TRAIL 6/208 - Vorschau

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4 HISTORISCHE RENNEN TRAIL-WEEKEND INNSBRUCK GROSSGLOCKNER ULTRA-TRAIL

TRAIL MAGAZIN

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DAS LAUFMAGAZIN NR.1 FÜR TRAILRUNNER

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198203

604906 DEUTSCHLAND ¤ 4,90

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ÖSTERREICH ¤ 5,60 SCHWEIZ SFR 8,80 LUXEMBURG ¤ 5,80 ITALIEN ¤ 6,60 SPANIEN ¤ 6,60 FRANKREICH ¤ 6,60

WWW.TRAIL-MAGAZIN.DE

2018 November / Dezember

PORTUGAL MONGOLEI KIRGISISTAN

TRAIL-ABENTEUER AUF DER GANZEN WELT UND DER HÖCHSTE LAUFWETTBEWERB 8 TIPPS

SYSTEMKAMERAS FÜR BESTE TRAILFOTOS

DIE HIGHLIGHTS

GORE-TEX TRANSALPINE RUN ULTRA-TRAIL DU MONT-BLANC

8 GRIP MONSTER TRAILSCHUHE MIT PROFIL!

INOV-8, SALOMON, ICEBUG, SAUCONY, SCARPA, HOKA ONE ONE & LA SPORTIVA

GOLDENER OKTOBER

4 traumhafte Tages-Trails mit GPS-Daten

KOPFSACHE: MENTALE TRICKS,

UM LÄNGER ZU LAUFEN


NICHTS FÜR

AUS-DERSPUR-FAHRER.

SUBARU XV MIT EYESIGHT . 1

EyeSight1, der Testsieger2 der Fahrerassistenzsysteme, erkennt potenzielle Gefahren und hilft dem Fahrer, sicher in der Spur zu bleiben. Das ist nur einer der Gründe für die Bestnote von 5 Sternen beim Euro NCAP Crashtest 2017. Abbildung enthält Sonderausstattung. *5 Jahre Vollgarantie bis 160.000 km. Optionale 3 Jahre Anschlussgarantie bis 200.000 km bei teilnehmenden Subaru Partnern erhältlich. Die gesetzlichen Rechte des Käufers bleiben daneben uneingeschränkt bestehen. 1Die Funktionsfähigkeit des Systems hängt von vielen Faktoren ab. Details entnehmen Sie bitte unseren entsprechenden Informationsunterlagen. 2 Getestet wurden Notbremssysteme. Quelle: auto motor und sport 09/2015 und www.adac.de

www.subaru.de Weltgrößter Allrad-PKW-Hersteller


EDITORIAL Denis Wischniewski Herausgeber TRAIL

Liebe Leser, liebe Trailrunner, diese Ausgabe ist auch eine Reise um die Welt. Wir waren als Läufer ziemlich viel unterwegs und haben wieder einmal festgestellt, dass Trailrunning so viel mehr ist als „etwas Bewegung“. Es ist eine Bewegung. Es ist Sport, der einem Kultur, Natur und die Welt

4 Menschen dieser Ausgabe

näherbringt. Was bitte schön kann man von einem Sport noch mehr erwarten? Wir waren für diese Ausgabe in Portugal, in der Mongolei und in Kirgistan. Unsere Teamläufer Carsten und Flo nahmen am legendären UTMB®, dem größten Trailrun-Event der Welt, teil, und unser Autor Jonas erlebte am Großglockner, wie das so ist mit dem Abbruch, dem Aufhören und nicht finishen. Ein Heft mit ziemlich vielen unterschiedlichen Perspektiven und Meinungen.

FLORIAN FELCH ist seit 2018 Mitglied in unserem TEAM TRAIL MAGAZIN, das von Scott ausgerüstet wird. Der junge Papa aus dem Allgäu lässt uns in diesem Jahr regelmäßig staunen, denn er rennt wie am Schnürchen. Beim UTMB® hatte er zwar schwere Phasen, war aber dennoch ein Finisher und unter den TOP 100.

Eigentlich fängt es damit an, dass Caja Schöpf sehr gerne früh am Morgen läuft und uns als Sportpsychologin davon berichtet, wie man das aus den Federn kommen überhaupt schafft, und es endet mit einem Praxistest. Wir haben nämlich für die nahenden dunkleren Abendstunden Stirnlampen getestet. Zur Stirnlampe brauchten Tom Wagner und Lukas Sörgel zudem einen Kompass. Die starken Rennläufer ließen sich beim OMM in Gar-

MICHAEL AREND Unser Trainingsexperte ist selbst ein ambitionierter Trailrunner und weiß genau, worüber er schreibt und was er seinen Athleten und Kunden erzählt. In dieser Ausgabe hat er Jim Walmsleys Western-States-Sieglauf analysiert und dabei interessante Erkenntnisse für uns alle gewonnen.

misch-Partenkirchen auf ein neues Abenteuer ein, das ihnen mehr oder weniger zeigte, dass Trailrunning mehr sein kann als großes Lun-

CAJA SCHÖPF

genvolumen und schnelle Beine. Natürlich immer gut, wenn zum Schluss ein mehrfacher Weltmeister noch was zum Besten gibt. Jono Wyatt hat Clemens Niedenthal Rede

ist eine ehemalige Profi-Freeski-Riderin und hat sich dem Trail- und Outdoorleben verschrieben. Die Sportpsychologin beschreibt in unserer Fotostory die Faszination und Schwierigkeit des Laufens am frühen Morgen.

und Antwort gestanden. Dabei ging es nicht um seine beeindruckende Karriere, sondern darum, wie der neue WMRA-Präsident die Zu-

TOM WAGNER begleitet uns nun schon seit fast zehn Jahren durch unser Heft und den Sport. Der Mann aus Graz gehört zu den besten deutschsprachigen Ultratrail-Läufern und ist so oft es nur geht mit seiner Freundin Silke bei Wettkämpfen rund um den Globus unterwegs. Für diese Ausgabe hat er mit seinem Teamkameraden Lukas Sörgel ein etwas anderes Eventformat ausprobiert und ist beim OMM an einige Grenzen gestoßen.

Keep on Running Denis Wischniewski, Herausgeber TRAIL

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Fotos: Harald Wisthaler

kunft des Sports und das Wirrwarr der Verbände sieht und lösen will.


FOTOSTORY AM MORGEN

Diese Fotos machen Lust! Früh raus. So früh, dass du ganz alleine bist. Totale Ruhe, volle Konzentration. Um das zu erleben, musst du aber aus den Federn. Fällt öfters ziemlich schwer. Unsere Autorin Caja Schöpf hat sich Gedanken gemacht, wie man den Wurm ganz einfach fängt. Text: CAJA SCHÖPF Fotos: THOMAS MARZUSCH

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AM MORGEN 7

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INTERVIEW 5 FRAGEN AN ... RUTH CROFT

DIE NOMADIN

Ruth Croft hat den OCC gewonnen und ist sich sicher, dass es im Leben nicht unbedingt auf eine Ultradistanz hinauslaufen muss. Die Neuseeländerin über Talent, ihr Training und Isolation. Wie fühlt es sich an, den OCC gewonnen zu haben und jetzt ganz entspannt beim UTMB® zusehen zu können? Ich bin davon überzeugt, dass die OCC-Teilnahme die beste Entscheidung für mich war. Man muss nicht so weit laufen, ist am Donnerstag fertig und kann den Rest der Woche entspannen und genießen. Ich war absolut zufrieden mit dem Verlauf des Rennens, und nachdem ich die Schlacht beim UTMB gesehen hatte, war der Gedanke, in nächster Zeit die Distanz zu erhöhen, nicht wirklich verlockend.

Du bewegst sich im internationalen Trail- und Skyrunning-Zirkus. Ist das eine große Familie, die von Rennen zu Rennen zieht, oder sind das eher Konkurrenten? Eher eine große Familie. Die meisten Leute trifft man bei mehreren Rennen während der Saison. Ich bin etwa die Hälfte des Jahres unterwegs, da ist es oft gut, sich mit anderen zusammenzutun, gemeinsam zu trainieren und eine Art Basis zu haben. Und wenn wir an der Startlinie stehen, dann geht es nur ums Rennen.

