B端ndner
Wald
Jahrgang 62 | 2009 | 1
Waldmenschen und ihre Hobbys
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Inhalt
Titel Editorial.................................................. 4 Bergsteigen – eine Leidenschaft............... 5 Zu Fuss von Chur nach Santiago de Compostela................. 9 Ein Förster fast wie Robin Hood............. 14 Kunst im Forst....................................... 23 Wenn der Förster abtaucht.................... 27 Wenn der Förster abhebt....................... 31 Der Förster auf den Spuren von Columbus............... 35 Australische Urklänge aus einheimischem Holz........................ 40 Der Förster als «Lehrer»........................ 45 Resgia – Report 01/09. ........................ 48 Am langen Riemen durch den Wald....... 50
Fischerei am Rhein und am Waitaki River............................ 55 Noch kann die Technik den Lawinenhund nicht ersetzen........... 59 Der Wald unter der Lupe des Briefmarkensammlers...................... 62 Politik als Hobby und Beruf................... 67 Das Sprengen zum Beruf gemacht............................... 69 Comic Theo & Heinz............................. 73 MIU UAUL – MEIN WALD...................... 74 Persönliches/Interview.......................... 79 Vereinsmitteilungen............................... 85 Kurse/Tagungen/Veranstaltungen......... 86 Bücher/Publikationen/Internet.............. 87 Vorschau 02 / 09.................................... 95
Titelbild: Regatta-Segeln unter Spinnaker. (Bild: Adrian von Gunten) Bild Inhaltsverzeichnis: Unsere Hobbys führen uns manchmal auch in ferne Länder. Im Bild eine prächtige Schirmakazie in der Abendsonne Namibias. (Bild: Lucian Ruinatscha) Bündner Wald 1/2009 3
Editorial
Liebe Leserinnen und Leser! Mit diesen Zeilen beginnt endlich auch das neue Bündner Wald-Jahr. Die Zeit zwischen Weihnachten und Neujahr, welche für die einen oder anderen hoffentlich eine etwas ruhigere war, ist schon längst wieder passé. In dieser Ausgabe möchten wir Ihnen einige Hobbys der Forstleute näher bringen. Die Vielfalt unserer Hobbys ist fast so gross wie die Artenvielfalt unserer Wälder. Deshalb finden in diesem Heft auch nur ein paar wenige Hobbys Platz. Interessant ist jedoch trotz der enormen Vielfalt, dass viele von uns auch beim Hobby dem Wald, dem Holz und der Natur verbunden bleiben. Sind wir durch unseren Beruf im Wald irgendwie festgefahren? Ich glaube nicht! Es ist wohl einfach so, dass wir zu einer Rasse des Homo sapiens gehören, welche die Freiheit der Natur und oft auch den Geruch des Holzes sozusagen braucht und somit vielleicht gewisse ursprüngliche Tugenden erhalten hat. Mir persönlich gibt die Bewegung in der Natur meist ein Gefühl von Freiheit. Die Natur mit all unseren Sinnen erfahren und erkunden zu dürfen, ist doch eine Gabe Gottes, welche wir schätzen sollten. Wer sich wirklich mit all seinen Sinnen in der Natur bewegt, bringt zum Beispiel verschiedene Gerüche mit bestimmten Jahreszeiten, Gebieten und Erlebnissen in Zusammenhang. Ähnlich verhält es sich mit Tierlauten, dem Rauschen des Windes, dem Plätschern des Baches oder der Ruhe im Spätherbst und Winter in entlegenen Gebieten unserer Alpentäler. Wir sind aber beileibe nicht die einzigen, die sich am liebsten in der freien Natur aufhalten. Es gibt viele andere, welche dort ebenfalls ihre Erholung suchen. Wir treffen beruflich und auch beim Ausüben unserer Hobbys auf viele Leute mit einem ausgeprägten Naturverständnis. Leider gibt es aber auch die anderen «Naturbenützer». Leute, welche 4
auf ihrer Suche nach Herausforderung, Freiheit und Selbstbestätigung die Natur einfach nur noch als riesige Arena betrachten, ohne auf die Bewohner der Natur Rücksicht zu nehmen. An dieser Stelle glaube ich, dass wir «Waldmenschen» eine wichtige Aufgabe und Vorbildfunktion wahrzunehmen haben. Wir sollten mit gutem Beispiel vorangehen und andere, welche der Natur mit weniger Respekt begegnen, über das schonende Verhalten in und mit der Natur aufklären. Bei dieser Aufgabe ist uns natürlich ein relativ enger Rahmen gesteckt, und wir können im besten Fall das Geschehen «vor unserer Haustüre» beeinflussen. Doch hiermit ist zumindest der Anfang gemacht. Denke ich andererseits an die Vergabe von olympischen Spielen an Länder, welche die Natur mit den Füssen treten, so frage ich mich manchmal, ob denn nun wirklich schon alles verloren sei. Bei solchen (Fehl-) Entscheiden, welche nur noch auf materialistischen Grundlagen basieren, können wir jedoch mit unseren Hobbys nichts mehr beeinflussen. Da müsste sich die hochrangige Politik für unsere Natur einsetzen. Politik, Hobby und Lobby? Das könnte man doch auch unter einen Hut bringen, oder nicht? Zumindest für den Anfang bestimmt. Um dann im grösseren Stil Politik zu betreiben, wird das Hobby wohl nicht mehr ganz ausreichen, und man müsste es zum Beruf machen. Ein Hobby zum Beruf machen? Kann das gut gehen und auch sinnvoll sein? Ja, es kann!
Jörg Clavadetscher, Redaktor Bündner Wald Ruinas, CH-7535 Valchava forestal-muestair@bluewin.ch
Bergsteigen – eine Leidenschaft Tausende von Touristen lassen sich auf die Berge transportieren, daneben gibt es aber auch Bergsteiger, die es sich zum Ziel gesetzt haben, Berge aus eigener Kraft zu besteigen. Unter diesen gibt es solche, denen genügt aus irgendwelchen Gründen das Nur-Hinaufkommen nicht, nein, sie suchen sich vielmehr den schwierigsten Aufstieg aus. Diese Wege führen aber meistens durch steile Fels- und Eiswände, die man erklettern muss, will man auf den Gipfel gelangen. Es gibt zwei Typen von Bergsteigern. Der Alpinist einerseits liebt die Natur über alles und sucht seine Gipfel, während der Sportkletterer anderseits primär die Wände zum Ziel hat. Er turnt in den allerschwersten Routen herum und kann sicher als Spitzensportler taxiert werden. Es gibt natürlich auch unzählige Varianten dazwischen. Ein Alpinist zu sein, das war mein Ziel. Erstbegehungen über messerscharfe Kanten, durch überhängende Felswände und Gipfelbesteigungen unter erschwerten Bedingungen, solche Pläne schmiedeten wir des Öfteren. Und wenn ich sage wir, dann meine ich unsere Seilschaft mit meinem Bruder Andres. Der Wunsch viel zu wagen um ein erstrebtes Ziel zu erreichen dürfte der Anreiz zu unserem Tun gewesen sein. Ein anderer wichtiger Beweggrund war die Kammeradschaft, die Schicksalsgemeinschaft, die zwangsläufig entsteht, wenn man sich durch dasselbe Seil miteinander verbunden, denselben Gefahren ausgesetzt fühlt. Dazu kommt die Liebe zum Berg und das Gefühl der Freiheit das man im Bergwind immer wieder empfindet. Sich in der Natur frei bewegen zu können, ist wohl die reichste Freizeitbeschäftigung. Der folgende Erlebnisbericht erzählt von
einer Erstdurchsteigung der SchijenflueWestwand. Andres und ich erkunden einen neuen Weg, eine direkte Route durch die weit überhängende Westwand der Schijenflue im Rätikon. Mit Fernrohr und Feldstecher suchen wir jeden Riss, der uns eine Möglichkeit geben könnte, vorwärts zu kommen. Wir beobachten so lange, bis wir davon überzeugt sind, unser Vorhaben zu meistern. Nach einigen Vorbereitungen starten wir an einem schönen Herbsttag. Mit schweren Rucksäcken lenken wir unsere Schritte der Schijaflue entgegen. In einiger Entfernung von der Wand studieren wir nochmals den Routenverlauf und stürmen dann voll Tatendrang und Neugierde dem Einstieg entgegen. Hier angelangt rüsten wir uns mit dem nötigen Material für die kommenden Seillängen aus. Wir beide brauchen einander nicht viel zu sagen, denn viele schwere Touren sind dieser Erstbegehung vorausgegangen. Wir lieben die Berge; ein jeder weiss, der Bruder sichert und ergänzt mich. Währenddem der eine klettert und mühsam den Weg sucht, sichert ihn sein Freund und hat dabei auch Zeit mit seinen Blicken in die Runde zu schweifen. Ringsum glänzen die stolzen Flüe in der Morgensonne, golden spiegeln sie sich im Partnunersee. Das Herz jauchzt vor Freude bei solcher Farbenpracht. In den ersten Seillängen, die wir vorbereitet hatten, kommen wir gut voran, bald erreichen wir den Standplatz, wo nun unsere harte, schöne Arbeit beginnt. Die Wand über und unter uns ist überhängend; wie zwei Bergdohlen an einer Flechte klebend, stehen wir auf einem Vorsprung an die Wand gedrückt und entlocken unseren Kehlen ein Lied. Bei jeder Seillänge wechseln wir die Führung, jeder möchte das «Neuland» zuerst in die Hände nehmen. Bereits drei Stunden Bündner Wald 1/2009 5
sind wir nun schon in der gleichen Seillänge, mühsam ist das Hakenschlagen am überhängenden Fels. Kannst nachkommen! – Endlich, denn bereits fröstelt es mich, weil die Sonne erst am Nachmittag in die Wand scheint. Aber die Kälte weicht aus meinen Knochen, sobald sich das Seil streckt. Erst jetzt sehe ich die grosse Arbeit meines Bruders in dieser Seillänge. Nur mit äusserster Mühe konnte er die nötigen Haken anbringen. Da wir alles für spätere Begehungen stecken lassen, habe ich als zweiter lediglich die Aufgabe, zu Andres hochzuklettern und dabei die Karabiner einzusammeln. Die nicht belasteten Seile hängen in grossen Schlaufen lose in die Luft hinaus. Der Fels will mich nach auswärts drängen, aber es gelingt ihm nicht. Meter um Meter steige ich in meinen Trittleitern höher. Ausser an den Haken ist es SCHIJENFLUE mit SCHIJENZAHN. (Bild: E. Scherrer)
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nicht möglich irgendwo Tritte oder Griffe zu finden. Die Zeit vergeht, es ist schon später Nachmittag, und wir sind immer noch in der unteren Wandhälfte. Aber jetzt haben wir das Schwierigste, so glauben wir, hinter uns und kommen bis es dunkelt gerade noch zum geplanten Biwakplatz, in einer kleinen Höhle, hinauf. Also nehme ich die nächste Seillänge. Weiter aufwärts können wir von hier nicht, wir müssen einen Quergang machen, um später in die Höhle hinaufzukommen. Der Fels ist splitterig und brüchig, es kostet mich einige Mühe, sichere Haken zu schlagen, um vorwärts zu kommen. Als es dann zu dämmern anfängt, muss ich einsehen, dass ich nicht mehr zur Höhle hinaufkomme. Andres wird ein wenig ungeduldig und kann nicht begreifen, dass es nicht schneller geht. Ich muss nun den gleichen Weg wieder zurück-
klettern, damit wir noch bei Tageslicht unser Biwak einrichten können. Unser Bruder Christian ist jetzt unten am Wandfuss und hängt warme Kleider, Wasser und Speise an die lange Rebschnur (ca 150 m), die wir mitgenommen haben. Alles Notwendige haben wir nun heraufgezogen, Christian steigt ins Tal ab und wird Morgen in der Früh unsere Sachen am Wandfuss wieder in Empfang nehmen. Auf einem kleinen Vorsprung sind Andres und ich an einigen Haken angebunden. Sogar der Kocher wird gesichert, denn eine warme Suppe und heissen Tee möchten wir jetzt nicht missen. Andres ist der Koch und während des Kochens blicken wir ins Tal, wo bereits die kleinen Lichtlein in den Hütten brennen. Auch den Schein von Christians Taschenlampe können wir hie und da zwischen den Steinen sehen. Ihm zum Dank und uns zur Freude jodeln wir Lieder, bis wir das Licht nicht mehr sehen können. Nebeneinander in den Seilen sitzend, sind wir noch bis tief in die Nacht hinein wach, erzählen über vergangene Zeiten und schmieden auch Zukunftspläne. Wir wissen ja, wie solche Biwaknächte dahinschleichen und trotzdem ist keine der andern gleich. Jetzt hängen wir da in der Schijenflue, unser lang ersehnter Traum wird wahr, wenn morgen alles gut geht. Das Wetter kann uns kaum einen Streich spielen; das Himmelszelt ist übersät mit Sternen, die sich zu Bildern reihen. Ist das herrlich, unter freiem Himmel schlafen oder eben nicht schlafen zu können. Die Lichter im Tal sind erloschen, auch unsere Kerze, deren Flamme uns mit einem hellen Schein umgab, findet keine Nahrung mehr und wird sich ergeben müssen. Sogar unsere Gespräche sind nun rar geworden, hie und da schlummern wir einige Zeit ein, dann studieren wir wieder dem morgigen
Tag voraus. Werden wir es schaffen? Haben wir genügend Material? Wann werden wir auf dem Gipfel sein? Alles wird sich klären! Es ist noch lange nicht Tag, als Andres bereits wieder mit dem Kocher zu hantieren beginnt. Die Kälte ist uns in die Knochen geschlichen; mit einem heissen Tee möchten wir sie wieder verdrängen. Sobald es uns die Sicht erlaubt, wollen wir unsere Route fortführen, denn der Weg zum Gipfel ist noch lang und schwer. Wir können ja nicht wissen, was noch alles auf uns wartet, diese Spannung bei einer Neutour ist wohl ein Grund, warum wir dieser Leidenschaft frönen. Ich nehme meinen Quergang nun das zweite mal in Angriff. Man sagt ja so schön: «Morgenstund hat Gold im Mund»; Gold finde ich zwar keines, aber dafür gelingt mir die Querung und ich komme dann ohne äusserste Schwierigkeiten zur Höhle hinauf. Bevor Andres nachklettert, lässt er unser Biwakmaterial durch die Luft zum Einstieg hinunter, wo unser Bruder wartet. Es ist uns bewusst – es gibt keinen Weg zurück. Wir müssen noch an diesem Tag den Gipfel erreichen. Haken um Haken schlage ich in den breiten Riss und immer mehr drückt mich die Wand nach aussen. Zwischen meinen Beinen sehe ich hinab zum Schijenzahn, es ist der überhängendste Teil unserer Route, die Steine, die losbröckeln fallen weit ausserhalb des Wandfusses zu Boden; die Wandhöhe beträgt hier ca 220 m. Ich hänge eine Trittleiter in den äussersten Haken und belaste ihn vorsichtig. «Ich bin an der Sonne», schreie ich voller Freude zu Andres hinunter. Sie scheint mir ins Gesicht, als ob sie sagen wollte, ihr habt gewonnen. Als ich aber den weiteren Verlauf der Route sehe, bin ich mir bewusst, dass wir noch nicht am Ziel sind. Bei einem Blick auf die Bündner Wald 1/2009 7
Uhr stelle ich erschrocken fest, dass der kleine Zeiger schon wieder gegen Abend rückt. Kommen wir heute noch auf den Gipfel? Ja, ja, wir müssen hinauf; das nötige Biwakmaterial haben wir ja nicht mehr bei uns. Andres ist nun auch bei mir an der Sonne. Bevor er die nächste, technisch schwere Seillänge in Angriff nimmt, jodeln wir den «Schija-Juz». Singen und jodeln ist bei uns ein Ausdruck der Freude. An Hakenmaterial haben wir nicht mehr grosse Auswahl, wir müssen dennoch damit auskommen. Die Sonne versinkt hinter dem Chüenihorn, bevor wir die letzten 100 m der Wand in Angriff nehmen. Zu unserem Vorteil sind die Schwierigkeiten nun wesentlich kleiner geworden. In freier Kletterei kommen wir rasch dem Gipfel näher. Wir können die Stimmen unserer Freunde hören, sie warten um uns zu beglückwünschen. Als es bereits dämmert steigen wir aus der Wand aus und reichen uns die Hände. «Ich danke dir für dein Vertrauen und wünsche dir viel Glück in den Bergen», diese Stunde werde ich nie vergessen. Die Freude übermannt uns, wir schämen uns unserer feuchten Augen nicht.
Zusammen mit unseren Freunden steigen wir später bei Dunkelheit ins Tal ab. Unten in Partnun warten sogar Mutter und Ätti auf uns, dass auch sie an unserer Leidenschaft teilnehmen freut uns ganz besonders. In den folgenden Jahren durften wir noch viele schöne Bergtouren und Kletterwege erkunden. Höhen und Tiefen, Schatten und Sonne, das durfte ich erleben. Nun, die Zeit vergeht, die Berge sind nicht mehr so hoch, die Wände nicht mehr so steil, das Tempo hat sich gemässigt es kann nun auch ein Wanderweg sein. Die Gefühle für den Berg Die Gefahren um den Berg Die sind geblieben Diese Freiheit möchte ich nicht missen Die möchte ich lieben
Ernst Scherrer Förster CH-7205 Zizers
naturesch@bluewin.ch
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Vermarktung und Vermittlung von Holz aus Graubünden. Für die Meldung der Holzschläge und Liefermengen 2009 kontaktieren Sie ab sofort: Lüzzi Andri FSC-Nr. SGS-COC-004974 8
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Zu Fuss von Chur nach Santiago de Compostela Die Pilgerfahrt zum Grab des Apostels Jakobus ist ein europäisches Phänomen, das seit dem Mittelalter Menschen zusammen auf den Weg quer durch Europa über Frankreich in den äussersten Westen Spaniens führt. Im Mittelalter verliessen tausende von Pilgern ihre Familien und ihr Hab und Gut und machten sich auf den Weg. Die Reise war lang und gefährlich, viele starben unterwegs. Die Krise, welche im 14. Jahrhundert mit ihrem Gefolge von Kriegen und Seuchen das Abendland erschütterte, wirkte sich auch auf diese grösste Massenbewegung des späten Mittelalters aus. Die Religionskriege machten das Wandern in Frankreich zu einem gefährlichen Unternehmen, die Frömmigkeitsformen und die Heiligenverehrung standen im Widerspruch zur Reformation und zum kritischen Geist des Humanismus. Deshalb ist Ende des 15. Jahr-
hunderts die Pilgerbewegung abgeflaut und allmählich verschwunden. Erst in den Fünfzigerjahren des 20. Jahrhunderts erwachte eine neue Bewegung mit unterschiedlichen Motivationen. Die Wege nach Santiago de Compostela wurden zu Wegen der Geschichte und Kultur. 1987 erhob der Europarat die Pilgerwege nach Santiago zur Ersten Kulturstrasse Europas, und die UNESCO klassifiziert sie heute als Weltkulturerbe der Menschheit. Von der Idee zum Fernweh Viele Gründe sprechen für das historische und moderne Abenteuer, sich auf einen der Jakobswege zu begeben und durch Europa zum Grab des Apostels Jakobus zu pilgern. Hier finden Begegnungen zwischen Wanderern und Pilgern, Jung und Alt, sportlich Motivierten oder spirituell Suchenden,
Verschiedene Wege führen nach Santiago de Compostela. (Bild: R. Zuber)
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allein Reisenden und Gruppen sowie von Menschen verschiedenster Nationalitäten statt. Bereits J.W.v. Goethe glaubte, dass durch den Jakobsweg über die Jahrhunderte hinweg eine gewisse kulturelle und innere Einheit Europas entstanden sei. Über die verschiedenen «Zubringer», wie auch über den letzten Abschnitt des Jakobsweges in Nordspanien gibt es in neuester Zeit zahlreiche Reiseführer, persönliche Reiseberichte, Filme und Dokumente. Besonders spannend ist dabei meines Erachtens die Wiederentdeckung und Neuinterpretation mittelalterlicher Bräuche und Kulturen rund um die kirchlichen Orden mit ihren Klöstern und Hospitälern sowie den Bau der Kathedralen, Kirchen, Einsiedeleien, Wege und Brücken. Dies bewog auch meine Frau Sylvia und mich, uns einmal etwas Besonderes zu Puente de Órbigo. (Bild: R. Zuber)
Tagelange Einsamkeit auf einer Meseta. (Bild: R. Zuber)
gönnen. Was ursprünglich ein persönlicher Wunsch von Sylvia war, ganz allein unterwegs zu sein, reifte schliesslich zum beidseitigen Bedürfnis, uns zu unserem 30. Hochzeitsjahr eine «Auszeit» zu schenken, gemeinsam für 3 Monate «auszuwandern». Dabei war neben dem Wunsch, für einander Zeit zu haben, gleichfalls die Freude am Wandern, am Entdecken anderer Welten und Kulturen, am Geniessen von Natur und Landschaft ausschlaggebend. Wir sind dann mal weg Als Teststrecke wählten wir den Abschnitt von Müstair nach Chur, ein Teilstück des damals geplanten und inzwischen eingerichteten Zubringers Jakobsweg Graubünden. Wir benutzten diese Gelegenheit, uns gegenseitig ein- und abzustimmen, die Ausrüstung und vor allem die Schuhe zu testen, die möglichen Etappenlängen für ein längeres Unternehmen an einem Stück abzuschätzen. Drei Wochen später, am 1. September 2007, starteten wir vor unserer Haustüre in Chur. Über die Senda Sursilvana, den Oberalpund Furkapass und entlang der Rhone erreichten wir bei Lausanne die Schweizer Hauptroute des Jakobsweges. Von Genf wanderten wir auf der Via Podiensis über
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Le-Puy-en-Velay und Conques bis zu den Pyrenäen. Ab St. Jean-Pied-de-Port wechselten wir auf den spanischen Camino Francés und erreichten Santiago de Compostela am 4. Dezember. Darin, dass wir die Monate September bis Dezember gewählt hatten, sehen wir im Nachhinein nur Vorteile. Marschieren zur sommerlichen Hauptsaison täglich rund 1000 Pilger in Santiago ein, blieb uns so das «Kolonnenwandern» erspart, genauso die gleissende Sonne. Andererseits war die Kälte – das Thermometer zeigte vereinzelt bis minus 8 °C. – mit entsprechender Ausrüstung problemlos zu bewältigen. Glücklicherweise waren wir in diesen 95 Tagen je weder krank, noch wurden wir von Schmerzen oder Blasen an den Füssen geplagt. Weil viele Restaurants und Läden ausserhalb der Saison eingeschränkte Öffnungszeiten haben, waren Improvisation und optimiertes Planen an der Tagesordnung. Aus der Not der geschlossenen Pilgerherbergen, Pensionen oder Hotels machten wir einfach eine Tugend. Wir fanden es ohnehin interessanter, in Privatunterkünften zu nächtigen. So kamen wir immer wieder mal in den Genuss von schön gedeckten Tafeln und haben jeweils viel über die französischen und spanischen Regionen mitbekommen.
nenwälder im Massif du Pilat, die Vulkan landschaft vor Le Puy, die tagelange Stille in den Hochebenen der Margéride und der Aubrac, die Eichenwälder in den Causses, die Buchenwälder in den Pyrenäen, gepflegte Dörfer im Baskenland, Steineichenwälder, ausgedehnte Rebberge, stattliche Eichen und Kastanien in Galicien usw. Neben dem Staunen und Erleben blieb unendlich viel Zeit zum Diskutieren über Gott und die Welt. Trotzdem glauben wir, dass es nicht ausreicht, den Pilgerweg nur aus Spiritualitätsgründen zu begehen. Dafür bietet und fordert die Strecke schlicht zu viel. Breitgefächertes Interesse, aber auch Disziplin und Wille etwa sind unabdingbare Eigenschaften. Durch diese Voraussetzungen waren wir selbst nach bis zu 40 Kilometer langen Tagesmärschen nie wirklich erschöpft. Bei der Kathedrale von Burgos. (Bild: R. Zuber)
Ein Weg, der bietet – und fordert Die Reiseführer versprechen nicht zu viel. Tatsächlich kann man in jeder Region täglich die kulturellen Reize auskosten, sei es beim Besuch von Kirchen, Kapellen, Friedhöfen und Klöstern, beim Begehen mittelalterlicher Brücken. Besonders beeindruckt haben uns die wechselnden Landschaften: das von Gebirgen umgebene langgezogene Rhonetal, der Genfersee, die Hügel in Savoyen, die ausgedehnten Fichten- und TanBündner Wald 1/2009 11
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Der Weg ist das Ziel Schritt für Schritt – Stunde um Stunde – Tag für Tag – dem Ziel immer näher, dies ist der spontane Gedanke vieler Aussenstehender. Doch wenn man sehr lange unterwegs ist, stellen sich bald gewisse Automatismen ein. Dies schafft Platz für Freiräume und Offenheit für Begegnungen, fördert die Aufnahmebereitschaft. Distanzgefühle? Wenn man viel Zeit hat, schwinden manchmal selbst auch diese. Erst beim Blick auf die Karte wird man sich der zurückgelegten und noch bevorstehenden Distanzen bewusst. Doch was soll’s – es geht ja immer weiter … ultreia. Wenigstens einmal haben wir uns auf dem Weg ertappt, als mir Sylvia freudig zu verstehen gab: «Schau diesen Stein da auf der Brücke, von hier sind es nur noch
Nachspiel: Die Seele reist langsamer Wir hatten uns entschieden, die Heimreise in die Schweiz mit dem Zug – und nicht fliegend – anzutreten. Dies half uns, die Erlebnisse zu verarbeiten, auch wenn die 30 Stunden fast komplizierter waren als unser
Von hier sind es nur noch 1000 km.
2400 km zu Fuss nach Santiago de Compostela.
