Vom Klang der Bilder, Rosen und Monumenten
Liebe Leserin, lieber Leser,
er möchte den Klang malen, Gedankenmelodien ebenso wie die Musik, die seinen Schaffensprozess begleitet: Die Werke von Eberhard Ross haben mit ihren pulsierenden Farben und filigranen Liniengeflechten faszinierende Strahlkraft, denn sie berühren tief im Inneren mit erstaunlicher Resonanz. Der Mülheimer Künstler kreiert durch feine Einritzungen in die Oberflächen seiner Bilder visuelle Klangräume mit Tiefenwirkung. Julia Behrens hat sich für das Porträt in dieser Ausgabe mit ihm über seinen synästhetischen Ansatz und seine Affinität zu Musik und Natur unterhalten.
Das ästhetische Ideal Ludwigs I. hingegen orientierte sich Richtung Süden, denn der König von Bayern liebte Italien, die Antike und die Renaissance. Der kunstsinnige Schöngeist aus dem Hause Wittelsbach verband mit viel Geschick Macht und Kunst miteinander: Er beauftragte Agenten und Architekten, Künstler und Kunsthändler, um mit seinen monumentalen Projekten südlichen Glanz nach München zu holen. „Schönheit? Chefsache!“ ist unser Sonderthema betitelt, das von der Isar an den Tiber und retour führt.
Ganz anders der außergewöhnliche künstlerische Weg von Isa Genzken: Sie bürstete etablierte Kunstauffassungen gegen den Strich, fügt Trash zu Skulpturen und setzt sich kritisch mit Architektur und der Moderne auseinander. Zu ihrem 75. Geburtstag im November macht ihr die Neue Nationalgalerie Berlin ein besonderes Geschenk: Ihre Werke treten in einen Dialog mit der gläsernen Architektur Mies van der Rohes, und die Künstlerin revanchiert sich mit einer riesigen Rose für das Publikum.
Vom Gedanken der Nachhaltigkeit im Atelier sind schließlich die Inspirations- und Technikthemen dieser Ausgabe beflügelt – sie zeigen, wie auch scheinbar nutzlos Übriggebliebenes wieder Verwendung in reinen Farben finden kann.
Viel Vergnügen beim Lesen wünscht
Dr. Sabine Burbaum-MachertPorträt
6–17 Malerei als Ereignis Eberhard Ross schafft farbige Klangräume
Thema
18–31 Schönheit? Chefsache! Ludwig I. von Bayern und die Liebe zu den Künsten
Technik
32–37 Was von den Stiften übrigblieb …
Persönlich
38–39 Ein Titan, der über allem steht Lars Teichmann schätzt das reine Weiß
Hintergrund
40–43 Pflanzenkunst oder: Die Pflanze als Material in der Kunst
Inspiration
44–51 Reine Leuchtkraft
Labor
52–53 Die Klarheit der Linie
Bücher
54–63 Bücher, Buchtipps
89 Kunst+Material im Abonnement
Ausstellungen
64–69 Kein Stillstand
„Isa Genzken. 75 / 75“ in der Neuen Nationalgalerie Berlin
70–73 Vom Erscheinen und Verschwinden der Dinge
Cornelius Völker im Kunstpalast Düsseldorf
74–77 Lichtkünstler und Wolkenmaler Impressionismus in Holland
78–83 Termine
Im Gespräch
84–87 Ungebrochene Leidenschaft für die Farbe
Lascaux Colours & Restauro feiert 60-jähriges Jubiläum
88 Hommage an die Pop-Art
Themenwand bei boesner in Freiburg
94–95 Marcel fragt Eberhard, Cartoon, Rätsel
90–91 Farbkasten
92–93 Kurz notiert
96 Vorschau, Impressum
Malerei als Ereignis
Eberhard Ross schafft farbige Klangräume
Es ist laut im Kunstbetrieb. Und das nicht nur, weil das Publikum wieder durch Galerien, Museen und Messen drängt. Auch die Artefakte sind bemerkenswert schrill: Große Formate, knallige Farben, glänzende Oberflächen verdichten sich da schnell zu einem Konzert anstrengender Vielstimmigkeit. Zum Glück aber bieten einzelne Positionen leisere Töne. Sie verströmen Ruhe und Intensität, sie lassen den Klangteppich abebben und ermöglichen Momente der Konzentration.
Dazu zählen die Werke von Eberhard Ross. Der erfolgreiche, 1959 in Krefeld geborene Maler wird deutschlandweit und international durch eine Reihe von Galerien vertreten. Und so konnte und kann man in 2023, wie zum Beispiel auf der Art Karlsruhe, gleich mehrmals vor seinen Werken innehalten.
Die abstrakten Gemälde mit ihren fein abgestuften Farbverläufen und ihren zarten, unendlich filigranen Liniengeflechten haben eine erstaunliche Wirkung. Sie entwickeln nicht nur eine so starke Leuchtkraft, dass zweifelnde Rezipienten vergeblich nach einer künstlichen Lichtquelle suchen, sondern sie besitzen auch eine so suggestive, eindringliche Tonqualität, dass sie damit oft eine besondere, von innerer Berührung begleitete Resonanz bei den Besuchern hervorrufen [1].
Wie viel seine Kunst tatsächlich mit Musik zu tun hat und wie wichtig Ross dieser synästhetische Ansatz ist, das erzählt der Künstler beim Gespräch in seinem Atelierhaus in Mülheim an der Ruhr. Das eigenwillig geformte, orange Gebäude befindet sich im Hinterhof einer Reihe von Mehrfamilienhäusern und erinnert in seiner kräftigen Farbigkeit an den Grundton vieler Bilder des Malers. Man ahnt zwar, dass es aus einem früheren Gewerbebau erwachsen ist, doch die Architektur besitzt heute in ihrer kubistischen Struktur eine fast schon skulpturale Anmutung. 2003 hat der Künstler hier eine ehemalige Schreinerei gekauft, renoviert und 2010 nach eigenen Plänen um ein Obergeschoss erweitert, das ihm seitdem als Wohnbereich dient.
Mit ungewöhnlichen Proportionen wartet auch das ebenerdige, 140 m2 umfassende Arbeitsareal auf: ein großer, offener Raum mit einer halb stehen gelassenen und mit einer weiteren Öffnung versehenen Wand sowie angrenzenden kleineren Zimmern, die das Büro, das Depot fertiger Werke und Leinwände unterschiedlicher Vorbereitungsstufen beinhalten. Am auffallendsten ist der weiße, helle Schacht über der zentral platzierten, selbst entwickelten Staffelei, die durch ein Oberlicht im Pultdach des Obergeschosses mit Licht versorgt wird.
Beim Milchkaffee an einem rustikalen Tisch im gegenüberliegenden Küchen- und Essbereich erklärt der Künstler, dass es mittlerweile mehrere Serien gibt, die das Thema Klang durchzieht. Dazu passt, dass der Ursprung seiner abstrakten Arbeiten, die er seit dem Jahr 2000 entwickelt, in der Naturbetrachtung fußt. Schnell wird klar, dass Ross‘ künstlerische Entfaltung nicht nur durch das Aufgreifen wesentlicher, weichenstellender Impulse und Quellen, sondern auch durch genaueste Beobachtungen und eine permanent geistig wie physisch fordernde Befragung an das Medium Malerei geprägt ist. Zwar wirken Vorbilder und Ressourcen dabei auf unterschiedlichen Ebenen, scheinen sich letztlich aber auf erstaunliche Weise gegenseitig zu bedingen. Und das führt zu einer Handschrift, die auf der Basis stetig neuer Ansätze Varianz in Kontinuität fortschreibt.
Schon als Jugendlicher entscheidet sich Eberhard Ross für eine künstlerische Laufbahn. Wichtige Anreize erhält er durch einen Kunstlehrer, der ihm Kandinskys Klassiker „Über das Geistige in der Kunst“ und Eugen Herrigels berühmtes Buch „Zen in der Kunst des Bogenschießens“ in die Hand drückt. Auch eine Exkursion nach London und die Begegnung mit Werken William Turners in der Tate Gallery bestärken Ross in seinem Entschluss. Anschließend studiert er an der Folkwang Universität der Künste in Essen bei László Lakner und Friedrich Gräsel. Der Einfluss seiner Lehrer, vor allem der Lakners, wird allerdings erst später evident. Während des Studiums interessiert sich Ross, inspiriert durch die Neuen
Wilden, eher für figurative Malerei und Zeichnung. Parallel dazu lässt er sich über mehrere Jahre von einem japanischen Roshi in Zen-Meditation unterweisen, ohne zu ahnen, dass dies ebenso wesentlich zu seiner künstlerischen Entwicklung beitragen wird.
Auf dem Weg in die Abstraktion „kommt der wichtigste Einfluss aber von meinen Kindern“, erzählt der gefragte Maler begeistert. In den 1990er-Jahren entscheidet er sich bewusst für eine Zeit als Hausmann. Er zieht seine drei Söhne groß, baut Möbel und Kasperletheater für sie und beschäftigt sich damals intensiv mit Paul Klee, der sich ebenfalls hauptverantwortlich um den eigenen Sohn Felix gekümmert und für ihn Spielzeuge kreiert hat. Ross geht mit den Kindern fast täglich in die Natur und beginnt dabei, Bäume und Pflanzen genauer in den Blick zu nehmen. Mit der Zeit ist er in der Lage – angeregt durch den Entdeckergeist und das kindliche, abstrakte Sehen seiner Jungs – sich wiederholende Muster und Strukturen, Geraden und Ungeraden in der Natur zu erkennen. Zudem öffnete ihm eine ältere Dame bei der gemeinsamen Be-
trachtung eines Rothko-Bildes in einer Ausstellung hinsichtlich der sinnlichen, emotionalen Wirkung dieses Werks die Augen. All das sind Auslöser für einen künstlerischen Neuanfang, der mit größeren zeitlichen Freiräumen, einem in Essen angemieteten Atelier und zufällig mit dem Beginn des 21. Jahrhunderts zusammenfällt.
Dass Ross der Linie treu bleibt, aus der er vorher Gegenständliches entwickelt hat, beweist er im Jahr 2000 mit einem Projekt, bei dem er an jedem Tag eine Bleistiftskizze anfertigt: „Ich komme ja eigentlich von der Zeichnung her, vom Schwarz-Weiß, da hatte auch die asiatische Kunst großen Einfluss“, erklärt der Maler. Indem er im Vorfeld auf den Rat eines Sohnes bei der Darstellung einer Himmelsleiter „einfach mal die Engel“ weggelassen hat, befreit Ross den Strich jetzt von seiner klassischen Abbildfunktion und versieht ihn mit einer ganz anders gearteten mimetischen Qualität.
In seinen nun folgenden Gemälden und Papierarbeiten verwebt er ihn zu komplexen Netzen und Geflechten, oft aus einer Kombination von geraden und gekurvten Partien, oder zu engen, waagerechten Reihungen kleiner, scheinbar unregelmäßig gesetzter Senkrechten [2]. Analog zur Initiale der Naturbeobachtung, die ihn zu diesem Schritt veranlasst hat, gibt es am Anfang – ähnlich wie bei einem neuen vegetabilen Spross –immer eine erste initiale Setzung, aus der „dann der Rest der Arbeit wie von selbst erwächst“. Tatsächlich scheint es Ross in den Nullerjahren gelungen zu sein, in dieser Werkserie mit dem Titel organische geometrie natürliche Prozesse nachzuvollziehen, sie anhand von Mustern biologischer Systeme darzustellen. Die Werke wirken wie von der Natur gefertigt und enthalten offensichtlich sogenannte Fraktale, also in der Landschaft ablesbare, geometrische Strukturen. Damit werden sie in gewisser Weise selbst Teil übergeordneter Entstehungszusammenhänge und sind alles andere als eine reproduzierende Wiedergabe des auf den ersten Blick Sichtbaren.
Das kommt an: Eberhard Ross wird von einer Galerie unter Vertrag genommen und erregt die Aufmerksamkeit von Naturwissenschaftlern, die auf diesem Gebiet forschen. Zum Beispiel
von dem Physiker und Biologen Hans Meinhardt, der sich mit dem Phänomen organischer Muster beschäftigt, oder von dem Biochemiker Prof. Matthias Geyer, der den Maler ins Max-PlanckInstitut für molekulare Physiologie in Dortmund einlädt und ihm unter dem Elektronenmikroskop ganz ähnliche „Zeichnungen“ natürlicher Zellformationen vorführt. Seine eigene künstlerische Forschung hat ihn hier bereits weit gebracht.
Parallel dazu feilt Ross an seiner Fähigkeit, sich stundenlang zu konzentrieren und die feinen Liniengespinste oder -reihungen in einem gleichmäßigen All-Over zu erzeugen. Das kostet Zeit
und führt gelegentlich zu Misserfolgen. Doch gerade das Scheitern bringt ihn weiter, wie er erzählt: Nachdem er ein Bild „kaputt gemalt“ hat, vernichtet er es mit schwarzer Farbe und fährt dann mit der Rückseite des Pinsels durch die noch feuchte Schicht. Die darunter liegende hellere Fläche kommt als feine Linie zum Vorschein – mit dem Resultat, dass Ross daraus seine charakteristische Kratztechnik hervorbringt, die vor allem für die sich in anderen Reihen fortsetzende Serie der speicher-Bilder so wichtig werden soll: Im Gegensatz zur tonal oft erdigen Anmutung der organischen geometrie – ein Begriff, den der Künstler von seinem Mentor Raimer Jochims entlehnt hat – sind die speicher durch
monochrome Farbfelder in intensiven Rot-, Blau- und Grüntönen sowie durch den Kontrast von lichtem, meist gelb-orangenem Untergrund und dunkler Oberfläche gekennzeichnet. In ihnen werden graduell jeweils beide Schichten zur Mitte hin heller, wie im speicher 03712 von 2012 [3]: Unendlich viele, unterschiedlich gerade und gebogene Linien begegnen und durchkreuzen sich hier in einem scheinbar unentwirrbaren Chaos und verschmelzen auf faszinierende Weise doch zu einem homogenen Gefüge. Durch die sich verdichtenden, dunkleren Ränder scheint es aus dem Zentrum des Bildes herauszuleuchten, eine große pulsierende Kraft geht von ihm aus: Durch den buchstäblich eingravierten Ablauf werden die von Ross angelegte Zeit und Energie dann – in „gespeicherter“ Form – jenseits der Leinwand spürbar.
Dabei hängt der Entstehungsprozess der speicher von kritischen Parametern ab: Weil eine falsche Setzung die Harmonie der Komposition zerstören kann, ist es entscheidend, keine zu langen Pausen beim Malen einzulegen. Maximal 15 Minuten kann der Künstler sich von der Leinwand entfernen, ohne dass sich sein Duktus ändert. Hinzu kommt die Trocknungsdauer der Ölfarbe, wie Ross betont: Innerhalb von 48 Stunden muss er jede Arbeit, egal in welcher Größe, beendet haben, weil der Ölfilm sonst reißt und zu Verwerfungen auf der Oberfläche führt. Daraus resultieren bei größeren Formaten (bis maximal 170 x 160 cm) enorm lange Sitzungen, die zunächst bis zu 20, heute bis zu etwa 16 Stunden in Anspruch nehmen können. Und da bringt sich die Zen-Praxis von Ross ins Spiel. Denn die Arbeit versetzt den Künstler in einen so eindringlichen wie kontemplativen und mental ausgeglichenen Zustand.
Neben der Natur ist es jetzt die Malerei per se, die zur Sprache kommt: Ross‘ reale Position im Atelier, sein nahezu meditativer, über viele Stunden geführter Dialog mit Farbe und Leinwand wird zum Inbegriff seiner individuellen Positionierung in der Kunst.
Der Erfolg bleibt nicht aus: Schon 2006 bestreitet Ross in Mülheim und Herne seine erste institutionelle Einzelausstellung. Es folgen Ange-
bote von Galerien und Einladungen zu Schauen in Deutschland, England und Kanada. Besonders stark wahrgenommen wird Ross‘ vermeintliche Rückkehr in die Gegenständlichkeit: Der Maler beginnt um 2010, natürliche Strukturen von zeichnerischer Qualität mit der Kamera festzuhalten und kreiert auf dieser Basis die Gemälde-Serie nature. An der Ostsee gelingen ihm eindrucksvolle Aufnahmen von Staren-Schwärmen, die er in großformatige Schwarz-Weiß-Bilder übersetzt. Die Vögel gibt er in ihrer Bewegung verwischt wieder, den nächsten, von einer unsichtbaren Schwarmintelligenz gesteuerten Richtungswechsel schon implizierend. Doch im Kern bleibt seine Aussage abstrakt, denn hier ist erneut relevant, welche „Muster und Rhythmen entstehen, welche Zwischenräume und Pausen“, so Ross [4].
Tatsächlich kommt der Musik da schon eine große Bedeutung zu. In ihr findet er die ideale Begleitung und Inspiration, quasi eine innere Konsonanz beim Malen. Zunächst sind es Keith Jarretts Klavierimprovisationen, die sogenannten Sun Bear Concerts, die ihn begeistern und ihm helfen, das jeweils lange Schaffenskontinuum sowie ein hohes Arbeitspensum zu bewältigen. „Es geht darum, wie Klang entsteht. Es ist zunächst ein zartes Gebilde, das sich aus einem Akkord entwickelt und das schnell durch einen Seitenwind in Unordnung geraten kann“ erzählt der Künstler. „Eine Musik, in der es Raum gibt, wo Flächen stehen bleiben“, merkt er an anderer Stelle an. Und so wie sich das Gefühl in ihm ausbreitet, dass die Jazzgröße „seine Bilder spielt“, so wird ihm selbst bewusst, dass er „Klang malen“ möchte.
Zwar hat Ross schon vorher meist klassische Musik, vor allem Bach, beim Malen gehört, doch von jetzt an fließen die Stücke einiger Interpreten – aus dem Bereich des Jazz und der experimentellen Musik – unmittelbar in die Kreation mit ein. Außerdem beginnt durch die Affinität zu Jarrett 2006 eine enge Zusammenarbeit mit dem Label ECM, dessen Leiter Manfred Eicher zahlreiche Darstellungen von Ross für die Cover seiner CD-Produktionen verwendet.
Auch zur asiatischen Musik empfindet der Maler eine tiefe künstlerische Verbundenheit, zum Beispiel zum Gesang der tibetischen Nonne Ani Choying Drolma, die er später zu einem Konzert ins Atelier einlädt. In dem hohen, offenen und lichtdurchfluteten Wohnraum über seiner Werkstatt, in dem zahlreiche Arbeiten von lokalen und befreundeten Künstlerinnen und Künstlern die Wände zieren, veranstaltet Ross gern kulturelle Events. Neben einem Klavier im Erdgeschoss befindet sich hier ein Spinett, auf dem er in seinen kurzen Malpausen spielt.
Eine wesentliches Klangerlebnis erfährt der Maler auch während seines Artists-in-Residence-Aufenthalts 2012 in Südkorea: Dort
empfiehlt ihm jemand die Sanjo-Musik des Komponisten und Gayageum-Spielers Hwang Byungki. Ross ist sofort ergriffen von dessen zeitgenössischen Interpretationen, die seiner eigenen Form der Kreation so wunderbar entsprechen – als Inbegriff einer „scattered melody, einer verstreuten Melodie“. Durch diese Anregung und die Beschäftigung mit der koreanischen Kultur werden seine Bilder vor Ort heller, der Duktus der geritzten Linien weicher. Jetzt herrschen an der Oberfläche Weißtöne vor, durch die sich die nach wie vor orangefarbene Lineatur ganz anders auffächert, zarter und transzendenter wird. Außerdem verwandeln sich in Ross’ Sanjo-Serie, die zur Familie der speicher-Bilder zählt, die Geraden und Kurven in fast schriftartige Kringel, die eine harmonisch-oszilierende Bewegung – sowohl in den Bildraum hinein als auch aus der Leinwand heraus –evozieren [5].
Und das resultiert unmittelbar aus Ross‘ essenzieller, alle Sinne erfassender Versenkung in Farbklänge hinein: „I breath the paint and it breathes back. I see the paint and it sees back. I hear the paint and it sounds back”, heißt es im Katalog der dazugehörigen Einzelausstellung in Seoul 2013 so einleuchtend. Der Künstler hat nun zu einem Ausdruck gefunden, die seiner auf Kandinsky bezogenen Suche nach der „inneren Notwendigkeit“, sich bildnerisch zu artikulieren, vollkommen entspricht. Die von Ross im Austausch mit der Farbe erlebte Intensität und die während der Arbeit empfundene Ruhe überträgt sich stark auf die Menschen vor der Leinwand. Zunächst ist man fasziniert von der Technik, versenkt sich dann in die bildimmanenten Schwingungen, spürt die ausgleichende Wirkung und kommt in Einklang mit sich selbst.
Seinerseits berührt ist Ross bei einer Ausstellung von Agnes Martin in der Tate Modern in London 2015. Einmal mehr spürt er die Verwandtschaft zu dieser außergewöhnlichen Künstlerin und ist besonders von einer Serie sehr heller Bilder beeindruckt.
Gleichzeitig bleibt die melodische Qualität seiner Bilder auch Musikern nicht verborgen: Ein Klassik-Duo lädt ihn nach Florenz ein, wo er 2016 seine Kunst in einer der schönsten Kirchen Italiens, in San Miniato al Monte, sowie an anderen Orten der Stadt präsentieren kann. Dafür entwickelt er die Reihe fermata, in der er jeweils einen Farbakkord in mal helleren, mal kräftigeren Tönen in unglaublich feinen Abstufungen und kleinsten Ziselierungen durchaus ortsbezogen zum Klingen bringt. So hat er beispielsweise für die romanische Krypta von San Miniato, in der er früh morgens dem Laudate der Mönche beiwohnen darf, eine Arbeit in einem ins Ocker tendierenden Gelb geschaffen, die die Proportionen einer darüberliegenden, tiefen Fensternische aufnimmt und selbst eine enigmatische, warme Farbwirkung entfaltet.
Als fermata oder Fermate wird in der Kompositionslehre ein Ruhezeichen verstanden, mit dem ein Ton beliebig lange gehalten werden kann. Analog dazu scheint sich aus diesen Bildern der Klang sehr weit in den Raum auszudehnen. Außerdem – und das ist neu – zieht sich der orange, in der Lineatur aufscheinende Malgrund, dessen Intensität an der Oberfläche verborgen bleibt, um die jetzt nach hinten abgeschrägten vier Seiten der Werke. Der davon ausgehende, gegen die Wand reflektierte Schimmer umgibt die Arbeiten wie ein immaterieller Rahmen [6]. Von der synästhetischen Qualität dieser Reihe sind auch zwei Gehörlose angetan, die bei einem Open-Studio-Rundgang in Frankfurt unterwegs sind. Dort hat der Maler seit 2010 einen zweiten Wohnsitz und einen weiteren Arbeitsraum im großen, von der Stadt geförderten Atelierhaus in der Schwedlerstraße.
In der Coronazeit wird erneut die Natur Ausgangspunkt und Ausdruck der Kunst von Ross: Nun sind es das Licht und die Farben des Himmels, die ohne Flugverkehr wesentlich klarer und reiner erscheinen. Und wieder werden in der daraus resultierenden Serie on the nature of daylight Stimmungen nicht nachgebildet, son-
dern selbst erzeugt: in jetzt stärker gebrochenen, gerade die Dämmerung einfangenden rötlichen, orange- und ocker-, beige- und graufarbenen Nuancen, die einen mit ihren deutlich diffuseren Übergängen bei der Betrachtung in eine Art Schwebezustand versetzen [7]
Zum ersten Mal gelingt es dem Künstler, das aus dem Zentrum hervorgehende Strahlen ohne die hellen Töne des mit einer fein geschliffenen Radiernadel freigelegten Untergrunds zu evozieren. Auch diesmal werden die transluziden Werke bei ihrer Entstehung von Musik getragen, unter anderem von dem titelgebenden Stück von Max Richter.
Wie eine logische Fortführung scheint da die derzeitige Zusammenarbeit mit der bekannten Pianistin und Komponistin Pascale Berthelot aus Frankreich: Der Künstler „malt“ ihre Musik und sie komponiert zu seinen Bildern. Das Projekt namens resonance islands wird im Frühling 2024 in einer Ausstellung in Ross‘ Pariser Galerie Amelie Maison d‘Art und einem Buch samt Tonträger münden.
Überraschend anders sind die jüngsten Arbeiten, die der Mülheimer während eines Artist-in-Residence-Aufenthalts in Paris im Frühling 2023 geschaffen hat. Aufgrund von Platzmangel entscheidet sich der Künstler dort für Gouache auf Papier und gerät in einen wahren Schaffensrausch. Es entstehen dunkle, mit farbigen Einsprengseln melierte Blätter, die von einem unglaublich dichten Netz aus kleinen, scheinbar chaotisch gesetzten weißen Pinselhieben und -schwüngen überzogen sind. In beeindruckend ausgefeilter Technik bezieht sich Ross darin auf die White Writings des von ihm hoch verehrten Malers Mark Tobey. Mit dem amerikanischen Künstler verbindet ihn die Liebe zur asiatischen Kultur sowie ein Faible für die fernöstliche Kalligrafie und die daraus resultierende Nähe von Bild und Schrift.
