BIZZ energy today 05/2014

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ANALYSE

KOLUMNE

INTERVIEW

MARKET INSIGHT

Warum Green Bonds auf den internationalen Finanzplätzen nun doch endlich in Mode kommen

Autoexperte Ferdinand Dudenhöffer über die historische Chance einer ökologischen Pkw-Maut

Der neue BDEW-Präsident Johannes Kempmann über Versäumnisse bei der Stromnetzregulierung

Versorger, Händler, Dienstleister: Die 100 wichtigsten Adressen der Erdgas-Branche

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Das Wirtschaftsmagazin für die Entscheider der Energiezukunft

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Rückenwind für die Energiewende Onshore-Windkraft bleibt ein verlässlicher Stützpfeiler der Energiepolitik – auch wenn es der Branche vor marktliberalen Reformen graut . Das boomende Serviceweiter auf seite 46 Geschäft ist umkämpft

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SEP

3. Jahrgang

9,80 ¤


Die crossmediale Branchenübersicht von BIZZ energy today. MARKET INSIGHT ist die crossmediale Branchenübersicht von BIZZ energy today. Erhalten Sie als Heft-im-Heft einen Überblick zu den wichtigsten Anbietern, Zulieferern und Händlern eines Querschnittsthemas. Thema der Oktober-Ausgabe: Green Mobility: Die wichtigsten Player... ...aus den Bereichen Automobilhersteller und -zulieferer, Batteriehersteller, Brennstoffzellenhersteller und Infrastruktur

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editorial. seite 3

Green Bonds für Strom Die Finanzmärkte für Klimaschutz und Ökologie einzuspannen ist eine Kunst, die in Washington entstand – und jetzt zunehmend Nachahmer in aller Welt findet _von JOACHIM MÜLLER-SOARES

Titelbild: depositphotos.com

Foto: Roy von Elbberg

Liebe Leserinnen und Leser,

früher waren die Rollen klar verteilt: Technikkonzerne bauen neue Windanlagen, Wartung und Reparatur übernehmen später unabhängige Servicefirmen. Diese Symbiose ist Vergangenheit. Weil das Servicegeschäft immer lukrativer wird und sein Anteil am Gesamtmarkt stetig wächst, kämpfen die Hersteller inzwischen mit harten Bandagen gegen ihre einstigen Verbündeten. Mehr dazu steht in unserem Wind-Dossier ab Seite 46, das zudem Chancen und Gefahren im regulatorischen Umfeld der Windenergie analysiert. Windparks und andere Ökostromanlagen kann man ausgliedern und separat an die Börse bringen. Diesen Tipp für Europas Energiekonzerne hält unser Finanzkolumnist Gerard Reid parat – und verweist auf erfolgreiche Vorreiter in London und New York (Seite 28). Passend dazu beschreibt unsere Wall-Street-Korrespondentin Kathrin Werner auf Seite 26 den aktuellen SolarBoom an der US-Börse, der sich rund um das Gebäude auch physisch manifestiert. In Washington bemüht sich die deutsche Weltbank-Topmanagerin Heike Reichelt seit vielen Jahren, Green Bonds populärer zu machen.

Mit Erfolg: Grüne Anleihen werden inzwischen nicht nur von Weltbank und nationalen Förderbanken wie der KfW begeben, sondern auch von multinationalen Industriekonzernen wie Unilever und Toyota. Konzernchefs und vermögende Geldanleger drängen heute ebenso wie Kirchen und Stiftungen darauf, die Kapitalmärkte für globalen Klima- und Umweltschutz einzuspannen. Mehr ab Seite 12. Für Russland und seinen Präsidenten Wladimir Putin sind Macht und Energie aufs engste verwoben. Auf dem Kaspischen Meer fuhr unser Korrespondent Marcus Bensmann auf einem Tanker, der kasachisches Öl in die EU bringt (Seite 30). Den Tanker-Pendelverkehr will Putin unterbinden – wie gewohnt mit rabiaten Mitteln. Beim Lesen von BIZZ energy today wünsche ich Ihnen wie immer neue Erkenntnisse und natürlich auch Lesespaß. Ihr Herausgeber und Chefredakteur P.S.: Ihre Anregungen sind willkommen, unter muellersoares@ringvier.com


KASPISCHER FLASCHENHALS Riesige Öl- und Gasvorräte bietet das Kaspische Meer. Die EU möchte sie gerne anzapfen – was Russland mit Macht zu verhindern sucht seite 30 WEG FREI FÜR DIE GREEN BONDS Das Geschäft mit grünen Anleihen nimmt endlich Fahrt auf. Das Interesse der Investoren ist groß seite 12

HILFE AUS DEM HOHEN NORDEN Die Energiewende braucht dringend neue Speichertechnologien. Eine neue kostengünstige Hybrid-Batterie hält länger durch seite 40

„SIEBEN PROZENT RENDITE“ Lars Quandel von der HSH Nordbank über die Finanzierung von Europas Ökostromprojekten seite 24 WALL STREET INSIDE Sonnen-Börse: In den USA boomt die Solarenergie und lockt Kapital seite 26 KOLUMNE GERARD REID Ein neues Investment-Vehikel, die Yield Co., wird in New York und London immer beliebter seite 28 „MEHR MARKT“ Beim BIZZ energy FINANCE MEETING trafen sich hochkarätige Unternehmer, Politiker und Investoren seite 18

STADTWERKE IN DER FALLE Die Stadtwerke haben massiv in fossile Kraftwerke investiert, um die Energieriesen anzugreifen. Das rächt sich jetzt, nicht nur in Gera seite 36

E R D G A S 100 TOP-ADRESSEN Das Market Insight listet die wichtigsten Adressen von deutschen und multinationalen Unternehmen, Biogasanbietern und Gashändlern seite 65


ZUGPFERD MIT RÜCKENWIND Den Windmüllern in Deutschland geht es gut. Noch – sie fürchten die bereits beschlossene Reform des Fördermodells im Jahr 2017 seite 46

KOLUMNE FERDINAND DUDENHÖFFER Warum die Bundesregierung mit ihren verqueren Mautplänen eine historische Chance zu verspielen droht

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HOHES RISIKO IN CHINA Chinas riesiger Absatzmarkt lockt deutsche Effizienzunternehmen an. Doch sie haben mit der Bürokratie und dem Ende des Baubooms zu kämpfen seite 62

ZANK UM DEN SERVICE Die Hersteller von Windturbinen drängen mit harten Bandagen ins ServiceGeschäft – zum Ärger der angestammten Dienstleister seite 54

AUF- UND ABSTEIGER DES MONATS Urban Keussen (Tennet) und Matthias Willenbachers (Juwi) seite 80 tages akt NEWS New uelle s Der neue SAG-Chef bizzener auf gytod ay. kommt von Bilfincom ger. Enertrag hat einen neuen Finanzvorstand. BP-Urgestein Iain Conn wechselt an die Spitze des Stromriesen Centrica seite 81

