Trail Magazin 4/2019 Vorschau

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OSTSEE: LAUFEN AUF HIDDENSEE

INTERVIEW: COURTNEY DAUWALTER

TRAIL MAGAZIN

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DAS LAUFMAGAZIN NR.1 FÜR TRAILRUNNER

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198203

04 2019 Juli/ August

PRAXISTEST

604906 DEUTSCHLAND ¤ 4,90 ÖSTERREICH ¤ 5,60 SCHWEIZ SFR 8,80 LUXEMBURG ¤ 5,80 ITALIEN ¤ 6,60 SPANIEN ¤ 6,60 FRANKREICH ¤ 6,60

WWW.TRAIL-MAGAZIN.DE

REPORT

TRANSVULCANIA OSTSEE

18 LAUFRUCKSÄCKE & 22 WETTERSCHUTZJACKEN 16 T R AU M T R A I L S Z U M N AC H L AU F E N IN JEDEM BUNDESLAND

ISRAEL NATIONAL TRAIL

MICHAEL WARDIANS ABSOLUTER REKORDLAUF

100 MEILEN ZU FUSS EINE DOPPELTE GRENZERFAHRUNG

PERIODISIERUNG FÜR TRAILRUNNER

TRAINING:

WANN IST WICHTIGER ALS WAS!

TRAILTRIP JAPAN: ZUM MOUNT FUJI UND MOUNT AWA



EDITORIAL Liebe Leser*innen, in dieser Ausgabe findet ihr etwas, was man eigentlich gar nicht druDENIS WISCHNIEWSKI

cken kann. Bewegung. Dieses Heft heißt TRAIL. Es geht dabei um Laufsport, um eine Bewegungskultur, die ziemlich populär ist. Trailrunner sind sozusagen die Anarchisten, Puristen, Rocker, Popmusiker und Streetart-Künstler des Laufsports. Alles ein wenig anders machen als man es bislang kannte.

4 Menschen dieser Ausgabe

Normal: Man läuft Runden in einem Stadtpark. Anders: Man rennt einen Berg hoch, bis die Lunge blutet. Und direkt wieder runter, bis die Oberschenkel glühen. Normal: Man läuft wie jedes Jahr im April den Halbmarathon mit Wendekreis bei Halbzeit. Anders: Man fiebert seinem ersten Ultratrail in den Alpen entgegen und trainiert für ein 60 km langes Rennen mit 5.000 Hm in einem Nationalpark in Südtirol. Im Laufsport gibt es kein Richtig oder Falsch. Kein Besser oder Schlech-

JANOSCH KOWALCZYK

DIE ENTWICKLUNG VON EINEM SEHR GUTEN STRASSENMARATHONLÄUFER ZU EINEM DER VIELLEICHT BESTEN ULTRATRAILLÄUFER DEUTSCHLANDS WAR RASANT. JANOSCH LÄUFT HEUTE FÜR EINEN NAMHAFTEN SPONSOR, IM NATIONALTRIKOT UND IN JAPAN. ALLES DARÜBER AUF SEITE 26.

ter. Aber wir möchten auch diesmal mit viel Begeisterung, starker Bildsprache und feinen Geschichten darauf hinweisen, dass dieses „auf Trails laufen“ eben noch eine weitere Dimension mit sich bringt. Werbung in eigener Sache.

TILL KÜRSCHNER

Ihr findet also einen Typen, der den kompletten Israel Natinal Trail in Rekordzeit läuft und im Ziel mit einer starken Geste auffällt (Seite 92). Unser neuer Mann in der Redaktion, Spitzentrailrunner Benni Bublak, hat sich die letzten Wochen intensiv mit Regen- und Windjacken und

DER JURIST AUS MÜNCHEN MIT SCHWÄBISCHER PRÄGUNG IST SCHON LANGE IM AUSDAUERSPORT DABEI UND WAR EINMAL EIN IRONMAN-TRIATHLET. HEUTE REIZEN IHN LANGE ANSTIEGE VIEL MEHR ALS HEKTIK IN DER WECHSELZONE. WIR WAREN MIT IHM BEI DER TRANSVULCANIA UNTERWEGS.

neuen Laufrucksäcken beschäftigt. Lest ab Seite 62, wie ein Profi diese Produkte bewertet. Ach ja, und alle reden von den Kanaren, wenn es ums Trail-Laufen geht. Deshalb war ich mal wieder auf La Palma bei der legendären Transvulcania, und aus selbigem Grund war Redakteur Clemens Niedenthal - genau nicht dort, sondern auf einer Ostsee-Insel. Er wollte beweisen, dass das mit dem Laufen dort genauso gut klappt

COURTNEY DAUWALTER

SAGT, DASS JEDER ULTRALAUF VOR ALLEM EINE KOPFSACHE IST. SIE MUSS ES WISSEN, DIE US-AMERIKANERIN IST DERZEIT DIE BESTE ULTRA-ATHLETIN DER WELT.

wie auf Vulkangestein. Als wir mit TRAIL 2008 starteten, dachten wir, irgendwann gehen uns die Themen aus. Auch wir dürfen uns mal täuschen. Eure Redaktion

SANDRA MASTROPIETRO

HERAUSGEBER DENIS WISCHNIEWSKI FREUT SICH ÜBER JEDEN NEUEN TAG UND JEDEN NEUEN LAUF. ER WILL DEMNÄCHST DIE LAUFSPORTGRUPPE „POSI-RUNNERS“ GRÜNDEN – ALLESAMT MENSCHEN, DIE LAUFEN ALS GESCHENK SEHEN UND NICHT ALS KALORIENFRESSENDES AUSDAUERSPORT-MONSTER. SOLLTEN SIE WISCHNIEWSKI EINMAL TREFFEN, GEBEN SIE IHM EIN AUTOGRAMM, FALLS SIE BRUCE SPRINGSTEEN, KILIAN JORNET ODER CHARLIZE THERON SEIN SOLLTEN.

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HAT AUS EINEM HOBBY EINE PASSION GEMACHT UND ES GESCHAFFT, DASS IHR DABEI VIELE LEUTE FOLGEN. DOCH DIE MUTTER, BUCHAUTORIN UND LÄUFERIN IST MEHR ALS FÜR IHRE FANS AUF INSTAGRAM UNTERWEGS – SIE FINISHTE ERSTMALS EINEN 100-MEILER UND HAT NOCH MEHR VOR.


INHALT 6

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Der junge Franzose hat einfach die Augen dafür: erst seit einigen Jahren hinter der Linse und schon so unverkennbar im Resultat.