(Bild: R. Zuber)
(Bild: R. Zuber)
1000 km!». Doch wir befanden uns immer
noch in Frankreich. Trotz aller mentalen und körperlichen Stärke folgte am Ziel, der Kathedrale in Santiago de Compostela, das grosse Loch: So sehr der Weg für Sylvia stimmte, so blockiert waren ihre Gefühle über das abrupte Ende. Mir erging es dabei ähnlich. In der Pilgermesse wusste ich nicht richtig, was mich mehr ergriff, das Bedauern über das Ende des unvergesslichen gemeinsamen Weges oder die Freude, das «Ziel» erreicht zu haben.
Marsch. Mit den Tagebüchern in der Hand und den vorbeiziehenden, teils begangenen Strecken vor dem Eisenbahnfenster ist die ganze Wanderung nochmals wie ein Film in unseren Köpfen abgelaufen. Spätestens da ist uns bewusst geworden, inwiefern der Weg für uns Welten geöffnet hat. Eine solche Pilgerreise geht wohl tiefer, als man wahrhaben will. Für Sylvia dauerte es nach der Ankunft in Chur eine ganze Weile, bis
auch ihre Seele wieder daheim angekommen war.
Ruedi Zuber dipl. Forsting. ETH Teuchelweg 2, CH-7000 Chur ruedi.zuber@spin.ch
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Ein Förster fast wie Robin Hood Als ich vor beinahe zehn Jahren durch einen Freund in den Kreis der prä historischen Bogenschützen trat, dachte ich nicht, dass mich der Bogenbau einmal so faszinieren könnte. Damals stand das primitive, intuitive Schiessen mit einem einfachen Holzbogen im Vordergrund. Es ging nicht lange und ich konnte meine ganze Familie für dieses sehr familienfreundliche Hobby begeistern. Seither nehmen wir jedes Jahr an verschiedenen prähistorischen Turnieren in den Nachbarländern teil und messen uns mit anderen Schützen aus Europa. Bogenschiessen ist schön, erholsam, beru higend und im wahrsten Sinne des Wortes, spannend. Es ist aber doppelt so schön, wenn man die Pfeile mit einem selbstge Abb. 1: Das gute Bogenholz kann auf dem Lagerplatz ausgesucht werden. (Bild: J. Hassler)
bauten Bogen ins Ziel fliegen lassen kann. Es ging nicht lange und ich versuchte mit dem Holz meiner Lieblingsbaumart, der Eibe, einen eigenen Bogen zu bauen. Mit diesem Versuch und einem anschliessenden Bogenbaukurs begann die Faszination des Bogenbaus die mich seither nicht mehr los lässt. In den folgenden Ausführungen geht es da rum, dem Leser und der Leserin die Freuden und Leiden des Bogenbauens mit Eibenholz zu beschreiben. Dabei liegt es mir fern, meinen Ausführungen Allgemeingültigkeit zuzuschreiben. Ziel ist es, aufgrund meiner Erlebnisse und Erfahrungen, ein möglichst umfassendes Bild des Eibenbogenbaus zu vermitteln. Das Holz Dadurch, dass das Splintholz sehr dehnbar ist und sich das Kernholz stark komprimie ren lässt, ist Eibenholz eines der besten Bo genhölzer überhaupt. Obwohl Eibenholz das härteste und dichteste einheimische Nadelholz ist, lässt es sich hervorragend be arbeiten. Gewinnung Ideal ist, wenn man als Bogenbauer sein Bo genholz im Wald aussuchen kann (Abb. 1). Dies ist nur in Ausnahmen der Fall. Selbst ausgesuchtes und waldgeschlagenes Ei benholz hat für den Bogenbauer besondere Qualitäten: – Meist ist ein astreiner Stamm vorhanden – Die vorhandenen Äste sind feiner – Der Jahrringaufbau ist «feinjährig» – Der Splintholzanteil ist gering – Der Stamm ist gut verkernt Dies sind Qualitäten, die man in geschlosse nen Wäldern antrifft. In lockeren Wäldern, wo der Lichteinfluss auf die Eibe stark ist,
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ist das Holz für den Bogenbauer nicht sehr attraktiv. Faulstellen im Innern des Stammes sind weniger wichtig, da der Bogner doch nur die äusserten 4 – 6 cm verwendet. Wichtig ist, dass der Holzverkäufer seine Kunden und deren Wünsche kennt und sich mit diesen befasst. Leider sind Stämme aus regulären Holzschlägen, abgesehen von den natürlichen Qualitätsmängeln für den Bogenbauer, meist verletzt und für den Bogenbau nicht mehr zu gebrauchen. Hier eine Auflistung der Mängel: – Falsch abgelängt, keine Qualitätstrennschnitte für den Bogenbauer (Asteinteilung) – Motorsägeneinschnitte im Splintholz – Äste zu tief am Stamm abgeschnitten – Splintverletzungen durch das Rücken der Stämme aus dem Wald auf den Lagerplatz – Verletzungen des Splintholzes durch Drahtseile, Polterschilde oder Kranzangen – Splintverletzungen durch das Aufrüsten mit Prozessoren Wenn das Holz nicht rechtzeitig abgeführt und fachgerecht gelagert wird, können auch Lagerschäden auftreten und das Holz für den Bogenbau unbrauchbar machen. Dies sind vor allem: – Verfärbungen im Splintholz – Ersticken des Splintholzes – Pilzbefall – unregelmässige Austrocknung, Rissbildung unter der Rinde auf der ganzen Länge des Stammes.
groben Jahrringaufbau. Dazu kommt, dass die Stämme meist voller grober Äste sind und der Splintholzanteil immer sehr hoch ist. Ausnahmsweise kann man auch aus geeigneten Ästen passable Bögen bauen. Dies ist allerdings etwas anspruchsvoller, da diese meist gebogen sind und immer auch Buchsholz aufweisen. Dazu kommen noch die vielen kleinen Feinäste, die den Bogen optisch wohl schön, gleichzeitig aber auch unberechenbarer machen. Der Bogenbau, «vom Stecken zum Bogen» Für den Bogenbau brauche ich folgende Werkzeuge (Abb. 2 ): 1. Bleistift 2. Meter 3. Setzlatte 4. Richtschnur mit Farbe 5. Atemschutzmaske 6. Zugmesser 7. Hobel 8. Bogenwaage 9. Raspel 10. Feine, flache Holzfeile 11. Feine Rundfeile ca. 4 mm Ø 12. Evtl. runde Raspel 13. Taschenmesser 14. Ziehklinge 15. Schleifpapier div. Körnung Abb. 2: Werkzeuge, die zum Bogenbau gebraucht werden. (Bild: J. Hassler )
Viele Bogenbauer müssen mit Eibenholz aus Privat- oder Stadtgärten und Friedhöfen arbeiten. Dieses Holz ist für den Bogenbau meist weniger geeignet. Da diese Eiben immer genügend Licht genossen, sind sie schnell gewachsen und haben einen Bündner Wald 1/2009 15
Abb. 3: Die Mittellinie und das Bogenprofil werden auf den Bogenrücken aufgezeichnet. (Bild: J. Hassler )
Zuschneiden und Profil bearbeiten Zuerst nimmt man einen Rohling. Dann wird die Mittellinie des Bogens auf den Bogen rücken (Rindenseite des Holzes) gezeichnet. Die Mittellinie muss dem Faserverlauf des Holzes folgen (Abb. 3 ). Ansonsten ver zieht sich der Bogen im Laufe der Bearbei tung. Dann zeichnet man die Bogenmitte und das gewünschte Profil des Bogens beidseitig der Mittellinie auf. Naturgemäss sind die Bogenenden (Tips) schmal und fein. Damit der Bogen gut in der Hand liegt und einen sicheren Griff erlaubt, ist das Griffteil etwas dicker. Je nach Grösse des Rohlings kann man das gewünschte Profil mit der Bandsäge heraussägen oder mit dem Handhobel herausarbeiten. Eine weitere Möglichkeit bietet das Zugmesser. 16
Hier besteht die Gefahr, dass man mit dem Messer zu tief in die Fasern hineinfährt und das Holz nicht mehr geschnitten, sondern gespalten wird. Dies kann dann bewirken, dass die Fasern zu tief einreissen und zu viel Holz entfernt werden muss. Mit dem Hobel muss man dafür den Faserverlauf sehr gut beachten. Es kann durchaus sein, dass man plötzlich gegen die Fasern ar beitet und diese ebenfalls einreissen. Das passiert sehr oft, wenn man Holz um die Äste reduziert. Nun überprüfe ich, ob nicht auch noch etwas vom Splintholz reduziert werden muss. Der Splintholzanteil sollte im Querschnitt nur etwa ein Drittel der Bogen stärke ausmachen. (Bögen mit einem zu grossen Splintholzanteil werfen langsam, da ihnen die nötige Spannkraft eines entspre chenden Kernholzanteils fehlt. Gleichzei tig erhalten sie ein «sett». Das heisst, der Bogen bleibt bis zu einem gewissen Grad in seiner Biegung stehen, da das Kernholz nicht genügend Kraft aufbringt den Bogen zurück zudrücken.) Ist der Splint zu massiv, wird er zuerst mit der Raspel und anschlies send mit der Ziehklinge, Jahrring für Jahr ring, reduziert. Es ist unbedingt darauf zu achten, dass keine Jahrringe durchtrennt werden, da diese auslaufenden Fasern ei nen Bogenbruch einleiten können. Ist der Splint reduziert und das Profil auf den Sei ten herausgearbeitet, beginnt man, auf der Seite des Bogenbauches (Kernseite), dem Stab die richtige Form (D-Form) zu geben. Dabei ist besonders zu beachten, dass um die Äste herum immer etwas mehr Holz be lassen wird, da es sich bei diesen Stellen um potenzielle Bruchstellen handelt. Mit dem Hobel arbeite ich nur soweit, bis der Bogen die richtige Form hat und sich die Bogen arme leicht biegen. Die Kontrolle, ob sich die Bogenarme schon etwas biegen lassen, erhalte ich, indem ich den Bogen auf den
Abb. 4: Mit der Raspel werden die Hobelspuren geglättet und die typische Bogenform herausgearbeitet. (Bild: A. Hassler)
Abb 5: Auf dem Tillerstock wird laufend die Biegung des Bogens kontrolliert. (Bild: J. Hassler ) Bündner Wald 1/2009 17
Boden stelle, ihn beim Griffteil und am oberen Bogenende halte und versuche, den Bogenarm durch Druck auf das Griffteil, leicht durchzudrücken. Lassen sich beide Bogenarme etwas biegen, ist die Arbeit mit dem Hobel beendet. Die Feinarbeit und Tillern Jetzt beginnt die eigentliche «harte» Arbeit des Bogenbauers. Zuerst gibt man den Bogenarmen mit der Raspel wieder eine gleichmässige Form und gleicht die Gräte, die sich mit dem Hobel ergeben haben, aus (Abb. 4). Dann raspelt man – vom Griffteil ausgehend immer gleichmässig gegen die Tips – und überprüft, durch Biegen der Bogenarme, den Druck und die Biegung der Arme. Es ist immer darauf zu achten, dass die Bogenarme – von den Tips her gegen das Griffteil – kontinuierlich an Stärke zunehmen müssen. Sind auf dem Bogenrücken Unebenheiten vorhanden, müssen diese bei der Bearbeitung des Bogenbauches unbedingt auch mit einbezogen werden. Lassen sich nun beide Arme gleichmässig leicht biegen, kann man an den Tips die Sehnenkerben einfeilen. Man nimmt eine feine Rundfeile und feilt, in einem spitzen Winkel zur Bogenachse, an den Seiten der Arme links und rechts leichte Kerben in den Bogen. Gerade so tief, dass die Sehne, die anschliessend für das Tillern aufgezogen wird, gut sitzt und den Bogenarmen, unter Einbezug des Zuggewichtes, eine gleichmässige Rundung gibt (Abb. 5 ). Die Tillersehne hängt man nun in die Sehnenkerben, legt den Bogen auf den Tillerstock und hängt die Bogenwaage, die an einem Seil befestigt ist, in die Sehne und beginnt mit leichtem Zug den Bogen ein erstes Mal aufzuziehen. Es ist wichtig, dass man das Zuggewicht an der Bogenwaage im gleichen Arbeitsgang überprüft und den Bogen 18
nicht überzieht. Mit der Bogenwaage kann man den Zug so dosieren, dass der Bogen in diesen Arbeitsphasen nicht überbeansprucht wird. Mit Vorteil steht man so weit als möglich vom Bogen weg und betrachtet die Biegung aus Distanz. So sind die steifen und weichen Stellen besser ersichtlich. Nun beginnt die Arbeit mit der Ziehklinge oder als Alternative, mit dem Taschenmesser. Bei der Betrachtung des Bogens im gespannten Zustand werden mit einem Bleistift die steifen Stellen markiert. Dann nimmt man den Bogen vom Stock und beginnt ganz fein und langsam Kernholz aus dem Bogenbauch zu entfernen. Hier heisst die goldene Regel: «Nie zuviel auf einmal!». Dieser Vorgang wird unzählige Male wiederholt. Bogen auf den Tillerstock – Waage einhängen – am Seil langsam ziehen – das Zuggewicht überprüfen und die Rundungen beurteilen – mit dem Bleistift die steifen Stellen markieren – Seil langsam lösen und die Waage aushängen – Bogen vom Stock nehmen – mit dem Taschenmesser oder der Ziehklinge das Kernholz entfernen. Um die feinen Späne vom Bogenbauch zu lösen drücke ich das Taschenmesser auf das Holz und ziehe und stosse die Klinge über den Bogenbauch. So wird Span um Span vom Bogenbauch entfernt. Gerade in dieser Phase ist es besonders wichtig, dass man viel Geduld mitbringt, nicht unter Zeitdruck ist oder sich durch andere Faktoren unter Stress setzen lässt. Bogen bauen sollte man nur dann, wenn genügend innere Ruhe vorhanden ist. Durch das kontinuierliche Biegen des Bogens löst sich die trockene Rinde vom Bogenrücken ganz von selbst, ohne das man diese mit einem Zugmesser, Feile oder Hobel entfernen muss. Sie löst sich durch leises Knacken und hinterlässt eine saubere Holzoberfläche, die am Schluss nur noch
mit einem nassen rauen Schwamm abgerieben werden muss. Da man den Bogen beim Schiessen nicht genau in der Mitte, sondern etwas unterhalb dieser hält, wird der untere Bogenarm etwas steifer herausgearbeitet. Das heisst, er biegt sich nicht im gleich runden Bogen wie der obere Arm. So arbeite ich weiter bis die gewünschte Rundung und das erforderliche Zuggewicht erreicht ist. Nun werden alle scharfen Kanten mit der feinen Holzfeile gerundet. Dann werden die Tips an den Bogenenden so fein als möglich ausgearbeitet und unnötiges Holz entfernt. Zu schwere Tips machen den Bogen schwerfällig, plump und langsam. Die Bogenarme sollen so schlank und leicht wie möglich werden. Denn diese werfen schnell! Anschliessend kann der ganze Bogen mit Schleifpapier geschliffen werden. Nach dem ersten Schliff wird der Bogen mit
einem feuchten Lappen abgerieben, damit sich die Fasern beim Trocknen leicht aufrichten und beim endgültigen Überschleifen entfernt werden können. Danach wird der Bogen mit Leinölfirnis eingeölt und an einen warmen Ort gelegt, damit das Öl einziehen kann. Am Schluss wird der Bogen mit einem Lappen abgerieben. Ist das Holz fertig bearbeitet, wird die Sehne gezwirnt. Als Ausgangsmaterial dient ein gewachstes, achtfach gezwirntes Leinengarn. Die Sehne wird aus einzelnen Strängen dieses Garns angefertigt. Je nach Zuggewicht des Bogens sind die Sehnen unterschiedlich stark dimensioniert (Abb. 6 ). Gefahren: am Holz, im Holz und beim Bau Da es sich bei Holz um ein Naturprodukt handelt, müssen wir beim Bau immer mit Abb. 6: Je nach Stärke des Bogens wird eine ent sprechend starke Sehne gezwirnt. (Bild: J. Hassler )
Zuggewicht Die Erfahrung hat gezeigt, dass die Sehnen wie folgt dimensioniert werden sollten:
Zuggewicht:
Sehne aus:
bis 45 Pfund
6 Stränge
45–60 Pfund
8 Stränge
über 60 Pfund
10 Stränge
Das Zuggewicht des Bogens wird in Pfund angegeben: 1 Pfund = 0,453 kg 45 Pfund = 20,407 kg Der Pfeilauszug auf dem Bogen wird in Zoll angegeben: 1 Zoll = 2,54 cm 28 Zoll = 71,12 cm
Bündner Wald 1/2009 19
Überraschungen rechnen. Überraschungen, die einem die Arbeit als Bogenbauer erschweren und einem das Bogenbauerleben eher versauern als versüssen. Eibenholz ist dafür besonders prädestiniert. Man muss sich immer wieder mit verschiedenen Wachstumseigenschaften auseinander setzen. Wenn man für den Bogenbau dicke Stämme verwendet, die dazu noch in unruhigem Gelände gewachsen sind, muss man auch mit Kernrissen rechnen. Ich musste schon die Erfahrung machen, dass sich diese Risse erst beim fertigen Bogen wieder bemerkbar machten, indem auf der ganzen Bogenlänge feine Längsrisse hervortraten. Stäbe mit unregelmässigem Jahrringbau, Verletzungen oder anderen, nicht feststellbaren Einflüssen während des Wachstums, bergen Abb. 7: Der fertige Bogen ist bereit für den ersten Schuss. (Bild: J. Hassler )
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die Gefahr der Ringschäligkeit (schälrissig). Neben den eingewachsenen «Holzfehlern» sind auch, handwerkliche «Patzer» Grund genug, dass ein Bogen während des Tillerns in die Brüche geht. Ein weiteres Risiko bergen ungleichmässige Stäbe. Diese erfordern bei der Bearbeitung sehr viel Geduld. Bei der Reduktion des Kernholzes muss immer auch der parallele Verlauf des Kern- und Splintholzes überprüft werden. Es kann durchaus vorkommen, dass, wenn man nur glatt über den Bogenbauch arbeitet, einzelne Stellen im Bogenarm plötzlich zu wenig Kernholz aufweisen. Dann gibt der Arm an dieser geschwächten Stelle mehr nach und er knickt ein. In diesem Fall müssen die Stellen links und rechts des betroffenen Sektors so nachbearbeitet werden, bis der Knick wieder verschwunden ist und der Arm wieder eine gleichmässige Rundung zeigt. Gleichzeitig verliert der Bogenarm so an Spannung. Wenn die Biegung der Arme nicht sorgfältig getillert wird, kann es sein, dass um die steifen Stellen im Bogenarm, Stauchungsrisse entstehen. Beim Bearbeiten der Bogenarme mit Raspel oder Ziehklinge besteht die Gefahr, dass Rechtshänder auf der rechten Seite des Bogenarmes mehr Holz abtragen als auf der Gegenseite. Daraus ergibt sich, dass die Bogenarme nach rechts einknicken oder der Arm sich verdreht. (Bei Linkshändern wiederholt sich dies auf der linken Seite). Deshalb ist es wichtig, dass man den Bogen während des Tillerns nicht nur auf die regelmässige Biegung überprüft, sondern die Arme auch auf ein mögliches Verdrehen kontrolliert. Bei Bogenstecken, die leicht drehwüchsig sind, kann dieses seitliche Abknicken ebenfalls auftreten. In diesem Fall muss man versuchen, dem Arm, auf der gegenüber liegenden Seite der Absenkung,
etwas mehr Holz abzutragen. In ganz extremen Fällen kann man versuchen, den Bogenarm durch Dämpfen des Holzes wieder in die richtige Position zu bringen. Gesundheitliche Risiken beim Verarbeiten von Eibenholz Neben den Nadeln, die am meisten giftiges Taxin beinhalten, befinden sich auch im Holz giftige Stoffe. Diese werden beim Bearbeiten des Holzes mit dem Holzstaub über die Schleimhäute aufgenommen. Sie können die Gesundheit der Bogenbauer negativ beeinflussen. Zu Beginn der Bearbeitung des Stabes mit grobem Werkzeug entsteht noch wenig Feinstaub. Erst wenn man mit der Ziehklinge und später mit dem Schleifpapier arbeitet, setzt man sich der grössten Belastung aus. Gegen das Einatmen von Holzstaub kann man sich mit Atemschutzmasken schützen oder richtet die Werkstatt mit einem Staubabsauggerät ein. Das Arbeiten im Freien verringert die Belastung ebenfalls. Beim Erfahrungsaustausch mit anderen Bogenbauern sind mir folgende Reaktionen des Körpers bekannt: – Schleimhautreizungen der Lunge, löst Asthma aus – Schleimhautreizungen der Nase mit Niessanfällen und Nasentriefen – Lähmungen der Herzmuskulatur, kann Herzrhythmusstörungen auslösen – Reizungen der Augen mit Rötungen und Tränenfluss Schlussbemerkung Wenn die letzten Arbeiten am Bogen gemacht sind und er in seiner ganzen Schönheit und Schlichtheit in meinen Händen liegt, ergreift mich ein gutes und befriedigendes Gefühl. Viele Stunden sind vergan-
Abb. 8: Mit den einfachen Holzbogen werden gute Resultate erzielt. (Bild: J. Hassler )
gen. Viele Arbeitsschritte konnten gemacht werden. Jetzt liegt der Erfolg mancher freudiger und banger Momente in meiner Hand. (Abb. 7 ) Der ganze Prozess wäre nicht möglich, könnte man nicht ungestört und ohne Hast an dieser faszinierenden Arbeit bleiben. – Hast ist übrigens der Tod von jedem Bogen. – Es ist immer wieder und aufs Neue eine Herausforderung den Bogen aus einem rohen Stück Eibenholz herauszuarbeiten, immer im Wissen, dass er bereits in diesem Stück drin liegt und ich ihn nur zu befreien brauche. Neben der Faszination des Bogenbauens als solches kommt für mich die Auseinandersetzung mit dem Eibenholz dazu. Und zu guter letzt ist die handwerkliche Tätigkeit ein wundervoller Ausgleich und eine willkommene Abwechslung zum Berufsalltag. Bündner Wald 1/2009 21
Bogenbauen und Bogenschiessen haben auch einiges gemeinsam und gehören zusammen. So kann man beides nicht, wenn man die innere Ruhe nicht hat. Zu beidem braucht es immer den Blick zum Ziel. Beim Bau und beim Schiessen muss man im richtigen Moment loslassen können. Zudem braucht es Entschlusskraft, Konzentrationsfähigkeit, Geduld und den Willen unter Anstrengung Erfolg zu erzielen. Das Bogenschiessen ist eine wundervolle Freizeitbeschäftigung, die man im Freien sehr gut ausüben kann. Unter Einbezug von Körper und Geist lässt sich der Alltag vergessen und die Natur geniessen. Bogenschiessen macht keinen Lärm und kann deshalb, mit den nötigen Sicherheitsvorkehrungen, auch im eigenen Garten ausgeübt werden. Durch mein Hobby, konnte ich schon früh meine ganze Familie für das Bogenschiessen begeistern. So können wir gemeinsam in der Familie oder mit Freunden unserer Freizeitbeschäftigung nachgehen, ohne dass jemand ausgeschlossen wird (Abb. 8 ). Der fachliche Erfahrungsaustausch, geschieht meist an den Turnieren für prähistorische Jagdwaffen mit anderen Bogenbauern aus der Schweiz und Deutschland. So profitiert man von den Erfahrungen der Kollegen und nimmt Ideen mit nach Hause, die man selber umzusetzen versucht. Zusammenfassung Das Eibenholz, als eines der besten Bogenhölzer überhaupt, birgt so manche Überra-
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schung in sich. Mit seinem sehr elastischen Splint und seinem wirkungsvollen Kernholz kann der Bogenbauer sehr schöne und effiziente Bögen für Sport und Jagd anfertigen. Die Herstellung eines Eibenholzbogens ist anspruchsvoll, verlangt Geduld und Fingerspitzengefühl. Für den Bau eines primitiven Jagdbogens, wie ihn unsere Vorfahren in der Jungsteinzeit auch gebaut haben könnten, kann nur in den seltensten Fällen erstklassiges Holz verwendet werden. Darin liegt die Herausforderung, aus Holz, mit all seinen Tücken und Risiken, einen guten Bogen anzufertigen. Bei der Herstellung sind neben der Holzqualität auch noch die Bogenlänge, der Pfeilauszug und das Zuggewicht entscheidend. Die Freude, aus einem Stück Baum einen hochwertigen Bogen zu bauen, wird durch die giftigen Inhaltstoffe getrübt, die dem einen oder anderen Bogenbauer die Gesundheit angreifen.
Jürg Hassler Bogenbau im oberen Baumgarten Sum Curtgins 9, CH-7013 Domat Ems
fam.hassler@bluewin.ch www.praetech.ch
Kunst im Forst Was ist Kunst? Kunst wird von jedem anders interpretiert. Diese Frage beschäftigt mich manchmal, wenn ich von Aussenstehenden als Künstler bezeichnet werde. Dabei mache ich nur etwas, was viele nicht so gut können. Für mich ist Kunst, etwas zu schaffen, was niemand so richtig erkennt, und dann dazu richtig zu argumentieren. Soviel zu meiner Auffassung zur Kunst. Möglicherweise bin ich eben ein Kunstbanause. Kunst bedeutet auf jeden Fall, kreativ zu sein und mit seinen Fantasien mit irgendwelchen Materialien Dinge zu erschaffen. Kreativ war ich schon als Kind. Mein Vater schenkte mir ein Taschenmesser und brachte mir bei, wie ich meine Spielzeuge selber herstellen kann. So entstand dann zum Beispiel eine Kuh, mit der ich stundenlang spielen konnte. Wenn ich dieses Stück Holz heute ansehe, braucht es doch etwas Kunstverständnis, um zu erkennen, dass es eine Kuh ist.
