Das NEUE Magazin für Ultratrail, Long-distance Running & Etappenläufe Eine Sonderausgabe von
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Porträt Janosch Kowalczyk // NEWS: transamerica & Flo neuschwander // INSIDE WÜSTENMARATHON
A: 8,30 € CH: sfr 14,20 LUX: 10,20 € I: 12,00 €
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D: 7,75 €
Lange Trailtrips
Von Innsbruck bis Nizza Alpfronttrail – auf Weltkriegsspuren Von Garmisch nach Chamonix
Event & Leidenschaft
Wie Carsten einfach einen Backyard-Ultra veranstaltete ... Meinungen
- Wer sind diese Ultrarunner? - Faszination Backyard Ultra - Laufen & Landschaften
Praxistest
Die neuen Lightweight-Schuhe für Ultradistanzen Fragen und Antworten Die besten Tipps von 6 Profis
ULTRA-TYPEN
Das sind die Gesichter unseres Sports: Luzia, Felix und Damian
Inkl. 16-Wochen-Trainingsplan!
Training So läufst du 2021 deine schnellsten 100 Kilometer in Laufschuhen!
AGILITY FOR THE WILD ONES
W I L DCR O SS
VORWORT Liebe Leser*innen, liebe Ultrarunning-Gemeinschaft,
In Zeiten wie diesen denkt man hier und da schon mal etwas mehr nach als sonst. Wer sind wir? Was will ich denn überhaupt? Was erwarte ich von mir und meinem Umfeld? Laufen hilft - wissen wir alle - ziemlich gut dabei, seine Gedanken zu sortieren und in Ruhe zu neuen Ideen und Entscheidungen zu kommen. Das lange, das ganz lange Laufen erlaubt uns sogar, meditativ ins Innerste unserer Seelenwelt zu gelangen. Insofern passt das Ultralaufen perfekt in unstete und wankelmütige Zeiten. Ein Regulativ. Wer sind wir? Wir, die Ultrarunner? Das fällt mir doch recht oft auf, dass bei der Frage nach dem Sport diese sehr direkte Antwort kommt: „Ich, bin ein Ultratrailrunner“, oder: „Ich laufe Ultra!“ Punkt. Das sitzt erst mal. Es bedarf im Nachgang zwar zunächst einiger Erklärungen, aber auch das ist in der kurzen Antwort eingeplant. Im Rahmen dieser Suche nach sich selbst über 50, 80, 100 oder mehr Kilometer kommt irgendwann auch der Begriff „Stolz“ ins Spiel. Ich mag das Wort eigentlich nicht so sehr. Besser gefällt mir im Zusammenhang mit einem erfolgreichen Finish nach 100 Kilometern „Selbstwertgefühl“, „Hochgefühl“, „Würde und Schönheit“. Egal welches Wort - ihr wisst was ich meine. Diese Ziel zu erreichen, das so fern war. Am Start und noch weiter ganz zu Beginn des Trainings dafür. Wer sind wir Ultrarunner? Na, die beste Version von uns selbst - im besten Fall. Wir sind Leute, die einem sehr einfachen und simpel formulierten Ziel teils komplexe Dinge und Abläufe unterordnen. Am Ende soll sich einfach alles auflösen. In Freude, Wohlgefühl und der Wunschzeit.
INHALT 4 Fotostory: Alpfronrtrail
Eine Gruppe berühmter Trailläufer rennen auf historischen Weltkriegspfaden als Staffel: 850 Kilometer in 8 Tagen.
18 Typen im Porträt Luzia, Felix und Damian – ganz normale Leute, wie wir und doch etwas anders.
30 Training: Traumdistanz 100 Kilometer Wer Ultra läuft bleibt früh an den "100 km" hängen. Unser Trainer verrät, wie man die Distanz in den Griff bekommt.
36 Porträt: Janosch Kowalczyk Profi-Ultratrailrunner! Janosch ist einer der besten Ultraläufer Deutschlands und seit kurzem ein Vollzeit-Athlet.
46 Alpencross: Von Innsbruck bis Nizza Adrian Niski wollte bereits zweimal über die Alpen nach Nizza laufen. Erst der dritte Versuch glückte.
58 Report: Eva und Johannes sind über alle Berge Das Lauf- und Lebenspaar aus München läuft von Garmisch nach Chamonix. Eine Entdeckung des einfachen Stils.
64 Praxistest: leichte und komfortable Laufschuhe Heute geht fast alles: Ultraschuhe mit wenig Gewicht und viel Dämpfung.
70 Adventure: Unter Löwen Ultrarunner Thomas Bohne arbeitet in Namibia als Streckenchef für das bekannte Wüsten-Etappenrennen.
78 Hintergrund: Backyard Ultra in Zürich
Euer Denis Wischniewski
Wie Carsten Drilling zum Renn-Organisator wurde und ein Kultrennen in die Schweiz holte.
3 Vorwort & Inhalt 42 FAQ von Profis 52 Kolumnen 70 Produktneuheiten 77 Impressum
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FOTOSTORY Alpfront Trail T E X T: Clemens Niedenthal F O T O S : P h i l i p p R e i t e r, H a r a l d W i s t h a l e r
LAUFEN GEGEN DAS VERGESSEN Warum ist gleich vis-a-vis der Drei Zinnen dieses Loch im Berg? Weil mitten in den schรถnsten Bergen einst ein erbitterter Stellungskrieg gefochten wurde. Eine Gruppe Trailrunner*innen ist dessen Spuren gefolgt.
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FOTOSTORY Alpfront Trail
Relikte der Alpenfront finden man heute in Museumsvitrinen, aber noch immer genauso mitten im Berg
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Zum Beispiel dieser alte, genauer gesagt ziemlich exakt 104 Jahre alte Militärweg am Lagazuoi über Cortina d`Ampezzo. Gut 2.000 Meter über dem Meer. Knietief sind längst die Schlaglöcher in den Schotter gefroren, und an diesem Oktobermorgen, dieser Oktobernacht mit dem ersten Schneematsch des Winters gefüllt. Es ist stockdunkel. Und eklig kalt. Und Schritt für Schritt versinken Laura Dahlmeier und Philipp Reiter neuerlich in dieser fast gefrorenen Brühe. „Wir waren also schon nach einem guten Drittel unserer Etappe bis auf die Haut klatschnass und bis auf die Knochen durchgefroren, haben uns zitternd fortbewegt“, erinnert sich Philipp Reiter, „aber wir wussten eben auch, dass wir in zwei, spätestens drei Stunden wieder in unserem warmen Camper sitzen. Die Soldaten damals im Ersten Weltkrieg haben teilweise mehr als zwei Jahre nicht mehr das Tal gesehen.“
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Experimentelle Geschichtswissenschaften sagt man wohl dazu. Ein historisches Ereignis geradezu körperlich erfahren. Aber Laura Dahlmeier, Philipp Reiter und ihre neun Mitläufer*innen waren natürlich nicht 850 Kilometer und rund 55.000 Höhenmeter in den (vor allem) italienischen Alpen unterwegs, um, nun ja, Krieg zu spielen. Im Gegenteil, so Reiter, sei es ihnen schon auch darum gegangen, dieses große Glück zu feiern einer Generation anzugehören, die selbst keinen Krieg mehr erleben musste. Die Grenzen überwinden kann. Und sei es nur für einen Espresso, der längst sogar in der selben Währung bezahlt werden kann wie zu Hause in Graz, München oder Bad Reichenhall. Eva Sperger, Laura Dahlmeier, Martina Valmassoi, Ina Forchthammer, Hannes Namberger, Daniel Jung, Tom Wagner, Marco De Gasperi, Jakob Hermann, Hannes Perkmann und eben Philipp Reiter waren also auf der Halbinsel Grado am Golf von Venezien aufgebrochen. Hatten schon auf der ersten Tagesetappe ihres Staffellaufs Sacrario di Redipuglia erreicht, die monumentale Gedenkstätte für - so der aktuelle Stand der Forschung - 100.187 im Ersten Weltkrieg getötete Soldaten, von denen rund 60 Prozent nicht einmal mehr identifiziert werden konnten. Gemeinsam sind hier Angehörige der italienischen und der kaiserlich-österreichischen Truppen beerdigt.
