TRAIL MAGAZIN HAUSBERG SCHWÄBISCHE ALB / UMFRAGE / PRAXISTEST / MORALFRAGE
DAS LAUFMAGAZIN NR.1 FÜR TRAILRUNNER
03 2022 Mai Juni
DEUTSCHLAND ¤ 6,50 ÖSTERREICH ¤ 7,20 SCHWEIZ SFR 10,50 LUXEMBURG ¤ 7,70 ITALIEN ¤ 9,20 SPANIEN ¤ 9,20 FRANKREICH ¤ 9,20
WWW.TRAIL-MAGAZIN.DE
T T R AU M S P O L IN SÜDTIRO
ALTA BA D I A
MEGATEST!
24 TRAILSCHUHE
ERSTER TEIL SALOMON, HOKA, SCARPA, THE NORTH FACE, ALTRA, BROOKS, TOPO, INOV-8, SAUCONY, ON, MERRELL, ...
Was nun?
Dehnen oder Pumpen?
DER LETZTE SCHLIFF FÜR DEN ERSTEN SAISONHÖHEPUNKT!
TEIL 1/2
TRAININGS-SERIE
NEWS
Clare Gallagher: Schluss mit Social Media!
REISE
Ostsee: Trails auf Usedom
TYPEN
Anna Hahner biegt in den Trail ab
FOTOS
Krass, wo man überall laufen kann!
EDITORIAL Liebe Leser und Leserinnen,
ein wenig frage ich mich heute ja schon, was in all der digitalen Welt noch "real" ist und was eben nicht. Als Freund und Macher einer Papierzeitschrift machen mir die steigenden Papierpreise Sorgen und treiben mich unweigerlich weiter ins Netz. Die Möglichkeiten, für ein Laufmagazin auch im Web aktiv, authentisch und erfolgreich zu sein sind groß und wir nutzen es auch. Zwischenfazit: Internet ist soviel Freund wie Feind. Was mich umtreibt: wie sehr kann man überhaupt ausschließlich über digitale Kanäle in Zukunft erklären, was da draußen rein analog abgeht? Im Netz, auf Youtube, erklären wie es in so einem Wald riecht. Erklären, wie es sich anfühlt, mit dem Schienbein an einer Felswand "hängen zu bleiben", oder wie es ist, wenn einem eisiger Wind ins Gesicht peitscht. Schwierig. Dieses WWW hat seine Grenzen. Es hat Grenzen, obwohl die Clouds größer werden und das Datenvolumen fast endlos steigt. Die Werbung möchte uns aufzeigen, dass 50 GB im Monat die grenzenlose Freiheit sind, aber Freiheit ist das Brennen der Oberschenkel in einem langen Downhill. Im großen Schuhtest dieser Ausgabe stellen wir Euch Schuhe von Marken vor, die lange bekannt sind, die es lange vor dem Internet schon gab. Salomon, The North Face oder auch Scarpa. Marken, die über Jahrzehnte entwickelt wurden, die von Erfahrungen und Legenden weit jenseits der digitalen Welt leben. Ich frage mich, wie Marken und Brands in Zukunft aussehen, wie sehr uns all jene Marken berühren werden, die ihre Ursprünge fast ausschließlich auf Instagram oder anderen Zuckerberg-Plattformen haben. Vielleicht werde ich positiv überrascht. Mal sehen. Bis dahin lauf ich einfach weiter. Fazit: so analog wie nur möglich.
4 Menschen dieser Ausgabe
Jörg Krehl
Sein Hausberg heißt Gießstein, sein Revier ist die Schwäbische Alb. Jörg Krehl liebt die Alpen, aber lebt seinen Sport im Alltag in einem Mittelgebirge aus. Seite 86
Lars Schweizer
Nach dem Ausstieg von Micha Arend ist unser neuer Trainingsexperte Lars Schweizer von Twopeakendurance. Der Mann hat sich sein Wissen redlich erlaufen. Seite 78
Anna Hahner
Sie war lange Jahre zusammen mit ihrer Zwillingsschwester die Spitze im deutschen Marathonlauf. Nun biegt sie ab. Zu uns. Auf Trails. Ein Gespräch über die Zukunft einer Eliteläuferin. Seite 58
Euer Denis Wischniewski Jasmin Paris
TRAIL-Herausgeber Denis Wischniewski war wie viele andere in diesem Winter krankheitsbedingt zur Laufpause gezwungen und entdeckte dabei, wie sehr ihm diese banale Bewegung fehlt. Auf dem Sofa abhängend beschloss er, bei der Rückkehr auf dem Trail, das alles mehr zu feiern und zu schätzen als jemals zuvor.
20 3
6/2 3 / 2 0 02 21 8
Seit über 7 Jahren hatte keine Frau mehr den Fun Run beim Barkley geschafft. Der Britin Jasmin Paris gelang dies gleich bei ihrem Debut bei diesem einzigartig schrulligen Lauf-Format. Seite 74
INHALT
STANDARDS EDITORIAL 3 INHALT 4 NEWS 16 MYVIRTUALTRAIL.DE 92 PRAXISTEST 94 IMPRESSUM 97 MORALFRAGE 98
14 Jahre Trail 2008 - 2022
46 16
78
6 FOTOSTORY
Der Beweis: Trailrunning geht überall! Wir zeigen das anhand von 13 Fotos und Landschaften.
16 NEWS
Im Journal: Denis´ Kolumne, Produkte für draussen, Pro & Contra, Clare Gallagher, Typen, Trail Rookie Team 2022, Skyrunning Serie, ...
26 24 TRAILSCHUHE
Der erste Teil des Schuhtest mit Modellen der Marken ON, Salomon, Saucony, Altra, Hoka, Inov-8, Topo. Joe Nimble, Brooks und viele mehr.
44 SÜDTIROL
Fotograf und Autor Christian Penning war in Höhen unterwegs, die sogar für Einsteiger erreichbar sind - Trailspaß in Alta Badia.
52 LAUFMODE
70 PHYSIO
Mobilisieren oder Stabilisieren? Jan Frieling hat uns jetzt einfach mal die Grundsatzfrage beantwortet und Übungen gezeigt! Ein Aha-Effekt!
74 DER MOMENT
3 Fotos und tiefe Einblicke in die Gefühlswelt von Jasmin Paris, die den Fun Run des Barkley Marathon als einzige Frau finishte.
78 TRAINING
Das sind die neuen Trail-Outfits für das Frühjahr und die ersten Sommertage.
Lars Schweizer von Twopeakendurance erklärt in Teil 1/2, wie man nun das Training konkretisieren sollte, um die Höhepunkte des frühen Sommers erfolgreich zu gestalten.
Anna Hahner war mit dem Straßenmarathon "beschäftigt" und nun biegt sie in den Trail ein. Ein Bericht darüber, wie sehr sie das nun tut!
Keine Männersache. Hier wird es künftig um Frauen und den Trailsport gehen. Trail-Redakteurin Marie traf Streak-Runnerin Nolle Kessler.
58 PORTRÄT 64 USEDOM
Trail-Redakteur Clemens ist längst Insel-Experte und so war sein Besuch in Trailschuhen auf Usedom eine reine Zeitfrage.
64
84 GIRLSTALK
92 MYVIRTUALTRAIL
86 HAUSBERG
94 PRAXISTEST
Besuch auf der Albhochfläche: Jörg Krehls´Hausberg ist der Gießstein. Er hat uns auf seine Runde mitgenommen und erzählt.
20 4
Auf unserer Plattform www.myvirtualtrail.de geht es mit den warmen Wochenenden voll ab. Wir stellen 3 der 15 Streckenpaten vor.
Intensiv geprüft und lange gelaufen: Laufrucksack von The North Face, Brille von Goodr und ein Oberteil von ON Running.
SC
36/2 / 2 0 02 21 8
© SC
NO SHORTCUTS
Wie man Bewegungen kontrolliert. Gehe deinen eigenen Weg. Ändere die Richtung. Beschleunige beim Aufstieg. Fühl dich wohl beim Abstieg. Gehe an die Grenzen. Kontrolle zählt. Leistung zählt. TRAKTION ZÄHLT.
SCOTT-SPORTS.COM © SCOTT SPORTS SA 2022 | Photo: Damien Rosso
FOTOSTORY Wo wir laufen
» ICA WÜSTE/PERU
4 Tage lang folgen die Teilnehmer des Halbmarathon des Sables den Spuren der Inkas. Die komplette Ausrüstung für alle Etappen muss man selbst bei sich tragen - die faszinierenden Weiten der Landschaft sorgen wohl dafür, dass man das Gewicht auf dem Rücken zuweilen einfach vergisst!
Fotos: Thiagom Diz
NICHT WO NUR WIE 20 6
36/2 / 2 0 02 21 8
Fotos: Thiagom Diz
E
Der mensch ist ein wunder die welt auf der er läuft auch. match! die grosse faszination des laufsports ist die vielfalt seiner umgebung. wir nehmen euch mit um den globus unD zeigen 12 ikonische landschaften, die sich -überraschenderweiseganz prächtig erlaufen lassen!
» Letzte Wüste die antarktis
Auch im November heißt die letzte Etappe der internationalen Extremlauf-Serie "Racing The Planet" LAST DESERT ANTARCTICA und führt die Finalisten durch eine Welt voller Eis. Ein Wettkampf der auf Pinguine, seltene Vögel und Forschungsstationen trifft.
7
3/2022
Im Torres del Paine Nationalpark im südlichsten Amerika wird die Luft klar, die Berge ikonsich wie nirgendwo anders. Wer hier vom Ende der Welt spricht, muss auch seine unendliche Schönheit betonen. Die klassische W-Runde ist für Hiker und Runner ein Traum.
2011. Auch vor über zehn Jahren galt das Gesetz der Trailrunner in jedem Wald – je schmäler der Weg desto besser.
Besonderes Verhältnis: » Alpen/ Der Athlet und sein Betreuer. Österreich Vertrauen trifft auf Sorgfalt und Zuspruch.
Dieses Foto von Philipp Reiter entstand bei der FKT-Aktion CROSSING AUSTRIA und zeigt nur zu gut die Magie der Alpen. Eine Natur aus Bergmassiv, Gipfeln und Tälern, aus Flüßen, Schneefeldern in den Höhen. Eine Landschaft in Veränderung!
Foto: Philipp Reiter
Fotos: Wibke Dehnert
» CHILE / PATAGoNIEN
Foto: Dan Pattitucci
FOTOSTORY 10 SINGLETRAILS IKONISCHE LAUF-LANDSCHAFTEN
8
3/2022
» Kanaren / La palma
Nochmal Berlin: Die Hauptstadt vieleBoy! grüne Flächen. Du hast eshat getan, Tim Tollefson kurz Gut, wenn alleZieleinlauf kennt, wiebeim Murphy! nachman seinem Lavaredo Ultra Trail mit unverkennbarer Mitfreude seiner Anhänger.
Foto: Damiano Levati Foto: Attila Szabo
Ein großer Moment für den beliebten Franzosen: Sebastian Chaigneau feiert seinen dritten UTMB-Rang 2011 dem Publikum » mit DRAGON´s wie einen Sieg. back
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25 / 2 0 2 21
Fotos: Clemens Niedenthal, Benni Bublak, Denis Wischniewski
Im Schneefeld: Beim Großglockner Ultratrail 2021 lief man in Höhen, die Restschnee bieten.
Midsommar in Schweden bedeutet auch ein langer Lauftag durch grüne Wälder - danach wird dann mit allen gefeiert, gegessen und getrunken.
Liegt es nun an der lässigen Attitüde der britischen Trailszene oder doch an der sehr singulären, oft schmatzend feuchten und fast immer baumlosen Landschaft, dass Läufe und England oder wie hier in Wales etwas sehr besonderes sind.
Fotos: Philipp Reiter
Die Insel, die unter dem Vulkanausbruch 2021 litt, wird sich erholen und ihr großes Sportereignis, die Transvulcania, als Voksfest feiern. Kein Laufevent der Welt ist derart in Flora und Fauna integriert, wie dieser 72 Kilometer Ultratrail im Lavafels.
FOTOSTORY Wo wir laufen
Die Azoren sind Flecke im Atlantik, die eben nicht nur mit Strand warten, sondern bekannt sind für grüne Wiesen, Wälder und Trailevents.
» ISLAND
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3/2022
Fotos: Kelvin Trautman
Soweit die Füße tragen, sinnbildlicher könnte man es nicht bebildern. Und vermutlich wird sich dieser Läufer nicht geärgert haben, in einer Sackgasse gelandet zu sein.
Fotos: Oriol Batista
Scrambling heißt es, wenn die Arme beim Rennen fast so viel Arbeit haben wie die Beine. Wenn also auch viel geklettert wird. Das Glen Coe Skyrace in den schottischen Highlands ist so etwas wie die Blaupause dieser Trailbewegung.
» NORDERNEY
Regelmäßig, so auch in diesem Heft, verschlägt es das Trail Magazin auch an die deutschen Küsten. Schließlich fangen die Trails verlässlich dort an, wo der Asphalt endet. In den Dünen Norderneys hatten wir sogar ein Fell-RunningGefühl.
11
3/2022
Fotos: Phlipp Reiter Fotos: Clemens Niedenthal
Fotos: Kelvin Trautman
» GLEN COE SKYRACE
FOTOSTORY Wo wir laufen
» Grossglockner ultratrail
Es gibt durchaus auch in den Alpen alpinere und weniger alpinere Ultratrails. Was diese Aufnahme sagen soll: Der Großklockner Ultra-Trail ist definitiv einer von der alpineren Sorte. Korbinian Lehner gewinnt die Salomon 4 Trails 2021 und will in Zukunft noch mehr Rennen gewinnen.
» Kanarische inseln
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Fotos: Cedric Corroy
Grau ist alle Theorie … Praxis: noch einmal La Palma. Noch einmal dieses biestige Lavagestein, an das uns so manche Narbe auf unseren Schienbeinen erinnert. Auf diesem Untergrund zu laufen ist ein Segen, wenn man ihn nicht verflucht.
3/2022
» ÖtillÖ
Fotos: Jakob Erdholm
Wenn Wälder so grün sind, ist das Wasser meist nicht weit. Stimmt in diesem Falle vollumfänglich. ÖtillÖ, die Mutter aller SwimRuns, führt über die Inseln des Stockholmer Schärengartens.
» Rocky mountains /USA
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3/2022
Fotos: Klaus Fengler
Der Transrockies Run ist ein Etappenlauf, der natürlich an unseren Transalpine Run erinnert und dennoch ist die Stimmung lässiger, die Landschaft milder einfacher ist der Wettkampf indes jedoch nicht.
FOTOSTORY Wo wir laufen
» Nepal/Himalaya
Fotos: Wandering Fever
Profi Ryan Sandes lief 2018 mit seinem Freund Reno den Great Himalaya Trail über rund 1700 Kilometer Länge. Dass es am Ende ein Rekord sein sollte war dabei nebensächlich. Es waren die Eindrücke, die von den beiden Südafrikanern gesammelt und konserviert wurden.
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3/2022
ABONNIERE
Jahresabo 35 EURO•6 HEFTE•PRÄMIE GESCHENKABO 35 EURO•6 HEFTE•PRÄMIE MINIABO 18 EURO•3 HEFTE NEU: CLUB-ABO Fotos: Wandering Fever
54 EURO•6 HEFTE•PRÄMIE•SONDERHEFT•DIGITALBONUS
www.trail-magazin.de
IHR SEID DIE ZUKUNFT!
JOURNAL NEWS
Wir haben junge Menschen unter 23 Jahre gesucht! Für unser Team, das neue TRAIL ROOKIE TEAM. Und "tatatata", hier sind sie! Statt 4 sind es nun 6. Aus gutem Grund, denn wir konnten Nachts nicht mehr ruhig schlafen. R O O K I E T E A M
Tove Alexanderson als führende Frau beim Glen Coe Skyrace. Eine deutsche Equipe solllassen, künftig Schuhe stehen oder Zähne bei Skyrunning-Events dabei sein. zusammen und raus?
Zunächst einmal "Willkommen". Es wird uns eine Freude sein, mit diesen 6 Nachwuchstalenten künftig zu laufen und, um es möglichst transparent zu machen, sei gesagt, dass wir 25 Bewerbungen bekamen, die uns allesamt sehr begeisterten. Am Ende mussten wir aber auswählen, uns entscheiden. Gemeinsam mit unserem Partner Salomon, der das ROOKIE-Team künftig perfekt ausstatten wird, gingen wir tief in uns und stockten auf. "Wir müssten eigentlich alle 25 nehmen. Zumindest aber 10." Aus den ursprünglich 4 Plätzen wurden letztlich 6. Besser als 4. Besser als 5 und schlechter als 10 oder 25. Willkomen im Team, liebe Anna. Anna Geistanger ist 16, kommt aus Ruhpolding, eine erfolgreiche Skilangläuferin, durch den Papa angesteckt und seit letzten Sommer mehr und mehr auf Trails unterwegs. Willkommen, liebe Michelle! Die 23-Jährige studiert im fünften Semester in Mannheim und Heidelberg, will ferne Trails entdecken und hat sich für Wettkämpfe in den Alpen angemeldet. Willkomen im Team, liebe Anne! Die Österreicherin ist erfolgreiche Triathletin, schnell auf den Tourenski und für uns künftig in den Trailschuhen. Willkommen Timon! So jung und schon soviel Erfahrung. Der Student hat den Marathon in unter 3 Stunden abgehakt und will nun den UTMB laufen. Wir wollen dabei helfen. Super, dass auch du im Team bist,
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lieber Louis. Du rockst den Rennsteig für uns, sorgst für gute Laune im Team und sammelst mit uns künftig fleißig Höhenmeter. Willkommen, lieber Lukas, wir freuen uns auf Deine komplexen Zusammenhänge aus Naturschutz und sportlichen Grenzüberschreitungen - Du bist verdammt schnell und mit uns in einem Team bald noch stärker. Was kommt auf das ROOKIE Team zu? Wir planen ein Teamtreffen im Chiemgau, die Übergabe der Ausrüstung, wollen wissen, was eure Ziele sind und verstehen, wie ihr die Zukunft des Sports erleben möchtet. Philipp Reiter und Trail-Herausgeber Denis Wischniewski, Trainer Lars Schweizer, Redakteur und Top-Läufer Benni Bublak geben dem Team Tipps und freuen sich auf einen Trainingslauf. Das erste echte Highlight soll aber der Salomon Zugspitz Ultratrail sein. Dort wird das komplette Team am Start sein, auf der Bühne vorgestellt und auf den verschiedenen Strecken unterwegs sein. Für das TRAIL Magazin ist aber auch eines selbstverständlich wichtig: wir begleiten die 6 das ganze Jahr hindurch, stellen in Porträts, Interviews, Rennberichten diese Equipe vor. Wir wollen Anne, Anna, Michelle, Louis, Timon und Lukas richtig gut kennnenlernen. Wir freuen uns sehr auf Euch!
36/2 / 2 0 02 21 8
SCHUHE BUNKERN?
PRO UND CONTRA
Foto: Denis wischniewski
In dieser Ausgabe testen wir wieder die allerneueste Trailschuhgeneration. Ein guter Zeitpunkt also, sich sein Lieblingsschuh als Auslaufmodell auf Vorrat zu bunkern. Macht Sinn, oder etwa nicht?
PRO / Clemens Niedenthal
Vielleicht liegt es ja daran, dass ich so ein sentimentaler Typ bin. Meine Autos beispielsweise fahre ich immer sehr, sehr lange. Ich habe seit Jahren meinen einen Lieblingspulli von den Shetlandinseln (immerhin in vier verschiedenen Farben) und die eine, immer gleiche Jeans (immer in der gleichen Farbe). Ich schwöre auf das Helle von Maxlrainer und die Kaffeebohnen der Berliner Rösterei Vote. Jedenfalls kenne ich dieses panische Gefühl nur zu gut, wenn „mein“ Lieblingsschuh plötzlich in den Archiven und Analen des Trail Runnings verschwindet. Damals die sechste Generation des Salomon S/ Lab Sense beispielsweise, abgelöst von einem brettharten, noch einmal schmaler geschnittenen Ballettschläppchen. Oder der erste Nike Pegasus Trail, jenes eine Korn, dass die auf den Trails so blinden Amerikaner plötzlich gefunden hatten. Ein schneller und doch auch komfortabler Schuh für Brandenburger Landschaftsläufe. Während andere der jeweils neuen Produktgeneration entgegenfieberten, machte ich mich daran, das alte Modell noch irgendwo in meiner Lieblingsfarbe aufzutreiben (das mit der Lieblingsfarbe immerhin war beim Salomon S/Lab Sense denkbar einfach.) Beide Schuhe laufe ich noch heute. Nicht oft, aber doch so gelegentlich, dass die Softground-Stollen des Sense inzwischen auf Hardground-Niveau abgeschmirgelt sind. Und, hey, wenn die Trailschuhe der 2010er-Jahre jetzt allenthalben als Trailsneaker reüssieren, kann es doch so falsch nicht sein, seinen Lieblingen, zumal zum Abverkaufspreis, die Treue zu halten.
CONTRA / Marie Meixner-Brunnhuber
Wenn es um das Thema Jagen und Sammeln geht, gehörte ich auch sehr lange zu den Sammlern, bei so manchen Dingen mit hohem emotionalen Erinnerungswert auch immer noch, gebe ich zu. Und ja, auch ich habe schon mehrmals meinen Lieblingsschuh auf Vorrat gekauft, einen sogar dreimal. Aber spätestens bei meinen ersten Minimalismus-Ausmistaktionen habe ich festgestellt, dass weniger oft mehr ist. Ich durfte dabei eben diese drei Kartons mit den seit vier Jahren unangetasteten, damaligen Lieblingsschuhen finden. ich wusste ja schon gar nicht mehr, dass ich den noch habe. Natürlich gibt es ihn schon lange nicht mehr auf dem Markt, und ja, er war damals das Nonplusultra für mich. Aber mehr als ein, in einer intensiven Saison höchstens zwei Paar, ist einfach nicht mehr sinnvoll für mich. Ich entdecke jedes Jahr so viele gute, neue Trailschuhe sämtlicher Marken, dass ich guten Gewissens meine noch nagelneuen, im Keller verstaubten Modelle verschenken oder sogar sinnvoll spenden kann. Die Industrie legt jedes Jahr eine Schippe drauf und auch wenn manchmal einiges marketingtechnisch übertrieben gehyped wird, kommt eben auch viel Gutes dabei raus. Gerade wenn es darum geht, dem Fuß einmal Abwechslung zu bieten, ihn zu trainieren und ein bisschen zu fordern, oder die Natural Running Richtung einzuschlagen, ist es auf alle Fälle mehr als sinnvoll, verschiedene Schuhe zu haben. Ich bin der Meinung, tut unserer Branche und Euch etwas Gutes, seid offen für Neues und sucht Euch Schuhe aus den aktuellsten Kollektionen aus, anstatt an den Oldies hängenzubleiben. Ein paar Tipps und Infos dazu findet ihr praktischerweise auch in diesem Heft.
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3/2022
RAUS MIT UNS!
Zugegeben, der Frühling liefert genügend Argumente – und Endorphine – zur Euphorie. Dennoch haben wir noch ein paar Dinge gesammelt, die man schön mit nach Draußen nehmen könnte. P RO D U KT E FLÖTZ KOFFERGRILL
JOURNAL NEWS
Eine ordentliche Angelegenheit. Und ein wirklich ordentlicher Grill. Der Flötz macht im Kofferraum oder im Mini-Camper keine Sauerei und kann nicht nur mit Schweinskram belegt werden – sondern etwa mit Marshmallows oder saisonalem Grillgemüse. 99 Euro, über: www.magazin.com
PINOCCHIO TRICHTER
Habt Ihr einen Trichter zur Hand? Beispielsweise zum Befüllen Eurer Flask mit selbstgerührten DextroseDrinks? Dieser hier ist von Alessi, ein wirklicher Designklassiker und er sieht sehr lustig aus. 24 Euro, über: www.amorestore.de
ON X LOEWE
Das spanische Couture-Label Loewe hat sich mit den Schweizer:innen von On zusammengetan. Herausgekommen ist eine durchaus trailtaugliche Kollektion. Auch schön, um einfach mal auf einem Stein abzuhängen. www.loewe.com
LARQ BOTTLE
Draußen ist nicht alles besser als drinnen. Die Wasserqualität zum Beispiel. Um auf autonomen Touren auf Nummer Sicher zu gehen, reinigt diese Thermosflasche sich selbst und ihren Inhalt mit UV-Strahlung. Unsere Geschmacksprobe hat die Larq Bottle bestanden. ab 40 Euro, www.livelarq.com
DRIP COFFEE BAG
Die Münchener Rösterei Emilo packt handwerklich geröstete äthiopische Kaffeebohnen in eine Art Teebeutel. Perfekt für alle, die nicht immer eine Mühle und eine Bialetti mitschleppen wollen, aber schlechten Kaffee ablehnen. ab 40 Cent pro Kaffee, www.emilo.com
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MON BLANC
Richtig gelesen, da fehlt ein T. Dennoch könnte man mit diesem beinahe almwiesenintensiven (daher das Etikett) Naturwein von Jurtschitsch aus dem Kamptal auf den Ultra-Trail du Mont Blanc anstoßen. Wohl bekomm‘s. 15,95 Euro, über: www.suffberlin.de
HimmelsStürmer:innen
Nach der UTMB World Series und der Golden Trail Series hat nun auch die Skyrunner World Series ihren Rennkalender veröffentlicht.
EVENTS
A.P.C QUILT
Ist das schon Kunst oder noch eine Picknickdecke? Das französische Modellabel A.P.C. sammelt die Stoffreste vergangener Kollektionen, um daraus Kissen oder Quilts zu machen. Die Preise variieren je nach Größe und verwendeten Stoffen. www.apcstore.de
YETI KÜHLBOX
Sehen lässig cool aus. Und kühlen lässig. Die Kühlboxen des amerikanischen Markführers Yeti haben es jetzt auch nach Deutschland geschafft. In vielen neuen und poppigen Farben. ab 180 Euro, www.de.yeti.com
Nilüfer Yanya – Painless
Und noch eine Empfehlung für die Playlist während Eurer Frühjahrsläufe. Die junge Britin Nilüfer Yanya macht mal hymnischen mal fragilen, mal cleveren und mal schonungslos aufrichtigen Indiepop ohne Mackerschweiß. Aber schwitzen tut ja Ihr schon. Painless heißt ihr neues, zweites und sehr wunderbares Album.
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3/2022
Im inzwischen dicht gewordenen Reigen der Rennserien ist die Skyrunner World Series die Älteste. Schon seit 2008 wird diese Serie der besonders technischen und extremen Trailrunning- oder eben Skyrunning-Wettbewerbe ausgetragen. Dabei durchschritt die SWS einige Transformationen. Dank dem neuen Sponsor Merrell steht sie seit diesem Jahr wieder auf stabilen Beinen. Insgesamt 12 sehr attraktive Skyrunning Events weltweit plus ein großes Finale umfasst die Wettkampfserie. Mit dabei sind namhafte Rennen wie das Tromso Skyrace, das Skyrace Comapedrosa in den Pyrenäen oder das sehr extreme Matterhorn Ultraks, aber auch vergleichsweise neue Veranstaltungen wie das Minotaur Skyrace in Kanada und das Louzan Skyrace in Portugal. Ganz besonders freut es uns natürlich, dass mit dem Hochkönigman und dem Schlegeis 3000 Skyrace zwei deutschsprachige Destinationen mit von der Partie sind. Den Höhepunkt am Saisonende markiert das als Skymasters deklarierte Rennen Gorbeia Suzien im Trailrunning-verrückten Baskenland. Über Top-Platzierungen bei den einzelnen Rennen oder im Overall Ranking kann man sich für das Skymasters qualifizieren. Auffällig und etwas schade ist, dass Italien als eine der Skyrunning Hochburgen nicht vertreten ist. Die Kima Trophy oder das Livigno Skyrace hätten der Serie gut zu Gesicht gestanden. Wir aber freuen uns auf diese 13 Rennen und werden diesen Sommer beim Schlegeis Skyrace sowie beim Tromsö Skyrace vor Ort sein und für Euch berichten.