EDITORIAL IMPRESSUM INSERENTENVERZEICHNIS FOTO DES MONATS INNOVATION DES MONATS ZAHL DES MONATS MAL GANZ GRUNDSÄTZLICH GEFRAGT

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kurz & gut. seite 10

ZAHL DES

monats

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In Deutschland rollt eine Welle von Stilllegungen fossiler Kraftwerke an. Das dokumentieren Statistiken der Bonner Bundesnetzagentur: Seit 2012 wurden demnach 39 meist kleinere Blöcke mit einer Gesamtleistung von 3,8 Gigawatt endgültig abgeschaltet, während gleichzeitig neue fossile Kraftwerke mit deutlich höherer Leistung ans Netz gegangen sind. Nun aber dürfte sich das Verhältnis umkehren. Laut Netzagentur sind 49 Kraftwerke mit einer Gesamtleistung von 7,9 Gigawatt zur Stilllegung angemeldet. Ein Abschalten muss ein Jahr im Voraus angemeldet und genehmigt werden. Bei elf süddeutschen Anlagen, ausschließlich von EnBW und Eon betrieben, hat die Netzagentur zwar ihr Veto eingelegt. Die Betreiber erhalten damit eine finanzielle Entschädigung, die jedoch nur die unmittelbaren Kosten des Weiterbetriebs abdeckt. Im Süden sind damit keine Kraftwerksstilllegungen mehr möglich. In der Mitte und im Norden, wo die restlichen 5,2 Gigawatt stehen, geht es mit der verfügbaren Leistung aber zügig nach unten. An den Strombörsen zeigen sich indes bislang kaum Auswirkungen: Die Preise verharren im Keller.

USA AUF ENDLAGER-SUCHE Nuklaerabfälle aus mehr als 100 Kernkraftwerken belasten in den USA die Umwelt. Entgegen allen Protesten von Umweltschützern will Washington jetzt das havarierte Endlager Waste Isolation Pilot Plant (WIPP) in New Mexico so schnell wie möglich wieder in Betrieb nehmen. 640 Meter unter der Erde in einem Salzbergwerk fanden die Betreiber von WIPP ein Leck an den unter anderem mit hochgiftigem Plutonium gefüllten Fässern. 33 Arbeiter kamen mit radioaktiven Stoffen kurzzeitig in Berührung und mussten sofort behandelt werden. Das Lager wurde wegen des gefährlichen Lecks vorübergehend geschlossen. Allerdings fehlt den Amerikanern nun ein wichtiges Endlager für seine Atommüllberge. Denn nur im WIPP dürfen bislang plutoniumhaltige Abfälle wie zum Beispiel kontaminierte Kleidungsstücke gelagert werden. Entlastung sollte ursprünglich das Endlager Yucca Mountain in der Wüste von Nevada bringen: Doch das Projekt wurde 2009 nach Investitionen von insgesamt rund neun Milliarden US-Dollar wegen Erdbeben-Risiken und des Widerstands vor Ort eingestellt. US-Energieminister Ernest Moniz erklärte jetzt wenig überraschend, dass eine gänzliche Schließung des WIPP nie beabsichtigt gewesen sei: „WIPP muss wieder vollständig nutzbar werden. Das hat allerhöchste Priorität für uns.“ Bis das Salzbergwerk wieder gefahrlos zugänglich sein wird, können drei Jahre vergehen, so die Betreiber. Das Energieministerium geht von „Reinigungskosten“ von umgerechnet 76 Millionen Euro aus.

Foto: depositphotos.com

INDIEN MACHT WIND Narendra Modi, Hindu-Nationalist und indischer Premierminister, hat sich knapp vier Monate nach seinem Amtsantritt bereits einen denkbar schlechten Ruf erarbeitet. Modi wird für die sprunghaft steigende Zahl von Zusammenstößen zwischen Hindus und Muslimen verantwortlich gemacht. Auch an anderer Stelle will Modi Wirbel verursachen – allerdings zur Abwechslung mal im positiven Sinn. Indischen Medienberichten zufolge will er den Ausbau der Windenergie drastisch beschleunigen. Die jährlich neu installierte Leistung soll von zuletzt etwa 2,5 Gigawatt auf das Fünffache steigen. Zusätzliche Steuervorteile sollen das Wachstum ankurbeln. Wind macht schon jetzt rund zwei Drittel der Grünstromkapazitäten des Landes aus, mehr als 20 Gigawatt sind installiert. Indiens Erneuerbare-Energien-Offensive lockt auch ausländische Investoren an. Der US-Riese General Electric kündigte jüngst an, in Indien für 200 Millionen Dollar eine Windturbinenfabrik errichten zu wollen. Der indische Konzern Suzlon gehört zu den größten fünf Windturbinenenherstellern der Welt, und hält mit Senvion (ehemals Repower) eine große deutsche Tochter.


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innovation DES MONATS

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Superkondensatoren eignen sich als Energiespeicher bislang wegen ihrer geringen Energiedichte kaum. Dabei können die porösen, von Elektrolyten durchdrungenen, einlagigen Kohlenstoffatomschichten der Kondensatoren für Batterien verwendet werden, die in Sekunden aufladbar und lange haltbar sind. Dem Team von Dan Li an der australischen Monash-Universität ist nun ein Durchbruch gelungen. Die Elektrolyt-Flüssigkeit wird bei ihrer Neuentwicklung als Gel-Film genutzt, der den Abstand zwischen den nur ein Atom dicken Schichten aus Kohlenstoff minimiert. So konnte die Energiedichte im Vergleich zu marktüblichen Superkondensatoren verzwölffacht werden und erreicht nun die von Blei-Akkus. Laut Li steht die Kommerzialisierung der Technologie unmittelbar bevor. Mit der australischen Minengesellschaft Bora Bora wurde bereits ein Vertrag über die Nutzung der Uni-Patente und der Lieferung von Graphit als Rohstoff geschlossen.

