Kunst+Material Ausgabe September-Oktober 2024

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Kunst+Material

von boesner

Idee, Malerei, Gestaltung, Fotogra f e: Ina Riepe

Die Schönheit der Stille

Liebe Leserin, lieber Leser, sie können bezaubernd sein oder rätselhaft, sie sind virtuos, aber manchmal eher nichts für schwache Nerven: Stillleben bilden spätestens seit dem 17. Jahrhundert eine autonome Gattung. Vor allem in den Niederlanden erblühte seinerzeit buchstäblich der Markt für kunstvolle Arrangements mit Blumen und Früchten, prunkvollen Kostbarkeiten oder eben Vanitasmotiven, die recht drastisch an die Vergänglichkeit alles Irdischen erinnern. Bis heute sind Stillleben ein beliebtes Sujet und haben nichts von ihrem Reiz verloren – Grund genug, ihnen in dieser Ausgabe von Kunst+Material einen Themenschwerpunkt zu widmen.

Zeitgenössische Stillleben sind offen für Experimente und vielerlei Techniken. Ob Gouache, Acryloder Ölmalerei, Zeichnung oder Aquarell – für die Themenfindung reichen oftmals ein aufmerksamer Blick in die nächste Umgebung und das nötige Gespür für ein gelungenes Arrangement: Die künstlerischen Themen dieser Ausgabe zeigen, dass bei solchen reizvollen Kompositionen grundsätzlich nichts dem Zufall überlassen bleibt. Eine aktuelle Ausstellung in der Kunsthalle Emden würdigt ebenfalls derzeit die „Schönheit der Dinge“ und präsentiert eine faszinierende Reihe von Stillleben aus dem eigenen Bestand.

Blumen spielen auch bei unserem Sonderthema eine tragende Rolle: Christine Kracht erzählt von der Tulpenmanie im 17. Jahrhundert und ihren Auswirkungen. Der Run auf die heute unvorstellbar teuren Blumen und vor allem ihre Zwiebeln führte zwar fast nebenbei zu opulenten und lehrreichen Darstellungen von Raritäten dieser Spezies, aber auch zu offener Kritik, zu Hohn und Spott, die sich in Form von Singerien äußerten.

Das Porträt stellt die Düsseldorfer Malerin Katrin Laade vor, die in ihrer Kunst ein Repertoire zeichenhafter, malerischer Gesten und primärer Formen entwickelt hat, die in nuancierten Farbsetzungen geschichtet werden. Natürlich gibt es auch in dieser Ausgabe wieder viele Tipps für schöne Bücher und Empfehlungen für interessante Ausstellungen. Ihr besonderes Augenmerk möchte ich zudem auf unsere große Leserumfrage richten – lassen Sie uns gern wissen, was Sie an Kunst+Material interessiert, was Sie besonders schätzen und was Sie sich wünschen (s. Seite 90).

Viel Spaß beim Lesen und Entdecken wünscht

Ihre Sabine Burbaum-Machert

Porträt

6–19 Das Einzelne im Ganzen

Die Düsseldorfer

Malerin Katrin Laade

Thema

20–31 Von Tulpen und Affen

Inspiration

32–39 Entdeckungen im Alltäglichen

Persönlich

40–41 Von der Straßenecke ins Atelier Andrea Wycisk arbeitet mit abgeschälten Plakaten

Hintergrund

42–45 Wie das Bild ins Buch kam Die Geschichte des Pergaments

Technik

46–51 Reizvolle Kompositionen Stillleben überlassen nichts dem Zufall

Bücher

52–63 Bücher, Buchtipps 91 Kunst+Material im Abonnement

64–65 Labor

Ausstellungen

68–73 Weibliche Wege Künstlerinnen zwischen Frankfurt und Paris um 1900

74–77 Das Flüstern der Erde Jubiläumsausstellung im Museum Frieder Burda

78–81 Die Schönheit der Dinge Stillleben in der Kunsthalle Emden

82–90 Termine

92–93 Kurz notiert

94–95 Im Gespräch

96 Vorschau, Impressum

Titel: Katrin Laade, NWIJ I+II (Ausschnitt), 2024, Acryl, Pigmente, Sprühfarbe auf gefärbter und zusammengenähter Jute und Nessel, 2 x 200 x 160 cm, Foto: Wendelin Bottländer.

Das Einzelne im Ganzen

Riesig ist dieses Bild von Katrin Laade. Eindrucksvoll und, zum Zeitpunkt seiner Entstehung vor zwei Jahren, überraschend. Im Atelier in Düsseldorf-Bilk nimmt Gesto shaped canvas eine ganze Wandseite ein. Die zweiteilige Malerei zeigt, wie erfinderisch Katrin Laade im Bereich der abstrakten Farbmalerei vorgeht, sie immer wieder neuen Prüfungen unterzieht und zu ganz eigenen Bildfindungen gelangt. Ihre Malerei ist präzise, in ihren Motiven und Farbsetzungen rundum aufeinander bezogen und sie bleibt doch spontan und intuitiv. Sie fordert den Betrachter – schon in ihren Maßen und ihren wechselnden Perspektiven – heraus und lässt ihn nicht mehr los: Das ist der Anspruch von Katrin Laades Bildern im Allgemeinen und nun auch bei Gesto shaped canvas.

Die beiden Hälften sind mit wenig, aber doch deutlichem Abstand auf gleicher Höhe nebeneinandergesetzt, und zwar direkt an der Wand, ohne Keilrahmen. Die Leinwandflächen bestehen jeweils aus einer rechtwinklig herausragenden Form, die an ein „L“ erinnert, aber davon abweichend – zueinander entgegengesetzt – platziert ist. Einbezogen ist die weiße Wandfläche zwischen und um die Hälften. In der Betrachtung von links nach rechts erweist sich das Gegenüber als dynamisches Geschehen, das sich über die Darstellungen hinaus geradezu fortsetzt. Die Malfläche in ihren erdigen Tönen, zwischen denen Farbeinsprengsel aus einer tieferen Ebene aufscheinen, erinnert an die Gischt des Meeres ebenso wie an die Verschlingungen von Wurzelwerk, das über beide Hälften hinweg mäandert und sich von Knotenpunkten ausgehend aufspaltet, auch über die aufgehellte

applizierte Raute aus Jute, welche bis zu den vertikalen Rändern reicht. In ihrer ausgleichenden Symmetrie bringt sie eine innere Ruhe zum Ausdruck. Der Umschlag von positiver und umgebender, negativer Form setzt sich dabei noch an der Wand fort.

Gesto shaped canvas ist das größte Gemälde einer neueren Werkgruppe von Katrin Laade. In dieser schlängeln sich breite Farbströme energiegeladen wie Magma über und durch die Bildfläche. In etlichen Bildern sind die Farben erdig-geschlämmt, zumal die farblose Grundierung partiell durchscheint. Und Katrin Laade hat die Leinwand mitunter erst zerschnitten und dann wieder zusammengenäht. Die schräg verlaufende Kante gewinnt dadurch eine reale Plastizität und wirkt vielleicht als Raumkante, von der das Licht abstrahlt. Darüber, dazwischen aber fluktuieren die langgestreckt unruhigen Bahnen, die sich verbinden und auseinandertreiben, darin eingeschlossen sind Farbflecken. Andere Bilder dieser Werkgruppe leuchten überwältigend mit ihren breiten Bahnen aus tiefem Blau oder samtenem Rot und auch in Gelb: Ein einziges Fließen erfasst die Darstellung. Auch hier blitzen wiederkehrende Buntfarben und einzelne Formgebilde versprengt hervor oder liegen auf der Oberfläche. Tatsächlich liegen den Bildern dieser Werkgruppe gegenständliche Projektionen nach medialen Fotos zugrunde: für Laade als Anlass und Impetus, der im Malprozess bis zur Unkenntlichkeit verschwindet und nurmehr als Ahnung und Vermittlung zwischen Weltrealität und Bildrealität mitschwingt – für die, die davon wissen. Zu dieser Gruppe gehört ein zweiteiliges, weitgehend von Rot dominiertes

[1] Katrin Laade im Atelier, Foto: Wendelin Bottländer.

Bild (NWIJ I und II), das je nach Ausstellungssituation und mit Scharnieren verbunden wie ein Paravent im Raum stehen kann. Spätestens jetzt ist klar, dass Katrin Laade das konventionelle rechteckige Format, welches auf Keilrahmen aufgespannt ist und an der Wand hängt, lediglich als eine von mehreren Optionen für ihre Malerei versteht.

Katrin Laade hat Gesto shaped canvas anlässlich einer Ausstellung in der Galleria Huuto in Helsinki gemalt. Und ja, es schließt an Vorausgehendes an und es enthält Überlegungen, die sich bis zum Beginn ihres Werkes zurückverfolgen lassen. Ohnehin, immer geht es um Malerei, ihren Reichtum, ihre Aktualität und um ihr Vermögen, Gestimmtheiten und die Gegenwart zu reflektieren. Laade wechselt über die Jahrzehnte ihre Methoden und das Verhältnis von Farbe und Form. Sie verwickelt die verschiedenen Konstituenten des Bildes in ein komplexes Zwiegespräch, bei dem einzelne Formen, die je nach Werkphase Gegenständliches zitieren oder in ihrer Abstraktheit diesem entlehnt sind, in Erscheinung treten oder im Verschwinden begriffen sind. Dazu hat sie über die Jahrzehnte ein Repertoire malerischer Gesten und primärer Formen entwickelt, welches sie zusätzlich durch den Auftrag mit Sprühfarbe, fragmentarische Setzungen und die Präsenz im Farbgeschehen variiert.

Katrin Laade malt an der Wand und auf dem Boden: mit Acryl und Pigmenten; in den 2000er-Jahren wechselt sie zeitweilig zur Ölfarbe. Als Bildträger verwendet sie Leinwand und Nessel sowie Papier. Im Atelier im obersten Stockwerk des Atelierhauses nutzt sie die beiden Wände über Eck zum Malen, gegenüber die Fensterfront mit dem Tageslicht – und dann gibt es noch im breiten Flur auf dem Weg zu ihr einen imposanten Lichthof zum Hängen der Bilder: zum Schauen, Befragen, auch zum Zeigen … Katrin Laade lebt und arbeitet in einem der Gebäude auf dem Gelände der ehemaligen Jagenberg-Werke in Düsseldorf-Bilk: Seit ihrer Rückkehr aus Amsterdam, ergänzt sie, also seit zweieinhalb Jahrzehnten. Die Anlage des Salzmannbaus, der im ersten Jahrzehnt des 20. Jahrhunderts fertiggestellt wurde und nach seinem Architekten heißt, ist in Düsseldorf einmalig. Es ist der größte städtische Atelierkomplex, und es ist noch viel mehr. Zwischen den einzelnen Gebäuden üppig begrünt, bietet er unterschiedliche bürgerschaftliche Leistungen an, sogar einen Konzertsaal für Jazzkonzerte, ein Café und reine Wohnungen. Dazu gehören auch zwei Ausstellungsräume: das „Atelier am Eck“, in dem Gastkünstler*innen und hiesige Künstler*innen nach ihrer Rückkehr von Residenzen ausstellen. Der größere „Kunstraum Düsseldorf“ zeigt kuratierte Ausstellungen überwiegend lokaler Künstler*innen, auch der Kunstpreis-Träger*innen der Stadt. Dort wurde im Frühjahr das 30-jährige Bestehen des Salzmannbaus mit einer Ausstellung gefeiert, an der auch Katrin Laade beteiligt war.

[2] Gesto shaped canvas, 2022, Acryl auf zusammengenähter Jute und Leinwand, 218 x 280 cm, Ausstellungsansicht Galleria Huuto, Helsinki 2022, Foto: Katrin Laade.
[3] NWIJ I+II, 2024, Acryl, Pigmente, Sprühfarbe auf gefärbter und zusammengenähter Jute und Nessel, 2 x 200 x 160 cm, Foto: Wendelin Bottländer.

Wie wichtig das Atelier und die Aufenthalte an fremden Orten mit ihren landschaftlichen und urbanen Gegebenheiten, mit ihrer Atmosphäre und ihrem kulturellen Klima doch für die Kunstproduktion sind! Für Katrin Laade spielten zunächst die Niederlande eine inspirierende Rolle: in Amsterdam und an der nahen See. Davor hat sie an der Kunstakademie Düsseldorf als Malerin zunächst in der Klasse von David Rabinowitsch studiert, einem Bildhauer, der Bodenarbeiten aus Stahl mit reduziert geometrischen Verläufen, die teils Grundrisse enthalten, produziert. Ihr maßgeblicher Professor ist anschließend Jan Dibbets. Als konzeptuell orientierter Künstler nimmt Dibbets mit den Mitteln der Handlungsanweisung, der Fotografie und auch Malerei Standortbefragungen besonders in der Landschaft und Untersuchungen der Perspektive im Blick gen Himmel vor, woraus sich weitere Fragestellungen im Hinblick auf unser Wahrnehmen und unsere Existenz ableiten.

Auf Einladung und Empfehlung von Jan Dibbets wechselt Katrin Laade 1988 zum Postgraduiertenstudium nach Haarlem an „De Ateliers“. „De Ateliers“ sind für ihr spezielles Modell des Lehrens und Vermittelns von Kunst bis heute hoch angesehen. An einem Tag in der Woche (Katrin Laade ergänzt: bei ihr am Dienstag) sprechen nacheinander arrivierte Künstler (die Professoren waren damals ausschließlich Männer, keine Frauen) mit dem/der jungen Künstler*in über die gleichen Gemälde, sodass sich verschiedene Sichten und Herangehensweisen aus erfahrener und distanzierter Perspektive vermitteln.

Ein Bild aus den Jahren nach dem Studium ist Sarphatistraat (1992), gemalt mit Öl auf Nessel, hochformatig und mit einer Höhe von 200 cm das Maß des Menschen aufnehmend. Die Sarphatistraat gibt es tatsächlich, und zwar im Zentrum von Amsterdam, in ihr befand sich Laades erstes dortiges Atelier. Zwar sei es dunkel, grau und kalt gewesen, aber trotzdem habe sie dort gut arbeiten können und überhaupt gute Erinnerungen.

Sarphatistraat baut sich aus elementaren Farbsetzungen auf, die in dichter Abfolge geschichtet sind und konkrete Bedeutungen vermeiden. Die einzelne Form verzichtet auf Wichtigkeit, ist Teil des Ganzen. Je länger man schaut, desto mehr passiert und schließlich wird die unterschiedliche Behandlung der einzelnen Farbpartien ansichtig, die sich gegenseitig entzünden. Fransig auslaufende Pinselführungen stehen neben klaren Schnitten. Die Farbformen, die vor- und aufeinander gesetzt sind, markieren Stabilität und halten sich in der Balance. Und dann empfindet man vielleicht, dass im Rosa das Inkarnat der Haut steckt. Oder dass die wie gestempelten, zueinander verschobenen roten Kreise rechts oberhalb der Bildmitte unten am linken Rand wiederkehren. Nun sind sie in den Bildraum gekippt, wo sie eine Spirale bilden. Und dann ist da – trotz aller Dämpfung – der Reichtum

Je länger man schaut, desto mehr passiert und schließlich wird die unterschiedliche Behandlung der einzelnen Farbpartien ansichtig, die sich gegenseitig entzünden. Die Farbformen, die vor- und aufeinander gesetzt sind, markieren Stabilität und halten sich in der Balance.

, 1992, Öl auf

der Farben, im Besonderen der Grüntöne, unterstützt durch den wechselnden Duktus. In Artikeln über ihre Malerei wird immer wieder die Farbgebung und Tonigkeit angesprochen, die ganz eigentümlich ist. „Eierschalig“, nickt Katrin Laade. Das gebrochen Gedeckte, das sie in vielen ihrer Bilder verwendet, erreicht sie zunächst mit Kaseinfarben über einer farbigen Grundierung. Später wird sie in eine klare, strahlende Farbigkeit wechseln, ohne die tonal gedämpften Zwischenbereiche ganz aufzugeben. Und in den ganz neuen Gemälden bleibt partiell die farblose Grundierung der Leinwand und erst recht der Jute stehen.

Warum auf diese frühe Malerei hinweisen? Weil sie so anregend ist und weil hier schon die Leitmotive, Themen und Forschungsbereiche für die Zukunft vorliegen. Weil sie schon die Konsequenz und Ernsthaftigkeit in einem Feld der Kunst unterstreicht, das abgegrast schien. Dabei geht Katrin Laade selbst jeder Routine hin zum verfestigten Stil aus dem Weg. Schon wenige Jahre später „verwachsen“ die kleinteiligen Setzungen zu größeren flächigen Partien, welche der gegenständlichen Assoziation eine vertiefte Anwesenheit und, frei im Farbgrund, eine beharrliche Eigenständigkeit einräumen. Nebenbei sind diese Bilder Reflexionen zur Geschichte der Abstraktion, des Abstrakten Expressionismus wie auch des Informel: in atmosphärischer Aufladung von Gesehenem und im Klima der Wirklichkeit, der Umgebung im Interieur wie auch in der Natur. Letzteres verstärkt sich mit einem Aufenthaltsstipendium in Loviisa in Finnland 1999. „Sie malt dunkelblaue und violette Hintergründe. Sie reagiert auf das nordische Licht, das relativ kühl ist und trotzdem starke Lichtpunkte hat“, schreibt Helga Meister. „Die Farben scheinen sich auf dem bestimmenden Blaurot des Grundes zu verankern.“ (Kat. Stuttgart 2001)

Im Laufe der 2000er-Jahre dominieren dann Formen, welche mit der Möglichkeit von Gegenständlichem und seiner Abstraktion erfindungsreich und gelassen spielen. Die Farbigkeit des Grundes ist nun leuchtend und satt. Zunächst bestehen die Formen für sich, als deutliche, teils in sich strukturierte Phänomene, die

Sarphatistraat
Nessel, 200 x 160 cm, Sammlung Roland, Foto: Archiv Katrin Laade.

Plastizität evozieren, aber maßgeblich von Malerei bestimmt sind. Der lichtdurchflutete Farbgrund trennt die Dinge voneinander, ja, sie scheinen in diesem zu schweben wie Planeten im Kosmos. Dann, zu Beginn der 2010er-Jahre, ordnet sich der Bildgrund auf die Fläche hin und organisiert sich im Wechselspiel mit seinen Binnenereignissen weiter. Katrin Laade findet dafür ein ideales Motiv: In Mein Baum gehört mir (2013) richtet sich der Stamm skulptural auf. Die scharf geschnittenen Seiten sind verschattet getönt und leiten in die Tiefe des fluiden Bildgrundes. Im Schwarz leuchten die Farben umso mehr. Im Vordergrund stehen das kantige Verzweigen und die Erfassung der Buchstaben als abstrakte Zeichen, ganz grundsätzlich: indem sie spiegelverkehrt geschrieben sind. Überhaupt wirkt das Geschehen mit seinen motivischen Satelliten spielerisch, befreit. Die Buchstaben folgen dem Verlauf der Äste, eine rechteckige Farbfläche ist mit Pink umhäkelt und im unteren Bereich sind die verwendeten Farben wie in einem Setzkasten aufgeschlüsselt, der auch den wechselnden Duktus und seine unterschiedliche Verdichtung wiedergibt. Der Baum scheint zu tanzen und wirkt bei aller Staksigkeit und Strenge lebendig. Dazu kommt, wie verschieden mehrere blaue Scheiben wie Früchte an der linken Verästelung hängen.

In einer Weiterführung dieser kantigen Achsen zieht Katrin Laade nun auch breite Farbschneisen, die, erzielt mittels Abklebungen, als scharf geschnittene, schräg verlaufende Streifen den Bildgrund strukturieren und im Abwinkeln, Repetieren und in ihrer organisierten Zügigkeit an ein Muster erinnern. „Immer wieder wird die Energie über den Bildgrund aufgebaut, durch sie wird der Blick des Betrachters in eine Art Farbraum gesaugt oder entlang eines Zickzackmusters, über Kreuz- oder Netzlineaturen hin und her geführt“, hat Petra von Olschowski dazu geschrieben (Kat. Düsseldorf 2016). Die bildhaften Zeichen darüber und dazwischen nehmen sich zurück und wirken bisweilen wie Piktogramme. Sie erinnern an Schrift oder als Vielecke an das Formspektrum von Diamanten und Kristallen, andererseits an zackige Sterne oder signalhafte Zielscheiben, auch an Gefäße. Man kann diese Farb-Malerei mit ihrer primären

Später dominieren Formen, welche mit der Möglichkeit von Gegenständlichem und seiner Abstraktion erfndungsreich und gelassen spielen.

[5] Mein Baum gehört mir, 2013, Öl auf Nessel, 190 x 150 cm, Foto: Katrin Laade.

Bildsprache auch ganz allgemein aus dem Kontext der Kunst verstehen, welche Katrin Laade zwei Jahrzehnte zuvor intensiv erlebt hat: im lakonisch Verknappten, das sich parallel zu den Jungen Wilden ausformuliert hat, etwa im Neo-Geo von Poul Gernes oder Peter Schuyff. Und dann sind da die Maler, die sich damals von den Jungen Wilden bereits lösen bzw. sie regelrecht ignorieren, in den Niederlanden – wo Katrin Laade ihren Gemälden begegnet ist – etwa René Daniëls und Toon Verhoef.

Der Fundus an Zeichen, den sie über die Jahre für sich erobert hat, ist ebenso elementar wie luxuriös, alltäglich wie besonders. Sie bestehen aus flächigen Besetzungen der Farbfläche, können mittels Aussparung – dann, wenn eine Schablone aufliegt, auf die sie Sprühfarbe sprayt – lapidar, aber sorgfältig umrissen und dadurch wie Ausstanzformen als Kontur sichtbar sein. In Ausstellungen in Osaka – vermittelt durch die Düsseldorfer Projektgalerie „plan.d“ – und in Bonn war Image and matter I–IV (2018)

zu sehen. Den Betrachter leicht überragend, besteht die Papierarbeit aus vier hochformatigen Tafeln, die sich an der Wand mit jeweils etwas Abstand zu zwei Hälften zusammenschließen. In der linken dominieren anthrazitfarbene, dunkelblaue Töne und in der rechten ein helles, beige-milchiges Weiß, aufgetragen mit Acryl- und Sprühfarbe. Katrin Laade erweitert das Vokabular und die Methoden, die sie auf Nessel und Leinwand praktiziert, für die Möglichkeiten des Papiers. So hat sie ein kleines Quadrat ausgeschnitten und diese Stelle mit einer taktil körnigen Farbfläche unterlegt. Auch hat sie einzelne Partien auf der Bildfläche collagiert und damit ihre Methoden der räumlichen Behauptung, der Schichtung und Begegnung von Farben und Formverläufen und des Zusammenwirkens einzelner, aus dem Gegenständlichen ableitbarer Elemente weiterverfolgt. Zum motivischen Repertoire gehören hier Quadrate, die zu sternförmigen Achtecken übereinandergelegt sind, Kreise und Rauten, die erneut an Zielscheiben bzw. Spielkarten erinnern könnten, sowie kristalline

[6] Atelieransicht 2017, Foto: Wendelin Bottländer, Düsseldorf.

Konstruktionen, die in ihrer Genauigkeit an das Liniengerüst von Gefäßen erinnern. Daneben zieht sie aus dem Handgelenk lässig wehende Bänder. Die verschiedenen Elemente sind in ihrem austarierten Hin und Her nicht nur in den leicht gestischen Farbgrund eingelagert und vereinzelt von einer Farbkorona umfangen, sondern im Mittelgrund setzen sich abknickende langgezogene Bänder teils wie architektonische Grundrisse über die vier Bildtafeln hinweg fort. Eines führt zum anderen, kehrt wieder, ist zugleich Kommentierung und weitere Klärung zwischen Reflexion und Neuerfindung. Deutlich wird zugleich, dass im austarierten Formspiel die Motive zu einer gemeinsamen Story zusammenfinden, die unser Einrichten in der Zivilisation beschreibt und nach der Substanz des Alltäglichen forscht.

Wie sehr ihre Malerei in der Realität verankert ist, wird erst recht bei den Zeichnungen deutlich, die sie seit einigen Jahren parallel zur Malerei anfertigt. Sind das überhaupt Zeichnungen? Sie über-

trägt mediale Fotovorlagen sachlich expressiv mit breitem Grafitstift auf Papierbögen. Anschließend radiert sie die Linien und Striche wieder aus, soweit es überhaupt geht. „Grafit muss man echt wegschrubben – also ich probiere vehement, alles auszuradieren“, sagt Katrin Laade. Diesen Prozess hat sie als eigenständigen Stop-Film bei einzelnen Ausstellungen noch gezeigt: „Sieht aus wie ein Uralt-Film aus den Zeiten des Experimentalvideos“. Einzelne Partien sind auf der Zeichnung selbst noch zu erkennen, wenn auch nur als schwache, bröselige Spuren. Die Darstellung vibriert zwischen Verschwinden und Auftauchen. Mit ihren Abnahmen lässt sie an das Zufällige blättriger Mauerstrukturen denken und greift die Geschichtlichkeit eines Palimpsests auf. Im weißen Blatt, das ungerahmt an die Wand gepinnt ist, baut sich eine immense plastische Spannung auf, Nähe wechselt in der Wahrnehmung mit Ferne, vor die Nebel geschoben scheint –und schließlich geht es bei der Betrachtung um Erinnerung und Vergegenwärtigung, vorgetragen in der subtilen Tonalität des

[7] Durchleuchten, Ausstellungsansicht Galerie Kunstraum 21, Bonn, 2022, Foto: JMR-Dokumentation, Düsseldorf.

[8] image and matter I–IV, 2018, Acryl, Sprühfarbe, Pigmente auf Papier, 4 x 180 x 75 cm, Foto: Wendelin Bottländer, Düsseldorf.