DENIS’ KOLUMNE Wer sammelt was? Bei mir waren es einmal Kilometer. Dann kamen die Höhenmeter. Sie kamen also irgendwie dazu. Ich möchte im Folgenden nun die gesammelten Likes nicht unter den Tisch kehren. Ein US-Amerikanischer Snowboard Profi und YouTuber flog mit seiner Propeller-Maschine in Kalifornien über einen Nationalpark. Der genau Name tut nichts zur Sache, denn es ging nur darum, aus dem Flugzeug zu springen, mit dem Fallschirm zu landen und die Maschine abstürzen zu lassen. Die Maschine stürzte im Nationalpark ab. Es wäre also für jeden Nationalpark eine Katastrophe, dass ein verblödeter ehemaliger Snowboardprofi mit Absicht sein Flugzeug in ihn abstürzen lässt. Er hatte das natürlich oder überraschenderweise, mit Absicht gemacht. Als YouTube-Profi wäre er meines Erachtens besser am Boden geblieben, hätte auf YouTube Clips historische Rallye-Autos angesehen, die in der immer selben Kurve umkippen oder gegen eine Begrenzungsmauer fahren. Leichte Blechschäden, keine Verletzten, kein Feuerwall. Er hingegen hatte seine Maschine mit diversen Actioncams ausgerüstet, die den Absturz bis zum Aufprall filmten. Auf YouTube brachte ihm das viel mehr Likes ein, als ein Clip mit historischen Rallye-Auto-Unfällen je haben könnte. Und nun frage ich mich, wo wir denn 2022 alle so stehen mit diesen Likes? Ich glaube nämlich es gibt heute gute Nachrichten. Anders als offenbar im Snowboard-Profi-Business, lassen Trailrunner keine Propellermaschinen in Nationalparks stürzen, sie machen während der Läufe zwar ihre Gipfelfotos und posten stolz Zielfinishbilder, aber dabei nimmt niemand Schaden. Manchmal frage ich mich natürlich
schon, wie weit so manche:r gehen würde, auf der Jagd nach Likes. Die Idee, mit einem krassen Actioncam-Clip ein paar tausend Visits zu bekommen, treibt einen dann vielleicht ja doch in Terrain, für das man nicht gemacht ist. Einfach mal über so einen schmalen Grat rennen, so wie Kilian oder der Philipp. Wir sind uns hoffentlich einig - Klicks und Fame im Netz zu bekommen ist nicht verwerflich. Wir sind Menschen und Menschen wollen andere Menschen sehen. Dies unter hohen Risiken einzugehen, ist hingegen saudoof. Es müsste also andere Möglichkeiten für uns Trailrunner geben, um die Statistik aufzupolieren, um endlich mal mehr als 1.000 oder 2.000 oder gar 10K Follower ums ich zu wissen. Ich hab da eine Idee. Gute Fotos. Ehrlichkeit. Regelmäßigkeit. Laufen alleine, snowboarden alleine, fliegen ohne abzustürzen, müsste einfach ausreichen, um berühmt zu werden. Social Media hat für eine:n Trailrunner:in übrigens auch immer etwas sehr Geplantes. Man muss beispielsweise zu ganz bestimmten Uhrzeiten, mit bestimmten Hashtags und Verlinkungen posten, um möglichst viele Leute zu erreichen. „Einfach so“ geht längst nicht mehr. „Einfach so“ ist aber das, was unseren Sport ausmacht, was ihn attraktiv macht. Das Unvorhergesehene. Diese Momente, die man nie und nimmer konservieren kann, nicht filmen kann, die sich nicht teilen lassen und die andere auch nicht spüren können, wenn sie ins Smartphone schauen. Wenn wir laufen und es dabei langsam dunkel wird, sich mit jedem Schritt die Umgebung und die Stimmung ändert, wenn man einen Berg erobert, es dabei schneit, innerhalb von Minuten alles weiß wird und die Landschaft plötzlich ihre Weite verliert. Das Unvorhergesehene. In einer Zeit, in der wir versuchen, möglichst alles zu kontrollieren - das Wetter vorhersehen und einsehen müssen, dass wir es länger als drei Tage nicht können. Wir müssen uns einfach mal wieder von den Plänen lösen, Dinge zulassen, Abenteuer eingehen. Als Trailrunner bedeutet das auch vom Trainingsplan ablassen, lange laufen, wenn man eigentlich nur kurz wollte und kurz laufen, wenn ein Longrun auf dem Plan stand. Unvorhergesehen bedeutet auch über-
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rascht zu werden. Ein Freund von mir sagte einmal bei einem Lauf - es ging ihm nicht sonderlich gut, er hatte Magenprobleme und die Strecke wurde unerwartet beschwerlich und schwer laufbar - „Bitte, jetzt keine Überraschung mehr!“ Er sagte das mahnend, als ob er mir drohte, dass alles was kommen könnte seinen Zustand verschlimmern würde. Und dann kam es unvorhergesehen, denn die gesamte Situation veränderte sich binnen nur weniger Minuten. Der Regen verwandelte sich in Sonnenschein, die Temperatur schnellte nach oben, aus dem weglosen Terrain wurde ein weicher, leicht kupierter Trail. Ich wollte wissen, wie er das machte und er antwortete, dass er wirklich dachte, dass es schlimmer nicht mehr werden wird. Beim Laufen kann es also unvorhergesehen gut oder unvorhergesehen schlecht werden. Wer es nie zulässt, wird aber nie erfahren, was kommt und in einem immer grau-schleirigen Durchschnittszustand durch die Gegend rennen. Ich möchte nicht zu allgemein werden, aber wir leben in Zeiten, die so sehr steuerbar und kontrollierbar sind, wie komplett unübersichtlich und absolut unberechenbar. Mein Laufen soll ein wildes, ungezähmtes Abenteuer sein. Ein Rendezvous mit der Unvorhersehbarkeit.
KURZMELDUNG
Trailgame: geht in Runde 2! Nach erfolgreicher Premiere 2021 startet am 8. Oktober 2022 die zweite Ausgabe des Trailgame in Bad Iburg im Teutoburger Wald, ein einzigartiges Trailrunning-Event mit besonderem Rennformat. Die Idee bleibt bestehen, der Modus wird etwas straffer: Gelaufen wird auf einer 12,5 Kilometer langen Runde im Teutoburger Wald. Wahlweise 2 (25 km), 3 (37,5 km) 4 (50 km) oder 8 Runden (100 km). NEU: Alle 110 Minuten fällt der gemeinsame Startschuss für eine neue Runde, bis dahin müssen alle Athlet*innen des jeweiligen Wettkampfes ihre Runde beendet haben. Das heißt: Jede Runde muss in einem Schnitt von knapp 9 Minuten/Kilometer gelaufen werden. Der Clou: Für das Ergebnis zählt nur die allerletzte Runde! Wer also die ersten Runden flott läuft, kann sich vor der jeweils nächsten Runde etwas ausruhen; wer es eher gemächlicher angehen lässt, bleibt im Rhythmus. trailgame.net
36/2 / 2 0 02 21 8
2203
ICEBUG SISU
(mit und ohne Spikes – nur im Icebug Online Shop erhältlich).
LA SPORTIVA CYKLON
ADIDAS TERREX TWO BOA
verfügbar ab Mai
ADIDAS TERREX AGRAVIC PRO BOA
BOA IN TRAILRUNNING
HIER SCANNEN FÜR WEITERE INFOS:
WAS BEDEUTET DAS BOA® BAJONETT- UND KARTUSCHENSYSTEM? 1
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SCHUH SCHLÄGT AM FELS AN
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DREHVERSCHLUSS LÖST SICH
DREHVERSCHLUSS EINSETZEN
Die Drehverschlusskartusche ist so konstruiert, dass sie sich bei starker Krafteinwirkung (z.B. Schlag) vom Bajonett löst. In diesem Fall kann die Kartusche einfach zurück in das Bajonett eingesetzt werden und man kann sofort weiterlaufen.
2203_BoaContent_TrailMagazin_215x280mm.indd 1
DIE BOA® GARANTIE Alle Komponenten des BOA® Fit Systems bestehen aus robusten Materialien und werden umfassenden Praxistests unterzogen. Daher verfügen alle BOA® Drehverschlüsse und Seile über eine Garantie gültig für die gesamte Lebensdauer des Produktes, in das sie integriert sind.
BOAFIT.COM 14.03.22 11:43
R E V I E RG U I D E
P RO D U KT
SPIEGLEIN, SPIEGLEIN
BERGE FÜR UNS!
Dynafit überraschen mit Sportbrillen
Revierguides bei Köln und Frankfurt
Drei Modelle zum Start
JOURNAL NEWS
Mit den Modellen Sky, Ultra und Trail garantieren Dynafit ab Mai 2022 Trailrunnern und Bergsportlern die garantiert passende Sonnenschutzbrille. Alle drei sind mit photochromatischen Gläsern ausgestattet, alle Drei sind aus leichtem und robustem GrilamidMaterial. Clever zudem: nach einem Baukasten-Prinzip lassen sich die Elemente und Scheiben der Brillen untereinander tauschen. Allzu zaghaft muss man mit den Brillen nicht umgehen - DYNAFIT gewährt eine lebenslange Produktgarantie und bekräftigt damit seinen hohen Qualitätsanspruch.
Die Communityruns sind zurück
Vor rund 4 Jahren trafen wir uns mit Leser:innen zum bis dato letztenmal im Harz zu einem Revierguide-Lauftreff. Nach fast einem Jahrzehnt waren wir irgendwie fertig mit dieser tollen Serie. Nun hat die Pandemie die Lust auf gemeinsames Traillaufen in unendliche Höhen getrieben. Ihr fehlt uns! Lasst uns wieder zusammen Trails rocken. Wir haben zwei Termine fixiert. Die Teilnahme ist natürlich kostenlos. 9. und 10. April in Köln/Bonn, Siebengebirge 23. und 24. September in Frankfurt/Taunus Alle Infos auf Facebook oder auch www.trail-magazin.de/revierguides
MEINUNG
"ICH KOMME NICHT ZURÜCK!"
Im Februar siegte die Patagonia-Athletin und Umwelt-Aktivistin Clare Gallagher beim Black Canyon 100K. Nach einem Social Media Beitrag, auf dem sie diesen Triumph feiert, sucht man vergeblich. Die sympathische Läuferin aus Boulder hat ihre Social Media Seiten seit letztem Jahr komplett abgeschaltet. Geht man auf ihr Instagram Profil, ein Kanal mit stattlichen 43.500 Followern, ist dieser komplett leer. Null Beiträge. Lediglich ein Link (clare.run) zu ihrem Blog ist noch vorhanden. Auf diesem ist sie tatsächlich noch sehr aktiv. Schreibt über das Laufen, das Tauchen, über Umweltthemen und eben auch über ihre Entscheidung, Social Media den Rücken zu kehren. Im Freetrail Podcast klingt das wie folgt: „Man braucht nur mal Social Media und mentale Gesundheit bei Google einzugeben. Wir wissen ziemlich genau, dass Screen Time und mentale Gesundheit sehr häufig negativ korreliert. Ich möchte jungen 21-jährigen Athlet:innen, die eventuell gestresst sind von diesem ständigen Druck online sein zu müssen, zeigen, dass man auch ohne Social Media auf einem hohen Level laufen und eine relevante Person innerhalb der Szene sein kann – vielleicht sogar mit Sponsoren“, sagt Clare. Und fügt lachend hinzu: „Zumindest teste ich gerade aus, ob das funktioniert.“ In der Outdoor und Trailrunning Community, in der Selbstinszenierung zur Selbstverständlichkeit gehört, dürfte Clare damit eine absolute Ausnahme sein. Die 30-Jährige hat das Glück, zu einer Generation zu gehören, die noch eine Welt ohne Meta, TikTok und Snapchat kennt. Viele jüngere Läufer:innen werden in eine Welt hineingeboren, in der man über Selfies, Kurzvideos und Sprachschnipsel kommuniziert, in der eine tägliche Screen Time von über fünf Stunden Normalität ist. Es ist inzwischen in Studien nachgewiesen worden, dass Kinder und Jugendliche, die mehr Zeit vor dem Bildschirm verbringen, mit höherer Wahrscheinlichkeit unglücklicher sind, als Altersgenossen, die anderen Aktivitäten nachgehen. Umso wichtiger, dass es Vorbilder wie Clare gibt, die zeigen, dass Weniger (oder Garnichts) manchmal Mehr ist: „Ich bin eindeutig glücklicher als zuvor. Meine Aufmerksamkeitsspanne hat sich erhöht. Ich habe nicht vor zurückzukommen.“
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NUMMER 15 LEBT! EVENT
Foto: David Deldour
Seit 15 Jahren ist die Transgrancanaria ganz früh im Jahr das erste internationale Highlight über lange Distanzen und oft eine Überraschung was das Wetter angeht. Diesmal sogar sehr.
und 24 Minuten vor der Dritten Claudia Tremps (ESP) von Asics. Beste Deutsche mit Platz 10 wurde die Ultratrail Athletin Shari Wilken aus Garmisch Partenkirchen, die seit dieser Saison für das neu gegründete Brooks Trailrunniung Team läuft. Es ist seit Jahren der Auftakt in die Trail Saison. Auf der Kanaren Insel treffen sich Ende Februar/Anfang März traditionell alle Ultratrail Athleten, die sich auch im Winter eine gute Lauf-Form bewahren und die Skier links liegen lassen. Traditionell sind das oft die mit mediterranem Klima gesegneten Top Läufer und Läuferinnen. So auch dieses Jahr: Die in Spanien beheimatete Niederländerin, Ragna Debats, bestimmte von Anfang an das Tempo über die lange Classic Distanz (126 km). Mit spanischem Wetter waren die Läuferinnen allerdings nicht konfrontiert, regnete und windete es vor allem im zentralen Bergland doch anhaltend. Debats schien das aber nicht zu stören und so ließ sie bei ihrem Start Ziel Sieg nichts anbrennen. Als Zweite im inzwischen sonnigen und warmen Ziel der Küstenstadt Maspalomas lief die US-Amerikanerin Abby Hall ein. Mit 20 Minuten Rückstand auf Debats
Vor allem bei den Herren sind es seit Jahren die gleichen Namen, die beim Transgrancanaria vorne mitmischen. Neben dem Mann der Siegerin und Zweitplatzierten des vergangenen Jahres, dem Merrell Athleten Pere Aurell, sind das vor allem zwei weitere Spanier: Pablo Villa von Adidas Terrex und Pau Capell von The North Face. Letzterer siegte von 2017 bis 2019 dreimal in Folge auf der Kanareninsel. 2020 teilte er sich den Sieg mit Pablo Villa. So waren es auch dieses Jahr die drei Spanier, die von Beginn an das Tempo bestimmten. Erst ab der 80 Kilometer Marke konnte sich Pablo Villa signifikant absetzen und ließ den anderen beiden keine Chance. Zweiter wurde schließlich der UTMB Sieger von 2019 Pau Capell. Pere Aurell komplettierte das spanische Podium auf der spanischen Insel. Die drei sicherten sich damit das gute Preisgeld, welches von der Spartan Trail World Championships ausgelobt wurde.
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Neben dem Transgrancanaria gehören auch das Golden Gate Trail Classic (ehemals The North Face 50), das Skyline Scotland, der Ultra Pirineu und weitere internationale Top-Events zu dieser Rennserie. Über die Advanced Distanz (61 km) feierte Tom Evans nach einer schwierigen Knie Operation ein starkes Comeback und siegte. Genauso wie die Schweizerin Ariana Wilhelm vom Team Salomon DACH. Den Marathon gewann überraschend der Skyrunning Spezialist Sebastian Ljungdahl. Er spielte auf dem schnellen Kurs, der deutlich mehr Downhill als Uphill Passagen beinhaltete, seine technischen Fähigkeiten aus. Die spanische Salomon Athletin Sara Alonso siegt bei den Damen. Bester Deutscher wurde Janosch Kowalczyk, der sich einen respektablen Platz 9 auf einer für ihn ungewohnt kurzen Distanz sicherte.
Fotos: Christian Penning, Christian Heilwagen
Foto: Alexis Berg
PRAXISTEST Trailschuhe Teil 1/2
TEST TAGE
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3/2022
Text: BENNI BUBLAK, CLEMENS NIEDENTHAL
DENIS WISCHNIEWSKI, MARIE MEIXNER-BRUNNHUBER
Foto: Alexis Berg
Dieser Trailschuhtest hat eine gute Nachricht: Trailrunningschuhe werden weiterhin immer besser! Ihr könnt Euch freuen, solltet den Test aber trotzdem aufmerksam studieren, denn aus der Vielzahl der Modelle haben sich 2022 mehr Spezialisten als je zuvor entwickelt. Wir hatten es ja schon im vergangenen Heft thematisiert und uns im großen Schuhreport erinnert, wo das mit den Trailschuhen einmal angefangen hatte. Vor zwei Jahrzehnten. Und auch, wie es sich immer weiterentwickeltet hat. Wie die Dämpfung weniger wurde, als der Buch-Klassiker Born to Run und mit ihm die Rede vom Natural Running erschienen war, um dann wieder an Volumen zuzulegen, als die Marke Hoka One One wie aus dem Nichts auf sehr sehr dicken Sohlen vor uns stehen sollte. Zuletzt schwappte auch der Hype um eine gewisse Carbontechnologie vom Straßenlaufsport auf den Trailschuhmarkt über. Stichwort 4%. Ob diese Erfolgsgeschichte der Straße so einfach auf die Unebene zu übertragen ist, haben wir ja auch schon des Öfteren hinterfragt. Ganz unabhängig davon, ob das überhaupt das primäre Interesse des gemeinen Trailrunners ist, wenn er an sein liebstes Werkzeug denkt. Also die Sache mit dem Erfolg und dem vier Prozent schneller sein. Nur gibt es den gemeinen Trailrunner, die gemeine Trailrunnerin wahrscheinlich genauso wenig wie den gemeinen Trailschuh. Heute weniger denn je. Zu individuell die Ansprüche der Konsument:innen und zu breit gefächert das sinnige und manchmal eben auch unsinnige Angebot der Industrie. Der eine läuft halt immer noch am liebsten nah am Boden und mit so viel Zehenfreiheit wie möglich, während die nächste nicht genug Schaum unterm Fuß haben kann und wieder andere eine superpräzise und knackig enge Passform präferieren. Ein schlechter Schuh ist also oft einfach nur ein für die persönlichen Bedürfnisse unpassender Schuh. Nicht, dass es keine per se schlechten Schuhe gibt und gab. Aber, und das ist dann doch kein Trend, sondern eine Entwicklung die stetig und fortwährend ist: Wirklich schlechte Schuhe werden immer seltener. Umso wichtiger war es uns, dass die simplen Koordinaten „schlecht“ und „gut“ in unseren Testberichten keine Rolle spielen. Vielmehr wollen wir Schuhe einordnen, Schuhe charakterisieren und Leser:innen dieses Magazins navigieren. Zu ihrem ganz persönlichen „Best Case“-Schuh. Dies spiegelt sich nicht nur in den Testtexten, sondern auch in unserem bekannten StempelSystem wieder, welches eine erste grobe Orientierung bieten soll. Statt mit Noten oder Sternen, welche in den Kategorien „mäßig“, „gut“ und „besser“ denken, haben wir für euch sechs Stempel ersonnen, die jeweils für relevante Eigenschaften stehen, die ein Schuh eben hat oder nicht hat. ( Erklärung siehe Seite 39). Aufmerksamen Leser:innen wird auffallen, dass sich im Vergleich zu den letzten beiden Jahren ein Siegel dazugesellt hat:
Der Rouleur! Ein Begriff der eigentlich dem Rennradsport entstammt und einen Fahrer beschreibt, der eine konstant hohe Geschwindigkeit über einen langen Zeitraum halten kann. Mit der Hinzunahme dieses Stempels wollen wir einem Trend Rechnung tragen, der wohl unbestritten ist. Ein Trailschuh im Jahr 2022 muss rollen können, muss auch bei forciertem Tempo in der Ebene Dynamik und Vortrieb unter Beweis stellen. Ohne Zweifel gibt es immer mehr Schuhe, die diese Eigenschaft explizit in den Vordergrund stellen und die wir folgerichtig mit dem Rouleur Stempel ausstatten. Die Salomon Pulsar Reihe mit ihren beiden in diesem Test vertretenenen Modellen Pulsar SG und Pulsar Trail Pro gehören mit Sicherheit dazu. Auch der ein wenig üppiger gedämpfte The North Face Vectiv Enduris 2 und natürlich auch die neue Wunderwaffe von Hoka, der Tecton X. Warum es keinen Stempel namens Gripmonster gibt, wird vielleicht der eine oder andere fragen? Zurecht. Schließlich war das lange Zeit DIE Kernkompetenz eines Trailschuhs. Wie sehr er im losen Untergrund zupackt, auf nassem Fels oder sogar auf Gefrorenem. Natürlich ist sie dies immer noch. Allerdings haben wir festgestellt, dass die Unterschiede zwischen den Schuhen, was den Grip betrifft immer marginaler geworden sind, ja dass wir fast jedem Modell das Attribut Gripmonster verpassen müssten. Tatsächlich gibt es kaum noch Schuhe die sich hier Schwächen erlauben. Wie man eine Gummimischung entwickelt, die an den Elementen des Geländes haftet, scheint sich auch jenseits der italienischen Heimat der Marke Vibram herumgesprochen zu haben. Die Hersteller setzen vermehrt auf hauseigene Gummimischungen (Presa bei Scarpa, Pomoca bei Dynafit, Asicsgrip bei Asics etc.). Zu Eurer Sicherheit: Hat ein Modell dennoch fahrlässig wenig Grip, haben wir das im Test deutlich vermerkt. Und schließlich gibt es da noch ganz neue Konzepte auf dem Trailschuhmarkt: Die neuen Marken Speedland und Norda scheinen der in Schuh gegossene Beweis dafür zu sein, dass die Themen Individualisierung (Speedland) und Nachhaltigkeit (Norda) immer relevanter werden. Auch wenn man sich diese Modelle leisten können und wollen muss. Aber das muss jede:r selbst entscheiden. Natürlich hoffen, nein glauben wir, dass unser großer Trailschuh-Test, der sich dieses Jahr über dieses Heft sowie das Folgende (04/22) erstrecken wird, eine Hilfe ist in diesem Prozess der Entscheidungsfindung. Viel Spaß beim Lesen. Und Laufen.
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REPORTAGE PROFI PRAXISTEST Trailschuhe TRAILRUNNER Teil 1/2 ALLROUND ALLROUND ROULEUR ROULEUR SPEED SPEED
ULTRA ULTRA
KOMFORT KOMFORT
ALPIN ALPIN
361°
On Running
119 Euro Taroko 3
Immerhin das kann man dem lauffreudigeren der beiden Trailmodelle der chinesischen Marke 361° attestieren: Mit nur einem Update ist der Taroko gefühlte zweieinhalb Modellgenerationen moderner geworden. Das Dämpfungsgefühl ist auch dank eines neuen Mittelsohlenmaterials homogener, straffer und gleichzeitig komfortabler als das des Vorgängers. Der Oberschuh ist aus einem Guss gearbeitet. Die indes zu knapp ausgefallenen Overlays sind zeitgemäß laminiert. Der Schnitt ist konventionell, aber bequem. Ein Blick auf die Waage dämpft aber die Sprengung Euphorie: 323 Gramm in Mustergröße 9 mm 42,5 passen genauso wenig zu einem lauffreudigen Schuh, wie die zwar Gewicht erwähnt homogene, aber spätestens 323 Gramm (M) gemessen an den Mitbewerbern nicht 272 Gramm (W) sonderlich reaktive Dämpfung. Nun kann man einwenden, dass der Taroko gar kein expliziter Racer sein will. Für einen Trailallrounder allerdings fehlen ihm einige Schlüsselqualifikationen. So fällt der Grip allenfalls durchschnittlich aus. Vor allem verhindert der zwar bequem gepolsterte, aber nicht allzu stabile Oberschuh in Verbindung mit einer (zu) ausgeprägten Sprengung spätestens im technischen Gelände einen stabilen Stand und einen spielerischen Umgang mit dem Terrain.
149,95 Euro Cloudvista
Hola! Wie geil ist der denn? Ich war innerhalb der Redaktion bisher nicht als der größte Fan der Schweizer von On Running bekannt. Mit dem Cloudvista hat sich das definitiv geändert. Ich bin vorher noch keinen Schuh gelaufen, der sich unseren neuen Stempel Rouleur absolut verdient hat und gleichzeitig so souverän und gekonnt bis ins schwierige Gelände hinein funktioniert. Umso erstaunter war ich, als ich mir nach meinem ersten 15 Kilometer langem Testlauf das Tech Sheet von On durchlas: Ein Schuh für Einsteiger? Für urbanes Off Road Gelände wie Parks Sprengung und Schotterwege? Nein. Der Cloud7 mm vista kann viel mehr. Klar, der Helion Superfoam ist spitze und sorgt dafür, Gewicht dass der Schuh im einfachen Gelände 280 Gramm (M) richtig gut rollt, aber er funktioniert 240 gramm(W) dank des eingebauten Speedboards, das neben Vortrieb auch Schutz bietet und des grandios präzisen und sicheren Fits auch im Gelände außerordentlich gut. Letzteres ergibt sich durch das zugfeste zweilagige Obermaterial, einer stabil sitzenden Ferse aber insbesondere durch eine sehr gelungene Mittelfußkonstruktion: Vier Riemen, mit denen man über die klassische Schnürung den Mittelfuß bombenfest fixieren kann. Im Gegensatz zum eher festen Cloudultra ist der Vista auch wunderbar flexibel, ohne schwammig zu werden.
Fazit: Der Taroko will ein Trailschuh mit dem Laufgefühl eines klassischen Straßenlaufschuhs sein. Er bleibt ein klassischer Straßenlaufschuh mit einigen wenigen robusten Details.
Fazit: Ein echtes Ausrufezeichen der Schweizer. Absoluter Kauftipp für einfaches bis schweres Gelände und Distanzen bis 50 Kilometer.
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Meinung der Redaktion: Das sind die Trends und Favoriten!
Benni Bublak
Denis Wischniewski
Clemens Niedenthal
Marie Meixner
"Differenzierter und besser!"
auch Teil der Wahrheit: Trailschuhe werden zwar immer differenzierter, aber durch neue Technologien auch einfach besser und damit breiter einsetzbar, als in der Vergangenheit. Noch vor wenigen Jahren hätte ich niemals gedacht, dass ich mal lustvoll in einem supervolumigen Hoka unterwegs sein werde. Doch auch mich hat das Speedgoat Fieber gepackt. Zumindest ein wenig. Dieses fluffige aber dennoch responsive Laufgefühl! Wenn mir an den ersten Frühlingstagen die Endorphine und Beine durchgehen, hab ich dann aber doch den Pulsar SG aus dem Schrank genommen. Respekt wie kompromisslos Salomon diesen Schuh auf Speed und Lightweight ausgelegt hat.
"Guter Schuh - falsches Terrain!"
lab Pulsar SG ist ein faszinierend leichter Schuh, der für durchaus trainierte Füsse auch vielseitig sein kann - ein Anfänger, der seine erste langen Läufe auf eher einfachen Trails und mit Hiking-Unterbrechungen absolviert, darf aber mit mehr Schuh und mehr Komfort unterwegs sein. Selbes gilt für einen ambitionierten Sky- oder Bergläufer - wieso sollte der in einem Brooks Cascadia laufen, wenn er wieselflink von Stein zu Stein hüpft und dabei keine Sekunde verlieren will. Da würde ein Hoka Zinal oder Terrex Speed Ultra besser passen. Fazit: Ich persönlich bin nun auch im Carbon-Zeitalter angekommen und werde diesen Sommer den Hoka Tecton X nur ungern ausziehen.
„Die interessanten neuen Modelle? Diesmal sind vor allem zwei neue Marken interessant!“
ketten. Zwei junge Firmen beweisen nun das Gegenteil. Die eine, Speedland, mit einem extrem technischen und beinahe nerdigem Zugang. Die andere, Norda, mit einer tief in der kanadischen Trailcommunity verorteten Lässigkeit. Sind das, aus dem Stand, die besseren Schuhe? Aber darum geht es gar nicht. Es geht um neue Impulse zu einem Zeitpunkt, an dem sich globale Märkte und Lieferketten verändern müssen und verändern werden. Es wird spannend. Und es wird diverser auf den Trails.
