Brauerei Forum 10/2019

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BRAUEREI

FORUM Fachzeitschrift für Brauereien, Mälzereien, Getränkeindustrie und deren Partner

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Ausgabe 10 | 14. Oktober 2019 | 34. Jahrgang  |  ISSN 0179-2466

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INHALT

 MENSCHEN & UNTERNEHMEN 4 Deutscher Brauer-Bund verstärkt Geschäftsführung / Sauerland Getränke: Peter Georg Meyer und Ulrich Padberg haben die Geschäftsführung übernommen 5

Bayerisches Brauereimuseum: Festakt zum 25-jährigen Bestehen

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21 neue Auszubildende starten ihre Karriere bei Krombacher / VLB Berlin / Charité: Abriss der alten Hochschul-Brauerei hat begonnen

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7 Krones AG: Norbert Broger wird neuer Finanzvorstand / Waldstadtbrauerei Iserlohn: Insolvenzantrag beim Amtsgericht Hagen

Maßvoller Bierkonsum kann einen positiven Beitrag zu einem gesunden Lebensstil leisten. Dass sich diese Aussage auch wissenschatlich belegen lässt, war Gegenstand des 9. Sympo­ siums Beer & Health in Brüssel

 TECHNIK & TECHNOLOGIE 8

9. Symposium Beer & Health: Trotz aller Kontroversen – moderater Biergenuss und ein gesunder Lebensstil schließen sich nicht aus

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Fachrechnen: Berechnungen zur Würzeherstellung

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VLB aktuell: 10. Iberoamerikanisches Symposium der VLB erfolgreich in Mexiko

 IfGB AKTUELL 18

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Spirituosen-Verordnung, Etiketten und Glas – das 17. IfGB-Forum tagte in Berlin

Im Sudhaus geht es unter anderem um das Einstellen der Würzekonzentration entsprechend des gewünschten Biertyps. Um diesen und weitere Prozesse optimal zu gestalten, sind diverse Berechnungen erforderlich

22 Nordbrand Nordhausen ist neues VLB-Mitglied / BSI/Bundesverband Onlinehandel e. V. (BVOH): Jugendschutz im Online-Handel / Fortbildung: Destillateurmeisterkurs 2020 23 18. IfGB-Forum im Oktober 2020 in Graz

 BETRIEBSWIRTSCHAFT 24

Brau-Börsen-Bilanz: Neuer Leasing-Standard verlängerter IFRS-Bilanzen

 MARKT & MARKEN

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28 Kennzeichnung: Europas Brauer legen Selbstverpflichtung vor 29 Statistik: Gastronomie – deutscher Biergenuss in Zahlen 30

Deutsche Meisterschaft der Hobbybrauer/Home & Craft: Rund 1300 Bierliebhaber trafen sich in Stralsund / Erdinger Weißbräu: Die Schneeweiße läutet den Winter ein

 INSTITUTIONEN & VERBÄNDE 31

Das 10. Iberoamerikanische VLBSymposium fand vom 17. bis 19. September in Guadalajara, Mexiko, statt. Im Rahmen dieser hochklassigen Fachveranstaltung trafen sich mehr als 225 Teilnehmer aus aller Welt

Berliner Brauerzunft e.V.: Meister sprechen Brauergesellen frei

 SONSTIGES 31 Impressum

18

32 Veranstaltungskalender

 redaktion@brauerei-forum.de

Das 17. IfGB-Forum Spirituosen und Brennerei tagte an der VLB. Ein anspruchsvolles Vortragsprogramm, Besichtigungen am Standort Seestraße und im Ardagh-Glaswerk Neuenhagen boten Diskussionsstoff für die internationalen Spirituosenexperten

Brauerei Forum  –  Oktober 2019

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MENSCHEN & UNTERNEHMEN

 NACHRICHTEN

Deutscher Brauer-Bund verstärkt Geschäftsführung

(F.) Julia Busse verantwortet künftig die Aufgabenbereiche Politik und Recht. Julia Busse war fast 20 Jahre für den Zentralverband der deutschen Werbewirtschaft (ZAW) und den Deutschen Werberat tätig, zuletzt als Geschäftsführerin beider Organisationen und Sprecherin des Deutschen Werberats. Dort hat die Juristin maßgeblich zum Erfolg des anerkannten Selbstkontrollsystems beigetragen. In ihrer neuen Position soll Julia Busse gemeinsam mit Hauptgeschäftsführer Holger Eichele die politische Interessenvertretung der Brauwirtschaft in Berlin und Brüssel stärken. Ein Fokus wird auf regulatorischen und rechtlichen Fragestellungen liegen. „Ich bin

Foto: DBB/Hoffotografen

Der Deutsche Brauer-Bund (DBB), Dachverband der deutschen Brauwirtschaft, verstärkt sein Team in Berlin. Daniel Schock und Julia Busse wechselten zum 1. Oktober 2019 in die Geschäftsführung des DBB.

Julia Busse ist seit 1. Oktober 2019 Mitglied der Geschäftsführung des Deutschen Brauer-Bundes überzeugt, dass Julia Busse mit ihrer langjährigen und umfangreichen Erfahrung die Geschäftsführung des Brauer-Bundes hervorragend ergänzen wird. Ich freue mich auf die Zusammenarbeit und wünsche ihr viel Erfolg für die neue Aufgabe“, sagte der Präsident des

Deutschen Brauer-Bundes, Dr. Jörg Lehmann. Als weiterer Geschäftsführer wurde Dipl.-Ing. Daniel Schock ernannt. Er ist zuständig für Technik und Umwelt. Wie Busse berichtet auch er an den Hauptgeschäftsführer des Verbandes, Holger Eichele.

Sauerland Getränke

Peter Georg Meyer und Ulrich Padberg haben die Geschäftsführung übernommen Seit November 2018 war Peter Georg Meyer als Vertriebsleiter tätig, Ulrich Padberg kam im April 2019 als weiterer Vertriebsleiter Foto: Warsteiner

Die neue Geschäftsführung von Sauerland Getränke: Ulrich Padberg (l.) und Peter Georg Meyer

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Brauerei Forum  –  Oktober 2019

dazu. Jetzt wurden beide in die Geschäftsführung berufen. (F.) Meyer und Padberg leiten fortan die Geschicke von Sauerland Getränke. „Die Vertriebsexperten bringen lang jährige Branchenkenntnisse in die neue Aufgabe ein und bilden zusammen mit unserem Logistikprofi Willi Funken ein starkes Leitungsteam. Ich freue mich, dass wir Sauerland Getränke mit diesen bewährten Kollegen in der Geschäftsführung stärken können“, sagt Alfons Rediker, der bislang die Geschäftsführung innehatte. Rediker kehrt in der Funktion „Risiko- und Compliance-Management“ in die Warsteiner Gruppe zurück. Meyers Weg in den Vertrieb begann in der Warsteiner Brauerei im Jahr

1998. Nach mehreren Stationen bei Warsteiner wurde Meyer 2004 zum Verkaufsleiter im Kernmarkt befördert. Anschließend arbeitete der heute 50-Jährige für verschiedene Unternehmen in leitenden Vertriebspositionen, unter anderem bei Mäurer & Wirtz sowie der Wolfra Bayrische Natursaft Kelterei. Ulrich Padberg (56) war nach fast 20 Jahren der Selbstständigkeit im Getränkefachgroßhandel über 14 Jahre bei Getränke Krietemeyer, zuletzt als Verkaufsleiter Gastronomie, tätig. Sauerland Getränke mit Sitz in Brilon-Altenbüren ist einer der führenden Getränkefachgroßhändler in Südwestfalen. Das Unternehmen ist eine hundertprozentige Tochter der familiengeführten Warsteiner Gruppe.


25 Jahre Bayerisches Brauereimuseum – dieses Jubiläum wurde gefeiert. Im Rahmen eines Festaktes am 19. September würdigte die Bayerische Staatsministerin für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten, Michaela Kaniber, die Bedeutung des Museums als „Schatzkammer der Bierkultur“. (F.) In ihrer Festrede ging Michaela Kaniber, Bayerische Staatsministerin für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten auf die Bedeutung des Museums und seiner „Geschwister“ für Oberfranken und Bayern ein. Denn neben dem Bayerischen Brauereimuseum sind im Kulmbacher Mönchshof auch das Bayerische Bäckereimuseum, das Deutsche Gewürzmuseum und das MUPÄZ, das Museumspädagogische Zentrum, beheimatet. Sie gelten als das kulturhistorische Schaufenster der Genussregion Oberfranken. Kulturhistorisches Schaufenster Stefan Soiné, Vorsitzender des Vorstands der Museen im Kulmbacher Mönchshof e. V., begrüßte zunächst alle Ehrengäste und dankte für deren zahlreiches Kommen: „Ohne Sie als Förderer, treue Wegbegleiter, Freunde und Mitarbeiter stünden die Museen heute nicht so da.“ Be-

sonders der Kulmbacher Brauerei, und hier namentlich dem Sprecher des Vorstands Markus Stodden, sprach er seinen Dank für die jahrzehntelange Förderung der Kulturarbeit im Mönchshof aus: „Sie zeigen auf diese Weise eindrücklich, dass Ihnen das Kulturgut Bier und der bewusste Umgang damit wirklich sehr am Herzen liegen. Dies ist nicht selbstverständlich.“ Markus Stodden bekräftigte anlässlich der Jubiläumsfeierlichkeiten, der Kulmbacher Mönchshof gelte als kulturhistorisches Schaufens­ ter des Lebensmittelstandortes Kulmbach und der bayerischen Nahrungsmittelkultur. „Hier erleben Besucher Bier als Kulturgut und Genussmittel hautnah. Uns als Traditionsbrauerei ist es eine Herzensangelegenheit, die Tradition des Brauens und der Bierkultur zu fördern. Deswegen unterstützen wir das Bayerische Brauereimuseum auch von Anfang an.“ Die Staatsministerin erklärte vor den zahlreichen Gästen: „Sehr gerne bin ich heute nach Kulmbach gekommen, um mit Ihnen dieses schöne Jubiläum zu feiern.“ Sie bedankte sich bei allen beteiligten Personen für ihren unermüdlichen Einsatz, insbesondere den „Eltern“ des Museums, Sigrid Daum und Bernhard Sauermann. Foto: Museen im Kulmbacher Mönchshof e.V.

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Festakt zum 25-jährigen Bestehen

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Bayerisches Brauereimuseum

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Zum Festakt anlässlich des 25-jährigen Jubiläums des Bayerischen Brauereimuseums kamen zahlreiche Ehrengäste. Michaela Kaniber, Staatsministerin für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten (1. Reihe, M.) würdigte in ihrer Festrede die Bedeutung des Museums für die Region Oberfranken Brauerei Forum  –  Oktober 2019

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MENSCHEN & UNTERNEHMEN

 NACHRICHTEN

21 neue Auszubildende starten ihre Karriere bei Krombacher Neben Ausbildungsleiterin Heike Klettke (l.) präsentieren sich 15 von 21 jungen Erwachsenen, die vor Kurzem bei Krombacher ins Berufsleben eingestiegen sind

Zum neuen Ausbildungsjahr im September hieß die Krombacher Brauerei 21 junge Erwachsene in der Krombacher-Familie willkommen. 15 von ihnen absolvieren ihre Ausbildung in Krombach, sechs weitere am Standort in Steinfurt. (F.) Ihr Einstieg in die Berufswelt in dem inhabergeführten Familienun-

Foto: Krombacher

ternehmen begann mit einer Einführungswoche, in der die Neuzugänge Geschäftsführung und Kollegen kennenlernten. Im diesjährigen Ausbildungsjahrgang starteten zwei Fachinformatiker, drei Brauer und Mälzer, ein Fachlagerist, drei Elektroniker für Betriebstechnik, ein Maschinen- und Anlagenführer und zwei Industriekauffrauen. Zudem ging für drei dual Studierende das Studium der Betriebswirtschaftslehre an der Technischen Hochschule Mittelhessen los. Aktuell zählt das Unternehmen in Krombach damit 28 Auszubildende und acht dual Studierende. Am Standort in Steinfurt starteten die sechs neuen Auszubildenden bereits im August. Mit ihnen erhöhte sich die Anzahl der Azubis dort auf 13. Das attraktive Ausbildungsangebot der Brauerei ist geprägt von Vielfalt. „Wir sehen eine hochwertige Ausbildung als Grundstein für eine erfolgreiche Zukunft – sowohl für

VLB Berlin / Charité

Abriss der alten Hochschul-Brauerei hat begonnen Ende September hat der Abriss des alten Kellereigebäudes der ehemaligen Hochschul-Brauerei der VLB Berlin begonnen. Der Geländeabschnitt wird künftig von der Charité gemeinsam mit der TU Berlin weiterentwickelt.

Bagger tragen ein Stück Berliner Brauerei- und damit auch VLBGeschichte ab

(oh) Ein Stück Berliner Brauereigeschichte geht zu Ende: Das alte Kellereigebäude wurde um 1890 gebaut und 1908 erweitert. Der dreigeschossige Bau mit Kellergewölben beherbergte den Gär- und Lagerkeller, die Obergärige Abteilung sowie die Flaschen- und Fassabfüllung der VLB-HochschulBrauerei an der Seestraße 13 in Berlin-Wedding. Im Jahr 1943 bei Bombenangriffen stark beschädigt, wurde das Gebäude Mitte der 1950er-Jahre wieder aufgebaut und beherbergte bis 2017 auch die Studienbrauerei, die viele Jahre

gemeinsam von VLB und TU Berlin genutzt wurde. Im Zuge der Neuorganisation der Geländenutzung in den vergangenen Jahren, ist der nordöstliche Grundstücksbereich in die Nutzung der Charité und TU Berlin übergegangen (siehe auch BF 3/2019, S. 6). Unter der Federfüh-

das Unternehmen als auch für die jungen Menschen“, erklärt Heike Klettke, Ausbildungsleiterin der Krombacher Brauerei. „Wir möchten unsere Auszubildenden und dual Studierenden bestmöglich fördern, aber auch fordern, um sie auf ihre weitere Karriere bei Krombacher vorzubereiten.“ In einem umfangreichen Programm erhalten die Azubis Einblick in die verschiedenen Abteilungen, können Weiterbildungen wahrnehmen und an der „Krombacher Azubi-Akademie“ Softskills wie Rhetorik und Sozialkompetenzen erlernen. Die Auszubildenden leis­ten einen wichtigen Beitrag zum Unternehmen. Daher werden nahezu 100 % nach der erfolgreichen Abschlussprüfung langfristig übernommen. Auch für den Ausbildungsjahrgang 2020 sucht Krombacher als eine der größten deutschen Privatbrauereien bereits nach motiviertem und engagiertem Nachwuchs.

rung der Charité werden dort zwei neue Forschungsgebäude errichtet: einmal das „Berlin Centre for Advanced Therapies (BeCAT)“ sowie ein weiteres Gebäude für das Projekt „Simulierter Mensch“, ein Gemeinschaftsprojekt mit der TU Berlin. Mit dem Abriss des Kellereigebäudes, das unmittelbar neben dem VLB-Neubau steht, wurde jetzt mit der Freimachung des erforderlichen Baufeldes begonnen. Die Fertigstellung ist für 2023 geplant.

Foto: oh

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Krones AG

In der Aufsichtsratssitzung vom 25. September 2019 wurde Norbert Broger mit Wirkung zum 1. Januar 2020 zum Finanzvorstand der Krones AG bestellt. (BF.) Norbert Broger zeichnen 30 Jahre Berufserfahrung in der Automobil- und Getränkebranche, im Anlagen- und Maschinenbau sowie in der Großserienfertigung aus. In diesen drei Jahrzehnten hat er unterschiedlichste Führungsfunktionen im In- und Ausland wahrgenommen. Seine ersten beruflichen Stationen führten den Diplom-Kaufmann zu FAG Kugelfischer/Schaeffler Gruppe ins fränkische Schweinfurt bzw. Herzogenaurach. Zwischen 2006 bis 2012 war Broger bereits für Krones als Zentralbereichsleiter Controlling, Risikomanagement und strategische Unternehmensentwicklung tätig. Seit 2013 ist der Manager Mitglied des Vorstands bei der Schuler AG, Göppingen, wo er

Foto: Viktor Smidt, Göppingen

Norbert Broger wird neuer Finanzvorstand

zum Jahresende ausscheidet. Broger folgt auf den im Sommer ausgeschiedenen Finanzvorstand Michael Andersen. Seine neue Aufgabe dürfte keine einfache werden: Die Neutraublinger korrigierten im Juli die Gewinnprognose nach unten. Die Ertragskraft leide unter den hohen Kosten und einem ungünstigen Produktmix (siehe Brauerei Forum 8/2019).

