NEWS & JOURNAL / MEINUNG / TRAILSCHUHE IM DUELL / LESERUMFRAGE
TRAIL MAGAZIN
DAS LAUFMAGAZIN NR.1 FÜR TRAILRUNNING
02
2025 März April
DEUTSCHLAND € 8,40 ÖSTERREICH € 9,20 SCHWEIZ SFR 13,50 LUXEMBURG € 9,70 ITALIEN € 11,30 SPANIEN € 11,30 FRANKREICH € 11,30
WWW.TRAIL-MAGAZIN.DE
TROTZDEM FIT! So trainerst du mit weniger als 10 Stunden pro Woche! Im TEST:
>Handschuhe & Socken RECOVERY weil gute Erholung unterbewertet ist!
Essay: Das Pro und Contra zu ilCarbon-Tra schuhen
PROFI TIPPS
laufen wie Mimi, Dioni, Patrick, Timon, ...
Trailrunning als Teamsport – zusammen besser sein! TRAILS
5 lange Traumtrails, die den Alpen Konkurrenz machen.
REISE
Meraner Halbhöhe: Wo Trailrunning zu Hause ist.
WISSEN Die Mittelsohle: wie die Dämpfung den Schuh macht!
EDITORIAL
4 Menschen dieser Ausgabe
Liebe Leserinnen, liebe Leser, liebe Alle, in handelsüblichen Editorials erklärt der Chefredakteur zumeist den Inhalt der Publikation oder er nimmt in einem Leitartikel den Lesenden den Frust von der Seele. Nur ganz selten stachelt solch ein Text an, kratzt auf oder provoziert das Gegenüber. Ich möchte fortan mit dieser Seite nur noch für gute Stimmung sorgen und im Idealfall eine Werbung für den ersten Schritt nach draußen machen, denn dieser “erste Schritt“ ist – das vergessen einige – für alle und immer ein echtes “Ding“. Eine Schwelle. So manche mögen dieses Magazin lesen und denken: “Die habens ja leicht, diese Profis, diese leichtfüßigen Schönlinge, diese vom Herrgott gesegneten Ausdauersport-Kanonen“. Ja, ja, aber auch die müssen erst einmal die Trailschuhe anziehen und loslaufen. Das müssen wir alle. Wir alle müssen uns ein bisschen zwingen, ein wenig “erst einmal reinkommen“. Und dann kommen wir alle zum selben Resultat – es lohnt sich, rauszugehen, es lohnt sich, neue Trails zu suchen, obwohl es doch einfacher gewesen wäre, die gewohnte Runde zu laufen. Das wäre dann unser Thema dieser Seite 3: Es sich schwer machen, um es leichter zu haben. Man kann Trailrunning, diesen heute komplexen Sport, in Segmente, Kategorien, Leistungsklassen – und was weiß ich alles – ordnen und aufteilen. Eines bleibt immer gleich – es tut weh, es strengt uns alle an, um schließlich in einem, sagen wir, Wohlgefühl aufzugehen. Ich vergleiche das manchmal mit “Heavy Metal“. Da brüllen sich Menschen zunächst gegenseitig an, um sich nach dem Konzert ziemlich entspannt, fast handzahm in den Armen zu liegen. Es ist ganz sicher auch ein Phänomen unserer Zeit, dass wir zum Irrsinn, der uns umgibt, eine Sache brauchen, die uns vollumfänglich – körperlich und eher minder geistig – auspumpt und auf eine Art “leer“ zurücklässt. Das wäre Trailrunning. Viel Freude mit dieser Ausgabe.
TRAIL-Herausgeber Denis Wischniewski ist im April vielleicht auch in Deiner Gegend unterwegs, denn der Trailrunning-Experte erzählt auf seiner HistoryOfTrail-Tour ganz viel über die bunte Geschichte des Trailrunning-Sports. Man hört, sein Vortrag soll im Jahr 1040 beginnen und keinen Rekord um Laufen im Gelände auslassen. www.trail-magazin.de/HOTT
6/2 0 1 8 3202/25
Daniel Keppler
wird wohl für die kommenden 3-4 Jahre mit seiner Frau in China leben und lernt dort den Sport gerade von einer neuen Seite kennen. Daniel taucht als Fotograf und Athlet mit vollem Einsatz in die dortige Community ein. Seite 6
Rosanna Buchauer
Was ein tolles letztes Jahr, ähh Saison, für Dynafit-Profi Rosanna! Sie siegte nicht nur bei vielen Rennen, sondern jüngst auch bei unserer Wahl zur Trailrunnerin des Jahres! ab Seite 88
Verna NezBegay
läuft gerne und in der Hauptsache für die Aufmerksamkeit einer, für sie, wichtigen Sache: Die Wahrnehmung indiginer Frauen im Laufsport und in der Gesellschaft. Seite 74
Robert Pollhammer
Seit nahezu zwei Jahrzehnten organisiert Robert Pollhammer von Oberbayern aus Etappenläufe in der ganzen Welt und in extremen Klimazonen. Jetzt lädt er nach Bhutan ein. Seite 90
Latest News dieser Ausgabe! Das TRAIL Magazin wird im März 2025 als Medienpartner das erstmals in Deutschland tourende NATURE TRAIL FILM FESTIVAL unterstützen. In insgesamt 15 Kinos in ganz Deutschland werden Kurzfilme zum Thema na was wohl – Trailrunning gezeigt. Tickets: www.naturetrailfilmfestival.de
INHALT 17 Jahre Trail 2008 - 2025
STANDARDS EDITORIAL 3 INHALT 4 NEWS 14 REISE 68 PRODUKTE 14 IMPRESSUM 37 MORALFRAGE 98
26 TEST
46 6 FOTOSTORY
Der zweite und letzte Teil unserer markeninternen Schuhduelle. Diesmal dabei: On, Dynafit, La Sportiva und Craft.
16
China. Groß. Riesig. Weit entfernt und eine uns fremde Kultur. Fotograf und Ultraläufer Daniel lebt für rund vier Jahre dort und bringt uns Land und Sport näher.
14 JOURNAL
Denis´Kolumne, Sommer-Produkte, Kilimanjaro Peak Ultra, Pro & Contra, Crossing Bavaria, History of Trail, ...
Wochen Show
Jeden Dienstag
48 REPORT 32 6 TRAILS
Elise Poncet berichtet über die Teamqualitäten, die man im Individualsport Trailrunning finden kann und zeigt Beispiele auf, die uns sogar besser machen.
Diese Trails, Wanderwege fernab der Alpen musst du einmal im TrailrunningLeben gelaufen sein. Es lohnt sich hohe Berge links liegen zu lassen.
Geschichten rund um Erholung und Recovery. Dazu: die 7 wichtigsten Tipps, um schnell wieder ins Training zu starten.
58 UMFRAGE
Ein kleiner, aber dafür spannender Auszug aus den Resultaten unserer großen Leserumfrage. Ja, so sind wir!
74 PORTRÄT
62 TRAINING 42 RECOVERY
www.youtube.com/@ TRAILMagazin2021
Diesmal erfahrt ihr, wie man mit weniger als 10 Stunden pro Woche das Training gestalten kann und damit sogar ganz weit vorne bei Wettkämpfen mitlaufen kann. Rezepte Hong Kong 100 Night Of The Trail Interview Robert Pollhammer
4 2/25
84 86 88 90
Verna läuft! Für sich und für ihre Gruppe, die "Native Woman Run", weil sie glaubt, dass indigene Frauen ein dunkler Fleck im zu weißen Sport sind.
94 PRAXISTEST
Merrell MTL Adapt Matryx, Salomon S-lab Ultra Glide, Smartwool, The North Face Vectiv 3.0, Odlo, Roa x Altra.
Jetzt ein Trail Magazin Abo abschließen und 6 gedruckte Ausgaben nach Hause liefern lassen
AB 44 EURO
Dazu eine tolle Prämie sichern Drybag-Set Trailsocken Multituch THYwear Belt
FOTOSTORY Trailrunning in China Text: Denis Wischniewski Fotos: Daniel Keppler
Große fremde 6 2/25
Welt
7 2/25
FOTOSTORY Trailrunning Höhe in China
8 2/25
9 2/25
FOTOSTORY Trailrunning in China Als er im Oktober ankam, war er eigentlich erstmal wieder weg. Bevor er mit seiner Frau die Wohnung beziehen konnte fand er sich als Fotograf bei einem Wüstenrennen in der Gobi wieder. Das Gegenteil von Süddeutschland. Etwas komplett anderes. Eigentlich lebten Daniel Keppler und seine Frau ein ziemlich smartes Leben in München. Gute Jobs, ein toller Freundeskreis und dazu die Hausberge, die pittoresken Gipfel zwischen Tegernsee und Garmisch. Und doch sollte da einfach noch mal was ganz Grundlegendes passieren – jetzt, wo die 40 kommt. Daniel stolperte 2017 in den Trailrunning-Sport und war ziemlich schnell aus zweierlei Perspektiven davon fasziniert – zum einen aus der Sicht hinter der Kamera, als Fotograf, Videograf und Content-Creator, zum anderen recht schnell aus dem spannenden Blickwinkel eines Athleten, denn Daniel Keppler lief schnell die langen Distanzen und sogar weit vorne und erfolgreich. In München alles abbrechen. Als Daniels Frau ein interessantes Angebot ihres Arbeitgebers, eines großen Automobilherstellers, offeriert bekam, liefen die Köpfe heiß. Drei Jahre China. In ein großes Werk, eine fremde Stadt, die für chinesische Verhältnisse klein ist, für Europäer hingegen riesig: Shenyang. 7 Millionen Menschen. Im Winter bitterkalt. Im Sommer heiß. Daniel nahm sich zurück, unterstützte seine Frau und kündigte den Marketingjob im Münchener Nordosten. „Nach einiger Überlegung war schnell klar, dass ich dabei bin. Sie hat mich so oft im Leben und bei Wettkämpfen unterstützt. Wir leben eine Beziehung auf Augenhöhe.“ Januar 2025. Das Ehepaar Keppler lebt nun seit rund drei Monaten in China. Ich erreiche Daniel via Zoom im 18. Stock und er hat in diesen 100 Tagen mehr von China gesehen und erlebt, als er es sich hätte erträumen können. Als er im Oktober ankam, war er eigentlich erst mal wieder weg. Bevor er mit seiner Frau die Wohnung beziehen konnte, fand er sich als Fotograf bei einem Wüs-
10 2/25
11 1/25
FOTOSTORY Trailrunning in China
12 2/25
Mai 2024: Mountain Man im Allgäu und ein Anstieg der nicht enden mag, obwohl er doch sanft über einen Wiesenhang führt.
Daniel erkannte, dassß Shenyang nicht die Stadt ist, die sich ein Profi-Trailrunner aussuchen würde, aber es wäre okay
tenrennen in der Gobi wieder. „Ich habe den Veranstalter einfach angeschrieben und gefragt, ob sie noch einen Fotografen brauchen, und es hat ganz spontan geklappt.“ Von der Gobi ging es dann aber in den kalt-trockenen Winter der Großstadt, denn die Jahreszeiten gehen hier wenig fließend ineinander über. Wie nun ein Trailrunner bleiben, wenn man keine Trails kennt? „Ich recherchierte alle Plattformen. Strava ist mit den Heatmaps meist eine große Hilfe, um tolle Laufstrecken zu finden, aber nicht in China. Ich zoomte tief hinein in Online-Karten und versuchte in den Bergen der Umgebung mein Glück.“ Daniel erkannte, dass Shenyang nicht die Stadt ist, die sich ein Profi-Trailrunner aussuchen würde, aber es wäre okay. Die umliegende Bergregion wäre nicht so kitschig-schön wie der Chiemgau oder die Bayerischen Alpen, aber man könnte doch überall laufen – ein erstes Learning in seiner Zeit hier. „Ich bin, um ehrlich zu sein, auch relativ oft im Fitnessstudio, wegen der Luftqualität, wobei das eigentlich besser ist als gedacht.“ Mittlerweile ist einiges passiert und Daniel Keppler hat ganz schön viel von China und seiner Trail-Community kennengelernt. Das lag wohl vor allem
13 2/25
an seiner offenen Art und der Neugier. „Es öffnen sich einfach immer Türen, wenn man das möchte!“ Der Ultraläufer klopfte beim führenden chinesischen Outdoor- und Trailbrand Kailas an und bekam den Auftrag, im Qionglai-Gebirge das Team zu fotografieren, um am Ende irgendwie selbst ein Teil der Crew zu werden. Dass er ganz gut in solch eine professionelle Gruppe passt, bewies er dann bei seiner Teilnahme am Shenzen 100, einem 100-Kilometer-Ultra der in China wichtigen TOR x Rennserie. Daniel kam auf Platz 4 ins Ziel. Nachhaltig beeindruckt bei seinem ersten großen Wettkampf in China war er dabei von der Organisation. „An einer VP trafen mehrere Strecken aufeinander und es waren auch einige Hundert Läuferinnen und Läufer in dieser Station, aber es gab überhaupt keinen Stau oder Stress. Alle haben sofort bekommen, was sie wollten. Das ist durchdacht, eine perfekte Logistik.“ Dann will ich zum Schluss noch wissen, ob er denn bereits Chinesisch spricht, und Daniel Keppler antwortet, ohne zu zögern: „Das lohnt sich nicht. Damit wäre ich so sehr beschäftigt, dass andere wichtige Dinge zu kurz kommen würden.“ Ich vermute, er meint damit sein Training und die Fotografie.
NEWS&JOURNAL
TICKER +++ LOWA mit neuen Modellen im Trailschuh-Portfolio: Amplux 2 und Madrix
JETZT WIRDS HELL
Kalt erwischt
Wenn das Leben dir Zitronen schenkt … mach Speiseeis daraus. Der Berliner Traditionsbetrieb Florida Eis macht genau das. Zudem noch klimaneutral und einer komplett elektrisch angetriebenen Kühlflotte. Und: Man versendet deutschlandweit. www.floridaeis.de
Schlägerparty
Wer Ping sagt, muss auch Pong sagen. Wir empfehlen die grafisch gestalteten Tischtennisschläger von Supersmash. Und die Hompaege pingpongmap.de, die deutschlandweit öffentlich zugängliche Tischtennisplatten notiert. www.supersmash.cool
Wir finden wir sind auf einem ganz guten Weg, denn die ersten Boten des Sommers machen sich bemerkbar! Die Tage werden länger und jetzt muss Farbe ins Spiel ...
Transparenzoffensive
Für Frühblüher, Küchenkräuter und alle mit einem grünen Daumen: Das Gewächshaus Åkerbär von Ikea kann im Zimmer, auf dem Balkon oder im Garten aufgestellt werden und ist garantiert seiner Zeit voraus. Für alle die den Frühling nicht mehr erwarten können. 5/2023 14 2/25 14
TICKER +++ Duell beim Western States 100: Walmsley wird auf Leadville-Sieger Roche treffen
Weichzeichner
Die unglaublich lustige britische Spielzeugmarke Jellycat macht aus allem ein Kuscheltier, was nicht bei Drei auf den Bäumen ist. Auch aus einer Kaffeebohne, einem Espresso oder einem, ja, Lagerfeuer. www.eu.jellycat.com
Rückspultaste
We are Rewind nennt sich dieser RetroWalkman im gar nicht mal altbackenen Design. Schließlich werden längst auch wieder viele aktuelle Alben auf Kassette veröffentlicht. www.wearerewind.com
Black n White
Zufallsprinzip
Die handgefertigten und frühlingshaft farbenfroh lasierten Vasen des dänischen Keramikbüros Atelier Arhoij sehen alle etwas anders aus. Ganz genau weiß man nicht, welche man bekommt. Was die Vorfreude nur noch größer macht. In Deutschland über www.hhv.de
Eine wunderbar leichte Trailcap, klassisch im 4-Panel-Style und mit großem Schild. Das Design – vielleicht so ein spätes 1990erJahre Ding, zwischen Rap, Streetart und Pop. In jedem Fall ist die Mütze etwas Eigenes, in kleiner Auflage und von unserem netten Label THY. Der Produktname "Do not tell the boys". 37,90 Euro. trail-magazin.de/produkt-kategorie/thy
15 2/25
NEWS&JOURNAL
TICKER +++ Salomon Zugspitz Ultratrail: alle Distanzen sind ausgebucht
5895.
Ein Ultratrail auf den Gipfel des Kilimanjaro, hinauf bis auf 5895 Meter Höhe und damit auf das Dach Afrikas. Die Veranstalter des Zugspitz Ultratraisl und Transalpine Runs laden zu einem Wettkampf der Extreme ein. Doch für wen kommt solch ein Abenteuer in Frage? 3 Fragen an Jürgen Kurapkat von Plan B Events.
KILIMANJARO PEAK ULTRA
Für wen ist dieses Rennen geeignet? JK: Für alle Outdoor Abenteurer im weitesten Sinne. Sicherlich Trailrunner, aber eben alle, die eine sportliche Besteigung des Bergs abseits von geführten Gruppen erleben wollen, die auf der Suche nach einem „Once in a lifetime“-Erlebnis sind. Auch 7-SummitsSammler, denen der sportliche Antrieb und der eigene Rhythmus wichtig ist. Die Teilnehmer müssen natürlich in der Lage sein, die 68 Kilometer lange Strecke mit 4.100 Höhenmetern auf der Mangaru Route zu bewältigen. Entscheidender Faktor wird aber die Akklimatisation sein. Start und Ziel des KPU sind am Eingang des Nationalparks am Mangaru-Tor. Wie bereitet man sich am besten vor, bzw welche Empfehlungen gebt ihr
Der Kilimanjaro Peak Ultra (KPU) ist das ultimative Trailrunning Abenteuer. 68 Kilometer und 4.100 Höhenmeter auf den mit 5.895 Metern höchsten Berg Afrikas. Die Anmeldung ist ab sofort geöffnet! www.kilimanjaro-peak-ultra.com
den Teilnehmern zum Thema Akklimatisation an die Hand? JK: Fakt ist, die körperliche Fitness ist nur ein Baustein bei der Vorbereitung, wirklich entscheidend für das Rennen ist die körperliche Anpassungsfähigkeit an die Höhe. Wir arbeiten eng mit dem Hypoxikum in München, dem Institut für Höhentraining zusammen, die unseren Teilnehmern eine Liste an qualifizierten Höhentrainings-Partnern zur Verfügung stellt. Training im Vorfeld in Höhenkammern oder Zelten zum Ausleihen für Zuhause wird unerlässlich sein. Ebenfalls empfehlen wir, bereits in der Woche davor anzu-
16 2/25
reisen, und über unseren Partner vor Ort in Tansania eine Akklimatisationstour auf den Mount Meru zu machen, um bestmöglich vorbereitet zu sein. Wie wird die Tour vor Ort betreut? JK: Wir bieten mit unserem 4-TagesTrip die komplette Organisation vom 30. September bis zum 4. Oktober mit Übernachtungen in Tansania an. Vor Ort werden wir von unseren Partnern unterstützt, die beispielsweise beim Rennen selbst mit ca 280 Personen am Berg stehen, damit die Strecke in Abständen von ca 500 Meter engmaschig betreut wird.
TICKER +++ Neuer Sponsor und Ausstatter: Tom Evans wechselt von Adidas Terrex zu Asics
PRO & CONTRA CARBON im Trailrunning-Schuh. Keine Frage – damit wurden und werden Rennen gewonnen und auch im alpinen Gelände sieht man diese hochentwickelten Modell an Füßen der Profis und Hobbyläufer. Dennoch stellt sich die Frage, ob es echte Vorteile bringt. Pro (Clemens): Ich setze mich doch nicht in Laufklamotten in ein Restaurant und brauch auch keinen Funktionsfummel , wenn ich im Kinosessel versinke. Und doch mag ich die kleinen, feinen Erkennenungsmerkmale, die mich als Trailrunner kennzeichnen. Das kann die Sportuhr sein – nein, lieber doch nicht. Da könnte mich jemand in diesen spießerhaften Triathlon stecken. Dann lieber Trailschuhe. Die trage ich sehr gerne im Alltag, die haben (zumindest einige) ihre Silhouette und Optik so sehr "versmartet", dass sie quasi zu fast jedem Casual-Outfit passen und im richtigen Moment doch signalisieren "ahhh, ein Trailrunner!". Neulich ging ich sogar in die Vollen und habe mich entschlossen meinem kompletten Umfeld ausserhalb des Sports mitzuteilen, dass ich ein Läufer bin. Ein sehr bekanntes Bekleidungsunternehmen, das mit Ausdauersport so absolut nichts am Hut hat, hat ein T-Shirt der Peanuts verkauft. In wenigen Sekunden lag es im Warenkorb. Der riesige Frontprint könnte deutlicher kaum sein: Snoopy liegt schlafend auf seiner Hundehütte und in grosser Typo steht darunter "JOGGING IS MY THING". Ich wurde bereits mehrfach von Unbekannten darauf angesprochen. "Sie sind ein Läufer?" ich antwortete "Nö, ein Trailrunner, schauen sie doch mal nach unten auf die Schuhe!". Soviel zu den eindeutigen Codes.
Contra (Denis): CONTRA / Denis: Carbon. Das mag ich am Rennrad und an meiner Rakete, wenn ich zum Blumengießen auf dem Mond fliege, aber doch nicht an meinen Laufschuhen. Schon garnicht in meinen Trailschuhen. Wozu? Für mein Tempo, für diese Art von Gelände und Distanzen, die ich in aller Regel laufem erkenne ich da überhaupt keine Vorteile. Ein durchschnittlicher Trailrun in meinem Leben wäre ein 15 bis 20 Kilometer Lauf mit 1000 Höhenmeter, etliche Passagen, die ich wandern muss, weil zu steil, oder ich zu wenig fit. Ich habe analysiert dass gerade einmal 1-5 Prozent der gesamten Distanz von mir so gelaufen werden, dass eine Carbonplatte einen Effekt im positiven Sinne hätten. im Umkehrschluss muss ich konstatieren, dass mehr als 95% der Aktivität von der steifen Platte in diverser Hisicht beeinträchtigt werden. Es macht also keinen Sinn und so freue ich mich weit mehr über andere technischen Fortschritte im modernen Trailrunningschuh, die mir spürbar etwas bringen: die neuen Schäume sind herrlich reaktiv, komdortabel, der Rockershape in Kombi mit der ein oder anderen Kunststoff-Spange stabilisiert im knallharten Downhill und sorgt für Vortrieb, wenn Tempo ins Spiel kommt. Nein, Carbon kann man sich getrost sparen. Das treibt den Preis nach oben, wo es keine Not tut.
Tom Evans siegte im Adidas Agravic Speed Ultra beim Western States 100. Der Schuh hat eine Kunststoff-Spange verbaut. 2025 vertraut der Brite aber auf Carbon. Bei Asics schlüpft er vermutlich in den Metafuji Trail, wenn er Wettkämpfe läuft.
17 2/25
NEWS&JOURNAL
TICKER +++ Pitz Alpine Glacier Trail ist Teil der Golden Trail Wold Tour am 2. August 2025
DENIS’ KOLUMNE Warum ein Kindergartenfreund plötzlich als Trailrunner wieder in mein Leben trat Siggi ist wieder da. Einfach so. Ganz anders als damals.
Er hat den gestreiften Nicki-Pullunder (Kombination aus Komfort und Stil) gegen ein ganz leichtes S-Lab FunktionsLaufshirt eingetauscht und anstatt der Capri-Sonne nun eine Softflask in der Hand. Krass. Ich hatte Siegmund Maier über 40 Jahre nicht gesehen. Er war mein bester Freund damals im Sandkasten, er schlug mir einmal mit dem Schäufelchen gegen die Stirn – Platzwunde mit vier Stichen. Ich rächte mich mit einer Papiertüte Hundekot im Briefkasten seiner Eltern, die anständig waren und irgendwas mit Gas, Wasser, Sanitär machten. Nun steht Siggi vor mir: "Hoi, Denis, kennsch mi no?“ "Siggi? Leck mi am Arsch! Duu?“ ... Ich denke in einem Bruchteil der Sekunde an meine Stirn, an das Blut, die Naht, die lange blieb. Ich versuche, das Gesicht, das vor mir steht, mit dem Gesicht abzugleichen, das sich durch die frühen 1980erJahre grinste, und es klappt. Siggi. Ich werde verrückt. Ein Trailrunner wie ich auch. Wie kam dieser Siegmund verdammt noch mal zum Laufsport? Seine Lebensgeschichte kenne ich nur aus Erzählungen meiner Tante. Irgendwie war Siggi zwar vier Jahrzehnte unsichtbar, aber ich war, was seine Höhen und Tiefen angeht, immer gut informiert. Mindestens zweimal pro Jahr gab es ein Siegmund-Update, zu Weihnachten und an Ostern. "Schön, dass es euch gut geht, aber sag mal, was macht eigentlich Siggi Maier? Der Siggi, der Sohn von Frau Maier. Der Siggi, der mit dem Golf GTI seines Bruders im Vollsuff vom Dach des Parkhauses in der Stuttgarter Innenstadt fuhr.“ Ich wusste nie, wie viel meine Tante hinzudichtete oder wegließ, aber dieser Siggi hatte es krachen lassen. Ich verließ das Dorf früh als junger Erwachsener, um in großen Städten zu leben, und am Ende schien es doch so, dass Siegmund nichts auslassen wollte. Er wurde früh Vater. Mit 17. Und er zog das wohl mit zunächst echter Verantwortung durch. Familienwohnung im DG der Schwiegereltern. Eine solide Ausbildung und dann die falsche Gabelung irgendwo in der Berufsschule. Ein dickes Ding mit synthetischen Drogen, mit Anabolika für die lokalen Pumper, lange Fahrten bei Nacht bis Albanien. Eine Grenzkontrolle, ein Verfahren, eine Familie, die zerbrach, und fast fünf Jahre Knast. Ohne Bewährung, weil Siggi zuvor schon bei eben
jenem Richter vorgesprochen hatte. Ob Siggi wieder frei wäre, fragte ich damals meine Tante. "Ja, schon seit einem Jahr.“ "Und?“ "Seine Mutter sagt, er wäre ein guter Junge und er würde nach San Francisco ziehen.“ "Oh, okay.“ Tatsächlich lernte Siegmund in einem Frankfurter HouseClub Mitte der 1990er-Jahre eine junge Amerikanerin kennen. Eine bis zum Hals tätowierte Brokerin, die für einige Wochen in der Main-Metropole "hängen“ blieb. Wilde Herzen. Ziemlich wild. Beide. Sie heirateten bei San Luis auf einem riesigen Hof ihrer schwerreichen Eltern, die teure, sehr teure Weine in alle Welt verkauften. Siggi war fortan ein Fachmann für Weine, er übernahm nach dem Tod des Schwiegervaters das Business und war schnell ein US-Amerikaner. Siggi arbeitete 50 Stunden die Woche. 7 Tage. Siggi lief Marathon. Auch jene in Los Angeles und Boston. Er schenkte den USA vier Kinder, hatte eine Affäre mit seiner Assistentin und stolperte mit Vollgas in eine Steuerhinterziehung. Er trank irgendwann zu viel Gin und Tonic und verzockte das letzte Geld auf einer Pferderennbahn. Meine Tante wusste nicht, wie diese ganze USA-Sache zu Ende gegangen war, aber "dann war der Siegmund irgendwann halt wieder bei seiner Mama“. Fortan war er einfach wieder ein Kind. Er lebte einige Jahre in seinem Kinderzimmer, sein Vater inzwischen gestorben, die Mutter alleine. Er flog einmal im Jahr in die USA, besuchte seine Kinder. Der jüngste Sohn hatte eine schwere körperliche Behinderung, seine einzige Tochter war ein über San Luis hinaus berühmtes Model, das sich in einer Beziehung zu einem angeblichen "älteren“ Rockstar in Drogen verlor und Siggi bei jeder Gelegenheit um Geld anbettelte. Siggi lief. Er war durch die Höhen und Tiefen des Lebens einfach ein Runner geworden. Er wurde drahtig, die einst vollen Locken wurden dünn und dünner und wichen einer gepflegten Glatze. Siggi bewässerte die Grünanlagen der Gemeinde, reparierte die Autos der Nachbarn und übernahm vor einigen Jahren von einem Laufkumpel ein erträgliches Geschäftsmodell: Pflege und Wartung von Feuerlöschern. Kein teurer Wein, aber mindestens ebenso wichtig. Zweimal bin ich mit Siegmund schon gelaufen. Er wirkt zufrieden. "Denis, das mit dem Laufen, das war die beste Sache, die mir passiert ist. Mir sind ja so manche Sachen passiert, aber das mit der Lauferei war eine der besseren Sachen!“
18 2/25
TICKER +++ Trail-Awards by Trail Magazin: Salomon wiederholt Trailbrand des Jahres
DIE EXPANSION DER SERIEN Die "by UTMB Worldseries" ist nicht die einzige Rennreihe, die sich anschickt global zu etablieren. Es gibt einige andere Serien, die sich vergrößern und expandieren möchten. Die Tor des Géants kannten wir viele Jahre als eine sehr regional verwurzelte Veranstaltung. Bei der TOR dachte man immer und immer nur an das Aostatal, an Courmayeur und an diese abenteuerliche 330-Kilometer-Runde.Nun gibt es die Tor des Géants auch in China und das auf einer anderen Distanz und auf einer gänzlich anderen Route. Dabei handelt es sich um eine Art Joint Venture zwischen den italienischen Eigentümern der Tor des Géants, Alessandra Nicoletti und Paolo Griselli, um die Gruppe der „VDA Trailers“ und Kailas, einem chinesischen Outdoor-Brand, der seit einigen Jahren Hauptsponsor der TOR ist und diese Marke, das Image, auch in China genutzt sehen will. Spannend dabei – schon jetzt hat die Marke „TOR“ in China einen mindestens so hohen Stellenwert wie der UTMB. Eine andere Wettkampfreihe geht
offenbar ganz spezielle Wege und läuft ein wenig aus der Reihe. Die „Transgrancanaria World Majors“ sind eben nicht nur die berühmte Transgrancanaria, sondern eine Ansammlung von Ultratrails rund um den Globus. Unabhängig von den individuellen Titelsponsoren verbinden sich hier die Events eher locker als eine Art Interessengemeinschaft und eine Jahresgesamtwertung, die jedoch kaum ein Profi ernsthaft im Kompletten läuft. Die Serie, die Trailrunning als kompetitivsten Sport darstellt, ist und bleibt die Golden Trail World Series. Einst von Salomon-Sportchef Gregory Vollet ins Leben gerufen, ist die GTWS heute vielleicht der letzte Schritt zu den Olympischen Spielen und die Eintrittskarte in seriöse TV-Live-Übertragungen. Renndistanzen um 30 Kilometer, Lauf-
19 2/25
zeiten um zwei Stunden fügen sich sehr gut in Livestreams und kurzweilige Berichterstattungen. Die GTWS formt und bindet erstmals in der Geschichte des Trailrunnings echte Vollzeit-Profis an sich, ist ein nahezu ganzjähriger Rennzirkus, der an andere Sportarten wie Tennis oder Radsport erinnert. Bleibt noch die „by UTMB World Series“, die sich im Jahr 2025 noch einmal um zehn Rennen auf insgesamt 50 Events aufbläst und die Anziehungskraft und Macht der Finals in Chamonix konsequent nutzt, um eine Serie zu schaffen, um die wirklich kaum noch jemand herumkommt. Eines bleibt im Hinblick auf alle globalen Serien ein kleines Wunder – Deutschland ist vollkommen außen vor. Wir sagen schade, andere nicht.
