Brauerei Forum 4-2019

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BRAUEREI

FORUM Fachzeitschrift für Brauereien, Mälzereien, Getränkeindustrie und deren Partner

Ausgabe 4 | 18. April 2019 | 34. Jahrgang  |  ISSN 0179-2466

IN DI ESER AUSG IfGB ABE: A Bren KTUELL – Inf nere o ien u nd S rmatione piritu n osen für -Her stell e

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 Bericht VLB-Frühjahrstagung in Rust  Die Berliner Weiße – Teil 2  Sauer fermentierte Getränke –

Prozessgestaltung

 Bericht VLB-Logistikfachkongress Informationsservice der Versuchs- und Lehranstalt für Brauerei in Berlin

www.brauerei-forum.de


WORKSHOP „MICRO MALTING IN PRACTICE“ 20 to 27 Mai 2019, Berlin – in English

8-day full-time hands-on course about malting in the small scale for craft brewers and

Symposium maltsters for craft and micro brewers from Germany & European countries Practical malting at theGermany VLB pilot 7 + November 2016, Nuremberg,

+ Production of special malts

malting plant

+ Practical laboratory work

+ Barley and other brewing cereals + Malting technology

www.vlb-berlin.org/en/micromalting2019 VLB Berlin, Seestrasse 13, 13353 Berlin – Germany meyer@vlb-berlin.org

Vorbereitungskurs zum Brau- und Malzmeister Fach- und handlungsspezifische Qualifikationen für Braumeister zur Vorbereitung auf die Meisterprüfung an der Handwerkskammer Berlin Beginn: 21. Oktober 2019 / Dauer: 11 Monate / Sprache: Deutsch

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Kursziel: Vorbereitung auf die fachspezifische Prüfung für Brau- und Malzmeister an der Handwerkskammer Berlin, Teil I und II (Fachpraxis und Fachtheorie). Kaufmännische und rechtliche Kenntnisse (Teil III) sowie berufs- und arbeitspädagogischen Kenntnisse (Teil IV) müssen zusätzlich erworben werden.

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Aufbau des Kurses: Der Kurs verfolgt einen integrierten Bildungsansatz („Blended Learning“). Dabei werden Elemente wie klassische Präsenzveranstaltungen, geführtes Selbststudium und E-Learning-Elemente kombiniert. Die Praktika in unseren modernen Laboratorien, den Brauerei- und Mälzereitechnikumsanlagen sowie die begleitenden Unterrichtseinheiten finden als Präsenzveranstaltungen in Berlin statt. Weitere Informationen über Zulassungsvoraussetzungen, mögliche Förderungen, Kursgebühren, den zeitlichen Ablauf sowie die Anmeldung stehen auf unserer Webseite zur Verfügung.

www.vlb-berlin.org/braumeister

VLB Berlin e.V., Seestraße 13, 13353 Berlin Dr.-Ing. Roland Pahl / Tel.: 030 450 80-249 / brewmaster@vlb-berlin.org


INHALT

 MENSCHEN & UNTERNEHMEN 4 Heuft Systemtechnik GmbH: Was vor 40 Jahren klein angefangen hat, ist inzwischen groß – und agiert international 5 VLB-Aktuell: Gerhard Andreas Schreiber wird neuer kaufmännischer Geschäftsführer 6 VLB-Aktuell: Stefan Kreisz neuer Vorsitzender des TechnischWissenschaftlichen Ausschusses der VLB Berlin

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7 TU Berlin: Professor Frank-Jürgen Methner im Ruhestand / KHS: Johannes-Thomas Grobe neuer KHS-Geschäftsführer

Mitte März fand die 106. Brau- und maschinentechnische Arbeitstagung der VLB im Europa-Park Rust statt. Auf die Teilnehmer warteten spannende Vorträge und eine Führung durch die Brasserie Kronenbourg in Obernai

 TECHNIK & TECHNOLOGIE 8 VLB-Tagungen im Europa-Park Rust und in Gladbeck 10 VLB-Frühjahrstagung: Hefe, Mikroplastik und Technologie – Teil 1 der Tagung bot ein abwechlungsreiches Programm 14 Brauer-Schule: Fachfragen und Fachrechnen für Auszubildende – Abfüllung 15 RIF-Institut Dortmund: Data-Mining im Brauhaus / Forschungskreis der Ernährungsindustrie (FEI) vergibt erstmals Friedrich-Meuser-Forschungspreis 16 Berliner Weiße: Das Traditionsgetränk im Wandel der Zeit, Teil 2: Zwischen Aroma & Verderb liegt ein schmaler Grat

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20 Wernesgrüner Brauerei: Neue Keg-Abfüllung und Steinie-Flasche 21 Im Spannungsfeld moderner Prozesstechnik und traditioneller, sauer fermentierter Getränke

Wie ist die Berliner Weiße entstanden und welche Mikroorganismen haben Einfluss auf die Herstellung und den Charakter des sauren obergärigen 24 IfGB-Forum: Die Anmeldung ist gut gestartet Bieres? Diese Fragen beantwortet der 25 Programm des 17. IfGB-Forums in Berlin 2. Teil des Artikels über den wiederentdeckten traditionellen Bierstil

 IfGB AKTUELL

26 ProWein öffnet sich verstärkt der Spirituose

27 Gesellschaft für Geschichte des Branntweins gegründet

 BETRIEBSWIRTSCHAFT 28 Brau-Börsen-Bilanz: Brauriesen mit positivem Ausblick auf 2019 32 VLB-Logistikfachkongress: Die Digitalisierung wird die Getränkelogistik stärker beeinflussen, als wir heute noch denken

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 MARKT & MARKEN 35 Carlsberg & Europa-Park Rust: Carlsberg Deutschland wird Getränkepartner der Wassererlebniswelt „Rulantica“ in Rust / Craftbier-Festival: Big, bigger, Berlin Beer Week 36 König-Brauerei: Rotbier aus Duisburg / Schöfferhofer: Sonniger Start in die Weizensaison

Alkoholfreie Getränke erfreuen sich wachsender Beliebtheit. Vor allem die zuckerarmen Varianten, wie Kombucha oder Wasserkefir, sind mehr denn je gefragt

 INSTITUTIONEN & VERBÄNDE 37 Vereinigung ehem. VLBer e.V.: Einladung zur ordentlichen Mitgliederversammlung / Einladung zum VLB-Sommerfest 2019 38 Gesellschaft für Hopfenforschung e. V.: Mitgliederversammlung zum Start in die neue Saison / Die Freien Brauer: Deutsche Brau-Kooperation feiert 50-Jähriges

 SONSTIGES

Digitalisierung, Transportmanagement und Intralogistik waren Themen des 22. VLB-Logistikfachkongresses Ende März in Gladbeck. Ein weiteres Highlight war die Besichtigung der RheinfelsQuellen in Duisburg

39 Lösungen Brauer-Schule / Impressum 40 Veranstaltungskalender

 redaktion@brauerei-forum.de Titelfoto: Das neue Hochregallager der RheinfelsQuellen in Duisburg

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MENSCHEN & UNTERNEHMEN

Heuft Systemtechnik GmbH

Was vor 40 Jahren klein angefangen hat, ist inzwischen groß – und agiert international Heuft hat sich längst zum weltweit führenden Hersteller innovativer Kontroll-, Inspektions-, Ausleit- und Etikettiersysteme entwickelt und steht für lückenlose Inline-Qualitätssicherung bei der Abfüllung und Verpackung von Getränken, Lebensmitteln und Pharmazeutika. Am 1. April 1979 wurde das Familienunternehmen gegründet. (F.) Mit gerade einmal zwölf Vertrauten startete Bernhard Heuft im Frühjahr 1979 den Betrieb in Burgbrohl in der Vulkaneifel. Dass sich die Stärke seines Teams in den vergangenen 40 Jahren mit weltweit über 1200 Mitarbeitern verhundertfacht hat, zeigt, dass damals schon die Weichen für einen nachhaltigen Erfolg gestellt worden sind. Mit den Jahren ist nicht nur die Betriebsfläche in RheinlandPfalz größer geworden, es sind auch internationale Vertriebs- und Servicestandorte hinzugekommen. Der röntgenunterstützte Leerflascheninspektor InLine II IXS von Heuft (l.) Das Firmengelände von Heuft Systemtechnik GmbH in Burgbrohl (r.)

Innovative Technologien Heuft erhielt das erste Patent für eine Erfindung des Firmengründers, die auch heute noch Stand der Technik bei der treffsicheren, stehenden High-Speed-Ausleitung von fehlerhaftem Leer- und Vollgut ist. Es handelte sich um die MultisegmentFließweiche Heuft Delta-FW. Über 500 weitere Patente hat das mittelständische Familienunternehmen,

Foto: J. Biering

das nach wie vor ausschließlich in Deutschland produziert, in seinem Portfolio. Diese technologischen Alleinstellungsmerkmale machen Heuft zum weltweit führenden Hersteller modularer Systeme zur Qualitätskontrolle und -inspektion bei der Abfüllung und Verpackung von Getränken, Lebensmitteln und Pharmazeutika. Von der ersten optischen Füllstandskontrolle bis zum multi-processingfähigen Füllmanagement-System, vom gepulsten Röntgen bis zur eigenen Echtzeit-Bildverarbeitung, von der sauberen Etikettierung bis zur präzisen Kennzeichnungsprüfung – all das und viele innovative Technologien mehr setzen seit 40 Jahren die Maßstäbe bei der effizienten InlineQualitätssicherung. Unterstützung des Anwenders In der Grundlagenforschung standen von Beginn an die maximale Automatisierung bei der präzisen Produktverfolgung und die sichere

Ein Leerflascheninspektor aus den Anfangsjahren Fehlererkennung im Vordergrund; ebenso die konsequente Unterstützung des Anwenders. Heuft brachte die allerersten Systeme mit Monitor in den Flaschenkeller. Schon bald folgte eine eigene grafische Benutzeroberfläche, dann die audiovisuelle Heuft NaVi-Benutzerführung. Und zuletzt kam eine Sprachsteuerung für volle Betriebssicherheit und Produktivität auf den Markt.

Foto: R. Biurrun Fotos: Heuft

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Zum 1. April 2019 wurde Gerhard Andreas Schreiber zum kaufmännischen Geschäftsführer der Versuchs- und Lehranstalt für Brauerei in Berlin (VLB) e.V. bestellt. Er wird in dieser neuen Funktion gemeinsam mit dem bisherigen Alleingeschäftsführer Dr.-Ing. Josef Fontaine die Leitung und Entwicklung des 1883 gegründeten Instituts übernehmen. Gerhard Andreas Schreiber (58) studierte Geologie an der Justus-LiebigUniversität Gießen und absolvierte eine Ausbildung zum EDV-Kaufmann. Während seiner beruflichen Laufbahn war er in verschiedenen leitenden und Geschäftsführungspositionen in führenden Industrie­ unternehmen tätig und verantwortete u. a. die kaufmännischen Bereiche. Schreiber wechselte 2012 an die VLB Berlin und übernahm die Stabsstelle Forschungskoordination, Risikomanagement und Transfer. Im Januar 2017 wurde sein Aufgabenbereich um die kaufmännische Leitung erweitert. Als kaufmännischer Geschäftsführer verantwortet er seit 1. April die Unternehmensplanung, das Finanz- und Rechnungswesen, Einkauf/Mate­rialwirtschaft, IT, Personalund Vertragswesen sowie weiterhin die Forschungskoordination. Der bisherige Alleingeschäftsführer Dr.-Ing.

Josef Fontaine fokussiert sich künftig auf die Standortentwicklung, Mitgliederbetreuung, Veranstaltungen, Öffentlichkeitsarbeit sowie die Kontaktpflege zu nationalen und internationalen Partnern. Ulrich Rust, Vorsitzender des Verwaltungsrats der VLB Berlin, erläutert diesen Schritt: „Die VLB hat sich in den vergangenen Jahren zu einem komplexen Unternehmen entwickelt, das sich ständig an die Bedürfnisse seiner nationalen und internationalen Mitglieder und Kunden anpassen muss. Der Verwaltungsrat der VLB hat im vergangenen Dezember beschlossen, die Geschäftsführung zu verstärken. Dies wurde notwendig, da die VLB sich zukunftsfähig aufstellen und strukturell neu ausrichten muss. Wir als Verwaltungsrat sind froh, dass wir Gerhard Schreiber für diese Aufgabenstellung gewinnen konnten und sehr zuversichtlich, dass er zusammen mit seinem

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Gerhard Andreas Schreiber wird neuer kaufmännischer Geschäftsführer der VLB Berlin Gerhard Andreas Schreiber ist seit dem 1. April 2019 Kaufmännischer Geschäftsführer der VLB Berlin und verantwortet u.a. die Unternehmensplanung, das Finanz- und Rechnungswesen, IT, Personal- und Vertragswesen Der bisherige Alleingeschäftsführer Dr. Josef Fontaine übernimmt die Bereiche Standortentwicklung, Veranstaltungen, Öffentlichkeitsarbeit und ist verantwortlich für die Kontakte zu Partnern aus dem In- und Ausland Geschäftsführungskollegen Dr. Josef Fontaine die künftigen Herausforderungen im Sinne der VLB und ihrer Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter meistern wird.“

DENN ERFOLG IST AUCH EINE FRAGE DES RICHTIGEN PARTNERS Wie kann ich die auf dem Markt gefragten Biere zu möglichst geringen Kosten produzieren? Wer versteht meine Schwierigkeiten bei der Beschaffung von Rohstoffen und Wasser? Wie kann ich durchgängige Produktionsprozesse einrichten, die vollautomatisch von innen kontrolliert und überwacht werden? Wir sind der Partner, der auf Ihre Fragen eine Antwort hat. www.ziemann-holvrieka.com

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MENSCHEN & UNTERNEHMEN

  VLB-AKTUELL

Stefan Kreisz neuer Vorsitzender des TechnischWissenschaftlichen Ausschusses der VLB Berlin Auf der Sitzung des Technisch-Wissenschaftlichen Ausschusses der VLB Berlin am 11. März im Europa-Park Rust hat die Versammlung Dr. Stefan Kreisz, Erdinger Weißbräu, zum neuen Vorsitzenden gewählt. Er löst Dr. Dietrich Mönch ab. Ebenfalls verabschiedet wurde Dr. Paul Panglisch als langjähriger Vorsitzender des TWA-Fachausschusses für Abfüllung, Verpackung und Betriebstechnik. (oh) Auf der 106. Brau- und maschinentechnischen Arbeitstagung der VLB Berlin im Europa-Park Rust wurde in der Abschlussbesprechung des Technisch-Wissenschftlichen Ausschusses (TWA) am 11. März 2019 Dr. Stefan Kreisz, Leiter Qualitätsmanagement, Forschung und Entwicklung bei der Privatbrauerei Erdinger Weißbräu Werner Brombach GmbH, zum neuen Vorsitzenden des Gesamtausschusses gewählt. Er tritt die Nachfolge von Dr. Dietrich Mönch an, der diesem Gremium seit Oktober 2016 vorsaß und zur Wiederwahl nicht mehr zur Verfügung stand. Als Vorsitzender des TWA ist Kreisz auch Mitglied des Verwaltungsrats der VLB Berlin. Stellvertretender Vorsitzender des Gesamtausschusses bleibt Peter Peschmann, Brauerei C. & A. Veltins. Dr. Paul Panglisch verabschiedet Eine weitere besondere Personalie gab es im TWA-Fachausschuss „Abfüllung, Verpackung und Betriebstechnik“. Dort wurde nach 22 Jahren aktiver Mitgliedschaft – davon 11 Jahre als Fachausschussvorsitzender – Dr. Paul Panglisch, Technischer Direktor der Radeberger Exportbierbrauerei, verabschiedet. Seine Nachfolge als Vorsitzender dieses Fachausschusses tritt Thomas Faber, Technischer Leiter der Erdinger Weißbräu, an. Der Technisch-Wissenschaftliche Ausschuss ist gegliedert in die folgenden Fachausschüsse:

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 Abfüllung, Verpackung und

Betriebstechnik (AVB) Vorsitz: Thomas Faber, Erdinger Weißbräu  Umwelt-/Ressourcenmanagement und Arbeitssicherheit (URA) Vorsitz: Werner Sauer, Privatbrauerei Sauer & Hartwig  Produktion/Brautechnik (PB) Vorsitz: Dr. Stefan Kreisz, Erdinger Weißbräu  Qualitätswesen und Analysentechnik (QA) Vorsitz: Frank Homann, Warsteiner Brauerei  Rohstoffe, Mälzerei und Hopfenveredlung (RMH) Vorsitz: Dr. Christian Müller, IREKS Der Technisch-Wissenschaftliche Ausschuss ist eines der zentralen Arbeitsgremien der VLB Berlin. Zweimal jährlich kommen in den TWA-Sitzungen im März und Oktober bis zu 150 Vertreter der VLB und ihrer Mitglieder zum Erfahrungsaustausch zusammen. Aufgabe dieses Gremiums ist die Bearbeitung von praxisrelevanten, zukunftsorientierten Themen aus der Brau-, Malz- und Getränkeindustrie. Die Aufnahme in den TWA ist an eine VLB-Mitgliedschaft gebunden. Darüber hinaus können Persönlichkeiten aus Verbänden und wissenschaftlichen Institutionen als Mitglieder in den TWA berufen werden.

Oben: Dr. Dietrich Mönch (l.) übergab den TWA-Vorsitz an Dr. Stefan Kreisz (M.), rechts VLB-Geschäftsführer Dr. Josef Fontaine Unten: Thomas Faber (l.) übernahm den Vorsitz des Fachausschusses Abfüllung, Verpackung und Betriebstechnik von Dr. Paul Panglisch (M.), der in den Ruhestand geht


TU Berlin / VLB Berlin

Professor Frank-Jürgen Methner im Ruhestand Zum 31. März 2019 ist Prof. Dr.-Ing. Frank-Jürgen Methner als Leiter des Lehrstuhls für Brauwesen am Institut für Lebensmitteltechnologie und Lebensmittelchemie der Technischen Universität Berlin in den Ruhestand gegangen. Bis zum Abschluss des aktuell noch laufenden laufenden Berufungsverfahrens wird das Fachgebiet kommissarisch von Prof. Dr. Eckhard Flöter geleitet. (oh) Als studierter Brauereiingenieur war Frank-Jürgen Meth­ner von 1982-1986 wissenschaftlicher Mitarbeiter an der VLB Berlin, wo er bei Professor Wackerbauer zum Dr.-Ing. promovierte. Anschließend war er von 1987-2004 in leitender Funktion bei der Bitburger Brauerei tätig, bei der er zuletzt den Bereich Technologie und Qualitätswesen verantwortete. 2004 nahm Methner den Ruf an das Fachgebiet Brauwesen an der Tech-

nischen Universität Berlin als Nachfolger von Prof. Dr.-Ing. Karl Wackerbauer an. In seine Amtszeit fiel die Umstellung des Studiums mit Abschluss Diplom-Ingenieur auf den Bachelor/Master Brauerei- und Getränketechnologie sowie die Ablösung des Studiengangs mit Abschluss DiplomBraumeister zum Bachelor of Engineering Brauwesen. Das im Frühjahr 2018 begonnene Berufungsverfahren zur Neubesetzung läuft noch.

Nach Auskunft der Fakultät hat die Berufungskommission inzwischen eine Kandidatenliste erstellt, die dem Akademischen Senat Mitte Mai vorgelegt werden soll. Sollte dieser zustimmen, kann der Ruf an den Listenersten durch die Berliner Senatsverwaltung und die Aufnahme der Berufungsverhandlung erfolgen. Bis dahin wird das Fachgebiet Brauwesen kommissarisch vom Geschäftsführenden Direktor des TU-Instituts für Lebens-

mitteltechnologie und Lebensmittelchemie, Prof. Dr. Eckhard Flöter, geleitet. Gemeinsam mit den wissenschaftlichen Mitarbeitern des Fachgebiets und weiteren Lehrbeauftragten wird er die laufenden Lehrveranstaltungen für die Studiengänge B.Sc/M.Sc. Brauerei- und Getränketechnologie sowie B.Eng. Brauwesen sicherstellen. Die Sektionsprofessur Brauwesen der TU Berlin wurde seit 2004 von der VLB Berlin mit jährlich 102 000 € unterstützt. Mit der bevorstehenden Neubesetzung wird diese Position in eine Stiftungsprofessur umgewandelt, die von der VLB mit jährlich 150 000 € kofinanziert wird. Diese Maßnahme ist ein Baustein, mit der die VLB ihrem Satzungszweck der Förderung von Wissenschaft und Berufsausbildung im Bereich des Brauwesens, der Getränkeindustrie und der Biotechnologie nachkommt.

KHS

Johannes-Thomas Grobe neuer KHS-Geschäftsführer Dr. Johannes-Thomas Grobe ist neuer Geschäftsführer Sales and Service der KHS GmbH. Der 53-Jährige wechselte von der Dürr Systems AG, einem Maschinen- und Anlagenbauer für die Automobilindustrie, zum Dortmunder Systemanbieter. (F.) Dr. Grobe komplettiert die KHS-Spitze um deren Vorsitzenden Kai Acker sowie Martin Resch. Damit sei der Umbau der KHS-Geschäftsführung abgeschlossen. „Wir freuen uns, mit Dr. Grobe einen ausgewiesenen Fachmann und eine Führungspersönlichkeit für unser Unternehmen gewonnen zu haben. Gemeinsam werden wir entscheidende Impulse für das Wachstum der KHS-Gruppe setzen“, sagt Acker, Vorsitzender der Geschäftsführung. Der 1998 an der RWTH Aachen promovierte Informatiker war bisher in verschiedenen Funktionen bei Bosch Rexroth tätig, zuletzt als Geschäftsführer am Standort Indien. Seit 2015 war er Senior Vice President Sales

WIR BRAUEN FÜR DIE BIERE DER WELT Röstmalzbier Malzextrakte Bierkonzentrate B r a u s i r u p B r a u k u l ö r e Flüssige Zucker S u g a s w e e t Dr. Johannes-Thomas Grobe & Marketing Paint and Final Assembly System bei Dürr Systems AG. Seine neue Position als Geschäftsführer Sales and Service bei KHS hat Grobe am 1. April 2019 angetreten.

Hopfenproduk te Spezialmalze ASPERA BRAUEREI RIESE GMBH 45478 Mülheim-Ruhr, Tel. (02 08) 58 89 80 aspera@aspera-riese.de • www.aspera.de

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TECHNIK & TECHNOLOGIE

  VLB-AKTUELL

VLB-Tagungen im Europa-Park Rust und in Gladbeck Wie jedes Jahr hat die VLB Berlin ihre Tagungssaison 2019 mit zwei großen Veranstaltungen eingeläutet: Vom 11. bis 13. März zog die 106. Brau- und maschinentechnische Arbeitstagung 270 Brauerei-Experten in den Europa-Park Rust. Und rund 180 Getränkelogistiker aus ganz Deutschland besuchten zwei Wochen später den 22. VLB-Logistikfachkongress in Gladbeck.

