Ultrarunning #1 / Vorschau

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Das NEUE Magazin für Ultratrail, Longdistance Running & Etappenläufe Eine Sonderausgabe von

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REPORT: MEIN ERSTER 50-MEILEN-LAUF • DER TAG VOR DEM WETTKAMPF • SPARTATHLON-SIEGER FLORIAN REUS • CORNWALL / ENGLAND

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Deutschland € 8,90 A € 9,80 CH SFR 14,20 LUX € 10,20 IT € 12,00

INTERVIEW US-Star Jim Walmsley

FOTOREPORT Ultratrail World Tour BERICHTE

Eiger, UTMB, Zugspitz Ultratrail, Tortour de Ruhr 5 Profis antworten

Die wichtigsten Fragen zum Thema Ultrarunning

Psyche

SO SCHAFFST DU JEDE DISTANZ!

Ausrüstung

PRAXISTEST:SCHUHE FÜR LANGE STRECKEN

SALOMON, ASICS, BROOKS, ADIDAS, HOKA ONE ONE, LA SPORTIVA, SCOTT ...

Training

Die größten Fehler vermeiden und den Ultra schaffen



VORWORT

viele finden im Laufsport ihren persönlichen Frieden. Für einige ist nach 30 Minuten der Sache gut, für andere nach einer Stunden oder einem Marathon. All das was nach diesem berüchtigten Marathon passiert interessiert uns! Dieses neue Magazin ist die Zeitschrift für all die Langdistanzfreaks und Ultralaufmenschen, für alle die gerne etwas länger draussen sind und vielleicht nicht so genau die Pace im Auge haben. Wer „Ultras“ läuft, egal ob auf Strasse, Schotter, im Wald oder in den Bergen, entdeckt so manches um sich herum und vermutlich auch tief in sich drin. Man könnte sogar sagen, dass die Seele des wahren Laufsports erst im Ultra entdeckt werden kann. Erst wer einige Stunden auf den Füssen ist, wer so richtig in seiner Umgebung steckt, ist bereit alles ganz intensiv aufzunehmen. In dieser ersten Ausgabe haben wir versucht den Sport und Lifestyle „Ultrarunning“ möglichst vielseitig abzudecken. Es ist uns sicher nicht zu 100% gelungen, aber eine Erstausgabe ist der Anfang einer Geschichte, einer langen Geschichte. In diesem Sinne wollen wir euch versprechen all die Themen die jetzt fehlen in den kommenden Nummern zu zeigen. Als Macher des TRAIL Magazins ist ein Schwerpunkt „Ultratrail“, eine Laufsport-Disziplin die seit Jahren boomt und rasant steigende Teilnehmerzahlen verzeichnet. Also waren wir beim legendären UTMB in Chamonix, haben beim Eiger Ultratrail hinter die Kulissen geschaut und unseren Mitarbeiter Clemens in seine Ultratrail-Premiere nach Schweden geschubst. All diese Abenteuer sind noch schöner, wenn man die richtigen Schuhe hat. Wir testen ab Seite 45 die besten Laufschuhe für ganz lange Strecken und stelle fest, dass die Auswahl heute riesig ist. Übrigens: So ein Ultralauf ist nicht das Ende des Laufsports sondern im Grunde der Beginn einer ganz heissen Beziehung. Viel Freude mit dem neuen Heft! Denis Wischniewski

INHALT

3 Vorwort & Inhalt 18 News/Journal 30 Profis geben Tipps 50 Events 54 Weg vom Asphalt 64 Psyche & Kopfsache

4 Alexis Berg

36 Report: Cornwall / England

58 Interview: Jim Walmsley

Fotoreise zu den Hotspots des Ultratrails

Ein Wanderweg an der Küste animierte den Autor zu langen Läufen

Ein Gespräch über volles Risiko bei Rennen

20 Report: Zugspitz Ultratrail 101 Kilometer um den höchsten Berg der Republik

32 Interview: Rückblick Kein Deutscher war je schneller beim UTMB als Uli Calmbach 2009

40 TRAINING Die größten Fehler beim Ultra-Training vermeiden

44 Test: 15 Ultralauf-Schuhe Gelaufen, geprüft! Trail- und Strassenschuhe.

66 Report: Der erste 50-Meiler Eine ultramäßige Erfahrung in Schweden

70 Interview: Ralph Näf Über Risikomanagement und Sicherheit bei alpinen Wettkämpfen


FOTOSTORY Alexis Berg BADWATER 135 Das Death Valley im Westen der USA. Im Hintergrund die berühmten Mesquite Flat Sand Dünen. Das Rennen startete in der Nacht zuvor. Der Tag beginnt und ein Ereignis tritt ein, das selten ist: es regnet für 10 Minuten. Deshalb ist die Strasse feucht.


UNSERE WELT IN VOLLER LÄNGE

Alexis Berg ist Fotograf. Im Dienste der Langdistanz. Der 32-Jährige begleitete fast alle grossen Ultratrails mit der Kamera und veröffentlichte seine Fotos in National Geographic, Esquire, dem Guardian oder The National. Die Highlights seines Archives stellt er hier für uns vor. T E X T: A lexis Berg

FOTOS: Alexis Berg

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FOTOSTORY Alexis Berg

TRANSVULCANIA Fernando Arca, eine spanische Ultratrail-Legende, ist auf diesem Foto ein Symbol für die Leiden im Sport. Das Rennen war für ihn eine Reise an sein Limit.

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HARDROCK Kilian Jornet und Joe Grant. Im Ort Ouray/ Colorado ist Halbzeit der Strecke. Die beiden Stars gemeinsam in FĂźhrung. Sie unterhalten sich angeregt und teilen die Leidenschaft fĂźr die Berge.

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REPORT Zugspitz Ultra Trail

WUNDERSCHÖNE LEIDEN.

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Einmal im Jahr treffen sich in Grainau, einem Dorf am Fuße der Zugspitze, gefühlt alle Ultratrail-Fans Deutschlands, um dort zu beweisen ,was sie drauf haben. Der ZUGSPITZ ULTRA TRAIL hat sich zu einem der wichtigsten Ultraläufe Europas etabliert und hat unseren Autor bereits zum viertenmal für 101 Kilometer um den höchsten Berg der Republik getrieben. T E X T: Denis Wisch niewsk i

F O T O S : P h i l i p p R e i t e r, H a r a l d W i s t h a l e r, A n d i F r a n k , T o m S c h l e g e l

Schnellste Frau beim ZUT 2018: Kristin Berglund in nur 13 Stunden und 18 Minuten.