Waldstadtbrauerei Iserlohn GmbH

Insolvenzantrag beim Amtsgericht Hagen Mit Beschluss vom 17. September 2019 hat das Amtsgericht Hagen dem Insolvenzantrag der Waldstadtbrauerei Iserlohn GmbH stattgegeben. Derweil läuft der Brauereibetrieb weiter. Die Aussichten auf eine erfolgreiche Sanierung sollen gut sein. (F.) Als vorläufige Insolvenzverwalterin wurde Rechtsanwältin Marion Gutheil von der Kanzlei Mönning Feser Partner Rechtsanwälte Insolvenzverwalter bestellt. Grund für die Antragstellung durch die Geschäftsführer ist die Zahlungsunfähigkeit des Unternehmens. „Trotz unseres motivierten Teams und der hervorragenden Qualität unserer Produkte, konnten wir uns nicht so gut bei den Kunden etablieren, wie es in der Zeit notwendig gewesen wäre“, erklärten die Geschäftsfüh-

rer. Das Unternehmen hat Ende September gemeinsam mit der vorläufigen Insolvenzverwalterin die notwendigen Sanierungsschritte eingeleitet. Der Brauereibetrieb war von der Antragstellung zunächst nicht beeinflusst. Vor zwei Jahren wurde das Unternehmen nach Schließung der Iserlohner Brauerei gegründet. Gleich zu Beginn hatten die Gründer mit Problemen zu kämpfen, ein Beispiel: Bei der Modernisierung des Sudhauses kam es zu Verzögerungen, die den Start erschwerten. Gutheil sucht nun nach einem Inves­ tor für die Privatbrauerei: „Ich bin zuversichtlich, dass wir von einer Fortführung des Betriebes ausgehen können.“ Auch Brauerei-Geschäftsführer Ralf Peukmann hat Vertrauen in seine Produkte: „Wir wissen, dass sich unsere Qualität durchsetzt.“

Ein alter Bekannter kehrt zurück: Die Krones AG bestellte Norbert Broger zum neuen Finanzvorstand


TECHNIK & TECHNOLOGIE

  BIER & GESUNDHEIT

Trotz aller Kontroversen: Moderater Biergenuss und ein gesunder Lebensstil schließen sich nicht aus Am 24. September fand das 9. Symposium Beer & Health in Brüssel statt. Maßvoller Bierkonsum kann einen positiven Beitrag zu einem gesunden Lebensstil leisten. Das dies nicht nur reines Wunschdenken der Industrie ist, sondern sich auch wissenschaftlich fundiert belegen lässt, war Gegenstand dieser Fachveranstaltung. In diesem Jahr standen insbesondere alkoholfreie Biere und die Wirkung von Biergenuss auf Frauen auf der Agenda.

9TH SYMPOSIUM BEER & HEALTH BRÜSSEL

Rund 80 Wissenschaftler und Journalisten besuchten das 9. Symposium Beer & Health in Brüssel

(oh) Die Initiative Beer and Health (www.beerandhealth.eu) unterstützt seit rund zwei Jahrzehnten medizinische und soziologische Forschung im Zusammenhang mit den Auswirkungen von Alkoholkonsum, Gesundheit und Gesellschaft. Verwaltet vom Dutch Beer Institute und finanziell unterstützt von The Brewers of Europe, werden alle Veröffentlichungen von Beer and Health von einem wissenschaftlichen Ausschuss geprüft, der aus sieben renommierten Experten in der Alkoholforschung besteht. Im zwei- bis dreijährigen Turnus organisiert die Initiative ein Symposium, auf dem die neuesten Erkenntnisse der einschlägigen Forschung präsentiert werden. Diskussionen über den Umgang mit alkoholischen Getränken in der Gesellschaft haben eine lange Geschichte und sind oft ideologisch geprägt. Historische Beispiele sind die Prohibition in den USA von 1920-1933, in Norwegen 1914-1927 oder die restriktive Alkoholpolitik in Schweden ab 1917. In den vergangenen Jahrzehnten haben sich in der medizinischen Forschung inzwischen zahlreiche Belege mani-

festiert, dass ein maßvoller Genuss von Bier auch positive gesundheitliche Auswirkungen haben kann. Unbestritten ist aber auch, dass sich dieser Effekt bei zunehmender Menge ins Gegenteil dreht und die Risiken für Herz-Kreislauf- oder Krebserkrankungen steigen. Neues Öl ins Feuer gegossen hat die Studie „Alcohol use and burden for 195 countries and territories, 1990-2016: a systematic analysis for the Global Burden of Disease Study 2016”, die im September 2018 in der renommierten medizinischen Fachzeitschrift “The Lancet” veröffentlicht worden ist. Unterstützt von der Bill & Melinda Gates Foundation, kommen die Autoren zu dem Schluss, dass Alkohol in keiner Weise einen positiven Effekt auf die Gesundheit hat. Sie empfehlen, die Regeln für den Umgang mit alkoholischen Getränken weltweit so anzupassen, dass deren Konsum wirkungsvoll gesenkt wird. Auch die World Heath Organisation setzt sich für eine gezielte Reduzierung des schädlichen Konsums von Alkohol ein, lässt allerdings eine klare Definition einer schädlichen Menge offen.

Fotos: Brewers of Europe

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Um in dieser kontroversen Diskussion weitere medizinische Erkenntnisse einfließen zu lassen, haben die Europäischen Brauer 1999 das Symposium Beer & Health ins Leben gerufen. Die neunte Veranstaltung dieser Serie fand am 24. September in Brüssel statt und stand unter der Leitung von Prof. Ascensión Marcos, Mitglied des Spanischen Nationalen Forschungsrats (CSIC), und Präsidentin des Organisationskomitees. Pubs haben eine wichtige soziale Funktion Im Eingangsvortrag beschäftigte sich Dr. Thomas Thurnell-Read, Universität Loughborough, UK, mit den sozialen Aspekten von Alkoholgenuss und der Rolle, die die Gastronomie in unserer Gesellschaft spielt. Die Motivation für einen Kneipenbesuch sei in erster Linie die Suche nach sozialen Kontakten. „Wer sich wirklich regelmäßig betrinken will, kauft sich seine Alkoholika billig im Supermarkt“, so der Sozialwissenschaftler. Insbesondere in einer zunehmend älter werdenden Gesellschaft mit Phänomenen wie Vereinsamung oder sozialer Isolation kann die Gastronomie eine wichtige gesellschaftliche Rolle spielen. Wichtig sei aber ein generationenübergreifender Ansatz und eine zielgruppengerechte Gestaltung der Pubs. Wirkung von alkoholfreiem Bier – nur wenig Forschung bekannt Mit der Rolle von alkoholfreiem Bier im täglichen Leben beschäftigte sich die erste Session des Symposiums. Dr. Patrycia Kupnicka, Pommersche Medizinische Universität, Polen, präsentierte eine Übersicht über den Stand des Wissens bezüg-


Die Präsidentin des Organisationskomitees, Prof. Ascensión Marcos, Madrid

Guido Camps: Glücksgefühle nach Bierkonsum im MRT-Scan sichtbar

Zusammensetzung des Brauwassers. Andere Inhaltsstoffe, denen positive gesundheitliche Effekte zugeschr ieben werden, sind z.B. Polyphenole (aus Hopfen und Malz) oder Vitamine (aus dem Hefestoffwechsel). In Abhängigkeit des Produktionsverfahrens können diese Substanzen bei der Herstellung von alkoholfreien Bieren unter Umständen teilweise verloren gehen. Dennoch sind sie in alkoholfreien Bieren vorhanden und in ihrer Wirkung auf die menschliche Gesundheit als positiv zu bewerten. Insgesamt gebe es bezüglich der physiologischen Wirkungen speziell von alkoholfreiem Bier noch Forschungsbedarf, so die Referentin.

Auch alkoholfreies Bier stimuliert die Belohnungszentren im Gehirn Über Untersuchungen zur Reaktion des menschlichen Körpers Alexander Jäger: Zum perfekten Sportgeauf die Aufnahme von tränk fehlt alkoholfreiem Bier Natrium alkoholhaltigen und alkoholfreien Bieren lich Nährstoffe, Mineralien berichtete Dr. Guido Camps, und Polyphenole in alkoho- Universität Wageningen & Relischem, alkoholfreiem und search, Niederlande. Der Mealkoholarmem Bier. Während diziner machte dabei Serienüber die ernährungsphysiolo- aufnahmen mittels Magnetregischen und gesundheitlichen sonanz-Tomografie (MRT) von Effekte von alkoholhaltigen Probanden nach und während Bieren zahlreiche Studien exi- des Genusses von jeweils 10 stieren, ist die Forschungslage ml alkoholfreiem, alkoholhalbei alkoholfreien und alkohol­ tigem Bier und Wasser als Konarmen Bieren vergleichsweise trollmedium. Gescannt wurden dünn. Selbst die Definitionen, die Reaktionen während und wann ein Bier alkoholarm oder unmittelbar nach der Zunahme alkoholfrei ist, sind internatio- der Flüssigkeiten in den belohnal nicht einheitlich. nungsbezogenen Bereichen Sieht man vom Ethanol ab, ist des Gehirns. Dabei wurden keidie Zusammensetzung alko- ne wesentlichen Unterschiede holhaltiger und alkoholfreier unmittelbar nach Genuss von Biere ähnlich. Unterschied- alkoholfreien und alkoholhalliche Gehalte, beispielsweise tigen Bieren festgestellt. Dies bei Mineralien in Bieren aus deutet darauf hin, so Camps, verschiedenen Regionen, lie- dass bei normalen Verbraugen oft eher an der lokalen chern der Biergeschmack

und nicht das Vorhandensein von Alkohol der Hauptfaktor für das Konsumerlebnis sein könnte. Die Studie wurde an 21 gesunden Männern durchgeführt. Da MRT-Untersuchungen sehr teuer sind, sei die Anzahl an Probanden bei solchen Studien immer limitiert. In einem zweiten Test wurde mittels MRT-Schichtenaufnahmen durch den liegenden Körper der Durchgang von 0,5-l-Bier und Softdrink durch den gesamten menschlichen Verdauungstrakt gescannt. Dieser dauert etwa 20 Minuten und unterscheidet sich bei den beiden Getränketypen kaum. Auffällig war eine Gasblase, die sich im Magen der Testpersonen entwickelte und dort eine gewisse Zeit bestehen blieb. Dies führte bei Probanden zu einem Völlegefühl, auf das Frauen in dieser Gruppe empfindlicher reagierten als Männer. Alkoholfreies Bier – ein ideales Sportgetränk? Ob alkoholfreies Bier als Kohlenhydrat-Elektrolyt-Lösung für Sportler geeignet ist, erörterte Prof. Alexander Jäger, Fachhochschule Oberöster­ reich. Eine ausgeglichene Flüssigkeitsbilanz ist eine Voraussetzung für die Leistungsfähigkeit des menschlichen Körpers. Bei starkem Flüssigkeitsverlust kann es zu einer signifikanten Verringerung der körperlichen und kognitiven Funktionen kommen. Eine ständige Zufuhr von Wasser mit einem geeigneten Mineralien-Mix sei daher während einer Belastung sowie bei der anschließenden Rehydratierung entscheidend. In den vergangenen Jahren wurden vermehrt alkoholfreie Weizenbiere als Sportgetränk vermarktet. Dieser Biertyp bietet eine gute Mischung an Elektrolyten und hat die erforderliche Osmolalität für eine isotonische Wirkung. Darüber hinaus enthält er eine gute Kombination von Kohlenhydraten, die für eine schnelle Regeneration nach dem Sport wichtig ist. Bei großer Anstrengung kann ein Mensch bis zu 2 bis 3 l Flüs-

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TECHNIK & TECHNOLOGIE

erhöhtes Risiko normales Risiko geringeres Risiko kein Alkoholkonsum

moderater Alkoholkonsum

starker Alkoholkonsum

Die sogenannte "J-Kurve" beschreibt den Verlauf des Mortalitätsrisikos bei Herz-Kreislauferkankungen in Abhängigkeit des regelmäßigen Alkoholkonsums. Danach sinkt dieses Risiko bei moderatem Konsum und steigt bei starken Konsum deutlich an. Die Werte für moderaten Konsum liegen je nach Studie bei 10-20 g/Tag, von starkem Konsum spricht man ab 40-60 g/Tag. Bei Frauen liegt dieser Wert niedriger als bei Männern Grafik nach The Brewers of Europe

sigkeit pro Stunde ausschwitzen. Dabei gehen auch Mineralien verloren, die etwa zu Hälfte aus Natriumsalzen bestehen. Da Weizenbiere in der Regel einen niedrigen Natriumgehalt aufweisen, sieht Jäger hier ein Defizit. Ob und wie man diesen Mangel ausgleichen kann, damit beschäftigte sich der aktive Marathonläufer in einer Studie. Ziel war es, den zu niedrigen Natriumgehalt im alkoholfreien Weizenbier durch Dosierung von Salzen zu erhöhen. Die Zugabe von Natriumchlorid erwies sich als ungeeignet, da dies bereits in geringen Konzentrationen einen deutlich negativen Einfluss auf den Geschmack hatte und von den Probanden abgelehnt wurde. In verschiedenen Kombinationen und mit sensorischen Analysen begleitet, erwies sich die Zugabe einer Mischung von 75 % Natriumcitrat und 25 % Natriumcarbonat zu einem alkoholfreien Weizenbier sowohl geschmacklich als auch bezüglich der Mineralisierung als optimal. Krebs durch Alkoholkonsum – die Relation beachten In der zweiten Session des Symposiums ging es um gesundheitliche

Auswirkungen von moderatem Alkoholkonsum auf die menschliche Gesundheit. Einen Überblick über die Zusammenhänge zwischen Krebsrisiko und Alkoholkonsum gab der Ernährungswissenschaftler Dr. Henk Hendriks, Niederlande. Krebs und Erkrankungen des Herz-Kreislaufsystems sind die mit Abstand häufigsten Todesursachen in der westlichen Welt. Während die Todesfälle durch Herzinfarkt in der EU leicht rückläufig sind, steigt die Krebsrate kontinuierlich an. Dabei ist die Todesrate bei Männern deutlich höher als bei Frauen. Auch die Krebsarten unterscheiden sich naturgemäß geschlechtsspezifisch. Krebs ist eine multikausale Krankheit, die überall im Körper entstehen und von unterschiedlichen Kombinationen genetischer und umweltbedingter Faktoren ausgelöst werden kann. Nach Untersuchungen der American Association for Cancer Research (AACR) aus dem Jahr 2017 werden mehr als zwei Drittel aller Krebserkrankungen durch Rauchen, Übergewicht und pathogene Keime/Viren verursacht. Gemäß Einstufung der International

Verhältnis von relativem und absolutem Erkrankungsrisiko bei Männern in Abhängigkeit des Alkoholkonsums am Beispiel Darmkrebs Alkoholkonsum (g/Tag) relatives Risiko

<2,5

2,5–14,9

15–29,9

30–60

>60

± 0%

+6%

+ 13 %

+ 27%

+ 35 %

absolutes Risiko

15,0 %

15,0 %

15,9 %

17,0 %

19,1 %

20,3 %

Erkrankungsquote

10:1,5

10:1,5

10:1,6

10:1,7

10:1,9

10:2,0

Nach Henk Hendriks, What about cancer risk and alcohol consumption?, Vortrag 9. Symposium Beer & Health

