Brauerei Forum Fachzeitschrift für Brauereien, Mälzereien, Getränkeindustrie und deren Partner
Informationsservice der Versuchs- und Lehranstalt für Brauerei in Berlin
Ausgabe 3 | 16. März 2015 | 30. Jahrgang | ISSN 0179-2466
In dieser Ausgabe:
Rohbauarbeiten am neuen VLB-Fortbildungszentrum
abgeschlossen
Sauerstoff und die Kunststoffe VLB-Forschungsinstitut für Spezialanalytik VLB Berlin heißt neue Mitglieder willkommen
www.brauerei-forum.de
IfGB aktuell – Info rmationen für Brennereien und Spirituosen-Herst eller
- Komplettinspektion in Ihrer Abfüllanlage David 2 - Leerflascheninspektor
Inspektionssysteme
m
Innovation Qualität Partnerschaft
Mit einzigartiger Gewindekontrolle miho FSI Mit selbstüberwachter Bodenkontrolle miho AIM
www.miho.de
VLB-Fachtagung „Track & Trace“ Einsatz von Radio Frequency Identification (RFID) Technology in der Getränkeindustrie 22. und 23. April 2015 in Bamberg ● ● ● ● ● ● ● ● ●
Grundlagen Track & Trace und Auto-ID-Anwendungen RFID – Identifikations-Technologie für die Chargenverfolgung in der Getränkebranche Integration von RFID bei der Getränkeproduktion – Prozessanalyse
Mit Besichtigung Brauerei und Abfüllzentrum
Organisation und Durchführung der Nachrüstung von Transpondern Supply Chain Monitoring am Beispiel der Brauerei Rittmayer Datenanalyse durch Visualisierung und Standard-Berichte Pfandwertermittlung und Messung der kastenindividuellen Leergutqualität im Getränkekasten – Konzepte für die Flaschensortierung Wie starte ich mit der Prozessanalyse? Kasten und Fass / Brauerei- und Eventinventar Besichtigung Brauerei und Abfüllzentrum Rittmayer, Hallerndorf
Online-Anmeldung und weitere Informationen unter:
www.vlb-berlin.org/trace2015 VLB Berlin, Forschungsinstitut für Management und Getränkelogistik (FIM) – Seestraße 13 – 13353 Berlin Tel. (030) 450 80-239 – Fax (030) 450 80-129 – fim@vlb-berlin.org
Mit Unterstützung von
Inhalt
Menschen & Unternehmen 4
VLB aktuell: Rohbauarbeiten am neuen VLB-Fortbildungszentrum abgeschlossen
5
Radeberger Gruppe verschlankt Geschäftsführung / VDMA: Christian Traumann löst Volker Kronseder ab / DLG/VLB Berlin: Dr. Diedrich Harms in DLG-Aufsichtsrat gewählt
6
Krombacher Gruppe: Umsatz steigt um 4,8 % auf über 700 Mio. Euro / Bitburger Brau gruppe: Umsatz erhöht sich auf fast 790 Mio. Euro / Brau Holding International: Erfolgskurs mit Wachstum bei Absatz und Umsatz fortgesetzt
4 Der Ausbau des VLB-Fortbildungszentrums schreitet voran. Nach dem milden Winter konnte der Rohbau im Februar abgenommen werden. Anfang März hat der Innenausbau begonnen
Technik & Technologie 35. EBC-Kongress in Porto: Europäisches Gushing-Projekt präsentiert Ergebnisse aus zweijähriger Forschung
8
Sauerstoff und die Kunststoffe
12
VLB-Forschungsinstitut für Spezialanalytik: Die hohe Kunst der Analytik
15
Brauer-Schule: Fachfragen für Auszubildende – Historische Begriffe
16
VLB aktuell: Neuer Innokeg KegBoy für die VLB-Studienbrauerei / Fachliteratur: Nachhaltigkeit in Handwerksbrauereien
17
Bitburger Braugruppe führt Energiemanagementsystem ein
Foto: Wikipedia
7
8 Um seine Haltbarkeit zu verlängern, sollte Bier möglichst wenig Sauerstoff aufnehmen. Doch welchen Einfluss hierauf haben Kunststoffschläuche? Die durch Permeation eingetragene Menge ist auch bei der Sauerstoffmessung zu berücksichtigen
IfGB aktuell 18
Bericht 12. IfGB-Forum in Leipzig: Gin – Treibstoff der Craft Spirit-Bewegung
21
Kuemmerling lädt ein: Das IfGB-Forum tagt mit Unterstützung der Henkell & Co.-Gruppe in Mainz
Markt & Marken 22
Bierabsatz in Deutschland 2014 gestiegen
23
Lesermeinung: Craft-Biere vs. Deutsches Reinheitsgebot – ja und? Eine Polemik
24
Eichbaum: Craft Bier erweitert Geschmacksvielfalt / DLG: Bier-Nation Deutschland auf dem Prüfstand – DLG testete 800 Biere
25
Berliner-Kindl-Schultheiss-Brauerei: Berliner Weisse jetzt mit Holunderblüte / Bitburger: Neues Design betont Wertigkeit der Marke Bitburger / Rastal: Craft Beer-Glas gewinnt iF Design Award 2015
26
Warsteiner: Spiel des Lebens für Fußballamateure ausgelobt / Wernesgrüner: Neues Bier würdigt traditionelles Brauhandwerk
12 Analytik auf höchstem Niveau verspricht das VLB-Forschungsinstitut für Spezialanalytik. Seit 2002 widmet es sich komplexen Fragestellungen im Bereich der Isotopenverdünnungsanalytik und Massenspektroskopie
Institutionen & Verbände 27
VLB aktuell: VLB Berlin heißt neue Mitglieder willkommen / Warum Mitglied der VLB Berlin werden? Gute Gründe für eine Mitgliedschaft!
30
DBMB Sachsen: Sachsens Brauer auf Entdeckungstour in Schlesien
Sonstiges 30
Impressum / Lösungen Brauer-Schule
32
Veranstaltungskalender Titelbild: Das neue Sudhaus der Kals Brewery in Chennai, Indien Foto: Jan Biering, VLB
27 Als eingetragener Verein lebt die VLB Berlin auch maßgeblich vom Engagement und Input ihrer Mitglieder. Wir stellen einige neue Mitglieder kurz vor
Brauerei Forum – März 2015
33
Menschen & Unternehmen VLB aktuell
Rohbauarbeiten am neuen VLB-Fortbildungszentrum abgeschlossen Nach rund 8 Monaten wurde der Rohbau des neuen Aus- und Fortbildungszentrums der VLB Berlin im Februar planmäßig fertiggestellt. Anfang März wurde mit dem weiteren Ausbau begonnen. (oh) Mit der Fertigstellung des Rohbaus wurde beim Projekt „Ausbau des VLB Aus- und Fortbildungszentrums Seestraße 13“ im Februar ein wichtiger Meilenstein erreicht. Nachdem es Ende 2013 zu Verzögerungen auf Grund eines Einspruchs beim Vergabeverfahren gekommen war, konnten die Arbeiten am Rohbau erst im Juli 2014 begonnen werden. Danach verlief dann aber alles planmäßig. Fundament und Kellergeschoss wurden im September fertig, die Hochbauarbeiten gingen bis Januar zügig bis in das 4. Obergeschoss, die Bauabnahme erfolgte am 24. Februar. Begünstigt wurden die Arbeiten auch durch den milden Winter in Berlin. Bis auf wenige Tage im Dezember konnten die Bauarbeiten kontinuierlich durchgeführt werden. Eine kurze Kälteperiode zwischen Weihnachten und Silvester
Fotos: oh
4
Brauerei Forum – März 2015
fiel nicht ins Gewicht, da in dieser Zeit die Arbeiten auf der Baustelle sowieso ruhten. Mitte März begannen jetzt die Installation der Gebäudeversorgungstechnik sowie die Arbeiten an Fenstern, Fassade und am Glasdach. Die Fertigstellung des Gebäudes ist für Mitte 2016 geplant. Im Rahmen der Gemeinschaftsaufgabe „Verbesserung der regionalen Infrastruktur“ hatte die VLB Berlin 2009 eine Förderzusage für den „Ausbau des VLB Aus- und Fortbildungszentrums Seestraße 13“ erhalten. Das Gesamtvolumen dieser Maßnahme beträgt rund 29,4 Mio. €. Die Mittel werden bereitgestellt aus dem Europäischen Fonds für regionale Entwicklung (EFRE) und der Gemeinschaftsaufgabe „Verbesserung der regionalen Wirtschaftsstruktur“ (GRW) ergänzt mit Eigenmitteln der VLB Berlin.
Oben: Blick auf das Gebäudedach. Das 4. Obergeschoss ist nur ein Teilgeschoss Unten: Der Rohbau schließt sich unmittelbar hinter dem alten Sudhaus der Hochschul-Brauerei an (l.) Blick in den – noch abgedeckten – Lichthof, der sich durch die gesamte Mitte des Gebäudes bis in das Untergeschoss zieht (r.)
Menschen & Unternehmen Nachrichten
Radeberger Gruppe verschlankt Geschäftsführung Deutschlands größte Privat-Brauereigruppe meldete für 2014 einen stabilen Getränkeabsatz von 13 Mio. hl bei gestiegenem Umsatz von 1,9 Mrd. € (+4,5 %). Gleichzeitig wurde bekannt gegeben, dass ab April nur noch drei der bisher fünf Geschäftsführer das Unternehmen lenken werden. (BF) Trotz erfreulicher Performance in 2014 will die Radeberger Gruppe ihre Strukturen und Prozesse verdichten: „Wir werden zusätzliche Verantwortung in die Hände unserer etablierten und bewährten operativen Führungsebene legen und die Geschäftsführung verschlanken“, erläutert Dr. Lorenz, Sprecher der Geschäftsführung der Brauereigruppe, im Februar. Als eine Konsequenz werden die beiden bisherigen Geschäftsführer Dr. Mike Eberle (Technik, Logistik und Organisation) und Frank Krüger (Marketing und Export) die Radeberger Gruppe zum 31. März 2015 verlassen, dem Unternehmen aber weiterhin beratend zur Verfügung stehen. Die Radeberger Gruppe dankte ihnen sehr herzlich für ihr Engagement in den zurückliegenden Jahren, in denen beide zahlreiche Themen für die Radeberger Gruppe erfolgreich umgesetzt und damit prägende Akzente im Unternehmen gesetzt haben. „Mit ihrem Einsatz haben Dr. Mike Eberle und Frank Krüger maßgeblich zur positiven
Unternehmensentwicklung der Radeberger Gruppe beigetragen“, betont Dr. Lorenz. Die Gesamtverantwortung für die Gruppe werden ab April die drei verbleibenden Geschäftsführer Dr. Niels Lorenz (Sprecher, Marketing, Vertrieb), Christian Schütz (Kaufmännisch, Technik, Logistik) und Thomas Freese (Export, Pepsi, Braufactum) wahrnehmen. VLB Berlin Sein Ehrenamt als Vorsitzender des Verwaltungsrates der VLB Berlin wird Dr. Mike Eberle bis auf weiteres fortführen, da er noch bis Ende des Jahres für die Radeberger Gruppe beratend tätig ist.
WIR BRAUEN FÜR DIE BIERE DER WELT Röstmalzbier Malzextrakte K u l ö r/ C a r a m e l B r a u s i r u p Flüssigzucker Mischsirupe ASPERA BRAUEREI RIESE GMBH 45478 Mülheim-Ruhr, Tel. (02 08) 58 89 80 www.aspera.de
VDMA
Christian Traumann löst Volker Kronseder ab Auf der Vorstandssitzung des VDMA Fachverbandes Nahrungsmittel maschinen und Verpackungsmaschinen im Februar in Frankfurt wurde Christian Traumann turnusgemäß zum neuen Vorsitzenden gewählt. (F.) Christian Traumann, Geschäftsführer der Multivac Sepp Haggenmüller GmbH & Co. KG, wurde zum neuen
Vorsitzenden gewählt. Der 51-Jährige engagiert sich seit 2005 im Vorstand des Fachverbandes. Traumann löst Volker Kronseder, Vorstandsvorsitzender der Krones AG, ab, der zehn Jahre die Geschicke des Fachverbandes lenkte und nicht mehr für den Vorsitz kandidierte. Kronseder bleibt aber stellvertretender Vorsitzender des Fachverbandes.
Christian Traumann
DLG / VLB Berlin
Dr. Diedrich Harms in DLG-Aufsichtsrat gewählt Der Gesamtausschuss der DLG (Deutsche Landwirtschafts-Gesellschaft) hat am 14. Januar 2015 auf der Wintertagung in Berlin folgende Mitglieder in den neu eingerichteten Aufsichtsrat gewählt: • Franziska Bennecke, Landwirtin und Steuerberaterin in Kissenbrück (Niedersachsen), • Dr. Jörg Bauer, Landwirt und Dozent beim Landesbetrieb Landwirtschaft Hessen (LLH) in EdertalBergheim (Hessen) • Philip von dem Bussche, Landwirt
in Ippenburg (Niedersachsen), • Prof. Dr. Olaf Christen, Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg, • Hubertus von Daniels-Spangenberg, Landwirt in Könnern (Sachsen-Anhalt), • René Döbelt, Landwirt in WurzenNemt (Sachsen), • Dr. Diedrich Harms, Versuchs- und Lehranstalt für Brauerei in Berlin (VLB) • Dr. Harald Isermeyer, Landwirt in Eickhorst (Niedersachsen), • Karl Heinz Mann, Unternehmensberater in Göttingen (Niedersachsen),
• Henning Pfeiffer, Landwirt in Clenze (Niedersachsen), • Carl-Christian von Plate, Landwirt in Imbshausen (Niedersachsen), • Judith Siebers, Landwirtin in Kleve (Nordrhein-Westfalen) und • Martin Umhau, Landwirt in Oschatz (Sachsen). In seiner konstituierenden Sitzung haben die Mitglieder des DLG-Aufsichtsrates am 14. Januar Philip von dem Bussche zum Vorsitzenden und Hubertus von Daniels-Spangenberg zu dessen Stellvertreter gewählt.
Brauerei Forum – März 2015
5
Menschen & Unternehmen Nachrichten Krombacher Gruppe
Umsatz steigt um 4,8 % auf über 700 Mio. Euro Die Krombacher Gruppe schließt das Geschäftsjahr 2014 mit einem sehr guten Ergebnis ab. Die Gruppe steigert ihren Umsatz um +4,8 % auf die neue Rekordmarke von 702,9 Mio. €. (F.) Dies ist eine Umsatzsteigerung im 15. Jahr in Folge; d. h. in den vergangenen 15 Jahren konnte der Umsatz um fast 280 Mio. € oder aber um 66 % gesteigert werden. Der Umsatz von 702,9 Mio. € entspricht einem Gesamtausstoß von 6,577 Mio. hl. Damit hat die Krombacher Gruppe – trotz notwendiger Preisanpassungen im Oktober 2013 – den Absatz nahezu stabil behauptet und das Ergebnis von 2012 (6,619 Mio. hl) annähernd erreicht. Markenfamilie auf Wachstumskurs Aufgrund der gestiegenen Rohstoff-, Energie- und Personalkosten wurde im Oktober 2013 eine Erhöhung der Rampen-Abgabepreise umgesetzt. Bezogen auf den Umsatz legt die Krombacher Marke daher um +5,4 % und damit um 30,7 Mio. € auf nun 598,4 Mio. € (Vorjahr: 568 Mio. €) zu. Der Gesamtausstoß beläuft sich auf 5,469 Mio. hl und erzielt damit ein Minus von nur 0,65 % im Vergleich zum Vorjahr (5,505 Mio. hl). Der Umsatz der
alkoholfreien Marken der Schweppes Gruppe wächst gegenüber dem Vorjahr um + 4,9 % auf aktuell 88,5 Mio. € (Vorjahr: 84 Mio. €). Trotz der Preiserhöhung kann der Gesamtausstoß um +1 %, d. h. um 9000 hl auf den neuen Bestwert von 876 000 hl (Vorjahr:
867 000 hl) gesteigert werden. Positiv entwickelt sich auch das internationale Geschäft. Krombacher International kann erstmals die 200 000-hl-Marke durchbrechen. So steht für 2014 ein Ausstoß von 201 000 hl zu Buche, ein Plus von 7,4 % gegenüber 2013.
Bitburger Braugruppe
Umsatz erhöht sich 2014 auf fast 790 Mio. Euro Die Bitburger Braugruppe hat im vergangenen Jahr ihre Brutto umsatzerlöse um 2,4 % auf ca. 787,7 Mio. € gesteigert. (F.) Das Unternehmen zahlte 2014 53,4 Mio. € Biersteuer. Der Bierabsatz lag mit rund 7,2 Mio. hl um 2,8 % unter den Zahlen des Vorjahrs. Den größten Anteil am Gesamtabsatz hält nach wie vor die Marke Bitburger mit 3,9 Mio. hl. Hohe Wachstumsraten haben die Produktreihen Bitburger 0,0 % und Bitburger Fassbrause. Besonders erfreulich: Im gesamten Bereich der alkoholfreien Getränke
erzielte die Bitburger Braugruppe im vergangenen Geschäftsjahr ein 2-stelliges Umsatzplus. Zudem war das Unternehmen mit Portfolio-Erweiterungen im Spezialitätensegment erfolgreich: Dazu gehören das Köstritzer Kellerbier, die Köstritzer Meisterwerke mit den beiden Sorten Pale Ale und Witbier sowie Licher Original 1854 Naturtrüb. „Das Spannende am Bierbrauen ist“, so Dr. Werner Wolf, Sprecher der Geschäftsführung der Bitburger Braugruppe, „dass in diesem hart umkämpften Markt der Produkt-Kreativität kein Ende gesetzt ist“.
Brau Holding International
Erfolgskurs mit Wachstum bei Absatz und Umsatz fortgesetzt Die Brau Holding International hat das Jahr 2014 mit einem Rekord ergebnis abgeschlossen. Damit hat die süddeutsche Brauereigruppe, zu der Marken wie Paulaner, HackerPschorr, Kulmbacher, Mönchshof, Fürstenberg und Hoepfner gehören, die erfolgreiche Entwicklung der Vorjahre fortgesetzt. (F.) In den vergangenen fünf Jahren hat die Brauereigruppe beim Umsatz kontinuierlich zugelegt. Im abgelaufenen Geschäftsjahr erhöhte sich der Umsatz der Brau Holding International nach vorläufigen Zahlen um 4 % auf ca.
6
Brauerei Forum – März 2015
620 Mio. €. Hierzu haben sowohl Absatzzuwächse als auch erfolgreich umgesetzte Preiserhöhungen beigetragen. Der Bierabsatz der Brau Holding International lag 2014 um mehr als 200 000 hl – das entspricht 3,9 % – über dem Vorjahreswert. Dabei haben die Brauereien sowohl im Inland als auch im Ausland mehr Bier verkauft. Im Heimatmarkt legten die Marken der Gruppe um 2,6 % zu, beim Export überstieg der Absatz den Vorjahreswert sogar um 9,9 %. Inzwischen macht das Auslandsgeschäft fast 20 % des gesamten Bierabsatzes der Gruppe von 5,7 Mio. hl aus. Das selbst produzierte Ge-
tränkevolumen inklusive alkoholfreier Getränke stieg um 3,9 % auf 6,5 Mio. hl. Wachstum bei allen Brauereien Die erfolgreiche Entwicklung der Gruppe fußt auf einer soliden Basis, denn fast alle Marken haben dazu beigetragen: Mit Paulaner, Mönchshof, Hacker-Pschorr, Fürstenberg und Kulmbacher sind alle fünf großen Marken der Brau Holding International gegenüber dem Vorjahr gewachsen. Paulaner als größte Marke legte gegenüber dem Vorjahr über alle Länder hinweg um 4,2 % zu. Auch die anderen großen Marken erzielten Zuwächse zwischen 2 % und 7 %.
