TRAIL MAGAZIN NEWS & JOURNAL / MEINUNG / EMELIE FORSBERG / ZUGSPITZ ULTRATRAIL
DAS LAUFMAGAZIN NR.1 FÜR TRAILRUNNING
05
2024
September Oktober
DEUTSCHLAND € 8,40 ÖSTERREICH € 9,20 SCHWEIZ SFR 13,50 LUXEMBURG € 9,70 ITALIEN € 11,30 SPANIEN € 11,30 FRANKREICH € 11,30
WWW.TRAIL-MAGAZIN.DE
DAS NEUE TRAILRUNNING
A-Z
Essay: Freund- e n di schafte lang uf einen La en halt dürfen!
Trainings-Serie
RED-S-Syndrom: Wenn Laufsport und Ernährung zur Gefahr werden
West-Kanada! Wo Laufsport ganz wild ist (Cover)
IST JA DIE HÖHE!
FOTOSTORY: DIE HÖCHSTEN TRAILRENNEN DER WELT TYP
Karel Sabbe ist der King der FKT-Projekte
REISE
Trailtrip durch Frankreich: Alpen, Ozean & Pyrenäen
TEST
Westen, DuffleBags, Trailschuhe und mehr ...
S/LAB PULSAR 3
GET THE EDGE S/LAB-Leistung mit neuem, von Athleten beeinflusstem Grip und Präzision für schnelle Rennen in technischem Gelände.
Athletin: Malen Osa
EDITORIAL Liebe Leserinnen, liebe Leser, liebe Alle,
4 Menschen dieser Ausgabe
dieses Vorwort soll anders sein. Nach 77 gedruckten Ausgaben und zwölf Jahren am Kiosk hat sich der Herausgeber selbst ein paar dringende Fragen stellen müssen ...
Das Zeitschriftenmachen im Eigenverlag ist Selbstausbeutung. Was hat Dich angetrieben, bislang 76 Ausgaben TRAIL herauszubringen?
TRAIL verfolgt weiterhin Print und erscheint auf Papier. Welche Folgen hat und hatte die Digitalisierung für Euch? Auch inhaltlich?
Ich glaube es hatte vor allem zu Beginn etwas damit zu tun, dem bestehenden Etablierten etwas entgegenzustellen. Ich wollte zeigen, dass Laufsport anders sein kann.
Das gedruckte Trail Magazin ist ein "geschlossenes System", aber die Medien ganz allgemein sind in einen Loop geraten. Im Internet ist alles voneinander abhängig und nahezu alle Inhalte sind dort durch kommerzielles Interesse infiltriert. Die Industrie jagt Klicks und Likes, ist in einer endlosen Feedbackschleife gefangen.
Also keine Massenware? Stimmt. Hitparadenmusik war nie mein Ding. Ich kam aus der Nische. Ich gründete TRAIL nicht wegen Meinungsmache, aber durchaus, weil ich Massengeschmack für weitgehend sinnbefreit halte.
Du hast ein Problem mit konsumorientiertem Laufsport? Nein, aber ich finde es spannend, wenn man neue Geschichten erzählt und nicht immer dasselbe abfeiert. Viele Menschen erzählen mir heute, dass TRAIL für sie der Einstieg in den Sport und die Einführung ins Trailrunning war. Das finde ich toll und beachtlich.
Ist TRAIL überhaupt Journalismus? Natürlich ist es das! Ich fühle mich dennoch mit dem Begriff "Fanzine" wohler als mit dem Begriff "Magazin".
Und TRAIL braucht keine Likes? Doch, aber sie sind kein Beleg für Qualität. Es wird zum Problem, dass Dinge, die nicht für große Märkte produziert sind, keine breite Zustimmung mehr bekommen und im Netz nicht honoriert werden. Der breiten Zielgruppe wird Einheitsbrei und Wiederholung als Standard vorgesetzt. Eine Zeitschrift wie TRAIL wird eine gute Zukunft haben und funktioniert weiter sehr gut quasi alternativlos zu Web-Angeboten, weil das Heft sein eigenes "komplettes" Produkt ist. Wir werden die 100 Ausgaben voll machen und dann sehen, wie es weitergeht. Ich freue mich, wenn wir weiter Leute mit unserem Konzept abholen dürfen.
TRAIL-Herausgeber Denis Wischniewski Er macht sich täglich, nein stündlich, Gedanken zu dieser Zeitschrift. Dass es dieses Heft in der nunmehr 77. Ausagbe auf Papier gedruckt gibt, hat etwas mit der Beharrlichkeit der Redaktion zu tun und auch damit, dass es erstaunlich viele Leserinnen und Leser gibt, die solch ein Produkt in der Hand halten wollen. Wischniewski freut sich übrigens ganz besonders, dass Menschen unter 25 das Magazin TRAIL für sich entdecken und es als einzige gedruckte Lektüre im Haushalt führen.
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Emelie Forsberg
Sie siegte bei Skyrunning-Weltcups und großen Ultratrails, war und ist noch immer eine Ausnahmeathletin in unserem Sport. Zum Interview traf unsere Redakteurin Marie die Schwedin auf einer Berghütte am Tegernsee. Seite 50
Philipp Ausserhofer
hat den Apotheker-Mantel vorrübergehend an den Nagel gehängt. Dort bleibt er so lange hängen, bis der Mann aus dem Ahrntal kein Profi-Trailrunner mehr ist. Kann also noch dauern. Das Interview ab Seite 26
Karel Sabbe
Der Zahnarzt aus Belgien ist DER Mann der FKT-Abenteuer und ganz langen Trails ohne Startnummer. Das Porträt über einen, der Laufsport in eigene Definitionen packt ab Seite 42
Lukas Ehrle
läuft von Sieg zu Sieg und ist ohne jeden Zweifel das größte Talent im deutschen Laufsport, wenn es ins Gelände geht. Seine Sieg bei EM und dem X-Trail in Davos reichen uns als Beweis. Seite 21
Latest News dieser Ausgabe! Im August erscheint wieder unsere Sonderausgabe THE PASSION. Das Heft bekommen alle mit einem CLUB-Abo. Ein Abschluss oder Upgrade lohnt sich also.
INHALT
STANDARDS EDITORIAL 3 INHALT 4 NEWS 14 ESSAY 22,24 PRODUKTE 39 IMPRESSUM 89 MORALFRAGE 98
16 Jahre Trail 2008 - 2024
6 FOTOSTORY
Sehr hohe, aber nicht nur die höchsten Rennen. Bei diesen Wettkämpfen erlebt man Laufsport oberhalb der Baumgrenze und in einzigartigen Landschaften.
1644 REISE
Die große Sommer-Trailtour führte uns durch Frankreich, ins Areche Beaufort, an die Atlantikküste, um schließlich in den Pyrenäen beim Valdaran UTMB ein Highlight zu feiern.
46 62 A,B,C, ...
Trailrunning von A bis Z. Wir haben jeden Buchstaben mit einem Begriff unseres Sports hinterlegt.
HOKA SPEED GOAT6
14 JOURNAL
Produkte, die man will, in Pastell, Denis Kolumne, Pro & Contra "Oben ohne", Trail Rookie Team, Craft Elite Team, Lukas Ehrle, KAT100 by UTMB, Musik auf dem Trail, ...
Praxistest 50 INTERVIEW 26 INTERVIEW
Trail-Redakteurin Marie Meixner-Brunnhuber traf Emelie Forsberg zum Gespräch auf einer bayerischen Berghütte.
Der Südtiroler Philipp Ausserhofer hat seit 2023 seinen Beruf als Apotheker eingestellt, um sich voll und ganz dem Trailrunning zu widmen. Er wird mit Erfolgen belohnt.
West-Kanada: Elise Poncet reist als Profi von Skyrace zu Skyrace und berichtet für uns nicht nur von den Wettkämpfen, sondern auch von all den Regionen und den Menschen dort.
70 REPORT
Der Salomon Zugspitz Ultratrail ist das größte und wichtigste Trailrennen in Deutschland. Wir waren in doppelter Besetzung auf der langen Strecken dabei.
56 REISE 30 REPORT
AB JETZT ALS CLIP WWW.YOUTUBE.COM/ @TRAILMAGAZIN2021
Im Ort Splügen überqueren die Menschen seit Jahrtausenden die Alpen und unser Autor Clemens Niedenthal hat sich dort dem alpinen Trailrunning angenähert. Wie ist es eigentlich? 61 The North Face 76 Praxistest 94 Moral 98
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78 TRAINING
Wenn Laufen und Ernährung zum Problem wird: Wir erklären das REDS-S Syndrom anhand eines Beispiel-Falles und zeigen Lösungen auf.
84 EVENTS
Die Zusammenfassung der wichtigen Events des Sommers 2024: GGUT, Speedgoat Mountainrace, Western States 100, Hardrock Endurance Race, Davos-X-Trails, ...
what a belt
www.thywear.com
FOTOSTORY Höhe
Text: Denis Wischniewski Foto: Davide Carlie
DAS IST DIE HÖHE! Würden wir hier ausschließlich die absolut höchsten Trail-Events vorstellen, wären es nicht unbedingt die Schönsten. Weit hinauf geht es in unserer Auflistung trotzdem.
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Sagen wir extrem. Mit den Händen am Fels hat man beim Matterhorn Ultraks eigentlich nicht viel zu tun ... ... aber beim sogenannten "Extreme" Rennen über 25 Kilometer und 2.800 Höhenmeter sieht es anders aus als bei den übrigen Strecken. Das in aller Regel sehr früh ausgebuchte Rennen will bei der Anmeldung genau wissen, wie es um die alpinen Erfahrungen ausieht - aus gutem Grund, denn die Route wird weit oben felsig, ausgesetzt und auf über 3.300 Meter Höhe auch kurzatmiger. Für alle, die ein technisch anspruchsvolles, landschaftlich einzigartiges Skyrace erleben wollen, ist ein Start zu empfehlen.
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FOTOSTORY Höhe
7.134 Der Pik Lenin ist der höchste Gipfel der Transalai Kette in Kirgistan und bildet zudem das Ziel des schwersten Skyraces der Welt. Kein anderer Lauf der Welt baut seinen Zielbanner so hoch auf, wie das PIK LENIN Skyrace in Kirgistan. Start des Rennens ist auf 4.400 Meter Höhe im ABC Basecamp. Von dort geht es zuächst über ein Geröllfeld bis zum Eingang des von Spalten zerklüfteten Gletschers, der knapp 2.700 Höhenmeter nach oben führt. Dass dieses extreme Abenteuer kein Lauf-Wettbewerb im Sinne einer Trailrunning-Veranstaltung wäre, ist klar. Auch wollen wir als Redaktion unbedingt Abstand von einer Empfehlung nehmen. Das alles ist ein Ding für erfahrene Alpinisten, Höhenbergsteiger und Leute, die sich schrittweise an solche Rennen heranarbeiten. Eine gute Alternative wäre der Skymarathon, der etwas weiter unten verläuft.
Trofeo Kima Das kaum laufbare Rennen! Die Trofeo Kima mit einer Distanz von 52 Kilometern und 4.200 Höhenmetern gilt als weltweit schwerstes Trailrennen, wenn es um den technischen Anspruch geht. Dabei überqueren die Läuferinnen und Läufer, die allesamt viel alpine Erfahrung haben, auf 2.950 Metern den Passo del Cammeraccio und viele weitere Gipfel und Höhen. Neben Kilian Jornet haben sich große Namen in die Siegerlisten eingetragen.
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Cordillera Blanca Skyrace, Peru
VON GÖTTINGEN AN DEN TEGERNSEE, UM SCHLIESSLICH IM ALLGÄU UND AM GRÜNTEN ZU LANDEN.
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FOTOSTORY Höhe
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Afrikas´ Höchster Das Kilimanjaro Peak Race! Was eine wilde Idee - im Oktober 2025 feiert das erste KILIMANJARO PEAK RACE seine Premiere.
Foto: Kelvin Trautman
Dahinter steckt Plan B Events, der Veranstalter von Ikonen wie Transalpine Run und Zugspitz Ultratrail. Dieses einmalige Abenteuer in Tansania führt die Teilnehmer tatsächlich bis hinauf auf den Gipfel und damit auf 5.895 Meter Höhe. Die gesamte Strecke beträgt 68 Kilometer und 4.100 Höhenmeter. Unter www.kilimanjaro-peak-ultra.com könnt ihr Euch registrieren.
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FOTOSTORY Der Grünten
8 Etappen durch Nepal Das legendäre Mustang Trailrace in Nepal ist zwar ein Wettkampf und doch weit mehr ein Abenteuer zum Staunen und Genießen. Die Route führt in Höhen über 5.000 Meter und auf jahrtausendealte Pfade.
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Foto: Ian Corless
Der Monte Rosa SkyMarathon ist nicht nur Europas höchstes Rennen, sondern auch der Geburtsort des Skyrunnings, wo 1992 alles begann. Bei den folgenden Ausgaben, die 2018 wieder eingeführt wurden, nehmen rund 400 Weltklasse-Athleten an der ursprünglichen Strecke bis zum Gipfel des Monte Rosa teil.
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Eventtipp - MOT am 22. September! Das kleine Valle Maira im wunderschönen Piemont lädt zum MOT ein und zeigt sich dabei mit seinen schönsten Strecken, die bis hinauf auf knapp 3.000 Meter Höhe reichen. Plätze gibt es noch genügend. Meldet Euch an und erlebt ein spätes Saisonhighlight. Besser kann man die Saison nicht beenden. https://www.mairaoccitantrail.it/en/
Dass mir die Höhe "zu schaffen" macht, musste ich als Läufer einige Male erfahren. Angenehm war das nie und einmal sogar überraschend. Trailrennen, die über die 2.000 Meter reichen, haben schon ihre Faszination. Oft wird man mit Ausblicken belohnt, die man so gewiss nicht bei jedem Trainingslauf hat. Wer in solchen Höhen Laufsport betreibt, weiß meistens genau, was gefordert ist, denn das Gelände wird schroff, felsig und fordert die Lauftechnik heraus. Es wird kalt. Pro 100 Höhenmeter im Anstieg fällt die Temperatur um 1 Grad. Wer also unten im Tal bei sommerlichen Bedingungen losläuft, kann ganz oben inmitten eines Wintertags ankommen. Kann. Muss nicht. Beim Transalpine Run. Königsetappe. Es geht über einen letzten Sattel, der 2.900 Meter hoch ist. Ich habe keinen Gedanken daran verschwendet, dass mir das Probleme bereiten könnte, doch bei genau 2.400 Meter geht es los. Ich
trinke einen Schluck, aber mein Magen denkt nicht daran, es bei sich zu behalten. Alles drückt und alle Energie verlässt, wie Luftdruck einen Rennradreifen, meinen Körper. Pffff. Mein Teampartner ist überrascht, dachte ich bin ein harter Kerl der Berge. Es ist mir peinlich. Tatsächlich ist mir das noch zweimal passiert. Seit ich in den Alpen lebe und regelmäßig dort trainiere nicht mehr. Ach doch. Einmal. Da bin ich quasi an absolute Grenzen gestoßen. Grenzen, die ich niemals hätte suchen sollen. Auf diesen Seiten stellen wir das Pik Lenin Skyrace vor, das jährlich in Kirgistan stattfindet und den über 7.300 Meter hohen Berg als Ziel definiert. Ein purer Wahnsinn. Da wird aus einer ansonsten mehrwöchigen Expedition ein handelsüblicher Berglauf gemacht. Das funktioniert für ganz wenige Spezialisten, für einheimische Bergführer, aber für mich nicht. Mit nur wenigen Tagen Vorbereitung und der minimalsten Akklimatisierung kam ich an den Vortagen des Wettkampfes bis 5.500 Meter und war
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während des Aufenthalts permanent mit Kopfschmerzen beschäftigt. Kein Schlaf, kaum Freude. Nur einer aus unserer Gruppe nahm letztlich am Rennen teil und kam oben an, alle anderen mussten die bittere Erkentniss annehmen, dass diese Höhen für Trailrunner nicht einfach mal so zugänglich sind. Nun aber, weg vom Zweifel und der Pein. Hohe Berge sind so etwas, wie diese zuckersüße Kirsche auf der Schwarzwälder Torte. Es ist ein tolles Gefühl, bei einem Trailmarathon den höchsten Punkt der Strecke zu erreichen, man klatscht sich mit anderen ab, spricht Wünsche aus und umarmt sich kurz und intensiv. Auch das ist eine endlose Wiederholung: Man ist oben angekommen, ist happy, genießt die Aussicht und vergisst doch just in diesem Moment, dass der Lauf noch lange nicht beendet ist, denn alle Läufe in Höhen sind auch meist ein langer Downhill. Darüber sollten wir aber mal eine ganz eigene Geschichte schreiben.
NEWS&JOURNAL
Fingerübung Die Frage ist nicht, wer Nagellack trägt (nämlich ausnahmslos alle, die möchten). Die Frage ist, welchen Nagellack. Daumen hoch deshalb für die pflanzenbasierten, weitestgehend natürlichen und umweltschonenden Produkte des deutschen Labels Gitti und dessen Pastell-Kollektion.
Im gelben Bereich Für eine kleine Kollektion an Teilen, die augenscheinlich nicht nur zum Laufen getragen werden sollen, hat sich ON mit den gerade ziemlich angesagten Street-Wear-Avantgardisten Post Archive Fraction aus Seoul zusammengetan: ON X PAF. Die Farben? Pastelltöne vor allem.
HALLO PASTELL Pastell statt Grell
Kreide in Pastell
Erinnert Ihr Euch noch an die ganzen grellen, textmarkergelben Laufjacken? Heute sind nicht mal mehr die Textmarker grell, zumindest nicht die wunderschönen Pastell-Marker von Stabilo. Damit könnt Ihr künftig die ganz wichtigen Stellen im Trail Magazin unterstreichen.
In dieser Ausgabe plädieren wir in einer Kolumne für das unbedingte zweite Hobby, neben dem Traillauf, und kommen dabei auf das Malen und Zeichnen zu sprechen. Die perfekten Farben, um schnelle Erfolge zu sehen, sind die Pastell-Kreiden von Schmincke. Klassiker seit Jahrzehnten, die mit jedem Strich faszinieren. Die Auswahl an Farbtönen ist nahezu unendlich.
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TICKER +++ Routinier Gerald Fister gewinnt die 100 Meilen beim KAT100 by UTMB
Zarte Farben, buntes Buch Vor vier Jahren hat der 1983 in Frankfurt geborene Schriftsteller Leif Randt den unterhaltsamen Poproman Allegro Pastell geschrieben. Wie in Popromanen üblich, umkreist Randt dabei Phänomene unserer Alltagskultur. Eine Decathlon-Filiale zum Beispiel. ICE-Abteile. Berliner Tanzflure. Und: Pastelltöne.
Clarks und Tokio In ihrer rund 200-jährigen Geschichte haben die Schuhe von Clarks auch ihre Ursprünge in den Hinterhöfen der japanischen Metropole Tokio. Der ikonische Wildleder-Schuh WALLABEE ist zeitlos, feiert im Club, bei der täglichen Arbeit und kennt keine Grenzen zwischen Kulturen und Generationen. Besonders gut gefällt er uns in hellen, pastelligen oder erdigen Farbtönen.
Winter ist bestellt Salomon stellt sich für den Herbst und Winter auf. Der X Ultra Alpine GTX ist ein robuster und wasserdichter Hiking-Schuh, der mit allem ausgestattet ist, was man bei Winterwanderungen braucht. Das stabile Chassis, die Unterstützung der Knöchel und diverse Protektionen machen ihn zum zuverlässigen Freizeit- und Wanderklassiker.
Ziemlich zufrieden In unserer DIY-Reportage ab Seite 22 sprechen wir auch über die Pariser Boutique Laufmarke SATISFY. Die haben sich von Beginn an den Erd- und Pastelltönen angenommen und grenzten sich damit bewusst von anderen Brands ab, die damals noch in Signalfarben gefangen schienen.
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NEWS&JOURNAL
UNSERE ROOKIES
Das Trail Magazin Salomon Rookie Team hat die erste Hälfte der Saison abgeschlossen – es gab Top-Platzierungen, Rekorde, Erfahrungen und Entscheidungen. Eine Zwischenbericht ...
Anna, Wiebke, Alvaro und Luca heißen unsere Rookies, die 2024 für das Trail Magazin und Salomon bei Wettkämpfen teilnehmen und Trailrunning als Sport entdecken. Nach der ersten Halbzeit-Phase sind wir beeindruckt, wie und wo die "Fantastischen 4" liefen und lieferten. Anna-Sophie Meusburger setzte beim Zugspitz Ultratrail der Saison vorläufig die Krone auf und ist mit Platz 3 der neuen U23-Wertung sehr happy. "Die schnelle Strecke lag mir definitiv viel mehr als beim Auftakt in Bad Reichenhall!" Ihre größte Erfahrung durfte sie jedoch bei der Trail-Europameisterschaft in Annecy machen. Die Nominierung ins Österreichische Nationalteam, das bloße Erlebnis, bei solch einer internationalen Meisterschaft dabei zu sein, war eine Ehre für sie. Anna startete bei gleich zwei Formaten - Uphill und Up & Down. Ihre kommenden Stationen: die GTNSRennen im Pitztal und in Mayrhofen. Alvaro Boyny ist ebenfalls zufrieden
mit dem Verlauf des Jahres. Sein Auftakt beim Chianti Ultratrail by UTMB ging voll auf, danach kam er beim für ihn kurzen und technischen City & Trail an persönliche Grenzen – zu alpin! "Da nehme ich allerdings viel an neuer Erfahrung mit. Ich ging es zu schnell an und muss noch lernen, in solchem Terrain zu laufen!" Inspirierend war für ihn das Teamtreffen mit dem ganzen Salomon-Team. "Spannend, diese Leute mal persönlich und live kennenzulernen!" Nach dem Zugspitz Ultratrail schlug bei Alvaro die Erschöpfung zu. "Ich habe noch nie so viel trainiert, wie in dieser Saison und musste jetzt einfach mal eine Pause einlegen und reduzieren!" Gut erholt wird er dann ebenfalls im Pitztal über die attraktive 45 Kilometer Strecke starten. Er ist gespannt, wie er mit der ungewohnten Höhe zurechtkommt. Wiebke Wermers hat nach ihren Einsätzen beim IATF und in Bad Reichenhall einen tollen Lauf beim Stubai Ultratrail hingelegt "Ich lief dort die 30
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Kilometer und bin sehr happy damit!" Zusammen mit ihrem Coach Arne von 2PeakEndurance passte sie Training und Taktik an. "Ich durfte hintenraus richtig viele Leute überholen, was ein super Gefühl war. Das neue, strukturierte Training hat einen echten Einfluss und bringt mir richtig was!" Momentan sitzt Wiebke viel auf dem Rennrad, wird aber im Pitztal und Mayrhofen, mit den anderen Rookies ihre Topform zeigen. Luca Müll zieht eine ebenfalls positive Zwischenbilanz. "Die Trainingssteuerung durch 2PeakEndurance hat mich sehr viel weitergebracht. Meine Saison ging mit dem IATF 65k super los und ich wurde dort direkt Elfter. Den ZUT GTNS Lauf lief ich aus dem vollen Training heraus und wurde mit Platz 3 der U23-Wertung belohnt. Nach dem krankheitsbedingten Ausfall beim Stubai-Ultratrail nach über 8 Stunden steht bei ihm das Rennen in Mayrhofen auf dem Plan, um die Saison letztlich mit dem Trail in Oberaudorf zu beenden.
TICKER +++ 4,7 Millionen Zuschauer haben 2024 bislang die 4 GTWS Rennen im Livestream verfolgt
PRO & CONTRA
Laufen mit freiem Oberkörper – ist das nun cool oder einfach nur kühlend? Oder am Ende nicht einmal das? Zwei angezogene Meinungen zu dieser nackten Tatsache.
PRO (Clemens) Ich bin noch niemals ohne Shirt gelaufen. Außer die letzten fünf Meter hinein in den See. Und fühle mich gerade deshalb dazu berufen, ein Plädoyer für diese radikal hedonistische Ausdrucksform unseres Sports zu halten. Für das Fest, des unter Schweiß und Tränen gestählten Körpers. Aber halt – genau das will ich natürlich nicht. Im Gegenteil rufe ich gerade jene, die vielleicht meinen, diesem Archetypus des Athletischen und Hyperathletischen zu entsprechen, ganz unbedingt dazu auf, ihre Shirts anzubehalten. Ja, selbst auf dem Anton-Krupicka-Poster, das natürlich nie über meinem Bett hing, trug Tony ein Singlet. Ach was, er trug gleich einen ganzen Kapuzenpulli. Worum es mir also im Eigentlichen geht: Körper sind etwas Tolles. Vor allem sind sie etwas sehr natürliches. Weswegen jeder und jede mit seinem oder ihrem Körper machen sollte, was er oder sie will. Auch und zumal beim Trailrunning. Gerade beim Trailrunning. In einer idealen Welt würden wir also alle oben ohne laufen (unten ohne dann doch lieber nicht). Und würden es eben lassen, wenn uns nicht danach ist. Wie der einzelne Körper dabei ausschaut und wie er sich bewegt, während wir uns bewegen, das wäre in dieser idealen Welt einfach überhaupt kein Thema mehr. Und schon gar nicht auf Instagram.
Machte sich offenbar nie Gedanken um seine Freizügigkeit: Tony Krupicka machte das Oberkörperfreie Laufen Salonfähig und fand viele Nachahmer.
CONTRA (Denis) Ich gebe es zu – ich bin neulich oben ohne gelaufen. Es war unfassbar heiß und luftfeucht. Mein Laufshirt war patschnass, also zog ich es aus. Ich war sehr alleine. Sehr alleine mit mir und meiner "Fast-Nacktheit". Niemand bekam mich so zu sehen und das war mir auch wichtig. Vor einigen Jahren lief ich grundsätzlich öfter an Sommertagen ohne Shirt. Damals war mein Oberkörper muskulöser, sehniger, ansehnlicher und der Bauch weniger. Es schwabbelte nicht so wie es heute schwabbelt. Ich fühlte mich - da bin ich ehrlich - absolut "fein", wenn mich Leute da so rumlaufen sahen. Heute sehe ich das alles anders - Laufen gibt es bei mir im frequentierten Umfeld nur noch bekleidet. Ich will mich niemandem oben ohne zumuten und bin selbst auch ganz froh, wenn mir kein schwitziger Oberkörper entgegen humpelt. Am Strand, am See, in der Sauna mag das alles anders sein, da ist die Sache mit der vielen Haut einfach ein gegenseitiges Abkommen. Ganz schön schlimm finde ich das Mindset, zu glauben, es hätte etwas mit dem Shape oder Alter des Körpers zu tun, ob man es sich "erlauben" könnte, oben ohne zu laufen ... Bullshit. Sorry. Menschen, die ihre Oberkörper laufenderweise auf Instagram zur Schau stellen, empfinde ich zu 99 Prozent als überheblich, eitel und irgendwie auch übergriffig.
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NEWS
Recycelt? Nein, recyclebar!
Dieser Trailschuh ist nicht auf den Kopf gefallen. Und falls doch, wäre es hilfreich, dabei eben jenen Skihelm zu tragen, der perspektivisch aus dem ab September erhältlichen Salomon Index Vision produziert werden wird. Anders gesagt: Der gemeinsam mit François D’Haene entwickelte Index Vision ist der erste partiell recycelbare Trailschuh von Salomon. Die nurmehr aus einem Material gestaltete Mittelsohle kann relativ einfach vom übrigen Schuh getrennt und danach wiederund weiterverarbeitet werden. Verglichen etwa mit dem Sense Ride sei sein ökologischer Fußabdruck um rund 50 Prozent reduziert. Vor allem aber, so Produktmanager Romain Berger: „Können wir versprechen, dass der Index Vision eine vergleichbare Performance wie etwa der Sense Ride liefern wird.“ Salomon hat also erkannt, dass es sehr wohl eine Nachfrage nach wirklich nachhaltigen Produkten gibt – wenn diese denn auch nachhaltig gut performen. Über ein spezielles Rücknahmesystem soll garantiert werden, dass die Schuhe nach hoffentlich mehr als tausend getrailten Kilometern denn auch tatsächlich recycelt werden.
Zeit geworden
Courtney Dauwalter hat den S/Lab Genesis zum Kultschuh der Marke gemacht Nun bekommt sie ihren Lieblingsschuh, in dem sie nahezu alle Siege der letzten Jahre feierte, als Limited Version gewidmet. Tipp: Kaufen und unbenutzt in die Vitrine damit. Wertzuwachspotential.