(oh) Mit der Brau- und maschinentechnischen Arbeitstagung und dem Logistikfachkongress bietet die VLB Berlin seit vielen Jahren zwei erfolgreiche Fachveranstaltungen für die Brau- und Getränkeindustrie an, auf denen sich in diesem Jahr wieder rund 450 Experten zum Meinungsaustausch zusammenfanden. VLB-Frühjahrstagung im EuropaPark Rust Den Auftakt bereitet die 106. Brauund maschinentechnische Arbeitstagung, die im ConfertainmentCenter des Europa-Park Rust stattfand. In dem für eine Fachtagung ungewöhnlichen Ambiente zwischen historischen Karussells und Zirkuszelten fühlten sich die etwa 270 Teilnehmer der Veranstaltung sichtlich wohl.

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Thematische Schwerpunkte waren Hefemanagement, Mikroplastik und Getränke, Brauereitechnologie, Trends in Bier- und Getränkeabfüllung sowie Abwasserbehandlung. Ein Höhepunkt des Rahmenprogramms war die Besichtigung der Brasserie Kronenbourg im benachbarten Frankreich. Die zur Carlsberg Group gehörende Brauerei produziert am Standort in Obernai rund 7 Mio. hl Bier und soll in den nächsten Jahren umfangreich modernisiert werden. Im Anschluss an den interessanten Brauerei-Rundgang klang der Abend in der Brasserie Le Tigre in Straßburg bei elsäßischen Spezialitäten und Bieren aus. Eine Fachausstellung und ein Gettogether im Foyer des Confertainment-Centers rundeten die Veranstaltung ab. Im Rahmen der VLB-Frühjahrsta-

gung traf sich turnusmäßig auch der Technisch-Wissenschaftliche Ausschuss (TWA) der VLB Berlin, der Dr. Stefan Kreisz zum neuen Vorsitzenden wählte (S. 6). Logistikfachkongress in Gladbeck Treffpunkt der Getränkelogistiker war vom 25. bis 27. März der 22. VLB-Logistikfachkongress in Gladbeck, Nordrhein-Westfalen. Diese mit rund 180 Teilnehmern gut besuchte Veranstaltung widmete sich den aktuellen und künftigen Herausforderungen der Getränkelogistik. Diskutiert wurde dort unter anderem über die Auswirkungen der Digitalisierung, den Einsatz von Blockchain-Technologie und die Herausforderungen für die Mehrweg-Logistik. Insbesondere beim Glasflaschenleergut spitzt sich die


25. DRESDNER BRAUERTAG 10. Mai 2019, Dorint Hotel Dresden Jubiläumsvortrag 25. Dresdner Brauertag + Die Entwicklung der Brauwirtschaft in Sachsen und Ostdeutschland seit 1990

Alexander Hofmann (Gesellschaft für Geschichte des Brauwesens e.V., GGB) Fotos: RheinfelsQuellen

Lage durch die fortschreitende Individualisierung von Flaschenformen und Kästen immer weiter zu und verursacht bei den Unternehmen hohen Aufwand für die Sortierung. Auch beim Logistikfachkon­ gress setzte eine Betriebsbesichtigung einen Höhepunkt: Im benachbarten DuisburgWalsum konnten sich die Teilnehmer einen Eindruck von der Abfüllung und dem nagelneuen Hochregallager mit angeschlossener Logis­ tik der RheinfelsQuellen H. H ö v e l m a n n   (u . a .   S i n a l c o) machen. Der Abend im, den RheinfelsQuellen angeschlossenen Walsumer Brauhaus Urfels zeigte, dass an diesem Standort nicht nur eine breite Palette von alkoholfreien Erfrischungsgetränken, sondern

auch schmackhafte Biere produziert werden. Im Vorfeld der Veranstaltung tagte auch der Fachausschuss für Logistik des Betriebswirtschaf tlichen Ausschusses (BWA) der VLB.

Auswirkungen des Klimawandels auf die lokale Versorgung mit Braugerste und Hopfen + Die Braugerste in Zeiten des Klimawandels –

Herausforderungen für Pflanzenzüchtung, Anbau und Verarbeitung Henrike Vorwerk (VLB Berlin)

+ Klimawandel – Auswirkung auf den Hopfenanbau in Sachsen und Deutschland

Reiner Joachim (Hopfenpflanzerverband Elbe-Saale)

Fotos: 1 – Besichtigung bei den RheinfelsQuellen in Duisburg im Rahmen des VLB-Logistikfachkongresses 2 – Die Brau- und maschinentechnische Arbeitstagung im Kuppelzelt des ConfertainmentCenters im Europa-Park Rust 3 – Get-together im besonderen Ambiente des ConfertainmentCenters 4 – Besichtigung bei der Brasserie Kronenbourg in Obernai, Frankreich

Krisenmanagement in der Brauerei – ein Überblick + Die Gesetze der Krise – Szenarien und Handlungsempfehlungen für Brauereien

Prof. Dr. Alfred Hagen Meyer (meyer.rechtsanwaltsgesellschaft mbH, München)

+ Moderne instrumentelle Methoden zum Nachweis der Authentizität von Lebensmitteln

Dr. Thomas Frenzel (Landesuntersuchungsanstalt für das Gesundheits- und Veterinärwesen Sachsen)

Neues aus Brauereitechnik und -technologie + Der Läuterprozess – im Spannungsfeld zwischen Effizienz und Technologie Dr. Roland Pahl (VLB Berlin)

+ Obergärige hopfenbetonte Biere –

Marktsituation und Forschungsstand mit Schwerpunkt Geschmacksstabilität Christian Schubert (VLB Berlin)

+ Anforderungen an die moderne KEG-Anlage Peter Wiedemann (Albert Frey AG)

Eine gemeinsame Veranstaltung von

www.vlb-berlin.org/dresden2019 VLB Berlin, Seestraße 13, 13353 Berlin – Germany Telefon: +49 30 450 80-245, Fax: +49 30 450 80-210 brewmaster@vlb-berlin.org

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TECHNIK & TECHNOLOGIE

  VLB-FRÜHJAHRSTAGUNG VLB-AKTUELL

Hefe, Mikroplastik und Technologie – Teil 1 der Tagung bot ein abwechlungsreiches Programm Drei Themenblöcke warteten am Dienstag (12. März) auf die Teilnehmer der 106. Brau- und maschinentechnischen Arbeitstagung im Europa-Park Rust. Durch den Vormittag führte Dr. Martin Hageböck, danach hatten Dr. Nils Rettberg und Dr. Deniz Bilge den Vorsitz. Am späten Nachmittag öffnete die Brasserie Kronenbourg im elsässischen Obernai ihre Pforten, die mit einem Ausstoß von 7 Mio. hl pro Jahr die zweitgrößte Carlsberg-Brauerei auf europäischem Boden ist.

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Das Eröffnungspanel mit Helmut Kühnl (Esau & Hueber), Zoran Gojkovic, Surinder Singh (Carlsberg) und Dr. Martin Hageböck (VLB) (v.l.n.r.)

Die 106. Brau- und maschinentechnische Arbeitstagung wurde unterstützt von

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(ew) Dr. Martin Hageböck, VLB Berlin, eröffnete die jüngste Frühjahrstagung, die dieses Mal an einem ganz besonderen Ort stattfand: im Europa-Park Rust. Auf dem Programm des ersten Tages standen Vorträge zu den Themen Hefe- und Hefemanagement, Kunststoffe und Getränke sowie Brauereitechnologie. Den ersten Vortrag hielt Dr. Hageböck, Bereichsleiter Mikrobiologie bei der VLB Berlin. In Höher, schneller, weiter? Optimierungen von Hefestämmen für die Brauund Getränkeindustrie stellte der Referent die Frage, welche Hefen heutzutage verwendet werden und welche Optimierungsstrategien es gibt. Denn es herrscht Bedarf an neuen Hefen. Bestehende Hefestämme können über verschiedene Verfahren modifiziert werden. Beim klassischen Screening wird zunächst ein Hefestamm aufgrund seiner vorteilhaften Eigenschaften ausgewählt. Dann können die Hefen auf bestimmte Bedingungen adaptiert werden, indem bei der Brauerei Forum  –  April 2019

Kultivierung der Selektionsdruck, wie z. B. die Ethan o l ko n ze n t r a tion oder HighGravit y-Bedingungen, Schritt für Schritt erhöht wird. Um beabsichtigt Mutationen herbeizuführen, aus denen Hefestämme mit neuen Eigenschaften hervorgehen, können gezielt Chemikalien oder UV-Strahlung eingesetzt werden. Eine weitere Möglichkeit besteht in der Hybridisierung von Hefen, bei der z. B. Sporen isoliert und von verschiedenen Hefestämmen wieder zusammengebracht und gekreuzt werden. Im Idealfall entstehen durch das Verschmelzen der Sporen wiederum neuartige Hefen, die es zu analysieren gilt. All diese Methoden sind aufwändig, kosten Zeit und erfordern eine entsprechende Laborausstattung. Allerdings können natürlich veränderte Hefen sofort in der Getränkeindus­ t rie zum Einsatz kommen. Dem gegenüber steht die gentechnische Veränderung. Bei der CRISPR/Cas-Methode handelt es sich um eine etwa fünf Jahre alte molekularbiologische Methode, die mit Erfahrung relativ einfach und schnell durchführbar ist. Gene können gezielt eingefügt und ausgeschaltet werden. Das sei, ähnlich einem Schweizer Taschenmesser, ein Multitool für molekularbiologische Veränderungen. Ein Beispiel,

das 2018 für Schlagzeilen sorgte: Es können Biere mit hopfigem Charakter produziert werden, die nie einen natürlichen Hopfen gesehen haben. Das heißt, die Hefe bildet die Hopfenaromastoffe. Gen­ veränderungen sind wie Doping für die Brauereien, vergleichbar mit dem Leistungssport: höher, schneller, weiter. Allerdings wies der Referent darauf hin, dass der Einsatz von Gentechnologie bei der Herstellung von Lebensmitteln umstritten und gesetzlich reglementiert ist. Abschließend betonte Hageböck, dass jede Brauerei ihr Hefemanagement prüfen und die äußeren Stressfaktoren bei Propagation, Ernte und Lagerung gering halten sollte. Nur so bekomme man viable und vitale Kulturen. Was die Carlsberg Group für seine Hefe tut, berichteten Zoran Gojkovic und Surinder Singh in ihrem Vortrag From worldclass yeast research to best practice yeast management in practice. 1847 gründete Jacob Christian Jacobsen die Carlsberg Brauerei in der Nähe von Kopenhagen. Bereits 1876 wurde die Carlsberg-Stiftung ins Leben gerufen – ursprünglich, um das Carlsberg-Laboratorium zu finanzieren. Dort wurde von Beginn an wegweisende Forschung betrieben: 1883 gelang es Emil Christian Hansen, aus Bierrückständen eine Hefezelle zu isolieren und damit die erste Reinkultur einer Brauhefe zu züchten (Saccharomyces carlsbergensis). Zusammen mit weiteren erfolgreichen Mitarbeitern von Carlsberg, wie Johan Kjeldahl und Øjvind Winge, wurden Analyseverfahren und Methoden zur Hefezüchtung entwickelt, die teilweise bis zum heutigen Tag Bestand haben. Noch


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immer befinden sich zahllose Stämme in der Hefebank von Carlsberg, die Brauereien rund um den Globus beliefert. Sie verfügt über die weltweit umfangreichste Kollektion von Brauhefen. Mittlerweile kommt bei der Züchtung der Hefe ein automatisiertes mikrobiologisches Screening-System zum Einsatz, das in der Lage ist, riesige Bestände schnell und effizient zu durchfors­ten und über eine intelligente Bildanalyse Kolonien zu erfassen. Carlsberg ist dank des Einsatzes von hoch entwickelter Robotertechnik in der Lage, neue und alternative Hefestämme binnen drei Wochen zur Verfügung zu stellen. Nach dem Motto „andere Rohstoffe kosten, Hefe ist umsonst“ wird weiter in die Zukunft inves­ tiert. Dabei stehen die Herstellung alternativer Brauorganismen, nichtkonventioneller Hefe sowie einer neuen Generation von Cider-Hefe und die Reduzierung des DiacetylGehalts im Fokus der Forschung. Die Dänen initiierten zwischen 2014 und 2016 einen Runden Tisch mit dem Ziel, Forschung und Zulieferindustrie zusammenzubringen und sich hinsichtlich Qualität, Prozesse und Kos­ten auf die Rahmenbedingungen eines modernen Hefemanagementsystems zu einigen. Schließlich warten allein bei Carlsberg täglich rund 260 Billionen Hefezellen darauf, unter optimalen Bedingungen eingesetzt zu werden. In seinem Vortrag Moderne Hefepropagation am Beispiel der Brasserie Kronenbourg, betonte Helmut Kühnl, Esau & Hueber, dass die Hefe Aufmerksamkeit verdient. Schließ-

lich benötigt man gärkräftige und frische Hefe, um Gärungsnebenprodukte wie Diacetyl abzubauen, um das Bier besser filtrieren zu können oder um Schaum- und Geschmacksstabilität zu gewährleis­ ten. Entsprechend hoch sind die Anforderungen an die Hefepropagation. Moderne Anlagen führen vitale Hefen in ausreichender Menge und in möglichst kurzer Zeit her und stellen einen gleichbleibenden Gärungsverlauf sicher. Dabei ist die Belüftung ein wichtiger Parameter bei der Steuerung der Propagation. Sie erfolgt in Intervallen, die sich nach der Zellzahlentwicklung richten. Bei etwa 30 Mio. Zellen pro ml empfehle es sich, so Kühnl, alle zehn Minuten Luft zuzuführen. Die Brasserie Kronenbourg in Obernai nutzt die Hefepropagationsanlage CONTI PROP mit seiner Zweistoffdüse TURBO AIR. Das System vermeidet Überbelüftung und verhindert ein Überschäumen der Tanks. Beim Umpumpen werden Würze und Hefe homogen durchmischt, CO2 wird entfernt, im Gegenzug wird die Hefe mit Sauerstoff versorgt. Die Belüftungsrate passt sich entsprechend der aktuellen Zellzahlentwicklung an. In der anschließenden Pause wird der zugeführte Sauerstoff metabolisiert. Bedienung und Überwachung erfolgen über ein Touch Panel. Bei Kronenbourg in Obernai kommt neben dem CONTI-PROP-System eine weitere Neuentwicklung zum Einsatz – der Yeast Propagation Manager (YPM). Diese sich selbst optimierende Lösung verbessert die Hefereinzucht. Das System regelt Temperatur und Belüftung auf Grundlage von hinterlegten Erfahrungswerten. YPM überwacht pausenlos alle Prozess­parameter und reagiert punktge­ n au. Erstmalig kann eine vollautomatische und selbstoptimierende Propagierung erfolgen, ohne Qualitätseinbußen. Die Laborarbeit ist so auf ein Minimum reduziert, erklärte Kühnl.

wird hergestellt, z. B. für Kosmetika. Sekundäres Mikroplastik wird aus größerem Plastikmaterial durch Verwitterung abgebaut. Da die Menschheit jahrzehntelang Plas­ tik verwendet hat, findet es sich überall auf der Welt – im Wasser, in der Luft und im Boden. Allein der Hausstaub besteht zu 1/3 aus Plastikfasern. Plastikpartikel reichern sich auch in Meereslebewesen an. Als Haupteintragsquelle für Mikroplastik in die Umwelt wurde der Reifenabrieb des Straßenverkehrs identifiziert. Dabei gilt Daniel Schock zufolge, dass je kleiner die zu untersuchenden Partikel sind, desto drastischer steigt ihre Anzahl. Bislang gewonnene Daten geben keine Hinweise auf negative gesundheitliche Wirkungen von Mikroplastik in der Nahrungskette. Gleichwohl bestehen noch erhebliche Datenlücken, die Institutionen wie das Bundesinstitut für Risikobewertung (BfR) oder die Europäische Behörde für Lebensmittelsicherheit (EFSA) aktuell zu schließen versuchen. Erkenntnisse zu möglichen Belastungen von Getränken mit Mikroplastik ergeben sich aus Forschungen des Chemischen und Veterinäruntersuchungsamtes Münsterland-Emscher-Lippe (CVUA-MEL) in Münster und des Bayerischen Landesamtes für Gesundheit und Lebensmittelsicherheit (LGL) in Erlangen. In Untersuchungen an verschiedenen Mineralwässern wurde jeweils festgestellt, dass diese Mikroplastik enthalten können, das mutmaßlich aus dem Abfüllprozess stammt. Während Einweggebinde geringe Partikelzahlen aufwiesen, enthielten Mehrwegflaschen aus Glas und PET signifikant mehr Mikroplastik­

Surinder Singh (Bild) und Zoran Gojkovic, Carlsberg Group, beschrieben den Weg ihres Unternehmens von den Anfängen der Hefepropagation bis zum modernen Hefemanagement

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Am ersten Tag der Frühjahrstagung kamen die Teilnehmer in den Genuss von acht Vorträgen

Mit Mikroplastik – aktuelle Situation widmete sich Daniel Schock, Deutscher Brauer-Bund, einem Thema, dem auch die Verbraucher zunehmend Aufmerksamkeit schenken. Bei Mikroplastik handelt es sich um Partikel von 1 µm bis 5 mm Größe, es wird zwischen primärem und sekundärem Mikroplastik unterschieden. Primäres Mikroplastik


TECHNIK & TECHNOLOGIE

teilchen. Daniel Schock regte an, den Reinigungsprozess von Mehrwegflaschen genauer unter die Lupe zu nehmen, um mögliche Partikeleinträge zukünftig zu reduzieren oder ganz zu vermeiden. Darüber hinaus riet er, auch die sons­tigen Prozesse der Abfüllung hinsichtlich möglicher Eintragspfade zu überprüfen und gegebenenfalls zu optimieren. In seinem Vortrag Analytik von Mikroplastik – aktuelle Verfahren und Herausforderungen im Überblick sprach Dr. Nils Rettberg, VLB Berlin, über die Herausforderungen, vor denen die Wissenschaft beim Thema Mikroplastik steht. Die

Dr. Stefan Ku­ nerth (Coca Cola), Dr. Nils Rettberg (VLB) und Daniel Schock (Deutscher BrauerBund) sprachen zum Thema „Kunststoffe und Getränke“ (v.l.n.r.)

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Ausgangsfrage lautet: Wie gelangt Mikroplastik in ein Getränk? Die Antwort: durch Verschlüsse, Verpackung, Reinigung, Etiketten, Luft und Staub. Allerdings sind sich die Wissenschaftler bisher uneins darüber, was genau Mikroplastik ist. Der kleinste gemeinsame Nenner lautet, es sind Plastikpartikel mit weniger als 5 mm Größe. Je kleiner die Partikel sind, desto schlechter sind sie erforscht. Rettberg hob fünf Studien hervor, die in den vergangenen Jahren an Getränken durchgeführt wurden und die jeweils zu sehr unterschiedlichen Ergebnissen kamen. Oßmann et al. fanden in den untersuchten Mineralwasserproben bis zu 15  000 Partikel, Schymanski et al. nur 400, Mason et al. 10 000, Wiesheu et al. und Kosuth et al. wiederum wurden so gut wie gar nicht fündig. Der Grund dafür ist, dass mit unterschiedlichen Analysetechniken gearbeitet wurde. Denn es geht nicht nur um die Größe der Partikel, sondern auch um deren Brauerei Forum  –  April 2019

Beschaffenheit, um die Farbe und die chemische Zusammensetzung. Das erfordert mehrere Analysemethoden, für die es keine standardisierten und vergleichbaren Set-ups gibt. Befunde sind deshalb schwierig einzuordnen. Größere Partikel sind mit dem bloßen Auge zu erkennen. Kleinere können mit Farbstoffen angefärbt und mittels Lichtquelle sichtbar gemacht werden. Diese Methode funktioniert für Wasser, für Bier steht der Nachweis der Funktionalität noch aus. Für die Analytik von Mikroplas­tikpartikeln mit der FTIR- und die Raman-Spektroskopie haben sich zwei Methoden durchgesetzt. Die FT-IR-Methode ist je nach Spektrometer vergleichsweise schnell, sie ist aber in der Praxis auf Partikel mit einer Größe von mindestens 10-20 µm begrenzt. Die Raman-Spektroskopie ist relativ zeitintensiv, d. h. eine Analyse kann Tage dauern. Sie allein ist allerdings im Vergleich zu allen anderen Verfahren in der Lage, Partikel mit einer Größe von bis zu 1 µm zu untersuchen. Das erzielte Spektrum muss anschließend mit den Beständen aus einer Datenbank abgeglichen werden. Erst dann lässt sich sagen, um welches Plastik es sich handelt. Doch es gebe immer Verwechslungspotenzial, wenn es darum geht, Kunststoff eindeutig zuzuordnen. Eine weitere Ungenauig­keit in der Analyse ist der sogenannte Blindwert, sprich die Anzahl der Partikel, die während der Analytik, z. B. aus der Raumluft, in die Probe gelangt. Um den alleine der Probe zuzuordnenden Messwert zu bestimmen, wird der Blindwert pauschal abgezogen. Ob das der richtige Modus ist, bleibt fraglich. Verlässliche Ergebnisse lassen sich aber nicht anders realisieren. Mikroplastik ist ein aktuelles Thema, das nicht nur medial hohe Wellen schlägt. Auch die Zahl der wissenschaftlichen Veröffentlichungen ist stark gestiegen. Dennoch gibt es im Hinblick auf Eintrittsfade und Gegenmaßnahmen, aber auch insbesondere hinsichtlich der Analytik viele Fragezeichen, zog Rettberg sein Fazit. Das sei der Vielfalt der Technik und AnalyseMethoden geschuldet. Plastikverpackung und Circular Economy – Herausforderungen für die Getränkeindustrie, nannte Dr.