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ULTRANEWS
Die WM der Anderen Die Backyard- Weltmeisterschaften wurden nicht zentral in Tennessee durchgeführt. In mehr als 20 Ländern wurde gelaufen. Auch im Züricher Stadtteil Witikon...
Event News
Es ist Redaktionsschluss! Aber sie laufen immer noch. Wir können euch in diesem Text also keinen Sieger präsentieren. Keine(n) Last (Wo)man Standing. Nachdem klar war, dass es keine zentrale Backyard World Championships in Tennessee geben wird, wurde kurzerhand umgeplant. In 20 Nationen wurden sogenannte Satelliten Rennen ins Leben gerufen. Je 15 Läufer(*innen), die also zwischen Singapur, Weissrussland und Mexiko so lange liefen, bis keiner mehr lief (das Konzept des Backyard Ultras erklärten wir schon in einem der vergangenen Hefte und auch nochmal in diesem Heft auf Seite 54). Derzeit (nach 41 Stunden und Runden) sind noch Läufer*innen von fünf Nationen im Rennen. USA, Belgien, Schweden, Mexiko und drei Läufer, die im pfälzischen Kandel ihre Runden drehen. Marina Kolassa, Michael Ohler und Andreas Löffler sind alle drei erfahrene Backyard Läufer. Und diese Erfahrung scheint es zu brauchen. Wir waren in Zürich beim Schweizer Satellitenrennen, wo Carsten Drilling (ab Seite 78 berichten wir ausführlich von seinem Debüt als Backyard-Rennveranstalter) ein sehr starkes Team zusammengestellt hatte. Matthias Dippacher, Adrian Brennwald, Luzia Bühler und der Schwede Niklas Sjöblom, um nur einige zu nennen. Es war ein interessantes Bild all diese Top-Läufer Runde um Runde plaudernd und scherzend in für sie ungewohnt langsamen Tempo loslaufen zu sehen. Am Ende wurden die hohen Erwartungen nicht ganz erfüllt. Nicht dass nicht jeder sein letztes Hemd hergegeben hat, um dem Motto der Veranstaltung „…just one more loop“ gerecht zu werden. Aber nach „nur“ 31 Runden schied auch der vorletzte Läufer und „Assist“ Matthias Dippacher aus. Der schwedische Sieger Sjöblom dürfte wahrscheinlich etwas enttäuscht gewesen sein, schien er doch noch lang nicht am Ende seiner Kräfte zu sein. Seine letzte Runde lief er in unglaublichen 25 Minuten und damit doppelt so schnell wie seine sonstigen Runden. Während ihr, die ihr diesen Text lest schon wisst wer Backyard Weltmeister geworden ist und ob der Weltrekord von 68 Runden geknackt wurde, schauen wir nun weiter Richtung Kandel und fiebern mit mit den drei verbliebenen deutschen Backyard Läufer*innen.
Foto:: Pascal Quaiser
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Die Ultra-Strecken auf myvirtualtrail.de
Unsere neue Plattform für virtuelle Bestzeiten wartet auch mit ein paar tollen Ultra-Strecken auf euch. Diese vier Fastest Known Time Strecken überschreiten die Marathon Distanz und sind auf Grund ihrer Mittelgebirgslage wohl noch bis Ende des Jahres laufbar. Wer geht an den Start und sichert sich seine FOT (Fastest Own Time) ?
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ha Vorsc 2021
Donauberglandweg (57 km/1800 hm) Als Qualitätswanderweg wurde diese Strecke in der Schwäbischen Alb vom deutschen Wanderverband ausgezeichnet. Qualität muss auch beweisen wer die A nach B Route mit Ziel am Kloster Beuron am Stück unter die Füße nimmt.
Saale Horizontale (72 km/ 2000 hm)
Meister/innen gesucht! 2021 wünschen wir uns wieder nationale und internationale Meisterschaften. Diese Wettkämpfe für Ultradistanzen sind bereits fixiert ... So groß, angesagt und global der Laufsport auch ist – international und im Wirrwarr seiner Verbände tut sich das Ultralaufen noch immer schwer all seine Meisterschaften frühzeitig und attraktiv zu vergeben und zu veranstalten. Die Corona-Pandemie tat zudem ihr Übriges dazu, dass etliche Wettkämpfe noch nicht feststehen. Interessant für unsere Breitengrade ist ganz
Super ausgeschildert sind die flowigen Waldtrails der Saale Horizontale rund um Jena. Dies zumindest wurde uns berichtet von all jenen, die diese wunderschöne Rundstrecke schon absolvierten.
Urwaldsteig Edersee (68 km/2000 hm) Wer diese Seeumrundung in Angriff nimmt wird mit wunderschönen Trails zwischen traumhaften Buchenund Eichenwäldern belohnt.
sicher, dass im Jahr 2023 das Bundesland Tirol mit seinen Trail-Spots Innsbruck und Pitztal in einer offenbar engen Auswahl um die Ausrichtung der Ultra-Trail WM stehen. Ebenfalls für 2023 verkündet der Weltverband IAU die 24H IAU World Championships in Taipei in China. Für 2021 und 2022 werden hingegen noch Ausrichter gesucht. Taipei wird im kommenden Jahr bei der Weltmeisterschaft über 50 Kilometer auf der Strasse schon Veranstalter eines IAU-Events. Asiatische Kaderathleten die sich für die 100 Kilometer-Strassen-Distanz empfehlen, werden 2021 nach Indien reisen, denn die "100K IAU Continental Championships Asia & Oceania" findet in Bengaluru statt. Europäer, Amerikaner oder Afrikanische Teams warten noch auf eine Bekanntgabe einer internationalen Meisterschaft. Die nächste Weltmeisterschaft für Ultrarunning wird, sofern es die Beschränkungen und der Virus zulässt am 22. Mai 2021 in Rumänien sein. Im Ort Timisoara werden die Weltbesten im 24 Stunden-Lauf auf Asphalt gesucht. 2020 fand keine internationale Meisterschaft der IAU statt.
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Malerweg (120 km/4400hm) Bei der Königsdistanz auf myvirtualtrail.de bedarf es wohl keiner weiteren Erklärung, ist dieser Wanderweg doch weit über die Grenzen des Elbsandsteingebirges hinaus bekannt.
REPORT Drei Typengeschichten
Leute wie wir ?
Luzia, Felix und Damian - irgendwie Typen wie wir und doch etwas anders. Klar, sie laufen, gerne, schnell und sehr lange, aber im Hintergrund wirken noch ganz andere Dinge. Drei Geschichten ßber Männer und Frauen, die eigene Wege gehen.