NEWS&JOURNAL
TICKER +++ Neuer FKT-Rekord? Karel Sabbe läuft den Te Araroa (3054 km) durch Neuseeland
Auftakt an der See
Die „by UTMB World Series“ feierte ihr erstes Rennen diesmal in England, also ziemlich rau und kühl. Erstmals stand der ARC OF ATTRITION als Auftakt an der Spitze der nunmehr 50 Events umfassenden Rennserie, die zum neuen Jahr mit zehn neuen Wettkämpfen ihre Vormachtstellung untermauert und weiter auf Expansionskurs ist.Mit rund 1600 Teilnehmern über die Distanzen 25, 50 und 160 Kilometer war die Premiere des ARC OF ATTRITION bei Coverack im Südwesten Englands ein schöner Erfolg. Prominente Siege gab es beim von der berühmten Mudcrew organisierten Rennen übrigens auch – Tom Evans gewann die 50 Kilometer lange Strecke im Trikot seines neuen Sponsors Asics, Sara Alonso tauschte die spanische Sonne gegen britisches Tiefdruckwetter und lief über die 25-Kilometer-Distanz souverän auf Platz 1. Im Fokus stand jedoch die 100-Meilen-Strecke, die in Coverack startete und bis nach Parthowan führte, immer auf dem pittoresken South West Coast Path. Mit den 4250 Höhenmetern entlang der Küste kamen Lewis Ryan (Scarpa) und Noor van der Veen (Rab) am besten klar. Das nächste, neue „by UTMB“Rennen findet vom 25. bis 27. April in Südfrankreich statt. Beim Grand Raid Ventoux läuft man auf den Spuren berühmter Tour-de-France-Helden, wenngleich die Straße zum berühmten Ventoux (1909 Meter) nur gekreuzt wird.einem solch prestigeträchtigen Wettkampf ganz vorne landete und siegte. Mit einer pfeilschnellen Zeit von 4 Stunden und 15 Minuten lag sie im Gesamtranking auf Platz 7 und hatte vor ihrer ersten Verfolgerin fast 30 Minuten Vorsprung.
20 2/25
Auf gehts zur Deutschen!
Der Ultra Trail Fränkische Schweiz ist auch die DM im Ultratrail. Längst sind alle Startplätze beim UTFS in der Fränkischen Schweiz ausgebucht. In nur wenigen Jahren hat sich das Rennen um den Ort Ebermannstadt zu einem Highlight im Event-Kalender entwickelt. Nun fügt sich erstmals die Deutsche Meisterschaft im Ultratrail in das Event ein. Zuschauen und Anfeuern lohnt sich in jedem Fall. Der UTFS (26. April) ist ein Festival mit Expo und Rahmenprogramm. Alle Infos: www.ultratrail-fraenkische-schweiz.de
ZAHLEN DIESER AUSGABE
29%
Wenn wir am 16. Mai 2025 in Lindau am Bodensee loslaufen, dann haben wir genau das vor uns, was wir immer wollen. Eine lange Distanz, ein Woche, die nur dadurch geprägt ist in Bewegung zu sein. Kein Gedanke an Arbeit, kein Stress. Berge, Trails, Voralpen, viele Freunde. CROSSING BAVARIA folgt für 4 oder 5 Tage dem Maximiliansweg und führt uns bis nach Berchtesgaden. Unser Vorhabe ist simpel: Wir laufen die rund 400 Kilometer nonstop, sagen
Euch immer wo wir gerade sind und ihr begleitet das TRAIL Magazin Team um Denis und Tom, wo, wie lange und mit wem ihr möchtet. Wir freuen uns auf einen maximal inklusiven Community-Ultratrail mit Euch! Und weil unser Partner DYNAFIT mit an Bord ist könnt ihr auf dem langen Weg auch so manchen Profi-Trailrunner des berühmten Teams treffen. Es lohnt sich also diese Tage im Mai zu blocken! Mehr Infos: www.trailmagazin/CB
AUFS OHR
Wir laufen zu 99% ohne Musik und doch gehört gute Musik für uns zum Trailrunning. Kulturübergreifend.
betrug der Anteil an weiblichen Teilnehmerinnen bei allen Rennen der UTMB Weltserie 2024.
5300
Läuferinnen und Läufer beginnen ihre Saison bei der Transgrancanaria. Das ist ein neuer Teilnehmerrekord für das Hauptrennen der World Trail Majors.
4x8
Minuten am Berg als Intervall, empfiehlt unser Coach Lars in der Story ab Seite 62 in diesem Heft
NADA SURF – Moon Mirror
Die Indie-Rock-Helden der 90er-Jahre aus New York feierten mit "Popular" einen echten MTV-Hit und waren nie wirklich weg. Jetzt sind sie jedoch da wie noch nie, denn das aktuelle Album MOON MIRROR ist ein Meilenstein des Genres und das inmitten einer ganz anderen Epoche. So kann es gehen.
LAMBRINI GIRLS Who let the Dogs out
Ist denn schon wieder 1994? Phoebe Lunny und Lilly Macieira aus Brighton übersetzen die Riot-Grrrl-Attitüde von damals für die Gen Z. Ihr knarzender, treibender und cooler (Punk-)Rock gefällt aber auch einem alten Sack wie mir.
DAZZLE – Magic & Mystery
Thrash Metal wie er sein muss. Erinnert im besten Sinne an Excel, frühe Suicidal, junge Anthrax und SOD. DAZZLE verwandeln den Sound der Vergangheit in einen sauber-produzierten Klangteppich, der natürlich Rotweinund Brandflecken hat.
Trail-Legende ZACH MILLER Er ist neben Jim Walmsley das berühmteste Gesicht des Sports in den USA und immer wenn er in Europa läuft, tut Zach Miller das mit maximalem Einsatz. Seine UTMB-Teilnahmen erzählen von Niederlagen und Triump. 2025 startet Miller seine Saison bei der Transgrancanaria. Der Hardrock 100 hingegen wird sein Highlight.
21 2/25
„History of Trail“-Tour 2025
OF TRAILRUNNING
Seit nunmehr 20 Jahren begleitet TRAIL MAGAZIN-Herausgeber Denis Wischniewski die Entwicklung und Geschichte der Trailrunning-Bewegung, seit Mitte der 1980er-Jahre hat er sein Herz an den Ausdauersport verloren. Mit der Gründung des Magazins 2008 entstand ein Archiv aus Texten, Fotos, Filmen und Fakten, das vom 6. bis 12. April 2025 in eine kurzweilige Vortragsreihe gegossen wird. Denis wird fast eine Woche lang durch Deutschland touren, am Nachmittag zum Community-Run einladen und danach in einer rund 90 Minuten langen Multimediashow erzählen, wieso Trailrunning im Jahr 1040 entstand und künftig jede KI überlebt. Köln, Berlin, Landau und München stehen bereits als Stationen fest. www.trail-magazin.de/HOTT
Therabody x Garmin Wenn ein Pionier in der Fitnesstechnologie
und ein führendes Unternehmen in der Wellnesstechnologie eine Partnerschaft eingehen, können wir davon nur profitieren. Garmin ist vielen ein Begriff, wenn es um Daten zu Herzfrequenz geht. Therabody wiederum ist Profi beim Thema Regeneration. Die Zusammenarbeit soll ein neues Level an Produkten hervorbringen, von der auch die Wissenschaft profitiert. „Wir wollen Athleten aller Leistungsstufen dabei helfen, sowohl ihre Leistung als auch ihre Erholung zu verbessern“, schreibt Garmin. Dabei wollen sie Sportlern Werkzeuge an die Hand geben, mit denen sie fundierte Trainingsentscheidungen treffen und dadurch ihre Leistung verbessern können. Therabody wird eine Beta-Version von Coach by Therabody einführen, einer KI-gestützten digitalen Erholungsplattform. Sie soll kontinuierlich Gesundheits- und Aktivitätsdaten analysieren und so individuell zugeschnittene Erholungsempfehlungen geben. Dabei werden Daten von Garmin-Smartwatches sowie von Plattformen wie Apple, Google und Strava integriert, um ein personalisiertes Erholungserlebnis in Echtzeit zu ermöglichen. Wir sind gespannt.
22 2/25
Dass die 3 Streifen längst auf Trails angekommen sind ist bekannt, aber der Puma hinterlässt bislang nur wenig Spuren im Wald und am Berg. Mit dem neuen FAST TRAC NITRO3 könnten die anderen Sportsfreunde aus Herzogenaurach für ein Zeichen in Richtung "Offroad" sorgen, denn der Schuh soll Spaß machen. Wir testen ihn für Euch!
Fotos: Thomas Bekker
NEWS&JOURNAL
TICKER +++ Erster Wettkampf 2025 für Kilian Jornet ist der Chianti by UTMB über 120 Kilometer im März
Na, Süßer? Ist der denn aus Zucker? Auch! So wird etwa die „Dynamic Plate“ in der nun dritten Auflage des Condor der um ressourcenschonende Produktionsprozesse engagierten Marke Veja zu 80 Prozent aus Zuckerrohr gefertigt. Wer braucht schon Carbon? Das Obermaterial besteht komplett aus recyceltem Polyester. Auch für den Dämpfungsschaum kam u.a. Zuckerrohr zum Einsatz. Wir behaupten nicht, den agilsten und kompetitivsten Laufschuh vor uns zu haben. In manchen Dingen aber ist er der Konkurrenz weit voraus.
WELTSTARS
Freetrail, die Plattform des US-Runners Dylan Bowman ist selsbstbewusst genug die globalen Trailrunning-Awards zu vergeben. Die Resultate waren wenig überraschend...
Dylan Bowman, selbst jahrelang, einer der besten Trailrunner der USA und auch international flott unterwegs, genießt mit seiner Web-Plattform FREETRAIL viel Wertschätzung und so traf die Vergabe seiner Awards auf enorme Aufmerksamkeit. Dass mit KATIE SCHIDE, die Siegerin des UTMB, den Preis bei den Damen gewann, war ebenso wenig überraschend, wie Platz 1 bei den Herren – dort krönte Golden Trail World Series Champion Elhousine Elazzaoui eine perfekte Saison 2024. Die Awards für die "Trail Performance of the year" war hingegen spannender. Dort ging Platz 1 an JASMIN PARIS für ihr Finish bei den Barkley Marathons, bei den Herren siegte der hier zu Lande unbekannte DAVID ROCHE für seinen Streckenrekord beim Leadville 100 Miles Endurace Run. Roche unterbot den für unschlagbar geltenden Rekord von 2005 (Matt Carpenter) deutlich.
Ein Anruf bei … Karlheinz Dravic, der das Jahr mit Pizza und Bier begonnen hat, an einer VP des 100K-Ultras Corsa della Bora. Er finishte auf einem guten Altersklassen-Platz Kurz zur Vorgeschichte meines Posts mit der Pizza und dem Bier: Ich hatte mich, rückblickend betrachtet, an eine Gruppe drangehängt, die dann doch ein wenig zu schnell für mich war. Es kam sogar zu einem Sturz. Da war sogar richtig viel Blut im Spiel, was ich aber erst an der Verpflegungsstation wirklich gemerkt habe. Für einen Moment war dann die Stimmung und die Motivation ziemlich im Keller. Gerettet haben mich dann tatsächlich: Pizza und Bier. Ich habe für fünf, vielleicht zehn Minuten bewusst aus dem Rennen genommen, habe den Moment und den Geschmack so richtig genossen. Und weißt Du was: Wenn am Ende nach 105 Kilometern diese zehn Minuten fehlen, was solls? Ich glaube aber nicht einmal, dass ich in der Summe jetzt zehn Minuten langsamer war. Im Gegenteil, plötzlich bin ich wieder gut ins Laufen gekommen. Und überhaupt: So ein Rennen kostet richtig Geld, man nimmt sich Urlaub, investiert seine freie Zeit – da möchte ich meinen Lauf doch auch wirklich genießen. Und, hey, Profiathleten sind wird doch alle nicht, ich bleibe auch oft stehen und mache Fotos, genieße die Gespräche mit anderen auf der Strecke, all diese Dinge, die einen Ultratrail von einem Straßenmarathon unterscheiden. Sich stattdessen immer nur hektisch ein Gel reinzwingen, nee. Die Leute an den Verpflegungspunkten stehen ja nur für uns Läufer über Stunden in der Kälte und dem Regen, es ist auch eine Art der Wertschätzung, wenn ich mich da über Pizza und Bier freue. Zumal die Verpflegung im Zielbereich bei Weitem nicht so gut war. Das ist übrigens eine Erfahrung, die ich schon bei vielen Ultras gemacht habe. Also unbedingt essen, wenn es unterwegs etwas Gutes gibt.
HISTORY Rückblick 2010 Fotos: David Clifford
Es muss um 2006 gewesen sein als ein junger Mann aus Boulder in den USA erstmals bei einem Ultratrail-Wettbewerb antrat. Beim High Mountain 50 k rannte Anton Krupicka einfach mal los und
war im Ziel Erster. Der Zweitplatzierte Geoffrey Beuche kam satte 44 Minuten danach ins Ziel. Krupicka längst frisch geduscht und gut erholt. Wenige Wochen nach diesem "Zufall", startete die Kar-
24 2/25
riere des heute vielleicht ikonischsten Trailläufers zweier Dekaden, dann richtig und Tony siegte beim Leadville 100, einem der wichtigsten Langdistanz-Races der USA. Bis heute kamen viele Siege
Der leichte Tony.
hinzu und der Mann, den viele nur oberkörperfrei kennen, ist einer der wenigen die selbst einem Kilian Jornet gefährlich nahe kamen. Beim Cavalls del vent 2011 lief Jornet zwar als Sieger übers Ziel,
aber der Mann mit den Handbottles hätte ihn am Ende fast noch eingeholt. Bis 2015 lief Anton Krupicka bei berühmten Rennen, vor allen in den USA, um den Sieg, beim Western States 100 wurde
er in einem legendären Wettkampf Zweiter. Eine Verletzung zwang ihn ab 2016 schließlich auf das Gravelbike und an den Fels um seit 2021 wieder dosiert an Trail-Rennen teilzunehmen. Seine
25 2/25
Klasse hat er bewahrt: in Leadville eroberte er unter viel Applaus Rang 3, beim UTCT in Südafrika lief er unter die besten Zehn. Tony is back. Die Haare sind kürzer, aber die Distanzen wurden bewahrt.
TEST Marken-Duelle Teil 1/2
Guter Freundeskreis
Text: Denis Wischniewski, Clemens Niedenthal
Im zweiten Teil unserer markeninten Schuh-Duelle treffen Altbekannte auf Newbies, Softies auf harte Typen ...
ULTRA ODER ALPIN?
Ähnlich und doch anders – diese Modelle von Dynafit teilen etliche Features ... Die Wahl zwischen den beiden fetzigen Dynafit-Schuhen entscheidet sich jedenfalls nicht an der Optik. Die Designsprache, Farbwelt und Silhouette fliesst bei der Marke mit neuem Architektur-Headquarter bei Kiefersfelden in alle Modelle gleichermassen ein. Der ALPINE PRO 2 ist dabei der etwas minimalistischere Schuh, mit weniger Gramm auf der Waage und direkterem Zugang zum Untergrund. Damit hat man viel Kontrolle auf Fels und Wurzelwegen. Die Vibram-Aussensohle fällt durch eine weiche Gummimischung auf und hat uns Dynafit Alpine Pro 2 180,00 Euro 6 mm Sprengung 280 Gramm Dynafit Ultra Pro 2 180,00 Euro 8 mm Sprengung 310 Gramm
26 2/25
auf nassem Stein überzeugt. Selbige Aussensohle stattet auch den ULTRA PRO 2 aus. In beiden Fällen sind die 3,5 mm hohen Stollen griffbereit und tief genug um die Schuhe im Laufen nicht einzubremsen. Das Schnellschnürungs-System und die Zungenkonstruktion sind bei Alpine und Ultra ebefalls identisch und sauber gelöst. Für uns ist der ULTRA PRO 2 der spannendere Schuh in diesem Duell und er würde es wohl auch gewinnen, denn er hat eine weit eindeutigere Ausrichtung hin zur langen Distanz, zum Komfort, zur Energierückgewinnung dank der cleveren Konstruktion und fortschrittlicher Speedlite Mittelsohle, die den ALPINE PRO 2 zwar auch ausstattet, aber im ULTRA, aufgrund des "High Stack", weit mehr zur Wirkung kommt. Ähnlich dem Portfolio von La Sportiva, ist die Auswahl bei Dynafit im Jahr 2025 sehr gut. Man findet für jede Distanz und Bedingung einen Trailschuh, der zudem bequem zu tragen ist und gut aussieht. Und auch Dynafit haben, wie nahezu alle anderen Marken auch, einen echten Superstar im Regal. Die DNA-Reihe umfasst auch zwei Schuhe, die von den Profis bei Wettkämpfen getragen werden und die in der Zwischensohle eine Platte verbaut haben und zudem etwas leichter sind. Rosanna Buchauer, Hannes Namberger, Tobias Geisser oder Maria Purschke wird man darin diesen Sommer auf den Siegerpodesten sehen.
On Cloudultra 2 Preis: 190 Euro Sprengung: 6 mm Gewicht: 289 Gramm
On Cloudvista 2 Preis: 160 Euro Sprengung: 6 mm Gewicht: 292 Gramm
VON DER TÜR ZUM TRAIL
Mit dem einen rustikaler, mit dem anderen agiler und etwas flotter. Ihr habt die Wahl. Wie sehr On längst in unserem Sport angekommen ist, lässt sich an dieser Tatsache illustrieren: Die beiden Modelle, mit denen die Schweizer damals auf den Trails aufgetaucht waren, spielen längst keine Rolle mehr. Der stabile Cloudventure ist heute ein Schuh fürs Wandern und für schlechtes Wetter, der minimalistische Cloudventure Peak ein eher selektives Sportgerät für Vorfußläufer:innen und vertikale Kilometer. Erfolgreiche Trailschuhe von On heißen heute etwa Cloudsurfer Trail, ein üppig gedämpfter Rocker für lange Dinger im nicht allzu technischen Terrain. Wir mögen es in diesem Test aber konkreter, nicht nur die Dämpfungseigenschaften betreffend. Daher vergleichen wir zwei Modelle, in denen wir gelungene Allrounder und ausgewogene Door-to-Trailer sehen: den Cloudultra und den Cloudvista.
Beide sind gegenwärtig in ihrer zweiten Auflage erhältlich und mit diesem Update deutlich bessere Schuhe geworden. Komfortabler gedämpft und dynamischer, ja agil abgestimmt. Im direkten Vergleich ist der Cloudvista nun sogar der weichere Schuh. Man sieht es ihm an, nicht an den On-typischen Aussparungen, sondern an der dicker aufgetragenen Mittelsohle (aus überzeugend reaktivem Helios-Foam). In der Ebene rollt der Cloudvista wie ein vergleichbares Asphaltmodell, aber auch der Cloudultra bleibt ein Laufschuh im Wortsinn. Beide setzen auf ein dynamisierendes Speedboard, die Schweizer Interpretation einer Plattentechnologie, bleiben dennoch vergleichsweise flexibel. Gerade der Cloudultra vermittelt dabei ein gutes Gefühl für den Untergrund. Gemein sind beiden Modellen die präzise, technische Verarbeitung und die durchweg hochwertigen Materialien. Die Passform ist universell, der neue Cloudvista fällt allerdings beinahe eine halbe Nummer größer aus. Für mich persönlich ist das dehnbare, aber präzise sitzende Upper des Cloudultra eines der derzeit besten auf dem Markt. Obwohl (auch in der Ferse) schlank verarbeitet, sitzt der Schuh perfekt. Der Cloudvista kombiniert ein dünn foliertes Upper mit einer konventionell gearbeiteten, stabil sitzenden Ferse. Doch welcher Schuh passt nun für wen – und für welche Distanz? Entgegen seinem Namen sehen wir im Cloudultra keinen ultimativen Langdistanzschuh (es sei denn, man heißt Karel Sabbe oder hat einen ähnlich optimierten Laufstil). Für Distanzen spätestens jenseits der 50 Meilen fehlen ihm die SofaQualitäten und für alpine Ultras Robustheit und Stabilität. Da der Cloudvista gleichzeitig softer und lauffreudiger geworden ist, kannibalisieren sich beide Modelle also gegenseitig? Nicht wirklich, denn der Cloudultra bleibt der intuitivere und flexiblere Schuh, während der Cloudvista üppiger dämpft und stoischer rollt. Gründe, Fan zu werden, liefern beide Modelle.
27 2/25
REISE Mallorca Craft Endurance Trail Preis: 159 Euro Sprengung: 9 mm Gewicht: 290 Gramm
Craft Xplor Preis: 149 Euro Sprengung: 6 mm Gewicht: 300 Gramm
EIN ZIEL UND ZWEI WEGE
Zwei Modelle die nur eines wollen – schmeicheln und Komfort für Meilensammler bieten. Viele Wege führen zum Ziel. Und dieses Ziel heißt für Craft: lauffreudige und dabei komfortable Schuhe für lange Landschaftsläufe und moderat technische Trails. Uns hat dieses Ziel überzeugt. Zum einen schmeichelt es der DNA einer Marke, Schuhe für Landschaften zu entwickeln, wie sie in Skandinavien, der Heimat von Craft, üblich sind. Das vermittelt Authentizität. Zum anderen kann man sich in einer Nische ausprobieren, kann wirkliche Fans generieren, um dann vollumfänglich in alle Facetten und Aufgabenstellungen des Trailrunnings hineinzuwachsen. Unsere Redaktion jedenfalls hat die Schuhe aus Schweden verlässlich oft zum stoischen Meilensammeln an den Füßen. Der Craft Endurance Trail hatte uns anlässlich des großen
28 2/25
Schuhtests vor knapp zwei Jahren ins Staunen versetzt. Von der Faszination ist viel geblieben. Der ausgewiesene Rocker-Shape, kombiniert mit einer auf den ersten Blick fast anachronistischen Sprengung (9 mm) macht aus dieser Trail-Adaption eines Asphaltschuhs ein wahres Vortriebswunder. Der Schuh ist förmlich auf dem Sprung, er läuft sich dynamisch und begeisternd reaktiv, dabei aber weder zu steif noch zu soft. Und: Er kommt mit vielen Tempi klar, von forschen Intervallen bis hin zum schlurfenden Ultra-Trab. Genauso, aber ganz anders löst der Xplor eine fast identische Aufgabe. Auch er ist ein Schuh für lange Läufe auf moderatem Terrain. Ein Gravel-Schuh geradezu, weshalb sogar die Außensohle einem Gravelradreifen nachempfunden worden ist: mit einem eher flachen Profil in der Schuhmitte und merklichen Stollen an der Innen- und Außenseite. Beigesteuert wurde die überzeugend griffige Sohle von Vittoria, die Italiener sind ja für wirklich exzellente Rennrad- und Mountainbikereifen bekannt. Das nahtlose, dehnbare Upper und der latent weite Schnitt mit der üppigen Zehenfreiheit passen wunderbar zum komfortbetonten Gesamtpaket des Craft Xplor: So bequem, wie dieser Schuh am Fuß sitzt, so angenehm und richtiggehend gemütlich läuft er sich auch. Was man nicht erwarten sollte: den Vortrieb und das animierende Laufgefühl, das der Endurance Trail mit jedem Schritt vermittelt. Liegt das nur am weniger ausgeprägten Rocker-Shape und dem spürbar flacheren Stand im Schuh? Auf dem Papier verwenden beide Modelle den gleichen Mittelsohlenschaum, ein mit einem Gasgemisch injiziertes EVA (von Craft PX Foam genannt). In der Praxis fühlt sich der Endurance Trail dennoch agiler und reaktiver an, während der Xplor mit üppigem Laufkomfort schmeichelt. Was beide Modellen darüber hinaus gemeinsam haben? Sie fallen groß aus, was durch das jeweils sehr flexible und weiche Upper noch einmal unterstrichen wird. Wir raten spätestens tempoorientierten Läufer:innen, eine halbe Nummer downzugraden.
La Sportiva Mutant 170,00 Euro 8 mm Sprengung Gewicht: 320 Gramm
La Sportiva Jackal 2 175,00 Euro 7 mm Sprengung Gewicht: 275 Gramm
GANZ ZUVERLÄSSIG UND EIN ECHTES VERSPRECHEN
La Sportiva schickt zwei Klassiker ins Rennen, die auch 2025 ihre Einsätze bekommen müssen. Die italienische Bergschuh-Schmiede La Sportiva, die vom wunderbaren Val di Fiemme aus seit vielen Jahren beste Trailschuhe entwickelt, ist zurecht dafür bekannt, dass sie stabile, robuste und zuverlässige Produkte herstellen. Das mag an der DNA und an der Verpflichtung liegen – La Sportiva möchten ihren Kunden ein sicheres Produkt garantieren und das gelingt immer. Zunächst zum MUTANT, der als Klassiker im Portfolio irgendwie ein Schattendasein fristet. Man sieht ihn nicht allzu oft an Füßen, bei Wettkämpfen oder Communityruns. Der MUTANT ist gewiss kein Leichtgewicht, kein super-dynamischer Rocker mit neuem Superfoam in der Mittelsohle, aber er transportierte mich vor wenigen Jahren
noch souverän durch einen Zugspitz-Ultratrail, der nie zuvor und nie wieder danach so nass, matschig und technisch schwer war. Der MUTANT hatte alles im Griff, die Frixion-Aussensohle packte jeden Untergrund und ich fühlte mich absolut richtig ausgestattet. Für allzulange flache Laufpassagen mag der JACKAL 2 und auch etliche andere Modell mehr in Frage kommen, aber der MUTANT kann dank eingespritztesm MEMlex EVA, durchaus anspruchslose Meilen fressen. Die Details sprechen für sich: Die klassiche Schnürung läuft fein und bindet konkret, eingebaute Gaiters wehren Stein und Staub ab. Ebenso bergfähig, ebenso robust, aber doch etwas agiler und leichter, ist der JACKAL 2 in der Klassikversion ohne BOA-Fitsystem. Er wirkt weicher und komfortabler, mehr ausgepolstert als der MUTANT und ist mit einer etwas niedrigeren Frixion-Aussensohle versehen, die jedoch kaum weniger zupackend ist. Der JACKAL 2 darf sich die Beschreibung des Allrounders auf die Fahne schreiben, denn er verbindet Fähigkeiten im groben Gelände ziemlich smart mit guter Lauffreude. Das mag an der Infinitoo™ Technology mit verdichtetem EVA+ Schaum liegen, was den Schuh reaktiv und dynamisch macht. Am Ende entscheidet man sich vermutlich doch für den JACKAL 2, weil er einfach mehr Laufeigenschaften mit sich bringt. Wer ganz konsequent weiss, dass der Schuh der Wahl ausschließlich ganz lange Strecken im Offtrail und oberhalb der Baumgrenze verbringen soll, kann, nein MUSS den MUTANT wählen. Beide Modelle sind Klassiker im breiten Portfolio von La Spotiva, das 2025 mehr als je zuvor alle Kategorien des Trailrunning bedient. Mit dem Prodigio Pro gehen die Norditaliener sogar erfolgreich den Weg in die Welt der elitären Race-Rocker mit supercritical TPU Schaum.