Von zwei Typen, die gerne laufen und wie es dazu kam, wie es jetzt ist und wie es in Zukunft mit ihnen weiterläuft.

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Diesen Monat: Denis‘ Kolumne, Dinge die immer Saison haben, Wings For Life World Run, Infinite Trails Community Run, Umfragen und neue Produkte

Courtney Dauwalter ist die Härte selbst, wenn es um lange Strecken geht. Wir sprachen mit der WS100-Siegerin.

MICKAËL MUSSARD

JOURNAL/NEWS

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TRAILTRIP JAPAN

LEBENSLÄUFE

INTERVIEW

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LAUFEN ALS KULTUR

Janosch und Christoph gehören zu den besten Trailrunnern Deutschlands und wagten sich erstmals nach Japan.

Laufen ist cooler denn je! Ist das wirklich so? Ist es Subkultur oder wird da einfach nur geklaut und kopiert? Eine Suche.

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Die einen fliegen auf die Kanaren, die anderen auf eine Ostseeinsel. Wo macht laufen mehr Spaß?

Wir haben ausführlich zwei Produktkategorien getestet, die für diesen Trailsommer mehr als nur Ausrüstung sind.

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Unser Experte Micha Arend berichtet von der Qualität des Trainings und wie „Periodisierung“ für einen echten Sprung nach vorne sorgen kann.

Im ersten von zwei Teilen stellen wir euch 8 von 16 Trailtouren quer durch Deutschland vor. Für jedes Bundesland eine Empfehlung.

REISE: HIDDENSEE

TRAINING

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REPORT: 100 MEILEN

Autorin Sandra Mastropietro wagte sich an die 100-Meilen-Distanz und durchlebte einen Tag lang alles, was man als Läufer*in erleben kann.

JACKEN & RUCKSÄCKE

TRAILTOUREN BRD

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EVENT: IATF

Im Jahr 5 angekommen ist der Innsbruck Alpine Trail vom regionalen Laufevent zum internationalen Megatrail gewachsen. Es soll noch größer werden! Unser Autor war als Läufer im Feld dabei.

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TRANSVULCANIA

Eine inoffizielle WM der Ultratrailer auf La Palma oder einfach das Treffen vieler guter Trailrunner*innen: Das Spektakel auf der Kanareninsel bringt unseren Autor langsam zum Verzweifeln.

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ISRAEL NATIONAL TRAIL

Der charismatische US-Amerikaner Michael Wardian stellte eine ganz besondere Fastest Known Time auf: Er war 1.000 km auf dem National Israel Trail unterwegs.

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PRAXISTEST

Ein Trikot, ein sehr flüssiges Gel und etwas Zubehör für dein iPhone. Wir haben lange und intensiv getestet.


10 Jahre Trail 2008 - 2018

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SA, 21.09.19 Das Trailrunning Event in den Kitzbüheler Südbergen

MEGAEVENT UND TRAIL ÜBER DIE VULKANINSEL: DIE TRANSVULCANIA AUF LA PALMA

4 Trailrunning Distanzen

5 K - 22 K - 35 K - 46 K

STANDARDS EDITORIAL JOURNAL/NEWS IMPRESSUM PRAXISTEST SUPERFOOD

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Fotos: Max Draeger

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9: 1 20 rsch EU Ma N + 5 km 2


FOTOSTORY MICKAËL MUSSARD

Mickaël Mussard gelingt es die Landschaften, durch die wir so rennen, gefühlvoller und gleichsam naturgetreuer abzubilden als die meisten anderen seines Metiers. Dabei ist der Franzose erst seit wenigen Jahren überhaupt professioneller Fotograf. Eine Nahaufnahme.

EINE 6

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FRAGE DES GEFÜHLS


NEWS

Dauerläufer

Es gab eine Zeit, da war der Dauerlauf ein Synonym fürs Joggen. Aber auch das sagt ja heute niemand mehr. Wir kümmern uns auf dieser Seite um Sachen, die schon lange da sind. Oder lange haltbar. Vor allem aber: lange gut. Schweiß drüber: Dieses Frottee-Utensil erinnert uns an eine Kindheit in den Achtzigern. www.lacoste.com

Wiedergänger: Der Pegasus geht in diesen Tagen bereits in seine 36. Saison. Die besonders gute Nachricht ist aber: Nach langer Pause präsentieren Nike wieder eine eigenständige Trail-Variante. www.nike.com

In die Dose gegangen: Die Konserve hat die Haltbarmachung von Lebensmitteln revolutioniert. Mit Ölsardinen gefüllt wird sie zur Delikatesse. Über www. maitrephilippe.de

Hält, was es verspricht: Gaffa-Tape verlängert etwa das Leben von Luftmatratzen, Reisekoffern oder Außenspiegeln. Nominiert für die beste Nebenrolle und eine Ikone der Do-it-Yourself-Kultur.

Zu den Unterlagen: Die mit AlpakaWolle gefüllte Gymnastikdecke wird ganz handwerklich im Allgäu gefertigt. Taugt auch als Gästebett. Über www. manufactum.de Schlicht überzeugend: Asket heißt ein junges Modelabel aus Stockholm, das auf den permanenten Wechsel der Kollektionen verzichtet und stattdessen auf hochwertige, zeitlose Basics setzt. www.asket.com

Schneidet gut ab: 1911 hat Joseph Opinel sein simpel aber langlebig konstruiertes Klappmesser auf der Weltausstellung in Turin präsentiert – und einen Klassiker geschaffen. www.opinel.com

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Einwecken, Fermentieren, Haltbarmachen: René Redzepi, Küchenchef des Noma in Kopenhagen, hat das bis dato schickste (und auch beste) Buch über diese langlebigen Küchentechniken geschrieben. www.kunstmann.de


