B端ndner
Wald
Jahrgang 62 | Dezember 2009
Bauten die uns sch端tzen
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Inhalt
Bauten die uns schützen Editorial ................................................. 4 Impressionen aus der Region Herrschaft/Prättigau/Davos ................... 5 Der Schutzbautenkataster im Kanton Graubünden .......................... 7 Impressionen aus der Region Rheintal/Schanfigg............................... 16 KUFISchulung 2009 in den Regionen ... 18 Notfall in Brusio – Felssturz – Zeitdruck – Schutz ................. 21 Impressionen aus der Region Surselva... 28 Nutzen für Praxis und Forschung Lawinendetektion................................. 30 Künstliche Lawinenauslösung Schutz mit Risiko.................................. 34 Impressionen aus der Region Mittelbünden/Moesano ....................... 38 EconoMe 2.0 – Wirtschaftlichkeit von Schutzmassnahmen ....................... 40 Praxishilfe für mehr Sicherheit Baustellenspezifische Konzepte ............. 45 Resgia – Report 06/ 09 .......................... 48 Die Expertenkommission für Lawinen und Steinschlag – EKLS ........... 51 Wald als Gefahr Gerinneunterhalt in der Surselva ........... 59
Öffentlichkeitsarbeit Naturgefahren: die WebSite GraNat.............................. 61 Impressionen aus der Region Südbünden .......................................... 66 Richtlinien für Hochlagenbegrünung..... 68 Schutzbauten gegen Waldbrände ......... 74 Objektschutz im Laufe der Zeit Steinbrugg Seewis 1928 – 2009 ............. 78 Aus den Anfängen des Lawinenschutzes 79 Comic Theo & Heinz ............................. 84 27. Skipostenlauf für das Bündner Forstpersonal .............. 85 Ein kajakfahrender Kreisförster hilft beim Bau einer Seilbahn ................ 86 Kurs «Dialog Natur» 2010 .................... 88 Südbünden Erfolgreiche Regionaltagung ................. 89 Protokoll der 5. GV Graubünden Wald vom 5. Juni 2009 in Trimmis ................. 90 Vorschau.............................................. 95 Titelbild: Bohrarbeiten freihängend am Seil für eine Felssicherung bei Filisur (Bild: Toni Eberle) Bild Inhaltsverzeichnis: Zerstörter Steinschlagschutz am Alpweg Seewis 2005 – mehr dazu auf Seite 78 (Bild: Sandro Krättli) Bündner Wald 6/2009 3
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Editorial
Kürzlich erschien eine Sonderausgabe des Wissensmagazins Geo zum Thema Natur gewalten. Beispiele von Katastrophen mit apokalyptischem Ausmass ziehen den Le ser unweigerlich in ihren Bann. Ob Wasser, Schnee, Gestein, Feuer oder Erdreich, in unerwarteten Mengen und mit den nötigen Energien können uns diese Elemente ganz schön auf Trab halten – ja gar Verwüstung und Tod bringen. Das Wetter und geolo gische Gegebenheiten sind selbst für Spe zialisten oft schwierig einzuschätzen und zu definieren. Immer wieder erschüttern Naturkatastrophen unsere Gesellschaft. Er eignisse mit grossen Schäden sind Magnete für Massenhysterie, politische Schnellschüs se, mediale Präsenz und Ächtung von ver meintlich verantwortlichen Personen. Die oftmalige Machtlosigkeit gegenüber Na turgewalten provoziert bei uns Menschen Überreaktionen. In solchen Zeiten geraten fundierte Planungen und Überlegungen oft in Vergessenheit. Die Bündner Regierung hat jüngst das Amt für Wald beauftragt, die möglichen Folgen der Klimaerwärmung auf die Naturgefah rensituation in Graubünden aufzuzeigen. Dies aus der Überzeugung heraus, dass der Handlungsbedarf im Kanton bezüglich Risi komanagement und Ressourceneinsatz ab geklärt werden muss. Mittlerweile liegt ein Massnahmenpaket mit vier Schwerpunkten vor. Einer dieser Schwerpunkte ist die In standhaltung von Schutzbauten. Schutzbauten sind immer dann erforderlich, wenn der Schutzwald allein den Menschen nicht mehr schützen kann. Sie werden also entweder als Ergänzung der Schutzwirkun gen unseres Waldes – oder beim Fehlen
von Schutzwald – als alleinige Bollwerke gegen die Naturgefahren erstellt. Parallel mit der immer intensiveren Nutzung unse rer Gebirgstäler ist mit der Zeit ein riesiges Volumen von Schutzbauten entstanden, das eine grosse Herausforderung hinsichtlich Aufrechterhaltung seiner Funktionstaug lichkeit darstellt. Der Kanton Graubünden verfügt mittlerweile über ein ausführliches Informations und Kontrollsystem, welches ein langfristiges Management bezüglich Unterhalt und Ausbau dieser Schutzbauten gewährleistet. Jede Naturgefahr erfordert unterschiedliche Massnahmen, um uns Menschen davor zu schützen. Neben klassischen Schutzbauten berichten wir auch über organisatorische Massnahmen, die Abwägung zwischen Wir kung und Kosten oder den Stand der Tech nik und Forschung. Sie erfahren beispielsweise wie viele Lauf meter Lawinenverbauung in Graubünden stehen, wieviel der statistische Wert eines Menschenlebens ist oder wieso ein junger Kreisförster einst wegen einer ‹guten Idee› beinahe ertrank. Viel Spass mit dieser Aus gabe, die mit viel Bild und Wort aktuell be richtet …über Bauten die uns schützen. Das BündnerwaldTeam Festtage.
wünscht
frohe
Sandro Krättli, Redaktor Bündner Wald Sagastägstr. 96, CH7220 Schiers sandro.kraettli@afw.gr.ch
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Bild 1: Lawinenverbauung Eggberg St. Antönien Bild 2: Lawinenverbauung Chuenihorn St. Antönien Bild 3: Felsreinigung Steinbrugg Seewis Bild 4: Sonnenuntergang Saaser Calanda Bild 5: Lawinenschutzdamm Tal Klosters Bild 6: Transport in die Lawinenverbauung Galmun, Saas i. P. Bild 7: Werkmontage mit Heli, Saas i. P. Bild 8: Massarbeit Lawinenberbauung Bord St. Antönien (Bilder: alle Michael Maïkoff)
Impressionen aus der Region Herrschaft/Prättigau/Davos
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Der Schutzbautenkataster im Kanton Graubünden Einführung Im Gebirgsraum kommt dem Schutz von Siedlungen, Verkehrsachsen und Infrastruk turanlagen vor Naturgefahren eine grosse Bedeutung zu. Entsprechend wurden nicht nur im Kanton Graubünden, sondern im gesamten Alpenraum über mehrere Ge nerationen hinweg zahlreiche Lawinen und Steinschlagverbauungen erstellt sowie Wildbäche verbaut. Ohne diese Bauten und Anlagen wäre eine Besiedelung des alpi nen Raumes wohl kaum machbar gewesen, geschweige denn eine touristische Entwick lung möglich. Da Siedlungsaktivitäten und Naturgefah renprozesse sich infolge des knappen Le bensraumes oft überschneiden, ist es not wendig lenkend einzugreifen, indem Gefah rengebiete beurteilt und bei Bedarf mit tech nischen Massnahmen Lawinenzüge oder Steinschlaggebiete gesichert werden. Die aus diesem Prozess hervorgehenden eigentü merverbindlichen Gefahrenzonenpläne bil den die Basis, dass Menschen und Infrastruk turanlagen vor Naturgefahren geschützt werden können. Damit dieses System funktioniert, genügt es nicht einfach Schutzbauten zu planen und Abb. 1: Lawinenverbauungen vom Typ BEDO 74 im Verbauungsgebiet Hora/Vals, welche durch Steinschlag beschädigt worden sind. (Bild: Amt für Wald Graubünden)
Normen & Richtlinien Handbuch Kontrolle & Unterhalt forstl. Infrastruktur (KUFI)
Methodik
Qualifizierung
Schutzbauten management
Werkzeuge Schutzbautenkataster (SBK)
Erfahrung Fachwissen
Software
Organisation Organigramm Amt für Wald GR
Projekthandbuch AfW
Betriebliche Struktur
Abb. 2: Schutzbautenmanagement als Zusammenspiel der vier Faktoren Organisation, Qualifikation, Werkzeuge und Methodik. (Bild: Amt für Wald Graubünden)
zu realisieren. Ebenso wichtig ist, dass diese Bauwerke auch über einen langen Zeitraum funktionstauglich bleiben. Entsprechend müssen Schutzbauten periodisch kontrol liert und auf ihre Wirksamkeit hin überprüft werden (Abbildung 1 ). Ist es absehbar, dass eine Verbauung seiner Funktion nicht mehr gerecht wird, müssen rechtzeitig Unter halts und Instandstellungsarbeiten ange ordnet werden In Anbetracht der zahlreichen Verbauungs gebiete im Kanton Graubünden ist dabei ein zweckmässiges Schutzbautenmanagement eine Notwendigkeit, damit eine solche Auf gabe überhaupt systematisch und mit dem nötigen Tiefgang erfüllt werden kann. Grundsätzliches zum Schutzbautenkataster (SBK) Ein zentrales Instrument des Schutzbauten managements im Kanton Graubünden stellt der Schutzbautenkataster ( SBK ) dar. Wie in Abbildung 2 dargestellt, wird dabei un ter dem Begriff des Schutzbautenmanage ments das Zusammenwirken folgender vier Faktoren verstanden: Bündner Wald 6/2009 7
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Organisation: Betriebliche Struktur und Abläufe der in volvierten Dienststellen und Forstbetriebe. Ist die Organisation ungenügend, können Aufträge und Arbeiten nicht zweckmässig ausgeführt werden. Qualifikation: Wissen, Knowhow und Erfahrung der Mit arbeiter. Werkzeuge: Arbeitsinstrumente wie z. B. Digitalkame ra, Computer, GPS etc., welche uns bei der Ausführung der täglichen Arbeit unterstüt zen. Zu den Werkzeugen zählt auch der Schutzbautenkataster. Methoden: Hilfsmittel oder Anleitungen, welche uns sa gen, wie etwas zu machen ist. Neben Normen und Richtlinien zählt das Projekthandbuch des Amts für Wald Graubünden sowie das Handbuch zur Kontrolle und Unterhalt forst licher Infrastruktur (KUfI) zu dieser Kategorie. Abb. 3: Struktureller Aufbau des Schutzbautenka tasters mit Datenbanken, physischer Ablage und Werknormalien (Bild: Amt für Wald Graubünden)
Physisches SBK SBKDB
Dossierablage
Verbauungsg., Massnahmen
SBKGIS Infos zu den einz. Werken
Werk normalien
Jeder dieser genannten Faktoren ist für sich wichtig, aber nur im Zusammenspiel ent falten sie eine optimale Wirkung, um die Funktionstauglichkeit von Schutzbauten zu gewährleisten. Beim Werkzeug SBK handelt es sich in erster Linie um ein Führungs und Informations system für Schutzbauten, welches (verein facht gesagt) zu Folgendem Auskunft gibt: «Was» steht «wo» und in welchem «Zustand» Auf einer eher strategischen Ebene (Kan tonsförster, Bereichs und Produktleitung, politische Instanzen) ist er das Instrument für den Bedarfsnachweis, damit rechtzeitig die notwendigen Finanzmittel beantragt werden, um anstehende Ergänzungs und Instandstellungsarbeiten realisieren zu kön nen. Auf der operativen Ebene (Schutzbau tenspezialist, Regionalforstingenieur, Revier förster) dient der Schutzbautenkataster als Hilfsmittel und Arbeitsinstrument für die systematische Planung der periodischen Werkkontrollen. Dabei geht es insbesondere darum, sicherzustellen, dass keines der zahl reichen Verbauungsgebiete im Rahmen der Kontrollen «vergessen» geht, da aus Kapa zitätsgründen nicht alle Verbauungsgebiete in jedem Jahr kontrolliert werden können. Aufbau und Hauptbestandteile des Katasters Von der Grundkonzeption her ist der Schutz bautenkataster aus verschiedenen Bau steinen zusammengesetzt (Abbildung 3 ). Kernstück bilden zwei Datenbanken, wo alle relevanten Informationen zu den Ver bauungsgebieten und den einzelnen Wer ken enthalten sind. Der Grund für die Systemwahl mit zwei verschiedenen Daten banken (Access DB für Basisinformationen, Oracle DB im Arc GIS für räumliche Infor
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Abb. 4: SBKDBEingabemaske in der Access Datenbank zur Erfassung der Basisdaten zu einem Verbauungsgebiet. (Bild: Amt für Wald Graubünden)
mationen) liegt in der Flexibilität und An wenderfreundlichkeit. So wird im täglichen Gebrauch häufiger mit der Access DB gear beitet, was wiederum weniger Spezialisten wissen voraussetzt. Bedingt durch die dezentrale Struktur des Amtes mit fünf Regionen wurde eine Sys temarchitektur gewählt, bei der die Re gionen über eine Netzwerkstruktur auf die eigentliche, zentral in Chur eingerichtete AccessDatenbank zugreifen. Vor Ort in den Regionen ist nur die Benutzeroberflä che (FrontEnd DB ) eingerichtet. In der AccessDatenbank ( SBK DB ) sind Informationen allgemeiner Art zu einem Verbauungsgebiet enthalten (Abbildung 4 ). Dabei kann ein Verbauungsgebiet je nach Grösse in ein bis mehrere Massnahmenein heiten unterteilt sein. Diese Unterteilung
wurde notwendig, da sonst grössere Ver bauungsgebiete (wie z. B. Schafberg – Pon tresina) sehr unübersichtlich werden. Erfasst werden neben den Ortsnamen für das Verbauungsgebiet und Massnahmen einheiten auch, auf welchem Gemeinde territorium und in welcher Waldregion die Verbauungen stehen und unter welcher Bauherrschaft die Schutzbauten erstellt worden sind (Gemeinde, Tiefbauamt oder Rhätische Bahn). Im Hinblick auf die Durchführung der perio dischen Werkkontrollen wird in SBK DB der Name des territorial zuständigen Regional forstingenieurs und des Revierförsters er fasst, welcher schlussendlich die Kontrollen durchzuführen hat. Eine wichtige Eingabegrösse ist der Kon trollturnus. In der Regel werden die Ver Bündner Wald 6/2009 9
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bauungen jährlich kontrolliert. Bei un problematischen Standorten mit stabilen Fundationsverhältnissen kann der Kontroll turnus durchaus auch auf zwei bis drei Jahre ausgedehnt werden. Zusätzlich werden in SBK DB noch Informa tionen über das Schutzziel der Verbauung erfasst (Siedlungen, Verkehrswege) sowie einige statistische Angaben wie z. B. das Baujahr, die Gesamtinvestitionssumme so wie die Beitragssätze von Bund und Kanton gemacht. Die Informationen aus SBK DB werden als Stammdatenblatt ausgedruckt, welches wiederum Bestandteil der physi schen Ablage ist. In der OracleDatenbank von SBK GIS sind grundsätzlich alle räumlichen Informationen zu den einzelnen Schutzbauten enthalten. Primär sind dies die Vermessungsdaten (Ko
ordinaten) der einzelnen Werke und Werk reihen, welche im Feld mittels GPSVermes sung erhoben werden. Mit diesen Angaben kann von einem Verbauungsgebiet ein Plan der ausgeführten Werke erstellt werden. Je nach Ausdehnung des Verbauungsgebietes lassen sich die Pläne im Massstab 1 : 2500 oder grösser drucken (Abbildung 5 ). Zusätzlich werden in Form von Attributen weitere Informationen zu den einzelnen Werken erfasst. So dient beispielsweise die Werknummer der nachträglichen Identifika tion einer Verbauung im Feld. Der Werktyp wird ebenfalls erfasst, damit zu einem spä teren Zeitpunkt ermittelt werden kann, wie viele Laufmeter eines bestimmten Verbau ungstyps im ganzen Kanton erstellt worden sind. Bedeutsam ist dies, wenn es darum geht, den mittel bis langfristigen Finanz
Abb. 5: SBKGISAusschnitt aus dem Plan der ausgeführten Werke am Beispiel des Verbauungsgebiets Bärenhag in Felsberg. (Bild: Amt für Wald Graubünden)
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bedarf für Instandstellungen abzuschätzen. Mit der Angabe der Wirkungshöhe schluss endlich wird die rückwirkende Überprüfung von Verbauungsgebieten möglich, insbe sondere ob diese noch den aktuellen Natur gefahrenprozessen genügen. Die räumlichen Daten der Schutzbauwerke sind im gesamtkantonalen GISDatensatz integriert. Via das (passwortgeschützte) InternetTool SBKMapService sind diese auch auf dem Bildschirm darstellbar. Dabei lassen sich im MapService die Verbauun gen auch mit den relevanten Gefahrenpro zessen überlagern, was wiederum bei der Beurteilung der Gesamtkonzeption einer Verbauung hilfreich ist. Sowohl der SBKMapService als auch der kantonale GISDatensatz der Schutzbau werke sind grundsätzlich nur für internen Gebrauch. Es ist aber vorgesehen, die we sentlichen Informationen über Art und Umfang der Schutzbauwerke im Kanton Graubünden im Frühjahr 2010 in Form ei nes Faktenblattes einem breiteren Publikum zugänglich zu machen. Neben den Datenbanken ist auch eine phy sische Ablage (mit einem Dossier pro Ver bauungsgebiet) sowie ein Register mit den Plänen zu den verschiedenen Werktypen Bestandteil des Schutzbautenkatasters. Im Aktendossier sind die wesentlichen In formationen aus den beiden Datenbanken SBK DB und SBK GIS in Papierform abge legt. Das Dossier beinhaltet grundsätzlich das Stammdatenblatt, der Plan der ausge führten Werke zu einer Verbauung sowie allgemeine Korrespondenzen. Ist ein Er gänzungs oder Instandstellungsprojekt am Laufen, so sind die Projektakten ebenfalls im Dossier abgelegt. Hinsichtlich Beschrif tung der Dossiers gelangt die gleiche Syste matik zur Anwendung wie bei der Aktenab lage des Fachbereichs Gefahrenbeurteilung,
Abb. 6: Werknormalien: Konstruktionsplan Lawinenverbauung Typ Züllig. (Bild: Amt für Wald Graubünden)
da zwischen den beiden Fachbereichen eine enge Zusammenarbeit besteht. So wird für Lawinenverbauungen die Prozessfarbe Blau, für Steinschlagverbauungen Rot und für Hang/ Bachverbauungen Braun ver wendet. Bei den Werknormalien wird von jedem in SBK GIS erfassten Werktyp ein Dossier ge führt, welches die verfügbaren Detailpläne enthält. Die Verfügbarkeit von Werkplänen kann bei Instandstellungen bedeutsam sein. Müssen beispielsweise bei einem nicht mehr lieferbaren Werktyp beschädigte Einzelteile ersetzt werden, so muss nicht das ganze Werk ersetzt werden, sondern es können mit Hilfe der Pläne die notwendigen Teile bei einer Stahlbaufirma in Auftrag gegeben werden. Bemerkenswert ist dabei, dass über Bündner Wald 6/2009 11
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die Jahrzehnte eine Vielzahl von verschie denen Werktypen erstellt worden sind. So lassen sich alleine bei den permanenten Stahlverbauungen über 25 verschiedene Typen unterscheiden. Auch bei den Hang BachVerbauungen ist die Vielfalt mit rund 30 Haupttypen recht gross. Die physische Ablage ist insofern ein wich tiges Hilfsmittel in der täglichen Arbeit, als dass die relevanten Informationen zu einem Verbauungsgebiet jederzeit für Besprechun gen oder telefonische Auskünfte griffbereit sind. Einführung und Betrieb des Schutzbautenkatasters Der Schutzbautenkataster ist eine Eigenent wicklung des Amtes für Wald Graubünden. Bei der Realisierung wurden in einer ersten Phase durch eine Arbeitsgruppe die not wendigen Grundlagen aufgearbeitet, die Grobstruktur des Systems entworfen sowie das Datenmodell festgelegt. Anschliessend erfolgten unter Beizug eines externen In genieurs die eigentliche Erarbeitung des Pflichtenhefts und die Entwicklung der
AccessDatenbank von SBK DB. Im GIS Bereich wurden die verschiedenen Arbeiten in enger Zusammenarbeit mit dem GISVer antwortlichen des AfW (L. Heitz) und einem spezialisierten Geoinformatikbüro vorange trieben. Nach der Installation der Systeme und dem Freischalten des Netzwerks konnte mit dem eigentlichen Aufbau des Katasters begonnen werden. Die Projektorganisation war darauf aus gerichtet, dass die Arbeiten vorerst auf die Pilotregion Südbünden beschränkt wurden. Der Grund hierfür war, dass die eigentli che Vorgehensmethodik noch entwickelt resp. im praktischen Einsatz erprobt wer den musste. Dazu zählte insbesondere, wie die in verschiedenen Archiven und Ablagen «schlummernden» Projektinformationen in der Datenbank erfasst werden können, wie die GPSVermessungsarbeiten im Feld zu erfolgen haben und wie die Nachbereitung der Felddaten zu machen ist. Die eigentli chen Arbeiten erfolgten durch einen kanto nalen Sachbearbeiter (H. Lohre). Nach dem die Vorgehensmethodik und insbesonde re die Anleitung für GPSVermessung von
Abb. 7: Verteilung der rund 700 Verbauungsgebiete im Kanton Graubünden auf die fünf Forstregionen (links) sowie auf die Hauptprozesse Lawinenverbau, Steinschlagverbau und HangBachVerbau (rechts). (Bild: Amt für Wald Graubünden) 15% 25%
Region 1 Region 5
Lawinenverbauungen
Region 2
Region 4
Region 3
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22%
34%
HangBach-Verbauungen 53% Steinschlagverbauungen 13%
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Schutzbauten in den Jahren 2006 – 2007 in Südbünden im praktischen Einsatz ausge testet und überarbeitet worden war, er folgte ab 2007 die gestaffelte Einführung des Schutzbautenkatasters in den anderen Regionen. Die Projektleitung erfolgte dabei zentral (M. Frei, unterstützt durch G.C.Feu erstein und dem kantonalen Sachbearbeiter H. Lohre), während für die konkrete operati ve Umsetzung in den Regionen der jeweilige Schutzbautenspezialist verantwortlich war. Sehr zeitintensiv bei der Einführung des SBK waren die Vermessungsarbeiten aller Schutzbauten. Ein wesentlicher Anteil dieser Arbeiten wurde dabei durch Praktikanten ausgeführt. In einzelnen Fällen wurden aus Kapazitätsgründen Vermessungsarbeiten auch an freierwerbenden Ingenieurbüros vergeben, wobei jedoch Methodik und Ge räte des AfW verwendet werden musste. Die Arbeiten am Schutzbautenkataster be schränkten sich nicht nur auf die Ersterfas sung der Verbauungsgebiete und Bauwerke. Mindestens ebenso wichtig ist die Benutzer freundlichkeit, das heisst dass der SBK in der täglichen Arbeit ohne grösseren Aufwand benutzt werden kann, und die Aktualisie rung. Aus diesem Grund wurde parallel zur Einführung des Katasters im Kanton ein Be triebskonzept entwickelt, in welchem alle wesentlichen Punkte für die Aktualisierung und die Benutzung des Schutzbautenka tasters verbindlich festgehalten sind. Hierzu zählten insbesondere: – Vorgehensweise bei der Aktualisierung der Datenbank ( SBK DB ); – Ergänzungs und Neuvermessung von Verbauungen: Zuständigkeiten, Ablauf; – Zuteilung von Schreib und Leserechten in den Datenbanken; – welche Stelle ist für welche Kontrollen und Aktualisierungen zuständig. – Im Verlaufe des Herbst 2009 konnten
die Arbeiten am SBK in allen Regionen praktisch vollständig abgeschlossen wer den. Eine erste Auswertung zeigt, dass insgesamt über 700 Verbauungsgebiete im ganzen Kanton Graubünden beste hen (Abbildung 7 ) und dass alleine zum Schutz vor Lawinen über Generationen hinweg mehr als 170 km permanente und temporäre Lawinenverbauungen erstellt worden sind. Einsatz des SBK Der Schutzbautenkataster ist eng verknüpft mit der Anwendung des Handbuchs zur Kontrolle forstlicher Infrastruktur (KUfI). Bei diesem modular aufgebauten Handbuch handelt es sich um einen Leitfaden zur sys tematischen Kontrolle von Schutzbauten und anderen forstlichen Infrastrukturanla gen (wie z. B. Forststrassen und brücken). Pro Verbauungstyp sind dabei die wichtigs ten Schadensbilder mit Fotos beschrieben. Dadurch ist sichergestellt, dass Verbauun gen im ganzen Kanton mit den gleichen Kri terien auf Schäden beurteilt werden. Das Zusammenspiel zwischen SBK und KUfI lässt sich gemäss Abbildung 8 wie folgt beschreiben: Mittels Datenbankabfrage in SBKDB ermittelt der Schutzbautenspezialist des AfW jeweils anfangs Jahr, welche Ver bauungsgebiete in seiner Region im laufen den Jahr zu kontrollieren sind. Er lässt die entsprechenden Dossiers mit den Kontroll formularen via Regionalforstingenieur an die territorial zuständigen Revierförster ver teilen. Diese wiederum führen nun basie rend auf dem KUfIHandbuch im Verlaufe des Sommers die Kontrollen durch und er statten im Herbst Bericht. Aufgrund der ein gegangenen Schadensrapporte entscheidet der Schutzbautenspezialist anschliessend, ob es sich im reine, nicht beitragsberech tigte Unterhaltsarbeiten handelt oder ob Bündner Wald 6/2009 13
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Schutzbautenkataster Was muss kontrolliert werden? Wo? Wann?
SBK
Handbuch KUfI Wie muss kontrolliert werden?
