Kunst+Material Ausgabe Juli-August 2024

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Kunst+Material

Das Magazin von boesner

Idee, Malerei, Gestaltung, Fotografie: Ina Riepe

16.6.— 6.10.

Rätsel Mensch

Liebe Leserin, lieber Leser,

was macht den Menschen aus? Diese große Frage beschäftigt viele Disziplinen: Die Wissenschaften erkunden Entwicklung und Ge schichte, fragen nach Körper und Lebensweise. Sie untersuchen sein Verhalten allein und in Gesellschaft, erforschen Sprache, Ideen, Emotionen und Kultur. Auch wenn das Wissen heutzutage immens erscheint, so sind diese Themen noch lange nicht erschöpfend be handelt – Körper, Geist und Seele und ihr Zusammenspiel bleiben weiterhin oftmals ein Rätsel.

Der Kunst kommt in diesem Zusammenhang besondere Bedeutung zu, denn sie versucht, den Menschen in seinen Facetten zu erfassen und vermag dabei viel mehr, als nur das Äußere abzubilden. Dies vor allem in ihrer Königsdisziplin Porträtmalerei. Künstler schauen hinter das Offensichtliche, erfassen die Essenz der Menschen und erzählen dabei individuelle Geschichten. Nur wenige Beispiele: Leonardo da Vinci malte und zeichnete mit wissenschaftlichem Ansatz und unbestechlichem Blick – das Lächeln seiner Gioconda beschäftigt noch heute die Experten. Caravaggio zögerte nicht, trotz vehe menter Kritik auch die schrundigen, schmutzigen Füße seiner Modelle zu malen. Vincent van Goghs Porträts berichten ergreifend von seinen persönlichen existenziellen Turbulenzen, Frida Kahlos Selbstbildnisse erzählen von Schmerz und Leidenschaft. Nicht zu vergessen Pablo Picasso, der mithilfe der Malerei seine Geliebten anbetete und gleichzeitig kubistisch dekonstruierte … Wenn man anfängt, darüber nachzudenken, wird klar: Diese kurze Aufzählung kann nur ein kleiner Anfang sein.

Um den Faden weiterzuspinnen, werfen wir einen Blick in die aktuelle Ausgabe von Kunst+Material: Die oft namenlosen Menschen in den Arbeiten von Heike Müller weisen in vergangene Zeiten, andere sind ganz im Hier und Jetzt verortet. Julia Behrens hat die Schweizerin in ihrem Basler Atelier besucht und porträtiert eine Künstlerin, die das Arbeiten mit Modellen liebt. Bei den Ausstellungen wartet diese Ausgabe mit Meistern der Momentaufnahme auf: Kaum ein barocker Maler verstand es wie Frans Hals, lächelnde und lachende Menschen virtuos wiederzugeben (demnächst zu bewundern in Berlin). Der große Fotograf Henri Cartier-Bresson war Augenzeuge des gesamten 20. Jahrhunderts. Sein Credo: „Sehen, zielen, auslösen und verduften“ – so hielt der Mitbegründer der Fotoagentur Magnum historische Ereignisse ebenso fest wie Alltagssituationen (bis September in Hamburg zu sehen). Muntean/Rosenblum zeigen ihre Werke derzeit in Frankfurt: Menschen an Orten des Transits, Flughäfen und Bahnhöfen – isolierte Statisten in anonymen Großstadtkulissen.

Auf Reisen begibt sich unser Special zum Thema Skizzenbuch: Carnets de Voyage hüten Erinnerungen ebenso wie den ganz privaten Blick auf Land und Leute – sie sind immer ein eindrucksvolles Ver mächtnis einer Reise. Das Sonderthema beleuchtet die differenzierte Position des Hofkünstlers, und für den Reisekoffer oder die Hängematte haben wir auch entspannte Lektüre für Sie im Programm.

Einen schönen Sommer wünscht

Dr. Sabine Burbaum-Machert

Porträt

6–19 Zwischen Trouvaille und Resonanz Die Schweizer Künstlerin Heike Müller

Thema

20–29 Diener oder Ehrengast? Die widersprüchliche Position des Hofkünstlers

Bücher

52–59 Bücher, Buchtipps 91 Kunst+Material im Abonnement

Labor

60–61 Sichtbare Strukturen

Ausstellungen

Inspiration

32–39 On the road Reise-Skizzenbücher bewahren Momentaufnahmen

Persönlich

40–41 „Beglückende Fügung“ Christian von Grumbkows Malerei auf Holz

Hintergrund

42–45 „Und gab dem Reh einen ganz kleinen Stips …“ Gips in der Kunst

Technik

62–69 In der Schwebe Muntean/Rosenblum im Städel Museum

70–75 Der Augenzeuge Henri Cartier-Bresson im Bucerius Kunst Forum

76–81 Meister des Augenblicks Frans Hals in der Gemäldegalerie Berlin

82–90 Termine

92–93 Kurz notiert

94–95 Im Gespräch

96 Vorschau, Impressum

46–51 Die Mischung macht’s! Holzlasuren geben alten und neuen Rahmen das gewisse Etwas

Titel: Heike Müller, Zusammen2 (Ausschnitt), 2022, Acryl/Öl auf Leinwand, 100 x 66 cm, Foto: Heike Müller.

Zwischen Trouvaille und Resonanz

Kniestrümpfe und Badekleid, Cadillac und Plattenspieler: Das sind Relikte aus scheinbar weit entrückten Zeiten, aus längst verflossenen Dekaden des 20. Jahrhunderts. Und es sind Details, die in den farbintensiven Bildern der Künstlerin Heike Müller auftauchen, in lichtdurchfluteten Situationen am Meer, auf Seen, in den Bergen.

Dort, in dieser malerischen Existenz, schimmert immer ein Rest ihrer kulturhistorischen Bedeutung und somit auch ein Hinweis auf eine vage inhaltliche Datierung durch. Gleichzeitig aber könnte ihre Erscheinung nicht gegenwärtiger sein. So wie die der dazugehörigen Figuren. Denn das künstlerische Vorgehen der Malerin verankert jede noch so weit zurückliegende Szenerie in der Jetztzeit. Mit konsequent gestischem Duktus, mit unglaublich frischen, oft grell und mutig eingesetzten Farben, einer eindeutigen Handschrift und einem unterschiedlich hohen Grad an Abstraktion. [1]

Gebannt verharren zwei Mädchen, in Röcke und Blusen gewandet, vor einer von Bäumen umstandenen Weide. Ein drittes scheint gerade erst stehen zu bleiben, die Haare vom aufgehaltenen Schwung zur Seite geweht, das linke Bein noch in Bewegung. Sie alle haben den Blick auf etwas gerichtet, das jenseits eines mit schnellen Strichen angedeuteten Zauns liegt. Wahrscheinlich auf die Farben des Himmels, die das gesamte Geschehen in ein orange-bläuliches Licht tauchen. Auch auf Haut und Kleidung der Drei Grazien – so der Titel des Bildes von 2013 – wird dieses besondere Abendrot sichtbar.

Direkt vor ihnen schlingt sich ein breiter, sich nach rechts hin verjüngender, orange-roter Streifen um den Bereich, in dem sie stehen. Diese undefinierbare Farbfläche, deren Töne sich in der Aufmachung der Mädchen wiederfinden, trägt wesentlich zur dichten, leicht rätselhaften Atmosphäre der Darstellung bei.

[1] Heike Müller in ihrem Basler Atelier. Foto: Heike Müller.

Als Inspirationsquellen für ihre Sujets, aber auch für formale und materielle Aspekte dienen Heike Müller Schwarz-Weiß-Fotografien aus Büchern und Alben der 1930er- bis 1950er-Jahre, die sie in Antikläden oder auf Trödelmärkten findet.

Die Frisuren, die Kleidung, die Schuhe und die altmodische Kamera in der Hand der linken Rückenfigur, die als selbstreferenzieller Verweis auf eine fotografische Vorlage gedeutet werden kann, lassen erkennen, dass die schlanken weiblichen Gestalten, die tatsächlich vieles von der Anmut ihrer mythologischen Schwestern haben, in der ersten Hälfte des vorigen Jahrhunderts unterwegs sind. Heike Müller versetzt sie hier in eine vollkommen neue, vor allem von malerischen Fragen bestimmte Bildrealität, in der sie die Farben kontrastreich einsetzt und der Nostalgie wenig Raum lässt. [2] Dabei korrespondiert die zeitliche Durchlässigkeit in gewisser Weise mit dem lockeren Farbauftrag, der auf Basis eines leuchtenden Malgrunds Transparenz schafft.

Wichtige Anreize gehen für die 1970 in Winterthur geborene Schweizerin von Büchern und Fotoalben aus der Ära der privaten Schwarz-WeißFotografie aus. Viele ihrer Arbeiten entspringen daher einer spezifischen Lichtbildphase, die zwischen den 1930er- und 1950er-Jahren angesiedelt ist. Immer wieder macht die Künstlerin in sogenannten Brockenhäusern (Antik- und Trödelläden) sowie auf Flohmärkten wertvolle Funde. Und entdeckt beim Durchblättern nicht nur spannende Sujets, sondern auch ungewöhnliche formale und materielle Aspekte, die sie entweder gleich oder später vor der Staffelei aufgreift.

Doch das sind bei Weitem nicht die einzigen Quellen, aus denen sie ihre Inspiration bezieht. Auch eigene Fotos dienen der Anschauung. Oder Gemälde und Zeichnungen aus Heike Müllers exquisiter, im Wohnzimmer befindlicher Sammlung zeitgenössischer Kunst, in der sich – wie in ihren eigenen Positionen – interessante Tendenzen der Gegenwart spiegeln. Am liebsten aber arbeitet die Malerin mit Modell, das heißt, in einer unmittelbaren, nicht wiederholbaren und dadurch äußerst intensiven Situation der Betrachtung.

In welch interessanter Dynamik sich visuelle Impulse und künstlerische Umsetzung gegenseitig bedingen, wird am Ort der Entstehung deutlich: in einem wunderschönen Haus in Basel, das Heike Müller mit ihrem Mann sowie

Drei Grazien, 2013, Öl auf Leinwand, 160 x 130 cm. Foto: Heike Müller.

mit zwei von insgesamt drei erwachsenen Söhnen bewohnt. Dieser Lebens- und Arbeitsmittelpunkt, den die Familie vor 21 Jahren für sich entdeckte, ist südlich des Hauptbahnhofs am Hang des Bruderholz-Quartiers gelegen und von einem verwunschenen Garten umgeben. In der Architektur des 1913 erbauten Domizils mischen sich Reformideen mit reduziertem Jugendstil, die Proportionen der hohen Räume atmen Großzügigkeit.

Das trifft auch auf Müllers Atelier im Hochparterre zu. Es ist im vorderen Teil durch einen breiten, nach Osten gerichteten Erker gerundet. Beim Gesprächstermin lehnen hier viele in Noppenfolie eingeschlagene sowie unverpackte Werke an den Wänden, während die Gemälde im eigentlichen Arbeitsbereich im hinteren Teil gehängt sind. Das ermöglicht einen einzigarten Blick auf die aktuelle Entwicklung und bildet eindrucksvoll die Vielfalt der Formate und künstlerischen Ansätze ab.

Dort, wo gemalt und gezeichnet wird, ist der Raum länglich, von hier aus gehen eine Nische mit einem Erker sowie ein großes Fenster gen Norden. An Süd- und Westwand bestrahlt ein von unten verdecktes Lichtband die gewölbte Laibung zur Decke hin.

Auf diese Weise ergibt sich insgesamt eine gute indirekte Beleuchtungssituation. Doch auch gegen das hellere Licht, das manchmal von der Wand des gegenüberliegenden Nachbarhauses reflektiert wird, hat die sympathische Künstlerin nichts einzuwenden. Ihre zwei großen Staffeleien sind rollbar, somit bleibt sie bezüglich des Einfalls flexibel. An der Wand malt sie ebenfalls gern, während sie kleinere Arbeiten auf einem in der Nische platzierten Tisch ausführt.

Was nicht gleich auffällt, sind ein langer, rot-weiß gestreifter Teppich und eine in ähnlichem Muster bezogene Chaiselongue. Auf ihr stapeln sich einige alte Fotoalben, so wie sich überhaupt vieles auch in einem großen Regal oder auf kleinen Tischen versammelt und überall den Anschein macht, im nächsten Moment zur Hand genommen zu werden. Wie beispielsweise ein s/wProspekt des italienischen Adriaortes Grado aus den 50er-Jahren, dem Müller das Foto einer Turmspringerin entleiht und daraus eine Serie von Frauen entwickelt, die sie in der künstlerischen Transformation nicht in der Vertikalen festhält, sondern auf eine horizontale Flugbahn schickt und damit in eine überwältigend elegante Sequenz unwirklicher Bewegungsabläufe. [3]

[3] Und sie landet nie 4, 2018, Öl auf Leinwand, 75 x 200 cm.

Seit der Geburt ihrer Kinder, erzählt die Schweizerin, hat sie sich diese neue Art des Malens angewöhnt, in der sie eher intuitiv als konzeptuell vorgeht. Zu ihrer Rolle als Mutter kommt eine Lehrtätigkeit an einem Lyzeum, der Heike Müller mit Begeisterung nachgeht, weil sie beim Unterrichten gern ihre Faszination für die Kunst weitergibt. Da sie das Atelier auch zwischendurch nutzen kann, ist es für sie ideal, dass sich Leben und künstlerische Arbeit zu Hause so gut verbinden lassen.

Sie selbst hat schon im Kindergarten viel und seriell gezeichnet und in ihrer Jugend modelliert, in erster Linie Köpfe und Figuren. Während sie in den 1990er-Jahren in Basel Kunst auf Lehramt studiert, entscheidet sie sich für die Malerei und durchläuft vor

allem auf technischer Ebene eine fundierte Ausbildung. Wesentliche Anstöße für ihre individuelle, stilistische Entwicklung erhält sie dann an der Gerrit Rietveld Akademie in Amsterdam, wo sie 1993 für sechs Monate die Malfachklasse besucht. Da denkt sie noch in Projekten. Doch seit ihr dafür die Zeit fehlt, ist das gegenseitige Bedingen, der Kreislauf von einer geeigneten Trouvaille, einer daraus geborenen Idee und künstlerischer Resonanz zum alles durchdringenden Prinzip geworden: „Ich weiß und vertraue darauf, dass ich das Richtige finde“, erklärt die Malerin gleichermaßen bescheiden und selbstsicher.

Dazu zählen auch außergewöhnliche Bildgründe, mit denen sich Müller auseinandersetzen, auf die sie reagieren kann. Wie

zum Beispiel die aufwendig gestalteten Einbände der Literaturreihe Inselbücherei aus dem Insel Verlag: In einer schon mehrere Jahre umspannenden Serie bemalt die Künstlerin die Rückseiten dieser relativ kleinen, gebundenen Ausgaben. Oft nur partiell fügt sie Landschaften und / oder Figurengruppen ein, immer in Interaktion mit dem jeweiligen Muster – das „vorgibt, was passiert“ – und der Farbigkeit des Covers. Es entstehen fast traumhafte Sequenzen, in denen Ornamente zu Bällen oder Schneeflocken, zur Tapete oder zu ganzen Bildräumen werden. Dabei lässt sich die Affinität zu bestimmten Formen, die sich selbständig machen, später erneut beobachten. [4][5] Auch das Signal-Orange taucht hier wieder auf, das Heike Müller bereits in den Drei Grazien verwendet hat. Viele Leinwände beginnt sie

nun mit diesem dominanten Acryl-Ton zu grundieren, um ihre Darstellungen daraus zu entwickeln, zu dynamisieren und von innen her zu beleuchten.

Zu dieser Farbe findet sie durch die Beschäftigung mit einem 1911 veröffentlichten Album des Schweizer Alpenclubs SAC. Die Künstlerin nimmt die abgebildeten Berghütten auf und lässt daraus Fotoleinwände herstellen, die sie partiell oder ganz übermalt. Anschließend versieht sie den bewusst breit gehaltenen Rand der Gemälde mit dem Neon-Orange. Denn das entspricht exakt dem Farbton der hohen Stecken, die in den Schweizer Alpen Wege und Straßen im Schnee markieren.

[5] Inselbücherei Herman, 2013, Öl auf Buchrückseiten, 12 x 18,5 cm.

Im Ausstellungskontext, vor einer weißen Wand, erscheint durch die farbigen Seiten der Bilder eine Art Aureole, die den Korpus der Arbeiten illuminiert. Und dabei spielt es keine Rolle, ob eine Sommer- oder Winterlandschaft gezeigt wird. Denn die Schutzfunktion des Signaltons ist nebensächlich: „Mir geht es um die Energie der Farbe, um die, die sie ausstrahlt“, erzählt die Malerin. [6]

Seitdem sind die Berghütten nicht mehr aus dem Werk der Schweizerin wegzudenken. Bis heute hält sie sie fest – mittlerweile ganz frei und in kleinen Formaten – wobei sie die dazugehörigen, menschenleeren Schneefelder und Wiesen, Wolken und Gipfel als eigenwillige Farbflächen sehr abstrakt gestaltet. Interessanterweise besitzen Heike Müller und ihre Familie ein eigenes Maiensäss (Maiensitz) in den Bergen oberhalb von Churwalden, [6] Doldenhornhütte, 2013, Öl auf Leinwand, 30 x 50 cm.

wo sie Ferien und Wochenenden verbringen. Dort hat sie inzwischen eine Scheune mit weißen Wänden ausgekleidet und in dieser vier mal sechs Meter umfassenden „Kiste“ sogar wesentlich mehr Platz als zu Hause. Zwar bietet die Landschaft ständig neue Perspektiven, doch wer glaubt, dass hier nur Alpenansichten entstehen, täuscht sich. Das inhaltliche Repertoire ist genauso umfangreich wie das in Basel, während die Proportionen des Raums das parallele Arbeiten an mehreren großen Formaten zulassen.

Neben der Zeit in den Bergen führen ausgiebige Reisen und Sabbaticals zu neuen Bildideen. Begeistert findet die Künstlerin bei einem Schottlandurlaub 2013 das von ihr bevorzugte Orange auch in den Bojen im Meer wieder. Jetzt sind es eigene Landschaftsaufnahmen, die sie malerisch umsetzt oder mit Sujets aus ihrem Konvolut alter privater Fotos von Unbekannten mixt. [7]

[7] Broughty Ferry 5, 2013, Acryl/Öl auf Leinwand, 60 x 60 cm.

Ähnlich geht sie in Florida vor, wo sie mit ihrer Familie 2015 einen langen Frühling verbringt. Auch hier wird sie fündig, tut alte Alben, Bücher auf – und wird von einer Galerie aufgenommen, die sie bis heute vertritt. Die Künstlerin ist beeindruckt von dem Licht und wählt nun ein knalliges Türkis als Ausgangsfarbe. Oft scheint die Luft zu flirren, schnelle Pinselschwünge und starke Hell-Dunkel-Kontraste versetzen die Darstellung in Bewegung. Bewusst evoziert Müller diese Reibung zwischen einem unorthodoxen Farbauftrag und der Ruhe, der Statik, die vielen alten Fotografien zu eigen ist. In einigen Arbeiten erweitert sie das Spiel mit der Vorlage noch, indem sie Kratzer, Knicke oder Fehlstellen übernimmt und damit auf den der Malerei inhärenten Illusionismus verweist. [8]

An den historischen Aufnahmen faszinieren sie deren Qualität, die Sorgfalt und die Ästhetik, die ihnen zugrunde liegt. Meist werden besondere Momente darin festgehalten: von feierlichen Ereignissen, Festen oder Urlauben. Vor und hinter der Kamera hat man Respekt vor dem Klicken des Auslösers, vor diesem Zeugnis der Erinnerung. Nicht selten werden Pose, Aufstellung und Haltung akribisch orchestriert, manchmal glückt ein lebendiger Schnappschuss. Doch egal, ob es sich um gestellte oder natürliche Eindrücke handelt: Die Künstlerin begibt sich immer auf unbekanntes Terrain, nutzt nie die Fotos der eigenen Vorfahren. Dabei bevorzugt sie heitere, sonnenbeschienene, möglichst von einem interessanten s/w-Spiel begleitete Situationen im Außenraum, die in ihr ein gutes Gefühl auslösen.

Besonders reizvoll ist es für Heike Müller, die Stimmung zwischen den abgelichteten Figuren aufzugreifen. Die Atmosphäre, die sich – kaum sichtbar – auf den meist winzig kleinen Aufnahmen zwischen den Menschen und ihrer Umgebung aufspannt. Das gelingt ihr, indem sie sie abfotografiert, auf dem iPad vergrößert und sich dann an der Leinwand frei auf sie bezieht.

Tatsächlich dreht die Schweizerin die Leinwand gern um 90 oder 180 Grad, nachdem sie die farbige Grundierung aus Acryl aufgebracht und im Anschluss an deren Trocknung eine freie Pinselzeichnung in Öl angelegt hat. Denn während des zügigen Malprozesses geht es vor allem um die Gestaltung der Farbflächen, die sie – grob in Analogie zur Vorlage und immer in Reaktion auf den vorherrschenden Grundton – herausarbeitet und die sich dann, beim Zurückdrehen der Leinwand, meist zu den gewünschten Formen zusammensetzen. Dieser malerische Aufbau und ihre schnelle Vorgehensweise erlauben es ihr, kleinere und mittlere Gemälde in einer Sitzung, also alla prima, fertigzustellen. Nur bei den größeren Bildern benötigt sie zwei bis drei Arbeitsgänge, die durch die langen Trocknungsphasen der Ölfarben in weiteren Abständen erfolgen.

Wie in dem aktuellen Großformat You are my world: Heike Müller zeigt darin eine Gruppe junger Leute, die es sich kreuz und quer auf einer Lichtung gemütlich gemacht haben. Alle tragen

Two fish, 2015, Öl auf Leinwand, 60 x 50 cm.
[9] You are my world, 2023, Acryl/Öl auf Leinwand, 170 x 150 cm.

lockere, sommerliche Kleidung. Viele ruhen oder schlafen, meist mit dem Kopf auf dem Körper einer anderen Person. Auch wenn die Gemengelage etwas chaotisch wirkt, entsteht zunächst ein friedlicher Gesamteindruck. [9] Die Natur ist von einer diffusen, olivgrünen, schnell angedeuteten Farbigkeit, in die das Sonnenlicht im Vorder-, Mittel- und Hintergrund Leuchtpunkte malt und an diesen Stellen grellgelbe Wärme verbreitet. Ansonsten gibt es wenig auffällige Akzente, selbst einige orangene Kleidungsstücke und ein paar rote Socken erscheinen blass gegen den alles dominierenden Ton der Grundierung. Oft entdeckt die Künstlerin beim Malen zuvor übersehene Details: Auf der kleinen Vorlage entgeht ihr noch, dass sich am Rand ein Plattenspieler befindet oder die beiden Sitzenden aufeinander Bezug nehmen. Sie greift ihre Beobachtungen auf, spinnt die Erzählung unter malerischen Vorzeichen weiter und lässt die Narration am Ende doch in der Schwebe. Hier kreiert sie eine ambivalente Stimmung aus Harmonie und Beunruhigung.

Auf vielen Gemälden dieser Art sind die Gesichter der Figuren nur angedeutet, die Physiognomien schematisiert, die Augen zum Teil verschattet. Dadurch bleiben die abgebildeten Menschen relativ namenlos, was ihrem anonymen Ursprung entspricht. Auch die Körper sind oft grob umrissen, einige angeschnitten. Das liegt daran, dass Heike Müller das Format ihrer Werke nicht immer der Vorlage anpasst. Überhaupt geht sie mit der Dimension ihrer Arbeiten erfrischend individuell um. In Ausstellungen arrangiert die Künstlerin – die im Juni gerade bei der Volta, der Begleitmesse zur Art Basel, vertreten war –gern die unterschiedlichen Maße ihrer Bilder zu installativ gedachten Ensembles. Oft variiert die Malerin auch ein und dasselbe Thema in verschiedenen Größen und in der Anzahl der dargestellten Personen.

Das Ergebnis kann durchaus überraschend sein, wie bei dem Gemälde Zusammen2 von 2022. [10] Das Bild erstrahlt in feierlichen Farben, man sieht eine männliche Figur in weißem Hemd und gelbem Sweater. Erst auf den zweiten Blick erkennt man, dass keine Arme zu sehen sind, stattdessen eine Hand auf der linken Schulter des Mannes

, 2022, Acryl/Öl auf Leinwand, 100 x 66 cm.

ruht, dessen locker gebundene Fliege und Haarfrisur Hinweise auf einen zeitlichen Kontext geben, der in den 30er-, 40er-Jahren, also in und um den Zweiten Weltkrieg angesiedelt sein könnte. Hat man schon vor anderen Leinwänden Müllers ein mulmiges Gefühl in Bezug auf einige dort dargestellte Menschen, auf deren Schicksal oder Rolle, so verstärkt sich das angesichts dieses Werks.