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Warme Suppe an der VP 9. Man giert nur noch nach salzigem Futter.

Der ZUT ist da! Er ist sowas von da, dass er diese ganze Sache mit den UTMB Qualipunkten nicht braucht und auch, dass man ihm nachsagt, er wäre ja gar nicht so schwer, tut seinem Erfolg keinen Abbruch. 2018 ist der Salomon Zugspitz-Ultratrail die Instanz in Sachen Trailwettbewerb in Deutschland. Ausgebucht. Die Runde um den höchsten Berg Deutschlands ist und bleibt ein Abenteuer, ein Einstieg in die Ultratrail-Welt und ein Klassentreffen für alte Haudegen. Ist es diesmal tatsächlich mein vierter Start über die 101 Kilometer Distanz? Ja, ich bin bereits dreimal den ZUT gelaufen. Dreimal bin ich angekommen. Immer war ich ordentlich darauf vorbereitet, hatte lange Läufe und Höhenmeter in den Beinen und bin immer unter 18, 17 und 16 Stunden in Grainau angekommen. Diesmal ist es anders. Mir fehlen irgendwie die ausgedehnten Vorbereitungsläufe und außer einem 25-Kilometer Rennen im Bayerischen Wald und einem Sprint in Innsbruck hab ich in diesem Frühjahr und Sommer noch keine Wettkampfhistorie. Nicht viel. Zu wenig. Ich muss mich, um anzukommen, mehr als sonst auf meine Moral verlassen. Auf die Lust. Die Lust, die mich über die Strecke tragen wird. Der ZUT beginnt nicht mit dem Startschuss am frühen Samstagmor-

gen. Schon auf den Freitagmittag und Abend freue ich mich das ganze Jahr. Man trifft hier nämlich all die anderen. Die Anderen eben. Die, die das Selbe vorhaben. Die mit ähnlichen Vorgeschichten hier starten. Uns verbindet also nicht nur, was man hier gemeinsam vorhat, sondern auch das, was man hinter sich hat.

Die Anderen eben. Die, die das selbe vor haben. Die mit ähnlicher Vorgeschichte hier starten. Es verbindet also nicht nur das was man hier gemeinsam vor hat, sondern auch das was man hinter sich hat.

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Es ist 5.30 Uhr und ich bewege mich in Zeitlupe aus meinem Hochbett des Wohnmobils, das fast arrogant prominent im Startbereich parkt. Irgendwie habe ich mich zwischen die Mobile der Aussteller und des Veranstalters gemogelt. Eine Luxussituation: Vom Bett zur Startlinie keine 80 Meter. Als ob 100 Meter mehr oder weniger irgendetwas ändern könnten bei 100 Kilometern, die auf mich warten. So ein frühes Frühstück liegt mir nicht. Ich zwinge ein Müsli und ein Honigbrot in mich hinein und beobachte dabei wie der Startbereich von Minute zu Minute lebendiger wird. Auffällig viele wuseln schon nervös hin und her. Es ist noch mehr als eine Stunde zum Start. Ich verstehe das nicht. Außer, dass die mich irritieren, hat das keinen Sinn. Diesmal soll die pure Vernunft siegen. Ich halte mich beim Start komplett zu-


Hohes Tempo beim Start. Die Durchschnittsgeschwindigkeit blieb bei den Meisten nicht zweistellig.

rück. Eine regionale Blasmusikkapelle schreitet die ersten 300 Meter vor dem Feld und ein paar hundert junge Pferde warten bis die Trachtenträger zur Seite marschieren um loszusprinten. Nach nur wenigen Minuten sehe ich die Führenden bereits in das erste Waldstück einbiegen. Die sind irre. Es gab Jahre, da rannte ich genau dort vorne mit, um nach 10 Kilometern kläglich einzubrechen. Ich bin lernfähig und reihe mich bei erfahrenen Läufern ein. Ich nehme mir vor, die ersten 30 Kilometer so zu laufen, dass ich mich auf gute Gespräche mit anderen einlassen kann. Funktioniert relativ gut. Ich forme immerhin Halbsätze und bekomme so etwas wie eine Unterhaltung mit Moritz und Lars hin. Die beiden sind mal vor mir, mal hinter mir oder neben mir. Der erste lange Anstieg bringt mich auf den Boden der Tatsachen. Ich merke nämlich schnell, dass mir genau die Trainingshöhenmeter fehlen. Mir

fehlt Kraft und so wird der Tag zu einem ständig wiederkehrenden Ablauf. Berghoch werde ich überholt. Bergab mache ich Plätze gut. Das führt nach einer gewissen Zeit dazu, dass ich bergab zu schnell unterwegs bin und meine Beinmuskulatur zu Brei laufe.

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Nach 55 Kilometern stelle ich fest, wie verdammt lang 55 Kilometer sind. Ich sitze nach einem langen, wunderschönen Downhill, der weit oben in einem alpinen Geröll- und Felsfeld begann, und über sattgrüne Almwiesen führte, endlich in der Verpflegungssta-


Profis

FAQ

Eva Sperger wurde 2017 Deutsche Meisterin im Ultratrail. Markus Mingo siegte im vergangenen September beim Gore-Tex Transalpine Run (Foto) mit seinem Teampartner Hannes Namberger.

antworten

FRAGE an Moritz auf der Heide Man sagt ein DNF (Did not finish) ist nie eine Option? Stimmt das? Gibt es Situationen die eine Aufgabe mit sich bringen? „Ein DNF ist absolut eine Option und manchmal auch ein Muss. Für mich persönlich ist es zwar eine Niederlage, wenn ich mal aufgeben muss. Aber manchmal geht die Gesundheit vor. Ich würde nie einen Wettkampf abbrechen, nur weil die Power fehlt. Aber es gab auch bei mir schon Momente, in denen ich meine Trittsicherheit zu nahezu 100% verloren hatte und alle zwei Minuten gestürzt bin. In solch einer Situation macht ein DNF einfach nur Sinn. Wir alle betreiben diesen Sport, weil er uns Spaß macht. Wenn deine Knie also alle zwei Minuten den Boden ‚streicheln‘ und du eventuell noch 3040km vor dir hast, ist es angebracht, die Startnummer frühzeitig abzunehmen. Eine Schande ist das auf keinen Fall. Und ich kenne niemanden, der sich darüber lustig machen würde. Ich selbst befinde mich auch 1-2x pro Jahr in dieser schwierigen Situation. Zuletzt aufgeben musste ich im April beim Ultra-Trail Mt Fuji in Japan.“

