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Die Forschung genießt oberste Priorität an der VLB Berlin

Dr. Maja Schuster, VLB-Forschungskoordination

Nach zwei Jahren als coronabedingte Onlineveranstaltung fand das Forschungskolloquium der VLB im Rahmen der Jahrestagung am 11. Oktober 2022 wieder in Präsenz statt. Die Teilnehmer wurden über die künftige Ausrichtung der Forschung sowie die Ergebnisse aktueller Forschungsprojekte der VLB informiert. Die diesjährige Veranstaltung zeigte einmal mehr sowohl die Bandbreite als auch die Relevanz der VLB-Forschung, vor allem im Hinblick auf die Herausforderung der Branche.

VLB-Geschäftsführer und Leiter der Forschungskoordination der VLB, Gerhard Andreas Schreiber, eröffnete das Forschungskolloquium. In seinem Vortrag informierte er die Teilnehmer über die Bedeutung der aktuellen gesellschaftlichen Herausforderungen – Klimawandel, Globalisierung, Digitalisierung und der demographische Wandel beeinflussten auch die Ausrichtung der Forschungspolitik. Die Europäische Kommission habe die Schwerpunkte ihrer Förderaktivitäten ebenfalls rund um diese Themen gelegt. Als äußerst relevant für die Forschung an der VLB nannte Schreiber die Punkte Gesundheit, Ernährungssicherheit mit Fokus auf Süßwasserforschung und Biowirtschaft, Verkehr und Klimaschutz, speziell Ressourceneffizienz und Rohstoffe.

Aussichtsreiche Themen

Da sich nationale Förderprogramme an den Vorgaben der EU-Richtlinien orientierten, bildeten diese gesellschaftlichen Herausforderungen die Schwerpunkte der Programme selbst und deren Bewertungskriterien. Schreiber sieht perspektivisch für die Drittmittelforschung zwar ein Mehr an Wettbewerb, diesem könne aber durch einen höheren Anspruch an den Innovationsgrad sowie einen verstärk ten Transfer der Ergebnisse in die Wirtschaft hinein begegnet werden. Strategie der VLB sei es, Themen innerhalb der Wertschöpfungskette der Bierund Getränkeproduktion in den Förderprogrammen zu adressieren, die sich den gesellschaftlichen Herausforderungen stellen.

Zu den aussichtsreichsten Themen zählte Schreiber Logistik, Ressourcenoptimierung und gesunde Lebensmittel. Dabei ziele man künftig verstärkt auf längere, mehrstufige Projekte, die bei übergeordneten Zielsetzungen als Kooperationsprojekte realisiert werden. Neben den Förderprogrammen für die angewandte Forschung des Bundesministeriums für Wirtschaft und Klimaschutz (BMWK) plane die VLB, künftig auch Fördermittel der Deutschen Forschungsgemeinschaft und der Europäischen Kommission zu beantragen.

Im letzten Punkt informierte Schreiber die Teilnehmer über die Auswirkungen des politischen Geschehens auf die Förderpolitik. So sei die VLB von den langen Haushaltsverhandlungen des Bundes und der damit ausbleibenden Bewilligung neuer Projekte betroffen gewesen. Für das kommende Jahr rechnet Schreiber aber wieder mit einer Normalisierung der Lage im Drittmittelbereich.

Trotz Ukrainekrieg und Inflation seien die Förderprogramme des BMWK als wichtigstem Fördermittelgeber der VLB wohl nicht gefährdet. Schreiber rief daher alle Teilnehmer dazu auf, sich an VLBForschungsprojekten zu beteiligen. Anschließend übergab Schreiber das Podium an die Referenten.

Florian Heukäufer, wissenschaftlicher Mitarbeiter an der Verpackungsprüfstelle der VLB, stellte seine Ergebnisse des Projekts Veganes Nassetikettierungssystem (INNO-KOM 49MF190081) vor. Da das Label „vegan“ für viele vegane Konsumenten die Verpackung miteinschließt, sollte eine vegane Alternative zu Kaseinleimen gefunden werden, die zusätzlich über ein einfaches Sprühverfahren aufgetragen werden kann. Im Fokus der Versuche stand Gluten, ein Reserveprotein aus Getreidekörnern mit viskoelastischen Eigenschaften, das schon als Klebstoff in der Holzindustrie erfolgreich erforscht wurde. Auch in den Versuchen von Heukäufer und seinen Kollegen zeigte sich die Glutenlösung als geeignete und leicht anpassbare Alternative zur Etikettenbefestigung an Mehrwegflaschen. Weitere Forschungsund Entwicklungsarbeit muss nun zeigen, dass das Verfahren auch außerhalb des Labors Verwendung finden kann.

