Garderobe – ein Design.Objekt

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Gar|de|ro|be


Auszug aus dem Kursbuch · Sommersemester 2013

Touch Down and Take Off Während vor etwa 2 Generationen jedes Familienmitglied ein Stück Oberbekleidung für die jeweilige Witterung besaß, also eine Jacke oder einen Mantel, so können wir heute von etwa 4-5 Stücken pro Person und Saison in der Benutzung ausgehen. Diese werden von ihren Eigentümern sehr differenziert je nach Laune, Mode, Tageszeit, Wetter und Anlass getragen. Besaß früher eine Person ein paar Schuhe, so können wir heute von mindestens 3 Paar Schuhen ausgehen. Touch Down: Im Eingangsbereich einer Wohnung für eine vier köpfige Familie muss also heute Platz für 16 Jacken oder Mäntel und 12 Paar Schuhe bzw. Stiefel vorgehalten werden. Das Entree ist der Start der Raumfolge einer Privatwohnung, der Touchdown. Hier entscheidet sich, wie man ankommt, wie man begrüßt, wie man empfangen wird und wie man sich fühlt. Trotzdem ist in keiner Wohnung Platz beziehungsweise Mobiliar vorgesehen, das die zeitgenössischen Massen bewältigen oder organisieren könnte. Also eher ein Crash anstatt eines Touch Down. Take Off: Der Eingangsbereich einer Wohnung ist auch das Ende einer Raumfolge, die im Privaten beginnt und im Öffentlichen endet. Hier entscheidet sich, in welcher Stimmung man die Wohnung verlässt, zur Schule, zur Arbeit oder in die Stadt

geht. Aber das Ablegen von Oberbekleidung und Schuhen ist nicht das Gleiche wie das Anziehen. Auch hier hat zeitgenössisches Mobiliar große Schwächen. Ihre Aufgabe als Studierende im 4. Semester im Fach »Interior Design« ist es, neue Lösungen für Touch Down/Take Off in einer privaten Wohnung zu entwerfen, in der auch Gäste ein- und ausgehen. Dazu arbeiten Sie in einer vor geschalteten zwei wöchigen Recherchephase allein und stellen die Ergebnisse Ihrer Recherchen der Gesamt-seminargruppe in Form einer kurzen Präsentation und als PDF zur Verfügung. Danach formieren Sie sich in Vierer Teams. Als Mindestvorgabe für die zu bewältigenden Massen gelten 16 Jacken oder Mäntel und 12 Paar Schuhe. Eine Materialvorgabe gibt es nicht. Die Lösung muss vom jeweiligen Team im Maßstab 1:1 als Prototyp umgesetzt und komplett bestückt präsentiert werden. Je günstiger und einfacher, aber dennoch ästhetisch anspruchsvoll die gefundene Lösung ist, desto besser. Die Qualität der Ausführung ist ebenso entscheidend wie die Entwurfsleistung selber. Zusätzlich ist ein Projektskizzenbuch und eine Dokumentation des Entwurfsprozesses, sowie des Endergebnisses im Format DIN A4 hoch abzugeben. Wir wünschen Ihnen viel Erfolg! Prof. Kilian Stauss und Prof. Gabriel Weber Start: 23.03.2013

Abgabe: 05.07.2013


&

Touch down Take off



Schnelligkeit In der heutigen Gesellschaft ist das Zeitproblem ein ständiger Begleiter und Schnelligkeit gewinnt zusehends an Bedeutung. Das Ankleiden vor dem Verlassen des Hauses hat einen geringeren Stellenwert als noch vor 100 Jahren. Das liegt an diversen Faktoren, unter anderem an der flächendeckenden Zentralheizung und der sich damit verringernden Wichtigkeit von Jacke und Hut. Um Schnelligkeit zu gewährleisten spielen intuitive Griffhöhen eine große Rolle. Um diese vor allem auch in Stresssituationen nachvollziehen zu können haben wir einige unterschiedliche Szenarien erstellt und mit Hilfe von Bildstrecken analysiert.


