B端ndner
Wald
Jahrgang 63 | August 2010
Transportsysteme
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Inhalt
Titel Editorial.................................................. 4 Dynamische Polterverwaltung mit IFIS POLVER...................................... 5 Rundholz auf der Schiene – die Bündner Güterbahn......................... 12 Wie die Waldhackschnitzel ins Holzkraftwerk gelangen................... 18 Holzbringungsmethoden mit Pferden..... 22 Holztransporte mit Grosshelikopter........ 27 Holztransporte anno dazumal................ 31 Reportage über das grösste Schweizer Sägewerk.................. 35 Graubünden Holz Holzfluss Graubünden........................... 41 Reziaholz – im Ausbau.......................... 47 Resgia – Report 04/10........................... 48 Verein LENCA GR – von der Anzeichnung bis zum Zerspaner............ 50 Im Wald geht der Puls hoch........................................ 55
Murganggefahr für Strasse und Bahn in Magnacun......................... 60 Baum des Jahres 2010 : Die Vogelkirsche................................... 63 Comic Theo & Heinz.............................. 67 12. Bündner Holzereimeisterschaft 2010 in Sedrun...................................... 68 Anschluss von Bündner Holz an internationale Märkte....................... 72 Forsttagung 2010 in Meran «Schutzwald – (k)ein Thema»............... 77 Ein Jugendprojekt für Mensch und Natur..82 Lehrabschlussfeier der Forstwarte in Sedrun....................... 85 Schweizer Jugend forscht im Bündner Wald....................... 86 Handlungsbedarf bei Übertritt in Arbeitsprozess..................... 89 Neues Konzept für den Transport von Biomasse......................... 92 Vorschau............................................... 95
Titelbild: Hohe Berge, schöne Wälder, wertvolles Holz und die rote Bahn – alles aus Graubünden (Bild: RhB) Bild Inhaltsverzeichnis: Bald verfärbt sich das Laub wieder… (Bild: Jörg Clavadetscher) Bündner Wald 4 /2010 3
Editorial
Transport-, Lager-, Förder- und EDV-Systeme in der Wald- und Holzwirtschaft sind die Schwerpunkte dieses Hefts. Es scheint, als ob da um den Wald mit natürlichen Systemen noch ein Wald aus technischen und elektronischen Systemen gewachsen sei. Früher transportierten wir unser Holz noch weitgehend ähnlich wie die Ameisen. Der grösste Teil der Arbeit verlangte Muskelkraft und lief auch nach dem Motto «Gemeinsam sind wir stark». Heute ersetzt die Technik und teils auch die Elektronik auf weiten Strecken unsere Muskelkraft oder unterstützt diese zumindest stark. Holztransporte über lange Distanzen wurden früher in unseren Breitengraden gerne auf dem Wasserweg bewältigt. Im Engadin und am Ofenpass zum Beispiel wurde der Wald vor wenigen hundert Jahren noch im grossen Stil gerodet und das Holz im Spöl und im Inn bis zu den Tiroler Salinen nach Hall transportiert. Die Qualität des Holzes, welches in Hall ankam, spielte dabei kaum eine grosse Rolle und Schäden am verbleibenden Bestand gab es im Holzschlag wohl nur in sehr geringem Masse, da ja alles abgeholzt wurde. Mein Vater erzählte mir bereits des Öfteren von seiner gefährlichen, aber durchaus interessanten Arbeit an der Plessur. Als er noch ein Junge war, ging er mit seinem Vater bei Hochwasser in Chur oft an die Plessur und wartete, ausgerüstet mit «Flözlatte» und aufgesetztem «Flözhaken», auf Schwemmholz, welches von der aufgewühlten Plessur aus dem Schanfigg mitgerissen wurde. Auch hier spielte die Holzqualität nur eine stark untergeordnete Rolle, denn das Holz diente einzig der Wärmeerzeugung im Winter. Heute sind unsere Transportsysteme im Wald und zur Weiterverarbeitung nicht
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nur auf Geschwindigkeit, sondern auch auf Sicherheit und Schonung des Rohstoffes und des Waldes ausgerichtet. Während das Flössen in unseren Gebirgsbächen und wilden Flüssen eine äusserst gefährliche Arbeit darstellte, welche noch kaum Sicherheitsmassnahmen kannte, können wir unseren Rohstoff heute weit sicherer gewinnen. Den Weg auf dem Wasser tritt unser wertvolles Nutzholz manchmal auch heute noch an. Dann nämlich, wenn es als Schnittware «über den grossen Teich» in ferne Länder geliefert wird. Langstreckentransporte zu Land bewältigen wir mit dem LKW oder mit der umweltschonenderen Eisenbahn. Mit Unterstützung geeigneter EDV-Systeme scheint es schon bald möglich zu sein, dass der Käufer automatisch darüber informiert wird, wann sein gekaufter Stamm wo gefällt wird. Nicht überall muss oder soll aber gleich mit den grösstmöglichen Geräten aufgefahren werden. Oft gibt es Situationen, in welchen eine Kombination von verschiedenen Ernte- und Transportsystemen sinnvoll und wirtschaftlich ist. Das Schöne an den unterschiedlichen Möglichkeiten ist, dass es letztendlich immer noch von den Personen, welche dahinterstehen, abhängt, wie gut die Arbeit ausgeführt wird. Eine gewisse Spezialisierung des Personals ist daher kaum mehr in Frage zu stellen und setzt sich immer mehr durch.