Wartest du noch auf den UTMB? Du hast das CCC 2015 gewonnen. Es wäre Zeit für einen Hundertmeiler, oder? Nein, das eilt nicht. 2017 beschloss ich, dass ich dieses Jahr entweder den Western States oder UTMB laufen möchte. Aber dann ging es mir beim Lavaredo 120 km nicht gut. Ich musste mich bei km 70 übergeben, kam mir eher vor, als würde ich die ganze Zeit nur wandern. Die Regeneration dauerte auch recht lange. Insgesamt hatte ich dort nicht wirklich Spaß. Ich stellte fest, dass ich von dem Hype, 100 Meilen zu machen, eingeholt worden, aber mein Körper für eine solche Distanz noch nicht bereit war. Daher habe ich mich dieses Jahr auf die Marathon-/50-km-Distanz konzentriert und hatte echt Freude daran, wieder diese Distanzen zu laufen. Ich denke, dass ich mich auf die kürzeren Distanzen konzentrieren sollte, solange ich noch so viel Speed aufbringe. Wenn ich das nicht mehr hinbekomme, werde ich mich den längeren Rennen/Hundertmeilern widmen. Ich möchte lange was von diesem Sport haben, daher muss ich einen Hundertmeiler nicht so bald auf meiner To-do-Liste abhaken.

Du gewinnst Rennen und gehörst zu den Besten deiner Kategorie. Was machst du besser als andere? Trainierst du fleißiger? Bist du talentierter? Ich bin sicher nicht talentierter. Ich glaube, dass ich erst seit diesem Jahr sagen kann, dass die Saison sich durchgehend gut anfühlte. Ich war stark beim Training und bei den Rennen. In den vergangenen Jahren war das meist nicht der Fall. Ich lebe nun wieder in einer Gegend, die sich fürs Training eignet, was in Taiwan nicht so war. In Taipeh fanden rund 90% des Trainings auf Beton statt; nicht sehr hilfreich, um für gebirgige Rennen in Europa zu trainieren. Zudem habe ich mich im Training mehr auf Kraft und Kondition als früher konzentriert. Ergänzend dazu fuhr ich Mountainbike und Rennrad. Das wäre in Taipeh nicht möglich gewesen. Auf so alltägliche Dinge wie ausreichend Schlaf habe ich noch geachtet. In Taipeh kam ich oft erst um 22 Uhr von der Arbeit und bin um 5 Uhr wieder aufgestanden, um zu trainieren. Im Sommer wäre es sonst zu heiß fürs Training gewesen. Und definitiv hat mein Trainer Jonathan Wyatt einen großen Anteil an meinem Erfolg.

Fotos: Yann Audouin

Wie trainierst du in Neuseeland für einen Lauf in den französischen Alpen? Erst im Dezember bin ich nach zehn Jahren in den USA und Taiwan wieder nach Neuseeland zurückgekehrt. Ich war in Wanaka, einer kleinen Stadt mit 6.000 Einwohnern. Trails und Training sind dort großartig, ich habe einen 1.200-m Anstieg nur 4 km von meinem früheren Wohnort entfernt. Es war wirklich großartig und motivierend für mich, wieder in Neuseeland zu sein. Geeignete Trainingsorte im Vergleich zu meinem Leben in Taipeh/Taiwan – einfach toll. Du bist in Sachen Laufsport eine Weltreisende. Was nimmst du von den Reisen mit und wie verändert das deine Weltanschauung? Als Neuseeländer ist man ja geradezu isoliert, aber ich hatte das Glück, einige Zeit in den USA und in Taiwan gelebt zu haben. Ich habe während meiner Zeit in Taiwan viel gelernt. Über die kulturellen Hierarchien, den Stellenwert der Familie, wie Kommunikation in diesen Kulturen funktioniert. Das alles hat dazu beigetragen, mich geduldiger und offener zu machen. Durch diese Erfahrungen wurde ich nicht nur ein geduldigerer Mensch, ich wurde auch offener für Neues.

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Letzte Frage: Kannst du etwas besonders gut, etwas, das niemand von dir weiß? Ich kann total gut Kombucha kochen. (lacht)

ÜBER RUTH CROFT Die 1989 in Wanaka / Neuseeland geborene Ruth Croft gehört zu den weltbesten Skyrunnerinnen und läuft für das internationale Scott-Team. Ihr Trainer ist der 7-fache Berglaufweltmeister Jonathan Wyatt. Sie gewann 2018 den OCC und wurde Dritte des Skrace-Marathons in Zegama. Im vergangenen Jahr siegte sie überraschend beim Ultra des Templiers und wurde Zweite des Lavaredo Ultra. Auf die Frage, was sie zum Laufen braucht, sagt sie: Wasser, Gel und eine Jacke. Das spiegelt nur zu gut ihren Charakter und ihren Stil zu laufen: möglichst frei sein und wenig Balast bei sich tragen. Wer sov iel reist wie Ruth Croft, kann ja ohnehin nur leicht bepackt sein.

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Nach dem hart erkämpften Platz 2 beim Lavaredo Ultratrail nahm Ruth bei UTMB lieber wieder mit kßrzeren Distanz vorlieb und lief den OCC. Mit Erfolg.

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NEWS IMMER ZWEIMAL MEHR

Wir unterstützen uns immer gegenseitig, aber natürlich wollen wir beide als Erste im Ziel sein. Aber wir freuen uns jeweils sehr über die Siege der anderen. Das Rennen als Team macht viel Spaß. Wir laufen zusammen nicht gegeneinander. Und ja, wir sprechen vor einem Rennen miteinander über die beste Strategie.

Lina El Kott Helander gehört mit ihrer Schwester Sanna zu den Shootingstars der internationaen Szene. Nach dem Sieg beim Transalpine Run steht sie schon wieder am Start der Skyrun-WM.

Du bist viel unterwegs und es sieht so aus, als wärst du eine Art Profi-Läufer. Was ist die Wahrheit? Dieses Jahr bin ich praktisch durchgehend gereist und gelaufen, und es war unglaublich toll! Bei diesem Sport wirst du nicht reich. Aber wie heißt es so schön: Wenn du liebst, was du tust, wirst du nie wieder in deinem Leben arbeiten! Wir sind sehr dankbar für die Unterstützung von Sponsoren und der Familie, und wir versuchen so bescheiden wie möglich zu leben. Junge Sportler wie du müssen den Wunsch haben, dass mehr junge Läufer den Weg zum Sport und zu den Wettkämpfen wie der Sky-Serie finden. Was muss passieren, dass mehr junge Leute auf Bergpfaden laufen? Das hoffe ich sehr, dass bei mehr jungen Leuten das Laufen zur Leidenschaft wird. Schulen könnten dies auch gut unterstützen. Es wird viel Fußball gespielt und diverse andere Sportarten werden auch ausgeübt - aber wie wäre es mal mit Berglauf? Ihr seid 24 Jahre alt und es gibt viele Athleten in eurem Weltklasse-Bereich, die 35, 40 oder 45 Jahre alt sind. Du hast also 2 oder 3 Jahrzehnte Trailruning vor dir - ist das nicht beängstigend? Keineswegs. Es ist einfach toll zu wissen, dass ich noch so viele Möglichkeiten habe, diese wunderbare Welt zu bereisen. Hast du einen persönlichen Traum, den niemand kennt und hast du Fähigkeiten, die niemand kennt? An manchen Tagen habe ich große Angst vor Verletzungen, die mich zwingen würden, das Laufen aufzugeben. Aber dann mache ich ein veganes Bio-Café auf, speziell für Lauf- und Radgruppen (lacht). Oder vielleicht gründe ich ein Tierheim ...

Fotos: Philipp Reiter

Lina vor dem Start zur zweiten Etappe des Transalpine Runs.

Hey Lina und vor allem herzlichen Glückwunsch zum Comapedrosa-Sieg. Wie fühlt es sich an, jene harten und wichtigen Rennen zu gewinnen, in denen Kilian das Herrenfeld gewinnt? Hallo! Vielen Dank! Ich hat mich echt gefreut, dass ich da so einen guten Tag hatte. Und ich finde es auch inspirierend, mit so großartigen Menschen bei einem Wettkampf zu sein. Deine Schwester Sanna wurde in diesem Rennen der Skyrunning-Serie Dritter. Ihre beiden werdet den Gore-Tex Transalpine Run wieder als Team laufen. Wie ist es wenn ihr Gegner seid? Sprichst du vorher und nachher über deine Strategie?