Nicht immer wurde diese Arbeit gelobt. Ich kann mich erinnern, dass es plötzlich hiess, die Forstgruppe könne sich den Luxus leisten, auf Kosten der Steuerzahler irgendwelche Holzfiguren im Wald zu schaffen. Man wolle wohl von den starken Eingriffen, die den Wald kaputtmachen, ablenken. Es gab glücklicherweise mehr Menschen, die unsere Figuren im Wald gerne sahen und uns für unsere Arbeit lobten. In der Zwischenzeit kann man Kunst im Forst in vielen Forstbetrieben beobachten. Viele Forstleute haben durch Kurse oder auch autodidaktisch das Schnitzen erlernt und machen durch ihre geschaffenen Skulpturen auf sich aufmerksam. Dass es oft leichter aussieht, als wenn man selber sägt, kann ich immer wieder feststellen. Es haben sicher schon einige angehende Künstler die Säge wieder im Schrank versorgt, da sie sich Handgeschnitzte Kuh (Bild: I. Gredig)
Kunst im Forst Kunst im Forst hat wohl zwangsläufig mit Holz zu tun, kann aber auf jeden Fall mit anderen Materialien verbunden sein. Pionierarbeit zur Kunst in der Forstwirtschaft haben sicher die Veranstalter der Holzereiwettkämpfe geleistet, die mangels Zuschauern mit dem Gestaltungswettbewerb auf sich aufmerksam machen wollten. So erlebte ich, wie anlässlich des Holzereiwettkampfes in Cazis erste Eulen, Tabakpfeifen und andere, sehr einfache Figuren entstanden. Die Zeit für die Schaffung der Skulpturen war damals mit eineinhalb Stunden relativ knapp bemessen. Auf jeden Fall gab es manchem Forstmann den Anstoss zu einem kreativen Hobby. An vielen Waldwegen entstanden diverse Objekte, die die Erholungssuchenden bewundern konnten. Bündner Wald 1/2009 23
entweder zu viel vorgenommen oder den Kopf nicht bei der Sache hatten. Es braucht viel Vorstellungskraft, aber auch sehr viel Konzentration, um eine Skulptur auszusägen. Gerade Ungeübte geben oft zu früh auf, im Glauben, das Holz schon zu stark versägt zu haben. Als Kursinstruktor darf ich oft helfend eingreifen, um das Objekt fürs Erste zu retten, und den Teilnehmer zum Weitermachen zu ermuntern. Es ist sicher kein Hobby für Leute, die nur schnell am Feierabend noch eine Skulptur erschaffen wollen. Es braucht wie bei vielen Tätigkeiten viel Zeit und Disziplin. Auch hier heisst es: Übung macht den Meister. Schnitzkurse Künstlerische Fähigkeiten kann man auch an Kursen lernen. Das Amt für Wald GR bieten seit Jahren den Kurs «Kreativität mit der Motorsäge» an, den schon einige Förster und Forstangestellte besucht haben. In einem Schnitzkurs mit Forstleuten hat man den grossen Vorteil, dass der Teilnehmer den Umgang mit der Motorsäge kennt. So kann man sich auf das Aussägen konzentrieren. Bevor aber gesägt wird, setze ich voraus, dass man sich mit der zu erschaffenden Figur auseinandersetzt. Man sollte mit dem Zeichenstift eine Skulptur von vorne, von der Seite oder von oben zeichnen könMaurer (Bild: I. Gredig)
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Waldzwerg (Bild: I. Gredig)
nen. So kann man sich auch ein Bild davon machen, welche Ausmasse das Holz haben muss, mit dem man schnitzen will. Zeichnen ist nicht Voraussetzung, aber es ist auf jeden Fall hilfreich. Während dem Aussägen sind oft Hilfslinien notwendig, die wir von Zeichnungen übernehmen können. Abstrakte Kunst Wurzeln und knorrige Baumwipfel bieten sich oft hervorragend an, um fantasievolle Gegenstände zu schaffen, bei denen mit der Motorsäge geringfügige Anpassungen vorgenommen werden. Oft kann man mit Bildhauerwerkzeugen ein bisschen nachhelfen und fertig ist die Skulptur. Die Fertigung kann sehr aufwändig gestaltet werden, wenn dann geschliffen und lackiert wird. Je abstrakter wir werden, umso mehr ist die Fantasie beim Künstler wie auch beim
Bundesrat (Bild: I. Gredig)
Betrachter gefragt. Bisher fertigte ich nur einzelne Gegenstände an, die schemenhaft oder gar abstrakt gestaltet sind. So kann ich mir vorstellen, dass sich ein Fehler beim Aussägen leichter korrigieren lässt, als bei einer Skulptur, die eine gegebene Form wie ein Tier oder einen Menschen darstellen soll. Ob die fertige Skulptur geschliffen oder gar lackiert und mit anderen Materialien kombiniert wird, sei dem Künstler überlassen. Es gibt viele Angebote an Instrumenten, Farben und Lasuren, um die Skulpturen zu « finishen». Die Motorsägenindustrie bietet Motorsägen mit speziellen Carving-Schwertern und Ketten an. Dann gibt es Kursangebote im In- und Ausland. Fachbücher, die Anleitungen zum Aussägen mit der Motorsäge enthalten, gibt es ebenfalls. Kanada ist sehr stark auf diesem Gebiet. Es gibt Veranstaltungen, bei denen weit über hundert
Teilnehmer aus verschiedensten Ländern teilnehmen. Dort entstehen die verrücktesten Skulpturen. Anforderungen an das Holz Grundsätzlich ist es egal, mit welchem Holz gearbeitet wird. Jedes Holz hat andere Eigenschaften. Weil wir oft mit der Motorsäge, einem relativ groben Werkzeug, entsprechend «grobe» Gegenstände erschaffen, werden diese meistens auch im Freien aufgestellt. Deshalb sollte man sich im Klaren sein, wie lange diese Skulptur hält, ob man diese gegen Witterungseinflüsse behandeln soll, oder ob das Holz absichtlich schnell Erosionsschäden aufweisen soll. Wenn wir mit Holzrugel arbeiten, so will ich wissen, wie das Holz reissen wird und ob es Ringschäle aufweist. Bestehende Risse Bündner Wald 1/2009 25
Modelle zu prüfen, ob die vorhandenen «Holzfehler» akzeptiert werden können.
Wegweiser (Bild: I. Gredig)
können in die Skulptur einbezogen werden. Weist das Holz aber Ringschäligkeit auf, wandert es auf den Scheiterhaufen. Grosse Äste können geduldet werden. Man kann mit ihnen als Dekoration arbeiten. Leider kann es auch sehr störend sein, wenn in einem feinen Gesicht ein grosser Ast vorkommt. Faulstellen im Mark können sogar verhindern, dass das Holz reisst. Deshalb ist es wichtig, sich das Holz genau anzuschauen und anhand der gemachten Skizzen oder
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Kunst im Forst ist gesund Ich möchte hier nicht behaupten, dass Kunst im Forst Krankheiten heilen kann, halte aber fest, dass das Arbeiten an einem Rugel Holz irgendwo im Wald vom Alltag ablenkt. Man konzentriert sich auf die Arbeit am Holz und vergisst oft die Zeit. So kann man Stress abbauen. Auch die Spaziergänger, die ja im Wald Erholung suchen, nehmen sich Zeit, um die Skulpturen anzuschauen und erfreuen sich an unseren Arbeiten.
Thurli Gredig Förster CH-7126 Castrisch thurli65@bluewin.ch
Wenn der Förster abtaucht Faszination Wasser Ruhe, Schwerelosigkeit und viele schöne Beobachtungen Neben der oft hektischen Arbeit ist es mir sehr wichtig einen Ausgleich in der Freizeit zu haben, bei dem ich abschalten kann. Vor einigen Jahren habe ich das Gerätetauchen entdeckt. Seit meiner Jugend bin ich Mitglied der SLRG (Schweizerische Lebensrettungsgesellschaft). Da es in Ermatingen, wo ich auch in der SLRG bin, eine Tauchschule von NAUI gibt, lag es nahe, einmal einen Schnuppertauchgang zu unternehmen. Danach entschied ich mich, das Open Water Brevet zu machen. Seither habe ich einige Prüfungen gemacht, besitze nun das Divemaster Brevet und habe schon rund 200 Tauchgänge. Meistens tauche ich in Gewässern der Schweiz, bin aber in den Fe-
rien auch schon im Salzwasser getaucht. Einer meiner schönsten und eindrücklichsten Tauchgänge war der im Rhein bei Rheinau: Ich hatte mich an diesem Samstagnachmittag mit drei Kollegen in Rheinau verabredet. Zuerst besichtigten wir das Tauchgebiet, unterhalb der alten Autobrücke über den Rhein. Die Brücke ist der Grenzübergang zwischen Deutschland und der Schweiz. Der Einstieg für den Tauchgang befindet sich ca. 150 Meter flussabwärts. Das Besondere an diesem Tauchort ist die schwache Strömung und ein ein Meter langer Wels, der dort häufig gesehen wird. Eine weitere Besonderheit ist das steil abfallende Gelände und das Widerwasser auf der deutschen Seite. Auch hat es keine Sedimente und Schlamm am Grund.
Übersicht der Einstiegsstelle am Rhein.
Und plötzlich tauchte der Rheinwels vor unseren
(Bild: www.swiss-divers.ch)
Augen auf. (Bild: www.swiss-divers.ch)
Beim Salmenwisli. (Bild: Peter Plüer)
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13.00 Uhr: Wir parkieren die Autos auf dem
13.30 Uhr: Als alle vier bereit sind, machen
öffentlichen Parkplatz, der oberhalb der Brücke liegt. So müssen wir die gesamte Ausrüstung zirka 400 Meter bis zum Einstieg tragen. Die Ausrüstung besteht aus der Aluflasche, 8 – 9 kg Blei am Gurt, Jacket, Anzug, Flossen, Lampe und Automaten, was zusammen zirka 20 kg wiegt. Ich bereite die Tauchflasche ( 12-Lite-Alu flasche, gefüllt mit 200 bar Luft) vor, schnalle das Jacket daran und schraube die beiden Automaten an den beiden Abgängen fest. Nachdem ich die komplette Ausrüstung vorbereitet und kontrolliert habe, ziehe ich meinen Unterzieher und meinen Trockenanzug an. Da ich mit einem Trockenanzug tauche, brauche ich 8–9 kg Blei.
wir uns voll bepackt auf zum Einstieg beim Salmenwisli. Die Zollbeamten vor der Brücke schauen uns interessiert zu, aber kontrolliert werden wir nicht. Beim Salmenwisli angekommen, kontrolliere ich nochmals zusammen mit meinem Tauchpartner, dem so genannten Buddy, die Ausrüstung. Beim Tauchen gilt: Einer ist keiner, es wird zu zweit getaucht. Mit dem « ZANWAL »: Zeichensprache, Ablauf, Notfall, Weste, Ausrüstung, Luftmenge wird der Chek beendet und wir steigen ins Wasser. 14.00 Uhr: Nach einem O.K.-Zeichen, das Roman, mein Buddy quittiert, tauchen wir ab. Ruhe kehrt ein. Nur noch das Blubbern der ausgeatmeten Luft und das Geräusch der Automaten ist beim Einatmen zu hören. Ich schwebe. Die ganze Ausrüstung wiegt fast nichts mehr. Wenn ich so dahingleite, fühle ich mich wie in einer anderen Welt. Ich bin dann entspannt und ruhig, kann abschalten vom Alltag und konzentriere mich nur noch auf das, was unter Wasser beim Tauchen wichtig ist. Ein Blick auf die Instrumente (Tiefenmesser, Flaschendruck und Zeit), und mein Buddy zeigt mit den Fingern, dass alles i.O. ist. Wir sind in fünf Metern Tiefe. Ich quittiere Roman das O.K. und wir tauchen weiter ab. Die Sicht beträgt zirka zehn Meter. Für unsere Verhältnisse ist das gut. Im Meer beträgt die Sichtweite 30 – 50 Meter. Der Boden ist kiesig, ohne Sedimente und Schlamm. Einige kleine Fische versuchen zwischen den Steinen Schutz zu finden. Wir gleiten langsam mit wenigen Flossenschlägen etwa einen Meter über dem Boden in die Tiefe. Nach zehn Minuten erreichen wir die deutsche Flussseite. Diese fällt steiler ab als das Schweizer Ufer und besteht aus ausgewaschenem Felsen.
Mit seinen langen Barteln ist der Wels auch in etwas trüberem Wasser unverkennbar. (Bild: www.swiss-divers.ch)
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Bei näherem Hinsehen entpuppt sich der gefundene Schatz als alten Betonmischer. (Bild: www.swiss-divers.ch)
In zehn Metern Entfernung entdecken wir ein rundes Ding. Je näher wir kommen, desto grösser wird es. Es ist eine alte Betonmischertrommel, die zu dreiviertel mit Kies gefüllt am Grund liegt. Sie ist schon vom Rost zerfressen und mit Algen übersät. Wie lange mag dieses Teil schon hier liegen? Schwemmholz liegt auch eingekeilt im Fels oder zwischen Steinen herum. Dies gäbe sehr interessante Bilder, wenn man einen Fotoapparat dabei hätte. Wir bestaunen die ausgewaschenen Formen der Felsen und plötzlich, wie aus dem Nichts, sehe ich den Wels; seinen breiten Kopf mit den Barteln, den Rumpf, der sich bis zur Schwanzflosse zuspitzt. Ich gebe Roman mit der Lampe ein Zeichen. Der Fisch bewegt sich langsam zwischen den Steinen hindurch. So wie er sich verhält,
haben wir den Eindruck, dass er wahrscheinlich an Taucher gewöhnt ist. Inzwischen sind auch die beiden Tauchkollegen in der Nähe und wir geben ihnen mit Handzeichen zu verstehen, dass wir den Wels entdeckt haben. Nach etwa zehn Minuten setzen wir den Tauchgang fort. Wir tauchen flussaufwärts an der deutschen Seite bis unter die Brücke, die durch das Wasser gut sichtbar ist. Die Wassertiefe beträgt nur noch drei Meter. Der Boden ist auch hier mit grösseren Steinen und Kies übersät. Wir entscheiden uns gemeinsam, uns auf den Rückweg zu machen. Zuerst tauchen wir auf der linken Seite flussabwärts (Schweizerseite), nach 20 Metern machen wir wieder einen Seitenwechsel auf die deutsche Seite. Hier hatten wir den Wels gesehen, aber auch nach einigen Minuten Suchen, finden wir Bündner Wald 1/2009 29
ihn nicht mehr. Wir tauchen weiter. Als wir den Einstieg mit Hilfe des Kompasses wieder gefunden haben, und nach den drei Minuten Sicherheitsstop auf drei Meter, tauchen wir auf. 14.45 Uhr: Beim Ausstieg wird das ganze Gewicht der Ausrüstung wieder spürbar! Die zweite Gruppe taucht fast gleichzeitig auf. Nach kurzem Rückblick auf den Tauchgang machen wir uns auf zum Parkplatz zu unseren Autos. 15.30 Uhr: Wieder in normalen Kleidern wird alles Tauchzeug gereinigt und weggepackt. Danach machen wir uns auf in ein Restau-
rant im Rheinau. Hier wird natürlich immer viel diskutiert und gefachsimpelt. Die Logbücher werden ausgefüllt und gegenseitig unterschrieben. Alle vier sind wir der Meinung, dass sich der Ausflug gelohnt hat und wir den Platz wieder besuchen werden.
Peter Plüer Revierförster Thurfeldstr. 24, CH-9215 Schönenberg TG
peter.plueer@freesurf.ch
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Wenn der Förster abhebt Die Luftfahrt übt auf viele Menschen eine grosse Faszination aus. Für die heutige Gesellschaft sind Flugzeuge nicht mehr wegzudenken: Kein anderes Verkehrsmittel verbindet so sicher und so schnell Städte, Länder und Kontinente. Die Tätigkeit als Berufspilot ist wie jene als Regionalforstingenieur beim Amt für Wald GR mehr als nur Hobby respektive Beruf, sondern eine Leidenschaft. Man ist in Bereichen tätig, die für viele etwas Besonderes und nicht Alltägliches sind. Die Möglichkeit, als Berufspilot die Faszination des Fliegens mit «Fussgängern» zu teilen und natürlich das Fliegen selber faszinieren. In jungen Jahren war mein Umfeld alles andere als aviatisch geprägt, trotzdem begeisterten mich Flugzeuge über alles. Mit Aviatik-Magazinen und Besuchen von Flugtagen, konnte ich vorerst meinen « Fliegerdurst» stillen. Während des Besuchs der Mittelschule, als die künftige Berufswahl anstand, war für mich klar, dass ich den Beruf des Militärpiloten erlangen wollte und meldete mich für die Fliegerische Vorschulung an. Die Fliegerische Vorschulung diente der Förderung des Nachwuchses für die Luftfahrt und wurde seitens der VBS unterstützt. Im Rahmen dieses Programms wurden verschiedenste Eignungsabklärungen wie Allgemeinwissen, medizinisch-psychologische Eignung und fliegerische Fähigkeiten überprüft. Für das Überprüfen der fliegerischen Fähigkeiten wurden zwei Kurse zu je 2 Wochen durchgeführt. Nach Abschluss der beiden Kurse fand mein Traum ein jähes Ende. Von den anfänglich 2000 Interessenten umfasst die vorletzte Selektionsstufe noch 60 Anwärter. Leider wurden für die Flieger-RS lediglich 20 Anwärter aufgeboten und ich war nicht dabei. Manchmal ist gut nicht gut genug!
Da die Faszination jedoch nicht geringer wurde und auch der finanzielle Aufwand für das Erlangen der Privatpilotenlizenz nicht mehr so gross war, entschied ich mich die Ausbildung zum Privatpiloten bei der Flugschule Grenchen im Jahre 2000 abzu schliessen. Die gesamte Ausbildung umfasste neben einer theoretischen Ausbildung und Prüfung in den Fächern Luftrecht, Flugzeugkenntnis (Zelle, Instrumente), Flugplanung, menschlichem Leistungsvermögen, Meteorologie, Navigation/Radionavigation, Betriebsverfahren und Grundlagen des Fluges auch einen praktischen Teil von ca. 45 h – wobei mir die Flugzeit von 21 h in den FVS-Kursen angerechnet wurde. Für einen jungen Studenten ist der Erhalt der Lizenz, welcher eine minimale Flugstundenanzahl von 12 h innerhalb der letzten 12 Monate bedarf, eine finanzielle HerausforKontrollen vor dem Start. (Bild: S. Krättli)
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Blick in Richtung Silvretta. (Bild: S. Kr채ttli)
Parschientsch in Seewis. (Bild: S. Kr채ttli)
Vilan. (Bild: S. Kr채ttli)
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derung. Die Überlegung jemand anderen für mein Hobby bezahlen zu lassen, liegt bei einer solchen Ausgangslage nahe. Damit ich weiterhin meiner Leidenschaft frönen und meine Flugerfahrung vertiefen konnte, entschloss ich mich die Berechtigung zum Schleppen von Segelflugzeugen mit Motorflugzeugen zu erwerben. Während 3 Saisons war ich an einigen Wochenenden Schlepp-Pilot in Grenchen. Im Jahr 2006 trat ich die Stelle als Regionalforstingenieur beim Amt für Wald GR in Schiers mit einem Teilpensum von 70 % an. Dies waren für die Fliegerei natürlich ausserordentlich gute Voraussetzungen. Auf der Suche nach einer Nebenbeschäftigung wurde ich im Jahr 2007 fündig. Vom März bis Oktober war ich während 2 Tagen pro Woche als Saison-Schlepp-Pilot auf dem Segelflugplatz Schänis tätig. Obwohl die einzelnen Flüge
im Schleppeinsatz sehr kurz ( 5 bis 20 Minuten) sind, sind diese äusserst herausfordernd. Neben der Verantwortung über den gesamten Schleppzug (Motorflugzeug und Segelflugzeug) mit einer Länge von 60 m, erbringt man für die Segelflugpiloten eine Dienstleistung, die eine hohe Präzision bei sich ständig verändernden äusseren Bedingungen verlangt. Neben dem Schleppen – über eine Saison in Schänis – reifte der Entscheid, die Berufspiloten-Lizenz zu erwerben. Diese berechtigt gewerbsmässige Flüge durchzuführen. Die Ausbildung, welche ich im Frühling 2008 abschloss, umfasste erneut eine gründliche theoretische und praktische Ausbildung, wobei die Anforderungen gegenüber der Privatpilotenlizenz doch deutlich höher waren. Seit Beginn 2008 bin ich bei der Segelund Motorfluggruppe Grenchen als Rund-
Blick über den Sichelchamm in Richtung Vorarlberg. (Bild: S. Krättli)
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Touch Down. (Bild: S. Krättli)
flugpilot tätig. Bereits durfte ich mit meinen Passagieren viele schöne Erlebnisse wie Tagesausflüge nach Samedan inkl. Übernachtung, Taxiflüge über die Staus am Gotthard ins Tessin nach Lugano und Locarno, Dämmerungsflüge ans Matterhorn und um den Mont Blanc, Überlandflüge unter Sichtflugbedingungen bei Nacht erleben und teilen. Durch die stetige Veränderung der Wetterbedingungen und die verschiedenen Jahres-
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zeiten lassen sich immer wieder faszinierende Orte in der Schweiz entdecken. Da ich dem Sprichwort «Wer rastet, der rostet!» entgegenwirken will, beabsichtige ich in den nächsten Jahren die Berechtigungen für Instrumentenflug, Landungen im Gebirge und vielleicht sogar auch noch Kunstflug zu machen. Als erfreuliche Nebenerscheinung lässt sich die Landschaft und deren Veränderung von oben beobachten und dokumentieren. So lassen sich die Tätigkeiten als Regionalforst ingenieur und Pilot gut kombinieren, wenn es darum geht, sich einen Überblick von oben zu verschaffen.
Matthias Zubler Berufspilot und Regionalforst ingenieur, Amt für Wald GR Sagastägstrasse 96, CH-7220 Schiers matthias.zubler@afw.gr.ch
Der Förster auf den Spuren von Columbus Es wäre vermessen, mich mit Christoph Columbus zu messen oder eigentlich bereits, mich mit ihm in Verbindung zu bringen. Dennoch haben seine Entdeckungsreisen vielleicht meinen Werdegang mitbeeinflusst. Jedenfalls war auch ich mit ungefähr 14 Jahren zum ersten Mal auf einer kleinen Segel jolle unterwegs, wenn auch nur auf unserem verhältnissmässig kleinen Murtensee. Ich fühlte mich stolz und wie ein kleiner Entdecker. Das Segeln sollte mich in einer Art faszinieren, die mich nicht mehr losliess und meinen beruflichen und privaten Werdegang bestimmen sollte. Jeder fängt mal klein an und so begnügte ich mich jahrelang mit dem Jollensegeln auf dem Murtensee – auch wenn ich immer wieder grosse Überzeugungskraft brauch-
te, um den Besitzer der Jolle zu motivieren, mitzusegeln. Manchen Sturz und unprofessionelle Segelführung später, verschlug es mich wieder einmal ins schöne Bündnerland. Geplant waren Wanderferien im Engadin. Wandern, na gut, auch schön. Aber dabei immer auf den Silvaplanersee schauen und die Segler bewundern, war kaum auszuhalten. Ab dem dritten Tag klinkte ich mich beim Wandern aus und besuchte statt dessen die Segelschule. Ich war begeistert und absolvierte die D-Schein-Ausbildung im Schnelldurchlauf, um daraufhin gleich als Aushilfssegellehrer anzuheuern. Mein Erfahrungsschatz wuchs und ich wollte unbedingt weitermachen. Ende der Saison erstand ich von der Segelschule Silvaplana mein erstes kleines Segelboot – die Aloa. Ich war unglaublich stolz! Was für ein Bild, als ich mit Hilfe eines Försterkollegen und mit-
Gwendolyn, mein 1. Schalschiff. (Bild: Adrian von Gunten)
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Ankerplatz Tobago Cays, Karibik. (Bild: Adrian von Gunten)
tels grossen Camions das Schiff via Julierpass ins Flachland holte. Wie ein kleiner Junge an Weihnachten fühlte ich mich, als ich es nach unzähligen Arbeitsstunden, frisch gestrichen und überholt, im Murtensee zu Wasser liess. So genoss ich mein Hobby mehrere Jahre, nahm an verschiedenen kleinen Regatten teil und versuchte, neben meinem Job im Forst, jede freie Minute auf dem See zu verbringen. Der berufliche Umschwung Zu dieser Zeit betrachtete ich die ganze Seglerei ausschliesslich als ein Hobby. Nie hätte ich mir träumen lassen, dass daraus einmal mehr werden könnte. Schliesslich gehöre ich absolut nicht zur Seglerelite; ich war nicht seit Kindesbeinen auf Segelschiffen anzutreffen. Aufgewachsen im Schwarzenburgerland hatte ich nicht einmal einen besonderen Bezug zum Wasser – kein See weit und breit und von meinen Eltern hatte ich diese Leidenschaft auch nicht in die Wiege gelegt erhalten. Vor ungefähr sieben Jahren zwang mich meine Gesundheit zu ernsthaften Überlegungen, was meine berufliche Zukunft anging. Genau in dieser Zeit stiess ich auf eine Stellenausschreibung einer Segelschule. Bald war mein Entschluss gefasst – ich wollte es wa36
gen, mein Hobby zum Beruf zu machen. Somit kehrte ich dem Forst und dem Wald den Rücken und begnügte mich statt dessen mit dem einen Baum auf den Segelyachten. Bereits zwei Jahre darauf hatte ich die Gelegenheit, meine eigene Segelschule zu kaufen. An zentraler Lage am Bielersee startete ich ganz nach dem Motto «Klein aber fein» mit zwei Segelyachten der Marke Soling. Plötzlich musste ich mich mit Businessplan und Konzepten befassen und begriff, dass auch ein Hobby sehr schnell zu einer sehr ernsten Angelegenheit werden kann, bei der es schlussendlich ums nackte Überleben geht. Hatte ich wirklich eine Chance, von diesem Geschäft zu existieren? War es klug, meinen angestammten Beruf für ein Hobby an den Nagel zu hängen und Gefahr zu laufen, dort den Anschluss zu verpassen? Wie weit lehne ich mich aus dem Fenster? Wie lange gibt es ein Zurück? Fragen über Fragen … Die Unsicherheit liess mich immer wieder zweifeln. Doch mein Entscheid war gefällt und was ich mir mal in den Kopf gesetzt habe, verwerfe ich so rasch nicht wieder. Dass sich die Schweiz im Jahr 2003 mit dem Sieg im Americas Cup durch Alinghi und die erfolgreiche Verteidigung der Trophäe im 2007 als Seglernation bewies, bestätigte mich, auf das richtige Pferd gesetzt zu haben. Wenn auch der «Segler-Kuchen» nicht plötzlich viel grösser wurde, so genoss diese Sportart ab sofort doch verbreitetes Interesse und Anerkennung. Die folgenden Querelen und Gerichtsverhandlungen waren dann allerdings eher kontraproduktiv, aber das ist eine andere Geschichte … Der Aufbau meiner Existenz Mir wurde bald klar, dass die Segelsaison in der Schweiz zu kurz ist, um ausschliesslich davon leben zu können. Während der ers-
ten beiden Jahre meiner beruflichen Selbständigkeit arbeitete ich im Winterhalbjahr jeweils temporär bei einer Forstunternehmung. Und ehrlich gesagt, genoss ich es ungemein, die Schiffsplanken wieder einmal gegen einen Forwarder einzutauschen – das Motorengeräusch tönte wie Musik in meinen Ohren. Doch bereits im dritten Jahr sollte ich dazu keine Zeit mehr finden … Mittlerweile hatte ich mich segeltechnisch weitergebildet. Als Skipper Törns auf den
Weltmeeren durchzuführen, war die logi sche Weiterentwicklung und eine gute Möglichkeit, die kalte Jahreszeit zu überbrücken. Ich begab mich auf die Spuren von Christoph Columbus. Nach ersten wöchigen Törns im Mittelmeer, zu denen ich vorerst Freunde und Verwandte sozusagen als Versuchskaninchen mitnahm, entdeckte auch ich die Karibik. Zum Glück wusste ich aber von Beginn weg ganz genau, wo ich mich befand und konnte während meiner
www.joran-biel.ch Die Segel- und Motorboot-Ausbildungen in der Schweiz Zur Führung eines Schiffes ist ein Führerausweis erforderlich, wenn: – die Segelfläche mehr als 15 m2 beträgt – die Antriebsleistung 6,0 kW übersteigt D-Schein (Segelschein) Mindestalter zur Erlangung des Führerausweises: 14 Jahre Es muss eine theoretische Prüfung (dieselbe wie beim A-Schein) und eine praktische Prüfung auf dem See absolviert werden. A-Schein (Motorbootschein) Mindestalter zur Erlangung des Führerausweises: 18 Jahre Es muss eine theoretische Prüfung (dieselbe wie beim D-Schein) und eine praktische Prüfung auf dem See absolviert werden. Hochseeschein Um den Hochseeausweis zu erhalten, muss die Kandidatin oder der Kandidat: – das 18. Alterjahr vollendet haben; – eine umfassende Theorieprüfung bestanden haben (mind. 16-jährig); – eine nautische Grundausbildung (D- oder A-Schein) nachweisen; – einen Nothilfeausweis vorlegen; – eine Bestätigung über genügendes Seh- und Hörvermögen vorlegen; – die erforderliche Praxis auf See nachweisen ( 1000 Seemeilen für Hochseeschein für Segelschiffe, 500 Seemeilen für Hochseeschein für Motorschiffe). Weitere Informationen erhalten Sie beim Schifffahrtsamt Ihres Wohnkantons, beim Cruising Club Schweiz (www.ccs-cruising.ch) oder unter www.joran-biel.ch.