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TYPEN Felix Weber
Das Ziel: kein Ziel.
Felix Weber T E X T: B e n i B u b l a k , F O T O S : F e l i x We b e r
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Aussteiger, Nomade, Minimalist? Felix Weber ist wahrscheinlich von allem etwas. Dennoch sind es drei andere Attribute, die ihn meiner Meinung nach deutlich besser charakterisieren: Naturverbundenheit, Empathie und ja natürlich Felix ist ein Ultraläufer. Einigen mag der gebürtige Braunschweiger bekannt sein durch seine Erfolge beim 24 Stunden Lauf (Bestmarke: 260 Kilometer, Deutscher Meister 2019 in Bottrop). Aber auch sportlich ist der Mensch Felix Weber einfach zu vielschichtig aufgestellt,
um ihn auf diese eine Disziplin zu beschränken. Sowieso spielt das Wettkampflaufen bei ihm eher eine untergeordnete Rolle. Viel mehr ist es der zentrale Aspekt seines Lifestyles: Laufen was die Beine hergeben und leben von dem, was in den Rucksack passt. Mehrere Monate am Stück war und ist Felix auf diese Art und Weise unterwegs: Da ist dieser 45 Liter Rucksack und darin eigentlich alles was der 33-Jährige so besitzt: Zelt, Schlafsack, Isomatte, Wechselklamotten, ein Tablet, eine Stirnlampe sowie Essen und Trinken. Wobei er bei letzterem auch gern mal auf den Wegesrand
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als Nahrungsquelle vertraut: „So ein Blaubeerhang in den Alpen kann einen ganz schön ausbremsen.“ sagt der bekennende Veganer, der sich unterwegs fast ausschließlich von Rohkost (Müsli, Gemüse, Obst, Nüsse etc. ) ernährt. Wer sein ganzes Leben auf den Füßen verbringt sowie auf dem Rücken schultert, wird wohl zwangsläufig zum Minimalisten. Südafrika, Australien, Sri Lanka oder die kanarischen Inseln sind nur einige der weiter entfernten Destinationen die Felix schon erlaufen hat. „Ich führe keine Liste, aber mittlerweile habe ich so einige Trails auf allen Kontinenten bis auf die Antarktis er-
kundet." Für den Sommer 2020 hatte er sich den Umständen entsprechend ein näher gelegenes Abenteuer gesucht. Nahe, aber zumindest für den Autor dieser Zeilen und wahrscheinlich auch 99% der Leser genauso unvorstellbar wie alles andere auch, was Felix so unter die Beine nimmt.
Wer mehr über Felix erfahren, oder sein Projekt durch Spende eines oder mehrerer Bäume unterstützen möchte, findet alle Informationen auf: www.tree-athlete.org
Felix ist kein Typ der seine Leistungen oder seinen Lebensstil vor sich herträgt. Auf Social Media ist er erst seit kürzerem etwas aktiver. Dabei geht es ihm weniger um seine eigene Person per se, aber schon doch eine Sache die ihm persönlich sehr wichtig ist. „Nach den vielen Jahren die ich in der Natur verbracht habe und von und mit ihr gelebt habe, fand ich, dass es an der Zeit war etwas zurückzugeben.“ Hinter seinem Projekt mit dem Namen TreeAthlete verstecken sich also drei Disziplinen: Erste Disziplin: Reisen mit möglichst geringem Fußabdruck . Für Felix heißt das, er fährt Fahrrad oder läuft und greift nur äußerst selten auf Bahn oder gar Flugzeug als Transportmittel zurück. Zweite Disziplin: Aktiver und natürlicher Lebensstil. Ernährung auf Pflanzenbasis und ein eine naturnahes sowie Ressourcen-schonendes Leben sind hier Felix Grundpfeiler. Bei Disziplin Nummer drei namens Bäume pflanzen wird es noch konkreter. Hier arbeitet er mit dem Bergwaldprojekt zusammen. Eine multi-nationaler Verein der sich den Erhalt und die Pflege des Bergwaldes auf die Fahne geschrieben hat. Bei einwöchigen Arbeitseinsätzen pflanzen Freiwillige neue Bäume, bauen Vorrichtungen zum Schutz vor Wildverbiss, Renaturieren Moore und vieles mehr. Einen neuen Baum für jede 100 Kilometer die Felix läuft, wird er bei einem solchen Arbeitseinsatz im besonders vom Baumsterben bedrohten Harz pflanzen. Zusätzlich nimmt er Spenden entgegen. Schon eine Investition von 5,50 Euro in Felix Projekt, garantiert einen neuen Baum im Harz, den Felix höchstpersönlich pflanzen will. Zurück zu Felix Sommerabenteuer. Felix hatte sich vorgenommen den GR5
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TYPEN Luzia Bühler
Die Schweizerin Luzia Bühler hat ein entspanntes Verhältnis zum Ultralaufen. Vermutlich ist gerade diese Lockerheit ihr Schlüssel zum Erfolg T E X T: Clemens Niedenthal, F O T O S : P a s c a l Q u a i s e r, C l e m e n s N i e d e n t h a l
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Es gab da diese eine Begebenheit in den Sozialen Medien. Da postete einer unter eine Aufnahme, die dieses Magazin von Luzia Bühler gemacht hatte, dass er mit eben dieser Luzia Bühler doch gerne mal einen Kaffee trinken würde. Und Luzia antwortete: „Lieber ein Bier“. Wobei diese kreuzsympathische Schweizerin schon einmal vieles richtig gemacht hatte. Sie konterte diese Anmache im Netz souverän, ohne ihren, nun ja, Fan bloßzustellen. Und machte dabei ganz nebenbei deutlich, dass zum Sport auch der Spaß und auch mal ein Bier gehört. Überhaupt sei ihr das ganz besonders wichtig: „Laufen ist super und die schönste Passion überhaupt, aber es gibt doch
Frei und stabil Luzia Buehler
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noch so viel anderes im Leben, was nicht minder schön ist.“ Wobei nicht nur der Hopfensaft gemeint ist. Dabei hat das Bier Luzia Bühler schon einmal ziemlich geholfen. Damals, als sie schon auch des Laufens wegen aus dem Unterland, dem Kanton Thurgau, nach Graubünden gezogen war. Unterländer*innen nämlich werden von den richtigen Bünder*innen noch immer schräg angeguckt. Gut also, sich schnell ein paar einheimische Freund*innen zuzulegen. Weshalb es ihr ganz gelegen kam, an der Theke einer Bar im Ski- und Snowboardort Flims zu jobben. Einer soliden Kontaktbörse also. Der stabile Freundeskreis ist ihr bis heute geblieben.