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DU SPIELST IMMER FUSSBALL UND MACHST VERSCHIEDENE SPORTARTEN IM SPORTUNTERRICHT, ABER ZEIGEN SIE JEMALS BERGLAUF? 6/2 0 1 8


DENIS’ KOLUMNE Was darf man eigentlich 2018 nicht, was 2005 noch in Ordnung war? Ein Rennen absagen? Also einen Wettkampf vor Ort einfach nicht stattfinden lassen? Ich find’s in Ordnung, wenn ein Veranstalter bei schlechter Witterung, Gewitter, Blitz, Donner und Wintereinbruch beschließt: „Wir sagen das ab, zum Wohle unserer Teilnehmer und unserer Helfer.“ Der Haftende soll auch entscheiden, wann Schluss ist oder erst gar nicht gestartet wird. Es gibt aber auch die andere Seite. Also hier der Veranstalter und dort die Teilnehmer. Ja, die Teilnehmer. Melden sich lange vor dem Tag X zum Wettkampf an. Trainieren viel, investieren etliche Wochenenden, buchen eine Unterkunft und besuchen vielleicht sogar im Vorfeld die Region, um dort auf der Rennstrecke zu laufen. Und sie geben ’ne ganze Menge Geld aus. Und dennoch kann es nie die Sicherheit geben, dass ein Rennen stattfinden kann. In den Alpen so oder so nicht, aber auch im Mittelgebirge kann ein Orkan oder Sturm die Situation derart verschärfen, dass man im Wald einfach nicht rumrennen kann. Die haben 2010 den UTMB® nach 30 km abgebrochen. Es hatte wie aus Kübeln gegossen und die Aussichten waren katastrophal. Vermutlich hätten sie das Rennen erst gar nicht starten müssen, aber wer weiß, welche Gründe das damals hatte. Am darauffolgenden Tag versuchte der Veranstalter, das Ehepaar Poletti, zu retten, was zu retten war. Sie setzten den UTMB verkürzt auf einer recht willkürlichen Route neu an. Etliche Teilnehmer hatten da bereits die Heimreise angetreten und es gab einen Sieger, der das Original möglicherweise nicht unter den TOP 10 gefinisht hätte. Es war eine sehr unglückliche Edition des Traditionsrennens, das in der Folge zwar immer mal wieder mit unfassbar schlechtem Augustwetter zu kämpfen hatte, aber aus 2010 seine Schlüsse zog und den Teilnehmern eine Garantie auf die Durchführung ihres Rennens gab. Das magische Wort dabei: Alternativstrecken. Wer also 2018 ein Trail-Rennen veranstaltet, muss viel Engagement zeigen, den Sport von Herzen lieben und viel Arbeit in Kauf neh-

men, denn dieses „Nix is’, fahrt’s heim, s´Wedda is’ schlecht!“ funktioniert nicht mehr. Also, es klappt eben einmal oder zweimal. Danach ist ein Event für immer und ewig begraben. Man darf 2018 kein Rennen mehr absagen. Klar, es gibt immer Ausnahmen, aber wenn es um Umstände wie Wetter und Strecke geht, muss man immer eine Alternative parat haben. Ganz allgemein ist das alles mit den Laufveranstaltungen ja eben anders geworden. Natürlich, wie vieles eben. Die Teilnehmer bezahlen eine ordentliche Summe, um bei solch einem Trailrun zu starten. Das schenkt sich nicht viel zu großen Stadtmarathons. Da will man was geboten bekommen. Wer in seinem Startbeutel ein Trikot oder T-Shirt findet, ist heute enttäuscht. Es sollte schon eine Weste sein oder eine Jacke und im Ziel am besten noch ein echtes Finishershirt, eine warmes Essen, eine Massage. Das sind schon Ansprüche. Das muss ein Veranstalter erst mal alles leisten – soll er doch in erster Linie dafür sorgen, dass das mit der Strecke klappt. Vielleicht muss man ja künftig den Veranstaltern auch einräumen, dass sie an Weste und prallen Startbeuteln sparen und mehr Energie in Strecken und Alternativen stecken. Wir sollten uns ohnehin bei unserem Sport wieder auf das Wesentliche konzentrieren. Ich glaube, der nächste große Trend im Laufsport ist das Abenteuer. Bin ich voll überzeugt davon. Nein, ich glaube, es wird sogar mehrere Trends im Laufsport geben. Trailrunning zum Beispiel. Es werden künftig noch mehr Leute im Wald rumrennen und die Begründung ist total einfach: Es gibt für Läuferinnen und Läufer auf der Straße bald keinen Platz mehr. Das Fahrrad erobert die Gehwege und Promenaden, auf denen der Straßenläufer bislang unterwegs ist. Es kommt zu einer Verschiebung, und der Straßenläufer ist am Ende der Kette und kippt in den Wald bzw. Trail hinein. Die Autos verdrängen die Fahrräder auf die Fußgängerwege und die heute radikal-aggressiven Radler verdrängen Jogger und Co. auf unbefestigte Wege. Uns bleiben die Mountainbiker, mit denen wir uns nun irgendwie einigen sollten. Also im Ernst jetzt. Ich kann in München im Prinzip nicht mehr auf Asphalt laufen. Es ist ein Spießrutenlauf.

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Auf Gehwegen blockieren mich Hipstermänner mit Vollbart und Kinderwagen, am Isarufer versperren Kohlegrills, BigBike-Proleten und Schafherden-ähnliche Hunderasse-Dienste meinen Flow. Wer künftig ernsthaft - also ernsthaft im Sinne von vorankommen - Laufsport betreiben will, muss flüchten. Aufs Land. Auf den Berg. Oder in die Uckermark. Da sind wir bei meinem nächsten Trend. Es ist die völlige Hingabe, das totale Commitment zum Sport, zum Trailrunning. Nein, man kann nicht einfach alles hinschmeißen und nur noch laufen gehen. Stimmt. Man muss Geld verdienen, Rechnungen bezahlen und so weiter. Aber träumen darf man. Vom Leben in einer Hütte. Selbstversorgerstil. Ein Müsli und Kaffee. Dann Yoga und danach raus. Raus vor die Hütte. Eine 3- oder 4-Stunden-Runde mit Gipfel. Ein Schläfchen. Ein Buch lesen. Dann wäre ja eh schon Nachmittag. Holz für den Ofen hacken. Ein Lamm schlachten. Nein, natürlich nicht! Brot backen und Gemüse im Permagarten ernten. Am Abend noch eine Runde mit Stirnlampe, und am Holzofen später über die Probleme der Städter nur ein kurzes Lächeln verlieren. Das wäre ein gefährlicher Trend. Wenn alle Trailrunner, die sich für den UTMB bewerben, in einer Berghütte leben würden, dann wären die Berge dieser Welt voller Hütten. Es ist wohl doch ganz sinnvoll, dass die Trailrunning-Szene ihre Anwälte, Ärzte, Informatiker, Krankenpfleger und Bänker hat. Der letzte Trend, den ich voraussehe, ist die ultimative Selbstinszenierung über Social-Media-Kanäle. Ich denke, es wird künftig noch mehr Menschen geben, die eigentlich nicht laufen, aber sich dadurch darstellen. Man kann diesen Trend „Trailrunning-Fakeness“ nennen. Outdoor-Laufklamotte an, Racevest an, Trail-Schuhe an, Spot suchen, Kamera aufbauen, Selbstauslöser programmieren und für 20 bis 30 Meter an der Linse vorbeihüpfen. Für Beinmuskulatur, die es nicht gibt, kann man sich Filter-Apps kaufen. Da gibt es dann für $1.99 beispielsweise die ausdefinierten Waden von Timothy Olson oder Kilian Jornet an die eigenen Stampferhaxen.


SPEZIAL PORTUGAL Text & Fotos: DENIS WISCHNIEWSKI

Eine weiße Landkarte. Bislang hatte ich nämlich noch keinen Fuß auf portugiesisches Gelände gesetzt. Eine Woche zwischen Lissabon, Porto und einem Ultratrail, der mich an Grenzen brachte.