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Agency for Research on Cancer ist Ethanol in die höchste Risikogruppe 1, „für Menschen krebserregend“, eingestuft. Dabei wurden insbesondere erhöhte Risiken bei Krebserkrankungen des gesamten Verdauungstraktes sowie bei Leber- und Brustkrebs beobachtet. Dennoch liegt Alkohol auf der AACR-Liste der Krebs-Risikofaktoren „nur“ auf Rang 9. In der öffentlichen Diskussion werden die Erkrankungsrisiken immer gerne mit prozentualen Angaben veranschaulicht. Dabei tauchen oft Angaben über die relative Risikozunahme auf. So nimmt beispielsweise bei Männern das relative Risiko einer Darmkrebserkrankung bei einem regelmäßigen Konsum von 30-60 g Alkohol pro Tag statistisch um 27 % zu. Absolut betrachtet hat ein Mann bereits ohne regelmäßigen Alkoholkonsum ein Risiko, an Darmkrebs zu erkranken, von 15 %. Steigt dieser Wert um 27 %, liegt das absolute Risiko dann bei 19,1 % (siehe Tabelle). D.h. ohne Alkoholkonsum erkranken statistisch 15 von 100 Männern an Darmkrebs, bei einem regelmäßigen Konsum von 30-60 g Alkohol pro Tag steigt dieser Wert auf 19 von 100. Dies ändert nichts an der Tatsache, dass Alkoholkonsum das Krebsrisiko zweifellos erhöht, sollte jedoch insbesondere in der öffentlichen Diskussion bei der Bewertung und Gewichtung aller relevanten Risikofaktoren berücksichtigt werden, so Hendriks. Auswirkung von Alkoholgenuss – die Dosis ist entscheidend Der Frage, ob es sich beim Zusammenhang von moderatem Alkoholkonsum und einem geringeren Gesamtsterblichkeitsrisiko um eine belegte Tatsache oder einen Mythos handelt, ging Dr. Simona Cos­ tanzo, Abteilung für Epidemiologie und Prävention, IRCCS Neuromed, Pozzilli, Italien, nach. Zahlreiche epidemiologische Studien kommen zu dem Ergebnis, dass ein regelmäßiger moderater Genuss von Bier oder Wein das Risiko für HerzKreislauf-Erkrankungen reduzieren kann. Dieser Effekt wird durch die sogenannte „J-Kurve“ beschrieben. Danach sinkt die Sterblichkeit bis zu einer gewissen Alkoholexposition, um dann aber wieder anzusteigen. Exzessives Trinken ist danach definitiv schädlich. Die „J-Kurve“ wird auch in der Wis-


senschaft immer wieder kontrovers diskutiert. Eine Schwierigkeit ist, dass nicht nur die durchschnittlich konsumierte Menge Alkohol entscheidend ist. Vielmehr spielen Trinkgewohnheiten, Geschlecht, Trinkverhalten über die gesamte Lebenszeit und viele weitere Faktoren eine Rolle. Dabei wird selbst die wissenschaftliche Auseinandersetzung mit diesem Thema nicht immer sachlich geführt. Nach Ansicht von Constanzo aber gelten auf Basis der derzeit verfügbaren epidemiologischen Beweise vier Kernaussagen: 1. Die Entscheidung, Alkohol zu konsumieren, ist eine individuelle. Dabei muss auch das spezifische Gesundheitsrisikoprofil des Einzelnen berücksichtigt werden. 2. Starker Alkoholkonsum oder Alkoholexzesse sind gefährlich. 3. Mäßiges Trinken sollte nur im Rahmen eines ansonsten gesunden Lebensstils und zu angemessenen Gelegenheiten, z. B. zu den Mahlzeiten, erfolgen. 4. Mögliche positive gesundheitliche Effekte sollten kein Grund sein, mit dem Alkoholkonsum zu beginnen. Auswirkung des Alkoholkonsums auf Frauen Eine dritte Session beschäftigte sich mit dem Thema Bier, Frauen und Gesundheit. Auswirkungen eines moderaten Bierkonsums auf Osteoporose bei Frauen nach der Menopause untersuchte Dr. Rosa M. Lamuela-Raventós, Universität Barcelona, Spanien. Die Menopause („Wechseljahre“) beginnt bei Frauen in Europa durchschnittlich im Alter von 51 Jahren. Ursache ist eine Veränderung im Hormonhaushalt. Um die begleitenden Symp­ tome dieser Umstellung zu lindern, sind etwa 40-50 % der Frauen in westlichen Ländern in ärztlicher Behandlung. Weit verbreitet sind Hormonpräparate, die jedoch auch verschiedene unerwünschte Nebenwirkungen haben können. Die Alternative Medizin setzt auf die Gabe von natürlichen,

pflanzlichen Phytoöstrogenen. Diese Substanzgruppe umfasst eine Vielzahl von strukturell unterschiedlichen Verbindungen, wie Isoflavone, die hauptsächlich in Sojabohnen vorkommen, Lignane, die in Getreide und nativem Olivenöl extra enthalten sind, Stilbene, die in Weinschalen und Rotwein vorkommen, und Xanthohumole, wie sie unter anderem im Hopfen vorhanden sind. An der Universität Barcelona wird daher eine klinische Studie durchgeführt, bei der die Auswirkungen eines moderaten und regelmäßigen Konsums von alkoholhaltigem und alkoholfreiem Bier bei Frauen im Alter zwischen 51 und 59 Jahren untersucht wird. Erste Ergebnisse deuten darauf hin, dass damit Menopause-Effekte vermindert werden könnten. Ähnliche Untersuchungen stellte Dr. Taulant Muka, Institut für Sozial- und Präventivmedizin, Universität Bern, vor. Dort beschäftigte man sich ebenfalls mit den Auswirkungen von moderatem Alkoholkonsum speziell auf Frauen. Durch zwei systematische Übersichtsarbeiten und eine Metaanalyse von Beobachtungsstudien wurde festgestellt, dass ein geringer und mäßiger Alkoholkonsum mit dem späteren Einsetzen der Wechseljahre verbunden sein könnte. Allerdings ist dieser Effekt eher gering. Dagegen ergab der Vergleich von moderaten Trinkerinnen mit abstinenten Frauen, dass das Risiko für die Entwicklung einer koronaren Herzkrankheit bei moderat trinkenden Frauen in den Wechseljahren um bis zu 28 % niedriger war. Ähnliches wurde für das Risiko kardiovaskulärer Mortalität ermittelt. Allerdings warnte Muka vor zu optimistischen Interpretationen. Die genauen Wirkmechanismen sind weiterhin unbekannt. Auch bleibt unklar, ob die Effekte auf eine bestimmte Art von alkoholischen Getränken zurückzuführen sind. Größere prospektive und klinische Studien sind erforderlich, um die Art der alkoholischen Getränke, die Menge, die Risiken

und den Nutzen zu bewerten, so das Resümee des Referenten. Fazit: Die Diskussion wird kontrovers bleiben Das 9. Symposium Beer & Health präsentierte wieder einmal einen breiten Überblick über den aktuellen Stand der medizinischen Forschung. Während die grundsät zlichen Effekte (und die diesbezüglichen Kontroversen) bekannt sind, kamen mit der Betrachtung von alkoholfreien Bieren und der speziellen Forschung im Bereich Frauen und Alkoholkonsum neue Aspekte hinzu. Bei beiden Themen gibt es noch weiteren Forschungsbedarf. Auffällig ist auch, dass sich medizinische Studien oftmals auf die statistische Auswertung von bereits bekannten Datenpools beschränken. Gerade bei einem so komplexen und multi-kausalen Thema wie Alkoholgenuss und Gesundheit

stellt sich die Frage, ob wirklich alle relevanten Einflussgrößen in den zugrundeliegenden Daten erfasst worden sind. Wahrscheinlich eher nicht. Dies erklärt möglicherweise auch die Tatsache, dass in der öffentlichen Diskussion immer wieder Studien präsentiert werden, die zu völlig gegensätzlichen Schlussfolgerungen kommen. Die 2018 veröffentlichte „Lancet-Studie“ ist ein Beispiel dafür. Insgesamt war und ist die Diskussion über die Auswirkungen von Alkohol auf Gesundheit und Gesellschaft kontrovers. Die Argumente sind oft ideologisch geprägt und Fakten werden sehr unterschiedlich interpretiert. Dass sich dies in Zukunft ändern wird, damit ist wohl kaum zu rechnen. Wichtig für unsere Branche ist es allerdings, bei diesem Thema aktiv am Ball zu bleiben, um eine zu negative Ausrichtung der öffentlichen Diskussion auszugleichen.

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TECHNIK & TECHNOLOGIE

 FACHRECHNEN

Berechnungen zur Würzeherstellung Gerolf Annemüller / Hans-J. Manger

Im Sudhaus geht es unter anderem um die Vermischung und Auslaugung des Malzschrotes mit Wasser und dem Einstellen der Würzekonzentration entsprechend des gewünschten Biertyps. Um diese Prozesse optimal zu gestalten, sind diverse Berechnungen erforderlich, die im folgenden Beitrag erläutert werden. Gussführung und Sudhausausbeute Die Gussführung entscheidet über die Maischekonzentration, die Wassermenge zum Aussüßen der Treber beim Läutern und die Würzekonzentration der Pfannevollwürze. Einige Richtwerte zur Maischekonzentration und ihre technologischen Wirkungen sind in Tabelle 1 zusammengefasst. Die normale, klassische Maischekonzentration liegt bei einem Verhältnis von 1 dt Malz : 3…4,5 hL Wasser. Tabelle 1: Die extremen Maischekonzentrationen und ihre technologischen Wirkungen Hohe Maischekonzentration 1 dt Malz : 1,5…2,5 hL Wasser

Niedrige Maischekonzentration 1 dt Malz : 5…6 hL Wasser

Schont die Proteasen (Schutzkolloidwirkung)

Fördert die Amylasen beim Stärkeabbau

Behindert die Amylasen beim Stärkeabbau

Beschleunigt die thermische Inaktivierung der Proteasen

Reduziert den Endvergärungsgrad

Erhöht den Endvergärungsgrad

Behindert die Extraktlösung

Fördert die Extraktlösung

Voraussetzung für High-Gravity-Brewing

Energieverbrauch kann bei der Würzekonzentrierung steigen

Bringt wenig an hochqualitativer Vorderwürze

Bringt viel qualitativ guten Vorderwürzeextrakt

Erfordert stärkere Auslaugung der Treber

Reduziert die Treberauslaugung beim Läutern

Erfordert mehr Nachgüsse beim Aussüßen

Geringere Nachgussmenge erforderlich

Praktikabel für Maischefilter, weniger für Läuterbottich

Gut geeignet für Läuterbottich

Erforderliche Hauptgussmenge in Abhängigkeit von der gewünschten Vorderwürzekonzentration Es werden Berechnungen nach Jakob [1], [2], präzisiert durch Leberle und Schuster [3], sowie von Narziss [4] verwendet. AFMlt (100 − VK) W = Gleichung 1 VK

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mehl AFMlt und der bekannten spezifischen Hauptgussmenge W die zu erwartende Vorderwürzekonzentration VK mit folgender Gleichung berechnet werden: AFMlt ∙ 100 W = Gleichung 2 W + AFMlt Beispiel 1: Berechnung der spezifischen Hauptgussmenge Berechnung der spezifischen Hauptgussmenge W je 100 kg Malzschüttung (bzw. 1 dt Malz) bei Verwendung eines Malzes mit einem lufttrockenen Feinmehlextraktgehalt von AFMlt = 77 % und für eine gewünschte Vorderwürzekonzentration von VK = 18 %. Nach oben genannter Gleichung ergibt sich: AFMlt (100 − VK) 77 kg (100 % − 18 %) W = = = VK 100 kg ∙ 18 % 350,8 kg Wasser/100 kg Malz ≈ 3,5 hL Wasser/dt Malz Berechnung des Gesamtmaischevolumens und des erforderlichen Maischebehältervolumens Berechnung der Hauptgussmenge WHG je Sud: WHG = Sch ∙ W Gleichung 3 WHG = Hauptgussmenge je Sud in hL Sch = Gesamtmalzschüttung je Sud in dt W = Spezifische Hauptgussmenge in hL Wasser/1 dt Malz Berechnung des anliegenden gesamten Maischevolumens VM nach dem Einmaischen unter Berücksichtigung des Richtwertes für das Verdrängungsvolumenvon 1 dt Malzschrot, mit dem Richtwert: 1 dt Malzschrot eingemaischt nimmt ein Volumen von 0,7 hL ein.

VK = Vorderwürzekonzentration in Prozent AFMlt = Feinmehl-Extraktausbeute des Malzes (lufttrocken) in Prozent W = Spezifische Hauptgussmenge in kg Wasser/ 100 kg Malz

VM = WHG + 0,7 Sch Gleichung 4 VM = Gesamtes Maischevolumen nach dem Einmaischen in hL WHG = Hauptgussmenge je Sud in hL Sch = Gesamtmalzschüttung je Sud in dt

Durch Umstellung dieser Gleichung kann bei einer bekannten lufttrocknen Malzextraktausbeute im Fein-

Berechnung des erforderlichen Bruttobehältervolumens im Maischegefäß VMG, mit dem Richtwert für den

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Rührvolumenzuschlag: + 10 % beim Rühren ohne Trombenbildung (modernes Sudwerk) + 40 % bei älteren Rührwerken Modernes Sudwerk: VMG = VM ∙ 1,1 Gleichung 5 VMG = Erforderliches Bruttobehältervolumen für die Gesamtmaische beim Einmaischen in hL VM = Gesamtes Maischevolumen nach dem Einmaischen in hL

volumen WNG in Abhängigkeit von der gewünschten Vorderwürzekonzentration VK beim Läuterbottichverfahren zusammengestellt. Tabelle 2: Richtwerte für die Volumenverhältnisse von Hauptguss WHG zum Nachguss WNG in Abhängigkeit von der gewünschten Vorderwürzekonzentration VK bei Vollbieren beim Läuterbottichverfahren (Verhältnisse beziehen sich auf Biere mit 12 % Stammwürze): VK in % 14 16 18 20 22

Beispiel 2: Erforderliches Bruttovolumen des Maischegefäßes Für ein modernes Sudwerk ist das erforderliche Bruttovolumen VMG des Maischebehälters zu berechnen. Gegeben sind: Malzschüttung: Sch = 50 dt Malz Spezifische Hauptgussmenge: W = 3,5 hL/dt Malz Die gesamte Hauptgussmenge beträgt: WHG = 50 dt ∙ 3,5 hL/dt = 175 hL Wasser Die Gesamtmaischemenge beträgt: VM = 175 hL + 0,7 hL/dt ∙ 50 dt = 210 hL Das erforderliche Bruttovolumen des dafür benötigten modernen Maischegefäßes beträgt: VMG = 210 hL ∙ 1,1 = 231 hL Berechnung der erforderlichen Wassermenge für die Nachgüsse Die erforderliche Wassermenge für die Nachgüsse ist abhängig u.a. von folgenden Faktoren: Der gewählten Vorderwürzekonzentration und Hauptgussmenge in Abhängigkeit von der Malzqualität; Der vorhandenen Läuteranlage (das zum Auslaugen erforderliche Wasser ist beim Läuterbottich > Maischefilter); Dem angewandten Brauverfahren (Wassermenge für Vollbierwürzen > High-Gravity-Würzen); Der angestrebten thermischen Belastung; Der Gesamtverdampfung. In Tabelle 2 sind die Erfahrungswerte über das Verhältnis des Hauptgussvolumens WHG zum Nachguss-

WHG 1 1 1 1 1

WNG 0,7 1,0 1,2 1,5 1,9

Beispiel 3: Berechnung der erforderlichen Nachgussmenge Berechnung der voraussichtlich erforderlichen Nachgussmenge WNG. Gegeben sind: Hauptgussmenge WHG = 175 hL Vorderwürzekonzentration VK = 18 % Nach Tabelle 2 ist ein Verhältnis von WHG : WNG = 1 : 1,2 für eine ausreichende Aussüßung erforderlich. Die benötigte Wassermenge für die Nachgüsse beträgt damit: WNG = 175 hL ∙ 1,2 = 210 hL Volumen der Vorderwürze und Pfannevollwürze je Sud Um die anfallenden Würzemengen je Sud zu kalkulieren, muss man den folgenden Richtwert für das Würzerückhaltevermögen der Treber beachten: Pro 100 kg Malzschrot werden 1…1,2 hL Wasser bzw. Würze in den Trebern zurückgehalten (Ø 1,1 hL). Die zurückgehaltene Würze- bzw. Wassermenge in den Trebern V TrW je Sud beträgt etwa (alle Angaben in Hektolitern): V TrW = Sch ∙ 1,1 Gleichung 6 Die gewinnbare Vorderwürzemenge V VW ergibt sich zu:

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TECHNIK & TECHNOLOGIE

V VW = WHG − V TrW Gleichung 7 Damit lässt sich die gewinnbare Pfannevollwürzemenge WPfv wie folgt abschätzen: WPfv = (WHG − V TrW) + WNG Gleichung 8 V TrW = zurückgehaltene Würze- bzw. Wassermenge in den Trebern je Sud W VW = gewinnbare Vorderwürzemenge je Sud WHG = Hauptguss je Sud WPfv = gewinnbare Pfannevollwürzemenge Sch = Malzschüttung je Sud in Dezitonnen Beispiel 4: Berechnung der Pfannevollwürzemenge Die folgenden Parameter sind gegeben: Schüttung Sch = 50 dt Malz, Hauptgussmenge von WHG = 175 hL, berechneten Nachgussmenge von WNG = 210 hL Die in den Trebern zurückgehaltene Würzemenge ist: V TrW = 50 ∙ 1,1 = 55 hL Damit beträgt die Pfannevollwürzemenge etwa: WPfv = (175 hL − 55 hL) + 210 hL = 330 hL Berechnung der Sudhausausbeute Die Berechnung der Sudhausausbeute ist eine klassische Methode zur Überprüfung der wirtschaftlichen

Fachrechnen für Mälzerei- und Brauereitechnologen Gerolf Annemüller, Hans-J. Manger

WAW ∙ WK ∙ ρ ∙ 0,96 SHA = Gleichung 9 Sch SHA = Sudhausbeute in Prozent WAW = Heiße Ausschlagwürze in Hektolitern WK = Extraktkonzentration der Ausschlagwürze, gemessen bei 20 °C, in Prozent ρ = Dichte der Ausschlagwürze bei 20 °C in g/mL bzw. kg/L 0,96 = Kontraktions- und Verdrängungsfaktor Sch = Malzschüttung in Dezitonnen Beispiel 5: Berechnung der Sudhausausbeute In einer Brauerei werden ermittelt: Malzschüttung Sch = 7,5 t (= 75 dt) Heiße Ausschlagwürze 485 hL Extraktgehalt WK = 12 % (ρ = 1,04646 g/mL)

WAW ∙ WK ∙ ρ ∙ 0,96 485 hL ∙ 12 kg ∙ 104,646 kg ∙ 0,96 SHA = = Sch 100 kg ∙ hL ∙ 75 dt = 77,96 ≈ 78 %

1. Auflage Juni 2015 358 S. Paperback, 49 € ISBN: 978-3-921690-78-9

Berechnung der voraussichtlichen Menge an heißer Ausschlagwürze Durch Umstellung der Sudhausausbeuteformel und unter Berücksichtigung der Malzextraktausbeute (Feinmehl, lufttrocken) AFMlt und der Ausbeuterichtwerte für die beiden wichtigsten Läutersysteme ist die voraussichtliche Menge der heißen Ausschlagwürze WAW je Sud nach folgender Gleichung abzuschätzen:

Applied Mathematics for Brewing and Malting Technologists

SHA ∙ Sch WAW = Gleichung 10 WK ∙ ρ ∙ 0,96

Gerolf Annemüller, Hans-J. Manger 1. englische Auflage 2017 366 S., Paperback 69 € ISBN: 978-3-921690-83-3

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Läuterbottich: SHA = AFMlt − 1,0 Maischefilter: SHA = AFMlt − 0,5 AFMlt : Ausbeute Feinmehl Malz im lufttrockenen Zustand

Die Sudhausausbeute beträgt damit:

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Extraktausnutzung des eingesetzten Malzes. Sie liefert vor allem einen für den jeweiligen Betrieb aussagekräftigen Wert. Folgende allgemeinen Richtwerte der Sudhausausbeute SHA sind für Vergleichszwecke verwendbar (Angabe der SHA in Prozent):

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Beispiel 6: Berechnung der voraussichtlichen heißen Ausschlagwürze­menge Die Berechnung der voraussichtlichen heißen Ausschlagwürzemenge WAW erfolgt in Fortsetzung der jeweils vorangegangenen Beispiele mit den folgenden Werten: AFMlt = 77 %, Sch = 50 dt WK = 12 % = 12 kg/dt (ρ = 1,04646 g/mL = 1,04646 dt/hL) = 12,557 kg/hL Die zu erwartende Sudhausausbeute bei Läuterbottichbetrieb beträgt:


SHA = 77,0 % − 1 % ≈ 76 % = 76 kg/dt

der Sudhausausbeute ist keine Malztrockensubstanz):

Die voraussichtliche Menge an heißer Ausschlagwürze WAW mit St = 12,0 % beträgt:

Sch ∙ (100 − SHA) T Tr = Gleichung 13 100 Die Berechnung der Trebermenge auf der Basis mit 80 % Wasser erfolgt mit nachfolgender Gleichung:

SHA ∙ Sch 76 kg ∙ 50 dt ∙ hL ∙ dt WAW = = WK ∙ ρ ∙ 0,96 dt ∙ 12 kg ∙ 1,04646dt ∙ 0,96 ≈ 315 hL Erforderliche Gesamtverdampfung bezogen auf Pfannevollwürze Aus der Differenz von Pfannevollwürze und heißer Ausschlagwürze ergibt sich mit nachfolgender Gleichung die voraussichtlich zu verdampfende Wassermenge beim Würzekochprozess: W VD = WPfv − WAW Gleichung 11 Weiterhin kann die erforderliche Gesamtverdampfung, bezogen auf die Pfannevollwürze, berechnet werden: (WPfv − WAW) ∙ 100 W VD = Gleichung 12 WPfV W VD = Gesamtverdampfung in Hektolitern, bzw. bezogen auf die Pfannevollwürze in Prozent, WPfv = Pfannevollwürze in Hektolitern WAW = heiße Ausschlagwürze in Hektolitern Beispiel 7: Berechnung der erforderlichen Verdampfung Gegeben sind: WPfv = 330 hL WAW = 315 hL Die zu verdampfende Wassermenge WVD beträgt: W VD = 330 hL − 315 hL = 15 hL Bezogen auf die Pfannevollwürze sind das: (WPfv − WAW) ∙ 100 (330 hL − 315 hL) ∙ 100 % W VD = = WPf V 330 hL

= 4,5 % Geht man davon aus, dass die durchschnittliche Kochdauer 90 min bzw. 1,5 h beträgt, so muss die Verdampfung eingestellt werden auf: W VD = 4,5 %/1,5 h = 3 %/h Abschätzung des Treberanfalls je Sud Die anfallenden Treber sind im Normalfall nasse Treber, deren Wassergehalt beim Läuterbottichverfahren um 80 % schwankt. Bei modernen Maischefiltern kann der Wassergehalt der Treber bis auf 70 % sinken! Beim Verkauf der Treber wird ihre Menge deshalb auf einen Basiswassergehalt von 80 % umgerechnet. Eine grobe Abschätzung der anfallenden Trebertrockensubstanz kann mit folgender Gleichung berechnet werden (Fehler: Die eingesetzte Schüttung bei der Berechnung

TN = T Tr/0,2 Gleichung 14 T Tr = Trebertrockensubstanz je Sud in Dezitonnen Sch = eingesetzte Malzschüttung je Sud in Dezitonnen SHA = Sudhausausbeute in Prozent TN = Treber mit 80 % Wassergehalt bzw. 20 % Trockensubstanz in Dezitonnen Beispiel 8: Berechnung des Treberanfalls Für einen Sud mit einer Schüttung von 50 dt und einer durchschnittlichen Sudhausausbeute von 76 % ist der zu erwartende Treberanfall abzuschätzen. Der Trockentreberanfall beträgt voraussichtlich: Sch ∙ (100 − SHA) 50 dt (100 % − 76 %) T Tr = = 100 100 %

= 12 dt/Sud

Die voraussichtliche Trebermenge TN (Basis 80 % Wassergehalt) je Sud beträgt: TN = 12 dt/0,2 = 60 dt/Sud Erforderliche Wassermenge für die Würzeherstellung Die unmittelbar für die Würzeherstellung und -gewinnung (ohne Reinigungs- und Entleerungsprozesse) benötigte Wassermenge beträgt: Wges = WHG + WNG Gleichung 15 Wges = Gesamtwassermenge für die Würzeherstellung in Hektolitern WHG = Wassermenge für den Hauptguss in Hektolitern WNG = Wassermenge für die Nachgüsse in Hektolitern Beispiel 9: Erforderliche Wassermenge für die Würzeherstellung Bei einer Wassermenge für den Hauptguss von 175 hL und der Wassermenge für den bzw. die Nachgüsse von 210 hL ergibt sich ein Gesamtwasserbedarf nur für die unmittelbare Würzeherstellung von: Wges = 175 hL + 210 hL = 385 hL. Um die Extraktkonzentration des letzten Nachgusses unter 1,5…1,0 % zu bringen, wird meistens Wges + x hL Wasser benötigt (x ist die anfallende Glattwassermenge je Sud in Hektolitern). Quellennachweis: [1] Jakob, G.: Tageszeitung f. Brauerei (1930) Nr. 58 [2] Jakob, G.: Ausbeute und Schwand, 2. Auflage, Verlag Hans Carl Nürnberg, Nürnberg 1953 [3] Leberle, H. und Schuster, K.: Die Bierbrauerei, 2. Band: Die Technologie des Sudhauses, Ferdinand Enke Verlag, Stuttgart 1956 [4] Narziss, L.: Die Bierbrauerei, 2. Band: Die Technologie der Würzebereitung, 6. Auflage, Ferdinand Enke Verlag, Stuttgart 1985

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TECHNIK & TECHNOLOGIE

10. Iberoamerikanisches Symposium der VLB erfolgreich in Mexiko

Fotos: VLB (4)

Das 10. Iberoamerikanische VLB-Symposium Brewing & Filling Technology fand vom 17. bis 19. September in Guadalajara, Mexiko, statt, und zog mehr als 225 Teilnehmer an. Erstmalig wurde im Rahmen dieser Veranstaltungsreihe auch ein spanischsprachiges VLB-Seminar für Craft Brewer durchgeführt.

Die Vorträge am Mittwoch und Donnerstag waren gut besucht (u.l.) Das Panel der Session „Rohstoffe und Sudhaustechnologie“: am Pult Mark Strobel (Euromonitor), Frank Peifer (Hopsteiner), Dr. Roland Pahl und Henrike Vorwerk, beide VLB Berlin (u.r.)

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(oh) Das Iberoamerikanische Symposium der VLB Berlin hat sich seit 2008 im spanischen und portugiesischen Sprachraum als hochklassige Fachveranstaltung für technische Führungskräfte aus der Brauund Getränkeindustrie etabliert. Nach 2011 war Mexiko in diesem September zum zweiten Mal Gastgeberland dieser Veranstaltungsreihe. Mehr als 225 Teilnehmer aus 15 Nationen Lateinamerikas und Europas nutzten die Tagung als Kommunikations- und Wissensplattform. Mit dabei waren unter anderem zahlreiche Vertreter der großen Brauereigruppen Mexikos. Mexikanischer Biermarkt wächst Mexiko gehört zu den großen klassischen Biernationen. Die Bierproduktion ist 2018 auf geschätzte 120 Mio. hl gestiegen. Damit liegt Mexiko inzwischen hinter China, USA und Brasilien auf Platz 4 der internationalen Bierländer und hat Deutschland mit deutlichem

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Abstand auf Platz 5 verdrängt. Der Pro-Kopf-Verbrauch der rund 124 Mio. Einwohner liegt allerdings nur bei etwa 68 Litern Bier. Der Grund dafür ist, dass Marken wie Corona, Sol oder Tecate rund um den Globus beliebt sind. Mexiko ist daher Weltmeister im Bier-Export. 2017 wurden alleine 27 Mio. hl Bier nur in die USA exportiert. Der lokale Markt ist weitgehend konsolidiert. Durch großangelegte Akquisitionen in den Jahren 2010 und 2013 sind AB InBev (Grupo Modelo, rund 58 % Marktanteil) und Heineken (Cuauhtémoc Moctezuma, knapp 40 % Marktanteil) dominierende Marktführer. Nach der Fusion von AB InBev mit SAB Miller 2015 musste der Konzern aus kartellrechtlichen Gründen Marktanteile abgeben. Die Braustätte in Piedras Negras – eine der größten der Welt – wurde daher an das US-amerikanischen Unternehmen Constellation Brands verkauft. Dort werden Corona, Modelo und Pacifico gebraut, die für den

Export in die USA bestimmt sind. Inzwischen hat sich in Mexiko aber auch eine lebhafte Craft-Bier-Szene entwickelt. Laut Angaben des mexikanischen Brauereiverbandes Asociación Cervecera Mexicana (ACERMEX), dem rund 120 CraftBrauereien angeschlossen sind, gibt es in Mexiko derzeit etwa 1400 aktive Brauereien. Symposium startet mit Heineken-Besichtigung Am ersten Veranstaltungstag des 10. Iberoamerikanischen Symposiums stand die Besichtigung der Cervecería Heineken México in Gua­ dalajara auf der Agenda. Das Vortragsprogramm am Mittwoch und Donnerstag spannte den Bogen von den Brauerei-Rohstoffen über den gesamten Herstellungsprozess bis hin zur Abfüllung, Logistik und zu Umweltaspekten. Am Mittwoch fand parallel zur Hauptveranstaltung das erste MicroBrew-Symposium „VLB Congreso Microcervecero Ibero­


7TH EUROPEAN MICROBREW SYMPOSIUM Malting – Brewing – Quality Das Publikum lauschte gespannt dem Vortragsprogramm

americano“ statt. Gemeinsam mit dem mexikanischen Verband ACERMEX wurde ein Seminarprogramm speziell für Craft-Brauer angeboten. Mit an Bord war auch die NürnbergMesse, die im Juni 2020 in Guadalajara mit der Beviale Mexico eine neue Fachmesse für die Brau- und Getränkeindustrie in Mexiko und Zentralamerika starten will. Die Zusammenarbeit zwischen VLB, Beviale Mexico und Acermex soll künftig weiter intensiviert werden. Die Teilnehmer beider Veranstaltungen waren am Mittwochabend gemeinsam Gäste in der Cervecería Cielito Lindo in Guadalajara. Der Abend wurde unterstützt von den Firmen Rovi Ingeniería und Rolec. Hector Vielma Ordoñez, Gründer

und Inhaber der Cervecería Cielito Lindo, begrüßte stolz die mehr als 200 Gäste in seiner Craft-Brauerei. 4-Kontinente-Projekt 2019 der VLB erfolgreich abgeschlossen Mit dem iberoamerikanischen Symposium in Mexiko hat die VLB in diesem Jahr damit erfolgreich eigene, international groß aufgestellte Brauereikongresse auf vier verschiedenen Kontinenten durchgeführt. Zuvor waren dies im März die Brau- und maschinentechnische Arbeitstagung in Rust, die Africa Brewing Conference im Mai in Addis Abeba, Äthiopien, und die Brewing Conference Bangkok im Juni in Thailand.

Die Teilnehmer des 10. Iberoamerikanischen Symposiums und des Congreso Microcervecero Iberoamericano beim geselligen Get-together in der Cervecería Cielito Lindo in Guadalajara

11 November 2019, Nuremberg – in English Symposium for professional craft and micro brewers and maltsters from around the world with focus on the European markets

Malting Session ++ From grain to malt – an overview of malting ++ Weyermann® Specialty Malts for craft brewers – new trends in malting ++ A malt analyses – analytics, results and conclusions

Brewing Session ++ Brewhouse work: Wort boiling and quality parameters ++ Brewing dark lagers „By the book“ ++ Studies on New England IPA ++ Active dry yeast (ADY) and the world of taste & pleasure ++ Developments in the Swedish craft beer scene and the story of Sahlins Brygghus ++ Possible ways to produce non-alcoholic beer – also in small scale SUPPORTED BY

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www.vlb-berlin.org/en/microbrew2019 Foto: Periodismo desde la Barra

VLB Berlin, Seestrasse 13, 13353 Berlin Contact: brewmaster@vlb-berlin.org

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IfGB AKTUELL

 IfGB-FORUM

Spirituosen-Verordnung, Etiketten und Glas – das 17. IfGB-Forum tagte in Berlin Mit Unterstützung von

Unten links: Das Vortragsprogramm im Hörsaal der VLB Berlin Unten rechts: Der Bereichsleiter Spirituosenanalytik und Sensorik Johannes Fuchs (3. v. r.) führt die Gäste durch seine Laboratorien

Das IfGB hatte vom 9. bis 11. September in das Aus- und Fortbildungszentrum der VLB Berlin eingeladen. Mehr als 100 Teilnehmer aus Deutschland, Österreich, der Schweiz, Frankreich, Großbritannien und Italien diskutierten aktuelle Herausforderungen und Chancen der Branche auch mit Vertretern des Zolls, des Bundesministeriums für Ernährung und Landwirtschaft sowie den Verbänden. Ein großes Besichtigungsprogramm am Standort Seestraße der VLB, das auch alle Einrichtungen des IfGB beherbergt mit Vorabendtreffen sowie die sehr spannende Führung durch das Ardagh Glaswerk Neuenhagen mit anschließendem Begrüßungsabend im Schlossgut Altlandsberg ergaben einen gelungenen Branchentreff. (WiK) In diesem Jahr startete das IfGB-Forum am Montag mit einem Vorabendtreffen am Standort Seestraße inklusive der Besichtigung ausgewählter Laboratorien und Arbeitsbereiche. Auch die Studienbrauerei und die Preussische Spirituosen Manufaktur öffneten ihre Pforten. Werner Albrecht vom Bundesminis­ terium für Ernährung und Landwirtschaft hatte in diesem Jahr die Moderation des ersten Tages übernommen. Er dankte Dr. Josef Fontaine und Wiebke Künnemann für ihr Engagement für die Spirituosenbranche: „Ohne die VLB bzw. das IfGB wäre die Destillateurmeisterfortbildung nicht möglich.“ VLB-Geschäftsführer Dr. Josef Fontaine dankte dem Hauptsponsor Ardagh, vertreten durch Craig McMain. „Wir freuen uns sehr, dass Sie uns mit der Betriebsbesichtigung so wunderbar unterstützen.“ Der VLB-

Geschäftsführer blickte auf den Ins­t ituts-Standort an der Seestraße um 1900 zurück. Das Institut für Gärungsgewerbe vereinte gärungstechnologische Institutionen von Versuchs- und Lehranstalt für Brauerei bis hin zum Verein der Spiritusfabrikanten. Direkt benachbart waren das Zucker- und das Getreideins­titut. Das Virchow-Klinikum ist seit mehr als 100 Jahren Nachbar des IfGB, die Außenstelle des Robert-KochInstituts ist jüngst hinzugekommen. Aktuell starten die Bauarbeiten für einen gemeinsamen Bio- und Medizintechnologie-Campus von TU Berlin und Charité für das Forschungsgebäude „Der Simulierte Mensch“. Hinzu kommt das Berlin Center for Advanced Therapies (BeCAT) der Charitè. Auch die TU Berlin hat mit der Kernsanierung des Gebäudes GGN am Standort Seestraße 13 begonnen. Die Planungen zur Kernsanierung der Altgebäudes (ehemalige VLB) sind im vollen Gange. Damit

werden wir an der Seestraße in fünf bis zehn Jahren einen sehr innovativen Campus haben, wie vor 100 Jahren“, sagte Dr. Fontaine. Im Folgenden würdigte er das Engagement seiner Mitarbeiter im Spirituosenbereich: Wiebke Künnemann, Johannes Fuchs und Tim Fuchs. Beide Lebensmittelchemiker sind auch Dozenten des Destillateurmeisterkurses 2020. Dr. Fontaine dankte der Preussischen Spirituosen Manufatur dafür, dass das IfGB künftig im Rahmen der Kooperation die kleine Verschlussbrennerei mitnutzen darf. Bei der Vorstellung der Mitgliederstruktur sagte der Referent: „Wir freuen uns sehr darüber, dass wir nun auch Nordbrand Nordhausen als Mitglied gewinnen konnten.“ Rahmenbedingungen Werner Albrecht vom Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft, Bonn, sprach über die neue Europäische Spirituosen-Grundver-

