Trail Magazin #3/2020 Vorschau

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REISE: UNTER DEN MARATHON-MÖNCHEN / FOTOSTORY: AM MEER / EVENTS 2020

TRAIL MAGAZIN

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DAS LAUFMAGAZIN NR.1 FÜR TRAILRUNNER

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03 2020 Mai Juni

DIE EWIG LAUFEN!

DEUTSCHLAND ¤ 5,90 ÖSTERREICH ¤ 6,70 SCHWEIZ SFR 9,40 LUXEMBURG ¤ 7,20 ITALIEN ¤ 8,30 SPANIEN ¤ 8,30 FRANKREICH ¤ 8,30

WWW.TRAIL-MAGAZIN.DE

TIPPS

VOM PROFI

So planst du neue Routen!

DIE ALTEN EROBERN DIE TRAILS – WIE LANGE KANN MAN EIGENTLICH LAUFEN UND TOPFIT BLEIBEN?

VIEL MEINUNG: KILIAN JORNET SPRICHT!

LÄNDER-SPEZIAL

ALLES ÜBER

SCHWEDEN!

DER MEGA

TEST!

39 NEUE TRAILSCHUHE IN DER PRAXIS SALOMON, ADIDAS, SCOTT, LA SPORTIVA, INOV-8, HOKA, BROOKS, SAUCONY, DYNAFIT UND MEHR

TRAINING: DEM GEFÜHL WIEDER RAUM GEBEN!


SENSE COLLECTION

SENSE RIDE 3

SENSE FLOW

SENSE FEEL


EDITORIAL Liebe Leser*innen,

DENIS WISCHNIEWSKI

Wir sind an einem Punkt angekommen an dem wir uns dringend einmal unterhalten sollten. Es geht nämlich um uns und um unsere Manieren, um unsere Ansprüche. Die an uns selbst und die die wir an unsere Umgebung stellen. Wir sind vielleicht bereits zu viele. Wir überfordern die Natur. Nicht immer und überall, aber ganz sicher an etlichen Hotspots. Also was tun? Lasst uns kreativ sein und andere Wege gehen. Vielleicht könnte das unser aller grosses Motto für 2020 sein: „Andere Trails finden!“ Wir müssen nicht hirnlos, weglos mitten durch sensibles Naturschutzgebiet rennen, wir können auf festen Wegen bleiben. Wir müssen nicht mit hunderten anderen auf die hochfrequentierten Touristengipfel an einem Sonntag Nachmittag. Wir sind Trailrunner und haben auch Spaß am kleinen Nebengipfel oder in einer Region, die ganz einfach niemand kennt – soll es ja geben. Ich habe Angst. Angst, dass wir Trailrunner auf dem besten Wege sind zu den Mountainbikern 2.0 zu werden. Zu fleischgewordenen Naturproleten und in der Aussenwahrnehmung genau das was wir nämlich absolut NICHT sind: Leute die der Natur nur etwas nehmen und sie nicht ehren. Ein leichteres Thema. Schuhe. Mal wieder. Trailschuhe. Unser aller liebstes Thema. Auch da sind wir nicht frei von Moral – schliesslich werden unsere Produkte von Fernost um den halben Globus verschifft, dass es dampft und glüht. Aber, wir haben uns wohl darauf geeinigt, dass wir zumindest ab und zu neue Laufschuhe brauchen und nun findet ihr ab Seite 34, wie in jedem Jahr einen riesigen Praxistest mit 39 aktuellen Modellen der Saison…

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4 Menschen dieser Ausgabe SEBASTIAN HALLMANN

SEBASTIAN WAR DEUTSCHER MEISTER ÜBER 1500 METER AUF DER BAHN UND ÜBER 10.000 METER AUF DER STRASSE. LÄNGST IST DER 43-JÄHRIGE AUF DEN TRAIL EINGEBOGEN UND BELEGTE DORT AUCH INTERNATIONAL TOP-PLATZIERUNGEN BEI DER LANGDISTANZ-BERGLAUF WM. IN UNSERER REPORTAGE AB SEITE 22 SPRACHEN WIR MIT IHM ÜBER DAS „ÄLTER WERDEN IM LAUFSPORT“.

THOMAS SCHMIDT

DAS FANDEN WIR SPANNEND, ALSO HABEN WIR MIT IHM LANGE GESPROCHEN UND GUT ZUGEHÖRT: TOM, DER BÄCKERMEISTER WOG EINST 170 KILOMETER UND STARTETE IRGENDWANN EINEN LANGEN TRAILMARATHON, DER IHN NICHT NUR GEWICHT VERLIEREN LIESS, SONDERN AUCH BIS ZU EINEM 170-KILOMETER-ULTRATRAIL BRACHTE.

KILIAN JORNET

IN DER GESCHICHTE DES TRAIL MAGAZIN HABEN WIR EINIGE MALE MIT DEM WELTBESTEN TRAILRUNNER GESPROCHEN. DER KATALANE, DER IMMER IRGENDWIE „JUNG“ WAR, BEGLEITET DAS MAGAZIN SEIT ÜBER EINER DEKADE ALS AUSHÄNGESCHILD EINER GANZEN SPORTART. DIESMAL HATTE ER VIEL ZU SAGEN.

EVA SPERGER

EVA SPERGER HAT ES VERDIENT. FINDEN WIR UND HABEN IHR, ZUSAMMEN MIT 2500 LESER*INNEN, DEN AWARD FÜR DIE „BESTE TRAILRUNNERIN DES JAHRES“ VERLIEHEN. IN MÜNCHEN BEI UNSERER 1. NIGHT OF THE TRAIL NAHM DIE MÜNCHNERIN DEN PREIS VOR 200 ZUSCHAUERN ENTGEGEN.


FOTOSTORY AM MEER Texte: DENIS WISCHNIEWSKI Fotos: ALEXIS BERG

AUF ZU NEUEN

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Irgendwann, ganz plötzlich, ist es mir aufgefallen: Ich laufe am liebsten dort, wo es nicht weit bis zur nächsten Küste ist. Eine Liebeserklärung an die letzten Meter vor der Meer

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Einstimmungsmittel

P RO D U KT E

Wer braucht etwas Animation? Mit diesen Dingen stehst du bis auf die Zähne motiviert an der Startlinie und kannst das Loslaufen kaum abwarten...

JOURNALNEWS

Es heißt, diese Cola würde nach dem Urrezept von Afri Cola gemacht. Also mit richtig viel Koffein. Konnten wir aber nicht überprüfen. Wir hatten auf die Schnelle keine Flasche von 1931 zur Hand. Die bis auf Weiteres leckerste und weitgehend ohne lebensmittelchemische Zusatzstoffe hergestellte koffeinhaltige Limonade ist Premium Cola in jedem Fall. www.premium-cola.de

Was richtig wach macht? Gute-Laune-Pop, der dennoch nicht stumpf, sondern charismatisch und drängend um die Ecke kommt. Der Song „Sucker Punch“ von der Norwegerin Sigrid beispielsweise. Die hat nebenbei noch eine Hardshell-Jacke gemeinsam mit Gore-Tex und Norona entworfen und testet diese grad selbst auf Schneeschuhtouren mit ihren Eltern.

Was uns verlässlich kickt? Kaffee, stark und schwarz. Weil aber die Siebträgermaschine nicht in den Rucksack passt, füllen wir das Extrakt dieser wunderbar fruchtigen äthiopischen Röstmischung aus dem Münchener Café Blå in eine schlanke und deshalb besonders effiziente Thermoskanne. Zum Beispiel von Camelbak.

Peter Kowalsky hatte vor einem Vierteljahrhundert die Bionade erfunden. Inzwischen lebt er in Berlin und hat einen Mineralienund Nährstofflieferanten entwickelt, der bewusst kein Nahrungsergänzungsmittel sein will. Wir vergleichen Inju durchaus mit Orthomol und empfehlen die Sorte Boost für eben ihren Boost-Effekt. Ohne Koffein! www.inju.com

Vom Wald ist in dieser Ausgabe ja mehrfach die Rede. Vom traditionsreichen Naturkosmetikhersteller kommt dieses Duschbad mit belebender Tanne: Forest Harmony Shower. www.weleda.de

Die US-Hardcore Band ROTTING OUT sind ein Geheimtipp des Genres und bekannt für enorm harte Töne. Wer auf punkige Attitude mit viel harten Metalriffs steht kann sich mit dem aktuellen Album RONIN bis zur Startlinie mit Adrenalin aufladen. GO!

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Jugend rennt. Das tut sie meist ganz von alleine, aber ein Verband, der sich kümmert, wäre doch was für die Trail-Youth, oder?