DIESES P O RT U GA L

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PRAXISTEST 9 SCHUHE MIT MEGAGRIP Text: DENIS WISCHNIEWSKI Foto: QUIM FARRERO Wenn man über Trailrunning-Schuhe spricht, dann kommt man meist recht schnell auf das Thema „Grip“. „Hey, wie ist denn der Grip?“ gefolgt von „Er ist sehr bequem“ und „Der rollt sehr schön.“ Bleiben wir beim Grip. Fast jeder Hersteller hat in den letzten Jahren viel in die Entwicklung und Qualität der Außensohle gesteckt. Adidas Terrex mit Continental, Salomon mit der eigenen Contagrip und etliche andere mit Vibram. Wir haben uns von insgesamt acht Herstellern die acht Modelle mit den agressivsten Sohlen ausgesucht und sind damit ins grobe Gelände. Unser Fazit war schnell gesprochen: Die besten Schuhe mit der besten Dämpfung und der besten Protektion nutzen nicht viel, wenn der Grip, der maximale Kontakt der Sohle zum Trail fehlt. Eines haben die acht Schuhe in diesem Test dann gemeinsam: Sie lassen keinerlei Zweifel zu, wenn es darum geht, sicher auf losen, matschigen und nassen Untergründen unterwegs zu sein. Wir haben wirklich den Eindruck, dass sich alle Entwickler zu 100% mit den Ansprüchen ihrer möglichen Kunden auseinandergesetzt haben. Wer also für die kommenden Monate noch mehr als sonst in den Offtrail möchte, wird hier sein Traumschuh finden. Der gemeinsame große Nenner der Modelle hier ist die bissige Sohle, andere Eigenschaften können unterschiedlich sein. Der Icebug Acceleritas ist zum Beispiel kein Schuh für lange Strecken – der neue Hoka One One Torrent aber durchaus. Der Dynafit Feline Up Pro ist ein Minimalist für die Alpen, der Saucony Koa ST hingegen ein komfortabler Schuh für Matsch und weiche Untergründe.

Trailschuhe sollen bequem sein. Klar. Und was noch? GRIP sollen sie haben. Das ist das, was wir brauchen, und deshalb haben wir genau 9 Modelle getestet, die uns Grip versprochen hatten.

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Saucony Koa ST

4 mm Sprengung 1 3 9, 0 0 E u r o / 2 9 0 G r a m m ( 4 4 ) Der weiche Koa ST von Saucony ist ein Schuh, der keine Zweifel am Grip zulässt, aber durch seine Konstruktion im Einsatz limitiert ist und Grenzen erkennen muss. Seine Stärken spielt der Koa ST in weichem und schlammigem Gelände aus. Man ist sehr komfortabel in ihm unterwegs und spürt den Untergrund. Ohne explizite Schutzmemran weist das Obermaterial Nässe eine gewisse Zeit gut ab. Die Idee, den Schuh ohne Membran dicht zu bekommen, hat allerdings Nachteile: Die Atmungsaktivität ist gering und man schwitzt schnell darin. Das dichte Upper lässt auch die Trocknungseigenschaften leiden. Zum Grip: Uns gefällt die superweiche Dämpfung und die weiche Gummimischung, die im Matsch ihre Stärken ausspielt und auch nasse Wurzeln mag. Ein guter Tipp für nasse Herbstläufe im Wald und auf Wiesen. Für technische Strecken fehlt die Agilität und Stabilität. Fazit: durchaus auch für Ultrastrecken. Hätte mit Gore-Tex wesentlich mehr Funktion und Einsatzgebiete.

Hoka One One Torrent

5mm Sprengung 1 2 0,0 0 Eu ro / 2 59G ra m m (4 4) Hoka One One erobern die Trails, die Triathlon- und Marathonstrecken wie kein anderer Hersteller von Laufsportschuhen. Sie machen das durchaus clever und mit vielen guten Ideen. Mit dem neuen Torrent ist ihnen nun erstmals ein richtig guter, komfortabler und sehr dynamischer Trailschuh gelungen, der mit den massiv gedämpften Modellen nicht viel gemeinsam hat und viel eher ein agiler und direkter Schuh ist. Erstmals schaffen es Hoka, Dämpfung und Wendigkeit homogen zu vereinen, denn der Torrent ist bei aller Leichtigkeit ein Schuh, der lange Distanzen schafft und dem Fuß viel Freiheit lässt. Die Dämpfung hat uns besonders gefallen. Nicht die Quantität, sondern die Qualität und die Art der Dämpfung. Sie ist nicht zu hart und nicht zu schwammig. Ein guter Mittelweg, der beim Laufen die Ermüdung lange hinauszögert und einen dynamischen Laufstil unterstützt. Mein Mitläufer wollte erkannt haben, dass ich im Torrent flott auf Mittel- und Vorfuß unterwegs war. Ach so – der Grip? Das Ding hält fest am Boden, die Stollen sind robust, aber nasse Felsen mag die eher harte Gummimischung nicht. Etwas mehr Stabilität wäre gut, denn im technischen Gelände fehlt der konkrete Halt. Hoka könnten mal über Schnellschnürungssystem nachdenken.

Dynafit Feline Up Pro

4 mm Sprengung 1 7 9, 9 0 E u r o / 2 2 4 G r a m m ( 4 4 ) Mit dem Feline Up Pro sind Dynafit dort angekommen, wo sie immer hinwollten. Glauben wir jedenfalls. Der neue Feline Up Pro ist ein faszinierendes Leichtgewicht, ein Minimalist, der es dennoch schafft, stabil zu sein und einen gewissen Schutz zu gewährleisten. Dabei ist er herrlich belüftet und unglaublich agil und dynamsich. Die Optik ist gelungen und sieht nach Tempo aus – ein Schuh für Rennläufer und Athleten. Die Sohle - eine Megagrip von Vibram - fällt durch ihre eckigen Stollen auf, die vo allem auf Fels und Stein bestens greifen. Der Schuh wurde zwar für Vertikal Run entwickelt, kann aber mehr als nur Uphill. Es wärer falsch ihn darauf zu reduzieren, denn er macht auch auf flachen, schnellen Passagen viel Spaß und packt auch Downhills lässig. Seine geringe und harte Dämpfung lässt lange Distanzen nicht zu, aber er ist eine Spaßmaschine für alle Bergläufer und Skyracer. Die 4 mm Sprengung ist perfekt auf ihn abgestimmt. Definitiv eines dieser „Willhaben-Produkte“, die unter dem Weihnachtsbaum landen.

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REISE KIRGISTAN

MASSIVE VERSPRECHEN

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Text & Fotos: DENIS WISCHNIEWSKI

Das PIK LENIN RACE im Pamir-Gebirge Kirgistans verspricht seinen Teilnehmern, am höchsten Laufwettbewerb der Welt teilzunehmen. Das Ziel auf 7.134 m Höhe ist jedoch kein Versprechen, sondern ganz schlicht „Höhenbergsteigen“. Eine Reportage zwischen Wunsch, Kopfschmerzen, wunderschöner Bergwelt und der Egozentrik seiner Protagonisten.

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EVENT TRANSALPINE RUN - RUN2

ZWEI MAL ZWEI Tina Reutter und Frank Maier kannten sich bis zur gemeinsamen Startlinie des RUN2 nicht. Zwei Gemeinsamkeiten: Schwäbisch und eine Menge TrailrunErfahrung. Im Interview sprechen die beiden über die Faszination eines Etappenlaufes, das einander Kennenlernen im Laufschritt und wie man in nur zwei Tagen zum Team wird. Interview: DENIS WISCHNIEWSKI Fotos: PHILIPP REITER, TOM SCHLEGEL

Hi Tina, hi Frank. Ihr seid im Ziel des RUN2 und seid nun die beiden Etappen zusammen gelaufen. Von Anfang an – wie seid ihr überhaupt ein Team geworden? Wie habt ihr euch gefunden? Tina: Ich wollte ursprünglich das Rennen mit einer Freundin laufen, aber die Vroni (Vroni Brandt, Anm. der Redaktion) hatte sich verletzt und wäre ohnehin ein großes Kaliber für mich gewesen. Na gut. Dann habe ich gesucht und über ein Forum, einer WhatsApp-Gruppe des Laufgruppe des TSV Kusterdingen, den Frank gefunden. Frank: Ja das ist eine eigene Trailrunning-Gruppe dieses Sportvereins. Leute, die sich zwanglos aber regelmäßig zum Trailrunning auf der Schwäbischen Alb treffen. Da kam dann der Aufruf von Tina. Das ist ja irgendwie mutig. Von euch beiden. Wie lotet man denn aus, ob das passt, ob man zusammengehört? Man hat ja nicht diese Parameter wie bei einem Stadtmarathon: „Du 3:15. Ich 3:24. Passt schon!“ Tina: Ja und das über zwei Etappen macht es noch schwieriger. Ich wusste schon auch, dass Frank ansonsten mit sehr viel schnelleren Leuten unterwegs ist. Ich war aber naiv genug und

hab mir ehrlich gesagt vorab wenig Gedanken gemacht. Frank: ich auch nicht. Wir haben versucht davor mal gemeinsam zu laufen um sich kennenzulernen, aber das klappte leider nicht. Die erste Etappe, gestern, war auch zunächst schwierig und wir mussten uns echt finden. Wir haben da nicht harmoniert. Als Mann muss man da auch umdenken. Man weiß ja nicht, will der Partner eher seine Ruhe, will er lieber viel Ansprache. Am zweiten Tag haben wir uns dann abgeglichen und wir sind toll nach vorne gelaufen. Ich denke die Frau sollte, wenn sie schwächer ist, das Tempo bestimmen. Tina: Das Wichtigste ist reden. Miteinander reden.