Ankommen mit: · Schlüssel · Handtasche · Post · Einkaufstasche · Jacke · Schuhe Intuitive Reihenfolge und Ablagehöhen Post, Schlüssel, Telefon auf ähnlicher Höhe; Einkaufstüte und Schuhe auf Boden, kein Versuch beides hoch zu stellen; Handtasche für Erreichbarkeit und um Bodenberührung zu vermeiden auf gewisse Höhe; Jacke auf Greifhöhe;

Jacke Schlüssel, Telefon

Schuhe - knoten, Tasche

Schuhe - Schlupfen


Jacke, Telefon Schlüssel Post Tasche

Einkaufstasche, Schuhe

Gehen mit: · Schlüssel · Handtasche · Jacke · Schuhe Intuitive Reihenfolge und Ablagehöhen Jacke etwas höher, sonst nahezu gleiche höhe wie Ankommen


Helm

Jacke

Telefon, SchlĂźssel

Tasche Schuhe an, stehend Schuhe an, sitzend


Helm Jacke

Schlüssel, Post

Telefon Tasche

Schuhe öffnen

Einkaufstasche

Schuhe


Tuch

Jacke

Tasche Schirm

Schuhe


Jacke

SchlĂźssel Schirm

Schuhe

Tuch


Bei allen drei analysierten Personen befinden sich die Griffhöhen unterhalb der Schulterhöhe. Ausnahme: Hut/Helm Beim Schuhe anziehen ist eine Form des Abstützens notwendig. Um diesen Vorgang zu vereinfachen und zu beschleunigen eignet sich in unserem Versuch eine Abstützmöglichkeit auf 35 bis 40 cm Höhe. Eine sich schnell an- oder auskleidende Person braucht in unserem Versuch eine Breite von mindestens 1,5 m. Die Jacke wurde verhältnismäßig tief abgelegt, von allen 3 Personen aber deutlich höher wieder aufgenommen.


Mit dem Ergebnis konnten wir erste Skizzen fĂźr mĂśgliche Mechanismen anfertigen. Die Entwurfsarbeit beginnt.









Take us to the next level: etwas Handfestes muss her. Losgelรถst von alten Ideen und neuen Skizzen - Input! Auf zu einer Exkursion der besonderen Art: ab in den Baumarkt.


Inspirationsquelle Baumarkt







REIZueBe


Schläuche Rohre Rohrisolierung Rohrverbindungsstücke Rohrbürsten Toilettenbürsten Toilettendeckel Rechen Besen Kaminwerkzeug Rohrgreifer Metallfedern Metallgitter Bleche Blenden Wannen Schalen Reifen Räder Zubehör Haken Kunststoffgewindestäbe Expander Werkzeug Geräte Haushaltshelfer Dichtungsgummi Scheibenwischer Deckel Farbrührer Bohrmaschinenteile Farbrollen Werkzeugtasche

Türdichtung Klammer Wasserhahn Schubkarre Malerpinsel Friedhofsvase Metall Kunststoff Gartenabteilung Eisenwaren Ordnen und Sortieren Farben und noch mehr und noch mehr und noch mehr und noch mehr und noch mehr und noch mehr und noch mehr und noch mehr und noch mehr und noch mehr und noch mehr und noch viel viel mehr... REIZÜBERFLUTUNG

erFLUtung Reizüberflutung

Und eine Handvoll neuer Ideen - und Action!



experimentelle Vormodelle



expand the expander



Das Konzept ·Schnelligkeit· in einem Garderoben-Teil unterzubringen birgt einige Schwierigkeiten. Die entstandenen Modelle bergen jede Menge Potential. Die einzelnen Modelle werden nun nach ihrer konzeptionellen Eignung untersucht, die Erweiterungsmöglichkeit auf das geforderte Soll geprüft und die Konstruktion den Anforderungen angepasst. Nach genauerer Betrachtung der einzelnen Modelle haben wir uns entschieden mit Leimzwinge bzw. allgemein Klammern, Expandern und den Türstoppern/Fingerschutzringen weiter zu arbeiten.