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S

eit 14 Jahren arbeitet Heike Reichelt nun schon für die Weltbank in Washington. Dort leitet die Betriebswirtin den Bereich Investor Relations und genießt das Privileg, mit den führenden Industriestaaten im Rücken an den Kapitalmärkten zu agieren. So lässt sich Geld vergleichsweise leicht beschaffen und zu günstigen Förderkrediten weiterverarbeiten. Ähnlich funktionieren nationale Förderbanken wie die KfW in Frankfurt,

für die Reichelt zuvor sieben Jahre gearbeitet hat. Die Mutter zweier kleiner Kinder ist im Ausland aufgewachsen und grundsätzlich überzeugt, dass man „die Welt zu einem besseren Ort machen und zu diesem Zwecke die Kapitalmärkte einspannen“ sollte. Seit langem treibt Reichelt dabei eine Frage um: Wie kann man Investoren für Anleihen interessieren, die positive ökologische und soziale Effekte haben? Schon 2007 klopfte die Skandinaviska Enskilda Banken (SEB) aus Stockholm

Foto: depositphotos.com

In Los Angeles (Foto) soll die Straßenbeleuchtung auf LED-Technik umgerüstet werden. Zur Finanzierung des ehrgeizigen Projekts hat Kaliforniens Hauptstadt einen Green Bond aufgelegt


Weg frei für Green Bonds Von den Förderbanken jahrelang behütet, nimmt das Geschäft mit Grünen Anleihen nun endlich Fahrt auf _Text THOMAS BAUER

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mit ähnlichen Überlegungen bei der Weltbank an. Die SEB vertrat mehrere große Investoren, darunter skandinavische Pensionsfonds, die ihre Mittel nicht nur sicher, sondern auch klimaschützend anlegen wollten. Die Weltbank schien dafür wie geschaffen, da diese immer wieder Großkredite zur Armutsbekämpfung und zum Klimaschutz vergibt. „Die Anfrage der SEB fand bei uns natürlich großen Zuspruch“, erzählt Reichelt: „Durch Kooperation mit der SEB konnten wir erstmals endlich unsere

Klimaschutzprojekte direkt an unsere Kapitalmarktaktivitäten koppeln.“ Die Weltbank legte sodann ihren ersten Green Bond mit einem Volumen von etwa 330 Millionen Dollar und einem Zins von 3,5 Prozent auf. Das war nicht viel im Vergleich zur gesamten Kapitalaufnahme der Weltbank von rund 50 Milliarden Dollar – aber ein Anfang war gemacht. Zumal damals zur gleichen Zeit die Europäische Investitionsbank (EIB) in Luxemburg einen Climate Awareness Bond


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WELTWEITER VORMARSCH DER GREEN BONDS (EMISSIONSVOLUMEN IN US-DOLLAR) 25.000 Versorger Weltbank und Internationale Bank für Wiederaufbau (IBRD)

20.000

andere Förderbanken 15.000

Staatliche Banken/Agenturen Europäische Entwicklungsbank (EIB)

10.000

Unternehmen & Geschäftsbanken 5.000

International Finance Corporation (Weltbank)

2007

2008

2009

2010

2011

2012

2013

2014

herausbrachte. Viel Aufsehen erregten die grünen Anleihen allerdings nicht: Die im US-Immobiliensektor ausgelöste weltweite Finanzkrise brandete gerade auf das europäische Festland. Mit der rückkehrenden wirtschaftlichen Zuversicht sind Green Bonds plötzlich unerwartet aktuell. Seit dem ersten Green Bond hat die Weltbank 67 weitere grüne Anleihen in 17 Währungen über 6,5 Milliarden Dollar platziert. Die bieten zwar nur bescheidene Zinsen, werden Reichelt und ihren Kollegen seit Anfang 2013 aber regelrecht aus der Hand gerissen. Allein im ersten Halbjahr 2014 hat die Weltbank grüne Anleihen im Umfang von rund 2,5 Milliarden Dollar vergeben. Zwar ist das Gesamtvolumen der Green Bonds im Vergleich zum 30 bis 35 Billionen Dollar großen US-Bonds-Markt nach wie vor winzig, doch ihr Wachstum ist aufsehenerregend. Konnten sie bis 2012 jährlich selten mehr als ein bis zwei Milliarden Dollar einwerben, waren es 2013 bereits über zehn Milliarden Dollar. 2014 könnte nach Hochrechnung der Nachrichtenagentur Bloomberg die 40-Milliarden-Dollar-Schwelle fallen, nachdem bis zur Jahresmitte bereits grüne Papiere über 17 Milli-

arden Dollar verkauft wurden. Hat WeltbankManagerin Reichelt diesen Boom erwartet? Dieser Frage weicht sie aus und antwortet: „Wir beobachten eine neue Generation von PortfolioManagern, für die es immer selbstverständlicher wird, auch die nachhaltige Verwendung der Kreditmittel in ihre Entscheidungen einfließen zu lassen.“ Auch eine Art zu sagen, dass die Entwicklung gerade erst begonnen habe und dass der eigentliche Höhenflug erst noch komme. Auch private Finanzhäuser investieren zunehmend in Green Bonds. So verkündete die Zurich Insurance Ende 2013, dass eine Milliarde Dollar ihres 200 Milliarden Dollar schweren Kapitalstocks künftig aus Green Bonds bestehen soll. Ein halbes Jahr später verdoppelte Finanzvorstand Cecilia Reyes dieses Ziel auf zwei Milliarden Dollar, um weltweit nachhaltiges Wachstum zu unterstützen – ohne Abstriche bei der Rendite, wie sie sagt. Damit spricht Reyes den springenden Punkt offen an. So groß die Begeisterung für Green Bonds auch sein mag, kaum jemand ist bereit, des guten Zwecks wegen auf Rendite zu verzichten. Stefan Reiner, Direktor Corporate Finance bei der Deutschen Bank, gibt zu bedenken: „Für

Foto: PR

Quelle: Weltbank; Stand: Mitte 2014


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Emittenten oder Investoren bringen Green Bonds aktuell noch keinen ökonomischen Zusatznutzen. Die Überlegungen dahinter sind eher strategischer Natur.“ Ein Sinneswandel in der Finanzwirtschaft ist vorhanden. Insbesondere die unter öffentlicher Beobachtung stehenden Konzernvorstände drängen auf ökologische, ethisch korrekte Anlagen und verordnen diese schon mal ihren zahlenfixierten

Nicht nur Kirchen und Stiftungen verlangen, dass ihr Geld grün und sozial angelegt wird Finanzabteilungen. Zudem machen vermögende Kunden Druck. Nicht nur Kirchen oder private Stiftungen verlangen, dass ihr Geld von den Bankern auch grün und sozial angelegt wird. Wie groß die Nachfrage nach solchen sauberen Anleihen schon geworden ist, erfuhr diesen Sommer auch die KfW. Die staatliche Förderbank hatte für Mitte Juli die Platzierung ihres ersten Green Bonds mit einem Volumen von einer Milliarde Euro und einem Zins von 0,375 Prozent angekündigt. Deutsche Bank, Crédit Agricole und SEB bekamen als Lead-Manager den Auftrag, die passenden Abnehmer anzusprechen. Den Bankern war schnell klar, dass sie hier keinen Ladenhüter in den Markt zu pressen hatten: „Schon in den ersten Kundengesprächen spürten wir ein starkes Interesse an dem KfW-Bond“, berichtet Deutsche-Bank-Direktor Reiner. Die Nachfrage übertraf schließlich alle Erwartungen und sorgte am Vormittag der Emission für Verblüffung und hektische Betriebsamkeit an Telefonen und Monitoren der KfW-Finanzabteilung. Insgesamt gingen Anfragen über 2,65 Milliarden Euro von über 90 Bietern ein. „Darunter waren viele Neukunden“, sagt KfW-Kapitalmarktchef Horst Seissinger. Um diese nicht übermäßig

