Trail Magazin 1/2025

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NEWS & JOURNAL / MEINUNG / REISE SYLT / GOLDEN TRAIL SERIES FINALE

TRAIL MAGAZIN

DAS LAUFMAGAZIN NR.1 FÜR TRAILRUNNING

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2025

Januar Februar

DEUTSCHLAND € 8,40 ÖSTERREICH € 9,20 SCHWEIZ SFR 13,50 LUXEMBURG € 9,70 ITALIEN € 11,30 SPANIEN € 11,30 FRANKREICH € 11,30

WWW.TRAIL-MAGAZIN.DE

WINTER-TRAINING NEU DENKEN: von Profis lernen! Megatests:

>GPS-Uhren & Trailschuhe im direkten Vergleich >Lieblingsteile der Redaktion

FOKUS

Die vier ikonischen Momente des Trailjahres 2024

Heldinnen und Helden 2025

wird unser Trailrunning-Jahr!

REISE

Warum Mallorca eine Trailrunning-Insel ist, aber nicht sein darf

EVENTS Kurz bis ganz lang: Unsere WettkampfEmpfehlungen

Essay: ilft, Warum es h uch den Sport a zu mal lässiger nehmen


S/LAB GENESIS SPINE

DIG DEEP, EXPLORE EXTREME Gebaut für extreme Bedingungen. Der S/LAB Genesis Spine is der Schuh für den Winter, Matsch und lange Strecken.


EDITORIAL Liebe Freundinnen und Freunde, liebe Leserinnen und Leser, liebe alle,

4 Menschen dieser Ausgabe

Lesley Malarkey

2024 ist durch. Das wievielte „Trailrunning-Jahr“ das gewesen ist? Pfff. Schwer zu sagen. Dazu müsste man einen Anbeginn definieren. Tun wir an anderer Stelle irgendwann. Hier und jetzt bleibt mir zu sagen, dass unser Sport erwachsen geworden ist. Er hat Abitur und nun will er studieren. Eigentlich hängt er ziemlich durch und weiß nicht, wo es langgehen soll. Vielleicht doch erst mal eine solide Ausbildung? Oder ganz einfach stabil zurücklehnen und eine Reise durch Südamerika? Da gäbe es ja einige schöne Trails. Trailrunning läuft auf Eurosport, die Damen und Herren des Olympischen Komitees interessieren sich für die prosperierende Gattung des Laufsports und Kilian Jornet ist längst nicht mehr der junge Wilde, sondern so etwas wie der Elder Statesman des Geländelaufens. Ja, die letzten 15 Jahre ist einiges passiert: Rekorde wurden gebrochen, um kurz danach wieder gebrochen zu werden – so lange, bis es fast ein bisschen langweilig wurde. Was hingegen nie „fade“ wurde, waren die Geschichten hinter den Zeiten, Siegen und Podiumsplätzen. Wieso jemand läuft! Weshalb jemand jeden verdammten Tag die Entscheidung trifft, diese Trailschuhe anzuziehen und mit der Stirnlampe loszulaufen, sich zu quälen, sich selbst herauszufordern! Auch in dieser ersten Ausgabe 2025 wollen wir euch möglichst viel „Trailrunning“ zum Lesen servieren. Wir wollen damit auch ganz bewusst eine Art Gegengewicht zu den schnellen, oft dünnen Inhalten der Social Media darstellen. Wir glauben, das gelingt uns. Das TRAIL könnt ihr gerne auch mal beiseitelegen, um es dann wieder rauszuholen. Wegklicken? Schwierig.

Unser freier Autor Bastian Stöpler traf mehrfach die britische Fellrunnerin Lesley und versucht zu beschreiben, wieso Alter absolut kein Grund sein muss nicht mit dem Sport zu beginnen. Seite 68

Lukas Ehrle

Er ist das zweifellos größte deutsche Trail- und Berglauf-Talent und gewinnt nahezu alles was er läuft. Der ETC-Sieger und Gewinner einer EMMedaille Lukas Ehrle im Interview ab Seite 40

Harald Angerer

Unser neuer Autor ist eine Instanz, wenn es um das gründliche Testen von TrailAusrüstung geht. Ab Seite 42 schnallt sich der Österreicher insgesamt 8 GPSUhren für uns ans Handgelenk.

Helena Schweidler

aus Ruhploding gewann einmal die Kurzdistanz des MIUT auf Madeira und liebt Bewegungen auf Ski, dem Rennrad oder in Trailschuhen. Für die Fotostory ab Seite 70 musste sie zusammen mit Freund Felix stillhalten.

Schaut doch gerne mal auf unserer Instagram-Seite vorbei.

TRAIL-Herausgeber Denis Wischniewski geht es wie Euch! Auch er hat Angst vor diesem Winter, vor zuviel Hygge und Bequemlichkeit. Er tut sich schwer in drei oder vier Lagen zu laufen und träumt von Dezember bis April von warmen Sommertagen. Ein Realitätsverweigerer, der es einfach nicht schafft diesen Winter so anzunehmen wie er nun mal ist – für die Flucht auf die Kanaren fühlt er sich mit 51 einfach noch zu jung. Am Ende läuft er dann doch und meckert die ersten 5 Minuten herum.

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Latest News dieser Ausgabe! Das TRAIL Magazin wird im März 2025 als Medienpartner das erstmals in Deutschland tourende NATURE TRAIL FILM FESTIVAL unterstützen. In insgesamt 15 Kinos in ganz Deutschland werden Kurzfilme zum Thema na was wohl – Trailrunning gezeigt. www.trail-magazin.de/filmfestival


INHALT 16 Jahre Trail 2008 - 2024

6 FOTOSTORY

STANDARDS EDITORIAL 3 INHALT 4 NEWS 14 ESSAY 78 PRODUKTE 14 IMPRESSUM 37 MORALFRAGE 98

46 70 MODE

Wie ist die Lage? Diese Winterlauf-Outfits haben uns ziemlich überzeugt. Eine bitterkalte Modestrecke, die zum Einkauf bittet.

16

Das sind keine Wunder, sondern einige der besten deutschen Frauen, die auf Trails siegen! Von alleine kommen diese Erfolge nicht – wissen wir in dieser Fotostory.

Wochen Show

14 JOURNAL

Ganz warme Winterjacken, Vorschau Trailschuhe 2025, Trail-WM in Canfranc, Zahlen der Ausgabe, Denis´ Kolumne ...

48 TRAINING 24 MALLORCA

Profi-Läuferin Elise Poncet erklärt uns das moderne und effektive Wintertraining und wieso wir neue Ideen und andere Sportarten zulassen dürfen.

Ein Rennen, das nicht stattfinden konnte, eine Reise mit einer Vergangenheit und die Einsicht, dass man nicht überall laufen muss oder soll.

Testredakteur Harald Angerer stellt in vier Duellen neue GPS-Sportuhren für Einsteiger und Profis gegenüber und verrät wo ihr zugreifen müsst.

www.youtube.com/@ TRAILMagazin2021

76 RÜCKBLICK

4 kurze Geschichten zum Trailjahr 2024, die uns für 2025 positiv stimmen. Beobachtungen aus nächster Nähe.

62 SCHUH-DUELLE 42 GPS-UHREN

Jeden Dienstag

Wenn Markenmodelle direkt in den Vergleich gehen: wir stellen Trailschuhe von Salomon, Brooks, Nike und Adidas Terrex gegenüber.

Lieblingsteile 32 Golden Trail World Series 38 Event-Tipps 2025 48 Interview Lukas Ehrle 40

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80 REISE

Alpen? Fast! Unser Autor war auf Sylt und hatte zufällig die Trailschuhe und eine Kamera dabei. Schaut mal.

94 PRAXISTEST

Im ganz normalen Testalltag: La Sportiva Bushido 3 GTX, Falke Tights, Adidas Eyewear, Patagonia Capilene LS, ...


WITH 7 MM LUGS, A SERIOUSLY PROTECTIVE TOE CAP AND A BOA® FIT SYSTEM, SUMMIT SERIES™ OFFTRAIL IS BUILT FOR EVERYWHERE YOU’VE YET TO SEE.

The North Face SUMMIT SERIES™ Offtrail ®


FOTOSTORY Deutschlands Top-Athletinnen Wischniewski Tom Foto: Text: Denis Wischniewski, StetterPetter Engdahl

IDA SOPHIE HEGEMANN (links) Keine andere deutsche Trail-Sportlerin geht die Sache so professionell an wie IdaSophie. Zwischen Training, Studium und Ultratrail-Wettkämpfen begreift die in Innsbruck lebende 28-Jährige das Laufen als Beruf und pflegt ihren Instagram-Kanal, nimmt Foto-Shootings für Sponsoren ernst und gibt Interviews. Sportliche Erfolge fehlen indes nicht: Sie siegte beim Innsbruck Alpine, eroberte das Podium beim Istria by UTMB über 100 Meilen und opfert viel für ihr erklärtes Ziel: einmal den UTMB in Chamonix gewinnen!

ROSANNA BUCHAUER Neben Katharina Hartmuth ist Rosanna eine der wenigen Deutschen die beim großen UTMB Finale einmal auf dem Podium gestanden sind. Die in Ruhpolding verwurzelte Dynafit-Athletin findet eine gesunde Balance aus Profisport und Leidenschaft. So lief sie 2024 beim CCC über 101 Kilometer auf Platz 3. Natürlich, wie fast immer, mit einer auffällig cleveren Renneinteilung, für die sie mittlerweile berühmt ist. Mit Rosanna ist künftig zu rechnen. Sie hat alle Voraussetzungen für die ganz grossen Siege.

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VON WEGEN WUNDER Für Deutschland gilt: Die Frauen sorgen für die großen Siege, für Top-Platzierungen bei den wichtigen Events rund um den Globus. Diese Damen haben uns in den letzten Monaten durch kaum zu beschreibende Leistungen immer wieder und wieder fasziniert.

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FOTOSTORY Deutschlands Höhe Top-Athletinnen

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DANIELA OEMUS (links) siegte 2023 als erste Deutsche überhaupt beim vielleicht prestigeträchtigsten Trailrennen der Welt, dem Skymarathon Zegama-Aizkorri in Spanien. Viele andere Top-Platzierungen folgten. Daniela aus Thüringen vereint Beruf mit Familie und Spitzensport. das beeindruckt uns seit Jahren sehr. Seit 2024 startet die Mama zweier KInder für den Sportausrüstungs-Giganten NIKE und will noch einige Jahre ganz vorne in der Weltspitze mitmischen.

KIMI SCHREIBER ist viel zu oft selbstkritisch. Das verrät die Adidas-Profi-Trailläuferin offen und frei in ihrem Podcast gemeinsam mit Kollegin Ida-Sophie. Grund gibt es dazu eigentlich keinen, denn die Entwicklung der Münchnerin ist beeindruckend. Im November feierte sie nach vielen Top-Platzierungen endlich einen wichtigen Sieg – Knoten definitiv geplatzt. In Südafrika versetzte Kimi ihre Konkurrenz mit viel Abstand auf die Plätze und gewann die 35 Kilometer Distanz des Capetown Ultratrails. So wird es weitergehen. Na klar.

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FOTOSTORY Deutschlands Top-Athletinnen

LAURA HOTTENROTT Mit 32 Jahren ist die Kasselerin eine äußerst erfahrene Athletin, die sich klangheimlich von der „klassischen“ Langstrecke auf die Trails dieser Welt vorgearbeitet hat. Vergangenes Jahr strahlte ihre Karriere bei der Weltmeisterschaft in Stubai und Innsbruck in feinstem Silber. Ihr vierter Rang bei der Berglauf-WM verhalf den deutschen Damen zur silbernen Teammedaille. Ein Erfolg, den sich auch Laura auf die Fahne schreiben darf. Laura Hottenrott ist in der Lage, den Marathon unter 2:30 Std. zu laufen. Dieser irre Speed und diese Beharrlichkeit, mit der sie an den Sport geht, werden ihr auch in Zukunft Tür und Tor zu jedem Podium der Welt öffnen.

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Afrikas´ Höchster Das Kilimanjaro Peak Race! Was eine wilde Idee - im Oktober 2025 feiert das erste KILIMANJARO PEAK RACE seine Premiere. DahinterHARTMUTH steckt Plan B Events, KATHARINA Unter

der Veranstalter von Ikonen wie 80 Stunden! Was zur Hölle hat Katharina Transalpine Run und Zugspitz Hartmuth da Ultratrail. bitte beim diesjährigen Dieses einmalige Tor Abenteuer in Tansania führt de Géants abgerissen? Alles hat siedie in den Teilnehmer tatsächlich bis hinauf Schattenauf gestellt! In 79:10 Std. ackerte den Gipfel und damit auf 5.895 sich unsere Meter deutsche Höhe.Langstreckenmaschine Die gesamte Strecke beträgt 68 Kilometer und 4.100 durchs technisch anspruchsvolle Aostatal Höhenmeter. und vollendete die Tor in einer Manier, Unter die www.kilimanjaro-peak-ultra.com ihr so schnell niemand nachmachen wird. könnt ihrHerren Euch registrieren. Selbst die stärksten auf dem Kurs müssen sich schon mächtig reinknien, um solch ein Kunststück zu vollbringen. Mit ihrem zweiten Platz beim UTMB 2023 und dem dritten Rang beim Hardrock 2024 hat sie eindrucksvoll gezeigt, dass mit ihr immer und überall zu rechnen ist.

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FOTOSTORY Deutschlands Höhe Top-Athletinnen

Infinite Trails im Bad Gasteiner Tal: Larissa und Sarah haben gute Laune und den perfekten Uphill-Blues gefunden.

MIRIA MEINHEIT (links) 712 ITRA-Punkte! Miria Meinheit ist nicht nur qualitativ, sondern auch zahlenmäßig im Zirkus der ganz Großen angekommen. Vor allem dieses verrückte Jahr 2024 dürfte die junge Ohlstädterin sehr zufriedengestellt haben. Bereits im April sendete Miria mit ihrem zweiten Platz über die 60 Kilometer beim stark besetzten MIUT ein deutliches Zeichen Richtung Konkurrenz. Es folgten fünf weitere Podiumsplätze. Unter anderem siegte sie beim schweren Restonica Trail by UTMB auf Korsika. Der 110 Kilometer lange Kurs ist durchzogen mit fast 7000 Höhenmetern und zählt zu den technisch anspruchsvollsten Rennen in unseren Breitengraden. Schon 2023 versuchte sich Meinheit am CCC und erreichte am Ende den 22. Platz. Wenn sich ihre Leistung weiter so multipliziert, schaut es beim nächsten Mal nach Top Ten aus.

NINA ENGELHARD Ein Blick in die ITRA-Statistik von Nina Engelhard zeigt was wir vermuteten: Nur Siege! Europameisterin im Uphill und im Up & Down, Gewinnerin des Grossglockner Berglaufes und souveräner Erfolg beim Skyrace im Naturns. Die 27 Jahre junge Frau aus Kassel läuft für das IMMOVATION-Laufteam “The Running Pack” und lebt Laufsport quasi in voller Bandbreite – ihr Repertoire reicht von 1500 Metern auf der Bahn, zum Crosslauf, bis hin zu mehr und mehr längeren Trailrennen. Dass sie nicht nur flach und nach oben kann, wird sie in Zukunft noch öfter unter Beweis stellen. Die mit 790 ITRA Punkten platzierte Athletin ließ bei der EM den beiden Profiläuferinnen Judith Wyder und Madalina Florea im Schluss-Downhill keine Chance.

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Mai 2024: Mountain Man im Allgäu und ein Anstieg der nicht enden mag, obwohl er doch sanft über einen Wiesenhang führt.

Um die Zukunft machen wir uns keine Sorgen. Wenn es um die Zukunft des Trailrunning-Sports hinsichtlich deutscher Frauen und ihrer Erfolge geht, schon gar nicht, denn auch 2024 war ein überaus geniales Jahr mit vielen Siegen, tollen Resultaten und Platzierungen. Besonders auf den sehr langen Distanzen scheinen deutsche Trailläuferinnen stark wie nie zuvor. Es gab Erfolge bei großen Ultratrails, bei der Europameisterschaft im französischen Annecy und bei Rennen etablierter Rennserien. Was sind denn nun die Gründe für die tollen Resultate? Wir tun uns schwer, ein Muster, eine Struktur zu erkennen, die erklären, weshalb die Sache seit einigen Jahren so gut läuft. Trailrunning ist also nicht nur eine Frauensache geworden, sondern auch eine ambitionierte Wettkampfsache, denn deutsche Frauen landen weit öfter ganz weit vorne als ihre männli-

chen Kollegen. Es gibt weder eine spezielle Förderung noch ein Programm, die auf diese Erfolge schließen lassen. Vermutlich haben wir ganz einfach das große Glück, dass immer mehr Mädels aus eigener Motivation und Freude heraus in den Sport kommen, dabei bleiben und mit viel Lässigkeit, Cleverness und Fleiß immer besser werden. So wie beispielsweise Katharina Hartmuth, die vor wenigen Jahren zunächst als Volunteer an einer Verpflegungsstation des Eiger Ultratrails stand und so begeistert war von allen, die dort mitliefen, dass sie sich entschloss, dort selbst künftig zu starten. Aus einer ersten Teilnahme wurde ein Finish, dann ein Sieg und in der Folge viele andere. Die in Zürich lebende Hoka-Profiläuferin hat das erreicht, wovon viele andere träumen und dem viele nacheifern – sie wurde in Innsbruck 2023 Vize-Weltmeisterin im Longtrail, erreichte in Chamonix Platz 2 hinter Courtney Dauwalter und liegt im

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ITRA-Ranking mit 785 Punkten unter den 30 besten Damen der Welt. Ach ja – um Diskussionen vorzubeugen. Wir wissen nur zu gut, dass es weit mehr klasse Frauen auf Trails aus Deutschland gibt. Weit mehr, als hier abgebildet sind. Die junge Julia Ehrle beispielsweise oder die bereits 59-jährige Ildikó Wermescher, die noch immer bei schweren Ultratrails in die Top 10 läuft. Quer durch alle Altersschichten, über alle Disziplinen des Trailrunnings hinweg und mit unterschiedlichsten Biografien finden wir viele sehr inspirierende Damen in der Bundesrepublik. Darunter übrigens auch überraschend viele, die fernab der Alpen leben, keinen Profistatus haben und dennoch bei Wettkämpfen in den zentralen Alpen so performen, als wären sie dort schon immer unterwegs oder gar aufgewachsen. Alle Frauen in dieser Fotostory stehen natürlich auch zur Wahl bei unserer Onlineumfrage „Trailrunner:in des Jahres“.


NEWS&JOURNAL

TICKER +++ Die MERRELL SKYRUNNER® WORLD SERIES 2025 umfasst 23 Rennen in 16 Ländern

Norwegisches Leichtgewicht Die Odin Everdown Hooded Jacket von Helly Hansen ist eine minimalistische und dennoch robuste Lightweight-Jacke mit GänsedaunenFüllung und kleinem Packmaß. Für 450,00 Euro bekommt man umfassenden Wetterschutz für fast alle Wintersportarten.

RICHTIG RICHTIG WARM

Weit über Knie Wie schön, weil schlicht: der Daunemantel von Patagonia ist so herrlich unaufgeregt, dass es uns glücklich macht. Hergestellt in zertifizierten Fair Trade Betrieb bliebt der Women's Silent Down Long Parka zum weichen Griff einfach auch ein gutes Gewissen. 450,00 Euro

Sie mag Eiseskälte Yinka Ilori, der „Botschafter der Freude“, hat sich mit The North Face zusammengetan, um eine neue Kollektion zu entwerfen, die einige der kultigsten Streetwear-Styles mit verspielten Prints, leuchtenden Farben und gewagtem Colourblocking neu interpretiert.

Ziemlich soft Die Outline Crop Down-Jacke von Salomon ist ein echter Alltagsklassiker und mit Entendaunen gefüllt. Mit RDS 800 Bauschkraft schafft sie es auch bei echten Minusgraden Wärme zu garantieren. Für rund 300 Euro ist man mit ihr im Geschäft.

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TICKER +++ Seit 6. Dezember: Anmeldung zum 20. Dynafit Transalpine Run powered by Garmin eröffnet

Feuer und Eis 1986: Ich erinnere mich gut wie sie in engen, eleganten Schwüngen im Film "Fire and Ice" zum gleichnamigen Song die Buckelpiste hinab „wedelten“. Purer Kitsch aus heutiger Sicht. Für Willi Bogner der Eintritt ins ganz grosse Geschäft. Eine Erbin dieser Kult-Vergangenheit ist die mit Thermore® Ecodown® Füllung wattierte Skijacke ROMY, die ziemlich warm hält. Und ruhig ein bisschen kitschig sein darf.

Maximale Leistung Die Lodur-Daunenjacke von Nordisk ist ein technsiches Wunder. Warm, leicht und wasserdicht! Dabei verfügen die Jacken über eine enorm hohe Wassersäule von 20.000 WP, eine extreme Wasserdampfdurchlässigkeit von 40.000 MP und sind mit 300 Gramm ein absolutes Leichtgewicht.

Italienisch für Fortgeschrittene Eine gute Daunenjacke ist eine Investition für die Ewigkeit. Der Arctic Down Parka von Ten C ist es um so mehr, weil er aus japanischen Stoffen in Italien handwerklich gefertigt wird. Und weil er so lässig, vor allem aber zeitlos ist. Angenehm weiche Haptik. Lieblingsteil.

Rocky Mountain High Die stabile Daunenjacke von Rocky Mountain Featherbed ist so etwas wie ein Lifetime-Produkt. Sie kostet 729 Euro und begeistert durch sehr hohe Qualität und Abenteuer der frühen 1980er Jahre. Die in Japan produzierte Jacke gibt es bei https://senkels.at/

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NEWS&JOURNAL

TICKER +++ Der 6. Dynafit U.TLW im Bayerischen Wald war nach nur wenigen Stunden ausgebucht

WAS KOMMT DA?

Im April erscheint, wie in jedem Jahr, der grosse Trailschuhtest in unserer Ausgabe #3. Neben einigen Updates etablierter Modelle wird es auch echte Neuheiten und Überraschungen geben. Was wird der heisse Sche... auf Trails im Jahr 2025?

Salomon S-lab Ultra Glide

kailas Fuga EX330

La Sportiva Prodigio Pro

Nike Kiger10 Xbionic Terraskin

Norda 005

Salomon hat zugehört. Also den eigenen Athletinnen und Athleten. Und so ab dem Frühjahr endlich auch eine S/Lab-Variante eines üppig gedämpften Schuhs im Portfolio. Das freut die Athletinnen, das freut die Athleten und es freut uns alle, die wir zumindest am Raceday gerne das distinguierte S/LabLogo spazierenrennen. Was wir schon über den S/Lab Ultra Glide wissen: Er setzt auf den reaktiven Energy Foam, verzichtet auf eine Platte und hat eine reliefartige Außensohle, die wir so tatsächlich noch nie gesehen haben. Sein Schnitt soll merklich weiter und komfortabler sein als bei bisherigen S/Lab Modellen. Derweil scheint man auch bei Nike den Athleten und Atheltinnen zugehört zu

haben. Zumindest liefen die meisten von ihnen bereits in dieser Saison mit dem ebenfalls ab Frühjahr erhältlichen Kiger 10. Auch unsere Erwartungen sind hoch, den vieles ist wirklich neu am neuen Kiger: ein komplett neuer Dämpfungsschaum, eine Rockplate und, endlich, Vibrams Megagrip. Hellhörig hat uns wiederum der Norda 005 gemacht. Es ist der RacedaySchuh der kanadischen Boutique-Run-

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ning-Marke. Vibram-Athlet Gediminas Grinius etwa hat im 005 schon einige erfolgreiche Wettkampfkilometer hinter sich. Versprochen wird ein extrem leichter (214 Gramm in Mustergröße 42), gleichzeitig aber überzeugend langlebiger Schuh. Und apropos Vibram: die neueste Evolutionsstufe ihrer Megagrip-Sohle, genannt Elite, kommt zumindest bis Herbst 2025 exklusiv unter den Norda 005.


TICKER +++ Roberto Delorenzi und Anastasia Rubtsova gewinnen die Skyrunning Worldseries 2024

PRO & CONTRA Woran man erkennt, dass andere Passagiere im selben Flieger gerade zum selben Trailevent reisen? Die Antwort ist obsolet. Längst ist es Teil der kollektiven Inszenierung unseres Sport, immer und überall als Insider dieser coolen Crowd erkennbar zu sein. Zwei nicht nur ernst gemeinte Anmerkungen Pro (Denis): Ich setze mich doch nicht in Laufklamotten in ein Restaurant und brauch auch keinen Funktionsfummel , wenn ich im Kinosessel versinke. Und doch mag ich die kleinen, feinen Erkennenungsmerkmale, die mich als Trailrunner kennzeichnen. Das kann die Sportuhr sein – nein, lieber doch nicht. Da könnte mich jemand in diesen spießerhaften Triathlon stecken. Dann lieber Trailschuhe. Die trage ich sehr gerne im Alltag, die haben (zumindest einige) ihre Silhouette und Optik so sehr "versmartet", dass sie quasi zu fast jedem Casual-Outfit passen und im richtigen Moment doch signalisieren "ahhh, ein Trailrunner!". Neulich ging ich sogar in die Vollen und habe mich entschlossen meinem kompletten Umfeld ausserhalb des Sports mitzuteilen, dass ich ein Läufer bin. Ein sehr bekanntes Bekleidungsunternehmen, das mit Ausdauersport so absolut nichts am Hut hat, hat ein T-Shirt der Peanuts verkauft. In wenigen Sekunden lag es im Warenkorb. Der riesige Frontprint könnte deutlicher kaum sein: Snoopy liegt schlafend auf seiner Hundehütte und in grosser Typo steht darunter "JOGGING IS MY THING". Ich wurde bereits mehrfach von Unbekannten darauf angesprochen. "Sie sind ein Läufer?" ich antwortete "Nö, ein Trailrunner, schauen sie doch mal nach unten auf die Schuhe!". Soviel zu den eindeutigen Codes.

Contra (Clemens): Ich bin, vor Jahren, einmal beim Mont-Blanc Marathon gelaufen. Und hatte statt eines Rucksacks von Salomon oder eines Duffle Bags von Patagonia einen Koffer von Rimova dabei. Ihr kennt den sicher: dieses ikonische Gepäckstück aus glänzendem und bald angebeulten Aluminium. Natürlich kam ich mir damit beim Abholen der Startunterlagen noch vor dem Einchecken im Hotel etwas albern vor. Und ich wagte erst recht nicht, das Ding seiner eigentlichen Funktion gemäß als Rollkoffer hinter mir herzuziehen. Dennoch trifft es meine Haltung zu unserem Sport und seinen ästhetischen Aus- und Überformungen im Kern: Ich bin immer der, der nach dem Laufen sofort wieder zu Jeans und Strickpullover wechselt. Der gewiss auch im Alltag einen Daunenparka trägt, aber keinen von The North Face oder Adidas. Und wenn ich in Trailschuhen ins Büro radele, dann bevorzugt in Modellen, die ohne ein grelles Markenlogo auskommen. Eines davon stelle ich ja auch in diesem Trail Magazin vor. Und ich mag es nicht, auf dem Flug von Berlin nach Genf schon weithin sichtbar über mein Anliegen dieser Reise, also der Teilnahme bei einer Sportveranstaltung, identifiziert zu werden. Und wenn ich am Abend vor dem Rennen in einem Restaurant sitze, dann sicher nicht in einem Finishershirt, meistens aber unter ganz vielen anderen Finishershirts. Fast so, als wären alle dem Aufruf zu einem Finishershirt-Flashmob gefolgt. Gibt es Flashmobs eigentlich noch? Aber zugeben, mein stiller Protest fällt mir zunehmend schwerer. Nicht, dass ich aktuell so viele neue Finishershirts hätte, aber Laufklamotten sehen inzwischen halt oft richtig, richtig stylisch aus.