Grafits. Die Fotos aus Printmedien oder dem Internet aber, welche den Ausgangspunkt bilden, entstammen drängenden gesellschaftlichen Themen wie der Klimakatastrophe und den Flüchtlingsbewegungen: Laade bannt Zeitgeschichte und lässt im Radieren und der damit verbundenen physischen Berührung nicht von der Notwendigkeit der Auseinandersetzung ab. Gegenständliches, Landschaft und Menschen werden im Schemenhaften zur Möglichkeit, die wahr ist. Und sie verlangt dem Betrachter Aufmerksamkeit ab, dass er aus den Resten und Puzzleteilen für sich eine Geschichte entwickelt, die viel zu unserem Leben und unserer Zivilisation zu sagen hat …

Katrin Laade schränkt ein, die Zeichnung sei ja nur ein Nebenaspekt ihrer Tätigkeit. Aber er weist in das Zentrum ihrer künstlerischen Haltung. Und dann holt sie im Atelier eine neue Malerei hervor. Folded White 1 (2023) sitzt mit seinem Nesselstoff punktuell direkt auf der Wand auf. Volumen entsteht durch die regel-

mäßige Faltung der kreisrunden Form hin zu Fächern. Die Stege laufen spitz im Zentrum zusammen. Die Plastizität wird gesteigert durch die Ausschnitte, die im aufgeklappten Zustand vom Dreieck zur Raute werden. Folded White 1 wirft Schatten und wirkt federleicht, unterstützt von der hellen, lichten Tonalität, die mit ihren Flecken, Farbverläufen und Tupfen gegenstandsfrei ist. Die Falze aber geben den Takt und Rhythmus vor und ordnen das Bildgeschehen, wobei die rückseitige Nesselfläche einbezogen ist und der Blick im Rotieren der still ruhenden Seiten hin und her springt. Und dann sieht man, wie alles mit allem zusammenhängt und welche Bedeutung doch das Detail in seiner Farbigkeit und mit seinem unerschöpflichen Reichtum und seiner Nuanciertheit hat. Und wie sinnlich und präsent die so zarte, verhaltene Malerei selbst ist und dass sie noch nachklingt, wenn man schon längst das Atelier verlassen hat.#

Thomas Hirsch

[9]

Folded White, 2023, Acryl auf gefaltetem Nessel, ø 90 cm, Foto: Wendelin Bottländer, Düsseldorf.

1964 geboren in Stuttgart, lebt und arbeitet in Düsseldorf

1983–88 Studium an der Kunstakademie Düsseldorf bei David Rabinowitsch und Jan Dibbets

1988–1990 „de ateliers“, Haarlem, Niederlande (Masterstudium, Stipendium des holländischen Staates und der EU)

1990–93 werkbeurs (holländisches Arbeitsstipendium)

1994–96 basisbeurs (holländisches Basisstipendium)

1988–1995 lebt und arbeitet in Amsterdam, bis 1998 Atelier in Amsterdam

1999 Gastatelier und Aufenthaltsstipendium in Loviisa, Finnland

Seit 2018 Mitglied der Produzentengalerie plan.d., Düsseldorf

Seit 2020 Mitglied des Deutschen Künstlerbundes e.V.

2020/21/22 „Auf Geht’s“, Stipendium des MKW, NRW

2022 „Neustart Kultur“, Stiftung Kunstfonds

2008–2012 Lehrauftrag für Malerei an der Folkwang-Hochschule, Essen

2004–2020 Lehrauftrag für Malerei an der Universität Essen/Duisburg

2023/24 Dozentin für Malerei, Alfred-University, NY, Dependance Düsseldorf

Einzelausstellungen (Auswahl)

1996 Galerie Argos, Arnheim, Niederlande Galerie Wolfram Bach, Düsseldorf

1997 Galerie Louise de Haan, Haarlem; Niederlande

1998 Galerie Roland, Roland Versicherungen, Köln

1999 Galerie Wolfram Bach, Düsseldorf Internationales Führungszentrum Feldafng, Siemens Kulturprogramm

2005 „glowing melon“, Galerie Volker Marschall, Kulturforum Schlossmeierhof, Düsseldorf

2008 „kitkat pepper“, mit Stephan Hasslinger, Galerie im Heppächer, Esslingen

„Trendwände“, Kunstraum Düsseldorf, mit Vera Leutlof, Matthias Beckmann

2012 „circles and loops“, Produzentengalerie plan. d., mit Charlie Citron, Düsseldorf

2018 „Großes Gelb“, Galerie Peripherie, Tübingen

2019 „Versehrte Ordnung“, Galerie Reinhold Maas, Reutlingen

2020 „latent vorhanden“, Künstlerloge Ratingen, Ratingen

2021 „vorübergehend + feeting world“, Produzentengalerie plan.d., Düsseldorf, mit Andrea Küster

2022 „Traces“, Martin Leyer-Pritzkow, Düsseldorf

„DAGEWESEN“, mit Frauke Wilken und Gabriele Heider, Galerie Kunstraum 21, Bonn

2023 „Durchleuchten“, Galerie Kunstraum 21, Bonn „Mikado“, Künstlerbund Tübingen, mit Reinhard Brunner und Anett Frey „shaped canvas“, Freiraum Düsseldorf, mit Sonja Tintelnot

2024 „Dunkelkammer“, Bunker k101, Köln, mit Ulrike Donié und Gudrun Teich

Ausstellungsbeteiligungen (Auswahl)

1991 „van licham en geest“, W139, Amsterdam, Niederlande

1993 „en scène“, W 139, Amsterdam, Niederlande (Katalog)

1996 „Sommergäste“, Galerie Wolfram Bach, Düsseldorf „Memory Palace“, Artists Museum Lodz, Polen

2001 Messe „Freie Wahlen“, Kunsthalle Baden-Baden

2002 „Standpunkte“, Galerie Volker Marschall, Düsseldorf

2004 „Unstaged. Arti et Amititiae“, Amsterdam, Niederlande

2011 „Vier zeigen Bilder“, Projektraum Philara, WWU, Düsseldorf (Katalog)

2014 „Von hier bis jetzt“, 20 Jahre Salzmannbau, Kunstraum Düsseldorf (Katalog)

2017 „My Space 42“, Lippischer Landesverband Detmold, Robert-Köpke-Haus, Schwalenberg

2018 „Foreign Matter(s)“, Contemporary Art Space Osaka, Osaka, Japan „Blümerant“, Produzentengalerie plan.d., Düsseldorf „Zusammenstellung“, Galerie Reinhold Maas, Reutlingen

2020 „Echochamber“, Produzentengalerie plan.d., Düsseldorf

2022 „Die GROSSE“, museum kunstpalast, Düsseldorf „Stofwechsel“, Galeria Huuto, Helsinki, Finnland 2023 „rotROT“, Galerie Kunstraum 21, Bonn „Node“, Red Head Gallery, Toronto, Kanada

2024 „Unweit II“, Fotogalerie Wien, Wien, Österreich (Katalog) „30 JA, Drei Jahrzehnte Kunst im Salzmannbau“, Räume des Storage Museum Düsseldorf

„Rot Blau Blau“, Kunstraum 21, Bonn

„UBOT II“, KKV Galleri Hamnmagiasinet, Varberg, Schweden

Aktuelle Ausstellungen

7. September bis 6. Oktober 2024: „Flausenrausch“, Jubiläumsausstellung Produzentengalerie plan.d., Düsseldorf

20. September bis 29. September 2024: „Dunkelkammer“, Bunker k101, Köln, mit Ulrike Donié und Gudrun Teich

5. Oktober bis 17. November 2024: „UBOT II“, KKV Galleri Hamnmagiasinet, Varberg, Schweden, Gruppenausstellung

www.katrinlaade.de

[1] Jan Breughel d. J. (1601–1678), Satire op de Tulpomania, nach 1637, Öl auf Holz, 31 × 49 cm, Frans Hals-Museum Haarlem, Foto: Fine Art Images/Heritage Image Partnership Ltd./Alamy Stock Foto

Von Tulpen und Afen

In der Sammlung des Frans Hals-Museums in Haarlem befindet sich ein Gemälde, das nach 1637 entstand und den Titel Satire op de Tulpomania [1] trägt. Der Maler Jan Breughel d.J., ein Spross der berühmten flämischen Künstlerdynastie Breughel, nahm sich mit diesem Bild einer ebenso kurzen wie irrationalen Periode der niederländischen Wirtschaftsgeschichte an, die als Tulipomanie, auch Tulpenwahn, Tulpenfieber oder -hysterie, bekannt wurde. Auf dem Bild herrscht im Vordergrund reges, geschäftiges Treiben. Allerdings handelt es sich bei den dargestellten Figuren nicht um Menschen, sondern um Affen in Menschenkleidung, die entweder miteinander kommunizieren oder sich als Einzelfiguren einer bestimmten Aufgabe widmen. Sämtliche Bemühungen der Primaten gelten einem exotischen Zwiebelgewächs, das im frühen 17. Jahrhundert zeitweise in Gold aufgewogen wurde, der Tulpe [10] Breughel hat die charakteristischen kelchförmigen Blüten variantenreich in Weiß, Rot und rot geflammt ins Bild gesetzt.

Und auch die begehrten Tulpenzwiebeln hat der Maler nicht vergessen. Tulpen und Affen sind die „Hauptdarsteller“ in diesem Gemälde. Als kritischer Zeitzeuge persiflierte der Maler die Entwicklungen rund um die Tulpe – vom reinen Liebhaberobjekt zum hochgeschätzten Handelsgut profitgieriger Spekulanten. Nachdem die Tulpe Mitte des 16. Jahrhunderts vom Osmanischen Reich über Konstantinopel nach Westeuropa gelangt war, erfreute sie sich in den dortigen Gärten, zusammen mit anderen exotischen Gewächsen wie Hyazinthen und Narzissen, zunächst bei Botanikern und Amateuren der Blumenzucht großer Wertschätzung. Diese Blumenliebhaber, zu denen Angehörige des gebildeten Bürgertums, Gelehrte und Aristokraten zählten, legten private Gärten an, um die exotischen Raritäten zu kultivieren. Auch in den Niederlanden bemühten sich Blumenliebhaber (liefhebbers) [2] um die Kultivierung der exotischen Zwiebelgewächse. Ein möglichst ganzjährig blühender, üppiger Garten mit Tulpen versprach dem Eigentümer dauerhaft hohes Ansehen. Schließlich galten Tulpen als dekorativ, anspruchsvoll und vor allem exklusiv.

Während des Goldenen Zeitalters erlebten die Niederlande eine kulturelle und wirtschaftliche Blütezeit, die sich vor allem auf den florierenden Seehandel stützte. Innerhalb der zu Wohlstand gelangten Oberschicht, die das gesellschaftliche Leben bestimm-

te und die Kunst förderte, wuchs im 17. Jahrhundert die Nachfrage nach prestigeträchtigen Statussymbolen. Tulpen wurde dieser hohe Rang zugesprochen. Die kostbaren Blumen fanden nun neben anderen Luxusartikeln ihren Platz in Stillleben, imaginären Ra ritätenkabinetten, welche selbstbewusst und stolz von der Vormachtstellung der Niederlande im Überseehandel erzählten. Maler, die sich auf die Ausführung von Stillleben spezialisiert hatten, erreichten bei dem Versuch, die exotischen Zwiebelgewächse naturgetreu abzubilden, wahre Meisterschaften. In den neu errichteten Stadthäusern der reichen Kaufleute, Reeder, Bankiers, Unternehmer und anderen zu Geld gekommenen Bürgern wurden die Wände mit den gemalten Statussymbolen geschmückt, die auf Bildung, Weltoffenheit und Wohlstand verwiesen. Nun entfaltete sich in den Blumenbuketts auf den Leinwänden die ganze Farbenpracht der verschiedenen Tulpensorten. [3] Blumenmaler wie Jacob von Hulsdonck komponierten opulente Blumensträuße aus Tulpen und anderen exotischen Pflanzen, die häufig mit einheimischen Blumen aufgefüllt wurden. Diese Stillleben versprachen dem Besitzer Freude an der Kunstfertigkeit des Malers und dauerhaft hohes Prestige, denn diese Pracht war nicht vergänglich. Technisch perfekt und mit malerischer Virtuosität führten die Maler dem Käufer vermeintliche Abbilder der Natur vor Augen. Und doch verrät der Kennerblick, dass es sich bei den gemalten Blumenarrangements keineswegs um real existierende handeln konnte, blühen die dargestellten Blumen doch zu unterschiedlichen Jahreszeiten. Da die Maler aufgefordert waren, Tulpen und andere botanische Kostbarkeiten ganzjährig ins Bild zu setzen, komponierten sie ihre Blumenbuketts, indem sie auf vorab angefertigte Skizzen und gemalte Vorbilder zurückgriffen. Diese Hilfsmittel dienten zudem als wichtiges Anschauungsmaterial, da Tulpen und andere Raritäten zu kostbar waren, um sie als Schnittblumen im Atelier präsent zu haben. In einem Brief vermerkte Jan Brueghel d. Ä., dass er extra nach Brüssel gereist sei, um die Blumen im Park der Erzherzöge vor Ort zu malen, da es zu kostspielig wäre, die Tulpen gepflückt zu malen.

Die anhaltende hohe Wertschätzung der Tulpen führte zu einer immer höheren Nachfrage, insbesondere nach jenen Sorten mit spektakulär auftretenden Blüten, beispielsweise purpurne, gefiederte oder geflammte. Während Durchschnittstulpen günstig blieben, waren solche prestigeträchtigen Raritäten sehr wertvoll und wurden entsprechend namentlich geadelt. Ihre Namen verwiesen auf kostbare Materialen (Morillon, ungeschliffener Smaragd) oder auf Figuren aus der klassischen Antike (Schoone Helena). Man verlieh ihnen auch die in dieser Zeit höchsten ge sellschaftlichen Rangabzeichen wie Admiral, General oder Princesse. So trägt die purpur-geflammte Tulpe, welche der Niederländer Peter Holsteyn um 1645 mit Ammirael Winckel bezeichnete, den Namen eines Admirals, dessen Familie zu den bedeutendsten Tulpenzüchtern seiner Zeit gehörte. [4]

[2] Michiel Jansz. van Mierevelt (1566–1641), Ein anonymer Sammler, Doppelporträt eines Ehepaares mit Tulpen und Muschel, 1609, Öl auf Holz, Wien, Galerie Sanct Lucas, Foto: Wikimedia Commons. [3] Jacob van Hulsdonck (1582–1647), Stillleben mit Tulpen, Rosen, Glockenblumen, Narzissen, einer Pfingstrose und anderen Blumen in einem Römer aus Glas mit Libelle, 1608–1647, Öl auf Holz, 53,0 x 40,4 cm, Foto: Wikimedia Commons.

Künstler wie Holsteyn, die sich auf die Darstellung von Tulpen spezialisiert hatten, konnten in diesen Jahren schnell reich werden, denn naturgetreu gemalte Tulpen erfreuten nicht nur Blumenliebhaber. Sie dienten auch den Tulpenzwiebelhändlern zur Veranschaulichung der zu erwartenden Blüte einer Tulpe. Züchter und Händler gaben bei Künstlern gezielt Kupferstiche, Aquarelle und Gouachen in Auftrag, welche Tulpen unterschiedlichster Sorten abbildeten. Auf diesem Weg entstanden Tulpenbücher, die als Handels- und Versteigerungskataloge dienten. Auch die Illustration der Ammirael Winckel [4] findet sich als Anschauungsobjekt in einem dieser Tulpenbücher.

Der Handel mit Tulpenzwiebeln entwickelte sich in den ersten Jahrzehnten des 17. Jahrhunderts zu einem außerordentlich lukrativen Geschäft. Bereits in den 1620er-Jahren konnte man für eine einzelne Zwiebel einer spektakulär auftretenden Tulpensorte enorme Preise erzielen. Überliefert ist der Preis von 1.000 Gulden im Jahr 1623 für eine einzelne Zwiebel der wohl teuersten Tulpe aller Zeiten, der Semper Augustus. Im Jahr 1633 stand der Kurs dann bereits bei 5.500 Gulden für eine einzelne Zwiebel.

Seit Beginn des 17. Jahrhunderts fußte der Handel mit Tulpenzwiebeln vor allem auf den Versprechungen der Züchter, die ihren Kunden herrliche Blüten und spektakuläre Formen und Farben im Frühjahr ankündigten. Und natürlich waren mit solchen Kostbarkeiten entsprechend hohe Gewinne zu erzielen. Allerdings konnte niemand verbindlich sagen, ob und wie die gehandelten Tulpen einmal erblühen würden. Dieser unsichere und doch einträgliche Handel, der treffend als windhandel bezeichnet wird, rief ab 1633 Spekulanten auf den Plan. Tulpenzwiebeln wurden nun zu immer höheren Preisen gekauft und gleich wieder verkauft. In den Jahren bis 1637 brach eine regelrechte Tulpenhysterie, die Tulipomanie, aus. Große Teile der niederländischen Bevölkerung waren nun in den Handel mit Tulpen involviert. In der Hoffnung auf eine herrliche Blütenpracht und hohen Profit, verschuldete sich so mancher Spekulant weit über die eigenen Verhältnisse. Die Preise für Tulpenzwiebeln besonders begehrter Sorten erzielten nun irrwitzige Preise. Drei Zwiebeln der Sorte Semper Augustus wurden Anfang 1637 für 30.000 Gulden angeboten, der Preis für drei der teuersten Häuser an einer Amsterdamer Gracht. Aufgrund dieser horrenden Preise brach im selben Jahr der Markt für Tulpenzwiebeln abrupt zusammen. Die angebotenen Tulpen konnten zu den erwarteten hohen Preisen nicht mehr verkauft werden. Es kam zu einem rasanten Preisverfall. Die erste Spekulationsblase der Wirtschaftsgeschichte war geplatzt und für so manchen Beteiligten bedeutete dies den Ruin. Zumindest erlitten die meisten Händler empfindliche finanzielle Einbußen.

Im calvinistisch geprägten Künstlertum wurde bereits der leidenschaftliche Handel mit Tulpen durch Blumenliebhaber kritisiert.

Die zügellose Spekulationssucht der Händler und Käufer wurde dann natürlich im Besonderen als moralisches Fehlverhalten verurteilt. Da der protestantische Geist religiöse Stoffe weitgehend ablehnte, fehlten die Heiligen als Vorbilder für eine gute christliche Lebensführung. Stattdessen diente das Genrebild als Träger moralischer Appelle, die sich dem Betrachter sinnbildlich offenbarten. Szenen des täglichen Lebens und Stillleben übernahmen die Funktion einer „Schule der Moral“. Sie offenbarten oft auf heitere Weise die Stärken und Schwächen der Mitmenschen und forderten diese immer und immer wieder dazu auf, den Pfad der Tugend nicht zu verlassen. Jeder Niederländer des

17. Jahrhunderts wusste um die Bedeutung der hintergründigen Sinnschichten in den Bildern. Auch Emblembücher übernahmen die Aufgabe, die Bürger an eine gottesfürchtige Lebensführung zu erinnern. Der holländische Dichter Roemer Visscher veröffentlichte 1614 in seinem Emblembuch Sinnepoppen eine Sammlung von illustrierten Sinnsprüchen, die als Quellen bürgerlicher Moral dienten. In seinem Vorwort verwies er vor allem auf die Tugenden der Bescheidenheit. Bereits der Eifer, mit dem Blumenliebhaber Tulpen für viel Geld erwarben, wurde von Visscher entsprechend polemisch kommentiert. Auf einer Doppelseite zeigt er einerseits exotische Muscheln und betitelt diese mit „Tis mis-

[4] Pieter Holsteyn (ca. 1612–1673), Studie einer Tulpe (Ammirael Winckel), ca. 1645, Aquarell auf Büttenpapier, 31,9 x 21,3 cm, Cleveland Museum of Art, Foto: Wikimedia Commons. [5] Abb. aus: Willem Jansz (Hg.), Roemer Visscher (1547–1620), Sinnepoppen (Sinnsprüche), 1614, S. 5, Den Haag, Koninklijke Bibliotheek , Foto: Wikimedia Commons. [6] Hendrik Gerritsz Pot (ca. 1580–1657), Flora's Mallewagen: Allegorie op de tulpomania, 1637/1638, Öl auf Leinwand, 61 x 83 cm, Frans Hals-Museum Haarlem, Foto: ARTGEN/Alamy Stock Foto

selijck waer een geck zijn gelt aen leijt” („Es ist verrückt, für was ein Narr sein Geld ausgibt“) und dem gegenübergestellt sind Tulpen [5] Darüber liest man „Een dwaes en zijn gelt zijn haest ghescheijden” („Ein Narr und sein Geld sind eilends geschieden“).

Die von Visscher angeprangerte Narretei um eine Blume wurde ab 1637, als der Tulpenwahn ein jähes Ende gefunden hatte, von zahlreichen Malern und Grafikern thematisiert. Moralisierend und nicht ganz ohne Spott setzten die Künstler ihre Kritik sinnbildlich um. Der in Haarlem tätige Maler Hendrik Gerritsz Pot bezog sich um 1637/1638 motivisch auf einen Kupferstich von [7]

Crispin van der Passe d. J. und entwarf die satirische Allegorie auf die Tulipomanie Flora's Mallewagen [6]

Für sein Motiv wählte der Maler einen Küstenstreifen unweit von Haarlem. Auf einem Wagen mit Segel thront Flora, die Göttin der Blüte, unter der Flagge der mit Tulpen geschmückten Narrenkappe. Sie selbst trägt Tulpensträuße bei sich und Tulpen zieren auch die Narrenkappen der drei Männer, die sie begleiten. Leckebaerd, Liegwagen und Graegreich symbolisieren die Laster der Völlerei, der Lüge und der Gier. Ergänzt wird die illustre Besatzung um eine Frau mit Waage, die Vergaer al (Häufe an), und um eine

Jan Breughel d. J., Allegorie der Tulipomanie, 1640er-Jahre, Öl auf Holz, 30 x 47,5 cm, Foto: Wikimedia Commons.

weitere Frau mit zwei Gesichtern, die Ydel Hope (Eitle Hoffnung). Doch die Hoffnung scheint längst entflogen, versinnbildlicht durch einen Vogel, der nicht mehr greifbar scheint. Haarlemer Weber folgen dem Narrenwagen. Sie wollen in der Hoffnung auf schnellen Profit mitfahren und steuern doch, wie der Wagen selbst, der wohl im Meer untergehen wird, in ihr Verderben.

Das Gemälde Satire op de Tulpomania [1] von Jan Breughel d.J. kann in die Reihe dieser mahnenden Allegorien eingeordnet werden, welche die wenig tugendhaften Auswüchse des Tulpenhandels anprangern. Als Zeitzeuge hat Breughel dieses Thema

nicht nur einmal, sondern in verschiedenen Varianten zwischen 1637 und 1650 malerisch umgesetzt. Neben dem Haarlemer Bild stammen zwei weitere, die in die 1640er-Jahre datiert werden, von der Hand des Meisters selbst. Sie werden jeweils als Allegorie der Tulipomanie bezeichnet. Bei der Ausführung eines dieser Gemälde [7] hat sich Breughel offensichtlich eng an den Bildaufbau des früheren Haarlemer Gemäldes orientiert. Die Szenen im Vordergrund sind in beiden Bildern sehr ähnlich ausgestaltet. Eine weitere Allegorie, deren Entstehungszeit zwischen 1640 bis 1650 datiert wird, kann nicht mit Sicherheit Jan Breughel d.J. zugeschrieben werden. Es stammt vermutlich aus dessen Werkstatt.

[8] Pieter van der Borcht (1559–ca. 1611), Die fette Küche, aus der Serie „Affen“, Radierung, zweite Fassung, 21,9 x 27,3 cm, New York, Metropolitan Museum of Art, Foto: Wikimedia Commons.

Allen diesen Bildern ist gemeinsam, dass Affen die genrehaften Bildwelten bevölkern. Breughels kritische Auseinandersetzung mit der Tulipomanie geschah mithilfe einer Bildgattung, die sich seit dem 16. Jahrhundert in Flandern und schließlich auch in den Niederlanden großer Beliebtheit erfreute, der sogenannten Singerie. Das Wort Singerie leitet sich von dem französischen Wort für Affentrick ab (frz. singe = Affen). Galt der Affe während des gesamten Mittelalters als Symbol herabgestufter Menschheit, wurde er in der Renaissance als satirische Verbildlichung menschlicher Gier und Dummheit gedeutet. Die flämische Malerei des 16. Jahrhunderts entwickelte die Gattung weiter und

nun dienten komische Szenen mit Affen einerseits der Unterhaltung, andererseits ahmten modisch gekleidete Primaten menschliches Verhalten nach, natürlich auch wenig Tugendhaf tes. Der Affe wurde zum Symboltier für unmoralisches menschliches Fehlverhalten. In Szenen des täglichen Lebens hielten Affen den Bürgern den Spiegel vor und offenbarten deren Schwächen und Laster, indem sie diese nachäfften. Es war der flämische Kupferstecher Pieter van der Borcht, der sich erstmals mit solchen Darstellungen über die Sitten und Marotten seiner Mitmenschen lustig machte und der Gesellschaft die eigene Unvollkommenheit vor Augen führte. 1575 hatte er die Singerie

als eigenständiges Thema in einer Reihe von Drucken eingeführt. [8] Dieses Genre erfreute sich schnell großer Beliebtheit und wurden vorbildlich für andere flämischen Künstler. Auch Jan Breughels Vater, Jan Brueghel d.Ä. nahm sich bereits dieser Bildgattung an.