zu verprellen, kamen Seissinger und KfW-Kapitalmarktvorstand Günther Bräunig kurzfristig überein, die Anleihe um eine halbe Milliarde Euro auf 1,5 Milliarden aufzustocken. Die Mittel des Green Bonds werden nun dem KfW-Programm „Erneuerbare Energien – Standard“ zugeordnet. Da die KfW wie die meisten Förderbanken eine detaillierte Umweltberichterstattung betreibt, kann sie den Anleihekäufern genau vorrechnen, dass jede investierte Million Euro eine CO2-Einsparung von 800 Tonnen jährlich bewirkt, mindestens neun Arbeitsplätze sichert und deutsche Öl-, Kohle- und Gasimporte von über 68.000 Euro ersetzt. Diese Zahlen hat das Zentrum für Sonnenenergie- und Wasserstoff-Forschung Baden-Württemberg (ZSW) im Auftrag der Bank errechnet. Zudem lässt die KfW ihr Green-Bond-Konzept durch Forscher der Universität Oslo kontrollieren. Theoretisch könnten die Frankfurter über die Hälfte ihres jährlichen Refinanzierungsbedarfs von 55 bis 60 Milliarden Euro als Green Bonds verpacken. „Aber das würde den Markt überfordern“, wie Seissinger erläutert. Der im Juli erfolgreich platzierte 1,5-Milliarden-EuroBond ist zwar der weltweit größte seiner Art. Aber die KfW begibt auch regelmäßig

Weltbank-Managerin und Investor Relations-Chefin Heike Reichelt will die globalen Kapitalmärkte für den guten Zweck einspannen


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DIE WICHTIGSTEN GREEN BONDS IM ÜBERBLICK EMITTENT + DATUM

VOLUMEN

LAUFZEIT

NRW Bank (D) November 2013 Bank of America (USA) November 2013 EIB (Schweiz) Februar 2014 Unilever PLC (GB) März 2014 Toyota Financial Services (J) März 2014 World Bank März 2014 GDF Suez (F), Mai 2014 GDF Suez (F), Mai 2014 Stadt Götheborg (Schweden) Mai 2014 Stadt Johannesburg (Südafrika) Juni 2014 Wasserwerke Washington (USA), Juli 2014 KfW (D), Juli 2014

250 Mio. €

4 Jahre

500 Mio. $

3 Jahre

350 Mio. Franken 250 Mio £

11 Jahre 4,5 Jahre

1,75 Mrd. $

2 Jahre

550 Mio. €

3 Jahre

1,2 Mrd. € 1,3 Mrd. € 1,8 Mrd. Kronen 143 Mio. $

6 Jahre 12 Jahre 6 Jahre

350 Mio. $

100 Jahre

1,5 Mrd. €

5 Jahre

10 Jahre

ZINS

VERWENDUNG

0,75% Projekte in NRW: Flussrenaturierung der Emscher, Sanierung Talsperren und Kläranlagen, Energie- und Ressourceneffizienz - Environmental Business Initiative Projekte: u.a. LED-Straßenbeleuchtung Los Angeles 1,625% Kreditmittel für erneuerbare Energien und Energieeffizienz-Projekte 2% CO2-Senkung, Wassersparen, Abfallvermeidung u.a. in Fabriken für Waschmittel und Körperpflegeprodukte in USA, China und Türkei 0,15 Prozentpunkte Verbraucher- und Leasingkredite für Green Cars, über Swap Hybrid- und alternative Antriebe 0,25% Erste Euroanleihe 1,375% Ausbau erneuerbare Energie und Energieeffizienzmaßnahmen 2,375% Ausbau erneuerbare Energie und Energieeffizienzmaßnahmen 2,0%* Kommunale Klimaschutzinvestitionen 1,85 Prozentpunkte Kommunale Klimaschutzprojekte, u.a. Biogas über Staatsanleihen 4,814% DC Clean Rivers Project

Quelle: Eigene Recherchen basierend auf Unternehmensangaben

0,375% Mittel für Kreditprogramm „Erneuerbare Energien – Standard“ *Zwei Tranchen: 310 Mio. Kronen zu 2%, 1,5 Mrd. Kronen variable Zinsen

Anleihen mit einem Volumen von fünf oder mehr Milliarden Euro, die aufgrund ihrer Größe wesentlich liquider und damit leichter handelbar sind. Das ist wichtig für PortfolioManager, die mit Bonds ihre Liquidität steuern und schon mal schnell Anteile über hundert Millionen Euro kaufen oder verkaufen müssen – ohne dass dabei der Anleihekurs Achterbahn fährt. „Green Bonds sprechen insbesondere Buy-and-Hold-Investoren an; also Investoren, welche die Anleihe bis zum Fälligkeitstag halten möchten“, erläutert Seissinger: „Daher können wir momentan nicht 30 bis 40 Prozent unserer Emissionen als Green Bonds verkaufen.“ Doch der Erfolg der ersten grünen Anleihe spornt an. Noch 2014 soll ein dollarnotierter Green Bond folgen. Den Green-Bond-Rekord wird die KfW aber kaum halten können. Städte wie Göteborg und Johannesburg wollen ökologische Großprojekte mit Hilfe grüner Anleihen realisieren. Die Wasser- und Stadtwerke von Washington haben im Juli gar den ersten Green Bond mit 100-jähriger Laufzeit aufgelegt. Selbst Industriekonzerne nutzen grüne Anleihen (siehe Tabelle oben).

So setzt der Autoriese Toyota seine Green Bonds für Leasingkredite seiner Hybrid-Fahrzeuge ein. Unilever finanziert mit grünen Anleihen wasser- und abfallsparende Fabriken in China, der Türkei und Südafrika. Die beiden Green Bonds des französischen Versorgers GDF Suez brachten 2,5 Milliarden Euro für Ökostromprojekte – und waren dreifach überzeichnet. Die Herausgliederung und isolierte Finanzierung von nachhaltigen Geschäftsbereichen heißt im Fachjargon „ring-fencing“, wobei die Abgrenzung oft umstritten ist. So könnte etwa auch ein Braunkohlekraftwerks-Betreiber einen Green Bond begeben – zum Kauf von Elektroautos. Um solchen Wildwuchs und mögliche staatliche Regulierung zu vermeiden, haben mehr als 50 internationale Banken – darunter Deutsche Bank, Commerzbank, DZ Bank und KfW – die Anfang 2014 veröffentlichten Green-Bond-Principles unterzeichnet. Weltbank-Managerin Reichelt hat das mit Genugtuung registriert und resümiert: „Dies ist eine von mehreren Initiativen, um die Integrität des Green-Bond-Marktes zu schützen und das eigentliche Ziel zu erreichen: mehr Geld für nachhaltige Investitionen in Umwelt- und Klimaschutz.“


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„Die Energiewende braucht mehr Markt“ Das BIZZ energy FINANCE MEETING 2014 war erneut hochkarätig besetzt und vernetzte Unternehmer, Konzernchefs, Politiker und Investoren