MEINUNG

Ein junger Verband? Die Österreicher machen es uns vor. Wie fast immer. Coronavirus, Flüchtlingspolitik, Mautgebühren. Ach ja und seit längerem auch mit einem Verband für Trailrunning, einem Verband für Skyrunning und einer Vereinigung die aus unerfindlichen Gründen normale Menschen zu sogenannten Trailguides ausbildet. Nun gut. Das muss wohl so sein. In Österreich. In Deutschland suchen wir noch immer. Nach einem Verband. Nach einem Dach für uns coolen Jungs und Mädels die auf Trails laufen und nicht so recht zur Leichtathletik passen. Der DLV, der Deutsche Leichtathletik Verband, hatte im Februar zu einem Expertentreffen gerufen und wir vom Magazin waren dabei. Sie wollten an diesem Samstagvormittag von rund 15 Leuten wissen, wie man „Trailrunning“ in eine Verbandsstruktur bringt, oder ob man das vielleicht besser lassen sollte. Gute Fragen. Wenn ja, wie und wieso und wenn nein, dann wieso und warum? Vorweg – es gab am Ende, nach 3 Stunden Diskussion, keine Lösung und Trailrunning ist noch weit entfernt eine DLV-Sportart zu sein. Anders als das Ultralaufen, denn die sind über die Vereinigung des DUV seit einiger Zeit mit dem DLV in einem Boot. Eine Sache, die offenbar ganz ordentlich funktioniert. Zurück nach Österreich. Das Land das einer Person zu verdanken hat, dass Trailrunning hochoffiziell funktioniert und oft grösser geredet wird als es in Wirklichkeit ist (bei den Österreichischen UltratrailMeisterschaften 2018 waren 12 Männer und 3 Damen im Ziel). Nur – ist das wirklich besser? Kein Thema, es gibt in Österreich tolle und professionelle Events, wie der GGUT, das Innsbruck Trail Festival oder der Mozart 100. Die haben ihre Existenzen und guten Strukturen, aber nicht dem nationalen Verband zu verdanken, sondern ganz einfach Leuten, die den Sport lieben und einen guten Organisations-Job machen. Ach ja. Und guten Partnern aus der Sportindustrie und dem Tourismus, die sich finanziell einbringen. In Österreich, wie auch in Deutschland hat sich Trailrunning in der Breite und als Wettkampfsport in den vergangenen Jahren ganz wunderbar, sehr organisch auch ohne Verbände entwickelt. Lassen wir Österreich also auch künftig mit seiner ATRA und ASTA glücklich und wichtig werden, wir sind uns sicher, dass unser Sport seine eigenen Wege findet. Ein Verband regelt, ein Verband verbietet und schliesst manchmal auch aus - all das passt nicht zu uns. Ein Verband müsste sich an unseren Sport anpassen. Das wäre denkbar, aber ist von einem Verband, der seit Jahrzehnten in festen Strukturen

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steckt nur schwer vorstellbar. Ist das mit dem DLV und uns also undenkbar? Nein. Wo Menschen sind gibt es auch Wege und Lösungen. Deutschland wurde wiedervereingt, die Grenze fiel – da wird der Trailrunner doch bitte auch von einem Leichtathletik-Verband überdacht werden können. Im Ernst, wir haben da eine Idee und eine Bitte an den DLV oder an den DAV: nehmt euch doch diesem „Trailrunning“ an. Mit viel Spirit, mit viel Interesse und vor allem mit nur einer obersten Intention: Jugendförderung. Die älteren Topathleten, die bei der WM starten, beim UTMB laufen oder in Zegama beim Skyrace dabei sind, die haben oft ziemlich engagierte Sponsoren und stecken meist in ordentlichen Berufen um ihren Sport solide betreiben zu können, aber die Jugend, die fehlt uns. Noch. Die würde auch übrigens sehr gut auf Trails passen. Spielerisch fast besser als auf eine Tartanbahn. Ein Verband könnte Jugendförderung leisten, Meisterschaften ausrichten, kurze Distanzen etablieren. Ich erinnere mich an meine Pfingstferien irgendwann in den späten 1980er Jahren: ich war ein junger Radrennfahrer und er Württembergische Radsportverband hatte uns Jungs für eine ganze Woche in ein Jugendtrainingslager auf die Radrennbahn nach Öschelbronn eingeladen. Wir schliefen im Matratzenlager im dazugehörigen Sportlerheim, bekamen ein Frühstück und ein Abendessen. Alles sehr einfach, aber alles sehr prägend und sinnvoll. Ich fand den Verband damals, logischerweise, sehr cool. Vielleicht passiert das ja mal wieder in Zukunft, dass ich einen Verband cool finden und nicht steif und unkreativ. Fazit: Ein Verband muss dem Trailrunning-Sport etwas nutzen, er muss geben und nicht nur nehmen. Ein Verband der zu uns passt, muss aus unseren Reihen kommen, ein Verband wäre wichtig für die Jugendförderung in unserem Sport und vielleicht für einige wenige Elite-Sportler die wir hier haben und die professionelle internationale Meisterschaften als Nationalteam laufen wollen. Ach ja. Und so ein www.thywear.com Verband muss verstehen, dass Trailrunning kein Abfallprodukt des großen Berglaufsports ist, sondern eine weltweite Bewegung die Millionen Menschen als Breitensport mobilisiert. Denis Wischniewski

T R A I L HAUNTED Y O U T H


DIE DAUER LÄUFER

REPORT HARZER SPEZIAL EWIGE LÄUFER FKT


Text: DENIS WISCHNIEWSKI Fotos: HARALD WISTHALER

Jonathan Wyatt, Ingrid Greiner, Till Kürschner, Sebastian Hallmann und ja, ich der Autor — was haben wir nur gemeinsam? Wir werden älter, sind alt und in jedem Fall nicht mehr jung. Warum und wie man im Alter den Spaß auf Trails behalten kann, wollten wir von denen wissen die das mit Lässigkeit tun. Schon klar. Älter werden ist immer relativ. Man wird rein theoretisch ziemlich gleichmässig älter und für uns alle, ist eine Sache – bei allen Ungerechtigkeiten , die einen arm, die anderen reich, die einen doof, die anderen clever- sehr fair: die Zeit tickt für ein jedes Lebewesen in der selben Geschwindigkeit. Auch Läufer*innen werden älter, das Tempo geringer, die Muskelmasse weniger und vielleicht liegen die Zeiten der grossen Erfolge dann auch irgendwann

einmal unwiderruflich zurück. Nun aber zu unserem Thema: Trailrunning. Das Älterwerden in diesem, unseren Sport scheint etwas spezieller zu sein. Fast könnte man glauben, dass dieser Sport kein Alter kennt. Eine wirklich sehr schöne Nebenerscheinung. Ich werde in diesem Jahr 47 und habe mir Gedanken gemacht, ob ich denn nun selbst ein Protagonist dieser Reportage sein kann. Kann ich. Ich bin im Sport, im Leben und überhaupt mit dem

Älterwerden mehr konfrontiert als je zuvor. Mein Körper verändert sich. Ich laufe dagegen an – mit Erfolg. Vor einem kann ich aber nicht davonrennen. Vor mir, hinter mir, neben mir, rennen bei Wettkämpfen, bei Lauftreffs und bei Lesercamps immer mehr Jüngere Leute. Ich fühle mich ihnen zwar sehr dazugehörig, aber wenn ich das rechne beginne sind die einfach 10, 15 oder 20 Jahre jünger, sind junge Eltern, studieren oder neu im ersten Job. Alles Dinge die ich

Unglaubliche Altersrekorde Eine lebende Legende unseres Sports ist ohne Frage Marco Olmo. Der sympathische Italiener gewann den UTMB in den Jahren 2006 und 2007. 58 und 59 Jahre war er alt. Ein Zeit in der man davon ausging diese Reife wäre nötig um so lange Rennen wie den UTMB erfolgreich zu bestreiten. Doch dann kam 2008 ein gewisser Kilian Jornet Burgada. 21 Jahre jung…. Jens Lukas ist wohl einer der erfolgreichsten deutschen Ultraläufer. 2 Siege beim Spartathlon und mehrere Top Ten Platzierungen beim UTMB Anfang der 2000er gehören zu seinen größten Erfolgen. Dass er es auch im Alter noch drauf hat, bewies er erst kürzlich mit seinem fünften Platz dem Tor des Geants 2019. Inzwischen ist er 54 Jahre alt. Konstanz über Jahre Hinweg ist wohl das Geheimnis, wenn man auch im Alter noch erfolgreich sein will. Keiner war konstanter als Ann Trason. Unglaubliche 14 mal in Folge gewann sie den Western States zwischen 1989 und 2003. Bei ihrem letzten Sieg war sie stolze 53 Jahre jung. Ildiko Wermescher ist wohl eine der am meist unterschätzten deutschsprachigen Ultratrailläuferin. Seit vielen Jahren spult sie ein unglaubliches Race-Pensum ab. In ihrer Altersklasse ist sie sowieso seit Jahren ungeschlagen. Aber auch die Gesamtwertungen mischt sie regelmäßig auf. Die erst kürzlich errungenen UTMB Top Ten Platzierungen (2018 und 2019) der 54 jährigen zeugen davon. Speedgoat Karl ist der amerikanischen Trailrunningszene als Coach, Racedirektor aber vorallem als Sieger unzähliger 100 Meiler bekannt. Eine seiner größten Herausforderungen hob er sich allerdings für sein 50. Lebensjahr auf. 2006 stellte Karl Meltzer einen Speed Rekord für den Appalachian Trail auf. 2190 Meilen in 45 tagen, 22 Stunden und 38 Minuten. Joss Naylor ist eine britische Fellrunning Legende. „So lange wie ich kann, werde ich raus in die Fells zum laufen gehen.“ sagt der inzwischen 80 jährige. Eng verbunden mit seiner Heimat stellte er unzählige Rekorde insbesondere im Lake District auf. Im Alter von 50 Jahren war er der Schnellste der alle „Wainwrights“ (214 Gipfel im lake District) bezwang. Ein Rekord der 28 Jahre Bestand hatte. Wow war das spannend. Das komplette Stadion in Auburn kochte. Nur wenige Sekunden verblieben bis die Uhr beim Western States 2015 30 Stunden schlug . Die 71 jährige Gunhild Swanson sprintete und schaffte es tatsächlich 5 Sekunden vor dem Cut Off die Ziellinie zu überqueren. Ein Youtube Hit. Sie kürte sich damit zur ältesten Western States Finisherin aller Zeiten.