29 2/25
PORTRÄT TWO PEAK Endurance
Doppeltes Glück
Wenn man alleine nicht weiter kommt, kann ein Coaching helfen. Das gilt übrigens auch für Trailrunning und Laufsport
Text: Denis Wischniewski Fotos: Philipp Reiter Das wäre vor noch wenigen Jahren unvorstellbar gewesen: Trailrunning zerlegt in Daten und aufbereitet in Diagrammen. In Füssen im Allgäu nehmen sie den Sport ganz genau. Zufälle soll es am besten überhaupt nicht mehr geben, denn wer sich bei Two Peak Endurance anmeldet und diese besondere Beziehung eingeht, lässt zu Beginn erst mal die Hosen runter. Dann zieht man die Hosen wieder an und läuft, so schnell es nur geht. Standortbestimmung oder Eingangstest nennt sich das. Eine erste Überprüfung, wo die Kundin oder der Kunde denn so steht. Von Anfang an also: Die Mädels und Jungs von Two Peak Endurance wirken gemeinsam wie eine lustige Pfadfindergruppe, wie TKKG oder die Fünf Freunde. Es gibt etwas zu lösen – sie gehen es zusammen an. So weit weg von der alltäglichen Arbeit ist das eigentlich gar nicht. Als vor rund vier Jahren Michael Arend sein damals avantgardistisches Trainingsbüro zur Disposition stellte, weil er als Chef und Gründer sein Leben in eine andere Richtung lenken wollte, war für drei seiner damals Angestellten nach nur wenigen Tagen der Überlegungen klar, dass der Laden weiterlaufen soll. Nein, muss. Kim, Arne und Lars gründeten ihr eigenes Unternehmen und die Erfolgsstory beginnt im Prinzip ab dort. Man könnte sogar sagen, dass jegliche Zweifel, ob das alles gut geht, unbegründet waren. Erst vor wenigen Wochen zog das Trainingsbüro, das sich im Speziellen auf Trailrunning fokussiert, in größere Räume, die betreuenden Kunden und Kundinnen wurden nahezu verdreifacht und heute tüfteln insgesamt sechs Coaches bzw. Coachinnen intensiv daran, wie die Schäfchen schneller, besser und mit mehr Freude ihren Zielen näher kommen. Um bei Two Peak Endurance zu trainieren, braucht man keine besondere Qualifika-
30 2/25
Two Peaks Endurance
Das Trainingsbüro für Berglauf, Trailrunning und Straßenlauf lenkt die Geschicke der Klienten von Füssen im Allgäu aus. www.2peaks.de
tion, sagt Lars, einer der Gründer. „Nein, man muss ganz einfach ein Ziel haben und den Willen, sich zu verbessern. Wir erstellen Pläne für fast alle Lebenslagen und sprechen die Möglichkeiten im Vorfeld ab, passen neue Situationen immer wieder an!“ Wie sehr die Arbeit und das Wissen geschätzt werden, wie sehr solch eine intensive Betreuung funktioniert, zeigen letztlich die Erfolge der Elite-Runners, die sich für eine Zusammenarbeit mit dem Büro aus Füssen entschieden haben. Hannes Namberger, der Lavaredo-Ultratrailsieger und UTMB-Vierte, verlässt sich seit Jahren auf die Expertise der Allgäuer und trotzdem mag man sich fragen, wieso Profis wie Namberger oder
Der Einstieg in die Welt des professionellen Coachings beginnt bei 129 Euro im Monat.
die Ausnahmeläuferin Rosanna Buchauer bei dem enormen eigenen Wissen um das Training überhaupt noch einen Coach oder eine Coachin brauchen. Rosannas Trainer Arne-Christian Wolff, selbst aktiver Trailrunner und oft bei Wettkämpfen am Start, sagt dazu: „Es geht in diesem Spitzenbereich dabei vielmehr um gemeinsames Ausloten und um die Kontrolle des Trainings, darum, einzuschreiten, wenn etwas nicht mehr richtig funktioniert, und weniger darum, das Training und seine Inhalte zu erklären.“ Heute sind Two Peak Endurance das berühmteste Trainingsbüro für Trailrunning und Laufsport in Deutschland. Mehr als240 Klienten und Klientinnen
31 2/25
verlassen sich auf die Pläne, Steuerung und Beratung der Laufcoaches und -coachinnen, die Sportwissenschaft und Datenanalyse zu ihrem Alltag gemacht haben. Der Einstieg in die Welt des professionellen Coachings beginnt bei 129 Euro im Monat. Ob es letztlich Kim, Lisa, Lars, Arne, Felix oder Kai ist, der oder die einen trainieren, entscheidet das Coaching-Kollektiv intern. Von der Idee, mit einem Plan aus Füssen zu trainieren, sind immer mehr aus der Community überzeugt – bei zwei der insgesamt drei Coaching-Paketen kommt man nur über eine Warteliste in die begehrte Betreuung. Das bedeutet – die Firma muss und will wachsen und sucht gegenwärtig Verstärkung, um künftig mehr Kunden und Kundinnen glücklich und schneller zu machen. Das Training, egal in welcher Variante, funktioniert über technisch anspruchsvollste Standards. Ohne die Aufzeichnungen über eine GPS-Sportuhr und den Datenaustausch über die WebPlattform TrainingsPeaks geht nichts. Wer bei Two Peaks also seinen zweiten Frühling in Form von neuen Bestleistungen erleben will, muss sich von den Trainingsnotizen im DIN-A5-Format verabschieden und sich digital zerlegen lassen. Endlich ist dieses Internet mal für was nützlich.
STRECKEN 6 Traumtrails fernab der Alpen
Nach den Alpen Es gibt Trails fernab der Alpen und, die unter Trailrunning-Freunden so hoch im Kurs stehen, wie eine ganze Alpenüberquerung – 5 Strecken im Mittelgebirge die man unbedingt einmal gelaufen sein muss!
32 2/25
Elbsandsteingebirge: Malerweg 112 Kilometer von Pirna nach … Pirna Wofür wir den Malerweg schon einmal lieben: Er ist eine Rundstrecke, was die Logistik herrlich einfach macht. Zudem führt es dazu, dass die Distanzen zwischen den einzelnen Etappenorten überschaubar bleiben. Abkürzungen oder das spätere Hinzustoßen zur Gruppe sind relativ einfach möglich. Vor allem aber mögen wir am Malerweg die tatsächlich exponierten Trails und die spektakulären Sandsteinformationen. Schließlich sind die Sandsteinfelsen rechts und links der Elbe auch unter Kletter:innen beliebt. Apropos: Trailrunner:innen, die nicht aus der Region kommen, kennen vor allem die Trails nördlich der Elbe, die sagenhafte Bastei etwa, aber auch auf der südlichen Seite zwischen Schmilka und Königsstein läuft es sich traumhaft schön (und überraschend höhenmeterreich). www.saechsische-schweiz.de
33 1/25
STRECKEN 6 Traumtrails fernab der Alpen
HW1 Schwäbische Alb Im Süden der Republik, aber noch vor den Alpen, von Donauwörth bis Tuttlingen, immer an der Hangkante der Schwäbischen Alb entlang. Ein Auf und Ab über 359 Kilometer, einsame Singletrails und nahezu durchgehend perfekt markiert. Gasthöfe, Dörfer, Pensionen laden zu Pausen und Übernachtungen ein. Ambitionierte können diesen Fernwanderweg in vier Tages-Etappen schaffen (Trail Magazin 2013), aber man darf sich auch eine Woche Zeit lassen. Beste Zeit: Mai und Juni, wenn die Alb blüht und die Wälder sattgrün sind. Länge: 359 Kilometer / 8400 Höhenmeter Mehr Infos: www.schwaebischealb.de/touren
Westweg Schwarzwald Einmal durch den Schwarzwald, von Nord nach Süd, durchpflügen. Der 285 Kilometer lange Westweg ist ein Traum für alle, die gerne auf einsamen Trails laufen. Der erste offizielle Fernwanderweg in Deutschland wurde 1900 eröffnet beginnt in Pforzheim und endet nach einer Gabelung, in Ostroute oder Westroute, in Basel. Die Route streift Wälder, Obstwiesen, trifft auf Hütten und Gasthöfe. Mit etwas Planung kann man den Westweg als eigenes FKT-Projekt laufen, oder auch in mehreren Etappen als Genuss-Etappentrail angehen. Der deutsche Ultratrail-Läufer Christian Alles gab einmal Alles und markierte die Westroute mit Support in rund 50 Stunden und 11 Minuten.
Altmühltal/ Altmühtrail Von Gunzenhausen nach Petersheim, quer durch den Naturpark Altmühltal und dabei immer nahe an der Altmühl. Es lohnt sich also im Hochsommer diesen 200 Kilometer langen Panorama-Wanderweg abzulaufen, wenn ein Sprung in den Fluß Abkühlung verspricht. Die Strecke könnte abwechslungsreicher nicht sein – Steige, flowige Trails, breite Wanderwege, Wachholderwiesen und immer wieder märchenhaft schöne Felsen, die Aussicht bieten und sich für Pausen empfehlen. Mit 4.270 Höhenmeter ist die Route nie flach, aber es gibt hier auch wenig lange Anstiege. Die Region ist touristisch bestens erschlossen und es lassen sich für die 4-10 Tagesetappen günstige Unterkünfte finden. Der Panoramaweg ist an den ÖPNV angeschlossen. www.naturpark-altmuehltal.de/
34 2/25
WWW.THYWEAR.COM
STRECKEN 6 Traumtrails fernab der Alpen
Thüringer Wald – Rennsteig Circa 170 Kilometer von Eisenach bis nach Blankenstein Der vielleicht größte Mythos unter den deutschen Weitwanderwegen. Auch wegen des Rennsteigliedes („Diesen Weg auf den Höhen …“) und des ikonischen, seit 1973 ausgetragenen Rennsteiglaufs, bei dem auch schon vor 1989 durchaus westdeutsche Läufer:innen an der Startlinie standen. Und wir warten immer noch darauf, dass Ludwig Kendzia, Journalist und Trailläufer aus Erfurt, diese spannende Geschichte einmal aufschreibt. Spannend ist auch der Rennsteig selbst, trotz der vielen Waldpassagen. Zumal die zunehmende touristische Popularität in diesem Fall etwas Gutes hatte: Neben den Waldautobahnetappen für Mountainbikes und E-Bikes gibt es oft auch eine alternative (neue oder umgekehrt wieder alte) Route auf schmaleren Pfaden. Zudem ist der Rennsteig wirklich historisch: Seit dem 15. Jahrhundert ist der Begriff für eine Handelsroute belegt, bereits 1829 wurde der Rennsteig erstmalig touristisch erwandert. www.rennsteig.de
36 2/25
I M P R E S S U M
TRAIL MAGAZIN MESNERWEG 5 83246 UNTERWÖSSEN, TELEFON 08641/9521494
REDAKTION@TRAIL-MAGAZIN.DE AB O -FRAGEN AN: A B O @ T RA I L - M AGA Z I N . D E Chefredakteur & Herausgeber
Denis Wischniewski Redaktion
Clemens Niedenthal Marie Meixner-Brunnhuber Tom Stetter Art Direktion & Layout
Denis Wischniewski
Ständige redaktionelle Mitarbeit
Carsten Drilling, Lars Schweizer, Elise Poncet, Harald Angerer Fotografie
Philipp Reiter, Caroline Dupont, Klaus Fengler, Leo Francis, Jordi Saragossa, Andi Frank, Ian Corless Titelbild
Illustration by Bloodlet TRAIL MAGAZIN erscheint im Trail-Magazin-Verlag ABO-SERVICE
abo@trail-magazin.de
Rhön – Hochrhöner
VERTRIEB
Bis zu 175 Kilometer von Bad Kissingen nach Bad Salzungen „Land der offenen Fernen“ – wie poetisch das schon klingt. Nur sollte man eine Region vielleicht nicht nach ihrem Werbeslogan bewerten. Aber es stimmt schon. Wo andere Mittelgebirge gerade nördlich der Mainlinie vor allem lange Waldpassagen bieten, ist der Blick in der sanft kupierten Röhn meist weit. Und weit kann man durch die Rhön – sie liegt in den drei Bundesländern Hessen, Bayern und Thüringen – auch laufen. Spätestens auf dem Hochrhöner, der es vom unterfränkischen Bad Kissingen bis ins osthessische Bad Salzungen auf bis zu 175 Kilometer bringt und dabei die ikonischen Gipfel der Hochrhön, allen voran den Kreuzberg (historisches Kloster, sehr gutes Bier), die Wasserkuppe (Wiege des Segelflugsports) und die Milseburg (unser Lieblingsberg in der Rhön) einsammelt. Der größte Teil des Weitwanderweges und seiner “Extratouren“ liegt dabei im UNESCOBiosphärenreservat Rhön. Gemäß der geologischen, das heißt topografischen, Situation sind die Etappen dabei wunderbar laufbar, oft aber angenehm einsam und von besagtem weitem Blick gekrönt. Spätestens alle Leser:innen aus der nördlichen Hälfte der Republik könnten hier herrlich für eine Ultradistanz trainieren und hätten ganz nebenbei noch einen entspannten Kurzurlaub in den Beinen. www.rhoen.info/wandern
37 2/25
MZV - Moderner Zeitschriften Vertrieb GmbH & Co. KG Ohmstraße 1, 85716 Unterschleißheim DRUCK
F&W Druck- und Mediencenter GmbH Holzhauser Feld 2 83361 Kienberg
ALLE RECHTE DER INHALTE LIEGEN BEI TRAIL MAGAZIN, DENIS WISCHNIEWSKI. NACHDRUCK NUR AUF ANFRAGE!
VORSCHAU TRAIL 3/2025 AB DEM 22. APRIL 2025 AM KIOSK
Report: Etappenläufe Training: Diese Studien lassen dich anders trainieren! Vorschau: Die Highlights des Sommers Megatest Trailschuhe: 40 neue Modelle mit allen Infos
PORTRÄT PETER DURAN Text: Clemen Niedenthal Fotos: Clemen Niedenthal, Jack Hare
Auf einen Espresso mit Peter Duran
Ausnahmsweise in der Bierbar Muted Horn, nicht in seinem Isla Coffee: Peter Duran begrüßt die Berliner Laufcommunity
38 2/25
Der gebürtige US-Amerikaner hat ein Café und eine Laufcrew in Berlin. Und bringt beides zusammen: In seinem europaweiten Projekt Crews & Brews vernetzt er die Laufcommunity beim sprichwörtlichen Coffee-to-run. Was das alles mit Jim Walmsley zu tun hat, mit Trails in Schottland und wieso nichts aus der Idee geworden ist, einfach ganz für sich allein zu laufen
schaft, er berät auch andere Cafés und gastronomische Betriebe in Dingen der Ressourcenschonung. Von der Kreislaufwirtschaft aber ist es ja auch zum Laufen nicht weit.
Peter Duran trinkt zwei Kaffees am Tag. Und für gewöhnlich keinen nach 11 Uhr. Nur eventuell mal einen Espresso nach einem italienischen Mittagessen. Für den Magen. Und für das Ritual. Ansonsten hält er es mit der Heimat seiner schottischen Ehefrau. Nachmittags gibt es Tee. Was er an Schottland darüber hinaus noch liebt: die Trails. Schon gibt es Pläne, irgendwann vielleicht in einem Häuschen etwas außerhalb von Glasgow oder Edinburgh zu leben. Noch aber lebt Peter Duran in Berlin-Neukölln. Und das ist auch schon ein ganz schöner Weg für den gebürtiger Detroiter, der mal in Bochum gelebt hat und dann in den Niederlanden Nachhaltigkeitsmanagement studiert hat. Peter ist DJ, Barista, ihm gehört ein eigenes Café und er kümmert sich deutschlandweit um den Vetrieb der sympathischen Hafermilchmarke Minor Figures. Peter ist ein Experte für Kreislaufwirt-
Mit dem Laufen hat Peter Duran zwei Mal angefangen. Das erste Mal, als er zum Studium nach Bochum gekommen war. Die Mutter seiner damaligen Freundin hatte ihn in ihrem Triathlonverein angemeldet. Und ihm gleich noch einen Trainingsplan und die Startgebühr für den ersten Marathon spendiert. Ihr Hintergedanke: Während der Trainingsläufe würde er automatisch deutsch sprechen und deutsch lernen. Ihr eigenes Englisch war nämlich eher nicht so gut. Der Plan ging auf. Nur die Liebe zum Laufen war damals noch fragil: „Ich habe die Bewegung geliebt, auch das unterwegs sein, gerade in einem neuen Land. Aber das ganze Drumherum, zumal in einem typischen Sportverein, war vor zehn, zwölf Jahren noch nichts, was einen 22-Jährigen begeistert, der viel lieber Platten auflegen will.“ 2019 ist Peter Duran neuerlich ins Laufen gekommen. Und weil er sich mit den Dingen, mit denen er sich beschäftigt, gerne von Grund auf beschäftigt, saß er nächtelang vor dem Rechner und hat Youtube-Videos geschaut. Auf der Suche nach echten Typen und wirklichen Geschichten war er dabei schnell bei den Ultradistanzen gelandet: „Das ein Sportler offen und auch schonungslos über seine mentale Gesundheit redet, hatte ich weder in den USA noch in Deutschland in dieser Form zuvor erlebt. Jim Walmsley hat die Art, wie ich das Laufen heute betrachte, verändert und geprägt.“
39 2/25
„Das ein Sportler über seine mentale Gesundheit redet, hatte ich weder in den USA noch in Deutschland in dieser Form zuvor erlebt. Jim Walmsley hat die Art, wie ich das Laufen betrachte, verändert und geprägt“
PORTRÄT PETER DURAN Dann kam eine Pandemie. Und aus dem Marathon, zu dem Peter Duran auch bei diesem zweiten Start in ein Läuferleben angemeldet war, wurde ein Ultra von Potsdam nach Berlin. Schon damals begleitet von den Läufer:innen, die heute den Kern einer so engagierten wie offenen Laufcommunity bilden. Der 36-Jährige ist längst ein Ankerpunkt der neuen Berliner Laufkultur. Nicht nur, weil es immer praktisch ist, einen Läufer zu kennen, der gleichzeitig ein Cafébetreiber ist. Vor allem liegt es an seiner ausgeglichenen und ausgleichenden Art. Wenn sonntagsmorgens die Laufcommunity Division BPM, das BPM verweist noch auf die Beats per Minute der Clubkultur, vor dem Isla Coffee startet, dann in einem kommoden Tempo, das wirklich alle mitnimmt. Laufen tatsächlich als soziales Ereignis für jeden, für jede und alle anderen auch. Auch der monatliche Lauf, den Peter neuerdings für die Pariser Boutique-Running-Marke Satisfy hostet, cruised im 6:20er-Schnitt durch Berlin. Raum für schnelle Einheiten oder eine Verabredung für einen Trailrun im Grunewald oder in den Müggelbergen findet sich ja immer noch. Wobei Peter Duran seine extensiven Trail-Einheiten in die Heimat seiner schottischen Frau verlagert hat: „Was ich am Trail so schätze, ist die Bedingungslosigkeit des Moments. Mir gelingt es eigentlich nur im Trailrunning wirklich nicht auf die Zeit zu gucken, nicht
Lauft gut und redet darüber: Für sein Projekt Brews & Crews besucht Peter Laufcommunitys und Kaffeeläden wie hier in Amsterdam
40 2/25
Peter Duran ist Experte für Kreislaufwirtschaft – auch das passt ja zu Laufrunden. Diese startete vor dem Prolog Café in Kopenhagen
auf irgendeinen Trainingsfortschritt. Aber das sind vermutlich die Läufe, die am allerwertvollsten sind.“ Das sind die Läufe, wegen denen er eigentlich mal mit dem Laufen begonnen hatte. „Ich bin ja wirklich ein kommunikativer Typ, aber wenn du immer nur in deinem Café stehst oder vor irgendeiner digitalen Oberfläche fehlt irgendwann die Zeit einfach für sich selbst. Die habe ich beim Laufen wiedergefunden.“ Und doch sind es längst wieder die gemeinsamen Läufe, mit denen Duran diesen Sport prägt. Seit knapp zwei Jahren mit seinen Projekt Crews & Brews, für das er europaweit Kaffeeläden (Brews) und Laufgruppen (Crews) besucht. Cardiff, Valencia, Amsterdam, Berlin: „Dass das Laufen eine Kulturform ist, die Menschen auch über den rein sportlichen Aspekt mitnimmt und Identifikationsangebote stiftet, das ist ja noch ein sehr junges Phänomen.“ Ja, Laufen ist cool geworden. Aber jemand wie Peter tut alles dafür, dass es eine herzenswarme Sache bleibt.
Division BPM
Wer mal über Wochenende in Berlin ist: Die Laufcommunity trifft sich immer sonntags im Isla Coffee in der Hermannstraße, Neukölln. Im Winterhalbjahr um 10 Uhr, im Sommerhalbjahr um 9 Uhr geht es auf einen Social Run im wirklich kommoden Tempo. Man kann sich, am besten via Instagram, aber auch für schnellere Einheiten oder einen Trailrun anschließen. Jede:r ist willkommen. bei Instagram: division_bpm
Crews & Brews
Wenn ihr eine Kaffeebar kennt, an denen ihr gerne vorbeirennt, wenn ihr eine Laufcrew seid, die sich auch mal im Café trifft, oder wenn ihr einfach nur laufaffine Kaffeeorte für Eure nächste Städtereise sucht, schreibt Peter ruhig einmal an. bei Instagram: crewsandbrews_bln
41 2/25
SPECIAL Recovery-Geschichten Text: Denis Wischniewski, Tom Stetter, Clemens Niedenthal
Zone Doppelnull
Laufen ist klasse. Die Bewegung, die Anstrengung, die Erschöpfung im Anschluss. Herrlich. Noch besser, wenn man sich danach schnell wieder erholt, um direkt wieder ...
Laufen macht den dollsten Spaß, wenn man richtig fit ist, wenn man losrennt und die Beine, die Muskeln locker sind, der Körperakku bei 100 % grün leuchtet und man sich total ausgeschlafen fühlt. Dann hat man Power, nimmt alles um sich herum bewusst wahr, kann Bestzeiten brechen und vielleicht auch mit denen mithalten, die einen sonst immer abhängen. All das klappt, wenn man gut trainiert, wenn man vernünftig isst und Talent hat. Talent? Vergessen wir das. Lasst uns hier lieber über die vielleicht wichtigste Komponente sprechen: die Erholung, die Maßnahmen, die sich „Recovery“ nennen. Wir haben leider viele verheißungsvolle Lauf- und Trailrunning-Karrieren zusammenbrechen sehen – nicht weil der Trainingsfleiß gefehlt hätte, sondern weil die Ruhetage fehlten, weil das Stresslevel zu hoch war und die Erholung nach harten Rennen und massiven Trainingsblöcken fehlte. In einer Zeit, in der viel von uns erwartet wird, viele Eindrücke auf uns treffen, müssen wir sorgsam mit unseren Ressourcen umgehen. Hier erklären wir euch, wie das „Chillen“ vor, nach und zwischen den Trails funktioniert.
42 2/25
I
"ich brauche manchmal den ultimativen Luxus" Es mag versnobbt klingen – ich erhole mich wohl nirgends so schnell so effektiv wie in einem Südtiroler Wellness-Hotel. 4 Sterne Plus oder sowas. Es gäbe genügend Beispiele und um ehrlich zu sein muss es nicht einmal Südtirol sein. Solch ein "Entspannungs-Tempel" findet man auch in Berchtegaden. Sie heissen Klosterhof oder Garberhof und sie erfüllen geschundenen Trail- und Ultrarunnern jeden Wunsch. Ich habe zumindest zwei gute Beispiele, dass diese Recovery-Behandlungen bei mir sowohl vor, als auch nach einem Wettkampf gut funktionieren. Vor fielen Jahren bin ich einmal den unfassbar schhweren Swiss Irontrail gelaufen und habe ihn tapfer in 55 Stunden gefinisht. Ich lief nach 220 Kilometer und 17.000 Höhenmeter in Davos im Ziel ein. Unbeschreiblich zufrieden und unbeschreiblich müde, zerstört. Physisch und mental. Alles leer. Leer und gut. Meine Frau empfang mich, ich humpelte vom Zielbereich zum Auto, von der in die Pension, dann ins Bett. Am nächsten Morgen war mein Körper unbeweglich, alles schmerzte, wenngleich die Laune bestens war. Wir buchten uns für zwei Tage in die 7132 Therme in Vals ein. Ich flätzte in der Bäderlandschaft, liess mich vom 30 Grad warmem Wasser der St. Petrusquelle reparieren und verarbeitete häppchenweise in einem Zustand des Wachkomas dieses bis heute prägende Rennen. Das Gefühl, dass maximales Nichtstun (ausser eben im Wasser liegen und ein Buch lesen) das maximal Richtige ist, ist ein Gefühl das ich mit größtem Selbstverständnis zulassen konnte. Kein Gedanke an irgendeine Laufbewegung. Am zweiten Tag nach dem Wettkampf kam der Hunger. Ein ausgedehntes Frühstück, am Nachmittag zwei Stück Apfelkuchen und am Abend schweiztypisch Kartoffelrösti und Ei. 2019 trainierte ich fleissig bis ungefähr 14 Tage vor der Teilnahme an der Tor des Geants. Zwei Tage vor Abfahrt ins Aos-
Der Herr Herausgeber mag es gerne bergig, alpin. Er mag schwere Ultratrails und das Wetter darf auch schmuddelig sein. Aber im Anschluss soll es maximaler Luxus sein. Am besten 4-Sterne-Plus und in Südtirol.
Trail-Herausgeber Denis Wischniewski erlebt seine maximalsten RecoveryAbenteuer in feudalen Welness-Oasen mit Bergblick
tatal hatte ich eine finale Laufeinheit auf meinem Plan und, weit weniger geplant, überholte mich Stress in der Arbeit. Ich fühlte mich unausgeschlafen und überhaupt nicht fit. Ich hatte bei allem Training unterschätzt, dass die tägliche Arbeit ein Faktor ist, den ich zu wenig in mein geamtes Sytem miteinbezog. Ich zog die Wellness-Karte. Ich wollte einfach nochmal runterkommen, bei mir selbst sein und meinen Körper voll aufgeladen nach Courmayeur entlassen. Das klappte letztlich ganz herrvorragend in einem architektonischen einwandfreien Hotel in der Nähe des Reschensees.
43 2/25
Blick auf eine malerische Bergkette, gechillte Musik, die einen im Pool, beim Essen, im Relaxroom, eigentlich überall die Ohren streichelte. Ich gönnte mir eine Massage – irgendwas mit warmem Kräuteröl. Das mit der Tor des Geants hat dann auch ganz gut geklappt. Ich bin immer wieder erstaunt wie sehr ich in nur zwei oder drei Tagen in solch einem, zugegeben, teuren Hotel, zur Erholung komme. Ob das Recovery im wissenschaftlichen Sinne ist? Egal. Es tut gut. Es gab sehr viele Urlaube in meinem Leben, wochenlange Auszeiten, die weit weniger erholsam waren.
R
Recovery – Weil gute Erholung unterbewertet wird! Viel hilft viel. Ist das so? Wenn es um die richtige Erholung geht, können wir das auf jeden Fall ruhigen Gewissens unterschreiben. „Recovery“ hat sich jedoch als echtes Markenwort etabliert und wird entsprechend missverstanden. Mir geht es nicht um Proteinshakes und Zauberpulver. Also nennen wir es Regeneration. Was ist Regeneration? Wo fängt sie an und wo hört sie auf? Ich kann aus meiner kleinen bescheidenen Laufhistorie heraus sagen: Die Regeneration ist ein Prozess – wörtlich und im übertragenen Sinne. Regeneration fängt nicht an und sie endet nie. Die Erholung ist in einem Leben voller Sport und Bewegung der Schlüssel zum körperlichen Wohlbefinden. Ich bin ziemlich schlecht, was ausreichende Regeneration angeht. Ich habe aber mittlerweile eine echte Strategie, um meinem Körper das zu geben, was er braucht. Ich pflege eine Mischung aus gesundem Essen, gutem Schlaf und täglichen Übungen, um mich, meine Muskeln, Bänder und Sehnen geschmeidig zu halten. Warum betreibe ich diesen Aufwand? Ich habe eine unwahrscheinliche Lust auf diesen Laufsport. Ich bin vernarrt in Trailrunning … ich liebe Trailrunning. So habe ich mir in den letzten zehn Jahren einen hilfreichen Fundus an Erfahrungen angesammelt, um Verletzungsprävention und Gesunderhaltung in meinen Tagesablauf zu integrieren. Um dich an meiner heutigen Erholungsstrategie teilhaben zu lassen, möchte ich dich gern in meine Geschichte einladen: Es geht zurück zu den Anfängen, in das Jahr, als ich zum Läufer wurde. Ich habe 90 kg Gewicht verloren. Von zarten 170 kg kämpfte ich mich auf meine heute konstanten 78 kg. Nachdem ich die ersten 40 kg abgespeckt hatte, fing ich mit dem Joggen an. Ich war ein Jogger. Ich ging täglich in den Wald, um dort zu laufen. So fanden meine ersten Läufe also auf den Trails statt. Ich möchte aber nicht verschweigen, dass diese erste bescheidene
Trail-Redakteur Tom Stetter behauptet, dass die Erholung auch in ihrer Qualität gemessen werden muss. Der Bäckermeister weiß dabei um das Gute Essen, die Zeit für das Dehnen und mag Sportnahrung nur für den Sport.
