Architektur+Technik 06 2021

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architektur-technik.ch

Bildungsbauten

Schwerpunkt

Fassadenbau

Innenausbau und Akustik

Treppen und Aufzüge


Sicherheit im Einklang mit Design und Ästhetik

Wenn es draussen stürmt und regnet

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3 Inhalt Editorial

MoDus Architects renovierten und erweiterten die CusanusAkademie im italienischen Brixen. Foto: Gustav Willeit

# 6 Aktuell 4 Szene 8 Betrachtungen Dossier 14 HEIG-VD, Yverdons-les-Bains 18 Bon-Séjour, Versoix 24 Cusanus-Akademie, Brixen 28 Campus Platztor, St. Gallen 30 St. Paul’s School, London

Existenzielle Lehre Das Leben lehrt – zu jeder Zeit. Wasser gehört dabei zu den elementaren Werkzeugen. In der Foundation Beyeler trifft derzeit beides in eindrucksvoller Art und Weise aufeinander. Denn für die als «Life» betitelte Ausstellung von Olafur Eliasson wurden Teile des Museums unter Wasser gesetzt und ein Grossteil der Fenster entfernt – für eine immersive sowie grenzüberschreitende Erkundung sowie als Symbiose aus Natur und Kultur. Vielzählige Pfade stehen zur Auswahl, und es eröffnen sich verschiedene Perspektiven auf die umgebende Landschaft oder öffentlich zugängliche Gärten. Dabei verschwimmen die Grenzen zwischen Innen- und Aussenraum, zwischen Museum und Kunstwerk – bei Tag und Nacht. Der umgebende Raum und die Besuchenden werden darin zu Handelnden. Begleitet von Umgebungsgeräuschen des alltäglichen Lebens wie von Insekten und Verkehr oder Gerüchen von Pflanzen und Wasser, schreiten die Besuchenden auf Stegen aus dunklem Holz durch das Geschehen. Im Sinne der Entschleunigung. «That’s Life». Es gibt keinen besseren Mentor.

Schwerpunkt 36 Fassadenbau 50 Innenausbau und Akustik 58 Treppen und Aufzüge 60 Marktplatz Service 66 Vorschau und Impressum

Licht ist Leben.

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Foto: Kathrin Schulthess

Foto: Tim Klauser

4 Aktuell Szene

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Fotos: RECK Filmproduktion

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Einheitliche, schweizweite Klimaprämie Heute werden alte Heizungen mit fossilen Brennstoffen in den meisten Fällen wieder durch ein fossiles System ersetzt. Das geschieht in der Regel aus wirtschaftlichen Gründen, die Investitionskos­ ten für Wärmepumpen und Holzheizungen sind für viele Bauherrschaften zu hoch. Wenn die Klimaziele erreicht werden sollen, muss sich das rasch ändern. Die Klima­ prämie von Energie Zukunft Schweiz ist ein gross angeleg­ tes, schweizweites Förder­ programm ohne Maximalbe­ trag und mit einer Dauer bis voraussichtlich 2025. Nach der erfolgreichen Lancierung für Holzheizungen weitet

Energie Zukunft Schweiz das Programm ab sofort auf Wär­ mepumpen aus. Der Förder­ betrag liegt bei 1.80 Franken pro eingespartem Liter Erdöl oder Kubikmeter Erdgas. Bei einer korrekt dimensio­ nierten Heizung sind das rund 360 Franken pro Kilo­ watt Leistung. Finanziert wird die Förderung von der Stiftung für Klimaschutz und CO₂-Kompensation (KliK). Reguliert wird das Programm vom Bundesamt für Umwelt. Dass es eine Förderung ohne Obergrenze und nicht nur für den Wohnbereich ist, macht das Programm für Gross­ heizungen – zum Beispiel für Gemeindebauten, Prozess­ wärme in Industriebetrieben, Wohnblöcke, grosse Gewer­ be- oder Bürogebäude oder ganze Areale – besonders at­ traktiv. Mit der grosszügigen

Förderung von Holzheizun­ gen und Wärmepumpen und der schweizweit einheitlichen Abwicklung beschleunigt die Klimaprämie die Dekarboni­ sierung der Heizungen in der Schweiz entscheidend. Die Investitionskosten reduzie­ ren sich massiv. ɁɁenergiezukunftschweiz.ch

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Auf Spurensuche «Not Me – A Journey with Not Vital» nimmt einen mit auf ei­ nen soghaften Streifzug durch das bewegte Leben und reiche Werk des zeitgenössischen Schweizer Künstlers. Regis­ seur Pascal Hofmann spürt der Triebfeder des rastlosen Weltbürgers nach und stellt einen Dialog her zwischen den Motiven in Vitals Werk,

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seinen kindlichen Träumen und den Einflüssen seiner wichtigsten Stationen wie Peking, Patagonien, Niger, Sent in Graubünden oder New York. Der Film eröffnet einen bildgewaltigen Ein­ blick in Vitals Wahrnehmung der Wirklichkeit und deren Umsetzung in seine Kunst. Bis zum Ende bleibt der Film eine vom Autor geprägte, leicht entrückte Spurensu­ che nach den Sehnsüchten eines Künstlers, der aus den Bergen kam. Der Unter­ engadiner Künstler Not Vital, geboren 1948 in Sent, lebt und arbeitet in Peking, Rio de Janeiro und im Engadin. Sein Werk – gattungsübergrei­ fend in Bildhauerei, Malerei, Zeichnung und Architektur – widerspiegelt seine quasinomadische Lebensweise. Vitals Kunst wird in bedeu­


Fotos: HGZZ

5 Aktuell Szene

Jetzt aktiv in die Energiewende! tenden Museen und Galerien wie auch im öffentlichen Raum weltweit gezeigt. Seit Anfang Juni ist der Film in Schweizer Kinos zu sehen. ɁɁreckfilm.ch

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Attraktiver Treffpunkt Im Rahmen der Weiterentwicklung von Parkschale und Gloriapark im Hochschulgebiet Zürich Zentrum wurden in den vergangenen Monaten zwei Auswahlverfahren durchgeführt: ein Projektwettbewerb im Auftrag der Stadt für einen «Pavillon im Park» als Teil der Parkschale sowie ein Planerwahlverfahren im Auftrag des Universitätsspitals für den Gloriapark. Der Pavillon soll sich als

ganztägiger, lebendiger Treffpunkt mit einem Getränkeund kleinen Speiseangebot im Hochschulgebiet etablieren. Gewonnen hat das Projekt «Reservoir» der Squadrat Architekten GmbH ETH SIA. Es sieht vor, das auf dem Areal im Untergrund bestehende und in Vergessenheit geratene Trinkwasserreservoir der Stadt Zürich aus dem späten 19. Jahrhundert zu transformieren. Gleichzeitig mit der Neugestaltung der Parkschale und den weiteren Vorhaben soll auch der heute nach innen orientierte Spitalpark in den offenen Gloriapark transformiert werden. Im Hochschulgebiet dient der Park als Erholungsraum sowie als grüne Lunge. Den Zuschlag erhielt das Büro Hager Partner AG, Zürich. ɁɁhgzz-zh.ch

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6 Aktuell Szene

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Mit der Ausstellung «Sehn­ suchtsort Schule» startet das Architekturforum Oberöster­ reich (AFO) in die Schwer­ punktsaison «Leben Lernen Raum». Im Mittelpunkt der Schau steht die Architektur von sieben oberösterrei­ chischen Schulen – in der konkreten Erfahrung im schu­ lischen Alltag. Schulen sind mehr als Räume zum Lernen oder Lehren. Sie sind Orte der sozialen Interaktion, Orte des Austauschs, wo ein entschei­ dender Teil der persönlichen Entwicklung stattfindet. Ar­ chitektur steht dabei im Mit­ telpunkt – nicht als abstraktes Konzept, sondern als konkre­ te Erfahrung im Schulalltag: Wo lernt und lehrt es sich am besten? Was macht eine gute Schule aus? Was müsste künftig besser werden? Eine Auswahl an Ausbildungsstät­ ten in ganz Oberösterreich wurde eingeladen, sich an der Ausstellung zu beteiligen. Sie­ ben Schulen haben sich trotz der schwierigen Umstände mitten in der Pandemie dazu bereit erklärt und originelle Beiträge geliefert. Bilder, Zeichnungen und Videos, die den Status quo heutiger Schulhäuser dokumentieren, werden von Modellen künf­ tiger Schulen so fantasievoll wie aufschlussreich ergänzt. In übersichtlichen Gebäude­ porträts werden einzelne Schulbauten vorgestellt, die dahinterstehenden Planen­ den, ihre architektonischen Konzepte und wesentliche Begriffe modernen Schulbaus erläutert. Die Ausstellung läuft bis zum 9. Juli.

Der Kunststoff Polystyrol wird unter hohem Energie­ einsatz aus Mineralöl herge­ stellt. Auch wegen seines leichten Gewichts wird er gern in verschiedenen Berei­ chen verwendet, etwa beim Hausbau. So findet er sich unter anderem in sogenann­ ten Sandwich­hybriddecken. «Hierbei werden vorgefer­ tigte Platten aus Polystyrol in den Betonquerschnitt integriert», erläutert Stefan Carstens, Leiter des Projekts, vom Fachgebiet Massivbau und Baukonstruktion bei Prof. Dr. Matthias Pahn an der deutschen TU Kaiserslautern. Jedoch können diese Schäu­ me sehr schlecht bis gar nicht recycelt werden. Man unter­ sucht im Rahmen des neuen Forschungsprojekts, wie sich das Polystyrol ersetzen lässt. Im Fokus stehen Mineral­ schäume aus gewöhnlichem Sand. «Sie können wieder in den Kreislauf überführt werden», nennt der Bauin­ genieur als Vorteil. Da Sand aber zunehmend knapp wird, gehen die Wissenschaftler einen neuen Weg: Sie setzen bei ihrem Vorhaben auf recy­ celten Sand für die Herstel­ lung. Im Labor für Konstruk­ tiven Ingenieur­bau werden die mechanischen und bau­ physikalischen Eigenschaften des Materials und der Konst­ ruktion untersucht – etwa die Wärmeleitfähigkeit. Das sei wichtig für Heiz- und Kühl­ systeme im Gebäude. «Der Mineralschaum muss gleich­ wertig zum Polystyrol sein.» Erst so wäre er für einen künf­ tigen Einsatz interessant.

ɁɁafo.at

ɁɁuni-kl.de

Foto: Darko Todorovic

Sehnsuchtsort Schule

Fotos: Koziel/TUK

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Hergestellt aus Recyclingsand


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8 Aktuell Betrachtungen

Infrastrukturen für eine emissionsarme Wärmeversorgung, Energiesparvorschriften, Verbesserungen beim Mobilitätsangebot, aber auch Verhaltensänderungen sind nötig, um den Energieverbrauch und die Treibhausgasemissionen in der Stadt Zürich markant zu senken. Das sind einige Erkenntnisse von Energieforschung Stadt Zürich, die am Schlussevent im vergangenen April präsentiert wurden.

Gute Grundlagen für energie- und klimapolitische Massnahmen Von Matthias Gallati (Text)

Vor 13 Jahren haben die Zürcher Stimmberechtigten den Zielen der 2000-Watt-Gesellschaft zugestimmt und sie damit in der Gemeindeordnung festgeschrieben. Um diesen Zielen zum Durchbruch zu verhelfen, hat der Stadtrat von Zürich 2010 das Programm Energieforschung Stadt Zürich lanciert. Es ging auf ein gemeinderätliches Postulat von 2006 zurück. Die Ergebnisse des Forschungsprogramms sind relevant für das Klimaschutzziel der Stadt Zürich, dessen Anpassung an Netto Null momentan geprüft wird. Im Rahmen des Forschungsprogramms wurde während 10 Jahren der Energieverbrauch der Stadtzürcher Haushalte und Gebäude detailliert unter die Lupe genommen. Ziel: Die Hemmnisse auf dem Weg zur 2000-Watt-Gesellschaft wissenschaftlich zu untersuchen und aufzuzeigen, wie diese überwunden werden könnten. Das Elektrizitätswerk der Stadt ­Zürich finanzierte das anwendungsorientierte Programm mit insgesamt 10 Millionen Franken. 100 Forschende, 60 Projekte und ein positives Fazit

Stadtrat Michael Baumer hat in seiner Begrüssungsrede darauf hingewiesen, dass rund 100 Forschende aus 30 Hochschulen und Forschungsunternehmen sowie verschiedene Dienstabteilungen der Stadt ­Zürich über 60 Forschungsprojekte durchgeführt haben. «Mit Energieforschung Stadt Zürich sind wichtige Grundlagen für die Erreichung der städtischen Energie- und Klimaziele bei Haushalten und Gebäuden erarbeitet worden. Gerade beim Heizen von Gebäuden wissen wir nun, wo die Massnahmen für die Umsetzung der Klimaneutralität ansetzen müssen, wie es die Vorstösse zu Netto Null fordern», resümiert Michael Baumer. Anschliessend zog Reto Dettli, Leiter der Geschäftsstelle des Forschungsprogramms, ebenfalls ein positives Fazit: «Wir ha-

ben viele wertvolle Erkenntnisse gewonnen. So zeigen Verhaltensänderungen Wirkung, wichtig ist aber die Kombination mit Vorschriften und dem Aufbau von Infrastrukturen für eine emissionsarme Wärmeversorgung.» Mit Verhaltensänderungen – zum Beispiel mit dem Verzicht auf das Fliegen oder mit der Umstellung auf vegetarische Ernährung – können in Kombination mit Investitionen in energetische Sanierungen und durch technische Massnahmen sub­ stanzielle Reduktionen des Energieverbrauchs und der Treibhausgasemissionen erreicht werden. Wohnen: Beträchtliches Potenzial durch Verhaltensänderungen

Verhaltensänderungen haben speziell auf den Energieverbrauch von Haushalten eine grosse Wirkung. Aber wie können solche Verhaltensänderungen erreicht werden? Energieforschung Stadt Zürich hat ein sozialpsychologisches Handlungsmodell entwickelt, das darauf Antworten gibt. Das Modell wurde in nachfolgenden Untersuchungen angewendet und hat folgende Ergebnisse gebracht: Am wirksamsten sind verbindliche Regeln betreffend das Verhalten der Bewohnenden. Diese sind oft einschneidend und deshalb nicht überall umsetzbar. In Kombination mit energetischen Sanierungen und anderen baulichen Massnahmen könnten solche Regeln einfacher eingeführt werden und damit Erfolg bringen. Weiter schlagen die Fachpersonen vor, entsprechende Informationskampagnen oder Energieberatungen auszubauen. Allerdings müssten diese dauerhaft angeboten werden, damit sie wirken. Gebäudesanierungen sind das Gebot der Stunde

Einen weiteren Fokus hat Energieforschung Stadt Zürich auf die Transformation des Gebäudeparks gelegt, denn in der Stadt Zürich fallen heute 70 Prozent des Endenergieverbrauchs in den Gebäuden an. Sie

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«Gerade beim Heizen von Gebäuden wissen wir nun, wo die Massnahmen für die Umsetzung der Klimaneutralität ansetzen müssen, wie es die Vor­stösse zu Netto Null fordern.»