NEWS&JOURNAL
DENIS’ KOLUMNE
Favoritensiege beim KAT100 Der grosse Star des KAT100 by UTMB, in den Kitzbüheler Alpen, Hayden Hawks aus den USA, ist auch Sieger seiner Distanz geworden! Hawks entschied souverän den TrailMarathon für sich. Doch auch alle anderen Rennen sahen die Favoriten in der Rangliste am Ende ganz vorne - die Endurance-Strecke über 84 km und 4.800 hm gewann Grand Raid Reunion Sieger Daniel Jung und die 100 Meilen gingen an Routinier Gerald Fister. Bei den Damen war es die Spanierin Irene Guembe Ibanez, die als erste nach satten 34 Stunden die Ziellinie in Fieberbrunn überquerte. Ein großer Erfolg war der erste Platz für die bei Bad Reichenhall lebende Sylvia Geißler, die mit dem Sieg beim Endurance Trail nicht gerechnet hatte. In 11 Stunden und 50 Minuten überquerte sie nur 7 Minuten vor Michaela Pilat aus Österreich das Ziel. Alle Resultate und Informationen zum ganzen Event unter: www.kat.utmb.world/de
Liebe Freunde, liebe Freundinnen, liebe Alle, Malen und Trailrunning. So groß ist der Unterschied nicht. Also ich bin so leidenschaftlich ein Trailrunner, wie ich es oft auch nicht bin, denn ich plädiere hiermit offen für "ein zweites Hobby"! Das zweite oder dritte Hobby ist ein wahrer Segen für alle, die intensiv und übereifrig Trailrunning betreiben. Ich will als der Fachmagazin-Mann bei Gott nicht dafür sprechen, dass ihr Trailrunning gegen #Eisbaden #Brieftauben #Biohacking #Vögel beobachten #Modellbau eintauschen solltet, aber es ist sinnvoll, ein Backup zu haben. Was, wenn ihr verletzt seid? Und ich spreche hier nicht davon, dass ihr nur so verletzt seid, dass ihr immer noch wandern könnt. Ein guter Freund, ich nenne ihn hier Daniel, verfing sich mit mir in genau solch einer Diskussion. Ich war der Meinung, er läuft sich da gerade in eine manische Sache hinein. Natürlich, er hat Ziele, er will besser werden, er hat eine unglaubliche Leistungssteigerung in nur zwei Jahren hingelegt...ich verstehe ihn sehr. Nun. Ich sagte zu Daniel "Was wäre denn, wenn du nicht mehr laufen könntest? Was würdest du tun, wenn du verletzte wärst? Plötzlich und auch länger." Da schaute er mich total ungläubig an und nickte lässig hinüber zu seinem Trek Madone SL6, das da auf Hochglanz poliert am Wohnzimmerschrank anlehnte. "Dann fahre ich eben Rennrad! Das geht immer irgendwie!" Nein. Das geht nicht immer. Das mag man glauben, aber dem ist nicht so. Wir alle brauchen ein Hobby oder mehrere, die nichts mit Sport zu tun haben. Ich will ein Botschafter der Kunst sein. Sport und Malen passen perfekt zusammen und funktionieren im Zweifel der Verletzung immer auch alleine gut. Sie bedingen sich nicht. Ich habe vor rund einem Jahr wieder damit begonnen, zu Malen. Dazu musste ich überhaupt keinen Bänderabriss haben, sondern einfach nur eine vorübergehende Unlust, zu Laufen. Ich erkannte nach vielen Jahren des ausschließlichen Laufens, dass es da eine Sache gibt, die mich magisch anspricht, ohne dabei mein Laktat zu beeindrucken. Ich kaufte Leinwände, Pappen, Kreidestifte, unendlich viele Farbtöne an Acrylfarben und tauchte in stundenlange kreative Prozesse ein. Ich vergaß dabei zu trinken und zu essen, ich überpinselte, wenn etwas nicht gefiel und ging Nachts zu Bett, mit dem unfertigen Bild im Kopf. Die Zeit während des Malens hatte Parallelen zu meinem Zustand, wenn ich lange und alleine lief. Alles war leicht, zeitlos und sehr erfüllend. Malen ist, ähnlich wie Trailrunning ein wunderschönes Hobby. Beides ist fair. Beides ist fordernd, um dabei tief im Herzen garkeine Ansprüche an dich zu stellen. Du kannst Laufen wie du magst - langsam, kurz, ganz lange. Du kannst malen, wie du fühlst - unbunt, in wenigen Strichen auf einem Stück Pappe oder über Tage und Wochen auf riesiger Leinwand, mit vielen Farben und diversen Techniken. Nun, werden viele sagen, was schreibt der Schniewesky da wieder. Ich kann überhaupt nicht malen oder zeichnen, ich hatte eine 4- in Kunst und eine glatte 1 in Mathematik. Dann setzt dich hin und löse Formeln. Gib dem Malen eine Chance. Es geht nicht darum, realistisch perfekt zu malen, es geht nicht darum, etwas zu erreichen und wenn überhaupt, dann darum, dass du mit dem Ergebnis glücklich bist. Alle können malen. So wie wir fast alle irgendwie auch laufen können und dort meist fantastische Fortschritte machen.
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TICKER +++ Elhousine Elazzaoui (MAR) und Rosa Lara Feliu (ESP) führen die GTWS Rangliste an
GET TOGETHER AM PENDLING In diesem Jahr stellt Craft Sport Germany ihr deutsches Elite Team vor. Wo könnte man solch einen besonderen Anlass schöner feiern, als in Oberaudorf? Die Homebase von Craft Deutschland bietet die perfekten Bedingungen für ein Kennenlernen der neuen Elite Athleten.
Craft als feste Größe im Laufsport, hat ein klares Zeichen Richtung ambitioniertes Trailrunning gesetzt. Im Zuge eines durchaus gelungenen get together, fanden sich Athleten und Marke zusammen. Neben der obligatorischen Einweisung in die Produkte, durften wir als Magazin einer ganz besonderen Aufgabe nachkommen. Als Teil un-
serer des „My virtual Trail powerd by Craft“, besuchten wir das Team mit einer der vielen Strecken im Gepäck. Die Reise führte uns zum 20 Minuten entfernten Pendling. Ein Berg der wie kaum ein anderer technisches Gelände und einfache Wanderwege miteinander verbindet. Die Ausblicke lassen auch keine Wünsche offen.
Julia Brüning, Sascha Gramm, Louis Wachsmann, Sarah Napiwotzki, Arian Rottmüller, Flo Eckermann und Sylvie Geißler machen dieses überaus interessante Team komplett. Was auffällt ist die Freude. Der Spaß und die Dankbarkeit ist jedem ins Gesicht geschrieben. Zugegeben, weltbekannte Namen sucht man vergeblich. Die braucht man in einer solch bunten Mischung auch nicht zwingend. Jeder Protagonist hat seine Stärke in der er durchaus konkurrenzfähig ist. So lassen wir uns voller Vorfreude überraschen und können kaum abwarten mit welchen Leistungen die Mädels und Jungs des Craft Elite Teams uns beglücken werden.
MOOR BÄUME!
Die App SUMMITREE hat sich dem Schutz des Waldes verschrieben und sammelt Geld für Aufforstungen und Bestandspflege. Mit dem MOORATHON will man nun den Mooren Gutes tun! Wie gut ist das bitte - wir laufen und Bäume wachsen! Paul Niemeyer hatte mit guten Freunden die geniale Idee und gründete mit der Plattform SUMMITREE eine App, die uns bewegen will und unsere Aktivität direkt in den Schutz der Natur investiert. Das funktioniert mit verschiedenen Events, aktuell beispielsweise mit dem MOORATHON, der jeden einzelnen unserer gelaufenen Meter, egal wann und wo, direkt in Moorschutz umwandelt. Einfach anmelden und mitmachen! Mehr dazu unter https://missiontomarsh.org/moorathon/ Alles zu SUMMITREE findest du unter: www.summitree.de
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WO LAUFEN SIE DENN?
Die Digitalisierung schreitet voran. Zugegeben, das bringt nicht nur Vorteile. Für uns Trailmenschen ist das Ankommen im Technologiezeitalter jedoch ein wahrer Segen. Egal, wo Trails zu finden sind. Mit der richtigen App ist ein Verlaufen praktisch unmöglich.
Bei Coros und Suunto können neue Routen in der Kartenansicht mit berühren des Plus-Symboles erstellt und gespeichert werden.
Um einen Dienstleister für Routenplanung in Gänze nutzen zu können, ist der direkte Vergleich ein guter Plan. Die meisten Plattformen bieten kostenlose Probemonate an, die es zu nutzen lohnt. Es geht dabei nicht nur darum, herauszufinden, wie die App technisch funktioniert. Es geht um Konnektivität und Benutzerfreundlichkeit. Wie und wo baue ich mir denn aber nun meine Strecke zusammen? Am Anfang steht erstmal ein Medium, das die sportlichen Leistungen, Fortschritte und eben auch die erlaufenen Strecken mit entsprechendem GPXTrack in der App chronologisch speichert. Das läuft in der Regel über die App der jeweiligen Uhr. Garmin, Suunto oder Coros funktionieren alle samt sehr intuitiv, wobei Garmins Software wahrscheinlich die komplexeste, aber auch die umfangreichste ist. In der Suunto App, wie auch bei Coros läuft die
Erstellung eigener Strecken recht reibungslos. Bei Coros und Suunto können neue Routen in der Kartenansicht mit dem Berühren des Plus-Symbols erstellt und gespeichert werden. Bei Garmin läuft das über den Menüpunkt „Training und Planung“. Selbst erstellte oder empfohlene Strecken können dort genutzt werden. Zusätzlich zur Uhr ist Strava die wohl smarteste Möglichkeit, seinen sportlichen Alltag digital zu archivieren. Funktionen, die einen echten Benefit für uns Läufer bieten, für die verrechnet Strava eine jährliche Mitgliedschaft von 75€. Das ist kein Schnapper. Der Mehrwert ist allerdings klar messbar. Möchte man beispielsweise eine Route von Grund auf neu erstellen, muss man lediglich auf den Tab Karten und anschließend auf „Route neu erstellen“ gehen. Alles Weitere funktioniert erstaunlich einfach je-
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doch teils sehr eingeschränkt. Auch die Routen, welche von anderen Strava Mitgliedern gelaufen wurden, können genutzt werden. Die Genauigkeit dieses Strava-Tools ist in etwa mit den der Uhren App’s vergleichbar. Wer sich dem Thema Routenplanung, Navigation und Wegfindung noch intensiver widmen möchte, der sollte sich Komoot oder Outdooractive genauer anschauen. Im ersten Moment sind das zwei Anbieter, die fast deckungsgleich funktionieren. Die Bedienung läuft bei beiden ähnlich einfach. Der Benutzer wird intuitiv abgeholt und sämtliche Funktionen sind leicht verständlich. Komoot und Outdooractive bedienen sich beim Erstellen der Tour, der Kartographie und zusätzlich orientiert sich Komoot an den beliebtesten Strecken der Community. Es gibt allerdings einen nicht unerheblichen Unterschied der beiden App’s. Outdooractive liefert kleinere Datenmengen und verzichtet auf unnötigen Firlefanz. Das bedeutet im Umkehrschluss, dass die Nutzung Akkuschonender ist und Datenvolumen spart. Komoot hingegen zeigt in der Tourenplanung auf, wie wertvoll die Inhalte aller Nutzer sind. Nicht alles muss durch einen Algorithmus gesteuert werden. Auch im Falle dieser beiden lohnt es sich, ein bezahltes Abo abzuschließen, um alle Dienste nutzen zu können. Hierfür sind etwa 30€ jährlich zu zahlen. Fazit: Für eine abgespeckte und teils eingeschränkte Touren- bzw. Routenplanung reicht es völlig aus, die digitalen Dienste seiner Sportuhr zu nutzen. Strava eignet sich hervorragend als soziales Medium und Sporttagebuch. Beim Erstellen der eigenen Strecken lohnt es sich, in Komoot oder Outdooractive zu investieren. Bricht man es auf die Preis/Leistung herrunter, bieten sie den größten Mehrwert.
Fotos: Thomas Bekker
NEWS&JOURNAL
TICKER +++ Katie Schide (The North Face) und Jim Walmsley (Hoka) siegen beim Western States 100
ZAHLEN DIESER AUSGABE
Lukas Ehrle dominiert!
Größtes Trail-Talent sammelt Sieg um Sieg Zwei Medaillen bei der Trail-Europameisterschaften in Annecy, darunter der Titel im Uphill-Race, Sieg bei einem hochbesetzten Mountainrunning-Weltcup in Portugal (884 Index Punkte) und dann der erste Platz beim Bronze-Run des Davos-Xtrail. Lukas Ehrle ist, was viele nicht wissen, der erste und einzige Deutsche, der ein Rennen des UTMB gewinnen konnte! Der erst 20 Jahre junge Mann aus Süddeutschland lief 2023 beim YCC als Erster übers Ziel und startet fortan für das Team ASICS TRAIL, bei dem auch Kollege und Mentor Bendedikt Hoffmann läuft. Ehrle und seine jüngere Schwester Julia zählen zu den größten Talenten des Trailrunning-Sports und wir freuen uns sehr, diese Karrieren noch lange beobachten zu dürfen.
3 NEUE ALBEN, mit denen es sich sehr gut läuft. Wir haben sie Longrun-getestet und Intervall geprüft!
BRUTAL! Speed. Diese Band aus Sydney heißt SPEED und rumpelt auf dem Album den schnörkellosen Hardcore, meist schnell und immer hart. Mit einer gewissen "Gangster-Attitude" erinnert die Band an Klassiker der 1990er Jahre. Weckt Erinnerungen, lässt Köpfe nicken.
LÄSSIG! Die Beatsteaks aus Berlin. Eine Instanz der deutschen Pop-Punk-Rock-Kultur. Dass der Herausgeber dieser Zeitschrift einst mit dem zweiten Drummer in einer Band musizierte, muss erwähnt sein. Dieses neue Album hat große Qualität vor allem, wenn man es öfter anhört. Ohrwurm-Potential. BESEELT! Der US-Amerikanische Soulsänger Jalen N’Gonda muss unbedingt mit Marvin Gaye verglichen werden. Das Debütalbum stürmt die Charts, Tourneen sind ausverkauft und Jalen, das gute Gewissen einer Musikbranche, die oft so verloren wirkt. Diese Stimme verzaubert alle!
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Jahre alt ist der Franzose LUDOVIC POMMERET (Hoka) und damit nicht zu alt, um den Hardrock 100 in neuer Rekordzeit zu gewinnen.
11:05:32
benötigte Andreas Reiterer für seinen Sieg beim E101 des Eiger Ultratrails in Grindelwald.
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Um ganze 50% reduziert der neue SALOMON VISION Trailschuh seinen ökologischen Fußabdruck im Vergleich zu seinem Markenbruder Sense Ride.
New Balance: Weniger ist (diesmal) mehr Preis: 139 Euro Sprengung: 4mm, Gewicht: 224 Gramm
Von wegen alles nur hyperkritische Schäume und Rockershape: New Balance hat den Minimus zurückgebracht. Doch bevor uns die Fans des legendären Minimus 10 v1 jetzt das Redaktionspostfach einrennen: Der neue Minimus Trail ist ein anderer, und, ja, er ist auch mehr Schuh. Nicht nur, weil er eine sichtbar geschäumte Mittelsohle hat und eine spürbare Sprengung von vier Millimetern. Geblieben ist der ikonische schwarz-gelbe Look. Und die athletische, gleichzeitig aber gerade im Vorfuß komfortable Passform. Wir glauben, dass dieser Schuh, wenn vernünftig eingesetzt, richtig Spaß machen kann. Ob nun jenen, die sich nach dem ummittelbaren Laufgefühl einer vergangenen Dekade sehnen. Oder einfach als Abwechslung zum wortwörtlich, gewohnten Trott.
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REPORTAGE Independent Trailrunning-Brands Text: Clemens Niedenthal
KOLLEKTIVE, KEINE KOLLEKTIONEN Fast Fashion, aber anders: Junge, unabhängige Brands verändern den Look des Laufsports. Und haben damit Erfolg. Über ein Phänomen, das mehr ist als nur eine Modeerscheinung.
E
Ein Baumwollshirt, scheinbar von Motten zerfressen, auf dem Rücken der verwaschene Print eines kalifornischen Sonnenuntergangs. Ein mehr als nur transparentes, schwarzes Singlet, Assoziationen mit Rave-Kultur und Fetisch-Mode sind durchaus gewollt. Bucketheads, englisch für Anglerhüte, mit der Aufschrift Ciele, französisch für Himmel. So, und auch ganz anders, sehen coole Laufoutfits heute aus. Sie kommen von Satisfy aus Paris, dem jungen Label Running Order aus New York oder dem längst etablierten Laufkappen-Revolutionär Ciele. Sie kommen von Nicholas und Willamina Martire, denen es tatsächlich gelang, in Montreal, Kanada, die unabhängige Trailschuhmarke Norda zu etablieren. Oder von 4T2 (sprich: Fourtytwo) aus den Niederlanden, deren Schuhmodell mit dem emblematischen Namen „Get Lost“ unter anderem dadurch auffällt, dass Mittelsohle, Außensohle und der Oberschuh einzeln getauscht und der Schuh somit repariert werden kann. Authentizität und Avantgarde Was all diese Marken gemeinsam haben: Sie wurden von Menschen gegründet, die aus dem Sport kommen und denen es erst einmal um diese Leidenschaft ging – und erst im Nachgang, um ein Geschäftsmodell. Von Menschen, die Running und Trailrunning leben und
Bildet Banden: Gemeinschaftsstiftender Community-Run der niederländischen Brand 4T2
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lieben, und denen es auch deshalb gelingt, authentisch zu bleiben und dabei auch authentisch erfolgreich zu sein. So zumindest im Falle von Satisfy oder Ciele, zwei Unternehmen, die tatsächlich sehr erfolgreich sind. Globale Brands, die sich aus der Szene heraus entwickelt haben, das ist neu im Trailrunning. Und galt in Zeiten einer globalisierten Warenwirtschaft und eines nicht minder globalen Sports eigentlich als unmöglich. Als Vorlage für all diese Boutique-Running-Brands mag die Surf- und Skatekultur der 1970er- und 1980er-Jahre dienen. Plötzlich gab es lauter kleine Labels, die Boards, Shirts oder Kapuzenpullis produzierten (oder produzieren ließen). Die Fabrik von Vans beispielsweise stand lange Jahre in Kalifornien fast direkt am Strand. Man konnte morgens vorbeigehen, sich die Farben aussuchen und hatte abends sein paar knöchelhohe Skateschuhe in den Händen. Sind das nicht genau die relokalisierten Produktionsabläufe, von denen die Industrie heute wieder lauthals träumt? Und die sie, von wegen 3D-Drucker, noch immer nicht hinbekommt. Aber einmal zur Begriffsklärung: Warum reden wir hier bei diesen Brands von Boutique-Running? Tatsächlich kommt dieser Begriff aus der Sprache der Mode. In den 1970er-, spätestens 1980er-Jahren etablierte sich die Rede von der Boutique-Fashion für jene Marken und Designer:innen, deren Produkte eben in kleinen, unabhängigen Boutiquen verkauft wurden. Im Gegensatz zu großen Couture-Häusern und vor allem dem uniformen Angebot der Versandkataloge und Kaufhausketten. Die Rede vom Boutique-Running passt aber auch aus einem weiteren Grund gut: Sie betont das Einkaufserlebnis, also den Ort und die Erfahrung des Konsums. Das nämlich eint alle in diesem Text referierten Marken: Sie wissen um die Atmosphäre, die es braucht, um ein cooles, distinguiertes Produkt auf diesem bereits üppig bestückten Markt des (Trail-)Runnings zu platzieren. Distinktion und Distribution Schauen wir uns dafür exemplarisch einmal die Distributionsphilosophie von Satisfy an, gegründet 2015 in Paris an und gegenwärtig sicher die erfolgreichs-
Von wegen in die Wüste geschickt: Satisfy aus Paris haben Mechanismen der Couture auf Laufklamotten übertragen
Alles aus Liebe: Nicholas und Willamina Martire haben es geschafft, die unabhängige Laufschuhmarke Norda zu etablieren
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te Boutique-Running-Brand. Markenchef Daniel Groh spricht von einem „Vier-Säulen-Modell“, wobei die einzelnen Säulen eben dies gemeinsam haben: Sie bilden, jeweils in ihrem Segment, ein möglichst exklusives und identitätsstiftendes Konsumerlebnis, seien es nun extrem spezialisierte Running-Läden wie Distance in Paris oder Up There Athletics in Montreal, hippe, urbane Concept Stores wie der Berliner Voo Store oder breit aufgestellte Premium-Retailer wie MR Porter oder das deutsche (Online-) Modehaus Breuninger. Die vierte Säule sind der eigene Onlineauftritt von Satisfy – ein mit eigenen Erzählungen im Magazinformat gefütterter Webshop – sowie die eventbasierten Pop-up-Stores der Marke, etwa zum Berlin Marathon und in diesem Jahr erstmalig auch während des Ultra-Trail du Mont-Blanc. In Chamonix wird Satisfy dabei eine Woche lang einen lokalen SecondHand-Store übernehmen und nicht nur die eigenen Produkte, darunter eine limitierte UTMB-Kollektion, an die Kleiderstangen hängen. Auch das übrige Sortiment an Vintage-Teilen wird von Satisfy kuratiert. Eine ziemlich coole Sache also – und genau so soll das auch verstanden werden. So wie im vergangenen Jahr beim Black Canyon Ultra in Arizona, wo die Pariser Marke eine ganze Countryband in die von ihr gesponsorte Feed Zone, eine Verpflegungsstation, gestellt hatte. Dieses Crossover aus verschiedenen
REPORTAGE Independent Trailrunning-Brands
From Raving to Running: In den Designs von Running Order könnte man auch ins Berghain gehen
Genres, dort der Sport, da die Mode, hier die Popkultur, ist typisch für das Engagement von Satisfy wie überhaupt vieler junger DIY-Brands: Einerseits will man jedweden Verdacht im Keim ersticken, wieder nur ein weiterer, vor allem, um Performance bemühter Sportausrüster zu sein. Anderseits aktiviert man ein Kapital, dass man als junges, aus kreativen Milieus erwachsenes Unternehmen sowieso hat: Marken wie Satisfy oder Norda sind cool auf eine authentische Weise. Eine Kompetenz, die sich die Etablierten der Branche immer wieder neu einkaufen müssen. Etwa durch Kooperationen mit angesagten Avantgarde- oder Street-Style-Label.
Luxus und Leidenschaft Off White ist so eine Brand, die bereits mit Nike, Adidas und vielen andern kooperiert hat. Aktuell ist uns die Zusammenarbeit von The North Face mit der japanischen Brand Undercover Soukuu aufgefallen. Fernab der nicht immer üppigen Absatzzahlen (zumal bei eher exzentrischen Entwürfen) ist so eine Partnerschaft ein gewinnbringendes Tauschgeschäft. Die große Marke sonnt sich in der distinguierten Coolness des Juniorpartners, dieser wiederum bekommt eine zuvor kaum mögliche Sichtbarkeit. Sind sie eigentlich eine Luxus-Brand, will ich von Satisfy-Mann Daniel Groh wissen? „Vor allem kommt die Marke aus den Pop- und Subkulturen. Skaten, Surfen, Punk, das sind Themen, die unser Team liebt und lebt und die sich immer in den Designs spiegeln. Luxuriös sind wir vielleicht im Anspruch an unsere Produkte und dadurch, dass unsere Kunden oft eine sehr dezidierte Vorstellung von den Dingen haben, die sie konsumieren. Ich glaube aber ohnehin, dass sich die Vorstellung von dem, was wir als luxuriös empfinden, gerade im Wandel ist.“ Luxuriös ist heute eben auch ein Shirt mit angetäuschten Mottenlöchern. Zum Luxus würde immerhin passen, dass etwa ein ehemaliger Topmanager des Luxusgüterkonzerns LMVH (Louis Vitton, Dior, Moët …) zu den Investoren des Labels gehört. Gründer Brice Partouche, soviel zur Sache mit der Authentizität, ist aber weiterhin Mehrheitseigner und Kreativchef von Satisfy. Auch an Norda, der Trailschuhmarke der charismatischen kanadischen Eheleute Nicholas und Willamina Martire, hat sich kürzlich eben kein großen Sportartikelhersteller beteiligt – sondern das italienische Couture-Haus Zegna. Was wiederum die These von Satisfy-Mann Groh untermauert: Zegna interessiert an Norda eben genau dieser sich wandelnde Luxusbegriff.
Assoziationen und Ambitionen Wie aber ist es überhaupt dazu gekommen, dass die Sachen, die wir so zum Laufen tragen, plötzlich der nächste Street-Style-Hype geworden sind? Oder einfach nur der Look, mit dem die Gen Z neuerdings Pilze sammeln oder ins Großraumbüro geht? Ohnehin haben unsere Also ein paar gute Argumente: Erstens ist Laufen auch Testerfahrungen gezeigt: nur eine erweiterte, beschleunigte Form des Gehens. Jede und Jeder kann sich, irgendwie, Mit einem Schuh für 140damit identifizieren. Und eine funktionale, wasserdichte Jacke ist Euro am kann man so glückAlltag manchmal genauso praktisch, wie ein paar Trailschuhe – ob nunwie ein Retro-Modell lich werden, mit von Salomon (immer noch sehr angesagt) oder ein dick geschäumter einem für Euro– einfach unkompliHoka (auch noch240 sehr angesagt) ziert und bequem. Zweitens sind aktuelle Laufoutfits in ihren lässigen Schnitten und Farben zwar ein Look, der auf einen aktiven Lebensstil verweist (was ja durchaus gewollt ist), aber gleichzeitig keine Kleidung, die
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Tauschgeschäft: Kooperation von The North Face mit dem japanischen Label Undercover Soukuu
vor allem wie eine Ausrüstung wirkt. All die Rapha-Rennradler:innen, die in ihren Designer-Pellen im Café sitzen, sehen noch nach Leuten aus, die gerade erst ihren Carbonracer abgestellt haben. Was ja meistens auch stimmt. Und Fußballtrikots machen aus Menschen auf den ersten Blick vor allem Fußballfans. Was zum dritten Punkt führt: Laufen und damit auch Trailrunning sind Sportarten, die noch nicht von unmittelbaren Assoziationen und Zuweisungen überformt sind. Bei einem Basketballschuh, erst recht einem Basketballtrikot, denkt man sofort an HipHop, die Lakers, die Bulls, das schwarze Amerika. Tennis wiederum bleibt noch immer ein sehr weißer, auch snobistischer, bürgerlicher Sport. Im Jahr 2024 kann man gewiss mit diesen Zuweisungen spielen, man wird sie aber nie ganz los. Die oberschenkellangen Tights aber, wie sie gerade bei jungen Frauen momentan wieder en vogue sind, funktionieren auch einfach als Look, ohne sofort Halbmarathonbestzeiten zu imaginieren. Laufen bleibt eben eine ziemlich simple Sache. Und es ist auch diese Einfachheit und Unmittelbarkeit, die diese DIYBrands den großen Sportartikelmultis voraushaben. Oder anders gesagt: Wenn
Adidas ein Millionenbudget ins Marketing investiert, damit wirklich alle jungen und nicht mehr ganz so jungen Frauen wieder den Hallenfußballschuh Samba an den Füssen haben – dann gibt es längst genügend Menschen, die genau diesen Mechanismen misstrauen. Und nach Produkten suchen, die eben diesen Mechanismen ein Schnippchen schlagen. Womit Adidas, Nike und all die anderen mit ihrem Megamarketing irgendwie auch das Feld für diese neue Laufkultur bereiten.
Ciele ist heute eine etablierte Marke – und das Vorbild der DIY Brands
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INTERVIEW Philipp Ausserhofer Text: Denis Wischniewski
Der Plan geht auf! Der Südtiroler Philipp Ausserhofer legte den Apotheker-Mantel ab, läuft seit rund einem Jahr als Vollprofi auf Trails und wird vom eigenen Mut belohnt - Sieg beim Snowdonia Ultratrail und Chamonix ganz fest im Visier. Ein Gespräch über viel Freude am Berg, Höhen, Tiefen und eine Weggabelung.
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Hallo Philipp, wie gehts? Du warst einige Tage unterwegs habe ich gesehen?
Ja, wir waren vier Tage im Val Massino, also dort, wo auch die Trofeo Kima stattfindet. Wir waren auf der Königspitze und hatten tolle Hochtouren bei perfekten Bedingungen.
Es sind noch rund vier Wochen bis zu deinem Highlight UTMB. Hochtouren sind ja nicht unbedingt die logische Vorbereitung auf einen schnellen 100-Meiler. Wäre das nicht etwas für nach dem UTMB? P: Ja, das stimmt natürlich, das ist komplett konträr zum UTMB, aber ich mach es trotzdem, denn es tut mir gut und ich habe das Gefühl, dass diese hohen Berge meine Akkus aufladen und mir Kraft geben. Die unmittelbare Vor-
bereitung bis Chamonix wird jetzt noch einmal anstrengend.
wie schnell ich bin. Als ich dann in Innsbruck mein erstes Rennen lief, habe ich langsam verstanden, dass es da eine "Szene" gibt und bin voll ins kalte Wasser gesprungen. Ich hatte keine Ahnung, nahm zu viel mit, war falsch gekleidet, bin umgeknickt und war nicht vorbereitet auf diese Belastungen.
Du bist seit 2018 im Trailrunning-Wettkampf-Zirkus dabei. Das mit den ersten Erfolgen und Siegen ging schnell. 2020 ist der Knoten geplatzt und Dein Name Hast Du eigentlich gute Erinnein aller Munde. Wie war dein rung an die ersten Wettkämpfe? Trailrunning-Anfang? P: Nein, leider nicht. Ich bin dann zu schnell P: Ich bin im Ahrntal geboren, umringt von 18 3.000er-Gipfeln, also ein echtes Kind der Berge. Bei uns nichts mit Sport zu machen, ist ausgeschlossen. Ich spielte zunächst Fußball und kam zum Training und den Spielen irgendwann zu spät, weil ich zu lange auf dem Berg unterwegs war. Zu Beginn war ich viel alleine auf Tour und überlegte mir recht schnell eigenen "Projektlein", mal diesen Hausberg, mal jenen Gipfel und später habe ich sie verbunden und wollte auch wissen,
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auf die langen Distanzen. Von 30 Kilometer auf über 100 im Pitztal.
War dir schnell klar, dass Du da im richtigen Sport gelandet bist und Dich auch in einer gewissen Art "professionalisieren" willst?
P: So würde ich das nicht sagen. Mir ging es von Anfang an darum, einfach zu lernen, besser
INTERVIEW Philipp Ausserhofer
Ich will mich als "Ganz-oderGarnicht-Typ" voll auf dieses Abenteuer einlassen, auch um der Frage "Was wäre, wenn" aus dem Weg zu gehen.
zu werden und ich wollte den Wettkampf als Wettlauf verstehen. Am Tag X einfach alles aus mir herausholen, wissen wo ich stehe. Ich war ja von Anfang an relativ weit vorne dabei und das macht natürlich Spaß. Man will dann mehr. Profi sein bedeutet für mich zunächst nicht, primär vom Sport leben zu können, sondern eine Einstellung dazu. Ich will ein kompletter Athlet sein, jemand der die Königsspitze klettert und auch 100 Kilometer schnell rennt.
Mit dem UTMB hast Du Dir einen Ultratrail ausgesucht, der nicht unbedingt technisch schwer ist. P: Ja, das stimmt. Der ist schnell. Das ist eine aktuelle Entwicklung – man muss sehr schnell laufen können, um vorne dabei zu sein. Ich will mich dort aber der Konkurrenz stellen und die ist, so kompakt, eben nur dort am Start.
