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B端ndner

Wald

Jahrgang 61 | 2008 | 5

Waldbau und Waldnutzung


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Inhalt

Waldbau und Waldnutzung Editorial.................................................. 4 Vom Käufer zum Verkäufermarkt – Einfluss auf den Gebirgswaldbau............. 5 Graubünden gehts ans grüne Fell – Bilanz einer PR-Kampagne....................... 7 25 Jahre Schweizerische Gebirgswaldpflege................................ 11 Diffuse Auflichtungen sind nicht immer zielführend................................. 17 Überalterung des Gebirgswaldes............ 22 Holzliefergarantie aus Gebirgswald – Möglichkeiten und Grenzen.................. 27 Waldbau mit modernen Holzerntemaschinen.............................. 30 Ardez im Wandel der waldbaulichen Strategien...................... 34 Starkholznutzung, Beispiel: Holzschlag Gandawald in Seewis........... 43 Stallinger-Report................................... 48

Werholzproduktion im Wandel der Zeit.................................... 50 Förderung von Laubbaumarten – bei Heimvorteil der Fichte...................... 52 CO2-Senken: Möglichkeiten, Grenzen im Gebirgswald....................... 56 Selvicoltora e dinamica del bosco di pini silvestri a Brusio.................................... 64 Die Waldföhre – Waldbau bis Hausbau............................ 66 Instrumente zur nachhaltigen Waldbewirtschaftung............................ 69 Bäume und Kosmos – Keimlingsversuche mit Waldföhre.......... 73 Aus dem Arbeitsbuch von Livio Conrad «Schneesperren errichten».................... 76 Vereinsmitteilungen............................... 80 Comic Theo & Heinz.............................. 88 Pressemitteilung.................................... 89 Vorschau 06/08.................................... 95

Titelbild: Waldnutzung ist Waldbau (Bild: Sandro Krättli) Bild Inhaltsverzeichnis: Herbst im Calfeisental (Bild: Sandro Krättli)

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Editorial

Während meiner Lehrzeit hatten wir als «Stiften» die Möglichkeit, die Ergebnisse der Lehrabschlussprüfung der Bäcker- und Konditor-Lernenden zu bestaunen. Es war bewundernswert, mit welcher Liebe zum Detail und Kreativität die jungen Berufsleute ihr Können unter Beweis stellten. Für uns Forstwartlehrlinge aus dem rauen Wald war dies denkbar eindrücklich. Ich fragte mich, was unseren Berufsstolz ausmache – sind es die sauberen Stöcke nach dem Fällakt, die Präzision beim Fällen eines Baumes im Siedlungsraum oder gar die lächerlichen Narben von Bagatellunfällen an den Körpern von uns Jünglingen? Auf der Suche nach dieser Sinnfrage fand ich erst Jahre später eine befriedigende Antwort: Der Waldbau ist die Berufskunst des Forstdienstes. Wo sonst wirken alle Waldberufe so intensiv und zusammenhängend miteinander? Dies beginnt beim Schnupperstift, der mit Förster und Regionalforstingenieur die Holzanzeichnung ausführen darf, geht über zur ausführenden Forstgruppe vom Unternehmer oder der Gemeinde, zieht sich weiter ins Büro zur administrativen Verarbeitung und gipfelt vielleicht bei einer Diskussionstagung, wo Schlagbilder unter Fachleuten angeprangert und verteidigt werden. Bleiben werden Waldbilder, in welchen der gesamte Forstdienst seine Spuren hinterlassen hat. Mag die heutige Zeit schnelllebig und hektisch sein, das Wirken und Eingreifen unserer Zunft wird über Jahre zu sehen und zu spüren sein – anders als die köstlichen Torten, die schnell einmal von schlemmenden Mäulern verzehrt sein werden.

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Wir beanspruchen mit Recht für uns, den Ausdruck ‹Nachhaltigkeit› erfunden zu haben. Im Wandel der Zeit wurde dieser Begriff von einem forstlichen zu einem multifunktionalen Begriff für beinahe die gesamte Wirtschafts- und Alltagswelt. Nachhaltige Angebote gibt es mittlerweile überall, wo man hinschaut – bei den Lebensmitteln, den Textilprodukten, dem Tourismus und lächerlicherweise gar im Bankenwesen. Dies in einer Zeit, in der selbstverständlich ist, dass unsere Teenies für einen Wochenendtrip nach London fliegen, die internationale Bankenwelt in sich zusammenfällt – und wir mittags aus Pappkartons ‹nachhaltigen Food› aus einer trendigen Produktelinie verzehren… Den Wandel der Zeit können wir nicht ändern. Lassen wir uns aber nicht ganz vom Sog der vierteljährlichen Nachhaltigkeit einsaugen – dies sollte sich jeder und jede zum Grundsatz nehmen, ob man mit dem Bleistift oder mit der Motorsäge für unsere Wälder wirkt. Sehnlichst haben wir darauf gewartet, dass die Holznachfrage steigt. Eigentlich eine wunderbare Ausgangslage, um Waldbau und Waldnutzung wieder nachhaltig und besonnen zu betreiben.

Sandro Krättli, Redaktor Bündner Wald Sagastägstr. 96, CH-7220 Schiers sandro.kraettli@afw.gr.ch


Vom Käufer zum Verkäufermarkt – Einfluss auf den Gebirgswaldbau Endlich sind die Holzpreise etwas höher, es bewegt sich etwas im Wald und schon malen Einzelne das Gespenst der Plünderung der Bergwälder an die Wand.Es ist klug, für langfristige Überlegungen auch extreme Szenarien in Betracht zu ziehen und frühzeitig für die nötigen Instrumente zu sorgen. Doch dürfen wir nicht schon bremsen, kaum geht der lang gehegte Wunsch nach vermehrter Nutzung halbwegs in Erfüllung. Die folgenden Bemerkungen basieren auf den Verhältnissen und Erfahrungen im Kanton Bern. Ob sie auch für andere Regionen zutreffen, vermag ich nicht zu beurteilen. Ein Blick zurück zeigt, dass unsere Vorgänger im vorletzten und letzten Jahrhundert geplünderte Wälder erfolgreich wieder aufbauten. Die Vorräte stiegen und stiegen. Unsere heutige Aufgabe ist es, diese Wälder nachhaltig zu verjüngen. Es wäre vielleicht wünschenswert gewesen, wenn man damit schon früher begonnen hätte. Doch dafür müssen die Rahmenbedingungen stimmen; drei wichtige Faktoren sind Holzmarkt, Fortschritt sowie Rollenverständnis und Beratung des Forstdienstes. Der technische und organisatorische Fortschritt hat die Holzernte günstiger gemacht. Zudem ist der aktuelle Holzmarkt sicher Anreiz für eine vermehrte Nutzung. Ob im einzelnen Seilschlag intensiver genutzt wird, ist umstritten; der gute Holzerlös könnte allenfalls dazu verleiten. Allerdings reduziert der höhere Holzerlös den Druck, im einzelnen Seilschlag mehr zu nutzen, weil er schon bei geringerer Holzmenge rentabel wird. Die Mehrnutzung geschieht vorab an Orten, wo vorher nicht genutzt wurde, weil es sich nicht rechnete. Es werden Holzschläge ausgeführt, wo seit Jahrzehnten keine Motorsäge war. Das führt bei pfleglicher Nutzung vorab zu mehr Verjüngung, hin zu einer nachhaltigen Pflege und damit zu einem

Abbau von erheblichen Verjüngungs- und Pflegerückständen. Unter dem Strich verbleibt dem Waldeigentümer häufig noch ein Erlös, den er meistens wieder in den Wald investiert. Aus Sicht der Öffentlichkeit sind dies alles erfreuliche Auswirkungen des besseren Holzmarktes. Problematisch wird es, wenn die Qualität der Ausführung nicht überzeugt und der verbleibende Bestand Schäden aufweist. Sind diese Schäden so gross, dass der Bestand seine künftigen Aufgaben nur noch wesentlich eingeschränkt erfüllen kann, besteht Handlungsbedarf. Je nach dem wessen Interessen betroffen sind, muss der Eigentümer oder der Forstdienst reagieren. Diese Problematik ist nicht neu, kann sich aber akzentuieren. Je nach weiterer Entwicklung der Holzpreise kann der Druck auf den Wald tatsächlich zunehmen. Dann gilt es zu differenzieren und zwischen Wäldern mit wichtigen öffentlichen Interessen und Wäldern ohne solche zu unterscheiden. Der Forstdienst hat im Gebirge vorab die Aufgabe, die Schutzfunktionen nachhaltig sicherzustellen. Dazu hat er mit der Schutzwaldausscheidung und mit NaiS wichtige Grundlagen und mit der Holzschlagbewilligung das entscheidende Instrument. Die Gefahr, dass wir von Raubbau und Kahlschlag überrascht werden, ist nicht real. Aber der Forstdienst muss den Mut aufbringen, seine Instrumente auch einzusetzen und wo nötig mit griffigen Kriterien zu ergänzen, z.B. wann ein Holzschlag zu bewilligen ist, wann nicht oder wie die Schäden am verbleibenden Bestand gemessen werden und was der kritische Wert ist. Holzschlagbewilligung sowie nachträgliche Kontrolle der Ausführung bleiben in jedem Fall wichtige Instrumente in der Hand des Forstdienstes. Es lohnt sich, wenn sich der Forstdienst primär auf jene Wälder konzentriert, wo Bündner Wald 5/2008 5


wichtige öffentliche Interessen vorrangig sind. Im Gebirge sind das vor allem wichtige Schutzwälder. Hier sollten wir uns von Kubikmetern lösen und mehr in Waldbildern, nachhaltiger Verjüngung, Anforderungsprofilen (vgl. NaiS) und Hektaren denken. In den übrigen Wäldern, ohne vorrangige öffentliche Interessen, müssen die Grundanforderungen an den naturnahen Waldbau eingehalten sein. Hier hat der Forstdienst

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vorab mehr Initiative und Eigenverantwortung der Waldeigentümer zu ermöglichen.

Hansruedi Walther Kantonsoberförster BE Flurweg 46, CH-3052 Zollikofen hansruedi.walther@vol.be.ch


Graubünden gehts ans grüne Fell – Bilanz einer PR-Kampagne Öffentlichkeitsarbeit hat unter anderem den Zweck, der Bevölkerung sachlichen Gesprächsstoff zu liefern, den sie in ihre Meinungsbildung einflechten kann. Das Amt für Wald Graubünden ( AfW GR ) setzt PR-Kampagnen deshalb nicht nur für die eigentliche Informationstätigkeit ein, sondern auch für den facettenreichen Transfer von Fakten, Argumenten und Meinungen in Zusammenhang mit Diskussionen und Entscheidungsfindungsprozessen in der Be­ völkerung. Eine Medienveranstaltung ist ein ausgezeichnetes PR-Mittel, um solche Transfers auf gezielte und verständliche Weise durchzuführen. Gleichzeitig bietet sie Gelegenheit, von den Medienschaffenden Rückmeldungen einzuholen: Was interessiert die Bevölkerung? Welche Grundsätze, Entscheidungen oder Vorgehensweisen des Forstdienstes versteht sie nicht? In welchem Kontext steht sie der Arbeit des Forstdienstes kritisch gegenüber – und warum? In Zusammenhang mit der Inbetriebnahme des Grosssägewerkes in Domat/Ems waren in der Bevölkerung Befürchtungen zu erwarten, dass die zunehmende Holznutzung zu exzessiven Eingriffen in der Landschaft führen würde. So ging es darum, mit einer breiten Aufklärungskampagne entsprechenden Ängsten und Widerständen präventiv zu begegnen und sie so früh als möglich zu entkräften. Man entschloss sich, das Thema «Holznutzung in Graubünden» in Form einer gross angelegten PR-Kampagne zu thematisieren. Mit dem Slogan «Graubünden geht’s ans grüne Fell» verlieh man der Kampagne bewusst einen provozierenden Titel. Folgende Kernaussagen, wollte man der Bevölkerung bezüglich forstlichen Eingriffen übermitteln: Die aktive Waldpflege bietet nicht nur wirtschaftliche Chancen, sie ist ein wichtiges Instrument zum langfristigen

Schutz vor Naturkatastrophen. Die Eingriffe in den Wald sind gesetzlich geregelt und werden vom Kanton überwacht. Dabei gilt das Prinzip der Nachhaltigkeit, dass langfristig nicht mehr Holz genutzt werden darf, als im Wald nachwächst. Am 13. April startete das AfW GR die Kampagne in Domat/Ems mit einer Medienorientierung unter dem Titel «Graubünden geht’s ans grüne Fell, aber nicht an die Substanz». Am «Tag der offenen Tür» des Grosssägewerkes Stallinger ( 27. Oktober 2007 ) erreichte man im Rahmen eines von Graubünden Holz organisierten Auftritts gegen 10 000 Besucher und konnte ihnen die verschiedenen Aspekte der Holznutzung in Graubünden näher bringen. Zwischen Sommer und Herbst 2007 führten die regionalen Zentren des AfW GR in ihren Einzugsgebieten weitere Medienveranstaltungen durch und zeigten der lokalen Bündner Wald 5/2008 7


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Bilder: Markus Weidmann


Das erfreuliche Fazit: Die Kampagne fand eine grosse Medienresonanz. Sowohl in den Printmedien als auch in den lokalen Radiound Fernsehstationen wurde ausführlich berichtet. Auch die Informationsveranstaltungen in den Regionen waren erfolgreich und wurden von der Bevölkerung gut besucht. Die ursprüngliche Befürchtung, die Bevölkerung könnte den weiträumig sichtbaren Eingriffen in den Wald übermässig kritisch gegenüber stehen, traf nicht ein. In den Gesprächen wurde den Holznutzungen durchwegs Verständnis entgegengebracht. Es gelang Vertrauen dafür zu schaffen, dass der Forstdienst in Graubünden eine Holznutzung sicherstellt, die gesetzlich geregelt ist, und die sich bezüglich Eingriffen auf eine langfristige Planung abstützt. Das Ziel der Kampagne – Verständnis schaffen für eine nachhaltige Nutzung eines nachwachsenden Rohstoffes – wurde erreicht. Die Bilder zeigen Eindrücke aus der Medieninformation in Domat/Ems im Beisein von Regierungspräsident Stefan Engler und Kantonsförster Reto Hefti.

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Bevölkerung im Rahmen von Führungen und Vorträgen auf, wie die Holznutzung in Graubünden organisiert ist. Begleitend zu den Kampagnen wurde eine Informationsbroschüre (Faktenblatt) herausgegeben und die AfW-Webseite mit einem contentBereich zum Thema «Holznutzung in Graubünden» ergänzt.

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Richard Walder Amt für Wald Graubünden Loëstrasse 14/15 , 7000 Chur richard.walder@afw.gr.ch


25 Jahre Schweizerische Gebirgswaldpflegegruppe In den vergangenen 25 Jahren hat sich die Gebirgswaldpflegegruppe ( GWG ) von einer Dialogplattform zu einem eigentlichen Kompetenznetz für Fragen der Gebirgswaldpflege entwickelt. Die Mitglieder bringen eigene Erfahrungen ein, profitieren vom Gespräch mit den Kollegen an konkreten Übungsbeispielen im Wald und sind in der Lage, das Gelernte im eigenen Umfeld weiterzugeben resp. im praktischen Alltag umzusetzen. Verschiedene Mitglieder werden als Experten für die Mitwirkung in Arbeitsgruppen angefragt. Für das BAFU, den SFV wie auch für die forstlichen Ausbildungsstätten gehört es beinahe zur Selbstverständlichkeit, wenn die GWG in Fragen des Gebirgswaldes mitmacht oder bei Vernehmlassungen ihre Meinung äussert. Auch im angrenzenden Ausland nimmt man die Aktivitäten der GWG gerne als Vorbild und pflegt regelmässige Kontakte. Zielsetzungen der GWG Die GWG ist aus einem Bedürfnis von Pra­ xis, Lehre und Forschung entstanden. Na­ mentlich die Gebirgsförster, allen voran Leo Lienert, damaliger Kantonsoberförster von Obwalden, Ernst Zeller als Direktor der Försterschule Maienfeld, Ernst Ott als Dozent für Gebirgswaldbau an der ETHZ und Nicolin Bischoff als Leiter des Gebirgs­ waldpflegeprojektes (GWP 1) haben auf die Defizite hingewiesen. Die Aufgabenstellung hat sich die GWG bei ihrer Gründung am 19. September 1984 weitgehend selber auf­ erlegt: – Erfahrungsaustausch unter den Gebirgs­ waldbauern – direkte Umsetzung von Forschungser­ gebnissen in die Praxis – sammeln von Beobachtungen, Anregun­ gen und Ideen

– einleiten eines Lernprozesses – Schaffung von Lernobjekten/Dauerbeo­ bachtungsflächen – «Hilfe zur Selbsthilfe» – Öffentlichkeitsarbeit Aufgrund der forstpolitischen Entwicklung und der neueren Bedürfnisse sind weitere Themen hinzugekommen: – Mitwirkung bei Forschungsdispositiven – Einflussnahme auf Lehr- und Studienplä­ ne – Beteiligung an Vernehmlassungen – Mitwirkung bei der Ausarbeitung von Merkblättern, Entscheidungshilfen und Wegleitungen – aktive Einflussnahme auf forstpolitische Weichenstellungen – Kontakte zum benachbarten Ausland und grenzüberschreitender Erfahrungs­ austausch Bisherige Tätigkeiten und Schwerpunkte Alljährlich führt die GWG für ihre Mitglieder eine zwei- bis dreitägige Sommerveranstal­ tung mit Übungsobjekten im Gebirgswald durch. Bisher wurden 24 Sommer-Arbeits­ tagungen in verschiedenen Kantonen und im Fürstentum Liechtenstein organisiert. Im Anschluss daran haben jeweils Kurse für einen erweiterten Interessentenkreis statt­ gefunden, an welchen sich Mitglieder der GWG mitbeteiligt haben. Je einmal besuch­ te die GWG an der Sommertagung Gebirgs­ wälder in Vorarlberg, Savoyen und Bayern. Seit 1989 findet zudem regelmässig eine Wintertagung zu einem aktuellen Thema statt, welche auch als Vorbereitung für die Sommertagung gilt. Die GWG hat sich zu zahlreichen Gebirgs­ waldthemen geäussert und im Rahmen von Vernehmlassungen oft pointierte Stellung­ nahmen abgegeben. Daneben hat sie selber Bündner Wald 5/2008 11


Wieviel kann, darf, soll liegen gelassen werden? (Bild: M. Frehner)

auf Missstände und ungünstige Rahmenbedingungen hingewiesen und dadurch nicht nur Diskussionen in Fachkreisen, bei Behörden, Amtsstellen, Politikern und Forschungsstellen ausgelöst, sondern auch Denkprozesse eingeleitet. Besonders aktiv war die GWG in folgenden Bereichen: Sturmereignisse Vivian und Lothar – Herausgabe von Empfehlungen zum Räumen und Liegenlassen – Initialisierung von Forschungsprogrammen und Langzeitbeobachtungen – Anstoss zur Entscheidungshilfe bei Sturmschäden im Wald – Mitwirkung bei den Revisionen des Waldschadenhandbuches 12

Wald-Wild – Verfassen eines Arbeitspapieres WaldWild – Tagung zu den Auswirkungen des Kreisschreibens F+D Nr. 21 auf den Gebirgswald – Entgegnung auf Mitteilungen der WSL zum Forschungsprogramm Wald-WildKulturlandschaft – Zusammenarbeit mit der Arbeitsgruppe Wald-Wild des Schweizerischen Forstvereins Nachhaltigkeit und Erfolgskontrolle im Schutzwald (NaiS) – Mitwirkung beim FlaM-Projekt Minimale Pflegemassnahmen für Wälder mit Schutzfunktion: Erprobung der Wegleitung anläss­lich verschiedener Sommertagungen, Stellungnahme zu einzelnen Kapiteln und Checklisten, Einflussnahme auf die Vorgaben zur Subventionierung von Waldbauprojekten – Mitwirkung bei der Entstehung und Umsetzung der Wegleitung NaiS: Fallstu­dien waldbauliche Erfolgskontrolle ( WEG ), Übungsobjekte und Dokumentation; Test der Anforderungsprofile Naturgefahren Naturschutz im Gebirgswald – Einflussnahme auf das Grundlagenpapier «Naturschutz im Bergwald» der Pro Natura – Tagung Weiserflächen und Auerwild Waldreservate – internes Diskussionspapier zu Erwartungen der GWG von Naturwaldreservaten Waldweide – Tagung zum Thema Wytweide und Waldweide


Naturgefahren – Tagungen zu den Themen Lawinen, Steinschlag, Erosionen, Hochwasser Klimaerwärmung – Stellungnahme zur Ratifikation des Kyoto-Protokolls und zur Rolle des Gebirgswaldes als mögliche Kohlenstoff-Senke – Tagung «Waldbrände: Vorbeugung, Beurteilung der Gefahr und Warnsysteme» Lehre und Forschung – Ideen zur Professur für Gebirgswaldbau an der ETHZ (Nachfolge Ernst Ott) – Vorschlag zur Förderung des Gebirgswaldbaus – Stellungnahme zum Konzept der Sektion Gebirgswald an der WSL – Skizzierung der Erwartungen der GWG an die Forschung und Lehre – Stellungnahme zu den Forschungsprogrammen Walddynamik und Wald-WildKulturland­schaft der WSL – Stellungnahme zum LFI 2 und zum LFI 3 – Unterstützung der Idee der Schaffung der Fachstelle Gebirgswaldpflege (Nachfolge GWP 1 und GWP 2 ) – Tagung Försterausbildung in Gebirgswaldpflege – Stellungnahme zur Reorganisation der forstlichen Ausbildung an der ETHZ – Stellungnahme zu einem Masterstudiengang in Wald- und Landschaftsmanagement – Mitgliedschaft in der begleitenden Fachgruppe beim Aufbau des forstlichen Studiengangs an der SHL

– Pressekampagne zu den Auswirkungen der Sparpolitik des Bundes auf den Schutzwald – Stellungnahme zu den Revisionen des WaG und der WaV – Tagung zu Prioritäten in der Schutzwaldpflege Publikationen Im «Wald + Holz» wurde der GWG die Rub­ rik «Mitteilungen aus dem Gebirgswald» reserviert, in welcher verschiedene Berichte und Stellungnahmen veröffentlicht werden konnten. Daneben finden sich Beiträge im «La Forêt», in der Schweizerischen Zeitschrift für Forstwesen, im «Bündnerwald», in der Vorarlberger «Kleinen Waldzeitung» u.a. Die GWG hat an verschiedenen forstwirtschaftlichen Kolloquien der ETHZ zu den erwähnten Themen mitgewirkt. Wenn auch das Thema Wald – Wild bei der GWG in den letzten Jahren ein wenig ins Hintertreffen geraten ist, bleibt es nach wie vor ein latentes und vorrangiges Anliegen. Insbesondere bei der Verjüngung der Weiss­tanne sind noch keine allgemein erkennbaren Erfolge zu verzeichnen. Das grösste Engagement der vergangenen 15 Jahre liegt eindeutig bei der Entstehung der Wegleitung Nachhaltigkeit und ErfolgsErfahrungsaustausch und Weiterbildung im Wald (Bild: R. Schwitter)

Bundespolitik – Stellungnahme zum UVEK-Bericht betreffend Forstpolitik des Bundes – Stellungnahme zu einem Verfassungsartikel über Naturgefahren Bündner Wald 5/2008 13


kontrolle im Schutzwald (NaiS) und deren Umsetzung in der forstlichen Praxis. Das BAFU als Auftraggeber liess dieses wichtige Hilfsmittel durch Mitglieder der GWG erarbeiten. Die ganze Gruppe hat die Richtung von NaiS bestimmt und dank ihrer Verankerung in Praxis, Lehre und Forschung ein Werk hervorgebracht, das in allen Kantonen mit Gebirgswald heute zum Standard gehört. Damit erhält die Wegleitung NaiS einen ähnlichen Stellenwert wie etwa die Empfehlungen des SIA (frühere SIANormen), auf welche sich Experten zum Beispiel bei rechtlichen Auseinandersetzungen abstützen. Das BAFU hat NaiS als eine Grundlage für die subventionierten Projekte erklärt, womit diese ebenfalls Weisungscharakter haben. NaiS wird aber auch über die Landesgrenzen hinaus sehr beachtet und als Standard anerkannt. Ausblick Vor 18 Jahren hat Jürg Walcher im Bündnerwald ( BW 5-1990) geschrieben, dass mit der Mitarbeit bei der Lösung der Probleme bei den Waldwiederherstellungsarbeiten sowie dem erneuten Aufrollen der Diskussion um die Wildproblematik der GWG auch in naher Zukunft noch viel Arbeit bleiben werde. Aus heutiger Sicht können weitere Themen dazu gezählt werden, welche die GWG in den kommenden Jahren beschäftigen werden: – Klimawandel und dessen Auswirkungen auf den Gebirgswald – Änderung von Waldbaustrategien bei verbesserter Holzmarktlage, maximal zu­ lässige Eingriffsstärken – Einfluss der Eingriffsstärken im Schutzwald auf die Waldentwicklung und die Kosten der Holzernte – Optimierung und Einsatz moderner Holzerntesysteme 14

Waldwirkungen und Steinschlag (Bild: R. Zuber)

– Grundanforderungen an den naturnahen Waldbau, darin inbegriffen Gebirgs­ wälder ohne den erhöhten Standard von NaiS – Grundanforderungen an den naturnahen Waldbau, darin inbegriffen Gebirgswälder ohne den erhöhten Standard von NaiS

– forstliche Planung und Nachhaltigkeitskontrolle

Erfreulich ist vor allem das zunehmende internationale Interesse am bisher Erreichten in der schweizerischen Gebirgswaldpflege. Die GWG wird ihre Kontakte zu den angrenzenden Ländern Fürstentum Liechtenstein, Vorarlberg, Tirol, Bayern und Savoyen weiter pflegen, bei Bedarf verstärken und auf andere Alpenländer ausweiten. Erfreulich ist ausserdem, dass am 6. Dezember 1996 der «groupe jurassien de sylviculture» nach dem Vorbild der GWG entstanden ist und dadurch die Leistungen der GWG nicht nur anerkannt, sondern auch im Jura propagiert und weiterentwickelt werden. Besonders wichtig scheint der GWG auch in Zukunft die enge Zusammenarbeit mit den Fachleuten Naturgefahren Schweiz FAN, mit weiteren Fachgruppen und Vereinen, mit dem BAFU, der Kantonsober-


försterkonferenz, der Forstdirektorenkonferenz, dem WVS und namentlich mit den forstlichen Ausbildungsstätten und den Forschungsstellen. Die bisherige Stärke der GWG war die Bereitschaft der Mitglieder, sich persönlich weiterzubilden und für neue Fragen und Ideen offen zu sein. Es wird auch in Zukunft eine vornehme Aufgabe der GWG sein, diese Ideale mit der Tradition des naturnahen Waldbaus auf standortskundlicher Grundlage und den schwierigen Rahmenbedin­gungen (finanzielle Lage der Forstbetriebe, Holzmarkt, Naturgefahren etc.) in Einklang zu bringen. GWG – ein Kurzporträt 1. Zusammensetzung 2. Ziele 3. Themen 4. Aufgaben der Mitglieder 5. Zusammenarbeit mit anderen Gruppen 6. Mittel

1. Zusammensetzung Die Schweizerische Gebirgswaldpflegegruppe ist ein Zusammenschluss von Gebirgswaldfachleuten. Folgende Institutionen sind ständig in der Gruppe vertreten: – Forstdienste aller Alpenkantone (Alpen und Voralpen) – Forstdienst des Fürstentums Liechtenstein, Bayerische Staatsforsten, Landesforstdienste von Vorarlberg und Tirol – Forstdienst der SBB – BAFU – ETHZ – Schweizerische Hochschule für Landwirtschaft, Abteilung Forstwirtschaft – Bildungszentren Wald Lyss und Maienfeld – Schweizerische Fachstelle für Gebirgswaldpflege – WSL Birmensdorf, Davos, Bellinzona und Lausanne