Rund um

Sucht man im Internet nach Klammern findet man eine Flut an Bildern. Es gibt Klammern aus den verschiedensten Materialien, in allen erdenklichen Farben und in unzählbaren Formen. Genauso zahlreich sind die Bereiche der Anwendung der einzelnen Modelle. Von der Haarklammer bis zur voll isolierten Elektroklammer gibt es alles. Die Klammern lassen sich auch nach ihrer Spannweite sortieren. Es finden sich kleine Klammern, die sich nur einige Millimeter öffnen lassen genauso wie große Klammern mit mehreren Zentimetern Öffnungsbereich. Allen Klammern liegt das selbe Prinzip zugrunde: Zwei Seitenteile werden mit einem Gelenk verbunden. Eine Feder drückt die beiden Seitenteile auf einer Seite des Gelenks auseinander und damit die andere Seite zusammen. Möglichkeit, eine (Metall-)Klammer mit einem Überzug zu versehen, der dem der Leimklemme sehr ähnlich ist: Macromelt OM 638, ist ein Produkt von Henkel um genau zu sein ein Heißkleber (Hotmelt) Das ganze ist ein Thermoplast (Poliamid PA) mit einer Erweichungstemperatur von 178°C und einer Verarbeitungstemperatur von 220 +- 20°C, was die Verarbeitung im heimischen Backofen möglich macht. (dauert ca. 30 Min. für eine 1 Liter Dose mit Granulat) Auf Raumtemperatur besitzt das Produkt eine Härte von 90Shore A was einem Vitongummi sehr ähnlich ist. Vorgehen: Granulat und Bauteile erhitzen, Bauteile wie gewünscht eintauchen und bei Raumtemperatur abtropfen und erstarren lassen. Materialunebenheiten mit einem Heisluftföhn ausbessern.

Klammern



Expanderseile sind hoch elastisch. Sie bestehen aus einem Latex-Kern mit 100 - 120% Dehnbarkeit. Ummantelt werden sie mit einem PE (Polyethylen) oder PES (Polyester) Geflecht. Erhältlich ist das Seil als fertiges Element oder als Meterware. Durchmesser und Farben nach Wunsch variabel. Die Enden sind wahlweise mit Endkappen versehen oder mit diversen Haken. Für Fahrrad und Haushalt werden meist Spiralhaken verwendet. Expanderseile werden vor allem zum befestigen von LKWPlanen oder Werbebannern eingesetzt. Daneben gibt es natürlich diverse Einsatzgebiete in Haushalt und Transport u.v.a. Expander sind auch als Netzt verbunden erhältlich (z.B.. zur Ladungssicherung auf PKW Anhängern).


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Rund u


Rund um

Türstopper

Diese Form von Türstopper will durch Zugluft entstehende Schäden an Tür, Rahmen oder Kinderhänden vermeiden und verhindert ein vollständiges schließen der Türe. Neben einfachen und einfarbigen Modellen gibt es viele bunt gestaltete und speziell für Kinder mit Print versehene Modelle. Als Material kommt hier überwiegend so genantes EVA zum Einsatz. EVA= Ethylen Vinyl Acetat ist Moosgummi. Moosgummi wird aus Natur- und Synthesekautschuk hergestellt. Diese Stoffe werden aufgebläht/aufgeschäumt Es ist im Inneren schwammporös, hat aber immer eine dichte Außenhaut; damit ist es ein Integralschaum. Moosgummi wird auch für Dichtungen verwendet. Diese werden dann direkt in Band-Form produziert. Es sollte anfangs gut gelüftet werden, da es zunächst ausgast. Das verfliegt jedoch schnell und das Produkt wird geruchlos.



Leimzwinge v


vs. Expander


Erstes Vormodell in Sachen Expander. Grundplatte aus Kostengründen aus Karton, Knäufe für Schubladen etc. als Halterungen. Dieses Modell bestand nahezu Problemlos den Praxis-Test in Garten und WG-Flur. Schwachstellen bilden einige der Knäufe. Je nach Volumen des

eingespannten Kleidungsstückes reicht die Kante nicht mehr aus, um den Expander an Ort und Stelle zu halten. Auch die heraus gebogenen Haken sind aus Pappe mehr Dekorativ als Nutzbar. Auf damit zum nächsten Korrekturgespräch!