Unterhalt Handlungsbedarf
Instandstellung
Sammel projekt
Ergänzung/ Entlassung
Abb. 8: Zusammenspiel zwischen Schutz bautenkataster, Handbuch KUfI und Sammelprojekt Instandstellung Schutzbauten… (Bild: Amt für Wald Graubünden)
(subventionsberechtigte) Instandstellungs arbeiten in Betracht zu ziehen sind. Falls die Voraussetzungen für eine Instandstellung gegeben sind, gelangt die entsprechen de Verbauung auf die Objektliste für das nächste kantonale Sammelprojekt Instand stellung Schutzbauten. Erfahrungen und Ausblick Mit der Einführung des Schutzbautenkatas ters beim Amt für Wald Graubünden wurde ein grosser Schritt hin zu einem effektiven und wirkungsvollen Schutzbautenmanage ment gemacht. Die gesamtkantonale Ein führung neigt sich dem Abschluss entge gen und ab 2010 wird er flächendeckend in Betrieb sein. Der Aufbau eines so um fangreichen Informationssystems bringt es zwangsläufig mit sich, dass noch nicht alle Informationen in der gewünschten Quali tät vorhanden sind. So wird die anlaufende Betriebsphase auch stark geprägt sein von Konsolidationsarbeiten. Das bedeutet, dass
sowohl im Feld erhobene Vermessungsda ten ( SBK GIS ) als auch in der Datenbank erfasste Informationen ( SBK DB ) überprüft, ergänzt und gegebenenfalls korrigiert wer den müssen, wobei der Grundsatz gilt: Nur soviel Tiefgang wie nötig. Aus diesem Grund kommt dem Betriebskonzept und den darin geregelten Abläufen grosse Bedeutung zu. Was man aber bereits jetzt klar sagen kann ist, dass sich der grosse Aufwand zum Auf bau des Schutzbautenkatasters mehr als nur gelohnt hat. Der Revierförster erhält durch den Schutz bautenkataster die nötige Übersicht, welche Schutzbauteninfrastruktur sich überhaupt in seinem Zuständigkeitsbereich befindet. Dies ist nicht nur wichtig für seine generelle Ar beitsplanung, sondern auch um bei den Ge meinden die nötige Sensibilität für intakte Schutzbauwerke zu schaffen resp. zu erhal ten. Schliesslich haben sich die Gemeinden als Bauherren mit der Bauabnahme auch verpflichtet, die von Bund und Kanton sub ventionierten Schutzbauten fortwährend in einem guten Zustand zu behalten. Auf Stufe Region ermöglicht der SBK dem Schutzbautenspezialisten erst, dass syste matisch und auf langfristiger Basis Kont rollen an den Verbauungen durchgeführt und auch ausgewertet werden können. Er ist quasi das «Gedächtnis», damit bei der Vielzahl von Verbauungsgebieten die Übersicht nicht verloren geht. Der SBK un terstützt aber auch die zuständigen Stellen in den Waldregionen, dass notwendige In standstellungsarbeiten rechtzeitig in Angriff genommen werden können. Nur so lässt sich vermeiden, dass es zu einem späteren Zeitpunkt in Verbauungsgebieten zu weit aus grösseren und viel kostenintensiveren Instandstellungen kommt. Auf Stufe Kanton schliesslich ist der SBK für den Schutzbautenverantwortlichen ein wich
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tiges Hilfsmittel, um die Übersicht behalten zu können und bei Bedarf Informationen schnell verfügbar zu haben. Ganz zentral ist dabei, dass erst die Kenntnis über die Ge samtzahl der errichteten Schutzbauwerke es ermöglichen in etwa abzuschätzen, welche finanziellen Aufwendungen notwendig sind, diese Werke auch längerfristig funktions tauglich erhalten zu können. Dies wiederum ist eine Voraussetzung, dass bei Bund und
Kanton rechtzeitig auch die notwendigen Finanzmittel bereitgestellt werden.
Martin Frei Amt für Wald Graubünden Löestrasse 14 CH 7000 Chur
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Bild 9: Schneerutsch in Steinschlagnetze, Prau Pign, Rh채z체ns (Bild: S. Lardi) Bild 10: Alte Steinschlagverbauung, Vanau, Trin (Bild: S. Lardi) Bild 11: Hangverbau, Val Stenna, Flims (Bild: G. Loretz) Bild 12: Lawinenverbau, Piz Aulta, Flims (Bild: S. Lardi) Bild 13: Lawinenverbau, Stelli, Untervaz (Bild: S. Lardi) Bild 14: Hangverbau, Gmeindswald, Langwies (Bild: J. Brunold) Bild 15: Lawinenverbau, Alp Mora, Trin (Bild: Chr. Mal채r) Bild 16: Lawinenverbau, Runca, Trin (Bild: Chr. Mal채r) Bild 17: Steinschlagschutz, Cavelty, Felsberg (Bild: N. Hemmi)
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KUFI-Schulung 2009 in den Regionen Mit der Einführung des Schutzbautenka tasters werden im Kanton Graubünden Ver bauungen, welche mit forstlichen Subventi onen erstellt worden sind, flächendeckend periodisch kontrolliert. Kontrolle und Un terhalt von bestehenden Schutzbauwerken sind ein wichtiger Bestandteil des integralen Schutzbautenmanagements. Die Kontrollaufgaben werden in der Regel von den jeweiligen Revierförstern ausge führt. Diese verfügen über die erforder lichen Ortskenntnisse, kennen die Verbau ungsgeschichte sowie die Besonderheiten jedes Verbauungsgebietes und sind daher für diese Tätigkeit prädestiniert. Bei einigen Revierförstern ist die Kontrolle der Schutz bauten im eigenen Revier auch im Pflichten heft festgehalten. Die Kontrolle von Schutz Aufmerksame Teilnehmer der KUFISchulung im Verbauungsgebiet Fluegrind oberhalb Splügen (Bild: Eros Savioni)
bauten ist für viele Revierförster daher grundsätzlich nichts Neues. Neu hingegen sind die Instrumente, die seit der Einführung des Schutzbautenkatasters für diese Aufga ben zur Verfügung stehen und angewendet werden müssen. Dabei handelt es sich um das Handbuch über die Kontrolle und den Unterhalt der forstlichen Infrastruktur ( KUFI ) vom Amt für Wald Graubünden (AfW). Die erste Version des KUFIHandbuches steht den Revierförstern seit 2005 zur Verfügung und ist seitdem vielfach angewendet worden. Sinn und Zweck des Handbuches ist es, eine qualitativ gute und über den ganzen Kanton möglichst einheitliche Zustandsaufnahme der Verbauungen zu erreichen. Die ersten Erfahrungen in der Anwendung dieser Grundlagen zeigten jedoch, dass, um die oben erwähnten Ziele zu erreichen, in den meisten Regionen der Schwerpunkt im Umgang mit dem KUFIHandbuch im Bereich der Einführung und der Schulung gesetzt werden musste. Das AfW, Region Südbünden, welche als Pilotregion in Sa chen Schutzbautenkataster am meisten Erfahrung in der Anwendung des KUFI Handbuches sammeln konnte, organisierte am 28. August 2008 im Raum Oberengadin einen entsprechenden ganztägigen Kurs für Revierförster. Vertreter des Bereichs Natur gefahren von der AfWZentrale sowie die Schutzbautenspezialisten aus den anderen Regionen nahmen an der Veranstaltung ebenfalls teil. Aufgrund der positiven Er fahrung und der guten Erlebnisse während dieses Schulungstages im Engadin beschloss die Spezialistengruppe Schutzbauten des AfW, in jeder Forstregion eine ähnliche Ta gung durchzuführen. RegionalleiterundSchutzbautenspezialistder Region Südbünden, Gian Cla Feuerstein, so wie Produktleiter Schutzbauten, Martin Frei,
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stellten ihre Beiträge, das Schulungskonzept und die Organisationsunterlagen in Form eines Schulungsordners zusammen, was den übrigen Kollegen die Organisation der eigenen Kurse erheblich vereinfachte. Die Ziele der Schulung wurden wie folgt de finiert: – Der Revierförster kennt das System gemäss KUFIHandbuch und ist in der Lage, eine professionelle Kontrolle der Verbauungen durchzuführen. – Die Verbauungen werden gemäss dem im Schutzbautenkataster definier ten Turnus kontrolliert. – Die Qualität der KUFIRapporte ist zu 90 % gut bis sehr gut. Im Frühling 2009 fanden in allen übrigen Forstregionen des Kantons, den regionalen Verhältnissen und Bedürfnissen angepasste KUFISchulungen statt. In der Region 4, Mittelbünden/Moesano, wurde am 10. Juni 2009 zur KUFISchulung nach Splügen eingeladen. Für die Wahl des Tagungsortes sprachen die zentrale Lage in der Region Mittelbünden/Moesano und das Angebot an leicht erreichbaren Verbau ungsgebieten. Am Schulungstag waren praktisch alle Re vierförster und sämtliche Regionalforstinge nieure anwesend, insgesamt ca. 35 Personen. Am Vormittag fand der theoretische Teil statt. Produktleiter Martin Frei eröffnete den Schulungstag mit einem Vortrag über das Schutzbautenmanagement beim AfW. Dabei standen die Methodik des Schutz bautenmanagements mit dem Schutzbau tenkataster und dem KUFIHandbuch im Vordergrund. Diese zwei Werkzeuge wur den ausführlich vorgestellt und die zentrale Rolle der KUFIKontrollen hervorgehoben.
Die Holzschneerechen haben ihre Lebensdauer erreicht und überschritten. Wie weiter? (Bild: Alfred Gantenbein)
Im zweiten Teil der Theorie konnten die ersten Auswertungen aus dem Schutzbau tenkataster für die Region Mittelbünden/ Moesano präsentiert werden. Zudem wur den die zwei Stufen des SollIstVergleichs näher erläutert. Dabei geht es in der ersten Stufe darum, die bestehenden Verbauungs gebiete als Ganzes in Bezug auf die aktuel len Naturgefahrenprozesse und Schutzziele zu beurteilen. In der zweiten Stufe wird der Zustand der einzelnen Bauwerke bewertet. Als letzter Teil des Vormittages wurden die einzelnen Bestandteile des KUFIHand buches (modularer Aufbau, Formulare, Checklisten usw.) im Detail vorgestellt und deren Anwendung anhand von konkreten Beispielen aufgezeigt. Dabei wurde ins besondere auf eine möglichst genaue Be schreibung der Schäden und auf eine realis tische Schadenbewertung Wert gelegt. Am Nachmittag ging es ins Gelände. Beim ersten Objekt handelte es sich um die Lawinenanrissverbauung Fluegrind ober halb von Splügen. Diese besteht aus perma nenten und temporären Stützwerken. Die Stahlwerke des Typs Bedo und Tensa 500 befinden sich in einem tadellosen Zustand. An diesen Werken konnte unter anderem Bündner Wald 6/2009 19
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aufgezeigt werden, wie einfach die Kon trolle von intakten Verbauungen ablaufen kann. Ganz anders präsentierte sich das Bild der temporären Stützwerke Typ SLF. Von praktisch einwandfreien bis vollständig zerstörten Einzelwerken war jede Schaden kategorie auf kleinem Raum vertreten. In diesem Zusammenhang konnte auch auf die Bedeutung der zwei SollIstVergleiche (Stufe 1 und 2 ) hingewiesen werden. In der Tat wäre in diesem Fall die Aufnahme der einzelnen Schäden an den Schneerechen wenig hilfreich, ohne das Konzept der tem porären Verbauungen zu überprüfen. Die se stehen teilweise auf kaum waldfähigen Standorten und sollten durch permanente Werktypen ersetzt werden. Das zweite Verbauungsgebiet, welches an der KUFISchulung besichtigt wurde, befin det sich an der rechten Flanke der Rofla schlucht (Gemeinde Andeer). Die Verbau ung wurde zum Schutz der Kantonsstras se erstellt und besteht aus permanenten ZülligStahlwerken sowie Rundholzschnee rechen und Steinschlagnetzen. Auch an diesem Objekt konnten grundsätzliche Fra gen betreffend des Verbauungskonzeptes besprochen werden wie beispielsweise der Einsatz von Lawinenanrissverbauungen in steinschlaggefährdeten Gebieten oder die Einwirkungen von Schneebewegungen auf Steinschlagschutznetze. Die meisten Schäden an Schutzbauten sind offensichtlich und können mit Hilfe der KUFI Unterlagen einfach dokumentiert werden. Mit einfachen Hilfsmitteln und dem richti gen Blickwinkel kann zudem der Zustand eines Schutzwerkes schnell erfasst werden. Beispielsweise ist der Winkel zwischen Trä ger und Stütze, welcher periodisch zu kontr ollieren ist, entscheidend für die Statik und
somit für die Funktionsfähigkeit von Stahl stützwerken. Dasselbe gilt für die Muttern und Schrauben eines Steinschlagschutznet zes, welche in regelmässigen Zeitabständen mit einem Drehmomentschlüssel zu über prüfen sind. Durch einen seitlichen Blick in eine Stahlwerkreihe werden auch kleinere Montageabweichungen oder Verschiebun gen der Tragkonstruktion sofort erkannt, ebenso bei Richtungsabweichungen zwi schen Gabel und Träger beim bergseitigen Anker des Werktyps Züllig. Auf solche ein fachen Tipps und Tricks wurde an der KUFI Schulung ebenfalls hingewiesen. Die Kontrolle der Schutzbauten ist ein zen trales Standbein des gesamten Naturge fahrenmanagements. Die KUFISchulungen 2009 in den Regionen haben meines Erach tens dazu beigetragen, dieses Standbein et was zu stärken. Erfahrung und Routine der Revierförster in Zusammenhang mit Schutzbauten sind, den Gegebenheiten der einzelnen Forstre viere entsprechend, sehr unterschiedlich. Aus diesem Grund standen bei der KUFI Schulung allgemeine Informationen über die Ausführung der Kontrollaufgaben sowie Grundsätzliches über die Anwendung des KUFIHandbuches im Vordergrund. Frage stellungen zu einzelnen Verbauungsgebie ten oder bestimmten Verbauungsarten wer den vom AfW weiterhin direkt mit den be troffenen Revierförstern und Bauherrschaf ten behandelt.
Bruno Roussette, Regionalforstingenieur Amt für Wald Graubünden Pro Mulegn CH7450 Tiefencastel
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Notfall in Brusio Felssturz – Zeitdruck – Schutz Felsen lösen sich in La Costa… Es ist Sonntag, der 14. Dezember 2008. Ich kehre von einem schönen, verschneiten Waldspaziergang mit der Familie nach Hause zurück und sehe, dass ich auf dem Natel gesucht wurde. Die Meldungen auf der Combox weisen darauf hin, dass in Brusio ganze Felspartien das Gleis der Rhätischen Bahn auf einer längeren Strecke zerstört haben und der Bahnbetrieb vorerst unterbrochen wurde… … So beginnt eine intensive, lehrreiche und sehr interessante Projektgeschichte, die zum Zeitpunkt der Redaktion dieses Artikels noch nicht ganz abgeschlossen ist. Dem Felssturzereignis mit einer geschätzten Sturzmasse von rund 40 000 m 3 ging ein nas
ser, niederschlagsintensiver November vor aus. Eine kurzzeitige Erwärmung sowie ein kleines Erdbeben mit einer Magnitu de von 3,2 auf der Richterskala am Tag vor dem Ereignis mögen der berühmte letzte Tropfen im Fass gewesen sein. Das Ausbruchgebiet war und ist, wie übrigens einige weitere Gebiete der Gemeinde Bru sio, als stein und blockschlaggefährdete Sackungszone bekannt. Dass allerdings Felssturzereignisse in dieser Dimension un mittelbar passieren könnten, lag nicht auf der Hand. Die Felssturzmassen, welche teilweise in der Sturzbahn oberhalb einer bestehenden, al ten Steinschlagschutzmauer liegen blieben, zerstörten rund 200 m Gleise inkl. Fahrlei tung, ein Bienenhäuschen, eine beträchtli che Schutzwaldfläche sowie landwirtschaft
Luftbild des Ablagerungsgebiets. Die grossen, weit bis in die Wiesen vorgedrungenen Sturzblöcke sind klar ersichtlich. (Bild: G. Berchier, AfW GR)
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Durch das Felssturzereignis vom 14. Dezember 2008 zerstörtes Bahngleis der Rhätischen Bahn. (Bild: G. C. Feuerstein, AfW GR)
liche Gebiete. Es kann von enormem Glück gesprochen werden, dass niemand zu Scha den kam.
Aller Anfang ist nicht immer einfach… Der Sitzungssaal der Gemeinde Brusio füllte sich zusehends um 8 Uhr am Tag nach dem verhängnisvollen Ereignis. Die Gesichter der Vertreter der Gemeindebehörden, der Feu erwehr, der Gemeinde und Kantonspolizei, der Rhätischen Bahn sowie des Amtes für Wald Graubünden zusammen mit dem bei gezogenen Geologen zeigten eine gewisse Besorgnis und Anspannung – wie soll das weiter gehen, was soll nun geschehen? Ge meinsam entschied man sich richtigerweise, in einem ersten Schritt zur Untersuchung der unmittelbar noch vorhandenen Gefähr dung: Welche Gebiete gehören tatsächlich zum Gefahrengebiet und welche weiteren Sofortmassnahmen müssen getroffen wer den? Zu dritt steigen wir erstmals die felsigen, teils bewaldeten steilen und vereisten Einhänge von der Verbindungsstrasse nach Viano zum Ausbruchgebiet ab. Kurze, einfache, aber nicht minder gefährliche Kletterpartien führen uns letztlich zur Abrisskante. Sporadisch niedergehende Steine und Blöcke weisen auf die abklingende Sturzaktivität hin und lassen uns aufhorchen – die Anspannung bleibt. Ein Koloss von ca. 150 t ist mitten in der Wiese
Die Gemeindebehörden informierten so fort nach dem Ereignis unseren zuständigen Regionalforstingenieur Gilbert Berchier. Die Feuerwehr sowie die Gemeindepolizei or ganisierten derweil eine Sperrung der Kan tonsstrasse resp. die kontrollierte einseitige Durchfahrt durch das Gefahrengebiet. Ein bewohntes Haus sowie ein Stallgebäude wurden vorsichtshalber evakuiert. Wir ent schieden uns amtsintern – zusammen mit der Gefahrenkommission – früh am Tag da nach einen Augenschein zu nehmen und das weitere Vorgehen zu besprechen.
zum Stillstand gekommen. Im Hinter grund ist die Kantonsstrasse zu erkennen. (Bild: G. C. Feuerstein, AfW GR)
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Die Rekognoszierung des Ausbruchgebiets sowie eine erste Expertenrunde haben zur Folge, dass das Gefahrengebiet etwas redu ziert und die Kantonsstrasse wieder beidsei tig befahren werden konnte. Die Evakuation des Stalles am Hangfuss blieb aufrecht erhalten, das Wohnhaus wurde hingegen wieder freigegeben. Organisatorisch zeigte sich bald, dass insbesondere die Rhätische Bahn betroffen war, weshalb entschieden wurde, ein Projektteam unter der Leitung des AfW GR zusammen mit der RhB zu bil den. Die Gemeindebehörden wurden lau fend informiert. Wir nähern uns einer guten Lösung… «Wir könnten den Kreisviadukt und die folgende nördliche Strecke talwärts, weg vom Hang, verschieben.» Christian Florin, Geschäftsleitungsmitglied und Leiter Infrastruktur der Rhätischen Bahn, schreckt auf und wehrt sofort ab: «Unmöglich, das müssen wir sofort wieder vergessen. Das ist unser Wahrzeichen schlechthin!» Es zeigt sich allerdings einmal mehr: Im Rahmen eines Lösungsfindungsprozesses müssen alle, wenn auch noch so unrealistische Lösungsansätze auf den Tisch. Anfänglich verfolgten wir den Lösungsan satz, die Gefahr zu eliminieren, will heissen, die im Ausbruchgebiet verbliebene labile Sackungsmasse in der vermuteten Grös senordnung von nochmals 40 000 m3 abzu bauen. Im Rahmen verschiedener Begehun gen mit dem Geologen, der spezialisierten Firma Gasser Felstechnik AG sowie amts internen Begutachtungen wurde die ge plante abzubauende Sturzmasse auf die la bilsten Partien in der Grössenordnung von ca. 1500 m3 stark reduziert. Wir einigten uns darauf, in diesem sehr labilen Gebiet nur so weit als dringend nötig einzuschreiten. Al lerdings konnten wir nur mit dieser auf ein
Im Anrissgebiet verbliebene labile Sackungs massen. (Bild: H. P. Bonetti, Gasser Felstechnik AG)
Minimum reduzierten abzutragenden Fels masse überhaupt Arbeiten im Auslaufgebiet verantworten. Zum Schutz des Bahngleises wurden ver schiedene Lösungsansätze diskutiert: von der Tunnelvariante bis zum Damm inkl. Verlegung des Trassees talwärts wurde alles in Betracht gezogen. Letztlich obsiegte die Variante Trasseeverlegung unmittelbar nach dem Kreisviadukt, und zwar auf einem neu zu schüttenden Damm, welcher seinerseits wiederum hangwärts eine grosse Fallgrube bildet. Von Anfang an war klar, dass der Bau dieses Dammes nur im Rahmen eines stren gen Sicherheitsdispositivs erfolgen konnte. Die provisorische, amtsinterne vorzeitige Baubewilligung in einer Höhe von über drei Millionen Schweizer Franken folgte nach Bündner Wald 6/2009 23
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kurzen Rücksprachen drei Tage nach dem Ereignis – unser Blankocheque für den Ein satz aller Kräfte. Ein Tag danach begannen die Rodungsarbeiten im Ausbruchgebiet als Vorarbeit für die folgenden photogramme trischen Luftbildaufnahmen. Flexibilität und gute Nerven sind gefragt… Es ist anfangs Februar und ich stecke mit meinem Auto in einer Schneewechte am Berninapass fest – wildes Schneetreiben erschwert jegliche Orientierung. Ursprünglich wollten wir uns in Brusio für eine weitere Projektleitungssitzung treffen. Aber eben, die winterlichen Bedingungen zwingen uns zu einer Rückkehr nach Pontresina. Ausser dem Bauunternehmer Arturo Pirovino sind glücklicherweise alle Mitglieder des Projektteams hinter mir auf der nördlichen Seite des Passes und daher erreichbar. Wir versammeln uns in Pontresina zu einer verhängnisvollen Sitzung: ein Strategiewechsel im Ausbruchgebiet ist angezeigt. Die Firma Gasser Felstechnik AG begann mit den Felsabtragsarbeiten am 12. Januar 2009 nach einer intensiven Projektierungs und Koordinationsphase über die weihnachtliche Ferienzeit. Die Arbeiten schritten rasch, si cher und ohne nennenswerte Zwischenfälle voran, bis die Spezialistengruppe, bestehend aus mehreren Bergführern und sehr erfah renen Leuten, in ein südliches Gebiet vor stiess, was vorerst ein sehr ungutes Gefühl bei der Mannschaft erzeugte. Das schlechte Gefühl manifestierte sich immer deutlicher bei zunehmender Stein und Blockschlagak tivität sowie allgemein feststellbaren labils ten Felspartien. Am 13. Februar 2009 erfolgte dann nach einer delikaten Übergangszeit der Baustopp und damit der Strategiewechsel im Aus bruchgebiet: Die Abtragsarbeiten wurden
per sofort eingestellt. Damit der Start der Dammbauarbeiten mit einem vertretbaren Risiko überhaupt erfolgen, konnten wurde ein neues, detailliertes und umfangreiches Sicherheitsdispositiv mit Überwachungsper sonal im Ausbruchgebiet, instrumentierten und alarmauslösenden temporären Stein schlagschutznetzen, einem vollautomati schen Vermessungssystem mit insgesamt 22 Messpunkten sowie einer Sirenen und Blinklichtanlage im Auslaufbereich aufge baut. Obschon ich darauf vorbereitet bin, überrascht mich die Gewalt der nach der Sprengung niederstürzenden Steine und Blöcke. Eine der letzten labilsten Felspartien wurde künstlich entfernt. Ich sehe einzelne Blöcke, die über die verbliebenen Kastanienbäume hinwegfliegen – Sprunghöhe weit über 10 m. Der eigentliche Dammbau dauerte rund un glaubliche vier kurze Wochen, wobei wäh rend dieser Zeit nahezu 50 000 m3 Materi al verschoben wurden und ein Damm von 37 000 m3 Kubatur inkl. Trassee und Fahrlei tung bis und mit 4. April 2009 erstellt wer den konnte. Eine Woche vor Ostern – ein gesetzter Termin seitens der Bauherrschaft – konnte die Jungfernfahrt durchgeführt werden. Die neu entstandene Fallgrube für Stein und Blockschlag wurde mit einer Zyklopenmauer mit einer Höhe von bis zu 10 m gesichert. Der nördliche Eingang zum Kreisviadukt wurde ebenfalls mit einem in der Höhe allerdings deutlich reduzierten Schutzdamm gesichert. Diese enorme Leistung konnte überhaupt nur aufgrund der bestens organisierten Bauunternehmung Pirovino und Söhne aus Le Prese sowie einer bis zum letzten Mitarbeiter motivierten Mannschaft voll bracht werden. Es standen bis zu 10 Bagger,
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4 Baustellendumper, 2 LkW mit Betonmi scher sowie 2 Steinbrecheranlagen gleichzei tig im Einsatz – der Verschleiss der Maschi nen aufgrund der Blockkubatur war enorm, die Belastung des Personals aufgrund des bewussten Risikos sowie des spürbaren Zeitdrucks an der Grenze des Zumutbaren. Das Material wurde bergseits abgetragen, teilweise in den unteren Schichten des neuen Dammes direkt wieder eingebaut, teilweise in den oberen Schichten des Dammes vor her gebrochen und dann erst eingebracht. Grosse Schwierigkeiten bereitete vor allem das Grösstkorn mit mehreren Kubikmetern der abzutragenden natürlichen Geröllhalde. Nur dank des Einsatzes eines 51 t schweren Raupenbaggers konnten die grössten Blö cke überhaupt bewegt werden.
Die Landschaft wird bewusst verändert… Die Verschiebung von über 50 000 m3 Ma terial und der Bau eines Dammes von na hezu 40 000 m3 und über 200 m Länge können nicht ohne Weiteres spurlos in der bestehenden Landschaft kaschiert werden.
Obschon in enger Zusammenarbeit mit den kantonalen Fachstellen für Natur und Umwelt ( ANU ) sowie der Denkmalpflege der Umwelt und dem wertvollen Kulturgut während des Baus grösstmögliche Sorge ge tragen wurde, einigten wir uns nach inten siven Gesprächen und Verhandlungen im Projektteam, mit den Gemeindebehörden sowie den privaten Grundeigentümern auf die Erarbeitung eines Landschaftskonzepts zur Integration der Schutzbauten in die vorhandenen ruralen Elemente von Brusio sowie letztlich deren Umsetzung, die wäh rend der Verfassung dieses Artikels noch im Gange ist. Dabei werden neue landwirtschaftlich nutz bare Terrassen mit Trockenmauern erschaf fen. Ein Teil davon wird mit neuen Kasta nienselven bepflanzt, welche die verschwun denen wunderschönen Altbäume ersetzen sollen. Das eigentliche Konzept wurde von ei nem Landschaftsarchitekten (Lieni Wegelin, Malans) ausgearbeitet und in der Realisierung eng begleitet. Die Arbeiten selbst werden von lokalen Bauunternehmern ausgeführt.