Technik & Technologie Veranstaltung
35. EBC-Kongress in Porto: Europäisches Gushing-Projekt präsentiert Ergebnisse aus zweijähriger Forschung Neueste Erkenntnisse zu Gushing verspricht der 35. EBC-Kongress vom 24. bis 28. Mai 2015 in Porto, Portugal. Vorgestellt werden Forschungsergebnisse aus dem gemeinsamen Gushing-Projekt der europäischen Mälzerei- und Brauereiverbände Euromalt und der European Brewery Convention (EBC). (F.) Offenbar sind bedeutende Fortschritte bei der Erforschung des Gushing-Phänomens erzielt worden. So konnte in einem gemeinsamen Forschungsprojekt mit der Versuchsund Lehranstalt für Brauerei in Berlin (VLB) eine potenzielle Methode für die Vorhersage des GushingPotenzials von Malz- und Bierproben entwickelt werden. Unter Gushing in Bier versteht man das unkontrollierte Austreten von Schaum oder Bier aus einer Flasche, das nicht durch Bewegung oder Temperatur herbeigeführt wird. Die konkreten Ursachen für dieses Phänomen konnten bisher nicht eindeutig identifiziert werden. 2012 entschieden sich die europäischen Mälzer und Brauer zu einer Kooperation, um die Ursachen dieses Phänomens näher zu erforschen. Die VLB Berlin wurde im Rahmen eines Ausschreibungsverfahrens ausgewählt, um das mit einem Gesamtbudget von rund 260 000 € ausgestattete Forschungsprojekt, das zu gleichen Teilen von den beiden Verbänden finanziert wurde, auszuführen. Ziel des Projekts war die Identifizierung von Gushing-auslösenden Faktoren. Zahlreiche Malzproben Mehr als 200 industrielle Malzproben wurden über einen Zeitraum von zwei Jahren aus den Ernten 2011, 2012 und 2013 von europäischen Mälzereien und Brauereien gesammelt. Im Labormaßstab wurde ein Brauverfahren für die reproduzierbare Herstellung von Gushing-positivem und Gushing-negativem Bier entwickelt und validiert. Um die Höhe des Pilzbefalls auf den Malzproben zu bestimmen, wurde eine quantitative Echtzeit-PCR-Methode entwickelt, die artspezifische Primerpaare für relevante Fusarium-Arten
verwendet. Generell hatte die Gruppe der Gushing-positiven Malzproben ein deutlich höheres Pilzinfektions-Niveau als die der Gushing-negativen Proben. Es war allerdings nicht möglich, ein zuverlässiges Regressionsmodell für die Vorhersage des GushingPotenzials auf Grundlage der Pilzinfektion zu erstellen. In einem weiteren Schritt wurde der Hydrophobingehalt in Gushing-positiven und Gushing-negativen Malzen und Bieren mittels eines ELISA-Tests analysiert. Hydrophobingehalte in Malz und Bier waren dabei in guter Übereinstimmung mit der Gesamt-FusariumZellzahl. Da die Gushing-positiven Proben in der Regel höhere Hydrophobingehalte als die Gushing-negativen Proben aufwiesen, wäre es denkbar, einen Hydrophobin-Schwellenwert für ein zunehmendes Gushing-Risiko zu ermitteln. Es konnte jedoch kein zuverlässiges Vorhersagemodell erstellt werden. MALDI-TOF-Analyse Im Rahmen der Entwicklung einer MALDI-TOF-MS-Analyse wurden verschiedene Verfahren der Probenvorbereitung von Malzextrakten und Bier etabliert. Unter Verwendung der vielversprechendsten Methoden wurden Analysen der Gushing-positiven und Gushing-negativen Referenzproben durchgeführt und das resultierende Massenspektrum statistisch mittels einer multivariaten Datenanalyse ausgewertet. Bei Malzproben führten drei Vorbereitungsverfahren zu sinnvollen Modellen mit hoher Vorhersagefähigkeit des Gushing-Potenzials. Die Forschungsarbeit konzentrierte sich auf die Identifikation und Quantifizierung der unterschiedlichen Zusammensetzung von Gushing-
induzierenden und nicht Gushinginduzierenden Malzproben bei Brauversuchen im Kleinmaßstab. Vielversprechende Ergebnisse der MALDI-TOF-MS-Analyse bei der Unterscheidung zwischen Gushing-positiven und Gushing-negativen Malzen und Bieren geben einen Impuls, in dieser Richtung weiterzuarbeiten. Euromalt Präsident Nicholas King: „Das ist ein vielversprechendes Ergebnis für die Malzindustrie. Jedoch bleibt noch einiges zu tun. Unser Wunschergebnis wäre ein einfacher Test, der von Mälzern in ihrem täglichen Geschäft verwendet werden kann“. EBC-Präsident Dr. Stefan Lustig: „Diese Studie ist ein ausgezeichnetes Beispiel für eine co-finanzierte Initiative der beiden europäischen Verbände Euromalt und EBC (als technischer und wissenschaftlicher Arm der Brewers of Europe), deren Ergebnisse eine wertvolle Bereicherung für die gesamte Wertschöpfungskette der Brauindus trie darstellen – vom Getreide über Malz zum Bier – und letztlich für den Konsumenten. Wir freuen uns über die vielversprechenden Forschritte, die das Projekt bis jetzt erreicht hat, berichten zu können. Die Möglichkeit der Erkennung des Gushing-Risikos von Malz scheint nun nicht mehr unmöglich.“ Projektleiter an der VLB Berlin ist Prof. Dr. Frank Rath, Leiter des Forschungsinstitutes für Rohstoffe (FIR). Er wird auf dem 35. EBC-Kongress über das Projekt referieren. Der Vortrag ist für den Vormittag des 25. Mai im Congress Centre Alfândega vorgesehen. Kontakt Mundiconvenius Avenida 5 de Outubro, 53-2 1050 - 048 Lisboa, Portugal Tel. +351 21 315 51 35 Fax +351 21 355 80 02 ebcporto@mundiconvenius.pt www.mundiconvenius.pt www.europeanbreweryconvention.org Brauerei Forum – März 2015
7
Technik & Technologie Analytik
Sauerstoff und die Kunststoffe Dr. sc. tech. Hans-J. Manger, Frankfurt (Oder)
Es werden Eigenschaften der Kunststoffe bezüglich ihres Verhaltens gegenüber Sauerstoff vorgestellt und Hinweise zum Umgang mit den Kunststoffen als Packmittel und Schlauchmaterial gegeben.
Getränkeflasche aus Polyethylen terephthalat (PET)
8
Bedeutung des Sauerstoffes Sauerstoff löst sich in Flüssigkeiten, aber auch in Kunststoffen. Der gelöste Sauerstoff ist in vielen Fällen erwünscht, beispielsweise wird er in Würze oder anderen Nährlösungen für den aeroben Stoffwechsel benötigt, um Back- und Futterhefen zu züchten. In vielen Fällen ist aber der Sauerstoff unerwünscht, weil er mit Inhaltsstoffen des Mediums reagiert. In der Brauindustrie ist das beim Bier der Fall. Etwa ab dem Ende der Hefevermehrung kann der Sauerstoff von der Hefe nicht mehr verwertet werden und er reagiert mit den Inhaltsstoffen des Bieres und trägt somit zur Bildung von Stoffgruppen bei, die für die Alterung des Bieres verantwortlich sind. Diese Reaktionen verlaufen bei steigenden Temperaturen schneller. Eine Kühllagerung des Bieres ist deshalb stets von Vorteil. Auch im Bereich der Maische- und Würzebereitung wird bei modernen Sudanlagen auf geringen Sauerstoff eintrag geachtet. Zum Beispiel kann die Rohstoffzerkleinerung unter CO2Atmosphäre erfolgen. Wesentliche Sauerstoffquelle ist aber immer noch das Brauwasser für den Maisch- und Läuterprozess, das in der Regel nicht entgast wird. Seit den 1960er Jahren wurde intensiv daran gearbeitet, den Sauerstoffeinfluss auf das Bier bei der Filtration und Abfüllung zu minimieren. Wesentliche Voraussetzungen dafür sind beispielsweise: • Verwendung von sauerstofffreien Spanngasen (CO2, N2) • Vollständige Entlüftung der Rohrleitungen und Anlagen (s.a. [1]) • Vollständige Entlüftung der Behälter (Drucktanks, Filteranlagen; s.a. [2]) • Entgasung der Filterhilfsmittel- und Stabilisierungsmittelsuspensionen • Einsatz von sauerstofffreiem Wasser für den Rohrleitungsausschub • Einsatz von sauerstofffreiem Wasser für den Ansatz der Filterhilfsmittel und Stabilisierungsmittel Brauerei Forum – März 2015
• Betrieb der Füllmaschinen mit mehrfacher Vorevakuierung und CO2 als Spanngas • Nutzung der HD-Einspritzung vor dem Verschließen • Entlüftung der Kegs durch Dämpfen und CO2-Vorspannung vor dem Füllen. Aktuell werden Gesamtsauerstoff gehalte von ≤ 0,02 mg/L vor der Abfüllanlage angestrebt und auch erreicht. In einer gefüllten und verschlossenen 0,5-l-Glasflasche werden bei modernen Füll- und Verschließmaschinen Gesamtsauerstoffgehalte von ≤ 0,15 mg/L (≤ 0,02 mg/L beim Füllvorgang und ca. 0,12 mg/L im Kopfraum) erzielt und garantiert, wenn die Voraussetzungen wie CO2-Reinheit und Ausgangs-O2Gehalt gegeben sind. Bei modernen Dosenfüllmaschinen werden bereits O2-Aufnahmewerte von etwa 0,07 mg/L garantiert (bei 0,5-l-Dosen). Die Verschließmaschinenhersteller sichern O2-Gehalte von ≤ 0,2 mg/L im Kopfraum zu, unter der Voraussetzung von ausreichend verfügbarem Schutzgas. Damit könnten Gesamt sauerstoffgehalte von ≤ 0,25 mg/L erreicht werden. Bei der Füllung und beim Verschließen von PET-Flaschen sind die Werkstoffeigenschaften und Besonderheiten des PET zu beachten. Beim High-gravity-brewing muss das Verschnittwasser natürlich auch möglichst vollständig entgast werden, um negative Oxidationseffekte zu vermeiden [4]. In der Fachliteratur sind entsprechende Hinweise für die sauerstofffreie Arbeitsweise zu finden [3], [4]. Die Messung des O2-Gehaltes in den Getränken Eine relevante Messgröße der Qualitätskontrolle der Getränke ist die Erfassung des O2-Gehaltes. Diese Messungen werden sowohl als Betriebsmessung durchgeführt als auch als Messung im Laboratorium. Die Be-
triebsmessungen erfolgen mittels geeigneten Messgeräten an den Probenahmestellen der Apparate und Rohrleitungen. Die Messungen können im direkten Durchfluss oder im Bypass vorgenommen werden. Bypass-Mess ergebnisse sind mit einer geringen Verzögerung von wenigen Sekunden verfügbar. Die Messergebnisse stehen im Allgemeinen sofort zur Verfügung bzw. werden direkt für die Prozesssteuerung genutzt. Es handelt sich also um eine sogenannte Online-Messung. Werden die Produktproben im Betrieb gesammelt und im Laboratorium untersucht, sind die Messergebnisse erst mit einer zeitlichen Verzögerung auswertbar. Da der Sauerstoff in den Getränken mit den Inhaltsstoffen reagieren kann, muss diese Sauerstoffzehrung berücksichtigt werden, ggf. mit Korrekturfaktoren, die im Betrieb ermittelt werden können. Wichtig für die Auswertung ist dann die Einhaltung einer konstanten Zeit zwischen Probeentnahme und Analyse. Sauerstoffmessung Die Messgeräte für die Online-Sauerstoffmessung können fest installiert werden, sie können aber auch ortsveränderlich eingesetzt werden. Wichtig ist, dass die Einsatzkriterien der verschiedenen Geräte beachtet werden und dass die Messgeräte regelmäßig kalibriert werden. Nur so sind auswertbare Messergebnisse zu erzielen. Unterschieden werden außerdem Messgeräte für die Messung des gelösten Sauerstoffes in Flüssigkeiten (z. B. Würze, Bier) und für die Konzentrationsmessung in Gasen (z. B. in CO2 oder Stickstoff oder dem Kopfraum von Flaschen, Dosen oder Behältern). Die O2-Messgeräte lassen sich wie folgt unterscheiden: • Amperometrische O2-Sensoren: Diese Sensoren benutzen in der Regel das Clark-Prinzip. Es sind membranbedeckte Sensoren, bei denen
Technik & Technologie eine Membran das Messgut von den Elektroden und dem Elektrolyten trennt. Diese Sensoren erfordern regelmäßige Pflege und Kalibrierung. • Potenziostatische Sensoren: Die Messzelle besteht aus Anode und Kathode und, durch ein Diaphragma getrennt, eine Bezugs elektrode mit einem Elektrolyten. Ein Regelverstärker hält die Sollspannung zwischen Kathode und Anode konstant, unabhängig vom Strom durch Vergleich mit der Bezugselektrode. Der Strom zwischen den Messelektroden ist zum Sauerstoffgehalt direkt proportional. Ein bekanntes Messgerät nach diesem Prinzip ist das „Digox“ der Fa. Dr. Thiedig/Berlin. • Sensoren mit Festelektrolyt: Auch bei diesen Sensoren sind amperometrische und potenziometrische Messzellen (λ-Sonden) im Gebrauch. Als Festelektrolyt wird z. B. ZrO2 (Zirkondioxid) bei Temperaturen von etwa 750 °C benutzt. Diese Sensoren sind vor allem für die O2-Messung in Gasen von Bedeutung, z. B. O2-Konzentrationsmessungen in CO2. Ein Messgerätehersteller ist die Fa. Zirox. • Optische Sensoren: Im Gegensatz zur amperometrischen und potenziometrischen Methode basiert die optische Messung nicht auf einer chemischen Reaktion und Strommessung, sondern auf der dynamischen Fluoreszenzlöschung. Zum Teil wird auch von einer nicht invasiven Messung gesprochen. Ein Chromophor in der Sensorspitze wird mit blauem Licht einer LED angestrahlt. Dieses Chromophor nimmt die Energie auf und emittiert, wenn kein Sauerstoff präsent ist, nach einer bestimmten Zeitverzögerung und für eine bestimmte Dauer rotes Fluoreszenzlicht. Das emittierte Licht wird vom Detektor im Sensorkopf erkannt. Wenn Sauerstoff vorhanden ist, überträgt das Chromophor die Energie auf das Sauerstoffmolekül (dynamische Löschung). Das Sauerstoffmolekül gibt diese Energie dann als Wärme an die Umgebung ab und es findet keine Fluoreszenz statt. Die Gesamtintensität und Dauer der Fluoreszenz sind vom Sauerstoffpartialdruck im Medium abhängig. Zur Analyse der Fluoreszenzdauer wird das Anregungslicht mit einer konstanten Frequenz getaktet, das emittierte Licht weist denselben Verlauf auf, jedoch mit einer zeitlichen Verzögerung im Vergleich zum Anregungslicht. Diese Zeitverzögerung wird als Phasenverschiebung
oder Phasenwinkel bezeichnet. Die Phasenverschiebung zwischen Anregung und Fluoreszenz nimmt mit abnehmender Sauerstoffkonzentration zu. Die Sauerstoffkonzentration wird berechnet und in digitaler Form an den Transmitter übertragen und in der gewünschten Messgröße angezeigt. Zu ausführlichen Hinweisen zum Aufbau und der Wirkungsweise der Sensoren muss auf die Literatur verwiesen werden, beispielsweise auf [5] und [6]. Insbesondere die optischen Sensoren haben in den vergangenen Jahren eine weite Verbreitung gefunden, weil sie keinen direkten Kontakt mit dem Messgut haben müssen (ein Sensorfenster reicht aus) und keine bewegten Teile besitzen. Sie können teilweise „von außen“ eingesetzt werden, z. B. auf Flaschen. Voraussetzungen für die O2-Gehaltsmessungen Bei der Sauerstoffmessung in der Brauund Getränkeindustrie geht es um die Messung relativ geringer Konzentrationen, im Allgemeinen ≤ 1 mg/L. Teilweise müssen Werte von ≤ 0,02 mg/L (≤ 20 ppb) zuverlässig gemessen werden. Zum Vergleich: 1 mg/L 1 g/m3 1 ppm 1000 ppb ppm = parts per million (englisch) = Teile pro Million (deutsch) ppb = parts per billion (englisch) = Teile pro Milliarde (deutsch) Diese geringen Konzentrationen müssen zuverlässig und reproduzierbar erfasst werden. Die Sensoren müssen deshalb zum Teil eichfähig sein. In jedem Fall müssen sie kalibriert werden. Vergleichswerte lassen sich relativ einfach mittels luftgesättigtem Wasser bereitstellen. Der Sauerstoffgehalt ist von der Temperatur und dem Druck des Gases abhängig. In der Luft (bei 1,013 bar) beträgt der Partialdruck des Sauerstoffes etwa 0,209 bar (der Volumenanteil des Sauerstoffes beträgt etwa 20,95 % in der Luft). Eine weitere Möglichkeit besteht in der Elektrolyse von Wasser: Bei einem definierten Strom wird in einer Elektrolysezelle eine definierte Menge O2 gebildet, die als Kalibriergröße genutzt werden kann. Aus geeigneten Tabellen, z. B. [7], [8], lassen sich die als Funktion von Druck und Temperatur in Wasser löslichen Sauerstoffmengen entnehmen.