Mit Adidas zu den Infinite Trails WCH

Abholen, wo sie sind! 12 Städte. 12 Runs. 12-mal Menschen, die einfach gerne zusammen laufen. Die Idee war ohnehin gut. Menschen, die eh schon furchtbar gerne zusammen laufen dazu zu bewegen, dass sie dies künftig doch gefälligst mal in den Bergen, auf Trails tun sollen. Naheliegend. Somit war die INFINITE TRAILS COMMUNITY TOUR doch sehr viel mehr als eine reine Promo-Kiste für die INFINITE TRAILS WCH in Bad Gastein, mehr weil man zwar das Event immer wieder ins Spiel brachte, es doch darum ging, die Leute, die in Städten ihre Runden drehen, einfach mal für den losen Untergrund zu begeistern. Das ist gelungen. Tourstopp in Berlin. Ein 24,5-°C-Apriltag. Perfekt für einen Ausflug in die Müggelberge in den Osten der Hauptstadt. Ein Doppeldeckerbus chauffiert 45 Teilnehmer*innen durch die Megacity an den Fuß der Trails, die uns die kommenden 1,5 Stunden bestens unterhalten. Ein kurzweiliger Run, in zwei Gruppen aufgeteilt. Vorbei an den ersten Freikörper-Fetischisten, hinauf zum höchsten Punkt der Stadt und auf staubtrockenen Wegen wieder runter. Top-Trailläufer Jojo Klein kam extra aus dem Allgäu und erklärt dann auch anschaulich die richtige „Downhill-Technik“. Ein echter Allgäuer in Berlin – alleine das ist ‘ne Story wert. Ja, wenn so eine Marke, wie das Adidas nun mal ist, so einen Sport entdeckt und damit arbeitet, dann ist das sehr seriös aufgestellt. Zurück im Runbase, einer Location mitten in Berlin, der „Adidasrunners“, gibt es ein Büfett, Getränke, Obst und verdammt leckere Süßigkeiten. Wer viel läuft kann hier viel „gechillt“ rumhängen und sich währenddessen noch immer als Läufer fühlen. Dass Laufsport durch diese „Runbases“ in fast jeder großen Stadt ein solche stylisches zu Hause hat, kann nur gut sein. Hier treffen sich Menschen, hier wird geplaudert, Laufziele besprochen. Ein Wochenende später bin ich in Wien. Wieder eine sogenannte Runbase. Das Zuhause der drei laufenden Streifen ist hier ein Hausboot im Donaukanal. Anders als Berlin. Ganz anders. Anders gut. Totales Un-

LESERCAMPS 2019 Juni

Juli derstatement. In der Stadt mit dem Schmäh ist auch Laufen eine lässige und unaufgeregte Angelegenheit. Wir lassen uns auch hier vom Zentrum hinaus in die „Vorstadt“ shutteln. Ein Bus voller Hashtags und Profile. Ich stelle fest, dass Laufsport im Jahr 2019 in so einer Metropole einfach auch Social Media ist. Ein Channel. Ein Post. Eine 15-Sekunden-Story. Ich bin 46. Ich kenne Laufsport noch ohne Strom und Touchscreen. Aber ich gewöhne mich daran. Der Lauf in den Hausbergen vor Wien wird jedenfalls zu einem frühsommerlichen Spaß. Pure Freude. 11 km rasen wir kreuz und quer durch dieses Wiener Naherholungsgebiet. Eine Wochenende später bin ich in Frankfurt. Der Feldberg in Schnee, die Leute dort voller Sonne. Hey, ihr müsst alle Trailrunner werden!

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Infinite Trails Bad Gastein Camp mit Benni & Adrian

Women Only Camp Kleinwalsertal „Mädels unter sich!“

Oktober

Hütte-zu-Hütte-Camp Südtirol „Auf dem Meraner Höhenweg“

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TRAINING PERIODISIERUNG Text: MICHAEL AREND

Nicht NUR irgendwie „Weil man das eben so macht!“. Das reicht heute leider nicht mehr. Wer in Zukunft schneller und besser laufen möchte muss sich um die Qualität seines Trainings Gedanken machen. Periodisierung macht also Sinn - aus mehreren Gründen.

Auf ein hartes Training sollte ein Ruhetag folgen, nach spätestens drei harten Wochen eine Ruhewoche und nach einer harten Saison mal vier Wochen Pause gemacht werden. Die Standardregeln der Periodisierung sind fest eingemeißelt in das Trainingsbewusstsein des Läufers. Wie Dogmen wiederholen sie sich in der einschlägigen Populärliteratur, und eine Verletzung dieser Grundsätze wird wie ein Sakrileg mit Verachtung bestraft. „Man macht keine zwei harten Einheiten nacheinander!“, „Du musst dir auch mal eine Ruhewoche gönnen, sonst kommst du ins Übertraining!“ Wirklich? Training muss in erster Linie physiologisch begründet sein und ein „weil man das halt so macht“ ist ebene keine ausreichende Begründung in diesem Sinne. Viel zu selten werden nämlich die Grundsätze hinterfragt. Es ist höchste Zeit, mit einigen Mythen der Periodisierung aufzuräumen. Periodisierung macht natürlich Sinn,

speziell aus zwei Gründen. Es gibt erstens keine Einheit, die alle Schlüsselfähigkeiten im Laufsport trainieren kann. Darunter fallen zum Beispiel die VO2max, die Ermüdungsresistenz und das Tempo an der Laktatschwelle. Ein Wechsel verschiedener Einheiten, und sei es nur innerhalb einer Woche, macht also Sinn. Zweitens braucht es einen überschwelligen Reiz, um Anpassungen zu provozieren. Das bedeutet, dass ein Trainingsreiz mindestens in einem Bereich das Gleichgewicht, nach dem der Körper strebt, stören muss. Das klingt sehr theoretisch, ist aber auch nur so allgemein gehalten richtig, da es viele sehr verschiedene Störungen geben kann. Da die Anpassungen an diese neue Herausforderung nur in einem Zustand des Gleichgewichts erfolgen kann, muss früher oder später eine Erholungsphase kommen. Als Lehrmodell entwickelte sich aus dieser Annahme die Superkompensa-

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tion. Sie sagt aus, dass das Leistungsniveau nach einer Belastung aufgrund der Ermüdung absinkt, bevor es in der Erholung über das Ausgangsniveau ansteigt. Dann sollte der nächste Reiz erfolgen, damit sich dieser Ablauf, ausgehend von einem höheren Ausgangsniveau, wiederholt. Zu mehr als zu einem Lehrmodell taugt die Superkompensation jedoch leider nicht. Entwickelt wurde sie ursprünglich in einer Studie zur Steigerung der Kohlenhydratspeicher bei Mäusen. Das allein zeigt die begrenzte Übertragbarkeit. Sehnen, Nerven, Speicher, Hormonlevel, Muskelschäden usw. erholen sich von unterschiedlichen Reizen auch unterschiedlich schnell. Den einen richtigen Zeitpunkt für die nächste Belastung gibt es also nicht. Stattdessen gibt es zahlreiche richtige Zeitpunkte für unterschiedliche Reize und daraus folgend noch mehr Möglichkeiten, das Training zu strukturieren - je nachdem, was genau erreicht werden soll. Auf