Leimzwinge im Belastungstest: Mühelos werden Jacken, Schals und Schuhe gehalten. Auch für Taschen eigenen sich die Schlichten Klemmen. Unterschiede machen sich allerdings bei der Art der Klemmen bemerkbar. Die einfachen Plastik-Klemmen sind schlecht zu befestigen aber leichter zu öffnen. Die Leimzwingen aus Metall stechen schon optisch hervor. Am Angenehmsten ist die schlichte, gerade Klemme. Die Variante mit bauchiger Ausformung wirkt zu verspielt. Verschiedene Klemmen machen das Modell nicht interessanter sondern eher unruhig und damit nicht mehr so stimmig. Nächster Schritt: alles aus einem Guss. Umso mehr gleiche Klemmen, umso Stimmiger?


Abgespeckt durch Korrektur. Nach Betriebsblindheit das Augenöffnen und die Reduktion auf das Wesentliche. Doppelter Rand: gestrichen, statisch nicht notwendig Rahmen oben und unten: entfernt, bringt keinen Nutzen Heraus gebogene Haken: überflüssig, entfernt Leicht und beschwingt geht es nun in die Planung der weiteren Vorgehensweise. Das Prinzip soll beibehalten werden. Der jetzt schon sehr geometrisch-grafische Eindruck herausgearbeitet und ggf. durch Farbe und Material verstärkt werden.

} D e c u d {Re


Nachdem das Grundgerüst schon abgespeckt wurde, stellte sich die Frage nach Material, Materialstärke sowie daraus resultierende Stabilität und Gewicht. Plattenmaße: l = 155 cm b = 88 cm

s = 1,5 mm

s = 2 mm

s = 3 mm

Aluminium ( 2,7-2,8 kg/dm3)

5,15 kg

7,64 kg

11,46 kg

Rohstahl (7,85 kg/dm3)

16.06 kg

21,42 kg

32,12 kg

Edelstahl (8,13 kg/dm3)

18,20 kg

24,28 kg

36,42 kg

Messing (ca. 8,0 kg/dm3)

17.39 kg

23,18 kg

34,78 kg

Kupfer ( ca. 8,20 kg/dm3)

18,21 kg

24,28 kg

36,42 kg

Resultat: in Frage kommen Aluminium mit 1,5-3 mm Stärke oder Rohstahl mit s=1,5 mm. Alle weiteren Metallsorten bzw. Plattenstärken haben ein deutlich zu hohes Gewicht. Vergleich: Kiste Bier, 0,5l Flaschen: 19-20 kg


Vorgehensweise: spielen mit Form, Farbe und Muster. Außerdem Grundgröße, Nutzbarkeit, dem guten Gefühl und Rotation. Plattenmaße in der Überlegung: 93 cm x 150 cm 96 cm x 155 cm 100 cm x 163 cm (jeweils Goldener Schnitt) Gewinner: 88 cm x 155 cm (aus dem Bauch heraus)



Als Beispiel dienten Formen und Muster indiogener UrvĂślker. Bei diesen finden sich auf Textilien rhythmische, geometrische Muster. Es wurden Elemente hinzugefĂźgt und wieder entfernt, es wurde anders angeordnet und gedreht. Es wurden Formen verzerrt, entzerrt und eingepasst. Bis sich langsam, ganz langsam eine reduzierte Grundform abzeichnete...



Korrektur-Gespräche verändern Sichtweisen: Das recht klare, geometrisch - rhythmische Muster, das zunächst von uns noch einmal als Modell umgesetzt wurde, bekam in der Gruppe Zustimmung, wurde aber dann von einem anderen Entwurf überboten. Das weitaus dekorativere Muster, das wie eine Blume anmutet, wurde als mögliches Endmodell ausgewählt.

Dekorativ und verspielt, raus aus Symmetrie und Geradlinigkeit. Dennoch Formen, die jeder Mensch seit jeher kennt und als vertraut bezeichnen kann.

Klare Linien, strenge Symmetrie. Ordentlich und aufgeräumt in der Wirkung. Kein Seil zu viel, dennoch kein Platz verschenkt.


Der Vorschlag, mit einer Quadratischen Grundplatte zu arbeiten, wurde nach einem grafischen Test abgelehnt.

