NEWS & JOURNAL / MEINUNG / LEGENDEN-SERIE: DENISE ZIMMERMANN
TRAIL MAGAZIN
DAS LAUFMAGAZIN NR.1 FÜR TRAILRUNNING
02 2024 März April
TRAUMROUTEN
ÖSTERREICH € 9,20 SCHWEIZ SFR 13,50 LUXEMBURG € 9,70 ITALIEN € 11,30 SPANIEN € 11,30 FRANKREICH € 11,30
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E LAUFMOD 2024 die Das sind s Style s er des Somm
DIESE 17 TRAILRENNEN LASSEN DIE HERZEN HÖHER SCHLAGEN! SPORTERNÄHRUNG
DEUTSCHLAND € 8,40
330 Km nonstop / Etappenläufe DIE GANZ GROSSEN ABENTEUER
Volle Energie und Geschmack So essen die Profis bei ihren Rennen!
Naturwunder
Ein Trail-Trip durch die Bergwelt im Oman
TOPFORM
Das können Trailrunner von Radrennprofis lernen!
TYPEN
Bene Wild läuft wie wild und druckt für uns.
TEST
Laufsocken, die keine Probleme mehr machen!
REPORT
Der UTFS will ein Wettkampf sein, der anders ist.
Preview: Diese Schuhe rocken in 2024!
EDITORIAL Liebe Leserin, lieber Leser,
als Eure Redaktion des Vertrauens sind wir am Ende auch nur Menschen. Ganz normale Leute, die ein paar Tipps mehr zum Thema Sport und Trailrunning haben als andere. Ansonsten – völliger Durchschnitt. Und damit geht auch einher, dass wir Ängste und Bedenken haben und oft nicht wissen, ob das, was wir hier produzieren, überhaupt Sinn macht. Ein ganzes Magazin nur zum Thema "Da rennen welche im Wald herum". Kann man machen. Muss man sicher nicht. Der Herausgeber dieser Zeitschrift wird älter. Von Jahr zu Jahr und Ausgabe zu Ausgabe, aber der Sport bleibt gegenwärtig. Eine ziemlich gegensätzliche Entwicklung. Wie geht es nun weiter, nach 16 Jahren TRAIL Magazin? Na, genau so. Es ändert sich nichts, weil wir in einem Fazit das tun, was wir lieben. Dass das mit der Liebe nicht immer einfach ist, wissen wir ja alle. Ihr findet also auf den folgenden Seiten wie so oft motivierende Menschen, die wie ihr auch gerne auf Trails ihre Gefühle ausdrücken, ihr findet Tipps zu Produkten und Infos zu Events oder Training. Vieles, was wir 2024 sonst so treiben, findet ihr mehr und mehr im Internet unter www.trail-magazin.de, unserem prosperierenden YouTube Kanal, dem mehr oder weniger regelmäßigen Podcast und natürlich auf Instagram. Viel Spass mit dieser Ausgabe und dem Versprechen, dass wir uns diesmal besonders viel Mühe gegeben haben, Euren Sport auf rund 100 Seiten bestmöglich abzubilden.
4 Menschen dieser Ausgabe
Bene Wild
meldete sich im letzten Jahr für unser Lesercamp am Gardasee an und erwähnte fast nebenbei, dass er nicht nur gerne läuft, sondern auch Magazine, wie das unsere druckt. Lest selbst was das Resultat ist, ab Seite 52
Tom Stetter
läuft seit einigen Wochen regelmäßig durch unsere Redaktion und ist nun fester Teil unseres Magazins. Dabei bringt er fast immer, wenn er kommt, ein selbstgebackenes Brot mit. Sein Rezept ab Seite 50
Kay Ploetner
Der Münchner Ultraläufer gehört sozusagen zu den "ambitionierten Hobbyläufern", um sich dann ums Essen so viele Gedanken zu machen, wie ein echter Profi. Im Interview ab Seite 40
TRAIL-Herausgeber Denis Wischniewski muss seit Dezember leider auf seinen langjährigen Redakteur BENNI BUBLAK verzichten. Benni war bekannt für seine präzisen Produkttest, die genaue Beobachtung der Wettkampfszene und fast alle anderen Dinge des Redaktionsalltags. Eines an seinem Weggang ist gut – er bleibt dem Sport auf andere Art und Weise erhalten. Alles Gute Benni! Danke für die Zeit.
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Denise Zimmermann
In unserer neuen Rubrik "Trail-Legenden" kamen wir ziemlich direkt bei Denise raus, denn ihre Karriere beginnt früh, um bis heute fast ohne Unterbrechungen für Staunen zu sorgen. Ab Seite 78
INHALT 16 Jahre Trail 2008 - 2024
STANDARDS EDITORIAL 3 INHALT 4 NEWS 12 MYVIRTUALTRAIL.DE 76 IMPRESSUM 87 PRAXISTEST 96 MORALFRAGE 98
36 FUTTER HER
Autor und Ultraläufer Tom Stetter über die Allgemeinheit der Ernährung bei Trailruns, mit vielen Tipps und neuen Produkten.
6 OMAN-REISE
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16
25 Grad und Sonne, nie Regen. Im Oman ist man nur von Novemer bis Januar bei erträglichen Temperaturen unterwegs. Ein Bericht aus dem Traumland für Bergsportler.
16 NEWS/JOURNAL Denis Kolumne, Produkte, Pro & Contra, Events, Weltrekord Jakob Herrmann, Tipps gegen Verletzungen, ...
52 BENE DRUCKT 28 TRAU DICH!
Das Trail Magazin wird fortan bei einem echten Leser und Trailfan gedruckt. Ein Besuch bei Bene Wild und der Leidenschaft für Drucksachen.
Trainingsprofi Björn Kafka steigt im zweiten Teil seiner Story tiefer ein und berichtet konkret von Trainingsmodellen, die es in sich haben.
58 SEHNSUCHT
Johannes Hendel ist der Mann hinter dem Ultratrail Fränkische Schweiz, selbst schneller Läufer und ein Kerl mit Visionen.
Dieser Sommer wird ziemlich schick – auch für uns Trailrunner, denn die neuen Outfits 2024 haben Form, Farbe und Funktion.
70 TRAINING
Im zweiten Teil "über Distanzen" berichten wir über alles, was nach dem 100-Meiler kommt: Etappenläufe und Laufprojekte.
44 DER UTFS
84 TRAIL-MODE
Es gibt diese Wettkämpfe, die zwar fern, ein wenig überzogen, aber dennoch hart an der Sehnsucht zerren. Traum-Events zum träumen. Müritz Reise 24 Laufsocken-Test 34 Trail-Legenden 78 Moral 98
4 2/24
80 LESERUMFRAGE
Nicht komplett anders als im Vorjahr, aber mit einigen neuen Erkenntnissen in den Zahlen – die Resultate der Leser:innen-Umfrage 2023/2024.
90 TRAILSCHUHE
Diese Modelle werden in dieser Saison Spuren in Schlamm, Fels und Wiese hinterlassen.
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NEU
FOTOREPORT Oman Text : DENIS WISCHNIEWSKI Fotos : CHRISTIAN PENNING
Oma Om
Es ist die Zeit zwischen den Saisons. Es ist Winter und es ist eine lange Phase bis der Sommer wieder ums Eck kommt. Laufen tun wir trotzdem, denn irgendwie ist die trübe Zeit mit den kurzen Tagen garnicht so übel ...
Wie es der Zufall wollte, landete ich dann doch noch im Oman. Einst wollte ich dort einen berühmten Ultratrail laufen und nun wurde es ein entspannter Laufurlaub mit so einigen Erkenntnissen zu einem Land und Menschen, die nur Gastfreundschaft kennen. 6 2/24
an man
Ironman Qasim nicht im Trailrun-Outfit sondern in der traditionellen Dishdasha und Kumma.
läuft 7 2/24 1/24
FOTOREPORT Oman
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Foto: Martina Valmassoi Fotos: Philipp Reiter, Michael Müller
Ja, es könnte dieser Tage mal Regen fallen. Für 10 Minuten oder so. Tut es aber nicht.
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FOTOREPORT Oman Canyoning: Kein Trailrunning im eigentlichen Sinne, aber trotzdem cool und ungewohnt nass und anstrengend.
Qasim ist wirklich kein schüchterner Kerl. Genau so wünscht man sich seinen Guide als Trailrunner und Tourist. Er erzählt, er berichtet, er sorgt für beste Stimmung und er hat zudem eine ausgesprochen gute Kondition. Fünfmal pro Woche würde er trainieren, einen Ironman im Triathlon hat er gefinisht und nun will er seine Halbmarathon Bestzeit brechen. Wir sind ganz sicher keine gewöhnliche Besuchergruppe für Qasim, der mit seiner Familie in Maskat lebt und sein Geld damit verdient Menschen, den Oman zu zeigen. Nicht immer muss er dabei Berge besteigen und durch die Landschaft rennen. Dass er das nun mit uns tut, scheint ihm große Freude zu bereiten. Immer wieder betont er bei kurzen Pausen, in denen sich unsere Reisegruppe sammelt, dass wir fit wären. Dass sich in unserer Gruppe mit Rosanna Buchauer eine Spitzenläuferin und die WM-Fünfte befindet weiß Qasim natürlich. Es ist Dezember und der vielleicht einzige Monat im Jahr, in dem man hier auch tagsüber bei angenehmen Temperaturen Sport treiben kann. 25 Grad, Sonne und laut Qasim, mit einem freudvollen Blick in den blauen wolkenlosen Himmel, die Regenzeit des Jahres. Ja, es könnte dieser Tage mal Regen fallen. Für 10 Minuten oder so. Tut es aber nicht. Trotz des geringen Niederschlags versorgt sich das Land, welches im Süden an den Jemen, im Western an Saudi-Arabien und im Norden an die Vereinigten Arabischen Emirate grenzt, technisch fortschrittlich zu 84 Prozent aus entsalztem Meerwasser. Das mag auch der Grund sein, dass Maskat, die 5 Millionen Metropole, wie ein Streifen über viele Kilometer die Küste begrünt.
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Es wären Wasserschlangen im Canyon, aber nur die langen Dünnen mit Muster wären giftig. Na bravo.
Communityruns und Lauftreffs kennen keine Saison und gute Laune braucht auch keine Jahreszeiten. Nutzt auch trübe Tage um mit anderen die Trails zu entdecken.
Unser erster Stopp führt uns in Bergdorf Wakan rund 140 Kilometer von Maskat entfernt. An den kargen Hängen des Mistal Gebirges starten wir auf 1.500 Meter Höhe über den Oman Hiking Trail Nr. 25 unseren Gipfellauf, um schnell festzustellen, dass Qasim einen routinierten Bergtritt hat und das Gelände durchaus anspruchsvoll ist. Dass der einstige Ultratrail Oman des UTMB in Szenekreisen als eines der technischsten Rennen des Kalenders beschrieben wurde, wird mir nun klar. Der Guide rennt voraus, der Trail wird schnell zu weglosem Geröll und ich ahne, was auf uns zukommt. Irgendwann landen wir aber wieder auf einem zumindest markierten und laufbaren Bergpfad, der rund fünf Kilometer nach oben führt und bei jedem Schulterblick weit in eine Landschaft blicken lässt, die ich so noch niemals gesehen habe. Es ist eine bezaubernde Weite im Zusammenspiel mit klarer Sicht und blauem Himmel, ein perfektes Foto mit jedem noch so kurzen Eindruck.
Nach rund zwei Stunden sitzen wir auf dem höchsten Punkt der Umgebung, blicken auf Wakan, das als kleiner Punkt unter uns liegt und auf der gegenüberliegenden Seite in ein grünes Seitental. Qasim zaubert Kaffee auf einem kleinen Gaskocher und verteilt die besten Datteln, die ich jemals essen durfte. Es ist ein perfekter Moment, umschlossen von Ruhe und tiefer Demut. Nach dem Abstieg genießen wir den Abend und die Nacht in einer einfachen und dennoch perfekten Unterkunft, die sich unaufgeregt in den Berghang integriert und uns bei regionaler Küche in eine sternenklare Nacht entlässt. Am nächsten Tag sollten all meine „Skills“, die ich als Trailrunner jemals gesammelt habe, nur noch eine leise Verpuffung sein. Unter dem Programmpunkt „Canyoning“ verstand ich so etwas wie entspanntes Bootfahrten in einem verträumt dahinfließenden Fluß und nun stehe ich nach nur zehn Minuten Fußweg in einem der größten Canyons des Landes und soll mich in
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Qasim mit Wegzehrung oben am höchsten Punkt der Strecke: Datteln aus dem Oman sind eine Delikatesse und voller Energie.
FOTOREPORT Oman
Wir sind auf einigen Streckenabschnitten des Himam Trailrun Race unterwegs und laufen mit einer lokalen Trailcrew um Hamed durch ein beeindruckendes Wadi den Abgrund abseilen. Meine Premiere am Seil bringt mich ein wenig an den Rand meiner Mutschwelle. Ich denke nicht mehr nach, was passiert und kommt, sondern führe einfach aus, was mir der Guide erklärt. Zwischen Tauchgängen, Klettereinlagen und teils abenteuerlichen Sprüngen aus für mich unfassbaren Höhen verliere ich mich im Anblick dieses Naturwunders aus Fels. Immer wieder fällt Sonne in die Schlucht. Es ist ein Zauber aus Licht und Schatten. Nach drei für mich endlosen Stunden ist der wunderbare Horror zu Ende und mir ist klar – ich will die nächsten Tage nur noch laufen, laufen, laufen. Für die Mühen bei meiner ersten echten Canyoning-Tour werde ich am Abend in der nächsten Unterkunft belohnt, denn in Hail Al Shas checken wir im pittoresken The View Hotel auf 1.450 Meter Höhe ein und beenden den Tag mit einem Menü und Blick über Al Hamra und Bahla. Wieder
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wird mir die Weite des Oman bewusst und wie beeindruckend es doch ist, wie sehr dieses Land seit den 1970er Jahren unter der Regierung um Sultan Qabus bin Said, der 2020 verstarb, einen Aufschwung erlebt, sich entwickelt und den Fortschritt lebt. Heute nennt man den Oman die Schweiz der arabischen Welt und das Sultanat gilt zurecht als das liberalste Land der Region. Am dritten Tag geht es nun wirklich nur ums Trailrunning und wir knüpfen Kontakt zu einem echten Star der omanischen Ultratrail-Szene. Hamed hat den UTMB in Chamonix ins Ziel gebracht und genießt höchsten Respekt seiner jüngeren Laufkameraden. Wir sind auf einigen Streckenabschnitten des Himam Trailrun Race unterwegs und laufen mit einer lokalen Trailcrew um Hamed durch ein beeindruckendes Wadi, ein mächtiger ausgetrockneter Flusslauf, auf dessen Seiten die Felsen hunderte Meter in den Himmel schie-
Ein Traumtrail, der sich entlang eines weltberühmten Canyons schlängelt und uns durch ein uraltes Dorf einer vergessenen Zeit führt.
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FOTOREPORT Oman
ßen. Das aktuell größte Trail-Event im Oman startet in Al Hamra und endet nach 110 Kilometern in Birka Al Mouz. Nach dem Ende des UTMB by Oman ist dies der wichtigste Ultratrail und zieht jedes Jahr im November rund 700 Läuferinnen und Läufer an. Die Vorstellung, hier einen richtigen Wettkampf zu laufen, lässt mein Herz hüpfen. All das, was ich hier gerade sehe und erlebe in eine „Rennform“ zu gießen, wäre doch das Beste überhaupt.
Steile Berge und unzählige Wanderwege und Strecken direkt aus der Hauptstadt Maskat laufen – weniger heiss ist es jedoch in den Bergen im Landesinneren.
Das landschaftlich vermutlich unvergesslichste in Trailschuhen passiert dann am letzten Tag der Reise. Wieder ist es Qasim, der uns an einen echten Sehnsuchtsort führt und dabei flott voraus läuft. Unter der Ankündigung „Balcony Walk“ hatte ich mir etwas anderes vorgestellt, aber nun finde ich mich beseelt und wie in einem Tagtraum, auf dem vielleicht schönsten, flockigsten und geilsten Trail wieder,
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Der Trail führt entlang dem Wadi Ghul Canyon. Das Hajar Gebirge ist eine dramatisch-zerklüftete Felslandschaft mit Gipfeln bis zu 3.000 Metern Höhe
Info OMAN ANREISE Die nationale Fluglinie Oman Air fliegt täglich ab Frankfurt, fünfmal wöchentlich ab München und viermal wöchentlich ab Zürich direkt in die Hauptstadt Maskat. Viele weitere Airlines ergänzen das Flugangebot ins Sultanat. Der Hin- und Rückflug kostet als Direktflug zwischen 220 und 600 Euro. UNTERKÜNFTE Untergebracht waren wir in einfachen Bergpensionen bis hin zum Luxushotel in Maskat: Im Bergdorf Wakan: SAMA Wakan Heritage Homes Auf über 2.000 Meter Höhe in einem der ältesten Dörfer des Landes. In Al Hamra: The View Oman Ein Hotel der höchsten Kategorie mit einem traumhaften Ausblick auf das umliegende Tal In Nizwa: Golden Tulip Nizwa Ein großes und solides 4-Sterne Hotel mit Sauna und Spa sowie 120 Zimmern. In Maskat: Al Bustan Palace, A Ritz-Carlton Hotel Das beste Hotel im Oman und vermutlich der ganzen Welt. Hier hat der König seine eigene Etage. Wo? Ganz oben natürlich. Direkt am Meer und umgeben von steilen Bergspitzen. Wo läuft man im Oman? Am besten in den Bergen und dort, wo es bereits Wettkämpfe gibt. Unser Tipp sind die Routen des Himan Trailruns (Bei Al Hamra) https://himam.om/ oder die Region des Oman by UTMB (den es nicht mehr gibt) Zwei unserer gelaufenen Routen findet ihr unter www. trail-magazin.de Wie sicher ist das Land? Was muss ich beachten? Das Land ist sicher. Man kann sich auch als IndividualReisende/r immer frei bewegen. Gibt es ein Wettkampf-Tipp? ja, der Himan Trailrun bei Al Hamra ist der aktuell größte und bekannteste Trail des Landes und bietet neben der 57 Kilometer Strecke auch ein 110 Kilometer Ultratrail. Das Rennen findet jährlich im November statt und kann ab sofort gebucht werden. www.himam.om www.experienceoman.om
den ich jemals laufen durfte. Ziemlich alles ist im Moment und alles ist verdammt perfekt. Ausgangstour dieser acht Kilometer Strecke ist das kleine Bergdorf Al Khytaim und der Trail führt entlang dem Wadi Ghul Canyon. Das Hajar Gebirge ist eine dramatisch-zerklüftete Felslandschaft mit Gipfeln bis zu 3.000 Metern (Dschabal Schams). In einem Auf und Ab sammeln wir 400 Höhenmeter und beenden unseren Lauf mit einem fetten Grinsen im Gesicht doch auch ein wenig mit der Erkenntnis, dass das Ende der Reise zu sehen ist. Am letzten Tag verlassen wir die Berge und stürzen uns in den puren Luxus des weltbekannten Al Bustan Palace, einem Ritz Carlton Hotel in Maskat. Hier empfängt der Sultan Staatsgäste im obersten Stockwerk und ich weiß bei aller Größe des Gebäudes nicht so recht, wie ich mich orientieren soll und verliere mich in Etagen und Räumen. Die Navigation in den Bergen war jedenfalls einfacher. Die Vergabe der Sterne für das Hotel und für unsere gesamte Oman-Reise ist eindeutig: 5 Sterne und Plus. Ich will ehrlich sein – das Land und die Menschen haben mich berührt. Ich muss da irgendwann möglichst bald mal wieder hin.
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NEWS&JOURNAL MEINUNG
ALL INCLUSIVE VS. SELF SUPPORT Wie weich gebettet muss oder soll ein Trail-Wettkampf sein? Wie viel muss der Veranstalter leisten und an Sicherheit bieten und was wird uns zu viel abgenommen?
All Inclusive mit weichem Bett und feinstem Futter vom Buffet. Sich um nichts kümmern müssen und herrlich die Seele baumeln lassen. Ist es nicht genau das, was wir ab und an brauchen? So ähnlich läuft es doch in so einem bewegten Läuferleben auch, oder? Wir trainieren hart, geben alles, um besser zu werden und leben dieses Trailrunning. All das macht man ein Stück weit, um seiner eigenen, hart erarbeiteten Leistung während eines tollen Rennens ein Krönchen aufzusetzen. Eine super Zeit oder einfach nur das Finish. Am schönsten feiert sich solch ein toller Erfolg innerhalb einer organisierten Community. Natürlich ist es durchaus reizvoll, seine eigene Strecke „self-supported“ zu schaffen. Ein voll durchorganisiertes Rennen, hat aber sehr viele Pro’s, die einem all inclusive Paket sehr nahekommen. Da wären zum einen die Streckenführung. Wenn ein Rennen nicht explizit als „unmarkiert“ oder „selbstnavigiert“ beworben wird, so ist davon auszugehen, dass sich die Läufer von bunten Fähnchen und leuchtenden Bändern vom Start bis ins Ziel leiten lassen können. Okay… sich zu verlaufen, ist auch bei markierten Strecken nicht ausgeschlossen, aber die Chance am richtigen Weg zu sein, ist wesentlich höher. Auch bei einem technischen Totalausfall von Handy und Uhr würden wahrscheinlich alle Athleten den Zielbogen finden. Im Falle eines dramatischen Wetterumschwungs mit Gewitter, großer Hitze oder starken Regenfällen, warnt der Veranstalter zumeist so rechtzeitig, dass sich alle einen Unterschlupf suchen können. Ohne ständigen Blick auf die Entwicklung der Wettervorhersage kann solch ein Wetterwechsel vor allem in den Bergen sehr böse enden. Ausrüstung und Verpflegung! Da wir bei meisten Laufevents alle paar Kilometer von netten Volunteers mit Essen und Trinken versorgt werden sowie im Falle eines DNF’s ein Rücktransport organisiert werden kann, stellt sich hier zumindest nicht die Frage der Sicherheit. Auch Bergwacht und Streckenverantwortliche, kümmern sich vor allem an exponierteren Stellen des Rennens um die Unversehrtheit der Teilnehmenden. Einzig das Laufen, das müssen wir noch selber hinbekommen.
CONTRA Denis Die besten Rennen und Wettkämpfe, die ich lief, und die mir bis heute tief ins Hirn graviert sind, sind all jene ohne Flatterband, musikbeschallten VP-Zelten und Blaskapellen beim Start. Es waren die Events, bei denen die Race-Directoren am Start von 5 auf 0 zählten und selbst jede einzelne VP bestückten, um am Ende noch jede und jeden Einzelnen im Ziel zu begrüßen. Es waren oft sogar Rennen, bei denen man schlicht alles an Verpflegung selbst transportieren musste und zur Orientierung eine Papierkarte bekam. Man verbündet sich in der Not mit allen anderen um einen herum und stellt als Finisher mit breiter Brust fest, dass es genau so auch klappt. Passieren – im Sinne von schlimmeren Unfällen – darf natürlich nichts. Es fehlt der Rundum-Schutz eines ZUT, TAR oder Mountainman, um letztlich doch dafür zu sorgen, dass man dafür sensibilisiert wird, für die eigene Unversehrtheit zu sorgen. Wir müssen wieder lernen, für uns selbst Verantwortung zu übernehmen - ein Trailrennen ist dafür eigentlich bestens geeignet, um einen Anfang zu machen.
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Foto: Ian Corless
PRO Tom
TICKER +++ NOFT Awards 9.2.24 in München: SALOMON gewinnt die Wahl zum Trail-Brand des Jahres 2023
SCHWÄBISCHE EINSTIMMUNGEN Mit dem "Albside-Upthehill" und dem "Lichtenstein Trail" finden im späten April und frühen Mai 2024 zwei kurze Trailrennen am Rande der Schwäbischen Alb statt. Der ideale Start in die Saison! Als wir vor einigen Jahren mit unserer heute legendären REVIERGUIDE-Serie durch fast alle Mittelgebirge und Ballungsgebiete getingelt sind, um dort mit den lokalen Trailcrews zu laufen, war uns immer wichtig, zu zeigen, wie sehr Trailrunning auch außerhalb der Alpen funktioniert. Um ehrlich zu sein, haben wir dabei erkannt, dass Trailrunning als Gruppensport sogar nur außerhalb der hohen Berge klappt. So auch an, auf und um die Schwäbsiche Alb, dem fast kitschig-schönen Karstgebiet zwischen Stuttgart und dem Bodensee. Auf seiner Länge um die 220 Kilometer findet man eine nahezu unendliche Pinakothek an traumhaften Trails, oft schmal wie ein Unterarm. Die Schwäbische Alb hat sich wie der Bayerische Wald, die Fränkische Schweiz oder die Pfalz als Trailrunning-Revier etabliert und empfiehlt sich vor allem im April und Mai als ein Traumspot, um an Wettkämpfen teilzunehmen. Neu unter einer Reihe spannender Wettkämpfe ist der ALBSIDE UPTHEHILL am 27.4.24, bei dem es drei ideale EinsteigerStrecken gibt. Die 5, 10 oder gar 25 Kilometer verlaufen allesamt mit einigen Höhenmetern auf wunderbar laufbaren Singletrails bei Margerthausen im Zollernalbkreis und ist Teil der ITRA Natio-
EVENTS
nal League und ein UTMB Index Race. Im weiteren Kalenderverlauf findet man am 10. Mai den 5. ALB-TRAUM 100, der mit seinen beiden Ultra-Distanzen (57 km und 115 km) seit Wochen ausgebucht ist und alle genehmigten Plätze bereits an 330 Glückliche vergeben hat. Wer das Rennen im Ostteil des Mittelgebirges einmal erleben möchte, muss also sehr früh an eine Anmeldung denken. Ein Klassiker ist am 11. Mai 2024 der LICHTENSTEIN TRAIL, der bereits zum achten Mal stattfindet und seine Halbmarathon-Strecke auf feinsten Trails im Echaztal findet. Neu im Programm ist seit dem letzten Jahr der Speedtrail über 10 Kilometer. Der LSR hat seit 2015 eine echte Historie hinter sich und darf als Pionier der Trailrunning-Rennen im "Ländle" gelten, hatte zu Beginn eine Marathonschleife im Programm und gar ein Trail-Festival mit Camping und Communityruns über ganze drei Tage. In 2023 waren die Distanzen mit fast 500 Teilnehmern ausgebucht, aber die Chancen, auch am Renntag noch vor Ort zu melden, sind meist gut, wenngleich mit einem Restrisiko behaftet. Anmelden macht JETZT Sinn: www.lichtenstein-trail.de www.alb-traum-100.de www.upthehill.run
NEWS
ITRA und die National League Trailrunning für das gute Gewissen. Wie bereits 2023 wird es auch in diesem Jahr die Itra National League geben. Neben der Weltmeisterschaft im Berglauf und im Trailrunning soll die National League den nachhaltigen Weg der lokalen Rennen ebnen. Ohne großen Reiseaufwand und mit einem interessanten Portfolio an verschiedenen Wettkämpfen weltweit möchte die ITRA mit ihrem noch jungen Format Verantwortung übernehmen und das Thema CO2 Neutralität im Wettkampfsport integrieren. Sowohl Veranstalter als auch Pro’s und Non-Pro’s sollen von diesem Konzept profitieren. Allein in Deutschland und Österreich, haben sich der National League jeweils acht Rennen angeschlossen. Darunter finden sich klanghafte Namen wie der Zugspitz Ultratrail oder der Ultratrail Fränkische Schweiz. Wer also in einer echten Liga mitrennen möchte, ohne ständig Reisen zu müssen, der sollte sich diese National League genauer ansehen.
Auf der Suche Trailrunning boomt und doch wird es nicht einfacher, schöne Events am Leben zu erhalten ... Habt Ihr das Trailfestival 3Kings3Hills im Bayerischen Wald mitbekommen. Vermutlich. Denn nach rund 700 Teilnehmer:innen im vergangenen Jahr ist das grenzüberschreitende Event auch für den kommenden Juli bereits gut gebucht. Was fehlt, ist ein Hauptsponsor. Oder besser gesagt: ein Partner, der sich für eine solche sympathische Veranstaltung (auch finanziell) engagiert. Scarpa und Intersport sind nach der Erstaustragung ausgestiegen, gerade die großen Marken fokussieren sich zunehmend nur noch auf die eine Woche rund um den Ultra-Trail du MontBlanc. Was verloren geht, so fürchten wir, sind Investitionen in den Nachwuchs. Und der kann im Trail Running ja auch mal jenseits der 50 sein. Es braucht eben Orte, an denen dieser Sport in der (geografischen) Breite erlebt und buchstäblich physisch erfahren werden kann. Und nicht nur das eine, große Event oder die eine Rennserie im Sportfernsehen.