Tempo machen kann und Zeit gewinnt. Das war heute Wahnsinn, wie die Tina am Ende da bergabgelaufen ist. Das hat mich echt beeindruckt. Da gewinnt man dann Plätze. Da macht es Sinn, bergauf lieber mal Körner zu sparen. Gab es die letzten beiden Tage denn Teams, die immer bei euch waren und ihr dachtet: „Mein Goot, die schon wieder!“?

Tina: Ja. Man kennt den zu Beginn halt auch nicht. Man muss offen sein und das waren wir dann auch. Der Schwächere muss einfach ganz klar sagen, was Sache ist.

Tina: Nein, eigentlich nicht. Wir durften im Startblock A starten. Bei den ganz Schnellen der anderen Kategorien und auch der TAR-Teams, die die ganze Woche laufen. Wir hatten also viele unseres Rennens von Beginn an hinter uns. Das war für mich heute ganz super, weil ich vom Start weg mein Ding in Ruhe machen konnte. Nochmal zur Teamsache: Ich finde, als Team sollte man unbedingt immer zusammenbleiben. Es ist nicht gut, wenn einer vor- und zurückläuft oder ständig einen Kilometer vor seinem Partner ist. Mental ist das schwierig. Unterstützen kann man sich nur, wenn man beieinander ist.

Wie kann der Stärkere in so einem Zweierteam - in diesem Fall Frank überhaupt positiv Einfluss nehmen?

Konsequent wäre doch, dass der Stärkere eines Teams den Rucksack des anderen trägt, oder?

Frank: Man muss vielleicht mit Köpfchen laufen und dann den anderen an Stellen pushen, wo es eben auch Sinn macht. Das sind selten die die technisch schwierigen Passagen, sondern dort, wo man es laufen lassen kann, wo man

Tina: Ja, kann man machen, wenn man auf Platzierungen aus ist. Prinzipiell hab ich aber mein Zeugs gerne bei mir. Frank: Man will ja auch Zugriff auf seine Getränke und nicht immer deswegen fragen.

Das ist schwierig, wenn der Partner nicht reden will.

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TEST LAUFRUCKSÄCKE TRAINING MENTAL-TIPPS Text: MICHAEL AREND, KIM-DIANA SCHIERHORN Fotos: PHILIPP REITER, TOM SCHLEGEL, KELVIN TRAUTMAN

AUS DER MITTE KOMMT DAS TEMPO Jeder Trail hat seine Täler, jeder Lauf seine Tiefen. Aber wie findet man wieder zurück zu Tempo, positivem Denken und einem guten Gefühl?


Schmerzen sind unvermeidlich, Leiden ist optional. Der japanische Schriftsteller Haruki Murakami spricht in seinem Buch Wovon ich rede, wenn ich vom Laufen rede mit einem einfachen Satz etwas an, das vielen von uns gar nicht so bewusst ist. Insbesondere bei langen Wettkämpfen, die alles von uns fordern, nimmt die Anstrengung stetig zu, die Muskeln schmerzen, wir sind müde und erschöpft. Wir leiden. Fast jeder, der schon einen Wettkampf über mehrere Stunden absolviert hat, war bereits an diesem Punkt. Nicht wenige steigen infolge dessen vorzeitig aus einem Rennen aus. Das muss nicht sein. Läufer aller Leistungsklassen können vom Wissen der Sportpsychologie profitieren und bestimmte mentale Techniken und Strategien für sich nutzen. Wir Trail-Läufer wollen über schmale, fluffige Trails jagen, natürliche Hindernisse spielend überwinden, knackige Anstiege möglichst schnell hochkommen und es im anschließenden Downhill krachen lassen. Doch je länger ein Lauf bzw. ein Rennen dauert, desto mehr nimmt die Erschöpfung überhand. Die Energie ist nicht mehr dieselbe wie zu Beginn, und allmählich beginnen die Muskeln zu schmerzen. Wenn dann noch die Nacht hereinbricht und es zu regnen beginnt, wird die innere Stimme immer lauter, die uns schmeichelhaft vorschlägt, einfach anzuhalten und das Rennen vorzeitig zu beenden. Es wäre so einfach, an der nächsten Verpflegungsstation auszusteigen und der „Qual“ ein Ende zu setzen. Eine Studie aus dem Jahr 2017 zum Thema Selbststeuerungsfähigkeiten von Ultramarathonläufern hat ergeben, dass der Grund für einen vorzeitigen Rennabbruch zu 35% der Erschöpfung und Energielosigkeit zuzuschreiben ist und weitere 8% aufgrund einer aufkommenden Sinnfrage und Lustlosigkeit aussteigen (bei Nicht-Teilnehmern liegt der Grund für die Nichtteilnahme übrigens bei 100% bei der Sinnfrage). Es liegt also an jedem selbst, wie sehr er leidet und was er oder sie daraus macht. Hierfür bietet das Mentaltraining eine Reihe von Techniken und Strategien, die in der Wettkampfvorbereitung trainiert werden müssen. Dies kann entweder selbstständig und alleine geschehen oder mit der Hilfe eines Trainers.

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INTERVIEWANALYSE TRAINING GREAT HIMALAYA TRAIL

WAS WIR AUS 3 JAHREN JIM WALMSLEY LERNEN KÖNNEN ... DER ULTRATRAIL HAT SEINE ROCKSTARS BEKOMMEN. ATHLETEN WIE JIM WALMSLEY GEHEN IHRE ERFOLGE MIT EINER BEEINDRUCKENDEN KONSEQUENZ AN, DIE OFT AM ZIEL VORBEIFÜHRT, ABER GROSSE LEISTUNGEN HERVORBRINGEN KANN. Text: MICHAEL AREND Rockstars sind laut, sie sind nicht angepasst, sie hören nicht auf andere, sondern machen ihre Fehler selbst. Jim Walmsley ist der Rockstar des Ultratrailrunnings. Er nähert sich dem Machbaren von oben an, vom Unmachbaren. Nach zwei erfolglosen spektakulären Versuchen hat er es nun endlich geschafft und bei als viel zu heiß geltenden Bedingungen einen neuen Streckenrekord beim legendären Western States 100 aufgestellt. Nicht jeden Fehler muss man selbst machen, und wenn dann nur einmal, möchte man ihm zurufen und hatte bei jedem Rennen die Hoffnung, er sei endlich erwachsen geworden. Jedes Rennen würde er gewinnen können, in Serie und mit Rekord. Wenn er doch nur vernünftig laufen würde, eben nicht wie ein Rockstar. War dies sein Meisterstück? Ist Jim Walmsley erwachsen geworden? Was hat er besser gemacht, und vor allem: Was können wir alle daraus lernen? Das Publikum lachte und auch ich musste auf dem Laufband laufend

breit grinsen, als Jim im traditionellen Pre-RaceInterview davon sprach, dass der WSER ein „15-Stunden Rennen“ sei. Ein Drittel, so schien es, wollte Walmsley den Druck von seinen eignen Schultern nehmen, den Rekord oder gar die zwei Jahre lang angepeilten Sub 14 zu schlagen, zu einem Drittel ermahnen, doch die Wettervorhersage zu beachten. Zumindest einem Drittel, nur so lässt sich sein Lächeln deuten, sagte er aber: „Ich hab‘s kapiert.“ Ein 100-MeilenRennen lässt sich nicht wie ein 10-km-Rennen angehen, viel zu wenig lassen sich die Entwicklungen vorhersehen. Der UTMB® 2017 schien ihn erwachsener gemacht zu haben. Noch nie, so sagt man jedenfalls, hat jemand das Rennen gewonnen, der beim ersten Anstieg geführt hat. In den letzten beiden Jahren war dies eben Jim Walmsley. 2017 lief er den ersten 700-Hm-Anstieg in 40 Minuten, bei einer Intensität, bei der er sonst einen Halbmarathon, vielleicht gerade einen Marathon laufen könnte, 2016 sogar nochmals 30 Sekunden schneller.