– Cemagref in Grenoble – Bayerische Landesanstalt für Wald und Forstwirtschaft in Freising Ausserdem gehören ihr erfahrene Fachleute aus Forstbetrieben und aus der Privatwirtschaft an. 2. Ziele – Förderung der nachhaltigen Pflege und Bewirtschaftung der Gebirgswälder, unter Berücksichtigung der Interessen unserer Gesellschaft. – Die Expertengruppe leistet einen Beitrag zur Aus- und Fortbildung der Forstingenieure und För­ster, die sich mit dem Gebirgswald befassen: – Austausch von Wissen und Erfahrungen zwischen Forschung, Lehre und Praxis – Vermittlung von Wissen an die Bewirtschafter der Gebirgswälder in Form von praktischen Kursen, Lehrmitteln und mittels Publikationen in den Fachzeitschriften – Zusammenarbeit mit anderen Arbeitsgruppen, deren Aktivitäten die Anliegen der GWG betreffen, wie z.B. den Fachleuten Naturgefahren Schweiz ( FAN ), der Arbeits­gruppe Wald-Wild des Forstvereins usw. Grösse der Öffnungen für Naturverjüngung (Bild: M. Frehner)

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– Kontakt und Erfahrungsaustausch mit Forschung, Lehre und Praxis auf internationalem Niveau 3. Themen – Wirkungen des Waldes gegenüber Naturgefahren – naturnaher Waldbau – Abgeltung für Waldleistungen – weitere Themen je nach Aktualität (z.B. Revision Waldgesetz, Gebirgswald und Klimaveränderung, Beitrag des Gebirgswaldes zur biologischen KohlenstoffSenke etc.) 4. Aufgaben der Mitglieder – Vertretung ihrer Region, ihres Dienstes, ihres Forschungs- oder Lehrinstitutes innerhalb der Gruppe – Vermittlung der Erkenntnisse, die während der von der GWG organisierten Veranstaltungen erworben wurden, in ihrem jeweiligen Wirkungskreis – Organisation von Weiterbildungskursen für die Bewirtschafter vor Ort. Diese Kurse können in Zusammenarbeit mit den beiden Bildungszentren Wald und der Fachstelle für Gebirgswaldpflege vorbereitet und durchgeführt werden – Mitwirkung in Arbeitsgruppen, die sich mit den in Punkt 3 erwähnten Themen befassen – Vertretung der Anliegen und Stellungnahmen der GWG, die mit den in Punkt 3 erwähnten Themen in Beziehung stehen – Vertretung der GWG auf internationaler Ebene und Unterstützung von Gruppen und Projekten, die sich mit der Gebirgswaldpflege befassen

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5. Zusammenarbeit mit anderen Gruppen Die GWG koordiniert ihre forstpolitisch relevanten Aktivitäten mit der Kantons- oberförsterkonferenz ( KOK ) und dem Schweizerischen Forstverein ( SFV ) durch eine verstärkte Zusammenarbeit: – Der Verantwortliche des KOK-Ausschusses für das Ressort «Schutzwald und Naturgefahren» ist Mitglied des GWGVorstandes – Der Leiter der Fachstelle für Gebirgswaldpflege vertritt die GWG bei der KOK – Ein Mitglied des GWG-Vorstandes ist gleichzeitig Mitglied des erweiterten Vorstandes des SFV

6. Mittel – eingerichtete waldbauliche Beobachtungs- und Demonstrationsflächen – freiwilliges Engagement der Mitglieder – regelmässige Arbeitstagungen im Sommer und im Winter, Exkursionen – Unkostenbeiträge der Mitglieder an die Organisation und Durchführung von Arbeitstagungen – Bundessubventionen für Weiterbildungskurse – Zusammenarbeit mit europäischen Projekten wie Interreg oder anderen

Ruedi Zuber dipl. Forsting. ETH Teuchelweg 2, CH-7000 Chur ruedi.zuber@spin.ch


Diffuse Auflichtungen sind nicht immer zielführend Interview mit Ruedi Zuber über Standortskunde und Gebirgswaldbau Standortskunde war in meinem Studium regelmässig ein Thema. Trotzdem kann ich nicht behaupten, wirklich «sattelfest» zu sein. Was macht aus Deiner Sicht die Standortskunde so komplex? Während des Studiums resp. der Berufsausbildung werden in erster Linie Methoden vermittelt und Wege zur Lösung von Fragen im späteren beruflichen Alltag aufgezeigt. Sattelfestigkeit erwirbt sich der Interessierte erst im Wald, bei der Beobachtung und Analyse zahlreicher verschiedenartiger Waldbilder. Allerdings kommt man um eine Grundausbildung in Bodenkunde, die Kenntnis einiger wichtiger Pflanzenarten und das Verständnis des Wesens von Standortstypen nicht herum. Ausserdem werden die Standorte oft erst richtig verstanden, wenn man die Entstehung der heutigen Waldbilder mitberücksichtigt. Viele Wälder sind durch Beweidung, Aufforstungen, frühere Kahlschlagwirtschaft und Naturereignisse nachhaltig geprägt. Einen guten thematischen Überblick vermittelt das Faktenblatt «Waldstandorte: verstehen – bestimmen – anwenden» des Amtes für Wald Graubünden. Die Waldstandorte sind im Waldentwicklungsplan im Leitbild bei den waldbaulichen Zielsetzungen resp. bei der Waldbaustrategie aufgeführt. Hat damit der Förster seine Pflicht erfüllt? Werden einige häufige Standortstypen im WEP aufgeführt, so zeigt der Verfasser, dass er sich damit auseinandergesetzt hat. Ob er sie wirklich kennt und ob die Vorgaben in die Praxis umgesetzt werden, ist eine zweite Frage. Die häufigsten Einheiten widerspiegeln zudem nicht die ganze Vielfalt an Standortstypen, welche erst im forstlichen

Alltag im Wald richtig verstanden, erlebt und umgesetzt werden kann. Standortskunde sollte zudem auch die Überlegungen zum Schutz vor Naturgefahren, zu Naturund Landschaftsschutz, zu Erholung und Tourismus, Landwirtschaft, Wild und Jagd etc. durchdringen und zu entsprechenden Konsequenzen führen. Was wäre noch zu tun? In den früheren Wirtschaftsplänen wurden abteilungsweise gewisse Angaben zu den Standorten gemacht. Deren Qualität war sehr unterschiedlich, deren Inhalt oft schwierig interpretierbar. Heute verfügen­ wir nicht nur über bessere Instrumente zur Standortsbeschreibung, die Förster sind auch viel besser geschult. Obwohl die Standortsangaben im heutigen Betriebsplan nicht

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obligatorisch gemacht werden müssen, bemühen sich doch viele Förster, diese bei der Bestandesbeschreibung zu erwähnen und bei der Massnahmenplanung mitzuberücksichtigen. Die Instrumente der forstlichen Planung sind also vorhanden, um die Standorte und die Standortskunde bei der Waldpflege und der Waldbewirtschaftung zu berücksichtigen… Ja, der WEP und der BP eignen sich durchaus als Planungsinstrumente, in denen die Standorte erwähnt und mitberücksichtigt werden. Aber auch in diesen Planungsdokumenten ist die Qualität der Inhalte sehr unterschiedlich. Auf Papier sieht vieles schön aus. Zudem wird die Planung leider immer noch oft als Pflichtübung für die Erlangung von Subventionen empfunden und auch nicht überall vom Regionalforstingenieur resp. vom Betriebsleiter selber gemacht. Wichtig ist schlussendlich die Umsetzung vor Ort, im praktischen Alltag. Welche Hilfsmittel stehen zur Verfügung? Für die Ermittlung der Standortstypen stehen in erster Linie die regionalen Schlüssel zur Verfügung. Ausserdem verfügen die örtlichen Forstdienste über eine Höhenstufenkarte für ihr Gebiet und über kleine Testkartierungen. In den Jahren 2003–2008 wurden in den Räumen Prättigau/Davos, Rheintal/Schanfigg, Albulatal und Surselva revierweise vereinfachte Bestimmungshilfen erstellt und Karten mit den entsprechenden Referenzpunkten abgegeben. Das Buch «Gebirgsnadelwälder» von E.Ott et al. und die Wegleitung NaiS beruhen auf der gleichen Systematik, sind also mit den kantonalen Hilfsmitteln kompatibel. Sie helfen weiter beim waldbaulichen Vorgehen und namentlich bei der Erfolgskontrolle mittels Weiserflächen. 18

Weiss der Förster damit umzugehen? Sowohl bei der Abgabe der regionalen Schlüssel und der vereinfachten Bestimmungshilfe als auch der Wegleitung NaiS wurde der gesamte Forstdienst umfassend geschult und instruiert. Da die Lehrkräfte der Hochschulen und der Bildungszentren Wald bei der Entstehung dieser Werke mitgewirkt haben, können sie auch die Grundausbildung auf der gleichen Basis anbieten. Dem Amt für Wald steht es frei, bei Bedarf jederzeit weitere Kurse anzubieten. Ständiges Lernen und Auffrischen früherer Kenntnisse ist in der Standortskunde wohl unerlässlich. Die NaiS-Grundlagen stützen sich zu grossen Teilen auf Waldstandortstypen aus einer umfassenden und gesamtschweizerisch gültigen Systematik. Gerade diese Tatsache macht den «NaiS-Ordner» zu einem «Schunken», welcher die Förster und Regionalforstingenieure eher abschreckt. Gäbe es nicht ein sinnvolles «Konzentrat» von Standortstypen, welches auf die praktischen Bedürfnisse zugeschnitten ist? Der Kanton Graubünden weist als grosser Kanton tatsächlich eine Vielzahl verschiedener Standortstypen auf. Diese können anhand der Vergleichstabelle sofort dem gesamtschweizerisch «übergeordneten» Typ zugeordnet werden, was bereits einer gewissen Konzentration für das Anforderungsprofil entspricht. Selbstverständlich kann jede Region resp. jedes Revier für sich einen Auszug daraus erstellen und alles Unnötige weglassen. Eine Hilfe dazu bieten die im regionalen Standortsschlüssel aufgeführten Einheiten mit den Häufigkeitsangaben oder die nachträglich erstellten vereinfachten Bestimmungshilfen. Was im Ordner fehlt, ist eine vollständige Auflistung der Einheiten mit Seitenanga-


ben zur Kurzbeschreibung, zu Ökologie, Waldbau und Anforderungsprofil resp. zum Vergleich innerhalb der Höhenstufe. Diese Tabelle steht separat zur Verfügung, muss aber ebenfalls auf die persönlichen Bedürfnisse zugeschnitten werden. Bei einem grossen Teil der Holzschläge handelt es sich um Zwangsnutzungen, ausserdem um Zwangssituationen in wichtigen Schutzwäldern. Ist da die Standortskunde nicht reine Theorie? Es ist nicht ganz einerlei, ob man bei einer Zwangsnutzung oder bei der Vorbeugung einer unmittelbaren Gefahr im Schutzwald ein paar Bäume mehr oder weniger «mitnimmt» oder gar alles stehen- bzw. liegenlässt. Welche Bäume das sein sollen, diesen Entscheid erleichtert die Standortskunde. Der Entscheid kann so gegenüber Dritten besser begründet und nachvollzogen werden. Erklärungsbedarf besteht vor allem dann, wenn nach einem Eingriff Folgeschäden mit entsprechenden Kosten entstehen. Wenn man die grossen kahlschlagartigen Verjüngungsflächen sieht, läuft es da einem Standortskundler nicht kalt über den Rücken? Ein Pauschalurteil dient wohl der Sache nicht. Die Ausgangssituationen sind sehr verschieden. Oft bleibt dem Bewirtschafter

nichts anderes übrig, als frühere waldbau­ liche Fehler oder Folgen von Beweidung resp. von Naturereignissen auszukorrigieren. Im weiteren gilt zu bedenken, dass sich grössere Holzschläge, namentlich lange Seilschläge quer durch verschiedene Standortstypen ziehen. Da braucht es nicht nur das Gespür für verjüngungsgünstige Kleinstandorte, sondern auch die Fähigkeit, das Waldbaulich-Standortskundliche mit der Holzbringungstechnik und mit der Wirtschaftlichkeit in Einklang zu bringen. Wenn aber ganze Starkholzpartien geräumt werden und anschliessend nur Hochstauden oder Reitgras aufkommen, bekommt man schon ein ungutes Gefühl. Gibt es ein Mittel, der drohenden Überalterung des Gebirgswaldes entgegenzuwirken? Panik ist meines Erachtens fehl am Platz. Das physiologische Alter der Bäume ist in der Regel weit höher als das wirtschaftliche. Dank dieser Flexibilität besteht die Möglichkeit, Lücken in der Nachhaltigkeit auszugleichen. Zudem kann beispielsweise die Tanne nicht mehr verjüngt werden, wenn die Mutterbäume fehlen. Wer nun aus Angst alle dicken Bäume entfernt, verschiebt das Problem auf eine andere Ebene. Er denkt oft nicht an den grossen Aufwand für die Pflege des Jungwaldes und die Massnahmen zur Erhaltung der Stabilität gleichförmiger Folgebestände. Lärchenverjüngung braucht keine kahlschlagartigen Öffnungen in der Grösse von einer und mehr Hektaren. Die Tanne hat auf grossen Kahlflächen Mühe, sich natürlich zu verjüngen. Diffuse Auflichtungen sind auf bestimmten Standorten nicht zielführend. Statt die Verjüngung einzuleiten, werden dadurch Gras, Hochstauden und Hasel gefördert. Rasche und vollständige Öffnungen sind aufgrund Bündner Wald 5/2008 19


bisheriger Erfahrungen erfolgversprechender. Die Kenntnis der Standorte und vor allem der Kleinstandorte ist hier von besonderem Nutzen. Was bietet die Standortskunde ausserdem? Die Standortskunde kann generell als Hilfsmittel für die Waldbeobachtung betrachtet werden. Dabei ist sie in erster Linie ein Lerninstrument und eine wichtige Orientierungshilfe. Auf ihr bauen die waldbaulichen Empfehlungen und Wegleitungen auf. Die Standortstypen dienen aber auch der Kommunikation. Was heisst das konkret? Wenn ich von Einheit 50 oder 53* spreche, wissen meine Kollegen, um was es geht. Werden Weiserflächen eingerichtet, so gehört dazu auch die Standortsangabe, wenn möglich inkl. Boden. Nur so können die Anforderungsprofile richtig angewandt und Vergleiche gemacht werden. Waldreservate dienen vor allem auch als waldbauliche Lernobjekte. Zu deren Grundausstattung gehört eine Dokumentation der Ausgangssituation mit Angaben zu den Standorten. Wo es um Fragen des Naturschutzes und der Biodiversität geht, ist die Kenntnis seltener, empfindlicher und gefährdeter Standortstypen unerlässlich. Jeder Förster darf stolz sein, wenn er in seinem Revier seltene Einheiten vorfindet, diese kennt und auch damit umzugehen weiss. Es gibt Bestrebungen, mittels GIS die Standorte in einer Karte vereinfacht darzustellen. Dabei stützt man sich auf verschiedene Parameter, auch auf verfügbare Felddaten, eine Kartierung im Feld wird jedoch nicht durchgeführt. Ist dies eine Chance oder eine Gefahr aus Deiner Sicht? 20

Der Kanton verfügt einerseits über flächendeckende Höhenstufenkarten, andererseits über sehr viele punktuell ermittelte Standortsangaben, vor allem in Gebieten mit vereinfachten Bestimmungshilfen. Da ich das Projekt nicht genau kenne, kann ich darüber zu wenig Auskunft geben. Sicher ist, dass eine vollständige und flächendeckende Feldkartierung sehr aufwendig ist und die Kapazitäten der Kartierer wie auch die finanziellen Möglichkeiten des Kantons übersteigt. Zudem sieht eine Karte immer schön aus. Wenn aber deren Inhalte nicht verstanden und umgesetzt werden, ist auch dieser Aufwand zu gross. Bei jeder Vereinfachung fallen seltenere Einheiten zwangsläufig durch die Maschen. Gerade sie sind es aber, welche aus der Sicht der Biodiversität und des Naturschutzes, aber auch bei schwierigen waldbaulichen Entscheiden einer besonderen Beachtung bedürfen. Es wird sich zeigen, ob dieses GIS-orientierte Hilfsmittel lediglich für gesamtkantonale Strategien und Auswertungen benützt werden kann, oder ob es im konkreten Fall bei der waldbaulichen Entscheidfindung weiterhilft. Diese vereinfachte Karte kann jedenfalls eine Bestimmungshilfe mit den dazu gehörenden Beschreibungen und Angaben niemals ersetzen. Was wünschest Du Deinen Forstkollegen an der Front? Ich wünsche mir, dass die hervorragenden Hilfsmittel nicht schubladisiert oder im Gestell versorgt werden. Es ist besonders angenehm, mit Kollegen zusammenzuarbeiten, die sich mit den Strategien und Zielsetzungen auf dem Papier allein nicht zufrieden geben, sondern sich die standortskundlichen Kenntnisse selber aneignen und das Ganze als ständigen Lernprozess empfinden. Im weiteren wünsche ich mir,


dass meine Kollegen die Standortskunde nicht als Schikane auffassen, sondern dass sie bei allen ihren waldbaulichen Massnahmen – und seien es auch «nur» Zwangsnutzungen – stets die Standortskunde als eine Grundlage für den Entscheid nehmen. Die Standortskunde soll als ständiger Begleiter den beruflichen Alltag nicht noch schwerer machen, sondern eine effektive Entlastung und Sicherheit bringen. Sie bietet die Möglichkeit, trotz aller betrieblichen und finan-

ziellen Schwierigkeiten die Freude am Beruf zu erhalten und zu fördern. Vielen Dank für das Interview. Sandro Krättli, Redaktor Bündner Wald Sagastägstr. 96, CH-7220 Schiers sandro.kraettli@afw.gr.ch

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Überalterung des Gebirgswaldes Das mögliche Baum- und Bestandesalter, das noch zur Gewährleistung der Schutzfunktion ausreicht, wird häufig unterschätzt. Betriebsmodelle eignen sich für das Verständnis von Vorgängen im Wald und die Festlegung der Zielrichtung bei der Planung. Sie können aber, zu schematisch umgesetzt, auch verunsichern und zu Holzschlägen mit negativen Auswirkungen führen. Generelle Aussagen zur Überalterung der Gebirgswaldes halten gegenüber Wachstumsmodellen zu wenig stand. Der Gebirgswald ist nicht generell überaltert, sondern weist vielerorts einen Mangel an Verjüngung auf. Das Ausmass dieses Mangels hängt jedoch direkt von der theoretischen Umtriebszeit ab. Maximales Alter einiger Baumarten Das maximal erreichbare Alter einer Baumart schwankt in Abhängigkeit vom Standort und von anderen Faktoren. Nur selten gibt es darüber gesicherte Informationen. (siehe Tabelle Richtgrössen) Die wirtschaftlich interessanten Baumarten werden weit älter, als es die theoretischen

Umtriebszeiten vorgeben. Das erwünschte Alter hängt von verschiedenen Kriterien ab: – verwertbares, noch gesundes Holz ­– regelmässiger Jahrringbau auch bei fortgeschrittenem Alter, gute Qualität des Holzes ­– Maximierung des Alters-Durchschnittszuwachses zwecks Produktion von möglichst viel Holz – Maximierung des Wertzuwachses zwecks Produktion von möglichst viel wertvollem Holz ­– Gewährleistung der Schutzfunktion und der Stabilität ­– Förderung der Biodiversität Der Wachstumsgang der Baumarten ist ebenfalls sehr unterschiedlich, und selbst innerhalb einer Baumart gibt es eine enorme Bandbreite, in Abhängigkeit vor allem von der Umgebung (Freistand, geschlossener Bestand, Schichtzugehörigkeit etc.), aber auch von der waldbaulichen Behandlung, vom Standort, von der Höhenlage usw. Im Freistand altern schattenertragende Baumarten, z.B. die Tanne, rascher als unter Schirm und werden entsprechend weniger alt. Arten mit grossem Lichtbedarf, wie

Tabelle Richtgrössen Baumart

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Maximales Alter

Fichte

Picea abies

> 500

Tanne

Abies alba

500–600

Lärche

Larix decidua

1000

Arve

Pinus cembra

500 (–800)

Waldföhre

Pinus sylvestris

600

Buche

Fagus sylvatica

300

Traubeneiche

Quercus petraea

1000

Bergahorn

Acer pseudoplatanus

300 (–500)

Esche

Fraxinus excelsior

200–300

Winterlinde

Tilia cordata

1000

Bergulme

Ulmus glabra

400


etwa die Lärche, wachsen in der Jugend sehr rasch und erreichen den maximalen Höhenzuwachs schneller als schattentolerante Baumarten. Im kontinentalen Klima und in hohen Lagen wächst die Lärche sehr langsam und erreicht ein hohes Alter. Das Alter der Arve ist manchmal schwierig zu schätzen. Vermeintlich alte und dicke Bäume weisen manchmal mehrere Wipfel auf und sind aus verschiedenen Einzelbäumen zusammengewachsen (Nussvorräte des Tannenhähers). In Tieflagen bleibt die Fichte selten über 120 Jahre lang gesund, in höheren Lagen sind Alter von 200 –300 Jahren durchaus normal.

Bestandesalter In gleichförmigen, gleichaltrigen Beständen ist das Baumalter relativ einfach zu schätzen, wenn man deren Entstehung kennt. Oft weisen jedoch in relativ homogen aussehenden Wäldern die Baumalter eine recht grosse Bandbreite auf. Dünnere Bäume können wesentlich älter sein als dickere Individuen. Während ungleichaltrige Bestände in der Regel ziemlich stabil sind, hängt die Stabilität bei gleichaltrigen Beständen von ihrer Entstehung (inkl. durchgestandenen Schadenereignissen), von ihrer waldbaulichen Behandlung und vom Standort ab. Im Plenterwald werden Stammzahlabnahmekurven als Massstab für die Nachhaltigkeit verwendet. Im Idealfall entspricht die halblogarithmische Darstellung einer Geraden. Die Steilheit dieser modellartigen Ausgleichsgeraden hängt ab vom Standort und den Baumarten. Im Gebirgswald sagen Baumdurchmesser (BHD) oft wenig aus über den Altersaufbau eines Bestandes. Deshalb können Stammzahlverteilungskurven nur schwierig interpretiert werden. Trotzdem wurde dieser Modellansatz lange Zeit auch im Gebirgswald für Nachhaltigkeitsüberlegungen

Typische Zuwachs- und Wachstumskurve von Einzelbäumen im Freistand (aus Vorlesung Ertragskunde ETHZ )

und die Massnahmenplanung eingesetzt. In einem Wald mit unterschiedlichen Bestandestypen (Entwicklungsstufen) sagt eine Stammzahlverteilungskurve für einen Einzelbestand lediglich etwas aus über den momentanen Entwicklungszustand, d.h. über die zahlenmässige Verteilung der Bäume auf die verschiedenen BHD-Stufen. Da das Alter (im ungleichaltrigen Wald) nicht mit dem BHD korreliert, ist die Stammzahlverteilungskurve kein Referenzwert für das Bestandesalter, kann also nicht als Argument für die Überalterung beigezogen werden.

Altersaufbau von Wäldern ganzer Betriebe und Regionen Während im Plenterwald anhand von Stammzahlabnahmekurven Angaben über die Nachhaltigkeit von Einzelbeständen gemacht werden können, ist dies im GeBündner Wald 5/2008 23


birgswald nur über ganze Betriebsklassen, Betriebe oder Regionen möglich. Die Stammzahlverteilungskurve ist eine Summenkurve, welche sich aus vielen Einzelbeständen zusammensetzt. Dabei gilt immer die Einschränkung, dass die Stammzahlverteilung nicht identisch ist mit der Altersverteilung. Wenn man bedenkt, dass kleine BHD (Stangenholz) im Wachstumsmodell rasch, jedoch je nach Baumart und Standort in unterschiedlichen Zeiträumen, durchwachsen werden, so leuchtet ein, dass – fast immer ein Manko an schwachen Dimensionen vorhanden ist (Ausnahme: Bestände auf geringwüchsigen Standorten, welche nicht über das schwache

Baumholz hinauswachsen und nicht mit den anderen Beständen vermischt werden dürfen) – folglich stets von Natur aus ein Überhang an dickeren Bäumen (Bh II und Bh III) vorhanden sein wird. Dies hängt im wesentlichen mit den Zuwachskurven zusammen. Ältere (und dickere) Bäume legen weniger an Durchmesserzuwachs zu, weil sie das Zuwachsmaximum erreicht haben, verbleiben also länger in den entsprechenden Durchmesserstufen.

Folgerungen Stammzahlverteilungskurven sind ein gutes Instrument für Plenterwaldverhältnisse in den Voralpen und im Jura. Sie eignen sich

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im Gebirgswald in der Regel nicht, für grössere Flächen Aussagen über die altersmässige Nachhaltigkeit zu machen. Eingriffe mit dem Ziel, den berüchtigten «Buckel» in der Stammzahlverteilung abzubauen, verkennen das Wesen des Gebirgswaldes und die Gesetzmässigkeiten des Wachstumsverlaufes. Eine «ideale» Stammzahlabnahme auf einheitlichem Standort zu erreichen, ist nicht nur sehr aufwendig, sondern wird von den naturgemässen Wachstumsvorgängen immer wieder unterlaufen. Obwohl eine ausgeglichene Stammzahlverteilung sehr erwünscht wäre, entspricht sie einem künstlichen Gebilde. Flächenmodelle sind ein Instrument des Altersklassenwaldes zur Beurteilung der Nachhaltigkeit. Die Anteile pro «Altersstufe» sind abhängig von der Umtriebszeit. Da das Alter im Gebirgswald in der Regel nicht mit dem BHD korreliert, eignet sich auch dieser Modellansatz nur bedingt und nur bei einheitlichen Standortsverhältnissen für die Beurteilung der Nachhaltigkeit. Die festgelegten Umtriebszeiten sind nicht über alle Zweifel erhaben. Sie entsprechen in erster Linie wirtschaftlichen Überlegungen. Von der Lebenserwartung der Bäume und der Schutztauglichkeit der Bestände her sind sie im Gebirgswald in vielen Fällen zu kurz. Sie machen viele Bestände zu alt («überaltert») und verunsichern den Betriebsleiter. Der Begriff «Überalterung der Gebirgswälder» wird oft für politische Zwecke missbraucht. Im allgemeinen sind dicke Bäume und Starkholzbestände hinsichtlich Lebenserwartung, Schutztauglichkeit und Wert-

holzproduktion ziemlich flexibel. Wird vermehrt Jagd nach dicken Bäumen gemacht, so geschieht dies oft aus Angst, starke Dimensionen nicht mehr zu angemessenen Preisen verkaufen zu können. Es rechtfertigt sich höchstens aus betriebswirtschaftlicher Sicht, sofern die anderen Waldfunktionen mitberücksichtigt und auf die entstehenden Kosten bei der Pflege grossflächiger Jungwaldbestände sowie die vorprogrammierten Gleichförmigkeiten Bedacht genommen wird. Die mechanische Stabilität von Starkholzbeständen ist im Durchschnitt nicht besser und nicht schlechter als jene von schwachen und mittleren Baumhölzern (vgl. Ergebnisse des LFI 2). Wo dies trotzdem der Fall ist, hängt es oft zusammen mit früherer Beweidung (Stammfäule), unterlassener Pflege von Aufforstungen, Naturereignissen oder unsachgemässen Eingriffen. Stabilitätspflege stellt eine Daueraufgabe auf der gesamten Schutzwaldfläche dar. Ungenügende Verjüngung und vor allem fehlender Nachwuchs wichtiger Baumarten (z.B. der Tanne) veranlasst verbreitet zu ernsthafter und berechtigter Besorgnis, hat aber wenig bis nichts mit (biologischer) Überalterung zu tun.