Wichtig ist es natürlich, dass bei der Messung von Sauerstoff zwischen dem Sensor und der Probeentnahmestelle keine Veränderung der Messgröße auftritt. Eine mögliche Beeinflussung des Messwertes kann durch flexible Verbindungen (z. B. Schläuche) erfolgen, durch die Sauerstoff diffundieren kann (s.a. den nächsten Abschnitt). Dieses Problem kann eliminiert werden, wenn als Verbindungselemente zwischen Sensor und Messstelle metallische Röhrchen benutzt werden. Röhrchen in DN 2 bis DN 6 sind aus Edelstahl, Rostfrei® verfügbar. Wenn flexible Verbindungen benötigt werden, können die Röhrchen zu einer Wendel aufgerollt werden. Besonderheiten bei der Verwendung von Kunststoffen Schläuche aus Kunststoffen lassen sich kostengünstig herstellen. Als Beispiele für die in der Regel thermoplastischen Kunststoffe werden genannt: PE, PP, PVC, PA, Silikongummi. Die Verbindungen zwischen Schläuchen und Sensoren werden über entsprechend gestaltete Formteile auch aus Kunststoff oder Edelstahl vorgenommen. Probleme beim Einsatz von Kunststoffen als Schlauchwerkstoff bestehen aus folgenden Gründen: • Kunststoffe sind immer mit Luft gesättigt*: Der Sauerstoffgehalt der Luft beträgt ca. 20,9 Vol.-% (s.o.). Deshalb wird der Werkstoff entsprechend dem vorhandenen Konzentrationsgefälle Sauerstoff an das Produkt abgeben. Wenn der abgegebene Sauerstoff chemisch reagiert, wird bis zum Wert Null Sauerstoff abgegeben, unter der Voraussetzung, dass kein weiterer Sauerstoff in den Werkstoff diffundieren kann. Auch ein Kunststoffschlauch, der über eine Metallhülle verfügt, wird seinen gesamten gelösten Sauerstoff abgeben. Ein neuer metallisierter Schlauch wird also seinen gelösten Sauerstoff asymptotisch an das Medium abgeben. • Kunststoffe sind gasdurchlässig: Alle Kunststoffe sind mehr oder weniger gasdurchlässig. Also kann auch der Luftsauerstoff durch die Schlauchwandung diffundieren. Statt von Diffusion wird oft auch von Gaspermeation gesprochen. Die Diffusionsgeschwindigkeit ist von der Temperatur und vom Differenzdruck des Gases (Partialdruck) abhängig sowie vom Werkstoff und seinem Wassergehalt. Die diffundierte Sauerstoffmenge wird von Brauerei Forum – März 2015
*) Die max. lösbare Menge ist u.a. vom Kunststoff, der Temperatur, dem Wassergehalt und dem Druck abhängig
9
Technik & Technologie der verfügbaren Diffusionsfläche (Schlauchoberfläche), der Schichtdicke/Wanddicke und von der Zeit bestimmt. Die Gaspermeation J kann durch das erste Fick’sche Gesetz beschrieben werden, s.a. [9]. J = A · P
Δp l
J = Gasdurchlässigkeit des Werkstoffes in mL Gas/d A = Permeationsfläche in cm2 P = Permeationskoeffizient in mL Gas · cm/(cm2 · d · bar) l = Werkstoffdicke in cm Δp = Partialdruckdifferenz des Gases in bar Der Permeationskoeffizient P ist vom Werkstoff und der Temperatur abhängig. Er wird häufig angegeben in Milliliter Gas · 100 µm/(cm2 · d · bar). Tabelle 1 zeigt einige Werte. Aus diesen Zusammenhängen folgt, dass beim
Einsatz von Kunststoffschläuchen als Verbindung von Probenahmestelle und Sensor z. B. die Werkstoffe Nylon, Polyamid (PA), und PVDC Vorteile als Schlauchwerkstoff besitzen. Bei genauen Messungen muss natürlich die Sauerstoffpermeation berücksichtigt werden. Metallbeschichtete Schläuche lassen sich mit reinem CO2 oder Stickstoff O2-frei spülen, die Gaspermeation lässt sich durch Kalibrierung berücksichtigen. Einfacher ist natürlich die Verwendung von metallischen Verbindungen (z. B. aus Edelstahl, Rostfrei®). Dünne Röhrchen lassen sich als „Spirale“ bzw. Rohrwendel genügend flexibel gestalten. Festinstallierte Messtechnik mit metallischen Verbindungen kennt die Probleme ebenfalls nicht. Bei den optischen Messverfahren (s.o.) können die Probleme der Verbindungstechnik zwischen Probenahmeort und Sensor eliminiert werden. Von R. Hofmann et al. [13] wurde der Einfluss des Schlauchmaterials auf die O2-Messung untersucht.
Tab. 1: Permeationskoeffizienten von Kunststoffen (ref. nach [10], [11], [12]) Bezugstemperatur 23 °C und 0 % relative Feuchte bei O2 und CO2
Abkürzung
O2-PermeationsKoeffizient in ml · 100 µm/(m2 · d · bar)
CO2-PermeationsKoeffizient in ml · 100 µm/(m2 · d · bar)
H2O-Dampf-PermeationsKoeffizient in g · 100 µm/(m2 · d)
Polyethylen niedriger Dichte
PE-LD
2000…2200
8200…8500
0,9…1,2
Polyethylen hoher Dichte
PE-HD
450…500
2300…2400
0,5
Polypropylen
PP
520…800
2800
0,6
Polypropylen, biaxial orient.
BOPP
250
760
0,3
Polystyrol
PS
1000…1100
6800…7800
15
Polyvinylchlorid
PVC
45…55
190
2…3
PVDC
2,5…4,0
10…15
< 0,1
Polyethylen terephthalat
PET
15…20
55…65
1,8…2,2
Polyethylennaphthalat
PEN
5
20
–
Polycarbonat
PC
650…850
5200
nicht bestimmt
Polyamid
PA 5
10
20
–
Ethyl-VinylAlkoholCopolymer
EVOH
0,1
–
–
SiOx
–
0,02
–
–
Nylon MXD6
–
≈ 0,6
–
–
Kunststoff
Polyvinylidenchlorid
10
Kunststoffe als Packmittel Kunststoffe für Getränkeflaschen sind vor allem PET und zum Teil PEN. Auch bei diesen Packmitteln gilt, dass die Preforms und die geblasenen Flaschen mehr oder weniger (entsprechend der Lagerdauer und Temperatur) mit O2 gesättigt sind. Nach der Füllung permeiert der Sauerstoff in das Getränk und reagiert chemisch (s.a. Tab. 2). Umgekehrt wird aus dem Getränk CO2 an die Atmosphäre abgegeben. Ein Problem besteht in der O2-Lösung im Werkstoff der Preforms bzw. fertigen Flaschen vor der Füllung. Es muss davon ausgegangen werden, dass der PET-Kunststoff nach kurzer Zeit mit Sauerstoff gesättigt ist (s.a. Tab. 3). Dieser wird nach der Füllung an das Füllgut abgegeben und reagiert mit den Bierinhaltsstoffen. Ein analytischer Nachweis des entlösten Sauerstoffes ist relativ kompliziert. Dieses Problem tritt bei allen Multilayer-Flaschen und bei den Monolayer-Flaschen (auch mit Scavenger-Zusatz) sowie Verschlüssen auf. Flaschen mit einer Innenbeschichtung, die unmittelbar vor der Füllmaschine aufgebracht wird, haben das Problem nicht oder nur eingeschränkt,
Brauerei Forum – März 2015
Technik & Technologie
Als mögliche Lösungen zur Verminderung des O2-Einflusses auf das Getränk werden praktiziert: • Die Innenbeschichtung der Kunststoffflaschen: Beschichtungen können auf der inneren Oberfläche des Packmittels aufgebracht werden, um die Permeation der Gase zu verringern (das Beschichten der äußeren Oberfläche ist zwar prinzipiell möglich, wird aber nicht mehr praktiziert, da wesentliche Nachteile resultieren: mechanische Beschädigung, Abrieb, im Werkstoff gelöste Gase werden nicht eliminiert). Sie zeichnen sich durch kleine Permeationskoeffizienten aus. Die technische Realisierung wird seit Ende der 1990er-Jahre erfolgreich betrieben. Vor allem die Plasmatechnik ist geeignet. Beispiele sind das ActisTM -Verfahren der Fa. Sidel und das PLASMAX®Verfahren von SIG Corpoplast/KHS. Die Beschichtung der Innenwand eines Packmittels bietet den Vorteil, dass die im Kunststoff gelöste Sauerstoffmenge ohne direkten Einfluss bleibt. Die im Vakuum aufgedampften Beschichtungen sind zum Teil nicht homogen verteilt. Neben Unterschieden in der erzielten Schichtdicke können Fehlstellen vorhanden sein, an denen die Permeation vorrangig stattfindet. • Der Einsatz von Multilayerflaschen: In Tabelle 1 ist EVOH genannt. Dieser Stoff hat einen sehr geringen Permeationskoeffizienten. Da er nicht mit dem Getränk in Kontakt kommen darf, wird er zwischen zwei PETSchichten bereits bei der Preformherstellung koaxial angeordnet. • Der Einsatz von Scavenger- Zusätzen: Scavenger-Zusätze können nur begrenzte Zeit Sauerstoff kompensieren, da sie sich verbrauchen. • Das Problem der Gaspermeation besteht natürlich auch bei allen nicht metallischen Verschlusswerkstoffen. Zusammenfassung Beim Einsatz von Kunststoffen müssen deren Eigenschaften bezüglich
Tab. 2: O2-Permeationskoeffizienten von Packstoffen Bezugstemperatur 30 °C und 90 % relative Feuchte
02-Permeationskoeffizient in ml · 100 µm/(m2 d bar)
Kunststoff PET
21,7
PET/PEN (75/25)
14,6
PET/PEN (50/50)
12,2
PET/PEN (25/75)
8,7
PEN
5,5
(ref. nach [15], [12])
weil der Sauerstoff erst die Beschichtung durchdringen muss. Wird die Blasmaschine mit Preforms aus eigener Fertigung direkt beschickt, ist ebenfalls weniger O2 gelöst (das PETGranulat wird bei 180 °C ca. 6 Stunden lang getrocknet, dabei verringert sich die O2-Löslichkeit/der O2-Gehalt). Als Sauerstofflöslichkeit werden für PET unter atmosphärischen Bedingungen 0,012 ml O2/g PET 0,017 mg O2/g PET angegeben [14].
Tab. 3: Gelöster Sauerstoff in PET (nach [16]); die Umrechnung erfolgte mit einer Dichte von PET = 1,4 g/cm3 und Sauerstoff = 1,428 g/cm3 Der Druck bezieht sich auf einen Partialdruck des Sauerstoffes von 1 bar Löslichkeit in cm3 O2 / (cm3 · bar)
Löslichkeit in mg O2 /(g · bar)
20 °C
0,07
≈ 0,071 *)
75 °C
0,03
≈ 0,031
100…140 °C
0,025
≈ 0,025
Temperatur
180 °C
keine Werte bekannt
der Sauerstofflösung und der Gaspermeation beachtet werden. Diese Eigenschaften beeinflussen zum einen die sensorische Stabilität und zum anderen müssen die Einflüsse auf die Sauerstoffmessung berücksichtigt werden, um realistische Messergebnisse zu erhalten. Quellennachweis [1] Manger, H.-J.: Technische Möglichkeiten zur sauerstoffarmen Arbeitsweise bei der Bierherstellung; Brauwelt 137 (1997) 18, S. 696–701 [2] Manger, H.-J.: Die Entfernung von CO2 aus Behältern; Brauerei Forum 16 (2001) 7, S. 192–194 [3] Annemüller, G. u. H.-J. Manger: Die Gärung und Reifung des Bieres, 2. Aufl.; Berlin: Verlagsabteilung der VLB, 2013 [4] Annemüller, G. u. H.-J. Manger: Klärung und Stabilisierung des Bieres, 1. Aufl., Berlin: Verlagsabteilung der VLB, 2011 [5] Manger, H.-J.: Kompendium Messtechnik, Berlin: Verlagsabteilung der VLB, 2006 [6] Manger, H.-J.: Die Sauerstoffmessung mit optischen Sensoren in der Brau- und Getränkeindustrie; Brauerei Forum 14 (2009), 10, S. 13–15 [7] D’Ans, J. u. E. Lax: Taschenbuch für Chemiker und Physiker, 2. Aufl., Berlin: Springer, 1949 [8] DIN 38408, Teil 22: Deutsche Einheitsverfahren zur Wasser-, Abwasser- und Schlammuntersuchung;
Sauerstoffsättigungskonzentration (Diese Norm wurde zurückgezogen). [9] Manger, H.-J.: Füllanlagen für Getränke, Berlin: Verlagsabteilung der VLB, 2008 [10] Hertlein, J.: Eigenschaftsprofile von Packstoffen und Verpackungen aus Kunststoff; Brauwelt 135 (1995) 4, S. 140–150 [11] Piringer, O. G.: Verpackungen für Lebensmittel: Eignung, Wechselwirkungen, Sicherheit; Weinheim: VCH Verlagsgesellschaft, 1993 [12] Schaper, M.: Qualitätsanforderungen und Gasbarriereeigenschaften von Polyesterflaschen für Bier; Brauerei-Forum 15 (2000) 3, S. 72–73 [13] Hofmann, R., Diniz, P., Folz, R., Pahl, R. u. K. Reinhardt: Nutzbar oder anfällig; Einfluss von Schlauchmaterial auf die Messung von Gelöstsauerstoff; Brauindustrie 99 (2014) 7, S. 40–42 [14] Dörr, Chr.: Neue Entwicklungen für Kunststoff-Einwegflaschen Seminarunterlagen 7. Flaschenkellerseminar, TU München, 2000, und „Untersuchung der Eignung von Kunststoffflaschen für die Bierabfüllung“ Diss., TU München, 2003 [15] Hertlein, J., Bornarova, K. und H. Weisser: Eignung von Kunststoffflaschen für die Bierabfüllung; Brauwelt 137 (1997) 21/22, S. 860–866 [16] Müller, K.: persönl. Mitteilung vom 11.05.2007 Brauerei Forum – März 2015
11
Technik & Technologie VLB aktuell
Die hohe Kunst der Analytik Die Brau- und Getränkeindustrie sieht sich immer komplexer werdenden Fragestellungen hinsichtlich der Inhaltsstoffe ihrer Produkte konfrontiert. Um adäquate Lösungen zu finden, sind zunehmend Analysemethoden erforderlich, die über die üblichen Standardmethoden, wie sie z. B. von der MEBAK, EBC und der ASBC vorgegeben werden, hinausgehen. Gerade bei der Analyse von aromaaktiven Spurenbestandteilen auch in sehr geringer Konzentration kommt das VLB-Forschungsinstitut für Spezialanalytik (FIS) mit seinen speziellen Analyseinstrumenten sowie einem hochqualifizierten interdisziplinären Mitarbeiterteam ins Spiel.
Foto 1: Chemische Synthese – Vom Konzept zum Isotopenstandard
Fotos: jr
(nr) Das Forschungsinstitut für Spezialanalytik (FIS) wurde 2002 unter Leitung des seinerzeit frisch promovierten Dr. Leif-Alexander Garbe gegründet und in den Räumen des von Prof. Dr. Roland Tressl geleiteten Forschungsinstituts für Chemischtechnische Analyse an der VLB angesiedelt. Nach Beendigung seiner aktiven Zeit an der Technischen Universität (TU) Berlin und VLB Berlin wurde Tressl im Jahr 2008 von Garbe abgelöst, der zum Gastprofessor an der TU Berlin ernannt wurde und parallel zum FIS auch das TU-Fachgebiet Bioanalytik leitete. Seit dieser Zeit wurden zahlreiche Forschungsprojekte erfolgreich bearbeitet, wobei der Forschungsschwerpunkt des FIS auf der Analytik von Aromastoffen mithilfe der sogenannten Isotopenverdünnungsanalytik lag. Im Januar 2014 wechselte Leif-Alexander Garbe an die Hochschule Neubrandenburg, wo er seitdem als Professor für Angewandte Chemie lehrt. Das FIS leitete er dennoch weiter, unterstützt durch seinen Stellvertreter Nils Rettberg. Dieser promovierte im Sommer 2014 an der TU Berlin mit seiner Arbeit „Comprehensive analysis of hop secondary metabolites“ und übernahm am 1. Januar 2015 die Leitung des FIS. Dr. Rettberg, Jahrgang 1983, ist gelernter Brauer und Mälzer. Er sieht mit dem FIS die Herausforderung, moderne und leistungsfähige Analysenmethoden verstärkt so einzusetzen, dass sie unmittelbar zur Beant-
12
Brauerei Forum – März 2015
wortung praxisrelevanter Fragestellungen beitragen. Sein junges Team von Mitarbeiter(innen) aus den Bereichen der Chemie, Lebensmittelchemie, Biotechnologie und Brauereitechnologie bearbeitet im FIS derzeit sieben Forschungsprojekte. Der gemeinsame Schwerpunkt aller Projekte ist die Entwicklung innovativer Analysenmethoden, die das Analysenangebot und Beratungsportfolio der VLB erweitern sollen. Diese dynamische Weiterentwicklung sieht Rettberg als essentiell an, um analytische Problemstellungen und immer komplexere Anfragen aus der Brau- und Getränkeindustrie stets nach dem aktuellsten Stand der Forschung bearbeiten zu können. Ausstattung und Analysenangebot Das FIS verfügt über eine moderne apparative Ausstattung. Es werden zahlreiche chromatographische Methoden vorgehalten, die entsprechend der analytischen Fragestellung mit verschiedensten on-/offline Anreicherungstechniken sowie universellen bis höchst selektiven Detektoren kombiniert werden. Der analytische Schwerpunkt des FIS liegt dabei auf massenspektrometrischen Methoden in Kombination mit der Isotopenverdünnungsanalytik. Die Kombination dieser Techniken ermöglicht die Identifizierung und Quantifizierung gewünschter oder unerwünschter (Spuren-)Bestandteile aus Bier und anderen Getränken. Grundsätzlich umfasst das Angebot der instrumentellen Analytik folgende Bereiche: zzIdentifizierung und Quantifizierung von Aromastoffen bzw. geschmacksrelevanten Substanzen mittels GC-FID, GC-MS, GC-O, GCMS/MS, LC-UV, LC-Fluoreszenz sowie LC-MS/MS
Foto 2: Modernste Technik in den Räumen des FIS zzAnalyse von Hopfenaromastoffen, z.B. Terpene und Terpenoide aus Rohhopfen, Hopfenprodukten sowie allen Prozessstufen der Bierbereitung zzAnalyse freier, gebundener und oxygenierter Fettsäuren aus Getreide, Malz, Hopfen, Hefe, Malzextrakten, Bier und seinen Vorstufen Ein besonderes Angebot ist außerdem die Barriereprüfung von Verpackungsmaterialien gegenüber flüchtigen organischen Stoffen (VOC), die komplementär zum Analysenangebot der Verpackungsprüfstelle zu sehen ist. Bei der Barriereprüfung werden befüllte Getränkeverpackungen über einen Zeitraum von mehreren Tagen/Wochen in einer künstlichen Atmosphäre von Aromastoffen gelagert. Die anschließende Analyse des Füllgutes gibt Aufschluss über den unerwünschten Stofftransport in das Gebinde (Permeation). Mithilfe dieses Versuchsaufbaus ist es möglich, Einzelkomponenten einer Verpackung (z.B. Verschlüsse) und Gesamtverpackungen näher zu untersuchen und sie für ihren Einsatz zu qualifizieren. Zudem besteht die Möglichkeit, Substanzen zu quantifizieren, die aus dem Verpackungsmaterial in Getränke migrieren. Ein bekanntes und höchst aktuelles Beispiel für eine solche Substanz ist Bisphenol A (BPA)
Technik & Technologie fasst mehrere sequentielle Schritte. Diese ermöglichen es, Antworten auf Fragen zu geben, wie „Wieviel µg eines Stoffes sind in einem Rohstoff, Zwischen- oder Fertigprodukt?“ oder „Welches sind die entscheidenden Prozessschritte für Verlust oder Anreicherung gewünschter Stoffe?“. Die Arbeitsschritte einer solchen Analyse sind schematisch in Abbildung 1 dargestellt. Die Fotos 1–4 zeigen Mitarbeiter des FIS bei ihrer Arbeit.
und seine Derivate aus Doseninnenbeschichtungen. Die Stärke und Expertise des FIS liegen dabei besonders in der Flexibilität, die oben genannten Analysetechniken auf nicht-alltägliche Fragestellungen oder spezielle Kundenwünsche anzupassen. Die Kombination aus maßgeschneiderten präparativen Methoden und Chromatographie ermöglicht es, zahlreiche aktuelle Fragen der Brau- und Getränkeindustrie zu bearbeiten. Schwerpunkt Isotopen verdünnungsanalytik Die Analyse von flüchtigen, reaktiven oder in Spurenkonzentrationen auftretenden Substanzen in Bier, Getränken und deren Prozessvorstufen ist ein wichtiger Bestandteil der Bierund Getränkeanalytik und ebenso integraler Bestandteil der Arbeit am FIS. Für diese Fragestellungen wird in der Lebensmittel- und Rückstands analytik häufig auf die Isotopenverdünnungsanalyse zurückgegriffen. Dies ist eine spezielle Analysentechnik, die aufgrund ihrer hohen Genauigkeit und Aussagekraft auch in der medizinischen Forschung und Forensik zum Einsatz kommt. Die Durchführung einer solchen Isotopenverdünnungsa nalyse, im englischen als Stable Isotope Dilution Assay oder kurz SIDA bezeichnet, um-
Von der Frage zur analytischen Antwort Wie sieht nun der Weg aus, den eine Getränkeprobe bis zum Analysenbericht im FIS durchläuft? Ist die Fragestellung des Kunden klar definiert, z.B. „Wieviel µg Linalool enthält ein Pilsener Bier der Charge 42/2015 und unterscheidet sich diese Konzentration von Charge 28/2015?“, wird im FIS eine geeignete Analysenmethode etabliert oder im Falle der oben formulierten Fragestellung auf bestehende Protokolle zurückgegriffen. Der erste Schritt (a) ist dann die chemische Synthese eines Isotopenstandards. Bei der Synthese eines Isotopenstandards werden Stoffe hergestellt, deren chemische Struktur identisch zu den natürlichen Inhaltsstoffen des Bieres (z.B. Linalool) ist und die sich lediglich durch Einführung der Isotopenmarkierungen unterscheiden. Diese Markierungen sind 2H (Deuterium) und 13 C. Sie führen dazu, dass natürliche Analytmoleküle und chemisch hergestellte Standardmoleküle mithilfe eines Massenspektrometers unterschieden werden können. Aber warum ist es offenbar so erstrebenswert, dass zwischen Analyt und Standard lediglich ein minimaler Massenunterschied besteht? In der Analytik gilt, „je ähnlicher Analyt und Standard, desto besser“ – ein Grundsatz, der im Folgenden noch näher erläutert wird. In der Isotopenverdünnungsanalytik wird dies bestmöglich umgesetzt: Analyt und Standard haben nahezu identische chemische und physikalische Eigenschaften. Isotopenstandards stellen somit eine ideale Bezugsgröße zur Ermittlung von Konzentrationen dar, insbesondere dann, wenn die Analyse von flüchtigen, chemisch reaktiven oder besonders gering konzentrierten Analyten gefragt ist.