Deine Saison 2024 war bislang richtig stark. Sieg beim Snowdonia by UTMB und Platz 6 beim Marathon Mont Blanc über 90 Kilometer. P: Ja, vor allem der sechste Platz hat mich gefreut. Die Strecke war anspruchsvoll und die Konkurrenz enorm.
Zurück zum "Profi-Thema". Wie teilst du Beruf und Sport? Ich darf mich seit rund einem Jahr glücklich schätzen, ausschließlich ein Trailrunner zu sein. Ich bin also ein 100% Berufssportler. Ich hatte mich kurz vor der WM in Innsbruck dazu entschieden, den Apotheker-Mantel vorerst an den Nagel zu hängen. Ich will mich als "Ganz-oderGarnicht-Typ" voll auf dieses Abenteuer einlassen, auch um der Frage "Was wäre, wenn" aus dem Weg zu gehen. Ich denke ich würde aber auch einfach wieder zurück in meinen Apotheker-Job zurückfinden.
Deine Familie betreibt eine Apotheke? P: Nein. Ich habe kein sicheres Fangnetz, aber tollen Rückhalt meiner Familie. Ich bin jetzt nicht Trail-Profi mit einer absoluten Leichtigkeit, ich empfinde es als einen Ultra, mit Höhen und Tiefen. So verläuft auch meine Karriere. Im letzten Jahr musste ich bei Kilometer 130 beim
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I M P R E S S U M UTMB verletzt aussteigen, konnte danach beim UTMB Cote dÁzur aber beweisen, dass ich es doch kann, und wurde Dritter. Beim Eiger versagte ich komplett, um danach eine FKT auf dem Stubaier Höhenweg aufzustellen, die für Aufsehen sorgte. Das alles ist der Grund, weshalb mich der Ultra so sehr fasziniert - es ist immer eine ganze Geschichte. Es spiegelt meine Einstellung zum gesamten Leben und ist sicher auch eine Art Therapie.
Was hat sich durch die komplette Fokussierung auf Trailrunning/Ultratrail bei dir verändert?
Viel. Ich will mich daran messen lassen, dass ich zu denen gehöre, die das vollumfänglich und ohne Job-Belastung betreiben. Ausreden gibt es bei mir nun nicht mehr. Zudem habe ich das Gefühl, dass jetzt so sehr viel mehr für mich möglich ist.
Hast du ein definiertes Karriereziel, so einen 5-Jahres-Plan?
Ist es nicht auch so, dass es eine Entwicklung ist, in der die Athletinnen und Athleten schneller sind als die Veranstalter und die Struktur des Sports?
Ja, das sehe ich auch so. Es scheint eine Weggabelung zu geben. Grundsätzlich Hut ab vor allen, die für uns die Events veranstalten. Es gab auch schon die Situation, dass ich ins Ziel lief und es war niemand da, oder die erste VP war noch nicht aufgebaut. Das ist alles nicht schlimm, zeigt aber ein wenig, wie sehr man auf die Entwicklung der Profis nicht vorbereitet ist.
Mit BOA und Scarpa hast Du zwei perfekte Sponsoren, die Dir gemeinsam den perfekten Trailschuh and die Füße zaubern. Welches Modell läufst du aktuell und vor allem beim UTMB.
REDAKTION@TRAIL-MAGAZIN.DE AB O -FRAGEN AN: A B O @ T RA I L - M AGA Z I N . D E Chefredakteur & Herausgeber
Denis Wischniewski Redaktion
Clemens Niedenthal Marie Meixner-Brunnhuber Tom Stetter Art Direktion & Layout
Denis Wischniewski
Ständige redaktionelle Mitarbeit
Carsten Drilling, Lars Schweizer, Lisa Münsterer Fotografie
Harald Wisthaler, Philipp Reiter, Caroline Dupont, Klaus Fengler, Leo Francis, Jordi Saragossa, Andi Frank, Ian Corless
Ja schon, ich glaube man braucht das als Vision. Wenn man das nach Außen klar kommuniziert und formuliert, wird man daran gemessen. Manche brauchen das. Die pushen sich damit. Um es hier zu benennen: ich will natürlich auch bei den "Großen 5" meine Spuren hinterlassen und vor allem beim UTMB zeigen, wozu ich in der Lage bin. Das ist das Wimbledon unseres Sports.
Titelbild
Philipp Reiter TRAIL MAGAZIN erscheint im Trail-Magazin-Verlag ABO-SERVICE
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Schwierige Frage. Du hast Pharmazie studiert, hast Wissen um Medikamente und Arznei. Wann beginnt bei dir Doping? Wo siehst du Grenzen? P: Spannend. Die Frage kommt fast immer, wenn Leute erfahren, was ich gelernt habe. Ich habe das Wissen, um zu wissen, weshalb ich nicht dope und niemals machen würde. Ich bin da persönlich sehr streng und strikt mit mir selbst, wo die Grenzen sind und ganz allgemein gibt es festgelegte Richtlinien, an die sich alle halten müssen. Wer dagegen verstößt, hat im Sport nichts oder nichts mehr verloren. Das ist dasselbe bei den FKT-Projekten. Wenn wir uns untereinander in einer Randsportart nicht vertrauen können, dann verarschen wir uns gegenseitig. Ich hoffe oder kann nur hoffen, dass alle fair spielen, bin aber nicht blöd und wünsche mir mehr Kontrolle.
TRAIL MAGAZIN MESNERWEG 5 83246 UNTERWÖSSEN, TELEFON 08641/9521494
DRUCK
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ALLE RECHTE DER INHALTE LIEGEN BEI TRAIL MAGAZIN, DENIS WISCHNIEWSKI. NACHDRUCK NUR AUF ANFRAGE!
P: Ganz ehrlich – ein Prototyp, an dem wir zusammen arbeiten. Ich liebe es sehr, hier meinen Input einfließen zu lassen.
Danke für das Gespräch und alles Gute für die finale Vorbereitung zum UTMB.
VORSCHAU TRAIL 6/2024 AB DEM 22. OKTOBER 2024 AM KIOSK Report: Die Geschichte des Trailrunnings Events: UTMB Finals Chamonix Reise: Weitwanderwege die perfekte Trail-Strecken sind Test: Die GPS- Uhr passt zu dir und deinem Geldbeutel
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REISE West-Kanada
Ein Abenteuer erlebt und erzählt von der französischen Athletin Elise Poncet
HINTERGRUND ZUM HINTERGRUNDBILD!
Text: Elise Poncet Fotos: Philipp Reiter
Der Westen Kanadas ist für Trailrunner ein riesiger Spielplatz. Elise und ihre Freunde erlebten beim Minotaur Skyrace, wie die Locals mit ihrem Gelände umgehen und warum man mit Grizzlys nicht schmusen darf, aber auch keine Angst haben darf.
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MOMENT REISE West-Kanada Malen Osa
Banff Nationalpark Kanada hat in etwa die Hälfte der Bevölkerung Deutschlands, verteilt auf eine 28-Mal größere Fläche. Und so machten wir uns also gefasst auf eine wilde, weite und, ja, oft menschenleere Landschaft, hügelig, grasig und grün im Osten, felsig und in vielen Grauschattierungen im Westen. Ein riesiges Land, für das ein Leben nie ausreichen wird, um es in der Gänze zu entdecken, zu ergründen. Wir hatten gerade einmal zwei Wochen Zeit, um in die Wanderkultur Westkanadas einzutauchen. Unser Abenteuer begann am 17. Juni, dem Beginn eines kurzen kanadischen Sommers, im Banff-Nationalpark in den Rocky Mountains. Wir alle kennen diese Landschaft als Hintergrundbild eines Windows-PCs: der blauen See mit den weißen, felsigen Bergen dahinter. Genau dort sind wir also angekommen und wollen dieses Bild nun endlich in unseren Köpfen lebendig werden lassen.
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Lake Louise – smaragdgrünes Paradies Der smaragdgrüne Lake Louise ist eine der meistbesuchten Attraktionen der kanadischen Rocky Mountains. Und auch dann noch ein unvergesslicher Anblick, nachdem man jene 40 kanadischen Dollar bezahlt hat, die uns allein der Blick auf den See wert sein muss. Noch unverständlicher wird diese Preispolitik, sobald man erlebt, dass die meisten Touristinnen und Touristen nicht viel mehr machen, als eben auf den See zu starren (und ihn zu fotografieren). Verlässt man aber die ausgetretenen Uferpfade ist es sehr einfach, schöne und wilde Routen zu finden. Im Winter ist dieser Teil der Rocky Mountains mit Temperaturen von bis zu -30° extrem kalt und andererseits ziemlich trocken. Zudem ist die Gegend für ihre großen Eisfallformationen bekannt. Im kurzen Sommer steigen die Temperaturen glücklicherweise deutlich, aber auf den Gipfeln bleibt Schnee und die Aussicht und Landschaft ist fabelhaft. Ein flaches, offenes Tal, flankiert von unzähligen Gipfeln. Canmore, der Hauptort des Tals, ist definitiv ein Paradies des Trailrunnings, von technischem Gelände über steile Trails bis hin zu flowigen Wegen auf halber Höhe. Eigentlich – denn für uns hatte der Winter beschlossen, etwas länger zu bleiben.
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REISE West-Kanada
Highway 40 das wilde Alberta Weiter ging es auf dem Highway 40 immer gen Westen. Diese Berge sind die Heimat der größten Grizzlybären-Population Kanadas. Wir hatten das Glück, in weniger als zehn Minuten gleich sechs dieser wirklich großen Bären zu sehen. Unglaublich, wie sie nur wenige Meter von unserem Auto unbeeindruckt ihrer Wege zu gehen. Wir entschieden uns dennoch, im Auto zu bleiben und nicht laufen zu gehen, da wir dafür nicht ausgerüstet waren. In Kanada muss man die Berge anders betrachten; das Mitführen von Bärenspray und einem InReach, einem Satelliten-Kommunikationsgerät von der Größe eines kleinen Walkie-Talkies, sind zwei Must-Haves für den Ausflug in die Berge. Persönlich trage ich in Europa gerne nur einen Snack, eine Flasche und nicht einmal mein Telefon bei mir. Der Bär ist ein an diesem Ort akzeptiertes Tier, harmlos für Menschen, respektiert und majestätisch, aber das hält uns nicht davon ab, Angst oder mindestens Ehrfurcht zu haben. Auch muss man sich darüber im Klaren sein, dass hier in dieser wirklichen Wildnis die Rettungsstationen immer rarer werden und es deutlich länger dauern wird, bis man auf Hilfe hoffen kann. Jeder muss autonom und vernünftig sein, auch bei einer Aktivität wie Trailrunning. Auch diese Parameter erzeugen ein ganz anderes Gefühl als beim Laufen irgendwo am Rand einer mitteleuropäischen Kleinstadt. Es wird, nun ja, abenteuerlicher. So fuhren wir letztlich nochmal fünf Stunden, um dann die interessante Lauflandschaft Crowsnest Pass zu entdecken
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Minotaur Skyrace – down with the Locals Das Minotaur Skyrace ist ein 33,5 Kilometer langes, tatsächlich recht technisches Rennen mit rund 3.000 positiven Höhenmetern. Sein Terrain ist der Crownest Pass, eine Bergbauregion in Alberta. Hier standen wir also vor einem der wohl anspruchsvollsten Rennen der Welt. Es gibt nicht viele Trailrunning-Events in Westkanada, und unter den wenigen ist das Minotaur Skyrace eines der prestigeträchtigsten: Das seit 2016 veranstaltete Rennen wurde einige Jahre später in die weltweite Skyrunning-Rennserie aufgenommen, und wir verstanden schnell, warum. Zwei Tage vor dem Rennen kamen wir im kleinen Dorf Blairmore an. Mit seinen 1.500 Einwohnern, einer einfachen Straße und seinem
langsamen Treiben, fragten wir uns, was uns an diesem Ort für ein Rennen erwarten würde. Bei der Ankunft machten wir uns auf die letzten Kilometer im Wald mit den einheimischen Fahrern. Wir begannen zaghaft, die Umgebung zu erkunden und mir wurde schnell klar, wie komplex diese Trails sind, übersät mit Wurzeln und Überhängen. Wir werden bis zum Schluss einen klaren Kopf und viel Konzentration benötigen. Einer der Organisatoren, Andrew, erklärte uns, dass die lokale Community, vor allem seine Freunde Ian und Susan, den diesjährigen Kurs von Grund auf neu erstellt hätten. Wir ahnten: Es war wohl eine gigantische Anstrengung, diese Berge auch nur ein wenig zugänglicher zu machen. Wieder sahen wir Bärenspuren auf dem Weg. Dieses Mal blieb uns nichts anderes übrig: Augen auf und durch. Zwei Tage später dann, um sieben Uhr morgens, der Start. Die Bedingungen sind perfekt, am frühen Morgen ist es sogar noch sehr kühl, so dass wir bei unglaublichem Licht und Farbenspiel durch den Wald schauen können. Ich kann es kaum erwarten, zu sehen, was uns auf diesem Kurs erwartet. Und ich bin froh, die Strecke vor dem Rennen nicht allzu genau studiert zu haben. Ich will diese Landschaft während des Rennens selbst entdecken. Das hohe Leistungsniveau der Läufer und Läuferinnen erinnert mich indes daran, dass ich ja gar nicht im Urlaub bin. Ich bin hier, um mein Bestes zu geben und das Rennen bravourös zu absolvieren! Der technische Cha-
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ESSAY Trail-Etikette
rakter des Kurses erfordert derweil ein anderes Tempo als ich es eigentlich gewohnt bin, mit langen Gehabschnitten, die es mir immerhin ermöglichen, nach oben zu schauen und Gipfel um Gipfel zu entdecken. Dort oben werden wir
die nächsten Stunden verbringen. Der Wald ist wunderschön, dicht und grün, aber der technische Charakter des Kurses macht keine Pause. Nach dem ersten Downhill beginnt das Herzstück des Rennens, die echten Berge. An den Verpflegungsstellen helfen uns freiwillige Helferinnen und Helfer freundlich beim Füllen der Flasks. Assistiertes Laufen ist verboten, daher gelten für alle die gleichen Regeln. Und auch wenn wir es in Europa nicht gewohnt sind, finde ich es fair und gerecht. Als wir den ersten Gipfel des Rennens erreichen, warnen uns ein paar Streckenposten sogleich vor dem Abstieg, dem unter kanadischen Trailrunnern längst legendären „Shoe Shredder“, einem Geröllhang mit 400 hm im Abstieg, den wir mit mehr oder weniger halsbrecherischer Geschwindigkeit hinablaufen müssen. Der Trick besteht darin, sich auf den kleinen Steinen, die unter den Füßen rollen, gleiten zu lassen. Es handelt sich hierbei jedoch um eine besondere Technik, die man vorher üben sollte. Es ist steinig, es ist steil, und meine Beine waren auch schon mal in besserer Verfassung. Im-
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merhin, beim Aufstieg erhole ich mich ein wenig, weil es so steil ist, dass ich ohnehin nicht laufen kann. Es ist spektakulär, hart und rau, so etwas bin ich definitiv noch nie zuvor gelaufen. Im Ziel bin ich erschöpft, ein paar Kratzer erinnern mich daran, dass es ein langes Rennen und vor allem ein wirkliches Skyrace war. Ich bin glücklich und dankbar, einen so schönen Ort entdecken zu dürfen- Die Atmosphäre ist ehrlich, herzlich und unprätentiös, genauso, wie ich es mag. Ich kann die Emotionen in den Augen der Teilnehmerinnen und Teilnehmer und genauso der Organisationsteams sehen. Alle sind stolz und glücklich, weil ihre Bemühungen uns ein unglaubliches Erlebnis beschert haben. Ich entdecke eine Gemeinschaft leidenschaftlicher Läuferinnen und Läufer, die ihren Garten mit uns teilen möchten. Die Verbindung zwischen allen ist so stark, dass ich von einem der Organisatoren, Andrew, mehr über dieses Rennen erfahren will.len ist so stark, dass ich von einem der Organisatoren, Andrew, mehr über dieses Rennen erfahren will.
INTERVIEW Andrew Fairhurst, Veranstalter
"Selten benutzt und kaum sichtbar!" Andrew, kannst Du uns etwas zur Geschichte und vor dem Namen des Minotaurus-Skyrace erzählen? Unsere Idee war tatsächlich, ein Rennen zu schaffen, das es so noch nie gab, Auch einen Rennstil zu schaffen, der noch nie zuvor praktiziert wurde. Als begeisterte Trailrunner lieben wir alle dieses Gefühl der Ruhe auf den Trails. Aber der Entdecker in uns sehnt sich nach mehr, er wählt die ausgetreteneren Pfade und will auf die entlegendsten Gipfel. Warum packen wir diese Abenteuerlust also nicht in ein Rennformat? Wir spielten mit der griechischen Mythologie und kamen auf den Minotaurus und sein Labyrinth. Genauso ist dieses Rennen, auch weil der genaue Kurs und sogar der Startpunkt in den ersten Jahren erst am Abend vorher bekannt gegeben wird. Als das Rennen 2020 Teil der Skyrunner® World Series wurde, mussten wir das leider ändern.
Die lokalen Läufer:innen haben uns erzählt, dass ein Großteil der Strecke überhaupt erst für das Rennen angelegt worden ist. Die meisten Trails hier in der Gegend, auch jene, die wir für das Rennen ausgewählt haben, werden einfach so selten benutzt, dass sie oft kaum mehr sichtbar sind. Also müssen wir ran und schauen, ob ein Weg nicht plötzlich im Nirgendwo endet und uns auch darum kümmern, dass jeder Trail als Trail nachvollziehbar bleibt. Wir befinden uns hier wirklich in einer Ecke der Rocky Mountains, die nicht viele Menschen zu Gesicht bekommen.
Was hat Dich dazu gebracht, ein Rennen wie dieses zu organisieren? Das ist eine gute Frage mit vielen Antworten. Letztendlich hat uns unsere Liebe zum Laufen in den Bergen, entlang dieser wunderschönen Bergrücken und Gipfel dazu inspiriert, ein Rennerlebnis zu schaffen, das Trailrunnern unterschiedlichster Fähigkeiten das gleiche Gefühl vermitteln soll. Obwohl wir wissen, dass der SkyRunning-Sport immer professioneller und athletischer wird, gibt es auch viele, die einfach nur das Erlebnis suchen, gemeinsam mit anderen in den Bergen zu sein. Veranstaltungen wie das Minotaur sind zudem auch ein wirtschaftlicher Impuls für diese abgelegene Bergregion – wenn mehr als 750 Athleten:innen unsere kleine Gemeinde mit 1.500 Einwohnern besuchen, ist ihre Anwesenheit spürbar und wird geschätzt.
Unsere Autorin: ELISE PONCET Sie läuft als professionelle Sky- und Trailrunnerin für die Outdoor-Brand ARC´TERYX rund um die Welt und bei vielen internationalen Wettkämpfen. Für uns berichtet die Französin über Regionen und Länder, die sie glücklicherweise besuchen darf. Für die nötigen Fotos sorgt ihr Lebenspartner, der Fotograf Philipp Reiter. Elise: "Es wäre zu schade, nicht darüber zu berichten, wo wir überall hinkommen!"
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ESSAY Lauffreundschaften Text: Clemens Niedenthal
Es ist mir eine Freunde! Das schönste am Laufen? Lauffreundschaften! Auch und gerade solche, die nur einen Lauf lang dauern. Eine Ode an die Verbindlichkeit unseres Sports und die Flüchtigkeit des Moments., Zum Beispiel Justin D. Kauffman. Unsere Blicke fanden sich schon für einen Moment in der Hafenbucht von Cassis an der Côte d’Azur. Ich aß gerade gratinierte Muscheln, es war schließlich mein 50. Geburtstag. Bemerkt, besser erkannt, hatten wir uns an unseren Schu-
hen. Aber dazu später mehr. Ebenfalls später, circa drei Stunden später, lief er mir wieder über den Weg. Diesmal in Sandalen. In Laufsandalen. Auf dem Kopf einen Buckethead und seines entspannten Gesichtsausdrucks nach, unterwegs im Wohlfühltempo. Was jetzt nicht gerade langsam war. Ich ließ mich mitreißen. Unausgesprochen war klar, dass wir nun also gemeinsam laufen. Und Gemeinsamkeiten verhandeln. Das Gespräch begann noch schneller als es unser Tempo war. Wir redeten über die kanadische Trailschuhmanufaktur Norda, die Schuhe, an denen wir uns vorhin bemerkt hatten. Redeten generell über die Moden auf dem Trail und die neue Sehnsucht, nach kleinen, eigenständigen Marken. Und wir teilten die Beobachtungen am Wegesrand. Die Schönheit eines betonrohen Sprungbretts im Gegenlicht. Die Selbstverständlichkeit, mit der Franzosen und Französinnen jeden Alters und jedes Fitnesslevels, den ausgesetzten Trail hinter zur schönsten Bucht von Cassis mit uns teilten. Und das unfassbare Blau des Meeres, das dieser Küste ihren Namen gibt. Wir redeten über kurze Tights, über kurze Tights bei Männern. Und darüber, wie ganz anders und auch wieder sehr ähnlich die europäischen und US-amerikanischen Vorstellungen von diesem Trailrunning sind. Wir sprachen über Bier. Und über die südfranzösische Küche. Auf Reisen, gerade auf Reisen, habe ich häufig solche Begegnungen. Vielleicht, weil ich in der Fremde offener bin. Nicht so sehr in meinem Trott. Ich erinnere mich an Matteo, der mir in einer Weinbar in Florenz zunächst aufgrund seiner ziemlich coolen Millet-Jacke aus den frühen Neunzigern aufgefallen war. Und der mir zehn Minuten später die tollsten lokalen Routen auf mein Smartphone schickte. Oder an Ottmar, der mich durch die Downhills vom Ritten hinunter nach Bozen führte. Er kam gerade zurück von der Almhütte der Familie. Seine Frau hatte ihn gebeten, einmal nach Bärenspuren Ausschau zu halten. Und an Frederik und Maria, denen ich mich auf den Küstentrails entlang der südschwedischen Landzunge Kullen angeschlossen hatte. Und die sich so sehr darüber freuten, nun in einem Magazin aufzutauchen, dessen Sprache sie eher wenig verstehen. Für sie stand das, ganz richtig, für die universelle Verbundenheit in unserem Sport. Kontakt habe ich zu ihnen allen nicht mehr. Nur mit Ottmar, dem Südtiroler, schreibe ich mir hin und wieder eine Mail. Das finde ich aber gar nicht schlimm, sondern im Gegenteil ganz wunderbar. Stehen solche Begegnungen doch für das unwiederbringliche Glück des Moments. Am Abend beim Warten auf eine Pizza in Cassis habe ich dann doch mal mein Smartphone nach Justin D Kauffman aus Whitefield, Montana befragt. Und erfahren, dass er mit seinen Brüdern für Triathlons trainiert, aber auf eine entspannte, lässige Weise. Und, dass er ein durchaus gefragter Reisefotograf ist. Ihr könnt ja mal auf Instagram gucken: @justindkauffmann. Auch Cassis und das betonrohe Sprungbrett werdet ihr dort finden.
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PACKEN Patagonia Black Hole Duffel
70 Liter, 200 Euro Der um ökologische wie soziale Nachhaltigkeit engagierte US-amerikanische Hersteller hat seine langlebige Reisetasche überarbeitet – und sich endlich von den allzu quietschigen (und quietschenden) Kunststoffen getrennt. Das neue PVC ist merklich sympathischer, die Aufteilung gut, die trapezförmige Grundform verschenkt allerdings Raum.
The North Face Base Camp Duffle
70 Liter, 150 Euro Spätestens ob der cleveren Aufteilung mit vielen zusätzlichen Fächern und des günstigen Preises unser Favorit. Handlich, bequem zu tragen und in der wochentauglichen 70-Liter-Variante fast noch kompakt. Viele Farben, gute Größenabstufung (40 bis 110 Liter).
Norrona Duffel Bag
90 Liter, 190 Euro Norronas Duffel erinnert an einen klassischen Seesack. Dem entspricht auch die Farbgebung, es gibt ihn nur in militärischem Grün und maritimem Blau. Das haptisch schmeichelnde, zweigeteilte Obermaterial ist weniger robust als manche Mitbewerber. Nur als 50- und 90-Liter-Variante erhältlich.
Klättermusen Ydalir Duffel
80 Liter, 289 Euro Auf den ersten Blick der mit Abstand coolste unter den getesteten Duffel Bags. Und auf den zweiten Blick auch noch unglaublich robust. Das war es aber auch schon, es gibt keine Unterteilungen, keine Fächer für Kleinigkeiten, nichts. Unter dem Strich wenig komfortabel und alltagstauglich.
Ortlieb Duffel Bag
85 Liter, 195 Euro Ultrarobuster Klassiker, als einziger im Test sogar wasserdicht (auch die Reisverschlüsse). Zudem gibt es Ösen (Daisy Chains) zum externen Verzurren von zusätzlichem Equipment. Dafür ist das Außenmaterial (PVC) das steifste und gefühlt „gummihafteste“ unter den verglichenen Modellen. Gute Größenabstufung.
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Packen wir das? Wir waren auf der Suche nach einer universellen Tasche für eine Woche „on the road“ und auf den Trails
WIR DAS?
REPORTAGE ESSAY Von wegen Transvulcania vorübergehend! Text: Denis Wischniewski
Der Nummer 1 Hit heisst... Wieso Trailrunning zum Evergreen wurde und kein One-Hit-Wonder blieb Ein guter Freund, den ich heute fast nie mehr treffe oder spreche (was das Leben leider manchmal so mit sich bringt), hatte mir vor vielleicht 15 Jahren erklärt, dass er glaube, dass das mit „diesem Trailrunning“ bald ein tragisches Ende nehmen werde. Und bemühte als Beweis das Beispiel des Inlineskatens. Die waren mir fremd und so konnte ich nur anhören, was er mir erläuterte. Seine These: Man würde in ein paar Jahren nicht mehr vom Trailrunning sprechen, die Events würden eingestampft und alles wäre wieder auf Asphalt unterwegs. Nur ein paar exzentrische Ausprägungen würden überleben – die alpinen Skyraces, die extremen Etappenläufe durch Wüsten und Steppen. Heute wissen wir – es kam anders. Es kam sogar ganz anders. Aber wie kam es dazu?
Das erste Mal, dass ich mir dachte, Trailrunning tritt gerade in den ganz großen Saal der Gesellschaft ein, war vor rund sieben Jahren. Damals war in fast allen deutschen Großstädten eine Lotto-Werbung plakatiert, darauf ganz eindeutig ein Trailrunner. Und darüber ein ziemlich dämlicher Spruch. Aber egal. Irgendein Agentur-Heinz hatte erkannt, dass da etwas ist, das womöglich viele Menschen anspricht. Auch solche, die niemals nie durch den Wald rennen würden. Die Entwicklung ging rasend schnell voran, ohne dabei falsche Impulse zu setzen. Organisches Wachstum bei Wettkämpfen und auch in der Industrie. Wir waren beim Warum? Trailrunning war unbelastet. Von Anfang an. Anders als beispielsweise beim Skateboarden, Surfen oder anderen sogenannten Fun-Sportarten liefen Trailrunner immer ohne Retro-Wellen und tonnenschweren History-Books durch die Landschaft. Alle, die in den letzten Jahren Trailrunning für sich entdeckten, konnten das ziemlich frei und mit unfassbar viel Interpretationsspielraum tun. Zugeben – das wird künftig schwerer, weil heute sehr viel mehr vorgegeben wird. Und im eigenen Lauftreff immer auch einer ist, der immer nur von früher erzählt. Dennoch: Trailrunning war und ist ein Sport und Lifestyle, der keine vergangene Generation huldigt, sondern nur die, die es eben tun und leben. Trailrunning ist da, um mitgestaltet zu werden. Was ich damit meine? Wenn es überhaupt eine Bürde und Last gab, die Trailrunning zu tragen hatte, dann war es der klassische Berglauf, dieser verstaubte Sport, der Trailrunning lange nicht akzeptierte. Zu wenig Sport, zu viel Wandern, zu viel Trend. Hinter dieser falschen Behauptung alter weißer Männer entwickelte sich dann aber ein Sport, der einmal um die ganze Welt ging und bis heute Millionen Menschen in Laufschuhe brachte. Ein Hit! Trailrunning schrieb ganz einfach seine eigene Geschichte. Ultrarunning, fast schon zum Oldie abgestempelt, wurde durch Ultratrail reanimiert, die drei Buchstaben FKT belebten das ganz simple Rekordlaufen auf Fernwanderwegen. Und dann waren da ja plötzlich die Sozialen Medien, die all die bunten Facetten des Trailrunnings sichtbar machten, die Stars des Sports hervorbrachten. Aber hätte Trailrunning doch auch ein One-Hit-Wonder bleiben können? Durchaus. Hätten Firmen wie Salomon oder The North Face nicht mit langem Atem hinein in eine Nische investiert und hätten Veranstalter nicht absolut an ihre Veranstaltungen geglaubt – dann wäre heute der Laufsport zwar sicher ein riesiges Ding, aber Laufen am Berg wäre vermutlich eine großartige, aber eben keine ganz so große Sache. Trailrunning ist inzwischen, um bei der Popmusik zu bleiben, ein cooler Star. Und es geht jetzt darum, den ersten beiden Nummer-Eins-Alben ein paar weitere hinterherzuschicken. Aber wer sich mit Musik auskennt, weiß, wie schwer das ist. Irgendwann steht jeder Superstar einmal auf der Bühne und die Fans wollen nur noch die ganz alten Hits hören.
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crowd funding starts spring 25
PORTRÄT Karel Sabbe
Text: Niedenthal Text:Clemens Tom Stetter Foto: Craft
KAREL SABBE Schmerz kennt sich der Barcley-Finisher und FKTExperte ja aus, der belgische On-Athlet ist von Beruf – Zahnarzt.