Ruedi Zuber dipl. Forsting. ETH Teuchelweg 2, CH-7000 Chur ruedi.zuber@spin.ch

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Holzliefergarantie aus Gebirgswald – Möglichkeiten und Grenzen Senkung – des Rundholzpreises geführt. Die Branche der Wald- und Holzwirtschaft hat diese Entwicklung dringend nötig. Die zukünftige Nutzung kann weiter gesteigert werden, ohne dass die durch die Waldplanung kontrollierte Nachhaltigkeit gefährdet wird. Ein weiterer Preisanstieg könnte eine Mehrnutzung von rund 100 000 m3 auf 430 000 m3 verursachen. Für die Waldbewirtschaftung mit erweiterter Pflege würde dies sich positiv auf die Verjüngung und Stabilität auswirken. Organisationsformen von forstlichen Bewirtschaftungs- und Vermarktungsorganisationen in der Schweiz Aus einer Untersuchung der schweizerischen Forstbetriebe durch die Fachhochschule Zollikofen hat Dr. Bernhard Pauli referiert. Die Resultate haben gezeigt, dass unsere Bewirtschaftungseinheiten zu klein sind. Dies führt zu hoher Fixkostenbelastung, nicht optimalen Holzernteverfahren, unprofessioneller Holzbereitstellung und -vermarktung, mangelndem betrieblichem Know-how und immer noch unbefriedigenden Betriebsergebnissen. Vergleich Holznutzung und Hiebsatz (Grafik: SELVA ) Holznutzungen in Graubünden 1999–2007 Nutzung [in m 3]

400 000

Hiebsatz [in m3 umgerechnet ]

350 000 300 000 250 000 200 000 150 000 100 000 50 000

07 20

05

06 20

20

04 20

03 20

02 20

01 20

00 20

99

0

19

m3

In Vertretung der Bündner Waldbesitzer hat die SELVA verschiedene Erhebungen über den Rundholzmarkt in Graubünden durchgeführt. Neben der laufenden Rundholzinformation über die SELVA-Börse war die Abklärung der Rundholzversorgung für die Ansiedlung eines Sägewerkes in Graubün­ den ein umfassendes Gutachten. Ende August 2008 hat die SELVA an einer Fachtagung über den Rundholzmarkt die Waldeigentümer und den Forstdienst informiert. Anlässlich der Tagung blickten die Teilnehmenden mit dem Präsidenten Andrea Florin als Tagungsleiter und sechs Referenten in die Zukunft der Holzvermarktung. Der Rundholzmarkt ist im Umbruch und die Waldbesitzer bekommen das am stärksten zu spüren. In Graubünden treffen dabei zwei Entwicklungen auf­ einander. Das eine ist die Konzentration auf immer grössere Werke in der Holzindustrie. Zum anderen bekunden die kleinen und mittleren Sägereien (im Veltlin) immer mehr Schwierigkeiten ihre Schnittwaren im überfluteten Markt kostendeckend abzusetzen. Vergleich Potenzial und Nutzung Zu Beginn hat Claudio Gadola Potenzial und Nutzung im Bündner Wald dargestellt. Die starken Schwankungen der Nutzungs­ menge waren durch Naturkatastrophen (Vivian, Lothar usw.) und wechselnde Rundholzpreise geprägt. Zur Zeit bewirken die guten Preise, dass mehr als der Hiebsatz genutzt wird. Damit können die jahrelang angesammelten Einsparungen abgebaut werden. Heute können sich die Forstbetriebe in Graubünden über einen stark belebten Rundholzmarkt erfreuen. Dies und weitere günstige Faktoren haben zu einer deutlichen und erfreulichen Steigerung – zwischenzeitlich auch

Jahr

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Es müssen neue Organisationsmodelle zur Überwindung der Strukturprobleme eingeführt werden. Dafür schlägt er den Aufbau von unternehmensübergreifenden Kooperationen vor. Ziel ist dabei stets, dass der Kooperationsnutzen die Kooperationskosten übersteigt. Grundsätzlich gilt, je mehr betriebliche Aufgaben gemeinsam erfolgen: Desto höher ist das Synergiepotenzial und desto stärker müssen Strukturen und Prozesse angepasst werden. Planung, langfristige Verträge, Rundholzpreisindex Von der SELVA hat Paul Barandun Planungsmittel für die Sortimentsberechnung vorgestellt. Damit können die Grundlagen für Jahresplanungen erarbeitet werden. Die Vorteile sind: Grosse Abnahmegewähr, die Preise entwickeln sich mit dem Markt, günstige Kosten wegen Langfristdisposition und günstigere Preise dank grossen Schlägen. Höhere Preise und langfristige Planung mit Vergabe der Holzerntearbeiten in Jahrestranchen können die Nutzung aus betriebswirtschaftlichen Überlegungen gesteigert werden. Heute fehlt für die langfristige Preisbindung noch ein verlässlicher Rundholzpreisindex. v.l.: Claudio Gadola, Dr. Bernhard Pauli, Paul Barandun, Christophe Trüb, Andrea Florin, Romano Costa, Marcel Lerch (Bild: SELVA )

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Die SELVA wird sich dafür einsetzen, dass dies auf nationaler Ebene geprüft wird. Zusammenarbeit mit Vermarktungsorganisationen Die seit kurzer Zeit bestehenden Vermarktungsorganisationen Reziaholz (Romano Costa) und Lenca Graubünden (Marcel Lerch) haben ihr Tätigkeitsfeld aufgezeigt. Sie laden die Forstbetriebe zur Zusammenarbeit für die Vermarktung des Rundholzes ein. In Anlehnung an die empfohlenen Kooperationen müsste auch die Fusion aller Bündner Rundholzmarktorganisationen geprüft werden. Die SELVA-Börse als Marktplattform Die Informationstätigkeit der SELVA-Börse ist von Christophe Trüb dargestellt worden. Es werden Holzmarktinserate und Holzpreise publiziert. Auch Kundeninserate können offen oder chiffriert aufgegeben werden. Ganz neu ist die soeben vollzogene Verlinkung mit dem neuen Projekt www.holzmarktplattform.ch von Graubünden Holz. Fazit Auf der Waldseite suchen einige Betriebe Reorganisationsmöglichkeiten. Wichtig sind dabei effiziente Lösungen mit Kosteneinsparungen und Ertragssteigerungen. Auch die Zusammenarbeit der Forstbetriebe mit Holzmarktorganisationen entwickelt sich. Dringend empfohlen wird die Kooperation der Holzmarktorganisationen. Für kontinuierliche Holzlieferungen aus dem Gebirgswald muss die Schutzwaldpflege durch die Öffentlichkeit mitgetragen werden. Weitere Schlüsselfaktoren sind günstige Produktionskosten – hier sind die Forstbetriebe und die Forstunternehmungen speziell gefordert – und


hohe Produktepreise. Eine Nutzungsstei­ gerung darf bei besten Bedingungen erwartet werden. Die Waldbesitzer werden allein entscheiden wie sie sich im Marktumfeld orientieren und wie sie die Holz­ nutzungen im Rahmen der Nachhaltigkeit steuern.

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Waldbau mit modernen Holzerntemaschinen Sollte der Waldbau auf neue Holzernte­ maschinen angepasst werden – oder um­ gekehrt? In seinem Buch «Waldbau» be­ schreibt Al­fred Dengler die Aufgabe des Waldbaus so: «…die vorhandenen Wälder zu pflegen und zu verjüngen und neue Waldbestände zu begründen». Die oben gestellte Frage mag suggerieren, dass Waldbau und – passender in diesem Zusammenhang wohl eher der Begriff neue Holzernteverfahren sich wider­ sprechen. Demzufolge könnte man also auch annehmen, dass jene Förster, die heu­ te verfahrensgerecht für die neuen Systeme anzeichnen, schlechten Waldbau betreiben. Da ja die Voraussetzungen für die Holzernte mit dem Anzeichnen geschaffen werden und das Anzeichnen zur Kernkompetenz des Försters gehört, ist er derjenige, der die Voraussetzungen für die Holzernte schafft und somit das neue Waldbild «kreiert». Kriterien für das Anzeichnen eines Holzschlags Die folgenden Ausführungen bleiben auf die Holzernte im Seilkrangelände beschränkt, da die Anzeichnung vor allem dort grossen Einfluss auf die Bringungskosten hat. Ob­ wohl die Anzeichnung auch im fahrbaren Gelände ein entscheidender Faktor in Bezug auf die Kosten und auf die Qualität ist, wirkt sich diese in Bezug auf die Bringungskosten nicht in dem Verhältnis aus, wie dies bei ei­ nem Seilkranschlag der Fall ist. Auch sind die Holzschlagintervalle auf der gleichen Fläche in der Regel beim Vollernte­ reinsatz viel kürzer. Bei einem Seilkranschlag erfolgen die Eingriffe im Abstand von 20, 30 oder mehr Jahren. Die Idee, dass man am gleichen Ort innerhalb von 5 oder 10 Jahren wieder eine Seilbahn aufstellt, wird heute kaum mehr vertreten. Diese Tatsache allein schon macht es anspruchsvoll, bei der 30

Anzeichnung das richtige Mass zu finden. So ist es auch nicht erstaunlich, dass sich bei der Anzeichnung ganz unterschiedliche Resultate ergeben können. Dies lässt sich auch feststellen, wenn man bei Begehungen oder Kursen im Wald über das Thema An­ zeichnung spricht. Vom «starken» Eingriff bis zu einer Intervention, bei der man über­ haupt nicht sehen soll, dass ein Holzschlag ausgeführt wurde, sind alle Abstufungen vertreten. Tatsächlich ist es so, dass die diversen Auf­ fassungen unter Berücksichtigung von ver­ schiedenen Aspekten begründet werden. Je nachdem aus welcher Optik ein Holzschlag angezeichnet wird, findet sich dafür auch eine plausible und richtige Begründung. Bereits bei der Begriffsverwendung gibt es ganz unterschiedliche Sichtweisen und, je nachdem in welchen Kreisen man über ei­ nen Holzschlag informiert, spricht man von Pflegeeingriff, Durchforstung oder Holz­ schlag. Schliesslich handelt es sich jedoch immer um den gleichen Sachverhalt. Das heutige ökonomische Umfeld zwingt auch die Förster, ihre Betriebe nach unter­ nehmerischen Kriterien zu führen. Forst­ betriebe, bei denen das Geld keine Rolle spielt, sind heute Ausnahmen. Auch wenn die Kosten nur ein Aspekt der Holzernte sind, ist dieser Aspekt in der Regel bereits wichtig, wenn es um die Anzeichnung geht. Faktisch gibt es im Wald kaum ein anderes Thema, das so kontrovers diskutiert wird wie das Anzeichnen. Optimaler Einsatz des Ernteverfahrens Wird in einem Holzschlag das falsche Ver­ fahren eingesetzt, kann auch keine gute Arbeitsqualität erwartet werden. Ist das Resultat nicht zufriedenstellend, stellt sich schnell die Frage, ob das falsche Verfahren eingesetzt wurde oder ob die Anzeichnung


nicht verfahrensgerecht erfolgt ist. Also muss sich auch der Förster bereits im Voraus überlegen, ob das Arbeitsgerät, das ihm im eigenen Forstbetrieb zur Verfügung steht, das richtige Verfahren für den geplanten Holzschlag erlaubt. Der Entscheid über das Verfahren ist allerdings bereits vor der Ausschreibung des Holzschlags zu fällen. Zwar stehen Seilkransysteme mit technisch raffinierten Neuerungen zur Verfügung, die eine bessere Qualität der Arbeit im Bestand ermöglichen (funkgesteuerte Seilkräne, die vom Forstwart im Bestand bedient werden, Laufwagen, die während des Zuziehens der Last ohne Klemmung verschoben werden können usw.), dennoch bleibt oft die Grundsatzfrage, ob ein Ganzbauverfahren möglich und sinnvoll ist oder nicht. Auch da gibt es unterschiedliche Sichtweisen. Die Festlegung der Verfahrensart muss vor der Anzeichnung festgelegt werden, und sie soll in der Ausschreibung klar formuliert werden. Viele Förster ziehen deshalb für diese Entscheidungsfindung in der Planungsphase einen Unternehmer hinzu, wenn es in der Seilkran-Feinerschliessung um die Abklärung der möglichen und optimalen Verfahrensarten geht. Ganzbaum – oder Sortimentsverfahren Abgesehen von einem Kostenvorteil beim Ganzbaum-Verfahren ist auch die Verringerung des Gefahrenpotentials durch die mechanisierte Aufarbeitung der Stämme auf dem Holzlagerplatz nicht zu unterschätzen. Die meisten Unfälle im Gebirgswald stehen im Zusammenhang mit dem Aufrüsten der Sortimente im Bestand oder beim Seilen von Kurzholz. Ein weiterer Aspekt, der in Zukunft nicht zu unterschätzen sein wird, ist die Akquisition von Forstwarten, die bereit sind und sich dazu motivieren lassen, über längere Zeit im Bestand Rundholz von Hand

zu entasten, wenn dieses ohne oder mit nur geringer körperlicher Anstrengung auch maschinell aufgerüstet werden kann. Durch mechanisierte Aufarbeitung des Holzes verringert sich nicht nur das Gefahrenpotential im Bestand, es bedeutet auch einen schonungsvolleren Umgang mit dem Mitarbeiter. Eine geringere körperliche Belastung wird den Forstwart auch eher dazu veranlassen, seinem Beruf länger treu zu bleiben. Partizipation der Mitarbeiter der Forstgruppe an neuen Verfahren Es gibt immer mehr Förster, die ihre Mit­ arbeiter in der Holzernte gemeinsam mit dem Unternehmer einsetzen. Wenn alle Beteiligten an einer Zusammenarbeit interes­ siert sind, wirkt sich ein solches Modell für beide Seiten positiv aus. Das Potential einer solchen Zusammenarbeit zeigt sich in der Regel vielleicht nicht schon beim ersten Holzschlag. Erst wenn diese Situation zur «Gewohnheit» wird, entsteht daraus eine wirkliche Win-winSituation. So lässt sich feststellen, dass eine gut funktionierende Zusammenarbeit auch die Mitarbeiter der Gemeinde motiviert. Voraussetzung für ein solches Vorgehen sind gegenseitiges ­Wohlwollen und Vertrauen unter allen Beteiligten. Nicht-waldbauliche Einflüsse Der Förster ist auch einigen nicht-waldbaulichen Einflüssen ausgesetzt, die einen grossen Einfluss auf die Schlaganzeichnung haben können. So erweist es sich insbesondere im Zusammenhang mit grossen Holzschlägen als notwendig, intensive Überzeugungsarbeit zu leisten, damit solche Holzschläge auch in der Öffentlichkeit Akzeptanz finden. Gerade in einer Zeit, in der das Fällen eines Baumes bei manchen bereits einem Totschlag gleichkommt, gewinnt dieser Aspekt immer mehr an BeBündner Wald 5/2008 31


deutung und Öffentlichkeitsarbeit wird je länger je wichtiger. Denn selbst wenn so extreme Ansichten selten sind, so machen sie sich doch manchmal besonders laut bemerkbar. Niemand ist für die Aufklärungsarbeit glaubwürdiger und kompetenter als der Förster. Wenn der Förster offensiv informiert und sachlich begründet, kann er ohne Weiteres eine destruktive Kritik vermindern oder sogar verhindern. In der Tat lässt sich ein grosses Interesse seitens der Bevölkerung feststellen, wenn ein Förster während eines Holzschlages einen Waldtag organisiert. Man will wissen, was da läuft. Gerade auch kritische Fragen führen oft zu guten Diskussionen. Es ist immer wieder beeindruckend, wie positiv die Teilnehmer auf solche Anlässe reagieren. Auch wenn der Förster für diese Arbeit keine Rechnung stellen kann, schafft sie doch Vertrauen und erweitert gleichzeitig seinen eigenen Handlungsspielraum. Voraussetzungen für eine optimale Ausführung von Holzschlägen Eines der wichtigsten Kriterien ist eine möglichst frühe Planung und Ausschreibung. Auch bei einer freihändigen Vergabe ist dies wichtig, damit das richtige Gerät für den entsprechenden Holzschlag rechtzeitig reserviert werden kann. Nicht weniger zählen die solide Ausbildung und die praktische Erfahrung der Mitarbeitenden im Wald und auf der Maschine. Die Voraussetzung für die Gewährung einer guten Arbeitsqualität erfolgt jedoch zu einem grossen Teil bereits bei der Planung. Die Forstwarte müssen genau wissen, was der Förster von ihnen erwartet. Vor allem müssen sie wissen, welche waldbaulichen Ziele der Förster mit dem Holzschlag verfolgt. Dazu gehören ­unter anderem eine gut funktionierende Logistik und Holzabfuhr sowie eine korrekte 32

Rückmeldung von Werkslisten. Aus direkter Erfahrung lässt sich sagen, dass eine kurze persönliche Information durch den Förster vor Beginn der Arbeit die Leute wesentlich motiviert. Die Mitarbeiter tragen gegenüber dem Unternehmen die Verantwortung, dass mit dem Holzschlag ein angemessener Gewinn erwirtschaftet wird. Zusätzlich tragen sie aber auch die Verantwortung dafür, dass das Waldbild schliesslich den Vorstellungen des Försters entspricht. Natürlich ist hier auch der Unternehmer in der Verantwortung, indem er realistische Vorgaben im Bezug auf die Leistung gibt. Voraussetzung für eine qualitativ gute Arbeit ist ein dafür angemessener Preis. Ein Holzschlag im Seilkrangelände ist eine Inve­ stition in die nächsten Jahrzehnte. Umso bedauerlicher, wenn allzu oft einzig der Preis als Vergabekriterium zählt und der günstigste und nicht unbedingt der ver­ lässlichste Offerent den Auftrag erhält. Gerade im Waldbau führt aber in der Regel schlechte oder mangelnde Arbeitsqualität zu irreparablen Schäden, die leider nur zu oft langfristige negative Folgen haben. Qualitätskriterien Wenn die Qualität einer Mauer schlecht ist, kann man sie abreissen und eine neue aufrichten. Unter Umständen kann man sogar dieselben Mauersteine wieder verwenden. Bei der Mauer ist es auch sehr einfach zu beurteilen, ob sie den Qualitätskriterien entspricht oder nicht, und diese Kriterien sind klar definiert und eindeutig messbar. Die technischen Vorgaben können mit Wasserwaage und Doppelmeter nachkontrolliert werden. Das Ergebnis liegt entweder in der Toleranz oder eben nicht! Im Wald ist die Situation etwas anders. Bei der Holzernte gib es keine klaren und einheitlichen Qualitätskriterien. Auf Initiative


des Schweizerischen Forstunternehmerverbandes wurde mit Vertretern der ETH Zürich und weiteren Gebirgswaldspezialisten aus Praxis und Forschung ein Projekt initiiert, in dem unter anderem das Thema der Arbeitsqualität unter dem Aspekt «Qualitätssicherungssystem für Holzernte» behandelt wurde. Produktivitätsmodelle, Leistungskurven oder Kostensätze sind immer in engem Zusammenhang mit den verschiedenen Rahmenbedingungen zu betrachten. Die Qualität der Arbeitsausführung ist dabei wohl der wichtigste und gleichzeitig vielschichtigste Leistungs- und Kostenfaktor. Diese betrifft verschiedene Faktoren wie Ergonomie für die Mitarbeiter, Schäden am verbleibenden Bestand, Bodenschäden, Emissionen (Luft, Lärm, Gewässer), Qualität des aufgearbeiteten Holzes, Einbettung in das gesamte Logistiksystem der Holzkette, Einfluss auf den Menschen sowie auf Fauna und Flora. Es hat sich herausgestellt, dass es äusserst schwierig ist, einerseits messbare Qualitätskriterien zu definieren und anderseits eine einheitliche Anwendung für alle Beteiligten sicherzustellen. Als Fazit lässt sich sagen: Jeder einzelne Förster setzt die Qualitätsstandards für seine Schläge und qualifiziert die Arbeit dementsprechend.

Perspektiven Die Grundsatzfrage über den bestmöglichen und sinnvollen Einsatz von neuen Holzernteverfahren und die kontroversen Gesichtspunkte, die sich dabei ergeben, müssen von Fall zu Fall unter Einbeziehung aller entscheidenden Kriterien von den Beteiligten geprüft werden. Im Gebirgswald müssen Erntetechnik und Waldbau aufeinander abgestimmt werden. Gewiss besteht noch ein grosser Bedarf an Entwicklung und Austestung neuer Holzernteverfahren. Es gilt, die Handlungsfreiheit auszuloten und gleichzeitig neue Erfahrungen in die Zukunft einzubauen. Der Idealfall tritt dann ein, wenn durch eine verfahrensgerechte Anzeichnung und eine effiziente Arbeit mit dem Einsatz der optimalen Mittel das angestrebte Waldbild entsteht.

Meinrad Candinas Candinas SA Fravia, CH-7172 Rabius mcandinas@candinas.ch www.candinas.ch

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Ardez im Wandel der waldbaulichen Strategien Auf der Suche nach einer Gemeinde in Graubünden, welche zu den besten Forstbetrieben der Schweiz zählt (P. Hofer, Bündnerwald 4/2007, Seiten 5–14), sind wir auf Ardez gestossen. Der Forstbetrieb Ardez wurde 1991 mit dem BindingPreis für vorbildliche Waldpflege ausgezeichnet. Seit Jahrzehnten sind die Erlöse für Fichten-Rundholz höher als in den anderen Gemeinden des Unterengadins. Ist vorbildliche Waldpflege der Schlüssel für positive Betriebsergebnisse? In neuerer Zeit werden Wege gesucht, die Lärche als lukrativere Baumart zu fördern. Stellt die Änderung der waldbaulichen Strategie ein Erfolgsrezept dar? Waldverhältnisse Die Waldungen der Gemeinde Ardez befinden sich links- und rechtsseitig des Inns und erstrecken sich von der hochmontanen (bis 1800 m ü.M.) über die subalpine (1800–2000 m ü.M.) bis in die obersubalpine Höhenstufe (2000–2250 m ü.M.). Verbreitet sind Perlgras-Fichtenwälder, Preiselbeer-Fichtenwälder, Alpenlattich-Fichtenwälder und Lärchen-Arvenwälder, weniger häufig der Erika-Fichtenwald und der ErikaFöhrenwald. Der mittlere Vorrat auf einer produktiven Waldfläche von 978 ha gemäss Inventur 1976 beträgt 231 Tfm/ha, der Zuwachs 1947–1976 durchschnittlich 2,46 Tfm/ha, Jahr. Am Gesamtvorrat sind die Fichte mit 59 %, die Lärche mit 31%, die Föhre mit 1% und die Arve mit 9% beteiligt (Angaben 1976). Auf der Basis der regionalen Inventur 2001–2003 und eines Korrekturfaktors wird der mittlere Vorrat auf einer Fläche von 1132 ha neu auf 248 Tfm/ha, der laufende Zuwachs auf 3,5 Tfm/ha, Jahr geschätzt. 34

Nutzungsgeschichte Die Wälder bestocken überwiegend steile Hanglagen. In den vergangenen Jahrhunderten wurden sie in erster Linie von den Einheimischen für ihre Bedürfnisse genutzt. Neben den Brennholznutzungen für den täglichen Bedarf und Bauholz für die Renovation der Häuser und Ställe benötigten die Kalkbrennerei und die Köhlerei beträchtliche Holzmengen. Das Holz wurde – so lange vorrätig – dort geholt, wo der Arbeitsaufwand für das Aufrüsten und den Abtransport am kleinsten war. Daher wurden vor allem die nächstgelegenen Wälder intensiv genutzt. Durch die Alpbetriebe und die Maiensässe wurden zudem die Wälder der oberen Stufe stark in Mitleidenschaft gezogen. Hand in Hand mit den Bestrebungen, Wiesund Weideland zu gewinnen, wurde der Wald vor allem auf der linken Talseite stark zurückgedrängt. Einige entwaldete Hänge stellten eine Lawinen- und Rüfengefahr für das Dorf Ardez, für den Weiler Sur En und für die Verkehrswege dar. Diese Hypothek belastet noch heute die Ge­meinde und schlägt sich in der Buchhaltung im Zusammenhang mit den Schutzbauten nieder. In der Folge von Holzknappheit und Naturgefahren wurden verschiedene Waldteile unter Bann gelegt und die Nutzungen in Dorfordnungen geregelt. In krassem Gegensatz zu den strengen Waldordnungen kamen aber auch grössere Holzschläge mit anschliessender Trift und Flösserei auf dem Inn bis zur Saline von Hall im Tirol vor. Der relativ grosse Lärchenanteil der heutigen Waldbestände ist auf die Kahlschlagwirtschaft, auf der linken Talseite und in den oberen Lagen in erster Linie auf die Beweidung zurückzuführen. Erst nach 1836, als sich die kantonalen Forstorgane um eine geregelte Waldnutzung bemühten, erfolgten vermut-


lich keine grossflächigen Kahlschläge mehr. Die Holztransporte aus dem Wald bis zum Inn oder zu einem Pferdefuhrweg erfolgten durch Reisten, in schwierigem Gelände mittels Holzriesen. Von dort führten Pferde das Holz bis zur Sägerei in Tarasp oder direkt zum Abnehmer. Später wurde die nachteilige und gefährliche Reisterei und Trifterei durch die Valtellina-Seilbahn abgelöst. Seit der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts kommt anstelle der Handreisterei und des Zwischentransportes mit Pferdefuhrwerken der Seilkran zum Einsatz. Bis heute stellt er das wirtschaftlichste Bringungsmittel für normale Holzschläge in unzugänglichen und abgelegenen Gegenden dar. Entsprechend gering ist deshalb die Erschliessung mit LKW-Strassen, welche sich in Ardez auf Basisstrassen beschränkt. Der Seilkran erlaubt eine normale Nutzungsintensität und Eingriffsstärke, welche die waldbaulichen Bedürfnisse zu berücksichtigen vermag. Namentlich auf der rechten Talseite wurde während Jahrzehnten versucht, nach dem Prinzip der Gebirgsplenterung dezentrale, kleinflächige Verjüngungen einzuleiten. Heute erfreuen sich diese grösstenteils stufigen Wälder guter und gesunder Strukturen und sind in der Lage, neben der Holzproduktion auch die Schutzfunktion optimal zu erfüllen. Sägerei in Tarasp. (Bild: Ruedi Zuber)

Holznutzungen und Hiebsatz Die jährliche Nutzungsmenge war in den vergangenen Jahrzehnten fast immer kleiner als der entsprechende Hiebsatz. Bei einem Hiebsatz von 1900 Tfm wurden in der Periode 1946–1977 durchschnittlich 1813 Tfm genutzt. In der Periode 1978–2002, mit ­einem Hiebsatz von 1800 Tfm, lag die jährliche Nutzungsmenge bei durchschnittlich 1289 Tfm, d.h. bei 72 % des Hiebsatzes. (siehe Grafik 1) Die jährlichen Nutzungen haben vor allem aufgrund der betriebswirtschaftlichen Situa­ tion stark abgenommen. Tiefe Holzpreise und hohe Lohnkosten erlaubten bei den vorherrschenden Bringungsverhältnissen auch mit dem Seilkran keine Kostendeckung. Abgelegene Waldungen wurden ausser Betrieb gesetzt. Zwecks Förderung von Plenterstrukturen mit ausgeglichenen Stammzahlabnahme­ kurven wurde auch auf produktiveren Standorten bewusst und systematisch weniger genutzt, als gemäss Hauungsplan in diesen Betriebsklassen zulässig gewesen wäre. Ausserdem wurden die Nutzungen in den Jahren nach den Stürmen Vivian und Lothar gedrosselt und die Akkordanten in die Schadenregionen abdelegiert.