TRAINING Rollentraining
Und das Beste daran: „Die meisten meiner Freunde und Freundinnen laufen überhaupt nicht, was schon ganz gut ist, weil es echt auch noch andere Themen im Leben gibt.“ Zwei Beobachtungen sind also wichtig. Erstens: Luzia Bühler macht vieles anders, als viele andere, die in diesem, unserem Sport erfolgreich sind. Und zweitens: Ihr geht es dabei nicht um Rebellion und schon gar nicht um
eine Attitüde, sehr wohl aber um ihre ganz persönliche Haltung, aus der heraus sie beispielsweise auf einen wirklichen Sponsor oder einen Ausrüstervertrag verzichtet: „Ich verstehe alle, die das gerne wollen, ich persönlich liebe halt meine Freiheit und lasse mir nicht gerne sagen, was ich posten oder sagen soll.“ Vermutlich hat gerade diese entspannte Grundhaltung viel mit ihren Erfolgen zu tun, die sie sich neben ihrem
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Vollzeitjob als Sozialarbeiterin in den vergangenen Jahren erlaufen hat. Darunter ein Sieg beim Swissalpine oder ein elfter Platz in berauschenden 20:33 Stunden beim Western States Endurance Run, beides im vergangenen Jahr. Überhaupt der Western States, das ist so ein Rennen, das Luzia ziemlich taugt: „Ich mag einfach die Atmosphäre in den USA, wo nicht 2000 Leute an der Startlinie stehen, sondern vielleicht 300. Und ich mag die Lockerheit, mit der dieser Sport, bei allen Ambitionen dort trüben gelebt wird.“ Gegenfrage: Wird Trailrunning in Europa gerne zu verbissen angegangen? Klare Antwort: ja. Ob dieses seltsame Jahr der abgesagten Laufveranstaltungen etwas an ihrer Einstellung zum Ultralaufen geändert habe: „Ich glaube, dass ich künftig weniger Wettkämpfe brauchen werden, um in diesem Sport glücklich zu sein. In einem normalen Jahr häufen sich die Möglichkeiten und man läuft dann dieses Rennen und jenes auch noch. In diesem Jahr habe ich mich auf meine Lust am Laufen konzentriert was schon auch eine tolle Erfahrung war.“ Dabei hatte Luzia Bühler erst vor fünf Jahren wieder wirklich mit dem Laufen angefangen. Und in der Zeit zuvor vor allem so intensiv CrossFit gemacht, dass sie sogar ein eigenes Studio eröffnet hatte. Ob das nun kein Widerspruch sei, dort das expressive CrossFit, hier die langen Läufe in der Einsamkeit der Berge. „Klar ist da dieses Klischee von den Leuten, die immer ohne Shirt trainieren, um zu zeigen, was sie drauf haben. Aber mich hatte am Crossfit vor allem die Community inspiriert. So etwas hatte es ja im Laufsport, zumindest auf dem Land, vor ein paar Jahren noch nicht gegeben.“ Längst steht Luzia Bühler nicht nur in ihrer Bündner Heimat selbst für diese Community. Und leitet Anfragen nach Trainings- oder Ernährungsplänen noch immer an befreundete Läufer*innen weiter: „Laufen soll unbedingt etwas bleiben, dass ich ganz für mich mache. Ich will damit kein Geld verdienen, es würde mich nicht glücklicher machen.“
TRAINING Deine schnellsten 100 km
Eine Zahl:
100 Erinnere ich mich an meine Jugend als Leichtathlet zurück, wir waren ausschließlich Mehrkämpfer, dann erinnere ich mich jedes Mal auch an die Gruppe des Seniorenleistungszentrums (SLZ) der SG Suderwich, einem Stadtteil im Norden des Ruhrgebietes, nicht weit vom Ultralauf-Mekka Bottrop. „Seniorenleistungszentrum“ war schon damals ein verstaubter Begriff und ich bin mir nicht sicher, ob es die Gruppe heute überhaupt noch gibt. Bekannt war die kleine Gruppe aus vielleicht 20 Läufern vor allem wegen ihrer Ultraläufe und Teilnahmen an Weltmeisterschaften in dieser kleinen, für uns damals so abwegigen Randsportart. 100km auf der Straße auf einer 5km Pendelstrecke erschien uns als reine Tortur. Und obwohl wir es gewohnt waren, uns auf der 400m Aschebahn zu quälen, wurde das Erscheinen der SLZ-Gruppe immer mit einem kopfschüttelnden „Wieso macht man das?“ kommentiert. Wie hat sich der Ultralauf verändert? Mittlerweile ist er in der Mitte der Bevölkerung angekommen und hat einen ähnlichen Wandel durchgemacht, wie der Marathonlauf in den 80er Jahren. Damit verbunden ist aber auch ein Anstieg der Läufer, die am Start stehen, ohne sicher zu sein, die Distanz überhaupt zu schaffen und das ist eine wichtige Erkenntnis, gerade für diese
T E X T: M ichael A rend , F O T OS: David Carlier
Für Ultrarunner sind die 100 Kilometer eine magische Distanz. Egal ob auf der Strasse oder über Trails – diese Strecke lockt uns selbst wenn wir sie schon mehrmals gemeistert haben. Michael Arend verrät wie wir als Novizen und alte Hasen den 100er so souverän laufen wie nie zuvor.
Distanz, denn danach richtet sich das Training. Aber erstmal von vorne: Was sind die Anforderungen eines 100km Laufes? Wenn man die Bedingungen eines Rennens anschaut und dies ist unabhängig von der Sportart, dann schaut man sich an, in welchem Intensitätsbereich wie lange gelaufen wird, welche Technikanforderungen der Wettkampf hat, ob er gleichmäßig ist oder viele Wechsel in den Anforderungen und der Intensität beinhaltet und natürlich auch die Anforderungen der Umwelt, wie Hitze oder Höhe und Ernährungsanforderungen. Bei allen diesen Kriterien fällt die Einfachheit eines 100km Straßenlaufes auf. Das bedeutet nicht, dass es einfach ist so einen Lauf zu machen, sondern es bedeutet, dass die Anforderungen recht einfach zu beschreiben sind, zumindest, solange er auf der flachen Straße in Deutschland stattfindet. Wie bei allen Läufen, die länger als eine Stunde dauern, hängt die Leistung von zwei Werten ab. Die Leistung an der Anaeroben Schwelle und die Ermüdungsresistenz, also dem exponentiellen Faktor, um den die Laufleistung bei jedem weiteren Kilometer nachlässt. Normalweise wird ein Ermüdungsfaktor von 1,06 angenommen. Das würde bedeuten, dass jemand der einen Marathon in 3 Stunden laufen kann, einen 100km Lauf in 7:29 Stunden läuft. Das
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ist sehr optimistisch, aber nicht falsch, denn dieser Ermüdungswert setzt voraus, dass man diese Distanz ohne großen Einbruch bewältigen kann und es nicht außerhalb des Gewohnten liegt diese Distanz zu finishen. Hat man das erstmal erreicht, dann ist eine weitere Verbesserung dieser Ermüdungsresistenz gar nicht mehr so wichtig, denn selbst bei einer hervorragenden Ermüdungsresistenz von 1,05 wäre unser Läufer auf 100km nur 4 Minuten schneller. Eine Leistung, die er auch erreicht hätte, wenn er seine Ermüdungsresistenz nicht verbessert hätte, aber den Marathon 90 Sekunden schneller laufen könnte, was deutlich leichter zu erreichen ist. Ziel eines 100km Trainings ist es also die Distanz sicher hinzubekommen und nicht überverhältnismäßig viel zu ermüden. Wenn das durch das Training erreicht werden kann, ist eine weitere Steigerung der Leistung viel effizienter durch eine allgemein höhere Fitness zu erzielen. Um dieses Ziel zu erreichen geht es vor allem um die Gewöhnung an die monotone Belastung und Bewegung über viele Stunden und die immer wiederkehrende Stoßbelastung. Es ist nicht so, dass wirklich die Muskeln ermüden. Tim Noakes hat in einer Studie 2016 gezeigt, dass die maximale Kraft nach Ausdauerbelastungen nicht unter 80%
PORTRÄT Janosch Kowalczyk T E X T: B e n n i B u b l a k F O T O S : S te fa n S c h a a f
Profisportler sein - das ist in einigen Sportarten oft eine Lizenzfrage. Vom zuständigen Verband vergeben darf sich ein jeder Inhaber dieses Stück Papiers ab sofort professioneller Sportler nennen. Im Triathlon beispielsweise ist das die Deutsche Triathlon Union. Der Erwerb dieser Lizenz ist in diesem Fall allerdings keine große Hürde. Dass der entsprechende Sportler auch seinen Lebensunterhalt mit Triathlon beschreitet, ist allein durch die Profilizenz noch lange nicht gesichert. Im Ultrarunning- und TrailrunningSport ist die Verbandsfrage traditionell schwierig. Lizenzen gibt es keine. Profisportler einige Wenige. Seit diesem Jahr ist Janosch Kowalczyk ein Ultratrail-Profi. Seinen lukrativen Job als Software-Ingenieur hat er Ende letzten Jahres aufgegeben, um seine Zeit zu 100 Prozent dem einen Ziel zu widmen: der beste Läufer zu werden, der er nur sein kann. Gelaufen ist Janosch irgendwie schon immer. Als Kind und Jugendlicher im Leichtathletikverein. 2:40 Minuten hat er damals für den Kilometer auf der Bahn gebraucht. Eine Leistung, die Janosch im Gespräch sogleich relativiert. „Für ganz vorne bei regionalen und nationalen Meisterschaften hat das eben
Da kommt einer von der Straße, entdeckt den Trail und die langen Distanzen und findet sich in seinem Element so sehr wieder, dass er eine Entscheidung trifft: ich werde ein Ultratrail-Profi!