Mit den bisherigen Ergebnissen haben wir einen DWG Plan erstellt und diesen zu verschiedenen Firmen in der Umgebung geschickt um uns ein Angebot erstellen zu lassen. Die Anfertigung in den Hochschul eigenen Werkstätten ist aufgrund der Plattengröße und der benötigten Ausstattung nicht möglich. Eine Firma zu finden, die das Werkstück in der gegebenen Zeit zu einem fairen Preis herstellen kann, wird uns noch einige Wochen beschäftigen. Zeitlich, nervlich und organisatorisch keine leichte Aufgabe, aber eine interessante Erfahrung, mal Auftraggeber zu sein.


Zeitgleich: die Evolution der Leimzwinge...



} D e c u d {Re


Das Wand-Element mit den Leimzwingen ist absolut funktional. Leider bietet es gegenĂźber den bekannten GarderobenElementen keine richtige Neuerung. Deshalb auch hier nun der Schritt, den das Modell mit den Expandern schon hinter sich hat: REDUKTION!




Up and down - round and round...



Aus dem einstigen Element wurde eine lose Anordnung von ausreichend Leimzwingen. Kombiniert mit einem entsprechenden Untergrund, z.B.. aus Silikon-Farbe oder einem anderen, geeigneten Anstrich auf der Wand. Die Anordnungen sind jedoch nur als Vorschlag oder Anreiz für den Kunden/Nutzer/Konsumenten gedacht. Die spezielle Gestaltung bleib den persönlichen Vorlieben, Launen und räumlichen Gegebenheiten überlassen.


Ah

oi K

äpt´n!


Angelehnt an die Kunstrichtung Ready Made werden zehn Leimzwingen aus dem Baumarkt auf einem farbigen Paneel oder einer farbigen Wand angeordnet. Je nach Platz und Platzbedarf kann man mehrere Paneele nebeneinander anordnen und schafft somit ein neues ironisches Kunstobjekt, dass auch noch praktisch ist. Die Leimzwingen sind in vier Diagonalen auf einem Paneel von 1x1 m² mit silbernen Schlitzschrauben fixiert. Das Paneel hängt auf einer Höhe von 50 cm an der Wand. Die größe des Paneels wurde bewusst gewählt, da es wie ein Gemälde an der Wand wirkt und auch noch gut zu transportieren ist. Auch in einen kleinen Flur passt das Paneel höchst wahrscheinlich rein.



Leimzwinge v


vs. Expander Ex|pan|der Die Entscheidung ist gefallen. Umgesetzt, heisst: gefertigt, wird das Modell das auf einer Grundplatte und Expandern zur Befestigung basiert.


Die CAD Datei der Expander-Garderobe ist fertig gestellt und wird in der Firma Dettendorfer gefertigt. Maße: 1,55 m x 0,88 m (0,94 m) Nach unseren Versuchen zu Reichweiten hat sich ergeben, dass nur sehr wenige Dinge über der Kopf- / Schulterhöhe gelagert werden. Die Grundplatte erreicht mit ihrer Höhe einen Bereich, der für viele Menschen optimal als Griffhöhe geeignet ist. Die Breite ergibt sich aus der Annahme, dass auch in kleineren Wohnungen für ein Modul Platz sein sollte. Material Aluminium um das Gewicht der Platte zu reduzieren. So kann man problemlos alleine eine Platte heben und tragen. Kanten an der langen Seite um jeweils 3 cm Abgekantet um die Platte auszusteifen und zu stabilisieren. 3 cm da diese im Zusammenhang mit der gesamten Platte sehr stimmig erscheinen und ausreichend sind, um die Platte auszusteifen. Die Platte lässt sich somit sowohl an die Wand lehnen als auch Aufhängen, ohne dass man sich ständig die Füße stößt oder die Abkantung anderweitig stark stört. Doppellöcher halten jeweils zwei Expander-Enden zusammen und an Ort und Stelle. Zwischen den Expandern entsteht so auch im unbefüllten Zustand keine Lücke. U-förmige Ausschnitte werden per Hand aus der Platte gedrückt und dienen dann dazu, die Expander dahinter fest zu klemmen. Natürlich können auch andere Dinge daran fest aufgehängt werden. Kleinere Löcher in jeder der 4 Ecken um den Motivierteren und vor allem denen mit besseren Wänden die Möglichkeit zu geben, die Garderobe auch aufzuhängen.