"Diversität unter Schuhen!"
neben dem Altra Timp 4 eine neue, wertvolle Ergänzung. Und mit dem Schwinden der Pfunde und den auch wieder schneller gewordenen Laufeinheiten in schwierigerem Gelände, begleiteten mich aktuell zuverlässig ein Terrex Speed Ultra sowie der Kima von Scarpa. Ich genieße die Freiheit auf den Trails, ich muss meine Zeit ja derzeit gut einteilen und nutzen, den Einstieg in die Berge recht kurz halten, damit ich, wenn auch meist noch auf Schnee, mein Lieblingsterrain in den Alpen ausleben kann. Überrascht wurde ich diesmal vom Topo Mtn Racer 2, definitiv ein neuer Liebling in meinem Schuhschrank.
Mein Fazit dieses Tests: Ein jeder wird SEINEN Schuh finden, wenn, ja wenn er weiß, was er will bzw. etwas Zeit investiert, um das herauszufinden. Selten war die Breite an verschiedenen Philosophien und Herangehensweisen an das Thema Trailschuh größer. Natürlich sollte man auch wissen, wohin man mit dem Schuh will. Mich, der in den Alpen und der Vertikalen zu Hause ist, begeisterte der Kima von Scarpa. Ein Schuh, der ganz nach oben will. Und das möglichst schroff. Dabei erstaunte mich doch, wie gut er sich, im Rahmen seiner alpinen Grund-DNA, in der Ebene laufen ließ. Das ist dann
was soll ich als Fazit denn zu einem Schuhtest sagen, der alles und jeden bedient? Früher war das einfacher. Und damit will ich jetzt nicht sagen, dass "Früher alles besser war!". Im Gegenteil, denn 2022 darf man wieder sagen, dass Trailschuhe noch nie so gut waren wie heute. Sie waren aber auch noch nie so gut in ihren speziellen Ausrichtungen. Wer also sucht, sollte wissen , für welche Art von Trailrunning der Schuh passen soll. Nein, laufen kann man mit allen Modellen dieses Tests, aber es wäre schade, wenn man einen Guten Schuh für das falsche Terrain und die falsche Strecke einsetzt. Ein Beispiel: der Salomon S-
Boutique-Running ist ja schon seit ein paar Jahren ein großes, kleines Thema. Charmante Marken, die mit eigener Attitüde und kreativen Marketingkonzepten für mehr als nur Distinktionsmomente sorgen. Ciele, Satisfy, District Vision. Shirts, Shorts, Kappen. Aber Schuhe? Das, dachte ich, sei doch ein viel zu komplexes Thema. Abhängig von jahrelanger Entwicklung und globalen Produktions- und Liefer-
Ich kann mich den Worten meiner Kollegen nur anschließen. Ich war durchweg begeistert von den neuen Schuhen im Test. Gerade, weil mir die letzten Monate nochmal mehr gezeigt haben, wie wichtig es ist, verschiedene Schuhe zu besitzen, und für die unterschiedlichen Einsätze sinnvoll zu nutzen. Ich freue mich über die Diversität unter den Schuhen sozusagen. Die war auch dringend notwendig bei mir. In den letzten Monaten hatte ich bedingt durch meine Schwangerschaft erst ordentlich an Gewicht zugelegt und war auf bequeme Schuhe angewiesen. Zum ersten mal wurde mir der Hoka Speedgoat
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ALLROUND ROULEUR
ALLROUND ROULEUR PRAXISTEST Trailschuhe Teil 1/2 SPEED
ALLROUND
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ROULEUR
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ALTRA
ALTRA
159 Euro Timp 4
190 Euro Mont Blanc
Der Timp war schon immer unsere Empfehlung für alle, die bis dato noch keine Fans der Marke mit der Null-Sprengungs-Philosophie waren. Ein (mindestens seit der zweiten Modellgeneration) pantoffelartig bequemer Door-to-Trailer, dabei nicht so überdämpft wie der Olympus, aber weit genug weg vom Natural-Running-Approach eines Lone Peak und erst recht des Superiors. Für die vierte Auflage gilt das umso mehr. Wäre da nicht der flache Stand im Schuh, dieser Timp könnte auch ein ganz gewöhnlicher, gut gemachter Trail-Allrounder sein. Sprengung Und das ist durchaus als Kompliment 0 mm gemeint. Dass der Timp indes eher ein Allrounder ist und kein explizit alpiner Gewicht Schuh, liegt auch an der hauseigenen 308 Gramm (m) Gummimischung der Außensohle. Vi262 Gramm (w) bram böte da mehr Grip. Gefällig und auffällig gedämpft (deutlich mehr als etwa der Mont Blanc) ist die homogenen abgestimmte Mittelsohle. Zur Passform sei gesagt: Sie fällt im Zehenbereich gewohnt weit, im Mittelfuß aber konturierter und generell präziser aus als bei älteren Timp-Generationen, zumal das robuste Obermaterial zusätzliche Stabilität generiert. Das werden schmalere Füße mögen, eingeschworenen Altraist:innen ist der Schnitt vielleicht zu konventionell.
Sicher eines der spektakulärsten Modelle in diesem Test: Altra hat nicht nur endlich einen wirklichen Wettkampfschuh im Programm, vor allem für die ganz langen Dinger. Der Mont Blanc ist zudem ein brutal technischer, in allen Details durchdachter Schuh und gemessen am Gesamtpaket auch leichter Schuh geworden. Dafür wurde am Material gespart, nicht nur an der Sprengung. Der Oberschuh: Teilweise nur foliert, wobei rippenartige Laminierungen und ein knappes, aber pointiertes Fersenpolster für Halt sorgen: Die Außensohle: Vibram Litebase Sprengung mit 30 Prozent weniger Materialein6 mm satz. Die Dämpfung: Üppig, noch passabel dynamisch und nie schwammig Gewicht weich. Überhaupt vermittelt der Mont 280 Gramm (m) Blanc bei all seinen Ultra-Tugenden ein 197 Gramm (W) gutes Gefühl fürs Terrain. Die Passform (markentypisch weit, aber doch präzise) profitiert vom generell stabilen Stand in einem Null-SprengungsSchuh. Lediglich die Knöchelöffnung ist recht tief geraten, was leidiges Reiben verhindert, aber auch Stabilität kostet. Menschen mit schmalen Füßen oder dem Wunsch nach einem wirklich fest sitzenden Schuh, sollten besser zur Variante mit (doppeltem) BOA-Verschluss greifen.
Fazit: Haben sich die Waden bereits an den flachen Stand im Schuh gewöhnt, ist der Timp ein toller Begleiter für sämtliche ermüdungsarme Läufe und ein Schuh, der vielen Füßen passen wird.
Fazit: Der Mont Blanc ist ein technisch gearbeiteter, extrem durchdachter und sehr präziser UltradistanzWettkampfschuh – nur den pantoffeligen Tragekomfort etwa eines Altra Timp sollte man nicht erwarten.
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ALLROUND
ALLROUND
ROULEUR SPEED
ROULEUR SPEED
ULTRA
ULTRA
KOMFORT
KOMFORT
ALPIN
ALPIN
ASICS
139,95 Euro Gel Trabuco 10
Mal Fujitrabuco, jetzt nur noch Trabuco – dieser Klassiker von Asics feiert Jubiläum und geht in seine 10. Ausgabe. Wir geben zu, wir waren nicht immer Fan dieser Serie, doch dieses Modell belehrte uns eines Besseren. Der Trabuco 10 besticht mit einer sehr präzisen (wenn auch schmalen) Passform, einer angenehm rollenden Dämpfung, die Komfort bietet aber auch Bodengefühl zulässt und selbst die hauseigene Asicsgrip-Sohle erlaubt sich keine Schwächen. Das Obermaterial ist sehr weich und angenehm, gleichzeitig aber fest genug, um Stabilität zu Sprengung garantieren. Schnürsenkel und Zunge, 8 mm samt Schnürsenkeltasche wirken zuerst simpel was Materialien und KonsGewicht truktion betrifft, erfüllen aber ihren 304 Gramm (M) Zweck. Der Zehenbereich ist mit viel Protektion abgesichert. Überhaupt macht der Trabuco im anspruchsvollen Gelände eine bessere Figur, als man von der japanischen Straßenschuhmarke vielleicht erwartet hätte. Die FlyteFoam Zwischensohle ist verwindungssteif und bietet dadurch viel Stabilität. Eine Steinschutzplatte ist dezent im Vorfußbereich platziert, genau dort wo man sie benötigt. Die Ferse sitzt sehr stabil. Einzig die sehr aufdringliche Neon-Optik des Schuhs bereitet uns Schwierigkeiten. Aber das ist ja bekanntermaßen Geschmackssache. Fazit: Der Trabuco 10 ist ein mehr als solider Allrounder für mittlere bis moderat lange Trailstrecken in fast jeglichem Gelände. Besonders schmale Füße haben ihre Freude mit dem Schuh.
BROOKS
140 Euro Cascadia 16
Damals, so um 2005, war der Cascadia einer der ersten richtigen Trailschuhe. Vor allem war er einer der ersten Trailschuhe für die richtig langen Dinger. In den USA gab es nämlich schon diese Fünfzigmeiler mit den elend langen Schotterpassagen, und für die war der Cascadia gemacht, nicht erst an den Füssen von Scott Jurek. Ein guter Schuh ist er seitdem geblieben. Nur, dass andere mit den Jahren eben sehr viel besser geworden sind. Und dass es Brooks zuletzt bei vor allem kosmetischen Korrekturen beließ. Mit der 16. Auflage ist das vorbei. Der neue CaSprengung scadia ist vielleicht nicht gänzlich 8 mm anders, aber lauffreudiger, bergfester und dabei sogar etwas leichter Gewicht geworden. Der Oberschuh packt bei 298 gRAMM (M) gleichbleibend universeller Passform 259 Gramm (W) verlässlicher zu, protektive Overlays schützen den Fuß, genauso die gewohnt effektive Rockplate. Gelungen ist die neue Zwischensohle aus dem aus dem Brooks Catamount bekannten, hier aber merklich stabiler ausgeführten DNA-Schaum. Weicher soll sie geworden sein – dem müssen wir widersprechen. Dafür rollt der Cascadia jetzt harmonischer und spürbar ermüdungsarm. Fazit: Wer nicht das ultimative Sofa sucht und auch keinen ausgeprägten Rocker, und wer auf verschiedenen Untergründen nicht immer nur schnell unterwegs ist, der findet hier womöglich den Einen, universellen Trailschuh für die kommende Saison.
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ALLROUND ROULEUR
SPEED
REPORTAGE PRAXISTEST Crossing Trailschuhe Germany Teil 1/2 ALLROUND
ALPIN
ROULEUR ALLROUND SPEED
ROULEUR SPEED
KOMFORT
ALLROUND
ULTRA
ROULEUR
ULTRA
ULTRA
KOMFORT SPEED
KOMFORT
ULTRA ALPIN KOMFORT
ALPIN ALPIN
HOKA
HOKA
199,95 Euro Tecton X
Dass Carbonplatten-Technologie in der Zwischensohle so unmittelbar auf echte Geländefähigkeiten trifft ist neu! Der Tecton X - das muss man in aller Deutlichkeit sagen ist der erste Carbon-Laufschuh, der auch im technischen Gelände ein rundum gute Figur macht. Um den Tecton X innerhalb des Hoka-Portfoilios zu kategorisieren, muss man ihn wohl als eine Art Weiterentwicklung des Torrent sehen und als eine leichtere, dynamischere Version des bewährten Speedgoat. Für mich ist nach diesem Test klar - das wird wohl einer meiner CoreSprengung Schuhe 2022, ein Schuh der für mich 5 mm sehr viel abdeckt. Zunächst auffällig - die weit nach vorne gezogene klassiGewicht sche Schnürung, die dabei fast an die 240 Gramm(M) Konstruktion bei einem Zustiegsschuh 196 gramm(W) erinnert. Optisch mag das ungewohnt sein, aber nach nur zartem Bedienen der Schnürung ist klar, dass der Tecton X stabil am Fuss sitzt und keinerlei Unkonkretheiten zulässt. Auf unserem 36 Kilometer Testlauf war die Begeisterung vom ersten Meter an groß. Die Ökonmonie ist spürbar, die beiden parallel angeordneten Carbonplatten sind effektiv, zwingen jedoch zu keinem ungewohnten Laufstil und lassen individuelle Abrollverhalten zu. Der Tecton X ist also der ultimative Ultratrailschuh für durchaus auch alpines Terrain, freut sich auf viele laufbare, wellige Passagen und schreckt vor steilen Downhills sicher nicht zurück. Fazit: Die Entdeckung dieses Tests!
160,00 Euro Zinal
Das Versprechen des Herstellers stimmt - der ZINAL ist schnell, er ist agil und leicht. Daraus folgt, dass er viel Spaß macht. Wenn man weiss wo man ihn einsetzt. Der Produktname ist jedenfalls Programm und so darf man diesen Schuh bildlich auf der Wettkampfstrecke des Sky-Marathons Sierre Zinal sehen, ihn an schnelle Füße binden, die dynamisch 20, 40 oder 50 Kilometer „ballern“. Nun ja, so ganz stimmt das nicht, denn man würde den Zinal damit zu sehr limitieren, ist er doch ein schöner Trailschuh für all die flotten Trainingsläufe, für Sprengung alle und nicht nur für Skyrace-Profis. 4 mm Der Zinal treibt einen an, regt vom ersten Meter an etwas schneller zu laufen Gewicht als man es sonst tun würde und er ist 242 Gramm(M) verlässlich am Fuß, spielt sich souve199 gramm(W) rän um Wurzelwerk und technische Untergründe. Anders als bei seinen Brand-Kollegen, ist er direkter, mit weniger Dämpfung versehen und damit irgendwie so gar kein typischer Hoka, was nicht bedeutet, dass ihm das schadet. Der Zinal ist im Hoka-Universum ein neues Model das definitiv gefehlt hat. Der Torrent war zu „platschig“ um echte Dynamik aufzubauen, der Zinal ist der ultimative Race-Schlappen der Franzosen, die längst im globalen Laufschuhmarkt aufspielen. Fazit: Ein Leichtgewicht, das Beschleunigung auf den Trail bringt. Berghoch licht, in der Ebene rollend und im Downhill sehr reaktionsschnell. Die Vibram-Sohle kommt mit allen Untergründen klar.
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ALLROUND ROULEUR ALLROUND
SPEED
ROULEUR ALLROUND
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ROULEURULTRA KOMFORT SPEED ALPIN
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HOKA
150,00 Euro Speedgoat 5
Er ist der Klassiker. Der Bestseller. Der neue Speedgoat 5 soll hier aus zwei verschiedenen Perspektiven besprochen werden. Er ist wohl der einzige Trailrunning Schuh, bei dem das Sinn macht, da die Gruppe der Speedgoat Vertrauten wohl fast genau so groß sein dürfte, wie die der Speedgoat Neulinge. An alle Besitzer und Liebhaber der Versionen 1 bis 4: Die 5. Version behält all seine Gene und ist doch ganz anders. Das vielleicht Entscheidenste: Der Speedgoat ist leichter geworden: Ganze 21 Gramm. Möglich macht dies unter anderem eine leichtere EVA Mischung. Sprengung Das typische marshmallowartige 4 mm Laufgefühl des Speedgoat bleibt erhalten, nun mit einem Tick mehr ResponGewicht sivität. Neu auch das Obermaterial. 291 gramm(m) Das recycelte Mesh erhöht einerseits 242 gramm(w) den Komfort und bietet etwas mehr Platz und Flexibilität im Vorfuß, aber auch etwas weniger Support als das Upper des Vorgängers. Das Speedgoat Klientel wird dieser Twist zu Lasten der Stabilität und dafür zu Gunsten von Komfort und Gewicht aber wohl begrüßen. An alle Speedgoat Neulinge: Dieser Schuh ist zu Recht so beliebt. Keiner supportet dich so bequem, pushy und ausdauernd auf langen Trails und auch Asphaltpassagen. Gleichzeitig ist der Tester immer wieder erstaunt, wie ein Schuh mit so viel Schaum unterm Fuß seinen Träger so sicher und gekonnt über technische Passagen führt – auch wenn er ob seines superbreiten Leisten natürlich kein Dynamik-Wunder ist. Die Vibram Megagrip Sohle ist dank neuer Traction (Widerhaken) Lugs nochmal einen Tick besser. Fazit: Nach wie vor die Nummer eins.
INOV8
169,00 Euro Parkclaw G280
Der Parkclaw ist seit jeher der Door to Trail Schuh von Inov-8. Nun haben die Briten diesen Schuh erstmals mit der neuen G-Fly Mittelsohle versehen, die auch im Trailfly Ultra G300 verbaut ist. Der Parkclaw G280 ist dadurch merklich responsiver geworden. Üppig oder sonderlich komfortabel ist die Dämpfung aber nicht, dafür bleibt man nah am Boden. Die dicke Zunge, das weiche Obermaterial und vor allem die stark gepolsterte Einlegesohle bieten viel Komfort, was den Fit angeht. Die Passform lässt sich mit der Schnürung gut an die jeweilige FußSprengung form anpassen, nur im Zehenbereich 8 mm hätten wir uns nach oben hin mehr Platz gewünscht. Für anspruchsvolleGewicht res Geläuf fehlt ihm allerdings etwas 280 Gramm die Stabilität, Führung und Schutz im Obermaterial. Da will der Parkclaw aber auch nicht hin. Die Graphene Grip Sohle tut zuverlässig ihren Dienst, ist aber, vielleicht aufgrund der geringen Profiltiefe, diesmal kein absolutes Gripmonster. Die Optik des Schuhs erinnert ein wenig an CrossFit Schuhe, welches im übrigen neben dem Trail das zweite Standbein von Inov8 ist. Das quietschgelbe Design gefällt uns allerdings deutlich besser als das Graphene Grün der Vergangenheit. Fazit: Sehr solider Door to Trail Schuh, der sich besonders im kupierten und laufbaren Gelände wohl führt. Die typischen Inov-8 Trademarks, wie sehr hohe Flexibilität und gutes Gefühl für den Untergrund sind vorhanden.
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ROULEUR
ALLROUND
SPEED
ROULEUR
TIPPS 7 Wintertipps ULTRA
ULTRA KOMFORT
SPEED
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KOMFORT ALLROUND ALPIN ROULEUR SPEED
ULTRA KOMFORT
ALPIN
JOE NIMBLE
MERRELL
189,00 Euro Trail Addict
Nach der erfolgreichen Premiere im Vorjahr, geht der TRAIL ADDICT in Runde 2 und bringt einige wichtige Verbesserungenmit sich: Die Schnürung ist effektiver, der Zehenbereich ist protektiver und der gesamte Fit scheint besser. Die Nullersprengung, die Zehenfreiheit und der enorme Komfort sind geblieben. Gut so. In jedem Fall ist es faszinierend wie sehr sich der schwäbische Kulthersteller in das Trailrunning-Thema hinein gefunden hat und den Trail Addict für die echten Bedürfnisse der Klientel anpasst. Der weiche, flexible Trail Addict ist ein zwar gedämpfter Schuh, Sprengung aber mit nur 10 mm Sohlenstärke noch 0 mm immer ein direkter Vertreter seiner Spezies. Man spürt demnach sehr Gewicht selbstvertsändlich den Untergrund und 285 Gramm (M) entwickelt dadurch ein sehr natürliches Laufgefühl. Clever: Optional bietet Joe Nimble eine Flexitec®-Einlegesohle an, die man einfach unter die bestehende Einlegesohle platziert. Die schützt merklich vor spitzen und harten Steinen, Fels und Wurzeln und verteilt den Druck. Für uns ist dieser Schuh ein beständiges Trainingswerkzeug geworden - nicht für die ganz langen Läufe, aber für mittlere Distanzen und all die welligen Strecken die man mal beschleunigt, mal im Wohlfühtempo läuft. Ein echtes Highlight ist zweifelsohne die Michelin Aussensohle, die in einer sehr partnerschaftlichen Entwicklung an diesen Schuh kam. Gummimischung, Anordnung der Stollen und die Ausrichtung gewähren auf allen Untergründen maximalen Halt. Fazit: Wer einen etwas anderen, besonderen Trailschuh sucht, Komfort liebt und direktes Laufgefühl mag, muss den Trail Addict haben.
130 Euro MTL Long Sky 2
Der Long Sky und der Skyfire gehörten im Test vor zwei Jahren zu den positiven Überraschungen. Nun bringt Merrell ein Update ihres Langdistanz-Modells auf den Markt. Der Long Sky 2 aber ist, das muss eingangs erwähnt werden, kein Schuh mit exorbitant viel Dämpfung und Komfort. Die Float Pro Zwischensohle dämpft sehr gefällig, wird aber für viele Anwender eher für Kurz bis Mitteldistanzen Sinn machen. Aber auch hier schlägt sich der Long Sky 2 sehr gut. Vor allem im technischen Gelände spielt er seine Stärken aus. Die Passform ist im Vergleich Sprengung zum Vorgänger noch einmal verbes4 mm sert worden (besserer Fersenhalt), so dass der Schuh nun, auch dank einer Gewicht sehr funktionalen Symbiose aus Zun270 gramm(m), ge und klassischer Schnürung, bom220 gramm(w) benfest am Fuß sitzt. Die Dämpfung gibt viel vom Untergrund weiter. Die mit Aussparungen versehene Vibram Sohle lässt in Sachen Grip keine Fragen offen. Größter Unterschied zum Vorgänger aber ist die Reduzierung der Sprengung von 8 auf 4 mm, was zusätzlich Sicherheit im Laufverhalten verleiht. Dank nur 270 Gramm hatten wir bei unseren Testläufen viel Spaß im Long Sky 2 und freuen uns, dass der ohnehin schon solide Vorgänger noch einmal verbessert wurde. Das sieht wohl auch Ragna Debats so, die in diesem Schuh kürzlich den Transgrancanaria gewann. Fazit: Mit nur 130 Euro ist der Long Sky 2 der amerikanischen Marke Merrell ein absoluter Preis/Leistungstipp für eher anspruchsvolles Gelände, aber jeglicher Distanz.
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ALLROUND
ALLROUND
ROULEUR
ROULEUR
ROULEUR SPEED
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SPEED
ALLROUND
ULTRA
KOMFORT
KOMFORT
ALPIN
ALPIN
ULTRA
ULTRA
KOMFORT
ALPIN
NEW BALANCE
129,95 Euro FuelCell Summit Unknown v3
Auf den ersten Blick würden wir sagen, sehr schnittig und schnell, gleich beim Reinschlüpfen umschmeichelt das sockenartige und weiche Mesh-Obermaterial den Fuß. Sehr angenehm, das hat Potential, der neue Komfortschuh zu werden. Auch die wirklich saubere Verarbeitung darf erwähnt werden, die neoprenartige Zunge sitzt weich durch die präzise Schnürung. Eine gummierte Kappe schütz die Zehen zusätzlich. Die Ferse ist ebenfalls recht weich gehalten, was bei schmalen Fesseln weniger Halt bietet. Grundsätzlich waren wir mit dem Schuh auf sämtlichem TerSprengung rain unterwegs, die Steinschutzplatte 10 mm schützt zuverlässig und der Grip der firmeneigenen Gummimischung war Gewicht meist tadellos, den ein oder anderen 272 Gramm (M) Rutscher können wir gerne verzeihen,. 227 Gramm (W) Wer die Downhills jedoch gerne schnell runterläuft wird mit dem doch recht weichen Halt unzufrieden sein, wahrscheinlich ein schwimmendes Gefühl haben. Die Stabilität leidet zulasten des Komforts. Auch die 10 mm Sprengung fühlt sich zwar weniger hoch an, als gedacht, trotzdem merkt man die hohe Sprengung gerade bei einem langen Einsatz schon deutlich, vor allem wenn man weniger bis keine Unterschiede von Vorfuß und Ferse gewohnt ist. Gerade Vorfußläufer und Verfechter des Natural Runnings werden mit dem Schuh weniger Freude haben. Fazit: Der Summit Unknown v3 ist ein klassischer Komfortschuh für mittlere Trailstrecken und mittleres Tempo in fast jeglichem Gelände. Nicht für Natural Running Verfechter geeignet.
NEW BALANCE
160,00 Euro Fresh Foam X More Trail V2
Puh, ganz schön viel Schaum unter den Füßen, gleich beim Anziehen der Schuhe meinen wir ein paar Zentimeter gewachsen zu sein. Die ersten Meter vor der Haustüre fühlen sich natürlich schon sehr angenehm an, die Dämpfung gibt alles, dass sich darin jede:r Läufer:in in jeglicher Gewichtsklasse sicher wohlfühlt. Vor allem auch, wenn viele bis sehr viele Kilometer auf dem Programm stehen. Die Vibram Sohle hält jederzeit, was sie verspricht, und gibt sich auch im Downhill nicht den kleinsten Wackler. Allerdings vermissen wir schon sehr den Kontakt Sprengung zum Boden. Man ist schon sehr weit 4 mm vom Untergrund entfernt, auch wenn der Fuß im Schuh und an der Ferse Gewicht einen guten Halt hat, gab es schon den 330 Gramm ein oder anderen Kipper, der gerade sensiblen Knöcheln und Außenbändern zum Verhängnis werden könnte. Gerade bei langen Läufen, für die dieser Schuh nun wirklich eine gute Wahl ist, könnte es für ermüdende Füße dadurch problematisch werden. Auch bei schnelleren Abschnitten müssen wir Abstriche in Sachen Stabilität machen, zu technisch sollten die Trails auch nicht werden. Wer jedoch gerne gemütlich seine langen Runden abseits asphaltierter Straßen auf fluffigen Wald- und Wiesenwegen drehen will, wird auch auf der zehnten Runde am Stück noch den Komfort feiern. Fazit: Der X More Trail v2 ist ein Komfortwunder für lange und stetige Läufe, die nicht allzu technisch sind und keine fordernden Downhills beinhalten.
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PRAXISTEST Trailschuhe Teil 1/2 ALLROUND ALLROUND
ALLROUND
ROULEUR ROULEUR SPEED
ROULEUR
SPEED ULTRA
ALLROUND SPEED
ULTRA
KOMFORT KOMFORT
ALPIN
ULTRA
ROULEUR KOMFORT SPEED
ALPIN
ULTRA ALPIN KOMFORT
ALPIN
SALOMON
SALOMON
199 Euro S/Lab Pulsar SG
Kompromisslos! Auch wenn die Softground Variante des Pulsar etwas universeller einsetzbar ist als das Original, so bleibt dieser Schuh ein Extrem. Extrem leicht (wenn auch mit 199 g schwerer als das Original), extrem schnell (die Energy Surge Dämpfung ist ungemein reaktiv und dynamisch), aber eben auch extrem kompromisslos im Laufverhalten. Man sollte schon besser Vorfußläufer, oder mindestens Mittelfußläufer sein, um mit diesem Schuh Spaß zu haben. Zu inkonkret ist der Aufsatz über die sehr schmale Ferse. Ist der SG dank dem mehr an Profil und mehr an Sprengung Protektion und Halt minimal stabiler, 6 mm bleibt er genau wie der Ursprungs-Pulsar ein Schuh für sehr schnelle Läufer Gewicht mit guter Technik. Werden beispielwei199 Gramm se die Beine müde und die Technik unsauber, gibt der Pulsar kaum Support und wird gefährlich instabil. Steht man aber gut erholt an der Startlinie eines (kurzen) Wettkampfs, kann diese Rakete absolut den Unterschied machen. Das Reinschlüpfen in den Schuh ist nicht ganz einfach. Einmal drin, sitzt der Schuh super fest und präzise am Fuß. Da hat man noch nicht mal die Quicklace Schnürung festgezogen. Das dünne, aber sehr robust wirkende, Matryx Obermaterial macht einen guten, wenn natürlich auch keinen komfortablen Job. Fazit: Mit dem S/Lab Pulsar setzte Salomon neue Maßstäbe. So leicht und reaktiv dämpfend war vorher noch kein Trailschuh gewesen. Die Softground Variante bietet jetzt nicht nur mehr Grip, sondern ist auch minimal fehlerverzeihender– natürlich im Rahmen dieses auf Speed ausgelegten Konzeptes.