Verhaltensänderungen in Kombination mit energetischen Sanierungen können zu substanziellen Reduktionen des Energieverbrauchs beitragen.

hat eruiert, wie Liegenschaftenbesitzende mit vergleichbaren Voraussetzungen vernetzt und zum gleichzeitigen Sanieren ihrer Gebäude animiert werden können und wie fossil betriebene Heizungen durch Systeme mit erneuerbaren Energieträgern ersetzt werden können. Sanieren Eigentümerinnen und Eigentümer in einem bestimmten Gebiet gemeinsam ihre Liegenschaften, kann eine grössere energetische Einsparwirkung erzeugt werden. Energieforschung Stadt Zürich hat deshalb untersucht, wie solche Eigentümerschaften zusammengebracht werden können. In sechs konkreten Clustern wurden gemeinsam Strategien für eine Verstärkung der energetischen Gebäudeerneuerung entwickelt und ausprobiert. Dabei zeigte sich, dass die Eigentümerschaften vom Erfahrungsaustausch sowohl auf technischer, ökonomischer als auch rechtlicher Ebene enorm profitieren konnten. Energieforschung Stadt Zürich hat aus den Erkenntnissen Empfehlungen abgeleitet, die sie in einem Handbuch für die kommunale Energiepolitik festgehalten hat. Diese Empfehlungen richten sich an Gemeinden, die Eigentümerinnen und Eigentümer mit einem substanziellen Anteil am Gebäudepark zusammenbringen wollen. Energieforschung Stadt Zürich hat ihre Erkenntnisse bereits an rund

Michael Baumer, Stadtrat

25 Städte und Gemeinden weitergeben können, einzelne davon haben Clusterprojekte gestartet. In ­Zürich soll die Bildung von solchen Clustern weiter gefördert werden. Heizungsersatz: Stärkere Förderung von Systemen mit erneuerbaren Energieträgern

Auch einzelne Liegenschaftenbesitzende können handeln und ihre Öl- oder Gasheizung ersetzen. Hier besteht ein grosses Potenzial: Eine Studie hat ergeben, dass vier von fünf privaten und institutionellen Eigentümerschaften als Heizungsersatz noch immer ein fossiles System wählen. Dr. Stefan Rieder, Leiter Themenbereich Gebäude von Energieforschung Stadt Zürich: «53 Prozent davon haben den Ersatz durch ein System mit erneuerbarer Energie nicht einmal erwogen. Das ist aber nicht nur eine schlechte Nachricht, denn es zeigt, dass hier ein grosses Potenzial brachliegt. Die entsprechenden Infos müssen jedoch zum richtigen Zeitpunkt erfolgen.» Künftig wird die Stadt Zürich Liegenschaftenbesitzende deshalb noch stärker für den Ersatz der fossil betriebenen Heizungen sensibilisieren und ihnen saubere Alternativen aufzeigen. Sie fördert den Ersatz von fossil betriebenen Heizungen zwar schon heute durch Systeme mit erneuerbaren Energieträgern, der Ausbau des städtischen Fernwärmenetzes

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und der Wärmeverbunde ist bereits beschlossene Sache, und der Rückzug des Erdgasangebots ist geplant. Trotzdem ist hier Handlungsbedarf angezeigt: Hauseigentümerinnen und Hauseigentümer, die ihre Öloder Gasheizung demnächst ersetzen müssen und in deren Gebiet in den nächsten Jahren Fernwärme oder Energieverbünde zur Verfügung stehen, sind frühzeitig darüber zu informieren. Fachleute aus der Heizungsbranche sowie Hausverwaltungen sollen entsprechend informiert und ausbildet werden. Weiter sollen die technischen und rechtlichen Rahmenbedingungen für den Einsatz von erneuerbaren Energien verbessert werden. Denkbar sind erleichterte Bewilligungen für Luft-Wasser-Wärmepumpen, Auflagen in Gestaltungsplänen oder die Berücksichtigung von Photovoltaikanlagen bei der Gestaltung von Dächern bei Wohn- und Gewerbebauten sowie deren vermehrter Einsatz in Gebäudehüllen. Flexiblere Mobilitätsangebote machen den Verzicht auf ein Auto einfacher

Photovoltaikanlagen könnten künftig bei der Gestaltung von Dächern bei Wohnund Gewerbebauten sowie an Gebäudehüllen vermehrt zum Einsatz kommen.

der Befragten angaben, dass sie zudem weniger fliegen, seit sie auf ein eigenes Auto verzichten. Umsetzung der Erkenntnisse hat bereits begonnen

Energieforschung Stadt Zürich hat während 10 Jahren Forschungstätigkeit auch Rückschläge hinnehmen müssen. Reto Dettli weist darauf hin, dass die Forschenden vor allem bei der Kombination von technischen Massnahmen und dem Verhalten der Nutzenden mit stärkerer Wirkung gerechnet hätten: «Wir erhofften uns die grosse kombinierte Massnahme, stattdessen mussten wir einsehen, dass nur eine Politik der kleinen Schritte wirkt und dass Veränderungen Zeit brauchen.» Aber gerade solche Erfahrungen sind wertvoll. «Sie bringen uns ans Ziel.» Die Stadt Zürich hat mit dem Forschungsprogramm eine Vorreiterrolle in der Schweiz übernommen. Die Ausrichtung auf anwendungsorientierte, sozioökonomische Forschung hat zwischen Forschungsinstitutionen, Privaten, Stadtverwaltung und Politik eine intensive Zusammenarbeit ausgelöst, die in ihrer Art einzigartig ist. Dieses Netzwerk soll gepflegt und ausgebaut werden. Das Forschungsprogramm ist nun abgeschlossen, Erkenntnisse werden aber bereits umgesetzt: So sind seit Februar 2021 Informationen und Beratungsangebote zu Energiethemen auf einer zentralen Plattform unter stadt-zuerich.ch/energie gebündelt. Damit der Ersatz von fossil betriebenen Heizungen beschleunigt werden kann, hat der Stadtrat im Herbst 2020 zudem die 2000-Watt-Beiträge, die das Elektrizitätswerk der Stadt Zürich für Wärmepumpen, Erdsonden und Anschlüsse an Energieverbunde ausrichtet, der kantonalen Förderung angepasst und markant erhöht. Silvia Banfi Frost, Energiebeauftragte der Stadt Zürich, äusserte sich am abschliessenden Podium sehr positiv über die Ergebnisse von Energieforschung Stadt Zürich: «Wir haben nun sehr gute Grundlagen, um weitere Massnahmen zu treffen und Hemmnisse abzubauen.»

Auch bei der Mobilität sind die Möglichkeiten keineswegs ausgeschöpft. Eine Befragung von Energieforschung Stadt Zürich hat ergeben, dass 40 Prozent der Autohaltenden allenfalls zum Verzicht auf ein eigenes Auto bewegt werden könnten, wenn das Mobilitäts­ angebot flexibler würde: Beispielsweise erweitern Sharing-Angebote die Wahl der Fortbewegungsmittel und machen die Nutzenden unabhängiger von Fahrplänen und Umsteigevorgängen. «Unsere Untersuchungen haben ergeben, dass von den 53 Prozent an Haushalten in der Stadt Zürich, die kein Auto besitzen, rund die Hälfte freiwillig darauf verzichtet», konstatiert Stephan Hammer, Leiter des Themenbereichs Haushalte. Ein grosser Teil ­davon tut das aus Umweltgründen, die wichtigste Voraussetzung für den Verzicht ist jedoch eine möglichst flexible, unabhängige und bequeme Nutzung der öffentlichen Verkehrsmittel. Weiter spielt die Verfügbarkeit von Parkplätzen beim Wohn- und Arbeitsort eine Rolle. Interessant ist, dass 47 Prozent ɁɁenergieforschung-zuerich.ch

«Wir erhofften uns die grosse kombinierte Massnahme, stattdessen mussten wir einsehen, dass nur eine Politik der kleinen Schritte wirkt und dass Veränderungen Zeit brauchen.»

Reto Dettli, Leiter der Geschäftsstelle Energieforschung Stadt Zürich

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Bildungsbauten



A & F Architectes transformieren für die HEIG-VD ein zusätzliches bauliches Segment in ein Entree mit prominenter Aussenwirkung. Eine intensive Betrachtung offenbart die subtilen kunstvollen Details.

HEIG-VD   Yverdon-les-Bains

Augenblicklich eingänglich


15 Dossier Bildungsbauten

Die von A & F Architec­ tes gewählte multi­ funktionale architek­ tonische Skulptur verleiht dem Hauptein­ gang der Hochschule eine Sichtbarkeit mit hohem Wieder­ erkennungswert.

Von Morris Breunig (Text) und A & F Architectes Sàrl (Bilder)

Der erste Eindruck zählt. An der Hochschule für Wirtschaft und Ingenieurwissenschaften des Kantons Waadt (HEIG-VD) wird dieser seit 2018 durch ein neues Portal der Architekten Alberto Figuccio und Mehdi Aouabed von A & F Architectes erzeugt. Neben einer einladenden Gestik fungiert dieses ebenfalls als neues Gesicht der Hochschule in ­Yverdon-les-Bains, die zugleich an der Route de ­Cheseaux als Ortseingang dient. Umso höher ist seine visuelle Wirkung zu gewichten. Als der Architekt Claude Paillard in den 1970erJahren das ursprüngliche Gebäude der HEIG-VD auf dem Gelände von Cheseaux-Noréaz entwarf, war das Grundstück östlich des Hochschulgeländes für den Bau einer Autobahn reserviert. Die Orientierung der Gebäude nach Westen war deshalb eine Reaktion auf die zu erwartenden Lärmbe­lästigungen durch die Autobahn. Verwirklicht wurde diese jedoch nie. Ein Abschluss nach Osten blieb demzufolge aus. Erst

aus einem 2009 realisierten Erweiterungsbau resultierte die Wiederaufnahme der Umgebungsplanung mit Fokus auf der Haupt­erschliessung. Sichtbarkeit mit hohem Wiedererkennungswert

Der Haupteingang war bis anhin optisch nicht wahrnehmbar, der zentrale, den Hauptversammlungsräumen angegliederte Innenhof lediglich über scheinbar sekundäre Wege erreichbar. Die von Alberto Figuccio und Mehdi Aouabed gewählte multifunktionale architektonische Skulptur verleiht dem Haupteingang der Hochschule eine Sichtbarkeit mit hohem Wiedererkennungswert, integriert die bisher ungenutzten Terrassen in den Eingangsweg und erzeugt damit zugleich eine räumliche Sequenz, die als sozialer Schnittpunkt fungiert. Wie das bestehende Gebäude ist auch die konkave Wand aus Ortbeton geschaffen. Zur Aussteifung und Stabilisierung der Wand wählte man eine kreisförmige Geometrie, die sich in einem Radius

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Die kreisförmige Geometrie erstreckt sich in einem Radius von 15,70 Metern und in einer Höhe von 8,88 Metern. Ein sich in seiner Geometrie zur Vollkommenheit entwickelter blauer Kreis wird von der quadratischen Tür umrahmt.

Grundriss Schnitt durch das Hochschulgebäude

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von 15,70 Metern und in einer Höhe von 8,88 Metern erstreckt. Eine sehr detaillierte Studie zur Geome­ trie der Matrix half bei der Realisierung der massge­ schneiderten Schalung des konvexen Profils mit ei­ ner Abfolge von pyramidenförmigen Aussparungen. Changierende Szenerie

In Zusammenarbeit mit dem Künstler Delphin ­Renault wurde das Werk mit einer anamorphen Ma­ lerei ergänzt. Die Position gegenüber der Eingangs­ tür bietet dem Betrachtenden den idealen Blickwin­ kel. Ein sich in seiner Geometrie zur Vollkommenheit entwickelter blauer Kreis wird von der quadrati­ schen Tür umrahmt. Lediglich dieser Standpunkt entblösst jenes gemäldeartige Eingangsbild. Bereits ein geringfügiger Richtungswechsel offenbart des­ sen Vulnerabilität. Der Kreis wirkt als veränderli­ ches, aber stets verlässliches und omnipräsentes Element – in einer changierenden Szenerie, deren ständiger architektonischer Diskurs erst unter der schützenden Funktion der neu geschaffenen skulp­ turalen Betonkons­truktion zur Entfaltung kommt. ●

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Bon-Séjour   Versoix

Die Stadt Versoix beauftragte Cathrin Trebeljahr von der Genfer Agentur In-Out Architecture mit der Umstrukturierung der ehemaligen Präfektur. Im Fokus des Umbaus standen Gemeinschaftsräume wie Tanzsaal, Musik­ konservatorium, Gemeinschaftsküche, Büros und ein Schulrestaurant.


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Ein emblematischer Kultur- und Lebensraum Von Marianne Kürsteiner (Text) und Thomas Jantscher (Bilder)

Die Stadt Versoix wollte ihren Einwohnern neue Gemeinschaftsräume zur Verfügung stellen, die Aktivitäten wie Tanz und Musik ermöglichen, aber auch bei der beruflichen Integration helfen und Treffpunkte schaffen. Das Projekt gab zugleich die Gelegenheit, den gesamten Standort neu zu organisieren. Man beabsichtigte, verschiedene Dienstleistungen in den bestehenden Gebäuden unterzubringen, die ehemalige Schule und Präfektur zu verbinden, einen Raum für ein Schulrestaurant zu schaffen und zugleich ein städtebauliches Konzept für das gesamte Gelände zu entwickeln, wobei Auswirkungen auf die Umwelt und Aspekte der Nachhaltigkeit berücksichtigt werden sollten. Im Mittelpunkt des Projekts standen die Wiederherstellung der Einheit des Bon-Séjour-Geländes durch dessen Aufwertung und Klärung der Verbindungen, um es langfristig kohärent zu machen. Das Projekt befindet sich an der Ecke Rue de ­Sauverny und Route de Suisse, direkt neben der Schule Bon-Séjour. Das Gelände vereint Gebäude aus verschiedenen Epochen, vom 18. Jahrhundert bis in die 1980er-Jahre. Diese bestehenden Strukturen vereinfachten die städtebauliche Integration des neuen Projekts. Seine Vielfalt verleiht dem Ort den Eindruck einer Collage – eine Logik, die sich der Architekt zunutze gemacht hat. Als Herausforderung des Projekts zeigte sich das gemischte Funktionsensemble: Tanzsaal, Musikkonservatorium, Gemeinschaftsküche, Restaurant für die Bon-Séjour-Schule sowie Büros für die Stadt, aber auch Räume zur beruflichen Integration sollten Bestandteile sein. Das war Teil der Ausarbeitung eines städtebaulichen Konzepts für das gesamte Gelände, das die Verteilung der verschiedenen Organe des Projekts ermöglicht. Das Projekt von Cathrin ­Trebeljahr (Büro In-Out Architecture) stellt somit die Einheit des Bon-Séjour-Areals wieder her, indem es das Bestehende aufwertet und dem Stadtraum langfristig Kohärenz schenkt.

Dach die Gegebenheiten des Ortes auf. Die Architektin hat also die klare Entscheidung getroffen, auf die Konstitution eines kohärenten Ganzen im kleinen Massstab Wert zu legen statt auf eine ­Dispersion im erweiterten Kontext. Die Logik der Anpassung gilt zudem für die neuen Verbindungen mit dem Bestehenden. So werden die Lücken genutzt, um Passagen zwischen öffentlichen Räumen zu schaffen, wie zum Beispiel zwischen dem Restaurant und dem Erweiterungsbau. Ihre Dimensionierung erhält die hierarchische Beziehung von Platz und Park aufrecht und bildet gleichzeitig grosszügige und definierte Räume, die nicht nur Durchgänge, sondern Orte sind. Die neuen Gebäude sind Teil der komplexen ­Topografie des Ortes: Die Aneinanderreihung verschiedener Bodenebenen organisiert den öffent­ lichen Raum.