Im calvinistisch geprägten niederländischen Bildraum hielten die Primaten als allegorische Symbole für niedere menschliche Sinne und Triebe im 17. Jahrhundert Einzug. Das moralisierende Genrebild und die Singerie verknüpften sich zu heiteren Persiflagen des bürgerlichen Alltags. Es entfaltete sich eine Bildwelt, die sich ganz den Affen verschrieben hatte. Diese äfften den menschlichen Alltag wortwörtlich nach und nahmen die Untugenden der Bürger aufs Korn. Der Schwager Jan Breughels d.J., David Tenier d.J., war einer der Hauptvertreter dieser Gattung. [9] Seine Singerien waren besonders in der flämischen und niederländischen Malerei sehr verbreitet und entsprachen dort ganz dem gängigen Kunstgeschmack.

Preisen führte, verdeutlichte er mit dem Motiv des Affen, der begierig Preislisten studiert und dabei auf der Schulter eine Eule trägt [11] Im Kontext des Tulpenwahns steht die Eule sinnbildlich keineswegs für Weisheit, sondern als Unglücksvogel für den Wahnsinn dieses Handels und die daraus resultierenden Konsequenzen, letzten Endes für Leid und Unglück.

Zu den Einzelszenen, die sich in allen Variationen Breughels finden, gehört das Motiv des Affen, der Tulpen mit Gold aufwiegt [10], oder jenes der beiden Affen, die mit Handschlag ein neues Geschäft besiegeln. Wiederholt ins Bild gesetzt ist auch die Szene, in der ein Affe erfreut eine soeben erworbene einzelne Tulpe in der rechten Hand hält, während er in der Linken in der Hoffnung auf hohen Profit einen Geldsack schwenkt. Und auch der runde, rot gedeckte Tisch, auf dem Affen begierig Geld- und Goldstücke horten, findet sich in allen Bildern. Die Farbe Rot der Tischdecke symbolisiert hier Vorfreude, Aufregung und Aggression. Sie verweist sinnbildlich einmal mehr auf die Gier der Spekulanten nach schnell verdientem Geld. Rot wählte Breughel auch für die Kapuzenmäntel der Affen, die sich in seinen Bildern stets im Hintergrund versammeln und wohl nichts Gutes im Schilde führen. Das moralisch Verwerfliche im Verhalten der Akteure findet schließlich im Haarlemer Gemälde seinen Widerhall in der Szene mit den Wegelagerern, die einen der Spekulanten überfallen und ausrauben. Solche dramatischen Szenen finden sich in allen Tulipomanie-Variationen Breughels. Und auch das böse Erwachen der Spekulanten nach dem jähen Preisverfall der Tulpen hat der Maler in einzelnen Szenen verbildlicht. Vielleicht mit einem Augenzwinkern erfand Breughel die auffällig gekleidete Affendame, die auf ihren Mann einprügelt, hat dieser doch sein Geld mit dem Kauf von überteuerten Tulpenzwiebeln vergeudet. Sie trägt eine Tipheuke, einen schwarzen Umhang, der durch die Tragik der Geschehnisse wie ein Trauergewand wirkt. Diese Symbolik klingt im Haarlemer Gemälde in einer weiteren Szene nochmals an. Es sind die schwarz vermummten Affen im Hintergrund, die an einen Trauerzug denken lassen. Die einst hochpreisigen Tulpen sind nun nichts mehr wert. Ein Affe uriniert auf die einstigen Kostbarkeiten. [12] Gerade noch mit einem Zertifikat als Handelsgut höchster Qualität ausgewiesen, liegen die Tulpen der Sorte Semper Augustus nun am Boden, als Objekte allgemeiner Verachtung.

Mit seinen Singerien lag Jan Breughel d. J. demnach ganz im Trend der Zeit. Seine satirischen Genrebilder beziehen sich allerdings auf ein historisches Ereignis. Sie prangern das wenig tugendhafte Verhalten der Spekulanten an, seien es Tulpenzüchter, Händler oder Käufer. Der Maler besetzte jede dieser Rollen mit Affen in Menschenkleidern und stellte in narrativen Einzelszenen alle Stufen des seltsamen Handels, von der Habgier bis zur Verzweiflung der ruinierten Käufer, akribisch nach. In allen Werken, die gesichert Breughel d. J. zugeschrieben werden, finden sich die gleichen Motive. Der Maler differenzierte allerdings im Detail und in der Ausführung der Landschaften. Im Haarlemer Bild [1] von 1637 wie auch dem späteren aus den 1640er-Jahren bildet jeweils eine parkartige Landschaft, die zu einem Kasteel, einem Landsitz eines reichen Städters, gehört, die Bühne der verschiedenen Akteure. Entsprechend sind die Affen mit Kostümen und Degen ausgestattet, welche sie als Angehörige der wohlhabenden Oberschicht ausweisen. In beiden Gemälden wird der linke Bildrand von einer erhöhten Loggia begrenzt. Hier versammelt der Maler die wohlhabenden Spekulanten bei einem Arbeitsessen. Breughel war sehr wohl bekannt, dass der spekulative Tulpenhandel gewöhnlich nicht in Börsengebäuden stattfand, sondern in so genannten Kollegs, bestimmten Herbergen und Schankhäusern. In der elitären Breughel‘schen Bildwelt wird der Handel in einer repräsentativen Architektur zwischen Säulen abgeschlossen. Welche Ware hier verschoben wird, offenbart das Banner im Haarlemer Bild [1], das an einem der Säulenkapitelle befestigt ist. Es gibt das Bild und den Namen einer der teuersten Tulpensorten, der Viceroy, wieder. Bei einer Versteigerung im Jahr 1637 erzielte diese Kostbarkeit die horrende Summe von 4.600 Gulden je Tulpe. Was der Maler von der zügellosen Spekulationssucht hielt, die zu solchen unglaublichen [9] David Tenier d. J. (1610–1690), Affentrick, 17. Jh., Öl auf Leinwand, 46,4 x 66,8 cm, Antwerpen, Royal Museum of Fine Arts, Foto: Wikimedia Commons.

Jan Breughel d. J. kombinierte in seinen Gemälden historische Fakten mit moralisierender Satire. Seine Singerien veranschaulichen die Dummheit der Spekulanten, ausgelöst durch Gier. Und es sind wahrheitsgetreu die Eliten des Landes, die sich in ihrem Wettlauf zum Reichtum sinnbildlich „zum Affen machen“ und am Ende tief fallen. Nicht die unteren Schichten der Gesellschaft, nicht die Bauern, verfallen der wirtschaftlichen Torheit mit dem fiktiven Wert einer Blume zu spekulieren, sondern die Angehö-

rigen der Oberschicht. Vielleicht war dem Maler diese Unterscheidung wichtig und er malte deshalb in eines seiner Bilder [7] drei echte Menschen, nämlich Bauern vor ihrem Haus.

Nach 1637 erholten sich die Preise und die Nachfrage nach Tulpen überraschend schnell und die exotischen Zwiebelgewächse zählten weiterhin zu den gefragten Luxusgütern. Und auch die Kunstgeschichte der Singerie wurde weitergeschrieben. Das Goldene Zeitalter der Niederlande war ohne Frage auch ein goldenes für dieses Genre. Aber auch in den folgenden Jahrhunderten sollten die exotisch-ironischen Szenen wiederholt für Furore sorgen. Insbesondere bei französischen Künstlern des frühen 18. Jahrhunderts waren Singerien beliebt und in der Malerei des Rokoko weit verbreitet. Vor dem Hintergrund der Chinamode ergänzten Singerien nun allerdings auch das ohnehin exotische Interieur der damals modischen Chinoiserien. Zu den berühmtesten Beispielen zählen die beiden „Affenkabinette“ im Château de Chantilly im französischen Oise. Der Rokoko-Dekorateur Christophe Huet gestaltete dort in den 1730-Jahren den Damensalon und den Prunksaal in La Petite Singerie und La Grand Singerie um.

Im 19. Jahrhundert gewannen Singerien unter anderem in Frankreich, Deutschland, England und Belgien erneut an Popularität. Bedeutende und zudem sehr erfolgreiche Vertreter dieses Genres waren die Belgier Zacharie und Emmanuel Noterman sowie Charles Verlat. [13] In der Tradition der flämischen Kunst des 16. Jahrhunderts entstanden in deren Ateliers nun wieder heitere genrehaften Bildwelten, die den Alltag der Mitmenschen ironisch beleuchteten. Tragisch-komische Situationen verwiesen einmal mehr auf die Schwächen des Einzelnen, dienten aber vor allem der Unterhaltung und Belustigung des Publikums.

In der Kunst des 20. und 21. Jahrhunderts findet sich eine große Typologie der Darstellungen des Affen. Die enge Verwandtschaft zwischen dem Primaten und dem Homo sapiens veranlasst Künstler und Künstlerinnen bis heute, Affen in Szene zu setzen, die der Menschheit den Spiegel vorhalten, sei es auf amüsante oder auch auf verstörende Weise. Mit der Symbolfigur des Affen wird, wie schon zur Zeit Jan Breughels d. J., menschliches Fehlverhalten aufgedeckt und kritisiert. Prominentes Beispiel ist der britische Streetart-Künstler Banksy, der 2009 kurzerhand die Abgeordneten des britischen Unterhauses gegen Schimpansen austauschte. Das Gemälde trägt den Titel Devolved Parliament und kommentiert eindringlich ironisch den Brexit.#

Christine Kracht

[10] Detail „Tulpenzwiebel mit Gold“, [11] Detail „Schreiber“, [12] Detail „Urinierender Affe“, aus: [7] Jan Breughel d. J., Allegorie der Tulipomanie, 1640er-Jahre, Öl auf Holz, 30 x 47,5 cm, Foto: Wikimedia Commons. [13] Charles Verlat (1824–1890), Der Zahnzieher , 1879, Öl auf Holz, 34,5 x 22 cm, Antwerpen, Royal Museum of Fine Arts, Foto: ARTGEN/ Alamy Stock Foto

Entdeckungen im Alltäglichen

Begleiter des Alltags: Gläser, Tassen, Vasen oder Schalen sind im täglichen Gebrauch vertraute Dinge. Als Elemente eines Stilllebens bringen sie einen gewissen Hauch von Zufälligkeit mit, scheinen absichtslos in ihrer ganzen Normalität. Im spanischen Sprachgebrauch werden Stillleben mit Alltagsgegenständen und Lebensmitteln bis heute gern als „bodegónes“ bezeichnet, als Küchenstücke im weiteren Sinne. Gerade Küche und Haushalt bieten für Stillleben im kleinen und großen Format viele Entdeckungen – Gesuchtes und Gefundenes in reizvollen Arrangements.

Die deutsche und die englisches Bezeichnung „Stillleben“ bzw. „still life“ sind dem niederländischen „still leven“ entlehnt, was so viel bedeutet wie „unbewegtes Dasein“. Andere Sprachen greifen den traditionellen Symbolgehalt vieler Werke auf, die auf die Vergänglichkeit alles Irdischen verweisen: So erfand das Französische den Begriff der „nature morte“ („tote Natur“), im Italienischen auch als „natura morta“ präsent.

Die Geschichte des Stilllebens reicht bis in die Antike zurück, und mit der Entwicklung ändern sich seine Erscheinungsformen. Bereits in pompejianischen Mosaiken und Wandmalereien finden sich Schalen mit Früchten, Darstellungen von Blumen und Tieren, die von Tätigkeiten oder gesellschaftlichem Stand der Bewohner berichten. Mit der Emanzipation von der religiösen Malerei des Mittelalters und den neuen technischen Errungenschaften durch räumlich-perspektivische Darstellungsweisen bekamen weltliche Dinge seit der Renaissance zunehmend Bedeutung. Mäzene, Auftraggeber und die Künstler selbst wünschten schließlich bildlichen Ausdruck von Wohlstand und wirtschaftlicher Blüte.

Moderne Stillleben sind ein wahres Experimentierfeld künstlerischer Ausdrucksmöglichkeiten, denn sie lassen sich nicht festlegen: Die Bandbreite reicht von schnellen Gouache-Arbeiten (links) über Acryl- bis hin zur Ölmalerei (rechts oben und Mitte).

Die ersten autonomen Stillleben entwickelten sich mehr oder weniger parallel um die Wende zum 17. Jahrhundert in den Niederlanden, Deutschland, Spanien und Italien. Der aufgrund großer Nachfrage insbesondere in den Niederlanden bald blühende Markt begründete eine zunehmende Spezialisierung – Blumen- oder Früchtestillleben waren ebenso gefragt wie repräsentative Prunk-, Jagd- oder mahnende Vanitasstillleben in augentäuschendem Realismus. Die Maler erfassten minutiös die Schönheit ihrer Objekte und schufen mit teils verschlüsselten Botschaften eine besondere, von den Zeitgenossen jedoch problemlos zu entziffernde Bildsprache. Auch wenn die französische Akademie Mitte des 17. Jahrhunderts dem Stillleben zunächst nur den niedrigsten Rang in der Hierarchie der Gattungen zuwies, so war der Zuspruch des Publikums ungebrochen. Das Genre entwickelte sich zum einem Experimentierfeld künstlerischer Möglichkeiten – inhaltliche Botschaften traten nach und nach zugunsten der malerischen Ausführung in den Hintergrund.

Die Faszination des Stilllebens ist bis heute ungebrochen. Ob Obstschale oder Espressotässchen – zur Themenfndung genügt ein aufmerksamer Blick in die nächste Umgebung und das richtige Gespür für ein attraktives Arrangement.

Eine Aufzählung bekannter und wegweisender Stillleben muss zwangsläufig punktuell und subjektiv bleiben, doch schon einige Namen ihrer Maler*innen lesen sich wie ein Who’s who der Kunst: Willem Kalfs virtuose Darstellung prunkvoller Objekte und seltener Delikatessen, Rachel Ruyschs prachtvolle Blumen und die in ihrer Reduktion auf das Wesentliche reizvollen Stillleben von Francisco de Zurbarán spiegeln das barocke Spektrum des Genres. Die bewusst von jeglichem Pomp befreiten, bescheidenen Werke von Jean Siméon Chardin machten den Maler berühmt, Paul Cézanne studierte in seinen Objekten virtuos Farbe und Fläche und zeigt mit feinem Gespür ihr eigentliches Wesen. Giorgio Morandi entwickelte in seinem WohnzimmerAtelier in Bologna meisterliche Arrangements alltäglicher Gebrauchsgefäße … und David Hockney malt die Stillleben seines Spätwerks zeitgemäß digital auf dem Tablet.

Es wird deutlich: Stillleben lassen sich nur ungern festlegen, weder in ihren Themen noch in ihrer Technik. Die Bandbreite der hier präsentierten Werke reicht von schnellen GouacheSkizzen über Acryl- bis hin zur Ölmalerei, und natürlich bieten sich auch Aquarell und Zeichnung an. Zur Themenfindung reichen ein aufmerksamer Blick, ein wenig Fingerspitzengefühl und das nötige Gespür für ein attraktives Arrangement.#

Malerei, Realisation und Fotografe: Ina Riepe

Text: Sabine Burbaum-Machert

Von der Straßenecke ins Atelier

Andrea Wycisk arbeitet mit abgeschälten Plakaten

Andrea Wycisk, geboren 1974 in Neustadt, Polen, lebt und arbeitet in Köln und Overath (Bergisches Land), www.andreawycisk.de, alle Fotos: Andrea Wycisk.

Am Anfang stand meine Faszination für Materialmix, für Stilbrüche und vor allem für Dinge mit Patina: Immer wieder habe ich mir Litfaßsäulen angeschaut und mich gefragt, seit wann sie Zeitzeugen sind, bis in welches Jahr sie Geschichten erzählen. Heute gehören abgeschälte Litfaßsäulen-Plakate zu meinen absoluten Lieblings-Malgründen – und dazu gehörte ein wenig Hartnäckigkeit ebenso wie ein Quäntchen Glück.

Abgeschälte Litfaßsäulen-Plakate sind natürlich rund gebogen und extrem störrisch. Wie ein Buchblock sind sie etwa 5 bis 6 cm dick, bis zu 200 Plakate sind fest miteinander verklebt, um Wind und Wetter standzuhalten. Um sie wieder voneinander zu lösen, durchfeuchte ich sie immer wieder mit sehr heißem Wasser, um Schicht für Schicht abzuziehen. Natürlich sind die Resultate oft Ausrisse oder Fragmente, aber gerade das macht für mich das Besondere aus – denn alles steckt voller Überraschungen! Dann müssen die zukünftigen Malgründe gut durchtrocknen.

Die im nächsten Schritt neu angeordneten Stücke fixiere ich mit Caparol-Binder: Er schützt die einzelnen Schichten und trocknet durchsichtig auf. Danach geht alles erst einmal in die Presse: Ich präpariere eine schwere Holzplatte mit Folie, fixiere sie auf dem „Stapel“ mit Zwingen und lasse das Ganze über Nacht trocknen. So entsteht ein stabiler, gleichmäßiger Untergrund – und die Rundungen der Litfaßsäule sind Geschichte. Den trockenen Malgrund versiegele ich noch einmal mit einer Schicht Caparol-Binder, um ihn für meine Stencil Art vorzubereiten.

Darauf wird das Werk aufgebaut – natürlich wieder in Schichten, diesmal umgekehrt: Die selbst geschnittenen Schablonen (Stencils) werden passgenau geschnitten und mit Montana Acrylspray gesprüht. Texte und Drip Painting bringe ich gern mit den brillanten Lascaux Acrylfarben auf. Zu guter Letzt kommen noch die Fixierung, die Signatur natürlich und gern ein schöner Rahmen, der Altes und Neues gemeinsam salonfähig macht – als zeitgenössische Street Art im Sinne des Wortes.#

I am the greatest, 2024, Stencil Art, Acryl auf Schälung von Kölner Litfaßsäule, 108

cm x 78 cm x 4,5 cm.

Wie das Bild ins Buch kam

Die Geschichte des Pergaments

Mit der Erfindung der Schrift ging einher, Schriftstücke zu archivieren. Das ist bis heute der Fall. Allerdings mehren sich die Probleme, wie die jeweiligen wichtigen Urkunden auch tatsächlich die Zeiten überdauern. In unseren Aktenordnern befinden sich Fax-Briefe, die nicht mehr lesbar sind, weil die Schrift auf dem Thermopapier verblasst ist. Für Disketten, die einst das Speichergerät schlechthin waren, gibt es keine Lesegeräte mehr. Die CD ist inzwischen auch von gestern. Nach einem Datencrash ist alles verloren. Mit Papier ist man da auf der sicheren Seite – meint man. Aber auch das zersetzt sich, wird bröselig, zerfällt – jedenfalls nach geraumer Zeit. Insofern ist es verständlich, dass sich die Mehrheit des britischen Oberhauses dagegen aussprach, als man aus Kostengründen Gesetzestexte in Zukunft nicht mehr auf Pergament drucken wollte.

Pergament? Auf die Idee können nur die Briten verfallen, könnte die erste Reaktion sein. Doch wenn man genauer darüber nachdenkt, ist Pergament wahrscheinlich einer der haltbarsten Datenträger, die es gibt. Und dazu noch einer, der unser gesamtes Buchwesen begründet hat – und ohne den die Buchmalerei nicht zu so einer Blüte gelangt wäre, und das nicht nur im christlichen Abendland.

Pergament ist ein Schreibstoff, der aus den Häuten junger Ziegen, Schafe und Kälber gewonnen wird. Ganz besonders fein ist derjenige aus Kälberföten. Die Haut wird nicht gegerbt wie bei der Lederherstellung, sondern in eine Kalklauge gelegt und danach mit einem speziellen Messer von Fleisch- und Haarresten befreit. Damit ist die Prozedur aber noch nicht beendet. Die Häute müssen auf einen Rahmen gespannt werden, um zu trocknen und gestrafft zu werden. Dann werden sie mit einem Bimsstein noch einmal geglättet und mit Kreide gepudert.

Danach wurden sie früher in Rechtecke geschnitten und zu langen Rollen zusammengeklebt, auf die geschrieben wurde. Diese Rollen wurden in einigen wenigen Bibliotheken aufbewahrt und nahmen

dort relativ bald ziemlich viel Platz ein. Außerdem war es unpraktisch, sie zu lesen, denn man brauchte immer zwei Hände. Neben dem Pergament wurde auch und vor allem Papyrus verwendet, das in der Herstellung sehr viel kostengünstiger war.

Wir reden jetzt von einer Zeit, die weit mehr als 2.000 Jahre zurückliegt. Schauplätze sind das ägyptische Alexandria und Pergamon an der kleinasiatischen Westküste. In Alexandria befand sich damals die größte existierende Bibliothek des antiken Kulturkreises, für die alle Dokumente, derer man habhaft werden konnte, kopiert und eingelagert wurden. Diese Idee fand Nachahmer, so will es jedenfalls die Legende. Im Königreich von Pergamon wollte der damalige Herrscher ebenfalls eine solch umfassende Bibliothek einrichten. Die Ägypter wollten dies verhindern, indem sie den Export von Papyrus verboten. Deshalb erfanden die Pergamener angeblich die Herstellung des Pergaments. Das trifft zwar nicht zu, denn es war bereits unter dem Namen „Membrana“ seit Jahrhunderten bekannt, galt aber als das weniger vornehme Material. Jedoch wurde wohl in Pergamon – aus welchem Grund auch immer – die Herstellung verfeinert, weshalb der Name auf diesen Ort verweist.

Wenig später kam man dann auf die Idee, die Häute in kleinere rechteckige Blätter zu schneiden, wozu sich das Papyrus nicht eignete. Einige von ihnen (meist vier oder fünf) wurden als Doppelseiten aufeinandergelegt und mehrere dieser Lagen zusammengebunden und zum Schutz mit zwei dünnen Holzdeckeln versehen, die wiederum mit Pergament oder Leder überzogen und reich geschmückt wurden. Das fertige Produkt nannte man Codex (gespaltenes Holz) oder auf Deutsch Buch, was sich vom Holz der Buche ableitete.

Dieses Buch hatte mehrere Vorteile gegenüber der Rolle: Man konnte es auf einen Tisch oder ein Pult legen und hatte damit beide Hände frei. Außerdem wurde der fortlaufende Text durch Bilder nicht unterbrochen. Jetzt konnte auf einer Seite der Text

stehen, auf der anderen das Bild oder aber auch Text und Bild auf einer Seite. Die Buchmalerei hat sich schon aus diesem Grund erst anschließend richtig entfalten können und bot sowohl im liturgischen Bereich als auch in profanen Werken viele Variationsmöglichkeiten.

Die ersten illustrierten Codices auf Pergament haben sich aus dem 6. Jahrhundert erhalten. Ein Beispiel, das Spätantike und Frühchristentum zugerechnet werden kann, ist eine Abschrift des medizinischen Pflanzenbuchs, das der griechische Arzt Dioskurides im 1. Jahrhundert u.Z. verfasst hatte. Eine Kopie, die um 512 datiert werden kann, wurde der Prinzessin Juliana Anicia (462–527) gewidmet, die aus altem römi schem Adel stammte und in das bereits christliche Konstantinopel geheiratet hatte. Auf zahlreichen der 485 Blätter mit einer Größe von 30 x 37 cm sind die im Buch behandelten Heilpflanzen dargestellt, wie zum Beispiel die Wilde Karde auf fol. 100 r. [2]. Auf der Seite finden sich außerdem Beischriften auf Griechisch und Arabisch, die von der wechselvollen Geschichte der Handschrift und ihren unterschiedlichen Besitzer*innen erzählen.

Doch zurück zum Pergament. In einer Handschrift aus dem Bamberger Kloster Michelsberg mit einem Bild des heiligen Michael ist auf zehn Medaillons die Herstellung eines Buches im Skriptorium des Klosters dargestellt. Auf der linken Seite zeigt das dritte Medaillon von oben, wie die auf einen Holzrahmen gespannte Tierhaut mit einem halbmondartigen Schabmesser bearbeitet wird. [3]

[1]

Christus krönt Heinrich und Kunigunde, Perikopenbuch Heinrichs II., fol. 2 r., um 1012, Blattgold, Purpur und Deckfarben auf Pergament, 42,5 x 32 cm, München, Bayerische Staatsbibliothek, Clm 4452.

Die Herstellung von Pergament findet sich auch in einer Handschrift aus Nürnberg, die um 1425 entstanden ist und zahlreiche Handwerksberufe zeigt. Dort sieht man auf einer Seite den „Pyrmetter“ (Pergamentmacher) mit Namen Fritz, der vor einem mannshohen Rahmen steht, auf den die Tierhaut gespannt ist, die er nun mit dem halbmondförmigen Schabeisen bearbeitet [4]. Der Beschreibstoff im Nürnberger Beispiel ist bereits aus Papier, denn in dieser Zeit war das Papier schon auf dem Vormarsch, das Pergament abzulösen. Den Beruf des Pergamentmachers gab es allerdings noch sehr viel länger, wie auch ein Kupferstich aus dem Ständebuch von Christoph Weigel (1654–1725) von 1698 zeigt, in dem die Werkstatt des „Pergamenters“ mit allen notwendigen Werkzeugen dargestellt ist.

Aus einer Tierhaut konnten mehrere Blätter geschnitten werden, allerdings nicht allzu viele. Beim Perikopenbuch Heinrichs II. [1], das um 1012 entstand, wurden für die 206 Pergamentblätter 85

[2] Die Wilde Karde, Wiener Dioskuridis, Byzanz, um 512, Deckfarben auf Pergament, 30 x 37 cm, Wien, Österreichische Nationalbibliothek, Cod. med. gr. 1, fol. 100 r. [3] Bamberger Schreiberbild, Mitte 12. Jahrhundert, lavierte Federzeichnung auf Pergament, 23 x 15,5 cm, in: Ambrosius, Opera varia, Bamberg, Staatsbibliothek Bamberg Msc.Patr.5, fol. 1v. [4] Pyrmetter Fritz, um 1425, lavierte Federzeichnung auf Papier, 28,8 x 20,6 cm (Bildmaße 25,0 x 20,6 cm), in: Hausbuch der Mendelschen Zwölfbrüderstiftung, Band 1. Nürnberg 1426–1549. Stadtbibliothek Nürnberg, Amb. 317.2°, fol. 34 v. Kälberhäute gebraucht. Allein diese waren schon ein Vermögen wert. Kein Wunder, dass Texte, von denen man der Ansicht war, sie nicht mehr zu brauchen, abgeschabt wurden, um etwas anderes darauf zu schreiben. Das ist beim Pergament möglich. Diese schon einmal verwendeten Blätter nennt man Palimpseste, was auf griechisch so viel bedeutet wie „wieder abgekratzt“. Was sich die damaligen Schreiber natürlich nicht vorstellen konnten, ist, dass es mit heutigen naturwissenschaftlichen Methoden möglich ist, diese abgekratzten Texte wieder lesbar zu machen, denn die Tinte drang meist so tief in die Haut ein, dass sie eben nicht vollkommen eliminiert war. So können heute unwiederbringlich verloren geglaubte Texte wiederherstellt werden.