Jörg Clavadetscher, Redaktor Bündner Wald Ruinas, CH-7535 Valchava forestal-muestair@bluewin.ch
Dynamische Polterverwaltung mit IFIS POLVER Eine effiziente und effektive Kommunikation und Koordination sind unabdingbare Voraussetzungen für eine gut funktionierende Holzlogistik. Die Informationsbereitstellung und -verwaltung mittels Telefon, Handy, Fax und Einweisen vor Ort sind bei angestrebten Holzverkaufsmengen von mehreren 10 000 m3 zu aufwendig und verteuern den Lieferprozess vom Waldholzlager ins Werk erheblich. Die folgenden Probleme beschreiben die vielfach vorherrschende Situation in der Praxis: – viele kleine und räumlich verteilte Polter unterschiedlicher Waldbesitzer, – fehlende Aktualität und Übersicht über den Stand der Holzbereitstellung und -abfuhr, – zeitintensive Polterzustandserfassung und Kommunikation zwischen den beteiligten Akteuren, – erschwertes Auffinden der Polter durch den Transporteur und – unkoordinierte, nicht planmässige Holzabfuhr. Moderne logistische Instrumente wie das dynamische Polterverwaltungssystem IFIS POLVER bieten jedoch die Chance, diese Problematik zu entschärfen. Es ermöglicht eine effiziente und kundengerechte Holzvermarktung und verbessert damit erheblich die Eigenwirtschaftlichkeit und Wettbewerbsfähigkeit der Holzproduktion. Funktionsweise von IFIS POLVER Die dynamische Polterverwaltung IFIS POLVER unterstützt die Planung sowie die Steuerung des Materialflusses vom Polter auf das Eingangslager im Werk, indem es Auskunft darüber gibt, wo im Wald welches Holz abfuhrbereit an der Waldstrasse liegt. Alle beteiligten Akteure werden über eine zentrale Datenbank (Server) miteinander verbunden. Poltererfassung, -sichtung und
Poltermutation erfolgen je nach Anforderung und Arbeitsort des jeweiligen Akteurs über geeignete Benutzerschnittstellen. Mit einem GPS-fähigen Handy oder PDA (Personal Digital Assistant) kann z. B. der Förster direkt vor Ort Besitzer, Sortiment, Menge (obligatorisch) und Losinforma-tionen des Polters erfassen und zusammen mit einem fakultativen Memofeld an einen Server übertragen (vgl. Abbildung 1). Die Position in Form von Koordinaten wird automatisch übermittelt. Durch Rückmeldung einer eindeutigen Polter-ID vom System wird dem Förster anschliessend die Speicherung vom Server bestätigt. Dieser Eröffnungsvorgang wird durch das Aufsprühen der eindeutigen ID auf dem Polter abgeschlossen. Rundholzlager lassen sich aber auch erst am Computer im Büro über POLVER WEB oder POLXESS erfassen (vgl. Abbildung 2 ). Beim WEB -Client ( POLVER WEB ) erfolgt der Zugriff über den Internetbrowser und für die kartographische Visualisierung dient Google-Maps. Die Installation einer lokalen Anwendung entfällt. POLXESS hingegen ist eine Client-Applikation, d. h. es wird von einer Software auf den Server zugegriffen. Als Kartengrundlage dienen Rasterkarten im Massstab 1: 25 000. POLXESS eignet sich daher speziell für Förster und Transporteure. In beiden Fällen wird zur Erfassung der jeweilige Polterstandort manuell am entsprechenden Punkt in der Karte eingesetzt (vgl. Abbildung 3). Unmittelbar nach der Erfassung des Polters stehen die dazugehörigen Informationen allen berechtigten Akteuren zur Verfügung. Sie lassen sich beliebig sortieren, benutzergerecht zusammenstellen, auf der Landkarte 1 : 25 000 darstellen und ausdrucken. Verkaufslose können nun jederzeit erstellt und Transportaufträge vergeben werden. Der beauftragte Transporteur ist in der Lage, Bündner Wald 4/2010 5
Abbildung 1: Mit einem GPS-fähigen Handy oder PDA (Personal Digital Assistant) können direkt vor Ort Besitzer, Sortiment, Menge (obligatorisch) und Losinformationen des Polters erfasst und zusammen mit einem fakultativen Memofeld an den Server gesendet werden. (Bild: Dieter Seeger, ergänzt)
das Polter aufgrund der verfügbaren Positionsinformationen selbständig anzufahren. Während seiner Fahrt kann er auf dem Bildschirm laufend seine Position sehen. Nach dem Aufladen kann er die verbleibende Restmenge direkt mittels eines handelsüblichen Mobiltelefons per SMS, über den POLXESS Fahrzeugrechner oder allabendlich am Computer im Büro aktualisieren. Mit IFIS POLVER lassen sich Polter mit einem einfachen Lebenszyklus verwalten, d. h. erstellen, disponieren, vollständiger Abtransport. Weiterhin ermöglicht es aber auch eine Verwaltung von Poltern mit einem «dynamischen» Lebenszyklus. In diesem Fall erfolgt während des Rückens gleichzeitig ein partieller Abtransport, wodurch das Polter ständig eine Restmenge aufweist. 6
Schnittstellen für den Zugriff IFIS POLVER bietet verschiedene Schnittstellen, über welche die örtlich getrennten Benutzer in Abhängigkeit von ihrem aktuellen Arbeitsplatz und ihrer Tätigkeit auf die Datenbasis zugreifen können (vgl. Abbildung 4). Mobile Datenerfassung und -mutation: Um Holzlager inklusive geografischer Koordinaten vor Ort zu erfassen, eigenen sich besonders GPS-fähige Mobiltelefone mit einer entsprechenden Applikation zur Anbindung an den Server. Dabei werden die Informationen primär per GSM-Datenübertragung an den Server gesendet. Bei schlechter Netzqualität sendet das Telefon die Informationen alternativ per SMS. Für die reine Aktualisierung der Holzmengen (Beispiel