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as BIZZ energy FINANCE MEETING stand in diesem Jahr unter der Überschrift: „Energiewende – Die neuen Rahmenbedingungen für Investoren“. Im Berliner Hotel Adlon trafen sich kurz vor der Sommerpause Konzernvorstände, Familienunternehmer, politische Entscheider und Investoren. Als Fazit der Konferenz kann ein Satz dienen, der während der zwei Tage gleich mehrfach zitiert wurde: „Die Energiewende braucht mehr Markt.“ Auf dieses Postulat konnten sich sogar die Teilnehmer des Eröffnungs-Podiums einigen,

obwohl sie sich ansonsten ziemlich viel stritten. So sorgten sie bei den rund 100 Teilnehmern im Saal für gute Unterhaltung und für eine ganze Reihe neuer Erkenntnisse. Insbesondere die Energie-Professorin Claudia Kemfert von DIW Berlin und Hans-Joachim Reck, Chef-Manager des Stadtwerke-Verbands VKU, lieferten sich einen intensiven Schlagabtausch und erhielten dafür zwischendurch viel Beifall. Einig waren sich allerdings beide, dass der europäische Emissionshandel dringend wiederbelebt werden müsse. „Investoren wollen marktwirtschaftliche Mechanismen“, konsta-

Foto: Ann-Christin Lohaus

_Text JOACHIM MÜLLER-SOARES


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tierte Reck. DIW-Ökonomin Kemfert forderte „verlässliche Rahmenbedingungen“ für alle Investoren; bislang werde die Energiewende zu mehr als 40 Prozent von privaten Kleinanlegern finanziert. Enercity-Vorstandschef Michael Feist, zugleich Vizepräsident des Branchendachverbands BDEW, legte bei der Finanzierungsfrage den Finger in die Wunde. Rund 80 Prozent der Deutschen, so Feist, unterstützten zwar nach aktuellen Umfragen die Energiewende, aber ähnlich viele Bürger wollten dafür quasi keine höheren Stromkosten in Kauf nehmen.

Beim BIZZ energy FINANCE MEETING wurde sehr deutlich, dass die Energiebranche vor dramatischen Umwälzungen steht. Andere Sektoren kennen solche Entwicklungen längst, argumentierte Max Schön, Club-of-Rome-Präsident in Deutschland und langjähriger Vorstand der Unternehmer-Stiftung 2 Grad. Laut Statistik werde nur eins von 16.000 Familienhandelsunternehmen mindestens 75 Jahre alt und bliebe damit über drei Generationen in einer Hand. „Das ist Strukturwandel in Deutschland, darüber beschwert sich aber niemand“, sagte Schön. Er verband sein Eingangs-Statement auf

Eloquent vorgetragene Meinungsverschiedenheiten sorgten für gute Unterhaltung. Beteiligt auf dem Podium waren (von links) Max Schön (Club of Rome), Prof. Claudia Kemfert (DIW Berlin), Joachim Müller-Soares (BIZZ energy today), Hans-Joachim Reck (VKU) und Michael Feist (Enercity)


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dem Podium mit einer schönen Geste, indem er coram publico eine Packung Lübecker Marzipan aus seiner Heimat überreichte – zum Geburtstag. BIZZ energy today feierte im Rahmen der Konferenz sein zweijähriges Bestehen; die Erstausgabe war im Juni 2012 erschienen. Zum Gelingen der Veranstaltung trugen auch viele andere hochkarätige Keynote-Speaker und Podiumsdiskussionsteilnehmer bei. Dazu gehörten die Unternehmenschefs Stephan Reimelt (GE Energy) Alf Henryk Wulf (Alstom), Ove Petersen (GP Joule), Hans-Martin Huber-Ditzel (Enovos) und Stefan Degener (First Solar) ebenso wie Rallyestar und Energie-Unternehmerin Jutta Kleinschmidt. Die Konferenz vernetzte die Energie-Welt mit der Finanz-Welt. Gleich die erste Keynote von Armin Sandhövel, Chefanlager für Infrastruktur bei Allianz Global Investors, lieferte dafür ein eindrucksvolles Beispiel. Sandhövel führte seine Zuhörer auf eine Tour d‘Horizon zur Strategie institutioneller Investoren, zu denen etwa Lebensversicherungen, Pensionskassen, Kirchen und Stiftungen gehören. Sie alle wollen laut Sandhövel im Schnitt rund sieben Prozent ihres Depots in Infrastrukturprojekte anlegen – eigentlich. In der Praxis erreichen viele nicht mal ein Drittel dieser Zielmarke. „Fast jeder institutionelle Investor weiß, dass er im Bereich Infrastruktur unterrepräsentiert ist“, sagte Sandhövel. Daher herrsche großer Druck, in diesen Bereich zu investieren. Zudem seien die Leitzinsen auf historische Tiefststände gefallen, nicht nur im Euroraum, sondern auch in den

Fotos: Ann-Christin Lohaus, Roy von Elbberg

Hochkarätige Referenten trugen zum Konferenzerfolg bei. Im Foto oben steht Enovos-CEO Hans-Martin Huber-Ditzel (2.v.li.) neben GPJoule-Geschäftsführer Ove Petersen (3.v.li.). Prof. Stephan Reimelt, CEO von GE Energy, (Foto Mitte) hielt eine Keynote über aktuelle Trends bei der Projektfinanzierung. Ralleystar Jutta Keinschmidt (Foto unten), Sportlerin des Jahres 2001, berichtete über ihr neues Leben als Energie-Unternehmerin in den USA


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Bundesnetzagentur-Präsident Jochen Homann hielt die Dinner-Speech (oben). Gute Laune herrschte nicht nur bei Allianz-Topmanager ArminSandhĂśvel (links), sondern bei allen Teilnehmern und Referenten, die gemeinsam FuĂ&#x;ball-WM schauten (unten)