Das bestehende Trassee wurde um ca. 15 m talwärts verschoben. Die Verschiebung erfolgte auf einem neu geschütteten Damm, wobei hangwärts damit eine Fallgrube für zukünftige Stein und Blockschläge gebaut werden konnte. (Bild: Edy Toscano AG, Projektunterlagen vom 26. Februar 2009)
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Dammbau, parallel dazu Erstellung der bergseitigen Schutzmauer. Im Vordergrund ist der Schutzdamm eingangs Kreisviadukt zu sehen. (Bild: G. C. Feuerstein, AfW GR)
Es bleibt zu vermerken, dass das Projekt auch finanziell sehr bedeutend war: Insge samt kostete das Ereignis die Rhätischen Bahn über 6 Mio. Schweizer Franken, rund 4 davon werden forstlich subventioniert. Ohne ein gutes Projektteam und ein wohlwollendes Umfeld sind solche Vorhaben kaum machbar… Ich spreche hiermit meinen aufrichtigen Dank an sämtliche beteiligten Personen aus. Es sind dies allen voran die Bauarbeiter vor Ort der Firmen Gasser Felstechnik AG sowie Pirovino und Söhne, die unter teilweise sehr schwierigen Umständen einen fantastischen Job gemacht haben. Diese Leute wurden von einem harmonierenden und innovati ven Projektteam geleitet, seinen Mitgliedern Gilbert Berchier (zuständiger Regionalforst
ingenieur), Ralph Rechsteiner (RhB, Leiter Infrastruktur Süd), Christian Florin (RhB, Leiter Infrastruktur), Ruedi Münger (Geolo ge), Dino Menghini (Edy Toscano AG) und Franco Paganini (Lutz & Schmid AG) ge bührt grosser Dank. Nicht zu vergessen sind selbstredend auch unsere Kollegen an der Zentrale in Chur, die alle Verhandlungen mit den Bundesämtern BAFU (Bundesamt für Umwelt) und BAK (Bundesamt für Kultur) geführt haben. Ohne die Unterstützung der Gemeinde, der privaten Grundeigentümer, die ca. 7 000 m2 Land zur Verfügung stellten, und der Bevöl kerung von Brusio allgemein, sind solche Vorhaben kaum realisierbar. Für die sehr angenehme Zusammenarbeit, das grosse Verständnis und die Toleranz der Bevölke rung auch gegenüber Lärm, Staub und an
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derweitigen Beeinträchtigungen danke ich ganz besonders. Auch in diesem Bereich hat sich einmal mehr bestätigt, dass eine offe ne, aktive und transparente Kommunikation und Information zu den besten Ergebnissen führt. Was bringt die Zukunft? Die Schutzmassnahmen sind auf das 100 jährige Ereignis ausgelegt. Der gewaltige Block mit einer Grösse von 50 m3 wird als Überlastfall definiert und würde beim Ereig niseintritt deutliche Spuren am Damm hin terlassen. Dabei ist mit relevanten Schäden am Schutzsystem zu rechnen. Das automa tische Vermessungssystem wird mit Projekt abschluss wieder abgebaut. Die Vermes sungsspiegel verbleiben im Gelände, sodass periodische Nachmessungen möglich sind. Letztlich bewirkt der Dammbau auch eine Anpassung der Gefahrenzonen. Ein Restrisiko kann daher auch mit die sem teuren Bau nicht gänzlich eliminiert
werden. Angesichts der Tatsache, dass die Strecke der Rhätischen Bahn aber auch der Kantonsstrasse nördlich und südlich davon durch verschiedene Gebiete führt, die mut masslich ein höheres Restrisiko aufweisen, wird dies als akzeptierbar hingenommen. Es ist wieder Sommer und ich bin mit meiner Praktikantin in Brusio unterwegs. Wir diskutieren über die Möglichkeiten einer Dokumentation der Entwicklung der durch Stein- und Blockschlag gebeutelten Waldungen – die steinschlaggewohnten Wälder rund um Brusio entwickeln sich eben weiter und leben auch mit dem Umstand der Beeinträchtigung…
Gian Cla Feuerstein, Regionalleiter Amt für Wald Graubünden Chesa Belleria CH7524 Zuoz
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Impressionen aus der Region Surselva
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Bild 18: Lawinenverbauung L’Ondadusa, Tujetsch, Kontrollflug vom 25. Februar 2009 (Bild: B. Riedi) Bild 19: Lawinenverbauung Munt, Trun, Lawinenschaden vom 27. April 2008 (Bild: B. Riedi) Bild 20: Steinschlagverbauung Barschaus, Sumvitg, Spezielle Konstruktion in steiler Rinne, Baujahr 2007 (Bild: B. Riedi) Bild 21: Lawinenverbauung Plangghorn, Safien, im Winter 2000/01 wurde die oberste linke Werkreihe durch eine rund 12 m hohe Wächte total zusammengedrückt (Bild: B. Riedi) Bild 22: Lawinenablenkdamm Laus, Sumvitg, Baujahr 1978, Sanierung 2005 (Bild: C. Gadola)
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Nutzen für Praxis und Forschung Lawinendetektion Gibt es die Möglichkeit, Lawinenabgänge in einem Gebiet automatisch zu detektieren? Das Projekt Lawinendetektion wird diese Frage beantworten: Die künstliche Lawinenauslösung gewinnt im Alpenraum, vor allem bei Verkehrswe gen und in Ausnahmefällen oberhalb von Siedlungen, immer mehr an Bedeutung. Der Erfolg der künstlichen Auslösung konnte bis anhin bei schlechter Sicht nur beschränkt überprüft werden. Es existieren zwar Sys teme zur Lawinendetektion, deren Einsatz möglichkeiten und Nutzen den betroffenen Kreisen hingegen oft noch unklar sind. Die spontane Lawinenaktivität gibt wert volle Hinweise zur lokalen Lawinensitua tion. Bis anhin wurden spontane Lawinen durch Beobachter (Bergführer, Tourengän ger, Sicherungsverantwortliche etc.) an die Lawinenwarnzentralen gemeldet, dies mit zeitlicher Verzögerung und meist bei guten Sichtverhältnissen. Mit einem sichtunabhängigen Lawinende tektionssystem werden die Verantwortlichen unmittelbar nach der künstlichen Auslösung über den Erfolg oder Nichterfolg der Aus lösung informiert. Auch haben lokale Lawi nenwarndienste zu jeder Zeit entsprechende Entscheidungsgrundlagen zur künstlichen Lawinenauslösung sowie für Sperrungen. Zusätzlich hätte die nationale Lawinenwarn zentrale am SLF wertvolle Informationen über die lokale Lawinensituation. Im Frühjahr 2009 wurde durch die Schwei zerische Interessengemeinschaft Lawinen warnsysteme ( SILS ) und das Bundesamt für Umwelt ( BAFU ) das Projekt ‚Lawinendetek tion' gestartet. Die Projektleitung liegt beim WSLInstitut für Schnee und Lawinenfor schung SLF. Das Projekt dauert drei Jahre und endet im Sommer 2012.
Datenerfassungseinheit der Sensalpin GmbH zum Akkustischen Detektionssystem (Bild: Daniel Lussi)
Ziel des Projektes «Lawinendetektion» ist es, verschiedene Systeme zur Detektion von Lawinen an mehreren Standorten zu verifi zieren. Die Möglichkeiten und Grenzen der einzelnen Systeme sollen aufgezeigt werden. Während des Projekts werden die Systeme, falls nötig und vom Aufwand her vertretbar, verbessert und weiterentwickelt. Es sollen Richtlinien und Kriterien für den Einsatz der verschiedenen Systeme entstehen. Für die Datenerfassung und Visualisierung soll eine einheitliche Plattform für alle Systeme ent wickelt und in die Plattform IFKIS integriert werden. Die Daten werden in einer zentra len Datenbank verwaltet. Systeme Im Rahmen des Projektes kommen ver schiedene Systeme zum Einsatz. Grundsätz
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lich lassen sich die Systeme in folgende drei Kategorien einordnen: – akustische Detektion (Mikrofone) – Detektion mittels Echo elektromagnetischer Wellen (Radar) – Detektion mittels elektromechanischer Wandler (seismischer Sensoren)
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Akustische Detektion InfraschallMessungen zur Überwachung der natürlichen und künstlichen Lawinen aktivität in einem bestimmten Gebiet. Mit einer Anordnung von mehreren Infraschall Sensoren (Mikrofonen) um eine zentrale Datenerfassungs und Steuereinheit wer den die InfraschallEmissionen von Lawinen im Sichtbarkeitsbereich des Systems erfasst und identifiziert. Durch die Auswertung von Richtungsverlauf, Dauer, Intensität und Frequenzverteilung der InfraschallSignale werden Lawinen von anderen Infraschall Quellen unterschieden. Die dabei ange wandten Filterkriterien müssen spezifisch an den jeweiligen Installationsstandort an gepasst werden. Radardetektion Für die Lawinendetektion werden Doppler CWRadargeräte (Continuous Wave Radar) Radar der Firma H & S Hochfrequenztechnik GmbH zur Berwachung von Steinschlag (Bild: G. Berghofer)
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eingesetzt. CWRadargeräte strahlen unun terbrochen ein Sendesignal ab. Das Echosi gnal wird ständig empfangen und verarbei tet. Durch den sogennanten DopplerEffekt kann die Bewegung von Lawinen detektiert und ihre Geschwindigkeit gemessen werden. Durch geeignete Modulationsart kann auch die Distanz zum Ereignis bestimmt werden. Seismische Detektion Seismische Sensoren (Geophone) detektie ren Bodenerschütterungen. Durch geeig nete Filterkriterien können Lawinen durch seismische Sensoren erfasst werden. Die Ef fizienz und Reichweite der Detektion sowie die angewendeten Filterkriterien sind vom jeweiligen Standort abhängig (Bodenbe schaffenheit etc.). Bündner Wald 6/2009 31
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Prototyp Visualisation akustische Detektion (Bild: Daniel Lussi)
Standorte Die Installationsstandorte der Systeme be finden sich in den Kantonen Wallis (Belalp, Täsch, Liddes), Graubünden (Unterengadin Gonda, LenzerheideRothorn, SurselvaVal Vadretg) und Glarus (Linth Limmern). Für die Verifikation der Systeme gibt es für jeden Installationsstandort einen lokalen Beobachter. Die Aufgabe des lokalen Beob achters besteht darin, sämtliche Aktivitäten im definierten Gebiet täglich zu erfassen und mittels eines Formulars an das SLF zu über mitteln. Dem Beobachter stehen die Daten der Detektionssysteme zur Verfügung. Das SLF wertet die Daten der Systeme und der Beobachter täglich aus. Auf den Winter 2009/ 10 wurden fünf Sys teme installiert. Die Information über einen Lawinenabgang kann von den Systemen per
SMS an die zuständigen Personen versandt
werden. Zusätzlich gelangen die Ereignis daten in eine zentrale Datenbank am SLF. Auf einer webbasierten Visualisierungsplatt form können die Ereignisse abgerufen wer den. Auswertung der Daten Nebst der Information über den Abgang einer Lawine ist in den aufgezeichneten Systemdaten einiges mehr enthalten. Das SLF erhofft sich Informationen wie Grösse, Dauer, Art und Geschwindigkeit der Lawi ne aus den Systemdaten zu erhalten. Somit könnten die Systeme zur Lawinendetektion neben dem Nutzen für die Praxis auch für die Forschung wichtige Daten bringen. Anfangs Dezember 2009 werden die Sys teme für den ersten Testwinter in Betrieb genommen.
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Das Projekt wird unterstützt durch: – BAFU (Bundesamt für Umwelt) – SILS (Schweizerische Interessen gemeinschaft Lawinenwarnsysteme) – Kanton Wallis – Kanton Graubünden – NOK (Nordostschweizerische Kraftwerke AG ) – Tiefbauamt Graubünden – Belalp Bahnen AG – Lenzerheide Bergbahnen AG – Gemeinde Guarda – Gemeinde Tujetsch – Gemeinde Vaz/Obervaz
Herstellerfirmen: – IAV Engineering
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SensAlpin GmbH H & S Hochfrequenztechnik GmbH SommerMesssystemtechnik Tytec AG AlpuG GmbH Daniel Lussi WSLInstitut für Schnee und Lawinenforschung SLF Flüelastrasse 11 CH7260 Davos Dorf
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Künstliche Lawinenauslösung Schutz mit Risiko Die künstliche Lawinenauslösung ist bei Lawinengefahr die Standardmethode zur temporären Sicherung von Skigebieten und wird auch zur Sicherung von Verkehrswe gen und in Einzelfällen von Siedlungsgebie ten verwendet. Mit Sprengeinsätzen bereits während und nach Schneefällen (und falls es dabei zu Auslösungen kommt) kann un ter Umständen einer späteren spontanen, grossen Lawine entgegengewirkt werden. Mit neuen Sprengsystemen hat sich die künstliche Lawinenauslösung in den letzten Jahren stark entwickelt. Erste Sprengeinsätze wurden in der Schweiz ca. 1934/ 35 am Berninapass mit dem 8,1cm Minenwerfer durchgeführt. Bald da rauf kamen Handsprengungen (Handwurf ladungen) hinzu. Um 1960 wurden erste Sprengseilbahnen gebaut. Raketenrohre stehen seit Anfang der 1970 er Jahre für den Lawinenabschuss zur Verfügung. In diese Zeit fallen auch erste Sprengungen mit tels Helikopter, indem Sprengladungen in der Regel à 4–5 kg aus geringer Flughöhe auf die Schneedecke abgeworfen werden. Seit 1985 kann der 12cm Minenwerfer für ca. 1– 4 km entfernte Zielgebiete eingesetzt werden. Die Wirkung ist deutlich grösser als beim kleinen Minenwerfer. Die Schweiz ist übrigens eines der wenigen Länder, in de Abb. 1: GasexZündrohr (Bild: Lukas Stoffel)
nen Armeewaffen (Minenwerfer, RakRohr) für die künstliche Lawinenauslösung einge setzt werden dürfen. 1988 wurde mit dem GasexSystem das ers te ortsfeste, direkt im Anrissgebiet stehende Sprengsystem gebaut. Von einer Gaszen trale wird mittels Funkbefehl ein Propan SauerstoffGemisch durch eine Zuleitung in einem gegen die Schneedecke gerichteten Zündrohr zur Detonation gebracht (Abb. 1 ). Im Lawinenwinter 1998/ 99 konnten mit den erwähnten Methoden viele Lawinen vorzeitig ausgelöst und mögliche grosse Schadenlawinen verhindert werden – wo bei es auch zu etlichen Schäden kam (Ge bäudeschaden Leukerbad, Strommasten am Lukmanier zerstört, diverse Schäden an Wintersportanlagen). Seit 1999 sind zwei weitere ortsfeste Sprenganlagen, der Sprengmast Wyssen (Abb. 2 ) und der Lawi nenwächter/Lawinenmast InauenSchätti (Abb. 3) auf dem Markt respektive in der Schweiz zugelassen. Bei beiden Systemen befinden sich die Sprengladungen in Käs ten im Anrissgebiet und können bei Be darf vom Tal aus mittels Funkbefehl zum Ab respektive Auswurf und zur Detona tion gebracht werden. Der grosse Vorteil der Systeme Sprengmast Wyssen, Lawinen mast InauenSchätti und Gasex ist die gute Sprengwirkung (Überschneesprengung) an ausgewählten Sprengpunkten und dass «jederzeit vom Tal aus» gesprengt werden kann. Ebenfalls seit 1999 zugelassen ist der Avalancheur, mit dem mit rund 2 kg Spreng stoff gefüllte Lanzen bis 2 km in die Anriss gebiete geschossen werden können (einge schossene Ziele). Am meisten verwendet werden nach wie vor Handsprengungen und Helikopter sprengungen; Letzteres setzt allerdings Flugwetter voraus. Pro Winter werden in der Schweiz durchschnittlich über 80 Ton
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nen Sprengstoff für Lawinensprengungen eingesetzt. Weitere Systeme stehen in der Schweiz vor der Einführung (u. a. Daisybell, Avalhex). Wichtige Kriterien bezüglich Sprengmetho den sind die Sicherheit der Sprengpatrouille, die Sprengwirkung, die Reichweite, die Ein setzbarkeit in Abhängigkeit der Sicht und Wetterverhältnisse, die Ausführungszeit und die Kosten (Installations und Betriebs kosten). Für den Bau ortsfester Spreng anlagen (Gasex, Wyssen, InauenSchätti) ist pro Anlage (Mast, resp. Zündrohr) mit ca. Fr. 120 000.– zu rechnen. Eine Ladung für eine Handsprengung zu 2 kg kostet ca. Fr. 25.–, eine Helikoptersprengladung oh ne Transport ca. Fr. 60.–. Sprengwirkung Während der Ladungsdetonation bewirkt die sich ausbreitende Druckwelle eine be deutende Zusatzbelastung auf die Schnee decke. Es ist zwischen Sprengungen über der Schneedecke (sog. Überschneespren gungen), Sprengungen auf der Schneedecke (Oberflächensprengungen) und Sprengun gen in der Schneedecke zu unterscheiden. Überschnee und Oberflächensprengungen erzeugen eine Druckwelle, die aus der Luft grossflächig auf die Schneedecke wirkt. Bei trockenem Neuschnee muss mit einer star ken Abschwächung der Zusatzspannung im obersten halben Meter der Schneedecke gerechnet werden, was nicht heisst, dass bei einem Anriss keine grösseren Anriss höhen entstehen können. Sprengungen in der Schneedecke wie beim Minenwerfer sind in ihrer Wirkung grösstenteils auf den Kraterbereich beschränkt, wobei auch Bo denerschütterungen auftreten. Die vier wichtigsten Einflussfaktoren auf die Sprengwirkung sind der Sprengpunkt, die Sprengpunkthöhe (in, auf oder über der
Abb. 2: Sprengmast Wyssen (Bild: Lukas Stoffel)
Schneedecke), die Ladungsgrösse und der Sprengstofftyp. Bei trockenem Neuschnee wird die grösste Sprengwirkung mit Über schneesprengungen erreicht. Durch Reflek tionen an Felswänden wird die Wirkung von Sprengungen noch erhöht. Ob es zu Auslösungen kommt, ist im Weiteren vom Sprengzeitpunkt respektive den Schneever hältnissen abhängig. Anwendungsgebiete Die künstliche Lawinenauslösung wird zum Teil schon seit Jahrzehnten entlang von Verkehrswegen (Abb. 4 ) und oberhalb von Siedlungsbereichen angewendet. Es kann sein, dass bauliche Schutzmassnahmen in diesen Gebieten zu teuer sind. Durch die gestiegene Mobilität der Bevölkerung wer den vor allem lang andauernde Sperrungen immer unpopulärer. Falls die Situation, z.B. Bündner Wald 6/2009 35
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Abb. 3: Lawinenmast InauenSchätti (Bild: Lukas Stoffel)
in einem gefährdeten Strassenabschnitt, nicht mit baulichen Massnahmen verbessert werden kann, kann sich die Frage stellen, ob die künstliche Lawinenauslösung eine Verbesserung ergibt. Wichtige Faktoren be züglich Anwendbarkeit der künstlichen Aus lösung in einem Lawinenzug sind die Gelän deverhältnisse, das Schadenpotenzial (inkl. möglicher Sekundärlawinen), die möglichen respektive geplanten Sprengmethoden, der Aufwand für Absperrungen usw. Mit den neuen sicht und witterungsunabhängigen Sprengsystemen können sich durchaus neue Perspektiven ergeben. Für neue Gebiete soll ein Grundsatzentscheid vorliegen, ob Spren gungen durchgeführt werden können. Kriterien für Sprengeinsätze Das Einsatzkonzept ist vom Lawinenzug respektive von der Lage und Art des zu sichernden Gebietes abhängig. Kann ein Gebiet bereits von kleinen Schneemassen erreicht werden, sind bei praktisch jedem Schneefall Sprengungen notwendig. In Aus laufgebieten mit eher seltenen Verschüt tungen sind Sprengeinsätze ab mittleren Schneefällen empfehlenswert («regelmäs sige, der Situation angepasste Einsätze»). Sprengungen dürfen erst ausgeführt wer den, nachdem die gefährdeten Gebiete ab
gesperrt und gegebenenfalls evakuiert sind. Ist mit der Auslösung von Grosslawinen und bedeutenden Schäden zu rechnen, wird ein Verzicht auf Sprengungen empfohlen. Zu Lawinensprengungen ist berechtigt, wer den Sprengausweis «Lawinen» besitzt, den das Bundesamt für Berufsbildung und Tech nologie ( BBT ) an Absolventen des Lawinen sprengkurses der Seilbahnen Schweiz ( SBS ) nach bestandener Prüfung abgibt. Als umfassende Grundlage für die Arbeit eines Lawinendienstes empfiehlt sich die Erarbeitung eines Sicherheitskonzeptes. Be züglich künstlicher Auslösung sollen zumin dest die Lawinenzüge, Sprengmethode(n), Absperrmassnahmen, Abläufe, evtl. Ein satzkriterien, enthalten sein. Für die künst liche Lawinenauslösung sind Gebietskennt nisse, Kenntnisse zu Sprengwirkung und Lawinenkunde sowie Erfahrung sehr wich tig. Getroffene Massnahmen sind schriftlich festzuhalten (Journal). Nutzen und Problematik Je nach Situation resultieren kürzere Sperrzei ten. Mittels regelmässiger, der Situation an gepasster Sprengeinsätze und entsprechen der Auslösungen können kleinere Lawinen erreicht werden. Einer möglichen späteren, spontanen Grosslawine mit allfälliger Scha denfolge kann damit entgegengewirkt wer den. Sprengungen stellen ausserdem einen Test der Schneedeckenstabilität im Anriss gebiet dar und ergeben Anhaltspunkte zur Anbruchwahrscheinlichkeit von Lawinen. Sprengeinsätze weisen aber auch spezi fische Nachteile auf. Die Beurteilung der aktuellen Lawinensituation im Einzelhang kann sehr schwierig sein. Ausgelöste Lawi nen können grösser ausfallen als erwartet. Auch ungewollte Sekundärauslösungen von weiteren Lawinen sind möglich. Schaden fälle können zu Rechtsverfahren führen. Die
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Abb. 4: Künstlich ausgelöste Lawine vom 7. Februar 2003 im Breitzug bei Davos Glaris (Bild: Lukas Stoffel)
Überwachung des abgesperrten Gebietes kann schwierig sein. Je nach Sprengeinsatz und Sichtverhältnissen ist das Sprengresul tat schwierig festzustellen («Erfolgskontrol le»/siehe Artikel Lawinendetektion in die ser Ausgabe) und die Anordnung weiterer Massnahmen wie «Strasse öffnen oder ge sperrt lassen» kann schwierig sein. Literatur Stoffel, L., 2001 : Künstliche Lawinenauslö sung. Praxishilfe. 2., überarbeitete Auflage. Mitt. Eidg. Inst. für Schnee und Lawinen forschung 53 : 66 S. Stoffel, Lukas, 2004 : Künstliche Lawinen
auslösung – Rechts und Versicherungs fragen – Praxishilfe. Vollzug Umwelt. Bun desamt für Umwelt, Wald und Landschaft, Bern. 31 S. Stoffel L., Margreth S. 2009 : Künstliche La winenauslösung oberhalb von Siedlungen. Bundesamt für Umwelt, Bern: 1. 5 S.
Lukas Stoffel, dipl. Bauing. ETH WSLInstitut für Schnee und Lawinenforschung SLF Flüelastrasse 11 CH7260 Davos Dorf
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Impressionen aus der Region Mittelb端nden/Moesano
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Bild 23: LV Forcella oberhalb Selma/Landarenca, alte Trockenmauer, Steinkörbe und Stahlwerke Bild 24: LV Biancalan, Gde Rossa, im Hintergrund Dorf Braggio ins Calancatal Bild 25: SSSV Mesocco während dem Bau und der Montage (2005–07) Bild 26: SSSV Mesocco, Bohrungen für Ankerversuche Bild 27: LV Biancalan, Gde Rossa, Transport der Schneenetze 2009 Bild 28: LV Tesa, oberhalb Braggio, Aufnahmen aus dem Winter 2008/2009 Bild 29: LV Vallatscha oberhalb Pignia, Februar 2008 (Bild: Bruno Roussette) Bild 30: Blick aus dem Heli auf die LV Tesa, oberhalb Braggio (Bilder: alle Davide Lurati)
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EconoMe 2.0 – Wirtschaftlichkeit von Schutzmassnahmen Seit dem Sommer 2008 ist das durch die ARGE GEOTEST AG, glenz, walther & winkler AG, GR Soft GmbH, in enger Zusammenarbeit mit dem WSLInstitut für Schnee und Lawi nenforschung SLF (Leitfaden Risikokonzept, www.planat.ch/ressources/planat_product _de_1110.pdf)imAuftragdesBundesamts für Umwelt ( BAFU ) entwickelte Berechnungs programm für die Wirtschaftlichkeit von Schutzmassnahmen gegen Naturgefahren «EconoMe 1.0 » (www.econome.admin.ch) in Betrieb. Bis zum heutigen Tag sind damit bereits über 600 Projekte berechnet worden. Im nachfolgenden Artikel werden die Hin tergründe, welche zur Entwicklung des Programms geführt haben, ausgeführt, die Anwendung wird an einem realen Beispiel erläutert, und es wird ein Ausblick auf die Weiterentwicklung und die Neuerungen in EconoMe 2.0 gemacht.