NEWS&JOURNAL
DENIS’ KOLUMNE Liebe Freunde, liebe Freundinnen, liebe Alle, das Phänomen der riesigen Communityruns und Lauftreffs scheint vorüber zu sein. Versteht mich nicht falsch – natürlich treffen sich noch immer Menschen, um gemeinsam zu laufen und das auch in durchaus kritischer Masse. Aber doch, so mag ich festhalten, finden keine Gruppenläufe mehr statt, die dreistellige Teilnehmerzahlen haben. Trailrunning und Laufen entwickelt sich mehr denn je zu einem Rückzugsort, zu einem Hobby, das oft ganz leise und sehr privat stattfindet. Eine gegensätzliche Entwicklung zu den großen Events im Sommer, zu Ultratrails, bei denen sich tausende Leute um Startplätze bewerben und die übers Wochenende Orte zu Festivals verwandeln. Ich halte den Kontakt zu anderen Menschen ja durchaus für relevant. Ich würde mich sogar in Teilen als einen sehr sozialen und umgänglichen Menschen bezeichnen, jemanden, der die umfängliche Qualität des Lebens im Miteinander sieht. Alleinsein ist manchmal schön - mit anderen etwas erleben sehr viel schöner. Weshalb der Hype der Communityruns nun vorbei zu sein scheint, weiß ich ehrlich gesagt nicht. Es mag etwas mit Corona zu tun haben. Man würde hier zwar feststellen wollen, dass nach Ausgangs- und Kontaktsperren, das Bedürfnis, sich in Menschenmassen zu suhlen, so groß ist wie nie, aber es bleibt eben auch die Erkenntnis, dass das Ruhige, Rückgezogene, Private in der Pandemie etwas Gutes hatte. Viele Menschen kamen damals bei allen Sorgen und fatalen Folgen, auch sehr
bei sich selbst an. Die Frage „Wer bin ich?“ Oder „Was will ich?“ wurde beantwortet. Nun ist also für viele die vor 5, 6 oder 10 Jahren Stammgäste bei Gruppen-Trailruns waren das Thema nicht mehr ganz so heiß. Vielleicht sind aber auch für viele die Geschichten, die dort passiert sind schon erzählt, vielleicht sind alle Tipps, die man damals abgeholt hatte, abgeholt. Meine Kinder sind 16 und 20 und ich wundere mich über sie, um im gleichen Moment über ihre Genügsamkeit zu staunen. Als ich so alt war, musste mehr passieren. Es ging mittwochs in eine Rock-Disco, Donnerstags in die Bandprobe, danach direkt in einen abgesifften Club, um das bis Sonntagnacht weiter durchzuspielen. Meine Kinder gehen in keine Clubs. Sie treffen sich bei Freunden, laden nach zu Hause ein, gehen gelegentlich in die Stadt. Alles Dinge, die ich erst sehr viel später gemacht habe. Was aber vor allem auffällt – sie haben weit weniger die Sehnsucht, mit wirklich vielen Menschen zusammen zu sein. Mir war das damals wichtig. Ich genoss solch ein Musikkonzert, die pulsierende Menge, die Lautstärke und vielleicht das „viele, laute, geballte Menschsein“. Ähnlich erging es mir vor Jahren bei unseren ersten Revierguide-Treffen. Dass dort an einem Sonntagvormittag einfach so 250 Leute mehr oder weniger spontan an einem Wanderparkplatz zusammenkamen, um durch den Pfälzer Wald zu rennen, zu lachen und danach ein Bier zu trinken, ging mir richtig ans Herz. Dass Menschen zusammenfinden, weil eine friedliche Idee sie zusammenführt, weil sie eine Sache haben, die verbindet, ist irgendwie das Tollste, was es geben kann. Aber auch ich bemerke, dass mich seit einigen Jahren der kleinere Kreis anspricht. Das sind Läufe mit einem Freund oder Läufe mit Gruppen bis zu vier oder fünf Menschen. Läufe, bei denen man während der zwei oder drei Stunden, die man dort gemein-
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sam unterwegs ist, mit allen ordentliche Gespräche führen kann. Ich empfinde das als eine hohe Qualität, den Sport mit der guten Unterhaltung zu verbinden. Trailrunning ist in dieser Beziehung wieder einmal eine Blaupause zum gesamten Leben. Ein Spiegelbild dessen, was sich in der Gesellschaft tut. Vielleicht können wir an der Trailrunning-Szene sogar Dinge ablesen, die etwas zeitversetzt im großen Ganzen passieren.
MERRELL ÜBERNEHMEN Auch das dürfte ein Match werden – Merrell sind fortan Titelsponsor der Skyrunning Serie und führen die Merrell Skyrunner® World Series künftig um den Globus. Mit den neuen Schuhmodellen MTL Skyfire 2 und MTL Long Sky 2 Matryx bietet sie geradezu perfekte Trailschuhe für diese Art des Trailrunning-Sports an. Die Serie startet am 2. März auf La Palma mit dem ANCANTILADOS DEL NORTE über 26 Kilometer und 2.250 Höhenmeter und endet nach 21 Rennen im November wieder in Spanien mit dem MARATO DELS DEMENTS. Was eine Reise der technischsten Trailrun-Reihe der Welt.
Restplätze frei!!! Da solltest DU dabei sein. Wirklich! Das LESERCAMP am Gardasee vom 10. bis 13. April ist ein Klassiker und so etwas wie die Mutter aller Trailrunning-Camps, denn wir veranstalten bereits seit 2011 am Lago di Garda diese geführten Läufe inklusive Rahmenprogramm, Hotel und Betreuung. Wer also mit dem Team des Trail Magazins für 4 Tage den Alltag hinter sich lassen möchte und Traumtrails mit vielen Höhenmetern sammeln will, sollte sich einen der Restplätze sichern. Das Programm und alle Infos zur Buchung gibt es unter: www.trail-magazin.de
TICKER +++ NOFT Awards 9.2.24 in München: KATHARINA HARTMUTH wird Trailrunnerin des Jahres 2023!
JETZT BLOSS NICHT VERLETZEN
So gut und unversehrt durch den Winter gekommen und auf dem besten Wege, so fit wie noch nie zuvor in die Saison zu starten. Jetzt bitte nichts mehr riskieren. TIPPS
Harte Einheiten im Trainingscamp!
Vergiss nicht zu trinken!
Wie war das: Die Form für den Sommer wird im Winter gemacht? Mag sein. Aber niemand muss im Winter bereits die Form für den Sommer haben. Es ist also nicht nur erlaubt, es ist sogar angebracht, es bei wirklich frostigen Temperaturen langsam angehen zu lassen. Investiert in die Grundlagenausdauer, nicht in die Tempohärte! Wenn aber doch bereits so früh im Jahr spezifische Reize gesetzt werden sollen: Hört auf Euren Körper und verzichtet bei den leisesten Anzeichen eines Infekts auf ein Training jenseits des Wohlfühltempos. Nehmt das Aufwärmen ernst und genauso die Regeneration nach dem Tempotraining bei einer Kanne Tee oder einem heißen Bad. Oder plant einen Urlaub als ein qualitatives Trainingslager. Dort, wo es wärmer ist. Es muss dabei ja nicht nur ums Laufen gehen.
Eigentlich wissen wir es ja eh: Wir trinken zu wenig. Also beim Laufen. Zwei Flasks, ein Liter Flüssigkeit, wären perfekt für eine eineinhalbstündige Laufeinheit. Womit bei längeren Läufen die Probleme beginnen. Öffentliche Brunnen etwa sind im Winter oft abgestellt. Macht nichts, könnte man sagen, denn man schwitzt im Winter ja auch weniger. Im Gegenteil: Man sollte gerade bei Kälte viel und vor allem regelmäßig trinken, da man beim Atmen in der trockenen Winterluft deutlich weniger Wasser aufnimmt als an feuchtwarmen Sommertagen. Zudem ist die Wahrscheinlichkeit hoch, dass man bereits im Laufe des Tages zu wenig getrunken hat, da das subjektive Durstgefühl fehlt. Also: Wirklich konsequent auf das eigene Trinkverhalten achten. Auch eine warme Suppe macht Sinn.
Kein Preis und Award für kurze Hosen! Das ist eine Notiz an uns selbst. Auch die Redaktion dieses Heftes läuft im Winter gerne kurz. Also untenrum. Wobei es dabei weniger um eine Mutprobe geht (harte Hunde sind wir eh nicht) und nur am Rand um eine ästhetisch motivierte Coolness. Ich mag einfach die Freiheit des von Textilien befreiten Beins. Dumm nur, dass gerade die Sehnenansätze das anders sehen. Es stimmt schon, am Knie erkältet man sich nicht. Aber eine Patellasehnenreizung ist langwieriger als es jede Erkältung wäre. Wo wir schon bei den Sehnenansätzen sind: die Achillessehne freut sich so um den Gefrierpunkt über einen bedeckten Übergang zwischen Laufsocke und Lauftights. Wer das Gefühl von synthetischen Tights weniger mag: Probiert es mit Merino oder den weiter geschnittenen Winterlaufhosen.
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Wärme dich dort auf, wo es warm ist! Dehnen, das ist, Verzeihung, ein ziemlich dehnbarer Begriff. Die einen führen ihre Fersen jeweils einmal flüchtig zum Gesäß, die anderen Verbringen mit dem Recken, Strecken und wieder Zusammenrollen ihres Körpers vor (und selbstredend auch nach) dem Training mehr Zeit als mit der eigentlichen Laufeinheit ansich. Wir prophezeien: Letztere werden besser und fitter durch den Winter und ein langes Läufer:innenleben kommen. Und weil es beim Dehnen ja immer auch um das Aufwärmen der Sehnen und Muskeln geht, sollte folgendes bedacht werden: Am besten wärmt es sich auf, wo es (noch) nicht besonders kalt ist. Zuhause im Wohnzimmer etwa. Oder in einem Vereinsheim oder einer Turnhalle, falls Euer Lauftreff diesbezügliche Kontakte hat. Bleibt als geschmeidig, es lohnt sich.
TICKER +++ NOFT Awards 9.2.24 in München: HANNES NAMBERGER wird Trailrunner des Jahres 2023!
NEWS&JOURNAL T R A I L ROO K I E S 2 0 2 4
DAS SIND SIE!
Das Trail Rookie Team ist gewählt! Von links nach rechts: Luca, Alvaro, Wiebke und Anna-Sophie.
Willkommen im Team, liebe Wiebke! Ihre Bewerbung beginnt so: " Hey, ich bin Wiebke, 23 Jahre alt ursprünglich aus dem Flachland." Und sie verschweigt dann nicht, dass sie längst in den echten Bergen bei Innsbruck lebt und studiert. Bei ihr begann das mit dem Sport vor Jahren bei der Wasserrettung, um schließlich auf Trails zu landen – eine echte Evolution. Wiebke Wermers hat bereits Wettkampferfahrung und lief den ZUT, beim IATF oder das "Race to Höll" und will nun mit Support und einem Team weiter-
hat er einiges vor: Etliche mittellange Ultras und vielleicht ein FKT auf dem Stubaier Höhenweg - die Vorbilder sind Dani Jung und Philipp Ausserhofer. Herzlich willkommen im Team, liebe Anna-Sophie Meusburger. Die junge Frau aus Österreich kam mit Vollgas in den Sport und feierte vom Start weg Siege. Bei der Landesmeisterschaft wurde sie Dritte und mit ihrem Freund gewann sie die RUN2-Wertung des Transalpine Run. Nun soll es mit Support und Trainingssteuerung weiter gehen. "Mein Ziel, an der Golden Trail World Series teilzunehmen und sie eines Tages zu gewinnen, mag wie eine große Herausforderung erschei-
kommen. Luca, willkommen im Team! Der 20-Jährige kommt ursprünglich aus Garmisch-Partenkirchen und hat sich an der Bergkette entlang ebenfalls nach Innsbruck umorientiert. Luca Müll "brennt" fürs Trailrunning, und das mindestens sechsmal pro Woche, denn so oft trainiert er, um weiter auf der Erfolgsspur zu laufen. Luca setzte bereits ein paar Ausrufezeichen, wurde 19. der Skyrunning Youth WM und siegte in seiner AK beim Salzburg Trailrunning Festival. Für diese Saison
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Fotos: Thomas Bekker
Wiebke, Anna-Sophie, Alvara und Luca. Man müsste es auf ein Shirt drucken – sie sind unsere Fab4 und die neuen Trail-Rookies 2024. Unter zahlreichen, tollen Bewerbungen haben sie es ins Team geschafft. Wir stellen sie vor.
WEGGESCHNAPPT!
Kilian Jornet hat einen Rekord verloren, der unschlagbar galt. Ein guter Bekannter ist der Dieb – Jakob Herrmann setzt sich ein Denkmal.
nen. Aber ähnlich wie Eliud Kipchoge oder Kilian Jornet glaube ich fest daran, dass unmöglich erscheinende Ziele mit einem starken Glauben erreichbar sind." Willkommen im Team, lieber Alvaro! Der 22 Jahre junge Mann studiert in Salzburg Psychologie und hat die Berge dort vor der Türe. Vielleicht liegt es ja an seinem Studium, dass Alvaro Boyny unbedingt wissen will, wo seine Grenzen im Trailrunning liegen und wie sehr er sich künftig mit einem Team, Tipps und einem Trainingsplan von 2 Peak Endurance verbessern kann. Wir freuen uns riesig auf die Saison mit Euch! Das erste Treffen wird im Rahmen der Night of the Trail stattfinden, danach gibt es ein Camp im Chiemgau und dann lädt Sponsor Salomon zum großen Auftakt nach Bad Reichenhall ein, wenn dort die Golden Trail National Series mit dem City & Trail am 18. Mai beginnt.
Luft nach oben Die Golden Trail National Series finden auch in der kommenden Saison wieder statt. Genau der richtige Rahmen, um sich als ambitionierter Hobbyläufer zu zeigen. Es winken Preisgelder von bis zu 1.500€, geniale Strecken und eine richtige Herausforderung. Hochstaufen, Zugspitze, Zermatt, Pitztal, Sierre-Zinal und Mayrhofen. Das sind die doch sehr klanghaften Orte des Geschehens. Wie gewohnt wird es während dieser Rennen heiß hergehen. Das Niveau, das sich dort an die Startlinie stellt, hat mit gewöhnlichem Hobbysport nichts gemein. Was nicht heißen soll, dass dort nur Raketen starten. Diese Rennserie ist ein echter Mehrwert für unseren Sport und jeder, der die Möglichkeit hat, dort zu starten, sollte diese auch nutzen.
24.242 schlägt 23.486! Das sind die nackten Zahlen, wenn es um den neuen Weltrekord geht! Die Disziplin? Möglichst viele Höhenmeter auf Skiern innerhalb von genau 24 Stunden sammeln. Der Österreicher JAKOB HERRMANN hat das ansich Unmögliche wahr gemacht und den Fabelrekord von Kilian Jornet eindeutig überboten. Jornet hatte im Februar 2019 in Molde, Norwegen 23.485 Höhenmeter auf die Anzeige gebracht, nun versuchte der 36-Jährige Herrmann auf seiner Heimatstrecke in Radstadt auf einem 2,5 Kilometer Anstieg sein Glück und wurde mit 24.242 Höhenmeter belohnt. Kein geringerer als Kilian Jornet, der gemeinsam mit Jakob Herrmann im Team das legendäre Skitourenrennen Pierra Menta lief, kommentierte den neuen Weltrekord so „Ich denke, für Athleten, die es gewohnt sind, schnell zu laufen, ist es wichtig, etwas langsamer zu starten, denn nach 10-12 Stunden, vor allem nachts, sind die Bedingungen härter. Die Aufregung der ersten Stunden ist verflogen, die Energie aus dem Essen ist kaum noch vorhanden, und die Muskeln fangen an, ein bisschen weh zu tun. Das sind die Momente, in denen es entscheidend ist, das Tempo zu halten. Das hat Jakob geschafft, ich freue mich für ihn und gratuliere zum neuen Rekord.“ Für Jakob Herrmann könnte der Erfolg auf Skiern eine weitere Motivation sein im Sommer die langen Distanzen zu laufen. Im letzten Jahr versuchte er sich erstmals auf einer Distanz über 100 Kilometer und startete beim GGUT und TDS im Rahmen des UTMB. Beidemale war ihm ein Finish nicht vergönnt.
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NEWS&JOURNAL
BLUMIGES!
Es ist Februar oder März. Es ist kalt und viel zu grau. Wir wollen auf diesen beiden Seiten vorzeitig das Frühjahr und den Sommer begrüßen. Wie? Mit Blumen natürlich! 1.
1. Naturblick App
Was uns so alles auf den Trails blüht? Die App Naturblick, entwickelt am Naturkundemuseum in Berlin, hält uns diesbezüglich auf dem Laufenden. Einfach ein Foto der Pflanze machen oder ihre Merkmale beschreiben, diese App ist vor allem auf die zivilisationsnahe Flora spezalisiert. Erhältlich für iOs und Android.
2. Maloja
Die rosenartige Nelkenwurz wurde früher als Heilpflanze in Klostergärten gehandelt und schafft es heute als Musterprint auf eine leichte und imprägnierte Windjacke der Marke Maloja. Sie kostet 160 Euro und hat eine Kapuze.
3. Trockenblumen
ich war so begeistert von den fabelhaft schönen Trockenblumen von www. lykkeandyou.de, dass ich meiner Tante welche zum runden Geburtstag schenken wollte. Das schickt sich natürlich nicht und ich blieb bei einem klassischen Geschenkkorb mit Pralinen, Likörchen und Gebäck.
3. 2.
4. Kurz mal Farbe
Das Kurzarmhemd aus dem Hause OAS ist aus 100 % Viscose und trägt sich fast unmerklich. Dieses klassische "CubaShirt" wird in Europa gefertigt und verspricht eine Lifetime-Garantie. Für 120 Euro bekommt man ein nachhaltiges Oberteil eines Herstellers mit schöner Geschichte. oascompany.com
4.
5. Beidseitig
Im thirdcoastsurfshop.com findet ihr einen tragbaren Schlafsack "Poler Napsack", der euch auf jeder Hütte zum "Dude" macht. Wenn ihr dann aber tatsächlich mal dezenter auftreten möchtet dann dreht ih einfach auf simples Orange um. Preis: 123 Euro
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5.
TICKER +++ NOFT Awards 9.2.24 in München: COURTNEY DAUWALTER gewinnt Inspirational Award 2023
6.Enzo
6.
Die alpinste Blüte? Ziemlich klar der Enzian. In den Alpen destilliert man daraus schn immer einen legendären Schnaps. Weniger Alkohol, nämlich gar keinen, hat diese Enzianlimonade. Auch der Name passt: Enzo schmeckt tatsächlich wie ein mediterraner Aperitif. www.emzo.at
7. Seit 1964
Das ikonische Muster Unikko (Mohn) wird seit 1964 gedruckt und seit 1965 von Marimekko verwendet. Heute gilt das Muster als die heimliche Nationalflagge Finnlands. Als Sneaker mit Segeltuchupper für ca. 160 Euro bei www.scandinavian-lifestyle.de
8.Sag mal Himmel
8.
Eines der aktuell beliebtesten Labels unter urbanen Läuferinnen und Läufern, SAYSKY, ist bekannt für den Mut in Muster und Farbe zu investieren. Mit diesem Blumen-Laufshirt zahlt sich der Einsatz mal wieder aus. Das Flower Combat Shirt kostet 54 Euro.
7.
9.Qualitäts-Samen
Gibt es etwas schöneres, wenn man eine Sache heranwachsen sieht. Die eigenen Kinder, die gute Laufform oder eben das Gewächs im Garten oder auf dem Balkon. Von PRIMOZA gibt es diverse Blumensamen in bester demeter-Qualität.
10.Seifenoper
Du liegst nach einem echt harten und kalten ersten Longrun im frühen März in der warmen Wanne und summst eine Melodie im Halbschlaf. Mit dabei: die Seife von MIDI, ein dezenter Duft und viele kleine Blumenblätter, die eingearbeitet sind und für beste Regeneration sorgen.
8.
9.
11. PUNK!
10.
SCOWL um ihre charismatische Frontfrau Kat Moss haben die Blume als Logo längst fest in ihre Aussendarstelliung integriert. Die Musik der Band aus Santa Cruz ist eigentlich garnicht so blumig – nein, da wird ganz schön gescreamt und gerüttelt. HardcorePunk der neuesten Stunde.
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Fotos: IMAZ PRESS REUNION GRAND RAID
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REISEREPORT Müritzer Seenplatte
MEER BRAUCHT ES NICHT Die Müritzer Seenplatte ist das größte, zusammenhängende Seengebiet Europas. Eine karge, weite Landschaft, deren Charme sich an rauen Tagen vielleicht am besten erschließt. Vor allem, wenn nach den Läufen die Sauna wartet und ein lässiges Hotel, das gleichsam hip und hygge ist. Eine Winterreise. Text & Fotos : CLEMENS NIEDENTHAL
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Diesen Tipp gab es zum Räucheraalbrötchen gratis dazu: Der Wind macht die Wellen. Weshalb die Frau in der Kombüse der familiären Fischerei im beschaulichen Röbel mich also ans Ostufer der Müritz schicken sollte. Deutschlands größter Binnensee, den man auch als Radwege-lastigen Ultra umrunden könnte. Wären dann gut 75 Kilometer. Der Frau konnte man trauen. Sah sie doch aus, als habe sie noch kein Wetter geschreckt. Überhaupt sind der Fischfang und seine Kultur noch immer ein Identitätsanker hier am Mecklenburger Meer. Da wären die Müritzfischer, ein umtriebiger Zusammenschluss der vielen kleinen Fischereien. Vor allem sind da aber die
ikonischen, hölzernen Bootshäuser, unter deren Giebeln die Fischernetze trocknen, gerade erst war ich an ihnen vorbeigelaufen. Der Wind macht also die Wellen. Und der Wind kommt aus Westen an diesem frostigen Tag. Am welligen, manchmal gar steilen Ostufer der Müritz liegt deshalb das Klirren eines Glockenspiels in der Luft. Es sind die Bruchstücke der Eisdecke, die vor zwei, drei Tagen noch den See bedeckten und die nun mit jeder Woge mächtig gegen das Ufer gedrückt werden. Hier südlich von Waren, dem Hauptort der Region, beginnt der Müritz Nationalpark. Magerwiesen, Moore, kleinere Seen im Hinterland, Pfade, Trails und
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immer wieder durch die Landschaft gelegte Holzstege, das schönste Laufrevier der Region erschließt sich hier zwischen Waren und Rechlin. Ein abwechslungsreiches Terrain, dem es an wenig fehlt, außer an üppigen Höhenmetern. Und hätte meine heutige Runde nicht 25 Kilometer (ohnehin schon ein Pfund so früh im Jahr), sondern eine Marathondistanz oder mehr, es hätte auch noch Richtung Käflingsberg und Specker See gehen können, auf eine Hochebene, die beinahe etwas schottisches hat. Holzgerüste stehen in der offenen Landschaft, Aussichtsplateaus, Vogelbeobachtungen im Winter.
REISEREPORT Müritzer Seenplatte
Wasser von oben, Wasser von unten. Statt Isolationsjacke und Kaschmirmütze heute also Shakedry und Shorts. Nur die Wellen der Müritz peitschen wie gestern.
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Gutshof mit Glasfaserkabel Die Müritz liegt im südlichen Mecklenburg, halbe Strecke zwischen Hamburg und Berlin. Gut eineinhalb Stunden dauerte unsere Anreise, von der A 19 direkt auf den Panzerplattenwegen und vorbei am zugefrorenen Tangahnsee. Ein Kranich steht still auf dem Steg, der Klimawandel hat diesem Zugvogel die Reiselust genommen. Überhaupt: Vögel – in den kommenden Tagen ist die App Merlin Bird ID der US-amerikanischen Cornell University unser Begleiter. Sie erkennt Vogelstimmen. Buchfink, Schwarzspecht, Stieglitz, Erlenzeisig, besagter Kranich, nur die vielen Greifvögel, und an der Müritz wimmelt es von Greifvögeln, gleiten lautlos durch die Luft. Auf einem meiner Läufe zieht sogar ein majestätischer Seeadler seine stummen Kreise. Ich erinnere mich an einen Januarlauf in Andalusien, nur dass es dort Bartgeier waren – und es knapp 30 Grad wärmer war. Unsere Unterkunft liegt im kleinen Gutsdorf Woldzegarten. Genauer: Es ist der historische Gutshof, der in den 1990er-Jahren zum Hotel umgebaut und seit dem vergangenen Jahr von Ansgar Oberholz und Koulla Louca als St. Oberholz Retreat betrieben wird. Die Anlage wurde geschmackvoll, aber entspannt modernisiert. Zentrale Gestaltungselemente: Die oft monochrome Farbgebung der unterschiedlichen Räume, Rosé, Zartgrün, Gelb. Und die Bettpodeste, die in den meisten Zimmern zwei unterschiedliche Ebenen schaffen. Die vielen Pflanzen sind allesamt gerettet. Koulla Louca hat sie über Mund-zu-Mund-Propaganda und Kleinanzeigenportale aufgetrieben. Und wem der Name St. Oberholz nun bekannt vorkommt: Mit dem gleichnamigen Berliner Café am Rosenthaler Platz wurde Ansgar Oberholz zu so etwas wie dem Herbergsvater einer digitalen Boheme. Ortloses Arbeiten, auch das St.Oberholz Retreat hat schnelles Internet, loungige Projekträume und eine schlichte Holzkabine für die nächste Videokonferenz. Mindestens genauso lieb sind dem Gastgeber aber auch jene, die einfach nur wegen der Sauna kommen, dem Pool, dem Eisbaden im Tangahnsee und den bei aller Coolness auch wunderbar gemüt-
lichen Zimmern. Beim Abendessen erfahren wir dann vom Koch, dass es geheißen habe, dass an so einem Ort die veganen und vegetarischen Angebote besonders wichtig seien, erzählt der Koch. Servieren würde er aber doch meistens den Müritzsaibling und das lokale Weiderind. Wir entscheiden uns dennoch (auch) für das Rote-Bete-Risotto mit den abgeflämmten Apfelscheiben. Und freuen uns über eine unangestrengte Küche, die viel mit der Landschaft zu tun hat, die wir aus dem Fenster sehen. Wäre es jetzt Mitte Januar nicht schon gegen 17 Uhr dunkel. Ich lasse mich auf diesen Rhythmus ein. Und genieße zweieinhalb Tage, die bereits abends um Neun Uhr enden, und mich morgens um Sechs Uhr zum ersten Mal die Laufschuhe schnüren lassen. Ausgleichssport Eine diese frühen Runden führt zur 600 Jahre alten Kroneiche von Minzow. Und zurück durch einen terrassierten Buchenwald, vorbei am verschneiten Gliemsee, der fünf, sechs Monate zuvor sicher einen flinken Sprung ins Nass wert gewesen wäre. Überhaupt ist diese Landschaft prädestiniert dafür, um nicht nur hindurchzulaufen. Kanufahrten, Gravel- oder Rennradtouren, wir sollten im Sommer wiederkommen – und dann gleich im Sattel anreisen, 110 beinahe autostraßenfreie Kilometer wären es von Oranienburg am Rande des Berliner S-Bahnnetzes. Im Augenblick bleibt mir nur das Laufen. Und ich genieße es, auch wenn es über Nacht zwar knapp zehn Grad wärmer, aber vor allem ungleich feuchter geworden ist. Schnee und Dauerfrost haben sich in eine matschige Suppe verwandelt. Wasser von oben, Wasser von unten. Statt Isolationsjacke und Kaschmirmütze also Shakedry und Shorts. Nur die Wellen peitschen wie gestern. Und erinnern mich noch einmal daran, dass es mehr Meer wie diese Müritz vielleicht gar nicht braucht. Gut zu wissen, dass uns Sauna und Wellnessbereich auch am Abreisetag bis in die Abendstunden offenstehen. Und, dass dort gerade jemand Aprikosenstreuselkuchen backt.
INFO MÜRITZER SEENPLATTE 25 traumschöne Trailkilometer zum Nachlaufen: www.komoot.de/tour/1423811873 St. Oberholz Retreat Die historische Gutsanlage zehn Kilometer östlich von Röbel und der Müritz wurde als geschmackvolles, unaufgeregtes Retreat mit entschleunigtem Wohlfühlfaktor neu belebt.18 Zimmer, acht Apartments (z.B. für eine kleinere
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Laufcrew), Sauna, Pool- und Wellnessbereich, Yoga-, Fitness- und Massageoptionen. Trails und ein Badesee liegen direkt vor der Tür. Doppelzimmer mit Frühstück ab 200 Euro. Verkehrsgünstige Lage fünf Minuten von der Autobahn Berlin-Hamburg. www.stoberholz-retreat.de
REPORT Das ist Trailrunning 2/2
Über Distanzen Noch nie war unter dem Dach des Begriffes TRAILRUNNING so viel an Sport und unterschiedlichen Distanzen versammelt, wie heute. Einiges davon bin ich bereits gelaufen. Im letzten Teil berichte ich Euch über die ganz "langen Kanten", Etappenläufe über mehrere Tage und meine Erfahrungen beim 330 Kilometer langen Nonstop-Ultratrail TOR DES GEANTS im Aostatal. Text : DENIS WISCHNIEWSKI Fotos : SPORTOGRAF, PRIVAT
Der erste Teil dieser Serie endete in der vergangenen Ausgabe mit dem Satz „und als ob 100 Meilen nicht genug wären, lief ich die „Tor des Geant!“ Es kam eben das eine zum anderen. Einige Jahre blickte ich aus rein journalistischer Perspektive auf die TOR, diesen wahnwitzigen Lauf im Aostatal, der wohl nur erfunden wurde, um all jenen eine neue Herausforderung zu bieten, die den UTMB einmal oder gar mehrmals durch hatten. Die Vorstellung, mehr als 100 Stunden zu laufen, war also lange Zeit unvorstellbar und wurde doch schrittweise immer und immer realistischer. Die Schmerzen und schlechten Erinnerungen an meinen 220 Kilometer Lauf beim Swiss Iron Trail hatten sich längst in durchweg positive Gedanken verwandelt. Ein herrlicher Effekt, dass man die Härte einfach vergisst und die schönen Momente fest abspeichert. Die Tor des Geant als „Lauf“ zu bezeichnen, mag unzutreffend sein. Er ist mehr als jeder andere Ultratrail ein langes Abenteuer und für mich 2019
eine Prüfung in vielerlei Hinsicht. Zunächst einmal lief ich mit dem Ungewissen los, dass während einer solch ausgedehnten Strecke viel passieren kann, dass ich einfach nicht weiß wie mein Körper darauf reagiert, wenn er eine zweite und dritte Nacht ohne echten Schlaf auskommen muss. Ich lief also in Courmayeur los, wurde dort mit allen anderen schon als Held gefeiert, nur dessen geschuldet, sich überhaupt an den Start gestellt zu haben. Was dann geschah, war ein Trip der Extraklasse über 124 Stunden. Ein Auf und Ab in jeglicher Hinsicht. Es war September und es fiel Schnee, die ersten 50 Kilometer war es tiefer Winter und bitterkalt, am Ende Hochsommer und Hitzeschlacht. Ich erlebte alles, ich schlief im Wanderschritt ein, ich legte mich für Minuten in den Graben neben dem Trail und wankte wie ein Betrunkener. Eines hatte ich jedoch nie bei diesem Trail, der mich fast fünf Tage durch wunderschönes Gelände im äußeren Nordwesten Italiens trug – die Idee aufzugeben. Noch nie war ich mir so sicher, etwas zu Ende bringen zu
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wollen. Es war fast so, als ob dieser TOR die Lebensaufgabe, meine Meisterprüfung als Trailrunner war. Mit einem Finish hier würde ich meinen ultimativen Frieden mit mir und dem Sport schließen. Ein großes Versprechen, das ich mir da gab. Schließlich standen 100 von 350 Kilometern auf meiner Uhr. Ich gönnte mir zum erstmal eine Pause und etwas Schlaf. Als ich mich wieder fertig machte, um weiterzulaufen und die Turnhalle der VP verließ, wurde plötzlich alles ganz einfach, denn ich war in diesem Rennen angekommen und ein Teil davon. Ich hatte überhaupt keine Lust und Kraft, mir das weiterhin von außen anzusehen – ich sagte zu mir selbst, dass ich jetzt der TOR bin. All seine Zahlen und Fakten, die Geschichten von anderen, die ihn zuvor liefen, all das ist ab jetzt egal. So kam ich voran. Eine irrwitzige Anreihung von Aufstiegen und Downhills, bis ich die 100 Meilen auf der Uhr stehen hatte und wirklich nur kurz daran dachte, dass es doch auch jetzt schon eine ordentliche Leistung wäre. Das Wetter
Okay. Gut. Das hatte nicht immer mit Trailrunning zu tun, aber es war dennoch lang und unwegsam – 2016 lief ich in 41 Etappen von München in Richtung Istanbul. 2.300 Kilometer.