FRAGE an Thomas Bohne Wie weisst du bei einem Ultralauf was und wieviel du zu Essen mitnimmst? Bei Läufen mit gut ausgestatteten Verpflegungsstationen habe ich nur eine Notration dabei wie zum Beispiel einen Energieriegel oder mit Honig und Salz überzogene Nüsse. Wenn es auf der Strecke wenig zu essen gibt, nehme ich selbst mehr Verpflegung und Elektrolytpulver mit. Mein Proviant richtet sich ganz nach meinen Vorlieben und die können stark variieren und decken ein breites Spektrum von Energieriegeln über Wassermelone hin zu Landjägern ab.

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FRAGE an Markus Mingo Wann nimmst du bei einem Ultratrail eigentlich Stöcke mit und wann nicht? Hast du da eine Regel?


Stunden ins Ziel zu kommen und von meinen Eltern oder Freunden empfangen zu werden oder wenn auf der letzten Etappe des Transalpine Run plötzlich die wunderschönen Türme des Rosengartenmassivs auftauchen. Das alles baut den Stress ab und löst die Anspannung.

FRAGE an Eva Sperger Wie bewältigts du Krisen und ein Tief während eines Rennens? Hast du Tipps um schnell wieder auf die Höhe zu kommen?

Eigentlich hängt das bei mir sehr vom Streckenprofil und auch ein bisschen vom Bauchgefühl ab. Bei eher flachen Strecken oder sogenannten Landschaftsläufen verzichte ich in der Regel komplett auf Stöcke. Genauso bei sehr technischen Strecken, bei denen ich die Hände zum Klettern brauche. Ansonsten würde ich grob sagen alles was unter 50 Kilometer ist ohne, der Rest mit. Bei Etappenläufen wie dem TAR habe ich sie grundsätzlich dabei, weil ich dadurch das Gefühl habe, die (Bein-)Muskeln für den nächsten Tag zu schonen.

Krisen gehören dazu und vielleicht sogar ist es genau der Umgang mit den aufkommenden Krisen, der die größte Lernerfahrung für uns Ultraläufer auch für andere Lebensbereiche ausmacht! Dass schwierige Momente kommen, mache ich mir im Vorfeld klar und ich stelle mich darauf ein. Sollte ich dann in ein mentales Tief steuern, nehme ich dieses Gefühl an und arbeite nicht dagegen: Es ist jetzt eben so. In diesem Fall helfen mir auch positive Selbstgespräche. Auf gar keinen Fall sollten sich Läufer selbst verurteilen und zusätzliche Vorwürfe machen, dass sie aus einer mentalen Krise nicht rauskommen. Das birgt die Gefahr einer Abwärtsspirale, negative Gefühle bekämpfen zu wollen. Man sollte sich nicht von Krisen überraschen lassen, sondern einplanen, dass sie kommen werden und sie annehmen. Ein mentales und körperliches Tief bedeutet immer eine Stresssituation – der Körper verkrampft und verbraucht damit unnötig viel Energie, wenn er gegen den eigenen muskulären Widerstand anarbeiten muss. Daher ist meine Empfehlung den Körper und auch die Atemmuskulatur bewusst zu entspannen. Dabei helfen zum Beispiel einfache Mantras, also immer wieder innerlich Worte wie „Vertrauen“ oder „Leichtigkeit“ zu wiederholen oder an schöne Situationen, an Freunde oder vertraute Umgebungen zu denken. Ich stelle mir vor, wie es sein wird den Sonnenaufgang nach einer durchlaufenen Nacht zu sehen, wie es sein wird, nach

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FRAGE Flo Neuschwander Es heisst, dass man einen Ultra am besten so langsam wie möglich beginnt, denn nach hinten raus wird man alle Energie brauchen. Andere sagen, dass man möglichst vom Start weg gleichmäßig laufen soll. Meiner Meinung nach kommt es bei einem Ultra auch auf die Strecke und die Streckenlänge an..... Einen Strassenultra laufe ich auf jeden Fall von Anfang an gleichmässig in meinem Tempo. Bei einem Ultratrail kommt es sehr auf das Gelände an. Da variiert das Tempo teilweise extrem und man wird nie gleichmäßig laufen. Deshalb finde ich eigentlich einen Strassenultra manchmal einfacher zu laufen als einen Trail, bei dem man ständig Rhythmuswechsel drin hat. Das muss man ordentlich trainieren!


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REISE CORNWALL ENGLAND

Nein, das ist noch lange nicht das Ende. Auch wenn es just so auf einem weißen Holzschild steht, neben dem sich Touristen fotografieren lassen können. Nein, sollen! Acht Pfund für die Erinnerung an einen Ort, der sich vor allem für sein Verschwinden rühmt. Land‘s End. Dahinter kommt nichts mehr. Erst irgendwann, nach mehreren tausend Kilometern, Amerika. Davor aber haben sie eine Art Vergnügungspark gestellt. Mit Outletcenter, Souvenirläden und einem 4D-Kino, die vor allem dafür sorgen, dass man diesen westlichsten Punkt Englands ziemlich schnell verlassen will. Hätte ich aber eh. Schließlich bin ich zum Laufen hier, die südwestlichsten Etappen der South West Coast Path sollen es werden, der von Minehead in der