Das Pergament wurde später noch gelegentlich für Porträtminiaturen verwendet und bis heute werden Bücher in Pergament gebunden – allerdings keine Massenware. Faksimiles von mittelalterlichen Handschriften, also originalgetreue Kopien, werden

[3]
[2]

allerdings meist auf einem Papier hergestellt, dass dem Pergament zwar täuschend ähnlich sieht, aber keines ist.

Es gibt aber auch noch ein Papier, das als Pergament bezeichnet wird. Es ist wasserabweisend und lässt Fettflecken nicht durchsickern. Ein dünnes Pergamentpapier wird auch Butterbrotpapier genannt, eben weil man da sein Butterbrot hineinpacken kann und die Butter (angeblich) da bleibt, wo sie ist. Anderes Pergamentpapier wird zum Backen verwendet und sehr viel hochwertiger hergestelltes dient dazu, Lampenschirme zu bespannen. Doch ist dieses Papier nicht mit dem Pergament aus Tierhäuten vergleichbar.#

Low pressure, high performance

Besonders hohe Deckkraft, ein breites, fein abgestuftes Farbspektrum und die einfache Handhabung der Dose mit LowPressure Ventil sind Markenzeichen von Montana GOLD Acrylic Spray. Mit 215 Farbtönen, verschiedenen technischen Sprays und weiteren Efekttönen bietet Montana GOLD ein ideal aufeinander abgestimmtes Farbsystem.

[4]

Reizvolle Kompositionen

Stillleben überlassen nichts dem Zufall

Spätestens seit dem Zeitalter des Barocks gilt das Stillleben als selbstständiges Genre, das durch prachtvolle Opulenz oder aber bewusste Reduktion auf das Wesentliche fasziniert. Bis heute ist es die Liebe zum Detail, die das Stillleben auszeichnet, der besondere Blick auf die Dinge, der nichts dem Zufall überlässt.

Die Bildinhalte sind so vielfältig wie die Künstler, die sich im Verlauf der Epochen der Stilllebenmalerei widmen. Stehen etwa in Caravaggios berühmtem Mailänder Früchtekorb Merkmale der Vergänglichkeit – faulende Stellen oder welke Blätter – im Fokus, so sind es in niederländischen Prunkstillleben inszenierte Kostbarkeiten vom Nautiluspokal über edle Metalle bis hin zu kostbarem Kristall und feinen Stoffen, die von Wohlstand und Fülle künden. Die schlichten spanischen Stillleben des 17. Jahrhunderts berichten demgegenüber von der Anmut des Wesentlichen

in Farbe und Form. Am Anfang jeder Stilllebenmalerei steht auf jeden Fall das gezielte – und oft langwierige – Arrangement der Objekte, die ins Bild gesetzt werden sollen.

In diesem klassisch aufgefassten und trotzdem ganz heutigen Küchenstillleben versammeln sich auf einem Holztisch rund um einen großen Topf Gemüse- und Obstsorten, die offenbar darauf warten, verarbeitet zu werden: Schwarze und rote Rüben, eine Zitrone, ein Kopf Wirsing, eine Stange Lauch, eine rotwangige Birne und eine glänzende Aubergine auf einem rotkarierten, groben Küchentuch. Dazu gesellen sich eine angebrochene Flasche Wein, eine Wasserkaraffe, eine Schüssel und die beiden aufgehängten blauen Schürzen an der Wand, die den Hintergrund bildet. Die arrangierende Hand der Künstlerin hat im Vorfeld kein Element dem Zufall überlassen – die Komposition ist ausgewogen in Volumina und harmonischem Farbenspiel.

Der Arbeitsprozess ist beispielhaft für eine traditionelle Herangehensweise: Nach dem Arrangement folgt eine lockere Kohleskizze auf Leinwand, bevor erste Farbspuren angelegt werden. Den Anfang machen einzelne Elemente, die in ihrer Farbigkeit dominant sind, etwa die Rüben und die Zitrone. In diesem Prozess bleibt auch die Freiheit, auf einzelne Komponenten zu verzichten, die sich in der malerischen Ausführung als überflüssig oder störend erweisen – so musste etwa die Glaskaraffe im Hintergrund weichen.

Die verschiedenartigen Texturen in diesem Stillleben veranschaulichen die virtuose Behandlung der Oberflächen: Die rau-erdigen Schalen der Rüben, das verhaltene Schimmern der Flasche und des Topfes, Küchentuch und Schürzen in ihrer unterschiedlichen Stofflichkeit und die spröden Blattspitzen des Lauchs tragen zum Reiz der Komposition bei.

In der Malerei nach der Natur ist die Lichtsituation für die Entwicklung des Bildes maßgeblich – das Licht wechselt mit dem Wetter, mit den Tageszeiten und natürlich mit der Position von Objekten und Staffelei. Farben, Schatten und Höhungen ändern sich mit dem Lauf des Lichts und können bei naturalistischen Darstellungen unter Umständen zu notwendigen Anpassungen

führen. Im Laufe der Zeit wird sich eine identische Lichtsituation wie zu Beginn der Arbeit nur schwerlich wiederfinden lassen –dies ist insbesondere bei großformatigen Stillleben mit einer Vielzahl von Details zu berücksichtigen. Daher ist es ideal, wenn die Arbeit zu vergleichbaren Tageszeiten ausgeführt werden kann. Natürlich kann mit Blick auf die gewünschte Wirkung auch das anfänglich geplante Arrangement wieder modifiziert werden –bis alle Farben durchgetrocknet sind, erlaubt die Ölmalerei Änderungen problemlos.#

Malerei, Realisation und Fotografe: Ina Riepe Text: Sabine Burbaum-Machert

Die stille Macht der Schönheit

Schönheit rettet die Welt

Mieke Teunen (Hrsg.), Jan Teunen (Kurator), Christoph Quarch (Autor), mit Gastbeiträgen von Michele de Lucchi und Hajo Eickhoff, dt., Softcover, 376 S. mit zahlreichen Farbabbildungen, 17,5 x 24 cm, dreizeichenverlag, Berlin/Wiesbaden 2024, ISBN 9783981619379, EUR 70,00 (D), EUR 70,00 (A)

Schönheit berührt und bewegt die Menschen, stimmt Geist und Seele positiv und kann mitunter ungeahnte Kräfte freisetzen. In der Schönheit liegt die Kraft zu tiefgreifenden Transformationen begründet – davon sind Jan Teunen und Christoph Quarch überzeugt. Dies betonen Kurator und Autor eindrücklich in ihrem schön gestalteten Buch, das jetzt im dreizeichenverlag erschienen ist: „Schönheit rettet die Welt“ will seinen Leser*innen die Augen öffnen, um die Schönheit wieder zum Leben zu erwecken. Das Buch selbst zeichnet sich durch lebendige Gestaltung mit abwechslungsreicher Typografie und vielen hochwertigen Abbildungen aus und wird im Zusammenspiel von Material, Veredelung und Bindung zu einem besonderen Objekt.

Rainer Maria Rilke stellte in seinen Duineser Elegien eine poetische Hypothese auf: Es sei das Schicksal der Welt, unsichtbar zu werden. Dieser Prozess findet nach Christoph Quarch im Inneren des modernen Menschen statt: „Er verlernt es, die lebendige Welt zu gewahren. Er ertaubt für den Anspruch des Seins. Er erblindet für die Schönheit der Natur, die Schönheit der Mitmenschen, die Schönheit in den schönen Dingen.“ Genau hier liege das Problem, denn: „Schönheit ist eine verantwortungsvolle Antwort auf die Krisen der Gegenwart. Sie wird die Welt schonend in die Zukunft führen.“ Spielerisch und nicht belehrend möchte das Buch in seinen Texten teils ungesehene, auch ungeahnte Schönheiten aufs Neue beschwören, illustriert mit zahlreichen, sorgsam ausgewählten Abbildungen und ergänzt mit Zitaten aus berufenem Munde – von den Denkern der Antike über Humanisten und Philosophen bis hin zu zeitgenössischen Unternehmern.

Auf diese Weise soll Fjodor Dostojewskis Idee „Schönheit rettet die Welt“, die dem Buch seinen Titel gab, beileibe kein leeres Versprechen bleiben. „Schönheit nährt nicht nur die Menschenseele. Schönheit ist nicht nur Grund zur Freude“, so Christoph Quarch. „Schönheit wirkt noch mehr. Wo wir zulassen, dass sie in unsere Seele scheint, kann es uns geschehen, dass wir durch sie verwandelt werden.“ Und so widmet sich das Buch nach seinen einleitenden Betrachtungen ausführlich den Erscheinungsformen der Schönheit – in 30 üppig bebilderten Essays, die sich von der Schönheit des Anfangs über diejenige der Welt, ihrer Facetten und ihrer Lebewesen bis hin zur Schönheit des Abschlusses erstrecken. Zwei Gastbeiträge aus der Feder von Michele de Lucchi und Hajo Eickhoff beschäftigen sich im Anschluss mit der Schönheit der Architektur und der Schönheit der Möbel, denn: „Wer an die rettende Kraft der Schönheit glaubt und den Sinn für die Schönheit seiner Zeitgenossen stärken möchte, tut gut daran, im Nahraum zu beginnen.“

Kurator und Autoren

Prof. Jan Teunen (*1950) ist Cultural Capital Producer. Als Geschäftsführer der Teunen Konzepte GmbH unterstützt er Unternehmen darin, ihr kulturelles Kapital und ihre Wirtschaftskraft zu mehren. Als Kunstsammler und Bücherliebhaber ist Jan Teunen davon überzeugt, dass Schönheit eine verantwortungsvolle Antwort auf die Krisen der Gegenwart ist. Er ist Kuratoriumsmitglied der Burg Giebichenstein Kunsthochschule Halle, wo er eine Professur für Designmarketing innehat, und Kuratoriumsmitglied des Beethoven-Hauses in Bonn.

Dr. phil. Christoph Quarch (* 1964) ist Philosoph, Autor und Denkbegleiter. Er berät Unternehmen und möchte als Redner und Dozent Menschen für ein innovatives Denken begeistern, das in der Tradition der europäischen Kultur verwurzelt ist. Seine Philosophie-Kolumne „Der Frühstücks-Quarch“ wird wöchentlich von SWR Aktuell gesendet. Christoph Quarch veranstaltet europaweite Philosophie-Reisen und lehrt an verschiedenen Hochschulen Philosophie, Ethik und Wirtschaftsphilosophie.

Prof. Michele de Lucchi (*1951) ist Designer und Architekt, studierte Architektur in Florenz und lehrte an der Universität Florenz in den 1970er-Jahren Industriedesign. De Lucchi war Mitglied und Mitbegründer der Bewegungen Cavart, Alchimia und Memphis Group; 1988 gründete er das eigene „Studio De Lucchi“, 1998 die Firma „AMDL“ in Mailand und Rom. 2001 wurde er an der Universität Venedig zum Professor der Fakultät Design und Kunst ernannt. Zu seinen bekanntesten Entwürfen zählt die Leuchte „Tolomeo“, die er 1987 für Artemide entwarf.

Dr. phil. Hajo Eickhoff (*1946) ist Kulturberater und Kulturhistoriker. Seine Forschungsschwerpunkte sind der Körper des Menschen, Körperhaltungen, alternative Formen der Büroarbeit und Strukturen der europäischen Kulturentwicklung. Nach einer Autoschlosserlehre besuchte er Ingenieursschule und Abendgymnasium und studierte in Freiburg, Berlin und Aachen Philosophie, Geschichte und Kunstgeschichte.

Für Kunst+Material hat Sabine Burbaum-Machert mit Kurator Jan Teunen über das neue Buch von Christoph Quarch gesprochen.

Abbildungen: Innenseiten aus dem Buch

Kunst+Material: Lieber Herr Professor Teunen, wie rettet Schönheit die Welt?

Jan Teunen: Die genaue Antwort auf diese Frage wird auf den ersten beiden Seiten unseres Buches gegeben. „Schönheit rettet die Welt.“ Fjodor Dostojewskis viel zitiertes Wort ist kein leeres Versprechen. Es ist eine Verheißung, die der in Not geratenen Menschheit des 21. Jahrhunderts in Erinnerung zu rufen lohnt: Weder avancierte Technologien noch wissenschaftliche Erkenntnisse, weder wirtschaftliches Wachstum noch politische Intervention, weder religiöse Gebote noch moralische Appelle werden die Welt retten –sondern die stille, unscheinbare Macht der Schönheit. Ihr allein eignet die Kraft zu einer tiefgreifenden Transformation. Sie ist es, die Menschen beruhrt und bewegt. Schönheit wirkt. Sie vermag Begeisterung zu wecken. Sie stimmt Menschen positiv. Sie setzt ihre besten Kräfte frei.

K+M: Bekanntlich liegt die Schönheit auch im Auge des Betrachters – die Auffassung von Schönheit scheint demnach sehr individuell. Wie lässt sich demgegenüber Ihre Definition von Schönheit fassen? Und: Wo verläuft für Sie die Trennlinie zwischen dem Schönen und dem Hässlichen?

Es war der englische Philosoph David Hume, der 1777 in seinem Essay „Of the Standards of Taste“ die Idee, dass Schönheit im Auge des Betrachters liegt, populär gemacht hat. Dreizehn Jahre später sprach Immanuel Kant in seiner „Kritik der Urteilskraft“ von „interesseloses Wohlgefallen“. Christoph Quarch schreibt

dazu: „Was diesen Zustand kennzeichnet, hat Kant als Gefühl der Freiheit beschrieben. Wer Schönheit erlebt, so argumentiert er, ist frei davon, mit demjenigen, was ihm begegnet, irgendetwas anfangen zu mussen: Weder muss er verstehen, worum es sich handelt oder wozu es gut ist, noch muss er seinen Warenwert ermessen oder seine Nützlichkeit errechnen. Nein, er darf „ganz Auge“ sein und sich dem reinen Wahrnehmen anheimgeben. Das, was ihn in Wohlgefallen schwelgen lässt, geht ihn nichts an. Deshalb fuhlt das Subjekt sich angesichts seiner frei und unbeschwert. Es ist ganz bei sich, die Schönheit spielt allein in seinem Auge.

Damit ist der Grundstein gelegt zu einem ästhetischen Weltgewahren, das sich fortan aus der Welt zurückzieht und Schönheit nur noch als Konstrukt des wahrnehmenden Subjekts kennt. Sie ist nichts, was den Menschen angeht oder einen Anspruch an ihn stellt. Sie ist nichts, was sich ermessen und in Szene setzen ließe. Das, was sich ermessen und in Szene setzen lässt, ist nicht die Schönheit, sondern das interesselose Wohlgefallen bzw. das Gefühl der Freiheit, das es im Subjekt erzeugt.“

So viel zur subjektiven Schönheit und zur subjektiven Hässlichkeit. Natürlich existiert auch die objektive Schönheit, um die ist es uns in unserem Buch zu tun. In seinen „Fünf Meditationen über die Schönheit“ schreibt François Cheng: „Die objektive Schönheit existiert, doch solange sie nicht gesehen wird, ist sie vergeblich“. Wo die Trennlinie zwischen der objektiven Schönheit und der objektiven Hässlichkeit verläuft, ist schwer zu sagen. Beide haben mit Emotionen zu tun

Jan Teunen, Foto: Hans Schlegel.

und die waren bereits da, bevor die Sprache sich entwickelt hat. Wahrscheinlich haben wir noch nicht genügend Wörter, um die Phänomene „schön“ und „hässlich“ genau zu beschreiben und die Trennlinie zu benennen.

K+M: Was verstellt Ihres Erachtens den Blick auf die Schönheit und ihre tiefgehende Wahrnehmung? Um mit Rilke zu sprechen: Warum werden die Schönheiten der Welt für uns Zeitgenossen zunehmend unsichtbar?

J.T.: Christoph Quarch hat es wunderbar beschrieben:

„Der Mensch der Gegenwart ist Konsument. Das ist die Rolle, die ihm eine globale Ökonomie zuweist, die Wertschöpfung durch Wachstum generiert. Als Konsument verhält er sich zu allem, was ihm in der Welt begegnet, entweder als Nutzer oder als Verbraucher. Menschen, Dinge, Dienstleistungen oder Daten: Alles ist ihm eine Ware, die er sich zu eigen oder auch zunutze machen kann, um seine Bedürfnisse zu befriedigen, seine Wünsche zu erfüllen oder seinen Interessen zu genügen. Das, was ihm begegnet, wird als Gegenstand von ihm gebraucht oder verbraucht. Er geht damit um, aber es geht ihn nichts an. Und dies umso weniger, als er im Zeitalter des Konsumismus fortwährend mit neuen Waren überflutet wird; ganz gleich, ob es sich um materielle Güter oder um immaterielle Daten handelt. Um den Strom des Brauchbaren und Nutzbaren nicht abreißen zu lassen, stellt eine konsumgetriebene Wirtschaft fortwährend neue Produkte bereit, die es ob ihrer bloßen Menge und ob der Geschwindigkeit ihres Erscheinens unmöglich machen, eine Beziehung zu ihnen aufzubauen. Sie kommen und gehen, werden gebraucht oder verbraucht – sie ziehen am Konsum vorbei, doch sie sprechen ihn nicht an.

Der Konsument der Gegenwart gewahrt nicht mehr, was ihm begegnet. Er nimmt es an, ein oder auf, aber er nimmt es nicht wahr. Er geht damit um, aber es geht ihn nichts an. Es wird ihm gleichgültig, er billigt ihm keine Würde zu, sondern allenfalls einen Wert. Seine Wertschätzung aber bemisst sich nur noch nach dem Nutzwert, den er selber festlegt –oder nach dem Warenwert, den der Markt ihm zuweist. So entzieht sich ihm die Welt. Sie spricht ihn nicht mehr an. Das Leben des modernen Konsumenten ist ein anspruchsloses Leben. Nichts mehr ist ihm ansprechend. Nichts mehr ist ihm schön.

All das macht uns Menschen blind für Schönheit. Sie entzieht sich unseren Augen. Unsere Augen werden müde, und den Menschen mit den müden Augen kommt die Welt abhanden, deren Schönheit sie zu neuem Leben wecken könnte.“

K+M: Der Schönheit in diesem Sinne wohnt die Kraft zur Transformation inne – in welchen Erscheinungsformen ist sie erfahrbar?

J.T.: Im Kosmos, in den Sternen, in unserer Mutter Erde, in der Natur, in den Mitmenschen, in der Liebe, in der Gemeinschaft, in den Ritualen und, und, und. In unserem Buch gehen wir auf 33 von 1.000 Phänomenen ein, in denen Schönheit manifest wird.

K+M: Welche Konsequenzen ergeben sich idealerweise aus Ihrem Konzept – sei es für die Gesellschaft im Allgemeinen, sei es für das Individuum?

J.T.: Die erklärte Absicht unseres Buches ist es, viele Augen für die Schönheit wieder zu öffnen. Letztendlich, damit die Kinder und die noch nicht Geborenen irgendwann eine lebenswerte Welt von uns erben.

K+M: Herzlichen Dank für dieses Interview, Herr Professor Teunen!#

Herausforderung Portrait

Andreas Noßmann erfasst in seinen Zeichnungen das Wesen einer Persönlichkeit

Das Wort Liebe hat für beide Geschlechter keineswegs den gleichen Sinn, und hierin liegt eine Quelle der schweren Missverständnisse, die sie voneinander trennen.

Simone de Beauvoir (1908 –1986)

Andreas Noßmann ist Zeichner aus Leidenschaft. Seine ausdrucksstarken Arbeiten entstehen auf begrenztem Raum und mithilfe begrenzter Mittel. Gerade ist im ars momentum Verlag ein Buch erschienen, das sich ausschließlich seinen Portraitzeichnungen widmet.

Andreas Noßmann Portraits & Aphorismen

128 S., durchg. farb. Abb., 21,5 x 27 cm, geb., dt., ars momentum Kunstverlag 2024, ISBN 9783946445494, EUR 19,80 (D), EUR 20,60 (A)

„Mit bestechender Virtuosität zeichnet Andreas Noßmann Dichter und Denker, Musiker und Wissenschaftler, große Geister der Vergangenheit ebenso wie Zeitgenossen. (…) Es ist die klassische Feder mit ihrem präzisen und eleganten Schwung, die maßgeblich die Kraft seiner Portraitzeichnungen bestimmt: Sie verzeiht keine Fehler und will trotzdem kühn geführt sein in Licht- und Schattenwerten mit modellierender Plastizität,“ beschreibt der Verlag treffend die künstlerische Qualität der Noßmann’schen Bildnisse.

Eigentlich sind die Portraits nur ein Teil im Œuvre des Künstlers, zu dem auch Akte und Sillleben, skurrile Capricci, fantastische Landschaften und

[1] Simone de Beauvoir, 10. Juli 2017, Federzeichnung, Farbstift, Aquarell, 225 x 350 mm, Dvz. 682, © Andreas Noßmann/ars momentum Kunstverlag 2024

Stadtansichten gehören. Aber er schätzt die Herausforderung, die das Porträt mit sich bringt. „Man muss ein guter Zeichner sein, um den Charakter einer Person in der Zeichnung herauszuarbeiten,“ stellt er fest, und dass ihn die portraitierte Person interessieren, ihn berühren oder faszinieren muss, damit er sich auf diese Herausforderung einlässt.

Einerseits schätzt Andreas Noßmann den Freiraum, den ihm das Porträt formal bietet, andererseits beschränkt er sich ganz bewusst in seinen Arbeitsmitteln. Vor allem mit Tusche und Feder, manchmal auch mit Bleistift oder Kohle bringt er die Konturen eines Gesichts mit leichtem Strich zu Papier und arbeitet mittels Linien und Schraffuren die Feinheiten einer Persönlichkeit heraus. Aquarell oder Buntstift verleihen einem Bildnis abschließend dezente farbliche Akzente und eine beeindruckende Tiefe.

„Portraitzeichnungen sind meine spezielle Form des Respekts vor all jenen, deren Leben und Wirken wichtige Spuren hinterlassen haben“, leitet Andreas Noßmann seine Publikation ein. Die Federzeichnung bleibt für ihn aus gutem Grund dominierend: „Denn immer dann, wenn es um die Sichtbarmachung von Eigenschaften, Eigenarten und Unverwechselbarem in den Gesichtszügen geht, zeigt die Zeichenfeder mit ihrem eleganten Schwung ihre Stärke. Der Bleistift als Mittel zum Zweck, bleibt auch in diesem Buch in der Minderheit.“

Und so treffen die Federstriche in den expressiven Bildnissen von Persönlichkeiten aus Kunst, Literatur, Musik und Wissenschaft, die für das Buch „Andreas Noßmann. Portraits & Aphorismen“ ausgewählt wurden, den Nerv der jeweils gezeichneten Persönlichkeit. Für die 60 Abbildungen in dem Band hat der in Brühl lebende Künstler außerdem Aphorismen ausgewählt, die er seinen Protagonisten zur Seite stellt. Sie bringen in den meisten Fällen zum Ausdruck, was den Künstler an diesen Menschen so fasziniert, dass er sie portraitiert hat. Die Kombination von Aphorismus und Portraitzeichnung sorgt in den Augen von Andreas Noßmann für eine eigentümliche, gegenseitige Aufladung, für „ein gewisses Momentum, das den Porträtierten für eine Sekunde lebendiger und präsenter erscheinen lässt.“ Erfreulicherweise, sagt er, gibt es noch viele weitere große und wichtige Köpfe, die ihm unter die Feder kommen könnten.#

Die Welt ist voller Rätsel, für diese Rätsel aber ist der Mensch die Lösung.
Joseph Beuys (1921 –1986)

[2] Beuys, 10. Oktober 2020, Federzeichnung, Farbstift, Aquarell, 330 x 195 mm, Dvz. 1387, © Andreas Noßmann/ars momentum Kunstverlag 2024

Maskerade und Travestie

Der Maler James Ensor hielt der belgischen Gesellschaft des Fin de Siècle den Spiegel vor

Ensor

Ulrike Becks-Malorny, 96 S., durchg. farb. Abb., 21 x 26 cm, geb., dt., Taschen Verlag, ISBN 9783836560535, EUR 15,00 (D), EUR 15,00 (A)

Ausdrucksstarke Porträts, impressionistische Landschaften, vor allem melancholische Harlekine, skurrile Gestalten und dämonisch maskierte Figuren bestimmen das Werk von James Ensor.

James Ensor (1860–1949) war ein Expressionist, ein Surrealist, noch bevor es diese Begriffe überhaupt gab. Er gehört zu der Malergeneration, die auf die Impressionisten folgte, und zählt zu den großen Außenseitern der Moderne. Sein Hauptwerk entstand noch vor der Wende zum 20. Jahrhundert.

Ensors Leben als Künstler war von vielen Gegensätzen geprägt: Er kannte alle wichtigen Repräsentanten der Kunstwelt, verachtete aber die meisten; sein Stil schwankte zwischen fantastischer Gotik und christlichen Visionen.