Grundsätzliches – weshalb braucht es EconoMe? Zwei zentrale Fragen stellen sich u.a. bei der Planung von Schutzmassnahmen gegen Naturgefahren: – Wie stark kann das Risiko gesenkt wer den (Wirkung des Projektes)? – Wie ist das Verhältnis der erzielten Risikoreduktion zu den Kosten, Eingabemaske für das Schadenpotenzial (Bild: EconoMe 2.0)
welche die Massnahmen verursachen (Wirtschaftlichkeit des Projektes)? Für die Behörden der Gemeinden, der Kan tone und des Bundes stellen sich zudem zwei weitere wichtige Grundsatzfragen: – Welche Projekte sollen überhaupt unter stützt werden? – Wie können die förderungswürdigen Projekte priorisiert werden? Auf alle diese Fragen bietet das Internet Berechungsprogramm EconoMe seit dem Sommer 2008 Antworten. Wie ist es zu sei ner Entwicklung gekommen, resp. was be wog das BAFU zu seiner Entwicklung? Die Fragen der Mittelsteuerung (insbeson dere im Zusammenhang mit dem NFA Programm des Bundes) bedingen, dass es Instrumente gibt, mit denen die in der ge samten Schweiz realisierten Projekte und Vorhaben miteinander verglichen werden können. Genau das war vor der Einfüh rung von EconoMe nur bedingt möglich. Es gab zwar einige Methoden (z.B. BUWAL Publikation Risikoanalyse bei gravitativen Naturgefahren, Exceltool «Schapo», etc.) zur Bestimmung der Risikoreduktion und der Wirtschaftlichkeit bei Projekten. Deren Anwendungen lassen dem Benutzer jedoch soviel Spielraum offen, dass nur schwer ver gleichbare Resultate entstehen. Aus diesem Grund hat sich das BAFU ent schlossen, ein einheitliches Berechnungs instrument zu entwickeln, welches auf den aktuellsten wissenschaftlichen Erkenntnis sen der Risikobeurteilung ( PLANAT RIKO ) basiert und für die wichtigsten Eingabepara meter vorgegebene Basiswerte verwendet. Das Werkzeug EconoMe 1.0 hat zum Ziel, die bestehenden Berechnungsmethoden so weiterzuentwickeln, dass für die verschiede nen Naturgefahrenprozesse und verschie denen Schutzmassnahmen vergleichbare Be rechnungen durchgeführt werden können.
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Es ist also kein Werkzeug zur Optimie rung einzelner Massnahmen innerhalb ei nes Projektes, sondern unterstützt primär die Projektbeurteilung und Mittelzuteilung der Subventionsbehörden. Die Vergleich barkeit der Risiko und Nutzen/Kosten Berechnungen ist dabei ein zentrales Anlie gen, welches nur erreicht werden konnte, indem eine Reihe von Konventionen und Standardwerten eingeführt wurden. Es ist deshalb klar, dass dadurch der konkrete Einzelfall nicht immer korrekt abgebildet werden kann, da mit Durchschnittswerten gerechnet wird. Übersicht über die berechneten Risiken
Praktisches – wie funktioniert EconoMe? Die Berechnung der Wirtschaftlichkeit von Schutzmassnahmen stützt sich auf die bewährte Gefahrenbeurteilungspraxis des Bundes und der Kantone mit Intensitäts und Gefahrenkarten ab. So bilden nebst den Angaben zum gefährdeten Schadenpo tenzial und dem Schutzmassnahmenprojekt vor allem die Intensitätskarten der Gefah renprozesse (sowohl vor als auch nach Er stellung der Massnahmen) eine entschei dende Grundlage. Eine Gefahrenbeurteilung bildet somit immer den Grundstein für ein EconoMe Projekt. Wird nun bei dieser Beurteilung an einem Ort ein Schutzdefizit festgestellt, so werden in der Regel Massnahmen zur Behe bung der Gefährdung entwickelt. Da solche Massnahmen vielfach mit grossen Investitionskosten verbunden sind, welche sowohl durch die betroffene Gemeinde, den Kanton und den Bund finanziert werden, ist ein möglichst optimaler Einsatz der Mit tel von allgemeinem Interesse. Aus diesem Grund hat das BAFU festgelegt, dass mindes tens bei allen Schutzmassnahmenprojekten mit Kosten > 1 Mio. CHF (in einigen Kanto nen sogar bei allen Schutzmassnahmenpro
(Bild: EconoMe 2.0)
jekten) u.a. der Nachweis der Wirtschaft lichkeit erbracht werden muss. Dieser wird nun mit dem Berechungsinstrument Econo Me, welches übers Internet benutzt werden kann, erbracht. Die genaue Projektabwicklung, nachdem das Projekt durch den zuständigen kant onalen Administrator eingerichtet worden ist, sieht wie folgt aus: In einem ersten Schritt muss das durch die geplanten Massnahmen geschützte Unter suchungsgebiet begangen und alle dar in enthaltenen Objekte müssen erhoben werden. Je nach Objekttyp müssen unter schiedliche Informationen gesammelt wer den. So muss bei Gebäuden entweder die Anzahl der Wohnungen (über die Anzahl der Briefkästen) abgezählt oder aber das Gebäudevolumen bestimmt werden (vor allem bei grossen Anlagen). Zur Bestimmung des Gebäudewertes sowie der durchschnitt lichen Personenbelegung stehen Basiswerte zur Verfügung, welche die Grundlagener hebung stark vereinfachen. Zudem müssen auch Strassen und Schienenverkehrsachsen mit Angaben zum Verkehrsaufkommen er Bündner Wald 6/2009 41
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fasst werden. Die landwirtschaftlich (Acker land, Obstplantagen, Rebberge etc.) sowie die forstwirtschaftlich (Nutz und Schutz wald) genutzten Flächen werden ebenfalls erhoben. Über eine Eingabemaske wird das gesamte Schadenpotenzial als Berechnungsbasis ins System eingegeben (siehe Abb. 1, Eingabe maske Schadenpotentialobjekt). Als zweiter Bearbeitungsschritt wird eine Konsequenzenanalyse durchgeführt. Dabei werden für alle ausgewählten Szenarien (bestimmt durch die gewählten Wieder kehrperioden des betrachteten Gefahren prozesses) mit Hilfe der Intensitätskarten die pro Szenario betroffenen Objekte be stimmt, und es wird angegeben, durch wel che Intensitätsstufe (schwach, mittel oder stark) diese betroffen sind. Wenn diese Konsequenzenanalyse durchgeführt worden ist, erhält man einen detaillierten Überblick über das Schadenausmass pro Szenario so wie das jährliche Sachwert und Personen risiko (siehe dazu Abb. 2, Auswertung der Konsequenzenanalyse). Automatisch wird zudem für alle Objekte, bei welchen Personen betroffen sind, auch das individuelle Todesfallrisiko bestimmt. Anschliessend können die Angaben zur Schutzmassnahme, wie Investitionskosten, Lebensdauer, jährliche Unterhalts und Be triebskosten, eingegeben werden. Daraus werden in EconoMe die jährlichen Kosten einer Schutzmassnahme berechnet. Analog zur Konsequenzenanalyse vor Mass nahme wird, ebenfalls basierend auf den Intensitätskarten nach Massnahme, das Ri siko für alle Objekte innerhalb des Untersu chungsperimeters bestimmt. Dabei wird nach Abschluss des Bearbeitungsschrittes wieder um eine detaillierte Übersicht über das Scha denausmass pro Szenario sowie das jährliche Personen und Sachwertrisiko gemacht.
Zum Abschluss der Berechnungen wird die mit Hilfe der Schutzmassnahme erziel te Risikoverminderung ins Verhältnis zu den Massnahmenkosten gesetzt. Diese Ge genüberstellung gibt das Nutzen Kosten Verhältnis der Schutzmassnahme an (siehe Abb. 3 ). Vom BAFU wird verlangt, dass dieser Wert mindestens >1 sein muss, das heisst dass die Wirtschaftlichkeit der Schutzmassnahme nachgewiesen ist. Betrachtet man nun ein Beispiel aus der Praxis, so sieht man, dass beim Lawinenver bauungsprojekt L Ondadusa in der Gemein de Tujetsch 64 Objekte durch eine geplante Massnahme geschützt werden können. Es handelt sich um 27 Ein oder Mehrfamilien häuser, eine Kirche, zwei öffentliche Gebäu de, ein Industrie/Gewerbegebäude, einige Garagen sowie einige Schuppen. Zudem ist auch die Gemeinde und die Kantonsstrasse sowie die Eisenbahnlinie der RhB durch den Lawinenzug gefährdet. Das Gesamtscha denpotenzial von Sach und Personenwer ten beträgt 685 Mio. CHF. Nach der Durchführung der Konsequen zenanalyse lässt sich ablesen, dass in die sem Gebiet das Gesamtschadenausmass im Szenario 30 jährliche Wiederkehrperiode rund 5 Mio. CHF, im Szenario 100jährliche Wiederkehrperiode rund 19,5 Mio. CHF so wie im 300jährlichen Wiederkehrszena rio rund 44 Mio. CHF beträgt. Umgerech net ergibt sich ein jährliches Gesamtrisiko von 395 000 CHF, wovon die Personenri siken 292 500 CHF pro Jahr betragen. Für die Umrechnung der Personenrisiken in Geldeinheiten bedient man sich einer Hilfs grösse. Es wird nicht das Menschenleben an sich bewertet, sondern die gesellschaftliche Zahlungsbereitschaft zur Verhinderung ei nes Todesfalls herangezogen. In EconoMe ist dieser Wert auf 5 Mio. CHF pro verhin
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derten Todesfall festgelegt, was durch em pirische Untersuchungen in der Schweiz gut abgestützt ist. Die Investitionskosten für die geplante Massnahme, Ergänzung des bestehenden Stützverbaus mit permanenten und tempo rären Stützwerken belaufen sich auf rund 3,2 Mio. CHF. Bei einer Lebensdauer von 80 Jahren, jährlichen Unterhaltskosten von 15 000 CHF und jährlichen Betriebskosten von 7500 CHF ergeben sich jährliche Ge samtkosten von 94 000 CHF. Wie aus der Konsequenzenanalyse nach Massnahme ersichtlich ist, vermindert sich das Risiko markant. So beträgt das Ge samtschadenausmass im Szenario 30 noch rund 190 000 CHF, im Szenario 100 noch 5,5 Mio. CHF und im Szenario 300 noch 4 Mio. CHF. Umgerechnet ergibt sich so ein jährliches Gesamtrisiko von 54 500 CHF, wovon die Personenrisiken 44 200 CHF be tragen. Wird nun die durch die Massnahme erzielte jährliche Risikoreduktion von 340 000 CHF
ins Verhältnis zu den jährlichen Massnah menkosten gesetzt, so ergibt sich ein Nut zen/KostenVerhältnis von 3,6. Dieser Wert zeigt an, dass es sich um eine sehr effiziente und kostenwirksame Massnahme handelt. Zukünftiges – was ändert sich mit EconoMe 2.0? Nach knapp 1 1/2 Jahren Betrieb von Eco noMe ist nun eine Erweiterung des Be rechnungsprogramms in Vorbereitung und soll Mitte Januar 2010 aufgeschaltet wer den. Dabei werden verschiedene kleinere und grössere Anpassungen vorgenommen, und auch Rückmeldungen und Wünsche der Benutzer wurden bei der Weiterentwicklung aufgegriffen und umgesetzt. Als wichtigste Neuerungen werden die Pro zess und die Massnahmenkombination ein geführt. Damit wird es neu möglich sein, in einem einzigen EconoMeProjekt bzw. Pro jektperimeter mehrere Prozesse gleichzeitig zu bearbeiten. Dies ist insbesondere bei den Wasserprozessen Murgang und Über Bündner Wald 6/2009 43
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flutung, bei welchen Überschneidungen der Prozessflächen möglich sind, für eine genaue Berechung entscheidend. Zudem wird der Prozess «dynamische Überflu tung» eingeführt, welcher den Übergangs bereich zwischen dem Murgangprozess und der statischen Überflutung abdecken soll. Die Massnahmenkombination ermöglicht es, das Variantenstudium für ein Gefahren gebiet direkt in einem EconoMeProjekt zu machen. Die Projekte müssen dazu nicht mehr wie bisher getrennt berechnet werden. Dadurch ist es mit Hilfe von EconoMe 2.0 neu möglich, die wirtschaftlich optimalste Massnahme in einem Berechnungsschritt zu bestimmen. Weitere wichtige Neuerungen sind die Ein führung einer xmlSchnittstelle und die Zu ordnung des Schadenpotenzials zu einem Eigentümer (Nutzniesser). Die xmlSchnitt stelle ermöglicht es, die Schadenpotenzial daten sowie die Daten der Konsequenzen analyse vor und nach Massnahme direkt aus einem Tabellenkalkulationsprogramm (z.B. Excel) oder einem GIS importieren zu können. Das eher aufwendige Ausfüllen der Erfassungsmasken kann damit umgan gen werden, und die Projektbearbeitung wird dadurch effizienter. Die Zuordnung des Schadenpotenzials auf verschiedene Eigentümer/Nutzniesser ermöglicht es, bei der Berechung des Nutzen/KostenFaktors gleich auch aufzuzeigen, wie sich die Kosten auf die verschiedenen Eigentümer entspre chend ihres erzielten Nutzens (Risikover minderung) aufgeteilt werden können.
Zudem wurde neben dem Prozess Stein schlag auch der Prozess Felssturz einge führt. Mit diesen Neuerungen wird das bewährte Berechungsinstrument um einige wichtige Zusatzfunktionen ergänzt, welche einerseits den Projektbearbeitern die Arbeit erleich tern und andererseits den verantwortlichen Entscheidungsträgern beim Bund und den Kantonen zusätzliche Mittel für eine mög lichst optimale und somit kostenwirksame Massnahmenplanung ermöglichen. Weitere Autoren: – GEOTEST AG, CH7270 Davos: B. Krummenacher – Bundesamt für Umwelt BAFU, CH3003 Bern: R. Baumann, U. Nigg, B. Loup – WSLInstitut für Schnee und Lawinenforschung SLF, Flüalastr. 11, CH7260 DavosDorf: M. Bründl – glenz, walter & winkler AG, Sebastiansplatz 1, CH 3900 BrigGlis: C. Winkler – GRSoft GmbH, Griesstrasse 15, CH8238 Büsingen: P. Gutwein Fabian Dolf GEOTEST AG Promenade 15 CH7270 Davos Platz
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Praxishilfe für mehr Sicherheit Baustellenspezifische Konzepte Bauarbeiten zur Erstellung von Schutzwer ken aber auch generell für forstliche Infra strukturen finden in der Regel in Räumen statt, wo Umwelteinflüsse wie Wind, Regen und Schnee, Nässe, Kälte und Trockenheit bedeutend einwirken. Hinzu kommen po tentielle Naturgefahrenprozesse wie Stein schlag, Schneerutschungen sowie Schnee lawinen, Hochwasser und Erdbewegungen. Neben der baulichen Herausforderung im oft steilen und schwer zugänglichen Ge lände kommen umgebungsspezifische, oft unberechenbare Einflüsse hinzu. Die gesetzlichen Bestimmungen betref fend Arbeitssicherheit und Gesundheits schutz verlangen für alle Bauarbeiten eine
vorgängige Abklärung der Gefahren, eine Abschätzung der Risiken und das Festleg en von entsprechenden Schutzmassnahmen für die ausführenden Arbeiter, aber auch zum Schutz von Dritten. Es gelten dabei eine Reihe von Verpflichtungen für Arbeit geber und Bauherr. Gestützt auf diese Forderungen aus dem Unfallversicherungsgesetz ( UVG ), der Bau arbeitenverordnung (BauAV ) sowie der SIA Norm 118 wurden in Zusammenarbeit mit dem Amt für Wald Graubünden für forstli che Baustellen – vor allem auch für Gebirgs baustellen – gefahrenspezifische Sicher heitskonzeptVorlagen erarbeitet. Die Si cherheitskonzeptVorlagen sind ein Hilfs mittel und bilden die häufig auftretenden
Verpflichtung Verpflichtung des Arbeitgebers Der Arbeitgeber ist verpflichtet, zur Verhütung von Berufsunfällen und Berufskrank heiten alle Massnahmen zu treffen, die nach der Erfahrung notwendig, nach dem Stand der Technik anwendbar und den gegebenen Verhältnissen angemessen sind (Unfallversicherungsgesetz UVG, Art. 82.1). Für Bauarbeiten gelten die Bestimmungen der «Verordnung über die Sicherheit und den Gesundheitsschutz der Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer bei Bauarbeiten» (Bauarbeitenverordnung, BauAV) vom 29. Juni 2005.Die BauAV schreibt dem Arbeit geber in Artikel 3 vor, dass er – vor Beginn der Bauarbeiten – die Massnahmen zur Gewährleistung der Arbeitssicherheit und des Gesundheitsschutzes mit dem Bauherrn oder mit dessen Vertreter trifft und schriftlich festhält. Dies kann im Werkvertrag geschehen oder in der Form einer angegliederten Vereinbarung. Verpflichtungen des Bauherrn oder dessen Vertreters (Bauleiter) Gemäss SIANorm 118, Artikel 104 sind Unternehmer und Bauleitung verpflichtet, die Sicherheit der am Bauwerk Beschäftigten zu gewährleisten. Auf die Sicherheit ist Rücksicht zu nehmen: bei der Projektierung, bei der Festlegung des Bauvorgangs, der Reihenfolge der Arbeitsabläufe und schliesslich bei der Ausführung der Arbeiten. Der Unternehmer trifft die notwendigen Schutzmassnahmen zur Unfallverhütung und Gesundheitsvorsorge; er wird hierbei von der Bauleitung unterstützt (Miteinbezug gemäss SIANorm 118, Art. 34.4).
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Gefahren sowie die entsprechenden Prä ventionsmassnahmen ab. Um das Sicher heitskonzept in eine verbindliche Form zu bringen, wird es als Vereinbarung durch das ausführende Unternehmen und die Bauherr schaft oder dessen Vertretung (Bauleitung) rechtsverbindlich unterzeichnet. Es bindet beide Parteien die für den Bau festgehalte nen Sicherheitsaspekte umzusetzen resp. zu kontrollieren. Das baustellenspezifische Konzept hat zum Ziel, die Bauabläufe, die Umgebungsgefah ren sowie die Gefahren für die Zubringer abzubilden und Präventionsmassnahmen zu formulieren. Unfälle und oft damit ver bundene tragische Schicksale sollen ver hindert werden, nicht zuletzt damit direkt verbundene Betriebskosten (u.a. auch hohe Versicherungsprämien, Kosten für die Scha densbehebung, Aufarbeitungskosten, Aus fallkosten) reduziert werden. Da jede forstliche (Gebirgs)Baustelle ihre spezifischen Gegebenheiten wie Zugang
und Exposition hat und je nach Jahreszeit und Witterung unterschiedlichen Naturge fahrenprozessen gegenüber steht, ist auch für jede Baustelle eine sorgfältige Abklärung zu treffen. Die SicherheitskonzeptVorlagen des Amts für Wald Graubünden helfen die immer wieder auftretenden Gefahrenpunk te zu erkennen und mit Sicherheitsmass nahmen abzudecken. Die Vorlage ist je doch durch eine Überprüfung der wirklich vorherrschenden Situation auf der zu rea lisierenden Baustelle entsprechend auszu füllen und wenn notwendig zu ergänzen. Nur dann kann von einem vollständigen optimalen Sicherheitskonzept ausgegan gen werden. Es bestehen dabei folgende fünf Vorlagen, welche rechtlich als Verein barung zwischen dem Bauherrn und dem ausführenden Unternehmen unterzeichnet werden: – Lawinenverbauungen – Steinschlag – Hangrutsch – Bachverbau – Erschliessungen
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Das Sicherheitskonzept ist checklistenartig aufgebaut und gehört zur Vorbereitung je der Baustelle. Die Sicherheitsaspekte sind bereits in der Projektierungsphase mit ein zubeziehen und gegebenenfalls mit Son derpositionen in der Arbeitsausschreibung zu berücksichtigen. Vor Baubeginn ist das Sicherheitskonzept mit der ausführenden Baufirma zu diskutieren und zu ergänzen. Mit der gemeinsamen Grundlage (Verein barung!) besteht eine gemeinsame Basis, um erfolgreich und unfallfrei ein Werk zu gunsten der Öffentlichkeit zu erstellen. Mit den bestehenden Vorlagen besteht ein ein faches Hilfsmittel sowohl für die Bauleitung wie für das ausführende Unternehmen, um
ohne grossen Aufwand das Wesentliche zu erkennen und danach zu handeln. Ein Sicherheitskonzept – sei es gestützt auf die verfügbaren Vorlagen oder auch ein eige nes des Bauunternehmens – wirkt jedoch nur, wenn die Bestimmungen darin auch den ausführenden Bauarbeitern erklärt werden.
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Resgia – Report 06/09
Publireportage MayrMelnhof Gruppe wächst weiter Nach knapp dreijähriger Bauzeit und ei nem fünfmonatigen Probebetrieb wurde am 25. September 2009 der grösste und modernste Sägestandort Russlands in Efi movskij eröffnet. Auf einem Areal von 24 Hektaren wurde mit einer Investition von 80 Mio. € der modernste holzverarbeitende Betrieb Russlands errichtet. Der russische Markt ist für die MayrMeln hofHolzGruppe in doppelter Hinsicht in teressant: einerseits bietet er ein grosses Re servoir an Rundholz und andererseits steigt die Nachfrage nach hochqualitativ verarbei tetem Schnittholz in Russland stark. Die erste Ausbaustufe des Werkes sieht die Schnittholzproduktion mittels moderner Zer spanertechnologie vor. Der Einsatz dieser
Sägetechnologie ermöglicht die Erzeugung hochqualitativer Schnittware. Die jährliche Produktionskapazität, die in nerhalb der nächsten drei Jahre erreicht werden soll, beträgt 650 000 Festmeter Rundholz. Die anfallenden 350 000 m3 Schnittholz werden vor allem für den Export produziert. Das am Standort eingeschnitte ne Holz stammt zum Teil aus gepachteten und selbst bewirtschafteten Waldflächen. Am Standort der MayrMelnhof Efimovskij sind derzeit ca. 200 Mitarbeiter im Bereich Säge beschäftigt, in der Forstbewirtschaf tung sind 270 Mitarbeiter tätig. Mit dieser umfangreichen Investition erhält die Region im Leningrader Oblast, östlich von St. Petersburg gelegen, einen wichtigen ökonomischen wie auch sozialen Impuls. Der Grossteil der dort tätigen Mitarbeiter stammt aus den umliegenden Gemeinden.
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Der Mitarbeiterstand des Sägewerkes wird bis zur Vollauslastung der Produktion auf 270 Personen ansteigen. Der Betrieb erfolgt in drei Schichten. Neues aus Domat/Ems Auch in den Standort Domat/Ems wird kräftig investiert. Acht neue Trockenanla gen und eine nachgeschaltete Erweiterung der Sortieranlage werden in den nächsten Monaten eingebaut. Diese Investition in die Trockenanlage ermöglicht eine Verdoppe lung der Trocknungskapazität auf jährlich 300 000 m3. Das vierte Quartal Der Start des letzten Quartals 2009 hat eine rege Nachfrage an Rundholz mit sich gebracht. Dank der stabilen Auftragslage ist das Werk in Domat/Ems sehr gut aus gelastet. Momentan werden täglich in zwei Schichten zirka 3000 m3 Rundholz einge sägt. Dies bedingt, dass die Zulieferung von Rundholz konstant auf einem hohen Niveau gehalten werden muss. Auf Grund der zufriedenstellenden Auf tragslage besteht eine grosse Nachfrage aller Rundholzsortimente. Speziell gesucht für das vierte Quartal sind die Sortimente Ta B/C sowie sämtliche DQualitäten Fi, Fö und Ta. Die Tanne kann auf Grund der sehr guten Nachfrage uneingeschränkt geliefert werden.
MayrMelnhof Swiss Timber ruft die Forst wirtschaft auf, geplante Holzschläge mög lichst speditiv, noch vor eventuellen grossen Schneefällen, auszuführen. Die Preise für Rundholz befinden sich auf einem guten Ni veau und das Sägewerk in Domat/Ems über nimmt alle vertraglich festgelegten Mengen.