Karel Sabbe hat aus dem Leiden eine Leidenschaft gemacht – niemand stürzt sich mit einer schier ungeheuren Resilienz in alle noch so unmöglichen Aufgaben wie er. Aber mit dem
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Beginnen wir dieses Porträt mit einer vielleicht bitteren Erkenntnis. Nein, es macht sehr oft keinen Spaß und es fällt noch öfter einfach nur unglaublich schwer, beispielsweise 4.265 Kilometer am Stück zu laufen. 4.265 Kilometer entlang der US-amerikanischen Westküste, entlang des Pacific Crest Trails, durch die Bundesstaaten Washington, Oregon und Kalifornien, über die Gebirgskämme der Sierra Nevada und der Cascades. 46 Tage, 12 Stunden und 50 Minuten hatte Karel Sabbe im Sommer 2023 für diese 4.265 Kilometer gebraucht, im Schnitt war der heute 35-jährige Belgier täglich beinahe 95 Kilometer unterwegs. Was also der Unterschied gewesen sei, zum Jahr 2016, als Karel Sabbe auf derselben Route schon einmal eine Fastest Known Time aufgestellt hatte. Damals war er noch knapp sechs Tage langsamer. „In den Jahren seit 2016 habe ich gelernt, zu akzeptieren, dass ich in vielen, ja vielleicht den meisten Momenten, einfach nur eine harte Zeit da draußen in einer wunderschönen Umgebung haben werde. Ich habe gelernt, diese Schmerzen als Teil des Erlebnisses und der Erfahrung zu akzeptieren und in einem gewissen Sinne sogar zu genießen. Damals, 2016, hing ich noch der Idealvorstellung irgendeines Flows nach, einer Leichtigkeit. Wenn man aber von Kanada bis nach Mexiko läuft, dann wird das nicht leicht, dann wird das im Gegenteil eine ziemlich harte Sache werden.“ Aber andererseits: Hat sich dieser Karel Sabbe nicht gerade deshalb in unsere Herzen gelaufen, weil selbst so ein FKTProject auf einem der prominentesten US-amerikanischen Fernwanderwege bei ihm immer auch eine gewisse Leichtigkeit hat? Eine leise, beinahe stoische Leichtigkeit. Und schaut man sich die drei wirklich sehenswerten und intensiven Dokumentationen über seine letzten drei großen Projekte an – die Fastes Known Time auf der Via Alpina im Sommer 2021, eben die FKT auf dem Pacific Crest Trail und die Barkley Marathons ebenfalls im vergangenen Jahr –, fällt auf, wie ruhig und mit wie wenig Dramatik Karel Sabbe seine Projekte angeht. Dabei hätten gerade die Barkley Mara-
In seiner Heimatstadt Gent ist sogar ein Berg nach Karel Sabbe benannt: der Karel Sabbeberg
thons, es war bereits sein dritter Versuch, das sadistischste aller Trailrennen zu meistern, wirklich das Zeug fürs ganz große Drama gehabt. Noch im Jahr zuvor war Karel Sabbe nämlich der Polizei übergeben worden – nachdem er halluzinierend mit Mülltonnen gesprochen hatte, die er für Passantinnen hielt. „Irgendjemand hat dann die Polizei angerufen und erzählt, dass da draußen eine Frau rumläuft, die sich als Indianer verkleidet hat und mit Mülltonnen spricht.“ Diese Frau war er. Lazarus Lake und sein Barkley Marathon irgendwo im Hinterland von Tennessee. Ein reines Offtrailrennen ohne Navigationshilfen und eigentlich ausschließlich offtrail gelaufen. Karel Sabbe lag auch 2022 schon auf Kurs, bis ihn die Dehydration und ein schwerwiegender Navigationsfehler eben in die oben beschriebene Lage gebracht haben. „Ich war sechs Monate lang wirklich jeden Tag darüber enttäuscht.“ Aber so blieben ja noch sechs Monate, um sich neuerlich auf den Barkley Marathon vorzubereiten. Karel Sabbe schlug nach 59 Stunden und 53 Minuten an der ikonischen gelben Schranke an, sieben Minuten vor dem Zeitlimit. „Im Vorfeld hatte ich mir ausgemalt, wie ich da jubelnd und high-fivend durch den Wald renne. Am Ende lag ich einfach nur erschöpft neben dem Schlagbaum.“ Sein Fazit: „Die Barkley Marathons sind gleichzeitig ein Ultramarathon und ein soziales Experiment.“ Was jetzt noch kommt im Leben des Ultraläufers Karel Sabbe? Vielleicht, so hat er es bereits angedeutet, ein wenig weniger. „Auch wenn ich mir sicher bin, dass das mit dem Laufen und dem Draußen sein mein Lebensthema bleibt.“ Würden ihm Projekte wie jenes auf dem Pacific Crest Trail fehlen? „Durch meine Zahnarztpraxis ist mein Leben sehr durchgetaktet, die Anforderungen sind mannigfaltig. Da genieße ich es, auf die Trails zu kommen. Ich muss nur laufen, schlafen und essen. Das ist alles. Und darin liegt viel Schönes.“ Wäre da nicht jene ungesunde Lebensweise, die das Ultralaufen, auf seine Art, auch mit sich bringt. 550 Dosen Limonade, sagt Sabbe, der Zahnarzt, seien seine persönliche Pacific-Crest-Bilanz: „Alle Ausdauersportarten sind schlecht für die Zähne, weil man ständig Kohlenhydrate und Zucker zu sich nimmt.“ Aber Karel Sabbe hat, nachdem in seiner Heimatstadt Gent sogar ein Berg benannt ist, der Karel Sabbeberg, noch immer ein strahlend weißes Lächeln.
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REISE Frankreich
MITTEN INS HERZEN
Seit ich mich Trailrunner nenne ist Frankreich weit mehr als das Land, dessen Sprache ich nicht beherrsche, es ist das Mutterland meines Sports. Längst an der Zeit, es einmal zu durchqueren. Ein Roadtrip bis in die Pyrenäen.
Text & Fotos: Denis Wischniewski, Sportograf
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Urlaub ist längst nicht mehr nur Urlaub. Es gab in den vergangenen Jahren vielleicht mal einen Städtetrip, der ganz ohne Trailrunning und Laufsport auskam, aber ansonsten schaffe ich es einfach nicht, die Ferien ohne Trailschuhe „zu gestalten“. Man könnte sagen, dass mein Urlaubshorizont auf Laufsport reduziert ist, man könnte aber auch behaupten, dass Laufschuhe den Urlaub im Horizont erweitern. Eine Tatsache im Zusammenhang zwischen Urlaub und Laufschuhen ist unumstößlich – ich gelange an Plätze meiner Urlaubsorte, die nur wenige zu sehen bekommen. Städtetrips, um das hier kurz abzuschließen, kommen natürlich auch ganz gut ohne Laufsport aus. Im Eifer der Shoppingtour oder Zusammenfügung verschiedener Museen spaziert man sich manchmal knappe Halbmarathondistanzen zusammen. Wie man Urlaub plant Diesmal kam alles anders. Wir wären auch wieder nach Sardinien gefahren: „Schatz, wollen wir wieder nach Sardinien? Es spricht nichts, absolut nicht das Geringste gegen den siebten Sardinienurlaub.“ Es wurde dann aber nicht wieder Süditalien, obwohl wir tatsächlich in zwei Situationen gelangten, die uns zum Satz „Wären wir bloß wieder nach Sardinien gefahren!“ hinrissen. Es wurde Frankreich. Und das völlig unspezifisch. Einfach nur Frankreich, ohne Region, ohne ein bestimmtes Revier. Budget: Drei Wochen. Ziel: Frankreich. Ich hatte mittlerweile ein richtig schlechtes Gewissen diesem wunderschönen Land gegenüber. Ich spreche kein Französisch, ich drücke mich davor, es zu erlernen, obwohl ich die Sprache als wundervoll erkenne. Es gibt ansonsten keine Gründe, noch nie einen Urlaub in Frankreich erlebt zu haben. Das Nachbarland kenne ich also nur von meinen UTMB-Besuchen, von Presseterminen in Annecy, weil dort ein bedeutender Teil der Outdoor-Industrie seine Headquarters unterhält und von meiner Verehrung gegenüber Jean-Paul Belmondo (der in jungen Jahren Kilian
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REISE Frankreich
Jornet ähnlich sah), der Tour de France Ein Land, und der Fußball-Nationalmannschaft. das seine Zudem bin ich der Limonade Orangina Funktionaliverfallen, das in Frankreich immer bestät und ser schmeckt als im Chiemgau. Nun gut. Es geht los. Ein graues Wohn- Integrität mobil. Allradantrieb. Küche, Bett, vollkommen Hund, verdammt viele Sportklamotten verloren hat, und eine Kiste mit Trailschuhen. Unser bringt das Ziel – die Pyrenäen. Zur Schande sei erwähnt, dass wir die spanische Seite nicht! dieser Berge ausgesucht haben. Stimmt – das passt nicht ganz rund in eine Es lebe Frankreich-Reportage, aber es ergab sich Frankreich! während des Trips, dass ich eine ziemlich unwiderstehliche Einladung zur Teilnahme am Valdaran Ultratrail by UTMB bekam. Da wollte und konnte ich ja nicht sagen "Oh, sorry, aber da muss ich jetzt absagen, Euer Rennen liegt auf der falschen Seite." So entstand der perfekte Sommerurlaub. Zumindest der grobe Plan. Drei
Wochen mit Muse und Entspanntheit durch das Mutterland des Trailrunning-Sports tingeln. Hier und da anhalten, einfach rechts und links rausfahren, spontan und so. Laufen. Gut Essen. Lesen. Wein trinken. Und Frankreich besser kennenlernen und die Schmach ablegen, dass da ein Nachbarland mit einer so irre langen gemeinsamen Grenze und so vielen gemeinsamen Werten, so lange in meiner Wahrnehmung kaum präsent war. Dieses Land mit so viel Natur, so viel Geschichte, so viel was Mut macht und genauso vielem Abschreckendem. Mich begeisterte schon immer das französische Selbstverständnis für gutes Essen, für die ausnahmslose Zeit, die sie sich dafür nehmen, für die Einstellung zum Sport, die für uns gewohnt professionell wirkt, aber in einer weiteren Ebene Lässigkeit ausspielt, die anders und einzigartig ist. Die Tatsache, dass Frankreich jedes Jahr das größte Sportereignis, die Tour de France, veranstaltet und feiert, dass in Paris die Olympischen Spiele stattfinden ... ein Land, das seine Funktionalität und Integrität vollkommen verloren hat, bringt das nicht! Es lebe Frankreich!
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Fotos: Jerry Sun
Wir fahren über den Bodensee in die Schweiz und verbringen die erste Nacht im Campervan auf einem Rastplatz bei Bregenz. Eine Zuckerseite Österreichs im Vorarlberg. Ein Schotte, der mit seinem Sohn durch Deutschland und Österreich fährt, um die EM-Spiele seiner geliebten Schottischen Fußballmannschaft live zu erleben, parkt uns gegenüber. Ich entschuldige mich bei ihm für den 5:1 Sieg und verspreche ihm ein erneutes Aufeinandertreffen unserer beider Nationen – es kommt alles ganz anders. Wir wussten das beide. Über Annecy erreichen wir das kleine Alpental Areches Beaufort. Der Trubel der Alpenstadt ist hier, nur wenige Kilometer entfernt, nicht mehr zu spüren.
Weil es unterwegs sehr viel Interesse an unserem tollen Gefährt gab - wir waren im SUNLIGHT CLIFF 4x4 ADVENTURE unterwegs. Das Wohnmobil auf Ford Transit Basis hat einen Allradantrieb, ist mit einer Länge von 5,90 Meter enorm kurz und sehr gut handlebar und mit 170 PS kommt man sogar flott voran. Das Ding machte uns verdammt viel Spaß und hatte alles, was man braucht, um auch länger autark zu sein: Küche, Kühlschrank, Dusche, Wassertank, Stromanschluss, eine zweite Batterie, unfassbar clevere Staufächer. Alle Infos zu diesem und anderen Modellen unter www.sunlight.de
Das Tal ist im Prinzip leer und trotz Ferienzeit frei von allem, was mit Tourismus zu tun haben könnte. Außer uns. Das relativ offene und helle Tal ist die Heimat von Jim Walmsley und Franco-
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is D´Haene, die beide offenbar gerade nicht zu Hause sind. Nicht, dass ich geklingelt hätte, ich wüsste nicht, wo deren Haustüren wären, aber als Insider weiß ich - Walmsley ist in den USA
REISE Frankreich
beim Western States und Francois läuft just in diesem Moment auf Platz 5 des Andorra Ultratrails. Wir laufen jedoch auf ihren Spuren, in einer perfekten Runde mit Blick auf die Pierre Menta, der Berg, der im Sommer zerklüftet und schroff aussieht und im Winter Gastgeber des legendären Skitourenrennens ist. Im Refuge de l'Econdu genießen wir einen heißen Sommertag, bei Kräuterlimonade und Käsebrot, natürlich mit Beaufortain, dem pikanten Hartkäse Trailrunning aus roher Kuhmilch. in den Bergen
ist wunder-
Der Trip geht am nächsten Tag weiter und verlässt an der Cote dÁzur vorrü- bar, Trailbergehend den Trail. Bei Saint Tropez running am finden wir uns auf einem Campingplatz Wasser, mit wieder. In der Ferne sehen wir riesige Blick auf eiLuxusyachten liegen. Die Platznachbarn, eine Uschi, eine Ralf, vermuten nen Ozean ist Brad Pitt und Paris Hilton. Ich werfe wunderbarer. ein "Dass die doch gar nicht mehr zusammen sind!" Laufen wird hier zur Challenge. Das Gewusel an der Promenade, das Potpourri aus E-Scooter, Badelatschen und Stöckelschuhen überfordert mich. Ich belasse es bei einem Versuch und erkenne, dass man nicht übers Knie gebrochen Laufen muss. Ich notiere: Laufen macht in der Natur und mit weniger Promidichte mehr Freude. Nächster Halt. Carcassonne. Weil es auf direktem Weg an die Atlantikküste liegt. Eine Stadt die man natürlich vom berühmten Brettspiel kennt.
Und nun also in echt. Wahnsinn. Die mittelalterliche Stadt mit ihrer atemberaubenden Festung La Cité als Zentrum. Kein Disneyland, sondern echte Historie die sich ins 12. Jahrhundert zurückdatiert. Ich lasse es mir nicht nehmen, an diesen beiden Tagen alle Wege der Burgfestung abzulaufen, jede Treppe, jeden Winkel. Die größte Erkenntnis wird dabei – man entwickelt im Laufen ein tolles Gefühl für all das, was hier vielleicht einmal war. Auch die Perspektiven sind vielfältig. La Cité spielt mit Licht, Sonne und Schatten. Nur wenige Stunden braucht unser 4x4-Sunlight, um am Atlantik anzukommen. 40 Kilometer nördlich von Biarritz freut sich Frankreich über ein echtes Meer, über einen echten Ozean. Saint Tropez ist ab hier vergessen. Echte Wellen und Strände die etwas wildes und weites haben. Hier kann ich durch- und aufatmen. Wir campen direkt hinter einer beeindruckenden Düne, die unter besonderen Schutz stehen. Bei meinen Läufen bin ich begeistert, wie sehr sich Strand, das Meer und die Pflanzenwelt der Dünen vereinen. Es ist einzigartig und einzigartig mühsam im Sand zu laufen. Und dennoch bleibt es eine Tatsache – Trailrunning in den Bergen ist wunderbar, Trailrunning am Wasser, mit Blick auf einen Ozean ist wunderbarer.
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Die Tage am Meer gehören auch der Literatur, dem Wein aus Savoie. Dann lege ich den Schalter um. Plötzlich aus dem Nichts heraus. Meine Frau kennt das bereits. Das Rennen, der Wettkampf kommt näher an mich heran. Noch sechs Tage bis zum Valdaran Ultratrail by UTMB bei dem ich für die 55 Kilometer gemeldet bin. Eine Majorrennen der berühmten Serie mit über 3.000 Höhenmeter im Aufstieg. Wir lenken das Mobil vom Meer in die Pyrenäen, bestaunen den Ort Pau, der sich mal wieder für die Tour de France aufhübscht und überqueren die Grenze nach Spanien über den Pourtalet Pass. Die Luft hat den Modus von Meer zu Berg gewechselt. Ich fühle mich zu Hause. Die Tage bei Vielha stehen dann ganz im Zeichen des Rennens und ich sehne den Start herbei. Es ist irgendwann eben vorbei mit der Vorfreude und der inneren Ruhe. Ich ertappe mich dabei, dass ich bereits vier Tage vor dem Start meine Ausrüstung sortiere, meine Beine in einer Art Selbstmassage selbst abends im Restaurant "behandle". Für die Partnerin sicher kein schöner Anblick. Nun ja. Am Donnerstag, diesem letzten Donnerstag der gesamten Reise, laufe ich um 7 Uhr in einem dritten und letzten Startblock mit 1800 anderen aus dem Ort Arties und habe rund 1300 Leute vor mir. Bis ins Ziel werde ich fast 900
Leute überholen und erlebe einen richtig perfekten Tag auf Trails, die ich aus den heimischen Alpen nicht kenne. Ich laufe an kristallklaren Seen vorbei, auf sattgrünen Wiesen, die auf über 2.500 Meter Höhe nicht einmal daran denken nicht sattgrün zu sein. Ein junger Mann, der vor mir läuft, sagt, dass diese Landschaft hier noch nie so grün war wie in diesem Jahr. Es hätte viel und lange geregnet. Im letzten Viertel löst der PDA, der Peades d'Aigua, jegliches Versprechen ein und zieht mir die Hose runter. Er schlägt zu. Bumm. Zack. Dieser letzte Anstieg ist derart steil, schroff und sengend heiß, dass mir denken und vorankommen schwerfällt. Ich brauche lange, bis ich aus diesem Loch wieder herausfinde. Da oben am offiziell höchsten Punkt, mit dem Wissen, dass es bis ins Ziel nur noch bergab geht, fasse ich wieder Lust und einen Willen, aber schnell wird klar, dass 1.500 negative Höhenmeter auf 5 Kilometer Länge ein Biest sind. Jeder Schritt wird zum Messerstich in die Muskulatur. Verzerrte Gesichter neben mir, hinter mir, vor mir. Ich inklusive. Auf den letzten Metern durch Vielha auf heißem Asphalt sprühen Einheimische kaltes Gartenschlauchwasser in mein Gesicht, über Kopf und Nacken. Alles dampft. Zielsprint. Ich darf die riesige Glocke läuten, das Zeichen, dass auch Wischniewski auf Platz 427 angekommen ist. Damit ist der Urlaub beendet. Ich denke, so zusammengesunken, die Medaille um den Hals, an so einen Städtetrip. Ich muss auf der langen Heimfahrt mal mit meiner Frau sprechen.
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INTERVIEW Emelie Forsberg Text: Marie Meixner-Brunnhuber
Emelie Forsberg: Mutter, Athletin, Geschäftsfrau und Vorbild! 50 5/24
Emelie Forsberg ist seit über 13 Jahren im Trailrunning-Business auf höchstem Niveau unterwegs. Sie ist die Lebensgefährtin von Kilian Jornet, mit dem sie zwei Töchtern hat, Mitgründerin der Sportnahrungsmarke Moonvalley und versucht ihren Alltag als Athletin, Mutter, Geschäftsfrau und Besitzerin einer kleinen Farm in Norwegen so gut es geht unter einen Hut zu bringen. Wir durften sie kürzlich am Tegernsee zu einem Gespräch treffen und haben einen schönen Einblick in das Alltagsleben und die Ziele der 37-Jährigen erhalten. Hallo Emelie, wir freuen uns sehr, dass wir Dich heute hier treffen dürfen. Bist Du oft alleine auf Geschäftsreisen ohne Deine Familie unterwegs?
Hallo, es freut mich auch, dass ich hier sein darf. Ich bin eigentlich nur einmal im Jahr auf ganz alleine auf solchen Reisen, sonst versuche ich immer auch meine Familie dabeizuhaben oder die Interviews mit unseren Plänen im Sommer zu verbinden.
Wir sehen auf Deinem Insta-Account immer so wunderschöne Bilder von Deiner Farm und der fast unberührten Natur dort. Unsere Leser würde sehr interessieren, wie Dein Alltag dort aktuell eigentlich aussieht. Gerne aus zwei Blickwinkeln, einmal unter der Woche und einmal am Wochenende?
Unter der Woche stehe ich eigentlich jeden Tag mit unserer jüngeren Tochter Ylva-Li gegen 5.30 Uhr auf und wir trinken zusammen gemütlich eine Tasse Tee, bzw. für die Kleine gibts Hafermilch mit heißem Wasser und reden über alles Mögliche, das eine 3-Jährige so beschäftigt. Danach stehen auch Kilian und Maj auf und es gibt meistens Porridge und Smoothie zum Frühstück. Die Kinder gehen dann an vier Tagen von 9 bis 3 in den Kindergarten, Kilian und ich nutzen die Zeit dann zum Training und Arbeiten und versuchen alles zu erledigen, was so im Alltag anfällt. Freitags hab ich die Mädels den ganzen Tag daheim und wir verbringen viel Zeit draußen. Wenn sie daheim sind, versuche ich immer schon eine Stunde zu laufen, bevor sie aufwachen. Am Wochenende gehen wir alles ein bisschen langsamer an, wir trainieren weniger, auch je nach Wetter und gehen mit den Mädels
oft zum Wandern oder wir erkunden einfach die Natur.
Habt ihr Hilfe von Euren Familien oder Freunden auf der Farm oder für die Mädchen?
Nein, unsere Familien leben leider nicht in der Nähe. Wenn sie uns besuchen, dann haben wir meist für eine längere Zeit Unterstützung, das ist toll, aber im Alltag sind es nur wir vier. Aber wir haben natürlich viele Freunde, gerade jetzt, wenn wir viel auf regionalen Rennen unterwegs sind, kommen sie mit uns und passen auf die Kinder auf, während wir laufen. Die Mädels haben gerade ihre Leidenschaft fürs Anfeuern entdeckt. Sie fragen uns fast täglich, wann wir endlich wieder zu einem Rennen fahren. Im Sommer haben wir sie bei unseren geplanten Rennen immer mit dabei und unsere Familie unterstützt uns.
Was sind denn genau deine Pläne für den Sommer?
Ich werde im September meinen zweiten 100 Miler laufen, in Bulgarien. Ich habe vor elf Jahren meinen ersten gemacht und mich nun entschieden, die lange Distanz erneut zu wagen. Auch, weil es ein Qualifikationsrennen für den Hardrock 100 ist. Davor werde ich ein paar Rennen und Schweden und Norwegen bestreiten, vielleicht auch Sierre Zinal, das kommt aber noch stark darauf an, wie mein Training verläuft und wie es mir geht.
Leistungssport und der Arbeit unter einen Hut? Was ist Eure Life-Work-Sport-Balance? Wir müssen tatsächlich sehr flexibel sein und immer schon sehr detailliert alles planen, gerade auch unser Training, damit wir auch meist unsere zwei Einheiten am Tag unterbringen. Aktuell muss ich mein Training für die geplanten Rennen schon sehr viel intensiver gestalten und auch häufiger und länger laufen. Da ich von zuhause aus arbeite, kann ich viel mit den Kindern machen, gerade auch in unserem Garten. Aber oft muss ich auch noch am Computer arbeiten, wenn die Kinder abends schon im Bett sind. Aber die Kinder sind jetzt in einem Alter, wo ich auch wieder mehr Energie für andere Dinge habe, und nicht nur auf sie fokussiert bin.
Könnt ihr Euch selbst versorgen oder ist das ein Ziel? Welche Tiere leben dort mit Euch?
Ja, das ist definitiv ein Ziel von mir. Aktuell aber noch nicht möglich. Ich werde im Herbst ein Gewächshaus bauen, damit ich die Erntezeit ein bisschen verlängern kann und es ein bisschen entzerre. Wir haben einen Hund, eine Katze und auch eine Handvoll Schafe. Ich wollte immer auch Hühner haben, aber ich habe auch ohne schon genügend Arbeit und Kilian sagt immer ich muss priorisieren, kann nicht alles haben und machen…Ich möchte aktuell eben noch für ein paar Jahre eine Athletin sein, die Hühner kommen dann danach.
Auf Insta schaut es natürlich immer so einfach und idyllisch Wie schaut Dein genauer Plan aus. Aber wir wissen selbst, wie für die nächsten Jahre im Trailviel Arbeit schon ein kleiner running aus? Garten und zwei Kids sind. Wie Emelie: Ich glaube ich habe noch in etwa bekommt ihr das alles mit dem 3-4 Jahre im Sport, wo ich mich als Athletin weiter verbessern kann. Mindestens. Ich habe viele Freunde, die sind mit Anfang
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INTERVIEW Emelie Forsberg 40 gerade in der besten Verfassung ihres Lebens. Es kommt natürlich auch auf den Körper oder die Motivation an. Aber ich denke, dass ich das auf alle Fälle noch drei Jahre auf diesem Niveau durchziehen werde und danach hängt es einfach von so viel Verschiedenem ab.
Du fühlst Dich also definitiv noch fit genug, um mit den aktuell immer jünger werdenden Athletinnen mitzuhalten?
Emelie: Ich fühle mich mit 37 definitiv gerade noch nicht alt. Man ist immer nur so alt, wie man sich fühlt. Ich mache den Sport jetzt auf diesem hohen Niveau, seit ich 24 Jahre alt bin. Ich genieße es gerade sehr, dass ich in den letzten Jahren auch viel Erfahrung sammeln konnte, es gibt nicht viele, die es so eine lange Zeit durchziehen können und ich bin eigentlich sehr glücklich darüber, dass ich mich auch persönlich so stark weiterentwickeln konnte, gerade was Eigenschaften wie Geduld und Empathie angeht.
Wo siehst Du Dich nach Deiner aktiven Zeit, bzw. was ist für Dich vorstellbar. Du bist ja auch in das Unternehmen Moonvalley involviert. Ich kann mich tatsächlich in vielen verschiedenen Optionen sehen. Ich bin aktuell ganz offen für alles. Wo ich mich nicht sehe, ist in einem ‚normalen‘ 9 to 5 Job. Aber ich würde mich gerne noch mehr bei Moonvalley einbringen. Auch gerne eben meine Farm in Richtung Selbstversorger weiterführen. Ich kann mir auch nochmal vorstellen, zur Uni zu gehen und etwas in Richtung Ernährung zu machen. Ich habe ja bereits vor meinen Kindern Biologie und Umweltgesundheit studiert. Durch Moonvalley hatte ich auch einige Kurse rund um BWL, aber das war eher nichts für mich.
Ernährung ist ein gutes Stichwort. Erzähl uns ein bisschen was von Moonvalley. Was habt ihr aktuell geplant? Ja, Moonvalley, im Prinzip ist Montag immer mein großer Moonvalley Tag. Da planen wir immer die Woche, haben Meetings und erfahren, was gerade an Themen
Emelie Fosberg ist Mitgründerin der Marke Moonvalley und ist mit leidenschaft dahinter, dass die Produkte rein biologisch sind und auch gut schmecken.
für Produktion und generell so ansteht. Aktuell sind wir sehr glücklich mit unserem Riegelsortiment und werden ein paar neue Geschmacksrichtungen auf den Markt bringen. Außerdem wissen wir, dass ein RaceGel in unserem Sortiment fehlt. Die Arbeit daran ist sehr komplex, da wir natürlich wie bei all unseren Produkten nur biologische Inhaltsstoffe und höchste Qualität verarbeiten wollen. Gleichzeitig, aber natürlich auch möglichst viele Kohlenhydrate und nur wichtige Inhaltsstoffe liefern wollen. Und gut schmecken, bzw. verträglich soll es ja auch sein. Daran arbeiten wir gerade, ihr könnt also gespannt sein.
Was unsere Leser und Leserinnen immer an Dir bewundern, ist Deine positive Ausstrahlung, egal ob in einem Rennen oder mit Deinen Kindern. Da bist Du schon ein großes Vorbild für viele. Hast Du da ein Geheimrezept für uns? Ich weiß gar nicht, ob ich wirklich immer so positiv bin….ich kann schon auch negativ sein, meistens habe ich aber die Einstellung, dass es eben fast immer schlechter sein könnte. Ich bin einfach sehr glücklich mit dem, was ich habe. Ich meine, es gibt so vieles, für das ich dankbar sein kann. Wo ich geboren bin, wo ich leben darf, ich
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habe genug zu essen und trinken und deswegen sehe ich es als meine Pflicht, dass ich dafür auch dankbar bin und das auch entsprechend ausstrahle. Ich meine, auch alleine mein Sport. Ich darf meine Leidenschaft ausleben, mein Geld damit verdienen, meine Zeit damit verbringen. Wenn ich also mein Leben im Gesamtweltbild anschaue, muss ich glücklich, positiv und dankbar sein.
Du motivierst natürlich auch viele junge Sportlerinnen und Sportler mit Deiner fröhlichen Art auf den Trails und auch daneben. Alleine bei der Eröffnungsfeier in Innsbruck letztes Jahr erinnern wir uns dran, dass Du mit so viel Freude und Spaß „eingetanzt“ bist, das stach definitiv aus der Masse heraus. Siehst Du Dich auch als Trailrunning-Botschafterin für den Nachwuchs?
Ja klar. Ich meine, natürlich gibt es auch Rennen oder Abschnitte, auf denen ich sehr leide und nicht immer alles rund läuft, es kann zu heiß sein, die Anstiege sind zäh oder ich habe zum falschen Zeitpunkt zu viel gepusht. Aber genau dann erinnere ich mich daran, dass ich mich glücklich schätzen kann, dabei zu sein, das zu erleben und
Wir werden sehen, wie viele junge Trailrunner auch für eine längere Zeit auf dem hohen Niveau mithalten können.
werden sehen, wie viele junge Trailrunner auch für eine längere Zeit auf dem hohen Niveau mithalten können.
Wie siehst Du die geschlechterspezifische Entwicklung mit teilweise getrennten Rennen für Männer und Frauen? Kämpfe um gleiche Preisgelder, etc.?
dann kann ich auch wieder lächeln und ein Vorbild sein.