Schon Ende der 1990er-Jahre hat sich Ross von Tobeys Werken inspirieren lassen und greift den Faden jetzt wieder auf. Dabei fließen Eindrücke von einem aktuellen Besuch in Chartres oder die Begegnung mit den Seerosenbildern Monets in der Pariser Orangerie mit ein.
Zurück im Atelier überzieht er auch auf der Leinwand die nun ungewöhnlich bewegten Malgründe, die das Farbspektrum der gotischen Kirchenfenster und die Abstraktionsgedanken des Impressionisten in sich tragen, mit einer weißen Lineatur. Doch dann verzichtet er auf den letzten Schritt und lässt das zuvor „Untere“ nun als Oberfläche stehen. [8]
Immer wieder gelingt es Eberhard Ross, mit und in seiner Kunst Grundsätzliches zu formulieren. Von Bedeutung ist nicht, etwas „nachzuzeichnen“, sondern etwas hervorzubringen, das sich in,
mit und zwischen den Linien ereignet. Es ist die Sichtbarmachung elementarer Strukturen, die mit Erkenntnissen aus Disziplinen wie der Biologie, Physik oder Mathematik korrespondiert. Dazu kommt die formale Verwandtschaft zwischen Ross‘ Werken und der experimentellen Musik, in der herkömmliche Formate und Narrative aufgegeben werden, sich das Ganze aus der Improvisation und einer im Intuitiven liegenden Harmonie entwickelt. Ohne hier zu sehr den klassischen Geniegedanken zu bemühen, der besagt, dass von göttlicher Eingebung beseelte Künstler selbst Werke der Schöpfung hervorzubringen in der Lage sind, schafft der Maler äußerst subtile, zeitlose und individuelle Ordnungssysteme. Das spürt auch das Kunstpublikum, entdeckt Ross‘ universelle, farbige Klangräume, hört in sich hinein und tritt im Idealfall mit der eigenen, inneren Welt in Verbindung. #
Julia BehrensEberhard Ross
Geboren 1959 in Krefeld
Studium an der Folkwang-Universität der Künste bei László Lakner/Friedrich Gräsel
Lebt und arbeitet in Mülheim an der Ruhr und Frankfurt am Main
Einzelausstellungen seit 2010 (Auswahl)
2010 „space between“ | Four Square Fine Arts, c/o Redchurch Gallery, London
2010 „organische geometrie 2“ | Museum Kalkar
2010 „organic geometries“ | Nikola Rukaj Gallery, Toronto
2011 Galerie Hübner & Hübner, Frankfurt am Main
2011 Galerie Heimeshoff, Essen
2012 „zwischenräume“
Galerie Kunst2, Heidelberg | Kunstverein Eislingen
2013 „silent spaces“ | Kunstverein Unna, Unna | Galerie Frank Schlag & Cie, Essen | Galerie Hübner & Hübner, Frankfurt am Main | Four Square Fine Arts, London
2014 „Luminescence – think of your eyes as ears“
Hölzl Kunstprojekte, Düsseldorf | Galerie Kunst2, Heidelberg | YoungEun Museum, Gwangjiu, South Korea | JJ Joong Jung Gallery, Seoul/Gangnam, South Korea
2015 „Luminescence – think of your eyes as ears“
Galerie Frank Schlag, Essen | Galerie Hübner & Hübner, Frankfurt | artpark gallery, Karlsruhe
2015 „contemplation“ with Neringa Vasiliauskaite | Galerie stoerpunkt, München
2016 „the fermata series“ | The Wildside Gallery, Antwerpen, Belgien | Galleria Il Ponte, Florenz, Italien | Kloster San Miniato, Florenz, Italien | Galerie Kunst2, Heidelberg | 2017 Galerie Frank Schlag, Essen
2017 „silent spaces“ | Galerie Fenna Wehlau, München
2017 „fermatas & lauds“ | Artpark Gallery, Karlsruhe
2018 „fermata“ | Gallery Ginza G2, Tokyo, Japan
2018 „silentium“ | Galerie Hübner & Hübner, Frankfurt | Galerie Kunst2 Stefanie Boos, Heidelberg
2019 „refugium“ Artforum Ute Bart, Zürich | am design Gallery, Antwerpen, Belgien | Galerie Fenna Wehlau, München | Nikola Rukaj Gallery, Toronto | Duo show mit Bruno Walpoth / Bildhauer | Galerie Straihammer | Seidenschwann, Wien | Duo show mit Bruno Walpoth/Bildhauer | Galerie Frank Schlag, Essen
2020 Verein für aktuelle Kunst, Oberhausen
2020 „refugium“ | Galerie Hübner & Hübner, Frankfurt | Amelie Maison d'Art, Paris | mit Margit Hartnagel | Dreieinigkeitskirche, München | Galerie Stefanie Boos, Heidelberg
2021 „painting“ | Galleri Kai, Kopenhagen
2021 „listening to colours/watching sounds”
Galerie Schuermann, Kamp Linfort | Galerie Fenna Wehlau, München | Projektraum Streitfeld, München
2022 Eberhard Ross/Stephan Wurmer | Kunstverein Offenbach
2022 Eberhard Ross/Dieter Kränzlein | Kunsthaus Fischer, Stuttgart
2022 Eberhard Ross/Dieter Kränzlein | Artforum Ute Barth, Zürich
2022 „listening to colours/watching sounds”
Galerie Hübner & Hübner, Frankfurt | Galerie Stefanie Boos, Heidelberg | Galerie Frank Schlag, Essen
2023 „Kalymma” | St. Michaelis Kirche, Erfurt
2023 „good on paper” | Rukaj Gallery, Toronto
2024 „resonance islands“ | Klangbildprojekt mit Pascale Berthelot, Komposition, Piano | Galerie Maison d’Art, Paris
2024 „sound clouds“| Galerie Fenna Wehlau, München
Auszeichnungen
2007 Hermann Lickfeld Award
2013 Ruhr Award of Arts and Sciences
Artist in Residence
2014 Youngeun Museum of Contemporary Art | Gwangjiu
2017 | 2020 | 2023 Cité International des Arts, Paris
Werke in öffentlichen und privaten Sammlungen
Museum of Art Alte Post, Mülheim an der Ruhr | Art Collection NRW, Cornelimünster Aachen | YoungEun Museum of Contemporary Art, Korea | Stadt Essen | Royal Bank of Canada | pro arte Foundation, Sparkasse Biberach | Kunstraum Villa Friede, Bonn | Deji Art Museum, Nanjing, China
Publikationen (Auswahl)
Eberhard Ross: fermata. San Miniato al Monte/Firenze, Florenz 2016
Rukaj Gallery, Toronto (Hrsg.): Eberhard Ross. Refugium, Essen 2019
Galerie Fenna Wehlau, München (Hrsg.): Eberhard Ross: listening to colours, watching sounds, München 2021
Kontakt
www.eberhard-ross.de
Schönheit? Chefsache!
Ludwig I. von Bayern und die Liebe zu den Künsten
Es sind so ziemlich mit die schönsten ersten Sätze der deutschen Literatur: „München leuchtete. Über den festlichen Plätzen und weißen Säulentempeln, den antikisierenden Monumenten und Barockkirchen, den springenden Brunnen, Palästen und Gartenanlagen der Residenz spannte sich strahlend ein Himmel von blauer Seide, und ihre breiten und lichten, umgrünten und wohlberechneten Perspektiven lagen in dem Sonnendunst eines ersten, schönen Junitages“.1
Der Witz ist hier, dass Thomas Manns Erzählung „Gladius Dei“ zwar die avantgardistische Szene von 1900 beschreibt, aber ein München evoziert, das wesentlich aus dem vorhergehenden Jahrhundert stammt – der Zeit Ludwigs I. Die „schöne und gemächliche Stadt“, belebt von wohlgekleideten Menschen, die flanieren oder „die Freitreppen der Museen hinansteigen“, sie beeindruckt den unlängst aus dem sparsam protestantischen Lübeck zugezogenen Neubürger Thomas Mann mit ihrer so überraschend südlich geprägten Atmosphäre, den „wohlberechneten Perspektiven“ und den „Freitreppen der Museen“. Und sie tut es noch heute! Kaum eine deutsche Großstadt ist so sehr bis heute durch einen einzigen Regenten so geprägt wie München durch Ludwig I. – einen Herrscher, dem die Kunst, die Literatur, die Architektur, kurz: die Schönheit Lebenselixier war.
Grundkurs in Sachen Schönheit
Woher diese entschiedene Gewichtung? Ludwigs Leben spiegelt die Verwerfungen seiner Zeit: 1786 in Straßburg geboren als Prinz aus dem Hause Wittelsbach – da konnte von künftiger Königswürde noch keineswegs die Rede sein, denn seinem Vater, dem Prinzen (und Oberst der französischen Armee) Max Joseph gelingt erst zwanzig Jahre später im Windschatten Napoleons die Rangerhöhung Bayerns zum Königreich und damit die Thronbesteigung als Maximilian I. Prinz Ludwigs frühe Jahre jedoch sind geprägt von politischer Instabilität, der Flucht in der Folge der Französischen Revolution und dem Erlebnis der Beschießung der Stadt Mannheim 1794, wo die Familie Unterschlupf gefunden hatte. Nach der einstweiligen Stabilisierung der Verhältnisse studiert
der Kurprinz in Göttingen, wo neben Alter Geschichte die Literatur einen Schwerpunkt bildet. Und schließlich – seit dem 18. Jahrhundert der obligate Abschluss der Ausbildung für einen jungen Mann aus adeligem Hause – die ausgedehnte Italienreise 1804/05. Wenig später wird Ludwig, mit der Erhebung Bayerns zum Kö nigreich, zum Kronprinzen, eine Rangerhöhung, die mit intensiver Vorbereitung auf die künftige Rolle als König einhergeht.
Aber, und jetzt kommen wir zurück zur Frage nach der Schönheit, diese erste Reise in den Süden bleibt nicht die letzte: Dutzende von Aufenthalten in der Folge verstärken die beim ersten Besuch empfangenen Eindrücke. Möglicherweise drängt es Ludwig dabei nach der Wiederholung eines als geradezu erschütternd empfundenen Eindruckes auf jener ersten Reise. Denn als die kleine Reisegesellschaft, neben Ludwig der Erzieher und ein Freund, im Dezember 1804 in Venedig anlangt, geht es an ein straffes
Besichtigungsprogramm, das neben den für einen künftigen Herrscher relevanten Punkten wie Handel und Manufaktur natürlich auch die kulturellen Highlights umfasst. Die üblichen Verdächtigen also: Piazza mit Caffè Florian, Dogenpalast, die Zyklen von Tintoretto in den Scuole und Kirchen, die Sammlung der Accademia und so weiter. Ein einziger Programmpunkt aber wird zum förmlichen Erweckungserlebnis für den gerade einmal 18-Jährigen: der Besuch im Palazzo Albrizzi. Nach Bibliothek, Kupferstichen, Gipsabgüssen steht da plötzlich ein Marmor des europaweit gefeierten Bildhauers Antonio Canova. Die Hebe ist eine junge Frau voller Grazie, die aus einem emporgehaltenen Krug den Göttertrank Ambrosia in einen in der anderen Hand gehaltenen Pokal schenkt. Die Tochter des Zeus ist Inbegriff von Jugend, Anmut und Schönheit. Noch ganz in Bann geschlagen, versucht der junge Mann im fast atemlosen Stakkato des Tagebrucheintrags seinen Eindruck in Worte zu fassen:
„Eine ½ Stundte konnte ich mich nicht von ihr entfernen (…) Wie ein Magnet zog mich dieses Ideal an sich; ich musste umkehren ich konnte mich nicht verweilen wo Hebe nicht war (…) ich musste zu ihr, und staunen was der Mensch vermag; o wahr ist es, dass er Gottes schönstes Geschöpf ist (…) Der sich bei dem Anblick dieser Statue nicht von der Erde erhoben fühlt, der noch im Stande ist, an sinnliche Sachen zu denken; o der ist nicht würdig einen einzigen Blick auf sie zu werfen. Mit Mühe riss ich mich von dem Anblick dieses Ideals, dass so sehr gemacht ist, das Irdische vergessen zu machen los, um wegzugehen …“2
Auffällig ist bei dieser Beschreibung, dass Ludwig hier weniger das Werk selbst im Blick hat als vielmehr die seelische Wirkung, die es in ihm hervorruft: „Du musst dein Leben ändern“, so heißt es ein knappes Jahrhundert später bei einem anderen Autor, Rainer Maria Rilke nämlich, der ein anderes Kunstwerk beschreibt, den Torso vom Belvedere: Bei allem Abstand im Sprachlichen aber, der appellative Impakt ist gleich.
„Hingerissen erhoben in die geistig ‚schönen‘ Regionen“ und zwar dauerhaft! Ein für alle Mal, so heißt es in einem 1829 veröffentlichten Gedicht des nunmehr gekrönten Ludwig: „Der Sinn für die Kunst war in mir aufgegangen.“3 Nebenbei: Auffällig bei obiger Würdigung der Wirkung der Hebe der explizite Akzent, der auf die ent-sinnlichende Kraft des Kunstwerks gelegt wird. Unfreiwillig komisch (oder aber psychologisch erhellend) bei einem Menschen, der sinnliche Genüsse jeder Art (im späteren Leben) mit voller Hingabe zu genießen wusste …
Die Kunst besteht nicht nur aus Skulpturen, Gemälden, Gedichten und Bauwerken. Nein, sie ist auch eine spezifische Lebensform, ein Pulsen der Kreativität, das alle Lebensbereiche durchdringt und unter Gleichgesinnten zwischenmenschliche Wärme erzeugt: Ludwig ist fasziniert. Das von ihm beauftragte und 1824 in Rom entstandene Gemälde von Franz Ludwig Catel [1] lässt genau diese Qualität aufleuchten: Man feiert in fröhlicher Runde bei offenen Fenstern vor grandioser Kulisse nahe der Ripa Grande, des alten Flusshafens der Stadt – er fiel der Kanalisierung des Tibers im späten 19. Jahrhundert zum Opfer-, alle sitzen (bzw. stehen) um den langen gemeinsamen Tisch herum. Der Kronprinz ist Teil dieser munteren Runde, es ist förmlich zu hören, dass in angeregter Wechselrede Fragen der Künste, der Ästhetik oder auch nur der Vorzüge des römischen Weins diskutiert werden. Ludwig ist ganz entspannt primus inter pares, seine Sonderrolle wird nur dadurch angezeigt, dass er es ist, der mit ausgestrecktem Arm dem Wirt bedeutet, eine weitere bottiglia (vom Besten, wie man hoffen kann!) herbeizubringen. Diese ungezwungene, halb kollegiale, halb familiäre Geselligkeit in der römischen Künstlerkolonie liebt Ludwig, sie entspricht seinem Selbstverständnis (und ist sicher auch Erholung vom höfischen Leben in der Residenz und dem nicht unbedingt einfachen Verhältnis zum Vater). [3]
Das Bedürfnis, jederzeit wieder nach Belieben in diese Atmosphäre eintauchen zu können, lässt eine ständige Adresse in Rom wünschenswert erscheinen. Bereits 1805 hatte Ludwig die Villa Malta kennengelernt, am Abhang des Pincio und im Herzen des bei den deutschen Künstlern so beliebten Viertels. Ab 1818 nimmt er hier regelmäßig Unterkunft und 1827 schließlich erwirbt er Gebäude und Garten. Damit Ludwig auch in München nicht auf die Villa Malta verzichten muss, lässt er Johann Christian Reinhardt die vier Aussichten aus deren Turmzimmer malen (1825–39; heute in der Neuen Pinakothek), ein Rundumblick, der ursprünglich einen eigens konzipierten Raum der Residenz sozusagen an den Tiber versetzen sollte.
Ist Ludwig also ein Künstler unter Künstlern? Die Idylle trügt, und das lässt sich schon ablesen an Catels Gemälde. Denn Anlass des Treffens dort ist die Verabschiedung eines der Künstler, Leo von Klenzes (1784–1864), des dritten von links in der Gruppe am
Tisch) [15]. Ludwig und der Architekt waren gemeinsam unterwegs gewesen, hatten sich miteinander für antike Architektur begeistert. Klenze muss heim, der Kronprinz möchte seinen Aufenthalt noch verlängern und lädt die Runde zu Ehren des Scheidenden. Der freundschaftlichfestlich-fröhliche Abschied (ein fester Topos in der römischen Vita deutscher Künstler) überspielt ein drastisches Ranggefälle: Ludwig ist Arbeitgeber Klenzes, aber auch von seiner eigenen künstlerischen Kompetenz überzeugt. Klenze hingegen – er ist seit 1815 bei Ludwig als Privatarchitekt angestellt – steht seinem Arbeitgeber durchaus kritisch gegenüber, indem er etwa anmerkt:
„So ist es mit der Kunstliebe und den Kunstkenntnissen des Königs beschaffen: er ist darin von der Natur auf das allerglücklichste und freigebigste ausgestattet, aber eine verfehlte und vernachlässigte Erziehung hat diesen Naturgaben in vieler Richtung eine falsche, verderbliche Richtung gegeben.“4 Eine alte Sache, die Kluft zwischen Profi und dem noch so begabten Dilettanten – der überdies Herrscher von Gottes Gnaden ist … Und das kurz nach dem Fest auch ganz offiziell: Im Oktober 1825 wird Ludwig zum König gekrönt. Eine seiner ersten Amtshandlungen besteht übrigens in einer Umbenennung seines Landes: hinfort wird Bayern mit „y“ geschrieben (und nicht mehr mit „i“). Warum? Aus Sympathie des Königs mit dem griechischen Befreiungskampf: Für einen Philhellenen, wie man das nannte, war das „griechisch“ anmutende Ypsilon politisches wie kulturelles Statement.
Die Residenzstadt wird italienisch
Die etwas hakelige Zusammenarbeit mit Klenze verändert München in der Folge entscheidend. Ludwig und sein Architekt sind zwar genervt voneinander: Der Baumeister hasst die detaillierten Vorgaben des Bauherren und vor allem die oft nachträglichen Planänderungen – der König wiederum stört sich an der Eigenwilligkeit des Architekten. Schwierig, aber beiden ist klar, dass sich in ihrer Zusammenarbeit eine einmalige Chance eröffnet: Klenze, zum offiziellen Hofarchitekten avanciert, möchte im großen Stil arbeiten und braucht dafür einen
entsprechend investierfreudigen Kunden – der frischgebackene König, der schon als Kronprinz zu bauen begonnen hatte, will in der Umgestaltung der Residenz Zeichen setzen, und zwar ästhetisch durchschlagende. Ludwig bewegt sich dabei in einem europäischen Vergleichsfeld, denn allenthalben suchen die Regierenden mit Architektur, Städtebau und Kunstsammlungen zu imponieren – das war ja schon jeher so gewesen –, neu aber ist, dass es nun, in einem Zeitalter lauter werdender bürgerlicher Emanzipationsbestrebungen, auch darum geht, mit sozusagen ästhetischer Kommunikation den gebildeten Teil des Publikums auf die eigene Seite zu ziehen. Und was kann da besser geeignet sein als ein Rückgriff auf die Bauformen der Antike?
Ludwig und sein Architekt hatten in Italien die eindrucksvolle Baugestalt der Renaissance-Palazzi kennengelernt, die grandiosen Plätze, die sich an den Schnittpunkten der Straßen auftaten: Könnte man das nicht umsetzen für eine expandierende moderne Resi-
denzstadt? Simple Übertragung reichte nicht, denn anstelle einzelner Familiensitze geht es hier um ein ganzes urbanistisches Konzept in weitaus größerem Maßstab. Das Areal im Nordwesten des alten Zentrums wird zum Musterprojekt: Ausgangspunkt ist der Umbau der Residenz. Einst trutzige Opposition zur Bürgerstadt wird sie nun zum Scharnier zwischen Altstadt und Ludwig‘scher Erweiterung. Der Königsbau [2] ist in Rustikasockel und Fassadengliederung sichtlich vom Florentiner Palazzo Pitti inspiriert. Der König will sich, analog zu den Medici in der Arnostadt, als kunstsinniger Mäzen erweisen. Aber wo der Florentiner Herrschersitz Front macht zur Stadt, bildet der Königsbau mit der Bildungseinrichtung des öffentlichen Theaters ein städtisches Ganzes. So richtig Fahrt aufnehmen können Ludwigs und Klenzes Konzepte aber erst auf der anderen, der nördlichen Seite der Residenz: Die Ludwigsstraße [3] führt als neue, repräsentative Magistrale bis zum Siegestor [4]. Dieses ist ein Entwurf von Klenzes großem Konkurrenten, Friedrich von Gärtner (1791–1847) [17]: Ludwig kennt Künstler und ihre Mentalität gut
genug, um ihre Rivalitäten und Eitelkeiten nicht geschickt auszunutzen … Wieder steht ein italienisches Vorbild Pate (mit einem Umweg über Paris), der Konstantinsbogen in Rom. Das Münchner Monument ist ästhetisches Bekenntnis, aber auch politisches Statement: Es feiert den Sieg über Napoleon und spiegelt den Beginn der Prachtstraße am Odeonsplatz [5], wo, geschickt zwischen zwei nicht achsengerechte, existierende Straßen eingefügt, die Feldherrenhalle [5] (gleichfalls ein Werk Gärtners) einen Gegenfokus bildet, der die Florentiner Loggia dei Lanzi beschwört. Auch an der Ludwigstraße selbst wird Gärtner neben Klenze tätig: seine Staatsbibliothek [6] denkt florentinische Ansätze weiter und macht sie zum visuellen Ankerpunkt in der langen Fluchtlinie. Staatsbauten und luxuriöse Wohnungen in klassizistischen Palais, untermischt mit Gastronomie als öffentlichen Treffpunkten und Geschäften, eine Mischung, wie sie typisch wird für den anspruchsvollen Städtebau der europäischen Hauptstädte in diesem Jahrhundert.
Athen an der Isar: Der Königsplatz
Nirgends aber kommt Ludwigs gestalterischer wie herrscherlicher Anspruch so auf den Punkt wie beim benachbarten Großprojekt Königsplatz [7–9], einem von Museumsbauten flankierten
weiten Rechteck: Das klassizistische Ensemble verkörpert Ludwigs Absicht, aus München ein „Athen an der Isar“ zu machen. Zweck und Form waren nicht einfach zusammenzubekommen, es kostet den Architekten, diesmal Klenze, saure Mühe, den selbstbewussten Auftraggeber für die Glyptothek [9], das weltweit erste spezialisierte Museum für antike Bildhauerei, von den Vorzügen der geschlossenen Bauweise zu überzeugen: Ludwig hatte eigentlich, näher am Vorbild der Athener Akropolis, die offene Säulenhalle favorisiert. Beide waren sich aber einig in der „tiefe(n) Ehrfurcht, welche uns das griechische Altertum einflösst (…) und haben wir auch, da kein unmittelbares Vorbild für ein Statuenmuseum vorhanden, wenigstens das Motiv unseres Entwurfes aus einem Monumente des griechischen Altertums genommen.“ Mit der Übernahme eins zu eins war es auch hier nicht getan und so „haben wir dem veränderten Zweck zufolge so große Veränderungen daran gemacht, dass wir das Gebäude unseres Raubes eher als eine dem wahren Künstler geziemende Bescheidenheit als eine gezwungenen Offenherzigkeit anzusehen berechtigt zu sein glauben“, fasst Klenze zusammen.5
Also ein von außen gediegen proportionierter neo-griechischer Bau mit museumspraktischen neo-römischen Gewölben im Inneren: Aber was wollte man dort zeigen? Der König engagiert
sich leidenschaftlich für den Erwerb bedeutender Werke für dieses (und später weitere) Museen, denn schon als Kronprinz war er (im ansonsten verhassten) Paris der modernen Auffassung begegnet, Kunstwerke als kollektive Güter der Nation zu betrachten. Im freien Zugang für das breite Publikum ließe sich nationales Selbstbewusstsein fördern wie auch Besucher aus dem Ausland anziehen.
Ankaufsstrategie und die Kunst der Finanzierung
Vor Ort, in Rom (der Drehscheibe des Kunsthandels schlechthin damals) und gar in Griechenland muss Ludwig wohl oder übel auf die Zusammenarbeit mit lokalen Agenten setzen, denn die aktuellen Ausgrabungskampagnen, die nicht unbedingt lauthals publik gemachten Veräußerungsabsichten bisheriger Eigentümer, die Konkurrenz der Einkäufer und überdies die langwierigen Postverbindungen machen das spontane Agieren des Regenten von München aus unmöglich. Lokale Einkäufer mussten gezwungenermaßen weitgehend unabhängig operieren (können) – und so gelingen tatsächlich Coups wie der Ankauf des Barberinischen Fauns [10] oder der sogenannten Aegineten-Gruppe (s.S. 4), eines Tempelfrieses aus dem griechischen Aegina.