Tatsächlich aber verrät eine solche Reaktion viel mehr über die eigene Geschichte als über die der Figuren. Denn die zugrunde liegenden Aufnahmen stammen alle aus der Schweiz. Und die hatte aufgrund ihrer Neutralität bekanntlich keine Opfer zu beklagen, es gab keine jäh durchbrochenen Biografien durch Tod

und Vertreibung. Dafür gelangten zahlreiche Flüchtlinge, Kriegsgefangene und Deserteure in das Land.

Heike Müllers Bild geht auf ein Album zurück, das Aufnahmen von Menschen mit körperlichen Behinderungen in einem Sanatorium enthält. In einer anderen Version zeigt sie den Mann zusammen mit seiner in einem Rollstuhl sitzenden Partnerin, die sie hier nur mit der auf der Schulter verbliebenen Hand andeutet. Mit ihrer sonnendurchfluteten Interpretation verleiht sie beiden Würde und einen Hauch von sommerlicher Unbeschwertheit. Generell tritt die Malerin in eine enge Beziehung zu ihren Figuren und ist beglückt, wenn diese auf ihren Leinwänden zu existieren beginnen.

Eine weitere Steigerung erfährt dieses Phänomen bei der Arbeit mit Modell, genauer gesagt mit dem männlichen Modell. Denn als die Künstlerin 2018 ein Stipendium von der Esther MatossiStiftung aus Zürich erhält, engagiert sie einen Studenten für Porträtsitzungen und entwickelt in Kooperation mit dieser „Muse“ die Fähigkeit, ihr Gegenüber in höchster Konzentration in drei bis vier Stunden abzubilden, ohne hinterher zu korrigieren. Was für Müller zählt, ist die Authentizität des Vorgangs, bei dem gelegentlich etwas Unfertiges stehen bleiben kann. So wie bei der amerikanischen Malerin Alice Neel, eines ihrer großen Vorbilder. Mit der Zeit bittet die Künstlerin auch Verwandte, Freunde, Kollegen und Nachbarn als Modelle ins Atelier. Voraussetzungen sind gutes Aussehen, eine sportliche Figur sowie ein weißes Hemd oder T-Shirt: „Ich finde es spannend, einen schönen Mann so lange ansehen und abbilden zu dürfen,“ begründet Heike Müller ihren Fokus. Und kehrt damit das klassische Maler-Modell-Verhältnis so professionell wie selbstbewusst um. [11]

In den Sitzungen, in denen sie ihr Gegenüber meist auf Sofas oder Stühlen platziert, bezieht sie die Ausstattung des Ateliers mit ein, Einrichtungsgegenstände und Lichtverhältnisse gelangen mit auf die Leinwand. In der Regel erfasst sie die Modelle als Halbfiguren, manche lesend, einige im Dreiviertelprofil, manche en face mit Blickkontakt.

[11] F.F.P., 2021, Öl auf Leinwand, 100 x 80 cm.

Besonders schön findet es Heike Müller, „echte Haut“ malen zu können, sich die Farbverläufe des Inkarnats nicht ausdenken zu müssen. Und diese eben auch unter der weißen Kleidung sichtbar zu machen. Für ihre Porträts wählt sie meist eine blau-grüne Grundierung, weil die der Farbe der Adern unter der Epidermis entspricht. Sie beginnt wie gewohnt mit einer Pinselskizze, arbeitet die Figur aus dem Malgrund heraus und zieht zum Schluss das mit hellen Grau- und Weißtönen gehöhte, teils durchscheinende Oberteil darüber. Die Physiognomie umreißt sie mit kleineren Pinselstrichen, oft taucht sie das jeweilige Antlitz in ein bewegtes, nicht immer ganz reales, von vielen unterschiedlichen Grautönen ausgelöstes Licht- und Schattenszenario. Auch auf die Gestaltung der Augen legt sie nun großen Wert.

Aus dem intensiven Wechselspiel von direkter Anschauung und unmittelbarem Farbausdruck ergibt sich schließlich eine unglaublich dichte, unverstellte Darstellung, die die Künstlerin jedes Mal überrascht: „Es ist ein Schlüsselelement in der Malerei, wenn sich das Gegenüber aus der Leinwand heraus entwickelt, [12] [13]

der Mensch im Bild plötzlich lebendig erscheint und ‚da‘ ist. Das ist dann Malerei pur!“

Aufgrund ihrer hervorragenden technischen Fertigkeiten gelingt der Schweizerin eine beeindruckende Gratwanderung zwischen der individuellen Bezeichnung der Porträtierten und einer charakteristischen, erkennbaren Stilisierung, in der sich die Interaktion zwischen Malerin und Modell materialisiert.

Darüber hinaus überwindet sie eine jahrhundertealte Rollenverteilung, in der Frauen bis zum Ende des 19. Jahrhunderts nicht in Kunstakademien studieren beziehungsweise keine männlichen Modelle zu Gesicht bekommen durften. Diese längst antiquierten Strukturen aufzubrechen und die geschlechterbasierten Blickverhältnisse im Atelier ins Gegenteil zu verkehren, scheint nur wenigen Künstlerinnen zu gelingen. Heike Müller ist eine von ihnen. [12][13]#

Julia Behrens

[12][13] Mussten kein weißes Hemd, dafür den gleichen Pullover anziehen: W.W., 2020, Öl auf Leinwand, 60 x 50 cm, und J.Th., 2021, Öl auf Leinwand, 60 x 50 cm.

1970 geboren in Winterthur

1990 Matur in Frauenfeld, Vorkurs in Basel

1991 Fachklasse Lehramt für bildende Kunst, Basel

1993 Malfachklasse an der Gerrit Rietveld Academie in Amsterdam

2015 Sabbatical in St. Petersburg, Florida, USA

2020 Sabbatical in Den Haag

Lebt mit ihrem Mann und den drei Söhnen in Basel

Einzelausstellungen seit 2011

2025/26 Galerie Stefanie Boos, Heidelberg,

2025 Apart Galerie, Solothurn

2024 DOCK Basel, „Portraitieren vor Ort“

2023 Galerie Stefanie Boos, Heidelberg, „Vergessene Geschichten erzählen“

2022 Leslie Curran Gallery, Articles St.Petersburg, St. Petersburg, Florida

2021 Galerie Kunst2/Galerie Stefanie Boos, Heidelberg, „Zugefallenes“

2021 Kunstverein Frauenfeld, Bernerhaus, „Rückenwind“

2021 UPK Basel, Privatklinik Haus B

2021 Ausstellungsraum SGBK, Basel, „und andere Geschichten“

2020 Widmer Theodoridis, Eschlikon, „the Beauty and the Beast“

2019 Galerie Kunst2, Heidelberg, „Vom Fliegen“

2018 Leslie Curran Gallery, St.Petersburg, Florida, USA, „passionate“

2017 Galerie Kunst2, Heidelberg, „umbenannt“

2016 Leslie Curran Gallery, St.Petersburg, Florida,USA, „Albums“

2015 Galerie Kunst2, Heidelberg, D, „past perfect“

2014 Galerie Mäder, Basel, ‚scottish orange‘

2013 Galerie Kunst2, Heidelberg, D ‚ „Gefundene Bilder“

2011 Galerie Mäder, Basel, „trouvailles“

Ausstellungsbeteiligungen

2025 Art Karlsruhe, Galerie Stefanie Boos, Heidelberg

2024 „good times“, 20 Jahre Galerie Stefanie Boos, Heidelberg

2024 Volta Art Fair Basel, Galerie Katapult, Basel

2024 Galerie Katapult, Basel

2020–2024 Art Karlsruhe, Galerie Stefanie Boos, Heidelberg

2022 „Fresh Legs“, Inselgalerie Berlin

2022 „Neue Kollektion – Kunst hier und jetzt“, Kunstmuseum des Kantons Thurgau, Kartause Ittingen

2020 „Pinsel, Pixel und Pailetten – Neue Malerei“, Kunstmuseum des Kantons Thurgau, Kartause Ittingen

2020 „Geiler Block“, Leila Bock, Arbon

2018 „Neue Kollektion, die Sammlung wächst“, Kunstmuseum des Kantons Thurgau

2017–2019 Positions Art Fair, Berlin, Kunst2 Heidelberg

Seit 2017 Art Karlsruhe, Kunst2/Galerie Stefanie Boos, Heidelberg

2016 „Werkschau Thurgau“, Galerie Adrian Bleisch, Arbon

Seit 2013 Art Karlsruhe, Galerie Mäder und Kunst2, Heidelberg

2013 „Eingriffe: Konstruktion/Destruktion“, Widmer + Theodoridis contemporary, Zürich

2010 Galerie M. Ziegelmüller, Vinelz, „Frauen und figurative Malerei“

Ankäufe

2022 Ankauf Universitäre Psychiatrische Kliniken Basel

2022 Ankauf Porträt-Sammlung Jürg Ganz, Frauenfeld

2021 Ankauf Kunstverein Frauenfeld

2021 Ankäufe Sammlung Kunstmuseum Thurgau, Kartause Ittingen

2016 Ankauf Sammlung Kunstmuseum Thurgau, Kartause Ittingen

2015 Ankauf Universitäre Psychiatrische Kliniken Basel

Preise

2017 Förderbeitrag Esther Matossi Stiftung

Stipendien

2000 Atelierstipendium Cité des Arts, Paris, Kanton Basellandschaft

Galerievertretungen

D Galerie Stefanie Boos, Heidelberg, www.galeriestefanieboos.de

USA Articles Gallery, St.Petersburg, Florida, www.articlesstpete.com

CH

Galerie Katapult, Basel, www.galeriekatapult.ch

Galerie Mäder, Basel, 2011–2016

Aktuelle Ausstellung

Bis 10. August 2024

Volta Basel

Galerie Katapult, Basel

www.heikemueller.ch

Heike.mueller@gmx.ch #heikemuellerartist

Diener oder Ehrengast?

Die widersprüchliche Position des Hofkünstlers

Kunst und Geld, das war schon immer ein spannendes und ja, oft auch ziemlich schwieriges Kapitel: Da haben wir beispielsweise die Institution des Hofkünstlers, ein Phänomen, das die europäische Kunstwelt lange prägte. Vom Beginn der Renaissance bis zum frühen 19. Jahrhundert ist der Hofkünstler eine ganz spezifische Form der Kunstpatronage – mit Risiken und Nebenwirkungen. In seiner Gestalt bildet sich ein massiver Wandel in der gesellschaftlichen Auffassung und Definition des Künstlers ab.

Handwerker und Künstler

Lief man etwa um 1400 durch die Straßen irgendeiner Stadt in Oberitalien, so passierte man rechts und links zahllose „botteghe“, Werkstätten, zumeist in den Erdgeschossen der Häuser, die sich in dunkle Tiefen erstreckten. Bäcker gab es da beispielsweise, Waffenschmiede, Löffelschnitzer und natürlich auch Maler. Aber halt, was ist eigentlich ein Maler? Ist das nun einer, der Haustüren und Fassaden anstreicht zwecks Wetterschutz und Verschönerung – oder ist es jemand, der ein Gemälde produziert? Unsere Sprache hat für beide Tätigkeiten bis heute den Oberbegriff „Maler“: Tatsächlich ist ja das eine wie das andere ganz zweifellos

eine handwerkliche Tätigkeit. Für ein Handwerk, jedes Handwerk, gibt es bestimmte Verfahren, Methoden, Regeln, die sich mit der Zeit herausgebildet (und mit den sich entwickelnden Werkstoffen auch langsam verändert) haben. Genau diese stofflichen Aspekte der malerischen Tätigkeit, ihre Mühe und Tücken, finden noch mannigfache Würdigung in den 1550/68 erschienenen Vite, den Künstlerbiografien des Giorgio Vasari. Der nachmals berühmte „Vater der Kunstgeschichte“ aber ist einer dramatischen Veränderung in der Wahrnehmung des Künstlers auf der Spur. Denn die handwerklichen Tätigkeiten waren in den Städten von den Zünften organisiert, welche die besagten Verfahren, die Ausbildung und Zulassung neuer Mitglieder kontrollierten: Ziel war eine Kontrolle des Marktes in Hinsicht auf das Produkt wie auch die Anzahl der Anbieter. Und natürlich wurde so auch der Preis geregelt: ein zunftmäßiges, mithin regelgerechtes Erzeugnis zum allgemein üblichen Preis, Absicherung für Produzent wie Käufer.

Aber: Der Maler eines Bildes im 14. Jahrhundert galt noch nicht als „artista“, noch nicht als Künstler in unserem heutigen Sinne des Wortes; das Wort war nicht gebräuchlich. Malerei und Bildhauerei gehörten, so befremdlich das klingen mag, nicht zu den

[1] Sandro Botticelli, Die Verleumdung des Apelles, ca. 1496/97, Tempera auf Holz, 62 x 91 cm, Florenz, Galleria degli Uffizi, Foto: Wikimedia Commons.

Neben den Stadtrepubliken wie Florenz und Venedig gibt es im Italien der Renaissance eine große Anzahl feudaler Herrschaften mit entsprechenden Höfen: so die Visconti und später die Sforza im Herzogtum Mailand, die Montefeltro in Urbino, die Este in Modena und die regionalen Königreiche von Neapel und Sizilien. In gewisser Hinsicht bildet auch der Kirchenstaat einen Hof, einen geistlichen. Eine Ebene darunter gibt es zahlreiche Fürstentümer und Grafschaften. Die Auswahl für einen interessierten Künstler ist groß – genau das beschleunigt die Entwicklung hin zum Hof.

„artes liberales“, den freien Künsten – und zwar wegen der handwerklichen Dimension. Auch in der Antike war der artifex noch nicht vom Handwerker geschieden. Die Maler und Bildhauer aber suchten seit Beginn der Renaissance eine höhere gesellschaftliche Positionierung, bei der nicht nur Prestige winkt, sondern, ebenso interessant, auch die Möglichkeit der freien Preisgestaltung. Für all das war im oftmals als Zwangskorsett wahrgenommenen Regelwerk der Zünfte kein Platz. Eine Alternative war der Weg von der Stadt – an den Hof. Es mag zunächst befremdlich klingen, sich freiwillig aus der doch immerhin relativen Selbstständigkeit in das dichtgewebte Abhängigkeitssystem eines fürstlichen Hofes mit all seinen Intrigen zu begeben, wo der Künstler schlimmstenfalls am Tisch ganz unten bei den Dienstboten landen konnte. Doch: Wir werden sehen!

Chancen am Hof

Neben den Stadtrepubliken wie Florenz und Venedig gibt es im Italien der Renaissance eine große Anzahl feudaler Herrschaften mit entsprechenden Höfen: so die Visconti und später die Sforza im Herzogtum Mailand, die Montefeltro in Urbino, die Este in Modena und die regionalen Königreiche von Neapel und Sizilien. Dazu kommen zahlreiche Fürstentümer und Grafschaften. In gewisser Hinsicht bildet auch der Kirchenstaat einen Hof, einen geistlichen. Die Auswahl für einen interessierten Künstler ist groß – genau das beschleunigt die Entwicklung hin zum Hof. Denn im königlosen Italien sind all die – oft bis zur militärischen Konfrontation – im Clinch liegenden Feudalstaaten auf Legitimation aus. Die erwächst vor allem auch aus dem bewussten Einsatz spezifisch höfischer Repräsentationstechniken. Genau an dieser Stelle haben Künstler und Architekten viel zu bieten, ist es doch eine Zeit dramatischer Innovationen in Malerei, Plastik und Baukunst, für die Namen wie Masaccio, Brunelleschi, Donatello und Mantegna stehen können. Förmliche Anwerbungskampagnen geben sich Mühe, interessante Kandidaten an die Höfe zu locken.

„In der höfischen Position gewinnt der Künstler diejenigen Qualitäten, die ihn den handwerkli-

chen Bestimmungen und sozialen Zuordnungen der Zünfte entrücken: Am Hofe ist der Künstler nicht nur zunftfrei, sondern dort leistet er auch erst den Tugenddienst, der seine (…) Nobilitierung möglich macht.“ So bringt es der Kunsthistoriker Martin Warnke auf den Punkt in seiner 1985 erschienenen und für unser Thema bahnbrechenden Monografie „Hofkünstler. Zur Vorgeschichte des modernen Künstlers“.1 Die „Hoffreiheit“ beendet für die Künstler die „bürgerlichen Beschwerden“: Damit sind Beschränkungen gemeint, was den Inhalt der künstlerischen Arbeit selbst angeht, aber auch die Anzahl der Mitarbeiter, die zu beschäftigen

[2] Jacopo Zucchi (zugeschrieben), Porträt Giorgio Vasari, Öl auf Holz, 100, 5 x 80 cm, Florenz, Galleria degli Uffizi; Foto: IanDagnall Computing / Alamy Stock Foto.

zulässig ist. Und, hochattraktiv, die Hofexistenz verspricht die Entlassung aus der stadtbürgerlichen Steuerpflicht! Die Höfe schaffen somit die materiellen und rechtlichen Vorbedingungen, die handwerklich-zünftigen Normen überhaupt auszuhebeln. In der italienischen Renaissance markieren Leon Battista Alberti in seiner Abhandlung „De Pictura“ (1435/36) und ein Jahrhundert später der bereits erwähnte Vasari [2] in seinen „Vite“ die Ablösung der Künste vom Handwerk – nicht nur im Sinne einer Faktenfeststellung. Sie untermauern diese Entwicklung vielmehr theoretisch. Es ist dies die einzige Möglichkeit, den Künsten in [3]

all ihrer (letztlich unvermeidlichen) Handwerklichkeit den Rang einer geistigen Tätigkeit zu verschaffen. Also werden die Nähe zur Literatur und zum philosophischen Denken betont, Kategorien wie Bildung und Erfindungskraft: Die „inventio“ entwickelt sich zur künstlerischen Kernkompetenz. Dazu gehört eine aktive, dem Neuen aufgeschlossene Rezeptionskultur an den Höfen. Die persönliche Beziehung des Künstlers zum Herrscher macht es jedem anschaulich, dass Künstler ganz besondere Menschen sind. Fürst und Künstler, sie werden sozusagen ein Team: Die Herrscher machen bestimmte Künstler zu besonders privilegierten Mitgliedern ihrer Höfe aufgrund eines engen Verhältnisses, bei dem ästhetisches Zusammenklingen oder gegenseitige Sympathie eine Rolle spielen. So sollte die Beziehung etwa zwischen Kaiser Karl V. [4] und Tizian [3] legendär werden: Der Habsburger erhob Tizian (und seine Kinder) 1533 in den Adelsstand und machte ihn zu seinem Hofmaler.

Nun aber zur heiklen Frage nach dem Geld: Wenn ich jemanden so sehr schätze, wie wir eben gesehen haben, wie kann man da noch an Entlohnung denken? Gar an schnöden Stücklohn, wie ihn die zunftgebundenen Maler erhielten? Die Lösung dieses Problems ist, für unsere Perspektive jedenfalls, eigenwillig: Die Künstler bekommen keinen eigentlichen Lohn, kein Gehalt im Sinne eines Entgelts für eine bestimmte zu erbringende Leistung. Das Gehalt des bestallten Hofkünstlers gilt vielmehr die feudale Fürsorgepflicht des Fürsten gegenüber dem ihm durch Eid verpflichteten Diener ab; eine Diät, wodurch man den Dienst am Hof als eine Art Ehrendienst auffassen kann. Manchmal werden feste Sätze vereinbart, zuweilen wird nur punktuell „aus Gnaden“ gezahlt und gelegentlich auch gar nicht (wenn zum Beispiel die herrscherliche Kasse von kostspieligen Kriegszügen gestresst ist). Eine Sicherung des Lebensunterhaltes allerdings ist mit der Aufnahme in die Hoffamilie in der Regel gewährleistet: neben der geldlichen Zahlung, bevorzugt durch die Sachzuwendung, etwa die angemessene Wohnung im Schlossbereich. Oder auch außerhalb, wie etwa bei Mantegna in Diensten der Gonzaga in Mantua [5].

Foto: Wikimedia Commons.

Tizian, Selbstporträt, um 1562, Öl auf Leinwand, 86 x 65 cm, Madrid, Museo del Prado,

Dazu kommt die Stellung von standesgemäßer Kleidung. Dies ist wichtig, weil auch ohne feste Kleiderordnung der Hofetikette alle Hofangehörigen doch stets als sozusagen stumme Botschafter zu fungieren haben. Manche Hofkünstler werden zudem regelrecht mit diplomatischen Diensten beauftragt, so etwa Peter Paul Rubens [6], der neun Monate am spanischen Königshof Philipps IV. in Madrid weilte und dort natürlich den Hofmaler Diego Velázquez [7] traf. Es wird in jedem Falle nicht gespart: „ein Sommer und winther Hoffklaitt aus unserer Schneiderey jerlich die Zeit seins lebenns“, so hören wir aus Gotha, um einmal ein deutsches Beispiel zu zitieren.2 Aber damit nicht genug: Zum würdigen Auftritt gehört natürlich auch ein schmuckes Pferd, eine Kutsche nebst zugehörigem Personal, Pisanello bekommt gar 1441 ein Schiff zur Verfügung gestellt.

Verglichen mit anderen Angehörigen des Hofes zeigte sich die Sonderrolle des Künstlers mannigfach, denn natürlich benötigt er einen angemessenen Arbeitsraum. Das ist nicht ohne: Irgendeine abgelegene Remise tut es da keineswegs, denn der Künstler soll hier ja schließlich einer seiner wichtigsten Aufgaben nachgehen, und das ist das Porträtieren der Standespersonen: solche aus dem Haus selbst, aber ebenso hohe Gäste von auswärts. Zu diesem Zwecke hält man im Vatikanischen Palast (im Belvedere) eigene Gästewohnungen für Künstler vor, da sie, der Schicklichkeit halber, schlecht mit dem Papst unter einem Dach wohnen können. Und begleitenden Malern, Bildhauern und Kunsthandwerkern aus der Entourage ausländischer Regenten lässt Henri IV. in den Pariser Tuilerien schicke Künstlerwohnungen und Gastateliers einrichten.

Aber hat der Hofkünstler auch ein Anrecht, „sein speis auf wolgefallen bei ainer officiertafel“3 zu genießen, so liegen ihm doch zuweilen die erlesensten Speisen schwer im Magen. Denn, kein Wunder bei dergleichen (scheinbarem) „money for nothing“, wie Gitarrist und Sänger Mark Knopfler das üppige Künstlerleben viel später selbstironisch beschwört, da gibt es auch Probleme. Zahllos sind die Geschichten, die von Neid und Missgunst unterer Hofchargen

[4] Tizian, Bildnis Kaiser Karls V. im Lehnstuhl, 1548, Öl auf Leinwand, 204,5 x 122 cm, München, Bayerische Staatsgemäldesammlungen, Alte Pinakothek, Foto: incamerastock / Alamy Stock Foto.

Das Haus von Andrea Mantegna in Mantua ist heute in kommunalem Besitz. Es wurde

1476 vom Künstler persönlich entworfen; das Grundstück wurde ihm wohl von den Gonzaga überlassen. Heute

dient es als Kunstzentrum für Ausstellungen und Forschung.

gegen den bestallten Künstler und seine privilegierte Sonderrolle berichten. Gerade die Nähe zum Herrscher macht anfällig für üble Nachrede und Verleumdung – eine kleine Bemerkung kann, dramatisch zugespitzt, dem Fürsten hinterbracht werden. Auffällig, wie viele auf Künstler bezogene Verleumdungsallegorien in dieser Zeit entstehen – noch heute bekannt ist die Verleumdung des Apelles von Botticelli [1]. Da bleibt nur die Hoffnung, dass die Zeit die Wahrheit an das Licht bringt: In diese Kerbe schlägt auch Gianlorenzo Berninis Allegorie der triumphierenden Verità [8] (Galleria Borghese, Rom), mit der er seine (zeitweilige) Verbannung aus der päpstlichen Gunst kompensatorisch aufarbeitet.

Geist und Geld

„Der Anteil der Künste an der sichtbaren Erscheinung fürstlicher Aura, die privilegierte Nähe des Künstlers zum Herrscher hat den Eindruck von einer ‚höheren‘, aus besonderen Gnaden gewährten, [5]

mit universaler Kompetenz begabten Tätigkeitsform hervorgerufen und festgelegt.“4 Dass diese Einschätzung nicht überall auf Gegenliebe stößt, verwundert wenig. Höfe sind dynamische Netzwerke von Hierarchien, Konkurrenzen und Intrigen (und oft veritable Minenfelder): Für die Künstler gilt noch weit mehr als für die sonstigen hervorgehobenen Hofämter, was ihr Verhältnis zur Schar von regulären Hofbeamten angeht: „Wer einen gnedigen herren hat, der kriegt einen ungnedigen hof“.5 Schikanen gehören zum Hofleben, aber selbst die wohl gelegentlich auch erlebte (oder erlittene) Verbannung des Künstlers ans untere Ende der Tafel ändert nichts an der Attraktivität der Stellung.