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Dieses Jahr hielt er sich zurück, ließ andere arbeiten, wie Flo Neuschwander, der „nicht langsamer laufen kann“ als eben so schnell, dass er als erster oben ankam und so - wenn man abergläubisch ist - sein Schicksal besiegelte. Ganze 3 Minuten verlor Jim auf sein früheres Ich auf den ersten 6 km. 3 Minuten, obwohl es weder heiß war um 5 Uhr morgens, noch mehr Schnee auf der Strecke lag. 3 Minuten, die seinen Puls aber im Durchschnitt um 15 Schläge beruhigten. 3 Minuten, die sicherstellten, dass er seine Kohlenhydratreserven nicht verballert hatte. Reicht nämlich die Sauerstoffversorgung nicht aus, benötigt der Muskel 10x mehr Kohlenhydrate, um die gleiche Energie zu erzeugen, eine pure Verschwendung, so früh im Rennen. Unfassbar langsam muss sich das Tempo auch für Jim Walmsley angefühlt haben, und dennoch sieht man an seiner Schrittfrequenz und am Tempo, dass er viermal Gehpausen einlegt, seinen Puls beruhigt – 2017 dagegen ist er den Anstieg komplett durchgelaufen.


Der erste Anstieg zum Escarpment lässt sich wunderbar vergleichen, denn Hitze und Schnee spielen hier noch keine große Rolle. Als „The High Country“ werden die nächsten 50 km bis Millers Defeat genannt. Stetig über 2.000 Hm kündigt sich die Hitze an, wird aber meist noch nicht zu einem Problem. Liegt hier wenig Schnee, dann kann man es rollen lassen. So machte es Walmsley 2016 und 2017. Lief dabei selbst im leichten Downhill in Intensitäten, die einen normalen Läufer gerade einmal über den Marathon retten und, fühlte sich dabei phänomenal. Der Downhill bis Last Chance bei km 64 ist dabei auch gar nicht das Problem. Das Rennen entscheiden die darauffolgenden „Canyons“. Die aufkommende Hitze beim Abstieg in die „Canyons“ kommt plötzlich. Zusammen mit zwei langen 500-Hm-Anstiegen entschied sich hier das Rennen bisher zweimal gegen Jim Walmsley. In beiden vorherigen Jahren ging er

an der Leistungsgrenze in die Canyons rein. 2017 machte ihm so kurz danach der Magen einen Strich durch die Rechnung. 2016, so sagt Walmsley, verlor er hier seinen Rhythmus, später

die Strecke und verlief sich in Trance am nun berüchtigten Highway 49. 2018 hat er gelernt, machte die Canyons als Schlüsselstelle aus und nahm das Tempo aus Angst vor der erneu-

TIPP Die ersten Kilometer zu schnell anzugehen ist ein verbreitetes Problem. Nur mit viel Disziplin lässt sich dies verhindern, denn sowohl der Puls als auch das subjektive Gefühl täuschen in den ersten Minuten, bergauf kann da lediglich ein Wattmesser oder die Vernunft helfen. Jim Walmsley macht sich selbst bei einem 100-Meiler warm. Das mag viele verwundern, ist aber gerade dann sinnvoll, wenn es direkt bergauf geht. Bevor der Körper die Sauerstoffversorgung der Muskeln hochfahren kann, vergehen einige Minuten, in denen der Körper ohne Sauerstoff und damit sehr ineffizient viele Kohlenhydrate verbrennt. Wer dem vorbeugen möchte, sollte sich zunächst langsam einlaufen und auch in der Startbox versuchen, seinen Puls bei mind. 50% des Maximalpulses zu halten.

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EVENT ULTRA TRAIL DU MONT BLANC® Text: DENIS WISCHNIEWSKI

Fotos: MICHEL COTTIN, FRANCK ODDOUX

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NICHT MIMI, NICHT JIM!

„Favoritensterben“ ist kein besonders schönes Wort und dennoch hat es für den UTMB 2018 eine gewisse Bedeutung. Auch nach 16 Austragungen hat das größte Trailevent der Welt noch Überraschungen parat. Eine Woche Live-TV. Man wird selbst sehr, sehr faul. Ich war mir nicht bewusst, dass man so bequem an einem kompletten Trail-Rennen teilnehmen kann. Besser gesagt: an mehreren Rennen. Ich war inmitten spannender Wettkämpfe, ohne meinen Puls übermäßig hochzutreiben. Meine ganze Live-TV-Sucht begann mit Ruth Croft. Die Neuseeländerin gewann den OCC und ich folgte ihr vom Start bis ins Ziel. Irgendein ziemlich fitter Kameramann hing für eine starke halbe Stunde an ihren Fersen und ich war begeistert von den Aufnahmen. Sie rannte nach über 30 km total locker einen flockigen Downhill hinab und ich war quasi bei ihr. Imaginäre Magie. Mein aktueller Fitnesszustand würde es mir nicht erlauben, auch nur 5 km mit Frau Croft zu laufen. Der UTMB® also. Einmal im Jahr eine ganze Woche, in der Trailrunning zu einem, sagen wir „Riesending“ wird, zu einem Spektakel, das plötzlich Dimensionen annimmt wie Fußball, Tennis oder Radrennsport. Einmal im Jahr ploppt da in Chamonix etwas auf. Ich sollte natürlich vor Ort sein. Als Fan der Sache. Aber ich schaffe es zeitlich nicht. Ich schaffe es aber an insgesamt drei Tagen, praktisch nonstop vor dem aufgeklappten Notebook zu sitzen und diese UTMB-Live-Berichterstattung zu verfolgen. Für Leute, die dem Sport nichts abgewinnen können, ist das vermutlich stinklangweilig - für mich jedoch sind diese laufenden Bilder geradezu ein Hollywood-Blockbuster. Der TDS. Der Blick in die Startliste verrät: Dieser TDS steht dem UTMB in nichts nach. Im Gegenteil. Mir scheint er ist in der Spitze sogar besser besetzt. Und genau des-

halb drehe ich vor dem AirBook total durch, denn vor allem das Damenrennen des 121-km-Rennens, das in Courmayeur startet und in entgegengesetzter Richtung des CCC nach Chamonix führt, ist enorm spannend. Rory Bosio aus den USA ist über weite Strecken meist dicht an der Führenden und späteren Siegerin Audrey Tanguy dran. Bis kurz vor der imposanten Zielgeraden weiß ich nicht, wer dieses schwierige Rennen gewinnen wird. Mitfavoritin Megan Kimmel gehört zu einer großen Gruppe von Eliteathleten, die in dieser Woche die Erwartungen nicht erfüllen können, und landet auf Platz 20. Bei den Herren siegt Marcin Świerc aus Polen und versetzt seine Landsleute in einen kollektiven Freudentaumel. Um ein Haar hätte erstmals ein Russe den seit 2003 existierenden UTMB-Wettbewerb gewonnen. Dmitry Mityaev wird am Ende Dritter. Ach ja. Dieser Dylan Bowman aus den USA sah wie der Sieger aus und ließ die letzte Aid-Station einfach links liegen. Ich rufe meiner Freundin zu: “Schatz! Schau dir diesen Bowman an. Was ’ne coole Socke. Rennt einfach durch. Der will es jetzt wissen!“ Sie rennt an den Rechner. Sie ist keine Trailrunnerin, aber dieses LiveTV hat sie nun auch voll in seinen Bann gezogen. Bowman muss bitter für seinen Husarenritt bezahlen, er bricht ein. So muss ein Rennen an der Spitze sein. Wow. Auch hier gibt es Favoriten, die nicht das Ziel erreichen: Hayden Hawks, Ludovic Pommeret oder Pablo Villa. Man wusste es schlicht über viele Jahre hinweg nicht, aber nun ist es eine Tatsache: Trailrunning, Ultratrail in diesem Gelände und über solche Distanzen kann ein perfekter TV-Sport sein. Wenn ... ja, wenn man diese Übertra-


REISE DAS PERFEKTE WOCHENENDE

Text & Fotos: DENIS WISCHNIEWSKI

Sieht man kaum: Auf dem Foto ist der Finger schon gebrochen und die Laune dahin.

D E R B E RG R U F T Ein Sohn. Ein Vater. Zwei Sportarten. In Innsbruck kann man auf unkomplizierte Art und Weise die Interessen vereinen. Dafür sorgen einige spektakuläre Bikeparks für den Nachwuchsdownhiller Fynn und viele Höhenmeter auf Trails für seinen Vater. Zum Abschluss fehlte zwar das glückliche Ende, aber - wer nichts riskiert, der nie gewinnt.

