B端ndner
Wald
Jahrgang 62 | 2009 | 3
Der Holzbau und seine Energiebilanz
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12.6.2009 7:56:51 Uhr
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Ausgabe Jahrbuch 2008
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12.6.2009 7:56:59 Uhr
Inhalt
Der Holzbau und seine Energiebilanz Editorial.................................................. 4 Eröffnung April-Session Grosser Rat......... 5 CO2 -Effekte der Wald- und Holzwirtschaft in Graubünden................. 8 AppenzellerHolZ – sein Kreislauf und seine Vorzüge....................................... 21 Holztragkonstruktionen in Mehrfamilienhäusern............................ 27 Nachhaltig Dämmen mit PAVATEX......... 31 Hausbau der Zukunft – Design trifft Gesundheit........................ 34 Vorwärts ins Zeitalter des Holzes!.......... 40 Medienmitteilung Binding Waldpreis..... 47 Resgia – Report 03/09.......................... 48 Brandschutz im Holzbau – eher fördernd als hemmend! ................ 50
Dächer mit Holzschindeln – natürlich energiesparend....................... 55 Die grösste Holzbrücke der Welt............ 58 Holzpreis Schweiz – Prix Lignum 2009 Die Bündner Preisträger......................... 65 Prix Lignum 2009 würdigt das schweizerische Holzschaffen............ 71 Mit Holz Schnee konservieren?.............. 78 Aus dem Arbeitsbuch von Pascal Alter.................................... 83 Comic Theo & Heinz.............................. 88 Interview mit Peter Zumtor.................... 89 Medienmitteilung Forstmesse 2009....... 93 Exkursion 2009 Graubündenwald ins Diemtigtal........................................ 94 Vorschau............................................... 95
Titelbild: Die Fachlehrer Martin Nüssli und Stefan Schätti der Gewerbeschule Wetzikon errichteten mit ihren Klassen Zimmerleute 4d und 4e im Sommer 2008 bei Niederwil einen Eifelturm aus Holz. (Bild: Gewerbeschule Wetzikon) Bild Inhaltsverzeichnis: Schon seit langer Zeit bedeutet das hölzerne Handwerk und die Kraft der Sonne auch Kunst am Bau. (Ort: Bain da Terza, Baujahr ca. 1600) (Bild: Lucian Ruinatscha) Bündner Wald 3/2009 3
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12.6.2009 7:57:05 Uhr
Editorial «Holz duftet» und «Holz schmeckt» Vielleicht kennen Sie diese Slogans der Lignum. Für mich persönlich sind das keine neuen Erkenntnisse, mit welchen die Lignum seit Jahren für Holz wirbt. Ich sehe es aber so, dass diese Aussagen nur der Wahrheit entsprechen, solange wir dieses wunderbare und äusserst wertvolle Naturprodukt eben auch ein Naturprodukt sein lassen. Wie oft wird es heute in Stücke zerrissen, um nachher wieder zusammengeleimt zu werden. Eine Arbeit, die nur unter grossem Energieaufwand und mit Chemie ausgeführt werden kann. Gewiss, auch nach diesem Prozess riecht das Holz, oder besser das entstandene Produkt, mehr oder weniger stark. Doch nach was riecht es? Das ist für mich schwer zu definieren, aber keinesfalls nach Holz. Unlängst habe ich mich mit einem Zimmermann unterhalten, der in einem Haus arbeitete, welches mit vielen OSB-Platten ausgebaut wurde. Während des Gesprächs standen wir in einem Massivholzhaus ohne Leimträger und OSB-Platten. «Hier riecht und sieht man halt wirklich noch Holz. Drüben riecht's nach OSB-Platten.», sagte er plötzlich. Eine Erfahrung, welche ich andernorts auch schon machte, dachte ich mir. Es geht mir hier nicht darum, über ein verleimtes Produkt, welches am richtigen Ort sicher grosse Vorteile hat, herzuziehen. Aber ich ver‑ stehe nicht, weshalb wir ein gesundes Produkt, welches uns die Natur vor die Türe stellt, mit chemischen Stoffen belasten müssen, wenn wir am selben Ort auch einfach nur Holz einbauen könnten. Nun, dies sind persönliche Ansichten, welche nicht von allen geteilt werden (müssen). Ich glaube aber, dass wir das Feuer für unser Holz – ich meine hier wirklich Holz – nur dann weiterreichen können, wenn es in uns selbst
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brennt. Oft glaube ich, dass sich heute manche Leute eher darüber informieren, mit welchem Material möglichst einfach gebaut werden kann. Mit Leim-Holzprodukten lässt sich wohl einfacher bauen. Man hat glatte Oberflächen, welche sich nicht mehr bewegen und keine Feuchtigkeit aufnehmen. Interessant ist aber, dass es erfolgreiche Holzbauer gibt, die gerade heute Häuser bauen, welche die Vorzüge von Holz als Naturprodukt aufzuzeigen. Das heisst beileibe nicht, dass wir wieder bauen müssen wie vor 50 Jahren. Wir können zeitgemäss bauen und uns trotzdem die Vorzüge eines natürlichen Baustoffes zu Nutze machen. Sozusagen vorwärts zur Natur. Ein Grundsatz, dem wir heute vielleicht vermehrt Rechnung tragen sollten – auch unserer Gesundheit und unserer Umwelt zuliebe. Auch massives Holz muss bearbeitet werden, bis es verbaut werden kann, aber bei Leim-Holzprodukten ist an jenem Punkt noch lange nicht Schluss. Lange Rede, kurzer Sinn: Naturbelassenes Massivholz lebt auch noch, wenn es verbaut ist, fördert ein gesundes Wohnklima, leistet einen besonderen Beitrag zum Klimaschutz – und wenn es dann einmal ausgedient hat, kann es in einer normalen Holzfeuerung nochmals Wärme spenden. Trotzdem muss darauf hingewiesen werden, dass uns neue Verarbeitungstechniken (eben gerade mit Leim) im Holzbau auch völlig neue Einsatzmöglichkeiten eröffnen.
Jörg Clavadetscher, Redaktor Bündner Wald Ruinas, CH-7535 Valchava forestal-muestair@bluewin.ch
Eröffnung April-Session Grosser Rat 20. April 2009 Corsin Farrér, Standespräsident des Kantons Graubünden, widmete seine Eröffnungsrede zur April-Session 2009 im Grossen Rat vornehmlich der Wald- und Holzwirtschaft. Freundlicherweise stellte er dem Bündner Wald seine Rede zum Druck zur Verfügung. Fitg stimadas donnas Fitg stimos signours Ot venerada commembra e commembers dalla regenza Cari membri del Gran Consiglio Meine sehr geschätzten Damen und Herren Die Wirtschafts- und Finanzkrise ist in aller Munde. Wir alle, auch der Kanton Graubünden, ist davon betroffen. Für Regierung und das Parlament gilt es, die Prioritäten richtig zu setzen, die Erfüllung unverzichtbarer öffentlicher Aufgaben weiterhin zu gewährleisten, während wünschbare und eher (privat)wirtschaftliche Interessen in den Hintergrund zu treten haben. Diese Differenzierung ist anspruchsvoll, dies kann am Beispiel der Waldbewirtschaftung aufgezeigt werden. Die Bündner Wald- und Holzwirtschaft beschäftigt ja den Kanton nicht erst seit der Wirtschaftskrise. Das Interesse der Öffentlichkeit und der Politik erreichte seinen Höhepunkt mit der Ansiedlung des Grosssägewerkes in Domat/Ems. Die Installation dieses Rundholzverarbeitungsbetriebes von nie dagewesener Grösse mit einer Entschlossenheit und in einem Tempo, das wohl der Verwaltung unseres Kantons niemand zugetraut hätte, erregte weit über die Kantonsgrenzen hinaus viel Aufmerksamkeit. Bei dieser Ansiedlung wurde deutlich, wie gegensätzlich die Ansprüche an den Wald und die Waldnutzung sein können. Während die Befürworter im Grosssägewerk die
Rettung der ihrer Meinung nach in einer existentiellen Krise steckenden Waldwirtschaft sahen, befürchteten die Gegner eine ernsthafte Bedrohung unserer Schutzwälder durch dieses vermeintliche, Holz fressende Monster. Waldnutzung und Walderhaltung, also wirtschaftliche und öffentliche Interessen standen sich – vor allem aus der Sicht besorgter Waldschützer – als scheinbar unvereinbare Gegensätze gegenüber. Ein Widerspruch, welcher der Waldbewirtschaftung – zumindest in unseren Breitengraden – zu Unrecht anhaftet und welcher die anspruchsvolle Arbeit der Förster nicht immer einfach macht. Es gibt wohl keine andere öffentliche Dienstleistung, welche wie die Waldpflege so direkt mit einer «Güterproduktion» verbunden ist. Während unsere Forstbetriebe den Wald bewirtschaften, produzieren sie nicht nur Holz, sondern sie sorgen auch für einen gepflegten und stabilen Wald und erbringen andere existentielle Waldleistungen. Der Wald schützt weite Teile unseres Kantons vor Naturgefahren und macht ihn somit überhaupt erst bewohnbar. Ebenfalls wird mit zweckmässiger Waldpflege Erholungsraum für die Menschen und naturnaher Lebensraum für unzählige Tierund Pflanzenarten erhalten. Wenn man nur schon den Wert der Schutzwirkung eines gepflegten Gebirgswaldes mit dem Wert des produzierten Holzes vergleicht, kommt man schnell zum Schluss, dass das Holz gesamtwirtschaftlich gesehen eher ein Nebenprodukt der Bewirtschaftung unseres Bündner Waldes darstellt. Es ist aber gleichzeitig auch das einzige Produkt, welches auf dem Markt verkauft und somit unmittelbar in klingende Münze umgewandelt werden kann. Die Aufgabe der öffentlichen Hand ist es, klar zwischen den rein wirtschaftlichen und Bündner Wald 3/2009 5
den öffentlichen Interessen zu differenzieren. Es ist aus betrieblicher Sicht unbestritten und jedem klar, dass die eigentliche Holzproduktion nicht forciert werden sollte, wenn die Holzpreise sinken. Ob aber die Waldpflege und somit die Erhaltung der Funktionstüchtigkeit unserer Wälder ungeachtet der Holzerträge garantiert werden kann, ist zumindest im Schutzwald eine Frage der öffentlichen Sicherheit. Waldpflege ist in unserem Kanton eine eminent wichtige Aufgabe zur Erhaltung unserer Existenzgrundlage. Sie darf und wird nicht von der Wirtschaftslage abhängig sein. Es ist wichtig und an der Zeit, sich des Unterschiedes zwischen Waldpflege und Holzproduktion bewusst zu werden: Bei der Holzproduktion werden Bäume geerntet, um sie gewinnbringend zu verkaufen. Bei der Waldpflege werden Bäume gefällt, um für den verbleibenden Baumbestand optimale Verjüngungs- und/oder Wuchsbedingungen zu schaffen. Gemeinsam ist den beiden «Eingriffsarten», dass Bäume gefällt werden müssen. Wenn nun die Waldpflege als speziell wichtige öffentliche Aufgabe dargestellt wurde, soll das nicht heissen, dass die Holzproduktion oder besser gesagt die Holzversorgung in unserem Kanton nicht wichtig sei. Es ist schon in naher Zukunft damit zu rechnen, dass die Holznachfrage, vor allem die Nachfrage nach Energieholz, weltweit massiv zunehmen wird. Aber auch die Versorgung der Wirtschaft mit dem Baustoff Holz wird angesichts des Klimawandels und im Sinne von Energieeffizienz und CO2-Reduktion an Bedeutung gewinnen. Als waldreichster Kanton hätte Graubünden noch einiges an entsprechendem Wert‑ schöpfungspotential zu bieten. Zwar hat der Kanton schon viel unternommen, um die Nutzung der Ressourcen aus dem Wald 6
anzukurbeln und das Holz aus dem Wald herauszuführen. Die Förderung des Grosssägewerkes in Domat/Ems war dazu ein wesentlicher und richtiger Schritt. Auch wenn dort die momentane globale Stagnation in der Bautätigkeit zu Kurzarbeit geführt hat. Doch gerade dann, wenn der Weltmarkt festfährt, wird deutlich, wie wichtig es wäre, dass wir stärker auf einheimische Verarbeitungszweige abstützen könnten. Auch wenn es bereits einige kleine und hoch motivierte Schreinereibetriebe gibt, welche aus Bündner Holz Möbel, Treppen oder sogar Fenster herstellen, klafft in der Wertschöpfungskette der Waldund Holzwirtschaft in Graubünden eine Lücke, die es zu schliessen gilt. Es braucht (mehr) nachgelagerte Holzverarbeitungsbetriebe in unserem Kanton. Es sollte nicht sein, dass der Kanton Graubünden immer noch Holzbaumaterialien aus dem Ausland importieren muss. Wir müssten in der Lage sein, beispielsweise moderne Stallbauten oder ganze Wohnhäuser mit eigenem, also Bündner Holz, herzustellen. Wahrscheinlich bräuchte es auch entsprechende, moderne Ausbildungsmöglichkeiten, damit die erfor‑ derlichen Fachkräfte innerhalb der holzverarbeitenden Branche zur Verfügung stehen. Beispielsweise könnte man sich die Gründung eines modernen Holztechnologie- und Forschungszentrums für Holzprodukte und Holzverarbeitung vorstellen. Neuste Technologien könnten entwickelt und gleich vor Ort, also im Kanton Graubünden, in neuen Produktionsstätten angewandt werden. Die konsequente Ankurbelung der Wertschöpfungskette in der Wald- und Holzwirtschaft im eigenen Kanton könnte somit bedeuten, auf der ganzen Linie Produktions-, Arbeits- und Ausbildungsplätze zu schaffen.
Es ist erstaunlich, wie stark eine einzelne und für manche vielleicht unscheinbare öffentliche Aufgabe wie die Waldpflege nicht nur mit existentiellen Bedürfnissen, sondern auch dem wirtschaftlichen Handeln in unserem Kanton vernetzt ist. Kleine Eingriffe in dieses komplexe System können ungeahnte Konsequenzen sowohl im Guten als auch im Schlechten nach sich ziehen. Es ist wichtig, dass sich die politischen Entscheidungsträger diese komplexen Zusammenhänge bei ihrer Arbeit stets vor Augen halten. Auf kei-
nen Fall sollte auch in Krisenzeiten der Blick für das Ganze verloren gehen. Es darf nicht sein, dass wir vor lauter Bäume den Wald nicht mehr sehen.
Corsin Farrér Dira CH-7459 Stierva corfar@bluewin.ch
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CO2-Effekte der Wald- und Holzwirtschaft in GR Ziel des Projektes Ziel der hier vorgestellten und im Auftrag des Bundesamtes für Umwelt ( BAFU ) erstellten Studie ist es, anhand einer Fallstudie für den Kanton Graubünden die CO2-Senkenleistung des Waldes und die Effekte der Holznutzung durch Einbezug des Holzlagers im Zivilisationskreislauf sowie der Substitution energieintensiver Werkstoffe und fossiler Energieträger aufzuzeigen. Basierend auf einem angenommenen Preis für CO2-Zertifikate soll des Weiteren die CO2-Leistung beziffert und der regionalen Wertschöpfung durch die Holznutzung gegenübergestellt werden. In dieser Studie wird im Sinne einer Momentaufnahme der Ist-Zustand für das Jahr 2007 abgebildet.
Die inhaltlichen Schwerpunkte umfassen fol‑ gende Fragestellungen: 1. Zur Waldentwicklung: – Wie viele Tonnen CO2 werden heute im Kanton Graubünden jährlich im Wald infolge des Holzzuwachses gebunden? Welchen Wert hätte diese Senkenleistung, würde sie als solche deklariert und vermarktet? 2. Zur Wald- und Holzwirtschaft: – Wie viele Tonnen Holz werden jährlich aus dem Bündner Wald genutzt? Welches sind die wichtigsten Holzflüsse des Kantons Graubünden? – Was trägt die Holzwirtschaft zur Bindung von CO2 in langlebigen Holzprodukten bei? Welchen Wert hätte diese Bindung,
Bedeutung der Studie in der Strategie des BAFU Der Wald erbringt viele gesellschaftliche Leistungen. Im Rahmen der Klimaproblematik hat vor allem die Waldbewirtschaftung als Beitrag zum CO 2-Haushalt grosse Beachtung gefunden. Die Senkenleistung des Waldes hat z.B. in Neuseeland dazu geführt, dass Waldbewirtschaftung als Erstes in ein nationales CO 2-Handelssystem integriert wurde. Hierzulande erscheint die komplexe Senkenanrechnung vielen Waldeigentümern angesichts der hohen Vorräte sowie der weitreichenden Verpflichtungen als zu risikoreich. Am BAFU war von Anfang an die Einsicht vorhanden, dass sich die Bedeutung des Waldes in der Klimapolitik nicht auf die Senkenfrage beschränken darf, sondern auch die Effekte aus der Verwendung des CO 2-neutralen Rohstoffs Holz in Betracht zu ziehen sind. Erstmals wird mit dieser Fallstudie für den Kanton Graubünden der ganze Sektor Wald und Holz betrachtet und seine CO 2-Leistungen ökonomisch bewertet. Auf Graubünden fiel die Wahl, weil dort die Landschaft Davos mit einer lokalen Bilanzstudie einen ersten Schritt gemacht hatte und das Amt für Wald sein Interesse an einer kantonalen Studie angemeldet sowie Graubünden Holz seine Mitarbeit angeboten hatte. Das BAFU plant, die Thematik weiterzuverfolgen. Die Methode soll vertieft werden. Zudem sollen nationale und weitere regionale Daten erarbeitet werden. Das BAFU will damit Grundlagen für die Stärkung der Wald- und Holzwirtschaft schaffen, regionalpolitische Optionen aufzeigen und letztlich zu einer gesamtheitlichen Betrachtung von Wald- und Holzwirtschaft im Klimaschutz und in der Klimapolitik beitragen. Weitere Informationen: www.bafu.admin.ch/wald
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würde sie als solche deklariert und ent‑ schädigt? – Was trägt die Holzwirtschaft zur Emis‑ sionsvermeidung bei? Welchen Wert hätte diese Substitutionsleistung? – Was trägt Holz als Energieträger zur Reduktion des CO2-Ausstosses bei? – Welchen Wert hätte diese Substitutions‑ leistung? Datengrundlage und Methodik Die Berechnung der CO2-Effekte von Sen‑ kenbewirtschaftung und Holznutzung sowie die Abschätzung ihrer wirtschaftlichen Be‑ deutung erfolgt in sieben Hauptschritten: 1. Erfassung der Vorratsänderung und der Zuwachsleistung im Wald und Waldboden, 2. Erfassung der regionalen Holzflüsse, 3. Berechnung der Substitutionseffekte, 4. Berechnung der Transportemissionen, 5. Berechnung der Effekte durch die Kohlenstoff-Bindung im Wald und in langlebigen Produkten sowie durch die Substitution energieintensiver Werk‑ stoffe und fossiler Energieträger, 6. Abschätzung der regionalen Wert‑ schöpfung durch die Wald- und Holz‑ wirtschaft, 7. Monetarisierung der Effekte anhand der Preise im CO2-Zertifikat-Handel. Erfassung der Vorratsänderung und Zuwachs in Wald und Waldboden Die bereits veröffentlichten Auswertungen des LFI3 geben unter anderem den Vorrat, den jährlichen Zuwachs sowie die jährliche Nutzung und Mortalität für den Kan‑ ton Graubünden an ( LFI/WSL, 2009 ). Diese Auswertungen können für den «Zugäng‑ lichen Wald ohne Gebüschwald» direkt übernommen werden, wobei in Anlehnung an die Methode des Treibhausgasinventars
die Netto-Veränderung des Vorrats als Dif‑ ferenz zwischen jährlichem Zuwachs und jährlicher Nutzung und Mortalität ermittelt wird. Für die Flächen des «Restwaldes» werden Vorrat, jährlicher Zuwachs und jährliche Nutzung und Mortalität über die Fläche des «Restwaldes» und die Durchschnitts‑ werte pro Hektare abgeschätzt. Diese Hektar-Werte werden anhand der Anga‑ ben des LFI3 für den «Zugänglichen Wald ohne Gebüschwald» ermittelt und um einen Faktor 0,5 verringert. Um Abschät‑ zungen für den «Restwald» durchzufüh‑ ren, wurde die flächenhafte Ausdehnung des «Restwaldes» in Graubünden auf der Grundlage von Angaben des LFI3 zur Waldausdehnung in der Produktionsregion «Alpen» sowie dem Verhältnis zwischen «Zugänglichem Wald ohne Gebüschwald» und «Restwald» des LFI2 angenähert. Die Umrechnung auf CO2-Äquivalente ver‑ läuft in zwei Schritten. Da Vorrat, Zuwachs sowie Nutzung und Mortalität im LFI als «Schaftholz in Rinde», d.h. beispielwei‑ se ohne Ast- oder Wurzelholz, angegeben werden, muss zuerst die gesamte Baumbio‑ masse abgeschätzt werden. Um einen sol‑ chen Biomasseexpansionsfaktor auszurech‑ nen, wurde eine Spezialauswertung des LFI2 herangezogen, in der die durchschnitt‑ liche Verteilung der gesamten Biomasse auf die verschiedenen Teile des Baumes für den Kanton Graubünden abgefragt wurde ( WSL, 2008 ). Dann werden wie bei Taver‑ na et al. ( 2007 ) die CO2-Äquivalente dieser Gesamtbiomasse auf der Basis eines kons‑ tanten Faktors bestimmt. Der Kohlenstoff-Gehalt im Waldboden wurde ebenfalls über die Waldfläche ab‑ geschätzt. Für die Abschätzungen für den Kanton Graubünden wurde mit einem Koh‑ lenstoff-Vorrat von 111 t C /ha gearbeitet. Bündner Wald 3/2009 9
Zur Abschätzung der Senkenleistung der Bündner Waldböden wurde der konservative Wert von 0,08 t/ha und Jahr verwendet. Der Aussenhandel von Holzprodukten hat einen Einfluss auf den Wald ausserhalb Graubündens. Sofern ausserkantonale Holzprodukte ersetzt werden, schonen Holzexporte «diesen» Wald, weil dadurch weniger Holz benötigt wird, während Bündner Holzimporte zu einer verstärkten Holznutzung
des Waldes ausserhalb Graubündens führen. Im vorliegenden Projekt wird der Einfluss auf den ausserkantonalen Wald über die Nettoaussenhandelsmenge abgeschätzt. Dabei wird der Exportüberschuss bestimmt und direkt auf t CO2 umgerechnet (also nicht via Rohholzäquivalent und die lebende Baumbiomasse). Die Einflüsse auf den Boden und die Streu werden vernachlässigt.
Die gesamten CO2-Effekte setzen sich folgendermassen zusammen :
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Effekt
Beschrieb
Waldeffekte GR
Vorratsveränderung in der lebenden Baumbiomasse im Bündner Wald sowie der Änderung des Kohlenstoff-Gehaltes im Waldboden
Waldeffekte ausserhalb GR
CO2-Effekt auf Grund geringerer Holznutzung ausserhalb des Kantons
Lagereffekte GR
Vorratsveränderung im Zivilisationskreislauf in Graubünden
Lagereffekte ausserhalb GR
Vorratsveränderung im Zivilisationskreislauf ausserhalb Graubündens
Materialsubstitution GR
Substitutionseffekte der inländischen Produktion und bei der Entsorgung in Graubünden
Materialsubstitution ausserhalb GR
Substitutionseffekte der inländischen Produktion und bei der Entsorgung ausserhalb Graubündens plus Substitutionseffekte der exportierten Produkte und deren Entsorgung ausserhalb GR
Energiesubstitution GR
Substitutionseffekt der energetischen Holznutzung von inländischem und importierten Holz in GR
Energiesubstitution ausserhalb GR
Substitutionseffekt der energetischen Holznutzung aus Bündner Holz ausserhalb GR plus Substitutionseffekt der energetischen Holznutzung aus nicht Bündner Holz ausserhalb GR welches für den Import in den Kanton GR bestimmt ist
Transportemissionen GR
Transportemissionen infolge Exporten aus GR
Transportemissionen ausserhalb GR
Emissionen für die Bereitstellung der Treibstoffe für die Bündner Exporte und Importe plus Transportemissionen für die Importe in den Kanton GR
Erfassung der regionalen Holzflüsse und Lager Die regionalen Holzflüsse wurden durch eine separate Studie, welche von Graubünden Holz in Auftrag gegeben wurde, erarbeitet. Dabei wurde eine Umfrage unter sämtlichen Holzverarbeitern in Graubünden und Befragung von Experten durchgeführt (Graubünden Holz 2008 ). Ein Teil des für die Berechnungen benötigten Holzverbrauchs im Kanton Graubünden wurde ebenfalls in der Studie erhoben. Nicht erhobene, benötigte Daten wurden aus einer bestehenden Schweizer CO2-Untersuchung (Taverna et al. 2007 ) übernommen und gegebenenfalls angepasst.Die Methodik der Berechnung der Holzflüsse und -lager entspricht weitgehend dem Vorgehen bei der nationalen CO2-Studie (Taverna et al. 2007). Berechnung der Substitutionseffekte Unter Substitutionseffekten werden sowohl materielle wie auch energetische Substitutionen verstanden. Von materieller Substitution spricht man beim Ersatz eines NichtHolzproduktes durch ein Holzprodukt mit gleichen Funktionseigenschaften. Dabei werden sämtliche anfallende Effekte aufsummiert. Unter energetischer Substitution wird der Ersatz von fossilen Brennstoffen durch Holz verstanden. In der vorliegenden Studie wird davon ausgegangen, dass die exportierten Holz-
produkte ausserhalb Graubündens hälftig Nicht-Holzprodukte und Holzprodukte ersetzen. Dies spielt bei der Berechnung der ausserkantonalen Substitutions- und Waldeffekte eine Rolle. Berechnung der Transportemissionen Transporte aufgrund Bündner Exporten werden Graubünden «angelastet», Importe dagegen dem Gebiet ausserhalb Graubündens. Die Transporte innerhalb Graubündens werden der Materialsubstitution zugeordnet. Es wird von Transportdistanzen von je 500 km für den Import und den Export ausgegangen. Berechnung der CO2-Effekte Die Berechnung der gesamten CO2-Effekte erfolgt durch die Summation der einzelnen Effekte. Dabei wird jeweils zwischen den Bündner und den Effekten ausserhalb Graubündens unterschieden. Abschätzung der regionalen Wert‑ schöpfung der Wald- und Holzwirtschaft Die Abschätzung der regionalen Wertschöpfung der Wald- und Holzwirtschaft erfolgt mit Hilfe einer sogenannten Input-/ Output-Tabelle. Quellen für die Berechnungen waren die im Rahmen dieser Studie ebenfalls erarbeitete Holzflussstudie (Graubünden Holz 2008 ), diverse BFS-Quellen sowie die Kennzahlen der betriebswirt-
Tabelle 1: Das Kohlenstoff-Lager im Bündner Wald
CO2-Äquivalente
Lager
Beschreibung
Lebende und tote Baum-Biomasse
Ober- und unterirdische Biomasse mit Stamm, Stock, Ästen, Reisig, Blättern/Nadeln und Wurzeln Totholz
80,4
Boden
Organisches Bodenmaterial
85,5
in Mio t CO2
Bündner Wald 3/2009 11
schaftlichen Untersuchung des Verbandes Waldwirtschaft Schweiz ( BAR ). Für die Vorleistungsbezüge etc. musste mangels aktueller Zahlen auf die Werte aus dem Branchenprofil 2001 ( BUWAL 2004 ) zurückgegriffen und gutachtlich angepasst werden. Die Personalkosten stammen aus der Unternehmungserhebung. Der Einfluss des Grosssägewerks wurde ebenfalls gutachtlich abgeschätzt. Die Preisangaben stammen zum Teil aus der Aussenhandelsstatistik ( EZV 2008 ). Monetarisierung der CO2-Effekte Die Monetarisierung der CO2-Effekte erfolgt über einen mittleren Tonnenpreis für CO2Zertifikate. Die entsprechenden CO2-Effekte werden mit diesem Wert multipliziert. Wald- und Holzwirtschaft des Kantons Graubünden – Resultate Kohlenstoff-Lager und -Flüsse im Wald des Kantons Graubünden Das Kohlenstoff-Lager im Wald des Kantons Graubünden setzt sich aus der lebenden und toten Baumbiomasse sowie dem Kohlenstoff-Gehalt im Boden zusammen. Der Kohlenstoff-Gehalt der gesamten Baumbiomasse des Bündner Walds entspricht einem Äquivalent von 80,4 Mio. t CO2 (Tabelle 1 ). Das entspricht einem Gesamtvorrat an «Schaftholz in Rinde» von 54 098 000 m3 auf «Zugänglichem Wald ohne Gebüschwald» ( LFI3, 06.04.2009 )
zuzüglich eines geschätzten Vorrats an «Schaftholz in Rinde» auf «Restwald» und einer Aufrechnung in Baumbiomasse. Während die Angaben zum «Zugänglichen Wald ohne Gebüschwald direkt dem LFI3 entnommen sind ( 86,6% der Fläche ), sind die Rechnungen für den «Restwald» dagegen mit grösseren Unsicherheiten behaftet (13,4% der Fläche). Während der Umfang des KohlenstoffLagers im Wald Schwankungen unterliegt und insbesondere durch Waldmanagement und Flächenausdehnung des Waldes verändert werden kann, handelt es sich beim Boden um ein relativ stabiles Lager. Nehmen wir einen mittleren Kohlenstoff-Vorrat in den Waldböden des Kantons Graubünden von 111 t C/ha an, ergibt sich ein Gesamtvorrat an organischem Bodenmaterial von 85,5 Mio. t CO2-Äquivalenten im Bündner Wald. Die Kohlenstoff-Flüsse im Wald des Kantons Graubünden setzen sich aus den Flüssen der Baumbiomasse und des Bodens zusammen und umfassen jeweils natürliche und anthropogen bedingte Flüsse. Der jährliche Bruttozuwachs für das Jahr 2006 beträgt für den Kanton Graubünden rund 1,45 Mio. t CO2-Äquivalenten (Tabelle 2). Gleichzeitig wird Holz im Umfang von rund 0,56 Mio. t CO2-Äquivalenten geerntet, und Holz im Umfang von rund 0,29 Mio. t CO2Äquivalente erliegt seiner natürlichen Mortalität. Der Vorrat im Bündner Wald nimmt also um rund 0,59 Mio. t CO2-Äquivalente
Tabelle 2: Kohlenstoff-Flüsse im Bündner Wald für das Jahr 2006
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Fluss
Unterflüsse
Baum-Biomasse ( LFI3, 6.4.2009 )
Brutto-Zuwachs Nutzung Mortalität Netto-Vorratsänderung
Boden
Netto-Senkenleistung
CO2-Äquivalente in Mio t CO2
+ 1448 – 564 – 292 + 592 + 17
an Holzprodukten von rund 16 000 t auf. Umgerechnet auf CO2 beträgt das knapp 29 000 t CO2. Damit wird die CO2-Bilanz zusätzlich ausserhalb Graubündens um diesen Betrag verbessert.
pro Jahr zu. Diese Vorratssteigerung lässt sich allerdings nicht ewig weiterführen. Bei abnehmender Stabilität der Wälder wird die Mortalität zunehmen, man denke nur an den Sturm Vivian 1990 mit einer Schadholzmenge von 720 000 m3 (Mediendienst Staatskanzlei, 2000 ). Die Waldböden stellen bei einer mittleren Senkenleistung pro Jahr von 0,08 t CO2 pro Hektar eine Senke von rund 17 000 t pro Jahr dar (Tabelle 2 ). Anthropogene Eingriffe in den Waldboden durch Bautätigkeit reduzieren diese Senkenleistungen nur marginal ( 842,5 t CO2 pro Jahr) und werden deswegen im Folgenden vernachlässigt. Mit einer grossflächig veränderten Nutzung kann dieser Effekt allerdings stark zunehmen.