Transporteur) genügen hingegen Mutationsmeldungen per SMS mittels handelsüblicher Mobiltelefone ohne GPS. Stationärer Arbeitsplatz: Vom Büro aus kann über den Internetbrowser auf IFIS POLVER zugegriffen werden. Zusätzlich steht POLXESS als installierbare Client-Applikation zur Verfügung. Mit POLXESS erhöht sich nicht nur der Funktionsumfang der dynamischen Polterverwaltung, sondern auch der Bedienerkomfort. Das Programm benötigt lediglich für die Anmeldung und den Datenabruf bzw. die -übertragung eine Verbindung zum Internet und arbeitet sonst ausschliesslich lokal. Mobiler Arbeitsplatz: POLXESS ist als ClientApplikation auch speziell für die Installation auf einem Tablet-PC oder Notebook zur Montage im Kraftwagen vorgesehen. Ein zusätzlich am Fahrzeug montierter GPS-Empfänger ermöglicht die Darstellung der Eigenposition als Navigationshilfe für den Fahrer. Regelung der Zugriffsrechte Es können nur autorisierte Personen auf IFIS POLVER zugreifen. Dazu sind eine VertragsID, eine Zugangs-ID sowie ein persönliches Passwort notwendig. Die VertragsID beschreibt die Zugehörigkeit zu einem bestimmten Verwaltungsgebiet. Über die Zugangs-ID werden die Funktionen beschrieben, welche eine Person ausüben darf oder nicht – der Förster kann z. B. ein Polter erstellen und mutieren, der Transporteur hingegen hat nur das Recht zur Mutation der Holzmenge. Neben diesen übergeordneten Zugriffsrechten lassen sich zusätzliche Einschränkungen festlegen. Es ist damit möglich, einem Akteur das Recht zu geben, nur eine bestimmte Anzahl an Poltern einzusehen bzw. nur diejenigen, welche primär durch ihn bearbeitet werden sollen. Das geistige Eigentum an IFIS POLVER steht grundsätzlich dem Verein IFIS zu. Alle
Nutzer der einzelnen Akteursgruppen der Holzlogistik (Koordinationsstelle, Förster, Transporteur, Holzabnehmer) sind Mitglieder des Vereins und verfügen über spezielle Nutzungsverträge. Eingesetztes Kartenmaterial IFIS POLVER arbeitet über den WEB-Client mit dem digitalen Kartenmaterial von Google-Maps. Die dynamischen Informationen der Polterpositionen werden als zusätzliche Ebene auf das Kartenbild projiziert. Google -Maps umfasst jedoch keine Informationen über die Waldwege, sondern nur das öffentliche Strassennetz. Der WEB-Client schliesst daher den Einsatz durch Förster und Transporteure aus. Für eine grobplanerische Übersicht, wie sie im Falle von Koordinationsstellen sehr häufig gebraucht wird, sind die Karten jedoch ausreichend. Der Vorteil von Google-Maps besteht darin, dass die Kartengrundlagen nicht kostenpflichtig sind. Die lokal installierte Client-Applikation-POLXESS setzt hingegen bei der grafischen Visualisierung auf Rasterkarten mit detaillierten Informationen über die Waldwege und das Gelände (vgl. Abbildung 3 ). Diese Karten werden beim Bundesamt für Landestopografie im Massstab 1 : 25 000 erworben. Die Revierleiter und Transporteure arbeiten daher hauptsächlich mit POLXESS. Die Kartendaten werden lokal auf dem Rechner installiert. Dieser Umstand ist für den produktiven Betrieb in der Praxis von Vorteil. Die Applikation muss somit nur noch wenige dynamische Polterinformationen vom Server beziehen. Ein Betrieb auf mobilen Geräten mit geringer Prozessorleistung und kleiner Kommunikationsbandbreite (Internetverbindung) ist dadurch problemlos möglich. Insbesondere für Transporteure, aber auch für alle anderen Akteure besteht weiterhin Bündner Wald 4/2010 7
IFIS POLVER Version für Förster und Transporteure
POLVER WEB
POLXESS - Client-Applikation - lokal installierte Rasterkarten (1:25'000)
- Zugriff über Internetbrowser - Darstellung über Google-Maps
Server Abbildung 2: Varianten von IFIS POLVER.
die Möglichkeit, die lastwagenbefahrbaren Waldwege, basierend auf den Erhebungen des zweiten Schweizerischen Landesforstinventars ( LFI II ), als zusätzliche Ebene über die Rasterkarten einzublenden. Anbindung an IFIS UNO Als Lagerverwaltung des gerüsteten Holzes ist IFIS POLVER in das übergeordnete operative Managementsystem IFIS UNO integriert (vgl. Lemm und Thees in Bündner Wald 3/2008, S. 12 – 14 ). Diese internetbasierte Software bildet die logistischen und administrativen Prozesse im Sinne einer Auftragsabwicklung ab. Hierzu gehören die Kundenanfrage, Mengenverfügbarkeitsprüfung, Kapazitätsverfügbarkeitsprüfung, Rechnungs- und Gutschriftenerstellung sowie die Verbuchung in der Finanzbuchhaltung der Vermarktungsstelle. 8
Bisherige Praxiserfahrung Die bei GPS-Geräten im Wald vielfach beanstandete Ortungsgenauigkeit ist dank einer neuen Empfängertechnologie gegenüber früher wesentlich verbessert worden. IFIS POLVER bietet mit einer parallelen Signalverarbeitung von bis zu 20 Satelliten eine bestmögliche Empfangsbereitschaft auch in schwierigem Umfeld. Das Auffinden der Polter ist dadurch in rund 95 % der Fälle gewährleistet. Die Kosten für einen Benutzer setzen sich aus den einmaligen (Hardware, Installation und Systemeinführung) und den laufenden Kosten (Nutzungsgebühren des Systems, Handy und Internetprovider) zusammen. Je nach Akteur, Produktionsmenge, Ausrüstung und Abschreibungsdauer variieren die Gesamtkosten für IFIS POLVER ( WEB-Client plus POLXESS ) zwischen CHF 0.03 und 0.40 pro m3. Eine vergleichende Kalkulation der Gesamt-
kosten hat jedoch gezeigt, dass sich durch den Einsatz des Systems IFIS POLVER entlang der Logistikkette Waldholzlager-Werk rund CHF 2.30 pro m3 einsparen lassen. Nutzniesser sind insbesondere Forstbetriebe, Transporteure und Koordinationsstellen. Das effektive Einsparungspotenzial lässt sich daher vor allem in einem zusammenhängenden Netzwerk erreichen. Derzeit wird IFIS POLVER vor allem im Mittelland erfolgreich eingesetzt. Bereits mehr als 100 Anwender (Förster, Transporteure und Holzabnehmer) und die Vermarktungsorganisationen Aareholz AG, ZürichHolz AG und HZN AG (Holzvermarktungszentrale Nordwestschweiz) nutzen IFIS POLVER. Alternative Lösungen Insbesondere die Systeme «WinforstProTM net.logistik» und «FMM Web Forest» wei-
sen ähnliche Funktionalitäten respektive Lösungsansätze wie IFIS POLVER auf. Im Unterschied zu IFIS POLVER sind diese Systeme aber eher selten direkt (online) mit dem Server verbunden, was die dynamische Anwendung erschwert sowie die Aktualität erheblich verzögert. Zusätzlich ist IFIS POLVER, wie von der Praxis vielfach bestätigt, sehr einfach und robust in der Anwendung sowie aufgrund des geringen Hardwareeinsatzes sehr kostengünstig. Geplante Weiterentwicklungen Es ist vorgesehen, die Benutzeranwendung POLXESS in eine spezielle Version für den Desktoparbeitsplatz im Büro und für das Fahrzeug aufzuteilen. POLXESS-Desktopversion: – Diese wird neu die Fähigkeit haben, Pol-terdaten in verschiedenen Datei-
Abbildung 3: Benutzeroberfläche POLXESS mit Rasterkarten im Massstab 1: 25 000.