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Ich mag Innsbruck. Ich war im April bereits dort. Es war ein überraschend heißes Wochenende im Frühjahr und ich nahm an einem 25-km-Rennen im Rahmen des Innsbruck Alpine Trail Festivals teil. Innsbruck zeigte sich von der besten Seite. Das ganze Setup, einfach alles war vom Niveau nahe an den Klassikern des Sports und hatte UTMB®-Flair. Innsbruck = Chamonix. So weit weg ist diese These nicht. Ich rannte also diese 25 km auf Halbhöhenwegen über der Stadt und unterhalb der Nordkette. Mein Sohn verrsuchte sich damals als Novize im sogenannten MTB-Downhill. Die Bikeparks hatten noch geschlossen und er tobte sich an einem 400 m langen Flowtrail aus. Jede Abfahrt bedeutete für ihn auch Uphill mittels vollem Körpereinsatz. Ich fand‘s gut.

zum späten Nachmittag nicht mehr. Für mich heißt das: in Ruhe laufen. Viermal Mutteralm, hoch und runter. Eine englische Wandererfamilie will wissen weshalb ich ständig hochund runterrenne. Ich antworte: „Weil mein Sohn daselbe mit dem Bike tut und mir sonst langweilig wäre!“ Nach seiner letzten Abfahrt und meinem letzten Downhill muss ich meinen Sohn mehrmals bitten, sein Bike mit dem Wasserschlauch so zu putzen, dass es als silberfarbenes Bike mit zwei Rädern wieder zu erkennen ist. Ich verspreche ihm einen Besuch bei McDonald’s und wir lassen den Abend im Hotel vor dem Notebook ausklingen – ich hab’s vergessen, aber es war einer dieser Blockbuster, die einen recht gut unterhalten, aber schnell wieder raus aus dem Kopf ist. Unser letzter Innsbruck-Tag sollte so richtig großartig werden. Dafür musste die Nordkette herhalten, diese eindrucksvolle Gebirgskette des Karwendel. Ich schwärme Fynn von diesen Bergen vor und dass er heute im „Nordketten Bikepark“ ganz sicher den besten aller Flows auf dem Bike erleben würde. Gewohntes Bild. Bei sengender Hitze quäle ich mich hinauf zur Seegrube, mein Sohn direkt über mir in der Gondelbahn. Ich muss ein Rabenvater sein. Beim Bergauf denke ich mir noch so, dass ich diesen Singletrail unter keinen Umständen mit dem Bike nach unten fahren wollen würde. Von wegen wollen. Ich hätte nicht die Fähigkeit dazu. Später würde ich dann lesen, dass diese Abfahrt als „der schwerste Singletrail Europas“ beworben wird. Und ich schicke meinen Buben dort hin. Nach 45 Minuten klingelt mein Handy mit einem einem von fünf Balken-Empfang.

„Papa, können wir mal wieder nach Innsbruck? Die Bikeparks haben doch jetzt alle offen!“ „Stimmt. Gute Idee, mein Sohn! Dein Vater braucht eh ein paar Höhenmeter.“ „Wieso Höhenmeter?“ „Fynn, so wie du den Downhill brauchst, so sehr brauche ich die Höhenmeter. Das ändert sich bei dir auch noch … im Alter dreht sich das halt, da will man irgendwann lieber hochlaufen anstatt runterradeln. Die Risikobereitschaft lässt nach!“ „Ach so. Okay!“ Juli. Innsbruck kocht. Der Jahrhundertsommer macht vor der Alpenmetropole nicht Halt. 34 °C. Touristen, Einheimische, Zugereiste – internationales Flair in der 132.000-Einwohner-Stadt. Innsbruck wirkt offen, modern und vor allem sehr sportiv. Wir checken mitten im Zentrum ein. Adlers Hotel. Ein beeindruckendes Gebäude, architektonisch vermutlich wertvoll und wir blicken im 14. Stock vom Bett aus bis hinüber zur Sprungschanze - auch so ein Kunststück der Architektin Zaha Hadid. Unsere erste Station ist der Bikepark Tirol, außerhalb der Stadt im Ort Steinach. Es regnet einen warmen Sommerregen und die Gondel ist leer. Fynn ist zufrieden mit der 3-km-Abfahrt, mit den Trails und den 500 Hm, die er „runterschreddert“ und die ich nach oben abarbeite. Bei ihm nennt sich das Flow. Bei mir nicht. Wir haben Hunger. Es muss Burger sein. Aber bitte regional und mit etwas Niveau. Wir landen bei Ludwig‘s in der Ortsmitte von Innsbruck. Ein junger Laden, hausgemachte Limonade, frische Zutaten. Alle Fenster sind weit geöffnet, eine frische Abendbrise zieht ins Innere des Restaurants. Ein perfekter Abschluss des Abends. Das Frühstück im Adlers kann was. Herrschaften aus den Emiraten sind damit vielleicht nicht ganz glücklich. Fynn und ich kommen bestens zurecht mit der Vielfalt von Rührei, Kuchen bis hin zu handgepressten Fruchtsäften. Nur eine Stunde später macht der Himmel seine Schleusen auf. Wir trotzen dem Regen. Fynn fährt an diesem Tag zehnmal von der Mutteralm nach unten. Ein perfekt angelegter Singletrail, der sich in unzähligen Kurven und soften Anliegern ins Tal schlängelt. Ich erlaube mir verbotenerweise zweimal darauf bergabzulaufen. Macht Spaß. Dann lernt er einen Jungen aus Dresden kennen, der ähnlich verstrahlt diesen MTB-Sport betreibt, und ich sehe ihn bis

„Papa. Ich bin gestürzt. Aber hey, so richtig. Also ich kann auch nicht mehr fahren.“ „Wo bist du denn? „Ich sitz auf der Bank.“ „Welche Bank?“ „Die Bank, die da steht.“ „Fynn, du musst das genauer erklären. Was siehst du gerade alles?“ Die Geschichte ist leider schnell erzählt. Er läuft tapfer die 800 Hm hinunter zum Bus. Ich schiebe das Bike. Unser Abenteuer-Weekend endet im Krankenhaus Innsbruck, wo mein Sohn nach allen Regeln der Medizin eingegipst wird. Ein Finger gebrochen, einer gestaucht. Die restlichen drei Wochen seiner Sommerferien finden ohne Bikesport, Starnberger See und Playstation statt. Auf der Heimfahrt lässt er kein gutes Haar an der Nordkette, an Innsbruck, an allen Bikeparks dieser Welt, und ich nutze diesen geistigen Zustand, um ihm Trailrunning schmackhaft zu machen. Es ist ein Versuch.

Infos Hotel und Region

Das Adlers Hotel im Zentrum von Innsbruck liegt ideal für alle Unternehmungen in der Stadt. Das Restaurant im 12. Stock erlaubt einen fabelhaften Blick über Innsbruck und die umliegenden Berge. Übernachtungen ab 160 Euro inkl. Frühstück. Die Haupstadt Tirols ist ein beliebtes Wintersportzentrum, das durch seine Architektur immer wieder auffällt. Die Nordkettenseilbahn, die Skisprungschanze sind allesamt Projekte der Stararchitektin Zaha Hadid.

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PRAXISTEST PRODUKTE GELAUFEN

SATISFY LIGHT TEE

SALOMON ULTRA PRO

Wenn es um die langen Distanzen geht, kann der Wunsch nach mehr an den Füßen kommen: mehr Dämpfung, u. U. auch mehr Platz im Vorfußbereich. Beides habe ich mir beim Chiemgauer 100 Meilen in Adlgass bei km 52 gewünscht. Raus aus dem Sense SG6 und rein in den Sense Ultra Pro. Nur mehr 108 km und eine gute Gelegenheit, den Schuh etwas zu testen. Ist dieser Ultra Pro die Billigvariante vom S/ Lab Ultra2? Nein, definitiv nicht. Sondern eine sehr gute Alternative, speziell mit breitem Vorfuß oder eben wenn man mehr Platz in der „Toe Box“ wünscht. Nein, es ist aber auch kein Altra. 8 mm Sprengung, gleich dem S/Lab Ultra 2, aber um etwas mehr Profiltiefe (5 statt 4mm). Der Gummi ist eine Spur weicher. Und gibt Halt. Und statt Melanzaniefarbe gibt es Racingred und Kobaltblau, eine positiv auffällige Farbgebung. Zurück aber zu den eigentlich wichtigen Dingen: An Langstreckenkomfort und Sicherheitsgefühl gibt es hier nichts zu meckern. Ich genieße die Reise durch die Chiemgauer Alpen und der Schuh eignet sich definitiv zum Kilometer-/Meilenfressen - ob im täglichen Training oder wie hier grad im Renneinsatz. Die „Energy Save“ Vorfußeinlage gibt es hier ebenso wie beim Ultra 2, auch wenn diese etwas anders eingearbeitet ist. Das Obermaterial ist luftiger und gerade ein durchaus positiver Unterschied. Auffällig ist die irgendwie weichere Ferse als bei François’ Schuh. Positiv weicher, denn nicht instabil. Ich verwende die selbe Größe wie beim „alten“ Ultra und dem Ultra 2, aber das Raumangebot im Vorfuß ist angenehmer. Preis: 149,95 Euro Sprengung: 8 mm Gewicht: 295 g (42,5) www.salomon.com