Durch die Intervention der Architekten wurde die Einheit des Bon-Séjour-Geländes wiederhergestellt und das Vorhandene aufgewertet.

Grundriss Erdgeschoss

Das Dorf als Vorlage

Die Implementierung des Schulrestaurants gibt dem Projekt an der Rue de Sauverny eine neue Silhouette. So wie der Bau in Kontinuität mit der ehemaligen Präfektur eine Einheit bildet, so nimmt sein schräges Architektur+Technik 6/21


20 Dossier Bildungsbauten

Vor dem Schul­ restaurant ist ein neuer Platz entstanden. Der helle beigefar­ bene Beton entspricht der Farbe der Fassade des alten Gebäudes. Die neuen Gebäude fügen sich perfekt in die bestehenden Bauten ein.

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Ein neuer zentraler Platz

Der Platz definiert die Beziehung des Ortes zur Stadt neu. Seine ambivalente Rolle ist nicht zweideutig: Er organisiert die verschiedenen Programme und verstärkt gleichzeitig die Porosität des bestehenden Ortes. Die Architektin erschafft einen kohärenten und strukturierenden öffentlichen Raum, der den öffentlichen Charakter der darin enthaltenen Programme definiert. Sie ermöglicht die Gliederung des neuen Funk­ tionsangebots bei gleichzeitigem Erhalt des vorhandenen Freiraums. Die neuen Aussenräume schaffen eine Verbindung des Schulhofs und des Gartens mit dem neuen öffentlichen Platz. Eine schachbrett­ artige Verteilung organisiert die Verknüpfung der verschiedenen Funktionen. Bestehende sowie neue Bäume und Sträucher stehen im Dialog mit der Mineralität des Platzes. Auf der gleichen Ebene wie die Küche des alten Schulgebäudes gelegen, führt der leicht abfallende Platz die Lernenden zum Eingang des Schulrestaurants und zum Türmchen. Das Restaurant öffnet sich grosszügig nach Süden zur Strasse nach Sauverny und zum Platz im Osten. Dieser zentrale Platz berücksichtigt alle Zugänge: in Richtung des Türmchens mit dem Tanzsaal, den Räumlichkeiten der Vereine, dem Raum für die Hebammen, dem Büro für die Berufseinführung und dem Büro ausserhalb der Mauern; in Richtung des Schulrestaurants; in Richtung der alten Präfektur mit der Spielothek, den Räumen des Volkskonservatoriums, dem Solfège-Raum und dem Probesaal sowie in Richtung des Erfrischungsraums der Schmiede. Das Gelände entlang der Strasse nach Sauverny fällt leicht ab, die Verbindung zwischen dem zentralen Platz und dem Innenhof wird auf verschiedene Art hergestellt: durch den Gehweg der Strasse nach Sauverny, durch Treppenstufen zwischen dem Schulrestaurant und der Schmiede oder zwischen den beiden neu geschaffenen Volumen. Rampen beanspruchen viel Platz und werden deshalb vermieden. Erhaltung der vorhandenen Substanz

punktuelle Öffnungen angebracht. Die bestehenden Fassaden sind mit einem Isolierputz beschichtet, der gleichzeitig die thermischen und denkmalpflegerischen Anforderungen erfüllt. Ein Eingriff mit Augenmass

Das neue Gebäude ist eine Erweiterung der vorhandenen Schule. Es nimmt mit seiner visuellen Präsenz an der neuen Identität des Ortes teil und steht in der strengen morphologischen Kontinuität des bestehenden Gebäudes. Mit einem neuem Treppenhaus und einem neuen Aufzug verbindet dieser Neubau alle Ebenen der alten Schule. Er ist zum Platz im Süden und zum Hof im Westen ausgerichtet. Nach einer Diagnose der vorhandenen Strukturen wurden alle Gebäude renoviert und separat behandelt. In der ehemaligen Präfektur wurden die Eingriffe minimiert. Sie wurde so weit wie möglich in ihrem ursprünglichen Zustand belassen. Die Öffnungen in den Fassaden sind nahezu unverändert. Erst die Entfernung des kleinen Verbindungsbaus veränderte einen Teil der Westfassade. Aufgrund von Brandschutzauflagen wurden verschiedene Eingriffe am bestehenden Gebäude vorgenommen: Das Treppenhaus musste unter anderem den aktuellen Anforderungen angepasst werden. Im Erdgeschoss des Hauptgebäudes ist die Spielothek untergebracht. Die Räume des beliebten Konservatoriums sind auf zwei Ebenen verteilt, die Solfège- und Proberäume befinden sich im Dachgeschoss, dessen ursprüngliches Fachwerk hervorgehoben wird. Mineralische Materialität

Um aus mineralischen Mate­rialien eine neue Volumetrie umzusetzen, die auf die unmittelbare gebaute Umgebung reagiert, wurde die Betonstruktur der beiden neuen Gebäude nach aussen orientiert. Die Fassaden und Dächer, die eine schützende Hülle in beigefarbener Betonstruktur darstellen, bilden eine durchgehende Fläche. Die Platten des Anbaus sind zur Vermeidung von Wärmebrücken an der Fassade befestigt. Die Fassaden des Schulrestaurants sind grosszügig verglast. Aussenjalousien wurden in der Stärke der Konstruktion auf der Aussenseite installiert und ermöglichen eine mechanische Beschattung je nach Wetterlage. Die Erker an der Nord- und der Westfassade des Anbaus und des Schulrestaurants wurden punktuell in eine massivere Fassade eingefügt.

Die bestehenden Gebäude wurden weitestgehend erhalten und renoviert. Die Holzarbeiten wurden entsprechend dem Ausgangszustand erneuert, und für die alte Schule wurde der Grad an Tageslicht optimiert. In allen bestehenden Gebäuden wurden die Böden, Wände und Decken renoviert. Ein neues Treppenhaus wurde in die alte Präfektur eingefügt. Die Dächer sind mit neuen Dachgauben verschönert, die der Zeitgenössischer Einfall Schule ihre ursprüngliche Form zurückgeben. An der Das sich aus dem Projekt der Agentur In-Out Südfassade der alten Schule sind simple, zeitgemässe ­Architecture ergebende Gesamtbild ist der Wunsch, Architektur+Technik 6/21


Das Schulrestaurant ist sehr hell und bietet einen Blick auf den neuen Innenhof. Die schräge weisse Decke schafft eine elegante Atmosphäre. Im Inneren des ursprünglichen Gebäudes sind der Stuck und die Parkettböden erhalten geblieben. Eine Küche im Dachgeschoss.

eine zeitgenössische Analogie einzufügen, die auf die vorhandenen Elemente zurückgreift. Das Projekt entspricht somit einer Umstrukturierung durch die Konstruktion eines Doppels: Der Anbau manifestiert sich als komprimierte Kopie des Bestehenden, während das Schulrestaurant als eine moderne Interpretation gebaut wurde. Der neue Platz verleiht dem Ganzen gleichzeitig die Qualität einer Insel, die aus ihrer Ambivalenz den Reichtum ihrer städtebaulichen und architektonischen Befangenheit zieht. Nachhaltige Entwicklung

Das Gebäudeprogramm hat aufgrund der Mischung von Nutzungen und Nutzenden sowie der Begegnungsräume eine grosse Bedeutung für den sozialen Bereich. Das widerspiegelt sich unter anderem in der Schaffung des neuen Platzes. Mit den Lösungen können den Nutzenden an ihre Bedürfnisse angepasste

Räumlichkeiten mit hervorragendem Komfort, Licht und guter Raumluftqualität angeboten werden. Um die wirtschaftlichen ­Aspekte zu optimieren, wurden die gewählten ­Optionen (technisch und architektonisch) mit Alterna­tiven verglichen und deren Lebenszykluskosten ­analysiert. Aus ökologischer Sicht schafft die energetische Sanierung der bestehenden Gebäude die Voraussetzung zur Reduzierung des Energiebedarfs, der vollständig durch erneuerbare Energie gedeckt wird. Die Baustelle wurde so ausgeführt, dass Belästigungen so weit wie möglich reduziert wurden. Bei den Baumaterialien wurde besonders darauf geachtet, die Umweltbelastung zu reduzieren und ökologische Ausbaumaterialien einzusetzen. Um den Bauherrn zu unterstützen und ihm im Entscheidungsprozess zu helfen, schlugen die Architekten vor, während des gesamten Projekts eine

Zur Person Cathrin Trebeljahr gründete 2008 In-Out Architecture in Genf und parallel dazu Cathrin Trebeljahr Architecte SARL in Paris. Die deutsche Staatsbürgerin wuchs in Genf auf und studierte an der ETH in Zürich bei den besten Schweizer Architekten (Mario Campi, Flora Rucha, usw.) Architektur. Sie wurde ausgewählt, um ein Jahr an der Harvard Graduate School of Design bei international renommierten Professoren (Tod William und Billie Tsien, Raimund Abraham, Raphael Moneo) zu verbringen, und wurde schliesslich nach ihrem Abschluss gebeten, in Zürich zu unterrichten. Während ihres Studiums erwarb Cathrin Trebeljahr eine solide und vollständige Grundlage, die es ihr ermöglichte, ihre Karriere in den wichtigsten internationalen Agenturen wie von Mario Botta, Bernard Tschumi, Jean Nouvel, Claude Vasconi, Aurelio Galfetti zu festigen und an prestigeträchtigen Wettbewerben und Projekten teilzunehmen. ɁɁwww.trebeljahr-architecte.com

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der erprobten Bewertungsmethoden für nachhal­ tige Entwicklung anzuwenden, sodass die richtigen Fragen zum richtigen Zeitpunkt gestellt werden konnten und eine ganzheitliche Analyse der ver­ schiedenen Kriterien bei der Entscheidungsfindung möglich wurde. Eine Energiestadt

Erneuerbare und lokale Energien werden begüns­ tigt, indem der Gaskessel durch eine zentrale holz­ befeuerte Anlage ersetzt wurde. Heizung und Warm­ wasserbereitung in allen Gebäuden sind somit gewährleistet. Eine vollständige Produktion mit er­ neuerbaren Energien ermöglicht es, sich an der Energiepolitik der Gemeinde Versoix zu beteiligen und ihre Ziele als «Cité de l’énergie» zu verfolgen. Eine Holzpelletlösung ist ein idealer Kompromiss aus Nachhaltigkeit und Implementierungsein­ schränkungen. Für die neuen Bereiche wählte man eine Nieder­ temperatur-Fussbodenheizung. Die Leitungen für die Wärmeverteilung in den vorhandenen Gebäude­ teilen wurden saniert. Eine doppelflutige Belüftung wird für die neuen Bereiche bevorzugt, ebenso wie im Schulteil, sobald ihre Machbarkeit nachgewiesen ist. Bei den anderen Bestandsgebäuden sorgt eine Komfortlüftung für qualitätsreiche Innenraumluft. Die Küche ist mit einer doppelflutigen mechani­ schen Lüftungsanlage mit Wärmerückgewinnung ausgestattet. Sommerkomfort: Alle Fenster der Gebäude sind systematisch mit einem wirksamen äusseren Son­ nenschutz ausgestattet, um den thermischen Kom­ fort der Nutzenden im Sommer zu gewährleisten. Innerhalb der umgebauten Räumlichkeiten und im Rahmen der Möglichkeiten blieben die massiven Elemente der Konstruktion erhalten, um eine für den Sommerkomfort notwendige thermische Träg­ heit zu bieten. Die neuen Gebäude erfüllen die Anforderungen der sehr hohen Energieeffizienz (VHEP), und für die bestehenden Gebäude werden die Ziele der hohen Energieeffizienz (HEP) angestrebt. Die Energieeffi­ zienz bestehender Gebäude wird verbessert, indem unter anderem einfach und doppelt verglaste Fens­ ter durch energieeffiziente Elemente ersetzt werden und Dächer neu wärmegedämmt werden. Für die bestehenden Fassaden wurde ein Kom­ promiss zwischen den Geboten der Substanzerhal­ tung und den Zielen der Energiebilanz gefunden. Die Verbesserung der thermischen Hülle, der Einbau ­einer doppelflutigen Lüftung und die vollständige Deckung des Wärmebedarfs durch erneuerbare Energien ermöglichen eine Minergie-Renovations­ zertifizierung für das alte Schulhaus. ●

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Im italienischen Brixen wählten MoDus Architects eine subtile Entwurfsstrategie für die Renovierung und die Erweiterung der CusanusAkademie – eines Zentrums des Lernens, das sich dem Austausch von Ideen an der Schnittstelle von religiösem und weltlichem Verständnis widmet.

Cusanus-Akademie   Brixen

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Von Maria Azzurra Rossi (Text) und Gustav Willeit (Bilder)

Historisches Lernzentrum

Um die Cusanus-Akademie besser in die Stadt einzubinden, begegnet das Projekt dem heterogenen Ensemble von Seminarräumen und Gästeunterkünften mit einem Spektrum von Eingriffen – von mimetisch bis offenkundig neu –, die einen organischen, zusammenhängenden und gemeinschaftlich einladenden Komplex bilden. Entlang des Eisacks im Osten der Stadt gelegen, umfasst die Cusanus-Akademie drei Gebäude: das Paul-Norz-Haus, das Mühlhaus und das Haupthaus, das ursprünglich von dem lokal bekannten Architekten Othmar Barth (1927–2010) entworfen wurde – das erste moderne Gebäude, das unter dem Schutz der Denkmalschutzkommission der Provinz Bozen steht. Bei der Einweihung 1962

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25 Dossier Bildungsbauten

1 Südeingang zum Haupthaus. 2 Ostfassade des Haupthauses. 3 Blick aus der neuen Achse auf den Seminarraum im Erdgeschoss des Haupthauses.

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löste das Gebäude einige Diskussionen aus: Viele hielten den kühnen modernen Bau aus Sichtziegeln und Beton für deplatziert, für einen Schandfleck zum benachbarten Hauptseminarbau aus dem 18. Jahrhundert, während andere die zeitgenössische Ergänzung innerhalb der mittelalterlichen Struktur des historischen Stadtzentrums begrüssten. Heute ist das Gebäude eines der Wahrzeichen von Brixen und gilt als Meisterwerk von Othmar Barth. Die Akademie ist benannt nach Nikolaus Cusanus, einem einflussreichen und aufgeklärten Kardinal und Philosophen des 15. Jahrhunderts, der sich dem Humanismus der Renaissance verschrieben hatte und dessen verschiedene religiöse und politische Ämter ihn nach Rom führten, wo er mit Leon Battista

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Alberti in Kontakt kam. Die Affinität zwischen ­Cusanus’ und Albertis Ideen zur «concinnitas» (Kongruenz der verschiedenen Teile eines Gebäudes) bildet den schönen Hintergrund für Barths architektonische Ausarbeitung der Beziehungen zwischen Teil und Ganzem im Namen von Einheit und Harmonie. Dreh- und Angelpunkt

Die Architekten waren aufgefordert, eine sorgfältige und ausgewogene Renovierung durchzuführen, die viele technische und bauordnungsrechtliche Anforderungen berücksichtigte, ohne die Integrität der Akademie zu gefährden. Insbesondere die Notwendigkeit für eine bessere Zugänglichkeit veranlasste die Architekten, die vertikale und die horizontale ZirArchitektur+Technik 6/21

4 Südansicht auf das Paul-Norz-Haus und das Haupthaus. 5 Eingang zum Speisesaal im Erdgeschoss des Haupthauses.


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Bautafel Objekt Cusanus Academy Standort Brixen, Italien Fertigstellung 2020 Architektur MoDus Architects

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6 Konferenzraum im Hochparterre. 7 Einer der neuen Gasträume im Paul-Norz-Haus. 8 Haupthalle des Haupthauses mit Sichtbetongewölben. 9 Der neue modulare Konferenzraum der MoDus-ArchitectsErweiterung im Untergeschoss mit u-förmigen Oberlicht.