Kohlenstoff-Flüsse und Lager im Zivilisationskreislauf des Kantons Graubünden Die Holzflüsse und Lager im Zivilisationskreislauf des Kantons Graubünden sind in Abbildung 1 dargestellt. Die Holzlager im Jahr 2007 befinden sich nicht im Gleichgewicht ( z.B. wegen des Lageraufbaus beim Grosssägewerk ), und die einzelnen Lager verfügen über unterschiedliche Aufenthaltsdauern. Die grössten CO2-Flüsse stammen von der Holznutzung in Graubünden (Waldholz und Brennholz + Feldgehölze) sowie den Importen an Rundholz. Bedeutende CO2-Mengen verlassen Graubünden in der Form von
Einfluss auf den Wald ausserhalb Graubündens Die Handelsbilanz für Graubünden weist für das Jahr 2007 einen Exportüberschuss
Abbildung 1: Sytem des Zivilisationskreislaufs Graubünden mit Holzlagern und -flüssen für das Jahr 2007 in 1000 t CO2 (Grafik: Ruedi Taverna) Systemgrenze Energieerzeugung aus Holzmaterial
Feldgehölze
53 Restholz
20 Neukonstruktionsholz
226 Waldholz
135 Imp Rund-/ Restholz
Holzindustrie Lager: 377
11 Neuholzprodukte
0 Papierholz
9,4 Imp Endprod.
H/Z-Prod. Lager: 0
88 Exp 1/2 Fab.
0,8 Exp 3/4 Fab.
0 Exp Holzschliff
0 Exp Zellstoff
0 Zellstoff
P-Herstellung Lager: 0 0 Imp Holzschliff
Lager
Lager: 32
9,9 Altholzprodukte
0 Papierprod. für Inland
0 AP Verbr.
31 31 Imp Zellstoff Exp Papier
Altholzindustrie
11 Abfallholz
0 AP Energie
0 Rest Lignin
1,9 Exp Endprod.
Innere Flüsse 14 Altausbauholz
Holzprodukte Lager: 100
0 Holzschliff
Exporte
21 Brennaltholz
8,5 Altkonstruktionsholz
Gebäude Ausbau Lager: 520
0 Energie Lignin
11 Imp 3/4 Fab.
111 Abgas
Gebäude Konstruktion Lager: 1070
20 Neuausbauholz
22 Imp 1/2 Fab.
129 Exp Rund-/Restholz
Importe
Lager: 126
73
Brennholz +
AP Papier Lager: 0
6,8 Brennaltpapier Papier Lager: 170
5,1 Abfallpapier
45 AP Samml.
45 0 Exp AP 0 AP-Abfälle Imp AP
59 Imp Papier
Bündner Wald 3/2009 13
Lager Holzwirtschaft Energieholz Gebäude Konstruktion
t CO2 380 000 120 000 1 100 000
Gebäude Ausbau
520 000
Holzprodukte
100 000
Papierproduktion Papier Altholzwirtschaft
0 170 000 30 000
Holz-/Zellstoffproduktion
0
Altpapier
0
Total
24 000 000
Tabelle 3: Holzlager im Zivilisationskreislauf des Kantons Graubünden im Jahr 2007 (gerundet)
Rundholz und (neu) als Schnittwaren sowie direkt als Abgase aus der thermischen Nutzung von Holz. Noch 2006 waren der Import von Rundholz und der Export von Schnittwaren vernachlässigbar, doch mit der Inbetrieb-
nahme des Grosssägewerks in Ems stiegen diese Holzflüsse markant an. Ebenfalls markant gestiegen ist der Anteil an energetisch genutztem Rest- und Altholz. Das Jahr 2007 markiert einen Übergangszustand der Bündner Holzindustrie: vor und nach Inbetriebnahme des Grosssägewerks und des Grossholzheizkraftwerks. Eine weitere Besonderheit stellt der Papierkreislauf dar. In Landquart steht zwar eine Papierfabrik, doch die produzierten Spezialpapiere werden ausnahmslos aus dem Kanton Graubünden exportiert, und die verwendeten Rohstoffe werden alle importiert. Die Kohlenstoff-Lager wurden mittels dynamischer Modellierung berechnet (methodische Grundlagen siehe Taverna et al. 2007 ). Da aus modelltechnischen Gründen die Lager für die Holzwirtschaft nicht berechnet werden konnten, wurde als Lager die Summe der Inputflüsse für ein Jahr angenommen. In Tabelle 3 sind die Werte der Lager zusammengestellt. Insgesamt sind im Holz, das sich im Zivili-
Tabelle 4: Zunahme der Holzlager im Zivilisationskreislauf des Kantons Graubünden im Jahr 2007 (gerundet)
Lageränderung
t CO2 sationskreislauf des Kantons Graubünden befindet, rund 2,4 Mio. t CO2 gespeichert; Holzvorrat in der Holzwirtschaft 58 000 1,7 Mio. t davon in den Gebäuden rund Vorrat an Energieholz 4 200 oder rund 70 % des gesamten Lagers. Gebäudekonstruktion (Wände, Stützen, 12 000 Gemessen an den 80 Mio. t CO2 in der Geschossdecken, Dachstock, Dämmung) lebenden Baumbiomasse resp. 166 Mio. t Gebäudeausbau (Wand- und Deckenverkleidungen, 6 100 in Wald und Boden ist das eine kleine Bodenbeläge, Fassaden, Möbel) Menge, nämlich rund 1,4 % des gesamten Holzprodukte (Verpackungen, Holzwaren, Bauhilfsstoffe, do-it) 580 Wald- und Bodenlagers. Papierprodukte 0 Die Summe der Lageränderungen im ZiviPapier 1 7 00 lisationskreislauf des Kantons Graubünden Altholzwirtschaft 380 beträgt rund 120 000 t CO2 pro Jahr (Tabel‑ Holz-/Zellstoffproduktion 0 le 4 ). Das entspricht gut 20 % der VorratsAltpapier veränderung im stehenden Wald. Das0 ist aber ein aussergewöhnlich hoher120 000 Wert, da Total 14
die Holzlager im Jahr 2007 im Grosssägewerk aufgefüllt wurden.
Substitutionseffekte 2007
Substitutionseffekte der Wald- und Holzwirtschaft Substitutionseffekte fallen sowohl im materiellen wie auch im energetischen Bereich an. Die Effekte können dabei im Kanton Graubünden wie auch ausserhalb auftreten. In Tabelle 5 sind die Substitutionseffekte aufgeschlüsselt nach den Effekten in Graubünden und ausserhalb dargestellt. In der Summe lassen sich dank der Substitutionseffekte rund 0,25 Mio. t CO2-Äquivalente Emissionen einsparen. Dabei bewirkt die energetische Substitution in der Summe (in GR und ausserhalb) etwas grössere CO2Einsparungen als die materielle Substitution. Insgesamt überwiegen die ausserkantonalen CO2-Einspareffekte die inländischen Effekte deutlich.
Materialsubstitution ausserhalb GR
– 114 000
Total Materialsubstitution
– 120 000
Transportemissionen Wald- und Holzwirtschaft Die Transportemissionen der Wald- und Holzwirtschaft aufgrund des Aussenhandels werden in Tabelle 6 ausgewiesen. Transporte innerhalb Graubündens werden der materiellen Substitution verrechnet. Die Transportemissionen werden ungefähr hälftig zwischen Graubünden und dem Gebiet ausserhalb Graubündens aufgeteilt. Insgesamt resultieren Emissionen von 20 000 bis 25 000 t CO2, was rund 10 % der Substitutionseffekte entspricht.
t CO2-äquiv.
Materialsubstitution GR
– 3 400
Energiesubstitution GR
– 65 000
Energiesubstitution ausserhalb GR
– 65 000
Total Energiesubstitution
– 130 000
Total Substitution GR
– 70 000
Total Substitution ausserhalb GR
– 180 000
Total Substitutionseffekte
– 250 000
Tabelle 5: Substitutionseffekte in Graubünden und ausserhalb (gerundet, negative Werte: Senken und Emissionsvermeidung, positive Werte: Emission)
Vorrat) im in- und ausländischen Wald – Veränderung der Kohlenstoff-Lager im Boden – Veränderung der Kohlenstoff-Lager im Zivilisatzionskreislauf (Bauten, Holzprodukte etc.) – Substitutionseffekte (materielle und energetische) – Transportemissionen In Abbildung 2 sind die Resultate der einzelnen Effekte zusammengestellt. Insgesamt beträgt die aktuelle CO2-Einsparung durch die Bündner Wald- und Holzwirtschaft rund 1,03 Mio. t CO2-Äquivalente. Wie die Gegenüberstellung zeigt, trägt der Bündner Wald den Hauptteil zur CO2-Verminderung bei ( 59 % des Gesamteffektes); wobei hier Tabelle 6: Transportemissionen in Graubünden
Summe der CO2-Effekte der Wald- und Holzwirtschaft Die Summe der Effekte der Wald- und Holzwirtschaft setzt sich aus folgenden Elementen zusammen: – Veränderung der Kohlenstoff-Lager in der lebenden Biomasse (stehender
und ausserhalb (gerundet)
Transportemissionen 2007
t CO2-äquiv.
Transportemissionen GR
10 000
Transportemissionen ausserhalb GR
12 000
Total Transportemissionen
22 000 Bündner Wald 3/2009 15
0.1
Mio. t CO2-Äquivalent pro Jahr
0 -0.1 GR
-0.2
Ausserhalb GR
-0.3 -0.4 -0.5
Vorratszunahme im Wald ausserhalb GR
Vorratszunahme im Wald und Waldböden GR
Transportemissionen ausserhalb GR
Transportemissionen GR
Energiesubstitution ausserhalb GR
Energiesubstitution GR
Materialsubstitution ausserhalb GR
Lagereffekte ausserhalb GR
Lagereffekte GR
-0.7
Materialsubstitution GR
-0.6
Abbildung 2: CO2-Effekte der Bündner Wald- und Holzwirtschaft im Jahr 2007 (negative Werte: Senken und Emissionsvermeidung, positive Werte: Emission) (Grafik: Ruedi Taverna)
die Vorbehalte bezüglich der zukünftigen Vorratserhöhung zu beachten sind (Stabilität der Bündner Wälder). Die zweitgrössten Effekte stammen aus den Lagereffekten im Zivilisationskreislauf in Graubünden, dicht gefolgt von den Effekten der Materialsubstitution ausserhalb Graubündens. Beim Bündner Anteil der Materialsubstitution kann nur ein kleiner positiver CO2-Effekt verbucht werden, dies aufgrund der hohen Produktionsemissionen für den Export. Die Transportemissionen fallen etwa zu gleichen Teilen in und ausserhalb Graubündens an. Eine kleine Emissionsreduktion kann für die ausserkantonalen Wälder verbucht werden, dies infolge des Exportüberschusses an Holzprodukten, was eine verringerte Holznutzung ausserhalb Graubündens bewirkt. Insgesamt profitiert Graubünden weit stärker von den Effekten der CO2-Emissionsverminderung als die Gebiete ausserhalb Graubündens, nämlich mit 0,79 Mio. t CO2Äquivalenten gegenüber 0,24 Mio. t.Ohne 16
Senke im Bündner Wald würde das Resultat allerdings je ca. hälftig ausfallen ( 0,18 Mio. t in Graubünden gegenüber 0,21 Mio. t CO2Äquivalenten ausserhalb Graubündens). Wertschöpfung der Wald- und Holzwirtschaft im Kanton Graubünden In der Summe generierte die Bündner Wald- und Holzwirtschaft 2007 eine Bruttowertschöpfung von knapp 380 Mio. Franken. Das entspricht rund 3,6 % der gesamten Bruttowertschöpfung des Kantons Graubünden. Den grössten Beitrag liefern dabei die Schreinereien (alle Kategorien) mit beinahe 135 Mio. Franken, gefolgt von den Zimmereibetrieben mit 64 Mio. Franken. Falls man die Bundesbeiträge zur Schutzwaldpflege etc. bei den Forstbetrieben hinzuzählt, resultieren aus der Forstwirtschaft 57 Mio. Franken. Um die 30 Mio. Franken erwirtschaften die Sägereien sowie die Papierindustrie. Rund 20 Mio. Franken stammen von den
Tabelle 7: Bruttowertschöpfung der Bündner Wald- und Holzwirtschaft im Jahr 2007 in Mio. Franken (gerundet)
Branche
Brutto-Wertschöpfung Mio. Franken
Anteil an Bruttowertschöpfung
Rohstoffgewinnung Forstbetriebe/ Privatwald/Forstunternehmen (Bundesbeiträge für Schutzleistung etc.)
57
15%
21,8 35
5,8% 9,3%
1. Verarbeitungsstufe Sägewerke Holzplattenwerke Holz- und Zellstoff
32 32,0 – –
8% 8,4% – –
Grosshandel mit Holz und Bauelementen aus Holz Rundholzhandel Schnittholzhandel Plattenhandel 3/4-Fabrikate Handel
9,1 2,3 2,3 1,5 3,1
2% 0,6% 0,6% 0,4% 0,8%
2. Verarbeitungsstufe Hobel- und Imprägnierwerke Herstellung von Fenstern Herstellung von Türen Brettschichtholzherstellung Herstellung von Bauelementen Parkettfabrikation Schindelfabrikation
15 – 7,5 6,3 1,5 – – 0,1
4% – 2,0% 1,7% 0,4% – – 0,0%
3. Verarbeitungsstufe Schreinerei (ohne ausgeprägten Schwerpunkt) Bauschreinerei, Innenausbau Möbelhersteller Küchenbauer Einbau von Schreinerwaren Holzwarenhersteller Zimmerei, Holzelementbauer Dachdeckerei Parkettverleger Holzverpackungen und Paletten Papier und Karton
264 96,5
70% 25,6%
34,5 9,4 6,0 3,1 0,5 63,8 18,3 4,1 – 27,7
9,1% 2,5% 1,6% 0,8% 0,1% 16,9% 4,9% 1,1% – 7,3%
Total
377
100% Bündner Wald 3/2009 17
Dachdeckereien. Zählt man die Fensterund Türenbauer sowie die Möbel- und Küchenbauer auch noch zu den Schreinereien, tragen diese ca. 165 Mio. Franken zur Wertschöpfung bei, also beinahe die Hälfte. Laut Branchenprofil ( BUWAL, 2004 ) entsprach die Bruttowertschöpfung der gesamtschweizerischen Wald- und Holzwirtschaft im Jahr 2001 1,83 % des BIP. Der Stellenwert der Wald- und Holzwirtschaft im Kanton Graubünden ist also deutlich höher als im Schweizer Mittel. CO2-Effekte und ihre potenzielle wirtschaftliche Bedeutung im Kanton Graubünden Unterlegt man die CO2-Effekte mit einem mittleren gehandelten Preis für eine Tonne
CO2 von 20 Euro und einem Eurokurs von Fr. 1,51, erhält man die in Tabelle 8 aufgeführten Beträge. Insgesamt erbringt die Bündner Wald- und Holzwirtschaft Klimaleistungen von 31 Mio. Franken. Die Leistungen ausserhalb Graubündens lassen sich auf rund 7,3 Mio. Franken beziffern. Die Klimaleistungen innerhalb Graubündens haben also im Jahr 2007 einen theoretischen Wert von rund 24 Mio. Franken. Davon entfallen allein auf den Wald 18 Mio. Franken. Die Substitutionseffekte machen in Graubünden insgesamt 2,1 Mio., die Lagereffekte 3,6 Mio. Franken aus. Die Transportemissionen würden für Graubünden mit 310 000 Franken und ausserhalb Graubündens mit 370 000 Franken negativ zu Buche schlagen. Die eingespar-
Tabelle 8: CO2-Effekte und geschätzter Wert im CO2-Handel (gerundet, negative Werte: Senken und Emissionsvermeidung, positive Werte: Emission)
Effekte 2007 Lagereffekte GR Lagereffekte ausserhalb GR Total Lagereffekte Materialsubstitution GR
Wert der CO2Leistung
– 120 000
Fr. 3 600 000
– 46 000
Fr. 1 400 000
– 170 000
Fr. 5 000 000
– 3 400
Fr. 100 000
Materialsubstitution ausserhalb GR
– 110 000
Fr. 3 500 000
Total Materialsubstitution
– 120 000
Fr. 6 300 000
Energiesubstitution GR
– 65 000
Fr. 2 000 000
Energiesubstitution ausserhalb GR
– 65 000
Fr. 1 900 000
Total Energiesubstitution
– 130 000
Fr. 3 900 000
Transportemissionen GR
10 000
Fr. 310 000
Transportemissionen ausserhalb GR
12 000
Fr. 370 000
Total Transportemissionen
22 000
Fr. 680 000
– 610 000
Fr. 18 300 000
Waldeffekte GR Waldeffekte ausserhalb GR
– 30 000
Fr. 870 000
Total Waldeffekte
– 640 000
Fr. 19 200 000
Total GR
– 790 000
Fr. 23 700 000
Total ausserhalb GR Total GR und ausserhalb GR 18
t CO2-äquiv.
– 240 000
Fr. 7 300 000
– 1 030 000
Fr. 31 000 000
ten ausserkantonalen Holzbezüge könnten bei dieser Rechnung mit 870 000 Franken gutgeschrieben werden. Um die CO2-Emissionen weltweit auf ein Niveau zu bringen, das einen Temperaturanstieg von «nur» 2°C bewirkt, müsste der CO2-Preis pro Tonne laut Intergovernmental Panel on climate change ( IPCC ) auf US$ 100.– ansteigen. Mit diesen CO2-Preisen stiege der Wert der Klimaleistungen der Bündner Wald- und Holzwirtschaft auf knapp das Vierfache (rund 120 Mio. Franken). Fazit und Ausblick Die Wald- und Holzwirtschaft Graubündens bewirkt im Jahr 2007 eine Vermeidung und Kompensation von Emissionen von insgesamt 1,03 Mio. t CO2-Äquivalent. Davon fallen 0,24 Mio. t ausserhalb Graubündens an. Schätzt man die CO2-Emissionen des Kantons Graubünden auf der Grundlage von schweizweit durchschnittlichen CO2-Emissionen pro Einwohner ab, kommt man auf
Emissionen von 1,36 Mio. t CO2-Äquivalent für den Kanton Graubünden. Das bedeutet, dass die klimarelevanten Effekte durch Lagerzunahme und Substitution der Bündner Wald- und Holzwirtschaft grössenordnungsmässig bei 75 % dieser Emissionen liegen. Die CO2-Leistung des Bündner Waldes im Jahr 2007 darf nicht dazu verleiten, nur noch auf den Wald als CO2-Speicher zu setzen. Denn erstens können Schadensereignisse den Effekt praktisch zunichte machen (siehe Sturm Vivian), und zweitens bewirkt das geerntete Holz durch Substitutions- und Holzlagereffekte erhebliche CO2-Einsparungen. Die grössten Einsparungseffekte lassen sich erzielen, wenn ein möglichst hoher Zuwachs vollständig geerntet und in langlebige Holzprodukte überführt wird, welche an ihrem Lebensende energetisch genutzt werden. Die volkswirtschaftliche Bedeutung der Bündner Wald- und Holzwirtschaft liegt im Jahr 2007 mit 377 Mio. Franken oder
Abbildung 3: Vergleich der totalen Brutto-Wertschöpfung mit dem potentiellen Gewinn aus CO2-Zertifikaten (Grafik: Ruedi Taverna)
400 350
Mio. Franken pro Jahr
300 250 200
Anteil Holzwirtschaft
150 Anteil Wald und Boden
100 50 0
Anteil Zivilisationskreislauf Anteil Waldwirtschaft Brutto-Wertschöpfung Wald- und Holzwirtschaft
Wert der CO2-Leistung Bündner Wald 3/2009 19
Literatur – BUWAL (Hrsg.) 2004 : Branchenprofil der Wald- und Holzwirtschaft 2001. BUWAL Umwelt-Materialien Nr. 187 – Wald und Holz, Bern. – EZV 2008. https://swiss-impex.ssl.admin.ch
– Graubünden Holz ( 2008 ): Holzfluss Graubünden für das Jahr 2006, Landquart, 12 S. (Internes Papier) – Mediendienst Staatskanzlei, 2000 : win.casanova.ch/staka/doks/2000/Viviand.doc – Taverna, R., Hofer, P., Werner, F., Kaufmann, E., Thürig, E. 2007: CO2-Effekte der Schweizer Wald- und Holzwirtschaft. Umwelt-Wissen Nr. 0739. Bundesamt für Umwelt, Bern. 102 S. – LFI/WSL: http://www.lfi.ch/resultate/lfi3-kantonal.php. Auswertungen Schweizerisches Landesforstinventar, veröffentlicht am 06.04.2009. – WSL, 2008: Schweizerisches Landesforstinventar LFI. Spezialauswertung der Erhebung 1993–1995. 190208UU. Eidg. Forschungsanstalt WSL, Birmensdorf.
3,6 % der gesamten Bruttowertschöpfung des Kantons Graubünden deutlich über der entsprechenden gesamtschweizerischen Bedeutung von 1,8 % (im Jahr 2001 ). Die Forstwirtschaft allein trägt mit 22 Mio. Franken knapp 6 % zum Ergebnis bei. Zusammen mit den Beiträgen für die Schutzwaldpflege von 35 Mio. Franken kommt man auf 57 Mio. Franken oder rund 15 %. Der Wert der CO2-Leistung beträgt 2007 bei einem angenommenen Preis von 20 Euro pro Tonne CO2 rund 31 Mio. Franken, wobei für gut 7 Mio. Franken Effekte aus‑ serhalb Graubündens anfallen. Die 31 Mio. Franken entsprechen 8 % der Wertschöpfung der Wald- und Holzwirtschaft im Kanton Graubünden. Die Erträge allein aus der Senkenleistung des Bündner Waldes würden bei einem angenommenen Preis von 20 € /t und einem Umrechnungskurs von 1,51 CHF/€ gut 18 Mio. Franken abwerfen. Das entspricht knapp einem Drittel der aktuellen Wertschöpfung der Bündner Forst-
20
wirtschaft (inkl. der Beiträge zur Schutzwaldpflege).