Um das Risiko zu minimieren – negative Gutachten ließen Ludwig 1824 auf den Kauf zweier angebotener Raffaels verzichten, um schon wenig später zerknirscht zu notieren: „Mich reute, sie nicht gekauft zu haben.“6 – und maximalen Gegenwert zu bekommen, setzt der König auf Konkurrenz. Bei Agenten wie bei Architekten: „Monopol taugt nichts, darum wünsche ich von Ihnen (J. M. Wagner, Agent und Künstler in Rom; Anm. d. Verf.) einen tüchtigen Architekten zu erfahren, der mit Klenze in die Schranken treten kann, mit einem, welcher dieß nicht könnte wäre nicht gedient.“7 Ob dieses Verfahren tatsächlich sachdienlich war und nicht nur Empfindlichkeiten schürte, sei dahingestellt. Jedenfalls füllen sich die Sammlungen stetig auch mit Gemälden, zwei große Museen werden gebraucht, sie würdig zu präsentieren: Die Pinakothek (Klenze) im Stil der Neo-Renaissance 1836, um die vormals private königliche Gemäldesammlung der Öffentlichkeit zugänglich zu machen, und 1853 die Neue Pinakothek (Gärtner) zur Ausstellung
moderner, also zeitgenössischer Kunst (womit die bisherige Gemäldeschau zur Alten Pinakothek [11] wurde). Künstlerisches Interesse und Dynastisches liegen bei Ludwig nahe beisammen. Das zeigt sich nicht nur an der Tatsache, dass die heroischen griechischen Landschaften von Carl Rottmann eine zentrale Position besetzen bei der Eröffnung der Neuen Pinakothek: Ludwigs Sohn Otto war 1832 König in Griechenland geworden. Der Philhellenismus hatte gleichfalls Pate gestanden bei den Propyläen [8] am Königsplatz. Sie werden, nach jahrzehntelangen Vorplanungen, 1854–62 erbaut, wobei freilich zu den griechischen noch ägyptische Formen treten (bei den geböschten Pylonen).
Des Königs Liebe zu den Künsten ist vielgestaltig, dazu gehört schon 1819 die Berufung des bedeutenden Deutsch-Römers Peter Cornelius [16] an die Münchner Kunstakademie – er sollte später die Ludwigskirche freskieren – wie die Publikation eigener Ge-
[12] Statue der Bavaria vor der Ruhmeshalle, München, Foto: klug-photo/iStock by Getty Images.
dichte. Letztere fanden nun allerdings nicht unbedingt immer den Beifall der Profis. Heinrich Heine war sich nicht zu schade, ein Spottgedicht zu schreiben, in dem Ludwig, der zuweilen zum Stottern neigte, als „der Bavaren (…) angestammelter König“ figuriert. Bildende Kunst, Literatur und Macht sind für Ludwig benachbart: Er beauftragt Hofmaler Joseph Karl Stieler mit dem prunkvollen, offiziellen Herrscherporträt anlässlich der Krönung [18] wie auch mit dem berühmt gewordenen und auffällig unprätentiös aufgefassten Bildnis des bewunderten Dichters Goethe. Auch nach seinem erzwungenen Rücktritt 1848 – wegen einer Affäre mit der schönen Tänzerin Lola Montez (sowie einer unhaltbar gewordenen reaktionären Politik) – und bis zu seinem Tod 1868 bleibt Ludwig I. als Auftraggeber für Gemälde, Plastiken und Bauwerke aktiv, nicht immer zur Freude seines Sohnes und Nachfolgers, Maximilian II. Joseph von Bayern. Eine enorme Anzahl weiterer Projekte Ludwigs des Kunstfreudigen muss hier außen
vor bleiben: Die Ruhmeshalle [12] mit der Bavaria auf der Theresienwiese, die Walhalla [13] bei Regensburg, die Villa Ludwigshöhe [14] in der Pfalz, das Pompejianische Haus in Aschaffenburg sind nur einige. Beeindruckend das alles, wie auch die kreativen, um nicht zu sagen halsbrecherischen Finanzstrategien, die Ludwig I. einsetzt mit ihrem Jonglieren von öffentlichen und privaten Mitteln.
„Als Luxus darf die Kunst nicht betrachtet werden; in allem drücke sie sich aus, sie gehe über in‘s Leben, nur dann ist, was seyn soll. Freude und Stolz sind mir meine Künstler. Des Staatsmannes Werke werden längst vergessen sein, wenn die des ausgezeichneten Künstlers noch erhebend erfreuen.“ Dieses Statement Ludwigs (anlässlich der Grundsteinlegung der Neuen Pinakothek) zeigt seine Wertschätzung der Künste – und gleichzeitig kräftig paternalistische Herablassung: Allerdings, „Meine Künstler“, das ging nicht jedem der so Vereinnahmten glatt herunter …
„Die Kunst blüht, die Kunst ist an der Herrschaft, die Kunst streckt ihr rosenumwundenes Zepter über die Stadt hin und lächelt. Eine allseitige respektvolle Anteilnahme an ihrem Gedeihen, eine allseitige, fleißige und hingebungsvolle Übung und Propaganda in ihrem Dienste, ein treuherziger Kultus der Linie, des Schmuckes, der Form, der Sinne, der Schönheit obwaltete … München leuchtete.“8
So lesen wir noch einmal, kurz nach der eingangs zitierten Stelle, in Thomas Manns Erzählung. Sicher, König Ludwig könnte sich geschmeichelt fühlen von diesem Porträt seiner Hauptstadt, ein formverliebter Herrscher, dem Tribut gezollt wird von einem nicht minder formverliebten Künstler … Aber: Sollte in diesem überschwänglichen sprachlichen Kontext das nun doch gelinde überraschende Beiwort „treuherzig“ etwa ein kleines Quäntchen Ironie anklingen lassen?#
Dieter Begemann
1 Thomas Mann: Gladius Dei, in: Werke (Stockholmer Gesamtausgabe), Erzählungen 1966, S. 197.
2 Zit. nach Hannelore Putz: Die Leidenschaft des Königs. Ludwig I. und die Kunst, München (C.H.Beck) 2014, S. 18.
3 Beide Zitate ebda.
4 Zit. nach: ebda., S. 25.
5 Klenze, zit. nach Oswald Hederer: Klassizismus, München (Heyne) 1976, S. 99.
6 Ludwig I., zit. nach Putz (wie Anm. 2.), S. 67.
7 Ludwig I., zit. nach: ebda, S. 69.
8 Thomas Mann, Gladius Dei (wie Anm. 1.), S. 200.
Was von den Stiften übrigblieb …
Wer viel mit Pastellkreiden arbeitet, kennt die Situation: Schachteln und Kästen füllen sich allmählich mit abgebrochenen Pastellstückchen und Resten, die kaum mehr mit der Hand zu verarbeiten sind. Doch aus einem solchen Sammelsurium an leuchtenden, differenzierten Farben kann ohne viel Aufwand eine neue Farbe entstehen – ganz im Sinne der Nachhaltigkeit im Atelier.
Schon Leonardo da Vinci schätzte die „Art, trocken zu kolorieren“, und zu seiner Zeit wurden locker gebundene Pigmente in Stiftform insbesondere in der Zeichenkunst genutzt. Spätestens im 17. Jahrhundert trat die Malerei in Pastell einen regelrechten Siegeszug an und gelangte nur wenige Jahrzehnte später mit Rosalba Carriera, Jean-Ètienne Liotard und Jean-Baptiste-Siméon Chardin zu einer ersten Blüte. Mit dem französischen Impressionismus und hier vor allem mit Edgar Degas‘ atmosphärischen Ballettszenen kamen die Vorzüge der Pastellmalerei besonders zur Geltung: Durch die geringe Menge an Bindemitteln haften die Pigmente nur durch Adhäsion auf dem Malgrund – im Ergebnis werden Pastellmalereien zwar äußerst empfindlich gegen äußere Einflüsse, aber ihre luftig-leichte, charakteristische Wirkung entschädigt für diese Fragilität und ist genau dieser geringen Haftung geschuldet, da das Farbpuder das Licht direkt reflektiert.
Pastellkreiden werden in unterschiedlichen Formen und Qualitäten angeboten, ob mit rundem oder eckigem Querschnitt, mit Papierbanderole zum Schutz der Hände oder in Holz gefasst und ideal für Reisen. Wer oft mit hochwertigem Pastell arbeitet, weiß: Pastellkreiden mit wenig Bindemitteln und Füllstoffen brechen leicht, und mit der Zeit sammeln sich abgebrochene Stücke und übriggebliebene Stummel in Kästen, Kistchen und Schubladen. Was tun mit diesen brachliegenden Resten? Auch wenn es auf den ersten Blick unkomplizierter erscheint, Farbe direkt aus der Tube zu verwenden, machen Sinn und Zweck nachhaltigen Arbeitens nicht vor der künstlerischen Arbeit halt: Fein zerstoßen und mit einem Bindemittel gemischt, kann aus diesen Resten wieder eine hochwertige Farbe entstehen.
Als Bindemittel können Öl oder Acryl-Bindemittel, aber auch gebrauchsfertige Malmittel verwendet werden. Die Pastell-Bröckchen werden mit einem Glasreiber [2] oder einem Mörser [3] zu feinem Pulver zerstoßen – natürlich säuberlich nach Farben getrennt [4]. Dieser fast reine Farbstaub sollte möglichst in kleine Behälter gefüllt werden – dazu eignen sich etwa leere Aquarellnäpfchen [5]. Zum Malen wird der Pinsel erst mit Öl oder Malmittel benetzt, um dann mit dem angefeuchteten Pinsel das Farbpulver aufzunehmen [6].
Als Malgrund wirken naturfarbene, geleimte Gewebe aus Leinen, Hanf, Nessel oder Baumwolle aufgrund ihres Farbtons harmonisierend und neutralisierend [7], ebenso wie weiß grundierte Gewebe.
Ein besonderes Plus der Malerei mit den Resten aus Pastellkreiden ist die breite Farbpalette: Pastellkreiden sind in über 500 Farbtönen erhältlich. Durch die Verarbeitung des Pastellpulvers mit Öl oder Malmitteln verliert sich zwar die typische, hellpastellige Wirkung der reinen Kreide, aber Intensität und Leuchtkraft der Farben bleiben erhalten.#
Idee, Realisation und Fotografie: Ina Riepe
Text: Sabine Burbaum-Machert
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Fein zerstoßen und mit einem Bindemittel vermischt entsteht aus den Pastellresten eine hochwertige neue Farbe.
Ein Titan, der über allem steht
Das Pigment Titanweiß ist einer der festen Bestandteile meiner Auswahl, wenn es um Materialien geht, die ich gern verwende. Ich arbeite in meinen Werkreihen mit gebrochenen Tönen und erzeuge starke Kontraste durch Hell und Dunkel. Durch die Verwendung von Titanweiß ergeben sich eine Vielzahl von Möglichkeiten. Zum einen schätze ich seine enorme Deckkraft als Korrektiv, zum anderen besticht es auch gegen jede Art von Schwarz. Außerdem erweitert es das Farbspektrum einzelner Töne ungemein.
Als reines Weiß findet es bei mir eher selten Verwendung. Ich persönlich mag das „Blitzende“, das „Stehende“ am Titanweiß nicht, in seiner puren Anwendung auf der Leinwand. Es ist für meinen Geschmack als reine Farbe im Bild zu kalt und eindimensional.
Lars Teichmann, geboren 1980 in Burgstädt, Sachsen, lebt und arbeitet in Berlin. www.larsteichmann.com
Alle Fotos: Studio Lars Teichmann, Berlin
In meiner Einzelausstellung „en miroir“ in der Galerie Clara Sels, Düsseldorf, zur DC Open, die bis zum 21. Oktober 2023 zu sehen ist, kann man deutlich die Verwendung von Schwarzund Weißpigmenten als reduzierte, gebrochen Einsätze erkennen. Die Ausstellung zeigt unter anderem neu geschaffene Räume, die etwas Mystisches innehaben. Gemälde und Skulpturen schmücken diese Orte, Figuren verschmelzen mit den Räumen und werden zu einer Art Ansicht einer vierten malerischen Dimension.#
Lars Teichmann Lars Teichmann schätzt das reine WeißPflanzenkunst oder: Die Pflanze als Material in der Kunst
Pflanzen spielen in der Bildenden Kunst seit jeher eine große Rolle, allerdings meist, indem sie abgemalt oder abgeformt wurden. Allgemein bekannt sind das Große Rasenstück von Albrecht Dürer oder Apoll und Daphne von Gianlorenzo Bernini, eine Skulptur, die zeigt, wie sich Daphne in einen Lorbeerbaum verwandelt, um den Verfolgungen von Apoll zu entgehen. Blumenwiesen finden sich auf spätmittelalterlichen Altären, Blumen, Früchte und andere Pflanzen auf zahlreichen Stillleben. Es sind jedoch Abbilder, die Pflanzen dienen nicht als Material.
Gewächse aller Art finden sich nicht nur in Herbarien, sondern auch in Gärten, in denen genaue Vorstellungen darüber herrschen, welche Blumen, Büsche und Bäume wo und wie zu wachsen haben. Der Gartenkunst begegnen wir zu allen Zeiten und in
allen Teilen der Erde, nicht nur in den uns vertrauten Barockgärten bei großen Schlossanlagen, die häufig bis heute nach den alten Vorgaben bepflanzt werden.
Im 20. Jahrhundert setzte dann aber ein anderer Umgang mit der Pflanze als Material ein. Getrocknete und gepresste Blätter werden seither in Assemblagen integriert, getrocknetes Stroh auf Leinwände geklebt und bei der Land Art kommen alle möglichen Gewächse immer wieder zum Einsatz, doch nicht nur dort.
Eines der spektakulärsten Projekte in dieser Hinsicht ist die soziale Plastik von Joseph Beuys (1921–1986) mit dem Titel 7000 Eichen – Stadtverwaldung statt Stadtverwaltung. 1982, bei der Eröffnung der documenta 7, lagerten 7000 große Basaltstelen vor dem
[1] Joseph Beuys, 7000 Eichen – Stadtverwaldung statt Stadtverwaltung, die erste und die letzte gepflanzte Eiche vor dem Fridericianum, 1982 und 1987, Fotografie 2022, Zoonar GmbH/Alamy Stock Foto.
Fridericianum, die eine Art monumentale Plastik bildeten. Ziel war es, bei jeder Pflanzung einer von 7000 Eichen innerhalb des Stadtgebietes eine der Stelen daneben aufzustellen. Nach fünf Jahren, bei der nächsten documenta, war das Projekt insofern abgeschlossen, als die Bäume (es handelte sich auch um andere Baumarten wie Eschen, Linden, Kastanien, Ginkgos …) im Kasseler Stadtgebiet gepflanzt waren. Ihre Pflege dauert jedoch an, ebenso wie das Wachstum der einzelnen Bäume nie abgeschlossen sein wird, das Kunstwerk also einem steten Wandel unterliegt und damit unvollendet bleibt. Damit kann es auch als „folgenreichste Intervention“ bezeichnet werden, die „so intensiv und nachhaltig in das topografische und gesellschaftliche Gefüge der Stadt eingreift“ wie keine andere Außeninstallation einer documenta.1 Die Basaltstelen hingegen waren vor dem Fridericianum verschwunden, die monumentale Plastik hatte sich aufgelöst. Zwei Eichen vor dem Fridericianum erinnern bis heute an die Aktion. Die eine wurde als erster Baum am 16. März 1982 von Beuys selbst gepflanzt, die andere am 12. Juni 1987 als letzter von seinem Sohn Wenzel [1].
So wie das Stadtbild von Kassel seither durch die 7000 Bäume geprägt wird, ist das Kunstwerk Der Bevölkerung von Hans Haacke (*1936) aus dem Deutschen Bundestag nicht mehr wegzudenken [2]. Beiden gemeinsam ist sowohl die stete Veränderung als auch der Protest, der im Vorfeld dem jeweiligen Projekt entgegengebracht wurde. 1998 entwickelte Haacke ein Konzept für die künstlerische Gestaltung des nördlichen Lichthofs des inzwischen von Norman Foster umgestalteten alten Reichstagsgebäudes, in dem der Deutsche Bundestag seit 1999 seinen Sitz hat. Als Entgegnung auf den von Peter Behrens entworfenen Schriftzug DEM DEUTSCHEN VOLKE von 1916 über dem Eingang des Reichstagsgebäudes brachte Haacke in derselben Schrifttype die Worte DER BEVÖLKERUNG in weißen Neonlichtbuchstaben in der Mitte eines 21 x 7 Meter großen und 30 cm hohen Holztroges im Lichthof an. Der Schriftzug ist vom Plenarsaal sowie vom Dach aus zu lesen. Alle Abgeordneten sind seitdem dazu aufgefordert, einen Zentner Erde aus ihrem Wahlkreis in den Trog zu füllen. Die Erde vermischt sich, Samen und Wurzeln, die sich in der Erde befinden, wachsen ungehindert und ohne gärtnerische Pflege.
Der Entwurf wurde über die Parteigrenzen hinweg kontrovers diskutiert und kam – ein einmaliger Vorgang – im Bundestag zur Abstimmung. Eine sehr knappe Mehrheit sprach sich dafür aus. Seit der Eröffnung des partizipatorischen Kunstprojekts am 12. September 2000 haben sich insgesamt 398 Abgeordnete daran beteiligt (beim Ausscheiden eines oder einer Beteiligten wird jeweils ein Zentner Erde entnommen), eine Webcam ermöglicht, aktuelle Bilder des Lichthofs zu sehen. Sie befinden sich auf einer eigens dafür eingerichteten Homepage, auf der u.a. auch die damalige Bundestagsdebatte zu lesen ist.2
Doch neben diesen Großprojekten gibt es eine Vielfalt an Kunstwerken, bei denen auf sehr unterschiedliche Weise Pflanzen als Materialien Verwendung finden, allerdings meistens in getrocknetem Zustand. So verbindet Rosemarie Trockel (*1952) getrocknete Blätter mit Wolle und Holz zu Objekten, die sie in Vitrinen präsentiert. Aus Löwenzahnsamen oder besser Pusteblumen lassen gleich mehrere Künstler*innen ganz zart wirkende Objekte entstehen, wie beispielsweise Alexandra Hendrikoff (*1965) und die Gruppe DRIFT (das sind Lonneke Gordijn, *1980 und Ralph Nauta, *1978).
In ihren Mirakelbildern, Collagen, die sich in alten Metallrahmen befinden und auf Persönlichkeiten verweisen, die auf eine Erneuerung des Menschenbildes hoffen lassen, verwendet Rosemarie Zacher (*1966) Blätter und Blüten auf ganz unterschiedliche Weise, wobei ihre Fragilität wichtiges Merkmal ist. In Freudig [3] sitzt Sigmund Freud (1856–1939), der Vater der Psychoanalyse, in einem „Blattschiffchen“ und hält eine getrocknete Blüte wie eine Flamme in seiner Hand. Diese Flamme steht für die Verbreitung der Psychoanalyse und damit einhergehend auch der Psychologie. Das Boot hingegen stellt die Reise ins Unterbewusste dar, die
durch die blaue Eintrittskarte, auf der das Boot schwimmt, symbolisiert wird. Dort zeigt eine handschriftliche Notiz („Soll ich wagen Nein! zu sagen“), wie notwendig es ist, das Ich zu stärken. Das Zitat ist allerdings aus dem Zusammenhang gerissen, denn Wilhelm Busch (1832–1908) entschloss sich zuzusagen, als er gebeten wurde, ein Gedicht zu schreiben.3 Doch war es auch nicht Busch, sondern Goethe (1749–1832), der auf Freud stark eingewirkt hatte, was sich in verschiedenen seiner Schriften nachvollziehen lässt. Und so linst auch hier in dieser Collage Freud unter einem Ginkgo-Blatt hervor, das sein Gesicht bis hin zur Nasenspitze verdeckt. Nur ein Auge ist im Zwischenraum des Blattes
erkennbar und wird damit besonders hervorgehoben. Die Blätter und Blüten in dieser Collage hat Zacher also nicht nur wegen ihrer Formen ausgewählt, zumindest das Ginkgo-Blatt hat auch eine inhaltliche Bedeutung.
Einen ganz anderen Ansatz hat Sabine Handschuck (*1955), denn für sie sind die Pflanzen, genauer genommen Wurzeln wie Radieschen, Karotte, Kurkuma, Rote Bete, Ausgangspunkt ihrer Arbeiten. Dünn geschnitten werden sie gewässert und beschwert, gewalzt, wieder gewässert und dann überlappend ausgelegt und gepresst. Durch die Pflanzenstärke kleben diese dünnen Scheib-
chen zusammen und bilden so größere oder kleinere Papiere, bei denen Formen und Farben der Wurzeln weiterhin zu erkennen sind, allerdings auch Assoziationen wachrufen. Längs geschnittene Karotten werden so beispielsweise zu Menschenansammlungen, verschiedene Wurzeln hingegen können wie ein Teppich wirken. Die Farben unterscheiden sich je nachdem, ob es sich um Gemüse aus dem Supermarkt oder vom Markt handelt, wie lange die Scheiben wässern, ob ein Spritzer Zitronensaft hinzugefügt wird. Was klingt wie Kochrezepte, entpuppt sich als ungeheuer filigrane, aber auch verletzliche, häufig Licht durchscheinende Arbeiten in unterschiedlichen Größen. Ein 70 x 50 cm großes Blatt, das sich aus Karotten, Rote Bete, Rettich und Kurkuma zusammensetzt [4], lässt erahnen, welche Vielfalt bei dieser Vorgehensweise entsteht, die Handschuck Radical Art nennt, weil der Ausgangspunkt die Wurzel (lateinisch: radix) ist, die sich dann aber durch den Schaffensprozess von Grund auf und damit radikal verändert und so alleine Karotten zu Menschenansammlungen, Flüssen und vielem anderen werden können.
Pflanzen lassen sich auf höchst unterschiedliche Weise als Materialien einsetzen, das haben schon diese wenigen Beispiele gezeigt. Vor allem können sie auch wesentlich dazu beitragen, dass sich ein Kunstwerk in stetiger Veränderung befindet, ohne dass ein Ende abzusehen ist.#
Susanna Partsch1 Harald Kimpel, Die Geschichte – die Fakten, in: Stiftung 7000 Eichen, Die Texte (http://www.7000eichen.de/?id=38).
2 https://derbevoelkerung.de/.
3 An einen Autographensammler in Bremen Muß man sich schon wieder plagen? Also wieder ein Gedicht? Soll ich wagen, nein zu sagen? –Nein, ich bin kein Bösewicht!
Borkum 1879
in: Wilhelm Busch, Sämtliche Briefe, Band II: Briefe 1893–1908, Hannover 1969, S. 301–302.
Weiß bringt Licht in die Kunst
… und für alles andere gibt es 35 weitere Farbtöne im Sortiment von boesner Öl Studio. Die hochwertige Studienölfarbe enthält ausgesuchte Pigmente bester Qualität, wird aufwendig im klassischen Verfahren produziert und überzeugt mit einem günstigen Preis.
Reine Leuchtkraft
Pastellkreiden enthalten nur wenig Bindemittel und Füllstoffe. In der Verbindung mit Öl oder Malmittel werden zerriebene Pastellreste zu einer dünnflüssigen, leicht durchscheinenden Farbe, die im wiederholten Auftrag deckend, aber nicht pastos wirkt.
Der Begriff „Pastell“ ist aus dem italienischen „pasta“ (= Teig) entstanden, der sich auf die Herstellungsweise von Pastellen bezieht: Reinem Pigment wird wenig Bindemittel hinzugefügt, um es in Stiftform zu pressen und den Farbstaub auf den Untergrund aufbringen zu können. Der Härtegrad der unterschiedlichen Kreiden hängt nicht zuletzt vom verwendeten Bindemittel und anderen Zugaben ab (in früheren Jahrhunderten konnten dies etwa Haferschleim, Seifenwasser, Gelatine oder Leim, aber auch Honig und Kandiszucker für weichere Qualitäten sein). Heute sind die Rezepturen streng gehütet, und die handelsüblichen Pastellkreiden überzeugen mit ihrem umfangreichen Farbenspektrum: Es gibt Hersteller, die über 500 Farbtöne anbieten.