150 Euro Pulsar Trail Pro
Wenn der Pulsar der neue S/Lab Sense ist, dann ist der Pulsar Trail Pro wohl der neue Sense Pro. Ein etwas massentauglicherer Schuh des kompromisslosen Race-Bruders. Tatsächlich ist der Pulsar Trail Pro mit einem deutlich breiteren Leisten, mehr Dämpfung und einem stabileren Fit ausgestattet. Letzterer gefällt bei diesem Schuh außerordentlich gut. Die Zungen-lose Socken-Konstruktion vom Pulsar wird aufgenommen, aber mit mehr Protektionselementen und Zehenfreiheit versehen. Trotz minimalem Materialaufwand setzt Salomon mit diesem neuen FitSprengung Konzept Maßstäbe. Das Schnellschnür6 mm system muss da kaum noch Arbeit leisten. Den responsiven Energy Surge Gewicht Foam vom Pulsar findet man auch in 270 Gramm der Zwischensohle des Trail Pro. Allerdings eingebettet in ein stabiles Chassis inklusive TPU-Platte. Ja genau: Auch der Trail Pro nimmt das Konzept der Propulsion Platte auf, um Vortrieb zu erzeugen. Das gelingt im laufbaren Gelände merklich. Der Schuh rollt mit Spaß über sanftes Terrain – wenn auch etwas direkter und dezent weniger schaumig, als der Pulsar. Auch im Downhill macht er eine sehr gute Figur. Nur wenn wir im Anstieg viel auf dem Vorfuß liefen, bereitete uns die fehlende Flexibilität, die uns auch schon bei anderen Platten Trailschuhen negativ aufgefallen war, Probleme. Der Grip ist, wie der gesamte Schuh, auf moderates Terrain ausgelegt. Fazit: Ein Trail Schuh der das bekannte, sich zu Beginn abstrakt laufende, aber viel Vortrieb erzeugende Platten/Schaum Konzept gekonnt aufnimmt und dennoch nicht das Gefühl für den Trail verliert.
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12 Modelle aus dem Vorjahr, die noch immer wichtig sind Brooks Catamount Straff und vor allem reaktiv gedämpfter Trailracer, der Tempo und Kurven liebt und durchaus auch mal technisches Terrain kann.
Adidas Terrex Speed Ultra Dynamischer und genauso komfortabler Schuh mit der DNA eines schnellen Asphaltracers, der dank seines Grips auch im Gelände besteht.
Dynafit Ultra100 Ein reaktiver, stabiler und alpiner Schuh mit genug Protektion um auch über der Baumgrenze ganz lange zu marschieren. Dabei rollt er sogar in der Ebene souverän.
Scarpa Spin 2.0 Er bleibt einer der soliden Allrounder, die mittlere Distanzen im Mittelgebirge und auch den Alpen rocken! Inov-8 Terraultra G270 Mit diesem Schuh schlugen die Engländer eindrucksvoll auf der Ultradistanz ein. Viel Grip und Komfort!
La Sportiva Cyklon Kaum ein aktuelles Modell will so explizit ins Alpine wie der Cyklon. Sein präziser Fit und ein robustes Gesamtpaket machen ihn dort oben zur echten Empfehlung.
On Cloudultra Der erste Ultratrailschuh der Schweizer taugt auch als Allrounder für lange Tage auf den Trails. Er rollt verlässlich und bietet dabei viel Stabilität und eine eher konkrete Dämpfung.
Salomon Ultra Glide Er war 2021 die Überraschung! Ein weich-gedämpfter Ultratrailschuh für jegliche Geländeformen und die langen Trainingsläufe. Ein Tipp für ganz viele!
The North Face Vectiv Infinite Rockergeometrie, eine dynamisierende Kunststoffplatte und ein schlanker Oberschuh prädestinieren den Vectiv Infinite für ökonomisch gelaufene Landschaftsläufe.
Salomon Sense Ride Vielleicht noch immer DER Trailallrounder, zumal zum fairen Preis. Verlässlicher Grip, robustes Gesamtpaket und neuerdings sogar hinreichend lauffreudig.
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PRAXISTEST Trailschuhe Teil 1/2
ALLROUND ROULEUR SPEED
ALLROUND ROULEUR SPEED
ULTRA KOMFORT
ULTRA
ALPIN
KOMFORT
ALPIN
SAUCONY
SCARPA
144,95 Euro Peregrine 12
Die 12 also. Mehr als eine Dekade hat der Peregrine nun auf dem Buckel und die Bürde seines Modelnamens war manchmal Freude und manchmal Leid. Er musste in all der Zeit ein Peregrine sein und alles was unter Trailrunning zu verstehen war abdecken - so ist das bei Herstellern, die nur wenige Modelle dem Geländelauf zuordnen. Bei Saucony waren das lange nur zwei Schuhe. In dieser Version sind wir wieder echte Fans! Der Peregrine 12 ist ein perfekter Allrounder. Dynamisch und leicht genug, um auch Einsteigern den neuen Sport mit MühelosigSprengung keit zu eröffnen und dennoch stabil 4 mm und verlässlich in fast jeder Umgebung der Natur. Zudem ist er auch ein soliGewicht der Läufer, der auch Asphaltabschnit377 Gramm(M) te nicht verpöhnt. In allzu technischem 220 gramm(W) Terrain könnte er etwas bestimmter am Fuß sitzen, aber der Grip der ganz eigenentwickelten Außensohle ist klasse. Wir sehen den Peregrine 12 also als Allround-Trailschuh, als ein zuverlässiger Door-toTrailschuh, der sich jedoch vor alpinen Trail-Wettkämpfen, den ersten Läufen im Sommerurlaub in den Alpen nicht verstecken muss.
139,95 Euro Golden Gate ATR
„Ein Alleskönner von der Straße bis zum Trail“ ist der Golden Gate laut Scarpa. Tatsächlich ist der Schuh (der im übrigen trotz der teilweise gleichen Namensgebung überhaupt nichts mit dem Golden Gate Kima gemein hat) für Scarpa Verhältnisse nah an der Ebene ausgerichtet. Ein reinrassiger Trailschuh bleibt er dennoch. Zwei verschieden dichte EVA Schäume, in einer Rockergeometrie vereint, geben viel Dämpfung. Allerdings ist diese doch sehr straff. Für die Straße hätte man sich hier vielleicht etwas mehr Komfort gewünscht. Dafür läuft man im Gelände Sprengung trotz des relativ hohen Stands sehr si4 mm cher und stabil. Besonders im leichten Anstieg rollt der Schuh sehr angenehm Gewicht und mit viel Vortrieb. Das Obermate290 Gramm (M) rial des Schuhs ist sehr minimalistisch 245 gramm(W) und dünn gehalten, liefert aber dank der neoprenartigen Slip-On Konstruktion, die den Mittelfuß gut umschließt und am Knöchel gamaschenartig abschließt, ausreichend Halt. Platz im Vorfuß ist ausreichend vorhanden. Die Presa-Außensohle tut ihren Dienst – allzu tief und nass darf das Geläuf aber nicht werden. Auch die neuen Farbgebungen (hier ist noch eine alte abgebildet) wissen zu gefallen.
Fazit: Ein gewisser Alleskönner, mit viel Komfort und der Erfahrung aus über einem Jahrzehnt. Hätte der Peregrine den Fit eines Hoka Zinal oder S-Lab Schuhes, wäre er sogar bei kniffligen Ausflügen eine erste Wahl.
Fazit: Der lauffreudigste Scarpa Schuh bisher, der aber auch im Gelände zu bestehen weiß. Ein Ultraschuh. Heißer Tipp für alle Liebhaber des grandiosen Spin Ultra, die etwas mehr Lauffreude in der Ebene suchen.
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Straße. Forstweg, alpiALLROUND ner Trail. Dieser Schuh ALLROUND ist kein Experte, meisALLROUND tert aber alle UnterROULEURgründe sehr souverän. ROULEUR ALLROUND ROULEUR Ein leichter und dynaSPEED mischer Schuh für die ULTRA schnellen und kurzen UR SPEED ULTRA Trails. SPEED ULTRA KOMFORT 50 bis 100 Kilometer KOMFORT ALLROUND oder sogar 100 Meilen ULTRA sind für diesen Schuh KOMFORT kein Problem.
ROULEUR OMFORT ALPIN ALPIN SPEED ALPIN
ALPIN Stabilität und Schutz sind Kernkompetenzen dieses Schuhs. Er ist im rauenULTRA und technischen Gelände zu Hause.
In diesem Schuh fühlst du dich richtig wohl. Eine weiche Dämpfung ein bequemer Fit ALLROUNDund zeichnen ihn aus.
KOMFORT
ALPIN ROULEUR SPEED
Du willst es in der Ebene oder welligen Gelände schön rollen lassen? Dieser Schuh bekommt das besonders gut hin.
ULTRA KOMFORT
ALPIN
Dieses war der erste Streich …
Vielleicht, nein, ganz sicher ist es Euch aufgefallen, dass in unserem großen Schuhtest diesmal einige große Marken gefehlt haben. Adidas Terrex, Dynafit oder La Sportiva etwa. Tatsächlich hängt das auch mit einer Weltwirtschaft zusammen, die pandemiebedingt in den Seilen hängt. Fahrräder können nicht geliefert werden, Computerchips, und Trailschuhe eben auch. Auch manch ein Modell, das wir für diesen Test bereits gelaufen sind, der Salomon Pulsar Trail Pro etwa, wird erst in vier oder sechs Wochen bei den Händlern stehen. Wir haben uns dennoch entschieden, unseren Schuhtest zum gewohnten Zeitpunkt für Euch zu bringen. Schließlich beginnt genau jetzt der Frühling auf den Trails. Und wir haben für Euch bereits 26 topaktuelle Modelle in der Summe rund 1000 Kilometer weit durch die Landschaft getrieben. Und dabei den Entschluss gefällt, die Schuhe einzelner Hersteller jeweils gebündelt vorzustellen, auch um die Vergleichbarkeit innerhalb eines Markenportfolios transparent zu machen. Freut Euch schon jetzt auf die Fortsetzung und die große Zusammenfassung unseres Schuhtests im kommenden Magazin.
… doch der zweite folgt im Trail 04/22
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ROULEUR SPEED
ULTRA
ALLROUND
KOMFORT PRAXISTEST REGENJACKENTeil 1/2 Trailschuhe
ROULEUR
Text: BENNI BUBLAK, DENIS WISCHNIEWSKI, CLEMEMS SPEED NIEDENTHAL Foto: KELVIN TRAUTMAN ALPIN
ALLROUND
ULTRA
KOMFORT ROULEUR SPEED
ALPIN
ULTRA
KOMFORT
ALPIN
SCARPA
SPEEDLAND
170 Euro Golden Gate Kima RT
Die Trofeo Kima ist ein legendäres Rennen in der italienischen Lombardei. Besonders bekannt für seine extrem technischen und äußerst exponierten Pfade. Ein Schuh für eben solches Gelände, aber genauso ein Schuh, den man auch auf den finalen, laufbaren Abschnitten der immerhin 52 Kilometer langen Kima Trophy noch gut laufen kann, soll dieses neue Modell von Scarpa sein. Dieser Spagat gelingt den Italienern mit dem Golden Gate Kima außerordentlich gut. Der sehr technische Mix aus zwei verschieden dichten EVA Schäumen, einer Carbon PlatSprengung te, sowie der Presa Außensohle sorgt 6 mm für sehr viel Bodengefühl, Stabilität und Grip im unebenen Gelände, lässt Gewicht aber gleichzeitig die Rolleigenschaften 290 gramm(m) nicht hinten runter fallen – natürlich 255 gramm(w) im Rahmen seines exponierten Einsatzgebietes. Die Carbon Platte kommt bei diesem Modell vor allem der Torsionssteifigkeit und der Protektion vor spitzen Steinen zu Gute. Das Obermaterial ist mit vielen Schutzelementen (sehr stabile Ferse, viel Zehenschutz) ausgestattet und verleiht dem Fuß zusammen mit der sehr komfortablen Zunge und der klassischen Schnürung einen sehr präzisen Fit– mit überraschend viel Platz im Vorfußbereich. Die Scarpa eigene Presa Gummimischung komplettiert mit viel Grip das insgesamt sehr sichere Laufgefühl des Kima RT.
375 US Dollar SL:PDX
Verrückt, aber bevor man überhaupt zum Schuh selbst kommt, muss man über den Preis sprechen. 375 US Dollar kostet der auffällige Speedland und sollte er in Europa einen Vertrieb finden - was wir glauben - wird er in Euro kaum weniger kosten. Sehr viel Geld. Ein Novum für einen Trailschuh bislang. Zwar kosten Modelle der S-lab Reihe von Salomon und einige Carbon-Schuhe von Hoka oder ON auch um die 200 Euro, aber das ist um ehrlich zu sein weit weniger. Ja. Ja, der Speedland ist einen hohen Preis wert, denn er legt in einigen Bereichen die Sprengung Latte hoch. Das Schnellschnürungs5 mm system von BOA beispielsweise ist derart smart mit dem Schuh kombiniert, Gewicht dass ein Fit entsteht, der seinesgleichen 292 Gramm (M) sucht. Die Außensohle von Michelin ist NUR in ganz und gar keine Mischung von der DEN USA Stange, sondern eigenentwickelt und ERHÄLTLICH sorgt für Grip. Auf nassem Fels fühlte wir uns jedoch unsicher. Auch die generelle Materialwahl beeindruckt - alles sehr leicht und am Ende ein doch robuster Schuh. Nun muss man wohl sagen, dass dieser Schuh nicht mehr erhältlich ist - der Nachfolger SL:HSV ist seit Tagen im Shop und ähnelt diesem Model sehr. Insofern mag dieser Test hier doch eine Relevanz haben in einer Kauferwägung in Sachen Speedland. Fazit: Hier ist die abnehmbare Carbonplatte in die Einlegesohle integriert, die beim SL:PDX auch die Dämpfung ist. Der Effekt der Platte ist hier weniger spürbar als bei anderen Carbonschuhen. Ohne Platte liefen wir lieber - das Resultat war ein souverän über den Mittelfuß rollender Trailschuh für längere Läufe im mittleren Tempo.
Fazit: Der Golden Gate Kima ist ein echter Skyrunning Profi. Perfekt abgestimmt auf super alpines Geläuf. Was ihn so besonders macht: Dass er bei aller Kompromisslosigkeit für das grobe Gelände auch in der Ebene überzeugen kann.
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ROULEUR
ROULEUR SPEED
ULTRA
KOMFORT
KOMFORT
ALPIN
ALPIN
TOPO
ULTRA KOMFORT
ULTRA
ALPIN
169 Euro Ultraventure
Langsam wird ein Schuh draus. Also aus dem Topo Ultraventure 2. Während nämlich Schuhe wie ein Salomon S/ Lab Ultra auch auf der kurzen Hausrunde begeistern, merkt man dem Ultraventure an, dass er vor allem dafür gemacht ist, Füße und Körper noch nach 50 Kilometern zu schmeicheln. Das gelingt nach der typischen Topo-Rezeptur: Flacher Tritt, weiter Schnitt, aber kein zu weicher Auftritt. Wo manche Mitbewerber Komfort vor allem als ein Mehr an Dämpfungsschaum definieren, ist die Marke Topo also eine Empfehlung für alle, die noch etSprengung was Kontakt zum Untergrund und vor 5 mm allem ein stabilisierendes Laufgefühl suchen und für die, wenigstens beim Gewicht Ultraventure, das Tempo eher zweit295 (m) Gramm rangig ist. Zur Passform: Die breite 235 (W) Gramm Zehenbox ist ein Traum, schmale Füße könnten aber Probleme mit einem zu losen Sitz an Knöchel und Ferse bekommen. Also: Anprobieren, die effektive Schnürung kann einiges korrigieren. Es gibt noch den fast baugleichen Ultraventure Pro mit Vibram-Megagrip und etwas resilienterem Obermaterial. Das softe, doppellagige Mesh des Ultraventure 2 führt den Fuß aber bereits verlässlich. Zudem dürfte sich die „normale“ Vibramsohle auf Asphalt weniger schnell abnutzen. Fazit: Topo hat einen Ultradistanzschuh auf eine griffige Vibramsohle gestellt, der Komfort, Stabilität und eine generöse Passform mit einem hinreichenden Maß an Dämpfung verbindet.
TOPO
180,00 Euro MTN RACER 2.0
Nicht erst durch die vergleichbar breite Zehenbox muss man als Altra-Liebhaber diesem Schuh mehr als eine Chance geben. Die ähnliche Philosophie zur Entwicklung der Schuhe macht definitiv Sinn und der Mtn Racer 2 macht richtig Spaß am Fuß. Ist er auf den ersten Asphaltmetern zwar noch ein wenig steif, so zeigt er spätestens nach den ersten Metern auf dem Trail sein volles Potential. Bergauf wie Bergab haben wir rein garnichts an dem Schuh auszusetzen, vor allem natürlich auch durch die immer zu 100 Prozent funktionierende Vibram Sprengung Megagrip-Sohle. Aber auch in Sachen 5 mm Stabilität und den Komfort, ist er ein Naturtalent, die Zwischensohle finden Gewicht wir auch recht dynamisch. Die ange284 Gramm(M) nehme Zehenfreiheit hat( zumindest 227 gramm(W) für breitere Füße) keinen Einfluss auf den Halt im Schuh an Mittelfuß und Ferse, der Schuh sitzt wohl auch durch die präzise Schnürung sehr gelungen am Fuß, auch bei schnelleren Metern und auch bei gerölligem Untergrund. 180 Euro finden wir zwar schon einen stolzen Preis, der aber durch eine hervorragende Verarbeitung und die Sohle der italienischen Gripmaster wohl noch vertretbar. Komforttechnisch kommt er zwar nicht ganz an einen Timp heran, dafür sind alle anderen Eigenschaften tadellos. Fazit: Der Mtn Racer 2 ist ein perfekter Schuh für Liebhaber der großzügigen Zehenfreiheit, die ohne großen Asphalt-Anlauf viel Spaß auf den Trails haben wollen.
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Foto: Carolin Unrath
ROULEUR
PEED
SPEED
ALLROUND
ALLROUND
PRAXISTEST Trailschuhe STIRNLAMPENTeil 1/2
Text: DENIS WISCHNIEWSKI, BENNI BUBLAK FOTO: STEFANO JEANTET, ALLROUND ALLROUND
ALLROUND ALLROUND
ROULEUR ROULEUR SPEED SPEED
ROULEUR ROULEUR SPEED SPEED
ULTRA ULTRA
ULTRA ULTRA
KOMFORT KOMFORT
KOMFORT KOMFORT
ALPIN ALPIN
ALPIN ALPIN
THE NORTH FACE
NORDA
137 Euro Vectiv Enduris 2
Dass uns der Enduris im Vergleich zu seinen in diesem Jahr einzig farblich upgedateten Schwestermodellen Vectiv Infinite und Flight Vectiv (der mit der Carbonplatte) zunächst weniger aufgefallen war, lag auch an der komfortabler ausgelegten Dämpfung. Die dickere Mittelsohle schluckt einiges vom reaktiven, dynamisierenden Laufgefühl, wenngleich der Enduris ebenfalls über eine (Kunststoff-)Platte samt Rockergeometrie verfügt. Vor allem aber lag es am Oberschuh, dem nicht nur ein paar protektive Overlays und eine generell widerstandsfähigere MaSprengung terialwahl gutgetan hätten. Spätestens 6 mm am Knöchel saß er zu weit, Halt und Stabilität waren dahin. Bei gleichbleiGewicht bendem Unterbau sitzt der Nachfolger 309 Gramm(M) besser am Fuß, ohne diesen einzuen265 gramm(W) gen. Der Fersenhalt ist verlässlich, die Materialien robuster, die Polsterungen großzügiger, aber nie unangenehm steif. Allzu fordernd sollte das Terrain allerdings nicht werden, die unflexible Rocker-Konstruktion erlaubt es dem Fuß kaum, den Untergrund zu antizipieren und es wird rasch kippelig. Auch in dezenteren Farben erhältlich.
259 Euro Run 001
Geht das überhaupt, als kleines, Inhaber:innen geführtes Unternehmen einen eigenen Laufschuh in die Welt zu schicken? Einen Schuh zudem, der es mit den Trails so ernst meint, wie mit den etwas nachhaltigeren Produktionsbedingungen? Wilma und Nick Martire haben genau das gewagt. Aber das kanadische Läuferpaar war auf ihrer Mission nicht allein. Vibram liefert neben dem gewohnt tadellosen Megagrip auch eine überzeugend homogen abgestimmte Mittelsohle, bei der sich Dämpfung, Dynamik und Stabilität gut ergänzen. Der Schuh Sprengung rollt in der Ebene lässig dahin und 6 mm packt im rauen bis losen Terrain seine Qualitäten aus. Das Laufgefühl: straff, Gewicht kompakt, aber doch hinreichend kom268 Gramm (M) fortabel. Hättet Ihr gewusst, dass Vi232 Gramm (W) bram also auch Mittelsohlen kann? Der Oberschuh wird derweil nahtlos (ohne Materialverschnitt) aus der biobasierten Faser Dyneema gewebt, die bis dato etwa für Kletterseile oder Gleitschirme verwendet wurde. Auch als Schuh macht das Material Sinn und dank seiner Haptik und Flexibilität auch ziemlichen Spaß. Einzig die minimalistische, einlagige Verarbeitung fasst schmale Knöchel ein wenig zu lose. Es gibt auch eine Variante mit Spikes und wasserabweisendem Obermaterial.
Fazit: The North Face bewirbt den Enduris als ausgewiesenen Ultraschuh. Wir sehen ihn zudem als supportiven Door-to-Trailer, auch für schwerere Läufer:innen, die einen üppiger gedämpften, komfortabel gepolsterten, reaktiv rollenden und dabei stabilen Schuh suchen.
Fazit: Ein mutiges, gelungenes Debüt mit einem eigenen, angenehm schlichten und lässigen Look. Hier geht eine junge, mit diesem Sport verbundene Marke, einen eigenen Weg.
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GOLDEN GATE KIMA RT
THE ALPINE ELEVATOR.
WWW.SCARPA-SCHUHE.DE
REISE Alta Badia Fotos & Text: CHRISTIAN PENNING
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Alp iner HÖHENFLUG Keine Angst vor hohen Bergen: Kaum anderswo lässt es sich in hochalpinem Gelände so gut laufen wie in der Traumlandschaft der Dolomiten. Spektakuläre Trails und Steige rund um Alta Badia führen durch Felsmassive wie aus einem Märchen – und immer auch zur nächsten Portion Pasta. Unser Autor Christian Penning war mit einer Freundin und einem Bergführer auf eindrucksvollen Pfaden unterwegs.
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REISE Alta Badia Schroffe Felstürme, Bergmassive wie Burgen – mehrmals am Tag versinkt unser Dreiergrüppchen in Sprachlosigkeit. Nein, nicht wegen anstrengungsbedingter Hyperventilation – Okay, an einigen Anstiegen stellt sich tatsächlich Kurzatmigkeit ein. Viel häufiger aber fallen Bergführer Urs, Matilde und ich in ein gebanntes, schier andächtiges Schweigen. Wie eine überdimensionale Kathedrale ragen die Felswände des Heiligkreuzkofels, am Start der Tour auf. Madonna, welch eine überwältigende Berglandschaft! Über 500 Meter hoch baut sich also bereits am Anfang des alpinen Laufabenteuers die Westwand des Heiligkreuzkofels über Alta Badia auf. Reinhold und Günther Messner haben am Mittelpfeiler Alpingeschichte geschrieben. Oberer VII. Schwierigkeitsgrad. „Keine Panik, es geht auch einfacher“, beruhigt Urs. Er deutet auf einen Steig, der sich als dünnes Band erkennen lässt. Diagonal zieht er durch die Wand hinauf zur Kreuzkofelscharte zwischen Piz di Zuber und Piz de Medesc. Diese Route ist Teil der Four Peaks Challenge, einer anspruchsvollen Hochgebirgstour entlang der Grate der westlichen Fanesgruppe. 34 Kilometer und 2400 Höhenmeter. „Das Ganze im Laufschritt?“ Ich bin immer noch skeptisch. „Worauf habe ich mich da eingelassen?“ grüble ich. Doch bald verfliegt die Skepsis. Leichten Fußes huschen wir an Wanderern mit schweren Stiefeln und noch gewichtigeren Trekkingrucksäcken vorbei. Halb ungläubig, halb neidisch beäugent sie uns. Soweit sie vorher noch nicht von Wegen durchzogen waren, wurden die Dolomiten vor gut hundert Jahren im ersten Weltkrieg erschlossen, wie kaum eine andere Gebirgsgruppe der Alpen.
Hier verliefen die Frontlinien zwischen den italienischen Alpini und den österreichisch-ungarischen Kaiserjägern. Auch wenn viele Gipfel mit ihren jäh aufragenden Felsfassaden auf den ersten Blick mit Laufschuhen unerreichbar scheinen – fast immer gibt es einen geh- und laufbaren „Schleichweg“. Mal hintenrum, mal schräg durch die Wand, mal mit Unterstützung der Bergbahnen. Drei Tage lang werden wir im Laufschritt im Herzen der Dolomiten rund um Alta Badia unterwegs sein.
Zirben säumen, Bäche sprudeln „Kräfte gut einteilen“, lautet Urs Strategie für den ersten Anstieg. „In der Ruhe liegt die Kraft.“ Und die Ausdauer. Matilde nickt: „Es ist immer noch Trailrunning, wenn du schnell gehst. Du musst dich einfach ans Gelände anpassen.“ Oben an der Forcela Medesc auf 2.533 Metern Höhe tut sich eine weite alpine Mondlandschaft auf. Ringsum nichts als Gipfel und Felsen. Anstatt die rund 3.000 Meter hohen Gipfel der Lavarela- und Conturines-Spitze zu besteigen, nehmen wir den weniger ausgesetzten Weg durch den Naturpark Fanes zur Lavarellahütte und Faneshütte. Nach einigen Kilometern wird die Landschaft wieder grüner, lieblicher. Zirben säumen die Ufer sprudelnder Bäche. Auf der Terrasse der Faneshütte wird Pasta gebunkert. „Eigentlich ein perfekter Stützpunkt für eine Hüttentour“, meint Urs. Wegen der CoronaSituation haben wir uns jedoch entschieden, im Tal zu übernachten. Viele der Rifugios in den Dolomiten sind weit mehr als nur Schutzhütten, komfortabel und gut erreichbar. Urs Running-Guide Kollege Andreas Irsara aus Alta Badia bietet sogar geführte Touren mit Gepäcktransport zu den Hütten an.
Diese Route ist Teil der Four Peaks Challenge, einer anspruchsvollen Hochgebirgstour entlang der Grate der westlichen Fanesgruppe.