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SPEZIAL EWIGE LÄUFER Till Kürschner sagt, dass die vom Institut sein Bio-Tage-Alter festgestellt hätten. Er wäre 41. Also genau 10 Jahre jünger als es in seinem Ausweis steht. Schwarz auf weiss. Till ist 51 und topfit. Er selbst stellt fest, dass er vielleicht noch nie im Leben so fit war. Auch nicht vor 10 oder 15 Jahren als er doch recht ambitioniert lange Triathlonwettbewerbe betrieben hatte. Das mit dem Älterwerden beschäftigt ihn dennoch, denn mit 51 fängt Till das rechnen an und überlegt sehr genau – noch 10 Jahren. Ja, noch 10 Jahre müssten doch auf diesem Niveau möglich sein und sein Niveau ist hoch. Er wurde beim Eiger Ultra Trail Zweiter seiner AK und im Oman by UTMB ebenfalls. Was ihm jedoch viel wichtiger ist sagt er mit viel Stolz „im Oman wurde ich „Overall“ 30er von über 300 Finishern. Ich denke eigentlich nicht in meiner Altersklassen. Mich interessiert wo ich mit meinen Leistungen in der Gesamtwertung stehe.“ Der Jurist aus München hat erst vor zwei Jahren zum Trailrunning gefunden und ist nach eigener Aussage plötzlich und spät in einem Sport angekommen der ihn begeistert, einen zweiten Frühling ins Haus bringt und vor allem super in sein Leben passt. „Ich fühle mich im Sport einfach jung. Ich sehe bei Communityruns und bei Wettkämpfen auch nie einen Unterschied zu Leuten die 20 jähre jünger sind. Diese Grenzen mag es im normalen Leben geben, aber in unserem Sport löst sich das ganz natürlich auf.“

Till Kürschner Alter 51

Trailrunning gibt Till Kürschner viele Möglichkeiten sein Leben zu gestalten. Sein verantwortungsvoller und oft fordernder Beruf hat mit dem freigeistigen Laufen in den Bergen ein vermutlich perfekten Gegenspieler gefunden. Er verbindet internationale Rennen, sein Training mit Urlaubsreisen und ist ständig auf der Suche nach Herausforderungen die er in diesem Sport und in der Community haufenweise findet. Ich möchte von ihm wissen, ob er glaubt, dass er ohne Laufsport anders „altern“ würde und er zögert nicht mit der Antwort „Ja, das glaube ich schon. Ich denke ganz ohne Ausdauersport hätte ich ein anderes Verhältnis zu meinem Körper, würde das Alter auch anderes annehmen und mich damit einfach abfinden. Durch die Bewegung, die Herausforderung und die körperlich Fitness, hält man das Älterwerden irgendwie auch an und stemmt sich dagegen. Das ist schon okay so!“

„Ich fühle mich im Sport einfach jung. Ich sehe bei Communityruns und bei Wettkämpfen auch nie einen Unterschied zu Leuten die 20 jähre jünger sind." gib, auflöst. Es ist ganz sicher ein Unterschied wie und wann man in unseren Sport kommt, ob man seit jungen Jahren läuft und über die Jahre merkt, wie die Zeiten schlechter und das Training mühsamer wird, oder ob man den Sport „erst“ mit 40, 50 oder 60 für sich entdeckt und dabei feststellt, wie er einem einen zweiten Frühling, einen neues, bislang nie erreichtes Körpergefühl schenkt. Zeiten ändern sich. Vor 30 Jahren hätte man vermutlich den Kopf bei einer 65 Jahre alten Frau geschüttelt, die in signalroten Splitshorts

und dem hauchdünnen S-Lab Trikot und den roten Schuhen von Emelie Forsberg mit Punkmusik im Ohr durch die Berge rennt und dabei fröhlich pfeifend Wanderer-Gruppen überholt. Heute ist das gelebte, bewegte Emanzipation. Das Recht einer älteren Frau aus ihrem Leben das zu machen was sie möchte, ihre Möglichkeiten auszuleben. Wenn eine Großmutter heute auf Trails läuft und sich von ihrem Ehemann bei Wettkämpfen supporten lässt dann ist das ein Resultat von jahrzehnterlangem Kampf für Gleichberechtigung und Frauenrechte. Wir sollten vor allem bei solchen Leuten, immer wieder und sehr bewusst unsere

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Hochachtung aussprechen. Nochmal zurück zu meinen eigenen 47 gelebten Jahren. Von diesen 47 Jahren habe ich 7 Jahre Radrennsport und 14 Jahre in Trailrunning investiert. Das waren gute Jahre. Gute 21 Jahre Ausdauersport. Ob es die besseren Jahre waren vermag ich nicht zu sagen, aber was ich komischerweise behaupten mag: ich bin mir sicher, dass die Jahre bis zum Ende mit Trailrunning besser und qualitätsvoller werden. Den Kopf, das Wissen, die Weisheiten eines 70-Jährigen zu haben und im Körper eines 40-Jährigen über Berge zu rennen, ist eine verdammt gut Vorstellung. Das


Wenn eine Großmutter heute auf Trails läuft und sich von ihrem Ehemann bei Wettkämpfen supporten lässt dann ist das ein Resultat von jahrzehnterlangem Kampf für Gleichberechtigung und Frauenrechte. Wir sollten vor allem solchen Leuten, immer wieder und sehr bewusst unsere Hochachtung aussprechen.

Ingrid Greiner Alter 69 Ingrid Greiner hat Laufjubiläum. Würde sie feiern, würde sie 40-Jähriges feiern, aber sie läuft lieber statt zu feiern und Ingrid läuft noch immer. Täglich. Sie steht früh auf, trinkt einen Kaffee, dann ein Glas Wasser und geht für eine oder anderthalb Stunden joggen. Aus dem Haus in Stuttgart-Rohr hinaus, über die Strasse und rein in den Wald. Danach geht sie meist noch schwimmen. Als Ingrid Greiner 39 war, fing es also an. Sie ging laufen. Es tat gut. Sie sagt, sie wäre schon immer gerne draussen gewesen, also im Wald und immer in Bewegung. Als sie von einem Lauf im Schwarzwald hörte der von Freiburg hinauf ins Schauinsland führte, sagte sie zu ihrem im vergangenen Jahr verstorbenen Mann Rolf „Da muss ich mitmachen!“. Sie meldete sich ohne Zögern an und kam nach über 2 Stunden im Ziel an. In den folgenden Jahren nahm sie öfters an Bergläufen teil, am Hohenneuffen oder Hohenzollern. Sie wurde ein Teil der Laufsportfamilie und ihr Mann wurde zu ihrem Fan und Betreuer. Doch im Grunde ging und geht es bei der Steuerberaterin viel mehr als nur um das Laufen. Es geht um das Entdecken und um das Auskundschaften von Landschaften. Als ihr Mann Rolf vor vielen Jahren beruflich in Italien unterwegs war und im Aostatal zu tun hatte sagte er nach Rückkehr zu ihr „Ingrid, da müssen wir mal hin. Das muss ich dir unbedingt zeigen!“ Zusammen entdeckten Sie viele Berge, Orte und Naturschauplätze. Ingrid hatte dabei immer die besten Laufstrecken vor ihren Füßen. Als Sie gemeinsam von ihrem Wohnort in Waldenbuch zu Fuss an den Bodensee liefen und von dort den Feldberg erblickten sagte Rolf „Dort müssen wir hin.“ Und sie liefen hin. Vom Feldberg aus hatten sie Sicht auf die Schweizer Alpen und das Wallis und Ingrid sagte „da müssen wir hin!“. Von dort aus hatte Rolf schließlich die Idee „Jetzt müssen wir bis ans Meer und ein Jahr später liefen sie über den Fernwanderweg bis ans Mittelemeer. Wieso das Laufen überhaupt zu ihr kam will ich von ihr wissen und sie sagte ruhiger Stimme „Weil ich einfach gerne draussen bin und neugierig bin!“ Und sie findet, dass ihre Form über all die Jahre nicht schlechter geworden ist. Vor 3 Jahren erst machte sie sich selbst ein Geschenk und startete beim RennsteigLauf. „Den Halbmarathon?“ frage ich und sie antwortet empört „Nein, den Marathon natürlich!“

wird auch der 98-Jährige behaupten. Der läuft noch immer. George Etzweiler aus Pennsylvania in den USA, startete zum ersten mal mit 72 beim Mount Washington Footrace einem 7,3 Meilen Berglauf. Eine Altersklasse gibt es für

ihn längst nicht mehr. Er rennt ausser Konkurrenz und will dies nach eigenen Angaben mit 100 Jahren auch noch tun. Mit einer runderen Zahl und besseren Aussichten für uns alle könnte ich diesen Text wohl kaum abschliessen.

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PRAXISTEST 39 NEUE TRAILSCHUHE

Frische Ware Einmal im Jahr grüßen Unmengen an Schuhkisten, die sich in unserer Redaktion ansammeln. Es ist für uns die beste Zeit des ganzen Jahres, denn dann stehen Tage der endlosen Testläufe an, bei denen wir die aktuellen Trailschuhmodelle Probelaufen und beurteilen.