Grafschaft Sommerset bis nach Poole Harbour, Dorset, die englische Küstenlinie begleitet. Und der an den Steilküsten Cornwalls definitiv am schönsten ist. „Rosemundepilcherschön“ meinen manche. Mehr als 140 reichlich seichte Geschichten hat die Erfolgsautorin in dieser schroffen Landschaft angesiedelt. Für den South West Coast Path gilt, was man über Rosamunde Pilcher nicht sagen kann: Unter den europäischen Weitwanderwegen gehört er definitiv in meine Top3. 1014 Kilometer wären es in Gänze. Trails, die größtenteils als Patrouillenwege angelegt worden waren. Britische Coast Guards hielten hier nach Schmugglern Ausschau, weil jede Küste eben immer auch eine raue Gegend ist. Eine Übergangszone zwischen fest

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RANDERSCHEINUNGEN Dort, wo England schon fast aufhört, ist es eigentlich am schönsten. Das zumindest ist das Versprechen des South West Coast Path, der die englische Küstenlinie für gut tausend Kilometer flankiert und sich den ganz großen Auftritt doch für die Steilküsten Cornwalls aufgehoben hat. Unterwegs auf dem schmalen Grad der Glückseligkeit

TEXT & FOTOS: Clemens Niedenthal

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TRAINING Fehler vermeiden

Die grรถssten Feh

Zach Miller macht vieles richtig, aber einiges falsch. Beim UTMB musste er seiner Taktik Tribut zollen, beim Epic Trail ging seine Vorbereitung voll auf und er siegte.

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hler

T E X T: M ichael A rend

F O T O S : H e l m u t H a n n e r, U T M B

Aus Fehlern lernen ist gemeinhin das was uns im Leben wirklich weiterbringt. Etwas riskieren, scheitern und letztlich daran wachsen. Aber bitte nicht zu oft! Es ist einfach zu mühsam sonst. Unser Lauftrainer Michael Arend erklärt die grössten Trainingsfehler im Ultrarunning, wie ihr diese vermeidet und besser werdet.

die Ultraläufer im Training machen... „Der Mensch ist ein Gewohnheitstier“, sagte meine Mutter immer. Ich habe das lange, als eines ihrer vielen Sprichwörter abgespeichert und ich bin mir bis heute sicher, sie meinte damit nicht die Physiologie. Gepasst hätte es aber. Der menschliche Körper ist ein Wunderwerk an Anpassung. Die schnellen Verbesserungen zu Beginn des Lauftrainings zeugen davon. Erkennt der Körper allerdings keinen weiteren Grund zur Anpassung, wird er auch sehr schnell träge und hält den Status Quo. Dieses Plateau ist leider auch nach mehreren Jahren im Lauftraining zu sehen: Jede weitere Verbesserung fällt schwer. Allein durch Abhärtung las-

sen sich zwar die Distanzen verlängern, das Tempo wird meist eher langsamer. Wie stark dieser Effekt ist, zeigt eine Studie. Untrainierte Radfahrer produzierten nach 2 Stunden langsamen Radfahrens Enzyme (AMPK), die bei Profiradfahrern maximal bei Bergetappen oder Sprints nachzuweisen sind. Aber nur nach 10 zweistündigen langsamen Radfahrten konnte bei keinem Fahrer mehr diese leistungshervorbringenden Enzyme nachgewiesen werden. Nur 10 langsame zweistündige Radfahrten reichten aus, dass der Körper sich dachte: „Die Belastung kenne ich – Das kriege ich hin – kei-

ne weitere Anpassung von meiner Seite notwendig.“ Die Kunst des Trainings ist es, den Körper immer wieder aus dem Gleichgewicht zu bringen. Ihm immer wieder deutlich zu machen, dass der Status Quo nicht ausreicht. Am Anfang ist dies noch einfach. Das Tempo wird von allein schneller und der Umfang ist fast wöchentlich steigerbar. Doch was macht ein Ultraläufer oder ein Profi, der sich schon am Rande seiner Belastbarkeit, sei es körperlich oder zeitlich bewegt? Einfach den Umfang steigern, ist offensichtlich nicht die Lösung. Ab hier wird der Text der Überschrift gerecht, denn genau hier liegt der Feh-


PRAXISTEST Schuhe für Ultras

ES LANGE MITEINANDER AUSHALTEN

Am Laufschuh scheiden sich die Geister. Sprengung ja oder nein? Hart oder weich? Support oder neutral? Wer jedoch lange läuft landet fast immer bei „mehr Dämpfung“. Man gönnt sich diesen Komfort am Ende dann doch. In unserem Praxistest sind wir neue Modelle gelaufen die wir für Ultradistanzen auf Trail und Strasse empfehlen. T E X T: Denis Wisch niewsk i

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Um diesen Schuhtest einzuleiten, beginne ich am besten dort, wo Laufschuhe für einen Ultra hingehören: bei einem Ultralauf. Zugspitz Ultra-Trail, der selige Hubertushof bei Kilometer 55 – und ich habe ein zweites Paar in meinem Dropbag deponiert. Was war ich froh, in einem weit üppiger gedämpften Modell weiterzulaufen. Eine absolute Wohltat für meine Füße und letztlich auch für den Kopf. Die kommenden 12 topfebenen Kilometer lief ich wieder rund, die Schmerzen in den Beinen waren weg. Dieser Schuhwechsel war überhaupt die beste Idee. So stelle ich fest, dass ein Laufschuh eben doch nicht irgendein Schuh ist und sich verschiedene Modelle ganz ordentlich voneinander unterscheiden können, oft ganz andere Charaktere haben und damit einen Lauf sehr prägen. In einer Sache verhält sich das mit Ultraläufen und den passenden Schuhen seit Jahren immer gleich: Mit steigender Distanz will man mehr Komfort und Raum. Komfort ist dabei meist die Dämpfung. Das Gefühl, dass mehr Dämpfung den Körper entlastet und die Härte nimmt, stellen wir alle fest. Selbst eingefleischte „Barfußläufer“ entdecken bei Ultrarennen plötzlich Laufschuhe mit Dämpfung und Stabilität. Das soll nicht heißen, dass wir hier minimale Schuhkonzepte verschmähen. Im Gegenteil. Für kurze und mittlere Distanzen und als Trainingsgeräte sind direkte, möglichst flexible Schuhe perfekt um den Laufstil zu optimieren und den Be-

La Sportiva Unika

Salomon Sense Ultra 2

Grip Trail Grip Asphalt Lauffreude Dämpfung Atmungsakt. Stabilität/Support Gewicht Passform Sprengung