Gerade Kante an Unter- und Oberseite um die Garderobe einfach aufstellen zu können. Nicht jeder der potentiellen Kunden der Zielgruppe hat Werkzeug zuhause, Lust und Zeit Löcher zu bohren und die Garderobe aufzuhängen. Kaufen, auspacken, an die Wand lehnen. Fertig!


Nach 14 Tagen konnten die Platten bei der Firma Dettendorfer im Gewerbegebiet Schwabering abgeholt werden. Wir also los, da hin und dann erstmal: 1h Führung durch die Firma. Mit dem Chef persönlich. Gelernt: Metallbearbeitung lässt sich in verschiedene Bereiche Einteilen. Die Firma Dettendorfer hat einen zerspanenden Betriebsbereich und den blechbearbeitenden Bereich. wäre die Platte nur 90 cm breit, hätte man sie durch eine Maschine zu entgraten schieben können. Nachdem sie 94 cm in der Abwicklung hat: selber schleifen angesagt. Aluminium lässt sich eher schlecht lasern. Das Metall hat eine hohe Wärmeleitfähigkeit, die Hitze des Lasers verteilt

sich also über die ganze Platte und bleibt nicht dort, wo sie gebraucht wird, nämlich an der Schnittkante. Außerdem hat das Metall einen geringen Schmelzpunkt. Es darf also nicht zu warm werden, sonst fließt es davon. Weil das noch nicht reich, ist das flüssige Aluminium ähnlich einem Spiegel hochglänzend und reflektierend. Wird der Strahl des Lasers davon zurück geworfen und trifft auf den Laserkopf des Geräts, kann das Schäden am Gerät verursachen. Das Metall ist außerdem recht weich und gut von Hand zu bearbeiten. Das Gerät, mit dem die Platte dann bearbeitet wurde, hat neben einer Stanze und einem Laser noch weitere Werkzeuge, die je nach Bedarf eingesetzt werden. Es können damit Platten mit bis zu 1,5 m mal 3 m bearbeitet werden. Die Maschinen arbeitet nach CAD Plänen selbständig. Der Prozess wird jedoch engmaschig von Mitarbeitern überwacht. Durch die schnelle Arbeitsweise des Gerätes, darf man dem Arbeitsbereich nicht zu nahe


Ähnliches auch mit der Plattengröße an sich: die Firma Dettendorfer hat eine Maschine, die das entgraten frisch produzierter Bleche in zwei Durchläufen übernimmt. Maximale Werkstoffbreite dafür: 90 cm. Unsere Plattengröße: 94 cm. Also war für uns auch hier Handarbeit angesagt. Gekantet wurden die Platten dann an diesem schönen Gerät: ein acht-achsiger Kanter.

kommen. Gerade die Überstehenden, nicht entgrateten Kanten der zu bearbeitenden Teile können Messerscharf sein. Um Verletzungen zu vermeiden gibt es um das Gerät herum eine Lichtschranke, die dafür sorgt, dass der ProduktionsProzess gestoppt wird, wenn jemand zu nahe kommt. An den Stellen, an denen der Laser einsticht, können kleine Metall-Spritzer entstehen. Diese lassen sich aber zumindest auf Aluminium leicht entfernen. Wird die Platte im Anschluss weiter bearbeitet, z.B. geschliffen oder gesandstrahlt, werden damit auch diese Stellen wieder begradigt. In unserem Fall haben wir uns für kleine Löcher entschieden. Der Schnitt, den der Laser produzieren sollte, ist jedoch recht breit da wir uns das heraus biegen erleichtern wollten. Diese Überlegung war gut, jedoch nicht vollständig durchdacht. Beim fertigungsgerechten Gestalten hätten die Löcher die Größe eines vorhandene Stanz-Eisens und die Laserkante wäre so breit, wie der Laser mit einem mal schneiden kann. Das ist je nach Maschine unterschiedlich. Also einen Vorab-Plan erstellen, Angebote einholen, nach den Konfigurationen der Geräte erkundigen, dann einen auf das Gerät angepassten, fertigungs-gerecht gestalteten CAD-Plan erstellen.