Die chemische Synthese von Isotopenstandards ist eine Wissenschaft für sich und setzt viel chemisches Geschick und Erfahrung voraus. Je nach Struktur der Zielsubstanz kann die Einführung der Isotopenmarkierung, die Aufreinigung der Reaktionsprodukte sowie ihre Reinheitsprüfung mehrere Tage in Anspruch nehmen. Deshalb ist es essentiell, dass nicht bei jeder Fragestellung Isotopenstandards immer wieder neu synthetisiert werden müssen. Das FIS verfügt über eine umfassende Sammlung solcher Substanzen, die für viele Fragestellungen kurzfristig einsetzbar sind. Nun aber zur eigentlichen Analyse: In den meisten Fällen werden die Isotopenstandards, wie bereits erläutert, (b) als interne Standards verwendet. Dabei wird zur Bearbeitung der o.g. Fragestellung („Wieviel µg Linalool enthält ein Pilsener Bier der Charge 42/2015 […]?“) isotopenmarkiertes Linalool zu einer Bierprobe gegeben, bevor diese durch Destillation oder Extraktion für die gaschromatographische Analyse vorbereitet wird. Diese Probenvorbereitung ist ein wesentlicher Schritt der Analyse. Sie sorgt dafür, dass der Analyt (hier Linalool) angereichert wird, wohingegen störende Bierbestandteile (z.B. Zucker, Bitterstoffe, Säuren) abgetrennt werden. Bei jeder Probenvorbereitung geht jedoch auch Analyt verloren. Diesen Verlust bestmöglich zu erfassen und abzubilden, ist Aufgabe des (Isotopen-)Standards. Aus dieser Tatsache wird ersichtlich, warum Analyt und Standard möglichst ähnlich sein sollen, – genau – da so
Abb. 1: Die Schritte einer Isotopenverdünnungsanalyse
Brauerei Forum – März 2015
13
Technik & Technologie
Foto 3: Analytik nonstop – Automatisierte Probenvorbereitung und Analyse Foto 4: Auf der Suche nach Aromastoffen – Gaschromatographie mit olfaktometrischer Detektion
Foto: nr
Abb. 2: GC-MS Chromatogramm von Analyt und Isotopenstandard
14
ihre Verluste bei der Vorbehandlung der Probe identisch sind. Isotopenmarkierte Substanzen können jedoch noch mehr: Eine weitere, zugegebenermaßen sehr spezielle Anwendung ist (c) ihr Einsatz als „Tracermoleküle“. Diese dienen dazu, (bio-)chemische Reaktionen während der Bierherstellung auf molekularer Ebene zu untersuchen. Beim Beispiel Linalool etwa kann isotopenmarkiertes Linalool in Modellversuchen eingesetzt werden, um seine Reaktionsprodukte während des Würzekochens oder ihr Verhalten während der Gärung genau zu charakterisieren. Diese Art der Analytik ist eindeutig und sehr aussagekräftig, da die Markierungen des Isotopenstandards nicht bzw. nur in vernachlässigbarem Maße (<1 %) in der Natur vorkommen.
Brauerei Forum – März 2015
Chromatographie und Massenspektrometrie als Herzstück der Analytik Zurück zur ursprünglichen Fragestellung: Wie ermittelt man nun die Konzentration des flüchtigen Linalools und des dazugehörigen Isotopenstandards? Dazu wird die durch Probenvorbereitung angereicherte Bierprobe (d) mittels Gaschromatographie in ihre Einzelbestandteile getrennt. Ähnlich erfolgt die Analyse nichtflüchtiger Moleküle, wobei dann eine Trennung mittels Flüssigchromatographie erfolgt. Beide Arten der Chromatographie in Kopplung mit ein- oder mehrdimensionalen Massenspektrometern ermöglichen die Analyse von Spurenbestandteilen in komplexen Proben wie Bier und anderen Getränken. Herausragendes Merkmal der Massenspektrometer ist ihre hohe Empfindlichkeit, d.h. ihre Eigenschaft, geringste Stoffmengen nachweisen zu können. Auch hinsichtlich der Isotopenverdünnungsanalytik sind sie essentiell, da allein durch ein Massenspektrometer Analyt und Isotopenstandard unterschieden werden können. Über das Verhältnis der Signalintensitäten beider Stoffe zueinander und der bekannten Konzentration des zur Probe gegebenen Standards kann die Konzentration von Linalool z.B. im Bier der Charge 42/2015 bestimmt werden. Ein Beispiel hierfür ist in Abbildung 2 gezeigt. Die Massenspektren von Analyt und Isotopenstandard
unterscheiden sich lediglich aufgrund der durch chemische Synthese eingebrachten Markierungen. Aus den Flächen des entsprechenden GC-MS Chromatogramm kann auf die Stoffkonzentration geschlossen werden. Wenn eine solche Analytik sehr genau ist – und das ist ja schließlich ihr Sinn –, können auch minimale Unterschiede zwischen zwei Chargen ermittelt werden. Bei Aromastoffen, die entweder positiv (z.B. Linalool) oder aber auch negativ die Produkteigenschaften beeinflussen (z.B. trans-2-Nonenal), können minimale Konzentrations unterschiede von entscheidender Bedeutung sein. Weitere analytische Fragestellungen Bei der Isotopenverdünnungsanalyse handelt es sich um einen sehr speziellen Ansatz der quantitativen Analytik. Allerdings kann er durch Anpassung der in Abbildung 1 dargestellten Schritte auf viele analytische Fragestellungen angewendet werden. Aber auch darüber hinaus bietet das FIS, wie einleitend dargestellt, leistungsfähige Analysen an. Haben Sie Fragen zur Aromazusammensetzung Ihrer Produkte, deren Prozessvorstufen oder Halbfertigwaren wie ätherische Öle? Entwickeln Sie ein Produkt und möchten es analytisch charakterisieren? Suchen Sie einen Kontaminanten im Spurenbereich? Das FIS unterstützt Sie gerne! Kontakt Dr. Nils Rettberg n.rettberg@vlb-berlin.org Tel. (030) 450 80-106 www.vlb-berlin.org/fis
Technik & Technologie Brauer-Schule Fachfragen für Auszubildende
Historische Begriffe Der Küfer (auch Binder oder Böttcher) ist ein Handwerker, der Behälter und Gefäße meist aus Holz herstellt. Dafür werden Dauben benötigt, speziell geformte Holzstücke, die mit hölzernen oder eisernen Reifen zusammengehalten werden. 1. Brauer, die noch mit klassischen Holzfässern arbeiten, sprechen manchmal von einer Böttcherlaus. Was meinen sie damit? a) Mückenlarven im entleerten Holzfass b) Abgeplatzte Pechteile, die sich im ausgeschenkten Bier befinden c) Eisenspäne oder Eisengrate, mit denen man sich beim Arbeiten mit Holzfässern an der Hand verletzen kann d) Eingeschlagene Fassstopfen, die man nach der Reinigung beim Ausleuchten noch im Fass findet e) Einen Mitarbeiter, der ausschließlich für das Reini- gen der Holzfässer zuständig ist 2. Eine Tätigkeit, die früher verbreitet war, war das Haspulieren. Was hat man dabei getan? a) Die Brotzeit eingenommen b) Die Kupferhauben im Sudhaus gereinigt c) Die Holzfässer zur Reinigung vorbereitet d) Man hat schnell und ungenau gearbeitet e) Die Pause nach dem Abliefern von Bier in einer Gaststätte 3. In manchen Brauereien wird noch geschlupft. Wenn man schlupft, … a) zieht man seine Gummistiefel aus b) verschließt man Säcke mit einer Kordel c) fettet man den Antriebsriemen der Transmission ein d) reinigt man einen Behälter manuell e) putzt man sich geräuschvoll die Nase 4. Die Bezeichnung für das Kartenspiel Schafkopf leitet sich eigentlich von Schaff ab. Wer oder was ist dieser Schaff? a) Eine mittelhochdeutsche Bezeichung für ein Wolle tragendes Haustier
Brauerei Forum: Brauer-Schule 2014 Der Jahrgang 2014 der „Brauer-Schule“ steht Abonnenten und VLB-Mitgliedern kostenlos als PDF-Datei zur Verfügung. Mail an: redaktion@brauerei-forum.de
Foto: Foto: Wikipedia Wikipedia
b) Ein Gefäß c) Ein Mitarbeiter, den man heute als „Workaholic” bezeichnen würde d) Ein hölzener Untersetzer für Biergläser e) Ein Verschluss für eine Bierflasche 5. Einige wenige Brauereien in Deutschland verwenden noch heute einen Schrödel. Was setzen sie dabei ein? a) Einen Holzhammer zum Anzapfen eines Hirschen b) Einen hölzernen Verschluss der Zapfbuchse beim Bauchfass c) Ein Brenneisen, um die notwendigen Angaben in den Deckel eines Holzfasses einzubrennen d) Ein Werkzeug, das die Spundöffnung in die Daube eines Holzfasses fräst e) Einen speziellen Zapfhahn für Mutterfässer
Die Aufgaben stellte Studienrat Robert Pawelczak, Staatliche Berufsschule Main-Spessart/ Karlstadt
6. Auch ein Hund lässt sich in einer klassischen Brauerei finden. Was ist dieser Hund? a) Ein Warmwasserbereiter im Sudhaus b) Ein Brauer mit braunen Haaren c) Ein Mitarbeiter, der sich mit seiner Leistungsbereit- schaft zurückhält d) Ein kleiner Eimer, v. a. zum Temperieren der Zwickelmaß e) Ein Brauer, der gerade seine Prüfung bestanden hat 7. Die alte Bezeichnung für Hefe ist, wie bekannt sein dürfte, der Zeug. Wofür steht aber eine Hefekrücke? a) Hefe, die nicht ankommt b) Wilde Hefe c) Hefe, die den ermittelten EV° deutlich unterschreitet d) Werkzeug für die Hefeernte e) Hefe, die während der Gärung stecken bleibt 8. Wer in der Brauerei XY angeschoben hat, hat dort ... a) gekündigt b) seine Lehre gemacht c) Bier ausgefahren d) Fässer befüllt e) gearbeitet 9. Wer dagegen in der Brauerei XY gebugst wurde, der wurde ... a) entlassen b) dort Geselle c) als Brauer eingestellt d) zum Fässerfüllen eingeteilt e) Biersieder (Lösungen S. 30) Brauerei Forum – März 2015
15
Technik & Technologie VLB aktuell
Neuer Innokeg KegBoy für die VLB-Studienbrauerei Ende Januar wurde in der Studienbrauerei der VLB Berlin eine neue Reinigungs- und Füllmaschine für Kegs der Firma KHS in Betrieb genommen. (oh) In der VLB-Studienbrauerei mit Chargengrößen von etwa 2 hl werden Kegs weniger als Transportgebinde zum Endkunden eingesetzt. Sie dienen vielmehr auch als praktische und sichere Behälter, in denen die verschie-
denen Versuchsbiere gelagert werden können. „Saubere Kegs sind unentbehrlich für unsere Arbeit“, sagt Kurt Marshall, Braumeister der VLB-Studienbrauerei. „Der neue KegBoy wird bei uns
Dr. Roland Pahl (l.) und Kurt Marshall freuen sich über den neuen KegBoy der VLB-Studienbrauerei
Foto: oh
Fachliteratur
Nachhaltigkeit in Handwerksbrauereien. Katharina Landerer, Manfred Mödinger, 102 S., DIN A4, broschiert, Fachverlag Hans Carl, November 2014, ISBN 978-3-418-00845-5, 19,90 € (BF) Das Thema Klimawandel ist in aller Munde und verlangt auf einer Vielzahl von Gebieten nach Lösungen. Dieser Leitfaden, der mit Hilfe des BierConvent International e.V., des Verbands Private Brauereien Bayern e.V., der HS Weihenstephan-Triesdorf und der Unternehmensberatung M. Mödinger Siegsdorf erstellt wurde, gibt Hinweise und Denkanstöße, wie dieses Thema in kleineren Brauereien umgesetzt wer-
16
Brauerei Forum – März 2015
zunächst für die Reinigung und Vorspannung von Mehrweg-KEGs aus Edelstahl eingesetzt. Wenn wir die Anlage dann im kommenden Jahr in unser neues Technikum umsetzen, werden wir auch die integrierte Füllstation anbinden.“ Der Innokeg KegBoy C2 von KHS ist eine halbautomatische Reinigungsund Füllmaschine speziell konzipiert für den unteren Leistungsbereich. Das Aggregat verfügt über eine Reinigungs- und eine Füllstation, die nebeneinander auf einem Grundrahmen installiert sind. Das Aufschieben der Kegs erfolgt durch den Bediener, das Reinigungs- und Füllprogramm läuft anschließend SPS-gesteuert ab. Darüber hinaus verfügt der KegBoy über eine Dosage-Einheit für die automatische Aufschärfung der Reinigungslauge. Laut Hersteller sind damit Durchsätze von maximal 35 Kegs pro Stunde möglich. „Wir bedanken uns bei der Firma KHS sehr herzlich für diese großzügige Spende und Unterstützung“, sagt Dr. Roland Pahl, Leiter des VLBForschungsinstituts für Bier- und Getränkeproduktion. „Diese Modernisierung war absolut erforderlich und mit dem neuen KegBoy ist unsere Studien brauerei für die kommenden Jahre wieder hervorragend aufgestellt.“ Die KHS GmbH – eine 100-prozentige Tochtergesellschaft der Salzgitter AG – zählt zu den führenden Herstellern von Abfüll- und Verpackungsanlagen für die Getränke-, Food- und Nonfood-Industrie. Das Unternehmen mit Sitz in Dortmund zählt weltweit mehr als 4500 Mitarbeiter.
den kann. Insbesondere sensibilisieren die Autoren den Leser dafür, dass es bei nachhaltiger Unternehmensführung um mehr als die Einsparung von Strom und Wasser geht. Vielmehr wird herausgearbeitet, dass dabei ein ganzheitlicher Ansatz verfolgt werden sollte, der auch Fragen der Unternehmensethik und des sozialen Verhaltens einschließt. Es finden sich zahlreiche Hinweise entlang der gesamten Wertschöpfungskette der Brauerei einschließlich deren Nebenprozesse und des Vertriebs. Dass teilweise Basiswissen des Brauprozesses erläutert wird, wäre aber in Anbetracht der Zielgruppe verzichtbar gewesen.
Bitburger Braugruppe führt Energiemanagementsystem ein Die Bitburger Braugruppe hat für ihre Brauereien in Bitburg, Bad Köstritz, Duisburg, Lich und Wernesgrün ein Energiemanagementsystem nach DIN EN ISO 50001 eingeführt und wurde hierfür Ende 2014 erfolgreich zertifiziert. (F.) „Als ein Familienunternehmen mit einer fast 200-jährigen Tradition denken wir generationsübergreifend. Nachhaltiges Handeln ist somit fester Bestandteil unserer Unternehmensphilosophie. Vor diesem Hintergrund beschäftigen wir uns auch permanent mit Themen wie Energie- sowie Ressourcenschonung und sind bestrebt, unsere Energieverbräuche regelmäßig zu optimieren“, erklärt Jan Niewodniczanski, Geschäftsführer Technik und Umwelt der Bitburger Braugruppe. Grundlage für die erfolgreiche Umsetzung ist eine enge Zusammenarbeit aller Verantwortlichen. Neben lokalen Energieteams unter der Leitung der Energiemanagementbeauftragten, die die Prozesse an ihren Standorten transparent darstellen und Verbesserungs- und Einsparpotenziale analysieren, beschäftigt sich ein standortübergreifendes „Expertenteam Energie“ mit dem Energiemanagementbeauftragten der Braugruppe mit allen Fragen rund um das Thema. Dabei besitzen die Energieteams vor Ort eine wichtige Leit- und Mul-
tiplikatorfunktion, da grundsätzlich alle Mitarbeiter Teil dieses Prozesses sind. Die Bitburger Braugruppe setzt im Rahmen ihrer Nachhaltigkeitsstrategie kontinuierlich Maßnahmen im Bereich „Klima & Ressourcen“. Dabei stehen vor allem die Schonung der natürlichen Ressourcen, der verantwortungsvolle Umgang mit Energie und Wasser sowie die Senkung des CO2-Ausstoßes im Fokus. So bezieht die Braugruppe ausschließlich Strom aus 100 Prozent erneuerbaren Energien und setzt auf Technologien der hocheffizienten Kraft-Wärme-Kopplung. Zudem investiert das Unternehmen beständig in technische Neuerungen zur Ressourcen effizienz und -schonung. Darüber hinaus arbeitet die Braugruppe mit dem Zentrum für Nachhaltige Unternehmensführung (ZNU) der Universität Witten/Herdecke zusammen. Die Bitburger Braugruppe ist das erste Unternehmen der Braubranche, das nach dem ZNU-Standard „Nachhaltiger Wirtschaften Food“ zertifiziert wurde.
18. VLBLogistikfachkongress 23. bis 25. März 2015 Theater Mönchengladbach
Der führende Branchentreff rund um die Getränkelogistik Zukunftstrends und Logistik Intralogistiklösungen für Getränkelager Mehrweglogistik und Leergutsortierung Getränkedistribution Arbeitsrechtliche Aspekte Innovationen Fahrzeugtechnik Mit Vorträgen von: Sachverständigenrat zur Begutachtung der gesamtwirtschaftlichen Entwicklung • KCP Executives • Fraunhofer IML • Adelholzener Alpenquellen • GÖTTSCHE Getränke • WGH Westdeutscher Getränkehandel & Einkaufsgesellschaft • Fischer & Partner Executive Solution • A-Safe • Syscona Kontrollsysteme • Leergutleiter • Coca-Cola Erfrischungsgetränke • TRANSPOREON • Unternehmensberatung Pöhling • RA Neufang • Dolezych
Besichtigungsprogramm
Brauerei Mönchengladbach - Zweigniederlassung der Oettinger Brauerei GmbH PRIMARK Fashion - DHL Logistikzentrum in Mönchengladbach ESPRIT Distribution Center Europe - Fiege Logistik Mönchengladbach
Rahmenprogramm
Get-together im Theater Mönchengladbach (Mo, 23.3.)