Christian Felix Prozess und Qualitätsmanagement MayrMelnhof Swiss Timber AG Vial 1, CH7013 Domat/Ems
Dani Roth Rundholzeinkauf MayrMelnhof Swiss Timber AG Vial 1, CH7013 Domat/Ems
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Piero Bevilacqua
Untersch채tze nie die Gefahren bei der Waldarbeit. Die zehn Verhaltensregeln f체r F채llarbeiten: www.suva.ch/forst
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Die Expertenkommission für Lawinen und Steinschlag – EKLS Ein Garant für Qualität und Innovation Wenn Sie für Ihre Schutzmassnahmen ge gen Naturgefahren eine Lawinenverbau ung, ein Schutznetz gegen Steinschlag, eine Messstation zur Lawinenwarnung etc. auswählen, vertrauen Sie auf deren Quali tät. All diese Produkte wurden von der EKLS vorgängig eingehend getestet. Nur solche, die hinsichtlich Qualität und Praxistaug lichkeit überzeugen, lässt die EKLS auf eine so genannte Typenliste setzen. Die Listen selbst werden vom Bundesamt für Umwelt
BAFU geführt. Die EKLS übernimmt so die Funktion einer gemeinsamen Prüfstelle der öffentlichen Verwaltungen – Bund und Kan tone – beim Einkauf von Industrieproduk ten. Solche oft aufwändigen Typenprüfun gen machen den Hauptteil der Arbeit in der EKLS aus. Ein jedoch nicht minder wertvoller und wichtiger Teil ist die Besprechung von Problemen bei der Gefahrenprävention und die Lösungsfindung bei allgemeinen Fragen im Lawinen und Steinschlagschutz. Das be inhaltet u.a. der raumplanerische Umgang
Mitglieder der Kommission 1991–2009
Name
Organisation
Zeitdauer Mitgliedschaft
Baumann Reto (Präsident)
Bundesamt für Umwelt BAFU, Abteilung Gefahrenprävention
1991– 2009
Buri Heinrich
Amt für Wald des Kantons Bern, Abteilung Naturgefahren
1991– 2009
Gerber Werner
Eidgenössische Forschungsanstalt WSL
1999–2009
Hauser Marc
SBB, Infrastruktur Anlagemanagement
ab 2009
Honegger Rolf
Bundesamt für Verkehr BAV, Abteilung Bau
1999–2005
Kaufmann Rolf
Strasseninspektorat OW
1999–2009
Margreth Stefan
WSLInstitut für Schnee und Lawinenforschung SLF
1991– 2009
Marx Jann
Amt für Forst und Jagd Uri, Abteilung Naturgefahren
1991– 2009
Rossi Vito
Sezione forestale TI, Ufficio tecnico
1991– 2004
Rhyner Jakob
WSLInstitut für Schnee und Lawinenforschung SLF
2003–2009
Russi Tom
Eidgenössisches Institut für Schnee und Lawinenforschung SLF
1997–2003
Salm Bruno
Eidgenössisches Institut für Schnee und Lawinenforschung SLF
1991–1996
Schuler Willi
Bundesamt für Strassen ASTRA, Abteilung Strassennetze
2006–2007
Spinatsch Peder
Forstinspektorat Graubünden
1991– 2004
Valentin Giorgio
Sezione forestale cantonale TI
2004–2009
Wilhelm Christian
Amt für Wald Graubünden, Schutz vor Naturgefahren
2004–2009
Wuilloud Charly
Service des forêts et du paysage VS, Section dangers naturels
1991– 2009
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Schnee und Lawinenforschung (EISLF) und des damaligen Bundesamtes für Forstwesen ( BFL ). Weil mit der Zeit kompliziertere tech nische Probleme zu behandeln waren, wur de ab 1977 parallel zur Arbeitsgruppe eine Expertengruppe für Lawinenverbau ( EGLV ) geführt. Diese Gruppe war viel kleiner, fle xibler, und deren Mitglieder beschäftigten sich überwiegend mit dem Lawinenschutz. Die Aktivitäten der Arbeitsgruppe wurden dann Ende der achtziger Jahre eingestellt. Peder Spinatsch und Jann Marx im Gespräch (Bild: Reto Baumann)
mit Naturgefahren, Mindestanforderungen an Massnahmen, subventionsrechtliche Fra gen, Prüfung und Förderung neuer Tech nologien für die Naturgefahrenprävention und vieles mehr. Nicht zu unterschätzen ist der Erfahrungs und Wissensaustausch unter den Experten, vereinigt doch die EKLS Fachleute aus der Forschung und der Praxis. Ein halbes Jahrhundert Erfahrung Das eingangs erwähnte Konzept wurde ei gentlich bereits Ende der fünfziger Jahre in der Schweiz eingeführt. Damals entstand nach dem Lawinenwinter 1951 das Bedürf nis der Praktiker aus den Gebirgskantonen nach überregionaler Zusammenarbeit. Die Entstehungsgeschichte der EKLS wurde in ei ner früheren Ausgabe dieser Zeitschrift aus führlich beschrieben (siehe Schwerpunkt: Die Expertengruppe für Lawinenverbau in der Ausgabe 4 vom August 1988 – diverse Autoren). Kurz zusammengefasst kann ge sagt werden, dass sich in der Zeit von 1960 bis 1988 die Arbeitsgruppe Lawinenverbau vor allem dem Erfahrungsaustausch und Fragen der Übereinstimmung der Subven tionspraxis widmete. Sie umfasste Vertre ter aller Gebirgskantone, des Instituts für
Die Krise Die Arbeit der Experten fand nicht überall Zustimmung. Hersteller, deren Werke kri tisiert wurden, waren mit den Entscheiden der Expertengruppe nicht einverstanden. Ein Ingenieur konnte mit der Ablehnung seines komplizierten Werkes nicht leben und bekämpfte den ablehnenden Entscheid mit juristischen Mitteln. Er stellte direkt beim Bundesrat die Rechtmässigkeit der Expertenentscheide in Frage. Dieser Angriff auf die Grundfeste der Expertengruppe lös te beim Bundesamt – inzwischen zum Bun desamt für Umwelt, Wald und Landschaft mutiert – hektische Tätigkeit aus. Als jun ger Forstingenieur von Fredy Nipkow zum BUWAL geholt und mit dem Aufbau einer Sektion Naturgefahren betraut, wurde mir auch gleich die Lösung dieses Problems übertragen. Ein externes Gutachten und in terne rechtliche Abklärungen ergaben dann, dass die Arbeit der Experten fachlich korrekt war, deren rechtliche Abstützung hinge gen nicht genügte. Die Lösung fanden wir schliesslich in der Bildung einer ausserpar lamentarischen Kommission als beratendes Gremium des Bundesrates. Am 1. Januar 1991 setzte der damalige Bundespräsident Flavio Cotti offiziell die Eidgenössische Expertenkommission Lawinenverbau ( EKLV) ein. Sie erhielt folgenden Auftrag:
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– Beratung der Eidgenössischen Forst direktion in Fragen des Bereiches Schnee und Lawinen. – Überprüfung von Lawinenverbauungen, insbesondere der praktischen Verwend barkeit von neuen Werktypen im Lawi nenverbau. Neue Herausforderungen – die Öffnung Von Beginn weg war es der neuen Kommis sion wichtig, Entwicklungen und künftige Herausforderungen vorauszusehen und sich rechtzeitig darauf einzustellen. So setzte sich anfangs der neunziger Jahre die Er kenntnis durch, dass den Lawinengefahren nicht nur mit Schutzbauten beizukommen war, sondern vermehrt auch Warndienste eingesetzt werden müssen. Technologische Fortschritte in der Sensorik, Datenerfassung und Datenübermittlung ermöglichten die Verwendung von automatischen Schnee und Wetterstationen für die Warnorgani sationen. Die Kommission nahm sich dieser Entwicklung an und erweiterte ihr Tätig keitsgebiet auf die Lawinenwarnung, wobei auch hier der Fokus bei der Sicherstellung einer hohen Qualität in der Verwendung der neuen Technologien lag. Sie setzte sich von Anfang an für die Vernetzung der Messsta tionen zu dem heute bekannten IMISVer bund (Interkantonales Mess und Informa tionssystem für die Lawinenwarnung) ein. Die Projektleitung wurde durch das EISLF wahrgenommen. So war es naheliegend, den Projektleiter gleich in die Kommission aufzunehmen. Schon bald zeichnete sich am Horizont eine weitere Herausforderung ab: der Schutz vor Steinschlag. Die Behörden wurden vermehrt mit Steinschlagproblemen konfrontiert und hatten dank des erweiterten Bundesgeset zes über den Wald (Waldgesetz – WaG)
auch die Möglichkeit, Steinschlagschutz projekte durchzuführen. Nur gab es da mals wenig zuverlässige Grundlagen, wie die verschiedenen Schutzbauten eingesetzt werden sollen. Insbesondere über die Leis tungsfähigkeit und den richtigen Einsatz von Schutznetzen herrschte grosse Unsi cherheit. Hersteller von Schutznetzen führ ten für ihre Produktentwicklung schon län ger Feldversuche durch, weil Berechnungen der dynamischen Belastungen nicht möglich waren. Die Käufer und Anwender dieser Produkte waren aber an einem möglichst objektiven Vergleich interessiert und woll ten von einer unabhängigen Stelle Auskunft über die tatsächlichen Produktqualitäten. Die Kommission kümmerte sich darum. Sie entwickelte in einer beispielhaften Zusam menarbeit zwischen Privatwirtschaft (Netz hersteller), der Forschung ( WSL ) und den Behörden (Kantone und Bund) das weltweit erste offizielle Verfahren zur Typenprüfung. Im Steinbruch Lochezen in Walenstadt ent stand eine Prüfanlage mit der notwendigen Messeinrichtung. Sie ist das Kernstück der Prüfung. Gleichzeitig wurde die Kommission 1999 von der EKLV zur EKLS (Eidgenössische Exper tenkommission Lawinen und Steinschlag) umgebaut, indem das Aufgabengebiet er weitert und die Mitglieder mit Steinschlag experten der WSL, des Bundesamtes für Verkehr ( BAV ) und des Kantons Obwalden ergänzt wurden. Nach vier Jahren intensi ver Entwicklungsarbeit konnte dann 2001 die Richtlinie über die Typenprüfung von Schutznetzen gegen Steinschlag in Kraft gesetzt werden. Seither liessen die Herstel ler 22 verschiedene Netze testen, wovon 20 zugelassen werden konnten. In der Schweiz verfügen wir nun über ein komplettes Set von geprüften Netzen mit Energieaufnah mevermögen von 250 kJ bis 5000 kJ. Bündner Wald 6/2009 53
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Die Schweiz wird von der internationalen Entwicklung eingeholt Kurz nachdem die Schweiz die Typenprü fung für Steinschlagschutznetze eingeführt hatte, erwachten auch in der EU Bestrebun gen, für ihr Gebiet das Gleiche zu erreichen. Als Nichtmitglied der EU konnte die Schweiz zwar diese Entwicklung als so genannter Observer beobachten, nicht aber kraftvoll mitgestalten. Obwohl Werner Gerber und ich fast an jeder Arbeitsgruppensitzung der EOTA (European Organisation For Technical Approval) teilnahmen, entstand in der EU ein Regelwerk, welches zwar der schweize rischen Lösung ähnelte, aber in einigen we sentlichen Punkten abwich. Nach langwieri ger Arbeit ist seit anfangs 2008 die ETAG027 (European Technical Approval Guideline) in Kraft. Weil gleichzeitig die Bauproduk te (Steinschlagnetze gehören dazu) in die bilateralen Verträge der Schweiz mit der EU über den Abbau von Handelshemmnis sen aufgenommen wurden, gilt neu für die Schweiz dieser Standard. Das hat zur Kon sequenz, dass wir die Schweizer Richtlinie ausser Kraft setzen müssen und künftig nach der ETAG027 zu prüfen ist – auch in der Schweiz. Die so geprüften Netze erhal ten am Ende des Verfahrens das bekannte CE Zeichen. Im Gegenzug haben wir das Recht erhalten, in der EU bei diesen Fragen mitzubestimmen. Zurzeit sind wir daran, uns auf das diesen Standard umzustellen. Der Praktiker wird sich für die Details der Prü fungen nicht interessieren. Für ihn ist wich tig zu wissen, dass künftig sowohl Netze, welche nach schweizerischem Standard, wie solche, welche nach europäischem Standard geprüft wurden, auf dem Schweizer Markt in Verkehr gebracht werden dürfen. In Verkehr bringen ist eine Sache; anwenden eine andere. Genau gleich, wie jeder Käufer darüber entscheiden kann, ob er ein zuge
lassenes Produkt einkauft oder nicht, kann die öffentliche Hand darüber entscheiden, welche Produkte sie gebrauchen will. Die EKLS wird deshalb die bisherige Schweizer Richtlinie in eine Anwendungsrichtlinie um bauen. Darin werden wir festhalten, welche Produkte zur Anwendung und damit zur Subventionierung empfohlen werden und welche nicht. Natürlich können wir keine zweite Typenprüfung durchführen. Eine kri tische Prüfung der praktischen Verwendbar keit, z.B. mit einem Montageversuch, könn te jedoch in Zukunft durchgeführt werden. Es ist uns bewusst, dass diese Entwicklung es dem Praktiker nicht einfacher machen wird. Die Schweiz kann sich den interna tionalen Trends jedoch nicht entziehen. Die EKLS wird sich aber darum bemühen, die Praxis zu unterstützen. Weil diese Arbeiten viel zu tun geben, haben wir uns bereits personell mit einem Geologen der SBB verstärkt. Dadurch sind die Bahnen, welche ein grosses und ausge dehntes Schadenpotenzial darstellen, auch in der EKLS vertreten. Integration der EKLS in das BAFU Der Bundesrat hatte am 7. September 2005 beschlossen, im Rahmen der Verwaltungs reform 2005 – 2007 die ausserparlamentari schen Kommissionen des Bundes zu über prüfen und ihre Anzahl zu reduzieren. Die Departemente machten dem Bundesrat Vorschläge, die zu einer zahlenmässigen Verminderung von 199 auf 148 führte. Die EKLS gehörte zu den 51 aufgehobenen Kom missionen. Weil aber die Kantone und das Bundesamt für Umwelt BAFU nicht auf die Dienstleistungen der EKLS verzichten woll ten, wurde die Kommission auf den 1. Januar 2008 in das BAFU integriert. Zusätzlich er hielt sie ein Jahresbudget von Fr. 100 000.–. Damit konnte die Handlungsfähigkeit der
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Kommission deutlich gesteigert werden. Der Verlust des Status einer ausserparlamen tarischen Kommission wurde so mehr als kompensiert. Am gut eingeführten Namen änderten wir möglichst wenig. Lediglich das Wort «eidgenössisch» mussten wir auf Ge heiss der Bundeskanzlei weglassen. So heisst sie nun «Expertenkommission Lawinen und Steinschlag – EKLS ». Die Kommission erhielt vom BAFU folgenden Auftrag: – Beratung des BAFU und der Kantone in Fragen der Bereiche Lawinen, Hang muren, Steinschlag und Blockschlag. – Definition von Minimalanforderungen und Standards für Lawinen; Steinschlag und Hangmurenschutz systeme sowie für Warnsysteme. – Qualitätsprüfung von neuen und geänderten Lawinen, Steinschlag und Hangmurenschutzsystemen sowie Warnsystemen als Ganzes bzw. einzelner Komponenten. Innovationen für die Zukunft Mit der Übernahme eines jährlichen Bud gets verpflichtete sich die EKLS, Innova tionen zu fördern, die möglichst direkt der Praxis zugute kommen. Erfüllt ein Projekt die folgenden Voraussetzungen, dann wird es die EKLS unterstützen: 1. Das Projekt enthält eine anwendungs orientierte Innovation/Entwicklung. Keine reinen Anwendungen. Keine reine Wissenschaft. 2. Das Projekt entspricht mindestens einem der Ziele der EKLS gemäss Konzept vom November 2007 (siehe Auftrag oben). 3. Das Projekt dient der operativen Tätigkeit der kantonalen und eidgenössischen Vollzugsbehörden. 4. Das zu lösende Problem stellt sich in mehr als einem Kanton (nationales Interesse).
An Ideen fehlte es bisher nicht. Folgende Projekte sind zurzeit in Bearbeitung. Eines davon ist bereits abgeschlossen: Untersuchungen zur Tragfähigkeit von Ankern – Arbeitspaket A1 (abgeschlossen) Seit mehreren Jahrzehnten werden zur Fun dation von Lawinen und Steinschlagver bauungen Pfähle und Anker eingesetzt. So wurden bis heute in der Schweiz mehrere hunderttausend solcher Verankerungen er stellt. Die dafür heute gültige Norm (Lawi nenverbau im Anbruchgebiet – technische Richtlinie als Vollzugshilfe 04/ 07 ) basiert auf Ankerzugversuchen anfangs der achtzi ger Jahre. Bis heute bestehen nur geringe Kenntnisse über das Langzeitverhalten sol cher Verankerungen. Im Verbauungsgebiet Munt Lü im Müns tertal muss eine in den sechziger Jahren begonnne Lawinenverbauung saniert wer den. Zirka 20 Jahre alte Werke werden durch neue ersetzt, weil sie sich als Folge von Hangbewegungen verschoben haben. Im Rahmen der Instandstellungsarbeiten wurden diese Werke abgebrochen. Somit wurden zirka 120 Anker frei, die nicht mehr gebraucht werden können. Diese Anker waren eine wertvolle Versuchsgrundla ge, um herauszufinden, welche Tragfä Ansicht Prüfeinrichtung von der Seite (Bild: Michael Heimgartner)
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higkeit die Anker nach ca. 20 Jahren noch haben. Die Untersuchungen haben nun folgende Resultate gezeigt: – Die Anker der Verbauung haben geringe Traglastreserven; der Sicherheitsfaktor liegt bei 1.4. – 15 % der Anker sind Ausreisser mit einer Traglast < 50 kN. – Die Traglast der 20 jährigen Anker liegt um 27 % höher als diejenige der neuen Anker. – Die Modellrechnung stimmt gut mit den Versuchsresultaten überein. – Der Lasteintrag in den Boden ist nicht linear; er hängt stark von den lokalen Verhältnissen ab. – Nachinjektionen blieben wirkungslos. – Trotz erheblicher Baumängel ist der Zustand der Anker zufriedenstellend; tragende Teile sind nicht korrodiert. Die innere Traglast war nicht massgebend. – Es ist kein Einfluss des Bodenkriechens auf die Tragfähigkeit erkennbar. – Die Resultate zeigen einen Ansatz zur Entwicklung einer vereinfachten Ankerprüfung. – Verschiedene Ankerdetails lassen sich dank den Resultaten verbessern. Oxidiertes Material an freigelegtem Anker (Bild: Michael Heimgartner)
Zu beachten ist dabei, dass die Untersu chungsresultate nur für einen speziellen Standort gelten. Die EKLS wird mit weite ren Untersuchungen versuchen, allgemein gültigere Aussagen machen zu können. Das scheint uns angesichts der grossen Anzahl bereits eingebauter Anker wichtig. Untersuchungen zur Tragfähigkeit von Ankern – Arbeitspaket A3 In diesem Projekt soll die innere Tragfähig keit der am Munt Lü ausgegrabenen Anker untersucht werden. Die Anker sind wissen schaftlich zu untersuchen, sodass Aussagen über Folgendes gemacht werden können: – noch vorhandene innere Tragfähigkeit; – Korrosionsgrad und Angriffpunkt der Korrosion; – zeitliche Entwicklung der Korrosion; – Möglichkeiten zum frühzeitigen erkennen von Schäden; – Möglichkeiten für ein Abschätzverfahren zur Bestimmung der Lebenserwartung von Ankern im Lawinenverbau. Das Projekt wird Ende 2009 abgeschlossen. Fallversuche auf Bodenmaterial Bis heute existieren keine Grundlagen zur Bestimmung der Tragfähigkeit von Schutz dämmen gegen Steinschlag. Die dyna mische Belastung durch einen Stein oder Felsblock kann nur annähernd abgeschätzt werden. Es fehlen wissenschaftliche Grund lagen über die wirkenden Verzögerungen und Kräfte beim Aufschlagen. Frühere Fall versuche zeigten, dass eine Abhängigkeit der Eindringtiefe von den Verdichtungswer ten des Bodenmaterials herrschen muss. Ziel des Projektes ist es, Grundlagen über die Abbremsvorgänge von Steinmassen in Bodenmaterial mit verschiedenen Verdich tungswerten zu erarbeiten. Dabei soll auch
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verschieden starkes Bodenmaterial ver wendet werden. Diese Grundlagen werden benötigt, um später Dimensionierungs angaben für Schutzdämme gegen Stein schlag machen zu können. Auch dieses Projekt wird Ende 2009 abge schlossen. Erhaltungsstrategien für Lawinenverbauungen mit Steinmauern In der Schweiz gibt es in Lawinenanrissge bieten mehr als 1000 Kilometer Steinmauern und Mauerterrassen. Sie wurden vor allem im vorletzten Jahrhundert gebaut. Wegen der langen Nutzungsdauer ist der Zustand der Mauern heute vielerorts schlecht. Es be steht ein grosser Erhaltungsbedarf. Zurzeit gibt es jedoch keine einheitliche Strategie, ob resp. wie solche Verbauungen unter halten werden sollen. Die Sanierung von Mauern ist sehr kostspielig. Ihre Wirkung entspricht nicht mehr den heutigen Anfor derungen der technischen Richtlinien für den Lawinenverbau im Anbruchgebiet. Zu sätzlich können einstürzende Mauern selber eine Gefahrenquelle darstellen. Der Unter halt von Steinmauern ist meist nicht nach haltig. Mit einem radikalen Schnitt (Rück bau und Ersatz durch richtlinienkonforme Stützwerke) könnte die Situation in einer Verbauung langfristig verbessert werden. Anlässlich der Jahrestagung der Experten kommission Lawinen und Steinschlag EKLS im Mai 2008 haben die Referate und Dis kussionen bestätigt, dass der Umgang mit sanierungsbedürftigen Steinmauern in der Schweiz sehr unterschiedlich gehandhabt wird. Breit abgestützte und wissenschaftlich fundierte Strategien fehlen. Gesammelte Er fahrungswerte der einzelnen Regionen ste hen nicht allen zur Verfügung. Individuelle Lösungen sind die Folge. Ziel ist es, für die Praxis eine Anleitung zu
Wurfkörper (4000 kg) mit Beschleunigungs sensoren nach dem Versuch (Bild: Werner Gerber)
entwickeln, wie die Verantwortlichen La winenverbauungen, welche Steinmauern enthalten, unterhalten und/oder sanieren sollen. Der Schlussbericht mit einem Leitfaden wird Ende Februar 2010 erwartet. Verbauung Schiawang, Davos: Mix von verschiede nen Werktypen und Mauern (Bild: Stefan Margreth)
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Würdigung Die EKLS ist eine verhältnismässig kleine Truppe von Fachexperten. Sie setzen sich nicht nur bei ihren alltäglichen Arbeiten für eine hohe Qualität in der Gefahrenprävention ein, sondern auch bei den übergeordneten Aufgaben auf nationaler Stufe. Durch die Mitarbeit in der EKLS nehmen sie zusätzliche Belastungen in Kauf, die nicht immer abgegolten werden können. Das ist nicht selbstverständlich und deshalb sei an dieser Stelle allen ehemaligen und aktiven Mitgliedern ganz herzlich gedankt! Die EKLS ist dafür da, wichtige Grundlagen für die Qualitätsarbeit aller Vollzugsorgane bereitzustellen. Die «Produkte» der EKLS sollen möglichst direkt die Praktiker unter-
stützen und ihre Wirkung an der Front, d.h. bei der Realisation von Schutzmassnahmen, entfalten. Weil in der EKLS nationale und kantonale Behördenmitglieder sowie Vertreter der Forschung in einem Verbund eng zusammenarbeiten, ist die Kommission in der Lage, einen wertvollen Beitrag für die integrale Gefahrenprävention zu leisten.
Reto Baumann BAFU Abteilung Gefahrenprävention CH- 3003 Bern
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Wald als Gefahr Gerinneunterhalt in der Surselva Im Anschluss an die Unwetterereignisse vom November 2002 und August 2005 wurde die Thematik «Gerinnepflege – Schwemmholz» in zahlreichen Untersuchungen und Berich ten ausführlich behandelt. Zusammengefasst kann gesagt werden, dass der Wald Hoch wasserereignisse nicht verhindern kann. Re gelmässiger Gerinneunterhalt kann jedoch zu einer deutlichen Verringerung von Schä den beitragen und ist damit ein wesentlicher Teil des integralen Risikomanagements. Im vorliegenden Beitrag geht es nicht um eine Wiederholung theoretischer Grundlagen, sondern darum, anhand von drei Beispielen zu zeigen, wie die Gerinnepflege in der Re gion Surselva gehandhabt wird. Beispiel 1: Val Valdun, Rueun Die Bestockung entlang des Baches bestand zur Hauptsache aus Laubholz mit einer Bei mischung von Fichten im Stangenholzalter. Primär wurden Hänger und unterspülungs gefährdete Bäume gefällt, zerschnitten und an Ort liegen gelassen. Die Erfahrungen waren durchwegs positiv. Untersuchungen nach den Murgangereig nissen haben gezeigt, dass dank der Ge rinnepflege die Verklausung bei einer Brü cke und damit die Überschwemmung eines Dorfteils verhindert werden konnte.
Schlueinertobel, Abschnitt vor dem Eigriff (Bild: Bernard Riedi)
Gerinnepflege durchgeführt. Die Massnah men sind Bestandteil des Sammelprojektes Schutzwald. Mehrheitlich wurde Fichtenaltholz in einem baumlangen Streifen entlang der Bäche ent nommen. Das Holz wurde mittels Seil oder Helikopter abgeführt. Bei Laubholzbestän den erfolgte beidseits des Baches eine flä chige Räumung, das Holz blieb zerschnitten an Ort liegen. Aufgrund der kurzen Zeit ist der Erfah rungsgewinn entsprechend gering. Negativ beurteilt wird das flächige Freischneiden von Laubholz. Die verbleibenden neuen Randbäume neigen sich dem Lichte zu und werden beim nächsten Schneefall zu Boden gedrückt. Schlueinertobel, Abschnitt nach dem Eingriff
Kosten: Zwischen 2001 und 2004 wurden insgesamt 2800 m Tobellänge behandelt.
(Bild: Bernard Riedi)
Die genutzte Holzmenge betrug 770 m3. Die Kosten beliefen sich auf rund Fr. 60 000.– oder Fr. 21.50 pro Laufmeter Bach oder Fr. 78.00 pro m3 Holz. Beispiel 2: Bäche in Obersaxen Entlang einiger Bäche im Gemeindegebiet von Obersaxen wird seit fünf Jahren gezielt Bündner Wald 6/2009 59
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insbesondere in den tieferen Lagen der Eingriffsturnus zu klein wird. In Gerinne abschnitten mit Durchlässen muss darauf geachtet werden, dass nicht zu viel Holz zerschnitten im Bachbereich liegenbleibt, da dies unweigerlich zu Stauungen und Aus uferungen führt. Kosten: Die Kosten bewegen sich je nach Art des Eingriffes in einer breiten Spanne zwischen Fr. 80.– und Fr. 250.–. Die Nach kalkulation eines Eingriffes 2007 mit Boden zug und Helikopter ergab Kosten von Fr. 147.– pro m3 Holz.
Schlueinertobel, Entnahme von Fichten entlang der Erosionskante (Bild: Bernard Riedi)
Kosten: Nadelholzbestände: Fr. 140.– bis Fr. 230.– pro m3 Holz Laubholzbestände: Fr. 90.– pro m3 Holz (geschätzter Wert) Beispiel 3: Schlueinertobel Die Pflegearbeiten begannen 1991 im Rah men eines Waldbauprojektes und dauern bis heute an. Entlang des Baches wurden lie gende und unterspülungsgefährdete Bäume mit geringem Durchmesser zersägt und lie gen gelassen. Fichten ab Baumholzdimensi on sind mit Bodenzug oder mittels Helikop ter aus dem Bestand entnommen worden. Die Erfahrungen haben gezeigt, dass nicht zu vorsichtig eingegriffen werden soll, da
Fazit Die spezielle Pflege entlang von Bächen mit Gefahren und Schadenpotential ist eine Daueraufgabe. Mit verhältnismässig gerin gem Aufwand kann eine grosse Wirkung erzielt werden. Die Eingriffsstärke und die Frage, wie viel Holz in Bachnähe liegen blei ben kann, hängt dabei von verschiedenen Faktoren ab und muss fallweise beurteilt werden. Dabei darf aber nicht vergessen werden, dass Gewässer als Lebensraum diverser Tierarten (Fische und andere Wasserlebe wesen) strukturreiche Gerinne brauchen. Dazu gehört auch ein gewisser Anteil an Totholz im Wasser. Es geht auch hier darum, ein vernünftiges Gleichgewicht zwischen den verschiedenen Ansprüchen zu finden und umzusetzen.