Wie bewertest Du die aktuellen Entwicklungen im Sport, auch was den teils sehr starken Nachwuchs angeht? Der Sport wird definitiv immer professioneller, es gibt immer mehr Athletinnen und Athleten, die schon sehr früh sehr weit sind. Aber auch sie müssen noch viel lernen. Ich glaube zwar, dass jetzt definitiv vieles leichter ist, es gibt mehr Rennen, mehr Strukturen und davon können die Nachwuchsathletinnen und -athleten sehr profitieren. Gerade auch jetzt, wo viele junge Läuferinnen und Läufer auch einen Trainer haben, der ihnen auch mal sagt, dass es mit Anfang 20 keinen Sinn macht, fast jeden Monat einen Ultra zu laufen. Wir
Ich finde es nahezu lächerlich, dass wir als Frauen immer noch dafür kämpfen müssen, dasselbe Preisgeld oder dieselbe Aufmerksamkeit im Sport zu bekommen. Das Thema Gleichberechtigung finde ich sehr wichtig. Dafür werde ich immer kämpfen und bin sehr froh, dass wir da heute schon sehr viele Schritte weiter sind als früher. Die getrennten Rennen für Männer und Frauen finde ich teilweise schon sinnvoll, teilweise aber würde ich sie auch als unangebracht betiteln. Ich bin voll dafür, wenn es beispielsweise einen Livestream gibt oder es ein besonderes Finale ist und es dadurch auch mehr Aufmerksamkeit für das Rennen der weiblichen Athletinnen gibt. Bei kleineren oder lokalen Trailläufen würde ich es als komisch empfinden, da gehört es schon auch dazu, dass alle gemeinsam Laufen. Das macht Trailrunning meiner Meinung nach auch aus. Aber zum Thema Gleichberechtigung glaube ich auch, dass noch viel passieren kann und muss. Wir hatten vor kurzem ein kleineres Rennen in Schweden, es gab zwei Distanzen und
INTERVIEW Emelie Forsberg die Berichterstattung im Ziel war, dass es fantastische Rennen der Männer über beide Distanzen waren, sie wurden in den Himmel gelobt. Und als Ergänzung kam dann noch die Aussage: „Die Frauen beendeten das Rennen in der und der Zeit.“ Gerade für die Außenwahrnehmung machen solche Aussagen viel aus, die kleinen Dinge machen den Unterschied. Da kann noch viel verbessert werden.
Wir hatten vor kurzem unser größtes Trail-Event in Deutschland an der Zugspitze. Dort durften die Frauen mit den Männern aus der ersten Reihe starten. Wurden sogar explizit nach Vorne gebeten, zu den Männern dazu. Wie findest Du das?
Es muss einfach normalisiert werden, dass Trailrunning ein Sport für alle ist, und so sollte es auch in den Medien dargestellt werden, so dass junge Mädchen auch sehen, das könnte ein Sport für mich sein.
Das ist auch immer so ein Frauenproblem. Viele fühlen sich in der ersten Reihe, im Rampenlicht nicht wohl. Haben Probleme damit, dass sie dann gleich von vielen Läufern überholt werden oder zu schnell angehen. Aber gerade für das Bild von Frauen in der ersten Startreihe ist so wichtig für den Nachwuchs. Es muss einfach normalisiert werden, dass Trailrunning ein Sport für alle ist, und so sollte es auch in den Medien dargestellt werden, so dass junge Mädchen auch sehen, das könnte ein Sport für mich sein.
Eine letzte Frage haben wir noch. Was wirst Du als erstes machen, wenn Du heimkommst? Ich komme morgen Abend heim, also werde ich wahrscheinlich einen kleinen Spaziergang mit den Mädels machen und danach mit ihnen ins Bett gehen….und am nächsten Morgen erstmal einen richtigen Longrun durch meine Heimatberge machen, bevor ich mir einen gemütlichen Tag auf der Farm mit Kilian und den Kids mache. Darauf freue ich mich schon sehr.
Steckbrief Emelie Forsberg Geboren am 11. Dezember 1986 in Schweden Seit 2011 professionelle Trailrunnerin Lebenspartnerin von Kilian Jornet, Mutter zweier Töchter Gründete Moonvalley 2018 mit Ida Nilsson und Mimmi Kotka Seit 2022 Athletin der Marke Nnormal
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REISE Splügen
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Über den Berg
Seit zwei Jahrtausenden überqueren Menschen via Splügen die Alpen. Könige, Dichter, Handlungsreisende. Postkutschen, Weitwandernde – Trailrunner:innen. Der Pass hat das Dorf einmal reich gemacht, und noch heute sehr besonders. Eine Erkundung auf der Höhe der Zeit. Text & Fotos: Clemens Niedenthal
Erster Lauf: auf der Via Spluga Eigentlich wollte ich nur schonmal die Umgebung checken. Mit dem Postbus am späteren Nachmittag bis ins Nachbardorf Sufers und dann zwei- oder dreihundert Höhenmeter Richtung Cufercalhütte oder zwei, drei Kilometer durch die Arvenwälder auf der gegenüberliegenden Talseite. Akklimatisierung sagt man wohl dazu. Allerdings ist die Verbindung von Bellinzona über den San Bernadino nach Chur eine Expressbusverbindung (erster Fehler), die (zweiter Fehler) in den kleineren Orten nur auf Verlangen hält. Als ich das bemerke, ist Sufers bereits im Rückspiegel
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verschwunden. Nächster Halt: Andeer, 15 Kilometer und eine Tagesetappe des durchaus populären Weitwanderwegs Via Spluga weiter tiefer im Tal. Gewandert wären das knapp fünf Stunden. Immerhin behauptet Komoot (Einstellung „Gut in Form“), dass das gerannt auch in 2 Stunden und 14 Minuten zu schaffen sei. Ich nehme die Challenge an und finde mich bald auf einem Auf und Ab (950 positivem 460 negative Höhenmeter), das diese Tage nicht besser hätte einläuten können. Wurzelwilde Singletrails auf moosigen Waldböden wechseln mit flowigen
TRAINING REISE Splügen8 essentielle Trainings-Tipps für ALLE Forstwegen und teils giftigen Anstiegen. Immer wieder öffnet sich der Blick auf den tief im Felsen eingegrabenen wild gen Tal sprudelnden Hinterrhein. Auf diesem Weg, der Via Spluga, waren schon in der Bronzezeit die Menschen unterwegs. Zurück in Splügen und im Hotel BoBjörn Kafka denhaus nehme ich mir noch Zeit Text: für die Sauna und für diese Erkenntnis: Kommt man erst nach 20 Uhr zum „Daseinsfreude am Steuer“ in den unNachtessen, sitzt man angenehm le- zähligen Serpentinen der umliegenden bendig unter Einheimischen. Nur Ho- Passstraßen. Am nächsten Morgen wird einer im telgäste dinieren früh. Der Hauptgang aktuellen Gästebuch von den Trails entunseres Halbpensions-Menüs: Capuns, lang der Via Spluga schwärmen. Und Mangoldblätter gefüllt mit Spätzleteig und Trockenfleisch, vielleicht das ty- von dieser buchstäblich steinalten Unterkunft in einem Ort, der zurecht als pischste aller Bündner Gerichte. Im Foyer kann man sich durch die di- eines der schönsten historischen Dörfer gitalisierten Gästebücher des 1722 als der Schweiz ausgezeichnet worden ist. Lagerhaus für den transalpinen Warenverkehr erbauten und hundert Jahre Zweiter Lauf: später zur Herberge umfunktionierten zu den Surettaseen Hotels wischen. Friedrich Nietzsche Der Samstag beginnt früh. Nicht auf rühmt die Spazierwege, Max Frisch die den Trails, sondern in der Sennerei. Wir
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hatten Jörg und Marianne Flükiger, das Senner:innenpaar von Splügen, schon am Tag zuvor auf einen Kaffee und ein Calanda getroffen. Und verstanden, dass man das mit dem Käsemachen am besten versteht, wenn man eben Bündner Bergkäse macht. Und schauen nun um halb Sieben der Milch beim Verarbeiten zu. Vom Splügenpass, auf den uns der heutige Tag noch bringen wird, schaukelt ein verbeulter Tankanhänger herunter. Es ist die Milch von der Sommeralpe knapp unterhalb der Passhöhe. Seit 30 Jahren bereits werden alle landwirtschaftlichen Betriebe des Hinterrheintals ökologisch bewirtschaftet. Alle
Eine Hütte gibt es am oberen der beiden Surettaseen aber doch. Sie gehört dem Fischereiverband. Das dort vertaute Ruderboot darf ausgeliehen werden.
Höfe von Splügen schicken ihre Tiere Der Trail wird auf die Alp. Der Trail wird nachher über nachher über die Jungbullenweide führen, Teenager, liebe Kerle eigentlich, die gerade dabei die Jungbullenweide sind, ihre Grenzen auszutesten. Wir bleiben im Komfortbereich. Nach führen, Teendem Frühstück im Hotel Bodenhaus, ager, liebe mit herrlich intensiven Jogurt aus der Kerle eigentfettreichen Milch von Jersey-Kühen. Und aus der Splügener Sennerei. Der lich, die geTrail schlängelt sich durch einen knorri- rade dabei gen Fichtenwald, macht kontinuierlich sind, ihre Höhenmeter. Bald werden die Bäume Grenzen auszu kniehohen Flechten. Überall blühen Kräuter zwischen den Steinen und Fel- zutesten. sen, die diese Hochebene prägen. Auf dem weithin offenen Plateau, neben uns, vielleicht ein halbes Dutzend Wanderer und Wanderinnen. So einsam und so schön einsam ist es in den Zentralalpen nur, wenn diese drei Bedingungen erfüllt sind: keine Bergbahn, keine bewirtschaftete Hütte und (noch) kein Instagram-Spot.
Dritter Lauf: kleiner Grenzverkehr Auf mehr als 2.000 Höhenmetern wechseln die Jahrzeiten manchmal über Nacht. Regen, gar Graupel hat den Alpensommer fürs erste hinunter ins Tal gewaschen. Vor dem Fenster stauen sich die Autos im Nebel. Dass der Splügenpass an diesem Sonntagvormittag auf italienischer Seite für den Automobilverkehr gesperrt ist, haben offensichtlich nicht alle mitbekommen. Die Entspannten kommen herein ins Berghaus auf eine Tasse Kaffee. Andere wenden fluchend. Fünf Grad an einem späten Junitag und der Weg nach Italien von unzähligen Radler:innen versperrt. Einmal im Jahr gehört der Splügenpass für einen Vormittag ihnen. Und weil wir nicht nur hinüber auf die italienische Seite und bis hinunter nach Isola laufen wollen, sondern auch wieder zurück, wechseln wir nach Belieben zwischen der Via Spluga, die uns mal als handtuchbreiter Trail und dann wieder als grob gepflasterter historischer Passweg begegnet, und der heutigen Passstraße. Zurück auf die Passhöhe geht es gemeinsam mit italienischen Senioren auf alten TrekMountainbikes und noch älteren Basso-Rennrädern. Die Nacht hatten wir im Berghaus Splügenpass verbracht, eine der Welt entrückte Herberge seit mehr als 200 Jahren. Unser Zimmer war exakt genauso alt. Miriam und Severin, beide deutlich jünger, haben das Berghaus in dieser Saison übernommen. Ihr Konzept: eine zeitgemäße alpine Küche, exzellent, aber nie kompliziert. Als Willkommen gab es Bündner Nusstorte und hausgemachtes Rhabarbereis. Und am Abend ein Viergang-Menü zubereitet am Feuerring, einer eindrücklichen Outdoorküche. Der WermutSpritz schmeckte kräutrig nach den um liegenden Almwiesen. Im kleinen Gastraum ein großartiges Gemeinschaftsgefühl. Extratour: zur Cufercalhütte Eigentlich wollten wir noch am Sonntagnachmittag gen Südtirol trödeln. Wäre nicht ein Besuch bei der Biobäuerin und Esskulturaktivistin Rebecca Clopath dazwischengekommen. Zu spannend klangen die Erzählungen über ihr Restaurant, das eigentlich gar keines ist. Sondern eher eine Annäherung an die alSplügen Tourismus: www.viamala.ch/de Hotel Bodenhaus: www.hotel-bodenhaus.ch Berghaus Splügenpass: www.berghaus-spluegenpass.ch Sennerei Splügen: www.spluga.ch
REISE Splügen Text: Denis Wischniewski Foto: Davide Sousa pine Landschaft und ihre Produkte und Traditionen. Der Nachmittag verging zwischen Hühnern und Wollschweinen. Also eine Pension gesucht, das Hotel Capricorns in Wergenstein, und abends im Bett für den Montag eine Bonustour geplant: Gemeinsam auf die Alp Nurdagn, einer alpinen Moorlandschaft mit saftig grünen, schmatzigen Wiesen, tatsächlich muss ich an die schottischen Highlands denken. Von dort ging es für mich alleine über die Cufercalhütte zurück nach Sufers und ins Tal. Bald wird das Grün zum Grau und der Trail ausgesetzt und technisch, aber auf eine spielerische, lustvolle Weise. Der Sommer ist längst zurück, sogar ein Steinbock zeigt sich. Der, und eine
Alpenvereinshütte, hatten schließlich noch gefehlt auf dieser GraubündenReise. als 200 Jahren. Unser Zimmer war exakt genauso alt. Miriam und Severin, beide deutlich jünger, haben das Berghaus in dieser Saison übernommen. Ihr Konzept: eine zeitgemäße alpine Küche, exzellent, aber nie kompliziert. Als Willkommen gab es Bündner Nusstorte und hausgemachtes Rhabarbereis. Und am Abend ein Viergang-Menü zubereitet am Feuerring, einer eindrücklichen Outdoorküche. Der Wermut-Spritz schmeckte kräutrig nach den um liegenden Almwiesen. Im kleinen Gastraum ein großartiges Gemeinschaftsgefühl. Extratour: zur Cufercalhütte
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Eigentlich wollten noch am Sonntagnachmittag gen Südtirol trödeln. Wäre nicht ein Besuch bei der Biobäuerin und Esskulturaktivistin Rebecca Clopath dazwischengekommen. Zu spannend klangen die Erzählungen über ihr Restaurant, das eigentlich gar keines ist. Sondern eher eine Annäherung an die alpine Landschaft und ihre Produkte und Traditionen. Der Nachmittag verging zwischen Hühnern und Wollschweinen. Also eine Pension gesucht, das Hotel Capricorns in Wergenstein, und abends im Bett für den Montag eine Bonustour geplant: Gemeinsam auf die Alp Nurdagn, einer alpinen Moorlandschaft mit saftig grünen, schmatzigen Wiesen, tatsächlich muss ich an die schottischen Highlands denken. Von dort ging es für mich alleine über die Cufercalhütte zurück nach Sufers und ins Tal. Bald wird das Grün zum Grau und der Trail ausgesetzt und technisch, aber auf eine spielerische, lustvolle Weise. Der Sommer ist längst zurück, sogar ein Steinbock zeigt sich. Der, und eine Alpenvereinshütte, hatten schließlich noch gefehlt auf dieser GraubündenReise.
WISSEN Wie ist es eigentlich ... in einer Wüste zu laufen? Text: Denis Wischniewski
Marokko- Ich bin einmal durch eine Wüste gelaufen. Es war anders als ich es mir zuvor ausgemalt hatte. Ganz anders. Aber der Sand, dieser Sand, war mehr Sand als ich gedacht hätte. Um konkret zu werden – es war damals die Sahara und ich dachte, mich würden nur Dünen erwarten, also diese Berge voller Sand, die von Weitem betrachtet wunderschöne Formen zeichnen. In Wirklichkeit bedeutet Wüste aber vor allem, auf Felswegen zu laufen, auf harten Untergründen. Man sinkt dort nicht ein. Man knickt höchstens mal um. Ich war also jedes Mal froh, wenn Dünen kamen. Sie zu erklimmen ist mühsam – man sinkt tief ein, rutscht zurück, braucht sehr viel Kraft, um voran zukommen. Bergab hingegen ist eine Freude. Man lockert den Oberkörper, man hüpft und stemmt in langen Schritten die Ferse in den Sand. Es ist eine Kombination aus Laufen, Hüpfen und Gleiten. Eine hohe Düne nach unten zu rennen, ist vielleicht das Beste, was einem Trailrunner passieren kann. Man muss sich voll und ganz auf sie einlassen. Wer stürzt, fällt sanft. Die Wüste kann ganz schön heiß sein, aber sie war es damals im April nicht. Sie war nass und manchmal sogar kalt. Die giftigste Schlange der Sahara kroch an einem Abend durch unser Zelt. Ich blieb die ganze Nacht wach und reagierte panisch auf jedes Geräusch. Als ich nach zehn Tagen wieder zu Hause in Bayern war, lief ich auf meinen Hausberg und saß da oben auf meinen Gipfel.
Die Wüste war sehr weit entfernt. Ich vermisste sie sehr.
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A B C
TITEL A-Z des Trailrunnings Text: Redaktion
Wie? ANZIEHEN könnte zwei Bedeutungen haben? Zum einen eine Tempoverschärfung während eines Wettkampfes oder Trainingslaufes oder die unmittelbare Vorbereitung – das Anziehen der Bekleidung, der Schuhe, der Shorts oder des Laufshirts.
B wie BALLERN Der deutsche Laufprofi und Tausendsassa Flo Neuschwander hat einen Begriff in den Trail- und Laufsport gebracht, der unmittelbar mit Tempo, Spaß und Laktat in Verbindung gebracht werden darf. BALLERN! Bei Flo bedeutet das einen Longrun im 3:30er Schnitt, einen 10er in unter 31 Minuten oder eine Passstraße in der Geschwindigkeit, die ein Moped nicht schafft. Bei unsereins darf BALLERN aber auch einfach eine zügige Einheit oder ein flottes Segment sein.
Es gibt Nichts, was es nicht im Trailrunning gibt und deshalb haben wir jeden Buchstaben des Alphabets mit einem Begriff hinterlegt. Ganz schön was geboten bei uns, von A bis Z.
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C
D wie Doping Man muss sich nichts vormachen: wo Geld steckt, ist Doping nicht weit. Und Trailrunning wird größer, kommerzieller und lockt mit Preis- und Sponsorengeldern. Da kommt so mancher auf dumme Gedanken. Erste Sündenfälle gab es bereits. Einige werden aufgearbeitet. An umfassenden Tests für die großen Wettkämpfe und für Profis mangelt es noch. Von engmaschigen, auch im Training stattfindenden Tests, ist man im Trailrunning noch weit entfernt. Die Veranstalter um den UTMB haben 2024 ein Programm mit rund 100.000 Euro Budget gestartet. Ein Anfang? Ganz gewiss. E wie Ernährung Die Ausrüstung ist das Eine, was in den Tank kommt, etwas Anderes. Trailrunning verändert in aller Regel auch die Gewohnheiten bei der Ernährung. Wer hohe Umfänge läuft, benötigt Energie, hochwertige Kohlenhydrate, Eiweiss und Ballaststoffe. Im Wettkampf hingegen zählt pure Energie, es geht um schnelle Zufuhr, um Verträglichkeit über viele Stunden. Ernährung wird zu einem hochkomplexen Thema, das scheinbar nie eine absolute Lösung hat, sondern immer wieder neu ausprobiert werden muss.
C wie CHAMONIX Kein Ort der Welt wird mit Trailrunning so sehr in Verbindung gebracht, wie die französische Alpenmetropole Chamonix. Dort findet der UTMB statt, der Marathon Mont Blanc und dort leben und trainieren ein Teil der Weltbesten des Sports. Neben dem Wintersport, dem Alpinismus und klassischen Bergsport hat Trailrunning in Chamonix eine Heimat, wie nirgendwo anders.
D E F
Fastest Known Time. FKT. Ohne Startnummer und abseits offizieller Events zeichnet man seinen Lauf auf einer bekannten und ikonischen Route auf, versucht sich an der bestehenden Bestzeit oder stellt gar eine neue auf. Seeumrunden, BergmassivRunden, Fernwanderwege und mehr. Das Portal www.fastestknowntime,com ist dabei Beweis und Archiv zugleich.
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G I TITEL A-Z
wie GÄNSEHAUT. Bekommen wir früh Morgens an der Startlinie, wenn die Temperatur noch einstellig ist, bekommen wir im Zielbereich des ZUT oder UTMB, wenn Freunde finsihen, oder vor dem Screen, wenn wir im Livestream Remi Bonnet oder Judith Wyder verfolgen und fasziniert davon sind, wie schnell Menschen hoch und runter rennen können und dabei immer lässig aussehen.
H wie Hausberg, Gut, wenn man einen Hügel vor der Haustüre hat. Nein, es muss kein 3.000er sein, kein Mont Blanc, kein Glockner, keine Zugspitze. Manchmal reicht eine Erhebung, die Ruhe und Weitblick garantiert, die für die nötigen Höhenmeter sorgt (gerne auch auf mehrere Läufe summiert). Ja, so ein eigener Hausberg ist für uns in etwa, wie ein Sportwagen in der Garage, für Seehofer das Modelleisenbahnzimmer oder dem Musiker die Vinyl-Kollektion. Den Hausberg kann man blind laufen, kennt jeden Stein und entdeckt doch immer wieder Neues mit ihm.
I wie Instagram. Um auf Trails zu laufen, muss man ganz sicher nicht bei Instagram angemeldet sein. Instagram macht einen nicht schneller, nicht besser, nicht schöner. Und doch bekommt man eine ganze Menge mit, wenn es um viele andere geht, die den Sport betreiben. Wir erfahren über ihre Beiträge, Reels und Stories, wo sie laufen, wie sie trainieren, wann sie verletzt sind oder welche Intervalle gerade angesagt sind. Instagram kann nerven, es kann belasten. Instagram kann motivieren, kann uns lächeln lassen und uns aufheitern.
J wie JIM Wir hätten auch W wie Walmsley nehmen können. Jim Walmsley also. Der gehört in und zu unserem Sports wie Kilian, Courtney, Katharina oder Francois. Der US-Amerikaner ist vermutlich der beste Ultratrailläufer, wenn es um laufbare Terrains geht. Sein Umzug von Arizona ins französische Alpental Beaufort ist ein Statement. Der ehemalige Spitzen-Straßenläufer hat sich damit zu 100 Prozent dem Trail verschrieben. Wird er den UTMB-Titel verteidigen?
K wie KILIAN Kilian Jornet. Immer wieder. Und das seit Anbeginn dieser Zeitschrift. Der Katalane, der mittlerweile in Norwegen lebt und alles in diesem Sport gewonnen hat, was es zu gewinnen gibt, war in unseren ersten Ausgaben das Supertalent und heute, rund 16 Jahre später, die Legende. Keine andere Person hat Trailrunning so sehr geprägt, niemand hätte uns in dieser Art und Weise besser vertreten und uns ein Vorbild sein können. Wir dürfen bei K auch Danke sagen.
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MN O wie Marathon -Wir als Redaktion weigern uns ein wenig dagegen, der einen oder anderen Distanz den heiligen Gral zuzuschustern. Spätestens die vergangene Trailrunning WM in Innsbruck/ Stubai hat uns gelehrt, wie unfassbar spannend und reizvoll kurze Bergläufe sein können. Ein großer Teil unseres Herzens schlägt jedoch für den Ultramarathon. Ein „Ultra“ zeichnet sich durch seine Länge aus, welche über die klassischen 42,195 Marathonkilometer hinausgeht. Entgegen dieser Definition beginnt unserer Auffassung nach der Ultramarathon dann, wenn die Kilometer dreistellig werden. Wir möchten jedoch festhalten: "Der halbe oder volle Marathon ist und bleibt der All-Time Favorite“. Warum? Der geht einfach jeden Tag!
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Läuferhoch - Laufe einfach, bis kein Morgen kommt. Irgendwann ist es dann soweit und du fühlst dich, als würdest du auf Wolken schweben. Zumindest hört man hier und da von solch wildromantischen Geschichten rund um dieses erhabene Gefühl der Glückseeligkeit während des Laufens. In Wirklichkeit können wir dieses euphorische Hochgefühl auf unsere Endorphine schieben, oder aber wir suchen die Wahrheit in den ebenfalls körpereigenen Cannabis-ähnlichen Endocannabinoide. Die Wissenschaft hält beides für möglich. Beide werden in der Laufbewegung produziert und ausgeschüttet. Ganz egal, ob Romantik oder wissenschaftliche Tatsache. So ein Hoch ist einfach das Salz in der Suppe.
Nagelpflege - Eine alte Trailmagazin-Weisheit sagt: "Einen Trailrunner erkennt man daran, dass er mehr Zehen als Nägel hat.“ Überlassen wir unsere Füße und vor allem die Nägel sich selbst, wird das ziemlich schnell in einem schmerzhaften Desaster enden. Des Weiteren ist die Infektionsgefahr bei unzureichend gepflegten Nägeln enorm. Sind wir doch mal ehrlich… wirklich geil ist so ein zerstörter Fußnagel auch nicht, oder!? Wir haben da einen Masterplan. Einen Plan für mehr Freude am Laufen durch weniger Schmerzen. Pflege deine Füße täglich. Nutze Schere, Zange, Feile und Cremes, um deine Zehen gesund zu erhalten. Betreibe Prävention. Gönn dir einmal im Monat eine Fußpflege.
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Oberschenkel - Wir Trailmenschen sind ja nun wirklich die personifizierten Oberschenkel. Das hat rein gar nichts mit dem Aussehen oder Fitnessstand unseres wichtigsten Werkzeuges zu tun. Worauf wir hinaus wollen, ist allen Menschen, die sich gern zügig in den Bergen fortbewegen, eine wirklich wichtige Botschaft zu übermitteln. „Trainiert und pflegt eure Oberschenkel“! Bevor die Stimmen des ganzheitlichen Trainings laut werden. Natürlich ist es entscheidend, den gesamten Körper zu trainieren. Die Oberschenkel allerdings, müssen einen großen Teil unserer Bewegungen im Gelände bewerkstelligen. Um Verletzungen im gesamten Bewegungsapparat vorzubeugen, solltet ihr also fitte Schenkel haben.
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Passform - Ob dick ob dünn, ob groß ob klein, in diesen Schuh passen alle rein. Schön wenn es so einfach wäre oder? In Wirklichkeit ist das ein ziemlich schwieriges Thema mit diesem einen perfekten Schuh für alles.Es wird ihn wahrscheinlich nie geben. Das liegt an vielen Faktoren. Zum einen wird sich die Fußform ständig anpassen. Mit steigendem Alter oder Art der Strecken wird sich ein Fuß wohl oder übel verändern. Hier kann mit passenden Einlagen oder Schuhwechsel viel verbessert werden. Zum anderen können Schonhaltungen durch schmerzende Stellen am Fuß, formale Veränderungen herbeiführen. Es lohnt sich also immer, das Fachgeschäft aufzusuchen, um sich ordentlich beraten zu lassen.
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Qual - Wir können viel um den heißen Brei reden und uns von den sozialen Medien vorgaukeln lassen, wie easy und leichtfüßig unser Sport ist. In Wirklichkeit ist das Ganze, was wir hier tun, schon eine ziemliche Quälerei. Ist das jetzt negativ? Keineswegs! Die Qual ist ein fester, nicht wegzudenkender Bestandteil der Romantik beim Trailrunning. Wir vollbringen Dinge, die teils weit über unsere körperlichen Möglichkeiten hinauszugehen scheinen. Tatsächlich braucht es also die Qual, um sein individuelles Leistungsvermögen ausschöpfen zu können, um sein Ziel zu erreichen. Die Qual hat zudem etwas sehr Schönes an sich. Nach ihr kommt zumeist das Hochgefühl! Es lohnt sich immer alles rauszuholen.
Rockershape: Gerne wird darüber philosophiert, ob Trailrunning eine Nähe zu (musikalischen) Subkulturen hat – oder sogar selbst eine Subkultur ist. Fest steht: Unsere Trailschuhe sind seit kurzem Rocker. Und sie haben Beef, also reichlich viel Schaum unter der Zwischensohle. Wobei das Rocker eben nicht auf Motorradgangs Bezug nimmt, sondern auf den guten alten Schaukelstuhl (engl. Rocking Chair). Auch der bewegt sich bekanntlich ja ziemlich mühelos. Darum geht es also: Die aktuelle Trailschuhgeometrie trägt einen weichen, reaktiven Dämpfungsschaum dick auf und lässt ihn an Ferse und Zehen rund zulaufen. Gerne, aber nicht zwingend in Kombination mit einer zusätzlich dynamisierenden Plattenkonstruktion. Die Schuhe rollen (und rocken) in der Ebene, vor allem aber absorbieren sie im Downhill effektiv Stoßkräfte. Die Muskeln kommen entspannter und frischer im Tal an.
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Stabi-Übungen: So gesehen geht es unserem Körper wie unserer Gesellschaft: Wir brauchen eine stabile Mitte. Dumm nur, dass wir das (auch als Gesellschaft) zumeist erst spät merken. Die Jugend läuft, nein, spurtet los. Es funktioniert ja alles so schön spielerisch. Aber: Trailrunning ist nicht bloß ein Sport der Beine. Ein stabiler Rücken absorbiert nicht nur die Stoßkräfte im Downhill effektiv, er fördert genauso die Balance im technischen Gelände. Ganz abgesehen von der gesteigerten Toleranz gegenüber Überlastungsverletzungen. Einfache Faustregel: Auf zwei Laufeinheiten sollte eine Stabi-Einheit folgen. Oder man sucht sich Ausgleichsportarten, die den Körper anders oder ganzheitlicher fordern.
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uvw UTMB: Musste ja so kommen, also der UTMB für den Buchstaben U. Die Runde um den Mont Blanc ist nun mal das eine, ikonischste aller Rennen. Alle Großen des Sports haben den Ultra-Trail du Mont-Blanc einmal gewonnen – oder es zumindest versucht. Und nirgendwo sonst, kann man all das, was Trail Running ausmacht, wie unter einem Brennglas erleben, als in dieser letzten Augustwoche in Chamonix. Dass die Kontroversen um den UTMB stetig zunehmen, auch das sind wohl die Wachstumsschmerzen eines Sports, der immer größer, bedeutsamer und, ja, auch kommerzieller wird. Anders gesagt: Am UTMB lässt sich auch gut beobachten, was man gemeinhin ein Geschäftsmodell nennt. Und es waren die Topathlet:innen selbst, die sich zuletzt für einen gebändigten UTMB eingesetzt haben. Mehr Challenge Roth und weniger Ironman. Auch in diesem Jahr schauen wir also gespannt nach Chamonix. Und unsere Interesse gilt dabei nicht nur dem rein sportlichen Geschehen.