Erdgeschoss mit Umgebung

kulation als ein Netzwerk sozialer, öffentlicher Räume neu zu überdenken. Das Projekt bewegt sich auf einem schmalen Grat zwischen dem, was zu den ursprünglichen Gebäuden zu gehören scheint (unsichtbar), und dem, was als neue, deutlicher formulierte Eingriffe auftaucht (sichtbar). Die beiden bedeutendsten und sichtbarsten gestalterischen Eingriffe wurden im Erdgeschoss des Haupthauses durchgeführt, wo eine neu gebildete Achse das Gebäude öffnet, und im Untergeschoss, wo ein grosser Konferenzsaal zum neuen Dreh- und Angelpunkt wird. Das Haupthaus zeigt einen Grundriss aus drei Quadraten, die sich nach Süden zu einem unauslöschlichen trapezförmigen Grundriss öffnen; das daraus resultierende Wechselspiel zwischen orthogonaler Ordnung und leichter Drehung bestimmt das gesamte Projekt in Grundriss, Ansicht und Detail. Zusammen mit dem 2,90 m langen Durchgang, der Struktur und Oberfläche, Öffnung und Schlies­ sung beherrscht, bis zu den Bodenmaterialien, die wiederum die Positionierung der Sitzgelegenheiten markieren, ist das Gebäude eine ergreifende Lektion in «multa paucis» – mit wenigen Worten viel sagen. In der Tat verschmilzt die sorgfältige grammatikalische Konstruktion des Projekts in einer abstrakten Ordnung mit den realen Dimensionen des Betonrahmens, den Sichtziegelwänden und Pflastersteinen sowie den Travertinplatten zu einem einheitlichen Ganzen. In ein so vollständiges und vollendetes Projekt einzugreifen, erwies sich für MoDus Architects als anspruchsvolle Aufgabe. «Dieses Gebäude war unser Meister, eine Fundgrube weiser architektonischer Lösungen, raffinierter Details und gemessener geometrischer Muster; eine Muse in der geschickten Inszenierung des natürlichen Lichts und in der Ver-

wendung weniger Materialien; ein Leitfaden für Prägnanz, Einfachheit und Angemessenheit: ein Beispiel für wahre Schönheit oder, besser gesagt, ‹concinnitas› auf Latein», bekräftigt Matteo Scagnol, zusammen mit Sandy Attia Gründer von MoDus Architects. Spirituelle Lichtqualität

Unterirdisch, auf der Halbkellerebene, wird der ehemalige Klubhausbereich zu einer Reihe von Seminarräumen umgestaltet, die wiederum an den (aus­ gehobenen) Anbau des grossen Konferenzsaals anschliessen. Von oben durch ein u-förmiges Oberlicht belichtet, umschreibt der neue Konferenzraum die Grundfläche des oberirdischen Hofs und verwandelt den einst undefinierten Restraum in einen öffentlichen Ort des sozialen Austauschs. Eingebettet in die bauliche Logik des Haupthauses, stellt ein neuer vertikaler Erschliessungskern das funktionale Bindeglied zwischen Barths Projekt, den historischen Nebengebäuden und der von MoDus Architects eingebrachten unterirdischen Ebene dar. Die Schlafräume für bis zu 96 Gäste befinden sich in den Obergeschossen des Paul-Norz-Hauses, des Mühlhauses und in den flankierenden Längsseiten des Haupthauses. Die 55 Zimmer unterschiedlicher Grösse und Kapazität sind im Paul-Norz-Haus in Blautönen gehalten, im Mühlhaus in Pistaziengrün, während die Zimmer des Haupthauses die Originaleinrichtung von Othmar Barth oder Variationen davon zeigen. Im Haupthaus blicken die balkonartigen Flure, welche die Gästezimmer erschliessen, auf die zentrale Haupthalle und werden im Norden von der Kapelle und im Süden von einem weiteren grossen Konferenzsaal begrenzt, dessen ­ Split­levellage über eine bewegliche Trennwand zum ­zen­tralen Gewölberaum geöffnet werden kann. Die originalen Finn-Juhl-Sessel, die Barth für die verschiedenen Gemeinschaftsräume im Gebäude ausgewählt hatte, wurden aufgearbeitet und in den Ecken und Winkeln des Gebäudes wieder eingesetzt. Die spirituelle Lichtqualität der gewölbten Oberlichter findet sich auch in der Kapelle wieder, einem feierlichen Raum, der nur durch den massiven Stein-Ambon der Künstlerin Lois Anvidalfarei verändert wurde, der vor dem bestehenden Altar aufgestellt wurde. Mit einer sorgfältigen und gemässigten Orches­ trierung einer materiellen, tektonischen und technischen Lösungspalette oszillieren die zahllosen ­Interventionen von MoDus Architects zwischen mimetischen, reziproken und sorgfältig kontrastierenden Elementen. Das Ergebnis ist eine sich verschiebende Erzählung zwischen dem Alten und dem Neuen, welche die Grenze zwischen beiden verwischt und der Cusanus-Akademie eine zeitgemässe und zeitlose Architektur bietet. ●

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Das Areal Platztor erhält einen zweiten Campus für die Universität St. Gallen. Die Umsetzung des Projekts «Haus im Park» von Pascal Flammer startet voraussichtlich 2025.

Lehre im städtebaulichen Kontext Ein grosszügiges Stützenraster erlaubt Nutzungsflexibilität. Ein auf diesen Ebenen integrierter Innenhof ermöglicht zudem eine hohe natürliche Belichtung und Belüftung der angebundenen Lehrräume. Das neue CampusGebäude wird Platz für rund 3000 Studierende, Dozierende und Mitarbeitende bieten. Entlang der Fassade entstehen auf jeder Etage offene Raumbe­ reiche mit Blick­ bezügen zur Stadt.

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Das sechsstöckige Gebäude fasst 31 000 Quadratmeter an Geschossfläche und wird in einen weitläufigen, öffentlich zugänglichen Park am Fuss des Rosenbergs eingebettet sein.

Fixscreen® Minimal Dach und einem grosszügigen Stützenraster für Nutzungsflexibilität zeigt sich Um dem dringenden Raumbedarf der der N ­achhaltigkeitsgedanke des ProUniversität St. Gallen nachzukommen, jekts. Möglich ist zudem eine Zertifizieentsteht auf dem Areal Platztor mit dem rung nach SNBS. Projekt «Haus im Park» von Pascal ­Flammer ein zweiter Campus. Dieser soll Zusammengeführt zur Erfüllung der Kernaufgaben in Lehre Die Obergeschosse führen die rund 3000 Studierenden, Dozierenden und Mitarund Forschung beitragen. beitenden für Forschung und Lehre zuRücksichtsvoller Umgang sammen, was gewünschte Synergien erDas sechsstöckige Gebäude fasst 31 000 laubt. Ein auf diesen Ebenen integrierter Quadratmeter an Geschossfläche und Innenhof ermöglicht zudem eine hohe wird in einen weitläufigen, öffentlich zu- natürliche Belichtung und Belüftung gänglichen Park am Fuss des Rosenbergs der angebundenen Lehrräume. Entlang eingebettet sein. Dadurch werden ein der Fassade entstehen auf jeder Etage rücksichtsvoller Umgang mit dem an- ­offene Raumbereiche mit Blickbezügen grenzenden Quartier sowie eine Ausrich- zur Stadt. Eine Aula in den zwei Unter­ tung parallel zur St.-Jakob-Strasse als geschossen ist für etwa 400 Personen Verkehrsachse und generell eine vorbild- vorgesehen. Publikumswirksame Nutliche Reaktion auf die städtebaulichen zungen wie eine Cafeteria sind dem ­Situationen erreicht. Leichte Verzerrun- Stadtzentrum zugewandt. «Es handelt gen in der rechteckigen Grundform des sich um ein überzeugendes Projekt, desBaus begünstigen dieses Anliegen. Die sen vielfältige Stärken insbesondere in offene Gebäudegestaltung mit grossflä- der städtebaulichen Setzung und in der chigen Fenstern bei horizontaler Gliede- architektonischen Umsetzung zum Ausrung durch Brüstungsbänder unter- druck kommen», attestiert der Jurybestreicht zudem den Willen, mit dem richt dem in einem Wettbewerb ermittelStadtraum zu kommunizieren. Mit dem ten Projekt besondere Stärken. Nach vorwiegenden Einsatz des Baumaterials dem Baubeginn 2025 geht man von einer Holz, mit Photovoltaikmodulen auf dem Inbetriebnahme im Jahr 2029 aus. ● Von Morris Breunig (Text) und Kanton St. Gallen (Visualisierungen)

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St. Paul’s School   London

Walters & Cohen Architects stellten das neue Lehrgebäude 2020 fertig.


31 Dossier Bildungsbauten

Die St. Paul’s School in London zählt zu den renommiertesten Privatschulen des Landes. Walters & Cohen Architects erschufen für diese ein neues Lehrgebäude.

Neu zusammengesetzt Von Morris Breunig (Text) und Dennis Gilbert, Walters & Cohen (Bilder)

Als Resultat des Wiederaufbaus nach dem Zweiten Weltkrieg und aufgrund des landesweiten Bedarfs an Schulen entstand Mitte der Fünfzigerjahre in Grossbritannien das «Consortium of Local Authorities Special Programme» (Clasp). Das vorgefertigte Stahlbausystem erlangte wegen der Aufnahmefähigkeit von Setzungen besonders in Bergbaugebieten wie Nottinghamshire an Bedeutung und kam zunächst vorwiegend bei mehrstöckigen Sekundarschulen zur Anwendung. Später wandte man es auch bei öffentlichen Einrichtungen wie Bibliotheken und Bahnhofsgebäuden an. Der mit modularen ­Paneelen verkleidete leichte Stahlrahmen ohne tiefe Pfähle und Fundamente nutzte eine eigene Ausstei-

fung und war vor allem kosteneffizient. Ein hoher Anteil an Asbest hat jedoch inzwischen mancherorts zum Rückbau der Clasp-Gebäude geführt. Abgestuft und geschichtet

Die 1968 von Powell & Moya fertiggestellte St. Paul’s School in Barnes, London, zählt zu den prominen­ testen Vertretern dieser Konstruktionsmethode. ­Walters & Cohen Architects ersetzten diesen durch ein neues 2020 fertiggestelltes Lehrgebäude, das auf rund 9000 Quadratmetern Bibliothek, Speisesaal, Küche, Verwaltungsbüros, Kapelle und Aula sowie 56 Klassenräume bündelt. Der L-förmige Bau am Themsepfad beschliesst ein Gebäudeensemble, das sich um einen zentralen Innenhof, den «Founder’s Court», formiert. Ein Erschliessungsring erlaubt auf Architektur+Technik 6/21

Tragende Betonfer­ tigteile und Vorhang­ fassaden verkleiden das neue Lehrge­ bäude nach aussen.


32 Dossier Bildungsbauten

Robuste Materialien wie Sichtbeton und Holz für die Verkehrs­ flächen gestalten die Innenräume. Auf rund 9000 Qua­ dratmetern bündelt das neue Gebäude unter anderem eine Bibliothek, eine Kapelle und eine Aula.

allen Ebenen den Übergang zu dem angebundenen Wissenschaftsgebäude und dem unter anderem für Workshops genutzten «Milton Building». Tragende Betonfertigteile und Vorhangfassaden verkleiden das neue Lehrgebäude nach aussen. Ab­ gestufte und geschichtete Flächen verleihen der Fassade des sich horizontal erstreckenden Baus vi­ suelle Tiefe und eine schlanke vertikale Untertei­ lung. Ein daraus resultierendes unrhythmisches Muster macht die Gebäudehülle zum Blickfang. Die zum Innenhof gerichtete Fassade ist hingegen mit Aluminium verkleidet.

und zu kommunizieren wie in einer Universität, während das Personal sie beaufsichtigen kann», sagt Mark Bailey, Direktor an der St. Paul’s School. Ein sich über drei Geschosse erstreckendes Atrium dient den Lernenden deshalb als grosszügige Auf­ enthaltszone zum selbstständigen Lernen und so­ zialen Austausch. «Das Atrium wurde als Mittel­ punkt der Schule wiederhergestellt und erstreckt sich auf den Hof und die Sportbereiche. Das Ge­ bäude fördert Stille, Ruhe, Intimität und Zweckmäs­ sigkeit. Und doch hat es Präsenz», erklärt Bailey. Als «Breakout Rooms» bezeichnete Bereiche sind über­ all in der Schule verteilt, um die Zusammenarbeit Intimität und Zweckmässigkeit unter den Lernenden zu fördern und das Lernen «Wir wollten ein Gebäude, das gesellig und infor­ aus­serhalb des Klassenzimmers zu unterstützen. mell ist, das die Schüler ermutigt, zu interagieren Robuste Materialien wie Sichtbeton und Holz für Architektur+Technik 6/21


33 Dossier Bildungsbauten

«Breakout Rooms» fördern die Zusammenarbeit unter den Lernenden und das Lernen ausserhalb des Klassenzimmers.

die Verkehrsflächen gestalten die Innenräume. Das neue Lehrgebäude wird möglichst natürlich belüftet. Dazu tragen unter anderem Dachfenster und Freiräume bei, welche die verschiedenen Ebenen des ­Gebäudes verbinden. Angenehm temperiert

«Alle Lüftungsöffnungen sind von der Verglasung getrennt, sodass beim Herunterziehen der Jalousien zur Blendungsbegrenzung der Luftweg nicht behindert wird», sagt Ben Allwood, Leitender Ingenieur von Max Fordham. Die Lamellen sind so angeordnet und geneigt, dass kein direktes Sonnenlicht in den dahinter liegenden Raum eindringen kann. In der warmen Jahreszeit bleiben die Räume somit angenehm temperiert, ohne die Luftzirkulation zur AbArchitektur+Technik 6/21


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kühlung zu beeinträchtigen. «Die Strategie und die Steuerung innerhalb der Klassenräume wurden in enger Absprache mit der Schule entwickelt. Zum Beispiel werden die hochgestellten Lüftungsöffnungen vom Lehrpersonal während der Unterrichtsstunden manuell über einen Schalter neben ihrem Schreibtisch gesteuert», ergänzt der Ingenieur. CO₂Sensoren in den Klassenzimmern fungieren hierfür als Hinweisgeber. Wird eine bestimmte Temperatur in den Innenräumen überschritten, werden die Lüftungsöffnungen automatisch aktiviert. Sind die Räume unbesetzt, öffnet das Gebäudeautomationssystem die Lüftungsöffnungen im Sommer zur Nachtauskühlung und hält sie im Winter geschlossen. Niedrigtemperaturheizkörper versorgen die Innenräume im neuen Lehrgebäude zudem mit Wärme, und Photovoltaikanlagen auf dem Dach produzieren für die Schule erneuerbare Energie. ●

Bautafel Objekt Lehrgebäude St. Paul’s School Standort London Fertigstellung 2020 Bauherrschaft St. Paul’s School Architektur Walters & Cohen Architects

Der L-förmige Bau beschliesst ein Gebäudeensemble, das sich um einen zentralen Innenhof, den «Founder’s Court», formiert.