Wer aus Bruchstücken und Resten von Pastellkreide eigene Farben herstellt, wird von einer besonderen Farbwirkung belohnt: Die hohe, klare Leuchtkraft einer fast reinen Farbe, die keine pastose Wirkung hat, da sie nur geringe Mengen an Füllstoffen und Bindemitteln enthält. Fein zerriebene Pigmente werden mit einem mit Malmittel, Öl (mit Zusatz von etwas Balsamterpentinöl) oder Acrylbinder benetzten Pinsel aufgenommen und verbinden sich im Auftrag zu einer eher dünnflüssigen, leicht transparenten Farbe, die an Aquarell erinnern kann. Im Auftrag mehrerer Schichten ist der Farbauftrag zunehmend opak, und in beiden Fällen trocknet die Farbe in vergleichsweise kurzer Zeit vollkommen auf: Sie wird reib- und wasserfest und kann – wie Arbeiten
Ein Arrangement aus vorbereiteten Gegenständen wird zum Modell für ein Stillleben, das an Ölmalerei erinnert.
in Öl – aufgespannt und behandelt werden. Da meist nur kleine Mengen dieser selbst hergestellten Farbe zu Verfügung stehen, eignet sie sich naturgemäß für eher kleine Formate.
Bei diesem Stillleben standen gewöhnliche Haushaltsflaschen Modell: Sie wurden vorab mit einer rasch angerührten Gouache aus Leim und Kreide geweißelt. Zum Arrangement gesellen sich leere Pappaschachten, ebenfalls mit Gouache eingefärbt, deren geradlinige, kantige Formen in einem reizvollen Kontrast zu den weich geformten, gerundeten Flaschen stehen.
Als Malgrund diente transparent grundiertes Linus-Gewebe. Die Vorzeichnung wurde mit dem Pinsel und der selbst hergestellten Farbe ausgeführt, die Flächen in wiederholtem Auftrag opak gefasst (s. S. 46–47). Durch diesen schichtweisen Aufbau erinnert die Malerei in ihrer Anmutung an klassische Arbeiten in Öl.
Bei einem einmaligen Farbauftrag mit wenig Pigment auf leimgrundiertem Hanfgewebe un-
terstützt der gelbliche Ton des Gewebes harmonisch die Naturtöne der Flaschen. Die gesamte Wirkung ist lichterfüllt, die Konturen scheinen teils mit dem Hintergrund zu verschmelzen. Damit kontrastieren die Schachteln in ihrer Farbigkeit. Hier wird deutlich, welche farbintensiven Effekte mit wenig Pigment auf unterschiedlichen Malgründen erreicht werden können –ob es der warm-gelbliche Ton des Hanfgewebes ist oder ein weiß vorgrundiertes Gewebe.
Der Naturton des Hanfgewebes unterstreicht die lichterfüllte, harmonische Wirkung.
In mehreren Schichten aufgetragen, wird die Malerei zunehmend opak.
Der Wechsel zwischen lasierend-transparentem und deckendem Auftrag macht einen besonderen Reiz dieser Technik aus.
Gesso-Malplatten aus MDF mit einer Beschichtung aus weißer, säurefreier Grundierung sind ein idealer Bildträger für selbst hergestellte Farben aus Pastellresten: Auf der glatten, kreideweißen Oberfläche können die Pigmente ihre vollkommene Leuchtkraft entfalten. In kleineren Formaten bieten sie sich für die geringen Farbmengen an, die aus Pastellresten hergestellt werden können. #
Malerei, Realisation und Fotografie: Ina Riepe
Text: Sabine Burbaum-Machert
Gesso-Malplatte
Die 5 mm starke Malplatte aus MDF ist zweifach mit einer feinen Universalgrundierung beschichtet. Rückseitig ist die Malplatte mit 1,9 cm bzw. 3,8 cm tiefen Kiefernleisten unterlegt, die der Malplatte eine entsprechende Tiefe verleihen.
In 10 Formaten erhältlich.
Hanf
Hanf, roh, langfaserig, dichte, gleichmäßige Struktur. Für die Kette wird gezwirntes Garn verwendet, was der Stabilität dient und eine körnige Optik erzeugt.
ca. 360 g/m², Rolle.
Porzellanmörser
Zum Anreiben von Farben. Mit glasierter Außen- und Innenfläche im oberen Bereich. Die untere Hälfte ist angeraut. Mit Stößel, ø 115 mm.
Acryl-Binder
Der Reinacrylat-Binder zur Herstellung von Acrylfarben, Grundierungen und Hilfsmitteln trocknet klar auf und ist nach dem Trocknen wasserunlöslich. In Matt oder Glänzend, in 250 ml oder 750 ml erhältlich.
Kolintik Aquarellpinsel
Hochwertiger Aquarellpinsel mit Kolintik-Synthetikhaar. Der Besatz ist in seinen Eigenschaften mit echtem Kolinsky-Haar vergleichbar. Rundpinsel in 6 Größen.
Die Klarheit der Linie
Tuschezeichnungen können vielfältig sein: monochrom oder vielfarbig, klassische Linienzeichnung oder lavierte Konturenzeichnung. Als grafisches Ausdrucksmittel erfassen sie das Wesentliche mit klaren Linien und Schraffuren. Der Tusche-Strich bildet auf glattem Papier im Gegensatz zum Bleistift und zur Zeichenkohle eine saubere Linie und gleicht die Papierstruktur völlig aus. Aber wie wirkt der Tuscheauftrag auf Karton, Papyrus, Hanf- oder Aquarellpapier?
[1] Arches Aquarell-Büttenblock (Grain satiné)
Das französische, satinierte Meister-Aquarellbütten aus 100 % Baumwolle bietet sich sehr gut zum Zeichnen und Lavieren mit unverdünnter oder verdünnter Tusche in allen Federstärken an.
[2] guardi artistico Profi Aquarellblock Torchon
Das weiße Papier mit der typisch-rauen TorchonOberfläche ist ideal zum Zeichnen und Lavieren mit Tusche (pur oder verdünnt) und für alle Federstärken geeignet.
[3] boesner Urban Art Keilrahmen
Auf dem glattem Polyestergewebe sollte Tusche nur pur verwendet werden. Bei feiner Feder ergibt sich ein leichtes Auslaufen in der Struktur, bei der Verwendung von Rohrfedern stärkeres, laviert erscheinendes Verlaufen der Tusche – daher gut für experimentelle Tuschezeichnungen geeignet.
[4] Echter Papyrus
Jedes Blatt ein Unikat: Echter Papyrus lässt sich sehr gut für Zeichnungen in Tusche – ob pur oder verdünnt – mit allen Federstärken verwenden. Beim Lavieren wird das Blatt leicht wellig.
[5]
Das handgeschöpfte Papier aus dem Himalaya (70 % Hanffaser und 30 % Lokta) eignet sich sehr gut für das Zeichnen mit unverdünnter Tusche in allen Federstärken und zum Lavieren. Bei verdünnter Verwendung leichte Auslaufneigung.
[6] boesner Zeichenbücher
Das naturweiße, oberflächengeleimte Zeichenpapier erlaubt sehr gutes Zeichnen in allen Federstärken und mit unverdünnter oder verdünnter Tusche, zeigt sich aber etwas schwach bei der Lavierung.
[7] Mica Finnpappe
Die finnische Maschinenholzpappe mit beidseitig glatter Oberfläche lässt sich ideal mit verdünnter oder unverdünnter Tusche und ohne Auslaufen bezeichnen.
[8] Phoebe Screenboard-Karton
Der weiße, 2 mm starke Karton ist sehr gut für Zeichnungen in allen Federstärken mit verdünnter oder unverdünnter Tusche verwendbar.
Kreuzschraffur mit Feder, Stift und Tusche
Eine altmeisterliche Technik neu entdeckt von August Lamm
Die Kunst der Kreuzschraffur erlebt in den letzten Jahren ein kreatives Revival. Die Zeichentechnik wurde bereits im Mittelalter entwickelt und von alten Meistern wie Dürer und Rembrandt zur Perfektion und zu großer Popularität geführt. Die moderne Herangehensweise und die zeitgemäße Vermittlung der renommierten Tuschekünstlerin und Dozentin August Lamm ermittelt die wichtigsten Fähigkeiten, die benötigt werden, um diese Kunstform mit Spaß und Selbstvertrauen zu erlernen.
Die Kreuzschraffur ist eine Zeichen- und Drucktechnik mithilfe paralleler Linien, um Tiefe und Schatten realistisch darzustellen. Alle Kreuzschraffuren lassen sich in zwei Technik-Klassen unterteilen: flach und konturiert.
Kreuzschraffur mit Feder, Stift und Tusche
Eine altmeisterliche Technik neu entdeckt
August Lamm, 176 S., durchg. illustriert, 19 x 24,5 cm, kart., dt., boesner GmbH holding + inno vations 2023, ISBN 9783928003469, EUR 24,95 (D), EUR 25,60 (A), CHF 29,00 (CH)
Lieferbar ab Ende September 2023
Bei der ersten zeichnet man nur gerade Linien, um unterschiedliche Tonwertstufen zu erhalten. Sie lässt sich in grafischen oder abstrakten Kompositionen wirkungsvoll einsetzen. Die zweite Technik ist zwar schwieriger zu erlernen, aber sehr überzeugend, wenn man sie beherrscht. Bei der konturierten Kreuzschraffur nehmen die Linien die Formen der Objekte auf und wölben sich um sie herum, so wie sich ein Armband um ein Handgelenk
legt. Mit konturierten Schraffuren lassen sich die Tiefe und die Größe von realen Objekten erfassen.
Da die Kreuzschraffur nicht mehr Teil des Standardlehrplans für Kunst ist und es auch keine einschlägigen Bücher darüber gibt, stehen moderne Kunstschaffende vor der Aufgabe, diese Technik durch sorgfältige Beobachtung und das Studium vergangener Werke zu erlernen. Es lassen sich auch historische Handbücher ausfindig machen, die sich mit Kreuzschraffuren befassen. Als Künstlerin hat August Lamm beide Wege beschritten: Sie hat sowohl eine eigene Technik des Kreuzschraffierens entwickelt als auch jahrhundertealte Anleitungen ausgegraben, die andernfalls vielleicht im Lauf der Zeit verlorengegangen wären.
Dieses umfassende Buch ist eine Aufzeichnung all dessen, was seine Autorin bis heute gelernt hat. Es führt durch jede Phase des Zeichenprozesses, von der Konzeption bis zur Ausführung. Mit leicht zugänglichen Schritt-für-Schritt-Anleitungen lässt sich jedes Thema angehen: vom einfachen Stillleben bis zu komplexen Porträts und Landschaften. Beispiele für Kreuzschraffuren aus der Kunstgeschichte und aus eigenen Arbeiten der Autorin bieten reichlich Inspiration. August Lamm präsentiert eine außergewöhnliche Zeichentechnik – gleichermaßen geeignet für Anfänger und Fortgeschrittene!#
Das praktische Handbuch bietet:
u Eine Einführung in die historische Entwicklung der Technik
u Ratschläge zu Materialien und Werkzeugen, Einsatzmöglichkeiten und Aneignungstechniken, Stil und Ausführung
u Eine klare und zugängliche Methode für jedes Sujet
u Schritt-für-Schritt-Anleitungen und Übungen zu Stillleben, Porträt, Aktzeichnung, Landschaften und Stadtlandschaften
u Verschiedene Wege zur Fertigstellung einer Zeichnung sowie Tipps für die fortgeschrittene Praxis
Die faszinierende Welt der Farben
Farben auszuwählen und zu mischen, gehört zu den interessantesten Aspekten der Entwicklung eines persönlichen Malstils. Wie jeder Mensch seinen ureigenen Fingerabdruck besitzt, verwenden keine zwei Maler ihre Farben auf dieselbe Weise.
Und obwohl Pigmentfarben auf unterschiedlichste Art verwendet werden, besitzen sie einige gemeinsame Merkmale. Daher ist die Kenntnis der Grundbegriffe der Farbenlehre für Künstler unerlässlich, um zu verstehen, was die Farben leisten können. „Das Handbuch der Farbmischtechniken“ setzt hier an, bevor es auf die einzelnen Malmedien eingeht.
Öl- und Acrylfarben werden gewöhnlich mit einem Pinsel auf Palette gemischt und anschließend auf den Malgrund aufgetragen. Ölfarben eignen sich sehr gut als Impasto, Acrylfarben aufgrund ihres schnellen Trocknungsverhaltens als Lasur. Die Farben können physikalisch oder optisch miteinander gemischt werden.
Anders bei Aquarell- und Gouachefarben: Sie werden physikalisch auf einer Palette gemischt. Eine optische Mischung kann erfolgen, indem man eine Farbe mit einer weiteren auf dem Malgrund nass auf trocken überlagert. Die physikalischen Bestandteile von Tuschen ähneln stark denen von Aquarellfarben. Sie werden physikalisch gemischt. Optische Mischungen erfolgen bis zu einem gewissen Grad, wenn eine trockene Farbe mit einer Lasur überzogen wird.
Das Handbuch der Farbmischtechniken
Acryl-, Aquarell-, Öl-, Gouache-, Pastellfarben, Farbstifte und Tuschen
Bernadett Gera, 144. S., durchg. farb. illustr., 23 x 23 cm, geb., dt., boesner holding + innovations 2023, ISBN 9783928003452, EUR 19,95 (D), EUR 20,60 (A), CHF 25,90 (CH)
Pastelle und Farbstifte unterscheiden sich von anderen Malmedien dadurch, dass sie nicht auf einer gesonderten Palette gemischt werden können. Die Mischung ist nur durch die Überlagerung oder Verschmelzung (mit den Fingern bei Pastellen) direkt auf dem Papier möglich.
Welche Möglichkeiten der Farbmischung sich aus den jeweiligen Farbeigenschaften ergeben, zeigt „Das Handbuch der Farbmischtechniken“ in übersichtlichen Tabellen. 12 Grundfarben werden mit den im Handel verfügbaren Nuancen einer Farbe vermischt und mit steigendem Farbanteil in drei Abschnitten dargestellt. Ein hilfreiches Buch, das man immer wieder zur Hand nehmen wird!#
„Das Handbuch der Farbmischtechniken“ zeigt über 10.000 Farbmischungen aller gängigen Malmedien.
Bibliomania Das Buch in der Kunst
Das Buch hat einen bedeutenden Einfluss auf die Menschen und auf die Kunst, die sie erschaffen. Die Ausstellungs-Dokumentation „Bibliomania“ offenbart, dass in unserer technisch dominierten Zeit die geheimnisvolle Anziehungskraft des Buches als „physisches Objekt“ zunehmend an Stellenwert gewinnt.
Als Speicher von Zeit und Wissen ist das Buch ein komplexes und symbolisch aufgeladenes System mit einer herausragenden gesellschaftlichen und kulturellen Bedeutung. Obwohl –oder gerade weil – es durch den Vormarsch des digitalen Zeitalters zunehmend an den Rand gedrängt wird, rückt das Buch in seiner ganzen Tragweite zunehmend zurück in das kollektive Bewusstsein.
Die besondere Faszination des Buches überträgt sich auch auf die Orte, in deren Zentrum es steht. Über Jahrhunderte hinweg galten Bibliotheken als magische Orte, als Kathedralen des Wissens, die nicht selten eine sakrale Feierlichkeit ausstrahlen. Dem gegenüber stehen aggressive
Aktionen wie Verfemung und Bücherverbrennung bis hin zur Verfolgung und Ermordung gesellschaftskritisch oder politisch agierender Autorinnen und Autoren.
Das Buch ist deshalb bis heute für viele Künstler Thema, Medium und Material. Der Katalog versammelt Gemälde, Zeichnungen, Fotografien, Filme, Buchobjekte, Künstlerbücher und Installationen, die sich der Magie und Ausstrahlung des Buches widmen.
Mit Arbeiten von Boris Becker, Jonathan Callan, Katharina Fritsch, Andreas Gursky, Candida Höfer, Kris Martin, Dieter Roth, Timm Ulrichs, Cornelius Völker u. a.#
Bibliomania
Das Buch in der Kunst
Petra Oelschlägel, Kunstmuseum Villa Zanders (Hrsg.), 208 S., durchg. farb. Abb., 22 × 26,5 cm, geb., dt., Verlag Kettler 2022, ISBN 9783987410208, EUR 42,00 (D), EUR 43,20 (A)
Abbildung aus dem Innenteil des Buches mit freundlicher Genehmigung des Verlags, © Verlag Kettler 2022.Ich!
„Das Buch gleicht einem langen Spaziergang durch den Wunderwald menschlicher Ansichten und Abgründe ... man ist dankbar für die exquisite Auswahl der Bilder und viele augenöffnende Deutungen ... ein gutes Lehrstück in großer Kunst. “
Dieter Thomä, FAZ
Uwe M. Schneede erforscht
das Phänomen Selbstbildnis
von Vincent van Gogh
bis Marina Abramović
Heute ermöglicht die Fotografie jedermann und -frau, das Selbst wann immer gewünscht in Szene zu setzen und abzubilden. In der Kunst ist das Selbstbildnis ein etabliertes und anspruchsvolles Thema. Autonome Selbstbildnisse sind jedoch keine Erfindung der Moderne.
In der westlichen Kunst tritt die Gattung seit der Renaissance in Erscheinung, seit der Moderne jedoch kommt ihr eine besondere Bedeutung zu. Im 20. Jahrhundert tritt sie in den Mittelpunkt und wird zum zentralen Anliegen der Künstlerinnen und Künstler, denn im Selbstporträt verkörpert sich programmatisch das Grundwesen der Moderne. Wie das christliche Altarbild im Mittelalter oder die Landschaft in der Romantik stellt das Selbstporträt das neue symbolhafte Thema in der Kunst des 20. Jahrhunderts dar. Der renommierte Kunsthistoriker Uwe M. Schneede erzählt mit dieser ersten Überblicksdarstellung versiert und kenntnisreich eine Geschichte der modernen Kunst am Beispiel der persönlichsten aller Kunstgattungen.
Ich! Selbstbildnisse in der Moderne. Von Vincent van Gogh bis Marina Abramović
Uwe M. Schneede, 240 S., 96 meist farb. Abb., geb., dt., C.H.Beck 2022, ISBN 9783406787478, EUR 29,95 (D), EUR 30,80 (A)
96 großteils farbige Abbildungen spannen den visuellen Bogen zu Uwe M. Schneedes kenntnisreichen Ausführungen der 23 Künstlerpersönlichkeiten, die er dafür genauer betrachtet: Während es bei Künstlern wie Vincent van Gogh, Edvard Munch, Käthe Kollwitz oder Paula Modersohn-Becker vor allem um eine schonungslose Selbstanalyse ging, gerät ab 1960 der eigene Körper als Akteur in den Blick – so etwa bei Bruce Nauman, Cindy Sherman, Marina Abramović oder Joseph Beuys. Uwe M. Schneede schildert eindrucksvoll, wie sich in der westlichen Kunst über einen Zeitraum von 100 Jahren die inhaltlichen und formalen Beweggründe immer wieder paradigmatisch verändert haben, wie Künstler sich zwischen Selbstergründung und Selbstbehauptung positionierten.#
Black Artists Now
„Spielend lässt die Kulturpublizistin Ann Mbuti das Anekdotische der Einleitungen in den sachlicheren Duktus der Haupttexte fließen, wobei ihr Stil stets lebendig, verständlich und frei von wissenschaftlichem Wortgeklingel bleibt.“
Monopol, Jens Hinrichsen
„Jedes Porträt eine suggestive Verführung“ Deutschlandfunk Kultur
„Black Artists Now“ ist ein Buch, das 15 beeindruckende Schwarze Künstlerinnen und Künstler aus aller Welt vorstellt. Die in Zürich lebende Kulturpublizistin und Journalistin Ann Mbuti bringt damit einen neuen „Spirit“ in die noch immer überwiegend Weiß und männlich dominierte Kunstwelt. „Die Idee des Buchs war es, diesen Umstand anzugehen und Menschen außerhalb der Kunstbubble lebende, noch praktizierende, Schwarze Künstler*innen vorzustellen, die es zu kennen lohnt,“ benennt sie ihre Motivation im Vorwort. Die gegenwärtigen künstlerischen Positionen, die sie in ihrem Buch präsentiert, erforschen die Grenzen der Gattungen, die Kunstschaffenden sind in unterschiedlichen Medien tätig und nutzen das Kunstsystem, dessen Normen und Regeln nicht für sie gemacht sind, auf inspirierende Weise.
Neben Stars wie Kara Walker, deren Scherenschnitte weltweit für Aufsehen sorgen, oder Arthur Jafa, der neben seiner Videokunst Clips mit Beyoncé und Kanye West produziert, reicht
der Bogen von El Anatsuis monumentalen Installationen aus bunt-schillernden Flaschenverschlüssen über Lynette Yiadom-Boakyes fiktive, rätselhafte Porträtmalerei bis hin zu Tabita Rezaires kybernetischer Medienkunst. Sie alle haben einen Anteil daran, dass unser bisheriges Kunstverständnis aufgemischt wird.
Ann Mbuti schreibt sorgfältig erarbeitete Porträts und erzählt inspirierende Geschichten von zeitgenössischen Schwarzen Künstlerinnen und Künstlern (die Jüngste von ihnen Jahrgang 1993, der Älteste Jahrgang 1944), die die westliche Perspektive erweitern und den etablierten Kanon der Kunstgeschichte mit ihren innovativen Positionen in Frage stellen. Sie werden durch ansprechende Zeichnungen der englischen Illustratorin und Künstlerin Sumuyya Khader ergänzt. Im Zusammenspiel eröffnet sich dem deutschen Publikum auf diese Weise eine Welt, die ihm sonst weitgehend verborgen bleibt. Ein gelungener Anfang, um die große Lücke in der westlichen Kunstgeschichte zu schließen. #
Innenteil des Buches mit freundlicher Genehmigung des
Black Artists Now
Von El Anatsui bis Kara Walker
Ann Mbuti, 144 S., durchg. farb. Illustr. v. Sumuyya Khader, 17 x 24 cm, geb., dt., C.H.Beck 2022, ISBN 9783406788017, EUR 24,00 (D), EUR 24,70 (A)
Kreative Jobs für kreative Köpfe
„Kreativen Studiengängen eilte lange Zeit der Ruf voraus, sie hätten keine Zukunft. Dieses Vorurteil ist nicht mehr zeitgemäß. Besonders kreative Berufe bringen den großen Vorteil mit, dass sie mit der Zeit gehen.“
Das schreibt der Diplom-Designer Andreas M. Modzelewski im Vorwort seines Buches „Kreative Jobs für kreative Köpfe“. Als Leiter der Akademie Ruhr in Bochum und der dort angebotenen Mappenvorbereitungskurse ist er seit mehr als 15 Jahren mit den Wünschen und Vorstellungen von Studierenden ebenso vertraut wie mit dem Angebot der Hochschulen in Deutschland.
Ein Studienführer, der sich speziell auf Berufsfelder und Studienfächer im Kreativbereich spezialisiert, war lange Zeit nicht in Buchform verfügbar. Mit „Kreative Jobs für kreative Köpfe“ stößt Andreas M. Modzelewski in diese Lücke.
Auf 460 Seiten führt er 44 Studienfächer auf. Zum Einstieg in die Porträts der jeweiligen Berufsbereiche werden vier wichtige Aspekte genannt, die es zu beachten gilt. Anschließend werden die Aufgaben- bzw. Berufsfelder und Arbeitsbereiche konkret erläutert. Von möglichen Studienorten und Hochschulen über Studienvoraussetzungen und -schwerpunkte sowie Karrieremöglichkeiten und Zukunftschancen bis hin zu Arbeitsbeispielen werden die unterschiedlichen Studienfächer eingehend beleuchtet.
Bei der Auswahl der Kreativstudiengänge beschränkt sich der Band auf die klassisch zur Kreativbranche gezählten Bereiche „Architektur & Co.“, „Gestaltung“, „Kunst & Co.”, „Gamedesign“, „Fotografie & Fashion“. Bei diesen vorwiegend materialbezogenen Studienfächern verlangen die Hochschulen in der Regel für die Zulassung zum Studium die Vorlage einer Mappe. Kreative Jobs in den darstellenden oder musischen Künsten werden in dem Band nicht berücksichtigt.
Für alle Berufseinsteiger und -einsteigerinnen jedoch, die ihre Zukunft in den von Andreas M. Modzelewski aufgeführten fünf Bereichen der Kreativbranche suchen, bietet das Buch eine bessere Orientierung bei der Wahl des Studiums sowie einen guten Überblick über und Einblick in das Angebot der deutschen Studienlandschaft.#
Ein gerade erschienener Studienführer gibt einen umfassenden Überblick über Berufsbilder und Studiengänge im Kreativbereich.
Kreative Jobs für kreative Köpfe
Studienführer für: Kunst, Gestaltung, Architektur, Fotografie, Fashion, Gaming und mehr
Andreas M. Modzelewski, 464 S., durch. Abb., 14,8 x 21 cm, brosch., dt., Edition Michael Fischer 2023, ISBN 9783745915433, Euro 45,00 (D), EUR 46,30 (A), CHF 58,50 (CH)
Auf den Spuren von Originalität und Kreativität
Kreativität ist in aller Munde. Sie ist zu einem Schlüsselbegriff unserer Gesellschaft geworden. Doch was ist das Geheimnis einzigartiger kreativer Lösungen? Auf welchen Prämissen fußt Kreativität? Meint das Attribut „selten“ automatisch „originell“? Sind originelle Leistungen trainierbar?
