIEW INTERVIEW REPORTAGE KOLUMNE DOSSIER INTERVIEW INTERVIEW INTERVIEW KOLUMNE DOSSIER TECHNOLOGY DOSSIER INTERVIEW KOLUMNE DOSSIER INTERVIEW ANALYSE DOSSIER

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DOSSIER MÄR APR

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Unsere erste Power-to-Gas Demonstrationsanlage.

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Energiewende: Die Konzern-Grünen Der Green New Grüne Die Strombosse Johannes Teyssen (Eon, Woher kommen Die Gas-Brücke Die Peter Terium (RWE, Smarte unten) und Investmentmotto: Öko-Turbos für Chemie aufRückkehr Deal oben), mit den Riesen Frank Mastiaux (EnBW) entwerfen neue die Milliarden? USA IndustrialiStrategien. Sieaus wittern inden derdem Industriali der Ökofonds Big isExport-Wachstum beautiful Vormarsch Versicherungsriesen in spe sierung des Ökostroms ganz nüchtern ein KfW-Vorstandschef Ulrich Schröder Amerikas Schiefergas-Revolution

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der Börse verdrängen Bullen die gilt bei der Finanzierung derMilliardengeschäft Gas-Turbinen, Solar-Wechselrichter oder Netztechnik: Biogasfi lter, die wie aussehen. An Nachdem Wall-Street-Legende Warren den Atlantik nachSpaghetti Europa, weiter auf seite 16 schwappt Bären. Inentwickeln diesem Umfeld sind gesteu auch verwalten 1.350 Versicherungskonzerne stehen über Energiewende Die als Schlüsselfigur. Deutsche Versicherer Deutsche Unternehmen intelligent gesteudieeinen auf SauerBatterien undBuff Dämmstoff ett große,in kalifornischen prognostizieren Handelsprofis. Das als Finanziers Im Exklusiv-Interview spricht im Offshore-Bereich Fonds wieder begehrt, die Euro. sich auf Jetzt nehmen sie Winderte Produkte für eineSolargrünereMilliarden Wirtschaft. Mit diesen stoff basieren.Solarpark Der Wandelinvestierte, zu einer grünen schossen macht – wenn die Regierung dortden Betrieb von Gaskraftwerken Schröder über bereit die Vertrauenskrise gienGasnetze und Cleantech erneuerbare Ener und Stromleitungen ins ökologischen Schlüsseltechnologien Sie auch Lebensundlukrativer. Wirtschaftsweise birgt werte weltweit in diefür Höhe. Typisch fürparks,können in Deutschland wieder diebeschreibt, unterschiedlichen der Banken und welche Interessen spezialisieren spezialisieren der weiter auf auf seite 43 Suche nach sicheren Renauf dem punkten Visier, Riesenchancen –Weltmarkt aber denWindTrend 2013: Grüne Großanleger Und die sind die als Chemiebranche Partner von austariert. Mehr ab Seite 16. anderen Finanziers als Investoren weiter auf seite 18 diten. Doch der gesetzliche Rahmen für weiter auf seite 16 weiter auf seite 18 auch Risiken machen Stimmung unverzichtbar. Außerdem: Unser Dossier und zum Solarparks für Großprojekte in Frage kommen. Investments ist zum Teil noch nebulös weiter ab seite 16 Windmarkt Schröder hofft internationalen auf einen weiter auf seite 18 und dem Kampf um die „grünen Kapitalismus“. weiter auf seite 12 Spitzenposition.

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INTERVIEW

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18.10.12 15:01

E-Mail

ANALYSE

Warum Telekom-Boss René sich E-Bikes Thüga-Chef Matthias Kurth, Ex-Präsident Ein Blick in die Forschungslabors Warum so gut Ewald Armin NachSandhövel, der Finanzkrise: CEO Warum der Warum Biosprit Matthias anAlstom-Chef der Kurth, Börse Ex-Präsident Alf „Abenteuer Henryk mit Die vielen dritte Auto-Papst RisiGeneration Dudenhöffer Keine derWie Energiewende über Energie ohne aus demFerdinand Keller oder EU-Energiekommissar Autopapst Sachsens Ministerpräsident Bilfinger-Chef Die neue Autopapst Roland Welt des Koch Ferdinand Gasmarkts: Recycling: Energie deutsche technik: Offshore-Wind: Wer in Umweltbundesamts-Präsident Autobauer mit spritGreen Finance: Welche ökoloBundesnetzagentur-Chef Auto-Papst Ferdinand Green IT undWie Smart Obermann für seinen Angriff und Elektroautos Woste wagt den Allianz-Klimasparte, der Bundesnetzagentur, von Offshore-Wind, Daimler und Evonik zeigt verkaufen die Landesbanken versiegt. über jetzt den ihre Finanzanalysten der Bundesnetzagentur, Wulf über ken“.Jochen beGE-Vorstand Photovoltaik enttäuschte Stephan kommt. Energieeffizienz. Einsparenden und dasMotoren Doch der Wüste das –über welche KraftGünther Oettinger über Dudenhöff er über Tillich über das dieWas Management zusätzliche Dudenhöffer Quellen, überUnternehmen PipedieWie Pioniere Effiziente mit InnovaAnlagenEuropa und den Ausbau auf Flasbarth über Mit-Hersteller undStanislaw gischen Geldanlagen Banken, Jochen Homann Dudenhöffer über SUVsder Home: auf den Energiemarkt gut noch auf der Helikopterblick aufEinstieg warnt vor bewerten „nebulösem der Batteriebisher Strecke Chancen der in Versicherungserneuerbaren die Chancen schreibt Konkurrenten der denFortschritte programmierten Reimelt und bei kritisiert Dresdner drohende OffshoreStart-up Ende ist Potenzial der ganz deutschen bleibt weitgehend werkekommunale die ZukunftWiderstände Atomendlager, Kernfusion und Flüssiggas-Tanker Strompreisbremse und lines fatalen undfür eigene Folgen derihren tionen Innovationen auf dem smarte Weltmarkt Steuerunghoher für die See vorantreibt – nahmeeff ektedie beim Ökostrom Superkondensatoren ihre Fondsund undEnergiewende Finanzinvestoren Investoren, Renditen Super-Credits mit aufgestellt ist. die Energiewende. riesen entwicklung für bleiben. Energien insZweckoptimismus“. Stromnetz. suchenHersteller skeptisch. KrachKapazitätsmärkte um die EEG-Umlage. Pläneund derE-Autos. Bundesregierung. vorneElektromobilitäts-Träume mit und dabei. ungenutzt. dominieren werden Europas Importe gegen Elektroautos verändern sein Quotenmodell Zukäufe Diesel -Subventionen punkten Energiewende den Weltklimagipfel Absatzkrise meistern wollen bevorzugen 02/2012 Ausgabe 03/2012 Ausgabe 04/2012 Ausgabe 01/2013 und warum Ausgabe Ausgabe 05/2012 undAusgabe Offshore-Anschlüsse deutsche Hersteller die Branche aufmischen Ausgabe 02/2013 Jahrgang €seite seite seite 54 seite 28 seite 22 1. Jahrgang 1. 42 Jahrgang ¤ seite 44 seite 9,80 1. 38 Jahrgang ¤ seite seite 9,80 ¤ 2. Jahrgang 2. Jahrgang 9,80 ¤ seite 48 seite 14 und seiteseite 52 24 seiteseite 21 24 seite seite 32 32seite 36seite 54 36 seite 60 321. seite 46 44 seite 569,80 42 62 1. Jahrgang 9,80 € seite 48 seite 34 seite seite seite 409,80 seite 44