Ruedi Taverna, dipl. Kulturing ETHZ GEO Partner AG Baumackerstr. 24, CH-8050 Zürich taverna@geopartner.ch
Richard Volz, Dr. phil. nat. BAFU, Abteilung Wald CH-3003 Bern
richard.volz@bafu.admin.ch
Ariane Walz, Dr. sc. nat. WSL-Institut für Schnee- und Lawinenforschung
Flüelastrasse 11, CH-7260 Davos walz@slf.ch
AppenzellerHolZ – sein Kreislauf und seine Vorzüge Ganz bewusst verarbeitet die Firma Nägeli AG, Holz- und Innenausbau aus Gais (Appenzell A.-Rh.) für Ihre Massivholzhäuser ausschliesslich Holz aus dem Appenzellerland. Mit diesem Angebot überzeugt die Nägeli AG nicht nur einheimische Kunden. Auch für das Appenzellerland gilt: Es wächst jährlich mehr Holz nach, als ge‑ schlagen wird. Zudem kommen kleine‑ re einheimische Sägereien zunehmend unter Druck, wenn viele Zimmereien je länger, je mehr verleimte, günstige(re) Halbfertigprodukte aus dem nahen Aus‑ land anstatt einheimisches Holz verarbei‑ ten. Die ganze Wertschöpfung bleibt im Ausland, wenn der Zimmermann die ver‑ leimten Kanteln innert kürzester Zeit nur noch zusammenfügt, mit verleimten Plat‑ ten beplankt und die Elemente aufrichtet. «Dem wollten wir bewusst entgegen‑ treten», so der Betriebsinhaber Hannes Nägeli. «Vermehrt möchten wir das einhei‑ mische Holz fördern, den Waldbesitzern, Förstern, Sägern und Transportunterneh‑ mungen im eigenen Kanton die Existenz sichern helfen. Mit unserem neuen Pro‑ dukt ‹AppenzellerHolZ› ist dies auch ge‑ lungen.»
in den Wintermonaten, es hat dann weni‑ ger Saft in den Poren und das Holz bleibt im verbauten Zustand ruhiger. Die sichtbare Bretterwand weist deshalb auch in beheiz‑ ten Räumen nur sehr geringe Schrunden auf. Beim System AppenzellerHolZ werden die rohen Bretter kreuzweise und diagonal auf‑ einandergelegt und mit Buchendübel kraft‑ schlüssig verbunden. Somit sind in jedem Wandelement stehende, liegende und diagonale Bretter eingebun‑ den. Da das Holz nur in der Breite wächst und schwindet, bleibt das ganze Wandele‑ ment formstabil und massgenau. Und das ganz ohne Leim, ohne Chemie, ohne Metall oder andere Fremdstoffe. Das hat den weiteren grossen Vorteil, dass Detail AppenzellerHolZ: Deckschicht längs mit sichtbarem Dübel, darunter diagonal, quer und nochmals längs (Bild: Nägeli AG)
500 m3 Rundholz für ein EFH Für ein Einfamilienhaus werden zwischen 200 und 250m3 gesägte Fichten-/Tannen-Bretter, alle in der Dimension 6000 x 160 x 30 mm, benötigt. Das hat für den Säger den Vorteil, dass er jederzeit ans Lager sägen kann und nicht erst auf eine Holzliste warten muss. Er kann die Bretter bis zum Gebrauch lufttrocknen lassen und gibt sie erst kurz vor Auslieferung für die technische Holztrock‑ nung in seinen Trocknungsofen. Dort wer‑ den die Bretter auf ca. 6 – 8% Luftfeuchtig‑ keit getrocknet. Die Förster ernten das Holz Bündner Wald 3/2009 21
das Naturprodukt Holz natürlich belassen wird. Zusammen mit den kurzen Transportwegen innerhalb der Region wird ein Minimum an grauer Energie verschwendet, bis ein fertiges Wandelement montagebereit ist. Nur schon das Verleimen von Balken braucht 5x mehr Energie, von der Herstellung für Isolationsmaterialien wie Glasoder Steinwolle gar nicht zu sprechen. (Was macht das für einen Sinn, Glas bei über 1000°C zu schmelzen, damit man Isolation erhält…?) Beim Vollholzsystem AppenzellerHolZ wird grundsätzlich keine zusätzliche Isolation benötigt. Wenn vom Bauherr doch gewünscht, dann nur eine Platte aus zerfasertem Holz (ebenfalls leimfrei), die auf der Traditionelles Appenzeller – Einfamilienhaus in der Landwirtschaftszone mit gestemmter Südfassade. Familie Höhener hat ihr eigenes Holz geerntet und verbauen lassen (Bild: Nägeli AG)
22
Aussenseite unter der Fassadenverkleidung montiert wird. Meist wird eine AppenzellerHolZ-Aussenwand 36 cm dick. Des grossen Gewichts wegen wird die Wand zweischalig produziert. Die beiden 18 cm dicken Wände werden auf dem Bau direkt aneinandergestellt, wobei die Eckverbindungen versetzt werden. Die Fenster sind auf der Innenseite der äusseren Schale montiert. Die innere Schale wird dort etwas grösser ausgeschnitten, damit später eine Leibungsverkleidung angebracht werden kann. Die Trennwände werden 15 – 18 cm dick produziert, das entspricht 5 – 6 Lagen Fichten-/Tannenbretter à 3 cm. Die Deckbretter werden stets stehend angebracht, damit keine Querstösse mitten in der Wand zu sehen sind. Die Bretter dazwischen sind quer, längs und mindestens einmal diagonal angeordnet, damit die Statik gewährleistet ist. Kundenbezogen, projektiert, geplant und produziert Die Nägeli AG fertigt die Häuser individuell und nach persönlichen Wünschen ih‑ rer Kunden. Ersatzbauten in der Landwirtschaftszone mit der typischen Appenzeller Fassade (gestemmtes Täfer) auf der Südseite und Schindeln an den drei anderen Fassaden gehören ebenso zum Angebot wie Einund Mehrfamilienhäuser im moderneren Stil mit viel Glas. Ob die Fassade verputzt oder mit einer Holzverschalung verkleidet wird, der Wunsch des Kunden/Architekten wird respektiert und umgesetzt. Wer hat, kann von der Nägeli AG sogar sein eigenes Holz verbauen lassen. Sobald die Baustelle mehr als eine halbe Autostunde entfernt liegt, sucht die Nägeli AG die Zusammenarbeit mit einer Zimmerei vor Ort. Auch hier spielt der Gedanke für die Erhaltung der Wertschöpfung in der Re‑
gion eine zentrale Rolle. Denn der Bauherr und spätere Bewohner des Hauses soll die Handwerker aus seinem Dorf kennen, sie schätzen und ihnen zu Arbeiten verhelfen. Schliesslich begegnet er diesen Leuten auch nachher täglich im Dorf. Holz isoliert im Sommer und im Winter Bezüglich des Wärmeverhaltens besitzt Holz gegenüber anderen Baustoffen erhebliche Vorteile. Durch die grosse, träge Masse ist die Wärmeleitfähigkeit äusserst gering. Das heisst, es geht ein Vielfaches länger, bis im Winter die Kälte resp. im Sommer die Wärme ins Hausinnere eindringen kann. Tag-Nacht-Differenzen werden innen an einer Aussenwand nicht wahrgenommen.
Bretter für die Wandelemente werden vollautomatisch ausgelegt. Grössere Fenster werden dabei ausgespart. (Bild: Nägeli AG)
Gemäss Messungen der ETH Zürich ist der effektiv gemessene U-Wert nochmals um 27% besser als der errechnete U-Wert.
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Bündner Wald 3/2009 23
Diese Tatsache erlaubt den Bewohnern eines AppenzellerHolZ-Hauses ein äusserst effi‑ zientes Energiemanagement. Minergiebauten sind mit AppenzellerHolZ kein Problem. Atmungsaktiv Naturbelassenes Holz atmet. Beim Verbauen des Holzes muss jedoch darauf geachtet werden, dass diese Atmung nicht gestört wird. So würde jede Leimschicht diese Atmung bremsen und jede luftundurchlässige Fassadenbekleidung direkt auf der Wandkonstruktion angebracht, sogar ganz stoppen. Um Letzteres zu verhindern, muss zwingend eine diffusionsoffene Fassade montiert werden. Alternativ dazu kann die Fassade mittels Hinterlüftungslattung vorgehängt werden. Durch die Atmung des Holzes wird die im Dreigeschossiges Fünf-Familienhaus im System AppenzellerHolZ (Bild: Nägeli AG)
Rauminnern entstandene Feuchtigkeit aufgenommen und im Winter wieder lang‑ sam abgegeben. Überschüssige Feuchtigkeit kann durch die Wand ganz aus dem Gebäude austreten. Dank diesem atmungsaktiven Aufbau haben Schimmel und Mikroorganismen keine Überlebenschance. Beim Massivholzsystem ohne Leim beträgt die Luftfeuchtigkeit gemäss Messungen der ETH Zürich im konstanten Bereich um die 45%. Das entspricht dem Mittelwert der von der SIA empfohlenen Richtwerte. Im Vergleich zu den konventionellen Ständerbausystemen, die bis 75% steigen, garantiert das AppenzellerHolZ-System eine geringe Luftfeuchteänderung, was zu einem gesunden und behaglichen Raumklima beiträgt. Leimfrei – besonders geeignet für Allergiker Dank dem naturbelassenen Holz haben wir keine Ausgasungen von Giften. Bei diesem Vollholzsystem muss nicht über Grenzwerte von schädlichen Stoffen diskutiert werden. Hier gibt es schlicht keine Schadstoffe, die ausgeschieden werden. Besonders Allergiker und Asthmatiker wissen dies zu schätzen. Erdbebensicher dank Plattenbauweise Die Gebäudeaussteifung besonders bei mehrgeschossigen Holzbauten erfolgt primär über Wand- und Deckenscheiben. Mit dem gekreuzten Aufbau der AppenzellerHolZ-Elemente kann jedes Wandelement als tragendes, aussteifendes Konstruktionselement eingesetzt werden. Die Holztafelbauweise ist für das Bauen in erdbebengefärdeten Gebieten besonders geeignet, da sie ein ausgeprägtes duktiles Verhalten ausweist und die auftretenden Kräfte gleichmässig überträgt. Die gleichen positiven Eigenschaften der gekreuzten Plattenbauweise kommen auch bei den
24
übrigen statischen Einwirkungen wie Auflasten (Schnee), Windlasten, Schräglasten usw. zum Tragen. Brandschutz Der Brandschutz in einem Vollholzhaus ist extrem hoch! Holztragwerke sind im Brandfall ausserordentlich resistent und berechenbarer als andere Materialien. Der massive Holzkern verkohlt nur äusserlich, seine innere statisch beanspruchte Struktur bleibt geschützt und unversehrt. Ein rasches Zusammenstürzen wie durch das Ausglühen des Stahls bei Betonkonstruktionen ist bei AppenzellerHolZ-Elementen nicht möglich. Dadurch, dass Vollholzelemente keine durchgehenden Fugen haben, erreichen sie extrem hohe Brandkennwerte. Die verbindenden Holzdübel verhalten sich im Brandfall ebenfalls vorteilhaft, Metall im Holz würde heiss und glüht schnell aus. Es ist eine alte Weisheit, dass Holz nur dann gut brennt, wenn es feingliedrig aufgebaut ist. Schon unsere Ahnen haben die Scheiter zu Spänen zerkleinert, um ein Feuer zu entfachen, denn ein massiver Holzklotz brennt sehr schwer. Holz muss zudem von Luft umspült sein, um gut brennen zu können. Ein weiterer Vorteil von unverleimtem Holz ist, dass auch im Brandfall keine giftigen Emissionen entstehen. Strahlenabschirmung und Lärmschutz Durch die grosse Masse von verbautem Holz können schädliche Strahlen (Elektro‑ smog, Natelstrahlen, Fernsehsendewellen usw.) weitgehend absorbiert werden. Diese Eigenschaft verhilft dem AppenzellerHolZSystem auch im Bereich Schallschutz zu sehr guten Resultaten. Lärmemissionen von aussen werden vom Holzkern fast gänzlich geschluckt.
Querschnitt durch eine AppenzellerHolZ-Wand – rohe Tannenbretter werden nur mit Buchendübel verbunden. (Bild: Nägeli AG)
Schlusswort In den letzten Jahren hat die Bautechnologie bedeutende Fortschritte gemacht. Das Hightech-Zeitalter hat auch im Holzbau neue Erkenntnisse und Methoden hervorgebracht. Es ist nicht erstaunlich, landen Bauphysiker und Ingenieure bei ihren Berechnungen von Wärmedämmung, Öko-Bilanz, Statik und Beständigkeit immer wieder beim ältesten Baustoff: dem Holz. Auf der anderen Seite haben computergesteuerte Bearbeitungsmaschinen eine nie erreichte Präzision in der Holzverarbeitung gebracht und damit ganz neue Konstruktionen und Bautechniken ermöglicht. Holz, das vor nicht langer Zeit am ehesten mit rustikalem Bauen in Verbindung gebracht wurde, wird heute von namhaften Bündner Wald 3/2009 25
Architekten in zukunftsweisenden Projekten eingesetzt. Moderne Wohnhäuser, grosszügige Industriebauten, Ökonomiegebäude und ganze Siedlungen werden heute in Holz gebaut. Für diese Entwicklung sind eine ganze Reihe rationaler Gründe wie vorgängig beschrieben ins Feld zu führen. Ein wesentlicher Faktor spielt jedoch immer entscheidend mit:
Lebenszeit in Gebäuden verbringt, so sollten diese Gebäude wenigstens ein gesundes AppenzellerHolZ-Haus sein. Weitere Infos und Referenzen finden Sie auf der Homepage www.appenzellerholz.
Katrin Nägeli
Es gibt keinen emotionaleren Baustoff als Holz Und wenn man bedenkt, dass der Durchschnittsmensch in Mitteleuropa 90% seiner
c/o Nägeli AG Zwislenstrasse 27, CH-9056 Gais www.naegeli-holzbau.ch www.appenzellerholz.ch
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Holztragkonstruktionen in Mehrfamilienhäusern Wenn eine Holzbaufirma als Bauherrin auf‑ tritt, ist es fast zwingend, das Bauvorha‑ ben auch in Holz auszuführen. Da jedoch eine Mehrfamilienhaussiedlung auf einem Stück Brachland geplant war, musste mit der Realisierung gewartet werden bis die gesetzlichen Vorgaben diese auch zulas‑ sen würden. 2005 war es dann soweit: Die kantonalen Brandschutzvorschriften waren dahingehend geändert worden, dass auch die Holzkonstruktion von Mehrfamilienhäu‑ sern möglich wurde. In mehreren Etappen entstanden von 2005 bis 2008 insgesamt vier Wohnhäuser, zwei davon vierstöckig, die beiden restlichen dreigeschossig, ab‑ geschlossen von je einer grosszügigen At‑ tikawohnung. Diese Art von Vorhaben war auch für die routinierten Holzbauer eine Herausforderung. Es fehlten sowohl Refe‑
renzobjekte wie auch die Erfahrung für Pro‑ jekte dieser Art. Baukomfort Der Anspruch an die zu erstellenden Wohn‑ einheiten war, die Vorteile der Holzkonst‑ ruktion in einem hervorragenden Raum‑ klima mit erhöhter Wärmedämmung und Schallschutz erlebbar zu machen. Gleich‑ zeitig sollte die Belastung durch elektroma‑ gnetische Störfelder so gering als möglich gehalten und eine mikrobiologische Belas‑ tung ganz ausgeschlossen werden. Die gan‑ ze Überbauung hatte dabei bezüglich des Energieverbrauchs dem Minergiestandard zu entsprechen. Unter diesen Voraussetzun‑ gen war die Entscheidung für einheimisches Holz aus Bündner Wäldern die konsequente Weiterführung des Grundgedankens Ökolo‑
Am Eingang eines Seitentals des Davoser Hochtals gelegen, bildet die Holzsiedlung mit dem sie umgebenden Wald eine Einheit. (Bild: Künzli Holz AG )
Bündner Wald 3/2009 27
gie mit Wohnkomfort zu verbinden und dabei den Tatbeweis zu erbringen, dass auch grössere, mehrgeschossige Wohnbauten ausschliesslich aus Holz erstellt werden können. So bestehen sowohl tragende als auch teilende Elemente ausschliesslich aus Holz, die im Systembau vorgefertigt und auf dem Bauplatz zusammengefügt wurden. Dies in gerade mal 6 Tagen pro Haus wonach sofort mit dem Innenausbau begonnen werden konnte. Auch die Bauhandwerker schätzten es ausserordentlich in einer trockenen und staubfreien Umgebung ihrer Tätigkeit nachgehen zu können. Individuelle Lüftungen Entstanden sind so insgesamt 25 licht-
durchflutete Wohneinheiten mit 3,5 bis 5,5 Zimmern. Grosse dreifach verglaste
Fenster eröffnen den Blick auf das spektakuläre Bergpanorama ringsherum, leisten mit einem Dämmwert von 0,7 W/m2K jedoch ihren Anteil an der insgesamt dem Minergiestandard entsprechenden Wärmeabschottung gegen aussen. Den oft auftretenden Problemen eines ungenügenden Luftaustausches in einer gut gedichteten Aussenhülle wurde durch eine individuelle Komfortlüftung in jeder Wohnung begegnet. Für die Bewohner am auffälligsten, entfällt dadurch das aufwendige regelmässige Lüften. Die zirkulierende, über einen Wärmeaustauscher vorgewärmte Frischluft wird schon bald zu einer angenehmen
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Noch erinnert der Bau eher an ein Labyrinth, aber nur wenige Tage später wird hier ein fertiges Holzhaus stehen. (Bild: Künzli Holz AG )
Selbstverständlichkeit, die nur noch bei einem Fehlen schmerzlich wahrgenommen wird. Für Besitzer garantiert diese Lösung ausserdem den Ausschluss einer möglichen Schimmelbildung, da es gar nicht mehr zu Staubildung und Kondensniederschlägen kommen kann. Wohnkomfort Auch wenn sich die Bauten von aussen selbstbewusst als Holzhäuser zu erkennen geben, ist vom Werkstoff Holz im Innern nicht viel zu sehen. Weiss gestrichene Wände und ein nüchterner Innenausbau lassen kein Alphüttengefühl zu. Der Vorteil des Holzbaus liegt hier nicht in der Optik, sondern im deutlich erhöhten Wohnkomfort. Holzwände klimatisieren und fühlen sich warm an. Deshalb werden sie nicht als un-
angenehme Kaltbereiche empfunden, so dass die Raumtemperatur generell ohne Verlust an Wärmegefühl um einige Grad abgesenkt werden kann. Die verbleibende Heizenergie wird übrigens, in konsequenter Die nüchterne und grosszügige Innengestaltung lässt viel Freiraum für persönliche Vorlieben. (Bild: Künzli Holz AG )
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Beibehaltung des ökologischen Grundgedankens, über eine Fernwärmeleitung vom nahe gelegenen Holzbaubetrieb geliefert. Hier wird Abfallholz zum wertvollen Brennstoff für die Heizung in den Betriebsräumlichkeiten sowie den umgebenden Wohnund Gewerbebauten. Damit geniessen die inzwischen eingezogenen Bewohner nicht nur den speziellen Raumkomfort des harmonisierenden und ausgleichenden Naturstoffes Holz, sondern dürfen auch stolz dar-
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auf sein in modern und nachhaltig gebauten und funktionierenden Häusern ihr Zuhause gefunden zu haben.
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Nachhaltig Dämmen mit PAVATEX – PAVATEX-Dämmstoffe aus nachhaltig verfügbaren Naturmaterialien – Produktion ohne umweltbelastende Stoffe – PAVATEX setzt auf regenerative Energiequellen – PAVATEX-Dämmstoffe verbessern CO2-Bilanz PAVATEX ist der führende Anbieter von
hochwertigen Holzfaserdämmsystemen für die moderne Gebäudehülle. Im bewährten und kontinuierlich weiterentwickelten Nassverfahren entstehen heute in diesen beiden Werken die PAVATEX-Holzfaserdämmsysteme – moderne, ökologische und vor allem multifunktionale Dämmsysteme für die Gebäudehülle. Die diffusionsoffenen, bindemittelfreien Naturprodukte von PAVATEX schützen auf sehr effektive Weise im Winter vor Kälte und im Sommer vor Hitze. Gleichzeitig weisen sie lärm- und schallschützende Eigenschaften auf. PAVATEX setzt auf nachhaltig verfügbare Naturmaterialien PAVATEX verarbeitet ausschliesslich frisches Sägerrestholz in von Form Schwarten, Spreisseln und Hackschnitzeln – geliefert von regionalen Sägerein. Damit ist die Basis der PAVATEX-Dämmstoffe Holz, der einzige einheimische Rohstoff, der sich ständig erneuert. PAVATEX-Dämmstoffe werden ohne umweltbelastende Stoffe hergestellt Als Baustoffe der Natur – verarbeitet werden VOC-arme Tannen und Fichten aus der Region – sorgen die Holzfaserdämmstoffe von PAVATEX für ein gesundes und behagliches Wohnklima. Bei der Herstellung im ökologischen und bindemittelfreien Nassverfahren sorgt allein der holzeigene Bin-
PAVATEX DIFFUTHERM – das leistungsfähige Wärmedämmverbundsystem (Bild: PAVATEX )
destoff Lignin für starken Zusammenhalt. Eine künstliche Verleimung der Holzfasern ist nicht notwendig. PAVATEX setzt auf regenerative Energiequellen Klimaschutz geht uns alle an. Jeder kann seinen Beitrag dazu leisten, den Ausstoss von CO2 zu reduzieren und so der globalen Erwärmung entgegenzuwirken. Praktischer Klimaschutz heisst, Verantwortung zu übernehmen und aktiv die Klimabilanz zu verbessern. Nur so lassen sich unsere Lebensgrundlagen dauerhaft sichern. Als führender Anbieter von Holzfaserdämmstoffen stellt sich PAVATEX dieser Verantwortung und setzt sich als Mitglied der WWF CLI‑ MATE GROUP aktiv für den Klimaschutz ein. Bündner Wald 3/2009 31
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Biomassekessel im Werk Cham (Bild: PAVATEX )
Ein ganz besonderer Meilenstein in den Klimaschutzaktivitäten von PAVATEX ist die kürzlich erfolgte Inbetriebnahme des neuen Biomassekessels am Standort Cham, welcher das Werk eigenständig mit Energie versorgt – eine innovative und wegweisende Premiere. Erstmalig wurde in der Schweiz ein Biomassekessel in Betrieb genommen, welcher über einen Feuerungsraum mit zwei unterschiedlichen Feuerungsarten verfügt. Die thermische Nutzung anfallender Holzreste gewährleistet eine eigenständige und bedarfsorientierte Dampfversorgung – wirtschaftlich und umweltfreundlich. Neben einer normalen Rostfeuerung, die Hackschnitzel und Holzfaserplattenausschuss verwertet, besitzt der Kessel auch eine sogenannte Staubmuffel. Sie befindet sich über der Rostfeuerung und ist in der Lage, effizient und ohne Verpuffungsgefahr den
im Produktionsprozess anfallenden Holzstaub (Schleif-, Säge- und Profilierstaub) direkt in Staubform zu verbrennen. Je nach Bedarf kann der Kessel mit jedem Brennstoff einzeln, aber auch in Kombination betrieben werden. Die Verbrennung des Holzstaubes erfolgt dynamisch und ermöglicht eine entsprechend schnelle Leistungsregulierung, die produktionsbedingte Schwankungen im Dampfbedarf problemlos ausgleicht. Beim neuen Biomassekessel am Standort Cham leistet die Rostfeuerung die Grundlast, während die Muffelfeuerung den variablen Leistungsbedarf abdeckt. Mit dem Biomassekessel kann PAVATEX seinen Gasverbrauch um 73 Prozent reduzieren. Durch die Einsparung von jährlich rund 37 500 Megawattstunden Gas lässt sich der CO2Ausstoss um knapp 7500 Tonnen pro Jahr
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verringern. Damit übertrifft PAVATEX auch die mit dem Bundesamt für Umwelt ( BAFU ) eingegangene Reduktionsverpflichtung bei Weitem. PAVATEX hat sich verpflichtet, seinen CO2-Ausstoss bis 2010 gegenüber dem Jahr 2001 auf 66 Prozent zu senken. Heute beträgt unser Ausstoss bereits nur noch 43 Prozent im Vergleich zu 2001 – trotz Mehrproduktion. Klimaschutz geht alle an – mit PAVATEX CO2-Bilanz verbessern PAVATEX-Holzfaserdämmstoffe sind ideale Kohlenstoffspeicher, die Faser für Faser unser Klima nachhaltig entlasten und der globalen Erwärmung entgegenwirken. Während des Holzwachstums entziehen die Bäume der Atmosphäre CO2 und speichern Kohlenstoff im Holz. Dieses Holz verarbeitet PAVATEX zu hochwertigen Holzfaserdämmstoffen. Mit jedem Haus, in das Holzfaserdämmstoffe von PAVATEX verbaut werden, entstehen neue Kohlenstoffspeicher, die das Waldareal sozusagen künstlich erweitern. Auf diese Weise verbessern PAVATEX-Holzfaserdämmstoffe die globale CO2-Bilanz und leisten Stück für Stück praktischen Klimaschutz. Weitere Informationen: www.pavatex.ch oder www.co2-champion.info Über PAVATEX PAVATEX (pavatex.com) ist führender mitteleuropäischer Anbieter von hochwertigen Holzfaserdämmsystemen für die moderne Gebäudehülle. Zahlreiche Produktinnovationen machen PAVATEX zur treibenden Kraft im Marktsegment der Holzweichfaserdämmstoffe – leistungsfähige, ökologische und multifunktionale Dämmstoffe. Holzfaserdämmstoffe zeichnen sich durch herausragende Leistungen beim Wärme- und
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Hausbau der Zukunft – Design trifft Gesundheit Wer bei dem Wort Holzhaus an massives Alpenbarock denkt, wird bei dem patentierten Vollholzsystem eines Goldegger Unternehmers überrascht sein. Für leim- und chemiefreie, energiesparende und mit 50-jähriger Garantie versehene Vollholzhäuser haben sich schon hunderte zufriedene Bauherren entschieden. Neben gesundheitsbewussten Familien, die sich beim Bau ihres neuen Heimes für Qualität entscheiden, hat die frohe Botschaft des einzigartigen und doch so simplen Systems schon längst den Objektbau erreicht. Gesundheitspapst Willi Dungl setzte ebenso darauf wie das norwegische Königshaus. Zunehmend entdecken es immer mehr Hoteliers: Häuser aus Vollholz, frei von Leimen und Chemikalien. «Für den Hotelier geht es immer mehr da rum, Unverwechselbarkeit zu bieten», meint
Der Innengestaltung sind keine Grenzen gesetzt (Bild: Thoma Holz100)
der Goldegger Unternehmer. Ein biologischer Holzbau könne das, ist er überzeugt. Mit seinem Vollholzkonzept hat er den Hotelbau entdeckt. Die Spanne reicht vom rustikalen, ehrlichen Bio-Vollholzhotel über moderne Seminarhotels, ausgezeichnete Designhotels bis zum Fünfsterne-Luxus‑
Seminarhotel «Opaka», Norwegen (Bild: Thoma Holz100)
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hotel in den Alpen Italiens. Gerade in einer schnellen, hektischen Zeit sehnt sich der Mensch immer mehr nach Geborgenheit, Wohlbefinden und Ruhe. Die Holzhotels können diese Bedürfnisse befriedigen. Umgeben von einer duftenden, natürlichen Hülle die Seele baumeln lassen – ein Argument, das jährlich hunderte Menschen dazu veranlasst, die Koffer zu packen und in eines der «Holzhotels» zu fahren. Es drängt sich nun die Frage auf, mit welchem System gewinnt hier ein österreichischer Unternehmer weltweit das Vertrauen und die Herzen der Menschen? Warum entscheiden sich so viele, ein solches Vollholzhaus zu bauen? Kanthölzer und Bretter werden stehend, liegend und diagonal zu kompakten Bauelementen geschichtet. Staubtrockene Buchenholzdübel durchdringen diese Schichten in
der vollen Stärke des Wandelementes. Die Dübel nehmen an ihrem neuen Ort Restfeuchtigkeit auf und quellen unlösbar, wie fest verwachsene Äste, in die umgebenden Hölzer hinein. Kraftvoll verbinden sie so die Einzelteile zu einem massiven Ganzen. Dieses System ist im jahrelangen Streben nach dem vollendeten Holzhaus entstanden. Vorausgesetzt wird dazu die ausschliessliche Verwendung von Baustoffen, die aus nachhaltiger,- und heimischer Waldwirtschaft stammen. Laufend werden sämtliche Wand- Decken- und Dachaufbauten in diesem Sinne weiterentwickelt. Das innovative System, bereits seit Jahren international prämiert, erreicht technologische Spitzenwerte in allen baulich relevanten Bereichen. Das Naturhotel Waldklause im Tiroler Längenfeld, kürzlich zum besten Ökohotel Eu-
Naturhotel Waldklause in Längenfeld/Tirol (Bild: Thoma Holz100)
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Aufbau des Vollholzsystems (Bild: Thoma Holz100)
ropas gekürt, vermarktet sich unter anderem als das «leiseste Holzhotel der Welt». Guter Schlaf ist also nicht nur aufgrund der angenehmen Düfte von Tanne, Fichte und Kiefer, welche die Gäste beim Eintreten umhüllen, sondern auch durch einen nie zuvor erreichten Schallschutz garantiert. Das Hotel erfreut sich übrigens einer ganzjährigen 95-%-igen Auslastung. Für das Bio-Vollholzhotel, der «Forsthof‑ alm» in Leogang war neben den Vorteilen wie der ausgezeichneten Wärmedämmung (das System erreicht ohne zusätzliche Isolierung den Wärmedämmweltrekord unter allen statisch tragenden Baustoffen) auch die schnelle Montage ein Anreiz, der dazu führte, mit diesem Vollholzsystem zu bauen. Auch diese Entscheidung hat sich schon bezahlt gemacht. Im Branchenschnitt rechnen Hotels mit einer 40- bis 50-prozentige Auslastung in der ersten Saison. Die Forsthofalm erfreute sich einer 87-prozentiger Auslastung und ein bereits begeistertes Stammpublikum. Die in den Werken des Goldeggers hergestellten Vollholzelemente aus Fichte, Tanne 36
oder Kiefer werden wie ein Fertigteilhaus errichtet. «Bei der viergeschossigen Forsthofalm lag die Montagezeit bei vier Wochen.» Der Hotelbau sei für ihn auch wegen der Nachfolgewirkung interessant, räumt der Unternehmer ein. «Immer mehr Hotelgäste kommen, um sich ihr Privathaus von uns errichten zu lassen.» Dass sich Vollholz bei der Bauweise auch für den Hotelier auszahle, zeige schon die hohe Auslastung der Holzhotels. Laut jüngsten Berechnungen kommen die um etwa 5 – 10 Prozent höheren Errichtungskosten allein durch die niedrigeren Heizkosten herein. Dem Design sind bei diesem Vollholzsystem keine Grenzen gesetzt. Durch die kreuzweise Verdübelung sind die Elemente vollkommen bewegungsfrei und erlauben so jede Oberflächengestaltung, aussen wie innen. Von rustikal zu modern, mit Stahl und Glaselementen, kombiniert mit Lehm oder Putz – alles ist möglich.