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SERVICE REPORT MEINE SERIE: ERSTE 100 MEILEN HILFE Text: CHRISTIAN SANDRA MASTROPIETRO Text: FREUND

Doppelte Grenzerfahrung Was jetzt folgt, ist ein subjektiver Erlebnisbericht über 38 intensive Stunden meines (Läuferinnen-)Lebens, gefüllt mit seltsamen Gedanken, unerklärlichen Gefühlen und diversen Ängsten. Und auch wenn dieser Artikel in keinster Weise wertet, so stellt sich ganz am Ende doch die Frage nach dem 100-Meilen-Hype. Aber von Anfang an … Eigentlich lässt sich alles auf die 102 km beim Zugspitz Ultratrail im Sommer 2018 zurückführen. Als ich dort nach gut 20 Stunden das Ziel erreichte, befand ich mich in einem Zustand unsagbarer Glückseligkeit. Am liebsten

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wäre ich weitergerannt. Keine Spur von Müdigkeit oder Erschöpfung. Ich befand mich im Nirwana, schwebte auf Endorphin-Wolken und spürte so etwas wie vollkommene Zufriedenheit meiner Selbst. Noch Tage danach sprudelte es aus mir heraus, bis plötzlich jemand die Frage in den Raum warf, was denn als Nächstes kommen würde. Schweigen. Eine andere Person antwortete: „Jetzt fehlen nur noch die 100 Meilen.“ Ich tat es lachend ab, doch es arbeitete in mir. 100 Meilen. Mehr als 160 km. Ein Gedanke, mit dem ich mich bislang noch nicht befasst hatte. Wo sind meine Grenzen, was kann der Körper leisten? Wie weit kann der


Was noch vor Kurzem ausschließlich wenigen Verrückten vorbehalten schien, gehört heute fast zum guten Ton der Ultralauf-Szene. Die 100-MeilenDistanz boomt: Sandra Mastropietro hat sich für uns auf den Corsa della Bora bei Triest gemacht. Kopf die Beine tatsächlich antreiben? 100 Meilen – ja, ich war angefixt. Freitag 4. Januar 2019 Ein wenig verzweifelt finde ich mich auf dem Boden unseres Hotelzimmers in der italienischen Hafenstadt Triest wieder, um mich herum unglaublich viele Laufaccessoires, Outfit-Optionen, Riegel und Gels. Was nimmt man mit auf 100 Meilen, was steckt man ins Dropbag, das schon bei Kilometer 85 auf einen warten wird? Fragen über Fragen, zu viele Antwortoptionen. Ich entscheide mich gegen diverse Tipps meines 100 Meilen erfahrenen Umfeldes und verlasse mich auf mein

Bauchgefühl. Keine Ersatzschuhe, keine Wechselsocken, dafür eine weitere, isolierende Kleidungsschicht und zusätzlich zur zweiten Stirnlampe auch noch eine Taschenlampe – den Gedanken an die Dunkelheit finde ich schlimmer als die vorausgesagte Kälte. Der Wetterbricht prognostiziert nachts bis zu -7 °C. Samstag 5. Januar 2019, 5 Uhr Der Startschuss löst eine Art Erleichterung in mir aus, endlich geht es los. Jegliche Nervosität fällt ab, die Zweifel weichen der Freude. Ja, ich freue mich tatsächlich auf die vielen vor mir liegenden Kilometer, auf die Ruhe der

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Strecke, die kommenden Erlebnisse und neuen Erfahrungen. Während wir das schlafende Italien in Richtung Slowenien verlassen, die ersten Berge erklimmen und der aufgehenden Sonne entgegenlaufen, verspüre ich großes Glück. Die Kilometer ziehen an mir vorbei, langsam aber stetig. Ich habe keine Eile, will genießen, solange es geht, kämpfen, wenn es darauf ankommt und leiden, wenn es sein muss. An der zweiten Verpflegungsstation (Kilometer 39) wartet mein Partner Sebastian Hallmann auf mich, er reicht mir eine Paprika und fragt, wie es mir ginge. „Super“, antworte ich und meine es auch so. Ein paar Apfelspal-


TYPEN LEBENSLÄUFE

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Text & Foto: DENIS WISCHNIEWSKI

Ein bewegter Mann

Till Kürschner (50) aus München hatte einmal große Sorge um eines seiner Beine. Heute läuft er auf beiden weiter als je zuvor und ist dankbar, dass er das darf.

Till Kürschner ließ es sich zu seinem 50. Geburtstag richtig gut gehen. Eine Reise nach Südafrika. Ans Kap der Guten Hoffnung. Man könnte auch sagen, dass er sich zum Fünfzigsten einen Hunderter schenkte. Also stand er beim Capetown Ultratrail am Start und löste damit in sich selbst etwas aus – eine Leidenschaft, die vermutlich perfekt zu ihm und seinem Leben passt. Till, der Ultratrail-Läufer. Till, der gertenschlanke Jurist aus München, der – sind wir mal ehrlich - nicht wie 50 wirkt, sondern so ein typischer 40er ist. Ausdauersport macht der Anwalt für Luftverkehrsrecht schon lange. Er hat da schon einiges durch. Triathlon. Ironman®. 2006 war das. In unter elf Stunden die Langdistanz in Roth mit der doch raschen Erkenntnis, dass er nach den bekannten ersten beiden Disziplinen dem Laufen immer ganz besonders entgegenfieberte. Also war der gebürtige Schwabe konsequent wie so oft und beschloss fortan „nur“ noch zu laufen. Mit ähnlichem Fleiß wie im Einteiler rannte er in Splitshorts und Tights Stadtmarathons. Klar, unter drei Stunden. Ganze drei Mal. Und danach wieder eine Erkenntnis. Das kann doch nicht alles gewesen sein! „Ich wusste, das führt zu nichts. Mehr trainieren? Um unter 2:50 zu laufen oder unter 2:45. Das war nicht meins.“ Die ganze Sache mit der exzessiven Bewegung, mit dem Rennen und Radeln war in Tills Leben einmal mehr als nur auf der Kippe. 2001 diagnostizierten Ärzte im Bereich seiner linken Kniekehle ein Neurofibrom - ein Tumor. Die Frage, ob bösartig oder gutartig konnte nur eine Operation beantworten und so verabschiedete sich Till Kürschner in die Vollnarkose ohne zu wissen, ob danach sein Bein noch ein Teil seines Körpers sein würde. „Ich ging damals sehr souverän und cool mit der Situation um. Man macht sich viele Gedanken, wie das Leben weitergeht, was sich ändern würde.“