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editorial. seite 3

Eisige Aussichten Öl- und Gaskonzerne aus Russland, Norwegen und den USA verbünden sich für ihr Arktis-Abenteuer. Mittendrin: der angeschlagene Riese Gazprom _von JOACHIM MÜLLER-SOARES

Titelbild: Illustration: Benyamin Rahmani, Foto: depositphotos.com

Foto: Roy von Elbberg

Liebe Leserinnen und Leser,

die Proteste der Umweltschützer waren heftig, aber letztlich doch vergeblich: Am 1. Mai löschte der russische Tanker „Mikhail Ulyanov“ das erste Erdöl aus der Arktis im Hafen von Rotterdam. Wie gefährlich ist Rohstoffgewinnung aus dem ewigen Eis aber für Mensch und Umwelt? Unsere Autorin Andrea Rehmsmeier besuchte eine Konferenz in Nordnorwegen, auf der die industrielle Nutzung der Arktis im Detail vorbereitet wurde. Und sie interviewte Forscher in Spitzbergen, darunter Natalja Marchenko, die das Treibeis und fast 100 Schiffsunfälle untersucht hat und deren Fazit nun lautet: „Die Natur ist unbeherrschbar.“ Das Abenteuer der Energiekonzerne aus Russland, Norwegen und den USA, die sich im Polarkreis verbünden, ist auch angesichts des offenen Ausgangs im wahrsten Sinne eine „Fahrt ins Blaue“. Unsere gleichnamige Titelgeschichte beginnt auf Seite 42. Wenn Russlands Präsident Putin demnächst zum Staatsbesuch nach Peking fährt, steht die Zukunft seines Staatskonzerns Gazprom auf dem Programm. Der will sich durch Gaslieferverträge mit China gegen rückläufige Umsätze

mit der EU auch als Folge weiterer Sanktionen absichern. Warum Putin mit seiner agressiven Ukraine-Politik dem Gazprom-Konzern einen Bärendienst erweist, zeigt unser ZentralasienKorrespondent Marcus Bensmann ab Seite 60. In Deutschland soll die EEG-Reform noch vor der Sommerpause verabschiedet werden. Der Kabinettsentwurf „geht in die richtige Richtung“, lobt Kartellamtspräsident Andreas Mundt im Interview mit BIZZ energy today ab Seite 38. Die geplante Systemverantwortung der Wind- und Solarparkbetreiber werde nicht zuletzt konventionellen Kraftwerken helfen und den Wettbewerb befeuern. Mundt hofft, dass durch die EEGReform am Ende sogar die viel diskutierten Kapazitätsmärkte überflüssig werden. Bei der Lektüre wünsche ich Ihnen in jedem Fall neue Erkenntnisse und natürlich auch Lesespaß. Ihr Herausgeber und Chefredakteur P.S.: Machen Sie mit bei unserer Leserumfrage unter bizzenergytoday.com/umfrage


DER BOOM NACH DER FLAUTE Jammern gehört zum Geschäft. Doch die Windbranche boomt schon wieder. Und Anlagenbauer haben keine Finanzierungsprobleme mehr seite 18

DIE PV-GUERILLA KOMMT

COVER DIE FAHRT INS BLAUE Russen, Norweger und US-Amerikaner wittern reiche Beute in der Arktis. Sie unterschätzen Kosten und Umweltgefahren seite 42

Sinkende Kosten machen GrünstromEigenerzeugung attraktiv. Doch die Regierung könnte schnelles Wachstum seite 30 noch verhindern

WALL STREET INSIDE Master Limited Partnerships ziehen in den USA Milliarden an. Doch die Finanzvehikel bergen Risiken seite 24 KOLUMNE GERARD REID Traumrenditen mit Brennstoffzellen seite 26

KOLUMNE FRIEDBERT PFLÜGER Fracking für die Freiheit seite 36 „ABSCHRECKENDE BEISPIELE“ Interview mit BundeskartellamtsPräsident Andreas Mundt über Wettbewerb beim Ökostrom, alte Mächte und Markttransparenz seite 38

SOLARBRANCHE 100 TOP-ADRESSEN Übersicht über die wichtigsten Modul- und Wechselrichterhersteller, Projektierer, Großhändler, Investoren und Spezialisten für Solarthermie seite 65


NACHHALTIGE GELDANLAGEN DER REGELWIRRWARR Nachhaltig Geld zu investieren ist eine Kunst. Die sozialen, ethischen und ökologischen Kriterien sind uneinheitlich seite 50

TROSTPREIS FÜR GAZPROM

AUF- UND ABSTEIGER DES MONATS Helge Lund (Statoil) und Bundesumweltministerin Barbara Hendricks (SPD) seite 81 tages akt New uelle s au bizze NEWS nergy f today Ein Deutschbanker . com führt die KfW Ipex.

Warum Russlands Staatskonzern jetzt nach China strebt und in Zentralasien expandiert seite 60

Beim Windverband BWE ist der alte Präsident zurück

seite 80

KOLUMNE FERDINAND DUDENHÖFFER Die Vereinsmeierei beim ADAC verhindert den Neustart seite 58 IM FOKUS: PHOTOVOLTAIK Fraunhofer-ISE-Chef Eicke Weber über Europas größte Solarfabrik seite 14 FRAGE DES MONATS Welche Chancen hat die Erdgas-Mobilität? EDITORIAL IMPRESSUM INSERENTENVERZEICHNIS FOTO DES MONATS INNOVATION DES MONATS ZAHL DES MONATS MAL GANZ GRUNDSÄTZLICH GEFRAGT

seite 16 seite 3 seite 81 seite 80 seite 6 seite 12 seite 10 seite 82


kurz & gut. seite 10

MRD.