Das nächste Teilstück führt über das Limojoch. In der Bergwiese am See dahinter gönnt eine Gruppe Wanderer mit riesigen, viel zu schweren Rucksäcken den Beinen ein entspannendes Bad. „Laufen ist einfach herrlich puristisch“, sinniert Urs. „Für mich ist Trailrunning eine konsequente Evolution des Wanderns“, sagt er. Trailrunning-Camps veranstaltet er neben klassischen Bergtouren schon länger. Wieviel Unabhängigkeit und Freiheit doch in ein paar Laufschuhen und einem kleinen, leichten Laufrucksack stecken. „Da ist kein überflüssiger Ballast“, bringt es Matilde auf den Punkt. „Laufen ist erfrischend wenig materiell“, ergänzt
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Foto: Andi Frank
Ringsum nichts als Gipfel und Felsen. Anstatt die rund 3.000 Meter hohen Gipfel der Lavarela- und Conturines-Spitze zu besteigen, nehmen wir den weniger ausgesetzten Weg durch den Naturpark Fanes
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REISE Alta Badia
„Du kannst auch mit einem BaumwollShirt und dem nicht allerneusten Trailschuh rennen. Du konzentrierst dich auf das Wesentliche. Auf die Natur, auf dich.“
Urs. „Du bist fast so schnell wie mit dem Mountainbike, kannst steile Passagen in Angriff nehmen ohne einen schweren, sperrigen Rahmen zu schultern. Kein Platten, keine technischen Defekte. Keine Expressen wie beim Klettern, kein Seil.“ Keine Ausrüstung, die das Rucksacktragen zur Schlepperei macht. „Du kannst auch mit einem Baumwoll-Shirt und dem nicht allerneusten Trailschuh großartig rennen. Du konzentrierst
dich auf das Wesentliche. Auf die Natur, auf dich.“ (Wir vom Trail Magazin raten indes einen Regenschutz und auch eine wärme Isolationsschicht immer mit einzupacken, eh klar, oder?, Anm. d. R.) Singletrails und Irrwege Das Flachstück durch das weite Hochtal hinter dem Limosee ist ideal, um einen lockeren Laufrhythmus zu finden. Doch schon bald zweigt von dem
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breiten Schotterweg ein schmaler Steig mit knackigen Anstiegen ab. Der Dolomiten Höhenweg Nr. 1 führt in eine karge und gleichzeitig imponierende Felslandschaft. Kurz vor der Scharte Forca di Lago taucht die Abendsonne die Felswände der Fanesgruppe in unwirkliches Orange. Ein steiler Serpentinenpfad führt hinab zum Lago Lagazuoi, den die umliegenden Bergspitzen umranken wie die Zacken einer Krone. „Zeit für die nächste Portion Pasta“, meint Matilde ein bisschen groggy, aber glücklich, als das Tagesziel Armentarola oberhalb von St. Kassian erreicht ist. „Ach, eigentlich hätten wir gleich noch zum Passo Valparola weiterlaufen können“, scherzt Urs. Doch das ist definitiv eine Etappe für den nächsten Tag. Zum Startpunkt am Valparola Pass geht’s am nächsten Morgen mit dem
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REISE Alta Badia Shuttle. Es ist noch ruhig am Pass, einem beliebten Aussichtspunkt für Rennradler, Autowanderer und Motorradfahrer. Schmale Pfade führen hinab zum grün schimmernden Lago di Valparola. Hinterm See schlängelt sich der Weg elegant durch sonnenüberflutete Almwiesen. „Perfekt zum Warmlaufen“, schwärmt Matilde. Im Hintergrund blinken die Eisfelder des Marmolada Gletschers pastellig in der Sonne. Die Runde um den Monte Castello und um den Pico Setsas ist trotz einiger kurzer, knackiger Anstiege auch für Einsteiger gut machbar. Auf dem Weg zum Passo Falzarego tauchen die Ruinen der ehemaligen Bunkeranlagen des Forts Tre Sassi auf. Im Ersten Weltkrieg war die Festung Teil der Sperrkette der Österreicher gegen das Königreich Italien. Im oberen Abteital (Alta Badia) saßen die österreichischen Truppen, jenseits des Passes in Cortina d’Ampezzo die Italiener. Heute beherbergt der restaurierte Bunker das Museo della Grande Guerra – eine der vielfältigsten Sammlungen historischer Relikte aus dem großen Gebirgskrieg. Matilde kann sich beim Rundgang eines leichten Fröstelns nicht erwehren. Die Waffen und Ausrüstungsgegenstände sind nicht nur ein schauriges Zeugnis menschlicher Irrwege, sie lassen vor dem inneren Auge auch das gnadenlos harte Leben an der Gebirgsfront aufleben.
Per Gondelbahn geht‘s zum Rifugio Lagazuoi in 2732 Meter Höhe. Gut so, denn der Nachmittag in der dünnen Höhenluft wird auch so noch Körner kosten. Kaum ein Mensch ist noch unterwegs, sobald Matilde und Urs den Hotspot um die Bergstation hinter sich haben. Wie ein kleines, grünes Paradies liegt eine sumpfige Wiese mit wattebauschigen Wollgräsern inmitten der Felswüste auf der Nordseite unterhalb der Hütte. Zwischen boulderartigen Felsblöcken sind entlang schütterer Pfadspuren die Reste von Unterständen und Schützengräben erkennbar. Hier und da erinnern verrostete Stacheldrahtreste und Konservendosen an das Leben der Weltkriegssoldaten. Einen der Steige, die sie damals nutzen, zweigt vom DolomitenHöhenweg rechts ab und führt unter den Felstürmen des Lagazuoi Grande direkt an eine senkrechte Felswand. Sie scheint eher fürs Big-Wall-Klettern als zum Laufen geeignet. „Das war’s, wir kehren um“, denkt Matilde. Doch direkt
Urs ist sich ganz sicher: „Irgendwann wird es für fitte Alpinisten ganz normal sein, über alle Berge zu laufen.“
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Im Hintergrund blinken die Eisfelder des Marmolada Gletschers pastellig in der Sonne.
3 Touren für Einsteiger oder Profis Fanes Runde
Die hochalpine Runde zum HeiligkreuzkofelMassiv und durch den Naturpark Fanes ist ein Highlight für fitte Läufer. Per Lift zur Bergstation La Crusc 2. Vorbei an der Wallfahrtskirche zum Steig Nr. 7 und zur Kreuzkofelscharte. Von hier den Wegen Nr.7 und Nr. 12 folgen zur Lavarella Hütte und Fanes Hütte (Einkehrmöglichkeit). Aufstieg zum Limo Joch und auf breitem Schotterweg zum Limosee und zur Berghütte Ucia de Gran Fanes. Weiter auf dem Weg Nr. 11 zur Hochebene Le Gran Plan. Am Ende der Hochebene auf Weg Nr. 20B (Dolomiten Höhenweg Nr. 1) bergauf zur Forca di Lago und in steilen Serpentinen bergab zum Lagazuoi See. Nun zur Sconti Hütte und auf Weg Nr. 20 bergab zur Capanna Alpina. Per Taxi-Shuttle zurück ins Tal (alternativ weiter bis St. Kassian).
am Wandfuß führt eine steile, schottrige Rampe immer weiter nach oben. Mit Hilfe von Baumstämmen haben die Wegebauer die Rampe so präpariert, dass man sich auf einem rund 35 Grad steilen Pfad nach oben schinden kann. Warum wir laufen Doch die Plackerei lohnt sich. Ein nun deutlich flacheres Kar führt zum Joch an der Gran Forcela. Die untergehende Sonne taucht die Felsfestung des Sella Massivs auf der einen Seite und die Ampezzaner Dolomiten auf der anderen in ein schier unwirkliches Licht. Die Berge glühen wie Lagerfeuerglut. Als hätte eine unsichtbare Macht die inneren Akkus an ein Schnellladegerät angeschlossen, fühlen sich Beine und Kopf plötzlich wieder wunderbar leicht an. Urs und
Lazaguio-Schleife
Blicke auf Marmolada und Sella sowie ein exotischer Steig quer durch eine Felswand sind jeden Schweißtropfen wert. Vom Passo Valparola auf den Wegen Nr. 24 und SI Bo3 Pralongia – Rifugio Lagazuoi um den Monte Castello und Pico Setsas. Weiter zum Passo Falzarego und mit der Gondelbahn zum Rifugio Lagazuoi (alternativ 700 steile Höhenmeter auf dem Kaiserjäger-Steig). Alpine Erfahrung erforderlich. Nordseitig bergab in den Kessel mit grünem Sumpfgras, dem Dolomiten Höhenweg Nr. 1 Richtung Norden folgen. Abzweig auf Pfad 20B zum Lagazuoi Grande, auf steilem Pfad durch die Felswand und Aufstieg zur Scharte zwischen Lagazuoi Grande (2804 m) und Südlicher Fanisspitze (2989 m). Über Forcella Travenanzes auf dem Sentiero de Fronte zurück zum Passo Falzarego.
Matilde können sich kaum losreißen von dem Anblick. Zum Glück sind für den Rückweg über die Forcella Travenanzes die Stirnlampen in den Laufrucksäcken. Wie auf einem anderen Planeten kommen sich Urs und Matilde am nächsten Tag auf der Gardenacia Hochebene vor. Inmitten einer felsigen Karstwüste westlich des Abteitals wächst der Col de la Sonè wie ein Vulkankegel aus dem Boden. Urs lässt seinen Blick über das Plateau schweifen. „Immer wieder fragen mich Leute, weshalb ich laufe“, erzählt er. „Das hier ist die Antwort“, sagt er und öffnet mit den Armen den imaginären Vorhang vor dieser imponierenden Felskulisse. Flowig schlängelt sich der Weg zwischen den Karstfelsen hinüber zur nächsten Felsburg am 2665
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Sassongher-Runde
Die Route östlich des Abteitals führt durch weite Felslandschaften des Naturparks Puez Geisler. Von Colfosco mit der Gondel zum Rifugio Col Pradat. Durch die Kare auf der Südwestseite des Sassongher auf den Wegen 4A und 4 zum Bergsee Lech de Ciampei und weiter bergauf zur Forcela de Ciampei. Auf Weg AV2 nach Norden zur Puez Hütte mit prächtigen Ausblicken ins Vallelunga. Von der Hütte zurück bis zu den Abzweigungen Weg Nr. 5 und 15. Weg Nr. 15 folgen über Forcella de Gherdenacia zum Rifugio Gardenacia. Auf Weg Nr. 5 Richtung Sassongher. Steiler Gipfelanstieg zum Sassongher. Auf gleicher Route zurück zum Weg Nr. 7. Diesem entlang der Ausläufer des Sassongher Massivs folgen bis zum Abzweig Weg Nr. 4. Diesem zum Rigugio Col Pradat folgen.
Meter hohen Sassongher. Die Beine verrichten ihren Dienst wie automatisch. „Ein bisschen alpine Erfahrung und entsprechende Lauftechnik brauchst du für solche Strecken natürlich“, meint er. „Aber schließlich startest du auch zu einer großen Wandertour nicht völlig untrainiert.“ Nach drei Tagen auf den Dolomiten-Trails haben Matilde und Urs längst ihren Bergrhythmus gefunden. Längst sind sie im Dauer-Flow. Und am Joch zum Sassongher-Gipfel mit unzähligen Felstürmchen rundherum wähnen sie sich endgültig inmitten eines Fantasy-Films. Intensiver als bei einem Lauf mit minimalem Gepäck lassen sich die Dolomiten kaum erleben. Urs ist sich ganz sicher: „Irgendwann wird es für fitte Alpinisten ganz normal sein, über alle Berge zu laufen.“
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Die Summe
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La u f m ode
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Fotos: DENIS WISCHNIEWSKI MALOJA Das Aschauer Label MALOJA ist nur wenige Kilometer von der TRAIL-Redaktion entfernt und ein Chiemgauer Original. Die Ursprünge tief im Bikesport, aber 2022 mit einer lässigen Trailrun-Kollektion, die durchaus mutig rüberkommt. www.maloja.de
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ON RUNNING Die Schweizer können längst mehr als Laufschuhe mit Wolkensohlen. ON sorgen regelmäßig für große Augen, wenn es um leichte, innovative und verdammt zeitlose Lauf-Klamotten geht. www.on-running.com HOUDINI Aus Stockholm fasizinieren seit 1993 mit schlichter Outdoor-Bekleidung und in dieser Saison auch mit Laufmode, die ihren Preis hat, aber Nachhaltigkeit beim Wort nimmt und Qualität in ihrer DNA trägt. Helena trägt die Windjacke PACE und eine superleichte Shorts. www.houdinisportswear.com
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ADIDAS TERREX Haben es raus! Die Trailrunning-Teile dieser Saison überzeugen uns vorallem durch ihre eigenen Schnitte und die gute Passform. Bene trägt die Agravic Windweave Jacke und die Agravic Shorts. www.adidas.com GORE WEAR Machen souverän ihr Ding und beständig tolle Laufbekleidung. Das beste Beispiel trägt unser Model Bene: die isolierte R5 Jacke begeistert durch Passform und Materialwahl. www.gorewear.com
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THE NORTH FACE Gewagte Farbwege, aber lässig. Bene trägt Regenjacke und Shorts von www.thenorthface.com
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DYNAFIT Ein Bergfex wie Bene liebt die Teile von Dynafit - die 2in1-Shorts und die Windjacke sind Pflichtprodukte auf alpinen Trails. www.dynafit.com
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TYPEN Anna Hahner
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Marathonhoffnung, Olympionikin und zusammen mit Zwillingschwester Lisa eines der bekanntesten Laufgesichter Deutschlands. Das alles ist Anna Hahner. Nun gesellt sich eine neue Identität hinzu: Wir haben die Trailrunnerin des Jahres getroffen, die im letzten Jahr sportlich, aber auch darüber hinaus, neue Pfade eingeschlagen hat. Text: BENNI BUBLAK Fotos: RAPHAEL WEBER Hand in Hand rannten Kilian Jornet und Jason Schlarb 2016 nach 100 Meilen in Silverton ein und küssten gleichzeitig den legendären Zielstein beim Hardrock 100. „Wenn du lange Distanzen durch die Natur läufst und jene mit Mitläufern und freiwilligen Helfern teilst, erscheint dir ein Zielsprint nach 23 Stunden gemeinsamen Laufen als sinnloser Akt.“ Äußerte sich der katalanische Trailstar kurz darauf. Das kanadische Trailrunning Magazin lobte: „Kilian Jornet und Jason Schlarb zeigen großen Sportsgeist und teilen sich beim Hardrock 100 den Sieg“ Hand in Hand liefen die Zwillinge Anna und Lisa Hahner 2016 beim olympischen Marathon in Rio über die Ziel-
linie. Abgeschlagen und weit entfernt von ihrer Bestzeit, aber froh, es geschafft zu haben. „Scharfe Kritik am Jubel der Hahner Zwillinge“ titelte der Spiegel kurz darauf. Der DLV Sportdirektor schimpfte „Es wirkte, als absolvierten sie einen Volkslauf und nicht die olympische Entscheidung.“ Trailrunning und Olympischer Marathon. Beides Laufwettkämpfe und doch so verschieden. Über diesen heißen Marathontag in Rio wurde genug gesagt und so soll er in diesem Text auch nur dieses eine Mal erwähnt worden sein. Und dennoch ist diese Analogie zweier verwandter, aber doch unterschiedlicher Sportarten ein zentrales Thema dieses Porträts. Ein Porträt über Anna Hahner, die im letzten Jahr ganz plötzlich und unerwartet abgebogen ist – von der Straße auf den Trail.
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Es ist einer dieser unangenehm nassen Spätwintertage. Zu warm, um den vielen Niederschlag als Schnee im Tal ankommen zu lassen, aber immer noch so kalt, dass Mütze, Handschuhe und Tights alternativlos sind. Ich bin mit Anna Hahner zum Laufen verabredet. Besser gesagt zum Trailrunning. Wir laufen eine von Annas Trainingsrunden im Chiemgau. 10 Kilometer, 600 Höhenmeter. Dank Annas aufgeschlossenem und positiv mitteilungsfreudigem Wesen, sind wir schnell im Redefluss. Ich will von ihr wissen, was sie wohl vor zwei Jahren geantwortet hätte, wenn man sie nach Trailrunning gefragt hätte. Sie lacht. „Dass es einen Unterschied zwischen Berglauf und Trailrunning gibt, war mir damals noch nicht wirklich bewusst.“ Das hat sich inzwischen geändert. Doch von vorn: Nach einigen Veränderungen privater, aber auch
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TYPEN Anna Hahner
sportlicher Natur, zog es die gebürtige Hessin an den Chiemsee (zuvor hatte sie ein Jahr in München und einige Jahre im Schwarzwald gelebt). Der neuerliche Traum: eine erneute Teilnahme bei den Spielen in Tokyo im Sommer 2020. Doch die letzte Chance, die Qualifikationsnorm bei einem der Frühjahr-Marathons zu laufen, machte die Pandemie zunichte. Und nun? Die Form über Monate hinweg halten, ohne zu wissen, ob und wann sie noch einmal eine Chance bekommt? Eine schwierige und ziemlich zermürbende Angelegenheit. Als dann noch ein einschneidendes Erlebnis mit einem vermeintlichen Fan, der nicht in der Lage war, die Distanz zu wahren, hinzukommt, ist die Luft erstmal raus. Die Motivation und Freude am Laufen verschwunden. Doch da waren ja auf einmal die Berge vor der Haustür. „In meiner neuen Wahlheimat, dem Chiemgau, sind die Voralpen ganz nah. Mein Trainer Dan Lorang bejahte meine Anfrage, die lockeren Radeinheiten durch Wande-
An ihrem Geburtstag läuft Anna Hahner beim Madeira Island Ultratrail (42K) auf Rang drei. Rechts: Anna beim Kaffee mit Autor Benni Bublak
rungen im Gebirge zu ersetzen. Irgendwann trabte ich die Abstiege einfach hinunter, um schneller zurück zu sein.“ Beschreibt sie ihre Trailrunning-Anfänge. Im Frühjahr 2021 begleitet Anna ihren Adidas Teamkollegen Janosch Kowalczyk bei dessen Everesting-Projekt im Allgäu und lernt dort auch Marcel Höche kennen. Dieser nimmt sie kurz darauf mit in die Berge zum Laufen und überredet sie, bei ihrem ersten Trail-Wettkampf zu starten. Anna meldet sich also beim Kaiserkrone Speedtrail an. Lustigerweise über den für sie ganz ungewohnten, offiziellen Weg. Onlineformular ausfüllen. Startgeld zahlen. „Das letzte was ich wollte, war groß Aufmerksamkeit erregen. Meine Absicht etwas unter dem Radar zu bleiben, erübrigte sich aber schon kurz darauf, als mich der Veranstalter kontaktierte und fragte, ob ich für Interviews bereitstünde.“ Anna’s erster Trailwettkampf war gleich erfolgreich. Sie siegte und, viel wichtiger, fand sofort großen Gefallen am Laufen
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im Gelände. Nachhaltig begeistert war sie aber vor allem von der Trail Community und dem lockeren und zwanglosen Beisammensein bei Bier und Snacks vor und nach dem Lauf. „Das Trailrunning kam für mich genau zum richtigen Zeitpunkt“, sagt die 32-Jährige, die seit über einem Jahr ohne Laufuhr unterwegs ist. Auch das hat mit der zurückgewonnenen Freude am Laufen zu tun. „Ich hatte Angst, dass mir der Spaß an meiner großen Leidenschaft, dem Laufen, verloren geht. Dass ich das verliere, was mein Leben ausmacht und was es noch bis ins hohe Alter ausmachen soll. Ich wollte dieses Gefühl zurück, was ich hatte, als ich 17 war und mit dem Laufen begonnen hatte. Also habe ich die Uhr beiseite gelegt.“ Genau dies scheint dann auch ein Grund zu sein, warum dem Gefühlsmensch Anna Hahner der Einstieg in das Trailrunning so hürdenlos gelang. Dieses Laufen nach Körpergefühl, was im Trailrunning, wo Splitzeiten und Pace eine eher untergeordnete Rolle
„Ich denke beide können voneinander lernen. Das Trailrunning von der Leichtathletik und umgekehrt“
sehe die Unterschiede gar nicht so sehr zwischen dem Otto-Normal-MarathonLäufer und dem Trailrunner. Anders ist es vielleicht bei denen, die wirklich mit der klassischen Leichtathletik sozialisiert wurden. Auf der Bahn existiert es dann doch noch: Dieses Konkurrenzdenken, das öfters auch den Weg über den Wettkampf hinausfindet. Beim Trailrunning ist das anders. Da gibt man alles im Wettkampf, um schneller als die Konkurrenten zu sein. Aber davor und danach ist der Respekt riesig und basiert nicht selten sogar auf echten Freundschaften.“
Anna’s Stärken! Natürlich liegen diese nach 15 Jahren Leistungssport auf höchstem Niveau noch immer in der Ebene und auf der Straße. Wie sind sie denn nun gestrickt, die Trailrunner einerseits und die Straßenläufer andererseits? Wer, wenn nicht Anna Hahner, könnte dies nun besser beurteilen. „Ich
Aber natürlich ist auch im Trailrunning nicht alles gold was glänzt: „Ich denke beide können voneinander lernen. Die Leichtathletik mit ihren festen Strukturen vom Trailrunning eine gewisse Freiheit und Lockerheit. Und das Trailrunning vom organisierten Laufsport, wie man Kräfte bündelt und vereint, um
Foto: Ian Corless
spielen, deutlich ausgeprägter ist, war der Adidas-Athletin ohnehin schon immer sehr nahe. Wir sind inzwischen am höchsten Punkt unserer Route angekommen. Hoch genug, dass der starke Regen in Schnee übergegangen ist. Allein an Annas Routenauswahl merkt man, wie sehr sie diese neue Art zu Laufen verinnerlicht hat: Forststraßen und einfache Wege hinauf, steile und anspruchsvolle Singletrails hinab. Der Schnee auf dem schmalen Trail macht das Laufen nicht gerade einfacher, teilweise ist es sogar etwas ausgesetzt. Doch Anna lässt es laufen. „Downhill macht mir richtig Spaß“, sagt sie. Das ist nicht zu übersehen, denn im Gegensatz zu manch anderen Trail-Umsteiger:innen, scheint ihr das Bergablaufen im Gelände im Blut zu liegen. Als ich von meinen Skyrunning Plänen diesen Sommer berichte, steigt sie sofort mit ein. „Tromso Skyrace!“ klar, ist ihr natürlich ein Begriff. Die Aussage, dass Skyrunning auch auf ihrer Agenda ziemlich weit oben steht, verwundert mich dann doch etwas und ich frage nach dem Warum. Die Antwort lässt mich schmunzeln: „Schon, weil es am weitesten weg vom klassischen Laufsport ist“, sagt Anna und fügt hinzu: „Ich will bewusst etwas machen, wo ich weiß, da liegen jetzt nicht meine Stärken. Nur so kann ich mich weiterentwickeln.“
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TYPEN Anna Hahner gute Dinge voranzubringen.“ Unsere nasse aber kurzweilige Laufrunde ist inzwischen beendet und wir sitzen im trockenen beim Kaffee. Natürlich müssen wir noch über die Zukunft reden. Dass dieses Trailrunning viel mehr als nur eine kurze Episode einer passionierten Marathonläuferin sein wird, ist in unserem Gespräch klar geworden. Nein Anna Hahner ist ab diesem Jahr Adidas Terrex Athletin (zuvor Adidas Running) und hat in den kommenden Jahren so einiges vor auf dem Trail: „Es sind vor allem auch die langen Distanzen, die mich faszinieren. Dieser starke mentale Aspekt, das lange Beschäftigen mit dir selbst und den eigenen Gedanken.“ Letzteres ist etwas, was für Anna alles andere als fremd ist. Seit Rio 2016 zieht sich die studierte Religionslehrerin regelmäßig für eine Woche in ein Kloster zurück, um „mir wieder bewusst zu werden, was ich eigentlich fühle.“ Ein fest strukturierter Tagesablauf, der mit dem Morgengebet um 6 Uhr beginnt, wartet dort auf sie. Ablenkungen und Zerstreuungen durch Medien oder ähnliches, gibt es keine. Das Smartphone bleibt aus. „Es ist natürlich nicht verpflichtend an allen Programmpunkten teilzunehmen. Ich mache aber eigentlich immer alles mit“, schwärmt
die gläubige Katholikin von ihrer Auszeit. Dass Anna irgendwann mal einen 100 Meiler läuft, will sie also überhaupt nicht ausschließen. Dieses Jahr soll die längste Distanz der 55 Kilometer lange OCC im Rahmen des UTMB werden, wo sie sich der internationalen Konkurrenz stellen will. Gerade von den internationalen Rennen, auf welche sie sich dieses Jahr noch mehr fokussieren möchte, verspricht sie sich einiges. „Natürlich ist es immer ein gutes Gefühl, wenn man Rennen gewinnt. Aber ich will langfristig herausfinden, was in diesem Sport möglich ist. Da ist es mir kurzfristig erstmal egal, wenn mir bei internationalen Wettkämpfen meine Grenzen aufgezeigt werden, wenn ich dafür langfristig dazulerne.“ Wer sind die Hahner Twins? Dies anhand des Social Media Auftritts der beiden Zwillinge zu beurteilen, fiel uns
Da ist es mir kurzfristig erstmal egal, wenn mir bei internationalen Wettkämpfen meine Grenzen aufgezeigt werden, wenn ich dafür langfristig dazulerne.“
nicht immer leicht. Während die eine („Lisa ist noch immer Feuer und Flamme für die Straße“) inzwischen in der Hauptstadt weilt, dürfen wir nun hautnah miterleben, wie die andere eine neue Leidenschaft für sich entdeckt. Die 32-jährige Anna Hahner ist neugierig, entdeckungshungrig und tatkräftig, jemand der sich lieber von ihren Gefühlen als von äußeren Zwängen leiten lässt. Aber auch eine Läuferin, die schon viel erlebt und gesehen hat, die schon in jungen Jahren mit Dingen konfrontiert war, die andere ihr ganzes Leben nicht bewältigen müssen. Trailrunning ist deshalb keine Flucht für Anna, aber doch eine willkommene Gelegenheit, den Fokus neu zu justieren. Etwas weg vom Leistungsdruck und den hohen Erwartungshaltungen von Außen, zurück zum wirklich Wichtigen, der Freude am Laufen. Was natürlich am Ende immer die fundamentale Basis für Spitzenleistungen sein muss. Jene wird Anna auch in Zukunft erbringen, da sind wir uns sicher. Nur eben an der Zugspitze und am Mont Blanc statt am Brandenburger Tor und am Zuckerhut. Ob diese Erfolge dann mit „Hände in die Höhe“ oder „Hand in Hand“ enden, wird dann zum Glück nicht mehr von Bedeutung sein.