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Törns die modernsten Navigationshilfsmittel einsetzen. Dennoch blieb die Navigation durch das zum Teil verriffte seichte Wasser eine grosse Herausforderung. Von faul an der Sonne liegen und sich durch türkisblaues Wasser treiben lassen, konnte also keine Rede sein. Aber einen schöneren Arbeitsplatz kann man sich beim besten Willen Shopping auf die etwas andere Art. (Bild: Adrian von Gunten)
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nicht vorstellen! Jeglicher Aufwand lohnte sich also doppelt. Von Zufällen und wahr werdenden Träumen Im Februar/März 2006 war ich denn während 7 Wochen in der Karibik unterwegs. Um meine Geschäfte in der Schweiz trotzdem betreuen zu können, suchte ich in Bequia ein Internetcafe auf. Ich staunte nicht schlecht, als ich plötzlich am Computer neben mir einen alten Bekannten erkannte. Er ist Berufsskipper und ich kannte ihn von einem Törn, an welchem ich vor Jahren teilgenommen hatte, um die erforderlichen Seemeilen (siehe Kasten) zu sammeln. Die Wiedersehensfreude war gross und wir plauderten und erzählten uns von unseren diversen Erlebnissen. So erfuhr ich, dass er zu dieser Zeit auf einer SWAN 77 als Skipper lebte und diese traumhafte Segelyacht im Mai nach Europa segeln musste. Er fragte mich glatt heraus, ob ich nicht als Crewmitglied mitkommen wolle. Wow, den Atlantik per Segelyacht zu überqueren, war schon lange ein Traum von mir und dann noch auf einer Yacht wie dieser! Mir blieb für einen Moment der Atem weg. Dennoch lehnte ich ab; schliesslich musste ich im Mai längst zu Hause sein und die Segelsaison auf dem Bielersee ankurbeln. Ich konnte es mir schlicht und einfach nicht leisten. Schweren Herzens flog ich also bald darauf zurück in die Schweiz. Erst einmal hier angekommen, musste ich feststellen, dass der Winter dieses Jahr besonders hartnäckig war: Immer wieder Schneefall und eisige Temperaturen bis weit in den April. Kein Mensch interessierte sich für Segelstunden. Mein Frust wuchs von Tag zu Tag. Schliesslich gab ich mir einen Ruck, fragte den SWAN-Skipper per Mail, ob sein Angebot noch gelte, liess den Winter Winter sein und flog zurück in
die Karibik. Ich sollte es nicht bereuen. Die Atlantiküberquerung war eines der bewegendsten Erlebnisse überhaupt und in der Schweiz fiel auch im Mai noch Schnee, während ich Delfine, Wale und Vögel beobachtete, Sonnenauf- und -untergänge bewunderte und mir so klein vorkam, wie noch nie im Leben … So wurde ein weiterer Traum wahr und ich um viele tolle Erfahrungen reicher! Meine Segel- und Motorboot-Schule heute Heute habe ich total über 10 000 Seemeilen in der Tasche, verbringe insgesamt ca. 12 Wochen pro Jahr auf See und erkunde die Karibik, die Seychellen, aber auch das spannende Mittelmeer mit seinen unzähligen Inseln und abwechslungsreichen Törngebieten. Neben einfachen erholsamen Ferientörns, für welche die Teilnehmer keinerlei Segelkenntnisse mitbringen müssen, biete ich Ausbildungstörns, Skipperkurse und Überführungstörns an. Die Nachfrage ist gross und es grenzt an eine koordinatorische Höchstleistung, die Segel- und Motorbootkurse auf dem Bielersee, die Hochseetheoriekurse, welche ich doziere, und die Hochseetörns unter einen Hut zu bringen. Inzwischen zählt meine Segel- und Motorboot-Schule 6 Segelyachten und ein trendiges Schlauch-Motorboot. Ich be-
schäftige rund 15 Teilzeitmitarbeitende und bringe pro Saison gegen 100 Kunden durch die Segel- resp. Motorbootprüfung. Wer die Ausbildungen bereits durchlaufen hat, kann sich an mich wenden, wenn er eine Yacht auf dem Meer chartern will. Seit ca. einem Jahr fungiert Joran-Biel auch als CharterAgentur und vermittelt weltweit Segel- und Motoryachten. Gerne gebe ich meine Erfahrungen mit den jeweiligen Vercharterern weiter und stehe mit Rat und Tipps zur Verfügung. Was jetzt nach einer märchenhaften Erfolgsstory tönen mag, darf nicht darüber hinwegtäuschen, dass auch diese Tätigkeit mit sehr viel Arbeit, unregelmässigen Arbeitszeiten und knallhartem Konkurrenzkampf verbunden ist. Das grosse Geld wird vielleicht niemals drinliegen und auch ich muss nach wie vor bei jedem (Sau-)Wetter raus. Aber es erfüllt mich mit Stolz und Glück zu wissen, dass ich es geschafft habe, mein Hobby zum Beruf zu machen und in die eigene Tasche zu arbeiten.
Adrian von Gunten Inhaber Joran-Biel, Sportsegel- und Motorboot-Schule Neuenburgstrasse 72, CH-2505 Biel info@joran-biel.ch
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Australische Urklänge aus einheimischem Holz So geheimnisvoll wie der Titel meines Hobbys tönt auch das Instrument, das sich dahinter verbirgt. Es handelt sich um das Didgeridoo oder kurz Didge genannt. Es gilt als das älteste Blasinstrument der Erde. Bei den Ureinwohnern Australiens, den Aborigines, hat das Didgeridoo eine grosse spirituelle und kulturelle Bedeutung, was wir als Europäer wohl kaum nachvollziehen können. Für Sie ist das Didgeridoo mehr als nur ein Instrument. Darum sollten wir mit Respekt damit umgehen. Ich bin froh, dass ich diesen Artikel hier im Bündner Wald schreiben darf. Denn ich glaube wir «Waldmenschen» können die Natur und die Bäume, aus denen das Didgeridoo gefertigt ist, leichter respektieren als andere. Herkunft Das original australische Didgeridoo ist aus Eukalyptusholz, welches nebst dem schweren, zähen Holz einen weichen Kern hat. Dieser Kern wird von einer speziellen Termitenart ausgefressen. Durch Anklopfen der Stämme oder Äste bestimmen die Eingeborenen, welches Holz für ihr Instrument in Frage kommt. Dann wird es innen, meist nur am Mundstück (dünneres Ende) und am Trichter (dickeres Ende) nachbearbeitet beziehungsweise erweitert. Aussen wird das Didgeridoo geschliffen und mit bedeutungsvollen mythischen Zeichnungen bemalt. Dies mag einfach erscheinen, aber sicher haben sie einfache Werkzeuge und Mittel zur Bearbeitung. Da es für sie eben mehr als nur ein Instrument ist, steckt viel Geduld und Hingabe dahinter. Inzwischen hat der kommerzielle Handel mit dem Didgeridoo auf der ganzen Welt längst Einzug gehalten. Auch unzählige Eukalyptusbäume fallen der Massenherstellung zum Opfer. 40
Beschaffenheit und Spielweise Die Länge, der Innendurchmesser sowie die Wandstärke und Resonanzfähigkeit des Holzes bestimmen den Ton des Didgeridoo. In der Regel tönt ein langes Instrument tiefer, ein kurzes dagegen höher. Die Länge schwankt von 1,20 m bis 1,80 m. Der Innendurchmesser am Mundstück beträgt ca. 3 cm. Wählt man ihn zu gross, so benötigt man zu viel Luft um zu spielen. Ist er zu klein, bleibt zu wenig Spielraum für die Lippen. Der Innendurchmesser am Trichter oder auch Bell-Ende genannt, kann stark variieren. Je grösser der Trichter ist, desto lauter tönt das Didgeridoo. An dieser Stelle ist zu erwähnen, dass der Klang eines Didgeridoo am besten in einem hallenden Raum (Kirche, Strassenunterführung etc.) zur Geltung kommt. Die Wandstärke beträgt ca. 1– 2 cm. Der Grundton wird durch das «Flattern» der Lippen erzeugt. Nun kann man diverse Obertöne und Geräusche durch Lippenspannung, Stimmeinsatz, Mundhöhle, Zunge, Bauchraum und Zwerchfell erzeugen. Den Variationen sind keine Grenzen gesetzt! Was beim Spielen des Didgeridoo, im Vergleich zu anderen Blasinstrumenten, speziell und am Anfang etwas Übung braucht, ist die Zirkularatmung. Beim Auspressen der Luft durch die Mundhöhle wird gleichzeitig durch die Nase in den Bauchraum eingeatmet. So kann ein andauernder Ton gehalten werden. Meine Ansichtsweise Vor knapp 2 Jahren hatte ich die Gelegenheit auf einem original australischen Didgeridoo zu spielen oder besser gesagt zuzuhören. Der Ton und die «Einfachheit» dieses Instrumentes haben mich fasziniert. Da wir in der Schweiz weder Termiten, noch Eukalyptusbäume haben und ich
keine schlechte Imitation aus Indonesien oder sonst woher haben wollte, entschloss ich mich eines aus einheimischem Holz zu bauen. Für mich als Forstwart ist es ja ein Leichtes an den passenden Rohling zu kommen! Kurzum, ich wollte das Spielen selber erlernen und noch dazu auf einem selber gebauten Didgeridoo. Es gibt zwei Möglichkeiten ein Didgeridoo zu bauen. Die erste wäre den Stamm oder Ast auszubohren. Diese Variante ist sehr aufwendig und kann nur bei geraden Rohlingen angewendet werden. Die zweite Variante ist die «Sandwich-Bauweise». Man halbiert das Holz, höhlt es aus und leimt die zwei gleichen Hälften wieder zusammen. Ich entschloss mich für diese Bauweise, da sie mehr Möglichkeiten erlaubt. Aber auch bei dieser Bauweise gibt es verschiedenste Varianten und «Kniffe». Ich möchte hier aber meine eigene Bearbeitung eines Didgeridoo aufzeigen, die sich bis jetzt gut bewährt hat.
schliff, bearbeite ich vor dem Aufsägen des Holzes. Da ich das Didgeridoo nach oben schmäler mache ( 5 – 6 cm Aussendurchmes ser), braucht es je nach Rohling, auch mal eine Motorsäge. Bei dünneren Hölzern reicht ein Ziehmesser, Ziehhobel oder Winkelschleifer. Vor dem Auftrennen zeichne ich am Trichter und am Mundstück noch die Wandstärke ein. So passt es nach dem Aushöhlen auch schön wieder überein. Beim Mundstück verwende ich eine Kreisschablone von 3 cm Durchmesser. Beim Trichter zeichne ich eine gleichbleibende Wandstärke von 1 cm auf. Nun wird mit dem Bleistift (keinen Filzstift verwenden, da dieser beim Zusammenleimen verläuft und das Holz verfärbt!) die halbierende Linie eingezeichnet. Bei stark gekrümmten Rohlingen sollte die best mögliche, gerade Linie gewählt werden. Der halbierte Rohling. (Bild: H.P. Reimer)
Meine Bauweise Wie schon erwähnt, habe ich keine Probleme an einen Rohling heranzukommen. Bei Pflegearbeiten oder Durchforstungen fallen immer wieder geeignete Rohlinge an. Ich lagere sie in Rinde, damit die Austrocknung nicht so schnell geht (Rissbildung). Da an den Enden immer wieder Markrisse entstehen, schneide ich die Rohlinge länger zu als benötigt. So kann das Holz bei der Verarbeitung zurückgeschnitten werden, bis die Risse verschwinden. Bei meinem Beispiel habe ich mich für eine Birke entschieden. Um das Didgeridoo noch etwas «urchiger» zu gestalten, entferne ich die Rinde am Trichter nicht. Also wird mit dem Ziehmesser die restliche Rinde entfernt. Die Aussenform, ausgenommen den FeinBündner Wald 1/2009 41
Zum Auftrennen des Rohlings verwende ich die Bandsäge mit einem feinen Längsschnitt-Blatt. Wegen der Gewichtsverteilung fange ich am dünneren Ende an. Hier ist dann eine ruhige Hand und bei grösseren Rohlingen eine Hilfsperson gefragt. Nach dem Auftrennen werden die beiden Hälften für das Aushöhlen vorbereitet. Dazu verwende ich dicke Papierbogen, die man aneinanderkleben kann. Die Hälfte des Holzes, die besser aufliegt, wird mit der flachen Seite auf das Papier gelegt. Nun überträgt man die Form auf das Papier. Beim Mundstück und am Trichter wird noch die Wandstärke auf dem Papier markiert. Der Teil, der ausgehöhlt werden muss, wird nun auf dem Papier eingezeichnet. Vom Mundstück her sollte der Durchmesser des Loches ca. 1/3 der Länge des Didgeridoo 3 cm betragen. Das ergibt einen guten Gegendruck und das Didgeridoo ist gut anspielbar. Gegen den Trichter hin kann die Öffnung kontinuierlich erweitert werden. Ist die Innenform aufgezeichnet, schneidet man diese aus. Nun hat man eine Schablone der Innenform, die auf beide Hälften (einmal natürlich seitenverkehrt) gleich zu liegen kommt. Beim Ausschneiden muss man darauf achten, dass man an einigen Stellen der Aussenform entlang schneidet. So kann die Schablone mit Klebeband auf dem Holz befestigt werden. Mit Hilfe dieser Schablone wird jetzt die Innenform auf die beiden Hälften übertragen. Die eingezeichnete Innenform wird nun ausgehöhlt. Am Anfang benutzte ich dazu Stemmeisen und Hammer. Dies beanspruchte aber meine Hand- und Ellenbogengelenke dermassen, dass ich mich nach etwas Schonenderem umschaute. Inzwischen be utze ich den Winkelschleifer mit einem Fräsaufsatz. Etwa das gleiche Prinzip wie ein Höhler auf der Motorsäge. Je nach Holzart 42
Aufzeichnen der Innenform. (Bild: H.P. Reimer)
hat dieser auch den Vorteil, dass nachher kaum mehr nachgeschliffen werden muss. Aber auch hier muss man die Maschine gut im Griff haben! Für weniger handwerklich Begabte empfehle ich das Stemmeisen. Mit einer Schraubzwinge wird das Holz auf einem Arbeitsbock gut fixiert. Zuerst fahre ich mit der Scheibe den aufgezeichneten Linien nach. Dies verhindert eine Verletzung der Schnittfläche, wo die beiden Hälften wieder genau aufeinander zu liegen kommen. Mit Zeigefinger und Daumen muss immer wieder die Wandstärke kontrolliert werden. Da ich in diesem Fall die Rinde am Trichter belassen habe, musste ich vorsichtig arbeiten damit ich nicht zuviel Holz wegnahm und auf die Rinde stiess. Sind beide Hälften ausgehöhlt, muss man die vorstehenden Holzfasern noch abschleifen.
Jetzt kann mit dem Verleimen begonnen werden. Hier empfiehlt es sich, alles benötigte Material bereitzulegen. Damit man fertig wird, bevor der Leim zu trocknen beginnt. Zum Verleimen verwende ich normalen weissen Holzleim, der wasserfest ist. Auf beide Hälften, nicht zu sparsam, Leim auftragen und mit einem Spachtel gleichmässig verteilen. Um das Ganze zusammenzupressen verwende ich ganz normale Schlauchbriden in verschiedenen Grössen. Um schneller voranzukommen benutze ich eine Bohrmaschine um sie anzuziehen. Je mehr Briden, desto besser das Ergebnis. Bevor der Leim zu trocknen beginnt, entferne ich den überschüssigen Leim im Innenraum mit einem Alu-Röhrchen, an dessen Ende ein Lappen befestigt ist. Jetzt ist der grosse Moment gekommen! Wie es wohl tönen mag?
Nun kann man dem Didgeridoo die ersten Töne entlocken. Jedoch bleibt das Instrument, je nach Trockenheit des Holzes noch ca. 1–2 Wochen in seinen Klammern. Diese müssen immer wieder nachgezogen werden. Zum Trocknen stelle ich das Didgeridoo neben den Kachelofen in die warme Stube. Wenn ich das Gefühl habe es hat genug getrocknet und sich die Briden nicht mehr anziehen lassen, entferne ich diese. Nun geht es wieder in die Werkstatt, um dem Didgeridoo den letzten Schliff zu geben. Dazu nehme ich den Exzenterschleifer mit Schleifpapier von einer 80er, 120er und 240er-Körnung. Dies verleiht dem Didgeridoo eine glatte, schöne Oberfläche. Zum Abschluss und Schutz der Oberfläche wird es aussen mit einem natürlichen Öl eingeölt. Was auch die Struktur des Holzes sehr schön zur Geltung bringt. Zum Schutz
Mit Briden verleimtes Didgeridoo. (Bild: H.P. Reimer)
Das fertige Didgeridoo. (Bild: H.P. Reimer)
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Ein präsidiales Konzert. (Bild: S. Krättli)
vor Feuchtigkeit durch Speichel, giesse ich es innen mit Leinöl-Firnis aus. Durch Saugen mit dem Mund kann man undichte Stellen (vor allem bei Ästen) am Didgeridoo feststellen. Kleinere Risse fülle ich mit Holzleim aus, für grössere nehme ich Schleifstaub und mische diesen mit Leim, so erhalte ich eine Paste im gleichen Farbton. Abschliessend möchte ich mich bei der Redaktion «Bündner Wald» ganz herzlich bedanken, dass ich diesen Artikel schreiben konnte. Es hat mir viel Spass gemacht. Den
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Lesern und Leserinnen und vor allem den «Waldmenschen» konnte ich vielleicht etwas Neugierigkeit entlocken für dieses «urnatürliche» Instrument.
Hanspeter Reimer Alte Mühle 74 CH-7426 Flerden
hp.reimer@bluewin.ch www.HPDidge.ch (in Bearbeitung)
Der Förster als «Lehrer» In der Funktion als Bezirkshegepräsident hatte unser Redaktor Jörg Clavadetscher vor 11 Jahren den dankbaren Auftrag gefasst, für die durch den BKPJV neu organisierte Jungjägerausbildung geeignete Ausbildungskräfte zu suchen. Wahrscheinlich nach einigen Telefonaten und ebenso vielen Absagen hat er dann mich angefragt, ob ich allenfalls diesen Job antreten würde. Seine Überzeugungs- (oder eher Überredungskünste?) waren jedenfalls so gut, dass ich dann zugesagt habe. Seit dieser Zeit bin ich also Ausbildner im Fach Wild und Umwelt und habe die damalige Zusage bis heute nicht bereut. Jägerprüfung vor 50 Jahren Als anlässlich der letzten Hochjagd bei einer gemütlichen Jägerrunde das Thema Jung jägerausbildung zur Sprache kam, hat mir ein alter Prättigauer Nimrod von seinen lange zurückliegenden Erlebnissen in diesem Zusammenhang berichtet: Als er am Vorabend der «Jägerprüfung» mit einem Bekannten noch ein Bierchen schnappen gegangen sei, habe er diesem von seinem Vorhaben berichtet. Nach kurzem Überlegen meinte sein Kollege dann, er wolle ebenfalls mit ihm zusammen am nächsten Tag an der Prüfung teilnehmen. So seien sie dann gemeinsam ohne grosse Vorbereitung beim Prüfungsexperten angetreten und waren eine Viertelstunde und einige banale Fragen später stolze Besitzer der Bündner Jagdberechtigung. Diese Zeiten sind natürlich (Gott sei Dank) schon längst vorbei. Die Ansprüche an die Prüfungsteilnehmer sind seit dem um ein Vielfaches gestiegen, und ohne seriöse Vorbereitung und intensives Lernen ist ein Bestehen der Bündner Jagdprüfung nicht mehr möglich.