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Text & Fotos: BENNI BUBLAK, CLEMENS NIEDENTHAL DENIS WISCHNIEWSKI Tatort: Trail-Magazin-Redaktion. Es ging heiß her in diesem engen Raum in Münchens letztem Arbeiterquartier. Überall Schuhkartons und Hartgummisohlen. Es wurde gestritten, gerungen und protestiert, nagut, zumindesten aber kontrovers diskutiert. Selbst Themen wie Thüringen, Corona und der neue Dunstabzug beim Mittagsimbiss wurden zwischenzeitlich beiseite gestellt. Es war Frühjahr. Zeit für den großen Trailmagazin Schuhtest. In einer ganz speziellen Sache war sich die Redaktion aber überraschend einig: Es wird ihn niemals geben: DEN einen Trailrunningschuh. DEN Schuh, der ALLE Trailrunner um genau 4% schneller macht. Wie wir uns da so sicher sein können? Ein Schuhhersteller forderte seine Kunden erst kürzlich dazu auf die Eigenschaften eines Trailrunning Schuhs nach deren Wichtigkeit zu bewerten. Eigenschaften wie Schutz, Stabilität, Gewicht, Dämpfung, Bodenhaftung, Komfort, Trockendauer, Wasserbeständigkiet und Langlebigkeit waren gelistet. Schwierig. Irgendwie kann alles wichtig sein – oder alles nicht. Je nachdem wofür man den Schuh verwendet. Kurzdistanz oder Ultra? Harter oder weicher Untergrund? Skyrace oder Landschaftslauf? Sommer oder Winter? Ein Straßenschuh hingegen muss genau eine Sache gut können. Auf einer flachen, harten Bitumen-Schottermischung geradeaus laufen, um ab und zu eine Kurve zu nehmen. Irgendwie logisch dass es ein paar schlaue Tüftler und Ingenieure geschafft haben einen Schuh zu bauen, der diese eine Sache besonders effizient hinbekommt. Messbar effizienter als alle Anderen. Wahrscheinlich gibt es auch den perfekten Trailschuh für den Waldweg der mit einem Gradienten von 12% ansteigt. Wehe aber am Ende dieses Weges wartet ein wurzeliger und steiler Downhill. Wie würde dieser Schuh doch versagen. Trailrunning ist nicht gleich Trailrunning. Trailschuh ist nicht gleich Trailschuh. Das haben wir auch beim diesjährigen Test wieder gemerkt. Den alles perfekt beherrschenden Allrounder kann und wird es nicht geben. Dafür aber, und das ist doch für uns Läufer umso spannender, gibt es eine immer breiter werdende Palette an Trailrunningschuhen für die verschiedensten Anforderungen – und auch für die verschiedensten Geschmäcker. Sicher gibt es auch Technologien, deren Kompetenz vor allem im Marketing liegen. Größtenteils sind wir aber sehr begeistert von der breiten Auswahl an verschiedensten Schuhkonzepten. Ein gutes Beispiel dafür ist das Segment der Ultratrailschuhe. Früher hieß Ultra: Der Schuh muß viel Dämpfung haben. Punkt. Im Jahr 2020 können wir innerhalb dieser Gruppe verschiedene Herangehensweisen unterscheiden. Der Hoka Speedgoat 4 oder der Terrex Ultra Parley beispielsweise stellen den Komfort in den Vordergrund und überzeugen mit weichen Dämpfung die einen gewissen Rebound Effekt aufweisen. Auch der Dynafit Ultra 100 oder der La Sportiva Jackal haben eine üppige ultra-taugliche Dämpfung, schreiben aber Stabilität groß und bauen auf ein direktes Dämpfungsverhalten. Allgemein ist das Thema Dämpfung sehr wichtig geworden. Die Ära der Minimalschuhe, lang ist sie her. Schön zu beobachten beim Branchenprimus Salomon. Die drei in diesem getesteten Modelle S-Lab Sense 8, Sense Pro 4 und Sense Ride 3 bringen alle eine Portion mehr Dämpfung an eure Füße als ihre jeweiligen Vorgänger. Apropos Vorgänger. Die Neuauflage bekannter Klassiker hat im diesjährigen Schuhtest Konjunktur: Die Salomon Sense Modelle, der Hoka Speedgoat, der Terrex Two, der Saucony Peregrine... Echte Überraschungen hat es aber auch gegeben. Neben dem Cloudventure Peak, der uns schon seit letztem Herbst zu begeistern vermochte, waren es etwa die Schuhe der Trekkingmarke Merrell, die uns ein unerwartetes Lächeln ins Gesicht gezaubert haben. Jetzt aber genug verraten. Viel Spaß beim Lesen und Laufen.

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REPORT ZURÜCK PRAXISTEST 39 NEUE ZURTRAILSCHUHE QUELLE

Unsere Siegel:

Das muss dran sein am Trailschuh

War Laufen nicht dieser Sport, der auf den ganzen technischen Schnickschnack verzichtet? Ganz so einfach ist es nicht – wir erklären, wie es läuft,

Halt

Ein Straßenläfer kennt eine Bewegung: nach vorn. Ein Trailläufer will nach links und nach rechts, nach oben und unten. Ein guter Trailschuh sollte an diesem Bewegungsdrang partizipieren und den Fuß doch verlässlich im Griff haben. Sockenähnlichen Innenschuhlösungen gelingt das etwa verlässlich gut.

Passform

Schnürsysteme

Eigentlich muss das immer die erste Frage sein: Passt ein Schuh zu meinen Füssen? Noch immer bieten nur wenige Hersteller (Hoka und Inov-8 etwa) zumindest einige Modelle in verschiedenen Weiten an. Spätestens auf Ultradistanzen schätzen auch schlanke Füsse Platz für die Zehen, weshalb Ultraschuhe tendeziell weiter geschnitten sind.

Schnellschnürsysteme haben mindestens den Vorteil: Man kann nicht über Schnürsenkel stolpern. Die Systeme von Salomon (Quicklace) und Boa präsentierten sich ausgereift, manch klassische Schnürung nicht.

Unser neues Siegel System dient als erste Orientierungshilfe und bespielt vorrangig das wichtige Thema Dämpfung. Drei der Siegel geben Auskunft über die Dämpfungs-Dosis und die daraus resultierende Laufdistanz, während zwei Siegel den Charakter der Dämpfung spezifizieren. Speed – Schuhe mit dem Speed Siegel sind gemacht für kurze Trailrunning Wettkämpfe und Skyraces. Sie zeichnen sich vorrangig durch wenig oder eine sehr reponsible Dämpfung, ein direktes Laufgefühl und wenig Gewicht aus. Ultra - Das Ultra Siegel bekommen Schuhe die sich für besonders lange Distanzen ab 50 Kilometer eignen. Diese Trailrunningschuhe weisen eine ausgeprägte Dämpfung auf. Geringes Gewicht steht hier nicht im Fokus. Allround – Irgendwo zwischen Speed und Ultra liegen die Schuhe mit dem diesem Siegel, welche für die persönliche Wohlfühldistanz prädestiniert sind. Das kann ein Marathon sein, oder die Runde hinterm Haus. Wir kennzeichnen hier möglichst vielseitige Modelle, die auch als der erste, universell einsetzbare Trailschuh taugen.

Außensohle

Grobe Stollen für weiches, wegloses Gelände? Sticky Rubber für kompromisslosen Halt auf Fels? Aber geht zu viel Grip nicht auf Kosten der Agilität? Die eine perfekte Außensohle kann es nicht geben. Aber Gummimischungen, die ihre spezifische Sache besser machen als andere. Die Continental-Sohlen sind etwa bei Nässe eine Bank, Inov-8 kann Offtrail so gut wie kaum ein anderer.

Fersenhalt

Die Ferse muss sitzen. Und dies durchaus fest. Nur so wird garantiert, dass der Schuh unmittelbar das macht, was der Fuß will. Auf zu harte oder zu hohe Elemente, die unangenehm drücken, sollte in diesem Bereich verzichtet werden.

Mittelsohle

Hier wird die Dämpfung gemacht. Und die Dynamik. In guten Fällen beides zusammen. Dass ein guter Trailschuh neben Softness und Energie auch einen stabilen Tritt garantieren muss, macht die Sache kompliziert. Die reponsiven Schäume aus dem Straßenlauf – Boost, Fresh Foam oder Zoom – sind auf den Trails nicht per se die beste Wahl.

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Komfort – Das Komfort Siegel verdienen sich Schuhe die eine nachdrücklich softe Dämpfung aufweisen. Diese Schuhe zeichnen sich besonders durch ein angenehmes Abrollverhalten und ein gewissen Energie-rückgebenden Bounce Effekt aus. Alpin – Im Gegensatz zum Komfort – Siegel, steht das Alpin Siegel für Schuhe mit einer direkten Ansprache. Die Dämpfung ist zumeist härter und eher verwindungssteif. Im Gelände vermittelt sie dadurch mehr Sicherheit und Stabilität.