Anna Hahner mit ihren Team Mitgliedern vom Adidas Terrex Team
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Mit einem Fuss im Meer
Manche von Euch werden sich erinnern. Ich hatte da noch eine Rechnung offen. Ein Etappenlauf von Świnoujście, von Swinemünde über Usedom und Rügen bis nach Hiddensee. Ausgedacht als Pandemieprojekt. Und es ist ja nicht so, als wenn das mit der Pandemie schon so richtig ausgestanden wäre. Damals im vergangenen Spätsommer aber war Usedom so überbucht, dass an eine kurzfristige Übernachtung am Weges-
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Nirgends hat Deutschland so viele Sonnenstunden wie auf der Ostseeinsel Usedom. Zugegeben, von einem spätwinterlichen Märzwochenende war in dieser Statistik nicht die Rede. Und dennoch, der pure, mal karge und dann wieder überbordende Charme der Insel entfaltet sich um so besser, je weniger Menschen diese Landschaft verstellen. Und für ein Bad in der Brandung hat es ja beinahe auch noch gereicht. rand, also ein Pensionszimmer eben dort, wo die Füße nicht mehr tragen wollten, nicht zu denken war. Urlaub in Deutschland war wieder ‚in’. Und plötzlich wollten alle an die Ostsee. Nun, ein halbes Jahr später ist die Insel zwar nicht leer. Aber sie liegt sichtlich entspannt in den Ausläufern des Winters. Die Tage werden wieder länger, die Sonne probiert sich schon mal aus, glitzert in guten Momenten funkelnd durch den Strandhafer. In nicht minder guten Momenten pfeift der Wind kalt um die Ohren. Da subtrahiert die Stimme im Radio noch einmal drei Grad und rät, sich entlang der Küste lieber an die gefühlten Temperaturen zu halten: Cashmere-Mütze statt Ciele-Cap, MerinoTights und Lagenlook. Apropos Lage: Zinnowitz, Schubertstraße 4b. Unser Basecamp für dieses verlängerte Wochenende heißt nicht ohne Grund Panoramahaus. Ein Ferienhaus mit viel Holz, viel Glas und noch mehr Freiraum. So schön, so geräumig und so groß geschnitten, dass wir es auch als Quartier für einen Laufurlaub (selbstredend könnte man zusätzlich noch die Rennräder mitnehmen) mit der Crew, Clique, mit dem Lauftreff emp-
REISE Usedom
fehlen können. Zumal, wenn man nach langen Tagen gemeinsam gut kochen will. Die Ausstattung: professionell (die Küche), geschmackvoll und gemütlich (der riesige Esstisch vor den Panoramafenstern). Aber halt, waren wir nicht zum Laufen gekommen? Weshalb ich diese viertägige Reise in vier Kapitel unterteile, vier Laufregionen. Der Strand Was für ein Strand. Ein 42 Kilometer langes Sandband, in seinen besten Momenten mehr als 70 Meter breit und der längste zusammenhänge Sandstrand Deutschlands. Bei Weitem. Hatte diese Zahl nicht auch irgendwas mit dem Laufen zu tun? Also die 42 Kilometer, nicht die 70 Meter. Ein langer Lauf also. Könnte zäh werden, so früh in der Saison. Notiz an mich: Hatte ich mir nicht mal vorgenommen, das mit den langen Läufen wegzulassen? Also während des Winters. Diese 37 Kilometer meiner heutigen Tour sind indes mindestens zwölf Kilometer jenseits meiner gegenwärtigen Komfortzone. hohem Tempo auf den ersten , ImMitKaiserbad Heringsdorf steige ich flachen vier Kilometern: Sara Alonso. aus dem Zug. Ein Touristenörtchen zur Vorsaison. Bei Wellensteyn, (warum hat eigentlich jeder Ort am Meer einen Wellensteyn-Laden?) werden gerade die Anoraks nach draußen gehängt. OstseeUniformen. An der Promenade ist was los, am Wochenende ist Schlittenhunderennen. Ich renne in die andere Richtung. Und erstmal über den Kulm, den, nun ja, Hausberg von Heringsdorf. Am Fuß, im ehemaligen Strandcasino, ist der O’Room, das vermutlich beste Restaurant entlang der Ostseeküste. Aber das weiß ich erst seit gestern Abend. Das Tolle an diesem Lauf (also neben seiner extrem logischen Streckenführung, immer geradeaus): Eigentlich kann man sich permanent und situativ für unterschiedliche Laufuntergründe entscheiden. Am Strand lang, mit einem Fuß fast im Wasser, weil der Sand dort am festesten ist. Oder durch den dahinterliegenden Waldgürtel mit seinen tatsächlichen Singletrails samt knappen, aber knackigen Anstiegen. Zwischendurch kann man es auf dem an der seeabgewandten Seite liegenden Radweg auch mal rollen lassen. Ich wechsele so alle vier, fünf Kilometer, so als kleine Motiva-
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Am Strand entlang, mit einem Fuß schon fast im Meer? Über die flowigen, kupierten Wurzeltrails im Dünenwald? Oder es auf dem Radweg dahinter rollen lassen?
tionshilfe. Was unbedingt noch erwähnt werden muss: Spätestens ab Juni riecht dieser Pinienwald, der natürlich keiner ist, nach Mittelmeer. Da ist sie wieder, die Sonneninsel Usedom. Der Gnitz Beginnt gleich hinter Zinnowitz und ist eine Halbinsel und der am wenigsten besiedelte Teil, der in ihrem Hinterland ohnehin dünn besiedelten Insel. Dort war ich bereits am späten Nachmittag unserer Ankunft unterwegs und wünschte, ich hätte mehr Zeit gehabt. Weil sich diese leere Landschaft, wie alle leeren Landschaften, mit jedem Kilometer umso eindrücklicher entfaltet. Einen Berg gibt es auch, den Weißen Berg, beschauliche 32 Meter hoch. Eigentlich ist es mehr eine Steilküste, die man aber unbedingt erlaufen sollte. Salzgraswiesen, offene Buschlandschaften, rollen lassen. Und nicht wundern, irgendwann
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wird es nass unter den Füssen. Wer grad keineHappy Lust hat, knöcheltief einzusinken, und gezeichnet von der solltebislang an derlängsten OstküsteDistanz des Gnitz, am Achauf Trails: Anna Hahner. terwasser, die befestigten Arbeitswege wählen. Macht aber nur halb so viel Spaß. Am meisten Spaß macht auf dem Gnitz das für gewöhnlich von Ende März bis Oktober geöffnete Café Seelchen, ein saisonales Sommercafé, wie man es vielleicht aus den Skandinavienurlauben kennt. Guter Kaffee, hausgebackene Kuchen, eine lässige Atmosphäre und abends (oder nachmittags) auch Wein, Bier und eine gute, vor allem entspannte Atmosphäre. Geöffnet, und zwar immer, hat auch die zur Bücherei umgenutzte Telefonzelle eine Straßenecke weiter. Lauflektüre habe ich allerdings vergeblich gesucht. Das Achterland So etwas wie die Toskana von Usedom. Eine von kleinen Dörfern und sanften
REISE Usedom Hügeln geprägte weite Landschaft zwischen den Meeren. Genauer, zwischen dem Stettiner Haff und dem Achterwasser, von dem das Achterland seinen Namen hat. Rein geographisch betrachtet ist das Achterwasser eine Lagune des Peenestroms, eines Meeresarms der Ostsee, der die Insel Usedom vom Festland trennt. Das Achterland war lange agrarisch geprägt, Gutshöfe und kleine Bauern- und Fischerdörfer. Laufen kann man eigentlich der Nase nach. Nur sollte man einmal am Wasserschloss Mellenthin vorbeikommen. Das Schlosscafé rühmt sich zurecht für die Rezeptur der frisch gebackenen Waffeln. Im Hafen von Rankwitz findet sich die beste Fischräucherei der Insel. Badestellen sind nie weit. Das Gute an ausgedehnten Runden auf dem Achterland ist auch, dass sie mit dem Fahrrad begleitet werden können, ohne allzu oft auf einen schnöden Radweg oder gar eine Straße ausweichen zu müssen. In dieser Kombination haben wir einen (endlich) sonnigen Nachmittag und rund 25 Kilometer zurückgelegt. Mit Waffeln, Räucherfisch (fürs Abendbrot im Panoramahaus), ohne Bad im Achterwasser. Am nächsten Morgen immerhin standen wir in Zinnowitz bis zur Hüfte im Meer.
DIE INSEL USEDOM Reiseregion Für einen Laufurlaub mögen wir Usedom ganzjährig mit Ausnahme der absoluten Hauptsaison (von Mitte Juni bis Ende August) empfehlen. Die Insel ist exzellent mit Fahrradwegen und leidlich gut mit öffentlichem Nahverkehr versorgt. Wer ohne eigenes Auto anreist, sollte aber entlang der Strandlinie absteigen. Parallel zu diesem verläuft die einzige Eisenbahnlinie der Insel. Wir waren in Zinnowitz, das gerade über die Sommermonate ein wenig ruhiger ist als die drei Kaiserbäder Ahlbeck, Heringsdorf und Bansin. Singletrails liegen vor der Haustür. Unterkunft So Urlaub machen, wie man gerne wohnen würde: Das Panoramahaus hat eine Sauna, eine Siebträger-
Świnoujście Einen Reisetag sollte man unbedingt für Swinemünde und den polnischen Teil der Insel Usedom verwenden. Sollte (etwa im Kura Chata) Piroggi essen, die gefüllten Teigtaschen, das polnische Nationalgericht. Und, wenn es denn ums Laufen geht, am Hafen von Świnoujście die Fähre auf die andere Seite der Swiná nehmen. Fünf getrabte Minuten vom Fähranleger beginnt die Steilküste von Wolin mit ihren ausgedehnten Kiefernwäldern. Also durch den Wald auf wurzeligen Trails und federnd moosigen Wegen Richtung Osten und unten am Wasser zurück. Immer der Abendsonne entgegen. Und am Wendepunkt dieser kommoden Runde die lange Treppe mitnehmen, die im Nationalpark Wodin den Strand mit dem Kawcza Gora, dem Kaffeeberg verbindet. Dass man in Swinemünde auch gleich noch tanken könnte, habe ich jetzt nicht gesagt.
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maschine, einen exzellent kuratierten Weinkühlschrank, viel guten Stil und vor allem hinreichend Raum für (mindestens) sechs Leute. Auch perfekt für eine Laufreise unter Freund:innen, die kommunikative und beinahe professionell ausgestattete offene Küche. www.panoramahaususedom.de Gegen den Hunger Im Seebad Heringsdorf empfehlen wir das radikal lokale Konzept des jungen Küchenchefs André Kähler, der die handwerkliche Produktküche aus seinem Fine-Dining-Restaurant The O`Room nebenan im O’ne als zeitgemäße Wirtshausküche serviert. Beide Restaurants befinden sich im historischen Strandcasino. Im Inselinneren hat sich der ehemalige Fernsehkoch René Bobzin mit seinem im besten Sinne bodenständigen Fisch-
restaurant Bauerstube Morgenitz niedergelassen. Auf dem Gnitz gibt es, mindestens im Sommer, das sehr skandinavische Café Seelchen der (ehemaligen) Triathletin Alina Bull. Räucherfisch für die Brotzeit holten wir in der Alten Fischräucherei in Rankwitz. strandcasinomarc-o-polo.com bauernstube-morgenitz.de gnitzer-seelchen.de Lieblingstrail Der Strand- und Dünenwaldtrail von Heringsdorf bis an die Nordwestspitze der Insel. Durch die parallel verlaufende Eisenbahn kommt man leicht zum Start- oder eben Zielort. Zudem kann man permanent zwischen dem Sandstrand und den Singletrails in den dahinter verlaufenden Wäldern wechseln oder auch mal für ein paar Kilometer entspannt auf dem Radweg rollen
LESS MEANS FASTER. ULTRATRAIL FX. ONE SUPERLITE
& STABIL
TRAINING Mobilisieren & Stabilisieren
MOBIL Text: BENNI BUBLAK Foto: ROMINA AMATO
Trailrunning-Profis wie Judith Wyder wissen wie wichtig eine bewegliche und kräftige Muskulatur ist!
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Mobilisieren und Stabilisieren. Das wohl unbeliebteste Thema von uns Läufer:innen wird viel zu oft vernachlässigt. Anstatt Euch einfach ein paar Übungen vorzustellen, soll sich dieses Spezial der Thematik grundsätzlich nähern, Hintergründe erläutern und Hilfe zur Selbsthilfe geben. Workouts gibt es zum Schluss natürlich dennoch. zweifelsfrei so, dass statisches Dehnen („Eine echte mobiliFür Trailrunner:innen gibt es nichts Schlimmeres, als auftätserhöhende Dehnung dauert 45 bis 90 Sekunden“, sagt grund von Verletzungen pausieren zu müssen. Wenn der Jan) die Flexibilität unserer Muskulatur erhöht. Auch wenn Zwang zur Laufpause einmal da ist, werden wir zu wahren der genaue Mechanismus hier noch nicht erfasst ist, erhöht Meistern der Selbstbehandlung. Wir kneten und massiesich unsere Dehnungstoleranz durch stetiges Wiederholen ren, wir rollen und drücken, wir dehnen und kräftigen… von spezifischen Übungen. Die damit erreichte Flexibilität Doch am Ende dauert das Ausheilen einer Verletzung so beschreibt aber nur unser passives Bewegungsausmaß, lange, wie es eben dauert. Mal nur zwei Wochen, mal vier welches eben durch Drücken und Ziehen erreicht wird. MoWochen, manchmal aber auch mehrere Monate. Wichtiger bilität hingegen beschreibt den Bewegungsradius, der akals nur die Symptome zu behandeln, ist nun herauszufintiv über motorische Kontrolle erreicht werden kann. Also den, was zur Verletzung geführt hat. Denn fast immer liedie Bewegungsamplitude, die wir über unsere Muskulatur gen den typischen Überlastungssyndromen funktionale aktiv ansteuern können. Hier kommt also das Schwächen im Bewegungsapparat zu Grunde. Krafttraining ins Spiel. Wer viel dehnt oder Da diese höchst individuell sind, gilt es, seinen Der Experte: sehr flexibel ist, hat unter Umständen eine Körper gut kennenzulernen. Dieser Prozess Jan Frieling hohe Beweglichkeit, kann diese aber eventuell dauert viele Jahre und ist wahrscheinlich niemals abgeschlossen. Dabei ist jede Verletzung, In seiner Jugend war Jan ein sehr am- nicht mit ausreichender Muskelkraft stabiliist sie noch so ärgerlich, die beste Lehrstunde bitionierter und erfolgreicher Triath- sieren. Je größer der Unterschied zwischen lon Kader Athlet. Nach einer schwieüber den eigenen Körper. Noch besser, aber rigen Verletzung entwickelte er eine aktiver und passiver, Mobilität vs. Flexibiliauch weitaus schwieriger ist es natürlich, der große Leidenschaft für die manuelle tät, ist, desto höher ist die Verletzungsgefahr Verletzung zuvorzukommen und Schwächen Therapie. Heute leitet der erfahrene (Umknicken etc.) während des Sports, da Physiotherapeut und Osteopath eine im eigenen Bewegungsapparat auszumachen, eigene Praxis in der Münchener Innen- die Motorik instabil wird. Statisches Dehnen bevor sie zu Problemen führen. stadt. Zu seinen Kunden gehören fast kann also helfen, den Bewegungsradius zu erWir haben uns also gefragt: Welche systema- ausschließlich Sportler. Darunter viele höhen, sollte aber immer mit der entsprechenSpitzen-Athleten. den Kräftigung der beteiligten Muskulatur tischen Probleme verbergen sich hinter Verbegleitet werden. letzungen und Überlastungen? Und wie kann ich sie beheben? Kräftigen und Stabilisieren Um uns diesem komplexen Thema zu nähern, Das Kräftigen und Stabilisieren ist für die haben wir mit dem Physiotherapeuten und Verletzungsprophylaxe daher noch entscheiOstheopathen Jan Frieling gesprochen. Jan dender, als das Dehnen. Verkürzte Muskubehandelt in seiner Praxis in der Münchener latur (was nichts anderes bedeutet als MusInnenstadt seit vielen Jahren Hobby und Prokulatur, die in ihrer Bewegungsamplitude fisportler gleichermaßen. Fußballer vom FC eingeschränkt ist) kann zwar kurzfristig Bayern gehen bei ihm genauso ein und aus wie durch Stretching wieder mobilisiert werden, die Trailrunnerinnen Eva Sperger und Anna stärkt man allerdings nicht den entsprechenHahner. den Antagonisten des verkürzten Agonisten, „Ein gesunder Muskel ist beides: beweglich und wird der Muskel immer wieder verkürzen. kräftig. Was bringt dir ein aufgepumpter MusDie berühmte muskuläre Dysbalance. Ein gukel ala Arnold Schwarzenegger, wenn der in tes Beispiel ist der Gesäßmuskel (Agonist). Ist seiner Bewegungsamplitude eingeschränkt ist dieser, beispielsweise durch dauerhaftes Sitund andersrum, was bringt es dir ein Schlanzen geschwächt, vermag er die hüftbeugende genmensch zu sein, wenn keinerlei stabilisieMuskulatur (Antagonist) nicht mehr zu strerende Kraft vorhanden ist, um Bewegungsabcken. Diese passt sich durch Verkürzung an. läufe korrekt auszuführen“, erklärt uns Jan. Als Folge kippt das Becken nach vorne und Es gilt also beides zu beachten, das Dehnen und wird instabil. Empfindliche Gelenke, wie zum Beispiel das Mobilisieren einerseits sowie Kräftigen und Stabilisieren Knie, werden übermäßig belastet. Bei Dauerhaftem Traiandererseits. ning halten sie dieser Belastung irgendwann nicht mehr stand. Die Verletzung ist da (ITBS etc…). Die Maxime lautet Dehnen und Mobilisieren also: Starke Muskelpartien vorrangig dehnen, schwache Dass Dehnen verletzungspräventiv wirkt, bzw die RegeneMuskelpartien vorrangig stärken. Beispielsweise ist beim ration beschleunigt, wurde nie bewiesen. Dennoch ist es
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TRAINING Mobilisieren Die Top5 der Dehnung & Stabilisieren
Kraft:
Läufer und beim Trailrunner besonders, der oft nach vorne gebeugt den Berg hochmarschiert oder läuft, die hüftbeugende Muskulatur (vorrangig der Lenden-Darmbeinmuskel - oft vereinfacht Hüftbeuger genannt) stärker ausgeprägt, als die hüftstreckende Muskulatur, welche sich vorrangig aus der Gesäßmuskulatur (Gluteus maximus, G. Medius) und der hinteren Oberschenkelmuskulatur zusammensetzt. Gesäßmuskulatur, hinterer Oberschenkel, aber auch gerade und seitliche Bauchmuskulatur sowie der untere Rücken sollten also im Fokus eines jeden Läufers stehen. „Den Rumpf kann man als Läufer nicht oft genug kräftigen“, meint Jan Frieling. „Hier bricht man als erstes ein. Wenn die Rumpfstabilität nicht mehr da ist und man anfängt ein wenig drin zu sitzen, ist man irgendwann nicht mehr in der Lage einen langen Schritt zu ziehen.“ Gerade Trailrunner, auf die beim Bergablaufen nochmal weitaus höhere Kräfte wirken und die meist sehr lange unterwegs sind, profitieren hier von einer kräftigen Muskulatur. Stabilitätstraining reduziert also nicht nur die Wahrscheinlichkeit von Verletzungen, sondern verbessert auch deine Laufeffizienz.
Einbeinige Übungen sind sehr Läuferspezifisch, weil sie die Flugphase gut abbilden.
Single Leg Dead Lift
Der Single Leg Deadlift trainiert die komplette hintere Partie: Gesäßmuskel, hinterer Oberschenkel und Rückenstrecker. Außerdem wird die allgemeine Balance und Stabilität trainiert. Am besten mit Kettle Ball oder Gewicht arbeiten. Achte darauf den Rücken gerade und das Becken senkrecht zu halten. Um die komplette Bewegungsamplitude auszunutzen, kannst du dich auf ein Podest oder ähnliches stellen.
Ob Mobilität oder Stabilität: Kontinuität ist key „Am Ende ist jeder individuell. Bei Läufern gibt es mit Sicherheit Typen, denen fehlt eher die Mobilität und wieder Andere, denen mangelt es eher an der Stabilität“, fasst Jan zusammen. Ein jeder wird ein Gefühl haben, was bei ihm eher zutrifft. Falls nicht, helfen einfache Funktionstests, um Beweglichkeit (Thomas Handgriff, Vierer Zeichen, Drehmann Zeichen etc.) und Kraft (Einbeinige Kniebeuge, Bunkie Test etc.) zu untersuchen. Ein gutes Training besteht also sowohl aus Mobilitätseinheiten als auch Krafttraining. Mobility Training und Dehnen muss nicht zwingend direkt nach dem Laufen stattfinden. Auch vor dem Laufen ist der Mehrwert eher gering (hier helfen wenn dann dynamische Aufwärmübungen statt statische Dehnübungen). Für das Krafttraining empfiehlt Jan spezifisches und aufbauendes Training in die wettkampffreie Zeit zu legen. Darüber hinaus sind regelmäßige kurze Workouts, vorrangig für den Rumpf, zu empfehlen. 3-6 mal die Woche 15 Minuten sind mehr als gut investiert. Routine und Regelmäßigkeit sind hier Gold wert. Diese Einheiten sollten am besten im zeitlichen Abstand zum Lauftraining stattfinden. Zum Beispiel am frühen Morgen oder späten Abend. Wir haben für euch je drei Mobilitäts- und drei Kraftübungen rausgesucht, die spezifisch für Läufer und Trailrunner geeignet sind. Diese kleine Auswahl dient jedoch nur als Anregung. Am Ende sollte jeder selbst herausfinden, wo die jeweiligen Defizite liegen und welche Übungen am besten weiterhelfen. Die meisten Übungen, so auch unsere, lassen sich sehr gut daheim mit einfachen Hilfsmitteln umsetzen.
Single Leg Squat
Die klassische Kniebeuge. Nur auf einem Bein. Dabei werden vorrangig Gesäßmuskel, vorderer Oberschenkel und Waden trainiert. Und natürlich wieder die Balance. Den Hintern so weit wie möglich nach hinten drücken und das Knie nicht über die Zehenspitzen hinaus strecken. Fortgeschrittene arbeiten zusätzlich mit Gewichten. Die Kniebeuge kennt dutzende weitere Varianten.
Single Leg Bridge
Auch Beckenheben genannt. Stärkt erneut Gesäß und Beinrückseite, aber auch den kompletten Rumpf. Anfänger beginnen mit dem beidbeinigen Beckenheben. Erst nur mit Halten und dann das Becken wiederholt bis kurz über den Boden absenken und wieder in die Ausgangslage bringen. Rücken gerade und Hüfte senkrecht halten. Die einbeinige Variante erhöht die Beteiligung der Bauchmuskulatur.
Ein letzter Tipp von Jan für langfristigen Spaß am Laufen lautet: „Bitte trainiert nicht in unbekannten Schmerz hinein, sei er auch noch so klein. Bei jedem Signal des Körpers gilt es der Ursache auf den Grund zu gehen und früh zu handeln.“
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Mobility: Nur eine kleine Auswahl. Sollte durch weitere Übungen ergänzt werden.
Couch Stretch
Der Klassiker um deinen Hüftbeuger aufzudehnen. Kann man an einer Wand oder eben an der Couch ausführen. Das Knie so weit wie möglich an die Wand stellen und das Becken nach vorne schieben und das Gesäß anspannen. Am besten Yogamatte oder Handtuch als weiche Unterlage für das Knie nutzen.
Dehnung des Piriformes im Stütz
Beim Yoga auch die Taube genannt. Dehnt den häufig verkürzten M. Pirformis (ein tiefer Hüftmuskel zwischen Kreuzbein und Oberschenkel der die Hüfte stabilisiert). Bei richtiger Ausführung entsteht ein starkes Dehngefühl im äußeren Gesäß und im hinteren, äußeren Oberschenkel.
* Vom Schatten ins Licht
Ausfallschritt mit Rotation
In den Ausfallschritt gehen und beiden Hände neben dem vordern Fuß auf dem Boden ablegen. Das hintere Knie ist leicht gebeugt. Allein diese Position trainiert die Hüftstreckung. Nun den beinseitigen Arm im Halbkreis nach oben bewegen und mit Augen und Oberkörper folgen. Die Hüftrotation wird angeregt.
MOMENT DER AUSGABE Barkley Marathon
Jasmin macht Spaß Es gibt wohl nur ein Rennen auf dem Planeten, wo das DNF fast garantiert ist. Der Barkley Marathon. Zwei sehr sympathische Läuferinnen, eine aus Deutschland, eine aus England reisten trotzdem nach Tennessee… Genauso gibt es nur ein Rennen auf dem Planeten, dessen eigentlicher Star der Race Direktor ist. Rauschebart, Hornbrille, rote Geezer Mütze und die Zigarette im Mund. Das Startzeichen des Barkley Marathons. Lazarus Lake ist ein kauziges Original. Einer mit tausend verrückten Ideen im Kopf, die den wenigen Teilnehmern dieses Laufes das Leben schwer machen, aber eben auch die Anziehungskraft dieses Laufes ausmachen. Ein Lauf, der so viele skurrile, interessante und erzählenswerte Geschichten vereint, dass die dutzend Dokus und Reportagen, die es über den Barkley schon gibt, wohl nicht die Letzten gewesen sind. Selbst die ARD war dieses Jahr mit einem Kamerateam vor Ort und begleitete die einzige deutsche Teilnehmerin unter den 40 Läufer:innen. Es ist wohl unbestritten, dass niemand aus der hiesigen Szene besser für diese außergewöhnliche Herausforderung geeignet wäre, als Marina Kollassa. Finisherin des Tor de Geants und deutsche Rekordhalterin im Backyardultra (51 Runden). Die Bottroperin bekam die Startnummer 1. Diese ist beim Barkley traditionell für das größte Greenhorn reserviert. Der oder die Läufer:in, die wohl als erstes den Hut wirft. The „Human Sacrifice“, um es mit Laz’s Worten auszudrücken. Marina nahm das, wie könnte es bei ihr anders sein, mit Humor. Sie finishte Runde 1, blieb aber über dem Zeitlimit. Diesen Trip nach Tennessee wird sie dennoch so schnell nicht vergessen.
jemals die kompletten 5 Runden beendet. Diese Frau könnte das ändern. Unglaublich inspirierend. „What a boss!“ Sagte Courtney Dauwalter über die Inov-8 Athletin. Übrigens: Die 5 Runden beendete auch im dritten Jahr in Folge kein Teilnehmer. Letzter Finisher war 2017 John Kelly. Am weitesten kam der Belgier Karel Sabbe, der zwar auf Runde 4 startete aber zum Camp im Frozen Head State Park nicht auf den eigenen Beinen, sondern im Auto eines Rangers zurückkehrte. Eine weitere dieser unglaublichen Geschichten, die nur der Barkley schreibt. Dessen Details man aber schon selber recherchieren muss. Ein wenig Mysterium muss schließlich bleiben. Denn davon lebt er. Der Barkley Marathon.
Über eine weitere Frau muss hier aber unbedingt auch noch geredet werden. Nein, ausnahmsweise mal nicht über Courtney Dauwalter, die nach einer Runde aussteigen musste. Die Rede ist von Jasmin Paris. Die Britin finishte bei ihrem Barkley Debut als erste Frau seit 9 Jahren den Fun Run (3 von 5 brutalen 20 Meilen-Runden). Wie hoch diese Leistung der Spine Race Siegerin zu bewerten ist, lässt sich wohl am besten im folgenden Zitat der Ultratrail Königin schlechthin ablesen: „Keine Frau hat
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Text: BENNI BUBLAK Fotos: HOWIE STERN
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LESERUMFRAGE 2021/2022 Teil 2 von 3
Laufen nach Zahlen
Unsere jährliche Leserumfrage gibt uns auch nach über 10 Jahren immer wieder neue Erkenntnisse zur Szene, dem Sport und den Bedürfnissen der Trailrunner. Knapp 2.000 Leute klickten sich tapfer durch die Fragen!
87% 12 Prozent unserer Leser:innen haben ein personalisiertes Trainingsprogramm. Ein signifikant gestiegener Wert. 24 Prozent orientieren sich regelmäßig an generalisierten Trainingsplänen, 34 Prozent ginge das gegen das Freiheitsgefühl, das sie am Trailrunning schätzen.
Was die meisten von Euch essen?
Alles. Erstmals aber sagen das weniger als 50 Prozent. Gut 8 Prozent ernähren sich vegan (plus zwei Prozent), 32 Prozent gaben an, den Fleischkonsum inzwischen vor allem aus ökologischen Gründen einzuschränken.
Das Leben ist kein Wettbewerb, Trailrunning hingegen zumindest gelegentlich schon. 87 Prozent unserer Leser:innen nehmen mindestens zwei, drei Mal im Jahr an einem Trailrennen teil. Nicht abgefragt haben wir, ob es dabei vor allem um das Gemeinschaftserlebnis geht, oder den ambitionierten Sport.
12% 24% 34%
Jungbrunnen Trailrunning: Mehr als 70 Prozent aller Leser:innen gaben an, dass sie sich jünger fühlen würden als ihr biologisches Alter. Und, hey, bei dieser Umfrage haben 17-Jährige und 70-Jährige mitgemacht. Trailrunning kann Spurenelemente von Stimulanzien und anabolen Wirkstoffen enthalten. Mehr aber auch nicht. Nur drei Prozent von Euch glauben nämlich, das Doping auch im Amateurbereich ein Thema ist. Wollen wir es hoffen. Das Tollste am Trailrunning: all diese entspannten Typen. Gut 70 Prozent unserer Leser:innnen feiern bei ihrem Sport deshalb die Community. Bei dieser Antwort waren Mehrfachnennungen möglich.
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TRAINING Erster Saisonhöhepunkt Teil 1/2 Text: LARS SCHWEIZER Fotos: JULY TURIN
NUN WIRD ES KONKRETER!
Der Frühling kam schneller als gedacht? Es bleiben nur noch wenige Wochen bis zum ersten Wettkampf? Trainer Lars Schweizer erklärt, worauf man in der direkten Wettkampfvorbereitung achten sollte, welche Einheiten Sinn machen. Eben noch war der diesjährige Zielwettkampf Monate entfernt. Du hattest alle Zeit der Welt, Dich hierauf vorzubereiten und Dein Training zu planen und jetzt ist er plötzlich zum Greifen nahe? Für einen umfangreichen Saisonaufbau mit allgemeiner und spezifischer Vorbereitung ist es jetzt zwar zu spät, das heißt aber nicht, dass nichts mehr möglich ist. In diesem Artikel zeige ich, wie Dein Training bei zunehmender Wettkampfnähe am besten gestaltet werden soll und welche Einheiten jetzt sinnvoll sind. Auch mit uns Läufern und Läuferinnen haben die letzten Jahre der Planungsunsicherheit etwas gemacht. Haben wir uns früher für einen Wettkampf angemeldet und waren uns sicher, hier auch starten zu können, hat uns nun zunehmend die Ungewissheit, ob das Rennen stattfinden kann, beschäftigt. Eine Anmeldung war noch nicht gleichzusetzen mit einem tatsächlich stattfindenden Event. So etwas macht was mit einem: Unliebsame Trainingseinheiten wurden aufgeschoben, Umfänge nicht ausreichend gesteigert und immer wieder hat die Couch gegen die Tartanbahn gewonnen. Wenn das Rennen dann abgesagt wurde, waren wir froh, nicht allzu viel Energie in das Training investiert zu haben.