Aber nun zu den im Hofdienst entstehenden Werken eines Bildhauers oder Malers, denn natürlich ist der Herrscher letztlich natürlich auch konkret interessiert an glanzvollen Gemälden und eindrucksvollen Bildnissen von der Hand seines Hofkünstlers. Wie wird deren Bezahlung geregelt? Grundsätzlich ist ja, wie wir gesehen haben, das Gehalt kein eigentliches Arbeitsentgelt, sondern Anerkennung für moralisch-geistige Qualitäten

Casa del Mantegna, Mantua , Foto: Sergio Delle Vedove / Alamy Stock Foto.

und die im feudalen Gefälle verankerte Dienstbereitschaft des Betreffenden. Es wird also nicht für eine tatsächliche, sondern für eine potenziell erbringbare Leistung gezahlt. Oder, wie Warnke dieses Konstrukt beschreibt: „Die Provision entschädigte (…) die Dienstbereitschaft einer Person, die über bestimmte Fähigkeiten verfügte. Bei einem Koch, einem Schneider oder Schuster konnte vorausgesetzt werden, dass sie ihre Fähigkeiten tagtäglich praktisch unter Beweis stellten. Für Künstler aber gab es keine regelmäßig anfallende, unabdingbare Aufgabenstellung. Wenn sie dennoch eine Provision erhielten, dann konnten

sie sich nur in einem promissorischen Sinn (als Versprechen; DB) verpflichtet fühlen: Sie hielten ihre Fähigkeit zur Verfügung für den Fall, dass sie gebraucht würde.“6

Der Rahmen ist in der Tat recht locker, da der Künstler nicht vertraglich zu bestimmten, genau umrissenen Arbeiten verpflichtet, ja in der Regel nicht einmal gehalten ist, eine bestimmte Zeit am Hof präsent zu sein. Die grundsätzliche natürliche Begabung ist unabhängig von der praktischen Umsetzung zu honorieren. Denn die „virtus“, wozu auch die künstlerische Sonderfertigkeit zählt,

[6]
[6] Peter Paul Rubens, Selbstporträt, 1623, Öl auf Holz, 85,7 x 62,2 cm, London, Buckingham Palace, Picture Gallery., Foto: Royal Collection Trust
[7] Diego Velázquez, Selbstporträt, ca. 1650, Öl auf Leinwand, 45 x 38 cm, Valencia, Museu de Belles Artes de Valencia, Foto: Wikimedia Commons.
[7]

zu fördern ist unabweisliche Standespflicht für den Feudalherren. Diese ist sozusagen spiegelbildlich zum verpflichtenden Treueverhältnis zum Fürsten, demzufolge der Künstler, der es eingeht, „nach seinem besten verstande und warnungen, vleissig und untertheniglich“7 die anfallende Aufgabe erledigt. Wie die toskanischen Humanisten vor ihnen, so schaffen es beispielsweise Künstler wie Dürer, Tizian und Rubens, in den Genuss ähnlicher Pfründen und Provisionen zu kommen, auch ohne gegenüber dem Hof präsenz- und dienstpflichtig zu sein. Ein Nachteil dieser Tugendförderung ist allerdings ihr persönlicher Charakter, will sagen: Die Zahlungen werden hinfällig beim Tod des Herrschers. Albrecht Dürer muss sich daher 1519, beim Tod seines Chefförderers Maximilian I., samt Ehefrau und Magd von Nürnberg aufmachen nach Antwerpen, um vom Nachfolger eine Fortsetzung zu erhalten.

Aber wie sieht es finanziell aus, wenn irgendwann die künstlerische Fähigkeit konkret geworden ist, also die Farbe auf die Leinwand gebracht, der Marmor in Form geschlagen ist? Für einen nicht der Leistung halber honorierten Hofmaler gibt es da keine Frage, er übergibt das Werk dem Herrscher – als Geschenk. Und was folgt daraus? Richtig, ein Gegengeschenk! Der Witz aber ist auf beiden Seiten, dass das Tauschverhältnis – und als solches muss man es ja nun nüchtern schon bezeichnen – niemals exakt quantitativ definiert, sondern dem jeweiligen Ermessen anheimgestellt ist. Für einen Fürsten, der auf sich hält, ist bei der (erwarteten) Gegengabe „Liberalität“ gefragt.

Das Verfahren hat seine Tücken, wie der Gesandte des Herzogs von Urbino zu seinem Verdruss feststellen muss, als er 1593 bei Federico Zuccari den Preis für ein im Auftrag entstandenes Gemälde herausfinden soll. Er klagt seinem Chef: „Von einem Preis will er gar nichts wissen, indem er sagt, er mache es auf Euren Auftrag hin und damit für einen Freund, was das gleiche sei, wie wenn er es für sich selbst mache. Deshalb werde er die kleinste Verbindlichkeit, mit der Ihr ihn beschenken wolltet, immer für den höchsten Preis erachten. Ich weiß aber aus tausendfacher Erfahrung, dass solcherart Verbind-

[8] Gianlorenzo Bernini, Die von der Zeit enthüllte Wahrheit / La verità svelata dal tempo, Rom, Galleria Borghese, Foto: M.J. Daviduik / Alamy Stock Foto.

Hofkünstler waren von den Zwängen der Zünfte befreit und nur ihrem Dienstherrn verpflichtet. Oft waren sie wahre Intendanten, die die Ausführung ihrer Projekte durch andere Maler und Bildhauer, Stuckateure und Vergolder überwachten.

lichkeiten kostspieliger sind als die höchsten Preise. Ich habe mich nach Kräften bemüht, ihm einen Preis zu entlocken, doch bisher ohne Erfolg.“8 Die scheinbare Bescheidenheit erweist sich als raffiniertes Mittel, den Preis zu steigern, weil Freigebigkeit zu den zentralen fürstlichen Tugenden zählt. Die Preisbestimmung hat hier endgültig die übliche Kalkulation verlassen, um den unwägbaren Wertvergleich der beteiligten Handelssubjekte an ihre Stelle zu setzen. Indem ein Kunstwerk als geistiges Produkt aufgefasst wird, kann der Künstler es sich nach seinem Ruf bezahlen lassen.

Zukunftsträchtig

Hier werden die Grundlagen der Mechanismen des modernen Kunstmarkts gelegt. Eine aktuelle Illustration: Als dieser Tage ein kleines Gemälde, bislang dem Umkreis Rembrandts zugeschrieben, von Experten in den Status der Eigenhändigkeit erhoben wurde, sprang das Auktionsergebnis gegenüber einem erst zwei Jahre zurückliegenden Verkauf genau dieses Bildes von 860.000 auf gut 14 Millionen Euro: Kunst ist das wert, was dem Käufer als Preis angemessen erscheint …

Noch in anderer Hinsicht ist die Institution Hofkünstler enorm folgenreich. Unter bürgerlichen Bedingungen kontrollierten die Zünfte auch die Zahl der Mitarbeiter, die einem Zunftmitglied zugestanden wurde, und damit die zulässige Betriebsgröße. Die Hofkünstler aber sind ausgenommen von dieser (wie so mancher anderen) Regelung. Ganz andere Möglichkeiten also: Der Hofkünstler kann die Stellung eines förmlichen Kunstintendanten erlangen; besonders gilt das für die benachbarte (und damit zuweilen sich überschneidende) Position des Hofbaumeisters. Um die bauliche Infrastruktur oder auch nur die Ausschmückung eines neuen Palastes im Griff zu haben, sind umfassende fachliche und planerische Kompetenzen unabdingbar. Eine Bestallungurkunde fordert denn auch, dass der zu ernennende Hofkünstler „sich zu allerlei Kunstarbeit, mit Bildhauen, Malen und Conterfeyen, Steinentisch, Credentz von Alabaster, Ordinantz von Gebäuden, Inventionen von Triumphen, Mummereien und dergleichen gebrauchen lasse“. Der junge Leonardo betont in seiner Bewerbung beim Mailänder Hof, dass er, ganz abgesehen von seinem Können als Militäringenieur, beliebige öffentliche und private Bauten errichten könne, selbstredend den Wasserbau beherrsche und sowieso in der Bearbeitung von Marmor, Erz und Ton exzelliere … 9 Aber es ist klar, dass in der Regel kein einzelner Maler, Bildhauer oder Architekt so weitreichende Aufgaben allein (oder gar eigenhändig) bewältigen kann. Letztlich führt kein Weg vorbei an der Notwendigkeit größerer Teams und der Hinzunahme von Spezialisten. Paradebeispiel eines strahlend erfolgreichen Intendanten ist natürlich Bernini am päpstlichen Hof Urbans VIII. und später Alexanders VII. Aber mitunter wird es manchem doch zu viel: Poussin zieht sich genervt vom französischen Hof wieder zurück.

Der Hofkünstler eines größeren Hofes muss also zwangsläufig das Kommando haben über Scharen von Unterkünstlern, Malern, Stuckateuren oder Vergoldern. Das Instrument seiner Herrschaft über den Apparat ist – die Zeichnung. Denn mit ihr können bis ins Detail Projekte zusammenhängend geplant, kann die erkennbare persönliche Handschrift durchgesetzt werden. Es passt bestens ins Konzept der Neubewertung der Künste, dass diese nun gerade über das „disegno“ den Rang geistiger Tätigkeit gewinnen.

Es geht aber nicht immer nur um den Geist: Das Aussehen spielt bekanntlich bei der Partnerwahl eine entscheidende Rolle. Schon lange vor Plattformen wie Tinder wussten die Hofkünstler um die Macht des Bildes: So gehörte auch die „Brautaufnahme“ zu ihrem Aufgabenbereich. Eine heikle Sache allerdings, denn ein (zu sehr) geschöntes Porträt konnte für herbe Enttäuschung sorgen beim ersten Live Date – und dann war es möglicherweise schon zu spät, weil die höfische Vermählungsmaschinerie schon in Gang gekommen war. Der „Conterfetter“ hatte also eine Vertrauensfunktion – und sah sich im (Ent-)täuschungsfall auch schon mal dem Vorwurf der Bestechlichkeit ausgesetzt.

Der Hofkünstler ist souverän und abhängig zugleich, ist Stargast und Domestik – eine ziemlich durchwachsene Sache also, die Stellung! Aber schließen wir mit einem Feudalherren, dem es offenbar wirklich ernst ist mit der Liebe zur Kunst: Der pfälzische Kurfürst Johann Wilhelm schmäht seine Räte, die gegen den Hofkünstler Gabriel Grupello „Chicanen“ einfädeln, „weillen sie solche schöne Sachen nicht verstehen und ein Hauffen Esell und Idioten seindt, welche lieber den ganzen Tag sauffen, spiehlen und tabaccieren, alss sich auff sölche tugendliche undt schöne Wissenschaften zu begeben.“ Und um die Sache wirklich ein für alle Mal klar zu stellen: „Mein liebster HoffCantzler, wohl wisset, dass solche grosse Künstler, wie der Chevalier Grupello und andere seindt, weith mehrers estimire undt vorziehe alss alle dergleichen Plackscheisser.“10 So sieht man das von Grupello geschaffene Reiterdenkmal des Fürsten in Düsseldorf [9] jetzt mit ganz anderen Augen.#

Dieter Begemann

1 Martin Warnke: Hofkünstler. Zur Vorgeschichte des modernen Künstlers, Köln (DuMont) 1985, S. 10. Darüber hinaus lesenswert: Francis Haskell, Patrons and Painters, Art and Society in Baroque Italy, Yale University Press, 1980.

2 Zit. nach Warnke, S. 165.

3 Ebda.

4 Ebda., S. 11.

5 Zit. n. ebda., S.155.

6 Ebda., S.172f.

7 Zit. n. ebda.

8 Zit. n. ebda., S. 195.

9 Zit. ebda., S. 225.

10 Zit. n. ebda. 184.

[9] Gabriel Grupello, Reiterstandbild des Kurfürsten Johann Wilhelm (Jan Wellem), Düsseldorf, Foto: thehague / iStock by Getty Images.

Kunst braucht Wertschätzung.

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On the road

Reise-Skizzenbücher bewahren Momentaufnahmen

Collagen der Erinnerung: Skizzenbücher und Carnets de Voyage erzählen eine Reise in Zeichnung und Malerei, in hingeworfenen Motiven und flüchtigen Eindrücken. Diese besonderen Bücher entfalten in ihrem privaten künstlerischen Blick eine besondere Magie: Sie stehen in ihrer Unmittelbarkeit ganz am Anfang der schöpferischen Aneignung von Eindrücken, von Fremdheit und Farben, lange bevor die Motive Eingang in die Ateliermalerei finden. Ein solches künstlerisches Reisebuch kann Skizzenbuch sein oder Tagebuch, es kann ein Album sein, das zwischen seinen Seiten Eintrittskarten, Quittungen oder schnelle Notizen auf gefundenen Papieren hütet. Gern ist es aber alles zugleich: ein Sammelsurium von Dingen, Ideen und Momentaufnahmen, dessen Bedeutung sich allein dem Erinnernden erschließt. Immer jedoch ist so ein Buch ein eindrucksvolles Vermächtnis einer Reise.

So sind etwa Eugène Delacroix‘ berühmte Skizzenhefte von seiner Reise nach Nordafrika ein faszinierendes Erfahrungsprotokoll mit Aquarellen, Zeichnungen, Skizzen und Notizen: Im Januar 1832 begab sich der Maler in Gefolgschaft des Diplomaten Charles de Mornay auf eine sechsmonatige Reise in den Orient, die sein

Leben und sein Werk fortan für immer veränderte. Der Künstler genoss Atmosphäre, Licht und Farben dieser ihm fremden Welt so sehr, dass er sich bis an das Ende seines Schaffens 1863 an den in seinem Reisejournal festgehaltenen Eindrücken inspirierte. Delacroix zeichnete Architekturdetails, Landschaften und vor allem immer wieder die Menschen in Momentaufnahmen von Begegnungen: Ihre Frisuren, ihren Schmuck und die Kleidung des Maghreb – und wenn die Zeit zum Kolorieren nicht ausreichte, versah er die Bleistiftskizzen mit den entsprechenden Farbvermerken. Nach Frankreich zurückgekehrt, malte er unter anderem sein einflussreiches Werk Die Frauen von Algier, das 1834 vollendet und ausgestellt wurde, und begann sein Buch „Souvenir d’un voyage dans le Maroc“, um von seinen Eindrücken zu berichten – es fand sich unvollendet in seinem Nachlass.

Ina Riepes zeitgenössische Impressionen aus Marokko auf dieser Seite entstanden in einem Skizzenbuch mit Seiten aus Kraftpapier, die mit ihrem warmen Braunton die typischen Farben atmosphärisch unterstreichen. Die Impressionen sind in Gouache und Rohrfeder mit brauner Tusche (rechte Seite) und in Aquarell ausgeführt.

Reise-Skizzenbücher sind unverzichtbare Begleiter – sei es für den kurzen Wochenendtrip oder die lang ersehnte große Tour. Anders als schnelle Handyfotos dokumentieren sie sorgfältig ausgewählte Motive, die mit Augen, Hand und Federstrich erfahren werden. Hier ist der Name gewissermaßen Programm: Das Italian Artists Journal bot sich natürlich für eine Reise nach Italien an – mit den entsprechenden Skizzen vom Leben, Alltag und Schönheit der quirligen, farbenfrohen Reisestationen und einem Bleistift-Porträt von Amedeo Modigliani.

Die hohe künstlerische Wertschätzung der Reisebücher spiegelt sich heute etwa in der Messe „Rendez-vous International du Carnet du Voyage“, die von der Vereinigung IFAV (Il Faut Aller Voir – „Man muss sehen gehen“) ins Leben gerufen wurde. Das künstlerische Rendez-vous findet seit mehr als 15 Jahren im französischen Clermont-Ferrand statt. Hier zeigen rund 100 internationale Künstler*innen ihre Reisetagebücher (in diesem Jahr vom 17. bis 19. November, https://rendezvous-carnetdevoyage.com/).

Auch bei einer Tour in England war ein Zeichenbuch im Gepäck: Es hütet Landschaftsimpressionen, Stadtansichten, dörfliche Szenen in einem typischen, kleinen Badeort, ausgeführt in Fineliner und Aquarell.

Ein Beispiel für einen gelungenen Mix aus Skizzenbuch und Carnet du Voyage, das auch zwischen den Seiten Erinnerungen bewahrt, findet sich auf den folgenden Seiten: Aquarellmalerei, Zeitungsausrisse und besondere Typografie erinnern an die Highlights einer Reise nach Spanien.#

Malerei, Realisation und Fotografie: Ina Riepe Text: Sabine Burbaum-Machert

Italian Artist's Journal

Das fadengeheftete Skizzenbuch wird in einer traditionellen Papiermanufaktur gefertigt. Auf dem elfenbeinfarbenen Ingres-Papier haften Pigmente besonders gut, daher ist es prädestiniert für Zeichnungen mit Kohle, Pastell und Bleistift.

90 g/m², 192 Seiten, in 2 Formaten

Skizzenbuch mit Kraftpapier

Die raue Seite des gerippten Kraftpapiers ist ideal für Bleistift- und Pastellzeichnungen, die glatte Seite lässt sich für Nasstechniken wie Tinte oder Gouache verwenden.

90 g/m², 120 Seiten, in 4 Formaten

Kleber

Artistico Postkarten-Block

Die Postkarten aus mattem Aquarellkarton mit rückseitigem Absender- und Empfängerfeld lassen sich künstlerisch gestalten und direkt versenden.

250 g/m², Block mit 40 Blatt

Der traditionsreiche Kleber mit dem unverwechselbaren Mandelduft wird seit den 20er-Jahren in unveränderter Zusammensetzung auf der Basis von Kartoffelstärke hergestellt.

In der 125 g-Aluminiumdose mit Pinsel

Kolintik Reiseaquarellpinsel

Runder Reiseaquarellpinsel mit synthetischem Kolintikhaar und vernickelter Metallhülse, die beim Transport als Schutzkappe oder Pinselverlängerung dient. In 4 Größen erhältlich

Christian von Grumbkow, 1946 geboren in Oberhausen, lebt und arbeitet in Wuppertal. www.grumbkow-colors.de

Materialfoto: Christian von Grumbkow

Porträtfoto: Martina Kast.Media

„BBeglückende

Fügung“

Christian von Grumbkows Malerei auf Holz

Nachdem ich bis 1990 ausschließlich auf Papier gearbeitet habe, nahm ich aufgrund eines tragischen Schicksalsschlags in meinem Umfeld einen radikalen, mir notwendig erscheinenden Paradigmenwechsel vor und wechselte zur ÖlMalerei. Zunächst auf Leinwand und auf schwerem Bütten-Karton. Und kurz darauf entdeckte ich, dass auch Holz ein ganz wunderbarer, sehr anregender Untergrund für meine Malerei sein kann.

Momentan arbeite ich wieder vermehrt auf vom Schreiner gebauten, großen Holzkästen oder –bei den kleinen Formaten – benutze ich auch sehr gerne die flacheren Casani-Holzkörper. Die feine Maserung inspiriert meine „abstrakten Landschaften“.

Bei der kürzlich ausgelaufenen Ausstellung auf Norderney („Wasser & Licht“, bis 23.06.2024 in der Orangerie / Kurtheater) erfreuten sich die auf Holz gemalten Bilder besonderer Beachtung, weil Thematik und das Material wohl eine überzeugende Symbiose eingegangen sind.

Denn: Die Holzoberfläche bietet für meine Herangehensweise einen idealen Untergrund. Zunächst behandele ich die Fläche mit Malmittel, damit die Maserung betont wird. Dann verteile ich Pigmente und reibe sie in die feuchte, ölige Fläche so ein, dass es den Elementen Luft oder Wasser weitgehend entspricht. Die eigentlich generell organisch-rhythmische Holzstruktur bildet – wenn man sie lässt wie sie ist – entweder wolkenartige Gebilde oder erinnert an vom Wasser gebildete Ufersituationen. Mit einem elastischen Alu-Spachtel trage ich dann zusätzlich dickere Schichten Ölfarben, meist im „HorizontBereich“ auf. Teilweise werden die glatten Flächen mit einem Kammspachtel aufgebrochen …

Die so entstandene Spannung zwischen monochromen, die Maserung sichtbar lassenden und opaken Anteilen im Bild ist für mich eine beglückende Fügung und inzwischen auch ein erfolgreiches Alleinstellungsmerkmal.#

Christian von Grumbkow

Ausstellungsansicht „Wasser & Licht“, in der Orangerie im Konversationshaus von Norderney, 2024, Öl auf boesner Casani-Holzkörper, 40 x 80 cm, Foto: Detlef Hoch.

„Und gab dem Reh einen ganz kleinen Stips …“

Gips in der Kunst*

Gips dient von alters her als Malgrund, denn er lässt sich in seiner flüssigen Form leicht auf Wände auftragen und so glätten, dass eine plane Malfläche entsteht.

*H.L. zum 75. Geburtstag zugeeignet.

Gips ist ein Material, das seit alters her in Gebrauch ist, das in der Natur vorkommt, als Baumaterial dient, in der Medizin eingesetzt wird – und in der Kunst vielfältigste Verwendung findet. Das deutet sich schon in dem Gedicht „Im Park“ von Joachim Ringelnatz (1883–1934) an, das von einem kleinen Reh in einem Park handelt – einer täuschend echt aussehenden Gipsfigur.1

Gips wird seit Tausenden von Jahren verwendet. Vor etwa 9.000 Jahren wurden in Çatalhöyük, einer der ersten Großsiedlungen der Welt in der heutigen Türkei, damit die Wände verputzt, um Malereien darauf anbringen zu können.

Gips diente seither (oder schon davor?) als Malgrund, denn er lässt sich in seiner flüssigen Form leicht auf Wände auftragen und so glätten, dass eine plane Malfläche entsteht. Außerdem bietet er einen rein weißen Untergrund. Und so besteht der Malgrund nicht nur bei der berühmten Büste der Nofretete2 aus Gips, sondern auch in den ägyptischen Grabkammern. Berühmt ist das Grab des altägyptischen Beamten Nacht und seiner Frau Taui mit erhaltenen Wandmalereien. Die Grabkammer ist in porösen und brüchigen Kalkstein geschlagen. Um die Wände zu glätten, wurde erst eine Lehm-Häcksel-Schicht aufgebracht, dann eine Gips-Mörtel-Schicht und zum Schluss eine dünne Gipsschicht. Auf diesen glatten Malgrund kamen nach einem weißen Anstrich die Bilder.

Man sieht Nacht mit seiner Frau, wie sie Opfergaben bringen, Szenen aus dem Getreideanbau, die Jagd im Papyrusdickicht, den Vogelfang, die Kelterung von Trauben und verschiedene Szenen vom Schönen Fest vom Wüstental, darunter drei Musikerinnen, die Harfe, Laute und Flöte spielen [1]. Diese Malereien mögen etwa 3.500 Jahre alt sein und auch wenn sie sich nicht komplett erhalten haben, so ist es doch erstaunlich, welch umfassendes Bild des Lebens im Alten Ägypten sie liefern.

[1] Musikerinnengruppe, Detail aus Das schöne Fest vom Wüstental, in: Grab des Nacht, um 1400 v.u.Z., Wandmalerei auf Gipsgrund, Theben-West, Nekropole (TT52), Foto: Wikimedia Commons.

Wie der Gips als Malgrund zu verwenden ist, hat der Maler Cennino Cennini um 1400 in einem Traktat beschrieben, das in mehreren Abschriften bekannt ist. Weder die Lebensdaten von Cennini sind überliefert, noch gesicherte Werke, sein Traktat über die Malerei jedoch ist eine wichtige Quelle über die damals bekannten Maltechniken.

In diesem „Buch von der Kunst“3 beschreibt Cennini ausführlich, wie man Holztafeln und Leinwände mit Gips grundiert. Auf die Holztafel kommt erst grober Gips aus Volterra, der heute allgemein als Alabastergips bezeichnet und nach wie vor als Grundierungsmittel benutzt wird. Der anschließend aufgetragene feine Gips wird länger gereinigt und dadurch „weich wie Seide“ (S. 74). Nach weiteren längeren Prozeduren ist er dann „wie Elfenbein hergerichtet“ (S. 77). Nun kann man mit der Unterzeichnung beginnen. Ein Beispiel für eine Tafelmalerei auf Gipsgrund ist die Auferstehung Christi von Garofalo von 1520, die von einem Restaurator*innenteam genaustens untersucht wurde [2].4

Interessant sind die Ausführungen von Cennini nicht nur für Forschende, sei es im Bereich der Kunstgeschichte oder der Restaurierung, interessant sind sie offensichtlich auch für Fälscher, denn Eric Hebborn (1928–1996) beschäftigt sich in seinem Buch „Kunstfälschers Handbuch“5 ebenfalls ausführlich mit der Gipsgrundierung und zitiert dabei Cennini, damit auch die Fälscher wissen, wie man historisch richtig den Gipsgrund aufträgt.

