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Was versteht man unter Earl Grey-Tee?
Die Legende besagt, dass Charles Grey der „Überbringer“ des Earl Grey Tees ist. Dann ist wohl ein großes Dankeschön angemessen, denn Earl Grey ist eine der meistgetrunkenen Teesorten in der westlichen Welt. Aber wissen wir eigentlich, was wir trinken, wenn wir eine Tasse „Earl“ bestellen?
Text Richard Schukkink, ITC Academy
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Es gibt verschiedene Legenden über den Ursprung dieses mit Bergamotte-Öl aromatisierten Tees. So besagt eine Version, dass der Tee aus China kommt. Fo shou ist ein kostbarer, leicht oxidierter Oolong, der ursprünglich aus dem Bezirk Yongchun in der Provinz Fujian stammt. Der Teesorte wird nachgesagt, dass sie von Natur aus mit einem Bergamotte-Aroma gesegnet ist. Keine Zusatzstoffe, sondern Natur pur. Allerdings stellen Teesommeliers weltweit diese Aussage in Frage, da sie dem Fo Shou Oolong eher ein Birnen- als ein Bergamotte-Aroma zuschreiben. Und zwischen Birne und Bergamotte besteht doch ein großer Unterschied.
Charles Grey, der britische Premierminister
Plausibler und allgemeiner akzeptiert ist die Legende, in der Charles Grey die Hauptrolle spielt. Er war ab 1830 britischer Premierminister und der Verfasser des Reformgesetzes von 1832, wodurch das Monopol der Britischen Ostindien-Kompanie über die Einfuhr von Tee beendet wurde. Dies führte zu einem Preisrückgang und machte den Tee in der gesamten Bevölkerung beliebter. Charles Grey selbst lernte „Earl Grey“ kennen, als er von einem Diplomaten eine Dose mit Bergamotte-Öl aromatisiertem Tee erhielt.
Der Teeverkäufer
Eine dritte und letzte Erklärung für den Ursprung von Earl Grey ist, dass er nach einem Teehändler mit dem Nachnamen Grey benannt wurde; und der Zusatz „Earl“ sollte den Tee vornehmer klingen lassen. William Grey von dem gleichnamigen Teehaus William Grey & Co ist wohl der plausibelste Kandidat.
Tee-Mysterium
Irgendwann verschwand William Grey & Co., und um 1880 behauptete die Londoner Firma Charlton & Co. in ihren Werbeanzeigen, den aromatisierten Tee erfunden zu haben. Diese Mischung kostete zu der Zeit etwa fünf Schilling
und vier Pence pro Pfund. Erst zu Beginn des zwanzigsten Jahrhunderts wurde die Zueignung der Erfindung von den Firmen Twinings of London und Jacksons of Piccadilly wieder angefochten. Twinings of London – die international bekannte Teemarke mit dreihundert Jahren Erfahrung – wurde dabei von Earl Grey VI (1939) unterstützt. Deren Unterschrift ziert noch immer die Verpackungen von Twinings Earl Grey. Dennoch gibt es keine stichhaltigen Beweise dafür, dass eine dieser beiden Firmen irgendetwas mit den Ursprüngen des Tees zu tun hatte, was die Geschichte zu einem faszinierenden TeeMysterium macht.
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Hinzufügung von Bergamotte-Öl
Unbestritten ist die unverwechselbare Zugabe von Bergamotte-Öl zum Earl Grey Tee. Die Bergamotte – auch bekannt als Citrus bergamia – ist eine kleine gelb-grüne Zitrusfrucht. Sie ist eine Kreuzung aus Citrus limetta (Limette) und Citrus aurantium (Bitterorange), die Minuet® Santhee, schwarz matt | 121003 119,95 €
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neben dem Zitrusgeschmack auch für ein blumiges und würziges Aroma sorgt. Ursprünglich war die Bergamotte nur in Südchina und Vietnam zu finden. Heute wird Bergamotte in Frankreich, der Türkei und der Elfenbeinküste in großem Umfang angebaut, die süditalienische Provinz Kalabrien macht jedoch 80 Prozent der weltweiten Produktion aus. Die Bergamottenbäume können bis zu zwölf Meter hoch werden, obwohl sie auf Plantagen oft auf fünf Meter zurückgeschnitten werden, um die Ernte zu erleichtern. Es dauert etwa sieben Jahre, bis die ersten Früchte am Baum erscheinen und erst nach zwölf bis fünfzehn Jahren liefert er eine volle Ernte. Das Bergamotte-Öl ist ein ziemlich hochpreisiges Produkt, weshalb das Aroma seit Jahren synthetisch kopiert wird. Das hat den Vorteil, dass der leicht bittere Nachgeschmack der Bergamotte im Labor eliminiert werden kann. Der Tee mit synthetischem BergamotteÖl ist nicht nur preiswerter, sondern auch beständig. Bei biologischen Teesorten ist der Zusatz eines synthetischen Aromas nicht zulässig. Auf der Verpackung steht dann der Begriff: natürliche Aromen. Das bedeutet jedoch nicht automatisch, dass der Earl Grey Tee echtes Bergamotte-Öl enthält. Es besagt lediglich, dass ein „natürliches“ Produkt verwendet wurde. Welches Produkt das genau ist, bleibt ein gut gehütetes Geheimnis der Hersteller dieser Aromen.
Was versteht man unter Earl Grey-Tee?
Earl Grey ist kein eingetragener Handelsname. So kann jeder selbst entscheiden, welche Zutaten er dem Tee hinzufügen möchte. Während in der Vergangenheit hauptsächlich chinesische Schwarztees, wie z.B. geräucherter Lapsang Souchong, als Grundlage verwendet wurden, begegnen wir heute vielen Teesorten aus verschiedenen Ländern. Die traditionellsten Hersteller wählen schwarzen Ceylon-Tee aus Sri Lanka, während viele andere Marken billigeren Tee aus afrikanischen Ländern bevorzugen.
Die Zubereitung von Earl Grey-Tee
Traditionell wird Earl Grey Tee mit auf 100 °C erhitztem Wasser zubereitet. Danach lässt man den Tee mindestens 5 Minuten ziehen. Manchmal wird auch eine Scheibe Zitrone oder Limette zum Tee serviert. Den meisten Niederländern ist er so zubereitet viel zu stark. Denn durch eine Kombination aus hoher Wassertemperatur und langem Ziehen wird der Tee äußerst bitter. Für einen weniger ausgeprägten säuerlichen Geschmack empfiehlt es sich, die Ziehzeit auf 2 bis 3 Minuten zu verkürzen und die Wassertemperatur auf 8090 °C zu senken.