Till hatte Glück. Der Tumor war gutartig. Es folgte eine lange und intensive Therapie und Anschlussbehandlung und ein neues Leben mit Sport. Ohnehin hat man den Eindruck, dass er die Dinge stets möglichst positiv sieht. Er liebt seinen Beruf, der meist 50 bis 60 Stunden in der Woche von ihm fordert, ohne dass ihn das irgendwie stören würde. „Ich mag meinen Beruf, mein Team, die Reisen und die Verantwortung.“ Das mit den Bergen, den Trails und den langen Strecken ging 2014 los. Runter von der Straße, rauf auf den Trail und direkt an den Start des Zugspitz Supertrail. Wieder ein lässiges Finish und trotz viel Spaß danach eine Pause, denn der Job verlangte damals so viel von ihm, dass an strukturiertes Training kaum mehr zu denken war. Das vergangene Jahr sollte für Till vermutlich so etwas wie der wahre Beginn einer neuen Passion sein. Mit eben jenem Ultratrail in Südafrika setzte sich in ihm etwas in Bewegung. Eine neue Lust am Laufen, eine neue Motivation. „Ich genieße die Zeit in der Natur und es ist derzeit einfach der beste Ausgleich zum Beruf. Ich bin total im Flow.“ Sein letzter großer Flow war die Transvulcania. Da lief so ziemlich alles rund für den Münchner mit Stuttgarter Wurzeln. In 13 Stunden wollte er das Biest auf La Palma bezwingen und die 74 km über heißen Vulkanfels finishen. Mit sympathischer Nervosität im Vorfeld lief er dann selbstbewusst am Leuchtturm bei Fuencaliente los. Der Mann weiß natürlich längst was er drauf hat. Nach 10 Stunden 49 Minuten erreicht er tiefenentspannt das Ziel Los Llanos und merkt an „Hey, es lief richtig gut. Ich hatte den perfekten Lauf!“ Wir hatten es jedenfalls von Anfang an gespürt – Tills Trail-Karriere geht weiter. Diese Story ist noch lange nicht zu Ende erzählt.

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EVENTS WETTKÄMPFE PRAXISTEST LAUFJACKEN 2019 Text: BENNI BUBLAK Fotos: ORIOL BATISTA

VON WEGEN JA Eine gute Wetterschutzjacke ist definitiv das Kleidungsstück, in das Trailrunner*innen am meisten investieren sollten. Wir helfen bei der Produktrecherche – und haben die wichtigsten Modelle der Saison auf Herz und Nieren getestet. Irgendwie hat sich das Feld um „Laufjacken“ gelichtet. Für uns gibt es jedenfalls heute mehr denn je zuvor „nur“ noch zwei Kategorien an Jacken, die man als Trailrunner braucht. Zum einen eine möglichst leichte, klein packbare und windabweisende Jacke, die man praktisch immer dabei hat, und zum anderen eine amtliche, wasserdichte und gut isolierende Wetterschutzjacke mit Kapuze. Dabei sprechen wir von genau den Wetterschutzjacken, die ein Veranstalter heute auch als Teil der Pflichtausrüstung von seinen Teilnehmern verlangt. Praktisch sind beide Kategorien ohnehin. Diese leichten Windjacken wiegen heute meist nicht mehr als 100 Gramm, sind hauchdünn und wahre Wunder neuer Textilien. Wer im Sommer in kurze Klamotten unterwegs ist und am Gipfel, bei kurzen Pausen oder in schattigen Passagen etwas friert, findet in so einer Jacke einen idealen Schutz. Allzu robust sind sie natürlich nicht – können sie auch nicht sein. In dichtem Gelände, an Sträuchern und Bäumen ist etwas Vorsicht geboten, wenn man lange Freude an den „Featherweights“ haben will.

Absolute Ganzjahresprodukte sind die in der zweiten Kategorie getesteten „Wetterschutzjacken“. Sie sind zu 100% wasserdicht, glänzen durch clevere Lagenkonstruktionen, die man heute als „Lagen“ längst nicht mehr wahrnimmt. Meist ist die Membran auf ein Außenmaterial geklebt, bei den aktuellen „Shakedry-Modellen“ funktionieren die Jacken gar in nur einer Lage. Apropos funktionieren – das sind Funktionsjacken mit vielen Einsatzgebieten. Sie sind klassische Regenjacken, aber auch die letzte Lage bei Kälte innerhalb eines Zwiebelprinzips. Die klassische „Winterlaufjacke“ kann durch so eine atmungsaktive Regen- oder Wetterschutzjacke gar abgelöst werden, denn wenn man sie mit einem guten Baselayer und einem warmen Midlayer kombiniert, kann man damit bis in zweistellige Minustemperaturen laufen. Und wie war nun unser Praxistest? Ach ja, so richtig schlecht war diesmal keine Jacke. Es gab sehr, sehr viele Produkte, die uns sehr gefallen haben und nur wenige, die wir eher durchschnittlich fanden. So ein glas-

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klarer Testsieger ist beispielsweise die Shakedry-Jacke vom Klassenprimus Arc´teryx. Eine superleichte Wetterschutzjacke, minimalistisch, stilsicher und ohne unnötige Features. Der Preis? Entsprechend. Bei den leichten Windjacken hat es uns das Modell der Österreicher von Skinfit angetan. Ein weiches, lautloses, hauchdünnes Außenmaterial, perfekter Fit und eine schöne, bequem anliegende Kapuze. Diesen Testsiegern folgen ganz dicht etliche andere Modelle, die sich meist nur in Schnitt, Farbe und Markenname unterscheiden.

2 Lagen, 2,5 Lagen oder wie?

Bei 3-lagigen Jacken sind Oberstoff, Membran und Futter zu einer Schicht laminiert. Die Membran ist dadurch von oben und unten komplett vor Reibung geschützt. Das macht die Jacke enorm widerstandsfähig. Oft liest man von 2,5-Lagen-Jacken. Hier ist die Membran mit einer Lage verklebt, sodass die Jacke seh dünn wirkt. Die neueste Technologie der Shakedry-Jacken kommt gar nur mit der reinen Membran als einziger Lage aus.


CKE WIE HOSE!