Grundriss für Erdgeschoss und Obergeschoss

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„„Auf Schönheit von innen muss man bauen.“ (Cristina M., Möbeldesignerin)

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Fundermax blickt tief ins Von außen sieht schon alles ganz gut aus. Innere und weiß, was Aber was ist mit dem Inneren? Das haben das Einrichtungsherz be- wir uns von Fundermax auch gefragt und gehrt. Darum halten nun Looks, die vielfach „„outside“ zu finden sind, die neuesten edlen Trend- für Interior Insider kreiert. Das Ergebnis: Dekore und Oberflächen die neuesten Trend-Dekore und OberfläEinzug in das aktuelle chen für 2021/22. Portfolio und hoffentlich bald in Ihr Zuhause, Büro Allen voran der Dauerbrenner Beton-Optik. oder andere Innenräume. Lange Zeit in Küchen zu Hause, findet er mittlerweile Anwendung im gesamten Innenraumbereich. Begünstigt wird diese Tendenz durch unsere besonders elegante Version „„Gypsum“, die sich optimal mit edlen oder kontrastreichen Hölzern kombinieren lässt. Auch ein Comeback ist zu feiern: Der Terrazzo-Look mit seinen unendlich vielen Gestaltungsmöglichkeiten und Varianten von kühl (Rolling Stones) bis warm (Sorano) ist wieder gefragt. Außer Frage steht, dass Holz von Natur aus gut aussieht. Der beste Beweis dafür sind die rustikale Eichen-Optik für mehr Kont-

raste, edles Walnuss-Dekor mit Perlmutteffekt (Noce Pavia) oder beruhigende Unifarben (Eucalipto) aus unserem Sortiment. Diese aktuellen Trendbewegungen sind spürbar, wie auch die einzigartigen Oberflächen von Fundermax. Sie unterstreichen die Dekore durch verschiedenste Strukturen und lassen sie so naturgetreu wirken. Maserungen (Immago), raue Haptik (Grafica), Relief (Struktura), Rillen (Texta) oder eine zarte Struktur (Natura) – schön finden wir sie allesamt. Was wir aber am Ende jeden Auftrags immer noch am schönsten finden, ist das zufriedene Lächeln unserer Kunden, sobald sie das Ergebnis sehen. Wir freuen uns auf Ihres.

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36 Schwerpunkt Fassadenbau

Bibliothek in neuen Schichten

Mit insgesamt sieben Standorten im Innsbrucker Stadtgebiet ist die Universitätsund Landesbibliothek Tirol die drittgrösste Bibliothek Österreichs. Mit Brillux-Produkten wurde die Haupt­ bibliothek renoviert und neu gestaltet.


37 Schwerpunkt Fassadenbau

Mit der Sol-Silikatfarbe «Ultrasil HP 1901» wurde eine extrem langlebige, farbtonstabile und verschmutzungs­ resistente Fassadenbeschichtung erzielt. Fotos: Brillux

Als zentrale Dienstleisterin versorgt die Universitäts- und Landesbibliothek Tirol neben der Universität Innsbruck und der Medizinischen Universität Innsbruck die Schulen, Bildungseinrichtungen und Hochschulen aus dem ganzen Land sowie die breite Öffentlichkeit mit Literatur- und Informationsressourcen. Vor etwa zehn Jahren wurde die bestehende Architektur durch einen geschickt eingefügten Zubau ergänzt und der Universitätscampus am Innrain restrukturiert. Ziel war neben der Zusammenführung verschiedener Institutsbi­bliotheken zu einer gemeinsamen Fakultätsbibliothek die Verknüpfung mit der Hauptbibliothek der Universität Innsbruck. In diesem Zuge wurde die im Jahr 1914 am ­Innrain erstmals eröffnete Hauptbibliothek unter

der Leitung der Architektin Karin­ Kopecky ­ saniert und modernisiert – in enger Zusammenarbeit mit der Bundesimmobiliengesellschaft als Gebäudeeigentümerin und dem Bundesdenkmalamt. Beständig im Aussenbereich

In enger Zusammenarbeit mit ­Karin Kopecky erstellte Brillux für die Sanierungs- und Modernisierungsarbeiten der Hauptbibliothek die Ausschreibungstexte. Malermeister Peter Mitterberger in Mühlbachl bei Matrei gewann die Ausschreibung für die Ausführung der Malerarbeiten. Sowohl für die Fassade als auch für den historischen Lesesaal im ersten Stock des Altbaus der Hauptbibliothek waren seitens des Denkmalamtes Silikatfarben vorgegeben. Diese haben generell die Eigenschaft, dass sie nicht als Schicht auf dem An-

strichträger liegen, sondern sich durch Verkieselung fest mit dem Untergrund verbinden. Die Fassade ist dadurch vor übermässiger Wasseraufnahme geschützt, ohne dass die Wasserdampfdiffusionsfähigkeit beeinträchtigt ist. Zugleich machen diese Eigenschaften die Beschichtungen besonders langlebig und witterungsbeständig. Mit «Ultrasil HP 1901» kam an der Hauptbibliothek eine Fassadenfarbe auf Basis von Sol-Silikat zum Einsatz, eine ausgewogene Kombination von hochwertigem Kieselsol und Kaliwasserglas. Ohne Biozidzusätze bietet «Ultra­ sil HP 1901» natürlichen Schutz vor Algen und Pilzen. Zugleich sorgt das Bindemittel Kaliwasserglas für einen starken UV-Schutz und damit für Farbtonbeständigkeit, wodurch ein dauerhaft ­wetterfester Fassadenanstrich mit

Für die Beschichtung der Wände und Decken im historischen Lesesaal der Hauptbibliothek kam die Sol-Silikatfarbe «Kalisil 1909» zum Einsatz.

Sechs Monate lang wurde der Altbau der Hauptbibliothek renoviert und mit über 40 Produkten aus dem BrilluxKomplettsortiment neu gestaltet.

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geringer Verschmutzungsneigung erzielt wurde. Stumpfmatte Wand- und Deckenanstriche

Die filigranen Eisengeländer im historischen Lesesaal wurden bei Notwendigkeit mit «Impredur Seidenmattlack 880» ausgebessert.

Im historischen Lesesaal der Universitäts- und Landesbibliothek Tirol stehen 133 Lese- und Lernplätze zur Verfügung, die für nicht ausleihbare Werke und Fernleihen genutzt werden. Für die Renovierungsarbeiten wurde der Lesesaal komplett leer geräumt und war sechs Monate lang geschlossen. Im Denkmalschutzbereich sind Silikatfarben insbesondere we-

gen ihrer hohen Wasserdampfdurchlässigkeit auch im Innenbereich gefordert. Wände bleiben dadurch trocken. Darüber hinaus werden Silikatprodukte dem zunehmenden Wunsch nach einer emissionsarmen, lösemittel- und weichmacherfreien Beschichtung im Innenraum gerecht. Bei den Wänden und Decken im historischen Lesesaal der Hauptbiblio­ thek wurde die Altbeschichtung zunächst entfernt. Wand- und Deckenflächen erhielten danach mit «Kalisil 1909» einen Renovierungsanstrich. Sol-Xtreme mit Sol-Si-

likat bewirkt, dass das Beschichtungsmaterial schneller verkieselt und eine härtere Oberfläche bildet. Das Ergebnis ist eine Nassabriebbeständigkeit der Klasse 1. Die beschichteten Wand- und Deckenflächen überzeugen zudem mit gleichmässigen, stumpfmatten Oberflächen, welche die historische Stuckkassettendecke und die Laibungen der Rundbogenfenster zur Geltung bringen. Hochwertige Lackierungen für Bücherregale

Während die filigranen Eisengeländer im historischen Lesesaal mit «Impredur Seidenmattlack 880» lediglich ausgebessert wurden, stand für die Bücherregale im Bücherspeicher ein komplett neuer Beschichtungsaufbau auf dem Programm. Nachdem die Bücher ausgeräumt, sorgfältig katalogisiert und die Regale ausgebaut waren, sorgte das Malerteam mit «Hydro-PU-Spray Filler 2120» zunächst für eine haftvermittelnde Grundierung. Die Schlussbeschichtung wurde im Systemaufbau mit «Hydro-PU-Spray Seidenmattlack 2188» ausgeführt. Der ebenfalls auf modernster PU-Bindemittel-Technologie beruhende wasserbasierte Premiumseidenmattlack erzielte besonders hochwertige Oberflächen mit sehr geringer Vergilbungsneigung. ɁɁbrillux.ch

Bautafel Projekt Universitäts- und Landesbibliothek Standort Innsbruck Bauherrschaft Bundesimmobilien GmbH, Wien Eingesetzte Brillux-Produkte

– Ultrasil HP 1901 – Kalisil 1909 – Impredur Seidenmattlack 880 – Hydro-PU-Spray Filler 2120 – Hydro-PU-Spray Seidenmattlack 2188

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40 Schwerpunkt Fassadenbau

Bei der Renovierung und dem Umbau eines historischen Wohnhauses in Zürich Wipkingen prallten Welten aufeinander. Mithilfe stimmiger Planung durch AMJGS Architektur vereinten sich diese zu einem harmonischen Ganzen. Der mehrstöckige Anbau aus Glas entstand mit den Stahlprofilen «Janisol Arte 2.0».

Gläserner Anbau als «historische» Werkstatt Nicola Schröder, Conzept-B (Text) und Judith Stadler (Bilder)

Ein 1891 im Stil der Gründerzeit erbautes und schützenswertes Wohnhaus war über die Jahre mehrfach umgebaut und erweitert worden. In den 1930er- und 1940er-Jahren erhielt es diverse Anbauten und zum Garten hin eine Aufstockung mit einer Dachumgestaltung. Während die Aus­ senseite dabei noch weitgehend die ursprüngliche Optik behielt, war das Innere in den 1970er-Jahren entkernt und dem Stil der Zeit angepasst worden. Das Ziel des Bauherrn Niklaus Leuthold und von AMJGS Architektur war es, mit einem Umbau dem Ursprungszustand des typischen Gründerzeitbaus wieder möglichst nahe zu kommen und dennoch dessen Wohnwert zu steigern. Gemeinschaftliches Wohnprojekt

Bei der Sanierung wurde darauf geachtet, nach Möglichkeit authentisches historisches Ma­ terial, historische Bauweisen und Details zu verwenden. Elemente, die für Komfort und Energieeffizienz sorgen, wie Fenster und Türen, entstanden neu nach his-

torischem Vorbild. Sie erhielten jedoch Originaldetails wie Kastenschlösser­oder Stangenverschlüsse. Das Originalparkett wurde, wo noch vorhanden, ausgebaut, nummeriert, gereinigt und nach einer schall- und brandschutztechnischen Aufarbeitung der Decken wieder eingebaut. Bei der Erweiterung des Gebäudes sollte eine Alternative zu den Vorgängern in massiver Klinkerbauweise entstehen, möglichst aus Glas. «Seine Fassade sollte kleinteilige Fensterflächen bekommen, was mit dem Janisol-Arte-Profil von Jansen sehr gut umzusetzen ist. Es ist ein tolles Produkt, aber man braucht einen Metallbauer, der genau weiss, wie damit umzugehen ist», so Sandra König und Anja Meyer von AMJGS Architektur zum Anbau und zu der Zusammenarbeit mit Baur Metallbau. Das Haus auf Wunsch des Bauherrn als gemeinschaftliches Wohnprojekt anzulegen, diente als zentrale Planungsidee für den Baukörper. Alle drei über­ einanderliegenden Wohnparteien­ sollten direkt in den Garten und zueinander gelangen können. Historische Industriebauten

halfen bei der Lösungsfindung. Eine Werkstatt war die Idee, bei der speziell die Bauten von Jean Prouvé als Vorbilder dienten. Ausgesponnen wurden die Gedanken zu deren Ästhetik zwischen den Architekten, dem Bauherrn sowie dem Kunsthandwerker und Metallkünstler Gregor Portmann, der eine Wendeltreppe, Geländer und Brücken entwarf. Zusätzlich wurde die Künstlerin Maja Thommen herangezogen, die eine Plastik für die Aussenfassade des Anbaus schuf. Leuthold, Portmann und Thommen verbindet eine gemeinsame Geschichte als Kulturschaffende. Gemäss Architekten sind viele Reminiszenzen und Anspielungen auf die PunkBewegung und die Hausbesetzungen der 1990er-Jahre sowie die damit verbundenen Subkulturen der letzten drei Jahrzehnte in der Ästhetik, der Formensprache und der Materialisierung des Anbaus enthalten. Historisierende Materialisierung

Der Altbau erstrahlt heute mit seinen hellen Holzböden, weissen Wänden und Türen, gemusterten Boden- und farbigen Wandplat-

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Der industriell wirkende Anbau bildet einen gelungenen Kontrast aus rohen Stahlträgern, lasierten Betondecken und riesigen Glasscheiben in den korrespondierenden Stahlprofilen ­«Janisol Arte 2.0».


41 Schwerpunkt Fassadenbau

ten sowie den warmen Klinkertönen wieder in einer einladenden Wohnlichkeit. Der industriell wirkende Anbau bildet hier einen gelungenen Kontrast aus rohen Stahlträgern, lasierten Betondecken und riesigen Glasscheiben in den korrespondierenden Stahlprofilen «Janisol Arte 2.0». Diese überführen einen denkmalgeschützten Bau sanft und optisch authentisch in einen zeitgemäs­sen Wohnkomfort. Das fili­grane Fenstersystem bietet sich spe­ziell für die Rekonstruktion historischer Fenster an. Mit den schmalen Profilansichtsbreiten von lediglich 25 beziehungsweise 40 mm bei Fest-

verglasungen und einer Bautiefe von 60 mm entstehen feine und dennoch stabile sowie wärmegedämmte Konstruk­tionen mit einem hohen Glasanteil. Das System «Janisol Arte 2.0» ermöglicht die Konstruktion von nach innen und nach aussen öffnenden Fenstern als Dreh-, Stulp-, Kipp- oder Klappfenster und Festverglasungen in Elementgrössen von bis zu 1000 mm Breite und 2400 mm Höhe. Spezielle Öffnungsarten wie Senk-/Klapp-, Schwing- und Schiebefenster sind ebenfalls möglich. Die integrierte Küche fungiert als Aufenthalts- und Wohnraum

sowie als optisches Bindeglied zwischen Alt und Neu. Sie ist aus Stahl und Holz gearbeitet und unterstreicht den Werkstattcharakter. Die Fronten der Küche bestehen aus Birnbaumholz aus dem eigenen Garten des Hauses. Das in der Gründerzeit erbaute Wohnhaus widerspiegelt nach seiner Sanierung seinen Ursprungszustand vom Ende des 19. Jahrhunderts, entspricht jedoch auch modernen Komfortansprüchen. Mit dem mehrstöckigen Anbau aus Glas gelingt es, alle Anforderungen auf innovative Art und Weise zu verknüpfen. ɁɁjansen.com

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Die integrierte Küche fungiert als Aufenthalts- und Wohnraum sowie als optisches Bindeglied zwischen Alt und Neu.