Zudem war ich matt, blass und kraftlos. Ich hing meine Speedcross 2 an den Nagel. Dort hingen Sie 2 Jahre
Laufkarriere schnell ein jähes Ende fand. Ich habe es übertrieben. Nicht nur, dass ich unbedingt täglich meine 8–10 K laufen „musste“, ich aß auch zu wenig. Folglich holte ich mir nach nur wenigen Monaten in beiden Knien eine Schleimbeutelentzündung ab. Zudem war ich matt, blass und kraftlos. Ich hing meine Speedcross 2 an den Nagel. Dort hingen sie ein paar Jahre, bis ich wieder durchstarten wollte. Diesmal wollte ich es richtig machen. Zu essen gab es nach wie vor zu wenig. Ich investierte aber in eine Yogamatte, legte mir ein vernünftiges Bike zu und meldete mich im Fitnessstudio an. Mit den Jahren
44 2/25
habe ich die Gewichte und das Radfahren in meinen Alltag eingebaut. Das Rad bietet mir eine Form von Ausgleich. Es macht mir Spaß. Ich merke, dass es mein Laufleben positiv beeinflusst. Kraftsport ist für mich nicht mehr wegzudenken. Ohne Muskulatur, keine gute Erholung! Täglich nehme ich mir 30 Minuten, um mich durchzudehnen. Ich nutze Übungen aus dem Yoga, um meinen Rücken und Rumpf flexibel zu halten. Ich versuche, meine Muskulatur zu entlasten und Stellen, die meist zu kurz kommen, wie die Plantarfaszie, schonend zu bearbeiten. Nach jeder Aktivität und vor langen Tagen streife ich mir ein paar Kompressionssocken an. Das wirkt wahre Wunder. Jetzt möchte ich aber endlich zum wichtigsten Punkt kommen. Dem Essen! Bitte fühl dich auf die Finger geklopft, solltest du zu wenig essen. Gesunde Ernährung ist der effektivste Weg, um schnell in die Genesung zu kommen. Eine Ernährung, die auf Vollkorn und frischen unverarbeiteten Lebensmitteln basiert, ist der heilige Gral. Wie könnte es auch anders sein? Für die Zellregeneration braucht es natürliche Proteine. Vitamine und Mineralstoffe schützen dich. Mit Ballaststoffen bleibst du nicht nur länger satt. Du schwemmst zudem Giftstoffe aus deinem Darm, die dich krank machen können. Natürlich spricht nichts gegen Sportnahrung. Du solltest sie nur auf den Sport reduzieren. Um meine Strategie komplett zu machen, bleibt mir nur noch zu sagen: „Gute Nacht“. Wir sind uns alle einig, dass Schlafen toll ist. Zu keiner Zeit kann sich der Körper besser selber heilen. So heißt es, meinen Fokus auf eine gute und ausreichende Schlafqualität zu legen.
I
Ich unterscheide ganz klar zwischen der Erholung nach einem Rennen und der Erholung nach einem intensiven Training.Nach einem Rennen von über 100 km, bei dem ich alles gegeben habe, kümmere ich mich zunächst nicht aktiv um meinen Körper oder die Erholung, sondern genieße einfach den Moment. Wenn es mein Magen zulässt, versuche ich, etwas Proteine zu mir zu nehmen, aber wenn mir nach einem Magnum-Eis ist, dann tut es auch das. Zuerst kümmere ich mich jedoch um mich selbst: Ich dusche, ziehe mir saubere Klamotten an und sorge abends für eine solide Mahlzeit. Dehnen, Massagen oder Blackroll-Behandlungen mache ich nach einem Ultra nicht, weil die Muskelstruktur stark beansprucht und beschädigt ist und ich keine zusätzliche Belastung auf mich nehmen möchte. Erst nach ein paar Tagen beginne ich, mich mit wenig Druck und viel Feingefühl um meinen Körper zu kümmern. Radfahren oder einfach ein wenig im Wasser planschen helfen mir dabei am meisten – aber auch viel Ruhe und guter Schlaf sind entscheidend. Die ersten Nächte sind jedoch oft kurz und wenig erholsam, da der Körper noch immer mit der Regeneration beschäftigt ist und das Gefühl hat, sich noch in einer „Notsituation“ zu befinden. **Recovery is key!** Besonders im Training. Nach einer längeren oder intensiveren Trainings-
Dynafit- Trailprofi Hannes Namberger unterscheidet zwischen der "Erholung" nach einem Wettkampf und "Recovery" nach dem Training. In dem einen Fall spricht der UTMB-Vierte gar von einer Notfallsituation.
einheit ist die Erholung essenziell, weil sie darüber entscheidet, wie gut die Einheit am nächsten Tag verläuft. Wenn ich beispielsweise nach einer langen Trainingseinheit nicht sofort meine Speicher auffülle, leidet die Erholung enorm und der nächste Tag wird nicht optimal. Daher versuche ich, unmittelbar nach dem Training etwas Proteine und Kohlenhydrate zu mir zu nehmen – das bereite ich mir schon vor der Einheit vor. Meist besteht das aus einem normalen Proteinshake und einer soliden Mahlzeit, manchmal aber auch aus Gummibärchen, einer Fanta und einem Sandwich. In diesen Momenten geht es mir nicht primär darum, gesund zu essen, sondern darum, meine Zellen schnell wieder aufzufüllen. Im Radsport sieht man das sehr gut: Direkt nach dem Zieleinlauf bekommen die Fahrer Gummibärchen, einen Shake, manchmal eine Fanta und dazu noch ein Kirschsaftkonzentrat (gegen Entzündungen), um die Erholung sofort einzuleiten. Dieses Auffüllen sollte innerhalb der ersten 30 Minuten nach Beendigung der Einheit geschehen – vor allem bei Trainingseinheiten von mehr als 120 Minuten. Bei kürzeren Einheiten sind die Speicher noch nicht vollständig entleert, sodass ich nicht sofort nachfüllen muss, sondern direkt zu einer gesun-
45 2/25
Statt abends auf der Couch zu sitzen, finde ich es viel hilfreicher, mich auf den Boden zu setzen den Mahlzeit übergehen kann. Was kann ich noch tun, um meine Erholung zu steigern? Viel schlafen, gesund essen, aber auch „Körperpflege“. Letzteres ist mir besonders wichtig, weswegen ich täglich mindestens 30 bis 60 Minuten dafür einplane. Sei es mit der Massagegun, der Blackroll, einem Triggerball oder durch Selbstmassagen – es gibt viele Möglichkeiten. Ein Besuch beim Physiotherapeuten ist natürlich ideal, aber das ist nicht täglich machbar. Statt abends auf der Couch zu sitzen, finde ich es viel hilfreicher, mich auf den Boden zu setzen und mich mit meinem Körper zu beschäftigen, um mich auf die nächste Einheit vorzubereiten. In unserem Wohnzimmer liegt fast immer eine Gymnastikmatte und davor steht ein Kasten mit allerlei Tools zur Körperpflege. So kann ich gar nicht anders, als morgens nach dem Aufstehen zu dehnen, auszurollen und abends dasselbe zu tun.
SPECIAL Recovery-Geschichten
7 Tipps zur
Den Schlafrhythmus beibehalte, trinken, trinken, trinken und sich einfach mal kurzfassen – diese Tipps sorgen dafür, dass du stärker auf den Trail zurückkehrst als jemals zuvor.
guten Erholung Im Rhythmus bleiben „Der Körper denkt in Rhythmen und Intervallen“, sagt der Sportmediziner Dr. Robert Margerie. „Man kann ihn an einen anderen Schlafrhythmus gewöhnen, etwa bei einer Reise in eine andere Zeitzone, aber das kostet Energie.“ Der traillaufende Arzt empfiehlt deshalb, an freien und deshalb sportintensiven Tagen im gewohnten Rhythmus zu bleiben. Wer unter der Woche bereits früh arbeitet, sollte am Wochenende demnach auch früh laufen. Wer wiederum zweimal in der Woche schon vor dem Büro trainiert, solle an den übrigen Werktagen nicht einfach zweieinhalb Stunden länger schlafen. Die Energie, die der Körper in diese permanenten Umstellungen investieren muss, fehlt ihm dann notwendigerweise zur Regeneration. Sich kurzfassen Powernapping funktioniert tatsächlich. Denn vor allem in der ersten Schlafphase, den ersten 30, bei manchen auch nur 20 Minuten, sind wir wirklich völlig entspannt. In späteren Schlafphasen, etwa dem REM (Rapid Eye Movement), verarbeitet das Gehirn die Erlebnisse des Tages und der Woche. Der Schlaf kostet dann auch Energie. Wer somit nach dem langen Lauf am Sonntagvormittag kurz wegknickt – gute Idee. Nur sollte man schnell wieder aufwachen. Wer nach 15 Uhr schläft, und sei es noch so kurz, läuft zudem Gefahr, den eigenen Biorhythmus auszutricksen, und ist dann abends wieder hellwach.
46 2/25
Ruhe geben Funktioniert das überhaupt? Sich ausruhen? Den Schlaf ersetzen Nichtstun und Müßiggang jedenfalls nicht. Entspannte Ruhephasen können aber dazu dienen, Körper und Geist herunterzufahren. Nur, so die britische Psychologin Claudia Hammond, hätten wir Menschen das Nichtstun beinahe verlernt. Sie beruft sich dabei auf eine von ihr geleitete Studie, an der sagenhafte 18 000 Menschen aus 135 Ländern teilgenommen haben. Das Ergebnis: Statt wirklich gar nichts zu machen, gucken wir doch aufs Smartphone, in die Zeitung oder zumindest aus dem Fenster. Hammond rät gerade an stressigen, physisch wie psychisch fordernden Tagen, wenigstens 15 Minuten lang das zu tun, was uns am besten zur Ruhe kommen lässt. Am besten aber: nichts. Ein dehnbarer Begriff Dehnen durchblutet die Muskulatur, was einem Muskelkater vorbeugt, sicher eines der deutlichsten Indizien für eine gelungene Regeneration. Auch Faszientraining oder eine Faszienmassage können direkt nach dem Training oder an trainingsfreien Tagen zu einer besseren Regeneration beitragen. Beim Faszientraining werden Muskeln und Bindegewebe gelockert, das myofasziale Gewebe wird entspannt und die Durchblutung gefördert. Sollten wir jetzt auch über Yoga reden? Richtig ist, dass der meditative Charakter der Übungen hilft, die CortisolAusschüttung einzudämmen und auch den Kopf nach einem fordernden Lauf zu entspannen. Vorausgesetzt, die Yogaübungen werden nicht zur neuerlichen energieaufreibenden Sporteinheit.
Lustvoll lustlos sein
Flüssige Verhältnisse
Hunger auf die
Antriebslosigkeit hat ein schlechtes Image. Eine ganze Industrie kümmert sich längst darum beziehungsweise hat etwas dagegen: Mittelchen, Motivationsworkshops, spirituelle Angebote. Ich sage nun: Gebt euch eurer Lustlosigkeit hin. Nicht immer, aber immer öfter. Der eine verstolperte oder abgekürzte Lauf bringt eure Saisonplanung nicht ins Wanken. Umgekehrt wird ein chronischer Mangel an hinreichender Regeneration euch irgendwann die Lust am Laufen und nicht nur am Laufen nehmen. Was unterscheidet nun aber jene Momente, in denen der innere Schweinehund nur ein wenig gekitzelt werden muss, von einem wirklichen mentalen wie physischen Energiedefizit? Wichtig ist, sich nicht unter Druck setzen zu lassen, schon gar nicht von sich selbst. Gerade ist mir ein Post von einem ausgewiesenen Immerläufer untergekommen. Er erzählte, wie gut es sich anfühle, seit 14 Tagen gar nicht zu laufen, und wie schwer es zunächst war, sich dieses Bedürfnis einzugestehen. Ich bin mir sicher, er kommt, wenn schon nicht stärker, so doch glücklicher zurück.
Unsere Muskulatur besteht zu rund 75 Prozent aus … Wasser. Wasser ist einer der wichtigsten Bestandteile der Proteinbiosynthese, jenes Prozesses, bei dem innerhalb der Muskeln Proteine aufgebaut werden. Wasser hilft auch bei der effizienten Aufnahme und dem Transport von Nährstoffen zu den Muskeln, Aminosäuren eingeschlossen. Wer genügend Wasser trinkt, hat etwa weniger Muskelkater. Täglich sollten das je nach Körpergewicht bis zu drei Liter sein und bei intensiven Belastungen zusätzlich etwa ein Liter pro Stunde – getrunken am besten bereits, bevor der Durst kommt. Aber das wisst ihr eh. Auch bei Alkoholkonsum hilft es der Regeneration, parallel mindestens die gleiche Menge Wasser zu trinken.
nächste Einheit
47 2/25
Während eine zeitnahe Kohlenhydratzufuhr nach Belastung optimal für die Auffüllung der Glykogenspeicher und somit gut für eine schnelle Regeneration ist, kann die gleichzeitige Aufnahme von Kohlenhydraten und Proteinen Muskelschädigungen mildern. Durch die insulinsteigernde Wirkung der Kohlenhydrate wird durch die kombinierte Zufuhr mit Proteinen der Muskelaufbau unterstützt, erklärt die Sportmedizinerin Dr. Stephanie Mosler. Sie schlägt einige unkomplizierte Sachen vor, die man nach einer intensiven und langen Laufeinheit essen könnte: Kartoffeln mit selbst gemachtem Kräuterquark, Blaubeerpfannkuchen aus Dinkel- und Kokosmehl oder ein Hafer-Beeren-Porridge.
TITELTHEMA Trailrunning als Teamsport Text: Elise Poncet Foto: Philipp Reiter
Zusammen Wenn die Kraft des Kollektivs das Beste im Einzelnen hervorbringt, dann wird aus Trailrunning und Laufsport echter Mannschaftssport. Unsere Autorin Elise erzählt warum das wichtiger denn je ist. 48 2/25
UTMB-Champion Vincent Bouillard im Ziel bei Freunden und Familie.
Warum gerade die Kraft des Kollektivs das Beste aus jedem Einzelnen hervorbringen kann. Ein Plädoyer, Trailrunning als Teamleistung zu betrachten. Es ist Winter, es ist kalt und regnet bis ins Tal. Deshalb möchte ich mit euch über Geselligkeit reden und Geschichten erzählen, die unsere Herzen erwärmen. Auch wenn die Weihnachtszeit nun schon wieder vorbei ist, für mich ist dieser „Trailrunning-Spirit“ ein bisschen wie der Geist von Weihnachten, nur eben über das ganze Jahr verteilt. Seit einigen Jahren bin ich nun schon zu Hause in dieser Welt des Trailrunnings, habe buchstäblich am ganzen Körper die unglaublichen Emotionen miterlebt, die unser Sport vermittelt, die immer größere Aufregung, das Adrenalin. Ich weiß nicht, wie es euch geht, aber so schön auch jeder persönliche Erfolg sein mag, das Teilen dieser Leidenschaft, sei es mit meinen Konkurrenten und Konkurrentinnen, meinen Freunden und Freundinnen oder meiner Familie, ist doch der Hauptgrund, der mich auf die Trails zieht. Dabei ist Trailrunning im Grunde genommen eine ziemlich einsame Angelegenheit. Es gibt ein paar Vereine und Trainingsgruppen, aber die meisten von uns trainieren für sich, sicher auch, um möglichst flexibel zu bleiben. Und ich bin überzeugt, dass viele von uns diesen
ist man weniger allein
TITELTHEMA Trailrunning als Teamsport Sport auch gerade deshalb betreiben: weil er uns eigentlich immer und überall möglich ist. Der Trail kann egoistisch sein, er kann uns einen Lebensrhythmus auferlegen, der manchmal fast klösterlich oder mindestens einschränkend ist. Schlaf, Ernährung, die Trainings- und Rennplanung für das Jahr, Familie, Freundinnen und Freunde müssen oft einen Lebensrhythmus akzeptieren, der nicht ihr eigener ist. Dabei sind es gerade diese Menschen, die oft so viel zu unserer eigenen Leistung beitragen. Zu sehen, wie etwa ein Elternteil gemeinsam mit seinem Kind die Ziellinie überquert, ist immer ein bewegender Anblick. Es ist auch deshalb bewegend, weil wir wissen, dass die Opfer für eine Familie manchmal groß sind, nur um eines ihrer Mitglieder glücklich zu machen. Während der, ja, gemeinsamen Arbeit an einem Rennen kann jedes Familienmitglied seinen Platz finden. Und es ist ein Geschenk, das wir unserem Sport verdanken, dass er uns zu dieser wirklichen Teamleistung animieren kann Manche Menschen verdanken ihre Erfolge anderenSo etwa Blandine l’Hirondel, französische Trail-Athletin, Doppelweltmeisterin, Dritte beim UTMB. Lasst mich kurz ihre Geschichte erzählen, bevor sie ihre persönliche Sichtweise schildern wird. Blandine war die „Jedefrau“, die fernab der Berge aufwuchs und beinahe zufällig, dafür umso gewaltiger auf den Trails gelandet ist. Eigentlich studierte sie vor allem Medizin, bis ihr Partner Mathieu auf ihren gemeinsamen Laufrunden ihr ungewöhnliches Potenzial erkennen sollte. Beide lebten damals auf der Insel Réunion, bekanntermaßen ja ein gutes Trailrevier. Mathieu ermutigte sie, an den französischen Trail-Meisterschaften teilzunehmen. Ohne jegliche Vorbereitung wurde sie zweite und qualifizierte sich damit für die Weltmeisterschaften. Vier Monate später war Blandine l’Hirondel Weltmeisterin. Heute, vier Jahre später, leben beide noch immer gemeinsam ihre sportliche Karriere. Blandine, inzwischen ausgebildete Gynäkologin, hat ihr monatliches
Arbeitspensum reduziert, um Trailrunning professionell zu betreiben. Mathieu, ein Krankenpfleger, arbeitet ebenfalls weniger – und viel für die Karriere seiner Frau. Mathieu hat verstanden, dass ein Sportler, dass eine Sportlerin ein solides Team braucht. Nach dem Gespräch mit Blandine verstehe ich, welche Schlüsselrolle Mathieu in ihrer Karriere hat. Er kümmert sich um ihren Auftritt in den sozialen Netzwerken, er führt die Vertragsverhandlungen und hat sich mit einem durchaus professionellen Anspruch in die Fotografie hineingefuchst. Aber Blandine besteht darauf, dass „Mathieu letztendlich viel mehr als das ist, er ist eine echte Unterstützung hinter allen Projekten in meinem Leben, zuerst Medizin und jetzt Trailrunning. Ich vertraue ihm, ich höre auf seinen Rat. Er kennt mich besser als jeder andere, sogar besser, als ich mich selbst kenne. Er weiß immer, wie er mich in die richtige Richtung lenken und mich bei Bedarf bremsen kann.“Ob sie glaubt, dass sie ihre längst internationale Karriere auch ohne ihn geschafft hätte? Blandine antwortet mit einem kategorischen „Nein“ und ich verstehe, dass sie nicht nur für sich selbst läuft, sondern auch, um mit ihrem Partner diese Emotionen zu erleben: „Wenn ich sehe, wie viel Energie, Leidenschaft und Motivation er in dieses Projekt steckt, möchte ich ihm dasselbe geben.“
Kimi Schreiber, Athletin im Team Adidas Terrex.
50 2/25
Der Spirit in einem Athletenund Athletinnen-Team Ob auch die Athleten- und AthletinnenTeams der Hersteller an einer, nun ja, kollektiveren Form des Trailrunnings arbeiten, wollte ich von Kimi Schreiber wissen, einer Athletin aus dem Team „Adidas Terrex“. Denn in einem Podcast hatte sie das Miteinander innerhalb des Teams einmal als „echte Freundschaften“ beschrieben.
Kimi, magst du mir euer Motto „One Team“ erläutern? Kimi Schreiber: Das „Adidas Terrex One“Team ist eine Gruppe internationaler professioneller Trailrunning-Athleten und -Athletinnen. Es vereint 40 Sportler und Sportlerinnen aus der ganzen Welt, die für herausragende Leistungen bei Trailrunning-Events stehen. Toni McCann, Dani Moreno, Robbie Simpson, Eli Hemming oder Ruth Croft gehören etwa dazu. Während eines der Hauptziele des Teams sicher darin besteht, auf Höchstleistungsniveau zu konkurrieren, begegnen mir die Teamkollegen und -kolleginnen dennoch wie eine große Familie, was irgendwie einzigartig ist.
Bild unten: Blandine mit Ehemann und Supporter Mathieu.
Das „Adidas Terrex One“-Team zeigt dadurch ganz gut, dass Trailrunning oder Laufen im Allgemeinen durchaus ein Mannschaftssport sein kann, dass wir gemeinsam als Team und als Freunde und Freundinnen gewinnen und verlieren.Was bietet dir das Terrex-Team genau in Bezug auf diese menschliche und personelle Unterstützung? Kimi: Wir erhalten Unterstützung in Form von Produkten, Saisonplanung, Physiotherapie, Ernährungsberatung und Förderung der psychischen Gesundheit. Zudem wird für die An- und Abreise zu Teamevents und Wettkämpfen, die Unterbringung sowie die Möglichkeit, in einem hochprofessionellen Umfeld zu trainieren und zu regenerieren, gesorgt. Die Verpflegung am Wettkampftag ist auch organisiert. Wir können uns also darauf verlassen, dass alles perfekt geplant ist, sodass wir uns ausschließlich aufs Laufen konzentrieren können. Und natürlich können wir auch Zeit miteinander verbringen, was das Beste daran ist. Ich hatte das Privileg, drei aufeinanderfolgende Sommer mit meinem Team in Chamonix zu verbringen – etwas, das ich mir alleine nie hätte leisten oder erreichen können.
Haben sich die Werte, die du mit Trailrunning verbindest, geändert, seit du ein Teil dieses Teams bist? Und hast du das Gefühl, dass du immer auch zum Erfolg des gesamten Teams beiträgst? Kimi: Das Team hat meine Sicht auf den Sport verändert, auch wenn ich immer noch glaube, dass Trailrunning im Grunde ein Einzelsport ist. Für mich würde mein Leben als Sportlerin jedoch ohne das Team nicht funktionieren. Durch dieses Team habe ich Freundschaften geschlossen, die ein Leben lang halten werden. Wir halten zusammen und unterstützen uns gegenseitig auf eine besondere und wertschätzende Weise. Im Leistungssport kann nicht jeder immer einen guten Tag haben. Schlechte Tage gehören dazu und gerade dann ist es besonders wertvoll, ein Team zu haben, das einen trägt und gleichzeitig die Marke repräsentiert. Ich wage sogar, zu behaupten, dass keiner von uns nur für sich selbst läuft. Wir alle wollen unser Bestes geben, auch besonders für das Team.
Ob es auch möglich ist, ohne viel Unterstützung und quasi für sich alleine erfolgreich zu sein? Es hat ja nicht jeder und jede die Möglichkeit, ein professionelles Team oder
51 2/25
eine mit Haut und Haaren fürs Trailrunning lebende Familie hinter sich zu haben. Aber ich denke, dass Kimi und ich in dieser Frage die gleiche Meinung teilen: Vermutlich hängt das von jedem und jeder selbst, vom persönlichen Charakter, unserer Vision und den eigenen Bedürfnissen ab. Noch einmal Kimi Schreiber: „Nur in einem Team gibt es eine Balance aus Geben und Nehmen und ein gegenseitiges Aufpassen, fast so wie in einer Familie. Für egoistische Beharrlichkeit ist hier nicht immer Platz und das bedeutet auch, dass man sich manchmal selbst zurücknehmen muss. Letztendlich bin ich jedoch überzeugt, dass es nicht viele Leute gibt, die ein Team wie unseres ablehnen würden.“
TITELTHEMA Trailrunning als Teamsport Für eine Nationalmannschaft starten Zuletzt möchte ich von einer persönlichen Erfahrung erzählen. Ich bin seit zehn Jahren Mitglied der französischen Berglaufmannschaft und der Grund, warum ich mir diese durchaus auch mal quälenden, laktathustenden Rennen jedes Jahr aufs Neue gebe, ist die Mannschaft. Bei den großen Meisterschaften zählt ja immer das Einzelergebnis – und das Mannschaftsergebnis, wobei gerade Letzteres für mich eine große Motivationsquelle ist. Mit meinen Teamkollegen wurden wir 2018 und 2024 Europameister und sind 2019 sogar Weltmeister geworden. Das sind noch immer die denkwürdigsten Momente meiner Karriere. Ich habe mit diesen Meisterschaften nie Geld verdient und auch meine Sponsoren haben dieses Engagement in der Nationalmannschaft nie wertgeschätzt. Aber das Trikot meines Landes mit meinen Teamkollegen zu tragen, bedeutet,
meine Leistung in den Dienst des Kollektivs zu stellen, um dem, was ich tue, einen Sinn zu geben. Ja, ich habe in diesen Momenten wirklich das Gefühl, einen Mannschaftssport zu betreiben. Gerade das hat mir geholfen, mich während meiner Sportkarriere als Sportler und als Mensch weiterzuentwickeln. Generell glaube ich somit, dass der Schlüssel zum Erfolg und die größte Stärke eines Läufers bzw. einer Läuferin darin liegen, sich mit den richtigen Leuten zu umgeben. Glaubt also niemandem, der euch einreden will, dass dieses Laufen doch kein Mannschaftssport sei.
Ja, ich habe in diesen Momenten wirklich das Gefühl, einen Mannschaftssport zu betreiben. Gerade das hat mir geholfen, mich während meiner Sportkarriere als Sportler und als Mensch weiterzuentwickeln.
52 2/25
ADVERTORIAL The North Face Summit Vectiv Pro 3 verbessert. Sie wurde wie eine Spange um die untere Carbonplatte sowie Mittelsohlen gelegt. Die Rockerkonstruktion sorgt zudem für enormen Vortrieb und Stabilität. Der stark rückfedernde DREAM-Schaumstoff hilft dabei, das Ziel noch schneller zu erreichen. Das nahtlose, atmungsaktive Obermaterial ist stützend, wasserabweisend und schnell trocknend. Die griffige, für den Trail optimierte SURFACE CTRL™-Gummilaufsohle und die gerockerte Zwischensohlengeometrie garantieren zuverlässigen Halt auf allen Oberflächen. Technologien: Surface CTRL®-Außensohle: Die Gummilaufsohle, bestehend aus Biomaterial, sorgt für perfekten Grip und beste Haltbarkeit. Die VECTIV-3.0-Stapelplatten-Technologie kombiniert eine 3D-Carbonfaserplatte und eine rockerförmige Zwischensohle sowie eine TPU-Stabilitätsplatte unter dem Fuß – damit wandelt sich Energie in Vorwärtsdynamik umund sorgt gleichzeitig für Stabilität. Die durchgehende, ultraleichte DREAM-Schaumstoff-Zwischensohle mit leistungsstarker, rückfedernder PEBA/ EVA-Mischung verspricht Langlebigkeit. UVP: 250€ Stack Height: 33,5mm Gewicht: 298g
Vollausstattung The North Face präsentiert mit dem Summit VECTIV™ Pro 3.0 sein neues Herzstück der Summit Series Trail Running Kollektion. Der Trailrunningschuh wurde mit den aktuell fortschrittlichsten Technologien in Zusammenarbeit mit dem globalen The North Face Athletenteam entwickelt und ist besonders für Höchstleistungen bei Wettkämpfen ausgelegt.
Natürlich standen mit dem Schuh auch schon einige Läufer auf dem Siegertreppchen. Der Schuh wurde nach dem VECTIV™ 3.0-Stapelplattensystem konstruiert, einer neuen Technologie, welche die Kombination aus Vortrieb und Stabilität weiter perfektioniert. Der Schuh besteht aus einer durchgehenden DREAM-Schaum-Mittelsohle, einer einteiligen Carbonplatte, einer 10mm dicken Einlegeschicht sowie einer weiteren Carbonplatte, die strategisch so geformt ist, dass sie die seitliche Stabilität und Belastbarkeit auf technischem Gelände
Der Enduris4 ist der perfekte Alleskönner und das Take-Down Modell des Pro3.
MEINUNG UTMB-Teilnahme
Am Ende bleibt es Liebe
Der UTMB und ich. Ich und der UTMB. Dieser UTMB! War schon so oft dabei und doch darf ich mich nicht UTMB-Finisher nennen. Da lief so manches nicht rund zwischen mir und dem größten Trailrennen des Planeten. Wer weiss – vielleicht wird es ja was 2025.
Der Autor war bei drei Rennen des UTMB am Start. Die Bilanz ist bescheiden – ein Finsih beim MCC.
Ich habe versucht, es zu rekonstruieren. Es war nicht einfach. Ich bin letztlich auf die Zahl 15 gekommen. 15-mal war ich schon beim Ultra-Trail du Mont Blanc dabei. Dreimal bei einem der Wettkämpfe selbst, so richtig aktiv also, mit Startnummer, im großen Startfeld, mit viel Aufregung und so was allem. Weit öfter war ich als Zuschauer, als Journalist, als Pressemensch dort. Nein, als Fan. Immer als purer Fan. Das ist weit richtiger. Das größte Trailrennen der Welt, in Chamonix am Fuße des Mont Blanc, fasziniert weltweit Tausende Läuferinnen und Läufer. Der UTMB hat Strahlkraft bis auf alle Kontinente und hat aus Trailrunning, Mountainrunning und Ultralauf eine ernsthafte Sportart geformt. Mit jeder Austragung wuchs nicht nur das Event selbst, sondern auch der gesamte Sport, die globale Community, die Industrie und die mediale Aufmerksamkeit.Ein wenig wurde ich mit dem UTMB erwachsen in diesem Sport. Mit 33 war ich zum ersten Mal als „Spectator“ in Chamonix, mit 35 lief ich selber mit und durfte nicht ankommen und nun, mit 52, will ich es doch noch einmal wissen und die ganze Runde um den Mont
54 2/25
machen und wissen, dass ich den UTMB ins Ziel gebracht habe. Der Pfarrer würde, nachdem ein Song von Bruce Springsteen gelaufen ist, zur Trauergemeinde sagen, dass hier und heute ein UTMB-Veteran unter die Erde kommt. Er würde sagen, dass dieser Tod in Ordnung geht, denn der Tote hätte seinen UTMB ganz ordentlich bis ins Ziel gebracht.