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Trailruns in den Alpen? der einzigartigen Mittelgebirgslandschaft ein schöner, welliger Trail, bevor am Gibt es zuhauf. Trailruns an der Grenze zwischen NRW und Ende der Runde mit dem ca. 400 Meter i m d e u t s c h e n M i t t e l - Niedersachsen. Die unberührte Natur ist langen Baumwipfelpfad ein geniales gebirge? Noch immer ein noch heute prägend für den Teutoburger Highlight auf die Trailrunner wartet. In echter Geheimtipp. Abso- Wald. Neben dem längst etablierten 28 m Höhe bietet sich eine faszinierende lutes Neuland betreten Hermannslauf in Detmold im östlichen Perspektive auf den Lebensraum Wald. Trailrunner*innen mit Teil schickt sich nun das zweite Event _____________________________ einer Ultratrail Veranstal- TRAILGAME an, die einzigartige Natur tung, die es in Deutschland in dieser dieses Mittelgebirges zu erlaufen. Für wen ist das TRAILGAME Form noch nicht gibt: Dem TRAILGAME _____________________________ presented by SALOMON gedacht? presented by SALOMON am 25./26. _____________________________ September in Bad Iburg am Fuße des Was ist das Besondere an diesem Teutoburger Waldes. Doch nicht nur die Event? Klare Sache. Das Format ist Eigentlich für Athleten und Athletinnen Location Bad Iburg – rund 20 Kilometer absolut neuartig, eben ein Game aller Leistungsstufen. Anfänger*innen südlich von Osnabrück gelegen – feiert und kein normaler Trailrun. sind ebenso zum Spiel eingeladen eine Premiere, auch das Format. _____________________________ wie Profi-Trailrunner*innen, reichen Gelaufen wird auf einer 12,5-Kilometer die Distanzen doch von 12,5 bis 100 Runde, die als Highlight den spektaku- Nicht die erzielte Gesamtzeit entscheidet Kilometer. Denn neben den beiden lären, 28 m hohen Baumwipfelpfad in über Sieg oder Platzierung, sondern Hauptläufen, der 100 Kilometer langen Bad Iburg beinhaltet. Das Besondere die gelaufene Zeit in der Schlussrunde. ULTRATRAIL-Distanz (acht Runden über daran ist, dass die Runde in maximal Doch bis dahin sind einige Hürden zu je 12,5 Kilometer) und dem PLAN B 125 Minuten absolviert sein muss. bewältigen. Denn wer jetzt denkt, er TRAIL über 50 Kilometer (vier Runden Wer später ankommt, ist aus dem könnte auf der Strecke trödeln, Kraft über je 12,5 Kilometer), gibt es noch Rennen, besser gesagt aus dem Game. sparen und am Ende lossprinten, vertut Läufe über eine, zwei oder drei Runden. Acht Runden sind maximal zu laufen. sich gewaltig. Nur wer die maximale Einfach ausprobieren und ein bisschen Abgerechnet wird aber TRAILGAME-Atmosphäre erst ganz zum Schluss. ___________________________________________________ schnuppern. Das SpielDenn unterm Strich ende ist 125 Minuten entscheidet nicht die nach dem Start der Gesamtzeit, sondern l e t z t e n Ru n d e d e r da s E r gebn i s i n der j e w e i l i g e n Va r i a n t e allerletzten Runde. erreicht. DAS TRAILGAME VON PLAN B Wer hat sich bis dahin ___________________________________________________ Anfangs Unentschlosseseine Kraft am besten ne können sich in der eingeteilt? Wer schafft vierten Runde immer noch die finalen 12,5 Kilometer im Zeit pro Runde von 125 Minuten nicht noch für die PLAN B TRAIL-Wertung Sprinttempo? Erstklassige Kondition überschreitet, darf auf die nächste entscheiden. Denn, ob der Spieler und ausgeprägtes taktisches Gespür Runde gehen. Zwischen den offiziellen oder die Spielerin die 50 Kilometer sind also gefragt. Überraschungen sind Rundenzeiten müssen die Spieler eine oder doch lieber die 100 Kilometer in garantiert beim TRAILGAME presented Pause von 10 Minuten einhalten. Es heißt Angriff nimmt, muss nicht schon mit der by SALOMON. Zwei Hauptrennen stehen also, seine eigene Leistungsfähigkeit Anmeldung festgelegt werden. Selbst zur Auswahl: 100 oder 50 Kilometer. richtig einzuschätzen, die maximale Zeit wenn die Spieler schon wissen, welche Dazu gibt’s noch drei kürzere Distanzen auszunutzen. Distanz sie laufen möchten. Rechtzeitig zum Reinschnuppern. während des Rennens, spätestens jedoch in Runde vier, wird entschieden. Und dann wäre da noch der anspruchs_____________________________ volle Kurs mit dem Ausgangspunkt Entweder einen Sprint in Runde vier in Bad Iburg. Die Länge beträgt 12,5 hinlegen oder doch noch weiterspielen Der Teutoburger Wald ist legendär Kilometer, der höchste Punkt liegt auf und bis zum Finale in Runde acht warten. und geschichtsträchtig wie kein 315 m über NN, pro Runde sind 445 anderes deutsches Mittelgebirge. _____________________________ Höhenmeter im Auf- und Abstieg zu Mehr Informationen auf bewältigen. Start und Ziel sind am trailgame.net Vor rund 2000 Jahren scheiterten die Südhang des Dörenberges im Kneipp- oder planb-event.com Römer in der verlorenen Varusschlacht Kurort Bad Iburg. Zunächst verläuft die an der Unübersichtlichkeit der Wälder in Strecke durch den Kurpark, dann folgt

EIN SPIEL? EIN EVENT? EIN SPANNENDER TRAILRUN!


PRAXISTEST 39 NEUE TRAILSCHUHE

Columbia Montrail

Gewicht: 234 g Sprengung: 5 mm Preis: 149 Euro www.www.columbiasportswear.de

FKT Lite

Montrail war eine der ersten reinen Trailschuh-Hersteller und lange nicht aus der Szene wegzudenken. Mit der Explosion des Sports wurde es ruhig um die Marke. Unter dem Dach von Columbia sind sie nun seit ein paar Jahren mit neuen Modellen wieder da, konnten aber noch nicht begeistern. Mit dem FKT LITE setzt Montrail jetzt wieder ein Ausrufezeichen. Der Schuh macht Spaß, ist superleicht, flexibel und ganz sicher für smoothe US-Nationalpark-Trails perfekt. Auch in Europa wird der FKT LITE Freunde finden, denn er ist ein guter Trainings-

Kalenji

schuh, ein Wettkampfmodell für leichte Trails und Landschaftsläufe bis 30 Kilometer. In die Alpen, auf felsige und ruppige Downhills muss man ihn hingegen nicht mitnehmen. Das Modell fällt groß aus, obwohl also eine halbe Nummer zu groß, bekam ich den schmalen Schuh stabil genug an meine Füße. Fazit: ein Lightweight-Trainer, mit viel Gefühl zum Boden. Er ist schmal geschnitten und meistert einfache Trails souverän. Für felsiges Terrain und alpine Abschnitte fehlen ihm Protektion und Durchschlagsschutz.

Gewicht: 310 g Sprengung: 8 mm Preis: 79,99 Euro www.decathlon.de

MT2

Wir könnten es uns jetzt einfach machen und und den robusten Trailtraktor des französichen Sportartikeldiscounters Decathlon als einen Trailschuh für Anfänger bezeichnen. Und hätten schon vieles richtig gemacht, Der Kalenji MT2 steht breit und sehr stabil auf den Trails, ist dabei – in seinen Möglichkeiten – aber laufbarer geworden, was an einer nun latent weicheren Zwischensohle liegt. Ein eher steifer Schuh ist er dabei geblieben. Der Support steht jederzeit im Vordergrund und wir attestieren dem MT2, was wir auch regelmäßig über den Salo-

Dynafit

mon Speedcross sagen: Die Angst vor dem ersten Downhill oder einem moderat verblockten Trail kann er durchaus nehmen. Dazu passt ein Oberschuh, der mit seinen vielen Overlays auf den ersten Blick dick aufträgt, den Fuß aber verlässlich greift und beinahe üppige Protektion bereithält (zumal für einen Schuh, den wir dennoch nicht im wirklich Alpinen wähnen), Wer von einem Trailschuh vor allem Sicherheitswerte erwartet und nie zu flink unterwegs ist, findet einen guten Schuh. Der MT2 fällt groß bzw. gemütlich aus.

Gewicht: 350 g Sprengung: 6 mm Preis: 149,95 Euro www.dynafit.com

Ultra 100 Erstmals ein Schuh der Marke Dynafit, der unleugbar die Füße aller UltratrailLäufer zu umschmeicheln versucht. Herzstück des Ultra 100 ist- wie sollte es anders sein- die sehr üppige Dämpfung. Wie von der Alpinsportmarke nicht anders zu erwarten, bleibt das Laufgefühl dennoch straff und direkt. So komfortabel und bequem lief sich aber noch kein Dynafit-Schuh. Auch die feste, aber nie zu enge Passform weiß zu überzeugen, genauso der markentypsiche Schnürsenkelschutz. Etwas überrascht waren wir, dass die bewährte Vibram Gummimi-

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schung in diesem Modell nicht zum Einsatz kommt, doch die neue Pomoca-Gummimischung macht ihren Job tatsächlich gut. Nur im nass-tiefen Gelände kommt die geringe Profiltiefe an ihre Grenzen. Dieser Schuh ist ein Komfortwunder für die ganz langen alpinen Ultratrails. Klar: Der hohe Stand, das mit 350 Gramm hohe Gewicht und der gefährlich nah am Knöchel verbaute Schaft machen aus diesem Schuh kein Agilitätswunder. Kompromisslos wie der Dynafit Ultra 100 eben ist, scheint ihm das aber ziemlich egal zu sein.