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Rücker
Telefon, E-Mail, Post
Förster
fon, Tele st il, Po E-Ma
Koordinationsstelle
Transporteur Server
Holzabnehmer
PC mit WEB-Client oder POLXESS zur Datenpflege Handelsübliches Mobiltelefon für Poltermutation Mobiltelefon oder PDA mit GPS für Neuerfassung und Poltermutation
Abbildung 4: Übersicht der Systemkonzeption von IFIS POLVER.
formaten ( CSV, XLS, XML ) zu exportieren bzw. Fremddaten von Drittapplikationen im CSV -Format zu importieren. – Weiterhin soll eine vereinfachte Verwaltung von Lieferscheinen für den Ablauf zwischen Koordinationsstelle, Transporteur und Holzabnehmer ermöglicht werden. POLXESS-Fahrzeugversion: – Die Benutzeroberfläche der neuen Version für Fahrzeuge wird auf den mobilen Betrieb und Eingaben über Touchscreen optimiert. Die Benutzerfreundlichkeit für Transporteure wird dadurch wesentlich verbessert. – Für die Ortung der Lastwagen und Darstellung im geografischen Informationssystem (Karte) wurden bislang spezi10
elle Ortungsgeräte auf dem Fahrzeug benötigt. Durch die neue Fahrzeugversion entfällt diese Komponente. Ausgerüstete LKWs können somit jederzeit von anderen, berechtigten Benutzern geortet und dargestellt werden, was die Voraussetzung für ein effektives Flottenmanagement bildet. – Ergänzt wird die mobile Anwendung durch ein Navigationssystem mit automatischer Routenberechnung und -führung, wie man es aus dem PKW kennt. Gewünschte Polter können so im Rahmen des verfügbaren Kartenmaterials des öffentlichen Strassennetzes direkt angefahren werden. Lieferscheinfunktionen stehen im Rahmen des Gesamtkonzeptes zur Verfügung. Für die Zukunft vorgesehene Weiterentwicklung:
– Eine Anpassung an weitere Sprachen, wie z. B. Italienisch und Französisch, ist bei Bedarf jederzeit möglich. – Die Kartengrundlage für das integrierte Navigationssystem soll um die für den Holztransport notwendigen Waldstrassen erweitert werden. Hierzu müssen insbesondere die für die LKW -Befahrbarkeit wesentlichen Attribute erhoben (Tragfähigkeit, Wegebreite, Kurvenradius, Steigung usw.) und in einem navigationsfähigen Vektordatensatz festgehalten werden. Für eine Benutzeranleitung und weitere Informationen siehe www.polver.ch oder Leuzinger und Lemm ( 2009 ). Literatur: Lemm, R. n Thees, O. ( 2008 ): Unternehmensübergreifende Holzvermarktung mit IFIS UNO. In Bündnerwald 3 /2008. S. 12 – 24. Leuzinger, T. n Lemm, R. ( 2009 ): Dynamische Polterverwaltung ( POLVER ) – ein Computersystem zur Verbesserung der Logistik vom Waldholzlager ins Werk . In Thees O. und Lemm R. (Hrsg.): Ma-
nagement zukunftsfähige Waldnutzung, Grundlagen, Methoden und Instrumente. vdf Hochschulverlag AG, Zürich. S. 521 – 544.
Dr. Renato Lemm Eidg. Forschungsanstalt WSL Forstliche Produktionssysteme CH - 8903 Birmensdorf
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Rundholz auf der Schiene – die Bündner Güterbahn Die Wagenflotte der Rhätischen Bahn für Holztransporte in Graubünden Für die Holztransporte auf dem Netz der Rhätischen Bahn stehen 50 Bahnwagen regelmässig zur Verfügung. Zusätzlich kann in etwa nochmals die gleiche Menge an Bahnwagen für diesen Verkehr bereitgestellt werden. Die ältesten Fahrzeuge sind bereits über 60 Jahre im Einsatz, während die neusten Bahnwagen dieses Jahr in Betrieb genommen wurden. Nachfolgend zwei Wagentypen und deren Daten als Beispiel (Abbildungen 1 und 2): Modernisierung des Wagenmaterials Der Wagentyp Sgp wurde im Jahr 2008 mit dem Bau der Grosssägerei in Domat/ Ems angeschafft und ersetzt teilweise bereits vorhandene Holztransportwagen, welche den Lebenszyklus mit über 60 Jahren deutlich überschritten haben. Durch ihre robuste Bauweise sind diese Wagen für den Transport von Rundholz in den nächsten Jahrzehnten bestens gerüstet. Abbildung 1:
(Bild: RhB)
Wagentyp Sp-w Inbetriebsetzung
1979 – 1993
Breite/Länge
2,58 – 2,70 m / 15,60 m
Lauffähigkeit
ganzes Netz RhB
Tara des Wagens
15,6 – 17,6 Tonnen
Ladegewicht
33 – 42 Tonnen
Besonderes
mit Rätschen und Gurten
Abbildung 2:
(Bild: RhB)
Wagentyp Sgp Inbetriebsetzung
2008
Breite/Länge
2,45 m / 15,50 m
Lauffähigkeit
ganzes Netz RhB
Tara des Wagens
19,5 Tonnen
Ladegewicht
44,5 Tonnen
Besonderes
mit Rätschen und Gurten
Transport auf der Berninalinie Die grossen Steigungen führen dazu, dass das Ladegewicht auf der Berninalinie zwischen Pontresina und Tirano nicht voll ausgeschöpft werden kann. Wegen der 70Promille-Steigung dürfen die Holztransportwagen ein maximales Bruttogewicht von 50 Tonnen nicht überschreiten. Deshalb können die Bahnwagen Richtung Veltlin jeweils nicht bis zur ihrem maximalen Ladegewicht beladen werden. Dies heisst zum Beispiel für den Wagentyp «Sgp», dass der Verlader für Sendungen in den Süden den Bahnwagen nur mit maximal 30 Tonnen Rundholz beladen darf. Trotz dieser Gewichtsbeschränkung kann der Bahnwagen über den Berninapass immer noch deutlich mehr Rundholz transportieren als ein LKW mit Anhänger. Abwicklung eines Transportes von Rundholz zwischen Rueun und Tirano – ein Beispiel: In einem ersten Schritt bestellt der Absender/Verlader die notwendige Anzahl