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REPORT Das ist Trailrunning 2/2
Wie sehr Freundschaften während einer gemeinsamen, sehr intensiven Laufwoche wachsen können, ist enorm. Enorm aber auch zu beobachten, wie jahrelange Freundschaften binnen einem Tag zerbrechen können.
wurde besser, der Sommer und Trockenheit kamen zurück, mein Körper und Geist wurden von Sonnenstrahlen wachgeküsst. Ich erlebte nach mehr als 60 Stunden, wie sehr man bei solch einem langen Trail plötzlich wieder ungeahnte Energie bekommt. Mein Supporter Carsten, der eine nahezu ganze Woche seines Lebens in mich und diesen Event investierte, erlebte mich als einen starken Läufer, der alles, wirklich alles für dieses Finish tat. Ich kann es nur schwer erklären, wieso man vor allem während des Laufes so sehr den Fokus schärfer stellt. Die ganze Welt – zumindest die eigene – bündelt sich auf Laufen, Essen, Navigieren, kurze Gespräche mit anderen Teilnehmern und einem wirren Mix aus Gedanken, die man nicht kontrollieren kann. Auf einer Hütte, einem Refugio auf über 2.500 Meter Höhe, erfragte ich beim Wirt ein Bett und eine Kammer.
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Er wollte wissen, für wie lange und ich sagte ihm, dass er mich in genau 90 Minuten wieder wecken sollte. Ich legte mich hin, schlief sofort ein und im gefühlt nächsten Moment stand ein Mann mit langem grauem Bart vor mir, leuchtete mit der Lampe in meine Augen. Es waren 90 Minuten vorüber. Auf die Sekunde genau. Ich mag es abkürzen. Ich kam bis ins Ziel. Den letzten langen Abstieg hinab nach Courmayeur begleitete mich Carsten. Ich jammerte. Meine Beine gaben nichts mehr her. Jede Faser tat weh. Ich wollte, dass es vorbei ist. 124 Stunden waren vergangen und ich hatte mehr als einen Tag Abstand zum befürchteten Cut-Off. Der Zieleinlauf war wunderbar, aber das vielleicht Beste war der Moment, am nächsten Tag mit Carsten zusammen im Straßencafé zu sitzen und zu wissen, dass es getan ist, dass so etwas fast Ungreif-
Die Krone im TrailrunningSport sind Etappenläufe. Eine ganze Woche lang mit einem Partner über die Alpen bedeutet täglich neue Motivation, täglich Schmerzen unterdrücken und blindes Vertrauen.
bares nun geschafft ist. Diese Müdigkeit, dieser kaputte Körper, der Stillstand nach so viel Bewegung. Etappenlauf. Ein Lauf in Etappen. Die vielleicht speziellste Disziplin auf Trails sind die sogenannten Etappenläufe oder Stage Races. Ich bin einige gelaufen. Den Marathon des Sables, das Corsica Coast Race, den Transalpine Run, den Transrockies Run oder die leider nicht mehr stattfindenden Salomon4Trails. Anders, als bei einem langen Ultratrail, sind diese Rennen im Prinzip mehrere Rennen, denn jeden Tag, immer am frühen Morgen, wird nach einer Nacht der Ruhe in eine neue Etappe gestartet. Es gibt eine Tageswertung und eine Gesamtwertung. All diese Rennen bleiben tief in meinen Erinnerungen, denn sie ziehen sich jeweils über eine ganze Woche, reißen einen komplett aus dem Alltag, dem Beruf oder aus der Familie. Beim Transalpine Run kommt noch hinzu, dass man als Duo mit Partnerin oder Partner läuft. Das macht die Sache schwerer oder einfacher. Je nach Perspektive und Harmonie. Ich lief insgesamt dreimal den Transalpine Run, die legendäre Alpenüberquerung, die mal sieben, mal acht Tagesetappen zählt und von Deutschland bis Italien führt. Alle Teilnahmen
waren nahezu perfekt, die Stimmung gut und wir steigerten uns als Team von Tag zu Tag, was bei einem Etappenlauf natürlich eine feine Sache ist. Wenn bei anderen die Probleme zunehmen und man selbst immer besser in diesen Lauf findet, dann macht es riesigen Spaß. Niemals gab es Druck in meinen Teams. Weder mit Tom noch mit Gerald oder zuletzt 2022 mit Till. Wir hatten unser Ziel von Beginn an klar definiert und es gab keine falschen Versprechen. Wie sehr Freundschaften während einer gemeinsamen, sehr intensiven Laufwoche wachsen können, ist enorm. Enorm aber auch zu beobachten, wie jahrelange Freundschaften binnen einem Tag zerbrechen können. Der wohl ungewöhnlichste Etappenlauf war jedoch der Marathon des Sables, der älteste und für viele auch der extremste Lauf der Welt überhaupt. Ein Rennen, das auch von seiner Legende und den teils überzogenen Geschichten lebt. Durch die Sahara zu rennen und dies acht schwere Tage lang, ist extrem, auch die Hitze im April ist erträglich und am Ende ist es weniger Sand als gedacht, sondern zumeist eine ganz gut laufbare Steinwüste. Was mir am meisten Probleme bereitete, waren weder Distanzen noch Temperaturen, sondern dieser schwere Rucksack. Beim MDS gibt es außer Wasser und
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REPORT Das ist Trailrunning 2/2 ein offenes Gruppen-Zelt keine Unterstützung. Man muss alles Essen für die komplette Woche bei sich tragen. Um Gewicht zu sparen, und den Rucksack beim Start nicht über zwölf Kilogramm zu laden, konzentriert man sich also auf energiereiche und wenig schmackhafte Produkte. Auch der MDS ist ein pures Abenteuer und für die zumindest ersten 50 oder gar 100 der über 1200 Starterinnen und Starter durchaus ein echtes Rennen. Die einheimischen Nordafrikaner legen die Tagesabschnitte um die Marathonlänge und auf Sand und über Dünen gerne mal in unter drei Stunden zurück. Sowohl in der Wüste als auch über die Alpen oder in den Rocky Mountains erlebte ich bei Mehrtages-Trails immer die ganze Breitseite des Sports, denn im Gegensatz zu klassischen Trabrennen bekommt man hier Zeit mit allen anderen geschenkt, hat Muse für. Unterhal-
Sowohl in der Wüste als auch über die Alpen oder in den Rocky Mountains erlebte ich bei Mehrtages-Trails immer die ganze Breitseite des Sports.
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tungen vor und zwischen den Etappen und kommt im Kontext eines Events endlich über den Smalltalk hinaus. Das vielleicht mental schwierigste ist das tägliche Aufrappeln, das Anlaufen am Morgen einer jeden neuen Etappe, denn nach dem zweiten oder dritten Tag sind die Muskeln bleischwer und brauchen meist 15 bis 20 Minuten, bis man im flüssigen und runden Schritt ist. Von München bis Istanbul. Ein Laufabenteuer, das ich mir selbst überlegte. Auch das gehört heute zu Trailrunning und Ultrarunning dazu – sich selbst eine Strecke, eine Herausforderung überlegen. Einen Lauf, der etwas mit sich bringt, der vielleicht in seiner Route eine eigene Erzählung schreibt. Bei mir war es 2016 soweit und heute würde ich rückblickend sagen, dass es der Lauf war, der mein ganzes Leben ein Stück weit zusammenfasst. In diesen 41 Etappen und 50 Tagen kam Sport, meine ganze Vergangenheit als Person und vieles andere auf schöne und zugleich anstrengende Art und Weise zusammen. Nach diesen 2300 Kilometern wusste ich so sehr wie noch nie, wer ich bin und wo ich im Leben stehe und hatte doch auch eine Leere in mir. Die Idee entstand aus vielerlei Interesse. Zum einen wollte ich schon immer einmal in Länder wie Bulgarien und Serbien, zum anderen reizte mich die Idee, zu Fuß an die Grenze eines anderen Kontinents zu laufen. 2016 kam noch hinzu, dass meine Laufstrecke in der Gegenrichtung eine Flüchtlingsroute war. Zunächst plante ich, die Route ganz alleine zu laufen, aber es kam letztlich anders und mein Vater begleitete mich samt einem Filmteam mit dem Auto. Das war intensiv und forderte mich weit über die rein körperliche Anstrengung hinaus. Ich lief jeden Tag fast 50 Kilometer, manchmal sogar mehr. Ich überquerte in der zweiten Woche den Alpenhauptkamm bei Nebel und Schnee, ich sah einen Wolf, ich verlief mich und verlor die Orientierung, um das Projekt nach rund 14 Tagen abbrechen zu wollen. Ich hatte mich überschätzt. Ich war
den Tages- und Wochenzeitungen, im Frühstücks-Fernsehen Bulgariens zum Thema. Ich brach ab, um doch alles erreicht zu haben was ich mir als Läufer gewünscht habe. Dieser Lauf wurde zu einem Lebenslauf und reiht sich natürlich nicht wirklich in die hier anderen Wettkämpfe ein. Als ich nach fast zwei Monaten wieder zu Hause war, wollten viele wissen, wie es mir geht, ob ich müde wäre, ob ich verletzt wäre. Alledem war nicht so. Ich war fit, gesund und stark. Stark wie nie zuvor und voller Lust aufs Laufen. Diese 41 Etappen hatten meine LOWA ULTRATRAIL FRÄNKISCHE SCHWEIZ Freude am Laufen mit Bayerischen Meisterschaften im Ultra Trail unendlich potenziert. Zwei MonaVorhang auf für den 3. LOWA Ultratrail Fränkische Schweiz. Gleich zum Auftakt der Trailrunning-Saison kommen die te, die damals nur Teilnehmer:innen mit knackigen Up- und Downhills und mir gehörten, nur technischen Passagen voll auf ihre Kosten. Trotz aufgestocktem meinem liebsten Startplatzkontingent ist der UTFS zum dritten Mal in Folge Hobby - Laufen! Photo: Gerhard Illig
zwar körperlich in der Lage, jeden Tag über Wochen hinweg einen Marathon und Ultra zu laufen, aber ich war überfordert mit dem eigenen Vater, mit einer Filmcrew die nicht wussten, wie ein Sportler im Ausnahmezustand denkt und fühlt. Aber ich lief weiter. Ich blendete es aus. Mein Vater wurde ruhiger und fand in seiner Supportrolle seine Funktion, das Filmteam zog sich vorübergehend zurück, um dezenter wiederzukommen. Bis in die Türkei lief ich nicht, aber bei täglich 42 Grad und manchmal mehr, durch gottverlassene Landstriche, mit einem Bulgaren, der mir Schulter ans Schulter sein Land erklärte. Ich wurde bedroht, einmal fast ausgeraubt und von korrupter Polizei festgehalten. Nach 50 Tagen stand ich dünn, sehnig und ausgezehrt an der bulgarischtürkischen Grenzen und wagte den Übertritt nicht. Ich verzichtete auf die letzten 200 Kilometer bis Istanbul. Es waren die Tage des Putsches. Die Türkei war in der Weltpresse und auch ich und mein Lauf wurden in
Ich wurde bedroht, einmal fast ausgeraubt und von korrupter Polizei festgehalten.
Datum: 20. April Distanzen: Speedtrail (33 km), Ultratrail (66 km), Kidsrun und Youthtrail
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AUSVERKAUFT – nach weniger als 2 Tagen. Für alle, die noch auf einen Startplatz hoffen, über die Tauschbörse des UTFS gibt es noch Chancen. Neu in diesem Jahr: die Bayerischen Meisterschaften im Ultra Trail, der Kidsrun und Youthtrail.
TEST 8 Laufsocken-Tipps Nicht im Test, weil es unsere eigene Marke ist und wir sie trotzdem empfehlen wollen: THYwear!
Lasst uns auf die Socken machen! Wer viel läuft, legt größten Wert auf seine Ausrüstung. Das fängt bei der Sportuhr an und endet meist beim schönsten Utensil, dem Laufschuh. Man kann schon fast von inniger Liebe sprechen, wenn man bedenkt, mit wie viel Emotionen und Euphorie wir doch über unser Fußkleid reden. Ich nehme mich da keineswegs raus und oute mich auch gern öffentlich als Schuhsuchti! Darüber hinaus gibt es aber eine weitere, nicht zu unterschätzende Konstante im Leben von Läuferinnen und Läufern. Korrekt, die Socke! Nur in Verbindung mit einer perfekten Socke, kann der Laufschuh seine Qualitäten in voller Gänze ausspielen. Auch die Socken können nur dann glänzen, wenn der Schuh zu ihnen und natürlich zum Fuß passt. Die Fehlerquellen von denen wir hier reden, sind Rutschen, Drücken, Reiben, Einengen, Schwitzen, Frieren, Kratzen oder Rubbeln. Die Liste der vermeintlichen „Kleinigkeiten“, welche ein Rennen schnell zur Qual werden lassen können, ist schier unendlich. Als Konsequenz aus all diesen potentiellen Fehlerquellen, kann es zu schmerzhaften Rissen oder Blasen kommen, abmontierte Nägel, die im Schuh herumkullern, bis hin zu ernsthaften Verletzungen als Folge von Schonhaltungen durch die eben erläuterten Wehwehchen. Das kann von Sara beleidigter Alonso Muskulatur wie man sie bis hin zu kennt: Sie gibt alles, riskiert viel Entzündungen oder Rissen an Bändern ist nach langer Verletzung undund Sehnen reichen. Unser Aufruf zurück mit einem wichtigen Sieg lautet also… „Fangt bei den Socken an!“
FAST WIE SCHUHE
8 Lauf- und Trailsocken, die Eindruck bei uns hinterlassen. Die einen dünn, andere üppig gepolstert. Text: TOM STETTER Foto: PHILIPP REITER
Wrightsocks
CEP
Eine Socke als Schmerzprävention für Trailrunner, Läuferinnen und Wanderverrückte. Reibungslos! So lautet das klare Versprechen an diejenigen, die sich beim Sockenkauf für die Coolmesh Wright Socks entscheiden. Große Worte, wenn man bedenkt, was so eine Socke im Laufe seines Lebenszyklus alles durchstehen muss. Kann der Hersteller Wort halten? Er kann! Mit Hilfe des doppellagigen Mesh entsteht an der Fußhaut kaum Reibung. Auch Wärme und Feuchtigkeit können bei den verwendeten Materialien einwandfrei zirkulieren, was ein schnelles Trocknen der Socken und ein weniger schnelles Schwitzen der Füße ermöglicht. Das sogenannte AntiBlasen-System, welches in allen Wright Socks zum Einsatz kommt, konzentriert sich bereits Situationen einer Woche des vor dem ersten Schritt auf UTMB: die dreiStart HauptausPTL im mit Nachlöser fürRegen, BlasenAngermund und dergleichen. Reibung, wuchs, und Blanchard in der VP und Dakota Wärme Feuchtigkeit. Eine vollkommen Jones glücklich im Ziel des CCCfür die Langdurchdachte Socke, die gerade strecken ein echter Gamechanger ist.
Run with Compression! Ein Claim, der vor allem Läuferinnen und Läufer hellhörig werden lässt. Ein Socken, der zwei Fliegen mit einer Klappe schlagen soll. Gibt’s das? CEP hat sich zumindest auf die Fahne geschrieben, Produkte mit ordentlicher Kompression zu entwickeln. Über Tights, Unterhosen und Armlingen hinaus, haben wir uns die „The Run“ Laufsocken genauer angesehen. Kommen wir nochmals auf die Kompression zu sprechen. Was klingt wie eine Werbestrategie, ist tatsächlich eine echt gute Sache. Eine richtige Kompression, kann für langanhaltende Ausdauer des Bewegungsapparates sorgen. Auch die Regeneration wird beschleunigt, was für die meisten von uns ein wichtiges Thema ist. Kurz und knapp… Die Kompression macht sich spürbar positiv bemerkbar. Was das Verhindern von Blasen und Rissen angeht, setzt CEP auf eine anatomische Passform. Durch eng anliegenden Socken entsteht kaum ein Gefühl der Reibung.
Coolmesh
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The Run Socks Midcut V4
Smartwool Crew Laufsocken
Reinschlupfen und „wool“fühlen. So würden wir den ersten Moment in den Smartwool Crew Laufsocken beschreiben. Beginnen wir aber von vorn. Schon der erste Blick hat uns zum Lächeln gebracht. Das Muster in Form eines Bergpanoramas auf der Socke finden wir großartig. Schönes Aussehen allein reicht aber noch lange nicht. Der erste Lauf in der Crew Socke hat uns dafür sofort überzeugt. Die verwendete Merinowolle, das atmungsaktive Mesh und die nahtfreie Zehenbox sind genau das Richtige für Läuferfüße. An keinem Zeh entsteht während des Laufes ein Gefühl der Reibung oder ein Drücken. Der gesamte Fuß ist einwandfrei gebettet und der Socken fühlt sich herrlich weich auf der Haut an. Der schmale Gummizug fixiert die Crew Socke sehr gut am Fuß, so dass man zu keiner Zeit das Gefühl hat, dass sie runterrutschen könnte. Für den Sport aber auch in der Freizeit ein sehr zu empfehlendes Fußkleid.
Falke
Bridgedale
Endurance Cool
Ein echter Allesmacher, wenn es um Socken geht. Falkes Produktportfolio reicht von feinen Söckchen für Anzüge bis hin zu den strapazierfähigen Lauf- und Wandersocken. Genau darum geht es uns und genau die haben wir uns unter die Hühneraugen genommen. Die Falke Endurance Cool Socken halten, was sie versprechen. Ein wirklich ausdauernder und hervorragend funktionierender Socken. Sowohl bei der Verarbeitung als auch bei der Wahl der verwendeten Materialien merkt man, wo Falke sein Knowhow hat. Bei Socken. Der Fuß fühlt sich direkt gut aufgehoben an und die Passform ist einwandfrei. Grundsätzlich sollte man die Socken eine Nummer kleiner bestellen, dass er auch schön eng anliegt. Der Abtransport von Feuchtigkeit funktioniert im Endurance cool gut und auch ein langes, blasenfreies Laufen stellt für die Socken kein Problem dar!
TRAILRUN Ultra Light T2 Eine schlichte und dennoch technische Laufsocke überzeugt uns von Bridgdale. Die Version ULTRA LIGHT T2 ist eigentlich garnicht so light und fällt mit durchaus verstärkter Fersen- und Zehenpolsterung auf. Clever – eine Polsterung auch am Innenknöchel. Das macht richtig Sinn und hat positive Effekte auf Trails! Der Mix aus 1/3 Merinowolle und 2/3 Polyamide macht sie geruchsarm, natürlich im Komfort und dennoch rasch trocknend. Eine Mischung, die Spaß macht. Zudem ist sie zwar enganliegend, aber lässt genug Raum, um auch viele Stunden darin uneingezwängt unterwegs zu sein. Die 3/4-CrewHöhe ist für alle, die mit den eher hochabschließenden oder viel zu tief geschnittenen Modellen fremdeln, eine tolle Alternative, die wir als "klassisch" bezeichnen würden. Fazit: Eine Laufsocke, die unauffällig und mit hoher Qualität ihren Dienst tut.
Stance
Stoxx
La Sportiva
Die vielleicht beste Laufsocke, wenn man auf diese Art von Material und Schnitt steht, ist die neue Franchise Crew von STANCE. Die haben sich längst einen Namen unter stilsicheren Läuferinnen und Läufern gemacht und addieren zur guten Optik auch ein sehr hohes Maß an Haltbarkeit. Das bestätigt dieses Modell mehr als alle anderen Socken des Herstellers, dank der speziellen INFIKNIT™-Faser, die in besonders beanspruchte Teile eingearbeitet ist. So sind Ferse oder Zehenbereiche robuster und kaum mehr anzählbar. Die Socke besteht aus 71% Nylon, 20% Polyester, 5% Baumwolle, 4% Elastan und ist wadenhoch. Bei nassen Läufen überzeugt sie durch rasche Trockung. Positiv fällt auch die Fußgewölbe-Unterstützung und das simple An- und Ausziehen auf.
Eines spürt man direkt am Fuß, wenn man in eine dieser Stoxx Laufsocken reinschlüpft. Die machen nen richtig guten Job! Woran das liegt, kann man sicher darauf zurückführen, dass sie das machen, was sie am besten können… Socken! Die zwei wichtigsten Features einer Socke bringt Stoxx in ihrer Hiking/Laufsocke zusammen. Funktionalität und Wohlgefühl. Die Funktionalität bekommt die Socke durch ihre makellos funktionierende Kompression. Der Fuß, das Sprunggelenk und der Bereich um den Knöchel sitzen fest im Socken und das Material packt sehr gut zu. Der Stoff liegt so eng auf der Haut, dass man wohl sehr lang um den Blasenkelch herumkommt. Unterm Strich können wir festhalten. Eine rundum gelungene Socke.
Eine ganz eigene Laufsocke kommt von LA SPORTIVA aus dem Val di Fiemme in Norditalien. Wir gewohnt sehr farbenfroh und mit links und rechts zwei unterschiedlichen Designs. Die aus 95% recycletem Nylon und 5% Elasthan produzierte Socke ist ideal für heiße Temperaturen und den kommenden Sommer, denn sie fällt durch ihre dünne und leichte Struktur sofort auf. Hinzu kommen beste Trocknungs- und Lüftungseigenschaften. In Kombination mit einem leichten und lüftungsstarken Trailschuh ist man im besten Klima unterwegs. Fazit: Eine spezielle Socke für alle, die auch bei der Laufsocke auf die Grammzahl schauen und vor allem Farbe lieben! Das progressive Q-Skin Garn macht die Kunstfaser weich und bequem.
Franchise Crew Socke
Die
For Your Mountain Sock
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ERNÄHRUNG Im Wettkampf
Gib den Läufern Futter! Von Kohlenhydraten, Kalorien und Kilometern Das Schönste am Ausdauersport ist doch, dass Kalorien zählen und Verzicht kein Thema sind. Menschen, die sich ständig sportlich betätigen und ihrem Körper einiges abverlangen, haben doch eher das Problem, eine adäquate Menge zu essen. Eine Menge, die nicht nur kalorisch, sondern auch inhaltlich zu uns und unserem Pensum passt. Einfach nur Sportfutter reinzuschaufeln ist längst out. Heut geht es um mehr! Heutzutage muss Essen einen Sinn und einen Zweck für Sportlerinnen und Sportler erfüllen, die weit über „satt werden“ und „Genuss“ hinausgehen. Text: TOM STETTER Foto: PHILIPP REITER
Mir widerstrebt, Essen als Mittel zum Zweck herabzustufen. Essen ist etwas Sinnliches. Das Einkaufen der Lebensmittel, die Zubereitung der Speisen und der Spaß am Genuss. Das ist doch Lebensqualität pur! Nach Jahren im Laufsport muss ich mir dann aber doch eingestehen, dass die Romantik bei Kerzenlicht und feinster Pasta spätestens dann ein Ende hat, wenn die sportlichen Ambitionen größer werden und der Hunger nach mehr Kilometern wächst. Was also tun, wenn es über eine handelsübliche „Ottonormalernährung“ hinausgeht? Was tun, wenn der eigene Grundumsatz in ungeahnte Höhen
geht? Sich einfach mal drauf los ernähren kann gut gehen, wird langfristig aber wahrscheinlich einen Mangel mit sich führen. Die ehrliche Antwort sollte also lauten, dass es die einzig wahre Ernährung gar nicht geben kann. Sich zu nähren ist ein Prozess, in den ein jeder von uns reinwachsen muss. Hier und dort mal einen Proteindrink testen oder den neuesten Riegel schnabulieren, um zu schauen was passiert, ist reine Zeit- und Geldverschwendung. Der Körper benötigt Wochen oder eher mehrere Monate, um sich auf bestimmte Nahrungsmittel und Supplemente einzustellen. Auch die optimale Menge und die Uhrzeit der Nahrungs-
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aufnahme ist von Mensch zu Mensch sehr unterschiedlich. Vielleicht ist es an dieser Stelle hilfreich zu erwähnen, dass es durchaus sinnvoll wäre, zu unterscheiden. Inhaltsstoffbasierte Nahrungsaufnahme zum Zwecke der eigenen Leistungssteigerung und
Eine derCCC besten Ultratrail-Läuferinnen Yngvild Kaspersen siegt beim Welt, Eva Sperger, hat längst ihre über 100 Kilometer undder zeigt keine Ernährungs-Strategie gefunden, aber Schwäche dabei auch einiges ausprobiert.
Regeneration sowie die tägliche Ernährung zur Stärkung unseres Körpers und der Pflege des eigenen Seelenwohls. Wollen wir doch mal ehrlich sein. Ein Powerriegel oder Energiegel sind kulinarisch jetzt nicht unbedingt reizvoll, obwohl man fairerweise erwähnen
sollte, dass sich die Hersteller sehr bemühen, ihren Kunden zumindest ein kleines Geschmackserlebnis zu bieten. Es braucht also beides. Eine gesunde Mischung aus „normalem Essen“ sowie Produkten, die uns und unsere Leistungsfähigkeit positiv beeinflussen.
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Klingt grundsätzlich einfach. Ein leistungsfähiger Organismus ist nur dann fähig, Leistungen zu erbringen, wenn er eine nachhaltige und gesunde Energie aus natürlicher Nahrung bekommt, die durch Supplemente ergänzt werden kann oder in unserem Fall auch sollte.
ERNÄHRUNG Im Wettkampf Worauf ist also bei der Wahl von Elektrolytdrinks, Riegeln und Gels zu achText : BENNI BUBLAK ten? Die Menge an Produkten macht es einem nicht gerade einfach, oder? Die Vielfalt lässt es allerdings gut zu, seine individuelle Sportnahrung zu finden. Ganz gleich ob vegan, vegetarisch oder als Mischkost. Es gibt nichts, was es nicht gibt. An erster Stelle sollte vor allem im Ausdauersport die Verträglichkeit stehen. Keiner von uns möchte bereits nach einer Stunde Sport Dauergast in den Büschen sein. Es wäre sehr ratsam, seine Nutrition lange vor dem großen Wettkampf in den Trainingsalltag einzubauen. Im Training können wir täglich beobachten, wie unser Körper auf die jeweiligen Produkte reagiert. Die Krux an unserem körpereigenen System ist aber auch die, dass es uns erst nach einigen Stunden oder gar Tagen offenbart, ob es dann auch mit der Wahl des Sportfutters einverstanden ist. Weitere Details sparen wir uns an dieser Stelle. Nachdem Magen und Körper sicher sind, dass das Protein oder der Powerriegel nach Wahl super vertragen werden und während des Rennens auch nach vielen Stunden noch die Gels vertragen, heißt es nun „never change a running system“. Alles durcheinander zu probieren, kann hier buchstäblich nach hinten losgehen. Ernährung, die gut funktioniert, sollte allen möglichen anderen Sportnahrungsartikeln zum Trotz, erstmal nicht verändert werden. Die Hersteller unserer Sportnahrung haben längst erkannt, dass es gute Werbung braucht, um am Markt erfolgreich zu sein. So werden wir als logische Konsequenz des Kaufverhaltens und unserer Aktivitäten in den sozialen Medien, mit den entsprechenden Beiträgen versorgt. Bunte und laute Reklame, die uns sagen soll „Kauf dieses Produkt und du wirst wie von Zauberhand schneller werden“. Die kleinen Riegelund Traubenzuckerhersteller von gestern sind zu einer äußerst mächtigen Lobby gewachsen. Eine echte Industrie ist das! Der genaue Blick auf die Entwicklung dieser Sportnahrungsindustrie verrät, dass es heut um Individualität und Lifestyle geht, denn alle Athleten haben eigene Gewohnheiten.