Stefan Kunerth, Coca Cola, seinen Vortrag und betonte, Nachhaltigkeit und damit auch die Vermeidung von Plastikmüll sei eine kritische Grundlage des unternehmerischen Erfolgs. Das Thema habe eine e­norme Relevanz. Immer öfter wird im Internet nach dem Schlagwort Plastikmüll gesucht. Mit Zucker hat man sich jahrelang beschäftigt, das neue Thema werde Zucker an Heftigkeit um einiges übertrumpfen, ist sich der Referent sicher. 59 % des Plastikmülls in Europa stammen von Verpackungen. Heutzutage benutzen wir vor allem „Single used Plastic“ (SUP) – der Lebenszyklus dieses Materials ist extrem kurz. Zudem ist der Umgang des Konsumenten mit Plastik unachtsam. Doch wie verhindern wir, dass Verpackung als nutzlos angesehen wird und am Ende im Ozean landet? Nachhaltige Marken fokussieren sich auf Recycling. Denn Plastik an sich ist kein schlechter Wertstoff. Er ist formbar, er ist leicht, beständig und flexibel. Er wird lediglich falsch eingesetzt. Es ist vorstellbar, Getränke ohne Zucker zu verkaufen; aber ohne Verpackung? Niemals! Verpackungen haben eine Schutzfunktion, eine Transportfunktion, über sie kommen wir auch der Informationspflicht nach, Stichwort Etikettengestaltung. Es herrschen also widersprüchliche Ziele: Produktschutz vs. Recyclingfähigkeit. Sämtliche Branchen sind aufgefordert, sich dem Thema zu stellen. Die Getränkebranche ist innovativ und arbeitet mit Nachdruck daran, neue Lösungen zu finden. Und da


und die Zulieferer in den Prozess eingebunden werden. Aus linear (Produktion, Konsum, Entsorgung) wird circular: Keinerlei Materialien gehen mehr verloren. Das „ZeroWaste“-Konzept funktioniert aber nur, wenn alle Mitarbeiter an einem Strang ziehen und gemeinsam am Fernziel „Enhanced Recycling“ festhalten. Im Idealfall benutzen wir eines Tages Plastikflaschen, auf denen steht: Ich war mal drei Plastiktüten.

komme man zu dem Punkt „Circular Economy“, betonte Kunerth. Hier ist wichtig, dass die Entwickler bereits beim Produktdesign darüber nachdenken, was am Ende des Lebenszyklus mit dem Produkt geschehen soll. Außerdem muss Downcycling, sprich die Umwandlung eines Produkts in ein qualitativ schlechteres, vermieden werden. Vielmehr müssen die Produkte der Zukunft effektiv in den Kreislauf zurückkehren. Insofern hat sich Coca Cola bis 2025 dazu verpflichtet, dass seine Verpackungen wiederverwendbar und wiederverwertbar sein werden. Darüber hinaus möchte das Unternehmen sicherstellen, dass 50 % der PET-Flaschen aus Recyclingmaterial bestehen. Damit Verunreinigungen das Material nicht zunichtemachen, müssen auch die Partner

Mit Omnium zum Optimum hieß der Vortrag von Klaus Wasmuht, Ziemann Holvrieka, und PD Dr. Annette Schwill-Miedaner, Sont­hofen, in dem sie das neue Omnium-Sudhaus im nordbayerischen Reckendorf vorstellten. Es handelt sich hierbei um ein Pilotprojekt, das mit der Brau­tradition bricht und althergebrachte Prozesse infrage stellt. Ein Beispiel: Fettsäuren verderben das Bier und verringern die Geschmackstabilität, lautet die Lehrmeinung. Das, so Wasmuht, konnte nicht bestätigt werden, im Gegenteil. Hefe benötigt Fettsäuren. Und Mineralien. 1983 hat man sechs Stunden geläutert. Im Zuge der Schlacht um die Geschwindigkeit konnte man das Läutern auf zwei Stunden reduzieren. Im neuen Omniumsudhaus findet man gar keinen Läuterbottich mehr. An seine Stelle tritt ein Verfahren zur Maischefiltration mit vier Rotationskammern, in denen die Würze von den Trebern getrennt wird. Denn was zählt, ist nicht allein die Geschwindigkeit, die um 30 % reduziert werden konnte. Sondern es geht um die Rohstoffausbeute, die möglichst hoch sein soll. Der neue technologische Ansatz umfasst drei Komponenten. Ein heißer Malzauszug garantiert einen niedrigen Jodwert in der Anstellwürze. Die separate Hopfendosage führt zu einer gesteigerten Hopfenausbeute. Und durch die kontrollierte Trubabscheidung bleiben wichtige Inhaltsstoffe für die Hefeversorung erhalten. Im Vergleich zu einem konventionellen Sudhaus kann die Anstell- und Belüftungsrate reduziert werden. Das führt zu einer sehr aktiven Hefepopulation, was wiederum einen zügigen Extraktabbau zur Folge hat. Omniumbiere lassen sich gut filtieren. Der Polyphenolgehalt ist niedriger als in herkömmlich gebrautem Bier und

die Schaumwerte sind ausgezeichnet, berichtete Wasmuht. SchwillMiedaner erklärte, es finde keine Sauerstoffaufnahme statt, das System stehe unter Wasserdampfatmosphäre und sei gekapselt. Das führt zu einer minimalen thermischen Belastung. Dadurch ist die Oxidation geringer und die Biere sind um 25 % heller. Die neue Technik sei für alle Biersorten anwendbar, schloss Schwill-Miedaner den Vortrag.

Dr. Stefan Ku­ nerth, Coca Cola, betonte, sein Unternehmen wolle Vorreiter im Bereich nachhaltige Verpackungen sein und arbeite mit Nachdruck an Ansätzen zur Abfallreduzierung

Mit seinem Vortrag Carlsberg and the Brewery Kronenbourg – intro, current status, future plan machte Michael Jakob, Carlsberg Group, die Teilnehmer mit dem Unternehmen Carlsberg und der Brasserie Kronenbourg in Obernai bekannt. Carlsberg hat 80 Brauereien, beschäftigt rund 40 000 Mitarbeiter und hat einen Ausstoß von 120 Mio. hl. Der dänische Brauriese bedient vor allem die Märkte in West- und Ost-Europa, Fernost und SüdostAsien. Auf dem umkämpften französischen Markt rangiert Carlsberg an zweiter Stelle hinter Heineken. Kronenbourg ist mit einer maximalen Produktionskapazität von 7 Mio. hl pro Jahr die größte Carlsberg-Brauerei in Frankreich und nach St. Petersburg die zweitgrößte in Europa. Auf 70 Hektar Fläche arbeiten heute rund 800 Mitarbeiter. Kronenbourg hat drei Sudhäuser und produziert 30 000 hl Würze pro Tag. Besonders stolz, so Jakob, sei man auf die vollautomatisierten Abfüllanlagen mit einem Durchsatz von 30 000 hl pro Tag. Da das in Obernai gebraute Bier in über 80 Länder exportiert wird, ist die Logistik ein großes Thema. Nicht zuletzt deshalb wird Carlsberg im Rahmen eines langfristigen Entwicklungsplans in den nächsten zwei bis drei Jahren in eine neue LKW-Verladestation investieren. Zudem fließt u. a. Geld für eine neue Abfüllanlage und modernisierte Brauereitechnologie. Nach den Vorträgen bot sich die Gelegenheit, mit der Brasserie Kronenbourg im benachbarten Frankreich eine der modernsten und größten Braustätten in Europa zu besichtigen. Der Betriebsleiter Stephane Munch begrüßte die Teilnehmer zu einem Rundgang, der mit einer Verkostung und einer Stärkung endete. (wird fortgesetzt)

Die Brasserie Kronenbourg in Obernai öffnete ihre Werkstore für die Teilnehmer der Tagung

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TECHNIK & TECHNOLOGIE

  BRAUER-SCHULE Fachfragen und Fachrechnen für Auszubildende

Abfüllung Bei der Abfüllung von Bier in Flaschen oder andere Gebinde muss darauf geachtet werden, dass alle Parameter für die Erhaltung der Qualität erfüllt werden. Für den gesamten Prozess der Abfüllung ist ein komplexes Maschinen-, Verpackungs- und Transportsystem erforderlich.

Die Aufgaben stellte Studienrat Robert Pawelczak, Staatliche Berufsschule Main-Spessart/ Karlstadt

1. Moderne Abfüllanlagen für Bier und AfG sollen eine Vielzahl von Bedingungen erfüllen. Welche Eigenschaft muss die Abfülllinie aufweisen? a) Geräuschlose Abfüllung b) CO2-arme Abfüllung c) Mikrobielle Sicherheit d) Wasserverbrauch unter 100 ml pro 0,5-l- Flasche e) Mindestens 99 % Wirkungsgrad 2. Um den Durchsatz einer Füllanlage zu beschreiben, gibt man an, wie viele Gebinde bei einem störungsfreien Betrieb in einer Stunde befüllt werden können. Das nennt man… a) Ist-Ausbringung b) Durchschnittsausbringung c) Garantie-Ausbringung d) Effektiv-Ausbringung e) Nenn-Ausbringung 3. Für den Transport von leeren und befüllten Flaschen werden Bandförderer verwendet. Welche Aussage über diese Beförderungsart ist falsch? a) Die Laufgeschwindigkeit der Bänder darf nicht höher sein als 0,5 m in der Sekunde, da sonst die Standsicherheit der Flaschen nicht gewährleistet werden kann. b) Die Scharnierbandketten sind immer aus Edelstahl. c) Die seitliche Führung der Flaschen auf den Bändern übernehmen Metall- oder Kunststoffleitgeländer. d) Die Förderer können kurvenläufig gestaltet sein. e) Die Bandförderer sind nur bedingt für den Transport von leeren 2,0-l-PET-Flaschen geeignet. 4. Der Begriff „Neck-Handling“ steht in der Flaschenfüllerei für: a) Halsringbeförderung b) Halsetikettierung c) Glasabrieb am Flaschenhals d) Lasermarkierung der PET-Flaschen an der Flaschenschulter e) Drucklose Flaschenzusammenführung

6. Die Euro-Paletten für Leer- und Vollgutkästen haben folgende Maße: a) 750 • 1000 mm b) 800 • 1000 mm c) 800 • 1200 mm d) 1000 • 1200 mm e) 750 • 1250 mm 7. Bei einer Palettierungsanlage werden die zu palettierenden Gebinde lagenweise auf die Palette geschoben. Diese Art der Palettierung heißt? a) Säulenpalettierung b) Depalettierung c) Abräumen d) Schichtenpalettierung e) Stretchfolierung 8. Erklären Sie mit eigenen Worten den Unterschied zwischen der Palettierung mit Hakengreifern bzw. Klemmgreifern! Diese Frage ist entsprechend den neuen Prüfungsvorschriften für Brauer und Mälzer frei zu beantworten. Rechnung Die Flaschenfüllerei einer mittelständischen Brauerei hat bei 0,5-l-NRW-Flaschen eine durchschnittliche Ist-Ausbringung von 9100 befüllten Flaschen pro Stunde. Es wird dabei ein Wirkungsgrad von 91 % erreicht. Berechnen Sie, wie viele volle Paletten während einer 8-Stunden-Schicht verladen werden können, wenn die Rüstzeit pro Schicht bei 65 Minuten liegt. Die Brauerei verwendet Euro-Paletten, die mit 5 Lagen bestückt werden und Modulkästen mit 20 Flaschen Fassungsvermögen. (ganze Zahl) (Lösungen S. 39)

Foto: KHS-Gruppe

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5. Um den Flaschentransport zu erleichtern, werden die Bandförderer häufig mit Bandschmiermittel besprüht. Welche Aufgabe erfüllt das Bandschmiermittel bzw. welche Aussage trifft auf das Bandschmiermittel zu? a) Als Bandschmiermittel kann Wasser zum Einsatz kommen. b) Das Bandschmiermittel sollte biologisch abbaubar sein. c) Das Bandschmiermittel soll die Bildung von Biofilmen verhindern. d) Ein Bandschmiermittel sollte bereits in geringen Konzentrationen wirksam sein. e) Alle Antworten sind korrekt.

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RIF-Institut Dortmund

Forschungskreis der Ernährungsindustrie (FEI)

Data-Mining im Brauhaus

FEI vergibt erstmals Friedrich-Meuser-Forschungspreis

Das neue Forschungsprojekt „Datengetriebene Prozessoptimierung (DaPro)“ soll Grundlagen für maschinelles Lernen in der deutschen Getränkeindustrie schaffen. Einen innovativen Ansatz erarbeitet das RIF Institut für Forschung und Transfer, Dortmund, gemeinsam mit Partnern aus der Getränkeindustrie und der ITBranche – unter Federführung der Bitburger Braugruppe.

Im November wurde es bereits angekündigt, mittlerweile ist die Ausschreibung für 2019 veröffentlicht: Mit dem Friedrich-Meuser-Forschungspreis des Forschungskreises der Ernährungsindustrie (FEI) wird die beste Dissertation ausgezeichnet, die im Rahmen eines vom FEI geförderten Projekts der Industriellen Gemeinschaftsforschung (IGF) entstanden ist.

(F.) Das Brauen von Bier war schon immer eine Kunst. Oder, wie man heute sagen würde: ein komplexer Prozess. Mit über 1400 Braustätten, einem Jahresabsatz von fast 100 Mio. hl Bier und knapp 8 Mrd. € Umsatz ist die Brauwirtschaft ein wichtiger Wirtschaftszweig in Deutschland. Doch auch die muss sich den Herausforderungen der Zukunft stellen. „Vor dem Hintergrund steigender Lohn-, Energieund Rohstoffpreise sowie sich wandelnder Märkte gerät auch in einer Branche mit hoher internationaler Reputation (...), in der Tradition und Einsatz modernster Anlagentechnologie Hand in Hand gehen, die Prozessoptimierung immer mehr in den Fokus“, ist sich Prof. Dr. Jochen Deuse, Leiter der RIF-Abteilung Produktionssys­teme, sicher. Die Anwendung von maschinellem Lernen könne helfen, die Transparenz zu erhöhen und die Effizienz der Prozesse zu steigern. Das Internet der Dinge (IoT) lässt grüßen! Bislang jedoch fehlen Grundlagen einer standardisierten IoT-Architektur und Module zur Datenerhebung, -verarbeitung und Anwendung von maschinellen Lernverfahren. Diese sollen mit dem neuen RIF-Forschungsprojekt geschaffen werden. Innerhalb von drei Jahren wird erforscht, wie Wissen über komplexe Prozesse mit den Methoden der Industrie 4.0, allen voran mit DataMining, neue Einsichten und Anwendungsfelder generieren kann. Während für den Kunden traditionell das Endprodukt Bier im Fokus steht, werden für Brauereien, Getränke- und Anlagenhersteller im Zuge der Digitalisierung auch die Daten zum Wirtschaftsgut.

(F.) Der mit 2500 € dotierte Preis für herausragende Forschung sarbeiten ist nach Prof. Dr. Dr. Friedrich Meuser benannt. Der langjährige frühere Leiter des Wissenschaftlichen Beirats des FEI hat sich gleichermaßen um die Förderung der Industriellen Gemeinschaftsforschung wie um die Förderung des wissenschaftlichen Nachwuchses verdient gemacht. Die Forschungsarbeiten sind thematisch nicht eingegrenzt. Ihre Veröffentlichung darf maximal zwei Jahre zurückliegen.

Werkzeugkoffer An diesem Forschungsprojekt beteiligt sind der Konsortialführer und Deutschlands Fassbiermarke Nummer 1, die Bitburger Braugruppe, sowie mit der Augustiner-Bräu Wagner KG die älteste Brauerei Münchens. Mit der Syskron X GmbH ist die Digitalisierungssparte der Krones AG vertreten. Aus Dortmund ist mit der RapidMiner GmbH, einer Ausgründung aus der TU Dortmund, ein weltweit führender AnalysePlattform-Anbieter beteiligt. RIF unterstützt die wissenschaftliche Koordination des Projekts mit seiner Expertise in den Bereichen Digitale Fabrik und Industrial Data Science und sorgt für den Transfer der Projektergebnisse in Wissenschaft und Praxis. Ziel des Projekts, das vom Bundesministerium für Wirtschaft und Energie (BMWi) gefördert wird, ist es, eine Art Werkzeugkoffer zur Effizienzsteigerung und Ressour-

Einreichungen sind bis zum 31. Mai 2019 ausschließlich per E-Mail (fei@fei-bonn.de) willkommen. Der Dissertationsschrift sind lediglich eine einseitige Zusammenfassung sowie ein Lebenslauf mit Foto beizufügen. Eigennominierungen von jungen NachwuchsWissenschaftler/innen sind ebenso möglich wie Vorschläge von Instituts- und Projektleiter/innen. Die Bewertung und Auswahl der eingereichten Arbeiten erfolgt aufgrund ihrer wiss ens chaf t li ch en E x zellenz, ihres Innovationspotenzials und ihrer wirtschaftlichen Anwendungsrelevanz. Die Vergabe des Friedrich-Meuser-Forschungspreises 2019 erfolgt im Rahmen der FEI-Jahrestagung am 5. September 2019 an der Universität Gießen. Weitere Informationen unter www.fei-bonn.de/foerderung/ nachwuchsfoerderung/friedrichmeuser-forschungspreis.

Foto: DaPro-Konsortium

censchonung mit standardisierten Data-Mining-Modulen für die Brauereibranche zu entwickeln – die sich genauso auch in anderen Bereichen der Getränkeindustrie anwenden lassen. Brauerei Forum  –  April 2019

Kick-off-Meeting des Projektkonsortiums bei der Bitburger Braugruppe

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TECHNIK & TECHNOLOGIE

 BRAUEREITECHNIK Berliner Weiße

Das Traditionsgetränk im Wandel der Zeit, Teil 2: Zwischen Aroma & Verderb liegt ein schmaler Grat Die Berliner Weiße war im 19. Jahrhundert ein weit verbreitetes Bier in Berlin. In den vergangenen Jahrzehnten fristete sie dagegen nur noch ein Nischendasein. Inzwischen haben Craft-Brauer weltweit diesen traditionellen Bierstil wiederentdeckt. Im zweiten Teil seines Artikels beschäftigt sich der Autor mit der Entstehung der sauren obergärigen Biere und der Bedeutung der Mikroorganismen für den Geschmack und die Qualität des Bieres. Dr. Peter Lietz, Berlin

Alte Brauerei Ende des 18. Jh. mit Kühlschiff

Ursprünglich wurden die hellen, kohlensäurereichen, nur schwach sauren Biere des 17. und 18. Jahrhunderts entweder zu 100 % aus Weizenmalz oder aber mit einem Anteil von Gerstenmalz unterschiedlich stark eingebraut. Die Säure entstand nach einigen Tagen durch säurebildende Bakterien, die auf unterschiedlichstem Wege – sei es über das Malz, das Wasser oder die Luft – in den Betrieb gelangt waren. Einflüsse der Hugenotten Die Gärung erfolgte seinerzeit ausschließlich obergärig. Beteiligt waren neben der Bierhefe Saccharomyces cerevisiae auch sogenannte wilde Hefen (Torula-Arten) sowie Milchsäurebakterien, meistens als Kontamination. Wann ein saures Weißbier zum ersten Mal produziert wurde, ist nicht genau überliefert. Das erste Berliner Kochbuch von Elsholtz mit dem Titel „Diaeteti-

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con“ aus dem Jahre 1682 lässt den Schluss zu, dass bereits Mitte des 17. Jahrhunderts in Berlin ein weißes Bier eingebraut wurde. Sicher ist jedoch, dass die spezielle Entwicklung der weißen Biere hin zur später typischen Berliner Weiße mit den Einflüssen der Hugenotten in Berlin in Zusammenhang gebracht werden kann. Die Glaubensflüchtlinge aus Frankreich bevorzugten das in eigenen Braustätten erzeugte leichtere, lichte Weizenbier mit einem Malzextrakt von ca. 5,7 % und einem entsprechend niedrigen Alkoholgehalt von knapp 2 %. Die klassische Berliner Weiße, wie sie bis in die zweite Hälfte des 20. Jahrhunderts von spezialisierten Weißbierbrauereien auf den Markt gebracht wurde, ist vermutlich erst im 19. Jahrhundert entstanden. Fehlgärungen im Maischprozess Die Würzebereitung ähnelte Ausgangs des 18. Jahrhunderts im

Prinzip der Verfahrensführung, die auch später im 19. Jahrhundert angewandt wurde. Auf eine Besonderheit sei allerdings hingewiesen: Ende des 19. Jahrhunderts ging man noch davon aus, dass bei einer kochfreien Maischeführung die Kulturmilchsäurebakterien als Teil der Mikroflora des Malzes lebend in die Würze gelangten. Das war der einzige Grund, weshalb man die Maischen und Würzen nicht kochte. Erst später erkannte man, dass der Anteil der Kulturmilchsäurebakterien, die über den Maischprozess in die Würze und damit in den Gärprozess gelangten, vernachlässigbar war. Dagegen war die Gefahr einer schweren Kontamination, vor allem mit unerwünschten Mikrokokken, bei dieser Verfahrensweise sehr groß. Durch Erhöhung der Abmaisch­temperatur auf 85 °C versuchte man, Fehlgärungen zu vermeiden – später begegnete man möglichen Fehlgärungen, in-


dem man die Würze doch kochte und Reinzuchtkulturen verwendete. Milchsäurebakterien während der Gärung Schönfeld und Dehnicke haben sich in diesem Zusammenhang in ihrer Schrift „Zur Kenntnis der stäbchenförmigen Milchsäurebakterien im Berliner Weißbier“ (1909) mit den Ursachen der unterschiedlichen Säurebildung befasst. Sie isolierten aus sieben verschiedenen Brauereien unterschiedliche Milchsäurestämme der Gattung Saccharobacillus pastorianus, die sie in drei Gruppen zusammenfassten. Das Wachstum der Milchsäurebakterien während der Weißbiergärung verlief in der Regel parallel zur Hefevermehrung und wurde erst bei Alkoholgehalten von mehr als 5 % gehemmt. Einen wesentlichen Einfluss hatten die Maischeführung und die Hopfengabe. Bei einer Hopfengabe in die Maische war der Einfluss von wachsenden Milchsäurebakterien und Pediokokken am geringsten. Wurde die Würze mit Hopfen gekocht, erreichte man nicht den erwünschten Säuregrad. Während des Kochprozesses wurden anscheinend mehr bakterienhemmende Substanzen gebildet als bei der Maischekochung mit Hopfen. Die Weißbierbrauer scheuten sich deshalb lange Zeit, die abgeläuterte Würze vor dem Ausschlagen zu kochen und riskierten damit das „Langwerden“ der Biere. Um diese Kontaminationsgefahr zu reduzieren, schlug Schönfeld vor, die

Läuterwürze vor dem Ausschlagen wenigstens auf 85 °C zu erwärmen und erst danach anzustellen. Torula-Hefen weit verbreitet Der Zeug bei der Berliner Weißen setzte sich aus einer obergärigen Bierhefe (Sacch. cerevisiae) und einem hohen Anteil an Milchsäurebakterien (Lactobazillen) zusammen. Diese Satzhefe stammte entweder aus dem eigenen Brauprozess oder wurde von den Gastwirtschaften bezogen, die diese nach beendeter Hauptgärung in ihren Gärkufen geerntet hatten. Im Gegensatz zur Herstellung untergäriger Lagerbiere wollten die Weißbierbrauer bei der Gärung einen möglichst niedrigen Vergärungsgrad erzielen. Daher wurden Hefen vom Typ Saaz bevorzugt, die in der Lage waren, Dextrine in der Nachgärphase abzubauen. Die Forderung nach einem niedrigen Vergärungsgrad resultierte aus der damals von vielen Kunden gewünschten malzigen Note, wie Schönfeld in seinem 1900 erschienenen Buch „Reinzüchtung und Versand von obergärigen Brauereihefen“ festhielt. Die Weißbierhefe sollte sehr bald einen Auftrieb zeigen, die im Jungbier verbliebenen Hefezellen dagegen sollten sich nach der Gärung am Flaschenboden fest absetzen. Um den Bruchcharakter der Hefe im laufenden Produktionsprozess nicht zu verlieren, wurden möglichst hoch abgedarrte Malze eingesetzt, die außerdem eine „feinere

