Bündnerwald Dezember 2021

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Im Mittelpunkt stehen ­ die Betroffenen Die Gemeinde Albula/Alvra hat zusammen mit dem Kanton Graubünden eine umfangreiche Vorsorgeorganisation gegründet, um die Betroffenen des Brienzer Rutschs zu unterstützen. Gemeindepräsident Daniel Albertin spricht über die Herausforderungen für die Gemeinde und den Fokus der Organisation auf die Betroffenen. Christian Gartmann

Der Rundgang durch Brienz/Brinzauls beginnt beim Schulhaus. Hier, am Dorfausgang Richtung Vazerol, starrt der Brienzer Rutsch einen förmlich an. Die Südflanke des Piz Linard hinter dem Dorf ist eine riesige Geröllhalde. Wenn hoch über dem Dorf Felsblöcke abbrechen und in die steile Halde stürzen, wird die Kantonsstrasse nach Lantsch/ Lenz automatisch gesperrt: Eine Radaranlage überwacht jede Bewegung im Hang und stellt eine Ampelanlage auf Rot.

Die Kantonsstrasse nach Lantsch/Lenz wird bei Blockschlag automatisch gesperrt

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(Bild: Christian Gartmann)

«Die allermeisten Blöcke zerbersten beim Ab­ sturz», beruhigt Gemeindepräsident Daniel Alber­ tin (50) seine Besucher, eine Westschweizer Jour­ nalistin und ihren Fotografen. Albertin macht die Führung durch das Dorf immer wieder. Es sind vor allem Medienleute, Geologen und Experteninnen für Naturgefahren, denen er Brienz/Brinzauls und die Folgen des Brienzer Rutschs zeigt. Auf den ersten Blick sieht man Brienz/Brinzauls den Rutsch fast gar nicht an. Das Dorf wirkt ge­ pflegt, die allermeisten Häuser sind bewohnt und die Strassen sauber. «Die Schäden sind unter der Oberfläche», weiss Daniel Albertin. Die Störungs­ equipe seiner technischen Betriebe rückt immer wieder aus, wenn Wasserleitungen bersten. Haus­ besitzer merken, dass sich Risse bilden und an manchen Orten muss die Strasse immer wieder geflickt werden. «Häuser, Leitungen und Strassen kann man sanie­ ren», sagt Albertin. Es sind vor allem die Menschen in Brienz/Brinzauls, die ihn beschäftigen. Die Men­ schen hier reagieren sehr unterschiedlich auf den Brienzer Rutsch. Es gibt solche, die am liebsten morgen schon umziehen würden und andere, die von dem Thema nichts mehr hören wollen. «Angst haben vermutlich die wenigsten von ihnen, aber es ist für viele eine grosse wirtschaftliche Sorge und es geht um ihr Dorf. Da ist viel Emotion mit im Spiel», erzählt Albertin. Die Gemeinde tut viel, um den Kontakt mit den Be­ troffenen zu halten. Da hilft es zwar, dass hier fast jede jeden kennt, aber Daniel Albertin schränkt ein: «Die Leute brauchen Möglichkeiten, um über kon­


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