Vom Forschungsinstitut für Bierund Getränkeproduktion (FIBGP) stellte Michel Werner den digitalen Betriebsberater vor (INNO-KOM 49MF190064, Entwicklung einer softwarebasierten Dienstleistung zur Optimierung von Ressourcen in der Getränkeindustrie). Im Rahmen des Projekts haben Werner und seine Kollegen den enormen Datenschatz der VLB aus Beratung und Forschung gehoben und mit einem Fokus auf Nachhaltigkeit kategorisiert. Ihre Erkenntnisse zu Optimierungs- und Einsparpotenzialen wurden in einem digitalen Tool gebündelt. Werner führte die Teilnehmer am Beispiel einer Brauerei mit einer Jahresproduktion von 500 000 hL durch das Tool. Der digitale Betriebsberater soll vorrangig die Beratungen von Brauereien durch die VLB unterstützen, um mit der gebündelten Erfahrung vieler Jahre optimale Ergebnisse zu erzielen. Künftig möchten Werner und seine Kollegen das Tool in Zusammenarbeit mit den VLB-Mitgliedern erweitern.

Auch das von Stefan Reimann aus dem VLB-Forschungsinstitut für Biotechnologie und Wasser (FIBW) vorgestellte Projekt Neubewertung der Reinigungswirkung von Stapellaugen (INNO-KOM 49MF190063) befasste sich mit der Ressourcenschonung im Brauereibetrieb. Reimann und seine Kollegen untersuchten die Reinigungswirkung definiert gealterter Reinigungslaugen anhand von Standardverschmutzungen auf Prüfkörpern. Ihre Ergebnisse bestätigten, dass die zunehmende Natriumkarbonatund Aluminiumkonzentration (von metallisierten Etiketten eingetragen) die Reinigungswirkung und Etikettenablösezeit von Stapellaugen erheblich verschlechtert. Die CSB-Fracht der Stapellaugen schien jedoch nur die Etikettenablösezeit negativ zu beeinflussen. In neuen Projekten möchten Reimann und seine Kollegen institutsübergreifend die CSB-Fracht der Stapel -

Laura Knoke vom VLB-Forschungsinstitut für Rohstoffe und Getränkeanalytik präsentierte ein Kooperationsprojekt der VLB Berlin mit der Technischen Universität München zum Thema Alterungsstabilität heller Vollbiere laugen weiter differenzieren, um gezieltere Aussagen zu Laugeneinsatzzeiten mit besonderem Fokus auf die Flaschenreinigung erarbeiten zu können.

Der letzte Vortrag des Forschungskolloquiums wurde von Laura Knoke vom VLB-Forschungsinstitut für Rohstoffe und Getränkeanalytik (FIRGA) gehalten. Knoke stellte die Ergebnisse eines Kooperationsprojekts mit der Technischen Universität München zur Alterungsstabilität heller Vollbiere (IGF 20151 N) vor. Ziel des Projekts war die Identifizierung des Ursprungs von Alterungscarbonylen. Knoke und Kollegen etablierten eine LCQ-ToF-MS-Methode, um AldehydCystein-Addukte, die als mögliche Quelle der Alterungscarbonyle vermutet wurden, identifizieren und quantifizieren zu können. Die Lagerversuche zeigten jedoch nicht die angenommene Abnahme der Aldehyd-Cystein-Addukte während der Bieralterung, um diese als Ursprung der Alterungscarbonyle zu benennen. Knoke und ihre Kollegen planen daher weitere Forschungsprojekte, um der Herkunft der Alterungscarbonyle auf die Spur zu kommen.

Das nächste VLB-Forschungskolloquium findet voraussichtlich auf der VLB-Oktobertagung 2023 statt.

Michel Werner vom VLB-Forschungsinstitut für Bier- und Getränkeproduktion stellte den digitalen Betriebsberater vor (links oben)

Stefan Reimann vom VLB-Forschungsinstitut für Biotechnologie und Wasser thematisierte die Reinigungswirkung von Stapellaugen (links unten)

Philipp Schwarz, Leiter der Weyermann®Destille freut sich über die Auszeichnung

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