In dem Buch „Originell und kreativ“ beantworten Lothar Laux und sein Team diese und weitere Fragen auf anschauliche und unterhaltsame Weise. Mit vielen Beispielen und Illustrationen aus den Bereichen Architektur, Theater, Fernsehen, Film, Literatur, Kunst, Medien und Produktentwicklung bringen sie ihre Faszination für originelle Ideen kreativer Persönlichkeiten zum Ausdruck. Die Spannweite der Einzelthemen reicht dabei vom antiken göttlichen Funken bis zur aktuellen Frage, inwieweit mithilfe von Künstlicher Intelligenz geschaffene Werke die Qualität menschlicher Kreativität erreichen können. Gleichzeitig sind Leserinnen und Leser eingeladen, eigene kreative Möglichkeiten zu entdecken.
„Die Freude im Moment des kreativen Einfalls ist ein märchenhaftes, paradiesisches Gefühl, das Lebensintensität in höchstem Ausmaß schenkt. Ein Gefühl, in dem unser Denken, Fühlen und Wollen zu einer Einheit verschmilzt, wie es uns sonst kaum gegeben ist und sich auch nur sehr selten einstellt.“ Mit diesem Zitat des Kreativitätsforschers Norbert Groeben, das für die kulturell bedeutsame „große“ Kreativität ebenso gilt wie für die Alltagskreativität, beginnt Lothar Laux sein Vorwort. Das Buch spürt der Faszination nach, die dieses Gefühl ausmacht. Dabei führt es in die zentralen Begriffe und Themen der wissenschaftlichen Kreativitätsforschung ein ohne den Anspruch zu erheben, eine systematische Bestandsaufnahme zu sein.
„Originell und kreativ“ zeigt, dass Originalität als qualitative Kernkompetenz der Kreativität zu verstehen ist und welche Kreativitätstechniken die Originalität von Lösungen steigern können.
Originell und kreativ
Vom göttlichen Funken bis zur Künstlichen Intelligenz
Lothar Laux (Hrsg.), 320 S., s/w Abb., 17 x 24 cm, dt., kart., Hogrefe 2022, ISBN 9783456861111, EUR 44,95 (D), EUR 46,30 (A)
Das Buch untersucht, welche Rolle dem Individuum als schöpferische Person zukommt und wie Person und personzentriertes Kreativitätstraining zusammenwirken. Auf Basis wissenschaftlicher Forschung zieht sich das Schlüsselkonzept Transformation – auf dem die Originalität basiert – als roter Faden durch alle Kapitel. Mithilfe der Transformation können Ideen aus eingefahrenen Denkmustern befreit und in neue umgewandelt werden.
Laut Verlag richtet sich das Buch an Psycholog*innen in Forschung, Lehre und Praxis sowie an alle Berufsgruppen, die in der Ideen- und Symbolproduktion tätig sind. Die abwechslungsreiche Darstellung der jeweiligen Themenbereiche sowie die zahlreichen Beispiele machen den Zugang auch darüber hinaus für interessierte Leserinnen und Leser nachvollziehbar.#
Zeichnen in der Natur
Albrecht Rissler, 144 S., durchg. illustr., 22,6 x 22,6 cm, geb., dt., boesner GmbH holding + innovations 2023, I SBN 9783928003445, EUR 24,95 (D), EUR 25,60 (A), CHF 27,50 (CH)
In der Natur finden Sie eine unerschöpfliche Vielfalt an Motiven. Was liegt da näher, als Landschaften, die Tier- und Pflanzenwelt im Skizzenbuch oder auf dem Zeichenblock festzuhalten? Albrecht Rissler nimmt Sie mit auf einen Ausflug ins Grüne und zeigt, in welcher Technik Sie umsetzen, was Sie dort Schönes vorfinden. Auf vielfachen Kundenwunsch wieder aufgelegt!
Botanik für Künstler
Pflanzen zeichnen und malen
Sarah Simblet, 256 S. m. mehr als 100 Fotografien u. 350 Zeichnungen, 25 x 29,5 cm, geb., dt., boesner GmbH holding + innovations 2021 (2. Auflage), ISBN 9783928003186, EUR 29,95 (D), EUR 30,90 (A), CHF 38,00 (CH)
Dieser außergewöhnlich gestaltete Band beschreibt die Techniken der botanischen Illustration sowie ihre Struktur und Merkmale (Wurzeln, Stängel, Stämme, Blüten, Samen, Früchte). Er vermittelt botanisches Hintergrundwissen zu 500 Pflanzenarten – unverzichtbar für das korrekte zeichnerische Erfassen der Pflanzen.
Urban Sketching ganz einfach
Antje Linker-Wenzel, 144 S., zahlr. farb. Abb., 21 x 26 cm, Softcover, dt, Stiebner Vlg. 2022, ISBN 9783830714583, EUR 20,00(D), EUR 20,50 (A), CHF 29,50 (CH)
Urban Sketching ist eine globale Bewegung. Menschen treffen sich zum Zeichnen und halten in Skizzen fest, was sie sehen. Dabei zählt die Einfachheit: Ein Bleistift und ein Blatt Papier unterwegs sind mehr wert als Farbpaletten und Skizzenbücher, die ungenutzt zu Hause liegen.
Du hast das Zeug zum Zeichnen!
Katja Blume, 230 S., zahlr. farb. Abb., 21 x 21 cm, kart., dt., dpunkt Verlag 2022, ISBN 9783864909085, EUR 24,90 (D), EUR 25,60 (A)
Hier geht es nicht darum, Dinge perfekt und realistisch darzustellen, sondern kreativ und einfach dekorative Motive zu Papier zu bringen. Auf ganz unterschiedliche Art und Weise: grafisch, geometrisch, verspielt, schwarzweiß oder in Farbe, mit Fantasie, mit geschlossenen Augen, auf Reisen ...
Wenn die Linie witzig wird
Comic, Cartoon & Karikatur zeichnen lernen
Petra Kaster, 144 S., zahlr. farb. Abb., 22 x 23 cm, kart., dt., frechverlag 2023, ISBN 9783735880147, EUR 19,99 (D), EUR 20,60 (A), CHF 29,50 (CH)
Humor, Witz und Satire gehören neben einem gut gespitzten Bleistift zum Handwerkszeug, um Karikaturen, Cartoons und Comics zu zeichnen. Mit Übungsvorlagen und Schritt-für-SchrittAnleitungen.
Auf dem Tablet visualisiert
Wie Sie Ihre guten Ideen für sich und andere visuell umsetzen
Sandra Schulze, 308 S., zahl. farb. Abb., 16,5 x 24 cm, kart., dt., dpunkt Verlag 2023, ISBN 9783864909351, EUR 27,90 (D), EUR 28,70 (A)
Für das visuelle Veranschaulichen von Daten, Fakten und Inhalten ist das Tablet ein wunderbares Werkzeug: Sie können damit Prozesse darstellen, Präsentationen aufbereiten, Infografiken gestalten, Workshops und Konferenzen dokumentieren, Ideen festhalten und vieles mehr.
Art and Devotion
Drei Leben für die Kunst
Eva Klein, 208 S. m. Abb., 24 x 28 cm, geb., dt., Leykam Verlag 2022, ISBN 9783701104956, EUR 37,00 (D), EUR 38,00 (A)
Drei Künstlerinnen aus drei Generationen zeichnen gemeinsam ihren Weg in die Moderne vom 19. bis ins 21. Jahrhundert: die Porträtmalerin Olga von Holzhausen, die erfolgreiche Malerin und Grafikerin Margarethe von Holzhausen und die experimentierfreudige Künstlerin Elisabeth-Charlotte Martiny.
Die Gründer des FolkwangMuseums und ihre Welt
Rainer Stamm, Gloria Köpnick, 368 S., 52 Abb., 13,9 x 21,7 cm, Hardcover, dt., C.H.Beck 2022, ISBN 9783406791727, EUR 29,95 (D), EUR 30,80 (A)
Mit der Gründung des FolkwangMuseums, das als erstes Museum weltweit moderne Kunst zeigte, schrieb sich das Ehepaar Osthaus in die Kunstgeschichte ein. Die Biografie zeichnet das facettenreiche Panorama einer von großen Umbrüchen geprägten Zeit.
Karl Ernst und Gertrud OsthausDas Haus am Meeresufer
Joséphine Nicolas, 416 S., 13,4 x 20,8 cm, geb. m. Lesebändchen, dt., DuMont 2023, ISBN 9783832182151, EUR 23,00 (D), EUR 23,70 (A)
Paris im Rausch der 1920er-Jahre: Als die Interieurkünstlerin Eileen Gray ihr Herz an den fünfzehn Jahre jüngeren Jean Badovici verliert, nimmt das Leben der Avantgardistin eine jähe Wendung. Die dem Geliebten errichtete Villa E.1027 wird Schauplatz von Neid und Selbstsucht, von Enttäuschung und Verrat.
Unter einem Zuckerhimmel
Christoph Ransmayr, 208 S. m. zahl. Ill., 16,5 x 24,4 cm, geb., dt., S. Fischer 2022, ISBN 9783103975024, EUR 58,00 (D), EUR 59,70 (A)
Christoph Ransmayr erzählt in Balladen und Gedichten von abenteuerlichen Reisen ins Hochgebirge, in das Blau des Himmels, an den Meereshorizont und durch die Zeit. Anselm Kiefer hat Ransmayrs Texte mit Serien von Aquarellen begleitet, die er ausschließlich für diesen Band geschaffen hat.
Der Dinosaurier im Fels
Silke Vry, Claudia Lieb, 112 S., zahlr. farb. Abb., 21,5 x 26,5 cm, geb., dt., Gerstenberg 2023, ISBN 9783836960908, EUR 26,00 (D), EUR 26,80 (A)
Zu einer Zeit, als die meisten Menschen noch glaubten, die Erde sei wenige Tausend Jahre alt, als sich kaum jemand vorstellen konnte, dass einmal riesige Urzeitechsen über unseren Planeten geherrscht haben, schlugen mutige Forscherpioniere die ersten Dinosaurierknochen aus dem Fels und bewiesen der Welt das Gegenteil.
Wie alles begann
Die wunderbare Geschichte unserer Erde
Aina Bestard, 80 S., durchg. farb., 34 x 25 cm, geb., dt., Gerstenberg Verlag 2022, ISBN 9783836961400, EUR 26,00 (D), EUR 26,80 (A), CHF 33,40 (CH)
Fantastisch illustriert und außerordentlich ausgestattet ist dieser Blick in die Geschichte unserer Erde – ein Buch für die ganze Familie!
Faszination Krake
Wesen einer unbekannten Welt
Michael Stavarič, Michèle Ganser, 144 S., durchg. illustr., 19,5 x 29,5 cm, geb., dt., Leykam 2021, ISBN 9783701182022, EUR 25,00 (D), EUR 25,00 (A)
Eintauchen in die wundersame Welt der Kraken – ein Buch zum Staunen und Mitmachen, das so ungewöhnlich und faszinierend wie der Krake selbst ist. Für Entdecker*innen ab 8 Jahren.
Was passiert denn da?
Antje Damm, 96 S., durchg. farb. illustr., 17,5 x 17,5 cm, geb., dt., Gerstenberg 2023, ISBN 9783836961943, EUR 16,00 (D), EUR 16,50 (A)
Immer zwei Bilder zeigen eine kleine Geschichte. Mal gezeichnet, mal fotografiert oder collagiert, laden die Bilder dazu ein, genau hinzusehen, die Geschichten zu entdecken und zu erzählen. Ein Buch zum gemeinsamen Schauen, Staunen, Lachen und Raten!
Meisterwerke Stück für Stück
Große Kunst in kleinen Teilen für alle Kunstliebhaber*innen
Ingrid Swenson, Mary Auld, 128 S., zahlr. farb. Abb., 24 x 29,5 cm, HC, dt., Laurence King 2023, ISBN 9783962443405, EUR 20,00 (D), EUR 20,00 (A), CHF 27,90 (CH)
Dieses Buch stellt 89 Werke aus 3.000 Jahren Kunstgeschichte vor, indem es sie in Ausschnitte zerteilt und so die Aufmerksamkeit der Leser*innen auf einzelne Details lenkt, die sich dann zu einem Ganzen fügen. Kunstpäda gogik in ihrer modernsten und besten Form!
Kunst steckt voller Wissenschaft
Werde kreativ und erforsche die Zusammenhänge
Mary Auld, Sue Downing, 80 S., durchg. farb. ill., 21,6 x 28,4 cm, HC, dt., Laurence King 2023, ISBN 9783962443412, EUR 18,00 (D), EUR 18 ,00 (A), CHF 24,90 (CH)
Dieses Buch ermuntert seine Leser*innen, einige der wichtigsten Entdeckungen der Kunstgeschichte selbst zum Leben zu erwecken! Eine faszinierende Reise durch Kunstund Wissenschaftsgeschichte!
Kein Stillstand
„Isa Genzken. 75 / 75“ in der Neuen Nationalgalerie Berlin
„Ich wollte immer den Mut haben, total verrückte, unmögliche und auch falsche Dinge zu tun“, wird Isa Genzken im Jahr 1994 zititert. Eine Haltung, die zu ihrem außergewöhnlichen künstlerischen Weg beigetragen haben mag: Sie bürstete etablierte Kunstauffassungen gegen den Strich, behauptete sich in der männlich dominierten Kunstwelt der 1980er- und 1990er-Jahre, hinterfragte gängige ästhetische Stile, fügte Trash zu Skulpturen und führte einen kritischen Dialog mit der Architektur der Moderne. Heute ist sie längst international bekannt und berühmt – für ihren richtungsweisenden Beitrag zur Skulptur, aber auch für ihre Arbeiten in Fotografie, Malerei, Collage und Film. Isa Genzkens Arbeiten entstehen aus den Erfahrungen des täglichen Lebens, indem sie scheinbar disparate Materialien zu unerwarteten Objekten kombiniert.
Isa Genzken 2006
Zu Ihrem 75. Geburtstag am 27. November 2023 widmet die neue Nationalgalerie Berlin Isa Genzken die umfassende Sonderausstellung „Isa Genzken. 75 / 75“, in der 75 Werke zu sehen sind –erfahrbar im Umrunden, ohne von Stellwänden voneinander getrennt zu sein. Die Ausstellung bietet einen Parcours durch Genzkens Werk von den frühen Hyperbolos der 1970er-Jahre über die Werke aus Beton der 1990er- bis hin zu den Schauspielern und Figurengruppen aus den 2000er-Jahren. Chronologisch geordnet sind die Werke über die gesamte obere Halle der Neuen Nationalgalerie verteilt – die Betrachter*innen können zwischen ihnen hindurch und um sie herumgehen. Schon vor dem Eingang nimmt eine überdimensionale und trotzdem zarte pinkfarbene Rose die Besucher*innen in Empfang: „Sie ist so groß wie möglich, aber immer noch so filigran, wie ich sie eben machen konnte“, so Isa Genzken, „und sie nimmt möglichst wenig Raum ein.“
Isa Genzken wurde 1948 in Bad Oldesloe geboren und studierte Bildende Kunst, Kunstgeschichte und Philosophie in Hamburg, Berlin und Köln und bereitete so die Basis für ihre selbstbewusste, unabhängige und intellektuelle Kunst, bevor sie 1977 ihr Studium an der Kunstakademie Düsseldorf abschloss. Dort heiratete sie 1982 ihren Professor Gerhard Richter; die Ehe wurde 1993 geschieden. Heute lebt und arbeitet Isa Genzken in Berlin. Ihr Gesamtwerk war Gegenstand zahlreicher Ausstellungen, darunter 2013 eine Retrospektive im Museum of Modern Art in New York. Ihre Arbeiten waren auf zahlreichen internationalen Biennalen und Gruppenausstellungen vertreten, davon allein drei Mal auf der documenta und fünf Mal auf der Biennale von Venedig, wo sie 2007 den Deutschen Pavillon bespielte. 2017 wurde ihr mit der Jury-Begründung, ihr Werk sei „ungeschönt, punkig, aber nie ohne Humor“ der Goslaer Kaiserring zugesprochen. 2019 erhielt sie den Nasher Prize des Nasher Sculpture Center in Dallas, Texas.
Ziehe Courtesy Galerie Buchholz, © VG Bild-Kunst, Bonn 2023/Isa Genzken.
„Wenn man um meine Werke herumgeht und auf das Szenario achtet, taucht immer wieder etwas anderes auf und man kann immer etwas
Neues entdecken und damit sympathisieren.“
Seit den 1970er-Jahren gelingt es der Künstlerin in einzigartiger Weise, Werke zu schaffen, die einen anderen Blick auf die Welt eröffnen, scheinbar Gegebenes hinterfragen, zu Reflexionen anregen und sich jeder Kategorisierung verweigern. Bewegung und Veränderung sind die Stichworte, die ihr Werk wohl am treffendsten charakterisieren – sie kennt keinen Stillstand und immer neue Wege, die Betrachter*innen zu alarmieren und anzuregen. „Genzkens Schaffen ist unvorhersehbar, faszinierend wie rätselhaft, spielerisch und immer einladend“, so das Kuratorenteam Klaus Biesenbach, Direktor Neue Nationalgalerie, und Assistenzkuratorin Lisa Botti. Sie haben für die Ausstellung übergeordnete Themenkomplexe der Werkserien identifiziert: „Zum einen sieht die Künstlerin Alltagsobjekte und Dinge in ihrer Vielfalt und setzt sie auf gleichberechtigte Weise zusammen: Alles wird zu skulpturalem Material, allem gibt sie eine neue Kraft. Obwohl die von ihr verwendeten Materialien vertraut wirken, ist die Kombination ungewöhnlich. Durch Fenster, Sender, Radios und Symbole wie die Rose initiiert die Künstlerin ein Gespräch mit der Außenwelt. Von Beginn an übt sich Genzken in einem Spiel mit Größe, Maßstab, Monumentalität und der Vorstellungkraft der Betrachtenden an einer skulpturalen Narration“, so Biesenbach und Botti. Damit schaffe sie ein intuitiven Blick auf ganz unterschiedliche Themen. Besonders auffällig sei ihre Auseinandersetzung mit dem Raum und eine echte Leidenschaft für Architektur und Städte – insbesondere New York und Berlin.
Die Ellipsoide und Hyperboloide „waren handwerklich ungeheuer kompliziert zu fertigen. […] Alle haben immer gedacht, sie seien maschinell hergestellt worden, aber ich hätte es mir nicht leisten können, sie in einer Flugzeugfabrik oder wo auch immer man so etwas herstellen lassen kann, produzieren zu lassen. Ich war auch sehr stolz auf sie, weil sie mir ermöglichten, ein handwerkliches Niveau zu erreichen, das viele meiner US-amerikanischen Kolleg*innen nicht mehr besitzen. Mit Ausnahme meiner Außenskulpturen habe ich ohnehin immer alles von Hand gemacht.“
Isa Genzken 2006
Ausstellungsansicht „Isa Genzken. 75/75“,
Unter dem Einfluss der US-amerikanischen Minimal Art schuf Isa Genzken zwischen 1976 und 1982 die Werkgruppe der Ellipsoide und Hyperboloide. Bei den Ellipsoiden handelt es sich um sechs bis zwölf Meter lange Holzskulpturen, die an einem Punkt auf dem Boden aufliegen. Die Grundform der Hyperboloide besteht aus einer konkaven Linie und sie berührt den Boden an zwei Punkten. Die Durchmesser und Maße berechnete und zeichnete die Künstlerin mit einem Physiker der Universität Köln an einem aus heutiger Sicht noch überdimensionalen Computer, bevor sie ihre Skulpturen in Handarbeit fertigte. Im Unterschied zur Minimal Art war Genzken an Assoziationen der Betrachter*innen interessiert, etwa ein Speer, Zahnstocher oder Boot. Mitte der 1980erJahre widmete sie sich einem neuen Material: Gips. Sie fertigt kleinere Gipsskulpturen mit Holz, Metall, Papier und Glas. Die improvisierten, höhlenartigen Formen stehen im Gegensatz zur Eleganz und technischen Präzision der hölzernen Ellipsoide und Hyperboloide und wenden sich der Materialität der alltäglichen Welt zu. 1985 schuf Genzken Skulpturen aus Beton, die Weltempfänger mit Antennen verweisen auf die Funktion des gleichzeitigen Sendens und Empfangens.
Genzken setzte sich umfassend mit Architektur und Städtebau auseinander und war besonders von New York und Berlin fasziniert. Ab 1988 entstanden erste Betonskulpturen, die Assoziationen mit dem Städtebau der 1950er- und 1960erJahre hervorrufen, wie Le Corbusiers Berliner Unité d’Habitation . 1990 durchbrach sie die Be tonskulpturen und entwarf die Werkreihe Fenster, die 1992–1993 in einer Ausstellung mit dem Titel „Jeder braucht mindestens ein Fenster“ von Chicago über Frankfurt und Brüssel bis zum Lenbachhaus in München tourte. In der Ausstellung in der Neuen Nationalgalerie wird der Dialog von Genzkens Kunst mit der gläsernen Architektur Mies van der Rohes im Spiel mit Innen- und Außen besonders deutlich. 2005 setzt Genzken diese Reihe mit einer Serie von Flugzeugfenstern fort: Ohne Titel (Flugzeugfenster A) ist vielfarbig bemalt, erinnert an große Augen mit Wimpern und unterläuft das traditionelle Verständnis von einem Fenster, das in die Welt hinausschaut – denn es scheint zurückzuschauen und die Betrachtenden zu beobachten.
Die Skulptur X (1992) bezieht sich wiederum auf die Fassade des John-Hancock-Gebäudes in Chicago (1965–69), dessen tragende Teile erstmals in der Außenhaut liegen. Zwischen 1994 und 2003 schuf Genzken eine Reihe von Säulen/Stelen aus Epoxidharz. Auch in diesen Werken zeigt sich ihre Faszination für die Stadt New York. Die collagenartigen Stelen bestehen aus perforiertem Blech auf einer Holzstruktur und sich überlagernden Schichten von aufgeklebten, verspiegelten, holografischen Karten und fotografischen Reproduktionen. Obwohl sie auch einzeln betrachtet werden können, sind die Säulen und Stelen in der Neuen Nationalgalerie in Gruppen installiert.
Die Werkserie Empire/Vampire, Who Kills Death (2003) gilt als Paradigmenwechsel in Genzkens Werk. Wie Filmszenen stehen Figurenkonstellationen auf Sockeln, die zu Bühnen absurder und gewalttätiger Erzählungen werden. Der Titel ist vom Empire State Building abgeleitet, Vampire vom Chrysler Building. Spielzeugfiguren erklimmen kriechend oder kletternd übergroße Vasen und Gläser. Das Weinglas ist ein Symbol für Rituale, Feiern und den Rausch. Die Serie Untitled (2006) nimmt diesen erzählerischen Ansatz auf: Kleinkindpuppen sitzen verlassen unter zerfetzten Sonnenschirmen, die keinen Schutz mehr bieten.
[4] Ausstellungsansicht „Isa Genzken. 75/75“, Neue Nationalgalerie, 2023, Rotes Ellipsoid, 1977 (Staatliche Museen zu Berlin, Nationalgalerie); Rot-Graues offenes Ellipsoid, 1978 (Glenstone Museum, Potomac, Maryland); Grau-Schwarzes Hyperbolo „MBB“, 1981 (Sammlung Hoffmann, Berlin); Blau-Grau-Gelbes Hyperbolo „Elbe“, 1981 (Courtesy Galerie Buchholz), Foto: Nationalgalerie – Staatliche Museen zu Berlin/Jens Ziehe Courtesy Galerie Buchholz © VG BildKunst, Bonn 2023/Isa Genzken.
„Die Idee der Narration war immer ein latenter Aspekt in meiner Arbeit.
Ich kann relativ kleine Skulpturen machen, die dann eine große, relative Monumentalität erlangen. Das ist eine seltene Eigenschaft.
Es erreicht nie eine 1:1-Wirkung, sondern eher die Qualität eines Modells.