ZAHL DES

monats

... wurden im ersten Quartal 2014 weltweit in erneuerbare Energien investiert. Das ist ein Plus von zehn Prozent im Vergleich zum Vorjahreszeitraum. Laut dem Analysehaus Bloomberg New Energy Finance (BNEF) geht die Entwicklung vor allem auf einen steilen Aufschwung der Photovoltaik zurück. Kleinsolaranlagen verbuchten weltweit ein sattes Plus von 42 Prozent, vor allem in den USA und in Japan. Europa allerdings fällt zurück, die Investitionen sanken um fast ein Drittel auf 11,1 Milliarden Dollar. Ist die globale Trendwende endgültig erreicht? Ganz sicher sind sich da die BNEF-Analysten nicht, nachdem der Weltmarkt 2013 um mehr als zehn Prozent schrumpfte. Anleger jedoch setzen schon länger auf den Aufschwung: Der ÖkoEnergie-Index Renixx hat sich seit seinem Tiefpunkt Ende 2012 mehr als verdoppelt.

ELEKTROAUTO-OFFENSIVE IN CHINA Die Abgasbelastung in Chinas Städten verursacht Kopfschmerzen – und befeuert die Elektromobilität: Die Regierung in Peking will bis 2020 fünf Millionen batteriebetriebene Autos und Plug-in-Hybride auf die Straßen bringen. Bislang sind die Chinesen eher ElektroautoMuffel: Trotz hoher staatlicher Prämien waren im ersten Quartal 2014 unter den insgesamt 4,9 Millionen verkauften Fahrzeugen nur 6.853 „New Energy Vehicles“. Doch die Zeiten ändern sich rasant. Auf der „Beijing Motor Show“ im April übertrumpften sich einheimische und ausländische Hersteller mit Elektro-Initiativen. So kündigte der kalifornische E-Autobauer Tesla den Aufbau eines Ladestationsnetzes für Hunderte Millionen US-Dollar an. Siemens will zusammen mit Beijing Automotive Industry (BAIC) ab 2015 jährlich 100.000 E-Antriebe für den chinesischen Markt bauen. Volkswagen startete in Peking mit den Modellen e-Up und e-Golf laut Konzernboss Martin Winterkorn die „größte Initiative für E-Mobilität in Chinas automobiler Geschichte“. Und Daimler kontert per Joint Venture mit dem chinesischen Autobauer BYD: Für 300 Millionen Euro haben beide das E-Auto Denza entwickelt. Der Umstieg der Chinesen auf batteriebetriebene Mobile hat bei Elektrorollern bereits funktioniert: Inzwischen schlängeln sich 200 Millionen E-Roller durch die Städte, was auch am Preis liegt: Einige Modelle kosten nur wenige Hundert Euro.

Panamas Präsident Ricardo Martinelli (Foto) zeigte beim Besuch des Windparks in der Provinz Coclé auch Sinn für Größenordnungen. Das ehrgeizige Projekt des spanischen Windparkbetreibers UEP hat jetzt einen weiteren Großinvestor: Inter-Energy. Die international agierende Beteiligungsgesellschaft, an der seit 2013 auch die Weltbank Anteile hält, will dort 427 Millionen US-Dollar investieren. Bis April 2015 soll der mit 215 Megawatt Leistung größte Windpark Mittelamerikas fertig sein, der an einer der engsten Stellen zwischen Pazifik und Atlantik errichtet wird. Dort herrschen optimale Bedingungen mit Windgeschwindigkeiten wie auf der Nordsee. Sieben Prozent seines Strombedarfs will Panama künftig durch den Windpark decken. Bisher stammt der Strom zu gut der Hälfte aus Wasserkraft, der Rest meist aus Diesel- oder Schwerölkraftwerken. In Trockenperioden kommt es deshalb schnell zu Engpässen, die teure Extralmporte nötig machen – oder sogar wie 2013 Strom-Rationierungen.

Foto: PR

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VIEL WIND IN PANAMA


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DES MONATS

BLUTSTROM Die Suche nach neuen Energiequellen ist um eine Alternative reicher. Sergei Shleev und Magnus Falk, Forscher an der Universität Malmö in Schweden, nehmen als neue Ressource für die Stromproduktion menschliches Blut ins Visier. Winzige „Bioenergiezellen“ sollen Energie speichern, die sie aus körpereigenen Stoffen wie Glukose gewinnen. „An der einen Elektrode oxidiert Glukose, an der anderen reduzieren wir Sauerstoff“, erklärt Shleev. Dadurch entstehe ein Elektronenstrom von einer Elektrode zur anderen. Shleev will mit diesem Strom zwar nicht private Haushalte, wohl aber medizinische Implantate wie Herz- oder Hirnschrittmacher versorgen. Diese Kleinstgeräte laufen heute noch mit winzigen Batterien, die nach acht bis zwölf Jahren in einem chirurgischen Eingriff ausgetauscht werden müssen.

VERNETZUNG IM ADLON Was haben Alstom-Vorstandschef Alf Henryk Wulf und Stephan Reimelt, CEO von General Electric Energy, gemein? Und was verbindet beide mit Club-of-Rome-Präsident Max Schön, DIW-Ökonomieprofessorin Claudia Kemfert, Allianz-Chefinvestor Armin Sandhövel und VKU-Präsident Ivo Gönner? Antwort: Sie kommen alle zum FINANCE MEETING von BIZZ energy today am 16. und 17. Juni 2014 im Berliner Hotel Adlon. Die Konferenz vernetzt die Finanz-Welt mit der Energie-Welt. Sie bringt Topmanager mit Investoren und politischen Entscheidern zusammen. Die Dinner-Speech im prächtigen Wintergarten des Adlon hält Jochen Homann, Präsident der Bundesnetzagentur. Weitere Infos unter www.bizzenergytoday.com/financemeeting