✪✪✪✪✪ ✪✪✪✪✪ ✪✪✪✪✪ ✪✪✪✪✪ ✪✪✪✪✪ ✪✪✪✪✪ ✪✪✪✪✪ Schmal 8 mm

Dynafit Ultra Pro

325 Gramm, 179 Euro

300 Gramm, 179,90 Euro In Zusammenarbeit mit einem der besten Ultratrail-Läufer, dem UTMB-Sieger Francois D´haene, ist dieser Schuh entstanden. Es steckt also einiges an Erfahrung und Wissen in diesem Modell. In der Tat ist der Sense Ultra ein gewissenhafter und stabiler Trailschuh mit absolut griffiger Contagrip Aussensohle und sehr verbindlichem Sitz. Technisches Gelände ist damit kein Problem. Man steht sicher in ihm und geniesst dennoch viel Komfort. Etwas weniger Gewicht würden wir ihm wünschen, wobei er am Fuss und in Bewegung dynamisch und agil wirkt. Fazit: ein echter Allrounder mit viel Schutz, Grip und der Fähigkeit auch flache Abschnitte dynamisch zu rollen.

wegungsapparat zu stärken. In diesem Test stellen wir euch aber Trail- und Strassenlaufschuhe vor, die lange Strecken über 40, 50 und 100 Kilometer locker wegstecken und dafür mit eher mehr Dämpfungseigenschaften und einer verlässlich führenden Stabilität ausgestattet sind. Was uns dabei aufgefallen ist: Während auf dem Trail das Präfix Ultra sogar schon in den Modellnamen auftaucht, werden Straßenschuhe noch selten explizit für die Ultradistanzen entwickelt und beworben. Ja manchmal verhält es sich geradezu umgekehrt. Die butterweichen Hokas beispielsweise, lange zumindest hierzulande nur in der eingeschworenen Ultragemeinde präsent, sind plötzlich auch immer öfter an den Füssen von Parkjoggern und Gelegenheitsläufern zu finden. Das Konzept, den Lieblingslaufschuh eine Dämpfungsklasse upzugraden, ist aber auch auf der Straße ein guter Tipp. Wäre einen zügigen Halbmarathon etwa gern im Adidas Adios läuft, findet im weicheren und stabileren Adizero Boston den Schuh für die 50 Kilometer. Wer fluffige Runden im Saucony Kinvara schätzt, bekommt mit dem Iso Ride ein ähnliches Laufgefühl mit einem Plus an Stabilität. Übrigens: Viele Ultra-Liebhaber werden sich, wenn sie ein passendes Modell gefunden haben, gleich zwei Paar davon kaufen müssen. Eines für die erste Rennhälfte, das Andere – am besten eine Nummern größer – für das Dropbag und die angeschwollenen Füße.

Optisch geht der Unika ganz klar eigene Wege. Er könnte in diesem Design auch in einem Conceptstore stehen und für urbane Zeitgeister interessant sein. Der Unika ist der erste Trailschuh von La Sportiva der komplett in Europa gefertigt wird. Eine asymetrische Schnürung verleiht dem Schuh viel Halt und gibt ihm die nötige Struktur um am Fuss perfekt zu arbeiten. Er trägt sich sockenartig bequem. Für mittlere Distanzen bis hin zum schweren Alpinmarathon würden wir den Unika unbedingt empfehlen. Darüber hinaus ist er auch ein Ultratrail-Kandidat, aber hier vermutlich nur für erfahrene und leichte Athleten, denn er ist durchaus straff und direkt und verzeiht Fehltritte nicht.

Grip Trail Grip Asphalt Lauffreude Dämpfung Atmungsakt. Stabilität/Support Gewicht Passform Sprengung

✪✪✪✪✪ ✪✪✪✪✪ ✪✪✪✪✪ ✪✪✪✪✪ ✪✪✪✪✪ ✪✪✪✪✪ ✪✪✪✪✪ Schmal 8 mm

310 Gramm, 155 Euro Gute Idee von Dynafit: Sie haben ihrem Erfolgsmodell Alpine Pro Futter an die Sohlen gegeben und mit mehr Dämpfung nun den Ultra Pro für lange und alpine Trails an den Füßen. Wer im Alpine Pro an Grenzen stößt wird damit nun definitiv weiterkommen, denn der Ultra Pro überzeugt mit selben Eigenschaften, schafft es aber weit mehr ein echter „Laufschuh“ zu sein, der auch mal lange Flachstücke wegrollt. Im Praxistest konnten wir in ihm selbst schwere Trails sicher und stabil laufen und hatten viel Spaß. Leider drückt die Schnüren etwas auf den Spann. Insgesamt fehlt ihm noch die letzte Feinheit in Details.

Grip Trail Grip Asphalt Lauffreude Dämpfung Atmungsakt. Stabilität/Support Gewicht Passform Sprengung

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events kompakt

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TOR DES GEANTS 4 Jahreszeiten innerhalb weniger Stunden. 330 Kilometer und 24.000 Höhenmeter. Das ist seit 2010 die Ansage der TOR DES GEANTS im Aostatal. Die Route folgt in der Hauptsache der beiden Höhenwege Alta Via Nr. 2, in der ersten Hälfte, und der Alta Via Nr. 1 in der zweiten Rennhälfte. Das bringt insgesamt 25 Bergpässe und über 2000 Höhenmeter mit sich und eine Menge extrem wechselnder Temperaturen und Wetterbedingungen. Vier Jahreszeiten innerhalb weniger Stunden sind hier keine Seltenheit. 2017 wurde die TOR von Xavier Dominguez Ledo mit neuem Streckenrekord in unglaublichen 67 Stunden und 52 Minuten gewonnen. 2018 stand der Wettkampf mit Start und Ziel in Courmayour im Zeichen von stabilen äußeren Bedingungen und gutem Spätsommerwetter. Bereits zum zweiten Mal am Start: die deutsche Ultralauf-Legende Jens Lukas, der sich diesem Rennen im Herbst seiner Karriere verschrieben hat. Lukas belegte bereits 2016 in unter 86 Stunden den schweren Wettkampf auf Rang 5. Damals waren mit Thomas Bohne zwei Deutsche unter den Top10. Das Startfeld diesmal wieder hochklassig. Mit dabei der US-Amerikaner Luke Nelson, Peter Kienzl und Franco Colle. Colle ist am Ende in 74 Stunden und 3 Minuten Sieger nach 330 Kilometern und liegt 37 Minuten vor dem Zweiten, Galen Reynolds aus Kanada. Gemessen an der Distanz vermutlich eine wahre Sprintentscheidung. Jens Lukas schöpft aus all seiner Routine und Erfahrung. Der ehemals UTMB-Zweite und mehrfache Spartathlon- Sieger belegt Rang 6 und unterbietet seine Zeit von 2016 um 3 Stunden. Beste Dame wird Silvia Ainhoa Trigueros Garrote aus Spanien. In 87 Stunden und 50 Minuten ist sie so schnell, dass sie im Ziel ganze 8 Stunden auf die Zweite Scilla Tonetti warten muss. Insgesamt beenden 534 Teilnehmer die TOUR – der letzte Finisher in 151 Stunden.