Die wahre Größe manifestiert sich erst in der Vorstellung des Betrachtenden.“
Isa Genzken 2006
Menschliche Körper spielen in Isa Genzkens Werk von Beginn an eine wichtige Rolle, etwa in Analogien zur Architektur oder im Verhältnis zum Körper der Betrachter*innen. Seit etwa 2007 nutzt sie zunehmend kommerzielle Schaufensterpuppen für ihre Werkgruppe der Schauspieler. Die industriell gefertigten Puppen haben standardisierte Proportionen, ein begrenztes Repertoire an Posen, teilnahmslose Gesichter und gleichförmige Oberflächen. Ausgestattet mit zu großen Helmen und Kopfbedekkungen sind die Schauspieler nicht auf Empfang, sondern auf Abwehr und Schutz vor der Außenwelt ausgerichtet. Viele der verwendeten Kleidungsstücke und Accessoires stammen dabei aus Genzkens eigener Garderobe. „Ich gebe den Schaufensterpuppen etwas von mir. Oft trenne ich mich von einem persönlichen Kleidungsstück“, so Isa Genzken. „Das fällt mir nie leicht; der Schmerz, sich von etwas Geliebtem zu trennen, wird dann aber schnell durch die Freude, dass es einer Schaufensterfigur gut steht, aufgehoben.“
Untitled (2018) ist eine der jüngsten Arbeiten in der Ausstellung und zeigt eine Bodencollage aus Zeitschriften, Zeitungen, Einkaufstüten und Fotografien. Bereits zwischen 1989 und 1991 sammelte Genzken Abbildungen aus „Der Spiegel“ und präsentiert sie aus jeglichem journalistischen und informativen Kontext gelöst. Mit dem Fall der Berliner Mauer, dem Ende des Kalten Krieges und der Zeit vor dem ersten Golfkrieg dokumentiert das Werk eine wichtige Periode der deutschen Geschichte. Massenmedien, Gesellschaftskritik und alltäglich präsente Themen formen einen Körper, der die Betrachter*innen auch unmittelbar anspricht.
„Mit der Ausstellung geht ein Wunsch Isa Genzkens in Erfüllung: 75 Skulpturen treten zu Ehren ihres 75. Geburtstags nun erstmalig mit dem Architekten Mies van der Rohe sowie seinem baulichen Monument der Neuen Nationalgalerie in Berlin, das die Künstlerin ganz besonders schätzt, in den direkten Dialog“, so Klaus Biesenbach und Lisa Botti im Booklet zur Ausstellung. „Diese Ausstellung ist ein Geschenk an Genzken, aber vor allem an Berlin und alle Besucher*innen.“#
Ausstellung
Bis 27. November 2023
Isa Genzken. 75 / 75
Veranstaltungen
Am Montag, den 27. November 2023, ist das Museum anlässlich des Geburtstags der Künstlerin für eine Sonderöffnung geöffnet. Zur Ausstellung wird ein Erkundungspass für Kinder und Familien in Form eines kostenlosen Begleithefts angeboten.
Informationen und Online-Buchungen zu Kurator*innenführungen, Einzelführungen, Gruppenführungen, inklusive Angebote und Workshops unter www.smb.museum/veranstaltungen
Katalog
Isa Genzken 75/75
Berlin, Neue Nationalgalerie, Katalog hrsg. von Klaus Biesenbach & Lisa Botti. Berlin 2023. Beiträge von Giovanni Intra, Diedrich Diederichsen, Donna De Salvo, Sabine Breitwieser. Dieter Schwarz, Tom McDonough Penelope Curtis, Eefke Kleinmann & Manfred Hermes. Interview mit Isa Genzken von Daniel Buchloh & Wolfgang Tillmans. 200 S. durchgehend mit farb. Abb., broschiert – Text in dt. & engl. Sprache, Verlag der Buchhandlung Walther und Franz König, ISBN 9783753305394
Kontakt
Neue Nationalgalerie
Potsdamer Straße 50 10785 Berlin www.smb.museum
Vom Erscheinen und Verschwinden der Dinge
Cornelius Völker im Kunstpalast DüsseldorfSeine Sujets sind die alltäglichen Dinge: Zerknautschte Tuben, benutzte Pflaster und eselsohrige Bücher. Ob Hund oder Heroin, Mensch oder Meerschweinchen, Schokolade oder Marmeladenbrot – Cornelius Völker malt alles ebenso akribisch wie virtuos. Doch so unterschiedlich Cornelius Völkers Bilder auch zu sein scheinen: Charakteristisch ist seit jeher sein temperamentvoller und farbintensiver Stil. Er wendet sich vertrauten Dingen zu, lässt diese jedoch in neuem Licht erscheinen. Und so erhebt er auch Salbentuben und Kaffeetassen zum Bildgegenstand, nobilitiert durch seinen virtuosen Umgang mit der Farbe. Jetzt zeigt der Kunstpalast in seiner Heimatstadt Düsseldorf die erste institutionelle Werkübersicht mit 85 Ölgemälden und 50 Arbeiten auf Papier aus allen Schaffensphasen.
Cornelius Völker erkundet seit nunmehr 30 Jahren die Malerei in allen erdenklichen Spielarten. Geboren 1965 in Kronach, studierte Völker in den Jahren 1989 bis 1995 an der Kunstakademie Düsseldorf bei A.R. Penck und Dieter Krieg. Heute lebt Völker in Düsseldorf und New York; seit 2005 bekleidet er eine Professur an der Kunstakademie Münster. Noch während seiner letzten Ausbildungsjahre in Düsseldorf entwickelte Cornelius Völker seine kraftvolle, figurative Malerei, in der sich Realismus und expressiver, pastoser Farbauftrag zu einer besonderen Bildsprache formen und überraschende Facetten des Dargestellten freilegen. Die Kunstgeschichte ist dabei für ihn unverzichtbarer Anker und Inspiration zugleich: Seine Werke sind gleichermaßen Reflexion über die Kunst – seine Malerei schafft Rückbezüge, macht sich selbst zum Gegenstand.
Ein grundlegendes Thema, mit dem sich der Maler dabei fortlaufend auseinandersetzt, ist die Zeit. „Cornelius Völkers Malerei handelt vom Erscheinen und Verschwinden der Dinge, sie macht uns die Wahrnehmungsweise der Zeit bewusst, die zwar linear und konstant verläuft, sich in der Geschichte und Kultur des Menschen aber ausgesprochen komplex akzentuiert und verdichtet ereignet“, so erklärt Felix Krämer, Generaldirektor Kunstpalast. „Die Auswahl der in unserer Ausstellung gezeigten Werke und ihr erzählerischer Zusammenhang verweist auf Völkers vielschichtige Darstellungsebenen der Zeit. Sie veranschaulicht die inneren Zusammenhänge dieser vermeintlich disparaten Bildwelt“, erklärt Krämer.
In der Düsseldorfer Schau führen neun Kapitel durch das Œuvre Völkers. Der einleitende Raum thematisiert die Frage nach der Aktualität des Mediums Ölmalerei im 21. Jahrhundert. Die in kräftigen Farben leuchtenden Bilder Cornelius Völkers sind Beispiele dafür, wie Kunstwerke unsere Wahrnehmungsfähigkeiten steigern
können und so ein Gefühl intensivierter Gegenwart auslösen. Der Bereich „Mensch und Tier“ zeigt, wie Völker sich mit der Tradition des Stilllebens auseinandersetzt: Auf den Gemälden, die Meerschweinchen ähnlich Popstars darstellen, scheint die Zeit stillzustehen und die verschiedenen Malweisen rücken ins Zentrum der Betrachtung.
Zum Thema „Versuchung“ hat Völker zahlreiche Gemälde geschaffen: Schokolade, Kaffee, Alkohol, aber auch härtere Drogen sind auf ihnen zu sehen, ebenso wie einige Handfeuerwaffen. Es
sind unübliche Motive, die polarisieren und eine dunkle Seite der Existenz streifen. Darstellungen von Menschen in ihrer prekären Verletzlichkeit werden im Kapitel „Mensch sein“ vorgestellt. Bilder von benutzten Tampons und Pflastern, von Narben und Organen oder von Menschen, die ihren Kehlkopf strecken, verleiten zum genauen Hinsehen.
„Cornelius Völker hat ebenso wenig Angst vor existenziellen Themen wie vor dem Humor und der vordergründigen Dekoration. In der Faktur seiner Bilder wird die Zeit anschaulich, die der Maler mit seinem jeweiligen Bild verbracht hat. Die einzige Zeit, die er nicht kontrollieren kann, ist die des Publikums. Malerei ist sehr großzügig mit dieser Zeit – wir können selbst darüber entscheiden. Dass wir diesem außergewöhnlichen Maler viel Zeit zurückgeben sollten, macht sein Werk klar“, zeigt sich Kurator Kay Heymer überzeugt.
Eine wichtige Rolle spielt das Thema „Pflanzen“ für Cornelius Völker, ist doch mit ihrer Darstellung das Vergehen der Zeit besonders sinnfällig darzustellen. Seine großformatigen Stillleben schwelgen nicht in Opulenz oder exotischer Vielfalt, sondern evozieren innere Bilder und lassen fast unbehaglich leise die Auflösung erahnen. Hier knüpft Völker an eine lange Tradition europäischer Malerei an: Blumenstillleben als Sinnbild für die Vergänglichkeit des Lebens.
Cornelius Völker wendet sich in seiner Malerei vertrauten Dingen zu, lässt sie jedoch in einem völlig neuen Licht erscheinen.
Charakteristisch ist sein temperamentvoller und farbintensiver Stil.
Ein weiterer Raum der Düsseldorfer Ausstellung stellt rund 50 Arbeiten auf Papier vor, die neben den Gemälden eine wichtige Rolle im Schaffen von Cornelius Völker einnehmen. Zeichnungen und Aquarelle aus den Jahren 1998 bis 2023 entstehen oft parallel zu Gemälden derselben Themen und greifen auch teilweise deren Motive auf. Doch handelt es sich nicht um Studien oder Skizzen, die den malerischen Prozess vorbereiten, sondern vielmehr um Arbeiten, die für sich stehen.
Wie der Raum „Vanitas“ zeigt, bezieht sich der Künstler in vielen seiner Stillleben auf die kunstgeschichtliche Tradition. Ob Vasen mit Schnittblumen, ein brennendes Feuerzeug, Stillleben mit eingeweckten Früchten oder die Asche einer erloschenen Kerze: Völker greift alte Motive der Darstellung von Vergänglichkeit auf und überführt sie in die Gegenwart.
Eine große Werkgruppe stellt „Papier“ als Motiv in verschiedenen Varianten vor: Schnipsel, Zeitungen, Fotos, Post-its, Postkarten – zerknüllt, gestapelt, aufgehängt. Auch durch die zahlreichen Bilder zum Thema „Bücher“ ist die Bedeutung des Materials Papier für Völker sichtbar, die mit vier Gemälden einen eigenen Bereich in der Ausstellung belegen. Gestapelte und aufgeschlagene Kunstbände, aber auch ein aus Büchern entstehender Aschehaufen im letzten Raum sind auf ihnen zu sehen: Meditationen über die Vergänglichkeit des Daseins.#
Ausstellung
Bis 7. Januar 2024
Cornelius VölkerKatalog
Cornelius Völker
Vom Erscheinen und Verschwinden der Dinge
Hrsg. vom Museum Kunstpalast, Düsseldorf, und Museum MORE, Gorssel, mit Texten von Kay Heymer und Maite van Dijk, 192 Seiten, 110 Farbtafeln, Schirmer/Mosel 2023, ISBN 9783829609906
Kontakt
Kunstpalast
Ehrenhof 4–5
40479 Düsseldorf
Tel. +49-(0)211-8996260
www.kunstpalast.de
Realismus und expressiver, pastoser Farbauftrag formen sich zu einer besonderen Bildsprache und legen überraschende Facetten des Dargestellten frei.
Lichtkünstler und Wolkenmaler
Impressionismus in Holland
Die Landschaftsmalerei hat in den Niederlanden ihren Ursprung, und der Realismus der Meister des 17. Jahrhunderts blieb lange der Maßstab, an dem es sich künstlerisch zu messen galt. Mit der in Frankreich entwickelten Malerei unter freiem Himmel erhielten die niederländischen Malerinnen und Maler des 19. Jahrhunderts neue Impulse. Die Ausstellung „Wolken und Licht. Impressionismus in Holland“ im Museum Barberini in Potsdam zeigt bis zum 22. Oktober 2023, wie sich Künstlerinnen und Künstler durch die französischen Einflüsse zu einer ganz eigenen, holländischen Form des Impressionismus inspirieren ließen.
Die umfassende Schau ist die erste Ausstellung, die sich dem Thema widmet und versammelt rund 100 Werke von etwa 40 Künstlerinnen und Künstlern, darunter in Deutschland bislang kaum gezeigte Schlüsselwerke von Johan Barthold Jongkind, Vincent van Gogh, Jacoba van Heemskerck und Piet Mondrian. Zu den Leihgebern gehören das Rijksmuseum und das Stedelijk Museum in Amsterdam, das Kunstmuseum Den Haag, das Dordrechts Museum, das Kröller Müller-Museum in Otterlo und das Singer
Seit dem 17. Jahrhundert gehörten Wolken, Wellen und Strand in der altmeisterlichen Landschaftsdarstellung zum Charakteristischen der niederländischen Kunst. Erst zu Beginn des 19. Jahrhunderts erhielt die Landschaftskunst mit Caspar David Friedrich, William Turner und Pierre-Henri de Valenciennes in ganz Europa neue Relevanz. Als die französischen Impressionisten in der Malerei unter freiem Himmel den Moment als Signum der Moderne feierten, forderte dies unweigerlich die Reaktion der holländischen Künstler heraus: Diesem Dialog widmet sich die Potsdamer Ausstellung und nimmt die Entwicklung der niederländischen Kunst zwischen den 1840er- und den 1910er- Jahren in ihrer Zwiesprache mit dem Impressionismus in den Blick.
Auch die französischen Impressionisten verehrten die holländische Landschaftsmalerei der Alten Meister. Dabei ging es ihnen weniger um die Identifikation mit einer nationalen Landschaft als um den Realismus dieser Malerei. Claude Monet hielt sich
1871 vier Monate in Holland auf. Hier hatte schon sein Vorbild Gustave Courbet in den 1840er-Jahren Abstand vom französischen Kunstbetrieb gesucht, um seiner Malerei durch das Studium von Wolken und Wellen den für ihn charakteristischen, realistisch-direkten Zugriff zu verleihen. Die Sammlung Hasso Plattner im Museum Barberini bewahrt zwei Gemälde Monets von diesem Aufenthalt. Sie zeigen eine für Monets Frühwerk ungewöhnlich intensive Farbigkeit und kraftvoll-kompakte Malweise.
Holländische Künstlerinnen und Künstler sahen die Werke der Maler von Barbizon bei ihren Reisen nach Frankreich und seit den 1880er-Jahren in der Sammlung des Malers Hendrik Willem Mesdag in Den Haag. Wie die französischen Impressionisten im Wald von Fontainebleau, so malten die holländischen Künstler bereits ab etwa 1850 das durch die Bäume hereinbrechende Licht im Wald von Oosterbeek. Die Haager Schule widmete sich der Polderlandschaft unter hohem Himmel und schloss darin wie
Eugène Boudin in Frankreich an die Wolkenmalerei der Alten Meister an. Charakteristisch für die Malerei von Willem Roelofs, Anton Mauve und Jacob Maris sind lichthaltige Grautöne, mit denen sie regenschwere Wolken über der Wiesenlandschaft zu Akteuren ihrer Bilder machten. Der Strand ist Schauplatz der Fischer, die ausfahren oder ihren Fang anlanden, wobei im Unterschied zur Marinemalerei oder Ausblicken auf das Meer aus der Zeit der Romantik bereits die subjektive Beobachtung ausschlaggebend ist.
Auf die Maler der Haager Schule folgten in den 1880er-Jahren die Amsterdamer Impressionisten. Sie entdeckten die Stadt als Ort des modernen Lebens mit Einkaufsstraßen, Kaffeehäusern und elektrischem Licht. Der Strand wird nun Schauplatz für Freizeitaktivitäten wie Spazierengehen oder Eselreiten. Künstler wie George Hendrik Breitner und Isaac Israels, die die Werke von Claude Monet, Pierre-Auguste Renoir oder Gustave Caillebotte aus den Pariser Ausstellungen kannten, suchten Motive des tech-
nischen Fortschritts und gesellschaftlichen Wandels in der eigenen Umgebung. Die nächste Generation niederländischer Künstler ließ sich ab 1890 vom französischen und belgischen Pointillismus inspirieren, den sie auf Ausstellungen in Amsterdam und Leiden kennenlernten. Für die nach 1905 entstandenen Landschaften, die Anregungen des französischen Fauvismus aufnahmen, fand sich bald der Begriff Luminismus.
Unvermischte Farben und ihre expressive Steigerung in Simultankontrasten verbinden den späten Vincent van Gogh mit dem pointillistischen Frühwerk Piet Mondrians und belegen, wie der Impressionismus der Avantgarde auch in Holland Vorschub leistete. Mit der Ausstellung „Impressionismus in Russland. Aufbruch zur Avantgarde“ hat das Museum Barberini schon 2021 erstmals eine Ausstellung zum europäischen Dialog mit den französischen Vorbildern gezeigt und den Bogen vom Realismus eines Ilja Repin zur Abstraktion von Natalja Gontscharowa, Michail Larionow und Kasimir Malewitsch geschlagen.
[4] Co Breman, Nachmittag, Blaricum, 1903, Öl auf Leinwand, 26 x 54 cm, Singer Laren.
[5] Jacoba van Heemskerck, Zwei Bäume, 1910, Öl auf Leinwand, 70,5 x 88,2 cm, Kunstmuseum Den Haag.
„Auch dank phantastischer Leihgeber wie dem Rijksmuseum, dem Stedelijk Museum oder dem Kunstmuseum Den Haag zeigt die Ausstellung ein prominent besetztes Panorama niederländischer Wolkenmaler und Lichtkünstler“, erklärt Ortrud Westheider, Direktorin des Museums Barberini. „Die holländische Kunst des 19. Jahrhunderts wird in Deutschland kaum gezeigt und ist mit Ausnahme der Bayerischen Staatsgemäldesammlungen, die in den 1880er-Jahren Werke der Haager Schule ankauften, in hiesigen Museen kaum vertreten. Abgesehen von Künstlern wie Van Gogh und Mondrian, die mit zahlreichen monografischen Ausstellungen präsent waren, sind Malerinnen und Maler wie Jacoba van Heemskerck, Jan Toorop, Jan Sluijters und viele andere, die in den Niederlanden mit großen Retrospektiven gewürdigt wurden, in Deutschland nahezu unbekannt. Durch ihre Nähe zu den Landschaften Max Liebermanns und die Van Gogh-Rezeption der Brücke-Künstler erscheinen sie dennoch vertraut“, erläutert Michael Philipp, Chefkurator am Museum Barberini und Kurator der Ausstellung.#
Die Potsdamer Ausstellung nimmt die Entwicklung der niederländischen Kunst zwischen den 1840er- und den 1910er-Jahren in ihrer Zwiesprache mit dem Impressionismus in den Blick.
Ausstellung
Bis 22. Oktober 2023 Wolken und Licht Impressionismus in Holland
Katalog
Wolken und Licht Impressionismus in Holland
Ortrud Westheider, Michael Philipp, Daniel Zamani (Hrsg.), 312 S. m. 200 Farbabb., 24 x 30 cm,geb. m. SU Prestel 2023, ISBN 9783791379982
Kontakt
Museum Barberini
Humboldtstraße 5–6, Alter Markt
14467 Potsdam
Tel. +49-331-236014-499
www.museum-barberini.de
Max Liebermann
Landhaus in Hilversum, 1901, Öl auf Leinwand, 65 x 80 cm, © Staatliche Museen zu Berlin, Nationalgalerie/Jörg P. Anders
Bis 22. Oktober 2023 Secessionen.
Klimt, Stuck, Liebermann.
Alte Nationgalerie www.smb.museum
Berlin
Alte Nationalgalerie
Potsdamer Straße 50, 10785 Berlin
Tel. +49-(0)30-266424242, www.smb.museum
Bis 22. Oktober 2023: Secessionen. Klimt, Stuck, Liebermann.
Hamburger Bahnhof –Nationalgalerie der Gegenwart
Invalidenstraße 50–51, 10557 Berlin
Tel. +49-(0)30-266424242
www.smb.museum
Bis 17. September 2023: Christina Quarles. Collapsed Time. Bis 17. September 2023: Fred Sandback. Simple Facts. Bis 15. Oktober 2023: Liam Gillick. Filtered Time. Bis 7. Januar 2024: Eva Fàbregas. Devouring Lovers. 8. September 2023 bis 24. März 2024: Nadia Kaabi-Linke. Seeing without Light. 27. Oktober 2023 bis 10. März 2025: Lee Ufan.
Neue Nationalgalerie
Potsdamer Straße 50, 10785 Berlin
Tel. +49-(0)30-266424242
www.smb.museum
Bis 24. September 2023: Die Kunst der Gesellschaft 1900–1945. Bis 24. September 2023: Tehching Hsieh. Bis 8. Oktober 2023: Judit Reigl. Kraftfelder. Bis 27. November 2023: Isa Genzken. 75/75. Bis 2026: Gerhard Richter. 100 Werke für Berlin.
Bonn
Kunstmuseum Bonn
Friedrich-Ebert-Allee 2, 53113 Bonn
Tel. +49-(0)228-776260
www.kunstmuseum-bonn.de
Bis 24. September 2023: Josephine Baker. Freiheit – Gleichheit – Menschlichkeit. Bis 8. Oktober 2023: Wer wir sind. Fragen an ein Einwanderungsland. Bis 15. Oktober 2023: Interactions. 29. September 2023 bis 28. Januar 2024: Alles auf einmal: Die Postmoderne, 1967–1992. 27. Oktober 2023 bis 7. Januar 2024: Bundespreis für Kunststudierende.
Bremen
Kunsthalle Bremen
Am Wall 207, 28195 Bremen
Tel. +49-421-32908-0
www.kunsthalle-bremen.de
Bis 29. Oktober 2023: Resonanz. Interventionen in die Sammlung. Bis 3. Dezember 2023: Holmead. Schenkung Alfred Moeke. Ab 2. September 2023: Monika Sosnowska. 7. Oktober 2023 bis 18. Februar 2024: Geburtstagsgäste. Monet bis van Gogh. 7. Oktober 2023 bis 18. Februar 2024: Paris auf Papier.
Neues Museum Weserburg Bremen
Teerhof 20, 28199 Bremen
Tel. +49-421-598390
www.weserburg.de
Bis 10. September 2023: Von De Stijl bis Boekie Woekie. Künstlerpublikationen aus den Niederlanden. Bis 8. Oktober 2023: Hannah Villiger. Ich bin die Skulptur. 14. Oktober 2023 bis 4. Februar 2024: Kontakt mit Guy Schraenen.
Düsseldorf
Kunstsammlung
Nordrhein-Westfalen K 20
Grabbeplatz 5, 40213 Düsseldorf
Tel. +49-(0)211-8381130
Ausstellungsansicht „Hannah Villiger. Ich bin die Skulptur“
Foto: Tobias Hübel
Bis 8. Oktober 2023
Hannah Villiger. Ich bin die Skulptur.
Neues Museum Weserburg Bremen www.weserburg.de
Bis 17. September 2023: Wiebke Siem. Das maximale Minimum. 19. Oktober 2023 bis 18. Februar 2024: Menschheitsdämmerung. Kunst in Umbruchzeiten. 26. Oktober 2023 bis 28. Januar 2024: Ausgezeichnet #7: Helen Verhoeven.
Kunst- und Ausstellungshalle der Bundesrepublik Deutschland
Museumsmeile Bonn
Friedrich-Ebert-Allee 4, 53113 Bonn
Tel. +49-(0)228-9171-0
www.bundeskunsthalle.de
www.kunstsammlung.de
Bis 3. Januar 2024: Die Sammlung. Befragen und Weiterdenken. Bis 14. Januar 2024: Chaïm Soutine. Gegen den Strom.
Kunstsammlung
Nordrhein-Westfalen K 21
Ständehausstraße 1, 40217 Düsseldorf
www.kunstsammlung.de
Tel. +49-(0)211-8381204
23. September 2023 bis 14. Januar 2024: Isaac Julien. What Freedom Is To Me.
Kunstpalast
Ehrenhof 4–5, 40479 Düsseldorf
Tel. +49-(0)211-8996260, www.kunstpalast.de
Bis 7. Januar 2024: Cornelius Völker. Vom Erscheinen und Verschwinden der Dinge. 14. September 2023 bis 21. Januar 2024: Tod und Teufel. Faszination des Horrors.
Duisburg
Stiftung Wilhelm Lehmbruck Museum
Friedrich-Wilhelm-Straße 40
47049 Duisburg, Tel. +49-(0)203-2832630
www.lehmbruckmuseum.de
Bis 1. Oktober 2023: Ein Blick zurück. 100 Jahre Duisburger Künstlerbund. 23. September 2023 bis 25. Februar 2024: Alicja Kwade. In Agnosie.
Frankfurt
MMK Museum für Moderne Kunst
Domstraße 10, 0311 Frankfurt am Main Tel. +49-(0)69-21230447
www.mmk.art
Bis 15. Oktober 2023: Cameron Rowland. Amt 45i (Tower MMK).