Dynafit

Gewicht: 290 g Sprengung: 8 mm Preis: 140 Euro www.dynafit.com

Feline SL Der Feline SL ist der Bulldozer unter den Trailrunningschuhen. Und das meinen wir als Kompliment. Wie kaum ein anderer Schuh schafft es der Feline die Attribute Stabilität und Schutz in den Vordergrund zu stellen. Feline? Dynafit? Das kommt uns doch bekannt vor. Der Feline SL ist die komplett überarbeitete Neuauflage des allerersten Dynafit Trailrunning Schuhs. MS Feline Superlight hieß das Ding damals. Wir erinnern uns: Erst einmal weich gelaufen, war der Feline ein treuer und sehr stabiler Begleiter für das alpine Gelände. Dynafit tat gut

Topo Athletic

daran, dieser DNA treu zu bleiben. Die stabile Ferse, die vielen Protektionselemente und die zupackende nie zu enge Passform machen diesen Schuh zur guten Wahl im rauen Gelände. Während man den „alten“ Feline noch wirklich weich laufen musste, flext das neue Modell vom ersten Schritt an. Der Pomoca-Gummi funktioniert so zuverlässig wie die Vibram–Mischung des Vorgängers. Wenn ich im Sommer wieder an einem dieser steilen Schuttkare stehe, vor mir der ultimative Downhillspaß, ich wünsche mir keinen anderen Schuh als diesen.

Gewicht: 234 g Sprengung: 3 mm Preis: 160 Euro www.topoathletic.com

Terraventure 2 Altra oder Hoka? Die Antwort könnte Topo Athletic heißen. Denn der Terraventure macht vieles richtig, was gemeinhin mit dem bodennahen Natural Running von Altra oder dem wolkigen Hoka-Gefühl verbunden wird. In gewisser Weise verbindet er diese Qualitäten, wobei der Laufkomfort nie butterweich, aber doch jederzeit entspannt bleibt. Letzteres impliziert ganz richtig, dass es in diesem Schuh nie wirklich rasant werden wird. Da hat uns die Silhouette dieses wertig verarbeiteten, aber doch bieder gestalteten US-Amerikaners schon auf die rich-

Hoka One One

tige Fährte gebracht: Wie einer dieser Gesundheitsschuhe sieht der Terraventure aus – und tatsächlich hat man das intuitive Gefühl, seinen Füssen Gutes zu tun. Apropos: Breite Füsse werden sich pudelwohl fühlen. Der bekannt verlässliche Vibram-Megagrip rüstet den Terraventure auch für lange und noch längere Touren sogar in kniffligerem Terrain. Die Dämpfung bleibt verbindlich, ist aber üppig genug für kürzere Ultradistanzen. Die Sprengung von 3 mm entlastet die Waden und erleichtert den Einstieg ins barfußähnliche Laufen.

Gewicht: 306 g Sprengung: 4 mm Preis: 140 Euro www.hokaoneone.eu

Speedgoat 4 Wer lange, sehr lange Trails läuft, wer dabei Komfort und Dämpfung möchte, der kommt an der Marke Hoka One One kaum vorbei. In Zeiten in denen Minimal- und Barfußschuhe das große Ding waren, alle Welt den Laufroman „Born to run“ verschlang und in Sandalen auf die Trails ging, lieferte Hoka One One eine zunächst beinahe freche Antithese. Fans um Fans kamen hinzu, üppig gedämpfte Laufschuhe waren auf einmal völlig normal. Mit dem neuen Speedgoat 4 finden wir nun einen erstaunlich geländegängigen Trailschuh, der dem Fuß konsequent führt und trotz der wei-

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chen und massiven Dämpfung sehr konkret, stabil und technisch laufbar ist. Es wird sicher immer Leute geben, die mit so einem Schuh nicht zurecht kommen und es auch nicht müssen, aber für Langdistanzler, Vielläufer und Leute mit dem ein oder anderen Problem ist der Speedgoat 4 vielleicht DIE Lösung. Er verbindet viel Quantität an Dämpfung mit Qualität und genug Agilität im alpinen Gelände. Das macht keine anderes Modell auf dem Markt so gut wie er! Und übrigens: Der Speedgoat war auch der Sieger unserer Leserwahl.


TRAINING DEM GEFÜHL FOLGEN? Text: MICHAEL AREND Fotos: CHRISTOFFER SJOSTROM

INSTINKT VERSUS RATIO

Ein Trainingsplan ist gut, aber ein guter Trainingsplan und Trainer kennt die Gefühlswelt seiner Sportler*innen und berücksichtigt auch die schlechten und besonders motivierten Phasen. Wer dem Gefühl mehr Platz gibt gewinnt am Ende auch mehr.

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Training nach Gefühl, weckt unmittelbar positive Assoziationen. Es suggeriert einen Einklang des Körpers und eine Rücksichtnahme, so dass Überlastungen ausgeschlossen und Belastungen optimiert werden. Es suggeriert eine automatisch gesunde Vorgehensweise, die vordergründig dem oft negativ assoziierten Optimierungsgedanken entgegensteht und so vielleicht auch einen gewissen Zeitgeist trägt. Einen Zeitgeist der in Zeiten des Klimawandels und in Zeiten steigender Krankheitstage durch Überlastungssyndrome alles als positiv darstellt, was im Gleichgewicht ist und damit nachhaltig. Nicht grundlos lockt dieser Wunsch eines Lebens im Einklang mit dem Körper und mit der Umwelt viele Scharlatane an, die jegliches andere Training als Raubbau bezeichnen und ihr Geld selbst mit Versprechungen verdienen,

die nur schwer zu erfüllen sind. Denn Training ist per Definition genau das Gegenteil von Gleichgewicht. Es ist das bewusste und zielgerichtete Herbeiführen eines Ungleichgewichtes, denn nur durch eine Störung der sogenannten Homöostase werden Reizkaskaden ausgelöst, die Anpassungen und damit auch Verbesserungen hervorrufen. Gleichgewicht ist per se erstmal also weder gut noch schlecht, sondern eine Frage des Momentes, denn gänzlich ohne Gleichgewicht findet eine Überforderung statt, ausschließlich Gleichgewicht führt zu Stillstand. In einer technikhörigen Welt wird daher sicher in Teilen zurecht der Vorwurf laut, der moderne Mensch habe vergessen und verlernt auf die Signale seines Körpers zu hören. Jegliche Körperfunktionen können getrackt und analysiert werden, was im Extremfall dazu führt,

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dass die Technik dem Menschen sagt wie er sich zu fühlen hat. Allein also führen sowohl Technik als auch Gefühl nicht zu optimalen Ergebnissen, wie so häufig bei Extremen. Aber, das ist die gute Nachricht, sie können sich hervorragend ergänzen. Zunächst muss aber unterschieden werden, was durch Gefühl oder durch Technik überhaupt gesteuert werden soll. Ist es das Tempo oder die Pause eines speziellen Intervalltrainings, ist es die Periodisierung und die Frage, ob eine Ruhewoche sinnvoll wäre, um Überlastungen zu vermeiden, oder ist es das Tempo in einem Wettkampf? Alles funktioniert grundsätzlich, aber unter Beachtung völlig unterschiedlicher Dinge. Was nicht verwechselt werden darf ist in jedem Falle, dass „nach Gefühl“ nicht „planlos“ bedeutet.


TYPEN SPEZIALDER BELGIEN LAUFENDE – RENNEN BÄCKER IN DEN ARDENNEN Text & Foto: CLEMENS NIEDENTHAL

Heute back ich ...

... morgen renn' ich. Wobei „Tom the Baker“ am liebsten beides an einem Tag erledigt. Jeden Tag. Das ist die Geschichte von einem, der einmal 170 Kilo gewogen hat und nun 170 Kilometer laufen will

Im vergangenen Sommer ist Tom dann einfach mal nach Soest geradelt, fast an der holländischen Grenze. Mit dem Mountainbike, obwohl da schon auch ein Rennrad zuhause in Feldkirchen in der Garage steht. 850 Kilometer in vier Tagen. Und wenn man Tom nun fragt, warum es denn ausgerechnet das Mountainbike sein musste, kommt er auf den Schmerz zu sprechen. Mindestens aber darauf, sich richtig spüren zu wollen. „Das sollte schon was sein, was mich richtig rannimmt.“ Thomas Schmitt, wie Tom the Baker seit 32 Jahren genau genommen heißt, sucht solche Herausforderungen in regelmäßigen Abständen. Man könnte auch sagen, er kann ohne sie nicht leben. Es gab eine Zeit, da hat Tom sich jeden Tag gespürt. Bei jedem Schritt, in jeder Sekunde. Er war gerade dabei, seine Ausbildung im Bäckerhandwerk abzuschließen, war früh von zuhause ausgezogen, stand auf eigenen Beinen, die irgendwann 170 Kilo zu tragen hatten. Der Lebenswandel, der ungewohnte Biorhythmus, der Stress. Das könnte jetzt eine dieser typischen „Du kannst dein Leben ändern“Geschichten werden, wäre dieser Thomas Schmitt nicht einer, der es sich selbst nicht so einfach macht. Er sagt dann Sachen wie: „Ernährung war mir schon immer wichtig, auch damals, als ich nun wirklich gar nicht danach ausgesehen habe.“ Oder: „Vom Alkoholiker zum Triathleten, von Burnout zum Ultra-Marathon, wenn ich so etwas lese,

würde mich schon mal die ganze Wahrheit interessieren.“ Die ganze Wahrheit ist, das Sport in Toms Leben schon immer eine Rolle gespielt hatte. Dass er als Jugendlicher etwa in Tansania war, wo sich seine Mutter noch zu Zeiten der DDR in Brunnenbauprojekten engagiert hatte. Ihn faszinierte der kraftvolle, dennoch leichtfüssige Stil der afrikanischen Läufer. Er hörte von Wüstenläufen und verstand diesen Reiz intuitiv, tagelang nur auf sich selbst zurückgeworfen zu sein, auf sich selbst und auf die Wüste. Tom ging dann zum Laufen aber lieber in den Wald. Nicht wegen der Trails, sondern weil er dort alleine war. „Wenn man einem Pau Capell beim Laufen zuschaut, dann ist das sicher ein ästhetischer Gewinn. Aber diesen 170-Kilo-Kerl wollte ich dann doch niemandem zumuten. Und mir vermutlich auch nicht deren Blicke.“ Längst ist dieser Thomas Schmitt einer, der schon auch mal selbst im Mittelpunkt steht, der sich, und seine Sache, gut verkaufen kann. Diese Sache, das ist die Brotkultur und die Hoffnung, dass wieder mehr Bäckereien auf handwerkliche Sauerteige setzten anstatt auf enzymbehandelte Fertigmischungen von der Industrie. „Lange Teigführung“, sagt der Bäcker Thomas Schmitt dazu, weshalb sein französisches Landbrot bis zu 36 Stunden braucht, bevor man endlich Butter und Aprikosenmarmelade darauf schmieren kann. 36 Stunden, hoffentlich nicht