Mit viel Gefühl gestalten die Hoteliers den Innenbereich und haben so eine Quelle des Wohlbefindens geschaffen. (Bild: Thoma Holz100)
Auch diese Flexibilität in der Gestaltung erklärt die internationale Auftragslage. Nahe Tokio steht etwa eine Vollholzkirche. Im Übrigen ein weiterer Nachweis der Vorteile der Holzbauweise, meint der Firmenchef: Bei einem massiven Erdbeben sei der reine
Holzbau durch seine Beweglichkeit unversehrt geblieben. Ein einzigartiges Wohnklima für mehr Lebensenergie, Gesundheit und Sicherheit gesellt sich zu den erwähnten Vorteilen.
Die Forsthofalm in Leogang. Neben Skispass und Wandervergnügen garantiert das Bio-Vollholzhotel Entspannung auf höchstem Niveau. (Bild: Thoma Holz100)
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Die Qual der Wahl – den bewegungsreichen Tag in der «Almlonge» bei einem Gläschen Wein oder in der Holz-Sauna mit Panorama – Bergblick beschliessen (Bild: Thoma Holz100)
Menschen, die sich für dieses System entscheiden, bekommen so neben innovativer Technik auch baubiologische Bestleistungen. Moderne Architektur: ein Kaffeehaus in Südtirol. Unten geniessen die Kunden den italienischen Cappuccino, oben wohnt die Familie. (Bild: Thoma Holz100)
Auch aus Schweizer Holz Es wird auch das Ziel verfolgt, in den Regionen mit regionalem Holz die Häuser zu errichten. So ist man mit der jüngsten Produktionsstätte im Schwarzwald nahe der Schweizer Grenze den Kunden gefolgt. Hier werden übrigens auch laufend Wohnhäuser produziert, für welche die Bauherren das Holz aus dem eigenen heimatlichen Wald mitbringen. Ein preisgekröntes System Alle Produkteigenschaften dieses Systems sind durch anerkannte Forschungsinstitutionen, wie etwa die Universitäten Wien und Graz, Univ. der Bundeswehr München, Fraunhofer Institut Stuttgart, Institut für Brandschutz und Sicherheitstechnik Linz, zertifiziert
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Traditionelle Bauten in Österreich und Südtirol. (Bild: Thoma Holz100)
Öffentliche Stellen haben es in den Bereichen Innovation, Ökologie, Wirtschaftlichkeit und Soziales mehrfach preisgekrönt: die österreichische Wirtschaftskammer, der Forschungsförderungsfonds, die Arbeiterkammer, die Aachener Stiftung Kathy Beys, die Bundesländer Salzburg und Oberösterreich … Die öffentliche Anerkennung für dieses Vollholzsystem ist nicht nur «Ehre»,
sondern auch Auftrag, die konsequente Arbeit auch in Zukunft fortzusetzen. Elisabeth Thoma Hasling 35, A-5622 Goldegg Tel.: +43 (0) 64158910 elisabeth.thoma@thoma.at
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Vorwärts ins Zeitalter des Holzes! Einerseits brauchen wir eine vernünftige Energiepolitik mit alternativen Energien, andererseits energiearme Rohstoffe, um unsere Wohnbedürfnisse zu stillen. Beides lässt sich wunderbar mit Holz bewältigen: Holz als Energiequelle wie auch als Baustoff. Schliesslich wollen wir das Klima schützen, die Versorgungssicherheit unseres Landes erhöhen und unsere Volkswirtschaft stärken. Weg vom fossilen Raubbau, hin zu erneuerbaren und umweltfreundlichen Energiequellen – so heisst das Gebot der Stunde. Die Energievision des erneuerbaren Rohstoffes Holz lässt sich auf folgende Kennzahlen herunterbrechen: Bei einer Halbierung des jetzigen Energiebedarfs unseres Gebäudeparks und einer gleichzeitigen Verdoppelung der Holznutzung lassen sich bis ins Jahr 2050 25 % des Heizenergiebedarfs mit Holzenergie decken. Momentan sind es etwa sieben Prozent. Energieeffizienz Das heutige Energieproblem, respektive die hohen Energiekosten, haben wir einem enorm verschwenderischen Gebrauch von fossilen Energien in den letzten 60 Jahren zu verdanken. Öl und Gas waren fast umsonst zu haben und die Bauvorschriften ziemlich lasch, wenn nicht sogar inexistent. Ein durchschnittliches Wohnhaus aus den 60 er und 70 er Jahren braucht im Durchschnitt 20–25 Liter Heizöl pro Quadratmeter Wohnfläche und Jahr. Eine enorme Menge, wenn man bedenkt, wie teuer es ist, in so einem Haus auch nur ein einziges Zimmer zu beheizen. Bei einer Zimmergrösse von 15 m2 sind dies alleine 300 Liter Heizöl pro Jahr. Bei Kosten von ca. 65 Fr./ 100 l (Stand Ende Mai 2009 ) sind dies 180 Franken pro Jahr, welche alleine für die Warmhaltung dieses Zimmers anfallen. So ist es 40
Ein moderner Stubenofen übernimmt durch die Koppelung mit einem Kombispeicher (mit innen‑ liegendem Wassererwärmer) heute die Funktion einer Zentralheizung (Bild: J. Clavadetscher)
doch naheliegend, den Grundsatz «Zuerst Energieeffizienz, dann Energiequelle» zu verwirklichen. Das heisst nun konkret: Es bringt wenig, nur auf alternative Energien umzustellen, wenn die Liegenschaft diese in die Umwelt verpuffen lässt. Deshalb soll in einem ersten Schritt ein guter Dämmstandard erreicht und dann auf alternative Energien gesetzt werden werden. So lassen sich mit der gleich grossen Energiemenge, die aus dem Rohstoff Holz zur Verfügung steht, viele Gebäude mehr beheizen, denn auch Holz ist nicht in unendlich grossen Mengen verfügbar. Um Baustandards wie Minergie oder Passivhaus wird man dabei in naher Zukunft nicht herumkommen. Was heute
Mit Holz und Holzprodukten kann höchst effizient und dampfdiffusionsoffen gedämmt werden. Übrigens: Die Verarbeitung von bindemittelfreien Dämmstoffen aus Holz hat einen angenehmen Nebeneffekt. Die Weichholzfaserplatten provozieren keine Hautreizungen, wie man das von herkömmlichen Isolationsstoffen bestens kennt. (Bild: J. Clavadetscher)
noch bei weniger als 10% der Bauvorhaben umgesetzt wird, kann schon bald mehr als die Hälfte der neuen Bauten und auch Sanierungen ausmachen. Wie schon gesehen, ist vor allem der Sanierungsbereich des in die Jahre gekommenen Gebäudeparks das Nadelöhr. Bei einer Sanierungsrate von nur gerade einem Prozent sind Energiekonzepte wie die 2000-Watt-Gesellschaft Illusionen. Aber auch die Qualität der durchgeführten Sanierungen lässt im Hinblick auf eine energieunabhängigere Zukunft noch grosse Wünsche offen. «Pinselrenovationen» sind leider immer noch sehr verbreitet, obwohl weiter gehende Arbeiten wie zum Beispiel die Wärmedämmung der Gebäudehülle neben massiven Einsparungen bei den Ener-
giekosten auch mehr Wohnqualität und eine Wertsteigerung der Liegenschaft bringen. Anreize, um eben mehr als nur eine Kosmetikbehandlung der Gebäudehülle zu bewirken, gibt es viele. Einerseits sind hohe Energiepreise wohl die stärkste Kraft in dieser Hinsicht. Die hohen Ölpreise im vergangenen Sommer sowie mehrere strenge Winter hintereinander führten den Liegenschaftsbesitzern klar und deutlich vor Augen, dass insbesondere eine Effizienzsteigerung ihres Gebäudes einen massgeblichen Energiekostenrückgang bewirken kann. Andererseits steigert das erhöhte Bedürfnis nach Komfort und Behaglichkeit den Anreiz, in eine energieeffizienzsteigernde Sanierung zu investieren. Bündner Wald 3/2009 41
MINERGIE ® Ein wichtiger Schritt in eine unabhängige und energieeffiziente Versorgung unserer Liegenschaften war die Schaffung des schweizweit anerkannten Labels MINERGIE®. Mit diesem Qualitätslabel ausgezeichnete Liegenschaften sind äusserst energiesparend und attraktiv. Attraktiv meint hier eine wertende Aussage für die Zukunft eines Gebäudes. Dabei sind sowohl Neubauten als auch Renovationen im von der Wirtschaft, den Kantonen und dem Bund getragenen Label integriert. Für Neubauten und Sanierungen gelten verschiedene Grenzwerte für die zugeführte Endenergie. Wohn- und Arbeitskomfort, welche durch eine hochwertige Bauhülle und eine systematische Lufterneuerung ermöglicht werden, stehen im Zentrum von MINERGIE®-Gebäuden. Dabei gilt insbesondere der spezifische Energieverbrauch als Leitgrösse bei der Beurteilung der Bauqualität, also kWh pro Quadratmeter Wohnfläche und Jahr. Durch die Unabhängigkeit der Planer und Architekten von Vorgaben wie Gestaltung, Materialwahl und Struktur der Gebäude geniesst das Label eine grosse Akzeptanz. Folgende drei Minergie-Standards werden zertifiziert: – MINERGIE® – MINERGIE-P® – MINERGIE-ECO® und -P-ECO® Interessant ist im Hinblick auf die «Reyclierbarkeit» von Liegenschaften der Standard ECO. Hier werden zusätzlich zu den Minergiestandards MINERGIE® und MINERGIE-PECO® insbesondere die Lebensqualität für die Bewohner und die Umweltbelastung durch Baustoffe als Kriterien verwendet. Das bedeutet zum Beispiel, dass im Bereich Lebensqualtität zur Erreichung des Labels 42
MINERGIE-ECO® die Schadstoffbelastung der Raumluft durch Baustoffe, die Lärmimmissionen und Tageslichtverhältnisse betrachtet werden. Für die Bauökologie werden die Rohstoffe nach ihrer Verfügbarkeit und Reyclierbarkeit sowie der Umweltbelastung durch die Herstellung der Baustoffe bewertet. Zusammenfassend heisst das Folgendes: Zur Erreichung des MINERGIE®-Labels werden der Wohnkomfort und die Energieeffizienz bewertet. Für das ECO-Label fliessen zusätzlich Gesundheitsaspekte und die Bauökologie in die Bewertung mit ein. Absolute Ausschlusskriterien sind zum Beispiel die Verwendung von schwermetallhaltigen Baustoffen, die Nichtverwendung von Recycling-Beton oder der Einsatz von nichteuropäischem Holz ohne Nachhaltigkeitszertifikat, wie z.B. FSC oder PEFC. Je nach Bautyp und Bauweise erfordern MINERGIE®-Bauten etwa 2 bis 10 Prozent höhere Investitionen. Zurzeit sind knapp 12 600 Gebäude nach MINERGIE®, 340 Gebäude nach MINERGIEP® und nur gerade 36 nach MINERGIE-ECO® sowie 12 nach MINERGIE-P-ECO® zertifiziert. Damit wurden gegenüber der herkömmlichen Bauweise Mehrinvestitionen von rund 1,7 Milliarden Franken getätigt.
Für weitere detaillierte Informationen siehe: www.minergie.ch Holzbau Der Holzbau liegt im Trend. Nicht nur in ländlichen Gebieten ist der Baustoff Holz wieder im Kommen, sondern auch in den Städten wird mehr und mehr mit Holz gebaut. Von aussen sichtbares Holz oder nicht – ist hier wohl eine Glaubens- und Imagefrage. Bei den Einfamilienhäusern liegt der Marktanteil von Holzbauten bei etwa 20, im übrigen Hochbau bei zwölf Prozent. Dabei wird zirka ein Viertel des gesamten Holzver-
Mit vorgefertigten Holzbauelementen kann ein Einfamilienhaus in einem Tag aufgerichtet werden und der Innenausbau ohne dauernde Zugluft direkt begonnen werden. (Bild: J. Clavadetscher )
brauchs der Schweiz im Hochbau verwendet. Das heisst, dass in der Schweiz das Holz trotz des Wachstumskurses immer noch eher zu den kleineren Mitspielern am Markt gehört. Die Kosten für Holzbauten liegen im Allgemeinen ungefähr auf der gleichen Höhe wie bei Massivbauten. Dabei sind Holz-Aussenwände, welche den MinergieStandard erfüllen, nur unwesentlich teurer als solche, welche nur den gängigen Normen des Energiegesetzes genügen. Vielfach waren es Holzbauten, welche im Zuge einer Verschärfung der geltenden Bestimmungen zur Erlangung von Minergie-Standards als erste den Sprung über die höher gesetzte Latte schafften und damit eine grosse Vorreiterrolle übernehmen konnten. Doch zurück zu den Grundlagen. Holz ist von Natur her ein schlechter Wärmeleiter und eignet
sich deshalb besonders gut für energieeffiziente Bauten. Gerade mit der Rahmenbauweise lassen sich trotz erstaunlich dünnen Wänden sehr gute Energiewerte erreichen. Als Faustregel kann man sagen, dass sich im Holzbau bei gleicher Wanddicke doppelt so gute Dämmwerte erreichen lassen wie im Massivbau. Das bedeutet wiederum grössere Wohnflächen bei gleicher Ausnutzungsziffer, was bei einem Einfamilienhaus gute fünf Prozent Flächengewinn ausmachen kann. Dazu kommt, dass im Umbau- und Renovationsbereich das geringere Gewicht ein weiterer Pluspunkt für das Holz ist: Aufstockungen und Anbauten können vielfach auf das bestehende Tragwerk gebaut werden. Stark erweiterte Möglichkeiten für den Baustoff Holz bestehen seit der Revision der Bündner Wald 3/2009 43
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Brandschutzvorschriften im Jahr 2005. Die neuen Vorschriften lassen auch mehrgeschossige Bauten (bis sechs Geschosse) aus Holz zu. Bei Holzfassaden sind es sogar maximal acht Geschosse. Zudem ist das Holz aus seiner Öko-Ecke herausgetreten und immer mehr zum «normalen» Baustoff geworden. Holz ist nicht mehr nur für die Fundis und Ideologen, sondern wird vielmehr aufgrund der Bedürfnisse nach Gesundheit und Natürlichkeit geschätzt. Zusätzlich hat sich die Verarbeitung des Rohstoffes massiv verändert. Neue Techniken der Holzverarbeitung erlauben den Architekten immer freiere gestalterische Möglichkeiten mit dem nachwachsenden Rohstoff. Durch CAD (Computerunterstütztes Design) und CNC (Computerunterstütz44
te Steuerung) ist es möglich, die Elemente millimetergenau in den Werkhallen vorzufertigen, was die Montage und den Einbau weiterer Elemente enorm vereinfacht und Baufehler von vornherein zu einem guten Teil ausschliessen kann. Mit Holz kann auch die Kohlendioxid-Bilanz eines Bauwerks massgeblich verbessert werden, da es mit sehr wenig grauer Energie, verglichen z.B. mit Beton, belastet ist. Zusätzlich speichert das verbaute Holz das Treibhausgas über die Lebzeiten eines Gebäudes. Mit jedem Kubikmeter zusätzlich verbrauchtem Holz kann in der Schweiz rund eine Tonne CO2 eingespart werden. Holzbau ist innovativ, vielfältig, exakt, schnell, zeitgemäss, zukunftsorientiert, umweltschonend, energetisch top und auch preislich absolut konkurrenzfähig. Vier triftige Gründe, welche für die Holzenergie sprechen Erstens: Energieholz ist ein erneuerbarer Rohstoff, welcher vor unserer Haustüre nachwächst. Er schont die Umwelt und kann dazu beitragen, das Klimaproblem zu einem guten Teil, zumindest in der Schweiz, zu lindern. Wichtig dabei sind vor allem der sachgemässe Betrieb und die zweckmässige Technik. Zweitens: eine moderne Technik, welche laufend erneuert wird, garantiert einen schadstoffarmen Betrieb Ihrer Holzheizung. Schadstoffarm heisst in diesem Fall wenig Feinstaub und wenig Kohlenmonoxid. Damit schonen Sie die Umwelt und auch Ihre Gesundheit. Wenn Sie richtig anfeuern (www.fairfeuern.ch) können Sie sowohl bei neueren wie auch älteren Ofenmodellen den Schadstoffausstoss reduzieren. Achten Sie beim Kauf einer neuen Holzheizung auf das Qualitätssiegel von Holzenergie
Schweiz. Dieses garantiert den Stand der Technik und die Einhaltung der Luftreinhaltevorschriften. Für grössere Holzheizungen (z.B. für einen Wärmeverbund) existiert ein Qualitätsmanagement mit dem Namen QM-Holzheizwerke. Mit QM-Holzheizwerke wird die Planung der Anlagen laufend überwacht und durchläuft verschiedene Meilensteine. Dieses Instrument wird für die Erstellung von Anlagen mit einer Leistung von mehr als 350 kW für die finanzielle Förderung im Kanton Graubünden zwingend verlangt. Drittens: Holz ist CO2-neutral. Das heisst, dass die gleiche Menge Kohlendioxid entsteht, ob man nun das Holz im Zimmerofen oder in der Zentralheizung verbrennt, oder im Wald verrotten lässt. Und da in der Schweiz aufgrund der strengen Richtlinien des Waldgesetzes nicht mehr Holz genutzt wird, als nachwächst, bleibt das Kohlendioxid im natürlichen Kreislauf. Dies bedeutet auch gleichzeitig die Erneuerbarkeit der Energiequelle Holz. Viertens: Holzenergie ist gut für die regionale und nationale Wertschöpfung. Diese ist bei der Nutzung von Energieholz sehr
viel höher als bei herkömmlichen Energiequellen. Neuste Studien zeigen, dass pro 1000 kW installierte Holzheizungsleistung (diese Leistung reicht aus, um 100 bis 150 Einfamilienhäuser zu beheizen) regional insgesamt 2,3 Arbeitsplätze geschaffen werden. Auf nationaler Ebene kommen noch einmal 3 Arbeitsplätze hinzu. Gerade in Rezessionszeiten kann dies ein bedeutender Faktor zur Stärkung unserer Wirtschaft sein. Betrachtet man das kurzfristig verfügbare Energieholz in der Schweiz und multipliziert dieses mit den zusätzlichen Arbeitsplätzen, könnten in der Schweiz rund 8000 Arbeitsplätze geschaffen werden. Fazit Holz wird in naher Zukunft Marktanteile dazugewinnen, sowohl im Holzbau, wie auch als Energieträger. Das Baumaterial und der Energieträger Holz sind eine optimale Synergie und tragen dazu bei, dass die Wertschöpfung dieses wertvollen Rohstoffes zum grössten Teil in der Schweiz bleibt. Zudem ist die regionale Wertschöpfung gegenüber anderen Energieträgern und Baustoffen viel höher. Holzenergie Schweiz setzt sich vehement dafür ein, dass sich der Energieträger Holz nicht mit dem Baustoff
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können. Dabei sollte vor allem der Export von schlechteren Sortimenten gestoppt und das Holz energetischen Zwecken zugeführt werden. Die hochwertigen Sortimente sollen primär als ökologisches Baumaterial in unseren Häusern längerfristig CO2 speichern, während qualitativ minderwertige Sortimente als Energieträger in den energieeffizienten Holzbauten zum Einsatz kommen. Die schon verwirklichten Gebäude, welche nach diesen Grundsätzen gebaut wurden und betrieben werden, haben einen grossen Mitnahmeeffekt auf zukünftige Projekte. Holz ist ein erneuerbarer Rohstoff, welcher vor unserer Haustüre nachwächst. Er schont die Umwelt und kann dazu beitragen, das Klimaproblem zu einem guten Teil, zumindest in der Schweiz, zu lindern. Sei dies als Baumaterial oder als Energieträger. Wichtig dabei sind vor allem der sachgemässe Einsatz und Betrieb und die zweckmässige und passende Technik. Gehen Sie der Zukunft einen Schritt voraus, bauen und heizen Sie mit Holz!
Erneuerbar und klimaneutral: Die Wälder der Schweiz liefern nachhaltigen, CO2-neutralen, energieeffizienten Bauund Brennstoff (Bild: Holzenergie Schweiz)
Holz konkurrenziert. Das heisst, die beiden Verwendungszwecke sollen sich nicht gegenseitig ausschliessen, sondern vielmehr optimal ergänzen. Bei der Holzernte fallen zu einem guten Teil Sortimente an, welche nicht, oder viel zu billig verkauft werden 46
Christoph Aeschbacher Holzenergie Schweiz Neugasse 6, CH-8005 Zürich Aeschbacher@holzenergie.ch
Medienmitteilung Binding Waldpreis 2009 Poschiavo erhält den Binding Waldpreis 2009 Der Bündner Wald gratuliert von Herzen! Die Sophie und Karl Binding Stiftung verleiht Poschiavo den mit 200 000 Franken dotierten Binding Waldpreis. Sie würdigt damit die Arbeit des dortigen Forstbetriebs. Mit seinem aussergewöhnlich breiten Leistungsspektrum trägt der Forstbetrieb Poschiavo viel zur Entwicklung der Randregion bei und ist ein wichtiger Arbeitgeber. Die traditionelle Waldwirtschaft ist im Umbruch. Seit 1995 fielen infolge der Rationalisierung rund zehn Prozent der Stellen weg. Trotzdem sind viele Forstbetriebe kaum mehr rentabel. Nicht so im Puschlav im Kanton Graubünden: Poschiavo hat früh erkannt, dass die Forstarbeit auf eine zukunftsfähige Basis gestellt werden muss. Bereits vor drei Jahren erweiterte der Forstbetrieb der Ge-
Binding Waldpreis Der Binding Waldpreis (www.bindingwaldpreis.ch) ist das wichtigste Engagement derSophie und Karl Binding Stiftung. Die Stiftung zeichnet damit
meinde deshalb sein Dienstleistungsspektrum massiv und übernahm das Management des Bereichs «Montagna», des Berggebietes von Poschiavo, vollumfänglich. Seither machen die klassischen Arbeiten wie Holzschlag und Jungwaldpflege nur noch einen Teil der Forstarbeiten aus. Mit einem ganzheitlichen und umfassenden Gebietsmanagement haben die Forstleute in Poschiavo viele neue Aufgaben übernommen. Rund ein Drittel der Arbeit entfällt auf Unterhaltsarbeiten des grossen Bergstrassennetzes. Ausserdem hält die Forstgruppe 270 Kilometer Wanderwege in Stand, baut Holzbrücken, stellt Wegweiser auf und erneuert die Farbmarkierungen. Diese Arbeiten sind wichtig für den Sommertourismus. Zusätzlich ist der Forstbetrieb auch für das Management von Naturgefahren zuständig. Die drei Revierförster überwachen zusammen mit ihren Forstwarten das Gemeindegebiet.Sie beobachten Erdbewegungen und Steinschlag, errichten und unterhalten Schutzbauten. Zum Aufgabengebiet des Forstbetriebs gehören auch die Überwachung der Bergbäche, die Aufsicht über die Steinbrüche und die Umweltbildung. Jährlich führen die Forstwarte mit Schulen Waldtage und Umwelteinsätze durch.
Waldbesitzer, Forstbetriebeund Organisationen aus, die beispielhafte Leistungen erbracht haben und ihren Wald vorbildlich und nach den Grundsätzen der Nachhaltigkeit nutzen und pflegen.
Mehr über den Forstbetrieb Poschiavo, seine Strategie und sein Management erfahren Sie in der Oktober-Ausgabe des Bündner Wald.
Die Auswahl der Preisträger erfolgt auf Vorschlag des Kuratoriums, einem unabhängigen Rat von Forstfachleuten.
Natalie Oberholzer (Medienbeauftragte der Sophie und Karl Binding Stiftung)
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Resgia – Report 03/09 Publiereportage Erfreuliche Nachrichten aus Domat/Ems. Die Mayr-Melnhof Gruppe und der Kanton Graubünden konnten für die von der beabsichtigten Kündigung betroffenen Mitarbeiter ein befriedigendes Ergebnis erreichen. Für die 23 betroffenen Mitarbeiter konnte eine 100-%-Kurzarbeit-Regelung gefunden werden. Dieser Entscheidung sind zahlreiche Gespräche zwischen Vertretern von Mayr-Melnhof Swiss Timber, den Vertretern des Kantons Graubünden aus dem Amt für Wirtschaft und Tourismus sowie aus dem Amt für Industrie, Gewerbe und Arbeit vorausgegangen. Diese mit dem Kanton Graubünden getroffene Vereinbarung ermöglicht MayrMelnhof im Falle vermehrter Nachfrage ein schnelles und flexibles Agieren: Sobald
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es positive Signale der Wirtschaftskonjunktur und eine verstärkte Nachfrage auf den Holzmärkten gibt, ist Mayr-Melnhof Swiss Timber umgehend in der Lage darauf zu reagieren und das Produktionsvolumen zu erhöhen. Trotz des momentan schwierigen wirtschaftlichen Umfelds ist die Mayr-Melnhof Swiss Timber Gruppe von der zukünftigen Bedeutung der strategisch wichtigen Bedeutung des Standortes in Domat/Ems überzeugt. Werksgeschichten Eine weitere Fortsetzung unserer Vorstellungsreihe finden Sie in dieser Ausgabe. Nachdem wir Ihnen unser Administrationsund Einkaufsteam nähergebracht haben, freuen wir uns Ihnen unser Rundholzteam im Innendienst in Domat/Ems vorzustellen.
Das Innendienstteam leitet Roger Keller, welcher auch den Einkauf in den Kantonen Graubünden, Bern und Solothurn verant‑ wortet. Als stellvertretende Leiterin steht Frau Riana Schmid seit dem 1. März 2009 Roger Keller zur Seite. Die Quereinsteigerin mit Wurzeln in der Softwarebranche betreibt in ihrer Freizeit viel Sport, engagiert sich in Verei‑ nen, wie der Pfadi und dem FC, oder ist auf Reisen, eine ihrer grossen Leidenschaften. Lorenz Hübner startete seine Karriere in der Holzbranche 1999 mit dem Studium zum Dipl. Forstingenieur ETH. Der aufgestellte Zürcher Unterländer absolvierte verschie‑ dene Praktika, wie z.B. auf dem Kantons‑ oberforstamt AR oder im Nationalpark Zer‑ nez, bevor er das Studium 2005 mit Erfolg abschloss. Anschliessend arbeitete er an der Forschungsanstalt für WSL in Birmensdorf und setzte danach freiberuflich ein Projekt im Bereich des Waldreservatmonitorings im Kanton Appenzell Ausserrhoden um. Lorenz Hübner ist seit Oktober 2006 bei MMST tätig und für die Rundholzlogistik so‑ wie das Abrechnungswesen verantwortlich. In seiner Freizeit findet man ihn beim Wan‑ dern, Volleyball, Radfahren und Schwim‑ men. Thomas Fehlau hat seine Wurzeln in der Holz- und Sägereibranche. Er begann 1996 an der Forst-Fachhochschule in Eberswalde bei Berlin das Studium zum Dipl. Forstin‑ genieur ( FH ), welches er mit Bravour ab‑ schloss. Ab 2001 arbeitete er zunächst als
Schichtleiter und Rundholz-Sortierer, später in der Logistik und Einkaufsadministration. Zudem wirkte er bei der Realisierung des Sägewerkprojektes Domat/Ems mit. Heu‑ te gehören das Rechnungswesen und die Restholzabwicklung zu den Hauptaufgaben des sympathischen Thüringers. Zu seinen Hobbys zählen Reisen, die Musik (Gitarre, Chor und Gesang) sowie die Jagd. Frau Serina Keller unterstützt das Team in Domat/Ems bei der Planung der Restholz‑ abwicklung. Die gebürtige Thurgauerin mit Ihren Wurzeln am Bodensee, gehört seit dem Frühjahr 2009 zu unserem Team. Ihre Hobbys sind Fotografieren und Klettern. Das Rundholzteam Innendienst freut sich gemeinsam mit dem Einkaufsteam über die Zusammenarbeit mit Ihnen. Für Fragen steht Ihnen der für Ihre Region zuständige Rundholzeinkäufer der Mayr-Melnhof Swiss Timber AG gerne zur Verfügung.