Ein Finish bei jedem anderen 100-Meiler mit ähnlichem Profil und Charakter ist genauso hoch einzuschätzen wie ein Finish beim UTMB und doch wird zu oft mit zweierlei Maß gemessen. Das stört mich. Wie sehr der Sport in Chamonix gefeiert wird, wie toll es ist, dass unser oft kleiner Sport einmal im Jahr diese Bühne bekommt. Das liebe ich.
Nun darf ich, muss ich, kann ich, soll ich, sollte ich noch mal einen Versuch starten. Was auf mich zukommt, weiß ich mittlerweile sehr genau. Über kein anderes Trailrennen habe ich so umfangreiches theoretisches Wissen. Ich kenne alle Champions, die Namen aller Aid Stations, alle prominenten Jubel- und Leidensgeschichten. Mich stört viel an diesem Event und doch überwiegt die Liebe.
Es sind noch mehr als sechs Monate bis zu meinem Start und ich hänge bereits tief in einer komplexen Verzahnung, die mich täglich durch ein UTMB-Uhrwerk dreht. Unser Sport ist mehr als der UTMB in Chamonix und doch lässt er viel von sich dort jedes Jahr liegen.
55 2/25
Hell yes. Hill yeah! Ich bin dabei!
Foto: Markus Fruehmann
Blanc laufen. 176 Kilometer, 10 000 Höhenmeter, eine Nacht oder auch zwei. Bis zu dieser Entscheidung bin ich nun ein Jahrzehnt lang durch alle Gefühlszustände gegangen, die es geben kann. Der UTMB hat mich weit mehr enttäuscht und frustriert zurückgelassen als jedes andere Event in diesem Sport. Seine bloße Größe kann verstörend sein, die Anhebung auf ein riesiges Podest macht ihn zu einer Sache, die im Prinzip kaum anders ist als viele andere 100-MeilenUltratrails auf dieser Welt, und dennoch schenkt man ihm so viel mehr seiner Aufmerksamkeit. Der UTMB ist Gruppenzwang. Er ist ein solides MetallicaKonzert im Madison Square Garden und keine Blondie-Show der 80er-Jahre im CBGB. Ich würde einfach gerne irgendwann diesen Grabdeckel von innen zu-
TIPPS Profis antworten
Patrick Ehrentaler Sieger GGUT 50k
Patrick, was isst du am Abend vor einem wichtigen Rennen und wie sieht dein Frühstück bei einem Start am Vormittag aus?
Das kommt immer ein bisschen darauf an wo ich gerade bin und welche Möglichkeiten ich habe, am liebsten ist mir am Abend vorm Rennen eine Pizza mit Schinken, ist jetzt rein von den Makros nicht die beste wahl aber ich hab bisher keine schlechten Erfahrungen damit gemacht.. außerdem würd ich eine richtig gute Pizza als Soulfood bezeichnen und hilft mir vielleicht etwas die Anspannung vom Rennen abzubauen. Am Renntag selber gibt es bei mir immer Kornflakes, aber nicht irgendwelche das müssen immer 100g Cini Minis (nur das Original) sein mit ca. 200ml fettarmer Milch.. die beiden Mahlzeiten sind der Abschluss meines Carboloadings, welches sich über die gesamte Preraceweek zieht und zum größten Teil aus Reis besteht, aber kurz vorm Wettkampf haben sich diese Meals etabliert und sind mittlerweile eine kleine Tradiotion für mich geworden.
Dioni Gorla
Platz 2 Wildstrubel by UTMB
Nicole Kessler
Platz 7 Lavaredo Ultratrail
Dioni, dein Instagram-Kanal ist voller fabelhaft schöner Lauf- und Bergfotos. Hast du immer eine/n Fotograf/in an deiner Seite oder gibt es Tricks?
Nolle, du lebst in Dresden und bist bei TrailWettkämpfe in den Alpen erfolgreich – wie bereitest du dich zu Hause auf Läufe mit vielen Höhenmetern vor?
Ich liebe es kreativ zu sein und deshalb macht es mir riesen Spaß coole Momente in den Bergen einzufangen. Da ich oft auch mit Freunden unterwegs bin und zusammen trainiere, ist es auch dabei ziemlich easy coole Bilder und Videos auch von mir selber zu haben. Das geht oft auch ziemlich fix, ohne wirklich anzuhalten. Aber wenn die Aussicht cool ist, dann hält man natürlich auch gerne an zum genießen. Im Nachhinein bearbeite ich Bilder und Videos selbstständig, sodass die eingefangenen Momente umso cooler ausschauen. Ab und zu mache ich dann auch kleinere shootings, wo dann richtig feine Bilder bei rauskommen, die dem content auf meiner Seite ein extra sparkle geben.
Ich denke, es sind mehrere Puzzleteile, die ein gutes Bild ergeben. Zunächst mal bin ich Läuferin. Will sagen: Ich komme aus dem Läuferlager, nicht aus der Alpinisten-Ecke. Technische Trails mag ich, solange sie nicht zu technisch sind – Rennen wie der Lavaredo, mit seinen gut laufbaren Passagen, kommen mir entgegen. Und laufen kann ich zu Hause im Tharandter Wald nahezu endlos direkt von der Haustür weg. Schlussendlich zahlen sich gute läuferische Fähigkeiten und eine gewisse Tempohärte auch bei Ultratrailrennen in den Alpen aus. Klar, mehrere Stunden oder tausende Höhenmeter am Stück, das geht hier nicht. Aber: Unterschätze nie die Mittelgebirge! 10-mal auf den Hausberg sind auch über 1.000 Höhenmeter - und perfektes Mentaltraining zugleich. Auch technische Trails, um die Fußfertigkeit zu üben, gibt es zahlreich. Tja – und ich liebe Downhills. Die sind meine Stärke, hier kann ich oft punkten. Ich habe meine Skills hier – abgesehen von ein paar Wallsits zur Kräftigung der Oberschenkel - allerdings nie gezielt trainiert. Hier sind es schlussendlich der Spaß am Tempo, an der Flugphase und ein gewisses Freiheitsgefühl, die mich beflügeln.
56 2/25
Timon Guenther Platz 15 UTMB-TDS
Katharina Hartmuth
Mimi Kotka
Siegerin Tor des Geants
Platz 3 UTMB 100 Meilen
Timon, viele scheitern auf langen Ultrastrecken an der "Race-Nutrition". Was ist dein Geheimniss ohne Probleme Energie zu bekommen?
Mimi, was ist dein Tipp für das Laufen bei Nacht, wenn es um die Wahl der Stirnlampe geht? Wie wichtig sind Lumen und das Gewicht?
Katharina, hast du einen Tipp, wie man ein Tief während des Rennens oder auch im Training in etwas Positives drehen kann?
Hier ist vor allem wichtig, was nehme ich und wann nehme ich es. Jeder ist recht individuell mit dem, was der Magen verträgt, was einem letztlich auch schmeckt und muss eigene Erfahrungen machen. Ob Gel oder Riegel ist in egal, wenn man auf ausreichend Flüssigkeit, Elektrolyte und Nährstoffe sowie Kohlenhydrate achtet. Gels sind da effizienter. Neben dem reinen Energieerhalt, dazu empfehle ich minimal ca. 60-80g Kohlenhydrate pro Stunde, gehört auch der mentale Aspekt: Was tut mir gut, worauf habe ich besonders Lust? Also kleine Goodies die auch der Psyche guttun sind da nicht verkehrt. Bei mir sind es Käse und kalte Fanta. Die Frage nach dem Wann kann man folglich beantworten: Starke Schwankungen im Blutzucker sollte man vermeiden. Also möglichst konstant und regelmäßig, ausreichend Flüssigkeit. Wenn es geht alle 20-30 Minuten, mind. 1-1,5 pro Stunde sind es bei mir etwa. Kleiner Tipp: Auf der Uhr alle 30 min einen Wecker stellen, beim Laufen vergisst man schnell mal gut zu verpflegen. Verschiedene Produzenten und Nährstoffquellen schaden auch nicht um das Risiko zu streuen, sollte was mit den Nährwerten nicht stimmen.
Wenn Du wie ich ein „Gramm-Jäger“ bist, ist es verlockend, eine superleichte Stirnlampe zu nutzen. Das ist aber die falsche Herangehensweise. Ein zusätzlicher Akku macht das Gewicht wett, wenn du auf einem technischen Downhill andere Läufer überholst, die im Dunkeln stolpern ohnehin. Eine gute Lampe hat einen guten Halbmodus. Und es lohnt sich auch, zusätzliche Batterien und eine hochwertige Ersatzlampe dabei zu haben. Als ich an der Diagonale de Fous teilnahm, die um Mitternacht startete, ging meine Stirnlampe fünf Minuten nach Start des Rennens aus. Die Ersatzlampe, deie ich dabei hatte, war zwar leicht, aber so sübel, daß ich stundenlang ganz nah an anderen Läufern musste, um etwas zu sehen. Bis ich die Station erreichte, wo ich eine andere Batterie hatte und diese wechseln konnte. Ich verwende gerne Stirnlampen, die leicht am Kopf sitzen, und nehme dann einen schwereren Akku mit in den Rucksack. Fühlt sich besser an und ich kann mich für mehr Lumen entscheiden. Auch der Batteriewechsel ist einfacher.
"Tiefpunkte, ob im Training oder im Wettkampf, sind unvermeidbar und gleichzeitig enorm wichtig. Sie machen nicht nur die schönen Momente umso intensiver, sondern machen uns vor allem mental stärker. Das neu gewonnene Vertrauen in die eigenen Stärken und die Fähigkeit mit schwierigen Situationen umzugehen helfen mir auch abseits des Sports. Aber vor allem hilft es, jedes neue Tief - das unweigerlich kommen wird - mit mehr Zuversicht und Gelassenheit anzugehen. Ich hab das schon mal erlebt, ich hab die Schwierigkeiten überwunden, also schaffe ich es auch diesmal."
57 2/25
LESER:INNEN UMFRAGE Ergebnisse2025
Zweite Wahl
Trailschuh des Jahres: Hoka Speedgoat
Knapp 3000 Leserinnen und Leser klickten durch unser Jahresumfrage, so wie sie laufen – konzentriert und bis ins Ziel zu Frage 50. Danke für die Ausdauer!
Wie sagt man doch: Nichts wird so heiß gegessen, wie es gekocht wird. Also: Heiße Trailschuhe, sind das nicht die mit diesem Carbon und hyperktitischen Wunderschäumen? Euer Trailschuh des Jahres ist einmal mehr der Speedgoat von Hoka. Sowas wie der VW Golf unter den Trailschuhen, nur eben ein ziemlich geiler Golf. Ist also auch auf noch so abwegigen Pfaden der Mainstream am populärsten? Im Gegenteil. Die Wahl fiel nicht auf den schnellsten Schuh oder jenen der UTMB-Gewinner:innen, sondern auf den Schuh, der vielen von Euch besonders guttaugt. Eine gute Wahl.
Trailschuhmarke des Jahres: Salomon Lasst uns das Feld in dieser Frage einmal von hinten aufrollen. Denn die großen Laufschuhallrounder, namentlich etwa Nike, On oder Saucony, kommen in unserer Leserwahl auf nicht einmal ein Prozent eurer Stimmen. Brooks liegt ein wenig darüber, aber eine junge und nur bei wenigen exklusiven Adressen erhältliche Brand wie die Boutique-Running-Marke hat ungefähr so viele Stimmen. Von Kilian Journets Nnormal (7,2 Prozent) ganz zu schweigen. Uns führt das zu zwei Thesen: Es reicht nicht, gute Schuhe im Portfolio zu haben, man muss sich als Laufschuhmarke auch deutlich für den Sport committen, auf allen Ebenen und in vielen Regionen. Und zweitens: Im stationären Sportfachhandel gelingt es mindestens abseits der höheren Berge noch nicht hinreichend, auch das Gefühl Trailrunning zu verkaufen, den Coolnessfaktor.
Wie viele Stunden trainierst du in der Woche? Das Maß aller Dinge? Die meisten von Euch machen ihren Sport sehr gerne, aber sie machen auch noch vieles anderes, ob nun aus Notwendigkeit oder Leidenschaft. 54 Prozent der Teilnehmenden trainieren (oder eben laufen) zwischen fünf und zehn Stunden in der Woche. Als hätte wir es geahnt, richtet sich auch die große Trainingsgeschichte in dieser Ausgabe genau an euch. Gefreut haben wir uns auch über jene 2,3 Prozent unserer Leser:innen, die allenfalls zwei Stunden pro Woche im beschleunigten Trab verbringen. Trailrunning ist eben doch vor allem eine Herzenssache.
58 2/25
Hast du einen Trainer oder eine Trainerin? Sind Trailrunner:innen gespaltene Persönlichkeiten? Immerhin 24 Prozent von Euch haben zumindest angegeben, sich selbst zu trainieren. Und wir wären gerne einmal Mäuschen, wenn da der Trainer mit der Moral seines Athleten so gar nicht zufrieden ist. Generell gilt es zu attestieren: Unser Sport professionalisiert sich, auch unter den Hobby:läuferinnen. Insgesamt 35 Prozent von Euch arbeiten direkt mit einem Trainer oder laufen nach ausgearbeiteten Trainingsplänen. Wie sich das wohl in Zukunft entwickeln wird? Bereits gut zwei Prozent befragen in Dingen der Leistungsentwicklung bereits eine KI.
Über Kurz oder Lang Ein Trend mit tatsächlich langer Halbwertszeit: Kürzere Distanzen kommen wieder in Mode. Knapp 45 Prozent von Euch wünschen sich Wettbewerbe zwischen 20 und 40 Kilometer, populärer sind aber weiterhin die Ultradistanzen von 50 bis 80 Kilometer (53 Prozent). Für knapp 30 Prozent der Befragten fängt der Spass erst bei der 100-Kilometer-Marke an. Mehrfachnennungen waren in dieser Rubrik möglich, schließlich haben wir ja, nicht nur beim Laufen, unterschiedliche Interessen. 59 2/25
LESER:INNEN UMFRAGE Ergebnisse2025
Wie ernährst du dich? In Krisenzeiten, so heißt es, suchen wir Menschen nach dem Gewohnten. Eure Essgewohnheiten haben sich seit der letzten Umfrage in diesem Sinne nicht geändert. 6,5 Prozent von euch leben vegan, knapp 14 Prozent vegetarisch, rund 30 Prozent geben aber an, den Fleischkonsum merklich reduziert zu haben und vor allem auf die Qualität und die Regionalität zu achten.
Print wirkt Die Lieblingsfrage der Trail-Redaktion: „Seit wann lest ihr das Trail Magazin.
Die Sache mit dem UTMB … Man kann vielleicht keine Berge versetzen, aber man kann um Berge herumlaufen. Zum Beispiel um den Mont Blanc. Fast jeder Fünfte und jede Fünfte von Euch möchte das einmal machen, also im Rahmen des Ultra-Marathon du Mont-Blanc. Weitere 55 Prozent finde, dass der UTMB als eine Art inoffizielle Weltmeisterschaft und genauso als Klassentreffen der globalen Trailcommunity für den Sport wichtig ist. Gerade einmal 12,5 Prozent beklagen eine Kommerzialisierung und den Ausverkauf der Werte unseres Sports durch den UTMB und vor allem die UTMB-Word-Series. Und die übrigen 14 Prozent? Die gehen einfach laufen und beteiligen sich an dieser Debatte nicht.
60 2/25
Zumindest bei so erfreulichen Antworten wie dieser: Knapp 19 Prozent unserer Leser:innen sind in den vergangenen zwölf Monaten neu zu uns gekommen. Da fühlen wir uns glatt wieder richtig jung. 7,5 Prozent verfolgen das Magazin mindestens seit der ersten Printausgabe.
Nimmst du an Wettkämpfen teil? Wir konstatieren: Es gibt nun also drei Arten von Trailrunner:innen. Solche, für die ein Event eben ein Wettkampf ist. Es geht um den Sieg, mindestens gegen sich selbst. Und solche, die einen Wettkampf als Event begreifen. Man schätzt den kommoden Luxus einer gut beschilderten Strecke und der Verpflegungsstationen, schaut aber allenfalls mal aus Versehen auf die Zeitangabe der Multifunktionsuhr. Die dritte Gruppe, gut 13 Prozent, verzichtet ganz auf die Teilnahme an organisierten Laufveranstaltungen, von der zunehmenden Eventisierung des Trailrunning genervt zu sein, geben dabei allerdings nur gut zwei Prozent von Euch an. Mehr als die Hälfte (55 Prozent) starten hingegen regelmäßig bei Wettbewerben, die Hälfte von ihnen bei bis zu fünf Rennen pro Saison, ein viertel sogar noch öfter.
Auf großem Fuß Es soll ja Leute geben, die nichts wegwerfen können, jedenfalls haben gut zehn Prozent von euch mehr als zehn Paar Trailschuhe. Zehn Paar! Noch einmal 22 Prozent kommen auf mehr als fünf Paar Schuhe. Wir attestieren: Es muss Liebe sein! Wo wir schon dabei sind: Mit fast 75 Prozent ist guter Grip das Feature, dass euch bei euren Schuhen am wichtigsten ist. Wichtiger als irgendein Wunderschaum oder die neuesten technologischen Features. Auch oft genannt: Geringes Gewicht (35 Prozent).
61 2/25
Sub TRAINING unter 10 Stunden in der Woche Text: Lars Schweizer
10 0
Qualität statt Quantität
W
Wir alle kennen eine oder einen, der wirklich knietief im Trailrunning steckt. Tag und Nacht buchstäblich auf den Beinen. Unser Alltag und vielleicht auch unsere Lust reichen aber kaum für so ein üppiges Trainingspensum. Warum zehn Stunden pro Woche dennoch reichen, um Lust und Leistung zu steigern.Zehn Stunden Training pro Woche – das klingt vielleicht wenig, ist aber für die meisten von uns dennoch bereits ein beachtlicher Zeitaufwand, den wir für unser Hobby einfordern und erst einmal freiräumen müssen. Tatsächlich aber sind solche Umfänge nur in wenigen Phasen der Saison notwendig, um ambitioniert unseren Sport zu betreiben und fast alle Distanzen zu bestreiten. Denn übers Jahr verteilt reicht sogar weniger Zeit vollkommen aus, um fit zu sein und sich ambitioniert und erfolgreich auf die geplanten Distanzen vorzubereiten. Ihr ahnt es bereits: Nicht die Quantität, sondern die Qualität des Trainings macht den Unterschied. Unser Sport, bei dem es auf eine ausgewogene Mischung aus Ausdauer, Tempo und spezifischer Vorbereitung ankommt, ist vielseitig. Lange Trainingsläufe oder viele Wochenkilometer sind nicht zwangsläufig der Schlüssel zum Erfolg. Vielmehr
kannst du mit einer cleveren Planung und gezielten Schwerpunkten selbst in begrenzten Zeitfenstern effektive Fortschritte erzielen, kombiniert mit Phasen der Regeneration und einer gezielten Vorbereitung auf die speziellen Anforderungen etwa deines Saisonhöhepunkts. Dieser Artikel zeigt dir, wie du deine Zeit optimal nutzt, um ambitioniert und gleichzeitig effizient zu trainieren. Egal, ob du gerade am Anfang deiner Trailrunning-Saison stehst oder mitten in der Vorbereitung auf einen Wettkampf bist – ich stelle dir Strategien, Trainingsmethoden und praktische Tipps vor, die dir helfen, mit einem guten Gefühl an den Start zu gehen. Die Herausforderungen des Zeitmanagements Zwischen Beruf, Familie und sozialen Verpflichtungen bleibt oft nur wenig Spielraum für unser Training. Doch nicht immer sind es die äußeren Umstände allein, die uns ausbremsen – häufig liegt es auch an unserer Herangehensweise, der Priorisierung und den Erwartungen an uns selbst. Einer der häufigsten Fehler ist es, die Trainingseinheiten zu ambitioniert und umfangreich zu planen. So kann schnell Druck entstehen, wenn etwa das geplante Pensum nicht eingehalten werden kann. Das führt nicht nur zu Frustration, sondern auch dazu, dass Einheiten verkürzt, zu schnell gelaufen oder gleich auf die lange Bank geschoben werden – ein Teufelskreis, der langfristig die Motivation und die sportliche Entwicklung hemmt.
62 2/25
0 Eine endlich mal gute Nachricht für alle die ambitionierte Trailrunner sein wollen, aber zu wenig Zeit für das Training haben – es ist überhaupt nicht zu wenig! Kümmert Euch ab sofort einfach mehr um die Qualität! 63 2/25
TRAINING unter 10 Stunden in der Woche Ein weiteres Hindernis ist die Unterschätzung von Alltagsstress. Termine, Erledigungen und unerwartete Verpflichtungen zehren an unserer Energie und machen es schwer, sich auf das Training zu fokussieren. Diese Energie fehlt dann für die Trainingseinheiten, das Training schlaucht den eh schon erschöpften Körper noch zusätzlich. Hinzu kommt die Utopie, jede Trainingseinheit müsse „ideal“ sein. Doch gerade hier liegt ein Schlüssel: Weniger kann oft mehr sein, wenn man klug trainiert. Die Lösung beginnt mit einem ehrlichen Blick auf die eigene Woche: Wo sind Zeitfenster, die für effizientes Training genutzt werden können? Welche Aktivitäten lassen sich kombinieren, etwa durch aktive Wege zur Arbeit oder eine kurze Einheit zwischendurch? Und vor allem: Wie gelingt es, Training als festen Bestandteil des Alltags zu integrieren, ohne es als zusätzliche Belastung zu empfinden und dabei das eigene Energiebudget im Griff zu haben? Denn die noch so engagierte Umsetzung eines Trainingsplans wird über
kurz oder lang zu Problemen und Konflikten führen, wenn man anschließend keine Energie mehr für alles Übrige hat. Dein Chef wird sich weniger über deine Wettkampferfolge freuen, wenn du nach jeder Intervalleinheit oder einem langen Lauf am Wochenende völlig erledigt im Bürostuhl hängst und zu nichts mehr zu gebrauchen bist. Die Grundlagen eines effektiven Trainingsplans In der Vorbereitung auf deine geplante Wettkampfdistanz ist es vor allem wichtig, klar zu analysieren, wo deine Stärken und Schwächen liegen und ob der Abstand zum Wettkampf noch ausreicht, um daran zu arbeiten, oder ob du direkt in die spezifische Vorbereitung gehen solltest. Sollte ein Wettkampf bis zu 50 km noch mehr als acht Wochen entfernt sein, kannst du noch an deinen Schwächen arbeiten. Bei Distanzen bis 100 km sind circa zehn Wochen, bei mehr als 100 km zwölf Wochen für eine spezifische Vorbereitung nötig. Anschließend kommt es auf eine klare
Versuche, Junkmiles zu vermeiden. Einfach nur eine Stunde laufen, weil es sich gerade vom Zeitslot her anbietet, klingt zwar immer verlockend, bleibt aber bei knappem Zeitbudget vor allem eine verschwendete Möglichkeit für qualitatives Training.
64 2/25
Zielsetzung der jeweiligen Wochenblöcke an. Nicht die reine Anzahl der wöchentlichen Trainingsstunden sollte im Fokus stehen. Es geht darum, die verfügbare Zeit klug zu nutzen und Prioritäten zu setzen. Qualität vor Quantität lautet das Motto: Es ist besser, drei gut durchgeführte Einheiten pro Woche zu absolvieren als fünf halbherzige. Ein effektiver Plan setzt auf Abwechs-
lung. Kombiniere intensive Belastungen – wie Intervalle mit längeren, lockeren Einheiten. Ergänze dies durch aktive Regeneration wie Alternativsportarten, z. B. lockeres Radfahren. So maximierst du die Trainingsreize und gibst deinem Körper Zeit, sich zu erholen und zu adaptieren. Besonders wichtig ist die Regeneration: Ohne sie können keine Fortschritte erzielt werden. Auch abseits der geplanten Einheiten kannst du deine Fitness steigern, indem du dich im Alltag aktiv hältst: Treppen statt Aufzug, Rad statt Auto – all das trägt zu deiner Grundlagenausdauer bei. Effiziente Trainingsmethoden bei Zeit in der Woche Wenn die Zeit knapp ist, zählt jedes Training doppelt. Im Training kannst du mit klugen Strategien und gezielten Methoden das Beste aus deinen Einheiten herausholen. Es geht darum, Intensität und Struktur optimal zu kombinieren, ohne unnötig viel Zeit zu investieren. Das Wochenende bietet sich für lange Einheiten an, gleichzeitig ist es für die meisten auch wertvolle Familien- und Erlebniszeit. Kurz: Es geht um mehr als nur den Sport. Das gelingt, indem du samstags ein Intervalltraining machst, um den Körper schon entsprechend zu ermüden. Der lange Lauf am Sonntag darf dann aufgrund der Vorermüdung kürzer ausfallen. Beispiele wären hier 4 x 8 min am Berg oder 5 x 2000 m flach am Samstag und sonntags dann 120 min auf den Trails. In der spezifischen Vorbereitung dann z. B. 4 x 300 hm in Zone 3 in Kombination mit 180 min im Trail am darauffolgenden Tag. Eine weitere Möglichkeit, Zeit zu sparen, ist das Laufband. Das Band bietet wohnortunabhängig perfekte Trainingsbedingungen. Ein- und Auslaufen können optimal begrenzt werden. Auch die Anfahrt zum Studio (natürlich mit dem Rad) ist im Optimalfall kürzer als zum Berg.Apropos: Das Rad kannst du auch zur Kombination des Trainings nutzen. Fahre mit dem Rad zur Trainingslocation und anschließend nach deiner Einheit auch wieder zurück. Somit hast du die An- und Abfahrt schon effektiv als Trainingszeit genutzt. Dem Herz-Kreislauf-System ist es grundsätzlich erst mal egal, wie du die Reize setzt – ob auf dem
Rad oder laufend. Bleibt auch am Wochenende zu wenig Zeit für einen langen Lauf, gibt es unterschiedliche Lösungsstrategien. Eventuell kannst du früh starten, wenn Familie oder Partner noch schlafen, so könnt ihr den Tag dennoch gemeinsam verbringen. Oder du gehst abends noch einmal raus. Wozu wurde schließlich die Stirnlampe erfunden? Sollte es dennoch schwierig sein, in der spezifischen Vorbereitung wirklich lange Läufe ins Training zu integrieren, kann man diese ein Stück weit durch ein höheres Pensum an den anderen Wochentagen ersetzen, z. B. Training an sechs Tagen in der Woche à 60–90 min. Aber leider sind gerade zur Entwicklung der aeroben Kapazität, der muskulären und mentalen Anpassung und der nachhaltigen Belastungstoleranz lange Belastungen unersetzlich. Mit einem hohen Umfang kann man das Fehlen von langen Läufen nur bedingt kompensieren. Bleiben für den langen Lauf nur 150 oder 120 min, kannst du versuchen, ihn mit mehr Qualität zu füllen, indem du etwa Intervalle einbaust. Diese sollten aber maximal in der späteren Wettkampfintensität gelaufen werden und eher lang als schnell sein. Ein Beispiel wäre, in einem Zweieinhalbstundenlauf 3 x 20 min in einem Tempo knapp über der Ausdauerintensität zu absolvieren und auf einem welligen Trail oder einem Anstieg gut 20 min das Tempo zu pushen und dafür den Rest des Laufes im entspannten Ausdauerbereich zu absolvieren. Versuche, Junkmiles zu vermeiden. Einfach nur eine Stunde laufen, weil es sich gerade vom Zeitslot her anbietet, klingt zwar immer verlockend, bleibt aber bei knappem Zeitbudget vor allem eine verschwendete Möglichkeit für qualitatives Training. Setze dir vor dem Beginn jeder Woche Schwerpunkte und Ziele und finde plausible Zeitfenster dafür. Beispiele einer Peakwoche für einen 100-km-Ultratrail ca. vier Wochen vor dem Wettkampf für einen Athleten im Mittelfeld: Montag: Ruhetag Dienstag: 1 km Wechsellauf im Trail, Zone 3, 16 km in 90 min Mittwoch: 60 min Dauerlauf, Zone 2
65 2/25
Donnerstag: Ausdauereinheit Laufen oder
Alternativsport, 60 min Freitag: Downhill-Training, Zone 2, 60 min Samstag: 20 min extensive steile HikingIntervalle, 4 x 20 min, 135 min Sonntag: Lauf-Hike-Wechsellauf, Zone 2, 210–240 min Gesamtaufwand: ca. 10:15 Stunden
Beispiel einer Peakwoche für einen 20–30 km langen alpinen Trail ca. vier Wochen vor dem Wettkampf für einen ambitionierten Athleten im vorderen Drittel: Montag: Ruhetag oder zusätzliche Einheit, Zone 2, 45 min Dienstag: 1 km Wechsellauf im Trail, Zone 3, 20 km, ca. 90 min Mittwoch: Dauerlauf, Zone 2, 60 min Donnerstag: 20 sek Bergsprints, Zone 5, 60 min Freitag: Dauerlauf, Zone 1, oder Crosstraining, 60 min Samstag: 4 x 6 min + 2 x 400 hm Hike, Zone 3, 120 min Sonntag: 90 min Dauerlauf im Trail + 2 x 20 min Hike-Intervalle, Zone 3, 160 min Gesamtaufwand: ca. 10 Stunden Ernährung und Regeneration trotz wenig Zeit Wenn deine Zeit für Training schon knapp ist, dann ist die Zeit für eine ordentliche Ernährung und die hinreichende Regeneration vermutlich noch knapper. Gerade diese beiden Komponenten werden aber umso wichtiger,
TRAINING unter 10 Stunden in der Woche
Meal-Prep! Du kannst das gesunde Essen für mehrere Tage vorbereiten. Diese Mahlzeiten lassen sich zudem optimal mitnehmen und du musst nicht gestresst auf Zwischensnacks oder Fertigmahlzeiten zurückgreifen
wenn durch ein geringeres Zeitbudget das Stresslevel sowieso schon höher ist. Ohne eine ausreichende Regeneration hat der Körper weniger Ressourcen, die im Training gesetzten Reize in eine positive Entwicklung umzuwandeln. Bei Stress neigt man zudem dazu, zu hochverarbeiteten Snacks und Fertiggerichten zu greifen. Wertvolle Zeit will man nicht unbedingt in der Küche verbringen. Hier kann „Meal-Prep“ eine geeignete Lösung sein. Du kannst das gesunde Essen für mehrere Tage vorbereiten. Diese Mahlzeiten lassen sich zudem optimal mitnehmen und du musst nicht gestresst auf Zwischensnacks oder Fertigmahlzeiten zurückgreifen. Auch einfache Snacks wie Nussmischungen, Obst oder selbst gemachte Energieriegel können eine hochwertige Versorgung sichern. Das Thema Regeneration ist da etwas komplizierter, da sich diese nicht Tage im Voraus vorbereiten lässt. Hier ist vor allem der Schlaf die entscheidende Komponente. Im Schlaf nutzt der Körper die Ruhephase, um Muskeln zu reparieren, Energiereserven aufzufüllen, das Immunsystem zu stärken und auch Trainingsreize zu adaptieren. Gerade bei hoher Trainingsbelastung ist die Schlafdauer entscheidend und sollte im Schnitt bei sieben Stunden liegen. Natürlich kann es auch mal Phasen mit weniger Schlafzeit geben.Im vorherigen Abschnitt habe ich dir dazu geraten, bei Zeitmangel die langen Läufe am Wochenende in die frühen Morgenstunden zu legen. Dieser Tipp
kollidiert auf den ersten Blick mit dem Rat zu längerem Schlaf. Um aber trotzdem auf die Schlafstunden zu kommen, kannst du, statt auf der Couch vor dem Fernseher zu liegen, früher ins Bett gehen. Am wichtigsten ist aber der Schlaf nach der entsprechenden Einheit, das heißt, dann am drauffolgenden Abend früher ins Bett zu gehen – oder einen Nap am Nachmittag einzuschieben. Fazit Keine Sorge: Zehn effektiv genutzte Trainingsstunden in der Woche reichen aus, um Trailrunning mit Lust- und Leistungsgewinn zu betreiben. Wenn du an sechs Tagen trainieren möchtest, wären es etwa 90 min pro Tag. Wenn du diese klug und effizient nutzt, kannst du durchaus ambitioniert an der Startlinie stehen und auch gute Leistungsverbesserungen erreichen. Nutze die oben genannten Tipps, um deinen Trainingsplan zu optimieren, und hinterfrage auch im Trainingsalltag, ob die Trainingslust nicht zum Trainingsfrust geworden ist. Diese Selbstreflexion ist ohnehin eine Grundbedingung für effektives Training. Am Ende sind vor allem Organisation und Selbstdisziplin entscheidend, aber dieser Aufwand und die Quälerei sind spätestens dann vergessen, wenn du mit einem Lächeln im Gesicht die Ziellinie deines Saisonhöhepunkts überquerst.