Cennini beschrieb in seinem Traktat auch, wie man Mensch und Tier in Gips abformen kann und gab dabei zu bedenken „dass der, welchen du abgiessest, von hohem Rang sein kann, also ein Signore, König, Pabst, Kaiser, daher reibe den Gyps blos mit lauem Rosenwasser, bei andern Personen genügt ein jedes Quell-, Brunnen- oder Flusswasser, welches lau ist.“ (S. 132/133). Die Technik der Abformung war auch schon in der Antike verwendet worden: Angeblich war der Erzgießer Lysistratos aus dem späten 4. Jahrhundert v.u.Z. der erste, der Gipsabdrücke von den Gesichtern lebender Personen abgenommen hatte, um diese dann mit Wachs auszugießen und anschließend Bronzen daraus herzustellen.

(1869–1928), der eine große Sammlung an Erinnerungsstücken von Musiker*innen und Schauspieler*innen angelegt hatte, darunter auch Totenmasken.6

Gipsabdrücke von Gesichtern der Lebenden, aber auch von Toten, kannte man also bereits seit der Antike. Doch erst im 18. Jahrhundert gewann vor allem die Totenmaske an Popularität. Sie garantierte eine Authentizität, die auf keine andere Art und Weise gegeben war. Und so kennen wir die Totenmasken zahlreicher wichtiger Persönlichkeiten. Andere, die nicht den Bekanntheitsgrad eines Johann Wolfgang von Goethe (1749–1832) oder Ludwig van Beethoven (1770–1827) hatten, verfügten aber auch, dass von ihnen Totenmasken abgenommen werden sollten. Zu ihnen gehörte der Frankfurter Weinhändler Friedrich Nicolas Manskopf [2] Benvenuto Tisi, genannt Il Garofalo (1481–1559), Die Auferstehung Christi, 1520,

Nach Erfindung der Gipsbinde Mitte des 19. Jahrhunderts für medizinische Zwecke fand diese sehr schnell Eingang in die Bildende Kunst, eben auch, weil die Abformung von Gesichtern oder anderen Körperteilen damit viel leichter möglich war. Berühmt geworden sind die Figuren des US-amerikanischen Künstlers George Segal (1924–2000), mit Gipsbinden abgeformt vom lebenden Modell, die wirken, als wären sie vom Erstarren ihres

Holz, 314 x 181 cm, Wien, Kunsthistorisches Museum, Foto: Peter Horree / Alamy Stock Foto.

Materials überrascht worden. Werden sie im Außenbereich aufgestellt, bestehen sie natürlich nicht mehr aus Gipsbinden. Die Figurengruppe Gay Liberation (Denkmal für Homosexuelle) von 1992, die an die schweren Ausschreitungen der Polizei von 1969 erinnert, die in einem Lokal in der New Yorker Christopher Street begannen, ist zwar in Bronze gegossen, jedoch weiß getüncht [3]. Die Strukturen der Gipsbinden sind auch noch erkennbar. George Segal selbst sagte in einem Gespräch 1976, dass er den Gips deshalb liebe, weil er völlig charakterlos sei.7

Aus demselben Grund wurden Abgüsse von Skulpturen Anfang des 20. Jahrhunderts abgelehnt und verächtlich „Gipse“ genannt. Solche „Gipse“ gab es bereits im 16. Jahrhundert, als König Franz I. von Frankreich nach den Schätzen verlangte, die sich im Belvedere-Hof des Vatikan-Palastes befanden, allen voran die 1506 gefundene Laokoongruppe. Doch wurden die Abgüsse damals nur als Modelle benutzt, um in Bronze gegossen zu werden. Später dann, im 18. Jahrhundert, begann die große Zeit der Abgüsse vor allem antiker Skulpturen, was Goethe dazu veranlasste, 1798 zu schreiben, dass „ein stumpfer, unvollkommner Gipsabguß eines trefflichen alten Werks noch immer eine große Wirkung [tut];

denn in einer solchen Nachbildung bleibt doch immer die Idee, die Einfalt und Größe der Form.“8

Heute bietet uns die „Gipse“ vielfach Gelegenheit, Zustände von Skulpturen nachvollziehen zu können wie sie das Original nicht (mehr) bieten, sei es, weil sie Schaden genommen haben oder wie im Fall der Laokoongruppe inzwischen rückgängig gemachte Ergänzungen erhielten. 1532/33 wurde Giovann‘ Agnolo Montorsoli (1507–1563) beauftragt, die Antiken im Belvedere-Hof zu restaurieren. Er ergänzte die fehlenden Teile der Laokoongruppe nach eigenen Vorstellungen. Diese Version galt bis in die 1950er-Jahre als die offizielle Fassung und ist deshalb auch auf allen heute in den Abguss-Sammlungen zu findenden Gruppen zu sehen, wie beispielsweise in München.9 Sie war Ausgangspunkt für mannigfaltige Interpretationen. Heute ist die originale Laokoongruppe um einen erst 1905 wiedergefundenen Arm ergänzt, der andere Auslegungen zulässt.10 Doch dieses Problem soll hier nicht weiter vertieft werden, sondern das Augenmerk darauf gelenkt werden, dass die Gipsabgüsse es nicht nur ermöglichen, Skulpturen von allen Seiten zu betrachten, ohne unbedingt vor dem Original stehen zu müssen, sondern auch frühere Zustände konservieren.

[3] George Segal, Gay liberation (Denkmal für Homosexuelle), 1992, Bronze, weiß getüncht, New York, Greenwich Village, Christopher Park, Foto: Anita Hope / Alamy Stock Foto.

Gips wird in pulverisierter Form unter Zugabe von Wasser flüssig, härtet im Trocknungsprozess wieder aus und kann auch in der festen Form bearbeitet werden. Diese Eigenschaften führen zur Vielfalt der Anwendung – nicht nur, aber eben auch in der Bildenden Kunst.#

Offen für Experimente

1 Im Park Ein ganz kleines Reh stand am ganz kleinen Baum Still und verklärt wie im Traum. Das war des Nachts elf Uhr zwei. Und dann kam ich um vier Morgens wieder vorbei, Und da träumte noch immer das Tier. Nun schlich ich mich leise – ich atmete kaum –Gegen den Wind an den Baum Und gab dem Reh einen ganz kleinen Stips. Und da war es aus Gips.

2 https://www.smb.museum/museen-einrichtungen/ aegyptisches-museum-und-papyrussammlung/ sammeln-forschen/bueste-der-nofretete/ die-bueste/.

3 Das Buch in der deutschen Übersetzung von Albert Ilg (1871) ist digitalisiert, bei den Zitaten im Text befinden sich die jeweiligen Seitenzahlen https://www.digitale-sammlungen.de/de/view/ bsb10997484?page=1.

4 https://www.khm.at/fileadmin/content/technologische-studien-14/KHM_Technologische-Studien_14_Del-Torre-Scheuch_Hopfner_Stanek.pdf.

5 1995 erschien das Buch auf Italienisch, 1997 in London die englische Originalausgabe, 1999 erstmals auf Deutsch (Köln), 2003 mit dem jetzigen Titel.

6 https://sammlungen.hs-fhg.geschichte. uni-frankfurt.de/objekt/157/ totenmaske-von-friedrich-nicolas-manskopf/

7 Zitiert nach Monika Wagner u.a. (Hrsg.), Lexikon des künstlerischen Materials, München 2010, S. 112.

8 Einleitung, in: Propyläen, 1. Band, 1. Stück (1798), zit. nach J.W.Goethe, Sämtliche Werke in 18 Bänden, Zürich München 1977, Band 13, S. 150.

9 https://collection.abgussmuseum.de/object?id=1297.

10 https://www.museivaticani.va/content/museivaticani/de/collezioni/musei/museo-pio-clementino/ Cortile-Ottagono/laocoonte.html#&gid=1&pid=1.

Casani-Holzkörper eignen sich als Malgrund für nahezu alle Techniken. Mit ihnen lassen sich neue, ungewohnte Bildformate umsetzen und sie können als Träger für Collagen oder ganze Raumgestaltungen genutzt werden.

Die Mischung macht’s!

Holzlasuren geben alten und neuen Rahmen das gewisse Etwas menspiel, das vergleichsweise schnell und einfach umgesetzt werden kann – nicht nur im Privatbereich, sondern auch in Geschäftsund Praxisräumen, in Ladenlokalen, Cafés und Restaurants. Mit Holzlasuren und alten oder neuen Rahmen (in der Kombination besonders reizvoll!) lassen sich raumgreifende Ideen realisieren, die Poster, Drucke, Fotos und eigene Arbeiten harmonisch zu einem individuellen Ausdruck von Lebensgefühl vereinen.

Natürlich sind viele attraktive Bilderrahmen und Rahmenleisten bereits fix und fertig erhältlich, doch das Thema der Wandgestaltung mit Rahmungen ist durchaus variantenreicher, als es klassische Lösungen vermuten lassen. Die individuelle Farbgebung eines Rahmens kann den Ausgangspunkt bilden, um mit einer sorgfältig abgestimmten Gesamthängung besondere Akzente zu setzen. Ein farbliches Konzept ist die Grundlage für ein harmonisches Zusam-

Die Mischung macht‘s: Ob handelsübliche Rohholzrahmen oder ältere, etwas unansehnlich gewordene Rahmen –Holzlasuren geben beiden neuen Schwung. Lasuren auf Wasserbasis sind in einer ansprechenden Auswahl von Farbtönen (s. S. 64 / Labor) erhältlich, die sich im Übrigen problemlos miteinander mischen lassen. Schon mit den Grundfarben Rot, Blau, Gelb, Weiß und Schwarz lassen sich viele Töne ausmischen.

Zum Auftrag der Lasur auf den sauberen Rahmen genügt ein weicher Haarpinsel. Bei älteren, stark nachgedunkelten oder mit Lackresten versehenen Rahmenleisten bietet sich im Vorfeld eine Grundierung der Leisten mit weißem Gesso an, die auch mit feiner Stahlwolle poliert werden kann – doch dies ist individuellen Gestaltungswünschen überlassen.

In der Regel genügt ein Farbauftrag, der die natürliche Holzstruktur sichtbar lässt. Ist der Farbton satter gewünscht, empfiehlt sich eine zweite lasierende Schicht. Dabei gilt: je dunkler das Holz, desto schwacher die Farbgebung. Bei strukturierten, reliefierten oder geschnitzten Rahmen kommt die Farbe besonders gut zur Geltung, weil sich die Lasur ein wenig in den Vertiefungen absetzt und die Struktur stärker betont.#

Malerei, Realisation und Fotografie: Ina Riepe

Text: Sabine Burbaum-Machert

Fertig-Leerrahmen

Die soliden Rahmen mit klarer Linienführung werden aus heimischen Hölzern in den boesner-Werkstätten gefertigt. In 10 rechteckigen und 7 quadratischen Formaten erhältlich.

Schleifschwamm/-matte

Flexible Schleifschwämme /-matten für die Bearbeitung von Rundungen, Kanten, Ecken und Durchbrüchen an Werkstücken − wahlweise trocken oder nass.

Mit 60er-, 100er- und 180er-Körnung jeweils einzeln (Schwamm) bzw. im Doppelpack (Matte).

Spin 5080

Gesso

Der Acrylgrund für feste und textile Malgründe bietet eine ideale Grundlage für Öl-, Acryl-, Tempera-, Gouacheund Aquarellmalerei.

In Weiß im 1- und 5-Liter-Gebinde, in Schwarz und Transparent jeweils im 1-Liter-Gebinde.

Breite Synthetikpinsel für den streifenfreien Auftrag von Grundierungen, Lasuren und flüssigen Farben. Mit Edelstahlzwinge, vegan und „Made in Germany“.

In 6 Größen

Holzlasuren

Bei der Lasur unbehandelter Holzgegenstände mit den brillanten Farben auf Wasserbasis bleibt die natürliche Holzstruktur sichtbar.

12 Farbtöne in 50 ml- und 8 Farbtöne in 275 ml-Gläsern

Leben auf großer Leinwand

Er ist Maler, Bildhauer und Filmemacher, und er gilt als wegweisende Persönlichkeit der zeitgenössischen Kunstszene: Im Laufe seiner Karriere hinterfragte Julian Schnabel Konventionen und verwendete gefundene Materialien sowie zufallsbasierte Prozesse. Seine Werke sind weltweit in den Sammlungen renommierter Museen vertreten. Nun hat der Taschen-Verlag eine umfassende Monografie veröffentlicht, die alle Facetten seiner künstlerischen Karriere bildreich würdigt.

Julian Schnabel macht Kunst aus dem Leben und findet seine Materialien in der Struktur des Alltags. Der Erfolg kam für ihn über Nacht mit seiner ersten New Yorker Einzelausstellung im Jahr 1979 und nahm mit seinen bekannten „Plate Paintings“ (übersetzt: „Tellergemälden“), für die er zerbrochenes Geschirr als schwer zu bemalenden Bildgrund nutzte, einen rasanten Aufschwung. Es folgen Arbeiten auf Samt, Marktstand- und Armeeplanen, Kabuki-Theaterkulissen, Boxring-Böden … Er verwendet zudem Materialien, die sich malerischen Experimenten etwa mit Zahnpasta, Autokitt oder Öl auf Holzkonstruktionen verdanken und ihm auf Reisen oder in seinen Außenstudios in die Hände fallen.

Der Name Julian Schnabel wird zum Synonym für eine neue Relevanz der Malerei, insbesondere in den Vereinigten Staaten der 1970er- und 1980er-Jahre, wo zu dieser Zeit die Konzeptkunst dominiert. Der Künstler gilt neben Protagonisten wie Jean-Michel Basquiat und Eric Fischl als zentrale Figur des amerikanischen Neoexpressionismus.

Mit seinem experimentellen Ansatz hinterfragt Julian Schnabel stilistische Grenzen zwischen Abstraktion und Figuration und verbindet in seiner großformatigen Malerei Objets Trouvés und vom Zufall bestimmte Prozesse zu unkonventionellen Formaten. Eines seiner größten Bilder hat der Künstler 2009 als Auftragsarbeit für den Frankfurter Opernturm geschaffen. Auf dem mehr als zwölf Meter hohen und rund 13 Meter breiten Segeltuch setzt es das Motiv von Moby Dick und Kapitän Ahab als zwei abstrakte, langgestreckte Figuren um, die sich dezentral überkreuzen.

Schnabels gestischer Duktus lässt Spritzer und Schlieren zu. Seine raumgreifenden Arbeiten haben nichts Kleinteiliges, zeugen aber von einem untrüglichen Gespür für Material, Farbe und Raum. Vor Leerstellen fürchtet er sich nicht, auch nicht davor, dass seine „Bad Paintings“ titelgebend ausfallen. Julian Schnabel versteht Malerei als eine Form der Kommunikation, die zeitliche Grenzen überschreitet. In seinen Augen können Gemälde durch ihre dauerhafte Stabilität über das Leben des Künstlers hinaus Bestand haben und somit auf einzigartige Weise dauerhaft Botschaften vermitteln. Der Ort spielt dabei für seine Arbeiten eine wichtige Rolle, sowohl für ihren Entstehungsprozess als auch für die spezifische Installation, die den Bedeutungsschichten der Arbeit ihre jeweils eigene reichhaltige Vergangenheit hinzufügen.

[1] Julian Schnabel photographed in Paris, France on October 20, 2016, © Julian Schnabel, Foto: Louise Kugelberg. [2] Untitled (The Sky of Illimitableness), 2015, Inkjet print and oil on polyester, 365,8 x 396,2 cm, © VG Bild-Kunst, Bonn 2024 / Julian Schnabel. [3] Ahab, 2001, Bronze with patina, 608,3 x 312,4 x 138,4 cm, © VG Bild-Kunst, Bonn 2024 / Julian Schnabel.

[2]
[3]

Schnabels Kunst kennt keinen Unterschied zwischen abstrakt und figurativ, und manche seiner gegenständlichen Formen kommen erst in Bildern zur Geltung, die als grob gehauene, von der Zeit verwitterte oder scheinbar abgenutzte Artefakte skulptural in den Raum ragen.

Neben seiner Karriere als bildender Künstler ist Julian Schnabel auch als Filmemacher erfolgreich. Seine Filme, wie „Basquiat“ (1996; eine Innenansicht der New Yorker Kunstszene der späten 1970er- und 1980er-Jahre als intimes Porträt seines Titelhelden), „Bevor es Nacht wird“ (2000; erzählt die Geschichte des kubanischen Schriftstellers Reinaldo Arenas) und „Schmetterling und Taucherglocke“ (2007; die Geschichte einer Person mit Lockedin-Syndrom, die sich gegen ihr Schicksal stemmt) sowie nicht zuletzt sein Van-Gogh-Porträt „An der Schwelle zur Ewigkeit“ (2018), mit dem er den Geist der Kreativität beschwört, erhielten Anerkennung und Auszeichnungen auf wichtigen Filmfestivals.

1 (Van

„Ich möchte, dass mein Leben in meinem Werk steckt, komprimiert in meiner Malerei wie ein Auto in einer Schrottpresse. Sonst wäre meine Arbeit nur irgendwelches Zeugs“, sagt Julian Schnabel. Diese Dringlichkeit zieht sich durch sein Schaffen, ganz gleich, welche Mittel oder Medien er wählt.

Nach einer streng limitierten Sammleredition legt der Taschen-Verlag nun eine preisgünstigere Monografie vor, die das ganze Spektrum des Schnabel’schen Werks umfasst. Das Buch wurde in enger Zusammenarbeit mit dem Künstler geschaffen, der die Werke selbst ausgewählt und auch das Cover gestaltet hat. Die Texte steuern Freunde, Kuratoren und Kunsthistoriker bei: Laurie Anderson zeichnet ein vertrauliches Porträt des Künstlers; Éric de Chassey widmet sich den Gemälden, Bonnie Clearwater den Skulpturen und Max Hollein der ortsspezifischen Arbeit; Donatien Grau schreibt über den Palazzo Chupi, das vom Künstler selbst entworfene Haus im New Yorker West Village; der Schriftsteller Daniel Kehlmann taucht in das filmische Werk ein. Die großformatige Ausgabe ermöglicht es dem Betrachter, die Oberflächen und mannigfachen malerischen Ereignisse in Julian Schnabels Arbeiten genau zu studieren und seine Kunst auf eine Weise zu erleben, wie es ansonsten nur in der persönlichen Begegnung mit den Werken möglich ist.#

Julian Schnabel

Hans Werner Holzwarth, Louise Kugelberg (Hrsg.), 572 S., durchg. farb. Abb., 33,4 x 25 cm, geb. m. SU, dt./franz./engl., Taschen 2024, ISBN 9783836596305, EUR 75,00 (D), EUR 75,00 (A), CHF 97,00 (CH)

[4] Number
Gogh, Self-Portrait with Bandaged Ear, Willem), 2018, Oil, plates, and bondo on wood, 182,9 x 152,4 cm, © VG Bild-Kunst, Bonn 2024 / Julian Schnabel.

Herausragend!

Die Bedeutung des Reliefs für die Moderne

Ist es Malerei oder Skulptur, Fläche oder Raum? Das Relief ist eine Mischform. Zwischen Malerei und Skulptur angesiedelt, ist es zwar an die Wandfläche gebunden, ragt aber oft weit in den Raum hinein.

Kaum ein anderes künstlerisches Medium fordert unser Sehen so heraus wie das Relief. Gerade seine Unbestimmtheit hat es zu einem wichtigen Feld für Experimente und Innovationen gemacht. Abhängig davon, wie weit die Form aus der Fläche ragt, unterscheidet man zwischen Flach-, Halb- und Hochrelief.

In der zeitgenössischen Kunst ist das Relief ein eher selten bespieltes Medium. Ein Blick in die Kunstgeschichte offenbart allerdings, dass es eine lange und facettenreiche Tradition hat. Viele Künstlerinnen und Künstler waren von seinen vielfältigen Gestaltungsmöglichkeiten fasziniert und haben bemerkenswerte Werke hervorgebracht.

Die Publikation „Herausragend!“ umfasst rund 130 Arbeiten von über 100 Künstler*innen aus Europa und den USA. Sie beleuchtet vor allem die Variationen des Reliefs von 1800 bis in die 1960erJahre. Dazu gehören Werke von Kunstschaffenden wie Bertel Thorvaldsen, Jules Dalou, Auguste Rodin, Medardo Rosso, Paul Gauguin, Henri Matisse, Pablo Picasso, Alexander Archipenko, Käthe Kollwitz, Sophie Taeuber-Arp, Hans Arp, Kurt Schwitters, Oskar Schlemmer, Lucio Fontana, Louise Nevelson oder Lee Bontecou.

Während der knapp über 150 Jahre, die das Buch in den Fokus nimmt, entwickelten die Kunstschaffenden zunehmend Interesse daran, die traditionellen Gattungsgrenzen der Kunst zu überwinden. Malerinnen und Maler wandten sich auch der Skulptur zu, Bildhauer und Bildhauerinnen näherten sich der Malerei. Sie erprobten neue Formen, Materialien und Techniken – das Relief diente ihnen als Spielfeld für Experimente.

In 13 Kapiteln wie u.a. „Plastisch erzählen“, „Der vielseitige Blick“, „Zwischen Optik und Haptik“ „Polychrome Reliefs“, „Gefasste Formen, offene Felder. Das Relief und sein Rahmen“ oder „Entwürfe von Welt“ erkundet der Band die Möglichkeiten und Grenzen der Reliefkunst. Thematische Durchdringungen weiterer Aspekte bringen die Künstler*innen der verschiedenen Epochen dabei in einen lebendigen und kapitelübergreifenden Dialog.

Die Relevanz, die das Relief auch heute noch haben kann, formuliert Herausgeberin Dr. Karin Schick so: „... unsere Wirklich-

keit (hat sich) gewandelt und wird heute meist über die Flächen von Bildschirmen wahrgenommen. Zugleich wächst das Bedürfnis zu berühren und zu begreifen, dem das Relief in seiner Offenheit entgegenkommt. Aktualität erfährt das Medium derzeit auch wegen seiner Existenz im Dazwischen: Als Hybrid bietet es neue Möglichkeiten des Erlebens und Verstehens von Welt.“

Das umfangreiche, großzügig bebilderte Katalogbuch entstand in enger Kooperation mit dem Frankfurter Städel Museum und der Hamburger Kunsthalle, wo sich die gleichnamige Ausstellung nach 40 Jahren in Deutschland erstmals wieder der Reliefkunst gewidmet hat. Die großzügige Bebilderung zeigt hochrangige Arbeiten, die auch all jenen den enormen Facettenreichtum der Reliefkunst anschaulich machen, die die Ausstellungen nicht besuchen konnten. Deshalb und weil Text und Bild Interessierten einen profunden Einblick in die Reliefkunst der vergangenen knapp 200 Jahre vermitteln, wie er kaum sonst zu finden ist, sei das Buch auch nach dem Ende der Ausstellungen unbedingt empfohlen.#

Herausragend!

Das Relief von Rodin bis Picasso Alexander Eiling, Eva Mongi-Vollmer, Karin Schick (Hrsg.), 264 S., 280 farb. Abb., 23 x 28 cm, geb., dt., Prestel Verlag 2023, ISBN 9783791379852, EUR 49,00 (D), EUR 50,40 (A)

Die Geschichte der Anatomie

Erkenntnisse

und Entdeckungen aus 4000 Jahren

Die Geschichte der Anatomie in 150 Büchern – von der Antike bis heute Colin Salter, 272 S., durchg. farb. Abb., 19,6 x 23,5 cm, geb., dt., Haupt Verlag 2024, ISBN 9783258083636, EUR 38,00 (D), EUR 39,10 (A)

Woher kommt unser aktuelles Wissen über den Körperbau von Mensch und Tier? Wann und wie hat sich dieses Bild verfestigt? Worauf basiert unsere Vorstellung von Körper – Geist – Seele? Solche und weitere Fragen beantwortet das gerade im Haupt Verlag erschienene Buch „Die Geschichte der Anatomie“. Diese wird darin anhand von über 150 Büchern aus der ganzen Welt als wichtiger Teil der Erkenntnisgeschichte nachgezeichnet.