Dani Roth Rundholzeinkauf Mayr-Melnhof Swiss Timber AG Vial, CH-7013 Domat/Ems
Christian Felix Prozess- und Qualitätsmanagement Mayr-Melnhof Swiss Timber AG Vial, CH-7013 Domat/Ems
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Brandschutz im Holzbau: eher fördernd als hemmend! Seit mit Holz gebaut wird, muss Brand‑ schutz betrieben werden. Markus Fischer, Direktor der Gebäudeversiche‑ rung Graubünden (GVG) und gleich‑ zeitig Präsident von Graubünden Holz vertritt die interessante These, dass die Forderung nach sicherer Bauweise durchdachte Konstruktionen und letztlich den Holzbau eher gefördert als gehemmt hat. Im folgenden Interview fragen wir ihn nach der Entwicklung im Brandschutz und deren Auswirkungen auf den Holzbau. Bündner Wald: Früher galt die Gebäudeversicherung als eher holzfeindlich. Warum war das so? Markus Fischer: Holz brennt – «das schleckt kei Geiss aweg.» Diese energetische Eigen‑ schaft des Holzes setzt dem Holzbau tech‑
nische Grenzen. Und diese wurden früher offensichtlich zu wenig erkannt und be‑ achtet. Die Vorbehalte der Gebäudever‑ sicherungen hatten ihren guten Grund: Holzbauten, vor allem solche mit Schin‑ deldächern und Holzfeuerungen, stellten ein extremes Risiko dar. Denken Sie an die vielen Dorf- und Stadtbrände, von denen gerade Graubünden heimgesucht wurde. Seit der Betriebsaufnahme der Gebäude‑ versicherung im Jahre 1912 wurde der Mas‑ sivbau gegenüber dem Holzbau gefördert. Während langer Jahre bezahlte die GVG z.B. Beiträge an den Ersatz von weichen Beda‑ chungen (Holzschindeln) durch harte. Mit der konsequenten Weiterentwicklung und Durchsetzung von Brandschutzvorschriften konnten sicherere Gebäudekonstruktionen sowie Feuerungs- und Abgasanlagen er‑ reicht werden.
Holzhaus mit alternativer Energiegewinnung – eine sinnvolle Kombination (Bild: J. Clavadetscher)
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Sind Holzbauten tatsächlich sicherer geworden? Das ist eindeutig der Fall. Das Brandrisiko und in der Folge auch die Prämien sanken ganz massiv. Früher mussten Durchschnittsprämien bis zu einem Franken je Fr. 1000.– Versicherungssumme erhoben werden. Heute liegt die Durchschnittsprämie unter 42 Rappen je Fr. 1000.– Versicherungssumme, die Prämie für Holzhäuser beträgt 50 Rappen. Das ist primär eine Folge der brandsichereren Bauweise. Sichere Bauweise heisst nicht unbedingt Massivbau! Dank der Entwicklung im Brandschutz sind ebenso sichere Holzbauten, vor allem im Wohnungsbau bis zu sechs Geschossen, möglich. Besonders günstig entwickelte sich das Risiko übrigens bei den sogenannten «gemischten Bauten» mit Mauerwerk und zumeist hölzernen Südfassaden. Für diese Gebäudeklasse liegt der Prämienansatz bei 35 Rappen je Fr. 1000.– Versicherungswert (Massivbau 30 Rappen). Man hört immer wieder den Vorwurf, die Feuerpolizei verhindere Holzbauten. Was ist daran wahr? Nicht viel! Offenbar werden Bauherren, die mit Holz bauen wollen, von Architekten und Planern bisweilen mit dem Vorwand abgespiesen, die angestrebte Holzlösung sei feuerpolizeilich nicht möglich. Das kann in Details, in Ausnahmefällen und bei Grossprojekten zwar durchaus so sein, trifft im Grossen und Ganzen aber selten zu. Unsere Brandschutzvorschriften setzen nur dort Schranken, wo Menschen an Leib und Leben geschützt werden müssen. Wir verhindern keine guten Lösungen, sondern schützen Menschen und Tiere und die Risikogemeinschaft aller Versicherten vor gefährlichen Zuständen, hohen Kosten und damit auch vor übermässigen Prämien.
Die Kantone sind grundsätzlich verantwortlich für das Brandschutz‑ recht – wie steht es eigentlich um die Koordination in der Schweiz? Schon seit 1994 gelten koordinierte Brandschutzvorschriften. Im Jahr 2005 sind diese, nach gründlicher Überarbeitung, erstmals im Rahmen eines kantonalen Konkordates schweizweit und für das Fürstentum Liechtenstein in Kraft gesetzt worden. Sie gewährleisten im baulichen und technischen Brandschutz für die ganze Schweiz einen einheitlichen Stand, dies in Abstimmung mit den europäischen Brandschutzregeln. Der Föderalismus beschränkt sich auf die regionale Umsetzung – und das ist sicher besser als bürokratischer Zentralismus. So können wir in Graubünden z.B. in Ausnahmefällen und ausserhalb der Bauzonen, vor allem aus denkmalschützerischen Gründen, weiterhin Schindeldächer zulassen, dies im Gegensatz zum Grundsatz der VKF-Brandschutzvorschriften, dass die oberste Schicht des Daches nichtbrennbar sein muss. Was bedeuten diese neuen Vorschriften für den Holzbau? Zusammengefasst kann gesagt werden, dass das Bauen mit Holz nach den neuen « VKF-Brandschutzvorschriften» und den mit der Holzwirtschaft Schweiz gemeinsam erarbeiteten «Stand-der-Technik-Dokumentationen» für Tragwerke, Brandabschnitte und im Fassadenbereich wesentlich erleichtert wurde. Als wichtige Neuerung ist für Bauteile aus Holz ist der Feuer‑ widerstand von 60 Minuten gestattet, sofern dies von der Geschossigkeit sowie Nutzung der Gebäude und Anlagen her möglich ist. Die neuen Brandschutzvorschriften lassen mehrgeschossige Holzbauten als Normalfall für gewisse Nutzungen zu. Einschränkungen betreffen vor allem Bündner Wald 3/2009 51
Gebäude, die der Beherbergung von Personen dienen wie Spitäler, Alters- und Pflegeheime und Hotels, aber auch Gebäude, in denen sich viele Personen aufhalten, wie Verkaufsgeschäfte, Kinos oder Theater. Mit entsprechenden Massnahmen kann bei Wohn-, Büro- und Schulbauten mit Holz bis zu sechs Stockwerke hoch gebaut werden, beim Fassadenbau bis zu acht. Dies eröffnet dem Holzbau neue Märkte und bessere Chancen in Konkurrenz mit anderen Materialien. Projekte für fünf- und mehrgeschossige Bauten müssen durch einen anerkannten Fachingenieur begleitet werden. Der mit der Ausführung beauftragte Holzbauer muss bei der Planung und Ausführung ein Qualitätssicherungssystem mitführen. Wirken sich die neuen Vorschriften auch auf den Bau von Einfamilienhäusern in Holz aus? Nein. Selbstverständlich gelten weiterhin die allgemeinen Regeln des Brandschutzes, die Abstands- und Fluchtwegvorschriften oder Zulassungsbedingungen für Feuerungs- und Abgasanlagen. Was in massiver Die viergeschossigen Holzbauten «Am Dischmabach» in Davos sind nach den VKF-Brandschutzvorschriften ausgeführt worden. Architekt: Giubbini und Partner, Bonaduz; Ausführungsplanung und Erstellung: Künzli Holz AG, Davos. (Bild: Künzli Holz, Davos)
Bauweise erstellt werden kann, war und ist aber auch mit wenigen Ausnahmen in Holz möglich. Das gilt ebenfalls für die Anforderungen an den Feuerwiderstand von Tragwerken bei eingeschossigen Bauten und das oberste Geschoss von mehrgeschossigen Gebäuden. Grenzen setzen beim Einfamilienhaus eher statische, akustische und wirtschaftliche Aspekte. Inwieweit leisten die Brandschutzvorschriften Beiträge zum modernen Holzbau? Die Vorschriften berücksichtigen den Fortschritt in der Bautechnik und Resultate aus der Forschung. Diese zeigen beispielsweise, dass bei sicherheitsbewusster Konstruktion Holzfassaden bedeutend weniger brandanfällig sind als bisher angenommen. Mit einfachen konstruktiven Massnahmen kann die Brandsicherheit enorm erhöht werden. So macht es einen grossen Unterschied, ob eine Fassade durchgängig vom Erdgeschoss bis unters Dach hinterlüftet wird oder ob sie stockwerkweise unterbrochen wird. Brandversuche haben gezeigt, wie mit wenig Aufwand und geschickter Konstruktion die Brandgefährdung erheblich verringert werden kann. Mit weniger Aufwand besser konstruieren – das wollen die neuen Brandschutzvorschriften ermöglichen. Damit fördern sie gleichzeitig gute Detaillösungen im Bereiche der Statik, des Schallschutzes, der Wärmeübertragung und letztlich auch der Ästhetik. Holz bleibt aber trotzdem brennbar. Welchen Stellenwert messen Sie dem Schutz von Leib und Leben im Holzbau zu? Unser Ziel war und ist, in Sachen Brandschutz eines der sichersten Länder zu sein. Ein hohes Sicherheitsniveau bleibt daher ein wichtiges Anliegen. Das Bauen mit Holz wird zwar mit den neuen Vorschriften er-
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leichtert, der Schutz von Leib und Leben ist aber wie bisher gewährleistet. So muss zum Beispiel zwischen einzelnen Bauten der Abstand weiterhin so bemessen sein, dass ein Brand nicht vom einen Haus auf das andere überschlagen kann. Er beträgt 10 Meter, wenn beide benachbarten Aussenwände eine brennbare äussere Schicht aufweisen, 7,5 Meter, wenn eine Aussenwand brennbar und die gegenüberliegende nichtbrennbar ist, und 5 Meter, wenn beide Aussenwände eine nichtbrennbare äussere Schicht aufweisen. Abstände unter 5 Metern sind nur bei gemauerten Wänden möglich. Für Einfamilienhäuser gelten reduzierte Abstände von 7, bzw. 6 und 4 Metern. An Fluchtwege, Heiz- und Tankräume sowie Garagen werden weiterhin erhöhte Anforderungen gestellt. Treppenhäuser oder Korridore, die als Fluchtwege dienen, sind als Brandabschnitt mit dem gleichen Feuerwiderstand zu erstellen wie das Tragwerk.
Markus Fischer, Direktor GVG und Präsident Graubünden Holz (Bild: GVG)
Und wie steht es um Hotels, die in alter Zeit ja häufig aus Holz gebaut wurden? Als Beherbergungsbetriebe gelten neu Hotels, Pensionen und Ferienheime, in denen dauernd oder vorübergehend 15 oder mehr Personen wohnen, die nicht auf fremde Hilfe angewiesen sind. Damit sind spezielle Brandschutzvorschriften erst für Betriebe mit 15 oder mehr Betten anzuwenden. Wie erwähnt, werden bei eingeschossigen Bauten – damit auch bei eingeschossigen Hotels – keine speziellen Anforderungen an den Feuerwiderstand des Tragwerks gestellt. Bei zwei- und mehrgeschossigen Hotels wird für das Tragwerk jedoch weiterhin ein hoher Feuerwiderstand gefordert. Werden Sprinkler eingebaut, können auch Hotelbauten künftig in einem bestimmten Rahmen in Holz ausgeführt werden. Dass solche Massnahmen notwendig sind, zeigt
ein Blick auf die in der Frage erwähnten Hotels «aus alten Zeiten». Wie viele davon stehen heute noch? Feuersbrünste haben im letzten Jahrhundert die Mehrzahl dieser Zeugen bündnerischer Tourismuskultur vernichtet! Die Gebäudeversicherung investiert seit einem guten Jahrzehnt auch in Wohnbauten. Hat sie Erfahrung im Holzbau? Bereits 1996 bauten wir in Ilanz zwei Mehrfamilienhäuser mit durchgehenden Holz‑ fassaden. Zurzeit arbeiten wir an einem ganz besonderen Projekt: in Savognin soll ein Mehrfamilienhaus mit 16 Wohnungen nicht nur vollständig aus Holz, sondern auch im «Minergiestandard P » erstellt werden. Die Planung ist weit fortgeschritten; sie ist bedeutend aufwendiger als die Entwicklung Bündner Wald 3/2009 53
Sicherer Holzbau – sicheres Heizen mit Holz – sichere Aschenentsorgung Im Jahre 2008 wurden allein durch unsorgfältig entsorgte Asche im Kanton Graubünden Feuerschäden im Umfang von 1,2 Mio. Franken verursacht. Offensichtlich sind viele Menschen im Umgang mit Feuer und Asche nicht mehr genügend geübt. Die Gebäudeversicherung gibt daher ein Merkblatt «Heizen mit Kachel- und Specksteinöfen» heraus. Zudem verkauft sie zum Preis von Fr. 10.– Ascheneimer (Auslieferung über die Kaminfeger). Die Brandsicherheit im Kanton Graubünden könnte positiv beeinflusst werden, wenn an jedem Verkaufspunkt von Brennholz das erwähnte Informationsblatt abgegeben und auf die Ascheneimer hingewiesen würde. Verkaufen Sie Brennholz? Fordern Sie unsere Informationsunterlagen an! Informationsblätter beziehen Sie gratis bei der Gebäudeversicherung regina.jaeger@gvg.gr.ch. Dort erhalten Sie auch Auskünfte über den Bezug von Ascheimern. www.gvg.gr.ch
eines «gewöhnlichen» Massivbaus. Bei der Vorbereitung dieses Projektes haben wir aber auch eindeutig festgestellt, dass nicht der Brandschutz der kritische Planungsfaktor ist, sondern viel mehr die Erfüllung aller energetischen und weiterer physikalischer Anforderungen, wie z.B. der Schallschutz. Jedenfalls freuen wir uns, in einem guten Jahr ein Beispiel für modernen, energetisch
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sinnvollen Holzbau im Mehrfamilienhausbereich vorstellen zu dürfen! Jörg Clavadetscher, Redaktor Bündner Wald Forum Cumünal, CH-7537 Müstair forestal-muestair@bluewin.ch
Dächer mit Holzschindeln – natürlich energiesparend Nach einer Anfrage durch die Redaktion vom Bündner Wald, ob wir als Schindelmacher den Energiefluss einer Schindel aufzeigen könnten, hab ich mich nun daran gemacht unser Schindel-Handwerk, vom Baum bis zum fertigen Dach aufzuzeigen. Nach Zahlen, Prozenten, Feinstaub Grammen, CO2-Ausstoss und Bilanzen, wird in folgendem Beitrag vergebens gesucht. Die Schindelmacherei ist ein altes, simples Handwerk, das mit wenig Maschinen und Geräten auskommt und somit auch wenig Emissionen entstehen. Vom Baum (Schindelholz) bis zum Dach: Bei jeder Schindelmacherei stehen am Anfang drei Grundgesetze. Das richtige Holz, vom richtigen Ort, zur rechten Zeit. Eine Eine Schindellärche wird gefällt. (Bild: Patrik Stäger)
rechte Verarbeitung kommt da natürlich auch noch dazu. Für uns heisst dies also, dass wir in unseren Regionen Lärchen und Fichten für die Schindel-Herstellung verwenden. Wir achten sehr darauf, dass jeder einzelne Baum bereits im Wald von uns ausgelesen wird. Wenn unsere Vorfahren ein Haus bauen wollten, konnten sie nicht einfach in Niderurnen anrufen und die Eternit-Platten für die Dacheindeckung bestellen. Es war für sie normal und selbstverständlich, das Baumaterial das vor ihrer Haustüre war oder vor ihrer Haustüre gewachsen ist, für ihren Hausbau zu verwenden. Dies haben sie nicht einfach gemacht um ein Schlagoder ein Modewort, wie Energiesparen, Energienachweis etc., für ihre Werbung zu verwenden, sondern sie hatten keine andere Möglichkeiten. Um eine lange Lebensdauer einer Schindel zu erreichen hat es sich bis heute bewährt, das Schindelholz, ausschliesslich im Winter zu schlagen und aus der gleichen Region zu beziehen, in der das zu verschindelnde Objekt steht. Denn nicht nur um Transportwege zu sparen, sondern weil der Wald und damit jeder Baum sich an das örtliche Klima angepasst hat. Holz verhält sich dort am besten, wo es gewachsen ist. Es ist eine Binsenweisheit, dass Holz nur in jenen Monaten geschlagen werden darf, die ein «r» am Schluss haben. Von September bis Februar ist das Wachstum stillgelegt, die Bäume richten sich auf den Winter ein. Der Saftfluss ist abgestellt. Wird in einem Holzschlag ein Baum, der stehen bleibt verletzt oder werden gar die Wurzeln durch das Holzrücken aufgerissen, so verheilen diese Wunden in absehbarer Frist. Die Schäden im Holz bleiben klein. Passiert das Gleiche aber in den Sommermonaten, Bündner Wald 3/2009 55
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jährig und meist voller Äste ist. Der Splint wäre zu schwach um dem Wetter stand‑ zuhalten. Splint und Mark landen also im Brennholz.
Rundholzlager beim Schindelmacher (Bild: Patrik Stäger)
so wird eine zugefügte Wunde das ganze Jahr durch Bluten und nicht verheilen. Diese Verletzungen sind dann eine Einladung für die Fäulnis und für die Holzschädlinge. Wenn das Schindelholz dann nach einem kurzen Anfahrtsweg und nach den vorhin beschriebenen Prinzipien und Erfahrungen ausgesucht und zu uns in die Werkstatt nach Untervaz geliefert wird, kann mit dem eigentlichen Schindelmachen begonnen werden.
Nach dem groben Ausspalten ist das Schindelmachen nun reine Handarbeit. Jede Schindel wird mit dem Schindelmesser und dem Plütscher vom Mösel abgespalten, die einzelnen Schindeln werden dann mit einem Beil behauen, also parallel gemacht. Die einzige Energie, die hierfür ge‑ braucht wird, ist Muskelkraft, Schweiss und ein wenig Strom für die Werkstattbeleuchtung. Nun kommt eigentlich nur noch der Transport der fertigen Schindeln auf die Baustelle. Hierfür wird wohl auch ein wenig Diesel Grobes Spalten der Lärchenrugel mit einer Spaltmaschine (Bild: Heidi Stäger)
Zuerst werden die Stämme, die wir über Winter zu Schindeln verarbeiten, entrindet. Dies wird auf unserem Lagerplatz oder idealerweise vor der Lieferung, auf dem Lagerplatz der Gemeinde oder sogar im Wald, maschinell durchgeführt. Der nächste Arbeitsschritt ist, die Baumstämme in unserer Werkstatt, mit einer stationären elektrischen Kettensäge in Rugel abzulängen. Die Länge der Rugel entspricht der fertigen Schindel-Länge. Anschliessend werden diese Rugel mit einer elektrischen Spaltmaschine in Tötze (Mösel) aufgespalten, vom Markscheit und beim Lärchenholz vom Splint befreit. Aus dem Markscheit können keine Schindeln gespalten werden, weil es zu grob56
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benötigt. Die Schindeln werden einzeln und von Hand mit herkömmlichen Drahtstiften auf die Dachschalung genagelt. Wenn nun ein Schindeldach nach 80 oder 100 Jahren erneuert wird, kann man mit den alten Schindeln noch den Kaffee kochen und Die Schindeln werden von Hand gespalten. (Bild: Heidi Stäger)
mit der Asche später den Garten düngen. Somit ist der Kreislauf des Lebens geschlossen. Das Schöne an diesem Handwerk ist eben auch, dass es nicht wie bei anderen Produkten Abfälle gibt, die man mit grossem Energieaufwand entsorgen muss. Es gibt nur Brennholz, das manche Stube in unserem Dorf und unserer Umgebung während der kalten Tage wärmt. Dass die Energiebilanz der Schindeln somit vom Rohstoff, der nachwächst, bis zur Entsorgung um ein Vielfaches besser ausfällt als bei anderen Bedachungen, versteht sich wohl von selbst.
Patrik Stäger Schindelmacher vormals Lorenz Krättli Cosenzstr. 1, CH-7204 Untervaz +41 (0)81 322 15 35
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FSC-Nr. SGS-COC-004974
Vermarktung und Vermittlung von Holz- und Waldprodukten aus Graubünden. Meldung der Liefermengen für das 3. Quartal 2009: Bitte nehmen Sie ab sofort mit unserem Geschäftsstellenleiter Lüzzi Andri Kontakt auf. Adresse: Reziaholz GmbH · Bahnhofplatz 1 · CH 7302 Landquart Tel. +41 81 300 22 33 / Fax +41 81 300 22 34 info@reziaholz.ch · www.reziaholz.ch Bündner Wald 3/2009 57
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Die grösste Holzbrücke der Welt … hätte zur Zeit im Unterengadin, genauer gesagt bei Vulpera, hoch über dem Inn gebaut werden sollen (oder gebaut werden können)! Bei der Suche nach interessanten Themen und bereitwilligen Autoren für diese Bündner-Wald-Ausgabe wollte ich mich nicht ausschliesslich auf den Hochbau mit Holz beschränken. Holzbrücken sind für mich schon seit meiner Kindheit etwas sehr Interessantes. So hatte ich an der alten Holzbrücke, welche in Andeer über den Hinterrhein führt, immer grosses Gefallen. Vor etwa 12 Jahren durfte ich in Thusis einem Referat über Holz im Tiefbau beiwohnen. Der Referent teilte den Anwesenden mit, dass wir heute die Kenntnisse und die technischen Möglichkeiten hätten, Autobahnbrücken mit einer Spannweite bis zu ca. 70 m absolut
sicher und konkurrenzfähig im Vergleich mit Stahlbetonbrücken zu bauen. Weiter sagte er, dass in Kanada Hunderte ausgedienter Stahlbrücken durch Holzbrücken ersetzt werden. Was ist inzwischen bei uns in der Schweiz beim (Holz-)Brückenbau passiert? In meinen Augen nicht sehr viel. Es sind einige kleinere Holzbrücken entstanden, welche zwar in der lokalen Presse einen mehr oder weniger grossen Bekanntheitsgrad erreichten, aber «der grosse Wurf» ist noch keinem gelungen. Noch! Denn es gab inzwischen mindestens einen Versuch, diesen «grossen Wurf» zu bewerkstelligen. Im Jahre 2005 machte sich unter der Leitung von Stefan Zöllig ein achtköpfiges Architektenund Ingenieurteam an ein grosses Projekt. Das Tiefbauamt unseres Kantons schrieb für die neue Innbrücke bei Vulpera einen Projektwettbewerb aus. Das Team um Stefan
Brückenmodell (Bild: Stefan Zöllig)
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Zöllig setzte sich das ehrgeizige Ziel, dort die grösste Holzbrücke der Welt zu erbauen. Die Jury anerkannte zwar das sorgfältige Studium des Transportes und des Bauvorgangs. Sie machte jedoch Vorbehalte wegen der vielen Stützen, die eine talabschliessende Wirkung entfalten und die Waldlandschaft unnötig beeinflussen würden. Insgesamt war sie der Ansicht, dass die Grenzen des materialgerechten Entwurfs überschritten werden. Aus diesen Gründen wurde dieser Wettbewerbsbeitrag leider nicht ausgewählt. Trotzdem möchte ich das Projekt in dieser Ausgabe einem breiteren Publikum zugänglich machen. Stefan Zöllig stellte mir dazu freundlicherweise verschiedene Projektunterlagen zur Verfügung. Die Publikation der gesamten Projektdokumentation würde aber den Rahmen dieser Bündner-Wald-
Ausgabe sprengen. Deshalb begnüge ich mich mit dem Abdruck einiger Ausschnitte des Dossiers. Konstruktive Ausbildung: Die grösste Holzbrücke der Welt spannt sich in einem eleganten Parabelbogen rund 120 m weit über das Tal. Der Bogen besteht aus vier nebeneinanderliegenden, innen begehbaren Holz-Hohlkasten mit je 2,0 m Breite und 2,35 m Höhe. Die Fahrbahn ist alle 15,0 m auf je zwei Stützen aufgeständert. Die Fahrbahn besteht aus 10 Brettschichtholzträgern, auf denen die vorgespannte Stahlbeton-Fahrbahnplatte schwimmend gelagert ist. Fahrbahnplatte: Die Tragstruktur der Fahrbahnplatte wird aus vorfabrizierten Betonelementen, die längs
Schnitt durch Fahrbahn (Bild: Stefan Zöllig)
Schnitt durch Fahrbahn Staketengeländer aus Flachstahl Vorspannkabel
Leitplanke Typ 5D Meteorwasser
Asphalt / Abdichtung
Rahmen aus HEA Trägern Kopfbolzendübel
Betonelement 2%
3%
Aussparung für Leitungen
Verkleidung Längsträger 360/1200 GL36k
Kastenträger
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Schnitt durch Stütze / Bogen
Pfosten 200/600 GL24h
Stütze 720/1200 GL24h
ta b Zu gs
Pfosten 200/600 GL24h
ROR 219.1 x 10
Stütze 720/1200 GL24h
360/1600 GL36h
Kastenträger
360/1600 GL36h
mittels einer Vorspannung untereinander verbunden werden, gebildet. Die Betonplatten sind vollflächig mit PBB-Bahnen abgedichtet. Als Fahrbahnoberfläche wird ein ca. 9 cm starker Belag ( 5 cm AC T 16 S plus 4 cm AC 11 S ) verwendet. Die Betonplatten weisen ein Quergefälle von min. 2 % auf. Entwässerungsstutzen werden alle 25 m angeordnet. Das Fahrbahnwasser wird in einer Längsleitung im Brückengefälle Richtung Widerlager Nord abgeleitet. Damit keine Zwängungen im Holz entstehen, ist die Betonplatte mit Gleitlagern schwimmend auf den Holzträgern gelagert. Die seitlichen horizontalen Kräfte werden mittels Kopfbolzendübel in die unter der Fahrbahn liegenden Stahl-Querträger und von dort in die Windverbände der Stützen eingeleitet. Die daraus entstehende Biegung der Betonplatten in Querrichtung wird durch die Vorspannung aufgenommen. Um eine Biegung der Längsträger um die schwache Achse zu vermeiden, werden die horizontalen Kräfte auf die Längsträger in regelmässigem Abstand in die Betonplatte eingeleitet.Diese Krafteinleitung in die Betonplatte ist gleitend ausgebildet, so dass sie die differenziellen Verschiebungen zwischen den Betonplatten und den Holzträgern nicht behindern. In Längsrichtung sind die Betonplatten nur beim Bogenscheitel, der als einziger Fixpunkt dient, gehalten. So können sich die Betonplatten frei verformen, was ihre Dauerhaftigkeit nachhaltig verbessert. Die in den Bogenscheitel abzutragenden Horizontalkräfte aus Gravitation (Längsgefälle) und Bremslasten müssen über die Betonplatten (Druck im Beton, Zug in der Vorspannung) aufgenommen werden. Der Verbund zwischen dem Bogenscheitel und der Fahrbahnplatte wird mit Zugstangen, welche am Bogenscheitel fixiert und mit der Fahrbahnplatte vergossen sind, gewährleistet.