GLEN COE SKYLINE

22.09.2019 52 km 4750 hm Mitten in den schottischen Highlands gibt es dieses eine Rennen. Genau genommen sind es vier an einem Wochenende. Das HerzstĂźck bildet aber ohne Frage das Glen Coe Skyline Skyrace, welches seit 4 Jahren ausgerichtet wird. Aonach Eagach Ridge und Bidean nam Bian sind nicht nur echte Zungenbrecher, sondern auch die Namen der luftigen Grate und Gipfel, die es zu passieren gilt. Schwindelfreiheit und Klettererfahrung im dritten Schwierigkeitsgrad solltet ihr in jedem Fall mitbringen.

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EVENTS WETTKÄMPFE PRAXISTEST LAUFJACKEN 2019

Wetterschutzjacken/Pflichtausrüstungsjacken Compressport

Hurricane10/10 110 Gramm 190 Euro www.compressport.com

salomon

arcteryx

S/lab MF360

Norvan SL Hoody

196 Gramm 299 Euro www.salomon.com

136 Gramm 300 Euro www.arcteryx.com

Gute 100 Gramm. Für eine wasserfeste Jacke mit 10.000 m Wassersäule. Das klingt revolutionär. Wir sind diese Jacke gelaufen. Und tatsächlich: Sie ist wasserdicht. Man mag es nicht glauben. Das Material ist sehr dünn und scheint nur aus Membran zu bestehen. Ob sie auch einem ausgewachsenen Alpensturm standhält, wagen wir nicht zu beurteilen. Für eine Regenjacke ist der Fit sehr eng, wie von Compressport gewohnt. Der schräge Reißverschluss ist ein Eyecatcher. Compressport machen mit dieser Wetterschutzjacke alle „Weight Watcher“ unter den Trailrunnern glücklich. Denn eine leichtere Pflichtausrüstungsjacke hat es nie gegeben. Auf Langlebigkeit und Rucksacktauglichkeit ist diese Jacke dementsprechend natürlich nicht ausgelegt.

Es steckt einiges an Hirnschmalz in der S/ Lab-Jacke von Salomon. Bei nur 196 Gramm ist sie komplett wasserdicht, winddicht und klein packbar. Sie funktioniert als Pflichtjacke und ist weit genug geschnitten, um auch über Race Vests und kleinen Rucksäcken getragen zu werden. Die Kapuze schließt eng am Kopf ab. Das neue Pertex® Shield-Material macht aus ihr eine wirklich minimalistische Wetterschutzjacke, die man sogar mit einem aufrollbaren Hüftbundsystem ausgestattet um die Hüfte verstauen kann, ohne dabei anzuhalten. Mit einer Wassersäule von 20.000 ist sie auch bei langen und widrigen Läufen eine wahre Versicherung. Fazit: kein Schnäppchen, aber eine sehr gute Regenjacke für höchste Ansprüche.

Unser Testsieger trägt den Archaeopteryx auf der Brust. Das GoreTex ShakeDry-Material wird inzwischen von mehreren Herstellern erfolgreich verwendet. Arc‘teryx schaffen es allerdings am besten, diese Technik zu einem rundum gelungenen Produkt zu vollenden. Eleganz und radikale Leichtigkeit werden hier verbunden. Die Passform ist unübertroffen und das Finish an Ärmeln und Kapuze clever gestaltet. Weiterhin trägt sich die Jacke sehr angenehm auf der blanken Haut. Das überzeugt und überrascht, weil wir es von einer einlagigen Lösung so nicht erwartet hätten. Unsere erste Wahl für die Pflichtausrüstung.

adidas terrex

montane

gore wear

Agravic 3L 265 Gramm 279,95 Euro www.adidas.com

Drei Lagen hat diese Jacke von Terrex. Das Gewicht ist dementsprechend hoch. Für lange regnerische Tage bei kalten Temperaturen ist diese Jacke dennoch oder eben deshalb ideal. Wir trugen sie über 24 Stunden am Stück auf der Paddy Buckley Round, wo sie uns nie im Stich ließ. Wer aber eine leichte Pflichtausrüstungsjacke für den warmen Sommerregen sucht, wird all das überdimensioniert finden. Die zwei sehr großen Taschen sind bei einer Laufjacke nicht zwingend notwendig und erhöhen das Packmaß erheblich. Kurz: Die Terrex-Jacke ist robust, zu verlässig und im Alltag universell einsetztbar, aber nichts für Rennausrüstungs-Minimalist*innen.

Minimus Stretch Ultra 208 Gramm 199 Euro www.montane.co.uk

R7 GoreTex ShakeDry 147 Gramm 299,95 Euro www.gorewear.com

Die Engländer haben ihren Platz gefunden und präsentieren mit der Minimus Stretch Ultra eine „fairpreisige“ Regenjacke mit hohem Tragekomfort. Alle Details der Jacke überzeugen: Die Kapuze ist anpassbar und glänzt durch einen integrierten Schild, der Bund lässt sich mittels eines Kordelzugs ebenfalls enger schnüren. Vermissen tun wir eindeutig eine Reißverschlusstasche auf Brusthöhe – für diese würden wir eine der beiden Seitentaschen gerne opfern. Tragekomfort, Bewegungsfreiheit und Style gefallen uns sehr. Die flexiblen 2,5-Lagen bestehen widrigste Bedingungen und passen gepackt auf ein Minimaß in jeden Rucksack. Der Preistipp für eine gute Pflichtausrüstungsjacke.

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Eine GoreTex ShakeDry von Gore Wear. Das gehört zusammen. Wir verheimlichen nicht, dass wir große Fans des ShakeDry-Materials sind. Nahezu geräuschlos, wasserdicht und atmungsaktiv kommt es außerdem mit absolut minimalistischem Packmaß und Gewicht daher. Die lederne Haptik und Optik sorgen neben dem zugegeben erhöhten finanziellen Aufwand dafür, dass ihr diese Jacke auch abseits des Laufens nutzen wollt. Ein toller Stoffsaum in der Kapuze und ein stretchiges Material am Handgelenk sorgen für ein angenehmes Tragegefühl. Eine Jacke für alle Fälle.


asics

Accelerate 133 Gramm 299 Euro www.asics.com

Wie eine typische Regenjacke fühlt sich die Asics nicht an. Die Accelerate fällt mit einer weichen Oberfläche auf. Die 2,5-Lagen-Jacke ist winddicht und wasserabweisend. Der lässige Schnitt macht sie beim Laufen zu einem komfortablen Partner und auch als klassische Jacke für Herbst und Winter zu einem Tipp. Für die Pflichtausrüstung kommt sie nicht infrage. Ihr Packmaß ist zu groß und Regen kommt nach einer gewissen Zeit durch die Nähte nach innen. Fazit: Angenehmer zu tragen als eine klassische Regenjacke mit „Plastikhaut“, aber leider für schwere Unternehmungen nicht robust genug.