„Bücher sind Zeitkapseln. Sie bewahren das Wissen und Denken ihrer jeweiligen Zeit. Das gilt besonders für Sachbücher, die die Wahrheit so wiedergeben, wie sie zum Zeitpunkt der Niederschrift verstanden wurde. (...) Die Anatomie ist eine der ältesten Wissenschaften. Ihre niedergeschriebene Geschichte reicht Tausende Jahre zurück. Dieses Buch kann nur einen Bruchteil der veröffentlichten Werke zur Anatomie vorstellen. Doch allein hier kommen über 150 Bücher aus rund 4000 Jahren zur Sprache. Vom Papyrus Edwin Smith, der die chirurgische Behandlung von Kopfverletzungen im alten Ägypten umschreibt, bis hin zur aktuellen Ausgabe von Muscosceletal MRI, in der sich die technologischen Fortschritte des 21. Jahrhunderts widerspiegeln.“

Das schreibt der Wissenschaftsjournalist und passionierte Buchsammler Colin Salter in der Einleitung zu „Die Geschichte der Anatomie“. Die umfassende Auswahl bekannter Bücher aus un-

terschiedlichen Epochen, die er für seine Publikation herangezogen hat, berücksichtigt gleichzeitig verschiedene Länder und Kulturen, wie Deutschland, Frankreich, Italien, Spanien, das Vereinigte Königreich, das alte Persien und Japan.

Anatomie ist die Lehre vom Körperbau. In Anlehnung an den ursprünglichen Wortsinn bedeutet Anatomie das Öffnen und Zerteilen des Körpers in seine Bestandteile. Dieser Vorgang war allerdings bis zur Antike tabu, soweit wir es heute nachvollziehen können. Hier setzt Salter ein und führt in sechs Kapiteln (Anatomie seit der Antike; Anatomie im Spätmittelalter; Anatomie in der Renaissance; Das Zeitalter der Mikroskopie; Das Zeitalter der Aufklärung; Große Erfindungen) durch die Entwicklungsgeschichte der Anatomie.

Kurzweilig veranschaulicht er, wer was wann wo und unter welchen Bedingungen entdeckte: Bis zur Neuzeit steigerte sich die Kenntnis über den menschlichen Körper kontinuierlich und die Wissenschaft der Anatomie drang immer tiefer in die „wunderbare Maschine“ Mensch vor, mit ihrem „fein abgestimmten und gleichzeitigen Chaos voneinander anhängiger Systeme, die ständig Gefahr laufen, zu versagen.“

Salter zeigt, wie Knochen, Muskeln, Nerven-, Blut- und Lymphbahnen, innere Organe und unsere Haut, wie Wachstum und Ent-

wicklung detailreich und unter manchmal kuriosen Bedingungen erforscht wurden. Diese Erkenntnisse wurden niedergeschrieben und in zum Teil akribisch angefertigten Illustrationen, in Malereien, Skizzen, Notizen und später auch in Fotografien festgehalten. Sie zeugen vom Aufbruch und der unstillbaren Neugier der Wissenschaftler und Wissenschaftlerinnen, die darin auch heute noch spürbar wird.

Neben der wissenschaftlichen Entwicklung vermittelt das Buch auch den technischen Fortschritt, der zu neuen Erkenntnissen in Sachen Anatomie führte, etwa das Mikroskop oder die Entdeckung der Röntgenstrahlen. Das Buch endet im 20. Jahrhundert, wo eine neue Ära der Anatomie begann, „die sich auf die zellulären und subzellulären Bestandteile des menschlichen Körpers konzentrierte.“

Colin Salter ist ein informativer, kenntnisreich geschriebener und wunderschön illustrierter Bildband über die Geschichte der Anatomie gelungen. Mit der Auswahl der von ihm zurate gezogenen Bücher stellt er anschaulich unter Beweis: „Die Beziehung zwischen Kunst und Anatomie ist symbiotisch, und die Illustrationen in Anatomiebüchern erzählen über den Lauf der Jahrhunderte eine ebenso relevante Geschichte wie der Text selbst.“ Ganz nebenbei erzählt Salters Publikation auch von dem unermesslichen Wert der Bücher.#

Abbildungen aus dem Buch: oben: S. 148, Rembrandt van Rijn (1606–1669), Die Anatomiestunde des Dr. Nicolaes Tulp, 1632, © Wikimedia Commons (Mauritshuis).

Rembrandts Gemälde zeigt den Amsterdamer Stadtanatomen Dr. Tulp. Er seziert die Leiche von Aris Kindt, der wegen bewaffneten Raubüberfalls gehängt worden war.

unten: S. 33, Avicenna (um 980–1037), Kanon der Medizin, © Wellcome Collection.

Avicennas Zeichnung der Arterien und inneren Organe des menschlichen Körpers.

Kreativ unter freiem Himmel Projekte in Stadt und Natur

Roberta Bergmann, 160 S., farb. Fotos/Abb., 17 x 24 cm, geb., dt., Haupt Verlag 2023, ISBN 9783258602608, EUR 28,00 (D), EUR 28,80 (A) , CHF 30,00 (CH)

Warum nicht mal das Atelier oder den Schreibtisch verlassen und mit „Scannerblick“ und Skizzenbuch unter freiem Himmel unterwegs sein? Draußen findet sich eine Fülle von Materialien, man trifft auf besondere Wetterverhältnisse oder interessante Orte – und begegnet anderen Menschen.

Das Familienquiz – Erzähl mal!

Ein kurzweiliges Spiel für die ganze Familie

Elma van Vliet, 110 Karten, eine Anleitung, in einer Box, 12 x 17,1 cm, 3-8 Spieler, 8-99 Jahre, Elma van Vliet 2022, ISBN 4251693901570, EUR 16,00 (D), EUR 16,00 (A)

Mit dem kurzweiligen „Erzähl mal!“-Spiel entstehen spannende Gespräche, verblüffende Anekdoten und Erinnerungen treten zutage. Das stellt ganz neue Verbindungen her und eröffnet einen neuen Blick auf die eigene Geschichte.

Make Ink – Ein Leitfaden zur Herstellung natürlicher Tinte

Jason Logan, 192 S. m. 120 Fotos u. zahlr. Illustrationen, 19 x 23,5 cm, geb., dt., Haffmans Tolkemitt 2019, ISBN 9783942048644, EUR 30,00 (D), EUR 30,90 (A)

Jason Logan, Künstler und Illustrator, geht in Hinterhöfe, Parks und Industriebrachen, sammelt dort z.B. Blätter, Beeren, verrostetes Metall, Zigarettenstummel und kocht aus diesen Resten der Natur und Zivilisation natürliche Tinten. Er zeigt, wie jeder in seiner eigenen Küche wundervolle Tinten zum Schreiben, Illustrieren und Malen brauen kann.

Wolkengucker

Gavin Pretor-Pinney, Marcel George, Box (12,8 x 10,3 x 4 cm) m. 30 farb. illustr. Karten, Laurence King Verlag 2021, ISBN 9783962441890, EUR 14,90 (D), EUR 14,90 (A)

Lernen Sie den Unterschied zwischen den gängigen Wolkentypen kennen. Finden Sie heraus, welche Formation die Ankunft von Regen oder nahendem Schönwetter ankündigt. Gönnen Sie sich ein paar Momente Naturbetrachtung und innere Ruhe, indem Sie einfach den Kopf heben und angesichts des beeindruckenden Naturphänomens am Himmel Kraft tanken.

Von Hand geformt

Töpfern ohne Scheibe –Techniken und Projekte

Lilly Maetzig, 176 S., zahlr. farb. Abb., 20,1 x 25,3 cm, geb., dt., Haupt Verlag 2023, ISBN 9783258602769, EUR 36,00 (D), EUR 37,10 (A), CHF 39,00 (CH)

Mit wunderschönen, inspirierenden Fotos sowie klaren Schrittfür-Schritt-Anleitungen und wertvollen Tipps aus der Praxis ist dieses Buch der optimale Leitfaden zum Töpfern von Hand.

Wie wir Kunst betrachten

George Wylesol, Martin Jackson, 50 farb. illustr. Karten i. Pappbox, 12,4 x 10 x 4 cm, dt., Laurence King Verlag 2022, ISBN 9783962442460, EUR 14,90 (D), EUR 14,90 (A) , CHF 20,90 (CH)

Verändern Sie Ihre Beziehung zur Kunst und erwecken Sie mit diesen illustrierten Karten Ihren Sinn für Wunder und Schönheit. Diese Karten bieten Ihnen 50 verschiedene Arten, Kunst zu betrachten, und eröffnen Ihnen neue Perspektiven und einen frischen Blick auf jedes Kunstwerk – sei es Malerei, Fotografie, Graffiti oder Bildhauerei.

Collage

Der Weg zum eigenen Stil

Bev Speight, 144 S., zahlr. farb. Abb., 19 x 24,7 cm, kart., dt., boesner holding + innovations 2024, ISBN 9783928003476, EUR 19,95 (D), EUR 20,60 (A) , CHF 31,50 (CH)

Von fantastischen Werken mit Architekturelementen über verfremdete Menschen-Collagen bis hin zu interessanten Kompositionen mit gemischten Werkstoffen bietet dieses Buch 50 originelle Ansätze und Anleitungen, aus denen viele weitere individuelle Kreationen wachsen.

Bastelspaß Papierschöpfen

Inhalt: Schöpfrahmen aus lasiertem Kiefernholz mit Siebeinsatz, 1 Presshölzchen, 3 Färbetabletten (rot, gelb, blau), 3 Zellstoffmatten, 100 kleine Seidenpaiere in 3 Farben, 3 g Rosenblütenblätter, bebilderte Schrift-für-SchrittAnleitung mit vielen Ideen aus Holz und Papier in einer Box, dt., moses 2022, ISBN 4033477381958 , EUR 16,95 (D), EUR 16,95 (A) , CHF 22,90 (CH)

Die Faszination und die Vielfalt eines traditionellen Handwerks selbst erleben!

Aus dem Schatten gemalt

Josef Brainin, 320 S., 11,5 x 18,4 cm, geb. m. SU, Braumüller 2024, ISBN 9783992003587, EUR 24,00 (D), EUR 24,00 (A) , CHF 33,50 (CH)

Diese Bio-Fiktion schafft ein lebendiges Bild sowohl des intriganten, männerdominierten Kunstbetriebs des Wiener Fin de Siècle als auch von Olga Wisinger-Florian, einer außergewöhnlichen und kämpferischen Malerin.

Von Kunst leben

Selbstmarketing für bildende Künstler*innen

Andrea Jacobi, 304 S., 1 SW-Abb., 14,8 x 22,5 cm, kart., dt., transcript 2023, ISBN 9783837652796, EUR 27,00 (D), EUR 27,00 (A)

Die Kunsthistorikerin, Galeristin und Art Consulterin Andrea Jacobi vermittelt Grundkenntnisse über den Kunstmarkt, zeigt anhand konkreter Beispiele die vielfältigen Spielarten des Marketings auf und bietet dabei zahlreiche individuelle Möglichkeiten für die erfolgreiche Vermarktung eigener Arbeiten.

Lebt Anker noch?

Albert Anker, Kunstmaler, Ins

Heinz Bütler, 446 S., 339 farb. Abb., 18,9 x 23,4 cm, HC m. Lesebändchen, dt., Schwabe Verlag 2023, ISBN 9783796548628, EUR 48,00 (D), EUR 49,90 (A) , CHF 48,00 (CH)

Das Atelier in Ankers Haus im Seeländer Dorf Ins ist eines der ganz wenigen vollständig erhaltenen Künstlerateliers des 19. Jahrhunderts. Mit dem Reichtum dieses Raumes beginnt das Buch, mit einem Essay zu Albert Ankers Notizheften endet die Kunstreise.

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Online-Marketing für Kunstschaffende und Kreative

Roberto De Simone, 168 S., zahlr. Abb., 12,5 x 19 cm, Soft cover, dt., bramann 2022, ISBN 9783959030182, EUR 18,00 (D), EUR 18,50 (A)

Das Buch thematisiert die grundlegende Frage nach dem „Make or Buy“ im digitalen Self-Marketing. Welche Maßnahmen führt man besser alleine durch und ab welchem Zeitpunkt und für welche Problemstellungen ist professioneller Support von außen die bessere Lösung?

Ich sehe was, was du nicht siehst, und das ist Kunst

Jakob Schwerdtfeger, 192 S., zahlr. s/w-Abb., 14,3 x 22 cm, geb., dt., dtv 2023, ISBN 9783423283755, EUR 22,00 (D), EUR 22,70 (A)

Was hat Dalí vom Camembert gelernt? Lustig, leidenschaftlich, lehrreich – ein Blick hinter die Kulissen, der Kunstnerds wie Kunstbanausen gleichermaßen begeistert!

Kreative Identität und Selbsterkenntnis

Wie Sie Ihr Potenzial ausschöpfen und sich den Zugang zu Ihren Ressourcen sichern

Roberta Bergmann, ca. 224 S., 17 x 24 cm, geb., dt., Verlag Hermann Schmidt 2024, ISBN 9783874399722, EUR 35,00 (D), EUR 36,00 (A) , CHF 45,00 (CH)

Dieses Buch führt zu Selbsterkenntnis und Selbstwirksamkeit. Es unterstützt mit Denkanstößen, Übungen und Praxistipps auf dem Weg zu einem befriedigenden und belastbaren kreativen Lebenskonzept.

Doppelseiten aus dem Buch.

Sehen und Verstehen

Die menschlichen Formen in didaktischen Zeichnungen

Gottfried Bammes, 372 S., 500 Abb., 21 x 30 cm, Klappbr., dt., boesner GmbH holding + innovations 2023, ISBN 9783928003483 , EUR 34,95 (D), EUR 36,00 (A) , CHF 40,30 (CH)

Mit „Sehen und Verstehen“ legte Gottfried Bammes das Schlüsselwerk zu seinen anatomischen Lehren vor. Exklusiv für die Kunden von boesner wurde dieser lange vergriffene Prachtband, aufwendig faksimiliert, endlich wieder verfügbar gemacht.

Sichtbare Strukturen

Holzmaserungen sind so individuell wie ein Fingerabdruck. Wachstumsringe, Astlöcher, Verwachsungen ... die Spuren der Zeit sind bei jedem Baum unterschiedlich stark ausgeprägt. Im Gegensatz zu Lack bilden Farblasuren keine gleichmäßig deckende Schicht auf der Holzoberfläche. Trotz intensiver, leuchtender Farbtöne lassen sie die Struktur des natürlichen Materials sichtbar durchscheinen.

Produkt: Kreul Holzlasur, siehe
S.51
Idee, Malerei, Gestaltung, Fotografie: Ina Riepe
[1] Untitled (“Knowledge would not necessarily…”), 2023, Öl, Pastellkreide auf Leinwand, 195 x 293 cm Jorge M. Pérez Collection, Miami, © Muntean/Rosenblum, Foto: © Sandro E.E. Zanzinger Photographie 2023.

In der Schwebe

Muntean/Rosenblum im Städel Museum

In ihrem vornehmlich malerischen Œuvre sind ihre künstlerischen Identitäten eindrucksvoll zu einer einzigen künstlerischen Handschrift verbunden: Markus Muntean (*1962) und Adi Rosenblum (*1962) arbeiten seit den 1990er-Jahren zusammen. Das Städel Museum präsentiert in der Sammlung Gegenwartskunst bis zum 1. Dezember 2024 die Einzelausstellung des Künstlerduos „Muntean/Rosenblum. Mirror of Thoughts“ mit einer Videoarbeit und elf großformatigen Werken, deren Schauplätze Orte des Transits sind: Einkaufszentren, Flughafenhallen, Hotels oder Büros. Vertieft in ihre eigenen Gedanken blicken die jugendlichen Protagonisten konzentriert auf Smartphones oder in die Ferne, sind in Bewegung oder schauen die Betrachter gelangweilt bis genervt an.

Muntean/Rosenblums Arbeiten bewegen sich zwischen den Einflüssen vergangener Kunstepochen und popkulturellen Phänomenen der Gegenwart. Während ihre Kompositionen fest im Bildgedächtnis der Kunstgeschichte verankert sind und sich auf berühmte Meisterwerke von der Renaissance bis zur Moderne beziehen, sind ihre Figuren voll und ganz in der Jetztzeit verortet. Sie entstammen einem über die Jahre angelegten Bildarchiv, das sich aus gefundenen Fotografien in Lifestyle-Magazinen, dem Internet oder aus eigenen Fotoshootings speist. Basierend auf

diesem reichen Bilderfundus entwirft das Künstlerduo mit den Mitteln der Malerei eigentümliche Szenerien: Inmitten von anonymen Großstadtkulissen wirken die dramatisch arrangierten jungen Menschen wie isolierte Statisten in einem zeitgenössischen Schauspiel. In ihrer Komposition fremd und gleichzeitig vertraut, vermitteln die Gemälde eine Atmosphäre von Lethargie und Gleichgültigkeit. Es ist ein schmerzvoller, aber auch befreiender Moment, der den Übergang von der Jugend zum Erwachsenenalter markiert – ein Schwebezustand. Wie unter einem Brennglas nähern sich Muntean/Rosenblum zentralen Themen

unserer Zeit: den Ambivalenzen der menschlichen Existenz, der wachsenden Unsicherheit des Individuums und dem durchdringenden Gefühl der Vergänglichkeit. „Mit ihrer Verklammerung von Vergangenheit und Gegenwart fügen sich die Arbeiten des Künstlerduos Muntean/Rosenblum auf beste Weise in die mehr als 700 Jahre Kunst umfassende Sammlung des Städel Museums ein“, so Philipp Demandt, Direktor des Städel. „Als Bildermuseum legen wir mit regelmäßig wechselnden Ausstellungen in der Sammlung Gegenwartskunst den Fokus auf malerische Positionen und verfolgen somit epocheübergreifend, wie sich die

[2] Untitled (“What lies ahead …”), 2023, Öl, Pastellkreide auf Leinwand, 157 x 189 cm, Courtesy of the artists, © Muntean/Rosenblum, Foto: © Sandro E.E. Zanzinger Photographie 2023.

Malerei ausbreitet, neu definiert und ungeahnte Wege beschreitet. Muntean/Rosenblum stehen mit ihrer Kunst für diese Grenzund Gratwanderung der Malerei in der zeitgenössischen Kunst: Aus Fotografien schöpfend entwerfen sie surreale, collagierte Gemälde an der Schnittstelle zwischen Konzeptkunst und figurativer Genremalerei.“

Svenja Grosser, Leiterin der Sammlung Gegenwartskunst und Kuratorin der Ausstellung, ergänzt: „Nicht-Orte untermauern das Werkprinzip von Muntean/Rosenblum, das sich vor allen Dingen

mit den Möglichkeiten der figurativen Malerei beschäftigt. Bereits mit der Entscheidung des Künstlerpaars, ihre Motive aus einem Archiv zu beziehen und ihre jeweiligen Identitäten zugunsten einer gemeinsamen Handschrift aufzugeben, stellen sie die Malerei vor eine Herausforderung: die der fehlenden Autorschaft. Das Konzept der Nicht-Orte ist die konsequente Weiterführung dieser Überlegungen. Indem Muntean/Rosenblum ihren Werken eine thematische Aussage mit größter Sorgfalt entziehen, wird der Betrachter in seiner eigenen Wahrnehmung herausgefordert: Was möchte er sehen? Wie interpretiert er die Szenerie?

[3] Untitled (“To hope is dangerous…”), 2023, Öl, Pastellkreide auf Leinwand, 158 x 189 cm, Courtesy of the artists, © Muntean/Rosenblum, Foto: © Sandro E.E. Zanzinger Photographie 2023.

[4] Untitled (“It's the tragedy of...”), 2016, Öl, Pastellkreide auf Leinwand, 141 x 194 cm, Schuitemaker Collection, Courtesy Galerie Ron Mandos, Amsterdam, © Muntean/Rosenblum.

Was ist real und was nicht? Innerhalb dieses Spannungsverhältnisses, dieser Pole entfaltet sich das Kunstwerk und ist damit womöglich sogar der Abstraktion näher als der Figuration.“

Die Bildwelten von Muntean/Rosenblum bewegen sich zwischen Realität und Illusion. Während die Szenerien ihrer Gemälde auf den ersten Blick stimmig erscheinen, verraten bestimmte Details, dass sie auf diese Weise nie stattgefunden haben können: Blicke und Handlungen der Dargestellten weichen unnatürlich voneinander ab, überschneiden sich und passen nicht in die wiedergegebene Situation. Dieser Effekt ergibt sich aus dem Werkprozess der Gemälde, bei dem zunächst Material aus dem Bildarchiv zu einer digitalen Collage zusammengefügt und im nächsten Schritt auf die Leinwand übertragen wird. Die beiden Künstler spannen die bis zu fast fünf Meter breiten Leinwände selten auf Keilrahmen, sondern befestigen sie direkt auf den Wänden. Der Bezug ihrer Kompositionen zu bedeutenden Werken der Kunstgeschichte ist mal mehr, mal weniger offensichtlich, etwa durch das Aufgreifen konkreter Motive oder durch dezente Anspielungen wie die Verwendung der Zentralperspektive als höchste Errungenschaft der neuzeitlichen Malerei.

Muntean/Rosenblums Darstellungen sind nicht im Sinne eines Fotorealismus zu verstehen. Die Rahmung durch einen weißen Rand, ähnlich wie in einem Comic, hebt den Illusionismus der Malerei als „Fenster zur Welt“ zusätzlich auf. Im unteren Bildfeld der Gemälde eröffnen prägnante Zitate aus literarischen Werken von Schriftstellern wie Fjodor Dostojewski, Deborah Levy, Rebecca Solnit oder Virginia Woolf eine weitere, spannungsreiche Ebene, die allerdings keinen direkten Bezug zwischen Bild und Wort herstellt und folglich einen verlässlichen Interpretationsansatz versagt. Sie lädt stattdessen den Betrachter ein, den hier entstandenen Raum mit eigenen Gedanken und Assoziationen zu füllen und zu erweitern. Der Titel der Ausstellung im Städel Museum ist der Arbeit Untitled („The earth is literally a mirror …”) (2018) entnommen. Es ist ein Zitat aus Saul Bellows 1970 veröffentlichtem Roman „Mr. Sammler’s Planet”: „The earth is literally a mirror of thoughts. Objects themselves are embodied thoughts. Death is the dark backing that a mirror needs if we are to see anything.“

Die Transitorte, wie sie sich in den Werken der Ausstellung „Mirror of Thoughts” zeigen, werden auch als Nicht-Orte bezeichnet. Nach dem französischen Anthropologen Marc Augé weisen sie weder eine eigene Identität noch eine bestimmte Geschichte oder Relation auf. Ihnen wohnt eine bestimmte Ambivalenz inne, die im Konzept der Werke widerhallt. Menschen, die sich in Flughäfen, Wartehallen, U-Bahnhöfen, Hotels oder Büros aufhalten, gehen dort z. B. mit dem Kauf eines Flugtickets einen Vertrag ein. Sie verlieren ihren Status als Individuum und werden zum Gast, Passagier oder Kunden.

[5] Untitled (“Nothing fixes a thing…”), 2010, Öl auf Leinwand, 62 x 60 cm, Privatsammlung, Wien, © Muntean/Rosenblum, Foto: © Jens Preusse.

Auch die jungen Menschen in Muntean/Rosenblums Gemälden haben keine Identität. Sie wurde im Werkprozess ausgelöscht: Ihrer ursprünglichen Aufgabe enthoben, wird ihnen auch im neuen Bildkontext keine neue Handlung zugewiesen. So passt beispielsweise die Körperhaltung der zentralen Figur in Untitled („What lies ahead …“) (2023) nicht in die Situation am Flughafen. Unscheinbare Details in den Gemälden weisen auf eine Transformation vom individuellen Subjekt zum reinen Objekt in den Werken von Muntean/Rosenblum hin. Das Notausgangsschild in Untitled („To hope is dangerous …“) (2023) etwa richtet sich an jede sehende Person und der Geldautomat in Untitled („It’s the tragedy of …“) (2016) kommuniziert ebenfalls mit jedem gleichermaßen. Wie sehr eine daraus resultierende Anonymität mit Einsamkeit verbunden sein kann, zeigt eine rätselhafte Hotelszene im Werk Untitled („To go wrong …“) (2010). Obwohl sich die beiden Figuren in einem privaten Raum befinden, wird keinerlei persönliche Beziehung zwischen ihnen ersichtlich. Mit dem Großraumbüro in Untitled („Nothing fixes a thing …“) (2010) gibt das Künstlerduo der Objektivierung des Menschen, der hier zu einem Angestellten ohne Persönlichkeit wird, die passende Bühne.

