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Ein Buch schreiben
Interview mit Nici Mende
Die Autorin unserer Serie „Gestatten" ist u. a. Co-Autorin von diversen Betreuungshandbüchern sowie dem Buch „Schmerzfrei bewegen“. Im Interview gibt sie einen Einblick in ihre Autorentätigkeit.
NICI MENDE
Die TÜV-zertifizierte Personal Trainerin, Dipl.-Trainerin med. Fitness und Adv. Trainerin Fascial Fitness ist Ausbilderin beim GluckerKolleg, hat mehrere Konzepte entwickelt und ist neben ihrer Tätigkeit als Trainerin als Fachautorin tätig. www.fascial-coach.de
Wie bist du auf das Thema „Schmerzfrei bewegen“ gekommen?
Ich arbeite schon lange Jahre im Personal Training und Bewegungscoaching mit Menschen, die Schmerzen aus ihrem Alltag verbannen möchten. Jedes neue Problem war für mich ein neuer Grund zu recherchieren, welche Bewegungen hilfreich zur Problemlösung sein könnten. So ergab sich dieses Thema über die Jahre automatisch. Als Ausbilderin von Trainern im Bereich „Umgang mit Krankheitsbildern im Personal Training“ ist dies sicher nicht verwunderlich. Außerdem liebe ich es, wenn Bewegung Schmerzmittel ersetzen kann.
Wie hast du den für dich passenden
Verlag gefunden? Das war irgendwie Nebensache. Für „Schmerzfrei bewegen“ haben Veronika Pfeffer und ich einfach unser Exposé versandt und direkt mehrere Zusagen bekommen. Letztlich war es dann eine persönliche Entscheidung und das Abwägen unserer Möglichkeiten. Manche Verlage hatten die Idee, unser Konzept umzubauen. Dies wäre für uns eine zu große Einmischung gewesen und daher schieden diese Verlage aus. Bei meinen anderen Projekt hatte und habe ich das Glück, gefragt worden zu sein. Ich brauchte nur „Ja“ zu sagen. Also ein absoluter Luxus.
Hattest du bereits das Manuskript fertig ausformuliert, als du an die Verlage herangetreten bist?
Für beide Bücher hatte ich natürlich schon einige Texte und unendlich viel Recherche in eigenen Worten zusammengefasst. Ein fertiges Manuskript existierte aber nicht. Im neuen Buch ist nun die Serie „Gestatten“ die Grundlage. Aber mit der buchtechnischen Erweiterung beschäftige ich mich erst jetzt gezielt. Ob das zeitlich eine bessere Ausgangsposition ist, wage ich zu bezweifeln. Wichtig finde ich, dass diese Variante einen berechenbaren Überblick über den Aufwand und das benötigte Zeitfenster bietet.
Hast du die Fotos in den Büchern selbst geshootet oder shooten lassen?
Für die Fotos durfte und darf ich auf die tollen Fähigkeiten von TOGU zurückgreifen. Das ist echt ein Segen, denn ich mag die klaren Bilder sehr. Danke an dieser Stelle. Allerdings macht es die derzeitige coronabedingte Situation schwer, für ein Shooting zu reisen. So testen wir gerade die Homeshooting-Variante – coronabedingt leider ohne externe Models, die ich sonst sehr gern dazugebeten hätte.
Wie viel Zeit hast du in dein umfangreicheres Buch „Schmerzfrei bewegen“ in etwa investiert?
Schwer zu sagen. Ab Vertragsabschluss haben Veronika und ich echt Gas gegeben und waren in vier Monaten mit dem Manuskript durch. Im wahrsten Sinne des Wortes. Das waren viele fast durchgearbeitete Nächte. Aber es hat sich gelohnt. Und gerade ist es ähnlich. „Gestatten“ existiert ja schon recht lang, nur wird gerade jedes einzelne Thema überarbeitet und erweitert. Unterm Strich sind es bei
diesem Buch drei Monate stramme Arbeit neben meinem alltäglichen Job, den ich trotz Corona ausüben darf.
Welche Arbeitsschritte waren am zeitintensivsten?
Abgesehen von meinem Hobby, der Recherche, sicherlich das Zeichnen der anatomischen Abbildungen und die Anordnung der logischen Reihenfolge. Man glaubt gar nicht, wie einladend „Verzettelungen“ sein können, gerade wo ich jetzt die Faszien mit beschreiben darf. So ein roter Faden braucht schon viel Zeit! Als Veronika und ich gemeinsam geschrieben haben, haben wir viel Zeit darauf verwendet, Themenüberschneidungen in unseren Aufgabenbereichen zu überprüfen und uns über einen gleichbleibenden Schreibstil abzustimmen.