Willner-Brauerei, Berlin Pankow, ca. 1935-1940 (Sammlung K.-H. Pritzkow)

aromatische Qualität“ sichern sollten. Neben den schleimbildenden Sarcinen traten als störende Hefekontamination immer wieder Torula-Hefen in Erscheinung. Zu dieser Gattung gehörte auch die heutige Brettanomyces. Die von N. Heltje Claussen 1904 eingeführte Bezeichnung Brettanomyces bezog sich seinerzeit auf Torula-Hefen, die unter gleichzeitiger Bildung von Säuren und Estern im Bier einen eigenartigen Geschmack bildeten und gleichzeitig Dextrine vergoren. Paul Lindner (1861-1945) bezeichnete diese Torula-Hefen als die damals am meisten verbreiteten Mikroorganismen in den Brauereien, die auch im Weißbier einen pappigen Geschmack verursachten. Ob es sich dabei immer um Brettanomyces handelte, ist nicht vermerkt (aber auch nicht wahrscheinlich). Verwertung der Dextrine Lindner verwies 1930 auf Arbeiten von Morris, van Laer und Hjelte Claußen, in denen auf die Mitwirkung wilder Hefen durch Abbau von Dextrinen in der Nachgärphase hingewiesen wird. In eigenen Versuchen mit einer Guinness-Porterhefe konnte auch er den Abbau dieser Dextrine nachweisen. Es ist anzunehmen, dass es sich hierbei, entsprechend der heutigen Systematik, um eine Hefe der Gattung Brettanomyces gehandelt hat. Man war sich aber offensichtlich auch der Kontaminationsgefahr bewusst und propagierte die Auswahl und Brauerei Forum  –  April 2019

Aus Henneberg, W.: „Gärungsbakteriologisches Praktikum, Betriebsuntersuchungen und Pilzkunde“ (1909) – Saccharobacillus p. var. berolinensis (Weißbiermilchsäurepilz), Zellen aus Bier und Maische. a: Normale Zellen a1: gekörnte, d. h. tote Zellen b: Zellen mit kugelförmi­gem Plasma c: Zellen mit gegliedertem Plasma d: hypertrophi­ sche Zellen, einfache Präparate e, e1: Zellkettenabschnitte aus größeren Verbänden in der Tröpfchenkultur (2000-fache Vergrößerung)

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TECHNIK & TECHNOLOGIE

Nach Glaubitz, M. und Koch, R.: „Atlas der Gä­rungsorga­ nismen“ (1956) – BrettanomycesHefe, sehr alte Zellen aus dem Bodensatz von Porterbier (500-fache Vergrößerung)

ausschließliche Nutzung spezieller obergäriger Kulturhefestämme (Sacch. cerevisiae), um die Dextrine zu vergären. Lindner gelang es, solche Hefestämme zu isolieren. Spätere Arbeiten von H. Haehn, M. Glaubitz und W. Groß, veröffentlicht in der Wochenschrift für Brauerei 1937, konnten diese Beobachtung nicht bestätigen. Von Ihnen wurden keine obergärigen Bierheferassen gefunden, die Dextrine verwerten können. Es kann sein, dass bei alten Weißbiermustern Kontaminationen wirksam waren. Obwohl in der älteren Literatur nicht beschrieben, kann auch die S. diastaticus in der Nachgärphase niedere Dextrine abgebaut haben. S. diastaticus wurde erstmals von Andrews J. und Gilliland R. J. 1952 im Band 58 des Journal of the Institute of Brewing als eigenständige Art beschrieben und wird heute als Unterart von S. cerevisiae geführt. Diese Hefe spielt in der neueren Zeit bei untergärigen Bieren eine unrühmliche Rolle, da sie ähnlich wie S. pastorianus in der Nachgärphase durch erhebliche CO2-Bildung und Trübung, selbst im filtrierten Bier, auffällig wird. Lagerung hat Auswirkungen auf den Geschmack Ein großes Problem stellte die Abfüllung der Weißen in Flaschen dar.

Aus der Sammlung Michael Weidner

Das geschah kurz vor Ende der Gärung – entweder in der Brauerei, oft aber auch bei den Gastwirten, meis­ tens wohl nicht unter optimalen hygienischen Bedingungen. Eine Nachgärzeit von mindestens 8 bis 14 Tagen reichte, um den nötigen Kohlensäuredruck zu erzeugen. Am Ende der eigentlichen Weißbiersaison, also gegen Ende des Sommers, wurden oft stärkere Biere mit bis zu 16 % Extrakt eingebraut, die länger als die obligatorischen 14 Tage gelagert wurden. Diese Flaschen lagerten in den Kellern der Gastwirte, manchmal über Monate oder Jahre unter Sand, um eine stabile Temperatur zu gewährleisten. So entstand ein kohlensäurereiches, stark aromatisches Bier, das z. B. als „Champagner-Weiße“ von Kennern geschätzt wurde. Es ist nicht auszuschließen, dass bei der langen Lagerung neben der verwendeten Kulturhefe auch Wildhefen zum Zuge kamen, die niedere Dextrine verwerten können. Diese Sekt-Weiße sollte mindestens ein halbes Jahr in der Flasche lagern, um ihren abgerundeten Geschmack zu entfalten. Bei längeren Lagerzeiten, z. B. über mehrere Jahre, konnte dagegen der Geschmack umschlagen und es entstand ein unangenehmes Aroma. Auf diese Gefahren, die vor allem von Wildhefen ausgehen können, wurde von Lindner und Schönfeld bereits hingewiesen. Sie empfahlen deshalb Spezialheferassen mit deutlichem Nachgärvermögen. Reinzucht­kulturen Da es immer wieder, vor allem bei überlagerten Weißbiercha r g en , z u kontaminationsbedingten Verlusten kam, versuchte man schon früh mit Reinzuchtkulturen von Hefen und Milchsäurebakterien zu arbeiten. Allerdings ist dies nach Angaben von Schönfeld nicht immer gelungen. Bei Versuchen mit obergär igen Reinzuchthefen mit einem Anteil von Milchsäurekulturen

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entmischten sich die Kulturen sehr bald. Dies war oft nicht zuträglich für die Bierqualität. Auch der Einsatz des Kulturmilchsäurebakteriums Bacillus delbrückii nach dem von Francke vorgeschlagenen Verfahren an Stelle des L. pastorianus brachte keine befriedigenden Ergebnisse – Schönfeld hat das Verfahren in seinem Artikel „Die künstliche Säuerung des Berliner Weißbieres“ in der Wochenschrift für Brauerei im Jahr 1909 beschrieben. Es kam zwar zu einer Säuerung, jedoch wich der Charakter der mit diesem Kulturmilchsäurestamm erzeugten Biere deutlich von dem der klassischen Weißbiere ab. Die Bedeutung der Brettano­myces-Hefe In seiner 1987 an der TU Berlin vorgelegten Dissertation „Über die Aromabildung beim Weißbier unter besonderer Berücksichtigung von Säuren und Estern“ behandelte Frank Methner auch die Frage der optimalen Zusammensetzung der Mikroflora bei der Weißbiergärung. Ausgangspunkt für diese Untersuchungen waren unterschiedlich alte Flaschen Weißbier verschiedener Berliner Betriebe aus den 1970erund 1980er-Jahren sowie Proben aus dem Produktionsprozess. Bei der biologischen Auswertung der Bodensätze wurden in wenigen Proben Hefezellen S. cerevisiae (obergärige Bierhefe) als auch S. carlsbergensis (untergärige Bierhefe) sowie Candida crusei, Aureobasidium pullulans gefunden. Dagegen wurden in fast allen Bodensatzproben Zellen von Brettanomyces bruxellensis nachgewiesen. Ob es sich dabei ausschließlich um die B. bruxellensis oder B. claussenii handelte, von der bekannt ist, dass sie ein charakteristisches Aroma bildet, ist


aus den angegebenen Daten nicht ersichtlich. Aufgrund der Dominanz von Brettanomyces postulierte Meth­ner, dass diese vor allem bei Porterbieren vorkommende Hefe hauptverantwortlich für die Ausbildung des für die Berliner Weiße typischen Aromas sei. In seiner Dissertation beschäftigte sich Methner vor allem mit der Bildung von Aromaverbindungen, die für den charakteristischen Geschmack der Berliner Weiße verantwortlich sind. Mit den aus verschiedenen Weißbierproben isolierten Mikroorganismen wurden Probegärungen im kleintechnischen Maßstab durchgeführt. Aus seinen Untersuchungen der Flaschenbiere unterschiedlichen Alters sowie der Proben aus eigenen Brauversuchen, die leider nur mit wenigen mikrobiologischen Versuchsdaten untersetzt sind, kam Methner dann zu folgender Schlussfolgerung: „Durch die Tatsache, dass in den meisten Berliner Weißbieren Hefe der Gattung Brettanomyces bruxellensis gefunden wurde, die auch über einen langen Zeitraum in lebensfähiger Form in der Flasche bleibt, kann geschlossen werden, dass dieser Mikroorganismus von entscheidender Bedeutung für die Herstellung dieses Bieres und dessen Charakter ist. Der Einfluss der Lactobazillen ist dagegen nur in Bezug auf die Säurebildung von Bedeutung. Die Aromabildung findet ausschließlich durch die beteiligten Hefen statt, wobei Brettanomyces (...) der Hauptanteil zukommt“. Brettano­myces und Kontamination im Bier Eine These, die man durchaus hinterfragen kann. Die vorgelegten Untersuchungsergebnisse lassen die Schlussfolgerung zu, dass auch im 20. Jahrhundert Brettanomyces neben anderen Wildhefen sowie Lactobazillen als Kontamination bei der Bierbereitung und Abfüllung auftreten können. Die Analysen zeigen außerdem, dass diese Kontamination im Gegensatz zur obergärigen Kulturhefe (S. cerevisiae) und den Lactobazillen längere Lagerzeiten über mehrere Jahre überstehen können. Unter Berücksichtigung der vorliegenden umfangreichen älteren Arbeiten der VLB aus den Anfangsjahren ihres Bestehens, speziell zur Obergärung, war das zu erwarten.

Von B. bruxellensis ist bekannt, dass sie sich in Anwesenheit von S. cerevisiae während der eigentlichen Hauptgärung und in der ersten Nachgärphase nicht durchsetzen kann. Später jedoch, wenn die Kulturhefe ihren Stoffwechsel weitestgehend eingestellt hat bzw. die Zellen abgestorben sind, kommt es, ähnlich wie es beim untergärigen Bier infolge einer Kontamination durch S. pastorianus der Fall ist, zur nachträglichen Entwicklung derselben – oft mit erheblichen Konsequenzen: Wird eine Bierwürze zusammen mit der Satzhefe mit einer solchen Kontamination belastet, so ist das kontaminierte Jungbier, wie der Autor in eigenen

über Monate oder Jahre in der Flasche gelagert, so hatte die B. bruxellensis im Verein mit anderen säureresistenten Mikroben sicher die Chance, sich zu entfalten und den Geschmack zu beeinflussen. Ob das immer zu einer Verbesserung führte, sei dahingestellt. Die von Methner vorgelegten hochinteressanten Ergebnisse zur Aromabildung in Weißbier beweisen, dass die als Kontamination in das Bier gelangten Hefezellen von Brettanomyces im Weißbier über Jahre überleben und das Aroma deutlich beeinflussen können. Dabei kommt es zu einer verstärkten Bildung von Estern sowie von flüchtigen und nicht-flüchtigen Carbonsäuren. Das

Arbeiten selbst verfolgen konnte, während der Gärung und in den ersten Wochen der Reifung meist völlig unauffällig. Nach mehreren Monaten Lagerung, wenn die Kulturhefe ihren Stoffwechsel eingestellt hat, beginnt sich eine solche Kontamination zu vermehren. Die Folge: Das Bier schlägt um und wird ungenießbar. Dieses Phänomen wurde auch schon zur Hochzeit der Weißbierbereitung immer wieder beschrieben. Ab etwa 1923 wurde die Berliner Weiße überwiegend als ein klassisches leichtes Sommerbier eingebraut und war bereits nach einer relativ kurzen Gär- und Reifungsphase genussreif. Damit blieb keine Zeit für die träge Brettanomyces, um sich gegen die obergärige Hefe durchzusetzen und geschmacklich aktiv werden zu können. Wurden diese Biere stärker eingebraut und

kann über kurze Zeit zu einer Verbesserung des Aromas führen, aber auch den Verderb des Bieres verursachen. Kontaminationen dieser Art sind im normalen Braubetrieb nicht beherrschbar! Die unter ausschließlicher Verwendung von Brettanomyces als Kulturhefe eingebrauten Biere waren, wie Methner selbst beschreibt, im Geschmack nicht überzeugend!

Sudhaus Landré in der Stralauer Straße in Berlin (Jahr unbekannt)

Umfassende Informationen zum Thema enthält das an der VLB erschienene Buch „Die Berliner Weiße – Ein Stück Berliner Geschichte“ von Gerolf Annemüller, Hans-J. Manger und Peter Lietz. Hinweis: Das Thema „Berliner Weiße“ wird im Jahrbuch 2019 der Gesellschaft für Geschichte des Brauwesens (GGB) ausführlicher behandelt. Es erscheint im Oktober 2019. Brauerei Forum  –  April 2019

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TECHNIK & TECHNOLOGIE

Wernesgrüner Brauerei

Neue Keg-Abfüllung und Steinie-Flasche Rund 2 Mio. € hat die zur Bitburger Braugruppe gehörende Wernesgrüner Brauerei in eine neue KegLinie investiert, die Anfang April in Betrieb gegangen ist. Darüber hinaus erweitert das Unternehmen sein Gebindesortiment um die 0,33-l-Steinie-Flasche.

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neuen Anlage ist ein vollautomatisch arbeitender Knickarmroboter. Dieser ermöglicht es, verschiedene Arbeitsschritte auf kleinem Raum auszuführen. Die Installation der neuen Anlage selbst war ebenfalls eine Herausforderung. Für die Rückbauarbeiten der alten Anlage aus dem Jahr 1989, der kompletten Innensanierung des Produktionsraumes, den Aufbau der neuen Anlage und deren Inbetriebnahme hatte die Brauerei gerade einmal zwei Monate eingeplant. Entsprechend wurde vorrausschauend in mehreren Schichten vorproduziert und sich so auf die nicht alltägliche Situation eingestellt. „Mein besonderer Dank geht an alle Mitarbeiter und Kollegen aus Produktion und Technik, die mit ihrem persönlichen Einsatz für einen reibungslosen Projektablauf gesorgt haben“, so Kusche.

Foto: Wernesgrüner

Wernesgrüner Geschäftsführer Dr. Marc Kusche freut sich über die neue Keg-Anlage

(BF) Die neue Fassabfüllung der Wernesgrüner Brauerei hat Anfang April ihren Betrieb aufgenommen. Ausgelegt ist die Abfüllanlage für 30- und 50-l-Kegs, pro Stunde können bis zu 90 Kegs abgefüllt werden. „Entscheidende Kriterien bei der Planung der Anlage waren Produktqualität, Leistungsfähigkeit, Flexibilität sowie ein nachhaltiger Umweltschutz. Mit der neuen Anlage können wir den Wasser- und Energieverbrauch der Wernesgrüner Brauerei signifikant weiter senken“, erklärt Dr. Marc Kusche, Geschäftsführer der Wernesgrüner Brauerei. „Diese Investition stärkt zudem die Zukunftsfähigkeit des Unternehmens“, so Kusche weiter. In der neuen Anlage werden die Kegs gereinigt, geprüft und abgefüllt. Anschließend erfolgt die Palettierung und Bereitstellung für die Logistik. Das Besondere der

Insgesamt investiert die Wernesgrüner Brauerei mit der neuen KegLinie 2 Mio. € in den Standort. An der Projektumsetzung waren mehr als 20 Firmen beteiligt. Dabei übernahm die Albert Frey AG, ein mittelständisches Unternehmen aus dem Allgäu mit mehr als 100-jähriger Firmengeschichte, den Anlagenbau. Handwerker und Bauunternehmer aus dem Vogtland und Erzgebirge waren ebenso beim Bau aktiv. Wernesgrüner in der SteinieFlasche Darüber hinaus erweitert Wernesgrüner ihr Gebindesortiment um die handliche 0,33-l-Steinie-Flasche. Ab Mitte April sind die Sorten Wernesgrüner Pils Legende und Wernesgrüner Landbier 1436 auch in der kompakten Gebindegröße „Steinie“ und im neu entworfenen 20x0,33 Liter-Mehrwegkasten erhältlich. „Wir freuen uns, mit dem neuen Steinie-Gebinde der gestiegenen Verbrauchernachfrage nach Kleingebinden und mehr Sortenvielfalt noch besser nachkommen zu können“, sagt Marc Kusche „Die Flaschenform hat Kultcharakter und ist eine ideale Ergänzung unserer bisherigen Gebinde.“ Die neue Wernesgrüner SteinieFlasche erhält außerdem einen eigenen Kasten. Wernesgrüner hat hierfür einen modernen Mehrwegkasten entworfen. Auf den Längsund Querseiten präsentiert sich die Marke mit prominentem Wernesgrüner Schriftzug. Die Herstellung der Kästen erfolgte nachhaltig aus aussortierten Wernesgrüner Kästen. Die Wernesgrüner Pils Legende und das Wernesgrüner Landbier 1436 werden seit Mitte April in ausgewählten Märkten in den östlichen Bundesländern verfügbar sein. Zudem wird die Einführung im Handel mit einem 4er-Bottlemaster unterstützt.


Im Spannungsfeld moderner Prozesstechnik und traditioneller, sauer fermentierter Getränke Alkoholfreie Getränke erfreuen sich seit Jahren zunehmender Beliebtheit, wodurch eine stetige Erweiterung der Produktpalette zu beobachten ist. Längst haben stark gezuckerte Softdrinks an Attraktivität verloren, zugunsten zuckerärmerer Alternativen. Hierzu zählen unter anderem auch sauer fermentierte Getränke wie Kombucha und Wasserkefir. Stefanie Malchow, Jakub Borowski, Martin Senz, alle Abteilung Bioprozesstechnik und Angewandte Mikrobiologie (BEAM), Forschungsinstitut Biotechnologie und Wasser (FIBW), Versuchs- und Lehranstalt für Brauerei in Berlin (VLB) e.V. Traditionelle, sauer fermentierte Getränke zeichnen sich durch eine angenehme Säure aus, die zusammen mit einem niedrigen Zuckergehalt und einer interessanten Aromenvielfalt für einen erfrischenden Charakter sorgt. Darüber hinaus werden diesen Getränken aufgrund ihrer Inhaltsstoffe häufig gesundheitsfördernde Eigenschaften zugeschrieben, was die Nachfrage positiv beeinflusst. Die steigende Beliebtheit solcher Getränke erfordert oftmals ein Umdenken bei den Produzenten, weg vom traditionellen Verfahren, hin zu einem reproduzierbaren Prozess, der gleichermaßen die Produktsicherheit gewährleistet und Chargenschwankungen minimiert. Hierfür ist ein umfassendes Verständnis des Fermentationsprozesses vonnöten, der durch den Einsatz analytischer und prozesstechnischer Methoden charakterisiert und erfasst werden kann. Sauer fermentierte Getränke wie Wasserkefir und Kombucha Traditionelle, sauer fermentierte Getränke haben in der klassischen Herstellung vor allem eines gemeinsam: Sie werden durch den Einsatz komplexer, (meist) undefinierter Mischkulturen gewonnen. Dies stellt sowohl prozesstechnisch als auch bei der Produktion im industriellen Maßstab die größte Hürde dar. Komplexe Kulturen zeichnen sich u.a. dadurch aus, dass die beteiligten Mikroorganismen in undefinierten Anteilen enthalten sind, wobei die Zusammensetzung über die Zeit starken Änderungen unterliegen kann. Zudem bilden die Mikroorgansimen häufig Exopolysaccharide, die von den Organismen besiedelt werden und einen positiven Effekt auf die spezifischen Stoffwechselleis­

tungen während der Fermentation haben. Wasserkefir wird traditionell aus gesüßtem Wasser, Trockenobst und den sogenannten Wasserkefirkristallen hergestellt (Abb. 1A). Letztere beherbergen je nach Ursprung und Alter der Kulturen unterschiedliche Milchsäurebakterien und Hefen, darunter häufig Lactobacillus paracasei, L. hilgardii und L. nagelii sowie Saccharomyces spp. und Brettanomyces spp. Über eine Fermentationsdauer von üblicherweise 2–4 Tagen bei Raumtemperatur bilden die Organismen CO2, organische Säuren (insbesondere Milchsäure), Glycerol, geringe Mengen Ethanol sowie diverse Aromakomponenten, die dem Gärgetränk einen fruchtigsüßen und erfrischenden Charakter verleihen. Klassischerweise gilt Wasserkefir als alkoholfreies Getränk, was primär auf die kurze Fermentationsdauer zurückzuführen ist. Bei der traditionellen Herstellung von Kombucha wird gezuckerter Tee mit dem sogenannten SCOBY (engl.: symbiotic culture of bacteria and yeasts; Abb. 1B) über mehrere Tage bis Wochen bei Raumtemperatur fermentiert. Hierbei entstehen wie beim Wasserkefir neben CO2 auch organische Säuren (vorwiegend Es-

sigsäure), Glycerol und Aromakomponenten sowie geringe Mengen Ethanol. Der SCOBY setzt sich, wie der Name bereits vermuten lässt, aus Hefen und Bakterien zusammen, wobei abhängig von Herkunft und Alter Brettanomyces spp. und Zygosaccharomyces spp. bei den Hefen sowie Acetobacter spp., Gluconobacter spp. und Gluconoacetobacter spp. bei den Bakterien dominieren. Auch Kombucha gilt als alkoholfreies Gärgetränk, obwohl während der Fermentation durch die Hefen Ethanol gebildet wird. Dieses wird jedoch durch die Essigsäurebakterien im weiteren Verlauf zu Essigsäure verstoffwechselt, sodass der Ethanolgehalt üblicherweise geringer als 0,5 Vol.-%. ist. Gegenüber der traditionellen Herstellung liegt in der industriellen Produktion der Fokus auf Aspekten wie Qualitätssicherung und Produktsicherheit, wobei für den Verbraucher auch Geschmack und Naturbelassenheit von großer Bedeutung sind. Bei der Anpassung des Herstellungsprozesses für den industriellen Maßstab gilt es daher, durch vertieftes Prozesswissen und eine verbesserte Verfahrensweise gleichzeitig den Kunden- und den