Das Schaffen von Muntean/Rosenblum umfasst ebenso Performance und Videokunst. Der in der Ausstellung präsentierte Film This Is Not An Exit (2017, 3:13 Minuten) erzählt davon, wie viel Kraft und Anstrengung es kosten kann, eine eigene Identität zu entwickeln und zu gestalten. Auf einem verlassenen Gebäude mit moderner Architektur inszeniert das Künstlerduo zwei Parkour-Läufer, die zuweilen ernst und erschöpft wirken. Zu sehen sind sie in Pausensituationen oder kurz vor ihrer eigentlichen Tätigkeit, begleitet von einem eigens komponierten, repetitiven Soundtrack, der Fragmente aus Gertrude Steins Roman „The Making of Americans“ wiedergibt. Die 1925 erschienene Erzählung thematisiert die Geschichte und Entwicklung US-amerikanischer Familien sowie einzelner Persönlichkeiten und macht deutlich, dass die Identität eines Menschen nicht nur von seinen individuellen Eigenschaften abhängt, sondern auch von den Beziehungen und Verbindungen, die er zu anderen Menschen unterhält.#

Muntean/Rosenblum

Markus Muntean (*1962 in Graz, Österreich) und Adi Rosenblum (*1962 in Haifa, Israel) arbeiten seit 1992 zusammen und leben in Wien. Ihre Werke wurden international in Einzelausstellungen präsentiert, u. a. in der Albertina, Wien, Österreich (2022); im MOCAK, Museum of Contemporary Art, Krakau, Polen (2018); im Museo de Arte Contemporáneo, A Coruña, Spanien (2018); im Parkview Museum, Peking, China (2017); in der Galerie für Zeitgenössische Kunst, Leipzig (2007) und im MUSAC, Museo de Arte Contemporáneo de Castilla y León, León, Spanien (2006). Das Künstlerduo ist in zahlreichen Sammlungen vertreten, darunter im MoMA, Museum of Modern Art, New York, USA; im MUSAC, Museo de Arte Contemporáneo de Castilla y León, Léon, Spanien; im MOCAK, Museum of Contemporary Art, Krakau, Polen; im Museum Kunstpalast, Düsseldorf; im Tel Aviv Museum of Art, Tel Aviv, Israel; im MUMOK, Museum moderner Kunst Stiftung Ludwig Wien, im Belvedere 21er Haus, in der Albertina sowie im MAK, Wien, Österreich.

Ausstellung

Bis 1. Dezember 2024

Muntean/Rosenblum. Mirror of Thoughts.

Katalog

Muntean/Rosenblum

Mirror of Thougths

Svenja Grosser (Hrsg.), mit Beiträgen von Svenja Grosser und Philipp Demandt, dt./engl., Hardcover, 28 x 23 cm, 114 S. m. 32 Farbabb. und 19 s/w-Abb.,

Verlag für Moderne Kunst, ISBN 9783991530985

Kontakt

Städel Museum

Schaumainkai 63, 60596 Frankfurt am Main Besucherservice: +49-(0)69-605098-200 info@staedelmuseum.de

Der Augenzeuge

„Sehen, zielen, auslösen und verduften.“
Henri Cartier-Bresson
[1] Henri Cartier-Bresson auf der 5th Avenue, New York City, undatiert,
© Science History Images / Alamy Stock Foto.

Er war der Chronist des 20. Jahrhunderts, sein Werk schrieb Fotografiegeschichte: Henri Cartier-Bresson gehört zu den berühmtesten Fotograf*innen seiner Zeit. Sein untrügliches Gespür für den „entscheidenden Augenblick“ in spontanen Begegnungen und Situationen charakterisiert sein Werk und macht viele seiner Arbeiten zu Ikonen der Fotografie. Henri Cartier-Bresson war Mitbegründer der legendären Fotoagentur Magnum und schuf als Fotojournalist, Kunstfotograf und Porträtist zeitlose Kompositionen, die den Stil nachfolgender Generationen prägten. Das Bucerius Kunst Forum in Hamburg widmet Cartier-Bresson derzeit die erste große Retrospektive in Deutschland seit 20 Jahren.

Bis zum 22. September 2024 werden in verschiedenen Kapiteln neben den frühen, surrealistisch geprägten Aufnahmen und Filmarbeiten sowie den Fotoreportagen auch Cartier-Bressons Porträts bekannter Künstler*innen und Schriftsteller*innen gezeigt, ebenso wie seine späteren Fotografien, in denen der Fokus auf dem alltäglichen Verhalten der Menschen liegt. Die Schau wurde vom Bucerius Kunst Forum in Hamburg und der Fundación MAPFRE in Barcelona in Kooperation mit der Fondation Henri Cartier-Bresson (Paris) konzipiert. In 240 Schwarz-Weiß-Fotografien sowie Beiträgen in Magazinen und Büchern gibt die Ausstellung beredtes Zeugnis von Cartier-Bressons Lebenswerk.

[2] Henri Matisse zu Hause, Vence, Frankreich, 1944, © 2024 Fondation Henri Cartier-Bresson / Magnum Photos.

„Man nähert sich auf leisen Sohlen, auch wenn es sich um ein Stillleben handelt. Auf Samtpfoten muss man gehen und ein scharfes Auge haben. [...] Kein Blitzlicht, das versteht sich wohl, aus Rücksicht vor dem Licht, selbst wenn es dunkel ist.

Andernfalls wird der Photograph unerträglich aggressiv. Das Handwerk hängt stark von den Beziehungen ab, die man mit den Menschen herstellen kann. Ein Wort kann alles verderben, alle verkrampfen und machen dicht.“

Geboren 1908 als Sohn einer Textilfabrikantenfamilie in Chanteloup-en-Brie und gestorben 2004 im Alter von fast 96 Jahren 2004 in Montjustin, erlebte Cartier-Bresson als Zeitzeuge fast das gesamte 20. Jahrhundert. Als junger Mann erhielt er Malunterrricht von Jean Cottenet, Jacques-Émile Blanche und André Lhote. René Crevel führte ihn bei den Surrealist*innen ein, an deren Treffen er regelmäßig teilnahm. Ab Oktober 1930 reiste er durch verschiedene französische Kolonien in Afrika. Von dort zurückgekehrt, verschrieb er sich der Fotografie und kaufte seine erste Leica-Kleinbildkamera, mit der er experimentierte. Er begann, als Pressefotograf zu arbeiten, und verfolgte die Wahlen in Spanien. Seine Aufnahmen wurden sowohl in Magazinen veröffentlicht als auch in ersten Ausstellungen in Madrid und New York gezeigt. Bald näherte er sich der kommunistischen Partei an und veröffentlichte seine Fotografien allein unter dem Namen Henri Cartier – wohl auch, um seine großbürgerliche Herkunft zu verschleiern. In den Jahren 1935 bis 1939 wendete er sich dem

Film zu, zunächst als Assistent, bevor er 1937–38 drei eigene Dokumentarfilme über den Spanischen Bürgerkrieg drehte. Die surrealistischen Aufnahmen aus seiner frühen Phase sowie einige Filmarbeiten bilden den Auftakt der Ausstellung.

Im März 1937 schloss er sich gemeinsam mit Robert Capa und Chim (David Seymour) der Tageszeitung „Ce Soir“ an, für die er unter anderem die Feierlichkeiten anlässlich der Krönung Georges VI. von England fotografierte. Zu Beginn des Zweiten Weltkriegs wurde er eingezogen und Mitglied der Einheit Film und Fotografie. Am 23. Juni geriet er 1940 in Kriegsgefangenschaft, bis ihm schließlich im Februar 1943 die Flucht aus Deutschland gelang. Diese Schlüsselereignisse seines Lebens und sein Engagement in der Widerstandsbewegung gegen den Nationalsozialismus prägten sein dokumentarisches Interesse an der Fotografie.1945 drehte er den Dokumentarfilm „Le Retour“ über die Rückführung von Kriegsgefangenen und Deportierten.

[3] Krönung Königs George VI., London, Großbritannien, 12. Mai 1937, © 2024 Fondation Henri Cartier-Bresson /

Magnum Photos.

Das Jahr 1947 markierte entscheidende Schritte: Seine erste große Retrospektive eröffnete im Museum of Modern Art in New York, und mit der Gründung der Bildagentur Magnum zusammen mit Robert Capa, Chim Seymour und George Rodger im Jahr 1947 wurden seine Fotoreportagen zunehmend professionalisiert.

In den folgenden Jahrzehnten bereiste Cartier-Bresson im Auftrag von Magazinen und Zeitungen wie „Life“, „Paris Match“ oder „New York Times Magazine“ die Kontinente; seine Fotoreportagen erschienen weltweit in millionenfacher Auflage. In der Aus-

stellung werden seine Originalfotografien durch gedruckte Abbildungen in Zeitschriften begleitet. Als Augenzeuge dokumentierte er zahlreiche historische und politische Großereignisse: So traf Henri Cartier-Bresson am 30. Januar 1948 in Indien Mahatma Gandhi nur wenige Stunden vor dessen Ermordung, und seine Bilder von der Beisetzung gingen um die Welt. Sie sind ebenso in Hamburg zu sehen wie seine Aufnahmen von der Krönung des britischen Königs George VI. in London 1937, die Befreiung von Paris 1944, Deutschland nach Kriegsende 1945, das Ende der Kuomintang-Herrschaft in China 1948, Russland nach

[4] Berliner Mauer, Westdeutschland, 1962, © 2024 Fondation Henri Cartier-Bresson / Magnum Photos.

dem Tode Stalins 1954, Kuba nach der RaketenKrise 1963 sowie seine Langzeitstudien aus Frankreich. Im Auftrag von IBM fertigte CartierBresson 1967 eine Reportage unter dem Titel „The Man and the Machine“ an, die im Folgejahr ausgestellt wurde.

Cartier-Bresson pflegte jahrelange Freundschaften in die Kunst- und Kulturwelt, die ihn und sein künstlerisches Schaffen nachhaltig inspirierten. Schon 1944 fotografierte er für eine geplante Veröffentlichung Henri Matisse und Pablo Picasso. Seine intimen Porträts von Künstler*innen, Schriftsteller*innen und Fotograf*innen wie Coco Chanel und Simone de Beauvoir bilden einen wichtigen Teil seines Œuvres und werden ebenfalls in der Ausstellung präsentiert.

Darüber hinaus beinhaltet die Schau eine Auswahl an Street Photography, die das zwischenmenschliche Verhalten im Alltag, bei der Arbeit und Freizeit abbildet. Die Werke verdeutlichen das stilprägende Element in Cartier-Bressons Fotografien: das Beobachten und gleichzeitige Analysieren von menschlichem Handeln in spontanen Augenblicken. Henri Cartier-Bresson: „In der Fotografie kann das kleinste Gebilde ein großes Motiv sein. Jedes kleine, menschliche Detail kann zum Leitmotiv werden.“ Er zeigte mithilfe seiner Kamera Begegnungen, hielt dabei Verhaltensmuster fest und machte flüchtige Szenen sichtbar, die sonst im Getümmel der Straßen untergegangen wären. Cartier-Bresson selbst war lange in der kommunistischen Bewegung aktiv, was sich nachhaltig auf sein politisches und künstlerisches Engagement auswirkte. So galt sein fotografisches Interesse insbesondere sozial ausgegrenzten Menschen. „Der Fotograf muss das Leben aus der Überraschung heraus, sozusagen beim Sprung aus dem Bett, aufnehmen“, so das Credo des großen Bildkünstlers. „Die Fotografie hält keineswegs das Leben auf, sondern überrascht es in seinen Augenblicken höchster Dichte oder vielmehr Leichtigkeit, denn es geht nun einmal nicht darum, mit Bedeutung übersättigte und mit Botschaften überladene Szenen festzuhalten. Das Leben streift und geht vorüber. Um es einfangen zu können, muss sich der Fotograf diesem Gesetz unterordnen und wie auf dem Sprung fotografieren.“#

„Das eine Auge des Fotografen schaut weit geöffnet durch den Sucher, das andere, das geschlossene, blickt in die eigene Seele.“

Katalog

Watch! Watch! Watch!

Henri Cartier-Bresson

Kathrin Baumstark, Ulrich Pohlmann (Hrsg.), Beiträge von B. Bair, K. Baumstark, C. Chéroux, U. Pohlmann, D. Willis, geb., 288 S. m. 240 Abb. in Farbe, 22,5 x 28 cm, Hirmer, ISBN 9783777443478

Ausstellungen

Bis 22. September 2024

Watch! Watch! Watch! Henri Cartier-Bresson

Bucerius Kunst Forum

Alter Wall 12, 20457 Hamburg

Tel. +49-(0)40-3609960 www.buceriuskunstforum.de

Oktober 2024 bis Januar 2025

KBr Fundación MAPFRE

Avenida Litoral, 30 08005 Barcelona

Tel. +34-93-2723180 Kbr.fundacionmapfre.org

Meister des Augenblicks

Frans Hals in der Gemäldegalerie Berlin

Wie kaum ein anderer Maler seiner Zeit verstand er es, seine Modelle in natürlicher und entspannter Haltung zu porträtieren und gleichzeitig Emotionen auf die Leinwand zu bannen, und sein beispiellos freier Malstil in Porträts und Genrebildern macht ihn zum modernsten Künstler seiner Zeit: Frans Hals (1582/83–1666) gilt neben Rembrandt und Vermeer zu den herausragenden niederländischen Malern des 17. Jahrhunderts. Seine von Vitalität und Spontaneität gekennzeichneten Werke sind gleichermaßen Zeugnisse künstlerischer Virtuosität und menschlicher Sensibilität. Als erster Künstler Hollands malte er Außenseiter der Gesellschaft individuell und lebensgroß: Neben Schützen- und Regentenstücken schuf er zahlreiche Einzelbildnisse des Bürgertums in Haarlem, wo er sein ganzes Leben verbrachte. In diesem Sommer feiert die Gemäldegalerie Berlin ihn als einen der größten Porträtmaler aller Zeiten: Die große Sonderausstellung „Frans Hals. Meister des Augenblicks“ ist in Kooperation mit der National Gallery in London und dem

Rijksmuseum Amsterdam entstanden und vom 12. Juli bis zum 3. November 2024 in Berlin zu sehen.

Hals‘ Werke zeichnen sich durch ungewöhnliche Lebendigkeit und treffende Charakterisierung aus. Statt konventioneller Posen gibt er den flüchtigen Moment einer Bewegung oder eines Ausdrucks wieder: Seine Dargestellten wirken lebendig, offen und nahbar – Catharina Hooft mit ihrer Amme scheinen sich amüsiert dem Betrachter zuzuwenden, Isaac Abrahamsz Massa und Beatrix van der Laen zeigen keine erstarrte Pose anlässlich ihres offiziellen Hochzeitsporträts, sondern haben glücklich lächelnd auf einem Baumstamm Platz genommen. Hals widmet sich den individuellen Eigenheiten seiner Modelle unvoreingenommen, mit Neugier, Witz und Anteilnahme. Das Lachen oder Lächeln ist dabei ein Schlüsselelement: Auf unübertroffene Art versteht er es, lachende Figuren wirklichkeitsgetreu wiederzugeben. Sein Fröhlicher Trinker und die Malle Babbe sind feinfühlige Moment-

[1] Der Lautenspieler, um 1623/24, Paris, Musée du Louvre, © RMN-Grand Palais (Musée du Louvre) / Franck Raux.

aufnahmen des realen Lebens. Hals malt soziale Außenseiter*innen ebenso hingebungsvoll wie die bürgerliche Oberschicht. Mit seinen innovativen Genrebildern und Charakterstudien in Lebensgröße verhilft er Randgruppen der Gesellschaft, die in der zeitgenössischen Porträtmalerei keinen Platz finden, zu bis dahin ungekannter Sichtbarkeit.

Als Sohn eines Tuchmachers in Antwerpen geboren, siedelte Frans Hals als Kind mit seinen Eltern nach der Übernahme Flanderns durch Spanien im August 1585 nach Holland über. 1591 ist die Familie erstmals in Haarlem nachzuweisen – der Stadt, in der Frans Hals sein Leben verbrachte und die er nur ausnahmsweise verlassen sollte. Um 1603 kam er in die Lehre bei Carel van Mander, der in Haarlem eine Malerakademie gegründet hatte. 1604 publizierte van Mander sein bekanntestes Werk, Het Schilderboeck („Malerbuch“), das unter anderem eine wichtige Biografiensammlung niederländischer, deutscher und italienischer Künstler enthält. 1610 wurde Frans Hals in die Lukasgilde aufgenommen, 1644 wurde er ihr Vorsteher. Seit 1617 war er in zweiter Ehe mit Lysbeth Reyniers verheiratet, mit der er acht Kinder hatte; die Mutter seiner beiden ältesten Söhne war nach der zweiten Geburt verstorben. Fünf seiner Söhne wurden später ebenfalls zu Malern ausgebildet. Schon zu Lebzeiten berühmt, reichte der Ruf von Frans Hals weit über die Stadt hinaus. Doch in wirtschaftlichem Sinne war er nicht unbedingt erfolgreich – so ist etwa überliefert, dass Hals 1652 zeitweilig seine Möbel verpfänden musste, um Brotrechnungen bezahlen zu können, und vor seinem Tod Unterstützung von der städtischen Armenverwaltung erhielt. Ende August 1666 starb Frans Hals in Haarlem.

Die Berliner Gemäldegalerie bewahrt mit zehn Werken eine der umfangreichsten und hochkarätigsten Sammlungen an Bildern von Frans Hals weltweit, darunter Highlights wie die Malle Babbe, das Porträt der Catharina Hooft mit ihrer Amme oder den Knaben mit Flöte. Unter den insgesamt 85 Werken der Ausstellung befinden sich rund 50 der bedeutendsten Gemälde von Frans Hals aus über 20 öffentlichen und privaten Sammlungen in Europa, den USA und

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[2] Catharina Hooft mit ihrer Amme, um 1619/20, © Staatliche Museen zu Berlin, Gemäldegalerie / Christoph Schmidt.
[3] Porträt eines Paares, vermutlich Isaac Abrahamsz Massa und Beatrix van der Laen, um 1622, Amsterdam, Rijksmuseum, © Rijksmuseum, Amsterdam.

Kanada – darunter Werke wie Isaac Abrahamsz Massa und Beatrix van der Laen aus dem Rijksmuseum, Junger Mann mit Totenkopf aus der Londoner National Gallery und Der Lautenspieler aus dem Musée du Louvre. Gezeigt werden auch Werke, die niemals zuvor in Deutschland ausgestellt waren. Dazu zählt das monumentale, über vier Meter breite Schützenstück De magere compagnie ebenso wie zwei außergewöhnliche Gemälde aus den Beständen des Museums für westliche und östliche Kunst in Odessa. Bei Letzteren handelt es sich um Hals‘ Darstellungen der Evangelisten Matthäus und Lukas, die erst Ende der 1950erJahre wiederentdeckt worden sind und thematisch eine absolute Ausnahme im Werk des Malers darstellen.

Neben den Topstücken von Hals präsentiert die Sonderausstellung auch Werke seines Umfelds, seiner Konkurrenten in Haarlem und seiner Schüler*innen. Auf diese Weise wird Hals in Berlin als Ausnahmeerscheinung im Kontext seiner Zeit verortet

und als Künstlerpersönlichkeit wie auch als Lehrer greifbarer. Zu seinen Schüler*innen zählen beispielsweise Adriaen Brouwer, Adriaen van Ostade und Judith Leyster, die als eine der bedeutendsten Künstlerinnen der Niederlande gelten kann. Die Einbeziehung von Werken der Schüler*innen verdeutlicht, dass Hals ihre individuellen Talente und die Spezialisierung auf unterschiedliche Gebiete förderte.

Trotz seiner Berühmtheit zu Lebzeiten wurde Frans Hals erst im ausgehenden 19. Jahrhundert begeistert wiederentdeckt. Seine mit kühnem Pinselstrich ausgeführten, skizzenhaft wirkenden Gemälde beeinflussten die Malerei, und aufgrund seines virtuosen Farbauftrags sowie der Spontaneität und Unmittelbarkeit seiner Darstellungen kann Hals als Vorreiter der Moderne gelten. Ende des 19. Jahrhunderts finden sich Realisten und Impressionisten wie Max Liebermann, Wilhelm Leibl und Lovis Corinth in seiner Malerei wieder und nutzen sie als Inspirati-

[4] Malle Babbe, um 1640, Berlin, © Staatliche Museen zu Berlin, Gemäldegalerie / Christoph Schmidt. [5] Peeckelhaering (Der lustige Zecher), um 1625, Leipzig, Museum der bildenden Künste Leipzig, © Museum der bildenden Künste / PUNCTUM B. Kober.

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[5] Junger Mann mit Totenkopf (Vanitas), um 1627, London, The National Gallery, © The National Gallery, London.
[6] Singender Knabe mit Flöte, um 1627, © Staatliche Museen zu Berlin, Gemäldegalerie / Christoph Schmidt.

onsquelle. In Berlin werden daher Werke dieser Künstler im Kontext ihres großen Vorbilds gezeigt. Dadurch wird nicht nur die spezifische Qualität von Hals‘ Werken besonders deutlich, sondern auch ihre weitreichende Wirkung auf die Entwicklung der europäischen Malerei.

Die Berliner Ausstellung, die zuvor in der Londoner National Gallery und danach im Rijksmuseum Amsterdam zu sehen war, wird kuratiert von Katja Kleinert, Kuratorin für niederländische und flämische Kunst des 17. Jahrhunderts, und Erik Eising, wissenschaftlicher Mitarbeiter an der Gemäldegalerie. Sie wird unterstützt von der Fontana Stiftung, dem Kuratorium Preußischer Kulturbesitz, dem Kaiser Friedrich Museumsverein, der Ernst von Siemens Kunststiftung und der Stiftung Heinz Kuckei Collections Berlin.#

Kühner Pinselstrich und virtuoser Farbauftrag: Die teils skizzenhaft wirkenden Werke von Frans Hals wurden im ausgehenden 19. Jahrhundert mit Begeisterung wiederentdeckt.

Ausstellung

12. Juli bis 3. November 2024

Frans Hals.

Meister des Augenblicks

Katalog

Frans Hals

Meister des Augenblicks

Jaap van der Veen, Friso Lammertse, Bart Cornelis, Erik Eising, Dagmar Hirschfelder, Katja Kleinert, Justus Lange, dt., Klappenbroschur, 368 S. m. 135 Abb., 28 x 23 cm, Hatje Cantz, ISBN 9783775757492

Kontakt

Kulturforum, Gemäldegalerie

Matthäikirchplatz, 10785 Berlin www.smb.museum

Bildung, Vermittlung, Besucherdienste

(Montag bis Freitag 09.00 bis 16.00 Ur)

Tel. +49-(0)30-266424242

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Ernesto Neto, earthtreelifelove, 2022, Baumwoll-Häkelarbeit, Baumwollwatte, Lorbeerblätter, Thymian, Rosmarin, Petersilie, Minze, Basilikum, Kieselsteine, Sand, Erde, Holzhaken, 475 × 1051,6 × 988,1 cm, Courtesy the artist and Tanya Bonakdar Gallery © Ernesto Neto; Foto: Dan Bradica

Bis 3. November 2024 I feel the earth whisper. Bianca Bondi, Julian Charrière, Sam Falls und Ernesto Neto.

Museum Frieder Burda www.museum-frieder-burda.de

Fritz Rhein, Dame auf dem Sofa, Röntgenaufnahme mit übermalter Komposition, 1905, © Alte Nationalgalerie, Staatliche Museen zu Berlin / Andres Kilger

Bis 25. August 2024 (Un)Seen Stories. Suchen. Sehen. Sichtbarmachen.

Kupferstichkabinett

www.smb.museum

Deutschland

Baden-Baden

Museum Frieder Burda

Lichtentaler Allee 8b, 76530 Baden-Baden

Tel. +49-(0)7221-398980

www.museum-frieder-burda.de

Bis 3. November 2024: I feel the earth whisper. Bianca Bondi, Julian Charrière, Sam Falls und Ernesto Neto.

Staatliche Kunsthalle Baden-Baden

Lichtentaler Allee 8a, 76530 Baden-Baden

Tel. +49-(0)7221-30076400

www.kunsthalle-baden-baden.de

Bis 20. Oktober 2024: Grada Kilomba. Opera to a Black Venus.

Berlin

Alte Nationalgalerie

Besuchereingang Bodestraße, 10178 Berlin

Tel. +49-(0)30-266424242

www.smb.museum

Bis 4. August 2024: Caspar David Friedrich. Unendliche Landschaften. 27. September 2024 bis 26. Januar 2025: Monet und die impressionistische Stadt.

Altes Museum

Am Lustgarten, 10178 Berlin

Tel. +49-(0)30-266424242 www.smb.museum

Bis 16. März 2025: Göttinnen und Gattinen. Frauen im antiken Mythos.

Bode-Museum

Am Kupfergraben (Eingang über die Monbijoubrücke), 10117 Berlin

Tel. +49-(0)30-266424242 www.smb.museum

Bis 21. September 2024: Lange Finger – falsche Münzen. Die dunkle Seite der Numismatik. 19. Juli bis 20. Oktober 2024: Goldene Passion. Georg Petel und das Rätsel seiner Kreuzigungsgruppe.

Gemäldegalerie

Matthäikirchplatz, 10785 Berlin

Tel. +49-(0)30-266424242

www.smb.museum

Bis 29. September 2024: Vom Canal Grande an die Spree. Die Streitsche Stiftung für das Graue Kloster. Bis 24. November 2024: Die Schenkung Leidner. Norditalienische Malerei des 17. Jahrhunderts. 12. Juli bis 3. November 2024: Frans Hals. Meister des Augenblicks.