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T E X T: Denis Wisch niewsk i

Die ganze Wahrheit Schmerzen in einem Magazin zu zeigen, in einem Film oder einer Doku ist eine echte Kunstform. Als Läufer unterschreibt man quasi mit Beginn seines Sports einen Vertrag der Schmerzen einschliesst.

Wer redet als Läufer schon gerne über Schmerzen? Eigentlich soll ja immer alles leicht aussehen und Spaß vermitteln. Ich erinnere mich an folgende Szene: Ich schaute den UTMB live im Internet. Zach Miller lag zusammen mit Xavier Thevenard in Führung. Kilometer 130. Von 171. Das sah verdammt locker aus bei beiden. Sie rannten locker einen einfache Downhill nach unten, kamen in eine Verpflegungsstation die sie nach kurzer Pause verliessen und sprinteten wie frisch aus dem Ei gepellt wieder los. Irre. Echt. Dann kam ein leichter Anstieg. Nichts Schlimmes. Ein leichter Hügel der aus dem Dorf hinaus führte. Thevenard lief, Miller wechselte in den Gehschritt und die Kamera schwenkte und zoom-

te in sein Gesicht. Leiden. Ganz plötzlich. Sein Gesicht war zum Ausdruck seiner Schmerzen geworden. Der Amerikaner zeigte seine Zähne, Falten überzogen sein Jungenhaftes Gesicht. Dieser Einbruch war mindestens so beeindruckend wie das leichte Tänzeln des vor ihm laufenden Xavier Thevenards. Dass zwei so komplett auseinander liegende Zustände nun auf Rang 1 und 2 konkurrierten war schlicht sensationell. Das war pures Leben innerhalb eines Wettkampfes. Miller erholte sich leider nicht mehr und stieg später aus. Thevenard siegte 40 Kilometer später souverän und erweckte den Eindruck dass er ohne Schmerzen für über 20 Stunden lief. Das stimmt natürlich nicht. Schmerzen sind ein Teil des Ultralaufens. Man muss sie annehmen. Sie kommen. Irgendwann. Da ist lange diese Leichtigkeit die manchmal surreal erscheint, weil man ja rein wissenschaftlich doch etwas tut was sehr anstrengend ist. Dann kommt diese Schwere mit der man lernen muss umzugehen. Es hilft das Wissen, dass es an einem bestimmten Punkt irgendwie nur noch wieder besser werden kann. Ich will keine Namen nennen. Eine Freundin erzählte mir von einem Lauf, den sie gemeinsam mit einem Bekannten lief. Es war ein Wettkampf, den sie als Zweierteam bestritten. Ein hartes Ding über mehrere Tage und Etappen. Sie ist – das weiss ich sehr sicher - eine krasse Frau. Die kann sich quälen und doch forderte ihr Partner, dem es offenbar allgemein besser ging, von ihr mehr Bereitschaft Qual und Schmerz anzunehmen. Er trug ihr vor wie sehr Schmerzen für ihn dazugehören, ja, dass es sie sogar sucht. Ein Blablabla, ein Aufplustern, in dieser Situation. Im Zusammenhang mit Schmerzen geht es doch letztlich nur darum, dass wir den Bogen nicht überspannen, dass wir diese rote Linie nicht überqueren. Diese verdammte rote Linie von der wir Läufer nicht wissen wo sie denn nun genau wirklich ist. Oft weiss man erst einige Zeit nach dem stumpfen Ignorieren der Schmerzen, dass es zuviel war.

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Dann wenn die Entzündung chronisch ist oder der Kopf dicht macht und nicht mehr will. Und trotzdem gibt es diese Leute, die diese hohe Bereitschaft haben weiterzumachen, wenn es weh tut. Hannes Namberger hat über seinen Transalpine-Partner Markus Mingo gesagt, dass er noch nie einen gesehen hat, der szu sich selbst so hart ist. Namberger war der bedeutend stärkere im Team, aber Mingo hat das Unmögliche möglich gemacht und ist ihm eine Woche lang gefolgt. Das Resultat ist bekannt: die beiden gewannen das Rennen – eine Leistung, die weit über dem liegt was man Mingo zugetraut hätte. Ich glaube, es gibt unterschiedliche Schmerzen beim Laufen. Zunächst die direkten, die man sofort bekommt, wenn man schnell losrennt, die jeder Skyrunner und Bergläufer kennt. Das Laktat schiesst rein, der Mund schmeckt nach Blut, die Lunge brennt fürchterlich. Und dann diese Schmerzen, die wir Ultraläufer kennen, wenn nach Stunden die Beine die Kraft verlieren, wenn jeder Schritt weh tut und die Müdigkeit hinzukommt, wenn der Rücken schmerzt und im Downhill die Knie weh tun. Wenn der Schmerz nachlässt ist am Schönsten. Darum tun wir das.


Weg vom Asphalt Ultralauf hat seinen grössten Zulauf im Gelände. Die Faszination eine Ultradistanz in den Bergen, zu laufen packt uns alle, aber wieso fehlt den Ultras auf Bahn und Strasse der Sexappeal?