Begrüßungsabend in der Business Lounge des Borussia-Parks (Di, 24.3.) mit Stadionführung – Networking – Drinks & more
– Mit begleitender Fachausstellung im Foyer –
Die Bitburger Braugruppe hat für ihre Brauereien in Bitburg, Bad Köstritz, Duisburg, Lich und Wernesgrün ein Energiemanagementsys tem nach DIN EN ISO 50001 eingeführt und wurde hierfür Ende 2014 erfolgreich zertifiziert
Informationen und Anmeldung VLB Berlin e.V., Forschungsinstitut für Management und Getränkelogistik Tel. (030) 450 80-239 fim@vlb-berlin.org
www.vlb-berlin.org/logistik2015
Änderungen vorbehalten
Mit Unterstützung des VLB-BWA-Fachausschusses für Logistik
IfGB aktuell IfGB-Forum
Gin – Treibstoff der Craft Spirit-Bewegung Nicht nur diese Frage diskutierten gut 120 Teilnehmer am zweiten Tag des 12. IfGB-Forums, Oktober 2014, in Leipzig, sondern auch innovative Technologien und traditionelles Marketing für Brenner. Weitere Schwerpunkte waren Value Chain Management & Logistik.
Mit Unterstützung von:
(WiK) Den zweiten Tag moderierte Mike Spandern, Agricolia, Kiel. Ein Schwerpunkt war die Craft SpiritsBewegung, ein Trend aus den USA. Craft, umschreibt das nichts anderes als das, was Kleinbrenner und Spirituosenmanufakturen seit Jahrhunderten tun, die handwerkliche Fertigung von Bränden und Spirituosen? Theo Ligthart, Markeninhaber von „Das Korn“ und Organisator des Berliner Craft Spirits Festivals, gab mit Gin – Treibstoff der Craft-Distilling-Bewegung einen Überblick. Die Definition der American Craft Distillers Association ist nicht auf Europa übertragbar, da dort Unternehmen mit nach deutschen Verhältnissen riesigen Ausstoß-Mengen inkludiert werden (max. 100 000 proof gallons /a ≈ 600 000 Flaschen à 0,7-l). Das Craft Spirits Festival definiert daher eigene Produkt- und Unternehmensanforderungen: • Herstellung in traditionell handwerklicher Art in kleinen Brennereien und Spirituosenmanufakturen • weitgehende Unabhängigkeit des Unternehmens (max. 25 % Beteiligung durch Konzerne) • ohne künstliche Aromen • ohne Farbstoffe • ohne gentechnisch veränderte Rohstoffe
Begeisterte mit seinem Vortrag die rund 120 Teilnehmer des 12. IfGB-Forums: der unkonventionelle Perfektionist Christoph Keller, der mit Monkey 47 nicht nur den „besten Gin der Welt“ herstellt, sondern auch für seine teils traditionellen, teils exotischen Brände, Geiste und Liköre hundertfach ausgezeichnet wurde
18
Den Ursprung der Gin-Produktion führte Ligthart auf die Niederlande (Jenever = Wachholder, Gin) des 16./17. Jhs. zurück. Erst Ende des 17. Jhs. kam der Gin nach England und wurde von dort weltweit verbreitet. „Die Gins im deutschsprachigen Raum verstehen sich als eigenständige Produkte“, betonte der Referent. Die Pioniere dieser Welle sind noch nicht einmal zehn Jahre alt: Adler Gin von der Berliner PSM, Blue Gin von der österreichischen Brennerei Reisetbauer, The Duke aus München und Monkey 47 von der Brennerei Stählemühle. Ziel ist es, hochwertige und damit hochpreisige Spirituosen herzustellen. „Man braucht die Einzelkämpfer, die etwas probieren“, so Ligthart, „aber viele werden auch scheitern.“ So wie der Referent stammen viele Akteure des Craft Distillings nicht aus der Branche, sondern sind beispielsweise Künstler oder Marketingprofis. Viele Produkte sind allein dadurch erfolgreich, dass sie in engem Kontakt mit der Barkeeper-Szene eingeführt werden. „Viele versuchen sich an Gin, weil Alkohol nicht produziert werden muss, sondern nur veredelt“, erläuterte der Referent.
Fotos: WiK
Brauerei Forum – März 2015
Ligthart wies darauf hin, dass nach seiner Einschätzung der Zenit der Gin-Welle bereits überschritten sei. Er schlug daher vor, verstärkt traditionelle Wacholder-Spirituosen des deutschen Sprachraums wieder zu beleben: Wacholder, Steinhäger, Kranewitter, Krambambuli, Machandel etc. Für die Spirituosenbranche insgesamt sei zu wünschen, dass die Craft-Distilling-Bewegung beim Konsumenten das Bewusstsein weckt, dass Qualität seinen Preis hat. Abschließend stellte Ligthart ein Dachmarkenkonzept für Craft Spirits vor, von einheitlichen Flaschen und Etiketten bis zum gemeinsamen Marketing und Vertrieb. Dass man eine typisch englische Spirituose wie Gin auch in Deutschland produzieren kann, zeigte Gerald Schroff, der mit seinem Co-Gesellschafter Prof. Ulf Stahl (VLB/TU Berlin) bereits im Jahr 2006 den Adler Dry Gin entwickelt und auf den Markt gebracht hat. „Unser Anliegen war es zu zeigen, dass Gin nicht eine englische Spirituose ist“, so der Referent. Die bewusst dezent gehaltenen Wacholder- und Kräuternoten machen den Adler Gin so mild, dass er bestens pur genossen werden kann. Der Vakuumdestillation folgt die
Nachrichten aus dem Institut für Gärungsgewerbe und Biotechnologie zu Berlin on in Englisch. So wird außerdem die Tür für den internationalen Markt geöffnet. 2010 kam Monkey 47 auf den Markt. „Wir waren sehr froh, dass es da schon zwei andere deutsche Gins gab“, bezog sich Keller auf Adler Gin von der PSM Berlin und The Duke aus München. 2010 hatten sie noch 5000 Flaschen produziert, 2013 waren es bereits 150 000, Tendenz steigend. Man bemüht sich um Regionalität, aber die Qualität steht an erster Stelle. „Ich bin kein Craft-Distiller“, betonte Keller abschließend. „Leidenschaft kann Handwerkszeug nicht ersetzen! Ebenso wenig wie Kreativität.“ Mike Spandern (l.), aufmerksamer Zuhörer, nonkonformistischer Moderator des zweiten Tages des 12. IfGB-Forums. Wem sonst gelingt es, gut 120 Fachleute im Vortragssaal spontan ein Geburtstagslied anstimmen zu lassen? Lagerung in Steingutgefäßen, ehe der Gin auf Trinkstärke verdünnt wird. Die seit 2009 von den heutigen Inhabern als GbR geführte Preussische Spirituosen Manufaktur (PSM) war die 1957 eingerichtete „neue“ VersuchslikörFabrik der Versuchs- und Lehranstalt für Spiritusfabrikation und Fermentationstechnologie (VLSF), deren Wurzeln bis zur ersten Versuchslikörfabrik 1910 zurückreichen. Räumlichkeiten und historische Geräte sind seit Insolvenz der VLSF 2002 Eigentum der VLB Berlin. Auf diesem Konstrukt basiert eine hervorragende Kooperation zwischen PSM und IfGB/VLB, nicht nur im Bereich der Destillateurfortbildung. Christoph Keller, Stählemühle, begeisterte mit einem herausragenden Vortrag über den 2011 von der International Wine and Spirit Competition (IWSC) als besten Gin der Welt ausgezeichneten Monkey 47 Schwarzwald Dry Gin. Der Kunsthistoriker, Graphikdesigner und ehemalige Verleger hat sich seit 2004 der Brennerei verschrieben, mit der gleichen großen Sorgfalt, mit der er zuvor seinen anderen Berufen nachging. Auch mit der gleichen großen Freude am Experimentieren. Das Anwesen der Stählemühle in Eigeltingen-Münchhöf zwischen Schwarzwald und Bodensee besaß ein historisches Brennrecht. Keller baute die bäuerliche Kornbrennerei in eine Brennerei für Edelobstbrände um. Seit 2006 stellt er höchst erfolgreich feinste Destillate aus regionalen Obstsorten, aber auch aus exotischen Obst-Spezialitäten her. 10 bis maximal 500 Flaschen produziert er von den rund 200 unterschiedlichen Destillaten. Nur vom Schwarzwald Dry Gin Monkey 47 wird regelmäßig mehr produziert. Die Idee für den Gin stammt von Alexander Stein, einem ehemaligen
Nokia-Manager aus der Jacobi-Weinbrand-Dynastie. Folgt man dem „StoryTelling“, stammt das Rezept von einem britischen Offizier, der im Schwarzwald in das Gasthaus zum Wilden Affen eingeheiratet hatte. Um sein Heimweh zu lindern, entwickelte er einen Gin. Sein Ziel war es, regionale Kräuter und Beeren des Schwarzwaldes zu vereinigen mit exotischen Botanicals z.B. aus Indien, wo der englische Offizier und Diplomatensohn Montgomery Collin einen Teil seiner Kindheit verbracht haben soll. So stamme der Name Monkey vom Gasthaus zum Wilden Affen. Die 47 ist auf die 47 verwendeten Drogen zurückzuführen und die 47 Vol.-%. Stein und Keller tüftelten eine Weile, ehe sie ihr Produkt auf den Markt brachten. Die Zutaten sollen auch heute noch britische Lebensart mit der Exotik Indiens und der Bodenständigkeit des Schwarzwaldes vereinen. Für die Exotik stehen u.a. Kardamom, Nelken, Muskat, Zimt und Süßholz. Schwarzwaldnoten bringen Engelswurz, Akazienblüten, Kamille, Hagebutte, Salbei, Eisenkraut und Wacholderbeere. Ziel war es, einen pur trinkbaren Gin zu produzieren, der zu 100 % destilliert ist. Alle Auszüge stammen aus reiner Mazeration, Perkolation und Destillation. „Gin ist eine sehr dynamische Spirituose!“, so der Referent. Basis ist Melasse-Alkohol aus Frankreich. „Wir wollten einen erfrischenden Gin mit sehr floralen Noten“, betonte Keller. Lavendel sei dabei ein wichtiger Punkt. Natürlich gehöre eine Wacholdernote dazu, aber man paare sie mit sehr würzigen Noten wie z.B. Pfeffer. Die Preiselbeere erzeuge die fruchtige Abgangsnote. Der Gin reift drei Monate lang in Steingutbehältern. „Wir glauben, der Gin verkörpert die britische Lebensart.“ Daher erfolgt auch fast die gesamte Markenkommunikati-
Bernhard Bares, Eifel Premium Brand, Verband der Rheinischen und Saarländischen Kleinbrenner, stellte sein Konzept Eifel Premium Brand w.V. vor. Im Jahr 1991 gründete sich der wirtschaftliche Verein (w.V.) mit 40 Brennern, um ihre Situation zu verbessern. Das Angebot der Mitglieder musste dem hohen Qualitätsanspruch gerecht werden. „Vor jeder Abfüllung erfolgt eine sensorische und analytische (GC) Überprüfung der Produkte“, betonte Bares. „Erst wenn die Brände beide Prüfungen bestanden haben, dürfen sie als Eifel-Premium abgefüllt werden.“ Die Kunden sollten aus dem mittleren und gehobenen Einkommensbereich stammen und einen bewussten Qualitätsanspruch für Getränke pflegen. Der Verein warb Fördermittel ein vom Agrarmarketing Rheinland-Pfalz, EUFördermittel, das Land Rheinland-Pfalz und den Landkreis Bitburg-Prüm. Das Gesamtvolumen der Maßnahmen betrug damals 196 000 DM, der Eigenanteil der Mitglieder 87 000 DM. Für die Ausarbeitung eines Marketingkonzeptes wurde eine Agentur beauftragt. Es folgten die Auswahl der Flasche und die Sicherung der Etiketten beim Patentamt. Das Konzept wurde unter sachkundiger Beratung des Agrarmarketing Rheinland-Pfalz umgesetzt. Für die Mitgliedsprodukte wurden einheitliche Preise festgelegt. „Der Preis zur Markteinführung 1994 war im Schnitt 10,00 DM höher als für die bis dahin übliche 0,7-l-Flasche der Abfindungsbrenner“, so der Vereinsvorsitzende. Schließlich führten Messeauftritte auf der Grünen Woche und der Anuga zu tragfähigen Kontakten zu anderen Verbänden und zu Politikern. Die öffentliche Beachtung der Abfindungsbrenner stieg. Ein bis heute tragfähiges Konzept, das gerade nach Auslaufen des Branntweinmonopols an Bedeutung gewinnen kann, wie das Dachmarkenkonzept der Craft Distiller zeigt (s.o. Ligthart). Brauerei Forum – März 2015
Theo Ligthart
Gerald Schroff
Bernhard Bares
Manfred Gössinger
19
IfGB aktuell
Norbert Strieder
Thomas Hartges
Stefan Rathjens
20
Brandaktuelle Ergebnisse zur Vakuumdestillation von Obstmaischen legte Prof. Dr. Manfred Gössinger vom Lehrund Forschungszentrum für Wein- und Obstbau Klosterneuburg, vor. Die gezielte Absenkung des Siedepunkts der Maischen durch ein partielles Vakuum sollte im vorgestellten Versuch der Aromaschonung dienen. Verwendet wurden Obstmaischen von Apfel, Williams Christbirne, Quitte, Marille, Zwetschge, Kornelkirsche und Brombeere. Die ersten Daten wurden bei 50 % Vakuum gesammelt und stets einem Referenzbrand aus einer konventionellen Anlage gegenüber gestellt. Der Prozess wurde bezüglich Temperaturverlauf, Ausbeute, Nachlauf-Abtrenn-Punkt und Trübung ausgewertet. Die Ergebnisse wurden analytisch und sensorisch verglichen, im Hinblick auf die im Codex Alimentarius Austriacus hinterlegten Grenzwerte für Methanol, Ethylcarbamat etc. sowie bezüglich Geruch und Geschmack. Alle unter 50 % Vakuum hergestellten Destillate waren sensorisch sauber und auf hohem Niveau. In der Nase zeigte sich ein „eher ‚schlankeres‘ frischeres Aroma“ als in der konventionellen Probe. Am Gaumen wirkten die Vakuum-Brände „schlanker“ und „unkomplizierter“ als die Vergleichsprobe. Allerdings waren meist die typischen Aromen geringer als in den konventionellen Bränden. „Die Intensität ist beim traditionellen Brand größer“, so der Referent. Nur bei Apfel und Zwetschge waren bei den Vakuumdestillaten signifikant intensivere Aromen feststellbar. „Die erhoffte ‚Aromabombe‘ haben wir leider bisher nicht erreicht“, zeigte sich Prof. Gössinger ernüchtert. Künftig sollen die Forschungen mit 70 % Vakuum ausgebaut werden. Thomas Prinz von der Feinbrennerei Prinz, Hörbranz, Österreich, outete sich als die erste Brennerei in Österreich, die mit Vakuumdestillation arbeitet. Der Rohbrand werde im Vakuum hergestellt, der Feinbrand konventionell. Die Ergebnisse weiterer Forschungen auch auf diesem Gebiet werden mit Spannung erwartet. Norbert Strieder, GEA Wiegand, berichtete über Prozessintegration und Energie-Optimierung in der WhiskyIndustrie. Als „wirtschaftliche Stellschrauben“ im Prozess der WhiskyProduktion benannte er die Substitution von thermischen Energieträgern durch die Reduzierung des Dampfverbrauchs mittels Einsatz mechanischer Brüdenverdichter(MBV)-Technologie. Hinzu käme eine energieoptimierte Rektifikation durch die Ablösung der traditionellen Coffey stills durch ein Brauerei Forum – März 2015
energieintegrierendes Destillationskonzept. Ein weiterer Aspekt sei die Temperaturführung beim Einmaischen. Lösung hierfür sei die Einführung der Wiegand „Cold mashing technology“ zur Reduktion des Energieverbrauchs. Strieder stellte zahlreiche erfolgreich umgesetzte Turn-key-Projekte vor. Darunter eins, das bis März 2013 für eine Malt-Whisky-Distillery realisiert wurde. Es ging darum, 30 000 l/h Restalkohol der Whisky-Maische mit ca. 3 Vol.-% Alkohol aus Pot Stills zu verarbeiten. Das Produkt dient dazu, 95 vol.-%igen Alkohol auf Trinkstärke zu bringen. Es wurden zwei Maischekolonnen parallel installiert und eine Rektifikationskolonne im Druckbereich nachgeschaltet. Die Beheizung erfolgte mit Abwärme. An Energie kamen 3,27 kg/l Dampf zum Einsatz und elektrische Energie im Umfang von 2,77 kW/l. Die neue Anlage benötigte nur 60 % Dampf und Kühlwasser im Vergleich zum ursprünglichen Prozess. Das Unternehmen erzielt nun Einsparungen von 500 000 €/a und 3000 t CO2/a. Für eine Grain-Whisky-Distillery setzte Wiegand 2012/2013 große Destillierkolonnen ein, die im kontinuierlichen Verfahren arbeiten. Verarbeitet wird fermentierte Getreidemaische 47 t/h mit 12,7 Vol.-%. Das Endprodukt sind 130 000 l/d Getreidealkohol mit 95 Vol.-%. Die Beheizung erfolgt mit mechanischem Brüdenverdichter. Verbraucht werden 2,345 kg/l Dampf zur Beheizung und 1,466 kW/l elektrische Energie: Die Anlage arbeitet hoch effizient und benötigt nur 50 % Dampf und Kühlwasser vom ursprünglichen Prozess. Das Unternehmen konnte mit der neuen Anlage Einsparungen von 2 Mio. €/a und 12 000 t CO2/a erzielen. Mit Danzka Vodka wird das Lager zu eng, lautete der Vortrag von Thomas Hartges, Waldemar Behn GmbH, und Markus Bender, Schulte Bender & Partner Unternehmensberater. Im Jahr 2013 hatte der Eckernförder Spirituosenhersteller die Marke Danzka Vodka übernommen, ein weltweit speziell im Duty-Free-Bereich gehandelter Wodka. Die neue Marke sowie die Line-Extensions von „Kleiner Feigling“ führten zum sprunghaften Zuwachs von Artikeln. „4000 bis 5000 Palettenstellplätze fehlten“, so Hartges. Das 1892 gegründete Unternehmen produziert und vermarktet neben Danzka u.a. Kleiner Feigling, Dooley’s, Küstennebel, Andalö und Original Radeberger Kräuterlikör. „Wir sind reiner Markenanbieter“, betonte Hartges. Eine Lagererweiterung war notwendig. Gemeinsam mit dem Logistikdienstleister suchte man nach einer Lösung. Schulte Bender &
Partner sind auf Value Chain Management spezialisiert. Es ging im Falle Behn speziell darum „ein effizientes und produktives Layout durch einen strukturierten Warenfluss und moderne Transportkonzepte zu entwickeln“, erklärte Bender. „Die arbeitsintensiven Prozesse Displaybau/On-packs und Kommissionierung müssen in den Materialfluss qualitätsorientiert und produktiv eingebunden werden“, so der Referent. „Moderne Prozesssteuerung und Lagerverwaltung schafft Transparenz und Steuerungsmöglichkeit für die gesamte Value Chain.“ Die Berater und Auftraggeber entwickelten sechs Lösungsansätze, von unterschiedlichen An- bzw. Neubauprojekten bis hin zum Outsourcing. „Zur Deckung der Kapazität ist in jedem Fall eine Kombination mehrerer Strategien erforderlich“, so Bender. Das zehnköpfige Projektteam entschied sich schließlich für mehrere Anbauten. Im ersten Schritt, der im September 2014 gestartet ist, wird der Anbau Ost realisiert und das Lager optimiert. Anschließend wird der Anbau West errichtet. Gut 2 Mio. € Investitionskosten sind dafür geplant. Den Abschluss machten Hans.-H. Möller und Stefan Rathjens, GEDAT Getränkedaten, mit dem Vortrag Klarheit und Wahrheit. Indirekte Absatzdaten benötige man laut Möller für Jahresgespräche, Planungen etc. „Als Mittler sorgen wir dafür, dass die Datenformate passen“, ergänzte Rathjens. „Wir sind die Koordinatoren zwischen Industrie und Handel.“ Der Getränkehersteller vereinbart mit dem GFGH/FGH die Übertragung indirekter Absatzdaten. GEDAT realisiert die technische Abwicklung, schafft eindeutige standardisierte Stammdaten und Identifikationsnummern. Der Handel verschlüsselt dann die Daten für den Hersteller und versendet monatlich die Absatzdaten an ihn. Der GEDAT-Bestand umfasst insgesamt 782 146 Adressen. Das Gros stammt aus der Gastronomie, die übrigen aus dem Handel, den Getränkeabholmärkten u.a. GEDAT hält sein System für die perfekte Basis zur Abrechnung und Prüfung von Vereinbarungen, für Kunden-, Markt- und Gebietsanalyse. Außerdem könne man hierüber Vertrieb und Außendienst steuern. „Alles was wir machen, unterliegt dem Datenschutz“, betonte Möller abschließend. Das 13. IfGB-Forum findet am 8. und 9. September 2015 in Mainz statt. Sponsor ist die Henkell & Co.-Gruppe mit einer Besichtigung des Kuemmerling-Werks in Bodenheim und dem Begrüßungs abend im Henkell-Stammhaus.