Ganz gleich ob Essen oder Trinken. Jeder für sich, ganz unabhängig vom Leistungsniveau, hat eigene Vorlieben und Verträglichkeiten. So ist es also mehr als empfehlenswert, auf seine gut funktionierende Sportnahrung zu vertrauen, und sich nicht von schrillen Werbeblöcken verunsichern zu lassen.
zuckersüßen Tritt zu geben. Entscheidend sind bei dieser Art Rennen aber auch die Proteine und das Fett. Derart viele Stunden in den Bergen, auf und ab, das zehrt den Körper extrem aus. Hier tun wir wirklich gut daran, bereits mit einem ordentlichen Nährstoffangebot für unseren Körper ins Rennen zu gehen. Nüsse, Kartoffeln, Reis und Bananen. Chips, Schokolade und Proteinshakes oder Riegel. Was klingt wie ein Schlaraffenland, ist eine echte Fressorganisation. Der Körper braucht nonstop sein Material, um uns gesund und munter über die Ziellinien dieser Welt zu tragen. Reicht es nun also aus, seiner Rennverpflegung treu zu bleiben, oder macht es Sinn, diese immer wieder im Auge zu behalten, um die einen oder anderen Stellschrauben zu drehen? Wäre es nicht sogar gut, mal über den Tellerrand hinauszublicken? Was esse ich in den Tagen vor dem großen Wettkampf, um während des Rennens, einen „guten“ Magen sicherzustellen!? Was gönne ich mir in der Zeit danach? Im 21’sten Jahrhundert sind wir weit weg davon, uns vor dem großen Wettkampf, stumpf 500 Gramm Nudeln reinzudrücken. Mit teils hoch komplexen Formeln können wir herausfinden, wann wir welche Bausteine benötigen. Proteine, Fette, Kohlenhydrate, Mineral- und Ballaststoffe… Alles zur richtigen Zeit! Man hat fast das Gefühl, dass Essen und Trinken im klassischen Sinne nicht mehr ausreicht. Ehrlich gesagt, tut es das als Leistungssportler im Regelfall auch nicht! Seine Eiweißaufnahme nach Kilo pro Körpergewicht zu errechnen und die Art der Kohlenhydrate zu bestimmen, das ist outstanding und macht durchaus Sinn.
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Die eigene körperliche und sportliche Entwicklung im Auge behalten und reflektieren. Bin ich langsamer geworden? Sind meine Distanzen länger oder kürzer geworden? Bin ich anfälliger für Verletzungen? Habe ich grundsätzlich die Lust am Sport verloren? All dies sind Fragen, die man für sich durch eine passende Nahrungsaufaufnahme, positiv beantworten kann. Eines muss klar sein! Auf einer langen Distanz fern ab der 100 Kilometer,braucht es anderen Sprit, als auf dem flotten 20 Kilometer langen Skyrace. In der Hoffnung, keinem Ernährungswissenschaftler auf die Füße zu treten, habe ich hier für mich meine eigene, laienhafte Regel. Kurze und schnelle Rennen. Das bedeutet viele und schnell verfügbare Kohlenhydrate, die am besten bereits vor dem Rennen inhaliert werden sollten. Vorzugsweise kurze, aber auch langkettige Zuckerstoffe sollten es sein. So hat der Motor ständig Energie zur Verfügung. Die großen Dieselmotoren auf der Langstrecke, die benötigen eher die schwerere Kost. Mit der Verpflegung eines 100 Meilen Rennens, würde ein wieselflinker Mittel- oder Kurzdistanzler, wahrscheinlich ein gutes seines Tempos einbüßen. Auf den langen Kanten hingegen ist es für die Athletinnen und Athleten ein regelrechtes Fressgelage. Natürlich sind auch hier die Kohlenhydrate ein essentieller Baustein. Aus eigener Erfahrung kann ich sagen, dass es gerade in der Nacht oder bei schweren Bedingungen einfach mal gut tut, seinem Motor einen
Eines muss klar sein! Auf einer langen Distanz fern ab der 100 Kilometer, braucht es anderen Sprit als auf dem flotten 20 Kilometer langen Skyrace.
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Warum genau das Sinn macht, wo die Unterschiede von Hobbyathleten zu den Profis sind und was eigentlich „gute Sportnahrung“ genau bedeutet, das haben uns die Jungs von Sporthunger in einem kleinen Interview verraten.
Jonas, Sporthunger hat sich zu einer der wirklich kompetenten Adressen für Sportnahrung entwickelt. Was habt ihr anders gemacht? Jonas Jacquet: Wir betrachten Sportnahrung auch auf emotionaler Ebene. Sportnahrung muss schmecken. Sonst wird es sehr schwer, sich ausreichend zu verpflegen, besonders wenn es auf die Ultradistanz geht. Auf funktionaler Ebene schauen wir darauf, dass ausreichend Kohlenhydrate in Form von Glucose und Fructose enthalten sind, da durch diese Kombination mehr Kohlenhydrate auf einmal aufgenommen werden. Wir schauen, dass der Ballaststoffgehalt niedrig ist, was für die Verträglichkeit wichtig ist. Andere Aspekte, vor allem der Geschmack, sind sehr individuell. Hinzu kommen etwa Unverträglichkeiten. Es gibt also keine standardisierten Lösungen. Was sind die größten Fehler, die wir in der Verpflegung während der Aktivität ma-
chen? Ganz banal: Wir verpflegen uns im Wettkampf und genauso im Training zu wenig. Als Richtlinie wird im Ausdauersport meist 60 bis 80 Gramm Kohlenhydrate pro Stunde empfohlen. Zudem testen die meisten Hobbyathlet:innen ihre Verpflegung nicht ausreichend und nicht unter Wettkampfbedingungen. Warum ist die Versorgung während der Belastung so wichtig? Unser Körper versorgt sich bei Anstrengung entweder über Fett oder Kohlenhydrate. Bei niedriger Intensität können wir vor allem auf Fett zurückgreifen, welches mittels aerober Stoffwechselvorgänge in nutzbare Energie umgewandelt wird. Bei intensiverer Anstrengung, etwa einem langen Anstieg, muss der Stoffwechsel deutlich schneller eine große Menge an Energie produzieren, was nur über die Verbrennung von Kohlenhydraten möglich ist. Allerdings kann der Körper Kohlenhydrate, in Form von Glykogen, nur sehr
"Es gibt mittlerweile einige Eliteläufer, die 100 und sogar 120 Gramm Kohlenhydrate pro Stunde zu sich nehmen und vertragen." begrenzt speichern. Wer also nach eineinhalb Stunden intensiver Anstrengung nicht gegen die Wand laufen will, muss sich vernünftig verpflegen. Zudem belegen Studien, dass man nach einem ausreichend versorgten Training auch besser regeneriert. Welches sind Deine persönlichen Lieblinsgprodukte – und warum? Die Gels von Spring Energy sind aufgrund des Geschmacks, der natürlichen Zutaten und der Magenverträglichkeit mein absoluter Favorit auf sehr langen Strecken. Bei den Sportgetränken schätze ich Skratch Labs, beim Super High Carb Mix ist, wie der Name schon impliziert, vor allem die Menge an Kohlenhydraten pro Flask unschlagbar. Die Gels von Maurten liebe ich besonders bei intensiven Einheiten und kürzeren Rennen aufgrund der niedrigen Ballaststoffe und der guten Magenverträglichkeit. Maurten ist nicht umsonst das Must-have vieler Topathleten und Athletinnen.
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Du sprichst es an: Gibt es große Unterschiede zwischen der Ernährung der Profis und Hobbyläufer:innen? Profis haben mehr Interesse am Austesten von Produkten und am Ausreizen der Grenzen. Es gibt mittlerweile einige Eliteläufer, die 100 und sogar 120 Gramm Kohlenhydrate pro Stunde zu sich nehmen und vertragen. Hobbyathleten wollen einfach, dass ein Konzept funktioniert. Aber auch da braucht es Vorbereitung. Und auch ein Budget … …gerade die natürlichen Produkte wie Spring Energy sind aufgrund der Qualität ihrer Zutaten etwas teurer. Es gibt aber auch gute Gels, die nicht die Welt kosten. Hier fällt mir TORQ oder Neversecond ein. Im Training kann man verschiedene Produkte kombinieren, wer seine sportliche Leistung aber verbessern will, sollte im Zweifelsfall lieber ein Paar Schuhe pro Saison weniger kaufen.
ERNÄHRUNG Im Wettkampf EVENT Dynafit Transalpine Run der Sportnahrung zu bekomEinen kleinen Einblick in die Welt
men, ist durchaus spannend. Wie ist es aber direkt am Trail? Was nehmen Profi- und Hobbysportler von Kurz- bis Langstrecke dann tatsächlich zu sich? Wir haben zwei sehr interessante Trailrunner zum kurzen Plausch gebeten. Salomon Profi-Athletin und Zegama Siegerin Daniela Oemus sowie der durchaus ambitionierte Hobbyläufer Kay Ploetner.
"Es darf dann auch eine Kaspressknödelsuppe sein!" Was ist Euer Lieblingsessen im Training und während eines Wettkampfes? Daniela: Im Training habe ich bei mittellangen Einheiten Getränkepulver in meiner Flasche: einfach den "Krümeltee“ (Instanttee) aus dem Discounter, gemischt mit Maltodextrin. Manchmal habe ich auch Sportgetränkepulver verschiedenster Marken drin. Abwechslung hat dabei Priorität, irgendwann habe ich jeden Geschmack über. Bei den langen Einheiten, so ab zweieinhalb oder drei Stunden, habe ich zusätzlich feste Nahrung dabei: Toast mit Marmelade oder einen Riegel – solange er nicht zu viel Fett enthält. Wenn ich es vor dem Lauf zum Bäcker schaffe, gönne ich mir auch mal eine Streuselschnecke mit VanillepuddingFüllung. Im Wettkampf nehme ich nur Flüssiges zu mir. Wenn ich an der VP meine eigenen Flaschen bekommen kann, wie bei den Golden-Trail-Rennen, mache ich da eine Mischung aus Maurten 320 (mit Koffein), Xenofit und Maltodextrin rein. Dazu gibt es ein paar Gels. Wenn kein Support möglich oder erlaubt ist, fülle ich unterwegs Wasser oder Cola. Wichtig ist, die Ernährung im Training nicht zu unterschätzen. Früher bin ich alle Trainingseinheiten gelaufen, ohne etwas zu essen, weil ich von
den kürzeren Strecken kam und es nicht anders kannte. Ich bin auch oft nüchtern gelaufen. Beides würde ich jetzt nicht mehr tun. Kay: Ich liebe Ultradistanzen um die 100km mit zigtausend Höhenmetern. Aber ich hatte in der Vergangenheit oft mit starker Übelkeit auf den ersten 40, 50 Kilometern zu kämpfen, gerade auch wenn es durch die erste Nacht ging. Das kann einem das Rennen echt vermiesen, wenn einem nur übel ist und man sich die Gels reinprügeln muss. Deswegen habe ich viel ausprobiert und würde vielleicht nicht sagen, dass folgende Nahrung zu meinem Lieblingsfutter zählt, aber es sind immerhin Sachen, die ich gut vertrage. Im Wettkampf versorge ich mich an der VP mit Nudelsuppe, Brot, salzigen Kräckern, Orangen und Äpfeln. Auf der Strecke gibt es Maurten Gels und Cliff Blocks. Training für die Ultras bedeutet eh auch viel Testen – also Bekleidung, Ausrüstung und eben auch Ernährung. Von daher sind Maurten Gels und Cliff Bloks auch im Training meine treuen (oder teuren?) Begleiter. Gerade im Sommer gibt es aber nichts Schöneres, als den Berg hochzulaufen, um oben gemütlich einzukehren und das Bergpanorama zu genießen. Dann darf es auch mal
ein Kaiserschmarrn oder eine Kaspressknödelsuppe sein. Gibt es Sportnahrung, die Euch nicht schmeckt, die ihr aber trotzdem nehmt? Daniela: Gels schmecken mir eigentlich alle nicht besonders. Sie sind mir zu süß und zu unnatürlich. Aber gerade im Wettkampf spielt das keine Rolle – Hauptsache, die Nahrung bleibt drin. Übelkeit ist ja auf den längeren Strecken auch ein Thema. Da hat man oft auf nichts mehr Appetit, aber essen sollte man trotzdem, denn ohne geht es einem noch schlechter. Einmal habe ich Gels gekauft, um dann feststellen zu müssen, dass sie nach dem Duft von Play-Doh-Knete aus meiner Kindheit schmecken – das ging gar nicht. Vermutlich habe ich auch lange Zeit zu selten meine Gels oder Sportnahrung gewechselt, was dazu geführt hat, dass ich manche Produkte einfach nicht mehr runter bekomme. Wie definiert Ihr gute Sportnahrung? Daniela: Die Nahrung, die ich während des Trainings oder Wettkampfs esse, sollte gut verträglich sein, sollte überwiegend Kohlenhydrate und etwas Protein enthalten, idealerweise kein Fett. Sie
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"Bin dann gedanklich schon bei der Familienpizza am Abend!"
sollte halbwegs gut schmecken, das heißt bei mir: nicht zu süß sein. Für intensive Einheiten oder im Wettkampf ist flüssiges Essen besser als Festes. Kay: Ich definiere gute Sportnahrung in erster Linie über die Verträglichkeit und den Geschmack. Natürlich spielen eine nachhaltige Produktion und der Preis auch eine Rolle. Auf dem Trail kann schlechte Sportnahrung aber alles ruinieren. Für kurze intensive Einheiten habe ich festgestellt, dass Gels mit hohem Fruktoseanteil mir einen sehr guten Dienst leisten. Worauf legt ihr in der Sportnahrung und Eurer täglichen Ernährung besonderen Wert? Daniela: Ich finde das sind zwei Dinge, die man komplett trennen sollte: Während des Sports kommt es vor allem darauf an, Energie zuzuführen und den Magen-Darm-Trakt nicht zu überlasten. Das heißt: kurzkettige Kohlenhydrate, etwas Protein und keine Ballaststoffe. Direkt nach dem Training trifft das in eingeschränkter Weise auch noch zu: Wenn ich nach einem langen Training heimkomme, bin ich froh, wenn ich überhaupt auf irgendwas Appetit habe. Und ich weiß, dass es
sehr wichtig ist, innerhalb der ersten Stunde eine Mahlzeit zu essen. Wenn das dann etwas Ungesundes ist oder etwas Süßes, dann ist das auch mal ok. Darüber hinaus achte ich im täglichen Leben sehr auf meine Ernährung – wenig Zucker, kaum verarbeitete Lebensmittel, Vollkorn-Produkte, frisches Obst und Gemüse und gute Fette (Öle und Nüsse). Alles, was der Körper zum Leben braucht, nimmt man über die Nahrung zu sich. Wenn man von seinem Körper Höchstleistung erwartet, ist das langfristig eine wichtige Stellschraube der Optimierung. Kay: Ich würde mich schon als Genussmenschen bezeichnen. Ich liebe das Laufen in der Natur und dabei meinen Körper zu spüren. Wenn es dann ums Essen geht, versuche ich mich abwechslungsreich zu ernähren, gleichzeitig sehe ich die Ernährung aber auch als Belohnung für die ganzen Strapazen an. Ich liebe Junk-Food oder einen guten Wein. Ein Klassiker ist die selbstgemachte Pizza am Sonntagabend nach der langen Laufeinheit. Was esst ihr in den Tagen vor und nach einem Wettkampf ? Daniela: Vor längeren Wettkämpfen versuche ich, kohlenhydratreich zu essen, also vor allem den Anteil der anderen Nährstoffe zu reduzieren. Das fällt mir nicht so leicht, weil Fett nun mal ein Geschmacksträger ist. In der letzten Mahlzeit vor dem Wettkampf esse ich leicht verdauliche Kohlenhydrate, Ballaststoffe dann nicht mehr, bis zum Tag vorher aber schon. Nach dem Wettkampf habe ich neben Kohlenhydraten meist Appe-
tit auf Eiweiß, also Fleisch, Käse, Eier ... Ähnlich wie nach dem Training ist es nach dem Wettkampf für die Regeneration erstmal wichtig, überhaupt genug Nährstoffe zuzuführen: Das heißt, ich esse eigentlich alles, worauf ich Appetit habe, Hauptsache viel. Kay: Über die Jahre und das viele Ausprobieren habe ich eine gewisse Routine entwickelt. Die Tage vorher ernähre ich mich ganz normal, versuche aber auf Junk-Food zu verzichten. Wenn der Ultra spät abends oder in der Nacht startet, esse ich tagsüber normal, aber nicht übermäßig viel. Denn was rein geht, muss auch irgendwann wieder raus. Zirka zwei Stunden vor dem Start gibt es noch eine warme Suppe und Kartoffelsalat. Außerdem habe ich festgestellt, dass ich Kaffee kurz vor dem Start nicht gut vertrage. Wenn man am frühen Nachmittag dann ins Ziel läuft, muss ich immer wieder feststellen, dass ich mehr als einen Salat und eine Suppe einfach nicht runter bekomme. Während ich nach dem Wettkampf so die ersten 24 Stunden keinen großen Appetit habe, schlägt der Hunger ab Tag 2 so richtig zu. Dann spotten mein Arbeitskolleg:innen, weil in der Kantine das Tablett randvoll mit Essen voll ist. Dann gibt es alles, worauf ich Bock habe: Burger, Pommes, Salat. Das ist ein absolut schönes Gefühl, alles essen und sich für die erreichte Leistung belohnen zu können.
Mit teils hoch komplexen Formeln können wir herausfinden, wann wir welche Bausteine benötigen.
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ERNÄHRUNG Im Wettkampf
KRAFTFUTTER 2.0 Text & Fotos : CLEMENS NIEDENTHAL , DENIS WISCHNIEWSKI
Früher gab es den Perform-Riegel und Isostar. Das wars! Heute ist die Range an Produkten, die zudem effektiv funktionieren und oft sogar lecker sind, fast unendlich groß – wir haben hier dennoch eine feine Selektion zusammengestellt...
Tailwind Nutrition Endurance Fuel und Recovery Mix
Kein Gel, kein Früchtebrei und auch keine Riegel. Tailwind Nutrition konzentriert sich von anbeginn, auf ihr Isotonisches Sportgetränk und den Recovery Mix. Ist das gut oder eher schlecht, seine Produktpalette auf lediglich zwei Produkte zu reduzieren, welche sich ausschließlich im Geschmack unterscheiden? Wir würden sagen, die Rechnung geht hervorragend auf. Nicht nur, dass der Tailwind Isodrink Geschmacklich mehr als akzeptabel ist. Die Verbindung von Dextrose und Saccharose sowie das enthaltene Meersalz, Kaliumchlorid, Kalziumkarbonat und Magnesiumoxid sorgen für die volle Rundumversorgung vor, während und auch nach der Belastung. Die Geschmacksrichtung Matcha mit Koffein hat uns am meisten überzeugt. Ungewohnt, aber überraschend positiv anders, ist die leicht salzige Note im Isogetränk, die sich auch im Recovery Mix wiederfindet. Der auf Reisprotein basierende Recovery Mix enthält Mineralstoffe satt, reichlich Protein und, was wir sehr gut finden, Kohlenhydrate, um auch diese Speicher wieder zu füllen. Preislich sind sowohl Isodrink als auch das Protein sehr fair. Hier bekommt man für günstiges Geld eine vollumfängliche und sehr funktionelle Verpflegung.
Moonvalley Endurance Fuel und Post Workout Mix
Moonvalley setzt auf zertifizierte Bio Rohstoffe. Diese sollen zu 95% enthalten sein. Im Gegensatz zu vielen anderen Isodrinks, verwendet Moonvalley unter anderem Puderzucker als Süßungsmittel. Hinzu kommen Maltodextrin und Fruchtpulver. Eine äußerst interessante Mischung von Kohlenhydraten ist das, die sich, was den Geschmack angeht, erstaunlich positiv zeigt. Egal welche der drei Geschmacksrichtungen man nimmt. Die Süße ist nie zu aufdringlich und der Geschmack fast schon natürlich. Auch Moonvalley arbeitet mit Meersalz, was dem Getränk und seiner Funtion sehr zuträglich ist. Zugegeben, der spürbare Schub, wie bei vergleichbaren Isodrinks, tritt nicht ein. Man hat aber trotzdem das Gefühl, dass der Motor weiter Leistung bringen kann. Geschmacklich ist das Endurance Fuel ein tolles Produkt. Als kleines Geschenk ans Seelenwohl und zur Regeneration komplettiert der Post Workout Mix die Aufnahme der wichtigsten Inhaltsstoffe. Trotz der Verwendung von Erbsenprotein, ist der Drinkmix weder grieselig, noch löst er sich schlecht auf. Ein wirklich gutes Rundumpaket.
Cliff Bloks
Es muss nicht immer das klebrige Gel sein. Warum sich die Energie nicht mal aus Fruchtgummis holen? Okay, so richtig durchgesetzt, scheinen sich die kleinen süßen Energiewürfel noch nicht zu haben. Verwunderlich, wo doch gerade die Fruchtgummis alle Attribute mitbringen, die beim Gel sehr stören können. Sie kleben kaum, laufen nicht aus, sind geschmacklich nicht ganz so süß wie vergleichbare Gels und preislich eine Überlegung wert. Cliff bietet ein breites geschmackliches Portfolio für ihre Bloks an. Auch Koffein oder viel Salz stehen zur Auswahl. Besonders überzeugt haben uns die Geschmacksrichtungen Strawberry, welche erstaunlich „erdbeerig“ war, sowie Black Cherry mit Koffein. Maltodextrin, Tapiokasirup und getrockneter Rohrohrzucker sind die Basis, auf denen die Kohlenhydratbloks stehen. Diese Mischung funktioniert einwandfrei, versorgt den Athleten mit einer spürbaren Energie und schmeckt wirklich toll.
Torq Energy Gel
Wer mal was echt anderes in Sachen Gels sucht, der sollte sich die Auswahl von Torq Energie Gel etwas genauer zu Gemüte führen. Apple Crumble, Banoffee mit Guarana oder Caramel latte. Torq bietet 13 teils abgefahrene Geschmacksrichtungen, die ohne Ausnahme wirklich schmecken. Sie schmecken im Sinne von „Man bekommt, was man erwartet“. 30 Gramm Kohlenhydrate pro Gel sind völlig akzeptabel. Das 45g Gel lässt sich ohne Probleme öffnen, was einem eine lästige Schweinerei erspart. Die sehr wertig verpackten Gels halten viel aus und sind sehr robust. Klingt erstmal nebensächlich, ist aber nicht ganz unpraktisch. Vor allem bei langen Abenteuern. Da sind wir auch bei der größten Stärke von Torq. Auch nach Stunden oder Tagen bekommt man die Gels gut runter. Sie sind süß, aber nicht übertrieben. Die Textur ist angenehm weich. Ein von Anfang bis Ende gut durchdachtes, veganes Produkt, das schmeckt und funktioniert. Preis? Top!
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NÄAK Berries Nut Bar und Ultra Energy Drink Mix
Näak schwört weniger auf Gels. Die Kanadier setzen mit ihren Waffeln, Riegeln und Püree’s, eher auf die festere, „echte“ Nahrung. Im Test hatten wir den Beere/Nuss Riegel, sowie die Waffeln. Geschmacklich haben beide Produkte überzeugt. Auf der kurzen, schnellen Distanz sind diese zwei Sachen aber eher semi hilfreich, da der Athlet viel kauen muss. Auf den langen Touren passen aber Riegel und Waffel, sowohl geschmacklich, als auch von der Energiebereitstellung. Für die schnellen Läufer, sieht Näak den Ultra Energy Drink Mix vor. Die 55g Kohlenhydrate per 500ml sind spürbar, nur kann der Geschmack und das Mundgefühl nicht punkten. Vielleicht kann man sich an den schwer zu definierenden Geschmack mit der Zeit gewöhnen.
Untapped Ahornsirup Gels
Ahornsirup! Klingt ziemlich klebrig? Ist es aber nicht!... und die Untapped Ahornsirup Gels sind tatsächlich eine kulinarische Ansage, nach der so viele suchen. Alle 5 Geschmäcker überzeugen auf ganzer Linie. Am besten mundete uns das Salted Cocoa. Zugegeben. 26g Kohlehydrate sind vergleichsweise wenig, aber die Ahornsirup Stangen punkten auf ihre eigene Weise. Durch den Zucker, der im übrigen zu 100% aus dem Ahornsirup stammt, funktioniert das Gel gut. Es schiebt nicht so, wie vergleichbare Produkte, aber es drückt einen vorwärts. Untapped liefert mit dem tollen Geschmack allerdings ein geniales Kopfgefühl. Es fühlt sich nach Belohnung an! Ausprobieren!
Powerbar Blackline Iso und Energiegel
Sie sind wieder da! Powerbar meldet sich im Zirkus der Sportnahrung zurück. Einverleibt haben wir uns das Iso mit satten 90g Kohlehydrate und ein Lemon Gel, das erstaunlich zitronig schmeckt. Beginnen wir aber mit dem Gel. Die Konsistenz vom Gel dürfte jedem alteingesessenen Powerbar Nutzer bekannt sein. Angenehm flüssig und wenig klebrig. Zumindest was uns als Redaktion angeht, genau der Aggregatszustand, den wir uns von einem Energiegel wünschen. Das Gel macht das, was es soll. Es schiebt. Nicht auffällig stark, aber es schiebt und schmeckt weniger süß und unaufdringlich als gedacht. Beim Iso fühlen wir uns ein wenig an Maurten erinnert. Mit 90g Kohlenhydraten bekommt der Tank eine satte Portion Power, die auch lange hält. Die Kombination aus dem Gel und dem Iso scheint sehr gut zu funktionieren. Egal ob auf Lang- oder Kurzstrecke.
Maurten Gel und Drink Mix
Kann man von einem Rolls Royce unter den Gels sprechen? Wir denken Ja! Maurten Energy Gels haben sich über den Triathlon hinaus als echte Größe im Trailrunning Sport etabliert. Wenn man ehrlich ist, bezahlt der Maurten-Kunde sehr viel Geld für Zucker. Zur Wahrheit gehört aber auch, dass sowohl die Gels, als auch das Sportgetränk erschreckend gut funktionieren. Sie funktionieren, weil sie ganz pragmatisch den Zweck erfüllen, für den sie entwickelt wurden. Dem Körper einen ordentlichen Energieschub verpassen. Über die Konsistenz beider Produkte, kann man sicherlich streiten. Uns gefällt, dass vor allem die Gels förmlich in einem Rutsch runtergehen. Beim Getränk empfehlen wir, zügig zu trinken. Der Inhalt der Flask, mutiert andernfalls mit der Zeit zu einer Art Gelee. Unser Fazit. Nichts fürs Daily Business, aber genau das richtige Produkt für die großen Abenteuer oder Wettkämpfe.
Skratch Energy Chews und Drink Mix
Skratch war die große Unbekannte in unserem Test. Umso spannender war es, uns die Energy Chews, den Hydration Drink und den High-Carb Drink einzuverleiben. Unser Resümee könnte man mit positiv überrascht am einfachsten erklären. Vielmehr ging mit den Skratch Produkten eine gewaltige Erwartungshaltung einher, die in großen Teilen positiv erfüllt wurde. Zwei Dinge fielen im Vorfeld des Tests besonders auf. Das edle Design und die hochwertige Verpackung der Produkte sowie ein doch ambitionierter Preis. Beides hat spätestens nach dem ersten probieren seine Daseinsberechtigung. Das enthaltene Cluster Dextrin ist ein neuartiges Kohlenhydrat, das vor allem dem Ausdauersport sehr zuträglich ist. Der Körper hat lang mit dieser Art Kohlenhydrat zu tun, was bedeutet, dass der Athlet langanhaltende Energie zur Verfügung hat. Im Kaufpreis steckt also eine ganze Menge Know-How und Entwicklung. Geschmacklich gibt es überhaupt nichts auszusetzen, im Gegenteil. Aber zugegeben, das Preissegment, in dem sich Skratch bewegt, ist nichts für Sparfüchse. Tatsache ist aber, dass Entwicklungsarbeit und gute Zutaten ihren Preis haben.
Luchos
Die kolumbianischen Energiewürfel sind ein wirklich großartiges geschmackliches Highlight, das mit 30g Kohlenhydraten auf 100g Produkt nicht nur kickt, sondern auch durch die verwendete Guave wachmacht. Die Luchos (ehemals Lucho Dillitos) beamen einen förmlich in die Kindheit zurück, sofern man in den 70’ern oder 80’ern geboren ist. Sie erinnern an die Gummischlangen und Geleedrops mit der knackenden Zuckerkruste. Der große Unterschied zur handelsüblichen Süßigkeit ist zum einen die Befähigung zur Sportnahrung und zum anderen der doch sehr fruchtige Geschmack. Vor allem die Richtung Acai Beere hat uns total überzeugt. Was sehr postitiv zu erwähnen ist, ist die natürliche Verpackung im Bananenpapier. Ein echter Geheimtipp!