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anderen drei großen Währungsregionen. Diese Gemengelage mache Energiewende-Projekte wie Stromnetze, Solarund Windparks derzeit besonders attraktiv. Auf der anderen Seite müssen sich institutionelle Investoren mit komplexen Kapitalmarktregeln aueinandersetzen, die auf internationalen Abkommen wie Solvency II oder Basel III basieren – oder auf neuen EU-Richtlinien wie der zu alternativen Investments, die dann in nationales Recht umgesetzt werden müssen. Ein schillerndes Beispiel ist die „Verordnung zur Änderung der Anlageverordnung der Pensionsfondskapitalanlageverordnung“. Dieses Wortungetüm kommentierte Sandhövel augenzwinkernd: „So wie der Titel ist, ist auch der Text.“ Die Rolle und Bedürfnisse institutioneller Investoren griff Bundesnetzagentur-Präsident Jochen Homann in seiner Dinner-Speech auf. Er verwies auf die hohen Summen, die in aktuellen Studien kursieren. Im OffshoreBereich werden demnach 19 Milliarden Euro für neue Netze gebraucht, im Onshore-Bereich 16 Milliarden Euro. Allein die Verteilnetze benötigten in den kommenden Jahren Investitionen zwischen 25 und 45 Milliarden Euro („Je nachdem, wen Sie fragen“). Dabei werde derzeit die 110-Kilovolt-Hochspannungsebene zunehmend für Großinvestoren interessant, weil dort die Regulierungsregeln denen der Höchstspannungsebene ähneln. Der Bundesnetzagentur-Präsident warb mit der kalkulatorischen Eigenkapitalrendite auf Netzinvestitionen; die liege mit 9,05 Prozent deutlich über den aktuellen Kapitalmarktzinsen. Homann schloss seine DinnerSpeech im prächtigen Wintergarten des Adlon mit den Worten: „Das möchte ich Ihnen mit auf den Weg geben: Sie haben eine garantierte Rendite, Sie haben eine Bundesnetzagentur, die für Konstanz sorgt und Sie haben mit der Energiewende ein Riesenprojekt, das viele Milliarden an Investitionen erfordern wird.“

Fotos: Ann-Christin Lohaus, Roy von Elbberg

Engagierte Diskutanten: YounicosVorstand Clemens Triebel (Foto oben, rechts) mit Telekom-Energiechef Frank Schmidt. Das Windenergie-Podium moderierte Kathrin Werner, New Yorker Korrespondentin von BIZZ energy today. Mit dabei waren (Foto Mitte, von links) Wolfgang von Geldern (Wirtschaftsverband Windkraftwerke), Paul van Son (Dii) und Hermann Falk (Bundesverband Erneuerbare Energie). Die Pausen boten viel Gelegenheit für bilaterale Gespräche, wie zwischen Alstom-Vorstandschef Alf Henryk Wulf (Foto unten, links) und BIZZ energy today-Chefredakteur Joachim Müller-Soares


BIZZ energy FINANCE MEETING 2014

WIR BEDANKEN UNS BEI UNSEREN PARTNERN

Das nächste BIZZ energy FINANCE MEETING findet im Mai 2015 statt. Der Treffpunkt für Energieentscheider und Finanziers. Weitere Informationen unter bizzenergytoday.com/financemeeting

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WALL STREET INSIDE

Sonne für die Börse Hellblaue Solarzellen glänzen nicht nur vor der New York Stock Exchange – sondern auch auf dem Parkett _Text KATHRIN WERNER

Fotos: depositphotos.com; German EcoTec; FTD/Maxim Sergienko

Big Belly: Solarbetriebene Öko-Mülleimer mit großem Fassungsvermögen stehen nicht nur in Manhatten


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ie Wall Street wird grün. Ich meine nicht die Finanzindustrie, sondern die Straße selbst, den Financial District an der Südspitze Manhattans. Wer durch die alten Gassen um den berühmten Bullen herum flaniert, stößt unweigerlich auf blau glänzende Solarzellen. Sie treiben breite Öko-Mülleimer an, die „Big Belly“ heißen und an vielen Ecken stehen, selbst vor der New York Stock Exchange. Weil sie den Abfall sofort zerschreddern, passt nach Herstellerangaben fünfmal mehr in ihre dicken Bäuche. Sind die 3.750 Dollar teuren Eimer voll, senden sie Signale an die Müllabfuhr. Nur wenige Meter von der Börse entfernt bietet die Telefongesellschaft AT&T auf dem Bowling Green, dem Mini-Park unter den Füßen des Bronzebullen, eine solarbetriebene Handyladestation mit kostenlosem Ökostrom. Mit ihren drei PV-bestückten Flügeln sieht die Station ein wenig aus wie ein Hubschrauberpropeller. Darunter sitzen Börsianer wie Jonathan McInroigh, 26 Jahre jung und Vermögensverwalter bei Merrill Lynch. Er lädt sein Handy, kaut auf seinem Sandwich und sagt: „Solarzellen sind inzwischen überall in den USA schon sehr präsent und Projekte wie dieses zeigen ihr großes Potenzial.“ Er wisse nicht, wie seine Kollegen aus der Energieabteilung darüber denken, aber er persönlich wünsche sich „auch solarbetriebene Ampeln und Straßenlaternen“. Im einstigen Stammland der Fossilen verbreiten sich PV-Anlagen unaufhaltsam, auch direkt vor der Nase der Banker: Auf Long Island, dem Wochenend-Domizil der Superreichen, produzieren zwei große Solarparks mit 40 Megawatt Leistung Ökostrom. Der Gouverneur des Bundesstaats New York will bis 2022 eine Milliarde Dollar in 3.000 Megawatt neue Solarleistung investieren. Schon heute gibt es hier mehr Solaranlagen als Taxis in New York City. Auch in anderen Bundesstaaten sieht man riesige Solarparks. Das gilt insbesondere für den Öko-Vorreiter Kalifornien, wo unter anderem das PV-Riesen-Projekt Topaz mit 500 Megawatt steht und die 377 Megawatt Solarthermie-Anlage Ivanpah. Private Hausbesitzer entdecken das Thema für sich, auch als Folge der Werbung von Solarcity, dem Unternehmen des Tesla-Milliardärs Elon Musk, das Solarpaneele verleast. Der Markt wächst weiter rasant. Das Analysehaus Greentech Media prognostiziert für 2014

neue Solaranlagen mit einer Gesamtleistung von 6,6 Gigawatt – ein Drittel mehr als im vergangenen Jahr. In den kommenden Jahren soll der Zubau noch schneller werden. Zum Vergleich: Weltweit dürfte der Zubau in diesem Jahr bei 52 Gigawatt und 2015 bei 61 Gigawatt liegen. Das führt unweigerlich zu Produktionsengpässen – einem Luxus, den die Hersteller schon seit 2006 nicht mehr kennen, in den vergangenen Jahren ging es schließlich nur um Überkapazitäten und Unternehmensinsolvenzen. Solche Prognosen locken selbst Börsianer, die sich sonst nicht für solarbetriebene Mülleimer und Handyladestationen vor ihren Büros interessieren. Zwar hatte sich die Wall Street nach der teuren Pleite des subventionsgeförderten US-Modulbauers Solyndra zunächst kollektiv von dieser Industrie abgewandt. Doch in den vergangenen zwölf Monaten schnellten Solaraktien empor, zum Beispiel: Solarcity – plus 119 Prozent. Sunedison – plus 199 Prozent. Sunpower – plus 78 Prozent. Das ist viel besser als der Gesamtmarkt. Der Börsenindex S&P 500 stieg in der gleichen Zeit um 23 Prozent. Attraktiver als reine Technikhersteller sind für die meisten Investoren die Projektierer im Downstream-Markt. Davon profitiert First Solar, Hersteller von Dünnschicht-Solarpaneelen und gleichzeitig Projektierer diverser Großanlagen; sein Börsenwert ist auf fast sieben Milliarden Dollar gestiegen. Citigroup-Analyst Shahriar Pourreza lobt: „First Solar ist der Leithammel im Downstream-Markt.“ Wie andere Hersteller profitiert First Solar zudem von den Strafzöllen gegen chinesische Solarzellen, die usprünglich von der US-Tochter des Bonner Konzerns Solarworld angezettelt wurden. Das US-Handelsministerium hatte Ende Juli Zuschläge zwischen 26 und 42 Prozent auf chinesische Silizium-Zellen eingeführt; chinesische Firmen, die nicht mit der Behörde kooperierten, bekamen sogar Zölle von 165 Prozent aufgebrummt. Kurzum: Viele Faktoren beflügeln derzeit die US-Solarfirmen. Vielleicht werden bald wirklich sogar die Straßenlaternen der Wall Street mit der Kraft der Sonne betrieben.