Fotos: WIK

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Nachrichten aus dem Institut für Gärungsgewerbe und Biotechnologie zu Berlin

Timo Broeker ordnung. „Fast alles, was ich Ihnen vorstelle gilt erst ab 25. Mai 2021“, betonte er. Wenige Aspekte seien seit dem 8. Juni 2019 gültig, z.B. der Geo­schutz und der genehmigte Zusatz von Milcherzeugnissen zum Eierlikör. „Eine Legalisierung von Bieralkohol für die Spirituosenherstellung wäre vernünftig gewesen“, sagte Albrecht im Hinblick auf die gemeinsamen Anstrengungen von Ministerium und Brauer-Bund. Der Hauptwiderstand kam von juristischer Seite, man hätte davon abgeleitet Alkohol aus Reststoffen ebenso akzeptieren müssen wie den aus den Entalkoholisierungsanlagen der Brauereien. Für die rechtlich vorgeschriebene Bezeichnung (bisher „Verkehrsbezeichnung“) gibt es weiterhin drei Optionen: „Gattungsbezeichnung“, „Geo­grafische Angabe“ und „Spirituose“. Wirkliche Neuerungen seien u. a. dass für die Aromatisierung im Spirituosensektor nun auch aromagebende Lebensmittel zugelassen sind, z. B. auch Fruchtsaft. Wir haben versucht, die Deklaration „ohne Zuckerzusatz“ durchzusetzen, sind aber an der Health-Claims-Verordnung gescheitert.“ Ab 25. Mai 2021 ist die Deklaration „trocken“ oder „dry“ z.B. für ungezuckerte

Brände möglich. „Schon das ist ein großer Erfolg“, sagte Albrecht. Zuckergrenzen bei der Abrundungszuckerung können national niedriger gehalten werden als die EU-Verordnung vorgibt. „Wir haben dazu die Verbände zu Stellungnahmen eingeladen.“ Neue Süßungsmittel wie z.B. Stevia können künftig durch die EU-Kommission zugelassen werden. Eine eklatante Änderung beim Geoschutz ist, dass als Antragsteller nur noch Schutzvereinigungen zugelassen sind, nicht mehr die Regierung. Künftig ist außerdem eine Registrierung für alle Hersteller, die eine eingetragene geografische Angabe verwenden möchten, verpflichtend. Schließlich erfolge eine automatische Löschung, falls eine geografische Angabe sieben Jahre in Folge nicht verwendet wurde. „Alle 33 der von uns beantragten geografischen Angaben sind von der Europäischen Kommission gebilligt worden.“ Bei der geografischen Angabe „Deutscher Weinbrand“ ist verpflichtend vorgeschrieben, dass mindestens 85 % des Destillats in Deutschland hergestellt wird. Die Bezeichnung „Single Malt“ ist nun als Zusatz zu „Whisky“ erlaubt, wenn 100 % Gerstenmalz in einer einzigen Brennerei verwendet wurden. Bei Gin gibt es drei eigenständige Kategorien: „Gin“, „Destillierter Gin“ und „London Gin“. Bei allen darf ausschließlich Neutralalkohol aus landwirtschaftlicher Produktion verwendet werden. Erlaubt sind nur Wacholderbeeren der Gattung „juniperus communis L.“ Der Mindestalkoholgehalt beträgt 37,5 % vol und der Wacholdergeschmack muss vorherrschend sein. Die Ergänzung „dry“ ist zulässig, sofern der Zuckergehalt höchstens 0,1 g/Liter beträgt.

Angelika Wiesgen-Pick, Bundesverband der Deutschen SpirituosenHersteller und -Importeure (BSI), Bonn, betrachtete die Entwicklungen der Spirituosenbranche im Kontext von Wirtschaft und Politik. Sie dankte Wiebke Künnemann für die Einladung an die VLB: „Ein wunderbares Gebäude, da können wir noch öfter tagen.“ Die Referentin wertete den seit zehn Jahren stabilen Pro-Kopf-Konsum von 5,4 l in Zeiten des Wandels und einer stagnierenden Gesamtwirtschaft als Erfolg. Die Spirituosenbranche hat weiterhin positive Medienpräsenz. Premium, Qualität und Craft seien sehr erfolgreiche Nischen. „Junge Leute trinken sehr maßvoll. Sie sind sehr interessiert, fordern aber auch Informationen ein“, so die BSI-Geschäftsführerin. Deutscher Gin und deutscher Whisky seien weiterhin Wachstumssegmente. Viele Trends kämen auch über Drittländer. Brandy zeigt Zuwächse und wird u.U. auch den Weinbrand voranbringen. Auch zahlreiche Innovationen würden vom Konsumenten sehr gut angenommen. „Ihre Kreativität wird Ihnen auch in Zukunft helfen, erfolgreich zu sein“, ermunterte Wiesgen-Pick die Produzenten. Die Veränderungen in Brüssel sieht Wiesgen-Pick eher kritisch. Von der Leyen in Brüssel sei für die Spirituose ungünstig, da sie z.B. für Warnhinweise auf Spirituosenflaschen ist. Bezogen auf die Neuerungen bei den geografischen Angaben betonte Wiesgen-Pick: „Der BSI wird die geforderten Schutzgemeinschaften gründen. Nur die ,Schwarzwälder‘ lassen wir beim Verband der Obstverschlussbrenner und dem nationalen Kleinbrenner-Verband.“

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Unten links: Stamm­referenten Angelika Wiesgen-Pick und Werner Albrecht Unten rechts: Gerald Schroff (M.) führt durch die Preussische Spirituosen Manufaktur

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IfGB AKTUELL

Verpackungs­ experten unter sich: Susan Dobrick und Daniel Kinast

Unten rechts: Besichtigung des Ardagh-Glaswerks in Neuenhagen

Ein ganz anderes Thema sprach Timo Broeker von der Technischen Hochschule Ostwestfalen-Lippe, Lemgo, an. Power-to-Gas und bio­ katalytische Methanisierung ist eine Methode zur Nutzung von Gärungskohlensäure. Ziel ist es dabei. Die Nebenprodukte der Bioethanolanlagen und Brennereien für die Stromspeicherung einzusetzen. Bei der Bioethanolherstellung entstehen auf 30 kg Ethanol 40 kg Gärreste, die u.a. in Biogasanlagen verwertet werden. Außerdem entstehen 30 kg CO2. Das lässt sich mit 6,8 kg Wasserstoff zu 13,6 kg Methan umwandeln, das sich direkt in das Erdgasnetz einspeisen ließe. Der Wasserstoff würde aus einem Wasserstoff-Elektrolyseur stammen, der überschüssigen Strom, z.B. aus Windkraftanlagen, in Wasserstoff verwandelt. Dies sei ein Weg, um Ökostrom zu speichern und insgesamt CO2-Emissionen zu vermindern. Zu den Partnern im vom Bundesministerium für Bildung und Forschung geförderten Projekt gehört u.a. Südzucker mit ihrer Ethanolanlage in Zeitz. Die Laborversuche sind abgeschlossen, ein Feldversuch soll zum Jahresende starten.

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Unten links: Dr. Josef Fontaine (M.) im Gespräch mit Craig McMain (l.) und Werner Albrecht

Glas und Verpackungen Daniel Kinast, Goetz + Müller, Berlin, eröffnete als Vertreter des Co-Sponsors Ellerhold den Schwerpunkt mit einem Vortrag über Etiketten im Wandel der Zeit. Die Ellerhold Gruppe produziert an sechs unterschiedlich spezialisierten Standorten Haft- und Nassklebe-Etiketten, Rollenetiketten (Goetz + Müller, Berlin), Verpackungen und Displays sowie Plakate. „Wir produzieren 20 Mio. Etiketten am Tag, allein in Berlin“, sagte der Referent. Goetz + Müller ist mit konventionellen und Digital-Druckmaschinen, Veredelungsmaschinen, Rollenhaft-Etikettenmaschinen sowie Rollenoffsetmaschinen ausgestattet. Produziert werden sowohl Haft- als auch Nassklebe-Etiketten. Das Etikett habe sich vom Informationsmedium zum Entscheidungsmedium gewandelt. „Wir diskutieren heute Erlebbarkeit durch haptische Eindrücke. Die Firmen wollen ein Gefühl transportiert haben“, sagte der Referent. Etiketten werden „fühlbar“ durch Effekte auf mehreren Ebenen. Erhabene Buchstaben kann man ertas­ ten. Für Spirituosenflaschen sind besondere Veredelungstechniken u.a. mit Silber- und Goldfolien üblich. Aktuelle Etiketten-Trends sind interaktive Anwendungen über QRCodes oder individuelle fortlaufende Codes. Für Papier spräche u.a. dass es kein Plastik ist und dass das Etikett nach Gebrauch zum Wertstoff wird. Bezogen auf die fortschreitende Individualisierung von Produkten sagte Kinast: „Wir haben keine Angst vor kleinen Mengen. Kommen Sie uns einfach besuchen, vieles lässt sich im direkten Gespräch am schnellsten klären.“

Susan Dobrick, Leiterin der VLBVerpackungsprüfstelle stellte die Verpackungsprüfung an gläsernen Spirituosenflaschen vor. Die Verpackungsprüfstelle testet Verpackungen aller Art, u. a. Flaschen, Verschlüsse und Kartons, außerdem Etiketten und Leime. Es werden Prüfverfahren nach festgelegten Methoden, wie DIN-Normen, Transportvorschriften, Vereinbarungen, Spezifikationen u. ä., durchgeführt. Hinzu kommen spezielle Untersuchungen bei konkreten Problemen. Auch in der praxisorientierten Forschung ist die Verpackungsprüfstelle aktiv. Ziel der Verpackungsprüfung ist es, die Erfüllung aller Funktionen der Verpackung zu testen. „Die Schutzfunktion ist dabei die wichtigste“, betonte Dobrick. Die Referentin stellte die mit dem BSI und dem Bundesverband Glasindustrie erarbeiteten Allgemeinen Technische Lieferbindungen (ATLB) für Spirituosenflaschen vor. Die detaillierte Qualitätsbeschreibung von der Maßhaltigkeit bis zur Farbe umfasst auch Fehlerdefinitionen und -beschreibungen. Für AluminiumAnrollverschlüsse für Spirituosenflaschen aus Glas gibt es z.B. Spezielle Technische Liefer- und Bezugsbedingungen (STLB). Kritische Fehler, dürfen nicht vorkommen wie z. B. Glasfäden im Inneren der Flasche (Affenschaukeln) oder Glasspitzen und Glassplitter innerhalb der Flasche, die den Verbraucher gefährden oder verletzen könnten. Auch Fehler, die zum Verderb oder zum Verlust des Füllgutes führen können, wie z. B. nicht normkonforme Mündungen, können nicht toleriert werden. Einige der Tests hatte Dobrick bereits am Vorabend im Rahmen der Institutsführung vorgestellt.


Nachrichten aus dem Institut für Gärungsgewerbe und Biotechnologie zu Berlin

Schlagbruch. Vertikaler Bruchspiegel und in spitzem Winkel auffächernde Hauptbruchlinien belegen einen Innendruckbruch. Weiterhin werden die Scherben auf stabilitätsmindernde Faktoren wie z.B. unzureichende Wanddicke, ungleichmäßige Wanddickenverteilung oder Einschlüsse und Risse überprüft.

Dr. Georg Wenk Dr. Georg Wenk, VLB Berlin, vertiefte das Thema Verpackungsprüfung mit seinem Vortrag Bruchanalyse von Glasflaschen. Er erklärte, wie die Rekonstruktion zerbors­tener Flaschen Hinweise auf die Bruchursache geben können. Eine Arbeit mit kriminalistischer Genauigkeit. Kernfrage ist dabei stets „War die Beanspruchung zu hoch oder war die Flasche zu schwach?“ Schließlich geht es darum, herauszufinden, ob es sich um einen Fehler der Produktion oder der Handhabung beim Abfüller, im Handel oder beim Endverbraucher handelt. Zum Einsatz kommen u.a. ein ZEISS OP-Mikroskop mit Digitalkamera, um den Bruchausgangspunkt zu lokalisieren und die Bruchausbreitungsrichtung auf den Glassplittern zu bestimmen. Die Rückverfolgung der Bruchlinien auf der rekonstruierten Flasche führt zum gemeinsamen Ursprung. Anhand der Form der Bruchfläche lässt sich dann die Ursache bestimmen. Radial abgehende Hauptbruchlinien und muschelförmige Absplitterungen auf der Innenwand sprechen für einen

Glaswerk Neuenhagen Wie Glasflaschen produziert werden und wie die sorgfältige Qualitätskontrolle aussieht, erfuhren die Teilnehmer im Glaswerk Neuenhagen des Hauptsponsors Ardagh Group. Werksleiter Craig McMain bot mit seinem Team spannende Führungen in Kleingruppen durch die gesamte Produktion, von der Rohstoffannahme entlang der gigantischen Glaswanne bis zur Palettierung der gründlich überprüften Flaschen. 1995 startete die Produktion in Neuenhagen bei Berlin. Die Ardagh Group hat jüngst einen zweistelligen Millionenbetrag investiert und das Herzstück des Werks, die Glasschmelzwanne, erneuert. Außerdem wurden Glasproduktionsmaschinen und Leitsystem komplett erneuert. „Das Glaswerk Neuenhagen ist eine der modernsten Produktionsstätten der Ardagh Group in Deutschland“, freut sich Werksleiter Craig McMain. „Eine sehr schöne, saubere Glashütte“, zeigten sich die Besucher beeindruckt. Begrüßungsabend Zum Begrüßungsabend lud das IfGB in das Schlossgut Altlandsberg ein. Die Führungen durch die dortige Sozietätsbrauerei und Brennerei wurden von den Teilnehmern begeistert angenommen. (wird fortgesetzt)

Flaschenproduktion im Ardagh-Glaswerk Neuenhagen

Vertreter der VLB-Mitgliedsunternehmen im Gespräch: Hans-Werner Schlichte, Martin Wingbermühlen und Willibald Meistermann (v. l.)

Unten links: Begrüßungsabend im Festsaal des Schlossguts Altlandsberg. Unten rechts: Reinhard Wiese (r.) führt durch die Brennerei Altlandsberg

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IfGB AKTUELL

 VERBÄNDE VLB Berlin

Nordbrand Nordhausen ist neues VLB-Mitglied Seit Juli ist der Spirituosenhersteller Mitglied der VLB Berlin. Mit einem von der Ausstoßmenge abgeleiteten Mitgliedsbeitrag ist Nordbrand das erste stimmberechtigte VLB-Mitglied der Spirituosenbranche. (WiK) Die Nordbrand Nordhausen GmbH ist nach Ausstoß der größte Spirituosenanbieter Deutschlands (48,0 Mio. Flaschen 2017) und beschäftigt in Brennerei, Spirituosenproduktion und Traditionsbrennerei rund 120 Mitarbeiter. Das Thüringer Unternehmen betreibt eine der größten Kornbrennereien Deutschlands mit eigener Rektifikation. Überregional bekannt ist das Unternehmen durch seinen Roggenkorn „Echter Nordhäuser“. Unter ihrem Dach beherbergt die Spirituosentochter von Rotkäppchen-Mumm außerdem ein sehr facettenreiches Likör-Angebot, zu dem auch Liköre wie Eckes, Wurzelpeter oder Fläminger Jagd gehören. Weinbrände wie Chantré und

Foto: oh

Brennereileiter Martin Freiberg, Nordbrand Nordhausen, (M.) erhält die Mitglieds­ urkunde von Dr. Josef Fontaine und Wiebke Künnemann im Rahmen des jüngsten IfGB-Forums in Berlin Mariacron sowie Rum und Rumverschnitt runden das Portfolio ab. „Wir freuen uns, mit Nordbrand Nordhausen einen so starken, vielseitigen Partner zu gewinnen, der Tradition und Moderne ideal verbindet“, freute sich VLB-Geschäftsführer Dr. Josef Fontaine. „Wir schätzen die Tagungsund Fortbildungsveranstaltungen der VLB bzw. des IfGB und die ver-

 FORTBILDUNG

BSI/Bundesverband Onlinehandel e. V. (BVOH)

Jugendschutz im Online-Handel

Destillateurmeisterkurs 2020

Der „Arbeitskreis Alkohol und Verantwortung“ des Bundesverbandes der Deutschen Spirituosen-Industrie und -Importeure e. V. (BSI) und der Bundesverband Onlinehandel e. V. bieten Online-Händlern, Entwicklern und Programmierern ein Web-based-Training (WBT) zum Thema „Jugendschutz im Online-Handel mit Spirituosen“ an.

Die Termine für den geprüften Destillateurmeister stehen fest. Wer im Jahr 2020 die Prüfung absolvieren will, muss sich zügig darum kümmern, einen passenden Basisqualifikationskurs zu belegen und den Ausbildereignungsschein zu machen.