66 2/25
MEINUNG Vegane Sportbekleidung Text: Tom Stetter
Jeden Morgen wackle ich zum Kleiderschrank und suche die sieben Sachen zusammen, die man so zum Laufen braucht. Ich erwische mich dabei, wie ich den gesamten Inhalt des Schrankes abscanne – und mich plagt, zack, ein richtig schlechtes Gewissen. Es geht mir nicht – na gut, vielleicht ein bisschen – um die Menge der Klamotten. Vor allem reizen mich die drei, vier Teile, die tierischen Ursprungs sind. Ich greife trotzdem gern zu ihnen. Ich schaue das Unterhemd aus Merinowolle an, rümpfe meine Nase, schlüpfe rein und gehe nachdenklich. Ich rede mir ein, dass es okay ist, die paar Sachen auch weiterhin zu tragen. Schließlich habe ich die Klamotten seit vielen Jahren. Damals lebte ich zwar bereits vegan, aber eben noch vor allem den Inhalt meines Kühlschranks betreffend. Heute würde ich nie mehr irgendetwas kaufen, für das ein Tier leiden oder sterben musste. Diese Kleider zu entsorgen, weil sie nicht zu meinem Lifestyle, nicht mehr zu meiner Einstellung zum Leben passen, kommt jedoch auch nicht infrage. Also trage ich sie weiter. Und doch ist es falsch. Es schmerzt mich. Und so übertrage ich diese Kritik an meinem Verhalten auf andere, weshalb es mir zunehmend schwerer fällt, nachsichtig zu sein. Nachsichtig mit denen, die aus hoffentlich guten Gründen auf tierische Kleidung setzen. Mir stellt sich die Frage, warum die Bekleidungsindustrie weiter fleißig auf Ressourcen mit Blutdruck und einem Herzschlag setzt. Schon klar … es gibt einen Markt dafür. Aber was ist mit uns, dem Planeten, den Tieren und so? Sollten wir also auch weiterhin Lauf- und Outdoorbekleidung tierischen Ursprungs kaufen? Die Antwort kann aus meiner Sicht nur heißen: Nein. Schon klar, vegan ist nicht gleichbedeutend mit „ohne Tierleid“. Und doch sind genügend Hersteller in der Lage, mit Zellulosefasern oder Biobaumwolle tolle Sachen herzustellen. Ist es so wichtig, ob die Isolationsjacke mit Gänsedaunen oder mit einer flauschigen Masse aus
Wir sollten ein paar Federn lassen! Autor Tom Stetter trägt ungern seine alten Merinowolle-Oberteile und plädiert für weitestgehend vegane Sportbekleidung. Kollege Clemens Niedenthal sieht das in der kommenden Ausgabe an gleicher Stelle anders.
67 2/25
Bambus, Hanf, Maisfaser oder dem wasserabweisenden BioPuff gefüllt wird? Immer noch werden für dieses wohlige, warme Gefühl einer tierischen Daunenjacke Gänse und Enten bei lebendigem Leib gerupft. Nicht immer, aber noch immer viel zu oft. Die Tiere leiden Qualen. Die Zustände in Fabriken, in denen Garne, Lederprodukte oder Daunen produziert werden, sind allzu oft erbärmlich.Jetzt kann man sich dieser Tatsache ergeben und sie schönreden. Am Ende steht immer ein getötetes Tier. Eine vegane Jacke allein kann diesen Planeten nicht retten. Sie wäre aber zumindest ein Schritt in eine ziemlich richtige Richtung.
REISE Meran Text & Fotos: Clemens Niedenthal
68 2/25
der Zeit Perfektes Match: Maria Elisabeth und ihr alkoholfreies Freedl.
Auf der
Höhe
Meran war der Ort, in den die Großeltern fuhren, weil sich die Alpen dort wie BadenBaden angefühlt haben und nicht wie ein Urlaub auf dem Bauernhof. Nach sechs Tagen auf den Trails, an Tischen und Theken kann ich sagen: Die Großeltern haben alles richtig gemacht.
69 2/25
REISE Meran Laufen kann aber auch im Tal fantastisch. Entlang der Waalwege, gemauerter Kanäle, die ursprünglich zurBewässerung der Meraner Obstplantagen angelegt worden waren
ODLO
Verpackungskunst: X-Alp Performance Knit Laufjacke, 169 Euro Run Easy Warm Mid Layer, 69 Euro Dual Dry Performance Knit Laufjacke, 299 Euro Zeroweight Warm Reflective Tights, 119 Euro
Das wird eine Geschichte der starken, ach was, der coolen Frauen. Wie sollte es auch anders sein an einem Ort, der seinen durchaus legendären Ruf vor allem der Tatsache zur verdanken hat, dass die kränkelnde Kaiserin Elisabeth, die Sissi, hier mit ihrem gesamten Hofstaat zum Kuraufenthalt war. 1870 verbrachte die Kaiserin die Wintermonate auf Schloss Trauttmansdorff, heute ein nicht wirklich gelungener Botanischer Garten und vor allem ein tatsächlich gelungenes Museum über die Tourismusgeschichte im Alpenraum. Spoiler: Es gibt in diesem Museum eine riesige Mitmachmurmelbahn, in der man die Kugeln durch alle alpinen Klischees steuern kann. In der Après-Ski-Hütte läuft DJ Ötzi, am Pass ist mal wieder Stau, Seilbahnen kreiseln, die Kühe werden von der Alm getrieben, in der Unfallchirurgie ist Hochsaison, es wird gegipst. Diese Murmelbahn mit ihren vielen Kurbeln und Hebeln hat uns einen ausgedehnten Sommerregen lang vergnügt. Im Winter 1870 also war Sissi für mehrere Monate in Meran. Seitdem eigentlich ist die zweitgrößte Stadt Südtirols ein Ort des dezenten Glamours und der mediterranen Melancholie. Baumeln zwischen Gletschern und Palmen, wobei die Gletscher, nicht die Palmen leider weniger werden. Merino im Himalaja Aber das wird ja, wie gesagt, eine Geschichte der coolen Frauen. Agatha Erlacher beispielsweise. Die junge Gastronomin hat aus einem Gründerzeit-Café, das die Jahrtausendwende als abgehalfterte Diskothek überdauert hatte, eine gleichsam unaufgeregte wie angesagte Weinbar gemacht, das Meteo. Die Lage tut ihr Übriges, direkt unterhalb der Terrasse tost die Passer ins Tal und auch die Trails von Dorf Tirol und der Texelgruppe kommend trudeln hier aus. Die Küche ist simpel, aber with a twist. Die Weine sind noch besser und das Publikum überproportional oft aus Meran selbst. Das Meteo ist jung, cool und steht für die selbstbewusste Neuerfindung dieser Stadt und ihrer Region. Eine junge Generation inszeniert den ganzen großen Spaß auch für sich selbst. Man hatte es satt, vor allem Dienstleister für die Tourist:innen zu sein. Linda Egger war selbst mal eine Touristin. Anfang der Neunziger hatte sie mit ihren Söhnen den Himalaja bereist: „Wir hatten nur Sachen aus Merinowolle dabei und ich weiß bis heute nicht, was diese ganzen Polyestersachen sollen“, erzählt die Frau mit den dichten grauen Haaren und der zupackenden, im Wortsinne zupackenden Art. Sachen sind bis heute eine ihrer Leidenschaften. In Obermais, dem, ja, Szeneviertel Merans, führt sie den Concept-Store des Londoner Magazins Monocle. Der Laden ist eine Mischung aus Einzelhandel und Place to be und der perfekte erste Anlaufpunkt bei jeder Meran-Visite. Linda Egger kennt die Menschen und schafft es passgenau, jeden und jede mit ein paar Lieblingsadressen zu versorgen. Den perfekten Alltagsitaliener (Bar Trattoria Mainardo), das (nicht zu) elegante Gartenlokal (Villa Heidelberg), den Mittagstisch unter Einheimischen (Café Brunnenplatz), das als großes Come-together inszenierte gemeinsame Dinner im Ottmanngut, nebenbei auch das wahrscheinlich schönste Hotel Merans. Wir schlafen derweil in einer Ferienwohnung inmitten der großen Obstplantagen südlich der Stadt. In zwei Tagen werden wir eine Etage höher ziehen, auf die Sonnenterrasse nach Schenna, einem Bauernweiler, der sich in der Nachkriegsmoderne zu einem Tourismuszentrum gemausert hat. Im Stehlift auf den Höhenweg Bis dahin wird aber erst einmal gerannt. Und das ist eine runde Sache. Nach einem durchaus strammen Aufstieg von Partschins aus (gut, um auf Betriebstemperatur zu kommen) geht es auf dem Meraner Höhenweg über die Schutzhütte Nasereit und die Tablander Alm (Einkehrempfehlung) unterhalb der Texelgruppe bis zur Leitneralm, sicher eines der schönsten Teilstücke des Höhenwegs. Und dann parallel, aber gut 600 Höhenmeter tiefer, auf dem Saxner Höhenweg nach Partschins zurück. Die offene Lage Merans zwischen dem Etschtal und dem Vinschgau beschert uns einen herrlichen Sonnentag.
70 2/25
MAMMUT
Farbe im Spiel:
Eiger Speed ML Hybrid Hooded Jacket Men, 210 Euro Aenergy Light ML Half Zip Pull, 115 Euro Astro Glove, 65 Euro Aenergy TR HS Pants, 250 Euro
71 2/25
REISE Meran
Klar, man könnte den dazwischenliegenden Downhill auch rennen, hätte uns nicht ein transporthistorisches Kuriosum aufgehalten: der einzige noch in Betrieb befindliche Stehlift der Alpen, ein unbedingt empfehlenswertes Retro-Erlebnis. In einem kleinen Stahlgitterkorb steht es sich gen Tal. Auf dem abschließenden Saxner Höhenweg findet diese 25-K-Runde (round about 2000 Höhenmeter) ein lustvoll rollendes Finale. Es läuft so gut, dass der zwischenzeitliche Apfelstrudel an der Jausenstation Saxner geskippt wird. Stattdessen gibt es, zurück in Meran, einen Joghurtbecher im Eiscafé Sabine. Laufen kann man aber auch im Tal fantastisch. Entlang der Waalwege, gemauerter Kanäle, die ursprünglich zur Bewässerung der Obstplantagen angelegt worden waren. Eine gute Runde, um am kommenden Morgen die Beine auszuschütteln und nebenbei noch in der jungen Handwerksbäckerei Forno die Frühstücksbrötchen einzusammeln. Schnell
einen ersten Espresso im Stehen. Vor gut einem Jahr war ich schon mal in Meran, woraus eine wunderbare Freundschaft erwachsen ist. Maria Elisabeth Laimer, Stichwort coole Frauen, braut gleich um die Ecke in Lana das alkoholfreie Freedl im elterlichen Pfefferlechner Biergarten, einem angenehm unprätentiösen Ort mit einem ziemlichen Trailcrack in leitender Funktion: Chefkellner Felix Verdorfer wurde für das Team Telecom Südtirol etwa Vierter beim „Rosengarten Schlern Sky“-Marathon. Wir lassen es bei unserem Wiedersehen langsamer angehen. Die Familie von Maria betreibt oberhalb von Schenna noch einen herrlich aus der Zeit gefallenen Berggasthof: das Gasthaus Gsteier auf rund 1400 Metern. Der Großvater, in Schenna zum erfolgreichen Hotelier geworden, hatte im Alter Sehnsucht nach den urigen Bergbauernsommern seiner Kindheit. Es gibt die unausgesprochene Übereinkunft: Im Gsteier soll das meiste so bleiben,
72 2/25
wie es einmal war. Die Küche: regional, saisonal, einfach und gut. Vieles kommt aus dem eigenen Garten, das Gasthaus hat noch immer eine eigene Landwirtschaft. Sauna mit Talblick Ich bleibe nicht, sondern folge den schmaler werdenden Wegen hinauf zum Großen Ifinger. Hingewiesen sei auf die Möglichkeit, den exponierten, aber nie sonderlich schweren Klettersteig Heini Holzer unterhalb des Kleinen Ifinger in diese Route einzubauen. Ohne die nötige Sicherheitsausrüstung (Helm, Seil, Gurt) bleibe ich derweil auf den Trails. Weil ich es heute durchaus ernst meine mit dieser Sache namens Trailrunning, gibt es in der Kuhleitenhütte nur Zitronenlimonade und Rindfleischsuppe. Bei der anschließenden Downhillrennerei über die Oswaldscharte und die Streitweideralm soll nichts schwer im Magen liegen. In der Tür der Hütte wird noch schnell ein Hund gekrault. Dass ich
INFOS MERAN Hotel Hohenwart Selten, dass sich ein Vier-SterneSuperior-Hotel eine solche Herzlichkeit bewahrt hat. Am oberen Ortsrand von Schenna schauen wir aus dem Infinitypool auf das gegenüberliegende Schloss Tirol und resümieren die Saunagänge und das Kuchenbuffet, das die Grande Dame des Hauses, die fast neunzigjährige Seniorchefin (und Oma von Maria Laimer), noch immer persönlich serviert. Für diese drei oder vier komplett sorglosen Tage im Jahr die perfekte Adresse. www.hohenwart.com Garni Hosler Martin Weger, der Feuerwehrmann aus dieser Reportage, hat eine alte Pension samt Obstlandwirtschaft in ein verdammt cooles Garni verwandelt, das den Individualismus eines Urlaubs in der Ferienwohnung mit Annehmlichkeiten wie einem radikal regionalen Frühstück verbindet. Schaut euch die Homepage an, sie ist so gut wie das Garni selbst. www.hosler.it
Maria Elisabeth Laimer, Stichwort coole Frauen, braut gleich um die Ecke in Lana das alkoholfreie Freedl im elterlichen Pfefferlechner Biergarten Herrchen und Frauchen am Abend beim Dinner im Gsteier wiedertreffen werde, das ist eine dieser schönen Geschichten, die sich ergeben, wenn man aufmerksam durch die Weltgeschichte reist. Auch der Feuerwehrmann, in dessen Übung ich zurück im Tal hineinrenne, entpuppt sich als Jugendfreund von Maria und als ein ziemlich kurzweiliger Mensch. Zurück in Schenna, in der Talblicksauna auf dem Dach des Hotels Hohenwart, dort das Vinschgau, da der Blick über die Weinberge bis fast nach Bozen, bleibt es, diese herrliche Landschaft zu resümieren. Palmen im Tal und traumhafte Trails wie der Vellauer Höhenweg in der Höhe. Vor allem aber sind es die Menschen, die diese Reise so besonders gemacht haben, ihre Gastfreundschaft und ihr Gespür für das Schöne und Gute. Was sie alle eint: Sie machen das nicht nur für die Gäste, nicht nur fürs Geschäft. Der Stolz und die Lust stecken an, wie sie allesamt die Aufbruchsstimmung ihrer Region feiern. Das Neue, das sich immer wieder auch des Alten bedient. Weshalb es uns für eine letzte Nacht noch einmal nach Lana zieht, ins Gasthaus Reichhalter der ortsansässigen Hoteliersfamilie Dissertori. Aus einer bis ins Jahr 1477 zurückreichenden Herberge haben sie ein so zurückhaltendes wie stilsicheres Eat & Sleep gemacht, hübsch, aber mit Haltung. Und wieder werden es einige Einheimische sein, mit denen wir den Abend auf der mit wildem Wein berankten Terrasse teilen.
73 1/25
PORTRÄT Verna NezBegay Text: Tom Stetter
Ich sag dir wer du bist
Verna NezBegay hat eine Laufbewegung ins Rollen gebracht, eine Laufbewegung indigener Frauen. Sie führt vor Augen, dass es auf den Trails längst nicht so egalitär und divers zugeht, wie es uns unsere privilegierte Perspektive Glauben lassen will.
74 2/25
Erzähl mir eine Geschichte und ich sag dir, wer du bist Es wundert nicht, welch großen Stellenwert die Vergangenheit für die Ureinwohner Amerikas hat. Sind indigene Völker doch ein unverrückbarer Teil amerikanischer Geschichte. Zugleich sind sie aber auch ein tiefdunkler Fleck auf den hellen Westen all der weißen Männer. Fremdenhass und Ausgrenzung gehören bis heute untrennbar in die Historie und die Gegenwart Nordamerikas. Bis heute werden Menschen aufgrund von Herkunft, von Glaube und ihrer persönlichen wie kollektiven Geschichte ausgegrenzt und stigmatisiert. Bei all diesen widrigen Umständen aber ist da eine Frau, die sich diesen vergifteten Beziehungen nicht unterwerfen wird. Verna NezBegay will die Verantwortung übernehmen. Verantwortung für eine tausend Jahre alte Geschichte. Verna NezBegay läuft für Gleichberechtigung und gegen das Vergessen ihrer Vorfahren: „In der NavajoKultur glauben die Menschen, dass sie morgens nach dem Aufwachen gen Osten laufen, um den Sonnenaufgang zu begrüßen und all ihre Gebete an den Schöpfer zu richten. Laufen ist für die Navajos ein Gebet.
75 2/25
PORTRÄT Verna NezBegay
Laufen gilt als Medizin mit heilenden Kräften.“ Also ja! Es geht ums Laufen! Und doch geht es um so viel mehr.
„LAUFEN IST FÜR DIE NAVAJOS EIN GEBET. LAUFEN GILT ALS MEDIZIN MIT HEILENDEN KRÄFTEN.“
76 2/25
Ultrarunning als Erinnerungsarbeit Verna ist eine Frau, die läuft. Sie ist eine echte Navajo. In New Mexiko aufgewachsen, verschlug es sie mit ihrem Mann und den vier Kindern nach Minnesota. Aus Sicht eines Trailrunners nicht die schlechteste Entscheidung, wenn man bedenkt, dass der „North Star State“ ein mit mehr als 10 000 Seen überzogenes Outdoor-Eldorado ist. Ihre ersten Schritte in Laufschuhen machte Verna jedoch nicht auf Trails. Sie begann 2009 mit dem Laufen, um etwas für ihre Fitness zu tun. Sie lief auf der Straße und trainierte sich bis zur Marathondistanz. Uns allen nicht fremd ist das Gefühl, immer mehr zu wollen. So packte es auch Verna. Die junge Frau fing an, Gefallen an Ultradistanzen zu finden. Sie lief 50, 80, ja sogar 100 Kilometer beim berüchtigten Javelina Jundred. Schlussendlich versuchte sie sich an ihrem ersten Hundertmeiler, den sie mit gesundheitlichen Problemen nach 94 Meilen abbrechen musste. Bitter! Aber kein Grund zum Aufgeben. Vor allem wenn man um sich herum Menschen hat, die einem Kraft geben. Ihr Trainer Daniel Böcker gehört zu diesen. Der deutsche Trailläufer und Initiator des Trailrunning Squad unterstützt Verna NezBegay seit 2018. Durch Zufall lernten sich die beiden auf Instagram kennen. Bis heut plant Daniel ihr Training und trotz Zeitverschiebung sind sie in ständiger Kommunikation. „Sei stolz auf dich!“ Das sagte er Verna, nachdem sie ihr erstes 100-MeilenRennen so kurz vor dem Finish hatte abbrechen müssen. Es entstand eine tiefe Verbundenheit. Dieses Band ist insofern besonders, weil Verna NezBegay Weißen gegenüber bis heute sehr misstrauisch ist. Es ist zu viel passiert. Es gab zu viele schlechte Erfahrungen. Umso schöner, dass das Schicksal – oder war es der Zufall? – diese beiden Menschen zusammengeführt hat. Beide arbeiten gemeinsam an ihrem ganz besonderen 100-Meilen-Comeback. Im August startet Verna die Redwoods 100 Mile Chal-
lenge in Kalifornien. Die Trails sind für alle da Sicher hilft dabei auch ihre umtriebige Sturheit, niemals aufgeben zu wollen. Die Redwoods 100 Mile Challenge treibt sie jedoch auch aus völlig uneitlen Gründen voran: Sie läuft für Menschen, die nicht vergessen werden dürfen. Sie läuft für ihre Geschichte, die Geschichte der indigenen Bevölkerung Nordamerikas. Sie läuft für Native Women. 2018 gründete Verna NezBegay den gleichnamigen Verein. Native Women Run ist eine Gruppe indigener Läuferinnen. Sie sind da und sie zeigen, dass es sie gibt. Sie laufen dafür, dass es sie immer geben wird. Ihrem Instagram-Kanal folgen inzwischen 33 000 Menschen. Nur zum Verständnis: Die Native Women sind Athletinnen, die den Laufsport sehr ernst nehmen, ihn aber auch als Sprachrohr verstehen. Native Women Run, kurz NWR, ist die Community für Menschen, die bisher nicht gesehen worden sind. Auch und schon gar nicht in einer sich gerne divers, achtsam und weltoffen gebenden Trail-Community. Folglich steckt hinter jedem ihrer sportlichen Erfolge auch eine Botschaft. „Native Women Run wurde gegründet, um die Geschichten insbesondere indigener Frauen zu erzählen“, sagt Verna NezBega. „Das Geschichtenerzählen ist ein zentraler Bestandteil dessen, wer wir sind.“ Also wächst diese wundervolle Community und bietet all jenen einen leichteren Zugang in den Laufsport, die
„NATIVE WOMAN RUN WILL DIE GESCHICHTEN INDIGENER FRAUEN ERZÄHLEN, DENN DAS GESCHICHTENERZÄHLEN IST IN ZENTRALER BESTANDTEIL UNSERER IDENTITÄT.“
77 2/25 1/25
nicht wissen, wie sie sonst Anschluss finden sollten. Zudem schenken die Frauen it ihren Läufen ihren Ahnen wieder ein Gesicht. Sie malen bunt, was dunkelgrau zu sein scheint. Ist es nicht paradox, in einer so aufgeklärten Welt zu leben, die sehenden Auges an ihren eigenen verbohrten Unzulänglichkeiten zu scheitern droht? Das TRAIL Magazin ist vielleicht kein politisches Medium. Dennoch ist es uns eine Pflicht und eine Lust, Geschichten wie jene von Verna NezBegay zu erzählen. Auch weil ihre Geschichte uns mahnt, gerade das zu sehen, was unserem Sport vielleicht noch fehlt, was momentan noch unsichtbar ist: Der Trail ist bunt und für alle da!
MEINUNG Wie wird man ein würdiger, alter Trailrunner?
Nee, mach du das mal. Unser Autor wird diesen Sommer 52 und fühlt sich eigentlich recht jung. Der Jugend anbiedern will er sich ausdrücklich nicht – weit mehr macht er sich zunehmend Gedanken, wie er im Trailrunning-Sport mit Würde und authentisch einwandfrei älter wird. Text: Denis Wischniewski
Just in dem Moment, als ich diesen Text zu schreiben beginne, schalte ich die Musik ein. Leise, um nicht allzu sehr abgelenkt zu sein, und dennoch in solch einer Lautstärke, um genau zu wissen, was da läuft: Phil Collins. Live 1990. Alle jene, die Phil Collins kennen, sollten nun meinen Text aufmerksam lesen, denn sie sind alle – so wie ich auch – „ÄLTER“. Um Phil Collins zu kennen, muss man übrigens überhaupt nichts mit Trailrunning am Hut haben. In aller Regel – und das vereint alle Fans von Phil Collins – muss man ein wenig uncool sein. Phil-Collins-Fans sind heute allesamt etwas älter und das mag auch ein Grund, wenn nicht DER Grund sein, dass die Nerdigkeit überhaupt nicht mehr so auffällt. Die Pickel sind grauem Haar und Gelassenheit gewichen. Eigentlich ist Phil Collins ein furchtbar schlechtes Beispiel dafür, wie man eine Lieblingssache bis ins hohe Alter oder gar bis zum Tode mit Freude und Spaß, das heißt auch mit Würde betreibt, denn Phil saß bei seinen letzten Auftritten in einem Rollstuhl und konnte sein liebstes Instrument, das Schlagzeug, nicht mehr spielen. Ein Trauerspiel. Ein Mann, der noch wollte, aber nicht mehr konnte. Die einen
78 2/25
würden sagen, dass er den perfekten Moment des Rücktritts verpasst hatte, andere hingegen bejubeln solch ein Festhalten auch dann, wenn es mit dem nicht viel zu tun hat, was man bislang gewohnt war. Menschen werden älter. Alle übrigens. Um nun zum Trailrunning zu kommen – ja auch Kilian Jornet wird älter, Hannes, Ida, Kimi. Alle. Bis zu einem bestimmten Alter merkt man es eben nur nicht wirklich. Aber dann, dann kommt so eine Art Scheitelpunkt. Kennt man von der Achterbahn. Und nun frage ich mich: Wie wird man als Trailrunner würdig älter? Was muss ich tun, um weiterzulaufen und dabei nicht unangenehm aufzufallen? Oder tu ich es etwa schon? Also nerven. Manchmal glaube ich, das festzustellen. Die Grundfeststellung Realitycheck. Ich bin 52. Nicht jung, aber auch nicht uralt und doch so fortgeschritten, dass ein kritischer Teil der „Community“, aller, die da Rennen laufen, meine Kinder sein könnte. Ergo – andere Generation. Das Schöne daran – ich bemerke das oft nicht, stehe nach dem Rennen mit einer Gruppe Menschen mit einem Craftbeer zusammen und fühle mich ganz gut integriert. Es gibt aktuell für mich überhaupt keinen Grund, mit dem Laufen aufzuhören oder es zu hinterfragen. Mich treibt nur um, dass es immer mehr die Option gibt, falsch abzubiegen, Dinge zu tun, die nicht mehr zu mir passen, oder irgendwie zu glauben, man könnte mit Jüngeren mithalten. Im Downhill zu Beispiel. Das klappt in dem Tempo, wie es mal war, ganz einfach nicht mehr. Ich hatte das mal mit der Brech-
stange versucht: Bei einem Communityrun stürzte sich die Gruppe in einen 3 Kilometer langen Abstieg, verwurzelt, aber sehr schnell laufbar. Ich reihte mich selbstbewusst vorne ein, wurde überholt, wurde nochmals überholt, gab alles. Und stellte fest, dass ich keine gute Figur mehr abgab. Es sah einfach nicht locker aus, es war verkrampft. Es war gut, geradezu weise, Tempo rauszunehmen und unten im Tal mit einer Souveränität anzukommen. Dieses unbedingte Mithalten, dieses überehrgeizige Rumgehampel habe ich abgelegt. Das heißt übrigens nicht, dass ich mir keine Ziele mehr setze und keine Dinge als Trailrunner erreichen will. Ich finde, es muss eben nur ruhiger ablaufen. Vielleicht ein wenig so wie diese PhilCollins-Musik, die ja auch läuft, aber nicht stört. Eigentlich kann ich keine konkreten Tipps dazu geben, wie man ein würdiger, älterer Trailrunner wird. Ich habe Frauen und Männer in Frankreich bei einem Etappenrennen gesehen, die in unmöglichen Magenta-Neon-Splitshorts und in Radtrikots aus den frühen 1990er-Jahren liefen, denen lange Haare aus den Nasenlöchern wuchsen, und doch waren sie so unterwegs, dass ich damals (weit unter 40) dachte: „So will ich mal laufen, wenn ich 70 bin!“Ich bediene mich jetzt zum Ende des Textes noch einmal der Musik. Würde Graham Nash kein Musikant, sondern Trailrunner sein, dann wäre ich gerne so unterwegs wie er. Ich würde gerne mit dieser Lässigkeit laufen und während der Laufbewegung den smoothen Rhythmus seines Albums „Wild Tales“ verkörpern, nach außen tragen. Vielleicht ist es dann ja doch ganz simpel: Man ist jenseits der 50 einfach keine 25, man ist keine 35. Was man bis dahin nicht getan hat, kann man zwar noch nachholen, aber eigentlich auch nicht. Würde bedeutet für mich künftig, zu wissen, was ich kann, was ich laufen will, einen Fokus auf die Dinge zu haben, die mir wirklich wichtig sind, den Jungen den Vortritt zu lassen und die VP niemals nie auszulassen.