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Bahnwagen bei der Disposition des Güterverkehrs in Landquart und spricht gleichzeitig die Verladezeiten ab. Der Disponent verfügt die notwendige Anzahl Bahnwagen ins Verladegleis Rueun und sorgt dafür, dass sie zur gewünschten Zeit vor Ort sind. Werden die Bahnwagen ab Landquart geordert, werden sie zuerst mit einem fahrplanmässigen Güterzug nach Ilanz transportiert. Dort übernimmt die Rangiergruppe Ilanz die leeren Bahnwagen und führt sie in einer Zugspause der fahrplanmässigen Reise- und Güterzüge mit der Rangierlok zum gewünschten Verladebahnhof. Anschliessend an den Verlad der Bahnwagen mit Rundholz durch den Strassentransporteur wird die Ladung ordnungsgemäss mit Gurten gesichert. Der Verlader gibt dann die Wagen für den Transport frei und sie können von der Rangiergruppe Ilanz wieder vom Bahnhof Rueun nach Ilanz rangiert werden. Mit dem nächsten fahrplanmässigen Güterzug werden dann die verladenen Bahnwagen entweder nach Reichenau-Tamins, Chur oder Landquart transportiert und dort aus Sicherheitsgründen auf 10 kg genau abgewogen. Nachdem das Gewicht der Ladung festgestellt wurde, wird dieses entweder an das Abrechnungsbüro Güterverkehr in Landquart oder den Versandbahnhof übermittelt. Diese erfassen das Gewicht in der elektronischen Abrechnung, damit der richtige Transportpreis abgerechnet werden kann. Zusätzlich wird das Gewicht auch vom Bahnhof Campocologno benötigt, um die Verzollung des Bahnwagens zu veranlassen. Erst wenn alle Papiere vorhanden sind, darf der Bahnwagen die Grenze nach Italien passieren. In der Zwischenzeit werden die Bahnwagen an den fahrplanmässigen Güterzug Richtung Engadin angehängt und direkt
Abbildung 3: Berninabahn mit Bündner Rundholz. (Foto: RhB)
bis Pontresina transportiert. Ab dort erfolgt der Transport über den Berninapass jeweils in kleinen Wagengruppen von ein bis zwei Holzwagen mit den fahrplanmässigen Personenzügen bis Campocologno oder Tirano. Hier werden dann die Rundhölzer vom italienischen Transporteur wieder auf den LKW umgeladen und direkt zu den Sägereien ins Veltlin transportiert. Holznetz der Rhätischen Bahn Das Holznetz der Rhätischen Bahn wurde das letzte Mal Anfang 2009 konzeptionell überarbeitet und an die betrieblichen Möglichkeiten der Rhätischen Bahn angepasst. Viele Wünsche der Kunden und Transportpartner konnten im Angebot berücksichtigt werden, während einige Einschränkungen aus betriebswirtschaftlichen wie auch personellen Gründen notwendig wurden. Zwei Ergänzungen für die Jahre 2010 und 2011 sind in der Netzkarte ebenfalls aufgeführt. (Abbildung 4) Zwischenlager für Rundholz am Bahnhof Die Rhätische Bahn kennt die Anliegen und Wünsche der Verlader vor Ort, das Rundholz aus dem Wald so effizient wie möglich abzutransportieren und damit die geringen Bündner Wald 4/2010 13
Margen nicht weiter zu reduzieren. Deshalb wird seit jeher auf einigen Verladestellen die Möglichkeit geboten, das geschlagene Rundholz vor dem Abtransport kurzfristig zwischenzulagern und damit eine zeitsparende Verladung auf den Bahnwagen zu gewährleisten. Sicherheit ist auch Qualität In den letzten Jahren wurde schweizweit im Bereich Sicherheit ein deutlicher Nachholbedarf ersichtlich, welcher auch den Güterverkehr der Rhätischen Bahn zur Einführung von verschiedenen Regelungen veranlasste. Damit ist nicht nur die Sicherheit des Schienenverkehrs gewährleistet, sondern auch die des Verladers am Abgangsbahnhof und des Entladers am Bestimmungsbahnhof. Einige wichtige Regelungen werden nachfolgend kurz dargestellt (Abbildungen 5 und 6):
Kein Überhang bei der Verladung Stammholzverlad in Runge Die dicken Stämme werden nach Möglichkeit unten, die langen Stämme an den Seiten und die kurzen Stämme in der Mitte platziert. Gebogene Stämme werden immer oben verladen. Ungleich dicke Enden müssen sich abwechseln, damit die Stapelhöhe an beiden Enden gleich bleibt. Die einzelnen Stämme müssen durch mindestens 2 Rungen gesichert sein. Ein mit nur 2 Rungen gesicherter Stamm muss diese in der Längsrichtung beidseitig um mindestens 30 cm überragen. Etwas weniger ist mehr... Die oberen Stämme der Ladung müssen zumindest bis zur Hälfte des Durchmessers durch die Rungen gesichert sein. Handelt es sich um Stämme mit kleinerem Durchmes-
Abbildung 4: Das Holznetz der Rhätischen Bahn. (Grafik: RhB)
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Abbildung 5: Falsch. (Foto: RhB)
Abbildung 6: Richtig. (Foto: RhB)
ser als 20 cm, müssen diese zumindest bis 10 cm in den Rungen gesichert sein.
oder an die Disposition Güterverkehr in Landquart.
Sicherung durch Gurten wie im Strassenfahrzeug Jeder Stapel muss mit wenigstens zwei Gurten niedergebunden werden, die etwa 50 cm von den endenden Stämmen entfernt anzubringen sind. Sie dürfen nicht verdrillt werden. Es sind wenn immer möglich am Wagen fest eingebaute Spanngurten oder Einweggurte aus gewebtem Polyester zu verwenden.
Bündner Wald und Rhätische Bahn – eine Erfolgsgeschichte Praktisch seit Beginn der Gütertransporte bei der Rhätischen Bahn ist der Transport von Rundholz auf Bahnwagen ein wichtiger Anteil der Jahrestonnage des Güterverkehrs. Anfang der neunziger Jahre wurden auf der Berninalinie rund 45 000 Tonnen Rundholz per Bahn Richtung Süden befördert. Dies entspricht ungefähr der Menge von 1500 Bahnwagen, welche während eines Jahres über den Berninapass befördert werden konnten. Nach der Eröffnung der Grosssägerei MayrMelnhof (vorgängig Stallinger Swiss Timber) im Juni 2007 ist die Menge an Bahnwagen um praktisch die Hälfte reduziert worden.
