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Rückenschmerzen

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Welchen Anteil haben die Organe daran?

Die menschlichen Organe beeinflussen den Bewegungsapparat und somit auch den Rücken. Der Osteopath Thomas Marx beleuchtet in seinem Artikel diese Zusammenhänge und zeigt, wie beispielsweise unser Magen unsere Schulterbewegung und der Darm die Beweglichkeit unserer Lendenwirbelsäule beeinflussen kann.

Das viszerale System, das u. a. alle inneren Organe umfasst, ist lebensnotwendig. Funktioniert es nicht oder nicht richtig, geht es uns schlecht. Wie in nahezu allen Bereichen, die unseren Bewegungsapparat betreffen, gilt auch für unsere Organe: Sie müssen sich bewegen können. Kommt es zu einer Störung in einem der drei Bereiche der viszeralen Bewegung – Mobilität, Motilität oder Motrizität –, sind viszerale Dysfunktionen und demzufolge Krankheitsbilder vorprogrammiert.

Jedes Organ ist von einer faszialen Hülle umgeben, die das Organ zum einen schützt und zum anderen mit anderen Faszien verbindet. Darüber hinaus sind unsere Organe – bildlich gesprochen –durch bändergeführte „Aufhängungen“ in unserem Körper eingefasst. Betrachten wir exemplarisch einmal den Dünndarm: Man kann schnell feststellen, dass dieser ein „fasziales Aufhängungsproblem“ aufweist. Diese Aufhängungsproblematik verursacht hohen inneren Druck im Unterbauchbereich, was wiederum die Ursache zirkulatorischer Störungen im Bereich der Hüfte bzw. der Beckenregion sein kann. Überdies wirkt sich dieser enorme fasziale Zug negativ auf den Bereich der Lendenwirbelsäule aus. Stellt man sich das bildlich vor, dann ziehen die Faszien des Dünndarms regelrecht an der inneren myofaszialen Rumpfwand. Die Konsequenz liegt auf der Hand: Es entstehen Rückenschmerzen.

EINE „MAGISCHE“ VERKETTUNG

Der König unter den Aufhängungen des Zwölffingerdarms ist der sogenannte Muskel von Treitz, auch bekannt als Musculus suspensorius duodeni. Dieser Muskel fixiert die Biegung des Zwölffingerdarms und kann Passagestörungen zwischen dem Übergang vom Zwölffingerdarm zum Leerdarm auslösen. Der Von-Treitz-Muskel vereint sowohl die quergestreifte als auch die glatte Muskulatur; die glatte Muskulatur reagiert also auf das vegetative Nervensystem.

Ist man einer längeren Zeit Stress ausgesetzt, reagiert die glatte Muskulatur des Treitzmuskels mit erhöhter Spannung. Diese Spannung überträgt sich zwangsläufig auf den Zwölffingerdarm. Die Aufhängung wird in der Folge erhöhtem Zug ausgesetzt, was schlussendlich Schmerzen im Bereich des Oberbauchs verursacht. Wird dieser Teufelskreis nicht durchbrochen, überträgt sich der negative Reiz bzw. der Impuls vom Zwölffinger-

DREI ARTEN DER VISZERALEN BEWEGUNG:

• MOBILITÄT: die Bewegung, die das Organ selbst ausführt.

• MOTILITÄT: die Eigenbewegung des Organs.

• MOTRIZITÄT: die passive Verlagerung von Organen zuund voneinander durch die Bewegung des Bewegungsapparats (Beispiel: Neigt man den Oberkörper nach links, dann verlagern sich die Organe leicht nach rechts).

darm auf die Brustwirbelsäule. Da der Treitzmuskel auch mit dem Zwerchfell faserig verbunden ist, nimmt diese „Verkettungslawine“ weiter Fahrt auf und kann auch das Zwerchfell negativ beeinflussen.

Widerfährt dem Zwerchfell eine Bewegungseinschränkung, werden die Signale dieser Einschränkung vom Nervus phrenicus zur Halswirbelsäule geleitet. Wird diesem Zustand kein Ende gesetzt, kommt es zu Nackenschmerzen … – ein Teufelskreis!

Magenschleimhautentz Ndung

Der Magen kann sowohl die Schulterpartie als auch die Brustwirbelsäule beeinflussen. Ein Konstrukt aus nervalen vegetativen Verknüpfungen von der Wirbelsäule zu den Oberbauchorganen ist ein wesentlicher Grund dafür, warum die Organe einerseits auf sämtliche Reize reagieren, sich andererseits aber auch anpassen können.