T E X T: Denis Wisch niewsk i

Laufen im Gelände boomt. Ultratrail ist zum magischen Begriff innerhalb des Laufsports geworden und selbst eine ganze Reihe richtig guter Strassenmarathonläufer sagen: „Irgendwann lauf ich auch mal einen Ultratrail oder diesen UTMB, aber ich bin noch nicht so weit!“ Der Respekt vor Ultras in den Bergen ist also groß - gut so. Das schützt vor allzu großen Enttäuschungen, denn nur wer seriös vorbereitet bei einem ZUT, UTMB, TDS, CCC oder GGUT am Start steht hat Chancen auf ein Finish mit Spaß und erträglichen Qualen. Wer heute von einem Ultralauf spricht, meint in den meisten aller Fällen einen Ultratrail und das obwohl Langdistanzen im Gelände vor 15 oder 20 Jahren noch absolute Exoten waren. Es gab den Swiss Alpine Marathon, quasi der Ur-Ultratrail über 78 Kilometer in Davos. Ein Lauf, den es heute garnicht mehr gibt. Die Entwicklung ist rasant und bei aller Expansion der Ultratrails rücken klassische 24 Stunden

Läufe, 100 Kilometer-Rennen in Stadtparks oder Klassiker wie Biel, Badwater, oder der Spartathlon aus dem Fokus der Medien und letztlich auch der Laufsportcommunity. Dabei haben die Deutschen in den 1980er und 1990er Jahren grosse Erfolge auf Asphalt gefeiert. Jens Lukas siegte dreimal beim Spartathlon, Helga Backhaus hält dort sogar den Rekord und gewann unfassbare viermal das Rennen in Griechenland. 2018 sind immerhin 31 deutsche Teilnehmer für den 246 Kilometer Ultra von Athen nach Sparta angemeldet. Doch alte Erfolge zählen in der Gegenwart nicht viel. Die breite Masse will bei Wettlämpfe wie UTMB, Western States 100 oder dem Eiger Ultratrail starten und Lorbeeren sammeln. Diese Rennen sind früh ausgebucht, es gibt Warteliste und Qualifikationskriterien. Ganz bestimmt hat eine 100 Kilometer Distanz im alpinen Umfeld eine andere Dimension, eine andere Erlebniswelt als ein 100 Kilometer Lauf auf

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einer 5 Kilometer Runde durch einen Stadtpark, bei dem man sich nach der Hälfte dazu entscheidet, die Richtung zu ändern um nicht vollends durchzudrehen. Ich würde gerne eine Lanze für all die Ultras auf Beton, Strasse, in Hallen und im Park brechen – sie sind ein Teil des Laufsports, sie haben Historien, Rekorde und spannende Typen. es wäre schön wenn sie vom Boom der Ultratrails wieder Rückenwind aufnehmen. Zusammen geht es besser. Zusammen die 42,195 km hinter sich lassen und weiterlaufen. Übrigens: Dass gefühlt alle ihre langen Läufe in den Bergen erleben wollen ist nicht schlimm sondern total nachvollziehbar. Es ist eine Entwicklung und der Drang nach Natur und etwas Abwechslung zum Alltag. Heute auf Asphalt, kommendes Wochenende im Wald und danach auf der 5 km Runde im Park.


INTERVIEW Jim Walmsley

MEINE ART ZU RENNEN AUFZEICHNUNG: Clemens Niedenthal

Jim Walmsley hat Ultra Running auf ein neues Level gebracht. Und das ist selbst für ihn manchmal zu schnell. Auf seinen Streckenrekord beim Western States Endurance Run folgte ein Rennausstieg beim UTMB. Ein Gespräch über die Unbedingtheit der Bewegung

IST RISKANT!


HALLO JIM, ZUNÄCHST EINMAL EINEN ETWAS VERSPÄTETEN GLÜCKWUNSCH ZU DEINEM DURCHAUS EPISCH ZU NENNENDEN STRECKENREKORD BEIM WESTERN STATES ENDURANCE RUN IM VERGANGENEN JUNI: 14:30 STUNDEN IN SELBST FÜR KALIFORNISCHE VERHÄLTNISSE BRÜTENDER HITZE. Danke sehr. Dabei hatte ich mir doch eigentlich vorgenommen, es in diesem Jahr etwas langsamer und besonnener anzugehen. Aber vielleicht lag ja genau darin der Grund, warum ich so einen Lauf diesmal über die hundert Meilen durchziehen konnte. WOMIT WIR SCHON MITTEN IN DER ANALYSE SIND: HÄTTE DIR NACH DEN LETZTEN BEIDEN WESTERN STATES JAHREN, IN DENEN DU AUF REKORDKURS LIEGEND JEWEILS BITTER EINGEBROCHEN BIST, NICHT EINFACH NUR DER SIEG GEREICHT? Ich hatte im Training schon definitiv immer im Hinterkopf, dass ein Streckenrekord bei halbwegs passablen Wetterbedingungen drin sein müsste. Um so näher das Rennen dann aber rücken sollte und um so heißer die Wetterprognosen wurden, um so mehr ist der Rekord aus meinem Fokus gerutscht. Ich wusste aber, dass ich bestmöglich vorbereitet an der Startlinie stand. Ich wusste, was möglich ist. DIESEN JIM WALMSLEY GIBT ES ALSO EINFACH NICHT IN LANGSAM? Zeit, und damit das Tempo, ist relativ. (lacht) DABEI HATTE GENAU DIESE ART ZU LAUFEN DEINEN RUHM UND AUCH HITZIGE DEBATTEN BEGRÜNDET. JEDER SCHIEN PLÖTZLICH EINE MEINUNG ÜBER JIM WAMSLEY ZU HABEN. FÜR DIE EINEN WARST DU EIN IDOL, FÜR DIE ANDEREN EIN AUFSCHNEIDER, DER NICHT