Berufs
dann doch nicht gereicht.“ Zumindest aber die persönliche Messlatte hat der Leonberger anscheinend schon in Jugendzeiten sehr hoch gelegt. Es folgten ein paar Jahre, in denen sich der Fokus ein wenig verschob - weg vom sportlichen hin zu gemeinschaftstauglicheren Vergnügungen eines heranwachsenden Mannes. Während des Mechatronikstudiums in Karlsruhe entflammte das Sportfieber erneut. Janosch lief Marathon und machte lan-
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ge Ausfahrten mit seinem Rennrad. Zum Ultratrail kam er quasi per Zufall im Jahr 2012. Nach einer Kollision mit einem Auto brach zum Glück nur das Fahrrad. Fortan war Janosch gezwungenermaßen erst mal zu Fuß unterwegs, was die spontane Idee mit sich brachte sich für einen sechs Wochen später stattfindenden Ultratrail anzumelden. Nach seinem ersten Platz auf der ersten Etappe (58 Kilometer) des zweitägigen Black Forest Trailruns
Thomas Reiss
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rief er, den Tränen nahe, seine Mutter an. Es waren vor allem Freudentränen über den spontanen und überraschenden Erfolg - aber auch Sorgentränen, wie er denn nun mit diesen lädierten Beinen seine Spitzenposition auf Etappe zwei verteidigen sollte. Es glückte. Noch im selben Jahr lief er beim Allgäu Panorama Ultratrail ebenfalls auf den obersten Podestplatz. Kaum im Ziel wurde er vom erfahrenen Ultraläufer Petru Muntenasu gefragt, ob er denn
TIPPS Profis antworten
FAQ was ihr schon immer
Fragen über Fragen und wer könnte sie besser beantworten als all jene, die erfolgreich und lange laufen. Wir haben uns interessante Antworten zu sechs Themen bei Top-Ultraläufern abgeholt. F o t o s : H e n d r i c k A u f ' m Ko l k , A n d y A s t fa l c k , A t h l e te n
PACING:
Bei einem Marathon heißt es ja, dass ein möglichst gleichmäßiges Tempo am effektivsten ist, um Bestzeit zu laufen. Bei einem Ultra ist es schwer das Anfangstempo über das ganze Rennen zu halten. Meinst du trotzdem, dass dies das Ziel bleiben sollte oder darf man auch langsamer werden? Ich denke schon, dass ein möglichst gleichmäßiges Tempo auch beim Ultra zum Erfolg führt. Natürlich ist dies nicht immer möglich, da man automatisch langsamer wird. Ich nehme jetzt als Beispiel für gutes Pacing mal einen 100er. Ich bin zwei davon gelaufen. Ben CCC in Chamonix und den PAGT im Pitztal. Beim PAGT habe ich mich zu 100% an die Werte meiner Uhr gehalten, nämlich an die Herzfrequenz. Wattmessung oder Pace ist im Trailrunning im schwerem Gelände schwierig einzuhalten. Deshalb versuchte ich dort maximal in Zone 4 (Hannes teilt seine Belastung in Zone 1 bis 5 ein) zu laufen, vor allem im Anstieg. Im Flachen oder im Downhill befindet sich mein Puls meist in Zone 3. Nur so kann ich garantieren, dass ich mich zu Beginn des Rennens nicht schon abschieße und dadurch meine Muskeln übersäuere. Nach etwa 50 Kilometern fällt natürlich automatisch die Leistung ein wenig ab, daher ist für mich wichtig mich anfangs ein wenig zu bremsen, um hinten raus noch ein paar Körner zu haben. Ich sage auch gerne, dass ein Hunderter erst nach Kilometer 50 so richtig beginnt.
Hannes Namberger . Dynafit
Beim CCC 2019 bin ich noch ohne Herzfrequenzmessung gelaufen und habe mich an meinem Gefühl orientiert. Dadurch habe ich am Anfang zu viel Gas gegeben und war dann schon bei Kilometer 55 ziemlich fertig. Schlecht wenn dann noch ein Marathon auf dich wartet. Auf der verbleibenden Marathon Distanz habe ich dann am Ende mehr Zeit verloren, wie ich zu Beginn des Rennens durch das hohe Tempo gut machen konnte. Ich habe im letzten Jahr viel gelernt und sage inzwischen: Eine Bestimmung der Schwelle, und ein darauf aufbauendes Pacing anhand der Herzfrequenz ist für mich der einzig sinnvolle Begrenzer im Ultra- Trailrunning.
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über Ultrarunning wissen wolltet PSYCHE:
Die Psyche spielt bei einem Ultra die entscheidende Rolle. Wie schaffst du es auch während schwieriger Rennsituationen positiv zu bleiben?
Das ist in der Tat eine interessante Frage, und ich würde mal behaupten, das – nennen es wir mal ganz laienhaft - Kopfkino limitiert sich nicht nur auf Ultradistanzen. Wenn
ich
einen
kurzen
Trailwettkampf
mache, dann bin ich 100% auf jeden Schritt und die Intenstität fokussiert, wie im Tunnel. Wenn es dann länger wird, verändert sich das Kopfkino. In gewissen Momenten versuche ich weiterhin dieses Tunnelgefühl aufrecht zu erhalten, zum Beispiel, wenn es um eine Platzierung, einen technischen Downhill geht. Dennoch ist natürlich die Intensität niedriger, somit kommt eine Vielfalt anderer Faktoren ins Spiel. Ich habe selten richtig schwierige Momente im Rennen, und wenn, dann rede ich sie mir schön. Es gibt so viele Dinge für die man dankbar sein kann. Allein das Privileg so fit zu sein an der Startlinie stehen zu dürfen. Oder ich konzentriere mich auf die wunderschöne Landschaft oder freue
Simone Schwarz . Salomon und Höhenmeter man schon geschafft hat.