Hamburger Bahnhof –

Nationalgalerie der Gegenwart

Invalidenstraße 50–51, 10557 Berlin

Tel. +49-(0)30-266424242

www.smb.museum

Bis 22. September 2024: Naama Tsabar. Estuaries. Bis 6. Oktober 2024: Alexandra Pirici. Attune. Bis 3. November 2024: Marianna Simnett. Winner. Bis 5. Januar 2025: Preis der Nationalgalerie 2024. Pan Daijing, Dan Lie, Hanne Lippard, James Richards. 6. Spetember 2024 bis 10. März 2025: Mark Bradford.

Kunstgewerbemuseum

Matthäikirchplatz, 19785 Berlin Tel. +49-(0)30-266424242-29

www.smb.museum

Bis 3. November 2024: Keramik als Kunst. Ante Brüggemann und die Gruppe 83. 4. Juli 2 bis 6. Oktober 2024: Excess in Elegance: Dawid Tomaszewski: A Decade and a Half.

Kupferstichkabinett

Matthäikirchplatz, 10785 Berlin Tel. +49-(0)30-266424242

www.smb.museum

Bis 25. August 2024: (Un)Seen Stories. Suchen. Sehen. Sichtbarmachen. 25. September 2024 bis 12. Januar 2024: Der andere Impressionismus. Internationale Druckgraphik von Manet bis Whistler.

Kulturforum

Matthäikirchplatz, 10785 Berlin Tel. +49-(0)30-266424242

www.smb.museum

Bis 4. August 2024: Faszination Rom. Maarten van Heemskerck zeichnet die Stadt.

Martin-Gropius-Bau

Niederkirchnerstr. 7, 10963 Berlin

Tel. +49-(0)30-25486-0 www.gropiusbau.de

Bis 14. Juli 2024: Radical Playgrounds: From Competition to Collaboration Bis 21. Juli 2024: Nancy Holt. Circles of Light. Bis 21. Juli 2024: Pallavi Paul: How Love Moves.

Museum für Fotografie

Jebensstraße 2, 10623 Berlin

Tel. +49-(0)30-266424242, www.smb.museum

Bis 1. September 2024: Michael Wesely. Berlin 1860–2023. Bis 1. September 2024: Renate von Mangoldt: Berlin Revisited. ZeitSprünge 1972–1987 / 2021–2023. Bis 16. Februar 2025: Berlin, Berlin! 20 Jahre Helmut Newton Stiftung.

Neue Nationalgalerie

Potsdamer Straße 50, 10785 Berlin Tel. +49-(0)30-266424242 www.smb.museum

Bis 28. September 2025: Zerreißprobe. Kunst zwischen Politik und Gesellschaft 1945–2000. Bis 6. Oktober 2024: Andy Warhol. Velvet Rage and Beauty. Bis 2026: Gerhard Richter. 100 Werke für Berlin.

Sammlung Scharf-Gerstenberg

Schloßstraße 70, 14059 Berlin Tel. +49-(0)30-266424242, www.smb.museum

Bis 3. November 2024: Formverlust?

Bochum

Kunstmuseum Bochum

Kortumstraße 147, 44787 Bochum Tel. +49-(0)234-9104230 www.kunstmuseumbochum.de

Bis 8. September 2024: Die Verhältnisse zum Tanzen bringen. 50 Jahre Kemnade International. Bis 13. Oktober 2024: Theresa Weber. Chaosmos. Bis 31. Dezember 2024: Sichtbar. Die Eigene Sammlung.

Bonn

Kunstmuseum Bonn

Friedrich-Ebert-Allee 2, 53113 Bonn Tel. +49-(0)228-776260 www.kunstmuseum-bonn.de

Bis 25. August 2024: Dorothea von StettenKunstpreis 2024. Junge Kunst aus Österreich. Bis 22. September 2024: Katharina Grosse. Studio Paintings 1988–2023. Bis 31. Dezember 2024: Raum für phantasievolle Aktionen. Bis 31. März 2025: Aufbruch in die Moderne. 19. September 2024 bis 19. Januar 2025: Bruno Goller. Retrospektive 1922–1992.

Kunst- und Ausstellungshalle der Bundesrepublik Deutschland Museumsmeile Bonn

Friedrich-Ebert-Allee 4, 53113 Bonn

Tel. +49-(0)228-9171-0

www.bundeskunsthalle.de

Bis 28. Juli 2924: „Bilder im Kopf, Körper im Raum“ – Franz Erhard Walther. Bis 1. September 2024: Kengo Kuma. Onomatopoeia Architecture. Bis 13. Oktober 2024: Für alle! Demokratie neu gestalten. Bis 27. Oktober 2024: Interactions 2024. 8. September 2024 bis 9. Februar 2025: Mark Dion: Delirious Toys.

Bremen

Kunsthalle Bremen

Am Wall 207, 28195 Bremen Tel. +49-(0)421-32908-0 www.kunsthalle-bremen.de

Bis 14. Juli 2024: Wild! Kinder – Träume –Tiere – Kunst. Bis 28. Juli 2024: Three by Chance. Wolfgang Michael, Norbert Schwontkowski, Horst Müller. Bis 4. August 2024: Lisa Seebach & Julia Charlotte Richter. Aren’t you the one who can remember the future? 24. August bis 13. Oktober 2024: Pauli-Preis 2024. 31. August bis 15. September 2024: Spektrum / Raum. Máté Mészáros mit unusual symptoms. 4. September 2024 bis 5. Januar 2025: Jenseits der Mitte. Skizzen am Rande.

Kemnade International 1976 © Hartmut Beifuss

Bis 8. September 2024 Die Verhältnisse zum Tanzen bringen. 50 Jahre Kemnade International.

Kunstmuseum Bochum www.kunstmuseumbochum.de

Ausstellungsansicht „Kengo Kuma. Onomatopoeia Architecture.“ Foto: Simon Vogel, 2024 © Kunst- und Ausstellungshalle der Bundesrepublik Deutschland GmbH

Bis 1. September 2024 Kengo Kuma. Onomatopoeia Architecture.

Kunst- und Ausstellungshalle der Bundesrepublik Deutschland www.bundeskunsthalle.de

Ausstellungsansicht

„So wie wir sind.“ mit Werken (von links nach rechts):

Šeljla Kamerić, Petrit Halilaj, Foto: Tobias Hübel

Bis 30. August 2026 So wie wir sind.

Neues Museum Weserburg Bremen www.weserburg.de

William Blake (1757–1827) Europa, eine Prophezeiung, Frontispiz – Urizen, 1794, Relief- und Weißlinienradierung, koloriert, 30,3 x 23,1 cm The Fitzwilliam Museum, Cambridge, © The Fitzwilliam Museum, University of Cambridge

Bis 8. September 2024 William Blakes Universum

Hamburger Kunsthalle www.hamburger-kunsthalle.de

Neues Museum Weserburg Bremen

Teerhof 20, 28199 Bremen

Tel. +49-421-598390, www.weserburg.de

Bis 30. August 2024: Michaela Melián, aufheben. Bis 22. September 2024: Martin Reichmann. Hyper!ons Ephiphysis. Bis 24. November 2024: Yael Bartana. Utopia Now! Bis 30. August 2026: So wie wir sind.

Dortmund

Museum Ostwall im Dortmunder U

Leonie-Reygers-Terrasse, 44137 Dortmund

Tel. +49-(0)231-5024723

www.dortmuder-u.de/museum-ostwall

Bis 25. August 2024: Kopfüber in die Kunst. Bis 20. September 2024: Kunst --> Leben --> Kunst.

Düsseldorf

Kunstsammlung

Nordrhein-Westfalen K 20

Grabbeplatz 5, 40213 Düsseldorf

Tel. +49-(0)211-8381130

www.kunstsammlung.de

Bis 11. August 2024: Hilma af Klint und Wassily Kandinsky. Träume von der Zukunft. Ab 6. Juli 2024: Raus ins Museum! Rein in Deine Sammlung. Neupräsentation.

Kunstsammlung

Nordrhein-Westfalen K 21

Ständehausstraße 1, 40217 Düsseldorf

Tel. +49-(0)211-8381204

www.kunstsammlung.de

Bis 4. August 2024: Forthcoming. Spekulationen im urbanen Raum. Bis 8. September 2024: Mike Kelley. Ghost and Spirit. 31. August 2024 bis 26. Januar 2025: Lars Eidinger. O Mensch. Fotografien.

Kunstpalast

Ehrenhof 4–5, 40479 Düsseldorf

Tel. +49-(0)211-8996260, www.kunstpalast.de

Bis 28. Juli 2024: Die Grosse Kunstausstellung NRW 2024. Bis 27. Oktober 2024: Spot on: Hairytales. 28. August 2025 bis 5. Januar 2025: Too much Future. Schenkung Florian PetersMesser. 5. September 2024 bis 2. Februar 2025: Gerhard Richter. Verborgene Schätze. Werke aus rheinischen Privatsammlungen.

Duisburg

Stiftung Wilhelm Lehmbruck Museum

Friedrich-Wilhelm-Straße 40 47049 Duisburg, Tel. +49-(0)203-2832630 www.lehmbruckmuseum.de

Bis 25. August 2024: Sculpture 21st: Shirin Neshat. Bis 1. September 2024: Shape! Körper + Form begreifen. Bis 6. Oktober 2024: Courage. Lehmbruck und die Avantgarde.

Emden

Kunsthalle in Emden

Hinter dem Rahmen 13, 26721 Emden

Tel. +49-(0)4921-97500 www.kunsthalle-emden.de

Bis 18. August 2024: Lotte Wieringa. Under warm wings, round eggs. Bis 10. November 2024: Die Schönheit der Dinge. Stillleben von 1900 bis heute. Bis Ende 2024: Expressionismus. Unverstanden, angegriffen, gefeiert. Aktuelle Sammlungs-Auswahl.

Frankfurt

MMK Museum für Moderne Kunst

Domstraße 10, 60311 Frankfurt am Main Tel. +49-(0)69-21230447 www.mmk.art

Bis 29. September 2024: There is no there there.

Schirn Kunsthalle Frankfurt

Römerberg, 60311 Frankfurt

Tel. +49-(0)69-299882-0 www.schirn.de

Bis 15. September 2024: Selma Selman. Bis 13. Oktober 2024: Casablanca Art School.

Städel Museum

Schaumainkai 63, 60596 Frankfurt

Tel. +49-(0)69-6050980 www.staedelmuseum.de

Bis 1. Dezember 2024: Muntean/Rosenblum. Mirror of Thoughts. 10. Juli bis 27. Oktober 2024: Künstlerinnen zwischen Frankfurt und Paris um 1900.

Hamburg

Bucerius Kunstforum

Alter Wall 12, 20457 Hamburg Tel. +49-(0)403609960 www.buceriuskunstforum.de

Bis 22. September 2024: Watch! Watch! Watch! Henri Cartier-Bresson.

Deichtorhallen Hamburg

Deichtorstraße 1–2, 20095 Hamburg Tel. +49-(0)40-32103-0 www.deichtorhallen.de

Bis 11. August 2024: Claudia Andujar. The End of the World. Bis 15. September 2024: Jakob Lena Knebl und Ashley Hans Scheirl (Sammlung Falckenberg). Bis 5. November 2024: Survival in the 21st Century (Halle für aktuelle Kunst). 7.September 2024 bis 26. Januar 2025: Andrea Orejarena & Caleb Stein (Phoxxi).

Hamburger Kunsthalle

Glockengießerwall, 20095 Hamburg Tel. +49-(0)40-428131-200 www.hamburger-kunsthalle.de

Bis 11. August 2024: Kathleen Ryan. Bis 8. September 2024: William Blakes Universum. Bis 15. September 2024: Something new, something old, something desired. Bis 29. September 2024: Georges Adéagbo. Ein neues Werk für die Hamburger Kunsthalle. Bis 27. Oktober 2024: The Ephemeral Lake. Eine digitale Installation von Jakob Kudsk Steensen. Bis 31. Dezember 2024: Making History. Hans Makart und die Salonmalerei des 19. Jahrhunderts. Bis 19. Januar 2025: Untranquil now: eine Konstellation aus Erzählungen und Resonanzen.

Hannover

Sprengel Museum Hannover

Kurt-Schwitters-Platz, 30169 Hannover Tel. +49-(0)511-168-43875 www.sprengel-museum.de

Bis 28. Juli 2024: Günter Haese. Zum 100. Geburtstag. Bis 28. Juli 2024: Nordlichter: Dietrich Helms, Arnold Leissler, Siegfried Neuenhausen, Kai Sudeck. Bis 28. Juli 2024: Peter Tuma. Aufkommende Unruhe. 17. Juli bis 20. Oktober 2024: Martina Kresta. … von …. bis … 17. Juli bis 24. November 2024: Zbynêk Sekal. 100. 21. August bis 17. November 2024: Das Bild ist, was es tut. Bilder aus der Sammlung.

Pere Borr ell del Caso, Flucht vor der Kritik, 1874, Öl auf Leinwand, Banco de España Collection Madrid, © Foto: Banco de España, Madrid

Bis 28. Juli 2024 Paris 1863–1874: Revolution in der Kunst

Wallraf-Richartz-Museum & Fondation Corboud www.wallraf.museum

Cao Fei, MatryoshkaVerse 01, 2022, Fotografie, Digitaldruck auf Diasec, 105 x 157 cm © Cao Fei, 2024, Courtesy Sprüth Magers and Vitamin Creative Space

Bis 8. September 2024 Cao Fei. Meta-Mentary

Städtische Galerie im Lenbachhaus und Kunstbau München www.lenbachhaus.de

Köln

Museum Ludwig

Heinrich-Böll-Platz, 50667 Köln

Tel. +49-(0)221-221-26165 www.museenkoeln.de

Bis 11. August 2024: Roni Horn. Give Me Paradox or Give Me Death. Bis 31. August 2024: Über den Wert der Zeit. Bis 13. Oktober 2024: Hier und jetzt im Museum Ludwig. Und gestern und morgen. Bis 10. November 2024: Chargesheimer.

Wallraf-Richartz-Museum & Fondation Corboud

Obenmarspforten (am Kölner Rathaus) 50667 Köln, Tel. +49-(0)221-221-21119 www.wallraf.museum

Bis 28. Juli 2024: Paris 1863–1874: Revolution in der Kunst. Bis 27. Oktober 2024: Sensation des Sehens. Die Sammlung Werner Nekes: Vol. 2 Impressionismus. Bis 21. April 2025: Sammlerträume. Sternstunden niederländischer Barockkunst. 9. August bis 10. November 2024: Willkommen im Wallraf – Teil II. Neuzugänge der Graphischen Sammlung.

München

Haus der Kunst

Prinzregentenstraße 1, 80538 München Tel. +49-(0)89-21127-113 www.hausderkunst.de

Bis 14. Juli 2024: Samaneh Alef, Belén Sanchez, Desomond Tjonakoy. Euward. 9. Bis 22. September 2024: Liliane Ljin. Arise Alive. Bis 13. Oktober 2024: Rebecca Horn. Bis 27. Oktober 2024: Martino Gamper. Sitzung. Bis 29. Oktober 2024: Tune. Jim C. Nedd. Recuerdos II. Bis 15. Dezember 2024: Luisa Baldhuber. Afterglow.

Alte Pinakothek

Barer Straße 27, 80333 München Tel. +49-(0)89-23805-216 www.pinakothek.de

Bis 31. Dezember 2024: Von Goya bis Manet. Meisterwerke der Neuen Pinakothek in der Alten Pinakothek. Bis 31. Dezember 2024: Alte Meister in Bewegung. Neupräsentation der Sammlung.

Pinakothek der Moderne

Barer Straße 40, 80333 München

Tel. +49-(0)89-23805-360 www.pinakothek.de

Bis 8. September 2024: „Die Welt kann nur durch uns enttrümmert werden“. Die Sammlung van de Loo. Bis 8. September 2024: Alfred Ehrhardt. Wind, Sand und Wasser. Bis 8. September 2024: Zen 49. Bis 8. September 2024: Gutai. Sammlung+Goetz. Bis 8. September 2024: Abstrakte Horizonte. Bis 8. September 2024: Unruhe. Hans Hartung und Maria Vmier. Bis 31. Dezember 2024: Mix & Match. Die Sammlung neu entdecken.

Städtische Galerie im Lenbachhaus und Kunstbau München

Luisenstraße 33, 80333 München

Tel. +49-(0)89-23396933 www.lenbachhaus.de

Bis 8. September 2024: Cao Fei. Meta-Mentary. Bis 13. Oktober 2024: Orhan Pamuk. Der Trost der Dinge. Bis März 2025: Der Blaue Reiter. Eine neue Sprache.

Potsdam Museum Barberini

Alter Markt, Humboldtstraße 5–6 14467 Potsdam, Tel. +49-(0)331-236014-499 www.museum-barberini.de

Bis 18. August 2024: Modigliani. Moderne Blicke. 14. September 2024 bis 12. Januar 2025: Maurice de Vlaminck. Rebell der Moderne.

Stuttgart

Staatsgalerie Stuttgart

Konrad-Adenauer-Straße 30–32 70173 Stuttgart, Tel. +49-(0)711-47040-0 www.staatsgalerie.de

19. Juli 2024 bis 26. Januar 2025: Sommer der Künste – Villa Massimo zu Gast in Stuttgart. 19. Juli bis 31. Dezember 2024: This is Tomorrow. Neupräsentation der Sammlung des 20./21. Jahrhunderts. 19. Juli bis 29. September 2024: Vorsicht Kunst! Das politische Plakat von Klaus Staeck. 20. Juli bis 8.September 2024: Fotosommer Stuttgart 2024.

Kunstmuseum Stuttgart

Kleiner Schlossplatz 1, 70173 Stuttgart

Tel. +49-80)711-21619600

www.kunstmuseum-stuttgart.de

Bis 25. August 2024: Sparda-Kunstpreis. Kubus. Bis 22. September 2024: Frischzelle_30: Simone Eisele. Bis 6. Oktober 2024: Otto Herbert Hajek. Bis 2. November 2024: Vom Werk zum Display.

Weil am Rhein

Vitra Design Museum

Charles-Eames-Str. 1, 79576 Weil am Rhein

Tel. +49-(0)7621-7023200 www.design-museum.de

Bis 1. September 2024: Transform! Design und die Zukunft der Energie. Bis 11. Mai 2025: Science Fiction Design. Vom Space Age zum Metaverse. 21. September 2024 bis 2. März 2025: Nike: Form Follows Motion.

Wuppertal

Von der Heydt-Museum

Turmhof 8, 42103 Wuppertal Tel. +49-(0)202-5636231

www.von-der-heydt-museum.de

Bis 1. September 2024: Nicht viel zu sehen. Wege der Abstraktion 1920 bis heute. Bis 1. September 2024: Lothar Baumgarten. Land of the Spotted Eagle. Werke aus der Sammlung Lothar Schirmer. Bis auf Weiteres: Zeiten und Räume. Klassiker der Sammlung. Ruisdael bis Giacometti.

Frankreich

Paris

Centre Pompidou

Le Centre National D’Art et de Culture, Georges Pompidou, Musée National d’Art Moderne

Rue Saint-Martin, Place Georges Pompidou F-75004 Paris, Tel. +33-(0)1-44781233 www.centrepompidou.fr

Bis 1. Juli 2024: Brancusi. Bis 22. Juli 2024: Hannah Villiger. Bis 12. August 2024: The Childhood Design. A Century of Furniture for Children. Bis 19. August 2024: Lagon

Magazine. „Le chemin de terre“. Bis 26. August 2024: Hervé Di Rosa. The World-Crosser. Bis 26. August 2024: Vera Molnár. Speak to the Eye. Bis 2. September 2024: Bernard Réquichot: „I never started to paint“. Bis 4. November 2024: Comics, 1964–2024. Bis 4. November 2024: Comics in the Museum. Bis 4. November 2024: Corto Maltese. A romanesque life. 4. September 2024 bis 13. Januar 2025: Surréalisme.

Musée du Louvre

Rue de Rivoli, 75001 Paris Tel. +33-(0)1-40205050 www.louvre.fr

Bis 16. September 2024: Olympism. A modern invention, an ancient heritage. Bis 11. November 2024: Masterpieces from the Torlonia Collection. Bis 11. November 2024: Sime Fattal. Voice of Oriental Antuquities. Bis 26. Mai 2025: The Orphan by Luc Tuymans. Bis 28. September 2025: The Met at the Lou vre. Dialogues of oriental antiquities.

Italien

Florenz

Galleria degli Uffizi

Piazzale degli Uffizi 6, 50122 Florenz Tel. +39-055-294883 www.uffizi.it

Bis 28. Juli 2024: Uffizi: on display two masterpieces damaged by the 1993 Georgofili mafia attack. Bis 4. August 2024: Self-portraits on papier bey 18th- und early 19th-century masters.

Rom

Palazzo delle Esposizioni Roma

Via Nazionale 194, 00184 Roma

Tel. +39-06696271 www.palazzoesposizioniroma.it

Bis 25. August 2024: Expodemic. Festival delle Accademie ed degli Istituti di Cultura stranieri. Bis 1. September 2024: Carla Accardi.

Ulrike Ottinger, Maison clouée du papillon, 1965, Staatsgalerie Stuttgart, erworben 2021 aus Mitteln der Museumsstiftung

Baden-Württemberg, © Ulrike Ottinger

19. Juli bis 31. Dezember 2024 This is Tomorrow.

Staatsgalerie Stuttgart www.staatsgalerie.de

Tatjana Valsang, Transit, 2011

Acryl auf Leinwand, 220 x 150 cm Schenkung Renate und Eberhard Robke Stiftung, Kunst- und Museumsverein im Von der HeydtMuseum Wuppertal, © Tatjana Valsang 2024

Bis 1. September 2024 Nicht viel zu sehen

Von der Heydt-Museum www.von-der-heydt-museum.de

Anne Imhof, Untitled (Bench I), 2024, Installationsansicht 2. Obergeschoss Kunsthaus Bregenz, 2024, Foto: Markus Tretter Courtesy of the artist, Galerie Buchholz, Sprüth Magers

© Anne Imhof, Kunsthaus Bregenz

Bis 22. September 2024

Anne Imhof. Wish You Were Gay.

Kunsthaus Bregenz www.kunsthaus-bregenz.at

Bernhard Strigel (1460–1528) Maximilian I., um 1507/08, Öl auf Holz, 75,5 x 49 cm, Kunsthistorisches Museum Wien, Gemäldegalerie, © KHM-Museumsverband

Bis 26. Oktober 2025 Prunk & Prägung. Die Kaiser und ihre Hofkünstler

Kunsthistorisches Museum Wien www.khm.at

Galleria d’Arte Moderna

Via Francesco Crispi 24, 00187 Roma www.galleriaartemodernaroma.it

Bis 15. September 2024: „La poesia ti guarda“. Omaggio al Gruppo 70 (1963–2023). Bis 2. Februar 2025: L’allieva di danza di Venanzo Crocetti. Il ritorno. Bis 2. Februar 2025: StenLex. Rinascita – Intervento artistico site specific e stendardo urbano. 6. Juli 2024 bis 2. Februar 2025: Estetica della deformazione. Protagonisti dell’Espressionismo Italiano.

Venedig

Peggy Guggenheim Collection

Palazzo Venier die Leoni

Dorsoduro 701, 30123 Venezia

Tel. +39-041-2405411

www.guggenheim-venice.it

Bis 16. September 2024: Jean Cocteau. The Juggler’s Revenge.

Österreich

Bregenz

Kunsthaus Bregenz

Karl-Tizian-Platz, 6900 Bregenz

Tel. +43-(0)5574-485-94-0 www.kunsthaus-bregenz.at

Bis 22. September 2024: Anne Imhof. Wish You Were Gay.

Klagenfurt

Museum Moderner Kunst Kärnten

Burggasse 8, 9020 Klagenfurt

Tel. +43-(0)50-53634112 www.mmkk.ktn.gv.at

Bis 1. September 2024: Landschaft re-artikulieren. Bis 1. September 2024: Fokus Sammlung. Meisterwerke.

Linz

Ars Electronica Center Linz

Ars-Electronica-Straße 1, 4040 Linz Tel.+43-(732)-72720 www.ars-electronica.art

Bis 29. Dezember 2024: PBeing Anton.

Wien

Albertina

Albertinaplatz 1, A–1010 Wien

Tel. +43-(0)1-534830 www.albertina.at

Bis 14. Juli 2024: Roy Lichtenstein. Zum 100. Geburtstag. Bis 8. September 2024: Gregory Crewdson. Retrospektive. Bis 15. September 2024: Eva Beresin. Thick Air. Bis 13. Oktober 2024: Franz Grabmayr. 4. September 2024 bis 26. Januar 2025: Robert Longo.

Albertina Modern

Karlsplatz 5, 1010 Wien

Tel. +43-(0)1-534830 www.albertina.at

Bis 18. August 2024: The Beauty of Diversity. 14. August 2024 bis 6. Januar 2025: Alfred Kubin. Die Ästhetik des Bösen. 13. September 2024 bis 23. Februar 2025: Erwin Wurm. Die Retrospektive zum 70. Geburtstag.