The north face

Flight Trinity Jkt 219 Gramm 220 Euro www.thenorthface.com

2,5 Lagen hat diese Regenjacke von The North Face. Das DryVent Material ist sehr robust, aber auch ein lauter Begleiter beim Laufen, raschelt es doch sehr. Die Jacke hat drei Taschen. Etwas viel für eine Laufjacke, wie wir finden. Hier hätte Gewicht eingespart werden können. Die Passform würden wir als normal – oder eben nordamerikanisch – einkategorieren. Ein Lüftungsschlitz am Rücken und reflektierende Elemente sind Besonderheiten dieser The North Face. Ein solider und treuer Begleiter für Regenläufe in der City und auf Trails.

DYNAFIT

Alpine Jacket 194 Gramm 200 Euro www.dynafit.com

Dynafit hatte sich früh die Wundermembran Shakedry von Gore-Tex gesichert. Nun, wer nicht rund 300 Euro investieren möchte, sollte sich dennoch die konventionell in zweieinhalb Lagen gearbeitete Alpine angucken. Uns gefiel der athletische, nicht zu enge Schnitt, der auch den Zwiebellook komfortabel meistert und die sympathisch weiche (und raschelarme) Textur. Unverständlich blieb, warum die Jacke keine einzige Tasche hat. Dafür kann der Rücken via Reißverschluss erweitert werden, um den Rucksack trocken zu halten. Bei kühlen bis moderaten Temperaturen angemessen atmungsaktiv.

la sportiva

columbia

Run Jkt

OutDry Ex Featherweight Shell

220 Gramm 149 Euro www.lasportiva.com

216 Gramm 199 Euro www.columbia-sportswear.com

Das Run JKT der Italiener fällt mal wieder auf. Sie schaffen es eben fast immer mit ihren Farbkombinationen aus dem Feld zu stechen. Und so ist diese Laufjacke eine solide und recht günstige Alternative zu den Produkten die weit teurer sind. Fans der Marke aus dem Val di Fiemme werden ohnehin blind zugreifen. Uns gefällt mal wieder der „Fit“ und die die Details, denn die 2,5-Lagenjacke ist athletisch geschnitten, hat eine perfekt anpassbare Kapuze und ist durch Ventilationszonen und atmungsaktivem Gewebe erstaunlich atmungsaktiv für eine wasserdichte Jacke mit 10.000er Wassersäule. Fazit: eine günstige Pflichtausrüstungsjacke, die alles mitmacht und hält was sie verspricht.

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Zugegeben: Diese Jacke sieht noch schwerer aus als sie wirklich ist. Das verbaute RipStop-Material ist sehr dick und robust und hält euch mit Sicherheit trocken. Es erinnert allerdings etwas an eine LKW-Plane. Die von außen verschweißten Nähte und die kastenförmige Passform verstärken diesen Look zusätzlich. Die Atmungsaktivität leidet natürlich. Wer eine superrobuste, aber trotzdem relativ leichte Wetterschutzjacke für lange, aber nicht allzu schweißtreibende Berg- und Hikingaktivitäten sucht, greift zu der Columbia.


FOTO MOMENT DER AUSGABE Text & Foto: BENNI BUBLAK

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Eine große Sache

INNSBRUCK ALPINE TRAILRUN FESTIVAL: AUS EINER IDEE MIT 30 TEILNEHMERN WIRD EIN MEGAEVENT UND EIN GRADMESSER FÜR DIE ENTWICKLUNG EINER SPORTART.

2015. Mit gut 30 Gleichgesinnten stand ich an der Startlinie des ersten Innsbruck Alpine Trailrun Festival. Ein wenig skeptisch war ich schon. Denn von Festival war auf der Tartanbahn des Stadions wenig zu spüren. Und ob der Lauf so richtig „alpine“ werden würde, bezweifelte ich auch. War es doch Ende April und meine Lieblingstrails alle noch mit Schnee bedeckt. Ein geführter Abenteuerlauf wurde schon seit vielen Jahren angeboten und bildete die Basis für die Strecke. Nach 20 km suchten wir zu dritt die erste Verpflegungsstation. Ein paar Leute verluden Tische und Kisten aus einem Transporter: „Seid ihr schon die Läufer vom Abenteuerlauf?“ Wir guckten uns an. So früh hatte hier wohl keiner mit uns gerechnet. Nach 60 km war ich im Ziel. Meine Ortskenntnis war dabei sehr hilfreich, war die Markierung doch eher dürftig. Viel los war nicht. Zwei Mitarbeiter und ein Fotograf empfingen mich. Da es schnell langweilig wurde, lief ich dem Zweitplatzierten, einem gewissen Florian Felch, entgegen, um ihm auf den letzten Kilometern den Weg zu weisen. Nicht ganz unbedeutend. Denn das Ende der Strecke überschnitt sich mit dem Anfang. Passte man nicht auf und folgte treu den Markierungen, wurde man das zweite Mal auf die 60 km lange Runde geschickt. So war es. Das erste IATF. Eine große Zukunft hätte ich diesem Event damals nicht zugesprochen. Weit gefehlt. 2019. Ich stehe wieder am Start. Aber diesmal mitten im Zentrum. Auf dem Rennweg. Vor ein paar Monaten ist Alejandro Valverde genau hier Straßenrad-Weltmeister geworden. Soviel zum Potenzial von Innsbruck als Sportdestination. 4 Uhr morgens. Wir stehen unter dem riesigen Zielbogen, rechts neben uns die große Halle, wo die Siegerehrung stattfinden wird. Rechts ein kleines Trailrunning-Dorf bestehend aus Foodtrucks und Ständen der Sponsoren und Ausrüster. Alles zentral vereint. Der Moderator zählt den Countdown bis zum Start herunter. Nach einer kurzen Runde durch die Innenstadt, vorbei am Goldenen Dachl, geht es in den Anstieg hinauf zur Nordkette. Das Wetter ist besser als erwartet. Genauso wie die Trails. Die Nordkette ist ein Eldorado für schmale, gut laufbare, jedoch auch steile Singletrails. Bei der 85er-Strecke wird jeder davon