Darstellern, Szenerien und Wechseln in der Einstellung. Mal ist es der Fokus aufs
mich auf die lieben Menschen die auf der Strecke oder im Ziel auf mich warten. Ein
Wenn man das nun zusammenfasst, kann
Hier und Jetzt, mal ein dankbarer Rück-
weiterer Trick für die weniger optimalen
man sagen, je länger die Distanz, desto
blick, mal einfach nur Stille, und mal
Momente: etwas suchen, auf das man sich
mehr wird aus dem realitätsgetreuen Tun-
eine nette Stimme aus dem Off, die auch
konzentrieren kann: der Abdruck der Füße,
nelfilm, bei dem man sich nur auf die
gerne ein wenig die Realität verdrehen und
die Atmung, der Rhythmus der Stöcke, den
wesentlichsten
beschönigen darf, wenn es der Motivation
Downhill aber auch, wie viele Kilometer
fiktionsgeladenes
Inhalte
reduziert,
Kopfkino
mit
ein
vielen
hilft.
ALPENCROSS Innsbruck-Nizza Tex t und Fotos:Adrian Niski
Scheitern erlaubt
Nicht zum ersten mal brach Adrian Niski auf die Alpen ihrer Länge nach zu Fuß zu durchqueren. Obwohl jedesmal ein einzigartiges Erlebnis, erreichte er sein Ziel Nizza zweimal nicht. Für uns berichtet er von Versuch Nummer drei.
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„Hey Du! Wo rennst du denn hin?!“, ruft mir ein junger Kerl auf dem Weg von Les Houches Richtung Col de Voza im Schatten des Mont Blancs zu. Mir ist er und sein Kumpane zuvor nur wegen des riesigen Rucksacks aufgefallen. „Ich laufe nach Nizza, und ihr zwei?“, antworte ich den beiden. „Wir auch! Aber du hast doch nichts dabei?!“, ist der andere erstaunt. Ich grinse und entgegne nur, dass die Beiden wohl zu viel dabei haben. Schon am zweiten Tag sortiere ich die Hälfte der Dinge, die ich für meinen mittlerweile dritten AlpengrenzgangVersuch mitgenommen habe aus und
schicke sie auf den Weg nach Hause. „Klar brauche ich das, lieber etwas mehr Komfort.“, rechtfertigte ich mich noch beim Packen meines dieses Jahr 1,5 Kilogramm schwereren Rucksacks. Das mit dem Komfort ist ja auch irgendwie richtig, nur muss ich eben alles mitschleppen, da ich unsupported am Weg bin. Das Charles Bukowski Buch musste daher leider auch den Nachhauseweg antreten, obwohl es für die Aufheiterung am Abend gedacht war. Doch es stellte sich heraus, dass Parkbank, Schlafsack und Sternenhimmel vollkommen zum Aufheitern reichen.
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Und überhaupt war es in diesem Jahr eine ganz andere Herangehensweise. Nach 2019 hätte ich mir nicht vorstellen können, erneut in Innsbruck zu starten und Richtung Nizza zu rennen. Doch nachdem sich im Frühjahr langsam ankündigte, dass wohl kaum Rennen stattfinden werden und die Rechnung ja doch irgendwie noch offen war, dachte ich mir. „Ach, egal, mach ich’s nochmal. Eigentlich war es ja jedes Mal eine ganz besondere Zeit.“ FRÜHE PROBLEME UND DAS GLÜCK DES SCHEITERNS Doch schon Tag zwei sollte der erste
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MEINUNG Laufumgebungen
Ja wo laufen wir denn?
Clemens Niedenthal Das wir die langen Läufe so genießen, liegt schon auch an dem, was wir gemeinhin Landschaft nennen. Aber warum ist eine Landschaft eigentlich schön? Eine Beobachtung
Zum Beispiel dieser lange Lauf zur höchsten Erhebung meines Heimatlandkreises. 44 Kilometer von Marburg bis auf die Sackpfeife, die tatsächlich so heißt und auf der sogar ein Sessellift verkehrt. So viel dazu, dass der touristische Mensch auch auf den kleinen Bergen, die Sackpfeife endet rund 675 Meter über dem Meer, gerne die großen Berge imitiert. Jedenfalls lief dieser Lauf nicht so gut. Das fehlende Training am Ausklang einiger physisch wie mental sehr fordernden Wochen. Der Darm, der Magen, ihr kennt das. Aber dann kam da diese Weggabelung und ein flowiger Trail. Es ging durch einen knorrigen Buchwald, bald schlängelte sich ein kleiner Bach neben dem Pfad und kam eine Siedlung in Sichtweite, die auf den schönen Namen Katzenbach hört. Drei Höfe, ein Gasthaus, eine wogende Mittelgebirgskulisse, wie man sie gerne mit einer Modelleisenbahn imitiert. Mir jedenfalls hat diese Landschaft gut gefallen. Ich habe mich in ihr harmonisch aufgehoben gefühlt. Was ist das also genau: eine Landschaft. Ohne den Begriff „Landschaft“ nämlich, so hat es der Soziologe Lucius Burckhardt einmal formuliert, könnten wir modernen Menschen unsere Umwelt gar nicht sehen. Und was wir dabei als Landschaft wahrnehmen, haben wir eben nicht aus der Natur selbst, sondern aus kulturellen Mustern, aus Malerei, Literatur, dem Kino oder von Instagram. Landschaft, so Burckhardt, entsteht also gerade dann, wenn Naturräume kulturell umgedeutet werden, als agrarisches Nutzland oder als touristisches Erlebnis, und sich im Folgenden Erzählungen über eben diese Landschaft etablieren. Der Märchenwald der Brüder Grimm wäre so eine Erzählung. Und hat dieses oberhessische Hinterland bei Katzenbach nicht etwas sehr Brüder Grimmiges? Oder nehmen wir als populäres Motiv unseres Sports einmal eine Ridge, einen Bergkamm also. Klar könnten wir das Erlebnis, entlang eines solchen Grates zu laufen, in pure Fakten fassen. Meereshöhe, Böschungswinkel, die Breite des Trails oder
die Kilometer, die man in die Ferne blicken kann. Aber natürlich laufen wir in solch erhabenen Momenten immer auch entlang jener kollektiven Begeisterung darüber, was so ein Grat ist. Oder anders gesagt: Früher, also viel früher, waren die Menschen ja auch deshalb nicht in den hohen Bergen unterwegs, weil sie noch nicht gelernt hatten, die Welt dort oben schön zu finden. Das Interessante dabei: Unsere Vorstellung von dem, was nun eine schöne Landschaft sei, unterliegt permanenten Transformationsprozessen und ist überhaupt ziemlich flexibel. Die letzten Kilometer der Tortur der Ruhr etwa, die Industriekulisse zwischen Mühlheim und Duisburg, ist in dieser historisch als Bergbaugebiet gelernten Region längst Teil der erwarteten, ja gewünschten Landschaftserfahrung. Bei meinem dreitägigen Lauf entlang der Oder und durch das dünn besiedelte Oderbruch schoben sich die Raffinerien von Schwedt hingegen aufdringlich deplatziert ins Bild. Und während eine liegengelassene Konservenfischdose generell immer nervt, ist der verrostete und wohl schon seit Jahrzehnten nicht mehr fahrbereite Konservenfischtransporter in diesem kleinen Fischerdorf in Cornwall ein pittoreskes, sozialromantisches Motiv. Doch zurück auf die Trails und auf diesen Uferpfad an einem Neujahrsmorgen auf Mallorca. Der Blick aufs Meer, schon wieder so eine Pose, wie sie auch als Gemälde im Museum hängt. Umgekehrt kann ich übrigens keine Arte-Doku über die Musikkultur im kalifornischen Laurel Canyon oder die Ermittlungsarbeiten von Inspektor Barneby zwischen südenglischen Rosenhecken mehr gucken, um nicht unmittelbar durch diese Kulissen rennen zu wollen. Mein Blick in die Landschaft ist längst der eines Läufers geworden. Einen Sechsstundenlauf im Stadionrund habe ich zum Glück noch nie gemacht. Spätestens nach vier, fünf Runden wüsste ich ohnehin nicht mehr, wo ich noch hingucken und was ich noch sehen könnte.