Foto: Yuki Yamada

innovation

Die Batterie ist das Herzstück der Elektromobilität – und zugleich ihre Achillesferse. Geringe Reichweiten, lange Ladezeiten und hohe Kosten sorgen für Tristesse. Jetzt gibt es Hoffnung: Japanische Wissenschaftler konnten mit einem neu entwickelten Lithium-Ionen-Akku die Ladezeit auf ein Drittel im Vergleich zu handelsüblichen Produkten verringern; zudem entlädt sich die Batterie langsamer selbst und ist widerstandsfähiger als herkömmliche Akkus. Die Erfolgsformel dahinter: Die Forschergruppe veränderte die chemische Zusammensetzung der Batterieflüssigkeit. Deren Salzkonzentration wurde vervierfacht. Dadurch steigert sich die molekulare Bewegungsdynamik in der Elektrolytlösung deutlich. Der neue Akku werde auf diese Weise reaktionsfähiger, verkündete die Universität Tokio stolz. Das Bild (links) zeigt schematisch, wie die orangenen Lithium-Ionen vom Elektrolyt zur Anode wandern. Das Spannungslimit lasse sich von derzeit 3,7 auf 5,0 Volt erhöhen, sagt die japanische EliteHochschule. Das prädestiniert den neuen Akku für den Einsatz in E-Autos und in Smart Grids. Zum Vergleich: Die jüngst vom israelischen Start-up Storedot entwickelten Akkus, die binnen 30 Sekunden aufgeladen sind, können bislang nur Strom für ein einzelnes Smartphone speichern. Aus Japan stammte übrigens schon der erste kommerzielle Lithium-IonenAkku: Sony brachte ihn 1991 in einer Videokamera unter.


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FRAGE DES MONATS:

… Welche

Chancen hat die Erdgasmobilität? Sie emittieren vergleichsweise wenig Klimagas CO2, belasten die Stadtluft nicht mit Feinstaub, unterscheiden sich aber in der Konstruktion kaum von Benzinmotoren: Erdgasantriebe könnten rasch die Ökobilanz des deutschen Straßenverkehrs aufbessern, sagen führende Manager und Experten aus der Auto- und Energiebranche. Voraussetzung dafür wären aber nicht nur ein günstiges Fahrzeugangebot sowie mehr Gastankstellen. Sondern auch größeres Interesses bei den Autokäufern.

MATTHIAS WISSMANN Präsident Verband der Automobilindustrie (VDA)

PETER BLAUWHOFF Vorsitzender der Geschäftsführung Shell Deutschland

Erdgasantriebe sind auf dem Vormarsch. Gab es im Jahre 2000 weltweit nur 1,2 Millionen Erdgasfahrzeuge, sind es heute rund 18 Millionen – bis 2020 könnten es sogar 60 Millionen Erdgasfahrzeuge sein. Erdgas ist reichlich vorhanden; die Reichweite der globalen Erdgasressourcen wird auf über 230 Jahre geschätzt. Erdgas ist sauber. Bei der Verbrennung von Erdgas entstehen 25 Prozent weniger CO2 als bei Benzin und Diesel und deutlich weniger Luftschadstoffe. Beides wirkt sich positiv auf Klima und Luftqualität aus. Erdgas kann komprimiert oder bei minus 161 Grad Celsius verflüssigt werden. Komprimiertes Erdgas (CNG) kann von Pkw und Lkw genutzt werden, verflüssigtes Erdgas (LNG) kommt für Lkw sowie für die Schifffahrt infrage. Zudem kann flüssiger synthetischer Diesel (Gas-to-liquids) aus Erdgas hergestellt werden. Derzeit gibt es in Deutschland rund 100.000 Erdgasfahrzeuge und gut 900 Erdgastankstellen. Shell betreibt hierzulande knapp 60 Erdgastankstellen. Damit sich Erdgas stärker durchsetzt, braucht es jedoch deutlich mehr Fahrzeuge. Shell setzt, vor allem im erdgasreichen Nordamerika, auf LNG für schwere Lkw sowie auf synthetischen Diesel für Flottenbetriebe. Und Shell ist ein weltweit führender Nutzer und Anbieter von verflüssigtem Erdgas als Treibstoff für die Schifffahrt.

Foto: Daimler, Shell Deutschland, Total Deutschland, VCD, VDA

Der Gasantrieb hat großes Potenzial. Denn Erdgas hat viele Vorteile: Es spart gegenüber Benzin rund ein Viertel der CO2-Emissionen ein. Außerdem entstehen bei seiner Verbrennung wesentlich weniger Stickoxide und Feinstaubpartikel. Auch die Versorgungssicherheit ist besser als bei herkömmlichen Kraftstoffen. Die gesicherten Erdgasreserven sind enorm. Deutschland bezieht das Gas aus vielen Regionen der Erde, 14 Prozent kommen aus heimischen Quellen. Während die Förderung weltweit seit Jahren kontinuierlich ansteigt, ist der Gaspreis seit dem Höchststand im Jahr 2005 deutlich gesunken. Das freut den Verbraucher: Für einen vollen Tank mit Erdgas muss er aktuell halb so viel bezahlen wie bei einem vergleichbaren Auto mit Benzinmotor. Noch ist der Absatz von Erdgasmodellen zwar auf einem niedrigen Niveau, aber die Zuwachsraten sind hoch. Daher ist es strategisch richtig und notwendig, dass sich die Bundesregierung in ihrem Koalitionsvertrag dazu bekannt hat, Erdgas auch über das Jahr 2018 hinaus steuerlich besserzustellen. Zudem muss das Tankstellennetz dichter werden, um diesen umweltfreundlichen und zukunftssicheren Energieträger weiter voranzubringen.


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HANS-CHRISTIAN GÜTZKOW Geschäftsführer Total Deutschland

Unser Geschäftsfeld ist hochgradig von politischen Entscheidungen abhängig. Auch zukünftig wird die Politik bei der Mobilität aktiv eingreifen. Es geht um den Beitrag des Verkehrsbereichs zur Energiewende. Hinzu kommen Zielvorgaben aus Europa. Erdgas gilt für die Erreichung dieser Ziele – neben der weiteren Hybridisierung und Elektrifizierung unserer Fahrzeuge – als erste Wahl. Immer mehr Hersteller bieten alternativ Erdgasantriebe an. Am Ende werden die Verbraucher entscheiden. Außer der Wirtschaftlichkeit sind auch Imagegründe und die Nutzerfreundlichkeit wichtig. Total bietet mit der Multi-Energie-Tankstelle bereits heute alle zur Verfügung stehenden Kraftstoffe an. Von herkömmlichen Qualitätskraftstoffen bis zu Erdgas und Autogas. Als Vorreiter forscht Total auch zur H2-Mobilität, bei der Wasserstoff aus erneuerbarer Energie hergestellt wird. Erdgas gehört in unser Angebot bei Tankstellen in Regionen mit entsprechender Nachfrage. Total positioniert sich mit derzeit 88 Erdgas-Tankstellen im Netz, die in Kooperation mit Erdgasanbietern betrieben werden, bundesweit an dritter Stelle. Insgesamt stehen wir mit mehr als 1.100 Stationen auf Platz vier aller Tankstellenbetreiber in Deutschland.