Jagdlehrgang durch den Bündner Kantonalen Patentjägerverband ( BKPJV ) Bevor der BKPJV erstmals einen Kurs zur Vorbereitung auf die Jägerprüfung angeboten hatte, mussten sich die Kandidaten selber organisieren. Die einen bildeten Prüfungsgemeinschaften und holten ihr Rüstzeug bei erfahrenen Jägern, die auf privater Basis in den verschiedenen Fächern Unterricht erteilten. Andere bereiteten sich in eigener Regie und Verantwortung selbstständig mit dem «Leitfaden für Bündner Jäger» auf die Prüfung vor. Die Qualität dieser Ausbildung war aber recht unterschiedlich, und eine Koordination des unterrichteten Stoffes war so natürlich nicht möglich. Dieses Problem wurde von den Verantwortlichen des BKPJV erkannt und an die Hand genommen. Seit 1997 führt er einen eigenen Lehrgang für angehende Jäger durch. Die Kandidaten werden in den fünf verschiedenen Prüfungsfächern Waffenkunde/Schiessen, Gesetz, Wild und Umwelt, Jagdkunde – Hege und Wildkunde in sieben verschiedenen Regionen des Kantons auf die Jagdprüfung vorbereitet. Pro Fach werden mindestens 10 Stunden unterrichtet. Der Jagdlehrgang eignet sich nicht nur, um sich auf die praktische und theoretische Prüfung vorzubereiten, sondern soll auch «gestandenen» Jägern und Nichtjägern eine Plattform zur persönlichen Weiterbildung bieten. Organisation Das verantwortliche Organ ist der Zentralvorstand des BKPJV. Dieser ist dafür besorgt, dass die Kommission «Aus- und Weiterbildung der Jäger» (KoAWJ) mit einem Vertreter des Zentralvorstandes sowie weiteren sechs Fachverantwortlichen gute Arbeit leistet. Bündner Wald 1/2009 45
Die Ausbildung wird in sieben Ausbildungsregionen aufgeteilt. Diese Organisieren sich jeweils mit einem Koordinator sowie einem Ausbildner je Fach. Als Ausbildner sollen nach Möglichkeit Jäger, Förster, Büch senmacher, Biologen usw. beigezogen werden. Die Schiessausbildung findet jeweils Anfang Mai bis Ende Juli statt, und die weiteren Fächer werden von Ende November bis Ende März durchgeführt. Der Besuch verschiedener Kurse, die vom Bündner Naturmuseum angeboten werden, gelten als integrierender Bestandteil der Ausbildung. Empfehlenswert sind zusätzlich der Besuch regionaler Veranstaltungen wie z.B. Vorträge oder Schweisshundeübungstage. Grundsätzlich ist jeder Mann und jede Frau zur Prüfung zugelassen. Ausbildungslokal in Summaprada. (Bild: K. Ziegler)
Die verschiedenen Fächer Waffenkunde und Schiessen: Die Waffenkunde und Schiessausbildung soll die theoretischen Kenntnisse über Waffen und Munition und vor allem die praktische Handhabung der Waffe unter Berücksichtigung aller Sicherheitsvorkehrungen vermitteln. Der Bündner Jäger muss seine Waffe und die Vorgänge beim Schuss genau kennen und eine hohe Treffsicherheit aufweisen. Jagdkunde und Hege: Die Ausbildung in Jagdkunde soll vor allem das praktische Jagen unter der Berücksichtigung des richtigen Ansprechens und der Sicherheit, ein jagdethisches sowie ein weidmännisches Verhalten gegenüber dem zu bejagenden Tier und ein rücksichtsvolles Benehmen gegenüber der Öffentlichkeit vermitteln. Des Jägers Richtschnur seines Handelns soll immer der Respekt vor der ganzen Natur sein. Die zehn theoretischen Hegestunden ergän zen die fünfzig praktischen Hegestunden. Sie helfen dem Jungjäger, die Notwendigkeit seiner hegerischen Tätigkeit, die Zusammenhänge zwischen den Lebewesen und der Umwelt zu erkennen und fördern sein Verständnis und seine Verantwortung gegenüber den Lebewesen und der Umwelt. Er muss die Bedeutung der Jagd als Hegemassnahme sowie die Massnahmen, um einen Lebensraum zu erhalten, zu pflegen und zu schaffen, kennen. Wildkunde: Die Ausbildung in Wildkunde soll vor allem das Interesse und das Verständnis für die Wildtiere, ihre Bedürfnisse und ihre wechselseitigen Beziehungen wecken. Der Bündner Jäger muss das einheimische Wild, seine Lebensweise und seine Lebens-
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räume kennen und sich bewusst sein, dass das jagdbare Wild nur ein Teil der wild lebenden Tiere darstellt. Er setzt das lebende Tier in den Vordergrund und versteht das Verhalten der Wildtiere im täglichen Kampf ums Überleben, sei es auf der Nahrungssuche, zum Schutz gegen Feinde und Krankheiten oder zur Gewährleistung der Fortpflanzung. Er muss fähig sein, in Zusammenhängen und in vernetzten Systemen zu denken, und versteht, warum Wildbestände wachsen oder schwinden und welchen Einfluss Krankheiten, strenge Winter, Raubwild und Jäger auf sie ausüben. Wild und Umwelt: In diesem Fach wird versucht, dem Kandidaten zu vermitteln, welche Beziehungen die jagdbaren und nicht jagdbaren Tiere der freien Wildbahn zu ihrer Umwelt haben (Grundsätze der Wildökologie). Er muss auch wissen, welche Wirkungen das Wild auf seine Umwelt hat und – umgekehrt – welche Wirkungen die Umwelt auf das Wild hat. Der Bündner Jäger muss in der Lage sein, den Lebensraum einer Wildart unter dem Blickwinkel der Einstands- und Nahrungsqualität zu beurteilen, und kennt die Massnahmen, um einen Lebensraum zu erhalten, zu pflegen und zu schaffen. Er muss Kenntnis haben über die Wildbestände und ihre Zusammensetzung und weiss, dass angepasste, natürlich strukturierte und gesunde Wildbestände das Ziel der heutigen Jagdplanung sind. Gesetzeskunde: Das Gesetz stellt den Fortbestand von Flora und Fauna sicher. Nur umfassende Kenntnisse des Gesetzes geben dem Jäger das
Recht, eine nachhaltige Bewirtschaftung von Wildbeständen durchzuführen. Die Kenntnis von Gesetz und Vorschriften qualifizieren den Jäger. Mit dem nötigen Respekt vor Fauna und Flora kann er seinen Auftrag erfüllen. Die Interessen des Jägers haben nie Priorität. Er muss das kantonale Jagdgesetz, die Jagdbetriebsvorschriften und die Grundlagen des übergeordneten Bundesgesetzes kennen und übt die Jagd im Rahmen von Gesetz und Vorschriften aus und handelt verantwortungsbewusst und weidmännisch. Schlussbemerkung Die praktische Ausübung der Jagd kann in diesen Kursen nur theoretisch vermittelt werden. Es ist darum dringend notwendig, dass jeder Kandidat seine praktischen Erfahrungen als Jäger, oder noch besser, schon als Mitläufer macht. Unabdingbar ist, dass der Jungjäger die theo retischen Kenntnisse in die Praxis umsetzt und dass er weiss, dass auf der Jagd keine Situation der anderen gleicht. Auch auf der Jagd hat man nie ausgelernt und muss deshalb immer versuchen, aus gemachten Fehlern zu lernen. Bei einem Engagement von Leuten des Forstdienstes im Rahmen der Jungjägerausbildung kann sichergestellt werden, dass auch die Anliegen und Interessen des Waldes im Zusammenhang mit der Schalenwildbewirtschaftung in unserem Kanton vertreten sind. Karl Ziegler Förster Pradasetga 309, CH-7417 Paspels forst.ad@bluewin.ch
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Resgia – Report 01/09 Publireportage «Neues» vom Schnittholzmarkt Stimmen von der BAU 2009, München Die meisten Branchen fühlen sich auftragsmässig bis zur Jahresmitte gut aufgestellt; die Stimmung ist überraschend gut; fast könnte man meinen, dass die Ruhe über die Weihnachtsfeiertage vielen neue Zuversicht eingehaucht hat, wird doch allgemein anerkannt, dass 2009 die tiefgreifendste Rezession seit dem 2. Weltkrieg kommen wird. Bedarf für Wohnungsbau wäre vorhanden, aber aktuell liegt der niedrigste Stand an Baugenehmigungen nach Kriegsende vor; das liegt in Deutschland auch an der Abschaffung der Eigenheimzulage oder der Erhöhung der Mehrwertsteuer; ABER : In Zeiten von Geldvernichtung am Kapitalmarkt wird der Trend zum Eigentum – auch (Bild: Andrea Padrutt)
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als Altersversorgung – zunehmen; besser den Spatz in Hand als die Taube auf dem Dach. Die Parkett- und Möbelindustrie geht von einem stabilen Markt aus, weil der «homing-Effekt» wieder verstärkt eintritt: das Zuhause, als sozialer Lebensmittelpunkt, erhält vermehrt Aufmerksamkeit. Familien können wahrscheinlich nie mehr so günstig bauen wie 2009. Die Kreditzinsen sinken, Baustoffe und Immobilien werden günstiger, der Leitzins z.B. in Deutschland wird evtl. auf 1 % gesenkt. Im Ingenieurholzbau und in der BSH-Branche herrscht Zuversicht. «Anfragen sind da, wir werden sehen, was daraus wird.» Derzeit herrscht jedoch noch Auftragsflaute. Schmerzhafte Einschnitte sind nicht zu vermeiden: Produktionspausen – bestenfalls Kurzarbeit oder bis zu 4-monatige Stillstän-
de. Im 1. Quartal 2009 rechnen die BSHler mit 30% Minderproduktion, Nadelschnittholz 20%. Das Wort des Jahres wird wohl: Produktionseffizienz lauten. «Werksgeschichten» Als roten Faden für die Ausgaben 2009 haben wir uns eine Vorstellung der einzelnen Abteilungen im Hause vorgenommen. In jeder Ausgabe möchten wir die Menschen vorstellen, die hier für ein gutes Gelingen zusammenarbeiten. Vom Ablauf her nach Kommunikations- und Holzwegen geordnet. In dieser ersten Ausgabe möchten wir mit Anmeldung/Sekretariat/Personal beginnen. Kopf dieser Abteilung ist eine Frau, ja auch in der Holzbranche braucht man Koordinationsgeschick, Organisationstalent und jemanden, der 3 Dinge gleichzeitig machen kann. Sie kombiniert Fachwissen mit organisatorischem Flair. Zusammen mit ihrer Mitarbeiterin ist sie zuständig für die mobile Erreichbarkeit aller Mitarbeiter im Werk, den aktuellen Stand der relevanten Gesetzestexte, von der Organisation der Weihnachtsfeier bis hin zur Lohnabrechnung. Sie ist Postamt, Anrufbeantworter und «Psychologin» in einer Person. Als rechte Hand des Betriebsleiters fehlt es nie an Neuem und als erste Ansprechperson hat sie grosse Aussenwirkung.
«Holziges» Neues Jahr, neue Ideen. Seit Beginn 2009 haben wir testweise begonnen Frei-Werks-Preise zu propagieren, denn dadurch ist einerseits eine enorme Aufwertung der lokalen Region verbunden und andererseits mehr Transparenz geboten. Der Kanton profitiert. Des weiteren wird seit Jahresbeginn vermehrt Augenmerk auf die Lieferantenbewertung gelegt. Prozent des möglichen Mengenanteils, Liefertreue und Kontinuität sind hier die Schlüsselwörter.
Silke Schweizer Rundholzeinkauf Meyr-Melhof Swiss Timber AG Vial, CH-7013 Domat/Ems
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Am langen Riemen durch den Wald Zwei Konstanten prägen meine Freizeit: Skilanglaufen und Hunde. Meine ersten Langlaufskier bekam ich mit 11 Jahren zu Weihnachten, nachdem ich meinen Eltern drei Jahre lang beharrlich erklärt hatte, weshalb ich ein nordischer Skiläufer und nicht wie üblich ein «Alpiner» werden wollte. Beim Hund musste ich noch 2 Jahre SturBereit zur Nachsuche – Markus Stadler und Usko. (Bild: Martina Rödel)
heit mehr investieren, bis ich sie überzeugen konnte. Seither sind diese Vierbeiner aus meinem Leben nicht mehr wegzudenken. Mit der Jägerprüfung in der Tasche wechselte ich ins Jagdhundelager und bestand 1979 mit «Ringo», einem Deutschen Wachtelhund, meine erste Schweissprüfung*. Vor 30 Jahren steckte das Nachsuchen im Kanton Schwyz noch in den Anfängen und wurde von den Jägern noch nicht wirklich als notwendiger Bestandteil der Jagd gesehen. Verendete das Wild nach dem Schuss nicht in Sichtweite oder war kein Schweiss auffindbar, ging der Jäger in der Regel von einem Fehlschuss aus, und liess es beim Hadern mit seinem fehlenden Jagdglück bewenden. Entsprechend selten wurden wir zu einer Nachsuche gerufen. Trotzdem genügten die paar wenigen zu meiner Anfangszeit, um in mir eine Leidenschaft zu wecken, die mich bis heute nicht mehr losgelassen hat. Wenn ich mir überlege, was für mich die Faszination bei der Nachsuche ausmacht, kommen mir vor allem zwei Aspekte in den Sinn. Auf der einen Seite bietet Nachsuchen für mich die beste Möglichkeit, intuitiv zu arbeiten. Das ergibt sich fast zwangsläufig, wenn man eng mit einem von seinen Instinkten getriebenen Lebewesen wie dem Hund zusammenarbeitet. Sicher kann das Arbeiten mit einem Hund auch rein rational angegangen und ausgeführt werden. *
Traditionell werden bei den meisten Prüfungs-
fährten für Nachsuchehunde über die ganze Fährtenlänge mehr oder weniger regelmässig Blutstropfen verteilt. Um seine Brauchbarkeit zu beweisen, soll der Hund zeigen, dass er sich bei seiner Arbeit weitgehend von den Blutstropfen leiten lässt. Da in der Jägersprache «Schweiss» das Wort für Blut ist, wird entsprechend von Schweisshund, -fährte, -prüfung usw. gesprochen.
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Ich bezweifle allerdings, ob auf diese Weise das höchstmögliche Leistungsniveau auszuschöpfen ist. Der Hundenase und intuitiv meinem Bauchgefühl folgend, erlebe ich es auf jeden Fall immer wieder als sehr beglückend, auch ohne viel nachzudenken ans Ziel zu kommen. Das Nachsuchen ist für mich ein erholsames und zudem lehrreiches Kontrastprogramm zu meiner kopflastigen Arbeitswelt. Der zweite Aspekt hat mit meinem Bewegungsdrang zu tun, den ich noch immer als ausgeprägt bezeichnen würde. In jüngeren Jahren tobte ich mich ausgiebig bei Langlauf- und Biathlonwettkämpfen aus. An schlechten Tagen und in nicht enden wollenden Anstiegen stellte sich mir ab und zu die Sinnfrage von alleine. Mit der Zeit konnte ich sie für mich beantworten. Skilanglauf zählt noch heute zu meinen Lieblingsbeschäftigungen, aber nur noch im angenehmen «grünen» Bereich ohne Startnummer. Am langen Riemen hinter einem Hund her zu hecheln, ist zwar keine Sportart im eigentlichen Sinn, aber mitunter durchaus mit Wettkampfleistungen im Langlauf vergleichbar. Obschon seit meinen letzten Wettkämpfen um einige Jahre älter, hat sich mir bei Nachsuchen im «roten» Bereich die Sinnfrage noch nicht gestellt. Einem inneren Drang folgend, bin ich am langen Riemen hinter dem Hund immer noch bereit, bis an meine körperlichen Grenzen zu gehen. Es ist wohl diese einmalige Kombination von intuitivem Arbeiten und intensiver Bewegung, die für mich das Nachsuchen zur Faszination und damit zur Leidenschaft macht.
Forstwirtschaftsstudium gelegentlich bekundet, man hätte mich als Förster «ins falsche Land hinausgelassen». Denn im Gegensatz zur Schweiz hat das Nachsuchen beim Nachbarn Deutschland eine lange Tradition. Seit mehr als 100 Jahren haben massgeblich deutsche Förster das Nachsuchen von verletztem Wild mit Hunden zur heutigen Form entwickelt und perfektioniert. Am Anfang stand der Leithund. Er hatte im Vorfeld von herrschaftlichen Jagden kapitale Hirsche aufzuspüren. Von einem kaiserlichen oder königlichen Berufsjäger am Leitseil geführt, arbeitete er die meist über Nacht alte Fährte eines starken Hirsches bis zu dessen Tageseinstand. Stand der neue Aufenthaltsort eindeutig fest, wurde die Hundemeute angesetzt. Die Jagdgesellschaft folgte dann den grossen Laufhunden zu Pferd, bis diese das Wild zu Stande gehetzt hatten. Völlig erschöpft und zu keiner weiteren Flucht mehr fähig, wurde es mit der blanken Waffe erlegt. Mit dem Aufkommen der Schusswaffen verlor diese sogenannte Parforcejagd immer mehr an Bedeutung. Die Jagd entwickelte sich immer mehr zur Pirsch- und Ansitzjagd, wie wir sie heute kennen. Die Reitjagd mit grossen Laufhunden wird im ursprünglichen Stil heute nur noch in Frankreich ausgeübt. Das Ziel der «2er-Meute» – Usko mit nachgesuchter Gämse. (Bild: Markus Stadler)
Ein kurzer, geschichtlicher Rückblick Wer möchte seine Leidenschaft nicht so oft wie möglich ausleben dürfen? Nicht ganz ernsthaft habe ich daher nach meinem Bündner Wald 1/2009 51
Am langen Riemen – die Grundlagenarbeit beim Nachsuchen. (Bild: Martina Rödel)
Mit den neuen Waffen stellten sich aber auch neue Probleme ein. Den ersten Jagdgewehren fehlte es nicht nur an Präzision, sondern auch an Wirkung. Angeschossenes Wild war daher eher die Regel als die Ausnahme. Um der Jagdbeute dennoch habhaft zu werden, wurden die «arbeitslos» gewordenen Leithunde und ihre Nachkommen vermehrt nach dem Schuss, also zum Aufspüren des angeschossenen Wildes, eingesetzt. Beim Nachsuchen sind nicht nur das Arbeiten auf alten Fährten, sondern auch das Hetzen und Stellen des verletzten Wildes gefragt. Man versuchte also, diese Eigenschaften auch züchterisch zu fördern und zu fixieren. Vor über 100 Jahren entstanden so zwei neue Jagdhunderassen – der «Hannoversche Schweisshund» und der «Bayerische Gebirgsschweisshund». 52
Die notwendigen Hundeeigenschaften und das Geruchspuzzle «Fährte» Heute werden fast alle Jagdhunderassen zum Nachsuchen eingesetzt. Natürlich bringen die verschiedenen Rassen auch unterschiedliche Eigenschaften mit. Es kann aber immer wieder beobachtet werden, dass die Unterschiede zwischen einzelnen Hunden einer Rasse grösser sind als zwischen den Rassen selber. Nach einem Deutschen Wachtelhund und einem Hannoverschen Schweisshund führe ich heute einen langhaarigen Deutschen Vorstehhund, der manchmal auch als der «alte deutsche Försterhund» bezeichnet wird. Vielseitig einsetzbar, liegen seine Stärken bei der Wald- und Wasserjagd. Für die Fährtenarbeit bringt er meistens gute Voraussetzungen mit, denn das Arbeiten mit tiefer Nase ist in der Rasse noch verankert und sein Temperament liegt eher auf der ruhigen Seite. Ausschlaggebend für meine Wahl war aber schlicht und einfach sein schönes Aussehen, das mir seit dem Blättern in Vaters Jagdbüchern von klein auf am besten gefallen hat. Wichtiger als die Rassenzugehörigkeit sind die individuellen Eigenschaften eines Hundes. Die wichtigsten für einen Schweisshund sind aus meiner Sicht ein starker Fährtenwille, der Hang zur Eigenständigkeit und eine vorsichtige, d.h. nicht «kopflose», Wildschärfe. Ein starker Fährtenwille ist die Voraussetzung, dass ein Hund eine alte und schwierige Fährte am Riemen überhaupt bis zum Schluss «ausknobeln» kann. Mit der Riemenarbeit ist es aber erfahrungsgemäss bei über 50 % der Nachsuchen nicht getan. Eine gewisse Eigenständigkeit und Wildschärfe braucht es daher zusätzlich, damit ein Schweisshund verletzte und noch zur Flucht fähige Wildtiere über längere Zeit selbstständig jagen und stellen kann. Diese Eigenschaften sind wichtig, aber aus meiner Sicht nicht einmal die
halbe Miete. Ein zuverlässiger Schweisshund lässt sich nur aufbauen, wenn er viele Erfahrungen sammeln kann. Und viele Erfahrungen heisst ganz einfach viele Nachsuchen. Denn die Fährte eines verletzten Tieres ist wegen der verschiedenen Geruchskomponenten so komplex, dass sie sich auch mit allen Tricks nicht künstlich nachstellen lässt. Die Hetze sowieso nicht. Die Fährte eines verletzten Wildtieres setzt sich aus der Bodenverletzung, dem spezifischen Geruch einer Wildart, dem Individualgeruch des einzelnen Tieres und der «Krankwitterung» zusammen. Die Bodenverletzung wird durch den Fusstritt oder Schalenabdruck des Wildes verursacht und löst in der Bodenvegetation sofort einen Verwesungsprozess aus, der bei günstigen Witterungsbedingungen für den Hund länger als einen Tag wahrnehmbar ist. Der spezifische Art- und der Individualgeruch setzen sich aus einer Wolke von Hautzellen zusammen, die von Tieren und Menschen laufend millionenfach abgestossen werden. Diese abgestorbenen Hautzellen schweben zunächst in der Luft und lagern sich dann allmählich im Bereich der Fährte oder auch viele Meter daneben auf dem Boden, an Sträuchern usw. ab. Sie bilden den Geruch, den eine geübte Hundenase auch noch nach Tagen aufzunehmen vermag. Die «Krankwitterung» scheint eng mit einem erhöhten Adrenalinfluss im Zusammenhang zu stehen, hervorgerufen durch die (Schuss-)Verletzung im Wildtier. Dieser spezielle Geruch tritt beim Schalenwild über die Zwischen zehendrüsen aus und wird vom Hund in aller Regel aufgeregt wahrgenommen. Die Ausbildungs- und Trainingsfährten müssen bei uns überwiegend künstlich gelegt werden. Diesen haften daher immer auch der menschliche Art- und der Individualgeruch des Fährtenlegers an. Ob ein Hund
Fährtenschuh – eine gute Ausbildungs- und Trainingshilfe (Bild: Markus Stadler)
den zur menschlichen Fährte beigefügten Schweiss tatsächlich als eine Art «Krankwitterung» wahrnimmt, wage ich zu bezweifeln. Den besten Ausbildungsweg aus dieser Zwickmühle bietet aus meiner Sicht der Fährtenschuh, mit dem sich zumindest die Bodenverletzung, d.h. der Schalenabdruck und der Geruch einer Wildtierart gut simulieren lassen. Letztlich bleibt aber auch er nur eine «Krücke», da sich der menschliche Beigeschmack auch bei einer FährtenschuhFährte ebenso wenig vermeiden lässt. Das Nachsuchen kann im Gegensatz zu anderen Hundeaufgaben leider nicht 1: 1 geübt werden. Fehlen praktische Einsatzmöglichkeiten oder konzentrieren sich diese wie bei uns auf eine Jahreszeit, ist mit der Ausbildung und dem Training eines Schweisshundes auch ein gewisses Frustpotential verbunden, das sich mit bestem Willen wenig vermindern lässt. Die Rahmenbedingungen zum Nachsuchen – bis zur Meisterschaft Ob man im Gespann mit seinem Hund ewig «Geselle» bleibt oder es irgendwann doch zur Meisterschaft bringt, hängt nach der Erfahrung von rund 170 Nachsuchen im Rucksack für mich eindeutig von der Anzahl Nachsucheeinsätze ab, die man als Team Bündner Wald 1/2009 53
absolvieren kann. Mehr als 20 Einsätze pro Jahr sind notwendig, damit ein Hund ein gutes Niveau erreicht, bevor seine körperliche Leistungsfähigkeit unweigerlich abzunehmen beginnt. Leider erlauben die derzeitigen Rahmenbedingungen in Graubünden eine solche Einsatzhäufigkeit nicht. Ich habe mich dadurch schon zeitweise entmutigen lassen, inzwischen aber erkannt, dass man auch ein leidenschaftlicher Geselle sein kann. Ich versuche aus der gegebenen Situation mit meinem jetzigen Hund «Usko» das Beste zu machen und gebe die Hoffnung nicht auf, dass ich mit meinem Engagement und meiner Erfahrung das Wasser trotzdem ein wenig wärmer kochen kann als der Durchschnitt.
Mir gefällt meine jetzige Aufgabe beim Amt für Wald sehr gut, und zumindest in der Schweiz kann ich mir nichts Besseres vorstellen. Trotzdem – bekäme ich die Chance als Revierförster in einem der grossen Waldgebiete Deutschlands zu arbeiten, würde ich frei nach Hape Kerkeling sofort sagen: «Ich bin dann mal weg… zumindest bis zur Meisterschaft.»