Holzerlöse Gemäss BAR waren die Erlöse für das Stammholz in Ardez fast immer höher als in den anderen Gemeinden des Unterenga­ dins. Im Gegensatz zum Oberengadin handelt es sich dabei mehrheitlich um Fichte. (siehe Grafik 2)

Maiaria Pitschna als Sonderfall Im Jahre 1991 wurde der Gemeinde Ardez der Binding-Preis für vorbildliche Waldpflege zugesprochen. In der Laudatio heisst es: «…in Anerkennung der erfolgreichen Bündner Wald 5/2008 35


Naturverjüngung unterschiedlichen Alters nach feinen waldbaulichen Eingriffen. (Bild: Ruedi Zuber)

Bestrebungen, die unter sehr schwierigen Geländeverhältnissen stockenden und durch Wege und Strassen nicht erschliessbaren Wälder mit systematisch eingesetzten Langstreckenseilkranen zu erschliessen und regelmässig zu pflegen. … Durch die Anschaffung eines eigenen Langstreckenseilkrans durch die Gemeinde und dessen gut geplanten und kontrollierten Einsatz, verbunden mit sorgfältiger Holzhauerei, ­konnte die regelmässige Pflege und Nutzung des Waldes auch in schwierigen Lagen weitergeführt und das anfallende Holz ­verwertet werden. Auf diese Weise entstanden stabile, teilweise plenterartig aufge­baute Bestände mit reichlicher Verjüngung, die sowohl im Hinblick auf die Holzpro­duktion als auch auf die unter den 36

gegebenen Geländeverhältnissen besonders wichtigen Schutzfunktionen voll befriedigen und das Landschaftsbild prägen. Das Beispiel der Gemeinde Ardez zeigt, dass auch unter sehr schwierigen Gebirgsverhältnissen mit gut ausgebildeten und verantwortungsbewussten Waldarbeitern sowie guter Planung und Aufsicht durch den Betriebsleiter mit einem systematischen Einsatz von Langstreckenseilkranen eine pflegliche und alle Funktionen des Waldes nachhaltig sicherstellende Waldbewirtschaftung möglich ist.» Die Laudatio der Binding-Stiftung bezieht sich auf die rechte Talseite, im speziellen auf die Betriebsklasse Maiaria Pitschna. Die Wälder von Ardez auf der rechten Talseite stellen im Vergleich zu anderen Wäldern des Unterengadins keinen Sonderfall dar. Auch hier wurden grosse Kahlschläge zur Befriedigung der Salzpfanne in Hall getätigt, und auch hier waren die Wälder der Beweidung ausgesetzt, was mindestens die Bezeichnung «Maiaria» (Meierei) und die Lärchenvorkommen in den oberen Lagen vermuten lassen. Speziell an diesen Wäldern und namentlich an der schwer zugänglichen und bewirtschaftbaren Betriebsklasse Maiaria Pitschna sind vielleicht folgende Umstände: – Das Gebiet wurde weniger intensiv beweidet als viele umliegende Waldungen. Die Beweidung beschränkte sich zudem auf die nähere Umgebung der Maiaria und blieb wegen der schwierigen Zugänglichkeit und des felsigen Geländes im grössten Teil der Betriebsklasse fast vollständig aus. In diesem Wald gibt es praktisch keine Stammfäule. – Auf Intervention der Präfekturrats aus Chur im Jahre 1800 gegen die beabsichtigten grossen Kahlschläge in der Region durch die «Hirn’sche Compagnie» konn-


te der Verzicht auf die Nutzung in der Maiaria Pitschna erwirkt werden. Deshalb kann davon ausgegangen werden, dass diese Betriebsklasse allgemein eher weniger der Kahlschlagwirtschaft unterlegen ist. – Naturnahe Bestockungen ohne FöhrenPionierwald boten dank Verzicht auf Kahlschlag günstige Voraussetzungen, naturnah gepflegt zu werden. Dies wurde jahrzehnte- bis jahrhundertelang konsequent durchgezogen. Die Ergebnisse feiner waldbaulicher Eingriffe dürfen sich heute sehen lassen. – Zu den heutigen Vorzeigeobjekten hat die sehr sorgfältige Ernte und Seilkranbringung der Südtiroler Akkordantengruppe unter Erich Gufler während rund 30 Jahren wesentlich beigetragen. Plenterartig strukturierter Bestand in der BK Maiaria Pitschna. (Bild: Ruedi Zuber)

Betriebsergebnisse Der Forstbetrieb Ardez führt seit 1990 eine forstliche Buchhaltung mit BAR. Aufgrund der Betriebsergebnisse steht er – trotz eher niedrigen Akkordantenlöhnen und trotz hohen Fichten-Rundholzpreisen – durchwegs weniger gut da als die umliegenden Forstbetriebe. Dies hängt im wesentlichen mit den Mindernutzungen im Vergleich zum Hiebsatz und mit der Beschränkung auf «lohnende» Seilkranschläge auf der rechten Talseite zusammen. Die Fixkosten des Betriebes mussten auf eine kleinere Nutzungsmenge aufgeteilt werden. Ausserdem wurde im Schutzwald auf der linken Talseite eher weniger Holz geschlagen, und auch Zwangsnutzungen sind nicht in grösseren Mengen angefallen. Deshalb erhielt Ardez im Vergleich zu anderen Gemeinden der Region weniger Subventionen. Jeder Betrieb hat aber seine Eigenheiten. (siehe Grafiken 3 und 4)

Förderung der Lärche Das Unterengadin ist hinsichtlich Holzabsatz seit Jahrzehnten traditionell auf die ­Sägereien in der Region und im angren­zenden Italien orientiert. Selbst wenn heute die Firma Stallinger Swiss Timber AG den Rundholzpreis stark beeinflusst, wird dieser auf dem internationalen Markt bestimmt. Dies wirkt sich – wenn auch weniger stark – ebenso auf den aktuell guten Preis für Lärchenholz aus. In den benachbarten Gemeinden wird seit einigen Jahren versucht, durch grössere und flächige Verjüngungsschläge die Betriebsergebnisse zu verbessern. Begründet wird das Vorgehen mit der Förderung der Lärche, welche wegen ihres erhöhten Lichtbedarfs auf grössere Öffnungen angewiesen ist. Ob es dafür Kahlflächen von über 1.5 ha braucht, wie es da und dort beobachtet Bündner Wald 5/2008 37


wird, ist allerdings fraglich. Dieses Vorgehen wird von Aussenstehenden immer wieder kritisiert. Die bis heute gemachten Erfahrungen mit der Lärche in der hochmontanen Stufe rei­ chen noch nicht aus, um allgemeine Emp­ fehlungen abzugeben. R. Schwitter hat im Jahre 1999 als Leiter der Fachstelle Ge­ birgswaldpflege eine Zusammenfassung von Literaturangaben gemacht. Ein paar eigene Beobachtungen im Hinblick auf die Jungwaldpflege und die Waldbewirtschaf­ tung könnten vielleicht zu einer Diskussion beitragen, welche noch weiterzuführen wäre: – Jeder Holzschlag stellt von seiner Entste­ hung und vom Standort her einen Ein­ zelfall dar. Da die Ausgangssituationen sehr unterschiedlich sind, kann auch der Erfolg nicht überall derselbe sein. So be­ günstigen diffuse Auflichtungen in erster Linie die Fichte, oder sie verursachen eine Vergrasung mit entsprechenden Verjüngungsschwierigkeiten. –­ Die Lärche verlangt zur Verjüngung Rohboden, was gelegentlich mit mecha­ nischen Bodenschürfungen nachgeholt werden muss und entsprechende Kosten verursacht.

–­ An sonnenexponierten Lagen sind grosse Öffnungen problematischer als an son­ nenabgewandten Lagen. Für den Ver­ jüngungserfolg genügen 6 Aren grosse Öffnungen. Allerdings müssen bei etab­ lierter Verjüngung weitere Eingriffe er­ folgen, um die Lärchen freizustellen. –­ Während Jahrzehnten bis Jahrhunderten sorgfältig erzielte stabile Waldstrukturen erbringen die Schutzleistungen nachhaltiger und mit geringeren Risiken als flächig gleichaltrige Wälder. Dies fällt besonders dann ins Gewicht, wenn aus grossen Räumungsschlägen entstandene Lärchenverjüngungen aus finanziellen Gründen nicht mehr gepflegt werden können. – Gegenwärtig erzielt Lärchenholz im En­ gadin Erlöse von bis zu Fr. 280.–/m3. Ob dieser grosse Preisunterschied gegenüber der Fichte auch in 150–250 Jahren beste­ hen wird, kann nicht abgeschätzt wer­ den. Kurzfristiges Profitdenken könnte sich unter Umständen auf die anderen Waldfunktionen fatal auswirken. –­ Kleinflächige Auflichtungen geschlosse­ ner Wälder fördern zweifellos die Bio­ diversität. Grosse Kahlflächen und die spätere Lärchenbeimischung verändern

Grosse Schlagfläche: vorprogrammierter Pflege­

38

aufwand und gleichaltrige zukünftige Bestockung.

Bodenschürfung mit Schreitbagger zur

(Bild: Ruedi Zuber)

Verjüngung der Lärche. (Bild: Ruedi Zuber)


jedoch das Landschaftsbild in erheblichem Masse. Auswirkungen grösserer Kahlflächen auf die Bodenfruchtbarkeit sind hingegen in der hochmontanen Stufe des Unterengadins zu wenig untersucht worden.

Folgerungen Offenheit für neue waldbauliche und erntetechnische Lösungen ist erfreulich und sehr erwünscht, insbesondere wenn es um Verbesserungen der Waldsituation und die Erhaltung der vorrangigen Funktionen geht. Neue Wege in der Schutzwaldpflege und in der Waldbewirtschaftung sind gut zu überlegen. Kurzfristiges Profitdenken allein genügt wohl nicht. Dazu gehört eine mittel-

fristige Gesamtkostenrechnung. Naturnaher Waldbau auf standortskundlicher Grundlage ist anerkanntermassen der beste Garant für die Minimalisierung der Risiken – und in den meisten Fällen für die Optimierung der Kosten. Bei der Maiaria Pitschna handelt es sich um einen glücklichen Sonderfall. Obwohl die gemeindeeigene BAR weitergeführt wird, treten im Betriebsplan Guarda/Ardez/Ftan die guten Holzpreise von Ardez nicht mehr in Erscheinung. Gemäss BAR weist der Holzproduktionsbetrieb von Ardez seit langem negative Ergebnisse auf. Er unterscheidet sich damit nicht wesentlich von den meisten Forstbetrieben der Region Alpen.

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Abbildung 1

Abbildung 2

Holznutzungen und Hiebsatz in der Betriebsplanperiode 1978–2002

Erlös aus dem Rundholzverkauf 1990–2004 Vergleich Ardez – Unterengadin 140

3000

120

2500

100

Ardez

40

Erfolg im Holzproduktionsbetrieb 1990–2004 Gemeinde Ardez 400 300 200 100 0 -100

1990 1991 1992 1993 1994 1995 1996 1997 1998 1999 2000 2001 2002 2003 2004 Gesamtaufwand (Fr./m3 ) Subventionen (Fr./m 3 ) Gesamtertrag (Fr./m 3 ) Gesamterfolg (Fr./m3 )

Abbildung 4 Erfolg im Holzproduktionsbetrieb 1990–2004 Vergleich Ardez – Unterengadin 400 300

Fr./m 3

200 Gesamtaufwand Ardez (Fr./m3 )

100

Gesamterfolg Ardez (Fr./m3 )

0

Jahr

40

2004

1999

1998

1997

1996

1995

1994

1993

1992

1991

1990

-300

2003

Gesamterfolg Unterengadin 3 (Fr./m ) 2002

-200

2001

Gesamtaufwand Unterengadin (Fr./m3 )

2000

-100

2004

2003

2002

2001

2000

1999

1998

19 78 19 80 19 82 19 84 19 86 19 88 19 90 19 92 19 94 19 96 19 98 20 00 20 02

Jahr

Abbildung 3

-200

1997

0 1996

0

Unterengadin

1995

20

1994

500

1993

Hiebsatz

1992

1000

80 60

1991

Nutzung

1990

Tfm

1500

Fr./m 3

2000


Die Gemeinde Ardez ist sich bewusst, dass es mit aufwendigen Erschliessungen allein nicht getan ist. Öffentliche Beiträge verpflichten zur Instandhaltung des Bauwerks, was in der Regel voll zulasten des Waldeigentümers geschieht. Dies wird sich auch auf die Betriebsergebnisse auswirken. Zur Verbesserung der Betriebsergebnisse wird sich Ardez noch vermehrt auf jene Arbeiten konzentrieren, welche öffentliche Beiträge bringen oder mindestens kostendeckend sind. Dadurch könnten leider unter Umständen sorgfältig gepflegte Waldstrukturen allmählich verloren gehen. Dank der langjährigen positiven Erfahrungen wird Ardez nach Möglichkeit auch in Zukunft auf sorgfältig arbeitende Akkordantengruppen setzen oder notfalls vermehrt Unternehmer mit der Holzernte beauftragen. Die Gemeinde Ardez resp. die Gemeinden im Revier Guarda/Ardez/Ftan haben erkannt, dass die Betriebsergebnisse nicht in erster Linie auf der ungenügenden Erschliessung der Waldungen ennet des Inns und der «konservativen» Waldbehandlung beruhen. Sie haben ihre Konsequenzen daraus bereits gezogen und aus den Gemeinden Susch, Lavin, Guarda, Ardez, Ftan und Tarasp das Grossrevier Macun unter der gemeinsamen Leitung von zwei Förstern gemacht. Dank der neuen Betriebsorganisation wird es den Führungsorganen noch besser gelingen, geeignete Rahmenbedingungen zu schaffen und die Leistungen gezielt auf positive Betriebsergebnisse oder mindestens auf Kostenausgleich zu fokussieren. Dazu gehört unter anderem auch die Akquisition von gewinnbringenden Neben- und Schlecht-

wetterbeschäftigungen, um die Mitarbeiter, Geräte und Maschinen effizienter einsetzen und besser auslasten zu können. Für neue Angebote und Leistungen sind im Betrieb aber auch neue Kompetenzen aufzubauen. In Wäldern mit ausgeprägter Schutzfunktion hat hingegen die Waldpflege trotz defizitären Holzschlägen Vorrang. Quellen: – Kanton Graubünden: BAR, Betriebsergebnisse Ardez und Unterengadiner Gemeinden, Ingenieurbüro P. Barandun, Summaprada – Schwitter, R.,1999 : Zur Verjüngung der Lärche in den Waldgesellschaften der kontinentalen Hochalpen – eine Zusammenfassung aus der Literatur. Fachstelle für Gebirgswaldpflege. www.gebirgswald.ch – Steinlin, H. et al., 1991: Ardez – Wald und Kulturlandschaft. Festschrift Binding Preis für vorbildliche Waldpflege. Binding Stiftung Basel

Ruedi Zuber dipl. Forsting. ETH Teuchelweg 2, CH-7000 Chur ruedi.zuber@spin.ch

Arnold Denoth, Revierförster Gestiun Forestala Macun Arfusch 116, CH-7546 Ardez forstmacun@bluewin.ch

Bündner Wald 5/2008 41


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Starkholznutzung, Beispiel: Holzschlag Gandawald in Seewis Bis Anfang der 60er-Jahre waren unsere Wälder mittels Schlittwege für die Winterholzfuhr optimal erschlossen. Zu dieser Zeit standen in den Wintermonaten bis 50 Pferde im täglichen Einsatz. Mit dem Einsatz von Seilkrananlagen und der Holzabfuhr auf Waldwegen mittels Jeep und Traktor änderte sich die Situation schlagartig. Innert weniger Jahre verschwanden die Pferde aus unseren Wäldern, die ersten LKW-Strassen wurden gebaut und innert nur zwei Jahrzehnten gerieten wir ins «Hintertreffen». Die schlecht erreichbaren Waldabteilungen konnten kaum mehr genutzt werden. Heute noch sind bei uns häufig vorratsreiche, grössere Waldpartien mit schweren Stämmen anzutreffen. Zum Beispiel im abgelegenen Potzwald finden wir eine zusammenhängende Waldfläche von ca. 50 Hektaren, wo die letzten

Nutzungen Ende des Zweiten Weltkrieges erfolgten. Es handelt sich hierbei um sehr vorratsreiche Waldungen, aus denen das Holz gegenwärtig durch zweimaligen Seilkrantransport an die nächste LKW-Strasse gebracht wird. Von dort erfolgt der Abtransport mittels LKW (12 km) über die Waldstrasse der Nachbargemeinde Fanas bis ins Tal. Am Beispiel des dorfnahen Gandawaldes will ich Ihnen die Starkholznutzung in unserer Gemeinde etwas näher bringen. «Riesentanne im Gandawald» (Bild: Jürg Hartmann)

Gegebenheiten Exposition: Südosthang Ehemaliges Felssturzgebiet mit groben Blöcken Teils sind steile Waldpartien anzutreffen Höhenlage 1000 –1200 m.ü.M. Seilkrantransport talwärts, Seilbahnlänge 350 m Ausführung durch die Forstgruppe der Gemeinde Seewis Anzeichnung Winter 2007/08 Durchmesser

– – –

Fichten

Tannen

Buche

Total

St.

Tfm

St.

Tfm

St.

Tfm

St.

Tfm

bis Stufe 11/58 cm

30

45

25

55

30

30

85

130

Stufe 12/62 cm und mehr

20

100

65

380

0

0

85

480

Total

50

145

90

435

30

30

170

610

der Schwerpunkt bezüglich Stammzahl und Holzanfall liegt für Fichte/Tanne bei Stufe 14 resp. 70 cm Durchmesser im Anzeichnungsprotokoll dieses Holzschlages sind eine Fichte und neun Tannen mit 90 und mehr cm BH-Durchmesser enthalten die Weisstanne weist einen Mittelstamm von knapp 5 Tfm auf

Bündner Wald 5/2008 43


Erntemasse Sort.

Klasse

Fichte

Tanne

Buche

Total

B/C

bis 50

60 m3

110 m3

0 m3

170 m3

B/C

6+*

26 m3

76 m3

0 m3

102 m3

D

bis 5

43 m

79 m

0 m

3

122 m3

D

6+*

43 m3

127 m3

0 m3

170 m3

BH-lang, bis 60 cm

10 m3

32 m3

27 m3

69 m3

BH-lang, über 60 cm*

0 m3

21 m3

0 m3

21 m3

Total

182 m3

445 m3

27 m3

654 m3

3

3

– der Nutzholzanteil beträgt 564 m3, der Brennholzanteil 90 m3 * der Holzanfall mit über 60 cm Mittendurchmesser beträgt = 293 m3

Die Holzernte stellt bei Holzschlägen mit derart grossen Stämmen erhöhte Anforderungen an Personal und Maschinen. Auf Längenwünsche der Kundschaft kann nicht mehr beliebig eingegangen werden. Schon bei 4 m Trämmel erreichen wir schnell einmal zwei und mehr m3 pro Trämmel, wo wir bei unserer Mobilseilkrananlage MS-500 an die Grenzen stossen. Ebenso sind uns bezüglich Schaftform und Qualität Grenzen gesetzt; vergleichen Sie den hohen D- und Brennholzanteil. Es wäre eine falsche Annahme würde man glauben, dass ein Holzschlag mit einem Mittelstamm von über 4 Tfm wirtschaftlicher genutzt werden könnte, als ein solcher mit einem Mittelstamm von 2,5 – 3 Tfm. Holzabsatz Einheimische Sägerei

73 m3, 12,9%

Handel mit Export nach Vorarlberg

332 m3, 58,9%

Holzbündelung P/D mit Lieferung nach

84 m3, 14,9%

Domat/Ems

44

Holzbündelung P/D mit Export nach Italien

48 m3, 8,5%

Eigenbedarf (Verbauungsholz)

27 m3, 4,8%

Total

564 m3, 100%

Der Holzabsatz fiel für uns zufriedenstellend aus. Das Nutzholz wurde an folgende Käuferschaft geliefert (siehe Tabelle). Holz bis 60 cm Durchmesser kann an das neue Sägewerk in Domat/Ems geliefert werden. Um Preisein-bussen bezüglich Maximaldurchmesser entgegenzuwirken, musste eine grössere Anzahl Fichten- und Tannenträmmel der Stufe 5 ebenfalls anderweitig verkauft werden. Nach Standortskartierung ist im Gandawald hauptsächlich die Waldgesellschaft 48 (Blockschutt-Tannen-Fichtenwald) vorzufinden. Wie es der Name sagt, charakterisiert sich dieser Standort durch den ausgeprägten Blockschutt-Untergrund. Standorte mit grobem, ruhendem Blockschutt ehemaliger Bergstürze sind im Prättigau sehr selten. Nach NaiS sind für eine optimale Verjüngung auf 15 Stellen pro Hektare Moderholz anzustreben. Für eine standortsgerechte Verjüngung sollten in der Anwuchsphase, bei einem Deckungsgrad von < 0,6 mindestens 5 Tannen pro Are vorhanden sein. In Lücken sollte die Fichte vorhanden sein und in tieferen Lagen, wie wir sie hier vorfinden, auch die Buche.


Die Realität sieht im Gandawald jedoch ganz anders aus. Ausserhalb von Wildschutzzäunen sind in diesen Waldungen 1- und 2-jährige Weisstannensämlinge in ausreichender Anzahl zu finden, nur sehr selten noch eine junge Weisstanne mit 10 – 12 cm und schon gar keine mehr mit 20 cm Höhe. Die fehlende Verjüngung ist auf Lichtmangel und insbesondere auf den hohen Wilddruck zurückzuführen. Durch die aktuellen Eingriffe konnte der Lichteinfall erhöht werden und somit wenigstens ein limitierender Faktor minimiert werden. Die Schlagräumung erfolgt mittels Schreitbagger. Die dadurch entstandene Bodenschürfung dient der Naturverjüngung als Keimbeet und schützt diese einige Jahre vor Verunkrautung. Es ist zu hoffen, dass durch das vermehrte Licht, das nun auf den Waldboden kommt, sich mindestens Buche und Fichte natürlich verjüngt. Wird der Anpassung des Wildbestandes nicht die notwendige Beachtung geschenkt, werden nicht einmal diese Holzarten eine Chance haben. Vergleicht man die Stammzahlen der Anzeichnung mit der heute vorhandenen Verjüngung muss die Waldverjüngung vor 150 – 200 Jahren ganz anders ausgesehen haben. Die Winternutzung bringt den Vorteil von Prossholz mit sich, dies schränkt sich aber zwangsläufig auf die wenigen Jahre der Holznutzung ein. Entlang der Waldstrasse, d.h. im Bereich unserer Rückemöglichkeiten, wurden im Zusammenhang mit dem Holzschlag keine Weisstannen gefällt. Einige dieser verbleibenden Weisstannen werden jeweils im November für Dekorationsäste gefällt und erst im kommenden Frühjahr aufgerüstet (Das Tannenreisig wird nur für den Bedarf unserer Dorfvereine, bei dem der Ertrag wohltätigen Zwecken zufliesst, bereitgestellt). Da nur die schönsten Zweige

Typisches Weisstannen-Starkholz im Gandawald (Bild: Jürg Hartmann)

im unteren Bereich der alten Tannen gefragt sind, bleibt doch einiges an Prossholz für das Wild übrig. Schliesslich sind oft mangelnde Erschliessung und ungünstige topographische Verhältnisse an den hohen Holzvorräten Schuld. Gerade bei uns, wo immer wieder Holzschläge mit derart schweren Stämmen anfallen, ist es wichtig, die angestammte Kundschaft regelmässig mit Rundholz zu versorgen. Sie ist auf ihren Sägereien entsprechend eingerichtet und wird auch in Zukunft Starkholz übernehmen können. Wir verkaufen etwa 75% des Holzes ab Stock. Die Schlaggrösse liegt in der Regel über 1000 m3. Gerade in Stockschlägen fallen oft grosse Mengen Starkholz an. In diesem Zusammenhang sind wir natürlich auch auf zuverlässige und leistungsfähige ForstunBündner Wald 5/2008 45


ternehmer/Zwischenhändler angewiesen. Wichtig ist, dass – wo immer möglich – das Holz um Jahrzehnte früher genutzt wird. Bis 50 cm Durchmesser lässt sich sogar die Weisstannen recht ordentlich verkaufen. Anders sieht es dann aber mit Durchmessern von 70 cm aufwärts aus. Bei derart schweren Trämmeln kann bei der heutigen Werksortierung leider oft nur mehr D-Holz erwartet werden. Gerade ich sage, dass das Holz um Jahrzehnte früher genutzt werden sollte, wo ich in meinem 40. Dienstjahr unseren Forstbetrieb führe. Dem ist aber entgegenzuhalten,

dass wir mindestens versucht haben – in Zeiten mit guten Absatzmöglichkeiten – mehr Holz zu nutzen als im Hauungsplan festgelegt worden ist. Rückblickend auf die vergangenen 40 Jahre betrugen unsere Mehrnutzungen 10% des Hiebsatzes.

Jürg Hartmann, Revierförster Gemeinde Seewis Parschientsch 520, CH-7212 Seewis forst.seewis@bluewin.ch

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Armin Notter AG www.notter1.ch

5623 Boswil 056 677 88 00

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Bündner Wald 5/2008 47


Resgia – Report 05/08 Publireportage «Grünes Fell GR », das ist wohl das, was sich jeder Bergsteiger, Naturbewunderer, Mountainbiker, Paraglider, Jäger, Förster und auch Säger vorstellt und wünscht. Der Wald gehörte schon immer zu dieser Region, in der auch keine andere Flächennutzung möglich oder denkbar wäre. Wald ist so viel mehr als Bäume: – Bodenschutz vor Erosion, Aushagerung; – Schutz der Fauna, Unterstände, Brutmöglichkeiten,… – Klimaschutz durch Co2-Umwandlung zu Sauerstoff und Wasserspeicherung; – Der gefühlte Wert beim Anblick der Grünnuancen, beim Einatmen der – Luft, beim Fühlen der angenehmen Kühle an heissen Sommertagen, wenn man in den Schatten eintritt…

Doch auch dieses grüne Fell bedarf der Fellpflege um seine Pracht, Artenvielfalt und Stabilität zu erhalten. Gerade im Bergwald muss mit Mass und Ziel gewirtschaftet werden. Wir als Sägeindustrie haben natürlich ein Interesse, dass auch diese Bewirtschaftung durchgeführt wird, denn ein Grossteil der Wälder unseres Heimatkantons sind Schutzwälder. Die Förster vor Ort kennen die Gegebenheiten vor Ort am besten. Die Bodenbeschaffenheit, die kleinklimatischen Differenzen, aber leider auch die ungenügende Infrastruktur, und die dadurch hohen Bringungskosten, die eine sinnvolle Bewirtschaftung oft unmöglich machen.

Silke Schweizer, Rundholzeinkauf

Schade, denn dies gilt es zu verhindern.