Bernard Riedi, Regionalforstingenieur Amt für Wald Graubünden Via Crappa Grossa 14 CH7130 Ilanz
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Öffentlichkeitsarbeit Naturgefahren: die WebSite GraNat Naturgefahren! Magnitude 8 Erdbeben in Japan, Hurrikane in den USA, Vulkan ausbrüche in Indonesien: klassische Bei spiele für die gigantischen Kräfte, welche die Oberfläche unseres Planeten gestalten und den Menschen auf Trab halten. Die Er eignisse sind fotogen, telegen und werden dementsprechend von den Medien gern gezeigt. Und: Sie sind «lehrbuchmässig», weshalb sie auch im NaturkundeUnterricht regelmässig thematisiert werden. Wendet man jedoch den Blick vom Fern seher, vom GeografieLehrbuch ab und blickt zum Fenster hinaus, so scheint die Welt in Ordnung – denn in Graubünden ist weder ein Hurrikan, ein Vulkanaus bruch noch ein Beben der Magnitude 8 möglich. Vielleicht mal ein Beben in Form eines kräftigen Rumpelns, das das Geschirr klappern lässt, oder hie und da ein Sturm, der ein paar Dächer um ein paar Ziegel erleichtert. Doch – ist das alles? Oder gab es schon stärkere, vielleicht sogar verheerende Er eignisse? Wenn ja – wo, wann, in welchem Ausmass? Insbesondere jene Generation von jungen Bündnerinnen und Bündnern, die heute zur Schule geht, sollte diese Fra gen beantworten können – denn sie wird morgen jene Generation sein, die von ih ren Vorfahren die Aufgabe übernimmt, sich mit den heimischen Naturgefahren ausein anderzusetzen und die entsprechenden Schutzbauten zu erhalten. Naturgefahren am «basecamp09» Die Stiftung Science et Cité sowie die Aka demie der Naturwissenschaften Schweiz ( SCNAT ) nahmen im Jahr 2008 das «Inter nationale Jahr des Planeten Erde» als An lass für ein gemeinsames Projekt: das dritte Festival Science et Cité mit dem Titel «base camp09 ».
Basecamp09 hatte das Ziel, als wissenschaft liche und gleichzeitig volksnahe Veranstal tung den Besucherinnen und Besuchern zu zeigen, was die Geowissenschaften heute wissen und woran sie forschen. Vom 11. bis zum 15. Juni 2009 gastierte die Basecamp09 Ausstellung auf der Quader wiese in Chur. Sie wurde mit einem speziell auf Graubünden ausgerichteten (und in Graubünden realisierten) Zusatzprogramm ergänzt, welches unter dem Titel «Natur gefahren in Graubünden, Naturgefahren in meinem Lebensraum» stand. Graubünden und Naturgefahren (GraNat) Ein Element dieses facettenreichen Zusatz programmes war die Website «Graubünden und Naturgefahren» (GraNat). Im Rahmen des basecamp09 hatte sie Premiere; seither ist sie unter www.granat.ch online. GraNat präsentiert die sieben wichtigsten Naturgefahren in Graubünden: Hochwas ser (i.e. Überschwemmungen, Rüfen und UferErosion), Lawinen, stürzender Fels (i.e. Steinschlag, Fels und Bergsturz), Rutschun gen (und Hangmuren), Erdbeben, Wald brand sowie Sturm. Bei jeder dieser Gefah ren geht GraNat auf drei Aspekte ein: a) historische Ereignisse b) zukünftige Ereignisse (Gefährdung) c) Prävention (Schutzmassnahmen). GraNat basiert bezüglich Aufbau und Inhalt auf einigen einfachen und klaren Grundsät zen: Grundsatz 1: Graubünden, Graubünden und nochmals Graubünden: Der Inhalt der Web site soll sich so konsequent wie möglich auf Graubünden beziehen. Dementsprechend werden nur historische Ereignisse aus Grau bünden präsentiert; die Informationen zum Thema Gefährdung sind auf Graubünden zugeschnitten. Auch das Thema «Schutz» ist auf Graubünden fokusiert (da es jedoch Bündner Wald 6/2009 61
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Abbildung 1: Ausschnitt aus der GraNatHomepage. Diese bietet zwei Möglichkeiten, in das Thema «Graubünden und Naturgefahren» einzusteigen: a) Wer sich spezifisch für eine bestimmte Naturgefahr interessiert, wählt diese aus dem Menu am oberen Bildrand aus. b) Wer sich generell für historische Naturereignisse in Graubünden interessiert, kann über die interaktive GoogleKarte rechts alle Beispiele auswählen und anschauen, welche zu den sieben NaturgefahrenKate gorien in GraNat enthalten sind. Dank der Interaktivität der Karte kann man den Ausschnitt verschieben, hineinzoomen und so, im Kanton «herumsurfend», Beispiele anschauen. Abbildung 2: Wenn man auf der Homepage «HOCHWASSER» anwählt, erreicht man über den Link «Ereig nisse» die hier dargestellte «Einstiegsseite» in das Thema «Murgänge». Ein Videoclip zeigt das Phänomen auf anschauliche Weise (Mitte). Unter dem Videoclip eine kurze Erläuterung des Phänomens. In der Spalte rechts wieder die interaktive GoogleKarte mit Beispielen (hier sind im Gegensatz zur Homepage nur MurgangBeispiele anwählbar). Der Videoclip zeigt ein MurgangEreignis im Wallis. Mittelfristiges Ziel: Alle Bilder und Videoclips zeigen Ereignisse aus Graubünden.
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in der für die Realisation zur Verfügung stehenden Zeit nicht möglich war, zu allen Schutzmassnahmen anschauliche Beispiele aus Graubünden zu finden, werden in der vorliegenden Version von GraNat auch Bei spiele aus anderen Kantonen sowie aus dem Ausland präsentiert). Grundsatz 2: Kurz, einfach, klar. GraNat soll nicht nur verständliche Fakten liefern, son dern diese auch übersichtlich und sinnvoll strukturiert präsentieren. GraNat erhebt ex plizit keinen Anspruch auf wissenschaftliche Exaktheit und (seiten)lange Differenziert heit. Denn diese beiden Elemente sind bei der Kommunikation mit der Öffentlichkeit mehr hinderlich denn förderlich. Ereignisse im Mittelpunkt Grundsatz 3: GraNat soll nicht nur erklären, sondern auch veranschaulichen, wie Natur gefahren wirken. Zu diesem Zweck wird jede Naturgefahr mit einem Videoclip «anschau lich» gemacht. Dieser bildet die didaktische Brücke zwischen theoretischer Definition und konkreten Beispielen aus Graubünden. Diese können über eine interaktive Goog leKarte selektiert werden (Beispiel: siehe Abbildung 2 ). GraNat präsentiert über 200 Ereignisse; das älteste liegt mehr als 10 000 Jahre zurück, das jüngste stammt aus dem Jahr 2008.Die geografische Verteilung und die Anzahl der Beispiele wurden so gewählt, dass beim Herumsurfen in GraNat klar wird: Es gibt keinen Ort im Kanton Graubünden, der vor Naturereignissen sicher ist. Ihre Vielfalt ist gross, und ihre Wirkung kann im Extremfall so stark sein, dass es im ganzen Kantonsgebiet zu Schäden kommt. Schutz: gestern, heute, morgen Ohne eine permanente, handfeste Auseinan dersetzung mit dem Thema Naturgefahren wäre eine dauerhafte Besiedlung Graubün
dens nie möglich gewesen – und wird auch in Zukunft nicht möglich sein. Denn die Ur sachen der Naturgefahren (Plattentektonik, Gebirgsbildung, Erosion, Unwetter, Schnee fälle usw.) werden Graubünden nicht nur in den nächsten Jahren, sondern auch noch in Jahrmillionen erschüttern und umgestalten. In Graubünden begegnet man Schutzbauten beinahe auf Schritt und Tritt – insbesondere dort, wo man heute nicht mehr schreitet, sondern fährt. Vielerorts sind sie markante Elemente im Landschaftsbild. Doch: wozu dienen sie eigentlich? Wie wirken sie? Und welches sind die Grenzen ihrer Schutzwir kung? GraNat beantwortet nicht nur diese Fragen mit anschaulichen Beispielen, sondern geht auch auf zwei weitere Fragenkomplexe ein: Mit welchen Massnahmen kann man sein Haus schützen (Objektschutz)? Wie kann man sich selber schützen (persönliches Ver halten unmittelbar vor/während/nach ei nem Ereignis)? Gefahr, Gefährdung, Risiko Im Rahmen der NaturgefahrenÖffentlich keitsarbeit ist kaum ein Aspekt so schwie rig und so anspruchsvoll zu kommunizieren wie die Gefährdung. Dies hat verschiedene Gründe. 1. Die meisten Leute (inklusive die meisten Medienschaffenden) benutzen den Begriff «Gefährdung» nicht (und wenn, dann in an derem Kontext, z.B. «Suchtgefährdung»). Im Gegensatz dazu kennt jedes Kleinkind den Begriff «Gefahr». Dieser ist aus fach licher Sicht nicht dasselbe wie Gefährdung (trotzdem verwenden ihn viele Naturgefah renSpezialisten, wenn sie Informationen zur Gefährdung kommunizieren). 2. Die meisten Leute wissen nicht, wie «Ge fährdung» in Zusammenhang mit Natur gefahren definiert ist. Bündner Wald 6/2009 63
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Abbildung 3: Wenn man in die GoogleKarte hineinzoomt (mit dem + oben links), lassen sich nicht nur die Beispiele besser auswählen bzw. anklicken, sondern es ist auch möglich, ein historisches Schadengebiet mit dem heutigen Zustand zu vergleichen. In der Abbildung: die Truner Fraktion Zignau nach dem verheerenden Murgang 1927 (Mitte) und die Googlemap mit der heutigen Besiedlung. (Quelle der Aufnahme von 1927: Tiefbauamt Graubünden)
3. Für die meisten Menschen ist eine kon krete Gefährdungsangabe wie «… einmal in fünfhundert Jahren ein Erdbeben der Magnitude 6 …» unverständlich oder miss verständlich («wenn es sich 1980 das letzte Mal ereignet hat, wird es sich also 2480 wie der ereignen»). 4. Viele Leute verwenden das Wort «Risiko», ohne dessen naturwissenschaftliche Defi nition zu kennen; und viele Medienschaf fende verwenden es primär dazu, um eine Information «aufzupeppen», damit sie im «medialen Alarmismus» der heutigen Zeit überhaupt noch Beachtung findet (mit der Konsequenz, dass sich die breite Öffentlich
keit in einem permanenten Alarmzustand befindet). Aus diesem Grund ist in den Medien auch relativ selten vom «Restrisiko» die Rede – denn mit diesem Begriff lässt sich nicht wirklich Alarm schlagen. Fazit: Wenn es um Gefährdung und Risiko geht, sind die Medien mit ihrem Sensa tionshunger kein geeigneter Kommunika tionspartner. Besser geeignet sind medien unabhängige Kommunikationskanäle wie beispielsweise das Internet. Ideal ist die per sönliche Begegnung, das persönliche Ge spräch (Vortrag, Gemeindeversammlung) – denn bei dieser Form von Öffentlich keitsarbeit sehen die Leute, dass hinter den
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schwer verständlichen Fakten und Zahlen Fachleute stehen, die mit dem komplexen Thema umzugehen wissen. Grundsätzlich werden in GraNat nur die wichtigen, verständlichen Fakten zum Thema Gefährdung präsentiert; bezüglich weiter führenden, komplexen Informationen wird an die Fachstelle Naturgefahren vom Amt für Wald des Kantons Graubünden verwiesen. Zum Schluss ein Hinweis: GraNat ist ein «offenes» InfoGefäss. Dies bedeutet: Feed backs, Verbesserungsvorschläge, Bild und
Videomaterial zur Optimierung und Ergän zung der Website werden jederzeit gern entgegengenommen. Besten Dank zum Voraus!
Markus Weidmann Büro für erdwissenschaftliche Öffentlichkeitsarbeit Postfach 705, CH 7002 Chur markus.weidmann@bluewin.ch
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Bild 31: LV Alpetta, Gemeinde Bever. Oberste Werkreihe Typ Züllig SA Dk 4,0 m. Bild 32: LV Alpetta, Gemeinde Bever. Alpenrosen, im Hintergrund alte Bedowerke. Bild 33: SSV Chardens, Gemeinde Silvaplana. Bohrarbeiten in luftiger Höhe. Bild 34: LV Vallin, Berninapass. Kolkreuze als Kunstobjekt im Sommer. Bild 35: LV Alpetta, Gemeinde Bever. Temporär Verbau mit Rempar Grischun im waldfähigen Gürtel. Bild 36: LV Motta Mundin, Gemeinde Tschlin. Montage des Typs Rempar Grischun mit dem Heli. Bild 37: LV Plütschessa, Gemeinde Ftan. Alte Vobag-Werke in vollem Einsatz Bild 38: LV Alpetta, Gemeinde Bever. Erster Schnee in den Verbauungen – es folgt noch mehr. Bild 39: LV Motta Mundin, Gemeinde Tschlin. Winterimpressionen. Bild 40: LV Berninapass, Berninapass. Triebschneezaun am Ospizio Bernina. (Bilder: alle Gian Cla Feuerstein)
Impressionen aus der Region Südbünden
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Richtlinien für Hochlagenbegrünung Im Jahr 2008 wurden von der Arbeitsgrup pe für Hochlagenbegrünung des Vereins für Ingenieurbiologie die Richtlinien Hoch lagenbegrünung erarbeitet. Damit wur de ein wichtiges Ziel bei der Förderung von standortgerechten und ökologischen Begrünungen erreicht – optimaler Erosi onsschutz mit Rücksicht auf Natur und Helikopter mit Saatgerät im Einsatz (Bild: M. Schwager)
Landschaft. Die Richtlinien Hochlagenbe grünung werden in diesem Artikel anhand des Praxisbeispiels einer Direktbegrünung im Skigebiet Zuoz vorgestellt. Um bei Wiederherstellungen in Hochlagen oberhalb von ca. 1500 m. ü. M. anstelle von unschönen Landschaftswunden eine artenreiche Vegetation zu etablieren, sind fachgerechte Hochlagenbegrünungen not wendig. Die neuen Richtlinien Hochlagen begrünung des Vereins für Ingenieurbiolo gie unterstützen alle Beteiligten dabei. So wendet sich dieser Artikel an alle «Bündner Wald» Leserinnen und Leser, welche mit Wiederherstellungen nach Naturereignissen oder baulichen Eingriffen in Kontakt kom men. Neben der Entstehung der Richtlinien und Vorstellung der Ziele wird in diesem Artikel auch die konkrete Umsetzung an ei nem Beispiel aufgezeigt. Als Umweltbaubegleiterin der Erneuerung des Skigebietes Zuoz durfte ich auch die Wiederherstellung der baulichen Eingrif fe begleiten, dabei wurde eine Direktbe grünung unter Anwendung der Richtlinien ausgeführt. Bei diesem Projekt waren u.a. die Bergbahnen als Bauherrin, ein Inge nieurbüro, das Amt für Natur und Umwelt als Fachstelle, ein Landwirt sowie weitere Hilfskräfte involviert. Bewusstseinswandel Eingriffe in Hochlagen wurden schon vor Hunderten von Jahren getätigt, sei es für Schutzbauten, Infrastruktur oder Militär. Aufgrund des zunehmenden Nutzungsdru ckes auf die alpinen Regionen erhöhte sich die Sensibilität gegenüber Eingriffen in Natur und Landschaft sowie auch Erosionserschei nungen mit ihren negativen Auswirkungen auf Siedlungen und bewirtschaftetes Land. Die Wiederherstellung eines naturnahen Zu
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standes des Geländes und der Lebensräume nach Eingriffen erlangte auch in Hochlagen eine neue Bedeutung. Ungünstige klimatische Bedingungen und weitere kritische Standortfaktoren erschwe ren Begrünungen in alpinen und subalpi nen Lagen. Noch 1991 bezeichnete das damalige Bundesamt für Umwelt Wald und Landschaft die Sanierung von Eingriffen in die Boden und Pflanzendecke, vor allem in der mittleren und oberen Höhenstufe, als schwierig bis unmöglich [ 1 ]. Die Forderung, ökologische Aspekte (Bio diversität, Bodenschutz etc.), Nachhaltigkeit und Landschaftsbild stärker zu gewichten, ergänzt den Willen, langfristig wirtschaft liche Schäden zu vermeiden. Nicht zuletzt diese Kombination hat zur Weiterentwick lung von Saatgut, Pflanzenmaterial, aber auch von Begrünungsverfahren geführt. Projektperimeter mit Trockenstandorten und Legföhren (Bild: N. Locher Oberholzer)
Spendefläche für Direktbegrünung (Bild: M. Schwager)
Arbeitsgruppe für Hochlagenbegrünung Aufgrund der wachsenden Bedeutung von Hochlagenbegrünungen wurde 1996 die Arbeitsgruppe für Hochlagenbegrünung ( AGHB ) als Untergruppe des Schweizeri schen Vereins für Ingenieurbiologie ge gründet. Ziel der AGHB ist die Förderung einer standortgerechten und ökologischen Begrünung in Hochlagen, welche gleichzei tig einen optimalen Erosionsschutz bietet und Rücksicht auf Natur und Landschaft nimmt. Ziele und Anwendung der Richtlinien Ein Blick auf manche «HochlagenLand schaft» verrät, dass das Gelände bei teil weise bereits vor Jahrzehnten ausgeführten Bautätigkeiten nur mangelhaft wiederher gestellt wurde. Folgen sind beispielsweise Erosion, Vermosungen, mangelnde Vegeta tionsbedeckung oder standortfremde Vege tation. Ein zentrales Anliegen der AGHB ist deshalb, mit der Sammlung und Verbreitung des aktuellen Wissensstandes die Qualität von Hochlagenbegrünungen zu verbes sern. Die nun vorliegenden Richtlinien sol len Qualitätsstandards definieren und so alle Beteiligten bei der Planung und Ausführung von Hochlagenbegrünungen unterstützen. So können einerseits ein langfristiger Begrü Bündner Wald 6/2009 69
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Schematisches Inhaltsverzeichnis der Richtlinien Hochlagenbegr端nung (Bild: ZHAW)
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nungserfolg erreicht und andererseits späte re Sanierungskosten vermieden werden [2]. Damit die verschiedenen Adressaten einen möglichst grossen Nutzen aus den Richt linien ziehen, wurden eine ausführliche Ver sion als Nachschlagewerk sowie eine feld taugliche Kurzversion zum Einsatz auf der Baustelle verfasst. Die umfassende Version enthält zu al len Arbeitsphasen von Zieldefinition über Projektierung, Ausführung mit Verfahren, Saatgut, Zusatzstoffen etc. bis Abnahme und Erfolgskontrolle detaillierte Empfehlun gen für die Praxis. Sie enthält Illustrationen, Definitionen sowie Vor und Nachteile aus gewählter Themenbereiche. Dieser aktuelle Stand des Wissens wurde aus eigenen Er fahrungen der Arbeitsgruppenmitgliedern, Tagungen und wissenschaftlicher Literatur zusammengetragen. Die vielfältigen Mög lichkeiten und Empfehlungen sind jeweils den verschiedenen Projektphasen zugeord net, sodass Anwenderinnen und Anwender der Richtlinien für ihr Projekt die geeigne ten Massnahmen auswählen können [2]. Um die standortbezogen besten Entscheide zu treffen, ist der Einsatz von Fachleuten allerdings unabdingbar, die Richtlinien un terstützen diese jedoch. Projekt Im Rahmen der Skigebietserneuerung der Sessel und Skilifte Zuoz AG wurden in der Steilstufe unterhalb des God da Crasta Beschneiungsleitungen verlegt. Durch die Bauarbeiten für den Graben wurde die Grasnarbe verletzt. Für die Wiederherstel lung war auf einer Höhe von 1770 m ü.M. eine Begrünung notwendig. Gemäss Defini tion der Richtlinien handelt es sich oberhalb ca. 1770 m ü.M. um Hochlagen. Die weitere Begrünung wird deshalb gemäss der Richtli nien Hochlagenbegrünung ausgeführt.