Welche Energiethemen sind auf dem wichtigsten Börsenparkett der Welt angesagt? Darüber berichtet unsere New Yorker Korrespondentin Kathrin Werner an dieser Stelle


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Das Gas-Heizkraftwerk Linden in Hannover wurde aufwändig modernisiert. Für Enercity lohnt der Betrieb nur dank der Förderung für die Kraft-Wärme-Kopplung. Die Kraftwerke schreiben insgesamt rote Zahlen

Foto: Enercity

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Stadtwerke in der fossilen Falle Kommunale Versorger wollten die Energieriesen das Fürchten lehren. Stattdessen stecken viele jetzt im gleichen Dilemma _Text JAKOB SCHLANDT

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s war ein unruhiger Sommer für die kommunalen Versorger. Ende Juni meldeten die Stadtwerke Gera mit rund 70.000 Kunden Insolvenz an. Anfang August folgten die Stadtwerke Wanzleben aus der Magdeburger Börde. Und zwischendrin schlug die Meldung wie eine Bombe ein, jedes fünfte Stadtwerk stehe vor der Pleite; das behaupten die Berater von Roland Berger aufgrund einer Bilanzanalyse. 100 kommunale Versorger stehen bei der Effizienz noch schlechter da als Gera. Das Schlüsselproblem: Fossile Kraftwerke lohnen sich angesichts eines Börsenstrompreises von rund 3,5 Cent pro Kilowattstunde kaum noch. Roland-Berger-Partner Thorsten Henzelmann führt die sinkenden Margen der Branche „hauptsächlich auf niedrigere Gewinne mit konventionellen Anlagen wie Kohle- und Gaskraftwerken“ zurück. Gleichzeitig haben auch die Investments in Erneuerbare selbst nicht die gewünschten Ergebnisse gebracht. Ausgerechnet die Stadtwerkefürsten, die sich gerne als Modernisierer der Energieversorgung ausgeben, rufen nun lauthals nach Subventionen.

Dennoch sind die Sommer-Pleiten wohl eher Ausnahmen. Die Stadtwerke Gera wurden zwar durch sinkende Margen in der Stromerzeugung getroffen, sind aber nicht wegen des Gaskraftwerks zusammengebrochen; das war lediglich der Auslöser für den Kollaps eines Unternehmens, das jahrelang als Müllabfuhr für kommunale Finanzprobleme etwa im Nahverkehr herhalten musste. Die Stadtwerke Wanzleben sind mit 18 Mitarbeitern so klein, dass ein einziger schwerer Schaden im Blockheizkraftwerk das Aus bedeutete. Die Berater von Roland Berger schauen dagegen auf allgemeine Kennzahlen . Hans-Joachim Reck, Chef des Stadtwerkeverbands VKU, unterstellt ihnen sogar, es nur auf das Gewinnen von Neukunden abgesehen zu haben. Allerdings ist die Lage vieler Stadtwerke ohne Zweifel schwieriger geworden – zumindest jener, die viel Kapital in Erzeugungskapazitäten gebunden haben. Das zeigen nicht zuletzt die acht großen Stadtwerke, die sich seit 2007 im Verband 8KU organisieren. Sie schreiben zwar deutlich schwarze Zahlen. Aber bis auf Mainova aus Frankfurt mussten alle


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Einige rutschen sogar noch tiefer in die fossile Falle. Sieben kommunale Versorger aus dem Ruhrgebiet übernahmen aufgrund einer Verpflichtung von 2010 Ende August auch noch die zweite Hälfte der Steag, eines großen Kohlekraftwerksbetreibers der Region. Insgesamt liegt der Kaufpreis bei 1,2 Milliarden Euro. Noch erzielt die Steag ordentliche Gewinne – doch die Zukunft ist äußerst ungewiss. Denn für fossile Kraftwerke kommt das dicke Ende erst noch. Elektrizität wird in der Regel etwa zwei Jahre im Voraus verkauft. Einen Vorteil haben die Stadtwerke im Vergleich zu den großen Vier: Viele Anlagen

„Kein Hartz IV für alte Kraftwerke“, warnt Energieminister Sigmar Gabriel die Stadtwerke laufen in Kraft-Wärme-Kopplung. Das ist umweltfreundlicher, was bei künftigen Regulierungsvorhaben helfen könnte. Und es sichert einen – häufig allerdings nur kleinen – Zusatzverdienst zum Strommarkt. Die Politik ist von der Situation alarmiert. In Hessen ergab eine kleine Anfrage der FDP-Landtagsfraktion, dass die fünf großen Versorger im Land 85 Millionen Euro an Rückstellungen allein für ihre Gaskraftwerke bilden mussten. Die Schuld dafür schiebt die FDP der Energiewende zu: Der Ökostrom treibe Kraftwerke aus dem Markt, mit bösen Folgen für die kommunalen Haushalte. Schon im Mai malten Geschäftsführer und Betriebsräte der kommunalen Energiewirtschaft – koordiniert vom VKU und der Gewerkschaft Verdi – die Situation in schwärzesten Farben: „Mit dem rasanten Ausbau der erneuerbaren Energien droht der kommunalen Stromerzeugung, die zur Sicherung der Versorgung unbedingt notwendig ist, das Aus“. 20.000 Jobs, so Verdi, seien in Gefahr. Freilich gilt auch für Stadtwerke, was RWE in einer Fach-Präsentation dokumentiert hat: Auf das Konto der Erneuerbaren gehen nur 40 Prozent des Strompreisverfalls, der Rest ist Folge der schwachen Konjunktur. Fazit: Auf neue fossile Kapazitäten zu setzen, war schlicht eine unternehmerische Fehlentscheidung. Richten soll es der Staat. Die Stadtwerke fordern Investitionssicherheit durch einen

