ler, höher, weiter, krasser. Sondern Strecken die laufbar bleiben, sowohl für die Top-Athlet:innen. aber genauso für Hobbyläufer:innen, die eine neue Herausforderung, ein neues Erlebnis suchen. Vor fünf oder zehn Jahren musste ja jede:r mal einen Straßenmarathon gelaufen sein. Aber diese Entwicklung ging weiter und dort sehe ich jetzt die Davos X-Trails: Sie sind abwechslungsreicher, trailiger und landschaftlich noch mal spektakulärer als der Swiss Alpine Marathon, aber doch noch ein Trailrennen. Es war einfach an der Zeit, diesen Lauf in die Gegenwart zu holen. Ich war zur Premiere vor zwei Jahren selbst auf der Strecke und teile Deinen Eindruck. Habt Ihr die einzelnen Läufe nochmal verändert? Ganz bewusst nicht. Erstens finde ich die Routen ziemlich perfekt. Nehmen wir etwa die Königsdistanz Diamond. Die Strecke ist mit 68 Kilometern etwas kürzer, als der alte Swiss Alpine Marathon, hat dafür mehr Höhenmeter und deutlich mehr trailige Passagen. Tatsächlich ist Aspahlt inzwischen die absolute Ausnahme. Und zweitens weiß ich aus eigener Erfahrung als Athletin, dass man sich ja auch vergleichen möchte. Mit Freunden oder Freundinnen oder mit der eigenen Zeit aus dem Vorjahr. Ein Rennen braucht diese Kontinuität, um ein Klassiker zu werden. Hast Du eine Lieblingspassage? Einige. Ein Highlight ist sicher der Panoramatrail vom Scarlettapass hinüber zum Sertigpass, ein exponierter Höhenweg gut 2.200 Meter über dem Meer. Das einzige Problem ist, dass der Trail durch die Bodenerosion jedes Jahr wieder ein wenig abrutscht und im Frühjahr mühsam aufgebaut werden muss. Ehrlicherweise vermag niemand zu sagen, wie lange wir den Panoramatrail noch laufen können. Auch der lange Downhill hinunter nach Monstein mit seinen vielen Kehren ist traumhaft schön. Ich trainiere auf beiden Teilstücken auch regelmäßig.
Gerade hat Petter Engdahl mit mir in Davos trainiert. Er wäre gerne geblieben. Wir haben das Terrain für lange, schnelle Einheiten. Wir finden easy 1000 Höhenmeter am Stück. Und eine Tal-Höhe von 1500 Metern taugt zum Höhentrainingslager gen zwei befreundete Athlet:innen zu Besuch, den Schweden Petter Engdahl und Tony McCann aus Südafrika. Petter ist jetzt weiter nach Chamonix, Tony nach Lavaredo, wo sie sich auf die Rennen dort vorbereiten. Und beide meinten, dass sie eigentlich viel besser in Davos hätten bleiben können. Hier hätten sie das passende Terrain auch mal für schnelle, lange Einheiten. Hier finden sie easy tausend Höhenmeter am Stück und eine Tal-Höhe von gut 1.500 Metern darf man auch nicht unterschätzen. Davos taugt definitiv für ein Höhentrainingslager. Umgekehrt ist die Höhe natürlich auch fordernd. Wie sollten Sportler:innen damit umgehen? Wenn es passt, bereits eine Woche früher zu den X-Trails anreisen und das Rennevent mit einem Uralub verbinden. Dann läuft es sich ohnehhin entspannter. Umgekehrt kann es aber effektiver sein, wirklich erst am Vortag anzu-
kommen. Erfahrungsgemäß nämlich funktioniert man am ersten Tag in der Höhe noch ziemlich okay, am dritten Tag geht aber vielleicht gar nichts mehr. Darüber hinaus macht sich die Höhe ganz generell im Rennen bemerkbar. Also: Langsamer starten und die erste Stunde ruhiger machen, rechtzeitig ans Essen denken und viel, wirklich viel trinken. Du hast den Urlaub angesprochen, merkst Du in Davos inzwischen, dass Trailrunner:innen so alltäglich geworden sind wie etwa Mountainbiker:innen? Ich würde definitiv sagen, dass dieser Sport hier bei uns auch abseits von Rennevents oder expliziten Trainingsläufen seit, drei vier Jahren ziemlichen Zulauf hat. Wobei die Übergänge ja fließend sind. Man kann bergan ja auch stramm wandern und hat trotzdem den Vorteil einer leichten Ausrüstung und nicht die schweren klobigen Wanderstiefel an den Beinen. Und: Man kann alle Wan-
Die Lokal-Heldin Jasmin Nunige wird 1973 in Davos geboren. Sie ist bereits als Bergsportlerin und Langläuferin aktiv, als der Swiss Alpine Marathon 1986 zum ersten Mal ausgetragen wird. Die Olympiateilnehmerin im Skilanglauf in Lillehammer kommt durch ihren Ehemann, den französischen Leichtathleten Guy Nudige, später endgültig zum Laufen. Ihr Lokalrennen wird die Physiotherapeutin und Mentaltrainerin bis heute acht Mal gewinnen. 2016 siegt sie zudem beim 90 Kilometer langen Ultravasan in Schweden mit Streckenrekord.
Wie würdest Du die Qualität der Region Davos-Klosters als Trailrunning-Destination ganz generell beschreiben? Oh, da lasse ich doch einfach mal andere sprechen. Ich hatte bis vor wenigen Ta-
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4/2022