Doch diese Saison scheint anders zu werden. Die Wettkämpfe finden wieder statt und es gibt nichts, das gegen eine gute Vorbereitung spricht. Viele werden ihren ersten Saisonhöhepunkt bei einer der großen Veranstaltungen im Juni oder Juli haben, noch sind also zwei bis drei Monate Zeit. Klingt nach viel Zeit, ist es aber nicht. Unabhängig vom Leistungsstand und davon, wie das bisherige Training verlaufen ist, sollten jetzt ein paar wesentliche Dinge im Training bedacht werden. Wenn wir von einer optimalen Saisonplanung ausgehen, so befindet man sich jetzt am Übergang von der allgemeinen und unspezifischen zur spezifischen Vorbereitung auf den Wettkampf. Bisher stand das Training der Stärken und Schwächen im Fokus, Trainingsreize wurden gesetzt, die einen als Läufer:in weiterentwickelt haben und die Basis für die kommende Wettkampfsaison gelegt. Nun ist es an der Zeit, den Fokus
auf den bevorstehenden Zielwettkampf zu richten und die Herausforderungen, die dieser mit sich bringt. Wie lang ist dieser, wie viele Kilometer und Höhenmeter werden absolviert und wie lange wird man hierfür brauchen? Was sind weitere Anforderungen, gibt es lange, steile und technische Up- und Downhills? Beschäftigt Euch bereits jetzt mit dem Rennen, lest die Streckenbeschreibung durch, studiert das Profil und schaut Euch Bilder und Videos der Gegend an. Schreibt jetzt alle Punkte auf und zieht ein ehrliches Zwischenfazit: Wo befindet ihr Euch jetzt, wie sah das bisheriges Training aus und stellt Euch die Frage, ob ihr auf dem richtigen Weg seid? Wie realistisch ist es überhaupt, dass man in wenigen Monaten einen langen (Ultra-)trail erfolgreich finisht? Solltet ihr in letzter Zeit nur sehr wenig gelaufen sein, vielleicht sogar verletzt gewesen sein, dann stellt Euch ganz ehrlich
Wenn wir von einer optimalen Saisonplanung ausgehen, so befindet man sich jetzt am Übergang von der allgemeinen und unspezifischen zur spezifischen Vorbereitung auf den Wettkampf 78
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TRAINING Erster Saisonhöhepunkt Teil 1/2 die Frage, ob es sinnvoll ist, den Zielwettkampf weiter im Auge zu behalten oder ggf. auf eine kürzere Distanz umzumelden. Solltet ihr Euch jedoch sicher sein, dass am Wettkampfplan festgehalten wird, so ist es jetzt die Zeit, einen genauen Plan für die kommenden Wochen zu machen. Wie viele Trainingseinheiten können wöchentlich durchgeführt werden, ist es möglich, an den Wochenenden jeweils mindestens eine lange Einheit zu absolvieren? Gibt es Zugang zum spezifischen Wettkampfgelände oder kann vielleicht sogar auf der Originalstrecke trainiert werden? Macht jetzt nicht den Fehler, sich vom schlechten Gewissen dazu bringen zu lassen, die Trainingsbelastung sprunghaft in die Höhe zu treiben. Eine zu schnelle Steigerung von Umfang und Intensität mündet nicht selten in eine Verletzung. Zwar ist es wichtig, dass die Komfortzone verlassen wird, um sie zu vergrößern, jedoch sollte dies immer mit ein wenig Fingerspitzengefühl erfolgen. Sonst können aus Überlastungen schnell hartnäckige Verletzungen werden. In einer Studie aus dem Jahr 2014 wurde das Training und dessen Auswirkungen von Langdistanz-Triathleten über einen Zeitraum von 18 Wochen beobachtet. Sie sollten 77% ihrer Trainingszeit im GA1 Bereich, also in der langsamen Grundlagenausdauer trainieren, 20% im Übergangsbereich zwischen aeroben und anaerober Schwelle und maximal 3% oberhalb der anaeroben Schwelle im Bereich der VO2max. Der Großteil der Trainingszeit der letzten drei Monate vor dem Wettkampf wurde also, wie bei Ultraläufern, im Grundlagenbereich und an der Schwelle absolviert, weshalb die Studie durchaus für einen Vergleich hergenommen werden kann. Das Ergebnis zeigte, dass die maximale Sauerstoffaufnahme auf dem Rad sich zwar nur um 4% verbesserte, die anaerobe Schwelle hingegen um bis zu 25% gesteigert und somit die Laktatbildungsrate VLamax gesenkt wurde. Dies wiederum bedeutet eine Effizienzsteigerung der vorhandenen VO2max und somit eine Leistungssteigerung. Je mehr die Studienteilnehmer jedoch von
der vorgegebenen Intensitätsverteilung abgewichen sind und die Trainingszeit oberhalb der Grundlagenausdauer erhöht haben (z.B. 60-37-3%), desto länger haben sie für den Langdistanz Triathlon gebraucht. Was genau bedeutet dies nun für Euch und die Vorbereitung auf den Wettkampf? Unabhängig von der Distanz, sollte der Anteil der Trainingszeit, die im niedrig intensiven Bereich absolviert wird, den Großteil der Vorbereitung ausmachen. Bei bis zu fünf Trainingstagen in der Woche empfehle ich ein, maximal zwei intensivere Einheiten oberhalb der aeroben Schwelle zu absolvieren. Bei 6-7 Tagen, sollten fix zwei Intervalltage einplant werden. Was und wie genau an diesen Tagen trainiert wird, hängt von den spezifischen Anforderungen des Zielwettkampfes ab. Geht es immer wieder steil bergauf und bergab, dann integriert Bergintervalle (laufen, aber auch hiken) in den Trainingsplan. Findet der Wettkampf im welligen Gelände statt, so absolviert
Qualitätseinheiten auf hügeligen Wegen. Die Intervalldauer und -intensität, hängt maßgeblich von der Länge des Rennens ab. Von 3 Minuten bis zu 500 Höhenmetern ist alles möglich. Die Dauer der langen und langsamen Ausdauereinheiten orientiert sich ebenfalls an der Länge des Zielwettkampfes. Bei einem 100km Rennen im Gebirge, dürfen sie in den Peakwochen schonmal bis zu 5 Stunden dauern. Neben den reinen Ausdauerläufen empfehle ich, einen Großteil dieser Einheiten als Lauf/Hike Wechsel durchzuführen. Ihr seht also, dass sich die Gestaltung des Trainings in den letzten Wochen und Monaten neben der aktuellen Leistungsfähigkeit v.a. an den spezifischen Anforderungen des Wettkampfes orientieren und das richtige Maß zwischen intensiven und lockeren Einheiten bewahrt werden sollte. Die folgenden Trainingseinheiten sollen als Beispiele dienen, wie jeder die spezifische Vorbereitung effizient nutzen kann.
Extensive hügelige Intervalle
Zielsetzung: Der ständige Wechsel zwischen leichten An- und Abstiegen, der bei vielen Trailläufen immer wieder vorkommt, kann sehr kräftezehrend sein. Aus diesem Grunde soll diese Einheit genau diesen Intensitätswechsel um die aerobe Schwelle herum trainieren. Ziel ist es, Euch im Übergang zwischen den Anund Abstiegen ökonomischer und effizienter zu machen. Gelände: Führt die extensiven Intervalle in hügeligem Gelände durch, in dem es idealerweise immer wieder 1020hm hoch und runter geht. Pacing: Lauft am besten nach Herzfrequenz oder Power. Die Wattsteuerung hat den Vorteil, dass man in den Intervallen eine gleichmäßige Leistung laufen kann und zu Beginn nicht die Gefahr besteht zu überpacen. Wer nach Puls läuft, sollte nicht zu schnell starten. Die Herzfrequenz sollte nach und nach immer mehr anstiegen und in den Pausen entsprechend absinken. Wenn es hintenraus sehr anstrengend wird, dann nehmt etwas raus. Wichtig: Bleibt während der Intervalle auf dem Gaspedal, auch wenn es bergab geht. Im Wettkampf wird man schließlich auch nicht langsamer, wenn es runter geht. Downhills sind nicht dazu da, sich zu erholen! Je nach Länge und Gesamtdauer dieser Einheit, empfehle ich Euch, sich währenddessen mit etwas Kohlenhydraten in Form von Gels zu versorgen. Füllt nach Ende des Trainings die Energiespeicher zeitnah wieder auf, um die Regeneration einzuleiten.
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Der Autor: Lars Schweizer & Twopeakendurandce
Lauf/Hike Wechsel
Zielsetzung: Durch den ständigen Wechsel zwischen Laufen und Hiken gewöhnen sich die Muskeln nach und nach immer mehr an die spezifische Wettkampfbelastung. Der Übergang zwischen diesen beiden Bewegungsformen wird Euch zudem immer weniger Energie kosten. Außerdem verbessert ihr neben der allgemeinen Ermüdungsresistenz auch den aeroben Stoffwechsel. Gelände: Der Lauf sollte idealerweise auf steilen Trails mit vielen Höhenmetern erfolgen. Dazu eignen sich natürlich die Alpen, aber auch im Mittelgebirge geht schon einiges. In bergärmeren Gegenden lassen sich meistens auch kurze und steilere Passagen finden, welche dann wiederholend in den Trainingslauf eingebaut werden können. Als Alternative kann ein langer Dauerlauf auf welligen Trails absolviert werden. Pacing: Im steilen Gelände erfolgt das Pacing über die Herzfrequenz, lange Abschnitte bei höherer Intensität sollten unbedingt vermieden werden. Lauft die Downhills nach Gefühl, der Puls ist nebensächlich. Findet ein gutes Tempo, dass Euch fordert, aber nicht komplett zerstört. Wichtig: Diese Trainingseinheiten sind optimal, um die Wettkampfausrüstung und -ernährung zu testen. Bei langen Touren solltet ihr ca. 30-50g Kohlenhydrate pro Stunde zu Euch nehmen, vergesst nicht zu trinken. Wenn ihr im Wettkampf Stöcke nutzen wollt, dann nutzt sie auch beim Lauf/Hike Wechsel.
Lars ist einer der drei Geschäftsführer der two peaks endurance GmbH in Füssen, einem Trainerbüro, das sich auf das Coaching von Läufern, insbesondere Ultra(trail-) Läufern, spezialisiert hat. Er ist vor allem auf den längeren Strecken zuhause. Inzwischen stehen über 75 Ultras und Marathon Wettkämpfe in seiner Laufvita. Darunter auch mehrere 100 Kilometer Läufe, sowie 100 Meiler und der Transalpine Run. Außerdem begleitet er gerne Läufer auf dem Weg zu ihrer Wunschzeit als Pacer bei diversen Marathons.
Extensive Hiking Intervalle in steilem Gelände
Zielsetzung: Die muskulären Anforderungen beim Hiken sind andere als beim Laufen und insbesondere bei alpinen Trails mit vielen Höhenmetern sollte diese Fähigkeit nicht unterschätzt werden. Selbst die Profis und Gewinner von entsprechenden Wettkämpfen, weisen einen nicht unerheblichen Hike-Anteil auf. Aus diesem Grunde ist ein spezifisches Training dieser Gangart und der Technik unerlässlich und auch in Eurem Plan eingebaut. Gelände: Nutzt alles, was steil ist: Berge, Treppen, Laufband oder Stepper. Selbst in flachen Regionen finden sich oft entsprechende Anstiege, die zwar vielleicht nicht genauso steil, geschweige denn lang sind, die sich aber für ein Hiking Training eignen. Vielleicht gibt es in der Gegend Rodelpisten, stillgelegte Tagebau Stätten, Halden, Schuttberge oder ehemalige Müllberge, die kurze, steile Hiking-Passagen hergeben. Je kürzer der Anstieg, desto mehr Wiederholungen sollten absolviert werden. Pacing: Orientiert Euch an der Herzfrequenz, Watt und Pace eignen sich nicht für das Pacing im Hiken. Wichtig: Auch hier mit Stöcken laufen, wenn diese im Wettkampf dabei sein sollen. Die Technik und Kraft im Oberkörper muss trainiert werden. Drückt Euch auch in der letzten Wiederholung kraftvoll mit den Stöcken ab, selbst wenn die Armmuskulatur schon müde ist.
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TRAINING Erster Saisonhöhepunkt Teil 1/2 Langer Dauerlauf ab 2h
Zielsetzung: Die langen Dauerläufe erhöhen die Ermüdungsresistenz, trainieren den aeroben Stoffwechsel und härten für den Wettkampf ab.
Pacing: Beim Dauerlauf sollte das Pacing am besten über die Herzfrequenz erfolgen, da hier die Trainingsintensität am effektivsten dargestellt wird und die Alltagsbelastungen, das Trainingsgelände und andere Faktoren wie z.B. Wind und Hitze berücksichtigt werden. Wichtig: Wie beim normalen Dauerlauf sollte auch diese Einheit nicht zu intensiv gestaltet werden. Nutzt die langen Dauerläufe, um die Verpflegung und Wettkampfernährung zu testen: ca. 30g Kohlenhydrate pro 90min reichen jedoch. An warmen Trainingstage solltet ihr das Wasser nicht vergessen.
Umfangssteigerung durch Alternativsportarten
heiten bis zu 90min Länge, die der Umfangssteigerung dienen. Orientiert Euch mit der Herzfrequenz etwa 10 Schläge niedriger, als beim Laufen, ansonsten wird die Radeinheit zu intensiv. Vermeidet auch intensivere Antritte am Berg oder Ortschildprints. Fazit: Verfallt nicht in Panik, auch wenn der Wettkampf immer näher rückt. Überlegt Euch genau, worauf es im Rennen ankommt und welche Voraussetzungen mitgebracht werden müssen. Wie lang ist die Strecke, wie viele Höhenmeter müssen überwunden werden, wie lang wird man unterwegs sein, welchen Anspruch hat man an sich, usw..
Um den Trainingsumfang zu steigern, ohne gleich 20-40km mehr pro Woche laufen zu müssen, können auch alternative Sportarten ins Training einbaut werden. Dies hat den großen Vorteil, dass man Trainingszeit erhöhen kann, ohne dass zeitgleich die Verletzungsgefahr größer wird. Die Optionen sind vielfältig: Rad (Rennrad, Mountainbike, Rolle), Crosstrainer, Schwimmen, Inline Skating, Rollerski, usw. Dies bietet sogar die Möglichkeit, zwei EinPasse gegebenenfalls die Ziele an, entweder daheiten pro Tag zu absolvieren: eine intensive Laufdurch, dass die Distanz kürzer wird oder man sich einheit und ein lockeres alternatives Training. So eingesteht, dass die Wunschzeit mit der momentakann man den Trainingsumfang steigern, ohne die nen Leistungsfähigkeit nicht erreichbar ist. Denkt Impact Belastung durch das Laufen auf Muskeln, immer daran, ein Finish auf einer anderen Distanz Sehnen und Bänder zu erhöhen. ist in jedem Falle besser als ein DNF. Die meisten Fehler in der Vorbereitung auf einen Wettkampf Wichtige intensive Einheiten sollten jedoch weientstehen durch falschen Ehrgeiz. Solltet ihr terhin auch gelaufen werden, um den spezifischen Euch zwischen Umfang und Intensität entscheiReiz auf den Körper zu setzen. Wer sich mit landen müssen, dann wählt definitiv den Umfang. gen Läufen zunächst noch schwer tut, kann auch verschiedene Sportarten kombinieren und z.B. 2h Laufen und direkt im Anschluss noch 1-2h auf die Nächste Ausgabe: Teil 2 der WettkampfRolle gehen. So hat man einen 4-stündigen Trainingsreiz auf das Herz Kreislauf System ausgeübt. vorbereitung. Die unmittelbare Phase vor Generell kann jeder im Trainingsplan immer mal dem Rennen und was jetzt wichtig ist! wieder einen lockeren Lauf gegen eine alternative Sportart ersetzen. Hier eignen sich v.a. die Füllein-
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www.ratschings-mountaintrail.it
Gelände: Der Lauf sollte auf welligen Trails mit einigen Höhenmetern erfolgen. Die Bergauf Passagen sollten nicht zu steil sein, ein kleiner Hikeanteil ist jedoch völlig okay. Vermeidet aber zu lange und flache Runden mit einem hohen Asphaltanteil.
PR
G
presents
19.06.22 950 m 390 m &2x2
STAFFEL WOMEN MEN RELAIS STAFFETTA MIXED
27,0 km
FINISH
1610 m 1050 m
PREMIUM PARTNER
GOLD PARTNER
2x2
START
www.ratschings-mountaintrail.it
17,7 km
S I LV E R PA RT N E R
GIRLSTALK Nolle Kessler
Geburtstag oder Hochzeitstag, nein, sie feiert auf den Tag genau 2 Jahre Streak. Das heißt sie ist seit zwei Jahren jeden Tag am Laufen. Und auch wenn sie selbst sagt, nicht jeden Tag Lust aufs Laufen zu haben, sie lieber lesen, basteln oder im Garten buddeln würde, es ist normal geworden in ihrem Alltag und es gibt einfach kein 'ob', sondern nur ein 'wann' laufe ich heute. Sie geht, weil sie es so entschieden hat, weil sie es kann. Auch wenn es manchmal nur 2 Kilometer sind, es lohnt sich für sie immer. Das ist etwas, das sich nicht nur die Frauenwelt abschauen kann. Meistens scheitert es beim Laufen nämlich daran, sich etwas zuzutrauen, an sich selbst zu glauben. Gerne lässt man sich bei Wettkämpfen an der Startlinie
Text: MARIE MEIXNER-BRUNNHUBER Fotos: PHILIPP REITER
Die Streakende
Da ist eine Mutige, eine die gerade einem Jubiläuem entgegenlief und von Dresden aus auch immer die großen Berge der Alpen im Visier hat. Nolle Kessler hat gelernt, wie man Einschüchterungen ausweicht. Liebe Läuferinnen, und natürlich auch Läufer, wir bemühen uns, ab sofort auch wieder ein bisschen mehr durch die weibliche Läuferbrille zu berichten. Wir Frauen ticken doch recht oft einfach anders. Nicht nur im Alltag, sondern eben auch beim Laufen. Deswegen werden wir gerne auch ein bisschen öfter die weibliche Szene und Leserschaft zu Wort kommen lassen. Wir wollen mit Euch teilen, was uns Frauen so um- und antreibt, war unsere Ticks und Tricks sind, und warum wir einfach so viel Spaß am Trailrunning haben. In jeder Ausgabe wollen wir mit anderen Damen sprechen, alles beleuchten, was getrade wichtig ist, (Geheim)Tipps für Läuferinnen natürlich inklusive. Quasi die Frauenseiten im Heft, wenn selbige sogar jedes Jahr einen eigenen Feiertag zelebrieren dürfen. Wir sind auch gerne offen für Vorschläge, wer bei uns zu Wort kommen soll oder seine Geschichte teilen mag/soll. Schreibt uns einfach an marie@trail-magazin.de und wir werden gerne ein bisschen Girls-Talk betreiben. Den Anfang darf eine gute Freundin des Magazins machen, die wir seit vielen Jahren gut kennen und noch mehr schätzen. Sie ist ein authentisches Dresdner Mädel, das nicht nur seit Jahren immer wieder die Szene aufmischt, nebenbei noch einen beeindruckenden Streak im wahrsten Sinne des Wortes am Laufen hat, viele eigene Laufprojekte umsetzt und jeden Tag zeigt, wie viel Spaß sie einfach am Laufen hat. Nebenbei trainiert sie auch für den diesjährigen Transalpine Run und ist glückliche Hundemama eines quirligen Mischlings, der mit ihr die Welt entdecken darf: Nolle Kessler Zum Zeitpunkt unseres Gesprächs feiert Nolle Kessler Jubiläum. Nicht etwa
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schon vom Outfit der Mitläuferinnen einschüchtern, das ist so typisch Frau... Obwohl das ja nun wirklich nichts über die Leistung aussagt. Das weiß Nolle nur zu gut, aber sogar sie erwischt sich immer wieder dabei. Auf die Frage, was denn für sie so typisch weiblich ist beim Laufen, hatte sie nicht gleich eine Antwort. Sie ist sich zwar sicher, dass Frauen ein besseres Körpergefühl haben und darum in bestimmten Situationen besser reagieren und mit ihrem Körper umgehen können. "Ist ja kein Geheimnis, dass die Ausstiegsquote bei den Frauen bei Ultras deutlich geringer ist, als bei Männern. Mag sein, dass das mit dem Körpergefühl auch an "diesem Zyklus" liegt, aber nicht nur. Es ist mit Sicherheit auch kein Schalter den man als Frau einfach so umlegt, sondern definitiv ein (Lern-)Prozess." Aber gerade
der ist sie sich sicher, ist bei Frauen - und sei es tatsächlich biologisch bedingt - ein Stück weit intensiver ausgeprägt. "Frauen können ihr Leistungsvermögen realistischer einschätzen. Vielleicht stapeln wir dabei eher manchmal zu tief, was wiederum das Gegenteil zu den Männern ist.
An der Startlinie nicht vom Profi-Outfit der Mitläuferinnen einschüchtern lassen. Wer die quirlige Sächsin kennt, weiß, dass sie die Dinge und vor allem auch die Trails immer voller Energie und Tatendrang angeht. Egal ob mal eben ein Wochenendprojekt im Elbsandsteingebirge oder ein Rennen in den Alpen. Seit Jahren sammelt Sie schöne Laufmomente und Erfahrung. Sie sieht sich selbst auch nicht als Fortgeschrittene Läuferin (wobei wir zwar durchaus Grund zu widersprechend hätten), sondern will immer noch mehr lernen. Natürlich hat sie sich vor allem für die Rennen schon gewisse Taktiken angeeignet, die es ihr erleichtern, durchzukommen. Beispielsweise teilt sie sich Ihre Trailruns immer in Häppchen ein. Plant ihre "Zwischenziele" bewusst ein, gibt den Abschnitten teilweise sogar Namen und feiert es, wenn sie dann gut durchgekommen ist. Außerdem ihr Motto: "Am Arsch wird die Ente fett", heißt, sie weiß ganz genau, wie lange so ein Rennen manchmal ist. Ein Marathon ist eben doch ein Marathon meine ich sie auch vor Jahren mal gehört haben. Auch wenn sie, nicht nur in ihrer "Sturm und Drang-Zeit", wie sie es gerne nennt, schon des öfteren zu schnell los gelaufen ist, diese Anfängerfehler gehören einfach auch dazu, und es gibt trotzdem auch jetzt noch Läufe, wo das passiert. Die Strecke immer gedanklich in kleine Etappen einteilen hilft dem Kopf immens Begleitet wird sie auf ihren Läufen oft von ihrem Mann Holger, ihrem LaufBruder Klemmi und der original osteuropäischen Straßenmischung Humbold. Mit dem Lauf-Mann ist dieses Jahr auch der dritte TAR geplant. Nach zwei erfolgreichen und lehrreichen Teilnahmen in einem Frauenteam traut sie sich nun auch im Mixed ran. Auf die Frage ob auch noch einmal mit dem Ehemann gelaufen wird lacht sie nur. "Ne Du, ich liebe meinen Mann und möchte auch, dass das so bleibt." Der Mann
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muss natürlich gerne immer dabei sein, aber nur lebensmittelreichend, taschentragend, händchenhaltend oder autowarmhaltend. Apropos lebensmittelreichend, die Verpflegung auf der Strecke ist natürlich ein wichtiges Thema. Da hat sie in den letzten Jahren schon so einiges ausprobiert. Ich erinnere mich noch gut an die Mandelschnitten und Fruchtquetschi-Zeit, mittlererweile wurde es zu Kartoffeln und Holundersirup, bzw auch Porridge in der Softflask optimiert. Wenn nichts mehr geht, muss die Abgrund-Playlist auf die Ohren Wenn Nolle merkt, dass die Energie schwindet und der Kopf einen kleinen Überlebenskick braucht, dann kommt außerdem die "Abgrund"Playlist ins Spiel. Ja, die heißt wirklich so, und da ist dann schon sowas wie Helene Fischer mit dabei. Und das ist auch gut so. Nicht fehlen dürfen in der Ausrüstung außerdem die Handschuhe, und, ein besonderer Tipp für Frauen. Der kleine Waschlappen, eigentlich bei Kindern sehr beliebt, da er im Kaufformat gerade mal 2 auf 2 cm misst, nach erfolgreichem einweichen in Wasser aber zu einem praktischen MiniHandtuch heranwächst und super zum Abtrocknen geeignet ist und dafür, sich möglich lange möglichst sauber zu fühlen. Es mag zwar sicher Damen geben, denen das egal ist, aber ein bisschen wie Frau fühlen auf dem Trail, ist definitiv mehr als erlaubt. Und was wir alle noch lernen können von ihr? "Wenn mich so ein Typ am ersten Berg mit Full-Speed überholt und ich ihn im letzten Drittel des Rennens ein- und überhole, während er wimmernd dahinschleicht, denk ich, 'Oh man, typisch Kerl‘, und geb nochmal Gas.“
HAUSBERG Jörg und der Gießstein
LAUFEN FÜR ZWEI!
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Man merkt es ihm sofort an – er will laufen! Er will raus! Jörg Krehl gehört zu den schnellen, topfitten Senioren, die wie selbstverständlich in einer Welt aus Intervalltraining und Longruns bleiben, obwohl er nun eindeutig dem sechsten Lebensjahrzehnt entgegensprintet. Wir haben ihn für einen Tag auf seinen Hausberg begleitet.
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Zwischen Münsingen und Merklingen ist die Schwäbische Alb besonders rau. Hier lebt Jörg Krehl, hier ist er Trailrunner und hat es geschafft, aus einem einfachen Sport viel mehr zu machen, als man vermuten könnte. Immer wieder im Mittelpunkt seines Treibens: der Gießstein. Sein Hausberg für alle Gele-
Text & Fotos: DENIS WISCHNIEWSKI
genheiten, für Intervalle und das Ablassen aller Probleme. Das ist sie also, diese raue Alb. Ein Mittelgebirge, das Ende Februar, wenn kein Schnee liegt, umso kälter und karger ist. Irgendwo hier ganz in der Nähe, soll der kälteste Fleck Deutschlands sein. Zumindest außerhalb der Alpen. Und so ist es auch heute – je näher ich in Richtung Jörg Krehls´ Zuhause komme, desto käl-
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ter pfeift ein Wind aus Ost. Zwischen den Ortschaften fliegen Felder an mir vorbei, ein Hof, eine Hügelwelt in der in den letzten Jahrzehnten nicht viel passiert ist. In Böttingen öffnet mir Jörg seine Haustüre. Ein freistehendes Haus in Hanglage, das Letzte der Siedlung mit freiem Blick. Er steckt in Sportklamotten. Ich kenne ihn eigentlich nur so. Ein drahtiger Mann Mitte Fünfzig, astreiner Dialekt und eine Offenheit, die einem
HAUSBERG Jörg und der Gießstein direkt entgegenkommt, von der man aber annimmt, dass sie auch erarbeitet wurde. Menschen aus dieser Region sind in aller Regel ruhige, zurückhaltende und introvertierte Zeitgenossen. Laufen und Jörg ist eine ziemlich enge Beziehung. Er erzählt mir zwar davon, wie sehr es ihm in dieser Angelegenheit um die Natur geht, aber schnell wird auch klar, dass es um Leistung geht. Es geht um schnelle Zeiten, um Platzierungen und darum, das Beste aus sich herauszuholen. Leistung hat also auch seine Zahlen. Dass Jörg die flachen 10 Kilometer noch immer in unter 37 Minuten läuft, mag für Trailrunner eine Randnotiz sein, zeigt aber eindrucksvoll, was in den Beinen des Schwaben steckt. Heute soll es um seinen Hausberg gehen. Der Herzensberg mag zwar irgendwo im Allgäu stehen - dazu später mehr - der Berg seiner nächsten Umgebung ist, das kommt wie aus der Pistole geschossen, der Gießstein. Natürlich könnte er vom Wohnort aus zum Gießstein laufen, aber wir nehmen für die rund 25 Kilometer heute das Auto. Das kennt Jörg mindestens so gut wie sein Sportgerät, denn er saß irr-
sinnig viel hinter dem Steuer, ein Mann des Vertriebs, einer der einkauft, um wieder zu verkaufen - viele Jahre in der Industrie, heute noch immer, aber längst dafür wo es bei ihm brennt – in der Sportindustrie. Wir parken in Lichtenstein. Der Ort ist so wie der Hausberg, der ikonisch über dem Dorf aus dem Mischwald ragt, ein Brennpunkt in seinem Leben. Als Vorstandsmitglied des Lichtenstein Trails ist aus der Wettkampfstrecke so etwas
fühlen, wie sie im Hochsommer aussehen und natürlich auch, wenn im Mai dort ein paar Hundert Leute mit einer Startnummer bis ins Delirium laufen. Das eifrige Festhalten an diesem TrailRennen, trotz aller Pandemie-Unwägbarkeiten, ist Jörg Krehl zuzuschreiben. Wo andere an der Sturheit der Behörden verzweifeln, wird es für einen wie Jörg interessant. Er ist ganz offenbar jemand, der sich Herausforderung stellt, der all die Hürden im Leben als sportliche Hürden nimmt. „Das ist ein Berg den ich in fast alle meine Läufe einbaue. Manchmal auf direktem Weg, als Intervallberg, oft aber liegt er einfach auf der Strecke. Und dann bleib ich immer für eine Weile auf dem Gießstein und genieße diese Momente.“
wie eine wohlvertraute Stadionrunde geworden. Mit seiner Trainings- und Transalpinerun-Partnerin Susanne läuft er hier ständig, kennt alle Shortcuts, alle Verbindungen, er weiß, wie sich diese 22 Kilometer im Januar an-
Jannick schrie "Aus dem Weg, alle aus dem Weg!" und wir überholten einen nach dem anderen.