V wie VP Wir hätten hier auch Vo2max schreiben können, aber die VP, die Verpflegungsstelle, die im englischen als Aidstation bekannt ist und im Alpenraum Labestation heißt, ist einfacher zu erklären ... Irgendwann also dann das Schild (Signalfarbe) "500 Meter bis VP". Das sorgt vor allem im Sommer für Freude, wenn man mit dem letzten Schluck in der Flask unterwegs ist oder gar komplett trocken läuft. Eine gute VP bietet süße und salzige Nahrung, Brot, Käse, Wurst, vegane Schnittchen, Gels, Obst, Cola, Wasser und Iso. Im Zusammenhang mit der VP sei auf anständiges Benehmen hingewiesen. Bedankt euch bei den Helferinnen und Helfern. Die stehen da nämlich über viele Stunden hinweg. Ein nettes Lächeln und ein Danke ist viel wert.
T
Wie wie WANDERN Hä? Wandern? Wandern in einem Trailrunning A-Z? Absolut korrekt. Wer auf Trails läuft, muss den Wanderschritt ehren. Wir sehen uns alle gerne und ausschließlich als Läuferinnen und Läufer. Das suggeriert Tempo und Speed, das ist sexy, das ist sportlich. Und doch müssen wir es so annehmen, wie es ist - um das gelegentliche Wandern kommen wir nicht herum. Je länger die Distanzen werden, desto größer die Anteile im Wandermodus. Wandern ist für uns Trailrunner im Prinzip die Grundlage von allem, denn immer dann, wenn es darum geht, einfach weiterzumachen, weiter voran zukommen und nicht aufzugeben, dann spielt das Wandern seine ganze Güte und Klasse aus. Lasst uns doch einfach in Zukunft immer öfter einfließen, dass wir auch Wandersleute sind, dass wir das cool finden. Ihr wisst schon was ich meine.
Transalp: Eine der logischsten Linien unseres Sports: einmal zu Fuß die Alpen überqueren. Es gibt sogar ein Rennen, das fast genau so heißt, der Transalpin Run. Ob nun als Wettkampf, als Social Run oder als konzentriertes und intimes Vergnügen: Jede:r sollte, in seinem oder ihrem Tempo einmal in Trailschuhen nach Süden aufbrechen. Wobei einmal vermutlich nicht reicht, es gibt eine Menge ikonischer Alpenüberquerungen, ob nun auf den Spuren des Ötzis oder historischer Handelsrouten. Viele sind heute als Weitwanderweg erschlossen, einige bieten bereits spezielle Trailrunningpakete an. Wir wissen aber aus Erfahrung: Was man zur Alpenüberquerung braucht, passt auch in eine Running Vest.
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Y-Kreuzung (verlaufen): Wem folgendes noch nie passiert ist, der oder die ist, wage ich zu behaupten, kein richtiger Trailrunner, keine richtige Trailrunnerin: Man ist nach den zähen Mühen des ersten Aufstiegs endlich so richtig im Flow. Man kommt vom Gehen ins Laufen ins Rennen … und hat, zack, doch garantiert die richtige Abzweigung gewählt. Hat man. Man kommt vom Rennen ins Laufen ins Gehen. Die Augenwinkel fixieren Flatterbänder und Markierungen, die aber noch immer nicht sind. Irgendwann dann die Erkenntnis, falsch abgebogen zu sein und die 120 lustvollen Höhenmeter hinunter ins Tal wieder hochhiken zu müssen. So gesehen ist auch Trailrunning – ein Orientierungssport.
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X wie X-Trails. Der älteste Trail-Marathon der Alpen, vielen unter Swiss Alpine Davos bekannt, bekam vor rund drei Jahren ein Facelift und erlebt unter dem Event-Titel "Davos X-Trails" ein neues Image mit den nahezu bewährten, legendären Strecken in Graubünden. Bereits 1986 wurde hier über 78 Kilometer gelaufen und der Begriff "Ultratrail" entscheidend geprägt. Jonas Buud, Jasmim Nunige oder Lizzy Hawker hinterließen mit immer wieder aberwitzigen Streckenrekorden nachhaltig ihre Spuren. Irgendwann verlor der Swiss Alpine Davos seine Einzigartigkeit und ordnete sich den vielen neuen langen Bergtrails unter. Mit neuem Namen und neuen Gesichtern scheint man jetzt für die nächste Zukunft aufgestellt zu sein.
Z wie ZUBEHÖR. Was wären wir ohne das Zubehör. Das macht so ein Hobby doch besonders. Kopfhörer, eine kompakte Kamera, Blackroll, Sonnenbrille, neuerdings das schicke Halstuch, Bucket Hat oder mal wieder ein paar neue Softflasks. Wir schaffen uns durch oft kleine Produkte neuen Spaß und sogar eine Art Identität, die uns hier und da von den anderen an der Startlinie unterscheidet. Das mag manchesmal etwas übertrieben wirken und ist doch das, was es am Ende ausmacht - wir wollen alle mal was Neues.
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WISSEN ... Kann man Trailschuhe neu besohlen lassen? Text: Clemens Niedenthal
Repairtechnik- Klar kann man das. Und es gab bereits Topathleten, die sich eine VibramSohle unter einen Racing Flat geklebt hatten. Aber das waren andere Zeiten und die Laufschuhe weit weniger komplex designt. Heute wird um jedes Gramm Gewicht gekämpft. Und Außensohlen wie etwa die Ultralight-Variante von Vibrams Megagrip sind oft so filigran und technisch mit der Mittelsohle verwoben, dass ein Ersatz in einer landläufigen Schuhmacherwerkstatt gar nicht mehr möglich wäre. Entscheidender ist aber vielleicht eine andere Entwicklung: Die neuen hyperreaktiven, aber eben auch hypersensiblen Dämpfungsschäume altern meist schneller als das Profil und die Gummimischung der Außensohle. Trailschuhe werden heutzutage kaum mehr ausgemustert, weil ihr Profil abgelaufen ist. Was tun, wenn der Grip nun aber doch unter vielen Asphaltpassagen gelitten hat? Die niederländische Boutique-Running-Marke 4T2 (sprich: Fourtytwo) hat im vergangenen Jahr ihren ersten Trailschuh präsentiert, der konstruktiv einen neuen, nachhaltigen Weg geht: Oberschuh, Mittelsohle und die Vibram-Außensohle sind handwerklich trenn- und damit auch separat austauschbar. Halten sich die Hersteller an ihr Versprechen, künftig langlebigere Laufschuhe anzubieten, werden auch solche (Repair-)Techniken immer wichtiger.
Gute Haltung fängt ganz unten an. Die RECOVERY SLOPES. Mit -3.7° Negative Heel. Reduziert Verspannungen und verbessert die Durchblutung. Die Dynamic Rocking Sole fördert eine harmonische Abrollbewegung beim Gehen. blackroll.com/recovery-slopes QR Code Scannen & mehr erfahren!
EVENT ZUT
Die Runde machen. Die Trail-Redakteure Tom und Denis stellen sich der Herausforderung Zugspitz Ultratrail und stellen dabei fest, dass dieses größte Trail-Rennen Deutschlands mittlerweile viel mehr ist als ein Wettkampf. Vom unbedingten Willen, im Ziel anzukommen und der Idee, gemeinsam unterwegs zu sein. Text: Tom Stetter, Denis Wischniewski Fotos: Klaus Fengler, Sportograf, Trailfoxy
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Da stehe ich nun mit meinen 106 Kilometern, die mir so riesig und mächtig vorkommen. Das letzte Mal, dass ich einen Distanz weiter als 100 Kilometer gelaufen bin, ist ganze fünf Jahre her. Seitdem lief ich weniger und kaum länger als einen Marathon und so türmen sich die Kilometer unmittelbar vor dem Startschuss ganz besonders massiv vor mir auf. Ja, ich stand schon einmal mit mehr Ego am Start eines Ultras. Nun gut. Ich arbeite mit dem, was ich bin. Statusmeldung. Es ist 22 Uhr. Ich stehe im Startblock. Neben mir mein Kollege und Freund Tom. Er wirkt locker. Er lacht. Über die Jahre hat sich etwas gedreht. Heute ist er derjenige, der mit dieser Selbstverständlichkeit an solch ein Rennen rangeht. Tom, der Mann, der so gut Brot backen kann wie er läuft, will mit mir zusammen laufen. In all den Wochen vor dem ZUT habe ich immer wieder zu ihm gesagt „Ja, schauen wir mal. Du kannst dann ja einfach dein Tempo machen – ich will dich doch nicht Einbremsen.“ Noch 10 Minuten bis zum Start. Noch nie fühlte ich mich so sehr in eine Art große Familie eingebettet bei einem Trail-Wettkampf. Der Mann an der Ausrüstungskontrolle begrüßt mich „Du a wieda do? Jeds Joar!“ Ich antworte „Schlimm. Ganz schlimm. Wir werden hier alle zusammen alt“. Es sind nur noch wenige Minuten bis zum Start der größten deutschen Trailrunning Party. Ich bin Teil dessen, was vor ein paar Jahren für mich so unerreichbar schien. Ich bin mir selbstbewusst darüber im Klaren, dass ich in der Vergangenheit bereits weit mehr als 100K am Stück abgespult habe. Trotzdem habe ich jedes Mal auf ‘s neue Ehrfurcht vor diesen 100 Kilometern. Ich stehe dort in der Garmischer Innenstadt in einer Traube von Trailrunnern, die aus meiner Sicht das Prädikat „Vorbild“ verdient haben. Thomas Wagner, Denis Wischniewski und Eva Sperger, die zum Anfeuern vorbeikam. Kann das wahr sein?? Ich stehe da mit Menschen, die mich einst dazu bewegt haben, ein Ultraläufer zu werden. Die haben mich stets motiviert weiterzumachen und inspiriert, auch mal über den Tellerrand zu schauen. Es fühlt sich für mich sehr erhaben an, neben den Idolen von Einst an der Startlinie dieses großartigen Rennens stehen zu dürfen.
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EVENT ZUT
Wir laufen los. In eine lange Nacht hinein. Zunächst in dichtem Gedränge hinaus aus der Stadt in Richtung Berg. Tom läuft hinter mir. Wir wissen beide, dass das Tempo viel zu hoch ist. Tom wirft mir immer wieder surreale Pace-Werte in den Nacken. Irgendwann, kurz nach der ersten VP schauen wir uns durch die Lichtkegel der Stirnlampen an und beschließen, dass der Stress nun ein Ende hat. Wir bestimmen fortan selbst unser Tempo. Die spinnen doch alle. Ich bin überrascht – ich fühle mich gut. Noch. Ich spüre Lauflust in mir. So eine tiefe Freude, diese lange Nacht mit einem Freund gemeinsam zu laufen. In meiner Unsicherheit, ob diese 106 Kilometer und 5.000 Höhenmeter für und mit meinem Fitness-Zustand nicht zu viel sind, gibt mir die Anwesenheit von Tom eine gewisse Portion Selbstbewusstsein. Ich beobachte Tom. Aus ihm ist ein erfahrener Ultraläufer geworden. Ich erkenne das an seinen Bewegungen, an der Ruhe, an der Gelassenheit. Man spürt in seiner Nähe, dass er in diesen Stunden genau da ist, wo er sein möchte. Dieses Glücksgefühl, das ich in mir trug, überschattet unser „Überpacing“ in voller Gänze. Ich ließ zu, dass wir sehr schnell in dieses Rennen gingen, um diesen langen Lichterkegel entlang der ersten Bergflanke von vorn bewundern zu können. Als wir sicher waren, dass wir den alpinsten Teil unserer Reise in Ruhe durchlaufen können, passte sich das Tempo praktisch automatisch an.
Für mich stellte sich bei aller Freude den Tom wieder zu sehen, aber auch ein, dass nach diesen rund 54 Kilometern mein Guthaben völlig aufgebraucht ist. Im Ernst - ich war für 50 Kilometer präpariert, aber alles was jetzt so kommt ist für mich nicht mehr mit Körper, sondern nur noch mit Kopf lösbar.
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Es fühlte sich wie vor einigen Jahren an. Denis und ich liefen das erste Mal gemeinsam. Vom Gefühl war es unser hundertster gemeinsamer Ultratrail. Zu keiner Zeit kommt ein Unwohlsein auf. Genauso gut hätten wir auch in einem Café sitzen können, um über dies und das zu plaudern. Es geht nun steil bergauf. In Richtung höchsten Punkt überqueren wir die 2.700 Meter und bestaunen diese atemberaubende Bergkulisse. Auch bei Nacht malt uns die Natur ein wunderschönes Bild, das wir genießen. Da vorn kommt eine VP. Ich habe großen Hunger und inhaliere die veganen Schnittchen, als wäre es ein „all you can eat Buffet“. Ich spüre, wie die Energie schiebt, merke aber auch, dass es Denis nicht sehr gut geht. Mir war klar, was jetzt passieren muss.
Na ja, irgendwo bei Kilometer 25 von 106 legt sich ein Schalter bei mir um. Mein Magen drückt. Von innen nach außen. Ich übergebe mich und tue das 20 Meter abseits der Wegstrecke. Mir ist trotz des Sportmodus so etwas sehr unangenehm. Nach 10 Minuten ist alles raus was schräg lag, aber damit auch
Es ist dunkel. Wir kommen im Prinzip gut voran und die Nacht überdeckt irgendwie ja auch mein Leiden. Die ersten Sonnenstrahlen (dazu kommen wir später) sollten weit mehr erhellen, was mich an diesem Tag so sehr immer wieder nach unten zieht.
wieder lebendig aus und konnte zumindest Schmunzeln. Ich versuchte, ihn mit meinem inhaltlosen Geschwafel aufzumuntern. Die 50 Kilometer haben wir im Sack. Nun geht es Richtung Halbzeit. Das Drop Bag wartet am Hubertushof und ich lief vor. Nicht, um schneller zu sein. Ich suche meine Tasche und schnappe mir auch die von Denis. Ich reservierte ihm einen Sonnenstuhl und empfing ihn winkend und voller Freude, ihn wieder zu sehen. Essen, Trinken und trockene Klamotten. Ich fühle mich wie frisch aus dem Ei gepellt. Vor uns liegen nun 20 harte Kilometer. 20K Laufen, nicht Wandern. Das war die Zielsetzung. Denis und ich Joggen nebeneinanderher. „The Boss“ singt für uns und die Laune ist hervorragend. Von Meter zu Meter wird es aber auch immer deutlicher, wie kräfteraubend es sein kann, nach 55 Kilometern durch die Berge, 20 Kilometer flach dahinzulaufen.
Das dunkle Blau der Nacht wandelte sich in ein morgentliches ‚Rosé‘. Das Zugspitzmassiv zeigt sich uns von seiner schönsten Seite. Die Sonne, der blaue Himmel und die Ruhe. Es war herrlich. Ich war mir sicher, dass sich mein Freund und Weggefährte etwas erholt hat. Denis schaute
Ein eiskaltes Bull, ein Käsebrot, ein Stück Pizza. Der Hubertushof ist eine besondere Labestation. Man kommt hier an und weiß einfach, dass über die Hälfte der Distanz geschafft und die lange Nacht vorüber ist. Es ist nicht nur die zweite Halbzeit dieses perfiden Spieles,
viel Energie. Aus Stahlbeinen sind nun Puddingbeinchen geworden. Ich hacke die Stöcke wütende in den Untergrund und mache weiter. Ab hier wird die Sache bis ins Ziel zu einer richtig mühsamen Erzählung. Ich darf sagen, dass es mein zähester Ultratrail wird, aber auch derjenige, den ich am "unbedingtesten" finishen will. Das Gefühl, dass Tom spätestens ab hier auf mich Rücksicht nimmt, fühlt sich falsch an. Er könnte doch schneller. Der Junge. Mann ey.
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sondern auch ein neues Leben. Für mich stellte sich bei aller Freude, Tom wieder zu sehen, aber auch ein, dass nach diesen rund 54 Kilometern mein Guthaben völlig aufgebraucht ist. Im Ernst – ich war für 50 Kilometer präpariert, aber alles, was jetzt so kommt, ist für mich nicht mehr mit Körper, sondern nur noch mit Kopf lösbar. Ich nehme die Challenge an, lasse Tom endgültig ziehen und tauche in eine ganz persönliche, fast intime ‚Welt des Kampfes‘ ein. Ich werde fast nur noch überholt. Es ist okay. Ich komme voran. Ich erreiche das Ziel. Ich spiele mir selbst immer wieder gute Gedanken, schöne Bilder in meinen Kopf, ich suche Leichtigkeit. Für manche Minuten klappt es, dann klappt dieses System in sich zusammen und ich baue es wieder auf. Ich mag die Vorstellung, dass Tom nun da vorne rumrennt und frei sein kann. Schwer zu erklären, was es mit einem Freund macht, wenn er einfach so allein gelassen wird. Es fühlt sich nicht richtig an, allein weiterzurennen. Ich laufe dennoch mit der stillen Hoffnung voraus, dass
EVENT ZUT
Denis spätesten am Schloss Elmau wieder neben mir stehen würde. Der Wunsch, als Trailmagazin Team im Duett über die Ziellinie zu flanieren, der sollte mir verwehrt bleiben. Ich drücke mich zur Hochalm rauf. Vorbei an feiernden Trailmenschen, impfte mir diese geile Cheering-Zone das pure Leben ein. Die letzten 300 Höhenmeter tun weh. Wie aus dem Nichts traf ich eine Freundin. Lisa stand einfach da und schrie mir zu: „Gib Gas“. Ich nahm sie beim Wort und rannte. Ich fühlte mich großartig und rollte den Downhill nach Garmisch. Es war vollbracht.
Irgendwie fühlt es sich okay an. Ich bin ein Teil des Rennens, eines echten alpinen Ultratrails, ein Rennen das 106 Kilometer lang ist. Ich bin im Rennen, ich bin noch dabei und komme dem Ziel immer näher – nicht, weil ich dafür trainiert hätte oder sonderlich gut darauf vorbereitet wäre, nein, weil ich es kann! Ich kann laufen und weitermachen, weil ich es unbedingt möchte. Ich mag das sehr. Der letzte lange Anstieg. Ich treffe Freunde an der vorletzten VP. Ich erkläre ihnen in einer kurzsilbigen Sprache, die ihnen fremd vorkommen muss, wieso ich noch im Rennen bin. Ich verstricke mich in seltsamen Konstrukten. Es wummert. Mitten im Wald dröhnt Musik. Ich darf mich noch einmal wie ein Held fühlen und schreite durch die sogenannte Cheering-Zone wie ein kleiner Prinz. Das trägt mich wie auf einer Wolke für mindestens 20 Minuten. Ich frage mich, wie das wohl wäre, wenn so eine Cheering-Zone bis ins Ziel führen würde, wenn über 10 oder gar 20 Kilometer ganz dicht Menschen stehen würden, die einen anfeuern, den Name rufen und einem die schweren Beine mit Partymusik aufkneten... Über diese letzten 300 Höhenmeter muss man keine Worte verlieren, aber ich frage mich, ob Tom hier wohl genau so stand wie ich. Maximal minimales Tempo. Grausam. Regen. Dann der Scheitelpunkt. Ab hier nur noch bergab bis runter ins Ziel nach Garmisch. Ein Bekannter überholt mich im Downhill – er läuft eine kürzere Distanz und wird seine Altersklasse souverän gewinnen. Sein Kommentar, just im Augenblick, als er an mir vorbeischießt, ist so dämlich wie unnötig und zieht mir tatsächlich die letzte Energie. "Hey, Denis, was mit dir los? Bist du schon auf der zweiten Runde?". Ja, ja. Lass gut sein. Die letzten flachen Kilometer erlebe ich fast wie früher. Ich will das Rennen unbedingt mit einer gewissen Qualität schließen und renne in einem flotten und echten Laufschritt ins Ziel. Niemand überholt mich mehr. Nach über 19 Stunden bin ich dort, wo es am Tag zuvor losging. Es ist ein verändertet Ort. Tom kommt mir frisch geduscht entgegen. Er ist seit einer Stunde hier. Als sein Chef beschliesse ich förmlich, dass ich ihm diese eine Stunde von seinen Überstunden abziehe.
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Menschen auf und neben den Trails-
ZUTDAS GANZE WOCHENENDE! VON LISA MÜNSTERER
Vom 13. bis zum 16. Juni wurde Garmisch-Partenkirchen einmal mehr zum Epizentrum einer Sportart, die auch hierzulande längst keine Randerscheinung mehr ist. Dem Zugspitz UltraTrail gelang dabei einmal mehr der Spagat, einerseits als niederschwellige Einstieg in das Laufen abseits befestigter Wege und mehr noch als das große Klassentreffen der deutschen und deutschsprachigen Szene zu fungieren. 4400 Läufer:innen aus 67 Nationen – mal wieder ein neuer Rekord. Der ZUT ist das größte Trailrunning Event Deutschlands. Und wer sich an diesem Juni Wochenende in Garmisch und im Wettersteingebirge befand konnte hautnah miterleben, dass Trailrunning nicht mehr nur eine Randsportart ist. Eine ganze Region spürte den Pulsschlag des Trailrunning. Spätestens mit der überfälligen Entscheidung, den Zieleinlauf und das Expo-Gelände vor einigen Jahren aus dem randständigen Grainau mitten nach Garmisch zu holen, ist der ZUT ein Event von internationalem Niveau. Und mit einer einzigartig reibungslosen und umfänglichen Organisation. Danke dafür, Plan B. „Die Verpflegung war unfassbar“, „Die Strecke war top markiert“, „Die Stimmung ist der Wahnsinn“, „Auch das Drumherum als Zuschauer ist einfach mitreisend“, das waren nur ein paar ausgewählte O-Töne der
Eingeläutet wurde das Sportwochenende am Freitag um 10 Uhr vom Garmisch-Partenkirchen Trail. Die Distanz über 29km und 1440 Höhenmeter ist Teil der Golden Trail National Series und wurde in diesem Jahr erstmals komplett live auf YouTube übertragen. Unser Chefredakteur Denis Wischniewski und die charmante Trail-Athletin Ida Sophie Hegemann, moderierten die Liveübertragung und sahen den innerfamiliären Wettstreit der österreichischen Innerhofer-Brüder um den Sieg. Am Ende hatte Manuel einen Vorsprung von 19 Sekunden auf seinen Bruder Hans Peter. Bei den Damen siegte Marion Leiberich vor Katrin Hahn und Lena Ritzel. Der sechstplatzierte Thomas Wanninger, den wir tags drauf an der Strecke trafen, bekam „noch immer noch Gänsehaut, wenn ich an die Atmosphäre während des Rennes zurückdenke.“ Kompakte Rennen, ein kompetitives Starterfeld, eine professionelle Live-Übertragung – tatsächlich ist die Golden Trails National Series ein Gewinn und ein Professionalisierungsschub für das deutsche Trailrunning. Die nächsten Teilnehmenden gingen am Abend um 22.15 Uhr auf die Ultradistanz. Insgesamt trauten sich 480 Trailrunner und 78 Trailrunnerinnen an die 106km mit mehr als 5000 Höhenmetern. An den Verpflegungsstationen herrschte selbst um Mitternacht und zu den sehr frühen Morgenstunden eine unfassbare Stimmung. Ein großer Respekt an dieser Stelle, an alle Helfer*Innen, die stundenlang bei Temperaturen von -3°C bis 20°C bei Regen und Sonne hilfsbereit zur Seite standen. Und auf dem Trail? Alexandre Pierre-Emmanuell erlief sich einen unglaublich souveränen StartZiel-Sieg – und lief bereits um 9:15 Uhr ins Ziel ein. Dies sorg-
te für Verwirrung. Ja, er hatte wirklich die Elf-Stunden-Marke geknackt. Alexander Westenberger und Marcel Höche folgten auf den Pöätzen. Bei den Frauen führt Maria Purschke das Feld bis zur dritten Verpflegungsstation an. Doch die starke Downhill-Läuferin Esther Fellhofer konnte sich in den Bergab-Passagen einen Vorsprung holen. Fellhofer wurde mit einer Zeit von 13:56 Stunden Erste, gefolgt von Purschke. Juliane Bruneß holte sich den dritten Platz. Der Ehrwald-Trail mit 86km und 4000 Höhenmeter, startete eine Stunde nach der Ultradistanz. 190 Läufer:Innen kämpften sich durch die Nacht und den nächsten Tag. Ida-Sophie Hegemann gewann souveränmit knapp einer Stunde Vorsprung in einer Zeit von 10:39 Stunden vor Sandra Saitner und Monika Pütz. Bei den Männern siegte Benedikt Ritter (9:47 Stunden) vor Daniel Huber Daniel und Johannes Ostfalk. 68 Kilometer und exakt 2970 Höhenmeter hatten diejenigen auf der Uhr, die sich an die Strecke des Leutasch-Trails wagten. Ruth Croft aus den USA – für die kommenden Jaher wünschen wir uns ein paar mehr internationale Atlet:Innen, zumal, wenn sie so sympathisch sind wie Ruth – siehte souverän vor Kim Schreiber und Simone Schwarz. Bei den Männern war es ein harter Kampf um die ersten drei Plätze. Letztlich konnte Jägerfeld Sebastian mit einer Zeit von 6:40 Stunden eine Minute Vorsprung auf den aus den USA stammenden Stephen Kersh retten, dicht gefolgt vom drittplatzierten Kamil Inak. Die geringen Zeitdifferenzen auf solchen Distanzen beweisen, welche Leistungsdichte mittlerweile im Trailrunning vorhanden ist. Auch die in Mittenwald startende, beliebteste Distanz des ZUT war von starker internationaler Besetzung. Über 44 Kilometer
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mit 1860 Höhenmetern siegte die für das Team von Adidas Terrex startende Holly Page erkämpfte sich den ersten Platz bei den Frauen, dahinter die Norwegerin Nora Serres und die Profilangläuferin Sophie Lechner. Sven Koch düste über die Trails und holte sich mit einer unfassbaren Zeit von 3:37 Stunden den ersten Platz vor Jakob Milz und Max Seybold. „Ich war positiv überrascht, wie viele Leute sich für Trailrunning begeistern“, sagte Sophie Lechner im Zielbereich, für die Wintersportlerin war der ZUT tatsächlich das erste Trailrennen, „aber die Strecke war so gut markiert, dass nicht einmal ich mich verlaufen konnte“. „Eine Trail-Autobahn“, urteilte der Sieger Moritz Auf der Heide Moritz über GrainauTrail. Der 1:06 Stunde brauchte er für die 16 Kilometer und zeigte so, dass es auch auf der eigentlich als Einstiegsdistanz gedachten Strecke kompetitiv hergehen kann. Auch bei den Damen herrschte ein spannender Kampf um die Plätze. Maria Elisa Legelli konnte sich letztlich den Sieg sichern. Ganz Garmisch und das Zugspitzmassiv waren an diesem Wochenende im TrailrunningFieber. Am Kreuzeckhaus etwa sorgten einige Fans für eine extra Portion Stimmung und Motivation. Bengalos brannten durch die Nacht. Man kann es fast schon Party nennen, was da oben auf dem Berg stattfand. Motivierender Musik, Kuhglocken und lautes Gebrüll sorgte dort für eine extra Portion Energie. Aber eine Energieleistung ist der Zugspitz Ultra-Trail ja auch in jedem Jahr aufs Neuse. Auf den Trails und nicht minder in der Organisation. Nicht auszudenken, wie es es ums Trailrunning in Deutschland stehen würde, gebe es nicht seit rund eineinhalb Jahrzehnten dieses Event mit einer ausgewiesenen Vorbildunktion. Wir sehen uns im nächsten Jahr.
ADVERTORIAL INTERNATIONAL KLEIN BLUE KOLLEKTION
Die Kunst des Trailrunning The North Face hat sich für eine kompromisslos performende Kollektion von der Kunst Yves Kleins inspirieren lassen. Auch die Athletinnen und Athleten der Marke werden in diesem Sommer beim UTMB Blau machen. Trailrunning braucht Zeit. Die Stunden, manchmal Tage eines Ultrarennens. Und die Wochen, Monate, ja Jahre, in denen man sich auf dieses eine Rennen, und das Rennen im Generellen, vorbereitet hat. Trailrunning ist auch die Übereinkunft, sich einer Sache entschlossen und leidenschaftlich zu widmen. Womit wir bei Yves Klein sind, 1928 in Nizza geboren und obwohl erst 34-jährig an einem Herzinfarkt verstorben, der vermutlich größte französische Künstler der Moderne. Yves Klein war nicht nur ein hervorragender Judoka, in gewisser Weise galten die Systematik und Strenge der japanischen Kampf-
kunst ja auch für seine Kunst. Vor allem hatte sich Klein mehr als ein Jahrzehnt lang entschlossen und leidenschaftlich diesem einen Thema gewidmet: dem perfekten Blau. Ein monochromes Ultramarinblau, das er schließlich 1960 als Yves Klein Blue (YKB 191) patentieren ließ. Inspiriert hatte ihn der unendliche Himmel über der Côte d’Azur, einer Landschaft, in der es sich ja auch ganz wunderbar laufen lässt. Eben dieses Yves Klein Blue prägt die diesjährige Pinnacle Collection von The North Face. Jene Kollektion also, mit der Athletinnen und Athleten wie Stephanie Howe und German Grangier in
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Die Summit Run x IKB® Kollektion von The North Face umfasst alle essentiellen Ausrüstungsgegenstände unseres Sports in ihrer jeweils bestmöglichten und performanceorientierten Umsetzung: Shirt, Shorts, Schuhe, na klar.
dieser Saison durch die Berge rennen. Schaut man genau, so sieht es aus, als sei jenes Ultramarinblau gerade erst aufgetragen worden. Von der Basecap oder dem ebenfalls im Look der Kollektion erhältlichen Ultrawettkampfschuh TNF Vectiv Pro läuft die Farbe noch herunter. Trailrunning goes Popart? Or Art goes fast! Die Summit Run x IKB® Kollektion von The North Face umfasst alle essentiellen Ausrüstungsgegenstände unseres Sports in ihrer jeweils bestmöglichten und performance-orientierten Umsetzung: Shirt, Shorts, Schuhe, na klar. Aber auch eine Racewest und eine Version der hervorragend atmungsaktiven Summit Series Superior Futurelight Regenjacke. Es ist ein ikonischer Look, ein echter Hingucker auf den Trails. Und ist dennoch, genau wie die monochrome Kunst von Yves Klein, nicht einfach auffallend, um des Auffallen Willens. Sondern ruhig,
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klar, ästhetisch. Und noch immer überzeugend funktional. Wenn auch Ihr auf den Trails zwischen den Müggelbergen und dem Mont Blanc künftig Blau machen wollt: Noch cooler dürfte das Trailrunningjahr 2024 nicht mehr werden.