EVA WIESE Leiterin Produktmanagement Antriebe, Komponenten und Strategische Planung Daimler

Alles in allem ist das Rennen um die Antriebsform der Zukunft noch lange nicht entschieden. Aus unserer Sicht wird es dafür nicht die eine Lösung geben. Deshalb setzen wir auf unterschiedliche Technologien, die optimal auf die jeweiligen Kundenbedürfnisse und Fahrzeugtypen zugeschnitten sind. Wir fahren dabei dreispurig und verfolgen einen intelligenten Mix aus Hybridantrieben, emissionsfreien Elektrofahrzeugen mit Batterie- oder Brennstoffzelle sowie innovativen Verbrennungsmotoren. Erdgas ist technologisch sehr attraktiv und hat in den letzten Jahren definitiv eine Renaissance erfahren. Die Fahrzeuge sind ideal für Vielfahrer und dementsprechend für Langstrecken geeignet, bei denen hohe Effizienz und große Reichweiten eine besondere Rolle spielen. Genauso wie die E-Klasse, die Premium-Business-Limousine von Mercedes-Benz, ist auch die B-Klasse gerade deshalb prädestiniert für diese Antriebsform. Das derzeitige Preisgefälle auf dem Gasmarkt macht Erdgas für die Kunden zusätzlich attraktiver. In puncto CO2-Ausstoß kommt ein solcher Antrieb nahe an die Werte des Dieselmotors heran – bei deutlich niedrigeren Kosten.

MICHAEL ZIESAK Bundesvorsitzender Verkehrsclub Deutschland (VCD)

Der Erdgasantrieb ist eine etablierte Technologie und weist einige Vorteile gegenüber gängigen Benzinern und Dieseln auf. Stichworte sind: günstige Kraftstoffkosten, geringer CO2-Ausstoß und sehr niedrige Schadstoffemissionen. Dennoch sind aktuell nur rund 100.000 Erdgasfahrzeuge auf deutschen Straßen unterwegs – wenn auch mit zunehmender Tendenz. Das liegt unter anderem an den recht konservativen deutschen Autofahrern. Hemmend wirken aber auch eine geringe Anzahl von Erdgastankstellen in der Fläche und teils hohe Aufpreise für die Fahrzeuge. Momentan sind Erdgasfahrzeuge daher eine gute Alternative für den Einsatz im Ballungsraum bei mittleren bis hohen Jahresfahrleistungen. Kurz- bis mittelfristig, vorausgesetzt der derzeitige Aufschwung hält an, können Erdgasfahrzeuge einen wichtigen Beitrag zur Verringerung der CO2-Emissionen im Verkehr leisten. Interessant ist zudem die weitere Verbesserung der Klimabilanz von Erdgasfahrzeugen durch den verstärkten Einsatz von Biomethan aus Abfällen, Reststoffen und Gülle. Hinzu kommt ganz neu das sogenannte E-Gas, das mit Hilfe Erneuerbaren-Stroms bei der Elektrolyse von Wasser gewonnen wird. Doch die Potenziale hierfür sind begrenzt und strombasierte Kraftstoffe bleiben aus Klimasicht vorerst zweifelhaft.


Kunden stehen Schlange, Hersteller können Preise diktieren. Der drohende Absturz der Windbranche, den Lobbyisten erst kürzlich noch beim Streit um die EEG-Reform an die Wand malten, fällt vorerst aus _Text THOMAS BAUER

Foto: Siemens

Anlagenbauer laufen heiß


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I

rgendwie passt da etwas nicht so ganz zusammen: Einerseits kappt die Regierung Merkel die Ökostrom-Fördersätze, und Verbandsvertreter beklagen das lautstark über viele Monate . Andererseits verbreiten Investoren wie Capital Stage frohe Botschaften: Das börsennotierte Hamburger Unternehmen hat just im April 51 Prozent am Windpark Kirchheilingen bei Erfurt erworben. Fünf Anlagen vom Typ Nordex N117 mit einer Nabenhöhe von 141 Metern und einer Leistung von je 2,4 Megawatt (MW) sollen ab Dezember Windstrom produzieren. Der nach eigener Aussage größte unabhängige Solarparkbetreiber Deutschlands findet mehr und mehr Gefallen an der Windkraft und hat seine Ökostromkapazitäten innerhalb von nur fünf Monaten um 50 Prozent auf 300 MW vergrößert. „Die Anlagen sind ausgereift und somit die technischen Risiken überschaubar“, erklärt Finanzvorstand Zoltan Bognar. Scherzend ergänzt er: „Die größte Unsicherheit für uns ist der Wind selbst.“ Die Flaute ist ganz offensichtlich vorbei. Mit der Kraft des Windes machen Anlagenbauer, Projektierer und Investoren wieder gute Geschäfte. Dass es der Branche gut geht, zeigt auch die jüngste Entwicklung des ebenfalls in Hamburg


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ansässigen Turbinenherstellers Nordex, der unter anderem Capital Stage beliefert. Ende April konnte Nordex einen weiteren Großauftrag über 16 Turbinen mit insgesamt 40 Megawatt Leistung vom US-Windparkbetreiber Exelon Wind vermelden. Im Hamburger Werk fährt der Anlagenbauer nun seine Produktion hoch. „Wir sind wieder unter den Top Ten weltweit“, frohlockt Vorstandschef Jürgen Zeschky. Der Weltmarktanteil ist auf 3,3 Prozent gestiegen. In Deutschland ist Nordex

Der Druck, Windanlagen vor Jahresende in Betrieb zu bekommen, treibt die Preise bei den Herstellern

1. GROSSBRITANNIEN 3.653 2. DÄNEMARK 1.271 3. DEUTSCHLAND 915 4. BELGIEN 572 5. CHINA 390 6. NIEDERLANDE 249 7. SCHWEDEN 212 8. FINNLAND 30 9. JAPAN 27 10. IRLAND 25 Quelle: World Wind Energy Association (2013)

Die installierte Peak-Leistung des Offshore-Windparks London Array entspricht mit 630 Megawatt der eines kleinen Kernkraftwerks. Dafür stehen 175 Turbinen vor der Nordseeküste Englands. Die Betreiber Dong, Eon und Mubadala wollen weitere 166 Windräder bauen