Ensors außergewöhnliche Position ist zurückzuführen auf seinen freien Umgang mit der Tradition, seine Mischung von Stilen und Techniken sowie auf seine bildnerischen Eigenarten, etwa der Übermalung älterer Kompositionen. Besonders bekannt ist er für seine Verwendung von dunkler Satire und Allegorie, für seinen innovativen Umgang mit Licht und sein Interesse an Karneval und Performance, das besonders deutlich in Der Einzug Christi in Brüssel im Jahre 1889 zutage tritt.

Beeindruckend ist auch sein Repertoire an Selbstporträts, in denen Ensor Maskerade, Travestie und Rollenspiel einsetzt, um sich als Christus am Kreuz oder Dandy in Frauenkleidern zu präsentieren – solche Selbstinszenierungen ziehen sich als Leitmotiv durch sein Œuvre. Der belgischen Gesellschaft des Fin de Siècle hielt der Künstler den Spiegel vor und brachte die Maskerade der Bürgerlichkeit zum Vorschein.

Ensor war ein kosmopolitischer Vorreiter der Moderne, lebte aber nahezu durchgängig von der Welt abgeschieden in einer Dachkammer im verschlafenen Ostende. Trotz seiner Zurückgezogenheit beeinflusste er mit seinen ausdrucksstarken, oft grotesken Ölgemälden, Drucken und Zeichnungen Generationen von Künstlern, von Zeitgenossen wie Emil Nolde und Paul Klee bis hin zu den Malern des ausgehenden 20. Jahrhunderts. Als er am 19. November 1949 in hohem Alter starb, war der Ruhm des belgischen Malers so groß, dass er sogar ein Staatsbegräbnis erhielt.

2024 feiert Belgien das 75. Todesjahr dieses Pioniers der Moderne mit Ausstellungen in Ostende, Antwerpen und Brüssel. Die beim Taschen Verlag erschienene kurze Monografie führt in James Ensors Kunst ein und präsentiert die Fülle und Vielfalt seiner Bildsprache anhand der wichtigsten Bilder seines makabren eigenbrötlerischen Œeuvres.# Alle Abbildungen aus dem Innenteil des

Kunstgeschichte in die Praxis geholt

„Art Assignments“ vermittelt die Arbeit von 18 Künstlerinnen in Kunstprojekten und -aufgaben

Art Assignments 18 Übungen zu Künstlerinnen und ihren Werken

Nora Ryser, Réka Szücs, 128 S., durchg. farb. illus., Softcover, dt., Haupt Verlag 2023, ISBN 9783258602646, EUR 28,00 (D), EUR 28,80 (A), CHF 30,00 (CH)

In der Kunstgeschichtsschreibung gibt es viele blinde Flecken, besonders was das Werk und die Positionen von Künstlerinnen angeht. Um einige dieser Leerstellen zu füllen, ist im Haupt Verlag das Buch „Art Assignments“ erschienen.

Der Titel ist das Ergebnis des gemeinsamen Engagements und der Arbeit der beiden Autorinnen Nora Ryser und Réka Szücs. Von Georgia O’Keeffe bis zu den Guerrilla Girls haben sie 18 Künstlerinnen und den sie jeweils kennzeichnenden künstlerischen Ansatz ausgewählt, um Licht auf die blinden Flecken des vermittelten Kunstwissens zu werfen und Lucken zu schliessen.

Darüber hinaus möchte das Buch Aufmerksamkeitsräume schaffen, die aufzeigen, dass es für viele Frauen bis heute nicht selbstverständlich ist, künstlerisch zu arbeiten, sondern sie für ihren Zugang zur Kunst kämpfen mussten und müssen. Dem Buch liegt die Website femaison.ch zugrunde, eine wachsende digitale Künstlerinnen-Enzyklopädie.

Als Gestalterinnen und als Kunstvermittlerinnen haben Nora Ryser und Réka Szücs jeweils die Erfahrung gemacht, wie wichtig Identifikationsfiguren sind. Deshalb ist es ihnen ein Anliegen, vor allem jungen Menschen die Begegnung mit inspirierenden weiblich gelesenen Personen zu ermöglichen. Das Besondere daran? Leben und Werk der 18 von ihnen ausgewählten Künstlerinnen werden in Kunstprojekten vorgestellt und in praktischen und kreativen Übungen nahegebracht. Diese lassen sich problemlos im Unterricht, in Workshops oder auch ganz einfach zu Hause umsetzen. Alle Ideen, Konzepte und Texte haben die Autorinnen in stetem Austausch gemeinsam erarbeitet.

Abbildungen aus dem Buch, Art Assignments „Guerrilla Girls“, © Nora Ryser und Réka Szücs.

Die von ihnen entwickelte Aufgabensammlung sollte zwei Anforderungen erfüllen: 1. sollte die Kunstgeschichte in die Praxis geholt werden und 2. sollte etwas ganz Konkretes daraus hervorgehen. Dabei haben Nora Ryser und Réka Szucs auf eine breite Auswahl der Themenfelder geachtet. Im Vordergrund stand aber auch das Lustprinzip, die eigene Begeisterung der Autorinnen für einige der Künstlerinnen.

Konkret bedeutet das, dass ein bestimmter Aspekt einer Künstlerin, etwa ihres Œuvres, Stils oder ihrer Technik in den Fokus genommen und erläutert wird. Im Anschluss zeigen die Autorinnen, wie dieser anhand von illustrierten Anleitungen gestalterisch umgesetzt werden kann. Themen wie Form und Farbe, Körper und Raum, Fotografie und bewegtes Bild, Installation und Produktgestaltung oder Visuelle Kommunikation werden dabei spielerisch erprobt und regen zur Vertiefung an.

Die Projekte verknüpfen auf jeweils drei Doppelseiten und in ansprechenden Illustrationen kunsthistorische Informationen mit Vorschlägen zur künstlerischen Praxis. Fast alle Assignments lassen sich an einem halben Tag verwirklichen. Das benötigte Material ist in der Regel im Künstlerbedarf erhältlich, eine komplexere Infrastruktur wird nicht vorausgesetzt. Angesprochen sind somit alle Leserinnen und Leser, die gerne gestalten, die Gestaltung vermitteln oder die ihr Wissen über Künstler*innen erweitern möchten.

Über die Autorinnen

Nora Ryser lebt und arbeitet als Illustratorin, Grafikerin und Kunstvermittlerin in Bern. Der Feministin brennen Themen der Selbstermächtigung und Diversität unter den Nägeln, von wo aus sie fruher oder später den Weg aufs Papier finden.

Réka Szücs lebt und arbeitet als Kunstvermittlerin, Illustratorin und Fotografin in Bern. Sie hat einen Masterabschluss in Art Education und Kunstgeschichte. In ihren künstlerischen Arbeiten spielt sie mit Blickkonventionen und setzt sich kritisch mit der etablierten Produktion von Wissen auseinander.#

Gestalt und Anatomie

Ein Leitfaden für den bildnerischen Weg

Manfred Zoller, 304 S., über 200 farb. u. s/w-Abb., 21 x 28 cm, Klappenbroschur, dt., boesner GmbH holding + innovations 2022, ISBN 9783928003438, (Originalpreis EUR 24,95) ab 9.9.2024 EUR 14,95 (D), EUR 14,95 (A), CHF 30,20 (CH)

Menschen und Tiere zu zeichnen oder zu modellieren ist eine große Herausforderung. Manfred Zoller zeigt einen Weg, sich ihr spielerisch zu nähern. In zahlreichen Übungen zu Zeichnungen, Objekten und Anschauungsmodellen schlägt er den Bogen von der wissenschaftlichen Anatomie zur künstlerischen Gestalt. Für Lehrende und Studierende sowie für das Selbststudium geeignet.

Sinnspiel Kunst I

Max G. Bailly , 70 S., 101 farb. Abb., 21 x 22 cm, kart., dt., Verlag und Galerie für Kunst und Kunsttherapie, ISBN 9783980659963, EUR 16,00 (D), EUR 16,50 (A)

Ein systematischer Wegweiser zum Ursprung der kreativen Kräfte, die in jedem Menschen schlummern. Mit zahlreichen farbigen Abbildungen und vielfältigen praktischen Anregungen führt der Übungsweg Lernende und Lehrende spielerisch leicht durch 21 künstlerische Grundübungen mit Stiften, Kreiden und Pinsel.

Sinnspiel Kunst II

Max G. Bailly, 68 S., durchg. bebildert, 21 x 22 cm, kart., dt., Verlag und Gallerie für Kunst und Kunsttherapie 2012, ISBN 9783980659987, EUR 16,00 (D), EUR 16,50 (A)

Die Fortführung der Übungsreihe des ersten Bandes bietet 3 x 7 Anregungen für Lehrende und Lernende, Einzelne und Gruppen, die in äußere und innere Bewegung führen. Sie wollen Mut machen, Neues zu versuchen und Begleiter sein auf dem abenteuerlichen Weg hin zur eigenen Kreativität.

Wege zum Bild

Ulrich Klieber, 208 S., 340 farb. u. 4 S/W-Abb., 17 x 24 cm, geb., dt., E.A. Seemann Verlag, ISBN 9783865021311, EUR 34,00 (D), EUR 35,00 (A), CHF 42,90 (CH)

Zahlreiche Beispiele, Aufgabenstellungen sowie Arbeits- und Handlungsstrategien schulen die Wahrnehmungsfähigkeit und den souveränen Umgang mit Material, Linie, Fläche und Farbe. Das Buch zeigt einen Weg zur eigenständigen künstlerischen Gestaltung und lädt ein, mit Materialien zu experimentieren und die Grenzen der Malerei zu überschreiten.

Duden – Basiswissen Schule Kunst Abitur

Simone Felgentreu, 448 S., zahlr. Abb., 17,2 x 24,1 cm, kart., dt., Dudenverlag 2020, ISBN 9783411719747, EUR 20,00 (D), EUR 20,60 (A)

Alle wichtigen Themen des Faches Kunst zum schnellen, systematischen Nachschlagen von Unterrichtsinhalten. Zur Vorbereitung auf die Abiturprüfung und Klausuren in der Sekundarstufe, angepasst an die bundesweiten Bildungsstandards. Umfassende Erklärungen mit Beispielen, Schaubildern, Grafiken und Fotos.

Neu

Sehen und Verstehen

Gottfried Bammes, 372 S., 500 Abb., 21 x 30 cm, Klappbr., dt., boesner GmbH holding + innovations 2023, ISBN 9783928003483, EUR 34,95 (D) , EUR 36,00 (A), CHF 40,30 (CH)

Mit „Sehen und Verstehen“ legte Gottfried Bammes das Schlüsselwerk zu seinen anatomischen Lehren vor. Exklusiv für die Kunden von boesner wurde dieser lange vergriffene Prachtband, aufwendig faksimiliert, endlich wieder verfügbar gemacht.

Neu

Plastisches Gestalten von Kindern und Jugendlichen

Stefan Becker, 340 S., 21 x 27 cm, geb., dt., kopaed Verlag 2023, ISBN 9783968481142, EUR 39,80 (D), EUR 41,00 (A)

Das Standardwerk, das die theoretischen Grundlagen der Forschung zu Entwicklungsprozessen im Formen und Modellieren von der Kita bis zum späten Jugendalter bietet und diese mit Empfehlungen für die erzieherische, pädagogische und therapeutische Praxis verbindet.

Kunstpädagogik

Jochen Krautz, 184 S., 12 farb. Abb., 24 s/w Abb., 15 x 21,5 cm, brosch., dt., UTB 2020, ISBN 9783825254278, EUR 25,00 (D), EUR 25,70 (A), CHF 32,50 (CH)

Was macht Kunstpädagogik aus? Warum gehört Kunstunterricht zur schulischen Bildung? Und was soll und kann er leisten?

Diese Einführung in die Kunstpädagogik bietet anhand vieler Beispiele eine strukturierte, schulformübergreifende Übersicht und erläutert zusammenhängend alle wichtigen Begriffe, Theorien und Fragen.

Mein Kreativ-Business

Dunja Supp, 160 S., durchg. farb. illustr. u. fotograf., 17 x 24 cm, geb., dt., Haupt Verlag 2022, ISBN 9783258602431, EUR 28,00 (D), EUR 28,80 (A) , CHF 32,00 (CH)

Dunja Supp gibt Anregungen aus der Praxis, wie man vor und nach der Gründung sein Label über Social Media, Workshops oder Markenbildung sichtbar macht, ohne aggressive Verkaufstechniken anwenden zu müssen. Darüber hinaus findet man Checklisten zu den Themen Organisation, Selbstmanagement oder Weiterbildung.

Kunst, Markt und Recht

Gerhard Pfennig, 260 S., 12 x 19 cm, kart., MUR-Verlag 2019, ISBN 9783945939178, EUR 28,00 (D), EUR 28,80 (A)

Ein Leitfaden für den rechtssicheren Umgang mit Kunstwerken. Behandelt werden die urheberrechtlichen, steuerrechtlichen und zivilrechtlichen Fragen des Kunstschaffens, des Kunsthandels, der Kunstausstellungen, insbesondere der Museen, der Kunstliteratur und des Kunstsammelns sowie des Vererbens von Kunstwerken.

Einfach machen –einfach gründen!

Katharina Marisa Katz, 160 S., durchg. farb. illustr., 16 x 23,2 cm, Klappenbroschur, dt., Knesebeck 2022, ISBN 9783957285621, EUR 20,00 (D) , EUR 20,60 (A)

Das Buch fokussiert auf das Onlinegeschäft: Worauf kommt es an?

Wie erstelle ich einen Onlineshop?

Wie biete ich meine Dienstleistung virtuell in Kursen an? Wie präsentiert man sein Angebot am besten? Die Autorin teilt nicht nur eigene Erfahrungen, sie holt auch Tipps von Profis ein.

Neu

Von Kunst leben

Andrea Jacobi, 304 S., 1 SW-Abb., 14,8 x 22,5 cm, kart., dt., transcript 2023, ISBN 9783837652796, EUR 27,00 (D), EUR 27,00 (A)

Die Kunsthistorikerin, Galeristin und Art Consulterin Andrea Jacobi vermittelt Grundkenntnisse über den Kunstmarkt, zeigt anhand konkreter Beispiele die vielfältigen Spielarten des Marketings auf und bietet dabei zahlreiche individuelle Möglichkeiten für die erfolgreiche Vermarktung eigener Arbeiten.

Kunstausstellungen organisieren

Ingo Maas, Astrid Kehsler, 108 S., 14,8 x 21 cm, geb., dt., GKS Fachverlag, ISBN 9783980829854, EUR 24,80 (D), EUR 24,80 (A)

Der Ratgeber liefert die nötigen Entscheidungshilfen sowie Tipps für die Ausstellungsorganisation von A–Z: Finanzierung & Förderung, Öffentlichkeitsarbeit & Drucksachen, Ausstellungslogistik, Aufbau & Hängung, Preisgestaltung & Verkauf. Inklusive Zeitplaner zum Herausnehmen mit Checklisten.

Johannes Itten: Kunst lehren

Johannes Ittens Grundlagen der Kunstpädagogik: Kunst der Farbe, Gestaltungs- und Formenlehre, Elemente der bildenden Kunst

boesner GmbH holding + innovations (Hrsg.), 408 S., m. zahlreichen Abb., 20,5 x 20,5 cm, Klappenbroschur, dt., boesner GmbH holding + innovations 2017 (2. Auflage), ISBN 9783928003070, (Originalpreis EUR 29,95) ab 9.9.2024 EUR 14,95 (D) , EUR 14,95 (A), CHF 36,90 (CH)

Ein Standardwerk zur Kunstpädagogik zum Sonderpreis: Johannes Itten war es ein Anliegen, Kunststudierende zu erreichen und „jungen werdenden Künstlern Mut und Anregungen zu geben.“ Die boesnerSonderausgabe macht alle als Studienausgaben konzipierten Werke von Johannes Itten verfügbar.

Intensive Farbschichten und zarte Verläufe, präzise Linien und weiche Übergänge die Vielseitigkeit von Aquarellfarben ist faszinierend. Effekte zwischen Leichtigkeit und Transparenz, Leuchtkraft und Tiefe entstehen beim Lasieren, Lavieren und Granulieren durch das Verhältnis von Wasser und Farbe. Metallic-Aquarellfarben erweitern das Spektrum der klassischen Aquarellmalerei und setzen besondere Highlights und Akzente. Die feinen Metallpigmente reflektieren das Licht, erzeugen glänzende Effekte auf dem Malgrund und verleihen Werken eine faszinierende Tiefe. Die lichtechten, halbdeckenden Metallic Aquarell-Farben von boesner gibt es in Sets mit 12 oder 24 Farbtönen.

Linke Seite: Lascaux Acryl Studio Künstler-Acrylfarbe: in 4 Gebindegrößen, 57 Farbtöne. Rechte Seite oben, v.l.n.r: boesner metallic aquarell, StudienAquarellfarbe: Set im Metallkasten, 12 1/1 oder 24 1/2 Näpfchen. Bespannter Keilrahmen Faustus XL in 16 Formaten erhältlich. Gewebe Urban Art (links): Rolle 1,60 m x 10 m. Gewebe Hanf (rechts): Rolle 1,56 m x 10 m. Rechte Seite Mitte, v.l.n.r.: boesner Öl Water: wasservermalbare Ölfarbe, 2 Gebindegrößen, 42 Farbtöne. Golden High Flow Acrylics: in 2 Gebindegrößen, 85 Farbtöne. Rechte Seite unten, v.l.n.r.: Gewebe Jute Natura: Rolle 2,10 m x 10 m. Sennelier Natürliche Zeichenkohle: in 4 Stärken.

Weibliche Wege

Künstlerinnen zwischen Frankfurt und Paris um 1900

Die Moderne ist ohne den Beitrag von Künstlerinnen nicht zu denken: Im zumeist männlich dominierten Kunstbetrieb um 1900 waren sie durchaus keine Ausnahmeerscheinungen, auch wenn viele von ihnen heute in Vergessenheit geraten sind. Neben renommierten Malerinnen und Bildhauerinnen wie Louise Breslau, Ottilie W. Roederstein und Marg Moll haben sich viele weitere Frauen erfolgreich im Kunstbetrieb jener Zeit behauptet. Von Paris und Frankfurt aus knupften sie internationale Netzwerke und unterstützten sich gegenseitig. Als einflussreiche Lehrerinnen und Kunstagentinnen prägten einige von ihnen auch die Geschichte des Städel Museums und der Stä delschule – so war es für das Städel an der Zeit, diesen Künstlerinnen erstmals eine große Ausstellung zu widmen und sie neu zu entdec ken. Mit „Städel | Frauen. Künstlerinnen zwischen Frankfurt und Paris um 1900“ präsentiert das Frankfurter Haus bis zum 27. Oktober 2024 nun rund 80 Gemälde und Skulpturen von insgesamt 26 Künstlerinnen, ergänzt durch bislang unveröffentlichtes Archivmaterial. Fotografien und Briefe erzählen von internationalen Ateliergemeinschaften, von der strategischen Bedeutung professioneller Künstlerinnenverbände, von Erfolgen, aber auch vom andauernden Streben nach Anerkennung.

Für Malerinnen und Bildhauerinnen waren im ausgehenden Jahrhundert private und professionelle Netzwerke von großer Bedeutung. Durch sie suchten sie die Benachteiligungen

[1] Louise-Cathérine Breslau (1856–1927), Jeune femme et chrysanthèmes – Porträt von Mina Carlson-Bredberg, 1890, Öl auf Leinwand, 95 × 91,5 cm, Privatbesitz, Zürich, Foto: Kulturmuseum St. Gallen, Michael Elser.

zu überwinden, die das damalige Gesellschaftssystem Künstlerinnen zumutete: Dazu gehören der bis 1919 in Deutschland geltende Ausschluss von staatlichen Kunstakademien, die Einschränkung der individuellen Freiheit sowie Vorurteile, die Frauen Professionalität und Schöpferkraft absprachen. Die Ausstellung nimmt drei Generationen von Künstlerinnen in den Blick und bildet damit neben den stilistischen und ästhetischen Veränderungen in ihrer Kunst auch die Entwicklung der Ausbildungs- und Arbeitsbedingungen zwischen 1880 und den 1930er-Jahren ab. Der Ausstellungsrundgang ist chronologisch organisiert, greift aber auch Themen auf, die für Malerinnen und Bildhauerinnen in ihrer Zeit virulent waren.

Ein wichtiger Fixpunkt aufgrund vielfältiger Ausbildungschancen und der Bedeutung als Kunstmetropole von Weltrang war Paris: Hier trafen sich Malerinnen und Bildhauerinnen, um sich in privaten Akademien oder sogenannten „Damenateliers“ bei renommierten französischen Künstlern ausbilden zu lassen.

Für Louise Catherine Breslau, Elizabeth Nourse, Ottilie W. Ro ederstein und ihre Kolleginnen wurde Paris zum Ausgangspunkt ihrer Karrieren und zu einem wichtigen Zentrum ihres internationalen Netzwerks. Die Ausstellung präsentiert das programmatische Porträt der Freunde (1881) von Louise Catherine Breslau, das ihre Pariser Wohn- und Frauengemeinschaft abbildet. Die junge Malerin zeigte das Werk auf dem Pariser Salon und wurde schlagartig berühmt. Als Lehrerinnen und Gründerinnen von privaten Kunstschulen wirkten Ottilie W. Roederstein, Tola Certowicz, Martha Stettler und andere auch als Multiplikatorinnen: Roederstein etwa wurde nach ihrem Umzug nach Frankfurt eine einflussreiche Lehrerin und vermittelte ihre Schülerinnen an die Pariser Privatakademien und Ateliers. So blieb Paris auch für die folgenden Künstlerinnengenerationen ein wichtiger Fixpunkt.

So vielfältig wie die Wege der Künstlerinnen waren ihre Themen. Elementarer Bestandteil künstlerischer Ausbildung war das

[2] Louise-Cathérine Breslau (1856–1927), Porträt der Freunde, 1881, Öl auf Leinwand, 84,3 × 160,5 cm, MAH Musée d’art et d’histoire, Ville de Genève, achat avec l’aide de la Fondation Diday, 1883, © Musée d'art et d'histoire, Ville de Genève, Foto: Flora Bevilacqua.

Studium der Anatomie – allerdings wurde Frauen aufgrund moralischer Vorbehalte der Zugang dazu erschwert. Lehrer, die Frauen im Aktzeichnen unterrichteten, waren rar. Einer von ihnen war der Historienmaler Luc-Olivier Merson. Eine seiner Schülerinnen war Annie Stebler-Hopf, die ihr Gemälde Am Seziertisch (um 1889) im Salon ausstellte und damit konservative Kritiker provozierte, die es als „unweiblich“ ablehnten. Solch strikte Normen und Erwartungshaltungen brachten viele Künstlerinnen dazu, sich – dem Geschmack der Zeit und des Publikums entsprechend – in ihren Werken Szenen des täglichen Lebens zuzuwenden, etwa Mutter-Kind-Darstellungen oder Interieurs. Anders als ihre männlichen Kollegen legte man sie jedoch allzu häufig auf diese als „typisch weiblich“ deklarierten Motive fest. Dies verstellte jeden Blick darauf, dass es Künstlerinnen wie Martha Stettler oder Dora Hitz bei der Bearbeitung dieser Themen um die Auseinan-

dersetzung mit formalen und stilistischen Phänomenen ging, z.B. um die Darstellung von Lichtphänomenen oder die Erprobung eines expressiven Malstils. Einer ganz anderen Facette des modernen Lebens widmete sich die Malerin Ida Gherardi: Sie zeigte in ihren Gemälden, wie etwa dem Tanzbild VIII (Can-CanTänzerinnen bei Bullier, um 1904) Szenen aus dem Pariser Nachtleben. Damit war sie eine der ersten Künstlerinnen, die sich an diesen Themenkreis heranwagte, denn für bürgerliche Frauen war es seinerzeit tabu, solche Vergnügungslokale ohne Begleitung aufzusuchen.

Der Kunstschule des Städelschen Kunstinstituts kam, so zeigt es die Ausstellung, in diesem Zusammenhang besondere Bedeutung zu, denn sie war eine der ersten öffentlichen Institutionen in Deutschland, die Frauen eine professionelle Ausbildung offe-

[3] Dora Hitz (1853–1924), In den Rosen , vor 1913, Öl auf Leinwand, 63 × 95 cm, Museum Wiesbaden, © Museum Wiesbaden, Foto: Bernd Fickert. [4] Annie Stebler-Hopf (1861–1918), Im Seziertisch (Professor Poirier, Paris), um 1889, Öl auf Leinwand, 114 × 147 cm, Kunstmuseum Bern, Geschenk des Gatten aus dem Nachlass der Künstlerin, © Kunstmuseum Bern.

rierte. Der Stifter Johann Friedrich Städel hatte weitblickend testamentarisch verfügt, dass die Städelschule für alle Kinder der Frankfurter Bürgerinnen und Bürger „ohne Unterschied des Geschlechts“ zugänglich sein sollte. Schon seit 1869 nahm die Schule daher auch Frauen in einem separaten „Damenatelier“ für Malerei auf. Nach und nach eroberten Künstlerinnen auch die Bildhauerei, die aufgrund der körperlichen Anstrengung sowie der technischen und materiellen Anforderungen als vermeintlich „männlichste“ aller Kunstgattungen galt: Die junge Studentin Louise Schmidt wurde 1893 als erste Frau in die Bildhauerklasse der Städelschule aufgenommen. Nach einer zehnjährigen Einstellung des Angebots ermöglichte die Städelschule schließlich ab 1904 Frauen ei nen gleichberechtigten Zugang in alle Klassen und nahm damit eine Vorbildfunktion für die Künstlerinnenausbildung in Deutschland ein.