48


Nachhaltige Waldwirtschaft Zum Zeitpunkt des Spatenstichs zur Errichtung des Sägewerks haben Umweltschutzorganisationen ihre Bedenken geäussert, dass auf Grund des neuen Sägewerkes grundlegende Änderungen in der Waldbewirtschaftung eintreten werden. Natürlich führt die steigende Rundholznachfrage zu

vermehrten Holzschlägen, welche im Wald neue Löcher entstehen lassen und das Landschaftsbild verändern werden. Diese Eingriffe sind jedoch kontrolliert und tragen zu einer gesunden und nachhaltigen Waldwirtschaft bei. Jegliche Befürchtungen einer Zerstörung der Landschaft oder eines flächigen Kahlschlags ganzer Gebiete sind unbegründet, da dies einerseits gemäss Waldgesetz verboten ist und andererseits, für zertifiziertes Holz, der Kontrolle durch FSC- und PEFC unterliegt. Bis heute sind bereits mehr als 4 / 5 des Bündner Waldes FSC-zertifiziert. Stallinger Swiss Timber AG ist bemüht vorwiegend FSC bzw. PEFC-zertifiziertes Rundholz einzukaufen und es ist ein Grundsatz der Firma, die Verwendung von Holz zu vermeiden, welches illegal geerntet wurde, von genetisch veränderten Bäumen oder aus nicht zertifizierten, naturnahen Wäldern mit hohem Schutzwert stammt. Eine nachhaltige Bewirtschaftung der Wälder ist zu fördern, bringt sie doch längerfristig betrachtet für alle Beteiligten den grössten Nutzen.

Christian Felix, Prozessund Qualitätsmanagement

Bündner Wald 5/2008 49


Wertholzproduktion im Wandel der Zeit Es ist unbestritten, dass nicht kostendeckende Holzschläge ein Problem für die Waldbesitzer, die Revierförster und die Forstorgane sind. Es ist deshalb naheliegend, dass die Bewirtschafter versuchen, wenigstens kurzfristig den Ertrag der zu betreuenden Wälder zu optimieren. Der Begriff «Wertholz» ändert sich laufend. Während des Studiums hatten wir Gelegenheit, uns in verschiedenen Schweizer Wäldern über die «Optimierungsbemühungen» zu informieren. So wurden in einer nordostschweizerischen Gemeinde grossflächig die ursprünglichen, nicht rentablen Buchenwälder in Nadelmischwälder umgewandelt. Ob heute, nach 45 Jahren bereits Wertholz geerntet werden kann, entzieht sich meiner Kenntnis. In Waldungen der Gemeinde Wasen i.E. diskutierten wir, ob einzelne, alte Weisstannen geerntet werden sollten oder nicht. Prof. Hans Leibundgut plädierte für das Stehenlassen solcher Bäume. Er rechnete uns den zu erwartenden weiteren Wertzuwachs vor. Damals entschieden sich die Burger zusammen mit uns Studenten für das Fällen. Unser Ziel war dem vorhandenen Jungwuchs Platz zu machen. Heute wird kaum mehr genug Zeit vorhanden sein, sich mit Einzelbäumen so intensiv zu befassen. Alte Weisstannen mit grossen Durchmessern sind kaum mehr gefragt. Es ist bereits ein Problem, eine Sägerei zu finden, die derart dicke Stämme zu Nutzholz verarbeitet. Bei Beginn meiner Tätigkeit als Kreisförster des Bezirkes Hinterrhein war die Nachfrage nach Arvenholz sehr gross und die Preise für diese Holzart hoch. Heute ist es schwierig Arvenholz zu einem Preis von Fr. 400.– oder mehr pro m3 abzusetzen. Der russische Zar wollte mit seiner «Entourage» ungestört der Jagd frönen. Er verbot deshalb in Białowieza Holz zu schlagen. 50

Heute sind diese Waldungen auf einem Areal von 1 500 km2 als Urwaldreservat geschützt und dies sowohl auf polnischem als auch auf weissrussischem Staatsgebiet. Das Reservat gilt als Weltnaturerbe der UNESCO und als Biosphärenreservat. Es ist deshalb anzunehmen, dass auch noch in Zukunft wunderschöne, langschaftige Eichen von hoher Qualität bestaunt werden können. Auch dies ist eine Art von «Wertholzerzeugung» – sogar bei aussetzender Nutzung. Die Bewirtschafter von Mittelwäldern hatten zwei Ziele: die Brennholzproduktion und die Nutzholzproduktion. Sie wussten diese Ziele zu vereinen. Die Hagebuchen wurden regelmässig auf den Stock geschnitten, die Eichen fällte man erst, wenn sie zu Nutzholz verarbeitet werden konnten. Sogar zur Erzeugung von Fichtenwertholz Eichen im Urwald Bialowieza. (Bild: Oscar Hugentobler)


kam diese Betriebsart zum Zug. Die früher weitverbreitete Mittelwaldbewirtschaftung hat kaum noch Anhänger. Nur noch wenige Waldpartien zeugen von der ehemals wichtigen Betriebsart. Intensive Holznutzungen schliessen die Erzeugung von Wertholz nicht aus. Die Lichtbaumart Lärche zum Beispiel kann nur verjüngt werden, wenn genügend Raum, Licht und geeignete Böden vorhanden sind. Es ist anzunehmen, dass für schöne Lärchenstämme auch in Zukunft hohe Preise bezahlt werden. Das Lärchenholz ist in den vergangenen Jahren keinen grossen Preisschwankungen unterworfen gewesen. Auch mit anderen Holzarten ist es möglich nach intensiven Holzschlägen Wertholz nachzuziehen. Allerdings werden beim Entscheid für einen grossflächigen Holzschlag (nach früherer Definition «Kahlschlag») die Folgekosten für die Jungwaldpflege kaum in die Berechnung ein bezogen. Dies wäre dringend notwendig, wenn man sich für die Wertholzerzeugung entschliesst. Die gleichaltrige Verjüngung, welche nach den grossflächigen Holzschlägen während des 2. Weltkrieges aufgewachsen ist, erforderte rund 40 Jahre später kostspielige, intensive Jungwaldpflegemassnahmen. Mit diesem Problem müssen sich immer die folgenden Förstergenerationen befassen. Beim Entscheid die Waldungen plenterartig zu bewirtschaften, sind die langfristigen Zielsetzungen kaum ein Problem. Für die Bewirtschafter ist die Situation immer ähnlich: relativ hohe Erntekosten, geringe Schadenanfälligkeit der Waldbestände und kaum Aufwendungen für die Jungwaldpflege.

Ehemaliger Hagenbuchen-Eichen-Mittelwald (Bild: Oscar Hugentobler)

Es führen viele Wege zum Wertholz! Wichtig scheint mir, dass die Personen, die entscheiden dürfen, dies auch tun und sich bewusst sind, was der Entscheid langfristig kostet.

Oskar Hugentobler Forstingenieur ETH Trànter flurs, CH-7440 Andeer hugentobler_forsting.eth@bluewin.ch

Bündner Wald 5/2008 51


Förderung von Laubbaumarten – bei Heimvorteil der Fichte Die Baumartenverteilung in Graubünden, mit 83 % Nadelholz, widerspiegelt typisch die Bestockung und Verhältnisse einer Gebirgsregion. Die meisten Waldbilder sind durch die Dominanz der Fichte geprägt. Die Förderung von Laubbaumarten bei «Heimvorteil» der Fichte ist nicht einfach und schwierig adaptierbar auf Erkenntnisse des Mittellandes. Gezielte und erfolgversprechende Laubholzförderung stösst im Gebirgswald oft an seine Grenzen. Als einzige Regionen in Graubünden zählen die Herrschaft sowie das mittlere und vordere Prättigau zur Standortsregion nördliche Randalpen. Teils gar im hinteren Prättigau z.B. Serneus mit seinen Buchenwäldern oder dem Gruobenstutz, welcher gemäss Standortskartierung ebenfalls ein Laubholzund Tannenstandort ist. Dies ergibt sich aus dem ozeanischen Klimaeinfluss, den hohen Niederschlagsmengen und den mässigen täglichen und jahreszeitlichen Temperaturschwankungen. Schlagfläche «Stürmer» Der Enthalbwald der Gemeinde Küblis liegt in dieser umschriebenen Standortsregion, mit einer vertikalen Verbreitung von 880 –1700 m ü.M. Neben den klimatischen Bedingungen sind auch die standortskundlichen Verhältnisse speziell und verdienen eine nähere Betrachtung. Forstliche Eingriffe sind in diesem höchst produktiven Wald über lange Zeitperioden dokumentiert. Die lenkende Hand des Forstdienstes prägt das Waldbild. Anhand der Schlagfläche «Stürmer» soll aufgezeigt werden, mit welcher Vitalität und Artenvielfalt die Natur reagiert. In der bezeichneten Fläche wurden 21 verschiedene Baum- und Straucharten gezählt. Neben erwartungsgemäss üppig aufkommenden Fichten und Vogelbeeren, sind auf der rund 2 ha grossen Fläche unter anderem 52

Bäumchen hinter Gitter – ohne Schutz vor Wildverbiss hat die Tanne keine Chance (Bild: Sandro Krättli)

auch einzelstammweise Salweide, Traubeneiche, Kirsche, Bergulme und Weisstanne zu finden (Gesamte Liste siehe Tabelle 1). Erkenntnisse aus der Bewirtschaftung seit 1993 Im Betriebsplan der Gemeinde Küblis wird verschiedentlich auf die überdurchschnittliche Bonität des Enthalbwaldes hingewiesen. Folgende waldbaulichen Erkenntnisse sind aus dem Betriebsplan zu entnehmen oder abzuleiten: – gute Stammqualitäten lassen sich v.a. im Enthalbwald produzieren, lange gerade Stämme mit regelmässigen Jahrringen – beim Öffnen des Schirms für die Einleitung der Verjüngung, stellt sich sofort eine üppige Bodenvegetation ein – beim Öffnen von Schlitzen ist auf die natürlichen Waldränder zu achten; die


wenig strukturierten, artenvielfältigen Bereiche bleiben erhalten (v.a. für Schalenwild und Raufuss-Vogelarten) – bei der Einleitung der Verjüngung ist in den schattigen Nordhängen genügend Licht einzubringen; Femelhiebe in der Grösse von 0,5 bis 1,0 ha sind anzustreben – bei der Förderung der Verjüngung hat sich die kleinflächige Räumung des Altbestandes bewährt; die bestehenden Verjüngungszellen entwickeln sich rasch – generell setzt sich von Natur aus genügend Verjüngung ein Bei der aufkommenden natürlichen Verjüngungsvielfalt stellt sich die Frage, wie diese verschiedenen Baumarten gefördert und waldbaulich «mitgenommen» werden können. Die Fichte wird ab dem Baumholzalter den Rest überschirmen. In den nächsten 60

Baumarten

Förderung von Laubbaumarten und Weisstanne Wie vorgängig erwähnt, ist beim gegenwärtigen Wilddruck eine Förderung von Laubbaumarten nur mit gezielten Schutzmassnahmen möglich. Das Äsungsangebot ist in der betrachteten Fläche überdurchschnittlich hoch und ein gewisser Wildverbiss auch geduldet und erwartet. Es zeigt sich jedoch, dass bspw. Weisstanne, Bergahorn und Traubeneiche nur unter Wildausschluss eine Chance haben aufzukommen. Folgende Schutz- und Kontrollmassnahmen werden im Enthalbwald angewendet.

Name

Vorkommen

2

Aspe Bergahorn

einzelbaumweise (selten) flächig stark

beiläufig Z-Baum-Verfahren

3

Bergulme

einzelbaumweise (selten) -

Einzelbäume vb fördern

4

Birke

truppweise

teilweise

beiläufig

5

Buche

flächig

teilweise

-

6

Esche

truppweise

stark

-

7

Fichte

flächig

teilweise

-

8

Kirsche

einzelbaumweise (selten) -

Einzelbäume wb fördern

9

Salweide

einzelbaumweise

-

-

10 Traubeneiche

einzelbaumweise

stark

Einzelschutz

11 Vogelbeere

flächig

stark

-

12 Weisstanne

einzelbaumweise

stark

Einzelschutz

13 Alpen Geissblatt

einzelstrauchweise

-

einz. Blössen freihalten

14 Berberitze

einzelstrauchweise

-

einz. Blössen freihalten

15 Gemeines Geissblatt

einzelstrauchweise

-

einz. Blössen freihalten

16 Gemeiner Schneeball

einzelstrauchweise

-

einz. Blössen freihalten

17 Hasel

einzelstrauchweise

-

einz. Blössen freihalten

18 Mehlbeere

einzelstrauchweise

-

einz. Blössen freihalten

19 Schwarzdorn

einzelstrauchweise

-

einz. Blössen freihalten

20 Schwarzer Holunder

einzelstrauchweise

-

einz. Blössen freihalten

21 Weissdorn

einzelstrauchweise

-

einz. Blössen freihalten

1

Straucharten

bis 80 Jahren können aber gezielt Laubbaumarten gefördert werden. Dies natürlich nur solange sich die finanziellen Aufwendungen in einem angemessenen Rahmen befinden, was sich beim gegenwärtigen Wilddruck jedoch frappant erschwert.

Verbissintensität

Förderung

Bündner Wald 5/2008 53


Einzelschutz aus Holz für Nussbaum. (Bild: Sandro Krättli)

Kontrollzaunfläche wird jährlich aufgenommen

«Der Pflog gibt die Richtung vor – frühe Laubholz­

und fotografisch dokumentiert – deutlich zu sehen

pflege bei der Eiche» (Bild: Sandro Krättli)

die Veränderung zwischen 1997, 2003 und 2007) (Bild: Roman Wieser)

54


Früher Kronenschnitt bei der Eiche hilft den Schneedruck zu minimieren – die Baumart wirft ihr Blattwerk nur zögerlich ab und ist daher speziell gefährdet (Bild: Sandro Krättli)

– Einzelschütze mit Drahtgitter für Traubeneiche, Weisstanne – Einzelschütze mit Holzlatten für Nussbaum, Traubeneiche und Linde – Schälschütze bei Weisstanne und Fichte (Polynet bei > 10 cm und Capricolanstrich bei < 10 cm) – Kontrollzaun 10 x 10 m mit jährlicher Aufnahme zur Kontrolle und Überwachung des Wildeinflusses (Bildvergleich Tuss Aufnahmen 2003 und 2007 ); jede Weisstanne ist darin mit einem Armierungseisen markiert – vereinzelt chemischer Verbissschutz (muss jährlich wiederholt werden) Zukunft mit Herrschaft der Fichte Die waldbauliche Erfahrung im gesamten Enthalbwald zeigt, wie dominant die Fich-

te in der Baumholzphase ist und förmlich davonzieht – ja über eine Zeitachse von 200 –250 Jahren wird die Fichte als Hauptbaumart die natürliche Sukzession bestimmen. Baumhöhen von bis zu 40 m sind keine Seltenheit. Als einzige Baumart im Nebenbestand kann sich der Bergahorn halten. Die Fichte kommt somit an die «Macht», ohne dass sie vom Forstdienst speziell gefördert wird. Über eine doch ansehnliche Zeit kann jedoch das Waldbild mit Laubbaumarten ergänzt werden. Das Artenspektrum auf möglichst lange Zeit breit zuhalten, ist ein erklärtes forstliches Ziel im Enthalbwald. Neben dem hohen ökologischen Wert ist das Waldbild attraktiv für Erholungssuchende und wirtschaftlich gesehen mit einzelnen lukrativen Stämmen bestückt.

Roman Wieser, Revierförster Gemeinde Küblis und Conters Werkhof, CH-7240 Küblis rfa.wieser@bluewin.ch

Sandro Krättli, Regionalforstingenieur Amt für Wald Graubünden Sagastägstr. 96, CH-7220 Schiers sandro.kraettli@afw.gr.ch

Bündner Wald 5/2008 55


CO2-Senken: Möglichkeiten, Grenzen im Gebirgswald 1. Ausgangslage Kohlenstoffsenken, die durch die Waldbewirtschaftung entstehen, können in der Schweiz im Rahmen des Kyoto-Protokolls angerechnet werden. Eine Waldsenke gemäss Kyoto-Protokoll entsteht durch die Zunahme der lebenden Baum-Biomasse und des Bodenkohlenstoffes. Würde der im genutzten Holz eingelagerte Kohlenstoff miteinbezogen, wäre die Kohlenstoffbilanz langfristig am besten, wenn bei der Waldbewirtschaftung eine maximale nachhaltige Zuwachsleistung angestrebt, dieser Zuwachs gleichzeitig abgeschöpft und das genutzte Holz für langlebige Holzprodukte verwendet würde (Taverna et al., 2007 ). Die Holzverarbeitungskette wird bei der Kohlenstoffbilanzierung nach Kyoto-Protokoll aber nicht berücksichtigt. Eine maximale Senke im Wald wird somit durch eine Aufstockung der Holzvorräte infolge einer minimalen Waldbewirtschaftung erreicht. Eine solche Senke ist aber nicht nachhaltig, da sich nicht nur die Vorräte nicht beliebig erhöhen lassen, sondern auch die natürliche Mortalität mit zunehmenden Bestandesdichten ansteigt und der auf den Waldboden gelangende Kohlenstoff zunehmend wieder in die Atmosphäre emittiert wird. Bei der gegenwärtigen und auch künftig zu erwartenden Holznachfrage erscheint eine minimale Waldbewirtschaftung unrealistisch. Ein Aufbau von Kohlenstoffsenken durch Einschränkung der Holznutzungen an Standorten mit hohen Holzerntekosten und defizitärer Waldbewirtschaftung kann hingegen sinnvoll sein. 2. Waldbewirtschaftungs-Szenarien Es wurden drei Waldbewirtschaftungsszenarien A–C jeweils für die Wirtschaftsregionen Mittelland-Ost und Südostalpen gerechnet, um Möglichkeiten, Kohlenstoff-Senken zu 56

bilden, abschätzen und bewerten zu können und gleichzeitig einen Vergleich zwischen einer Mittelland- und einer Gebirgsregion zu erhalten. Die beiden Regionen haben eine vergleichbare produktive Waldfläche von 108 000 ha, bzw. 124 000 ha. Die Region Südost-Alpen umfasst den ganzen Kanton Graubünden mit Ausnahme des Misox und des Puschlav. Das verwendete Szenario-Modell MASSIMO (Kaufmann, 2001) basiert auf den Daten des zweiten Landesforstinventars von 1995 ( LFI2 ). Danach betrugen die damaligen Vorräte in der betrachteten Mittellandregion 420 m3 /ha und in der betrachteten Alpenregion 300 m3 /ha. Die Nutzungen an verwertbarem Derbholz betrugen 1,1 Mio. m3/ Jahr in der Mittelland- und 0,33 Mio. m3/ Jahr in der Alpenregion, der Bruttozuwachs an Schaftholz in Rinde lag bei 13,4 m3 /ha u. Jahr, bzw. bei 6,0 m3 /ha u. Jahr. Grundlage für die Herleitung der im Modell implementierten Waldbewirtschaftungstechniken bildeten die Forstinventare LFI1 und LFI2 von 1985 und 1995 : Szenario A (Basis-Szenario): Der stehende Vorrat bleibt langfristig ( 100 Jahre) unverändert. Die jährlich zu verjüngende Fläche im gleichförmigen Hochwald wird so bemessen, dass sich langfristig ein ausgeglichener Altersklassenaufbau des Waldes mit Umtriebszeiten von ca. 110 Jahren im Mittelland und ca. 180 Jahren im Alpengebiet ergibt. Eingriffstechnik, Intensität und Periodizität von Durchforstungen entsprechen den Verhältnissen zwischen 1985 und 1995. Szenario B (Verminderte Holznutzungen): Die Waldbewirtschaftung wird extensiviert. Die Holznutzung wird in den ersten beiden Jahrzehnten gegenüber 1986 –1996 um ca. 50 % reduziert. Die kontinuierlich steigenden Holzvorräte lassen die Derb-


holznutzungen bei unveränderter Waldbewirtschaftungsstrategie allmählich ansteigen (Abb. 4 ). Die Reduktion der Nutzung gegenüber Szenario A beträgt im Zeitraum 2006 –2050 durchschnittlich noch 35–40 %, im Zeitraum 2051–2096 noch 15–20 %. Szenario B führt zu einer Vorratserhöhung von ca. 50 % in 90 Jahren. Es werden pro Jahr wesentlich weniger Bestände durchforstet als in Szenario A, Eingriffsstärke und -technik in den einzelnen Beständen bleiben aber gegenüber dem Basis-Szenario unverändert. Es werden vermehrt Reservate ausgeschieden. Im Alpengebiet werden Bestände, in denen der Holzernteaufwand nach LFI2 über 150.–/m3 lag oder in die seit 50 Jahren nicht mehr eingegriffen wurde, nicht mehr bewirtschaftet. Im Mittelland liegen die entsprechenden Grenzen für den Holzernteaufwand bei Fr. 100.– und bei 30 Jahren seit dem letzten Eingriff. Dies betrifft in der Alpenregion 40 %, in der Mittellandregion 25 % des gleichförmigen Hochwaldes. Szenario C (Minimale Waldbewirtschaftung): Die Waldbewirtschaftung beschränkt sich auf Eingriffe im Gebirgsschutzwald und auf Sanitärhiebe. Dies führt zu einer Vorratserhöhung um 100 % in 90 Jahren in der Mittelwaldregion und um 55 % in der Alpenregion. Wie gross die Vorratsdifferenz am Ende gegenüber dem Anfang einer jeweils betrachteten Zeitperiode ist und wie hoch Zuwachs und Abgang im gleichen Zeitraum durchschnittlich liegen, wird in Tab. 1 für die verschiedenen Szenarien gezeigt, jeweils für Zeit der ersten Verpflichtungsperiode des Kyoto-Protokolls ( 2008–2012 ), für die ersten 20 Jahre ( 2006–2025 ), für die ersten 45 Jahre ( 2006–2050 ) sowie für die zweiten 45 Jahre ( 2051–2096 ). Bei den Szenarien B und C nimmt der Vorrat von 2051 bis 2096 ge-

genüber 2050 in der Mittellandregion wieder ab, in der Gebirgsregion ist die Zunahme in den zweiten 45 Jahren sehr viel geringer als in den ersten. Differenzierte waldbauliche Betrachtungen dieser Szenario-Resultate, welche alle auf den grossräumigen Stichprobenerhebungen des LFI beruhen, sind nicht möglich. Das verwendete Bodenmodell YASSO (Liski et al. 2005) wurde von E. Thürig ( 2005 ) für schweizerische Bodeneigenschaften (mit Berücksichtigung der klimatischen Verhältnisse) parametrisiert und in das Modell MASSIMO eingebaut. Bei allen Szenarien nimmt danach der Gehalt an Boden-Kohlenstoff kontinuierlich und langsam zu. Bei einem Anfangsgehalt von 112 t C /ha beträgt diese Zunahme in der Alpenregion bis ins Jahr 2095 bei Szenario A 7 t C /ha, in Szenario B 15 t C /ha und in Szenario C 21 t C /ha. In der Mittellandregion sind es entsprechend 9 t C /ha, 46 t C /ha und 90 t C /ha bei einem Anfangsgehalt von 116 t C /ha. Im Vergleich dazu beträgt der Anfangsgehalt an Kohlenstoff in der lebenden Baum-Biomasse in der Mittellandregion 150 t C /ha und in der Alpenregion 100 t C / ha (Abb. 1 ). 3. Kohlenstoffbilanzen Szenario A: Bleiben die Vorräte konstant, ist die Kohlenstoffbilanz aufgrund der CO2Emissionen aus dem am Boden verrottenden Holz leicht negativ (Abb. 3 ). Szenario C: Bei einer starken Erhöhung der Vorräte, d.h. bei starker Reduktion der Holznutzungen, geht der Zuwachs kontinuierlich zurück. Gleichzeitig steigen die Abgänge (Nutzung und natürliche Mortalität) infolge der Zunahme der natürlichen Mortalität an. Deutlich tritt dies für die Mittellandregion in Erscheinung (Abb. 4 ). In der Alpenregion sind diese Tendenzen wesentlich schwächer Bündner Wald 5/2008 57


ausgeprägt. Bei stark verminderter Nutzung wird der Kulminationspunkt für die lebende Baumbiomasse im Mittelland nach etwa 50– 60 Jahren erreicht (Abb. 2 ). Auch in der Alpenregion flacht sich nach dieser Zeit die Zunahme stark ab. Die ausbleibende Zunahme an Baum-Biomasse, ein Zuwachsrückgang und vermehrte natürliche Abgänge, welche für erhöhte CO2-Emissionen verantwortlich sind, ergeben nach ca. 50–60 Jahren in der Mittellandregion eine negative Kohlenstoffbilanz, d.h. der Wald wird wieder zu einer Kohlenstoffquelle. In der Alpenregion stagniert die Bilanz nach dieser Zeit (Abb. 2, 3 ), der Wald wird hier nicht zu einer Quelle, er ist aber auch keine Senke mehr. Szenario B: Mit einer Reduktion der Holznutzung gemäss Szenario B dürfte ungefähr das maximale Senkenpotenzial zu erreichen sein, wenn neben der Kohlenstoffbindung auch den anderen Waldfunktionen genügend Rechnung getragen wird. Im Zeitraum der ersten Verpflichtungsperiode des Kyoto-Protokolls ( 2008–2012 ) wird mit Szenario B im Wald der Mittellandregion ca. 7.2 Mio. t CO2 mehr gebunden als mit Basis-Szenario A (nach Tab.2), im Wald der Alpenregion auf vergleichbarer Waldfläche ca. 1,2 Mio. t. Rechnet man für die Abgeltung von Waldsenken mit dem von Volz ( 2008 ) für die Emissionsrechte angenommenen durchschnittlichen Preis von Fr. 10.– pro t CO2, ergeben sich entsprechend Fr. 130.–/ha Waldfläche und Jahr in der Mittellandregion und Fr. 20.–/ha und Jahr in der Alpenregion. In beiden Regionen wären dies Fr. 15.– für jeden m3 Derbholz, auf dessen Nutzung zugunsten der Kohlenstoffbindung verzichtet wurde. Auch die in Szenario B gebildeten Senken liessen sich aber nur eine begrenzte Zeit erhalten. Tab. 2 zeigt, dass der Wald in der Mittellandregion nach 58

ca. 50 Jahren zu einer Kohlenstoffquelle würde und die Senkenwirkung in der Alpenregion nur noch sehr bescheiden wäre. Die Kohlenstoff-Bilanz in Szenario B sieht aber in der Alpenregion auch langfristig betrachtet besser aus als im Basis-Szenario A. 4. Folgerung Die Bedeutung von Waldsenken darf nicht überschätzt werden: eine Reduktion der gesamtschweizerischen Nutzung von heute 5,6 Mio. m3 Derbholz pro Jahr um 30 % ergäbe beispielsweise eine Senke von ca. 6 Mio. t CO2 jährlich, dem gegenüber steht in der Schweiz eine jährliche Emission von 45 Mio. t CO2. Gemäss Kyoto-Protokoll dürfen in der Schweiz Kohlenstoffsenken, die durch eine daraufhin ausgerichtete Waldbewirtschaftung entstehen, bis zu einer Gesamtmenge von 1,8 Mio. t CO2/Jahr angerechnet werden. Die Region Südost-Alpen könnte mit Szenario B 0,25 Mio. t CO2/Jahr im Wald zusätzlich speichern, das Mittelland-Ost mit dem gleichen Szenario auf einer vergleichbaren Waldfläche 1,4 Mio. t CO2/ Jahr. Die Mittellandregion würde damit ca. 78 % der für das ganze Land anrechenbaren Leistung erbringen, die Alpenregion 15 %. Die Senkenleistung eines Gebirgswaldes ist im Vergleich zu einem Wald im Mittelland gering, selbst bei einer Reduktion der Holznutzungen um 50 %, wie in Szenario B angenommen wurde. Für einzelne Waldbesitzer könnte es sich allenfalls lohnen, auf Standorten mit hohen Holzerntekosten und ohne spezielle Schutzfunktion auf eine Holznutzung zu verzichten und Waldbestände auszuscheiden mit der vorrangigen Funktion, Kohlenstoff zu binden, wenn eine finanzielle Abgeltung in Aussicht stünde. Einen wichtigen Beitrag zum Klimaschutz aber würden sie damit nicht leisten.