Schirn Kunsthalle Frankfurt
Römerberg, 60311 Frankfurt
Tel. +49-(0)69-299882-0, www.schirn.de
Bis 24. September 2023: Martha Rosler. In one way or another. Bis 1. Oktober 2023: Plastic World. 21. September 2023 bis 14. Januar 2024: Maruša Sagadin. 27. Oktober 2023 bis 18. Februar 2024: Lyonel Feininger.
Städel Museum
Schaumainkai 63, 60596 Frankfurt
Tel. +49-(0)69-6050980
www.staedelmuseum.de
Bis 17. September 2023: Herausragend! Das Relief von Rodin bis Picasso. Bis 8. Oktober 2023: Philipp Fürhofer. Phantominseln. Bis 5. November 2023: Ugo Rondinone. Sunrise. East. 14. Oktober 2023 bis 4. Februar 2024: Victor Man. Die Linien des Lebens. 2. November 2023 bis 18. Februar 2024: Holbein und die Renaissance im Norden.
Chaïm Soutine, Oberkellner, um 1927, Öl auf Leinwand, 60 × 49.5 cm, Private Collection, Berlin on long-term loan to the Museum Folkwang, Essen © Museum Folkwang Essen –ARTOTHEK
Bis 14. Januar 2024
Chaïm Soutine. Gegen den Strom.
Kunstsammlung
Nordrhein-Westfalen K 20 www.kunstsammlung.de
Installationsansicht „Martha Rosler. In one way or another“, Greenpoint: New Fronts, © Schirn Kunsthalle Frankfurt 2023, Foto: Emily Piwowar/Nói Crew
Bis 1. Oktober 2023 Martha Rosler. In one way or another.
Schirn Kunsthalle Frankfurt www.schirn.de
Cindy Sherman, Untitled #462, 2007/2008, Privatsammlung
Europa, © Cindy Sherman, Courtesy the artist and Hauser & Wirth
Cindy Sherman. Anti-Fashion.
Bis 10. September 2023
Staatsgalerie Stuttgart www.staatsgalerie.de
7. Oktober 2023 bis 28. Januar 2024 Deichtorhallen Hamburg www.deichtorhallen.de
Hamburg
Bucerius Kunstforum
Alter Wall 12, 20457 Hamburg
Tel. +49-(0)403609960
www.buceriuskunstforum.de
Bis 24. September 2023: Lee Miller. Fotografin zwischen Krieg und Glamour. 14. Oktober 2023 bis 28. Januar 2024: Geniale Frauen. Künstlerinnen und ihre Weggefährten.
Deichtorhallen Hamburg
Deichtorstraße 1–2, 20095 Hamburg
Tel. +49-(0)40-321030, www.deichtorhallen.de
30. September 2023 bis 25. Februar 2024: Dix und die Gegenwart. 7. Oktober 2023 bis 28. Januar 2024: Cindy Sherman. Anti-Fashion.
27. Oktober 2023 bis 21. Januar 2024: Kathrin Linkersdorff.
Hamburger Kunsthalle
Glockengießerwall, 20095 Hamburg
Tel. +49-(0)40-428131-200
www.hamburger-kunsthalle.de
Bis 17. September 2023: 1923. Gesichter einer Zeit. Bis 24. September 2023: Periskopisch! Werner Nöfers Graphik zwischen Pop und Agitation. Bis 22. Oktober 2023: Keine Illusionen. Malerei im Raum. Bis 12. November 2023: Walid Raad. Cotton Under My Feet: The Hamburg Chapter. 13. Oktober 2023 bis 25. Februar 2024: Herausragend! Das Relief von Rodin bis Taeuber-Arp.
Köln
Museum Ludwig
Heinrich-Böll-Platz, 50667 Köln
Tel. +49-(0)221-221-26165
Bis 1. Oktober 2023: Spot on: Gustave Caillebotte. Bis 15. Oktober 2023: Susanna & Du. Bis 21. April 2024: Sammlerträume. Sternstunden niederländischer Barockkunst
München
Haus der Kunst
Prinzregentenstraße 1, 80538 München
Tel. +49-(0)89-21127-113
www.hausderkunst.de
Bis 10. September 2023: Katalin Ladik. Ooooooooo-pus. Bis 1. April 2024: Martino Gamper. Sitzung. 8. September 2023 bis 10. März 2024: In anderen Räumen. Environments von Künstlerinnen 1956–1976.
Städtische Galerie im Lenbachhaus und Kunstbau München
Luisenstraße 33, 80333 München
Tel. +49-(0)89-23396933
www.lenbachhaus.de
Bis 10. September 2023: Charlotte Salomon. Leben? Oder Theater? Bis 8. Oktober 2023: Natascha Sadr Haghighian. Bis auf Weiteres: Fragment of an Infinite Discourse. 28. Oktober 2023 bis 10. März 2024: Turner. Three Horizons.
Stuttgart
Staatsgalerie Stuttgart
Konrad-Adenauer-Straße 30–32 70173 Stuttgart, Tel. +49-(0)711-47040-0
www.staatsgalerie.de
Bis 10. September 2023: Cindy Sherman. AntiFashion. Bis 10. September 2023: Cycling Circles. 12. Oktober 2023 bis 18. Februar 2024: Images of the Present.
Installationsansicht
„HIER UND JETZT im Museum
Ludwig. Ukrainische Moderne 1900–1930 & Daria Koltsova“
Museum Ludwig, Köln 2023
Foto: Rheinisches Bildarchiv Köln/ Joschua Rohluff
Bis 24. September 2023: Ukrainische Moderne & Daria Koltsova.
Museum Ludwig www.museenkoeln.de
www.museenkoeln.de
Bis 24. September 2023: Ukrainische Moderne & Daria Koltsova. 16. September 2023 bis 28. Januar 2024: Füsun Onur. Retrospektive.
23. September 2023 bis 3. März 2024: Walde Huth. Material und Mode. 28. Oktober 2023 bis 4. Februar 2024: Picasso Suite 156.
Wallraf-Richartz-Museum & Fondation Corboud
Obenmarspforten (am Kölner Rathaus) 50667 Köln, Tel. +49-(0)221-221-21119
www.wallraf.museum
Weil am Rhein
Vitra Design Museum
Charles-Eames-Str. 1, 79576 Weil am Rhein Tel. +49-(0)7621-7023200
www.design-museum.de
Bis 1. Oktober 2023: Garden Futures. Designing with Nature. 21. Oktober 2023 bis 3. März 2024: Iwan Baan. Momente der Architektur.
Frankreich
Paris
Centre Pompidou
Le Centre National D’Art et de Culture, Georges Pompidou, Musée National d’Art Moderne
Rue Saint-Martin, Place Georges Pompidou
F-75004 Paris, Tel. +33-(0)1-44781233
www.centrepompidou.fr
Bis 13. November 2023: Over the Rainbow.
6. September 2023 bis 25. März 2024: Corps à corps. Histoire(s) de la photographie.
4. Oktober 2023 bis 26. Februar 2024: Chagall à l’œuvre. Dessins, céramiques et sculptures
1945–1970. 4. Oktober 2023 bis 8. Januar 2024: Prix Marcel Duchamp 2023. Les nommés.
4. Oktober 2023 bis 26. Februar 2024: Gilles
Aillaud. Animal politique. 18. Oktober 2023 bis 15. Januar 2024: Picasso. Dessiner à l’infini.
Musée du Louvre
Rue de Rivoli, 75001 Paris
Tel. +33-(0)1-40205050, www.louvre.fr
Bis 8. Januar 2024: Naples in Paris. The Louvre hosts the Museo di Capodimonte.
Italien Rom
Palazzo delle Esposizioni
Via Nazionale, 194, 00184 Roma Tel +39-06-39967500
www.palazzoesposizioni.it
Bis 28. Januar 2024: Don McCullin in Rome.
10. Oktober 2023 bis 28. Januar 2024: Boris Mikhailov: Ukrainian Diary.
Venedig
Peggy Guggenheim Collection
Palazzo Venier die Leoni
Dorsoduro 701, 30123 Venezia
Tel. +39-041-2405411
www.guggenheim-venice.it
Bis 18. September 2023: Edmondo Bacci: Energy and Light. 14. Oktober 2023 bis 18. März 2024: Marcel Duchamp and the Lure of the Copy.
Georg Baselitz, Trauerhunde, 2010 Tusche und Aquarell auf Papier Albertina, Wien – Schenkung der Familie Georg und Elke Baselitz, © Georg Baselitz 2023
Foto: Jochen Littkemann, Berlin
Bis 17. September 2023: Georg Baselitz. 100 Zeichnungen.
Albertina www.albertina.at
Österreich
Wien
Albertina
Albertinaplatz 1, A–1010 Wien
Tel. +43(0)1-534830, www.albertina.at
Bis 17. September 2023: Georg Baselitz. 100 Zeichnungen. Bis 19. September 2023: Ofer Lellouche. Bis 1. Oktober 2023: Valie Export. 15. September 2023 bis 7. Januar 2024: Michelangelo und die Folgen. 28. September 2023 bis 21. Januar 2024: Joel Sternfeld. American Prospects. 25. Oktober 2023 bis 18. Februar 2024: Gottfried Helnwein. 1. November bis 25. Februar 2024: Katharina Grosse.
Albertina Modern
Karlsplatz 5, 1010 Wien
Tel. +43-(0)1-534830, www.albertina.at
Bis 1. November 2023: Yoshimoto Nara. All my little words. 6. September 2023 bis 21. Januar 2024: Österreich – Deutschland. Malerei 1970 bis 2020.
MUMOK – Museum Moderner Kunst
Stiftung Ludwig Wien
MuseumsQuartier, Museumsplatz 1 A-1070 Wien, Tel. +43-(0)1-52500 www.mumok.at
Bis 8. Oktober 2023: Agnes Fuchs. Her Eyes Were Green. Bis 31. Dezember 2023: Friedrich Kiesler. Endless House. Bis 7. Januar 2024: Elisabeth Wild. Fantasiefabrik. Bis 7. Januar 2024: Adam Pendleton. Blackness, White, and Light. Bis 7. Januar 2024: On Stage. Kunst als Bühne. 26. Oktober 2023 bis 7. Januar 2024: Benoît Piéron. Monstera deliciosa.
Kunstmuseum Basel
St. Alban-Graben 16, 4010 Basel Tel. +41-(0)61-2066262
www.kunstmuseumbasel.ch
Bis 1. Oktober 2023: Andrea Büttner. Der Kern der Verhältnisse. Bis 1. Oktober 2023: Gina Folly. Autofokus. Manor Kunstpreis 2023. Bis 21. Januar 2024: Matisse, Derain und ihre Freunde. Die Pariser Avantgarde 1904–1908. Bis 14. April 2024: Bernard Buffet. Existenzialist und Populärkünstler. 30. September 2023 bis 4. Februar 2024: Jasper Johns – Der Künstler als Sammler. Von Cézanne bis de Kooning. 25. Oktober 2023 bis 17. März 2024: Carrie Mae Weems. The Evidence of Things
Not Seen.
Basel/Riehen
Fondation Beyeler
Baselstrasse 101, 4125 Riehen/Basel Tel. +41-(0)61-6459700
www.fondationbeyeler.ch
Bis 17. September 2023: Doris Salcedo: „Palimpsest“. 17. September 2023 bis 28. Januar 2024: Niko Pirosmani.
Zürich
Kunsthaus Zürich
Heimplatz 1, 8001 Zürich Tel. +41-(0)44-2538484
www.kunsthaus.ch
Bis 1. Oktober 2023: Marcel Broodthaers. Museum. Bis 12. November 2023: Stellung beziehen – Käthe Kollwitz. Mit Interventionen von Mona Hatoum. 22. September 2023 bis 14. Januar 2024: Zeit. Von Dürer bis Bonvicini. 27. Oktober 2023 bis 21. Januar 2024: Ernst Scheidegger Fotograf.
Ausstellungsansicht
„Akris. Mode. selbstverständlich“
Foto: Regula Bearth, © ZHdK
Bis 24. September 2023 Akris. Mode. Selbstverständlich.
Museum für Gestaltung Zürich www.museum-gestaltung.ch
Schweiz Basel
Kunsthalle Basel
Steinenberg 7, 4051 Basel, Tel +41-(0)612069900, www.kunsthallebasel.ch
Bis 10. September 2023: P. Staff. In Ekstase. Bis 12. November 2023: Phung-Tien Phan. Kartoffel. 1. Oktober 2023 bis 11. August 2024: Nolan Oswald Dennis. Rückwand-Projekt. 27. Oktober 2023 bis 21. Januar 2024: Diego Marcon. Have You Checked the Children.
Museum für Gestaltung Zürich
Ausstellungsstrasse 60, 8005 Zürich
Tel. +41-43-4466767
www.museum-gestaltung.ch
Bis 24. September 2023: Akris. Mode. Selbstverständlich. Bis 15. Oktober 2023: Repair Revolution! (Toni Areal). Bis 29. Oktober 2023: Visuelle Poesie – Zeitgenössische Plakate aus dem Iran. Bis 26. November 2023: Der Modulor – Maß und Proportion.
Spanien
Barcelona
Museu d’Art Contemporani de Barcelona
Plaça dels Angels, 1, 08001 Barcelona Tel. +34-(0)93-412-0810, www.macba.cat
Bis 11. September 2023: Josep Grau-Garriga. Dialogue with Light. Bis 25. September 2023: Corpus Infinitum. Bis 25. September 2023: Laura Lima: Balé Literal. Bis 7. Januar 2024: Nancy Holt / Inside Outsoide.
Madrid
Museo Nacional del Prado
Calle Ruiz de Alarcón, 23, 28014 Madrid Tel. +34-(0)91-3302800, www.museodelprado.es
Bis 7. September 2023: Guido Reni. Bis 10. September 2023: Calderón and painting. Bis 17. September 2023: Picasso, El Greco and Analytical Cubism. Bis 29. Januar 2024: Eduardo Rosales (1836–1873) in the Prado Museum.
Museo
Nacional
Centro de Arte Reina Sofia
Calle Santa Isabel, 52, 28012 Madrid Tel. +34-(0)91-7741000, www.museoreinasofia.es
Bis 18. September 2023: Angela Melitopoulos. Cine(so)matrix. Bis 2. Oktober 2023: An Act of Seeing that unfolds. 27. September 2023 bis 22. Januar 2024: Call it Something Else. Something Else Press, Inc. (1963–1974). 4. Oktober 2023 bis 26. Februar 2024: Ben Shahn. On Nonconformity.
Museo Thyssen-Bornemisza
Palacio de Villahermosa, Paseo del Prado 8 28014 Madrid, Tel. +34-(0)91-690151 www.museothyssen.org
Bis 10. September 2023: André Butzer. Bis 24. September 2023: The hidden in the Thyssen-Bornemisza Collections. Bis 8. Oktober 2023: Encounters: works from the TBA21 Collection. 4. Oktober 2023 bis 14. Januar 2024: Picasso. The sacred and the profane. 31. Oktober 2023 bis 4. Februar 2024: Ancient and modern teachers.
Die Angaben beruhen auf den Informationen der Aussteller. Änderungen nach Redaktionsschluss vorbehalten.
Ungebrochene Leidenschaft für die Farbe
Der Name Lascaux gilt vielen Künstler*innen als Synonym für besondere Qualität, und auch über die Bildende Kunst hinaus haben sich die Premium-Produkte von Lascaux in der Kunsttherapie, der architektonischen Farbgestaltung und der Restaurierung erfolgreich bewährt.
Eine Künstlerfarbe auf Wasserbasis, ohne Lösungsmittel und mit den Eigenschaften traditioneller Öl- und Temperafarben: Eine solche Farbe zu entwickeln war einst der Wunsch von Alois K. Diethelm (1919–1995). Der ausgebildete Maler tüftelte schon früh an seinem Arbeitsmaterial. Sehr zur Hilfe kamen ihm dabei fundiertes Wissen um die Facetten der Farbanwendung und dazu ein ausgesprochen feines Gespür für die Bedürfnisse der unterschiedlichsten Anwender, denn er war gut mit Künstlern und Gestaltern vernetzt. All dies ebnete den Weg zum Erfolg: Im Jahr 1963 brachte Alois K. Diethelm mit der Artist-Serie unter dem Signet „Lascaux®“ die erste Künstleracrylfarbe auf dem europäischen Kontinent auf den Markt. Heute, 60 Jahre später, ist das im schweizerischen Brüttisellen ansässige Unternehmen auf die Herstellung umweltfreundlicher Acrylfarben auf Wasserbasis sowie von Produkten zur Restaurierung und Erhaltung von Kulturgütern spezialisiert. Das Sortiment umfasst zwölf besondere Farblinien, die exklusiv dort hergestellt werden. In diesem Jahr feierte Lascaux Colour s & Restauro sein
Jubiläum mit einer Reihe von Veranstaltungen für Groß und Klein – Workshops, Atelierbesuchen und einem Tag der offenen Tür am Stammsitz der Schweizer Farbmanufaktur.
Seit rund 30 Jahren leitet Barbara Diethelm das Unternehmen. „Ich bin gewissermaßen in einem Farbtopf und in der Sinneswelt der Farben aufgewachsen“, sagt die Tochter des Firmengründers. Selbst ausgebildete Künstlerin, konzentriert sich ihre Produktphilosophie auf ein konsistentes und zeitloses Sortiment hoher Qualität. Unter ihrer passionierten Leitung wurde die handwerkliche Tradition verfeinert und ausgebaut, Lascaux Colours & Restauro wurde zu einem der führenden Hersteller von Acrylfarben, Grundierungen, Malmitteln, Schlussfirnissen und Fixativen.
In der Produktion von Lascaux wird besonderer Wert gelegt auf ausgesuchte Rohstoffe, die aus Europa und Amerika stammen. „Nur die besten Rohstoffe – Pigmente, Bindemittel und die vielen
weiteren Ingredienzen – werden in individuellen und komplexen Rezepturen zusammengestellt, wie die Partitur für eine Symphonie“, so Barbara Diethelm. „Und sie werden mit viel Liebe und Sorgfalt von kundigen Händen zusammengeführt, um die Symphonie der Farbtöne zum Klingen zu bringen.“ Zentral dabei ist die besondere Qualität des Wassers, das ein wesentlicher Bestandteil der wasserbasierten Lascaux Farben ist. Kontinuität in Farbton und Verabeitungeigenschaften sind diese wesentlichen Faktoren, um über Jahre hinweg konstant hohe Qualität bieten zu können. „Denn die handgestrichenen Lascaux-Farbkarten sowie die Sortimente bleiben über Jahrzehnte unverändert, was unverzichtbar ist für alle, die für ihre tägliche Praxis nach einer gleichbleibenden Qualität suchen, auf die sie vertrauen können.“
Anlässlich des 60-jährigen Jubiläums sprach Barbara Diethelm mit Kunst+Material über ihre Liebe zur Farbe und die aktuellen Entwicklungen aus dem Hause Lascaux Colours & Restauro.
Die Produktphilosophie konzentriert sich auf ein zeitloses Sortiment, das über Jahrzehnte Bestand haben soll.[2] Musterwand im Stammhaus im schweizerischen Brüttisellen, Foto: © Lascaux Colours & Restauro.
Kunst+Material: Eine erste Frage an die Künstlerin und Unternehmerin: Sind auch persönliche Erfahrungen Ihrer eigenen künstlerischen Tätigkeit wegweisend für den unternehmerischen Alltag und konkret auch für die Farbenherstellung?
Barbara Diethelm: Meine künstlerische Tätigkeit hat mich für vieles sensibilisiert: allen voran für die Fragen der Haltung. Was ist mir wichtig, wofür setzte ich mich ein, welchen Werten fühle ich mich verpflichtet, wo bin ich kompromisslos? In all meinen Tätigkeitsfeldern sind daher die gleichen Werte wegweisend: Ausdauer, Authentizität, Qualität, Kontinuität sowie Enthusiasmus.
Bei der Umsetzung einer Vision spielt das Material ja eine wesentliche Rolle, weshalb seine Beschaffenheit und seine Qualität von hoher Relevanz sind. Mein direkter Austausch mit Künstlern ist denn auch in unserer Produktentwicklung besonders wichtig –so fließt gebündeltes Wissen in jedes Produkt.
Die Liebe und Leidenschaft für die Farben – dem verbindenden Element meiner beiden Berufungen – leiten all meine Tätigkeiten und sind meine tägliche Inspiration und Motivation.
K+M: Als Produzentin innovativer und umweltbewusster Produkte sieht sich Lascaux einer ganzheitlichen Unternehmensphilosophie verpflichtet. Inwieweit fließen diese Grundsätze in die alltägliche Arbeit mit ein?
BD: Während der Großteil der Wirtschaft stets nach Wachstumsideologie, Wettbewerb, Leistung um jeden Preis ausgerichtet ist, sind wir anderen Werten, wie ethischen und ästhetischen, verpflichtet. Wir suchen stets den Ausgleich (die Balance) zwischen Arbeitsethos und der wirtschaftlichen Stabilität. Die Wertschätzung des Menschen, seiner Kreativität und seines handwerklichen Könnens sind uns zentral.
K+M: Modernste Technik geht bei Lascaux Hand in Hand mit großer handwerklicher Sorgfalt und mit Achtsamkeit in allen Prozessen. Verantwortlichkeit für die Umwelt und ihre Ressourcen wird dabei großgeschrieben. Wie darf man sich das konkret für die Produktion vorstellen?
BD: In der Herstellung unserer Premium-Produkte legen wir großen Wert auf das Handwerk, auf die Handarbeit. Denn auch unsere Kundschaft wendet die Produkte ja „handwerklich“ an.
Ein in der Schweiz hergestelltes Produkt wird nach den höchsten und den striktesten Auflagen bezüglich Sicherheit und Umweltverträglichkeit hergestellt. Über die gesetzlichen Auflagen hinaus haben wir bereits vor 35 Jahren eine eigens für unsere Produktion konzipierte Anlage zur Wasseraufbereitung in Betrieb genommen, denn sämtliche Herstellungsschritte folgen einem umweltschonenden Verfahren. So reinigen wir etwa in der Produktion alle Maschinen ausschließlich mit Wasser, ohne Lösungsmittel, und damit kein verschmutztes Wasser in die Kanalisation gelangt, wird es durch eine Wasseraufbereitungsanlage gereinigt.
Mit Verantwortlichkeit und ressourcenschonend zu produzieren, heißt für uns in erster Linie; langlebige und nicht trendige, kurzlebige Produkte zu produzieren: Die Produkte von Lascaux sind zeitlos. Lascaux-Farben sind nachhaltig, denn die Intensität der Farbe erlaubt einen überaus sparsamen Gebrauch. Für die Anwender*innen heißt das „Ich brauche weniger, um meine gewünschten Resultate zu erzielen. Unterm Strich gebe ich weniger Geld aus und belaste die Umwelt weniger.“ Somit sind Lascaux-Produkte ideal auch für kleinere Budgets, denn geschickt zusammengestellt und gut bedacht können auch Studenten das beste Material kaufen.
K+M: Ein Schwerpunkt von Lascaux liegt bei Produkten für die Restaurierung. Was macht diesen Fokus so besonders?
BD: Das Herstellen von Künstlerfarben für das Erschaffen von Kunst (Malereien) und Materialien für den Erhalt von Kunst- und Kulturgütern sind eng eingebunden in die Tradition von Lascaux. Zur Herstellung unserer Premium-Produkte gehört die Prüfung ihres Alterungsprozesses in unserem Labor. In der Forschungs- und Entwicklungsarbeit ist der kreative Austausch nicht nur beschränkt auf Künstler*innen und Farbpraktiker*innen, sondern er zielt seit jeher auch auf Restaurator*innen und Konservator*innen, denn sie sind es, die die „Schäden“ von minderwertigen Produkten beheben müssen.
K+M: Wie würden Sie Ihre Wünsche für die Zukunft des Unternehmens beschreiben?
BD: Wir werden weiterhin unseren Werten treu bleiben, und resilient bleiben in diesen Zeiten des Wandels. Und das heißt, das zu tun, was uns am Herzen liegt: Farben von höchster Qualität und Strahlkraft zu entwickeln, herzustellen und mit Freude in die Welt zu tragen, um die Kreativität der Menschen zu beleben.
K+M: Herzlichen Dank für dieses Interview!#
"Die Liebe und Leidenschaft für die Farben leiten meine Tätigkeiten und sind meine tägliche Inspiration und Motivation."[4] Impression aus der Produktion, Foto: © Lascaux Colours & Restauro.