Foto: SWM/Stefan Obermeier

2013 sinkende Vorsteuergewinne vermelden. Im Schnitt gingen die Erträge um zehn Prozent zurück. Tendenz: weiter fallend. Dabei waren die Stadtwerke eigentlich ausgezogen, die großen vier Energiekonzerne das Fürchten zu lehren. Mit Chuzpe verkündete 2011 der damalige Oberbürgermeister von Hannover und VKU-Präsident Stephan Weil: „Wird die Laufzeitverlängerung für Kernkraftwerke zurückgenommen, dann investieren die Stadtwerke bis 2020 zusätzlich sechs Milliarden Euro.“ Von knapp zehn Prozent Marktanteil an der Erzeugung marschierten die Stadtwerke dann Richtung 20 Prozent, prognostizierte Weil, heute Ministerpräsident in Niedersachsen. Der Atomausstieg kam, die versprochene Investitionswelle rollte – und nun ist der Schaden beträchtlich. Viele Stadtwerke haben sich in eine ähnliche Lage manövriert wie die Stromriesen RWE, Eon, Vattenfall und EnBW. Milliarden an Kapital sind im fossilen Kraftwerkspark gebunden, der kaum noch Geld abwirft oder sogar Verluste produziert. Bestes Beispiel ist das hochmoderne Kraftwerk Irsching 5, in das die Nürnberger N-Ergie für ein Viertel der Anteile rund 100 Millionen Euro steckte. Es läuft nur einige Hundert Stunden pro Jahr und N-Ergie muss wie Konsortialführer Eon froh sein, wenn am Ende eine schwarze Null steht. Der Chef der Hannoveraner Enercity, Michael Feist, räumte jüngst ein, dass seine Kraftwerke pro Jahr etwa 25 Millionen Euro verlieren. Das Stadtwerke-Konsortium Trianel investierte 1,4 Milliarden Euro in das modernste Kohlekraftwerk Europas – und schätzt den Verlust für 2014 auf 100 Millionen Euro. Branchen-Insider taxieren die Wertverluste der Kraftwerke aller Stadtwerke im einstelligen Milliardenbereich.


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Kapazitätsmarkt; der Energy-only-Markt habe versagt. Der dezentrale Leistungsmarkt soll laut VKU so funktionieren: Die Verbraucher steuern indirekt über die Vertriebe die Nachfrage nach gesicherter Leistung, die jederzeit, auch wenn Wind- und Sonnenkraft nicht liefern können, zur Verfügung steht. Im Wirtschaftsministerium wird Druck gemacht. VKU-Präsident Ivo Gönner und Geschäftsführer Reck nahmen Wirtschaftsminister Sigmar Gabriel im Juni persönlich ins Gebet. Der warnte kurz darauf, das Konzept dürfe nicht in ein „Hartz IV für alte Kraftwerke“ münden. Gabriel fürchtet Milliarden an Mehrkosten für Verbraucher. Zudem ist das Ministerium skeptisch, ob die Leistungsabsicherung überhaupt positiven Einfluss auf Investitionsentscheidungen für Kraftwerke hätte. Sein Ministerium veröffentlichte jüngst sogar eine Studie, die Kapazitätsmärkte grundsätzlich in Frage stellt. Die Entscheidung wird nun auf die lange Bank geschoben, wie Gabriels Antwort auf eine Kleine Anfrage der Grünen zeigt. 2015 soll der Bundestag zunächst ein Weißbuch zum Thema erstellen, über das erst 2016 entschieden wird.

Unterdessen nähern sich Stadtwerke und die großen vier Versorger weiter an – denn sie sitzen im selben Boot. Es passt ins Bild, dass der Dachverband BDEW, der auch die Stromriesen vertritt, das VKU-Modell für Kapazitätsmärkte ohne Wenn und Aber unterstützt. Beide Verbände prüfen sogar eine Fusion, weil sich die Ziele ähneln und viele Mitglieder einen Beitrag einsparen möchten. Treibende Kraft sind – wen wundert es – die acht großen Stadtwerke und ihr Verband 8KU.

Das Olympiabad in München wird von den örtlichen Stadtwerken betrieben, die Millionen in die Modernisierung der Bäder stecken. Die Querfinanzierung aus dem Stromsektor ist Usus in deutschen Kommunen

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… sind die Stromnetze für Investoren attraktiv ?

JOHANNES KEMPMANN ... ist seit Ende Juni Präsident des Bundesverbands der Energie- und Wasserwirtschaft (BDEW). Hauptberuflich ist der 1954 in München geborene Diplom-Ingenieur Technischer Geschäftsführer der Städtischen Werke Magdeburg. Von 1986 bis 1994 saß Kempmann für Bündnis 90/Die Grünen im Landtag von Niedersachsen und galt als Vordenker seiner Fraktion.

_BIZZ energy today | Was missfällt Ihnen an der Netzregulierung? _Johannes Kempmann | Im Bereich der kommunalen Verteilnetze können Sie zum Beispiel die Kosten für Netzausbau oder Instandsetzung erst zwei Jahre nach der Investition geltend machen. Dieser Zeitverzug, die T-2 Regel, schreckt viele Stadtwerke ab. Dabei benötigen wir in den kommenden zehn Jahren VerteilnetzInvestitionen von mindestens 25 Milliarden Euro. Stellen Sie sich mal vor, Wind- oder Solaranlagenbetreiber sollten ihr Geld künftig erst zwei Jahre später nach dem Einspeisen ihres Ökostroms bekommen. Das würde Massenproteste auslösen. _Waren Ihre Stadtwerke in Magdeburg schon mal Regulierungs-Opfer? _Kempmann | Ja. In Stendal haben wir gemeinsam mit Eon-Avacon für 32 Millionen Euro ein Umspannwerk gebaut, um den Strom von

der 110-kV-Spannung in das Höchstspannungsnetz von 380 kV zu transportieren. Diese Anlage war wegen des vielen Windstroms in Sachsen Anhalt dringend notwendig und wurde im Oktober 2010 feierlich eingeweiht. Zwei Monate später widerrief die Bundesnetzagentur das bereits von ihr genehmigte Investitionsbudget für diese Anlage. Begründung: Die regionalen 110-kV-Netze würden künftig wie Verteilnetze reguliert – und für die gebe es auch kein Investitionsbudget. _Wie haben Sie damals reagiert? _Kempmann | Wir haben gegen die Bundesnetzagentur geklagt und vor dem Oberlandesgericht Recht bekommen. Das Urteil hatte weitreichende Konsequenzen. Es führte letztlich dazu, dass die regionalen 110-kV-Netze heute so wie die 380-kV-Übertragungsnetze reguliert werden. _Sind die 110-kV-Regionalnetze dadurch jetzt für Finanzinvestoren attraktiv? _Kempmann | Sicher, insbesondere im aktuellen Umfeld der Niedrigzinsen. Aber Stadtwerke sollten diese Schätze nach Möglichkeit nicht aus der Hand geben, sondern lieber selber investieren – sobald die Refinanzierungsprobleme gelöst sind. Stromnetze sind ein extrem wichtiger Teil der öffentlichen Infrastruktur, und damit letztlich auch ein Mittel der Industriepolitik.

Foto: PR

_Interview JOACHIM MÜLLER-SOARES


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