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NEWS&JOURNAL

TICKER +++ Deutsche Nicole Kessler erobert Platz 2 beim Kullamannen by UTMB über 100 Kilometer

DENIS’ KOLUMNE Liebe Freunde, liebe Freundinnen, liebe Alle, Alles muss aus dem Herzen kommen

Ich bin ein Dinosaurier. Ich wäre gerne eine Animantarx und bin demnach rund 96 Millionen Jahre alt. Als Läufer gehöre ich 2025 zu den eindeutig „Alten“. Irgendwann werden sie meine Knochen finden, mit einem kleinen Pinsel vom Dreck befreien, zusammensetzen und erstaunt verkünden, dass dieser Mensch viel gerannt sein muss. Was sie nicht herausfinden werden – dass ich der Typus Trailrunner war, der nur nach Gefühl lief. Sie werden mich auf ein weit früheres Jahrhundert datieren, weil sie im Gegensatz zu anderen Fundstücken an mir keine Überreste einer Sportuhr finden. Was viele heute nicht glauben – ich laufe und weiß selten, wie lange, wie schnell oder wie gut ich unterwegs gewesen bin. Es interessiert mich nicht. Mein Vermessen eines Laufes funktioniert simpel. Ich ziehe mich um, ich blicke auf die Uhr des Backofens, die ich bei Stromausfall meist nur mit viel Kraftausdrücken wieder eingestellt bekomme, und laufe los. Wenn ich zu Hause wieder ankomme, blicke ich erneut auf diese Backofenuhr und weiß, wie viel ich gelaufen bin. Zumindest die ungefähre Zeit. Würde mich jemand fragen, dann könnte ich ihm Angaben im Bereich von plus/minus 15 Minuten machen. Ich kann es euch nicht sagen, wieso es mir so unfassbar scheißegal ist, wie viel ich laufe. Nein anders – wieso es mir egal ist, es zu wissen, wie viel es ist. Am Ende geht es mir schlicht nur darum, dieses Körpergefühl zu bekommen, das man nach einem Lauf hat. Manchmal strebe ich nach dem Gefühl, das man hat, wenn man eine schnelle Stunde flott gerannt ist, ein anderes Mal suche ich diese tiefe Müdigkeit und Zerstörung, die man sich erlaufen hat, wenn man einen ganzen Tag in den Bergen unterwegs war. Ein Freund, dessen Name ich hier nie nennen würde und den ich hier Alfons nenne, obwohl er Patrick heißt, liebt Zahlen, Daten, Fakten. Er traut seinem eigenen Gefühl nicht, weil er es sehr genau wissen muss. Er wird nervös, wenn ihm Infos abhandenkommen. Er dreht an seiner Haustür kleine Zusatzrunden, um anstatt 29,8 Kilometer die 30 vollzubekommen. Er sagt, dass er Unfertiges nicht bei Strava hochladen kann, und ich sage ihm, dass das natürlich doch geht, weil ich das ständig mache. Er schüttelt mit dem Kopf und sagt nichts. Sich an 300 Metern aufhängen – das soll jemand verstehen! Bei Patrick ging das irgendwann so weit, dass er einmal mit mir nicht laufen ging, weil seine verdammte Sportuhr bei 2 % Akkuladung war. Ich saß 30 Minuten vor seiner versiegelten Garageneinfahrt und wartete, bis diese Uhr bei 38 % war – dann machten wir endlich los. Das absolut einzige auf dieser Welt, was bei mir solche Zeiten bekommt, ist meine Espressomaschine. Die muss 30 Minuten aufheizen. Da sehe ich eine Berechtigung. Aber es geht ja nicht nur um die Uhr. Vergessen wir die Uhr. Ich mag einfach darüber reden, wie sehr so ein Trailrun vom Kopf ins Herz rutschen muss. Er muss leichter sein als alles andere, was uns beschäftigt. Wenn ein Lauf ein Skript benötigt, Tabellen und Excelfiles, dann ist er nicht mein Lauf. Dann laufe ich in eine Richtung, die mich eigentlich direkt zum Bürostuhl bringt. Da könnte ich auch zu Hause bleiben. Mein Laufen soll immer frei, leicht, herzlich, mühevoll, anstrengend, mühelos und unbürokratisch sein. Ich möchte leicht verplant starten, um mit jedem Meter ganz von alleine in eine eigene Spur zu kommen. Harald Juhnke sagte einmal: „Die Definition von Glück: keine Termine und leicht einen sitzen“. Das kann man irgendwie schon auch auf meine Art des Laufsports transferieren. Juhnke wäre mit unbelasteter Leber und ohne selbstzerstörerische Art ein mindestens so guter Trailrunner geworden, wie er Schauspieler war. Den meisten Profi-Läuferinnen und -Läufern sowie Trailrunning-Stars nehme ich übrigens die Leichtigkeit, die sie manchmal über Instagram darstellen, nicht mehr ab. Um eben jene Meisterleistungen zu vollbringen, um diesen UTMB in unter 25 Stunden zu bestreiten oder Sierre Zinal im Tempo eines Straßenmarathons zu laufen, muss solch ein Laufleben anders aussehen, als meines jemals war. Anton Krupicka – ja, der war wohl lässig, musste damals, als er ganz knapp hinter Kilian Jornet lief, seine Trainings ganz sicher auch analysieren und Zahlen von links nach rechts und wieder zurückdrehen. Lassen wir die Elite einmal außen vor. Die sollen, die dürfen, die müssen mit System laufen. Aber wir. Wir sollten die Freiheit nutzen. Die Tatsache, dass wir nicht vom Sport leben müssen, nicht an Resultaten gemessen und nach ITRA-Punkten bezahlt werden, verpflichtet uns doch geradezu, alles viel lockerer anzugehen. Bei Patrick laufe ich gegen eine Wand. Er will mich nicht verstehen. Ich erzähle ihm was von „Junge, laufe mit dem Wind und mit dem Herzen!“ Und er schaut mich an wie Olaf Scholz, wenn der auf seiner Alsterrunde von Udo Lindenberg überholt wird. Das eigene Gefühl darf nicht verlieren. Wir müssen es pflegen, ihm Raum geben und öfter alle Zahlen beiseiteschieben und sagen: „Heute einfach mal so.“ Es kann verloren gehen. Mit einer modernen GPS-Sportuhr kann man nahezu alles messen und auswerten und durch mehrere Klicks das eigene Gefühl löschen.

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TICKER +++ 5. NIGHT OF THE TRAIL am 7. Februar in München - Resttickets im Trail Magazin Shop!

DIE INNSBRUCK-ERBEN

2023 war Innsbruck Mittelpunkt der Trailrunning-Welt und Gastgeber der Berg- und Traillauf Weltmeisterschaften. Es war ein rieseiges, perfektes Fest des Sports. Nun wird das spanische Canfranc übernehmen ... Die Vorbereitungen zur Berg- und Traillauf-Weltmeisterschaft Canfranc-Pirineos 2025 sind in vollem Gange. Zur Feier des einjährigen Countdowns zur dritten WMTRC hat das lokale Organisationskomitee die fünf Meisterschaftsstrecken bekannt gegeben. Die dritte Ausgabe der WMTRC findet vom 25. bis 28. September 2025 in Canfranc-Pirineos, Spanien, statt und übernimmt damit den Staffelstab von Chiang Mai 2022 und Innsbruck-Stubai 2023. Die Meisterschaft ist eine Zusammenarbeit zwischen World Athletics, der World Mountain Running Association (WMRA), der International Association of Ultrarunners (IAU) und der International Trail Running Association (ITRA), während der Königliche Spanische Leichtathletikverband (RFEA) Teil des lokalen Organisationskomitees ist. Was erwartet die Trail-Welt nach der WM in Innsbruck und kann man die Spiele von Österreich 2023 überhaupt kopieren, die Qualität, die Größe und Stimmung kopieren? Vermutlich wird Canfranc einen ganz eigenen Weg finden diesen Event zu einem einzigertigen Ereignis zu machen. Der Termin ist in jedem Fall weit weniger ideal als 2023, denn anstatt Juni, wird der späte September für sehr viele die Frage aufbringen "UTMB oder WM?". Für alle die lange Distanzen laufen muss es nur eine Wahl. Wenn wir uns so im Elitefeld umhören, überlegen jedoch überraschend viele die Reise nach Chamonix ausnahmsweise einmal ausfallen zu lassen. Der Wert einer Weltmeisterschaft steigt seit den Spielen von Chiang 2022. Canfranc-Pirineos mit allen Distanzen des Trailsports! Das Bergklassikerrennen wird die schnellsten Bergläufer der Welt herausfordern. Die Athleten werden

vor dem internationalen Bahnhof von Canfranc antreten und 15 km mit 820 Höhenmetern zurücklegen, aufgeteilt auf zwei verschiedene Runden von 8 und 7 km durch die Epifanio-Schlucht, bevor sie die Ziellinie wieder am Bahnhof erreichen. Die Junior U20-Strecke führt nur durch die erste Runde des klassischen Rennens mit einer Länge von 7,5 km und 400 m Höhenunterschied. Das Short Trail-Event wird auf der mythischen und roughen CanfrancMarathonstrecke ausgetragen, die Trailrunning-Legenden wie Luis Alberto Hernando, Manu Merillas und Charlotte Morgan als Sieger gekrönt hat. Sie ist 44,5 km lang und weist insgesamt einen Höhenunterschied von 3700 m auf. Die Anstiege zu den Gipfeln La Moleta und Larraca, das Gebiet Loma Verde und die Abfahrt zur Ziellinie im Bahnhof von Collado Estiviellas – mit seinen berühmten 122 Kurven – werden zu den Höhepunkten des Rennens gehören. Zum Nachbarland rüber machen Ein Großteil der Strecke wird beim 82 km langen Long Trail-Rennen (D+ 5700 m) wiederholt, das ebenfalls die Grenze überquert, um die spektakulären Lacs d'Ayous in den französischen Pyrenäen zu erreichen, und zurück in Spanien durch die berühmten Skigebiete Formigal und Candanchú führt. Canfranc-Pirineos verfügt über große Erfahrung in der Organisation von Sportveranstaltungen wie dem CanfrancCanfranc – einer jährlichen Veranstaltung, bei der seit drei Jahren drei Gold-Rennen des Valsir Mountain Running World Cup stattfinden – und bietet ein hervorragendes sportliches Umfeld, in dem jeder Athlet sein Bestes geben kann und das ein umfassendes Wettkampferlebnis für Athleten,

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Teams, Verbände und internationale Verbände schafft. Das beweist die Liste der Weltmeister, die beim CanfrancCanfranc gelaufen sind und gewonnen haben: von Joyce Muthoni Njeru aus Kenia über Grayson Murphy aus den USA bis hin zu den Spaniern Oihana Kortazar, Manuel Merillas, Luis Alberto Hernando und Daniel Osanz. Bereits im September 2024 war Canfranc Gastgeber der World Masters Championships und im Juni 2025 wird die spanische Berglaufmeisterschaft ausgetragen, bevor die Region vom 25. bis 28. September 2025 Athleten zu den Berg- und Traillauf-Weltmeisterschaften begrüßt. Rund 1700 Athleten aus 70 Ländern werden 2025 in CanfrancPirineos erwartet.


Fotos: Thomas Bekker

NEWS&JOURNAL

TICKER +++ Georgia Porter stellt in 16 Tagen und 22 Stunden neue FKT auf dem Arizona Trail auf (817 Meilen)

Weit im Süden

Der Capetown Ultratrail bildet im späten November den Abschluss der internationalen Rennsaison und war aus Deutscher Sicht mal wieder mehr als nur ein netter Urlaub. Es gab sogar einen Sieg! Große Namen beim CTUT in Kapstadt, der Stadt die um ihren ikonischen Tafelberg mit einer weltweit einzigartigen Community aus Trailrunning ein Phänomen erschaffen hat. Mit dem Event erlebt die Region einmal im Jahr internationales Aufsehen. Neben Stars wie Dmitry Mityaev, Rachel Drake, Thibaud Garrivier und Petter Engdahl, waren auch deutsche Stars am Start und sorgten am Ende für einige Ausrufezeichen. Routinier Eva Sperger (Salomon) lief ein kluges Rennen, teilte sich perfekt ein und kämpfte sich nach 98 heissen Kilometer auf Rang 3! Ein Name trug sich erstmals bei einem World-Major-Event in die Top 10 ein – Patrick Ehrentaler wurde Fünfter im Feld sehr starker Männer. Siegerin der viel beachteten UT100-Distanz wurde Jazmine Lowther aus Kanada. Der Franzose Hugo Deck (Adidas Terrex) siegte bei den Herren vor Miguel Arsenio. Pech hatte der Titelverteidiger Hannes Namberger (Dynafit), der seine Teilnahme nur wenige Stunden vor dem Start aufgrund einer Lebensmittelvergiftung absagen musste. Das Abschlussrennen über 35 Kilometer lief voll und ganz im Sinne der in München lebenden Kimi Schreiber (Adidas Terrex), die erstmals bei einem solch prestigeträchtigen Wettkampf ganz vorne landete und siegte. Mit einer pfeilschnellen Zeit von 4 Stunden und 15 Minuten lag sie im Gesamtranking auf Platz 7 und hatte vor ihrer ersten Verfolgerin fast 30 Minuten Vorsprung.

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ZAHLEN DIESER AUSGABE Am Rad drehen The North Face und Kailas statten ihre Schuhe mit einer neuen Passform aus ... Mit The North Face und Kailas integrieren zwei weitere Marken den BOA® PerformFit™ Wrap in ihre Trailrunningschuhe, womit sie sich zu Brands wie Speedland, La Sportiva und Scarpa gesellen. The North Face kommen damit nach vielen Jahren zum patentierten Schnellschnürungssystem zurück und statten den vielbeachteten OFFTRAIL mit BOA aus. Wir sind gespannt, ob künftig auch der ein oder andere massentauglichere Trailschuh von TNF um ein Drehrad reicher wird. Der chinesische Hersteller Kailas indes hat BOA zum festen Erkennungsmal gemacht und rüstet fast alle Modelle damit aus.

AUFS OHR

Wir laufen zu 99% ohne Musik und doch gehört gute Musik für uns zum Trailrunning. Kulturübergreifend.

1,7

Millionen Follower hat Kilian Jornet auf Instagram. Der berühmteste aller Trailrunner ist auch ein Social Media Star.

2025

wird es keine Golden Trail National Series mehr geben. Der Veranstalter konzentriert sich indes noch mehr auf das globale Rennformat, die GTWS.

6

Das TRAIL Magazin bleibt auch 2025 bei 6 gedruckten Ausgaben - die Erste davon liegt gerade vor euch. Viel Spaß damit!

The Cure – Songs of a lost world

Was immer auch über das erste The Cure Album nach über 16 Jahren Studiopause geschrieben wurde. Hört es euch bitte selbst in Ruhe an. Und dann nochmal und nochmal.

Soft Play-Heavy Jelly

Soft Play ist ein britisches Punk-Duo aus Royal Tunbridge Wells und definieren Post-Punk genauso wie man es 2025 machen muss. Unsagbar viel Kraft, Energie, Einfachheit und gute Vibes. Mit Softplay hat sich für mich Punk irgendwie noch einmal ganz neu in Position gebracht ohne dabei alten Zeiten hinterher zu hecheln.

International Music – Endless Rüttenscheid

Kraftwerk, Neu!, die frühe deutsche Punkband Mittagspause: Die Düsseldorfer Kunstakademie hat schon einige wunderbare Bands hervorgebracht. Das jüngste Spektakel: International Music. Mit Krautrockverweisen, viel Hall, viel coolem Wissen und: Ohrwürmern.

Jedes Jahr ab Mitte Dezember bitten wir unsere Leserinnen und Leser, alle Freunde und die Community darum, an unserer wichtigen LESER:INNEN-UMFRAGE teilzunehmen. Die ca. 50 Fragen umfassen fast alle Bereiche unserers Sports und geben uns mit rund 150.000 Antworten die Möglichkeit viele Erkenntnisse für die künftige Gestaltung des Magazins und unserer Arbeiten zu gewinnen. Besser zu wissen, wer unsere Kunden sind, wie ihr tickt und Trailrunning betreibt, hilft auch uns besser zu werden. Bitte nehmt euch doch auch diesmal die 15 Minuten Zeit und klickt Euch bequem durch die Umfrage unter: www.trail-magazin.de/ umfrage25 Am Ende nehmt ihr sogar an einem Gewinnspiel teil und könnt Trailrunning-Equipment im Wert von 5700 Euro gewinnen.

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Zurück in die Vergangenheit

OF TRAILRUNNING

Im Frühjahr 2025 rollt das TRAIL Magazin um Herausgeber Denis Wischniewski eine ganze Woche durch Österreich und Deutschland. Mit der Multimedia-Vortragsreihe "HISTORY OF TRAILRUNNING" geht es durchaus unterhaltsam durch einige Jahrhunderte Laufgeschichte im Gelände. Die 7 Stopps zwischen März und April findet ihr ab Mitte Januar auf www.trail-magazin.de

Fotos: Thomas Bekker

NEWS&JOURNAL

TICKER +++ Backyard WM: Belgisches Team stellt mit 458 Meilen in 110 Stunden Weltrekord auf

Retro Running Wir verlieren in diesem Heft ja bereits an anderer Stelle viele Worte über den Adidas Agravic Speed Ultra. An dieser Stelle bleibt hinzuzufügen, dass es den ultraguten Wettkampfschuh mit der gegabelten Carbonplatte (Energy Rods) und dem hyperkritischen Dämpfungsschaum (Lightstrike Pro) nun auch im ikonischen Adidas-Equipment-Design der frühen 1990er-Jahre gibt. Typisch waren und sind somit auch beim Equipment Agravic die aus Kunststoff gearbeiteten drei Streifen und der weiß-grau-grün-schwarze Colourway. Der Preis ist nicht retro und entspricht dem Terrex Agravic Speed Ultra: 230 Euro.

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High Fashion Salomon hat sich mal wieder mit

dem Maison Margiela zusammengetan und neben einigen dekonstruierten Trailschuhen aus der XT-Reihe auch eine kleine Kollektion an Textilien präsentiert. Zugegeben, Trenchcoat und Trousers haben ihren Preis, sie verbinden aber gekonnt Form, Funktion und Distinktion. Entweder in all black oder all beige.


Leseempfehlung für Winterabende: Endure – Körper, Geist und die erstaunlich dehnbaren Grenzen der menschlichen Leistungsfähigkeit. Geschrieben hat es der us-amerikanische Journalist Alex Hutchinson, Autor etwa der New York Times und selbst ein enthusiastischer Langstreckenläufer. Gewissermaßen hat er in diesem ebenfalls langen Buch (368 Seiten, 26,80 Euro) dort weitergemacht, wo seine eigene Läuferkarriere an ihre Grenzen kam. Er sucht nach diesen limitierenden Faktoren und dem Grund, warum ein Athlet oder eine Athletin irgendwann doch diesen ein Schritt weitergehen wird. Sportbücher können aus der Perspektive des enthusiastischen Fans, aus der Eigenbeobachtung eines Sportlers, dem tiefen Kenntnisinteresses eines Wissenschaftlers oder dem einordnenden Überblick eines guten Journalisten geschrieben werden. Hutchinson ist alles davon.

MEISTERLICH

Im Rahmen des Mountain Man wurden in Reit im Winkl auch die nationalen Titel im Ultratrail vergeben. Eine Überraschung schlich sich zwischen Altbekanntes.

Nicht immer findet eine Deutsche Meisterschaft im Ultratrail in solch einer würdigen Umgebung und innerhalb einer derart professionellen Veranstaltung statt. Beim Mountainman in Reit im Winkel suchte die Deutsche Ultrarunning Vereinigung ihre Besten im Ultratrail und schickten sie auf 73 Kilometer in die Chiemgauer Berge. Ein perfektes Rennen, wenngleich viel Regen die Bedingungen schwer machten. Ein Überrachung gab es im Wettbewerb der Herren, denn am Ende war es nicht, wie erwartet, Benedikt Hoffmann, der sich den Titel holte, sondern Manuel Hartweg von der LG Rülzheim. Der hatte ein tolles finales Renndrittel und liess den Routinier quasi stehen. Hoffmann schnappte sich den Vizemeister und war im Ziel etwas enttäuscht. Bei den Damen ging der Sieg souverän an Juliane Rößler, die im Ziel rund 13 Minuten vor Anja Kobs einlief.

Ein Anruf bei

... Benjamin Fuchs, der in einem emotionalen Post die „Ellenbogenmentalität“ beim Frankfurt Marathon beklagt hatte – und fortan bei den Trails bleiben wird Ich komme von der Straße. Also was die Sache mit dem Laufen angeht. Da stand ein Straßenmarathon schon auf meiner Bucket list. Tatsächlich bin ja schon einige Ultratrails gelaufen, aber noch keinen klassischen Marathon. Ich komme aus dem Taunus, Frankfurt ist ums Eck. Und ich habe die Sache echt ernst genommen, habe mir Carbonschuhe gekauft, habe flach trainiert, immer an der Nidda lang. Ich hab den Frankfurt Marathon gefinnisht. Die Zeit hat gepasst, sub Drei, das Thema ist abgehakt. Schön war es nicht, zu keiner Sekunde im Rennen. Alles Hochglanz, alles Hektik, alles Stress. Ich weiß nicht, wie oft ich einen Ellenbogen in den Rippen hatte oder sogar im Gesicht. Ich laufe ja auch durchaus kompetitiv bei Trailwettkämpfen und habe so etwas dort noch nicht erlebt. Auf den Trails respektiert man sich gegenseitig und gönnt anderen ihre Erfolge und eine gute Zeit. Beim Frankfurt Marathon war sich jeder selbst am nächsten und als kurz vor mir ein asiatischer Läufer gestürzt ist und sich offensichtlich den Knöchel gebrochen hatte (ich habe es knacken gehört, obwohl ich mit Kopfhörern und Musik gelaufen bin!) hat das niemanden auf der Strecke auch nur einen Hauch interessiert. Ich habe angehalten, habe versucht ihn zu beruhigen, habe die Streckenposten alamiert, bin wieder nach vorne zu meinen Leuten gehechtet. Ich konnte und kann die Anteilnahmslosigkeit um mich herum nicht begreifen. Der Zieleinlauf ist ja in der Franfurter Festhalle, in der „Gudd Stubb“ wie man bei uns sagt. Aber ehrlich, da war keine Euphorie, da war nichts von dem, was ich am Laufen liebe. Ein bisschen Straße gönne ich mir auch künftig. Aber lieber bei kleinen, muckeligen Läufen in der Nachbarschaft.


REISE Mallorca

Text & Fotos: Denis Wischniewski

Die Insel, die sollte Mallorca hat alles um eine "Trailrunning-Insel" zu sein, aber irgendwie lief etwas falsch. Wieso wir Malle abfeiern und inmitten der Megaparty die Lichter ausmachen.

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UND NICHT kann ...

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REISE Mallorca Ich war einige Male als Rennradfahrer mit dem Club auf Mallorca. Wir fuhren weit hinein ins Landesinnere, um am Abend in riesigen, maroden Bettenburgen bei Can Picafort das Buffet zu stürmen. Tage, die nur Kalorien verbrannten und oft ein wenig stumpf waren. Tage, die ich danach bewertete, wie ausgeprägt der Bräunungsstreifen der Radhose war und welche Kilometeranzahl ich in ein DIN-A5-kleines, liniertes Buch eintragen konnte. Mallorca hatte für mich als Teenager nur die Funktion, im Februar wärmer zu sein als BadenWürttemberg. Später bekam ich mit, dass man dort ausgelassen feiern konnte. Freundinnen und Freunde sowie Bekannte verloren dort manchmal ihren Anstand und ihre Erinnerungen. Ich war nie dabei. Viele Jahre später, vor rund acht Jahren, wollte ich meiner Mama eine Freude machen. Es sollte ihre letzte Reise werden. Ich buchte ein Hotel in Pollença, Flüge und verbrachte fünf Tage mit ihr auf der Insel. Es war früher März und wir genossen die Wärme nach einem langen Winter. Meine Mutter erholte sich von einer schweren Chemotherapie, wir führten lange Gespräche, spazierten über Märkte, zu Buchten und tranken viel Cortado und aßen noch mehr Kuchen. Zweimal schickte sie mich hinaus. Ein wenig wie früher. Mit dem Mietwagen fuhr ich wenige Kilometer vom Meer in die Ausläufer des Tramuntana-Gebirges, um dort irgendwie an Höhe zu gewinnen und um dann einen fabelhaften Blick über die halbe Insel zu haben. Diese Reise blieb mir. Bei all den Erinnerungen an meine Mutter, die zwei Jahre später an ihrer Krebserkrankung starb, waren diese Tage mit ihr das Intensivste, was mir von ihr blieb. Mallorca gab uns spät, aber noch rechtzeitig eine ruhige und zwanglose Möglichkeit des Austauschs. Vier Jahre zuvor lernte ich die Baleareninsel das erste Mal als Trailrunning-Spot kennen. Beim Ultratrail Mallorca erlebte ich die Premiere eines 105 Kilometer langen Laufes, der so ungewöhnlich wie schwer war. Ich kannte zuvor nur die ty-

pischen alpinen Trails: Läufe, die nach langen Anstiegen über gepflegte Wanderwege und Almwiesen führten und durch eine gewisse Gleichmäßigkeit und Vorhersehbarkeit gut und fair zu laufen waren. Hier war alles anders. Eine wilde Organisation, enttäuscht, am eigenen Rennen nicht mitmachen zu können, schickte uns durch das komplette Gebirge. Ich fand keinen Rhythmus, legte zu Beginn zu schnell los, brach ein, wurde nach der ersten Nacht am Morgen hundemüde, legte mich einfach in einen Graben und schlief ein. Nach 30 Minuten stand ich wie ein Roboter auf und lief bis ins Ziel. Mehr als 19 Stunden für 115 Kilometer. Was ein Brett. Von wegen Ballermann. Wandertag. Seit jenem Rennen hatte Malle in meinem Herzen einen Platz. Immer wieder in den Jahren danach dachte ich an Mallorca, an dieses Rennen, das es in der Folge noch einmal geben sollte. Danach wurde es eigentlich still um Trailrunning und Mallorca. Es blieb bei kleineren regionalen Events, aber von der internationalen Karte wurde nicht mehr gesprochen. Mit dem Tod meiner Mutter war auch Mallorca irgendwie ein Ort, der nicht mehr stattfinden durfte. Ich hatte ihn abgelegt, wegsortiert, mit meiner Mama so sehr verbunden, dass er einfach kein Ort sein konnte, der für etwas anderes diente als Trauer. Die Zeit verwischt dann doch so manche Gefühle und lässt Dinge zu, an die man nicht mehr glauben konnte. Als im frühen 2024 die Organisation des UTMB verkündete, dass die „by UTMB“ World Series um einen Ultratrail auf Mallorca reicher würde, war ich angefasst. Es ging mich etwas an. Ich stellte mir in einer lebhaften Fantasterei vor, wie ich dort laufen würde. Auf den Trails, die ich kannte. Ich erinnerte mich in Details und Bildfetzen an jenes Rennen vor über zehn Jahren, daran, wie ich scheiterte und doch irgendwann ankam und so unfassbar glücklich im Zielbereich lag. Regungslos für Minuten. Die Frau eines Kollegen kochte am Abend nach diesem fast 20-stündigen Trip im Ferienhaus das beste Essen, das

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Nach 30 Minuten stand ich wie Ritter Rost auf und lief bis ins Ziel. Mehr als 19 Stunden für 115 Kilometer. Was ein Brett. Von wegen Ballermann. Wandertag.


ich je nach einem Wettkampf genießen durfte. Es waren schwäbische Spätzle und es war eine Rahmsoße. Ich meldete mich an. Wenn dann richtig. Die längste Distanz. 145 Kilometer mit 6000 Höhenmetern durch das Tramuntana-Gebirge. Einmal gen Norden, um in einer Schleife wieder zurück nach Soller zu laufen. Eine Strecke, die Wanderer in mehreren Tagen gehen. Das Rennen kam näher und näher. Ich trainierte ernsthaft. Ich wollte diesmal keine Fehler machen und mit einer maximalen Gewissheit starten, dass ich diese Distanz auch schaffen kann, ohne in ein Leiden zu geraten. Ich lief also meine Longruns, ich sammelte Höhenmeter und nutzte den milden Herbst in den Hausbergen aus, um alles, alles, alles für diesen Ultratrail Serra de Tramuntana zu tun. Ich verabredete mich mit Alois Hundseder, einem starken Läufer, der solche Rennen sogar schon gewonnen hatte, und verbrachte ganze

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REISE Mallorca

Nächte auf Trails rund um die Kampenwand, um das Laufen bei Dunkelheit zu manifestieren, um nicht wie damals wieder in eine Müdigkeit zu fallen. Ich trainierte sogar meine oft mangelhafte „Race-Nutrition“ und brachte meinen Magen-Darm-Trakt in volle Bereitschaft, möglichst viele Kalorien in kurzer Zeit zu verarbeiten. Kurzum – ich war ready wie nie und es waren noch acht Tage bis zum Startschuss. Ich stellte sogar das Biertrinken ein. Meine Frau und ich planten um das Rennen herum einen späten Sommerurlaub, die Tage vor dem Rennen und danach sollten der puren Entspannung dienlich sein. Gutes Essen, vielleicht ein paar Badetage, ein paar Wanderungen. Uns erwartete der pure Sommer. Am Tag der Ankunft glüht die Insel inmitten des Novembers mit 27 Grad. Um ehrlich zu sein, hat es zu Hause aber auch 21 Grad. Wir checken in Soller ein, dem Ort, an dem in sechs Tagen mein Start sein soll, und flanieren durch die pittoreske Altstadt, um dem Race-Director quasi direkt in die Arme zu laufen. Trail-Legende Tofol Castanyer lebt in Soller, hat hier seit Jahren einen Haushalts- und Souvenir-Laden und wirkt fast überfordert, als ich sein Geschäft betrete und nach einem Foto verlange. Tofol gehört zu den Ikonen des Sports, zählt neben Tennisspieler Rafael Nadal zu den prominenten Sportlern, die in Mallorca geboren sind. Tofol, der einst den CCC gewinnen konnte, ist noch immer aktiv und fungiert im Rahmen des Mallorca by UTMB als einer von mehreren Streckenchefs. Er erzählt mir bei diesem Treffen auch davon, wie unheimlich schwer es war, für dieses Rennen die Strecken genehmigt zu bekommen. Nahezu alle Trails verlaufen über private Grundstücke. Castanyer verrät: „Mit dem UTMB im Rücken hat es geklappt, aber es ist nicht einfach hier auf Mallorca. Die Widerstände sind teilweise enorm.“ Der erste Regen fällt. Es ist kein Regen, der es gut mit uns meint. Dieses Sturmtief, das nun auf die Nord- und Westseite Mallorcas trifft, ist an den Tagen zuvor auf dem spanischen Festland für Überschwemmungen und Todesopfer verantwortlich. Mehr als 200 Menschen

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verlieren ihr Leben, Tausende sind ohne Bleibe, die Regierung gerät in Kritik und Valencia versinkt im Chaos. Mallorca kommt mit einem blauen Auge davon. Ein Tag vor dem Start bleibt es unklar, ob mein Rennen stattfinden wird. Zunächst wird das über 66 Kilometer abgesagt – die Vorhersagen sind zu extrem, Teile des Rennens und der Strecke liegen in der Gefahr von Gewitter und Starkregen. Kurz nach der Abholung der Startunterlagen dann eine SMS des Veranstalters: „Die Strecke wird auf 90 Kilometer verkürzt, der Start von der Nacht in den Morgen des nächsten Tages verschoben.“ Später folgt ein Verbot der Stöcke, später wird gänzlich abgesagt. Andere Rennen finden statt, eine alternative Route, ein Angebot, umzubuchen, gibt es nicht. Eine transparente Kommunikation findet leider nicht statt. Ich bin enttäuscht und zerrissen, ob meine „Wut“ überhaupt gerechtfertigt ist. Es ist ja sicher keine Willkür des Veranstalters, es ist eine Ausnahmesituation und im Hinblick auf die Tragödie auf dem Festland mehr als verständlich. Manche reden in diesen Tagen gar von Luxusproblemen, die wir Trailrunnerinnen und Trailrunner hier auf der Insel hätten. Es mag stimmen. Ein Tag später scheint die Sonne. Ich bin in einem Loch. Mist. Mitten im Ur-

laub. Meine Frau umgibt sich mit einem Haufen Elend. Immer wieder denke ich an das Rennen und wie es wohl geworden wäre. Ich denke und denke und muss nun einfach damit klarkommen, dass ab jetzt einfach Saisonende ist.