Projektierung Die Voruntersuchungen zeigten einen flachgründigen Boden mit Trockenstand orten, welche nach dem Natur und Hei matschutzgesetz ( NHG ) als schützenswerte Lebensräume gelten. Bei einer Beeinträch tigung schutzwürdiger Lebensräume durch technische Eingriffe verlangt das NHG, dass der Verursacher für deren Wiederherstel lung sorgt [ 3 ]. Aufgrund dieser Ausgangslage stand neben dem Erosionsschutz bei der Zielformulierung der Naturschutz im Vordergrund. Daher sollte eine standortgerechte Vegetation im engeren Sinn wiederhergestellt werden. Das heisst es wird Pflanzenmaterial oder Saatgut aus der unmittelbaren Umgebung des Pro jektgebiets verwendet, welches in Lebens räumen gewonnen wird, die hinsichtlich ihrer wesentlichen Standortfaktoren dem herzustellenden Vegetationstyp entsprechen (angepasst nach [ 4 ]). Aufgrund der Steilheit kam eine spontane Besiedlung nicht in Fra ge. Es wurde entschieden, soweit möglich Rasenziegel zu separieren und wieder einzu setzen. Die Zwischenflächen sollten mit ei ner Direktbegrünung angesät werden. Dazu wurden geeignete Spendeflächen in der Nähe lokalisiert und mit dem Bewirtschafter ein Abkommen über deren Nutzung getroffen. Fixierung eines KokosGewebes als Erosionsschutz (Bild: M. Schwager)
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Für Erosionsschutz gegenüber Deckungsgrad nach einer Vegetationsperiode (Bild: N. Locher Oberholzer)
Ausführung Das vorhandene Pflanzen und Boden material wurde dank fachgerechter Abhu musierung gesichert (aufgrund flachgrün digen Bodens mit einer Mächtigkeit von weniger als 10 cm wurde nur eine Schicht mit Rasenziegeln samt Ober/Unterboden separiert). Nach dem Abschluss der Lei tungsverlegung wurde diese Schicht über dem Aushub aufgebracht. Zum Zeitpunkt der Samenreife möglichst vieler Arten wurden die Spendeflächen mit einem Balkenmäher und teilweise von Hand gemäht. Aus organisatorischen Gründen war eine Mahd zu verschiedenen Schnitt zeitpunkten nicht möglich. Durch die Nähe der Spendeflächen können sich weitere Arten, welche zum Schnittzeitpunkt keine Samenreife aufwiesen, spontan ansiedeln. Das noch taufrische Schnittgut wurde auf
den zu begrünenden Flächen aufgebracht. Dabei wurde darauf geachtet, dass Licht bis auf den Boden gelangt, um anaerobe Zersetzungsvorgänge zu vermeiden. In den steilsten Partien wurde ein Kokosgewebe als Erosionsschutz aufgebracht. Auf eine Düngung an diesem Trockenstandort wur de verzichtet, um keine nährstoffliebenden Pflanzen auf Kosten der standortgerechten, eher mageren Vegetation zu fördern. Unterhalt/Abschlussarbeiten Nach Abschluss der Begrünung im Jahre 2007 finden bis zur Abnahme jährliche Be gehungen statt. In den ersten beiden Vege tationsperioden war eine Nachsaat wegen mangelnden Deckungsgrads nicht nötig. Die Umweltbauabnahme der Begrünung wird 2010 nach drei Vegetationsperioden durchgeführt. Dabei werden der Deckungs
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grad sowie die Zusammensetzung der Arten untersucht. Eine breite Anwendung der Richtlinien durch Behörden, Planer, Begrüner und Saatgutproduzenten soll zu einer weiteren Verbesserung der Qualität von Hochlagen begrünungen beitragen. Die vom BAFU un terstützten Richtlinien wurden und werden an Tagungen und Foren sowie in Artikeln vorgestellt und diskutiert. Zurzeit werden die Richtlinien auf Italienisch und Franzö sisch übersetzt, um die geografische Ver breitung auszuweiten. Die bei der breiten Anwendung gesammelten Erfahrungen werden in einigen Jahren in die vorliegen den Richtlinien integriert, um die angestreb te Entwicklung zu mehr Qualität fortzufüh ren. Parallel dazu sind Forschungsarbeiten zur weiteren wissenschaftlichen Abstützung der Richtlinien und zur Weiterentwicklung von Saatgut und Verfahren in Planung und teilweise bereits in Ausführung. Interessierte Leserinnen und Leser, welche die Richtlinien anwenden oder ihre Erfah rungen einbringen möchten, sind dazu herz lich eingeladen (vgl. Mailadresse Autorin). Quellen – [1] BUWAL [Hrsg.], 1991: Landschaftseingriffe für den Skisport. Wegleitung zur Berücksichtigung des Natur und Landschaftsschutzes. Bern – [2] Verein für Ingenieurbiologie [Hrsg.], 2008 : Richtlinien Hochlagenbegrünung. Wädenswil – [3] Anon. 1966: Bundesgesetz über den Natur und Heimatschutz (NHG) vom 1.Juli 1966 (Stand am 1. Januar 2008 )
– [4] Krautzer, B., Wittmann, H., Florineth, F., 2000 : Richtlinie für standortgerechte Begrünungen. Ein Regelwerk im Interesse der Natur. Österreichische Arbeits gemeinschaft für Grünland und Futter bau ( ÖAG ). Nicole Locher Oberholzer Dipl. UmweltNatw. ETH svu | asep nicole.locher@zhaw.ch
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Schutzbauten gegen Waldbrände Erstintervention mit Helikoptern Ein Waldbrand bricht aus. Für den Ein satzleiter stellt sich als Erstes die Frage, wie gelangt man möglichst schnell mit ausreichend Wasser an den Brandherd? Ist die Gefahr für eine rasche Ausbreitung des Feuers gross, müssen ohne Zeitver lust schlagkräftige Mittel eingesetzt wer den. Mit einem raschen HeliEinsatz lässt sich die Feuerausbreitung bei Brandaus bruch am wirkungsvollsten stoppen. Bis die Bodenmannschaft mit Löschfahrzeugen am Brandort angelangt ist und im unwegsamen Gelände eine Wasserleitung zum Brandherd gelegt hat, verstreicht sonst wertvolle Zeit, um einen möglichen Grossbrand im Keim zu ersticken. Eine optimale Verteilung von genügend Löschwasserbezugsstellen ist Vorausset zung, um gegen plötzliche Feuer gewapp net zu sein. Natürliche Seen, Flüsse und Bäche sowie künstlich gestaute Gewässer sind bei der Waldbrandbekämpfung wichti ge Wasserentnahmelokalitäten. Diese wer den punktuell durch forstliche Kunstbauten ergänzt, wo Wasserbezugslücken bestehen und grosse Waldbrände verheerende Fol gen haben könnten. Neben den Erfahrun gen aus früheren Löscheinsätzen zeigen die über den ganzen Kanton Graubünden
existierenden WasserentnahmestellenKart en vorhandene Lücken im Brandfall auf. Die Effizienz von Helikoptern steht mit de ren Rotationsdauer in Zusammenhang. Ro tationsintervalle sollten drei, maximal vier Minuten nicht übersteigen. 2008 wurde im Gebiet Cramegn oberhalb Soazza ein Löschwasserbecken auf einer strategisch bedeutenden Felsrippe gebaut. Der Kar tenausschnitt stellt den Wirkungsraum ei nes Helikoptereinsatzes im Brandfall in der Gegend von Soazza dar. Auf grosser Fläche kann von Cramegn aus sogar die gegen überliegende Talseite angeflogen und ein Feuer bekämpft werden. Waldbrände in den tiefer gelegenen Gebie ten (hellgelbe und hellrote Flächen) kön nen jetzt fallweise von unten (Moesa, wie bis anhin) oder oben (Cramegn) mit Helis bekämpft werden. Die mobilen Entnah mestellen entlang des Flusses sind jedoch zuerst aufzubauen. Den grössten Gewinn mit dem neu erstellten Löschwasserbecken stellen die dunkelroten und dunkelgelben Flächen dar. In diesen höheren Lagen be standen früher bei der Feuerbekämpfung wegen des fehlenden Löschwassers grosse Probleme. Heute kann der Schutzwald im Gebiet Soazza wirksamer gegen spontane
Löschwasserbecken Cramegn Soazza (Bild: L. Plozza, Amt für Wald)
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Reichweite des Helikopters in 3 MinutenRotationen im Gebiet Soazza. (Bild: Amt für Wald GR)
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Löschwasserbecken C ramegn, S oazza BS F -Wald, nur erreichbar ab neuem Lös chwass erbecken C ramegn BS F -Wald, erreichbar ab mobilen Wasserentnahmes tellen der Moesa oder ab neuem Löschwas serbecken C ramegn Wald, nur erreichbar ab neuem Löschwas serbecken C ramegn Wald, erreichbar ab mobilen Wass erentnahmestellen Moesa oder ab neuem Lös chwasserbecken C ramegn Wald
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Feuer geschützt werden. Schon im ersten Betriebsjahr erlebte das Löschbecken Cra megn nach einem Blitzschlag im unwegsa men Gelände seine Feuertaufe. Die Karte zeigt den hohen Anteil an Wäl dern mit besonderer Schutzfunktion auf (rote Flächen). Dies ist charakteristisch für viele Waldgebiete in den Bündner Süd tälern. Mit dem Löschwasserbecken Cra megn können während eines Waldbrandes grosse Waldflächen mit Wasser versorgt werden. Für den Schutzwald haben künstli che Wasserentnahmestellen die Bedeutung von Schutzbauten. Feuerbekämpfung bei grossen Waldbränden Löschwasserbauwerke sind bei der Planung zusätzlich auf einen lang andauernden Löscheinsatz der Bodenmannschaft auszu richten. Von grösster Bedeutung ist dabei der ausreichende Wassernachschub, damit bei einem Grossereignis immer genügend Was ser – auch für den gleichzeitigen Einsatz von mehreren Motorpumpen – zur Verfügung steht. Ist die Infrastruktur für die Bekämp fung eines Feuers vom Boden aus aufgebaut, werden Helikopter eher zurückhaltend und nur wenn löschtaktisch sinnvoll eingesetzt. HeliEinsätze sind sehr kostenintensiv. Bei grossflächigen Waldbränden können vor al lem Grosshelikopter wie Superpuma und Ka mov gegen das Feuer etwas ausrichten und die Bodentruppen wirksam unterstützen. Bei der Bekämpfung von Waldbränden sind die mit angehängten Wassersäcken über den Flammen kreisenden Helikopter für jedermann spektakulär anzusehen. Da man den Bodeneinsatz der Feuerwehr aus der Ferne nicht wahr nimmt, ist die irrtüm liche Meinung in der Bevölkerung verbrei
tet, dass Waldbrände vorwiegend aus der Luft bekämpft und gelöscht werden. Die Wirkung von Löschwasserabwürfen ist bei Grossbränden oft ungenügend. Ein Gross teil des Wassers – sofern überhaupt präzise genug abgeworfen – verdampft über oder innerhalb der Baumkronen und verpufft so fast wirkungslos. So gelangt nur ein klei ner Teil des Löschwassers bis zum Boden. Grosse Waldbrände werden mit Feuerwehr leuten vom Boden aus effizient bekämpft. Helikopter werden allenfalls unterstützend hinzugezogen. Wasserentnahmestellen für die Waldbrandbekämpfung Basierend auf einem regionalen Löschkon zept werden folgende Infrastrukturen für die Waldbrandbekämpfung mit forstlichen Beiträgen (Programm Schutzwald) unter stützt: – Löschwasserteiche – Löschwasserbecken – Terrainvorbereitung für den Einsatz mobiler Löschwasserbehälter – Vorrichtungen zur temporären Bachaufstauung – Einrichtungen zur Entnahme von Lösch wasser an Kraftwerksdruckleitungen – Einrichtungen zur Entnahme von Löschwasser an Wasserreservoiren und leitungen – Wasserleitungen und Hydranten Für die richtige Wahl der baulichen Mass nahmen zur Waldbrandbekämpfung gelten die Grundsätze der genügenden Wasserver fügbarkeit sowie ein gutes KostenNutzen Verhältnis. Löschwasserbecken und teiche sollten günstige Geländeformen ausnützen, um Baukosten zu reduzieren. Die Investitio nen von Wasserentnahmestellen sind auch im Fall der eher teuren Löschwasserbecken
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im Vergleich zu den Kosten der Löscharbeiten eines Grossbrandes oder eines Aufforstungs projektes relativ bescheiden. Zudem sind es sehr langfristig wirkende Investitionen. Weitere technische Kriterien für die Stand ortwahl sind: – Wenn immer möglich ist eine Wasserbe zugsstelle dort zu errichten, wo auch im Brandfall das Wasser nicht ausgeht. – Sehr geeignet und kostengünstig sind bauliche Massnahmen direkt im oder un mittelbar neben einem Bach oder Fluss. – Das Wasser möglichst in höheren Lagen zentral sammeln, als mittels Pumpen im Brandfall hochpumpen. – Bei Löschwassereinrichtungen, die nur für einen ersten Einsatz reichen, ist beim Brandfall der Nachschub mittels temporärer Leitung sicherzustellen. – Ein Löschwasserbecken hat wenn immer möglich das ganze Jahr mit Wasser gefüllt und einsatzbereit zu sein. Im Sommer ist wegen der hohen Verdunstung zumindest der Verlust nachzufüllen. Im Winter sind wegen des Gefrierens Betonbecken in höheren Lagen evtl. zu entleeren. – Wenn immer möglich befinden sich die Löschwasserstandorte an für Helis und Feuerwehrfahrzeuge zugänglichen Orten. – Für SuperPumas betragen die Mindestmasse eines Löschwasserbeckens 10 m x 5 m x 3 m Tiefe. Im Rahmen des Projekts «Bacini Antincendio Moesano» werden in den nächsten Jahren weitere acht Löschwasserentnahmestellen als Teiche oder Becken erstellt. Die Südseite ist aus klimatischen Gründen fast ganzjäh
Löschwasserteich Stagias, Gemeinde Medel (Bild: A. Kaltenbrunner)
rig mit einer potentiell grossen Brandgefahr konfrontiert. Statistisch betrachtet hat die Region Moesano die grösste Häufung von Waldbrandereignissen in Graubünden. Die letzten Grossereignisse der Jahre 1997 und 2003 belegen dies mit sehr hohen Lösch kosten und umfangreichen Wiederherstel lungsarbeiten ( 1997 ) eindrücklich. Der gan ze Kanton Graubünden wird in absehbarer Zeit nicht einen solch hohen Ausbaustan dard gegen Waldbrände aufweisen, wie wir dies heute im Puschlav und im Misox/Ca lancatal kennen. Doch was erwartet uns mit der Klimaerwärmung? Es ist anzunehmen, dass an unsere Nachkommen bezüglich Waldbrandgefährdung und Wasserversor gung grosse Herausforderungen herantre ten werden.
Andrea Kaltenbrunner Amt für Wald Graubünden Löestrasse 14 CH 7000 Chur
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Bild 1: Alpweg ohne Schutzvorkehrungen, Steinbrugg um 1928 (Bild: Archiv AfW GR) Bild 2: Steinschlaggallerie im Jahr 1943 (Bild: Archiv AfW GR) Bild 3: Zerstörte Schutzbauten nach Steinschlag im Jahr 2005 (Bild: Sandro Krättli) Bild 4: Bau moderner Gallerie im Jahr 2009 (Bild: Michael Maïkoff) Bild 5: Steinbrugg heute (Bild: Michael Maïkoff)
Objektschutz im Laufe der Zeit Steinbrugg Seewis 1928–2009
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Aus den Anfängen des Lawinenschutzes Trockensteinmauern in Landwirtschaftsland, in privaten Gärten oder entlang von Wegen und Strassen sind weit bekannter als Steinmauern im Lawinenverbau. Der eine oder andere Wanderer wird sich schon gefragt haben, wer die unzähligen Stei ne hoch oben am Berg mit einem enor men Aufwand aufeinander geschichtet hat. Schnell werden Vermutungen wach und die Mauern mit Kultstätten, militärischen Einrichtungen oder Kunst am Berg in Ver bindung gebracht. Dass die Mauern zum Schutz der Bevölkerung im Tal dienen, ist sicher nicht jedem auf den ersten Blick bewusst. Lawinenverbauungen seien doch aus Holz oder Stahl, sehen aus wie über dimensionierte Abschrankungen und gelten als störende Elemente in der Landschaft. In der technisierten Welt von heute kann man kaum glauben, dass noch vor weniger als
Frankhauser
lockerer Schnee
Coaz
Mauerprofile, wie sie von Fankhauser (links hinterfüllt) und Coaz (rechts freistehend) propagiert wurden. (Bild: Hess, 1936)
hundert Jahren eben diese Trockenstein mauern als damals moderne und wirksame Massnahme im Lawinenverbau eingesetzt wurden. Geschichte der Trockensteinmauern im Lawinenverbau In welcher Zeit begonnen wurde, Anriss verbauungen zu erstellen, ist nur schwer
«Lattengleise» zum Heranschleifen von grossen Steinen für den au von Trockenmauern. Kandersteg BE/Kistenlaui 1940 (Quelle: Schwarz, 1996)
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Verbauungsgebiet mit Trockenmauern Engi GL/Fittern (Bild: M. Blum)
abschätzbar. Die Anfänge mit Erdterras sen, Lawinengruften und Trockenmauern sind vermutlich mit der ersten Besiedlung der Bergtäler und dem damit verbundenen Kampf gegen die, weisse Gefahr in Zusam menhang zu bringen. Das eigentliche Fun dament für den präventiven Lawinenverbau wurde jedoch durch den Kantonsforstin spektor von Graubünden und späteren Oberforstinspektor Johann Coaz Mitte des 19. Jahrhunderts gelegt. Der ab 1868 erstell ten Verbauung Motta d'Alp in Tschlin wird zugesprochen, die erste staatlich angelegte Lawinenanrissverbauung mit Trockenstein mauern zu sein (Rageth 1988 ). Bis etwa 1930 wurde eine grosse Anzahl an weiteren Anrissgebieten in den Schweizer Alpen mit bis zu 7 Meter hohen Trockensteinmauern gesichert. Zu den grössten und imposan
testen Anlagen zählen die Lawinenverbau ungen am Schafberg oberhalb von Pontre sina GR und die eindrückliche Verbauung Faldumalp oberhalb von Goppenstein VS. Mit der Ausdehnung der Siedlungsgebiete und den zunehmenden landschaftlichen Li nienelementen wie Bahnlinien und Strassen wurden bis 1930 schätzungsweise mehr als 1000 Kilometer Trockensteinmauern zum Schutz vor Lawinen in der Schweiz erstellt (Ragaz 1972 ). Die Gebiete konzentrieren sich dabei hauptsächlich auf die Kantone Graubünden, Wallis und Tessin. Eine klei nere Bedeutung hatten die Trockenstein mauern in den Kantonen Uri, Bern, Freiburg und Waadt. Wie wir es heutzutage von gegliederten Stützwerken kennen, gab es auch beim Bau von Trockensteinmauern verschiedene Ty pen und Richtlinien. Die Herren Fankhau ser und Coaz propagierten ihrerseits zwei verschiedene Mauertypen als wirksams te Massnahme. Während Coaz 1888 das Hinterfüllen der Mauern als fehlerhaft be zeichnete, befürwortete Fankhauser noch 1920 die Hinterfüllung als zweckmässiger (Hess 1936 ). Aufgrund dieses Umstandes sind heute ganz und teilweise hinterfüllte sowie freistehende Mauern in Verbauungs gebieten zu beobachten. Auch Abstand und Höhe der Mauern gaben Anfang des letz ten Jahrhunderts Anlass zu Diskussionen. Es wurden Abhängigkeiten aufgestellt, welche ermöglichten, aufgrund der Mauerhöhe den horizontalen Werkabstand herzuleiten. Neben dem Abstandsfaktor von Fankhau ser waren drei weitere von Demontzkey, JourdanLaforte und Campell gebräuchlich (Hess 1936 ). Die vier oben erwähnten Be rechnungen hatten jedoch den Nachteil, so wohl Schneehöhe als auch Schneebeschaf fenheit für das Herleiten des Werkabstandes nicht zu berücksichtigen.
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Eingefallene Trockensteinmauer, Steine haben sich am 40° steilen Hang abgelagert Goppenstein VS/Faldumalp (Bild: M. Blum)
Holz, Beton und Stahl waren schnell auf der Überholspur Bereits sehr früh stellte man eine unzurei chende Wirkung in mit Trockensteinmau ern verbauten Gebieten fest (Coaz 1910 ). Oberlawinen und vollständig eingeschnei te Mauerterrassen veranlassten die verant wortlichen Ingenieure, die Verbauungen mit Konstruktionen aus Holz und Stahl zu ergänzen. Ab 1930 wurde aufgrund der neugeschaffenen Arbeitsgruppe für Lawi nenverbau die Forschung intensiviert und es ergaben sich schon bald in der Praxis sicht bare Ergebnisse (Rageth 1988 ). Das Mate rial Stein und damit der Mauerbau wurden endgültig durch Holz und Stahl abgelöst. Ab den 1950 er Jahren wurde insbesondere in Graubünden vermehrt der aufkommende Beton in den Anrissverbauungen eingesetzt, bevor nach einem abermaligen Wechsel ab den 1970er Jahren wieder der Stahl als Hauptmaterial verwendet wurde. Dieser Werkstoff hat sich bewährt und ist uns bis heute erhalten geblieben. Die bereits erstellten Trockensteinmauern wurden nach dem Aufkommen anderer Ma terialien meist nicht zurückgebaut. Vielmehr wurden diese mit zusätzlichen Werken er gänzt. Die logische Folge ist eine grosse An
zahl an aus unterschiedlichsten Werktypen bestehenden Verbauungsgebieten. Den Tro ckensteinmauern ist insofern eine besondere Bedeutung zugekommen, als in kritischen Gebieten versucht wurde, deren Wirkung durch eine Erhöhung mit Stahlkonstruk tionen zu verbessern. Alte und neue Werk typen bilden heute somit oftmals ein zusam mengehörendes System, das gemeinsam zu betrachten ist. Ein weiteres zu beobachten des Phänomen sind Trockensteinmauern, die sich im Wald befinden. Früher auf kahlen, durch Forst und Landwirtschaft genutzten Hängen erbaut, haben diese den aufkom menden Wald unterstützt und sind heute eingewachsen. Gute Beispiele derartiger Mauern sind zahlreich im Tessin anzutreffen, aber auch in Graubünden beispielsweise mit der Verbauung Muot oberhalb von Bergün. Problematik der Steinmauern im heutigen Kontext Zerfallende Mauerabschnitte, instabile Fun damente, aufgrund von Hangbewegungen verformte Mauern und durch Lawinener eignisse beschädigte Verbauungsabschnitte Mit Stahlverbau ergänzte Trockensteinmauer Davos GR/Schiahorn (Bild: M. Blum)
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haben seit Beginn immer wieder zu Sanie rungsprojekten geführt. Diesen durch na türliche Prozesse bedingten Instabilitäten hat man versucht mit verschiedenen tech nischen Massnahmen wie Betonvorbau ten, Verankerung/Vermörtelung der Mau ern und Netzabdeckungen entgegenzutre ten. Stellenweise wurden die Mauern in ihrer Funktion auch aufgegeben und rückgebaut. Neben der eingeschränkten Gebrauchstaug lichkeit im Stützverbau kann von zerfallen den Mauern eine Gefahr für sich darunter befindende Werke oder Schutzobjekte aus gehen. In den letzten Jahren haben Sanie rungsprojekte aufgrund des zunehmenden Alters der Mauern stark zugenommen. Ar beitsaufwendige Verfahren und hohe Kos ten haben dazu geführt, die Problematik in einem grösseren Kontext zu betrachten. Die Expertenkommission Lawinen und Stein schlag ( EKLS ) widmete ihre Jahrestagung 2008 diesem Thema und ist auch an daraus entstandenen Folgearbeiten in Zusammen arbeit mit dem SLF Davos beteiligt. Inner halb der Forschungsarbeiten werden weite re Antworten im Hinblick auf Wirksamkeit der Steinmauern im Lawinenverbau, mög liche bautechnische Massnahmen, negative Einwirkungen der Steinmauern, Bedeutung bezüglich Natur, Heimat und Landschafts schutz sowie die Frage bezüglich Kosten Wirksamkeit in Zusammenhang mit Stein mauern erwartet. Mit ersten Resultaten aus dem laufenden Projekt ist Anfang 2010 zu rechnen. Daraus abgeleitete Strategien sol len in der Praxis den Umgang mit Trocken steinmauern im Lawinenverbau erleichtern.
ner sehr alten Technik im Lawinenverbau beschäftigen müssen. Erhalt, Rückbau oder Ergänzungen von Trockensteinmauern wer den die Spezialisten im Naturgefahrenbe reich auch noch über die nächsten Jahre und Jahrzehnte beschäftigen. Wie diver se Fallbeispiele aus den Kantonen gezeigt haben, wird dabei keine AllroundLösung anwendbar sein. Vielmehr müssen Verbau ungsgebiete und Trockensteinmauern ein zeln und intensiv beurteilt werden. Nur so kann sichergestellt werden, dass auch län gerfristig eine optimale Strategie im Schutz gegen Lawinen angewendet werden kann. Die dynamische Entwicklung seit Beginn der Lawinenverbauungen wird mit grosser Wahrscheinlichkeit auch in Zukunft von Urspünglich gegen das Anreissen von Lawinen erstellte und jetzt im Wald eingewachsene Trockensteinmauer in La PuntChamuesch GR (Bild: M. Blum)
Trockensteinmauern im Hinblick auf künftige Entwicklungen im Lawinenverbau Auch in kommenden Zeiten wird man sich mit Trockensteinmauern und somit mit ei 82
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stattengehen. Momentan kann uns keiner sagen, mit welchen Materialien und Werk typen wir in 20 Jahren versuchen werden, das Anreissen von Lawinen zu verhindern. Einige der alten Trockensteinmauern werden sicherlich auch dann noch vorhanden sein und weitere dynamische Jahre im Lawinen verbau überstehen. Literatur: – Coaz, J. ( 1910 ): Statistik und Verbau der Lawinen in den Schweizeralpen, Eidgenössisches Departements des Inner en, Bern – Hess, E. ( 1936 ): Erfahrungen über Lawinenverbauungen, Eidgenössisches Departement des Inneren, Bern
– Ragaz, C. ( 1972 ): Lawinenschutz in der Schweiz, Beiheft zum Bündnerwald, Chur, 25. Jg., Nr. 9 – Rageth, B ( 1988 ): Entstehung und Tätigkeit der Arbeitsgruppe für Lawinen verbau, Bündnerwald, Chur, 41. Jg., Nr. 4: S. 7 – 11 – Schwarz, W. (1996) Schutz vor Naturge fahren auf der Nordrampe, BLS Lötsch bergbahn, Verlag Schlaefeli, Interlaken Martin Blum Plattenstrasse 24 CH 8032 Zürich
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Ein kajakfahrender Kreisförster hilft beim Bau einer Seilbahn Am 1. Mai 1979, am «Tag der Arbeit», be ginnt Giachem Bott sein Amt als neuer Kreis förster des Forstkreises 24, RamoschTschlin Samnaun. Der 27jährige Hauptmann der Genietruppen mit RettungsschwimmerBre vet ist auch Bergsteiger und Kajakfahrer mit grosser Wildwassererfahrung. Im Monat Juni 1979 will der Revierförster Flurin Mathieu eine Seilkrananlage zur Er schliessung der Wälder rechts des Inns auf bauen, wobei die Verankerung aus topogra phischen Gründen irgendwo auf der linken Talseite geplant ist. Der 27jährige Kreisförs ter ist sofort zur Stelle mit einer sehr guten Idee: anstelle einer kostspieligen und um ständlichen Seilwurfrakete, wie sie die Elek trizitätswerke einsetzen, wird er mit seinem Kajak ein dünnes Seil über den Inn führen. An dieses Seil soll dann ein dünnes Stahlseil der kleinen Küpferwinde befestigt werden, an jenem das 9mmZugseil, welches dann das dicke Stahltragseil der Seilbahnanlage über den Inn ziehen soll. Der Revierförster kauft daraufhin in Scuol ein «dünnes» Seil, nämlich eine Reepschnur von 6 mm Durch messer (!) und 50 m Länge… Wegen der Schneeschmelze führt der Inn an diesem Tag Hochwasser; das Wasser ist richtig braun und wirft hohe Wellen. Der Kajakfahrer bindet das «dünne» Seil an ei ner Schlaufe hinten am Kajak fest und rudert los. Dem Förster teilt er noch mit: «Wenn ich wider Erwarten umkippen sollte, mache ich die Eskimorolle. Wenn du siehst, dass alles nichts nützt, binde das Seil um einen Baum, damit mein Kajak nicht davonschwimmt. Das Seil ist ja mit 50 m lang genug!» Bis Flussmitte geht alles gut. Der Förster rollt die Reepschnur von einem kleinen Haspel schön regelmässig ab. Plötzlich ist die ganze
Reepschnur abgewickelt, der Fluss hat sie mit voller Wucht in seine Macht gezogen (weil sie für solche Übungen sowieso viel zu dick ist!), der Hauptmann rudert wie wild, fährt aber eher rückwärts statt vorwärts und vor allem flussabwärts…, bis er Wellen von bis zu 2 m Höhe im Fluss erreicht. Diese las sen den Kajak samt Inhalt verschwinden…, eine Eskimorolle in der Gischt…, eine zwei te…, eine dritte… und plötzlich ragt nur noch der farbige Helm viel weiter unten aus dem reissenden Fluss. Flurin hat die Reepschnur an einen Baum gebunden, wie ihm befohlen worden war. Er fährt sofort mit seinem VWKäfer auf die rechte Flussseite, um bei den dort arbeiten den Forstarbeitern Hilfe zu organisieren. Er schreit: «Der Kreisförster wollte mit seinem Kajak ein Seil über den Inn spannen und jetzt ist er wahrscheinlich ertrunken! Kommt alle mit, wir müssen ihn suchen! So schade für den jungen Mann, der erst einen Monat im Amt war!» Der Kajakfahrer verliert seinen Kajak, weil die Reepschnur sehr schnell durchgerieben wird, und auch das Paddel muss er wider willig dem Inn überlassen. Er «trinkt» viel braunes Innwasser und kann mit letzter Kraft eine Insel in der Flussmitte erreichen. Er lebt noch, ist aber total erschöpft und setzt sich erst mal hin. Eine Schülerin entdeckt den Kajakfahrer, als sie den Inn Richtung Raschvella über den Fussgängersteg quert. Die suchende Forst gruppe mit Flurin an der Spitze fragt das Mädchen, ob sie den neuen Kreisförster ge sehen habe? Sie antwortet: «Auf der Insel bei der Fussgängerbrücke habe ich jeman den mit einem leuchtenden Helm gesehen, der sitzt aber und ruht sich aus.»
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Der junger Kreisförster mit guten Ideen ist in seinem Element (Bild: z. v. g. Giachem Bott)
Flurin hat inzwischen die Rettungskolonne des SAC, Secziun Engiadina Bassa, alarmiert, während die Forstgruppe eine 3 m lange «Rettungsstange», aus einem Baumwipfel mit Seitenast angefertigt, und die verblie bene Reepschnur geholt hat. Der stärkste unter ihnen, Walter Wellinger von Raschvella, bindet die Reepschnur um einen kräftigen Stein und versucht mehr mals die Rettungsleine zum Kajakfahrer auf die Insel zu schleudern. Nach etwa zehn Versuchen gelingt ihm das. Eine Kommu nikation ist wegen des tosenden Lärms des Inns nur mit Handzeichen möglich. Der Bergsteiger bindet sich die Rettungslei ne fachgerecht um die Brust, die Forstgrup
pe zieht gemeinsam am Seil, der Vorarbeiter Luis Gufler aus dem Passeiertal (übrigens Nichtschwimmer) steht mit der improvisier ten Rettungsstange am Flussufer. Als der Kajakfahrer die Flussmitte erreicht, greift die volle Kraft des Inn: Durch den Ruck werden die Forstleute bis zu den Knien in das Innwas ser gezogen. Sie stossen dabei den am In nufer bereitstehenden Nichtschwimmer mit seiner Rettungsstange in die reissende Flut, wobei dieser beinahe ertrunken wäre! Der Kajakfahrer muss mit der reissenden Flut kämpfen, die von hinten unter den Helm strömt und beim Gesicht so viele Wir bel erzeugt, dass er schon wieder fast er trinkt… Schliesslich kann Luis doch die Rettungs stange um den Körper des neuen Kreisförs ters führen und diesen aus dem reissenden Inn befreien. Soeben an Land, kommt die Rettungskolonne an, begleitet von der Poli zei. Alle sind froh, dass der Rettungseinsatz ein glimpfliches Ende gefunden hatte. Zum Glück ist alles gut gelaufen und hat es so viele selbstlose und hilfsbereite Forst leute! Ihnen sei allen nochmals herzlich ge dankt! Weil dies bereits der dritte «FastUnfall» mit dem Kajak war, habe ich ab diesem Tag mit dem Kajaksport aufgehört, um das Schicksal nicht nochmals zu provozieren!