Markus Stadler dipl. Forsting. ETH, Regionalleiter Sagastägstrasse 96, CH-7220 Schiers
markus.stadler@afw.gr.ch
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Fischerei am Rhein und am Waitaki River Die Fische wurden mir schon als Baby buch stäblich in die Wiege gelegt, und das kam so zustande. Regelmässig am Sonntag wur de ich im Kinderwagen dem Rhein entlang ausgelüftet. In den Sommermonaten, wenn die Wassertemperatur über 22 Grad stieg, gab es so genannte «Trümmeläschen». Der Sauerstoff im Wasser nimmt bekanntlich mit zunehmender Temperatur ab, und vor allem die ausgewachsenen Äschen leiden dann unter Sauerstoffmangel. Die Fische kreisen dann, auf dem Rücken wie in einem Wir bel gefangen, an der Wasseroberfläche. Ein Leichtes, diese Äschen von Hand zu fangen und unter meiner Bettdecke im Kinder wagen zu verstecken. Später hat mich mein grösserer Bruder in die Schliche der Fischerei eingeweiht und alle erlaubten und unerlaubten Tricks gezeigt. Viele Jahre fischte ich hauptsächlich in der Region Stein am Rhein, ein Äschen- und Forellenwasser allerbester Qualität. Der Bo den- und der Untersee wirken wie grosse Klärbecken, wo die Sedimente absinken. Auch nach starken Niederschlägen oder bei Hochwasser bleibt der Rhein nach dem Seeausfluss klar und ausgezeichnet zum Fischen. Vom Land aus oder mit einer Fischergondel war es keine Kunst, Fische zu fangen. Die beliebtesten Fangplätze waren nie mehr als 50 Meter von einem der vielen Restaurants entfernt, in denen das Fischerlatein gepflegt wurde. Die gefangenen Fische mussten bei mir nie lange leiden, ich bekenne mich zur Spezies der Pfannenfischer. Untermässige Fische wurden sorgfältig zurückgesetzt, die ande ren landeten in meiner grossen Fischpfanne. Nur aus Spass Fische zu fangen und diese dann wieder zurücksetzen, ist mir fremd. Leider gehören die fischreichen Zeiten in der Schweiz der Vergangenheit an, und eine
Fischarmut macht sich breit. Klare, «sau bere» Gewässer fast ohne Fische gehören heute an vielen Orten zur Normalität. In Wahrheit sind unsere grösseren Fliessge wässer und Seen mit einem Cocktail aus Hormonen und Antibiotika kontaminiert. Die letzten fischreichen Bergbäche gilt es vor der Stromlobby zu schützen; bitte keine weiteren Staustufen und Restwasser-Rinn sale! Auf meinen vielen Weltreisen zusammen mit meiner Familie waren immer einige Fischerruten inklusive der dazugehören den Rollen und Kunstköder im Gepäck. Besonders angetan hat es mir die Südinsel von New Zealand, welche ich regelmässig besuchte. Dort konnten wir das Rad der Zeit noch einmal zurückdrehen und Flüs se und Seen befischen, welche sich als ein Seeausfluss bei Stein am Rhein mit der Insel Werd. (Bild: U. Wasem)
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wahres Paradies für Fischer entpuppten. Um 1900 wurden in Neuseeland Bach- und Regenbogenforellen eingeführt und in den klaren Gewässern ausgesetzt. In den Flüssen und Seen gibt es die grössten Forellen der Welt, wer eine essen will, der muss aber selbst angeln. Denn ein altes Gesetz sorgt dafür, dass man Forellen weder kaufen noch verkaufen darf, zum Schutz der Sportfischerei. Ebenfalls wurden befruchtete Lachseier nach Neuseeland eingeschifft und in den Hakataramea, einen Nebenfluss des Waitaki, ausgesetzt. Seit diesem Zeitpunkt hat sich der Lachs hier heimisch gemacht und seinen Weg in die meisten Flusssysteme der Ostküste auf der Südinsel gefunden. Diese noch unverbauten, wilden Flüsse können ihr Flussbett bei jedem Hochwasser neu gestalten. In den kleineren Seitenar-
men mit weniger Strömung standen häufig Bachforellen, im Hauptfluss entlang von Stromschnellen waren wild kämpfende Regenbogenforellen zu fangen. Um entlegene Flussabschnitte in einem 2–3 km breiten Flussdelta zu erreichen, waren hohe Wat hosen mit Watstock ein Muss. Bei diesen langen Streifzügen im Flussbett wurde ich oft durch Brutvögel attackiert, welche ihr Gelege verteidigten. Vor allem der aus England eingeführte Stechginster verwilderte flächendeckend die Flussauen und machte mit seinen langen Dornen ein Durchqueren unmöglich. Der Höhepunkt jeder Saison am Waitaki River war im Februar/März, dann kehrten die Lachse in den Fluss zurück. Damals, bei meinem ersten Besuch vor 25 Jahren, war das Wettfischen auf Lachs der Saisonhöhepunkt. Ein mit der Schweiz nicht vergleichbarer
Waitaki River, Flussdelta bei der Mündung ins Meer. (Bild: U. Wasem)
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Stellenwert hat die Fischerei in Neuseeland. Über 700 einheimische Fischer wollten einen der schönen Preise an dieser Veranstaltung gewinnen. Zusammen mit meiner Frau waren wir schon zwei Wochen vor diesem Anlass am Fluss, wo wir in einer Baracke auf einem Campgrund hausten. Ich fischte täglich an den besten Stellen am Fluss, um einen Lachs zu überlisten. Aber mir fehlte einfach das nötige Glück, denn links und rechts wurden prächtige Lachse gefangen. Sogar Kinder und Frauen waren erfolgreich, nur bei mir herrschte eine Flaute; darum habe ich mich auch nicht für das Wettfischen angemeldet. Den ganzen Frust habe ich mir im Pub mit ein paar New-Zealand-Beers runtergespült. In meiner Abwesenheit hat mich meine Frau heimlich für die vier Tage Lachsfischen registrieren lassen und den Einsatz bezahlt. So blieb mir nichts anderes übrig, als mein Glück erneut zu versuchen. Die meisten Fischer waren bei der Flussmündung am Meer anzutreffen, nur wenige befischten den oberen Teil der 50 Km langen Flussstrecke. Ich fuhr mit dem Auto zum Oberlauf, durchquerte einige Seiten arme bis zum Hauptfluss und befischte einen langen, tiefen Pool. Schon bald zeigten sich Lachse an der Oberfläche, zwei männliche Exemplare stritten sich offensichtlich um die Vorherrschaft am Laichplatz. Schon mit dem zweiten Wurf hatte ich einen der aggressiven Streithähne am Hacken. Dieser reagierte gar nicht auf den Zug meiner Angelschnur, sondern attackierte seinen Nebenbuhler munter weiter. Erst nach 15 Minuten Drill konnte ich mit einem Jauchzer meinen ersten Lachs auf das Kiesbett ziehen. Dieses prächtige männliche Exemplar um die 12 kg konnte ich am ersten Tag einwägen und registrieren. Es blieb mein behütetes Geheimnis wo ich erfolgreich war, und an jedem der folgenden drei Tage konnte
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ich dort ganz alleine einen weiteren Fisch fangen. Den schwersten Lachs im Wettbewerb konnte ich nicht landen, doch hatte ich zum Schluss als erster Ausländer am meisten Fisch gefangen. Eine unvergessliche Party mit vielen Preisen für den glücklichen Mountain Ranger aus der Schweiz war in den Zeitungen zu lesen. Wir lernten damals viele neue Freunde kennen, die wir bei unseren späteren Reisen immer wieder besuchen durften. Das Wettfischen konnte schon lange nicht mehr durchgeführt werden, da in der Zwischenzeit kaum noch Lachse die Flussmündung erreichen. Professionelle Fischereiflotten mit Satellitenüberwachung zerstören die Fischgründe im Meer. Nur noch wenige, deutlich Bündner Wald 1/2009 57
Mein älterer Sohn Lars mit seinem ersten Lachs. (Bild: U. Wasem)
kleinere Lachse mit einem Gewicht von 4 bis 8 kg waren bei meinem letzten Besuch ( 2004 ) zu fangen. Damals verbrachten wir ein Jahr auf der Südinsel, beide Kinder besuchten die Schule, und in der Freizeit fischten wir am Waitaki River. Lars, der Ältere, konnte mit 13 Jahren seinen ersten Lachs mit 8 kg landen.
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Die Schafzucht war in New Zealand lange der Haupterwerbszweig für die Landwirtschaft. In den letzten 10 Jahren war ein Mehrfaches mit der Milchproduktion zu verdienen. Vor allem kleinere Schaffarmen sind eingegangen und von den neureichen Kuhfarmern übernommen worden. Der Wandel von der extensiven Schafzucht zur Milchkuhhaltung brachte Probleme für Flüsse und Seen. Durch den deutlich erhöhten Stickstoffeintrag verschlammen und verkrauten die Kies- und Sandbänke, die Laichgebiete von Forelle und Lachs. Zunehmend negativ reagierten die Edelfischbestände auf die Wasserverschmutzung durch Hormone und Antibiotika. Hier schliesst sich der Kreis, es werden die gleichen Fehler gemacht wie bei uns vor 20 Jahren. Im Gegensatz zur Schweiz verfügt New Zealand noch über deutlich mehr abgelegene Talschaften mit weitgehend unberührten Ressourcen. Auch hier gilt es, diese letzten intakten Flüsse vor dem Energie hunger unserer Zeit zu schützen.
Ueli Wasem Technischer Mitarbeiter, Swiss Federal Institute of Forest, Landscape and Snow Research Zürcherstrasse 111, CH-8903 Birmensdorf ulrich.wasem@wsl.ch
Noch kann die Technik den Lawinenhund nicht ersetzen Seit über 60 Jahren bildet der SAC HundeführerInnen und Hunde für die effiziente Suche nach Lawinenverschütteten aus. Solange ein technisches Gerät das Auffinden von verschütteten Personen nicht revolutioniert, will der SAC die bestehende, qualitativ hochstehende Ausbildung von Rettungshunden weiter vorantreiben. Heute lassen sich auch vermehrt Frauen zu Hundeführerinnen ausbilden. Nachstehend steht Hundeführer auch für Hundeführerin. Zur Zeit unterhält der SAC rund 200 einsatzfähige Lawinenhundeteams. Sie sind im ganzen Alpenraum gleichmässig verteilt. Die Wichtigkeit der regionalen Verteilung der Hunde hat sich besonders im prekären Lawinenwinter 1999 bestätigt. Der Einsatz von Helikoptern war damals längere Zeit nicht möglich, einzelne Talschaften waren von der Aussenwelt abgeschnitten. Statistisch betrachtet ist der Hund das effizienteste Suchmittel mit der höchsten Erfolgsrate. So sind in den Jahren 1980 –1999 fast die Hälfte der 356 Ganzverschütteten, nämlich 171 Menschen, vom Hund gefun-
den worden. Davon haben 30 Geborgene (18 %) überlebt und 141 ( 82 %) sind gestorben (F. Tschirky, Institut Lawinenforschung Davos). Die meisten Regionen unterhalten einen Pikettdienst. Hierbei ist es für einen Hundeführer Pflicht und Ehrensache, innerhalb weniger Minuten einsatzbereit zu sein. Das Hundeteam wird nach Möglichkeit als Erstes auf den Unfallplatz geflogen. Dem Hundeführer stellt sich hier eine fast nicht zu bewältigende Fülle von Aufgaben. Die Suche mit dem Hund hat Priorität. Ebenfalls soll auch die sich laufend verändernde Gefahrensituation beurteilt werden: Sind Um die Suche zu erschweren, werden Rucksäcke bis zu 80 cm Tiefe und bis zu einer Stunde vorher vergraben. Der fertig ausgebildete Hund gräbt die Gegenstände meistens selber aus. Als Be lohnung finden sie in diesen eine Wurstscheibe. (Bild: Gian Paul Caratsch)
Je nach Eingrabungstiefe (bis zu 2 m) und Zeitdauer bis der Führer zur Stelle ist, öffnet der Hund mit geballter Kraft selber das eigens dafür ausgehobene Loch, um so schneller zum eingegrabenen Verschütteten (gestelltes Opfer) zu gelangen. (Bild: Gian Paul Caratsch)
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Bedingung für den tadellosen Einsatz ist die Ausbildung im Umgang mit dem Helikopter, vor allem die Flugtauglichkeit und das Abseilen an der Winde in jedem Gelände. (Bild: Gian Paul Caratsch)
Angaben zum Autor Parallel zu seiner 40-jährigen Tätigkeit als Revierförster hat Gian Paul Ca Nach einem erfolgreichen Sucheinsatz gibt es
ratsch, der Tiere gern hat, ebenfalls vier
zwischen Meister und Hund ein «Freudenfest» mit
Deutsche Schäfer zu Lawinenhunden
sehr viel Lob und spielerischen Streicheleinheiten.
ausgebildet und geführt. Er hat mit sei
(Bild: Gian Paul Caratsch)
nen Hunden rund sechzig Ernsteinsätze geleistet, und unter anderem ist
Nachlawinen zu erwarten? Gibt es Anzei chen von verschütteten Personen? Können Unverletzte in einer ersten Grobsu che mithelfen? Wer hat den Unfallhergang beobachtet und kann mögliche Verschüt tungsstellen bezeichnen? Wie glaubwürdig sind die Auskünfte? Usw. Nach und nach werden weitere Retter eingeflogen. Einer unter ihnen ist Unfall platzkommandant. Sobald der Hundeführer diesen über die Situation und das bisherige Vorgehen orientiert hat, kann er sich seiner eigentlichen Arbeit widmen: der konzent rierten Suche von Ganzverschütteten. Die Belastung während des anfänglichen Durch einanders lässt sich wohl nur erahnen. Man stelle sich die Gefühle eines Hundeführers 60
es ihm in engster Zusammenarbeit mit zweien von ihnen gelungen, zwei Menschen lebend zu bergen. In den Lawinenhundeführerkursen SAC am Berninapass amtete er als Klassenlehrer und schloss seine langjährige Tätigkeit als Kursleiter ab.
vor, der bei der Bewältigung dieser Vor abklärungen seinen Lawinenhund an einer Stelle wie wild graben sieht – ein Zeichen! Eine Hoffnung! Entsprechend den vielfältigen Anforderun gen wird grosser Wert auf eine umfassende Ausbildung des Hundeführers gelegt. Die Reorganisation des Rettungswesens hat
auch vor den Lawinenhunden nicht Halt gemacht. Im Zuge der Anpassungen an das SAC-Rettungswesen wurde das bestehende Ausbildungskonzept aktualisiert. Heute wird ein Team im Verlauf von zwei Jahren während zwei einwöchigen Ausbildungskursen zur Einsatzfähigkeit geführt. Anschliessend muss das Team alle zwei Jahre in einem viertägigen Kurs seine Einsatzbereitschaft bestätigen. Ein Lawinenhundeführer macht
im individuellen Training einmal wöchentlich eine Übung.
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Der Wald unter der Lupe des Briefmarkensammlers Viele Länder unterstreichen die grosse Bedeutung der Wälder mit ihren landschaftlichen und ökologischen Funktionen durch die Herausgabe von Postwertzeichen. Dank der Vielfalt der grafischen Gestaltungsmöglichkeiten sind diese oft ausgereifte Kunstwerke. Briefmarken enthalten eine Botschaft und sind deshalb ein hervorragendes Mittel zur Öffentlichkeitsarbeit. Sie können auf eindrückliche Art auf die vielfältigen Aufgaben und die Bedeutung der Wälder aufmerksam machen. Vom Beruf zum Hobby Als in der Forschung tätigem Förster liegt mir viel daran, Wald und Forstwirtschaft der Allgemeinheit in anschaulicher Art und Weise nahezubringen. Mit einer Briefmarkensammlung zum Motiv «Wald» fand ich einen faszinierenden Weg, dieses Ziel zu erreichen. So begann ich vor Abb. 1: Vor allem dem Tannenhäher ist die Zunahme der Arvenbestände zu verdanken. (Bild: Koni Häne)
rund 30 Jahren mit dem Sammeln von motivbezogenen Einzelmarken, Briefen und Stempeln. Um über den aktuellen Stand der weltweit vorhandenen «forstlichen» philatelistischen Belege im Bild zu sein, ist ein Kontakt mit Gleichgesinnten im In- und Ausland von grossem Vorteil. Allerdings gibt es nur wenige Briefmarkensammler, die sich dem Motiv «Wald» verschrieben haben. Europaweit sind mir lediglich vier Forstleute bekannt, von denen sich jedoch nicht alle an philatelistischen Ausstellungen beteiligen. Meine Sammlung «Wald und Forstwirtschaft» ist im Laufe der Jahre auf über 1000 A4-Albumseiten angewachsen und umfasst rund 200 Blätter für Briefmarkenausstellungen, sei es auf nationaler oder auf internationaler Ebene. Mit Diavorträgen für Gross und Klein, Private, Firmen und nicht zuletzt auch Forstverwaltungen konnte ich schon oft mit philatelistischen Belegen auf die Natur aufmerksam machen. Die Motivsammlung – ein Gesamtbild des Waldes Die Markensammlung umfasst neun mehr oder weniger stark unterteilte Hauptgruppen. In der ersten wird – wenn auch bei weitem
Angaben zum Autor Koni Häne ist Förster in der Forschungseinheit Dendrowissenschaften an der Eidgenössischen Forschungsanstalt für Wald, Schnee und Landschaft ( WSL) CH-8903 Birmensdorf.
Seine Sammlung «Wald und Forstwirtschaft» wurde mehrmals an philate listischen Weltausstellungen prämiert.
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Abb. 2: Löbliches Forstinspektorat des Kantons Graubünden Chur; mit Abgangsstempel THUSIS und Absenderstempel Bezirksforstamt Graubünden mit stilisiertem Mischwald. (Bild: Koni Häne)
Abb. 3: Eingeschriebene Bildpostkarte mit Ofenpass und entsprechender 25-Rappen-Zusatzfrankatur mit Darstellung «Nationalpark». (Bild: Koni Häne) Bündner Wald 1/2009 63
Abb. 4: Dieser Werbestempel war vom 11. Oktober 1948 bis 9. Februar 1970 im Einsatz. (Bild: Koni Häne)
nicht vollständig – die Pflanzen- und Tierwelt des Waldes dargestellt. Mit der Entstehung der ersten Pflanzen vor etwa 440 Mio. Jahren sowie der Unterteilung in Nadel- und Laubbäume, Sträucher, Blütenpflanzen, Pilze bis hin zu Moosen, Flechten und Farnen wird darin den Betrachtern ein Querschnitt durch die Pflanzenwelt gegeben. Die Vielfalt der Tierwelt kann, beginnend mit den Insekten, über einige Waldvogelarten, Nager und Hasen, Paarhufer bis zu den wichtigsten einheimischen Raubtieren, nur andeutungsweise dargestellt werden. Dieses Kapitel endet mit «Totholz lebt und ist für viele Tiere eine Lebensgrundlage». Das nächste Kapitel geht ausführlich auf die Waldstrukturen und Bestandestypen ein. Dabei werden die Unterschiede zwischen 64
Hoch-, Mittel- und Niederwald, Gebirgswälder sowie verschiedene Bestandestypen wie Rein- und Mischbestände, gleichaltrige und ungleichaltrige Bestände sowie Urwälder dargelegt. Die eher kleine Hauptgruppe Verjüngung und Bestandesbegründung zeigt die verschiedenen natürlichen und künstlichen Verjüngungsarten des Waldes (Abb. 1). Darin inbegriffen sind Saatgut, Pflanzennachzucht und -erziehung und verschiedene Pflanzmethoden. Das Kapitel Arbeitswissenschaft umfasst die Bereiche Unfallverhütung, den manuellen und maschinellen Holzeinschlag, die verschiedenen Möglichkeiten des Holztransportes, sei es auf dem Land durch Menschen, Tiere und Maschinen, auf dem Wasser oder in der Luft, die Holzlagerung sowie das forstliche Ingenieurwesen mit Verbauungen, Vermessung und Kartierung des Waldes. Die Hauptgruppe Forstschutz macht auf die grossen und kleinen natürlichen «Feinde» des Waldes aufmerksam. Diese sind zunächst Naturgefahren wie beispielsweise Erosion, Überschwemmungen, Stürme, Dürren, Lawinen und Feuer. Als weitere «Waldzerstörer» folgen die tierischen und die pflanzlichen Schädlinge und deren Bekämpfung. Vor allem wegen der Umweltbelastung wird auch der Mensch zu den «Waldfeinden» gezählt und wird mit motivbezogenen Belegen zur «Umweltbelastung» eindrücklich dokumentiert. Im Kapitel Forstorganisation und Ausbildung werden private und öffentliche Forstverwaltungen (Abb. 2 ), forstliche Gewerkschaften, Lehr- und Versuchswaldungen sowie Tagungen und Kongresse vorgestellt. Die Hauptgruppe Forsterzeugnisse und ihre Verwendung behandelt die verschiedenen Holzsortimente sowie deren Verarbeitung
und Nutzung. Daneben werden auch die vielen «Nebenprodukte» des Waldes gezeigt, so das Jagdwesen oder die Verwertung von Baumrinden. Weitere Nebennutzungen wie Schmuckreisig, essbare Waldpflanzen, aber auch Heilpflanzen und Kautschukgewinnung gehören ebenfalls dazu. Die zweitletzte Hauptgruppe ist, wie schon der Titel Wald und Mensch erahnen lässt, die umfassendste. Sie beginnt mit Naturund Landschaftsschutz, Pflanzen-, Umwelt- und Gewässerschutz sowie der Wasserversorgung. Mit Aufforstungsaufrufen, Waldtagen oder -wochen, dem Jahr des Baumes sowie Nationalparks (Abb. 3 und 4 ) wird dieses Kapitel fortgesetzt. Dass der Wald eine Erholungsstätte ist oder dass er Einfluss hat auf Religion, Kunst (Malerei, Musik, Literatur), Brauchtum und das Militär, belegen eine grosse Zahl philatelistischer Wertzeichen aus aller Welt! Für das Militär war die Bedeutung der Wälder während vergangener Kriege gross. So wurden für die Besorgung und Sicherstel-
lung des Baustoffes Holz oft ganze Forstbetriebe vom Militär in Besitz genommen. Den Abschluss der themenbezogenen Sammlung bildet das Kapitel Wald als Namensspender. Viele Ortsnamen, Ortsbezeichnungen und Regionen verdanken ihre Namensgebung dem Wald. So etwa Ortschaften wie Wald, Waldkirch, Waldstätte, Trachselwald (das sich vom «Wald der Drechsler» ableitet), Ob- und Nidwalden und viele mehr. Aber auch Ortsstempel mit Pflanzen- und Tiernamen wie beispielsweise Tann, Forch, Buchen (Abb. 5), Eich, Eibenstock, Linden, Chêne, Bärau, Bern, Dachsen, Biberist, Biberach oder Rehetobel sind wichtige Bestandteile meiner Sammlung. Interessant sind natürlich Ableitungen von Ortsnamen, die nicht sofort den Wald in den Vordergrund stellen, so Rüti, Rütli, Reute und Reutenen, welche ihren Ursprung der Landgewinnung durch «Waldrodung mit der Axt» zu verdanken haben. Als Gegensatz dazu seien die Ortsnamen Schwanden, Schwendi genannt, die auf die «Rodung mit
Abb. 5: Tüblibrief von 1874, entwertet mit Zwergstempel von Jenaz (Stempelgruppe 139) sowie Stabsstempel BUCHEN (Stempelgruppe 30). (Bild: Koni Häne)
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Feuer» (im althochdeutschen = swentan; heute = schwinden) zurückzuführen sind. Eine weitere Bedeutung von «schwenten» bezieht sich zudem auf das «Entfernen der Rinde» an stehenden Bäumen. Ausblick Mag eine Motivsammlung noch so umfangreich sein –, sie lässt sich nie vollständig abschliessen. Neuausgaben oder lange Zeit gesuchte Belege mit noch aussagekräftigeren Motiven als die bisherigen können die Sammlung laufend bereichern. Mit meiner Motivsammlung konnte ich auf eine ungewöhnliche Weise ein Wissensgebiet erschliessen und meine Allgemeinbildung erweitern.
Die Vielfalt der Natur allgemein, speziell aber der vertiefte Einblick in den Wald mit seiner für ihn eigenen Ausstrahlung ist und bleibt faszinierend. Solch gewonnenes Wissen an die Liebhaber der Natur, speziell an die Waldfreundinnen und die Waldfreunde weitergeben zu können, macht die dringend nötige Öffentlichkeitsarbeit wirkungsvoll und bereitet Freude – nicht nur den Laien, sondern auch dem Förster. Koni Häne WSL Zürcherstr. 111, CH-8903 Birmensdorf
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Politik als Hobby und Beruf «Gerne schreibe ich über Politik als Hobby», habe ich geantwortet, als mich der Redaktor des Magazins «Bündner Wald» um einen Text zu diesem Thema bat. «Aber Politik ist für mich nicht nur Hobby, sondern auch Beruf.» Ich bin überzeugt, dass wir in unserer Gesellschaft sowohl nebenberufliche als auch hauptberufliche Politiker brauchen. Wichtig ist, dass die Politiker den Bezug zur Basis behalten, die Sorgen und Nöte der Bevölkerung kennen und sich für deren Anliegen einsetzen. Dies hängt aber nicht davon ab, ob jemand im Haupt- oder Nebenamt politisch tätig ist. Nach wie vor leisten viele Gemeindevorstandsmitglieder, Präsidentinnen und Präsidenten mit viel Herzblut wertvolle Arbeit als «Hobby»-Politiker (Hobby heisst hier, dass ihre Entlöhnung mehr symbolischen Charakter hat). Ihnen gebührt Dank und Respekt. Personen zu finden, die sich in der Politik für ein Dankeschön aufopfern, wird immer schwieriger. Sogar ein gerechter Lohn würde wenig daran ändern, dass die Arbeit als Gemeindepolitiker für viele unattraktiv bleibt. Das Arbeitsvolumen wächst, und je länger desto mehr wird Professionalität erwartet. Das hat viele Vorteile. Aber auch Politik als Beruf ist ohne grossen Idealismus und Liebe zum Gemeinwesen nicht vorstellbar. Nachhaltigkeit auch in der Politik Wenn wir die Berufe der Politiker betrachten, fällt auf, dass in den verschiedenen politischen Gremien zum Beispiel viele Landwirte und Juristen aktiv sind. Natürlich gibt es in der Gesellschaft weniger Förster als Landwirte, trotzdem habe ich das Gefühl, dass Waldfachleute in der Politik besser vertreten sein könnten. Im Grossen Rat des Kantons Graubünden sind von den 120 Abgeordneten aber immerhin zwei Revierförster und zwei Forstingenieure.
Alle reden heutzutage von Nachhaltigkeit und verlangen ein nachhaltiges Handeln auch in der Politik. Was liegt da näher, als Personen aus der Forstwirtschaft, die seit Jahrhunderten nachhaltiges Denken und Handeln praktiziert, als Politiker zu fördern? Der Begriff der Nachhaltigkeit stammt ja aus dem Forstwesen und heisst ursprünglich: einem Wald soll immer nur so viel Holz entnommen werden, wie nachwachsen kann. Kein anderer Wirtschaftszweig hat sein Handeln über Jahrhunderte bei wechselndem Zeitgeist ähnlich konsequent auf die Bedürfnisse kommender Generationen ausgerichtet. Das sind doch gute Voraussetzungen für Politiker, die langfristig denken und handeln und nicht nur die nächsten Wahlen im Auge haben sollen! Damit möchte ich auch andere Forstwarte, Förster, Forstingenieure und weitere Waldfachleute ermuntern, sich mit Politik zu befassen, sei es als Hobby oder beruflich. Frühes Interesse an politischen Themen Mein Interesse für Politik wurde bereits in meinem Elternhaus geweckt. Während meiner Mittelschuljahre in Samedan interessierten mich besonders die Umwelt- und Energiepolitik, inklusive die damals aktuellen Diskussionen über die Atomenergie. Das Studium der Forstwirtschaft an der ETH Zürich gefiel mir vor allem, weil es eine Generalistenausbildung war. Schwerpunkte waren nicht nur die naturwissenschaftlichen und technischen Fächer, sondern auch die Wald- und Holzwirtschaft und die Forstpolitik, an welcher ich speziell Gefallen fand. Bei Prof. Franz Schmithüsen konnten wir Rollenspiele zwischen Förstern, Gemeindepräsidenten, Holzhändlern und Naturschützern inszenieren. Die Rolle des Politikers gefiel mir dabei am besten. Bündner Wald 1/2009 67
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Auch meine forstlichen Tätigkeiten nach dem Diplom hatten immer wieder im weitesten Sinne mit Politik zu tun. Nach einer kurzen Tätigkeit als Assistent bei der Professur für Forstökonomie und Forstpolitik an der ETH kehrte ich nach Graubünden zurück, um eine wissenschaftliche Arbeit über die Nutzungsgeschichte der Wälder im Gebiet des heutigen Schweizerischen Nationalparks zu schreiben. Nach Abschluss meiner Dissertation zum gleichen Thema befasste ich mich als freierwerbender Forstingenieur mit dem Waldentwicklungsplan Unterengadin und leitete zudem ein Zusammenarbeitsprojekt zwischen der Schweiz und
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Ungarn beim Aufbau eines Nationalparks in der Balaton-Region. Während drei Jahren konnte ich auch die Organisation der freierwerbenden Forstingenieure in Graubünden, die FOGRA, präsidieren. Höhepunkt dabei war die Teilnahme als Gründungsmitglied von «Holz Graubünden». Nachdem ich in die Region Unterengadin zurückgekehrt war, wollte ich mich auch in der kommunalen und regionalen Politik für die Allgemeinheit einsetzen. Ab 1996 war ich Gemeinderatsstellvertreter in Scuol, ab 1998 Gemeinderat und Präsident der Regionalorganisation Pro Engiadina Bassa. Im Jahre 2000 wurde ich zum Gemeindepräsidenten von Scuol gewählt, einer Gemeinde mit ca. 2300 Einwohnern und Zentrumsfunktion für das Unterengadin. Das Präsidium umfasst 67 Stellenprozente. Hinzu kommen das Mandat als Grossrat und verschiedene Verwaltungsratsmandate wichtiger Institutionen und Gesellschaften in der Gemeinde, in der Region und im Kanton. So leiste ich nach wie vor einen Teil meiner politischen Arbeit ohne resp. mit wenig Entlöhnung. Dies ist nur möglich, weil auch meine Ehefrau teilzeitlich berufstätig ist. Meine Arbeit ist sehr vielseitig, und ich tue sie freiwillig und gerne. So ist meine politische Tätigkeit ein Hobby im besten Sinne des Wortes und zugleich eine Berufung geblieben.