In den 1920er-Jahren erhielten Frauen das Wahlrecht und Künstlerinnen wurde deutschlandweit gleichberechtigter Zugang zu staatlichen Kunstakademien gewährt. Die Städelschule wurde 1923 mit der Frankfurter Kunstgewerbeschule fusioniert und erfuhr eine grundlegende Umgestaltung. Das neue Gemeinschaftsinstitut wurde nach dem Vorbild des Bauhauses in Weimar strukturiert und verband freie Kunst und Kunsthandwerk. Darüber hinaus wurden sogenannte Meisterklassen eingeführt, die von prominenten Künstlerpersönlichkeiten geleitet wurden: 1925 übernahm z.B. Max Beckmann eine Meisterklasse im Fachbereich Malerei. Zu seinen herausragenden Studentinnen zählen Inge Dinand, Anna Krüger und Marie-Louise von Motesiczky. Die Ausstellung zeigt etwa ein Porträt eines Mädchens mit Zöpfen und zwei Jungen (1929) von Dinand, Motesiczkys Stockerl (1926) oder Krügers Gemälde Sitzender Frauenakt (undatiert, 1930er-Jahre?). Die Machtübernahme der Nationalsozialisten 1933 markierte schließlich das Ende der neuen Frankfurter Kunstgewerbeschule. Das Regime erklärte die emanzipierte „Neue Frau“ der 1920er-Jahre ebenso zum Feindbild wie die unabhängige Künstlerin – damit war in Frankfurt eine Phase der liberalen Künstlerinnenausbildung für viele Jahre vorbei.

[5] Olga Boznańska (1865–1940), Interieur, 1906, Öl auf Karton, 50,5 × 73 cm, Nationalmuseum Krakau, Schenkung von Feliks „Manggha“ Jasieński, 1920, © Laboratory Stock National Museum in Krakow. [6] Ida Gherardi (1862–1927), Tanzbild VIII (Can-Can-Tänzerinnen bei Bullier), um 1904, Öl auf Pappe, 31 × 49 cm, Galerie der Stadt Lüdenscheid, © Galerie der Stadt Lüdenscheid, Foto: Steffen Schulte-Lippern.

[5]
[4]

Die Ausstellung im Städelmuseum erzählt die Geschichte von Künstlerinnen, die sich mit großer Eigenständigkeit und Professionalität in einem durch männliche „Künstlergenies“ bestimmten Kulturbetrieb durchsetzten. Unter dem Blickwinkel der Netzwerke entsteht ein komplexes Bild der Ausbildungs- und Arbeitssituation von Künstlerinnen in der Moderne: vom Kampf der Wegbereiterinnen im Paris der 1880er-Jahre über die ersten Bildhauerinnen an der Kunstschule des Städel um 1900 bis hin zu einer jungen selbstbestimmten Generation von Künstlerinnen im Neuen Frankfurt der 1920er- und 1930er-Jahre. Die stilistisch sehr unterschiedlichen Arbeiten zeigen dabei die Vielfalt weiblicher Positionen in der Kunst auf und spiegeln die radikalen gesellschaftlichen und ästhetischen Umbrüche der Zeit.

Die Ausstellung resultiert aus einem Forschungsprojekt, das an die Retrospektive zur Malerin Ottilie W. Roederstein (2022) anknüpft. Das seit 2019 im Städel Museum verwahrte Roederstein-

Jughenn-Archiv gibt Einblick in ein Frauen-Netzwerk um die Malerin, das sich in Ausbildungs- und Ausstellungsfragen, aber auch durch praktische Hilfe gegenseitig unterstützte und förderte. Wichtige Erkenntnisse lieferte auch die Aufarbeitung des historischen Archivs des Städel Museums mit Blick auf die Ausbildungssituation von Künstlerinnen an der Städelschule und damit die Erforschung der eigenen Institutionsgeschichte. In privaten Nachlässen und externen Archiven insbesondere in Paris konnten weitere Recherchen getätigt werden, deren Ergebnisse in der Ausstellung sichtbar werden.

Philipp Demandt, Direktor des Städel Museums, über die Ausstellung: „Als Ergebnis eines weitreichenden Forschungsprojekts zur Geschichte unserer Institution und seiner Sammlung ist es dem Städel Museum gelungen, bemerkenswerte Künstlerinnenbiografien zu rekonstruieren, verschollene Werke zu lokalisieren und damit Lücken in der Forschung zu schließen und wiederum Türen

[7] Inge Dinand (1907–2003), Porträt eines Mädchens mit Zöpfen und zwei Jungen, 1929, Öl auf Leinwand, 60,4 × 35,3 cm, Privatbesitz Berlin, © Erben Hergenhahn-Dinand, Foto: Bassenge Auktionen, Berlin. [8] Marg Moll (1884–1977), Stehende mit Krug, 1928, Messing, 54 × 21 × 13,5 cm, © VG Bild-Kunst 2024, Georg Kolbe Museum, Berlin, © Georg Kolbe Museum, Foto: Markus Hilbich.

[7] [8]

für weiterführende Recherchen zu öffnen. Der Blick auf die Situation von Künstlerinnen um die Jahrhundertwende und ihren Einfluss auf die Entwicklung der modernen Kunst wird sich mit dieser Ausstellung nachhaltig verändern.“

Alle Künstlerinnen der Ausstellung

Erna Auerbach, Eugenie Bandell, Mathilde Battenberg, Helene von Beckerath, Hanna Bekker vom Rath, Marie Bertuch, Olga Boznańska, Louise Catherine Breslau, Tola Certowicz, Inge Dinand, Ida Gerhardi, Dora Hitz, Pauline Kowarzik, Anna Krüger, Rosy Lilienfeld, Else Luthmer, Marg Moll, Marie-Louise von Motesiczky, Elizabeth Nourse, Maria Petrie, Ottilie W. Roederstein, Louise Schmidt, Madeleine Smith, Annie Stebler-Hopf, Martha Stettler, Alice Trübner.#

Erzählt wird die Geschichte von Künstlerinnen, die sich mit Eigenständigkeit und Professionalität in einem männlich dominierten Kunstbetrieb durchsetzten.

Ausstellung

Bis 27. Oktober 2024

Städel | Frauen. Künstlerinnen zwischen Frankfurt und Paris um 1900

Katalog

Städel | Frauen. Künstlerinnen zwischen Frankfurt und Paris um 1900

Alexander Eiling, Eva-Maria Höllerer, Aude-Line Schamschula (Hrsg.), mit einem Vorwort von Philipp Demandt und Beiträgen von Eva Sabrina Atlan, Juliane Betz, Éléonore Dérisson, Regina Freyberger, Natalie Gutgesell, Anne-Catherine Krüger, Iris Schmeisser, Corinne Linda Sotzek sowie Marion Victor, geb., dt. Ausgabe mit englischen Übersetzungen der Essays und Künstlerinnen-Biografien, 232 Seiten, 184 Farbabb., 21,5 x 28 cm, Hirmer Verlag, ISBN 9783777443089

Kontakt

Städelsches Kunstinstitut und Städtische Galerie

Dürerstraße 2, 60596 Frankfurt am Main Tel. +49-(0)69-605098-200 www.staedelmuseum.de

[9] Marie-Louise von Motesiczky (1906–1996), Stockerl, 1926, Öl auf Leinwand, 61,2 × 38,2 cm, Privatsammlung, Österreich, Courtesy of W&K – Wienerroither & Kohlbacher, Wien, © Marie-Louise von Motesiczky Charitable Trust 2024.

[9]

Das Flüstern der Erde

Jubiläumsausstellung

im Museum Frieder Burda

Er wollte ein Kunstzentrum stiften, das viele Menschen erfreut: Frieder Burda (1936–2019) glaubte stets an die versöhnliche Kraft der Kunst, und im Zentrum seines Kunstinteresses stand seit jeher seine Faszination für die mitreißende Kraft der Farben. Ein Werk von Lucio Fontana legte in den 1960er-Jahren den Grundstock für eine Sammlung sehr persönlichen Zuschnitts, die im Expressionismus wurzelt, wegweisende Positionen des 20. und 21. Jahrhunderts vereint und heute rund 1.000 Gemälde, Skulpturen und Arbeiten auf Papier umfasst. Für Frieder Burda ging der Besitz von Kunst Hand in Hand mit der Verpflichtung, diese auch zugänglich zu machen: Im Oktober 2004 eröffnete er sein von Richard Meier geplantes Museum, das seither das Publikum mit hochkarätigen Ausstellungen anzieht. Jetzt feiert das renommierte Haus sein 20-jähriges Bestehen mit der Ausstellung „I Feel the Earth Whisper“, die bis Anfang November zu sehen ist: Mit dieser Schau möchte das Haus den visionären Geist und das bleibende Vermächtnis seines Gründers würdigen.

In einer Welt, die sich angesichts des Klimawandels rasant verändert, lädt die Ausstellung ihre Besucher*innen ein, innezuhalten und anhand der raumgreifenden Installationen von Bianca Bondi, Julian Charrière, Sam Falls und Ernesto Neto der sinnlichen Schönheit der natürlichen Welt und der tiefgreifenden Verbundenheit mit der Natur nachzuspüren. Die von Patricia Kamp und Jérôme Sans kuratierte Schau umfasst Skulptur, Malerei, Video und Fotografie

[1] Bianca Bondi, Salt kisses my lichens away, 2024, Courtesy of the artist and mor charpentier, © Bianca Bondi, VG Bild-Kunst, Bonn 2024; Foto: N. Kazakov.

in vielschichten Szenarien und fordert dazu auf, sich als Teil der Natur, ihrer Wälder und einzigartigen Ökosysteme des Planeten zu begreifen.

Die ausgestellten Arbeiten lenken dabei den Blick nicht nur nach draußen auf Naturlandschaften, sondern holen die lebendige Welt ins Museum und schaffen einnehmende Räume, die dazu inspirieren, ein tiefes Gefuhl der Harmonie mit der belebten Erde zu wecken. Ein Wechselspiel von Licht und Natur durchdringt den von Richard Meier entworfenen Museumsbau und lässt die Grenzen zwischen Außen- und Innenraum verschwimmen: Eine dynamische, immersive Umgebung, die mit der traditionellen musealen White-Cube-Ästhetik bricht.

Bianca Bondis ortsspezifische Installation Salt Kisses My Lichens Away beschwört Anklänge an mystische Sagen aus dem Schwarzwald und der badischen Geschichte herauf. Indem sie die Grenzen zwischen Außen- und Innenraum verwischt, wirkt die Installation in der Architektur von Richard Meier wie ein eigenes Gebäude, in dem Wandteppiche und Tapeten mit Moos, Wasser und Pflanzenleben koexistieren. Bondis dynamische Installationen entwickeln sich im Laufe der Zeit durch chemische Prozesse

und dienen als eindringliche Erinnerung an die fragile Schönheit des Ökosystems und die Notwendigkeit einer symbiotischen Beziehung mit der Umwelt.

In Where Clouds Become Smoke präsentiert Julian Charrière eine Reihe von Projekten, die sich mit der komplexen Verflechtung von Mensch und Natur auseinandersetzen und die Besucher einladen, über ihre eigene Rolle im ökologischen Gleichgewicht unseres Planeten nachzudenken. Dabei verbindet Charrières neuestes Projekt Calls for Action einen partizipativen Kunstansatz mit Landschaftsschutz: Der Künstler nutzt eine Live-Videoverbindung zwischen dem Schwarzwald in Baden-Baden und einem Küstenwald in Ecuador, die es Besuchern erlaubt, selbst aktiv zu werden: Integraler Bestandteil von Calls for Action ist die Möglichkeit, direkt zu den Naturschutzbemühungen beizutragen, die vom Museum Frieder Burda und dem Künstler mit einer großzügigen Spende initiiert wurden.

Sams Falls’ Ausstellungsraum mit dem Titel Waldeinsamkeit vereint Arbeiten aus sogenannten Heilsteinen, Keramik, Gussglas und Leinwänden. Eigens fur das Museum Frieder Burda konzipiert, schuf der Künstler eine ortsspezifische Arbeit im umlie-

[2] Julian Charrière, Calls for Action, 2024 Coastal Forest in Ecuador, 24h-Live-Übertragung (Video + Ton), Telefonverbindung, © Julian Charrière, VG Bild-Kunst, Bonn 2024/Julian Charrière, Foto: Etienne Rougery-Herbaut.

Künstlerin und Künstler

Bianca Bondi

Geboren 1986 in Johannesburg, Südafrika. studierte Bianca Bondi an der École Nationale Supérieure d’Arts de Paris-Cergy. Ihre kunstlerische Praxis konzentriert sich auf die Aktivierung von Alltagsgegenständen durch chemische Reaktionen, oft mit Meerwasser. Die Künstlerin interessiert sich intensiv fur Ökologie und okkulte Wissenschaften. Sie lebt und arbeitet in Paris.

Ju lian Charrière

Geboren 1987 in Morges, Schweiz, studierte der französisch-schweizerische Künstler Ju lian Charrière an der Universität der Künste Berlin bei Olafur Eliasson. In seinen Projekten erforscht er die Vorstellungen von Natur und deren Veränderung über geologische und menschliche Zeiträume hinweg. Er lebt und arbeitet in Berlin.

Sam Falls

Geboren 1984 in San Diego, USA, studierte Sam Falls am Reed College in Portland, Oregon, und am International Center of Photography in Annandale-on-Hudson, New York. Sam Falls erforscht Zeit, Ort und Vergänglichkeit, indem er fotografische Parameter mit Naturelementen verknüpft und so eine unverwechselbare Formensprache schafft. Er lebt und arbeitet in New York.

Ernesto Neto

Geboren 1964 in Rio de Janeiro, Brasilien, gilt Ernesto Neto als einer der bedeutendsten zeitgenössischen Künstler Brasiliens. Er studierte an der Escola de Artes Visuais do Parque Lage und schafft in seiner Praxis raum greifende, alle Sinne ansprechende Skulp turen, die das Verhältnis zwischen Kunst, Natur und menschlicher Erfahrung thematisieren. Ernesto Neto lebt und arbeitet in Rio de Janeiro.

genden Schwarzwald, indem er mit den Kräften der Natur und der charakteristischen Flora Baden-Badens arbeitete. Hierbei fing Falls natürliche Prozesse ein, indem er eine große Leinwand im Wald auslegte und darauf Blumen und Zweige platzierte, die im Laufe der Zeit gespenstische Abdrücke hinterließen, während Pigmente mit Sonne, Regen und Zeit reagierten.

In Environment The Birth of Contemporous Blue Tree im Hauptsaal des Museums präsentiert Ernesto Neto eine monumentale Baumstruktur aus handgehäkelten brasilianischen Baumwollstoffen, die speziell für die Architektur des Museum Frieder Burda konzipiert wurde. Der Baum, der für Neto die Verbindung zwischen Erde und Himmel symbolisiert, ist mit Pflan-

[3] Sam Falls, Waldeinsamkeit, Installationsansicht Museum Frieder Burda, 2024, Courtesy the artist, Galerie Eva Presenhuber, Zurich/Vienna, New York and 303 Gallery, New York 2024 © Sam

Falls, Foto: N. Kazakov.

zen, aromatischen Kräutern und Gewürzen geschmückt. Umgeben von einem 13 Meter hohen Stoff-„Regen“ dient die Installation sowohl als Zufluchtsort als auch als Spielplatz und lädt die Besucher ein, mit allen Sinnen einzutauchen.

„I Feel the Earth Whisper“ im Museum Frieder Burda thematisiert die zunehmende Entfremdung der westlichen Welt von der Erde, ihrer Lebendigkeit und Weisheit. Die Ausstellung möchte den Mythos von einer Trennung zwischen natürlicher Welt und menschlicher Zivilisation entflechten und die Annahme entlarven, nach der die Menschheit die Natur kontrollieren könne. Parallel plädiert sie für eine erneuerte Demut gegenüber der Größe der Schöpfung und ermutigt dazu, den Wert aller Lebensformen und die gegenseitige Abhängigkeiten voneinander anzuerkennen: „I Feel the Earth Whisper“ versteht sich als klangvolle Liebeserklärung an die Erde und all ihre Welten mit dem Ziel, wieder gemeinsam in Symbiose mit ihr zu leben.#

[4] Ernesto Neto, Blue tree, 2024, Courtesy the artist and Tanya Bonakdar Gallery, New York/Los Angeles; Fortes D'Aloia & Gabriel, São Paulo and Rio de Janeiro, © Ernesto Neto, Foto: N. Kazakov.

Ausstellung

Bis 3. November 2024

I Feel the Earth Whisper

Kontakt

Museum Frieder Burda

Lichtentaler Allee 8b, 76530 Baden-Baden Tel. +49-(0)7221-39898-0 www.museum-frieder-burda.de

Die Schönheit der Dinge

Stillleben in der Kunsthalle Emden

[1] Luzia Simons, Stockage 76 – AP 2, 2009, chromogener Farbabzug, © VG Bild-Kunst, Bonn 2024/Luzia Simons, Kunsthalle Emden.

Zwischen Schönheit und Vergänglichkeit, zwischen Prunk und Alltäglichem: Stillleben faszinieren durch ihren nahsichtigen Blick auf Gegenstände, die keineswegs leblos sind und mit malerischer Raffinesse präsentiert werden. Spätestens seit dem Barock haben Stillleben als eigenständige Bildgattung Einzug in die Kunstgeschichte gehalten. Als künstlerische Anordnung von Objekten wie Blumen, Früchte, Gefäße oder Bücher erfolgt die Auswahl und Inszenierung der Dinge nach thematischen Gemeinsamkeiten, symbolischem Gehalt und natürlich ästhetischen Aspekten. Wenngleich die Grenzen zu anderen Bildgattungen wie etwa der Genremalerei mitunter fließend sind, ist der Mensch lediglich indirekt durch seine Spuren anwesend. Bis in den Herbst hinein zeigt die Kunsthalle Emden aktuell eine umfangreiche Ausstellung zum Thema: „Die Schönheit der Dinge. Stillleben von 1900 bis heute“ ist bis zum 10. November 2024 zu sehen.

Eine erste Hochphase der Stillleben-Produktion findet im 17. und 18. Jahrhundert statt. Hier bilden sich spezielle Typen wie das Blumenstillleben, das Vanitastillleben oder das Küchenstillleben heraus. Neben Italien, Spanien und Deutschland ist das Sujet vornehmlich in der niederländischen Bildtradition zu finden. In den barocken Stillleben steht zum einen das Vorführen des künstlerischen Handwerks sowie die standesgemäße Repräsen-

tation der Kunstschaffenden durch die abgebildeten Gegenstände im Fokus. Durch eine zeichenhafte Bildsprache können darüber hinaus auch moralisierende Botschaften transportiert werden. Das Ansehen der Gattung, die zunächst als minderwertig im Vergleich zur Historien-, Porträt- und Landschaftsmalerei galt, verdankt das Stillleben auch der Tatsache, dass es als dekoratives Wandstück schnell kommerzielle Erfolge feiert. Besonders Blumenstillleben erfreuen sich rasch großer Beliebtheit, da sie ganzjährig für einen frischen, blühenden Anblick im Haus sorgen.

Im 20. Jahrhundert wird das Sujet durch künstlerische Neuerungen und gesellschaftliche Umbrüche weiterentwickelt. Eine kulturell aufgeladene, symbolische Bildsprache weicht zugunsten großer künstlerischer Experimentierfreude. Sillleben finden nun nicht mehr nur als illusionistische Abbildung auf der Leinwand statt, sondern werden durch motivische, formalästhetische und konzeptuelle Ansätze neu gedacht.

Die formalen Spielereien der frühen Avantgarden stellen Fragen von Abbildung und Abbildbarkeit der Realität. Die Erweiterung des Kunstbegriffs durch das objet trouvé, bei dem gefundene Objekte zu eigenständigen Kunstwerken werden oder in Arbeiten

[2] Ori Gersht, Pomegranate, 2006, Video, © VG Bild-Kunst, Bonn 2024/Ori Gersht, Courtesy of the artist.

integriert werden, ermöglicht den Einzug der Realität in das Werk. Konzeptuelle Arbeiten hinterfragen die Konstruktion der Gattung an sich ebenso wie Wert und Wertigkeit. Insbesondere ab 1900 ist festzustellen, dass die dargestellten Objekte mehr und mehr aus dem direkten Umfeld der Kunstschaffenden kommen. So hält auch das Übersehene und Verworfene Einzug in die Werke und das Stillleben wird zum Spiegel der bürgerlichen Wirklichkeit.

Die Auseinandersetzung mit dem traditionellen Genre und seinen Hauptmeistern ist in der Ausstellung spür- und sichtbar – so kommentiert etwa der Künstler Ori Gersht, dessen Werk „Pomegranate“ in Emden zu sehen ist: „Mein Werk „Pomegranate“ (Granatapfel) wurde von den Gemälden des spanischen Barockmalers Juan Sánchez Cotán inspiriert, der im 17. Jahrhundert lebte und später Mönch wurde. Während seines Lebens im Klo ster malte Cotán eine Serie von mathematisch berechneten Kompositionen aus Früchten und Gemüse, die sorgfältig auf der Fensterbank seiner Kemenate platziert waren. In meinem Werk habe ich Cotáns Komposition nachgebildet, aber die Quitte aus dem Originalgemälde durch einen Granatapfel ersetzt. Diese Frucht symbolisiert Fruchtbarkeit und das Versprechen eines Neuanfangs, während sie gleichzeitig jedoch auch auf eine „Gra nate“ als tödliche Waffe verweist.“ Luzia Simons erläutert: „Transhistorische Anspielungen (barocke Blumenthemen, Vanitas-Motiv, theatrales Chiaroscuro) laden zu Kontemplation und Reflexion ein, die das Stillleben, dieses wörtlich genommene Anhalten einer natürlichen Bewegung, in einen zeitgenössischen Blickwinkel versetzen.“

Ausgehend von den eigenen Beständen des Museums spannt die Schau den Bogen von 1900 bis heute. Wie das Sujet in die heutigen Sehgewohnheiten hineinwirkt, erzählt der Film Stillleben von Haroun Farocki im Medienraum als Teil der Ausstellung.

[3] Matthieu Mercier, Drum and Bass (Home Design), 2002, Mixed Media, © VG Bild-Kunst, Bonn 2024/Matthieu Mercier, Mercedes-Benz Art Collection, Foto: Fabice Trombert, New York. [4] Cornelius Völker, Bücher, 2008, Öl auf Papier, © VG Bild-Kunst, Bonn 2024/Cornelius Völker, Kunsthalle Emden. [3]

Alle Künstler*innen der Ausstellung

Arman, Hans op de Beeck, Maria Caspar-Filser, Harun Farocki, Kai Fischer, Gerrit Frohne-Brinkmann, Inci Furni, Ori Gersht, Christoph Girardet, Otto Gleichmann, Nicola Hanke, Diango Hernández, Marta Hoepffner, Hanns Ludwig Katz, Stephen Kent, Matthias Langer, Roy Lichtenstein, August Macke, Maria Marc, Livia Marin, John McAllister, Mathieu Mercier, Olav Metzel, Oskar Moll, Gabriele Münter, Emil Nolde, Hans Platschek, Franz Radziwill, Christian Rohlfs, Josef Scharl, Georg Scholz, Arthur Segal, Luzia Simons, Daniel Spoerri, Abraham Susenir, Cornelius Völker, Jürgen Wenzel, Nicole Werners, Imant Oskarowitsch Weozols, Christoph Worringer.#

[5] Kai Fischer, After Breughel III (The Flowers of Brussels), 2024, Acryl auf Papier, © Kai Fischer, Courtesy of the artist.

„Ich paraphrasiere die Stillleben-Ikonen der Alten Meister, indem ich bekannte Stillleben durch das Übersetzen in Textform als Kassenbon abstrahiere. Die Lebensmittel und Gegenstände, die in dem jeweiligen Stillleben zu sehen sind, kaufe ich im Supermarkt. (…) Ich rücke ein 400 Jahre altes Werk in einen zeitgenössischen Kontext und stelle eine präzise Momentaufnahme dar, wenn ich in Antwerpen auf Einkaufstour gehe, wo Brueghel sesshaft war und 1625 starb. Durch zahlreiche versteckte Hinweise ist der Bon mit Brueghel wie auch mit mir verbunden.“

Ausstellung

Bis 10. November 2024

Die Schönheit der Dinge. Stillleben von 1900 bis heute

Kontakt

Kunsthalle Emden Stiftung Henri und Eske Nannen und Schenkung Otto van de Loo

Hinter dem Rahmen 13, 26721 Emden Tel. +49-(0)4921-975050 www.kunsthalle-emden.de

Kai Fischer

Frans Hals, Der Lautenspieler, um 1623/24, Paris, Musée du Louvre, Foto: © RMN-Grand Palais (Musée du Louvre) / Franck Raux

Bis 3. November 2024 Frans Hals.

Meister des Augenblicks.

Gemäldegalerie www.smb.museum

Deutschland

Baden-Baden

Museum Frieder Burda

Lichtentaler Allee 8b, 76530 Baden-Baden

Tel. +49-(0)7221-398980

www.museum-frieder-burda.de

Bis 3. November 2024: I Feel the Earth Whisper. Bianca Bondi, Julian Charrière, Sam Falls und Ernesto Neto.

Staatliche Kunsthalle Baden-Baden

Lichtentaler Allee 8a, 76530 Baden-Baden

Tel. +49-(0)7221-30076400

www.kunsthalle-baden-baden.de

Bis 20. Oktober 2024: Grada Kilomba. Opera to a Black Venus. What would the bottom of the ocean tell us tomorrow, if emptied of water today?

Berlin Alte Nationalgalerie

Thomas Eggerer, McFlurry, 2020 © Courtesy Defares Collection, Foto: Petzel Gallery, New York

Bis 13. Oktober 2024 Für alle!

Demokratie neu gestalten.