Manche reden in diesen Tagen gar von Luxusproblemen die wir Trailrunner hier auf der Insel hätten. Es mag stimmen. Mit ein paar Freundinnen und Freunden laufe ich am Sonntag die Strecke des Camins de s'Arxiduc. Rund eine Stunde nach dem Start dieses Abschlussrennens mit Start in Valdemossa und Ziel in Port de Soller nutzen wir die offiziellen Markierungen und verfolgen in Zivil das Feld. Es fühlt sich gut an, dann doch irgendwie Teil des Events zu sein, und genau das ist auch das Einzige, was ich dem Veranstalter vorwerfen mag – man muss, wenn man schon Teile des Events trotz schwerer Umstände durchführt, dem Teil derer, die nicht starten konnten, etwas anbieten. Irgendetwas. Auch für jemanden, der 145 Kilometer hätte laufen wollen, ist im Zweifel ein Rennen über 45 oder 26 Kilometer sehr viel wert und eine riesige Versöhnung. Manchmal vergessen Veranstalter bei aller Sorgfalt, wie schwer es wiegt, nach Monaten der Vorbereitung nicht laufen zu können. Der Mallorca by UTMB war mit den letzten im Ziel an diesem Sonntagabend

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>Wie wir wohnten

Soller

Von Soller aus hast du direkten Zugang ins Wandernetz des GR 221. Wir genossen ein perfektes Bett und Frühstück im Boutique Hotel MOONTEN www.moontensoller.com

Port de Soller

Hätte ich das Rennen beendet und gelaufen wäre der Pool und die Sauna des BIKINI ISLAND Hotels perfekt gewesen. Das Essen im integrierten NEMI Restaurant ist legendär. www.bikini-hotels.com


REISE Mallorca

so schnell von der Insel verschwunden, wie er gekommen war. Nie hatte ich das Gefühl, dass dieses Rennen etwas ist, was Mallorca braucht. Im Gegenteil. Mallorca ist wunderschön und vielleicht sogar zu schön, um solch ein Event anzunehmen. Das, was Tofol zu mir sagte, entfaltet seinen Inhalt erst später. Eine Läufergruppe aus der Schweiz war just am Tag des abgesagten Rennens auf eigene Faust unterwegs – bei Rennen in den Alpen oder auch anderswo völlig normal – und wurde gar mit einer Schrotflinte inklusive Warnschuss sehr nachdrücklich aufgefordert, woanders zu laufen. Mein Tipp für 2025: Das Rennen findet nicht wieder statt und es geht in Ordnung. Die verbliebenen Tage auf Mallorca wurden versöhnlicher. Wir brachen die Zelte in Soller ab und buchten uns in einer wundervollen Wohnung bei Pollença ein. Von dort aus entdeckte ich Trailrouten auf der Halbinsel Alcúdia. Panoramablick über die halbe Insel, Kontakt zum Fels und zu mallorquinischen Wildziegen. Trotz wenig Höhe ist das Terrain immer anspruchsvoll. Auf Mallorca gibt es kaum leichte Wege, selbst die Hauptwanderrouten haben ihre Ansprüche. Unter www.trail-magazin.de/mallorca2024 stelle ich euch meine beiden besten Routen mit GPX-Download vor. Ich weiß nicht, wie es nun mit Malle und mir weitergeht. Es ist Himmel und Hölle. Das ist Wahnsinn, wusste schon Ballermann-König Wolle Petry.

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ESSAY Schmerzmittel

Schmerz lass nach? Painkiller und Trailrunning: Warum wir manchmal besser nicht laufen, schon gar nicht in die Apotheke Text: Tom Stetter Laufen als solches ist ja, so denken wir, eine ziemlich saubere Sache. Und bis auf einige wenige Ausreißer gerade in der jüngsten Vergangenheit ist Trailrunning noch frei von solch unsäglichen Dopinggeschichten, wie sie im Radsport einst zum täglichen Geschäft gehört haben. Dürfen wir also im selben Atemzug davon ausgehen, dass Trailrunning der „Saubersport“ ist, als den wir ihn gerne imaginieren? Oder gibt es vielleicht ein paar unausgesprochene Tatsachen, die da immer mit uns auf den Trails unterwegs sind? Du wachst morgens auf. Dein Training gestern war der Hammer. Du warst schnell. Du hast eine lange, harte Einheit gut durchziehen können. Du stehst auf und spürst ein Stechen im Knie. Sehr unangenehm. Du beschließt, zum Orthopäden zu gehen. Der verpasst dir ohne große Diagnostik direkt die Kortisonspritze ins Knie. „Das sollte morgen wieder passen! Wenn es in vier Tagen noch immer wehtut, kommen Sie einfach wieder und wir setzen eine zweite Spritze.“ Klingt völlig irre, ist aber oft Alltag. Oder anders: Der Alltag von Sportler:innen, die sich keine Zeit geben wollen kleinere Zipperlein einfach in Ruhe auszukurieren.

Also, du hast deine Wunderspritze bekommen und siehe da: Es läuft. Du kannst wieder normal laufen! Wenn du Glück hast, kommt dein Schmerz nicht wieder und du bleibst beschwerdefrei. Mit weniger Glück entwickelt sich deine Entzündung im Knie zu einem handfesten chronischen Problem und du merkst es nicht mal. Wie auch? Die Spritze gaukelt deinem Körper vor, dass alles im grünen Bereich ist. Um genau zu sein, stehen alle Warnsignale, die du nicht spüren kannst, auf Dunkelrot. Der natürliche Pausenknopf namens „Schmerz“ ist blockiert und zieht sich unverrichteter Dinge zurück – bis er kommt, der totale Overload. Nicht dass der Verdacht entsteht, wir als großartigstes aller Magazine wollen jetzt moralisieren. Nein, nein! Aber wir wollen unseren Sport in all seinen Facetten und Realitäten abbilden. Wir möchten dieses Thema anschneiden, weil es sich lohnt, es anzusprechen. Für dich, für mich, für uns. Ohne jemanden damit ans Gipfelkreuz zu nageln und ohne einen Fingerzeig. Wir möchten über den „Gebrauch“ von Schmerzmitteln sprechen. Wo fangen Schmerzmittel an und wo hören sie auf ? Vielleicht sollte bei einer solch heiklen Debatte klar definiert werden, worum es sich handelt. Wir reden

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über echte „Painkiller“. Substanzen, die unseren körpereigenen Seismografen für die Verletzungsprävention ausbremsen oder sogar in Gänze handlungsunfähig machen: unser Schmerzempfinden. Der Reiz, der uns klar und fühlbar zu verstehen gibt, dass es jetzt reicht oder mindestens zu viel ist. Nicht nur dass es hoch riskant für den Körper ist, sich des Fühlens zu entledigen. Es wiegt unsere Seele und den Geist in einer trügerischen Sicherheit, die es nicht gibt. Vielleicht lohnt es sich, eine unangenehme Frage zu stellen: Inwieweit grenzt sich die Einnahme von Schmerzmitteln vom Doping ab? Ist es die Energie, also das „Warum“? Aus welchem Grund verwende ich Schmerzmittel? Warum entscheidet sich ein Mensch, zu dopen? Wahrscheinlich ist genau beim „Warum“ die Grenze zu ziehen. Während man sich durch Doping einen klaren leistungssteigernden Vorteil gegenüber der Konkurrenz verschafft, geht es beim Einnehmen schmerzlindernder Präparate zumeist eher darum, überhaupt über die Runden oder eben zum langersehnten Finish zu kommen. Dennoch könnte man fragen, ob es nicht auch eine Art Wettbewerbsvorteil ist, wenn man sich durch körperfremde Substanzen und Medikation nahezu schmerzfrei bewegen kann, während seine Mitstreiter und Mitstreiterinnen unter Umständen die gleichen Schmerzen leiden und diese ohne Schmerzmittel akzeptieren und damit klarkommen müssen. Es sprechen also viele Dinge dafür, ganz grundsätzlich auf Schmerzmittel im Sport zu verzichten. Und statt zur Ibu, doch lieber zu Laufpause zu greifen. Diclofenac, Ibuprofen, Aspirin oder gar Novalgin sind Medikamente, die entzündungshemmend wirken, das Blut verdünnen und denn den natürlichen Schmerzreiz unterdrücken. Letzteres hört sich vielleicht erst mal sehr verlockend an. Wenn da nicht diese Nebenwirkungen wären: Schädigung von Magen, Darm und Nieren durch Einblutungen bis hin zum gänzlichen Versagen von Organen. All das sind Nebenwirkungen, die Sport in Verbindung mit der Einnahme von Schmerzmitteln mit sich bringen kann. Ist es das wert?


MOMENT Malen PRODUKTE Lieblingsteile Osa der Redaktion THE NORTH FACE Summit Vectiv Pro Bin sehr viel unterwegs gewesen in diesem doch sehr speziellen Schuh. Um ehrlich zu sein, habe ich ingesamt vier Modelle runtergelaufen – das ging recht schnell, denn mehr als 500 Kilometer verkraftet der Vectiv pro nicht. Er ist ein zauberhaft dynamischer, schneller und zugleich total komfortabler Raceschuh, ein Rennpferd, aber halt auch empfindlich. Und dennoch sind und waren wir ein ultimatives Match, haben tolle Wettkämpfe gefinisht und flotte Trailrunden erlebt. Der Schuh ist mehr Allrounder als man glauben mag und sein Verhalten im technischen Gelände überrascht positiv. Und? Er kann laufen. Er hat Vortrieb. Cooles Teil. Bin gespannt auf das Update.

Denis Wischniewski 2024 bedeutete für die Redaktion viel Zeit an der Tastatur, aber auch ein langer Ritt über endlose Trails. Immer dabei – diese Ausrüstungsteile, unsere Lieblingsprodukte des Jahres.

Voll verknallt THY

Runningbelt "Bodymovin 2.0" Unser eigenes Label THY ist quasi die Hausmarke des TRAIL Magazins und vor allem seit Jahren berühmt für die Hüftgürtel, die mittlerweile tausenden Leserinnen und Lesern treue Dienste leisten. Das Update des BODYMOVIN hat ein neues, sehr robustes Material, umlaufende Fächer, StartnummerClips und eine Halterung für die Faltstöcke. Kein Lauf in 2024 bei dem ich nicht diesen Belt trug und 2025 wird es vermutlich kaum anders sein. 39,90 Euro https://trail-magazin.de/produkt/ thy-runningbelt-bodymovin-2-0/

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Patagonia Slope Runner Vest / 3 Liter Die mit offiziell 3 Liter Volumen angegebene Racevest von Patagonia wurde 2024 zu meinem am häufigsten benutzten Laufrucksack. Ich lief alle Wettkämpfe und fast alle Longruns mit ihr. Das Volumen ist dabei weit größer und sie fasst lässig alles was man für Ultratrails und Tagesausflüge benötigt. Fasziniert hat mich indes die Qualität, denn auch nach vermutlich 150 bis 200 Stunden Einsatz sieht sie gänzlich wie nagelneu aus. Alles funktioniert herrlich intuitiv, die Passform ist perfekt und das Design weiss durch Schlichtheit zu überzeigen. Fächer und Taschen sind clever aufgeteilt um alles an Ausrüstung schnell in den Griff zu bekommen.

THY Bucket Hat Separa Ich gebe zu: ich habe mich etwas mitreißen lassen. So einen Anglerhut hätte ich vor Jahren zum Laufen nie getragen. Bin doch kein Scoobydoo. Nun liegt ein heißer Trailsommer hinter mir und ich trug dabei fast immer Zebramuster von THY. Das Material trocknet rasch und kühlt angenehm solange es feucht bleibt. Gefaltet passt die BKT HAT in jeden Hüftgürtel. 43,90 Euro https://trail-magazin.de/produkt/thy-separa-bucket-hat/

Salomon Ultra carbon Foldable Auf diesem Foto (Zieleinlauf Valdaran by UTMB) halte ich meine Stöcke des Vertrauens zwar zerlegt in den Händen, aber ich hatte sie das komplette Rennen über in sehr aktivem Einsatz. Die Carbon-Stöcke sind leicht, trotz der beiden Verbindungen sehr steif und herrlich unterstützend. Was mir besonders gut an ihnen gefällt – die unkomplizierte Zerlegung und die weichen Griffe, die einfach super in den Händen liegen und auch nach vielen Stunden nie drücken oder die Innenseiten der Hände schmerzen lassen.

Julbo - Ultimate S3 Es geht kaum leichter und kaum smarter. Mit der Ultimate von JULBO war ich in diesem Sommer immer dann gut ausgestattet, wenn es sonnig war. Ich bin niemand mit sonderlich viel Sonnenbrillen-Fetisch und nutze die Dinger nur dann, wenn es nicht anders geht. Dass ich genau dann bei der Ultimate lande muss für das Produkt sprechen. Sie ist mit 27 Gramm sehr leicht, beim Tragen quasi nicht spürbar und dank der verspiegelte Spectron 3 Polycarbonat Scheibe bei grellem Licht ein echter Schutz.

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PRODUKTE Lieblingsteile der Redaktion

Clemens Niedenthal Icebreaker Oasis 200

Ich neige zu Neurodermitis. Und neige deshalb dazu, nicht allzu häufig in rein synthetischen Lauftights zu rennen. Ich, und mehr noch meine Haut, mögen das Gefühl einer engen Polyesterpelle einfach nicht. Aber zum Glück gibt es ja Leggings aus Merinowolle, von denen die Oasis von Branchenprimus Icebreaker mich am meisten überzeugt. Der Schnitt ist ein Knaller, das Tragegefühl ohnehin. Vor allem ist sie robust (und auch winddicht) genug, um (unbedingt unter Shorts getragen) tatsächlich als Wintertights durchzugehen. Mein Basic für alle kühlen bis kalten Tage.

Hoka Tecton 2

Es mag schon sein, dass die dritte Generation des Tecton mit seinem supersoften, hyperreaktiven Dämpfungsschaum der noch einmal bessere Schuh ist. Also für Jim Wamsley. Nur weiß ich auch, wie viel Jim Wamsley in mir steckt, und war deshalb schon drauf und dran, meinen halb leergelaufenen Tecton 2 vom letztjährigen Schuhtest für den kommenden Bergsommer zu safen. Er ist einer meiner beiden liebsten Trailschuhe und darüber hinaus der zugänglichste unter den tatsächlich alpinen Carbonschuhen auf dem Markt. Toll, dass Hoka dem Tecton 2 jetzt eine Ehrenrunde spendiert. Man muss ihn nur suchen, denn die neue Version wird als Fashion-Sneaker und nicht als Trailschuh vermarktet. Dazu passt das coole, dezente Colourway und der Verzicht auf den riesigen HokaSchriftzug. Der schönste aller Tectons ist er also auch.

Ranra Laufjacke Ich habe das ja schon häufiger geschrieben: Niemand läuft schneller, nur weil er sich absichtlich hässlich kleidet. Und ja: Ich mag distinguierte Laufmode, ich mag kleine Boutique-Running-Marken – wenn sie unseren Sport und seinen Look denn wirklich neu und clever denken. Ranra – ursprünglich aus Reykjavík, inzwischen auch in London zuhause – machen genau das. Mir haben sie diese Laufjacke beschert, die mich, obwohl oder gerade weil aus Baumwolle, gerade an langen Tagen und bei langen Läufen wie zuletzt auf Sylt verlässlich lässig begleitet. Ein Wahnsinnteil in einem herrlichen Rosé.

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WWW.THYWEAR.COM


PRODUKTE Lieblingsteile der Redaktion

Tom Stetter

RAB Veil 20 Liter

Haferflocken Okay, die Frage ist berechtigt! Haferflocken als liebstes Produkt fürs Trailrunning? Ja tatsächlich! Ein fauler Frühstücker war ich bis zum Ende dieses Sommers. Eine Tasse Kaffee, ein Glas Orangensaft und ein Gel. Dann konnte sie schon losgehen, die erste Laufoder Radeinheit. Im Laufe des Tages hatte ich immer wieder mit Unterzucker zu kämpfen und war dünnhäutig. Bis zu diesem einen Tag. Wie jedes Jahr stand das große Blutbild an. Eine Katastrophe! Eisenwert, Hämoglobin und vieles mehr waren unterirdisch schlecht. So schlecht, dass ich spürbar weniger leistungsfähig war. Ich war blass und matt. Sofort habe ich eine Ernährungsumstellung gemacht. Täglich gibt es seitdem zum Frühstück Nüsse, getrocknete Aprikosen und eben besagte Haferflocken. Ohne jetzt all die unzähligen Vorzüge hervorzuheben. Mein Appell an euch: Esst mehr Haferflocken!

Eine Laufweste ist schon so eine Sache. Aufteilung, Material, Menge der Fächer, Zipper, Verschluss. In keinem anderen Produkt stecken so viele potentielle Kritikpunkte. Wer das für mich besonders gut umgesetzt hat, ist RAB. Die Engländer haben mit der Veil 12 Lt, einen echten Hammer in den Ring geschmissen. Besonders gut ist für meinen Geschmack die Verarbeitung gelungen. 2 Hundert Meiler, 2 Hundert Kilometer und drei 50 Meiler hat mich die Weste begleitet. Als reine Wettkampfweste nutzte ich sie. Das Hauptfach dessen Zippverschluss butterweich läuft, bietet erstaunlich viel Platz. Auch das kleinere Fach darunter bietet Stauraum für das First Aid Kit, ein Paar Riegel und das Handy. Die Flasks flutschen problemlos in ihre Fächer. Das ist für mich ein klares Ausfallkriterium, was RAB mit dem richtigen Material hervorragend gelöst hat. Die Robustheit ist zudem großes Kino. Auch nach 700 Kilometer schaut sie aus wie neu. Mit regulär 160€ bewegt sich die RAB Weste im preislichen Mittelfeld. Was die Preis/Leistung angeht ist sie ganz weit vorn.

Compressport R2 Aero Waden Sleeves Die Regeneration beginnt bereits während der Belastung. Schade, dass es immer sehr lange dauert, um diese absolute Weisheit zu erlangen. Fakt ist! Die Zeit der Erholung ist einer der wichtigsten Bausteine unseres Trailrunning-Alltages. Kaum jemand hat die logistischen Möglichkeiten, mehrmals die Woche ins Spa zu gehen oder Physiotermine zu buchen. Also fangen wir doch bei der einfachsten und günstigsten aller Möglichkeiten an, die Regeneration anzuschieben: der Kompression. Sie beugt schweren Beinen vor und gibt mir persönlich ein Stück Stabilität. Die Compressport Sleeves für die Waden oder das gesamte Bein sind vor allem vor und nach einer Belastung DAS Ding. Mittlerweile trage ich sie sogar bei der Arbeit, um am Abend mit frischeren Beinen trainieren zu können.

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I M P R E S S U M

TRAIL MAGAZIN MESNERWEG 5 83246 UNTERWÖSSEN, TELEFON 08641/9521494

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Denis Wischniewski Redaktion

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Denis Wischniewski

Powerbar Blackline

Ständige redaktionelle Mitarbeit

Es ist eine nie enden wollende Suche nach der perfekten Sportnahrung. Gels und Getränke, die gut verträglich, schmackhaft und energiebringend sind. Ich habe in den vergangenen Jahren tonnenweise Süßkram und Nutrition in mich reingeschaufelt. Einiges war sehr gut, vieles war okay und das meiste ging aus vielen Gründen gar nicht. Obwohl ich lange kritisch mit den Produkten von Powerbar war, ist die Blackline mein persönlicher Gamechanger 2024, was Sportnahrung angeht. Der Preis ist absolut fair. Somit stellt sich nicht die Frage, ob ich im Training ein anderes günstigeres Produkt verwende. Ich nutze die Sachen im Alltag und im Wettkampf. Die Wirkung ist direkt spürbar. Das gibt mir ein sicheres Gefühl. Es handelt sich hier aber lediglich um Sportnahrung und nicht um eine kulinarische Offenbarung.

Carsten Drilling, Lars Schweizer, Elise Poncet, Harald Angerer Fotografie

Philipp Reiter, Caroline Dupont, Klaus Fengler, Leo Francis, Jordi Saragossa, Andi Frank, Ian Corless Titelbild

Illustration by Bloodlet TRAIL MAGAZIN erscheint im Trail-Magazin-Verlag ABO-SERVICE

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ALTRA MONT BLANC CARBON Es ist dieses Gefühl einen echten Gamechanger für sich entdeckt zu haben. Es liegt natürlich auch in der Natur der Sache. Je mehr man ausprobiert, umso mehr häufen sich diese tollen Aha-Momente, die ich vor allem bei Schuhen so sehr liebe. Es sind diese ersten Minuten des Loslaufens in denen du bereits merkst, „Ja! Das ist mein Schuh!“ Diesen Glücksmoment hat mir Altra bereits ein paarmal beschert. Vor allem für die langen Läufe sind die „Zero Drop“ Schlappen eine echte Waffe. Beim Mont Blanc Carbon ist es die lässige Verarbeitung. Das Material sitzt geschmeidig am Fuß und die klassische Schnürung die mir nach wie vor am liebsten ist, packt ordentlich zu. Die Zehenbox ist ganz im Stile der Amerikaner, sehr üppig und man hat das Gefühl das der Fuß so sein kann wie er ist. Besonders mag ich, dass es kein Gefälle von der Ferse in die Zehenbox gibt. Bis 80 Kilometer funktioniert dieser Renner für mich wunderbar. Ab dann bin ich zu schwer um aus dem Schuh all seine Vorteile rauszuziehen. Leichtere Läfer und vor allem Läuferinnen, können da ohne Weiteres 100 Meilen abspulen.

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VORSCHAU TRAIL 2/2025 AB DEM 18. FEBRUAR 2024 AM KIOSK Report: Winterabenteuer Training: Diese Studien lassen dich anders trainieren! Vorschau: Das sind die Trail-Abenteuer für 2025 Test: Trailschuhe im Duell Teil 2/2


EVENT GOLDEN TRAIL WORLD SERIES

Foto: Justin Galant

Text: Denis Wischniewski

Lief die nahezu komplette Serie mit: Florea Madalina gab alles und wurde Dritte im Prolog, dem Auftakt der Finals.

Seit April verfolge ich die Golden Trail World Serie. Es fing zaghaft an. Die ersten Etappen in Asien, in Japan und China waren zwar spannend, aber irgendwie sehr weit weg und es fehlten noch die bekannten Stars und die Dichte an Eliterunners. Dennoch war es spannend, zu verfolgen, wie Trailrunning in Asien als Hochleistungssport gesehen wird. Die Zukunft des Sports wird wohl und in erster Linie auch dort geschrieben werden. Im Sommer folgten die echten Highlights in Europa. Sierre-Zinal oder das Spektakel von Zegama-Aizkorri. Ich war nicht vor Ort und doch so sehr dabei, denn die Livestream-Übertragungen und nahbaren Moderationen brachten die GTWS in die Wohnzimmer vieler Tausend Menschen. Trailrunning als TV-Sport funktioniert. Wer hätte das gedacht? Neben den üblichen Live-Übertragungen über den eigenen YouTube-Kanal des Veranstalters berichtete auch Eurosport erstmals über die Serie. Bleibt der UTMB mit seinen Livestreams bewusst in der eigenen Vermarktung, will die GTWS ebenso bewusst in eine maximal breite Ausstrahlung. In beiden Fällen trägt man Trailrunning in die Öffentlichkeit und stellt es – längst überfällig – neben die etablierten Sportarten historischer Übertragungen des linearen Fernsehens. Nun aber zum Finale. Was liegt da bitte schön für eine Saison hinter den Läuferinnen und Läufern der Serie? Ein solch hartes Jahr – man sieht es allen an. Rémi Bon-

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net oder Judith Wyder wirken austrainiert bis auf die letzte Faser und müde. Die späten Rennen in den USA bringen Jetlag mit sich und da nach neun Stationen das Finale in Ascona-Locarno ansteht, wird klar, dass jedes einzelne Rennen so gelaufen wurde, als wäre es der Start oder eine Weltmeisterschaft. Die Intensität, das Tempo und die Unbedingtheit, wie alle diese GTWS-Rennen laufen, sind beeindruckend. Es ist Sport auf höchstem Niveau, es ist pure Athletik, Laufsport mit vielen Komponenten. Vorab und für die Bücher – Joyce Njeru aus Kenia und Elhousine Elazzaoiu aus Marokko gewinnen den Prolog des Finales, das Hauptrennen entscheidet bei den Damen Joyline Chepngeno für sich, Elhousine siegt auch dort. Und wie! Der Nordafrikaner im Trikot des Profiteams Nnormal um Teamchef Kilian Jornet, der hier nicht startet, darf sich nach dem Finalsieg auch als Gesamtsieger feiern lassen und hat eine Saison hinter sich, die ihn vielleicht als besten Trailrunner der Welt kürt. Niemand anderes dürfte derart komplett auf Distanzen bis 40 Kilometer unterwegs sein. Seine Tempohärte im Uphill und Downhill ist atemberaubend. Auch ein anderer machte diese GTWS-Saison 2024 zu seinem Jahr. Der Südtiroler Daniel Pattis vermochte zwar nicht zu siegen, aber er darf als Shootingstar der Szene, nicht nur der Serie gelten. Der für Brooks laufende 26-Jährige gilt als eines der Toptalente und wurde im Finale Siebter. Doch vor allem das Finale der Damen zeigte, wie weit der Sport entwickelt ist. Dass die Klasse von Judith Wyder im Finale


Bis zum Anschlag

Die Golden Trail World Series ist die vermutlich hochklassigste Rennserie die es im Trailrunning gibt. Nirgendwo anders kann man Laufsport im Gelände in einer ähnlichen Professionalität und Dichte an der Spitze des Startfeldes beobachten. Nun steht die Veranstaltung nach dem Finale im schweizer Ascona wieder einmal vor einer Weggabelung.