(F.) Über die Webseite www.onlinehandel-wbt.de kann man sich kostenlos registrieren. Auf ca. 20 Seiten erhält man eine Einführung in rechtliche Aspekte und eine Übersicht der verfügbaren Altersverifikationssysteme (AVS) bei der Bestellung und der Paketdienstleis­ tungen mit Alters- und/oder Identitätsprüfung. Nach dem Durcharbeiten des etwa 15-minütigen Trainings können sich die Teilnehmer eine personalisierte Teilnahmebestätigung herunterladen. Im Anhang finden die Teilnehmer auch Kontaktdaten zu den gängigen AVSAnbietern und Paketdienstleistern mit Jugendschutz-Produkten.

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lässliche Spirituosenanalytik“, sagte Robert Becke, Direktor Geschäftsbereich Spirituosen der Nordbrand Nordhausen GmbH. „Das IfGB konnte sich immer auf die Unterstützung durch Nordbrand Nordhausen verlassen“, sagte Wiebke Künnemann. „Sei es bei der Ausrichtung des 5. IfGB-Forums oder der Durchführung unserer Destillateurkurse.“

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Der BSI setzt bereits seit Jahren auf umfassende Schulungen von Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern in Handel und Gastronomie sowie an Tankstellen zum Thema „Jugendschutz“. Das Web-based-Training für den Online-Handel stellt eine konsequente Weiterentwicklung dieser Initiative dar. „Spirituosen sind auch für den Online-Handel attraktiv. Selbstverständlich gilt für den Online-Handel wie für den stationären Handel, dass Spirituosen und spirituosenhaltige Getränke nicht in die Hände von Minderjährigen gelangen dürfen“, erläutert BSI-Geschäftsführerin Angelika Wiesgen-Pick.

Vom 3. August bis 9. Oktober 2020 bietet das Institut für Gärungsgewerbe seinen Kurs Fachund handlungsspezifische Qualifikationen für Destillateurmeister („Destillateurmeisterkurs“) an. Das IfGB ist Bildungsträger. Allein die IHK Berlin befindet über die Prüfungszulassung und beurteilt die Kurse für die Basisqualifikatio­n en. Die IHK Berlin prüft vom 12. bis zum 14. Oktober 2020. www.ihk-berlin.de www.ifgb.de


Nachrichten aus dem Institut für Gärungsgewerbe und Biotechnologie zu Berlin

 IfGB-FORUM

18. IfGB-Forum im Oktober 2020 in Graz Alle, die 2010 dabei waren, als Anton Paar und die DESTILLERIE FRANZ BAUER das IfGB-Forum nach Graz eingeladen hatten, schwelgen bereits in großer Vorfreude, seit Hans-Werner Schlichte, Geschäftsführender Gesellschafter der DESTILLERIE FRANZ BAUER, erneut die Einladung nach Graz ausgesprochen hat. Anlass ist der 100. Geburtstag seines Unternehmens. Dieser führt dazu, dass das 18. IfGB-Forum im Oktober stattfindet. Der 6. und 7. werden den Vorträgen und Betriebsbesichtigungen – auch beim Messgerätehersteller Anton Paar – gewidmet sein. Am Donnerstag, dem 8. Ok­ tober, sind die Tagungsteilnehmer zum Firmenjubiläum der DESTILLERIE FRANZ BAUER eingeladen.

Destillerie Franz Bauer Seit knapp 100 Jahren werden in Graz erstklassige Spirituosen erzeugt. Rund 1,5 Mio. kg Früchte aus der Steiermark werden jährlich zu Bränden und Geisten verarbeitet. Nationale und internationale Prämierungen der Destillata, des World Spirits Awards, der DLG sowie IWSC belegen die weltweit anerkannte Produktqualität. Neben eigenen Marken vertreibt die Destillerie Franz Bauer in Österreich Marken wie Berentzen, Bunnahabhain, Licor 43, Puschkin, Three Sixty sowie Ledaig. Für Jägermeister ist das Unternehmen seit einem guten halben Jahrhundert der alleinige

Lizenznehmer für ganz Österreich. Im Zentrum von Graz befindet sich eine der modernsten Obst-Verschlussbrennereien Europas. Ein Projekt der Firma Carl, auf das der Geschäftsführende Gesellschafter des Brenngeräteherstellers Alexander Plank bis heute stolz ist. Die Destillerie Franz Bauer ist langjähriges Mitglied der VLB Berlin. Hans-Werner Schlichte übernimmt 2020 zum zweiten Mal das Sponsoring des IfGB-Forums. Darüber hinaus schickt er regelmäßig Mitarbeiter zu Fortbildungen des IfGB. In diesem Jahr gehörte das Team aus Graz nicht nur zu den Teilnehmern mit der weitesten Anreise, sondern stellte mit sechs Personen auch die größte Delegation eines einzelnen Unternehmens. Anton Paar Ein QS-Labor der Spirituosenindus­ trie ohne einen Biegeschwinger von Anton Paar ist unvorstellbar, ist doch die Überwachung des Alkoholund Extraktgehalts von Bränden, Geisten und Likören eine grundlegende Voraussetzung für gleichblei-

bende Produktqualität. Die Geräte von Anton Paar analysieren eine breite Produktpalette von reinen Destillaten und Spirituosen mit geringen Extraktgehalten bis hin zu Likören mit hohen Zuckergehalten. Besonders Letzeres ist ein echter Durchbruch. Eine digitale Schnittstelle für moderne Laborinformationssysteme sichert eine direkte Datenübertragung. Für die kleineren Unternehmen wie Craft-Distiller und Spirituosen-Manufakturen gibt es das tragbare Alkoholmessgerät Snap 51, ein digitales Alkoholmessgerät für Destillate. Das Gerät misst Proben jeglicher Stärke mit einer Genauigkeit von 0,1 % vol direkt in der Produktion. Das langjährige VLB-Mitglied Anton Paar zeichnet sich nicht nur durch Tagungssponsoring aus. Es unterstützt außerdem die Fortbildungskurse der VLB und des IfGB – zum einen mit dem Anton-Paar-Laboratorium im Aus- und Fortbildungszentrum der VLB, zum anderen durch die Ausstattung mit mobilen Messgeräten für die Destillateurkurse.

Mit Unterstützung von

Impressionen vom IfGB-Forum 2010 Fotos: WiK

(WiK) „Wir sind begeistert, dass die Destillerie Franz Bauer und Anton Paar uns wieder nach Graz eingeladen haben“, freut sich VLBGeschäftsführer Dr. Josef Fontaine. „Das sind zwei sehr starke Partner, für deren Vorträge und Betriebsbesichtigungen allein schon die Reise in das Herz der Steiermark lohnt“, ergänzt IfGB-Koordinatorin Wiebke Künnemann.

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BETRIEBSWIRTSCHAFT

 BRAU-BÖRSEN-BILANZ

Neuer Leasing-Standard verlängerter IFRS-Bilanzen Der Dax 30 (FAZ 100) schloss zum Augustultimo 2019 bei 11 939 (2204) Punkten und gab damit im Vergleich zum Juniultimo -3,7 (-3,4) % ab nach zwischenzeitlich noch stärkeren Rückgängen. Am 20. September 2019 gingen die Börsenbarometer mit 12 468 (2286) Zählern aus dem Markt und lagen damit etwas über dem Halbjahresschluss. Kulmbacher mit stabilem Absatz im 1. Halbjahr 2019 Die Kulmbacher Brauerei AG hat ihren Getränkeabsatz im 1. Halbjahr 2019 im Konzern mit 1,631 (1,629) Mio. hl stabil gehalten. Für Bier wurden konstant 1,155 Mio. hl mitgeteilt (ohne Lohnbrau und -abfüllung). Im Handel habe die Gruppe dabei +1,8 % mehr verkauft. Rückläufig tendierten die Gastronomie, und die Ausfuhr auch wegen Italien nach Sortimentsumstellung bei einem konzernabhängigen GFGH. Im Sortiment seien die Kulmbacher Eigenmarken insgesamt +0,6 % vorangekommen, wobei „Mönchshof “ und „Kapuziner“ die Rückgänge bei den anderen Eigenmarken aufgefangen hätten. Alkoholfreie Biere und dito Biermisch seien um +35,5 % gesprungen, wobei die Oberfranken die wertmäßige Stabilität dieses Marktsegments herausstellten. Premium-Spezialitäten, alkoholfreie Biere und innovative Mischgetränke stünden für konstant 16 % vom Absatz. Damit könne sich die Plassenburg dort dem Pils-Verdrängungswet tbewerb, den ihre Sachsenmarken „Sternquell“

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und „Braustolz“ nach Preiserhö- Abschluss geprägt durch neuen hung im November 2018 spüren, Leasingstandard weitgehend entziehen. Derzeit Die Kulmbach -Konzernbilanz werde die Marke „Kitzmann“ inte- längte sich zum Halbjahresultimo griert. Die AfG lagen im Konzern mit 2019 im Vergleich zum Ultimo 2018 0,476 (0,474) Mio. hl gut behauptet, deutlich durch die IFRS-16-Erstanwobei „Bad Brambacher“ +0,2 % wendung, mit der die bisher nur im mehr verkauft habe. Anhang gezeigten operate leases Der Konzernumsatz von IFRS-Bi- nun in die Bilanz einzubeziehen lanziererin Kulmbacher stieg im sind: Auf der Vermögensseite stan1. Halbjahr 2019 netto +2,2 % auf den neu +30,5 Mio. € Nutzungs112,8 (110,5) Mio. € bei etwas ge- rechte und auf der Finanzierungsringerem Lageraufbau (+0,8 nach seite +30,6 Mio. € Leasingverbind+1,0 Mio. €). Hinzu kamen 4,3 lichkeiten. Entsprechend längte (4,7) Mio. € sonstige betriebliche sich die Bilanzsumme auf 205 (177) Erträge. Der Personalaufwand er- Mio. €. Das Eigenkapital lag bei 77,1 höhte sich bei durchschnittlich (78,8) Mio. € (EK-Quote 37,6 % 944 (920) Mitarbeitern nach 44,4 % und daauf 27,1 (25,2) Mio. €. mit besser als erwarHeute in der Dem Anstieg bei den tet). Brutto investiert Brau-BörsenAbschreibungen auf Sawurden im 1. Halbjahr Bilanz chen und Rechte (13,9 2019 in Sachen und nach 9,7 Mio. €) stehen Rechte 6,5 (9,2) Mio. € • Boston Beer der im Vergleich zum und in Wirtedarlehen • Carlsberg Umsatz unterproporti0,8 (0,5) Mio. €. Aus An• Heineken onale Anstieg beim Malagenabgängen flossen • Karlsberg terialaufwand auf 41,0 cash +1,5 (+2,1) Mio. € • Kulmbacher (40,6) Mio. € und der zu. Aus Sicht Juli 2019 • u. a. Rückgang bei den sons­ erschien die Prognose tigen betrieblichen Auffürs Gesamtjahr 2019 wendungen auf 31,1 (34 ,7) bei planmäßigem Geschäftsverlauf Mio. € gegenüber: Mit Anwendung im 2. Halbjahr machbar: Der Umdes neuen Leasingstandards IFRS satz soll bei der Paulaner-Tochter 16 wird bisheriger Mietaufwand der Häuser Schörghuber und Hei(-4,4 Mio. € bei Materialaufwand neken leicht steigen (2018: 232 und sonstigen betrieblichen Auf- Mio. €) bei ca. 10 Mio. € Betriebserwendungen) zur Abschreibung auf gebnis (EBIT). Nutzungsrechte im Betriebsergebnis (neu +4,1 Mio. €) sowie zum Lea- Karlsberg Brauerei mit mehr singzins im Finanzergebnis. Der Be- Gewinn aus weniger Umsatz triebsgewinn stellte sich auf +4,9 HGB-Bilanziererin Karlsberg Brau(+5,9) Mio. €. Das Finanz­ergebnis erei GmbH hat im 1. Halbjahr 2019 verschlechterte sich durch den laut Zwischenabschluss brutto höheren Zinsaufwand auf -0,2 66,7 (70,8) Mio. € umgesetzt (da(-0,04) Mio. €. Vor Ertragsteuern von 19,6 nach 21,9 Mio. € im Ausverdienten die Oberfranken im land). Nach Abschlag von 2,7 (3,9) 1. Halbjahr 2019 4,7 (5,8) Mio. €, Mio. € Verbrauchsteuern hat die danach standen 3,30 (4,14) Mio. € Brauerei des Hauses Weber netto Gewinn. 64,0 (66,9) Mio. € erlöst (-4,3 %).


Ein nachhaltig positiver Trend zeigt sich bei den alkoholfreien Bieren und Biermischgetränken, insbesondere aufgrund gestiegener Sommertemperaturen durch die klimatischen Veränderungen. Aus dem Halbjahresbericht der Kulmbacher Brauerei AG für 2019

Bei weiter reduzierter Lohnproduktion (12,5 nach 16,8 Mio. € Umsatz u.a. aus Lohnproduktion, davon 8,7 nach 12,5 Mio. € Lohnproduktion und Handelsmarken) seien die Markenumsätze um +3,5 % gestiegen: Während sich das Inland bei 36,5 (36,4) Mio. € gut behauptete, machte das Ausland +15,5 % gut auf 10,7 (9,3) Mio. €. Im Inland habe „MiXery“ seine Distribution ausgeweitet und sich als nationaler Biermix-Marktführer behauptet. „Karlsberg“ sei beim Absatz knapp +1 % vorangekommen, sein „UrPils“ habe seine Marktführerschaft im regionalen Kernabsatzgebiet arrondiert. Und die Partnermarken setzten 4,3 (4,4) Mio. € um. Der Materialaufwand sank überproportional -7,8 % auf 26,6 (28,9) Mio. €, und der Personalaufwand bei durchschnittlich 260 (284) Mitarbeitern -15,6 % auf 9,5 (11,3) Mio. €. Die Abschreibungen auf Sachen und Rechte lagen bei konstant 4,5 Mio. €. Und der sonstige betriebliche Aufwand wurde auch dank reduzierter Lohnproduktion auf 19,4 (20,4) Mio. € zurückgenommen. Das Betriebsergebnis stieg auf 4,7 (3,2) Mio. €. Auch um Einmaleffekte bereinigt verbesserte sich das EBIT leicht auf 4,8 (4,7) Mio. €. Das Finanzergebnis stieg dank höherer Zinserträge auf -1,5 (-2,0) Mio. € Aufwandssaldo. Nach 0,1 (0,2) Mio. € sonstigen Steuern stieg der Halbjahresgewinn auf 3,0 (1,0) Mio. €, die an Mutter Karlsberg Holding GmbH abgeführt wurden. Ihre Bilanzsumme längte sich zum Halbjahresultimo 2019 ggü. Ultimo 2018 saisonbedingt auf 160 (151) Mio. €. Auf der Vermögensseite standen vornehmlich höhere Forderungen aus Lieferungen und Leistungen und gegenüber verbundenen Unternehmen. Auf der Finanzierungsseite stiegen vor

allem die Bankverbindlichkeiten und saisonbedingt die sonstigen Rückstellungen bei konstant 42,6 Mio. € Eigenkapital (EK-Quote 26,6 nach 28,3 %). Investiert wurden im 1. Halbjahr 2019 brutto 3,7 (3,2) Mio. € in Sachen und 0,4 Mio. € in Wirtedarlehen. Für ihr Gesamtjahr 2019 bestätigte die Karlsberg Brauerei in der 2. Augusthälfte ihre Prognose: Während der Umsatz im niedrig einstelligen Prozentbereich rückläufig erwartet wird, soll das adjustierte EBITDA als Betriebsergebnis vor Abschreibungen, bei höherem Aufwand für Marketing und Vertrieb, zwischen 15,5 und 18,5 Mio. € herauskommen (1. Halbjahr 2019: 9,2 Mio. €). MinKGaA steigert Halbjahres­ gewinn 2019 Die Mineralbrunnen ÜberkingenTeinach GmbH & Co. KGaA als weitere Getränkebeteiligung des Hauses Weber hat im 1. Halbjahr 2019 den Absatz bei ihren Mineralwasser- und Erfri-Hauptmarken insgesamt ausweiten können – trotz wetterbedingter Rückgänge im Mai und Juni. Der Saftbereich habe insgesamt leicht abgegeben. Umgesetzt hat die HGB-Bilanziererin in ihrem Konzern 72,9 (72,4) Mio. € mit durchschnittlich 423 (420) Mitarbeitern. Der Betriebsgewinn stieg auf 4,0 (2,1) Mio. € und der Halbjahresüberschuss auf 2,6 (1,5) Mio. €. Die Konzernbilanzsumme kürzte sich zum 30. Juni 2019 ggü. Ultimo 2018 auf 142 (146) Mio. € bei 60,7 (64,0) Mio. € Eigenkapital. In Sachen, Rechte und Finanzanlagen investiert wurden im 1. Halbjahr 2019 brutto 3,3 (5,9) Mio. €. Im Gesamtjahr 2019 soll der MinKGaAKonzernumsatz niedrig einstellig wachsen, und das EBITDA werde zwischen 21 und 25 Mio. € erwartet (1. Halbjahr 2019: 10,1 Mio. €). Heineken: Absatz im 2. Quartal 2019 freundlich Der Konzern um die Heineken N.V. hat im 2. Quartal 2019 seinen konsolidierten Getränkeabsatz (ohne Lizenzbier) auf 72,5 (71,5) Mio. hl ausweiten können. Die Mehrverkäufe kamen aus dem laufenden Geschäft (+1,4 %), Konzernveränderungen standen saldiert für -0,1 Mio. hl. Bier tendierte noch fester auf 63,4 (62,2) Mio. hl (vergleichbar +2,1 %). Im laufenden Geschäft am stärksten voran kam bei Bier Asien/Pa-