LIEFERT, WAS ER GROSSSPURIG ANGEKÜNDIGT HAT. Ich konzentriere mich lieber auf mich, letztlich ist das ohnehin das einzige, das ich kontrollieren kann. Natürlich habe ich mitbekommen, dass meine Art zu Laufen innerhalb der Ultra-Community polarisiert, aber ich investiere meine Energie nicht dafür, meinen Fans zu schmeicheln oder irgendwelchen Skeptikern das Gegenteil zu beweisen. IST DAS DIE KONZESSION, DIE MAN IN EINEM MEHR UND MEHR PROFESSIONALISIERTEN SPORT ZU ZAHLEN HAT: ALS ATHLET IST MAN ZUNEHMEND AUCH EINE ÖFFENTLICHE PERSON? Mein Freund Eric pflegt diesbezüglich zu sagen: „Wenn Du keine Fans und nicht im gleichen Maße auch Feinde hast, dann ist das, was Du tust, auch nicht wirklich bedeutsam.“ Vermutlich ist es also ein Teil des Spiels, von den Leuten da draußen bewertet zu werden. MAGST DU DIESE AUFMERKSAMKEIT? Ich versuche sie zu ignorieren. Ich bin kein wirklich extrovertierter Typ und fühle mich auch deshalb in dieser hermetischen, extrem strukturierten Welt des Trainings so wohl. Ich brauche dieses Gefühl, hungrig zu sein und Ziele zu haben. Auch deshalb fühlt es sich für mich noch immer seltsam an, diese Aufmerksamkeit zu spüren, wenn ich den Kopf mal aus meiner Welt herausstrecke. GAB ES WÄHREND DES WESTERN STATES ENDURANCE RUN DIESEN PUNKT, AN DEM DU WUSSTEST, DASS DEIN PLAN IN DIESEM JAHR AUFGEHEN WIRD. Einen ganz lustigen Moment sogar, als ich entlang der Strecke auf Vorjahressieger Ryan Sandes getroffen bin, von dem ich ja wusste, dass er auf den

Ich bin kein wirklich extrovertierter Typ und fühle mich auch deshalb in dieser hermetischen, extrem strukturierten Welt des Trainings so wohl. letzten 30 Meilen den Mitfavouriten Francois D‘Haene pacen wird. Ich fühlte mich von diesem Rennen berauscht und habe Ryan entgegengerufen, dass er sich auf ein Track Race bis ins Ziel nach Auburn einstellen sollte. Zugegeben, ich habe mich an dieser Großmäuligkeit schon häufiger verschluckt und ich weiß natürlich, was für ein kompletter Ultraläufer Francois D‘Haene gerade hinten heraus ist. Er ist einer der besten und hat mich das schon mehrfach spüren lassen. Aber solche mit Adrenalin gefüllten Momente machen für mich ein Rennen aus. NUN SPRECHEN SCHON EINIGE VON EINEM NEUEN ZEITALTER IM ULTRA-RUNNING, EINER NEUEN GESCHWINDIGKEIT. Ich glaube in der Tat, dass wir in den kommenden Jahren einige verdammt schnelle Hundertmeiler sehen werden. Ich rede von Rennen, bei denen der kompetitive Teil mit dem ersten Meter beginnt. ULTRA-LEGENDE KARL MELZER HATTE IM VERGANGENEN JAHR NOCH GEMEINT, DASS MAN MIT DEINER ART EIN RENNEN ANZUGEHEN VIELLEICHT ÜBER 100


REPORT Icebug Xperience Ultra

MEIN ERSTER

Icebug Xperience Ultra: Ein Ultra-Magazin ist doch ein guter Grund, endlich mal 50 Meilen zu Laufen. Also hat sich Redakteur Clemens Niedenthal auf nach Westschweden gemacht T E X T: Clemens Niedenthal

F O T OS: Ja kob Ed hol m

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FÜNFZIG MEILER

Ganz genau genommen hat einer der eindrücklichsten Momente dieser fünfzig Meilen nicht einmal etwas mit dem Laufen zu tun. Rund 30 Leute, also Läufer*innen, dampfen im kleinen Aufenthaltsraum einer westschwedischen Schärenfähre. Die einen in stoischer Versunkenheit, andere in hibbeliger Unruhe. In ihren Augen Zutrauen und Zweifel, Nervosität und vor allem Erwartungsfreude. Dann, die Fähre hat es gerade einmal halb von der Granitinsel Bohus-Malmön aufs Festland geschafft, springen die ersten aufs Deck, frösteln im Sonnenaufgang. Die Luft war dünn geworden in der kleinen Kabine. Oder konnten da einige einfach nicht mehr stillsitzen? Bis hierhin und jetzt weiter Zu diesem Zeitpunkt war das Rennen gerade einmal gute zwölf Kilometer alt. Aber auch das ist ja eine Distanz, nach denen viele Rennen bereits zu Ende sind. Darüber hatte ich gerade noch geredet, auf der Fahrt zum Start und mit der schwedischen Ultralauf-Legende Rune Larsson – Spartathlon und solche Sachen –, der mit nach Malmön kommen sollte, um dort den Startschuss zu geben. Larsson hatte ab den frühen 1980er-Jahren selbst länger ein Fünfzigmeilenrennen veranstaltet, „weil es sonst in Schweden keinen einzigen Ultra gegeben hätte.“ Heute, so der 62-Jährige mit den, auch das gehört zur Wharheit, kaputten Knien, sei das Ultralaufen längst prominent im Zeitgeist einer ohnehin populären Freizeitbeschäftigung etabliert: „Es nennen sich ja sogar schon solche Ultraläufer, die noch nie einen Ultra gelaufen sind.“ Zustimmendes Nicken in einem VW Sharan. Aber andererseits: Nur das inzwischen mehr Menschen etwas machen, heißt ja nicht, dass es gleichzeitig einfacher geworden ist. Besser wird es nicht mehr werden Icebug Xperience Ultra also. Ich kenne einige der Trails hier bereits und sowieso diese Landschaft. Vor zwei Jahren war ich – auf dem Weg zur SwimRun-WM ÖtillÖ – schon einmal für einen Tag mitgelaufen bei diesem Rennen, das eigentlich ein Stage Race ist. In diesem Jahr wurden die drei Etappen erstmalig auch zum Ultra zusammengeschnürt. 82 Kilometer mit gut 1500 Höhenmetern, klingt nach einem fairen Deal, zumal sich die Höhenmeter paritätisch auf beinahe die gesamte Strecke verteilen. Kaum Asphalt und nur hin und wieder einmal ausgewaschene Schotterstraßen. Dafür viel Felsenhüpferei, Holzstege und -Stufen, Singletrails und allerlei Sumpfiges etwas weiter im Landesinneren, obwohl dieser Sommer auch in Westschwe-


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