„nur“ zu Platz 4 reichte, liegt keinesfalls an einem Mangel der Leistung der Schweizerin als vielmehr an einer unfassbaren Performance der jungen Frauen aus Kenia oder der US-Amerikanerin Lauren Gregory, die gerade einmal 24 Jahre jung ist. Bei aller sportlichen Qualität verstehen wir dann doch so manche Entscheidungen der GTWS-Veranstalter nicht. Wieso darf das Finalrennen, das doch eine Krönung aller Etappen sein sollte, nicht zugänglicher sein? Ascona mag schön

sein, die Strecken fordernd und passend, aber wo waren die Zuschauer? Hätte man dieses „Grande“ Finale nicht besser nahe einer Metropole wie Annecy, Innsbruck oder Garmisch ausgetragen? Mit dem Wegfall der nationalen GoldenTrail-Serien (übrigens in allen Ländern) dürfte es zudem für den Nachwuchs deutlich schwerer werden, den Schritt in diese Weltserie zu schaffen. Aktuell sind keine deutschen Läuferinnen und Läufer in Sicht, die Perspektiven haben, in die Top 10 der GTWS zu laufen.

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EVENT GOLDENLukas INTERVIEW TRAIL Ehrle WORLD SERIES Text: Clemens Niedenthal

Alles auf Lukas

Das größte Talent der deutschen Trail- und Berglaufszene trainiert an einem College in den USA weit abseits jedweder Höhenmeter. Eine unfassbar erfolgreiche Saison hat der 20-jährige Lukas Ehrle dennoch hinter sich, mit Weltmeistertiteln und einem Sieg in Chamonix. Was soll da noch alles kommen?

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Lukas Ehrle, erst einmal Glückwunsch zu einem wahnsinnig erfolgreichen Jahr. Du wurdest deutscher Meister im Berglauf, Zweiter bei den Europameisterschaften in Annecy und hast in Portugal ein Rennen im Berglauf-Worldcup gewonnen. Dann hast du während der UTMB-Woche in Chamonix auch noch triumphiert: beim YCC, dem Rennen der Nachwuchsathlet:innen. Für alle, die dich noch nicht kennen: Wer ist dieser Lukas Ehrle? Warum läufst du und wo kommst du her? Aufgewachsen bin ich am Rand des Schwarzwalds durchaus in der Nähe einiger Höhenmeter. Es gab in meiner Familie nur ein Auto, mit dem ist mein Vater zur Arbeit gefahren. Also wurde alles zu Fuß oder mit dem Rad erledigt.


des Nachwuchsrennens die UTMB-„Legenden“ kennenlernen durfte.

Wir hatte also von klein auf viel Alltagsbewegung, meine Schwester (die erfolgreiche Jugendläuferin Julia Ehrle, Anm. d. Red.) und ich. Irgendwann ist meine Mutter dann aus dem Nordic Walking heraus ins Laufen gekommen. Wir sind mit dem Rad mitgefahren, aber ich wollte auch Laufen und bin, mit neun oder zehn Jahren, eben mitgerannt. Laufen war für mich vom Ursprung her immer rennen im Wald.

Nun steht Chamonix auch für die ganz langen Sachen, hundert Meilen, der UTMB. Und irgendwann, vielleicht in zehn Jahren, vielleicht am Ende meiner aktiven Karriere möchte ich das auch erleben. Ich möchte verstehen wie das ist, nach zwanzig Stunden immer noch unterwegs zu sein. Das ist ja ein ganz anderes Laufen, wahrscheinlich sogar eine ganz andere Sportart.

Aus rennen im Wald wurde bald rennen am Berg. Meinen ersten Berglauf habe ich mit 14 Jahren gemacht, den Belchen-Berglauf, durchaus ein lokaler Klassiker bei uns. Ich hatte keinerlei Erfahrung, bin einfach losgerannt und habe mich dem führenden Läufer an die Fersen gehängt. Elf Kilometer und 800 Höhenmeter, ich wusste überhaupt nicht, was das ist. Irgenwann habe ich dann gemerkt, dass ich noch Luft habe und bin die letzten Kilometer alleine gelaufen. Das Unplanbare, dieses Laufen im Moment, hat mich am Berglauf sofort begeistert. Bei einem 10.000-Meter-Rennen ruft dir der Trainer nach jeder Runde die Zeit zu, die musst du wie ein Uhrwerk abspulen. Am Berg, im Gelände passiert wirklich was. Ich habe etwa lernen müssen, in den Anstiegen, die ja meine Stärke sind, nicht „all out" zu gehen, um im Downhill noch wache Muskeln zu haben.

Du hast deinen ersten Berglauf gleich gewonnen? Ich bin im Nachhinein disqualifiziert worden. Ich war nach den Reguarien zu jung, um bei einem Berglauf zu starten. Aber das hatte nicht einmal der Veranstalter gewusst. So junge Athleten kommen im Berglauf nicht so häufig vor.

Und bis dahin? Werde ich mich auf knackige, laufbare Sachen konzentrieren. Den BerglaufWeltcup, Skyraces, mittelfristig Klassiker wie Sierre-Zinal oder Zegama.

Auf der Bahn hast du deine geplanten Rundenzeiten und die musst du für ein gutes Rennen wie ein Uhrwerk abspulen. Auf den Trails und beim Berglauf passiert wirklich etwas. Am Berg laufe ich im Moment.

Zwei Themen, die dich begleiten: Du bist oft der jüngste und gewinnst oft. Zuletzt sogar in Chamonix.

Wo du Sierre-Zinal ansprichst: Seriensieger Kilian Jornet wird dort noch zwei, drei Jahre starten ... ... das wäre doch ein guter Grund. Nur ist die Vorbereitung und auch die Länge der Belastung mit einem Marathon vergleichbar. Da bin ich noch nicht. Ich trainiere hier am College in North Carolina 5k, 10k und Crossläufe, Bergläufe laufen da quasi so mit, zumal ich Anstiege oder technische Untergründe hier ohnehin nicht trainieren kann.

Dafür ist deine Technik überzeugend. Vielleicht, weil es für mich etwas intuitives hat. Weil ich schon als Kind lieber im Wald trainiert habe und nicht auf der Bahn. Nur bei der Jugend-Skyrunning-Weltmeisterschaft in Montenegro im vergangenen Juli dachte ich ein paar Mal, dass soll noch laufbar sein? Ging dort aber allen so.

Doppelweltmeister ist Lukas Ehrle in Montenegro dennoch geworden.

Chamonix war unglaublich. Wie ein ganzer Ort Trailrunning feiern, das muss man erlebt haben. Zumal ich als Sieger

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TEST GPS-Sportuhren Text: Harald Angerer

Welche denn nun?

Bei Sportuhren schreitet die Entwicklung gerade massiv voran. Nicht nur die jeweiligen Funktionen, auch die unterschiedlichen Modelle werden immer umfangreicher. Wir haben versucht, den Durchblick zu bewahren, und uns die aktuell interessantesten Multisportuhren ganz genau angeschaut.

Einsteiger Die Vernunftsklasse für alle die ihre erste GPS-Sportuhr suchen Alltagshelden Mehr braucht man nicht: diese Klasse, diese Uhren sind präzise und solide Laufelite Topmodelle für Profis und für Alle auf dem Weg dorthin – Funktionen satt! Top Notch Höchstes Niveau. Mehr geht nicht! Günstiger gibt es, mehr Funktion nicht!

E

Es ist nicht mehr ganz so einfach, bei Uhren für den Sport den Überblick zu bewahren. Wir versuchen es dennoch und haben uns entschieden, verschiedene GPS-Sportuhren jeweils in einem Duell gegeneinander antreten zu lassen. Dabei haben wir uns auf die aktuell beliebtesten Marken bei Trailrunnerinnen und Trailrunnern konzentriert: Platzhirsch Garmin, dann natürlich Suunto und der neue Herausforderer Coros. Natürlich gibt es auch Smartwatches mit Sportfunktionen, diese haben wir aber bewusst außen vor gelassen und uns auf die Spezialisten konzentriert. Den Fokus haben wir vor allem auf den konkreten Nutzen für uns Trailrunnerinnen und Trailrunner gelegt. Um das Ganze etwas übersichtlicher zu gestalten, haben wir die Duelle in vier Kategorien unterteilt. Von den günstigen Einstiegsmodellen über längst hochfunktionale Begleiter für ein durchaus ambitioniertes Training bis zu den Highend-Uhren im Top-Notch-Bereich, die einerseits vor allem Technik-Geeks begeistern und andererseits längst auch Statussymbole sind. Doch was soll eine Sportuhr für Trailrunnerinnen und Trailrunner können? Die Erwartungen werden sehr unterschiedlich sein und trotzdem gibt es Basics, die eine Uhr im Gelände einfach können muss. Diese Basics sind zunächst einmal Timer, Distanz, Pace oder Geschwindigkeit und natürlich die Pulsmessung. Hier hat sich in den vergangenen Jahren die Messung am Handgelenk etabliert, die sogenannte optische Herzfrequenz-Messung, kurz OHR. Diese Technologie hat aber noch ihre Tücken. Aus unserer Sicht auf jeden Fall noch mit dabei sein sollte ein barometrischer Höhenmesser. Auf den Trails ein Must-have. Sie ist einfach deutlich genauer als die GPS-basierte Messung. Diese Basics bieten fast alle der Uhren im Test. Mit dem Preis steigt der Funktionsumfang fast ins Unendliche. Ob man alles braucht, was eine Sportuhr zu bieten imstande ist – who knows? Es gibt jedoch Features, die sind ein Nice-to-have wie das Climb-Pro von Garmin, das einem die bevorstehenden Anstiege im Detail anzeigt, die Navigation mit Karte oder auch so manche Gesundheitsdaten, wie etwa der HFV/HRV, die Herzvariabilität, die sehr viel über die Erholung und Trainingsbereitschaft aussagt.

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TEST GPS-Sportuhren

Einsteiger

Kiprun GPS 500 vs. Garmin Forerunner 55 Die Vernunftsklasse für Alle, die ihre erste GPS-Sportuhr suchen

Die Garmin Forerunner 55 liegt mit 149,99 Euro auch noch im Rahmen. Sie ist die Einsteiger-Laufuhr im Garmin-Universum und profitiert von den Funktionen ihrer größeren Geschwister, wenn auch in abgespeckter Form. Sie bietet die Grundfunktionen Distanz, Tempo, Schrittfrequenz, -länge und VO2max. Trainingsvorschläge vom Coach gibt es nicht, aber mit PacePro kann man die richtige Geschwindigkeit halten und der Erholungsratgeber hilft, die Recovery-Zeit zu planen. Die Forerunner 55 bietet zahlreiche Sportmodi, von Laufen über Radfahren bis Yoga und Krafttraining. Sie enthält auch Gesundheitsfunktionen wie Stressund Schlafaufzeichnung sowie Smartwatch-Funktionen. Der Funktionsumfang übertrifft deutlich den der Kiprun. Garmin setzt darauf, lieber eine Funktion mehr anzubieten als zu wenig. In Sachen GPS-Empfang zeigt die kleinste Garmin kaum Schwächen. Sie verbindet sich mit GPS, GLONASS und Galileo-Satelliten und die Daten zu Distanz und Tracks sind zuverlässig. Tatsächlich nicht so exakt wie bei den hochpreisigen Modellen, aber völlig ausreichend. Die Forerunner 55 Der Kauf einer neuen GPS-Sportuhr kann misst den Puls optisch am Handgelenk und macht das überraschend ordentlich ins Geld gehen. Muss es immer gut. Lediglich bei Intervallen kommen die Daten etwas verzögert, da das Highend-Modell sein? Eine gute Frage, der Puls am Handgelenk nicht so schnell ankommt wie am Brustdenn auch im Low-Budget-Bereich gibt es ingurt. Dennoch schlägt die günstige Forerunner 55 viele teurere teressante Optionen. Besonders auffällig ist die Uhren. Die Akkulaufzeit beträgt bis zu 20 Stunden, was sie im Test Kiprun GPS Uhr 500 von Coros, erhältlich bei Denicht ganz erreicht, aber 18 Stunden sind möglich. Im Stand-bycathlon. Der Sportartikel-Discounter setzt hier auf Modus hält sie zwei Wochen. Mit 37 Gramm Gewicht und einem das Know-how von Coros, um eine GPS-Laufuhr für Durchmesser von 42 mm ist sie leicht und angenehm zu tragen. gerade einmal 119,99 Euro anzubieten. Das ist eine In Sachen Funktionen und Genauigkeit überzeugt die kleine klare Ansage. Was bietet eine Uhr zu diesem Preis? Garmin durchaus. Erstaunlich viel. Sie misst Distanz, Tempo, SchrittAllerdings gibt es Abstriche: Das MIP-Display hat wenig frequenz und -länge sowie VO2max. Sie berechnet die Kontrast und wirkt pixelig. Zudem fehlen Höhenmesser Trainingsbelastung und misst den Puls über einen optiund Navigationsoptionen, sodass man die Datenanalyse schen Sensor am Handgelenk. Neben dem Laufen unternur über die App durchführen kann. Die Garmin-App ist stützt sie Radfahren, Schwimmen, Triathlon und Wandern. umfangreich und verbindet alle Uhren und Radcomputer Sie ist wasserdicht (5 ATM) und nutzt die Coros-App, um im Garmin-Universum. Dank besserer HerzfrequenzTrainingspläne zu erstellen und auf die Uhr zu übertragen. daten und vieler Funktionen bei geringerem Gewicht Die Verbindung zum Handy erfolgt über Bluetooth, was eingeht der Sieg klar an die Garmin Forerunner 55. geschränkte Smartwatch-Funktionen wie Anruf- und Nachrichtenanzeige ermöglicht. Nun zum sportlichen Teil: Die Pulsmessung am Handgelenk ist leider ungenau und kaum brauchbar. Ein zusätzlicher Pulsgurt ist fast unverzichtbar und kostet mindestens 35 Euro, wenn man den Decathlon-Gurt wählt. Dafür überzeugt die Uhr bei der Genauigkeit von Distanz und GPS-Aufzeichnung. Sie bietet drei Modi zur optimalen Signalerkennung: GPS, GPS+GLONASS und GPS+Beidou. Im Test waren die Aufzeichnungen präzise. Auch die Akkulaufzeit ist beeindruckend. Der Hersteller verspricht 25 Stunden im GPS-Modus, was sich im Test als realistisch erwies. Als normale Uhr hält sie 30 Tage, bei sportlicher Nutzung etwa eine Woche. Mit 48 Gramm ist sie nicht besonders leicht, aber für den Preis akzeptabel. Sie wirkt jedoch etwas billig, andere nehmen den groben Kunststoff als typischen Coros-Look. Das größte Manko der Kiprun GPS-Uhr 500 ist das Fehlen eines Höhenmessers. Für Trailrunner ein entscheidendes Minus. Höhendaten lassen sich zwar in der App anzeigen, sind aber ungenau und erst in der Laufanalyse verfügbar, nicht auf dem Trail. Zudem fehlen Routing-Funktionen.

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Alltagshelden

Coros Pace Pro vs. Suunto Race S

Mehr braucht man nicht: diese Klasse, diese Uhren sind präzise und solide

Die Race S ist nicht nur kleiner als die Suunto Race, sie unterscheidet sich durch wesentliche Merkmale, am auffälligsten durch den neuen optischen Herzfrequenzsensor, der – erstmals bei Suunto – präzise Daten liefert. Mit 45 mm ist die Race S kompakt, besitzt aber dennoch ein 1,32 Zoll großes AMOLED-Display mit Touchfunktion, das nun besonders flüssig reagiert. Es ist scharf und auch bei hoher Lichteinstrahlung noch gut ablesbar. Trotz des kleineren Gehäuses hält der Akku 30 Stunden bei höchster GPS-Genauigkeit dank Dual-Band-Technologie (zwei Satellitensysteme gleichzeitig). Suunto hat zudem ein intelligentes Akku-Management-System, was ebenfalls hilft, die größte Laufzeit aus dem Akku herauszuholen. Die Uhr unterstützt GPS, GLONASS, Galileo, Beidou und QZSS. Insgesamt bietet die Suunto Race S 95 Sportmodi und kostenlose Offline-Karten. Wie auch die Coros sind sie allerdings nicht routingfähig. Die Race S verfügt über einen barometrischen Höhenmesser, Trainingszonen mit KI-Coach, Workout-Planung und HRV-Messung. Suunto führt als erster Hersteller die ZoneSense-Technologie ein, die die Herzbelastung Die Coros Pace Pro, das inzwischen vierwährend des Trainings analysiert und tagesaktuelle Verfassungsdaten te Modell der Pace-Serie, macht ein paar liefert. Dinge anders: Sie ist größer und schwerer Mit Suunto-Plus wird der Funktionsumfang der Uhr vergrößert, als die sonst kompakte und leichte Pace-Lidoch leider sind die nicht organisch integriert und die Uhr erlaubt nie, wiegt 37 Gramm und besitzt ein 1,3-Zollnur die Nutzung zwei solcher Suunto-Plus-Funktionen gleichzeiDisplay. Erstmals stattet Coros eine Uhr dabei tig. Dennoch ist die Race S derzeit Suuntos bestes Modell. Der mit einem AMOLED-Display aus, was den Trend GPS-Empfang ist dank Handfertigung in Finnland besonders zu hellen, scharfen Bildschirmen aufgreift. Trotz präzise und kann sich locker mit den teuersten Uhren am aktueller Diskussionen führt an AMOLED kein Weg Markt messen. Die Akkulaufzeit von 30 Stunden ist beeinvorbei, da alle Hersteller etwaige Nachteile wie erdruckend und die Bedienung ist intuitiv. Die Navigation ist höhten Akkuverbrauch und Sichtprobleme bei direkter einfach, da Routen von Strava importiert werden können. Sonneneinstrahlung inzwischen meistern. Die Pace Pro Herauszustreichen ist die Suunto-App fürs Handy. Es ist bietet etwa 38 Stunden Akkulaufzeit (während die Pace die wohl beste App der unterschiedlichen Uhrenhersteller 3 nur 25 Stunden schafft). Im All-Systems-Modus hält am Markt. sie 13 Stunden durch und verbindet sich mit GPS, GLOTrotz des AMOLED-Updates der Coros Pace Pro gewinnt NASS, Galileo, Beidou und QZSS. Der Dual-Frequenz-Modus, die Suunto Race S das Duell in der Mittelklasse. Die der zwei Systeme gleichzeitig nutzt, erhöht die Genauigkeit hochwertige Verarbeitung in Finnland, die starke App und bietet 31 Stunden Laufzeit. Für 349 Euro erfüllt die Pace und das neue ZoneSense machen den Unterschied. Pro alle Erwartungen in dieser Preisklasse. Sie misst Distanz, Tempo, Schrittfrequenz und -länge sowie VO2max. Zusätzlich bietet sie Laufleistung, HFV-Messung und einen Höhenmesser. Funktionen wie Schlafaufzeichnung, Schrittzähler, Erholung und Wellnesscheck runden das Angebot ab. Die Bedienung erfolgt über ein Drehrad, einen Knopf oder den gut funktionierenden Touchscreen. Die integrierten Sportmodi lassen kaum Wünsche offen. Auch die Kartennavigation ist einfach und schnell zu bedienen, jedoch ohne routenfähige Karten. Solange man der geplanten Route folgt, gibt es keine Probleme. Abweichungen kann die Uhr jedoch nicht umplanen. Über die Coros-App lassen sich strukturierte Trainings und Routen aufspielen, auch aus Strava importieren und automatisch synchronisieren. Der neue optische Herzfrequenzsensor der Pace Pro übertrifft ältere CorosModelle in Genauigkeit und zeigt nur wenige Abweichungen. Gleiches gilt für die GPS-Genauigkeit, besonders im Dual-Frequenz-Modus. Die Ergebnisse sind solide. Die Uhr wird mit einem speziellen Ladeadapter geliefert, der am Schlüssel befestigt werden kann, um sie mit jedem USB-C-Kabel zu laden.

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Laufelite Profis

TEST GPS-Sportuhren

Garmin Forerunner 965 vs. Coros Vertix 2S Topmodelle für Profis und für Alle auf dem Weg dorthin – Funktionen satt!

Das Topmodell der Coros-Uhren, die Vertix 2S, täuscht mit ihrem „S“ im Namen. Sie ist kein kleineres Modell der Vertix 2, sondern ein Update. In Größe und Robustheit ähnelt sie der Fenix-Serie von Garmin. Coros nutzt sein Know-how bei der Akkulaufzeit: Die Uhr hält beeindruckende 118 Stunden durch, was sie im Test auch problemlos erreicht. Mit 70 Gramm, einem Nylonband und einem 1,4-ZollMIP-Display bleibt sie dennoch leicht. Dieses Display macht im Test einen guten Eindruck, auch wenn es etwas knackiger sein könnte. Im Lieferumfang sind ein Nylon- und ein Silikonband enthalten. Funktional gleicht sie der Pace Pro – viele Hersteller setzen mittlerweile auf eine einheitliche Software für ihre Modelle und variieren nur die freigeschalteten Features. Die Vertix 2S bietet eine breite Palette an Funktionen: von Standards wie Distanz und Tempo über Laufleistung und HFV-Messung bis zu Extras wie Schlafaufzeichnung und Erholung. Die Bedienung erfolgt über ein Drehrad, einen Knopf oder den Touchscreen. Wie die Forerunner 965 von Garmin nutzt die Vertix 2S Multiband- und Dualfrequenz-Technologie, um die besten Satelliten zu finden. Das verkürzt jedoch die Laufzeit auf 43 Stunden im Dual-Mode. Dieser Modus ist nötig, um mit der Konkurrenz mitzuhalten. Ähnlich verhält es sich bei der Pulsmessung am Handgelenk: Der gleiche Sensor wie bei der Pace Pro liefert ordentliche, aber nicht perfekte Ergebnisse.

Garmins Forerunner-Serie steht für hochwertige Laufuhren. Das Topmodell, die Forerunner 965, vereint nahezu alle aktuell verfügbaren Funktionen des Herstellers. Im Vergleich zur Fenix-Serie bietet sie zudem ein kompakteres, leichteres Gehäuse und auch deshalb einen kleineren Akku. Wer hauptsächlich auf normalen Trails oder Straßen läuft und viele Funktionen Die Navigation erfolgt über Offline-Karten, Rerouting gibt es wünscht, sollte die 965 in Betracht ziehen. Ihr Funkdaher nicht. GPX-Routen lassen sich einfach über die App tionsumfang ist beeindruckend: von Distanz- und aufspielen, die benutzerfreundlich, aber nicht ganz auf dem Höhenmessung über Kartennavigation und Multisport Niveau von Garmin oder Suunto ist. Hervorzuheben ist bei bis zu Gesundheitsdaten und HFV-Messung. Spannende Coros die recht dichte Firmware-Update-Rate. Die Uhr wird Features wie Climbpro, das bevorstehende Anstiege mit also ständig verbessert und immer wieder um Funktionen Distanz und Steigung anzeigt, und der Hill Score, der die erweitert. Die Vertix 2S ist eine spannende, robuste Uhr, Fitness am Berg bewertet, sind ebenfalls enthalten. die mit ihrer langen Akkulaufzeit besonders Ultraläufer Die Bedienung erfolgt über fünf Garmin-Knöpfe oder das anspricht. Der Preis von 699 Euro ist hoch. 1,4-Zoll-AMOLED-Touch-Display. Obwohl die Untermenüs Auch deshalb gewinnt der Forerunner 965 dieses Duell. verschachtelt sind, findet man die wichtigsten Funktionen mit Der Funktionsumfang und die GPS- sowie OHR-Geetwas Eingewöhnung schnell. In puncto Präzision setzt Garmin nauigkeit sind der Coros doch überlegen. wieder einmal Maßstäbe, auch bei der Forerunner 965 mit dem SatIQ-Modus, der automatisch die besten Satellitensysteme auswählt. In diesem Modus hält die Uhr 22 Stunden, im normalen GPS-Modus 31 Stunden, was sich im Test auch als realistisch erwies. Mit 53 Gramm liegt sie gewichtsmäßig im Mittelfeld. Funktional hält sie mit der Fenix 7 Pro mit, jedoch ohne deren robustes Gehäuse und „nur“ mit Gorilla-Glas, das zwar weniger widerstandsfähig als Saphirglas ist, aber in den meisten Fällen ausreicht. Der optische Herzfrequenzsensor von Garmin gilt als der genaueste auf dem Markt. Leichte Verzögerungen bei kurzen Intervallen sind vorhanden, aber minimal, sodass man auf einen Pulsgurt meistens verzichten kann. Mit einem Listenpreis von 649 Euro ist sie zwar teuer, bietet jedoch Highend-Features in einem kompakten, leichten Gehäuse mit höchster Präzision bei Puls- und GPS-Werten. Zudem integriert sie sich nahtlos ins Garmin-Universum, was vorteilhaft ist, wenn man weitere Geräte des Herstellers wie Radcomputer oder In-Reach-Kommunikationsgeräte besitzt.

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Top Notch

Garmin Enduro 3 vs. Garmin Fenix 8 Höchstes Niveau. Mehr geht nicht! Günstiger gibt es, mehr Funktion nicht!

Die neue Fenix 8 von Garmin setzt auch preisliche Maßstäbe. Je nach Größe – 43 mm, 47 mm oder 51 mm – kostet sie zwischen 999 und 1199 Euro. Die teuerste Version mit 51 mm Durchmesser bietet Solarglas. Neu ist das AMOLED-Display, das die Produktlinien Epix und Fenix vereint. Daher gibt es zahlreiche Versionen der Fenix 8. Abgesehen vom Display bleibt die Liste der Neuerungen für Garmin ungewöhnlich kurz. Neu sind ein integriertes Mikrofon und Lautsprecher, die Telefonate über das Handy ermöglichen. Ein Sprachassistent erlaubt es, Funktionen per Sprachbefehl zu starten. Die Akkulaufzeit variiert nach Uhrengröße. Bei nur GPS hält die 47-mm-Version bis zu 92 Stunden, die 51-mm-Version bis149 Stunden. Je mehr Funktionen man nutzt, desto geringer wird diese Zeit, wobei die Solarvarianten merklich länger durchhalten. Ihr findet das unübersichtlich? Schon etwas. Insgesamt gibt es sieben unterschiedliche Varianten der Fenix 8, dazu die etwas günstigere Fenix 8 E. Neu ist eine modernisierte Benutzeroberfläche samt integrierten Kommen wir zur Highend-Kategorie. Zu Tauchfunktionen. Ansonsten gleicht sie in Funktionen und Bedienung Preisen ab 800 Euro dominieren bei echder Enduro 3 und unterscheidet sich kaum von der Fenix 7 Pro. In ten Sportuhren vor allem Garmin-Modelle. der Präzision der GPS-Daten sind Fenix 8 und Enduro 3 führend, Kürzlich erschienen sind die Enduro 3 und die auch der OHR liefert gute Daten. Insgesamt ist die Fenix 8 zweifelFenix 8. Obwohl sie sich ähneln, unterscheiden los die umfassendste Sportuhr auf dem Markt – erstklassig, aber sie sich doch grundlegend. Die Enduro-Reihe zielt auch teuer. Bei den Sportfunktionen fehlen jedoch einige bereits auf Ultraläufer, die maximale Akkulaufzeit wünbekannte Neuerungen. Das heißt aber auch, dass die Fenix 8 mit schen. Die Enduro 3 bietet im GPS-Modus 120 Stunjedem Software-Update noch besser wird. Im Köcher ist etwa den und bei Sonneneinstrahlung dank Solarmodul schon eine zertifizierte EKG-Messung, diese muss in Europa bis zu 320 Stunden. Schon bei wenig Sonne lädt sie aber erst noch von der Zulassungsbehörde freigegeben werschnell. Die 320 Stunden konnten wir nicht direkt tesden. ten, aber Hochrechnungen zeigen, dass sie die angegeDennoch: Wer auf das scharfe AMOLED-Display verzichten benen 120 Stunden deutlich übertrifft. Trotz der langen kann, erhält mit der Enduro 3 fast dieselben Funktionen Laufzeit bleibt das Gewicht gering: Bei 51 mm Durchmeszu einem deutlich günstigeren Preis und mit längerer ser wiegt sie mit Nylonband nur 63 Gramm. Garmin setzt Akkulaufzeit. weiterhin auf ein MIP-Display, um diese Laufzeit zu sichern. Beide Sportuhren bieten insgesamt ein beeindruckenDie Uhr ist trotz des relativ geringen Gewichts sehr robust des Niveau. Nur: Muss es wirklich eine dieser Highgebaut, so verwendet Garmin ein Sapphire-Glas und das Geend-Uhren sein? Eine gute Frage. Im Test jedenfalls häuse besteht aus faserverstärktem Polymer. Funktional lässt erwies sich die Suunto Race S als beste Wahl in die Enduro 3 keine Wünsche offen. Sie bietet alles von Basispuncto Preis-Leistung. funktionen über Gesundheitsdaten bis zu exzellenter Navigation mit routenfähigen Karten. Trainingspläne für Krafttraining oder Yoga, sogar mit animierten Grafiken, sind programmierbar. Besonders spannend sind Funktionen wie die LED-Lampe, Pace Pro für Rennen, die Anzeiger der an den Anstieg angepassten Pace, physiologische Messwerte wie die Trainingsbelastung und auch ein GarminCoach ist integriert, der dir tägliche Trainingsvorschläge unterbreitet. In der eigenen Ultra-Run-Aktivität kann automatisch oder über die LAP-Taste die Zeit, die an einer Versorgungsstation oder einem Kontrollpunkt verbracht wird, aufgezeichnet und später ausgewertet werden. Auch notiert die Uhr, in welchem Bereich man gelaufen und wann man gegangen ist. Die Bedienung erfolgt einfach über fünf Knöpfe oder den Touchscreen, mit Schnellzugriff für häufig genutzte Funktionen. Die Benutzeroberfläche wurde leicht überarbeitet und enthält eine praktische Taschenlampe. Dieses umfassende Paket überrascht mit einem Preis von 899 Euro, 200 Euro weniger als das Vorgängermodell.