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PORTRÄT Ultratrail Fränkische Schweiz Text : CLEMENS NIEDENTHAL Fotos: CLEMENS NIEDENTHAL, UTFS
Der Ultratrail Fränkische Schweiz hat sich nach nur zwei Austragungen als eines der kompetitivsten und charismatischsten Trailrennen Deutschlands etabliert. Was auch an einem liegt, der eine Sache sehr gut kann: die Menschen zusammenbringen. Wir haben uns mit Johannes Hendel getroffen
DAS
In Ebermannstadt gibt es ein Freibad, einen Segelflugplatz, eine Museumseisenbahn und eine Sternwarte samt Planetenwanderweg. Es gibt eine Marienkapelle aus dem 14. Jahrhundert, ein historisches Schöpfrad und einen Marktplatz mit hübschen Fachwerkhäusern, an dem das alteingesessene Gasthaus Resengörg an diesem klirrend kalten Januarfreitag Schäufele serviert und regionale Regenbogenforelle. Und in Ebermannstadt gibt es einen Ultratrail. Vor allem gibt es in Ebermannstadt einen Ultratrail. „Und ich habe schon die Vision“, sagt dessen Erfinder Johannes Hendel, „dass die Menschen in Ebermannstadt in drei, vier Jahren so selbstverständlich von ihrem Ultra-Trail Fränkische Schweiz
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sprechen, wie man sich keine 50 Kilometer von hier in Roth mit seinem Triathlon identifiziert. Ich mache dieses Rennen nicht nur für die Läufer und Läuferinnen.“ Vor allem macht Johannes Hendel dieses Rennen nicht allein. Das sollte an diesem Tag schnell deutlich werden. Hier ist jemand wirklich in einer, seiner Region angekommen. Auch wenn der 35-Jährige mit dem struppig herausgewachsenen Iro mindestens auf den ersten Blick nicht wie einer wirkt, der sich im aalglatten Marketingsgespräch mit Touristikern und der Lokalpolitik verbündet. Aber vielleicht hat gerade das die Menschen in Ebermannstadt und in der Fränkischen Schweiz am eher strukturschwachen
RENNEN
MACHEN Rand der Metropolregion NürnbergErlangen-Fürth so überzeugt: Wie da einer wirklich für eine Sache brennt. „Als wir vor drei Jahren unser Projekt in der Stadtverordnetenversammlung vorgestellt hatten, gab es von Seiten der Bürgermeisterin jedenfalls nur eine einzige Bedingung: „Wir unterstützen das Event gerne, aber Ihr müsst es dann auch wirklich durchziehen.“ Und wie Johannes Hendel und seine
Mitstreiter:innen durchziehen sollten. Auch die nun bereits dritte Austragung des Ultratrail Fränkische Schweiz im kommenden April war bereits nach wenigen Stunden ausgebucht: „Wir hatten die Registrierung extra am 3. Oktober geöffnet, einem Feiertag, um möglichst allen die gleiche Chance zu geben, einen Platz zu ergattern.“ Johannes Hendel saß derweil zuhause vor dem Rechner und hoffte inständig,
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dass der Server hält. Er hat gehalten. Was durchaus auch eine Frage der Ehre war für den gelernten Krankenpfleger, der sein Geld aber schon seit Jahren mit allerlei digitalen Dienstleistungen, vor allem dem Programmieren und Gestalten von Websites, auch der unseren, verdient. Frage: Du betonst immer wieder, wie sehr der UTFS eine niederschwellige und integrative Veranstaltung sein soll, stört es Dich da, dass das Rennen nun schon zum dritten Mal binnen Stunden
PORTRÄT UTFS
ausgebucht war? Antwort: „Ehrlich? Es beruhigt mich im Gegenteil sogar sehr. Liquidität ist ein wichtiger Punkt, ohne Moos nichts los. Zudem rocken wir den UTFS ja noch immer ausschließlich ehrenamtlich. Jedes Thema, hinter das wir einen Haken machen können, entspannt einen da aufrichtig.“ Vorbild Roth Wir parken den üppig folierten VWBus mit der großflächigen Werbung für den Ultratrail Fränkische Schweiz vor dem Rathaus von Ebermannstadt. Die Bürgermeisterin hat uns bereitwillig den Sitzungsaal als Base Camp für unsere Reportage zur Verfügung gestellt. Eine kleine Geste, die das große Vertrauen einer Region in ihr Trail Event exemplarisch zeigt. Wie gesagt: Die Challenge Roth ist ein durchaus treffender Vergleich. Dieses gallische Dorf auf der Landkarte des übermächtigen Ironmans. Ist das die Rolle, in der Johanes Hendel auch den Ultratrail Fränkische Schweiz sieht? „Der Vergleich passt aus mehreren Gründen, die Challenge Roth ist absolut ein Vorbild. Dort sagen die Menschen längst selbstbewusst ‚wir sind die Triathlonregion“, und zwar unabhängig davon, ob sie sich für den Triathlon oder überhaupt für Sport interessieren.“ Aber wie kann das gelingen, möglichst alle mitzunehmen? „Man braucht sicher ein gewisses Maß an Sensibilität. Man muss dialogbereit sein, muss verstehen, dass nicht jeder und jede sofort ein Fan von einer Sache ist, nur weil du selbst dafür brennst. Das heißt jetzt nicht, dass man die Menschen überreden soll, im Gegenteil. Man muss die Leute stattdessen an ihrem Standpunkt abholen, muss sie mit ihren Talenten und ihren Ideen an deiner Idee partizipieren lassen. Noch sorgt vor allem die Trail-Community für die tolle Stimmung auf dem Marktplatz in Ebermannstadt. Aber in zwei, drei Jahren sollen die Familien hier aus der Gegend selbstverständlich sagen, ‚morgen schauen wir uns aber definitiv dieses
Trailrennen in Ebermannstadt an.“ Die Fränkische Schweiz, und davon erzählen etwa die vielen Pensionen und Landgasthöfe, von denen längst nicht mehr alle noch heute in Betrieb sind, war bis in die 1980er-Jahre hinein noch eine prosperierende Tourismusregion. Nicht zuletzt die rund 20 exponierten, mit tempelartigen Pavillons bebauten Aussichtspunkte aus dem späten 19. Jahrhundert erzählen entlang der 66 Kilometer langen Strecke des Ultratrails, von der langen Tradition des fußläufigen Erkundens des Fränkischen Schweiz. Seit einigen Jahren ist man dabei, sich mit einem sanften, naturnahen und aktiven Tourismus neu zu erfinden. Radfahren, Wandern, auch dem Ausdürren der Dorfkerne und der Innenstädte könnte so entgegnet werden. Wie positioniert sich der Ultratrail Fränkische Schweiz in dieser Debatte? „Wir reden im Zusammenhang mit dem UTFS durchaus selbstbewusst von einer regionalen Wertschöpfung – aber nicht für jeden und jede ist es wichtig, dass die Region touristisch wächst. Auch diesen Stimmen müssen wir aufmerksam zuhören und Ängste nehmen. Das geht am besten, wenn wir immer wieder zeigen, dass wir kein Event in der Region, sondern ein Event aus der Region sind.“
„Man braucht Sensibilität, muss die Leute an ihrem Standpunkt abholen, muss sie mit ihren Talenten und ihren Ideen an deiner Idee partizipieren lassen.“
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Nachdenken über Chamonix Was auffällt an diesem Johannes Hendel: Er ist ein Typ mit einer klaren Haltung. Und vermutlich gerade deshalb einer, der lieber moderiert, als dass er doziert oder andere abkanzelt. Exemplarisch mag die Suche nach einem Hauptsponsor gelten, seit diesem Jahr heißt der UTFS nun also offiziell Lowa Ultratrail Fränkische Schweiz. Eine wohlüberlegte Entscheidung, bei der es nicht nur um Geld ging, sondern auch um eine Partnerschaft auf Augenhöhe: „Klar braucht es einen Sponsor, um eine Veranstaltung zu sponsoren, da machen wir uns nichts vor. Aber was hätten wir von sehr viel Geld, wenn man sich dafür den Erwartungen und dem aggressiven Auftritt eines Partners unterordnen müsste. Schließlich ist der Charakter des Rennens unser größtes Kapital.“
PORTRÄT UTFS Was gleich zur nächsten Frage führt: Ist es nicht ein Problem, eine Trail Veranstaltung ausgerechnet Ultratrail zu nennen? Haben sich also die Markenrechtsanwälte dieser einen übermächtigen Veranstaltung aus Chamonix schon in Ebermannstadt gemeldet? „Überhaupt nicht, was soll denn schon passieren? Mit einer einzigen Ausnahme: Du brauchst dann nicht mehr zu hoffen, dass es irgendwann doch zu einer Zusammenarbeit mit der übermächtigen Marke UTMB kommen kann. Ich habe aber gute Gründe davon auszugehen, dass das für den Ultratrail Fränkische Schweiz ohnehin nie interessant wird.“ Wie denn überhaupt sein persönliches Verhältnis zum Ultra-Trail du MontBlanc sei? „Das ist etwas, das viele tatsächlich nicht verstehen. Ich kann dieses Rennen faszinierend finden und, klar, würde ich auch sofort beim UTMB starten, wenn man mich fragen würde. Gleichzeitig hinterfrage ich aber kritisch, wie sich die Marke UTMB in unserem Sport breit macht und wie absurd die Qualifikationsbedingungen für den UTMB inzwischen sind.“ Den Trail leben Überhaupt wäre es zu einfach, den Erfolg des Ultratrail Fränkische Schweiz einzig auf jenes große Unbehagen zurückzuführen, das mindestens ein Teil unserer Community mit der zunehmenden Eventisierung des Trailrunnings hat. Zumal auch Johannes Hendel kein Problem damit hat, im Zusammenhang mit dem Ultratrail Fränkische Schweiz von einem Trailevent zu sprechen. Zumal, wenn es wie im vergangenen Jahr beim spektakulären Sieg von Alexander Dautel (in Leinenhemd
„Wir reden auch von einer regionalen Wertschöpfung – aber nicht für jeden ist es wichtig, dass die Region touristisch wächst.“
Lowa Ultratrail Fränkische Schweiz Die dritte Austragung des UTFS findet in diesem Jahr am 29. April statt. Über die beiden Wettkampfdistanzen von 66k (2.760hm) und 33 Kilometer (1.380hm). Beide Rennen sind bereits ausgebucht. Wir empfehlen deshalb, alleine wegen der Atmosphäre zum Cheering, nach Ebermannstadt zu kommen. Und die traumschönen, intuitiven Trails der Fränkischen Schweiz abseits des Rennens dann selbst zu erkennen. Der UTFS bietet die Essenz des Trailrunnning. www.ultratrail-fraenkischeschweiz.de
und Sonnenhut) noch um die letzten Startplätze bei der Trailrunning-WM in Innsbruck ging. Dautels Sieg hat Johannes Hendel von ganzem Herzen gefeiert. Wenngleich die Woche um das Rennen im April für ihn noch immer ein physischer und psychischer Ausnahmezustand sind: „Währenddessen denkt man eigentlich, sowas kann man sich doch nicht zumuten, aber gleichzeitig kommt so viel mehr zurück.“ Also: Wer ist dieser Johannes Hendel überhaupt? „Einer“, so sagt er lachend „der seine Jugend vor allem im Keller an der Playstation verbracht hat.“ Zwei Dinge hätten ihn damals doch noch ans Tageslicht gebracht. Die Musik. Punk, Hardcore und überhaupt alles Laute und Lärmende. Und das Laufen, für ein knappes Jahrzehnt auf der Straße zunächst. Mit seiner Frau und
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seinen drei Kindern lebt er inzwischen wieder in Erlangen, wo er auch aufgewachsen ist: Die Eltern hatten dort einen eigenen Geigenbaubetrieb, Johannes findet in Erlangen „dieses gewisse Maß an Urbanität, das ich dann doch zum Leben brauche“. Und seine Netzwerke: Den mitten in der Pandemie gegründeten Laufladen „Rund and Hike“ etwa, der inzwischen auch Namenssponsor bei der 33 Kilometer langen Unterdistanz des UTFS ist. Kurz bevor er den UTFS aus der Taufe gehoben hat, hatte Johannes Hendel zudem noch ein eigenes TrailrunningTeam gegründet, das Team Schamel, gemeinsam mit einem Meerrettichproduzenten aus der Region: „Wir haben durchaus den Anspruch, diesen Sport kompetitiv zu betreiben, aber das schließt eben gerade nicht aus, dass wir im Team auch gerne unsere Zeit miteinander verbringen und wirklich innige Freundschaften entstanden sind.“ Da sind sie schon wieder, diese beiden Pole, die Johannes Hendel so herzlich zu verbinden versteht: eine Sache professionell durchzuziehen und dennoch, oder gerade deswegen ihre Seele ganz fest im Blick zu haben. Nicht nur die Fränkische Schweiz kann sich also darüber freuen, dass es einen Typen wie ihn gibt.
25.-28.
JULI 2024
GROSSGLOCKNER
ULTRA-TRAIL® 110 km | 6.500 hm
Einer der härtesten Ultra Trails. Rund um den Großglockner.
OSTTIROL
TRAIL
GROSSGLOCKNER
TRAIL
84 km | 5.000 hm
57 km | 3.500 hm
Durch die schönsten Teile der Glocknergruppe.
Der Klassiker entlang des Großglockners.
GLETSCHERWELT
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Eintrittstor in die Welt des GGUT.
Zu den schönsten Ausblicken im Kapruner Tal
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REZEPT Der Ausgabe Text: BENNI BUBLAK Fotos: Text : DENIS WISCHNIEWSKI
Die Ausdauerschnitte Das Eiweißbrot zum selber Backen Die Zutaten, um 1 Kg Eiweißbrot zu backen: 160g Vollkorn Haferflocken 160g Sonnenblumenkerne 75g Kürbiskerne 55g Leinsaat ganz
45g Sesam ungeschält 35g Chiasamen 400g Wasser 10g Salz 35g Pflanzenöl 5g Apfelessig 20g Rübensirup
Wiege alle Saaten und Körner ab (Vollkorn Haferflocken, Sonnenblumenkerne, Kürbiskerne, Leinsaat, Sesam ungeschält, Chiasamen), vermenge sie miteinander und röste sie im Ofen für 10 Minuten bei 200°C. Während die Körner im Ofen vor sich hin Bräunen, können bereits alle weiteren Zutaten vorbereitet und in eine Rührschüssel gegeben werden. Das Wasser hat am besten eine lauwarme Temperatur von ca. 28°C. So können die Körner, wenn sie heiß in das Wasser kommen, die Flüssigkeit ideal aufnehmen. Die gerösteten Ölsaaten, sollten also noch heiß in die Schüssel gegeeben werden. Bevor es mit der Teigbereitung losgeht, den Ofen auf 200°C vorheizen. Alle Zutaten behutsam für 15 Minuten miteinander vermengen. Am besten geht das in einer Küchenmaschine, funktioniert aber auch händisch mit einem Löffel. In dieser Zeit entsteht ein Teig, der einem Porridge sehr ähnlich ist. Diesen Teig nun für 20 Minuten ruhen lassen, um den Körnern genügend Zeit zu geben, das Wasser zu verquellen. Nach der Ruhezeit, muss der Teig nochmals 15 Minuten langsam gerührt werden. Im Anschluss ist der Teig fertig! Keine weitere Ruhezeit, keine Reifezeiten, sondern einfach alles in eine gut geölte Backform geben und backen. Zum Einölen verwendet man am besten Sonnenblumenöl. Jetzt kommt der große Moment. Gebt die Backform in den Backofen, reduziert die Temperatur auf 190°C, und backt das Brot für ca. 100 Minuten fertig. Ob das Brot fertig ist, erkennt man an den wichtigsten Anzeichen. Zeichen Nummer eins, es riecht nach Brot. Das zweite Merkmal, das darauf hindeutet, dass dein Eiweißbrot fertig ist, ist eine dunkelgelbe bis bräunliche Färbung an der Oberfläche. Mit einem vorsichtigen Fingerdruck an der Oberfläche, kann man auch feststellen, ob das Brot durchgebacken ist. Das Brot sollte hier stabil genug sein, den sanften Druck auszuhalten. Am sichersten wäre ein Thermometer, das man nach der Backzeit ins Brot steckt. Zeigt das Thermometer 90°C ist es perfekt. Nachdem das Brot aus dem Ofen geholt wurde, wartet man etwa 10-15 Minuten und stürzt es sehr vorsichtig aus der Form, ohne es zu sehr zu stoßen oder zu schlagen. Anschließend mit der Oberseite nach unten liegend auf ein Gitter oder ähnliches legen, um es gut abkühlen zu lassen. Jetzt kommt der schwerste Teil des Backens. Geduld! Das Eiweißbrot sollte mindestens 6-8 Stunden, aber besser über Nacht auskühlen. Dann ist es perfekt. Wie man das Brot lagern sollte? Da gibt es eine einfache Regel. Kühl, trocken und dunkel. Kühl bedeutet hier etwa Kellertemperatur. Ich wickle meine Brote alle in ein sauberes Küchentuch und lagere sie dort. Tom Stetter
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ADVERTORIAL Powerbar Dioni Gorla, international erfolgreiche Trail-Läuferin, setzt im Training und Wettkampf auf die Black Line Produkte von Powerbar.
POWERBAR KNACKT DIE 120 G KOHLENHYDRATE PRO STUNDE Powerbar hat jetzt eine neue Produktlinie für Ausdauerathlet*innen, die in ihrer Belastung an ihre Grenzen und darüber hinaus gehen: Die Black Line. Mit aktuellen Erkenntnissen der Wissenschaft und einem ausgeklügelten Kohlenhydrat-System helfen die Produkte ambitionierten Trail Läufern, mehr Energie aufzunehmen. Und das bei bestmöglicher Verträglichkeit. Mit 45,2 Kilometern und mehr als 3000 Höhenmetern seien die World Mountain and Trail Running Championships 2023 Innsbruck-Stubai eines der härtesten Rennen ihrer Laufbahn gewesen, erzählt die international erfolgreiche Trail-Läuferin Dioni Gorla aus Innsbruck. Eine unglaubliche Leistung, bei der nicht nur das optimale Training, sondern auch die Nährstoffversorgung während des Wettkampfes eine enorme Rolle spielt. Bei Belastungen wie einem Ultra Trail verbrauchen Athlet*innen neben Flüssigkeit und Elektrolyten rund 600 Kalorien – pro Stunde! Der Körper benötigt also kontinuierlich neue Energie. Gleichzeitig kann der Mensch nach bisherigem Wissensstand aber
nur 90 g Kohlenhydrate pro Stunde aufnehmen und oxidieren. „Hier setzen wir mit unserer neuen Produktlinie an“, erklärt Philipp Rauscher, Nutrition-Experte bei Powerbar. Black Line – State of the Art der Wissenschaft trifft auf High Performance Durch die besondere Mischung der Glukose- und Fruktosequellen im Verhältnis von 1:0,8 können Athlet*innen mit der Powerbar Black Line jetzt auch mehr als 90 g, mit Nutrition Training sogar bis zu 120 g Kohlenhydrate pro Stunde aufnehmen - bei bestmöglicher Verträglichkeit. Praktisch dosiert, ganz ohne Rechnen Dank des Kohlenhydrat-Sys-
tems können die Black Line Produkte exakt für die Mengen 30/60/90 g Kohlenhydrate oder mehr kombiniert werden. Aus den Fuel Gels und dem Iso Fuel Isotonic Sports Drink mit jeweils 30 g Kohlenhydraten und dem Fuel Sports Drink mit 90 g Kohlenhydraten können Sportler*innen vor und während der Belastung ohne komplizierte Berechnungen immer die optimale Verpflegung für ihr Training oder Rennen zusammenstellen. Before, during, after Und die Black Line hat noch mehr zu bieten: Mit dem Build Whey Protein und einer Reihe qualitativ hochwertiger Supplemente, von Kreatin über Aminosäuren bis Koffein, deckt sie
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das gesamte Spektrum für den High Performance Bereich ab – für eine optimale Versorgung vor, während und nach der Belastung. Dionis nächste Ziele stehen bereits fest: "Im nächsten Jahr möchte ich noch mehr Fokus auf die langen Distanzen setzen. Da stehen der Lavaredo Ultra Trail mit 80 Kilometern und der Ultra Trail du Mont Blanc mit 100 Kilometern auf meinem Rennplan." Mit der Powerbar Black Line hat sie das ideale Nutrition-System dafür bereits gefunden.
https://www.powerbar.eu/de_DE
PORTRÄT Bene Wild
Bene Wild in der Produktionshalle und neben einer von zwei Druckmaschinen die den Wert von mindestens einer Villa am Starnberger See haben.
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GANZ OHNE DRUCK!
Das Trail Magazin hat die Druckerei gewechselt und es war kein Zufall, dass Eure Lieblingslektüre künftig im Familienbetrieb eines Menschen produziert wird, der ein fleißiger Leser ist. Bene Wild liebt Bergtrails so sehr wie das gedruckte Wort und Bild. Ein Besuch bei ihm.
Text & Fotos : DENIS WISCHNIEWSKI
Das ist ein Match. Das Trail Magazin wird fortan von einem Trailrunner gedruckt. Also nicht direkt, aber irgendwie schon. Wie kam es dazu? Ganz von vorne. Die erste Druckerei, die das TRAIL Magazin auf Papier druckte, also vor ungefähr zwölf Jahren, gibt es heute nicht mehr. Das liegt nicht an uns als Kunde, als vielmehr an
der Digitalisierung. Druckereien, egal ob klein oder größer haben es schwer. So mancher schwere Katalog wird längst nicht mehr über die Rolle gejagt - wozu auch. Ich wurde mit dem Druck- und Papierhandwerk groß. Mein Onkel war Buchdrucker und ich musste aus Mangel an Möglichkeiten Ende der 1980er Jahre eine Lehre in seiner regionalen Fami5/2023 53 2/24 53
liendruckerei machen. Ich stand von 7.30 Uhr bis 17.00 Uhr in einer Dunkelkammer, atmete abgestandene, süß-saure Entwicklungsdämpfe ein und war nach drei Jahren ein Druckformhersteller. Na Bravo. Ich wollte eigentlich Punksänger werden. Eine Geschichte am Rande. Mit dem TRAIL Magazin waren wir also seit Gründung bei verschiedenen Druckereien zu Gast. Meist echte Unternehmen mit Tradition und immer mit Menschen, die uns betreuten und genau wissen wollten was sie da druckten. Sie wollten tatsächlich nicht nur ein ordentliches Resultat produzieren und die Rechnungen stellen, sondern verstehen, was im Heft steht, worüber da geschrieben wird. So war der Betreuer der letzten Druckerei im schwäbischen Riederich, ein Herr Findik, ein Mann mittleren Alters, der dem Sport im Allgemeinen eher abgewandt war und dadurch in eine Position der vollkommenen Ungläubigkeit rutschte, wenn er Reportagen über Ultratrails und Berichte über Menschen las, die komplette Bergketten am Stück umrundeten. Er sprach mir immer wieder seine Verwunderung aus, ergänzte dabei aber, dass es doch auch Kolleginnen und Kollegen gäbe, die „sowas au macha!“. Nun aber zu unserem neuen Betreuer. Bene Wild. Wir wechselten also völlig ungeplant die Druckerei. Und das hatte erst einmal nichts mit besseren Konditionen oder Unzufriedenheit zu
PORTRÄT Bene Wild
Zwischen Tradition und Moderne: Bei F&W Druck dürfen auch Hunde mit zur Arbeit und für gute Stimmung sorgen.
tun. Nein. Es ergab sich so. Bei vergangenen Lesercamp am Gardasee lief Bene Wild ziemlich locker (ich angestrengt) neben mir her und erzählte von einer Druckerei, die viele Zeitschriften und Bücher drucken würde. Es wäre seine Druckerei. Eine Fami-
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lienangelegenheit. Am Abend drückte er mir eine Tüte mit einer Auswahl an feinsten Druckerzeugnissen in die Hand und ich war überzeugt. Die Idee, bei einem langjährigen Trail Magazin Leser das Heft drucken zu lassen, in einer Druckerei, die nur 30 Minuten von der Redaktion entfernt ziemlich coole Dinge produziert, war wunderbar. Bene Wild ist 40 Jahre alt, ein Ehemann und Papa und Bergmensch durch und durch. Gemeinsam mit seinem Bruder und zwei weiteren Geschäftsführerinnen lenkt er die Geschicke von „F&W“, das Unternehmen, das sein Vater mit einem Freund Mitte der 80er Jahre gründete – fast zu dieser Zeit, als ich in der Dunkelkammer die frühen Lehre des Druckhandwerks beigebracht bekam. Ein erster Besuch in Benes Reich holt mich direkt ab. Anders als bei anderen Firmen dieser Art, herrscht hier fast „Agenturartig lässige Stimmung“, obwohl auch hier Maschinen rotieren, Lärm vorherrscht, Chemie verdampft und mächtig produziert wird. Es ist ein junges Team und Bene erzählt mir, dass er längst nicht mehr aggressive Neukundensuche betreibt, sondern darauf vertraut, dass alles so zusammenkommt, wie es sein soll. Zwei Hunde streunen durch die Hallen und die entspannte Atmosphäre täuscht darüber hinweg, dass hier 150 Menschen im Schichtdienst 24/7 arbeiten. Alleine zehn neue Drucker sucht Bene aktuell und er bestätigt, dass es nicht einfach ist, Fachkräfte zu finden. Beeindruckend ist das Portfolio von „F&W“. Neben hochwertigen Zeitschriften entstehen hier Grafikmagazine, Architekturbücher und auf feinstes Papier gedruckte Designmöbel-Kataloge. Allesamt Dinge, die eben ihren Wert nicht ausschließlich im Web haben, sondern Kunden ansprechen, die die Haptik des Papiers schätzen. Trailrunning und Bergsport ist für Bene seit vielen Jahren der Ausgleich zum Beruf. Seine Frau schickt ihn heute sehr bestimmend vor die Türe. „Sie weiß genau, wann ich raus muss und fordert
Da haben wir den Königsee umrundet, weil wir ein fach wissen wollten, wie lange man für so etwas braucht!
mich dann auch dazu auf. Geh raus jetzt. Du bist unerträglich.“ Im Winter steht Wild auch, wann immer es die Schneelage erlaubt, auf Tourenski und veranstaltet sogar bei Ruhpolding ein Skitouren-Rennen am legendären Unternberg. Dort gewinnt nicht der und die Schnellste, sondern die Platzierung in der Mitte der Rangliste. Das passt zu Bene Wild und seiner Herangehensweise an den Sport. Es geht ihm ums Erleben und um eine gute Zeit mit den Kumpels. Ähnlich unkompliziert
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und wenig prätentiös startete vor mehr als zehn Jahren auch seine Leidenschaft für das damals kaum erfundene Trailrunning. Er wanderte mit Freunden an einem Donnerstag um den kompletten Königsee und wollte samstags wissen, wie schnell man das schaffen kann. Er war 1,5 Stunden schneller und trug damals alte Straßenjoggingschuhe. Heute ist er über alle Trends und Produkte bestens informiert. Bene Wild druckt ab sofort für Euch das TRAIL Magazin.
EVENT Montane Spine Race
Britains’s most brutal!
Siegerin Claire Bannwarth küsst die Wand. Wie beim Hardrock 100 nur kälter!
Ein Name, in dem so viel Kraft und Energie steckt. Ein Name, der harte Bedingungen garantiert und den Athleten alles abverlangt. Dahinter verbirgt sich das legendäre Montane Spine Race. Vom englischen Edale geht es über 430 Kilometer in den schottischen Norden nach Kirk Yetholm. Ein 268 Meilen Rennen durch den englisch/schottischen Winter! Nichts für Warmduscher und definitiv eines der brutalsten Rennen der Welt! Weitwanderwege sind jeher ein beliebtes Ziel für Menschen, welche die absolute Herausforderung suchen. Wanderer, die sich auf den Weg machen, sich selbst zu finden. Im Falle des Spine Race bedienen sich die Veranstalter dem 430 Kilometer langen „Pennine Way“. Wer denkt, dass dort gewandert wird, liegt aber daneben. Das Spine Race ist ein nonstop Rennen unter widrigsten Bedingungen mitten im Januar. Jeder Teilnehmer hat sieben Tage Zeit, 430 Kilometer und rund 12.000 Höhenmeter zu überwinden. In teilweise totaler Autonomie ist es nicht nur das Wetter, das die Athleten aushalten müssen. Eine ganze Reihe an Pflichtmaterial ist ständig mitzuführen. Die eigenverantwortliche Navigation ist ebenfalls ein nicht zu unterschätzender Teil des Spine. Nichts für schwache Nerven und schon gar nichts für schwache Beine. Zum zwölften Mal jährte sich in diesem Januar das Spine Race. Die Bedingungen hätten besser nicht sein können. Es war zwar vor allem in der Nacht mit bis zu -20°C bitter kalt, aber sowohl Dauerregen als auch Matsch blieben den Läufern erspart. Bereits im Vorfeld war mit einem zügigen Rennen zu rechnen, was als logische Konsequenz auch den von Jasmin Paris in der 2019er Austragung aufgestellten Streckenrekord ins Wanken bringen würde. Bereits früh im Rennen verabschiedete sich einer der Top Favoriten. Nach einem Sturz war der Pennine Way-FKT-Halter John Kelly gezwungen, nach 65 Meilen auszusteigen. Sein verletzter Knöchel ließ ihm keine andere Wahl. Von nun an liefen keine geringeren, als die Inov8 Athleten Damian Hall und Jack Scott um die Krone des Pennine Way. Verfolgt wurden die zwei von der phänomenalen Claire Bannwarth, die bei jedem Rennen für einen „all over Sieg“ zu haben ist. Claire verteidigte am Ende als erste Frau überhaupt ihren Damensieg und finishte auf dem fünften Gesamtrang in sensationellen 92 Stunden. Vor Claire, reihten sich bei den Männern Dougie Zinis und Konrad Rawlik auf Platz Vier und Drei. Hannah Rickman und Lucy Gossage küssten 12 bzw. 14 Stunden, nachdem sich Claire ihren ersten Platz sicherte, die Wand des Border Hotel und machten das Damentreppchen komplett. Eines kristallisierte sich schnell heraus. Jack Scott war in diesem zwölften Spine Race nicht zu schlagen. Obwohl Damian Hall auf „personal best“ unterwegs war, lies sich Jack Scott nicht aufhalten und beendete am Ende sein Rennen, in unglaublichen 72:55 Stunden. Damian Hall, der seine eigene Winter Spine Bestzeit klar verbessern konnte, musste sich letztendlich doch mehr als neun Stunden vom Sieger Jack Scott abnehmen lassen. Man könnte jetzt den neuen Winter Spine Kursrekord etwas süffisant dem Wetterglück in die Schuhe schieben. Das Wetter ist aber bei jedem FKT Projekt „part of the game“ und laufen muss man diese 268 Meilen schlussendlich immer noch allein. Das „Britain’s most brutal“, wie die Veranstalter ihren Lauf liebevoll nennen, war also auch 2024 ein echtes Ultra-Race der Superlative. Wer eine echte Herausforderung sucht, wer seine Grenzen nicht nur ausloten sondern überschreiten möchte, der sollte sich im Januar auf den Weg nach Edale machen, um sich aufzumachen, den Pennine Way zu laufen.