Das können Kapitalanlagegesellschaften bestätigen. Holger Kerzel, Geschäftsführer der Meag, hat für die Versicherer Münchner Rück und Ergo bereits 1,5 Milliarden Euro von geplanten vier Milliarden Euro in erneuerbare Energien investiert. Windparks gehören zu den Favoriten. Weil die Energiewende nach wie vor erklärtes Ziel der Bundesregierung sei, erwartet Kerzel „auch künftig hinreichend auskömmliche Bedingungen, mit denen sich der weitere Ausbau der erneuerbaren Energieträger in Deutschland lohnt“. Laut Capital-Stage-Vorstand Bognar ist günstiges Fremdkapital reichlich verfügbar, nicht zuletzt über die staatliche Förderbank KfW. Als „zu

Foto: Siemens

INSTALLIERTE OFFSHORELEISTUNG IN MW (2013)

Nummer vier mit 8,4 Prozent, noch vor General Electric (GE) und Siemens, die bei je einem Prozent liegen. 2013 hat Nordex die Gewinnzone erreicht, dieses Jahr will Zeschky 70 Millionen Euro vor Steuern erwirtschaften – bei 1,5 Milliarden Euro Umsatz. Die Auftragsbücher sind prall gefüllt. Vergessen scheint, dass man in den Vorjahren noch darauf hoffen musste, von chinesischen Wettbewerbern gerettet zu werden. Dominanter Marktführer in Deutschland bleibt Enercon mit 50 Prozent. Das Unternehmen aus dem ostfriesischen Aurich ist verschwiegen wie eh und je. Branchen-Insider berichten von vollen Auftragsbüchern und Umsatzzuwächsen allein in 2012 von rund 30 Prozent auf mehr als fünf Milliarden Euro. Auch der spanische Hersteller Gamesa verspürt Rückenwind. Seine Tochter Gamesa Energie in Oldenburg sucht attraktive Windstandorte, um diese mit den neuesten Turbinen auszustatten: „Wir sind ein lupenreiner Entwickler und als solcher die Speerspitze von Gamesa in Deutschland“, sagt Geschäftsführer Benjamin Bhaumick. Er berichtet, dass noch vor einigen Jahren interessierte Investoren die fertig errichteten Windparks in aller Ruhe vor dem Kauf begutachteten; inzwischen seien die Anlagen von der iberischen Halbinsel bereits verkauft, sobald die Baugenehmigung vorliege. Die Spanier sind mit einem Exportanteil von 88 Prozent besonders stark in Nord- und Südamerika vertreten. Der Marktanteil in Deutschland, derzeit bei einem Prozent, soll steigen. „Das Wind-Geschäft hierzulande brummt“, sagt Bhaumick.


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aggressiv“ betrachtet Bognar aber die Fristen, die sich in der von der Bundesregierung beschlossenen Reform des Erneuerbare-Energien-Gesetzes (EEG) finden. Laut Gesetzentwurf gilt Vertrauensschutz für Anlagen, die bis zum 22. Januar 2014 genehmigt wurden und noch dieses Jahr fertiggestellt werden. Sie erhalten die bestehenden Fördersätze zwischen 9,5 bis 10 Cent je Kilowattstunde. Neuanlagen sollen nur noch 8,9 Cent bekommen. „Das macht für Investoren einen großen Unterschied“, so Bognar. Die EEG-Reform sieht zudem die Pflicht zur Direktvermarktung, die Fernsteuerbarkeit der Anlagen und den Wegfall der Boni für Repowering vor. Der Druck, Windanlagen vor Jahresende in Betrieb zu

bekommen, treibt die Preise bei Herstellern, Entwicklern und Servicefirmen. „Für Investoren ist es in diesem Jahr schwerer geworden, Anlagen zu einem fairen Preis zu bekommen. Wir erleben derzeit einen ‚Run‘ auf Projekte mit altem Tarif“, räumt Bognar ein. Wer viele genehmigte Projekte in den Büchern hat, steht gut da. So teilt der börsennotierte Projektierer PNE Wind mit, dass er 100 MW an Anlagen im Bau habe, die zu Konditionen des alten EEG in Betrieb gehen können. Das Unternehmen beabsichtigt, „2014 zu einem der erfolgreichsten Jahre in der Projektumsetzung zu machen“, sagt Chef Martin Billhardt. Der Zeitdruck der Bauherren beschert Herstellern


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eine komfortable Situation. Sie können von Kunden lange Vorfinanzierungen und Anzahlungen sechs Monate im Voraus einfordern. Sind kleinere Projektentwickler mit Vorfinanzierungen überfordert, können sie beim US-Riesen General Electric anklopfen: „Wir sind der ideale Partner vor allem für kleine und mittlere Projektierer, die plötzlich vor einem Großprojekt stehen, das ihre Finanzierungsmöglichkeiten übersteigt“, wirbt Jan-Henrik Rufer, der von Frankfurt aus die Absatz- und Projektfinanzierung von GE in Deutschland, Nord- und Südosteuropa leitet. Der Ex-Investmentbanker spricht von einer „Win-winSituation“: Rufer bringt finanzstarke Investoren und klamme Projektierer zusammen und GE verbürgt sich seinerseits für die Leistungsfähigkeit der Anlagen. Die Projektentwickler kommen günstig an Kapital, die Investoren an vorteilhafte Windparks. GE verkauft seine Anlagen und erhält lukrative Serviceverträge für 15 Jahre. Allein im März erhielt die Konzern-Niederlassung in Salzbergen 44 Bestellungen für die GE-Anlage 2,5120, die sich besonders für die schwächeren Windstandorte eignet. Die Branche profitiert 2014 von massiven Vorzieheffekten. Doch wird darauf Katerstimmung folgen? Monatelang opponierte seit Jahresbeginn die Umwelt- und die Maschinenbaulobby in Berlin gegen den EEG-Gesetzentwurf von SPD-Wirtschaftsminister Sigmar Gabriel; inzwischen wird der Ton schon wieder versöhnlicher. Selbst aus

THOMAS BAUER ist Korrespondent von BIZZ energy today am Finanzplatz Frankfurt. Zuvor war der Diplom-Volkswirt Banken-Korrespondent des Handelsblatts, Redakteur beim Nachrichtensender N-TV und zehn Jahre lang Hauptstadt-Korrespondent der USNachrichtenagentur Bloomberg.