Kunst- und Ausstellungshalle der Bundesrepublik Deutschland www.bundeskunsthalle.de

Besuchereingang Bodestraße, 10178 Berlin

Tel. +49-(0)30-266424242

www.smb.museum

27. September 20254 bis 26. Januar 2025: Monet und die impressionistische Stadt.

Gemäldegalerie

Matthäikirchplatz, 10785 Berlin

Tel. +49-(0)30-266424242 www.smb.museum

Bis 29. September 2024: Vom Canal Grande an die Spree. Die Streitsche Stiftung für das Graue Kloster. Bis 3. November 2024: Frans Hals. Meister des Augenblicks. Bis 24. November 2024: Die Schenkung Leidner. Norditalienische Malerei des 17. Jahrhunderts.

Hamburger Bahnhof –Nationalgalerie der Gegenwart

Invalidenstraße 50–51, 10557 Berlin

Tel. +49-(0)30-266424242 www.smb.museum

Bis 22. September 2024: Naama Tsabar. Estuaries. Bis 6. Oktober 2024: Alexandra Pirici. Attune. Bis 3. November 2024: Marianna Simnett. Winner. Bis 5. Januar 2025: Preis der

Nationalgalerie 2024. Pan Daijing, Dan Lie, Hanne Lippard, James Richards. Bis 10. März 2025: Mark Bradford. Keep walking.

Kunstgewerbemuseum

Matthäikirchplatz, 19785 Berlin

Tel. +49-(0)30-266424242 29 www.smb.museum

Bis 6. Oktober 2024: Excess in Elegance: Dawid Tomaszewski: A Decade and a Half. Bis 3. November 2024: Keramik als Kunst. Antje Brüggemann und die Gruppe 83.

Kupferstichkabinett

Matthäikirchplatz, 10785 Berlin Tel. +49-(0)30-266424242 www.smb.museum

25. September 2024 bis 12. Januar 2024: Der andere Impressionismus. Internationale Druckgraphik von Manet bis Whistler.

Museum für Fotografe

Jebensstraße 2, 10623 Berlin

Tel. +49-(0)30-266424242, www.smb.museum

Bis 1. September 2024: Michael Wesely. Berlin 1860–2023. Bis 16. Februar 2025: Berlin, Berlin – 20 Jahre Helmut Newton Stiftung. Bis 1. September 2024: Renate von Mangoldt: Berlin Revisited. ZeitSprünge 1972–1987 / 2021–2023. 18. Oktober 2024 bis 27. April 2025: Fotogaga. Max Ernst und die Fotografe. Die Sammlung Würth zu Gast.

Neue Nationalgalerie

Potsdamer Straße 50, 10785 Berlin

Tel. +49-(0)30-266424242 www.smb.museum

Bis 6. Oktober 2024: Andy Warhol. Velvet Rage and Beauty. Bis 28. September 2025: Zerreißprobe. Kunst zwischen Politik und Gesellschaft 1945–2000. Bis September 2026: Gerhard Richter. 100 Werke für Berlin.

Sammlung Scharf-Gerstenberg

Schloßstraße 70, 14059 Berlin

Tel. +49-(0)30-266424242, www.smb.museum

Bis 6. Oktober 2024: Formverlust?

Bochum

Kunstmuseum Bochum

Kortumstraße 147, 44787 Bochum

Tel. +49-(0)234-9104230

www.kunstmuseumbochum.de

Bis 8. September 2024: Die Verhältnisse zum Tanzen bringen. 50 Jahre Kemnade International. Bis 13. Oktober 2024: Theresa Weber. Chaosmos. Bis 31. Dezember 2024: Sichtbar. Die Eigene Sammlung.

Bonn

Kunstmuseum Bonn

Friedrich-Ebert-Allee 2, 53113 Bonn

Tel. +49-(0)228-776260

www.kunstmuseum-bonn.de

Bis 22. September 2024: Katharina Grosse. Studio Paintings 1988–2023. Bis 31. Dezember 2024: Raum für phantasievolle Aktionen. Bis 31. März 2025: Aufruch in die Moderne. Sammlungspräsentation August Macke und die Rheinischen Expressionisten. 19. September 2024 bis 19. Januar 2025: Bruno Goller. Retrospektive 1922–1992.

Kunst- und Ausstellungshalle der Bundesrepublik Deutschland Museumsmeile Bonn

Friedrich-Ebert-Allee 4, 53113 Bonn Tel. +49-(0)228-9171-0 www.bundeskunsthalle.de

Bis 13. Oktober 2024: Für alle! Demokratie neu gestalten. Bis 27. Oktober 2024: Interactions 2024. 8. September 2024 bis 9. Februar 2025: Mark Dion: Delirious Toys. 27. September 2024 bis 16. Februar 2025: Tanzwelten.

Bremen

Kunsthalle Bremen

Am Wall 207, 28195 Bremen Tel. +49-421-32908-0 www.kunsthalle-bremen.de

Bis 15. September 2024: Spektrum / Raum. Máté Mészáros mit unusual symptoms. Bis 13. Oktober 2024: Pauli-Preis 2024. 4. September 2024 bis 5. Januar 2025: Jenseits der Mitte. Skizzen am Rande. 9. November 2024 bis 9. März 2025: Kirchner Holzschnitte. Benjamin Badock, Gabriela Jolowicz und Thomas Klipper.

Lars Eidinger, Brig, 2021, © Lars Eidinger

Bis 26. Januar 2025 Lars Eidinger. O Mensch. Fotografien.

Kunstsammlung

Nordrhein-Westfalen K 21 www.kunstsammlung.de

Rıza Topal, Ohne Titel, 1964, Courtesy the artist, Foto: Axel Schneider

Bis 29. September 2024 There is no there there

MMK Museum für Moderne Kunst www.mmk.art

Neues Museum Weserburg Bremen

Teerhof 20, 28199 Bremen

Tel. +49-421-598390, www.weserburg.de

Bis 22. September 2024: Martin Reichmann. Hyper!ons Ephiphysis. Bis 24. November 2024: Yael Bartana. Utopia Now! 7.September 2024 bis 28. September 2025: Monochromie. Zur Ästhetik publizierter Kunst.

Dortmund

Museum Ostwall im Dortmunder U Leonie-Reygers-Terrasse, 44137 Dortmund

Tel. +49-(0)231-5024723

www.dortmunder-u.de/museum-ostwall/

Bis 20. September 2024: Kunst –> Leben –> Kunst. Bis 3. November 2024: Mo_Schaufenster #37: Marcin Dudek. Ekipa. Bis 13. November 2024: dérive – der Große Zoologische Garten.

Düsseldorf

Kunstsammlung

Nordrhein-Westfalen K 20

Grabbeplatz 5, 40213 Düsseldorf

Tel. +49-(0)211-8381130

www.kunstsammlung.de

Seit 6. Juli 2024: Raus ins Museum! Rein in Deine Sammlung. Neupräsentation. 28. September 2024 bis 16.März 2025: Yoko Ono. Music of the Mind.

Kunstsammlung

Nordrhein-Westfalen K 21

Ständehausstraße 1, 40217 Düsseldorf

Tel. +49-(0)211-8381204

www.kunstsammlung.de

Bis 8. September 2024: Mike Kelley. Ghost and Spirit. Bis 26. Januar 2025: Lars Eidinger. O Mensch. Fotografen. 1. November 2024 bis 23. März 2025: Katharina Sieverding.

Kunstpalast

Ehrenhof 4–5, 40479 Düsseldorf

Tel. +49-(0)211-8996260, www.kunstpalast.de

Bis 27. Oktober 2024: Spot on: Hairytales. Bis 5. Januar 2025: Too much Future. Schenkung Florian Peters-Messer. 5. September 2024 bis 2. Februar 2025: Gerhard Richter. Verborgene Schätze. Werke aus rheinischen Privatsammlungen.

Duisburg

Stiftung Wilhelm Lehmbruck Museum Friedrich-Wilhelm-Straße 40, 47049 Duisburg Tel. +49-(0)203-2832630 www.lehmbruckmuseum.de

Bis 6. Oktober 2024: Courage. Lehmbruck und die Avantgarde. Bis 6. Oktober 2024: Sculpture 21st: Shirin Neshat. Bis 19. Januar 2025: Shape! Körper + Form begreifen.

Emden

Kunsthalle in Emden

Hinter dem Rahmen 13, 26721 Emden

Tel. +49-(0)4921-97500 www.kunsthalle-emden.de

Bis 10. November 2024: Die Schönheit der Dinge. Stillleben von 1900 bis heute. Bis Ende 2024: Expressionismus. Unverstanden, angegrifen, gefeiert. Aktuelle Sammlungs-Auswahl. Bis 19. Januar 2025: Katherine Bradford.

Frankfurt

MMK Museum für Moderne Kunst Domstraße 10, 60311 Frankfurt am Main Tel. +49-(0)69-21230447 www.mmk.art

Bis 29. September 2024: There is no there there. Bis 5. Januar 2025: Gustav Metzger (Tower MMK).

Schirn Kunsthalle Frankfurt

Römerberg, 60311 Frankfurt Tel. +49-(0)69-299882-0 www.schirn.de

Bis 15. September 2024: Selma Selman. Bis 13. Oktober 2024: Casablanca Art School. 11. Oktober 2024 bis 2. Februar 2025: Carol Rama. 8. November 2024 bis 9. Februar 2025: Hans Haacke.

Städel Museum

Schaumainkai 63, 60596 Frankfurt Tel. +49-(0)69-6050980 www.staedelmuseum.de

Bis 27. Oktober 2024: Städel | Frauen. Künstlerinnen zwischen Frankfurt und Paris um 1900. Bis 1. Dezember 2024: Muntean/Rosenblum. Mirror of Thoughts.

Hamburg

Bucerius Kunstforum

Alter Wall 12, 20457 Hamburg Tel. +49-(0)403609960 www.buceriuskunstforum.de

Bis 22. September 2024: Watch! Watch! Watch! Henri Cartier-Bresson. 12. Oktober 2024 bis 19. Januar 2025: Flowers Forever. Blumen in Kunst und Kultur.

Deichtorhallen Hamburg

Deichtorstraße 1–2, 20095 Hamburg Tel. +49-(0)40-32103-0 www.deichtorhallen.de

Bis 15. September 2024: Jakob Lena Knebl und Ashley Hans Scheirl (Sammlung Falckenberg). Bis 5. November 2024: Survival in the 21st Century (Halle für aktuelle Kunst). Bis 5. November 2024: Julius von Bismarck (Halle für aktuelle Kunst). 7. September 2024 bis 26. Januar 2025: Andrea Orejarena & Caleb Stein (Phoxxi).

Hamburger Kunsthalle

Glockengießerwall, 20095 Hamburg Tel. +49-(0)40-428131-200 www.hamburger-kunsthalle.de

Bis 8. September 2024: William Blakes Universum. Bis 15. September 2024: Something new, something old, something desired. Bis 29. September 2024: Georges Adéagbo. Ein neues Werk für die Hamburger Kunsthalle. Bis 27. Oktober 2024: The Ephemeral Lake. Eine digitale Installation von Jakob Kudsk Steensen. Bis 31. Dezember 2024: Making History. Hans Makart und die Salonmalerei des 19. Jahrhunderts. Bis 1. Januar 2025. Impressionismus. Deutsch-französische Begegnungen. Bis 19. Januar 2025: Untranquil now: eine Konstellation aus Erzählungen und Resonanzen. 13 September 2024 bis 2. März 2025: Albert Oehlen. Computerbilder. 18. Oktober 2024 bis 18. Oktober 2026: Isa Mona Lisa. 8. November 2024 bis 23. Februar 2025: Akte, Antike, Anatomie. Zeichnend die Welt erschließen.

Hannover

Sprengel Museum Hannover

Kurt-Schwitters-Platz, 30169 Hannover Tel. +49-(0)511-168-43875

www.sprengel-museum.de

Bis 8. September 2024: Günter Haese. Zum 100. Geburtstag. Bis 20. Oktober 2024: Martina Kresta. … von … bis … Bis 24. November 2024: Zbynêk Sekal. 100. Bis 17. November 2024: Das Bild ist, was es tut. Bilder aus der Sammlung. 14. September bis 24. November 2024: Thomas Rentmeister. D23. 28. September 2024 bis 5. Januar 2025: Joar Nango. Kurt Schwitters Preis 2024 der Niedersächsischen Sparkassenstiftung. 9. Oktober 2024 bis 26. Januar 2025: Elsa Burckhardt-Blum. Schenkung. 13. November 2025 bis 9. Februar 2025: Skulpturen erfassen.

Köln

Museum Ludwig

Heinrich-Böll-Platz, 50667 Köln

Tel. +49-(0)221-221-26165

www.museenkoeln.de

Bis 13. Oktober 2024: Hier und jetzt im Museum Ludwig. Und gestern und morgen. Bis 10. November 2024: Chargesheimer. 12. Oktober 2024 bis 9. Februar 2025: Fluxus und darüber hinaus: Ursula Burghardt, Benjamin Patterson. 8. November 2024 bis 30. März 2025: Wolfgang-Hahn-Preis 2024: Anna Boghiguian.

Wallraf-Richartz-Museum & Fondation Corboud

Obenmarspforten (am Kölner Rathaus) 50667 Köln, Tel. +49-(0)221-221-21119 www.wallraf.museum

Bis 27. Oktober 2024: Sensation des Sehens. Die Sammlung Werner Nekes: Vol. 2 Impressionismus. Bis 10. November 2024: Willkommen im Wallraf – Teil II. Neuzugänge der Graphischen Sammlung. Bis 21. April 2025: Sammlerträume. Sternstunden niederländischer Barockkunst. 20.September 2024 bis 22. August 2027: Schultze Projects #4: Krasiah Mukwazhi. 11. Oktober 2024 bis 9. Februar 2025: Museum der Museen. Eine Zeitreise durch die Kunst des Ausstellens und Sehens.

Annika Kahrs (*1984), Videostill aus Infra Voice, 2018, 3-KanalVideoinstallation, 10:35 Min., in Farbe, mit Ton, Hamburger Kunsthalle, Dauerleihgabe des Fonds für Junge Kunst der Stiftung Hamburger Kunstsammlungen © Annika Kahrs

Bis 15. September 2024 Something new, something old, something desired.

Hamburger Kunsthalle www.hamburger-kunsthalle.de

Tacita Dean, Sakura I, 2022 Buntstift auf Fuji Velvet Paper auf Papier montiert, 348 x 500 cm, Courtesy die Künstlerin und Marian Goodman Gallery New York/Paris/Los Angeles, und Frith Street Gallery, London © Tacita Dean

Bis 13. Oktober 2024 Hier und jetzt im Museum Ludwig. Und gestern und morgen.

Museum Ludwig www.museenkoeln.de

Ausstellungsansicht

Martino Gamper. Sitzung, Haus der Kunst, 2023

Foto: Judith Buss

Bis 27. Oktober 2024

Martino Gamper. Sitzung

Haus der Kunst www.hausderkunst.de

Ausstellungsansicht

Orhan Pamuk. Der Trost der Dinge, Lenbachhaus, 2024, Foto: Ernst Jank, Lenbachhaus, © Orhan Pamuk

Bis 13. Oktober 2024 Orhan Pamuk. Der Trost der Dinge.

Städtische Galerie im Lenbachhaus und Kunstbau München www.lenbachhaus.de

München

Haus der Kunst

Prinzregentenstraße 1, 80538 München

Tel. +49-(0)89-21127-113

www.hausderkunst.de

Bis 22. September 2024: Liliane Ljin. Arise Alive. Bis 13. Oktober 2024: Rebecca Horn. Bis 27. Oktober 2024: Martino Gamper. Sitzung. Bis 29. Oktober 2024: Tune. Jim C. Nedd. Recuerdos II. Bis 15. Dezember 2024: Luisa Baldhuber. Afterglow. Bis 31. Dezember 2024: Tune. Live 2024. Bis 23. Februar 2025: Glamour und Geschichte. 40 Jahre P1.

Alte Pinakothek

Barer Straße 27, 80333 München

Tel. +49-(0)89-23805-216

www.pinakothek.de

Bis 31. Dezember 2024: Von Goya bis Manet. Meisterwerke der Neuen Pinakothek in der Alten Pinakothek. Bis 12. Januar 2025: Rubens, Brueghel und die Blumenkranzmadonna. 26. November 2024 bis 16. März 2025: Rachel Ruysch. Nature into Art. Bis 29. März 2026: Alte Meister in Bewegung. Neupräsentation der Sammlung.

Pinakothek der Moderne

Barer Straße 40, 80333 München

Tel. +49-(0)89-23805-360 www.pinakothek.de

Bis 8. September 2024: „Die Welt kann nur durch uns enttrümmert werden“. Die Sammlung van de Loo. Bis 8. September 2024: Alfred Ehrhardt. Wind, Sand und Wasser. Bis 8. September 2024: Zen 49. Bis 8. September 2024: Gutai. Sammlung+Goetz. Bis 8. September 2024: Abstrakte Horizonte. Bis 8. September 2024: Unruhe. Hans Hartung und Maria Vmier. Bis 31. Dezember 2024: Mix & Match. Die Sammlung neu entdecken. 25. Oktober 2024 bis 27. April 2025: Eccentric. Ästhetik der Freiheit.

Städtische Galerie im Lenbachhaus und Kunstbau München

Luisenstraße 33, 80333 München

Tel. +49-(0)89-23396933, www.lenbachhaus.de

Bis 8. September 2024: Cao Fei. Meta-Mentary. Bis 13. Oktober 2024: Orhan Pamuk. Der Trost der Dinge. Bis März 2025: Der Blaue Reiter. Eine neue Sprache.

Potsdam

Museum Barberini

Alter Markt, Humboldtstraße 5–6 14467 Potsdam, Tel. +49-(0)331-236014-499 www.museum-barberini.de

14. September 2024 bis 12. Januar 2025: Maurice de Vlaminck. Rebell der Moderne.

Stuttgart

Staatsgalerie Stuttgart

Konrad-Adenauer-Straße 30–32 70173 Stuttgart, Tel. +49-(0)711-47040-0 www.staatsgalerie.de

Bis 8. September 2024: Fotosommer Stuttgart 2024. Bis 29. September 2024: Vorsicht Kunst! Das politische Plakat von Klaus Staeck. Bis 31. Dezember 2024: This is Tomorrow. Neupräsentation der Sammlung des 20./21. Jahrhunderts. Bis 26. Januar 2025: Sommer der Künste – Villa Massimo zu Gast in Stuttgart. 12. Oktober 2024 bis 23.Februar 2025: Neues Sehen, Neue Sachlichkeit und Bauhaus. 25. Oktober 2024 bis 16. Februar 2025: Wir wöllen frei sein. Druckgraphik aus der Zeit des Bauernkrieges.

Kunstmuseum Stuttgart

Kleiner Schlossplatz 1, 70173 Stuttgart Tel. +49-80)711-21619600 www.kunstmuseum-stuttgart.de

Bis 22. September 2024: Frischzelle_30: Simone Eisele. Bis 6. Oktober 2024: Otto Herbert Hajek. Bis 2. November 2024: Vom Werk zum Display. Bis 26. Januar 2025: Sommer der Künste. 21. September 2024 bis 9. Februar 2025: Sarah Morris. All Systems Fail.

Weil am Rhein

Vitra Design Museum

Charles-Eames-Str. 1, 79576 Weil am Rhein Tel. +49-(0)7621-7023200 www.design-museum.de

Bis 11. Mai 2025: Science Fiction Design. Vom Space Age zum Metaverse. 21. September 2024 bis 4. Mai 2025: Nike: Form Follows Motion.

Wuppertal

Von der Heydt-Museum

Turmhof 8, 42103 Wuppertal, Tel. +49-(0)202-5636231

www.von-der-heydt-museum.de

Bis auf Weiteres: Zeiten und Räume. Klassiker der Sammlung. Ruisdael bis Giacometti. 5. Oktober 2024 bis 12. Januar 2025: Lucio Fontana. Erwartung.

Frankreich

Paris

Centre Pompidou

Le Centre National D’Art et de Culture

Georges Pompidou, Musée National d’Art Moderne

Rue Saint-Martin, Place Georges Pompidou F-75004 Paris, Tel. +33-(0)1-44781233

www.centrepompidou.fr

Bis 2. September 2024: Bernard Réquichot: “I never started to paint”. Bis 4. November 2024: Comics, 1964–2024. Bis 4. November 2024: Comics in the Museum. Bis 4. November 2024: Corto Maltese. A romanesque life. Bis 31. Dezember 2024: Modern and Contemporary Collection. 4. September 2024 bis 13. Januar 2025: Surrealism. 11. September 2024 bis 6. Januar 2025: Barbara Crane. 14. September 2024 bis 6. Januar 2025: Art contemporain en Lituanie de 1960 à nos jours. Une donation majeure. Kazys Varnelis. Le classiciste op de Lituanie. 2. Oktober 2024 bis 6.Januar 2025: Prix Marcel Duchamp 2024. The nominees. 9. Oktober 2024 bis 3. Februar 2025: Chine, une nouvelle generation d’artistes.

Musée du Louvre

Rue de Rivoli, 75001 Paris Tel. +33-(0)1-40205050, www.louvre.fr

Bis 16. September 2024: Olympism. Modern invention, Ancient Legacy. Bis 28. September 2025: The Met at the Louvre. Near Eastern Antiquities in Dialogue. Bis 11. November 2024: Masterpieces from the Torlonia Collection. Bis 11. November 2024: Sime Fattal. Voice of Oriental Antiquities. Bis 26. Mai 2025: The Orphan by Luc Tuymans.

Tarek Atoui, Waters' Witness, 2022, Installationsansicht Mudam, Luxemburg, Foto: Eike Walkenhorst Courtesy of the artist © Tarek Atoui

12.Oktober 2024 bis 12. Januar 2025 Tarek Atoui

Kunsthaus Bregenz www.kunsthaus-bregenz.at

Gregory Crewdson

Redemption Center, From the series: An Eclipse of Moths, 2018-2019 127 x 225 cm, Digital pigment print The ALBERTINA Museum, Vienna – Permanent loan, Private Collection © Gregory Crewdson

Bis 8. September 2024 Gregory Crewdson. Retrospektive.

Albertina www.albertina.at

Italien

Rom

Palazzo delle Esposizioni Roma

Via Nazionale 194, 00184 Roma

Tel. +39-06696271

www.palazzoesposizioniroma.it

Bis 6. Oktober 2024: Materiae di Javier Marín. 24. September bis 13. Oktober 2024: Premio Driving Energy 2024 – Fotografa Contemporanea.

Galleria d’Arte Moderna

Via Francesco Crispi 24, 00187 Roma

www.galleriaartemodernaroma.it

Bis 15. September 2024: “La poesia ti guarda”. Omaggio al Gruppo 70 (1963–2023). Bis 3. November 2024: à jour. Laura VdB Facchini. Bis 2. Februar 2025: L’allieva di danza di Venanzo Crocetti. Il ritorno. Bis 2. Februar 2025: StenLex. Rinascita – Intervento artistico site specifc e stendardo urbano. Bis 2. Februar 2025: Estetica della deformazione. Protagonisti dell’Espressionismo Italiano.

Venedig

Peggy Guggenheim Collection

Palazzo Venier die Leoni

Dorsoduro 701, 30123 Venezia Tel. +39-041-2405411 www.guggenheim-venice.it

Bis 16. September 2024: Jean Cocteau. The Juggler’s Revenge. 12. Oktober 2024 bis 3. März 2025: Marina Apollonio: Beyond the Circle.

Österreich

Bregenz

Kunsthaus Bregenz

Karl-Tizian-Platz, 6900 Bregenz Tel. +43-(0)5574-485-94-0 www.kunsthaus-bregenz.at

Bis 22. September 2024: Anne Imhof. Wish You Were Gay. 12.Oktober 2024 bis 12. Januar 2025: Tarek Atoui.

Wien

Albertina

Albertinaplatz 1, A–1010 Wien www.albertina.at

Bis 8. September 2024: Gregory Crewdson. Retrospektive. Bis 15. September 2024: Eva Beresin. Thick Air. Bis 13. Oktober 2024: Franz Grabmayr. Bis 26. Januar 2025: Robert Longo. 28. September 2024 bis 9. Februar 2025: Chagall. 11. Oktober 2024 bis 9. Februar 2025: Egon Schiele – Adrian Ghenie. Schattenbilder. 8. November 2024 bis 23. März 2025: Jim Dine.

Albertina Modern

Karlsplatz 5, 1010 Wien

Tel. +43-(0)1-534830, www.albertina.at

Bis 6. Januar 2025: Alfred Kubin. Die Ästhetik des Bösen. 13. September 2024 bis 23. Februar 2025: Erwin Wurm. Die Retrospektive zum 70. Geburtstag.

Kunsthistorisches Museum Wien

Maria-Theresien-Platz, 1010 Wien

Tel. +43-(0)1-52524-0, www.khm.at

Bis 22. September 2024: Abgestaubt. Der Professor und der Kunsthandel. Bis 13. Oktober 2024: Zeinab Alhashemi. There May Exist. Bis 26. Oktober 2025: Prunk & Prägung. Die Kaiser und ihre Hofünstler. Bis 12. Januar 2025: Jupiter und Merkur zu Gast bei Philemon und Baucis. Ein Blick in die RubensWerkstatt (Ansichtssache #28). 8. Oktober 2024 bis 12. Januar 2025: Rembrandt – Hoogstraten. Farbe und Illusion.

