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Das Damengambit: jetzt auch auf Deutsch zum Nachlesen oder Neuentdecken

LITERATUR

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Walter Tevis

wurde 1928 in San Francisco geboren. Nach seinem Einsatz im Pazifik im Zweiten Weltkrieg studierte er Literatur an der University of Kentucky, arbeitete als Lehrer, Unidozent und zuletzt als freier Schriftsteller. Er veröffentlichte Short Storys und sechs Romane, die teils prominent verfilmt wurden: Die Haie der Großstadt mit Paul Newman (1961), Der Mann, der vom Himmel fiel mit David Bowie (1976), Die Farbe des Geldes mit Tom Cruise und Paul Newman (1986). Letztere oscarprämierte Verfilmung sowie den Welterfolg der Miniserie Das Damengambit, die seinen gleichnamigen Roman in die Bestsellerlisten katapultierte, hat Tevis nicht mehr erlebt: Er starb 1984 in New York.

Ein Hoch auf die Dame!

Zwischen Genialität und Selbstzerstörung: Mit der eigenwilligen Schachspielerin Beth Harmon schuf Autor Walter Tevis eine unvergessliche Heldin. Nach der Miniserie dürfen wir Das Damengambit nun auch als Roman entdecken.

Als Regisseur Scott Frank ihr das Buch schickte, verschlang sie es in einer Stunde, erzählt Anya Taylor-Joy im Making-of zu Das Damengambit. Das Schachdrama machte die Schauspielerin international berühmt: Die erfolgreichste Miniserie aller Zeiten gewann zwei Golden Globes, darunter einen für Taylor-Joy in der Hauptrolle als Beth Harmon. Zudem löste sie einen Schachboom aus – und rückt einen lange vergessenen Roman ins Rampenlicht: 1983 von Walter Tevis auf Englisch verfasst, hat der Diogenes Verlag Das Damengambit erstmals auf Deutsch veröffentlicht (übersetzt von Gerhard Meier). Und egal ob Sie die Serie bereits kennen oder mit dem Originalroman einsteigen: Die Spannung, Verve und Eleganz dieser Geschichte werden Sie verzaubern!

„Mit Fremden spiele ich nicht“, sagt Mr. Shaibel zu der Waise Beth Harmon, als diese mehr über das Brettspiel erfahren möchte, vor dem der Hausmeister im Keller des Methuen-Kinderheims alleine sitzt. Die Achtjährige ist clever. Sie beobachtet Mr. Shaibel und sagt zwei Tage später zu ihm: „Ich bin keine Fremde. Ich wohne hier.“ Auch sein Argument, Schach sei nichts für Mädchen, lässt sie nicht gelten – und überrascht den knurrigen alten Mann mit ihrer rasanten Auffassungsgabe. Sonntag für Sonntag lehrt Mr. Shaibel Beth die Grundlagen des Schachs – bis sie ihn locker schlägt. Mit dem von ihm vermittelten ersten großen Spiel an einer Highschool legt Mr. Shaibel den Grundstein für eine außergewöhnliche Schachkarriere, die Beth Jahre später von Kentucky bis nach Moskau zur alles entscheidenden Partie gegen den amtierenden Weltmeister führt. Was sie ihrem Mentor verdankt, wird Beth nie vergessen – Kontakt zu ihm zu halten, gelingt ihr aber nicht. Beth ist eine Getriebene. Im Kinderheim landete sie nach dem Selbstmord ihrer Mutter, ihr Vater war ein Jahr zuvor vermutlich an Alkoholismus gestorben. Emotional vernachlässigt und von den anderen Kindern als hässlich verunglimpft, entdeckt Beth die wohltuende Wirkung der grünen Beruhigungspillen, die sie im Heim bekommt. Eine höhere Dosis ermöglicht ihr, der Realität zu entfliehen und auf einem imaginären Schachbrett an der Zimmerdecke einzelne Partien nachzuvollziehen. Als das Ehepaar Wheatley Beth mit knapp 13 Jahren adoptiert, beginnt ein neues Kapitel, in dem sich die Außenseiterin Spiel um Spiel ein eigenes Leben erkämpft.

Dramatisch bis zur finalen Partie Beths frühes Verlangen nach Beruhigungsmitteln steht am Anfang einer Suchtkarriere. Durch ihre Adoptivmutter entdeckt sie den Alkohol – und mit dem Erfolg im Schach steigt die Besessenheit, das Spiel zu kontrollieren und zu gewinnen. Eben diesen Balanceakt – ob Beth sich verliert oder über sich selbst hinauswächst – erzählt Walter Trevis feinfühlig und voller Spannung. So ist Das Damengambit ein faszinierendes Schachdrama, aber auch eine packende Charakterstudie und nicht zuletzt: ein Roman über Vertrauen und Freundschaft.

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