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Abb. 1: A: Wasserkefirkristalle; B: Schicht eines KombuchaSCOBYs. Es handelt sich jeweils um charakteris­ tische Matrizes aus Exopoly­ sacchariden, die von den enthaltenen Mikroorganismen produziert werden und in die diese teilweise eingebettet sind

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TECHNIK & TECHNOLOGIE

Qualitätsanforderungen gerecht zu werden. Aus mikrobiologischer Sicht besteht der erste Schritt darin, die traditionellen Kulturen gegen definierte Reinkulturen auszutauschen. Dies verringert das Kontaminationsrisiko und erhöht schon im ersten Schritt die Kontrollierbarkeit im industriellen Maßstab um ein Vielfaches. Durch den Einsatz solcher Starterkulturen können außerdem gezielt gewünschte Produkteigenschaften, wie z. B. Säurespektrum oder Aromaprofil, beeinflusst werden. Doch auch weitere Zutaten wie Zucker oder Trockenobst, die den Organismen während der Fermentation als Nährstoffe dienen, sollten dem Prozess so definiert wie möglich zugegeben werden. Neben den Inhaltsstoffen trägt eine umfassende, prozessbegleitende Analytik durch ihren Einsatz zur Steuerung zu einem sicheren Prozess bei. Exemplarischer Verlauf einer Wasserkefir-Fermentation Für die Entwicklung eines sicheren Prozesses müssen zunächst die Rahmenbedingungen umfassend ermittelt werden. Im Zuge von Entwicklungsarbeiten zur Herstellung von Wasserkefir wurde daher zunächst der charakteristische, zeitliche Verlauf einer traditionellen Fermentation mit undefinierten Starterkulturen ermittelt (Abb. 2). Mittels HPLC-Analysen wurden das Zuckerprofil sowie die Säure- und Ethanolproduktion während des Fermentationsverlaufs ermittelt (Abb. 2A). Es zeigte sich deutlich das Wechselspiel der durch die Mikroorganismen verursachten Saccharosespaltung und der daraus resultierenden Freisetzung von Glukose und Fruktose, wobei Letztere deutlich langsamer abgebaut wurde als Glukose. Gleichzeitig konnte eine kontinuierliche Ethanolbildung beobachtet werden, wohingegen die durch Milchsäurebakterien bedingte Laktatbildung bereits nach 72 h stagnierte. Aufgrund der Stoffwechselaktivitäten

war ein rascher Verbrauch des gelösten Sauerstoffs sowie ein Abfall des pH-Wertes zu beobachten (Abb. 2B). Auch das Redoxpotential wurde während der Fermentation durch die Mikroorganismen gesenkt, während die anti­oxidative Kapazität zunahm (Abb. 2C). Mittels Abgasanalyse wurde die Zusammensetzung der im Kopfraum befindlichen Atmosphäre ermittelt. Hierbei konnte innerhalb der ersten 72 h eine Sättigung mit CO2 bei gleichzeitiger Reduzierung des Sauerstoffgehalts beobachtet werden. Zusätzlich wies das sich nach 48 h eingestellte Redoxpotential eine gute Übereinstimmung mit den gewünschten sensorischen Eigenschaften sowie einem für die Deklaration „alkoholfrei“ erforderlichen Alkoholgehalt von weniger als 0,5 Vol.-% auf. Auf Basis der erhobenen Daten sollen weitere Untersuchungen zeigen, wie sich die genannten Parameter bei Einsatz nicht-traditioneller Starterkulturen verhalten und ob durch geeignete Prozesssteuerung eine Reproduktion des Fermentationsprofils möglich ist. Weitere, für die Entwicklung von Fermentationsprozessen zur Verfügung stehende, moderne Methoden sind jene zur Analyse der Wachstumseigenschaften der jeweiligen Mikroorganismen. So kann mithilfe von Impedanzmessverfahren eine statistisch aussagekräftige Konzentrationsbestimmung durchgeführt werden, die durch gleichzeitige Bestimmung der Zellgrößenverteilung zur Unterscheidung verschiedener Populationen wie Hefen und Bakterien genutzt werden kann. Durchflusszytometrische Methoden bieten durch die Vielzahl verfügbarer Marker die Möglichkeit, auf Basis einzelner Zellen zusätzliche Aussagen zur Physiologie zu treffen. Für die Analytik stäbchenförmiger Milch- und Essigsäurebakterien kann mittels elektrooptischer Analyse die vom physiologischen Zustand abhängige Polarisierbarkeit der Zellen quantifiziert und so u. a. eine Aussage zur Vitalität der Popu-

Abb. 2: Verlauf einer Wasserkefirfermentation mit traditionellen Kefirkristallen. Dargestellt sind A: relevante Zucker und Stoffwechselprodukte; B: der pH-Wert, Gelöstsauerstoff (Dissolved Oxygen, DO) sowie die bis 72 h aufgezeichnete Veränderung der Atmosphärenzusammensetzung im Kopfraum des (unbegasten) Bioreaktors; C: die antioxidative Kapazität sowie das Redoxpotential; D: die in Schwebe befindlichen Zellkonzentrationen der Hefen und Milchsäurebakterien sowie darin enthaltenen koloniebildenden Einheiten

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lation getroffen werden. Für den dargestellten Prozess unter Verwendung komplexer Kulturen können solche Analysetechnologien nur unter Vorbehalt angewendet werden. Neben der statischen Fermentation erschweren die sekretierten Exopolysaccharide zusätzlich die mikrobiologischen Analysen. Auch die Entwicklung geeigneter mikrobiologischer Analysemethoden erfordert beim Einsatz komplexer Mischkulturen besondere Aufmerksamkeit. Durch die Partikelgröße, die über den gesamten Größenbereich der Bakterien und Hefen streut und zusätzlich für eine Trübung des Mediums sorgt, waren die Daten der optischen Methoden und der Impedanzmessung für den in Abb. 2 dargestellten Fermentationsprozess unbrauchbar. Des Weiteren ist zu berücksichtigen, dass aufgrund der inhomogenen Verteilung der in den Kristallen und in der Flüssigkeit befindlichen Mikroorganismen keine für den Gesamtansatz repräsentative Probenahme möglich ist. Entsprechend wurde auf die klassische Zellzählung der in Schwebe befindlichen Zellen mittels Thomakammer zurückgegriffen, die eine gute manuelle Differenzierung der Hefen und Bakterien zulässt. Zudem wurden die koloniebildenden Einheiten mittels Ausplattieren auf Selektivnährmedien bestimmt (Abb. 2D).

Für weiterführende Entwicklungsarbeiten sollen nun aus Wasserkefir isolierte und gut charakterisierte Reinkulturen genutzt werden. Im Falle des auf Tee basierten traditionellen Kombuchas bestehen zwar charakteristische Unterschiede in der enthaltenen Mikrobiologie. Die Herausforderungen für einen industriellen Herstellungsprozess und eine adäquate Lagerstabilität sind jedoch sehr ähnlich, insbesondere wenn dem Verbraucherwunsch eines unpasteurisierten Produkts nachgekommen werden soll. Durch Anwendung umfangreicher Analysemethoden kann der vollständige Herstellungsprozess bis zum abgefüllten Produkt verfolgt werden. Fundiertes Prozesswissen ermöglicht es zudem, den zahlreichen Herausforderungen, insbesondere bei möglichst naturbelassenen Produkten, gut vorbereitet entgegenzutreten. Ein wichtiges Qualitätskriterium ist die sensorische Bewertung des Gärprodukts entlang seines gesamten Lebenszyklus. Dieser Aspekt bestimmt nicht zuletzt auch die Haltbarkeit und die Kundenakzeptanz des Produkts. Kontakt Dr. Martin Senz Abteilungsleiter BEAM, VLB Berlin, m.senz@vlb-berlin.org

Abb. 3: Nutzung moderner Bioprozesstechnik und ausführlicher prozessbegleitender Analytik zur Entwicklung von Getränkefermentationsprozessen

SAUER MACHT LUSTIG SYMPOSIUM FERMENTIERTE ALKOHOLFREIE GETRÄNKE 27. / 28. Mai 2019, Berlin Forschung & Entwicklung | Anlagentechnik | Vermarktungskonzepte ++ Aktuelles zur Forschung & Entwicklung ++ Kundenspezifische Getränkeanlagen ++ Die Erfolgsgeschichte hinter Fairment GmbH

Schnittstelle zur Brauerei | Aktuelle Forschung | Ernährungsphysiologie ++ Alkoholfreie fermentierte Getränke aus Sicht der Brauerei ++ Nutzbarmachung molekularer Prozesse ++ Ernährungsphysiologische Aspekte saurer Gärgetränke

Moderne Produktion | Cannabis | Berliner Weiße ++ Technologie und Inhaltsstoffe ++ Cannabis in der Getränkeindustrie ++ Traditionsgetränk Berliner Weiße

Fermentation | Firmenkultur| Getränke­ inhaltsstoffe ++ Die Welt der (Getränke-)Fermentationen ++ Healthstyle meets Lifestyle: ManuTeeFaktur ++ Bedarfsgerechte Inhaltsstoffe für die Entwicklung fermentierter Getränke

Regularien | Tee | Sensorik + Regulatorische Aspekte alkoholfreier fermentierter Getränke ++ Tee – Eine wertvolle Getränkebasis ++ Mehr als nur sauer: Sensorik sauer fermentierter Getränke

Get-together mit Buffet | Führung durch das Wilfried-Rinke-Brauereitechnikum | Verkostungen Mit Unterstützung von

www.vlb-berlin.org/sauermachtlustig VLB Berlin, Seestraße 13, 13353 Berlin Telefon: 030 450 80-245, Fax: 030 450 80-210 brewmaster@vlb-berlin.org

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IfGB AKTUELL

 IfGB-FORUM

IfGB-Forum: Die Anmeldung ist gut gestartet Es sind noch fast fünf Monate, bis das 17. IfGB-Forum Spirituosen und Brennerei vom 9. bis zum 11. September in Berlin stattfindet. Umso mehr freuen sich die Veranstalter jetzt schon über rund 40 Teilnehmer. Nach dem spannenden Vortragsprogramm wird die Werksbesichtigung im ArdaghGlaswerk ein Highlight sein. Die Abendveranstaltungen am Montag und Dienstag bieten weitere Möglichkeiten des Informationsaustauschs und der Netzwerkbildung. Mit Unterstützung von

www.ifgb.de/berlin2019

(WiK) Das diesjährige IfGB-Forum startet am Montag mit einem Vorabendtreffen im Instituts-Neubau in Berlin-Wedding. Dort werden sowohl die spirituosenrelevanten Bereiche des Instituts zu besichtigen sein als auch die Preussische Spirituosen Manufaktur, die ihre Spezialitäten zur Verkostung bereit stellt. Das Jahr 2019 bringt zahlreiche Herausforderungen für Brenner und Spirituosenhersteller. So spannt das Vortragsprogramm den Bogen von der neuen EU-SpirituosenVerordnung über die Situation der Spirituosenbranche im Kontext von Politik und Wirtschaft bis hin zu Informationen rund um Glas und Verpackung. Der Besichtigung des Ardagh-Glaswerks schließt sich der Begrüßungsabend im Schlossgut Altlandsberg an. Dort ermöglicht die Sozietätsbrauerei und -brennerei Altlandsberg einen Einblick in die Produktion und Kostproben ihrer Biere und Spirituosen. Am Mittwoch liegt der Fokus der Vorträge auf Fermentationsprozessen – Spontanvergärung, Wildhefen oder

Reinzucht. „Wir sind sehr stolz, dass wir für den Vortragsblock Spirituosenanalytik sowohl unsere eigenen Experten als auch die anderer Forschungs- und Lehrinstitute gewinnen konnten“, sagt Geschäftsführer Dr. Josef Fontaine. Die Tagung schließt mit einer Marketingsession. Besichtigung Die Ardagh Group bereitet im Glaswerk Neuenhagen eine spannende Betriebsführung vor. „In diesem modernen Betrieb herrschen höchste Sicherheitsstandards. Wir bitten daher alle Tagungsteilnehmer, ihre Sicherheitsschuhe mitzubringen“, betont IfGB-Koordinatorin Wiebke Künnemann. Für die übrige Sicherheitsausstattung wird gesorgt. Hotels Die Hotelsituation in Berlin ist während des IfGB-Forums aufgrund der Internationalen Funkausstellung angespannt. „Wir empfehlen daher eine sehr frühe Zimmerreservierung“, sagt Jana Mahlau von der VLB-Veranstaltungsorganisation.

Foto: WiK

Foto: Ardagh

Moderne Qualitätskontrolle im Glaswerk Neuenhagen

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Bisher angemeldet Die Veranstalter freuen sich auf Teilnehmer aus ganz Deutschland, der Schweiz, Frankreich und England. Mit dabei sind die Institute Agroscope, TH Ostwestfalen-Lippe, Institut für Gärungsgewerbe und Biotechnologie zu Berlin, Staatliche Lehrund Versuchsanstalt für Wein- und Obstbau Weinsberg, TU München, Universität Hohenheim und die VLB Berlin. Hinzu kommen das Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft, der Bundesverband der deutschen Spirituosen-Industrie und -Importeure sowie die General­ zolldirektion. Die Hersteller sind bisher vertreten durch die Dolleruper Destille, Berentzen, das Freimeis­ terkollektiv, Mast Jägermeister, die Scheibel Schwarzwald-Brennerei, Schwarze und Schlichte, die Spezialitätenbrennerei Humbel sowie Verpoorten. Das Feld der Zulieferer und Dienstleister bestreiten die Ardagh Group, Bayernwald, die Ellerhold Gruppe, Euro-Alkohol, Eaton, Ethimex, Glycospot, Goetz + Müller, Idea Distiller, Knip, Lallemand und Salco.

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Sensorikschulung am IfGB


Nachrichten aus dem Institut für Gärungsgewerbe und Biotechnologie zu Berlin

17. IfGB-FORUM SPIRITUOSEN UND BRENNEREI 9. – 11. SEPTEMBER 2019 IN BERLIN + Rahmenbedingungen der Spirituosenproduktion und -vermarktung + Glas und Glasverpackung + Fermentationsmethoden + Spirituosenanalytik und Prozessoptimierung + Wege in den Markt

RAHMENPROGRAMM MONTAG: Vorabendtreffen am IfGB (VLB Berlin) mit Besichtigung des Institutsneubaus und der

Preussischen Spirituosen Manufaktur

RAHMENPROGRAMM DIENSTAG: Betriebsbesichtigung im Ardagh-Glaswerk Neuenhagen bei Berlin Begrüßungsabend im Schlossgut Altlandsberg mit Brennerei und Brauerei Mit Moderation von Mike Spandern, GlycoSpot, Søborg, Dänemark

RAHMENBEDINGUNGEN DER SPIRITUOSENPRODUKTION UND -VERMARKTUNG Jüngste Entwicklungen und Perspektiven am IfGB/VLB Berlin

Dr. Josef Fontaine

IfGB/VLB Berlin

Die neue EU-Spirituosen-Grundverordnung – Bewährtes und Neues

Werner Albrecht

BMEL, Bonn

Aktuelle Themen der Spirituosenbranche

Angelika Wiesgen-Pick

BSI, Bonn

Power-to-Gas und biokatalytische Methanisierung – eine Perspektive zur Nutzung von Gärungskohlensäure

Timo Broeker

Technische Hochschule Ostwestfalen-Lippe, Lemgo

Etiketten und Verpackungen im Wandel der Zeit

Daniel Kinast

Goetz + Müller GmbH, Berlin/ Ellerhold AG, Radebeul

Verpackungsprüfungen an gläsernen Spirituosenflaschen

Susan Dobrick

VLB Berlin

Bruchanalyse an Glasflaschen

Dr. Georg Wenk

VLB Berlin

FERMENTATIONSMETHODEN ZWISCHEN SPONTANGÄRUNG UND REINZUCHT Kirschbrandherstellung unter Verwendung von Wildhefen

Lorenz Humbel

Humbel Spezialitäten­ brennerei, Stetten, Schweiz

Selektieren und Züchten von Wildhefen

Daniel Pulver

ehem. Agroscope Wädenswil, Schweiz

Kontrollierte Gärung, Biohefen, Nicht-Saccharomyces-Hefen

Karl Burger

Lallemand, Wien, Österreich

Schlüsselaromastoffe in Rum

PD Dr. habil. Michael Granvogl

TU München, Freising/ Uni Hohenheim, Stuttgart

Grenzen der Produktstabilität

Johannes Fuchs

VLB Berlin

Prozessoptimierung in der Brennerei mit zeitgemäßen Methoden

Dr. Dirk Hofmann

(angefragt)

Armaturen und Schlauchleitungen für die Spirituosenproduktion

Dagmar Rauchfuss

Knip, Berlin

Das Freimeisterkollektiv – Zusammenschluss von Individualisten

Theo Ligthart

Freimeisterkollektiv, Berlin

Modernes Marketing für Spirituosen

Christian Schrade Idea Distillers, Heppenheim Brauerei Forum  –  April 2019

SPIRITUOSENANALYTIK UND PROZESSOPTIMIERUNG

WEGE IN DEN MARKT

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www.ifgb.de/berlin2019

(Änderungen vorbehalten)

GLAS UND VERPACKUNG


IfGB AKTUELL

 MESSEN

ProWein öffnet sich verstärkt der Spirituose Die ProWein in Düsseldorf hat im März mit einem Rekord von 61 500 Besuchern (Handel und Gastronomie) aus 142 Ländern geschlossen. Die Weinanbieter waren im Jubiläumsjahr der 25. ProWein begeistert. Auch die Spirituosenanbieter zeigten sich zufrieden.

Fotos (2): WiK

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Foto: T. Venzmer Foto: LVWO

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(WiK) Die Leitmesse der internationalen Weinbranche war in diesem Jahr auch wieder Treffpunkt für Spirituosenhersteller und -importeure. Insgesamt präsentierten sich in diesem Jahr mehr als 6900 Anbieter, davon 400 aus dem Spirituosensegment. Die großen deutschen Spirituosenproduzenten und -importeure waren wie immer dabei: Schwarze und Schlichte, die Spirituosensparte von Henkell Freixenet (mit u.a. Kuemmerling, Batida de Coco und Cardenal Mendoza), Underberg und Verpoorten. „Wir sammeln Anregungen, besondere Flaschenformen zum Beispiel“, sagte der geschäftsführende Gesellschafter William Verpoorten. „Und wir treffen natürlich unsere Vertriebspartner aus der ganzen Welt“, ergänzte VerpoortenVertriebsleiter Peter Nicolay. „Die ProWein war dieses Jahr von interessierten Fachbesuchern außergewöhnlich gut besucht“, sagte Gerald Erdrich, Destillerie KammerKirsch. „Es gab viele qualifizierte Kontakte, speziell aus dem europäischen Ausland. Wir sind daher sehr zufrieden mit dem Messeverlauf.“ Hans Kemenater schaute, was es Neues gibt in der Spirituosenwelt. „Mit der Abschaffung der Spirituosenhalle haben wir uns als Aussteller der ProWein verabschiedet“, sagte der Slyrs-Geschäftsführer. In diesem Jahr war die halbe Halle 12 der Spirituose gewidmet, ein Weg, der manchen Spirituosenhersteller zurückholen mag. Wirklich Neues? Nicht wahrnehmbar. Rum ist ein bisschen mehr zu sehen als früher, Whisky ist noch reichlich und Cognac wächst. Erstaunlich ist, dass der lang erwartete Peak der Gin-Welle anscheinend noch immer nicht überschritten wurde. „Was soll es Neues geben? Gin ist doch ein wunderbares Produkt“, sagte Tobias Venzmer, Destilla: „Und ist noch immer erfolgreich.“

Ein deutscher Rumbrenner verriet: „Ich habe für nächstes Jahr sehr spezielle Obstbrände in Vorbereitung.“ Das Thema Craft präsentierte sich erneut in der Sonderschau „same but different“ mit mehr als 100 ausgewählten Anbietern von Craft-Spirituosen, Craft-Bier und Cider. Die Sonderausstellung kam in diesem Jahr besonders gut an. „Wir finden die Stimmung in Halle 7 sehr angenehm“, sagte ein Rumhersteller. „Das Licht ist gedämpft wie im Club, die Standnachbarn kollegial und entspannt – gute Abschlüsse machen wir außerdem.“ Raphael Vollmer, Geschäftsführer Siegfried Gin, merkte an: „Die ProWein mit ihrer Sonderschau ist konkurrenzlos und mit Abstand das wichtigste Premium-Fachforum, um die Absatzmärkte in Deutschland, Europa und Übersee zu erreichen.“ Die nächste ProWein findet vom 15. bis 17. März 2020 statt. Für das Jahr 2021 hat die Messe Düsseldorf ein neues Hallenkonzept angekündigt. Michael Degen, Bereichsleiter und Prokurist Inlandsmessen der Messe Düsseldorf, hatte auf der Mitgliederversammlung der Gesellschaft für Geschichte des Branntweins betont, dass dieses neue Konzept auch Spirituosenanbietern noch bessere Möglichkeiten böte, sich zu positionieren. Nicht umsonst sitzt BSI-Geschäftsführerin Angelika WiesgenPick im Messebeirat der ProWein. Fotos 1. Traditionsunternehmen trifft Start-up: Thomas Ernst und Ralf Hapke, beide August Ernst, im Gespräch mit Martin Spieker von Knut Hansen Gin 2. Im Kundengespräch: Gerald Erdrich (2.v.r.) und Tochter Carolin (2.v.l.) 3. William Verpoorten (r.) und Peter Nicolay, beide Verpoorten, unterhalten sich mit Wiebke Künnemann, IfGB


Nachrichten aus dem Institut für Gärungsgewerbe und Biotechnologie zu Berlin

 VERBÄNDE

Gesellschaft für Geschichte des Branntweins gegründet „Wir wollen mit der Gesellschaft für Geschichte des Branntweins (GGBW) die Erforschung der Geschichte des ,Branntweins‘ voranbringen“, betonte bei der Gründung des Vereins am 15. Dezember 2018 der Initiator Werner Albrecht vom Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft. (WiK) Vereinszweck ist die Förderung von Wissenschaft und Forschung. „Der Verein hat das Bestreben, Freunde des ‚Branntweins‘, Interessierte am Produkt ‚Branntwein‘ und Kenner der kulturgeschichtlichen Zusammenhänge zu vereinen“, so die Satzung. Die Gründungsmitglieder der ersten Stunde stellen ein hochkarätiges, interdisziplinäres Team. Sie stammen aus der früheren Bundesmonopolverwaltung, aus der Generalzolldirektion ebenso wie aus dem Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft sowie dem Bay­erischen Landwirtschaftsminis­ terium. Der Bundesverband der Deutschen Spirituosen-Industrie und -Importeure ist dabei, der Bundesverband Deutscher Klein- und Obstbrenner sowie der Verband Deutscher Kornbrenner. Die Forschungs- und Lehrinstitute sind vertreten durch die Universität Regensburg und das IfGB/die VLB Berlin sowie das Schwäbische Schnapsmuseum. Die Gründungsmitglieder wählten den Vorstand einstimmig: • Präsident: Alois Gerig, MdB • Vize-Präsident: Franz Donauer, Ministerialrat a. D. • Geschäftsführer: Werner Albrecht, BMEL • Schatzmeister: RA Martin Kieffer • Beisitzer PR: Wiebke Künnemann, IfGB/VLB Berlin • Beisitzer Verbände: Angelika Wiesgen-Pick, BSI „Wir bauen die Brücken“, sagte Alois Gerig, MdB, der auch Präsident des Bundesverbands der Klein- und Obstbrenner ist. „Aufgrund unserer unterschiedlichen Netzwerke können wir zum Beispiel zwischen Bren-

nereien, die ihre Geschichte aufgearbeitet haben wollen, und Studenten oder historisch interessierten Gymnasiasten vermitteln“, ergänzte Franz Donauer, Ministerialrat a. D. des Bayerischen Landwirtschaftsministeriums. „Brennereigeschichte ist ja auch Regionalgeschichte.“ Werner Albrecht betonte: „Ein Schwerpunkt der Forschungs- und Publikationstätigkeit sollen die Produktionsund Vermarktungsvorschriften für ‚Branntwein‘ in der Vergangenheit (z. B. Reichsbranntweinsteuergesetz, Branntweinmonopol) sein.“ Angelika Wiesgen-Pick sagte: „Natürlich geht es uns immer auch um gesamtwirtschaftliche und gesamtgesellschaftliche Zusammenhänge. Wir wollen das allgemeine historische Bewusstsein für das Kulturgut ,Branntwein‘ vertiefen.“ Wiebke Künnemann ergänzte: „Ich freue mich darauf, gemeinsam mit Brennern, Getränketechnologen, interessierten Laien, aber vor allem auch mit Historikern und Kulturwissenschaftlern Erkenntnisse zu gewinnen.“ Bereits am 18. März konnte auf der ProWein die erste ordentliche Mitgliederversammlung durchgeführt werden. Arbeitskreise wurden gegründet, u. a. zu den Themen Branntweinmonopol, Branntweinmuseen, Konsum, Literatur und Verbände. Die GGBW plant eine Kooperation mit der Gesellschaft für Geschichte des Weins und der Gesellschaft für Geschichte des Brauwesens. Inzwischen sind weitere Gründungsmitglieder aus Unternehmen, Medien und Verbänden dazugestoßen. Mehr Mitglieder sind willkommen. www.geschichte-branntwein.de geschaeftsstelle@geschichte-branntwein.de

Foto: GGBW

Der frisch gewählte Vorstand: Alois Gerig, Angelika WiesgenPick, Werner Albrecht, Wiebke Künnemann, Franz Donauer und RA Martin Kieffer (v. l.)