MUMOK – Museum Moderner Kunst Stiftung Ludwig Wien

MuseumsQuartier, Museumsplatz 1 A-1070 Wien, Tel. +43-(0)1-525 00 www.mumok.at

Bis 11. August 2024: nowhere | now here. Ein Performancefestival. Bis 22. September 2024: Avant-Garde and Liberation. Zeitgenössische Kunst und dekoloniale Moderne. Bis 1. Februar 2026: Mapping the 60s. Kunst-Geschichten aus den Sammlungen des mumok. Bis 27. Oktober 2024: Nikma Jagudajev. Basically. 2. Bis 27.Oktober 2024: Between Strings. 18. Oktober 2024 bis 23. Februar 2025: Medardo Rosso. Die Erfndung der modernen Skulptur. 15. November 2024 bis 4. Mai 2025: Liliane Lijn. Arise Alive.

Schweiz

Basel

Kunsthalle Basel

Steinenberg 7, 4051 Basel

Tel +41-(0)61-2069900

www.kunsthallebasel.ch

Bis 10. November 2024: Sandra Mujinga. Time as a Shield. 8. September bis 22. September 2024: Come as You Are. 20. September 2024 bis 17. August 2025: Marie Matusz. Canons and Continents. 4. Oktober 2024 bis 19. Januar 2025: Neil Beloufa. Humanities.

Kunstmuseum Basel

St. Alban-Graben 16, 4010 Basel

Tel. +41-(0)61-2066262

www.kunstmuseumbasel.ch

Bis 15. September 2024: Anri Sala. Inmitten Alter Meister. Bis 27. Oktober 2024: When We See Us. Hundert Jahre panafrikanische fgurative Malerei. Bis 31. Dezember 2024: Louise Lawler. 28. September 2024 bis 2. Februar 2025: Paula Rego. Machtspiele. Bis 5. Januar 2025: Zeichnung heute. Bis 27. Juli 2025: Paarlauf.

Basel/Riehen

Fondation Beyeler

Baselstrasse 101, 4125 Riehen/Basel Tel. +41-(0)61-6459700 www.fondationbeyeler.ch

Bis 5. Januar 2025: Tochter der Freiheit. 22. September 2024 bis 26. Januar 2025: Matisse – Einladung zur Reise.

Bern

Kunstmuseum Bern

Hodlerstrasse 8–12, 3011 Bern Tel. +41-31-3280944 www.kunstmuseumbern.ch

Bis 24. November 2024: Zukunft Kunstmuseum Bern. Der Architekturwettbewerb. Bis 1. Dezember 2024: Chaïm Soutine. Gegen den Strom. Bis 31. Dezember 2024: Die Sammlung. Von Ferdinand Hodler bis Pablo Picasso, von Meret Oppenheim bis El Anatsui. 20. September 2024 bis 2. Februar 2025: Amy Sillman. Oh, Clock!

Zentrum Paul Klee

Monument im Fruchtland 3, 3006 Bern Tel. +41-31-3590101, www.zpk.org

Bis 13. Oktober 2024: Fokus. Architektur mit Klee. Fokus. Bis 9. Februar 2025: Kosmos Klee. Die Sammlung.

Zürich

Kunsthaus Zürich

Heimplatz 1, 8001 Zürich

Tel. +41-(0)44-2538484, www.kunsthaus.ch

Bis 29. September 2024: Born Digital. Videokunst im neuen Millenium. Bis 3. November 2024: Walid Raad. Cotton under my Feet: The Zurich Chapter. Bis Ende 2024: Eine Zukunft für die Vergangenheit. Sammlung Bührle: Kunst, Kontext, Krieg und Konfikt. 20. September 2024 bis 26. Januar 2025: Metthew Wong – Vincent van Gogh. Letzte Zufucht Malerei. 25. Oktober 2024 bis 16. Februar 2025: Marina Abramović. 15. November 2024 bis 9. Februar 2025: Albert Welti und die Grafk des Fantastischen.

Museum für Gestaltung Zürich

Ausstellungsstrasse 60, 8005 Zürich Tel. +41-43-4466767 www.museum-gestaltung.ch

Bis 8. September 2024: Königinnendisziplin –Plakate von Gestalterinnen. Bis 15. September 2024: Oliviero Toscani: Fotografe und Provokation. Bis 20. Oktober 2024: Helmut Schmid Typografe. Bis 20. Oktober 2024: Design für alle? Vielfalt als Norm (Toni-Areal). Bis 24. November 2024: Lucien Hervé: Gebautes Licht. Bis 1. Dezember 2024: Collection Insights – Sieben Perspektiven. Bis 1. Dezember 2024: Collection Highlights.

Spanien

Barcelona

Fundaciò Joan Miro

Parc de Montjuïc, 08038 Barcelona Tel. +34-934-439470, www.fmirobcn.org

Bis 24. September 2024: Tuan Andrew Nguyen. Our Ghosts Live in the Future. Bis 15. Dezember 2024: Opening the Archive 04. Portrait of Miró.

Walid Raad, Epilogue IX: The Gremlins, 2021 Installation mit Tapete und Pigment Inkjet-Druck auf Leinwand, Courtesy the artist and Sfeir-Semler Gallery Beirut/ Hamburg, Foto © Walid Raad, © Walid Raad

Bis 3. November 2024 Walid Raad. Cotton under my Feet: The Zurich Chapter.

Kunsthaus Zürich www.kunsthaus.ch

Helmut Schmid, Neophagen, Zeitschriftenanzeige, Taiho Pharmaceutical, 1967, Museum für Gestaltung Zürich, Grafiksammlung, © Foto: Umberto Romito, Museum für Gestaltung Zürich/ZHdK

Bis 20. Oktober 2024

Helmut Schmid Typografie.

Museum für Gestaltung Zürich www.museum-gestaltung.ch

Willem Kalf, Still Life with a Chinese Bowl, a Nautilus Cup and Other Objects, 1662, Öl auf Leinwand, 79,4 x 67,3 cm, Museo Nacional ThyssenBornemisza, Madrid

Bis 20. Oktober 2024

Colonial Memory in the ThyssenBornemisza Collections.

Museo Thyssen-Bornemisza www.museothyssen.org

Madrid

Museo Nacional del Prado

Calle Ruiz de Alarcón, 23, 28014 Madrid Tel. +34-(0)91-3302800

www.museodelprado.es

Bis 22. September 2024: Art and social transformations in Spain (1885–1910). Bis 23. Febbruar 2025: The Lost Caravaggio: The Ecce Homo Unveiled.

Museo Nacional Centro de Arte

Reina Sofa

Calle Santa Isabel, 52, 28012 Madrid Tel. +34-(0)91-7741000

www.museoreinasofa.es

Bis 20. September 2024: On the Table. Food semiotics. 25. September 2024 bis 10. März 2025: Solitude Seville. Rhythms, plots, variables.

Museo Thyssen-Bornemisza

Palacio de Villahermosa, Paseo del Prado 8 28014 Madrid, Tel. +34-(0)91-690151 www.museothyssen.org

Bis 15. September 2024: Rosario de Velasco. Bis 22. September 2024: Robert Nava. Bis 20. Oktober 2024: Colonial Memory in the Thyssen-Bornemisza Collections.

Málaga

Museo Jorge Rando

Calle Cruz del Molinillo, 12, 29013 Málaga Tel. +34-(0)95-2210991 www.muesojorgerando.org

Bis 14. Oktober 2024: Jorge Rando – Mis mariposas / My butterfies.

Museo Picasso

Palacio de Buenavista, Calle San Agustín, 8, 29015 Málaga, Tel. +34-952-127600 museopicassomalaga.org

Bis 29. September 2024: María Blanchard. A Painter in Spite of Cubism. Bis 15. Dezember 2024: Joel Meyerowitz. Europa 1966–1967. Bis 21. März 2024: Pablo Picasso: Structures of Invention. Unity of a Life’s Work.

Die Angaben beruhen auf den Informationen der Aussteller. Änderungen nach Redaktionsschluss vorbehalten

Ihre Meinung ist uns wichtig!

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Seit mehr als einem Jahr erscheint Kunst+Material in neuem Gewand: Mit mehr inspirierenden Materialthemen, mit mehr Umfang, in einem größeren Format und mit vielen neuen Rubriken. An dieser Stelle ist nun Ihre Meinung gefragt –wie gefällt Ihnen das neue Heft? Wir freuen uns, wenn Sie uns mitteilen, was Ihnen zusagt und was Sie sich zukünftig von Kunst+Material wünschen würden: Welche Themen wären willkommen, welche Informationen oder neuen Rubriken wünschen Sie sich? Anregungen, Wünsche und Kritik sind uns herzlich willkommen!

https://survey.lamapoll.de/Leserumfrage-Kunst-Material/de

So einfach können Sie mitmachen: Scannen Sie den QR-Code mit Ihrem Mobiltelefon oder geben Sie den unten stehenden Link in Ihren Browser ein – Sie werden direkt zu unserer Leserumfrage weitergeleitet, die bis zum 31. Oktober 2024 freigeschaltet ist. Dazu verlost Kunst+Material 5 boesner-Einkaufsgutscheine im Wert von 50 Euro: Wenn Sie teilnehmen möchten, geben Sie bitte Ihre E-Mail-Adresse an – sie wird nur in Zusammenhang mit der Verlosung genutzt und im Anschluss gelöscht. Wenn Sie sich nicht an der Verlosung beteiligen möchten, erfolgt die Teilnahme selbstverständlich anonym.

Kunst+Material auch im Abonnement!

Kunst+Material erscheint zweimonatlich in einer Auflage von 30.000 Exemplaren und bietet Einblicke in Ateliers und Arbeitsweisen von porträtierten Künstler*innen, stellt interessante Inhalte im Sonderthema vor, präsentiert aktuelle Ausstellungen und gibt neben News aus der Kunstwelt viele spannende Buchempfehlungen an die Hand. Neu und exklusiv gibt es inspirierende Bildstrecken zu Materialien und künstlerischen Techniken. Hintergrundstories aus der Feder von Expert*innen informieren über die unterschiedlichsten Materialien und ihre Geschichte, und auch Künstlerinnen und Künstler selbst kommen zu Wort und stellen ihr Lieblingsmaterial vor.#

Bestellungen

boesner GmbH holding + innovations „Kunst+Material“ – Abonnement Gewerkenstraße 2, D-58456 Witten oder abo@kunst-und-material.de Fax +49-(0)2302-97311-33

Bestellungen aus der Schweiz boesner GmbH

Surenmattstrasse 31, CH-5035 Unterentfelden oder marketing@boesner.ch

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[ ] Ja, ich bestelle das Kunst+Material-Abonnement mit jährlich sechs Ausgaben zum Abo-Preis inkl. Versand von 49,50 EUR bzw. 49,50 CHF (Schweiz). Das Abonnement verlängert sich automatisch um ein Jahr, wenn es nicht mit einer Frist von sechs Wochen zum Ende des Bezugsjahres gekündigt wird.

[ ] Ja, ich bestelle das Probe-Abonnement und beziehe die nächsten drei Ausgaben von Kunst+Material zum einmaligen Kennenlern-Preis von 14,50 EUR bzw. 14,50 CHF (Schweiz). Danach bekomme ich Kunst+Material bequem nach Hause – zum Jahresbezugspreis von 49,50 EUR/CHF für sechs Ausgaben. Dazu brauche ich nichts weiter zu veranlassen. Wenn ich Kunst+Material nicht weiterlesen möchte, kündige ich das Probe-Abo schriftlich bis spätestens eine Woche nach Erhalt des 2. Heftes. Dieses Angebot gilt in Deutschland und der Schweiz.

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Datum, rechtsverbindliche Unterschrift

10 Jahre Salon der Gegenwart

Blickfang

Ob kleinformatiges Werk, Lieblingsfoto oder wichtige Notiz manche Dinge verdienen einfach mehr Aufmerk samkeit. Die stabile kleine Tischstaffelei aus dem boesnerSortiment besteht aus farbig lackiertem Bu chenholz und bringt Werke mit einer Bildhöhe von maximal 32 Zentimetern perfekt zur Geltung. Acht leuchtende Farben stehen zur Auswahl, um besondere Ausstellungsstücke in den Fokus zu rücken.

Renate Bodmer, Ohne Titel (erfundene Frauenfiguren), 1990, Acryl auf Leinwand, 205 x 102 cm.

Der Salon der Gegenwart ist eine lose Gruppe von Künstler*innen, die 2014 von Giampaolo Russo in Zürich gegründet wurde. Gemeinsam ist den Mitgliedern der Gruppe, dass sie sich mit figurativer Kunst auseinandersetzen. In diesem Jahr feiert der Salon der Gegenwart sein 10-jähriges Bestehen: Das Kunsthaus Zofingen widmet dem Jubiläum in Zusammenarbeit mit den oxyd-Kunsträumen in Winterthur eine Ausstellung. Rund 40 Künstler*innen nehmen teil und verwandeln den großen Barocksaal im Obergeschoss des Kunsthauses Zofingen in einen „Salon der Malerei“ mit einer engen Reihung von Gemälden. Im Rahmen der Ausstellung erhält Renate Bodmer (1939–2020), eine gebürtige Zofingerin, einen speziellen Fokus: In den Parterre-Räumen gewähren ihre ausdrucksstarken Kunstwerke einen Einblick in ihr Schaffen, und darüber hinaus erscheint die erste umfängliche Monografie zu Leben und Werk von Renate Bodmer. Des Weiteren ist in der Ausstellung ein Gedenkraum eingerichtet, der das Werk von Andrea Muheim würdigt: Sie war Gründungsmitglied des Salons der Gegenwart und verstarb 2023. Zum 10-jährigen Bestehen des Salons der Gegenwart erscheint außerdem eine Publikation mit Beiträgen von Kuratorin Eva Bigler, Kurator Michael Hiltbrunner und der Kunsthistorikerin Claudia Spinelli. Die Ausstellung ist bis zum 10. November 2024 zu sehen.#

www.salon-der-gegenwart.net, www.kunsthauszofingen.ch

Der kurze Weg zur Kunst

www.instagram.com/ boesner_deutschland/ www.facebook.com/ boesner/ www.boesner.com/ kunstportal

33 x in Deutschland und 1 x Versandservice

3 x in Österreich

4 x in der Schweiz

5 x in Frankreich

Filmtipp: „Die Fotografin“

Der Film „Die Fotografin“ von Ellen Kuras zeigt die Geschichte der Kriegsfotografin Lee Miller (1907–1977): Als ehemaliges Fotomodell und Muse des Avantgarde-Fotografen Man Ray setzt sie später entschlossen den Fokus auf ihre eigene Arbeit als Fotografin, arbeitet an verschiedenen Orten der Welt und zieht schließlich mit der Liebe ihres Lebens, dem Kunsthändler Roland Penrose, kurz vor Ausbruch des Zweiten Weltkriegs in dessen Heimatstadt London. Als Modefotografin bei der britischen Vogue erlebt sie frustrierende Einschränkungen und entschließt sich, als Kriegsfotografin anzuheuern. Nach der Akkreditierung durch die USA macht sie sich allein auf den Weg und erhebt in der Folge eindringlich ihre Stimme als Zeugin des Zweiten Weltkriegs.

Der Film basiert auf der Biografie Lee Millers, die ihr Sohn Antony Penrose verfasste. Oskar-Preisträgerin Kate Winslet spielt die Hauptrolle in diesem Porträt einer Frau, deren Talent und Hartnäckigkeit einflussreiche Fotografien des 20. Jahrhunderts schufen. „Die Fotografin“ feierte seine Weltpremiere 2023 auf dem Toronto International Film Festival und ist ab 26. September 2024 im Kino zu sehen.#

Ab 26. September 2024 im Kino

Mit Leichtigkeit

Sie spielen eine tragende Rolle in Galerien, Museen, Wohn- und Atelierbereichen, sollten sicheren Halt für die ausgestellten Objekte bieten und sich möglichst nahtlos in Raumkonzepte und Architektur einfügen: Skulpturenständer sind funktional und optisch gleichermaßen gefordert. Das solide Modell aus pulverbeschichtetem Metall erfüllt all diese Anforderungen dank seiner offenen Konstruktion. Mit je vier Vertikalträgern und Zwischenstreben wirkt „briolet“ von boesner trotz seiner Tragkraft dezent und unauffällig.

Filmstill: © Sky UK Ltd

Marcel fragt Katrin

Valentin Louis Georges Eugène

Marcel Proust, (1871–1922), französischer Schriftsteller, Kritiker und Intellektueller

Katrin Laade (*1964), Künstlerin aus Düsseldorf

Streng genommen fragt hier gar nicht Marcel Proust selbst – vielmehr hat der berühmte Schriftsteller, dessen Werk „Auf der Suche nach der verlorenen Zeit“ als einer der größten Romane der Weltliteratur gilt, dem berühmt gewordenen Fragebogen seinen Namen gegeben. Proust hat einen solchen Fragebogen wohl mindestens zweimal selbst beantwortet – um die Wende zum 20. Jahrhundert galt das Ausfüllen als beliebtes Gesellschaftsspiel in gehobenen Kreisen. Der erste Bogen, ausgefüllt vom heranwachsenden Proust während eines Festes, wurde posthum 1924 veröffentlicht. Den zweiten Fragebogen betitelte Proust mit „Marcel Proust par lui-même“ („Marcel Proust über sich selbst“). Die ursprünglich 33 Fragen wurden für Kunst+Material auf 29 reduziert – und bieten spannende und nachdenkliche Einblicke in die Gedankenund Gefühlswelt unserer Befragten.

Wo möchten Sie leben? Temporär: Frankreich, USA, Japan, ständig: Düsseldorf. Was ist für sie das vollkommene irdische Glück? Gibt es das? Welche Fehler entschuldigen Sie am ehesten? Ungeduld und Trödelei. Was ist für Sie das größte Unglück? Krieg. Ihre liebsten Romanhelden? Dorothea Brooke, Esther Greenwood, Holden Cauldfield, Harriet Burden. Ihre Lieblingsgestalt in der Geschichte? Henri IV., Rosa Luxemburg, Ariadne. Ihr Lieblingsmaler? Artemisia Gentileschi, Diego Velázquez, Edouard Manet, Hilma af Klint, Philip Guston, Lee Krasner, Julie Mehretu. Ihr Lieblingsautor? George Eliot, Henry James, Margaret Atwood, Haruki Murakami, Cixin Liu. Ihr Lieblingskomponist? Claude Debussy, Joni Mitchell. Welche Eigenschaften schätzen Sie bei einem Men schen am meisten? Humor und Güte. Ihre Lieblingstugend? Weitermalen. Ihre Lieblingsbeschäftigung? U.a. malen, lesen, reisen Wer oder

was hätten Sie gern sein mögen? Astrophysikerin Ihr Hauptcharakterzug? Vor dem Bild befindlich Was schätzen Sie bei Ihren Freunden am meisten? Zugewandtheit Ihr größter Fehler? Unordnung, Ungeduld Ihr Traum vom Glück? In die Ferne schweifen Ihre Lieblingsfarbe? Off-Grau mit LeuchtPink Ihre Lieblingsblume? (Blüte:) Magnolien Ihr Lieblingsvogel? Papagei Ihre Helden der Wirklichkeit? Pragmatische Idealist*innen Ihre Lieb lingsnamen? K.A Was verabscheuen Sie am meisten? Im Moment den Aufstieg des Rechtspopulismus Welche ge schicht lichen Gestalten verabscheuen Sie am meisten? Tyrannen und ihre Mitläufer Welche Reform be wundern Sie am meisten? Frauenwahlrecht Wel che na tür liche Gabe möchten Sie besitzen? Gut singen können Wie möchten Sie gern sterben? Im Schlaf Ihre gegenwärtige Geistesverfas sung? Skeptisch Ihr Motto? Kunst ist Freiheit

„Die Kunst ist eine Harmonie parallel zur Natur.“
Paul Cézanne (1839–1906)
Wer’s weiß, gewinnt!

ital. Maler (Il Cerano) Farbschaber (Druckwesen)

glimmerähnliches Mineral italienischer Maler

Richtung der abstrakten Malerei italienischer Maler (Vittore) alten Kunst -werken angemessen

US-Bild -hauerin und Malerin (Ida)

Kunstrichtung

dt. Architekturmaler (Wilhelm)

Vorname des Malers Schiele schweiz. Art-brutKünstlerin (Julie) ein Farbton

1. Preis boesner-Einkaufsgutschein im Wert von 250 Euro

2. Preis boesner-Einkaufsgutschein im Wert von 50 Euro

3. Preis

Ein Buch „ Andreas Noßmann –Portraits & Aphorismen“, siehe S. 56–57

So nehmen Sie teil: Bitte senden Sie das Lösungswort per E-Mail an: raetsel.zeitung@boesner.com oder per Postkarte an: boesner holding GmbH holding + innovations, Gewerkenstr. 2, 58456 Witten. Einsendeschluss ist der 31. Oktober 2024.

1 5 6 7 8 9 3 2 4

Mitarbeiter von boesner sind von der Teilnahme ausgeschlossen. Bei mehreren richtigen Einsendungen entscheidet das Los, der Rechtsweg ist ausgeschlossen. Keine Barauszahlung möglich. Die Lösung finden Sie in der nächsten Ausgabe.

Das Lösungswort des Preisrätsels aus Kunst+Material Juli/August 2024 ist: KUNSTSINN Die Gewinner werden schriftlich benachrichtigt.

Herausgeber

boesner GmbH holding + innovations Gewerkenstr. 2, 58456 Witten

Tel. +49-(0)2302-97311-10

Fax +49-(0)2302-97311-48 info@boesner.com

V.i.S.d.P.: Jörg Vester

Redaktion

Dr. Sabine Burbaum-Machert redaktion@kunst-und-material.de

Satz und Grafische Gestaltung

Birgit Boesner, Hattingen mail@bboes.de

Anzeigen

Dr. Sabine Burbaum-Machert anzeigen@kunst-und-material.de Anzeigenpreisliste Nr. 15 vom 01.01.2024

Herstellung

Vogel Druck und Medienservice GmbH, Höchberg

Erscheinungsweise

zweimonatlich

© 2024 bei der boesner GmbH holding + innovations. Alle Rechte vorbehalten. Reproduktionen jeglicher Art, Aufnahmen in OnlineDienste und die Vervielfältigung auf Datenträgern wie CD-Rom, DVD-Rom etc. bedürfen der schriftlichen Genehmigung des Herausgebers. Unverlangte Manuskripte, Fotos und Dateien usw. sind nicht honorarfähig. Sie werden nicht zurückgesandt und für sie wird keine Haftung übernommen. Namentlich gekennzeichnete Beiträge geben nicht unbedingt die Meinung der Redaktion wieder. Eine Veröffentlichung von Daten, insbesondere Terminen, erfolgt trotz sorgfältiger Bearbeitung ohne Gewähr. Redaktionsund Anzeigenschluss ist immer der 15. des jeweiligen Vormonats.

Seiten 3, 45 rechts, Seiten 66–67, 92 links, 93 unten, U4: Ina Riepe. Seite 4: (6) Katrin Laade im Atelier, Foto: Wendelin Bottländer; (20) Jan Breughel d. J., Allegorie der Tulipomanie (Detail), Foto: Wikimedia Commons; (32) Ina Riepe; (40) Andrea Wycisk; (46) Ina Riepe; (68) Ausstellungsansicht „Städel | Frauen. Künstlerinnen zwischen Frankfurt und Paris um 1900“, Foto: Städel Museum –Norbert Miguletz. Seite 76 links: Fotos: Etienne Rougery-Herbaut. Seite 92 unten: Foto: Kunsthaus Zofingen. Seite 94 unten: Foto: Wendelin Bottländer.

Verlag und Redaktion danken den Rechteinhabern für die Reproduktionsgenehmigungen. Nicht nachgewiesene Abbildungen entstammen dem Archiv des Verlags. Konnten trotz sorgfältigster Recherche Inhaber von Rechten nicht ermittelt werden, wird freundlich um Meldung gebeten.

ISSN 1868-7946

Die nächste Kunst+Material erscheint im November 2024

Porträt

Tenki Hiramatsu

Immateriell und geisterhaft sehen sie aus, die Landschaften und Figuren von Tenki Hiramatsu. Der japanische Künstler entwickelt seine Ölmalerei aus vielen abstrakt und lasierend gestalteten Schichten heraus. Erst zum Schluss der Bildgenese legt er Räume und Wesen an, die nur aus wenigen Linien bestehen und dadurch oft zu den darunterliegenden Farbfeldern zu gehören scheinen. In seiner Arbeit befasst sich der 1986 geborene Künstler intensiv mit den der Malerei immanenten, vor allem auch materiellen Bedingungen und findet mit einer genialen Mischung aus unheimlichen oder melancholischen und komischen Momenten zu einer einmaligen Bildsprache. Tenki Hiramatsu hat an der Kunstakademie Karlsruhe studiert und stellt mittlerweile in Europa, den USA und Japan aus. Warum die Pausen im Malprozess ebenso wichtig sind wie die Arbeit am Bild, hat er Julia Behrens in seinem Atelier in Karlsruhe verraten.

Thema

München leuchtete – auch für Künstlerinnen

München galt um 1900 als die Kunstmetropole schlechthin. Dort herrschte eine Freizügigkeit, die in anderen deutschen Städten nicht zu finden war. In Schwabing und der südlich angrenzenden Maxvorstadt lebten die bekanntesten Künstler*innen, Schriftsteller*innen und Frauenrechtler*innen des Deutschen Reichs. Aus ganz Deutschland kamen Frauen wie Gabriele Münter nach München, um an der Damenakademie Kunst zu studieren. Nach dem Ersten Weltkrieg musste dann auch die Akademie der Bildenden Künste den Frauen ihre Tore öffnen. Ihre Erfolge wurden durch Nationalsozialismus, Zweiten Weltkrieg und anschließende Restauration zunichte gemacht. Erst allmählich finden Versuche statt, sie zu rehabilitieren. Susanna Partsch stellt einige von ihnen wie Käte Hoch, Maria Luiko oder Elisabeth Springer im Sonderthema vor.

Weitere Themen: Inspiration | Technik | Labor | Bücher | Ausstellungen | Im Gespräch

Foto: Tenki Hiramatsu

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