Jon Domenic Parolini Dr. sc. techn. Forstingenieur ETH CH-7550 Scuol capo@scuol.net
Das Sprengen zum Beruf gemacht An der Sprengtätigkeit war ich schon seit Beginn meiner beruflichen Tätigkeit interessiert, und ich habe mich immer mehr dieser Arbeit zugewendet: einerseits bei Sprengarbeiten im Wald, in Steinbrüchen oder bei der künstlichen Auslösung von Lawinen, andererseits aber auch in der Sprengausbildung vom Instruktor zum Kursleiter bis zum Präsidenten einer Prüfungskommission. Vor gut fünf Jahren habe ich dann den Schritt gewagt, den Nebenberuf zum Haupterwerb zu machen. Erste Kontakte mit Sprengarbeiten Schon während meiner Forstwartlehre hatte ich die Möglichkeit, bei Sprengarbeiten mitzuhelfen. Damals mussten wir hauptsächlich Steine bohren und sprengen, die oberhalb des Dorfes lose waren, und drohten, in das Dorf zu rollen. Auch in den Forstbetrieben, in denen ich bis zur Försterschule tätig war, haben wir immer wieder kleinere Sprengarbeiten durchgeführt, bei denen ich mithelfen durfte. Ausbildung Den ersten Sprengkurs habe ich bereits während der Lehre 1979 besucht. Bis zum Inkrafttreten des Sprengstoffgesetzes 1980 war es üblich, dass die Lehrlinge einen im Baukurs integrierten Sprengkurs zu absolvieren hatten. Nach der Försterschule habe ich die Sprengprüfung B ( 1985 ) und die Sprengprüfung C ( 1986 ) gemacht. In den folgenden Jahren absolvierte ich verschiedene zusätzliche Sprengausbildungen. Unter anderem auch die Kurse «Sprengen in heissen Massen» und «Kammersprengungen» in der ehemaligen DDR. 1997 legte ich noch die österreichische Sprengprüfung ab. 1999 bis 2001 folgte dann die Ausbildung und die Berufsprüfung
zum Sprengfachmann mit eidg. Fachausweis. Tätigkeit Neben der Tätigkeit im Forstbetrieb habe ich immer wieder Sprengarbeiten durchgeführt, im Betrieb selber, aber auch für verschiedene Unternehmungen, RhB und Private. Als ich von 1993 bis 2002 für die Wintersaisons zu den Bergbahnen im Pisten- und Rettungsdienst wechselte, war auch das Sprengen von Lawinen Bestandteil der Arbeit. Hinzu kamen noch die Tätigkeiten für die Bündner Cementwerke (heute Holcim) in den Steinbrüchen in Untervaz und Walenstadt, wo ich vor allem bohrte und sprengte. Von 2002 bis 2003 hatte ich eine Anstellung zu 30 % bei einer Import- und Vertriebsunternehmung für Sprengmittel. Ich war für die Kundenbetreuung und -beratung zuständig und kümmerte mich um die Importbewilligungen für die Sprengmittel. Seit 1987 erhielt ich die Möglichkeit, an verschiedenen Sprengkursen als Instruktor und an Sprengprüfungen als Prüfungsexperte tätig zu sein. Später war ich auch während mehrerer Jahre an verschiedenen Sprengkursen Kursleiter. Diese Tätigkeit gab mir auch die Möglichkeit, bei verschiedenen Verbänden in den Prüfungskommissionen als Mitglied und auch als Präsident mitzuarbeiten. Heutige Tätigkeit Als meine heutige Stelle ausgeschrieben wurde, habe ich mich entschlossen, den Schritt zu wagen und mich hauptberuflich der Sprengausbildung zu widmen. Seit Herbst 2003 arbeite ich nun beim Bundesamt für Berufsbildung und Technologie ( BBT ) als Leiter im Bereich Sprengwesen. Das Sprengwesen ist im Ressort Höhere Bündner Wald 1/2009 69
Abfolge einer Kammer足 sprengung in der DDR. (Bilder: G. Ziegler)
Sprengkammer mit Sprengladung.
Vor der Z端ndung.
Sprengung.
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Berufsbildung angesiedelt. Dieses Ressort hat die Aufsicht über die Berufsprüfungen, die höheren Fachprüfungen und die höheren Fachschulen. Diese Aufsicht wird durch das Berufsbildungsgesetz geregelt. Ein Teil meiner Tätigkeit ist die Aufsicht von Berufsund höheren Fachprüfungen. Meine Haupttätigkeit beim BBT umfasst aber die Aufsicht der zivilen und polizeilichen Sprengkurse und Sprengprüfungen in der Schweiz. Diese Aufsicht wird im Gegensatz zur Berufsbildung in der Sprengstoffgesetzgebung geregelt und umfasst neben einer reglementarischen auch eine fachliche Aufsicht. Um Kurse und Prüfungen durchführen zu können, müssen die interessierten Verbände im Besitz gültiger Ausbildungs- und Prüfungsreglemente sein. Diese werden von den Verbänden zusammen mit dem BBT erarbeitet und dann vom BBT genehmigt. In diesen Reglementen werden u.a. die Zulassungsbedingungen zu den Kursen und Prüfungen, die Ausbildungs- und Prüfungsdauer für die einzelnen Sprengausweiskategorien und die Ausbildungs- und Prüfungsinhalte geregelt. Bei der Durchführung der Kurse und Prüfungen besuche ich die verschiedenen Anbieter, um festzustellen, ob die angebotenen Kurse und Prüfungen den Reglementen und auch dem Stand der Technik entsprechen. Da nach der neuen Sprengstoffverordnung alle Kurs- und Prüfungsunterlagen vom BBT genehmigt werden müssen, arbeite ich mit den Verbänden auch intensiv bei deren Erarbeitung und Aktualisierung zusammen. In unserer schnelllebigen Zeit ist insbesondere die Aktualisierung eine ständige Aufgabe. Hier gibt mir die Sprengstoffverordnung die Möglichkeit, Fachausschüsse einzusetzen. Diese Fachausschüsse bestehen aus Fachleuten aus der Wirtschaft, die dem BBT ins-
besondere bei fachlichen Fragen beratend zur Seite stehen. Die enge Zusammenarbeit mit Verbänden und Fachleuten gibt mir noch heute einen sehr engen Kontakt mit der Praxis. Alle Weiterbildungskurse, die sogenannten ergänzenden Schulungen für Sprengberechtigte, werden ebenfalls vom BBT geprüft und genehmigt. Eine weitere Aufgabe ist die Erarbeitung von Wegleitungen und Richtlinien im Zusammenhang mit der Sprengausbildung. In der Schweiz besteht die Möglichkeit, ausländische Sprengausweise als gleichwertig anerkennen zu lassen. Von dieser Möglichkeit machen insbesondere Unternehmungen auf Grossbaustellen Gebrauch. Bei solchen Gesuchen erstellt das BBT einen Vergleich der ausländischen zur schweizerischen AusLawinensprengung auf dem Jakobshorn, Davos (Bild: V. Meier )
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bildung und leitet es mit einer Empfehlung an die dafür zuständigen Prüfungskommis sionen zur Entscheidung weiter. Ein weiterer Tätigkeitsbereich ist die Zusam menarbeit mit anderen Stellen wie SUVA, Zentralstelle Sprengstoff und Pyrotechnik bei Themen, die unter anderem die Spreng ausbildung betreffen. Die gleiche Tätigkeit wie für die Sprengaus weise bezieht sich auch auf die sogenann ten Verwendungsausweise für pyrotechni sche Gegenstände zu technischen Zwecken wie z.B. Hagelabwehrraketen oder Spreng
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schweissmuffen. In naher Zukunft wird dar über hinaus noch die Regelung und Aufsicht der Ausbildung von Personen, die Grossfeu erwerke abbrennen, hinzukommen.
Clo Gregori BBT, Höhere Berufsbildung
Effingerstrasse 27, CH-3003 Bern clo.gregori@bbt.admin.ch
Comic Theo & Heinz
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MIU UAUL – MEIN WALD Fotowettbewerb für die SchülerInnen der Surselva «Ergehe dich lieber in Wäldern statt in Büchern. Bäume und Steine werden dich lehren, was du von Lehrern nicht zu hören kriegst.» Bernhard von Clairvaux, Zister zienser-Mönch, gest. 1153, heiliggespro chen 1174. MEIN WALD, der im Herbst 2008 durchge führte Fotowettbewerb des Amtes für Wald Graubünden, Region Surselva, konnte sich über 260 teilnehmende SchülerInnen bzw. FotografInnen freuen. Damit haben fast 20 % der SchülerInnen der Region ihre Ka mera gepackt und «ihren» Wald fotogra fisch festgehalten.
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Die Teilnehmerzahl war überraschend hoch. Offenbar fühlten sich viele SchülerInnen der Surselva mit dem Wald verbunden und in teressieren sich für ihn. Die meisten Teilneh merInnen stellten die Schönheit des Waldes und der Natur dar: Farbiger Herbstwald, knorrige Wurzeln, leuchtende Pilze, scheue Rehe, kreative Baumhütten und viele ande re positiv geladenen Sujets wurden «ein gefangen». Die teilnehmenden Kinder und Jugendlichen scheinen den Wald in erster Linie als Freiheit bietenden Natur- und Er holungsraum zu schätzen und wahrzuneh men. Aus unserer Sicht zentrale Themen wie der Schutzwald und der Rohstoff Holz wurden fotografisch nicht festgehalten Es
1. Platz Kategorie 1 (Bild: Ivan Cabernard)
3. Platz Kategorie 1 (Bild: Dominic Giger)
2. Platz Kategorie 1 (Bild: Lisa-Maria Casaulta)
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1. Platz Kategorie 2 (Bild: Orlando Mann)
2. Platz Kategorie 2 (Bild: Tanja Werder)
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3. Platz Kategorie 2 (Bild: Flavia Hendry)
3. Platz Kategorie 3 (Bild: Annina Cadruvi)
1. Platz Kategorie 3 (Bild: Mario Calörtscher)
2. Platz Kategorie 3 (Bild: Petra Candrian)
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Fotowettbewerb MEIN WALD in Kürze Ziele – Kinder und Jugendliche zu motivieren, einen Teil ihrer Freizeit im Wald zu verbringen (im Sinne des obigen Zitats) – Sensibilisierung der Jungen für den Wert des Waldes
kann von einem gelungenen Anlass gesprochen werden mit einem positiven PR-Effekt für den Forstdienst als auch für die beteiligten Unternehmen. Den Sponsoren und Gönnern von MIU UAUL sei an dieser Stelle nochmals für ihre, grosszügige Unterstützung gedankt.
– Positive PR für den Forstdienst
Thema «Miu Uaul»... die subjektive Sicht der Teilnehmer war gesucht.
Amt für Wald Graubünden, Region Surselva, Regionalforstingenieur
3 Kategorien
Via Crappa Grossa 14, CH-7130 Ilanz
1. bis 3., 4. bis 6. und 7. bis 9. Klasse
Teilnehmerzahl 260
Umsetzung Information aller Schulen der Surselva (Plakat und Flyer). Jede eingereichte Fotografie wurde auf A3Format vergrössert und im Rahmen einer Ausstellung in Ilanz präsentiert und von einer Jury prämiert.
Fotoformat digital, Nachbearbeitung erlaubt
Preise Vergrösserte Foto für jede/n TeilnehmerIn und weitere 100 Preise, vom Sackmesser bis zur Digitalkamera
Organisator Amt für Wald Graubünden, Region Surselva
Sponsoren Casutt Bau AG, Falera; Candinas SA, Rabius; T. Maissen SA, Trun; Foto Surselva, Ilanz; Menzli Sport, Ilanz; Amt für Wald Graubünden
Gönner Revierforstämter, Gemeinden und Private
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Maurus Frei
maurus.frei@afw.gr.ch
«Der Wald ist unser Freund – und wir sind Gäste in der Natur» Dieser respektvolle Satz stammt vom Davoser Nationalrat Tarzisius Caviezel. In einem Gespräch mit «Bündner Wald» offenbarte der vielbeschäftigte Politiker und HCD-Präsident all seine Bewunderung für die grüne Pracht in unserem Kanton. Dabei stellte sich heraus, dass Tarzisius Caviezel ein reger Waldbesucher ist, der den Kontakt mit dem Wald schätzt und die Freizeit im Wald sehr zu geniessen weiss.
Grosseltern Tannenzapfen zum Anfeuern gesammelt. Das waren meine frühesten Erfahrungen mit dem Wald.
Waren Sie als Kind oft im Wald? Ich war schon als kleiner Bub sehr, sehr oft mit meinem Vater im Wald. Damals gab es die sogenannten Leseholzkarten, die uns erlaubten, kleine, dürre Tannen zu fällen. Unser Zuhause wurde allgemein mit Holz beheizt und so gab es im Winter immer eine warme Stube. Zudem habe ich mit meinen
Welche Kontakte haben Sie heute zum Wald? Ich bin schon seit dreissig Jahren Jäger. Der Wald war und ist für mich ein unglaublich wichtiger Erholungsraum. Ich empfinde es als ein Privileg, in einem Gebirgskanton zu leben. Das ist für mich etwas Gewaltiges und Faszinierendes. Das führt mir auch im-
Welche weiteren Kindheitserinnerungen verbinden Sie mit dem Wald? Ich bin in Domat/Ems zur Schule gegangen und auf den nahen Hügeln, den sogenannten Tumas, habe ich, wie es sich für Buben gehört, Baumhütten gebaut, in denen ich einen Grossteil meiner Freizeit verbrachte.
Davos mit Schutzwald. (Bild: Andy Mettler/swiss-image)
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mer wieder vor Augen, wie klein wir Menschen in Anbetracht dieser eindrücklichen Bergwelt sind. Ein Menschenleben ist in der Unendlichkeit der Zeit wirklich nur ein Augenzwinkern. Unsere Berge werden auch in tausenden von Jahren noch da sein und alle werden dann längst vergessen haben, dass es einmal einen Tarzisius Caviezel gegeben hat! Das hat zur Folge, dass man sehr rasch auf den Boden der Realität zurückkehrt, wenn man sich solche oder ähnliche Gedanken macht. … und weiter? Die Jagd ist nur ein Aspekt meiner Freizeitbeschäftigung im Wald. Ich gehe auch gerne in den Wald, um Pilze zu sammeln oder auch ganz einfach zur Entspannung. Vor allem schätze ich die Stille in den verschneiten Wäldern, die ich in vollen Zügen geniesse. Natürlich freue ich mich jedes Jahr aufs neue auf die Jagd, auch wenn ich leider nicht immer die nötige Zeit dafür aufbringen kann. Als vielbeschäftigter Politiker und HCDPräsident können Sie, wie gesagt, im Wald abschalten und werden zum Tarzisius Caviezel, den man auch als Privat person kennt … Wer im Leben Topleistungen erbringen will, muss immer wieder eine optimale Balance zwischen Körper, Geist und Seele herstellen können. Davon bin ich felsenfest überzeugt. Diese innere Ausrichtung ist ganz wichtig, denn sie lässt uns spüren, was in unserem Leben stimmt oder nicht. Und wo kann man im Lärm der heutigen Welt besser auftanken als in der freien Natur? Es gibt Leute, die das zum Beispiel in einer Disco tun, die immer von einem Lärmpegel umgeben sein müssen. Aber in meinem Fall würde ich wohl wahnsinnig werden, wenn ich mich 80
zu lang oder zu oft im Lärm aufhalten müsste. Deshalb kann ich im Wald wunderbar abschalten und dann spüre ich, dass ich d ort am besten einfach mich selbst sein kann. Dann sind Sie meistens alleine unterwegs im Wald? Ja, eigentlich schon, oder ich nehme meine Hunde und meine neunjährige Tochter mit und ich zeige ihr dies oder das. Und während der Pilzzeit freut sie sich besonders, mich zu begleiten. Für sie ist es immer wieder ein Erlebnis, wenn sie keinen giftigen Pilz findet, sondern einen essbaren ausfindig machen kann! Sie nehmen also gerne Ihre Tochter oder Ihre Hunde mit in den Wald. Wen hätten Sie gerne auf Nimmerwiedersehen im Wald ausgesetzt? Aussetzen? Ja, vielleicht einen Parteikollegen oder einen HCD-Spieler, der nicht seine Leistung erbracht hat? Das ist schwierig zu sagen. Aber jemanden im Wald aussetzen? Nein, so weit würde ich auf keinen Fall gehen! Gehen wir zu praktischeren Fragen über: Kennen Sie den Davoser Forstdienst mit seinen Aufgaben und Dienstleistungen? Im Detail kenne ich den Forstdienst nicht. Ich weiss, dass Reto Hefti der Chef ist und dass er gute Arbeit leistet. Zurzeit weiss ich, dass etwas Sand im Getriebe ist. Man hat das Gefühl, dass es im Waldraum Davos zu hohe Wildbestände habe, die wiederum zu hohen Waldschäden führen. Und es stehen Aussagen im Raum, die besagen, dass die Wildbestände um mindestens einen Drittel reduziert werden müssten. Bei den Jägern
ist man relativ rasch in einem Spannungsfeld drin, weil wir in Davos ziemlich viele Wildruhezonen haben. Jetzt will man den Wildbestand offenbar tatsächlich um einen Drittel reduzieren, was mir gewaltig viel scheint. Aber ich hoffe, dass wir an einem runden Tisch vernünftig darüber reden können und dass diese Problematik nicht in eine Medienschlacht ausartet. Gibt es im Davoser Forstdienst noch Verbesserungsbedarf oder sind Sie insgesamt mit dessen Leistungen zufrieden? Insgesamt bin ich mit der Arbeit des Forstdienstes sicher zufrieden. Es sind mir auch von anderer Seite keine besonderen Reklamationen zu Ohren gekommen, abgesehen von der eben angesprochenen Thematik der Wildbestände. Ich finde, dass wir genau eruieren sollten, wo dort die Probleme liegen und dazu wäre ein Rundtischgespräch wohl das Beste. Wie würde denn dieser runde Tisch aussehen? Man müsste versuchen, alle Interessensgruppen an einen Tisch zu bringen und dann als erstes eine saubere Auslegeordnung der Probleme machen. Beteiligt wären sicher der Forstdienst, die Jäger und auch die Bauern müsste man einbeziehen. Welchen Stellenwert hat der Wald bezüglich Erholung und Schutzfunktion? Der Wald ist etwas vom Vielfältigsten, was uns die Natur zu bieten hat. Er wirkt ganzheitlich auf uns Menschen, das heisst, er spricht alle Sinne an: das Auge, das Ohr, den Geruchssinn und den Tastsinn. Er ist Inspirationsquelle für viele, speziell auch für Künstler, Musiker, Maler und Dichter. Er ist auch geheimnisvoll, mystisch, rätselhaft, regt die Phantasie und Spielfreude an. Er
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bietet auch viele Möglichkeiten für profane Freizeitbeschäftigungen wie Sport aller Arten und zu allen Jahreszeiten. Heute gibt es insbesondere in Wäldern in Stadtnähe immer mehr Waldkrippen und Waldkindergärten. So finden schon die Kleinsten Zugang zur Natur. Zudem dient der Wald vielen gestressten Menschen als grossartiger Meditationsraum. Und selbstverständlich ist er Heimat für unzählige Tierund Pflanzenarten – also ein wahres Biotop, ohne das ich mir ein Leben in unseren Breitengraden kaum vorstellen könnte. Ein weiterer Bereich: Der Wald ist ein wichtiger Wirtschaftsraum, der uns Holz als Baustoff und Holz als Energiequelle zur Verfügung stellt. Bündner Wald 1/2009 81
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Herbstwald um Davos.
Tarzisius Caviezel
(Bild: Davos Destination Organisation)
(Bild: Büro T. Caviezel)
Dann hat der Wald mit seinen vielfältigen Leistungen also eine Zukunft. Weshalb ist das so? Der Wald ist ein globales Ökosystem, das dauerhaft mit Gehölzen wie Bäumen bewachsen ist. Der Gesundheitszustand unserer Wälder hat sich zwar weniger schnell verschlechtert, als in den 80er Jahren befürchtet wurde. Er hat sich aber auch nicht verbessert. Tatsache ist, dass die Schadstoffbelastungen ein erhebliches Langzeitrisiko darstellen. Wichtig ist, dass unsere Wälder richtig genutzt und gepflegt werden. Heute werden sie nicht übernutzt, sondern unternutzt. Wo zu wenige junge Bäume stehen, weil zu wenig Holz geerntet wird, kann der Wald keinen Schutz mehr geben. Und ohne Schutz durch die Wälder wären viele Berggebiete in den Alpen unbewohnbar.
Deshalb sind alle Fördermassnahmen zum verstärkten Absatz von Schweizer Holz zu begrüssen. Was sind die Erwartungen des Naherholungssuchenden oder Touristikers an den Waldeigentümer? Der Mensch ist in seinen Ansprüchen und Wünschen oft schwer zu bremsen. Es werden immer neue Fun- und AdventureAktivitäten erfunden. Nicht alle sind sinnvoll und deshalb muss der Gesetzgeber immer wieder regulierend eingreifen. Unsere Wälder sind sensible Ökosysteme. Sie sollten deshalb von Sport- und Touristikkreisen möglichst sanft und schonend genutzt werden. Zum Teil ist auch absoluter Schutz notwendig, wie das ja heute schon praktiziert wird. Die richtige Form der Abgeltung
für spezielle touristische Nutzungen ist nicht einfach zu finden. Oft werden bestehende Waldwege oder Waldstrassen benützt, z.B. im Winter als Wander- oder Schlittelwege, als Loipen oder sogar als Eisbahnen. Ein Beispiel dafür ist die Skateline Albula zwischen Surava und Alvaneu, die auch als längste Eisbahn der Welt von sich reden macht. Wie könnte eine Inwertsetzung der Waldleistungen für die Nutzung des Erho lungsraumes Wald aussehen – eine Kur taxe für den Wald zum Beispiel? Das mit der Kurtaxe finde ich nicht unbedingt eine gloriose Idee. Für mich ist die freie Zugänglichkeit aller Schweizer Wälder eine der grössten Errungenschaften unseres Waldgesetzes. Das sollten wir keinesfalls aufs Spiel setzen. Auch die restriktive Gesetzgebung für Bauten in Waldgebieten macht Sinn. Für nachhaltige bzw. dauerhafte Nutzungsformen muss jedoch von Fall zu Fall eine faire Form der Abgeltung gefunden werden.
Aber noch ein Wort zum HC Davos: Dieser Club hat durchaus eine starke Affinität zum Holz und damit auch zum Wald. Bereits die allerersten Tribünen des HCD bestanden aus Holz. Und auch bei der grossen Vaillant Arena, die von vielen als die schönste Holzkathedrale Europas bezeichnet wird, spielt der Baustoff Holz die Hauptrolle. Die Ausstrahlung dieses Bauwerks wäre eine ganz andere, wenn z.B. primär Beton oder Stahl eingesetzt worden wäre. Holz ist tatsächlich heimelig – sogar in einem Stadion, in dem die schnellste Mannschaftssportart der Welt praktiziert wird! Was unternimmt der Bündner Politiker um die vielfältigen Waldinteressen des Kantons in Bern sicherzustellen und zu wahren? Der Davoser Eispalast. (Bild: Andy Mettler/swiss-image)
Der HC Davos ist eine Marke. Sehen Sie eine Möglichkeit, aus dem Wald ebenfalls eine Marke zu generieren? Die Bezeichnung Wald ist ein Gattungsbegriff und kann in dieser allgemeinen Form nicht als Marke eingesetzt werden. Eine Marke lebt immer nur aufgrund ihrer unverwechselbaren Identität und dazu gehören beispielsweise ein Name und ganz bestimmte markentypische Merkmale. Wenn ich vom Aletschwald, vom Pfynwald oder vom Sihlwald spreche, dann läuft beim Kenner sofort ein bestimmter Film ab. So gesehen sind diese Bezeichnungen durchaus Labels oder Marken, die man wie andere Landschafts- oder Touristikmarken auch vermarkten kann. Bündner Wald 1/2009 83
Die Grosssägerei Stallinger, die kürzlich in neue Hände überging, war beispielsweise in Bern ein Thema. Einige Kameraden aus dem Welschland und aus dem Unterland verstanden es nicht, dass man mit indirekten Subventionen, wie z.B. Steuererleichterungen, eine solche Frima in unseren Kanton brachte. In der Frühlingssession hatten wir die Volksinitiative Rettet den Wald behandelt. Aber da gibt es nichts zu retten! Was denn? Der Wald ist gesund und wächst allein im Kanton Graubünden pro Tag um zwei Fussballfelder. Diese Volksinitiative hätte es wirklich nicht gebraucht und sie ist dann auch sang- und klanglos durchgefallen. Wie wichtig ist der Schutzwald für Davos? Wir haben das Glück, dass Davos von immensen Wäldern umgeben ist. Teile, die unbewachsen sind, wurden mit entsprechenden Lawinenverbauungen versehen. Dann gibt es Gebiete wie Andermatt, die ohne Schutzwald gar nicht bewohnbar wären. Deshalb ist der Schutzwald für jedes bewohnte Berggebiet von grosser Wichtigkeit. Wir müssen ihm wirklich Sorge tragen, damit er seine Schutzfunktion wahrnehmen kann. Ist der Wald rund um Davos auch eine touristische Attraktion? Im Winter ist der Wald – ausser für die Winterwanderer – keine touristische Attraktion im eigentlichen Sinn. Die meisten Gäste
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sind sonnenhungrig. Sie wollen skifahren, schlitteln oder langlaufen. Im Sommer sieht das anders aus. Da ist es unbestritten so, dass viele Touristen den Wald als Attraktion wahrnehmen. Da wäre es wichtig, dass wir uns gegenüber dem Wald respektvoll verhalten. Das heisst, wir sollten uns wie ein Gast in der Natur bzw. im Wald bewegen. Wenn wir bei Freunden eingeladen sind, wissen wir ja auch, wie wir uns zu benehmen haben. Dann finden Sie, dass der Wald nicht immer mit dem nötigen Respekt behandelt wird? Generell wird die Natur nicht mit genügend Respekt behandelt. Wenn man sieht, wieviel Abfall und Gerümpel da und dort im Wald liegt, dann ist das erschreckend. Ich verstehe wirklich nicht, warum man nach einem Picknick den Abfall nicht einfach mit nach Hause nimmt. Deshalb mein Beispiel mit der Einladung bei Freunden. Wenn Sie Freunde besuchen, werfen Sie Ihren Abfall dort ja auch nicht einfach auf den Boden! Deshalb wünsche ich mir, dass sich alle Menschen als Gäste des Waldes empfinden und sich entsprechend verhalten.
