Zwischen Måløy und Torvik Die Regengüsse, die uns ab Bergen begleitet hat-
auch den Heiligen Gral, der in der Dolsteinhöh-
ten, ließen nach. Bisher nur schemenhaft erkenn-
le versteckt war. Eine weitere Sage berichtet vom
bare Inseln gewannen nun Klarheit und Form. Ein
Kampf zwischen einem Drachen und Beowulf,
Leuchten drang durch die schweren Wolken auf
der in Dol ausgetragen worden sein soll. Demnach
die vorgelagerten Inselgruppen vor dem Ulvesund
lebte der Drache in einer unterirdischen Höhle,
und tauchten diese in ein Wechselspiel aus Licht
von der aus man über das Meer blicken konnte.
und Schatten. Obwohl Wind und Wetter das
Beim Durchfahren dieser markanten Inselwelt
Landschaftsbild beherrschten, was auch an der
kann man durchaus auch eigene Sagen spinnen.
Reling spürbar war, lag fast unendliche Ruhe über
Nach dem Anlegen in Torvik wurde ich allerdings
den Inseln.
wieder von der realen Welt eingeholt. Hier hat
In dieser Inselwelt wurden viele Sagen geschrie-
sich vor allem Fischereiwirtschaft in Form von
ben. So auch über die Dolsteinhöhle, die auf der
Fischereiausrüstungs-Industrie angesiedelt.
Südseite des 227 Meter hohen Dolsteins liegt. Die
Auf der Weiterfahrt nach Ålesund passierten wir
Höhle ist 60 Meter hoch und 185 Meter lang und
weitere durch Wetter und Wasser geschliffene
erinnert an ein Kirchengewölbe. König Arthur,
Inseln, vom scharfen, klaren Licht des Nordens
der norwegischer Abstammung war, erbte den
beleuchtet. Ich aquarellierte sogleich eine Reihe
Ringeschatz. Der Sage nach enthielt dieser Schatz
vorbeigleitender Impressionen. Weiterfahrt nach Ålesund 10
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Weiterfahrt nach Rørvik Nach Abfahrt von Trondheim passierte die »Nordnorge« die kleine Insel Munkholm. Sie hat eine festungsartige Form und wurde wohl auch längere Zeit – um 935 – als Richtplatz und Gefängnis genutzt. Um 1000 entstand hier das erste Mönchskloster Norwegens. Viele sagenumwobene Geschichten ranken sich um diese kleine Insel. Nach Verlassen des Trondheimfjords kamen wir am Industrieort Kvithylla vorbei, in dem sich auch die bekannte Werft Posen Mekanisk Verksted befindet, wo die zwei größten Hurtigrutenschiffe, die »Trollfjord« und »Midnatsol«, gebaut wurden. Anschließend fuhren wir an der Bucht zwischen Hovde und Brekstad vorbei. Auch hier, wie in ganz Norwegen, werden Sagen erzählt. So soll in der Bucht ein Seeungeheuer aufgetaucht sein, das die Fischer vom Fischfang abhielt. Ein Schmied fasste sich der Sage nach ein Herz, fuhr auf die See und spießte das Ungeheuer mit einem Eisenstock auf. Weiter ging die Fahrt entlang des Festlands in Richtung Norden, vorbei an vielen Inseln. Wenn man die ganze Küste von Nord nach Süd ausmisst, soll hier auf der kleinen Insel Torra bei Vallersund genau die Mitte Norwegens sein. Stürmisches Wetter am Mittelpunkt Norwegens
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Samische Siedlung Wir besuchten eine kleine samische Siedlung aus einfachen Holzhäusern. Eine Rentierherde weidete hinter den Häusern in einem Gatter aus wild strukturierten Holzgestellen. Ockerfarbene, grün-gelbe Grasflächen gaben dieser so nordnor wegischen Landschaft ihren Charme. Stürmische Winde umwehten ein wohl nicht mehr funktionsfähiges Kabel einer alten Überlandleitung. Ein nordisches Landschaftsbild voller Ursprünglichkeit, das mich an einer windgeschützten Hauswand wieder zum Aquarellieren verführte. Samische Hütten auf Magerøya 58
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