Foto: Siemens

Mit Spezialschiffen wie der Sea Installer werden die großen Offshore-Windanlagen installiert – wie hier im Windpark Gunfleet Sands vor der Nordsee-Küste von Ipswich, wo gerade eine Sechs-Megawatt-Anlage von Siemens aufgebaut wird

dem Maschinenbauverband VDMA ist zu hören, dass die jährliche Zubaugrenze für Onshore-Wind von 2.500 MW „durchaus auskömmlich“ sei. Auch in den USA und Großbritannien herrscht ein Windboom. Die American Wind Energy Association erwartet, dass dieses Jahr der Rekord bei Neubauten aus 2012 – rund 13.100 MW – übertroffen wird. Wegen des US-Haushaltsstreits und der zunächst eingestellten Förderung war der Zubau vergangenes Jahr auf 1.100 MW eingebrochen. Die Börsenkurse reflektieren diese Aussichten. So kletterte die Aktie des dänischen Weltmarktführers Vestas binnen drei Monaten um 50 Prozent. Die deutschen Anlagenhersteller, die zwei Drittel ihrer Produktion ins Ausland verkaufen, setzen auch auf US-Energieminister Ernst Moniz. Bei jeder Gelegenheit verkündet er, dass sein Land die Ökostromerzeugung bis 2020 verdoppeln werde. Davon dürfte nicht zuletzt Siemens profitieren, immerhin drittgrößter Windenergieanlagenbauer der Welt. Bei der Ausrüstung von Offshore-Windparks ist Siemens sogar die Nummer eins. Als Marktführer hat Siemens wesentlich zur Verdopplung der britischen Offshore-Windkapazitäten binnen zwei Jahren beigetragen. Die konservativ-liberale Regierung von Premier David Cameron will die Kapazitäten auf dem Meer bis 2020 auf rund 14 Gigawatt massiv erweitern – ganz anders als die deutsche Bundesregierung, die ihren Ausbauplan von zehn auf 6,5 Gigawatt eingedampft hat. Die Rotorblätter der neuen Sechs-MegawattTurbinen fertigt Siemens künftig in der englischen Hafenstadt Hull, wo der Konzern 160 Millionen Pfund investieren und 1.000 Mitarbeiter einstellen will. In der Stadt wird Siemens gefeiert, Tory-Premier Cameron erkennt einen „massiven Vertrauensbeweis“ für seine Wirtschaftspolitik. Bei der Pressekonferenz im März konnte sich Michael Süß damals als SiemensEnergievorstand in Hull einen Seitenhieb auf Berlin nicht verkneifen: „Wir investieren in Märkte mit zuverlässigen Rahmenbedingungen, die für ausgelastete Fabriken sorgen.“


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Folgende Referenten (neben anderen) haben ihr Kommen bereits zugesagt: Dr. Armin Sandhövel CIO Infrastructure Equity, Allianz Global Investors

Alf Henryk Wulf CEO, Alstom Deutschland

Prof. Dr. Claudia Kemfert DIW Berlin und Hertie School of Governance

Dr. Stephan Reimelt CEO, GE Energy Germany

Jutta Kleinschmidt Energie-Unternehmerin, Rallyestar und Sportlerin des Jahres

Ivo Gönner VKU-Präsident und Oberbürgermeister der Stadt Ulm

Gerard Reid Partner, Alexa Capital und Imperial College London

Martin Heimes Geschäftsführer, Ventus Ventures

Dr. Joachim Müller-Soares Herausgeber und Chefredakteur, BIZZ energy today

Thomas Krupke CEO, ALEA Energy Solutions

Carsten Müller MdB (CDU), Umweltausschuss Deutscher Bundestag

Dr. Wolfgang von Geldern Staatssekretär a.D., Wirtschaftsverband Windkraftwerke

Dr. Frank Schmidt Leiter des Geschäftsfelds Energie, Deutsche Telekom

Clemens Triebel Vorstand, Younicos

Stefan Degener Geschäftsführer, First Solar

Max Schön Vorstand der Stiftung 2 Grad, Präsident des Club of Rome

Ove Petersen Geschäftsführer, GP Joule

Felix Krause CEO, Milk the Sun

Martin Bornholdt Geschäftsführender Vorstand, DENEFF

Nina Scheer MdB (SPD), Ausschuss für Wirtschaft u. Energie Deutscher Bundestag

Michael G. Feist Vorstandsvorsitzender, Enercity

Kathrin Werner Wall StreetKorrespondentin, BIZZ energy today

Lars Quandel Leitung Renewable Energy, HSH Nordbank

Jochen Homann Präsident, Bundesnetzagentur

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Anmeldung und Vorabinformationen: Ronney Menze

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KOLUMNE

Der Skandal um manipulierte Zahlen und Ranglisten ist fast schon verpufft. Der ADAC leidet weiter an autoritären Strukturen und Selbstherrlichkeit _Text FERDINAND DUDENHÖFFER

Illustration: Valentin Kaden

Autoritäre Vereinsmeier


A

m 14. Januar 2014 war der Allgemeine Deutsche Automobil-Club (ADAC) noch übermächtig und spottete über die Süddeutsche Zeitung. Die berichtete an diesem Tag erstmals über Manipulationen beim ADAC und dessen „Gelben Engel“. Der damalige ADAC-Geschäftsführer Karl Obermair antwortete auf diesen Bericht mit Polemik: „In die Zeitung von gestern wickelt man den Fisch ein.“ Doch schon ein paar Tage später war der Betrug nicht länger zu leugnen. Zehn Jahre lang hatte der ADAC gefälschte Zahlen bei seiner Mitgliederwahl für die „Lieblingsautos der Deutschen“ verwendet und sowohl Teilnehmerzahl als auch Rangfolge manipuliert. Danach stürzte Selbstherrlichkeit den Club immer tiefer in die Krise. Der ADAC hat sich komplett verheddert in seinen zahllosen Untergesellschaften, seinen autoritären Strukturen und seiner Vereinsmeierei. Die Untergesellschaften verhökerten auf Provisionsbasis Versicherungen,

und Fernsehen verbreiten die Botschaft vom „neuen“ ADAC. Zudem schrieben PR-Agenten eilig ein Zehn-Punkte-Programm für das ADACPräsidium und rekrutierten vier honorable Persönlichkeiten für den neuen Beirat. Sprecher ist der angesehene Familienunternehmer und Unicef-Chef Jürgen Heraeus, sein Stellvertreter der Politologe Rupert Graf Strachwitz. Mit dabei sind auch Hans-Jürgen Papier, Ex-Präsident des Bundesverfassungsgerichts, und Edda Müller, Vorsitzende der Anti-Korruptions-Organisation Transparency International. Allerdings existiert dieser Beirat gemäß ADAC-Statuten gar nicht. Er ist also ein reines Kommunikations-Phantom. Die Realität ist eben weit entfernt von den schönen Bildern der Marketing-Kampagne. Nach wie vor ist keine Bilanz der vielen ADAC-Töchter auf der Homepage des Clubs einsehbar. Nach wie vor bleiben geschäftliche Verbindungen im Dunkeln, etwa zum Öl-Multi Shell, der ADACMitgliedern satte Rabatte einräumt.