Doppelrungen mit integrierten Gurten und Rätschen Die vorhandenen Gurten mit Rätschen sind durch die entsprechende Streben zu ziehen und festzuspannen. Für weitere Fragen wenden Sie sich an Ihren Verladebahnhof
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Grosssägerei Mayr-Melnhof, Domat/Ems In Domat/Ems wurde durch die Firmengruppe Stallinger eine Grosssägerei erstellt, welche im Bereich Schienentransporte keine Wünsche offen lässt. Das vorhandene Dreischienengleis ermöglicht die Zustellung und Abholung der Schmalspurwagen der Rhätischen Bahn wie auch der Normalspurwagen von SBB Cargo und Dritten. Mit der Eröffnung dieser Grosssägerei in Domat /Ems haben sich auch die Verkehrströme für Holztransporte wesentlich verändert. Während Mayr-Melnhof als Grossabnehmer im Kanton einen bedeutenden Teil des anfallenden Rundholzes von den Waldbesitzern abnimmt, sind die Verkehre Richtung Österreich dadurch praktisch halbiert worden. Während des ganzen Jahres werden nicht nur Rundhölzer aus den Bündner Wäldern, sondern aus der ganzen Schweiz und dem
nahen Ausland per Bahn zugeführt, verarbeitet und als Fertigprodukte wieder abtransportiert. Was aus der Verarbeitung übrig bleibt, wird entweder als Sägemehl in Ganzzügen zur Weiterverarbeitung abgeführt oder im nahen Biokraftwerk verbrannt. Die ganze Transport- und Verarbeitungskette zeigt auf, dass bei einer guten Zusammenarbeit zwischen den beteiligten Unternehmen, Politik und Wirtschaft ein wichtiges Naturprodukt ökologisch wie auch wirtschaftlich sinnvoll genutzt werden kann. Weiterhin starke Nachfrage aus dem Süden für Holz aus den Bündner Wäldern Rundholz aus den Bündner Wäldern wird auch heute noch als wichtiges Exportgut hauptsächlich an die Sägereien im Veltlin verkauft. Viele Produzenten sind ihren lang-
Beispiel einer einwandfreien Verladung von Holzstämmen. (Foto: RhB)
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Abbildung 7: Falsch. (Foto: RhB)
Abbildung 8: Richtig. (Foto: RhB)
jährigen Abnehmern in Oberitalien treu geblieben und versenden ihr Rundholz – trotz Grosssägerei in Domat/Ems – weiterhin in den Süden. Insgesamt konnte im Jahr 2009 – trotz Wirtschaftskrise – durch die Rhätische Bahn eine Transportmenge von 41 700 Tonnen bzw. 1400 Bahnwagen in den Süden transportiert werden. Damit konnten die Bündner Passstrassen von ca. 1700 LKW-Fahrten entlastet werden. Im laufenden Jahr wird sogar noch mit einer Zunahme gerechnet.
degleis für Rundholztransporte vorgesehen. Alle diese Investitionen zeigen, dass die Rhätische Bahn auch in Zukunft als kompetenter, zuverlässiger Partner der Holzproduzenten im Bünderland zusammenarbeiten will. Die wirtschaftlichen Aspekte und die steigenden Betriebskosten mit den Wünschen der Kunden in Einklang zu bringen, ist ein stetiger Prozess bei der Rhätischen Bahn. Es wird jedoch immer versucht, in Absprache mit den Kunden und Transportpartnern das Angebot zu optimieren und damit Kosten zu sparen, um auch in Zukunft die Rundholztransporte per Bahn in Graubünden anbieten zu können.
Visionen und Investitionen im Bereich Holztransporte Die Rhätische Bahn steht zu ihren Transporten von Rundholz mit dem Zug und bekräftigt dies durch weitere Investitionen in neue Verladebahnhöfe. Nach Beendigung der Baustelle A28 – Umfahrung Saas wird der Baubahnhof Büel (unterhalb Klosters) von der Rhätischen Bahn übernommen und als Umschlagsplatz für Holz- und andere Gütertransporte verwendet. Im Jahr 2011 wird der Bahnhof Schnaus-Strada als Güterumschlagzentrum Surselva ausgebaut. Neben einem modernen Containerstapler (Reach Stacker) ist auch ein langes Verla-
Alfred Bärtsch Produktmanagement Güterverkehr Rhätische Bahn AG www.transportbahn.ch
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Wie die Waldhackschnitzel ins Holzkraftwerk gelangen
Thomas Trinkler nimmt die Koordinaten des Standorts mit der Ortsbezeichnung auf. Er bezeichnet das Holzsortiment und registriert den Besitzer mit Kundennummer sowie den vereinbarten Preis. (Bild: Anita Senti)
Das Holzkraftwerk Axpo Tegra AG in Domat/Ems produziert rund um die Uhr Wärme und Strom. Die drei Öfen werden täglich mit insgesamt 850 Tonnen Holzhackschnitzeln beschickt. Diese Menge bereitzustellen, ist Aufgabe der Axpo Biomag AG. Sie organisiert verschiedene Holzsortimente gemäss den Vorgaben der Techniker. Neben einem kleinen Anteil Altholz werden hauptsächlich Sägereiabfälle sowie qualitativ minderwertiges Rundholz, Giebelholz und Äste benötigt. Thomas Trinkler ( 38 ) ist verantwortlich für den Einkauf von Waldholz. Er plant den Einsatz des gesamten Maschinenparks und arbeitet eng mit dem Forst sowie mit Transport- und Hackunternehmern zusammen. Wir begleiten den ausgebildeten Förster HFF einen Tag lang. 18
Thomas Trinkler packt Handy und Mappe und steigt in seinen weissen Subaru. Es ist Anfang März und der Tag bricht an. Der Förster von Domat/Ems, Marcel Lerch, Für die Planung der Sicherheitsrodung an der A13 besprechen Thomas Trinkler und Albert Signer (von links) jedes Detail. (Bild: Anita Senti)
wollte im Val Mulin einige Posten Holz parat machen. Die Waldstrasse ist eisig; die Lastwagen können hier erst vorfahren, wenn die Strasse trocken ist. Trinkler schätzt, dass das bereitgestellte Giebelholz und die Rundholzpolter etwa 200 Schüttkubikmeter (Sm3 ) Hackschnitzel ergeben, welche der Hacker in rund vier Stunden zerkleinert und in die Mulden füllt. «Diese Posten sind in der Nähe des Kraftwerkes, damit kann ich an einem angebrochenen Arbeitstag den Fahrzeugpark noch auslasten», meint er. Im Handy registriert er die Koordinaten des Standorts, bezeichnet das Holzsortiment und den Besitzer mit Kundennummer sowie den vereinbarten Preis. Diese Daten werden per SMS sofort an den PC im Büro übermittelt.
Muldenfahrzeuge werden dann auf dem Pannenstreifen mit Holz beladen. Wir können nur Material bis sieben Meter Länge transportieren», instruiert Trinkler den Förster. Sein Handy spielt eine Melodie. Chauffeur Claudio will wissen, ob er am Vormittag noch Rinde vom Sägewerk in Domat / Ems zum Kraftwerk führen soll. Trinkler hatte das Rindendepot heute Morgen noch kontrolliert und weist Claudio an, bis am Mittag Paletten vom Lager der Ems Chemie abzutransportieren.