Nachrichten aus dem Institut für Gärungsgewerbe und Biotechnologie zu Berlin Nachrichten
Kuemmerling lädt ein – Das IfGB-Forum tagt mit Unterstützung der Henkell & Co.-Gruppe in Mainz Das 13. IfGB-Forum Spirituosen und Brennerei findet in diesem Jahr am 8. und 9. September in Mainz statt. Ein facettenreiches Tagungsprogramm befindet sich im Aufbau. Ein besonderes Highlight der Tagung ist die Besichtigung im Kuemmerling-Werk in Bodenheim, in dem die gesamte Spirituosen-Sparte der Henkell & Co.-Gruppe produziert wird. (WiK) „Wir freuen uns sehr darüber, dass wir ein so vielseitiges wie modernes Werk wie das von Kuemmerling besuchen dürfen“, sagt IfGB-Koordinatorin Wiebke Künnemann. „Klaus Malinowsky, Produktionsdirektor Spirituosen, ist von Anfang an eine tragende Säule unseres IfGB-Forums sowie der von uns angebotenen Destillateurkurse“, ergänzt Geschäftsführer Dr. Josef Fontaine. „Da ist es uns eine besondere Freude, ihn auch einmal in seinem Betrieb besuchen zu dürfen.“ Tagungsthemen Auf dem Programm stehen erneut die Experten Angelika Wiesgen-Pick, BSI, und Werner Albrecht, BMEL, mit ihren Übersichtsvorträgen zu aktuellen Herausforderungen der Spirituosenbranche. Aus der VLB Berlin kommen Beiträge zum Monitoring von Transportbelastungen bei Getränke-Exporten und zur gentechnikfreien Optimierung von Hefestämmen. Außerdem sind Vorträge zum Risikomanagement angefragt. Für den zweiten Tag ist ein Fokus Fasslagerung geplant, in dem u.a. folgende Fragen diskutiert werden sollen: Wie steht es aktuell mit der Fassversorgung? Was ist beim Fassmanagement zu beachten? Lassen sich die Dauer von und eine tatsächliche Fasslagerung analytisch nachweisen? Wer den gewünschten Farbeffekt nicht per Fasslagerung er-
IfGB
Destillateur-Aufbaukurs fast ausgebucht Der Destillateur-Aufbaukurs vom 15. bis zum 26. Juni ist fast ausgebucht. Wer sich umgehend anmeldet, hat noch Chance auf einen der begehrten Plätze. www.ifgb.de
reicht, darf bei bestimmten Spirituosen mit Zuckerkulör (deklarationspflichtig) oder karamellisiertem Zucker (nicht deklarationspflichtig) nachhelfen. Lassen sich diese analytisch unterscheiden? Kuemmerling Bodenheim ist seit 1963 die Heimat des Kräuterlikör-Klassikers, der Marktführer im Bereich Kleinflaschen ist. Seit 2010 bereichert die Marke Kuemmerling das Spirituosenportfolio der Henkell & Co.-Gruppe, das heute u.a. Wodka Gorbatschow, Fürst Bismarck, Jacobi 1880, Scharlachberg und Pott-Rum umfasst. Die gesamte Spirituosenproduktion und -Abfüllung der Gruppe konzentriert sich in dem jüngst modernisierten Standort Bodenheim. Die interessante Betriebsbesichtigung zeigt alle Produktionsbereiche vom Eingang der Rohstoffe über Ausmischung und Abfüllung der Spirituosen bis zur Verladung der Fertigprodukte. Klaus Malinowsky wird im Vorfeld eine Präsentation des Kuemmerling-Werks geben. Vorträge zur Abfüll- und Etikettiertechnik am Beispiel Kuemmerling runden diesen Beitrag ab.
Ort des Begrüßungsabends: Henkell & Co. Sektkellerei – Unten: Ein Ausschnitt aus dem regelmäßig DLG-prämierten Spirituosenportfolio der Henkell & Co.-Gruppe
Henkell & Co. Die Henkell & Co.-Gruppe zählt zu den führenden Anbietern von Sekt, Wein und Spirituosen in Europa, ist in 20 Ländern mit eigenen Unternehmen vertreten und exportiert weltweit in mehr als 100 Staaten. In 10 Ländern ist sie Marktführer für Sekt oder Prosecco, in 3 Ländern für Wein. Im Spirituosensegment ist die Gruppe Marktführer – für Wodka sowie braunen Rum in Deutschland, für Gin in Polen und in der Slowakei für Weinbrand. Im Henkell-Stammhaus in WiesbadenBiebrich befindet sich die Unternehmenszentrale. Im dortigen Marmorsaal erwartet die Teilnehmer des 13. IfGB-Forums der Begrüßungsabend in einem ganz besonderen Ambiente. www.ifgb.de/mainz2015 Brauerei Forum – März 2015
21
Markt & Marken Nachrichten
Bierabsatz in Deutschland 2014 gestiegen Erstmals seit 2006 hat der Bierabsatz in Deutschland im Vergleich zum Vorjahr zugenommen. Nach Angaben des Statistischen Bundesamtes setzten die in Deutschland ansässigen Brauereien und Bierlager in 2014 insgesamt rund 95,6 Mio. hl Bier ab. Dies bedeutet einen Zuwachs um 1,0 %.
(F.) Damit wurden im vergangenen Jahr in Deutschland rund 1 Mio. hl Bier mehr verkauft als 2013. Insgesamt liegt der Gesamtabsatz allerdings noch deutlich unter dem des Jahres 2012. Alkoholfreie Biere, Malztrunk sowie das aus Ländern außerhalb der Europäischen Union eingeführte Bier sind in dieser Statistik nicht enthalten.
Gesamtbierabsatz in Deutschland 2014 Januar bis Dezember 2014 (in Mio. hl, gerundet)
Bayern
Veränderungen gegenüber 2013 in % 23,1
Nordrhein-Westfalen
+3,6
22,1
−6,2
Sachsen
8,2
+3,0
Rheinland-Pfalz/ Saarland
8,1
+21,5
Niedersachsen/Bremen
7,9
Baden-Württemberg
6,3
−7,6 +3,5
Schleswig-Holstein/ Hamburg
4,1
+1,1
Berlin/Brandenburg
4,0
+3,8
Thüringen
3,5
Hessen
3,1
+4,5
Mecklenburg-Vorpommern
2,9
+9,5
Sachsen-Anhalt
2,3
Gesamtabsatz: 95,6 Mio. hl 22
Brauerei Forum – März 2015
−2,1
−4,7
+1,0
Quelle: Statistisches Bundesamt
ohne alkoholfreies Bier und Malztrunk inkl. Biermischgetränke
Biermischungen – Bier gemischt mit Limonade, Cola, Fruchtsäften und anderen alkoholfreien Zusätzen – machten 2014 mit 4,1 Mio. hl 4,3 % des gesamten Bierabsatzes aus. Gegenüber dem Jahr 2013 wurden in diesem Segment 2,4 % weniger abgesetzt. 83,7 % des gesamten Bierabsatzes waren für den Inlandsverbrauch bestimmt und wurden versteuert. Das waren 80,0 Mio. hl und somit 0,4 % mehr als 2013. Steuerfrei (Exporte und Haustrunk) wurden 15,6 Mio. hl Bier abgesetzt (+ 4,4 %). Davon gingen 10,1 Mio. hl (+0,5 %) in Länder der Europäischen Union, 5,3 Mio. hl (+12,8 %) in Drittländer und 0,2 Mio. hl (+2,4 %) unentgeltlich als Haustrunk an die Beschäftigten der Brauereien. Bayern erstmals Nr. 1 Auffällige Verschiebungen gab es 2014 auch bei einzelnen Bundesländern. So ist der deutliche Verlust in NordrheinWestfalen und der hohe Zuwachs in Rheinland-Pfalz damit zu erklären, dass das Bierlager einer belgischen Brauerei, die in erster Linie Discounter bedient, umgezogen ist. Dies hat zur Folge, dass in 2014 erstmals Bayern die Liste des bundesdeutschen Bierabsatzes anführt und NRW in dieser jährlichen Auswertung auf Platz 2 verdrängte. Bei dieser Statistik ist allerdings zu beachten, dass diese auf den Erhebungen das Hauptzollamtes Stuttgart zur Erfassung der Biersteuer basiert. Die Angaben zum Absatz von Bier richten sich daher nach dem Sitz der Steuerlager (Brauereien und Bierlager) und lassen keinen Rückschluss auf den regionalen Bierkonsum oder die tatsächliche regionale Produktionsmenge zu. Nach Angaben des Deutschen Brauer-Bundes hat sich der Absatz von alkoholfreien Bieren in 2014 ebenfalls positiv entwickelt und soll erstmalig die 5 Mio. hl-Marke übertroffen haben. „Wir erleben gegenwärtig eine Renaissance des Bieres und des Brauens“, freut sich der Hauptgeschäftsführer des Deutschen Brauer-Bundes, Holger Eichele. „Alte Rezepturen und neue Bierstile bereichern die ohnehin schon große Vielfalt in Deutschland.“ Der Präsident des Deutschen BrauerBundes, Dr. Hans-Georg Eils, kommentiert: „Insgesamt gehen die deutschen Brauer zufrieden und optimistisch in das neue Jahr“.
Markt & Marken Lesermeinung Auf den Beitrag in unserer Ausgabe 1-2/2015 „Craft-Biere vs. Deutsches Reinheitsgebot – ein Widerspruch?“ von Dr. Peter Lietz erreichte uns der folgende Beitrag eines Branchenkenners, der beim Thema Deutsches Reinheitsgebot anders argumentiert.
Craft-Biere vs. Deutsches Reinheitsgebot – ja und? Eine Polemik… Erich Dederichs, Bonn Es droht eine Verschwörung, es drohen gesundheitliche Gefahren durch die Verwendung obskurer Zutaten beim Bierbrauen, es droht die Aufweichung einer der wichtigsten Regeln der deutschen Bierproduktion – kurzum: Das Abendland ist in Gefahr. Diesen Eindruck muss man zumindest gewinnen, wenn man den Beitrag von Dr. Lietz im Brauerei Forum Januar/ Februar 2015 liest. Immer mehr CraftBiere drängten auf den Markt, junge Braumeister schreckten „nicht davor zurück, Zusatzstoffe wie Beeren, Kaffee, Gewürze oder Säuren ihren Bieren beizumischen“. Bier erzeugt wieder Medieninteresse Vielleicht sollte man zunächst einfach einige Tatsachen zur Kenntnis nehmen: Noch nie ist in bundesdeutschen Medien so viel über Bier geschrieben worden wie in den vergangenen Jahren seit dem Aufkommen der CraftBiere in Deutschland. Und das bei einem Marktanteil im niedrigen einstelligen Prozentbereich. Auf einmal beschäftigen sich ganz viele mit Bier – sie trinken es nicht nur, sondern wollen auch wissen, welches Bier zu welchem Essen passt, welche Aromen sich herausschmecken und herausriechen lassen. Die Zahl der ausgebildeten Biersommeliers wächst ständig, weil immer mehr Verbraucher wissen wollen, was Bier eigentlich noch Tolles zu bieten hat. Verantwortlich für dieses gestiegene Interesse sind die vielen Craft-Brauer aus dem In- und Ausland – (leider) nicht die großen Brauereien, die erst jetzt langsam auch auf den Craft-Bier-Zug aufspringen. Craft-Biere sind Genussbiere Craft-Biere sind in keinem Fall gesundheitsgefährdend – ungeachtet der Inhaltsstoffe und des Alkoholgehalts. Gesundheitsgefährdend ist Bier nur dann, wenn es hemmungslos getrunken wird und das geschieht bei Craft-Bieren eher selten. Craft-Biere
werden nun einmal in kleinen Dosen mit Genuss getrunken, nicht aus dem Maßkrug (und das ist keine negative Aussage gegenüber einem wunderschönen kühlen Hellen in einem Maßkrug!). Übrigens: Ist ein Lebensmittel gesundheitsgefährdend, wird es erst gar nicht zum Vertrieb zugelassen. Worin besteht eigentlich die Gefahr, wenn – so Lietz – Bier zu einem reinen Genussmittel konvertiert? Ist Bier nicht viel zu lange als „gelb, kalt und nass“ betrachtet worden? Ist es nicht an der Zeit, Bier viel mehr als Genussmittel zu positionieren? Wenn Bier, wie Lietz befürchtet, von den Medien in Zusammenhang mit Alkoholmissbrauch gestellt wird, dann sind daran sicherlich nicht Craft-Biere wegen des angeblich hohen Alkoholgehalts schuld. Politiker differenzieren schon lange nicht mehr zwischen den unterschiedlichen alkoholhaltigen Getränken. Gegen all diese Gefahren und Fehlentwicklungen hilft für Lietz nur eins: Das Reinheitsgebot für Bier müsse grundsätzlich für alle Getränke gelten „sowohl für die, die als Bier deklariert sind, als auch für solche Getränke, die beim Verbraucher den Eindruck hinterlassen sollen, es handle sich um Bier.“ Die Wahrnehmung des Reinheitsgebotes Es ist schon sehr merkwürdig in Deutschland: Jeder Versuch, das Reinheitsgebot aufzuweichen (und viele Craft-Brauer tun das nicht einmal!), kommt einer Revolution gleich. Wer dies versucht, wird als Verräter an der guten Sache betrachtet. Und das Ganze dann noch ein Jahr vor dem 500. Geburtstag des Deutschen (oder doch des Bayerischen?) Reinheitsgebotes.
Ist das Reinheitsgebot in Deutschland wirklich etwas Besonderes? Ist es nicht einfach selbstverständlich, weil alle sich daran halten müssen? Wie oft werben denn Brauereien – außer ganz klein auf dem Etikett – noch damit, dass ihr Bier nach dem Reinheitsgebot hergestellt wurde? In welcher Werbekampagne war denn das Reinheitsgebot die dominierende Botschaft? Fragt man die Verbraucher, dann plädieren die natürlich mit überwältigender Mehrheit für die Beibehaltung des Reinheitsgebotes. Aus Überzeugung oder doch weil sie eher glauben, dass das Bier dann „unrein“ wird – und wer will das schon? Allerdings wollen möglicherweise dieselben Verbraucher auch Dihydrogenmonoxid* verbieten, obwohl selbst nach dem Reinheitsgebot gebrautes Bier zu mehr als 90 Prozent aus diesem Stoff besteht… Das freiwillige Reinheitsgebot… So merkwürdig es auf den ersten Blick auch scheint: Wer den Stellenwert des Reinheitsgebotes erhöhen will und seine Bedeutung stärken will, der muss es als Verpflichtung für die Brauer in Deutschland aufheben. Und nur diejenigen Brauer, die nach dem Reinheitsgebot brauen, dürfen dann auch mit dem Hinweis „Nach dem Reinheitsgebot gebraut“ werben. Erst wenn auch andere Zutaten möglich sind, erhält die Auszeichnung „gebraut nach dem deutschen Reinheitsgebot“ eine tatsächliche Bedeutung. Erst dann ist dieses Brauverfahren etwas Besonderes, etwas, das nicht selbstverständlich ist. Und für den Verbraucher ist eine solche Auslobung dann wieder eine echte Orientierungshilfe, auf die man beim Kauf achten kann. Stärken wir also das Reinheitsgebot und seine Bedeutung für die deutsche Brauwirtschaft, indem wir es von der Selbstverständlichkeit, die für alle gilt, wieder zu etwas Besonderem machen. Schaffen wir es als Verpflichtung für alle ab – und dann werden die Verbraucher entscheiden, welchem Bier sie den Vorzug geben!
Erich Dederichs ed@dederichskommunikation. de
* Übrigens: Dihydrogenmonoxid ist der wissenschaftlich korrekte, wenn auch nicht gebräuchliche Begriff für Wasser. Es gibt zahlreiche Befragungen, wo Verbraucher mit sehr großer Mehrheit ein Verbot dieses Stoffes forderten wegen seiner zahlreichen Nebenwirkungen, zum Beispiel Verursacher von Korrosion, Bestandteil von saurem Regen, Einsatz als Kühlmittel in Kernkraftwerken usw. Brauerei Forum – März 2015
23
Markt & Marken Nachrichten Eichbaum
Craft Bier erweitert Geschmacksvielfalt Die Privatbrauerei Eichbaum, Mannheim, hat Ende 2014 drei Craft Biere eingeführt. Den Verbrauchern soll der Zugang zu diesem neuen Segment durch gefällige Kompositionen ermöglicht werden. (F.) „Weg vom Einerlei der Massenbiere hin zu handgemachten Bieren mit besonderen Rezepten“. So lässt sich ein Trend beschreiben, der die Bierwelt seit einiger Zeit prägt. Im Rahmen einer Qualitätsoffensive hat die Privatbrauerei Eichbaum vor einigen Jahren begonnen, besondere Rezepte für spezielle Biere zu entwickeln. Erfahrene Braumeister haben dafür mit Auszubildenden eine Versuchsbrauerei aufgebaut. Ziel war es zu ermöglichen, dass wieder über Bier gesprochen wird, und aufzuzeigen, was mit Bier auch im Rahmen des Reinheitsgebotes möglich ist. Weniger ist mehr Der neue Trend zu Craft Bieren in Deutschland wurde daher auch von Eichbaum begrüßt, fehlte bisher doch eine Vermarktungsplattform für qualitativ hochwertige Biere. Die bisher erhältlichen Produkte sieht man jedoch kritisch: „Man hat den Eindruck, dass versucht wird, alles Machbare auch zu machen, um das maximale Spektrum
auszureizen“, meint Jochen Keilbach, geschäftsführender Inhaber von Eichbaum. Gerade Kleinbrauereien hätten polarisierende Rezepte entwickelt, die „normale“ Konsumenten überfordern, und man laufe Gefahr, dass man Neuverwender sofort verprelle. Als Beispiel nennt Keilbach die IPAs mit extremer Bittere. Brauhaus Edition Nun führt Eichbaum die Brauhaus Edition exklusiv für ihre Brauhäuser ein.