79 2/25
Dieses unbedingte Mithalten, dieses überehrgeizige Rumgehampel, habe ich abgelegt.
Das Schöne daran – ich bemerke das oft nicht, stehe nach dem Rennen mit einer Gruppe Menschen mit einem Craftbeer zusammen und fühle mich ganz gut integriert.
ADVERTORIAL
Hunger auf Veränderung
80 2/25
Im Sport mögen wir es gerne schnell. Beim Essen aber sollten wir uns Zeit lassen. Ein Appell für eine gesunde Mittagspause – aber keine Sorge, es wir lecker und gar nicht kompliziert Text: Clemens Niedenthal Vollkornnudeln, gedünsteter Lachs und eine ordentliche Portion Gemüse: In den Kantinen der Berufsbildungszentren der Handwerkskammer Koblenz essen Auszubildende seit dem vergangenen Frühjahr gratis. Vorausgesetzt, sie entscheiden sich für eines der vollwertigen, oft vegetarischen oder auch veganen Tellergerichte. Der Umsatz der optionalen Imbissstation sei, so Mensa-Leiterin Sabine Florit-Garcia, seitdem um rund 70 Prozent gesunken. Bis dato nämlich hätten gerade die Azubis in der Mittagspause vor allem zu Pommes, Bouletten und Currywurst gegriffen. Nicht, weil die Imbissgerichte vielleicht ein paar Cent günstiger waren. Schnell, heiß und fettig, dieses Geschmacksprofil, weiß die Ernährungsforschung, hat tatsächlich Suchtpotenzial. Und in Zeiten, in denen in nur mehr rund 60 Prozent aller deutschen Haushalte noch regelmäßig gekocht wird, haben Fast Food und Fertigprodukte Konjunktur. „Wir gucken im Fernsehen Kochshows“, sagt der Koch und Ernährungsberater Patrick Wodni, „und lassen uns dazu
vom Bringdienst Burger oder Pizza bequem bis aufs Sofa liefern.“ Patrick Wodni kennt sich aus mit dem guten und auch dem gesunden Essen. Der gelernte Koch war eigentlich in der deutschen Spitzengastronomie zu Hause: „Ich wollte aber etwas machen, das wirklich einen Einfluss auf unser aller Ernährungsgewohnheiten hat.“ Also ging Wodni in die Kantine. Zunächst in einem Berliner Krankenhaus und dann in der Kölner Zentrale einer Drogeriemarktkette hat er die Gemeinschaftsverpflegung komplett umgekrempelt. Fortan wurde regional, handwerklich und vor allem frisch gekocht, wenn möglich in Bioqualität – und das zum selben Budget wie zuvor. Sein Konzept machte Schule. Inzwischen leitet Wodni die vom Berliner Senat geförderte „Kantine Zukunft“ und schult Köch:innen von der kleinen Kita bis zur großen Kantine der Straßenreinigung. Mehr als 70 000 Essen geben die von der „Kantine Zukunft“ geschulten Einrichtungen täglich aus. Wodnis Fazit: „Für eine ge-
sündere, nachhaltigere Ernährung begeistere ich die Menschen nicht in der Theorie. Essen ist nämlich nie eine nur rationale Sache. Wenn es aber schmeckt, und das tut es, sind Veränderungen plötzlich gar nicht so schwer.“ Hauptsache es schmeckt also, nicht nur bei der Currywurst. Genau das ist die gute Nachricht für alle, die jetzt ihre eigenen Essgewohnheiten überdenken. Eine gesunde, nachhaltige Ernährung ist nichts, was vor allem Verzicht und Enthaltsamkeit bedeutet. Nur hat eben nicht jeder und jede von uns das Glück, in der Mittagspause in einer von Patrick Wodni geschulten Kantine zu sitzen. Dabei verbringen wir statistisch betrachtet ein Viertel unserer Zeit am Arbeitsplatz – und nehmen auch die wichtigste Mahlzeit dort ein: das Mittagessen. Die Zwänge der Mittagspause verleiten zur Unvernunft: Wir haben wenig Zeit und nehmen, was leicht und nah zu haben ist. Abgepackte Snacks aus dem Supermarkt, nährstoffarme Mikrowel-
„Für eine gesündere, nachhaltigere Ernährung begeistere ich die Menschen nicht in der Theorie. Essen ist nämlich nie eine nur rationale Sache. Wenn es aber schmeckt, und das tut es, sind Veränderungen plötzlich gar nicht so schwer.“ Patrick Wodni, Koch und Initiator der Kantine Zukunft
81 2/25
ADVERTORIAL
Unser Koch
Peter Fankhauser Peter Fankhauser ist Trailrunner, Spitzenkoch und Gemüsegärtner. Inzwischen vielleicht in einer anderen Reihenfofge. Nach einer Karriere in der österreichischen Spitzengastronomie hat er im Tiroler Zillertal das vegetarische Restaurant Guat’z Essen gegründet. Gekocht wird regional, saisonal und ausschließlich vegetarisch, wobei die Zutaten zu großen Teilen aus dem eigenen Permagarten kommen. Im Januar 2025 wurde Guat’z Essen mit einem Michelin-Stern ausgezeichnet – und einem Grünen Stern als besonders nachhaltiges Restaurant. Auch sein als Snack oder auch Mittagspause gedachten Tiroler Holzknechtkrapfen sind, abgesehen vom optionalen Rinderfond, vegetarisch. Sie enthalten aber genug Proteine und Kohlenhydrate, um auch bei körperlich fordernder Arbeit genügend Energie zu liefern. Aber das verrät der Name Holzknechtkrapfen ja schon.
Tiroler Holzknechtkrapfen (Acht Stück) Für die Palatschinken: 300g Mehl, 6 Eier, 200ml Milch, Salz Für die Füllung: 6 mittelgroße Kartoffeln, 250 Gramm Ziegenkäse, 350 Gramm Speisequark, ein Bund Schnittleich, zwei Zwiebeln Salz, Peffer, 2-3 EL Rinder- oder Gemüsebrühe Zubereitung:
Kartoffeln kochen, durch die Presse drücken. Käse zerbröseln und mit dem Quark unter die Kartoffeln rühren. Die Zwiebeln schälen und in Butter zart anrösten, Zur Käse-Kartoffelmischung hinzugeben. Mit dem gehackten Schnittlauch, Salz und Pfeffer zu einer cremigen Masse verrühren. Mehl, Eier und Milch zu einem Teig verrühren. In ein einer Pfanne etwas Butter erhitzen, etwas Teig hineingeben und dünne Palatschinken backen. Auf die Palatschinken je einen Esslöffel Füllung geben, glatt streichen links und rechts einschlagen, damit die Füllung nicht zerrinnt. Im Backofen bei circa 160 Grad zehn Minuten packen. Die Palatschinken schmecken auch kalt hervorragend, könnten aber genauso in einer Mikrowelle erhitzt werden
82 2/25
lengerichte, die Klassiker der deutschen Imbisskultur. Warum aber eilen wir mittags stets irgendwohin, warum halten wir schnell noch an der Imbissbude, warum soll ein Schokoriegel auf einmal eine ausgewogene Mahlzeit ersetzen? Vor allem, weil wir uns nicht vorbereitet haben. Dabei ist eine ausgewogene und ausgeruhte Mittagspause nicht bloß wichtig, um unsere Energiespeicher aufzufüllen. Essen ist kein rein mechanischer Vorgang. Wenn man es versäumt, in der Mitte des Tages eine Pause zum Entspannen, Aufladen und Auftanken einzulegen, leidet am buchstäblichen Ende des Arbeitstages Einmehr Eventals für nur alle, die für Produktivität. die gesamte Commu-
bei den Infinite „Dernity: Schlüssel für eine Trails starten Profis gesunde Ernährung: und Amateure gemeinsam. Und feiern selbst kochen“, resügemeinsam! miert auch Patrick Wodni. „Das ist eine Reise, die nie aufhört und mit der das Verständnis für unsere Ernährung und unsere Lebensmittel automatisch kommt.“ Kompliziert müsse man es sich dabei gar nicht machen. Kartoffeln mit einem Kräuterquark-Dip, ein Couscous-Salat mit rohem Gemüse, Reis mit Paprika-Geschnetzeltem, hätte man einen Mixer zur Hand, lassen sich auch frische Gemüseaufstriche ohne großen Zeitaufwand selbst herstellen. Ohnehin seien selbst geschmierte Vollkornbrote nicht nur viel günstiger als ein Sandwich aus dem Backshop oder dem Supermarkt, es verzichtet garantiert auch auf Konservierungs- und Zusatzstoffe. An der Zeit also, sich der guten alten Brotdose zu erinnern. Übrigens: Das Publikum der Koblenzer Kantinen in den Berufsbildungszentren schätzt an Vollkornnudeln und saisonalem Gemüse längst nicht mehr nur, dass sie gratis sind. Die Mitarbeiter:innen haben festgestellt, dass die Nachfrage an frisch zubereiteten, veganen und vegetarischen Gerichten auch über das durchaus nachhaltige Lockangebot hinaus gewachsen ist. Wir haben also durchaus Hunger auf Veränderung und Lust auf eine nachhaltigere Ernährung. Erst recht, wenn die dann auch noch überraschend gut schmeckt.
Sieben Hacks für Besseresser Nimm Dir Zeit Wir Menschen mögen Rituale. Im Vorübergehen hastig etwas in den Mund zu stopfen ist kein Ritual. Bewusste Pausen sind wichtig. Pausen, in denen nicht hastig geschlungen und in den über alles mögliche geredet wird, nur nicht über die Arbeit. Nimm Dir Raum Gegessen wird nicht vor dem Bildschirm, auch nicht an der Werkbank und erst recht nicht auf dem Fahrersitz eines Transporters. Schafe dir eine angenehme Atmosphäre für die Mittagspause, wenn es die Temperaturen zulassen gerne an der frischen Luft, Sei vorbereitet Mail Prep – das ist nichts anderes als das gute alte Vorkochen. Suppen, eine Lasagne, Chili con und Chili sin Carne – kocht große Mengen auf einmal – das spart Zeit. Und Du kannst Dich täglich mit selbstgekochtem ausgewogen ernähren. Ehre das Handwerk Je purer ein Lebensmittel, desto mehr seiner hochwertigen Nähr- und Inhaltsstoffe bleiben auch erhalten. Fast Food und Fertiggerichte sind aber meistens hochgradig verarbeitet. Lieber also selbst zu Messer, Schneidebrett und Pfanne greifen. Habe Reserven Der kleine Hunger kommt bestimmt. Wohl dem, der vorbereitet ist. Mit Trockenobst etwa, einer Nussmischung oder Haferkeksen. Viele kleine Mahlzeiten können durchaus Sinn machen, Stichwort Snackification, nur kommt es eben auch die richtigen Snacks an. Wasser ist dein Freund Unser Körper besteht zu rund 60 Prozent aus Wasser. Und es kann gern noch etwas mehr sein. Bis zu drei Liter Flüssigkeit sollten wir täglich trinken, bei körperlich anstrengender Arbeit noch mehr. Zudem kann unser Gehirn Durst auch mit Hunger verwechseln. Sei inkonsequent Nie wieder Currywurst und Schokoriegel? Von wegen. Eine gesunde Ernährung kann nur funktionieren, wenn sie auch eine glückliche Ernährung ist. Ausnahmen sind also erlaubt, vor allem sollten sie umso lustvoller zelebriert werden. 83 2/25
GUTES ESSEN Sportnahrung selber machen
Mal was selber machen Es gibt eine Gemeinsamkeit, die uns Trailrunner alle verbindet. Essen! Also ganz allgemein. Echtes Essen und Sportnahrung. Alles, was wir uns so Leckeres und weniger Leckeres täglich einverleiben. Man möchte meinen, dass wir es mit einem ziemlich ausgelutschten Thema
zu tun haben. Es lutscht sich jedoch nicht aus. Wir essen alle … immer! Ich für meinen Teil esse gern. Vor allem esse ich am liebsten die Sachen, die ich selber zubereite. Nein, nein! Ich würde mich nicht als „guten Koch“ bezeichnen. Ich kann gesunde Lebensmittel so zubereiten,
dass sie schmecken und gesund bleiben. So habe ich mich drangemacht und versucht, das auf Sportnahrung umzulegen. Zum einen ist es immer gut, die Gewissheit zu haben, was wirklich drinnen ist, und zum anderen hast du den Geschmack ganz allein in der Hand.Ich möchte dich an
Apfel-Zimt-Brot Keine Angst … keine Panik! Mir ist bewusst, dass Äpfel gewisse Risiken mit sich bringen. In diesem Fall relativiert sich jedoch die blähende Wirkung des Apfels, weil er komplett durchgebacken und fertig gegart wird. Er dient in erster Linie als natürlicher Zuckerersatz und stellt den Fruktoseanteil im Apfelbrot. Ich empfehle eine süße Sorte wie Braeburn oder Gala, da diese einen höheren Anteil Fruchtzucker hat. Falls dich eine nicht unübliche Haselnussallergie plagt, ersetzt du diese 1 : 1 durch Mandeln. Solltest du kein Gluten vertragen, wählst du statt Dinkelmehl Buchweizenmehl.
Dein Apfel-Zimt-Brot Schritt für Schritt Entkerne 500 g Äpfel, würfle diese in etwa 2–3 cm große Stücke und vermenge sie ungeschält mit 100 g braunem Rohrzucker, 160 g Haselnüssen und 150 g Bio-Apfelsaft. Das Ganze kannst du nun für vier Stunden auf die Seite stellen und ziehen lassen. Der Zucker entzieht den Äpfeln ihren süßen Saft, den du gleich für deinen Teig benötigst. Gib deine Mischung in ein Sieb und lass den süßen Apfelsaft ausreichend in eine große Schüssel abtropfen. Zum Apfelsaft kommen nun 500 g Dinkelvollkornmehl, 12 g Kakaopulver, 3 g Zimt und 20 g Backpulver. Vermenge alles mit der Hand oder in der Küchenmaschine zu einem glatten Teig. Der Teig sollte die Textur von Knete haben. Dann ist er nicht zu fest und nicht zu weich. Gib die Äpfel und Nüsse zum Teig und arbeite sie kräftig ein, sodass sich alles stabil und gleichmäßig miteinander verbindet. Lege nun eine Kuchenform mit Backpapier aus und drücke deinen Teig hinein. Die Form sollte maximal bis knapp über der Hälfte befüllt sein. So backt dein Apfelbrot perfekt durch. Gib das Brot bei 190 Grad Ober-/Unterhitze in deinen Ofen, stelle auf 170 Grad zurück und lass das Brot 50–60 Minuten fertig backen. Das Apfel-Zimt-Brot sollte im Kern über 89 Grad heiß sein, dann ist es durch. Lass dein Brot abkühlen und schneide es in Stücke deiner gewünschten Größe. Ich packe die Scheiben in Klarsichtfolie und friere sie ein. So hast du bei Bedarf Zugriff auf deine individuelle Nahrung. Die Riegel halten sich im Raum etwa vier, im Kühlschrank acht und im Gefrierfach 30–40 Tage.
Beeren-Smoothie Beeren-Smoothie klingt im ersten Moment nach einer überzuckerten Supermarktpampe. So viel kann ich sagen: Dieser Smoothie enthält reichlich Energie, auch in Form von Zuckerarten. Sonst wäre er auch nicht zum Ausdauersport geeignet. Der Beeren-Smoothie schmeckt aber nicht nur ziemlich lecker. Er erfrischt dich auf seine eigene Art. Er eignet sich sogar als gesunder Brotaufstrich zum Frühstück. Wer Probleme mit der Säure von Beerenfrüchten hat, kann die Hälfte der Himbeeren durch Mango oder Pfirsich ersetzen. Für diesen Smoothie eignen sich frische, aber auch tiefgefrorene Früchte. Die Minze sollte jedoch zwingend frisch sein, um auch die volle Frische zu spüren.
Dein Beeren-Smoothie Schritt für Schritt Nimm ein hohes Gefäß oder einen Küchenmixer, um deinen Smoothie schön fein zu pürieren. Gib 250 g Himbeeren, eine mittelgroße reife Banane, 25 g Cashewkerne, den Saft einer Limette, 50 g Ahornsirup und 10 frische Minzblätter in dein Gefäß. Püriere alles fein. Du kannst die Festigkeit mit der Menge der Cashewkerne steuern. Nimmst du 25 g Cashews, kannst du diesen frischen Smoothie auch als Brotaufstrich verwenden. Nimmst du nur 15 g Cashewkerne plus 50–100 ml Wasser, kannst du die Mischung wunderbar in deine Flasks füllen. Für unterwegs bringt dir dieser Smoothie Energie und ein frisches Gefühl.
84 2/25
zwei besonderen Köstlichkeiten teilhaben lassen, die man einfacher nicht herstellen könnte: die eine in Form eines kuchenartigen Riegels für die langen Kanten, die andere zum Wegzuzeln, während du Tempo machst. Beide bieten dir das volle Programm an Energie und Verträglichkeit.
MEINUNG Follower statt Erfolge Trailrunning wird größer. Trailrunning ist vom Nischensport zu einem durchaus medialen Publikumssport geworden, der sich anschickt, vielleicht sogar ganz bald olympisch zu werden. Spätestens dann würde Trailrunning zu den Etablierten gehören, zur Sportbourgeoisie. Genauso wie Viererbob, Hürdenlauf und, ja, der Straßenmarathon. Auf dem Weg dorthin entwickeln sich aktuell nicht nur die Produkte rasant, die Trailschuhe oder GPS-Uhren, nicht nur Rennserien expandieren, auch die Profis sind heute das, was dieser Name bedeutet – sie sind hauptberuflich Trailläufer:innen. Sie leben nicht nur für, sondern auch von ihrem Sport, unterzeichnen Verträge mit Sponsoren. Manchmal über ein Jahr, öfter auch länger. Mal geht es um Geld, mal sogar um sehr viel Geld.Wir haben über einen längeren Zeitraum mit einigen deutschsprachigen Trailprofis und Elite-Trailläufer:innen gesprochen, die uns Einblicke in aktuelle Verträge und deren Inhalte sowie Leistungen gegeben haben.Je nach „Arbeitgeber“, meist Hersteller von spezifischer Sportausrüstung und Laufschuhen, sind die Sponsoring-Verträge sehr unterschiedlich. Einige Unternehmen bieten Verträge, bei denen ein klassisches Prämiensystem hinterlegt ist – für Siege und vordere Platzierungen bekommt man zu einem fix vereinbarten Jahreshonorar zusätzliche Ausschüttungen. Diese Art von Verträgen wird aber seltener. Leider, mag man meinen, denn solch ein System klingt fair, motivierend und nachvollziehbar. In anderen Verträgen ist ein Sieg oder lediglich eine Platzierung im vorderen Drittel beinahe nebensächlich. Weit wichtiger sind die Zahlen der Follower:innen, wie viele Postings pro Jahr abgesetzt werden, welche Reichweite ein oder eine Athlet:in hat – also nicht auf den Ultratrails. Daran wird nahezu alles gemessen. Und daraus ergibt sich für alle Profis, mit denen wir gesprochen haben, und auch für uns eine Frage: Was genau macht einen Profi aus? Trailrunning will und wird, wir hatten es bereits davor erwähnt, olympisch werden. Gern ist die Rede davon, dass der Sport dafür an einem Strang ziehen müsse. Es stimmt, dass es eine kritische Masse an kompetitiven Athlet:innen braucht, die sich gemeinsam dem Wettkampf stellt. Nachvollziehbar wäre, dass
Text: Denis Wischniewski
Bitte lasst sie einfach schnell laufen! Leistung muss sich lohnen. Das soll auch für professionelle Trailrunner gelten, aber die Profi-Verträge verlangen immer öfter ganz andere Leistungen ... Läufer:innen, die vor allem als Markeninfluencer:innen bezahlt werden, ihre Energie eben auch in dieses Kerngeschäft stecken. Reels zu produzieren, ist auch Arbeit, aber eine andere als ein UTMB. Noch einmal: Dass eine Marke wie On in den beeindruckenden Karel Sabbe investiert, der fast ausschließlich individuelle FKT-Projekte macht, ist so gut wie nachvollziehbar. Wenn morgen 15- oder 16-jährigen Trailrunner:innen in den sozialen Medien aber nur
noch seltsam gleichförmige Athlet-Influencer-Hybride begegnen werden, verliert dieser Sport, was ihn überhaupt erst groß gemacht hat: Authentizität. Leistung muss sich also wieder lohnen? Sagen wir es anders: Ohne diesen Fokus auf Leistung lohnt sich der Weg des Trailrunnings hinaus aus der Nische nicht.
EVENT Hong Kong 100
Jedes Jahr in Hong Kong Jedes Jahr im Januar schaue ich mit viel Interesse nach Hong Kong zum Hong Kong 100. Das liegt wohl auch daran, daß ich selbst einmal bei diesem besonderen Rennen, einem der faszinierendsten Ultratrails der Welt, dabei sein durfte. Das Rennen, als ein Teil der World Trail Majors, lockt die besten Chinesinnen und Chinesen an und hat durch die Historie Hong Kongs ein stets internationales Startfeld – weit mehr als die Wettkämpfe auf dem chinesischen Festland. Ein Rennen nur wenige Kilometer außerhalb der 7,5 Millionen Sonderverwaltungszone, einer Megametropole. Vom Trubel der Großstadt merkt man hier schnell nichts mehr, denn fast 3/4 der Gesamtfläche Hong Kongs ist Naturlandschaft und bergiges, sattgrünes Habitat. Die Gegensätze könnten nicht größer sein. Wer hier mitläuft bekommt eine Überdosis von allem und damit endlose Trails eines
1200 Quadratkilometer langen Wandernetzes sowie Kultur, Streetfood, Fashion und Straßenmärkte. Sich auf das Rennen selbst zu konzentrieren ist nicht einfach. Der Jetlag hängt im Nacken, die Eindrücke der Stadt, die Gerüche, die Geräusche, alles beansprucht und zieht die Energie für einen langen und schweren Lauf. So ist es wohl auch dem Südtiroler Daniel Jung ergangen, der in Topform am Start der 100 Kilometer Distanz stand, sich tapfer durch die hügelige Strecke, mit endlose vielen Treppen kämpfte und nach 11 Stunden und 44 Minuten auf Platz 14 landete. Der Sieger Guangfu Meng benötigte lediglich 9 Stunden 43 Minuten und kam mit hoher Luftfeuchte und der charakteristischen Route bestens klar. Aus deutscher Sicht gab es sogar einen Top-10-Platz beim "Half" über 50 Kilometer- Marcel Höche (Terrex) reihte sich auf Position 6 in eine rein asiatische Phalanx.
86 2/25
87 2/25
5. NIGHT OF THE TRAIL
They are
TRAILMODELL DES JAHRES HOKA Speedgoat 6
US-Ultrarunning-Legende Karl Meltzer hat den Speedgoat im Herbst seiner Karriere erfunden und nun ist er weit über die USA hinaus zum beliebtesten Trailschuh avanciert. Wie im Vorjahr, gewinnt das HOKA-Topmodell auch 2024 die Wahl. Unsere Beobachtungen täuschten also nicht – man sieht den Schuh konzentriert bei Events, Lauftreffs und auf fast allen Trails.
BRAND DES JAHRES SALOMON
Es gibt vielfältige Gründe weshalb SALOMON, die Trail-Pioniere aus den französischen Alpen, auch diesmal den begehrten "Trailbrand-Award" gewinnen. Salomon begeistern seit mehr als zwei Jahrzehnten mit innovativen Produkten rund um Berg- und Trailsport, fokussieren mit der S-Lab-Reihe scharf auf ambitionierte Kundschaft und haben zudem die weltbesten Athletinnen und Athleten in ihren Reihen. Gratulation! Mal wieder.
Am 7. Februar feierten wir diese Siegerinnen und Sieger frenetisch bei der 5. Night Of The Trail in München. Für alle, die nicht live dabei sein konnten – das sind unsere Award-Winner ... Über 3000 Leser:innen stimmten ab.
TRAILRUNNER DES JAHRES
Hannes Namberger / Dynafit Wiederholungstäter: Hannes Namberger hatte sich bei seinem Awardsieg im Januar 2024 gewünscht, dass jetzt mal ein Anderer gewinnen sollte. Ein Junger, ein Nachwuchsathlet. Es ist noch nicht soweit, aber ETC-Sieger Lukas Ehrle reiht sich zumindest schon hinter ihm ein. Hannes ist also auch diesmal unser Trailrunner des Jahres. Sein Sieg beim Lavaredo Ultratrail und Platz 4 beim UTMB in Chamonix mögen die Hauotgründe dafür sein. Fun Fact: Mehr als jede zweite Stimme ging an ihn!
88 1/25
PRODUKT DES JAHRES
SALOMON / Adv Skin 12 set Salomon etablierten als erster Hersteller den Laufrucksack als "Racevest", also als sehr leichtes, minimalistisches Oberteil, das sich beim laufen, der Bewegung annimmt und nicht dagegen wirkt. Das beliebteste Produkt, nach Trailschuhen, ist also das ADV SKIN 12 SET, das intuitive Zugriffe erlaubt und eine komplette Ausrüstung tragen kann.
TRAILRUNNERIN DES JAHRES Rosanna Buchauer / Dynafit
Die junge Frau aus Ruhpolding ist ein wahre Musterathletin und hat die Balance zwischen Wettkampf, Training und dem Rest des Lebens längst gefunden. Deshalb ging die Saison 2024 auch so perfekt für die 34-Jährige auf. Sie eroberte beim CCC das Podium und sorgte beim Snowman, einem Etappenlauf im Königreich Bhutan, mit ihrem Sieg für internationales Aufsehen. Rosanna lebt Trailrunning wie wir es von echten Champions sehen wollen – mit Spaß, viel Horizont und Professionalität.
the Champions TRAIL-INSPIRATION DES JAHRES
KILIAN JORNET / 82 Peaks der Alpen
Der beste Trailrunner der Welt, der Gewinner aller wichtigen Rennen, sucht sich seine eigenen Herausforderungen und hat sie auch 2024 gefunden. Im August schaffte Jornet etwas Unvorstellbares und begeisterte Alpinisten und Ausdauersport-Freunde gleichermassen: 82 Gipfel über 4000 Meter Höhe in nur 19 Tage. Anstatt mit dem Auto, radelte er von Tal zu Tal, von Berg zu Berg.
89 2/25
INTERVIEW Robert Pollhammer Foto: Marky Kelly
Der Mann, der aus der
Kälte kam
Robert Pollhammer weiss ganz genau was er da so alles veranstaltet, denn seine Strecken, egal ob bitterkalt oder schweineheiß, läuft er selbst ab.