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Beim Winter Spine Race kommt wirklich alles dazu: Laufen wird zum Gesamterlebnis inklusive Powernapping am Wegesrande.
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EVENT Sehnsuchts-Rennen
DEM HERZE Einen Trail-Wettkampf mit dem Jahresurlaub verbinden, ist die beste Idee überhaupt. Wir sind tief in uns gegangen und haben überlegt, welches die Rennen sind, denen wir am sehnsüchtigsten hinterherträumen und in künftige Planungen aufnehmen. Und wenn es Träume bleiben - auch ok!
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EN FOLGEN Transvulcania Der unendliche Downhill Ein Name mit Kraft auf einer Insel, die ein echtes Trailrunning Herz höherschlagen lässt. Der Transvulcania auf La Palma! Die Hardfacts? 73 Kilometer, 4.350 Höhenmeter und der Rücken der Vulkankette „Cumbre Vieja“. Der Transvulcania ist nicht nur wegen der atemberaubenden Natur ein echtes Sahnestückchen für Trailrunner und Wanderer. Die Qualität der Wege, die Berge, die Menschen und das Klima sind einfach unvergleichlich! Das Rennen als Solches ist ein einziges Spektakel. Ein echtes Volksfest! Das spanische Temperament überträgt sich wie von allein auf die Teilnehmenden der insgesamt vier Distanzen. Highlight ist und bleibt jedoch der Ultramarathon. Auf diesen über 70 Kilometern trifft in jeder Saison die Elite das erste Mal aufeinander. Für alle Non-Pros ist es schon etwas ganz Besonderes, so hautnah neben den Stars der Szene an den Start zu gehen. Die größte Herausforderung wartet dann als Dessert zum Ende des Rennens auf die Läuferinnen und Läufer. Vom höchsten Punkt der Insel, dem „Roque de los Muchachos“ auf über 2.400 Metern Höhe, geht es praktisch senkrecht runter Richtung Ziel. Nach einem satten 2.000 Höhenmeter Downhill, erreichen die Athleten den ersehnten Zielbogen in „Los Llanos de Adriane“.
EVENT Sehnsuchts-Rennen PORTRÄT Michael Kalisch Text & Fotos : BENNI BUBLAK
Grand Raid Diagonale des Fous Man muss wirklich ein bisschen verrückt sein Der Ort des Geschehens? Kein Geringerer, als La Réunion! Die französische Insel inmitten des indischen Ozeans wird traditionell immer im Oktober zum Trailrunning Mittelpunkt dieses Planeten. Um genau zu sein, ist Réunion in dieser Zeit der wahrscheinlich schönste, lauteste und bunteste Ort, wenn es um Ultra Trail geht. 72, 109 oder 148 Kilometer? Höhenmeter satt und technisch anspruchsvolle Trails sind garantiert. Königsdisziplin sind allerdings die 100 Meilen. Die Mutter aller Ultra Distanzen. Diese 164 Kilometer sind auch besser bekannt als „Diagonale des Fous“, was so viel bedeutet wie „Diagonale der Verrückten“. Ein wenig Irrsinn sollte man schon im Reisegepäck dabeihaben, wenn man sich entschließt, dieses Rennen zu bestreiten. Vollgepackt mit über 10.000 Höhenmetern und einem nicht ganz so einfachen Gelände zählt der Grand Raid zurecht zu den anspruchsvollsten 100 Meilen Rennen, die es weltweit gibt. Unterstützung ist allen Athleten gewiss. Die gesamte Insel lebt dieses Rennen. Während des Grand Raid stehen alle Kopf, bringen sich ein und feiern eine riesige Party. Zugegeben, einzig für ein Rennen derartige Strapazen auf sich zu nehmen, um auf diese Insel zu kommen, lohnt sich nur geringfügig. Warum also nicht direkt im Anschluss zwei Wochen auf La Réunion recovern?
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Foto: Damien Rosso
Western States 100 Wenn eine Gürtelschnalle den Verstand ausknipst Um ehrlich zu sein, kribbelt es einem beim Gedanken an den Western States schon in den Beinen. Beim Schreiben über diesen ältesten aller 100 Meiler möchte man sich direkt das T-Shirt vom Körper reißen, sich mit zwei Handflasks bewaffnen und loslaufen! So fühlt es sich an, wenn es um den Western States Endurance Run geht. Laufen durch die Sierra Nevada, das ist der Traum vieler Trailläuferinnen und -läufer. Leider oder viel mehr Gott sei Dank, ist dieses Privileg nur den Wenigsten vorbehalten. Das Rennen ist auf etwas über 300 Startplätze limitiert, wobei lediglich zwei Drittel davon in der jährlich im Dezember stattfindenden Lotterie an normalsterbliche Menschen verlost werden. Der Kurs des Western States führt durch etliche Naturschutzgebiete. Allein aus diesem Grund ist es nicht möglich, weitere Athleten auf den Weg von Olympic Valley nach Auburn zu schicken. Wenn man ehrlich ist, würde es dem gesamten Mythos auch nicht guttun, wenn auf einmal 2000 Menschen starten dürften. Das Rennen als solches ist, was das Gelände angeht, „gut laufbar“, wie man so schön sagt. Die größten Herausforderungen sind eher das Wetter, das mit teilweise über 40 Grad echt brutal werden kann. Obwohl das Streckendesign mit 5.000 positiven Höhenmetern und 7.000 Höhenmeter im Downhill ein schnelles Rennen zu sein scheint, sollte man für eine lange Zeit sehr gut mit großer Hitze umgehen können. Die Sonne knallt erbarmungslos auf die kalifornischen Trails und kann einem von jetzt auf gleich den Stecker ziehen. Wer in den Genuss eines Startplatzes kommt, sollte sich gut vorbereiten. Die Reise nach Kalifornien, die Strapazen im Vorfeld und das investierte Geld, sollen sich doch am Ende Auszahlen. Jeder, der den 30 Stunden Cut off schafft, darf sich Besitzer eines Western States Buckle nennen!
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EVENT Sehnsuchts-Rennen
Pitz Alpine Glacier Trail Steinig, schwer, schön
Foto: Philipp Reiter
Längst schon kein unbekanntes Rennen mehr ist der PAGT. Der Pitz Alpine Glacier Trail! Ein Name, der das Niveau des Terrains, auf dem sich die Athletinnen und Athleten fortbewegen, ziemlich gut widerspiegelt. Alpines Gelände über die Gletscher des Pitztals. Eine der schönsten, aber auch rauesten Gegenden der österreichischen Alpen. Wer hier an den Start geht, ganz gleich ob 15 oder 105 Kilometer, sollte wissen, worauf er bzw. sie sich einlässt. Mit knapp 3.100 Meter über dem Meeresspiegel als höchsten Punkt, geht die Ultradistanz mit 105 Kilometern und satten 6.100 Höhenmeter höher hinaus als die meisten Bergultras. Da kann die Luft schon mal dünn werden. Mandarfen als Start- und Zielort präsentiert sich allen Trailbegeisterten als echtes Aushängeschild für österreichischen Bergsport. Das gesamte Pitztal versteht sich als Region des Sports und das spürt man in jedem Moment. Zum Streckendesign könnte man viel sagen. Man kann es aber auch auf ein Wort reduzieren: Technisch! Wer keine Freude an schweren, steinigen und teils sehr steilen, ausgesetzten Trails hat, sollte sich vielleicht doch für ein anderes Rennen entscheiden. Die Läuferinnen und Läufer, die erst rausfinden möchten, ob Alpine Trails das Richtige sind, die sind mit den „kürzeren“ Distanzen bis 45 Kilometer erstmal gut bedient. Die drei Bewerbe über 60, 90 oder eben die besagten 105 Kilometer, sind nichts für Einsteiger. Die technisch sehr anspruchsvollen Kurse verlangen den Protagonisten ihr ganzes Können ab und verzeihen keine Fehler. Wer in diesem Gelände gut zurecht kommt, hat dann auch mit ziemlicher Sicherheit den Spaß seines Lebens. Unabhängig von der Länge des Rennens. Ein Naturspektakel ist allen Teilnehmenden sicher!
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Fotos: Philipp Reiter
Zegama-Aizkorri Die spinnen, die Basken Er ist eigentlich nicht allzu hoch und doch das Höchste für viele, die Trailrunning lieben. Der Aizkorri misst 1.528 Meter und dürfte einer der berühmtesten Gipfel im Trailsport sein, denn jährlich im Mai trifft sich im Baskenland die absolute Weltelite zum Kräftemessen über die Marathondistanz und knapp 2.800 Höhenmeter im Auf und Ab. Im letzten Jahr verewigte sich die Deutsche Daniela Oemus für viele als Überraschungssiegerin bei widrigsten Bedingungen. Doch auch als Nicht-Profi kann man hier dabei sein, wobei eine gewisse Erfahrung unbedingt im Gepäck sein muss. Berühmt ist das Rennen natürlich für seine Zuschauerbegeisterung und die Massen, die sich hier am frühen Morgen aufmachen, um zur Prime-Time am Berg oben zu jubeln.
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FOTOREPORT Oman
Trail du Ventoux Der Liebling Frankreichs Nordöstlich von Avignon, inmitten der Provence, gibt es so ein Fleckchen Erde. Einen „Place to be“, wenn man will. Ein Ort für frankophile Sport- und Naturliebhaber. Der Ventoux! Bei Fans des Radsports werden mit dem Namen Mont Ventoux wahrscheinlich tolle Erinnerungen wach. Bis zum höchsten Punkt auf etwas über 1.900 Meter über Null müssen die Athleten auf ihren Rennrädern knapp 1.600 Höhenmeter überwinden. Als Radsportler braucht man auf dieser Etappe der Tour de France Schenkel aus Stahl. Für Trailrunner hält der Berg ein nicht weniger spektakuläres Rennen bereit. Der „Trail du Ventoux“. Ein Wettkampf auf den höchsten Berg in diesem Teil der Provence. Ein Trailrun, der egal auf welcher Distanz, nicht auf die leichte Schulter genommen werden sollte. Der Mont Ventoux begrüßt die Athleten mit wunderschöner, abwechslungsreicher Natur. Das Wetter kann allerdings zur echten Herausforderung werden. Auf den beiden kürzeren Strecken über 15K und 430 Höhenmetern sowie den 29K mit 1.550 Höhenmetern kommen vor allem Einsteiger aber auch die schnellen Mädels und Jungs auf ihre Kosten. Der Kurs erlaubt ein hohes Tempo! Sollten die kurzen Strecken zu kurz sein, gibt es natürlich noch die Möglichkeit, einen kleinen Ultra Trail mit 46 K und 2.350 positiven Höhenmetern zu rennen. Sollten auch 46 Kilometer zu wenig des Guten sein, so bleibt noch der 75 Kilometer lange X-Trail, der mit 3.900 Metern in die Höhe, ein echtes Pfund ist. Mit 15€ Startgeld auf die kürzeste Distanz und schmeichelhaften 74€ auf den X-Trail Ultra, ist der Trail du Ventoux ein mehr als faires Rennen.
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SierreZinal Die Legende lebt
Foto: Martina Valmassoi
Das vielleicht berühmteste Trailrennen der Welt für alle, die gerne keine Trails rennen, um dann festzustellen, dass man eben doch eine gewisse Übung im Gelände braucht, um hier zu gewinnen oder vorne zu landen. Auch Sierre-Zinal bietet sich seit 1974 als Wettkampf den Profis und Weltbesten an, um die Hobbyläufer nicht zu vergessen. So kann man sich bereits bei der Anmeldung für die Kategorie "Läufer" oder "Tourist" entscheiden. Egal wie und wo, es sind am Ende 31 Kilometer und 2.200 Höhenmeter im Anstieg, um lediglich 1.100 Höhenmeter bergab zu laufen. Die Anmeldung um die heiß begehrten Plätze startet am 2. April 2024. Das Rennen findet im August im Herzen der Walliser Alpen statt.
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EVENT Sehnsuchts-Rennen
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Auf dem Rücken eines Drachen Ein Kind der 1990er Jahre
Foto: Ian Corless
Eines der härtesten Rennen der Welt nennt sich Dragon´s Back Race und führt von Nordwales in den Süden Landes, summiert sich über 6 Tagesetapen auf satte 380 Kilometer die zudem 17400 Höhenmeter einbringen. 1992 erstmals ausgetragen, geht die lange Reise über unzählige wilde Bergrücken, märchenhafte Landschaften , von Conwy Castle nach Cardiff Castle.
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Die Ursprünge des Dragon's Back Race reichen bis in das Jahr 1992 zurück. Das erste Rennen war die Idee eines ehemaligen Soldaten des Fallschirmjägerregiments, Ian Waddell. Ian war in Wales stationiert und interessierte sich sehr für Langstreckenläufe. Inspiriert wurde er durch den Cambrian Way, einen anspruchsvollen Wanderweg von der Küste zur Küste durch einige der wildesten Gegenden der Region. Die wenigen Mutigen, die es bis zur Ziellinie schaffen, können sich als Drachentöter feiern lassen. Für diejenigen, die das Geschehen beobachten, ist das Rennen ein wahrhaft spektakulärer Blick von aussen, der täglich Nervenkitzel und atemberaubende Berggipfel bietet. Der Dragon's Back ist zweifelsohne ein Rennen, wie es in Großbritannien kein zweites gibt. Nur der Cape Wrath Ultra im hohen Norden Schottlands kommt ihm vielleicht nahe.
EVENT Sehnsuchts-Rennen
World Trail Majors Die Alternative? In aller Diskussion und Kritik um die UTMB-Worldserie, die größte globale Rennserie mit aktuell 41 Events weltweit, tut sich nun eine Alternative auf, die kleiner, unaufgeregter und zugänglicher erscheint. Die WORLD TRAIL MAJORS sind eine eher lose Zusammenlegung berühmter Ultratrails, die alle mehr oder weniger
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unabhägig sind. Bei allen neun dieser Rennen ist es möglich, ohne Qualifikationspunkte teilzunehmen - oft auch noch kurzfristig vor dem Start. Eine Konkurrenz zum Konzept der UTMBReihe ist und will diese Weltserie nicht sein und muss sie auch nicht. Die Idee, all diese Wettkämpfe in einer Saison zu laufen ist ungewünscht. Vielmehr kommt man mit zwei Finishs bereits in die Gesamtwertung. Demnach kombinieren wir, dass die Teilnahme an all diesen Traum-Ultratrails über einen Zeitraum von mehreren Jahren Sinn macht. Man mag fast sagen, dass hier der Fokus auf Sinn und Verstand liegt, auf den mehr oder weniger bewußten Genuss dieser Reisen und prägenden Laufabenteuer. Neben Klassikern wie der Transgrancanaria oder dem Mount Fuji 100 findet man auch neuere Formate wie den Quebec Mega Trail oder den Swiss Canyon Trail in der Region um den Lac de Neuchâtel. Also wenn wir die Wahl hätten: wir würden 2025 mit dem MIUT auf Madeira und dem Mount Fuji in Japan eröffnen!
Von links oben nach rechts unten: Black Canyon Ultra in den USA Mount Fuji 100 in Japan Swiss Canyon Ultra in der Schweiz South Downs way Ultra in England Transgrancanaria auf den Kanaren Hong Kong 100 in Hong Kong Madeira Ultratrail auf Madeira Quebec Mega Trail in Kanada
TRAINING Trainingsformen Text: BJÖRN KAFKA Fotos: SAV CUMMINS
Wenn meine Mutter einen Apfelkuchen backt, nimmt sie nicht die Form für einen Gugelhupf. Findet die Form, die zu Euch passt. Danach kommen die Zutaten...
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Alles an der richtigen Stelle Training ist wie Kuchenbacken: Man braucht die passende Form, die richtigen Zutaten und Mengenangaben. Wer das beherrscht, wird besser. Aber bevor man loslegt: Seid ihr als Backofen überhaupt bereit dafür? Wieso trainiert ihr? Stellt Euch mal diese Frage und brecht sie in ihre fundamentalen Grundlagen auf. Ihr habt sicher ein Ziel, das in der Zukunft liegt - der Antrieb, um Sport zu machen. Diese Zukunft findet nur in Euch statt, da ihr im Hier und Jetzt seid und dieses Hier und Jetzt kann nur sein, weil ihr auch wisst, was Vergangenheit ist. Zukunft ist also eine Projektion, die sich aus der Vergangenheit und Gegenwart der Erfahrungen zusammensetzt. Wir sind permanent am „Vorausrechnen“, was der nächste Tag mit sich bringt. Sei es Kinder zur Schule bringen, Essen kochen oder eben Training. Dabei nimmt Training eine gesonderte Stellung ein, da es, zumindest wenn es um einen Wettkampf/Fitnessverbesserung geht, einen Fortschritt in sich trägt. Ihr macht das Ganze nur, weil ihr glaubt, dass ihr besser werdet. Das Hier und Jetzt sollte sich fürs Training an der Zukunft orientieren, aber in einem gesunden Maße. Sprüche wie „think big“, mach das Unmögliche möglich, sind in meinen Augen nur abstrakte Beschönigungen, die man verwendet, wenn man versucht Erfolg zu greifen. Natürlich hat jeder Spitzenathlet eine Vision, dass er vielleicht mal Weltmeister wird etc., aber das ist kein Berg, der gleich genommen wird. Im Gegenteil, oftmals wird dieser Berg vergessen und sich an Zwischenzielen orientiert. Ergo: Sucht Euch ein großes Ziel, aber behalt eher die kleinen Ziele, die in Babyschritten erreicht werden können, im Auge.
Photo: Timo Hummel
Klar kann man jetzt behaupten, ich laufe nur, um Spaß zu haben, lebe im Moment und Training interessiert mich nicht. Oder aber: Ich glaube, dass alles, was ich mache eh nichts wird. Merkt ihr was? Erfolgreiches Training funktioniert nur mit einer positiven Einstellung zur Zukunft. Jetzt fragt ihr Euch: Wieso schreibt der jetzt diese halbphilosophische Abhandlung zum Training und kommt nicht klar zu den Fakten? Ganz einfach: weil immer der Geist entscheidet, was ihr tun wollt und ich Euch mit dieser kurze Einführung vielleicht einen Gedankenanstoß gebe, Euch zu fragen: was will ich, wie erreiche ich es, was hindert mich aus meiner Vergangenheit, wieso verharre ich lieber im hier und jetzt oder lasse mich mitschleifen? Lebst Du Dein Leben oder lebt Dich Dein Leben, Datum: stelle Dir diese Frage immer mal wieder. Diesen Satz habe ich 09. und 10. August vor einigen Jahren meinen Sohn auf seine Geburtstagskarte geDistanzen: schrieben – fragt Euch das öfter mal….in allen Lebenslagen. Der T11, T24, T33, T54 beste Plan, das ausgefeilteste Konstrukt scheitert immer nur am
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Trainings-Experte Björn Kafka In seinem ersten Artikel erklärte der Rad-Coach, wie sich Stoffwechselmodelle in das Training integrieren lassen. Diesmal gießt er dieses Wissen in eine Form und stellt verschiedene Trainingsmodelle vor. Mehr über Björn und seine Plattform www.aerotune.com
MADRISA TRAIL KLOSTERS presented by LOWA
Spektakuläre Trails vor grandioser Naturkulisse! Der Madrisa Trail in Klosters im Schweizer Kanton Graubünden ist ein Mekka für Fans alpiner Trailruns. Zu den beiden bekannten Trails T24 und T54 kommen dieses Jahr gleich zwei neue Strecken dazu: der einsteigerfreundliche T11 und der anspruchsvollere T33. Die technisch herausforndernste Strecke und gleichzeitig die Königsdisziplin des Madrisa Trails ist der T54. Er führt die Läufer:innen vor spektakulärer Kulisse und fantastischem Panorama über vier Gipfel bis hoch zum Rätschenhorn.
TRAINING Trainingsformen Menschen und das ist auch gut so, denn sonst wär Fortschritt nur sehr begrenzt möglich.
Neue Lässigkeit
Aber jetzt wirklich, ich fange an. Wenn ich an Training und Struktur denke, sie berechne, dann ist das ein Gefühl, ein Gefühl wie es Musik in einem auslöst. „Everthing in its right place“ von Radiohead ist für mich die klangliche Adaption von Training. Es fließt, es muss immer fließen, mal schnell mal lang. Es herrscht nie Stillstand (Verletzung, Krankheit), sondern es nimmt einen anderen Weg, den ich immer, wenn manchmal auch nur minimal, beeinflussen kann. Damit kommen wir zu den Konzepten, die ich im Training nutze. Viel hilft viel oder jeder Kilometer ist ein guter Kilometer…wir kennen alle die Sprüche, die einem suggerieren: Hauptsache viel und hart laufen/fahren, die Form kommt dann schon irgendwie. Das stimmt natürlich nur bedingt, denn sonst wären Galeerensklaven Topsportler gewesen, da sie jeden Tag stundenlang ruderten. Waren sie aber nicht, sie waren vielmehr zu Tode geschuftete Menschen. Damit ein Training einen Fitnesszuwachs hat, braucht es also das richtige Maß an Be- und Entlastung. Wir kennen das Ganze unter dem Gesichtspunkt der Superkompensation. Der deutsche Entwicklungsbiologe Wilhelm Roux hatte das schon deutlich vor der Sportwissenschaft erkannt (Ende des 19. Jahrhunderts) und titulierte es die Reizstufenregel (Roux Prinzip). Die moderne Trainingslehre würde ohne diese Regel nicht funktionieren. Diese Idee übernahm auch Alois Mader in seinem Modell der aktiven Belastungsadaption der Proteinsynthese. Die wissenschaftliche Anordnung von Be- und Entlastung nahm 1964 das erste Mal die Gestalt an, die viele von uns kennen: die Periodisierung (UdSSR Matveyev). Das war ein Durchbruch, da erstmals hierarchische Strukturen verschiedener Zyklen (saisonal bedingt) und die Terminologie ansich entstand. Was für uns heute selbstverständliche Begriffe wie Grundlage, Entwicklungsoder Spitzenbereich sind, war damals
wissenschaftliches Neuland. Doch kann eine so generelle Trainingsanweisung, die vor über fünf Jahrzehnten entworfen wurde, heute noch gelten? Die Antwort lautet Jein, denn es sollte eine Weiterentwicklung stattfinden. Dieser Auffassung war und ist auch Professor Vladimir Issurin, der sich seit über 40 Jahren intensiv mit dieser Materie auseinandersetzt. Issurin entwarf dabei den neuen Trainingsansatz: die Block Periodisierung oder das Blocktraining. Die Block Periodisierung beschreibt einen Aufbau des Trainings über das Jahr verteilt (Makroebene). Das Blocktraining umschreibt einen Zeitraum von ungefähr vier Wochen (Mesoebene). Wie die klassische Periodisierung zielt das Blocktraining darauf ab, einen Trainingsprozess in Zyklen und Perioden zu unterteilen. Deshalb erfolgen die übliche Periodisierung und das Blocktraining in unterschiedlichen Stufen 6/2023 72 2/24 72
(Grundlage, Vo2max-Phase, Regeneration usw.). Der Unterschied zur Periodisierung liegt darin, dass im Blocktraining sehr gezielt hohe Impulse von einem Reiz folgen. Zum Beispiel drei Wochen lang ein sehr intensives VO2max-Training. Durch die hohe Last eines Reizes findet eine bessere und schnellere Adaption statt. Issurin ist der Meinung, dass bei der klassischen Periodisierung zu viele Trainingsinhalte und Reize miteinander vermischt werden. Die einseitigen Trainingsreize des Blocktrainings haben zudem Restmitnahme-Effekte und werden in den nächsten Block übertragen. Daraus folgte die Erkenntnis, kürzere und fokussiertere Trainingsblöcke zu entwickeln, um dem Athleten einen schnelleren Formaufbau zu ermöglichen. Dadurch können mehrere Höhepunkte in der Saison realisiert werden. Das Training wird dabei in drei verschiedene Phasen unterteilt, die sich
abwechseln und zusammen einen Block bilden. Der Schwerpunkt der ersten Phase (Accumulationsphase) liegt hierbei auf dem Aufbau der VO2max (über Grundlage und dann folgend VO2max). Auf dieser Grundlage folgt in der zweiten Phase (Transformationsphase), die zum Beispiel die Laktatbildungsrate anpasst über Schwellentraining. Die dritte Phase (Realisationsphase) beschäftigt sich mit der unmittelbaren Wettkampfvorbereitung und dem folgenden Tapering vor einem Wettkampf. In dieser Phase wird nun wettkampfspezifisch trainiert. Diese drei Phasen können sechs bis acht Mal im Jahr wiederholt werden, wobei der Vorteil dieser Methode ist, dass bei mehreren Hauptwettkämpfen in der Saison das Training optimal angepasst werden kann.
Meinung, dass bei der klassischen Periodisierung zu viele Trainingsinhalte und Reize miteinander vermischt werden. Die einseitigen Trainingsreize des Blocktrainings haben zudem Restmitnahme-Effekte und werden in den nächsten Block übertragen.
Die beschriebenen Konzepte sind die Form, in die ihr Euer Training gießt. Wenn meine Mutter einen Apfelkuchen backt, nimmt sie nicht die Form für einen Gugelhupf. Findet die Form, die zu Euch passt. Danach kommen die Zutaten: Wieviel VO2max braucht ihr, wie soll die VLamax am Wettkampftag aussehen. Wann switche ich von VO2max zu einem hochglykolytischem Training? Startet besser nicht mit einer Hochzeitstorte: lasst das die Meisterkonditoren machen. Nehmt Euch eine Springform, fettet sie ein, füllt viel Grundlage hinein (sechs Wochen zum Beispiel), dann VO2max (zwei Wochen). Wiegt dann ab, also testen Eure Form. Danach macht ihr vielleicht wieder etwas ähnliches, nur nehmt diesmal die größere Form, weil ihr besser geworden seid. Welche Form die passende für Eure Ausdauer ist, welche Zutaten ihr dafür benötigt, schreibe ich in der nächsten Ausgabe.
LOWA UTFS COMMUNITY RUNS Photo: Gerhard Illig
Issurin ist der
Periodisierung, Blocktraining…da gibt es doch noch anderes: was ist mit polarisierendem Training? Stimmt. Nehmen wir das Ganze mit auf. Ein polarisierender Ansatz passt hervorragend in ein Blocktrainingsprinzip. Polarisierendes Training sagt ja, das entweder sehr locker Grundlage trainiert wird oder aber Knallgas-Intervalle gebolzt. Das lässt sich wunderbar in das Blocktraining integrieren. Ein Beispiel: 2x3 Wochen Grundlage, mit je einer lockeren Regenerationswoche, in der 50-60 Prozent des Umfangs/Energieflusses (dazu mehr in der letzten Ausgabe) trainiert wird. Darauf folgen zwei Wochen VO2max-Training mit einer Woche Erholung. Danach solltet ihr testen, ob es einen Leistungsfortschritt/Veränderung gab, sprich Testläufe. Diese Testläufe zeigen Euch, in welchen Be-
reichen Sie sich verbessert haben und wo es Nachholarbeit gibt. Ich empfehle VO2max und VLmax Test (im Labor oder bei www.aerotune.com) Wenn die VO2max gestiegen ist, aber auch die VLamax (Laktatbildung), sollter ihr spätestens sechs Wochen vor einem Wettkampf den Laktataufbau senken. Dazu kann man schnellere Läufe einbauen (Tempoläufe, Schwellenläufen, OverUnder-Läufe). Dieses Prinzip wird von einigen Wettklasse Coaches genutzt. Denkt an Bowmann, dem Coach von Michael Phelps, der von Capacity und Utalisation spricht. Also einer hohen VO2max und der Spezifika oder besser der Anpassung des Laktataufbaus.
Datum: 24. Februar, 3. und 17. März Distanzen: zwischen 12 km und 40 km
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Form aufbauen, gemeinsam neue Trails entdecken und ohne Leistungsdruck Spaß haben – dies geht am besten bei den LOWA UTFS Community Runs. Nach der erfolgreichen Premiere vor zwei Jahren wuchs das Interesse an den CRs stetig. So stark, dass in diesem Jahr eine größere Auswahl an Strecken zur Verfügung steht – sogar mit einem Auswärtsspiel fernab der Fränkischen Schweiz: am 3. März in Aschau im Chiemgau. Pluspunkt bei allen CRs: Testing der brandneuen ATR by LOWAModelle, sportlicher Austausch mit den ATR-Athlet:innen und ein sportlich-funktionales Geschenk wartet auch noch.