Hommage an die Pop-Art
Themenwand bei boesner in Freiburg
Er war einer der Begründer und Hauptprotagonisten der amerikanischen Pop-Art, und seine Arbeiten sind weltbekannt: Roy Lichtensteins Werke vermitteln die Aufforderung zur kritischen Betrachtung der Gesellschaft. Er hinterfragte beständig die Rolle der Medien und erhob gleichzeitig das Triviale zur Kunst. Geboren 1923 als Sohn eines Immobilienmaklers in New York, studierte Lichtenstein an der School of Fine Arts an der Ohio State University und absolvierte von 1943 bis 1945 den Kriegsdienst in Europa. 1950 schloss er schließlich sein Studium ab, und seit 1957 begann er, Comicfiguren und Disney-Charaktere zu malen. In der Kunstszene zunächst noch ein weitgehend unbeschriebenes Blatt, unterrichtete Lichtenstein in den Jahren 1960 bis 1963 an der Rutgers University in New Jersey.
Mit seinem Werk Look Mickey im Stil der gedruckten Comics und in klaren, kräftigen Farben gelang ihm schließlich 1961 der künstlerische Durchbruch. Der ebenso umtriebige wie geschäftstüchtige New Yorker Galerist Leo Castellli bewies sein gutes Gespür für Newcomer und bot Lichtensteins Werke kaufkräftigen Kunden an. Von der Kritik eher wenig anerkannt, aber bei Kunstliebhabern durchaus geschätzt, entwickelte Roy Lichtenstein seine besondere Maltechnik: Seine gepunkteten Rastermuster gründen auf den Ben Day-Dots, einer von Benjamin Day entwickelten Technik für den Illustrationsdruck – Farbflächen werden aus Punkten gebildet, die auch Schattierungen oder Sekundärfarben ergeben können. Neben dem Malen widmete sich Lichtenstein auch verschiedenen Drucktechniken, Collagen und Skulpturen. Er nahm an der documenta 4 und der documenta 6 in Kassel teil und wurde 1995 mit dem KyotoPreis geehrt. Roy Lichtenstein starb am 29. September 1997 in Manhattan.
Am 27. Oktober 2023 wäre Roy Lichtenstein 100 Jahre alt geworden. Dies nimmt boesner Freiburg zum Anlass, dem Künstler und der Pop-Art eine Themenwand zu widmen. „Schon viele Jahrzehnte faszinieren mich die Pop-Art Künstler um Roy Lichtenstein. Deshalb hat es uns sehr viel Freude gemacht, eine Hommage an diese Bewegung zu gestalten“, erklärt Frank Brauer, Geschäftsführer der Freiburger Niederlassung. „Wir zeigen schöne Exponate und nutzen dazu verschiedenste Artikel, die wir für Ausstellungen und Präsentationen bieten – vom Skulpturensockel bis zur kleinen Vitrine, vom Bilder- bis zum Objektrahmen. Abgerundet wird die PopWand durch ausgewählte Buchtitel zum Thema. Also: Ein Besuch lohnt sich!“#
Kunst+Material auch im Abonnement!
Kunst+Material erscheint zweimonatlich in einer Auflage von 30.000 Exemplaren und bietet Einblicke in Ateliers und Arbeitsweisen von porträtierten Künstler*innen, stellt interessante Inhalte im Sonderthema vor, präsentiert aktuelle Ausstellungen und gibt neben News aus der Kunstwelt viele spannende Buchempfehlungen an die Hand. Neu und exklusiv gibt es inspirierende Bildstrecken zu Materialien und künstlerischen Techniken. Hintergrundstories aus der Feder von Expert*innen informieren über die unterschiedlichsten Materialien und ihre Geschichte, und auch Künstlerinnen und Künstler selbst kommen zu Wort und stellen ihr Lieblingsmaterial vor.#
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[ ] Ja, ich bestelle das Probe-Abonnement und beziehe die nächsten drei Ausgaben von Kunst+Material zum einmaligen Kennenlern-Preis von 14,50 EUR bzw. 14,50 CHF (Schweiz). Danach bekomme ich Kunst+Material bequem nach Hause – zum Jahresbezugspreis von 49,50 EUR/CHF für sechs Ausgaben. Dazu brauche ich nichts weiter zu veranlassen. Wenn ich Kunst+Material nicht weiterlesen möchte, kündige ich das Probe-Abo schriftlich bis spätestens eine Woche nach Erhalt des 2. Heftes. Dieses Angebot gilt in Deutschland und der Schweiz.
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Via Artis Rom – deutsche Kunsthistoriker/innen bieten Kunstführungen durch das antike Rom – vom Kapitol zum Kolosseum, Sankt Peter + der Vatikan, Museumsbesuche, Abendspaziergang über Roms Plätze, Tagesexkursionen nach Tivoli, Ostia, Pompeji oder Florenz. Oder wollten Sie nur shoppen + gut essen? Was immer Sie suchen, wir führen Sie hin! kunst.spaziergang.rom@gmail.com.
Interesse? Start: 04.Oktober 2023, Zeichnen & Malen, Teilnehmer: An fänger und Fortgeschrittene … Malkurs „Farbmix“, in 10369 Berlin, Paul-Junius-Straße 64A, Kreativraum, wöchentlich, mittwochs 16.00–19.00 Uhr, Kursleiter Jörg Nickel, Kontakt: painterjoerg@gmail.com, Tel. +49-(0)30-53218427.
Meine Art-Atelier Kalkulation Ja, ich hatte sie unterschätzt, all die Aufgaben einer Atelier-Galerie. Aber auch Kreativität muss kalkulierbar, profitabel und überschaubar sein. So haben ich/wir ein einfaches Excel-Programm entwickelt, das alle Atelierarbeiten dokumentiert, kalkuliert und archiviert.
Ich bin Dipl. Designerin FH, mit den Wurzeln und all den Erfahrungen im Handwerk des Fachbereichs Farbe. Alle Details und Informationen info@design-artwork.de
Ausstellung „Sonne im Mond“ von 6.–16.September 2023., Eröffnung am 6. September 2023. Galerie im 1. Stock, Mödling/Österreich. Bilder von Melanie Bankl. Links: kunstimraum.at- www.mystikimalltag.info.
Workshop in Italien mit dem Maler Jörn Wessel. „Grado mit Skizzenbuch und Aquarellblock entdecken“ 16.10.–20.10.2023. Wir treffen uns täglich um 10.00 Uhr, besprechen unser Tagesprogramm und gehen dann 5 Stunden mit dem Skizzenbuch zusammen auf Motivsuche. Ob als Einsteiger oder zur Auffrischung – ich vermittelt Dir die Techniken des Sketchings und helfe Dir dabei, deinen eigenen Weg zu finden. 4–6 Teilnehmer. Die Kursgebühr für den 5-tägigen Workshop beträgt 490 EUR p.P.; Anreise, Unterkunft und Verpflegung auf eigene Kosten. Weitere Informationen und Anmeldung unter www.malkurse.hamburg oder per EMail an joern@malkurse.hamburg.
Encaustic-Workshops Herbst 2023 – jahrtausendalte Heißwachsmalkunst der alten Ägypter/Griechen –Kunst für die Ewigkeit. Verschieden bunte Farben aus Bienenwachs werden auf einem modernen Maleisen aufgeschmolzen und heiß auf Spezialpapier/Leinwand gemalt. Da die Wachsfarben immer anders fließen, entstehen fantastische Strukturen und Farbverläufe in brillanten Farben. Encaustic Grund-/Aufbau-/Leinwand-Kurse Herbst 2023 im Pfarrheim Pilsach, Hofmühlstr. 11, 92367 Pilsach. Kursprogramm/Anmeldung: Tel. +49-(0)176-83677865, www.graphic-arts-zwengauer.de, info@graphicarts-zwengauer.de.
Erfahrenes männliches Akt-und Porträtmodell (u.a. Uni, VHS, Schwanthaler Kunstschule, Holzbildhauerschule, Akademien in München, Kolbermoor, Augsburg und Betzigau ...) im Großraum München, Fünfseenland, Pfaffenwinkel, Allgäu, Augsburg und Umgebung: Tel. +49(0)176-92130336.
Produzentengalerie in Düsseldorf bietet Ausstellungsmöglichkeiten an. Da alle Termine für 2024 bereits vergeben sind, bitten wir um Bewerbungen für das Ausstellungsjahr 2025. Für nähergehende Informationen besuchen Sie uns unter www.galerieartroom.de.
Illusionen schaffen – Räume malend erweitern. Räume erweitern sich, indem Sie sie durch Illusionen durchbrechen, Materialien des Raumes aufgreifen oder Tiefe durch gemalte Landschaften schaffen – mit Techniken alter Meister, Module nach Absprache: 30.09./01.10. oder/und 25./26.11.2023, je 10.00–14.00 Uhr und auf Anfrage, in Potsdam – max. 2 Personen. Infos unter: www.kimages.de – Veranstaltungen.
Vernissage zur Ausstellung „Sehnsuchtsorte. Wandbilder von Katrin Seifert“ im Pomonatempel, Pfingstberg, 14469 Potsdam: 09.09.23, 14.00 Uhr – mit Musik. Ausstellung bis 31.10.23, Sa/So/feiertags und Brückentage: 14.00–17.00 Uhr. An den Brückentagen ist die Künstlerin vor Ort.
Künstler aus Düsseldorf bietet Ausstellungsmöglichkeiten an. Da das aktuelle Ausstellungsjahr bereits vergeben ist, wird um Bewerbungen für das Ausstellungsjahr 2024 gebeten. Für weitere Informationen besuchen Sie mich auf www.tomschrage.de unter dem Reiter „Kunstfenster Gerresheim“.
Projekt 2023: Initiation Identität + Sexualität, ein Kunst-Bilder-Buch für junge Männer und alle anderen. Vernissage: Freitag, 20. Oktober 2023, 19.30 Uhr. www.bkl.ch. Der Bildband wird veröffentlicht/gedruckt bei: www. epubli.de. www.fritz-rechsteiner.ch.
Malwochen an der Ostsee – Unterkunft vor Ort im Künstlerdorf Glashagen. Kurse im Juni/ Juli/ August/ Silvester, Kontakt: www.kunstreisenlioba.de.
Raku-Ofen, gut erhalten, sehr stabil. Edelstahl und Fasermatte, 67 cm hoch, 70 cm breit, ohne Platten und Brenner. Tel. +49-(0)69-492866.
Suche
Malatelier in Osnabrück gesucht. Vielleicht auch ein leerstehender Speicher oder Ähnliches. Tel. +49(0)176-56797926.
Suche für meine Talens-Staffelei ein Verlängerungskit. Äußere Öffnung des Bildfeststellers 32 Millimeter, innen 41 Millimeter. Oder welcher Kollege gibt einen Hinweis, weiß einen Rat? Freundliche Angebote bitte an alexander@atelier-torday.de.
Grafikerin (Oberbayern) sucht freundschaftlichen Kontakt/Erfahrungsaustausch zu Künstlerinnen, die bevorzugt mit Pastell / Farbstift / Tuschetechniken arbeiten – gerne spätere Gründung einer Grafikerinnengruppe. Tel. +49-(0)8857-8993543.
Suche eine Tube oder den Rest einer Ölfarbe von Solo Goya Nr. 544 Brau ner Lack gelblich: Peter, Tel. +49-(0)0172-2134034.
Malgemeinschaft in Osnabrück oder naher Umgebung für regelmäßige Treffen von Kunsttherapeutin gesucht. Gerne auch gemeinsame Neugründung. Bitte auch Atelierräume zur Untermiete anbieten. Tel. +49-(0)17656797926.
caractere Buchstaben
Wortspiele
Das Alphabet hat schon lange Einzug in die Kunst gehalten und wird auf vielfältige Weise gestalterisch eingesetzt. Für die Inszenierung von Worten als Bild im Raum oder skulpturales Objekt bieten die Buchstaben und Zahlen der Reihe caractere großen Spielraum. Als Wortsinn in dreidimensionalen Wand-Installationen, poetischer Akzent im Funktionalen oder als visualisierendes Element – mit den Schriftzeichen aus MDF oder Pappe lassen sich Sprachwelten erschließen. In der Interieur-
Gestaltung, im Veranstaltungs- oder Dekorationsbereich reichen die Optionen der Oberflächengestaltung von der Behandlung mit Grundierweiß, nicht zu stark verdünnter Acrylfarbe, Leimfarbe oder Gouache bis zum Bekleben und Vergolden. Bei entsprechender Abschlussbehandlung sind die Schriftzeichen sogar für den Außenbereich geeignet. So können überall Worte in den Raum gestellt und Botschaften an die Wand gebracht werden!#
Viertes Symposium der Deutschen Pastell Gesellschaft in Leipzig
Die Künstlergruppe Deutsche Pastell Gesellschaft (DPG) veranstaltet vom 19. bis 21. Oktober 2023 im boesner Kunstraum auf dem Gelände der alten Baumwollspinnerei ihr viertes Symposium. Es findet alle zwei Jahre statt und dient dem gemeinsamen Malen, dem Austausch über das Medium Pastell und der Präsentation der Pastellmalerei in der Öffentlichkeit. Teilnehmer sind Gruppenmitglieder der DPG, die als freie Künstlergruppe agiert und es sich zum Ziel gesetzt hat, der Pastellmalerei in Deutschland zu mehr Anerkennung und Aufmerksamkeit zu verhelfen.
Während des Symposiums malen die Teilnehmenden an eigenen Motiven, von der Landschaft über das Tierporträt bis hin zu Stillleben, tauschen sich aber gleichzeitig über Ideen und Techniken aus. Bei gutem Wetter wird auch draußen vor dem Motiv gemalt. Besucher können der Gruppe beim Malen über die Schulter schauen und sich über das Medium Pastell informieren.
Informationen und Kontaktaufnahme:
www.deutsche-pastell-gesellschaft.de · info@deutsche-pastell-gesellschaft.de
Nationalpreis für Anselm Kiefer
Das Nichtdarstellbare der jüngsten deutschen Geschichte in Bilder zu fassen, war lange Zeit sein vorrangiges Anliegen. Kürzlich wurde der Maler und Bildhauer Anselm Kiefer mit dem Deutschen Nationalpreis ausgezeichnet: Die Deutsche Nationalstiftung ehrt seit 1997 Personen und Organisationen, die sich für eine demokratische Gesellschaft engagieren. Kiefer, geboren 1945 kurz vor Kriegsende in Donaueschingen, studierte Malerei in Freiburg und Karlsruhe und erlangte internationale Bekanntheit für seinen offensiven Umgang mit den Tabus der deutschen Nachkriegszeit. Die Auseinandersetzung mit deutscher Geschichte und nordischer Mythologie, aber auch mit Literatur und Alchemie, erweiterte er Ende der 1980er-Jahre auf orientalische Kulturen sowie die jüdische Mystik. Nach seinem Umzug nach Barjac in Südfrankreich beschäftigte er sich zusätzlich mit Astronomie, Philosophie und Kosmogonien verschiedener Kulturen. Der Preis zeichnet insbesondere sein Wirken als kultureller Mittler zwischen Deutschland und Frankreich aus.
Anselm Kiefer schafft komplexe Kunstwerke mit symbolgeladenen Materialien wie Blei, Stroh, Sand, Pflanzen und Asche und kombiniert in seiner Arbeit Malerei, Fotografie, Holzschnitt, Künstlerbuch, Skulptur und Architektur. Der Künstler nahm die mit 30.000 Euro dotierte Auszeichnung im Rahmen einer feierlichen Zeremonie in der Französischen Friedrichstadtkirche in Berlin entgegen; Laudatoren waren Bundeskanzler Olaf Scholz und der Kunsthistoriker und Autor Florian Illies.#
Der kurze Weg zur Kunst
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Ein Klassiker
dorée Profi-Zeichenblock
Produkte, die zum Klassiker werden, haben sich vielfach bewährt: durch Qualität, ein zeitloses Konzept und dauerhafte Nachfrage. Der dorée Profi-Zeichenblock ist ein solcher Klassiker. Er war eines der ersten boesner-Produkte und bereichert seit fast vier Jahrzehnten das Sortiment. Mit 100 Blatt bietet er viele Möglichkeiten für spontane Ideen und ihre direkte Umsetzung. Das naturweiße, 1,75-fach voluminierte Papier
3 x in Österreich
4 x in der Schweiz
5 x in Frankreich
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Marcel fragt Eberhard
Streng genommen fragt hier gar nicht Marcel Proust selbst – vielmehr hat der berühmte Schriftsteller, dessen Werk „Auf der Suche nach der verlorenen Zeit“ als einer der größten Romane der Weltliteratur gilt, dem berühmt gewordenen Fragebogen seinen Namen gegeben. Proust hat einen solchen Fragebogen wohl mindestens zweimal selbst beantwortet – um die Wende zum 20. Jahrhundert galt das Ausfüllen als beliebtes Gesellschaftsspiel in gehobenen Kreisen. Der erste Bogen, ausgefüllt vom heranwachsenden Proust während eines Festes, wurde posthum 1924 veröffentlicht. Den zweiten Fragebogen betitelte Proust mit „Marcel Proust par lui-même“ („Marcel Proust über sich selbst“). Die ursprünglich 33 Fragen wurden für Kunst+Material auf 29 reduziert – und bieten spannende und nachdenkliche Einblicke in die Gedanken- und Gefühlswelt unserer Befragten.
Eberhard
Wo möchten Sie leben? Da, wo ich ich sein kann. Was ist für sie das vollkommene irdische Glück? Der Zustand des japanischen „Ikigai.“ Welche Fehler entschuldigen Sie am ehesten? Die, für die um Entschuldigung gebeten wird. Was ist für Sie das größte Unglück? Die Gier und Rücksichtslosigkeit von (manchen) Menschen. Ihre liebsten Romanhelden? Adrian Leverkühn (Thomas Mann), Mister Frank (Rachel Joyce). Ihre Lieblingsgestalt in der Geschichte? Jesus Christus. Ihre Lieblingsmalerin? Agnes Martin. Ihr Lieblingsautor? Byung Chul Han. Ihr Lieblingskomponist? Johann Sebastian Bach. Welche Eigenschaften schätzen Sie bei einem Menschen am meisten? Empathie. Ihre Lieblingstugend? Empathie. Ihre Lieblingsbeschäftigung? Malen. Wer oder was hätten Sie gern sein mögen? Ich bin gerne der, der ich bin. Ihr Hauptcharakterzug? Altruismus. Was schätzen Sie
bei Ihren Freunden am meisten? Vertrauen und In teresse. Ihr größter Fehler? Selbstausbeutung. Ihr Traum vom Glück? Zu lieben und geliebt zu werden. Ihre Lieblingsfarbe? Alizarinlack blau. Ihre Lieblingsblume? Gänseblümchen. Ihr Lieblingsvogel? Rotkehlchen, Sperling. Ihre Helden der Wirklichkeit?
Robert Habeck. Ihre Lieblingsnamen? Christine, Lukas, Jacob, Finn. Was verabscheuen Sie am meisten? Rücksichtslosigkeit. Welche geschichtlichen Gestalten verabscheuen Sie am meisten? Adolf Hitler. Welche Reform bewundern Sie am meisten? Französische Revolution. Welche natürliche Gabe möchten Sie besitzen? Menschen glücklich machen. Wie möchten Sie gern sterben? Mit dem Gesicht in der Farbe an der Staffelei. Ihre gegenwärtige Geistesverfassung? Anwesend und froh. Ihr Motto? Was Du nicht willst, das man Dir tu‘, das füg‘ auch keinem andern zu.
„Painting is no problem. The problem is what to do when you’re not painting.“
Jackson Pollock (1912–1956)Valentin Louis Georges Eugène Marcel Proust, (1871–1922), französischer Schriftsteller, Kritiker und Intellektueller Ross (*1959), Künstler aus Mülheim a.d. Ruhr/Frankfurt a. M
1. Preis boesner-Einkaufsgutschein im Wert von 250 Euro
2. Preis boesner-Einkaufsgutschein im Wert von 50 Euro
3.
Exemplar „Botanik für Künstler“, siehe S. 62
1 5 6 7 8 9 3 2 4
Mitarbeiter von boesner sind von der Teilnahme ausgeschlossen. Bei mehreren richtigen Einsendungen entscheidet das Los, der Rechtsweg ist ausgeschlossen. Keine Barauszahlung möglich. Die Lösung finden Sie in der übernächsten Ausgabe.
Die Gewinner werden schriftlich benachrichtigt.
Herausgeber
boesner GmbH holding + innovations
Gewerkenstr. 2, 58456 Witten
Tel. +49-(0)2302-97311-10
Fax +49-(0)2302-97311-48
info@boesner.com
V.i.S.d.P.: Jörg Vester
Redaktion
Dr. Sabine Burbaum-Machert redaktion@kunst-und-material.de
Satz und Grafische Gestaltung
Birgit Boesner, Hattingen mail@bboes.de
Anzeigen
Dr. Sabine Burbaum-Machert anzeigen@kunst-und-material.de
Anzeigenpreisliste Nr. 14 vom 01.02.2023
Herstellung
Vogel Druck und Medienservice GmbH, Höchberg
Erscheinungsweise
zweimonatlich
© 2023 bei der boesner GmbH holding + innovations. Alle Rechte vorbehalten. Reproduktionen jeglicher Art, Aufnahmen in OnlineDienste und die Vervielfältigung auf Datenträgern wie CD-Rom, DVD-Rom etc. bedürfen der schriftlichen Genehmigung des Herausgebers. Unverlangte Manuskripte, Fotos und Dateien usw. sind nicht honorarfähig. Sie werden nicht zurückgesandt und für sie wird keine Haftung übernommen. Namentlich gekennzeichnete Beiträge geben nicht unbedingt die Meinung der Redaktion wieder. Eine Veröffentlichung von Daten, insbesondere Terminen, erfolgt trotz sorgfältiger Bearbeitung ohne Gewähr. Redaktionsund Anzeigenschluss ist immer der 15. des jeweiligen Vormonats. Seiten 3, 43, 91, 92 oben, U4: Ina Riepe. Seite 4: (6) Eberhard Ross im Atelier, Foto: Finn Ross; (18) Die sogenannte Aegineten-Gruppe in der Glyptothek, München, Foto: Vitold Muratovl / Wikimedia Commons; (32) Ina Riepe; (38) Lars Teichmann, Room Secrets (Ausschnitt), Foto: Studio Lars Teichmann, Berlin; (44) Malerei und Fotografie: Ina Riepe; (64) Ausstellungsansicht „Wolken und Licht. Impressionismus in Holland“, Foto: © David von Becker.
Seite 6: Foto: Thomas Plutta. Seiten 8–12, 15, 94: Foto: Eberhard Ross. Seite 25 unten: Foto: Klaus Bärwinkel / Wikimedia Commons.
Seite 28: Fotos: Wikimedia Commons. Seite 93 oben rechts: Malerei und Fotografie: Ina Riepe.
Verlag und Redaktion danken den Rechteinhabern für die Reproduktionsgenehmigungen. Nicht nachgewiesene Abbildungen entstammen dem Archiv des Verlags. Konnten trotz sorgfältigster Recherche Inhaber von Rechten nicht ermittelt werden, wird freundlich um Meldung gebeten.
ISSN 1868-7946
Die nächste Kunst+Material erscheint im November 2023
Porträt
Elizabeth Weckes
Seit den frühen 1990er-Jahren hat Elizabeth Weckes mit der realistischen Malerei menschenleerer Landschaftsräume, in denen sie einzelne blühende Pflanzen in Verbindung mit abgestorbener Natur und Kleintieren monumental aus überraschender Perspektive zeigt, für Furore gesorgt. In den letzten Jahren aber kommt zunehmend höchst vitales Leben in ihren Bildern vor. Im Besonderen dominieren nun Vögel und mittlerweile, unscharf wie hinter einer Glasscheibe, ein einzelner Mensch die Szenerien. Anstelle des Stilllebens tritt die narrative Schilderung. Und doch, ebenso wie der gestisch impressionistische Vortrag hat sich das Leitthema gehalten: das Werden und Vergehen von Leben auf der Erde. Thomas Hirsch hat Elizabeth Weckes für Kunst+Material in ihrem Atelier in Frechen besucht und auf ihre älteren und ganz neuen Gemälde geschaut.
Thema
Bäume in der Kunst
Kein anderes Geschöpf ist mit dem Geschick der Menschheit so vielfältig, so eng verknüpft wie der Baum“, sagt Alexander Demandt. Der Historiker muss es wissen, hat er doch ein ganzes Buch zum Thema „Der Baum in der Kulturgeschichte“ veröffentlicht. Was für das Geschick der Menschheit gilt, trifft nicht weniger auf die bildende Kunst zu. Schier unübersehbar die Anzahl bedeutender Künstler, die den Baum zum Hauptdarsteller auf der Bühne der Malerei gemacht haben. Albrecht Dürer, Caspar David Friedrich, Oswald Achenbach, Vincent van Gogh oder Piet Mondrian – sie alle haben das symbolträchtige Gewächs in Gemälden und Zeichnungen dargestellt. Auf die Gefahr hin, den Wald vor lauter Bäumen nicht zu sehen, wartet die November/Dezember-Ausgabe von Kunst + Material mit einem Evergreen der Natur- und Kunstgeschichte auf: Autor Jörg Re storff folgt der Spur der Bäume in der Kunst.
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