Abb. 1: Szenarien A, B, C : Kohlenstoffgehalt in Baumbiomasse und im Boden und Kohlenstoff-Emissionen aus dem Wald, Jahre 2006–2096

A Kohlenstoff

A Kohlenstoff

(Summe seit 2006)

200 100

0 2036

2066

400

400

300

300

200 100 0

2096

200 100 0

2006

Mittelland

2036

2066

2096

2006

Alpen

B Kohlenstoff

300

300

300

C in t/ha

400

C in t/ha

400 200 100

2006

2036

Alpen

2066

200 100 0

0

0

2096

(Summe seit 2006)

400

100

2066

C Kohlenstoff

(Summe seit 2006)

200

2036

Mittelland

C Kohlenstoff

(Summe seit 2006)

C in t/ha

(Summe seit 2006)

C in t/ha

300

C in t/ha

C in t/ha

400

2006

B Kohlenstoff

(Summe seit 2006)

2006

2096

2036

2066

2006

2096

Mittelland

2036

2066

2096

Alpen

C in lebender Baumbiomasse Boden-C C-Emissionen

Abb. 2: Szenarien A, B, C : Kohlenstoffbilanz in den Jahren 2006–2096. (Bilanz: Kohlenstoff in der lebenden Baumbiomasse und Boden-Kohlenstoff abzüglich Kohlenstoff-Emissionen

A Kohlenstoffbilanz 2006

2036

2066

2006

2096

2036

2066

2096

0 -50 -100

200 C in t/ha

50 0

-50

-100

200

200

50 0

150

C in t/ha

C in t/ha

100

100

50

Alpen

2096

150

100

50 0

0

2066

2096

(Summe seit 2006)

200

150

2066

C Kohlenstoffbilanz

C Kohlenstoffbilanz

(Summe seit 2006)

(Summe seit 2006)

2036

Mittelland

Alpen

B Kohlenstoffbilanz

2036

50 2006

Mittelland

2006

150

100 0

-150

-150

C in t/ha

(Summe seit 2006)

(Summe seit 2006)

C in t/ha

C in t/ha

50

B Kohlenstoffbilanz

A Kohlenstoffbilanz

(Summe seit 2006)

2006

2036

2066

Mittelland

2096

2006

2036

2066

2096

Alpen Bündner Wald 5/2008 59


Abb. 3: Szenarien A, B, C : Kohlenstoffbilanz in den Jahren 2006–2096. (Bilanz: Kohlenstoff in der lebenden Baumbiomasse und Boden-Kohlenstoff abzüglich Kohlenstoff-Emissionen aus dem Wald

A Kohlenstoffbilanz

A Kohlenstoffbilanz

5 0 -5 2036

2066

10 5 0 -5 2006

2096

B Kohlenstoffbilanz

2006

0 -5

0 -5 2006

Alpen

2036

2096

(jährlich)

5

2096

2066

C Kohlenstoffbilanz

C in t/ha u. Jahr

5

2036

Mittelland

10

C in t/ha u. Jahr

C in t/ha u. Jahr

-5

2096

(jährlich)

10

2066

2066

5 0

B Kohlenstoffbilanz

(jährlich)

2036

2036

10

Alpen

Mittelland

2006

(jährlich)

C in t/ha u. Jahr

10

2006

B Kohlenstoffbilanz

(jährlich)

C in t/ha u. Jahr

C in t/ha u. Jahr

(jährlich)

2066

10 5 0 -5 2006

2096

2036

2066

2096

Alpen

Alpen

Abb. 4: Szenarien A, B, C : Zuwachs und Abgang (Abgang = Nutzung + Mortalität), Schaftholz in Rinde, in den Jahren 2006–2096

15

5 0 2007–2016

2047–2056

C in t/ha u. Jahr

C in t/ha u. Jahr

C in t/ha u. Jahr

20

20

10

15 10 5 0 2007–2016

2087–2096

2087–2096

2007–2016

5 0

C Zuwachs/Abgang

15 10 5 0

2047–2056

Alpen Zuwachs (Schaftholz in Rinde) Abgang (Schaftholz in Rinde)

2087–2096

2087–2096

20

C in t/ha u. Jahr

C in t/ha u. Jahr

15 10

2047–2056

Mittelland

20

2007–2016

5 0

C Zuwachs/Abgang

B Zuwachs / Abgang 20

C in t/ha u. Jahr

2047–2056

15 10

Alpen

Mittelland

60

B Zuwachs/Abgang

A Zuwachs/Abgang

A Zuwachs/Abgang 20

2007–2016

2047–2056

Mittelland

2087–2096

15 10 5 0 2007–2016

2047–2056

Alpen

2087–2096


Abb. 5: Szenarien A, B, C : Nutzung an Derbholz in den Jahren 2006–2096

A Derbholznutzung

A Derbholznutzung 1.5

1 0.5

1.5

Mio. m 3/Jahr

Mio. m 3/Jahr

Mio. m 3/Jahr

1.5

1 0.5 0

0 2007–2016

2047–2056

2047–2056

2087–2096

2007–2016

C Derbholznutzung

1 0.5

C Derbholznutzung

1 0.5 0

0 2087–2096

2087–2096

1.5

Mio. m 3/Jahr

Mio. m 3/Jahr

1.5

2047–2056

Mittelland

1.5

2047–2056

0.5

Alpen

B Derbholznutzung

2007–2016

1

0

2007–2016

2087–2096

Mittelland

Mio. m 3/Jahr

B Derbholznutzung

1 0.5 0

2007–2016

2047–2056

2087–2096

2007–2016

2047–2056

Mittelland

Alpen

2087–2096

Alpen

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Im Dezember 2008 beginnt am Bildungszentrum Wald Maienfeld ein weiterer

Modul-Lehrgang «Seilkran-Einsatzleiter» mit den folgenden Modulen: Modul

Datum

Kosten

E22 Unterhalt und Kontrolle von Seilkrananlagen

15. 12. bis 19. 12. 08

Fr.

700.–

E15 Bau und Betrieb von Seilkrananlagen

23. 03. bis 27. 03. 09

Fr.

700.–

E23 Feinerschliessung im Seilkrangelände

25. 05. bis 29. 05. 09

Fr.

600.–

E24 Detailplanung und Projektierung von Seilkrananlagen

08. 06. bis 19. 06. 09

Fr. 1 200.–

Interessenten erhalten weitere Informationen und Anmeldeunterlagen über das Sekretariat des Bildungszentrums Wald Maienfeld oder unter www.bzwmaienfeld.ch. Tel. 081 303 41 41 / Fax 081 303 41 10 / E-Mail beat.jaeger@bzwmaienfeld.ch

Bündner Wald 5/2008 61


Szenario

Periode

Vorratsdifferenz

Zuwachs

Abgang (Nutzung und nat. Mortalität)

m3/ha Summe

m3/ha u. Jahr

m3/ha u. Jahr

A Mittelland

2008–2012 2006–2025 2006–2050 2051–2095

0 0 1 2

15.4 14.7 14.6 13.9

15.4 14.7 15.5 13.7

B Mittelland

2008–2012 2006–2025 2006–2050 2051–2095

50 160 290 -54

17 16.8 16.6 13.9

1 8.5 10.6 14.6

C Mittelland

2008–2012 2006–2025 2006–2050 2051–2095

80 274 504 -96

18.6 18.4 17.4 11.5

2.6 4.2 7.3 13.8

A Alpen

2008–2012 2006–2025 2006–2050 2051–2095

5 10 -4 -15

5 5 4.8 4.2

4.3 4.5 4.8 4.7

B Alpen

2008–2012 2006–2025 2006–2050 2051–2095

15 60 106 20

5.2 5.5 5.3 4.4

2.3 2.5 3.1 3.9

C Alpen

2008–2012 2006–2025 2006–2050 2051–2095

14 60 137 40

5.3 5.6 5.5 4.6

1.9 2.3 2.7 3.9

Schaftholz in Rinde

Tab. 1: Szenarien A, B, C : Vorratsdifferenz, Zuwachs u. Abgang in den Perioden 2008–2012, 2006–2015, 2006–2050 und 2051–2095

62


Quellen: Kaufmann, E. ( 2001 ): Prognosis and mana­ gement scenarios. In: Brassel P, Lischke, H. editors: Swiss National Forest Inventory: Methods and models of the second assess­ ment. WSL, Birmensdorf, S. 197–206 Liski J. Palosuo T., Peltoniemi M., Sievänen R. ( 2005 ): Carbon and decomposition model Yasso for forest soils. Ecol. Model. 189 : 168 –182 Taverna R., Hofer P., Werner F., Kaufmann E., Thürig E. ( 2007 ): CO2-Effekte der Schwei­ zer Wald- und Holzwirtschaft. BAFU, Bern, Umwelt-Wissen 0739. 102 S.

Thürig E. ( 2005 ): Carbon budget of Swiss forests: evaluation and application of em­ pirical models for assessing future manage­ ment impacts. Diss. ETH No. 15872 Volz R. ( 2008 ): Was bringt Senkenanrech­ nung für Waldeigentümer und Forstbetrie­ be? Schweiz. Zeitschr. F. Forstwesen 150 : in Druck

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Bündner Wald 5/2008 63


Selvicoltora e dinamica del bosco di pini silvestri a Brusio Da anni, il bosco della Sponda sinistra del Comune di Brusio, da La Motta di Miralago a 960 m fino al piede della montagna in zona Campascio fino sotto il paese di Viano, era considerato molto stabile e necessitoso di poche cure selvicolturali. Da un’analisi più dettagliata durante il rilievo dei soprassuoli di tutto il Comune di Brusio nel 1998 –1999, ci siamo resi conto che in modo particolare il bosco della Livera, a sud di Miralago, necessitava di cure selvicolturali per favorire il ringiovanimento del bosco (tagli per l’introduzione del novellame), in quanto si riteneva il bosco instabile causa le numerose piante vecchie di pino silvestre presenti nei soprassuoli. Dal 1994 in poi, i boschi di pino silvestre del Comune di Brusio sono stati danneggiati dal bostrico (ips acuminatus). Se all’inizio il problema era molto locale, ci si è resi conto rapidamente che l’estensione a tutti i boschi di pino silvestre del Comune di Brusio non era da escludere. Problemi della lotta contro i danni del bostrico Al subentrare dei danni, in aumento già a partire dal 1994, si ha previsto di lottare tagliando a raso i pini danneggiati ed asportando tutto il legname fuori dall’area boschiva. Il novellame dopo 10 anni, con le piante in depe­ rimento (2004) (Bild: Gilbert Bergier)

64

Bosco danneggiato sulla sponda sinistra (2008) (Bild: Gilbert Bergier)

Questi lavori, difficili e pericolosi in quanto il terreno è molto ripido e sassoso, hanno dato un risultato positivo all’inizio. Tuttavia, ben presto abbiamo dovuto arrenderci in quanto il danno si è esteso a tutti i boschi della Sponda sinistra, senza possibilità di lotta diretta. Strategie sviluppate Una lotta diretta ai danni del bostrico non è possibile (impossibilità di riconoscere le piante portatrici del bostrico, dato che esso sparisce dalla pianta danneggiata prima di un cambio di colore nella chioma). Abbiamo dovuto ridurre gli interventi nel bosco nel modo seguente: – boschi siti direttamente sotto la strada cantonale per Viano e la Ferrovia e la strada cantonale, lungo il bosco della Livera: le piante danneggiate vengono tagliate, depositate in diagonale sul pendio o trasportate fuori del bosco qualora il materiale depositato sul terreno è di quantità troppo elevata, – per il bosco rimanente: il costo elevatissimo per il taglio delle piante danneggiate e l’asporto dal bosco rende insensato un allontanamento sistematico delle piante danneggiate. Dunque, le piante secche rimangono in piedi.


– zone dove i pini silvestri sono stati abbandonati in piedi: troviamo un novellame alquanto forte, però con una varietà di specie arboree leggermente inferiore. Dopo 10 anni constatiamo il cedimento dei primi pini secchi. I tronchi cadono per terra senza danneggiare il novellame.

Pure all’interno del bosco si constata che la funzione di protezione è garantita, anche se non si può escludere la caduta di sassi. (Bild: Gilbert Bergier)

Valutazione della strategia scelta L’analisi dell’evoluzione del danno al pino silvestre è stata seguita strettamente dall’Ufficio forestale dei Grigioni e dall’Istituto federale di ricerca per la foresta, la neve e il paesaggio WSL. La scelta della strategia è stata dettata da una parte dai costi elevati e dall’altra da un argomento ecologico. Le piante secche, rimanendo in piedi, offrono una protezione contro la’insolazione allorchè il terreno disboscato a raso rimane molto più secco, ciò che favorisce la crescita di nuovi pini silvestri. Risultati dopo 10 anni: – zone dove è stato eseguito un taglio raso: il novellame naturale si è sviluppato molto bene, e dopo 10 anni ci troviamo già in presenza di una spessina alta oltre i 4 m. Le piante presenti sono molto variate (pino silvestre, larice, abete rosso, quercia, betulla, tremolo, tiglio).

Conclusione Il taglio raso ha favorito l’insediamento di numerose piante con una ripartizione ideale su più speci arboree. Il contrasto con il bosco abbandonato a sé stesso è rilevante ma, dal punto di vista strategico, sia il taglio raso che l’abbandono del bosco permette il ritorno del novellame stabile e variato. Un taglio raso di tutto il bosco danneggiato è da escludere per l’estenzione e la mancata funzione di protezione. Dunque, la strategia scelta si è rilevata giusta e permette di intravedere una soluzione a lungo termine, malgrado tutto il bosco di pino stia deperendo. Per il momento la funzione di protezione non è minacciata. Tutavia si è rilevato puntualmente un aumento della caduta sassi, difficile da valutare se dovuta più alla moria del bosco o al periodo intenso di siccità tra il 2003 e 2007.

Gilbert Bergier Regio Grigioni medidionale Via Olimpia, CH-7742 Posciavo gilbert.berchier@afw.ch

Bündner Wald 5/2008 65


Die Waldföhre – Waldbau bis Hausbau Vom Waldbau… Die Waldungen von Trimmis stocken zum Teil auf den ausgedehnten Rüfenablagerungen vom Montalin und dem Fulberg. Der leicht verwitternde Bündner Schiefer der beiden Berge hat hier die Landschaft geformt und grosse Rüfedeltas gebildet. Auf diesen durchlässigen, oft trockenen Standorten, hat sich die Waldföhre zu geschlossenen Beständen ausgebildet. Die Waldföhre erreicht hier 16 % des Vorrates, jedoch nur 1% der Jungwaldfläche. Die natürlichen Gegebenheiten in den Waldungen von Trimmis sind oft auf die Bedürfnisse der Waldgesellschaft «Seggen Buchenwald mit Föhre» zugeschnitten. Die Bewirtschaftung hat sich schon früher stark auf die Föhre abgestimmt, sie erreichen hier Baumlängen bis 35 Meter und Stamminhalte von bis 4 Tfm. Verjüngung Die Waldföhre zeigt sich als schwieriger Zögling. Zum einen benötigt sie für die Verjüngung mineralischen Boden zum Beispiel bei Rüfenüberflutung oder sonst mindestens Keimbeete ohne Grasbewuchs; zum anderen besteht noch der Wild-Konflikt. Junge Föhren werden vom Wild, ähnlich der Weisstanne sehr stark angegangen. Im JungFöhren-Jungwuchs, natürlich entstanden auf aufgeschütteter Böschung.

66

Als Überhälter können Föhren eine Baumgeneration länger stehen bleiben. (Alle Bilder: Adolf Hemmi)

wuchsstadium werden die Knospen verbissen und im Dickungs- und Stangenholzalter werden die Stämme gerne geschält. Wirklich schöne Föhren-Verjüngungen gedeihen in Trimmis nur innerhalb von Wildschutzzäunen. Eine gute Ansamung entsteht, wenn durch Entfernen von Buchen vegetationsfreier Boden mit Laubstreu entstanden ist. Im Dickungs- und Stangenholzalter ist die Föhre wegen ihrer Neigung zu Grobastigkeit möglichst dicht zu halten. Es ist jedoch darauf zu achten, dass die Krone immer frei steht. Im Jugendalter wird die Föhre oft von Buche, Fichte und Vogelbeere bedrängt. Eine dauernde, intensive Pflege ist hier wohl angezeigt.


Dem Jungwuchs entwachsen, heisst noch nicht

Baumholz; durchforstung dringend.

überstanden.

Die feine Föhrenrinde an Krone und Ästen wird

Die Riegelkonstruktion steht. Der Zimmermann

vom Wild gerne angenommen.

wollte selbst als Firstbaum eine Föhre.

Bündner Wald 5/2008 67


Ein weiteres Problem entsteht bei Durchforstungen mit Holzanfall. Weil der Absatz von Föhren-Schwachholz nur zu sehr niedrigen Verkaufspreisen realisiert werden kann, ist man als Betriebsleiter oft dem Dilemma der Wirtschaftlichkeit ausgesetzt. Gerne werden solche Investitionen zurückgestellt. Dank der Waldföhre entstehen jedoch sehr stabile und landschaftlich sehr schöne Wald­ungen. Vermag die Föhre doch grosse Nassschneelasten auf ihren grossen Kronen zu tragen. Zum Hausbau In den 80er Jahren konnten wir Föhrenholz immer wieder für Konstruktionsholz nach Liste aufrüsten und zu einem guten Preis verkaufen. Später ist der Trend zu diesem Holz total zum Erliegen gekommen. Bald kein Abnehmer wollte diese Holzart einkaufen. Der Absatz ging höchstens noch als Verpackungsware zum entsprechend tiefen Preis. Meine Frau Helen und ich entschieden uns ein Eigenheim zu bauen. Wir einigten uns darauf, dass sie für die Einteilung und Inneneinrichtung zuständiger Chef sei, ich dagegen für die Gebäudekonstruktion und Baumaterialwahl. Meine Vorliebe zu Föhrenholz konnte ich so richtig in die Tat umsetzen. Wir entschieden uns, das Erdgeschoss in Beton zu bauen die beiden Obergeschosse jedoch in Riegelbau zu konstruieren. Föhrenholz sollte für die

68

Die Aussenschalung aus Föhrenholz; nach 10 Jahren die erwartete Färbung des naturbelassenen Holzes.

ganze Holzkonstruktion herhalten. Selbst die Dachschalung sowie die Aussenschalung ist mit Föhrenholz erstellt worden. Alles Holz wurde naturbelassen. Bei der Dacheindeckung musste ich klein beigeben: meine Partnerin und der Architekt wollten um keinen Preis Föhrenschindeln auf das Dach legen. Mit einer Aussenisolation haben wir dem Haus den Stil des früher hier stehenden Gebäudes zurückgegeben und die Holzkons­ truktion unterbrochen.

Adolf Hemmi, Revierförster Forst- und Werkbetrieb Trimmis Werkhof, CH-7203 Trimmis adolf.hemmi@trimmis.ch


Instrumente zur nachhaltigen Waldbewirtschaftung Der Begriff «Nachhaltigkeit» ist heute zu einem Modebegriff für sehr viele Wirtschaftszweige geworden. Im Wald ist der Begriff bekanntermassen schon sehr lange verwendet und auch konkret umgesetzt worden. Im Kanton Graubünden stammt der erste gesetzgeberische Versuch den Wald nachhaltig zu bewirtschaften aus dem Jahre 1839. Richtig Wirkung zeigte aber erst die Forstordnung von 1886, als der Kanton den Waldeigentümern Beiträge an die Erarbeitung der Wirtschaftspläne gewährte. Die forstliche Planung wurde zum wichtigsten Instrument für die Steuerung und Kontrolle der nachhaltigen Waldbewirtschaftung. Standen während 150 Jahre der Vorrat, der Zuwachs und die Nutzungen im Zentrum der Betrachtungen so muss heute der Begriff «Nachhaltigkeit» auch bei der Waldbewirtschaftung viel weiter gefasst werden. Im Vordergrund der ersten Planungswerke standen die Waldvermessung und die Vorratsermittlung. Der Wald wurde in Abteilungen von 5 –20 ha eingeteilt und diese zu Betriebsklassen von 100–200 ha zusammengefasst. Die Abteilung wurde zur kleinsten Einheit für die Steuerung und Kontrolle der nachhaltigen Waldbewirtschaftung. Die Vorratsermittlung erfolgte bis 1980 mittels Vollkluppierung, es wurden alle Bäume ab 16 cm Brusthöhendurchmesser ( BHD ) ­kluppiert. Die Kontrolle der Nutzungen erfolgte bis 2005 mit der Stehendkontrolle, bei welcher der Förster bei allen genutzten und abgegangenen Bäumen den BHD und die Baumart zu erfassen hatte. Bei der ersten Revision des Wirtschaftsplans konnte dann auch der Zuwachs berechnet werden.

Nachhaltige Waldbewirtschaftung wurde während fast zwei Jahrhunderten gleichgesetzt mit der Erhaltung der Waldfläche und der nachhaltigen Holznutzung. Man ist davon ausgegangen, dass alle übrigen Waldfunktionen im Kielwasser der Holznutzung ebenfalls nachhaltig erfüllt würden. Auf dieses Grundprinzip wurde auch die forstliche Planung ausgerichtet. Die Planungsmethode entsprach im Grundsatz der Kontrollmethode von Biolley. Wesentliche Neuerungen wurden bis 1996 nur im methodischen Bereich eingeführt. So wurden neue Modelle für den nachhaltigen Waldaufbau entwickelt, die Vollkluppierung 1981 durch ein temporäres Stichprobensystem abgelöst und die Flächenberechnungen und -analysen durch die Einführung eines geografischen Informationssystems wesentlich vereinfacht und verbessert. Die aus der Sicht der nachhaltigen Waldbewirtschaftung bedeutendste Eigenschaft der alten Wirtschaftspläne war ihre konsequente Ausrichtung auf eine ideale, als nachhaltig betrachtete Waldstruktur. Alle Massnahmen wurden planerisch konsequent auf dieses langfristige Ziel ausgerichtet. Kurz- und mittelfristige Überlegungen standen im Hintergrund. Den sich verändernden gesellschaftlichen Ansprüchen und damit auch der Neudefinition des Begriffs «Nachhaltigkeit» wurde hingegen erst 1996 mit der Revision des kant. Waldgesetzes Rechnung getragen. Mit der Einführung der Waldentwicklungsplanung als überbetriebliches Planungsinstrument und der bewussten Ausrichtung der Waldbewirtschaftung auch auf einzelne Waldfunktionen und nicht mehr nur auf die Holzproduktion, erfolgte auch eine Neuausrichtung der forstlichen Planung. Diese wurde 2006 mit der Einführung von LeiNa (Leistungsnachweis Wald s. Bündnerwald 3/2006 ) abgeschlossen. Bündner Wald 5/2008 69


Welches sind die wesentlichen Merkmale der neuen Sichtweise? 1. Alle Leistungen des Waldes fliessen in die Nachhaltigkeitsbetrachtungen 2. Die Nachhaltigkeit der Waldbewirtschaftung wird auf verschiedenen Ebenen geprüft 3. Es wird versucht, die Bemühungen der verschiedenen Ebenen (Bund, Kanton, Waldeigentümer) und Bereiche (ökologische, ökonomische und soziale) für eine nachhaltige Waldbewirtschaftung zu koordinieren. In Abbildung 1 wird aufgezeigt, welche Bedeutung die verschiedenen Instrumente für die Steuerung und Kontrolle der Nachhaltigkeit auf den verschiedenen Ebenen haben. Der wichtigste Pfeiler der nachhaltigen Waldbewirtschaftung ist weiterhin die Erhaltung der Waldfläche und ihre geografische Verteilung. Dieser Bereich wird im Wesentlichen durch die Rodungs- und Aufforstungspolitik gesteuert und kontrolliert. Die Ermittlung der Waldfläche kann

über verschiedene Methoden (Stichprobenverfahren im Luft- und Sattelitenbildern, flächige Ausscheidung in Luftbilder) erfolgen und die Informationen können von verschiedenen Quellen bezogen werden (Geostat, Landesforstinventar, Waldinventur Graubünden, flächiger Waldumriss im kantonalen GIS ). Das Problem dabei ist, dass die Angaben zur Waldfläche und zu den Flächenveränderungen je nach Methode und Quelle sehr unterschiedlich sind und eine unterschiedliche Aktualität aufweisen. Die Kommunikation der Ergebnisse und je Situation auch die Interpretation der Resultate werden dadurch sehr erschwert. In der Waldentwicklungsplanung werden die strategischen Entscheide für die Waldbewirtschaftung aus der Sicht der Öffentlichkeit festgelegt. Entscheidend aus dem Blickwinkel der Nachhaltigkeit ist, dass im Planungsprozess alle «Waldfunktionen» an­gemessen berücksichtigt und dass bei den Entscheidungen die langfristigen Überlegungen im Zeitalter des kurzfristigen Den-

Abbildung 1 überbetriebliche Ebene

Schutzfunktion

Holzprod.

Biodiversität

Erholung

Schutzfunktion

Holzprod.

Biodiversität

Erholung

Schutzfunktion

Holzprod.