zifik mit +12,5 % gleich +0,9 Mio. hl auf 7,7 Mio. hl (wobei dort Konzernveränderungen im Vergleich zum Vorjahr für -0,4 Mio. hl standen). Sehr fest auch Afrika/Nahost/Osteuropa mit +6,5 % gleich +0,7 Mio. hl auf 11,4 Mio. hl. Freundlich zeigte sich Amerika mit +2,7 % gleich +0,5 Mio. hl auf 20,9 Mio. hl. Allein Europa gab ab, vergleichbar -3,4 % gleich -0,8 Mio. hl auf 23,4 Mio. hl (wobei hier durch Konzernveränderungen noch +0,3 Mio. hl hinzukamen): Nach einem guten Start dank Ostern hätten sich schlechtes Wetter und gute Vorjahreszahlen bemerkbar gemacht. Die Marke „Heineken“ tendierte weltweit +5,7 % auf 10,4 Mio. hl fest, wobei Amerika und Afrika/Nahost/Osteuro­ pa um +14,4 % bzw. +14,8 % sprangen, während die beiden anderen Regionen leichter tendierten. Sonstige Getränke gaben etwas ab auf 6,8 (7,0) Mio. hl, gleichfalls die Handelsgetränke auf 2,2 (2,3) Mio. hl. Der GruppenBierabsatz, er enthält Lizenzbier (1,3 nach 0,6 Mio. hl) und anteilige Verkäufe von Beteiligungen und Gemeinschaftsunternehmen wie Paulaner, wurde mit 68,7 (67,1) Mio. hl angegeben. Amsterdam freut sich zum Halbjahr über Asien/Pazifik Im 1. Halbjahr 2019 verkaufte Amsterdam im Konzern so 133,1 (129,9) Mio. hl Getränke (+2,5 %). Bier tendierte fester auf 116,1 (112,7) Mio. hl (vergleichbar +3,1 %). Auch im Halbjahr kam bei Bier Asien/Pazifik am stärksten voran auf 15,1 (14,1) Mio. hl (+1,5 Mio. hl vergleichbar, -0,4 Mio. hl aus Konzernveränderungen) unter zweistelligem Plus in Vietnam und Kambodscha. Afrika/Nahost/ Osteuropa legte zu auf 21,6 (20,1) Mio. hl, gelobt wurden Nigeria, Südafrika und Russland (dort auch dank Molson Coors-Lizenzbier). Fester dann Amerika auf 40,7 (39,6) Mio. hl dank Brasilien und Mexiko, die Rückgänge in den Staaten (mittel einstellig) und auf Haiti überkompensierten. Und Europa schloss leichter bei 38,7 (38,9) Mio. hl (-0,6 Mio. hl vergleichbar, +0,3 Mio. hl aus Konzernveränderungen): PoBrauerei Forum  –  Oktober 2019

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BETRIEBSWIRTSCHAFT

len habe mittel einstellig verloren. Dort werde die Brauerei Namysłów (Namslau) integriert, deren Gesellschafteranteile Polentochter Żywiec zum 1. April 2019 zu 100 % übernommen hat. „Heineken“ legte weltweit +6,9 % zu auf 19,4 Mio. hl, wobei auch Deutschland zweistellig zugewann. „Tiger“ und „Amstel“ seien zweistellig gesprungen. Die

Alkoholarm- und Alkoholfrei-Verkäufe wurden mit 6,9 (6,3) Mio. hl angegeben. Sonstige Getränke lagen gut behauptet bei 13,0 (12,9) Mio. hl (darin 2,6 Mio. hl Zider). Handelsgetränke gaben ab auf 4,0 (4,2) Mio. hl. Und der Gruppenbierabsatz wurde mit 126,2 (122,8) Mio. hl angegeben, darin 2,7 (2,1) Mio. hl Lizenzbier. Umsatzplus und Gewinnkonstanz Umgesetzt hat der Konzern von IFRS-Bilanziererin Heineken im 1. Halbjahr 2019 nach Abschlag von 2,2 (2,0) Mrd. € Verbrauchsteuern netto 11,4 (10,8) Mrd. €. Amsterdam freute sich über eine erneut starke Umsatzentwicklung, die ausgewogen aus Menge (+2,5 %punkte) und Preis/Mix (+3,0 %punkte) gekommen sei. Positiv beeinflusst wurden die Erlöse auch von den Wechselkursen (+1,0 %punkt), während Konzernveränderungen leicht drückten (-0,3 %punkte). Das Betriebsergebnis stieg auf 1,65 (1,46) Mrd. €. Nach -0,17 (-0,12) Mrd. € Finanzergebnis und -0,44 (-0,31) Mrd. € Ertragsteuern schloss Amsterdam mit 1,04 (1,03) Mrd. € Halbjahresgewinn, von denen 0,94 (0,95) Mrd. € den Aktionären der Mutter zuzurechnen waren. Direkt im Eigenkapital wurden +0,10 (-0,05) Mrd. € Mehrung (Vorjahr: Minderung) gebucht. Die Bilanzsumme längte sich zum 30. Juni 2019 ggü. Ultimo 2018 auf 46 (42) Mrd. €. Bei den Aktiva stiegen vornehmlich Beteiligungen und Sachanlagen, bei den Passiva vornehmlich Finanzverbindlichkeiten sowie Lieferantenverbindlichkeiten und Eigenkapital (16,3 nach 15,7 Mrd. €). Vom neuen Leasingstandard kamen zum 30. Juni 2019 1,0 Mrd. € Nutzungsrechte bei Sachanlagen und 1,2 Mrd. € Leasingverbindlichkeiten. Gerechnet hat Amsterdam ihre Leasingver-

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Brauerei Forum  –  Oktober 2019

bindlichkeiten zum 1. Januar 2019 mit durchschnittlich 4,3 % gewogenen Grenzfremdkapitalkosten. Investiert hat der Konzern im 1. Halbjahr 2019 netto cash konstant -1,1 Mrd. €, wobei in Sachanlagen brutto konstant -1,0 Mrd. € gingen. Fürs Gesamtjahr 2019 erwartete Heineken Ende Juli unverändert einen Anstieg beim vergleichbaren Betriebsgewinn vor Einmaleffekten und Markenabschreibungen im mittel einstelligen Prozentbereich. Der Invest in Sachanlagen soll bei leicht über 2 Mrd. € herauskommen. Auch Carlsberg freut sich im 2. Quartal 2019 über Asien Der Carlsberg-Konzern hat im 2. Quartal 2019 32,6 (32,5) Mio. hl Bier abgesetzt. Dabei wurden die Mehrverkäufe in Asien (10,7 nach 9,6 Mio. hl, anteilig dank Akquisi­ tionen) beinahe kompensiert durch Rückgänge in Osteuropa (8,7 nach 9,2 Mio. hl) und Westeuropa (13,2 nach 13,7 Mio. hl). Der Absatz sons­t i­g er Getränke stieg auf 6,5 (5,9) Mio. hl, wozu neben Asien auch die beiden anderen Regio­ nen beitrugen. Netto umgesetzt hat IFRSBil anz ierer in Carl sberg daraus im Konzern 19,1 (18,3) Mrd. DKK. Auch hier kam das größte Plus aus Asien (5,2 nach 4,3 Mrd. DKK), aber auch Osteuropa kam wieder zurück (3,4 nach 3,3 Mrd. DKK), während Westeuropa abgab (10,5 nach 10,7 Mrd. DKK). 1. Halbjahr 2019 mit mehr Absatz, Umsatz und Gewinn Im 1. Halbjahr 2019 hat Kopenhagen im Konzern damit +2,1 % auf 56,9 (55,7) Mio. hl Bier verkauft (+0,6 %punkte aus dem laufenden Geschäft, +1,5 % aus der Konsolidierung von Cambrew). Asien sprang +12,7 % auf 20,1 (17,8) Mio. hl, wobei +4,6 %punkte vom Cambrew-Zuwachs kamen. Im laufenden Geschäft wurden vornehmlich Vietnam, China und Laos gelobt. Westeuropa gab -2,2 % ab auf 22,5 (22,9) Mio. hl. Kopenhagen sprach ebenso wie Amsterdam von schlechtem Wetter und starken Vorjahreszahlen, nicht zuletzt der FIFA-WM 2018 wegen. Frankreich

habe stabil gelegen, in Polen habe der Konzern beim Getränkeabsatz -4 % abgegeben und in Großbritannien zweistellig. Für Deutschland wurde mengen- wie wertmäßiges Wachstum mitgeteilt. Und Osteuro­ pa gab -4,1 % ab auf 14,3 (15,0) Mio. hl unter Marktanteilsverlust in Russland und der Ukraine. Beim Gesamtabsatz habe Russland vergleichbar -3 % verloren. Weltweit sei „Tuborg“ als größte Kernmarke +4 % vorangekommen. „Carlsberg“ habe durch Großbritannien -3 % abgegeben. Alkoholfreies Bier sei +16 % gesprungen. Der Absatz sons­tiger Getränke stieg im Konzern auf 11,2 (9,9) Mio. hl. Netto umgesetzt hat IFRS-Bilanziererin Carlsberg daraus im Konzern 33,0 (31,0) Mrd. DKK. Vom 6,5%-Plus kamen +4,2 %punkte aus dem laufenden Geschäft (davon +3 % Preis/Mix), +1,8 %punkte von Cambrew und +0,5 %punkte aus Wechselkursen. Der Betriebsgewinn stieg auf 5,3 (4,3) Mrd. DKK und der Halbjahresgewinn auf 3,54 (2,88) Mrd. DKK, von denen 3,08 (2,47) Mrd. DKK den Aktionären der A/S zuzurechnen waren. Direkt im Eigenkapital gebucht wurden +2,07 (-0,89) Mrd. DKK Mehrung (Vorjahr: Minderung) weitgehend aus der Umrechnung von Fremdwährungsbilanzen. Jahresprognose angehoben Die Konzernbilanz längte sich zum Halbjahresultimo 2019 ggü. Ultimo 2018 auf 125 (118) Mrd. DKK. Beim Vermögen stiegen v.a. immaterielle Werte, Sachanlagen und saisonal das Umlaufvermögen. Bei der Finanzierung erhöhten sich v.a. Lieferanten- und Finanzverbindlichkeiten bei 46,7 (47,9) Mrd. DKK Eigenkapital. Netto cash investiert hat Kopenhagen im 1. Halbjahr 2019 -1,3 (-1,5) Mrd. DKK, darin -2,3 (-1,6) Mrd. DKK Brutto-Betriebsinvest. Aus dem neuen Leasingstandard resultierten zum 30. Juni 2019 1,6 Mrd. DKK Nutzungsrechte bei Sachanlagen und 1,7 Mrd. DKK Leasingverbindlichkeiten. Abgezinst wurden die Leasingverbindlichkeiten mit den durchschnittlichen Grenzfremdkapitalkosten von 0,75 % im Konzern. Carlsberg freute sich über sehr starke Ergebniszahlen fürs


1. Halbjahr 2019 und hob Anfang August 2019 ihre Gewinnerwartung fürs Gesamtjahr 2019 an auf einen hoch einstelligen Zuwachs beim vergleichbaren Betriebsgewinn. Investiert werden sollen in konstanten Währungen rd. 4,5 Mrd. DKK. Für Hauptaktionär Carlsberg Foundation wurde eine Beteiligung von 30,33 % an der Gesamtzahl von Carlsberg A/S-Aktien zum 6. Februar 2019 mitgeteilt. Boston Beer mit Absatz- und Umsatzsprung von Hard Seltzer Die Boston Beer Co., Inc. hat in ihrem Konzern in den ersten 26 Wochen 2019 einen Absatzsprung um +23,2 % auf 2,87 (2,33) Mio. hl hingelegt (Basis 1,173 hl/US Beer barrel). Allein die 13 Wochen bis 29. (30.) Juni 2019 (2018) standen für +16,7 % auf 1,61 (1,38) Mio. hl. Freude machten „Truly Hard Seltzer“, das jenseits der Erwartungen zugelegt habe, und „Twisted Tea“, während „Angry Orchard“-Zider und auch Kernmarke „Samuel Adams“ abgaben. Netto umgesetzt hat US GAAP-Bilanzierer Sam in den ersten 26 Wochen 2019 +23,0 % auf 570,1 (463,6) Mio. US-$. Der Umsatz hielt mit dem Mengenplus Schritt (durchschnittlich 198,28 nach 198,69 US-$/hl). Die direkten Umsatzkosten stiegen +27,1 % auf 286,5 (225,5) Mio. US-$. Und der Halbjahresüberschuss sprang auf 51,5 (32,8) Mio. US-$. Dogfish Head übernommen Die Bilanzsumme längte sich zum 29. Juni 2019 ggü. 29. Dezember 2018 auf 813 (640) Mio. US-$. Sie wurde beeinflusst durch die zum 3. Juli 2019 vollzogene Fusion von Boston Beer mit der Dogfish Head Brewery. Auf der Vermögensseite standen neu 158 Mio. US-$ Bewertung der Übernahme. Außerdem standen bei den Aktiva neu 37 Mio. US-$ betriebliche Nutzungsrechte und bei den Passiva neu 37,5 Mio. US-$ Bankkredit und 42 Mio. US-$ Operate-lease-Verbindlichkeiten. Das Eigenkapital erhöhte sich auf 523 (460) Mio. US-$. Der Betriebsinvest stieg im 1. Halbjahr 2019 auf 44 (25) Mio. US-$. Im Gesamtjahr 2019 will Sam, der auch ein „Tura Alcoholic Kombucha“ im Portfolio hat, beim Absatz (depletion und shipments) vornehmlich dank Hard Seltzer nun zwischen 17 und 22 % wachsen. Davon sollen

rd. 4 %punkte von Dogfish Head im 2. Halbjahr 2019 kommen, die für 50-60 Mio. US-$ Nettoumsatz gut

seien. Investieren will Boston Beer im Gesamtjahr 2019 zwischen 120 und 140 Mio. US-$. S.W.

Konzernabschlüsse 1. Halbjahr 2019 im Überblick 1. Halbjahr 2019 (30.06.)

AB InBev

Heineken

Carlsberg

Molson Coors

Konzernabschluss nach

IFRS

IFRS

IFRS

US-GAAP

Abschlusswährung

US-$

DKK

US-$

Halbjahresdurchschnitt Abschlusswährung / €

1,13

7,47

1,13

23 497

11 443

4419

4647

Betriebsergebnis vor Einmaleffekten

7565

1781

693

579

Betriebsergebnis-Marge vor Einmaleffekten (%)

32,2

15,6

15,7

12,5

Einmaleffekte

-92

-133

18

33

Finanzergebnis*

-176

-252

-60

-108

55

80

[18 im Betriebs­ ergebnis]

12

Ertragsteuern

-1474

-438

-175

-91

Konzernhalbjahresüberschuss

5878

1038

475

424

25,0

9,1

10,7

9,1

1338

98

277

41

Cashflow aus betrieblicher Tätigkeit

4333

1682

870

733

Cashflow aus Investitionstätigkeit

-1553

-3866

-180

-148

-1327

-1104

-233

-186

-1767

-867

-604

-1094

1,14

7,46

1,14

Bilanzsumme

208 555

46 227

16 804

26 416

Immaterielle Vermögenswerte in den Aktiva

158 126

17 569

9213

19 382

7187

1751

821

431

68 656

16 283

6255

12 430

32,9

35,2

37,2

47,1

ca. 175 000

>85 000

(rd. 40 800 Ø 2018)

(rd. 17 750 Ultimo 2018)

279,6

133,1

68,1

247,5

116,1

56,9

45,9

126,2

Mio. € Umsatz netto

Beteiligungsergebnis Sonstiges Ergebnis

Umsatzrendite (%) inkl . Einmaleffekte Sonstige erfolgsneutrale Eigenkapitalveränderung

davon Betriebsinvest netto (MC: incl. Verkauf sonst. Anlagen) Cashflow aus Finanzierungstätigkeit Halbjahresultimo Abschlusswährung/€ Mio. €

Liquidität in den Aktiva Eigenkapital in den Passiva Eigenkapitalquote (%) Mitarbeiter Allgemeine Angabe Mio. hl Konsolidierter Getränkeabsatz Konsolidierter Bierabsatz (ABI: Eigenbier; MC: financial volume inkl. sonst. Getränke) Gruppenbierabsatz (unkonsolidiert)

* Das Finanzergebnis von AB InBev im 1. Halbjahr 2019 enthält netto +1166 Mio. US-$ (1032 Mio. €) Ein-

maleffekte (Saldo Ertrag)

Brauerei Forum  –  Oktober 2019

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MARKT & MARKEN

 KENNZEICHNUNG

Europas Brauer legen Selbstverpflichtung vor Das am 5. September offiziell in Brüssel unterzeichnete Memorandum of Understanding der Brewers of Europe schreibt das Ziel fest, bis zum Jahr 2022 europaweit alle in Flaschen oder Dosen abgefüllten Biere mit Zutaten- und Kalorienangaben zu versehen.