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REPORTAGE Von Garmisch nach Chamonix T E X T : D e n i s W i s c h n i e w s k i F o t o s : E v a S p e r g e r, j o h a n n e s S c h m i d
Paartanz mit Höhenmetern Eva Sperger ist, wenn ich an diesem Text schreibe, ganz sicher schon wieder unterwegs. Sie läuft mit neun anderen die ehemalige Weltkriegs-Frontlinie ab. 850 Kilometer, mehrere Tage, viele Höhenmeter. Man müsste denken - ein Wahnsinn. Johannes Schmid ist, während ich an diesen Zeilen tippe - und so verrät es sein Instagram-Profil - auch am Berg tätig. Der Lebensgefährte von Eva ist auf Hochtour mit Kumpels. Wenn er nicht rennt, dann klettert und kraxelt der Director of Communications der Sicherheitskonferenz. Man müsste denken - ein Wahnsinn. Als ob die beiden in diesem ohnehin eigenwilligen Jahr 2020 nicht schon genug auf den Beinen, auf Trails unterwegs gewesen wären. Da haben sich also zwei gefunden, die ganz ähnlich ticken, die in Kilometern und Höhenmetern denken, die unter der Woche gemeinsam die Bergrouten für das Wochenende planen und vielleicht bei jedem Einschlafen, kurz vor dem Einnicken an eine vergangene Trailtour denken. Das mit dem Planen war in diesem Sommer ein ganz besondere Aufgabe von der Diplom-Psychologin Eva Sperger - die innerhalb von nur wenigen Jahren zur besten Ultratrail-Läuferin in Deutschland wurde - und Johannes Schmid, der auf kürzeren Strecken und
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Wenn Eva Sperger und ihr Lebenspartner Johannes Schmid über ihren Lauf von Garmisch nach Chamonix sprechen, weiss man zunächst nicht so recht um was es sich bei diesem gewaltigen Etappenlauf handelt – Paartherapie, Verlobungsreise, Sommerurlaub oder ein komprimierter Ersatz für alle ausgefallenen Wettkämpfe in diesem Jahr. Tourenski seine sportliche Heimat hat. Sie saßen ganz viel am Küchentisch, die Papierkarten ausgebreitet, den Rechner zur Recherche an. Nichts sollte dem Zufall überlassen werden. Zufälle sollte es bei dem, was sie vorhatten, nicht geben. Überraschungen, bitte! Zufall -
nein danke. Es war diesmal was ganz anderes als das, was da sonst so passiert. Nicht vergleichbar mit dem Sieglauf beim Großglockner Ultratrail, bei dem Eva eine Nacht und einen Tag in den Bergen um Kaprun verbrachte, und nicht vergleichbar mit dem hoch-
alpinen Monterosa Skyrace, das Johannes mit Markus Mingo lief. Es sollte länger sein, es sollte eine Mischung aus sehr vielen Komponenten werden – ein Sommerurlaub, ein Etappenlauf, ein Seelenstrip, eine Hochtour und ein Ultra-Ultra-Ultratrail. Irgendwann lag die Strecke als Ausdruck, als Datei und Idee vor den beiden. Von der Zugspitze bis zum Gipfel des Mont Blanc. Eine gigantische Route. Vom höchsten Punkt Deutschlands zum höchsten Punkt in Frankreich. Mit Chamonix, dem Ort am Fuße des Mont Blanc, hatte Eva so oder so noch eine Rechnung offen. Beim UTMB® 2019 rannte die Salomon-Athletin bis Kilometer 100 ein fulminantes Rennen, lag im Feld der Weltelite unter den Top 5 und brach schließlich entkräftet, enttäuscht und ermüdet ab. Sie hatte ihr großes Ziel nicht erreicht und hatte daran einige Zeit zu knabbern. Nun an den Ort zu laufen, der vor weniger als einem Jahr für eine Niederlage stand, war für Eva sehr wichtig. Der Weg als Ziel Johannes war ein wenig verstimmt. Da rennt seine Eva nur 14 Tage vor dem Start zum gemeinsamen Mammutprojekt mit Luzia Bühler über die Via Alpina. 368 Kilometer, 22.000 Höhenmeter in nur 6 Tagen. „Ich weiß echt nicht, ob das Sinn macht, was sie da tut. Die Chance sich zu verletzen und damit das eigentliche Abenteuer zu gefährden ist seht groß“, erkannte Johannes sehr nüchtern und sachlich. Es ging natürlich doch gut, und Eva stand am 31. Juli zusammen mit Johannes am Start ihrer ersten von 23 Etappen. Vorausgegangen – viel Planung, vie-
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PRAXISTEST Laufschuhe Tex t: Benni Bublak, Clemens Niedenthal, Denis Wischniewski
viel mit wenig Noch nie haben Laufschuhe, bei so wenig Gewicht, soviel Komfort spendiert. Ein Gewinn neuer Materialien und durchdachter Bauweisen. Für Ultraläufer*innen bedeutet das heute: Man kann stabil und üppig gedämpft auch vollkommen lightweight und sehr dynamisch seine lange Kanten runterrocken. Wir haben Modelle getestet die diesen Spagat versprechen.