Biodiversität

Erholung

WEP Waldinventur Betriebsplan

Bestandeskartieru LeiNa

WEP

betriebliche Ebene

Waldinventur Betriebsplan Bestandeskartieru

LeiNa

WEP

Bestandesebene

Waldinventur Betriebsplan Bestandeskartieru

LeiNa

grosse Bedeutung

70

mittlere Bedeutung

kleine Bedeutung

ohne Bedeutung


kens genügend beachtet werden. Für die im Leitbild formulierten Ziele und Strategien werden auch die entsprechenden Kontroll­ grössen formuliert. Dies ermöglicht sowohl eine laufende Überprüfung ob man sich auf dem richtigen Weg befindet (Controlling), als auch eine periodische Zielüberprüfung. So wie der Planungsprozess aufgebaut und der Inhalt des Waldentwicklungsplans in Graubünden festgelegt wurde, ist er das wichtigste Instrument für die Lenkung der Waldbewirtschaftung auf überbetrieblicher und regionaler Ebene. Ein wichtiges Kontrollinstrument auf über­ betrieblicher Ebene ist die Waldinventur Graubünden, welche 1996 eingeführt und die temporären Stichproben abgelöst hat. Die Inventur beruht auf einem permanen­ ten Stichprobennetz. Alle 500 x 500 m wird Waldinventur mit modernster Technik. (Bild: Riet Gordon)

eine Stichprobe nach der Methode des Lan­ desforstinventars aufgenommen. Im Jahr 2009 wird die letzte Region mit dieser Me­ thode inventarisiert. Um von der Investition in permanente Stichproben zu profitieren sollte anschliessend mit der Zweitaufnahme begonnen werden. Die Waldinventur ist das Instrument, welches Informationen über den Waldzustand und nach einer Zweit­ aufnahme auch über die Waldentwicklung in einer quantifizierbaren und nachvoll­ ziehbaren Qualität liefert. Sie bildet somit das gesicherte Fundament für viele stra­ tegische Entscheide auf überbetrieblicher und bei grossen Betrieben auch betriebli­ cher Ebene. Die grösste Herausforderung besteht heute in der Interpretation der In­ venturergebnisse. Die «nachhaltigen» Soll­ werte fehlen resp. sind für viele Merkmale veraltet. Dies gilt insbesondere für die er­ tragskundlichen Grössen. In der Betriebsplanung koordiniert der Waldeigentümer die Vorgaben aus der Waldentwicklungsplanung mit seinen Be­ triebszielen. Grundlage der Betriebsplanung ist eine bestandesweise Waldzustandser­ fassung durch den eigenen Betriebsleiter. In einer bestandesweisen waldbaulichen Planung legt er die Massnahmen und ihre Dringlichkeit fest, berechnet in einer Holz­ nutzungsplanung die anfallende Holzmen­ ge und schlägt einen Hiebsatz vor. Die Er­ arbeitung des Betriebsplans ist Sache des Waldeigentümers. Damit wird ihm eine grosse Verantwortung für die nachhalti­ ge Waldnutzung übertragen, einerseits bei den planerischen Entscheiden als auch bei der späteren Umsetzung der Planung. Aufgabe des Kantons ist es die Planung zu prüfen und zu genehmigen. Seine wich­ tigsten Hebel für die Steuerung der ökolo­ gischen Nachhaltigkeit sind dabei ein Ka­ pitel «Nachhaltigkeitsbetrachtungen», eine Bündner Wald 5/2008 71


transparente waldbauliche Planung und die Festlegung eines Hiebsatzes. Im Kapitel Nachhaltigkeitsbetrachtungen beurteilt der zuständige Regionalforstingenieur für jede Waldfunktion den Zustand der Nachhaltigkeit und die erwartete Entwicklung und zieht die entsprechenden Schlussfolgerungen daraus. Die bisherigen Planungsebenen Abteilung und Betriebsklasse haben bei den Nachhaltigkeitsbetrachtungen keine grosse Bedeutung mehr. Im Zentrum der Betrachtungen steht, ausgehende von den Waldstandorten und den Waldfunktionen, der Forstbetrieb als Ganzes und der einzelne Waldbestand. Die Struktur des Betriebsplans ermöglicht es auch die ökonomischen und die sozialen Aspekte der Nachhaltigkeit zu betrachten und die entsprechenden Schlussfolgerungen daraus zu ziehen. Im Idealfall werden die ökologischen, ökonomischen und sozialen Aspekte zu einer ganzheitlichen Planung zusammengefügt. Leider werden die finanziellen und organisatorischen Aspekte jedoch viel zu wenig beachtet, was dazu führt, dass spätestens bei der Umsetzung nicht alle ökologischen Erwartungen berücksichtigt werden können. Als Controllinginstrument auf Betriebsebene dient die Internetplattform LeiNa. Die Betriebsleiter sind angewiesen, alle waldbaulichen Massnahmen in ihrer Qualität und ihrer Ausdehnung in einer Datenbank resp. in einem geografischen Informationssystem zu erfassen. LeiNa kann somit sowohl dem betriebsinternen Controlling dienen als auch dem Controlling und der Kontrolle durch den kantonalen Forstdienst und kann wenn notwendig auch von den Bundesstellen genutzt werden. Als zweites Kontrollinstrument dient die periodische Erfassung des Waldzustandes auf Bestandesebene. Mit den heutigen GIS Anwendungen lassen sich damit und in Kombi72

nation mit anderen Datensätzen rasch und günstig auch für Nachhaltigkeitsüberlegungen sehr wertvolle Analysen durchführen. Neben den hier diskutierten Instrumenten gibt es aber auch noch weitere, welche eine wichtige Funktion bei der Steuerung und Kontrolle einer nachhaltigen Waldentwicklung haben. Zu erwähnen sind hier die Wald-Wildberichte mit den Wildschadenaufnahmen, die Weiserflächen als Instrument der Schutzwaldpflege oder spezielle Aufnahmen und Planungen im Bereich Biodiversität. Früher hatten die Förster eine klare, einfache Idee, was Nachhaltigkeit ist und was es für sie bedeutete. Diese Idee haben sie konsequent verfolgt. Heute ist alles sehr viel komplexer. Wir haben sehr viel Wissen aber sehr viel weniger klare Vorstellungen was Nachhaltigkeit im Einzelfall konkret bedeutet. Die kurzfristigen Erfolge werden höher bewertet als langfristig nachhaltige Lösungen. Das Ziel einer umfassenden nachhaltigen Waldbewirtschaftung werden wir nur dann erreichen, wenn die Instrumente zu ihrer Lenkung, die vorhandenen Informationen, die festgelegten Ziele und die auszuführenden Massnahmen aufeinander abgestimmt sind. Wenn wir einen Schritt weiterkommen wollen, dann braucht es nicht unbedingt neue Instrumente und Methoden, sondern einen bewussten Umgang mit der Nachhaltigkeit. Allen am Wald Interessierten muss klar werden, dass es im Wald keine «eindimensionale» Nachhaltigkeit gibt.

Riet Gordon Amt für Wald Graubünden Loëstrasse 14, CH-7000 Chur riet.gordon@afw.gr.ch


Bäume und Kosmos – Keimlingsversuche mit Waldföhre Im kantonalen Forstgarten in Rodels werden unter dem Namen Bäume und Kosmos seit Frühling 2004 Grundlagen für eine breit angelegte Forschungsarbeit im Bereich der Chronobiologie und Konstellationsforschung gelegt. Die Resultate sollen sowohl der Pflanzenund Obstproduktion wie auch der Holz- und Bauwirtschaft zugute kommen. Die bisherige Aufbauarbeit wurde vor allem von Christian Caduff, Initiant und Projektleiter aus Scharans, von Reto Obrist und seinem Team im kantonalen Forstgarten und von Dr. Ernst Zürcher von der Hochschule für Architektur, Holz und Bau in Biel geleistet – dies von der Mehrzahl in ehrenamtlicher Arbeit. Für die weitere langjährige Forschungsarbeit muss nun noch die entsprechende finanzielle Basis sichergestellt werden. Die Idee des Projektes ist die Erforschung der kosmischen Einflüsse auf das Gehölzwachstum und deren Früchte über einen längeren Lebenszyklus der Pflanze hinweg. Dies beginnt mit der Samenernte, geht über Aussaatzeitpunkt und Pflege bis hin zu Frucht- und Holzernte. Dabei betritt das Projekt weitestgehend Neuland, was den heutigen wissenschaftlich anerkannten Stand der Erkenntnis betrifft. Mittels Grundlagenforschung sollen die Einflüsse von Mond, Planeten und deren Konstellationen, der astronomischen Sternbildern und weiteren Erscheinungen erforscht werden. Weiter sollen ab einem bestimmten Zeitpunkt nach biologisch-dynamischem Verfahren Parallelversuche stattfinden. Neben der Erfassung herkömmlicher Kriterien (Parameter) im Bereich Pflanzenwachstum (Boden, Klima,…) wird mit der Berücksichtigung astronomischer Komponenten ein teils traditionell

beachtetes, aber wissenschaftlich noch ungenügend beleuchtetes Feld eröffnet. Speziell im Bereich von ungenügend bekannten Themen in der Wissenschaft sind Langzeitprojekte von grossem Wert. So versucht das Projekt einen wichtigen Beitrag zum Wissensstand im Bereich des Pflanzenbaues zu leisten. Somit kann das Projekt gerade in Bezug auf die sogenannte Mondholzthematik möglicherweise wertvolle wissenschaftliche Erkenntnisse beisteuern. So scheint die teilweise Auswertung des Vorprojektes bereits in die Richtung zu deuten, dass Korrelationen (Wechselbeziehungen) bestehen zwischen Mondzyklen und den Keimungsraten der ausgesäten Waldföhren. Die Aussaaten für den Pilotversuch liefen zwischen März 2004 und Juni 2005. Dabei wurden Waldföhrensamen verwendet, die speziell zu diesem Zwecke zum gewählten Zeitpunkt in Maienfeld geerntet wurden sowie auch unbehandelt ausgesät. Im Frühjahr 2006 wurden erstmals Beo­ bachtungsdaten zur Auswertung erhoben. Dabei konnten schon erste interessante und wertvolle Erfahrungen sowie auch neue Erkenntnisse gesammelt werden, welche in absehbarer Zeit veröffentlicht werden. Zudem können diese in den nächsten Arbeiten, Aussaaten und Aufnahmen einfliessen. Bereits wurden im Frühling 2008 auch alle Versuchspflanzen an verschiedenen WaldStandorten im Kanton Graubünden an Förster übergeben und von diesen entsprechend gepflanzt. Diese Exemplare wachsen nun unter diversen Bedingungen heran und werden auch weiterhin beobachtet. Ab der Hauptphase des Projektes sollen zur Referenzpflanze weitere, im Idealfall 2–30, Baumarten kommen. Dabei werden Holz- wie auch Obstnutzbäume Beachtung finden. Diese Ausweitung wird je nach Finanzierungslage ausfallen. Für diese HauptBündner Wald 5/2008 73


(Bild: Gion Willi)

phase sind 1–20 Jahre geplant. Danach sind wieder etwa so viele Jahre Reifung veranschlagt, wobei konti­nuierlich Daten erhoben werden sollen. So können auch bei langsam wachsenden Arten aussagekräftige Resultate erzielt werden. Die detaillierten Projektziele sind dabei folgende: – Verschiedene kosmische Wirkungen auf die Lebenserscheinungen und Entwicklungsvorgänge der Gehölze und Früchte sollen bewusst und differenziert wahrgenommen, erfahren und erfasst werden. – Qualitätsbildende, nachhaltige Faktoren im Bereich Pflanzenbau sollen erkannt, ergründet und vermittelt werden. – Es soll eine praxisnahe Forschung im Bereich Pflanzenbau und kosmische Einflüsse betrieben werden und daraus folgernd in verschiedensten Betrieben mit 74

langfristiger Wertsteigerung umgesetzt werden. – Ein exklusives Produkteangebot für den kantonalen Forstgarten Graubünden und später auch für andere Betriebe auf den verschiedenen Stufen der Gehölznutzung soll erarbeitet werden. Dies einerseits im forstwirtschaftlichen Bereich, andererseits im Obstbau und allenfalls in weiteren Gebieten. – Das Projekt soll Platz bieten für ganzheitliche Bewusstseinsbildung auf verschiedensten Stufen und sein didaktisches Potenzial wirksam darstellen. – Die Erkenntnisse des Projektes sollen entsprechend mit vorhandenem Wissen, ähnlichen und verwandten Bestrebungen vernetzt werden. Die bisherige Arbeit konnte dank des engagierten und mehrheitlich ehrenamtlichen Einsatzes der Mitwirkenden ausgeführt werden. Die Idee stammt von Christian Caduff, baubiologischer Architekt aus Scharans. Er setzte die entsprechenden Schritte als Initiant und Projektleiter auch um; unterstützt und mitgetragen vom Amt für Wald GR, speziell von Reto Obrist, Leiter des kantonalen Forstgartens in Rodels und seinem Team sowie von freiwilligen HelferInnen. Die naturwissenschaftliche Begleitung besorgt Dr. Ernst Zürcher, Dozent an der Hochschule für Architektur, Holz und Bau in Biel, engagiert in Mondholzforschung. Somit erfährt das Projekt eine abgerundete Betreuung. So muss jede Arbeit möglichst aufs Äusserste exakt geplant und ausgeführt werden- z.B. Samengewinnung, Aussaat, Jäten, Verschulen, Protokollieren, Beschildern, Sortieren, Aufnahme der Daten, bis hin zu den Kontakten zu Förstern und den Informationen für die Pflanzungen in den Wäldern. Ein neuer Schritt entwickelt sich nun, wo die ersten Bäume in die Wälder verpflanzt wur-


den und die Öffentlichkeit auf angemessene Art informiert werden soll und die Pflanzungen ausserhalb des Forstgartens weiter betreut werden sollen. Nach dieser ersten, viel versprechenden Versuchsphase muss nun zur Sicherstellung der weiteren Hauptforschungsphase – nach Möglichkeit mittels Förder- und Stiftungsgeldern – die weitere Arbeit gesichert werden.

Reto Obrist, kant. Forstgarten, Projekt Bäume & Kosmos, CH-7415 Rodels Telefon +41 (0)81 655 14 83, Fax +41 (0)81 655 14 83 Laura Regli Projektassistentin B&K Im Stätdli 40, CH-8872 Weesen lare0001@students.zhaw.ch

Interessenten am Projekt, Förderer, Sponsoren oder für eine Mithilfe, Mitarbeit bitte melden bei: Christian Caduff, Bäume & Kosmos, Dorfplatz 32, CH-7412 Scharans, Telefon +41 (0)81 651 60 50, Fax +41 (0)81 630 09 41 oder falls unerreichbar:

Christian Caduff Projektleiter Bäume & Cosmos Dorfplatz 32, 7412-Scharans Telefon: 081 651 60 50 Fax: 081 630 09 41

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Bündner Wald 5/2008 75


Aus dem Arbeitsbuch von Livio Conrad «Schneesperren errichten» Einleitung Im Frühling 2006 haben wir bei «Valiertas», Gemeinde Valchava, einen Verjüngungsschlag durchgeführt. Dieser Holzschlag war in seiner Umsetzung speziell, da die Verbindungsstrasse Valpaschun – Craistas hindurch verläuft. Aus diesem Grund mussten wir auf der oberen Seite Schneesperren errichten. Das Gelände ist sehr steil und die Gefahr eines Schneerutsches im Winter war zu gross. Wegen dieser Strasse gilt der Wald als BSF- Schutzwald (Wald mit besonderer Schutzfunktion) und wird mit Beiträgen unterstützt. Der Wald war auch zu diesem Zeitpunkt stark überaltert und musste verjüngt werden. Zudem waren bei vielen Bäumen Schäden festgestellt worden, welche auf den Wegbau zurückzuführen sind. Eigentümerin des Waldes ist die evangelische Kirche Valchava – Sta. Maria – Müstair Grundlagen Arbeitsort: Valiertas Arbeitsauftrag: Erstellen von Schneesperren Arbeitskräfte: 1 Forstwart, 2 Lehrlinge Werkzeuge: Zappin, Umlenkrolle Maschinen: Motorsäge, Seilkran Holzschlag Valiertas:

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Seilkrananlage:

Holzschlag Valiertas Mittels Betriebsplan konnte der Förster feststellen, dass ein Verjüngungsschlag in dieser Gegend notwendig ist. Dieser Plan wird immer wieder nach einiger Zeit erneuert. Erst vor kurzem ist für unseren Betrieb ein neuer erarbeitet worden. Im Schlag wurden 417 Bäume angezeichnet. Diese Bäume ergaben zusammen 634 Tfm und einen Mittelstamm von 1,52 Tfm. Das Holz wurde per Seilkran aus dem Holzschlag geseilt. Dafür benötigten wir zwei Seillinien, die unabhängig voneinander der Reihe nach aufgestellt wurden. Ziele der Arbeitsausführung: – Begünstigung der Verjüngung – Aushieb von beschädigten Holz – Schutz der Verbindungsstrasse Valpaschun – Craistas Arbeitsablauf (siehe Grafik 1, Seite 78 ) Sperren gegen Schneerutsch Die Sperren werden mit Holz von schlechter Qualität errichtet. Am besten jedoch mit dauerhaftem Holz wie z.B. Lärche. Wenn die Sperren mit der Zeit verfault sind, ist die


1 Zuerst werden die wertvollen Baumstämme für den Verkauf auf den Lagerplatz geseilt. Danach werden die Stämme mit einer schlechteren Qualität, an den für die Sperren beabsichtigten Platz geseilt.

2 Mit viel Geduld, versucht man die Stämme genau an der richtigen Stelle quer abzuseilen.

3 Die Baumstämme müssen gut gestützt sein, damit sie nicht wegrutschen können. Wie hier z.B. an einem höher abgesägten Baumstock.

4 Hier werden noch zwei Holzstücke quer auf die Sperre gelegt, um dem Ganzen mehr Stabilität zu verleihen.

5 Um ein längeres Halten zu garantieren, wird jetzt noch ein zweiter grösserer Baumstamm auf das Ganze abgeseilt. Später werden noch einige Baumspitzen folgen um die noch vorhandenen Löcher auszufüllen. Der Baumstamm wird hier von uns an die richtige Stelle geschoben.

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6 Hier sieht man von unten die mit dem Seilkran fertig erstellte Schneesperre.

7 Zuletzt werden die Sperren mit dem Muck noch einmal zurecht geschoben und die Pfosten für den Wildschutzzaun eingeschlagen. Ein Grossteil der Schlagräumung wird ebenfalls mit dem Muck durchgeführt. Für die Verjüngung werden noch kleine Terrassen zwischen den Sperren angelegt.

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Grafik 1 Verankerung 1. Querfällen der Bäume, die pro Linie anfallen 2. Arbeitsbeginn von unten nach oben 3. Seilen von oben nach unten

3

Strasse

1 2 Toter Mann

Verjüngung meistens schon so weit fortgeschritten, dass man sie gar nicht mehr braucht. Die Verjüngung wird hier allerdings durch Pflanzungen beschleunigt. Weil diese Gegend ein sehr gutes Wildeinstandsgebiet ist, werden die kleinen Bäumchen durch einen Zaun vor Wildschäden geschützt. Die Einzäunungsfläche beträgt ca. 1,5 ha und ca. 500 m Zaun. Lernziel Als Lernziel gilt, den Umgang mit dem Seilkran sicher und gut zu erlernen und Schneesperren richtig und unfallfrei zu errichten. Arbeitssicherheit Bei der Arbeit mit dem Seilkran darf nie in einem Seilwinkel gestanden werden. Der Sicherheitsabstand beim Hochziehen der Last muss immer eingehalten werden. Bei dieser Arbeit muss auch der Schutz von Dritten

beachtet werden. Dies geschieht hier durch eine ordnungsgemässe Signalisation und eine Absperrung der Strasse durch das Tiefbauamtpersonal. Spätere Beobachtungen Bei einer späteren Besichtigung konnte ich feststellen, dass sich die Sperren gut bewährt haben. Sie sind stabil und können auch grössere Schneemengen aufhalten. Die Pflanzungen zwischen den Sperren haben sich ebenfalls bewährt und entwickeln sich gut.

Livio Conrad Revier forestal, Terzal D’immez Bauorcha, CH-7535 Valchava conradlivio@bluewin.ch

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Vereinsmitteilungen Protokoll der 4. GV, 6. Juni 2008 Traktandenliste 1. Eröffnung durch den Präsidenten 2. Wahl der Stimmenzähler 3. Protokoll der GV vom 27. April 2007 in Cazis 4. Jahresbericht des Vorstandes und Kom­ missionsberichte 5. Jahresrechnung 2007 und Revisorenbe­ richt 6. Budget 2009 und Festsetzung der Mit­ gliederbeiträge 7. Wahlen Delegierte VSF /Fachkommis­ sion 8. Tagungsort 2009 9. Ernennung von Ehren- und Freimitglie­ dern 10. Anträge 11. Tätigkeitsprogramm 2008 und Mittei­ lungen 12. Varia 1. Eröffnung durch den Präsidenten Präsident Beat Philip eröffnet die 4. Gene­ ralversammlung von Graubünden Wald auf Italienisch und heisst rund 60 Vereinsmit­ glieder willkommen. Einen speziellen Gruss richtet er an die Ehrengäste Grossrat Luca Giovanoli, Kreispräsident Peder Roussette, Präsidentin der Region Bergell Anna Giaco­ metti, Gemeindepräsident von Soglio Fernando Giovanoli, Gemeindepräsident von Stampa Ugo Maurizio, Vizepräsident von Bondo Mario Giovanoli, Gemeindepräsident von Castasegna Maurizio Michael, Forstin­ spektor Giorgio Walther, Kantonsförster Reto Hefti, die Pressevertreter und unser Ehrenmitglied Peter Spinatsch. Entschuldigt haben sich unter anderen Ste­ fan Engler, Regierungsrat, Ernst Vetsch, Pe­ ter Jäger, Markus Fischer, Graubündenholz, Nicola Luzzi, Ehrenmitglied, Gian Cla Feuer­ stein, AfW Südbünden und Sep Cathomas, Vorstandsmitglied. 80

Ein besonderer Dank geht an die Organisa­ toren Mirko Beti mit den Helfern aus dem Tal, an das Amt für Wald Südbünden für die Organisation der Tagung, an die Regione Bregaglia und Commissione forestale Bre­ gaglia für die offerierten Aperos sowie an die Verfasser von Texten in der diesjährigen Versammlungsnummer. In seinen einleitenden Worten lehnt sich der Präsident an einen Text, den sein Va­ ter Peter Philipp vor 30 Jahren an gleicher Stelle wiedergab. Der Forst kämpft auch heute mit den gleichen Schwierigkeiten wie damals: das Auf und Ab der Rundholzprei­ se, das Ansehen und die Marktstellung der Forst- und Waldwirtschaft in der Gesamt­ wirtschaft. Es gibt aber auch Anzeichen auf positive Veränderungen: Die Wirtschaft hat die Nachhaltigkeit als Wirtschaftsfaktor entdeckt. In dieser Hinsicht ist die Forstund Waldwirtschaft der Wirtschaft um Jahrzehnte voraus. Diesen Vorteil muss sie voller Selbstbewusstsein einsetzen, um die Wichtigkeit des Waldes der Bevölkerung beizubringen. Die Abwicklung der Geschäfte wird gemäss Traktandenliste vorgenommen, welche ter­ mingerecht und statutengemäss im Bündner Wald 02 / 2008 publiziert worden ist. Traktandum 10 «Anträge» entfällt, da keine Anträge eingegangen sind. Die Generalver­ sammlung ist beschlussfähig. 2. Wahl der Stimmenzähler Christoph Schaffer und Luca Plozza werden einstimmig als Stimmenzähler gewählt. 3. Protokoll der GV vom 27. April 2007 in Cazis Das Protokoll wurde im Bündner Wald 3 / 2007 und auf der Homepage von Grau­ bünden Wald (www.graubuendenwald.ch) publiziert. Es wird – unter Verdankung an


den Protokollführer Romano Costa – einstimmig genehmigt. 4. Jahresbericht des Vorstandes und Kommissionsberichte Der Jahresbericht wurde im Bündnerwald 2 / 2008 veröffentlicht. Schwerpunkte waren die Generalversammlung 2007 in Cazis, die ARGE-Tagung 2007 in Flims mit über 350 Teilnehmern, die Vorstandssitzung der ARGE in Ossiach ( AUT ), die Verleihung des Alpinen Schutzwaldpreises 2008 in Bozen mit Beteiligung von 2 Teams aus Graubünden Der Verein zählt zurzeit 660 Mitglieder. Die Öffnung des Vereins für Freunde des Waldes zeigt sich auch in der Mitgliederzahl. Dank ständiger Werbeanstrengungen, neu auch unter Forstwartlehrlingen, ist die Mitgliederzahl ständig gestiegen. Begrüsst werden die neuen Einzelmitglieder: Lüzzi Andri, Müstair, Martina Bardill, St. Antönien, Stefan Becker, Haldenstein, Simon Cathomen, Dardin, Renzo Coretti, Soglio, Peter Ebneter, Maienfeld, Gianluigi Frigerio, Celerina, Jürg Fritschi, Engelburg, Christian Helbig, Trimmis, Claudia Kleis, Thusis, Stefan Kroll, Versam, Werner Müller, Disentis, Werner Putzi, Klosters, Sacha Theus, Churwalden, Willy Werlen, Münster, Kaspar Zürcher, Hünibach, Doris Limacher, Disentis Als neues Kollektivmitglied wird die Berner Fachhochschule, Studiengang Forstwirtschaft, Gebirgswald und Naturgefahren, Zollikofen aufgenommen. Leider waren im letzten Jahr auch vier Todesfälle zu beklagen. Es sind dies: Alfons Colombo, a. Kreisförster, Poschiavo, Dr. Gian Andri Geer, a. Regionalforstingenieur, Fideris, Hans Gschwend, a. Revierförster, Champfèr, Carl Oechslin, Forstingenieur, Neuhausen am Rheinfall. Die Versammlung erhebt sich zum Andenken an die Verstorbenen.

Da der neue Vorstand vergessen hat, die Erhöhung des Mitgliederbeitrages der Südostschweiz als Rechnungsstellerin mitzuteilen, musste im Nachhinein den Mitgliedern eine zweite Rechnung mit dem Fehlbetrag gestellt werden. Der Vorstand entschuldigt sich für dieses Malheur. Unser Präsident Beat Philipp als Vertreter des Amtes für Wald in der Ausbildungskommission orientiert über deren Tätigkeiten 2007. Grundsätzlich wäre es wünschenswert, wenn die Kommission dafür sorgen würde, dass mindestens ein Vertreter an der GV teilnimmt. Die Ausbildungskommission traf sich 2007 zu zwei Sitzungen. Die Kursangebote des AfW GR und der SELVA wurden von rund 360 Kursteilnehmern genutzt. Im Vorjahr waren es mit rund 580 deutlich mehr. Es scheint sich eine gewisse «Weiterbildungsunlust» breit zu machen. Im Weiteren haben 45 neue Forstwartlehrlinge die Lehrabschlussprüfung 2007 bestanden. 35 Lehrlinge sind 2007 in die Forstwart-Ausbildung gestartet. Insgesamt stehen zurzeit 95 Forstwartlehrlinge in Ausbildung. Andreas Kessler informiert die Versammlung über die Aktivitäten der Holzhauereikommission. Ein Höhepunkt war sicher der Sieg an der Schweizermeisterschaft durch das Team aus Graubünden (Marcel Lerch, Heinrich Faust, Arno Illien, Ralf Prinoth, Orlando Lerch, Andy Müller). Der Präsident Beat Philipp bedankt sich bei seinen Vorstandskollegen und bei dem abgetretenen Redaktor des Bündnerwald Mattias Zubler für die geleistete Arbeit. 5. Jahresrechnung 2007 und Revisorenbericht Andreas Kessler erläutert kurz die Rech­ ung 2007, welche bereits in der Versammlungsnummer 2 / 2008 des Bündnerwalds pub­liziert worden ist. Sie schliesst mit Bündner Wald 5/2008 81


einem Verlust von Fr. 1592.58. Neu beträgt das Vermögen am 31. Dezember 2007 Fr. 106 728.40. Die Revisoren Christoph Schaffer und Peter Janutin haben am 12. Februar 2008 in Tiefencastel die Buchführung geprüft. Der Revisor Christoph Schaffer verliest den Revisorenbericht. Der Revisor empfiehlt der Versammlung die Rechnung zu genehmigen und dem Kassier sowie dem Vorstand Décharge zu erteilen. Die Versammlung stimmt einstimmig zu. 6. Budget 2009 und Festsetzung der Mitgliederbeiträge Kassier Andreas Kessler erläutert das Budget 2009. Das Budget 2009 rechnet bei Ein­ nahmen von Fr. 38 761.50 und Ausgaben von Fr. 44 133.00 mit einem Ausgabenüberschuss von Fr. 5371.50. Der Vorstand macht den Vorschlag die Mitgliederbeiträge für Einzelmitglieder auf Fr. 60.– und für Kollektivmitglieder auf Fr. 80.– zu belassen. Diskussionslos wird das Budget 2009, wie es im Bündnerwald 2 / 2008 publiziert wurde, und die Belassung der Mitgliederbeiträge einstimmig genehmigt. 7. Wahlen Delegierte VSF /Fachkommission Der Vorstand von GRWald schlägt vor, eine Fachkommission «Forstpersonalkommission ( FOPEKO )» gemäss Art. 17 Absatz f der Statuten zu bilden. Die FOPEKO vertritt Graubünden Wald an der DV des VSF und setzt sich speziell für die Berufsinteressen des Bündner Forspersonals ein. Sie trifft sich in der Regel einmal jährlich zu einer Sitzung. Die FOPEKO setzt sich aus 2 Mitgliedern des Vorstandes von GRWald und je 2 Mitglieder der 5 Waldregionen zusammen. Die Mitglieder werden alle 3 Jahre an der GV von GRWald gewählt. 82