Die Ursprungssorten sind überlieferte Spezialitäten mit Hopfen- und Malz betonung in unterschiedlicher Ausprägung. Schon hier liefern Spezialmalze und handwerkliche Braukunst erstaunliche Resultate. Mit der weiteren Veredelung betritt die Privatbrauerei Eichbaum neue Wege: durch eine zusätzliche Kalthopfung mit neuartigen Hopfensorten fruchtiger, blumiger oder tropischer Aroma-Prägung und mit weiterer Veredelung durch verschiedene Fassreifungen entstehen Bier-Kreationen für besondere Momente: • Das Chardonnay Hell ist ein fein gehopftes Starkbier mit vielfältigen fruchtigen Aromanoten und einer Fassreifung im Stile eines Chardonnays. • Der Barrique Bock ist ein dunkler Doppelbock mit würzig-fruchtiger Hopfennote und Fassreifung in Anlehnung an den traditionellen Barrique-Ausbau. • Das Paradiso Zwickl ist ein naturtrübes Kellerbier mit stark fruchtiger Aromahopfung, welche an exotische Früchte erinnert und im Abgang eine interessante Bittere erzeugt. Große Geschmacksvielfalt Gedacht sind die Kreationen für den besonderen Genuss. Wenn Verbraucher an das Segment herangeführt wurden, sind künftig noch ausgefallenere Rezepte denkbar. Möglich ist zudem eine begrenzte Aktion im Handel.
Deutsche Lebensmittel-Gesellschaft
Bier-Nation Deutschland auf dem Prüfstand: DLG testete 800 Biere Wer die Vielfalt deutscher Biere kennenlernen möchte, sollte etwas Zeit mitbringen. Um genau zu sein, 13,5 Jahre. Denn so lange bräuchte, wer täglich eines der insgesamt 5000 Biere deutscher Provenienz verkosten wollte. Ein weltweit einzigartiges Spektrum. (F.) Die Experten des DLG-Testzentrums benötigten drei Monate, um die Qualität von über 800 Bieren und Biermischgetränken unter die Lupe zu nehmen. Getestet wurde im Labor und in sensorischen Verkostungen. Im Mittelpunkt standen Qualitätskriterien wie Schaumstabilität, Sortengeschmack und Reinheit der Biere. Das Ergebnis bestätigt
24
Brauerei Forum – März 2015
das hohe Qualitätsniveau der deutschen Brauer: Insgesamt vergab das Testzentrum Lebensmittel 430 GoldMedaillen. Alle Ergebnisse sind unter www.DLG-Verbraucher.info/Bier veröffentlicht. DLG-Testmethode Alle Biere, die durch die DLG-Experten getestet werden, müssen nach dem Deutschen Reinheitsgebots gebraut sein. In Laboruntersuchungen werden eine Bieranalyse und eine Prüfung der biologischen Haltbarkeit durchgeführt. In der Bieranalyse kontrollieren die Experten die Stammwürze, die Haltbarkeit des Schaums, die Farbe, den Trübungsgrad sowie den Kohlendioxid- und Ethanolgehalt des Bieres.
In den abschließenden sensorischen Tests bewerten die Sachverständigen, ob das Endprodukt in seinen Geruchs- und Geschmackseigenschaften typisch für die Biersorte ist. In der sensorischen Qualitätsbewertung wird der Genusswert ermittelt, der für die Verbraucherakzeptanz eines Produktes entscheidend ist. In Abhängigkeit von der erreichten Punktzahl erhalten die Biere einen Bronzenen, Silbernen oder Goldenen DLG-Preis. Von den über 800 getesteten Bieren aus Deutschland, Österreich, Schweiz, Italien, Lichtenstein und Namibia konnten 566 Produkte prämiert werden und davon 430 einen Goldenen DLGPreis erzielen.
Markt & Marken
Berliner-Kindl-Schultheiss-Brauerei
Rastal
Berliner Weisse jetzt mit Holunderblüte
Craft Beer-Glas gewinnt iF Design Award 2015
Herrlich frisch, fein prickelnd und sommerlich leicht: Schon immer wurde die Berliner Kindl Weisse gern gemixt. Anfang Februar ist das Berliner Original mit einer neuen Premix-Sorte gestartet. (F.) Neben den beiden Klassikern mit einem Schuss Sirup – Waldmeister bzw. Himbeere – gibt es jetzt auch die Berliner Kindl Weisse fix und fertig gemischt mit Holunderblüte. Die neue Bierspezialität ist seit Mitte Februar im Handel erhältlich. Ein Schuss Holunderblütensirup kommt in den Hugo, den Shooting-Star auf der Getränkekarte. Ein Hugo, so wissen Fans, ist der ideale Sommer-Genuss. Die Mischung aus Prosecco, Wasser und Holunderblütensirup hat die Berliner Kindl Weisse neu interpretiert. Denn jetzt gibt es die köstliche
Holunderblüte auch als Premix. Brand Manager Georg Sladek: „Unser neues Produkt spricht sowohl Stammverwender als auch neue Zielgruppen an, wie Verkostungen gezeigt haben. Wenn sich der köstlich süße und zugleich würzig-intensive Geschmack weißer Holunderblüten mit prickelnd-spritziger Berliner Kindl Weisse vereint, entfaltet sich der raffinierte Charakter in allen Nuancen.“ Die Markteinführung der Berliner Kindl Weisse Holunderblüte wird von zwei Promotions begleitet. So werden bei einem flexiblen Instore-Gewinnspiel in den beteiligten Märk ten bunte Berliner Kindl Weisse Sonnenschirme unter allen Teilnehmern ab 18 Jahren verlost. Zudem steigern personalgestützte Samplingaktionen am POS und aufmerksamkeitsstarke POS-Materialien die Probierlust der Kunden.
Der iF DESIGN AWARD zählt zu den begehrtesten Designpreisen international. Die neueste Glasentwicklung von Rastal, Höhr-Grenzhausen, das Craft Master One, hat diese Auszeichnung gewonnen. (F.) Unter fast 5000 Einreichungen aus 53 Ländern wurde das begehrte Gütesiegel vergeben! Das Glas für den authentischen Craft Beer Genuss überzeugte die internationale Expertenjury. Das Craft Master One ist ein spezielles Glas für Craft Beer. Die sensorisch durchdachte Form, optische Schankhilfen und verschiedenste mögliche Inhalte bieten funktionale Mehrwerte für den praktischen Gastronomie-Einsatz und Craft Beer Verkostungen. Seit über 60 Jahren ist der iF DESIGN AWARD ein weltweites Markenzeichen. Die Marke iF ist als Symbol für herausragende Designleistungen etabliert.
Bitburger
Neues Design betont Wertigkeit der Marke Bitburger Mit einem großangelegten DesignRelaunch ist Bitburger, nach eigenen Angaben die Fassbiermarke Nr. 1 in Deutschland, in das neue Geschäftsjahr gestartet. (F.) Den Beginn machten Mitte Februar die neu gestalteten Bauch-Etiketten und die Six-Pack-Umverpackungen. Ganz in den Markenfarben Gold und Weiß gehalten, betont die neue Gestaltung die Wertigkeit der Marke. Zentrale Elemente bleiben das Logo mit dem „Bitburger Genießer“ und dem bekannten Slogan „Bitte ein Bit“. Neu ist der Fokus auf den Bitburger Siegelhopfen, etwa durch das eigens konzipierte Siegelhopfen-Emblem auf den Six-Packs. „Neben der hohen Qualität und dem hervorragenden Geschmack unserer Produkte hat die kontinuierliche Weiterentwicklung der Marke entschei-
dend zum Erfolg von Bitburger beigetragen. Der Design-Relaunch ist eine weitere Investition in diese Richtung und ein wichtiger Schritt zur Modernisierung der Marke“, so Dr. Werner Wolf, Sprecher der Geschäftsführung der Bitburger Braugruppe. „Das neue Design unterstreicht die Wertigkeit der Marke Bitburger und schafft eine klare Differenzierung am POS.“ Edle Anmutung Die neue Form der Bauche tiketten orientiert sich an den Bitburger Traditionsetiketten der 1970er Jahre und folgt konsequent der Formensprache des „Bitburger Genießers“. Die Six-Packs greifen diese ebenfalls auf und sorgen
zudem durch eine in der Branche einzigartige Veredelungstechnik für Aufmerksamkeit, die gemeinsam mit dem Hersteller VG Nicolaus exklusiv für Bitburger entwickelt wurde. Der besondere Gold-Effekt stellt die Premium-Qualität von Bitburger heraus und verdeutlicht das Produktversprechen „vollendeter Genuss“. Sowohl auf den Etiketten als auch auf den Six-Packs wird darüber hinaus der Bitburger Siegelhopfen in Szene gesetzt. Das geschieht einerseits durch die Aufschrift „Mit Bitburger Siegelhopfen gebraut“ und die Integration stilisierter Hopfendolden, andererseits durch das bereits im vergangenen Jahr eingeführte Siegelhopfen-Emblem. Brauerei Forum – März 2015
25
Markt & Marken Nachrichten Warsteiner
Spiel des Lebens für Fußballamateure ausgelobt Warsteiner und Sky ermöglichen einem Amateurverein die TV-LiveÜbertragung eines Fußballspiels. (F.) Zusammen mit dem Sender Sky startet die Warsteiner Brauerei dieses Jahr erstmalig einen Aufruf zum „Spiel des Lebens“. Rund 35 500 FußballAmateurvereine zwischen Sylt und den Allgäuer Alpen können sich beim „Spiel des Lebens“ bewerben. Bei dem Live-Spiel auf Sky besucht der Fernsehsender den heimischen Sportplatz der Sieger-Mannschaft und bringt mit seinem Produktionsteam alles mit, was man für die Live-Übertragung eines Bundesligaspiels braucht – vom Ü-Wagen bis zu den Live-Kommentatoren. Das Format läuft bereits seit zwei Jahren erfolgreich auf Sky Sport Austria. Den Siegerverein erwartet: • Eine Live-Übertragung eines Spiels auf Sky Sport auf Bundesliga-Niveau – empfangbar in ganz Österreich und Deutschland
• Kameras, Wiederholungen, Analysen, Interviews – alles wie bei den Profis • Sky-Kommentatoren und Experten wie Ottmar Hitzfeld und Sebastian Hellmann Für die Teilnahme am „Spiel des Lebens“ reichen die Fußballvereine ein Video ein. Die Anmeldung erfolgt unter http://spieldeslebens.sky.de. Die Klubs haben bis Ende April Zeit, ihr Bewerbungsvideo zu drehen und die Jury, der unter anderem Ottmar Hitzfeld und Sky-Experte Sebastian Hellmann angehören, zu überzeugen, warum Sky ausgerechnet von ihrem Platz übertragen soll. Der Kreativität sind keine Grenzen gesetzt – je lustiger, desto besser. Dabei ist es ganz egal, ob mit High-End-Ausrüstung oder dem Smartphone gefilmt wird. Nach einer anschließenden Voting-Phase wird der Sieger im Juli bekannt gegeben. Das „Spiel des Lebens“ selbst findet Anfang September statt.
Unterstützung des Amateurfußballs Die Warsteiner Brauerei ist Partner der Aktion. Marketingdirektor Jordi Queralt sieht im „Spiel des Lebens“ eine sympathische Aktion für den Amateurfußball in Deutschland: „Die meisten Hobby-Fußballer träumen davon, einmal unter solchen Bedingungen spielen zu dürfen. Wir können diesen Traum ermöglichen.“ Warsteiner engagiert sich seit Jahren bei Klubs wie SC Paderborn und Hertha BSC sowie Fortuna Düsseldorf, Holstein Kiel oder Preußen Münster.
Wernesgrüner
Neues Bier würdigt traditionelles Brauhandwerk Seit Februar bietet die Wernesgrüner Brauerei ihr neuestes Produkt Wernesgrüner 1436 im Handel und der Gastronomie an. Von böhmischer
Brauart inspiriert, versteht sich das Bier als Hommage an die 579 Jahre lange Brautradition der Wernesgrüner Brauerei. (F.) Das süffig-milde Vollbier sorgt Dank seines weichen Charakters mit einem Alkoholgehalt von 4,8 Vol.-% und seinem Extra an Kohlensäure für einzigartige Frischemomente. Zudem garantiert der Frischebote – das sympathische Männchen auf den Flaschenetiketten und auf den Kästen – die Einhaltung des Produktversprechens: Wernesgrüner ist Pilsgenuss mit Frischeerlebnis. „Das Wernesgrüner 1436 ist für uns ein besonderes Bier und steht für 579 Jahre Brautradition. Unsere Braumeister haben ein Bier als Hommage an das Andreas Reimer (l.) und Dr. Marc Kusche, Geschäftsführer der Wernesgrüner Brauerei, präsentieren das neue Bier
26
Brauerei Forum – März 2015
Gründungsjahr kreiert und dabei die aktuellen Wünsche der Konsumenten aufgegriffen. Wernesgrüner 1436 ist höchster Biergenuss, inspiriert von böhmischer Brauart“, so Andreas Reimer, Geschäftsführer der Wernesgrüner Brauerei. „Dank modernster Brautechnik und hervorragender Expertise unserer Brauer ist es uns gelungen, ein Produkt in gewohnt höchster Qualität zu entwickeln, das traditionelles Handwerk exzellent mit der Moderne verbindet“, ergänzt Dr. Marc Kusche, ebenfalls Geschäftsführer der Wernesgrüner Brauerei. Das Wernesgrüner 1436 hat eine feine Bernsteinfarbe und einen vollmundigmalzigen Geschmack. Der Aromahopfen aus dem Anbaugebiet Elbe-Saale verleiht dem Bier eine angenehme hopfige Note. Das Wernesgrüner 1436 ist im Retrolock in der 0,5-l-Longneckflasche in einem 20er Kasten im Handel sowie als Fassbier in der Gastronomie erhältlich.
Institutionen & Verbände VLB aktuell
VLB Berlin heißt neue Mitglieder willkommen Als eingetragener Verein lebt die VLB Berlin auch ganz wesentlich von der Unterstützung und dem Input ihrer Mitglieder. Dass dieses Modell für die Unternehmen der Brau- und Getränkeindustrie nach wie vor attraktiv ist, beweisen die zahlreichen Anfragen. Wir stellen im Folgenden die Firmen kurz vor, die sich seit Anfang 2014 für eine VLB-Mitgliedschaft entschieden haben. (dp) Seit über 130 Jahren bietet die VLB Berlin der internationalen Brau- und Getränkeindustrie Dienstleistungen an. Neben wissenschaftlicher Forschung in allen Bereichen der Getränkeherstellung gehört dazu auch die Ausbildung von Brau- und Getränkeexperten. Hinzu kommt die Beratung von Firmen und nicht zuletzt die Auftragsforschung. Darüber hinaus zählt die VLB Berlin zu den weltweit führenden Veranstaltern von Tagungen zur Brau- und Getränketechnologie bzw. -logistik. Damit bieten sich zahlreiche Möglichkeiten, von den vielfältigen Erfahrungen der VLB zu profitieren. Noch enger aber gestaltet sich die Zusammenarbeit, wenn Firmen der Brau- und Getränkeindus trie bzw. ihre Zulieferer VLB-Mitglied
werden. Dann steht ihnen zusätzlich die Teilnahme an verschiedenen VLBAusschüssen offen. Sie verstehen sich als interne Plattformen, um aktuelle Themen der gesamten Getränke branche unter Fachleuten zu erörtern – kritisch, ergebnisoffen, vertrauensvoll. Solche Diskussionen bieten häufig allen teilnehmenden Unternehmen wertvolle Erkenntnisse – unabhängig von Größe, Umsatz oder Marktstellung. Im Folgenden möchten wir die neuen VLB-Mitglieder vorstellen. Victory Brewing Company Die Brauerei liegt in Downingtown in Pennsylvania im Nordosten der USA, westlich von Philadelphia. Die Gründer und Eigentümer Ron Barchet und Bill Covaleski waren beide zunächst
Hobbybrauer, ehe sie viele Jahre später ihre Leidenschaft zum Beruf machten. 1996 eröffneten sie in Downingtown eine Gasthausbrauerei mit ca. 150 Sitzplätzen. Zuvor hatte Ron Barchet eine Ausbildung bei der Baltimore Brewing Company absolviert, anschließend an der TU München studiert. Bill Covaleski studierte an der Doemens-Akademie in Gräfelfing. Im ersten Jahr ihres Bestehens braute die Victory Brewing Company ca. 2000 hl Bier, 2014 waren es ca. 147 000 hl. www.victorybeer.com Stone Brewing Company 1996 gründeten die US-Amerikaner Greg Koch und Steve Wagner die Stone Brewing Company. Sie ist nach einem Umzug seit 2006 in Escondido, eine
Warum Mitglied der VLB Berlin werden? Gute Gründe für eine Mitgliedschaft! Die Frage nach dem Nutzen einer VLB-Mitgliedschaft wird immer wieder gestellt. Daher werden einige Überlegungen skizziert, um die Bedeutung einer Mitgliedschaft aufzuzeigen. (BF) Die VLB Berlin als wissenschaftlicher Verein stützt sich seit ihrer Gründung 1883 auf eine breite Mitgliederbasis aus der Brau-, Malzund Getränkeindustrie sowie deren Zulieferern. Als privatwirtschaftliche Organisation erhält die VLB keine festen Zuwendungen von staatlicher Seite. Mitgliedsbeiträge sind daher – neben den Erlösen aus den Veranstaltungen und Dienstleis tungsangeboten sowie aus projektbezogenen Forschungsmitteln – eine wichtige Basis für die Arbeit. Diese Beiträge fließen zu 100 % in eine Infrastruktur, die den Erhalt und Ausbau von hochspezialisierter Forschung, Ausbildung und Dienstleis tung ermöglicht.
Exklusive Mitgliedschaft in den VLB-Fachausschüssen Die Technisch-Wissenschaftlichen (TWA) und Betriebswirtschaftlichen Ausschüsse (BWA) der VLB bilden ein geschlossenes informelles Netzwerk, das ausschließlich den VLBMitgliedern zur Verfügung steht. Die acht Unterausschüsse, die zwei Mal jährlich tagen, bilden eine wertvolle Diskussionsplattform für die rund 220 Mitglieder. Zusätzlich finden zu aktuellen Themen Klausurtagungen und Arbeitskreise statt. Themen waren zuletzt Energiewirtschaft, Abfüllung, Controlling, Verpackung, Personalmanagement, Leergutsortierung, Einkauf u.a. Zudem bilden die zahlreichen nationalen und internationalen Kontakte der VLB ein weitläufiges, branchenfokussiertes Netzwerk, das VLB-Mitgliedern bevorzugt zur Verfügung steht. Dabei hat sich die VLB als neutrale Institution auch für den informellen Gedankenaustausch zwischen Wettbewerbern bewährt.