Sicherheitsrodung am San Bernardino Der nächste Termin ruft: 9 Uhr, Restaurant Rania in Zillis. Das Bundesamt für Strassen Astra plant an der San-Bernardino-Route eine Sicherheitsrodung. Thomas Trinkler berät den zuständigen Förster, Albert Signer, wie die Arbeit am besten ausgeführt wird. Beim Gespräch mit dabei ist Transportunternehmer Hansjörg Cantieni. Der Förster plante, die gefällten Bäume und Stauden auf einen Aussenplatz zu transportieren und dort zu hacken. Doch bei der Begehung vor Ort sieht Thomas Trinkler sofort, dass es in der Nähe keinen genügend grossen Platz gibt. Er rät deshalb, das Stamm- und Staudenmaterial direkt nach Domat/Ems zu fahren und dort zu hacken, um die Arbeit zügig voranzubringen. Immerhin muss die Securitas während der zweitägigen Aktion den Verkehr regeln. «Die Distanz vom Pannenstreifen über den Wildschutzzaun ist zu gross für den Kran. Die Leitplanke muss an zwei Stellen demontiert werden, damit der Traktor näher ans Material rankommt. Die
Per SMS sind die Koordinaten der
Energieholz aus Waldrandpflege Beim Werkhof Rueun in der Surselva bleibt unserem Einkäufer und begeisterten Ausdauersportler Zeit, sein Zmittagsbrot zu essen, bevor er sich mit Förster Josef Diet-
Holzlagerstandorte an den PC übermittelt worden. (Bild: Anita Senti)
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Hand in Hand arbeiten, verabschieden sich zufrieden.
Bevor am Polenweg wieder Wanderer und Radfahrer verkehren, wird dieses Holz gehackt und ins Kraftwerk geführt. (Bild: Anita Senti)
rich trifft. «Seit Januar haben wir insgesamt 2500 m3 Holz geschlagen», erzählt dieser
und startet seinen Jeep. Die Fahrt geht zum Polenweg am Rhein, zu einem beliebten Wander- und Radweg. «Hier haben wir den Schutzwald gepflegt und den Waldrand lichter gemacht», erklärt Dietrich. Thomas Trinkler schätzt das Stamm- und Astmaterial am Wegrand auf rund 900 Sm3. Wieder registriert er im Handy die notwendigen Daten. «Der Abtransport wird etwas aufwendig, weil die Lastwagen bis kurz vor Ilanz auf der Naturstrasse fahren müssen, denn die Brücke über den Rhein ist nur für Fahrzeuge bis 13 Tonnen befahrbar», überlegt er. Er verspricht, den Hacker hier einzusetzen, sobald der letzte Schnee geschmolzen ist, bevor die Äste zu gären beginnen. Der Förster will bei der Gemeinde die Bewilligung für die Fahrzeuge einholen. Trinkler kennt sich aus, wenn es um Holzmarkt und Holzpreise geht. Dietrich ist denn auch einverstanden mit dem Angebot für das Energieholz. Die beiden Waldfachleute, die immer wieder
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Einsatzplanung Fahrzeugpark Zurück im Büro, ruft Thomas Trinkler die erfassten Daten am Computer ab. Die Software, mit der die Förster Rundholzpolter erfassen können, dient auch unserem Logistiker. Er schreibt den Einsatzplan für den morgigen Tag und druckt die Situationspläne, wo die Materialposten eingezeichnet sind, für die Chauffeure aus. Er selber wird morgen ins Misox fahren, wo ein Holzschlag geplant ist. Trinkler sieht sich als Bindeglied zwischen Wald und Kraftwerk. «Zur Zufriedenheit aller beteiligten Unternehmen zu arbeiten und die geforderte Menge Holz anzuliefern, das ist mein Ziel», meint der sympathische Bündner. Zwischen der Entstehung und der Publikation dieses Artikels ist der Wunsch von Thomas Trinkler, nach Kanada auszuwandern, in Erfüllung gegangen. Er war noch bis Anfangs August Ansprechpartner für die Waldholzlieferanten. Aufgrund dieser Situation sucht die Axpo Biomag AG einen Einkaufs- und Logistikfachmann (siehe Inserat). In der Zwischenzeit ist das Logistikteam unter der Telefonnummer +41 (0)81 632 33 11 erreichbar und kümmert sich um die Anliegen der Lieferanten.
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Axpo Holz + Energie AG, ein Unternehmen der Axpo AG, plant, realisiert und betreibt in der Schweiz Holzkraftwerke. Für unsere Gesellschaft Axpo Biomag AG in Domat/Ems suchen wir einen
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Holzbringungsmethoden mit Pferden Ökologisch und wirtschaftlich Auch in einer hoch technologisierten Zeit ist das Pferd nach wie vor hervorragend für die Holzbringung im Wald geeignet. Während motorisierte Holzbringungsmittel den Waldboden stark in Mitleidenschaft ziehen, bewegt sich das Pferd bestandesund bodenschonend auch in engstehenden Beständen oder im schwierigen Gelände. Richtig eingesetzt, ist der Pferdeeinsatz im Wald sehr kostengünstig und ökologisch im Vergleich zu motorisierten Fahrzeugen. So bietet sich das Holzrücken mit dem Pferd als attraktive, umweltschonende alternative oder als gezielte Ergänzung zur Maschine an. Die Entscheidung für einen Auftrag zum Holzrücken mit dem Pferd liegt weitgehend im Ermessen des Auftraggebers, wie er die Vorteile durch die Schonung der Umwelt – verRücken von Streunutzungen. (Bild: Nic Salzgeber)
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Im Winter wird mit dem Schlitten noch bodenschonender gerückt. (Bild: Gian Denoth)
bleibender Bestand, Luft und Boden – wertet. Routinierte und professionelle Holzrücker mit Pferden gewährleisten in unserem Kanton, dass wald- und bodenschonende Holzbringungsarbeiten nach wie vor wirtschaftlich ausgeführt werden können. Die regionale Verteilung der Holzrücker im Kan-
ton Graubünden – Unter-/Oberengadin mit Südtälern, Mittelbünden und Prättigau – ist fast flächendeckend. Die hohe Mobilität der Gespanne (Fuhrmann und Pferd) mit ihren Pferdetransportern macht sie sehr flexibel.