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TRAINING im Winter Text: Elise Poncet Foto: Philipp Reiter

Jetzt kommt die Zeit...

… in der sich das Training besonders lohnt. Denn vor allem im Winter werden wir zu kompletteren Athlet:innen – was darüber hinaus sogar Spaß machen kann.

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Jetzt im Dezember sind die meisten von uns eigentlich fein mit dem in dieser Saison Erreichten und auch ganz froh über eine Pause – unabhängig davon, auf welchem Niveau und mit welchem Enthusiasmus sie diesen Sport betreiben. Der Geist hat das Erlebte zu verarbeiten, der Körper braucht eine Pause. Eine ausreichende Regeneration ist also unerlässlich. Und ja, mindestens für drei Wochen sollte man auch mal ganz ohne Laufen zurechtkommen. Gerade der Kopf braucht diese Zeit, um wirklich eine Regeneration zu registrieren. Die gute Nachricht: Gerade eine solche Auszeit ermöglicht es, die Motivation und die Begeisterung für neuerliche Herausforderungen aufzubauen. Es ist also an der Zeit, einen Schritt zurückzutreten und auf die nächste Saison zu blicken. Und wie könnte das besser beginnen als mit der Lektüre dieses, ja, enthusiastischen Ratgebers für ein kurzweiliges und vor allem zielführendes Wintertraining. Gerade jetzt, in den dunkelsten Tagen des Jahres, will man vielleicht ja lieber lesen als laufen. Wer bin ich? Der Winter ist eure Backstube. Im Winter knetet ihr den Teig eures Rezeptes für eine erfolgreiche Trailrunning-Saison. Der Winter ist die Jahreszeit, in der ihr ohne Wettkampfdruck und mit hinreichend Freiraum für neue Ideen und künftige Trainingsroutinen eine gute Basis aufbauen könnt. Aber gut: Für einige von euch ist der Wettkampf ein motivierender Faktor, ihr könnt nicht gut ohne Ziele trainieren. Wenn dem so ist, gibt es auch im Winter eine Reihe von (Ultra-)Trailevents und sowieso lokale Crosslaufserien. Akzeptiert aber, dass die Wintersaison ein Sprungbrett für die Sommersaison ist und es selbst austrainierten Profiathlet:innen nicht gelingen würde, konstant Höchstleistungen zu bringen. Nehmt den Winter als Sprungbrett, nicht als Podium. Beginnen wir mit der banalen, aber wichtigen Feststellung, dass es nicht das eine richtige Wintertraining gibt. Wir alle müssen, Stichwort Backen, unser eigenes persönliches Rezept kreieren. Je nachdem, in welcher Region und welcher Umgebung wir leben, welche Dis-

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TRAINING im Winter

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Zunächst einmal: Bleibt neugierig! Traut euch, Neues zu probieren und die Komfortzone zu verlassen. Jetzt wäre nämlich Zeit, an persönlichen Schwachstellen zu arbeiten tanzen wir in der kommenden Saison zurücklegen wollen und nicht zuletzt was uns am meisten antreibt. Im Winter verändert sich unser Körper, das ist normal. Wir müssen diese Veränderung akzeptieren, denn der Körper braucht Energie, um sich richtig zu erholen und aufzuladen. Im Winter fehlt es uns oft an Vitaminen und Sonnenlicht, deshalb ist es wichtig, sich richtig zu ernähren. Der Körper hat eine unglaubliche Anpassungsfähigkeit, also vertraut ihm. Wenn das Training (langsam, ganz langsam) intensiviert wird, werden die paar Pfunde ohnehin wieder purzeln. Akzeptiert diese kleinen Variationen, da sie vor allem notwendig, aber auch gut für eure langfristige Gesundheit sind.

eventuell mit zwei oder drei lokalen Wettkämpfen über kurze Distanzen. Diese Selbsterkenntnis erfordert ein wenig Abstand, es braucht diese Betrachtung von außen, um zu verstehen, was ich will und was mir fehlt.

Was will ich? Wie komme ich nun aber sportlich durch den Winter? Zunächst einmal: Bleibt neugierig! Traut euch, Neues zu probieren und die Komfortzone zu verlassen. Jetzt wäre nämlich Zeit, an persönlichen Schwachstellen zu arbeiten, sei es die Rumpfstabilität oder die Tempoausdauer. Im Winter ist die Zeit euer Verbündeter, denn während der Hochsaison der Trailwettkämpfe wird man kaum die Muse finden, an einem bestimmten Detail zu arbeiten oder eine ganz neue Sportart auszuprobieren. Begreift den Winter als eine Zeit des Entdeckens und Experimentierens. Sich selbst zu kennen, ist der Schlüssel zum eigenen Erfolg. Das beginnt damit, die eigenen Stärken und Schwächen zu definieren, wofür ein Rückblick auf die vergangene Saison hilfreich ist. Gab es Verletzungen, Misserfolge oder umgekehrt besondere Erfolge? Wenn ja (sicher doch!): Was war damals der Schlüssel zum Erfolg? Trainiert ihr mit einem Trainer oder einer Trainerin, wird es jetzt Zeit für den Deep Talk: Findet heraus, ob ihr eure MAS (Maximale Aerobe Geschwindigkeit), euer Tempo oder eure Lauftechnik verbessern oder lieber am Muskelaufbau oder der Kraftausdauer arbeiten solltet. Das wird helfen, eure primäre Sportart zu definieren – jenen Sport also, der über einen bestimmten Zeitraum nun den Großteil des Trainings ausmachen wird (rund 70 oder sogar 80 Prozent). Möchte ich beispielsweise meine Kraftausdauer verbessern, wären Skibergsteigen oder der Heimtrainer zwei Dinge, denen ihr euch hinreichend widmen solltet. Will ich hingegen an meiner Geschwindigkeit arbeiten, investiere ich in flache Läufe,

Wo bin ich? Es ist schön und gut, im Winter über Skitouren oder Langlauf zu sprechen. Die Mehrheit von uns lebt aber leider nicht in der Nähe der Berge, geschweige denn der schneesicheren Hochalpen. Welche Möglichkeiten haben wir also als Trailrunner:innen aus einer Großstadt, sagen wir im Rheinland? Wir müssen vermutlich etwas mehr experimentieren und doch wieder das machen, was wir sowieso am liebsten machen: Trailrunning. Also ist es wichtig, eine Laufgrundlage beizubehalten (auf weichem Boden, um die Belastung so gering wie möglich zu halten). Nur sollte das Laufen mit anderen Sportarten wie Mountainbiken kombiniert werden. Das hat den schönen Nebeneffekt, dass einerseits Volumen ohne allzu große und einsei-

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TRAINING im Winter tige Belastung aufgebaut werden kann und andererseits bereits Herzfrequenzschwankungen und Änderungen des Terrains und der Steigung simuliert werden. Variiert das Kraftniveau ähnlich wie beim Trailrunning im Sommer. Durch Mountainbiken könnt ihr zudem eure Downhill-Fähigkeiten im Trailrunning verbessern. Ihr lernt, vor euch liegende Hindernisse schneller zu analysieren und intuitiver mit dem Gelände umzugehen. Das gilt jetzt nicht nur für Menschen, die in Städten leben: Auch IndoorSportarten haben im Winter einen echten Mehrwert. Erst recht, da es von November bis März oft schwierig ist, nach der Arbeit die Motivation zu finden, im Dunkeln und bei Kälte nach draußen zu gehen, um zu trainieren. Unser Tipp: Gehe am besten direkt nach der Arbeit ins Fitnessstudio und versuche es erst gar nicht, wenn du schon zu Hause bist. Ein Hometrainer ist ein wunderbares Gerät, das du zu Hause haben kannst und das dir Zeit spart und somit zum Verbündeten bei der Suche nach der Vereinbarkeit von Beruf, Familie und Sport werden kann. Er ist intuitiv und so effektiv, dass du nicht stundenlang darauf sitzen musst. Auch kurze, intensive Einheiten lohnen. Online-Radfahren in einer Gruppe oder gegen echte Menschen kann ebenfalls die Motivation steigern. Vor allem aber ist der Winter die Zeit, um sich unmittelbar dem eigenen Körper zu widmen. Flexibilität und Stabilität sind die Zauberformel, um stark und ohne ein vorprogrammiertes Verletzungsrisiko in die Saison zu starten. Insbesondere Gleichgewichtsübungen mögen zwar dröge klingen, sie sind aber ein echter Gamechanger. Sie trainieren die kleinen und tiefen Muskelpartien, die so wichtig sind für die innere Stabilität und die richtige Laufbewegung. Was darüber hinaus gerade an sonnigen Wintertagen wichtig bleibt: Verbringt so viel Zeit wie möglich draußen und sei es „nur“ beim Wandern oder bei einem Spaziergang,

nächst einmal auch scheitern kann, hilft zudem, die eigene Anpassungsfähigkeit und Resilienz zu entwickeln. Verschiedene Sportarten, die man also ausprobieren könnte: Skibergsteigen ist zur Vorbereitung auf Ultra-Distanzen vor allem geeignet, wenn der Lauf viele Höhenmeter aufweist. Einsteiger:innen sollten das Volumen sanft steigern und so die Belastung der Gelenke verringern. Apropos: Beim reinen Skibergsteigen (also dem Weg nach oben) ist die Belastung des Körpers sogar geringer als beim Gehen. Dieser Sport hilft zudem, Kraftausdauer zu entwickeln, auch aufgrund des Gewichts der ganzen Ausrüstung. Natürlich ist Skibergsteigen ein Bergsport, was eben bedeutet, dass sich der Körper in einer leicht hypoxischen Umgebung bewegt, ein frühes Höhentrainingslager sozusagen. Spätestens wer auch seine Ultras mit Stöcken läuft, findet im Skibergsteigen ein effizientes Oberkörpertraining. Auch die Mehrheit der Elite-UltratrailAthlet:innen betreibt im Winter ja andere Sportarten; die meisten von ihnen eben Skitourengehen oder Langlauf. François d’Haene zum Beispiel läuft im Winter überhaupt nicht. Kathie Schilde trainiert zu 70 Prozent, Rémi Bonnet zu 90 Prozent nicht in Laufschuhen. Courtney Daulter hingegen läuft auch im Winter eigentlich nur, genau wie Jim Wamsley – bevor er vor vier Jahren in die französischen Alpen gezogen ist …

Was kann ich? Der Winter wäre auch die Zeit, eine neue Sportart auszuprobieren. Zu akzeptieren, dass man mit etwas beginnt, das zu-

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Langlauf ist eine sehr interessante Ergänzung zum Trailrunning. Auch weil man dabei, wie beim Mountainbiken, das Kraftniveau ohne Einschränkungen variieren kann. Außerdem trainiert man die gesamte hintere Muskelkette, die bei Läufer:innen im Allgemeinen sehr schwach ist, und entwickelt die VO2max dank der hohen Cardio-Intensität stark. Außerdem ist es sehr gut für die Propriozeption. Es ist eine fast vollständige Sportart, da der Oberkörper dank der Stöcke hervorragend eingesetzt wird. Außerdem ist Langlauf weniger zeitaufwendig: 70, 80 Minuten ohne Pause sind bereits eine sehr gute Einheit. Es ist zudem deutlich günstiger als eine komplette Skitourenausrüstung und technisch, Stichwort Verletzungsrisiko, weniger fordernd. Und nicht zuletzt: Straßenlauf Auch wenn ihr das Laufen nicht als „Winteraktivität Nr. 1“ gewählt habt, ist es absolut notwendig, mindestens ein oder zwei Einheiten pro Woche (je nach eurem Engagement und euren Zielen) beizubehalten. Schließlich sind wir alle Gewohnheitstiere und werden es merken, wenn sich unser Körper die Sache mit dem Rennen über den Winter nicht so richtig gemerkt hat. Diese Routine muss beibehalten werden, die Qualität kommt mit den ersten langen Läufen im Frühjahr – erst recht dank der Qualität eines breit aufgestellten Wintertrainings.


ESSAY Lebensläufer

stumpf und müde fühlte. Da stieg ich nicht wieder auf ein Rennrad, sondern ich lief einfach los, weil es so einfach war. Laufen war die Erste, die mich ohne allzu viele Erwartungen einlud, mitzumachen.

Foto: Mathis Decroux

Ich weiß nicht, ob ich bis zum Tod laufe. Ich will mich nicht mit dem Tod anlegen, aber würde mich der Tod fragen, wann er mich denn abholen darf, dann würde ich ihm sagen, dass ich gerne noch ein bisschen weiterlaufen mag.

Laufen in der Natur. Bin ich. Es ist nicht nur etwas, was ich ständig tue, sondern etwas, was ich längst geworden bin. Man sollte Laufsport nicht größer machen, als er ist, aber dennoch für sich selbst verstehen und es ertragen, dass man sich in dieser Sache doch längst vollkommen verloren hat. Es ist Liebe. Echte Liebe. Text: Denis Wischniewski Ich löse mich auf. Auch und vor allem, wenn ich laufe. Es ist eigentlich immer magisch. Es ist immer voller Energie, voller Farben. Laufen ist manchmal nur grau, viele verschiedene Grautöne, Schattierungen und noch öfter eine Explosion eines ganzen Pantone-Farbfächers. Laufsport und Trailrunning begleiten mich seit nunmehr 40 Jahren durch mein Leben. Manchmal bin ich im Schnee versunken, manchmal war es so heiß, dass mein Nacken am Abend kleine Wasserblasen trug. Ich musste Läufe abbrechen, mich vor Erschöpfung übergeben, ich beendete lange Läufe und war mir so sicher, nie mehr wieder Laufschuhe anzuziehen. Ich wollte nach Läufen nur noch schlafen und nie wieder aufstehen. Dann saß ich im Auto auf einer langen Fahrt und träumte im Stau auf der A 9

nur vom Laufen. Mein Herz pochte beim bloßen Gedanken, von einem Gipfel aus hinab ins Tal zu rennen. Es gab Momente in meinem Leben, da hätte ich nichts gegen einen Longrun eingetauscht. Nichts. Der Sommer. Ich warte auf den 53. Sommer meines Lebens und auf eine neue Trailrunning-Saison, von der ich wieder einmal glaube, dass es die Beste wird, die ich je erlebt habe. Es ist tatsächlich so, dass sich Trailrunning für mich nie abnutzt. Viele andere Dinge verblassten irgendwann. Sie verloren ihren Glanz, ihren Reiz und ich ließ mit wenig Nostalgie davon ab. Es war wunderbar, in Kneipen hart zu feiern, und dann war da plötzlich der Tag, an dem das Bier nicht mehr so gut schmeckte und die Band auf der Bühne nicht mehr so cool war wie bei der ersten Show. Laufen blieb mir immer. Auch damals, als ich mich entschied, wieder Sport machen zu wollen, weil ich mich so teigig,

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Ich löse mich auf. Im Laufen. Im Übrigen kann man lernen, sich mit dem Laufen ganz eng zu verbinden. Wenn man heute die Laufmenschen in Amateurinnen und Amateure sowie Profis teilt, hat das meist damit zu tun, wie schnell jemand läuft und ob er oder sie damit Geld verdient oder nicht. So ganz stimmt das nicht. So einfach darf man es sich nicht machen. Ich bin auch ein Profi. Ein sehr langsamer Profi, einer ohne Siege und mit Bauch und mit nur 561 ITRA-Punkten ausgestattet, aber mit dem Wissen, dass es MEIN Laufen ist, dass es mir gehört, dass es wertvoll ist und gepflegt werden muss. Um im Laufen voll aufzugehen, muss man zulassen, dass es einen bei der Hand nimmt und einen nicht immer über Wege führt, die logisch erscheinen. Es war 1983. Ich löste mich auf. Trailrunning war Joggen und Waldlauf. Mein Vater war 35 Jahre alt und wollte seinen Körper, der im Begriff war, seine Jugendlichkeit zu verlieren, trainieren. Er nannte diesen 10-KilometerLauf „Konditionstraining“. Seine Knie schmerzten, die waren vom Fußballsport kaputt. Ich verfolgte ihn heimlich und nach der halben Strecke entdeckte er mich. Er schimpfte mich kurz und wusste, dass wir die Runde nun gemeinsam zu Ende bringen mussten. Er lief schneller. Ich blieb dran. Mein Kopf glühte. Ich hatte Seitenstechen. Ich war kurz davor, mich zu übergeben. Ich war so sehr am Leben. Es war brutal. Ich hatte für drei Tage Muskelkater und schlief in dieser Nacht so tief und fest wie nie zuvor. Dass dieser Lauf eine große Geschichte ist, ein Lebensereignis, wusste ich erst rund 30 Jahre später. Die Welt dreht durch. Es ist schwierig. Ich laufe weiter. Ich will.


RENNKALENDER Event-Tipps 2025

Eine Frage derrat

Planung

ult er n k oc gl ss gro

Und jetzt da der Winter seine kurzen Tage und etwas Schnee über unsere wundervolle Saison legt, wartet schon die Nächste. Die will natürlich geplant sein! Diesmal mit Ruhe und echten Race-Highlights. Wir helfen mit ein paar Inspirationen aus der Welt der Wettkämpfe – mit fast allen Distanzen und Ansprüchen.

Istria 100 by UTMB Seit 2013 lädt Trailrunning-Ikone Alen Paliska zum Istria 100 ein und schickt früh im Jahr die Teilnehmer von einer Meeresküste zur anderen. Die Strecken sind karg, rustikal, gut laufbar und immer beeindruckend schön. Egal ob 100 Kilometer oder 100 Meilen – das Rennen in Kroatien hat sich beharrlich einen guten Ruf erarbeitet und öffnet nach der Transgrancanaria die Saison auf dem europäischen Festland. https://istria.utmb.world

10. - 13. April 20 2 5

100 / Meilen KM

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? z n a t s Di e ch el w er b a l trai

ZUT

Zugspitz Ultra 100 Meilen am ???

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Foto: Markus Fruehmann

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RENNKALENDER Event-Tipps 2025 24. - 27. Juli 20 2 5

Großglockner Ultratrail Dem ist nichts mehr hinzuzufügen! Und doch sollten wir uns über eines der schönsten Trailevents der Alpen unterhalten. Wäre doch jammerschade, wenn wir den Menschen da draußen, die noch nie in den Genuss kamen, am Dach Österreichs zu laufen, nicht vom GGUT erzählen würden. Es ist ein Bewerb der Extreme. Eine Veranstaltung, die es wie kaum eine andere immer schon mit den heftigsten Wetterkapriolen zu tun hatte. Stets am Rande der Absage, hatte das Orgateam am Ende dann doch immer einen Plan B parat, der für alle Beteiligte vertretbar war. In diesem Jahr 2024, in dem gerade

das Wetter so wechselhaft wie selten war, blieb der Großglockner Ultratrail weitgehend verschont. Den Athletinnen und Athleten machte eher die extreme Hitze zu schaffen. Bereits am Donnerstag, dem 25.7., fiel der Startschuss für die 35 Kilometer. Kein Geringerer als Hannes „Nambo“ Namberger krallte sich den Streckenrekord dieser Distanz und eröffnete diese 2024er-Austragung des GGUT mit einem echten Feuerwerk. Ich selber stürzte mich um 22.00 Uhr auf den 110 Kilometer langen Ultratrail. Meine Freunde Robert und Kay teilten diese Nacht mit mir. Vielmehr teilte ich mit ihnen mein Gejammer und sie mussten es ertragen. Ich musste selten ein Rennen in dieser Qualität und in voller Gänze durchleiden. Zu keinem Zeitpunkt fühlte ich mich fit oder 56 KM

27. - 28. Juni 20 2 5

110 KM

spritzig. Vom Start weg war mir klar, dass dies eine echt zache Partie werden würde. So entwickelte sich dieses Rennen für mich und vor allem für mein Mindset zu einem echten Ritt auf der Rasierklinge. Immer mit dem dezenten Hang in die Selbstgeißelung, aber zu keiner Sekunde mit der Idee, aufzugeben. Viel zu schön war diese Bergwelt rund um den höchsten Berg unserer Nachbarn. Viel zu atemberaubend diese Mondlandschaft am höchsten Punkt. Zu bizarr und schön, um dort nicht auch leiden zu können. Am Ende krallten wir uns alle diese Medaille und die Qualifikation für die Western State Lotterie. Solltest du also kommenden Juli nichts Besseres vorhaben … fahr doch nach Kaprun. Kommendes Jahr steht das 10-jährige Jubiläum an und das muss gefeiert werden!

Kaiserkrone Ultra Mit neuem Veranstalter will der Kaiserkrone Trail den Wilden Kaiser zum Trailrunning-Mekka machen – das Revier, die Routen geben es her! Der 56 Kilometer lange Ultratrail führt zum Stripsenjochhaus auf 1.575 Meter und danach zum höchsten Punkt auf 1.704 Meter. Immer gefordert ist unbedingte Trittsicherheit. Die Strecke führt am Naturjuwel Hintersteinersee vorbei und belohnt mit spektakulären Panoramablicken auf die schroffen Gipfel und die unberührte Natur des Kaisergebirges. Eine Herausforderung für alpine Trailrunner die die Schönheit der Berge hautnah erleben wollen!

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6.

Septem

ber

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20 - 40 KM

28 . r Oktobe 5 2 0 2

6. - 8 . Juni 20 2 5

Mayrhofen Ultraks 30 Kilometer 2000 Höhenmeter: Im Zillertal hat Trailrunning längst ein echtes zu Hause gefunden. Um TrailLegende Markus Kröll ist der Mayrhofen Ultraks zu einem Fixpunkt im Rennkalender geworden. Vor allem auf der MUZ30 Strecke, dem schnellen und anspruchsvollen 30,3 Kilometer langen Rennen, gab es in den letzten Jahren, im Rahmen der Golden Trails Sport auf sehr hohem Niveau. Dass dieses Rennen auch nach Ende der Serie seine Wertigkeit behält ist gewiss – zu schön ist die Strecke, zu etabliert die Veranstaltung. Doch auch für Hobbyläuferinnen und Hobbyläufer sind die Traumtrails am Penkenjoch auch eine weite Anreise wert. Wer wird denn ins Zillertal um dort nur einen Wettkampf zu laufen? Ihr solltet einen Urlaub, ein Trailcamp dranhängen und die ganze Region entdecken.Die Anmeldung hat eröffnet: https://mayrhofen.ultraks.com/

Limone Extreme 22 Kilometer 2000 Höhenmeter: Für uns als Magazin ein Inbegriff für Skyrunning. Der Limone Extreme steht aber auch für etwas was uns Deutschen aber auch den Österreichern echt ans Herz gewachsen ist. Der Gardasee. So thront dieser wundervolle Ort Limone also im Norden des Gardasees und wirkt so lieblich und unscheinbar. Vielleicht ist es das auch. Nur im Oktober eines jeden Jahren treffen sich dort Trail- und Skyrunner, Bergenthusiasten und Fans, um dieser magischen Veranstaltung beizuwohnen. Wer selber läuft, sollte etwas Erfahrung im technischen Gelände mitbringen und vorzugsweise könnten auch eiserne Oberschenkel von Vorteil sein. 22 Kilometer, über 2000 Höhenmeter! So bildschön diese Route auch ist. Sie ist auch mindestens so hart. Sich selber an den Start zu stellen lohnt sich aber in jedem Fall. Wann bekommt man mal die Gelegenheit gemeinsam mit dem who is who der Trailszene zu laufen. Wir sagen ganz klar, nicht überlegen, anmelden! Es lohnt sich! www.limonextreme.com

Dolomiti Extreme 22 Kilometer 1300 Höhenmeter: Südlich von Cortina D‘Ampezzo liegt es eingebettet, mitten in den Dolomiten. Forno di Zoldo. In der Provinz Venetien gibt es zahlreiche dieser kleinen malerischen Bergdörfer. Dieses aber ist besonders schön. Fast schon kitschig, liegt es eingebettet in mitten der mächtigen Dolomiten. Vor allem wer aus dem süddeutschen Raum anreist, hat eine sehr überschaubare Reise vor sich. Innerhalb weniger Stunden befindet man sich in einer Welt wo mediterrane Leichtigkeit, auf die raue Härte der Alpen trifft. Der Dolomiti Extreme wird seinem Namen also auch gerecht. Jeder der insgesamt sechs Distanzen, bietet ein sattes Bergabenteuer. Von 11 bis 103 Kilometer ist für jeden das passende dabei. Vor allem die 22 Kilometer bieten genau das Richtige für jede Leistungsklasse. Mit 1300 Höhenmeter bekommen die Wadel gut was zu tun. Der Kurs eignet sich perfekt um ihn mit ordentlich Tempo anzugehen, aber eben auch um eine echte Genusstour zu erleben. Ganz wie du magst! www.dolomitiextremetrail.com

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RENNKALENDER Event-Tipps 2025

100 Meilen

Ultra Tour Monte Rosa 170 Kilometer 11600 Höhenmeter: Lizzy Hawker! Im Grunde könnten wir es jetzt auch dabei belassen. Zu wissen das Lizzy persönlich für diesen pompösesten aller Alpinen 100 Meiler verantwortlich ist, reicht schon als Argument nach Grächen zu fahren um diesen UTMR einmal mitzuerleben. Einmal ums Monterosa Massiv Laufen. Das klingt nicht nur nach einem Traum für Trailläuferinnen und Läufer die das Extreme suchen. Es ist auch einer. Wir müssen nur eines ganz klar festhalten. Diese ultralange und harte Herausforderung ist weder etwas für Rookies, noch für Athleten die ihren ersten 100 Meiler laufen möchten. Aus diesem Grund gibt es auch eine Art Kriterium. Vor allem für den 170 Kilometer langen UTMR! Mit 11600 Höhenmeter durch teils echt schweres Gelände, verlangt dieses Rennen den Starterinnen und Startern alles ab. Im Vorfeld der Anmeldung ist es verpflichtend seine Erfahrungswerte bei den Organisatoren vorzulegen. Ein gefinishter 100 Meiler ist das Minimum, um bei diesem 100 Meiler starten zu dürfen. Alle die dürfen, werden das Rennen ihres Lebens haben! www.ultratourmonterosa.com

3 . - 6.

S e p t em

b er

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Transgrancanaria 126 Kilometer 6900 Höhenmeter: So früh im Jahr, die Alpenländler stehen noch fest auf Skiern, eröffnet die Transgrancanaria die europäische Trailsaison. Das Event gehört seit Jahren zu den wichtigsten Ultratrails der Welt und bewegt sich souverän auch ohne by UTMB Label. Die Insel ist ein Traum und die Organisation sehr seriös und erfahren. https://transgrancanaria.net

19.-23.2 20 2 5

126 KM

26.-27.4 20 2 5

Madeira Island Ultratrail 115 Kilometer 7000 Höhenmeter:

1 15 KM

Die satt-grüne Insel im Atlantik atmet Trailluft und wurde über die Jahre mehr und mehr zum Geheimtipp für Trail-Liebhaber. Auch der MIUT zieht Menschen aus aller Welt an und gilt als schwerer, aber auch wunderschöner Ultratrail.

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TRAINING 8 essentielle Trainings-Tipps für ALLE

2 1 . - 25 . M ai 20 2 5 103 KM

4 Et a p p

Lowa Trail Trophy 103 Kilometer 4 Tagesetappen 7200 Höhenmeter So kann der Einstieg ins Etappenlauf-Business sein – 4 Etappen durch die Allgäuer Berge, von einem Tal ins andere, immer auf secret Trails. Strecken-Boss Martin Hafenmaier hat die Gesamtstrecke in einer Region gefunden, die er wie seine Westentasche kennt. Man darf also gespannt sein, was dieses Revival der altbekannten 4-Trails bringt. In jedem Fall ist es ein riesiger gewinn, dass wir in Deutschland zum möchtigen Transalpine Run einen weiteren Etappenlauf bekommen, der etwas zugänglicher und kürzer ist. Mit Start und Ziel in Pfronten ist auch organisatorisch für die Teilnehmerinnen und Teilnehmer einiges einfacher als bei anderen Etappenläufen, denn man muss sich für alle nur eine Pension, Hotel oder Stellplatz buchen. Der Fokus darf also voll und ganz auf das Laufen selbst gerichtet werden. Anmeldung und Infos: www.trail-trophy.com

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en


253 KM

7 Et a p p

en

6. - 12 .