Fotos (2): WiK

Die erste ordentliche Mitgliederversammlung am 18. März im Rahmen der ProWein

Gründungsmitglieder der ersten Stunde: Lutz-Jürgen Brinkmann, Eberhard Haake, Angelika Wiesgen-Pick, Prof. Dr. Gunther Hirschfelder, Kurt Sartorius, Alois Gerig (MdB), Gerald Erdrich, Peter Pilz, Werner Albrecht, Günter Esser, RA Martin Kieffer, Martina Albrecht, Franz Donauer (Ministerialrat a. D.) (v. l.). Nicht im Bild Wiebke Künnemann Brauerei Forum  –  April 2019

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BETRIEBSWIRTSCHAFT

 BRAU-BÖRSEN-BILANZ

Brauriesen mit positivem Ausblick auf 2019 Die deutschen Börsen zeigten sich zum Februarschluss 2019 im Vergleich zum Ultimo 2018 deutlich erholt. Der Dax 30 (FAZ 100) gewann +9,1 (+8,3) % auf 11 516 (2203) Punkte. Damit lag er indes -7,4 (-11,2) % unter dem Februar­ schluss 2018. Die Rendite zehnjähriger Bundesanleihen fiel am 22. Februar 2019 auf -0,02 %. Der Getränkeabsatz von Weltbierprimus Anheuser Busch-InBev hat sich im 4. Quartal 2018 im laufenden Geschäft gut behauptet. Der Mengenrückgang auf 142,4 (146,0) Mio. hl kam mit -4,0 Mio. hl aus Konzernveränderungen, während vergleichbar +0,4 Mio. hl mehr verkauft wurden (+0,3 %; 4. Quartal 2017: +1,6 %). Eigenbier schloss bei 124,9 (126,8) Mio. hl. Hier kamen -3,3 Mio. hl aus Konzernveränderungen, während das laufende Geschäft mit +1,5 Mio. hl freundlich tendierte (+1,2 %). Sonstige Getränke gaben vergleichbar -4,9 % ab. Zurück zum Gesamtabsatz: Lateinamerika Süd mit Argentinien verlor unter Inflationsdruck auf 9,9 (10,4) Mio. hl, trotz Zukäufen. Lateinamerika Nord mit Brasilien gab ab auf 33,6 (34,9) Mio. hl. ABI: Nordamerika-Absatz im 4. Quartal 2018 weiter erholt Nordamerika verbesserte sich weiter und zeigte sich mit 26,1 (26,2) Mio. hl knapp behauptet (-0,4 %). Fest tendierte Lateinamerika West mit Mexiko auf 30,4 (29,4) Mio. hl (+3,5 %). Auf vergleichbarer Basis fest auch Europa/Nahost/Afrika, wo der Rückgang auf 23,5 (26,2) Mio. hl mit -3,8 Mio. hl aus Konzernveränderungen kam, während vergleichbar +1,0 Mio. hl mehr abgesetzt wurden (+4,5 %). Der Konzernumsatz von IFRSBilanziererin ABI stellte sich im 4. Quartal 2018 auf netto 14,25 (14,6) Mrd. US-$. Vergleichbar mehr erlöst wurden +0,8 Mrd. US-$ (+5,3 %), Ko n ze r n ve r ä n d e r u n g e n beeinflussten wenig (+0,1 Mrd. US-$), und die Währungsumrechnung verzehrte -1,2 Mrd. US-$. Der hl-Umsatz stieg +4,9 %. Regional tendierte Nordamerika +0,02

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Mrd. US-$ freundlicher auf 3,7 In Kolumbien wurden +3,2 % mehr Mrd. US-$ (vergleichbar +0,9 %). abgesetzt und in China +2,5 %. In Lateinamerika Nord lag vergleich- den USA habe ABI 2018 die beste bar stabil und gab durch die Wech- Marktanteilsentwicklung seit 2012 selkurse ab auf 2,7 (3,1) Mrd. US-$. erzielt (-0,4 %punkte im GesamtDas vergleichbare Umjahr und -0,2 %punkte im 4. Quartal 2018). satzplus im Konzern Heute in der kam vornehmlich aus Brasilien gab -4,4 % Brau-Börsendem verbleibenden Menge ab und SüdafriBilanz Lateinamerika. Für die ka mittel einstellig. drei ABI-Weltmarken • ABI „Budweiser“, „Stella Jahresabschluss • Bitburger Artois“ und „Corona“ beeinflusst durch Braugruppe wurden insgesamt Wechselkurse • Carlsberg +9,8 % Mehrumsatz Umgeset z t wurden • Gerolsteiner gemeldet. Der Bedaraus mit ca. 175 000 • Heineken u.a. Beschäf tig ten 54 ,6 triebsgewinn vor Ein(56,4) Mrd. US-$ (-2,6 maleffekten zeigte sich im 4. Quartal 2018 per Saldo stabil Mrd. US-$ aus Konzernverändebei 5,07 Mrd. US-$: Vergleichbar rungen, -1,8 Mrd. US-$ aus der Wähverdiente Leuven auf dieser Ebene rungsumrechnung, +2,6 Mrd. US-$ +0,6 Mrd. US-$ mehr (+12,4 %), Kon- gleich +4,8 % vergleichbar). 1 US-$ zernveränderungen zehrten -0,1 galt 2018 im Schnitt 0,846 € und Mrd. US-$ wieder auf und die Wech- zum Ultimo 0,873 €. Mexiko war mit einem klein zweistelligen Plus auch selkurse -0,5 Mrd. US-$. umsatzseitig der beste ABI-Markt Leuven mit 501 Mio. hl Eigenbier­ 2018. Kolumbien habe +8,4 % zugelegt und China +8,3 %. Nigeria absatz 2018 Im Gesamtjahr 2018 verkaufte ABI sprang bei Umsatz um über 25 %. damit 567,1 (612,6) Mio. hl Getränke Brasilien zeigte gegen die Menge (-47,2 Mio. hl aus Konzernverände- einen +1,7 % freundlicheren Umrungen, +1,7 Mio. hl gleich +0,3 % satz, und Südafrika konnte seine im laufenden Geschäft). Eigenbier Erlöse behaupten. Die 3 ABI-Weltstand dabei für 500,6 (507,7) Mio. hl marken setzten in Summe +9,0 % (-10,9 Mio. hl aus Konzernverände- mehr um („Corona“ +17,6 %, „Budrungen, +3,8 Mio. hl gleich +0,8 % weiser“ +5,3 % und „Stella Artois“ im laufenden Ge+5,2 %). Der schäft). KonzernBetriebsgeveränderungen winn vor Einbetrafen den Vermalef fek ten kauf von CCBA an Coca-Cola ab 4. lag bei konstant 17,8 Mrd. US-$ (-0,7 Oktober 2017 und die Entkonsoli- Mrd. US-$ aus Konzernverändedierung des Geschäfts in Russland rungen, -0,8 Mrd. US-$ aus der Wähund der Ukraine nach Bildung des rungsumrechnung, +1,6 Mrd. US-$ Gemeinschaftsunternehmens mit gleich +9,0 % vergleichbar). Ein­ Anadolu Efes zum 30. März 2018. maleffekte saldierten sich zu konInzwischen seien ca. 8 % vom ABI- stant -0,7 Mrd. US-$ Aufwand. Das Bierabsatz auf Alkoholfrei und -arm Finanz­e rgebnis verschlechterte entfallen. Mexiko habe als bester sich vornehmlich durch EinmalMarkt 2018 hoch einstelligen Ge- effekte aus der Absicherung von tränke-Mehrabsatz gebracht. Ni- Aktienkomponenten aus den Übergeria sei zweistellig gesprungen. nahmen von Modelo und SABMiller


deutlich auf -8,7 (-6,5) Mrd. US-$. Das Beteiligungsergebnis schloss mit +0,2 (+0,4) Mrd. US-$ Ertragssaldo. Und die Ertragsteuern stiegen auf -2,8 (-1,9) Mrd. US-$. ABI schloss mit 5,69 (9,18) Mrd. US-$ Konzerngewinn, von dem 4,37 (8,00) Mrd. US-$ den Aktionären der Mutter zuzurechnen waren. Die Dividende für 2018 will Leuven wie gemeldet auf 1,80 (3,60) €/Aktie halbieren. Direkt im Eigenkapital gebucht wurden -7,76 (+1,04) Mrd. US-$ Minderung (Vorjahr: Mehrung), in 2018 fast komplett aus der Bilanzumrechnung von Fremdwährungstöchtern. Die ABI-Konzernbilanz kürzte sich zum Ultimo 2018 (2017) auf 232 (246) Mrd. US-$. Beim Vermögen betraf der Rückgang vornehmlich den Goodwill, bei der Finanzierung vornehmlich das Eigenkapital (auf 71,9 nach 80,2 Mrd. US-$) sowie verzinste Verbindlichkeiten. Die Leverage als Verhältnis der Nettoverbindlichkeiten zum EBITDA vor

Im Vergleich zu Wein und Spirituosen befindet sich Bier weltweit erst in einem frühen Stadium der Premium­ Entwicklung… Wir erwarten, dass das Premium-Segment in den nächsten Jahren rund fünfmal schneller wächst als das Core- und das ValueSegment. Aus dem Geschäftsbericht von Anheuser Busch-InBev für 2018

Einmaleffekten lag Ultimo 2018 (2017) beim 4,6-fachen (4,8-fachen). Netto cash investiert hat ABI 2018 4,65 (4,1) Mrd. US-$, davon etwa 1/3 in Braukapazität. Kräftiges Umsatz- und EBITDAPlus 2019 erwartet Für 2019 erwartet ABI kräftiges Umsatz- und EBITDA-Wachstum, wobei das Verhältnis zwischen Mehrabsatz und hl-Umsatz beim Umsatzplus ausgewogener ausfallen soll. Investiert werden sollen netto 4,0 bis 4,5 Mrd. US-$. Anfang 2019 hat Leuven ihre über Anleihen finanzierten Verbindlichkeiten in materiellem Umfang weit in die Zukunft verlagert. Begeben wurden Anleihen zu 15,5 Mrd. US-$ nominal fällig zwischen 2025 und 2059 mit Festzinsen zwischen 4,15 % bis 5,80 %. Vornehmlich aus diesen Zuflüssen wurden Anleihen über 16,3 Mrd. US-$ nominal fällig zwischen 2021 und 2026 abgelöst. Ab 2019 strafft ABI ihre Berichtsstruktur für Lateinamerika: Lateinamerika Nord gibt Zentralamerika und Karibik an Lateinamerika West ab, die anschließend in „Mittelamerika“ umgetauft wird. Das verbleibende Brasilien wird mit Lateinamerika Süd zur neuen Region „Südamerika“ verbunden. Durch die Erstanwendung des neuen Leasingstandards IFRS 16 kommen zum 1. Januar 2019 ca. 1,7 Mrd. US-$ Leasinganlagen und ca. 1,8 Mrd. US-$ Leasingverbindlichkeiten neu in die Bilanz. dpa meldete am 20. März 2019, ABI Deutschland habe den geplanten Verkauf von „Hasseröder“ und „Diebels“ mit ihren Stammbrauereien abgesagt, alle Gespräche mit Interessenten seien beendet worden.

Heineken: Absatz im 4. Quartal 2018 fest Der Konzern um die Heineken N.V. freute sich im 4. Quartal 2018 über +2,6 % Mehrabsatz bei Getränken auf 67,8 (66,1) Mio. hl. Dabei tendierte Bier mit +3,3 % auf 58,6 (56,7) Mio. hl noch fester (4. Quartal 2017: 4 ,6 %). Afrika/Nahost/ Osteuropa legte hier insg. +5,9 % zu auf insg. 11,2 (10,6) Mio. hl. Europa lag nach dem absoluten Zuwachs gleichauf bei 17,4 (16,8) Mio. hl (+3,5 %). Amerika kam voran auf 22,2 (21,8) Mio. hl (+1,8 %). Und Asien/Pazifik tendierte fester auf 7,8 (7,6) Mio. hl (+3,3 %). Die Marke „Heineken“ legte +6,7 % zu auf 9,9 Mio. hl, wobei Rückgänge in Vietnam und den Staaten angemerkt wurden. Lizenzbier und sonstige Getränke kamen +1,9 % voran auf 7,4 (7,3) Mio. hl. Hinzu kamen 1,8 (2,1) Mio. hl Handelsgetränke. Der Gruppenbierabsatz wurde inkl. AmsterdamAnteilen an Beteiligungen und Gemeinschaftsunternehmen wie der Paulaner Brauerei Gruppe mit 62,7 (60,4) Mio. hl angegeben. „Heineken“ 2018 mit stärkstem Absatzplus seit gut 10 Jahren Im Gesamtjahr 2018 stellte sich der Getränkeabsatz im Amsterdamer Konzern so auf 272,1 (251,6) Mio. hl. 10,3 Mio. hl vom Plus wurden zugekauft und 10,1 Mio. hl gleich +4,0 %

AB InBev: 2018 im Vergleich zu 2017

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BETRIEBSWIRTSCHAFT

im laufenden Geschäft erarbeitet. Die Bierverkäufe stiegen auf 233,8 (218,0) Mio. hl, davon +9,1 Mio. hl gleich +4,2 % aus dem laufenden Geschäft. Amerika sprang hier auf 83,3 (72,1) Mio. hl, wobei neben den Zukäufen (Brasil Kirin und Lagunitas-Anteile) auch im laufenden Geschäft +3,9 Mio. hl mehr verkauft wurden: Brasilien brachte zweistelliges Plus und Mexiko mittel einstelliges, während das US-Geschäft in einem rückläufigen Markt hoch einstellig abgab und das dort leicht rückläufige „Lagunitas“ noch besser tendiert habe als der US-CraftbierGesamtmarkt. Asien/Pazifik legte zu auf 29,0 (27,0) Mio. hl. Afrika/ Nahost/Osteuropa gewann auf 41,7 (40,1) Mio. hl. Gelobt wurden Südafrika, Russland (dank stärkerem Gesamtmarkt, eigenem Preiswert und „Heineken“ inkl. „0.0“), Äthiopien und Ägypten, während Nigeria (bei verbessertem Trend im 4. Quartal), Kongo-Zaire und die Elfenbeinküste abgaben. Europa kam voran auf 79,8 (78,8) Mio. hl. Freude machten Italien, Frankreich, der Heimatmarkt und Tschechien. In Großbritannien habe sich das Pub-Geschäft nach Punch-Integration erwartungsgerecht stark entwickelt. Die Marke „Heineken“ habe mit +7,7 % auf 38,7 Mio. hl ihren kräftigsten Zuwachs seit über zehn Jahren erreicht und verkauft inzwischen in 10 Märkten über 1 Mio. hl p. a. „Tiger“, „Desperados“, „Moretti“ und „Krušovice“ legten zweistellig zu, „Amstel“ hoch einstellig dank Brasilien und „Tecate“ mittel einstellig trotz US-Rückgang. Lizenzbier und sonstige Getränke stiegen auf 29,7 (24,9) Mio. hl, davon +1,3 Mio. hl aus dem laufenden Geschäft. Für die Zider wurden 5,6 (4,9) Mio. hl gemeldet. Hinzu kamen 8,6 (8,7) Mio. hl Handelsgetränke. Der Gruppenbierabsatz wurde mit 249,5 (233,0) Mio. hl angegeben. Gewinn 2018 knapp behauptet Umgesetzt hat der Konzern von IFR S - Bil anz ierer in Heineken

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2018 mit durchschnittlich 85 610 (80 425) Mitarbeitern netto 22,5 Mrd. € (nach 21,6 Mrd. € 2017 angepasst an den neuen Standard IFRS 15 für Verträge mit Kunden). Im laufenden Geschäft wurden +1,3 Mrd. € mehr erlöst (+6,1 %), zugekauft wurden +0,5 Mrd. €, und die Wechselkurse verzehrten -1,0 Mrd. €. Der Betriebsgewinn vor Einmaleffekten und Markenabschreibungen wurde mit 3,87 (3,76) Mrd. € angegeben gleich 17,2 (17,4) % Umsatzmarge auf dieser Ebene. Hierzu trug Europa 1,45 (1,37) Mrd. € bei gleich 14,0 (13,7) % Marge, Amerika 1,18 (1,19) Mrd. € gleich 17,4 (18,8) % (auch wegen Brasil Kirin), Asien/Pazifik 0,94 (0,96) Mrd. € gleich 32,3 (32,9) % und Afrika/Nahost/Osteuropa 0,41 (0,39) Mrd. € gleich 13,5 (12,8) %. Einmaleffekte und Markenabschreibungen saldierten sich auf -0,73 (-0,41) Mrd. € Aufwand, in 2018 mit -0,18 Mrd. € außerplanmäßigen Abschreibungen vornehmlich auf das Geschäft in Kongo-Zaire. Danach stellte sich der Betriebsgewinn auf 3,14 (3,35) Mrd. €. Das Finanzergebnis zeigte sich mit -0,50 (-0,52) Mrd. € Aufwandssaldo leicht verbessert, das Beteiligungsergebnis deutlicher auf +0,21 (+0,08) Mrd. € (dank Indien, Paulaner und CCU), und die Ertragsteuern lagen bei konstant -0,76 Mrd. €. Amsterdam schloss mit 2,095 (2,153) Mrd. € Jahresüberschuss, von denen 1,903 (1,935) Mrd. € den Aktionären der N.V. zuzurechnen waren. Der Dividendenvorschlag 2018 lautet über insgesamt 1,60 (1,47) €/Aktie. Direkt im Eigenkapital gebucht wurden -0,05 (-1,17) Mrd. € Minderung (2017 überwiegend aus der Bilanzumrechnung von Fremdwährungstöchtern). Die Heineken-Konzernbilanz längte sich zum Ultimo 2018 (2017) auf 42,0 (41,0) Mrd. €. Beim Vermögen waren vor allem mehr Kasse und zum Verkauf stehende Vermögenswerte zu sehen, auf der Finanzierungsseite mehr Eigenkapital (15,5

nach 14,5 Mrd. €). Die Leverage berechnete sich mit 2,3x (2,5x). Netto cash investiert hat der Konzern 2018 -2,4 (-3,0) Mrd. €, davon -2,14 (-1,85) Mrd. € in den laufenden Betrieb. Kapazitäten wurden erweitert in Mexiko, Vietnam, Äthiopien, Brasilien, Kambodscha, Haiti und Südafrika. Der Brauereineubau in Mosambik wurde März 2019 eröffnet (85 Mio. €, 0,8 Mio. hl Kapazität mit ca. 200 Beschäftigten). Für 2019 ging Heineken zur Feb­ ruarmitte von einem weiter unsicheren und schwankungsanfälligen Umfeld aus. Der Umsatz soll 2019 deutlich zulegen und der vergleichbare Betriebsgewinn vor Einmaleffekten und Markenabschreibungen mit einem mittel einstelligen Prozentsatz. In Sachanlagen inves­ tieren will Amsterdam rd. 2 (1,9) Mrd. €. Den Bilanzeffekt aus der Erstanwendung von IFRS 16 zum 1. Januar 2019 schätzte Heineken vorläufig auf rd. 1,2 Mrd. € Bilanzverlängerung: Auf der Vermögensseite könnten neu ca. 0,9 Mrd. € Leasinganlagen und ca. 0,3 Mrd. € Leasingforderungen stehen, und auf der Finanzierungsseite rd. 1,2 Mrd. € Leasingverbindlichkeiten. Carlsberg freut sich über 2018 Im Konzern der Carlsberg A/S wurden im 4. Quartal 2018 23,7 (22,5) Mio. hl Bier verkauft (ca. +5,3 %). Osteuropa setzte konstant 6,6 Mio. hl ab. Westeuropa kam voran auf 10,5 (10,2) Mio. hl. Und Asien sprang auf 6,6 (5,7) Mio. hl. Sonstige Getränke sprangen auf 5,2 (4,5) Mio. hl (ca. +15,5 %). Der Getränkeabsatz stieg so um ca. +7 %. Umgesetzt hat


Bitburg 2018 mit Umsatzplus In der Bitburger Braugruppe stellte sich der Absatz in 2018 um -2,7 % auf 6,6 (6,8/7,0/7,1) Mio. hl. Der Rückgang habe vornehmlich aus dem bewussten Verzicht auf margenschwache Ausfuhrmengen und der wert­ orientierten Strategie des Hauses Simon resultiert.

der Konzern von IFRS-Bilanziererin Carlsberg daraus netto 13,95 (13,11) Mrd. DKK (ca. +6,4 %). Hierzu trug Asien 3,4 (2,8) Mrd. DKK bei, Westeuropa 8,2 (8,0) Mrd. DKK und Osteuropa 2,4 (2,3) Mrd. DKK. Im Gesamtjahr 2018 hat der Carlsberg-Konzern damit 133,1 (126,3) Mio. hl Getränke verkauft (+5,3 %, davon 4,8 %punkte aus dem laufenden Geschäft). Bier legte +4,9 % zu auf 112,3 (107,1) Mio. hl. Davon kamen 34,4 (31,2) Mio. hl aus Asien. In einem ca. -1 % rückläufigen China-Markt habe Carlsberg vergleichbar +8 % mehr verkauft. Westeuropa stand für 47,3 (46,1) Mio. hl. Alkoholfreies Bier sprang hier um 1/3. Osteuropa setzte 30,6 (29,8) Mio. hl ab. In einem russischen Gesamtmarkt, der 2018 erstmals seit 2007 wieder gewachsen sei, um ca. +3 %, habe Kopenhagen vergleichbar +2 % mehr abgesetzt. „Baltika 0“ habe in Russland einen Satz von +35 % gemacht. „Tuborg“ sprang weltweit +10 % und „Carlsberg“ kam +5 % voran. An sonstigen Getränken wurden 20,8 (19,2) Mio. hl verkauft (+7,7 %). Netto umgesetzt wurden daraus mit durchschnittlich 40 837 (41 430) Beschäftigten 62,5 (60,7) Mrd. DKK. 1 € stand 2018 durchschnittlich für 7,45 DKK und zuletzt für 7,47 DKK. Von 3,0 % Plus kamen 6,5 %punkte aus dem laufenden Geschäft, der Effekt von Konzernveränderungen lag bei 0,1 %punkt, und die Wechselkurse verzehrten -3,6 %punkte. Regional sprang Asien auf 15,5 (13,9) Mrd. DKK. Westeuropa kam voran auf 36,2 (35,7) Mrd. DKK. Deutschland habe dank „Lübzer“ und „Astra“ solides Umsatzplus gezeigt. Osteuropa gab ab auf 10,8 (10,9) Mrd. DKK.