Kunsthistorisches Museum Wien

Maria-Theresien-Platz, 1010 Wien

Tel. +43-(0)1-52524-0 www.khm.at

Bis 22. September 2024: Abgestaubt. Der Professor und der Kunsthandel. Bis 13. Oktober 2024: Zeinab Alhashemi. There May Exist. Bis 26. Oktober 2025: Prunk & Prägung. Die Kaiser und ihre Hofkünstler. Bis 12. Januar 2025: Jupiter und Merkur zu Gast bei Philemon und Baucis. Ein Blick in die RubensWerkstatt (Ansichtssache #28). 8. Oktober 2024 bis 12. Januar 2025: Rembrandt – Hoogstraten. Farbe und Illusion.

MUMOK – Museum Moderner Kunst Stiftung Ludwig Wien

MuseumsQuartier, Museumsplatz 1 A-1070 Wien, Tel. +43-(0)1-525 00 www.mumok.at

Bis 1. August 2024: Jongsuk Yoon. Kumgangsan. Bis 22. September 2024: Avant-Garde and Liberation. Zeitgenössische Kunst und dekoloniale Moderne. Bis 1. Februar 2026: Mapping the 60s. Kunst-Geschichten aus den Sammlungen des mumok. 5. Juli bis 11. August 2024: nowhere 7 now here. Ein Performancefestival. 29. August bis 27. Oktober 2024: Nikma Jagudajev. Basically.

Schweiz

Basel

Kunsthalle Basel

Steinenberg 7, 4051 Basel

Tel +41-(0)61-2069900

www.kunsthallebasel.ch

Bis 11. August 2024: Nolan Oswald Dennis. A recurse 4 [3] worlds. Bis 11. August 2024: Ghislaine Leung. Commitments. Bis 1. September 2024: Toyin Ojuh Odutola. Ilé Oriaku. 30. August bis 10. November 2024: Sandrea Mujinga. Time as a Shield.

Kunstmuseum Basel

St. Alban-Graben 16, 4010 Basel

Tel. +41-(0)61-2066262

www.kunstmuseumbasel.ch

Bis 21. Juli 2024: Made in Japan. Farbholzschnitte von Hiroshige, Kunisada und Hokusai. Bis 18. August 2024: Dan Flavin. Widmungen aus Licht. Bis 27. Oktober 2024: When We See Us. Hundert Jahre panafrikanische figurative Malerei. 28.September 2024 bis 2. Februar 2025: Paula Rego. Machtspiele.

Basel/Riehen

Fondation Beyeler

Baselstrasse 101, 4125 Riehen/Basel

Tel. +41-(0)61-6459700

www.fondationbeyeler.ch

Bis 11. August 2024: Dance with Daemons. 22. September 2024 bis 26. Januar 2025: Henri Matisse.

Bern

Kunstmuseum Bern

Hodlerstrasse 8–12, 3011 Bern

Tel. +41-31-3280944

www.kunstmuseumbern.ch

Bis 21. Juli 2024: Albert Anker. Lesende Mädchen. Bis 21. Juli 2024: Die Sammlung – Von Ernst Ludwig Kirchner bis Pablo Picasso, von Meret Oppenheim bis El Anatsui. Bis 11. August 2024: Tracey Rose. Shooting Down Babylon.

Laurence Durieu, Butterflies and Birds, 2020, Öl auf Leinwand, 100 x 100 cm, © Laurence Durieu, 2024

Bis 8. September 2024

Burning Down the House: Rethinking Family.

Kunstmuseum St. Gallen www.kunstmuseumsg.ch

Olga Karlíková, Ach, ta mládež (Oh, diese Jugend), 1963, © unbekannt

Bis 8. September 2024

Königinnendisziplin Plakate von Gestalterinnen

Museum für Gestaltung Zürich www.museum-gestaltung.ch

Zentrum Paul Klee

Monument im Fruchtland 3, 3006 Bern Tel. +41-31-3590101, www.zpk.org

Bis 4. August 2024: Sarah Morris. All Systems Fail. Bis 13. Oktober 2024: Architektur mit Klee. Fokus. Bis 9. Februar 2025: Kosmos Klee. Die Sammlung.

St. Gallen

Kunstmuseum St. Gallen

Museumstrasse 32, 9000 St. Gallen

Tel. +41-(0)721-2420671

www.kunstmuseumsg.ch

Bis 8. September 2024: Burning Down the House: Rethinking Family. Bis 24. November 2024: Experimental Ecology. Kunst und Wissenschaft im Dialog. Bis 24. November 2024: Expanding Horizons. Videos from the Collection and Beyond. 15. Bis 19. Juli 2024: Little Artists. 24. August bis 10. November 2024: RM.

Zürich

Kunsthaus Zürich

Heimplatz 1, 8001 Zürich

Tel. +41-(0)44-2538484, www.kunsthaus.ch

Bis 14. Juli 2024: Kiki Kogelnik. Retrospektive. Bis 29. September 2024: Born Digital. Videokunst im neuen Millenium. Bis Ende 2024: Eine Zukunft für die Vergangenheit. Sammlung Bührle: Kunst, Kontext, Krieg und Konflikt. 18. August bis 3. November 2024: Walid Raad. Cotton under my Feet: The Zurich Chapter. 20. September 2024 bis 26. Januar 2025: Matthew Wong – Vincent van Gogh.

Museum für Gestaltung Zürich

Ausstellungsstrasse 60, 8005 Zürich

Tel. +41-43-4466767 www.museum-gestaltung.ch

Bis 8. September 2024: Königinnendisziplin –Plakate von Gestalterinnen. Bis 15. September 2024: Oliviero Toscani: Fotografie und Provokation. Bis 20. Oktober 2024: Design für alle? Vielfalt als Norm. Bis 24. November 2024: Lucien Hervé: Gebautes Licht. Bis 1. Dezember 2024: Collection Insights – Sieben Perspektiven. Bis 1. Dezember 2024: Collection Highlights.

Spanien

Madrid

Museo Nacional del Prado

Calle Ruiz de Alarcón, 23, 28014 Madrid Tel. +34-(0)91-3302800 www.museodelprado.es

Bis 1. September 2024: Ages of Splendor. A History of Spain in the Museo del Prado. Bis 8. September 2024: The Prado in feminine II. Artistic promoters of the Museum’s collections (1602–1700). Bis 22. September 2024: Art and social transformations in Spain (1885–1910). Bis 23. Februar 2025: The Lost Caravaggio: The Ecce Homo Unveiled.

Museo Nacional Centro de Arte Reina Sofia

Calle Santa Isabel, 52, 28012 Madrid Tel. +34-(0)91-7741000 www.museoreinasofia.es

Bis 1. September 2024: James Lee Byars. Perfect is the Question. Bis 2. September 2024: Eva Lootz. Do as someone says: what is this? Bis 20. September 2024: On the Table. Food semiotics.

Museo Thyssen-Bornemisza

Palacio de Villahermosa, Paseo del Prado 8 28014 Madrid, Tel. +34-(0)91-690151 www.museothyssen.org

Bis 28. Juli 2024: La Chiquita Piconera by Julio Romero de Torres. Bis 15. September 2024: Rosario de Velasco. Bis 22. September 2024: Robert Nava. Bis 20. Oktober 2024: Colonial Memory in the Thyssen- Bornemisza Collections.

Málaga

Museo Jorge Rando

Calle Cruz del Molinillo, 12, 29013 Málaga Tel. +34-(0)95-2210991 www.muesojorgerando.org

Bis 14. Oktober 2024: Jorge Rando – Mis mariposas / My butterflies.

Die Angaben beruhen auf den Informationen der Aussteller. Änderungen nach Redaktionsschluss vorbehalten.

Kunst+Material auch im Abonnement!

Kunst+Material erscheint zweimonatlich in einer Auflage von 30.000 Exemplaren und bietet Einblicke in Ateliers und Arbeitsweisen von porträtierten Künstler*innen, stellt interessante Inhalte im Sonderthema vor, präsentiert aktuelle Ausstellungen und gibt neben News aus der Kunstwelt viele spannende Buchempfehlungen an die Hand. Neu und exklusiv gibt es inspirierende Bildstrecken zu Materialien und künstlerischen Techniken. Hintergrundstories aus der Feder von Expert*innen informieren über die unterschiedlichsten Materialien und ihre Geschichte, und auch Künstlerinnen und Künstler selbst kommen zu Wort und stellen ihr Lieblingsmaterial vor.#

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boesner GmbH holding + innovations „Kunst+Material“ – Abonnement Gewerkenstraße 2, D-58456 Witten oder abo@kunst-und-material.de Fax +49-(0)2302-97311-33

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Datum, rechtsverbindliche Unterschrift

Idealer Winkel

Zeichenbretter bieten eine stabile Fläche, die präzises Zeichnen und Skizzieren ermöglicht. Beim Zeichenbrett von boesner besteht diese aus Pappelsperrholz. Papier, Karton oder Keilrahmen finden auf dieser Auflagefläche sicheren Halt, für individuellen Komfort und Ergonomie lässt sie sich in fünf verschiedene Neigungswinkel verstellen. Eine solide, langlebige Grundlage für die zeichnerische Arbeit.

Neue Website lüftet Geheimnisse alter Meister

Digital Story von Dürer bis van Gogh

Faszinierende Blicke hinter die Kulissen von Kunst und Forschung bietet ab sofort das Wallraf-Richartz-Museum mit seiner neuen Internetseite www.maltechnik-wallraf.de. Dank spannendem Storytelling und spielerischem Design erscheinen hier 700 Jahre Malerei in neuem Licht und wird ein breites Publikum für die Tricks der alten Meister begeistert. Gemeinsam mit den Kunsttechnologinnen vom Wallraf können die User berühmten Malern von Dürer bis van Gogh über die Schultern schauen. Fesselnde Geschichten, aufwendige Videos und magische „Curtain Views“ machen dabei Unsichtbares sichtbar, spüren erstaunliche Techniken auf und offenbaren so manch heimlichen Kunstgriff. In acht spannenden Kapiteln erzählen die Wallraf-Expertinnen der „Abteilung für Restaurierung und Kunsttechnologie“ von der Entstehung bedeutender Gemälde. Sie beginnen bei der Auswahl eines passenden Bildträgers und enden beim Firnisauftrag, dem perfekten Finish eines Gemäldes. In deutscher und englischer Sprache können Kunstliebhabende jederzeit und überall in die faszinierende Welt der Malerei eintauchen – und sie werden danach jedes Gemälde mit anderen Augen betrachten. Um die Digital Story auch im Museum zu erzählen, versieht das Wallraf einige seiner Bilder mit „Entdeckt!-Buttons“ und verbindet damit die digitale mit der analogen Kunstwelt. Die Website www.maltechnik-wallraf.de basiert auf der erfolgreichen Sonderausstellung „Entdeckt! Maltechniken von Martini bis Monet“, die im Winter 2021/22 im Wallraf zu sehen war. Die Schau beleuchtete die Geschichte der europäischen Malerei und stellte dabei Materialien, Techniken und Entstehungsprozesse in den Mittelpunkt. Die drei Kölner Kunsttechnologinnen Iris Schaefer, Caroline von Saint-George und Kristin Krupa sind für die Digital Story verantwortlich, die von der Augsburger Agentur Waldmann + Weinold realisiert und von der Volkswagen Stiftung, der Universität Konstanz und der Staatlichen Akademie der Bildenden Künste Stuttgart unterstützt wurde.#

Der kurze Weg zur Kunst

www.instagram.com/ boesner_deutschland/

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33 x in Deutschland und 1 x Versandservice

3 x in Österreich

4 x in der Schweiz

5 x in Frankreich

Unterwegs mit Durchblick

Monumentale Skulpturen, unterwegs mit Taschen und Koffern: Neun überlebensgroße „Reisende“ des französischen Bildhauers Bruno Catalano (*1960) sind bis Mai 2025 an der Park Avenue in New York zu sehen. Es ist die erste große Ausstellung des Künstlers in den USA.

Griffbereit

Bei der Vielzahl von Stiften und Pinseln, die oft im Atelier oder auf dem Schreibtisch auf ihren Einsatz warten, kann man schon mal den Überblick verlieren … Für Ordnung sorgt dieser Stiftehalter von boesner aus massivem Buchenholz: Ein Griff und das Gesuchte ist gefunden. Der formschöne Blickfang ist für Mal- und Zeichenwerkzeuge aller Art mit bis zu einem Zentimeter Durchmesser geeignet.

Foto: © Nancy Kaszerman / ZUMA Press Wire / Alamy Stock Foto

Marcel fragt Heike

Streng genommen fragt hier gar nicht Marcel Proust selbst – vielmehr hat der berühmte Schriftsteller, dessen Werk „Auf der Suche nach der verlorenen Zeit“ als einer der größten Romane der Weltliteratur gilt, dem berühmt gewordenen Fragebogen seinen Namen gegeben. Proust hat einen solchen Fragebogen wohl mindestens zweimal selbst beantwortet – um die Wende zum 20. Jahrhundert galt das Ausfüllen als beliebtes Gesellschaftsspiel in gehobenen Kreisen. Der erste Bogen, ausgefüllt vom heranwachsenden Proust während eines Festes, wurde posthum 1924 veröffentlicht. Den zweiten Fragebogen betitelte Proust mit „Marcel Proust par lui-même“ („Marcel Proust über sich selbst“).

Die ursprünglich 33 Fragen wurden für Kunst+Material auf 29 reduziert – und bieten spannende und nachdenkliche Einblicke in die Gedankenund Gefühlswelt unserer Befragten.

Wo möchten Sie leben? In einem abgelegenen Haus mit Atelier und Blick auf die Nordsee. Alles ist mit dem Fahrrad erreichbar. Was ist für Sie das vollkommene irdische Glück? Mit meiner Familie zusammen zu sein und zu malen. Sich an schönen, eher verlassenen Orten aufzuhalten; Zeit haben, Ideen zu entwickeln. Welche Fehler entschuldigen Sie am ehesten? Unbeabsichtigte und freundlich mitgeteilte. Was ist für Sie das größte Unglück? Kriege, dass „mann“ aus der Geschichte nichts gelernt hat. Im Generellen halte ich mich am Positiven fest. Ihre liebsten Romanhelden? Karitas, die Eismalerin. Ihre Lieblingsgestalt in der Geschichte? Marcel Duchamp und die Dadaisten. Ihr Lieblingsmaler? Max Beckmann, Alice Neel, Egon Schiele, Adriaen Brouwer. Ihr Lieblingsautor? Kristin Marja Baldursdottir. Ihr Lieblingskomponist? Ich höre weniger klassische Musik, davon mag ich aber Johann Sebastian Bach und Erik Satie. Bei den 80er-Jahren Songs der Neuen Deutschen Welle, bei Jimmy Sommerville und Faithless kann ich selten ruhig stehen bleiben. Im aktuellen Musikgeschehen begleiten mich

Stress, AnnenMayKantereit und Maustetytöt. Welche Eigenschaften schätzen Sie bei einem Menschen am meisten? Ehrlichkeit und Charme, Humor und Überraschungen, Zuverlässigkeit. Ihre Lieblings-

Valentin Louis Georges Eugène

Marcel Proust, (1871–1922), französischer Schriftsteller, Kritiker und Intellektueller

Heike Müller (*1970), Künstlerin aus Basel

tugend? Optimismus, Verlässlichkeit, Pflichtbewusstsein und Kreativität. Ihre Lieblingsbeschäftigung? Malen, mit lieben Menschen etwas unternehmen, schwimmen und winterschwimmen, d.h. über den Winter wöchentlich in den Rhein hinein oder in den Walensee. Wer oder was hätten Sie gern sein mögen? Ich bin mit mir und der Situation eigentlich zufrieden. Manchmal wünsche ich mir einen Assistenten für die administrativen Dinge und eine große Anzahl an Modellen, die sich nur darum streiten, gemalt zu werden. Ihr Hauptcharakterzug? Als Optimistin blicke ich gerne in die Zukunft; ich bin der Meinung, dass das meiste machbar ist. Ich liebe Überraschungen und versuche, mich beim Malen immer wieder auszutricksen. Mutig Neues wagen, sofern es am Boden bleibt und nicht um Fliegen und Tauchen geht. Was schätzen Sie bei Ihren Freunden am meisten? Spontaneität, Sportinteresse und Spielfreude. Ihr größter Fehler? Ich bin sehr chaotisch und habe Mühe, Ordnung zu halten, wobei ich meine Sachen aber durchaus immer finde. Ihr Traum vom Glück? An unterschiedlichen Orten mit meinem Mann le ben und malen zu dürfen: quasi in „einem Haus am See“ à la Peter Fox, wo die Söhne, Familie und Freunde ab und zu vorbeischauen. Ihre Lieblingsfarbe? Hellblau, Orange. Ihre Lieblingsblume? Blühende Magnolien, Tulpen und Ranunkeln. Ihr Lieblingsvogel? Eichelhäher. Ihre Helden der Wirklichkeit? All die mutigen und zielstrebigen Frauen, welche für die Gleichberechtigung gekämpft haben und es immer noch tun. Ihre Lieblingsnamen? Nils, Arien, Bendt, Josephine und Ludolf. Was verabscheuen Sie am meisten? Große schwarze Spinnen und politi sche Unwahrheiten … Welche geschichtlichen Gestalten verabscheuen Sie am meisten? … Menschen, welche solche verbreiten. Welche Reform bewundern Sie am meisten? Die Reform zur Gleichberechtigung der Frau. Welche natürliche Gabe möchten Sie besitzen? Meine Gaben erfüllen mich schon sehr; ich habe bis jetzt so viel Glück gehabt, es wäre anmaßend, noch mehr zu wünschen. Wie möchten Sie gern sterben? Nächste Frage bitte … Ihre gegenwärtige Geistesverfassung? Klar und zu frieden. Ihr Motto? Meine Bilder sollen gute Gefühle auslösen und Energie ausstrahlen. Meine Kunst macht glücklich!

1. Preis boesner-Einkaufsgutschein im Wert von 250 Euro

2. Preis boesner-Einkaufsgutschein im Wert von 50 Euro

3. Preis

Ein Exemplar des Buchs„Sehen und Verstehen“ von Gottfried Bammes, siehe S. 59

So nehmen Sie teil: Bitte senden Sie das Lösungswort per E-Mail an: raetsel.zeitung@boesner.com oder per Postkarte an: boesner holding GmbH holding + innovations, Gewerkenstr. 2, 58456 Witten. Einsendeschluss ist der 31. August 2024.

Mitarbeiter von boesner sind von der Teilnahme ausgeschlossen. Bei mehreren richtigen Einsendungen entscheidet das Los, der Rechtsweg ist ausgeschlossen. Keine Barauszahlung möglich. Die Lösung finden Sie in der nächsten Ausgabe. 1 5 6 7 8 9 3 2 4

Das Lösungswort des Preisrätsels aus Kunst+Material Mai/Juni 2024 ist: EREMITAGE Die Gewinner werden schriftlich benachrichtigt.

Herausgeber

boesner GmbH holding + innovations Gewerkenstr. 2, 58456 Witten

Tel. +49-(0)2302-97311-10

Fax +49-(0)2302-97311-48 info@boesner.com

V.i.S.d.P.: Jörg Vester

Redaktion

Dr. Sabine Burbaum-Machert redaktion@kunst-und-material.de

Satz und Grafische Gestaltung

Birgit Boesner, Hattingen mail@bboes.de

Anzeigen

Dr. Sabine Burbaum-Machert anzeigen@kunst-und-material.de Anzeigenpreisliste Nr. 15 vom 01.01.2024

Herstellung

Vogel Druck und Medienservice GmbH, Höchberg

Erscheinungsweise

zweimonatlich

© 2024 bei der boesner GmbH holding + innovations. Alle Rechte vorbehalten. Reproduktionen jeglicher Art, Aufnahmen in OnlineDienste und die Vervielfältigung auf Datenträgern wie CD-Rom, DVD-Rom etc. bedürfen der schriftlichen Genehmigung des Herausgebers. Unverlangte Manuskripte, Fotos und Dateien usw. sind nicht honorarfähig. Sie werden nicht zurückgesandt und für sie wird keine Haftung übernommen. Namentlich gekennzeichnete Beiträge geben nicht unbedingt die Meinung der Redaktion wieder. Eine Veröffentlichung von Daten, insbesondere Terminen, erfolgt trotz sorgfältiger Bearbeitung ohne Gewähr. Redaktionsund Anzeigenschluss ist immer der 15. des jeweiligen Vormonats. Seiten 3, 45, 92 links, 93 unten, U4: Ina Riepe. Seite 4: (6) Foto: S. Banerjee; (20) Sandro Botticelli, Die Verleumdung des Apelles (Ausschnitt), Florenz, Galleria degli Uffizi, Foto: Wikimedia Commons; (32) Ina Riepe; (40) Christian von Grumbkow, Atmosphere II (Ausschnitt), 2024, Öl auf Casani-Holzkörper, 30 x 50 cm, Foto: Christian von Grumbkow; (62) Ausstellungsansicht Muntean / Rosenblum, Mirror of Thoughts, Foto: Städel Museum / Norbert Miguletz; (76) Frans Hals, Der Lautenspieler (Ausschnitt), Paris, Musée du Louvre, © RMN-Grand Palais (Musée du Louvre) / Franck Raux. Seiten 7–16, 94 rechts: Fotos Heike Müller. Seiten 17–18: Foto: Nicolas Gysin.

Verlag und Redaktion danken den Rechteinhabern für die Reproduktionsgenehmigungen. Nicht nachgewiesene Abbildungen entstammen dem Archiv des Verlags. Konnten trotz sorgfältigster Recherche Inhaber von Rechten nicht ermittelt werden, wird freundlich um Meldung gebeten.

ISSN 1868-7946

Die nächste Kunst+Material erscheint im September 2024

Porträt Katrin Laade

Der zentrale Impuls von Katrin Laade ist die Farbe, als stoffliche Materie und als Klang, den sie in mehreren, teils durchscheinenden Schichten auf der Bildfläche entwickelt. Dazwischen und darüber setzt sie abstrakte Formen und Strukturen, die als geometrische Erscheinungen signalhaft wirken und noch an Gegenständliches erinnern und hier nun Teil eines enorm vitalen, pulsierenden Bildgeschehens sind. Zugleich befragt sie die Perspektive des Betrachters, der zwischen dem Makro- und Mikrokosmos der Elemente das Bildgeschehen für sich ordnet. Seitdem sie 1990 ihr Studium an den Kunstakademien in Düsseldorf und Haarlem beendet hat, erweitert sie mit diesem reduzierten und zugleich so vielgestaltigen Vokabular kontinuierlich ihr Repertoire der Malerei. Thomas Hirsch hat Katrin Laade in ihrem Atelier in Düsseldorf-Bilk besucht und mit ihr über den Reichtum der Möglichkeiten auf dem Feld der abstrakten Malerei gesprochen.

Thema Von Tulpen und Affen

Mitte des 16. Jahrhunderts gelangte die Tulpe nach Mitteleuropa und avancierte auch in den Niederlanden schnell zum Liebhaberobjekt. Die exotischen Raritäten galten im Goldenen Zeitalter als Statussymbole und ein auf die Darstellung von Blumen spezialisierter Maler konnte schnell reich werden. Der Handel mit Tulpenzwiebeln entwickelte sich in den ersten Jahrzehnten des 17. Jahrhunderts zu einem außerordentlich lukrativen Geschäft. In den 1630er-Jahren betraten Spekulanten das Parkett des Tulpenhandels; Tulpenzwiebeln sollten in der Folge irrwitzige Preise erreichen. In den Jahren 1633 bis zum Beginn des Jahres 1637 brach unter den Spekulanten eine regelreche Tulpenhysterie aus, die als Tulipomanie bekannt wurde. 1637 platzte die erste Spekulationsblase der Wirtschaftsgeschichte, als der Markt für Tulpenzwiebeln abrupt zusammenbrach. Für so manchen Beteiligten bedeutet dies den Ruin. Im calvinistisch geprägten Künstlertum wurde der Handel und die zügellose Spekulationssucht mit Tulpen früh als moralisches Fehlverhalten angeprangert. Nach 1637 setzten sich viele Maler, moralisierend und nicht ohne Spott, kritisch mit den Auswüchsen des Tulpenhandels auseinander. Jan Breughel d.J. war einer dieser kritischen Zeitzeugen: Er thematisierte die Tulipomanie in verschiedenen Varianten zwischen 1637 und 1650. Dazu bediente er sich der Gattung der Singerie (frz. singe = Affen) und besetzte alle Rollen seiner genrehaften Satiren mit Affen in Menschenkleidern. Bis heute greifen Künstler auf das Motiv des Affen zurück, um menschliches Fehlverhalten anzuprangern.

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