S e p t em

b er

20 2 5

Dynafit Transalpine Run 253 Kilometer 7 Tagesetappen 15000 Höhenmeter

Die Legende wird 20 und glaubt man dem Veranstalter ist dies der letzte Transalpine Run und ein Abschied der Extraklasse! Andere hingegen sind sich sicher, dass es auch nach 2025 für die beliebte Alpenüberquerung weitergeht. In jedem Fall wird es ein Etappenlauf mit Überraschungen, denn zu 90% wird diesmal auf neuen Wegen gelaufen – für alle die also bereits dabei waren dürfte das hochattraktiv sein. Es geht von Lech am Arlberg bis an den Reschensee, also ein Abenteuer im Zweierteam oder Solo, über den Alpenhauptkamm von Deutschland bis Italien. Zur Anmeldung: www.transalpine-run.com/

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Duell TEST Marken-Duelle Teil 1/2

Text: Denis Wischniewski, Clemens Niedenthal

unter Freunden Beliebte Modelle mancher Marken liegen in Produktname und Optik oft nahe beieinander – dann fällt die Kaufentscheidung schwer. Wir bringen im ersten von zwei Duell-Tests Licht ins Dunkel.

Viele Läufer:innen haben eine Lieblingsmarke. Zu dieser Erkenntnis haben uns etwa unsere Community-Runs, aber auch unsere jährliche Leser:innenumfrage gebracht. Es ist die Marke, mit deren Image man sich besonders identifiziert oder deren Passform besonders gut zu jener der eigenen Füße passt. Es ist die Marke mit diesem butterweichen Dämpfungskonzept oder jene mit dem Faible für Einsätze im Hochalpinen. Trails sind ja nicht gleich Trails. Und Trailschuhe nicht gleich Trailschuhe. Das gilt heute umso mehr. Hatten noch vor acht oder zehn Jahren einzig ausgewiesene Spezialist:innen mehr als drei unterschiedliche Modelle im Portfolio, ist die Auswahl heute so divers wie unter den Asphaltschuhen, mindestens. Und hin und wieder wundern auch wir uns, was diese neue Modellvariante oder jener hoch spezialisierte Schuh denn nun soll. Bei den hier vorgestellten Modellen ist das anders. Sie sind allesamt populär, haben viele Fans und ein breites Einsatzspektrum. Dennoch mag es gute Gründe geben, gerade diesen Schuh nicht zu laufen. Oft steht dieser Grund gleich daneben im Regal. Zwei Modelle einer Marke, ähnlich auf den ersten Blick, grundverschieden im Detail oder umgekehrt ganz unter-

schiedlich in den objektiven Daten, bei genauerem Blick aber doch mit herstellertypischen Gemeinsamkeiten. In diesem und im nächsten Heft lassen wir deshalb jeweils acht Modelle zum markeninternen Duell antreten, diesmal sind es Schuhe von Salomon, Nike, Adidas und Brooks. Mal vergleichen wir das Topmodell der Topathlet:innen mit seiner günstigeren Brot- und Buttervariante, mal zwei (preislich) identisch positioniere Modelle mit einem ganz unterschiedlichen Dämpfungskonzept. Oder wir schauen, was einen expliziten Trailallrounder von der Trailvariante eines der populärsten Asphaltschuhe unterscheidet und ob Letzterer nicht vielleicht ein ebenso guter Trailschuh ist. Mindestens nebenbei geht es uns dabei auch darum, die Begeisterung (auch unsere redaktionsinterne Begeisterung) für allseits begehrte Topmodelle zu hinterfragen. Muss es immer der Schuh für 200 oder gar 230 Euro sein? Ja merkt man die vermeintlich teure Technologie überhaupt? Spoiler: Man merkt sie, oh ja. Dennoch macht es Sinn, sich vor dem nächsten Trailschuhkauf tiefer mit der Materie zu beschäftigen. Wir haben das mal für euch gemacht.

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Salomon S/Lab Genesis

Salomon Genesis

Preis : 190 Euro Gewicht; 290 Gramm (42) Sprengung: 8mm

Preis: 150 Euro Gewicht; 270 Gramm (42) Sprengung: 8mm

COURTNEY FÜR ALLE! ODER NUR FÜR UNS?

Wieso der Profischuh ein Hobby-Update bekam – und wem welche Variante besser passt Das hat wunderbar funktioniert – die weltbeste Frau auf langen Trails, Courtney Dauwalter, bekommt von ihrem langjährigen Sponsor Salomon einen Trainings- und Wettkampfschuh an die Füße gebastelt, sie siegt und siegt und gewinnt. Dadurch bekommt der S-Lab Genesis weltweite Aufmerksamkeit und wird zu einem der beliebtesten Trailschuhe der letzten Jahre. Auch wir haben uns mit Lob zum S-Lab Genesis überschlagen. Ein quasi kompletter Trailschuh, für alle Distanzen, für grobes Gelände, unfassbar stabil im verblockten Terrain, unglaublich viel Grip auf losem Untergrund und trotzdem ein guter Lauf-

schuh, der auch dynamisch und flach kann. Der Schuh gewann den UTMB, den Hardrock 100, den Western States 100 und sogar Skyraces auf der ganzen Welt. Mehr geht nicht! Und nun, da der Produktname GENESIS so sehr in aller Munde war und durchweg für Freude sorgte, war es nur logisch, dass Salomon mit dem GENESIS ohne S-Lab eine günstigere Version auf den Markt bringt. Einen Salomon GENESIS für alle! Gute Idee, aber anderer Schuh! Also Vorsicht! Die Unterschiede sind schnell erkennbar: Die teure S-Lab-Version hat einige Verstärkungen, eine weit festere Fersenkonstruktion und eine etwas andere Außensohle. Das macht die Entscheidung, auf welche Version die Wahl fällt, einfacher, denn das Courtney-Original schlägt sich im Gelände, im Downhill und auch nach vielen Stunden der Bewegung einfach souveräner. Man steht sicherer, wird besser geführt! Das bedeutet nicht, dass die Normalversion schlechter ist, aber die Ausrichtungen sind anders. Die weichere Ferse und die dünnere Zunge machen ihn als Allrounder zugänglicher. Auch optisch bringt das Weglassen des „S-Lab“ eine gewisse Schlichtheit mit sich. Fazit: Wer mehr bezahlt, bekommt hier den besseren Schuh. Punkt. Und doch ist es so, dass der SALOMON GENESIS für rund 50 Euro weniger an Preis verdammt viel richtig kann und der Profi-Schwester durchaus sehr nahe kommt. Quick-Lace-Schnürung, Matryx-Upper, Contagrip-Sohle oder Endofit-Schaft teilen sich beide Modelle. Es bleibt festzuhalten, dass alle, die sich nun für 150 Euro die günstigere Alternative kaufen, von den Entwicklungen der Profivariante profitieren. Was wir kaufen würden? Hey, mit was rennt Courtney rum?mit den aktuellen Modellgenerationen verlassen haben.

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TEST Marken-Duelle Teil 1/2 Nike Pegasus Trail 5

Nike Zegama Trail 2

Preis : 140 Euro Gewicht; 299 Gramm (42) Sprengung: 9,5mm

Preis : 180 Euro Gewicht; 314 Gramm (42) Sprengung: 4mm

FREUNDE DES LAUFENS – UND DES TRAILS?

Nike kommen mit immer mehr Modellen endgültig auf dem Trail an. Es soll aber laufbar sein. Dass uns der Produktname des NIKE ZEGAMA 2 etwas verwirrt, liegt natürlich daran, dass wir mit „Zegama“ das legendäre Skyrace im Baskenland verbinden und den Schuh damit sehr im technischen Gelände verorten. So ganz trifft das auf ihn nicht zu. Der neue Zegama ist ein guter Trailrunningschuh, ein Allrounder mit selten erlebtem Komfort, viel Weichheit, einer Dämpfung, die uns entlastet. Im alpinen Terrain fehlt ihm die Direktheit. Dennoch ist er für viele Einsätze einer unserer liebsten Schuhe geworden. Damit kommen wir zu seinem Gegenüber – der neue PEGA-

SUS TRAIL 5 hat weit mehr die Anlagen eines Straßenlaufschuhes und schlägt sich auf Trails dennoch mit Bravour, denn er ist schlicht ein dynamischer Läufer, der smooth abrollt und dennoch stabil genug am Fuß anliegt, um zumindest auf Waldwegen und einfachen Trails zu überzeugen. Es ist letztlich eindeutig, für welche Bedürfnisse der jeweilige Nike infrage kommt: Der Zegama, ausgestattet mit einer Vibram-Megagrip-Außensohle und den massiveren Verstärkungen am Außenmaterial, integrierten Gaiters und stabilerem Fit ist eindeutig ein Schuh, der bis zu einem gewissen Punkt auf echte Trails darf. Wir sehen ihn aufgrund der üppigen und sehr smarten Mittelsohle (ZoomX) auch auf Ultradistanzen bis hin zu echten 100-Meilen-Rennen. Der dünner gearbeitete Pegasus ist eine Topwahl für alle, die sich zwischen Straßenlauf, Gravel und Trail noch nicht entscheiden wollen und im ersten Stepp einen soliden Alleskönner suchen, denn der Pegasus zeigt sich selbstbewusst mit viel Lauffreude (Reactx-Mittelsohle) und einem überraschend konkreten Grip der von Nike eigenentwickelten Außensohle. Echte Fans der US-amerikanischen Marke, die nach früheren Versuchen im Trailrunning aktuell offenbar ernsthafte Absichten verfolgt, dürfen zwischen einem der beiden Modelle entscheiden. Einen Doppelkauf sehen wir nicht, denn irgendwie liegen sie von ihren Fähigkeiten zwar auseinander, aber bieten in vielem doch dasselbe. Der Zegama 2 bleibt ein echter Trailrunningschuh, der ein breites Feld abdeckt und sogar alle abholt, die neu im Sport sind. Explizit schwerere Personen (80 kg plus) dürften von seinem Komfort profitieren. Fazit: Egal ob Zegama oder Pegasus – Spaß machen beide! Diesem Duell wird Nike künftig spannende Alternativen zur Seite stellen. Ein Modell, das ganz anders ausgerichtet sein wird und mit mehr Direktheit glänzt, wird der kommende KIGER 10 sein.

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7.2.2025 Munich Urban Colab Fr e d d i e - M e r c u r y - S t r a ß e 5 80797 München

Expo Awards Talk Party Run

NIGHT OF THE


TEST Marken-Duelle Teil 1/2 Adidas Terrex Agravic Speed Ultra

Adidas Terrex Agravic

Preis : 230 Euro Gewicht; 268 Gramm (42) Sprengung: 8mm

Preis : 140 Euro Gewicht; 275 Gramm (42) Sprengung: 8mm

ATHLETISCH UND ALLTÄGLICH

Warum gerade ein Brot-&-Butter-Schuh für viele von uns erste Sahne sein kann Was ein unfaires Duell – mag man zunächst denken. Einerseits die Hundert-Meilen-Rakete von Tom Evans (sein Rekordschuh beim Western States Endurance Run 2023) und damit das Must-have vieler ambitionierter Hobbyathlet:innen in der gerade zu Ende gehenden Trailsaison. Andererseits das Brotund Buttermodell aus der Agravic-Familie. Einerseits also der hyperkritische Mittelsohlenschaum und diese gegabelte Plattenkonstruktion aus einem Carbon-Gemisch, die aus dem Agravic Speed Ultra einen butterweichen, gleichsam straffen und vor allem unglaublich reaktiven Schuh machen. Einer, der im Downhill viel Impact wegschluckt und der in der Ebene einfach nur nach vorne drängt. Andererseits der auf den zweiten

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Blick geradezu unspektakuläre Agravic. Auf den ersten Blick immerhin hat er sich die Silhouette und auch den Rockershape von seinem athletischen Schwestermodell gemopst und wirkt tatsächlich schon im Stand agiler, als es die ersten beiden Generationen des bis dato vor allem stabilen und robusten, aber wenig lauffreudigen Agravic. Aber Trailschuhe sollte man ohnehin nicht nur anschauen. Einmal losgelaufen, ist der Agravic Speed Ultra bei all seiner Kompetenz und dem wahnsinnigen Spaß, den er vermittelt, doch ein selektives Sportgerät, das nicht jedem und nicht jeder taugt. Schon gar nicht auf allen Distanzen und Streckenprofilen. Ich möchte dieses Bestzeitenversprechen von einem Trailschuh niemandem ausreden, der Speed Ultra steht trotz des hyperkritischen Dämpfungschaums und der konstruktionsbedingt steifen Mittelsohle stabiler da als etwa die Carbon-Racer für eine Straßenmarathonbestzeit (allerdings ist der Speed Ultra ein Schuh, den zu laufen man richtiggehend lernen muss). Was ich aber unbedingt möchte: betonen, was für ein kompletter Trailschuh der „ganz normale“ Agravic ist. Er profitiert merklich von der DNA der neuen Agravic-Familie (es gibt da ja noch den leichten, für kürzere Distanzen ausgelegten Agravic Speed), er rollt animierend und vermittelt sogar eine gewisse Tempolaune. Er greift im Gelände beherzt zu und überzeugt mit einer Standfestigkeit, die vom Grip der mal wieder grandiosen ContinentalAußensohle noch einmal unterstrichen wird. Er ist der perfekte Allrounder für sehr viele Trailläufer:innen und noch mehr Gelegenheiten. Ja, es mag sein, dass so ein Schuh weniger Begehrlichkeiten weckt als ein Agravic Speed Ultra, das Topmodell der Topathlet:innen. Somit aber ist der Agravic auch ein Appell an unsere Vernunft. Er ist ein Schuh wie die meisten von uns: eine ehrliche Haut, robust im Nehmen und an guten Tagen zu echten Hochleistungen bereit. Wenn ein vernünftiger Trailschuh so viel Spaß macht, dann hat er sehr vieles richtig gemacht.


Brooks Cascadia 18

Brooks Caldera 7

Preis : 150 Euro Gewicht; 322 Gramm (42) Sprengung: 8mm

Preis : 150 Euro Gewicht; 301 Gramm (42) Sprengung: 4mm

GENAUSO – NUR GANZ ANDERS

Wieso man Laufkomfort sehr unterschiedlich interpretieren kann Salomon Sense Ride, Hoka Speedgoat oder Saucony Peregrine: Die meisten Hersteller haben ihr Trail-Portfolio um dieses eine Modell herum aufgebaut, das alle Aufgaben, die uns diese wunderbare Sache namens Trailrunning stellen kann, verlässlich gut meistert. Einen Allrounder also, stabil und vertrauenswürdig im Gelände, lustvoll laufbar auf dem Weg dorthin, durchaus willig, auch mal einige Extrameilen zu gehen, aber gleichsam der passende Schuh für die kurze Runde im Wäldchen hinter dem Haus. Nur bei Brooks gibt es ein solches Modell nicht. Bei Brooks gibt es gleich drei davon. Drei sehr verschiedene Trailschuhe, denen durchaus das Attribut Allrounder taugt, die es aber jeweils ganz unterschiedlich inter-

pretieren. Neben dem leichten, dynamischen Catomount sind das vor allem die beiden Modelle Cascadia und Caldera. Der eine ist der dienstälteste Trailschuh auf dem Markt. Auch den anderen gibt es inzwischen bereits in seiner siebten Auflage. In der persönlichen Laufschuhkiste sind sie jeweils die Wahl für die längeren Läufe, egal ob das nun 15 Kilometer oder hundert Meilen sind. Beide mögen eher das moderate Tempo. Beide wissen um die Kernkompetenz der usamerikanischen Laufschuhpioniere: BrooksSchuhe sind immer unglaublich bequem und haben dabei einen verlässlich präzisen Sitz. Sie schmeicheln direkt beim Reinschlüpfen. Das war es dann aber mit den Gemeinsamkeiten: Gegensätzlicher könnten Cascadia und Caldera eigentlich nicht sein. Und das, obwohl sie von ihren jeweiligen Fans vermutlich mit dem gleichen Attribut belegt werden: Beide seien ultrakomfortabel. Nun, der Caldera ist das im Sinne eines der vermutlich gegenwärtig am softesten gedämpften Modelle auf dem Markt, wenngleich er mit dem aktuellen Update doch an Struktur gewonnen hat. Es ist ein Schuh mit flacher Sprengung, ausgeprägtem Rockershape und einer sichtbar knautschenden Abrollbewegung. Ein Schuh, der vieles schluckt – Wurzeln, spitze Steine und auch die späten Kilometer. Wer einen wirklich weichen Schuh mag (und wen ein wirklich weicher Schuh nicht etwa in den Lendenwirbeln triggert), findet hier einen geradezu wolkigen Begleiter. Ganz anders der stoische Cascadia. Seine Kompetenzen sind der stabile Stand, seine Resilienz, auch ein gewisses Gefühl fürs Terrain. Er taugt auch schwereren Läufer:innen und goutiert lange Standzeiten und langsamere Tempi. Straff und verbindlich ist er ein geradezu konservativer (Ultra-)Trailschuh, der keine Lücke füllt, sondern recht alleine ein Segment bedient, das Mitbewerber wie der Saucony (Ultra) Xodus oder der Asics Trabuco mit den aktuellen, softer und laufdynamischer abgestimmten Modellgenerationen verlassen haben.

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PORTRÄT Lesley Malarkey Text: Bastian Stöpler

Glück ist eine bewusste Entscheidung

Während ich dieses Porträt schreibe, steht Lesley mal wieder an einer Startlinie. Dieses Mal nicht bei einem Fell Race in ihrer Heimat, im britischen Lake District. Nein, am 14. September startete sie für Großbritannien bei der World Masters Mountain Running Championship in Spanien. 34 Kilometer und 2000 Höhenmeter warten auf Lesley Malarkey und ihre Mitläufer:innen, Start und Ziel am berühmten Bahnhof Canfranc. Aber: Wer ist Lesley Malarkey überhaupt und warum berichtet das Trail Magazin über sie? Diese Geschichte beginnt vor etwas mehr als fünf Jahren mit einer E-Mail, die ich an die Info@Adresse des Athletic Club in Keswick geschrieben hatte.

Unser Autor begehrte das Trikot eines Fellrunning Clubs aus dem britischen Lake Distrikt. Und lernte so die heute 75-jährige Trailrunnerin Lesley Malarkey kennen. Eine Begegnung, die er mit uns teilen möchte Langjährige Leser:innen dieses Magazins erinnern sich an verschiedene Reportagen zur Kultur des Fell Runnings und über die Bob Graham Round, deren Ausgangs- und Endpunkt – die Moot Hall – eben mitten in Keswick liegt. Vielleicht haben einige auch die typischen Lauftrikots der Fell Running Clubs vor Augen, vor Ort kurz „Vests“ genannt.

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Jedenfalls fragte ich in dieser E-Mail einmal ganz freundlich, ob ich irgendwie so eine Vest bekommen könnte, auch wenn ich kein Clubmitglied sei. Die Antwort kam prompt von eben jener Lesley und eine Woche später hielt ich das gelb-grüne Leibchen in den Händen. Aus diesem kurzen Kontakt entwickelte sich eine Freundschaft, es folgten


mehrere Besuche bei Lesley und ihrem Mann, zuletzt im Juni dieses Jahres. Was Lesley aus der Vielzahl an Läufer:innen aus dem Lake District herausstechen lässt und ihr eine gewisse regionale Bekanntheit verschafft hat, ist ihr Alter. So ist sie bislang die einzige Person über 70 (männlich, weiblich, divers), die alle sieben Rennen der Lakeland Classic Trophy absolviert hat. Hierbei handelt es sich um Rennen von 20 bis 37 Kilometern Länge mit bis zu 2700 Höhenmetern auf teilweise sehr technischem Terrain – und, wie bei Fell Races üblich, natürlich ohne Streckenmarkierung und mit Navigation einzig per Karte und Kompass. Zudem startete Lesley erst mit 62 überhaupt ins Fell Running. Vorher lief sie „just for fun“ und vor allem auf der Straße, mal hier und da einen Hügel, aber zumeist flach. Dann im Ruhestand zog die pensionierte Lehrerin mit ihrem Mann nach Keswick. Um Kontakte zu knüpfen und um aktiv zu bleiben, schaute sie beim lokalen Laufclub vorbei. Erstaunt stellte sie fest, wie herzlich sie von den Mitgliedern aufgenommen wurde. Sie war vom ersten Moment an voll und ganz Läuferin und wurde in ihren ersten Gehversuchen abseits des Straßenlaufs von allen unterstützt. Sie war nicht die Ehefrau, Mutter, Rentnerin – hier fühlte sie sich als Läuferin auf Augenhöhe mit deutlich jüngeren und besseren Sportler:innen. Ein Gefühl von Freiheit stellte sich ein bei Lesley Malarkey, und die Freude an der Anstrengung beim Rennen durch die Hügel weckte in ihr eine bisher unbekannte Leidenschaft für physische Herausforderungen. Als Teil dieser Fell Running Community lebt Lesley seit nunmehr 13 Jahren ein Leben, das sie sich zuvor nicht hätte vorstellen können. Ihr Alltag war stets durch Verpflichtungen und die Arbeit für andere geprägt. Als Läuferin fühlt sie sich erstmals in ihrem Leben wirklich frei. Frei von Einflüssen des Berufs- und Familienlebens. Frei von seit der Kindheit erlernten Einschränkungen im eigenen Denken und Handeln. Dabei ist Lesley sich durchaus darüber bewusst, wie glücklich sie sich über ihren Gesundheitszustand, über ihre Fitness, schätzen darf. Morgens um

halb sieben nach einer Schale Porridge einfach loslaufen zu können, oft nicht genau wissend, wohin es gehen oder wie lange sie unterwegs sein wird, dafür ist sie sehr dankbar. Mal erfreut sie sich dabei an der reinen physischen Anstrengung. Dem Gefühl, auch mit nunmehr 75 Jahren ihren Körper als Sportlerin zu spüren und an den Anstiegen pushen zu können. Ein anderes Mal spürt sie die Natur um sich herum mit allen Sinnen – den Wind, die Vögel, die Ausblicke – und kommt mit neuer Energie von ihrer Laufrunde zurück.

Lesley Malarkey startete erst im Alter von 62 Jahren ins Fellrunning. Vorher lief sie just-for-fun, mal hier und da einen Hügel, aber zumeist flach. Natürlich setzt ihr Alter auch Grenzen. Die 75-Jährige läuft zumeist am Ende des Feldes, wenn sie mal wieder an einer Startlinie steht. Aber Lesley wäre nicht Lesley, wenn sie daraus mit ihrer positiven Das-Glas-ist-halb-voll-Mentalität nicht neue Pläne schmieden würde. So richtet sie ihr Augenmerk vermehrt auf weniger technische, aber dafür längere Rennen jenseits der Marathondistanz. Immer auf der Suche nach dem, was sie glücklich macht. Ganz im Sinne eines Spruchs, den sie auf die aus Dylan Bowman’s Freetrail-Podcast entnommene Frage „What makes you you?“ zitiert: „Happiness is a conscious choice – Glück ist eine bewusste Entscheidung.“ Und so rennt Lesley in diesem Moment also durch die Pyrenäen. Ausnahmsweise einmal nicht in den Farben des Keswick AC, sondern im Trikot Großbritanniens. Nicht weil das irgendwer von ihr erwartet hätte, sondern weil es ihre ganz bewusste Entscheidung ist. Das ist etwas, das nicht alle Athet:innen, die einmal ein Nationaltrikot getragen haben, von sich sagen können.

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MODE Winter-Laufbekleidung Fotos: Clemens Niedenthal

Die coolste Jahreszeit Was, wenn die Tage kälter werden, und nass? Wir machen das Beste aus den Lagen! Eine Modestrecke

ODLO

Verpackungskunst: X-Alp Performance Knit Laufjacke, 169 Euro Run Easy Warm Mid Layer, 69 Euro Dual Dry Performance Knit Laufjacke, 299 Euro Zeroweight Warm Reflective Tights, 119 Euro


MAMMUT

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MODE Winter-Laufbekleidung

LA SPORTIVA

Diese Isolatiosnweste ist ein Pullunder: Blizzard Insulated Vest, 90 Euro Gegen Wind und Wetter: Primal Pants, 130 Euro SALOMON

Jacke wie Hose: Mountain Flex Isolationsjacke, 240 Euro Sense Aero Hybrid Midlayer, 130 Euro Sense Aero Stow Tights, 120 Euro Unter der Haube: Sense Aero Hybrid Midlayer, 130 Euro

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THE NORTH FACE

Mit leichter Feder: Garnet Canyon Hybridjacke, 195 Euro Gegen den Wind: Higher Run Windjacke, 105 Euro,

MONTANE

Auf dem Trockenen: Phase Nano Waterproof Jacket, 225 Euro Tights with Benefits: Slipstream Thermal Tights, 115 Euro Wie sind die Lagen? Sirocco Lite Insulated Jacket, 195 Euro Protium Fleece Jacket, 95 Euro

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MODE Winter-Laufbekleidung

SALOMON

Mit der Mode laufen: Sense Aero Cropped Hybrid, 119 Euro DEVOLD

Hat die Masche raus: Wool Mesh 190 Baselayer, 110 Euro

DYNAFIT

Selbstreflexion: Alpine Reflektive Laufjacke, 170 Euro ADIDAS TERREX

Mustergültig: Trail Running Windjacke, 100 Euro

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ESSAY Fansein 2024 RÜCKBLICK Text: Clemens Niedenthal, Tom Stetter, Denis Wischniewski

Lass es Let it kill you! Katharina öffnet das TOR zu einem Rekord! Noch mal Katharina. Die junge Frau, die in Zürich lebt und trainiert und für Hoka lange Trails läuft, kann eigentlich nicht oft genug einen Auftritt in diesem Heft bekommen. Gründe gebe es jedenfalls genug. Auch 2024 hat Frau Hartmuth ihre Spuren hinterlassen. Da war eine Lernkurve festzustellen. In 2023 lief sie den UTMB und wurde sensationell Zweite hinter der Weltbesten, Courtney Dauwalter. Nur zehn Tage nach diesem Finish und ihrem größten Erfolg stand sie, für alle überraschend, bei der Tor des Géants am Start. Ernsthaft? Ein 330 Kilometer langes Rennen mit 30.000 Höhenmetern durch das komplette Aostatal, so kurz nach einem 100-Meilen-Rennen rund um den Mont Blanc? Es ging nicht gut. Also nur so halb. Katharina führte das Rennen an und stieg bei Kilometer 100 müde aus. Vernünftig in der Unvernunft. 2024 wurde für die 29-Jährige ein anderes Jahr. Ohne Weltmeisterschaften, ohne UTMB-Teilnahme, dafür mit einem USA-Trip mit Hardrock 100 und einem hart erkämpften dritten Platz. Ihr Highlight wurde aber genau jenes Rennen, das zu früh zu Ende ging und doch so sehr einen Platz in ihrem großen Herzen gefunden hatte. Noch mal zur Tor des Géants. Diesmal mit 100 % Akkuleistung und einem erfahrenen Supporter-Team um Ida-Sophie Hegemann und Johannes Überbacher. Alles ging auf. Ein perfektes Rennen mit allem, was dazugehört. Hitze, Schnee, Regen. Vielleicht ist ja genau dieses Rennen all das, was eine Athletin wie Katharina Hartmuth will. Sie, die oft gesagt hat, dass so ein 100-Kilometer-Rennen viel zu kurz für sie ist, weil die spannenden Dinge erst nach dieser Distanz passieren. Also findet sie auf 330 Kilometern die Herausforderung, die sie sucht. Möglichst kurz hat sie es dann doch gehalten – in unter 80 Stunden kam sie als erste Frau ins Ziel. Streckenrekord!

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Zwischen irgendwelchen Ultratrails, UTMB, Golden Trails und kaum fassbaren Fastest Known Time Rekorden haben wir uns 4 Geschichten ausgesucht, die uns 2024 ganz besonders abgeholt haben.