Brettsperrholz aus 25 mm Lamellen (3 Lamellen als Querarmierung)
Querschnitt durch Stütze/Bogen (Bild: Stefan Zöllig)
Längsträger: Die Längsträger bestehen aus höherfestem Brettschichtholz ( GL36k), damit die Konstruktion möglichst niedrig gehalten werden kann. Um ein optimales statisches System zu erhalten, werden die einzelnen Längsträger mit einer biegesteifen Verbindung zu einem 240 m langen Träger verbunden. Diese Verbindung wird als steckbarer Montage‑ stoss mit eingeleimten Gewindestangen aus‑ gebildet, was eine problemlose und schnelle Montage bedeutet. Die Längsträger werden durch einen aufgeschweissten Stahl-Kamm auf dem Querträger gegen Kippen gehalten. Querträger: Um die vertikalen Lasten auf die Stützenpaare aufzuteilen, werden Querträger benötigt. Diese Querträger werden als zusammenge-
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schweisster Hohlkasten ausgebildet und dienen ausserdem zur Befestigung der Windverbände zwischen den Stützenpaaren. Auf der Oberseite des Hohlkastens werden Rahmen aus HEA-Trägern aufgeschweisst. Diese Rahmen werden mit Hilfe von Kopfbolzendübeln mit der Betonplatte vergossen, um die horizontalen Kräfte quer zur Brücke aufzunehmen und in die Windverbände abzugeben. Somit werden die Längsträger nicht auf Querschub belastet und sind ausserdem gegen das Kippen gehalten. Die Querträger werden mit eingeleimten Gewindestangen auf den Stützen befestigt. Stützen mit Windverband: Die Stützen bestehen aus Brettschichtholzträger mit normaler Festigkeit ( GL24h). Diese werden so lange wie möglich produziert, um die biegesteifen Anschlüsse zu minimieren. Mit einer maximalen transportier‑ baren Länge von 20 m werden nur acht biegesteife Anschlüsse benötigt. Auch diese Anschlüsse werden nach dem steckbaren Prinzip mit eingeleimten Gewindestangen gefertigt. Der Windverband wird mit handelsüblichen Zugstangen zwischen den Stützen geführt. Um die vertikalen Kräfte aufzunehmen, werden Druckpfosten aus Brettschichtholz zwischen die Anschlussteile montiert. Die horizontalen Duckkräfte werden über verschweisste Rohre kurzgeschlossen. Mit diesem System ist die Windaussteifung autonom, und sämtliche Exzentrizitäten in den Anschlüssen sind eliminiert. Anschlussstütze auf Bogen: Die Stützen werden, wie oben, mit eingeleimten Gewindestangen auf einem geschweissten Stahlhohlkastenträger befes‑ tigt. Dieser Kastenträger liegt auf aufgeleimten Auflagersätteln, welche die Kräfte
in die vier Bögen einleiten. Der Querträger ist wiederum mit eingeleimten Gewindestangen auf dem Auflagersattel festgeschraubt. Auch hier werden die Zugstangen der Aussteifung direkt an den Hohlkasten angeschlossen. Bogen: Der Bogen besteht aus zwei 375 mm starken Brettsperrholzplatten aus T26-Lamellen, verleimt mit zwei gebogenen Stegen aus Brettschichtholz GL36h zu einem Hohlkasten. Der Vorteil der Brettsperrholzplatte ist, dass diese in der Breite praktisch kein Schwinden und Quellen aufweist und dadurch keine Zwängungen erzeugt. Der Hohlkasten hat hervorragende statische Eigenschaften und ist zugleich wirtschaftlich und leicht. Der gesamte Bogen besteht aus Stücken von maximal ca. 20 m, so dass die Elemente noch transportiert werden können. Die Stösse sind wiederum mit steckbaren Montagestössen ausgebildet, damit die Montage schnell und einfach abläuft. Biegesteife Stossverbindungen: Um die Biegemomente und Querkräfte übertragen zu können, sind besondere Stossverbindungen erforderlich. Herkömm‑ liche Holzbau-Verbindungsmittel sind zuwenig leistungsfähig. Die derzeit beste Lösung ist eine Verbindung mit eingeleimten Gewindestangen. Dazu gibt es verschiedene Hersteller, in der Regel BrettschichtholzHersteller, die solche Verbindungen anbieten. Mit eingeleimten Gewindestangen können, ähnlich wie mit eingeklebten Armierungsstählen im Beton, maximale Zugund Druckkräfte tief ins Material eingeleitet werden. Die Verbindung erfolgt über einen Montagestoss, wie er aus früheren Anwendungen mit eingeschlitzten Blechen und Bündner Wald 3/2009 61
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Passbolzen bekannt ist. Alle Kräfte werden aus den Gewindestangen in eine Stahl-Leiste eingetragen, die mit Nut und Kamm in die benachbarte Leiste eingesteckt und mit wenigen Montage-Stabdübeln verbunden wird. Wichtig ist eine Qualitätssicherung bei Holz, Klebstoff und Gewindestange und vor allem bei der Herstellung der Verbindung. Es werden nur geprüfte Firmen zur Herstellung zugelassen. Verbindung auf Fundament: Die Verbindung der Stützen und des Bogens auf die Fundamente besteht aus zwei Kämmen, welche ineinandergreifen und mit einem Gelenkbolzen verbunden werden. Dieses Gelenk gewährleistet, dass keine Zwängungen entstehen und somit keine zusätzlichen Momente in den Stützen/Bogen aufgenommen werden müssen. Verkleidungen: Der Bogen wird mit einem Holzdach, bestehend aus Brettern, abgedeckt. Die vertikalen Flächen des Bogens und der äussersten Längsträger werden ebenfalls mit einer Holzschalung verkleidet. Diese Verkleidung
dient als Verschleisschicht und gewährleistet einen dauerhaften Schutz und somit ein dauerhaftes Funktionieren der Struktur. Die Stützen werden nicht verkleidet, da Regenwasser ablaufen und ungehindert austrocknen kann. Sämtliche Anschlüsse der Verkleidung an Stahlteile werden mit Blechabdeckungen ausgebildet. Holzschutz: Sämtliche Details wurden nach den Regeln des konstruktiven Holzschutzes geplant. Alle Anschlüsse und Holzteile sind so ausgebildet, dass Feuchtigkeit schnell und problemlos austrocknen kann. Die liegenden und stark strapazierten Flächen wie der Bogen und die seitlichen Längsträgerflächen werden mit einer Verschleissschicht abgedeckt, um die Konstruktion vor Schmutz und stehendem Wasser zu schützen. Unter Einhaltung dieser Regeln des Holzbaus kann auf den Einsatz von chemischen Holzschutzmitteln verzichtet werden. Mit diesen Detaillösungen ist das Tragwerk optimal gegen jegliche Einflüsse geschützt und weist dadurch eine lange Lebensdauer auf.
Ansicht gesamte Brücke, mit Stichworten (Bild: Stefan Zöllig) Ingenieur- Wettbewerb Innbrücke Vulpera bei Scuol Beitrag Projektteam GHW ( grösste Holzbrücke der Welt)
- Breite: 9.5 m (zweispurig, ohne Gewichtsbeschränkung) - Benötigtes Konstruktionsholz: 3'200 m3 - Dafür benötigtes Rundholz: 8'000 Festmeter (m3) - Diese 8'000 Festmeter Rundholz wachsen im Schweizer Wald in rund 10 Stunden nach - Geschätzte Baukosten: CHF 13.9 Mio - Benötigte Stahlmenge: 590 to - Schwerstes Montagestück: ca 30 to
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Einige Argumente zur Materialwahl Warum Holz? Holz ist ein nachwachsender Rohstoff. Es wächst im Schweizer Wald als Baustoff vor allem in den Holzarten Fichte (Rottanne) und Tanne (Weisstanne) sowie Lärche (im Engadin). Der Wald bietet aber neben Nutzholz eine Fülle von weiteren Funktionen: Luftreinigung, Sauerstoffproduktion, Wasserreservoir, Lawinenschutz, Naherholung etc. Heute wird weit weniger Holz geschlagen, als in den Wäldern nachwächst. Den jährlich ca. 10 Millionen m3 nachwachsendem Stammholz stehen ca. 4,5 Millionen Kubikmeter genutztes Holz gegenüber. Die stehen gelassenen Bäume überaltern, werden kränklich und damit anfälliger für Krankheiten und Schädlinge. Deshalb ist es sinnvoll, den Wald zu pflegen und zu nutzen und damit den jungen Bäumen Licht und Platz zu verschaffen. Niedriger Energieaufwand: Zur Herstellung von Holz wird im Gegensatz zu anderen Materialien keine Energie benötigt. Solange der Baum im Wald steht, sorgt reine Sonnenenergie für die Erzeugung des Holzes. Bei der Holzernte und der Aufarbeitung des Holzes zum verwendungsfertigen Bauteil wird wesentlich weniger Energie aufgewendet als für vergleichbare Bauteile mit anderen Materialien. Darüber hinaus entstehen beim Einschnitt, beim Hobeln und beim Abbund Holzabfälle, die energetisch genutzt werden können. Auch das Bauteil selber kann am Ende seiner Lebensdauer noch energetisch genutzt werden, sodass insgesamt eine nahezu ausgeglichene Energiebilanz entsteht. Interessant ist auch der Vergleich des Anteils an erneuerbarer bzw. nicht erneuerbarer Energie: Hier zeigt sich erneut die ökologische Überlegenheit des Werkstoffes Holz.
Stoffkreisläufe (CO2-Bilanz): Der weltweite Ausstoss von CO2 gilt als zentrale ökologische Problemstellung kommender Jahrzehnte. CO2 verursacht in der Schweiz als Treibhausgas rund 83 % der globalen Erwärmung. Weitere Treibhaus‑ gase sind: Methan, Stickoxid, Ozon, FCKW, etc. Die Schweiz hat sich mit dem Rahmenübereinkommen über Klimaänderungen von 1992 verpflichtet, das Niveau des Ausstosses von Treibhausgasen bis ins Jahr 2000 auf das Niveau von 1990 zurückzuführen und dann sukzessive weiterzusenken. Die zentralen Massnahmen dazu sind: – Reduktion der Verbrennung fossiler Brennstoffe – Verschiebung des Verbrauches zu Energieträgern mit höherer CO2-Effizienz – vermehrte Verwendung CO2-neutraler Energieträger – Aufbau von CO2-Senken (Bereiche, die der Luft CO2 entziehen und Kohlenstoff akkumulieren und lagern) Ein Baum entzieht der umgebenden Luft CO2. Er wandelt dieses mit Wasser durch Photosynthese in gebundenen Kohlenstoff um und gibt Sauerstoff ( O2 ) an die umgebende Luft ab. Jeder Baum wirkt während seiner Lebensdauer als Kohlenstoffspeicher. Bei einer dauerhaften Verwendung von Holz als Bau- und Konstruktionsmaterial bleibt der Kohlenstoff über weitere Jahre gebunden und damit dem Kreislauf entzogen. Ist das Ende der Lebensdauer des Holzproduktes erreicht, kann es einer energetischen Nutzung zugeführt werden. Es setzt dabei die ursprünglich absorbierte Menge an CO2 wieder frei, gleich viel wie bei einer natürlichen Verrottung des Baumes im Walde. Der Rohstoff Holz ist somit CO2-neutral. Bündner Wald 3/2009 63
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Montage Eine grosse Herausforderung hätte auch in der Montage der bis zu 30 t schweren Bauteile bestanden. Diese Arbeit wollte das Projektteam mit einem speziell für diese Baustelle konstruierten Kabelkran ausführen. Dadurch wäre man auf keine zusätzliche Baustellenzufahrt angewiesen gewesen, welche die teils labilen Hänge unnötig belastet. Fazit Der Entscheid für ein Holzbauprojekt dieser Grössenordnung liegt in der politischen Führung. Soll ein Projekt von herausragender Qualität in Holz eine Chance haben, muss der Wettbewerb den Baustoff Holz
vorschreiben. Dieses Ziel muss von der Kantonsregierung vorgegeben werden. Andernfalls müsste sich das betreffende Amt oder gar die Wettbewerbs-Jury zu einem Holzbau-Projekt durchringen. Angesichts der Tatsache, dass 15 Entwürfe in Beton, 3 in Stahl-Verbund und 1 in Holz eingereicht wurden, ist das Resultat nachvollziehbar. Niemand will sich dem Vorwurf aussetzen, konservative, bewährte BetonEntwürfe auszuscheiden und einen HolzEntwurf auszuwählen, für den es kaum ähnliche Beispiele gibt. Die einzige ähnliche Brückenkonstruktion steht in der Nähe von Murau (Österreich) mit einer Spannweite von rund 45 m und einer Gesamtlänge von rund 85 m. Als Vorbild für kantonale Holzbauten kann der Kanton Bern dienen. Die Regierungs‑ rätin Barbara Egger-Jenzer hat sich zum Ziel gesetzt, mehr Holz zu verwenden. Öffentliche Wettbewerbe werden im Minergie-PEco Standard und mit Holz ausgeschrieben. Pro Jahr sollen bei kantonseigenen Bauten mindestens 1500 m3 Holz verbaut werden. Der Handlungsbedarf ist also offensichtlich: Es muss den Holzbau-Verbänden und -Promotoren gelingen, bei den Departementsvorstehern und ihren Direktoren den Holzbau besser zu positionieren. Mit den Vorteilen von Holz punkto CO2-Neutralität, Nachhaltigkeit, Energieeffizienz und mit dem Ziel der 2000-Watt-Gesellschaft wird dies in Zukunft gelingen.
Stefan Zöllig timbatec GmbH Holzingenieure Niesenstr. 1, CH-3600 Thun Weinbergstr. 41, CH-8006 Zürich
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Holzpreis Schweiz – Prix Lignum 2009 Die Bündner Preisträger Zum ersten Mal findet ein gesamtschweizerischer Holzpreis statt. Der «Holzpreis Schweiz – Prix Lignum 2009 » zeichnet den besonders hochwertigen und zukunftsweisenden Einsatz von Holz in Bauwerken, im Innenausbau, bei Möbeln und künstlerischen Arbeiten aus. Dabei werden interessante, innovative, originelle und zukunftsweisende Auseinandersetzungen mit Holz gefördert und bekannt gemacht. In fünf Regionen der Schweiz West, Nord, Mitte, Zentrum und Ost wurden gleichzeitig Projekteingaben eingereicht, ausgezeichnet und ausgestellt. Der Bündner Dachverband Graubünden Holz hat dabei die Federführung für die Organisation und Durchführung in der Region Ost übernommen. Die Region Ost umfasst die Kantone Graubünden, St. Gallen, Thurgau, beide Appenzell und Glarus. Gesamthaft wurden in der Region Ost 69 Projekte zum Holzpreis angemeldet. Die Jury hatte keine leichte Aufgabe, um daraus den Hauptpreis, die Auszeichnungen und Anerkennungen zu bestimmen. Unter Casa Mathis Bauherrschaft: Christina und Norbert Mathis, Trin Architektur:
den Projekten mit einer Auszeichnung und Anerkennung sind auch verschiedene Bündner Projekte vertreten, welche in diesem Artikel näher vorgestellt werden. Als Hauptpreisträger der Region Ost, hat die Jury den Gemeindesaal/Kirchgemeindezentrum Flawil bestimmt. Der Hauptpreisträger wird in diesem Heft von Melanie Brunner näher vorgestellt. Auszeichnungen Casa Mathis, Trin Das Einfamilienhaus mit Atelier ist für den Bündner Architekt ein Test am Eigenbau. Der Architekt erprobte mit dem Bau der Casa Mathis eine neue Bauweise. Die Konstruktion mit Bodenplatten, Aussen- und Innenwänden, die Decken und die Dachkonstruktion bestehen komplett aus Fünfschichtplatten. Innen sind sie sichtbar und teilweise deckend gestrichen. Roh belassene Flächen wurden mit einer Boratlauge behandelt, die das Holz vor dem Vergilben bewahren soll. Um dem Charakter der ortsüblichen, sonnenverbrannten Bauten nachzukommen, wurden die Lärchenbretter für die Fassade zuerst geflammt und gebürstet. Die Dämmwerte der Gebäudehülle liegen nahe am Minergie-P-Standard. Die Masse der Fünfschichtplatten führt zu einer gros-
Norbert Mathis, Trin Holzbauingenieur:
Casa Mathis, 2008; Via Spinatsch 19, Trin Dorf
Franz Josef Niederwolfsgruber,
(Bild: Christina Mathis, Ralf Feiner)
Schaanwald Holzbau: Lustenberger Holzbau, Malix Holzarten: Kreuzlagenholzplatten Fichte; Lärche gebrannt, gebürstet und gewaschen (Fassade) Kosten: BKP 1–9: Fr. 590 000.–
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Arvenküche Bauherrschaft: Erika Lorez, Parpan Architektur: Norbert Mathis, Trin Holzbau: Lustenberger Holzbau, Malix Holzarten: Arvenküche, 2007; Triangel A, Parpan
Massive Arvenbretter
(Bild: Ralf Feiner)
(40–60 mm) gewachst Kosten:
sen Phasenverschiebung und -dämpfung, was sich insgesamt in einem angenehmen Raumklima manifestiert. Die Vorteile der erst seit kurzer Zeit auf dem Markt verfügbaren grossformatigen Mehrschichtplat‑ ten wurden konsequent genutzt und die Detaillösungen den Eigenheiten des Materials angepasst – etwa mit raumhohen Türöffnungen, damit möglichst wenig Verschnitt entsteht, oder mit abgerundeten Ecken der Fensteröffnungen, entsprech‑ end dem Radius des Fräsers. An den in die Wände eingestemmten Treppenstufen und Stirnseiten der Platten wird die Konstruktion sichtbar. Arvenküche, Parpan Die Bauherrin ist stolze 77 Jahre alt und hat ein Flair für Arvenmöbel. Der Kücheneinbau geht auf die Wünsche der Bauherrin ein und definiert mit dem Einbau eine neue, räumliche Qualität der Wohnung. Der Eingangsbereich und das Wohn‑ zimmer werden räumlich miteinander verbunden. Die Bauherrin wünschte unbedingt die neue Küche aus Arve. Der Architekt brach die tragende Wand zwischen Küche und Wohnraum auf und verband diesen mit der Eingangsnische. 66
BKP 1–9: Fr. 70 000.–
Aus massiven Arvenbrettern entstand ein grosser Einbau mit einer «Küchenhöhle». Selbst die Schränke und deren Innenleben wurden aus den massiven Arvenbrettern gefertigt. In der «Küchenhöhle» eingelassen sind eine Nische zum Kochen mit Herd und Schüttstein, eine Nische zum Arbeiten und eine Ablage, aus der ein Arbeitstisch herausragt. Zum Wohnungseingang hin birgt der Einbau eine Garderobe und weitere Ablageflächen. Die Realisierung des Objektes erforderte ein erhöhtes handwerkliches Geschick und sehr grosse Perfektion. Im Zusammenspiel des gelungenen Einbaus und dem neu verlegten Parkettboden, entsteht ein Ort der Behaglichkeit. Die Küche ist für die Bewohnerin zum bevorzugten Aufenthaltsort geworden. Katholisches Pfarreizentrum, Bonaduz Das neue katholische Pfarreizentrum in Bonaduz besteht aus drei Hauptelementen, die in einfacher und präziser Form den Neubau bilden: eine Passarelle, ein Zwischenbau, ein Haus. Der Steg ist wie eine Brücke, welche die Eingangspforte bildet und die Passanten und
Katholisches Pfarreizentrum Bauherrschaft: Katholische Kirchgemeinde Bonaduz Architektur und Ingenieur: Walter Bieler, Bonaduz Holzbau: Untersander Holzbau, Bad Ragaz; Gebrüder Möhr, Maienfeld Katholisches Pfarreizentrum, 2007;
Aussenverkleidung:
Kirchgasse, Bonaduz (Bild: Ralf Feiner)
Gredig Schreinerei, Versam Kosten:
Besucher aufnimmt. Die Konstruktion aus Latten ist präzise gelöst und verständlich bis in die Details. Die goldene Farbe des Holzes und die luftige Transparenz erzeugen eine einladende Atmosphäre. Nach dem Passieren des Stegs befindet man sich im Zwischenbau mit Foyer, Toi‑ letten und Küche. Erst vom Foyer aus gelangt man schliesslich ins Hauptgebäu‑ de mit einem grosszügigen Saal, dem Sit‑ zungszimmer und dem Kulturarchiv. Die Aussenwandverkleidung aller drei Objekte ist aus Holz, der ehemalige Stall aus Brett‑ schindeln. Die alten Bäume wurden durch den Bau nicht tangiert und das Gelände mit seinem ländlichen Charakter wurde nicht vollstän‑ dig überbaut. So leistet das Pfarreizentrum einen Beitrag zur Aufwertung des Dorfes und erfüllt sein Ziel, den Charakter von Bonaduz auf neue Weise lebendig zu ma‑ chen. Die weiteren Auszeichnungen in der Region Ost ausserhalb des Kantons Graubünden sind: Milchviehstall, 2005; Hüttwilen TG Markthalle, 2005; Wattwil SG Sommerhaus, 2007; Raperswilen TG
Fr. 1,3 Mio.
Anerkennungen Haus Blarer, Samedan Typische Engadiner Häuser sind Steinbau‑ ten. Aus diesem Grund überrascht dieser Holzbau mitten in Samedan, obwohl auch der Vorgängerbau aus Holz war. Das Ein‑ familienhaus ist vier Geschosse hoch und überrascht im Innern mit einem offenen Grundriss. In der Mitte des Hauses wurde die einläufige Treppe platziert und zieht sich durch alle vier Geschosse. Zuerst wollten die Architekten die Form des als Massivbau geplanten Hauses den zwei Strassen anpassen. Das heisst, der Grund‑ riss hätte die Form eines verzogenen Vier‑ ecks erhalten und der Strassenraum wäre gewöhnlich gefasst gewesen. Der Entscheid den Bau wieder in Holz auszuführen zwang die Architekten, die Form des Hauses zu vereinfachen. So steht heute der Quader in einer Gruppe von Häusern. Der fünf Meter breite Quader ist im Erdgeschoss leicht er‑ weitert. Mit diesem Ausnutzungstrick wird das Erdgeschoss grösser. Die Konstruktion wurde ganz in Holz er‑ stellt. Die unbehandelte Lärchenschalung wird mit der Zeit verwittern. Bündner Wald 3/2009 67
Haus Blarer Bauherrschaft: Annetta, Céline, Michelle und Patrick Blarer, Samedan Architektur: Architekturbüro Blarer Samedan Holzbauingenieur: Jon Andrea Könz, Zernez Holzbau: Ruwa Holzbau, Küblis Kosten: BKP 2: Fr. 719 000.–
Haus Blarer, 2008; Mulins 6, Samedan (Bild: Patrick Blarer)
Chasa Valbella, Tarasp Das Ziel des Umbaus war die Sanierung des bestehenden Haupthauses und der Ausbau des Stalls in einen zweiten, unabhängigen Wohnraum. Beim Haupthaus wird die Ge bäudestruktur wieder in den ursprünglichen Zustand geführt und das äussere Erschei nungsbild des Stallteils belassen. Mit grosser Sensibilität gegenüber dem Ortsbild wurde ein Objekt geschaffen, das den ursprüngli chen Charakter eines Engadinerhauses auf würdige und zeitgemässe Weise interpre tiert. Eine Arbeit, an der sich ähnliche Pro jekte orientieren können. Umbau und Neubau Gartjn, Pagig Das kleine Dorf Pagig liegt oberhalb der Kantonsstrasse zwischen Chur und Arosa 68
auf der Sonnenseite des Schanfiggs. Die älteren Wohnhäuser sind alle in der traditi onellen Strickbauweise erstellt. Den Stall aus den 30 er Jahren des letzten Jahrhunderts in ein Wohnhaus zu verwan deln wäre nur mit grossem Aufwand ver bunden möglich gewesen, deshalb wurde dieser durch einen Neubau ersetzt. Alt- und Neubau stehen wie früher eng nebeneinan der unter einem grossen Dach. Dazwischen liegt ein schmaler, hoher Raum, in den ein Treppenturm eingeschoben ist. Der Neubau ist wie sein älterer Nachbar als Holzstrickbau aus Bündner Fichtenholz über einem massi ven Sockel gebaut, wobei die traditionelle Chasa Valbella, 2006; Tarasp (Bild: Gian Fanzun)
Chasa Valbella
Umbau und Neubau Gartjn
Bauherrschaft:
Bauherrschaft:
Gebrüder Fanzun, Chur
Gemeinde Pagig,
Architektur und Holbauingenieur:
vertreten durch Jakob Deflorin
Fanzun Architekten und Ingenieure,
Architektur:
Chur/St. Moritz
Joos Gredig, Peter Walser Architekten,
Holzbau:
Chur und Bad Ragaz
Uffer Holz, Savognin
Ingenieur:
Kosten:
Placido Pérez Bauingenieure, Bonaduz
BKP 1–9/m3: Fr. 800.–
Holzbau Neubau: Arbeitsgemeinschaft RUWA Holzbau, Küblis, Andrea Sprecher Holzbau, Peist
Holzstrickbauweise in zeitgemässer Art neu interpretiert wurde. Der Neubau lässt dem Altbau den Vortritt, indem er leicht von der Strasse zurückversetzt und niedriger gebaut ist. Centro Commerciale «Punto Bregaglia» Das Bauwerk ist wie ein halbdurchsichtiges Gebäude konzipiert, welches sich durch einen Sockel vom Boden abhebt. Da der Sockel leicht zurückversetzt ist, scheint es, als ob das Gebäude in der Luft schwebe. Der Neubau wurde so konzipiert, dass eine Erweiterung des Gebäudes jederzeit möglich ist. Das EG und OG wurden mit Holzbauelementen gebaut. Einzig der Kern, in dem der Liftschacht und die Toiletten untergebracht sind, wurde mit massivem Ortbeton erstellt.
Holzbau Umbau: Hans Jäger, Schreinerei und Holzbau, St. Peter Kosten: BKP 1–9: Fr. 3,5 Mio.
Braunwald GL Ferienhaus Oberschwändiberg, 2007; Braunwald GL Jury Region Ost Kantone: GR, SG, TG, AI, AR, GL Eingaben: 69 Projekte Jurypräsident: Peter Eberhard, Architekt, Professor Zürcher Hochschule der Künste Umbau und Neubau Gartjn, 2008 ; Pagig (Bild: Joos Gredig)
Die weiteren Anerkennungen in der Region Ost ausserhalb des Kantons Graubünden sind: Giraffenanlage, Kinderzoo Knie, 2006 ; Rapperswill SG Möbelgriff Fisch, 2008 ; St. Gallen Landesforstbetrieb, 2008; Schaan FL Reka Feriendorf, 2007; Urnäsch AR Ferienhaus Thuotenberg, 2006; Bündner Wald 3/2009 69
Centro Commerciale Punto Bregaglia Bauherrschaft: Punto Bregaglia SA, Vicosoprano Architektur: Architekturbüro Renato Maurizio und Reto Maurizio, Maloja Holzbauingenieur : Ivo Diethelm, Gommiswald Holzbau:
Centro Commerciale Punto Bregaglia,
ARGE Fasciati Rodolfo, Stampa und
2008; Viscosoprano (Bild: Reto Maurizio)
Thomas Zimmermann Holzbau AG, Bondo Kosten: BKP 2–5: Fr. 3,76 Mio.
Rahel Marti, Architektin, Redaktion Hochparterre, Margrit Baumann, Architektin, Altdorf Jean-Marc Ducret, Holzbauunternehmer, Orges (entschuldigt) Daniel Indermühle, Holzbauingenieur, Gümligen Renate Menzi, Industrial Designerin, Leiterin Designsammlung Museum für Gestaltung, Zürich
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Quellen: Hochparterre, Beilage zu Hochparterre Nr. 6–7/2009, Region Ost; Hochparterre AG Zürich Protokoll Jurytage Region Ost, Melanie Brunner Projekteingaben auf Poster A0 der Objekte www.holzpreis-schweiz.ch Michael Gabathuler Geschäftsführer Graubünden Holz Bahnhofplatz 1, CH-7302 Landquart michael.gabathuler@graubuendenholz.ch
Prix Lignum 2009 würdigt das schweizerische Holzschaffen ANZEIGE
Erstmals wird der Holzpreis Schweiz – Prix Lignum 2009 gesamtschweizerisch verliehen. Sein Ziel: Den zukunfts‑ weisenden Umgang mit Holz bekannt zu machen und zu fördern. Der Holzpreis Schweiz – Prix Lignum 2009 wurde im September 2008 ausgeschrieben. Der Preis zeichnet den besonders hochwer‑ tigen und zukunftsweisenden Einsatz von Holz in Bauwerken, im Innenausbau, bei Möbeln und künstlerischen Arbeiten aus. Von der Brücke bis zum Stuhl wurden alle Arten von Objekten zugelassen, einzige Be‑ dingung: Das Werk muss realisiert sein, und dies nach dem 1. Januar 2005 mit Standort in der Schweiz. Architekten und Architektin‑ nen, Projektierende, Bauherrschaften, Aus‑ führende und Kunstschaffende in der gan‑ zen Schweiz haben 427 Arbeiten eingereicht, aufgeteilt nach fünf Regionen: In der Re‑ gion West (Romandie) 67 Werke, der Regi‑ on Mitte ( BL, BS, SO, BE-d, VS-d ) 98, der Re‑ gion Nord ( AG, SH, ZH ) 81, der Region Ost (Ostschweiz) 69 und der Region Zentrum (Zentralschweiz und Tessin) 112 Arbeiten. Die Besten unter den Guten finden Die Teilnehmenden hatten bis anfangs Ja‑ nuar 2009 eine Holztafel in der Grösse A0 einzureichen, auf welchem sie ihr Projekt präsentieren konnten. Die besten unter den guten Werken zu finden, war die Aufgabe der fünf regionalen Jurys. Wie gingen sie vor? Punkte verteilen, zusammenzählen und die Zahlen entscheiden zu lassen, wäre ein Weg gewesen. Jurypräsident Peter Eber‑ hard, Professor an der Zürcher Hochschule der Künste, entschied sich für einen ande‑ ren. Statt einer Punkteliste hatte er einen Fragenkatalog vorbereitet: – Welches sind die hervorstechenden ästhetischen Merkmale der Arbeit?