Foto: Brewers of Europe

Vytenis Andriukaitis, EU-Gesundheits­ kom­missar (r.) und Pavlos Photiades, Präsident der „Brewers of Europe“

(F.) Der Dachverband der europäischen Brauer, die Brewers of Europe, haben der EU-Kommission eine Selbstverpflichtung zur Kennzeichnung von Bieren und Biermischgetränken vorgelegt. Das Anfang September offiziell in Brüssel unterzeichnete Memorandum of Understanding legt fest, bis 2022 europaweit alle in Flaschen oder Dosen abgefüllten Biere mit Zutaten- und Kalorienangaben zu versehen. Das Memorandum unterzeichneten sowohl Vertreter nationaler Brauereiverbände als auch Mitgliedsbrauereien. Für Deutschland nahm der Hauptgeschäftsführer des Deutschen Brauer-Bundes (DBB), Holger Eichele, an dem Festakt teil. Michael Schürer, Präsident des Baden-Württembergischen Brauerbundes, begleitete Eichele als Repräsentant der Mitgliedsverbände des DBB. Frank Matthias,

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Brauerei Forum  –  Oktober 2019

Leiter Brand-Management National der Paulaner Brauerei Gruppe, war als Vertreter der Direktmitglieder des DBB vor Ort. In Deutschland fiel der offizielle Startschuss für die Initiative der Brauer im Januar 2019. Der Deutsche Brauer-Bund und der Verband Private Brauereien Deutschland haben das Projekt gemeinsam auf der Grünen Woche in Berlin präsentiert. Beide Verbände empfehlen ihren Mitgliedsbetrieben, künftig auf freiwilliger Basis alle Biere und Biermischgetränke auf dem Etikett mit der Angabe des Brennwertes (Joule/Kalorien) zu versehen. „Schon heute stehen im Unterschied zu anderen alkoholischen Getränken bei jedem deutschen Bier dessen Zutaten auf dem Etikett. In Zukunft wird auch der Brennwert gekennzeichnet – als Beitrag der Brauer zu einer

besseren Verbraucherinformation und mehr Transparenz“, erklärte Holger Eichele. Die Umsetzung sei auf breiter Front angelaufen, erste Biere mit der Kalorienangabe bereits auf dem Markt. Der DBB geht davon aus, dass die Brancheninitiative bis 2020 deutlich sichtbar sein wird. Initiative der Brauer Innerhalb der EU sind nach einer aktuellen Statistik der Brewers of Europe bisher rund 60 % der in Flaschen oder Dosen abgefüllten Biermenge mit Kalorienangaben versehen. Die Zutaten sind sogar bei 85 % der Biere deklariert. In Deutschland hingegen sind bereits seit 25 Jahren sämtliche Biere mit einem Zutatenverzeichnis versehen, auf gesetzlicher Grundlage. Bundesregierung und EU-Kommission haben an die Hersteller aller alkoholischer Getränke appelliert, der Initiative der Brauer zu folgen. „Transparenz ist das Gebot der Stunde. Konsumenten haben das Recht, mehr zu erfahren“, sagte der für Gesundheit und Verbraucherschutz zuständige EU-Kommissar Vytenis Andriukaitis bei der Unterzeichnung der Selbstverpflichtung in Brüssel. Er dankte den europäischen Brauern für ihr Engagement, lobte die Initiative als „Gold-Standard“ und ermutigte die Brauwirtschaft, „weiterhin Vorreiter bei diesem Thema im Alkoholsektor zu sein“. Pavlos Phot iades, Präsident des Dachverbandes Brewers of Europe, sagte der EU-Kommission zu, die Initiative zur freiwilligen Kennzeichnung auch in Zukunft entschlossen umzusetzen. Europas Brauer seien stolz auf die Qualität und Vielfalt ihrer Biere und wollen dem Wunsch der Verbraucherinnen und Verbraucher nach Transparenz Rechnung tragen.


 STATISTIK

Gastronomie: Deutscher Biergenuss in Zahlen Bier ist und bleibt das beliebteste alkoholische Getränk der Deutschen. Ob deutsches Reinheitsgebot oder Craft Beer-Innovationen – mit mehr als 1500 deutschen Brauereien und mehr als 5500 Biersorten ist das Angebot hierzulande riesig. Die orderbird AG, einer der führenden Anbieter für iPad-Kassensys­ teme in der Gastronomie, hat das Bestellverhalten deutscher Biertrinker untersucht. (BF) Ausgewertet wurden rund 7000 Gastronomiebetriebe in Deutschland, die vom 1. Juni 2018 bis zum 31. Mai 2019 Bier verkauften und die orderbird-App nutzten. Betrachtet wurden dabei Anzahl und Preise von Einzelbestellungen, unabhängig davon, ob das Bier in der Flasche oder im Glas ausgeschenkt wurde. Auch das Volumen pro Bestellung spielte keine Rolle. Wenig überraschend ist, dass das meiste Bier in der Gastronomie eher abends konsumiert wird. Dabei lassen sich klassische Biertrinker ihr Getränk in der Regel zwischen 19 und 20 Uhr schmecken. Craft-Bier wird dagegen am häufigsten zwischen 20 und 21 Uhr bestellt. Samstags wird bundesweit das meis­te Bier ausgeschenkt. Am Sonntag hingegen wird in der Gastronomie am wenigsten getrunken.

ventionell gebrauten Biersorten am populärsten. Die orderbird-Auswertung verzeichnete dort 2795 CraftBier-Bestellungen pro Restaurant. Berlin schafft es mit etwa 1079 Verkäufen pro Lokal auf Platz zwei, während Bayern mit 689 verkauften Craft-Bieren an 11. Stelle rangiert. Bier in MecklenburgVorpommern am teuersten Bei der Betrachtung der Umsätze pro Bestellung (unabhängig davon, welches Volumen pro Bestellung ausgeschenkt wurde) ist das Bier in der Gastronomie in NordrheinWestfalen mit 2,78 € pro Bestellung

am günstigsten. Wesentlich tiefer muss der Biertrinker in Mecklenburg-Vorpommern in die Tasche greifen. Will man in diesem Bundesland ein Bier bestellen, kostet das im Schnitt 3,56 €. Die orderbird AG bietet Soft­ warelösungen für Individualgastronomen in Deutschland, Österreich, der Schweiz und Frankreich an. Mehr als 10 000 orderbird POS-Geräte sind inzwischen im Einsatz. Das Unternehmen wurde 2011 gegründet und beschäftigt heute mehr als 110 Mitarbeiter an den Standorten Berlin und Wien. Zu den Investoren zählen u.a. Metro, Alstin und Concardis.

Bayern Spitze bei Bier-Konsum Bayern führt in der orderbird-Untersuchung die Hitparade der deutschen Bierhochburgen an. Hier wird nicht nur das meiste Bier gebraut, sondern verglichen mit anderen Bundesländern auch bestellt. Durchschnittlich 8245 Biere wurden im Freistaat pro orderbird-Lokal verkauft. Nordrhein-Westfalen folgt mit rund 8200 Bestellungen pro Betrieb. Schlusslicht ist die Gastronomie in Brandenburg, wo innerhalb eines Jahres nur ungefähr 4935 Biere pro Betrieb über die Theke gingen. Craft-Bier stark in Niedersachsen Craft-Biere wie IPA, Pale Ale oder Gose ergänzen seit einigen Jahren die deutschen Bierklassiker in Res­ taurants und Kneipen. Mit einem monatlichen Bestellanstieg von durchschnittlich 3 % pro Lokal erfreuen sich Craft-Biere wachsender Beliebtheit. Doch nicht im hippen Berlin, sondern in Niedersachsen sind die kreativen und oft unkonBrauerei Forum  –  Oktober 2019

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MARKT & MARKEN

Deutsche Meisterschaft der Hobbybrauer / Home & Craft

Rund 1300 Bierliebhaber trafen sich in Stralsund Am 13. und 14. September fand die 3. Deutsche Meisterschaft der Hobbybrauer in Stralsund statt, die erneut im Verbund mit der Ausstellung Home & Craft ausgetragen wurde.

Rund 1300 Bierinteressierte kamen ins Störtebeker Brauquartier

(F.) Die in dieser Form einmalige Kombination aus Wettbewerb, Ausstellung, Workshops und Vorträgen begeisterte einmal mehr zahlreiche Hobbybrauer und Bierinteressierte. Bei der Veranstaltung im Störtebeker Brauquartier wurde die Braugruppe „Gröner Bagalut“ aus Oersdorf Foto: Störtebeker Braumanufaktur GmbH

in Schleswig-Holstein zum neuen Deutschen Meister der Hobbybrauer gekürt. Bei dem Wettbewerb konkurrierten knapp 150 Hobbybrauer aus ganz Deutschland um die Gunst der Expertenjury aus Brauern, Sommeliers und Bierexperten. Erfolgreiches Duo Bei der Home & Craft präsentierten rund 30 Anbieter von Rohstoffen und Brauequipment alles, was für kleinere Braumengen benötigt wird. Hobbybrauer und Bierinteressierte nutzten die Ausstellung nicht nur, um sich zu informieren, sondern auch als Börse für Kontakte und Plattform für Erfahrungsaustausch. Im Rahmen der Ausstellung fanden zwei Workshops statt. Bier- und Wassersommelier Markus Ernst gab Einblicke in das komplizierte Thema Wasser, Braumeister Marius Hartmann erläuterte, wie man als Hobbybrauer das Beste aus dem Hopfen herausholen kann. Die Aussteller äußerten sich begeistert. Christian Wilke, Kundenberater und Biersommelier, Weyermann Malz, sagte: „Wie schon im vergangenen Jahr war die Home & Craft auch diesmal wieder die ideale Gelegenheit für uns, um Brauern aller

Couleur unsere Produktpalette zu präsentieren und direktes Feedback zu bekommen.“ Auch die Messe München zog als Veranstalter der Home & Craft ein positives Fazit: „Mit der Kombination aus Meisterschaft, Ausstellung und Workshops bieten wir dem Hobbybrauer alles, was ihm weiterhilft. Alles in allem eine runde, stimmige Geschichte, die auf viel Beachtung und Zustimmung stößt“, erklärte Markus Kosak, Projektleiter der Home & Craft. Die Deutsche Meisterschaft der Hobbybrauer wurde 2017 von der Störtebeker Braumanufaktur ins Leben gerufen. Die Home & Craft, auf der Hobby- und Kleinstbrauer Equipment für das Brauen kleinerer Chargen finden, erwies sich ein Jahr später als passende Ergänzung. Die Ausstellung wird von der Messe München veranstaltet und fand 2017 erstmals im Rahmen der drinktec statt, der Weltleitmesse für die Getränke- und Liquid-Food-Industrie. Das erfolgreiche Duo aus Deutscher Meisterschaft und Ausstellung mit Workshops wird am 11. und 12. September 2020 in Stralsund fortgeführt und soll anlässlich der nächsten drinktec im September 2021 erstmals in München stattfinden.

Erdinger Weißbräu

Die Schneeweiße läutet den Winter ein 1998 brachte die Privatbrauerei Erdinger Weißbräu erstmals die Schneeweiße auf den Markt. Seitdem freuen sich die Fans, wenn das Winter-Weißbier ab Oktober wieder in den Regalen steht. (F.) Dieses Bier ist ein Schmankerl für die kalte Jahreszeit: die feinwürzige Erdinger Schneeweiße. Das bernsteinfarbene Weißbier schmeckt geschmeidig dank seiner Malzaromen und einer Spur von Süße. Den kräftigen Körper begleiten Noten von roten Beeren und Nüssen. Die

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Brauerei Forum  –  Oktober 2019

Kohlensäure prickelt auf der Zunge, mit einer dezenten Hopfenbittere im Abgang. Die Schneeweiße ist eine süffige Spezialität für alle, die ein charaktervolles Bier mögen. Die Privatbrauerei Erdinger Weißbräu setzt auf traditionelle Flaschengärung. Dadurch können sich Geschmacksnuancen und ein vielschichtiges Gesamtaroma entwickeln. Natürlich ist der Geschmack die Hauptsache. Aber auch

das Etikett wirbt um Aufmerksamkeit. Mit verschneitem Wald und der Schneekrone auf dem Logo zeigt es die schönen Seiten des Winters. Gebraut nach dem Bay­ erischen Reinheitsgebot, gibt es das allererste WinterWeißbier überhaupt von Oktober bis Februar im Handel. Alkohol 5,6 % vol. | Stammwürze 12,9°P | Brennwert 200 kJ / 48 kcal pro 100 ml


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IMPRESSUM

Brauerei Forum

Berliner Brauerzunft e.V.

Fachzeitschrift für Brauereien, Mälzereien, Getränkeindustrie und deren Partner Informationsservice der VLB Berlin

Meister sprechen Brauergesellen frei

www.brauerei-forum.de ISSN 0179–2466 Herausgeber Versuchs- und Lehranstalt für Brauerei in Berlin (VLB) e.V. Seestraße 13, 13353 Berlin

(ew) Es ist eine jahrhundertealte Tradition, dass der Brauernachwuchs nach der erfolgreich absolvierten Ausbildung durch Freisprechung offiziell verabschiedet wird. Maximilian Heinrich, Braumanufaktur Forsthaus Templin, und Daniel Köning, BRŁO in Berlin, nahmen im Rahmen einer feierlichen Zeremonie im Zunfthaus an der Seestraße in Berlin nicht nur Fürtücher und Kerzen, Zunftkrüge und Brauersterne in Empfang. Sie mussten auch, teils knifflige, Aufgaben erfüllen. Es war an den jungen Brauern, von Eierlikör bis Ayran verschiedene fermentierte Getränke blind zu verkosten – und zu erkennen, aus dem Stegreif ein Gedicht zu verfassen und mit Stäbchen Hopfen zu zupfen. Zu guter Letzt musste ein zerlegter Fassboden zusammengeschustert werden.

Fotos: Berliner Brauerzunft

Am Freitag, den 6. September, sprachen Jörg Kirchhoff, Braumanufaktur Forsthaus Templin, und Burghard Meyer, 1. Obermeis­ ter der Berliner Brauerzunft, die ehemaligen Lehrlinge Maximilian Heinrich und Daniel Köning frei.

v.l.: Felix Zirnsack, Vorstandsmitglied der Berliner Brauerzunft, Daniel Köning, BRŁO, Burghard Meyer, 1. Obermeister der Berliner Brauerzunft, Maximilian Heinrich und Jörg Kirchhoff, Braumanufaktur Forsthaus Templin Nachdem sie die Herausforderungen mit Bravour meisterten, konnten Kirchhoff und Meyer ihre Schützlinge guten Gewissens in ihre berufliche Zukunft entlassen. Freunde, Familie und Kollegen von Maximilian Heinrich und Daniel Köning sowie Mitglieder der Brauerzunft und Mitarbeiter der VLB feierten bis in die frühen Morgenstunden und machten dieses Fest zu einem unvergesslichen Abend.

Das Zunfthaus (r.) direkt neben dem Neubau der VLB Berlin an der Seestraße in Berlin-Wedding

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Brauerei Forum  –  Oktober 2019

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Unsere nächste Ausgabe (in Englisch) erscheint zur BrauBeviale am 11. November 2019

VERANSTALTUNGEN

VLB-Termine

Weitere Termine

 16. Oktober 2019 Gedenkfeier für Prof. Dr. Ulf Stahl, Berlin

 12. bis 14. November 2019 BrauBeviale, Nürnberg

 21. Oktober 2019 bis September 2020 Fortbildung zum Brau- und Malzmeister (HWK), Berlin

 29. November 2019 DBMB-Landesgruppe Berlin-Brandenburg, Mitgliederversammlung an der VLB Berlin

 11. November 2019 7. European MicroBrew Symposium, Nürnberg

 24. bis 26. März 2020 Beviale Moskau, inkl. VLB-Seminar „Modern Brewing Technology“, Moskau, Russland

 18. bis 22. November 2019 Praxiskurs Mikrobiologie, Berlin  3./4. Dezember 2019 Brauen für Nicht-Brauer, Berlin

 5. bis 8. April 2020 Trends in Brewing, Leuven, Belgien

 10./11. Dezember 2019 Seminar „Brewing in a Nutshell“, Berlin

 19. bis 22. April 2020 Craft Brewers Conference/BrewExpo America, San Antonio, Texas, USA

 13. Januar bis 10. Juli 2020 Certified Brewmaster Course, Berlin

 13. bis 15. Mai 2020 Craft Beer China, Shanghai, China

 9. bis 11. März 2020 107. Brau- und maschinentechnische Arbeitstagung in Leipzig

 3./4. Juni 2020 Brewers of Europe Forum, Brüssel, Belgien

 30. März bis 1. April 2020 6. BioProScale-Symposium, Berlin  30. März bis 1. April 2020 23. VLB-Logistikfachkongress

 19. bis 21. Juni 2020 Deutscher Braumeister- und MalzmeisterBund, Braumeistertag in Dortmund  29. bis 31. Juli 2020 Beviale Mexico, Mexico City, Mexiko

 11./12. Mai 2020 „Sauer macht lustig“ – 2. Symposium fermentierte alkoholfreie Getränke, Berlin  11. bis 18. Mai 2020 Workshop „Micro Malting in Practice“, Berlin

VLB-Stand: Halle 6–105

redaktion@brauerei-forum.de


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