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Vereinsmitteilungen Graubünden Wald Voranzeige Graubünden Wald plant dieses Jahr erstmals eine «Vereins-Exkursion» für seine Mitglieder. Die zweitägige Exkursion wird am 15./ 16. Oktober ins Diemtigtal führen. Hanspeter Weber, der seit Herbst 08 als Fachlehrer am Bildungszentrum Wald tätig ist, hat uns eingeladen, mit ihm sein ehemaliges Forstrevier im Berner Oberland zu erkunden. Unter seiner Führung werden wir viel Interessantes über die Wald- und Holzwirtschaft in diesem beeindruckenden Gebirgstal sehen und erfahren. Die detailierte Ausschreibung folgt im nächsten Bündner Wald. Interessenten merken sich jetzt schon den 15. und 16. Oktober vor. Information Mitgliederbeitrag 2009 Der Mitgliederbeitrag für Graubünden Wald – Vereinsmitglieder beträgt gemäss GV-Beschluss für Einzelmitglieder CHF 60.– und für Kollektivmitglieder CHF 80.–. Auf der aktuellen Rechnung der Südostschweiz ist der Gesamtmitgliederbeitrag aufgegliedert in Kosten für das Jahresabonnement für den Bündnerwald von CHF 30.– sowie in einem «Mitgliederbeitrag» von CHF 30.– für Einzelmitglieder, bzw. von CHF 50.– für Kollektivmitglieder. Damit soll eine bessere Kostentransparenz geschaffen werden.
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Kurse/Tagungen/Veranstaltungen Medienmitteilung Neue Studienführer Landund Forstwirtschaft Die Schweizerische Hochschule für Landwirtschaft SHL in Zollikofen bietet Bachelorstudiengänge in Land-, Forst und Lebensmittelwirtschaft an. Im Herbst startet der erste Masterstudiengang in Agrar- und Forstwissenschaften. Die neuen Studienführer sind da. Informationsveranstaltungen gibt es im Februar und März. Ist der Klimawandel der Grund für die Ausbreitung der Weiss tannen im Berner Oberland? Wie kann der Raps-Glanzkäfer im Bio-Anbau bekämpft werden? Der neue Master of Science in Life Sciences bietet Fachleuten die ideale Gelegenheit sich an der SHL in ein Gebiet der angewandten Agrar- und Forstwissenschaften zu vertiefen. Der Studiengang wird in Kooperation von vier Fachhochschulen angeboten. Bereits ein Dutzend Anmeldungen sind eingegangen, dem Start im September 2009 steht nichts mehr im Wege. Im Studienführer sind jetzt alle Module aufgeführt und auch die Detailbeschreibungen finden sich auf der Website. Schnuppertag 25. März Das Interesse an den Studiengängen der SHL – einem Departement der Berner Fachhochschule – ist ungebrochen. So haben sich am Infotag Anfang Januar über 200
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Personen über die Angebote informiert – mehr denn je. Die nächste Möglichkeit, am Unterricht und Campus zu schnuppern, mit Dozierenden und Bachelor-Studierenden zu diskutieren, bietet sich am Schnuppertag am 25. März. Informationsabende zum Masterstudium gibt es am 5. Februar und ebenfalls am 25. März. Informationen und Studienführer auf: www.shl.bfh.ch. Die Schweizerische Hochschule für Landwirtschaft SHL in Zollikofen ist die kompetente Fachhochschul-Institution der Land-, Forst- und Lebensmittelwirtschaft. Sie bietet drei in der Schweiz einzigartige Bachelor-Studiengänge an: Agronomie, Forstwirtschaft sowie Food Science & Management (Lebensmitteltechnologie), neu auch einen Master-Studiengang in angewandten Agrar- und Forstwissenschaften. Ergänzend betreibt die SHL angewandte Forschung und erbringt Dienstleistungen – in der Schweiz und rund um die Welt. Ihre Stärke ist es, fundierte wissenschaftliche Erkenntnisse mit praktischem Wissen zu vereinen und die Synergien zwischen Bildung und Forschung zu nutzen. Die SHL verfügt über eine breite Trägerschaft aller Kantone und Liechtensteins, sie ist der Berner Fachhochschule angegliedert. www.shl.bfh.ch
Bücher/Publikationen/Internet Alpiner Schutzwaldpreis 2008 Mit vereinten Kräften für einen gesunden Schutzwald Ein gesunder Schutzwald ist für die alpinen Lebensräume die beste natürliche Versicherung vor Naturgefahren. Am 22. Jänner 2009 wurden zum dritten Mal im Rahmen der Verleihung des internationalen Alpinen Schutzwaldpreises der ARGE Alpenländischer Forstvereine herausragende Leistungen zur Erhaltung und Verbesserung des Schutzwaldes im Alpenraum prämiert und gefeiert. Fachexperten, Bürgermeister, Lehrer, Schüler und zahlreiche Interessierte folgten der Einladung zur Verleihung des Alpinen Schutzwaldpreises 2008 in der Kulturbühne Ambach in Götzis. Der Kabarettist und
Moderator Markus Linder führte die über 160 Teilnehmer humorvoll durch die Veran-
staltung. Die Verleihung wurde dieses Jahr vom Vorarlberger Waldverein im Auftrag der ARGE Alpenländische Forstvereine veranstaltet. 12 nominierte Projekte Eine hochkarätige, international besetzte Fachjury beurteilte die zahlreichen Schutzwaldprojekte aus Vorarlberg, Tirol, Kärnten, Südtirol, Bayern und Graubünden. Ausschlaggebende Auswahlkriterien waren unter anderem Originalität, Partizipation und Vorbildcharakter der Einreichungen. 12 Projekte wurden in den Kategorien Erfolgsprojekte, Innovation, Öffentlichkeitsarbeit,
Überzeugte Unterstützer des Alpinen Schutzwaldpreises: v.li.n.re: RR Stefan Engler (Graubünden), LH-Stv. Anton Steixner (Tirol), LA Bgm. Anton Mattle (Tirol), StM Helmut Brunner (Bayern), LR Erich Schwärzler (Vorarlberg), DI Hubert Malin (Vorarlberg), Dr. Heinrich Holzer (Südtirol) (Bild: SVWP Kommunikationsmanagement)
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Das Team des Projekts «Lernpfad schutz.wald.
Das Team des Projekts «Aktionsprogramm Weiss-
mensch» erhält den Alpinen Schutzwaldpreis 2008.
tanne» erhält den Alpinen Schutzwaldpreis 2008.
(Bild: Dietmar Mathis)
(Bild: Dietmar Mathis)
Schutzwaldpartnerschaften und Schulprojekte nominiert.
Ich freue mich sehr, dass die Veranstaltung dieses Jahr vom Vorarlberger Waldverein in Vorarlberg ausgerichtet wurde», betonte DI Hubert Malin, Obmann des Vorarlberger Waldvereins, «Der Vorarlberger Waldverein freut sich mit allen Preisträgern und gratuliert herzlichst!» Arge Alpenländische Forstvereine Die ARGE Alpenländische Forstvereine besteht seit 1981. Ihre Mitglieder sind die Forstvereine Bayern, Graubünden, Kärnten, Liechtenstein, Südtirol, Tirol und Vorarlberg. Durch gemeinsame Projekte und den Austausch von Erfahrungen soll die Zukunft des Bergwaldes als naturnaher Lebensraum der Alpen gesichert werden. Der Alpine Schutzwaldpreis wurde heuer zum dritten Mal vergeben. Mit diesem Anerkennungspreis werden beispielhafte Projekte zur Erhaltung und Verbesserung des Bergwaldes im Alpenraum und zur Sensibilisierung für die Schutzwaldthematik gewürdigt.
Bekanntgabe der Siegerprojekte Nach einer multimedialen Präsentation aller nominierten Projekte übernahm DI Hubert Malin, Obmann des Vorarlberger Waldvereins, die mit Spannung erwartete Bekanntgabe der Sieger. Im Anschluss überreichten die anwesenden Ehrengäste, LR Erich Schwärzler (Vorarlberg), LH-Stv. Anton Steixner (Tirol), StM Helmut Brunner (Bayern), RR Stefan Engler (Graubünden), Dr. Heinrich Holzer (Südtirol) sowie LA Anton Mattle, als Vertreter der Jury, den glücklichen Gewinnern die Siegertrophäen. «Der Alpine Schutzwaldpreis hat sich in den letzten Jahren als fixer Bestandteil des Jahreskalenders etabliert. Die hohe Qualität der eingereichten Projekte und das grosse Interesse an der Verleihung bestätigen unseren Einsatz sowie die Wichtigkeit der Schutzwaldthematik. Alle Bewohner der alpinen Lebensräume profitieren von diesen herausragenden Initiativen, denn ein gesunder Schutzwald ist unsere beste natürliche Versicherung vor Naturgefahren. 88
Stimmen zum Alpinen Schutzwaldpreis LR Erich Schwärzler, Land Vorarlberg (Erfolgsprojekte) «Viele Teile der Alpenregionen wären ohne Schutzwald nicht bewohnbar. Mit der zu-
nehmenden Siedlungs- und Wirtschaftstätigkeit steigen auch die Ansprüche an die Schutzleistung des Waldes. Erfolgreiche Massnahmen zur Pflege und Optimierung der Schutzwälder sind ein wichtiger Beitrag zur nachhaltigen Sicherung unserer Lebensräume.» RR Stefan Engler, Bau-, Verkehrs- und Forstdepartement Graubünden (Innovation) «Der Wald ist für unsere Siedlungsgebiete das wirksamste Schutzsystem vor den Kräften der Natur. Vielseitige Herausforderungen wie die Globalisierung, der Klimawandel und vermehrte Waldnutzungskonflikte machen neue Lösungsansätze notwendig. Innovative Schutzwaldprojekte sind eine wichtige Investition in die Zukunft unseres Lebensraumes.»
StM Helmut Brunner, Bayerisches Staatsministerium für Landwirtschaft und Forsten (Öffentlichkeitsarbeit) «Der Wald ist ein Kernbereich der Landschaft, der Wirtschaft und der Kultur. Er erbringt seit Generationen ökologische, ökonomische und gesellschaftliche Leistungen von unschätzbarem Wert. Auf Grund dieser vielseitigen Bedeutung bedürfen Schutzwälder unserer besonderen Aufmerksamkeit. Neben der praktischen Arbeit der Waldbesitzer und Forstleute in der Schutzwaldpflege und Schutzwaldsanierung braucht es engagierte Öffentlichkeitsarbeit. Informationsveranstaltungen, Waldführungen, Lehrpfade, Erlebnisplätze und auch der Alpine Schutzwaldpreis leisten hierfür einen wichtigen Beitrag.»
Aktionsprogramm Weisstanne: Förster und Jäger arbeiten gemeinsam an einer Verjüngung des Weisstannenbestandes. (Bild: Amt für Wald Graubünden)
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Erwachsene und Kinder erfahren anhand von Beispielen Wissenswertes über das Zusammen wirken von Naturgefahren und Schutzwald. (Bild: Amt für Wald Graubünden, Region Rheintal/ Schanfigg)
Dr. Heinrich Holzer, Autonome Provinz Bozen-Südtirol (Schutzwaldpartnerschaften) «Partnerschaften zwischen mehreren Institutionen werden immer wichtiger, um die steigenden komplexen Aufgabenstellungen und Zielvorstellungen zu bewältigen. Auch unsere Schutzwälder profitieren von starken Partnern, die gemeinsam an einem Strang ziehen. Die nominierten Schutzwaldpartnerschaften sind beispielgebend für eine funktionierende und erfolgreiche Zusammenarbeit.» LH-Stv. Anton Steixner, Land Tirol
(Schulprojekte) «Gesunde Schutzwälder sichern die Zukunft unserer Lebensräume. Deren Pflege und Erhalt ist eine langfristige Aufgabe – für Alt und Jung. Die frühe Sensibilisierung für die Bedeutung der Schutzwälder nimmt somit eine zentrale Rolle ein. Schulprojekte bieten eine gute Gelegenheit Kinder und Jugendliche spielerisch und vielseitig für den Schutzwald zu begeistern. Ganz nach dem Motto: Früh übt sich, wer ein Meister werden will.» 90
Die sechs Preisträger Erfolgsprojekte «Revitalisierung Milser Au» Agrargemeinschaft Mils bei Imst; Tirol Die Milser Au stellt die letzte grössere flussbegleitende Weichholzau im Tiroler Oberland dar. Es gilt, das örtliche Öko-System zu erhalten und diesen besonderen Lebensraum zu vitalisieren. Darüber hinaus hat das Revitalisierungspojekt das Ziel, den Hochwasserschutz für Siedlungs- und Kulturräume durch die Schaffung von Retentionsflächen zu verbessern. Diese Flächen weisen aufgrund der periodischen Überflutung und des anstehenden Grundwassers ideale Bedingungen für einen intakten Auwald auf. Die Vitalität des Schutz-Auwaldes wird somit nachhaltig verbessert und die ökologische Wertigkeit bzw. Funktionalität somit langfristig sichergestellt. Innovation «Waldtypisierung Südtirol» Amt für Forstplanung der Abteilung Forstwirtschaft, Autonome Provinz BozenSüdtirol; Südtirol Das Projekt Waldtypisierung Südtirol hatte einen vollständigen Überblick über die natürlichen Waldtypen in Südtirol zum Ziel. Mit dem innovativen Ansatz einer computergestützten Modellierung wurden für die gesamte Waldfläche Südtirols die potentiell natürlichen Waldtypen bestimmt, kartografisch dargestellt und in einem Handbuch ökologisch, waldbaulich und hinsichtlich der Schutzfunktion beschrieben. Öffentlichkeitsarbeit «Walderlebnispfad Raggal-Marul» Verein Walderlebnispfad Raggal-Marul; Vorarlberg Der Walderlebnispfad ist als Rundwanderweg entlang des Marulbaches angelegt. Der
Standort ist von Naturereignissen wie Lawinen-, Steinschlag- und Mureneinwirkung geprägt. Die BesucherInnen lernen vor diesem Hintergrund die vielseitigen Funktionen des Waldes kennen. Jung und Alt erfahren das Ökosystem Wald anschaulich in all seinen Facetten.
programm sind anhaltende Probleme bei der Verjüngung der Weisstanne. Ziel des Projekts ist einerseits die Förderung der Baumart Tanne als wichtiger Bestandteil im Schutzwald und andererseits eine Sensibilisierung für die Problematik der Waldverjüngung.
«Lernpfad schutz.wald.mensch – Arosa Langwies» Amt für Wald Graubünden, Region Rheintal/Schanfigg; Graubünden Der Lernpfad liegt in der bekannten Tourismusregion Arosa-Langwies an einer stark frequentierten Wanderwegstrecke und stellt für Einheimische und Gäste ein attraktives Angebot dar. Mittels speziell entwickelter Betätigungs-Installationen wird einerseits das Zusammenwirken von Naturgefahren und Schutzwald für Erwachsene wie Kinder erlebbar, anderseits können entlang der Strecke die Gefahren anhand von Beispielen hautnah erlebt werden. Mit Anreizen zur Eigenkreativität und der Möglichkeit zu Gruppengesprächen ist die Information Teil eines angeregten aktiven Prozesses, welcher bei den BesucherInnen des Lernpfades die Bedeutung des Schutzwaldes im persönlichen Denken und Handeln verankern soll.
Schulprojekte «Praktisches Arbeiten und Lernen im Schutzwald» Bergwalderlebniszentrum Ruhpolding, Freie Waldorfschule Chiemgau; Bayern Die Waldorfschule Chiemgau veranstaltet jährlich für ihre SchülerInnen der achten Klasse eine Projektwoche auf einer einfachen Selbstversorger-Berghütte. Unter fachkundlicher Leitung von Forstpersonal machen die SchülerInnen praktische Erfahrungen in den Bereichen Steigbau, Pflanzung, Zaun Aufund Abbau und Gleitschneeverbauung. Ziel der Projektwoche ist es, den SchülerInnen eine ganzheitliche Sichtweise der Ökologie in Bergregionen und den aktuellen Zustand des Schutzwaldes zu vermitteln.
Schutzwaldpartnerschaften «Aktionsprogramm Weisstanne» Amt für Wald Graubünden, Amt für Jagd und Fischerei Graubünden, Bündner Kantonaler Patentjäger-Verband; Graubünden Die Weisstanne erfüllt im Schutzwald eine wichtige Funktion. Anlass für das Aktions-
22. Januar 2009 Kulturbühne ABMACH, Götzis
Melanie Klier SVWP Kommunikationsmanagement GmbH Kapuzinergasse 43 A-6020 Innsbruck m.klier@svwp.at
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Medienmitteilung TEGRA Domat/Ems NOK übernimmt die Mehrheit der Tegra-Gruppe Die Nordostschweizerische Kraftwerke AG ( NOK ) übernimmt die Aktienmehrheit an der Tegra-Firmengruppe. Die Geschäftsführung bleibt beim bisherigen Hauptaktionär, Christian Welte, Gründer der Tegra Holz & Energie AG. Das Axpo Tochterunternehmen NOK übernimmt die Aktienmehrheit an der Bündner Firmengruppe Tegra. Die Gruppe umfasst die Firmen Tegra Holz & Energie AG (Betrieb Biomassekraftwerke), BIOMAG Biomasse AG (Beschaffung & Aufbereitung von Biomasse), sowie Tegra-Concept AG (Engineering & Erstellung von Biomassekraftwerken). Alle drei Firmen haben ihren Sitz in Domat/ Ems GR . Die NOK hatte sich bereits im 2007 mit 20 Prozent an der Tegra Holz Jährlich verwertet die Tegra 260 000 Tonnen Hackschnitzel. (Bild: Urs Peyer)
Tegra in Domat/Ems, Ansicht von Westen. (Bild: Anita Senti)
& Energie AG ( TEGRA ) beteiligt. Das Unternehmen produziert jährlich rund 125 000 Megawattstunden ( MWh ) CO2-neutralen Strom und 220 000 MWh Wärmeenergie. Mit Blick auf die gemeinsame Realisierung von weiteren Kraftwerkprojekten im Bereich von hölzerner Biomasse haben die Aktionäre von Tegra beschlossen, die gruppenübergreifende TEGRA-Holding AG mit Sitz in Glattbrugg zu gründen und sämtliche bestehenden Aktivitäten sowie neue Projekte dort einzubringen. Durch die Zusammenlegung ergeben sich Synergien, die sich für neue Kraftwerksprojekte nutzen lassen. Im Zuge der Umstrukturierung der TegraUnternehmensgruppe und der Expansion konnten acht neue Arbeitsplätze geschaffen werden. Weitere 15 Stellen sollen innerhalb der nächsten 18 Monate dazu kommen. Die Tegra Holz & Energie AG mit Sitz in Domat/Ems wurde im August 2004 von Christian Welte und Orlando Jäger gegründet, die Mitaktionäre bleiben und die Geschäftsführung der Tegra-Unternehmensgruppe übernehmen. Nordostschweizerische Kraftwerke AG (NOK) Die Nordostschweizerische Kraftwerke AG ( NOK ) engagiert sich als Energieversor-
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gungsunternehmen entlang der gesamten Wertschöpfungskette, in der Stromproduktion, der Stromübertragung und -verteilung sowie im Handel und Vertrieb. Den Strom für ihre Kunden produziert die NOK aus Kernenergie, Wasserkraft und erneuerbaren Energien. Die 1914 gegründete NOK beschäftigt heute über 1500 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter und ist zu 100 % im Besitz der Axpo Holding AG, die ihrerseits vollständig den Nordostschweizer Kantonen
gehört. Zusammen mit den Elektrizitätswerken der Kantone und deren Vertriebspartnern versorgt die Axpo in der Nordost- und Zentralschweiz drei Millionen Menschen mit Strom.
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Mitteilung Reziaholz Ein ereignisreiches und erfolgreiches Aufbaujahr 2008 liegt hinter der Reziaholz GmbH. Es konnten 30 000 m3 Rundholz ins In- und Ausland vermarktet werden. 14 Waldeigentümer (Forstrevierverband Oberheinzenberg, Gemeinde Arosa, Gemeinde Bergün, Gemeinde Celerina, Gemeinde Felsberg, Gemeinde Flims, Gemeinde Igis, Gemeinde Langwies, Gemeinde Tamins, Gemeinde Trin, Gemeinde Vals, Gestiun Forestala Ma-
cun, Korporation Göriwald, Revier Forestal La Punt Chamues-ch/Madulain) haben sich im Spätherbst 2008 an der Erhöhung des Gesellschaftskapitals (neu CHF 45 000 ) beteiligt. Eine zweite Kapitalerhöhung ist per Spätsommer/Herbst 2009 geplant. Der Start ins neue Jahr 2009 ist gut angelaufen. Im 2009 sollen mindestens 50 000 m3 Rundholz im Interesse der Bündner Waldeigentümer vermarktet werden.
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Vorschau Impressum Vorschau Bündner Wald 2/09 Herausgegeben von Graubünden Wald,
«Versammlungsnummer 2009» Das Churer Rheintal fällt erst einmal wegen seiner ausgedehnten Industrie auf, welche sich aus logistischen Gründen im Blickfeld von Eisenbahnlinie und Autobahn befinden. Die diesjährige Generalversammlung von Graubünden Wald findet am 5. Juni in Trimmis statt. Die traditionelle Versammlungsnummer bietet uns eine wunderbare Gelegenheit, diese Gemeinde besser kennen zu lernen. Neben interessanten Menschen aus Gewerbe und Industrie gibt es auch Künstler, Winzer, Kinder, Werkzeugschmiede, Waldmenschen, Politiker und viele mehr, welche Trimmis und der näheren Umgebung eine ganz besondere Identität verleihen. Wir freuen uns, Gast zu sein in einer Gemeinde, welche schon aus der Vogelperspektive viel zu bieten hat – Heckenlandschaften, Industriebauten, Schluchten, Rüfen, Schutzbauten, Weingüter, Bäche, Tümpel, Bahnlinien, Strassen, Wohngebiet und natürlich Wald. Redaktion: Sandro Krättli
Amt für Wald Graubünden und der SELVA Verleger: Südostschweiz Presse und Print AG, Südostschweiz Print, CH-7007 Chur Sekretariat: Christophe Trüb, SELVA, Bahnhofplatz 1, CH-7302 Landquart, Telefon 0041 (0)81 250 19 40, Fax 0041 (0)81 250 19 41 Redaktoren: Jörg Clavadetscher, Revier forestal da Val Müstair, CH-7535 Valchava, Telefon 0041 (0)81 858 58 21, forestal-muestair@bluewin.ch. Sandro Krättli, AfW GR, Sagastägstrasse 96, CH-7220 Schiers, Telefon 0041 (0)81 300 24 11, sandro.kraettli@afw.gr.ch Die Redaktion behält sich vor, Beiträge in nicht verlangter Form ohne Rückfrage zu ändern Druckvorstufe (Satz, Lithos, Belichtung): Südostschweiz Presse und Print AG, Südostschweiz Print, Simon Scherrer Druck: Südostschweiz Presse und Print AG, Südostschweiz Print, Postfach 85, Kasernenstrasse 1, CH-7007 Chur, Telefon 0041 (0)81 255 51 11, Fax 0041 (0)81 255 52 89 Erscheint sechsmal jährlich Auflage 1500 Exemplare Inserate: Südostschweiz Publicitas AG, Neudorfstrasse 17, CH-7430 Thusis, Telefon 0041 (0)81 650 00 70, Fax 0041 (0)81 650 00 74,
Vorschau auf die nächsten Nummern: 3/09 Energiebilanz im Holzbau Redaktion: Jörg Clavadetscher
thusis@so-publicitas.ch Abonnementspreise: CHF 60.– (für Mitglieder Verein Graubünden Wald) Abonnemente/Adressänderungen: Südostschweiz Presse und Print AG,
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Forstwart Redaktion: Sandro Krättli
Wichtige Termine 2009 23. April Generalversammlung SELVA 5. Juni Generalversammlung Graubünden Wald
Südostschweiz Presse, Postfach 85, Administration Kasernenstrasse 1, CH-7007 Chur, Telefon 0041 (0)81 255 50 50 www.buendnerwald.ch
Für Inseratetexte übernimmt die Redaktion keine Verantwortung, auch muss die Meinung der Beiträge nicht mit der Ansicht der Redaktoren übereinstimmen. Autoren, die zu nebenstehenden Themen
Papier: Seit dem 1.1.2008
publizieren möchten, sind herzlich
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Bündner Wald 1/2009 95
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