– Wodurch unterscheidet sie sich von verwandten Werken? – Ist der Werkstoff Holz zweckmässig und sinnfällig eingesetzt? – Welche ökologischen, konstruktiven, funktionalen und ökonomischen Ansprüche erfüllt die Arbeit? – Ist sie wegweisend? In welcher Hinsicht? – Macht sie eine bestimmte ideelle Aussage? – Leistet sie einen Beitrag zur vermehrten Verwendung des Werkstoffs Holz? Mit diesen Fragen im Hinterkopf dachten sich die Jurorinnen und Juroren in die Pro‑ jekte ein. Sie analysierten die Arbeiten in Zweiergruppen und erläuterten ihre Über‑ legungen dem Plenum. In Diskussionen, die Bündner Wald 3/2009 71
teilweise bis Mitternacht dauerten, bestimmte die Jury darauf jene Bauten und Objekte, die eines genaueren Blicks bedurften, die also am zweiten Jurytag besichtigt werden sollten, wiederum in Delegationen oder im Plenum, wenn es die Distanzen erlaubten. Zurück von diesen Besichtigungen, trafen sich die Jurys am Nachmittag des zweiten Tags zur Schlussdiskussion: Welchem Werk gebührt der Hauptpreis? Welche Arbeiten verdienen eine Auszeichnung und welche eine Anerkennung? Jeden Zweifel zulassen, jeden Einwand abwägen – erst mit diesem Argumentieren bringt ein Beurteilungsgremium alle Qualitäten eines Werks zur Sprache und kann seine Vor- und Nachteile ermessen. Damit ist aber auch klar: Jurieren ist keine objektivierte Tätigkeit. Eine sorgfältige Diskussion lebt von der Kompetenz, aber auch von der Haltung jedes Jurymitglieds. Jede Jury mag den Fokus neu einstellen, jede Betrachterin und jeder Betrachter der Ergebnisse mag in Teilen andere Arbeiten bevorzugen – nichtsdestoweniger haben die Holzpreis-Jurys ihre Wahl nach gewissenhafter Arbeit getroffen und begründen diese mit ihren Juryberichten.
Holz ist die Zukunft des energieeffizienten Bauens. Die hervorragende Architektur des Gemeindezentrums Flawil stärkt die Bedeutung des Holzes im öffentlichen Bauen. Und die Verformungstechnik Dukta ist ein Versprechen an die Zukunft des Materials. Wie geht es weiter? Nach der Preisverleihung am 26. Mai 2009 werden die eingereichten und jurierten Präsentationstafeln in Ausstellungen in den fünf Regionen bis im Sommer 2010 an un-
Hauptpreis Region West «Green Offices», Freiburg-Givisiez FR, 2007. Architektur: Conrad Lutz, Freiburg Adresse:
Zukunft des Holzschaffens Worin aber besteht nun der «besonders hochwertige und zukunftsweisende Einsatz von Holz», den der Preis suchte? Wo liegt die Zukunft des Holzschaffens, des Holzbaus, des Materials selbst? Darüber wurde an den insgesamt zehn Jurytagen viel debattiert. Im Folgenden einige Eindrücke und der Versuch einer Bilanz. Die fünf Hauptpreise zeigen: Hochwertig und zukunftsweisend sind komplexe Werte. Es braucht Qualitäten von der Planung über die Kenntnis und die Bearbeitung des Holzes bis zur Gestaltung. Als ressourcenschonendes und dabei elegantes Bürohaus beweist «Green Offices» in Givisiez: 72
Rue Jean-Prouvé 14, 1762 Givisiez FR Bauherrschaft: Conrad Lutz Architecte Sàrl, Givisiez Architektur: Conrad Lutz Architecte Sàrl, Givisiez Ingenieur: Luc Jeanmonod, Montmagny Holzingenieur: ING Holz AG, Fribourg Holzarbeiten: Vonlanthen, Schmitten GR Fassade: Vertikale Fichtenschalung Kosten (BKP 2/m3): CHF 600.– Kosten (BKP 2): CHF 3 Mio. (Bild: Corinne Cuendet)
terschiedlichsten Orten der Öffentlichkeit gezeigt. Im Jahre 2012 soll der Holzpreis Schweiz – Prix Lignum erneut durchgeführt und zur Institution werden. Weitere Informationen finden sich unter www.holzpreis-schweiz.ch
Hauptpreis Region West Green Offices, Givisiez FR, 2007 In gesichtsloser Umgebung, zwischen Strassen und Wohnbauten, steht ein schlichtes Gebäude. Der dreistöckige Bau mit vorvergrauter, stehender Holzschalung wirkt wohltuend zurückhaltend. Das Innere ist elegant gestaltet. Das Minergie-P-Eco-Haus wurde
Hauptpreis Region Mitte Forstwerkhof der Burgergemeinde Biel BE, 2007. Architektur: Bauzeit Architekten, Biel Adresse: Reuchenettestrasse 129, 2502 Biel Bauherrschaft: Burgergemeinde Biel Architektur: Bauzeit Architekten, Biel Holzbauingenieur: Timbatec, Thun Holzbau: Hector Egger Holzbau, Langenthal Holzarten: Weisstanne, Douglasie, Schwarzföhre (Fassade Verwaltungsgebäude); Weisstanne (Werkgebäude) Kosten (BKP 2): CHF 3,07 Mio. (Bild: Yves André)
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nach fast fundamentalistisch anmutenden Vorgaben für Ökologie und Energieeffi‑ zienz konzipiert und gebaut. Schön gestal‑ tete Trockentoiletten, mit Unterdruck ent‑ lüftet, überzeugen selbst Skeptiker. Für das Brauchwasser wird auf dem Dach Regen‑ wasser gesammelt, das Trinkwasser kommt aus speziellen Hähnen. Die Komfortlüftung regelt die Abkühlung und die Rückgewin‑ nung der hauseigenen Energie. Das Gebäude ist Pionier und Vorbild des ökologischen Bauens. Trotzdem verströmt es keinen prüden «Ökotouch», die Eleganz leidet nicht. «Green Offices» ist beispielhaft und wegweisend darin, wie Holz in Bürobau‑ ten ökologisch überzeugend und ästhetisch anspruchsvoll angewendet werden kann. Hauptpreis Region Mitte Forstwerkhof der Bürgergemeinde Biel, 2007 An der Strasse von Biel nach Magglingen liegt der Forstwerkhof. Wald und Holz‑ verarbeitung signalisiert die durchlässige Fassade aus vertikal angeschraubten, säge‑ rohen Brettern. Am Kopf des Werkgebäu‑ des kennzeichnet das metallgerahmte, ge‑ bäudehohe Schaufenster den Shop. Das Werkgebäude liegt talseitig; seinen räumli‑ chen Gegenpart bildet das edler ausgeführ‑ te, zweigeschossige Verwaltungsgebäude bergseits im Hang. Die langgezogenen Bau‑ ten spannen zwischen sich den Werkhof auf. Am Verwaltungsbau führt eine Aus‑ sentreppe in den hellen Gang im Oberge‑ schoss. Die Verwendung von Holz ist in der Anlage exemplarisch, ja didaktisch: sei es als Konstruktions- und Werkstoff, als rohe Nutz- und Repräsentationsschicht zugleich an der Fassade, sei es im Innenausbau mit feineren Produkten wie MDF, Parkett oder Brettstapelelementen. Mit dem Forstwerk‑ hof verstehen es Bauherrschaft und Archi‑ 74
tekten, den Wald und die daraus gewonne‑ nen Fabrikate den Bürgerinnen und Bürgern nahezubringen. So wirbt der funktionstüch‑ tige und architektonisch überzeugende Werkhof sachbezogen und nachhaltig für das Holz. Hauptpreis Region Nord – Dukta Der Begriff Duktilität stammt aus der Werk‑ stoffkunde. Er bezeichnet die Materialeigen‑ schaft oder Fähigkeit, plastische Verfor‑ mungen ohne Bruch zu ertragen. Die Er‑ kenntnisse des Projekts Dukta eröffnen neue Möglichkeiten der Holzanwendung. Dank eines ausgeklügelten Einschnittver‑ fahrens – es ist so einfach wie bestechend – werden aus steifen Holz- und Holzwerk‑ stoffplatten bewegliche Flächen. Die ge‑ genläufigen, regelmässig angeordneten Ein‑ schnitte führen zu einer gummiartigen Fle‑ xibilität. Die Entdeckung dieses Verfahrens erfolgte aus gestalterischem Interesse, ohne bestimmte Anwendungsmöglichkeiten an‑ zuvisieren. So liegt in der sphärischen Ver‑ Hauptpreis Region Nord Einschnittverfahren «Dukta» zur dreidimensionalen Verformung von Holzwerkstoffplatten. Idee, Konzept, Gestaltung: Serge Lunin, Christian Kuhn (Bild: Serge Lunin, Christian Kuhn)
formbarkeit der Platten denn auch eine grosse ästhetische Faszination. Anwendungen sind auf vielen Gebieten vorstellbar: Im Innenausbau, im Akustikbereich, im Möbelbau, aber auch für Schmuck, Accessoires und Dekorationen. Bis zur industriellen Produktionsreife braucht es Entwicklungsarbeit, doch Industrie und Hochschulen melden bereits ihr Interesse an dieser Entdeckung an. Mit ihrer unermüdlichen Tüftelei bringen Serge Lunin und Christian Kuhn den Werkstoff Holz einen vielversprechenden Schritt voran, auf eigene Initiative und bisher ohne Drittmittel. Dieser Leidenschaft und diesem Erfindergeist im Dienst des Holzes gebührt ein Hauptpreis.
Hauptpreis Region Ost Gemeindesaal und Kirchgemeindezentrum Flawil SG, 2008. Adresse: Lindenstrasse 6, Flawil Bauherrschaft: Politische Gemeinde Flawil und Evangelische Kirchgemeinde Flawil Architektur: Arbeitsgemeinschaft BMBK, Bischoff Kopp Architekten und Blatter + Müller Architekten, Zürich Holzbauingenieur: SJB Kempter-Fitze, Ingenieure und Planer, Frauenfeld Bauleitung: bgw Architekten, Flawil Holzarbeiten: Rohbau und Fassade: Arbeitsgemeinschaft Holzbau GZ-Flawil:
Hauptpreis Region Ost Gemeindesaal und Kirchgemeinde‑ zentrum Flawil, 2008 Das Architekturteam wagte den Schritt zum Holz und schuf damit einen in vielen Teilen überzeugenden Bau. Man steht vor einer feinsinnig tektonisch gegliederten und an optischen Reizen reichen Fassade. Die Gebäudehülle tragen Holzrahmen, die ihrerseits auf den Holzträgern der Mittelwand liegen. Die Eingänge bilden eine stimmige Abfolge von gedeckten Nischen und Windfang, bis man in einem der beiden strahlend weissen Foyers steht. In den Sälen wechselt die Stimmung: von nüchtern zu gesellig und festlich. Bestechend einfache funktionale und räumliche Ideen sind mit Einfallsreichtum und Sensibilität in Raum, Form und Material gebracht. Von der Konstruktion über die Fassade bis zum Innenausbau: Dass fast alles an diesem begeisternden Gebäude aus Holz besteht, soll und darf alle Beteiligten mit Stolz erfüllen. Entstanden ist ein architektonischer und konstruktiver Paradebau, der zeigt, was Holz vermag.
Blumer Lehmann, Gossau, KHG Holzbau, Flawil, Bühler + Winteler, Flawil, Fitze Walter, Egg, Ehrbar + Gähler, Flawil; Holzarbeiten Ausbau: Arbeitsgemeinschaft Gemeindesaal: Helbling, Bühler + Winteler, Türmlihuus Lombriser, KHG Holzbau, Dorfschreinerei, alle Flawil Verwendete Hölzer: Fichte (Tragwerk und Fassade; Esche, Eiche (Innenverkleidungen) Kosten (BKP 1–9): CHF 9,8 Mio Kosten (BKP 2/m3): CHF 537.– (Bild: Hannes Henz)
Bündner Wald 3/2009 75
Hauptpreis Region Zentrum Werkhalle Pilatus, Stans NW, 2008. Adresse: Pilatus Flugzeugwerke, Ennetbürgerstrasse, Stans Bauherrschaft: Pilatus Flugzeugwerke, Stans Architektur: Scheitlin-Syfrig + Partner, Luzern Holzingenieur: Lauber Ingenieure, Beat Lauber, Luzern Generalunternehmung: Bürli Generalunternehmung, Luzern Holzbau: Arbeitsgemeinschaft Holz Pilatus Aircraft:, Hector Egger, Langenthal; Holzbautechnik Burch, Sarnen; Paul Stephan, D-Gaildorf; Amstutz Holzbau, Stans Fenster: Fenster Bünter, Büren Schreinerarbeiten: Odermatt, Adligenswil Parkett: Spiller, Kriens Kosten (BKP 2): CHF 21,9 Mio. (Bild: Pilatus Flugzeugwerke, Stans)
Hauptpreis Region Zentrum Montagehalle Pilatus Flugwerke Stans, 2008 Direkt neben den bestehenden Gebäuden der Pilatus Flugzeugwerke liegt die neue 76
Montagehalle, hauptsächlich aus Holz und Holzwerkstoffen errichtet. Auf der Fläche von 72 mal 122 Metern beherbergt der Bau die 7200 Quadratmeter grosse Montagehalle, Büros und ein Besucherzentrum. Kei-
ne unnötigen Raumunterteilungen, die bei der Flugzeugmontage stören würden, in einem Gebäude, das höchsten ökonomischen und ökologischen Ansprüchen genügt. Nun überspannen zehn Meter hohe Fachwerkkonstruktionen die Breite der Halle stützenfrei. Damit stellt die weltweit tätige Firma den in Stans täglich erlebbaren Wald und das daraus gewonnene Produkt Holz ins Zentrum der Anlage: Die imposante Holzkonstruktion ist sicht- und spürbar in der Halle selbst, aber auch beim Blick aus den Büro- und Besucherräumen. Von aussen ähnelt das Hallendach einem Flugzeugflügel, mächtig, gewölbt, aber sorgfältig in die Landschaft eingefügt. Die ablesbare, präzise Konstruktion aus dem Naturbaustoff über
den Hightech-Flugzeugen – eine gelungene Verbindung.
Melanie Brunner-Müller Projektleiterin Holzpreis Schweiz PROHOLZ Lignum Luzern Buzibachstr. 31b, CH-6023 Rothenburg
Rahel Marti Redaktorin Hochparterre AG Ausstellungsstr. 25, CH-8005 Zürich
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Bündner Wald 3/2009 77
Mit Holz Schnee konservieren? Einleitung Die Aebibrücke am Flüelabach liegt schön versteckt in den Wäldern des Flüelatals bei Davos. Die Abgeschiedenheit war vielleicht ein Grund, warum dort in den Achtzigerjahren mehrere Munitionsmagazine gebaut wurden. Diese sog. «Pulverhütten» werden heute mehrheitlich vom WSL-Institut für Schnee- und Lawinenforschung SLF genutzt. Darin wird z. B. ein Windkanal für die Erforschung von Strömungen über der Schneedecke oder dem Boden betrieben, auf einem Dach werden windresistente Pflanzen gezüchtet, und viel Platz in den Pulverhütten ist mit Materialien für die verschiedenen Experimente belagert. In einer Pulverhütte hat die DavosDestinations-Organisation ausserdem eine
Pumpe zur Betreibung von mehreren Schneemaschinen eingebaut. Der hier produzierte Schnee wird für die Weltcup-Langlaufloipe verwendet. Der Holzumschlagplatz der Gemeinde Davos darf im Winter als Schneedepot genutzt werden, und das SLF testet am gleichen Ort neue Prototypen von Beschneiungsanlagen. Trotz der Abgeschiedenheit ist im Flüelatal also einiges los, und der Platz um die Aebibrücke ist ein gutes Beispiel für interdisziplinäre Zusammenarbeit. Es ist darum nicht ver‑ wunderlich, weshalb im Nachhinein niemand mehr genau weiss, wer die entscheidende Idee der Schneeübersommerung nachhaltig genug geäussert hatte, so dass sie auch umgesetzt wurde.
Die eine Hälfte des Schneehaufens ist mit Sägespänen, die andere Hälfte mit Gletschervlies abgedeckt. Bei diesen klimatischen Bedingungen (1560 m ü.M.) eignen sich Sägespäne besser für die Übersommerung von Schnee als andere Abdeckmaterialien (Bild: SLF)
78
Von der Idee zur Realisierung Bleiben wir also bei den Fakten: Als im April 2008 der Bergfrühling auch im Flüelatal langsam Einzug hielt, blieb im Schneedepot bei der Aebibrücke noch ein ca. 2500 m3 grosser Schneehaufen übrig. Der Schnee war im Vorwinter von der Davos-Destinations-Organisation für die Loipe produziert worden, dank dem reichlichen «Weiss» von Frau Holle jedoch nicht zum Einsatz gekommen. Der Schneehaufen wurde durch die Schneetests des SLF während des Winters zusätzlich noch vergrössert. Langläufer und Wanderer, die sich im Frühling im Flüelatal aufhielten, machten sich ihre Gedanken beim Anblick des Schneehaufens. Einige trauerten dem Schmelzwasser nach, welches langsam aus dem Schneehaufen in den Das Abdecken im Herbst. Das Entfernen der Sägespäne ist für einen guten «Menzifahrer» kein Problem. (Bild: SLF)
Flüelabach floss, und fragten sich: «Könnte man diesen Schnee nicht konservieren, damit er im kommenden Herbst nicht wieder von neuem produziert werden muss?» Auch die Verantwortlichen der Davos-Destinations-Organisation kalkulierten und überlegten, ob man den Haufen evtl. abdecken und dadurch über den Sommer retten könnte. Doch für eine genauere Kalkulation von Kosten und Nutzen fehlten schlichtweg die grundlegenden Angaben. Auf verschiedenen Gletschern in den Alpen wurden in den vergangenen Jahren unterschiedlich grosse Flächen mit Vlies abgedeckt und dabei erfolgreich das Abschmelzen zu 60 – 80 Prozent verhindert. Aus Skandinavien waren Schneekonservierungsmethoden mit Sägespänen bekannt. Dort wurden bei Schneehaufen von bis zu 30 000 m3 Verluste von 20 Prozent registriert. Wie man Schnee in Davos auf 1560 Meter Meereshöhe am besten abdeckt, war nicht bekannt. Der Frühling war da, der Schneehaufen begann zu schmelzen und die Zeit drängte, wollte man diesen Haufen Schnee noch retten. Das Projekt In Zusammenarbeit zwischen dem Technischen Dienst der Davos-Destinations-Organisation, dem WSL-Institut für Schneeund Lawinenforschung SLF und der Fritz Landolt AG aus Näfels ( GL ) (Hersteller von Gletscher Abdeckvlies) wurde den Umständen entsprechend rasch ein Projekt konzipiert und gestartet. Ein Ziel des Projekts war die Bewantwortung der Frage, wie gross der Volumenverlust am Schneehaufen in Abhängigkeit von zwei unterschiedlichen Abdeckmethoden und den meteorologischen Verhältnissen dieses Sommers sein wird. Das zweite Ziel war die Entwicklung eines Simulationstools, um damit in Zukunft Schneedepots zuverlässig planen Bündner Wald 3/2009 79
Der Schnee wird mit schweren Maschinen verladen und ins Loipengelände transportiert (Bild: SLF)
zu können. Hierfür wurde auf die am SLF vorhandenen Schneedecken- und Strahlungsbilanzmodelle zurückgegriffen. Mit dem neuen Simulationstool wird es möglich sein, die Wirtschaftlichkeit von Schneedepots zu ermitteln. Das heisst, die optimale Isolationsabdeckung sowie die Volumen‑ verluste von Schneedepots in Abhängigkeit von Höhenlage, Exposition und mikro‑ klimatischen Bedingungen sollen berechnet werden können. Methoden Der Schneehaufen im Flüelatal wurde zur einen Hälfte mit einer Folie der Firma Landolt (Gletschervlies) und zur andern Hälfte mit Sägespänen abgedeckt. Der Haufen wurde ausgemessen (Volumenmessung) und von verschiedenen definierten Standorten fotografiert. In regelmässigen Abständen wur80
den diese Aufnahmen (Fotos) während des Sommers wiederholt. Zwischen dem Vlies und dem Schnee resp. zwischen den Sägespänen und dem Schnee wurden Datenlogger platziert, die stündlich die Temperatur aufzeichneten. Zwei weitere Temperaturlogger wurden unter dem Schneehaufen platziert, um den Einfluss der Bodentemperatur zu verfolgen. Die meteorologischen Daten wurden mit der Meteo-Messstation auf dem Dach des Windkanals und ergänzend mit zwei mobilen Stationen auf dem Schneehaufen erfasst. Im Herbst wurde das Volumen des Schneehaufens neu gemessen und mit den Daten vom Frühling verglichen. Das Experiment wurde mit dem neuen Simulationsmodell begleitet. Mit Hilfe der Messungen wurde das Modell verifiziert und weiter‑ entwickelt.
Resultate In der Höhenlage von Davos (1560 m ü. M.) ist es möglich, Schneedepots während des Sommers wirkungsvoll vor dem Abschmelzen zu schützen. Das Vlies der Firma Fritz Landolt AG ist auf Gletschern ein ausgezeichneter Schutz vor der Strahlung, die 40 cm dicke Sägemehlschicht erzielte jedoch beim Experiment in Davos die bessere Wirkung. Von dem Teil des Schneehaufens konnten etwa 75 % der ursprünglichen Menge übersommert werden. Die durchschnittlichen Temperaturen am Schneedepot-Standort in Davos sind im Schnitt 5 – 8° C höher als an den Standorten der abgedeckten Gletschern. Deswegen kommt es bei tieferen Standorten vor‑ allem auf eine gute Isolationsschicht an, um die Einwirkung der Umgebungstemperaturen abzuschwächen. Die Sägespäne haben diese Anforderungen gut erfüllt. Das Regenwasser in der obersten Schicht der Sägespäne und der dadurch entstehende Kühlungseffekt durch die Verdunstung trugen dazu bei. Ein Teil des Schneehaufens, der mit zwei Vliesschichten anstatt nur mit einer abgedeckt war, erzielte ebenfalls eine bessere Isolationswirkung. Für die Wahl der geeigneten Abdeckmethode spielen aber
auch andere Faktoren eine wichtige Rolle. So ist das Vlies den Sägespänen im Hinblick auf Transport, Lagerung und was den Abdeck-Prozess betrifft, überlegen. Die 900 m3 Schnee, die am Ende des Experiments zur Verfügung standen, wurden sorgfältig vom Vlies und den Sägespänen befreit und zu einem nahe gelegenen Loipenabschnitt transportiert. Die Qualität des Schnees erwies sich als ideal für die weitere Verwendung, sodass der Technische Dienst der Davos-Destinations-Organisation damit bereits am 20. Oktober eine 500 Meter lange und öffentlich zugängliche Loipe in Betrieb Die Langläufer liessen nicht lange auf sich warten. Die 500 Meter lange Loipe wurde rege genutzt. Auch die Schweizer Nationalmannschft trainierte «vor der Haustüre» auf dieser Loipe. Waren sie deshalb im vergangenen Winter so erfolgreich? (Bild: SLF)
Die Qualität des übersommerten Schnees war besser als erwartet. Ideal für den Bau einer Loipe (Bild: SLF)
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nehmen konnte, auf der auch die Schweizer Nationalmannschaft fleissig trainierte. Übersommerter Schnee kann also eine gute Basis für eine Schneegarantie zu Winterbeginn bilden. Dies rechnet sich für eine Wintersport-Destination vor allem im Zusammenhang mit wichtigen Veranstal‑ tungen in diesem Zeitraum. Den Schnee wieder frisch herzustellen, ist unter den jetzigen Bedingungen preisgünstiger, bedingt jedoch, dass die Temperaturen tief genug sind, um überhaupt schneien zu können. Angenommen, Davos könnte bereits Ende Oktober eine 5 km Loipe bereitstellen und Schweizer (und andere) Langlaufteams müssten nicht mehr zum Training nach Skandinavien reisen – wie bisher üblich – könnte dies ein echter Vorteil für alle Beteiligten sein, nicht zuletzt auch für die Umwelt. Mit dem Simulationstool, das von den Forschenden des SLF auf der Basis der ermittelten Daten und des Schneedeckenmo-
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dells SNOWPACK entwickelt wurde, kann nun für jeden beliebigen Standort ermittelt werden, unter welchen Bedingungen die Konservierung von Schnee generell möglich ist und mit wie viel Schnee man nach der Übersommerung rechnen kann. Das Experiment und die Berechnungen am SLF zeigen, dass Holz für die Konservierung von Schnee bis auf eine Meershöhe von knapp über 2000 Metern andern Abdeckmaterialien in Bezug auf die Isolationswirkung überlegen ist.
Hansueli Rhyner WSL-Institut für Schnee- und Lawinenforschung SLF CH-7260 Davos Dorf
rhyner@slf.ch
Aus dem Arbeitsbuch von Pascal Alter «Wildschutzzaun» 1. Ausgangslage 1.1 Auftrag In Filisur in Kessi gilt es Ende November 2008 noch vor Wintereinbruch einen Wildschutzzaun zu erstellen und darin 50 Eiben zu pflanzen. Am Standort des Zaunes stehen einige Bäume, welche zuerst gefällt werden müssen. Vorgängig ist die Zufahrtsstrasse mittels Pneulader instand zu stellen, welche durch einen Murgang beschädigt wurde. 1.2 Gegebenheiten vor Ort Der Wald, in dem der Wildschutzzaun zu stehen kommt, ist ein lichter Wald mit den Baumarten Bergföhre, Waldföhre, Fichte und Lärche. Das Gebiet ist nicht sehr steil. Von der Waldstrasse sind in etwa 100 m zu Fuss zu gehen. Zu fällen sind eine grosse Lärche und einige kleinere Bäume. 1.3 Personal Für die Erstellung des Zaunes werden ein Forstwart, ein Forstarbeiter und ein Forstwartlehrling plus für den ersten Tag ein Forstpraktikant zur Verfügung gestellt. Die vorgängigen Arbeiten (Strasse, Fällen, Rü-
cken) übernehmen zwei Forstwarte, welche zugleich Maschinisten sind. 1.4 Arbeitsmittel, Material – Pneulader zur Reparatur der Waldstrasse – Motorsäge zum Fällen und Vorrüsten sowie Forsttraktor zum Rücken der Bäume zum Lagerplatz – Lärchenpfosten (halbrund, gespitzt, 2,5 m lang), Drahtgeflecht ( 1,8 m hoch), Litzendraht, Agraffen, Nägel, Locheisen, Ramme (Heia), Schlegel, Hammer, Zange und Motorsäge zum Erstellen des Zaunes – Wiedehopfhaue zum Pflanzen der Eiben – Die Eiben werden vom Forstdienst Filisur zur Verfügung gestellt. 2. Bau des Wildschutzzaunes 2.1 Arbeitsvorbereitungen Als Erstes wird die Waldstrasse mit dem Pneulader wieder befahrbar gemacht. Danach folgt das Fällen und Rücken der Bäume. Darauf wird sämtliches Material auf der Waldstrasse so nahe wie möglich an den Bauplatz transportiert. Nun muss genau überlegt werden, welche Gösse, Form und Position der Zaun einnehmen soll. Diese Aufgabe wird dem Forstpraktikanten und dem Forstlehrling zugeteilt. Man einigt sich
Abb.1: Plan des Wildschutzzaunes (Bild : Pascal Alter)
lange Seite: 30 Meter, 8 Pfosten
Ecken: 1 Pfosten + 2 weitere als Streben
kurze Seite: 12 Meter, 2 Pfosten
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Abb.2: Einlassung der Strebe in Eckpfosten (Bild : Pascal Alter)
auf eine rechteckige Form des Zaunes. Die längere Seite des Rechtecks soll 30 m betragen und quer zum Hang zu liegen kommen. Die kürzere Seite soll 12 m lang sein. Diese Zahlen ergeben sich aus der Überlegung, dass alle drei Meter ein Pfosten stehen muss. Aus Angst, zu wenige Pfosten zu haben, entschliesst man sich, in den kurzen Seiten nur zwei Pfosten zu setzen. Im Kopf ergibt sich ein Plan des Zauns, wie in Abbildung 1 dargestellt. Nun werden die Pfosten gemäss diesem Plan verteilt: alle drei respektive vier Meter einen Pfosten plus in den Ecke zwei weitere für die Verstrebung des Eckpfostens. 2.2 Bau des Wildschutzzaunes Die Lärchenpfosten werden mit Hilfe der Ramme zu zweit in den mit dem Locheisen vorgelochten Boden geschlagen. Schon nach kurzer Zeit stellt man fest, dass die Pfosten zwar gut in den Boden eindringen, sie aber nicht sehr gut halten. Die Pfosten können aber nicht mehr als einen halben Meter ins Erdreich gerammt werden, da sie nur 2,5 m lang sind, sonst sind sie danach zu wenig hoch, um das Drahtgeflecht anzubringen. In den Ecken treten weitere Probleme auf. Zur Verstrebung der Eckpfosten sind die 84
2,5 m langen Pfosten vor allem hangabwärts viel zu kurz. Es wird Abhilfe geschaffen, indem zwei kleine Fichten gefällt und zu Streben verarbeitet werden. Die Strebe wird mit dem Schlegel am Eckpfosten vorbei in die Erde geschlagen. Sie darf aber nur so weit eingeschlagen werden, dass sie immer noch über den Eckpfosten hinaus reckt. Damit die Strebe hält, muss sie am Eckpfosten ein wenig eingelassen werden (Abb.2 ). Dies geschieht, indem mit der Motorsäge eine Kerbe ausgeschnitten wird. Nun wird die Strebe so abgelängt, dass sie den Eckpfosten nach dem Einschub in die Kerbe ein wenig zurückdrückt. Zum Schluss wird sie festgenagelt. Nach dem Setzen der Pfosten und Streben wird das Drahtgeflecht angebracht. Das Drahtgeflecht muss zuerst abgerollt werden. Es ist darauf zu achten, dass sich die kleinen Maschen unten am Zaun befinden. Der Anfang des Drahtgeflechts wird an einem Eckpfosten mit Agraffen befestigt. Nun wird das Geflecht von Pfosten zu Pfosten von Hand gespannt und festgenagelt. Ist das Drahtgeflecht zu Ende, wird von Vorteil von einem Pfosten aus mit dem neuen Geflecht weitergezäunt und der Rest des alten mit der Zange abgeschnitten. Verflechten der Drahtgeflechte ist zeitaufwendig, anstrengend und bringt meist kein schön anzusehendes Resultat hervor. Während der Forstwart und der Forstarbeiter am zweiten Nachmittag weiter das Drahtgeflecht anbringen, beginnt der Forstwartlehrling die Eiben zu pflanzen, denn es ist Schneefall angesagt. Wie nun gewohnt, erstellt der Lehrling im Kopf einen Plan, wie die 50 Eiben am besten zu pflanzen sind. Sein Plan ist in Abb. 3 dargestellt. Bis zum Feierabend sind die Eiben gepflanzt. Am nächsten Morgen schneit es tatsächlich ...