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Von Jörgs Hausberg ist es ein sehr direkter Weg zu den hohen Bergen, den echten Bergen, denn wer mit ihm auf diesen Trails der Alb läuft, verliert sich schnell in Gespräche über die Rennen der Alpen. Zweimal finishte Jörg zusammen mit Susanne Elsässer den Transalpine Run und als der in der Pandemie ausfiel, suchten sich die beiden eine Alpenüberquerung aus und rannten das Ding als Spendenlauf auf eigene Faust. Mit Jörgs Lebensgefährtin Sandra als Betreuerin der beiden - mittlerweile ein eingeschworenes Trio. „Wir dachten wir verbinden das einfach mit einer guten Sache und am Ende folgten uns eine Menge Leute über unseren Blog und es kamen 2.000 Euro für den Frühchen e.V zusammen.“ Mit dieser Spende führt unser laufendes Gespräch in den Downhill hinab zurück zum Startpunkt und weiter tief in das Leben von Jörg. Wenn Jörg Krehl sagt, dass er schon immer für Zwei läuft, ist das eine bewegende Aussage, die mit seinem heute 20-jährigen Sohn Jannik zu tun. Jörg ist sehr stolz auf ihn. „Jannik war ein Frühchen. Daher die Verbindung zum Verein und die Idee,
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HAUSBERG MEINUNG Jörg und der - was treibt uns an? STRECKENWettkampflaufen Ab durch die Gießstein Mitte Text & FOTOS: BENNI BUBLAK
ner Begeisterung fest. Ob es denn nicht langweilig wird, will ich wissen? „Nein. Nie. Ich schätze das Laufen sehr. Es ist ein Geschenk. Auch wenn das mit den Wettkämpfen einmal nicht mehr sein soll. Ich würde es einfach genießen, durch die Wälder und Berge zu spazieren. Man kann den Sport gut an das fortschreitende Alter anpassen.“
Der Autor zu Gast auf dem Hausberg. Diesen Ausblick erläuft sich Jörg fast wöchentlich.
das Geld für dieses Organisation zu sammeln.“ Jannik wog 1.200 Gramm, eine Handvoll Menschlein. Seit Geburt ist er spastisch gelähmt, kann demnach nicht gehen. Eine jüngst schwere, aber erfolgreiche Operation an der gesamtem Wirbelsäule nimmt Jörg sichtlich mit, aber zeigt, wie sehr er seinen Jungen bewundert, zu Janniks´ Willen und Kraft aufsieht. „Ja, klar. Das mit meinem Sohn hat natürlich auch mit meinem Laufen etwas gemacht. Vielleicht schätze ich es mehr und ganz bestimmt laufe ich schon immer für ihn mit.“ Dabei erinnert sich der 54-Jährige an den ersten Wings For Life Worldrun in München. „Yannik und ich liefen damals im Team von Flo Neuschwander, standen in der ersten Startlinie und erlebten gemeinsam diese Faszination einer so großen Veranstaltung.“ Der 12 Jahre alte Jannik im Rollstuhl, sein Vater hinter ihm. Hunderte Läuferinnen und Läufer um sie herum. Getöse, Trubel, eine mächtige Feier des Sports. Das Duo macht Tempo und nach nur wenigen Kilometern holen sie all jene schon wieder ein, die viel zu schnell starteten.
Warum Jörg läuft? Wegen der Natur und der Momente, die man mit Geld nicht kaufen kann. Jörg erinnert sich: „Jannik saß voller Adrenalin in seinem Rolli, war euphorisch und brüllte AUS DEM WEG ALLE WIR KOMMEN!“ Zurück am Auto blicken wir von unten auf den Gießstein. „Da oben waren wir vor 30 Minuten. Faszinierend, wie schnell man sich als Trailrunner durch das Gelände bewegt“, stellt Jörg mit fei-
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Gegen Ende unseres Treffens versuche ich Jörg in ein Fazit zu packen und merke, dass das nicht so einfach ist. Ich bin fasziniert von seiner Fitness, er spricht am Anstieg, wenn ich meine Sätze bereits in Worte aufteilen muss, die von einzelnen Atemzügen unterbrochen sind. Schön, dass Jörg seinen Sport gefunden hat und mindestens genauso schön, dass der Sport einen guten Typen wie Jörg Krehl als Dauergast beherbergt. Ach ja. Das mit der Rohheit der Schwäbischen Alb. Das muss man relativieren. Jörg ist das lebende Beispiel dafür, dass in diesen unscheinbaren Häusern, in diesen etwas verloren wirkenden Orten, tolle, sehr lebendige Leute leben. „Mit den Schwaben, meiner Spezies, bin ich doch selbst im Zwiespalt. Ich war ja viel im Rheinland und in Slowenien geschäftlich unterwegs und immer begeistert von der Freundlichkeit, Offenheit und Lockerheit. Im Ländle ist das anders - das kann kompliziert, arrogant und unaufgeschlossen sein“, meint er noch. Wir verabschieden uns. Nach schwäbischer Art. Bis bald. Ja. Lass uns mal zusammen laufen. Also so richtig. Länger als heute. Ohne Fotos. Vielleicht in den Alpen. Ja, das wäre super. Wir machen bald was aus.
t ra i l haunte d yo uth
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www.thywear.com
EVENTS www.myvirtualtrail.com
Saison Nummer drei ist gestartet. Seit 1. März stehen auf www.myvirtualtrail.de 15 neue Strecken zum Erleben und Erlaufen für Euch bereit. Premium-Trailrouten, erstellt von ortskundigen Locals. Wir haben mit drei von ihnen gesprochen und sie gebeten, die Vorzüge ihres Trailreviers mit uns zu teilen. Brumleytaltrail by Christoph Gluesenkamp
Christoph begann erst 2017 mit dem Laufen. Und das gleich sehr ambitioniert. Schon zwei Jahre später erfüllte er sich seinen großen Traum und blieb beim Hamburg Marathon unter 3 Stunden. Nach diesem Highlight war auf einmal eine Lücke da, die gefüllt werden wollte. Über das Trailteam Osnabrück fand er auf die Trails und die Lauflust schnellte erneut in die Höhe. Letztes Jahr lief er mit den 4Trails sei-
nen ersten Trailwettkampf. Der Start beim TrailGame weckten die Lust auf lange Distanzen, so dass dieses Jahr der erste alpine 100er auf Christophs Bucket List steht. Was zeichnet den Teutoburger Wald und seine Trails aus? Christoph: Wer die Alpen oder zumindest Mittelgebirge gewohnt ist, wird die höchsten Erhebungen im 150 Kilometer langen Grenzgebiet zwischen Niedersachsen und Nordrhein Westfalen wohl eher als Hügel bezeichnen. Glaubt man aber, es lassen sich im Teuto keine Höhenmeter sammeln, wird man schnell eines Besseren belehrt. Die zahlreichen "Gipfel" des Teutoburger Waldes liegen, wie an einer Perlenkette aufgereiht, dicht beieinander und lassen sich in verschiedensten Varianten kombinieren. So schafft man es problemlos bei seinem Longrun über 1.000 Höhenmeter zu sammeln. Ob man dabei auf den zahlreichen gut ausgebauten Wanderwegen
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Foto: Jens Klatt
Meine Runde Eure Bestzeit!
bleibt oder abseits davon über die flowigen Singletrails „ballert", bleibt jedem Läufer selbst überlassen. Welche Highlights aber auch Schwierigkeiten hat die der Brumleytaltrail zu bieten? Christoph: Soll ein Trailrunner 500 Höhenmeter am Stück bewältigen, weiß er, er muss sich die Körner einteilen. Sind es aber nur 50, ist man schnell geneigt, das Tempo hoch zu halten und über den Hügel zu "drücken". Bei zehn solcher Hügel hintereinander bekommt man aber hinten heraus die Quittung für die am Anfang zu schnell überlaufenen Anstiege. Die Temposteuerung ist daher essentiell. Die Schönheit der Strecke basiert insbesondere auf den nicht enden wollenden Singletrails. In einem ständigen Auf und Ab geht es dabei durch eine herrlich ursprüngliche Natur. Aber Achtung bei der Navigation. Ist man erst so richtig im Flow, kann man schnell eine Abbiegung verpassen.
1000 HMR Weg by Markus Bergler
Markus Berglers sportlicher Schwerpunkt driftete in den letzten Jahren vom klassischen Bergsteigen in Fels, Schnee und Eis immer mehr zum Trailrunning ab. Die Sommer verbringt der frisch gebackene Vater mit seiner Familie im Alpenraum und geht dort bei zahlreichen Events an den Start – über die kurzen und schnellen Distanzen ist er meist sehr weit vorne in der Ergebnisliste zu finden. Das diesjährige Highlight wird der Transalpine Run zusammen mit seinem Bruder sein. Was zeichnet die Fränkische Alb und ihre Trails aus? Markus: Jahrelang habe ich die Fränkische Alb nur als Kletterer wahrgenommen. Schließlich haben wir eines der besten Klettergebiete der Welt. Doch immer öfter habe ich Seil und Gurt gegen die Trailrunningschuhe getauscht. Denn wie wird über die Gegend gesagt: "Hier läuft der Weg von einem Paradies durch das andere." Und wirklich, entlang der flowigen Trails ziehen spektakulären Felsformationen, Gewässer und einzigartige Biotope die Blicke auf sich. Selbstverständlich locken auch die zahlreichen typischen Gasthäuser.
Welche Highlights aber auch Schwierigkeiten hat der 1000 HMR Weg zu bieten? Markus: Der technische Anspruch ist bis auf wenige Passagen nicht besonders hoch. Die Schwierigkeit besteht in erster Line darin, das Tempo auf dem welligen Kurs konstant hoch zu halten. Aber auch die kurzen, giftigen Anstiege vor allem zu Beginn der jeweiligen Schleife, sind nicht zu unterschätzen. Highlight ist für mich immer der Tiefblick zum Stausee gegen Ende vom letzten Anstieg. Besonders am Abend ist die Stimmung großartig.
Rim Trail Balingen by Andreas Schindler
Andreas ist einer von den ganz Schnellen. Das hat sicher mit seiner Vergangenheit als Mountainbiker in der Junioren Nationalmannschaft zu tun. Im Alter von 35 Jahren startete er erstmals beim Zugspitz Ultratrail über 100 alpine Kilometer. Eine aus diesem Lauf resultierende Verletzung brachte ihn aber zurück zum Radsport, welchem er die nächsten fünf Jahre treu blieb. Erst 2017 fand er zurück zum Trailrunning. Lief zuerst Verticals und später
auch wieder längere Trailrennen. Auf den Distanzen bis Marathon gehört er seitdem zu den besten Trailläufern Deutschlands und zu den besten Masters Läufern der Welt. Was zeichnet die Schwäbische Alb und seine Trails rund um Balingen aus? Andreas: Die Alb ist um Balingen am höchsten, es geht auf knapp über 1000m hinauf. Rund um Hörnle, Lochenstein und Plettenberg gibt es eine Vielzahl an Wanderwegen und Trails. Teilweise entdecke ich immer noch neue Pfade. Dazu ist hier bei uns auch Techniktraining möglich, da es TrailPassagen gibt, die alpinen Charakter haben. Allerdings auch immer wieder wunderschöne Aussichtspunkte, was das Laufen sehr abwechslungsreich macht. Ein cooles Revier, das nie langweilig wird. Welche Highlights aber auch Schwierigkeiten hat die Strecke zu bieten? Andreas: Die Strecke hat sehr viele Trails, welche typisch für die Schwäbische Alb sind: Wurzeln und eine Mischung aus Jura-Kalkgestein und Erde. Für die Aussichtspunkte sollte man sich Zeit nehmen, bei gutem Wetter kann man vom Hörnle oder Lochenstein die Alpen sehen, auf der anderen Seite bis zum Schwarzwald. Die Schliechemquelle ist auch sehr schön, hier kann man außerdem kühles Wasser auffüllen. Der steile Aufstieg nach dem Bannwald erfordert etwas Trittsicherheit, so wie auch der Downhill vom Lochenstein und der steile Abstieg vom Plettenberg.
Die April-Challenge: 1.000 Höhenmeter sammeln Das Frühjahr schreitet voran und die ersten höhenmeterreichen Trail-Wettkämpfe rücken näher. Zeit, um ein paar Höhenmeter zu sammeln. Das geht eigentlich überall, wie unsere April-Challenge beweisen soll. Diese lautet: Sammle 1.000 Höhenmeter! Und zwar bergauf und bergab. Suche dir einen möglichst steilen Anstieg, den du so oft wie möglich hoch und runter läufst. Zeigt dir deine Uhr 1.000 Höhenmeter an, läufst du zum Startpunkt zurück und stoppst die Aktivität. Wenn du magst, nimm die Challenge als Formtest und versuche, die 1.000 Höhenmeter so schnell wie möglich zu absolvieren. Tipp: Der Anstieg sollte nicht zu lang sein, damit du dich immer wieder im Downhill erholen kannst, aber auch nicht zu kurz, um die Fehlertoleranz deiner Uhr nicht zu unterschreiten. Reiche Deinen Lauf am Ende unbedingt auf www.myvirtualtrail.de ein.
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PRAXIS TEST The North Face
FLIGHT SERIES™ RACE DAY WESTE 8L Gewicht: 120 Gramm (Herren M) Preis: 150 Euro Leichte Laufrucksäcke, sogenannte "Racevests" sind Wunderteile, denn was sie tragen, fassen und transportieren, ist zunächst kaum zu erahnen. So auch die sehr leichte Race day Weste von TNF, die Racevest des UTMB-Siegers Pau Capell. Das Fassungsvermögen von 8 Liter ist bei cleverer Wahl der Ausrüstung ausreichend, um alle Dinge für lange Distanzen bei sich zu tragen. Der sehr dünne Stoff macht aus diesem Wettkampf-Laufrucksack ein kaum spürbares Teil, das durch den hohen Anteil an StretchMaterial Nylon/Elasthan auch volumige Produkte, wie Midlayer, Regenjacke und -Hose fasst. Natürlich ist auch für den Transport der Faltstöcke gesorgt - die bekommt man sogar während des Laufens im unteren Rückteil verstaut. Mit etwas Übung klappt das sogar schnell. In der Front finden, wie üblich, zwei 500 ml Flasks Platz. Praktisch: Kann man in der Maschine kalt waschen wie ein Bekleidungsteil. Fazit: Wer eine leichte Racevest für Wettkampf bis hin zum kurzen Ultratrail sucht, ein Fan der Marke ist, darf hier unbedingt mal näher hinsehen.
On Trail Breaker Gewicht: 200 Gramm / Preis: 199 Euro / www.on-running.de Klar, der Lagenlook. Im gerade vergangenen März bin ich aber überraschend gerne mit nur einem Oberteil durch den frühen Berliner Morgen oder durch die auffrischende Brise an der Ostseeküste gerannt. Und habe mich dabei gefragt, warum das technische, mehrlagige Longsleeve eigentlich ein wenig aus dem Fokus der Lauftextilienbranche geraten ist. Seine Vorteile liegen doch auf der Hand. Und im Falle des gerade effektiv überarbeiteten, jetzt spürbar leichteren (womit weniger das Gewicht als das Tragegefühl gemeint ist) Trail Breaker auch auf der Haut: Bei kaltem Wind, leichtem Regen oder Schneegriesel isolieren die winddichten, wasserabweisenden Einsätze an Brust und Oberarmen effektiv, dennoch fühlt sich das Shirt in Sachen Tragekomfort und Atmungsaktivität beinahe wie ein einfaches Longsleeve an. Auch, weil Haptik und Textur der durchgehend synthetischen, pvc-freien Materialien sehr weich und angenehm sind. Zwei lange Läufe im kontinuierlichen Sprühregen haben jedenfalls gezeigt: Der Trail Breaker funktioniert so lange wunderbar, bis ohnehin kein Weg mehr an einer wirklichen Regenjacke vorbeiführt. Ein toller, (moderat) athletischer Schnitt und Details wie Ärmelschlaufen und ein „Fenster“ für die Multifunktionsuhr runden ein so slick wie schick gestaltetes Teil ab. Dunkelblau ist das neue Schwarz, oder so ähnlich.
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I M P R E S S U M
Goodr, VRG sunglasses Preis: 49,90 Euro / UV-Schutz: 400 TRAIL MAGAZIN MESNERWEG 5 83246 UNTERWÖSSEN, TELEFON 08641/9521494 REDAKTION@TRAIL-MAGAZIN.DE ABO-FRAGEN AN: A B O @T R A I L-M A G A Z I N . D E CHEFREDAKTEUR & HERAUSGEBER
Denis Wischniewski
Wenn man über Laufbrillen schreib,t muss man etwas ausholen, denn das Feld dieser Kategorie wird breiter und breiter! Längst sind Laufbrillen mehr als diese superleichten, rahmenlosen Funktionsteile, die als "unsexy" daherkommen. Die Fashion, das Design aus Radsport, Triathlon und Mode hat den Trail und die Läufer:innen erreicht. Die neue VRG des Herstellers GOODR ist wohl das beste Beispiel dafür, wie unbelastet man an das Thema herantreten kann, denn die Brille ist nicht nur unschlagbar günstig, also weit unter den üblichen Preisniveaus, sondern auch eigenständig in der gesamten Optik. Die VRG sitzt perfekt, liegt schön an ohne zu drücken und dunkelt durch die polarisierende Scheiben grelles Licht souverän ab. Es ist eine ausgesprochene "Sonnenbrille"! Im Wald, bei rasch wechselnden Lichtverhältnissen, ist sie zu dunkel, gleicht nicht aus. Das sollte man wissen. Fazit: wir haben unsere Sommer-Laufsonnenbrille gefunden! Sie ist lässig, sie ist günstig und erfrischend im Brei all der anderen Modellen. Die Schere zwischen Lifestyle und Performance geht hier herrlich weit auf. Mehr Infos: www.goodr.com
REDAKTION
Benni Bublak Clemens Niedenthal REDAKTIONSASSISTENZ
Marie Meixner-Brunnhuber ART DIREKTION & LAYOUT
Denis Wischniewski STÄNDIGE MITARBEIT REDAKTION
Carsten Drilling, Lars Schweizer FOTOGRAFIE
Harald Wisthaler, Philipp Reiter, Philipp Freund, Christian Penning, Leo Francis, Jordi Saragossa, Andi Frank, Ian Corless, Klaus Fengler TITELBILD
Wiilliamk / Laclef TRAIL MAGAZIN erscheint im Trail-Magazin-Verlag ABO-SERVICE
abo@trail-magazin.de
Drymax Lite Trail Running 1/4 Crew Gewicht: 190 Gramm (Herren M) Es gibt wohl kaum noch einen amerikanischen TopTrailrunner, der nicht von Drymax gesponsort wird. Aber die Socken-Marke trumft nicht nur mit einer großen Zahl von Athleten, sondern auch mit einem großen Technologie-Versprechen auf. Drymax hat Feuchtigkeit als das große Problem für geschundene Füße und Blasen bei Ultratrailläufern ausgemacht. Eine spezielle Technologie aus zwei Lagen soll nun viel besser als alle anderen üblichen Materalien Feuchtigkeit nach außen transportieren und sie dort verdunsten lassen. Tatsächlich tragen sich die Socken sehr angenehm, das weiche Material schmiegt sich der Fußform perfekt an. Auch mit Feuchtigkeit hatten wir während unserer Long Runs keine Probleme, auch wenn wir den Unterschied zu anderen Socken als nicht so eklatant empfunden haben, wie er von Drymax explizit beworben wird. Am Ende hatten wir ein kleines Problem. Schon nach dem dritten längeren Lauf hatten wir rechts und links jeweils ein kleines Loch am großen Zeh. Schade. Neben dem von uns getesteten Modell gibt es sehr viele weitere, dickere und dünnere Socken der amerikanischen Marke.
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VERTRIEB
MZV - Moderner Zeitschriften Vertrieb GmbH & Co. KG Ohmstraße 1, 85716 Unterschleißheim DRUCK
Fink GmbH Druck & Verlag Sandwiesenstr. 17 72793 Pfullingen
ALLE RECHTE DER INHALTE LIEGEN BEI TRAIL MAGAZIN, DENIS WISCHNIEWSKI. NACHDRUCK NUR AUF ANFRAGE!
VORSCHAU TRAIL 4/2022 AB DEM 10. JUNI 2022 AM KIOSK -Wettkampf-Planung für 2022 Teil 2 -Spezial: Mentale Stärke trainieren - Nachhaltige Trailrun-Ausrüstungen - Phänomen Communityruns
ADVERTORIAL ON Cloudvista
Erobere den Trail... ... mit dem komplett neuen Cloudvista! Der leichte und vielseitige Trail-Schuh für jedes Outdoor-Abenteuer. Wo fängt das eigentlich an, dieses Trail Running? Auf dem Gehweg vor der Tür? Dem Trampelpfad hinterm Haus? Den Schotterwegen rund um den See? Den Wurzelpfaden im kleinen Wäldchen unten am Fluss? In den Alpen, auf blühenden Bergwiesen? Der Cloudvista stellt diese Frage nicht. Er nimmt Euch einfach mit auf die Trails. Und ist das erste Modell der Schweizer Marke On, dass sich explizit an Ein- und Umsteiger:innen ins Trail Running widmet. From Door to Trail. Von Asphalt bis ausgesetzt. Von unten
bis ganz weit oben. Von entspannt bis energiegeladen. Die Sohle könnte Euch bekannt vorkommen. Das griffige Profil, den charakteristische CloudTec®-Gemoetrie und den reponsiven HelionTM-Superfoam leiht sich der Cloudvista vom Cloudultra, dem für lange und ganz lange Trail ausgelegten Topmodell von On. Der Cloudvista ist dabei stabil und dennoch die dynamisch. Er ist felxibel und dennoch gut gedämpft. Kurz: Er vereint die beiden Schlüsselkompetenzen, der gerade Anfängerinnen von einem Trailschuh erwarten: der Schuh muss
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Sicherheit vermitteln – und Spaß. Und er muss, nun ja, was hermachen. Das macht der Cloudvista. Mit seinem semitransparenten Obermaterial und dem stringenten, klaren Farbkonzept und der gewohnt wertigen Verarbeitung hebt er sich wohlwollend ab. Ein Sneaker beinahe, nur eben einer mit technologischem Knowhow und athletischer Kompetenz. Dass der Oberschuh dabei zu 70 Prozent aus recycelten Materialen besteht, unterstreicht die Philosophie von On, auch die nachhaltigen Produktionsbedingungen von Trailschuhen neu zu denken.
Recyceltes Material: 20%, recycelter Polyesteranteil: 70-80% Gewicht: 280g (EU M 42), 236g (EU W 38) Größen: Herren EU 40-49, Damen EU 36-43
Sprengung: 7mm Preis: 149.95 € on-running.com
Der neue Cloudvista ist der perfekte Begleiter für alle, die das Laufen neu entdecken wollen. Ein urbaner Schuh, der jeden Umweg mitmacht und sich auf neue Wege freut. Der Asphalt mag und flowige Waldböden liebt. Dynamisch, reaktionsschnell, aber auch supportiv. Ein Schuh wie ein guter Laufbuddy, der Euch mit zu ganz neuen Erfahrungen nimmt. Trailrunning for Beginners. Und für alle anderen auch.
Über On On verfolgt seit Geburt in den Schweizer Alpen ein klares Ziel: die Revolution des Laufgefühls für alle. Zwölf Jahre nach Start sorgt die Premium-Marke On mit Innovation in Laufschuhen, Bekleidung und Accessoires für Hochleistungssport, Outdoor und ein aktives Leben weiter für Aufsehen in der Branche. On’s preisgekrönte CloudTec®-Technologie, das durchdachte Design und die schnellen Fortschritte der Sportmarke im Bereich der Nachhaltigkeit haben eine rasant wachsende, globale Fangemeinde angezogen. On inspiriert Menschen zu entdecken und grossen Träumen zu folgen. On ist in mehr als 60 Ländern weltweit präsent und hat eine digitale Community auf www.on-running.com.
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MORALFRAGE Wie weit laufen?
ZEITEN ÄNDERN SICH Liebes Trail Magazin,
Zunächst einmal: Herzlichen Glückwunsch. Denn Deine Story liest sich für uns, wie eine Erfolgsgeschichte. Vermutlich bist Du ja zum Laufen gekommen, wie so viele anderen auch. Irgendeinen Sport muss man ja machen – warum also nicht den Naheliegendsten? Was Du dann aber daraus gemacht hast, ist so naheliegend nicht. Du läufst lange Distanzen und üppige Trainingsumfänge. Du hast etwas in Dir gefunden, was Du und vermutlich auch Dein Umfeld so nicht für möglich gehalten haben. Davon hast Du vier, fünf Jahre lang gezehrt. Du hast Dich selbst überrascht. Mit der Zeit hat sich aber Deine Perspektive verschoben. Du hast dieses Trailrunning nicht mehr staunenden Blickes betrachtet, wie ein Kind vor dem Schaufenster des Spielwarengeschäfts. Du kennst Dich jetzt aus, Du hast Dir Ziele gesteckt. Du weißt, was möglich ist und vor allem: was noch alles möglich sein soll. Kurzum: Aus unerwarteten Glücksmomenten ist eine Erwartungshaltung geworden. Zumal die neuen Freunde und Freundinnen – nehmen wir jetzt einmal an – diesen Sport ja mindestens genauso intensiv betreiben. Dass es wohl ein wenig zu intensiv war, hat Dir Dein Körper gleich zweimal gezeigt. Erst streikte ein Knochen (das kann vorkommen, keine Sorge), dann streikte der Kopf. Was wir Dir raten? Laufen, um des Laufens Willen. Hinterfrage Deine Saisonziele und frage Dich, ob Du, für den Moment zumindest, überhaupt so etwas wie Saisonziele brauchst. Vielleicht ist es ja gar nicht ein reduzierter Trainingsumfang, der Dir die Lust am Laufen nimmt, sondern ein unnötiges schlechtes Gewissen. Wer aber 15 Kilometer gelaufen ist, ist 15 Kilometer gelaufen – und nicht zehn zu wenig. Und weil Du explizit Deine neuen Laufbekanntschaften angesprochen hast: Kommuniziere in der Gruppe offen, dass Dir das Tempo, die Umfänge oder auch die Wichtigkeit des Sports gerade zu viel ist. Wir haben festgestellt, solche Gespräche haben oft einen katalysatorischen Effekt. Vielleicht gesteht ja der eine oder die andere, dass es ihnen, zumindest gelegentlich, genauso geht.
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Photo by F. Monot
Vor sechs Jahren wurde ich mit dem Trailvirus infiziert. Und aus einer Gelegenheitsjoggerin ist binnen weniger Jahre tatsächlich so etwas wie eine Ausdauersportlerin geworden. Ich laufe, in meinem Tempo, inzwischen bis zu 80 oder 100 Kilometern in der Woche und baue am Wochenende schon mal einen Trainingsultra ein. Ich habe durch das Laufen neue Freundschaften geschlossen und Laufpartner:innen getroffen, die mich fordern und fördern. Ich rannte auf einer Welle der Endorphine und der Euphorie – und habe dabei wohl einige Warnsignale meines Körpers überhört. So musste ich im vergangenen Jahr die Trailrunning-Stöcke für sechs Wochen gegen Gehstützen tauschen – eine Ermüdungsfraktur im Schienbeinkopf. Und in diesem Winter habe ich mich regelmäßig durch die langen Läufe gequält. Reduziere ich aber Umfänge und Intensität macht mich das erst recht nicht glücklich. Wo ist nur die alte Unbeschwertheit, im Körper und genauso im Kopf? Alina Bauer, Aschaffenburg
Photo by F. Monot
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