Gelobt wurden die „Bitburger 0,0%“, das neue „Bitburger Kellerbier“ und erneut „Benediktiner“ Weißbier. Ihren Umsatz konnte die Eifel gegen den Mengentrend um +1,3 % ausweiten auf 797,0 (786,6/786/787) Mio. €. Dabei habe das „Bitburger Pils“ +4 % Mehrumsatz gemacht. Mitgeteilt wurden höhere Umsatz-Marktanteile beim „Bit“ auf 8,2 % und bei den „Bitburger 0,0%“ auf 7,8 %. Der „König“-Umsatz habe bei stabilem Marktanteil leichter tendiert. „Köstritzer Schwarzbier“ habe nicht vom Sommer 2018 profitiert, und „Wernesgrüner“ kämpfe nach Preiserhöhungen mit der hohen Preisempfindlichkeit in seinem Markt. Insgesamt zeigte sich die Eifel mit 2018 zufrieden. Für Der Betriebsgewinn vor Einmaleffekten stieg auf 9,33 (8,88) Mrd. DKK gleich 14,9 (14,6) % Betriebsmarge auf dieser Ebene. Westeuropa kam hier voran auf 15,0 (14,4) %, auch Osteuropa auf 20,6 (20,3) %, und Asien zeigte 20,4 (20,8) %. Die Sondereffekte saldierten sich auf -0,09 (-4,57) Mrd. DKK, wobei 2017 durch -4,8 Mrd. DKK Abschreibung auf die Marke „Baltika“ in Russland geprägt war. Das Finanzergebnis verbesserte sich auf -0,7 (-0,8) Mrd. DKK Aufwandssaldo. Die Ertragsteuern stiegen auf -2,4 (-1,5) Mrd. DKK. Der Konzerngewinn stieg nach den Einmalbelas­tungen 2017 so auf 6,13 (2,07) Mrd. DKK, von denen 5,31 (1,26) Mrd. DKK den Aktionären der A/S zuzurechnen waren. Carlsberg freute sich über einen starken Ergebniskranz 2018. Der Dividendenvorschlag lautet auf 18,00 (16,00) DKK/Aktie. Angekündigt wurde ein Rückkauf von Carlsberg B-Aktien im Volumen von 4,5 Mrd. DKK cash für die nächsten 12 Monate. Direkt im Eigenkapital ge-

2019 angekündigt wurde neben weiteren Innova­tionen die Ausweitung von „König“ zur Dachmarke, zunächst für ein Rotbier. Lich bringt „Hessenquell“ zurück. Die Gerolsteiner Brunnen GmbH & Co. KG, hier ist die Bitburger Holding GmbH mit 51 % Mehrheitseignerin und die Buse KSW GmbH & Co. mit 32 % beteiligt, hat für 2018 auch dank Spitzensommer +6,5 % Mehrabsatz auf 8,04 (7,55/7,49) Mio. hl gemeldet. Dabei sprang das „Naturell“ +17,8 %, „Sprudel“ gewann +6 %, „Medium“ +4 %, und BrunnenErfri kamen +2,8 % voran. Bei den Kanälen stieg der Absatz in der Gastronomie um +6,1 % und die Ausfuhr um +4,5 % dank Südkorea, Nordamerika und Benelux. Umgesetzt wurden daraus mit 840 Beschäftigten +7,8 % mehr auf netto 309 (286/277) Mio. €. Ihre Marktführerschaft unter den kohlensäurehaltigen Mineralwässern ab 0,40 €/l habe die Vulkan­ eifel so auf 20,9 (20,1) % ausgebaut. 2019 werde unter anderem in neue Füllanlagen investiert. S.W. bucht wurden -2,95 (-3,01) Mrd. DKK Minderung v. a. aus der Umrechnung von Fremdwährungsbilanzen. Die Carlsberg-Konzernbilanz längte sich zum Ultimo 2018 (2017) auf 117,7 (114,3) Mrd. DKK bei 47,9 (49,5) Mrd. DKK Eigenkapital. Die Leverage berechnete sich mit 1,29x (1,45x). Netto cash inves­t iert wurden 2018 -5,9 (-3,2) Mrd. DKK, davon -4,0 (-3,9) Mrd. DKK in den laufenden Betrieb, u. a. in den Holsten-Brauereineubau. Für 2019 erwartete Kopenhagen zu Februarbeginn ein mittel einstelliges Plus beim vergleichbaren Betriebsgewinn. Carlsberg will in Westeuropa Nettoumsatz und Betriebsmarge steigern, in Asien mit mehr Premium wachsen und in Osteuropa die Marktführerschaft stärken. Inves­ tiert werden sollen ca. 4,5 Mrd. DKK. Mit der Erstanwendung von IFRS 16 würde die Konzernbilanzsumme um ca. 1,3 Mrd. DKK länger. Die Entwicklung des Russland-Biermarkts 2019 sah Kopenhagen sehr zurückhaltend. S.W. Brauerei Forum  –  April 2019

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BETRIEBSWIRTSCHAFT

  VLB-LOGISTIKFACHKONGRESS

Die Digitalisierung wird die Getränkelogistik stärker beeinflussen, als wir heute noch denken Digitalisierung, Transportmanagement und Intralogistik waren die Schwerpunktthemen des ersten Tages des 22. VLB-Logistikfachkongresses, der vom 25. bis 27. März in Gladbeck stattfand. Durch die Vorträge führte Michael Michailidis, Leiter Gesamtlogistik bei der Hövelmann Getränke Vertrieb GmbH & Co. KG in Duisburg. betrieben werden in Duisburg 8 Abfüllanlagen mit einer Füllkapazität von insgesamt 250 000 Flaschen pro Stunde. Seit 2011 gehört das Heilwasser Staatl. Fachinger zum Unternehmen. Dort wurde in den vergangenen Jahren in eine neue A bfüllung und neue Glasflaschen investiert. Das Werk in Duisburg wurde am Nachmittag besichtigt.

Norbert Heyer (VLB Berlin), Christian Grotemeier (BVL.digital), Michael Michailidis und Edmund Skopyrla (beide Hövelmann Getränke) freuen sich auf die erste Vortragssession

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(oh) Die RheinfelsQuellen als familiengeführter Mineralbrunnen stellte Edmund Skopyrla, kaufmännischer Geschäftsführer des Unternehmens, vor. 1905 als kleine Bierund Kohlenhandlung gegründet, entwickelte sich das Familienunternehmen in mehr als 100 Jahren zu einem Getränkeunternehmen, das heute mit 650 Mitarbeitern 713 Mio. Liter Getränke abfüllt. Der Jahresumsatz lag 2018 bei 200 Mio. €. Bekannte Marken sind unter anderem Sinalco, Staatl. Fachingen Aquintéll oder RheinfelsQuelle. Der Anteil von Mehrweggebinden liegt bei rund 80 %. Das Kernvertriebsgebiet ist NRW, einzelne Marken auch bundesweit über den GFGH. National belegt das Unternehmen Rang 6 unter den absatzstärksten Mineralbrunnen, in NRW gehört man zu den Marktführern. Das Betriebsgelände in DuisburgWalsum wurde seit 1969 kontinuierlich erweitert, zuletzt durch den Bau eines Hochregallagers mit direkter Anbindung an die Produktion. Die Lagerkapazität liegt bei 7 Mio. Kästen, Brauerei Forum  –  April 2019

Mittendrin statt nur dabei: Die Digitalisierung der Logistik thematisierte Dr. Christian Grotemeier, BVL. digital GmbH (Bundesvereinigung Logistik), Bremen. Die Digitalisierung wird auch die Getränkeindustrie im Bereich der Logistik verändern. Grotemeier erläuterte dies am Beispiel der österreichischen Firma Hagleitner, die traditionell Hygieneprodukte als Bulkware für Krankenhäuser herstellte. Im Laufe der Zeit wurde das Geschäftsmodell von einem rein produktbezogenen Ansatz über einen serviceorientierten zu einem datenbezogenen Modell weiterentwickelt. Heute steuert Hagleitner über die Sammlung und Auswertung von Daten, die über intelligente Seifenspender bei ihren Kunden erfasst werden, ganze Reinigungspläne und -strategien in Krankenhäusern und großen Bürokomplexen. Ein Beispiel, das zeigt, wie auch klassische Gewerbezweige von der Digitalisierung profitieren können. Aktuelle Brennpunkte der Logistik sind nach Untersuchungen der BVL qualifiziertes Personal, die Transparenz in der Supply Chain und Digitalisierung der Wertschöpfungskette. Das Thema Kostendruck ist dagegen etwas zurückgegangen, so Grotemeier. Die zunehmende Digitalisierung der Logistik erfordert entsprechend qualifiziertes

Fachpersonal. Hier sollten die Unternehmen die vielseitigen Vorzüge des Berufsfeldes Logistik besser darstellen. Verschiedene Technologien (z.B. Drohnen, Blockchain-Technologie, Robotik, Low-Cost-Tracker im Mobilfunkband) sind bereits verfügbar bzw. in der Entwicklung. Durch intelligente Kombination neuer Technologien werden sich die Logistikprozesse bereits in naher Zukunft entscheidend verändern. Die Digitalisierung wird unsere Geschäftsmodelle stärker beeinflussen als viele es heute glauben, so die Überzeugung von Grotemeier. Wie ein durchgängiges Transportmanagement für die Getränkelogistik mit SAP umgesetzt werden kann, erläuterte Olaf Moschkau, inconso AG. Das Transportmanagement-Modul ist bereits seit 1993 Teil der SAP-Welt und wurde kontinuierlich weiterentwickelt. Aktuell erfolgt eine Umstellung auf SAP S/4HANA, die bis etwa 2025 abgeschlossen sein soll. inconso hat bei der Krombacher Brauerei ein SAPintegriertes TransportmanagementSystem entwickelt und eingeführt. Das System umfasst die Transpor tplanung (u.a. Leergutmanagement, Aufträge, Disposition, Frachtpreisermittlung), die Transportdurchführung (Beauftragung der Speditionen) sowie das Frachtkostenhandling (Abrechnung von Transporten, Kontierung, Belegführung). Ein ähnliches System kommt auch bei der Brauerei Estrella Galicia in Spanien zum Einsatz. Wie die Fuhrparkdisposition mit OPHEO bei Winkels Getränke-Logistik gesteuert wird, erläuterten Ralf Müller, Leiter Transportlogis­


Foto: RheinfelsQuellen

tik bei Winkels, und Florian Hoop, initions AG. Winkels ist einer der führenden Getränkelogistiker im südwestdeutschen Raum, der auch 4 Produktionsstandorte als Mineralbrunnen betreibt. 805 Mitarbeiter erwirtschaften einen Jahresumsatz von rund 368 Mio. €. Im Durchschnitt werden bei Winkels täglich etwa 1250 Aufträge ausgeführt, in Saisonspitzen auch deutlich mehr. Die Fahrzeuge sind auf 7 Standorte verteilt, die Disposition erfolgt durch 11 Disponenten an 5 Standorten. Ziel der Einführung der Software OPHEO zur Tourenplanung war nicht die Automatisierung des Prozesses, sondern vielmehr eine Unterstützung der Fuhrparkdisponenten, die auch weiterhin die Touren auf Basis ihrer umfangreichen Erfahrungen planen sollen. Das System optimiert diese Touren dann anschließend und erstellt Kartenansichten aller Fahrstrecken. Eine Forecast-Funktion bringt wertvolle Informationen zur vorausschauenden Optimierung der Dispositionen. „Für uns wurden mit OPHEO alle Vorgaben an die Tourendisposition gut umgesetzt“, so Müller. Als nächster Schritt soll dieser Tourenplanungs-Prozess vollständig automatisiert werden. Dies kann in verschiedenen Stufen umgesetzt werden. Ein Algorithmus kann aber nur schwer die Intuition des menschlichen Disponenten ersetzen, die immer wieder not-

wendig ist, so Müller. „Von einem System, das vollautomatisch alle Touren ohne menschlichen Eingriff erstellt, sind wir derzeit noch ein Stück weit entfernt“, stimmte Hoop zu. Über den Engpass Rampe – kommt hier die Lösung? Dynamisches vs. statisches Zeitfenstermanagement, sprachen Christian Manderla, LogiPlan, und Dr. Roland Zimmerling, aio IT for Logistics. Die Personallage bei Speditionen ist insgesamt angespannt, der Beruf des Lkw-Fahrers leidet auch unter einem großen Imageproblem. Von daher ist eine effektive Nutzung dieser knappen Ressource immer wichtiger. Ein statisches Zeitfens­termanagement hat

den großen Nachteil, dass aktuelle Entwicklungen wie Verkehrslage oder Auftragsänderungen bei der Tourenplanung nicht berücksichtigt werden. Ein dynamisches Zeitfenstermanagement kann dagegen durch Abruf von GPS und Telematik-Daten stabilere Prognosen über wahrscheinliche Ankunftszeiten ermitteln. Das vorgestellte System wird vom Lkw-Fahrer über eine Smartphone-App bedient. Über mobile Sensoren können weitere Informationen über die Umgebungsbedingungen (z.B. Temperaturen, Beschleunigungskräfte) des Ladungsträgers abgerufen werden. Dies ist insbesondere bei langen Überseetransporten von Vorteil. Eine verlässliche Ankunftszeitpro-

Die Kongressteilnehmer bei der Besichtigung der RheinfelsQuellen in Duisburg in vorbildlichem Sicherheits-Outfit

Das Podium der Vormittagsses­ sion zum Thema Fuhrparkmanagement

Fotos: oh

Brauerei Forum  –  April 2019

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BETRIEBSWIRTSCHAFT

Auf ein Bier im Walsumer Brauhaus Urfels: Norbert Heyer , Josef Fontaine (beide VLB Berlin), Edmund Skopyrla (Hövelmann Getränke), Helmut Schwarz (ehem. Hövelmann), Andreas Güth (FactoryXperts Logistics), Michael Hoffmann (SSI Schäfer), Michael Michailidis, Olaf Kroh (beide Hövelmann Getränke)

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gnose ist eine entscheidende Voraussetzung für ein dynamisches Time-slot-Management, mit dem die Warte- und Ladezeiten an der Rampe minimiert werden können. Als Beispiel wurde eine Anwendung bei Henkel in Düsseldorf vorgestellt. Dort wurde bei 16 integrierten Lkws in 6 Monaten eine Vorhersagegenauigkeit von ± 2 Minuten erreicht. Auf 100 Lkws im Dauereinsatz bei 2 bis 3 Standorten ist mit Kosten von 4300-5700 € monatlich zu rechnen. Insgesamt lässt sich mit dem dynamischen Zeitfens­t ermanagement die Auslastung der Lkw-Flotte deutlich verbessern, so die Einschätzung beider Referenten. Projekt E-Stapler – Die RheinfelsQuelle stapelt in Zukunft elektrisch! war Thema von Michael Michailidis, Hövelmann Getränke Vertrieb, Rodolfo Santamaria, Carer Deutschland, und Mark Dankwart, Enersys Hawker. Nachhaltigkeit spielt bei einem Mineralwasserhersteller naturgemäß eine große Rolle. Bei den RheinfelsQuellen entschied man sich daher, die dieselbetriebene Staplerflotte auf Fahrzeuge mit Elektroantrieb umzustellen. Anforderungen waren u.a. eine lange Batterielaufleistung bei maximal 2 Batterien pro Stapler. Auch die Performance (Beschleunigung, Geschwindigkeit und HubkapaziBrauerei Forum  –  April 2019

tät) waren entscheidende Kriterien. Ausgewählt wurden 8-t-Stapler der italienischen Firma Carer. Die Stapler arbeiten mit 96-V-Technik und ähneln in Bezug auf Optik und Bedienung konventionellen Dieselstaplern. Damit mussten sich die Fahrer nicht umgewöhnen. Zum Einsatz kommen Blei-Säure-Batterien der Marke Enersys der Firma Hawker. In Praxistests zeigte sich, dass nach einer Schicht mit 7 Betriebsstunden nur etwa 50 % der Batterieenergie verbraucht wurden. Daher sind in der Praxis bis zu 12 Betriebsstunden pro Batterie möglich, so die Hersteller. Da ein E-Stapler im Ruhezustand keinem Verschleiß unterliegt und weniger bewegliche Teile hat, sind die Wartungskosten um etwa 30 % niedriger, so Santamaria. Bei einer Batterielebensdauer von etwa 7-8 Jahren sollen sich Kostenersparnisse von etwa 6,60 € pro Betriebsstunde gegenüber einem Dieselstapler ergeben. Auch die CO2-Emmissionen sind deutlich niedriger. Nach dem erfolgreichen Test unter Praxisbedingungen haben sich die RheinfelsQuellen entschlossen, den Staplerfuhrpark komplett auf Elektroantrieb umzustellen. Die Optimierung der Intralogistik bei den RheinfelsQuellen durch ein Hochregallager war Thema

von Olaf Kroh, Römerwall Naturbrunnen- und Getränke, Duisburg, Andreas Güth, FactoryXperts Logis­ tics, und Erich Juraske, SSI Schäfer. Ziele der Erweiterungsmaßnahmen waren u.a. eine höhere Lagerreichweite für A-Artikel, bessere Produktionsplanung, aber auch eine Verbesserung der Arbeitssicherheit auf dem Werksgelände. Das neue Hochregallager ist über eine Elektrohängebahn mit der Verladung und dem Produktionsbereich verbunden. Weiterhin ist eine Sortierung von Leergut und Paletten sowie eine Kommissionierung angeschlossen. Das Hochregallager kann mit 555 Paletten/h beladen werden, die Auslagerung erfolgt mit 725 Paletten/h. Es können diverse Palettenformate verarbeitet werden. Das gesamte Konzept wurde vor Baubeginn in Simulationen getestet. Die Umsetzung erfolgte durch SSI Schäfer, die Ende 2015 mit dem Bau begannen. Die Inbetriebnahme erfolgte im August 2017. Auf einer Grundfläche von 77 x 93 m und einer Höhe von 43 m hat das Lager eine Kapazität von 52 500 Paletten. Pro Tag werden durchschnittlich 10 000 Paletten ein- und ausgelagert. Die gesamte Anlage hat im „Jahrhundertsommer“ 2018 einwandfrei funktioniert. Die Amortisationszeit wurde mit 10 Jahren angegeben. Eine Besonderheit des Systems ist das intelligente Leergutmanagement. Dabei wird der Durchmischungsgrad des Leerguts auf dem Hof fotografisch erfasst und von einer Software ausgewertet. Dabei wird von den Seitenansichten auf die Gesamtpalette rückgeschlossen. In Abhängigkeit des Vermischungsgrads wird dann entsprechendes Leergut aus dem Hochregallager beigemischt. Damit wird ein optimaler Wirkungsgrad der Leergutsortierung erreicht. Im Anschluss an die Vorträge fand eine Besichtigung bei den RheinfelsQuellen in Duisburg-Walsum statt. Dort konnte die gesamte Produktion sowie die neue Logistik einschließlich des großen Hochregallagers im laufenden Betrieb begutachtet werden. Ein anschließender Abend im an den Standort angeschlossenen Walsumer Brauhaus Urfels rundete den Tag ab. (wird fortgesetzt)


MARKT & MARKEN

Carlsberg & Europa-Park Rust

Carlsberg Deutschland wird Getränkepartner der Wassererlebniswelt „Rulantica“ in Rust Ende 2019 eröffnet der EuropaPark Rust die neue Wasserwelt „Rulantica“. 25 Attraktionen im nordischen Stil bieten ein Abenteuer mit spritziger Action. Da darf die passende skandinavische Erfrischung nicht fehlen. Und da Geschmäcker bekanntlich verschieden sind, dürfen sich die Besucher des Wasser-ErlebnisResorts nicht nur auf neun unterschiedliche Themenbereiche freuen, sondern auch auf ausgewählte Getränkespezialitäten aus dem Hause Carlsberg. (F.) Innovation und Fortschritt werden in der 450 000 Quadratmeter großen Resort-Erweiterung groß geschrieben. „Rulantica“ begeistert mit 17 Wasserrutschen, einem

Wasserfall, einer Gletscherhöhle, einem Strömungskanal u. v. m. Der Anspruch von Vielfalt und Moderne in nordischem Ambiente spiegelt sich auch im kulinarischen Angebot wider. Neben dem Familienrestaurant „Bubba Svens“, dem Selbstbedienungsrestaurant „Lumålunda“ oder dem Snack-Restaurant „Snekkjas“ können die Besucher in den Poolbars erfrischende Getränke zu sich nehmen. Ein Highlight ist der DraughtMaster von Carlsberg: eine innovative Technologie, die den Gästen eine große Auswahl an frisch gezapften Craft- und Premium-Bieren sowie ein Modern Cider bietet. Sebastian Holtz, CEO Carlsberg Deutschland, betonte: „Es ist ein tolles Gefühl, Partner der ersten

Craftbier-Festival

Big, bigger, Berlin Beer Week Das beliebte Craftbier-Festival feiert vom 19. bis 28. Juli 2019 sein fünfjähriges Jubiläum und lädt andere Bier-Festivals nach Berlin ein. (F.) Seit nunmehr fünf Jahren feiert die Berlin Beer Week in den letzten zehn Tagen im Juli die handwerkliche Bierkultur mit v i e le n Eve n t s . Im vergangenen Jahr besuchten mehr als 5000 Menschen aus dem In- und Ausland die Veranstaltungen. Zum fünften Jubiläum holt das Team in diesem Sommer über 20 europäische Craftbier-Festivals nach Berlin, um mit ihnen zu feiern. Mit dabei sind u. a.: Paris Beer Week, Big Craft Day Russ­land und Brewskival Schweden. Zum Auftakt der Berlin Beer Week gibt es am Freitag, 19. Juli 2019, den Berlin Brews Cruise auf der

Spree. Die Tickets für die Tour sind bereits ausverkauft. An Bord präsentieren neben den lokalen Playern auch Brauereien aus den USA, Spanien, Polen, Schweden, Russland und Finnland über 40 spannende Bier-Kreationen vom Fass. Ein Höhepunkt der diesjährigen Berlin Beer Week ist das zweitägige Abschlussfestival im Haubentaucher. Am Freitag, den 26., und Samstag, den 27. Juli, präsentieren sich hier über 20 hochkarätige Craftbier-Festivals aus aller Welt. Ein derartiges „Gettogether“ der europäischen Brauszene hat es bislang noch nicht gegeben. Fans des Hopfengetränks dürfen sich auf eine riesige Auswahl von mehr als 80 verschiedenen Bieren pro Tag freuen. Leckeres Streetfood stärkt den Magen.