Heißer Hang: Notre Dame de la Gorge Die barocke Kirche Notre Dame de la Gorge soll bereits vor rund 900 Jahren den ersten Pilgern ein Ort der Stille und Andacht gewesen sein. Und nun? Lärm! Vollkommene, losgelöste Jubel-Ekstase. Ach nein. Noch mehr. Hier spielt sich bei Kilometer 34 von 170 all das ab, was man ansonsten von unserem Sport kaum kennt. In dieser Form jedenfalls fast nie. Eine Beobachtung: Die sind aber allesamt noch verdammt frisch, obwohl die Läuferinnen und Läufer des UTMB 2024 immerhin schon 34 Kilometer in den Beinen haben. Es ist dunkel geworden. Die erste Nacht bricht an und genau hier an diesem Hang, dem Eingang in einen ersten längeren Anstieg, trifft Fankultur in Reinform auf Ultratrail-Sport. Eine wilde Traube aus Fans, Freundinnen und Freunden, Betreuer-Crews und ein paar Kostümierten, die ich nicht zuordnen kann, wartet auf die Stars. Wir auch. Neben mir steht mein Kollege Harald Angerer. Ich war im Vorjahr bereits hier und wusste, was auf mich zukommt. Harald hat schlicht keine Ahnung. Ich warne ihn auf dem kurzen Fußweg hin zum legendären Hang vor: „Harald, das wird die Hölle und der Himmel zugleich!“ 30 Minuten später weiß er, was ich damit meine. Jim Walmsley kommt als Erster in den Anstieg und denkt nicht einmal daran, Stöcke zu benutzen. Er rennt als Einziger und scheinbar ohne Anstrengung. Der Vorjahressieger ist hoch konzentriert. Kein Hinweis darauf, dass er später aus dem Rennen aussteigen wird. Im Gegenteil – hier gibt es nur Hinweise auf eine souveräne Wiederholung seines Sieges und alle sprechen über einen Streckenrekord. Wann kommt Hannes? Wo ist Hannes? Im Getümmel der Fans, in den Reflexionen der Lampen, dem dichten Nebel und Jubel ist es schwer, zu erkennen, wer denn nun als Nächstes ankommt und diese 200 oder 300 Meter des maximalen Famewalks antritt. Dann ist er da! Hannes Namberger dreht mindestens genauso durch wie die Zuschauerinnen und Zuschauer. Er spielt mit. Nicht alle tun das so sehr wie er und nur zu gut lässt sich so mancher Profi hier wunderbar charakterisieren. Wer mag die Öffentlichkeit, wer will grundsätzlich Ruhe? Dieser Hang ist in dieser Freitagnacht auch ein Gradmesser dafür, wie populär Ultratrail und die internationale Szene geworden sind. Ein Großteil aller, die hier in den ersten 60 Minuten durch das Spalier wandern, werden mit Namen erkannt und angefeuert. Es sind Profis, die man aus den Fachmedien kennt, aus YouTube-Clips und ihren vielfältigen Reels und Beiträgen der Instagram-Profile. Einer hat hier den wohl größten Augenblick. Niemand anderes wird so massiv „abgecheert“ wie Ludovic Pommeret. Der vielleicht beliebteste französische Trailrunner sieht sich mehrmals selbst am Aufstieg und bleibt dabei ganz cool. Ein Fanclub hat seinen Kopf in Übergröße ausgedruckt und an einigen Stellen des Hotspots positioniert. Es wirkt skurril auf uns und vermutlich auf ihn auch. „Na Harald, was meinst du?“ Kollege Angerer schüttelt ungläubig mit dem Kopf und muss die eigenen Videos auf seinem Smartphone anschauen, um sich zu vergewissern, dass das alles real war. „Gewaltig. Gewaltig, Denis!“

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RÜCKBLICK 2024

Der Typ von Checkpoint 3 Es gibts harte Rennen, es gibt brutale Rennen und es gibt den Legends Trail. Berühmt wegen seines irrwitzigen Streckenprofils und berüchtigt für die herben Witterungsbedingungen. Ja, die belgischen Ardennen sind nicht der einladendste Ort, um dort im Februar über 270 Kilometer zu laufen. Und doch finden sich jedes Jahr aufs Neue 120 Verrückte, die sich dieser Challenge stellen. Wusstest du, dass es beim Legends Trail nur vier Versorgungsstationen gibt? Round about alle 60 Kilometer gibt es für die Athletinnen und Athleten einen Checkpoint, zu dem sie sich Kraft ihrer Orientierung und ihrer GPS-Uhr eigenständig navigieren müssen. Autark und eigenverantwortlich sollte man in der Lage sein, auch die härtesten Wetterkapriolen zu ertragen. Die harten belgischen Bedingungen sind allerdings nicht nur während des Rennens eine immense Herausforderung. Auch im Falle des Schlafentzuges muss dieser unter freiem Himmel bekämpft werden. Das Reglement sieht es nicht vor, dass unter einem Dach geschlafen wird. Ein Biwak ist also Pflicht. So stand ich da an Checkpoint 3 und genoss meine komfortable Situation, keine Müdigkeit leiden zu müssen. Ich stand da und um mich herum eine kleine Traube an Schlafsäcken, die mit wasserdichten Planen überzogen waren. Es goss aus Eimern und die Jungs und Mädels pennten im völlig durchweichten Biwaksack direkt auf der Straße. Ich watschelte direkt in die kleine abgeranzte Sporthalle, in der man sich zumindest im Trockenen umziehen und essen durfte. Der Schlafsack, über den ich in dem Moment stieg, bewegte sich wie von Geisterhand. Es wirkte fast schon unbemannt, wie sich dieses klamme Stückchen Daunen in die Höhe reckte. Aus einer kleinen Öffnung arbeitete sich ein Finger heraus, um den Reißverschluss zu öffnen. Ein qualmender Kopf schaute mich an und murmelte: „Fuck! What time is it?“ Ich erwiderte: „Time for a coffee.“ Ich ahnte nicht, wie unfassbar zerstört dieser Typ war. Ein paar Stunden zuvor war er versehentlich einige Meter vollumfänglich durch eiskaltes braunes Flusswasser gelaufen. Er meinte, dass ihn sein Track dort durchgeschickt habe. Seine Lippen und Finger waren blau und er zitterte wie Espenlaub. Mit verschränkten Armen setzte er sich auf einen klapprigen Holzstuhl in dieser Turnhalle. Es war mollig warm, aber der Junge hatte echte Probleme, auch nur ein Grad Körpertemperatur zuzulegen. Noch nie hab ich das Wort „fuck“ so oft gehört. Er hat gelitten wie ein Tier. Die wärmende Hand und ein paar tröstende Worte einer Helferin ließen alle Dämme brechen. Er weinte bitterlich. Mit einer Tasse heißer Brühe in der Hand senkte er den Kopf und schien sich in diesem Moment bewusst zu werden, dass es das war. Die streichelnden Hände auf seinem Rücken wirkten wie Sargnägel. Mit den völlig verdreckten Handstücken seiner Stöcke rieb er sich das salzige Nass aus dem Gesicht. Ein Volunteer sagte zu ihm „you can do it“, aber dafür war es zu spät. Ich machte mich frisch gestärkt und aufgewärmt auf den Weg zu Checkpoint 4. Keine Ahnung, ob der Junge losgeht! Ein Foto im Nachgang des Rennens zeigte ihn im Moment der Entscheidung, das Rennen zu verlassen. „Find what you love and let it kill you!“

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0,7 Sekunden: Der Mythos Sierre-Zinal Trailrunning? Ach was, Trailracing! Und vermutlich hätte es die Aufwertung dieses Berglaufklassikers durch die Golden Trail Series nicht einmal gebraucht, um seinen ikonischen Charakter endgültig zu zementieren. Sierre-Zinal ist, Straßenmarathons eingerechnet, die populärste und relevanteste Laufveranstaltung der Schweiz. Eine der ältesten ist es sowieso. Seit 51 Jahren geht es jedes Jahr im August von Sierre (533 m) durch das Val d’Anniviers nach Zinal (1670 m). Als Lauf der fünf Viertausender wird das Rennen gerne untertitelt, läuft man doch an Weisshorn, Zinalrothorn, dem Oberen Gabelhorn, Matterhorn und Dent Blanche vorbei. Nun, spätestens mit der diesjährigen 51. Austragung wurde Sierre-Zinal endgültig der Lauf des Kilian Jornet. Aber auch zum Lauf, mit dem eine afrikanische Laufelite endgültig auf den Trails (und sowieso dem Podium) angekommen ist. Wenn es eine Entwicklung der vergangenen Jahre ist, dass Trailrunning als Wettkampfsport seine verschiedenen Formate und Ausprägungen noch einmal klarer ausformulieren sollte, dann steht Sierre-Zinal eben für Trailracing. Für einen Geschwindigkeitsrausch, der seine Wurzeln im klassischen Berglauf und seine Gegenwart tatsächlich in der Übertragung auf Eurosport hat. Auch das ist noch neu: Trailrunning im Sportfernsehen, wenngleich wir – und ihr sicher auch – das Rennen auf dem eigenen YouTubeKanal der Golden Trail Series verfolgt haben. Was war das auch bitte schön für ein Rennen! Nicht nur dass Kilian Jornet, inzwischen ja auch schon 37 Jahre alt und eigentlich in Vorbereitung auf einen ganz anderen Geschwindigkeitsrausch, nämlich die Besteigung aller 82 Viertausender der Alpen in letztlich nur 19 Tagen, am 10. August mal wieder in Sierre an der Startlinie stehen sollte. Er hat das Rennen auch gewonnen – im Zielsprint. Und dabei seinen eigenen Streckenrekord aus dem Jahr 2019 unterboten – um 0,7 Sekunden. Ja, um 0,7 Sekunden. 2:25:34 Stunden hat Jornet bei seinem inzwischen zehnten Sierre-Zinal-Sieg für die 31 Kilometer und 2200 positiven Höhenmeter im Herzen der Walliser Alpen gebraucht. Kommen, sehen, siegen Ein Streckenrekord, zu dem es ohne den Kenianer Philemon Kiriago nicht gekommen wäre. Der Vorjahressieger übersprintete zunächst beinahe spielerisch seinen Landsmann, den späteren Drittplatzierten Patrick Kipngeno, um sich dann immer näher an Kilian Jornet heranzuarbeiten und ihn im finalen, hakenschlagenden Downhill zwischenzeitlich sogar zu überholen. Zwei Athleten, denen man dabei zusehen konnte, wie sie sich die Schwerkraft zum Kompagnon machen sollten. Laufen lassen, sagt sich so einfach. Hier ließen es zwei laufen. Sie stürzten sich in kleinen, kontrollierten und hochfrequenten Schritten dem Alpenörtchen Zinal entgegen. 50 Sekunden vielleicht hielt Kiriagos die Führung, dann rutschte Jornet an einer besonders steilen Stelle wieder an ihm vorbei. Downhill laufen mit den Armen, auch das gab es in den unfassbar intensiven acht Minuten dieses Rennfinales zu studieren. Und wäre die abschließende Asphaltpassage auch nur hundert Meter länger gewesen, die Führung hätte wohl ein weiteres Mal gewechselt. Was allerdings diese 51. Austragung von Sierre-Zinal wirklich zu einem der prägendsten Momente der Trailrunning-Saison 2024 gemacht hat: der Sieg der bis dato gänzlich unbekannten Kenianerin Joyline Chepngeno – in ihrem allerersten Trailrennen. Auch das Versprechen unseres Sports, auch in Zeiten einer gewiss zu beobachtenden Professionalisierung noch immer solche Geschichten aus dem Hut zu zaubern, hat dieser Berglaufklassiker gehalten.

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REISE Sylt

Sylt? Sylt!

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Es ist ja nicht so, das diese Insel Werbung bräuchte. Obwohl, fürs Trailrunning vielleicht schon. Näher dran an meinen Lieblingstrails auf Bornholm oder den Shetlandinseln bin ich hierzulande jedenfalls noch nie gerannt. Eine Auszeit zwischen Dünenläufen und Saunagängen Text & Fotos: Clemens Niedenthal

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REISE Sylt Ich liebe den Norden. Zumal fürs Trailrunning. Ich liebe die Trails auf Bornholm, auf Gotland, auf den Shetlandinseln. Liebe diese elegischen, weiten Landschaften, das Meer immer im Blick, und in der Nase. Tatsächlich ist Sylt die einzige deutsche Lauflandschaft, die mir das Gefühl vermittelt, wirklich im Norden zu sein. Wenngleich es auch auf Rügen ganz köstlich kupierte Pfade gibt. Auf Sylt aber kommt vieles zusammen. Das Licht, der Wind, ein wirklich wildes Meer und eine Landschaft, der anzusehen ist, wie sehr sie vom Wind und dem Meer geformt worden ist. Ein wenig sieht sie aus wie die sonnengebleichte Struwelmähne jener Surfer, die diesen Sport in den 1960er-Jahren nach Deutschland gebracht hatten. Also zunächst einmal nach Sylt. Im Inselmuseum, einem der ältesten Kapitänshäuser in Keitum, dem schönsten Ort der Insel, gibt es gerade eine schöne kleine Ausstellung über diese Zeit. Sylt war cool, Sylt war das deutsche Ibiza. Menschen aus der Kunst und der Kultur, der lässige Lebemann Gunter Sachs und nun noch ein paar Fischersöhne auf teils selbstgehobelten Holzbrettern, die versuchten, die Wellen zu reiten. Zwei, drei Jahrzehnte später war Sylt dann dieses Klischee, als das die Insel heute vor allem rezipiert wird. Als Insel der Reichen, der Neureichen und auch der weniger Reichen. Von Sylt haben alle eine Meinung. Ich war noch nie auf Sylt. Aber ich kenne diese Meinungen. An der Zeit also, mir selbst eine Meinung zu bilden. Zeit, nach einem arbeitsintensiven Spätsommer das Nichtstun mit ein paar schweißtreibenden Mikroabenteuern zu verbinden. Habe ich jetzt tatsächlich „Mikroabenteuer“ gesagt? Zimmer, Küche, Sauna, Bad Unser Basecamp auf der Insel: eine reetgedeckte Doppelhaushälfte in den Dünen

Auf Holzbohlen hinein in eine elegische Heidelandschaft: Gerade ab Oktober, wenn Sylt langsam leerer wird, vermittelt die Insel das Gefühl einer befreienden Weite

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Tatsächlich ist Sylt die einzige deutsche Lauflandschaft, die mir das Gefühl vermittelt, wirklich im Norden zu sein


Ein Event für alle, für die gesamte Community: bei den Infinite Trails starten Profis und Amateure gemeinsam. Und feiern gemeinsam!

Das kann Sylt WOHNEN Ferienhäuser und -Wohnungen sind abseits der Hauptsaison durchaus bezahlbar, Reetdach und ein privater Strandkorb inklusive. Pro-Tipp: Direkt bei den lokalen Vermietungsagenturen (oder bei kleinanziegen.de) sind die gleichen Wohnungen günstiger als in den großen Portalen. Wer kein Angebot mit Sauna findet: Am Westrand, etwa auf der Höhe von List, gibt es mehrere Strandsaunen, die von Oktober bis Mai nie überlaufen sind. Zudem schwitz man mit Blick auf die Brandung. Mit weitem Blick und nah an den Trails wohnt es sich in den Reethaussiedlungen Melhörn und Westerheide, beides gehört zu List.

ESSEN Selten haben wir auf einer Reise so oft selbst gekocht. Was auch an der tollen Lage des Ferienhauses mit Blick auf das (Watten-)Meer und den früh dunklen Oktoberabenden lag. Zudem kann man auf der insel tolle handwerkliche Lebensmittel kaufen, Fisch, Käse, das Brot der Bäckerei Lund aus Hörnum ganz im Süden. Neben feinen und teuren Restaurants und einigen Touristenfallen gibt es aber auch eine großartige, oft angenehm einfache Gastronomie. Die legendäre Kupferkanne in Kampen etwa, ein Blechkuchen-Café in einer historischen Bunkeranlage oder die Hafenkneipe in Munkmarsch. Unsere Entdeckung: Der Käseclub in Keitum (links) ein cooler Hofladen mit herzlichem (und handwerklichem) Brunch und Lunch. Die Muscheln (oben) wurden vor Hörnum gefischt. Sie gab es in einem Pop-up in einer Strandbude in Wennigstedt.

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zwischen Kampen und List. Vor gar nicht allzu langer Zeit hatte der Vermieter die gute Idee, aus dem zweiten, kleineren Schlafzimmer eine Sauna zu machen. Durch die Glastür guckt man auf ein Dachfenster und durch das Dachfenster in eine fast schon schottische Hügelkulisse. Strandhafer, Heidebüsche, könnte ich mich teilen und dann noch in der Zeit reisen, ich könnte mir selbst dabei zuschauen, wie ich eben noch durch diese Landschaft gerannt bin. Auf Holzbohlen, auf sandigen Trails, auf unzähligen Stufen. Dort hoch zum kleinen Leuchtturm und da hinunter zum Strandlokal, das nicht ganz so berühmt ist wie die Sansibar gut 25 Strandkilometer weiter südlich, deren Logo, die gekreuzten Säbel, man von SUV-Heckklappen aus Düsseldorf, Berlin oder Oer-Erkenschwick kennt. In den Dünen kommt mir ein bekanntes Gesicht entgegen. Es ist der Schauspieler Peter Heinrich Prix, der hier als Hauptkommissar Carl Sievers in der ZDF-Produktion Nord Nord Mord ermittelt. Auch der deutsche Kriminalfilm hat also dieses Skandinavienhafte entdeckt und seine eigenen Schwedenkrimis auf Sylt angesiedelt. Die Insel ist groß genug für die langen und die ganz langen Läufe. Sogar einen Ultra gibt es, den North Sea Ultra, im kommenden Jahr wäre der am 10. Mai. Es geht einmal um die Insel, was dann schnapszahlige 111 Kilometer macht. Aber der Süden ab Rantum ist mehr als flach und aufgrund der ikonischen Silhouette von Sylt wäre dieser Teil auch beinahe eine Wendepunktstrecke. Außerdem sollte dieser Urlaub vor allem erholsam werden. Für die ganze Inselrunde wähle ich deshalb das Rennrad. Und für den längsten Lauf die 24 Kilometer vom Morsumer Kliff am Sylter Ostzipfel zurück in unsere Reetdachdoppelhaushälfte. Es wird ein selbsterklärender Lauf immer entlang der Wasserkannte, es riecht


REISE Sylt

Stufen zum Glück: Sogar ein paar Höhenmeter lassen sich auf Sylt finden. Die höchste Erhebung, die Düne Uwe, schafft es auf 52 Meter

nach Herbst und nach Wattenmeer. Und, auf dem Kopfsteinpflaster in Keitum für einen Moment nach frisch gebackenen Waffeln, die auf Sylt unbedingt mit Roter Grütze gegessen werden sollten. Mit Sylter Roter Grütze. Filterkaffee und Blechkuchen Noch so ein typisches Sylter Gericht: Champagner mit Currywurst. Letztere ist mindestens im zum Hotel Strandhaube gehörenden Kiosk-Imbiss am Roten Kliff sehr gut. Gemeinsam mit dem im Hotelkeller gebrauten Bier war es ein schöner Abschluss einer 20-KilometerRunde über fast alle Trails und Wege zwischen List und Kampen, zwischen Weststrand und dem Wattenmeer. Okay, die Abzweigungen, die wie Trails aussehen, gäbe es an jeder Ecke. Aber rund zwei Drittel der Inselfläche stehen unter Natur- und Landschaftzschutz und man sollte wirklich, wirklich auf den ausgewiesenen Wegen bleiben. Zumal einige traumschöne darunter sind. Unterhalb des Roten Kliffs und gerade wieder aus den Dünen auf den Strand

gebogen, schließe ich auf einen vielleicht 60-jährigen Läufer auf. Gekleidet ganz in schwarz und im Outfit eines Schweizer Sportartikelherstellers. Der Mann ist good in shape und offensichtlich auch sonst von bester Verfasstheit. Er kommt ins Plaudern und schwärmt von der Insel, von ihren Jahreszeiten und von den 30 Jahren, in denen er nun schon regelmäßig hier oben sei: „Früher zum Feiern, heute zum Atmen.“ Ich stelle mir vor, wie er sich der Mann gefreut haben muss, als ihm das eingefallen ist. Und wie er es seitdem immer wieder erzählt. Vielleicht hatte er es aber auch nur irgendwo gelesen. Aber so falsch ist diese Sentenz vielleicht nicht mal. Zurück auf dem Kliff und vor besagtem Kiosk-Imbiss verschwindet er in einem schlammig-grauen Porsche Taycan, Nummernschild „NF“ für Nordfriesland. Vermutlich ist der Wagen auf den Zweitwohnsitz auf der Insel zugelassen, wegen der günstigeren Regionalklasse bei seiner Versicherung. Zu verschen-

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ken haben offensichtlich auch jene nichts, die hier am nördlichsten Punkt Deutschlands nicht nur geografisch oben angekommen sind. Nach fünf Tagen auf Sylt weiß ich, dass dies nicht unsere letzten fünf Tage auf Sylt gewesen sind. Wegen dem Spiegelei-Deichkäse-Sandwich im herrlichen Käseclub (wo man natürlich auch Champagner zu den Eggs Benedict und zum Frühstücksmüsli trinken könnte), wegen des unglaublichen Lichts am Kliffende (so heißt eine Villa, die mal eine Künstlerpension war) in den letzten zwei Stunden vor Sonnenuntergang. Wegen überraschend lässiger Orte, in denen es Filterkaffee und Blechkuchen gibt, statt dekorierter Sahnetorten und „Kaffeekreationen“. Wegen der Nachsaison, in der hier vieles fehlt, was sicher an Sylt sicher auch nerven kann Vielleicht laufe ich dann auch mal die ganze Inselrunde. Und trinke danach einen Champagner auf mich. Ach was, auf Sylt.


24.-27.

JULI

2025 GROSSGLOCKNER

ULTRA-TRAIL® 110 km | 6.500 hm

Einer der härtesten Ultra Trails. Rund um den Großglockner.

OSTTIROL

GROSSGLOCKNER

TRAIL 84 km | 5.000 hm

TRAIL 57 km | 3.500 hm

Durch die schönsten Teile der Glocknergruppe.

Der Klassiker entlang des Großglockners.

GLETSCHERWELT

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1 km | 20 hm

3,1km | 120 hm Für die Trailheros von morgen.

w w w. u l t r a t r a i l . a t


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Auf der Überholspur

Lastenräder boomen und werden auch im Handwerk be

E

Es ist ja nicht so, dass Florian Domberger etwas gegen den Diesel hat. Der Gründer der Berliner Sauerteigbäckerei Domberger Brotwerk ist der Spross einer Augsburger Speditionsfamilie. Er hat als Manager etwa beim Logistiker Kühne & Nagel den weltweiten Containerverkehr am Laufen gehalten, mit beruflichen Stationen in Hongkong oder Indonesien. Ja, der Mitfünfziger sammelt sogar historische LKWs. Er nutzt sie als Zugmaschinen für ebenfalls gebrauchte mobile Bäckereien des Schweizer Militärs, mit denen er etwa durch Brandenburg tingelt, um in Dörfern und Städten, in denen es längst keinen Bäcker mehr gibt, für ein paar Tage frisches, handwerkliches Brot zu backen. Es ist also nicht so, dass Florian Domberger etwas gegen den Diesel hat. Nur hat er noch viel mehr für das Lastenrad: „Ursprünglich hatte ich die Idee, mit dem ganzen Team noch einmal das Sportabzeichen zu machen. Ich hatte selbst ein paar Kilo zu viel, fühlte mich nicht mehr so fit wie vor ein paar Jahren, und dachte, das wäre doch eine gute und gemeinschaftsstiftende Sache. Das

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liebter. Oft auf Initiative körperlich aktiver Mitarbeiter:innen

Sportabzeichen habe ich auch gemacht. Aber das Lastenrad war die naheliegendere und alltäglichere Lösung, buchstäblich Bewegung in unser Team zu bringen.“ Heute beliefert das Domberger Brotwerk nicht nur die vielen Berliner Restaurants, die sein Sauerteigbrot servieren, per Lastenrad. Auch der Lieferverkehr zwischen den fünf Bäckereien funktioniert zu gut 70 Prozent per Pedalpower: „Wenn ich einen Sack Mehl in eine unserer Bäckereien bringen will, kann das mit dem Auto eine halbe Stunde dauern, oder auch mal eineinhalb Stunden. Mit dem Lastenrad dauert es immer 45 Minuten“, sagt Florian Domberger, „das ist dann ein Wert mit dem ich als Unternehmer planen kann.“ Die Brezeln und Zimtschnecken des Domberger Brotwerks stehen nicht im Berliner Feierabendstau. Befördern und fördern Der Heidelberger Zukunftsforscher Eike Wenzel hat drei verschiedene Szenarien

ausgemacht, die Handwerksunternehmen oder das Dienstleistungsgewerbe zum Lastenrad greifen lassen. „Einerseits sind das Betriebe, denen die Umwelt und ein schonender Umgang mit den Ressourcen wichtig sind oder die überproportional oft von einer Kundschaft engagiert werden, denen es so geht. Der ökologische Fußabdruck ist gerade im Kontakt mit Privatkunden längst zu einem Standortfaktor geworden. Andererseits gibt es bestimmte Branchen, in denen ein umweltbewusster oder körperlich aktiver Lebensstil präsenter sind als in anderen.“ Wenzel nennt hier die Floristin oder den Landschaftspfleger genauso wie den Industriekletterer. Aber dann gibt es zunehmend auch in den ganz traditionellen Branchen, beispielsweise im Sanitäroder Elektrogewerbe, gestandene Unternehmen, die auf einmal zu ihren fünf Lieferwagen noch zwei Lastenräder stellen. „Die haben kühl ausgerechnet, dass sich das Lastenrad für kleinere Aufträge gerade im dichten, zähfließenden Stadt-

verkehr einfach rechnet.“ Was alle drei Szenarien eint: Oft geht der Impuls zum Umstieg von einem Mitarbeiter oder einer Mitarbeiterin aus, die selbst bereits mit dem Rad zur Arbeit pendeln oder die in ihrer Freizeit sportlich aktiv sind. Der Zukunftsforscher verweist diesbezüglich auch auf die Fördertöpfe des Bundes oder der Industrie- und Handelskammern, aus denen die Anschaffung eines Lastenrads oder E-Lastenrads mit bis zu 2500 Euro gefördert wird. Je nach Modell können das mehr als 30 Prozent der Anschaffungskosten sein. Apropos: arbeitsalltagstaugliche ECargobikes starten bei etwa 7000 und können bis zu 11.000 Euro kosten. Auch Heinz Blaschke hat eine solche Förderung genutzt um, zumindest teilweise, auf ein E-Lastenrad umzusteigen: „Als die Debatte rund um das Thema Feinstaub lauter wurde, habe ich mir die Frage gestellt, was wir als Wirtschaftszweig Handwerk tun können, um einen Beitrag zu leisten“, sagt der Stuttgarter

„Wir haben auf ein E-Lastenrad auch schon mal einen ausgewachsenen Wäschetrockner gepackt. Auch damit war das Rad noch durchaus komfortabel zu fahren“ Daniel Koßmann, Fahrradexperte

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Steinmetz und Steinbildhauermeister. Unterstützt wurde er dabei von der Handwerkskammer Stuttgart, die ihren Mitgliedern längst eine fundierte Umweltberatung anbietet.

„Von den jungen und auch nicht mehr ganz so jungen Menschen, die sich bei mir um eine Stelle im Backhandwerk bewerben, hat heute mindestens jeder und jede zweite gar keinen Führerschein mehr." Forian Domberger, Bäcker

Botschaften transportieren David Koßmann ist Mobilitätsexperte und Journalist beim Pressedienst Fahrrad in Göttingen. Er kennt die Zahlen, mit denen er sich aber nicht allzu lange aufhalten will. 189.000 E-Lastenräder und noch einmal 46.000 Lastenräder ohne Motorunterstützung wurden 2023 in Deutschland verkauft, ein Plus von knapp 15 Prozent. 2022 hatte das Wachstum sogar bei 37,5 Prozent gelegen: „Damit ist es die mit Abstand am schnellsten wachsende Fahrradgattung überhaupt. Aus einem Nischenprodukt ist ein Marktfaktor geworden. Längst gibt es spezialisierte Händler und damit auch eine verlässliche Kompetenz, gerade für gewerbliche Nutzer.“ Viel wichtiger als die puren Fakten ist Koßmann, dass das Lastenrad in der Mitte der Gesellschaft angekommen sei: „Dieser vermeintliche Hass gegen das Lastenrad kommt von einem bestimmten Milieu und richtet sich gegen ein bestimmtes Milieu – das hat mit dem Lastenrad eigentlich nichts zu tun. Menschen, die ein Cargobike beruflich nutzen, vom Tischlereibetrieb bis zum Schornsteinfeger haben mir unisono berichtet, wie positiv ihr Umfeld auf das Fortbewegungsmittel reagiert.“ Das Lastenrad könne regelrecht zum Werbefaktor werden: „Hey, Du bist doch die Floristin mit dem Lastenrad.“ Eine Erfahrung, die auch der Bäcker Florian Domberger teilt: „Die Begegnungen und Gespräche, die ich auf einer Tour mit dem Rad durch die Stadt aufsammle, sind, auch aus unternehmerischer Sicht, durch nichts zu ersetzen. Das Rad ist für mich auch ein Kommunikationsmittel.“ Er wisse durchaus, sagt der Fahrradjournalist Koßmann, „dass der Sprinter fürs Handwerk durchaus ein gewisses Statussymbol ist. Gemeinsam mit einer Handwerksinnung haben wir aber auch schon einen ausgewachsenen Wäsche-

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trockner auf einem Longjohn verzurrt und selbst derart massiv beladen war das Lastenrad noch gut zu bewegen.“ Werbeträger mit Memory-Funktion Womit wir kurz noch auf die verschiedenen Modellvarianten des Lastenrads eingehen sollten: Beim erwähnten Longjohn handelt es sich um ein gestrecktes, zweirädriges Lastenrad mit einer bodennahen Ladefläche. „Durch diesen tiefen Schwerpunkt“, so David Koßmann“, ist ein Longjohn komfortabel zu fahren, leicht zu beladen und universell einsetzbar. Einige Hersteller und auf Lastenräder spezialisierte Händler bieten zudem individualisierbare Ausbauten und so genannte Sustainer an.“ Letzteres sind vorgefertigte Module, etwa eine Werkzeugbox, die mit wenigen Handgriffen auf der Ladefläche fixiert werden können. Zudem gibt es beispielsweise Sattelstützen und Lenker mit Memory-Funktion, sodass mehrere Mitarbeiter:innen ein Lastenrad ohne Einbußen an Komfort und Sicherheit nutzen können. Ein Revival feiert zudem gerade das sogenannte Bäckerrad: Hier befindet sich eine Ladefläche über dem etwas kleineren Vorderrad. Mindestens unter den nichtelektrifizierten Lastenräder fährt sich das Bäckerrad am agilsten und dynamischsten. Wer nur mit einer Werkzeugtasche oder generell überschaubarem Arbeitsgerät unterwegs ist, findet hier das Rad der Wahl. Dann wäre da noch das Longtail, das bis zum Sattel ausschaut wie ein gewöhnliches Damenrad. Dahinter folgt aber ein verlängerter und verstärkter Gepäckträger mit Platz etwa für bis zu drei Kindersitzen oder üppig ausladenden Gepäcktaschen. Und nicht zuletzt sind auch die recht schwergängigen, dreirädrigen Modelle mit einer starren Vorderachse unter dem Transportkorb aufgrund der elektrischen Unterstützung wieder eine funktionale Alternative. Ungebrochen beliebt ist dieser Typ als fahrender Werbeträger, zumal es nicht nur die günstigste Variante, sondern auch das Urmodell des Lastenrades ist.