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ganz so lange will der Läufer Thomas Schmitt bald auch auf den Trails unterwegs sein. Für dieses Jahr ist der erste Hundertmeiler geplant. Bisher etwa auf seiner Bucketlist: Ultradistanzen beim Corsa della Bora und beim Südtirol Skyrace oder der Karwendelmarsch. Ob den etwas dran sei, am neuen aufrichtigen Interesse an unserer Esskultur? Aber da winkt Tom ab: „Die, die sich für gutes und gesundes Essen interessieren, sind einfach lauter geworden. Die breite Masse guckt noch immer auf den kleinsten Preis.“ Dennoch wird er nicht müde, sich für eine Ernährungswende zu engagieren. Er berät Bäckereien, entwickelt neue Backstubenkonzepte, gibt Brotbackkurse. Und engagiert sich für eine angemessene Bezahlung in der Branche: „Damit fängt es schon mal an, dass wir Handwerk wieder wertschätzen und auch angemessen honorieren.“ Andere Länder seien da weiter, auch was die Work-Life-Balance betrifft: „In Deutschland wird Erfolg noch immer daran gemessen, dass du dich mit Mitte 50 so richtig kaputt gearbeitet hast.“ Tom hat da andere Pläne. Gerade hat er sich einen kalifornischen Cyclo-Crosser gekauft und auch schon eine Route im Kopf. Von Feldkirchen am Wendelstein bis nach Vara in Mittelschweden, wo seine Schwester nördlich von Göteborg ein Tattoo-Studio betreibt. Er selbst ist dort ein guter Kunde. www.tomthebaker.com


„Die, die sich für gutes Essen interessieren sind vielleicht lauter geworden – die breite Masse aber guckt noch immer nur auf den Preis“

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REISE TRAILTRIP BARCELONA Text: DENIS WISCHNIEWSKI Fotos: LIA WISCHNIEWSKI

STADT IN SPANIEN MIT B 76

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In den Winterferien mit der 12-jährigen Tochter nach Barcelona! Ein Familienausflug mit Kultur, Kunstgeschichte und Sport für den Papa. Ach ja - ein Smartphone war auch dabei. Man kann sich etwas Gutes tun und dabei auch die 12-Jährige Tochter für eine Sache begeistern. In Barcelona zum Beispiel. Eine Städtereise in den Faschingsferien. Das Kind ist ja ohnehin kaum mehr vom Smartphone wegzubekommen. Die Vorpubertät lässt im Grunde alle meine Vorschläge zum Ferienprogramm abperlen. Die Barcelona-Idee kommt aber irgendwie an. Ja, es gibt Shops, es gibt Burgerläden und fast nahtloses Wifi. Ja, dieses Stadt liegt am Meer. Wir könnten auch zum Strand. Das zieht. Drei Tage Barcelona im Februar. Wir entfliegen einem kurzen Wintereinbruch in Deutschland. Volltreffer. 18 Grad und Sonne in der Metropole Kataloniens. Bislang kannte ich die Stadt am Mittelmeer, die so richtig als Stadt am Wasser ja erst mit den Olympischen Spielen 1992 funktioniert, nur

als Zwischenstopp auf Trips in die Pyrenäen. Längst ist es Zeit hier mehr als nur eine Übernachtung zu investieren. Mein Plan ist ambitioniert: viel Kunst, ein wenig Architektur, Shopping und Trailrunning. Nun gut – sagen wir Laufsport. Die Ankunft. Vom Flughafen führen uns Bus und die U-Bahn Linie L3 in weniger als 40 Minuten direkt zum Hotel, dass nur wenige Meter von der La Ramblas, der tobenden Touristenstrasse und dem Hafen entfernt ist. Wir sind mittendrin und das ist gut so. Für die Prinzessin gibt es einen neuen Kapuzenpullover und später den besten Bio-Burger in Town. Punkt für mich. Am Abend lass ich sie mit ihrem Handy alleine. Ich will das Glück nicht stören und gehe eine Runde auf den Mount Montjuic laufen.

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Punkt für mich von mir. Eine schöne, kurzweilige Strecke mit einer fabelhaften Aussicht über die Stadt, die sich langsam fürs Nachtleben schick macht. Skurril: Über mir schwebt eine Seilbahn, die fussfaule Touristen vom Zentrum hoch auf diesen „Hausberg“ bringt. Ich fühle mich heldenhaft mit diesen 9 Kilometern und 400 Höhenmetern. Bergläufe in unmittelbarere Nähe zu Großstädten haben einen eigenen Charakter und andere Relationen. Am zweiten Tag bewundern wir 3 Pfeilgiftfrösche, die giftigsten Tiere des Planeten und laufen mit grossen Augen und offenen Mündern unter Haien, Muränen und Rochen. Wir sind fasziniert von einem der grössten Aquarien der Welt. Wieder Punkte. Später muss ich mit allen Überredungskünsten die ein Vater haben


INTERVIEW KILIAN JORNET Text: CLEMENS NIEDENTHAL Fotos: PHILIPP REITER

WENIGER IST MEHR Kilian Jornet musste also kommen, damit wir das gute alte Bauhaus-Motto bemühen. Passt halt zu gut zu einem Sportler, der sich künftig auf das Wesentliche konzentrieren will. Und der für sein Filmprojekt „Inside Kilian Jornet" noch einmal gemacht hat, was er für nicht mehr zeitgemäß hält: um die Welt zu reisen Kilian Jornet ist das Phänomen dieses Sports. Und man könnte das jetzt mit seinem außerordentlichen Lungenvolumen begründen. Mit der sogar ärztlich attestierten Fähigkeit, sich schneller als andere in hohen und ganz hohen Höhen zu akklimatisieren. Oder mit den zwei Snickers über eine 24-stündige Skitour zu kommen. Vor allem aber hat der 32-jährige Katalane diesen Sport geprägt, wie ihn wohl kein anderer jemals prägen wird. 2009 hatte er mit gerade einmal 21 Jahren zum ersten Mal den Ultra-Trail du Mont-Blanc gewonnen. Seitdem ist nicht nur Jornet selbst sondern auch Trailrunning erwachsen geworden. Und diese wenn schon nicht unschuldige, so doch radikal unmittelbare Sportlerbiografie – der Sohn eines Bergführers und Hüttenwirtes aus den Pyrenäen, der einfach seinen Leidenschaften folgt – wäre genau so in einem zunehmend professionalisierten Milieu kein zweites Mal möglich. Auch nicht das scheinbar spielerische Nebeneinander von Weltmeistertiteln im Ski-Mountaineering, unaufhörlichen Siegen bei allen wichtigen Trailrennen und Exkursionen ins Hochalpine. Speedrekorde am Matterhorn, am Mount Blanc und wohl auch am Mount Everest, auch die Grenze zwischen Berglauf und Bergsteigen wurde durch Kilian Jornet zu einer zunehmend fließenden. Und die Lebensgefahr, die da immer wieder mitschwang, wäre sicher noch kontroverser diskutiert worden, wäre dieser charismatische, auf der

ersten Blick fast zarte Jornet nicht ein so herzlicher, einnehmender, immer auch reflektierender Typ. Die Internetplattform Rakuten TV hat Kilian Jornet nun eine eineinhalbstündige Dokumentation gewidmet. Sie zeigt ihn in der Einsamkeit der Berge, der Ausnahmeathlet im Selbstporträt seiner der GoPro-Kamera, und in der Verlorenheit der Städte. Für den Film hatte Jornet seine Fans in Bangkok, Lyon, München oder den USA besucht. Wer nun aber glaubt, dass diese Doku schon auch als eine Art Resümee einer tatsächlich einmaligen Karriere gelesen werden sollte: Kilian Jornet hat noch einiges vor. In diesem Jahr, so verriet er es am Ende dieses Interviews, zum Beispiel einen schnellen langen Lauf auf … Asphalt. Ob wir Kilian Jornet also etwa beim New York Marathon sehen werden? Hi Kilian, als wir uns zum letzten Mal gesprochen haben, hattest Du gerade zwei Schulteroperationen hinter Dir und beide Arme in der Schlinge. Du schienst zum ersten Mal verwundbar. Seitdem hast Du Dir noch das Bein gebrochen, warst auf dem Mount Everest und bist vor allem Vater geworden. In welcher Phase seiner Karriere steckt das Phänomen Kilian Jornet gerade? Die ganz unterschiedlichen Dinge, die Du gerade aufgezählt hast, ich bin Vater geworden, die extremen Erlebnisse im Himalaya, ich war zum ersten und

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zweiten Mal ernsthaft verletzt, haben sicher eines gemeinsam: Man hält inne, man resümiert. Was ist wirklich wichtig? Was sind Erlebnisse, nach denen ich noch suche? Ich will jetzt nicht sagen, dass mir die Zeit davonläuft, wenn auch die jüngeren Athleten heute mit einer anderen Dringlichkeit auf ihre Chance lauern, als noch vor ein paar Jahren.