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Kreditkarten und vieles mehr. Sie sorgten, neben anderem, für rasch wachsende Interessenkonflikte; diese haben die angeblich unabhängigen Auto-, Reifen- und Gewässertests des ADAC stark beeinflusst. Solche Interessenkonflikte hatten Branchen-Insider seit Langem angeprangert, fanden damit aber kaum Gehör. Bis Januar kam kein Politiker an der Stimmgewalt von 18 Millionen ADAC-Mitgliedern vorbei. Kein Autobauer oder Reifenhersteller wagte öffentlich Kritik. Der Club prägte die bundesdeutsche Verkehrspolitik, die Kanzlerin gab der Clubzeitschrift ADAC-Motorwelt bereitwillig Interviews. Deren langjähriger Chefredakteur Michael Ramstetter, zugleich ADAC-Kommunikationschef, musste im Januar seinen Hut nehmen. Ein Gütetermin vor dem Arbeitsgericht München wurde für den 22. Mai anberaumt. Nachdem der Betrug nicht mehr zu leugnen war, postulierte der ADAC öffentlich Demut – und einen Neuanfang. Präsident und Geschäftsführer wurden abgelöst. Die Unternehmensberatung Deloitte wurde beauftragt, die Stimmen beim Lieblingsauto der Deutschen nachzuzählen. Die Londoner Wirtschaftskanzlei Freshfields Bruckhaus Deringer arbeitet an einer Corporate-Compliance-Richtlinie für den ADAC. Werbespots in Funk

Die Autofahrer werden wohl weiter auf die Pannenhilfe des ADAC setzen, trotz preisgünstigerer Alternativen; das Präsidium wird dies in den kommenden Monaten als Zeichen des öffentlichen Vertrauens interpretieren. Bleibt also alles beim Alten? Nicht ganz. Die Politik hat gelernt, dass der ADAC nicht nur Mitglieder, sondern auch Kunden und Geschäftspartner hat, etwa die Allianz, Huk oder HDI-Versicherungen. Der Spiegel hat Anfang Mai das üppige Wertpapier- und Immobilienvermögen des ADAC im Detail publik gemacht. Der Fiskus verlangt jetzt Steuern, eine Rechnung in Höhe von 500 Millionen Euro hat die Münchener Zentrale offenbar schon erreicht. Natürlich will die Club-Führung die steuerlich lukrative Rechtsform des eingetragenen Vereins unbedingt bewahren. Die Glaubwürdigkeit der ADAC-Tests und ADAC-Produkte ist stark angekratzt. Der Club hat viel Reputation außerhalb seines Kerngeschäfts eingebüßt. Auch manche Personalie überzeugt nicht: Peter Meyer übernahm nach seinem Rücktritt als ADAC-Präsident die Führung des ADAC-Regionalclubs Nordrhein, mit 2,6 Millionen Mitgliedern größter Regionalverband. Neuanfang geht anders.

FERDINAND DUDENHÖFFER ... ist Direktor des Center Automotive Research (CAR) an der Universität Duisburg-Essen sowie Inhaber des dortigen Lehrstuhls für allgemeine Betriebswirtschaftslehre und Automobilwirtschaft.


community. seite 82

MAL GANZ GRUNDSÄTZLICH GEFRAGT ...

Siehe unser auch D ab Se ossier ite 50

...ist nachhaltige Geldanlage ein Trend, Herr Jorberg?

THOMAS JORBERG ... ist Vorstandschef der GLS-Bank in Bochum. Der Ökonom, Jahrgang 1957, absolvierte seine Ausbildung bei einer Volksbank. 1986 kam er dann zur GLS-Bank, die er seit 2003 führt und die inzwischen zu den größten genossenschaftlichen Kreditinstituten Deutschlands zählt. Jorberg verantwortet dort unter anderem die Bereiche Strategie und Kreditgeschäft.

_BIZZ energy today | Gibt es den klaren Trend zur nachhaltigen Geldanlage? _Thomas Jorberg | Laut Umfragen sind 16 Millionen Deutsche daran interessiert, ihr Geld nach sozialen, ethischen und ökologischen Kriterien anzulegen – und nicht nur nach Rendite. Rund zehn Milliarden Euro flossen in Deutschland allein 2012 in diesen Bereich. Wir erkennen seit rund fünf Jahren einen stärkeren Sinneswandel als Folge der Finanzkrise. _Warum hat die Finanzkrise diesen Trend verstärkt? _Jorberg | Sie entlarvte das bestehende Bankensystem: als systemisch organisierte Verantwortungslosigkeit. Finanzspekulation existiert zwar seit eh und je – aber Hochfrequenzhandel, Rohstoffspekulationen und unzählige künstliche Derivate haben eine sehr gefährliche Entwicklung ausgelöst. Immer mehr Menschen fragen

daher, was Banken und Fonds mit ihrem Geld machen und welche Folgen die Geldanlage hat. _Sind Ökostromprojekte und andere Energiewende-Produkte bei der nachhaltigen Geldanlage besonders beliebt? _Jorberg | Ja. Das Interesse an Investments in Solar- und Windanlagen, aber auch in andere regenerative Energien, ist ungebrochen. Über ein Drittel unserer Kredite vergeben wir in diesem Bereich. Weitere 17,5 Prozent gehen in Gebäudesanierung und Neubau, wobei wir auf energetische Mindeststandards viel Wert legen. _Welche Rolle spielen Family Offices bei Energiewende-Investments? _Jorberg | Sie besitzen eine große Marktmacht, die Dinge zum Guten verändern kann. Unsere Anlageberater merken täglich, dass auch die Vermögenden dieser Republik genau wissen wollen, welche sozialen und ökologischen Folgen ihre Geldanlage hat. _Haben reiche deutsche Familienclans damit also eine Vorbildfunktion? _Jorberg | Eine solche Rolle bei der Geldanlage streben sie nicht an, im Gegenteil: Sie agieren meist lieber im Verborgenen und scheuen öffentliche, mediale Aufmerksamkeit.

Foto: GLS-Bank

_Interview JOACHIM MÜLLER-SOARES


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