90 2/25
Robert Pollhammer veranstaltet Trailrennen. Den Yukon Ultra etwa, in einer der kältesten Regionen der Welt. In diesem Jahr kommen zwei neue Etappenläufe hinzu: ein Dschungellauf in Brasilien und ein Lauf in, tatsächlich, Bhutan. Über einen, der gerne die weiten Wege geht. Robert Pollhammer ist ein Urgestein der deutschen Trailrunningszene. Sein Sportfachgeschäft Racelite in Garmisch war eine Trailrunningboutique zu Zeiten, in denen manch große Marke noch nicht einmal wusste, wie man Trail schreibt. Racelite gibt es noch immer, also als Onlinehandel. Vor allem aber ist der 50-Jährige gemeinsam mit seiner aus Brasilien stammenden Frau in der Weltgeschichte unterwegs, um anderen das Umherlaufen in der Weltgeschichte zu ermöglichen. Der Yukon Ultra ganz im Norden des nordamerikanischen Kontinents ist das bekannteste von ihm organisierte Rennen. Der Herausgeber dieses Magazins hat daran 2011 teilgenommen – und weiß nicht, ob er sich das heute noch einmal trauen würde. Jetzt hat Pollhammer zwei neue Ideen: die Wiederauflage eines Etappenlaufs durch den brasilianischen Dschungel und ein Rennen im sagenumwobenen Königreich Bhutan, dem Land mit dem Bruttonationalglück.
Robert, du sitzt jetzt hier neben uns und ziehst zwei spektakuläre Geschichten aus der Tasche: die Neuauflage deines Etappenlaufs im brasilianischen Dschungel und vor allem ein Rennen in Bhutan. Wäre es nach all der Zeit, die du nun auch schon in diesem Business bist, nicht einfacher, einen soliden Alpenultra auf die Beine zu stellen? Was ich mache, mache ich nicht wegen des Geldes. Ein großes Event mit Tausenden von Leuten, das war für mich nie relevant. Klar, unsere Veranstaltungen müssen sich auch irgendwie rechnen, ich kann aber sagen, dass nach all den Jahren noch immer die persönliche Freude und Leidenschaft im Vordergrund stehen. Leidenschaft behaupten in unserem Sport viele … Und ich will das auch niemandem absprechen. Nur braucht es für den UTMB eine andere Leidenschaft. Eine Leidenschaft im Kontakt mit den TopAthlet:innen etwa. Ich spreche im Zusammenhang mit meinen Läufen gerne von der Familie, vom familiären Verhältnis zu wirklich allen Teilnehmer:innen. Würde ich das nicht mehr spüren, gebe es diese Veranstaltungen nicht mehr. Ein Etappenlauf im Königreich Bhutan klingt schon auch nach großen Strukturen. Klar, da muss auch vieles koordiniert werden, die Unterkünfte, die Feuerwehr, Verpflegung. Aber aktuell habe ich da einen einzigen Ansprechpartner, bei uns würde man sagen von einer Marketing
GmbH, der das alles mit mir macht. Wie kommt man überhaupt dazu, in Bhutan ein Rennen zu veranstalten? Zufällig. Es gibt in Bhutan einen großen Trail, einen gut 400 Kilometer langen Weitwanderweg. Ein kanadischer Fotograf, der mich schon mehrmals beim Yukon Ultra begleitet hat, hatte geholfen, diesen Weg touristisch zu entwickeln. Also hat er mich ins Spiel gebracht. Wir ahnen: Es wird kein typischer Etappentrail. Im Königreich Bhutan ist überhaupt erst seit 50 Jahren Tourismus möglich. Bisher hat man eine relativ hohe Tourismussteuer bezahlt, etwa 100 Dollar am Tag, und bekam dafür einen Guide, einen Chauffeur und eine Reiseplanung. Nun zahlt man immer noch 100 Dollar, man ist merklich freier in dem, was man machen kann und darf. Das öffnet neue Möglichkeiten. Um diese Kritik vorwegzunehmen: Günstig kann so eine Veranstaltung nie werden. Auch deshalb geht es mir immer darum, wirklich etwas Besonderes zu schaffen, etwas Einmaliges. Wir werden im Anschluss an den Zehn-Etappen-Lauf im November aber noch ein kürzeres Event machen, um mehr Menschen die Zugänglichkeit zu diesem einmaligen Land zu ermöglichen. Ist das deine Klientel: Läufer:innen, die schon alles gesehen haben? Es sind definitiv andere Typen als etwa beim ZUT. Es geht schon um ein Abenteuer und vielleicht auch darum, die eigene
91 2/25
Komfortzone zu verlassen. Noch wichtiger scheint mir aber der Antrieb, etwas Neues, vielleicht auch Unvorstellbares zu erleben. Wie nah sind sich da Abenteuer und Gefahr? Safety first, das ist meine klare Prämisse. Schon allein, weil ich weiß, dass da Kandidat:innen dabei sind, die am liebsten einfach mit einer Karte in der Hand irgendwo in der Wildnis ausgesetzt werden würden. Ich war auch einer der Ersten, der bei einem Ultra-Trail-Event Tracker benutzt hat, was damals noch richtig teuer war. Wenn es aber nur ein Leben gerettet hat, war es das wert. Wir haben auch beide Läufe, Brasilien und Bhutan, bewusst als Etappenläufe angelegt. Nachts sind da noch einmal ganz andere Tiere unterwegs, da sollte man besser nicht unterwegs sein. Das Königreich Bhutan ist das Land mit dem Bruttonationalglück … … statt des Bruttoinlandsprodukts, genau. Und: Es ist ein buddhistisches Land, das merkt man bei jeder Begegnung. Für mich war es am überraschendsten, wie aus unserer Perspektive normal sich der Alltag in Bhutan in einem Moment anfühlen kann und im nächsten wieder komplett ungreifbar und verwirrend. Und: Das Essen, das Essen ist speziell.
Wer sich genauer über den Trans Bhutan Trail informieren oder vielleicht sogar anmelden möchte: www.bhutan-ultra.com
WISSEN Dämpfungsmaterial Text: Harald Angerer
Kompakt Wenn wir über Trailrunningschuhe sprechen, dann sehr oft über die Dämpfung und damit in der Hauptsache über Schäume, die wir uns aufgrund ihrer Abkürzungen gut merken können. Bis 2013 war in fast allen Laufund Trailschuhen EVA als Mittelsohlenmaterial verbaut. Später kamen die revolutionären TPU und PEBA-Schäume hinzu. Egal wie und wo – eine dieser 3 Materialien ist immer verbaut!
Es tut sich was in den Sohlen unserer Trailschuhe und das ganz offensichtlich: Sie wurden über die Jahre immer dicker und dann kam auch noch Carbon hinzu. Die eigentliche Revolution ist jedoch wesentlich unauffälliger. Sie verbirgt sich hinter kryptischen Namen wie Lightstrike, EnergyFoam oder ZoomX. Die Eigenschaften und das Konzept der Dämpfung von Laufsohlen haben sich komplett verändert. Wir wollen einmal für Durchblick sorgen. Carbonschuhe sind gerade in aller Munde, sie gelten längst nicht mehr nur im Straßenlauf als die ultimative Wunderwaffe. Doch das stimmt so nicht ganz, schon gar nicht auf dem Trail. Ja, Carbon hat einen Effekt, aber noch viel mehr ist es die Dämpfung, die den
Unterschied macht. Und hier ist kein Stein auf dem anderen geblieben. Bis 2013 war EVA (Ethylenvinylacetat) in Sachen Laufschuhdämpfung das Maß aller Dinge. Das Kunststoffgemisch zeichnete sich durch eine gute Balance aus Dämpfung, Haltbarkeit und Gewicht aus. Doch dann kam Adidas und boostete im wahrsten Sinne des Wortes die Laufschuhdämpfung mit der gemeinsam mit dem Chemie-Giganten BASF entwickelten „Boost“-Dämpfung. Sie basierte auf TPU (Thermoplastisches Polyurethan), das eine spezielle Art von TPE (Thermoplastische Elastomere) ist. Nike setzte 2017 mithilfe der französischen Firma Arkema mit PEBA (Polyetherblockamid), auch als Pebax bekannt, noch eins drauf. Damit hätten wir die nun aktuell verwendeten Schäume beisammen: der Klassiker EVA, der Meilenstein TPU und der revolutionäre PEBASchaum. Einer dieser drei befindet sich in jedem eurer Trailschuhe, in reiner oder abgewandelter Form oder in der
Harte Fakten über weiche Sohlen Der ultimative TRAIL-Magazin-
Dämpfungs-Guide 92 2/25
allem für stabile, ja alpine Trailschuhe bekannte Marke eine Zeitenwende markiert. Zusammengefasst sind TPU beziehungsweise TPE annähernd so dynamisch wie PEBA, aber deutlich langlebiger und für den Trail besser geeignet. Zuletzt der Klassiker: EVA. Diese Dämpfung gibt es seit den 1970erJahren und das inzwischen auch in unterschiedlichen modernisierten Ausführungen. Eine Frischzellenkur hat er etwa durch „überkritisches Gas“ bekommen, meist Stickstoff oder CO2. Überkritisch bedeutet, dass es bei entsprechender Temperatur und Druck gleichzeitig die Eigenschaften von Gas und Flüssigkeit annimmt. Populär ist etwa die DNA-Flash-Dämpfung von Brooks, die mit Stickstoff angereichert wurde. Der positive Effekt: weniger Gewicht und eine gesteigerte Energierückgabe. Auf das gleiche Prinzip setzt auch Energy Foam von Salomon. Im neuen Ultra-Wettkampfschuh S/lab Ultra Glide (Test in diesem Heft) werden zudem zwei unterschiedliche Schäume kombiniert, der etwas stabilere Energy Foam (der im „normalen“ Ultra Gilde ausschließlich zum Einsatz kommt) und der aus TPU gefertigte Energy
93 2/25
Foto: Damien Rosso
Kombination dieser Materialien. Doch welcher Schaum wo drinsteckt, ist nicht immer ganz leicht rauszufinden. Die Industrie ist hier leider nicht immer sonderlich transparent, vor allem wenn Mischmaterialien zum Einsatz kommen. Gehen wir ein wenig ins Detail und beginnen bei PEBA. Er fällt unter die Kategorie „Superschaum“ oder „Premiumschaum“ und kommt vor allem bei den Straßen-Racern von Nike, Saucony und Co. zum Einsatz. Das Material hält aber auch Einzug auf dem Trail. PWRRUN PB von Saucony, ZoomX von Nike oder FF Turbo+ von Asics wären hier zu nennen. Verwendet wird es zumeist bei hochpreisigen Performanceschuhen wie dem Saucony Endorphine Edge oder dem Nike ZoomX Ultrafly. PEBA hat zwei besondere Merkmale: zum einen eine wissenschaftlich belegte Energierückgewinnung von 80 bis 95 Prozent (was wirklich WOW ist), zum anderen eine ausgezeichnete, vor Ermüdungserscheinungen schützende Dämpfung. Das bedeutet: 20 Kilometer in einem PEBA-Schuh fühlen sich an wie 15 Kilometer mit einem normalen Alltagsschuh. Aber PEBA hat auch Nachteile. Das Material ist tatsächlich deutlich teurer und – vor allem auf dem Trail entscheidend – weniger haltbar und auch weniger stabil. Kommen wir zu TPE, das auch in den Varianten TPU und TPEE in Laufschuhen zu finden ist und hier vor allem auf dem Trail von den Herstellern sehr gerne genutzt wird. Ein sehr prominentes Beispiel ist der Adidas Terrex Speed Ultra. Bei ihm kommt die Lightstrike-Pro-Dämpfung zum Einsatz. Es besteht aus TPEE (Thermoplastisches Polyester-Elastomer) und das hat auf dem Trail Vorteile. So sind TPEE und TPU im Vergleich zu PEBA viel haltbarer und definierter im Abdruck. Sprich, man hat gerade auf technischen Trails mehr Sicherheit. Die Energierückgabe soll aber trotzdem ähnlich hoch sein wie bei PEBA (noch nicht wissenschaftlich belegt). TPE wird beispielsweise auch von Altra verwendet, dort heißt es Ego Pro. Die US-Amerikaner versetzen den TPESchaum zusätzlich mit überkritischem Gas. Das Gleiche gilt für den neuen La Sportiva Prodigio Pro, der für die vor
Foam+ als eigentliche Dämpfung. Diese Konstruktion reüssiert momentan bei einigen Herstellern: Eine moderne EVA-Variante umhüllt als Stabilität gebendes Gerüst den weicheren TPU- oder TPE-Kern. Es gibt EVA in vielen Kombinationen, damit nutzen die Hersteller die unterschiedlichen Eigenschaften der Schäume. The North Face kombiniert bei seinem neuen Summit Vectiv Pro 3 etwa mit Gas injiziertes EVA (Eigenname Dream Foam) mit einem PEBA-Element. Kommen wir zur Zusammenfassung: Alle modernen Dämpfungs-Schäume haben ihre Vor- und Nachteile. Auch wenn EVA schon seit Jahrzehnten existiert, ist es dank neuer technologischer Entwicklungen vor allem auf dem Trail immer noch eine ausgezeichnete Wahl. TPU und TPE überzeugen mit höherer Energierückgewinnung, können aber auch in Sachen Haltbarkeit und Stabilität überzeugen, das ist wichtig, zumal auf den Trails. PEBA ist das „Überdrüber“-Material, Top-notch sozusagen. Teuer, schneller, elitärer, aber auch nicht lange haltbar. Auch für uns Hobbyathlet:innen spricht nichts gegen einen PEBA-Schuh, nur sollte man ihn wohldosiert verwenden, um möglichst lange etwas von ihm zu haben.
PRAXISTEST SALOMON S-lab Ultra Glide
Gewicht: 298 Gramm (42) Sprengung: 6mm Preis: 250 Euro
Immer das selbe Spiel: Irgendwann tauchen Fotos auf. Auf einem spanischen Blog, und lange bevor Salomon selbst was dazu verrät. Das heizt die Begehrlichkeiten an und so sind auch wir froh, als der neue Schuh endlich bei uns ankommt.
Nein, nicht jeder Trailrunningschuh der berühmten S-Lab-Reihe war in den letzten Jahren so gut, dass er für uns ein uneingeschränkter Kauftipp gewesen wäre. Allzu oft waren diese „Elite-Produkte“ der französischen TrailrunningPioniere so spitz auf eine Zielgruppe zugeschnitten, dass wir mit viel Wenn und Aber argumentierten. Das ist okay. Diesmal schafften es die Damen und Herren des Entwicklungsbüros in Annecy, einen Schuh zu gestalten und umzusetzen, der für einen großen Teil der gesamten Community interessant sein dürfte. Diesen Schuh als „Allrounder“ zu bezeichnen, ist so richtig wie falsch, denn er kann tatsächlich fast alles, jede Distanz, ist stabil am Berg, rollt in der Ebene mit flowiger Dynamik und hat genug „modernen Foam“, um mit Komfort Ultras anzupacken. Kerntechnologien des S-Lab Ultra Glide sind die energyFOAM+ Mittelsohle und die relieveSPHERE-Außensohle. In Kombination ergibt das einen lauffreudigen Trailschuh, der mit 250 Euro zwar hochpreisig ist, aber dabei auch viel leistet und ein Spektrum abdeckt, das bislang fast kein anderer Mitkonkurrent konnte. Gut gefällt uns auch die Optik. Salomon tat sich einige Jahre schwer, sich vom Image des legendären Speedcross zu lösen und neue, unkonventionelle Wege einzuschlagen. Mit dem S-Lab Ultra Glide schwingen auch viel Mut und Selbstbewusstsein zur Tradition der Marke mit. Technisch gesehen kombiniert Salomon zwei weiche und reaktive EVA-Schaum-
Seine Qualität spielt er aber über viele Stunden Aktivität aus, bei Ultratrails, denen er lässig die Härte nimmt.
stoffe, Energy Foam und Energy Foam+, und erschafft damit eine homogene Dämpfung, die Komfort bietet und zur stoischen Laufroutine sogar bei Tempoläufen funktioniert. Fazit: Ein formschöner Trailschuh, der üppig gedämpft und direkt genug ist, um auch schnelle Landschafts- und Gravelruns zu lieben. Seine Qualität spielt er aber über viele Stunden Aktivität aus, bei Ultratrails, denen er lässig die Härte
94 2/25
nimmt. Der eher schmal geschnittene Schuh liegt beeindruckend smart dem Fuß an, führt stabil über Mittelfuß und auch Ferse. Die bewährte Quick-LaceSchnürung sorgt mit nur wenig Ziehen für eine perfekte Beziehung zwischen Fuß und Schuh. Wir sind uns sicher, dass der S-Lab Ultra Glide zu einem der Highlights auf Trails (allen Trails) in 2025 wird.
ODLO
Dual Dry Performance Knit Preis: 299 Euro Wassersäule 20.000 mm
MERRELL
MTL ADAPT MATRYX Gewicht: 288 Gramm (42) Sprengung: 6mm Preis: 180 Euro Wo fischt er denn nun? Der MTL Adapt Matryx schwimmt zumindest im selben Teich wie der Hoka Challenger, Altra Olympus oder Asics Trabuco Max. Damit präsentieren uns Merrell "endlich" einen maximal gedämpften Trailschuh, der sehr, sehr viel richtig macht. Die massive Mittelsohle aus leichtem Foam lässt uns bei beiden Longruns über die Distanz fliegen und auch im echten Gelände, auf wurzeligen Trails, sind wir überrascht von der Stabilität und der nötigen Steifheit. Merrell haben diesen Schuh, anders als manche Mitkonkurrenten, eben nicht zu weich gemacht! Danke. Der MTL Adapt Matryx wird in diesem Sommer ein verlässlicher Begleiter bei fast allen Ultratrails, auch bei alpinen Einsätzen, denn die Vibram-Aussensohle macht ihn bergfest! "Komfort" wird bei Merrell mit diesem Modell so groß geschrieben wie noch nie – er passt einfach vom ersten Meter an perfekt, nichts stört, nichts soll an ihm anders sein. Und wir finden seine Optik durchweg gelungen! Tipp: Unbedingt mal ausprobieren, wenn ihr für Eiger, ZUT, UTMB, Transalpine und co. noch auf der Suche nach dem idealen Trailschuh seid.
ALLTAGS-LEKTÜRE Das bekannte Ultralauf-Ehepaar Sandra Mastropietro und Sebastian Hallmann hat es wieder getan und erneut ein Buch geschrieben. Wieder ein sehr gelungenes, wie wir finden: „Stärker als der Stress“ lautet der Titel und wir konnten schon nach wenigen Seiten im Buch viele praktische und einleuchtende Tipps und Übungen für unseren Alltag herausziehen. Wir Läufer wissen ja, wie es ist bei einem Rennen die Komfortzone zu verlassen, im Buch werden wir dazu ermutigt, in unserem Leben neue Wege zu gehen und unsere Ziele zu verwirklichen. Auch ein positives Mindset spielt dabei eine wichtige Rolle. Das Buch zeigt uns auf, wie wir durch unsere Einstellung eine optimistische Sichtweise fördern und besser mit Stress umgehen können. Wir haben es sehr gerne gelesen und glauben, dass es mehr als nur ein Ratgeber ist, der nach einmal Lesen im angestaubten Bücherregal landet. Wir werden die Tipps definitiv langfristig in Alltag und Wettkampf integrieren. UVP 14,99 bei jedem lokalen Buchhändler bestellbar. Natürlich auch online.
95 2/25
Etwas Gutes hatte der Produktionsstopp der einlagigen Wundermembran Shakedry ja: Plötzlich war das Spiel um eine hypereffektive und dabei leichte du atmungsaktive Regenjacke wieder eröffnet. Und auf einmal tauchen auf dem Spielfeld Hersteller auf, die man im Wettbewerb um eine kompetitive Trailrunningausrüstung zuletzt selten gesehen hatte. Der norwegische Lauf- und Langlaufspezialist Odlo ist einer von ihnen. Und diese etwas kompliziert Dual Dry Performance Knit gennannte Jacke gefällt erst einmal durch ihren weichen Griff und den garantiert knisterfreien Tragekomfort. Die Passform: moderat, was an kälteren Tagen einen funktionalen Lagenlook ermöglich, auch die Bewegungsfreiheit bleibt uneingeschränkt. Zu weit, wie etwa einige us-amerikanische Mitbewerber, fällt die Jacke aber auch nicht aus. Mein persönliches Highlight ist aber die exakt sitzende, mit einem kleinen Schild versehene Kapuze. Dazu gibt es ein Reisverschlusstasche auf Brusthöhe. Und: Die Jacke atmet gut, so gut, dass die zusätzlich eingearbeitete Isolation auf der Brust und an den Oberarmen tatsächlich Sinn macht. Derart komplett aufgestellt empfiehlt sich die Dual Dry Performance Knit für alle möglichen Aktivitäten vom Gravelbiken über Wandertage bis zu verregneten Asphaltrunden. Die Jacke gibt es in verschieden und wie wir finden gelungenen Colourways, von denen einige bereits reduziert erhältlich sind.
PRAXISTEST THE NORTH FACE Summit Vectiv Pro 3.0
UVP: 250€ / Stack Height: 33,5mm / Gewicht: 298g Pau Capell, Ida-Sophie Hegemann und Katie Schide, werden diesen Sommer Rennen laufen und einige davon auch gewinnen – dieser Schuh wird Ihnen dabei helfen. Da sind wir uns sicher.
„Neueste Technologie für den Wettkampf, innovativer Vortrieb.“ Das lesen wir gerne, wenn wir uns im Vorfeld über unsere Testschuhe informieren. So wurde auch der Summit Vectiv Pro 3.0 von The North Face, der natürlich schon lange im Athleten-Team gelaufen wurde, mit Spannung bei uns in der Redaktion erwartet. Und ja, was sollen wir sagen, außer…“Wann ist denn endlich der erste Wettkampf, bei dem wir ihn tragen können?“ Wir wurden wirklich nicht enttäuscht, das Update auf 3.0 ist gelungen, dieser Schuh will immer noch sehr schnell und auch gerne lang und das Einzige, was wahrscheinlich irgendwann müde wird, sind die Beine. Die kleinen Mängel, die wir bei den
Vorgängern vielleicht noch gefunden haben, vor allem in Sachen Passform und Halt im Schuh wurden perfekt überarbeitet. Das Thema Carbon ist bei The North Face sowieso immer noch „en vogue“ und wir finden zu Recht. Um den Schuh voll zu verstehen, muss man sich tatsächlich den Aufbau genauer anschauen. Denn die neue Kombination aus der sogenannten „Dream-Schaumtechnologie“ in Rockershape, der überarbeiteten, einteiligen CarbonfaserFußplatte, einer zusätzlichen 10mm dicken Einlegeschicht darüber und einer zweiten Carbonlage, eigentlich eine Art Spange, haben es in sich. Wir erleben den Vortrieb und die Rückfederung bei jedem Schritt. Die zweite Carbon-
platte ist so geformt, dass alle anderen Teile der Mittelsohle umklammert werden und somit auch die seitliche Stabilität in technischem Gelände verbessert wird. Beim ersten Testlauf stellen wir fest, er ist sehr leicht am Fuß, die optisch doch recht dicke Mittelsohle ist am Fuß überhaupt kein Thema, wir spüren jede Wurzel, jeden großen Stein und vermissen nie das Gefühl zum Boden. Es gibt viel Platz in der Zehenbox und fühlt sich trotzdem nicht schwammig an. Der Schuh ist trotz Plattenkonstruktion sehr komfortabel und wäre auch direkt im Wettkampf einsetzbar, ohne vorher lange eingelaufen zu werden. Mit der hauseigenen SurfaceCTRL-Außensohle haben wir ebenfalls keine Pro-
96 2/25
bleme, was den Halt angeht, es war stets griffig und wurde nie rutschig. Spannend finden wir die Information, dass 20 Prozent der Gummimischung von Kleinbauern stammt, die sich den Prinzipien der Agroforstwirtschaft und der regenerativen Landwirtschaft verpflichtet haben. Das weiße Obermaterial ist gut gearbeitet und robust, was wir bei einem Preis von 250,00 Euro aber natürlich auch erwarten. Fazit: Nicht umsonst nennt The North Face den Schuh „Das Herzstück der Kollektion“, wir finden es klasse, dass der Schuh immer ausgefeilschter wird und trotz massivem Aufbau auf den ersten Blick nie das Gefühl für den Untergrund verliert und im wahrsten Sinne rockt.
ROA X ALTRA
Altra Timp 5 /// 277 Gramm /// 0 mm Drop 195 Euro Spannend. Wenn eine sehr gesetzte, italienische Schuhmarke mit einer innovativen Laufschuhmarke aus den USA kollaboriert werden wir aufmerksam, denn aus solch einer Zusammenarbeit kann schließlich auch unnützes Etwas entstehen. Tat es hier aber nicht. Die gemeinsame Interpretation des ALTRA TIMP 5 im ROA X ALTRA Timp 5 dürfte vorallem Fans beider Brands bis in den Warenkorb begleiten. Die eigenwillige, erdige Farbvariante ist die Handschrift der Italiener, die griffige Vibram-Sohle und Gore-Tex-Ausstattung führt auf Altra zurück. Losgelöst von dieser Collab, bleibt der TMP 5 auch in dieser begehrenswerten Edition, ein grundsolider Zero-Drop-Trailschuh, wasserdicht, stabil am Fuß und zu 100% alpin- und bergfähig. Wer einen soliden Allrounder, mit maximaler Zehenfreiheit und dem Potential bis hin zum Casual-Sneaker sucht, muss diesem Schuh bis an die Kasse folgen.
SMARTWOOL
Active Fleece Fleece Half Zip 159 Euro Gleich beim ersten Hautkontakt wissen wir, dieses Longsleeve hat Potential zum neuen Lieblingsteil zu werden. Der Active Fleece schmiegt sich kuschelig an, die Merinowolle kratzt nicht und sitzt perfekt, mit optimaler, strechiger Bewegungsfreiheit. Für lange Läufe bei kühlen Temperaturen finden wir das Longsleeve wirklich perfekt, als Baselayer unter einer Windjacke oder Regenjacke aber gerne auch direkt als einzige Schicht. Eine Brusttasche mit Reißverschluss lässt viel Platz für Essentials beim Laufen und wir lieben vor allem auch die praktischen Daumenschlaufen and den Handgelenken. Fazit: Eine Investition in wirklich gute Baselayer im Winter lohnt sich in jedem Fall, wir würden das Longsleeve am liebsten erst wieder im Sommer ausziehen. UVP 159,95 € (Wir haben es online auch schon deutlich reduziert gesehen.)
97 2/25
MORALFRAGE Hart am Limit
LÄUFT NICHT BEI IHM
Im Laufklub ist einer dabei, der so ziemlich alles falsch macht, was man nur falsch machen kann. Und nun stellt sich die Frage, wie und wie oft man ihm das auftischt.
Liebe Redaktion, Patrice bringt unsere Laufgruppe gerne an den Rand der Verzweiflung. Er vergisst, zu essen – läuft verlässlich in die Unterzuckerung und alle müssen auf ihn warten. Er läuft sich Blasen wegen der immer wieder falschen Socken – und jammert dann an einer Tour. Mal rennt er im Viererschnitt vorneweg, 500 Meter später reicht es dann nur noch für ein strammes Gehen. Seit vier Jahren erklären ihm alle mit viel Ruhe und Geduld, wie er Fehler vermeiden könnte, aber er macht sie unbeirrt immer wieder und wieder. Wir fragen uns ehrlich so langsam, ob das eine Masche ist Hansi M. aus Kassel
Lieber Hansi, Laufen, so hat es mal einer gesagt, sei ein ziemlich simpler Sport. Man bräuchte nur Schuhe, Shorts und ein Shirt. Trailrunning ist schon lange keine solch simple Sache mehr. Wir inhalieren Trainingspläne, vergraben uns hüfttief in der Ernährungsphysiologie und sind alle wahre Equipmentexpert:innen geworden. Alle? Nein, Patrice sind diese Fragen schnurzpiepegal. Patrice will einfach laufen. Und ich muss zugeben, dass mir diese fast kindliche Begeisterung zunächst einmal grundsympathisch ist. Zugegeben, Patrice sollte auch selbst merken, dass sein Verhalten die Dynamik eurer Gruppe ins Straucheln bringt. Vielleicht merkt er es sogar und macht deshalb umso mehr falsch, weil er allzu sehr damit beschäftigt ist, euren Ansprüchen zu genügen. Wie wäre es, ihm statt mit klugen Ratschlägen mit Empathie zu begegnen? Fragt Patrice, warum er eigentlich gerne läuft und wie ein guter Lauf für ihn aussehen würde. Lauft mal in seinem Tempo und nach seiner Nase, vielleicht verschafft ihm das Sicherheit und ein Gefühl für den Sport. Traut euch aber genauso – etwa bei langen Einheiten –, zu sagen, dass das vielleicht (noch) nichts für ihn ist. Lauffreundschaften müssen so etwas aushalten.
98 2/25
erstmals in deutschland. hole jetzt dein ticket! Deutschland tour
illustration gael le rudulier
BERLIN 24. März DRESDEN 25. März LEIPZIG 26. März HANNOVER 27. März HAMBURG 28. März BREMEN 31. März DORTMUND 1. APRIL DÜSSELDORF 2. APRIL KÖLN 3. APRIL FRANKFURT am Main 4. APRIL NÜRNBERG 7. APRIL STUTTGART 8. APRIL MüNCHEN 9. APRIL INNSBRUCK 10. APRIL ZüRICH 11. APRIL
tour 2025
natu r et r a i l f i l mf e st i va l .d e
Summit VECTIV™ Pro 3 INNOVATIVE PROPULSION MAXIMUM CUSHIONING ENHANCED STABILITY
DUAL-STACKED VECTIV™ CARBON PLATE
SURFACE CTRL™ RUBBER OUTSOLE
TWO LAYERS OF ULTRA-LIGHT DREAM FOAM