Es werden folgende Wahlvorschläge gemacht: – Mitglieder des Vorstandes: Daniel Bürgi, Beat Philipp – Waldregion 1: Markus Hubert, Urs Philipp – Waldregion 2: Stefan Becker, Peter Schär – Waldregion 3: Daniel Buchli, Corsin Flepp – Waldregion 4 : Martin Bantli, Jakob Mani – Waldregion 5 : Arnold Denoth, Gianluigi Frigerio. Die Bildung der Fachkommission FOPEKO wird von der GV einstimmig beschlossen. Die vorgeschlagenen Kandidaten werden von der GV einstimmig gewählt. Unser Präsident Beat Philipp bedankt sich bei der GV für die Unterstützung und hebt die Wichtigkeit dieser Kommission für das Forstpersonal nochmals hervor. Daniel Bürgi gibt die Mitteilungen des VSF bekannt: Die Volksinitiative «Rettet den Schweizer Wald» wurde zurückgezogen. Das bestehende Waldgesetz bleibt weiterhin gültig. Während diesem politischen Prozess wurden verschiedene Beziehungen aufgebaut, welche zukünftig gepflegt werden sollen. Zu diesem Zweck wird eine Manifestation als roter Faden für die Waldpolitik des VSF erarbeitet werden. Momentan laufen 3 Projekte beim VSF : – Rahmenplan Förster/in HF mit dem Ziel die Ausbildung des Försters noch stärker an die Praxis anzubinden. – Attestausbildung Forstwart (Anlehre) – Bildungsfonds: Zurzeit werden das Reglement und der Leistungskatalog erstellt. Der WVS wollte das Inkasso des Bildungsfonds übernehmen, dies wird aber durch eine externe Inkassostelle wahrgenommen. Imagkampagne «Wald»: Aufkleber sind kostenlos beim VWS erhältlich. Die Finan-


zierung der Werbekampagne läuft über Beträgen der Expo. 02 Der WVS hat diese Seiten des VSFU / VSF in der Fachzeitung Wald und Holz/La Forèt gekündigt. Der WVS fordert mehr Geld für diese Seiten. Der VSFU hat die Kündigung zur Kenntnis genommen. Der VSF sucht nochmals das Gespräch mit dem WVS. Die nächsten Schweizer-Skimeisterschaften finden am 7. Februar 2009 in der Gegend von Les Diablerets statt. Am 19. September 2008 findet in Murten die nächste DV des VSF statt. 8. Tagungsort 2009 Sandro Lardi, Regionalforstingenieur AfW, Region Rheintal Schanfigg, lädt die Generalversammlung 2009 nach Trimmis ein. 9. Ernennung von Ehren- Freimitgliedern Einstimmig zum Ehrenmitglied werden ernannt: - Edi Taverna, Regionalforstingenieur AfW GR, Region Südbünden. Einstimmig zum Freimitglied wird ernannt: – Josias Flury, ehem. RFI, Schiers – Othmar Sax, ehm. Revierförster Chur. 10. Anträge Es sind keine Anträge eingegangen. 11. Tätigkeitsprogramm 2008 und Mitteilungen Das Tätigkeitsprogramm 2008 hat mit dem Skipostenlauf im Avers begonnen. Am 20./ 21. Juni findet in Davos die 11. Bündner Holzereimeisterschaft in Kombination mit der Lehrabschlussfeier der Forstwartlehrlinge statt. Die DV des VSF wird am 19. September 2008 in Murten abgehalten. Die Vorstandsitzung der ARGE Alpenländischer Forstvereine findet Mitte Oktober im Vorarlberg statt. Am 29. Oktober wird in Illanz

eine Tagung zu den Themen «Bildungsmarkt» und «Notrufzentrale» organisiert. Mitteilungen: Die Ausschreibung für den Alpinen Schutzwaldpreis 2008 übernimmt der Vorarlberger Forstverein. Die Ausschreibungsunterlagen werden demnächst im Internet aufgeschaltet. Interessenten können sich gerne bei uns melden. Mitteilungen betreffend den VSF wurden bereits unter Trakt. 7 von Daniel Bürgi bekannt gegeben. Neues von GRWald kann allgemein auf der Homepage abgerufen werden. 12. Varia Daniel Bürgi bittet um Rückmeldungen zur neuen Gestaltung der Zeitschrift Bündner Wald. Mirko Beti orientiert über den weiteren Ablauf der Versammlung. Anna Ratti, presidente della Regione Bregaglia, begrüsst die Versammlung und stellt das Bergell kurz vor. Ab 1 Januar 2010 wird das Bergell nur noch aus einer politischen Gemeinde bestehen. Ein Lob spricht sie für die professionelle Aufmachung des Bündnerwalds aus. Präsident Beat Philip bedankt sich bei den zahlreich erschienenen Versammlungsteilnehmern und schliesst die erste Amtsperiode des Vereins Graubünden Wald. Strada, 10. Juni 2008 Für das Protokoll Arno Kirchen

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Leserbrief zum Bündner Wald 3/2008 Das Holz muss letztlich vom (regionalen) Endverbraucher verbaut und verbraucht werden. Im Schwerpunkt «Forstbetriebe und Holzvermarktung» Bündnerwald Nr. 3/2008 endi­gen die meisten Artikel beim Holzverabeiter. Die Endverbraucher sind kaum erwähnt, obwohl diese alles Holz verbrauchen müssen. Durch Stossen an der Holzkette bringt man auch mit Schleuderpreisen die Holzhaufen nicht weg. Der lokale und regionale Endverbraucher ist die schlafende Zugkraft. Gute Ökologie im Wald und pfiffiger Rundholzhandel sind leider beim Endverbraucher adressenlose Werbung für Holz- Endprodukte. Diese schwache Werbepräsenz freut die nichthölzerne Konkurrenz, wie Massivbau, Metallbau, Ästhetik, Architekten. Kunststoff, Gas-, Strom- und Ölhandel usw. Sie nutzen diese Chancen um ihre Produkte zu rechten Margen an den Endverbraucher zu bringen. Am Znünikaffee zum Beispiel holen sie Aufträge ein. Ein Problem in waldbesitzenden Gemeinden sind «Betonmen-

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schen, Gas- und Stromhändler usw.» in den Behörden, die offen oder versteckt ihren Produkten helfen oder Architekten, die ihrer Phantasie huldigen. Lange Transporte sind eine Umweltbelastung und unproduktive Kosten. Weite Dis­ tanzen zu Sägereien und Auslandexporte drücken letztlich den Holzpreis im Wald. Darum sollte möglichst viel Holz in der Region verarbeitet und endverbraucht werden. Dies bedingt, dass die Bauherren und ihre Architekten ganz bewusst die Holzverwendung und Energietechnik konstruktiv richtig vorplanen. Die meisten Holzverdrängungsmechanismen laufen beim Endverbraucher still und leise. Mit vereinten Kräften müssen wir diese ausschalten und beim Endverbraucher frühzeitig für Holzabsatz sorgen. Dann sind auch rechte Preise möglich. Holzverwendung vor Ort sichert zusätzlich Arbeitsplätze und Steuereinkommen. Armin Bont, a. Kreisforstingenieur


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S

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46/48

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Halsumfang

37/38

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41/42

43/44

45/46

Brustumfang

83/89

90/97

98/105

106/113

114/121

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CH/EU

34/36

38/40

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46/48

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Brustumfang

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Weltmeistertitel für Orlando Lerch Anlässlich der Berufs-Weltmeisterschaft der Forstleute vom letzten Wochenende in Deutschland erkämpfte sich Orlando Lerch aus Domat/Ems gleich in mehreren Disziplinen in der Kategorie Junioren (U24) Medaillen. Insgesamt nahmen 26 Nationen an der WM teil. Jedes Land darf drei Aktive und einen Junior schicken. Bei den Ausscheidungen ins WM-Team ist Orlando Lerch im Frühling ganz knapp ausgeschieden. Die Enttäuschung war damals gross. Doch nur gerade acht Wochen vor der Weltmeisterschaft in Deutschland, wurde Orlando Lerch doch noch ins WM-Kader aufgeboten. In dieser kurzen Zeit hat sich Orlando Lerch, der im Moment in der Genie RS in Brugg seine RS besucht, an den Wochenenden intensiv auf diesen Anlass vorbereiten müssen. Der Aufwand hat sich gelohnt! Insgesamt holte sich der Jüngling fünfmal Edelmetall. Im Kettenwechseln erzielte er mit 11,9 Sekunden die Bronzemedaille. Im Kombinationsschnitt und im Teamwettkampf schaute ebenfalls je eine Bronzemedaille heraus. Im Präzisionsschnitt wurde Orlando Lerch mit sagenhaften 242 Punkten Weltmeister in dieser Disziplin. Vor der letzten Disziplin dem Entasten lag Orlando Lerch nur 8 Punkte vor dem Norweger und 20 Punkte vor dem Franzosen. Eine äusserst knappe Ausgangslage also. Nur voller Angriff konnte die Devise sein, wenn Orlando auch noch den Gesamt-Weltmeistertitel mit nach Hause nehmen wollte. Die Anspannung vor dem entscheidenden Finale sei riesig gewesen, berichtete Orlando. Jeder Wettkämpfer wurde dem sehr zahlreichen Publikum vorgestellt. Zu dritt entasteten die drei Führenden ihren Stamm mit 30 Ästen. Orlando Lerch war mit 22 Sekunden der Schnellste. Beim Ausmessen der abgesägten Äste, massen die Schiedsrichter jedoch einen

Ast um 0,2 mm zu hoch und das gibt eine Strafe von 20 Punkten. Am Schluss wurde Orlando Lerch nur gerade 6 Punkte hinter dem Norweger Zweiter in der Gesamtwertung, was die Silbermedaille bedeutete und somit die fünfte Medaille war. Dies ist sicher ein sehr grosser Erfolg für einen jungen Berufsmann. Ziele hat sich Orlando jedoch schon wieder neue gesteckt. In zwei Jahren ist schon wieder WM in Kroatien. Insgesamt kann Orlando noch zweimal in der Kategorie Junioren starten. Ein Gesamtweltmeistertitel wäre schön. Die ganze Familie, all seine Freunde und auch sein Arbeitgeber, die Forstunternehmung Candinas, wünschen ihm dazu viel Erfolg und noch viele schöne Begegnungen mit seinem «Sport». Marcel Lerch

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Comic Theo & Heinz

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Pressemitteilung Top Holz Veranstaltung in Lumbrein Regionales Holz verbindet Rund 35 interessierte Mitglieder der gesamten Holzkette, Architekten, Gemeindevertreter und Holzinteressierte nahmen an der durch Graubünden Holz organisierten Top Holz Veranstaltung teil. Dabei bot sich nebst interessanten Referaten auch die Möglichkeit, die neue Fussgängerbrücke «Punt Val Mulin» zwischen Lumbrein und dem Weiler Sontg Andriu vor Ort zu besichtigen. Dieses Mal stand nicht ein einzelner Gastgeber im Zentrum der Feierabendveranstaltung, sondern ein ganzes Objekt. Die an der Realisierung des Bauwerks massgeblich beteiligten Spezialisten haben die gemachten Erfahrungen dem interessierten Publikum aufgezeigt. Die neue Brücke «Punt Val Mulin» ist aus Holz, welches aus den gemeinAndy Hunger, Bauingenieur aus Chur, erläutert die wichtigsten Eckdaten der neuen Holzbrücke. (Bild: Michael Gabathuler)

deeigenen Wäldern stammt, hergestellt und zeigt neben dem eigentlichen Bauwerk auch die Nachhaltigkeit von Bauen mit Holz sowie die Leistungsfähigkeit von einheimischem Holz auf. Es konnten fast alle Arbeitsleistungen für den Bau der Brücke in der Region erbracht werden. Nebst der Steigerung der Wertschöpfung in der Region wurde durch den Bau der Holzbrücke nun auch eine grosse Lücke im Wanderwegnetz rund um Lumbrein geschlossen. Durch die intensive Zusammenarbeit zwischen der Gemeinde, der Pro Val Lumnezia, den Bauingenieuren und dem Holzbauer wurde eine eigenständige Formensprache entwickelt, die ein konsequentes Holzbauprojekt aus einheimischem Schnittholz ermöglichte. Giusep Casanova, Gemeindepräsident von Lumbrein, eröffnete nach der Besichtigung der Brücke, die Vortragsreihe in der Schulhausaula. Er zeigte auf, warum für die Gemeinde Lumbrein, als Bauherr, das Bauen mit einheimischem Holz von Anfang an selbstverständlich war und wie wichtig der Wald im Allgemeinen für die Gemeinde ist. Im zweiten Beitrag erläuterte Silvio Capeder von der Pro Val Lumnezia die Wichtigkeit einer sicheren Fussgängerverbindung zwischen Lumbrein und Sontg Andriu. Durch die neue Holzbrücke werde nun die ganze Region touristisch aufgewertet. Im dritten Referat zeigten Ciril Collenberg, Bauingenieur aus Lumbrein und Andy Hunger, Bauingenieur aus Chur, den Ablauf des Rundholzes vom Zeitpunkt des Einschnittes bis zur fertig gestellten Holzbrücke auf. Zuerst erläuterten die beiden dem aufmerksamen Publikum, die Überlegungen die gemacht wurden im Bezug auf Form und Funktion des Objektes. Zudem gingen beide auf wichtige Punkte ein, welche eingehalten werden mussten, damit die Prozesse zwischen den einzelnen HolzkettenmitglieBündner Wald 5/2008 89


6 Module aufgeteilt, welche im Werk her-

Besichtigung der Brücke «Punt Val Mulin» (Bild: Michael Gabathuler)

dern reibungslos ablaufen konnten. Dabei lobten sie die gute Zusammenarbeit zwischen den einzelnen Holzkettenmitgliedern und der Heliswiss International, welche zum Guten Gelingen des Projektes geführt hat. Im vierten Beitrag referierte Claudio Alig, Holzbauunternehmer aus Vrin, über die Erfahrungen aus Sicht des Holzbauers zum Erbau der Holzbrücke. Er ging vor allem auf die Problematik der schlechten Zugänglichkeit zum Bauplatz und die grosse Bauhöhe von ca. 24 m ein, wodurch eine klassische Montage vor Ort verunmöglicht wurde. Darum wurde die Brückenkonstruktion in

gestellt und vormontiert wurden. Erst in einer zweiten Bauetappe konnten die Vorbrückenmodule vor Ort zusammengebaut werden. Im fünften und letzten Referat des Abends zeigte uns Robert Meier von der Heliswiss International in Küssnacht am Rigi den Transport der Brückenmodule zum Einbauort mit dem Hubschrauber auf. Zum Einsatz in Lumbrein kam der Kamov KA 32 A12, momentan der leistungsfähigste Schwerlasthubschrauber in der Schweiz. Während dem anschliessenden Apéro konnten die Leitideen, die bei den Top Holz Veranstaltungen im Vordergrund stehen, zusätzlich vertieft werden: voneinander lernen, Erfahrungen teilen, Kontakte knüpfen.

Michael Gabathuler Graubünden Holz Telefon +41 (81) 630 27 52 mail@graubuendenholz.ch

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Maiensäss-Rettung im Bergell Keine Trockenübung für Jugendliche bei einem Arbeitseinsatz im Bergwald Mitte September verbrachten 69 Jugendliche aus dem Kanton Thurgau eine Projektwoche in den Wäldern des Bergells. Durchgeführt wurde dieser Einsatz von der Bildungswerkstatt Bergwald ( BWBW ). Jährlich verrichten unter Federführung dieser nationalen Stiftung rund 800 Jugendliche (Schulklassen und Lehrlingsgruppen) in allen Regionen unseres Berggebiets ökologisch und wirtschaftlich wertvolle Arbeiten. Das Bergeller Forstamt war in der Lage, den Schülerinnen und Schülern der Sekundarschule Müllheim ( TG ) verschiedene Waldarbeiten zu vermitteln und sie dabei auch zu unterstützen, die im Interesse der Talbevölkerung liegen. Speziell wurden auf dem abgelegenen Maiensäss «Ren» einwachsende Fichten entfernt und so das Gebiet als Lebensraum für Pflanzen und Tiere aufgewertet. Auch das Wild und die Jagd profitieren.

Das etwas andere Schulzimmer Im Rahmen der Projektwoche im Bergell erlebten die Schülerinnen und Schüler aus dem Kanton Thurgau einen ganz speziellen Einsatz. Es ging darum, das mit Fichten zuwachsende, steile Maiensäss «Ren» auf 1700 m ü. M. frei zu machen. Schon frühmorgens ging es oberhalb von Soglio zu Fuss los. Auf Tombal, dem Juwel unter den Bergeller Maiensässen, fiel den Schülerinnen und Schülern auf, was nachhaltige Berglandwirtschaft ausmacht: grüne, artenreiche Wiesen und friedlich weidende Rinder posierten vor der atemberaubenden Kulisse der Sciora-Gruppe. Daneben die Bauern mit einigen Helfern, die das letzte Gras noch mähten und einbrachten. Obwohl die Zufahrtsstrasse 250 Höhenmeter tiefer aufhört, wird auf Tombal seit fünf Jahren wieder fleissig gemäht und beweidet; wunderschön auf einer Terrasse gelegen, weist dieses Maiensäss vergleichsweise flache und ertragsreiche Wiesen auf. Ganz

Bildungswerkstatt Bergwald: Projektwochen für Jugendliche Bei den Einsätzen der Bildungswerkstatt Bergwald BWBW erhalten die Jugendlichen praktische und theoretische Anregung für einen sorgsamen Umgang mit unseren Lebensgrundlagen – ein Thema, das angesichts der dringenden Wende zu einer nachhaltigen Entwicklung von höchster Aktualität ist. Eine wirklich nachhaltige Entwicklung unserer Gesellschaft wird jedoch nur erreichbar sein, wenn die nachwachsende Generation nicht nur handlungsfähig, sondern auch handlungsbereit sein wird. Darin liegt wohl die grösste pädagogische Herausforderung unserer Zeit. Daher steht eine ganzheitliche Menschenbildung im Zentrum unserer Bestrebungen: denn nur wer zu dem, was er schützen und pflegen soll, auch eine innere, emotionale Beziehung hat, wird sich dafür auch engagieren. Es ist deshalb zentral, dass die Jugendlichen aus solchen Projektwochen vor allem für sich selbst starke Erlebnisse und Erfahrungen mitnehmen, die für ihre Entwicklung prägend sein können. Solche Impulse sind im Schulzimmer nur schwer zu haben. Es besteht begründete Hoffnung, dass derartige Erfahrungen auch einmal das spätere gesellschaftliche und persönliche Verhalten mitprägen werden (www.bergwald.ch)

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92 Bilder 1, 2: Sandro Krättli Bilder 3–7: Marco Giacometti


anders die umliegenden, noch offenen Maiensässe: meist steil und abgelegen, sind sie mit grauen, lang gewachsenen Gräsern und Stauden bewachsen, am Rand die zahlreich einwachsenden Fichten und Laubbäume. Auf dem steilen Weg weiter nach Ren wird sich mancher Schüler wohl gefragt haben, weshalb sich die Bergeller für die Erhaltung Pflege dieser abgelegenen, steilen Hänge einsetzen. Überlebenswichtige Infrastruktur Im 18 und 19. Jahrhundert haben es die Bergeller Bauern, insbesondere jene von Soglio, verstanden, die steile sonnseitige Talflanke mit einem klugen Wegsystem zu erschliessen und die Maiensässe und die darüber liegenden Alpen zu nutzen. Im Rahmen einer zwischen den einzelnen Bauernfamilien fein abgestimmten Abfolge von vertikalen jährlichen Wanderungen wurden die einzelnen Flächen gemäht, beweidet und gedüngt. Das in typischen Ställen gelagerte Heu wurde während der kalten Jahreszeit an das Vieh verfüttert. Es entstand eine ökologisch höchst attraktive, mosaikartige Kulturlandschaft mit offenen Flächen, die an den strategisch ausgewählten Orten Verbindungswege, Ökonomiegebäude, Wohnhütten, Rastplätze, Wasserstellen und kühle Lagerstellen für die Milchprodukte aufwies. Die Nutzung dieser Maiensässe bedeutete häufige und strenge Verschiebungen zu Fuss, auch mit schweren Lasten. Das System erlaubte es vielen Familien, ein Auskommen zu finden. Erloschene landwirtschaftliche Hochkultur Sieht man von einer extensiven Beweidung mit Schafen und Ziegen sowie von den Jägerhütten einmal ab, stehen die meisten Maiensässe heute verlassen da. Die Flächen wachsen grossflächig ein, wie kürzlich eine

Studie des Amtes für Wald Graubünden und der Forstkommission Bergell eindrücklich aufzeigte. Im kleinen Bergell nimmt die Waldfläche monatlich um mehr als die Fläche eines Fussbalfeldes zu, und dies seit Ende des Zweiten Weltkriegs. Die nutzlos gewordenen Ställe zerfallen, stürzen in sich ein und verschwinden schliesslich ganz. Das wertvolle Kulturgut der Maiensässe mit ihren Ställen und Hütten droht zu verschwinden. Ohne Erschliessung mit Fahrstrassen oder Materialseilbahnen können die abgelegenen Maiensässe heute nicht nachhaltig bewirtschaftet und deshalb auch nicht gerettet werden. Die Bergeller werden demnächst aufgrund eines innovativen Nutzungs- und Finanzierungskonzeptes entscheiden können, ob ihnen die Rettung der schönsten Maiensässe in ihrem Tal ein wirkliches Anliegen ist. Unvergessliches Erlebnis im Steilhang Sechs lokale Forstarbeiter unter der Leitung von Andrea Giovanoli kümmerten sich auf Ren mit Motorsägen um die Fällarbeiten. «Auch die Einheimischen, die anfänglich skeptisch waren, tragen heute diese Eingriffe mit. Solche Freihaltearbeiten machen aber nur im Nadelwaldgürtel Sinn», so Giovanoli. Weiter unten wächst die Fläche innert kürzester Zeit wieder zu. In zehn Gruppen eingeteilt, von BWBWMitarbeitern und Lehrern geführt, sammelten die 69 Jugendlichen aus dem Kanton Thurgau Äste und Zweige zusammen. Fein säuberlich türmten sie sie aufeinander. Nicht ganz einfach und höchst ungewohnt, bei diesem steilen Berghang! «Die Schülerinnen und Schüler begreifen den Sinn des Einsatzes voll und ganz», wie der fachliche Leiter des Kurses Andreas Mathis sagte. «Dies ist keine Trockenübung für sie, die JugendliBündner Wald 5/2008 93


chen sind sehr motiviert», so Mathis weiter. Bestimmt wird sich diese Erfahrung für die jungen Leute positiv auswirken. Sie haben sich ein Stück weit mit der Problematik einer Randregion vertraut machen können. Schutz durch Nutzung Gewinner des Einsatzes sind aber auch die Natur, die Forstwirtschaft, die Berglandwirtschaft und die Jagd. Mit solchen Einsätzen wird die Artenvielfalt gefördert. Diese ist erwiesenermassen dort am höchsten, wo sich unterschiedliche Lebensraumtypen und Pflanzengemeinschaften aneinander reihen. Ein monotoner Wald, die so genannte Wildnis oder alpine Brache, ist hingegen vergleichsweise arm an Tier- und Pflanzenarten. Im Bereich Waldbiodiversität kann das Forst einen wesentlichen Beitrag leisten zur Förderung der Artenvielfalt an der Schnittstelle mit offenen Flächen im Waldbereich. Von dieser Situation überzeugte sich auch Regionalforstingenieur Curdin Mengelt bei seinem Besuch vor Ort. Durch solche Eingriffe werden ausserdem die Flächen für die

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Weidetiere frei gehalten und somit die Option für die Zukunft erhalten. Gut möglich, dass Bauern die Nische nutzen und mit Ziegen und Schafen diese Gebiete wieder systematisch beweiden werden. Dazu wird es aber nötig sein, dass die Erschliessung und die Infrastruktur optimiert werden, sollen die schönsten Bergeller Maiensässe längerfristig erhalten werden. Auch das Wild und die Jagd sind in dieser Region auf möglichst gut gepflegte Maiensässe angewiesen. Produktive Weiden sorgen für ausreichend Nahrung. Das Wild würde auch während des Sommers in grösserer Zahl im mittleren Waldgürtel in den Bergflanken des steilen Bergells verbleiben.

Marco Giacometti Wildvet Projects CH-7605 Stampa info@wildvet-projects.ch www.wildvet-projects.ch


Vorschau

Impressum

Vorschau Bündner Wald 6/08 Forstlicher Bildungsmarkt – Sanitätsnotruf 144 Die verschiedensten Märkte öffnen sich heute mehr oder weniger stark. Auch das forstliche Bildungsangebot hat sich mehr und mehr zu einem Markt entwickelt. Verschiedene Ausbildungsstätten bieten teils gleiche oder ähnliche Ausbildungen an. Gleichzeitig wird von jedem einzelnen heute auch immer mehr Flexibilität (was darunter auch immer zu verstehen sei) verlangt. Manche möchten sich mit einer zusätzlichen Ausbildung nach dem Berufsabschluss in eine gezielte Richtung weiterbilden oder sich am Arbeitsplatz einfach ein zweites Standbein schaffen. Der Bündner Wald 6/08 präsentiert eine Momentaufnahme verschiedener Aus- und Weiterbildungsangebote in Zusammenhang mit dem Wald. Es wird eine Übersicht sein, welche bei der einen oder dem anderen auch neue Ideen wecken könnte. Da sich die verschiedenen Lehrgänge immer wieder verändern und auch wieder andere Anbieter auftreten, kann diese Übersicht leider aber keinen Anspruch auf absolute Vollständigkeit erheben. Redaktion: Jörg Clavadetscher

Herausgegeben von Graubünden Wald, Amt für Wald Graubünden und der SELVA Verleger: Südostschweiz Presse und Print AG, Südostschweiz Print, CH-7007 Chur Sekretariat: Christophe Trüb, SELVA, Bahnhofplatz 1, CH-7302 Landquart, Telefon 0041 (0)81 250 19 40, Fax 0041 (0)81 250 19 41 Redaktoren: Jörg Clavadetscher, Forum Cumünal, CH-7537 Müstair, Telefon 0041 (0)81 851 62 08, forestal-muestair@bluewin.ch. Sandro Krättli, AfW GR, Sagastägstrasse 96, CH-7220 Schiers, Telefon 0041 (0)81 300 24 11, sandro.kraettli@afw.gr.ch Die Redaktion behält sich vor, Beiträge in nicht verlangter Form ohne Rückfrage zu ändern Druckvorstufe (Satz, Lithos, Belichtung): Südostschweiz Presse und Print AG, Südostschweiz Print, Fabienne Galehr, Simon Scherrer Druck: Südostschweiz Presse und Print AG, Südostschweiz Print, Postfach 85, Kasernenstrasse 1, CH-7007 Chur, Telefon 0041 (0)81 255 51 11, Fax 0041 (0)81 255 52 89 Erscheint sechsmal jährlich. Auflage 1500 Exemplare Inserate: Südostschweiz Publicitas AG, Neudorfstrasse 17, CH-7430 Thusis, Telefon 0041 (0)81 650 00 70, Fax 0041 (0)81 650 00 74, thusis@so-publicitas.ch Abonnementspreise: CHF 60.– (für Mitglieder Verein Graubünden Wald) Abonnemente/Adressänderungen:

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Waldmenschen und ihre Hobbys Redaktion: Jörg Clavadetscher

Kasernenstrasse 1, CH-7007 Chur,

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Versammlungsnummer 2009 Redaktion: Sandro Krättli

Südostschweiz Presse, Postfach 85, Administration Telefon 0041 (0)81 255 50 50 www.buendnerwald.ch

Für Inseratetexte übernimmt die Redaktion keine Verantwortung, auch muss die Meinung der Beiträge nicht mit der Ansicht der Redaktoren übereinstimmen. Autoren, die zu nebenstehenden Themen

Papier: Seit dem 1.1.2008 wird Ihr Bündner Wald auf FSC-Papier gedruckt.

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Interessenten erhalten weitere Informationen und Anmeldeunterlagen über das Sekretariat des Bildungszentrums Wald und Holz in Maienfeld und auf der Homepage www.bzwmaienfeld.ch.

Bovel, 7304 Maienfeld Telefon +41 (0)81 303 41 41, Telefax +41 (0)81 303 41 10 Email beat.jaeger@ibw.ch, Internet www.bzwmaienfeld.ch


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