Decathlon Forclaz 50+10

Ich bin begeistert. Für 89,90 Euro kann man mit dem Forclaz bereits die Welt der mehrtägigen Treks und Expedtionen zuverlässig und gut organisiert erleben. Dieser Rucksack ist clever, perfekt anpassbar und enorm robust. Clever, weil all die Taschen, Fächer und Verschlüsse gut bedienbar und erreichbar sind. Robust, weil auch bei voller Beladung kein Reißverschluss seine Funktion aufgibt und keine Naht reißt. Irgendwie ein echtes Wunderteil, das einen niemals im Stich lässt. Fazit: Geniale Preis-Leistung! www.decathlon.de / Preis: 89,90 Euro

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Laufen, so heißt es immer wieder und wohl auch zu Recht, sei eben auch eine Sportart für Individualisten. Und ich muss zugeben, dass ich ursprünglich auch deshalb auf die französische Marke Satisfy gekommen war. Eine kleine Manufaktur mit, zugegeben, einigen Hipsterallüren, die ihre Produkte tatsächlich allesamt in Frankreich oder Portugal fertigen lässt. Running Couture sagt man wohl zu sowas. Nur dass es selbst große Player wie Adidas oder Nike auf dem Weg zur High Fashion nicht immer hinbekommen haben, noch die Funktionalität zu wahren. Nun, nach einer Saison, die ich fast ausschließlich im Light Tee von Satisfy gelaufen bin (darunter zwei Ultradistanzen, ohne das Shirt zu wechseln), habe ich mein „Plain Black Shirt“ gefunden. Wobei ich das tiefdunkle Navy eigentlich noch lässiger finde. Perfekter, nicht zu körpernaher Schnitt, absolut unauffällig laminierte Nähte und ein paar dezente, wenngleich exzentrische Details. Vor allem aber hat mich die japanische Kunstfaser restlos begeistert. Zwischen 5 und mindestens 25 °C gelang ihr immer ein angenehmes Temperaturmanagement. Sollte der nächste Sommer aber noch einmal so heiß wie dieser werden, gäbe es noch ein perforiertes Singlet – mit vergoldeten Sicherheitsnadeln für die stilvolle Startnummernmontage. Und ja, dieses Shirt kostet 90 Euro. Dafür kommt es von einer kleinen Manufaktur mit radikal transparenten Produktionswegen und einem Faible, ja einem Fetisch für den guten Stoff. Gewicht: 70 Gramm Preis: 90 Euro www.satisfyrunning.com


MAMMUT POLARTEC TROVAT

Vorweg: Noch kein Sportoberteil hat mich bisher derart souverän bei einem Outdoor-Abenteuer begleitet wie dieses Polartec-Longsleeve von Mammut. Fast zehn Tage war ich in ihm in den Bergen Kirgistans unterwegs. Danach war es freilich nicht mehr frisch, aber gestunken hat es auch nicht. Das ist nicht bei Funktionswäsche nicht unbedingt üblich. Was das Teil jedoch besonders gut kann ist diese lässige Performance zwischen extremer Hitze und Kälte. Bei Hitze kommt man in ihm nicht sofort ins Schwitzen, bei Kälte wärmt es trotz seines leichten Gewebes enorm effektiv. Vor allem in hohen Lagen des Gebirges ist der Ausgleich und die Anpassung bei schnell wechselnder Temperatur wichtig, und hier ist dieses Mammut ein Profi. Im Aufstieg war der Rücken durch das Tragen des massiven Rucksacks nass. Oben am Gipfel, als ich den Rucksack abnahm und das Oberteil wieder Luftzirkulation bekam, war es innerhalb weniger Augenblicke nahezu trocken. Eine tolle Eigenschaft. Generell liegt es sehr komfortabel dem Körper an und ist nicht allzu eng geschnitten. Das kommt dem ein oder anderen optisch vielleicht eher gelegen als ein Kompressionskleidungsstück. Bisweilen war ich auch kein Fan von Shirts mit Reißverschluss, aber hier agiert er als Belüftungstool absolut essenziell. www.mammut.ch Preis: 89,00 Euro

MONTANEWOMEN‘S PHOENIX FLIGHT JACKET

Primaloft ist für unsere Ansprüche ein wahres Wunderzeugs. Genau damit ist diese Jacke von Montane gefüllt und wird damit zu einer sehr robusten, vielseitigen und effektiv arbeitenden Isolationsjacke, die zudem spitzenmäßig aussieht und modern geschnitten ist. Auch der Preis muss hier früh erwähnt werden, denn für unter 200 Euro bekommt man hier ein Produkt, das mit den teureren Konkurrenzprodukten mehr als nur mithalten kann. Die großen Eckdaten sind die enganliegende Kapuze und die Kombination aus neuestem Primaloft-Material und Fleece-Einsätzen aus THERMO STRETCH PRO. So kommt die Phoenix Flight bei unterschiedlichen Aktionen zum Einsatz: als warmer Midlayer unter einem Hardshell, wenn er sehr kalt und hochalpin wird, oder als lässige Ganzjahresjacke bei allem, was kühl ist. Das kann nach dem Zieleinlauf oder am kalten Sommermorgen vor dem Start sein. Die Details der Jacke gefallen und überzeugen: Der Reißverschluss läuft leicht und wirkt stabil und grob genug, um auch im Winter, bei Kälte mit Handschuhen seine Dienste zu tun, der Kragen der Kapuze schließt weit oben ab, von innen ist der Reißverschluss an dieser Stelle mit weichem Fleece überdeckt, um Reibungen am Hals und Kinn zu verhindern. Ein Kordelzug passt den Bundabschluss individuell an den Körper an. Das Außenmaterial, FEATHERLITE Mini Ripstop 20D, wirkt unempfindlich und abweisender als Obermaterial von Vorgängermodellen, die wir kannten. Fazit: Wir sind begeistert von der Phoenix Flight, von ihrem fairen Preis, der schnörkellosen, schlicht-lässigen Optik und den zahlreichen Einsatzmöglichkeiten der Jacke aus England. 179,90 Euro 468 Gramm www.montane.co.uk

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ARC‘TERYX ARGUS Jacket

Wir mögen ja nicht daran denken, schon gar nicht nach diesem Sommer, aber bald schon werden die Läufe wieder kalt. Und, ja, auch wir schätzen dann das verlässliche Zwiebelprinzip, Merino- oder Primaloft-Baselayer, eine windabweisende Membranjacke und dazwischen halt ein Longsleeve. Aber dann gibt es doch immer wieder diese überzeugenden Produkte, die mindestens zwei dieser Aufgaben aus einer Hand zu lösen wissen. In diesem Sinne: Die Arc‘teryx Argus ist eine überzeugende Lauf- und Hikingjacke für kühle und ganz kalte Tage. Wasserabweisend, nicht wasserdicht und auch deshalb überzeugend angenehm zu tragen. Nie hat man das Gefühl: sich in eine Folie eingewickelt zu haben. Ein zusätzliches Nylongwebe kommt ohnehin nur an Ärmeln und Brust, sozusagen auf der Wetterseite, zum Einsatz. Vor allem setzt die tendenziell eher weiter geschnittene Argus auf Polartec Alpha, ein relativ atmungsaktives, aber überzeugend isolierendes Fleece-Gewebe. Die übrigen technischen Details: eine Zipper-Tasche, mit innenliegendem Kopfhörerausgang, Daumenschlaufen, ein höher gezogener Kragen und, nein, keine Kaputze. Hier glaubt Arc`teryx wohl zurecht, dass man bei nassem und schneenassem Wetter ohnehin zum (zusätzlichen) Hardschell greift. Kritikpunkte? Die vom Radtrikot abgeguckten hinteren Taschen hätten tendenziell viel Platz für eine ganze Tagestour. Da die Jacke aber eher locker sitzt, wird das dann ein ziemliches Gebaumel. Preis: 200 Euro Gewicht: 385 Gramm www.arcteryx.com


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LA SPORTIVA ® is a trademark of the shoe manufacturing company “La Sportiva S.p.A” located in Italy (TN)

Val di Fiemme, Trentino

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