42 Schwerpunkt Fassadenbau

Mit dem neuen «Fixscreen Minimal» von Renson lässt sich Textilsonnenschutz mit Fenstern, die minimalistisch designt sind, perfekt kombinieren. Das Ergebnis: ein ästhetisches Ganzes im Einklang mit der Architektur.

Minimale Auswirkungen, maximale Möglichkeiten Durch die frei ste­ hende Kupplungs­ seitenführung kann der Textilsonnen­ schutz nun auch mit Fliegengittern und Schiebefenstern mit aussen liegendem Schiebeflügel kombiniert werden. Fotos: Renson

Mit «Fixscreen Mini­ mal» setzt Renson auf Design und Detailver­ arbeitung, sodass der in die Fassade inte­ grierte Textilsonnen­ schutz erst im Betrieb wahrnehmbar ist.

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43 Schwerpunkt Fassadenbau

Sowohl für den Neubau als auch für die Nachrüstung von hochwertigen Fenstern, die minimalistisch designt sind, Vorhang­ fassaden und Schiebetüren hat R ­ enson jetzt den perfekten Kompromiss zwi­ schen Langlebigkeit, Komfort und Design im Angebot. Mit «Fixscreen Minimal» setzt Renson auf Design und Detailver­ arbeitung, sodass der in die Fassade inte­ grierte Textilsonnenschutz kaum wahr­ nehmbar ist. Da keine Schrauben sichtbar sind und alle Komponenten die gleiche Farbe haben, fügt er sich selbst in Kom­ bination mit schlanken Fensterprofilen perfekt ein. Die Reissverschlusstechno­ logie lässt das Tuch in den Seitenführun­ gen laufen und ermöglicht Windbestän­ digkeit bis zu 130 km/h. Gleichzeitig ist der Textilsonnenschutz minimalistisch im Design, sodass er kaum auffällt, wenn er zusammen mit dem Fenster in die Fas­ sade integriert wird. Möglich machen es eine kompakte Tuchkassette, eine kleine

Endschiene, welche die Schweissnaht des Gewebes verdeckt, schmale Seitenfüh­ rungen und ein perfekter Anschluss an die abgeschrägte Fensterbank. Geeignet für Schiebetüren

Dank der «Basiskassette M.W+» als optio­ nales Bauteil können die Tuchkassette und die Seitenführungen um 40 mm nach vorn verschoben werden. Dadurch kann der Textilsonnenschutz mit Fenstern oder Türen mit Griff an der Aus­senseite kombiniert werden. Minimalistisch de­ signte Fenster mit charakteristischen Ver­ stärkungsprofilen sind ebenso einsetzbar. Aber auch die frei stehenden Kupplungs­ seitenführungen bieten jetzt den nötigen Platz für Fliegengitter und Schiebefens­ ter mit aussen liegendem Schiebeflügel: bis zu 12 m Breite, ohne Kompromisse im Detail und mit grösstmöglicher Montage­ freundlichkeit. ɁɁrenson.de

BEWÄHRT. EINFACH. GUT. Flumroc-Steinwollprodukte mit natürlichem Bindemittel aus überwiegend nachhaltigen Rohstoffen, ohne Zugabe von Formaldehyd. Schmelzpunkt von über 1000 °C Einsatz im Innen- und Aussenbereich 100 % recycelbar Kontaktieren Sie Ihren FlumrocBerater: flumroc.ch/berater

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Die «Basiskassette M.W+» ist die optionale Komponente, um Tuchkassette und Seitenführungen 40 mm nach vorn zu bringen.


44 Schwerpunkt Fassadenbau

Bewährt und im Trend

Dicht bei Schlag­ regen und elastisch «StoFoam Elast 600» bietet eine einfache Alternative zur Abdichtung der Anschlüsse zwischen Fassadendämmsystemen und angrenzenden Bauteilen. «StoFoam Elast 600» ist besonders bei Fugen mit komplexer Geometrie oder kleinen Radien die ideale Lösung. Der Pistolenschaum eignet sich zum Abdichten im Bereich des Dachanschlusses und bei Rohrdurchdringungen für Fugenbreiten von rund 10 bis 20 mm und für eine Mindestfugentiefe von 20 mm.

Die Dünnwandigkeit des Glasfaserbetons (12–20 mm) ist optimal für eine grösstmögliche Wärmedämmung und für die Umsetzung der Wärmedämmstandards bei Neubauten und Sanierungen. Als mineralischer Werkstoff ist er zugleich eine nachhaltige Alternative zu anderen Materialien. Die Bauteile sind leicht und handlich, sodass sie einfach und rationell montiert werden können. Glasfaserbeton lässt sich problemlos mit der Trennscheibe bearbeiten. Dadurch können mit passgenauen Zuschnitten Bautoleranzen aufgenommen sowie An- und Abschlussdetails einwandfrei gelöst werden. Die Element­ stösse werden werkseitig mit Fugenblechen vorbereitet und auf der Baustelle während des Versetzens zusätzlich mit Fugendichtstoff versiegelt. Auswahl total

Der Fokus der Stahlton Bauteile AG liegt mit dem umfassenden Standardsortiment an Fensterbänken und Schwellen sowie den dazu passenden Montagematerialien auf einem schnell verfügbaren Gesamtsystem aus

ɁɁ stoag.ch

Vorteile von «StoFoam Elast 600» –  Elastisch –  Dicht bei Schlagregen –  Überwiegend geschlossenzellig –  Wärmedämmend –  Verrottungsfest –  Feuchtigkeitsbeständig –  Temperaturbeständig: –50 °C bis +100 °C –  Gute Haftung auf Baumaterialien (nicht auf Polyethylen und Polypropylen anwenden) –  Nach Aushärtung normal entflammbar –  Hohe Ausbeute (abhängig vom Fugenquerschnitt): ca. 30 bis 60 m

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einer Hand. Dieses gelangt in Kompaktfassaden, hinterlüfteten Konstruktionen oder im Mauerwerk zur Anwendung. Neben den Standardquerschnitten sind auch Spezialquerschnitte, vorgefertigt als Halbfabrikate, verfügbar. In Kombination mit umlaufenden Bändern oder angrenzenden Bauteilen aus Glasfaserbeton können zudem Fensterbänke und Schwellen – «Ecomur flex» – mit individuellen Abmessungen gefertigt werden.

ɁɁ stahlton-bauteile.ch


FASZINIEREN. GENIESSEN. KÖNNEN. ARCHITEKTUR UND TECHNIK. GEKONNT VEREINT.

Martina Bössow Geschäftsführerin Macardo Destillery

Martina Bössow ist Geschäftsführerin der Macardo Destillery in Strohwilen. Bei ihrem Neubau setzte Sie voll und ganz auf Nachhaltigkeit und klimatisiert mit dem Carisma Kanalgerät von Prolux. Dieses ist besonders energieeffizient, geräuscharm und leistungsstark. Persönliche Beratung und Produktinformationen erhalten Sie unter: info@prolux-ag.ch, T +41 71 447 48 48

www.prolux-ag.ch


46 Schwerpunkt Fassadenbau

Balkonbrüstung in Vollglasoptik

Eine transparente Glasfassade erhält den uneingeschränkten Blick ins Freie und erfüllt die Anforderungen an eine moderne Fassadengestaltung. Die neue Ganzglasbrüstung «SL Plus» von Solarlux verfügt über innen liegende Pfosten, die auf der Bodenplatte verankert werden. So ist weder eine Wandbefestigung noch eine glasteilende Sprosse erforderlich. Die durchlaufende Verglasung, gehalten von den horizontalen Riegelprofilen, wird

Formstabil und beständig

lediglich von den Stossfugen zwischen den Glasscheiben unterbrochen. Zusätzlich ist sie in der Länge nicht begrenzt und bietet so viel Gestaltungsspielraum. Durchdachte Raffinesse

Um Planenden eine Komplettlösung zu bieten, wurde die Statik genau auf diese Konstellation abgestimmt. Windlasten, die vor allem in hohen Geschossen eine enorme Rolle spielen, werden von der beweglichen Verglasung über die Brüstung abgeleitet. Ebenso wie die Balkonverglasung reduziert auch die neue Glasbrüstung den Lärm. Je nach System wird dabei ein Schallschutz bis 22 dB gewährleistet.

In Kombination mit den rahmenlosen Solarlux-Schiebe- und -Schiebe-Dreh-Systemen ergibt sich eine einheitliche und durchgängig gläserne Fassadenoptik, ohne die Möglichkeit zum Öffnen und Schliessen einzubüssen. ɁɁ solarlux.ch

Bodentief, über Eck oder bis zum Dachfirst – Glasfassaden am Haus werden grösser. Waren hoch wärmegedämmte Bauelemente mit drei Scheiben vor Jahren noch extrem dick, zeichnen sich neuere Glassysteme wie «SF 75» und «SF 75c» von Sunflex trotz einer dreifachen Verglasung durch schlanke Bautiefen zwischen 75 und 95 Millimetern aus. «Eine hochwertige Verarbeitung des Glas-Rahmen-Verbundes sowie des Verbundes zwischen Flügel und Blendrahmen ist wichtig für den Widerstand gegen Einbruch sowie für die Luftschalldämmung und die Luftdurchlässigkeit», sagt Dennis ­Schneider, Geschäftsführer der Sunflex Aluminiumsysteme GmbH. Das Unternehmen setzt zudem bei allen Falt-Schiebe-Systemen auf Aluminium. «Das Material ist beständig, leicht zu pflegen, formstabil und rostet nicht. Wer trotzdem nicht auf den wohnlichen Werkstoff Holz verzichten möchte, kann eine innen liegende, hinterlüftete Holzverkleidung wählen», informiert Schneider. Damit die Handhabung von Falt-SchiebeSystemen im Alltag problemlos funktioniert, sollten die Laufrollen bei hohen Flügelgewichten aus Edelstahl bestehen. So ist ein leichtgängiges und geräuscharmes Bewegen möglich.

ɁɁ sunflex.de

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48 Schwerpunkt Fassadenbau

Das «Halstuch» aus Zink umschliesst den Eingangsbereich der Shopping-Ebenen, die sich vom Erdgeschoss bis zum dritten Stockwerk erstrecken. Fotos: VM Building Solutions

Wie erhält ein Einkaufszentrum eine verlockende und aufsehenerregende Optik? Beispielsweise mit einem «Halstuch», über 100 Meter lang und mehrere Stockwerke hoch, das rund um den Eingang und eine Ecke des Gebäudes drapiert ist.

In Falten gelegt

Das Architekturstudio Practice Design Pvt. Ltd. entwickelte diese Idee für das ­«Esplanade One» in der indischen Stadt Bhubaneswar. Die Wurzeln für die symbolische Wahl eines «Halstuchs» liegen in der historischen Handwerkstradition der Region.

Gestaltungselements durch den Verarbeiter Facaade übernahmen Schindeln von Vmzinc eine Schlüsselrolle. Die Planung war nur mit digitaler Unterstützung möglich, und der Entwurf der zugrunde liegenden und komplexen Stahlunterkonstruktion dauerte mehrere Monate. Daneben erforderten Planung und UmIn Zink drapiert setzung viel Gespür für die MöglichkeiDas «Halstuch» aus Zink umschliesst den ten und die Handhabung der Materialien. Eingangsbereich der Shopping-Ebenen, die sich vom Erdgeschoss bis zum drit- Mit Tropenschutz ten Stockwerk erstrecken. Bei der Um- Insgesamt wurden für die faltenreiche setzung der detaillierten und anspruchs- Konstruktion 2500 m² Zinkschindeln in vollen Formgebung des metallischen der Vmzinc-Oberflächenqualität QuartzArchitektur+Technik 6/21

Zinc verlegt. Dabei kam die in unseren Regionen eher selten genutzte Oberflächenbeschichtung «Pigmento Quartz-Zinc» zum Einsatz. Die transparente, organische Beschichtung verleiht zusätzliche Korrosionsresistenz und sorgt auch unter extremen Bedingungen für stabile Farben. Die elegante Struktur des vorbewitterten Werkstoffs und sämtliche Verarbeitungseigenschaften bleiben mit der zusätzlichen Beschichtung erhalten. Ein Grund für den Einsatz waren die im Vergleich zu unseren Regionen stärkeren klimatischen Bedingungen. ɁɁvmzinc.ch


49 Schwerpunkt Fassadenbau

Eine Lösung, viele Varianten Grosse Fassaden mit möglichst viel Lichteinfall und schmalen Konstruktionen bei gleichzeitig guter Statik und integriertem Sonnenschutz – das ist ein häufiger Wunsch von Bauherrschaften und Planenden. Heroal bietet mit dem Fassadensystem «heroal C 50» und dem integrierten Sonnenschutz «heroal VS Z» die optimale Lösung. Der Sonnenschutz kann dank seines geringen Wickeldurchmessers in die Fassade integriert werden und liegt so im Verborgenen – bis er benötigt wird. Die Stoffe sind in unterschiedlichen Farben und Lichtdurchlässigkeiten erhältlich. Die farbliche Abstimmung des Fassadensystems mit dem Sonnenschutzsystem ist mit einer Pulverbeschichtung von Heroal möglich. Selbst in grossen Höhen bleibt der Sonnenschutz windstabil – sein Reissverschlusssystem an den Seiten sorgt für Halt in den Führungsschienen – auch bei Sturmböen. ɁɁ heroal.de

IN SZENE GESETZT: DAS BETONELEMENT

116 Fassadenelemente, Altersheim Bühl, Ennenda GL. Architektur: nuak Architekten, Zürich Weitere Ideen und Umsetzungen: betonelementwerk.ch Elementwerk Istighofen AG, CH-8575 Istighofen

Das Betonelement.


50 Schwerpunkt Innenausbau und Akustik

Treppenstufen wurden so ausgebildet, dass sie auch als Sitz­ gelegenheiten dienen. Der textile Bodenbelag Kugelgarn im warmen Grünton von Fabromont absorbiert den Raum- und Körperschall spürbar, ist gelenkschonend sowie geruchsund emissionsarm. Fotos: Fabromont

Bautafel Objekt Volksschule Haselstauden Bauherrschaft Stadtgemeinde Dornbirn Architektur Fasch & Fuchs ZT GmbH Verleger Fatma Ekrem, Myinterior Bodenbelag Kugelgarn Jamila como 562 Fläche 2400 m2 Verlegung 2019

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Eine Volksschule in Österreich ist beispielhaft für modernen Unterricht. Als pädagogische Grundlage dient das Konzept der Lernlandschaften.