Giachem Bott, Regionalforstingenieur Amt für Wald Graubünden Chesa Belleria CH7524 Zuoz
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Kurse/Tagungen/Veranstaltungen Kurs «Dialog Natur» 2010 Ende März 2010 beginnt zum vierten Mal der Kurs «Dialog Natur: Graubündens Natur und Landschaft im Spannungsfeld zwischen Nutzung und Schutz.» An sechs Kurstagen in den Monaten April bis Oktober erfahr en naturengagierte Personen viel Wissens wertes über Pflanzen, Tiere und ihre Le bensräume. «Dialog Natur» richtet sich an alle, denen die Natur und ihre Erhaltung ein Anliegen ist. In verschiedenen Regionen Nordbündens wer den vor Ort die Themen Gewässer, Moore, Kulturlandschaft, alpiner Lebensraum, Wald und dorfnahe Lebensräume behandelt und anhand von Fallbeispielen gezeigt. Die Teil nehmenden erfahren, welche Lebensräume geschützt sind, was ein Vernetzungskon zept ist, welche Leistungen die Land und Forstwirtschaft für die Natur erbringt, was unter einem naturnahen Gewässer zu ver stehen ist und vieles mehr. Mit diesem Wis sen können sie sich in ihrer Gemeinde oder Region für die Natur einsetzen. Der Kurs «Dialog Natur» ist ein Gemein schaftswerk von zehn verschiedenen Bünd ner Institutionen: Amt für Natur und Um
welt, Amt für Wald, Amt für Jagd und Fi scherei, Amt für Landwirtschaft und Geo information, Bündner Naturmuseum, Pro Natura GR, WWF GR, Naturforschende Gesellschaft GR, Naturkundliche Vereini gung Trimmis und KARCH (Koordinations stelle für Amphibien und Reptilienschutz Schweiz). Die Exkursionen werden von aus gewiesenen Fachleuten dieser Institutionen mit viel praktischer Erfahrung, Wissen und Engagement geleitet. Der Kursflyer inklusive Anmeldung kann be stellt werden bei: Amt für Natur und Umwelt Simone Jakob Gürtelstrasse 89 7000 Chur. Tel. 081 257 29 37 Der Kurs kostet Fr. 250.– zuzüglich Fr. 30.– Kursmanuskript. Die Zahl der Teilnehmeri nnen und Teilnehmer ist beschränkt. An meldungen werden nach Eingangsdatum berücksichtigt.
«Dialog Natur» im Wald unter Leitung von Ueli Bühler (Bild: Simone Jakob)
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Südbünden Erfolgreiche Regionaltagung ANZEIGE
Am 5. November versammelten sich die Mit arbeiter des AfW, die Revierförster der Re gion Südbünden, die Wildhut des AJF sowie Vertreter des Schweizer Nationalparks ( SNP ) zu einer Tagung zum Thema «Optimierung der Zusammenarbeit zwischen Forstdienst, Wildhut und SNP » in Zernez. Im modernen und eindrücklichen Auditorium des SNP gab Kantonsförster R. Hefti (AfW) eine Über sicht über die mutmassliche Zukunft der Forstwirtschaft. U. Bühler (AfW) zeigte die Instrumente der Schutzwaldpflege und wies auf den Stand der WaldWildBerichte hin. Anschliessend führte J. Brosi ( AJF ) in die Jagdplanung ein, wobei A. Plozza ( AJF ) die Details der Jagdplanung beim Hirschwild er läuterte. F. Filli ( SNP ) rundete den Morgen mit sehr interessanten Forschungsergebnis sen im und ausserhalb des Nationalparks ab. Nach einem gemeinsamen Mittagessen ging die Tagung im Rahmen einer Exkursion zum Thema «Schutzwaldpflege in wildbe einflussten Wäldern» am Munt Baselgia weiter. Zur Sprache kamen dabei vor allem die Umsetzung des WaldWildBerichtes, z. B. mit Wildzäunen sowie die Möglichkei ten der Wildhut resp. der Herbstjagd zur Regulierung der Wildbestände in schwer zu verjüngenden Waldungen. Übergeordnet und zu jedem Thema wurden jeweils die Möglichkeiten zur Optimierung der Zusam menarbeit erörtert. Die Tagung wurde erstmals in dieser Form durch die Region Südbünden des AfW or ganisiert und durchgeführt. Vertreter der drei Organisationen waren sich einig dar über, dass eine entsprechende Plattform
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zur Intensivierung der Zusammenarbeit begrüssenswert sei. Letztlich zählt die ei gentliche Zusammenarbeit auf lokaler Ebe ne, sprich Revierförster/Regionalforstinge nieur zu Wildhut und Mitarbeitern des SNP. So oder so setzt aber eine effiziente und gute Zusammenarbeit voraus, dass sich die verschiedenen Partner kennen – eben die ses Ziel wurde mit der Tagung erreicht. Gian Cla Feuerstein Regionalleiter Region Südbünden
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Protokoll der 5. GV Graubünden Wald vom 5. Juni 2009 in Trimmis Traktandenliste 1. Eröffnung durch den Präsidenten 2. Wahl der Stimmenzähler 3. Protokoll der GV vom 6. Juni 2008 in Bondo 4. Jahresbericht des Vorstandes und Kommissionsberichte 5. Jahresrechnung 2008 und Revisorenbericht 6. Budget 2010 und Festsetzung der Mitgliederbeiträge 7. Tagungsort 2009 8. Ernennung von Ehren und Freimitgliedern 9. Anträge 10. Tätigkeitsprogramm 2008 und Mitteilungen 11. Varia 12. Annerkennungspreis von Graubünden Wald Eröffnung durch den Präsidenten Präsident Beat Philipp eröffnet die 5. Ge neralversammlung von Graubünden Wald in Trimmis und heisst rund 70 Vereinsmit glieder willkommen. Einen speziellen Gruss richtet er an die Ehrengäste: Gemeindeprä sident von Trimmis, Helmut Bauschatz, Re gierungsrat Stefan Engler, SELVAPräsident Andrea Florin, Kantonsförster Reto Hefti, Regionenverantwortlicher BAFU, Abteilung Wald, Giorgio Walther, Regionalleiter AfW Rheintal/Schanfigg Magnus Rageth, Direk tor Bildungszentrum Wald Maienfeld Chris tian Helbig, Geschäftsführer Graubünden holz Michael Gabathuler, die Pressevertreter (Frau Zimmermann des Tagblatts und Herrn Andry von der Quotidiana) und unsere Eh renmitglied Andrea Florin, Nicola Luzzi, Pe ter Philipp, Peter Spinatsch und Edi Taverna. Entschuldigt haben sich ca. 30 Mitglieder, unter anderem Waldfachchef Benny Büsser, Bürgerpräsident Thomas Niederer, Kreisprä
sident Jochen Knobel, Präsident des Liech tensteiner Forstvereins Peter Jäger, Obmann des Vorarlberger Waldvereins Hubert Malin sowie unsere Vorstandsmitglieder Sep Ca thomas und Mirko Beti. Später werden der Geschäftsleiter der GE VAG, François Boone, und der Grossrat Beat Niederer der GV beiwohnen. Ein besonderer Dank geht an die Organi satoren Erika Walser, Sandro Lardi mit dem gesamten AfW Rheintal/Schanfigg und Adolf Hemmi mit ihren Helfern für die Or ganisation der Tagung, an die Gemeinde Trimmis für den offerierten Kaffee sowie an die Verfasser von Texten in der diesjährigen Versammlungsnummer. Der Gemeindepräsident von Trimmis richtet sein Grusswort an die auf so kleinem Raum vorzufindende «Waldkompetenz» und ist froh, dass Trimmis Gastgemeinde sein kann. Er wünscht eine erfolgreiche GV und einen angenehmen Aufenthalt. In seinen einleitenden Worten nimmt der Präsident die Gemeindefusion 2008 von Trimmis und Says als Beispiel für einen Schritt in die richtige Richtung, um die Herausforderungen der Zukunft gemeinsam anzugehen. Diese Erkenntnis muss auch in der Waldwirtschaft Einzug halten. Es ist klar, dass Ängste vorhanden sind, dass bei einer intensiveren Zusammenarbeit Stellen abgebaut werden können. Aktuelle Beispie le in der Forstwirtschaft zeigen aber, dass diese Ängste nicht begründet sein müssen. Eine gemeindeübergreifende Zusammenar beit von Forstbetrieben soll viel mehr dafür sorgen, dass die ständig grösser werdenden Aufgaben mit dem gleichen Personalbe stand bewältigt werden können. Für das Sicherstellen der Nachhaltigkeit der wichti gen Schutzfunktion unserer Wälder im Inte resse der Öffentlichkeit sollen die Synergien einer Zusammenarbeit genutzt werden. Der
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Präsident ruft alle Anwesende auf, in ihrem Wirkungsfeld mitzuhelfen, damit die Wald wirtschaft zusammen stärker wird und den hohen Ansprüchen die an sie gestellt wer den, gerecht werden kann. Die Abwicklung der Geschäfte wird gemäss Traktandenliste vorgenommen, welche ter mingerecht und statutengemäss im Bündner Wald 02 / 2009 publiziert worden ist. Traktandum 9 «Anträge» entfällt, da keine Anträge eingegangen sind. Die Generalver sammlung ist beschlussfähig. Wahl der Stimmenzähler Jörg Clavadetscher und Marcel Lerch wer den einstimmig als Stimmenzähler gewählt. Protokoll der GV vom 6. Juni 2008 in Bondo Das Protokoll wurde im Bündner Wald 5/ 2008 und auf der Homepage von Grau bünden Wald (www.graubuendenwald.ch) publiziert. Es wird – unter Verdankung an den Protokollführer Arno Kirchen – einstim mig genehmigt. Jahresbericht des Vorstandes und Kommissionsberichte Der Jahresbericht wurde im Bündner Wald 2/ 2009 veröffentlicht. Schwerpunkte waren die Generalversammlung 2008 in Bondo/ Promontogno, die Gründung der Forstper sonalkommission, die Tagung Bildungsmarkt und Sanitätsnotruf 144, die Holzhauerei meisterschaft in Davos, der Skipostenlauf im Oberengadin, die Projektskizze Prak tikernetzwerk der ARGE Alpenländischer Forstvereine, die Vorstandssitzung der ARGE in Schruns im Montafon, die Verleihung des Alpinen Schutzwaldpreises 2007 in Bozen. Der Verein zählt zurzeit 653 Mitglieder. Im Vereinsjahr 2008 (seit der letzten Publika tion im Bündner Wald) konnten folgende
Neumitglieder aufgenommen werden: Lau ra Parolini, Martin Blum, Gian Andri Cape der, Antonin Hugentobler, Luca Giacometti, Marcel Hürlimann, Genesio Pangaro, Harald Bugmann, Urs Fliri und Chasper Sem (alle Einzelmitglieder). Leider waren im letzten Jahr auch drei To desfälle zu beklagen. Es sind dies: Die Versammlung erhebt sich zum Anden ken an die Verstorbenen. Mit der Mitgliederverwaltung bzw. der Adressverwaltung der Südostschweiz Presse und Print AG, welche für den Versand des Bündner Waldes zuständig ist, bestehen einige Probleme. Der Aktuar ist bemüht, diese Unsicherheiten zusammen mit der SO auszuräumen. Die Redaktionskommission Bündner Wald traf sich 2008 zu einer Sitzung. Neu wurde eine Rubrik für Lehrlingsberichte geschaf fen. Wünschenswert wären vermehrt Bei träge aus der Praxis. Es laufen Gespräche, um in Zukunft eine einzige Zeitung für die ganze Holzkette aus Graubünden herauszu bringen. Unser Präsident bedankt sich beim Redaktorenteam vom Bündner Wald für die vorzügliche Arbeit. Hitsch Malär orientiert über die Tätigkei ten 2008 der Ausbildungskommission. Die se traf sich 2008 zu zwei Sitzungen. Die Kursangebote des AfW GR und der SELVA wurden von 348 Kursteilnehmern genutzt. Es wurden 24 Holzereikurse und 1 Seilkran kurs durchgeführt. 2008 haben 31 Forst wartlehrlinge die Lehrabschlussprüfung erfolgreich bestanden. 29 Lehrlinge sind 2008 in die Forstwartausbildung gestartet. Insgesamt stehen zurzeit 91 Forstwart lehrlinge in Ausbildung. Schwerpunkt der Ausbildungskommission wird in Zukunft die Neugestaltung/organisation der forst lichen Ausbildung sein. Hitsch Malär tritt aus der Ausbildungskommission zurück. Als Bündner Wald 6/2009 91
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Nachfolger wird Urs Küng von der GV ein stimmig gewählt. Marcel Lerch informiert die Versammlung über die Aktivitäten der Holzhauereikom mission. Ein Höhepunkt war sicher die sehr gut organisierte Holzhauereimeisterschaft in Davos mit über 100 Teilnehmern. Einen besonderen Dank richtet er an die Schieds richter. Das Niveau der Veranstaltung war sehr hoch. Das schweizerische Reglement der Holzereimeisterschaften muss an das internationale angepasst werden, des halb erfährt auch das Bündner Reglement leichte Anpassungen. Der Austragungsort der 12. Bündner Holzhauereimeisterschaften 2010 ist noch offen. Ein weiterer Höhe punkt war die Teilnahme an der WM 08 durch Orlando Lerch (ATeam) mit dem Erfolg von Orlando Lerch als Vizewelt meister. Es werden junge Teilnehmer U 24 für die Teilnahme an der Berufs olympiade 2011 gesucht. Anmeldungen nimmt Marcel Lerch gerne entgegen. Daniel Buchli informiert als Vorsitzender der Forstpersonalkommisson über die Tä tigkeiten 2008. Die Forstpersonalkommis sion hat GR Wald an der DV des VSF mit 4 Mitgliedern vertreten. Zudem wurde eine Stellungnahme zu den publizierten SUVA Regeln verfasst und kommissionsintern ein Pflichtenheft verabschiedet. Anliegen vom Forstpersonal können gerne bei der Forst personalkommission angebracht werden. Daniel Bürgi informiert über die Tätigkei ten des VSF. Zurzeit läuft die Umsetzung des Bildungsfonds. Es wird ein Rahmen plan für die Försterausbildung sowie für die Attestausbildung ausgearbeitet. Die nächste Delegiertenversammlung findet am 11./ 12. September in Lyss statt. Der Präsident Beat Philipp bedankt sich bei den Berichterstattern und den Kommissions mitgliedern, bei seinen Vorstandskollegen
und bei allen, die in irgendeiner Form zum Wohle unseres Vereins beigetragen haben. Ein spezieller Dank geht an Kantonsförster Reto Hefti, Regierungsrat Stefan Engler, die Organisatoren der GV 2008 in Bondo/Pro montogno, die Organisatoren des Skipos tenlaufes in Avers und die Organisatoren der Bündner Holzhauereimeisterschaft in Davos. Der Jahresbericht von Graubünden Wald wird einstimmig gutgeheissen. Jahresrechnung 2008 und Revisorenbericht Andreas Kessler erläutert die Rechung 2008, welche bereits in der Versammlungsnum mer 2 / 2009 des Bündner Walds publiziert worden ist. Sie schliesst mit einem Ausga benüberschuss von Fr. 4612.45. Neu be trägt das Vermögen am 31. Dezember 2008 Fr. 102 115.95. Die Revisoren Christoph Schaffer und Peter Janutin haben am 23. Januar 2009 in Tiefen castel die Buchführung geprüft. Der Revisor Christoph Schaffer verliest den Revisorenbericht. Der Revisor empfiehlt der Versammlung, die Rechnung zu genehmi gen und dem Kassier sowie dem Vorstand Decharge zu erteilen. Die Versammlung stimmt einstimmig zu. Budget 2010 und Festsetzung der Mitgliederbeiträge Kassier Andreas Kessler erläutert das Budget 2010. Das Budget 2009 rechnet bei Einnah men von Fr. 30 135.50 und Ausgaben von Fr. 35 050.00 mit einem Ausgabenüber schuss von Fr. 4915.00. Der Vorstand macht den Vorschlag, die Mitgliederbeiträge für Einzelmitglieder auf Fr. 60.– und für Kollektivmitglieder auf Fr. 80.– zu belassen. Diskussionslos wird das Budget 2010, wie es im Bündner Wald 2/ 2009 publiziert wurde,
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und die Belassung der Mitgliederbeiträge einstimmig genehmigt.
sen. In Kürze wird eine zweite Bestellrunde für GraubündenWaldKleider publiziert.
Tagungsort 2009 Der Vorschlag, die zweitägige GV 2010 in Scuol abzuhalten, wird von der GV einstim mig angenommen.
Varia Stefan Kroll lässt die Grüsse des VSF zu kommen. Der VSF wird neu ein Newsletter per EMail starten. Gilbert Berchier informiert, das Poschiavo für die Ausführung der Holzhauereimeister schaften 2010 nicht zur Verfügung stehe.
Ernennung von Ehren/Freimitgliedern Christoph Simonett, alt Forstgartenleiter, Tamins, wird einstimmig zum Freimitglied ernannt. Anträge Es sind keine Anträge eingegangen. Tätigkeitsprogramm 2008 und Mitteilungen Die Verleihung des Schutzwaldpreises 2008 hat am 22. Januar 2009 in Götzis stattge funden. Am 14. Februar 2009 fand der Ski postenlauf in La PuntChamuesch statt. Die DV des VSF wird am 11. September 2009 in Lyss abgehalten. Die Vereinsexkur sion ins Diemtigtal wird am 15./ 16. Oktober 2009 stattfinden. Die Vorstandssitzung der ARGE Alpenländischer Forstvereine findet am 30. Oktober 2009 in Bayern statt. Mitteilungen: Die Ausschreibungsunterlagen für den Alpi nen Schutzwaldpreis 2009 sind im Internet aufgeschaltet. Die Verleihung findet im Ja nuar 2010 in Bad Tölz, Bayern, statt. Spe ziell werden Schulprojekte gesucht. Diesbe züglich erfolgt eine Anzeige im Schulblatt. Graubünden Wald plant zusammen mit dem Wildbiologen Andreas Moser ein Symposi um zum Thema Biodiversität. Das Sympo sium wird voraussichtlich 2010 stattfinden. Der Vorstand von Graubünden Wald hat Aufkleber und Schlüsselanhänger mit dem Logo von Graubünden Wald anfertigen las
Annerkennungspreis von Graubünden Wald Alle zwei bis drei Jahre verleiht Graubünden Wald Personen, welche sich besonders für den Bündner Wald verdient gemacht ha ben, den Anerkennungspreis in der Form eines handgeschnitzten Lärchensamens. Die bisherigen Preisträger waren 1998 Georg Niggli, 2001 Magnus Rageth, 2004 Josef Dietrich, 2007 Bürgergemeinde Domat Ems und die politische Gemeinde Domat Ems. 2009 wird der Annerkennungspreis an Re gierungsrat Stefan Engler für seine Ver dienste zugunsten des Gebirgswaldes verliehen. In seiner Laudatio erwähnt Kan tonsförster Reto Hefti einige Meilensteine aus der 11jährigen Amtszeit von Regie rungsrat Stefan Engler. Es sind dies unter anderem die Umsetzung der Reorganisati on des kantonalen Forstdienstes sowie die Professionalisierung der forstlichen Inter essenvertretung auf schweizerischer Ebene als Präsident der Forstdirektorenkonferenz. Dank dem Einsatz von Regierungsrat Stefan Engler konnten, trotz massiver Beitrags kürzungen des Bundes für die Schutzwald pflege, die Auswirkungen für die Bündner Waldeigentümer in Grenzen gehalten wer den. Im Bereich Infrastrukturen wurden in der ersten NFAVereinbarungsperiode die Beiträge des Kantones beinahe verdoppelt. Regierungsrat Stefan Engler bedankt sich Bündner Wald 6/2009 93
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nehmern und schliesst die 5. GV des Vereins Graubünden Wald.
für den Annerkennungspreis und verspricht, sich auch im letzten Jahr seiner Amtsperiode für den Wald und die Waldwirtschaft ein zusetzen.
Strada, 12. Juni 2009
Präsident Beat Philip bedankt sich bei den zahlreich erschienenen Versammlungsteil
Für das Protokoll Arno Kirchen
Mitteilung Reziaholz Ein bewegtes zweites Aufbaujahr geht zu Ende. Die gemeinsame Holzvermarktung im Auftrag der Bündner Waldeigentümer ist im Ausbau. Die vermarktete Rundholzmen ge konnte markant von 30 000 m3 im Jahr 2008 auf über 50 000 m3 im laufenden Jahr gesteigert werden. Gegen 50 Gemeinden oder öffentlich rechtliche Organisationen haben die Dienst leistungen der Reziaholz im Jahr 2009 in Anspruch genommen. Die finanzielle Basis wurde mit der zweiten Erhöhung des Gesellschaftskapitals durch insgesamt 28 zusätzlich gezeichnete Anteilscheine à CHF 1000.– nochmals erhöht. Zusätzlich zu den bestehenden Gesellschaftern haben der Forstrevierverband Ausser domleschg (Rothenbrunnen, Tomils, Paspels, Rodels) und die Korporation Göriwald sowie die Gemeinden Andeer, Avers, Breil/Brigels, Celerina, Ferrera, Forst und Alpver waltung der Stadt Chur, IgisLandquart, Peist, Ramosch, Scuol und Tschiertschen Praden die Gesellschaft nochmals gestärkt. Das Stammkapital per Ende 2009 beträgt somit CHF 73 000.– bestehend aus 73 Anteilscheinen à CHF 1000.–. Vorstand GmbH Reziaholz
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Vorschau Impressum Vorschau Bündner Wald Februar 2010 Lärche – Schönheit mit Charakter Die SELVA wird im neuen Jahr 90 Jahre alt. Unser Waldwirtschaftverband feiert dieses Ereignis mit einer Spezialausgabe über die Lärche. Vom Winzling bis zum Riesen bie ten wir zum forstlichen Jahresstart einen in timen Einblick zu dieser Baum und Holzart. Die Lärche prägt die Landschaft im golde nen Kleid genauso wie ihr Holz das Innere einer gemütlichen Stube. Redaktion: Sandro Krättli
Herausgegeben von Graubünden Wald, Amt für Wald Graubünden und der SELVA Verleger: Südostschweiz Presse und Print AG, Südostschweiz Print, CH7007 Chur Sekretariat: SELVA, Christophe Trüb Bahnhofplatz 1, CH7302 Landquart, Telefon 0041 (0)81 300 22 44, buendnerwald@selvagr.ch Redaktoren: Jörg Clavadetscher, Revier forestal da Val Müstair, CH7535 Valchava, Telefon 0041 (0)81 858 58 21, forestalmuestair@bluewin.ch. Sandro Krättli, AfW GR, Sagastägstrasse 96, CH7220 Schiers, Telefon 0041 (0)81 300 24 11, sandro.kraettli@afw.gr.ch Die Redaktion behält sich vor, Beiträge in nicht verlangter Form ohne Rückfrage zu ändern
Vorschau auf die nächsten Nummern: April 2010 Versammlungsnummer aus Scuol Redaktion: Jörg Clavadetscher Juni 2010 Biodiversität im Wald Redaktion: Sandro Krättli
Druckvorstufe (Satz, Lithos, Belichtung): Südostschweiz Presse und Print AG, Südostschweiz Print, Kevin Huber Druck: Südostschweiz Presse und Print AG, Südostschweiz Print, Postfach 85, Kasernenstrasse 1, CH7007 Chur, Telefon 0041 (0)81 255 51 11, Fax 0041 (0)81 255 52 89 Erscheint sechsmal jährlich. Auflage 1500 Exemplare Inserate: Südostschweiz Publicitas AG, Neudorfstrasse 17, CH7430 Thusis, Telefon 0041 (0)81 650 00 70, Fax 0041 (0)81 650 00 74, thusis@sopublicitas.ch Abonnementspreise: CHF 60.– (für Mitglieder Verein Graubünden Wald) Abonnemente/Adressänderungen: Südostschweiz Presse und Print AG, Südostschweiz Presse, Postfach 85, Administration Kasernenstrasse 1, CH7007 Chur, Telefon 0041 (0)81 255 50 50 www.buendnerwald.ch
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arbeiterIn r o V t r a w rst rIn HF, Fo e t s r ö F e g Lehrgän Grundlagenmodule 2010 Voraussetzung für die Lehrgänge FörsterIn HF und Forstwart-ForstarbeiterIN G4: Administration und persönliche Arbeitstechnik Dauer: 08.02.2010 - 12.02.2010 Kosten: 590.– D7: Grundlagen: Standortskunde, Forstbotanik Dauer: 31.05.2010 - 04.06.2010 Kosten: 440.– D4: Waldbau: Ausführung II Dauer: 14.06.2010 - 18.06.2010 Kosten: 450.– C2: Grundlagen Bautechnik und Bauführung Dauer: 21.06.2010 - 02.07.2010 Kosten: 800.– E16: Schlagorganisation im Team und Arbeitsverfahren Dauer: 23.08.2010 - 03.09.2010 Kosten: 760.–
Lehrgang Forstwart-VorabeiterIn Vertiefungsmodule 2010 im Anschluss an die Grundlagemodule A1: Grundlagen der Öffentlichkeitsarbeit I Dauer: 22.03.2010 - 26.03.2010 Kosten: 550.G5: Einrichten und Betrieb einer Werkstatt Dauer: 07.06.2010 - 11.06.2010 Kosten: 630.– D9: Vertiefung Waldbau Dauer: 28.06.2010 - 02.07.2010 Kosten: 550.– D17: Naturschutz und Biotoppflege ausführen II Dauer: 13.09.2010 - 17.09.2010 Kosten: 550.– E14: Einführung in die Seilkrantechnik (Wahlpflichtmodul) Dauer: 11.10.2010 - 15.10.2010 Kosten: 550.–
E19: Holz-Bereitstellung Dauer: 29.11.2010 - 03.12.2010 Kosten: 450.– Preisänderungen infolge Teuerungen oder Anpassungen bleiben vorbehalten.
Bildungszentrum Wald, Bovel, 7304 Maienfeld Telefon +41 (0)81 303 41 41 , Telefax +41 (0)81 303 41 10 www.ibw.ch
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