Stunde bei diesem spannenden Groß-Projekt zu sein. Uns beide, den Europa-Park und Carlsberg, eint die Idee, Menschen verschiedenster Nationen mit unserem Angebot unvergessliche Erlebnisse zu schenken.“ Darüber hinaus gebe es sowohl mit dem fiktiven „Rulantica“-Entdecker Finn Olson als auch mit Carlsberg-Pionier J. C. Jacobson zwei Schlüsselfiguren, die als mutige skandinavische Männer für die beiden Marken stehen. „Diese Parallelen sind aus unserer Sicht perfekt für eine erfolgreiche Zusammenarbeit, auf die wir uns sehr freuen!“

Vertragsunterzeichnung mit Sebastian Holtz, CEO Carlsberg Deutschland, Thomas Mack, geschäftsführender Gesellschafter Europa-Park, Marc Kemper, Vertriebsdirektor Gastronomie Carlsberg Deutschland (v.l.n.r.)

Ein Gefühl von Nordeuropa Thomas Mack, geschäftsführender Gesellschafter Europa-Park, ist froh darüber, Carlsberg als Traditionsunternehmen gewonnen zu haben. Denn er ist fest davon überzeugt, die Partnerschaft werde die skandinavische Authentizität des Gastro-Angebots unterstreichen. „Wir sind seit jeher darauf spezialisiert, unseren Gäs­ten hochwertige landestypische Produkte in allen Bereichen anzubieten. Die Kombination unserer WasserErlebnis-Welt ‚Rulantica‘ mit der detailverliebten skandinavischen Thematisierung und der dazu passenden großen Auswahl an frisch gezapften Craft- und Premiumbieren von Carlsberg wird den Besuchern das Gefühl vermitteln, sich mitten im schönen Norden Europas zu befinden.“ Brauerei Forum  –  April 2019

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MARKT & MARKEN

 NACHRICHTEN König-Brauerei

Rotbier aus Duisburg Die König-Brauerei hat mit einem Rotbier ein mildes Spezialitätenbier auf den Markt gebracht. Es wird in einem neuen Kasten und einem neuen Glas angeboten, jeweils mit dem Schriftzug „König“ versehen. (F.) Erstmals seit rund 50 Jahren kommt unter dem Namen König eine neue Biersorte auf den Markt: Das König Rotbier ist seit dem 1. März erhältlich. Gebraut mit speziellen Malzen und 100 % Aromahopfen, erfüllt es den wachsenden Wunsch der Verbraucher nach milden Bie­ren. „Unser Ziel war es, ein mildes, aber zugleich vollmundiges Bier höchster Qualität zu brauen – und das ist

unseren Braumeis­t ern gelungen“, sagt Daniel Einhäuser, Geschäftsführer der KönigBrauerei. „In dem neuen König Rotbier verbinden sich 160 Jahre Brautradition der König-Brauerei und hochwer t ige Rohstoffe zu einem er frischenden und milden Geschmack.“ Inspiriert vom Interesse der Verbraucher an neuen Biersorten, haben die Braumeister mit dem Rotbier einen historischen, jedoch in Deutschland relativ unbekannten Bierstil modern interpretiert. „Rotbier ist die vermutlich älteste Biersorte der Welt und wurde erstmals 1750 vor Christus schriftlich erwähnt“,

erzählt Oliver Landsberger, Braumeis­ter der König-Brauerei. Spezielle Karamell- und Brühmalze verleihen dem König Rotbier seinen rotgoldenen Glanz. In Verbindung mit dem hochwertigen Aromahopfen entwickelt sich das erfrischende und milde Aroma. „Sowohl bei der Qualität der verwendeten Rohstoffe als auch bei der Qualität unserer Biere gehen wir keine Kompromisse ein“, betont Einhäuser. Der Anspruch sei es immer, Biere von höchster Güte zu brauen. Und im neuen taillierten CurveCup-Glas entfaltet das König Rotbier seine Aromen.

Schöfferhofer

Sonniger Start in die Weizensaison Schöfferhofer Weizen präsentiert sich ab sofort mit einem neuen Markendesign und einem modernen Markenkasten in auffälligem Mandarin. (F.) Schöfferhofer steht für Weizenbiergenuss in den vielleicht schönsten Stunden des Tages – dem (Feier-) Abend. „Das unterstreichen wir nicht nur mit unserem Claim ‚Am

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Abend geht die Sonne auf‘, sondern spiegeln dies jetzt auch bei unserem Markenauftritt deutlich stärker“, erklärt Marketingleiterin Juana Leister. „Denn neben dem charakteristischen Geschmack ist die Markenfarbe Mandarin unseres Schöfferhofer Weizens ein Alleinstellungsmerkmal im Weizenbiermarkt.“ SeitApril 2019 präsentieren sich die klassischen Weizenbiere

in einem vereinheitlichten Etikettendesign. Im Mai 2019 folgen die Weizenmixes. Ebenfalls neu: Der mandarinfarbene SchöfferhoferMarkenkasten, der sowohl in der Optik als auch Haptik überzeugt – egal ob 20er- oder 11er-Mehrwegkasten, ob Schöfferhofer Hefeweizen Naturtrüb, Alkoholfrei, Kristall oder Dunkel. „Am Abend geht die Sonne auf“ heißt es in diesem Jahr auch auf allen Kanälen: Schöfferhofer führt seine Kampagne nicht nur auf reichweitenstarken TV-Sendern und mit Sponsoring-Formaten zur besten Sendezeit fort. Auch im Verkauf taucht das Weizenbier in die Markenfarbe Mandarin – mit Displays, auffälligen Werbemitteln und aktivierenden Verkaufsförderungsmaßnahmen. Zudem verstärkt Schöfferhofer seine Digitalaktivitäten: Neben einer Influencer-Kampagne und der Präsenz auf zielgruppenrelevanten Online-Formaten teilt Schöfferhofer ab jetzt auch Fotos und Videos auf dem eigenen Instagram-Account.


ehem. VLBer

Vereinigung ehem. VLBer e.V.

Einladung zur ordentlichen Mitgliederversammlung Die Vereinigung ehem. VLBer e.V. (Vereinigung ehem. Studierender am Institut für Gärungsgewerbe und Biotechnologie zu Berlin) lädt zur ordentlichen Mitgliederversammlung im 68. Jahr ihres Bestehens ein.

Tagesordnung:

2. Genehmigung des Protokolls der Mitglieder­ versammlung 2018

9. Thema Fusion Vereinigung ehem. VLBer e.V. mit Berliner Brauer-Zunft e.V.

Die Veranstaltung findet statt am Freitag, den 5. Juli 2019, im Vorfeld des VLB-Sommerfestes an der VLB Berlin statt.

3. Tätigkeitsbericht des 2. Vorsitzenden, Dr.-Ing. Roland Pahl

10. Beschlussfassung über eingegangene Anträge

VLB Berlin, Singha Classroom (E.33) Seestraße 13, 13353 Berlin  Ort:

 Beginn:

15.00 Uhr

1. Eröffnung durch den 1. Vorsitzenden, Dipl.-Ing. Klaus Niemsch

4. Bericht des Kassenwarts, Dr.-Ing. Marco Potreck 5. Bericht der Rechnungsprüfer 6. Aussprache

7. Entlastung des Vorstands 8. Ernennung der Rechnungsprüfer

11. Verschiedenes Klaus Niemsch, 1. Vorsitzender Roland Pahl, 2. Vorsitzender Kontakt: preissler@vlb-berlin.org

VLB-Sommerfest 2019 5. Juli 2019, Berlin

Am Freitag, dem 5. Juli 2019, laden die Vereinigung ehem. VLBer und die VLB Berlin von 16.00 bis 24.00 Uhr (letzter Einlass 22.00 Uhr) zum beliebten Sommerfest auf dem Hof unseres Instituts an der Seestraße 13 in Berlin mit Bier und zünftigem Büfett ein. Unkostenbeitrag 15 € – Voranmeldung erforderlich – keine Abendkasse

Online-Anmeldung ab Mitte Mai geöffnet:

www.vlb-berlin.org/sommerfest2019

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INSTITUTIONEN & VERBÄNDE

Gesellschaft für Hopfenforschung e. V.

Mitgliederversammlung zum Start in die neue Saison Vor Beginn der neuen Vegetationsperiode blickt die Gesellschaft für Hopfenforschung e. V. (GfH) zurück auf das abgeschlossene Geschäftsjahr und gibt einen Ausblick auf aktuelle Herausforderungen und kommende Projekte. Ende März fand die Mitgliederversammlung des gemeinnützigen Vereins im Deutschen Hopfenmuseum in Wolnzach statt. (F.) Dr. Michael Möller, Vorstandsvorsitzender der GfH, ging in seinem Rechenschaftsbericht auf die im vergangenen Jahr initiierte Kommunikationsoffensive der GfH ein. Neben der Neugestaltung der Corporate Identidy (CI) stellte er auch die neue Internet­seite des Vereins vor. „Zahlreiche Aktivitäten begleiten die breitere Positionierung der

neuen klimatoleranteren Hüller Zuchtsorten und schaffen Transparenz rund um die Entscheidungsprozesse und Arbeiten am Hopfenforschungszentrum Hüll“, erklärte Dr. Möller. Trotz der Finanzierung von weiteren Forschungsvorhaben, die u. a. gesetzliche Vorgaben beim Pflanzenschutz und der Düngung notwendig machen, gab Dr. Möller bekannt, dass die Lizenzgebühren auf einige Hüller Zuchtsorten reduziert werden. Wechsel im Vorstand der GfH Außerhalb des fünfjährigen Wahlrhythmus fand satzungsgemäß die Ersatzwahl für Dr. Johann Pichlmaier statt, der von Adolf Schapfl als Präsident des Verbandes Deutscher Hopfenpflanzer e. V. abgelöst wurde. Die Mitgliederversammlung wählte

Schapfl als Vertreter der Hopfenpflanzer einstimmig in den Vorstand. Dr. Möller dankte Dr. Pichl­maier für seine langjährige und engagierte Mitarbeit im Vorstand und in den Gremien. Er verwies auf seine Verdienste für die Hopfenwirtschaft, die erst vor wenigen Wochen durch Staatsministerin Michaela Kaniber mit der Verleihung der Staatsmedaille in Silber gewürdigt wurden. Als Gastreferentin hielt die Journalistin und Bloggerin Mareike Hasenbeck (#feinerhopfen) einen Vortrag über „Die Macht des Netzwerks von Bloggern und Influencern auf dem globalen Biermarkt“. Dr. Möller betonte, wie wichtig es bei der fortschreitenden Digitalisierung sei, neben den klassischen Print- und TV-Formaten auch das Netz im Blick zu haben.

Die Freien Brauer

Deutsche Brau-Kooperation feiert 50-Jähriges Jubiläum Mitte März feierten die Freien Brauer im Kreise der Gesellschafter, Partner und Vertreter der Getränkebranche in der Zeche Zollverein in Essen ihr 50-jähriges Bestehen. Höhepunkt der Veranstaltung war die Festrede des ehemaligen Präsidenten des Deutschen Bundestags, Herrn Prof. Dr. Norbert Lammert. (BF) Einleitend richteten Axel Stauder, Präsident der Freien Brauer, und Michael Hollmann, Vizepräsident des Deutschen Brauer-Bundes, Grußworte an rund 180 Gäste und würdigten die langjährige Partnerschaft der Freien Brauer mit ihren Lieferanten und Geschäftspartnern. Rohstoffe und Vermarktung In zwei Podiumsdiskussionen ging es um die Herausforderungen in der Zusammenarbeit mit den Partnern bei den Themen Rohstoffe und Vermarktung. In der Gesprächsrunde über Rohstoffe wurde deutlich, dass besonders die Wertschätzung für das Produkt die Zusammenarbeit prägt. Dabei liegen sowohl den

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Foto: Die Freien Brauer/Irma Korthals

Axel Stauder, Präsident der Freien Brauer, Jürgen Keipp, Geschäftsführer der Freien Brauer, und Michael Hollmann, Vizepräsident des Deutschen BrauerBundes Lieferanten als auch den Freien Brauern Transparenz und Vielfalt am Herzen. Vielfalt erreiche man z. B. dadurch, dass das breite Angebot beim Hopfen oder Malz ausgeschöpft werde. In der Diskussionsrunde zum Thema Vermarktung vertraten die Freien Brauer die Ansicht, mit einem guten

Sortiment, Authentizität und Herkunft einen Gegenpol zu großen Konzernen zu schaffen und damit genau das liefern zu können, was der Verbraucher sich im Bereich Lebensmittel- und Getränkehandel wünscht. Aus den Reihen der Vermarktungspartner war zu hören, dass bei Gebindegrößen und Packaging noch Optimierungsbedarf bestehe, vor allem bei der Frage: Individualflaschen oder Mehrweg. Das Podium war sich einig, dass die Branche vor Herausforderungen stehe. Abschließend spannte Prof. Dr. Norbert Lammert in seiner Festrede den Bogen von der Wiedervereinigung bis zur heutigen Zeit, die von Globalisierung und Digitalisierung geprägt ist. In diesem Zusammenhang stellte er die Besonderheiten eines Werteverbunds wie dem der Freien Brauer heraus. Lammert appellierte an die Gesellschafter: Man solle das, was einem wichtig ist, mit beiden Händen anpacken. Nur so schaffe man auch weiterhin Perspektiven.


IMPRESSUM

Brauerei Forum

Brauer-Schule: Lösungen von Seite 14 Fachfragen 1. c) Mikrobielle Sicherheit 2. e) Nenn-Ausbringung 3. b) Die Scharnierbandketten sind immer aus Edelstahl. 4. a) Halsringbeförderung 5. e) Alle Antworten sind korrekt 6. c) 800 • 1200 mm 7. d) Schichtenpalettierung 8. Bei den Hakengreifern rasten Haken in die aufzunehmenden Gebinde (besonders geeignet für Kunststoffbierkästen), während bei Klemmgreifern die Gebinde zwischen rutschhemmende Klemmbacken gepresst werden (besonders geeignet für Trays und Kartonagen). Fachrechnen Effektive Füllzeit während einer Schicht: 8 h/Schicht • 60 min/h = 480 min/Schicht 480 min Arbeitszeit/Schicht – 65 min Rüstzeit/Schicht = 415 min Füllzeit/Schicht

Fachzeitschrift für Brauereien, Mälzereien, Getränkeindustrie und deren Partner Informationsservice der VLB Berlin www.brauerei-forum.de ISSN 0179–2466 Herausgeber Versuchs- und Lehranstalt für Brauerei in Berlin (VLB) e.V. Seestraße 13, 13353 Berlin Redaktionsanschrift Brauerei Forum Seestraße 13, D-13353 Berlin Telefon: (030) 4 50 80-245 Telefax: (030) 4 50 80-210 E-Mail: redaktion@brauerei-forum.de Internet: www.brauerei-forum.de

Befüllte Flaschen während der Schicht: Wirkungsgrad außer Acht lassen, da es sich bereits um die Ist-Ausbringung handelt! 60 min  9100 Flaschen 415 min  x Flaschen x = (415 x 9100Fl.)/60 = 62 941,7 Flaschen

Redaktion Olaf Hendel (oh) (verantwortlich) hendel@vlb-berlin.org Juliane Rahl (jr), rahl@vlb-berlin.org Eva Wiesgrill (ew) e.wiesgrill@vlb-berlin.org Dieter Prokein (dp) prokein@vlb-berlin.org IfGB Aktuell: Wiebke Künnemann (WiK) kuennemann@vlb-berlin.org

Kastenmenge: 62 941,7 Flaschen : 20 Flaschen/Kasten = 3147,1 Kästen

Redaktionsbeirat Dr.-Ing. Josef Fontaine, Dr. sc. techn. Hans-J. Manger

Palettenmenge: Bei einer Europalette können pro Lage 8 Modulkästen aufgesetzt werden. Da die Palette „5 hoch“ beladen werden soll, sind auf einer Palette 40 Kästen. 3147,1 Kästen : 40 Kästen/Palette = 78,68 Paletten = 79 Paletten (rechnerisch), aber 78 Paletten (effektiv)

Gerolf Annemüller, Hans-J. Manger 1. Auflage 2015 358 S. Paperback

49 € ISBN 978-3-921690-78-9

Die Hefe in der Brauerei Gerolf Annemüller, Hans-J. Manger, Peter Lietz 3. überarb. Aufl. 2014 476 S., s/w Hardcover

69 € ISBN 978-3-921690-76-5

Beide Titel sind auch in Englisch erhältlich.

VLB Berlin – PR- und Verlagsabteilung Seestraße 13, 13353 Berlin

Anzeigenkontakt VLB PR- und Verlagsabteilung, Tel. (030) 450 80-255 media@brauerei-forum.de Erscheinungsweise Erscheint mit zehn Ausgaben pro Jahr, zwei davon in Englisch. Erscheinungsdatum BF 4/2019 18.4.2019

VLB-Fachbücher Fachrechnen für Mälzerei- und Brauerei- technologen

Autoren in dieser Ausgabe Ro­bert Pawel­c zak, Stefan Wirth, Dr. Peter Lietz, Dr. Martin Senz et al.

verlag@vlb-berlin.org

www.vlb-berlin.org/verlag

Bezugskosten / Abonnement Abonnement Inland 95 € inkl. MwSt. Ausland 95 € (zuzüglich Porto) Kündigung des Abonnements jeweils zum Jahresende Abonnements Westkreuz Verlag, Berlin Tel. (030) 7 45 20 47 Fax (030) 745 30 66 abo@brauerei-forum.de Druck und Vertrieb Westkreuz-Druckerei Ahrens KG Berlin/Bonn, Töpchiner Weg 198/200, D-12309 Berlin Alle Rechte vorbehalten. Nachdruck, Ver­­v ielfältigung oder Weiterverarbei­ tung, auch auszugsweise, ist nur mit ausdrückli­cher Genehmigung der Redaktion und Quellenangabe gestattet. Für namentlich gekennzeichnete Beiträge übernehmen Herausgeber und Redaktion keine Haftung.

Brauerei Forum  –  April 2019

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Unsere nächste deutschsprachige Ausgabe erscheint am 28. Juni 2019

VERANSTALTUNGEN

VLB-Termine  6. bis 17. Mai 2019 Destillateur-Aufbaukurs, Berlin  10. Mai 2019 25. Dresdner Brauertag  20. bis 27. Mai 2019 Training „Micro Malting in Practice“, Berlin  21. bis 23. Mai 2019 Africa Brewing Conference, Addis Abeba, Äthiopien  27./28. Mai 2019 „Sauer macht lustig“ – Symposium fermentierte alkoholfreie Getränke, Berlin  9. bis 11. Juni 2019 Brewing Conference Bangkok, Thailand  5. Juli 2019 VLB-Sommerfest, Berlin  10./11. September 2019 17. IfGB-Forum Spirituosen und Brennerei, Berlin  17. bis 19. September 2019 10. Iberoamerikanisches VLB-Symposium, Guadalajara, Mexiko  16. bis 27. September 2019 Seminar „Craft Brewing in Practice“, Berlin  14./15. Oktober 2019 106. VLB-Oktobertagung, Berlin

 21. Oktober 2019 bis September 2020 Fortbildung zum Brau- und Malzmeister (HWK), Berlin  4. bis 8. November 2019 Training Applied Microbiology, Berlin  11. November 2019 7. European MicroBrew Symposium, Nürnberg  3./4. Dezember 2019 Brauen für Nicht-Brauer, Berlin

Weitere Termine  15. bis 17. Mai 2019 Craft Beer China Conference & Exhibition, Shanghai, China  28. bis 30. Mai 2019 Brasil Brau, São Paulo, Brasilien  30. Mai bis 1. Juni 2019 Expo Wine + Beer, Santiago de Chile, Chile  2. bis 6. Juni 2019 37. EBC-Kongress/Brewers of Europe Forum, Antwerpen, Belgien  3./4. Juli 2019 Craft Drinks India 2019, Bangalore, Indien  12. bis 14. November 2019 BrauBeviale, Nürnberg

redaktion@brauerei-forum.de


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