Thomas Marx

Der Physiotherapeut, Osteopath, Kinderosteopath,Chiro- und Heilpraktiker ist Gründer, Erfinder und Geschäftsführer der TMX Trigger GmbH. Zudem ist er als Dozent an der Physiotherapieschule TOP Physio und an der SFO (Schule für Osteopathie) tätig. www.tmx-trigger.de

Ein besonderes vegetatives Ganglion, das Ganglion coeliacum, eine Ansammlung von vegetativen Nervenzellen, ist für die vegetative sympathische Versorgung der Oberbauchorgane, also auch für den Magen, zuständig. Innerhalb dieser Nervenzellenansammlung spielt sich einiges ab, denn der Magen zieht seine Kraft durch diese Verknüpfung.

Die Magenschleimhautentzündung (Gastritis) hat sich in unserer Zeit zu einem regelrechten Volksleiden entwickelt: ständiger Stress, von Termin zu Termin hetzen und zwischendurch schnell etwas herunterschlingen, ohne wirklich ernsthaft darauf zu achten, was wir da eigentlich essen. Stress ist eine der Hauptursachen für dieses Krankheitsbild. Die Erfahrung aus der physiotherapeutischen und osteopathischen Praxis zeigt, dass Magenpatienten mit starken Verspannungen, insbesondere mit Schmerzen im Bereich zwischen den Schulterblättern, zu kämpfen haben. Warum ist das so?

Die sympathische Nervenversorgung des Magens hat ihren Ursprung im Bereich des 5. und 6. Brustwirbels – dies ist exakt der Bereich zwischen unseren beiden Schulterblättern. Ist nun Stress die Hauptursache für die Magenprobleme, wird der Stressreiz des Magens zurück in den Brustwirbelbereich gesendet. Haben wir es mit einem chronischen Reizzustand zu tun, wird dieser Bereich zwischen den Schulterblättern neurologisch massiv gestört. Die Brustwirbelsäulenmuskulatur reagiert mit einer kompensatorischen Anspannung gegen diesen Reizzustand – das macht schlussendlich Schmerzen.

R Ckenschmerzen Vorbeugen

Speziell beim „Aufhängungsproblem Dünndarm“ und bei „Magenproblemen“, die sich in der Lendenwirbelsäule bzw. der Brustwirbelsäule durch Schmerzen äußern, kann man selbst präventiv tätig werden:

1. Mobilisation der LWS und des Iliosakralgelenks (ISG): Lege dich auf den Rücken und platziere ein aufgerolltes Handtuch unter deinem Rücken (knapp unterhalb des Hosenbundes). Hebe die Knie nun etwa 90° an und bewege sie langsam nach vorn und nach hinten; nicht zu weit, denn es soll lediglich eine kleine Beugung in der LWS stattfinden. Zur Mobilisation des ISG, unserem Kreuzbein-Darmbein-Gelenk, bewegst du die angewinkelten Beine in kreisenden Bewegungen entweder von links nach rechts oder in Form einer Acht. Zusätzlich können die Unterleibsorgane angehoben werden: Lege hierzu deine Hände zu einem „V“ zusammen und platziere sie knapp oberhalb des Schambeins. Durch die Bewegung der Beine nach oben können die Organe entsprechend angehoben und entlastet werden.

2. „Grand Manoeuvre“: Lege dich auf den Rücken und platziere beide Hände mit den Innenflächen links und rechts unter dem Unterbauch. Entlaste nun den Unterbauch, indem du ihn vollständig in Richtung Kopf schiebst. Die fasziale Dünndarmaufhängung wird somit entlastet und das wiederum wirkt sich positiv auf die LWS aus.

3. Entlastungstechnik für den Magen: Setze dich auf einen Stuhl. Lege beide Hände auf deinen linken Rippenbogen. Atme tief ein und aus. Während der Ausatmung entspannt sich dein Oberbauchbereich. Nun kannst du unter deinen linken Brustkorb in Richtung Magen greifen. Drücke sanft mit deinen Fingerkuppen in Richtung Magen. Du kannst ohne Probleme in Richtung Magen greifen, aber achte bitte auf das Zeichen „Schmerz“. Wenn du dabei starke Schmerzen verspüren solltest, beende die Übung. Nun kannst du sanfte kleine Stöße bis hin zu kleinen Vibrationen am Magen ausüben. Diese Technik entlastet den Magen und sorgt für Entspannung.

Fazit

Bewegungsstörungen in und um unsere Organe verursachen eine Verkettung von Spannungslinien und enorme myofasziale Züge, die sich z. B. in Form von Rückenschmerzen offenbaren. Daher ist es wichtig, dass auch die Organe in Bewegung bleiben und wir

Serie Medikamente, Teil 5:

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