Boykott?Echt jetzt? Kilian Jornet und Zach Miller rufen in einer Mail andere Eliterunners zum Boykott der UTMB Finals auf und bedenken bei allen guten Absichten nicht, was damit auch kaputt gehen könnte. Text: DENIS WISCHNIEWSKI
Kilian Jornet, der berühmteste, beste und krasseste Trailrunner der Gegenwart und Vergangenheit sowie Zach Miller, ein zumindest krasser Ultratrailrunner aus den USA, der Zweiter des UTMB wurde, verfassen ein E-Mail, die für viel Aufsehen sorgte. In dieser Mail, die an die jeweils 15 weltbesten Athletinnen und Athleten der verschiedenen Distanzen des Sports adressiert ist, wird mehr oder weniger zum Boykott des UTMB in Chamonix aufgerufen. Man würde stattdessen dafür einstehen, dass die vereinte Weltelite bei einem anderen Wettkampf an den Start geht. Was war passiert? Der UTMB und seine Weltserie, die mittlerweile 41 Ultratrails rund um den Globus zählt und mit dem Finale in Chamonix und der Partnerschaft mit der Ironman Group als die größte und kommerziell erfolgreichste Trail-Event-Serie zählt, fuhr die Ellbogen etwas zu weit auseinander. So bewerten das zumindest Miller und Jornet und die Veranstalter eines in Amerika hochgeschätzten Ultratrails in Whistler, um Trail-Ikone Garry Robbins, der den Whistler Alpine Meadows mit seinem CMTR-Team seit einigen Jahren veranstaltet und unverhofft mit der Organisation und Maschinerie des UTMB in Kollision kam. Was man nach Bewertung der Veröffentlichung beider Seiten sagen kann, ist ganz sicher, dass es zu wenig Kommunikation gab und der UTMB im Eifer seiner Expansion viel zu unsensibel gegenüber anderen, lokalen Veranstaltern war. Am Ende entschied jedoch die Kommune um das riesige Skigebiet Whistler Blackcomb, dass sie ihr Budget lieber in eine globale Rennserie als in eine bestehende, nationale investieren. Das ist ein Vorgehen, das genauso in 99 Prozent aller touristischen Regionen passiert wäre. Wir halten fest – eine unschöne Sache, zu der sich der UTMB in einem offenen Brief geäußert hat und durchaus selbstkritische Töne ausspricht. Das Resultat bleibt bestehen – der UTMB wird im September 2024 erstmals einen Ultratrail in Whistler veranstalten und Garry Robbins und die CMTR werden die Region nach ihren Editionen in 2021 und 2022 verlassen. Wer nun im Dreieck UTMB, CMTR und den lokalen Entscheidern in Whistler wie und was besprochen und nicht besprochen hat, wird man im Detail nicht herausfinden, aber ich möchte für mich, auch als Fan, bewerten, wie andere damit umgehen. In diesem Falle bin ich mehr als nur gespalten was die E-Mail von Kilian und Zach angeht, denn am Ende bringen die beiden, die fast alles im Sport und beim UTMB erreicht haben, viele andere Athletinnen und Athleten in Entscheidungszwänge. Den Ikonen folgen oder das tun, was man selbst für richtig hält? In Zach Millers Falle kommt sogar noch hinzu, dass er selbst nicht wirklich sicher ist, ob der UTMB für ihn eine abgeschlossene Sache ist. Im Singletrack-Podcast eiert der UTMB-Zweite 2023 ganz schön um deutliche Worte herum. Er will nämlich nicht unbedingt den Sieg in Chamonix und das bei einem Event, deren Organisation er in eine völlig falsche Richtung abdriften sieht. Ich weiß nicht. Für Kilian mag das einfacher sein. Er hat in Chamonix mehrmals gewonnen, er hat seine komplette Karriere und im Prinzip jedes Gehalt der letzten 15 Jahre diesem Rennen zu verdanken. Das bedeutet natürlich nicht, dass man es deshalb nicht kritisieren könnte, aber andere zum quasi Boykott auffordern, andere, die dort ihre Chancen und Zukunft sehen, andere junge Profis, die Verträge haben, die einen UTMB-Start fest verankert haben. Und ja, es gibt nach unserer Recherche auch viele aktive Eliteläuferinnen und -läufer, die mit dem UTMB, dem Business und der Geschäftsidee ganz wunderbar im Reinen sind. Man kann alles um UTMB und die UTMB Worldserie hart in die Kritik nehmen, aber man
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muss eines dabei Immer bedenken. Die Leute in Chamonix, die Familie Poletti und der Kern der Menschen, die das Spektakel um den Mont Blanc möglich machen, sind Trail- und Sportmenschen durch und durch. Der Sport wäre ohne dieses Rennen und deren Staff bei weitem nicht da, wo er ist. Es gäbe keinen Kilian und keinen Zach, keine Courtney und auch keinen Pau Capell. Sie wären allesamt anders unterwegs und hätten einen anderen Kontostand. Nochmal – der Aufruf zum Boykott ging mir einfach zu weit, denn es ist eine Entscheidung, die jede und jeder selbst für sich treffen kann. Dafür braucht es keine Idole, die dem UTMB großzügig zwar das Business und Profit zugestehen, um es dann doch zu verurteilen. Wir sind in unserem Sport im Jahr 2024 in der wunderbaren und privilegierten Lage, aus unglaublich vielen Rennen auswählen zu können. Wer den UTMB und all seine angehängten Events nicht mag oder das System ablehnt, kann weltweit und auch in nächster Nähe viele unabhängige, große und auch kleinere Wettkämpfe laufen. Viele davon sind ähnlich professionell wie der UTMB organisiert und zudem günstiger und auch ohne lästiges Qualifikationssystem umkreist. Ich bleibe ein Fan von Jornet und Miller, aber eine kleine Wolke ist in den blauen Himmel gezogen. Boykott ist, wie ich finde, eine viel zu frühzeitige Niederlegung des Gespräches, der Diskussion. Ein solch großes und komplexes Event wie der UTMB in Chamonix wird niemals mehr alle in unserem Sport ansprechen. In diesem Ausmaß wird so manches zwangsläufig unpersönlicher, bürokratischer und mächtiger. Alles Dinge, die man nicht mag und bei kleinen Veranstaltungen recht schnell nicht antrifft. Und dennoch wollen doch die meisten von uns, dass Trailrunning wahrgenommen wird, dass es ordentliche Produkte und entsprechende Entwicklungen gibt, dass es Menschen gibt, die diesen Sport auf einem solche hohen Niveau ausüben können, wie es eben nur auf Berufssport-Ebene klappt. Zach und Kilian sollten wissen, dass gegenwärtig und auch in den kommenden Jahren eine weitere professionelle Entwicklung nur über den UTMB laufen wird und Verbesserung finden nicht dadurch statt, ihn so hart ins Gericht zu nehmen, dass die Weltelite ihn umfassend aus dem Kalender ausspart.
auf allen podcast plattformen - jede woche neu! FOLGE 16 LUZIA BUEHLER
TRAILRUNNING TALK MIT DER TRAIL-REDAKTION
STRECKEN MyVirtualTrail 2024 Text: DENIS WISCHNIEWSKI Foto: BENNI BUBLAK
Das Spitzingsee Skyrace in den Hausbergen Münchens bleibt auch 2024 eine Strecke der Serie.
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Das dritte Myvirtualtrail-Jahr ist fast vorüber und die Idee, die Plattform auf 30 Strecken auszudehnen, war richtig - viele von Euch waren 2023 auf den von unseren Paten ausgesuchten Routen unterwegs und hatten dabei durchaus auch die Bestzeiten im Blick ...
Das letzte Jahr war neben einem bedeutsamen Wettkampfjahr auch wieder eine Saison unserer Plattform MyVirtualTrail.de und auf den 30 ausgeschriebenen, bundesweiten Strecken war so einiges los. In der Gesamtwertung waren es übrigens Nadine Pötz und Rene Strosny, die sich die meisten Punkte zusammenliefen und jeweils auf über 20 der 30 Strecken unterwegs waren. Die CRAFT-Ausrüstungen für unsere TOP3 machen sich in den kommenden Tagen auf den Postweg. Wir gratulieren herzlich! Nun geht es in diesem Jahr weiter und neben wiederrum 30 teils neuen Strecken und Traumtrail-Runden aktivieren wir zusammen mit unserem Partner CRAFT die ein oder andere Aktion auf den Strecken. Das heißt: Es gibt Communityruns und geführte Läufe
mit den Paten! Aktuell erreichen uns fabelhaft schöne Strecken-Vorschläge, die mal temporeich, mal technsich-anspruchsvoll sind, aber allesamt landschaftlich beeindrucken. Fünf haben wir jetzt einfach schon ausgewählt und die stellen wir Euch hier kurz vor. Ab dem 15.3.24 wird www.myvirtualtrail.de komplett überarbeitet und mit allen 30 Routen online sein. 1. Spitzingsee Skyrace Diese alpine Runde im erweiterten Hausberge-Raum Münchens hat unser ehemaliger Redakteur Benni vor zwei Jahren erkundet und seitdem war viel los auf der 19 Kilometer Runde, die satte 1.800 Höhenmeter zählt und vor allem im letzten Drittel ihre Qualitäten zeigt. Wir mussten diese Strecke ein-
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fach noch einmal übernehmen – die Story hier ist noch nicht zu Ende erzählt. 2. Lange-Bahn-Lauf Nein, es gibt nicht nur den Rennsteiglauf in Thüringen und auch nicht nur den Thüringen Ultra, sondern einen sehr attraktiven 22 Kilometer Trail mit Start und Ziel auf dem Suhler Friedberg. Als klassischer Volkslauf hat es im letzten Jahr über 1000 Menschen auf die gut laufbaren Trails gebracht und die Veranstalter sind motiviert und engagiert. Für uns war schnell klar, dass wir daraus auch eine MVT-Strecke machen müssen und sicher beim CommunityRun im Herbst vor Ort sind. 3. Ammergauer Trailrunde Geheimtipp für alle, die Trails der Voralpen lieben, denn es muss nicht der Tegernsee und nicht das Allgäu sein. Probiert doch mal die Ammergauer Alpen! Diese Runde von Maria Müller hat unvergessliche Ausblicke in die Zentralalpen und ein Mix aus felsigen und flowigen Trails. Hinauf zur Notkarspitze dürft ihr sogar mit dem Drahtseil
Kontakt aufnehmen! Auch hier gilt: Im Sommer genug Wasser mitnehmen, denn es ist trocken und keine Hütte oder Quelle auf der Route. 4. Dachsbergtrail Daniel Weppeler sendete uns mit seinem Vorschlag die ideale Runde bei Haltern am See. Zur groben Orientierung: nördlich von Recklinghausen bei Dortmund. Dass man auch dort durchaus wild und trailig laufen kann, beweisen seine angehängten Bilder recht schnell. Schmale Single Trails, die nach Tempo und Flow aussehen. 5. Schliersee-Umrundung Danke. Danke Christian. Da hätte wir längst selbst draufkommen müssen, aber der Local vom Schliersee ist nur konsequent und schickt uns die ganze Umrund seines Heimgewässers. Dass man zum Start und Ziel mit der BOB von München Hbf kommt ist natürlich genial gut. Diese Runde dürfte übrigens bereits ab April wunderbar schneefrei sein.
Wir freuen uns auf eine neue Myvirtualtrail.de-Saison 2024 und auch, dass unser Partner und Titelsponsor CRAFT wieder unterstützend dabei ist. Ihr werdet die skandinavische Marke diesmal sicher auch öfter im Rahmen der Serie erkennen können, denn es wird hier und da Community-Runs geben und dabei die Chance, die neuen Trailschuhe zu testen. Wir wollen Euch und Eure Strecken! Macht bitte mit und sendet uns noch bis spätestens 10. März 2024 Eure Streckenvorschläge zu. Einfach eine Mail an redaktion@trail-magazin. de mit dem Betreff „MVT 2024“ und einigen Fotos sowie natürlich dem GPX-Track bzw. Link zu Strava. Wir werden dann bis Mitte März die finale Auswahl festlegen und wiederrum 30 Strecken in die Plattform aufnehmen. Ihr als Streckenpaten solltet Euch ebenfalls kurz vorstellen und idealerweise an oder in der Nähe der Strecke leben.
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PORTRÄT Trail-Legenden Text: TOM STETTER Foto: PRIVAT Fünffache Siegerin des Trail Verbier St. Bernard und keine Spur von Staralüren: Denise Zimmermann.
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JA, BONBONS Genügsamkeit und Selbstreflexion. Die Traillegende Denise Zimmermann läuft seit den frühen 1990er Jahren Ultras und blieb dabei immer auf dem Boden.
Wer schon mal in den Genuss kam, in der Schweiz zu laufen, wird festgestellt haben, dass es zumeist in die Vertikale geht. Unfassbar schöne Natur umrahmt von den wildesten Gipfeln der Westalpen. Hier geben sich die 4.000er die Klinke in die Hand. In diesem Umfeld ist es sehr wahrscheinlich, mit alpiner DNA das Licht der Welt zu erblicken. So, oder so ähnlich begann der Lebensweg der Denise Zimmermann. 1975, in der kleinen Gemeinde Mels im Kanton St. Gallen, nahe der Grenze zu Liechtenstein. Ein echter Goldschatz der Natur ist dieses Fleckchen Erde. Denise ist ein echtes Kind der Berge. Begonnen hat ihr sportlicher Weg allerdings nicht auf den Trails. Ihre ersten Lauferfahrungen machte sie fast schon klassisch auf der Bahn. Mit 14 Jahren entdeckte sie die Leichtathletik und vor allem das Laufen für sich. Vieles durfte sie ausprobieren, aber wirklich gefallen hat ihr nur die Fortbewegung auf den Beinen. Die Leidenschaft, in der Natur zu Laufen, fernab vom Asphalt der Städte, lebte Denise als junge Sportlerin im Crosslauf aus, bevor sie mit 18 Jahren dann doch den Marathon für sich entdeckte. Möglicherweise das Sprungbrett in die ganz langen Distanzen. Wenn sie heute von langen Distanzen spricht, redet sie von Rennen jenseits der 100 Meilen. Ende der 80er, Anfang der 90er Jahre war das undenkbar… vor allem als Frau. Umso erstaunlicher ist es doch, dass sie einen Umweg über Neuseeland brauchte, um die erste Ultradistanz ihres Lebens zu laufen. 46 Kilometer ging es durch „Kiwi Island“, um letztendlich feststellen zu müssen, dass das genau ihr Ding ist. Dass dieses Ultralaufen genau ihr Ding war und bis
heute ist, zeigt ihre schwindelerregende DUV Statistik. 2009 und 2011 jeweils ein vierter Rang beim UTMB, der siebte Platz beim Marathon des Sables, ein unfassbar starker dritter Gesamtrang und Sieg in der Damenwertung bei der Schweizer Meisterschaft im 24h Lauf, sowie ein dritter Platz beim Tor de Geants 2014 und beim UTMB 2015. Sollen wir weitermachen? Sieg beim über 200 Kilometer langen Swiss Irontrail, ein zweiter Platz bei der Ultra Tour Monte Rosa im gleichen Jahr, Sieg beim Swiss Alps 100, ein erster, zwei zweite und ein vierter Platz beim Swiss Peaks 360. Wir könnten mit der Statistik dieser Denise Zimmermann, ein gesamtes Heft füllen. Ich selbst verfolge diese außerordentliche Karriere seit Jahren schon. Letztes Jahr war es dann soweit. Im Zuge des Eiger Ultra E250 stand ich zum ersten Mal neben ihr an der Startlinie. Ehrfürchtig und voller Respekt lächelte ich sie an und nickte ihr zu. Sie lächelte zurück, wir wechselten ein paar Worte
Denise Zimmermann wurde Dritte bei der Tor des Geants und beim UTMB. Mit 14 Jahren entdeckte sie das Laufen für sich.
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und gingen auf die Reise. Ihre Reise war mit dem ersten Platz sieben Stunden vor mir beendet. Dieser Moment vor dem Start, wird mir aber immer im Gedächtnis bleiben. Wie ist es aber möglich, über so einen langen Zeitraum derartig starke Leistungen abzuliefern? Der beeindruckende Trainingsumfang beläuft sich immerhin auf bis zu 30 Kilometern täglich, inklusive so einigen Höhenmetern. Laufen, Hiken und einfach die Natur genießen. Denise ist sehr verbunden mit der Natur, eine wahre „Rausgängerin“. Ist das der Grund für ihre atemberaubende Rennhistorie? Vielleicht liegt es ja doch an der alpinen DNA oder an den Ingwer Bonbons, die sie sich während ihrer Rennen am liebsten gönnt. Bonbons… echt jetzt? Ja, Bonbons. Da ist sie, diese Genügsamkeit, von der ich eingangs schrieb. Viele hätten auf die Frage, auf was sie im Wettkampf nicht verzichten möchten, mit Pizza oder Energiegels geantwortet. Nicht aber Denise! Ein bisschen normale Sterblichkeit blitzt dann aber doch durch, als wir uns über Verpflegung unterhielten. Kuchen, Schokolade und Süßes? Das limitiert sich Denise ausschließlich auf ihre Rennen. Dort schlägt sie dann auch mal zu und bedient sich an sämtlichen süßen Leckereien, Pasta und wie fast unvermeidbar in der Schweiz… Rivella! Vor allem bei solch langen Rennen, braucht der Motor sehr viel Energie. Dessen ist sie sich bewusst! Denise Zimmermann weiß genau, was sie tut, und macht das nach wie vor sehr professionell! Die Frau, die Courtney Dauwalter und Lizzy Hawkwer als eine Art Vorbild bezeichnet, merkt wahrscheinlich selbst nicht, dass sie genau mit diesen zwei Idolen, auf einer Linie steht! Das Trail Magazin zieht seinen Hut vor Denise Zimmermann!
LESERUMFRAGE 23/24
SO LÄUFT ES GERADE
Knapp 3000 Leserinnen und Leser haben im Dezember 2023 für fast 15 Minuten unsere umfangreiche Umfrage rund um Trailrunning und das Magazin beantwortet. Ein Teil der spannenden Resultate haben wir hier aufbereitet.
25%
Trail has no Gender
Schmierstoff Diese Antwort bereitet immerhin zwei Teilen der Trail-Redaktion Bauchschmerzen: Mit gut 36 Prozent sind Energygels die von Euch meistgenutzte Laufnahrung. Auf Platz zwei folgen mit 25 Prozent geriegelte Produkte. Immerhin jede:r zehnte von Euch nimmt Selbstgemachtes mit auf die Trails. Da sollten wir in den kommenden Heften nochmal mit einigen guten Rezepten nachhelfen.
Das ist eine Zahl, die uns ehrlich freut: Erstmals in der Geschichte des Magazins ist mehr als ein Viertel unserer Leser:innen weiblich. Ob das auch an so großartigen Vorbildern wie Courtney Dauwalter und Katharina Hartmuth liegt? Wir hoffen, es liegt auch an einem ausgewogenen Mix aus vielen Perspektiven in unserem Heft.
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I S
Inspiration Singletrails Trail Running sei der Sport der Individualist:innen? Zumindest laufen rund 35 Prozent von Euch selbstbestimmt unorganisiert. Immerhin 18 Prozent sind Mitglied in einem klassischen Lauf- oder Sportverein. Unter den Verbänden und Dachorganisationen findet der Alpenverein mit 22 Prozent den größten Zulauf.
Übers
Knie
gebrochen
Das Knie ist eure Achillesferse. Und die Achillesferse. 47 beziehungsweise 28 Prozent von Euch hatten mit diesen beiden neuralgischen Punkten Eures Running Systems schon einmal Probleme. Wie sehr die damit verbundenen Laufpausen nerven, hatten wir nicht abgefragt. Wir wollten ja keine alten Wunden öffnen. 81 2/24
LESERUMFRAGE 23/24 Alles auf eine(r) Karte
Ein Tag auf den Trails 53 Prozent unsere Leser:innen, und damit die absolute Mehrheit, sind wöchentlich fünf bis zehn Stunden laufend unterwegs. Was, grob überschlagen, etwa einem Arbeitstag entspricht. Ob es sich bei den immerhin sechs Prozent, die mehr als 13 Stunden in der Woche trainieren, einzig um Trainingsweltmeister:innen handelt, mögen wir nicht beurteilen.
Trail ist, was Du draus machst? In diesem Sinne laufen sechzig Prozent von Euch ohne größere Planung einfach drauflos. Nur 3,5 Prozent planen ihre Runden akribisch mit einer papierenen Wanderkarte. Outdooractive, Strava, Komoot, schon klar. An dieser Stelle möchten wir dennoch die Lanze für die gute, alte Wanderkarte brechen. Was die nämlich besonders gut kann: Erinnerungen speichern.
Hunger auf Veränderung
Gut 20 Prozent von Euch ernähren sich fleischlos (6,2 Prozent vegan) oder vegetarisch (14,8 Prozent), wobei aktuell vor allem der Anteil der veganen Trailrunner steigt. Zum Vergleich: Gesamtgesellschaftlich betrachtet liegen beide Werte etwa halb so hoch.
75%
Die Mischung macht’s Apropos sowohl, als auch: Was das Terrain eines Rennens angeht, bevorzugen 75 Prozent von Euch einen attraktiven Mixlaufbaren aber auch alpinen und steilen Trail. Es muss längst nicht immer nur technisch sein. Vielleicht sollten wir diese Frage aber noch einmal an der letzten VP Eures nächsten Ultras stellen ….
Herzlich Willkommen Und noch eine Zahl, über die wir uns persönlich sehr freuen: 15 Prozent von Euch sind erst im vergangenen Jahr zum Trail Magazin gekommen. Gut zu wissen, dass Print immer noch wirkt. Weshalb wir jenen 60 Prozent von Euch, die ihr Heft vor allem alleine lesen, Folgendes mit auf die Trails geben wollen: Behaltet ein so tolles Magazin doch nicht nur für Euch. Wir freuen uns schon auf all die Neuleser:innen im kommenden Jahr …
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Chamo-nix? Kein Ultra-Trail dieser Welt ist so lang wie die nicht enden wollende Debatte, ob der Ultra-Trail du Mont-Blanc nicht endgültig, vor allem für den Ausverkauf und die Kommerzialisierung des Trailrunning stehen würde. Tut er das? Nun, beinahe 70 Prozent finden ein derart prominentes Rennen entweder wichtig für unseren Sport oder wollen selbst einmal unbedingt beim UTMB starten. Eine eindeutige Zahl. Autokorrektur Drei von vier Teilnehmer:innen eines Trailevents sind mit dem eigenen Auto angereist, bestenfalls in einer Fahrgemeinschaft. Ein Drittel von Euch nutzt wenigstens gelegentlich auch die öffentlichen Verkehrsmittel – vorausgesetzt, ein Rennen ist überhaupt mit der Bahn erreichbar. Hier sehen wir Verbesserungsbedarf und fassen uns, ehrlich, an die eigene Nase. Vor allem von Rennveranstaltern und Tourismusregionen erwarten wir künftig ein überzeugendes Transportkonzept.
Über kurz oder lang
Abstimmen mit den Füßen: Nach Jahren, in denen Eure bevorzugten Renndistanzen immer länger geworden waren, haben die knackigen Trails von 20 bis 40 Kilometer (44 Prozent) wieder an Popularität gewonnen. Neben der klassischen Ultradistanz (50 bis 80 Kilometer) bilden sie Euer bevorzugtes Rennformat. Wir sehen: Es geht nicht um ein entweder, oder, sondern ein sowohl, als auch.
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LAUFMODE Sommer-Styles 2024 Text & Fotos : DENIS WISCHNIEWSKI
DIE 24ER STY
Wer in diesem Sommer "in" sein möchte, wird am Gelb nicht vorbei kommen. Nun ja, wer Gelb nicht ausstehen kann, wird in der aktuellen Lauf- und Trailrunning-Mode zumindest mit allem, was "Pastelltönig" ist, Vorlieb nehmen. Wer es komplett Schwarz möchte – das klappt natürlich fast immer. Für uns hat Laufsport-Bekliedung rein optisch jedenfalls noch niemals so gut funktioniert, denn die führenden Brands haben sich in fast allem auffällig reduziert. Es ist simpler, nachhaltiger und unspektakulärer geworden. Man sagt, dass Milliardäre längst nicht mehr an protzigen Gucci-Logos zu erkennen wären und das mag nun bei elitären Trailrunners ähnlich sein – es soll schlicht über den Trail gehen und dabei darf die Klamotte so sein, dass man nach dem Lauf durchaus im Dress weiter unterwegs sein kann. Man würde bestenfalls im Lauf-Outfit im Restaurant, Supermarkt oder beim Abholen der Kids in der Schule nicht wirklich auffallen. Knallige Musterprints sind nur noch in speziellen Editionen erkennbar und einige Hersteller fallen 2024 mit nun umfänglichen Kollektionen auf. Helly Hansen, Smartwool oder Zara bieten von Kopf bis Fuß alles an, was an den Körper passt. Routiniers wie TNF, Hoka oder Salomon haben ihre Stoffe und Schnitte weiter optimiert.
Brooks
Sind das nicht die vom Straßenlauf? Dementsprechend bunt treibt es Brooks auch auf den Trails. Auf diese Shorts aber sind wir wirklich gespannt.
Saysky
Die Dänen von Saysky haben sich französische Fischershirts zum Vorbild für dieses Longsleeve genommen. Auch als Herrenmodell und immer aus astralischer Merinowolle.
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YLES
Salomon
Funktion konnte Salomon schon immer. Was in den vergangenen Jahren schon aufgefallen ist: Inzwischen kann Salomon auch Style. Gute Farben und der perfekte Mix aus Coolness und Understatement zeichnen die aktuelle Kollektion aus.
Hoka
Sehr bunt kann auch mal subtil sein: Dieses Raceday-Outfit von Hoka findet das richtige Maß an Knalleffekten.
The North Face
The North waren die ersten, die mit klarem, monochromen Colourblocking einen ikonoschen Stil geprägt haben. Die Frauenkollektion wagt in dieser Saison einen Ausflug in die Beeren. Finden wir … süß.
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LAUFMODE Sommer-Styles 2024
Nnormal
Hoka
Macht Kilians Jornets Markewirklich alles anders? Den Batik-Effekt an den Ärmeln dieses Hoodies haben wir jedenfalls schon bei anderen Marken gesehen.
Fischerhüte gehen (noch) immer: Details der aktuellen Hoka-Frauenkollektion.
Nnormal
Die norwegischen Spanier wollen Zeichen gegen eine Fast Fashion setzen. Da helfen solch zeitlos schlichte Outfits.
On
Keine andere der großen Schuhmarken hat eine so konsequent auf technische Details und slicken Looks basierende Bekleidungskollektion. Beeindruckende Verarbeitung, coole Looks.
Mammut
Die Schweizer Bergsportpioniere sind zurück auf den Trails. Und das mit einer Bekleidungskollektion, die uns auch deshalb gefällt, weil man ihr die alpine Kompetenz auf den ersten Blick ansieht.
Zara
Der spanische Modediscounter macht vor, wie lässig geschnittene Laufoutfits funktionieren. Leider folgt die Funktion nicht immer der Form.
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I M P R E S S U M
TRAIL MAGAZIN MESNERWEG 5 83246 UNTERWÖSSEN, TELEFON 08641/9521494
REDAKTION@TRAIL-MAGAZIN.DE AB O -FRAGEN AN: A B O @ T RA I L - M AGA Z I N . D E Chefredakteur & Herausgeber
Denis Wischniewski Redaktion
Clemens Niedenthal Marie Meixner-Brunnhuber Tom Stetter Art Direktion & Layout
Denis Wischniewski
Ständige redaktionelle Mitarbeit
Haglöfs
sind eigentlich nicht neu im Trailrunning, aber waren gefühlt einige Jahre nicht mehr sichtbar unter uns und hatten auch keine spezielle Kollektion in den Läden. Jetzt gibt es einen zweiten Anlauf und der scheint ihnen ernst. Die Schuhe, Bekleidung und Laufrucksäcke vereinen sich in ansprechenden Farben und Schnitten zu einer sinnvollen Gesamtausrüstung.
Carsten Drilling, Björn Kafka Fotografie
Harald Wisthaler, Philipp Reiter, Philipp Freund, Klaus Fengler, Leo Francis, Jordi Saragossa, Andi Frank, Ian Corless Titelbild
Justin Galant TRAIL MAGAZIN erscheint im Trail-Magazin-Verlag ABO-SERVICE
abo@trail-magazin.de VERTRIEB
MZV - Moderner Zeitschriften Vertrieb GmbH & Co. KG Ohmstraße 1, 85716 Unterschleißheim
Smartwool Die Merino-Pioniere geben diesem Frauen-Outfit einen typisch US-amerikanischen Look. Funktioniert vermutlich auch auf dem Sofa.
Patagonia Nachhaltigkeit braucht auch zeitlose Looks. Patagonia ist eine dieser Marken, in der man sich verlässlich gerne zeigt.
DRUCK
F&W Druck- und Mediencenter GmbH Holzhauser Feld 2 83361 Kienberg
ALLE RECHTE DER INHALTE LIEGEN BEI TRAIL MAGAZIN, DENIS WISCHNIEWSKI. NACHDRUCK NUR AUF ANFRAGE!