Für modernen Unterricht Still sitzen war gestern: Die Schüler der Volksschule Haselstauden können sich in ihrer Schule grosszügig bewegen – dank des mit Karin Doberer von der Firma LernLandSchaft entwickelten Konzepts ­ der Lernlandschaften. Das Wiener Architekturbüro Fasch & Fuchs war für die Planung zuständig. Das Ergebnis ist eine moderne Schulraumaufteilung mit Wohlfühlambiente. Dazu trägt auch Kugelgarn von Fabromont bei. Der textile Bodenbelag bringt Vorteile gegenüber «schallharten» Materialien wie Stein, Kunststoff oder Fliessestrich. Er absorbiert den Raum- und Körperschall spürbar, ist gelenkschonend sowie geruchs- und emissionsarm. Gewählt wurde Kugelgarn in der Qualität «Jamila como» und im warmen Grünton. Ort der Bewegung

Eine zusammenhängende Lernlandschaft über zwei Ebenen bildet das Herzstück des Schulgebäudes. Rund um einen sogenannten Marktplatz befinden sich jeweils vier Klassenzimmer für Schüler aller Stufen, um ein Miteinander und den Austausch zu fördern. Terrassen, die Bücherei und eine Forscherecke, Indoor-Campus und grosse Gemeinschaftsräume gewähren den Lernenden zudem Bewegungsfreiheit im gesamten Gebäude. Der rutschsichere Kugelgarn-Belag ist dafür die perfekte Unterlage. Er vermindert die Gefahr des Hinfallens, schützt vor Verletzungen und erfüllt die Anforderungen an das Brandverhalten. Dank der durchgängigen LED-Beleuchtung, der Wärmepumpe und des Kühlens mittels Erdwärme sowie einer Photovoltaikanlage ist die Schule überdies in Sachen Energieeffizienz vorbildlich. Kugelgarn unterstützt das durch Strapazierfähigkeit, Langlebigkeit und Pflegeleichtigkeit. ɁɁfabromont.ch


52 Schwerpunkt Innenausbau und Akustik

Swiss Krono bietet lärmreduzierende Wand- und Deckenlösungen für ganzheitliche Raumkonzepte.

Moderne Akustiklösungen Mit «Swissclic Panel-A» vereint Swiss Krono modernes Innenraumdesign und lösungsorientierte Raumakustik. Die lärmabsorbierende Lösung für Wand, Decke und Stellwände ermöglicht die Realisierung kreativer Planungsideen ­ und steigert massgeblich das Wohlbefinden der Nutzenden im Raum. Acht Dekore mit je zwei Schlitzungsvarianten stehen zur Verfügung. Für Büros, Mehrzweckräume und Restaurants bietet «Swissclic Element-A» zudem flexible Lösungen. Simpel verlegt

Dank handlicher Elemente und einer Klickverbindung kann die Verkleidung einfach, schnell und praktisch fugenlos mit herkömmlichen Werkzeugen an Wand und Decke verlegt werden. Die unsichtbare Montage der ersten und der letzten Reihe sowie mögliche Revisionsöffnungen zeichnen das System zusätzlich aus, und das alles ohne aufwendige Reinigung. Mithilfe des «Akustikkalkulators» können Räume mit den Zubehörprodukten und den Richtpreisen zudem einfach und unkompliziert berechnet werden. ɁɁswisskrono.com/swissclic

Für Büros, Mehrzweckräume und Restaurants bietet «Swissclic Element-A» flexible Lösungen. Lärmabsorbierende Lösungen für Wand, Decke und Stellwände steigern massgeblich das Wohlbefinden. Fotos: Swiss Krono

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Aufgrund der grossen Ausladung kommt im Museum der technisch funktionale Türtyp ­«Unistar 68» zum Einsatz. Fotos: RWD Schlatter

Bis zu seinem Tod am 25. Dezember 1977 war das Manoir de Ban in Corsier-sur-Vevey das Zuhause der Filmlegende Charlie Chaplin. Dort schrieb der Künstler mehrere Drehbücher und seine Memoiren. Sein Schweizer Exil bestand aus einem Herrschaftshaus, Dependancen und landwirtschaftlichen Gebäuden.

Transformation in die Zukunft Im Jahr 2000 entwickelten der Schweizer Architekt Philippe Meylan und der Mu­ seumsdesigner Yves Durand aus Quebec die Idee, das Manoir de Ban in ein Museum mit den Werken des Künstlers zu verwan­ deln. Ein grossformatiger Neubau – das eigentliche Museum – entführt die Besu­ cher in eine eigene, in sich geschlossene Filmwelt. Das Wohnhaus Chaplins blieb im Ursprungszustand. Hier trifft das Pu­ blikum auf das Privatleben des Künstlers und seiner Familie. Haus und Anwesen wurden möglichst im Ursprungszustand belassen. Den geschützten Park inte­ grierte man in den 1350 Quadratmeter grossen Museumsrundgang. Laden, Re­ staurant und Ateliers komplettieren das einzigartige Museum. Wertvolle Dienste

verleihen dem Innenraum eine ausser­ gewöhnliche Optik, die an die Sujets aus Chaplins Filmen erinnert. Im stark bean­ spruchten und nicht öffentlichen StaffBereich leisten sehr widerstandsfähige und langlebige Zargentüren wertvolle Dienste. Um den Zugang vom herrschaftlichen Treppenhaus in die Museumskorridore zu erhalten, erfüllt eine breite Flügel­ tür brandschutztechnische Anforderun­ gen: Die 2,10 Meter hohen und 1,84 Me­ ter breiten Drehflügeltüren werden im Normalbetrieb mit 490 Newton starken Rückhaltemagneten offen gehalten und schliessen im Brandfall automatisch mit­ hilfe der aufgesetzten Türschliesser. Auf­ grund der grossen Ausladung kommt dort der technisch funktionale Türtyp ­«Unistar 68» zum Einsatz. In Kombina­ tion mit einem Tandemtürschliesser aus zwei parallel synchronisierten Öldruck­ zylindern wird eine optimale Schliessung im Brandfall bei verhältnismässig leichter Bedienung erreicht.

Im öffentlichen Bereich wurde auf farbla­ ckierte Blockrahmen und die bewähr­ ten Unistar- und Flamex-Rohlinge von RWD Schlatter mit aufgesetzten Profil­ stäben gesetzt. Die ebenfalls in Blockrah­ men verbauten Pendeltüren mit Bullauge ɁɁrwdschlatter.ch

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Objekt Musée Chaplin Standort Corsier-sur-Vevey Architektur Itten + Brechbühl SA Bauherrschaft Domaine du Manoir de Ban SA


54 Schwerpunkt Innenausbau und Akustik

Beim Umbau der Macardo Distillery in Strohwilen spielten innovative und nachhaltige Lösungen die Hauptrolle. Mit dabei: Klimatisierungs- und Heizungslösungen aus dem Vollsortiment der Prolux Solutions AG.

Die Konvektoren und Fan-Coils von Prolux fügen sich nahtlos in das Interieur-Design der Appartements ein. Foto: Prolux Solutions AG

Gebäudetechnik und Genuss Früher eine Käserei, heute eine Destillerie: Hinter Macardo stehen Andy und Martina Bössow, die in Strohwilen Tradition und Innovation gekonnt miteinander verbinden. Denn: Gebrannt wird bei Macardo auch heute noch mit viel Handarbeit, in kleinen Mengen und mit Feuer. Der Rest ist Hightech ganz im Zeichen der Nachhaltigkeit. Seit dem Umbau im Jahr 2020 ist das Gebäude mehr als nur eine Destillerie. Es umfasst eine Eventlocation – das neue Fasslager –, ein Premium Bed and Breakfast mit Business-Appartements, eine Bar und eine Cigar-Lounge mit einem Walk-in-Shop. Die Prolux Solutions AG aus Arbon leistete einen wesentlichen Beitrag zur ressourcenschonenden Beheizung und Klimatisierung der Macardo-Welt, in der Tradition und Innovation aufeinandertreffen. Komfort und Design

Die Konvektoren und Fan-Coils von ­Prolux fügen sich nahtlos in das Inte­ rieur-Design der Appartements ein. «Das Ka­ ­ nalgerät ‹Carisma CRSO› aus dem Hause Sabiana ist für die Einbaumontage

konzipiert. In Zwischendecken installiert, heizt und kühlt es kleine bis grosse Wohnbereiche und ist dabei besonders leise, leistungsstark und energiesparend», sagt Samdup Lanying, Verkaufsberater von Prolux Solutions AG. Das Nachfolgemodell im Prolux-Sortiment trägt die Bezeichnung CRSL. Unter den Wärmeauslässen in den Appartements verbergen sich Prolux-Konvektoren mit hoher Wärmeleistung. In

Moderne Klimatechnik aus dem Hause Sabiana: Fan-Coil «Carisma CRSL» –  Energieeffizienter Betrieb –  Spezielle Radialventilatoren für den Kanaleinsatz –  Einfache Reinigung und Wartung –  Lange Lebensdauer –  Kompakte Abmessungen –  Kühlleistungen von 2,2 bis 12,1 kW

den Zimmern, die sich im Altbau befinden, trifft man auf einen Schweizer Heizkörperklassiker aus dem Vollsortiment von Prolux: die Heizwand von Prolux. Sie wurde in den vergangenen Jahrzehnten stetig weiterentwickelt und punktet unter anderem mit ihrer durchgehenden Abdeckung und vielfältigen Dimensionierungsmöglichkeiten. Energie sinnvoll eingesetzt

Die Energieversorgung von Destillerie und Neubau übernehmen neben dem Holz für die Brennerei eine Solaranlage und das Erdreich. Das Wasser stammt aus einer eigenen Quelle. Eine reversible Wärmepumpe, gespeist aus zehn Erdsonden von je 200 Meter Länge, dient hier sowohl zum Heizen als auch zum Kühlen der Räumlichkeiten. ɁɁprolux-ag.ch

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55 Schwerpunkt Innenausbau und Akustik

In der zukunftsweisenden Konzeption einer nachhaltigen Architektur gewinnt insbesondere der Werkstoff Holz auch für den Objektbau zunehmend an Bedeutung.

Innovative Entwicklung Holzbauteile für Bauobjekte von Gewerbe, Industrie und Verwaltung sowie für öffentliche Bauten wie Kindergärten, Sport- und Freizeiteinrichtungen müssen höchste Anforderungen an den Brandschutz erfüllen. Um das ebenfalls mit Vollholzprofilen zu gewährleisten, hat Mocopinus ein spezielles Herstellungsverfahren entwickelt, das die Brennbarkeit auf ein mögliches Minimum reduziert.

delt. Das stellt einen besonders wirkungsvollen Brandschutz sicher. Bei Einwirkung von Feuer oder strahlender Wärme erreicht dieser Schutz eine deutlich verzögerte Entzündung des Substrats, eine langsamere Flammenausbreitung über die Holzoberfläche sowie eine Reduktion der Energiefreisetzungsrate. «Proteco25» bietet vielfältige Designdekore. Dazu gehören drei attraktive Oberflächenvarianten: gehobelt, Wirkungsvoller Brandschutz strukturiert und mikrogeriffelt. Das Die Vollholzprofile werden dazu werk- Standardsortiment umfasst sechs Farseitig zweifach mit Brandschutzfarbe ben. Bei Bedarf sind zudem Farbwünveredelt und mit einem speziell für sche sowie spezielle Profilformen und die Kesseldruckimprägnierung ent- Oberflächenstrukturen möglich. wickelten Feuerschutzsalz auf Basis ɁɁmocopinus.de von Phosphorverbindungen behan- ɁɁholz-feuerfest.de/virtualtour

Der Nadelbaum Zurück zur Natur

Rustikale Nadelhölzer wie Fichte, Tanne, Douglasie, Lärche, Kiefer oder Zirbe liegen 2021 wieder ganz im Trend. Sie überzeugen mit natürlicher, warmer Optik und einzigartiger Haptik. Wir bei KAINDL nennen sie SOFTwood. Zurück zur Natur authentisch, wohnlich, einzigartig.

KAINDL HOLZFURNIERTE PLATTEN für den gehobenen Möbel- und Innenausbau.

Die Vollholzprofile werden zweifach mit Brandschutzfarbe veredelt und mit einem speziellen Feuerschutzsalz auf Basis von Phosphorverbindungen behandelt.

Quality Boards. Made in Salzburg.

Fotos: Mocopinus

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M. Kaindl OG | Kaindlstraße 2 | 5071 Wals / Salzburg, Austria T: +43 (0) 662 / 85 88-0 | sales@kaindl.com | www.kaindl.com


56 Schwerpunkt Innenausbau und Akustik

Zurück zur Natur

Schenkt man den Experten für Innenraumgestaltung Glauben, geht es 2021 um natürliche Farben, Pflanzen und vielfach organisches Material. Mit diesem Verständnis steht auch Nadelholz hoch im Kurs. Es stärkt das Gefühl von Heimat und schafft wohnliche Rückzugsorte mit naturverbundenen Materialien. Kaindl nennt das begehrte Nadelholz «Softwood». Jeder Holztyp – Fichte, Tanne, Douglasie, Lärche, Kiefer, Zirbe – spricht unterschiedliche Bedürfnisse im gestalterischen Wunschdenken und bei der Umsetzung in Innenräumen an. Die Holzarten

stammen aus der Familie der Kieferngewächse und werden vom ­ roduktentwickler anhand ihrer spezifischen Charakteristiken P verfeinert. Mit kurzen Transportwegen überzeugt der heimische Nadelbaum zusätzlich punkto positiver Umweltbilanz. Holzfurnierte Platten von Kaindl sind ökologisch, ressourcenschonend und bieten einen hohen Gestaltungsfreiraum in der Verarbeitung – zur Verwirklichung persönlicher Ideen im Interior-Design.

ɁɁ kaindl.com

Modular geteilt Menschen bauen Spannungen besser ab und erholen sich schneller, wenn sie Pflanzen betrachten. Die Farbe Grün wirkt beruhigend und harmonisierend. «HP2 Silence Plants» von Hydroplant, entworfen vom Designstudio Zumbühl, sorgt für beste Raumakustik und eine gesunde Atmosphäre. Das innovative System besteht aus einem eleganten Aluminiumrahmen mit Akustikschaumkern und wird mit Pflanzen bespielt. Die einzelnen Module sind mit rundem oder eckigem Abschluss gefertigt. So können sie lückenlos aneinandergereiht oder frei im Raum angeordnet werden. Die Module werden mit Kletter- und anderen Pflanzen bestückt und in Hydrokulturen kultiviert.

ɁɁ hydroplant.ch

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57 Schwerpunkt Innenausbau und Akustik

Um den mehrschichtigen Aufbau aus verschiedenen Materialien recyceln zu können, muss sehr viel Energie aufgewendet werden. Eine Wiederverwendung ist bei diesen Materialien deshalb sinnvoller. Coretec Floors entwickelte deshalb ­«Second Life Floors», wodurch CoretecBöden wiederverwendet werden können. Das ist problemlos möglich, weil die Böden leimlos verlegt – bis zu 400 m² ohne Dehnungsfugen und ohne Profile in Türöffnungen – und damit demontierbar sind und weil sie aus nachhaltigem Material gefertigt sind.

Zweite Chance für gebrauchte Böden

Kein Farbunterschied

Wer einen Coretec-Boden zu Hause hat und einen neuen kauft, kann den alten Boden kostenlos abholen lassen. Die Reinigung der ausgebauten Böden mit spe­ ziellen Bioprodukten sorgt dafür, dass die gebrauchten Böden wie neu aussehen – ohne erkennbaren Farbunterschied zu Dielen im Ladenregal. ɁɁ coretecfloors.com

Elegante Details Unsere Sonnenschutzprodukte integrieren sich nahtlos in die Fassadengestaltung und setzen zugleich architektonische Akzente. Als Pioniere entwickeln wir komfortable und nachhaltige Sonnenschutzlösungen für Fenster und Terrassen in exzellentem Design. Zusammen bringen wir Licht und Schatten in Einklang. www.griesser.ch

Inspired by the Sun.