Handwerkliche Weiterbearbeitung Die gefertigten Platten waren nicht entgratet und die Bügel um die Expander ein zu hängen sind zwar geschnitten, aber noch nicht aus der Platte heraus gebogen. Somit war Handarbeit an den 5 Grundplatten angesagt. Entraten der Kanten mit einem speziellen Schleifpapier für Metall. Das hat eine Gewebeunterlage, es reißt oder bricht also nicht so schnell wie das Holz- und Farbenschleifpapier aus der heimischen Werkzeugkiste.

mes war nach kurzer Zeit gefunden: ein kleiner Keil aus Holz, unter die Platte gelegt, Platte an die richtige Stelle geschoben, einmal sanft von oben gedrückt: der Haken bog sich butterweich, mit ordentlicher Biegekante aus der Grundplatte. Zum Schutz der Platte haben wir den Keil mit Filz beklebt. Leider war die Steigung des Keils nicht perfekt gewählt, somit musste jeder Haken noch einmal mit einem Lineal nach gebogen werden.

Entgraten der Haken mit Schleifpapier dauert bei 32 Haken sehr sehr lange. Der ungünstigste Nebeneffekt dabei: die Oberflächen rund herum nehmen Schaden. Der Plan mit dem Eloxieren als für dieses Material perfekte Oberflächenbehandlung war damit dahin. Entgraten der Löcher durch die dann die Expander geführt werden, ging trotz der Aufgrund der Plattengröße wäre ein komplettes Sandstrahlen ungünstigen Form, mit einem Hand-Senkbohrer den uns der mit großem Aufwand verbunden. Herr Dettendorfer ausgeliehen hat, sehr gut. Lange gedauert Eine neue Lösung für die Oberfläche musste her. hat es natürlich dennoch. Zeitaufwand Weiterbehandlung pro Platte: >6h (x5=30h) Haken aus der Ebene biegen war da schon etwas kniffliger. In den dünnen Spalt von 2 mm Weitere Tätigkeit: Kontaktaufnahme mit Lackierern. Problem: Größe der Platten in Relation zu vorhandenen Lapasste leider nur das Butter-Messer. Diese Technik sorgte weder für Begeisterung bei Buttermesser und Kraftaufwand, ckierkabinen sowie des studentischen Geldbeutels. noch für gerade Biege-Kanten. Die Lösung dieses Proble-



Beschichten von Aluminium · Metallüberzüge im Tauch- und Sudverfahren · Stromloses (chemisches) Vernickeln Chemische Oberflächenbehandlung · Galvanisieren · Chromatieren · Thermisches Spritzen · Phosphatieren chemische Verfahren: aufwändig, nur bei leichter Korrosions- · Lackieren, Anstreichen · Kunststoffüberzüge beanspruchung, vor allem als Haftgrund für Lackierungen, · Emaillieren beeinflusst Eignung zum Tiefziehen positiv Für unsere Ansprüche nicht geeignet. Zu viel Chemie im -> Verändert je nach Art der Beschichtung den Eindruck des Spiel. Metalls total - der Grundwerkstoff wird „unsichtbar“, unterschiedlich robuste Oberflächen, je nach Verfahren werden Anodische Oxidation (Eloxieren) auch Unebenheiten im Material ausgeglichen. Veränderung / Oxidation des Grundwerkstoffes an der Ober- Für die Garderobe kommt hier der Konststoffüberzug oder das Emaillieren in Frage. Beim Emaillieren werden Glas fläche, je nach Verfahren dicker oder dünner, sehr Widerähnliche Stoffe geschmolzen und auf das Werkstück auf standsfähig gegen Umwelteinflüsse und mechanische Begesprüht. Es werden Temperaturen über 500°C dazu benöanspruchung (abriebfest, da der Grundwerkstoff verändert und verhärtet wird), Imprägnier- und Einfärbbar, nicht toxisch tigt. Das Verwendete Material muss natürlich eine ähnliche Wärmeausdehnung haben wie das Aluminium, sonst kommt – optimale Oberflächenbehandlung für eine Garderobe! Jees zu rissen beim Auskühlen. Die Oberflächen sind sehr doch muss dazu das passende Aluminium gewählt werden und die Oberfläche absolut makellos sein, da keine Schicht robust gegen Witterung und mechanische Belastungen wie verkratzen. Leider ist dieses Verfahren recht teuer. Zu den aufgetragen wird sondern nur das Metall in seiner OberfläKunststoffüberzügen gehört auch das Pulverbeschichten. chenstruktur verändert wird. Je nach Oberflächenstruktur ergeben sich unterschiedliche Effekte. Möglichkeiten der Oberflächenbehandlung für Aluminium:


Pulverbeschichten Elektrisch leitende Materialien werden hier unter Strom gesetzt. Das Werkstück muss dazu zunächst angeschliffen und entfettet werden. Durch die elektrostatische Aufladung bleibt das Pulver, das auf gesprüht wird, am Werkstück hängen. Anschließend wird das Pulver bei ca. 200°C ein gebacken und getrocknet. Die Schichtdicke des aufgetragenen Pulvers glättet dabei Materialunebenheiten und rundet Kanten ab. Es sind hochglänzende, matte und seidenmatte Oberflächen möglich. Zusätzlich kann man zwischen verschiedenen Oberflächenstrukturen wählen: glatt, leicht strukturiert, strukturiert und stark strukturiert. Strukturierte, pulverbeschichtete Oberflächen findet man z.B. bei Maschinen der Metallbearbeitung. Die Zeit, die das Werkstück im Ofen verbringen muss, hängt vom Material und von der Materialstärke ab. Farblich ist die gesamte RAL Tabelle möglich sowie je nach Hersteller / Zulieferer viele Sonderfarben.



Einziehen der Expander dauert etwa eine Stunde. Auf der Vorderseite wird anhand der Löcher abgeschätzt, wie lang das Stück Expander sein muss. 3-5 cm werden auf jeder Seite zugegeben. Die Seilenden werden durch die Löcher gesteckt und auf der Rückseite verknotet. Dadurch ist dieser Arbeitsschritt ohne Werkzeug möglich. Es ist ein tolles Erlebnis das Produkt Monate langer Arbeit nun endlich zu Ende zu bringen. Das Ergebnis ist überwältigend. Der erste Versuch am fertigen Stück ist überzeugend. Das Anbringen der Kleidungsstücke ist zunächst etwas knifflig. Nach ein paar Versuchen läuft das Aufhängen der Jacken reibungslos. Wir freuen uns sehr, auf den nächsten Seiten das fertige Modell >expand it< vorstellen zu dürfen.






Fertig ist sie, die Garderobe für den modernen Nomaden. Durch das Pulverbeschichten nach Wunsch in jeder Farbe möglich. Passend dazu lassen sich ein- oder mehrfarbige Expander wählen. Da die Haken per Hand gebogen werden, sind zwei Varianten möglich: Kanten nach hinten eignet sich besonders wenn die gesamte Garderobe aufgehängt werden soll. Soll die Garderobe an die Wand gelehnt werden, ist es geschickter die Kanten nach vorne zu haben. Beide Varianten können jedoch auch anders genutzt werden. Die fertige Garderobe wiegt etwa 9 kg und ist somit problemlos auch alleine transportabel. Der Praxistest hat ergeben, dass die Platte sowohl in einem Kombi als auch in öffentlichen Verkehrsmitteln umgezogen werden kann. Die Pulverbeschichtung ist so schlagresistent dass auch mehrmaliges Umziehen, anecken mit Möbeln, umkippen des angelehnten Modells ihr nichts anhaben kann. Und das zu einem Preis von etwa 250€ Material- und Fertigungskosten in Einzelanfertigung.



E X PAND IT Objekt Design · FH Rosenheim · Studiengang Innenarchitektur · SoSe 2013 Sandra Dichtl · Anne Fabian · Indra Finger · Jana Meissner · Lena Schmidt


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