TRAINING Red S Syndrom Text: Lars Schweizer
RED-S
Wenn Laufen und Ernährung zur Gefahr wird
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Im ersten Teil dieser Serie ging es um die allgemein gültige Rolle von unterschiedlichen Makronährstoffen wie Kohlenhydrate, Eiweiß und Fette. Wie viel sollte man optimalerweise zu sich nehmen, sowohl im Alltag als auch in der Wettkampfbelastung. In diesem zweiten Teil spielen vor allem die Auswirkungen und die Gefahr, wenn dieses Konstrukt einmal ins Wackeln gerät eine Rolle. Das RED-S Syndrom ist gerade im Trailsport noch ein weit unterschätztes Problem. Im ersten Teil unserer Serie zur richtigen Ernährung in Training, Wettkampf und darüber hinaus ging es im Allgemeinen um die Rolle der unterschiedlichen Makronährstoffen wie Kohlenhydrate, Eiweiß und Fette für unseren Sport. Was und vor allem wie viel davon sollte man optimalerweise zu sich nehmen, sowohl im Alltag als auch in der Wettkampfbelastung. In diesem zweiten Teil sprechen wir nun vor allem über die Auswirkungen und die Gefahr einer etwaigen Mangel- oder Fehlernährung. Das so genannte RED-S Syndrom ist gerade im Trailsport ein noch weit unterschätztes Problem. Erstmals breiter diskutiert wurde es vor vier Jahren, als die schwedische Ultra-Athletin Mimmi Kottka mit ihrer Erkrankung an die Öffentlichkeit gegangen war. Und in einem sehr persönlichen Post auch ausgeführt hatte, wie lange sie schon erste Anzeichen dieser multiplen Erschöpfungserkrankung notiert und wie sehr sie sie andererseits ignoriert hatte.
etwas komplexere Stoffwechsel bei Frauen – im Gegensatz zu uns eher stumpfen Männern – bringt einen niedrigeren Energiebedarf während und nach Belastungen mit sich. Nicht zuletzt ist wohl auch der Druck, eine „ästhetische Läuferinnenfigur“ zu haben deutlich ausgeprägter als bei Männern. Selbst unsere Vizeweltmeisterin Katharina Hartmuth hat sich nach eigener Auskunft schon oft anhören müssen „doch gar nicht wie eine schnelle Läuferin“ auszusehen. RED-S am Beispiel einer fiktiven Athletin
Um das RED-S Syndrom, seine Entstehung und Folgen besser zu beschreiben, betrachten wir einmal die fiktive Athletin Anna. Anna ist 28 Jahre alt und trainiert seit mehreren Jahren intensiv für Trailläufe und kurze Ultratrails. Sie hat ihre Trainingsintensität in den letzten Jahren stetig gesteigert und setzt sich hohe Ziele für ihre Wettkämpfe. Um ihre Leistung zu maximieren, hat Anna nun begonnen, ihr Körpergewicht kontinuierlich zu kontrollieren. Sie glaubt, dass ein geringeres Gewicht ihr helfen wird, schneller zu laufen.
Unter RED-S versteht man per Definition das „Relative Energie Defizit Syndrom im Sport“. Aktuell wird dieses vor allem bei weiblichen Athleten (und Hobbyläuferinnen) beobachtet, aber auch Männer können durch ein chronisches Energiedefizit in eine ebenso chronische Krise geraten, auch wenn dies, auch aufgrund der dünneren Datenlage, schwerer zu diagnostizieren ist. Also: Was heißt RED-S überhaupt? Der Begriff benennt ein Energiedefizit aufgrund unzureichender Kalorienzufuhr im Verhältnis zum Energieverbrauch, wenn also über einen längeren Zeitraum kontinuierlich mehr Kalorien verbraucht, als dem Körper wieder zugeführt wird.
1. Erhöhter Trainingsumfang bei gleichzeitiger Kalorienrestriktion: Anna trainiert an sechs bis sieben Tagen in der Woche, manchmal mehrmals täglich, ohne dabei ausreichend Kalorien zu sich zu nehmen, um damit den hohen Energiebedarf ihres Körpers zu decken.
RED-S lässt sich dabei in den unterschiedlichsten Sportarten beobachten. Signifikant ist es aber vor allem in Sportarten, die einerseits einen relativ hohen Energieverbrauch bedingen und in denen andererseits ein geringeres Körpergewicht zu einem entscheidenden Vorteil gegenüber der Konkurrenz führen kann. Folgende Sportarten sind demnach besonders gefährdet: Laufsport, Radsport, Turnen, Schwimmen, Skisport oder bestimmte Kampfsportarten. Gerade im Laufsport, quasi einer Sprungbewegung, ist das Gewicht vor allem bei den Frauen ein entscheidender Faktor. Umso leichter, umso weniger Energie benötigt die Muskulatur, um den Körper gegen die Schwerkraft nach oben und nach vorne zu bringen. Auch der
2. Leistungsabfall: Trotz ihres intensiven Trainings stellt Anna fest, dass ihre Laufzeiten stagnieren oder sich sogar verschlechtern. Sie fühlt sich oft erschöpft und kann sich nur schwer von harten Trainingseinheiten erholen.
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TRAINING Red S Syndrom 3. Verletzungsanfälligkeit: Anna erleidet plötzlich Stressfrakturen und andere Überlastungsverletzungen, da ihre Knochendichte aufgrund des Energie- und Nährstoffmangels abnimmt. 4. Menstruationsstörungen: Anna bemerkt, dass ihre Menstruationszyklen unregelmäßig geworden sind und schließlich ganz ausbleiben. Dies ist ein Zeichen dafür, dass ihr Körper nicht genügend Energie hat, um normale hormonelle Funktionen aufrechtzuerhalten. 5. Schwaches Immunsystem: Anna wird öfter krank, und Infektionen dauern länger als gewöhnlich, was auf ein geschwächtes Immunsystem hinweist. 6. Psychische Belastung: Anna entwickelt Anzeichen von depressiven Verstimmungen und Angstzuständen, auch aufgrund des Drucks, den sie sich selbst auferlegt.
Zugegeben, unsere fiktive Athletin Anna hätte sich jetzt bereits tief in ein REDS trainiert und gehungert. Vielleicht ist sie auch ein allzu krasses Beispiel. Denn längst nicht immer entwickeln Athleten und Athletinnen ein RED-S Syndrom aufgrund von bewussten Entscheidungen und Handlung. Gerade Hobbyläufern und -Läuferinnen ist oft auch ihr Kalorienbedarf nicht bekannt beziehungsweise nicht bewusst, dass es eine Unterversorgung zum Problem werden kann. Auch taucht das RED-S Syndrom nicht plötzlich auf, sondern schleicht sich nach und nach in die täglichen Routinen. Ab dann wird es ein Teufelskreis, Anna fühlt sich schlapp und müde, sie kann ihre Leistungen nicht mehr bringen, als erstes merkt sie das in den Tempoeinheiten. Die Erklärung sucht sie hierfür in ihrem Gewicht und beginnt noch genauer auf ihre Kalorien zu achten. Sie beginnt sich noch einseitiger zu ernähren und meidet etwa Kohlenhydrate. Eine Infektion wird als „Grippewelle“ abgetan, die Schmerzen im Fuß übergangen und Müdigkeit und Antriebslosigkeit auf Stress im Alltag geschoben.
Bereits hier kann es sich aber um ein geschwächtes Immunsystem oder eine Stressfraktur aufgrund einer durch das Energiedefizit geringeren Knochendichte handeln, vor allem, aber nicht nur bei Frauen. Ein erstes Zeichen eines RED-S Syndroms ist die Unregelmäßigkeit oder das Ausbleiben der Menstruation. Bei einem Energiedefizit signalisiert der Körper dem Hypothalamus, die Freisetzung von Gonadotropin-Releasing-Hormon (GnRH) zu verringern. Dies führt zu einer verminderten Freisetzung von luteinisierendem Hormon (LH) und Follikelstimulierenden Hormon (FSH) durch die Hypophyse. Diese reduzierte Konzentration dieser Hormone führt dazu, dass die Eierstöcke weniger Östrogen und Progesteron produzieren. Neben einer darauf resultierenden Unfruchtbarkeit kann anhaltender Östrogenmangel zu weiteren gesundheitlichen Problemen führen, wie verringerter Knochendichte (Osteopenie und Osteoporose), erhöhtem Verletzungsrisiko und langfristigen Störung der Fruchtbarkeit. Spätestens ab diesem Moment hat der Sport bei Anna zu einem Problem auch für ihr Alltagsleben geführt und beeinflusst sie auch außerhalb des Sportes maßgeblich. Folgende Maßnahmen können Anna dabei helfen das RED-S Syndrom zu überwinden. Folgende Maßnahmen können Anna dabei helfen, das RED-S Syndrom zu überwinden. 1. Ernährungsberatung: Ein Sporternährungsberater wird einen Ernährungsplan entwickeln, der ihren Energiebedarf deckt und eine ausreichende Zufuhr von Makro- und Mikronährstoffen sicherstellt. 2. Medizinische Betreuung: Eine Ärztin, spezialisiert auf Sportmedizin oder Endokrinologie, könnte Annas hormonellen Status überwachen und gegebenenfalls medizinische Interventionen vorschlagen.
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Die ein oder andere Infektion wird als „Grippewelle“ abgetan, die Schmerzen im Fuß übergangen und Müdigkeit und Antriebslosigkeit auf Stress im Alltag geschoben.
3. Angepasster Trainingsplan: Ein Coach sollte Annas Trainingsplan überarbeiten, um sicherzustellen, dass sie ausreichend Erholungszeiten hat und das Training auf eine Weise gestaltet ist, die Übertraining verhindert. Hier könnten vor allem die Konzentration auf Einheiten, welche nicht zu intensiv und lang sind, dem 4. Körper Erholung geben. Wettkampfziele rücken mindestens mittelfristig in den Hintergrund. 5. Psychologische Unterstützung: Eine Sportpsychologin könnte Anna dabei helfen, gesunde Wege zu finden, um mit dem Leistungsdruck umzugehen und ein positives Körperbild zu entwickeln.
RED-S Syndrom vorbeugen Um das RED-S Syndrom gar nicht erst entstehen zu lassen, gibt es einfache Maßnahmen, an die man sich als Athletin bzw. Athlet halten sollte. Eine ausreichende Kalorienzufuhr ist vermeidlich die einfachste, aber für viele die schwerste Maßnahme. Denn die Ernährungsmuster vieler Athleten und Athletinnen gleichen bei genauem Hinsehen bereits einer Essstörung. Über den Tag wird zu wenig gegessen, aus Angst direkt zuzunehmen. Und selbst nach harten Einheiten wird auf Kohlenhydrate verzichtet und sich „Low-Carb“ mit einem leichten Salat ernährt. Im Kopf sitzt der Gedanke „weniger Gewicht – gleich höhere Leistung“ fest. Hier kann das tracken der Kalorien und der Zusammensetzung der Ernährung über eine App helfen. Auch sollte eine optimale Verteilung der Makronährstoffe Kohlenhydrate, Eiweiß und
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Fett angestrebt werden. Kohlenhydrate sind für Ausdauersportler nämlich nicht böse. Eine zu empfehlende Verteilung kann z.B. wie folgt aussehen: Kohlenhydrate: 50-65 Prozent der Gesamtkalorien. Kohlenhydrate sind die Hauptenergiequelle für Ausdauersportler und wichtig für die Aufrechterhaltung der Glykogenspeicher in den Muskeln. Quellen: Vollkornprodukte, Obst, Gemüse, Hülsenfrüchte, stärkehaltige Lebensmittel (z.B. Kartoffeln, Reis, Quinoa). Proteine: 15-25 Prozent der Gesamtkalorien. Proteine sind wichtig für die Muskelreparatur und -regeneration sowie den Aufbau und Erhalt der Muskelmasse. Quellen: Mageres Fleisch, Fisch, Eier, Milchprodukte, Hülsenfrüchte, Nüsse, pflanzliche Proteinquellen (z.B. Tofu, Tempeh). Fette: 20-30 Prozent der Gesamtkalorien. Fette sind eine wichtige Energiequelle, insbesondere bei längeren, moderaten Intensitätseinheiten, und unterstützen die Aufnahme fettlöslicher Vitamine sowie die allgemeine Gesundheit. Quellen: Avocados, Nüsse und Samen, Olivenöl, fetter Fisch (z.B. Lachs, Makrele), Pflanzenöle. Diese Verteilung ist aber nur beispielhaft und kann je nach Athletin beziehungsweise Athlet und je nach Trainingsphase und Distanz variieren. Bei Bedarf sollte hier mit einem Ernährungsberater zu-
TRAINING Red S Syndrom sammengearbeitet werden. Außerdem ist ein überwachtes und gesteuertes Training mit einem regelmäßigen Wechsel zwischen Belastungsphasen und Entlastungsphasen bzw. Ruhewochen hilfreich, um kein Übertraining zu provozieren. Der Körper benötigt die Ruhephasen, um sich auf die gesetzten Trainingsreize anzupassen und dadurch stärker zu werden. Ein konsequentes Durchtrainieren kann sich hier sogar negativ auf die Leistungsentwicklung der Athletin bzw. des Athleten auswirken und den falschen Eindruck vermitteln, noch mehr und noch härter trainieren zu müssen, um bessere Leistung abrufen zu können, welche sich dann aber entsprechend nicht einstellt. Hier kann man sich Hilfe von einem Trainer holen, welcher das Training steuert, aber auch entscheidende Rückmeldung geben kann über den aktuellen Leistungsstand bzw. die Leistungsentwicklung und der Athletin bzw. Athlet hier bei einer Einschätzung hilft.
Schwimmen oder Spaziergänge fördern die Durchblutung und helfen bei der Regeneration, ohne den Körper zu stark zu belasten. Eine gute Schlafhygiene ist ebenfalls entscheidend. Dazu gehört ein konstanter Schlafrhythmus, bei dem man jeden Tag zur gleichen Zeit ins Bett geht und aufsteht, um den biologischen Rhythmus zu unterstützen. Entspannungsrituale wie Lesen, Meditieren oder ein warmes Bad helfen, den Körper auf den Schlaf vorzubereiten. Stressmanagement ist ein weiterer wichtiger Aspekt.
Erholung ist entscheidend für die Muskelreparatur und das Muskelwachstum sowie die Wiederherstellung der Energiereserven. Ausreichende Erholung reduziert das Risiko von Überlastungsverletzungen, die bei einem Energiedefizit häufiger auftreten. Zudem hilft Erholung dabei, sportliche Leistungen zu maximieren, da der Körper Zeit hat, sich anzupassen und zu regenerieren. Schlaf unterstützt die Hormonregulation, insbesondere die Produktion von Wachstumshormonen und Leptin, die für die Regeneration und Energieverwertung wichtig sind. Guter Schlaf stärkt das Immunsystem, das bei RED-S geschwächt sein kann. Zudem ist Schlaf wichtig für die geistige Erholung und die Stressbewältigung, was besonders bei Athletinnen und Athleten mit hohem Trainingspensum wichtig ist. Um die Erholung und den Schlaf zu verbessern, sollten regelmäßige Erholungsphasen eingeplant werden. Mindestens ein oder zwei vollständige Ruhetage pro Woche sind wichtig, an denen keine intensive körperliche Aktivität stattfindet. Leichte Aktivitäten wie Yoga,
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Techniken wie Meditation, Atemübungen und Achtsamkeit helfen, Stress abzubauen und die Schlafqualität zu verbessern. Der Austausch mit Freunden, Familie oder einem Sportpsychologen kann helfen, emotionalen Stress zu bewältigen. Quelle: mnstry.com Joelle Flück, Team Swiss Olympics
HINTERGRUND Inklusion von Männern getroffen. Schwächen, welcher Art auch immer, waren nicht vorgesehen. Nun, in diesem Jahr ist vieles anders. Ab diesem Jahr dürfte nicht nur eine schwangere Frau, sondern auch ihr Partner oder ihre Partnerin die Partizipation bei einem der Rennen in der UTMB-Woche auf das Folgejahr verschieben. Der UTMB ist spätestens mit der viel diskutierten Übernahme durch die Iron-Man-Gruppe eben ein global agierendes Unternehmen. Und verhält sich ganz in diesem Sinne größtmöglich korrekt und um Diversität und Inklusion bemüht. Manche mögen das als Marketing abtun. Eine gute und begrüßenswerte Entwicklung ist es allemal.
EIN OFFENES RENNEN Der diesjährige UTMB will als ein größtmöglich inklusives Event wahrgenommen werden. Und stellt ein Team aus ganz unterschiedlich beeinträchtigten Athlet:innen ins Rampenlicht. Hat man in Chamonix aus den Fehlern der Vergangenheit gelernt? Text: Clemens Niedenthal Geht es im Sport um Inklusion und Diversität, dann, so hat man den Eindruck, zumeist und zuallererst in den Werbekampagnen. Das ist auch im Trailrunning nicht anders, wo sich die Motive beinamputierter Athlet:Innen zuletzt mit einer überraschenden Selbstverständlichkeit in die Bilderwelten gemischt haben. Ist ja auch wenig dagegen einzuwenden. Selbstverständlichkeit ist immer gut. Auch und gerade im Umgang mit jeglicher Form von (nicht nur körperlichen) Beeinträchtigungen.
Der Ultra-Trail du Mont-Blanc war diesbezüglich bis dato nicht unbedingt als Vorreiter bekannt. Dafür hallen noch einige Entscheidungen der vergangenen Jahre nach, die rückblickend mindestens als ungeschickt bewertet werden müssen. So etwa die entschiedene Haltung, schwangeren Athletinnen oder solchen, die gerade Mutter geworden sind, kein Umbuchen des Startplatzes auf eines der Folgejahre zu ermöglichen. In Chamonix, so hatte man den Eindruck, werden die Entscheidungen vor allem
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Apropos begrüßenswerte Entwicklungen: Mit dem Team Adaptive hat der UTMB in diesem Jahr zwölf Athlet:innen mit ganz unterschiedlichen Einschränkungen nach Chamonix und auf die Runde um den höchsten Berg Europas geladen. Darunter der Franzose Boris Ghirardi und die US-Amerikanerin Jacky Hunt-Broersma, die beiden, ja, charismatischen Stars unter den Protesenläufer:innen, aber auch der autistische französische Athlet Franck Derrien. Immer mit auf den Trails: Sein Teddybär und ein Shirt mit der emblematischen Aufschrift „Je suis autiste, et alors?" („Ich bin autistisch, na und?“) Dem mögen wir nichts mehr hinzufügen. Außer vielleicht diese Änderung im UTMB-Reglement: Alle Athlet:innen mit Handicap brauchen seit diesem Jahr nur einen einzigen Running Stone (und einen gültigen UTMB-Index), um sich direkt für ein Rennen der UTMB-WordSeries-Finals, also den UTMB, CCC oder OCC zu qualifizieren. Es könnte also sein, als würde sich der UTMB zumindest in Sachen Inklusion zu einem wirklich offenen Rennen entwickeln.
EVENTS Sommer 2024 Text: Redaktion
INFLATIONÄRES Seit April kommen wir kaum mehr hinterher - so sehr viele Wettkämpfe, Wochenenden voller Highlight-Events und auch zu dieser Ausgabe war der Sport mit Startnummer spannend wie kaum zuvor. Ein Überblick zwischen den USA und Alpen.
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Speedgoat das ist der US-way of trailrunning! Die Siegerin der 32 Kilometer Distanz Robyn Lesh erklärt das Rennen treffend mit den Worten "Ich liebe es - du rennst verdammt schnell los, dann kommt ein Berg, du kämpfst dich hoch und runter, um das Ganze noch einmal auf der anderen Bergseite zu wiederholen!" Das legendäre Rennen um Gründer Karl "Speedgoat" Meltzer gehört längst zu den Klassikern der US-Amerikanischen Trail-Events. Die Wasatch Gebirgskette nördlich von Utah, in den Rocky Mountains sind Spielplatz der Speedgoat Mountain Races by UTMB und waren in diesem Jahr besonders schnell. 50 k Sieger David Sinclair erwischte den perfekten Renntag und holte sich das OCC-Ticket für die Finals in Chamonix. Doch für die Meisten ist der Speedgoat einfach nur ein cooles Abenteuer in unglaublicher Natur mit dem großen Ziel die Landschaft zu genießen und im Zielort Snowbird, einem berühmten Ski-Ressort anzukommen.
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EVENTS Sommer 2024
"The greatest of all time in Cortina, Hannes Namberger“
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Lavaredo Ultratrail by UTMB Aperol Sprizz, Pizza und Eis. Ist dies das wahre Geheimnis der Deutschen Trailrunning- Elite? Am letzten Juni-Wochenende fand der Lavaredo Ultratrail in Cortina d’Ampezzo statt. Der Lavaredo Ultratrail zählt zu einem der beliebtesten Wettbewerbe der UTMB-Word Series. Deswegen begegnet man hier einem international sehr stark besetzten Starterfeld mit vielen bekannten Gesichtern aus der TrailrunningSzene. 50.000 Läufer und Läuferinnen befanden sich im Lostopf, um auf den Trails rund um die drei Zinnen laufen zu dürfen. Aus den 50.000 Voranmeldungen hatten 5.224 Läufer und Läuferinnen das Glück, teilnehmen zu dürfen. Ausnahmen stellen Elite-Runner mit einem gewissen UTMB- Index dar, die aufgrund ihrer vorherigen Leistungen ohne Losverfahren teilnehmen durften. Von den über 5.000 Teilnehmenden, schafften es 4.558 über die Ziellinie in Cortina zu laufen und konnten die unglaubliche Stimmung dort hautnah miterleben. Vier unterschiedliche Distanzen hatte der top organisierte Lauf in Südtirol
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Benedikt Hoffmann siegt beim legendären Ultratrail in Davos! Und ist damit auch ganz offiziell topfit für den CCC Ende August in Chamonix. Der 39-jährige gewinnt souverän den DAVOS X-Trail, das Rennen, das wir eng mit der ehemaligen Strecke des Swiss Alpine Davos in Verbindung bringen. Asics-Profi Hoffmann benötigte für die 68 Kilometer 6:28:21 und hatte über 30 Minuten Vorsprung vor dem Franzosen Tangi Taton. Bei den Damen jubelte Helga Fabian in 8:48:46. Insgesamt gab es sechs Deustche Siege in Davos. Beim Silver-Run über 23 Kilometer war es wieder einmal Lukas Ehrle aus Villingen, der komfortabel gewann. Im Journal berichten wir über das große Talent, das in dieser Saison von Sieg zu Sieg läuft. Ehrles´ Schwester Julia war es, die den 9,3 Kilometer langen BronzeRun für sich entscheiden konnte. Mit 2234 Teilnehmerinnen und Teilnehmern feierte das Event einen neuen Rekord und scheint für die Zukunft bestens gerüstet zu sein.
zu bieten. 10K mit 200M+, 20K mit 1000M+, 50K mit 2600M+, 80K mit 4600M+ und die Königsdisziplin mit 120K und 5800M+. Die ersten Startschüsse fielen bereits am Freitagvormittag. Dann ging es schlag auf schlag mit Starts und Zieleinläufen. Gewährleistet war dadurch eine sensationelle Stimmung im Herzen Südtirols über das komplette Wochenende hinweg. Besonders war an diesen Tagen der sehr starke Auftritt der Deutschen. So konnte über die 120 Kilometer zum dritten Mal in Folge Hannes Namberger den Sieg für sich erkämpfen. „The greatest of all time in Cortina, Hannes Namberger“, rief der Kommentator am Sonntag bei der Siegerehrung lautstark ins Mikrofon. Rosanna Buchenauer gewann ebenfalls über diese Distanz bei den Frauen mit über einer Stunde Vorsprung vor der Zweitplatzierten. Ein etwas überraschender Sieg bei der 80 Kilometer-Distanz ebenfalls ein Sieger aus Deutscher. Patrick Ehrentaler, der an diesem Wochenende nicht auf der Favoritenliste stand, legte ebenfalls eine wahnsinnige Zeit hin und ließ seinen Sieg so ordentlich feiern.
dukten zur Verkostung Käse, Speck und Wein angeboten wird? Ein absolutes Muss hier einmal an der Startlinie und im Ziel live mit dabei zu sein. Schon vor und auch nach dem Laufen türmten die Leute sich in Cortina. Mit Aperol Sprizz wurde angestoßen und Pizza und Pasta stand bei allen ganzen oben auf dem Speiseplan. Viele Leute waren in einer bekannten Pizzaria dort vor Ort, in der sogar die Pizza Hannes Namberger auf der Speisekarte steht. Es ging wieder einmal ein unvergessliches Trailwochenende zu Ende, an welches man sich noch oft erinnern wird und Geschichten erzählen kann.
Der Lavaredo Ultratrail ist für viele Athleten und Athletinnen ein absolutes Highlight der Saison und ein Lauf, der bei vielen ganzen oben auf der Liste steht. Wäre dies zu verdenken? Wenn bei der Expo neben den bekannten Trailrunning Brands und Nutrition Pro-
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EVENTS Sommer 2024
Golden Trail Series: Marathon du Mont-Blanc Es kostete Elhousine Elazzaoui (MAR) aus dem NNormal Team vier Anläufe, bis er die Arme auf der Ziellinie von Chamonix jubelnd hochreißen konnte. Es war sein erster Golden Trail SeriesSieg in dieser Saison. Lange lag Rémi Bonnet (CH) in Führung, doch der letzte Downhill sollte dies ändern. „Ich freue mich. Das war mein erster Marathon dieses Jahr, und viel besser hätte es nicht laufen können. Wenn man sich die Zeiten anschaut, die wir heute hingelegt haben, sieht man, dass das Tempo viel höher war als letztes Jahr. Das zeigt, dass das Niveau jedes Jahr steigt und dass dieser zweite Platz noch mehr wert ist als mein letztjähriger Sieg. Elhousine war heute super stark, Chapeau!“. Den dritten Platz belegte Roberto Delorenzi (CH). Bei den Frauen siegte die Schweizerin Judith Wyder ubd liess keine Zweifel an ihrer Topform. Wie Rémi Bonnet musste sich auch Madalina Florena aus Rumänien erst im letzten Downhill geschlagen geben. Es reichte dennoch für einen starken zweiten Platz bei ihrer ersten Teilnahme an der GTWS 2024. „Das war mein erster Trail-Marathon und ich bin richtig stolz auf mein Rennen!“ Mit der Chinesin Miao Yao, die auf den letzten Kilometern Sophia Laukli überholte, ist das Podium der Damen komplett. Das nächste Golden Trail Series Rennen ist Sierre-Zinal in der Schweiz. Und hier hat Kilian Jornet sich angekündigt. Wir sind sehr gespannt ob er seinen Sieg von Zegama Aizkorri wiederholen kann. Neben dem Golden Trail Rennen am
Sonntag fand bereits am Freitagmorgen das 92km Rennen statt. Hier müssen die 1000 Läufer*innen insgesamt 6200 Höhenmeter überwinden. Die Route verläuft ausschließlich auf wunderschönen Trails und sollte zumindest für jeden Ultra Trail Interessierte*n auf der Bucket Liste stehen. Im Vergleich zum UTMB ist alles mit viel weniger Stress verbunden, z.B. das Abholen der Startnummern hat bei unserem Autor keine 10 Minuten gedauert. Vermutlich aktuell das schnellste Paar der Welt konnte einen Doppelsieg verbuchen. Dmitrii Mityaev benötigte 10:44:14 Stunden und seine Frau Ekaterina Mityaeva 12:40:04 Stunden.
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"Das zeigt, dass das Niveau jedes Jahr steigt und dass dieser zweite Platz noch mehr wert ist als mein letztjähriger Sieg." Remi Bonnet
An Spannung ist ein derartiger Kampf nicht zu überbieten. Katie Schide lief ihr Rennen. Abgeklärt und souverän rollte sie nach nicht mal 16 Stunden und einer Stunde Vorsprung auf den zweiten Rang ins Ziel
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EVENTS Sommer 2024 100 Meilen an einem Tag! Er ist einer der „Big Three“ … Einer von drei Hundertmeilern auf der Welt, die eine große Besonderheit inne Tragen. Der Wetsern State. Nein! Damit ist keine Superlative gemeint. Es geht um Spirit! Das Herz der langen Ultrarunning Tradition Amerikas, dass schlägt in Kalifornien. Warum nimmt uns aber ein ultralanges Rennen auf solch eine Art und Weise mit? Es ist das Wie das uns begeistert und dass Wer, was uns jedes Jahr aufs neues staunen lässt.