58 Schwerpunkt Treppen und Aufzüge

Bis vor Kurzem nahmen das Planen und das Offerieren der Liftschacht­elemente viel Zeit und Ressourcen in Anspruch. Dank dem neuen Liftschachtkonfigurator der Müller-Steinag Element AG werden Liftschächte mit nur wenigen Klicks innert weniger als fünf Minuten individuell geplant und kalkuliert.

Liftschächte einfach mit wenigen Klicks konfigurieren Der Liftschachtkonfigurator ist nach dem Treppenkonfigurator das zweite Tool, dessen Bedienung intuitiv erfolgt. Mit den ersten Mausklicks definiert man zunächst den gewünschten Grundriss anhand der Innenmasse wie Länge und Breite, anschliessend werden die Wandstärken eingegeben. Die Benutzerführung hilft, Feh-

Flexibel und individuell

Den unterschiedlichen Massen eines Gebäudes wird der Liftschachtkonfigu­ rator mit fein justierbaren Einstellungsmöglichkeiten wie Stockwerkanzahl oder Schachthöhe gerecht. Weitere Planungsdetails wie Türposi­ tionierung oder Liftumgebung können mit wenigen Klicks präzisiert werden. Jede Eingabe verfeinert das Schlussresultat und den Richtpreis. Dauerte die Ermittlung eines Richtpreises im manuellen Prozess bislang mindestens einen Arbeitstag, erhält man mit dem Liftschachtkonfigurator in weniger als fünf Minuten die indikativen Kosten mit vorgefertigten Ausschreibungstexten. «So einfach und mühelos wie Liftfahren erleichtert der Liftschachtkonfigurator den Arbeitstag und sorgt damit für Zeitersparnis», so Cyrill Kunz, Geschäftsführer der MüllerSteinag Element AG.

ler auf ein Minimum zu reduzieren. Das System verfolgt die Eingaben aufmerksam mit und liefert wertvolle Hinweise bei beispielsweise nicht umsetzbaren Längenoder Breitenmassen. Jede Eingabe verändert den Aufriss visuell und in Echtzeit, sodass man stets über die Auswirkungen der ɁɁbetonlink.ch/liftschachtkonfigurator Konfiguration im Bild ist.

Jede Eingabe im Liftschachtkonfigurator verändert den Aufriss visuell und in Echtzeit. Foto: Müller-Steinag Element AG

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Extra ist der neue Standard

Dank der neuen Modularität seiner Aufzüge, digitaler Innovationen und zahlreicher Design­varianten bietet Schindler eine bisher nicht gekannte Vielfalt an Mobilitätslösungen, die der Individualität viel Spielraum lassen. Extras werden zum Standard, Einfachheit ist Trumpf. Sind die Voraussetzungen bekannt, hilft der Schindler-Berater, das passende Aufzugsmodell auszuwählen und dieses mit den notwendigen Komponenten auszustatten. Fertig ist die Basisversion, die nach Belieben und dem persönlichen Geschmack entsprechend ausgebaut werden kann. So ist die neue Aufzugsgeneration unter anderem permanent mit dem Internet verbunden, was innovative Fahrgastunterhaltung ermöglicht und die Sicherheit sowie die Verfügbarkeit der Aufzüge erhöht. Die Aufzüge lesen und analysieren Daten in Echtzeit. Unregelmäs­ sigkeiten werden deshalb sofort an das Service-Center weitergeleitet, was eine vorausschauende Wartung möglich macht.

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60 Marktplatz Schaufenster

Sheddächer können grosse Flächen über­ spannen, die sie mit ihren Fensterbändern sehr gleichmässig mit Tageslicht erhellen. Fotos: Cupolux AG

Die alte Sheddrahtver­ glasung wurde durch eine energetisch effiziente Sicherheits­ isolierverglasung ersetzt. Dabei blieb die alte Stahltragkon­ struktion erhalten, sie wurde saniert und weiss gestrichen.

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Alles beim Alten und doch neu: Wie die verwunschene Werkhalle einer alten Seiden­ färberei zu einem von Luft und Tageslicht durchfluteten Arbeits- und Lebensraum wird.

LIFTSCHÄCHTE KONFIGURIEREN

Hommage an ein historisches Sheddach

Sheddächer überzeugen nicht nur durch eine markante Form, sondern auch durch mehrfachen Nutzen. Sie können gros­se Flächen überspannen, die sie mit ihren Fensterbändern sehr gleichmässig mit Tageslicht erhellen. Zudem verbes­ sern sie mit hoch platzierten Lüftungs­ flügeln das Raumklima durch natürliche Entlüftung. Bei optimaler Ausrichtung des Sheddachs nach Norden wird eine direkte Sonneneinstrahlung vermieden, andernfalls können Sonnenschutzgläser oder Beschattungen das Aufheizen ver­ hindern und den Lichteinfall regulieren. Individuelle Glaskonstruktion

Die alte Sheddrahtverglasung wurde durch eine energetisch effiziente Sicher­ heitsisolierverglasung ersetzt. Dabei sollte die alte Stahltragkonstruktion er­ halten bleiben. Sie wurde saniert und weiss gestrichen, darüber entstand die neue Konstruktion, deren Glasfeldein­ teilung der alten entsprechen musste. Weil diese teilweise sehr ungenau war, erforderte die Neukonstruktion vom Typ PR60 mit zweifacher Sonnenschut­ zisolierverglasung und automatischen Lüftungsflügeln viele individuelle An­ passungen. Auch die Unterkonstruktion und die innen liegenden Rinnen wurden erneuert. Der Innenausbau mit integ­ rierten Akustikpaneelen bietet nun mo­ dernste Arbeits- und Atelierplätze. ɁɁcupolux.ch

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62 Marktplatz Schaufenster

Beim Bau von Gebäuden für Verwaltung und Forschung ist Flexibilität gefragt. Massivgebäude bieten hier wenig Spielraum. Ganz anders modulare Bauten! Das Forschungszentrum Jülich hat sich deshalb für zwei Modulgebäude entschieden – produziert im Schweizer Alho-Werk in Wikon.

Temporär und hochwertig

Das deutsche Forschungszentrum Jülich ist für interdisziplinäre Forschung in den Bereichen Gesundheit, Energie, Umwelt und Information bekannt. Für neue Projekte wurden in kurzer Zeit zwei zusätzliche Büro- und Forschungsgebäude benötigt, die den Anforderungen an moderne Arbeitsweisen auf einem funktionalen Grundriss gerecht werden sollten. Man entschied sich für zwei Modulgebäude, die zunächst für fünf Jahre genutzt werden sollen – ohne Abstriche in Sachen Komfort, Qualität und Haltbarkeit. Jederzeit anpassbar

Beide Gebäude bieten insgesamt rund 5000 m² Bruttogeschossfläche und sind als nahezu identische Gebäuderiegel aufgebaut. Sie wurden aus 108 im Schweizer Alho-Werk in Wikon gefertigten Modulen zusammengefügt. Die Nutzfläche setzt sich aus unterschiedlich grossen Büro- und Besprechungsräumen zusammen. Rund 150 Arbeitsplätze – zum Teil mit Desk-Sharing – stehen insgesamt pro Gebäude zur Verfügung. Jede Etage hat Regenerationsräume, Teeküchen, sanitäre Bereiche, Lager- und Archivräume sowie Technik- und Serverräume. Ein zentrales Treppenhaus mit Aufzug dient der vertikalen Erschliessung, ein zusätzliches aus­sen liegendes Treppenhaus als zweiter Fluchtweg. Jederzeit ist eine Anpassung an geänderten Raumbedarf möglich – aus Büroflächen werden Besprechungsräume, Zellenbüros werden zu Grossräumen, oder ein New-Work-Konzept ersetzt die zweireihige Büroanordnung. Trotz kurzer Nutzungsdauer erfüllen die Gebäude im Hinblick auf Brandschutz, Schallschutz und Wärmeschutz alle Anforderungen an dauerhafte Bauten. Die hoch wärmegedämmten Fassaden wurden mit hellgrauen hinterlüfteten Kassetten verkleidet. Die horizontalen Fensterbänder setzen sich in einem dunkleren Anthrazitton davon ab und betonen die besondere Dynamik der eleganten schlanken Gebäuderiegel. Nach der prognostizierten Nutzungsdauer können sie ohne grossen Aufwand zurückgebaut werden.

Die hoch wärme­ gedämmten Fassaden wurden mit hellgrauen hinterlüfteten Kas­ setten verkleidet. Die horizontalen Fenster­ bänder setzen sich im dunkleren Anthrazit­ ton davon ab. Dank der selbst­ tragenden Stahlkons­ truktion der einzelnen Module entfallen tragende Wände im Innenraum. Fotos: Alho Systembau AG

ɁɁalho.ch

Architektur+Technik 6/21


63 Marktplatz Schaufenster

Geschichte erhalten Historische Gebäude sind Abbilder unserer Geschichte und als solche besonders erhaltenswert. Die verwendeten Materialien wie Gläser müssen jedoch aktuellen baurechtlichen­ Anforderungen entsprechen und unterliegen den Auflagen des Denkmalschutzes. Flachglas Schweiz stellt deshalb eine breite Palette an Glaslösungen speziell für die Denkmalpflege zur Verfügung, die diese Auflagen erfüllen, ohne das historische Gesamtbild zu verändern. Mithilfe einer speziellen Musterkiste bietet Flachglas Schweiz zudem eine individuelle Produktvorführung mit persönlicher Beratung an.

ɁɁ flachglas.ch

Einfach und von überall Velux stellt unterschiedliche Varianten für die Steuerung seiner elektrischen oder solarbetriebenen Produkte zur Verfügung. Dachfenster und Sonnenschutz können klassisch per Funk über einen vorprogrammierten Wandtaster bedient werden. Neu im Angebot ist die VeluxApp, womit Dachgeschossbewohner ihre Produkte bequem über das Smartphone bedienen können – auch von unterwegs. Die Festlegung individuell gewünschter Zeiten, zu denen sich Fenster und Zubehör öffnen oder schliessen, ist ebenfalls möglich. Das Smart-Home-Zubehör «Velux Active» bietet zudem eine automatische intelligente Steuerung von Dachfenstern und Sonnenschutz. Bei diesem überwachen intelligente Sensoren Temperatur, Luftfeuchtigkeit und CO₂-Konzentration im Raum. Unter gleichzeitiger Berücksichtigung aktueller Wetterdaten steuert das System Dachfenster, Sonnenschutz und Rollläden bedarfsgerecht für ein angenehmes und gesundes Raumklima. ɁɁvelux.ch

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EFH Döttingen - Architekt: LUMO Architekten AG , Döttingen - Spenglerei: KNECHT+SUTTER AG, Leibstadt Technik: VMZINC® Zick Zack Profil, VMZINC® Zick Zack Profil gelocht - Aspekt: ANTHRA-ZINC®


64 Marktplatz Schaufenster

Im zeitlosen Look Mit einem urbanen Design im zeitlosen Look unterstützt der neue Kautschukbelag «Norament Castello» von «Nora Flooring Systems» moderne Architekturkonzepte. Die leicht marmorierten Fliesen fügen sich in jede Umgebung ein – vom klassischen Einrichtungsstil bis zum Industrial Style. Das ursprüngliche, an Beton und Kalkstein angelehnte Design vermittelt Ruhe und verleiht dem Ambiente eine puristisch-minimalistische Ausstrahlung. Die Farbpalette umfasst acht warme Grau- und Beigetöne.

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Vorbildliche Haltung Bei ihren Kaufentscheidungen achtet die Kundschaft zunehmend mehr auf Nachhaltigkeit. Beim Deutschland-Test 2021 wurden Umfrageteilnehmende gefragt, welche Unternehmen einer Branche sie als besonders nachhaltig einschätzen. Darüber hinaus konnten auch Punkte für soziales Engagement und verantwortungsvolles Wirtschaften vergeben werden. In allen drei Kategorien sprach man der Parkettmarke Haro eine vorbildliche Haltung zu. Bei der Auswertung der Befragungen sicherte sich Haro so eine Topplatzierung in der Sparte Bodenbelagshersteller.

ɁɁ haro.com

Foto: iStock.com/ SangHyunPaek

ASTREINE AKUSTIK* Zürcher Ziegeleien reloaded

*Mehr Infos finden Sie unter: Tschopp Holzbau AG | 6280 Hochdorf 041 914 20 20 | bresta.ch

Die ZZ Wancor AG firmiert seit Mai unter Zürcher Ziegeleien AG. Der Namensteil Wancor verschwindet, das gesamte Angebot wird neu unter der Marke ZZ vertrieben. Die Swisspor-Gruppe, die ZZ Wancor letztes Jahr vom österreichischen WienerbergerKonzern übernahm, führt die Zürcher Ziegeleien als eigenständiges Unternehmen weiter. Der Name ist schon seit 1912 bekannt und lebte zuletzt in der Abkürzung ZZ weiter. Das Markenzeichen von Wienerberger wird durch ein markantes feuerrotes ZZ ersetzt. Die umfangreiche Grobkeramikproduktpalette für Dach, Wand und Fassade wird unverändert fortgeführt und stetig weiterentwickelt. ɁɁzzwancor.ch


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Standhaft

Fotos: Studio Nanzig, Oliver Nanzig

Zum 75-Jahr-Jubiläum der Erne AG Holzbau erscheint ein Tisch, auf dem die wichtigsten Meilensteine der Firmengeschichte als Illustra­tionen verewigt sind. Von den Anfängen in einer kleinen Zimmerei über das wegweisende Patent «Schwalbenschwanzverbindung» bis zur Neuzeit, wo Erne unter anderem das erste und das höchste Holzhochhaus der Schweiz baute. Die Herstellung des Jubiläumstisches verband traditionelles Handwerksgeschick und das Gefühl für das Material mit modernsten Technologien. So entstand die geschwungene Form der Tischplatte gemäss dem Leitsatz «form follows function». Das parametrische Design der neun Tischbeine hingegen wurde am Computer entworfen, die einzelnen Holzelemente danach von einem Roboter präzis zugeschnitten und schliesslich in Handarbeit zusammengesetzt. Die Illustrationen eines niederländischen Künstlers wiederum wurden in die Tischplatte gefräst und schliesslich mit Zinn ausgegossen. ɁɁ erne.net

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66 Impressum Vorschau

44. Jahrgang architektur-technik.ch Herausgeberin BL Verlag AG Buckhauserstrasse 24 8048 Zürich Tel. +41 58 344 98 73 info@blverlag.ch blverlag.ch

Townvillage, Winterthur

Verlagsmanager Harald Zeindl Redaktion Morris Breunig Anzeigenverkauf Iris Fischer Sabina Guggenbühl Administration Kristine Flückiger Layout Ines Häny Korrektorat Birgit Blatter Druck Galledia Print AG Burgauerstrasse 50 9230 Flawil galledia.ch Abonnements Tel. +41 58 344 95 75 info@blverlag.ch Verkaufspreise Einzelexemplar CHF 7.50 1 Jahr CHF 72.– (10 Ausgaben) + 2 Sonderausgaben 2 Jahre CHF 109.– (20 Ausgaben) + 4 Sonderausgaben Ausland, zuzüglich Versandkosten ISSN-Nr. 2296-3715 Notariell beglaubigte Auflage 8000 Exemplare

De Bocht, Amsterdam Visualisierung: Levs Architecten

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Die nächste Ausgabe von Architektur +Technik erscheint am 16. August 2021 mit dem Dossier Siedlungsbau.

Architektur+Technik 6/21


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