Wir wollen es nicht leugnen: So persönlich und individuell wie bei der Wahl der Laufschuhe geht es bei den wenigsten Themen zu. Konkretisiert man das Ganze nochmal auf das Ultralaufen und die langen Trainingseinheiten wird es nicht weniger vielfältig. Manch einer rennt sehr lange Strecken sowie auch kurze Distanzen mit sehr direkten Schuhen. Der andere variiert gerne zwischen verschieden gedämpften Schuhen und wieder der Nächste vertraut sowieso nur auf die absoluten Dämpfungsmonster. Wir tun also gut daran auch in diesem Magazin, dass sich dem Ultrarunning Sport verschrieben hat, die verschiedensten Ausprägungen an Schuhmodellen zu testen und vorzustellen. Allerdings gibt es auch Trends die den gesamten Laufschuhmarkt umfassen. Einer ist sicherlich die Zunahme an Dämpfungskomfort. Der Barfußlauf- und Natural Running Trend entfacht durch das Buch Born To Run im Jahr 2010, hatte keine lange Halbwertszeit. Möglichst natürlich laufen wollen wir immer noch, haben aber entdeckt, dass dies auch mit viel Schaum unterm Fuß möglich ist. Denn eine ausgeprägte Dämpfung geht schon lange nicht mehr einher mit Stabilisierungselementen, Pronationsstütze und großer Sprengung. Stattdessen ist es erstaunlich zu beobachten, wie wenig Gewicht unsere Füße tragen müssen, auch wenn sie auf durchaus volumigen Mittelsohlen-Aufbauten gebettet sind. Ja, das was wir an Dämpfung unterm Fuß tragen nimmt zunehmend
mehr Raum ein, ohne uns aber mit zunehmenden Gewicht zu plagen. Ein Extrembeispiel sind da sicher die zurecht gehypten Carbon-Wettkampfschuhe der Marathon-Elite. Auch wenn wir diese speziellen Schuhe nicht im Breitensport und im Ultralauf-Sport verorten- allein schon wegen dem hohen Preis und dem schnellen Verschleiß, aber auch wegen ihrer ganz eigenen Laufdynamik. Nichtsdestotrotz: Dank moderner und innovativer Technologien und vorallem Materialien ist die Palette an Modellen, die hervorragende Dämpfungseigenschaften aufweisen und trotzdem ungemein leicht sind, stark angewachsen. Wir sind sieben dieser leichten und ultratauglichen Schuhe für euch gelaufen. Mit dem Inov-8 Terraultra, dem Scott Kinabalu Ultra RC2 sind zwei davon eindeutig für den Trail geschaffen. Vier Modelle wollen eher auf der Straße gelaufen werden: Der Hoka Clifton 7, Saucony Endorphine Speed , der Asics Novablast und der On Cloudflyer. Bleibt der Brooks Catamount, den wir gar als einen (sehr gelungenen) Hybriden bezeichnen würden. Denn auch dies ist eine Beobachtung, die wir machen: Die Grenzen zwischen Straßen- und Trailschlappen verschwimmen, gerade im Segment der ausgeprägt gedämpften Schuhe, immer mehr (mehr dazu auf Seite 68). Was früher Door to Trail war, ist heute All in One. Lange laufen auf leichten Leisten! Welcher Schuh von welchem Hersteller dieses Versprechen besonders gut umzusetzen vermag, erfahrt ihr in diesem Test.
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Saucony Endorphine Speed 180 Euro / 221 g / 8 mm Sprengung Der Aufforderung des ENDORPHINE SPEED kann ich mich nicht entziehen – er will vom ersten Meter, dass ich einen Tick schneller laufe als sonst, treibt mich an und ich frage mich warum? Es mag an einer Nylon-Platte liegen, die hier Im Gegensatz zum Topmodell "Endorphine Pro" nicht aus Carbonfaser ist, sondern dem günstigeren Werkstoff ist. In jedem Fall laufe ich hier in einem leichten, üppig gedämpften Schuh, der eindeutig in die Kategorie eines sehr dynamischen Allround-Laufschuhes fällt, der vom Inter-
vall-Training, schnelle Einheiten bis hin zum Straßenultra alles mitmacht und durch hohen Komfort auffällt. Das nahtlose Außenmaterial ist dünn, atmet und lässt dem Fuß trotz souveräner Bindung zum Schuh alle Freiheiten. Gut gefällt mir der SPEED bei Longruns bis zu 40 Kilometer über durchaus welliges Gelände, denn die Sprengung macht ihn vorallem in leichter Steigung zu einem echten Supporter und die Nylon-Plate spielt ihre Vorteile offensichtlich immer dann voll aus, wenn der Schuh über die
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ganze Sohle hinweg ausgelaufen wird und in Spannung gebracht wird. Optisch fallen die gelungenen Designlinien auf–endlich mal wieder ein Hingucker aus dem Hause Saucony. Fazit: Empfehlen mag ich den Schuh für eine fast unreal wirkende Bandbreite. Von der Hausrunde am Abend, über Tempoläufe bis zum Highlight, den 100 Kilometern von Biel oder dem Rennsteig Supermarathon kann dieser Schuh fast alles. Ein echter Tipp!
REPORT Witiker Backyard Ultra T E X T: Denis Wisch niesk i F O T OS: Rober t Kampczyk, Jana Ohler
Importschlager Carsten Drilling gehört zu denen die bereits in den frühen 90er Jahren aud Ultrastrecken unterwegs waren und heute ihre Platzierungen und Finishermedaillen in kein Archiv mehr bekommen. Der in Zürich lebende Deutsche folgt der Entwicklung seines Sports auf Augenhöhe – da war es kaum ein Zufall, dass ausgerechnet er einen Backyard Ultra in die Schweiz holte.
Runde beendet. Uhr pausiert. Ab jetzt läuft die Zeit für eine kurze Erholung, denn der Backyard "läuft anders" als andere Laufwettbewerbe.
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on und die perfekte Plattform, um sich neue Ziele zu stecken, die auch im fortgeschrittenen Alter noch zu Ekstasen führt. Wenn man mit Carsten spricht, wenn man ihn kennenlernt ist schnell klar: Der Mann liebt die Sache. Er liebt es zu laufen, darüber zu reden, zu diskutieren und alles darüber zu wissen. Eines hatte Carsten jedoch im großen Orbit des Laufsports noch nicht getan – ein Rennen organisiert. Er war immer
Damit über ein Laufsportevent viel gesprochen wird, muss es groß sein. Es muss ein UTMB sein, ein Boston oder New York Marathon. Die Massen müssen bewegt werden. Von wegen. In einem Wald in Tennessee, in einem Wald bei Zürich oder in der Pfalz rennen gerade mal ein paar Dutzend, und alle sind fasziniert. Das Ganze nennt sich Backyard Ultra, und unser Mitarbeiter Carsten Drilling ist einer von denen, die so etwas organisieren. Carsten Drilling ist irgendwie schon so ziemlich alles gelaufen. Schnelle 10 Kilometer, einen ziemlich flotten Marathon, die 100 Kilometer auf Straße, im Kreis und am Berg und all die langen und zackigen Ultratrails. Ein Blick in seine DUV-Statistik offenbart eine selten lange Karriere als Langdistanzläufer. Carsten ist ein Lebensläufer. In einem Jahr, das ihn nach Griechenland zum berühmtem Spartathlon hätte bringen sollen, passierte etwas völlig Unerwartetes, etwas, was aber in seiner Logik irgendwann hatte passieren müssen. Perspektivenwechsel Carsten Drilling ist ein feiner Beobachter der Laufsportszene. Er bekommt seit Jahren mit, wie sich der Sport verändert, welche Events angesagt sind, und kam dadurch selbst mehr und mehr auf den Trail. Dass Trailrunning das neue, frische, unkonventionelle Ding für alle ist, die gerne laufen, war dem in Zürich lebenden zweifachen Vater früh klar. Es wurde seine Passi-
Bild oben: zwei Backyard-Chefs unter sich. Carsten Drilling und Michael Ohler, der in Witikon "Assist" war. Bild unten: Es sich gemütlich einrichten ist ein Tipp zum Erfolg.
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der, der die Nummer abholt, sie anheftet, rennt und im Ziel die Hände auf den Knien abstützt und die Medaille entgegennimmt. Es musste anders kommen. Es war an der Zeit. Ein wenig war es wohl Zufall. Die CoreSzene der Trailrunning Community hatte sich längst den mystischen Geschichten des Backyard Ultras in Ten-
GTX Dieser leichte, reaktionsfreudige und gedämpfte Schuh wurde für die Ultraläufe in den Wintermonaten entwickelt und wurde im Fleimstal, Trentino, Dolomiten geplant, entwickelt und getestet. Polyurethan mit hoher Energierückgabe Infinitoo™ Technology. Inspiriert von Runnern, die auf der Suche ihrer Grenzen sind.
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