Der Dezember ist alljährlich die Zeit, in der das Western State Fieber steigt. Für gewöhnlich werden dort all die glücklichen Menschen ausgelost, denen die Ehre eines der begehrten Western State Tickets zuteilwird. Weltweit werden an diesem Tag Partys gefeiert die einem Superbowl Finale gleichkommen. Danach heißt es ein halbes Jahr warten und sich Vorbereiten. Im Juni, in Olympic Valley… dort fällt er dann, der Startschuss Richtung Auburn in Kalifornien. Eine 160 Kilometer lange Reise, die nur ein Teil des wundervollen Western State Trail ist. Der gesamte Wanderpfad erstreckt sich über 1000 Kilometer von Salt Lake City bis nach Sacramento in Kalifornien. Der Western State Endurance Run ist also nur ein winziger Teil eines gigantischen Wanderwegenetzes, quer durch die Staaten. Auch im Juni 24 zieht dieses Rennen wiedermal das Who is Who der Trailrunningszene an. Allein die Liste der Elite Läufer ist beeindruckend. Katie Schide, Jim Walmsley, Ida Nillson oder Hayden Hawks. Sie sind alle dort um sich wie jedes Jahr, ein episches Battle zu liefern. Jim Walmsley der zumeist ein ziemlich einsames Rennen läuft, hatte in diesem Jahr zwei wieselflinke Mitstreiter in den Haken hängen. Rod Farvard und Hayden Hawks lieferten sich genau solch ein episches Battle, wie einst Hawks gegen Miller, im Zuge des North Face 50. Es war magisch und groß. Während der Streckenrekordhalter nur 4 Minuten an der eigenen Bestmarke vorbei kratzte, liefen Platz Zwei und Drei mit sage
und schreibe 16 Sekunden unterschied ins Ziel. An Spannung ist ein derartiger Kampf nicht zu überbieten. Katie Schide lief ihr Rennen. Abgeklärt und souverän rollte sie nach nicht mal 16 Stunden und einer Stunde Vorsprung auf den zweiten Rang ins Ziel. Sie läuft wie ein Uhrwerk und schaut dabei zu keiner Zeit überfordert aus. Zumindest nicht wenn eine Kamera in der Nähe ist. Müssten wir ein kurzes Resümee zu dieser 51’sten Austragung des Western State 100 ziehen, würde wir sagen das alles beim Alten ist. Alles ist gleich geil, alles ist gleich wahnsinnig und auch der Spirit, der Geist eines der wichtigsten Rennen… der ist der Gleiche wie immer, ob mit oder ohne UTMB Brand.
Kirsten De Baey-Ruszin und Manuel Innerhofer gewinnen die dritte Etappe der nationalen Golden Trail Serie beim SALOMON PITZ ALPINE GLACIER TRAIL über 27 Kilometer und 1300 Höhenmeter. Die Königsdistanz über 105 Kilometer entschieden Nora Schief und Rene Mair für sich. Die GTNS-Tour feiert ihren Saisonhöhepunkt nach Redaktionsschluss beim Klassiker-Rennen in Sierre Zinal - dort werden sich die Läuferinnen und Läufer aus der DACH-Region erstmals auch der internationalen Konkurrenz stellen, wenn die nationale Serie auf die globale Tournee trifft! Wir berichten im kommenden Heft ausführlich.
Jim Walmsley der zumeist ein ziemlich einsames Rennen läuft, hatte in diesem Jahr zwei wieselflinke Mitstreiter in den Haken hängen. Rod Farvard und Hayden Hawks lieferten sich genau solch ein episches Battle
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Andorra Ultratrail Das Rennen der Comebacks! Der Juni ist alljährlich der erste Monat, in dem es was Wettkämpfe angeht so richtig zur Sache geht. Neben Garmisch-Partenkirchen, Cortina d’Ampezzo oder Salzburg, pulsiert sich die kleine Gemeinde „Ordino“ in Andorra zu einem wahren Mekka des Trailrunnings. Zwei große Namen durften dort in diesem Jahr ein mehr als gelungenes Comeback feiern. Der Trail 100 Andorra by UTMB ist aller spätestens seit dem Stempel mit den vier Buchstaben im Trailzirkus angekommen. Ein schweres und zugleich hoch interessantes Rennen war es allerdings immer schon. Die längste Distanz ist vor allem für kommende UTMB Anwärterinnen und Anwärter, eine gern genommene Herausforderung und ein echter Härtetest. Die Ultradistanz verläuft durch 107 Kilometer schwerstes Geländen. Die Beine aller Läufer müssen es mit 6400 Höhenmetern aufnehmen. Die Gegend und die Natur sind ein echtes Spektakel. Andorra ist ein Fleckchen der Pyrenäen, was einen geradezu zum Rennen provoziert. Rau und wunderschön.
Ähnliche Gedanken dürften Katharina Hartmuth durch den Kopf gegangen sein, als sie sich entschied in den Zwergenstaat zu Reisen um mal wieder richtig auf den Putz zu hauen.
Ähnliche Gedanken dürften Katharina Hartmuth durch den Kopf gegangen sein, als sie sich entschied in den Zwergenstaat zu Reisen um mal wieder richtig auf den Putz zu hauen. Das sie gut vorbereitet an den Start gehen würde war fast klar. Diese 15 Minuten die sie an einer over all Top Ten Platzierung vorbeischrappte, die waren alles andere als klar! Wir sind nicht sicher was höher zu bewerten ist. Der Gesamtsieg der Damen und die unfassbaren 100 Minuten Vorsprung auf die Zweitplatzierte, oder eben besagte 15 Minuten Rückstand auf die 10 stärksten Herren. Wie man es dreht und wendet. Unsere beste deutsche Ultraläuferin hat geliefert!! Ein Name der untrennbar mit dem UTMB erwähnt werden muss, ist Francois D’haene. Der sympathische Franzose arbeitete lang an seinem Comeback. Fast schon akribisch schien er in den vergangenen Monaten an seiner körperlichen Form zu feilen. Er tat das, was ein echter Profi eben macht… Er macht seinen Job und das so unglaublich gut wie kaum ein anderer. Sicherlich ist es leicht zu sagen ein fünfter Platz sei nicht sein Anspruch. In Wahrheit ist dieser Rang 5 der Lohn für harte Arbeit. Dieser Francois ist wahrscheinlich der Stärkste aller Zeiten. Wir freuen uns sehr, mit welch famosen Leistungen uns Mr. UTMB in diesem Jahr beglücken wird.
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EVENTS Sommer 2024
Eiger Ultra Trail by UTMB Jedes Jahr Mitte Juli versammelt sich die Trail Szene in Grindelwald im Berner Oberland beim Eiger Ultra Trail by UTMB. Die Veranstaltung fand in diesem Sommer bereits zum 12. Mal statt und insgesamt nahmen 4500 Läufer*innen auf den verschiedenen Strecken teil. Alle Strecken waren auch in diesem Jahr wieder restlos ausverkauft. Das Organisationsteam hatte im Vorfeld viel Arbeit um die Strecke von Schnee zu befreien und speziell beim 250km Lauf Ausweichrouten zu finden, da im Wallis sehr viele Routen im Frühsommer durch Unwetter zerstört wurden. Der E250 startet bereits am Mittwochmorgen um 8:00 Uhr in Grindelwald. Gelaufen wird im Gegenuhrzeigersinn um das UNESCO-Welterbe JungfrauAletsch Massiv. Insgesamt kamen 54 Teams bestehend aus 2 oder 3 Personen in Grindelwald als Finisher an. Am schnellsten waren Nicolas Lehmann und Michael Bree. Sie benötigten für die 250km und über 15000 Höhenmeter gerade einmal 47:23:40 Stunden. Das prestigeträchtigste Rennen ist vermutlich der E101. Hier haben sich schon Iker Karrera, Francesca Canepa, Caroline Chaverot, Stephan Hugenschmidt, Andrea Huser und Hannes Namberger als Sieger feiern lassen. In diesem Jahr ging der Sieg an Andreas Reiterer (11:05:32) aus Italien und Hannah Osowski (13:09:37) aus Amerika. Beste DACH Athleten waren Eva Maria Sperger und Ramon Manetsch, beide belegten Platz 2. Etwa ein Viertel der Teilnehmenden hat das Ziel leider nicht erreicht. Der E51 ist das teilnehmerstärkste Rennen mit fast 1000 Teilnehmern. Doppelsieg für Amerika. Bei den Männern siegte Jeshurun Small (4:49:43) vor Paul Mathou und Sindre Buraas und bei den Frauen Sophia Laukli (5:51:39) vor Holly Page und Kim Schreiber. Sonst wäre sicherlich noch erwähnenswert, dass Philipp Stuckhardt den E16 gewonnen hat.
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Hardrock 100 Endurance Run Der 49-jährige Franzose Ludovic Pommeret gewann das legendäre Hardrock 100 Race in den USA in 21:33:12 und verbesserte damit den Rekord von Kilian Jornet aus dem Jahr 2022 (21:6:24). Pommeret war bereits Gewinner eines weiteren Ultra-Denkmals, des UTMB, im Jahr 2016. Pommeret ist nach Aurélien Dunand Pallaz (2023), François d'Haene (2021), der fünfte Franzose, der sich in die Siegerliste dieses Klassikers, aber intimen Rennens einträgt. Bei den Damen gewann Courtney Dauwalter erneut in 26 Stunden, 11 Minuten und 47 Sekunden, übertraf damit ihren eigenen Rekord aus dem letzten Jahr und belegte den 4. Gesamtrang! Die Französin Camille Bruyas belegte in 29 Stunden, 28 Minuten und 18 Sekunden den zweiten Platz. Großglockner Ultratrail Es ist ein Name mit Wucht und Kraft. Der Großglockner Ultratrail durfte dieses Jahr in die achte Auflage gehen. Aus einem Event mit einer Hand voll Läufer, ist ein echtes Trailfest geworden. Sage und schreibe 2000 Läuferinnen und Läufer fanden sich in Kaprun ein, um miteinander zu Rennen. Bereits Freitag holte sich kein Geringerer als Hannes Namberger den Streckenrekord bei den 37 Kilometern. Gleiches tat auch Tobias Geiser am Samstag auf dem harten 110 Kilometer langen Ultratrail. Rosanna Buchauer stand ganz oben auf dem Stockerl auf den 57K. Insgesamt war das Niveau der Topläufer ziemlich hoch. Das zeigt, wie reizvoll es ist, beim GGUT an den Start zu gehen.
Bestes Wetter, Partystimmung und lachende Menschen. Kaprun hüllte sich in ein buntes Gewand und feierte eine große Party. Eine Party, die allen Läuferinnen und Läufern eine würdige Bühne bot. Ganz gleich, ob Hobby- oder Profiathlet. Jeder bekam seinen Applaus und wurde gefeiert. Zurecht wie wir finden. Man muss wissen, dass der Großglockner Ultratrail ein technisch sehr anspruchsvolles und alpines Rennen ist. Ganz gleich, welche Distanz. Auf den Trails in der Region hohe Tauern geht es heiß, hoch und heftig her. Die Organisation lässt keine Wünsche offen. Als Teil der längsten Distanz, haben wir uns ein 110 Kilometer langes Bild machen können und dürfen schlussendlich sagen, "eines der imposantesten und top organisierten
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Foto: Damien Rosso
Hardrock 100 Endurance Run: Welches ist die größere Story? Die des Franzosen Pommeret oder die der Ultraqueen Dauwalter?
Rennen im Alpenraum“. Zugegeben, einige Stellen auf der Strecke sind nichts für schwache Nerven. Die Mühen lohnen sich allerdings. Wow-Momente gibt es am laufenden Band. Atemberaubende Ausblicke bietet der GGUT als Flatrate umsonst dazu. Zum Grande Finale wartet ein Finishline Moment mit Gänsehautgarantie.
PRAXISTEST
SUUNTO Race S 299 Euro
Eine Sportuhr, wie sie benutzerfreundlicher und schlanker kaum sein könnte. Die Race S bietet genau das, was Suunto seinen Kunden verspricht. Schlankes schmales Design, intuitive Funktionen und eine Akkulaufzeit mit der auch lange Abenteuer kein Problem sind. Es ist gelungen. Das kleine Geschwisterchen der Suunto Race ist da. Das „klein“ ist keineswegs negativ zu sehen. Es scheint, als gäbe es keinerlei Abstriche zur größeren Race. Suunto hat den Drahtseilakt geschafft und eine vollwertige Uhr zum, wie wir finden, mehr als fairen Preis auf den Markt gebracht. Für 350€ bekommt man das volle Programm. Intuitive Trainingssteuerung mit KI Coach, Multisportfunktion, kostenfreie Offline-Karten und ein Akku, der sehr überrascht. Wir testeten die Race S zwei Wochen lang auf Herz und Nieren. Immer wieder fiel der starke Akku auf. Trotz des schmalen Designs strotzt sie nur so vor Akkulaufzeit. Suunto gibt 40 Stunden Laufzeit im Ausdauermodus mit hoher GPS Genauigkeit an und sogar einen 120 Stunden
DYNAFIT Tourenmodus mit geringer GPS Genauigkeit. Selbst nach vier Einheiten und insgesamt 23 Stunden Training mit Navigation, kann der Akku noch immer 45% aufweisen. Etwas Vorsicht sollte man beim Umgang mit dem Uhrenglas walten lassen. Das verwendete Gorillaglas ist robust aber nicht unzerstörbar. Das 22mm breite Silikonarmband funktioniert einwandfrei. Die 83g sind am Handgelenk kaum spürbar. Das Amoled Display wirkt sehr edel. Glasklare Farben und die flüssige Navigation durch die Uhr machen großen Spaß. Die digitale Krone ist bei der Race S sehr angenehm und kleiner als die der großen Schwester. Ebenfalls große Freude bringt uns die selbsterklärende Steuerung durch die Funktionen der Uhr. Für all jene, die sich nicht zu sehr mit technischen Spielerein aufhalten lassen möchten, ist das genau das Richtige. Unser Fazit. Wirft man alles in die Waagschale, was diese Suunto Race S zu bieten hat, wird man schnell feststellen, dass es da nicht viel zu Meckern gibt. Eine Uhr in diesem Preissegment, mit der Qualität und den Fähigkeiten, kann nur überzeugen. Einzig die Kratz- und Stoßfestigkeit ist nicht ganz perfekt gelungen. Alles in allem also ein echter Tipp, vor allem für Einsteiger und Läufer, die nicht die ganz langen Abenteuer suchen.
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DNA 3 Lt 349 Euro
Es ist eine logische Konsequenz auf diese doch sehr rasche Entwicklung in Sachen Regenjacken und Membrane. Nachdem es die wunderbare Dynafit Shakedry nicht mehr geben wird, war eine Antwort in Richtung Gore überfällig. Diese neue DNA von Dynafit kann irgendwie sehr viel und das ziemlich gut. Eines fühlt sofort auf. Die Haptik ist äußerst gut gelungen. Die Jacke fasst sich toll an und trägt sich richtig gemütlich. Gerade in kalten Nächten spielt die DNA ihre große Stärke aus. Es staut sich kaum Wärme. Das heißt, auch bei lockerem Laufen hält sich das Schwitzen im Rahmen. Die 30Tausender Atmungsaktivität funktioniert erstaunlich gut. Was die Dichtigkeit angeht, ist das Dynashellmaterial mit der 20.000 mm Wassersäule sehr verlässlich. Während eines Platzregens kommt die Jacke an ihre Grenzen. Dauerhafte, leichte Regenschauer und langanhaltenden Niesel wehrt diese DNA aber problemlos ab. Dabei fühlt man sich in ihr zu jeder Zeit pudelwohl. Ein riesen Vorteil gegenüber der Konkurrenz ist auch bei dieser Jacke das Zip-Over Rucksacksystem. Dieser am Rücken liegende Reißverschluss sorgt für gewaltig viel mehr Freiheit. Kurz und knapp kann man sagen, dass Dynatit genau weiß, was so ein Trailrunner braucht und was nicht. Das spürt man der DNA 3 Lt förmlich an. Für 350€ erhält man eine echte Allzweckwaffe. Atmungsaktivität (MVTR in 24 h) 30000.00 g/m² Wassersäule 20000 mm 160 Gramm
HOKA
Zinal 2 180,00 Euro
Nicht immer werden Laufschuhe mit ihren Updates besser. Oft ja. Manchmal nein. Beim Zinal von Hoka hatte ich große Erwartungen, die nicht unbedint erfüllt wurden. Nicht einfach zu benennen, wieso der Ur-Zinal an meinen Füßen besser funktioniert hatte als der Nachfolger. In der Hand, aus der schicken Schachtel heraus, macht er Eindruck, denn er trägt durchaus auffällige Veränderungen mit sich. Integrierte Gamaschen, ein Rockershape und eine durchweg andere Geometrie. Der Drop blieb bei den bewährten 5mm und das Gewicht konnte um ca. 20 Gramm reduziert werden (Größe 42). Doch bei diesem Testlauf in den französischen Alpen, genau dort, wo er eigentlich hingehört, erinnert mich nur wenig an den Spaß, den ich im Zinal 1 einst hatte. Die Zwischensohle gibt mir keine Rückmeldung und im technischen Trail fehlt mir der nötige Halt. So recht kann ich ihn auch nicht mehr in eine Kategorie stecken - er sollte vermutlich für all die schnellen Trails bis zur Marathondistanz in Frage kommen, aber dort wird sein Stall-Kollege, der neue TectonX3, weit besser abschneiden. Sorry, aber ich würde mir vermutlich noch rasch den Vorgänger kaufen.
SCOTT
Ultra Explore 229,00 Euro Er kann gerade! Er kann gerade nicht! Genau so muss man den neuen SCOTT ULTRA EXPLORE beschreiben, denn er zeigt seine Stärken und Schwächen in unterschiedlicher Richtung. Zunächst - der Schuh ist schön, das Obermaterial, die Farbe und die Formgebung fallen ins Auge. Ich freue mich wirklich sehr auf diesen Testlauf am Hochgern, über die Jochbergalm und wieder hinab ins Achental. Alles dabei, was einen Trailrunningschuh herausfor-
dern und prüfen könnte. Von Beginn an, auf diesen ersten einfachen und später leicht ansteigenden Trails, macht der Ultra Explore vieles richtig, hat eine gute Härte und Passform. Sobald man Tempo aufbaut, zeigt sich die Funktion der Carbitex GearFlex™ Flax Plate und der leichten Rocker-Geometrie. Man erreicht schnell eine schöne Laufdynamik. Die ersten Schwächen offenbaren sich später im mittlerweile schweren Gelände. Der Schuh findet keinen Tritt, die Außensohle muss Defizite auf nassem Fels zugeben. Es wird eine Rutschpartie. Im Downhill vermag das recycelte Mittelsohlen-Material aus EVA nicht die unterstützende Wirkung auszuspielen, wie im flachen Gelände. Die Belastung schlägt leider wenig dämpfend durch. Fit, Outfit und grundsätzliche Lauffreude wollen wir dem Schuh nicht absprechen. Er ist ein solider Rocker für einfache, wirklich leichte Trails und Landschaftsläufe, die auch in die Ultradistanz hinein reichen dürfen. In einem Update müsste das Modell leichter werden, mehr Flexibilität zulassen und softer werden. In dieser Premiere bleibt der SCOTT ULTRA EXPLORE ein Versuch mit stark eingeschränktem Einsatzgebiet, das echte Trails ausschließt.
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PRAXISTEST
LA SPORTIVA Prodigio 159,59 Euro
Das Val di Fiemme ist zurück. Und wie. Der Prodigio, den wir leider erst spät im Jahr zu Testzwecken bekamen, hat uns begeistert, denn er ist ein Trailschuh, der durchweg eine Lücke im Markt füllt. Er ist ein Meister in der schweren Verbindung aus Stabilität im alpinen Gelände und Laufdynamik. Im Prinzip ein vollwertiger Trailrunningschuh, der sowohl "Trail", als auch "Running" sehr ernsthaft bedient. Ein rollender Rocker mit 6mm Sprengung, der es auch schafft, zwischen und über übliche Kategorien hinaus anzukommen. Die einen sehen in ihm einen soliden Alltags-Trainingsschuh, andere sogar einen Ultratrailschuh. Wir würden darin gerne Strecken zwischen 10 und 40 Kilometer laufen. Fazit: Stabil, lauffreudig, sehr bequem, tolle Farbvarianten, leider Schwächen auf nassem Fels.
NNORMAL Tomir 2 299 Euro
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Ich bin ein großer Fan von Kilian Jornet und ein mindestens genauso großer Fan seiner Brand NNORMAL. Mir gefällt die Idee dahinter, die Designs und mir taugt das erste Modell, der KJERAG, ein herrlich leichter und minimalistischer Schuh, der dennoch ein breites Einsatzfeld bedient. Anders geht es mir mit dem TOMIR und daran ändert auch das Update nichts. Im Gegenteil - der TOMIR 2 ist für meine Füße nicht besser als der Vorgänger. Ich komme auch mit ihm nicht zurecht, mir fehlt der komfortable Fit des KJERAG, die Stabilität und das Feeling zum Untergrund. Ohne Zweifel hat der TOMIR 2 seine Fähigkeiten: die Außensohle ist ein griffiges Beast, seine Robustheit und Langlebigkeit müssen andere Hersteller erst einmal nachmachen, aber es kommt zu keinem Zeitpunkt Spaß mit ihm auf, er motiviert nicht, er treibt nicht an. All das, was heute so viele andere Trailschuhe schaffen, dass man mit dem ersten Meter auf Trails in eine Dynamik, in einen Vortrieb verfällt - Fehlanzeige. Im Downhill fehlt der Halt, ich rutsche nach vorne, Das Mittelsohlen-Material ist wenig reaktiv, was auch an der Kosntruktion und nicht am Schaum selbst liegen mag. Eigentlich schade. Der TOMIR braucht - so finde ich - ein drittes, sehr radikales Update, hin zu einem fähigen Ultratrailschuh, der wirklich dämpft, supportet und komfortabler ist.
BLACKROLL Recovery Slopes 69,90 Euro
Bei Blackroll ist vieles, fast alles, auf Erholung fokusiert. Selbst die neuen "Schlappen" führen den Begriff "Recovery" im Produkttitel. Die neuen RECOVERY SLOPES haben das Potential, ein ikonisches Produkt zu werden. Sie könnten zeitlos werden. Die Idee: ein negativer Drop, eine Minus-Sprengung von 3,7°. Der negative Fersenwinkel unterstützt vor allem beim Stehen, um in eine sanfte Dehnung der Wade und der hinteren faszialen Kette zu kommen. Durch den negativen Absatz verlagert sich das Gewicht und dadurch der Körperschwerpunkt weiter nach hinten, was dazu führt, dass sich der Körper aufrichtet und so eine gesunde Körperhaltung beim Tragen der RECOVERY SLOPES gefördert wird.
JULBO
Density Blaze Series 159,90 Euro Ich bin ein großer Julbo Fan und war die letzten Jahre sehr zufrieden mit meiner blauen Renegade, aber wollte jetzt mal etwas Neues ausprobieren. Irgendwie geht der Trend ja die letzten Jahre zu Brillen mit großen Scheiben und als ich dann in einer Pressemittelung gelesen habe, daß Julbo auch noch ein neues Glas auf den Markt gebracht hat, war ziemlich schnell klar welches Modell es sein sollte. Und ich bin begeistert von der nur 21g leichten Julbo Density. Die Brille eignet sich hervorragend für Trail Running und Mountainbiking. Sie hat einen perfekten Sitz, rutscht nicht, drückt nicht, wirklich ein sehr unauffälliges Tragegefühl. Das SPECTRON HD 3 Glas optimiert die visuelle Wahrnehmung und den Farbkontrast. Es fördert eine schnellere Anpassung und damit ein schärferes Sehen bei unterschiedlichen Lichtverhältnissen. Es ermöglicht, alle Details scharf zu sehen und Hindernisse besser zu erkennen. Die Farben werden verstärkt, während unerwünschtes Licht herausgefiltert wird - für eine optimale Sehleistung. Die letzten vier Sätze sind aus der Pressemittelung, aber ich könnte es wirklich nicht besser beschreiben. Ich habe die Brille beim Eiger Ultra Trail E250 getragen und sie hat mich begeistert.
T8
Ultra Sherpa Shorts 79,90 Euro Eine der besten Trail-Shorts hat den Zusatz "Ultra" bekommen und damit eine echte Verbesserung, denn der integrierte Belt ist hier mit mehr Stauraum ausgestattet als die herkömmliche Sherpa Shorts. Im Test haben wir eine umfassende Ausrüstung mit Flask, Handy, Gels, Regenjacke und Brille untergebracht. Die Faltstöcke lassen sich sehr stabil fixieren. Fazit: Länge, Material, Style - die T8 Ultra Sherpa Shorts trägt sich perfekt.
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MORALFRAGE unsozial untrainiert
KOMISCHES GEFÜHL
Unsere Leserin liebt und lebt Trailrunning. Als Fan. Sie begleitet ihren Lauftreff nach Garmisch und an den Eiger. Und fragt sich: Kann man eine Trailrunnerin sein, ohne selbst auf den Trails zu laufen?
Liebes Trail Magazin, Trailrunning hat mir eine neue Welt eröffnet. Wofür ich ehrlich dankbar bin. Seit meinem ersten Mal an der Zugspitze vor vier Jahren, und dem Eiger ein paar Wochen danach, bin ich diesem Sport verfallen. Dabei, so ehrlich muss ich sein, laufe ich selbst gar nicht. Ich gehe höchstens mal etwas zügiger auf den Wanderwegen. Ich begleite gute Freunde und Freundinnen zu ihren Rennen und genieße die Atmosphäre auf und neben den Trails. Ich bin Fan von Courtney, Jim oder Hannes und fiebere, auch zuhause vor dem Rechner, während der Rennen mit ihnen mit. Würden wir jetzt vom Fußball reden, wäre das ganz normal. Es gibt Fußballfans, die selbst kein einziges Mal einen Ball getreten haben. Auf einem Trailevent habe ich aber immer das Gefühl, dass ich die einzige bin, die diesen Sport nicht aktiv macht. Sollte ich mir da komisch vorkommen? Irene Bach, Mainz
Liebe Irene, Komisch vorkommen? Von wegen! Ganz im Gegenteil sind Leute wie Du in diesen Tagen womöglich die Avantgarde unseres Sports. Du wirst es ja selbst schon mitbekommen haben: Trail Running wächst, Trail Running hat sich längst auf dem Weg hinaus aus der Nische gemacht. Läufe etwa der Golden Trail Series wurden sogar schon im Sportfernsehen übertragen. Genau dafür braucht es: Fans. Braucht es Menschen wie Du, die vielleicht nicht selbst laufen, aber selbst mitfiebern. Und die Trail Running wirklich verstehen und verstehen wollen. Alle, die schon mal bei einem Event in den deutschsprachigen Alpen gestartet sind, kennen die diese Tourist:innen, die da per Zufall im Zieleinlauf gestrandet sind, und mit einer Mischung aus „die spinnen alle“ und „absoluter Wahnsinn“ so gar nicht verstehen, was da eigentlich passiert. Danke also für Dein Verständnis … und deine Begeisterung. Danke, dass Du diesen Sport verfolgst, wie andere Fans etwa den Fußball oder die Tour de France. Und da du ja offensichtlich auch eine Leserin des Trail Magazins bist: Unser Magazin soll ganz explizit auch von Leuten wie Dir gelesen werden. Von Leuten, die einfach Spaß am Trail Running haben, ob nun auf oder an den Trails.
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REZEPT Die PIZZA Montagna
Pizza Montagna Soulfood für Läufer Eine gute Pizza ist doch was richtig Geniales oder? Es gibt kaum jemanden, der bei dieser knusprigen Leckerei Nein sagen kann. Aus gutem Grund ist die italienische Küche und vor allem die Pizza eine perfekte Zapfsäule, um Energie für Körper und Geist zu tanken. Genau das Richtige, um sich vor dem Lauf nochmals ordentlich zu stärken. Diese vermeintlich simple Pizza hat eine große Besonderheit, die ihr das mediterrane Aroma schenkt. Zeit! Der Teig ruht insgesamt 36 Stunden. Das macht den Weizenteig nicht nur verträglich und bekömmlich. Es verleiht der Pizza die kräftige Kruste und einen Geschmack, den man sonst nur aus Italien kennt. Auch als Backanfänger muss man sich keine Sorgen machen, dass es nicht funktionieren könnte. Diese Pizza funktioniert sicher! Der erste Schritt ist die Herstellung des Vorteiges. Er ist die Seele der Pizza Montagna. Nur durch ihn wird die Pizza knackig und aromatisch. Für die Herstellung des Vorteiges benötigt man: 100g Weizenmehl Type 550 100g Wasser (so kalt, wie es aus der Leitung kommt) 2g Hefe Eine Prise Salz Vermenge alle Zutaten in einer Schüssel zu einem glatten Teig. Decke ihn mit einem Deckel oder einer Folie ab und lass ihn für 30 Minuten im Raum stehen. Anschließend gibst du die Schüssel für 12-18 Stunden in den Kühlschrank. Der Zweite Schritt ist der Pizzateig. Hierfür ist es ratsam, eine Küchenmaschine zum Kneten des Teiges zu verwenden. Der Pizzateig muss zwölf Minuten im langsamen Gang schonend vermengt werden und dann für weitere sechs Minuten intensiver geknetet werden. So wird der Teig schön glatt und fluffig. Es ist auch möglich, den Teig händisch zu kneten. Hierbei ist zu beachten, dass der Teig auf zweimal geknetet wird. Das erleichtert vieles. Vermische alle Zutaten für zehn Minuten mit den Händen. Lass den Teig danach zwei Stunden im Raum stehen und knete ihn anschließend nochmals 10-15 Minuten, bis der Teig glatt ist. Der fertige Teig sollte nun in eine ausreichend große Schüssel oder Dose gelegt werden. Schlage einmal alle Seiten in die Mitte des Teigs und drücke sie behutsam fest. Der abgedeckte Teig (am besten Folie oder Deckel) muss nun für 16-18 Stunden in den Kühlschrank. In der Zeit fermentiert und reift der Teig.
Für den Pizzateig benötigst du: 245g Wasser (am besten am Vortag in den Kühlschrank stellen) 202g Vorteig 350g Weizenmehl Type 550 50g Hartweizengrieß (Weichweizengrieß eignet sich auch) 10g Salz 25g Olivenöl Bevor die Pizza gebacken wird, muss der Ofen 50-60 Minuten bei 250 °C aufheizen. Am besten eignet es sich, einen Pizzastein oder Backstahl mit aufzuheizen. In der Zeit des Aufheizens kann der Teig mit Hilfe von Hartweizengrieß (Weichweizengrieß eignet sich auch) auf ein Backpapier gegeben werden. Dort wird die Pizza behutsam eckig oder Rund geformt. Mit Weizengrieß funktioniert es am einfachsten. Gib die Pizza anschließend mit einer fruchtigen Tomatensauce in den Ofen und backe sie etwa 10-15 Minuten, bis sie gold-gelb ist.
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