EVENTS 2020 DIE SPEZIELLEN TRAILRENNEN

Du gehst die Sachen nun konzentrierter, noch konzentrierter an? Das trifft es gut. Ich bin schon immer gelaufen, worauf ich Lust hatte. Nur gab es eben eine Zeit, da hatte ich auf sehr viel Lust. Zudem war es damals auch leichter, in einer Saison bei sechs oder sieben Ultras oder technisch fordernden Rennen zu starten und immer vorne oder ganz vorne zu sein. Dass ist bei der heutigen Leistungsdichte schwieriger geworden. Da kommen gerade aus den USA Athleten die das hohe Tempo verinnerlicht haben. Hat es Dich deshalb selbst überrascht, etwa bei Sierre-Zinal im vergangenen Jahr, scheinbar aus dem Fußgelenk neue Streckenrekorde rauszuhauen? Gar nicht. Das meinte ich mit Konzentration: Qualität vor Quantität, Racing less, but preparing better. Wenn ich mich künftig auf drei oder vier Rennen oder Projekte in der Saison beschränke, muss mein Anspruch sein, jedes Mal die beste Version von Kilian Jornet auf die Strecke zu schicken. Ich laufe also auch gegen mich selbst. Ich will körperlich, im Kopf und mit dem Herzen zu hundert Prozent bei der Sache sein. Mit dem Herzen? Ich laufe nur noch Rennen, die mir wirklich etwas bedeuten. Mindestens ein Rennen pro Jahr in den USA beispielsweise, in diesem Jahr wieder beim Pikes Peak Marathon, weil ich die Atmosphäre dort einfach liebe. Darüber hinaus hat diese Fokussierung auf wenigere Rennen schon auch etwas mit einer sich wandelnden Welt zu tun: Trailrunning als Wettkampfsport bedeutet Reisen. Reisen ist in Zeiten des Klimawandels aber eben keine allzu gute Idee. Sagt einer der schon die ganze Welt gesehen hat. Und dafür bin ich auch unsagbar dankbar. Ich will auch nicht, dass solche Sätze zu moralisch aufgefasst werden, oder gar belehrend. Es ist einfach so, dass ich inzwischen ein besseres Gefühl habe, wenn ich hier zuhause in Norwegen früh morgens die Tourenski oder die Trailschuhe nehme und einfach fünf, sechs Stunden in meinem Backyard unterwegs bin. Ohne den ganzen Reisestress, ohne die Klimaanlagen in den Flugzeugen. Natürlich haben Emelie (seine Lebensgefährtin, die schwedische Trailläuferin Emelie Forsberg, Anm. d. Red.) und

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ich unseren Wohnort Tromsö ganz bewusst wegen der Berge, der Natur, gewählt. Ich bin da schon privilegiert. Ganz generell sollten wir aber aufmerksamer durch unsere tägliche Umgebung gehen. Ein gutes Beispiel dafür ist die noch immer sehr lokal organisierte Fellrunning-Szene Großbritanniens, wo Du vor rund zwei Jahren eine Fastest Known Time auf der legendären Bob-GrahamRound gelaufen bist. Das war auch so eine Herzensangelegenheit. Aber genauso hatte ich Achtung vor der spezifischen Geschichte dieses Sports und war froh, dass ich im Lake District so freundschaftlich aufgenommen wurde. Es gibt einfach diese klassischen Rennen, deren Aura man nicht erfinden oder imitieren kann. So etwas wie die Bob-Graham-Round gehört unbedingt dazu. Um uns Alltagsläufer einmal zu beruhigen: Du hast schon auch mal so Tage und Läufe, in denen es einfach darum geht, die Kilometer runterzureißen? Klar. Eigentlich funktionieren alle qualitativen Tempoläufe so. Wenn ich eine hohe Tempobelastung durchziehen möchte, wähle ich eine Strecke, die ich im Schlaf kenne und auf der ich mir keine Gedanken machen muss. Dann wähle ich keine Erlebnisse, sondern Verlässlichkeit. Auch Trailrunning selbst möchte in letzter Zeit gewisse Verlässlichkeiten etablieren. Die einen stecken Geld in Rennserien, andere arbeiten an der Vision einer den Sport repräsentierenden WM. Auch von Olympia ist immer wieder die Rede. Meine Haltung zu den Olympischen Spielen kennt Ihr ja und daran hat sich nichts geändert. Und was eine repräsentative Weltmeisterschaft angeht, da habe ich aus ähnlichen Gründen meine Zweifel: Was ist überhaupt repräsentativ in diesem Sport? Trailrunning ist in meinen Augen die Kunst, in einer natürlichen Umgebung möglich logisch zu laufen. Das passt aufs Hügelsammeln des britischen Fellrunning genauso wie auf Klassiker wie Sierre-Zinal, Zegama Aizkorri oder Pikes Peak. Und erst recht auf den Ultra-Marathon du Mont-Blanc: Es macht absolut Sinn, um das größte Massiv der Alpen zu laufen. Das sehe ich bei einer immer irgendwie konstruierten Weltmeisterschaft einfach nicht. Man sucht nach einem vermeintlich objektiven Rahmen und schafft gerade dadurch ein künstliches Event. Dennoch lebt Trailrunning auch von diesen Gipfeltreffen: Kilian Jornet gegen Francois D’Hane, Kilian Jornet gegen Jim Walmsley, Ragna Debats gegen Courtney Dauwalter … … und diese Rennen gibt es. Ich bin ja oft genug mitgerannt. Es haben sich in den vergangenen Jahren deshalb ja auch ein paar Rennen herauskristallisiert,

die diese hohe Leistungsdichte haben, der UTMB natürlich, oder die Transvulcania. Ich finde auch die Golden Trail Series mit ihren Läufen zwischen 25 und 42 Kilometern wichtig, nicht nur weil das ein Engagement meines Partners Salomon ist. Trailrunning kennt, auch als Leistungssport, viele Distanzen. Niemand muss sich unbedingt an die Ultras wagen, um ein Trailrunner, um eine Trailrunnerin zu sein. Du hast, etwa bezogen auf das Thema Olympia, immer wieder betont, dass so ein Popularitätsschub auch die Gefahren des Dopings erhöhen würde. Es wäre blauäugig, zu sagen, dass ausgerechnet dieser Sport kein Problem mit Doping hätte. Was wir inzwischen haben, sind professionelle Dopingtests. Das sage ich auch, weil in der vergangenen Saison ja positiv getestete Athlet*innen am Start waren, deren Erklärungsversuche ich mal mehr und mal weniger nachvollziehen kann. Doping heißt letztlich, das Ergebnis über alles zu stellen, über die Leistung, die Gesundheit, und am Ende über die Wahrheit. Wahrheit scheint überhaupt ein Begriff zu sein, der im Zusammengang mit Trailrunning überproportional oft genannt wird. Und Du, Kilian, bist immer wieder die Blaupause für diese Authentizität unseres Sports. Wie lebt es sich damit, ein Idol zu sein? Gute Frage. Zumal ich, wenn schon nicht soziophobisch veranlagt, so doch ein Mensch bin, der es definitiv eher einsam mag. Ich bin nicht gemacht für Orte mit vielen Häusern und vielen Menschen. Und ich merke dieses Unwohlsein am zweiten oder dritten Tag tatsächlich körperlich. Die Weltreise, die ja immanenter Teil des Filmprojekts „Inside Kilian Jornet“

war, hat mich also gefordert. Gleichzeitig war ich aber tief beeindruckt und bewegt, wie junge Menschen in einer Megacity wie Bangkok da einer Begegnung mit mir entgegenfiebern. Es ist ein Geschenk, dass ich Menschen offensichtlich so unmittelbar erreiche. Darin steckt aber auch eine Verantwortung. Asien, Europa, die USA: Sind Dir die Menschen auf Deiner Tour unterschiedlich begegnet? Waren Ihnen andere Themen wichtig? Absolut. In Asien ging es viel ums Höhenbergsteigen, um Alpinismus. In Europa waren die klassischen Fragen ums Trailrunning wichtig, Lieblingsrennen, Prognosen für die kommende Saison, auch Trainingstipps. Am nachhaltigsten beeindruckt haben mich die Gespräche in den USA, wo es recht schnell um das große Ganze ging: um den Klimawandel, die gesellschaftliche Rolle von Sport oder der Raubbau an unserem Planeten. Nun sind die US-Amerikaner*innen aber auch gut darin, große Probleme auf Posiealbumsprüche oder Instagram-Posts herunterzubrechen. Und dennoch hatte ich das Gefühl, dort einem ehrlichen Bedürfnis gegenüberzusitzen, sich selbst und sein Tun zu hinterfragen. Was bedeutet Sport für uns? Welche Auswirkungen hat das auf die Natur? Wie kriege ich das hin, dass der eigene Spass nicht auf Kosten anderer geht? Wellbeing, Wohlbefinden also, war ein Begriff, der sehr oft gefallen ist. Also: Was hast Du den Menschen dort gesagt? Das man nur wertschätzen und letztlich auch schützen kann, was man selbst kennengelernt hat. Die die Verbindung zur Natur entsteht aus dem persön-



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