VORSCHAU TRAIL 3/2024 AB DEM 16. APRIL 2024 AM KIOSK Test: Der große Trailschuh-Test 2024 mit über 45 Modellen und Tipps Porträt: Zu Besuch bei Menschen die Trailschuhe verkaufen Event: Die Vorschau auf das Wettkampfjahr und alle Highlights
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LAUFMODE Sommer-Styles 2024
Satisfy
Die Boutique-Runner aus Paris haben Erd- und Sandtöne zum Must-have erklärt. Auffällige Designs aus auffällig guten Materialien. Und Muskelshirts, die gut zu Oberlippenbärten passen
La Sportiva
Das Familienunternehmen aus Val di Fiemme läuft in dieser Saison ins Blaue hinein. Funktionale Teile, die auch im Renneinsatz glänzen
Arc´teryx
Alles beim Alten: Die Kanadier bleiben die Meister des hochfunktionalen Understatements.
Rabbit Run
Wie der Hase so läuft: eine junge Marke, die wir definitiv im Auge behalten.
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Dynafit
Hannes Namberger und Rosanna Buchauer mussten schon mal bunter durch die Berge rennen. Die aktuelle Dynafit-Kollektion kombiniert athletische Schnitte mit coolen, dezent militärischen Colourways.
Helly Hansen
Lernt man sowas auf hoher See? Die Segelmarke Helly Hansen ist neu auf den Trails und überrascht mit lässigen, modischen
Black Diamond
Warum wird diese Shorts so groß rausbringen? Sie gefällt uns ausnehmend gut. Qualität kann Black Diamond sowieso
PRODUKTE Trailschuhe
SCHUH W ERK 2024 Wir dachten, dass Trailrunningschuhe irgendwann an ihre Grenzen gelangen und erkennen nun einmal mehr, dass mit einem neuen Jahr auch die neuen Top-Modelle weiter Grenzen verschieben ...
ON /// mit viel Beef!
Von wegen wie auf Wolken: Bei aller herausragender Verarbeitung und technischer Präzision waren die Trailschuhe der Schweizer bis dato für eine sehr konkrete Abstimmung bekannt. Mit dem Cloudsurfer Trail kommt endlich ein fluffiger Doorto Trailer mit viel Beef und reaktiver Laufdynamik. Wie sich diese Trailversion eines Straßenschuhs im wilden Gelände schlägt, wird der Praxistext zeigen.
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Adidas Terrex /// Schwester S
Bei Terrex dreht sich in dieser Saison alles um die Agravic-Reihe, ausgehend vom eher selektiven Carbonschuh Agravic Speed Ultra, den wir in diesem Heft ja bereits vorgestellt hatten. Ihm zur Seite stellt sich der neue Agravic Speed, der auf dem Leisten des populären Straßenlaufschuhs Adidas Boston aufbaut: ein komfortabler und dynamischer Trailracer (ohne Plattentechnologie). Dritter im Bunde ist der nächste Agravic, der zwar die voluminöse Silhouette seiner Schwestermodelle teilt, aber ein stabil ausgelegter Allrounder ist.
SCOTT/// Zurück in die Zukunft
Mit dem neuen Supertrac Speed RC (Bild) schreiben sich die Schweizer in eine fast vergessene Zeit ein und legen den Fokus ganz bewusst auf viel Grip, tiefes Profil und Kontakt zum Untergrund. Ein Schuh ganz und gar für Skyraces, kurze Fellraces oder wildes Terrain. Ganz gewiss wird das Modell auch bei Hindernissrennen und klassischen Bergläufen zu sehen sein. Ein weiteres Highlight dürfte mit dem Kinabalu 3 die Weiterentwicklung des erfolgreichen Allrounders sein. Der ist sich auf den zumindest ersten Blick seiner bisherigen Form treu geblieben und wird vom Trainingslauf bis Trailmarathon seine Fans finden.
THE NORTH FACE/// Üppig unkritisch
Die (nicht nur im Wettkampfmodus) erfolgreichen Carbon-Modelle Vectiv Pro und Vectiv Sky werden im Obermaterial und Mittelsohlenschaum (zart) überarbeitet. Komplett neu ist die Altamesa-Reihe, den Altamesa 300 war Zach Miller bereits auf den letzten 30 Meilen des letztjährigen UTMB gelaufen. Weich geschäumt, aber ohne Plattentechnologie, erwartet wir zwei Modelle (der Altamesa 500 ist nochmal üppiger gedämpft), die im eher unkritischen Terrain vielen Läufer:innen taugen könnten.
BROOKS /// Nicht verstrickt!
Brooks treibt es in dieser Saison bunt. Der Dauerläufer Cascadia, der beefige Caldera und der agile Catamont werden bis zum zweiten Quartal farbenfroh neu aufgelegt, ohne dass irgend ein Detail auf allzu einschneidende Neuerungen hinweist. Gänzlich neu ist ab Sommer hingegen der in weiß gehaltene Catamont Agile, der uns mit seiner flachen Zwischensohle und dem strickartigen Upper mit angedeutetem Gaitor doch auch bekannt vorkommt: Salomons S-Lab Sense war hier mindestens Ideengeber.
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PRODUKTE Trailschuhe
SALOMON /// Günstiger Ableger
Über kurz oder lang? Das ohnehin üppige Trail-Portfolio von Salomon wird bereits im Frühjahr um diese zwei heißen Eisen ergänzt: die dritte Generation des S-Lab Pulsar, weiterhin mit reaktivem Energy Foam in der Zwischensohle, darüber hinaus aber mit deutlich mehr Stabilität und einer dezent breiteren Sohle. Ein Schuh, der nicht nur optisch die Brücke zum S-Lab Sense schlägt und eine Granate für kurze, technische Dinger sein dürfte. Und mehrere Ableger des ultraguten S-Lab Genesis, so etwa eine zurecht „Spine“ betitelte Wintervariante (mit Gaitor), der man diese 260 Meilen durch den britischen Winter lässig zutraut. Zudem bekommt der Genesis einen 40 Euro günstigeren Ableger ohne S-Lab-Präfix, dessen Oberschuh latent breiter geschnitten und komfortabler unterfüttert ist. Sein Grip soll der bis dato „stickigste“ unter den SalomonSohlen sein. Neben dem noch immer neuen Thundercross steht auch der Genesis für die Rückkehr zu robusten Trailmodellen, die das Augenmerk nicht mehr vorwiegend auf eine dynamische Laufbarkeit legen.
ALTRA /// Goes carbon
Null Sprengung, aber maximale Aufmerksamkeit: Altra kommt in der ersten Jahreshälfte mit derart spannenden Premieren um die Ecke, dass wir das eher kosmetische Update des Line Peak 8 beinahe verschweigen. Weitaus spektakulärer: Der komfortable Timp setzt künftig auf Vibram-Grip, womit aus dem ohnehin schon universellsten Modell der US-Amerikaner sogar ein alpines werden könnte. Und: Altra goes Carbon. Das aber nicht mit einem komplett neuen Modell, sondern der zweiten Generation des sehr technisch und minimal gearbeiteten Mont Blanc. Wir sind gespannt, wie sich die dynamisierende Plattentechnologie mit der Null-Sprengungs-Philosophie verträgt und haben zudem die Hoffnung, dass auch am kritischen Fersenhalt gearbeitet worden ist. Der Prototyp jedenfalls sah ganz danach aus. Und dann erwartet uns noch ein Schuh, den wir so gar nicht erwartet hätten: Der door-to-trailige Experience Wild ist der erste Trailschuh von Altra mit einer Sprengung, und zwar von moderaten vier Millimetern.
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JOE NIMBLE /// Spannung halten
Ist das noch ein Barfußslaufschuh? Joe Nimble hat jede Menge reaktiven, oder wie man neuerdings sagt superkritischen Schaum unter den Trail Addict Pro-R gepackt. Dann ist da noch der Toe-Pilot, eine Abwandlung der Plattentechnologie, die den Fuß gleichzeitig stützen und auf Spannung halten und für einen verlängerten Schritt sorgen soll. Relevant vor allem auf laufbaren Streckenabschnitten. Geblieben ist die megabreite Zehenbox und die Nullmiliterersprengung. Wir sind ehrlich gespannt auf diesen Schuh, er könnte viele Fans finden.
HOKA /// Sechste Runde
Hoka bleibt seiner hohen Schlagzahl treu und erneuert den universellsten aller Carbon-Trailschuhe erneut nach nur einer Saison. Der Tecton X 3 bekommt ein erkennbar ausgeprägteres Außensohlenprofil (Vibram Megagrip Litebase), das Grip und Stabilität garantieren soll. Das dünne und flexible Matrix-Upper schließt um den Knöchel mit einem integrierten Gaitor ab. Sprengung (5mm) und Gewicht bleiben (annähernd) identisch, der Preis (bisher 210 Euro) zieht aber wohl merklich an. Größte Neuerung der nun sechsten Speedgoat-Generation: eine leichtere (minus 15 Gramm), widerstandsfähigere und wohl auch dynamischere Zwischensohle aus CMEVA. Spannend, ob das die schon legendäre Souveränität des Speedgoat im Technischen beeinflussen wird.
NNORMAL /// Schau mal vorbei
Kilian Jornet hat schon viele verrückte Dinge gemacht. Auch seine eigene Marke Nnormal wagt sich nun an ein Projekt, an dem bis dato alle Hersteller gescheitert sind: ein modularer Trailschuh. Dabei wird ein größtmöglich flexibler und fix mit der Außensohle vernähter Oberschuh mit verschiedenen Zwischensohlenmodulen gefüllt: „Soft“, „Reaktive“ und „Bounce“. Den Nnormal Kboix wird es frühestens in der zweiten Jahreshälfte zu kaufen geben. Allerdings werden bereits Testläuferinnen, und -läufer auch aus den DACH-Ländern, gesucht. Einfach mal auf nnormal.com vorbeischauen.
LA SPORTIVA /// Jetzt auch Laufschuh!
Wurde auch Zeit: Der La Sportiva Levante ist der erste Trailrunningschuh, der explizit für und von Frauen entwickelt worden ist. Relativierend ist einzuwenden: Es handelt sich um die Athletinnen aus dem La-Sportiva-Team. Dementsprechend ist das 210 Gramm leichte und sehr technische Modell eine echte Granate für kurze, gerne ruppige Skyraces und Trailrennen. Versprochen werden ein natürlicher Stand, hinreichende Flexibilität und ein gutes Gefühl für den Untergrund. Der ebenfalls grundlegend neue Prodigio teilt sich mit dem Levante den neu entwicklten, reaktiveren XFlowTMSchaumstoff, trägt diesen aber merklich üppiger auf. Er könnte somit das erste LaSportiva-Modell für lange Läufe (und Wettkämpfe) auch abseits des alpinen und technischen Terrains sein. Ein Bergsportschuh, der selbstbewusst auch ein Laufschuh ist.
PRODUKTE Trailschuhe HAGLÖFS /// Wir sind wieder da!
Haglöfs bringen im Zuge einer kompletten Bekleidungslinie für Trailrunning und mit der Abrundung alle OutdoorAktivitäten zu bedienen, einen Trailschuh auf den Markt, der einiges verspricht: Der L.I.M Intense Trail Low wirkt leicht, dünn gearbeitet und direkt genug um Spaß damit zu haben. Im zweiten Blick fällt auf: er wird sich den alpinen Abenteuern widmen! Preis: 170 Euro
MERRELL /// Schuhe für fast alle!
Mit der Nachricht, dass Merrell die Skyrunning Worldseries als Titelsponsor unterstützen ist klar, dass sie für solche Strecken und Distanzen auch entsprechende Modelle anbieten (Skyfire), aber die Marke blickt weiter und präsentiert 2024 auch Trailschuhe für Allroundeinsätze und moderate Trails. Der Morphlite Reflective Gore-Tex verspricht ein Hybrid zwischen Road und Gravel zu sein und gibt das Zeichen für komfortable Longruns im welligen Terrain. Gewicht: 245 Gramm!
CRAFT /// Wieder pur aber stabiler
Craft überraschten uns im letzten Jahr mit dem PURE TRAIL, einem Raceschuh, der mit wenig Gewicht, einer Carbonplatte und radikalem Outfit für Aufsehen sorgte. Um dieses besondere Modell nun weiter für ein breites Publikum erreichbar zu machen, wird es im Herbst 2024 eine Art Nachfolge geben die sich PRO Pure Trail X nennt und auch eine wasserdichte Version kennt. Craft gehen damit weiter konsequent den Weg in eine komplettes Portfolio für alle Arten des Trailrunning.
1/2023 94 2/24 94 1/24
Lob des Spaziergangs Unser Redakteur Clemens Niedenthal hat eine spannende, Pardon, entspannende Erkenntnis: Manchmal läuft es besser, wenn man einfach nur geht.
Text: CLEMENS NIEDENTHAL
Zu dieser Feststellung kam ich während der Weihnachtsfeiertage. Während der Weihnachtsfeiertage sitze ich nämlich traditionell viel. Vom Esstisch aufs Sofa und in den VW Caddy. Nicht, dass wir uns falsch verstehen, ich mag die Weihnachtsfeiertage, ich mag meine Verwandtschaft und ich kann auch Tagen etwas abgewinnen, in denen zwischen der Roulade und dem Raclette nur eine 400 Kilometer lange Autofahrt liegen. Vom Esstisch in den VW Caddy und an einen anderen Esstisch. Was mir an diesen Weihnachtsfeiertagen aber gefehlt hat, war der entschleunigte Schritt. Allerdings hatte ich das selbst zunächst gar nicht begriffen. Schließlich war ich doch jeden Tag laufen, also rennen. Mal ein dreißigminütiger Wendehammersprint durch niedersächsische Neubaugebiete. Dann eine neunzigminütige Runde über die Dörfer und durch den Abenteuerwald meiner Kindheit. Vorbei an den Wasenberger Teichen, die zum ersten Mal seit einem Jahrzehnt tatsächlich wieder Teiche waren. Es war nass an den Weihnachtsfeiertagen, einige von Euch werden sich erinnern. Und das Laufen tat mir zwischen all den ritualisierten Weihnachtfeiertagsabläufen auch ehrlich gut, zumindest hatte ich das subjektiv so empfunden. Das menschliche Maß Am 27. Dezember aber war ich in Marburg bei meinem guten Freund C. C. hatte gerade erst das Virus hinter sich. Weshalb wir, statt zu laufen, einfach durch die Marburger Oberstadt spaziert sind, hinauf zum Landgrafenschloss und wieder hinunter zum Ockershäuser Friedhof und durch Südviertel. Gehen und Reden. Vorüber wir uns nach einer guten Stunde unterhalten sollten: Wie gut es gerade tut, einfach nur durch die Gegend zu spazieren. In einem Tempo, das Friedrich Nietzsche einmal als „das menschliche Maß“ bezeichnet hat. Wir wissen nicht, ob der Philosoph ein ausgesprochen langsamer Geher war. Dem Tempo der aufkommenden Eisenbahnen begegnete er jedenfalls mit einer gewissen Skepsis. Gerannt ist er vermutlich nie. Ich werde 50 im Sommer. Eine neue Altersklasse, Senior Masters. Oder eben ein Alter, in dem man sich seine läuferischen Ziele, ja seinen läuferischen Horizont plötzlich grundsätzlicher erarbeiten muss. Es gab Zeiten, da ist man nach einer Woche grippalen Infekts oder einer Nacht in der Weinbar einfach lässig drauflosgerannt. Nichts hilft besser gegen einen Kater als Laufen. Inzwischen bin ich in einem Alter, in dem es vielleicht doch bester hilft, einfach keinen Kater zu haben. Obwohl: Kater streunen, was ja irgendwie auch eine Art des Spazierengehens ist. Später habe ich mich mit meinem Freund D von meinen Spaziergangserfahrungen erzählt. D ist bereits im vergangenen Sommer 50 geworden. Und sowieso der festen Überzeugung, dass für uns, wenn schon nicht der Spaziergang, so zumin-
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dest das Wandern auch mal das neue Laufen sein kann. Nicht immer, aber immer öfter. Vielleicht könnte man es so beschreiben: Manchmal tut es gut, einfach nur zu nehmen, was die Welt da draußen zu geben hat. Einmal nichts investieren zu müssen. Auch nicht für ein Hobby, dass uns doch das liebste ist. „Hierzulande muss man müssen, sonst darf man nicht. Hier geht man nicht wo, sondern wohin.“, schrieb der Schriftsteller Franz Hessel 1929 in seinem Essay „Spazieren in Berlin“. Ich verstehe diesen Gedanken sehr gut. Vor allem seit ich verstehe, dass auch das Laufen manchmal ein Müssen ist. Wieder in Form kommen müssen nach dem grippalen Infekt. Noch die Trainingseinheit abhaken müssen nach einem langen Tag. Noch eine Schleife dranhängen müssen, weil sich das dann auf Strava besser liest. Spaziergänge folgen der radikalen Zweckfreiheit. Sie werden nicht in einem Trainingsportal hochgeladen. Gerade war ich an der Müritz. Ihr habt es vielleicht in diesem Magazin gelesen. Dort habe ich einmal versucht, so zu rennen, wie ich auch spazierengehe. Es hat mir ziemlich gut gefallen.
PRAXISTEST Stance Performance Short / Shirt
Preis: Shorts 85,00 Euro / Shirt 65,00 Euro Material: 48 % Baumwolle, 24 % Lyocell, 24 % Nylon, 4 % Spandex (Shirt)
California, baby! Dieses Sommeroutfit macht Spaß! Stance, eigentlich berühmt für allerhand Socken, überraschen nun mit der Erweiterung ihres Lauf-Portfolios. Bislang reichte das eben nur bis zur absolut fähigen Socke – nun finden Fans der Kultmarke eine kurze Bekleidungslinie. Die ist schlicht und fällt durch dieselbe, hohe Qualtät auf, wie es bei den Socken zum Standard geworden ist. Vor allem das Oberteil "Performance Fragment Shirt" ist ein Teil, das vielen gefallen wird, denn es liegt natürlich und soft, wenig künstlich in der Hand und direkt auf der Haut. Der Schnitt ist lässig genug, um damit nach dem Lauf ins Cafe zu schleichen. Ja, das geht, denn es stinkt nicht nach dem Sport! Die Shorts sind etwas schwer, aber ähnlich toll geschnitten und komfortabel zu tragen. Der Bund könnte breiter sein, die Taschen funktioneller. Das Outfit bleibt im Fazit eine Laufklamotte für urbane Trails und das Leben davor und danach. Kaufen würde ich es trotzdem. Made in Peru.
Icebreaker – Oasis 200 Tights Preis: 100 Euro
Das hier ist der weltbeste Baselayer. So steht es recht selbstbewusst auf der Pappverpackung. Kann man machen – wenn man Icebug ist, also ein Hersteller, der genau eine Sache mit wirklicher Hingabe macht: Textilien aus fair gesourcter Merinowolle von überzeugender Langlebigkeit. Auch diese Tights gehen nun in den zweiten Winter. Und sind längst viel mehr als nur die wärmende unterste Schicht. 90 Prozent aller „Unten lang“Läufe bestreite ich aktuell mit den Oasis-Tight. Einzig, wenn es wirklich nass ist oder die Minusgrade zweistellig werden, wähle ich (ergänzend) eine Winterlaufhose. Was mich so restlos überzeugt: der wahnsinnig weiche Tragekomfort, die recht weite Range an Wohlfühltemperaturen (in meinem Fall von fünf bis minus fünf Grad) – und eine quasi nicht vorhandene Geruchsentwicklung. Auch Pillingeffekte sind nach rund 60 Läufen noch nicht sichtbar. Ich bin "Es war sehr wichtig, eine mir sicher, von diesen Tights habe ich noch lange was.
Produktreihe zu entwickeln, die sich nicht nur an Athlet:innen richtet, sondern an alle, die an Ultraläufen teilnehmen, damit sie die gleichen Produkte verwenden können wie ich."
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Sunnto Race Titanium
Suunto Race Wenn die künstliche Intelligenz Einzug in unseren Sport hält, dann sind wir weit über diese genügsame „rawness“ des Trailrunnings hinaus. Gut oder schlecht? Zumindest kann man eines nicht wegdiskutieren. Das tägliche Leben von ambitionierten Sportlerinnen und Sportlern, wird immer diffiziler, zumindest was die Trainingssteuerung und Auswertung der Leistungskurven angeht. Wir sind nach wie vor Jäger und Sammler, nur sind wir heute auf der Jagd nach Daten. Eines, wenn nicht sogar das wichtigste Tool zum Sammeln der eigenen Daten, ist die Sportuhr. Für beinahe jeden Zweck gibt es das passende Modell. Wir durften die neue Suunto Race ausgiebig auf Herz, Nieren und KI prüfen. In den vergangenen zehn Jahren hat eine irrsinnige Transformation der Technik stattgefunden. Schaut man sich die Entwicklung der Sportuhren an, wird man feststellen, dass das Teil an unseren Handgelenken nicht mehr nur noch Zeiten und Entfernungen messen kann. Die Sportuhr hat sich zu einem „Must have“ entwickelt, das uns mit Unterstützung einiger Apps erlaubt, all unsere Aktivitäten digital zu speichern und auszuwerten. Darüber hinaus ist das Navigieren durch die Wildnis nicht mehr die Herausforderung, die es noch vor zehn Jahren war. Ähnlich dem Handy sind unsere Sportuhren ein Teil unseres Lebens geworden. Garmin und Coros haben mit Ihren Flaggschiffen Fenix und Apex echte Maßstäbe gesetzt. Beide Uhren erfüllen genau das, was ein Trailrunner heute erwartet. Eine lange Akkulaufzeit, die zuverlässige Navigation und sämtliche Möglichkeiten, das Training aufzuzeichnen. Gerade der Akku spielt eine zentrale Rolle. Unabhängig von langen Rennen, ist ein langatmiger Akku aus vielerlei Gründen sinnvoll. Immer mehr Menschen suchen das einsame Abenteuer. Heutzutage heißt das „self supported“. Sind wir mal ehrlich. Niemand möchte heute noch seine Uhr täglich ans Ladegerät hängen. Durch die Unterstützung von Solar können viele Modelle mehrere Tage bei voller Nutzung aktiv sein, ohne geladen zu werden. Suunto, die den zwei großen Uhrenmodellen der Konkurrenz länger nichts entgegenzusetzen hatten, meldet sich nun mit einem neuen Statement. Die Suunto Race! Die Finnen versprechen eine Akkulaufzeit bis zu 120 Stunden, Sportmodi für nahezu alle Sportarten sowie die lang ersehnte offline Kartenfunktion.
Trainingsunterstützung bietet Suunto mit ihrer Race ebenfalls. Wie? Mit Hilfe von KI. Beginnen wir aber mal ganz am Anfang. Die Suunto Race ist die skandinavische Antwort auf Garmin und Coros. Uns ist klar, dass es bei der Uhr um die inneren Werte geht. Trotzdem fällt uns zuallererst die hochwertige Verpackung und das edle Design der Uhr auf. Das Gehäuse, in dem das hochauflösende Amoled Display eingebettet liegt, wirkt sehr stabil. Zum schnelleren Scrollen hat die Race eine digitale Krone verpasst bekommen. Das erinnert fast an die Smartwatch mit dem Apfel. Im Gegensatz zur Fenix oder Apex versucht Suunto hier mit einer etwas schlankeren Taille zu punkten. Die Uhr liegt auch tatsächlich sehr sportiv am Handgelenk. Das Gehäuse lässt sich mit Hilfe des toll verarbeiteten, schmalen Armbands, welches im Lieferumfang enthalten ist, einwandfrei am Handgelenk fixieren. Die digitale Krone ist ein zentrales Feature der Uhr. Gut zu wissen, dass genau diese Krone erstaunlich gut genutzt werden kann. Die Angst, dass sie sich beim Aufliegen auf der Haut nicht gut ansteuern lässt, hat sich nicht bestätigt. Einzig gewöhnungsbedürftig ist die Reaktion der Uhr, die sich direkt bei Berührung der Krone meldet. Sowohl das Scrollen mit dem Finger als auch mit der Krone geht reibungslos und ohne das Gefühl, die Uhr könnte sich aufhängen. Beim Durchstöbern ist eines spürbar. Suunto bleibt seiner vereinfachten und intuitiven Linie treu. Das ist keineswegs negativ zu werten. Im Gegenteil! Man hat zu keiner Zeit das Gefühl, etwas suchen zu müssen. Die Uhr bzw. die Software leiten einen fast automatisch zum gewünschten Tool. Diese Einfachheit ist gerade für Suunto-Neulinge oder technisch nicht so versierte Nutzer eine nicht zu unterschätzende Tatsache. Auf zu komplizierte Spielereien hat Suunto verzichtet. Die Routennavigation macht ein Verlaufen sehr schwer. Sämtliche Wege, sind sie noch so klein, sind hervorragend zu erkennen. Die Navigation läuft problemlos, es sei denn, die Uhr läuft im energiesparenden Tourmodus. Suunto kommuniziert allerdings transparent, dass im 120 Stunden Modus etwas von der GPS-Genauigkeit verloren geht. Das Eingreifen in das Kartenmaterial, das Zoomen sowie das Orientieren auf der Uhr sind echte Highlights der Suunto Race. Die Konnektivität mit diversen Apps aber auch mit der hauseigenen Suunto App läuft wie am Schnürchen. In den Einstellungen verbindet sich die Uhr sofort mit Strava, Komoot oder Outdooractive. Die Wahl der Musik lässt sich ebenfalls einfach erledigen. Es erspart wirklich sehr viel Zeit und Nerven, wenn gerade die alltäglichen Bedienmöglichkeiten einer Sportuhr einfach und intuitiv funktionieren! Unser Resümee? Suunto hat ein Zeichen gesetzt und reiht sich mit ihrer Race zumindest, was den Preis angeht, inmitten der Apex von Coros und Garmins Fenix ein. Inhaltlich funktioniert die einfach gehaltene Software reibungslos und erlaubt dem Nutzer eine unkomplizierte Nutzung. Ob Funktionen und Bedienung zu einfach gehalten wurden ist Geschmackssache. Man hat das Gefühl, dass Suunto seinen Kunden das Leben mit der Uhr so leicht wie möglich machen möchte. Ob bei dieser Einfachheit inhaltlich wichtige Features auf der Strecke bleiben, hängt sicherlich ganz davon ab, was man von der Uhr erwartet. Für Adventures von mehreren Tagen, bei denen man auf einen Monster-Akku und eine einwandfreie Navigation angewiesen ist, gibt es sicherlich andere Modelle. Als Begleiter für das alltägliche Leben und zum Dokumentieren des Trainingsalltags ist die Race jedoch genau das Richtige. Überzeugt hat uns auch die Flüssigkeit der Software und die wirklich edle und robuste Verarbeitung von Gehäuse und Armband.
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FOTOREPORT Oman
MACH MAL LANGSAM
Seine Lauffreunde halten unseren Leser auf Trab. Manchmal mehr als ihm lieb ist. Wie aber geht man in der Gruppe damit um, wenn einige den Anschluss verlieren? Und: Was wiegt mehr: Die Trainingsziele oder die Gemeinschaft?
Ich treffe mich jeden Sonntag morgen mit einer tollen Lauftruppe, dank der ich das Laufen abseits der Straße überhaupt erst kennengelernt habe, und der ich sowas wie meinen zweiten Lauffrühling zu verdanken habe. Nun ist der aber auch schon 15 Jahre her. Aus Anfang 40 wurde Mitte 50 und der gemeinsame Lauf unter durchaus ambitionierten Läufer:innen ist inzwischen sowas, wie meine wöchentliche Tempoeinheit. Ich komme noch mit, liege an schlechten Tagen aber danach nur noch erschlagen auf dem Sofa. Aber das darf an Sonntagen ja auch mal sein. Dennoch: Wie könnte ich das Dilemma grundsätzlich lösen? Einfach Weiterhecheln, solange es noch irgendwie geht? Das liebgewonnene Ritual und die tolle Gemeinschaft schweren Herzens an den Nagel hängen? Oder das mir zu schnelle Tempo in der Gruppe ansprechen und damit riskieren, dass andere nur mir zuliebe langsam machen? Seht ihr noch andere Optionen? Markus Lüdecke, Northheim im Harz Lieber Markus, du sagts es ja selbst – es ist eine ausgesprochen tolle Laufgruppe, der du da seit nunmehr 15 Jahren verfallen bist. Das muss Gründe haben. Gründe,
die es heute auch noch gibt, aber eben in die Jahre gekommen sind. Was ich damit sagen will ist, dass man die Zeit nicht stoppen kann! Die Gruppe hat vermutlich noch immer dasselbe Thema, die selben Tempi und Distanzen wie früher, aber du eben nicht mehr. Wer muss sich nun wessen Entwicklung anpassen? Eine Gemeinschaft kann und muss sich auch auf die und den Einzelnen einlassen und es gilt auch die Regel, dass man sich nach den Langsamsten orientiert. Dass es für dich, um noch mitzuhalten, heute schwerer ist als damals, dass du nach dem Lauf auf dem Sofa einschläfst, ist völlig okay und vielleicht sogar ein Geschenk, denn, dass dieser an sich unspektakuläre Communityrun für dich heute zur "Challenge" geworden ist, hat ja auch seine Reize. Ich finde du solltest deinen "Kummer" offen innerhalb der Gruppe ansprechen, aber keine Forderungen stellen. Ich könnte mir gut vostellen, dass da noch Andere mitlaufen, die vielleicht ganz froh und dankbar sind, wenn das Tempo auch mal gedrosselt wird und es nie zu sagen wagten. Es gibt ja auch kreative Lösungen, die so einen Lauftreff für bestimmte Trainingsmomente trennt und später wieder zusammen führt. Um es aber wirklich in eine kompakte Antwort zu verpacken – mit 55 Jahren bist du noch lange kein altes Eisen und solch eine einmal wöchentlich überambitionierte Laufeinheit wird auch dich nicht nur fordern, sondern fördern. Es bleiben dir doch gute sechs andere Tage zum Erholen oder für einen Recoveryrun. Also nimm diesen Sonntag einfach so an wie, er immer war.
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