Vier diffuse Reihen à 12 13 12 und 13 Pflanzen Abb.3: Plan der Eiben-Pflanzung (Bild : Pascal Alter)
Das Drahtgeflecht ist rundum angebracht. Nun wird ein Litzendraht durch die obersten Maschen des Geflechts um den ganzen Zaum herum eingefädelt, gespannt und mit Agraffen festgenagelt, um das Drahtgeflecht nach obenhin zu stützen und zu verstärken (Abb. 4). Für den Einstieg in den Zaun werden mit drei Pfosten auf den Streben eines Eckpfostens Leitersprossen angebracht (Abb. 5). Nun ist der Wildschutzzaun vollendet (Abb. 6).
2.3 Kosten Zur Verfassung des Arbeitsberichts wurde der Wildschutzzaun genau vermessen. Die vier Seiten des Wildschutzzaunes betragen effektiv 27,2 m, 29,0 m, 9,8 m und 11,5 m. Dies ergibt eine Länge des Drahtgeflechts und des Litzendrahts von 77,5 m. Lärchenpfosten sind 31 an der Zahl im Zaun verbaut. Die Kosten rein für den Wildschutzzaun sind in der Tabelle 1 zusammengestellt, die weiteren Kosten Strassen-Instandstellung, Holzerei und Eiben-Pflanzung in Tabelle 2.
Tabelle 1: Kostenzusammenstellung Wildschutzzaun
Menge
Preis
Betrag
Mannstunden
58 Stunden
Fr. 63.–
Fr. 3654.–
Motorsäge
2,4 Stunden
Fr. 14.–
Fr. 33.60
Auto
3 Tage
Fr. 35.–
Fr. 105.–
Anhänger
1 Tag
Fr. 25.–
Fr. 25.–
Drahtgeflecht
77,5 Meter
Fr. 7.50
Fr. 581.25
Litzendraht
77,5 Meter
Fr. 0.50
Fr. 38.75
Agraffen
3 Kilogramm
Fr. 16.50
Fr. 49.50
Lärchenpfosten
31 x
Fr. 17.50
Zwischensumme ohne MwSt.
Fr. 542.50 Fr. 5029.60
7,6% MwSt.
Fr. 382.25
Total inkl. MwSt.
Fr. 5411.85
Kosten pro Laufmeter
Fr. 69.83
Bündner Wald 3/2009 85
Abb.4: Einstieg in der Ecke des Zaunes
Abb.5: Litzendraht oben eingef채delt
(Bild : Pascal Alter)
(Bild : Pascal Alter)
Abb.6: Der fertige Eiben-Wildschutzzaun (Bild : Pascal Alter)
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Tabelle 2:Kostenzusammenstellung Strasseninstandstellung, Holzerei und Pflanzung
Menge
Preis
Betrag
Strasseninstandstellung
Fr. 338.–
Mannstunden
2 Stunden
Fr. 63.–
Fr. 162.–
Pneulader ohne Fahrer
2 Stunden
Fr. 106.–
Fr. 212.–
Holzerei
Fr. 968.–
Mannstunden
Fr. 630.–
10 Stunden
Fr. 63.–
Motorsäge
7 Stunden
Fr. 14.–
Fr. 98.–
Fiat Forsttraktor
3 Stunden
Fr. 80.–
Fr. 240.–
Eiben-Pflanzung
Fr. 465.–
Mannstunden
5 Stunden
Fr. 63.–
Fr. 315.–
Eiben
50 x
Fr. 3.–
Fr. 150.–
Zwischensumme ohne MwSt.
Fr. 1771.–
7,6% MwSt.
Fr. 134.–
Total inkl. MwSt.
Fr. 1905.60
3. Schlussbetrachtungen Die Erstellung des Wildschutzzauns für die Eiben-Pflanzung war eine interessante Angelegenheit. Die Erstellung eines solchen Zauns ist anstrengend und bedarf doch einiger Kniffs und Techniken. Die Anschaffung längerer Lärchenstreben ist für den nächsten Zaun unabdingbar. Der Ersatz mit Fichten ist zwar machbar, hält aber weniger lang. Der Zaun ist auch eher etwas niedrig geraten, bedingt durch den schlechten Boden und das somit weite Einschlage der Pfosten bis sie halten.
Der Autor wird diese Eiben-Pflanzung im Frühjahr, wenn der Schnee weg ist, wieder aufsuchen und sicherlich auch in den nachfolgenden Jahren weiter beobachten.
Pascal Alter Forstwartlehre 1. Semester Altes Schulhaus, CH-7482 Bergün pascal.alter@hotmail.com
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Comic Theo & Heinz
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Holz ist für den Körper unglaublich angenehm Trotz einer dicht gedrängten Agenda nahm sich der renommierte und mit Preisen überhäufte Schweizer Architekt Peter Zumthor die Zeit, der Fachzeitschrift Bündner Wald, ein Interview zu geben. Im Gespräch erzählte er, wie er mit Holz in Kontakt kam und wie er diesen Naturwerkstoff in seine Architektur einfliessen lässt. Natürlich wusste Peter Zumthor noch vieles mehr über Holz zu berichten ... Herr Zumthor, wann sind Sie zum ersten Mal mit Holz in Berührung gekommen und was hat Sie daran fasziniert? Das erste Mal kam ich als Bub mit Holz in Berührung. Mein Vater besass eine Schreinerei. An der Hobelbank habe ich mit Holz gearbeitet. Dabei habe ich mein eigenes Spielzeug fabriziert. Sie müssen wissen, dass meine Eltern damals nicht viel Geld besassen. Später habe ich gemerkt, dass mein Vater trotzdem grosszügig zu mir war. Er stellte mir alle möglichen Materialien und Werkzeuge zur Verfügung. Aber ehrlich gesagt, hat mich damals die Arbeit mit Holz nicht wahnsinnig fasziniert, weil ich lieber mit feineren Sachen wie beispielsweise Metall gearbeitet habe. Inwiefern hat Holz Ihre Arbeit geprägt? Ich bin ein Architekt, der wahnsinnig gerne mit allen Materialien arbeitet. Ich mag Seide, Leder, Chromstahl, Gusseisen, und da ist Holz ein Teil einer grossen, schönen Palette, die ich in meine Arbeit einfliessen lasse. Holz ist ein Material, das ich in meiner Arbeit nicht missen möchte. Was gefällt Ihnen besonders an der Verwendung von Massivholz? Holz erzeugt eine ganz eigene spezifische Raumstimmung. Die physikalischen Eigen-
schaften von Holz sind so verankert, dass es dem menschlichen Körper keine Wärme nimmt. Wenn ein Massivholz-Gebäude in Graubünden gebaut wird, wie z.B. Strickbauten – ich habe soeben zwei solche Häuser in Leis oberhalb von Vals errichtet – und wenn man sich in einem solchen Raum mit Massivholz befindet, ist das für den Körper unglaublich angenehm. In der Wahrnehmung hat das zur Folge, dass es drinnen etwas kühler ist, wenn es draussen warm ist, und umgekehrt. Mit den zwei Häusern in Leis habe ich genau das versucht umzusetzen. So sind die Wände nicht getäfelt, sondern aus massivem Holz. Dann hat Holz eine tolle Präsenz, und die Menschen mögen diese Atmosphäre. Bei Stahl würde man dies jetzt beispielsweise nicht so spüren. Deshalb ist Holz ein unersetzbarer Naturwerkstoff. Sie haben jetzt zusammengefasst, wie schön Massivholz sein kann. Wo aber kommt Holz an seine Grenzen? Holz ist vielleicht in den grossen Dimensionen beschränkt. Da hat man weniger Möglichkeiten als beim Bauen mit Stahl oder mit vorgespanntem Beton. Welche Gebäude oder Räume aus Holz gefallen Ihnen besonders? Mir gefallen alte Industriebauten aus Holz, sprich alte Sägewerke. Solche Bilder habe ich jedoch mehr aus Skandinavien oder aus den USA im Kopf. In Fotobüchern habe ich unglaublich schöne Bilder von Tabaktrocknereien gesehen, mit so Klappen die auf- und zugehen, und mit dem Tabak, der da drinnen zum Trocknen aufgehängt wurde … das sind so die fantastischsten Sachen. In Graubünden ist die traditionelle Holzstube aus Strickbau ein ganz starkes Stück. Bündner Wald 3/2009 89
Seit 30 Jahren betreiben Sie Ihr Architekturstudio hier in Haldenstein. Welche Veränderungen hat die Architektur seitdem erlebt und durchgemacht? Als ich in den 70er Jahren hier angefangen habe, war es keine gute Zeit für die Architektur. Damals hat man gesagt: «Bauen ist Umweltzerstörung!» Die sogenannte Hochkonjunktur der 50er und 60er Jahre hat sehr vieles kaputt gemacht. Es wurde zuviel und unsorgfältig gebaut. So genoss die Architektur in diesen Jahren einen schlechten Ruf. Das heisst, dass meine ersten Gebäude in Graubünden aus ästhetischen Gründen allesamt abgelehnt wurden (lacht). Dann hat sich einiges geändert, und heute hat es in Graubünden viele Architekten, die nicht des Geldes wegen Architekten sind, sondern weil sie Freude an der guten Architektur haben. Und die Wertschätzung gegenüber unserer Arbeit wurde in der Öffentlichkeit komplett neu aufgewertet. Täuscht der Eindruck, dass energieoptimiertes Bauen auf dem Vormarsch ist? Und wie beurteilen Sie dies als künstlerischer engagierter Architekt? Das ist ein ganz wichtiger Aspekt des Bauens. Aber für mich ist es nicht das Hauptmotiv. Ich will gute Häuser konstruieren und nicht nur Häuser machen, die wenig Energie brauchen. Bei meinen zwei Häusern in Leis sehe ich jetzt, dass diese wenig Energie benötigen. Dieses Projekt hätten wir auch für Minergie-Plus anmelden können. In Leis haben haben wir ein grosses Schlafzimmerfenster gegen Osten gebaut, was aber mit dem Label nicht unbedingt zu vereinbaren ist. An dieser Stelle hätten wir nur ein kleines Fenster bauen dürfen. Die Häuser sind superisoliert und sehr ökologisch, aber gewisse Sachen lasse ich mir nicht wegnehmen (setzt ein schalkhaftes Lächeln auf)! 90
«Holz hat das Potenzial, zeitlos zu wirken» (Bild: Genesio Pangaro)
Holz ist ein Baustoff, der mit einem geringen energetischen Aufwand aufbereitet und verbaut werden kann. Vielfach wird aber Holz aus fernen Ländern importiert. Müssten Sie als Architekt nicht die Bauherrschaften darauf sensibilisieren, nur Holz aus unserer Region zu verwenden? Ja, ja, das machen wir auch. Viele Bauherren sind schon von sich aus so. Aber es ist nun mal so, dass unsere Hölzer nicht alles können. Bei den Häusern in Leis, zum Beispiel, wissen wir sogar woher genau das Tannenholz stammt. Beim Fensterholz haben wir allerdings Holz aus Kanada verwendet, weil dieses nun mal feinjähriger und schöner ist. Das ist auch immer eine Frage des Marktes. Der Schweizer Wald muss halt auch Qualität produzieren.
Auf was sollte ein Bauherr achten, wenn er mit Holz bauen will? Als erstes muss er Holz gerne haben. Dann sollte er darauf achten, wofür sich Holz gut ist eignet. Holz kommt bei Innenräumen beachtlich zur Geltung und er muss sich damit beschäftigen, was der Unterschied zwischen Furnier- und Massivholzkonstruktionen ist. Vor allem muss ihm das Bauen mit Massivholz Spass machen. Inwiefern prägen die technischen Entwicklungen in der Verarbeitung von Massivholz und Holzwerkstoffen die Architektur? Diese Entwicklung ist sehr wichtig. Je mehr Möglichkeiten die Technik bietet, umso bes‑ ser. Die zwei Holzhäuser in Leis sind vollständig hier im Büro am Computer gezeichnet worden. Das Vorfertigen der Holzbalken wurde elektronisch gesteuert, und so wurde jedes Loch für jede Steckdose schon im vornherein fertig vorbereitet. Dann haben die Zimmerleute alles, wie vor tausend Jahren, mit dem Vorschlaghammer zusammengesetzt. Das ist einfach toll, oder? Auf der einen Seite ein hochtechnologischer Ablauf, und am Schluss kommt das Zusammensetzen von Hand. Ohne diese vorproduzierten Produkte, ohne Technologie hätten die Häuser in Leis nicht entstehen können. Der Aufwand wäre einfach zu gross gewesen.
heitsabstand gehalten werden. In dieser Hinsicht kommt Holz an seine Grenzen, und man sollte immer darauf achten, ob es passt. Ich würde nie auf die Idee kommen, z.B. in Zürich oder Basel einen Holzbau errichten zu wollen. Aber es gibt ja genügend Re‑ gionen, wo Holz zum Einsatz kommen kann. Das ist auch schön so, dass es Gebiete gibt, die die Präsenz von Holz auszeichnet. Wie sehen Sie die Zukunft von Holz in der Architektur? Ich bin ja kein Prophet, aber ich gehe davon aus, dass Holz in der Architektur bleiben wird. Da es etwas ist, was nachwächst, müssen wir uns in dieser Hinsicht keine Gedanken machen. Es ist ja toll, dass ein solches Material nicht in der Fabrik hergestellt werden muss. Hat Holz das Potenzial, zeitlos zu wirken? Ja sicher. Das ist keine Frage, dass Holz dieses Potenzial besitzt. Es kommt aber auch darauf an, ob der Architekt oder der Hersteller etwas Zeitloses konstruieren will. Sie unterrichten an verschiedenen Universitäten. Wie bringen Sie Ihren Schülern den Umgang mit Holz bei? Ist Holz für junge, talentierte und «Holz erzeugt eine ganz eigene, spezifische Raumstimmung» (Bild: Genesio Pangaro)
Macht es Ihrer Meinung nach Sinn, Holz auch ausserhalb von ländlichen Regionen mit intensiver Waldbewirtschaftung in der Architektur zu verwenden? Also in den Städten wird Holz kaum eine grosse Zukunft als Konstruktionsmaterial haben. Zwischen Holzhäusern muss wegen der Brandvorbeugung ein gewisser SicherBündner Wald 3/2009 91
aufstrebende Architekten überhaupt noch ein Thema? Das ist unterschiedlich. Im lateinischen Raum, wie in Spanien oder in Italien, wird weniger mit Holz gebaut. Das hängt mit ihrer Kultur zusammen. Vor Hunderten von Jahren haben Sie riesige Flächen gerodet, und es hatte kaum noch Wälder. Den Umgang mit Holz kann man an einer Hochschule kaum beibringen. Dafür reicht die Zeit einfach nicht aus, das müssen die Architekten selbst übernehmen. Aber man kann gewisse Grundprinzipien mitgeben, wie zum Beispiel, wann ist Holz richtig, wo ist Holz sinnvoll, wo kann man damit eine Aussage machen usw. Hier in der Schweiz, und je mehr man nach Norden reist, ist Holz ein Riesenthema. In Finnland zum Beispiel ist Holz allgegenwärtig. Herr Zumthor, ich komme zu meiner letzten Frage. Was geht in Ihnen vor, wenn Sie einen fertiggestellten Bau, in welcher Sie viel Herzblut gesteckt haben, ihren Kunden übergeben müssen? Das ist eigentlich ein schöner Moment. Es kann es mir aber schon nahe gehen, wenn ich ein Projekt, an dem ich zehn Jahre gearbeitet habe, übergeben muss. Vergleichbar, wie wenn die eigenen Kinder gross werden und sie mit ihrem eigenen Leben beginnen. Aber es ist schön, mit anzusehen, wenn sich die Leute über den Bau freuen und da einziehen können. Manchmal bekomme ich sogar Dankesbriefe und Komplimente ...was will man noch mehr! So, Herr Zumthor, ich danke Ihnen viel‑ mals für das Gespräch. Gibt es noch etwas, was Sie den Leuten vom Bündner Wald mitgeben möchten? Wir haben viele Aspekte angesprochen, was Holz und die Architektur anbetrifft… (legt 92
eine Denkpause ein). Was ich den Hölzigen mitgeben würde? Sie suchen das Gespräch mit uns Architekten und Gestaltern. Das ist gut so, genau das Richtige. Sie sollten weiterhin Qualität produzieren, sich Mühe geben, qualitatives und preiswertes Holz herzustellen. Damit ich kein kanadisches Holz mehr kaufen muss. Zur Person: Peter Zumthor wurde am 26. April 1943 in Basel geboren und machte zunächst eine Möbelschreinerlehre bei seinem Vater. Es folgten Studien in Innenarchitektur und Design an der Kunstgewerbeschule Basel sowie Architektur und Industrial Design am Pratt Institute in New York. Zehn Jahre lang arbeitete er als Denkmalpfleger des Kantons Graubünden. Peter Zumthor lebt und arbeitet seit 1979 in Haldenstein. Zu Zumthors bekanntesten Bauten zählen die Therme Vals und das Kunsthaus im vorarlbergischen Bregenz. Für sein Lebenswerk wurde er im April 2009 mit dem PritzkerPreis ausgezeichnet. Der Pritzker-Preis ist die weltweit höchste Auszeichnung für Architekten und wird auch als Nobelpreis für Architektur bezeichnet. Nebst den ebenfalls aus Basel stammenden Architekten, Jacques Herzog und Pierre de Meuron, ist Zumthor der zweite Schweizer Architekt, der mit der wichtigsten Auszeichnung für Baukunst geehrt wurde. Am 29. Mai wird er den Preis in Buenos Aires entgegennehmen.
Genesio Pangaro Neudorfstrasse 60, CH-7430 Thusis
genesiopangaro@hotmail.com
Medienmitteilung Forstmesse Luzern Stelldichein einer Zukunftsbranche an der Forstmesse Luzern Vom 20. bis 23. August 2009 findet in Luzern die 20. Internationale Forstmesse statt. Die Aussteller gehen optimistisch an die Messe. Trotz der aktuellen Wirtschaftskrise überwiegen der Optimismus und der Glaube an den Stellenwert der Wald- und Holzwirtschaft, heute und in Zukunft. «Erfreulich sind die grosse Nachfrage von Ausstellerseite und die positive Stimmung im Messevorfeld. Die Forstmesse verbindet Tradition und Innovation. Sie ist in der Schweiz die Leitmesse für die Waldwirtschaft sowie ihren Zulieferbranchen und verfügt über eine grosse internationale Ausstrahlung, die sich sowohl bei den Ausstellern wie auch den Besuchern widerspiegelt. Nebst guten Geschäftsabschlüssen, die jeder Aussteller erwartet, ist der bevorstehende Grossanlass auch ein wichtiger gesellschaftlicher Treffpunkt», so Messeleiter Marco Biland. Die Forstmesse hat sich seit ihrer erstmaligen Durchführung 1971 stets weiterentwickelt. Damals fand sie als «Schweizerische Fachmesse für das Forstwesen» in Spreitenbach statt. 1973 zählte sie 74 Aussteller und 8000 Besucher und erlebte unter der Leitung von Messepionier Hans Biland ihre Premiere als eine der ersten Messen auf dem Platz Luzern. Seit 2003 heisst der zweijährlich stattfindende Anlass «Internationale Forstmesse Luzern». Sie ist auch an ihrem 20. Jubiläum die Branchen-Leistungsschau schlechthin und verbindet Tradition und Innovation. 2009 belegt sie mit 280 Ausstellern und 30 000 Besuchern auf 30 000 m2 Fläche ein
letztes Mal die alten Hallen in Luzern, bevor im Herbst die neue Minergie-Messehalle eingeweiht wird. Fachkongress und Sonderschau Unter dem Titel «Waldzertifizierung: Königsweg oder Holzweg?» organisiert der Verband Waldwirtschaft Schweiz am Freitagvormittag, 21. August 2009 einen Fachkongress. Diverse Referenten erörtern den heutigen Stellenwert der Zertifizierung nach einem der beiden Labels FSC oder PEFC und bilanzieren, was sie den Forstbetrieben gebracht hat. Wie gewohnt organisiert CODOC, Eidg. Fachstelle Koordination und Dokumentation Bildung Wald, zusammen mit den Verbänden und Bildungsanbietern eine Sonderschau. Sie ist dem Schwerpunktthema «Waldberufe im Trend gewidmet. Besonderes Highlight ist das «Försterkino», welches ein abwechslungsreiches Programm mit Vorträgen, Präsentationen und Filmen bietet.
20. Internationale Forstmesse Luzern Datum: 20.– 23. August 2009, 9 –17 Uhr Allmend Luzern Infos: www.forstmesse.com Reisen Sie mit dem öffentlichen Verkehr und profitieren Sie von den ermässigten SBB/RailAway-Messeangeboten! www. railaway.ch/messen Organisation: ZT Fachmessen AG, www.fachmessen.ch
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Exkursion Graubünden Wald ins Diemtigtal Graubünden Wald organisiert am 15. und 16. Oktober 2009 eine zwei‑ tägige Vereinsexkursion ins Diemtigtal. Hanspeter Weber, der seit letztem Herbst als Fachlehrer im Bildungszentrum Wald Maienfeld tätig ist, wird uns in seinem ehemaligen Forstrevier allerlei Interessantes zeigen. Folgende Programmpunkte sind vorgesehen: – Das Forstrevier Diemtigtal. – Das Dorf Oey nach dem Unwetter 2005. – Wärmeverbund Oey; Schadenereignis als Chance. – Gerinneholzerei (über 15 000 m3 ) – Lothar/Borkenkäferbefall (Strategie Kt. Bern, Logistik Diemtigtal). – Wiederbewaldung Lothar (100 000 Fichten gepflanzt). – Lotharreservat – Seil- und Holzschläge (über 1000 m3 ) – Bau von Maschinenwegen (Basis- und Feinerschliessung). – Sicherheitsholzerei BLS.
Natürlich wird bei diesem Ausflug auch der gesellschaftliche Teil nicht zu kurz kommen. Organisatorisches Wir fahren am Donnerstag, 15. Oktober 2009, um 7.00 Uhr ab Chur ins Exkursionsgebiet mit Kleinbussen. Die Heimreise erfolgt am Freitag, 16. Oktober 2009, um 15.00 Uhr, Ankunft in Chur ca. 18.00 Uhr. Detailliertes Programm folgt bei Anmeldung oder kann auf unserer Homepage www. graubuendenwald.ch nachgelesen werden. Exkursionskosten Für Vereinsmitglieder von Graubünden Wald Fr. 280.–/Person inkl. Essen, Übernachtung in Mehrbettzimmern mit Frühstück, An- und Rückreise inkl. Transporte im Exkursionsgebiet. Getränke sind nicht in den Kosten enthalten. Weitere Interessierte Fr. 320.–/Person mit den gleichen Leistungen wie für Vereinsmitglieder.
Anmeldung Exkursion Graubünden Wald ins Diemtigtal 2009 Betrieb: Name/Vorname: Adresse: PLZ/Ort:
Datum/Unterschrift: E-Mail: Mitglied Graubünden Wald:
ja
nein
Anmeldung bis spätestens am 15. Juli 2009 an: Graubünden Wald, c/o Amt für Wald Graubünden, Loëstrasse 14, 7000 Chur info@graubuendenwald.ch Abmeldungen sind bis vier Wochen vor Exkursionsbeginn möglich, bei späterer Abmeldung werden die Exkursionskosten verrechnet. Wir behalten uns das Recht vor, die Exkursion bei zu niedriger Teilnehmerzahl abzusagen.
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Vorschau Impressum Jährlich entscheiden sich alleine in unserem Kanton 20 – 30 Teenager dazu, eine Forstwart-Ausbildung zu starten. Dieser Entscheid, für den nächsten Lebensabschnitt den Waldweg zu nehmen, kann auf eine Berufskarriere unterschiedliche Auswirkungen haben. Selten bleibt ein Forstwart jedoch bis zu seiner Pensionierung der Motorsäge treu. Immer mehr Holzschläge werden von Forstunternehmern durchgeführt. Die Klimaerwärmung bringt unsere Böden immer mehr in Bewegung. Verschiedene Natur‑ gefahren bedrohen Siedlungen und Verkehrsträger. Manche Forstbetriebe spezialisieren sich, andere bieten ein umfangreiches Spektrum an Dienstleistungen an. Diese und andere Tatsachen verändern die Anforderungen an den Forstwartberuf. Die nächste Ausgabe des Bündner Waldes widmet sich diesem Berufstand mit all seinen Facetten – Natur, Ausbildung, Stolz, Motorsägen, Unfällen, Adrenalin und Testo‑ steron. Redaktion: Sandro Krättli
Herausgegeben von Graubünden Wald, Amt für Wald Graubünden und der SELVA Verleger: Südostschweiz Presse und Print AG, Südostschweiz Print, CH-7007 Chur Sekretariat: Christophe Trüb, SELVA, Bahnhofplatz 1, CH-7302 Landquart, Telefon 0041 (0)81 250 19 40, Fax 0041 (0)81 250 19 41 Redaktoren: Jörg Clavadetscher, Revier forestal da Val Müstair, CH-7535 Valchava, Telefon 0041 (0)81 858 58 21, forestal-muestair@bluewin.ch. Sandro Krättli, AfW GR, Sagastägstrasse 96, CH-7220 Schiers, Telefon 0041 (0)81 300 24 11, sandro.kraettli@afw.gr.ch Die Redaktion behält sich vor, Beiträge in nicht verlangter Form ohne Rückfrage zu ändern Druckvorstufe (Satz, Lithos, Belichtung): Südostschweiz Presse und Print AG, Südostschweiz Print, Simon Scherrer Druck: Südostschweiz Presse und Print AG, Südostschweiz Print, Postfach 85, Kasernenstrasse 1, CH-7007 Chur, Telefon 0041 (0)81 255 51 11, Fax 0041 (0)81 255 52 89 Erscheint sechsmal jährlich. Auflage 1500 Exemplare Inserate: Südostschweiz Publicitas AG, Neudorfstrasse 17, CH-7430 Thusis, Telefon 0041 (0)81 650 00 70,
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Papier: Seit dem 1.1.2008
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