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mitgenommen. Hinüber zur Rauschbrunnen Alm ist der Trail so schmal, dass gerade noch ein Fuß Platz hat. Klar insgesamt muss auf der Strecke zweimal das Inntal gequert werden. Da lassen sich einige Forstweg- und Asphaltpassagen nicht vermeiden. Aber insgesamt muss man hier ein großes Lob an die Streckenplaner aussprechen. Gefühlt jeder Trail um Innsbruck, der um diese Zeit schneefrei ist, wird mitgenommen. Okay, ein kurzer Abschnitt ist noch weiß. Die Mitnahme von Spikes, wie in der Pflichtausrüstung vorgeschrieben, rechtfertigt diese Passage aber keinesfalls. Gute acht Stunden später bin ich fast im Ziel. Und begeistert. Eine Strecke, die nicht ‚alpine‘ ist, aber alles rausholt, was in den Nordalpen Anfang Mai drin ist, liegt hinter mir und ein stimmungsvoller, mit Zuschauern gesäumter Zieleinlauf vor mir. Bis zum Abend treffen die Läufer der verschiedenen Distanzen im Ziel ein. Teilweise kann man live auf der großen Videoleinwand verfolgen, wie sie im letzten Downhill um die Platzierungen kämpfen. Stark. So vergeht die Zeit schnell bis zur Abschlussveranstaltung am Abend. Die Halle ist riesig. Alle haben Platz. Das Motto der nächsten drei Stunden hätte auch von Motörhead stammen können: „Everything Louder Than Everyone Else“. Den Lauf mit den vielen Gleichgesinnten beim Tiroler Knödeltris gemeinsam Revue passieren zu lassen, ist leider kaum möglich. Ein kleiner Wermutstropfen am Ende eines großartigen Tages. Fast 3000 Läufer waren auf den insgesamt fünf Distanzen zwischen 15 und 85 km unterwegs. Der Veranstalter, Alexander Pittl, spach gar vom „Wien Marathon für Trail-Läufer“. Weit hergeholt ist dieser Vergleich nicht. Denn am Ende ihrer Kapazitäten sind sie noch lange nicht. Dort in Innsbruck. Der Hauptstadt der Alpen, die so viel zu bieten hat. Im nächsten Jahr plant der Veranstalter eine 100-km-Distanz. Dies ist eine Voraussetzung, um in die Ultra Trail World Tour aufgenommen zu werden. Ein internationaler Ultratrail rund um Innsbruck. Vor vier Jahren hätte ich leise gelächelt. Jetzt sage ich: unbedingt. Diese Geschichte muss ja weitergehen. Gestern: Abenteuerlauf. Heute: Österreichs größtes Trailrun Event. Morgen: World Tour Event.


REPORT TRANSVULCANIA

Text: DENIS WISCHNIEWSKI Fotos: RAPHAEL WEBER

Text: CLEMENS NIEDENTHAL

Herzenssache

DIE TRANSVULCANIA AUF DER KANARENINSEL IST EIN ULTRATRAIL DER BESONDEREN ART. SEIT ZEHN JAHREN TREFFEN SICH HIER IMMER IM MAI ZUNEHMEND DIE WELTBESTEN DES SPORTS, UM BIS INS MARK ZU ERLEBEN, WIE NAH FREUD UND LEID BEIEINANDERLIEGEN KÖNNEN. UNSER AUTOR WAR ZUM DRITTEN MAL DABEI UND PFELGT EINE HEISSE BEZIEHUNG ZU DIESEM EVENT ...

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Die Geschichte mit der Transvulcania und mir ist eine längere. Sie ist nicht ganz unkompliziert. An einem Happy End arbeite ich übrigens noch.

INFO Transvulcania Seit 2009 heißt es auf der Kanareninsel La Palma „Trailrunners welcome“, und die Veranstalter laden mit diesem Spruch seit einem Jahrzehnt die ganze Welt zu sich ein, um in möglichst epischer Länge die ganze Insel zu zeigen, denn die Strecke führt über 74 km und 6.500 Hm fast diagonal über den Hauptkamm. Kurz charakterisiert lautet das so: Zu Beginn 2.100 Hm am Stück nach oben, dann 7 km flach, um sich zu wieder einzufangen, danach ein endloser Grat unter sengender Sonne und der vermutlich längste Downhill einer offiziellen Laufveranstaltung. In diesem Jahr stand auf allen Plakaten des Events „Pure Nature Runners“. Es ist alles gesagt. www.transvulcania.es (Vertikal Race, Halbmarathon, Marathon und Ultratrail)

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Es fing 2011 an. Ich wurde über eine wunderlich martialisch wirkende Anzeige auf den Lauf aufmerksam und fand mich wenige Wochen später mit einigen anderen Deutschen im Flugzeug nach La Palma wieder. Relativ unvorbereitet und irgendwie ohne jede Idee, was da auf mich zukommen könnte. Die Distanz, die Höhenmeter – alles kein Problem. Das kannte ich schon und das kannten auch meine Beine. Nun ja. Am Leuchtturm bei Fuencaliente standen damals 380 Leute. Ich darunter, mit einer herrlich ahnungslosen, naiven Einstellung ausgestattet die es mir erlaubte, den kommenden Stunden faszinierend gleichgültig und unaufgeregt entgegenzublicken. Ich rannte einfach den anderen hinterher. Irgendwann wunderte ich mich, wie lang 2.100 Hm bergauf sein können, und weitere 6 Stunden später erfuhr ich wie es ist, wenn man 2.400 Hm am Stück bergabrennt, wie es ist, wenn die Sonne so heiß und so trocken brennt, dass es sich anfühlt, als ob ein riesiger Föhn auf höchster Stufe auf einen einbläst. Dieses Wunder des „Erstmals“ brachte mich in 11:42 Stunden ins Ziel nach Los Llanos de Aridane. Ein großartiger Zieleinlauf. Einige andere Deutsche feierten an diesem Tag nicht nur ihre Finishs, sondern vordere Plätze, und der Lauf sollte in den folgenden Jahren zu einem der wichtigsten Wettkämpfe für Trailrunner*innen weltweit werden. Ähnlich wie beim UTMB® ist eben jener Vulkaninsellauf heute so etwas wie eine inoffizielle Weltmeisterschaft. 60 Nationen sind am Start und die Besten der Besten lassen sich hier blicken. Der Sieger im Jahr 2011 hieß Miguel Heras und er brauchte 7 Stunden 32 Minuten für den Lauf über den Grat. Die Siegerin damals war Mónica Aguilera, und sie war 10 Stunden 03 Minuten unterwegs. Mit dieser Zeit wäre sie heute auf Rang 14. Luis Alberto Hernando, Dakota Jones und Kilian Jornet schafften allesamt die Strecke in unter 7 Stunden.


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