Kannst du kurz den Ablauf der Buchentstehung beschreiben?
Sehr gern – das ist sicherlich auch für die Verlagsfindung wichtig. Erst mal geht es um die Frage: Worüber will ich schreiben? Ein anschließend zu erstellendes Exposé sollte die Fakten beleuchten: vorläufiger Titel, Genre, Zielgruppe, ungefähre Seitenzahl. Sind Illustrationen vorgesehen und müssen dafür Bildrechte eingekauft werden? Auch eine kompakte, neugierig machende Inhaltsbeschreibung sowie eine kurze Autorenvita dürfen nicht fehlen. Anschließend gilt es, einen Verlag zu finden, den Vertrag zu verhandeln, zu schreiben, zu fotografieren und dann ein fertiges Manuskript einzureichen. Dann ist das Buch aber noch lange nicht fertig. Bis zum Erscheinungstermin folgen noch viele Lektorate, Überprüfungen …
Lohnt sich das Schreiben finanziell überhaupt?
Nein, definitiv wird man durch das Verfassen solcher Bücher nicht reich. Aber in meinem Fall mag ich es sehr, Wissen zusammenzufassen und es ständig zu überprüfen. Und wenn ein Buch erst auf dem Markt erscheinen durfte, sind positive Rückmeldungen, dass der Inhalt Menschen helfen konnte, viel mehr wert als jeder Cent. Wer für Geld schreibt, muss schon auf die Bestsellerliste kommen oder sich im Eigenverlag nach vorn kämpfen, um sich vom Schreiben ernähren zu können.
Bist du als Autorin auch in das Marketing für die Bücher involviert?
Ja, meist sind Autoren mitverantwortlich für die Vermarktung über die sozialen Medien. Der Verlag kümmert sich natürlich auch um die Vermarktung; dort gibt es Vermarktungskategorien extra für den Buchhandel oder eben für den Endverbraucher. Man sollte sich jedoch vor Augen halten, dass die Verlage nicht nur ein Buch vermarkten. So tut der Autor natürlich gut daran, selbst werbend tätig zu werden. Diese Eigeninitiative ist oft die beste Werbung.
Welche Tipps kannst du Trainern geben, die vorhaben, ein Buch zu veröffentlichen?
Ich persönlich würde nur dann ein Buch schreiben, wenn ich formulieren kann und ein Thema habe, für das ich wirklich brenne. Selbstkritisch zu sein finde ich persönlich wichtig, auch wenn es mir ab und zu im Weg steht. Aber je kritischer ein Thema angegangen wird, desto präziser wird meist die Buchbeschreibung. Manchmal hilft es auch, einen passenden Partner als Mit- oder Co-Autor zu haben. In diesem Fall ist eine klare Aufgabeneinteilung von Vorteil. Auch die präventive rechtliche Absicherung finde ich wichtig. Um späteren Rechtsstreitigkeiten aus dem Weg zu gehen, überprüfe ich sowohl das Text- als auch das Bildmaterial mehrfach über Plagiatscanner, Bildrückwärtssuche ... und schreibe ggf. Verlage an mit der Bitte um Textfreigabe oder Bildüberprüfungen. Das sichert einen ruhigen Schlaf.
2021 wird dein Buch zur „Gestatten“-Serie aus dem TRAINER erscheinen. Verrätst du uns, wie wir uns den Inhalt vorstellen können?
Ich habe lange gehadert, ob ich wirklich ein Buch zu anatomischen Themen schreiben kann – so viele hervorragende Bücher beschreiben bereits den menschlichen Körper. Aber ich glaube, es wäre schön, ein etwas einfacheres Genre in diesem Feld zu platzieren. Wer „Gestatten“ kennt weiß im Groben, was ihn erwartet. Der voraussichtliche Titel „Funktionelle Anatomie im Gesundheitssport“ wird die „Extended Version“. Ich freue mich sehr über diese Möglichkeit, meine Erfahrungen mit hohem Praxisbezug weitergeben zu dürfen und nicht mehr an Seitenbegrenzungen denken zu müssen. Ich beschreibe die menschliche Muskulatur mit einem faszialen Bezug und erörtere das körperliche Teamwork in einer logischen, nachvollziehbaren „Reise“. Alles ist gespickt mit nützlichen Tipps zum Thema „Gesundheitssport“. Natürlich wird es, wie auch bei „Gestatten“, einen sehr umfangreichen Übungskatalog geben. W