„Ich bin in Weimar großgeworden“, erzählt auch Fahrradjournalist David Koßmann, „da gab es einen Brunnenpfleger, der mit so einem uralten Lastenrad durch die Stadt getingelt ist. Das hatte den maximalen Wiedererkennungswert, der war ein richtiges Maskottchen.“ Bäcker Florian Domberger hat derweil noch ein weiteres Argument für das Lastenrad: „Von den jungen und auch nicht mehr ganz so jungen Menschen, die sich bei mir um eine Stelle im Backhandwerk bewerben, hat heute mindestens jeder und jede zweite gar keinen Führerschein mehr. Wenn ich als Unternehmer nach Leuten suche, die universell einsetzbar sind und ich umgekehrt auch einen abwechslungsreichen Job bieten möchte, führt am Lastenrad kein Weg vorbei.“

Bäcker Florian Domberger weiss: „ Die Begegnungen und Gespräche, die ich auf einer Tour mit dem Rad durch die Stadt aufsammle, sind, auch aus unternehmerischer Sicht, durch nichts zu ersetzen!"

Kontakt IKK classic www.IKKclassic.de bgm@ikk-classic.de

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MEINUNG Neue Zufriedenheit

Foto: Markus Fruehmann

Text: Clemens Niedenthal, Denis Wischniewski

Der Druck muss raus! Früher war natürlich nicht alles besser und auf Trails schon gar nicht, aber irgendwie verspürt der Autor eine Sehnsucht nach einer weit simpleren Vergangenheit. Ein Aufruf zur Zufriedenheit.

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Na und nun? Ist doch okay. Kein Mensch hat gesagt, dass man sich während eines Trail-Rennens nicht auch mal kurz hinsetzen darf. Verrückt genug, dass alle anderen bei der Aussicht mit starrem Blick auf den Boden durch die schöne Landschaft hetzen.

Es ist eine Gruppendynamik, ach was, ein Gruppenzwang. Mögen wir auch noch so sehr betonen, das Trailrunning doch ein Individualsport sei. Und würden all die anderen diesen Sport etwas geduldiger, weniger ernsthaft, entspannter und lässiger betreiben, wäre ich sofort dabei. An der VP, also der Verpflegungsstelle, haben sich die Zeiten geändert. Alle sprinten durch. Schnapp. Zack. Zack. Weiter. Irre. Das war mal anders, aber anders geht heute nicht mehr. Die erste Hälfte der Teilnehmerinnen und Teilnehmer, denken nur an ihre Platzierung und die persönliche Bestzeit Ma. Und die andere Hälfte glaubt zur ersten Hälfte zu gehören oder kämpft gegen die neuerdings ungeheuer streng gewordenen Cut-Off-Zeiten. Wer will schon bei VP 4 aus dem Wettkampf genommen werden, weil man in VP3 zu lange Haferschleim gelöffelt und sich einfach mal in Ruhe mit den Rot-KreuzMenschen unterhalten hat?

Ach, irgendwie ist das schade. Und will dieser Text ganz bewusst eine Debatte darüber anregen, Trailrunning (auch) wieder weniger gezwungen zu betreiben. Einfach wird das nicht. Viele, nein, wir alle haben aus dieser vermeintlich einfachsten aller Sportarten, dem archaischen Laufen im Gelände, eine Wissenschaft gemacht. Wir lassen uns anstecken. Einfach so laufen, so einfach ist das schon lange nicht mehr. Dabei war Trailrunning, dabei war gerade Trailrunning doch lange Zeit auch eine Sportart für jene, für dies es bis dato keine Sportarten gab. Unsere Revierguide-Serie, fast sieben Jahre lang war das Trail Magazin in jedem zweiten Monat irgendwo in Deutschland auf Mittelgebirgstrampelpfaden, hat das eindrücklich dokumentiert. Der Ex-Punk, der im Herzen noch immer einer war und eben erst die Schachtel Lucky Strike gegen die Schachtel mit den Salomon-Schuhen getauscht hat, zeigt uns während regelmäßiger Gehpausen seinen Taunus. Zehn Jahre später laufen just dort jedes Wochenende junge und jungebliebene Athlet:innen umeinander, ambitioniert, fokussiert und mit klaren Zielen. Aus einem Lebensgefühl, einem Lebensstil ist auch das geworden: Training halt. Aber es geht ja auch gar nicht darum, Leistung zu verteufeln. Nicht einmal den Leistungsgedanken. Allenfalls die Attitüde, die so oft mit Leistung verbunden ist. Es geht darum, uns selbst zu vergewissern, was uns am Trailrunning einmal so glücklich gemacht hat. Der Flow und die tiefe Zufriedenheit eines Moments, gerade will wir wussten, dass das Weserbergland nicht das Wendelsteingebirge ist, Chemnitz nicht Chamonix und diese Downhilltechnik eher keine Downhilltechnik. Mit Siebenmeilenschritten immer der Nase nach. Wir meinen diese Ungezwungenheit. Die herrliche Unmittelbarkeit, zu der es sicher auch kam, weil wir alle noch gar nicht so recht wussten, was wie und wo dieses Trailrunning überhaupt ist. Weil dieser Sport noch nicht so durchdekliniert war. Das fehlt uns und wir möchten, weil es zum Jahresende so wunderbar passt, alle einladen, einfach mal wieder einfach so rumzurennen. Wir erinnern uns, dass die einzigartigen Erlebnisse auf Trails, dass die Läufe, von denen wir lange zehren, eben immer auch dann passiert sind, wenn e nichts am Reißbrett entworfen wurde, ja wenn etwas sogar zunächst einmal vollkommen daneben ging. Das mit der Schutzhütte zum Beispiel. Muss so sieben Jahre her sein – ich lief ohne Karte, nahm irgendwo über dem Spitzingsee den falschen Abzweig, weil ich wohl unaufmerksam war. Die Runde wurde an diesem Sommernachmittag fast eine Stunde länger als gedacht, aber ich kam genau deshalb an einer kleinen Schutzhütte vorbei und machte Bekanntschaft mit einer alten Dame, die mir in einer unfassbar ehrlichen und bildgewaltigen Sprache einen Teil ihrer Lebensgeschichte erzählen sollte. Darunter Sätze, die ich noch heute mit mir trage und dir mir, ja, helfen. Damit wir uns nicht falsch verstehen: Es geht nicht darum, diesem Sport seine Ambitionen zu nehmen. Nur vielleicht ein wenig seiner, nein, unserer Ernsthaftigkeit. Es geht erst recht nicht darum, Gefahren zu unterschätzen oder gar kleinzureden. Die richtige Ausrüstung, die physischen Voraussetzungen und das wache einschätzen der eigenen Leistungsfähigkeit, der Blick auf das Wetter … eh klar. Es geht darum, Trailrunning als das zu bewahren, weswegen es uns, und das wissen wir aus vielen Gesprächen mit euch, so ans Herz gewachsen ist: eine Tür hinaus aus dem Alltag, ein sicherer Ort, an dem wir sein können, wie wir eben sind und wie wir uns gerade fühlen. Trailrunning ist, was wir draus machen. Die Popularität unseres Sports hat schöne Facetten, nicht zuletzt eine neue Zugänglichkeit in ganz andere Altersgruppen oder Milieus hinein. Sie führt aber auch zu verfestigten Bildern, zu Klischees, von dem, was Trailrunning zu sein hat. Hinterfragt diese Bilder. Schließleich seit ihr, schließlich sind wir alle der Sport.

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MEINUNG Nachwuchsförderung aber wie?

Jetzt tut halt mal was Trailrunning boomt und doch dürfen wir uns nicht in Sicherheit wiegen, denn der Sport wird, so wie er einst entstanden ist, in Zukunft nicht einfach weiter wachsen. Er verändert sich und braucht, mehr als damals in seinen Anfängen, junge Menschen, die ihn gestalten und weiter voran bringen. In dieser Ausgabe lest ihr ein Interview mit Lukas Ehrle. Er ist das größte Talent im Trailrunning- und Berglauf in Deutschland. Er ist keine 20 Jahre alt und gewinnt bereits internationale Rennen, darunter sogar den ETC im Rahmen des UTMB. Von solchen Lukas Ehrles´ sollten wir unbedingt noch mehr haben. Junge Leute, die schnell und stark sind und es irgendwie selbst noch garnicht so richtig wissen. Trailrunning in Deutschland hat unbedingt ein strukturelles Problem mit der Nachwuchsförderung. Das Problem, um es genauer zu benennen – es gibt überhaupt keine Nachwuchsförderung im größeren Stile. Die Golden Trail National Series war eine von Salomon initiierte Rennserie die in den letzten beiden Jahren eine Anziehungskraft für eine neue Generation an Trailrunnern war, die sich gerne auf höchstem Niveau messen. Für alle die dort siegten war es auch ein Sprungbrett zu den internationalen Rennen. Distanzen zwischen 25 und 40 Kilometer, genau die Streckenlängen, die künftig wohl auch die größte mediale Aufmerksamkeit bekommen könnten. Diese Serie, auch kurz GTNS genannt, wird nun eingestellt. Salomon will Ressourcen für die weit wichtigere globale Serie bündeln. Es geht dabei um viel Geld und Budgets, die endlich sind.

Es ist jedenfalls schade, dass diese Serie nun nicht mehr stattfindet und noch schlimmer – es gibt in Deutschland aktuell keine Alternative und damit überhaupt keine Trailrunning-Serie die in irgendeiner Form der scheidenden GTNS nahe kommt. Solche Dinge passieren, wie oft im Leben, immer zum genau falschen Zeitpunkt. Just dann, wo die Serie doch vor allem in 2024 so gut ankam, sportlich so geschätzt wurde und im Begriff war echte Spuren zu hinterlassen. Schwamm drüber. Es muss weiter gehen. Aber wie? Nochmal zurück zu diesem Lukas Ehrle. Der hat den erfolgreichen Weg ins Trailrunning über die Leichtathletik und Berglauf gefunden. Da gab es für ihn natürlich die ein oder andere Förderung über Verbände, aber in erster Linie durch die eigenen Eltern. Wer heute im Kinderund Jugendalter direkt und ohne Umwege ins Trailrunning einsteigt, muss kreativ sein. Vereine wissen zwar was Trailrunning ist, sind meist noch weit davon entfernt, dies als eigene Sportart anzubieten. Was für junge Menschen in Trailschuhen im ersten Schritt wichtig ist – der neuentdeckte Sport muss Spaß machen, die Hemmschwelle muss niedrig sein und es sollte direkt vor der Haustüre und am besten im Verbund mit Freunden

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passieren. Sie müssen und sollen sich messen, sich bei Wettkämpfen prüfen ohne dabei in andere Länder oder hunderte Kilometer fahren zu müssen. Davon sind wir weit entfernt. Der Ruf danach, dass Trailrunning in einer smarten Form, ohne dass sich der Sport in seiner DNA ändert, in eine Verbandsstruktur mit potenten Fördermaßnahmen einfügt, wird lauter. Muss lauter werden! Es kann doch nicht sein, dass wir international durch die Decke gehen, die Katharina, die IdaSophie, den Hannes, die Rosanna feiern und im Schulterblick nichts zu erkennen ist. Nein, es wird eine Aufgabe für uns alle werden, dass der Sport jünger wird. Das heisst ja nicht, dass die Alten ihn dadurch nicht weiter betreiben dürften. Andere Länder sind weiter. In Spanien ist Trailrunning eine Art Volkssport und wird wie eine olympische Disziplin gefördert. Ob es nun der einzig richtige Weg ist unseren Sport in den Leichtathletik-Verband einzupflanzen sei dahin gestellt, aber eines sollten wir unabhängig von sportpolitischen Überlegungen immer auf der Agenda stehen haben – Trailrunning soll für alle junge Menschen, die Interesse daran haben, gut erreichbar sein und wenn Talent in Sicht, müssen Möglichkeiten bereit stehen um gemeinsam Schritte in die spannende Welt der Wettkämpfe zu gehen. Der Wegfall der GTNS hat deutlich gemacht – also hatte es auch etwas Gutes –, dass wir unbedingt solch eine Rennserie brauchen. 7 bis 10 Rennen in Deutschland oder im DACHRaum, die in einer Gesamtwertung enden, die etwas Preisgeld ausspielen und Aufmerksamkeit bekommen. Eine Serie, die in den Alpen Halt macht, aber die Mittelgebirge, den Schwarzwald und den Thüringer Wald nicht vergisst. Vielleicht sollten einfach alle der etablierten Events an einen Tisch kommen und konsequent an solch einer Idee arbeiten. Und zur Finanzierung einer umfassenden Nachwuchsförderung könnte man doch an alle jene die bislang gute Geschäfte gemacht haben adressieren: macht doch da mal was! Es wird sich auszahlen. Ihr werdet irgendwann noch mehr von euren Schuhen, Stöcken und Uhren verkaufen. Text: Denis Wischniewski


Foto: Damien Rosso


PRAXISTEST CRAFT Pure Trail X

Die aktualisierte Version des beliebten Pure Trail hat nun ein X bekommen und will mit einer durchgehenden Mittelsohle für mehr Energierückgabe sorgen und lange Trails wegstecken.

CRAFT machen Freude! Uns gefällt was die 1977 gegründete schwedische Marke in Sachen Trailrunning so auf die Beine stellt und in den letzten Jahren gestellt hat. Es scheint ein Plan zu sein. Neben einer Reihe wirklich guter klassischer Trailschuhe überraschen CRAFT nun mit dem PURE TRAIL X. Nicht. Nein, denn Laufschuhe, die sich zwischen Trail, Gravelroad und Strasse positionieren und wohl fühlen, sind das Steckenpferd des Sponsors von Trail-Legenden wie Mimi Kotka oder Ida Nilsson. Nun also der PURE TRAIL X und die Frage was kann er und wo soll er bitte laufen? Zunächst bin ich kritisch, denn der Schuh ist relativ hart und direkt. All das was aktuell viele andere Trailschuhe anbieten – Weichheit, eine softe, fast schwammige Mittelsohle, finden wir hier nicht. Gut so, denn dieses Modell spielt letztlich seine ganze Qualität damit aus, dass seine Konstruktion über ein wundervoll direktes und vorwärts getriebenes Abrollen funktioniert. Wer also einmal ins Laufen mit ihm kommt

verliebt sich sehr schnell in seine Dynamik. Ein wenig Abstriche muss man jedoch machen – der Schuh muss nämlich unbedingt lose mit seinem Produktnamen verankert werden und damit auf GRAVEL-Wegen gelaufen werden, also einfache Trails. Zu technisch, zu steil, darf es für ihn nicht werden, wobei der PURE TRAIL X im Gegensatz zu frühen Craft-Trailschuhen in Sachen Stabilität und Fit viel gelernt hat und konkreter geworden ist. In seiner grundsätzlichen Anlage und Geormetrie bleibt er aber ein Laufwunder, ein besonderer Rolleur für durchaus auch temporeiche, lange Strecken auf Naturstrassen und flowige Waldtrails. Ein Tipp für alle, die 2025 einen Schuh suchen der für Longruns mit nicht allzu vielen Höhenmetern funktioniert. Fazit: Der PURE TRAIL X hat einige Features, die aus ihm in der Theorie einen krassen Trailschuh machen – Schutzplatte, guter Fit und eine agressive Aussensohle. Aber er will rollen, er will es flach, hügelig und möglichst nicht allzu alpin.

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Gewicht: 320 Gramm (42) Sprengung: 6mm Preis: 160 Euro


FALKE

Tights Warm 60 Euro

LA SPORTIVA Bushido 3 Gore-Tex Gewicht: 326 Gramm (42) Sprengung: 6mm Preis: 190 Euro Es gibt Trailschuhe, von denen man sich auch eine wasserdichte Gore-Tex-Variante wünscht. Einfach, weil sie einem so sehr ans Herz gewachsen sind, und an die Füße. Und es gibt Trailschuhe, die in ihrer Gore-Tex-Variante noch einmal mehr zu sich selbst finden. Letzteres trifft ganz unbedingt auf den La Sportiva Bushido zu. Einem Schuh, den die Redaktion dieses Magazins unisono vor allem dann an den Füßen hat, wenn die Bedingungen rauer oder das Wetter wilder geworden sind. Im Herbst, im Winter, im Graupel und im Regen. Warum das so ist? Weil der Bushido auch in seiner nun dritten, im Detail schlankeren, noch immer aber in erster Linie robust und stabil ausgelegten Auflage ein Schuh für alles Abwegige und Alpine ist. Gerade im Vergleich mit der aktuellen Trailschuhmode ist der Bushido straff und direkt abgestimmt, er bietet sehr guten Grip gerade auf technischen Trails und nassem Untergrund. Kurzum: Er ist ein Trailschuh der alten Schule. Stabilität schreibt er groß, der Fuß steht flach und gefasst im eher schmal geschnittenen Schuh und dieser wiederum standfest auch im kritischen Terrain. Als Skyrunning-Modell will der Hersteller aus Val die Fiemme den Bushido gar positionieren. Das nötige Vertrauen und ein direktes Gefühl für den Untergrund vermittelt dieser mit Bedacht und Verstand überarbeitete Klassiker durchaus. Auch an der Außensohle, einer Eigenentwicklung, haben wir wenig zu mäkeln. Dass wir aber gerade von der Gore-Tex-Variante so begeistert sind, liegt nur einerseist daran, dass wir bei strahlendem Sonnenschein doch lieber zu dynamischeren, agileren und geschmeidiger gedämpften Modellen greifen. Zu Schuhen, die rollen und die rennen wollen, was nie die Kernkompetenzen des Bushido waren. Vor allem greifen wir zur Gore-Tex-Variante, weil wohl kein zweiter Hersteller diese Membran so präzise und elegant zu verarbeiten weiß wie La Sportiva. Zumal in der kaum spürbaren, wirklich flexiblen „Invisible Fit“-Variante, die sich noch immer wenige Hersteller leisten wollen. Hierbei wird die Membran nicht konventionell als Zwischenlage verarbeitet, sondern direkt mit dem Obermaterial des Schuhs verwebt. Spätestens jene, für die ein Membran-Schuh bis dato zu unflexibel, zu schwer und tendenziell schweißtreibend war, könnten der Bushido 3 und seine „unsichtbar“ verarbeitete GTX-Membran also zum Umdenken bewegen. Und wer schon immer gerne in wasserdichten chuhen unterwegs gewesen ist, findet hier einen besonders guten.

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Lange Unterhosen. Sagt nur keiner mehr. Tights Warm ist deshalb die dennoch selbsterklärende Produktbezeichnung dieser langen Unterhosen von Baselayer-Experte Falke aus dem Sauerland. Erhältlich für Frauen und Männer und jeweils in vielen Farben. Gemacht aus einem Synthetikgemisch, dass sich auf der Haut dennoch angenehm anfühlt und auch Betätigungen von hoher Intensität gewachsen ist. Die Tights sitzen, nun ja, tight und an den entscheidenden Stellen dezent komprimierend, dennoch aber entspannt für die meisten von uns. Das wirklich flexibel gewebte Garn macht es möglich. Wärmeleistung und Trocknungseigenschaften sind – wow. Wer nicht explizit nach Naturmaterialien sucht – auch von Falke gibt es teurere Modelle mit einem hohen Wollanteil – findet hier eine verlässliche erste Lage für die wirklich kalten Tage nicht nur auf den Trails. Ein Basisteil zu einem ob seiner Funktionalität und seiner Verarbeitung angemessenen Preis. Zum Schnitt sei gesagt: Er ist im guten Sinn variabel. Kleinere, muskulöse Menschen haben so die selbe Größe wie etwas größere mit eher dünnen Haxen.


PRAXISTEST PATAGONIA MEN'S CAPILENE® MIDWEIGHT CREW 90,00 Euro XS-XXL

Dieses Oberteil könnte auch weiter vorne in diesem Heft auftauchen, bei den Lieblingsteilen 2024, den persönlichen Highlights der Redaktion. Ach was war ich in diesem Teil alles und überall unterwegs. Ich trug das aus 100% recyceltem Polyester produzierte LS bei Ultratrails, bei Kälte als Midlayer, am Tag als erste und letzte Lage und – Obacht – als feinen Zwirn am Abend im Restaurant. Viel universeller kann ein Top nicht sein. Waschen? Klar. Ich trug es im TrailrunningUrlaub auf Mallorca am Tag beim Laufen und Wandern, unterzog es einer simplen Handwäsche, lies es in der Sonne trocknen und war wieder bestens gekleidet. Funktionell, im Sinne einer Sportausrüstung, ist es auch. Es kühl, es wärmt, es ist rasch trocknend und hat ein kleines Packmaß. Eine Art Rautenstruktur sorgt für effektives Temperaturmanagement. Mehr kann man nicht erwarten.

MONTANE Switch Glove 65 Euro

Auf den britischen Inseln gibt es bekanntlich eine sehr eigene Vorstellung von Trail- und Ultrarunning. Oft geht es der Nase nach, man sagt dann Fellrunning dazu. Gerne geht es durch knöcheltiefes Nass, das heißt dann „britisches Wetter“. Montane, die einzige wirklich konsistent empfehlenswerte britische Marke für Bergsport- und Trailrunning-Produkte, hat für genau dieses Wetter einen ziemlich genialen Handschuh entwickelt. Genial, weil er die recht dünne Haptik und den fast unmerklichen Tragekomfort eines leichten Laufhandschuhs nicht nur mit merklich resilienteren Materialien kombiniert – sondern auch einem Überzug aus der bewährten Pertex-Membran, die man ja von diversen Regenjacken kennt, auch jenen von Montane. Da dieser Überzug nicht bloß ein Fäustling ist, sondern auch einen Daumen besitzt, sind die Handschuhe, wenn nötig, windabweisend und komplett wasserdicht. Ansonsten verschwindet der Überhandschuh einfach im Bündchen, was auch während des Laufens spielend funktioniert. Auch klasse: das beinahe ledern wirkende Material an der Innenseite. Dem können auch Laufstöcke oder die Fahrradfahrt zum Lauftreff nichts anhaben. Und, ja, wischen und tippen auf dem Smartphone kann der Montane Switch Glove auch. Unter den vielen, oft günstigeren Laufhandschuhen auch deshalb eine Empfehlung, weil er länger als einen Winter hält und dank des separaten Überhandschuhs eine breite Temperatur- und Wetterpalette abdeckt. www.montane.com

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ADIDAS EYEWEAR Anemos // UV400 // 23 g 144 Euro

Mit Laufsportbrillen ist es ein wenig wie mit Sportuhren – es geht grundsätzlich auch ohne, aber sehr oft, allzu oft, macht es Sinn mit. Und dann wäre es halt schön, wenn es funktioniert. Bei der Brille liegt es dann vorallem am Glas und am Tragekomfort. Und? Klar–die Optik, denn so eine Brille ist und bleibt ein Accesoire, das sichtbarer kaum sein könnte. Die ANEMOS bleibt eine Funktionsbrille und punktet garantiert NICHT mit 100 von 100 Stylepoints. Volle Sternchenwertung bekommt sie aber in allen anderen Beziehungen – das Glas, die Photocromic Version, ist das mitunter beste Sportbrillenglas, das ich je trug. Die Bandbreite ist sensationell und reicht vom souveränen Verdunkeln bei sehr grellem, reflektierten Schnee bis hin zum beeindruckenden Aufhellen im dichten Wald am Ende eines langen Lauftages, die Sonne längst hinter der Bergspitze verschwunden. Fazit: Kein Leichtgewicht, keine Stilikone, aber ein Funktionswunder für faires Geld. Zudem darf man ein hohes Maß an Robustheit und Qualität erwarten.

THE NORTH FACE Summit Offtrail 190 Euro

That's a fun one. Und, ja, uns hat es ehrlich überrascht, dass The North Face mit ihrem Fokus auf laufdynamische Schuhe mit Plattentechnologien und Rockershape plötzlich einen derart durchdachten und klar positionierten Offtrailschuh raushauen. Noch überraschender, dass der Summit Offtrail sogar richtig laufbar (und auch notierbar komfortabel) ist. Wenngleich er seine Talente dort auspielt, wo es groben Grip, einen präzisen Fußaufsatz und hakenschlagende Agilität braucht. Die Passform findet den Kompromiss zwischen athletisch und genügend Raum für längere Abenteuer, die Gamaschenlösung mit dem Boa-Verschluss sitzt so gut wie sie aussieht. Na gut, es ist ein ganz eigener Look. Es gibt auch eine konventionellere Variante mit klassischer Schnürung (160 Euro). Kurz zu den Eckdaten: 6mm-Sprengung und rund 350 Gramm in Mustergröße 42, am Fuß fühlt sich der Summit Offtrail aber leichter an. Dass keine Membran verbaut ist, passt zum Wettkampfanspruch des Modells.

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MORALFRAGE Hart am Limit

SPORT-LIFE-BALANCE Es läuft bei unserem Leser. So sehr, dass seine Beziehung da manchmal nicht so recht hinterherkommt. Ein Appell an unser aller Aufmerksamkeitsmanagement

Liebe Redaktion, meine Partnerin und ich machen beide viel Sport. Wir gehen gemeinsam Bouldern und sind auch viel gemeinsam laufen gegangen. Während sie seit ihrer Jugend und inzwischen in der Landesliga Volleyball spielt, sind Trailrunnung und das Rennrad meine Themen geworden. Neuerdings beschwert sich meine Freundin aber gerne, dass ich zu viel Geld für Sportreisen und für die Events im Sommer ausgeben würde. Ich muss dazu sagen, dass wir beide noch im Studium stecken, finanziell geht es uns okay, aber nicht rosig. Dennoch finde ich ihre Kritik ungerecht. Erstens haben wir noch getrennte Kassen und zweitens kann ich ja nichts dafür, dass ihr Sport vor allem regional stattfindet und die Fahrten zu den Spielen zudem aus der Vereinskasse bezahlt werden. Wer von uns beiden ist ungerecht? Max K., Würzburg

Lieber Max, Du hältst es offensichtlich mit einem kölschen Sprichwort: Du erwartest von deiner Freundin, gönnen zu können. Ich glaube aber nicht, dass es ihr tatsächlich um die Kostennutzungsrechnung deines Hobbies geht. Du schreibst, dass ihr gemeinsam laufen gegangen seid. Vielleicht vermisst sie diese gemeinsame Zeit. Sie vermisst einen (Lauf-)Partner auf Augenhöhe, mit dem man im beschleunigten Trab abschalten kann. Schafft ihr es, diese Routinen wieder in euren Alltag zu integrieren? Dein Vergleich mit dem Volleyball humpelt insofern, da sie diesen Sport schon ihr halbes Leben lang macht. Es ist für sie keine bewusste Entscheidung gegen Dich oder Eure gemeinsame Zeit. Sollte es ihr hingegen tatsächlich ums Geld gehen – schau dir einmal euren gemeinsamen Alltag an. Vielleicht entscheidest Du Dich zu oft gegen den Abend im Kino oder ein gemeinsames Essen beim Italiener, weil das Laufevent oder die Rennradrunde am Wochenende ja schon genügend Quality Time ist. Kurzum: Arbeite an Deiner Sport-Life-Balance.

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Beat Yesterday


AGRAVIC 3.0


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