Forschung und Ausbildung Das Modell, die Industrie intensiver an der Finanzierung universitärer Forschung und Lehre zu beteiligen, wird immer stärker gefordert. Die Brauwirtschaft erfüllt über die VLB bereits diesen Anspruch. So wird über die VLB der Lehrstuhl für Brauwesen an der TU Berlin co-finanziert. Damit wird die Ausbildung von hochqualifiziertem Personal für die Brauwirtschaft sowie Forschung auf universitärem Niveau gewährleistet. Welche Vorteile konkret aus einer VLB-Mitgliedschaft zu ziehen sind, liegt aber auch mit in der Hand der jeweiligen Unternehmen. Geschäftsführung und Mitarbeiter der VLB haben immer ein offenes Ohr für Ihre Anliegen – und das seit 1883. Kontakt VLB Berlin, Seestraße 13, 13353 Berlin, Telefon: (030) 4 50 80-0, brewmaster@vlb-berlin.org www.vlb-berlin.org
Brauerei Forum – März 2015
27
Institutionen & Verbände Stadt im San Diego County im USBundesstaat Kalifornien, beheimatet. Der Ausstoß lag 1996 bei 469 hl, im Jahr 2000 bei knapp 11 000 hl und 2013 bei ca. 250 000 hl. Damit zählt die Stone Brewing Company zu den Top 10 der US-amerikanischen Craft Brewer. Zurzeit arbeitet Stone an der Eröffnung einer neuen Brauerei in Berlin. Die 25 Mio. US-$ teure Brauerei soll 2015 in Betrieb gehen, geplant ist die Abfüllung von 150 000 hl pro Jahr. www.stonebrewing.com Cargill Mälzerei Die Mälzerei in Salzgitter gehört zu Cargill, einem multinationalen Familienunternehmen mit Hauptsitz in Wayzata, Minnesota, USA. Das Unternehmen befasst sich mit Lebens- und Futtermitteln, nachwachsenden Rohstoffen und erneuerbaren Energien. Jährlich werden etwa 2 Mio. t Malz produziert. Cargill wurde 1865 gegründet und erreicht heute einen Jahresumsatz von knapp 134 Mrd. US-$. Beschäftigt werden 143 000 Mitarbeiter in 67 Ländern. Seit November 1993 wird bei Cargill in Salzgitter Malz produziert. www.cargill.de Gustav Wilms Die Firma mit Standorten in Bad Essen-Barkhausen und Melle-Buer im Landkreis Osnabrück hat verschiedene Geschäftsbereiche. Neben anspruchsvollen Verpackungslösungen bietet Wilms auch logistische Dienstleistungen an, wobei RFID eine wichtige Rolle spielt. www.wilms.com Castle Malting Die Mälzerei liegt in Lambermont, Belgien. 1868 gegründet, zählt Castle
28
Brauerei Forum – März 2015
Malting® zu den ältesten Familien unternehmen weltweit. Der geschäftliche Schwerpunkt liegt in der Herstellung von Spezialmalzen. www.castlemalting.com Packo Inox nv Packo Pumps Das Unternehmen aus Diksmuide, Belgien, baut Edelstahlanlagen für Hersteller von Lebensmitteln bzw. für die pharmazeutische Industrie. Zum Portfolio gehören Geräte wie Aufbewahrungstanks und Verarbeitungsbehälter, Zentrifugalpumpen, CIP-Einheiten, Eiswassererzeuger, Pasteurisierer und Niedertemperaturkühlgeräte. Darüber hinaus gibt es auch komplette Verarbeitungsgeräte für Milch, Bier, Hefe und viele andere Produkte. www.packopumps.com Newlands Systems Die Firma ist in Abbotsford ansässig, eine Stadt in Kanada, in der Provinz British Columbia, etwa 70 km von Vancouver entfernt. Newland Systems produziert Anlagen für die Brauindus trie. Mittlerweile arbeitet bei dem Unternehmen Christian von der Heide, ehemaliger Präsident der European Brewery Convention (EBC). www.nsibrew.com E&K Automation GmbH Die Firma aus Rosengarten, einer südlich von Hamburg gelegenen Gemeinde, verfügt über fast 50 Jahre Erfahrung im Bau von fahrerlosen Transportsystemen (FTS). Bisher wurden weltweit mehr als 7000 Fahrzeuge in fast 1000 Anlagen ausgeliefert. Zur weiteren Kernkompetenz gehört außerdem die Prozessautomatisierung mit MES-CON OS. www.ek-automation.com
Kals Breweries Die Brauerei wurde 2012 gegründet und liegt in Chennai, Tamilnadu, Indien. Die Kapazität der neuen Anlage liegt bei etwa 430 000 hl. Mit der Brauerei hat sich das Familienunternehmen einen neuen Geschäftszweig eröffnet. Ursprünglich lag das Haupttätigkeitsfeld im Handel von Wein und Spirituosen. Landaluce Die familiengeführte Firma aus Polanco in Nordspanien wurde 1948 gegründet. Das Unternehmen ist in der Brauindustrie vor allem durch seine Maischefilter und als Anbieter großer Lager- und Gärtankfarmen bekannt. www.landaluce.com Gonder Logistics Die Firma aus Frankfurt am Main ist Teil der familiengeführten Gonder Gruppe mit über 2700 Mitarbeitern. Zum Portfolio gehören mehrere Geschäfsfelder, darunter der Bereich Logistik. Hier reichen die Leistungen von der Planung und Optimierung der gesamten Inhouselogistik bis hin zur verantwortlichen Übernahme von Einzelaufgaben im 24-Stunden-Betrieb. Die Gonder Logistics GmbH gehört im Bereich Getränkelogistik aufgrund der Betreuung von Kunden an 10 verschiedenen Standorten zu den Marktfüh rern in Deutschland. www.gonder.de Miho Inspektionssysteme GmbH Firmensitz ist Ahnatal, eine Gemeinde im Landkreis Kassel in Nordhessen. Das Leistungsspektrum von miho Inspektionssysteme umfasst Lösungen für sämtliche Kontrollaufgaben im Rahmen der automatisierten Abfül-
lung von Getränken, zur lückenlosen Überwachung des Abfüllprozesses und umfassenden Sicherung der Produktqualität. Das Spektrum der entwickelten Inspektionssysteme reicht von Stand-alone-Kontrollgeräten bis hin zu multifunktionalen, modular aufgebauten Inspektionsmaschinen. www.miho.de Arno Knof GmbH Firmensitz ist Stolzenau, in der Mitte des Dreiecks Hamburg, Bremen, Hannover. Hauptgeschäftsfeld ist der internationale Handel, hinzu kommen auch beratende Tätigkeiten. www.knof.de Erbslöh Geisenheim AG Die Firma liegt in Geisenheim am Rhein zwischen Wiesbaden und Rüdesheim. Erbslöh hat sich spezialisiert auf die Behandlung von Getränken aller Art, darunter Wein, Saft, Bier und Spirituosen. Dank eigener Forschung und Entwicklung bietet Erbslöh neben eigenen Produkten auch Beratung und Service an. www.erbsloeh.com Paul Craemer GmbH Die Firma ist ansässig in Herzebrock-Clarholz, einer Gemeinde im Kreis Gütersloh in NordrheinWestfalen. Das Unternehmen hat sich auf die Metallumformung, die Kunststoffverarbeitung und den Werkzeugbau spezialisiert. Craemer entwickelt und fertigt großflächige Umformteile sowie in der Kunststoffverarbeitung
Kunststoffpaletten, Lager- und Transportbehälter und Müllgroßbehälter. www.craemer.com
Semper idem Underberg Die Semper idem Underberg GmbH (Underberg-Gruppe) ist ein internationales Spirituosen-, Wein- und Sekthaus mit zahlreichen Beteiligungen in vielen Ländern. Am Berliner Standort wird der Magenbitter Underberg produziert und abgefüllt. www.underberg.com Carl GmbH Die Firma aus Eislingen am Fuße der schwäbischen Alb produziert Brennereianlagen aller Art. Seit über 140 Jahren steht der Name Carl für fortschrittliche Destillationstechnologie. www.carl.info
Brewing Conference Bangkok 2015 Total Optimization Management – Challenges for the Asia-Pacific Brewing Industry 14 – 16 June 2015, Bangkok, Thailand Organised by the Thailand Beer Industry Guild (TBIG) & VLB Berlin
Platinum Sponsor:
Language: English
Market prospectives for the ASEAN countries Optimization in the brew house –
Where are the limits?
Gold Sponsors:
The cold block – How to optimize your
brewing processes?
GEDAT Getränkedaten GmbH Die Firma aus Hamburg ist ein neutraler Systembetreiber, der den Datenaustausch in der Getränkebranche vereinfacht. Dies geschieht dadurch, dass die Absatzdaten zwischen dem GFGH und den Getränkeherstellern automatisiert ausgetauscht werden. www.getport.de
Optimizing the beer shelf life –
Rainer GmbH Das Familienunternehmen aus Köln ist spezialisiert auf Ladungssicherungstechnik. In eigenen Prüfanlagen und aufwändigen Praxistests werden optimale Lösungen für jedes Transportproblem entwickelt. www.rainer-gmbh.com
Panel discussion: Optimization at all costs vs.
Different approaches of beer stabilization
Filling and packaging –
Little measures, big effects
The holistic view – Quality issues
Adding value to our products
Technical visit: Ichitan Organic Green Factory (aseptic filling line / automatic warehouse)
Social programme: Bangkok by Night – Welcome Party Silver Sponsors:
Bronze Sponsors:
Conference venue: Bangkok International Trade & Exhibition Centre (BITEC), Bangkok, Thailand
www.brewingconference.com
IMPRESSUM
Nachrichten
Brauerei Forum Fachzeitschrift für Brauereien, Mälzereien, Getränkeindustrie und deren Partner Informationsservice der VLB Berlin www.brauerei-forum.de ISSN 0179–2466 Herausgeber Versuchs- und Lehranstalt für Brauerei in Berlin (VLB) e.V. Seestraße 13, 13353 Berlin Redaktionsanschrift Brauerei Forum Seestrasse 13, D-13353 Berlin Telefon: (030) 4 50 80-245 Telefax: (030) 4 50 80-210 E-Mail: redaktion@brauerei-forum.de Internet: www.brauerei-forum.de Redaktion Olaf Hendel (oh) (verantwortlich) hendel@vlb-berlin.org Juliane Rahl (jr) rahl@vlb-berlin.org Dieter Prokein (dp) prokein@vlb-berlin.org
DBMB Sachsen
Redaktionsbeirat Dr.-Ing. Josef Fontaine, Wolfgang Kunze (WK), Dr. sc. techn. Hans-J. Manger
Die Landesgruppe Sachsen besuchte Mitte September Breslau und andere Orte in Polen.
Autoren in dieser Ausgabe Wiebke Künnemann, Hans-J. Manger, Robert Pawelczak, Nils Rettberg, Ingrid Weber Anzeigenkontakt VLB PR- und Verlagsabteilung, Tel. (030) 450 80-255 media@brauerei-forum.de Erscheinungsweise Erscheint mit 10 Ausgaben pro Jahr, zwei davon in Englisch. Erscheinungsdatum BF 3/15 (= März-Ausgabe): 16.3.2015 Bezugskosten / Abonnement Abonnement Inland 95 € inkl. MwSt. Ausland 95 € (zuzüglich Porto) Kündigung des Abonnements jeweils zum Jahresende Abonnements Westkreuz Verlag, Berlin Tel. (030) 7 45 20 47, Fax (030) 745 30 66 abo@brauerei-forum.de Druck und Vertrieb Westkreuz-Druckerei Ahrens KG Berlin/Bonn, Töpchiner Weg 198/200, D-12309 Berlin Alle Rechte vorbehalten. Nachdruck, Ver vielfältigung oder Weiterverarbeitung, auch auszugsweise, ist nur mit ausdrückli cher Genehmigung der Redaktion und Quellenangabe gestattet. Für unverlangt eingesandte Manuskripte wird keine Haftung übernommen.
30
Sachsens Brauer auf Entdeckungstour in Schlesien
Unser Ziel der diesjährigen Ausfahrt der Landesgruppe Sachsen lag in unserem Nachbarland Polen. Die schöne Stadt Breslau stieß schon bei der Vorstellung des Arbeitsplanes auf großes Interesse unserer Mitglieder, sodass der Bus bis auf den letzen Platz ausgebucht war. Wir starteten früh am Freitag in Freiberg, um nach Görlitz zur Landskron Braumanufaktur zu fahren. Dort erwartete uns neben einem frisch gezapften Pils ein kräftiges Frühstück. An dieser Stelle einen herzlichen Dank an Matthias Grall und sein Team. Die Brauerei, 1869 an den Ufern der Neiße gegründet, ist ein lebendiges Stück Brauerei geschichte, die bei einem Rundgang erlebbar wird. Vom Sudhaus erreicht man über schier endlose Wendeltreppen die Tiefen des Gär- und Lagerkellers. Die großen Gänge, von denen man die einzelnen Abteilungen erreicht, sind für je-
den Besucher beeindruckend. Hier wird noch klassisch mit offener Gärung und kalter Lagerung gearbeitet. Beim Rundgang sollte man den Anschluss an seine Gruppe nicht verlieren, sonst sucht man lange in weitläufigen Kellergängen nach einem Weg nach oben. Gegen Mittag saßen alle wieder im Bus und wir fuhren über die Grenze in Richtung Breslau. Auf dem Weg dorthin wurden wir von unserem Reiseleiter mit vielen Informationen über Land und Leute versorgt. Das Kennenlernen der Stadt Breslau begann auf der Dominsel. Hier wurde das Bistum um das Jahr 1000 gegründet. Die Stadt hat über 100 Kirchen und genauso viele Brücken und wird daher auch „Kleines Venedig“ genannt. Die Geschichte und die Sehenswürdigkeiten sind so vielfältig, dass man mehrere Tage zum Kennenlernen braucht. Zum Abendessen ging es ins Gasthaus „Zum Schwarzen Kater“ im Dorf Widawa vor den Toren Breslaus. In dem alten Landgasthof verbarg sich eine sehr schöne Haus-
Brauer-Schule: Lösungen von Seite 15 Fachfragen 1. c) Sie meinen Eisenspäne, die man sich beim Arbeiten mit Holzfässern in die Hand reißt 2. c) Beim Haspulieren wurden die Holzfässer zur Reinigung vorbereitet 3. d) Wenn man schlupft, reinigt man einen Behälter manuell 4. b) Der Schaff ist ein Gefäß 5. b) Der Schrödel ist ein hölzerner Verschluss der Zapfbuchse beim Bauchfass 6. a) Der Hund ist ein Warmwasserbereiter im Sudhaus 7. d) Mit der Hefekrücke wird aus einem Gärbottich die Kernhefe geerntet 8. e) Anschieben bedeutet nichts anderes als arbeiten 9. a) Wer gebugst wird, wird entlassen
Brauerei Forum Forum – März 2015 Brauerei
Institutionen & Verbände brauerei mit einer 10-hl-Sudanlage von Kaspar Schulz. Und der polnische Kollege verstand es vortrefflich, charaktervolle Biere zu brauen. Das Pils war mit amerikanischen Simcoe Hopfen gebraut und beim dunklen Bier stießen die Karamelltöne auf eine ausgeprägte Hopfennote. Die Biere wurden von typisch schlesischen Gerichten begleitet und so klang der Abend bei vielen Fachgesprächen aus. Unzählige Sehenswürdigkeiten Am Samstag setzten wir unsere Stadtbesichtigung fort. Es ging zur Leopoldina, der nach Kaiser Leopold I. benannten barocken Universität Breslaus, durch die Altstadt zum Markt mit seinen prächtigen Bürgerhäusern. Ob das stolze Rathaus, das Haus der Sieben Kurfürsten oder der Salzmarkt – die Zahl der sehenswerten Baudenkmäler dieser geschichtsträchtigen Stadt ist schier unendlich. So war dann die Oderschifffahrt eine willkommene Erholungspause, um die vielen Eindrücke zu verarbeiten und die Stadt von ihrer Wasserseite zu erleben. Die Jahrhunderthalle, die 1913 in Erinnerung an die Völkerschlacht bei Leipzig errichtet wurde, mit ihren weitläufigen Parkanlagen und der Wasserkunst besichtigten wir am Nachmittag. Anschließend hatten alle die Gelegenheit, Breslau auf eigene Faust zu erkunden. Der Tag fand seinen Abschluss im Ratskeller der Stadt, der gleichzeitig die einzige Breslauer Brauerei beherbergt. Bei gutem Essen und so manchem Glas Bier wurden die Erlebnisse des Tages ausgewertet.
Älteste Brauerei Polens Früh aufstehen hieß es am Sonntag, schon vor 9 Uhr saßen alle im Bus. Die Rückreise ging vorbei am Fuße des Riesengebirges über Hirschberg nach Schweidnitz. Dort steht die Dreifaltigkeitskirche, eine der protestantischen Friedenskirchen Schlesiens aus dem 17. Jh. Sie durfte nur aus Holz errichtet werden und musste binnen eines Jahres fertiggestellt werden. Sie ist heute die weltweit größte Fachwerkskirche und birgt in ihrem Inneren viele ba rocke Verzierungen. Gegen Mittag kamen wir im Städtchen Löwenberg an, wo sich direkt an der historischen Stadtmauer die älteste Brauerei Polens befindet. Bei der Brauereibesichtigung ging es durch historische Kellerräume vorbei am alten Brunnen ins Sudhaus. Seit 2009 hat der neue Besitzer der Brauerei die Anlagen modernisiert und in Gebäude und Technik investiert. Die offene Gärung und die kalte Lagerung in liegenden Tanks werden heute als Qualitätsmerkmal verstanden, um sich als kleine Privatbrauerei zu behaupten. Der Erfolg gibt diesem Konzept recht, die Brauerei verzeichnet steigende Absätze und stellt jetzt 20 000 hl im Jahr her. Schon bei der Besichtigung des Lagerkellers gab es eine Kostprobe des Porterbieres mit 18 % Stammwürze. Im Anschluss wurden klassisches Pils, ein belgisches Pale Ale und ein Himbeerbier zur Verkostung gereicht. Die Löwenberger Brauerei war der Abschluss unserer Fahrt ins Nachbarland. Mit vielen neuen Eindrücken ging es zurück zum Freiberger Brauhaus. Bernd Heitmann DBMB Berlin-Brandenburg
Mitgliederversammlung Die Landesgruppe trifft sich am Freitag, 10. April 2015, in der Frankfurter Brauhaus GmbH, Lebuser Chaussee 3, 15234 Frankfurt (Oder), um 17 Uhr zur Mitgliederversammlung. Inhalt des Fachvortrags: Aktuelle Trends und Themen der chemisch-technischen Analytik in der Brauindustrie. Jürgen Richter
Brauerei Forum: Inhaltsverzeichnis 2014 Unter www.brauerei-forum.de ist das Inhaltsverzeichnis 2014 als PDF-Datei verfügbar.
Brauerei Forum – März 2015
31
Unsere nächste Ausgabe erscheint am 24. April 2014
Veranstaltungen VLB-Termine
Weitere Termine
16. bis 18. März 2015 102. Brau- und maschinentechnische Arbeitstagung, Dresden 23. bis 25. März 2015 18. VLB-Logistikfachkongress, Mönchengladbach 22./23. April 2015 VLB-Fachtagung „Track & Trace“, Bamberg 27./28. April 2015 VLB-Seminar für die Brau- und Getränkeindustrie in Minsk, Weißrussland 14. bis 16. Juni 2015 International Brewing Conference Bangkok, Thailand 3. Juli 2015 VLB-Sommerfest, Berlin 26. bis 28. August 2015 Workshop „Real Craft Brewing“ – Brewing like 1900, Reinsdorf/Vielau 8./9. September 2015 13. IfGB-Forum Spirituosen und Brennerei, Mainz 21. bis 23. September 2015 6. Iberoamerikanisches Symposium der VLB, Itupeva (Campinas SP), Brasilien 5./6. Oktober 2015 102. VLB-Oktobertagung, Berlin 9. November 2015 4. European MicroBrew Symposium, Nürnberg
14. April 2015 Mitgliederversammlung der Deutschen Gesellschaft für Hopfenforschung, Wolnzach 14. bis 17. April 2015 Craft Brewers Conference & BrewExpo America, Portland, Oregon, USA 15. bis 17. Mai 2015 Brasil Brau, São Paulo, Brasilien 24. bis 28. Mai 2015 35th EBC Congress, Porto, Portugal 5. bis 7. Juni 2015 Braumeistertag des Deutschen Braumeister- und Malzmeister Bundes (DBMB), Bamberg 11. Juni 2015 Deutscher Brauertag, Berlin 14. bis 17. Juni 2015 Annual Meeting der American Society of Brewing Chemists (ASBC), La Quinta, CA, USA 10. bis 12. November 2015 BrauBeviale, Nürnberg
redaktion@brauerei-forum.de