Zurzeit wird für ein Gespann ein Stundenansatz von Fr. 75.– verrechnet, es kommen auch Einsätze im Akkord oder Kauf ab Stock in Frage. Aktive Holzrücker im Kanton Graubünden sind:
Einsatzvoraussetzungen
Eignungsgrad
Gelände /Boden
Hanggefälle [%]
Distanz [m]
Lastvolumen [m3 ]
optimal
trocken/gefroren
10 – 30
0 – 100
0.25 – 0.50
möglich
feucht/Schnee
0 – 70
≤ 100
0 – 1.0
nicht empfehlenswert
nass/steinig/ blockig
Steigung
> 150
dicke Einzelstücke, Langholz
Gespann
Zubehör
Lastvolumen [m3]
Distanz [m]
Technik
1 Fuhrmann 1 Pferd
Zugstrangen Waagscheit Jockerketten Zapin Schlägel
0,25 –0,50
≤ 100
Idealerweise Baumlang, ab 30 % Neigung samt Ästen
Rücken über kurze Distanz
Rückenverfahren (Umziehen) bei der Jungwaldpflege
Gespann
Zubehör
Lastvolumen [m3]
Distanz [m]
Technik
1 Fuhrmann 1 Pferd
Zugstrangen Waagscheit Jockerketten Zapin, Schlägel Motorsäge
kompletter Baum bis ca. 0,70
≤ 200
Baum ansägen, anbinden, umziehen, Vorliefern direkt zum Lagerplatz
Gespann
Zubehör
Lastvolumen [m3]
Distanz [m]
Technik
1 Fuhrmann 1 Pferd
Slitta Swiss Zugstrange Waagscheit Bindketten Zapin Schlägel Motorsäge
2 – 3
ab ≥ 150
Stämme lang, Trämel zusammenziehen, aufladen, binden und bis Lagerplatz führen
Verstreute Zwangsnutzung
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Vom Fällort zur Rückegasse. (Bild: Nic Salzgeber)
– Bruno Hassler-Florinet, Voa da Solis 63, 7082 Vaz / Obervaz Zorten Tel. 081 384 45 18 / 079 350 71 70 – Jompa Engi, Pajüel 7 F, 7064 Tschiertschen, Tel. 081 373 12 06 / 076 507 66 54 – Christian Flütsch, Fuhrhalterei, 7250 Klosters, Tel. 081 422 16 53 / 079 405 90 29 – Georg Simmen-Caspar, Landwirt, Madinis 40, 7235 Fideris Tel. 081 332 32 08 – Stefan Hartmann-Mark, Waldarbeiter, Chronabünti 29 Tel. 081 325 16 69 / 079 471 73 47 – PD Pauraria Denoth, Gaby e Gian Denoth, Giassa sura 96, 7559 Tschlin, Tel. 081 866 31 97 24
– Wohlis Kutschenbetrieb, Reitschule und pferdeunterstützende Holzerei, Chapella 230 A, 7526 Cinuos-chel Tel. 078 806 58 09 Einsatzvoraussetzungen Wie alle Holzbringungsmittel hat auch das Pferd sein spezifisches Einsatzgebiet, wo es am effizientesten und wirtschaftlichsten arbeiten kann. Folgende Faktoren müssen beim Pferd berücksichtigt werden: – Zugkraft im Tagesbetrieb max. 25 % des Körpergewichts, für kurze Einsätze bis über eine Tonne. – Arbeitstempo und Ruhezeit ist etwa gleich wie beim Menschen. – Umgang und Leitung erfolgt über Zügel, Leitseil oder durch Rufen
Rücken über kurze Distanz Die effizienteste Holzbringungsmethode findet über kurze Distanz zwischen Fällort und Rückegasse statt. Diese Voraussetzungen finden sich vor allem im Jungwald- aber auch im Trämelbereich. Die Lasten bestehen im Idealfall aus einem Stück (baumlang) anstelle von einigen kurzen (Trämeln). Bei Hangneigungen von 15 – 30 % hilft die Schwerkraft mit, wodurch schwerere Lasten gerückt werden können. Rückeverfahren (Umziehen) bei der Jungwaldpflege Bei der Dickungs- und Stangenholzpflege ist das Fällen aufgrund der engen Platzverhältnisse oftmals ein Problem. Der Einsatz von Pferden kann dies erleichtern, indem zwei Arbeitsschritte in einem Arbeitsgang ausgeführt werden können. Der Fuhrmann macht
beim zu entfernenden Baum den Fällschnitt, untersägt diesen in der Abfuhrrichtung. Anschliessend wird der Baum vom Pferd zu Boden gezogen und, ohne anzuhalten, samt Ästen zum Lagerplatz gebracht, wo er vom Prozessor weiter aufgearbeitet werden kann. Verstreute Zwangsnutzung Wo verstreute Zwangsnutzungen anfallen, ist das Pferd sehr leistungsfähig. Einzelne Bäume (Stämme) werden an den nächsten Weg oder direkt auf Haufen gebracht, wo sie von Maschinen abtransportiert werden können. Über weitere Distanzen kommt der «Slitta Swiss» zum Einsatz, für kürzere die Zugstrange mit Waagscheit. Kombination mit Maschine Die gängigsten Einsatzgebiete von Pferd und Maschine im Wald sind nachfolgend aufgeführt:
Kombination mit Maschine
Gespann
Zubehör
Lastvolumen [m3]
Distanz [m]
Technik
1 Fuhrmann 1 Pferd
Zugstrangen Waagscheit Jockerketten Zapin Schlägel
bis ca. 0,70
individuell kombinierbar
je nach Maschinenart verschieden!
Gespann
Zubehör
Lastvolumen [m3]
Distanz [m]
Technik
1 Fuhrmann 1 Pferd
Holzbocker mit Latten, BIndketten, Spindel, Zapin, Heusack, Rucksack
3 – 5
mehrere km
Trämel von vorsortierten Haufen auf Bocker laden, binden und über selbst gepfadeten Winterweg auf Lagerplatz führen
Winterfuhr
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Gewichtslimit (Auslastung pro Rotation) für den Heli und damit eine höhere Wirtschaftlichkeit. Mit dem Pferd werden die Lasten vorgerückt und so zusammengestellt, dass die maximale Gewichtskapazität des Helikopters genutzt werden kann. Auch für den Abtransport von geschlagenem Holz unter Hochspannungsleitungen kann das Pferd eine wichtige Aufgabe erfüllen und so der Helikopter-Firma ermöglichen, das Holz mit dem Heli abzutransportieren, ohne die Leitungen abschalten zu müssen. Entsprechende Versuche werden nächstens geprüft und ausgewertet.
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Fax: 052 647 36 66 www.dolmar.ch
– Vorrücken für Forwarder (bessere Auslastung, kürzere Fahrzeiten) – Ganzbaumverfahren (Umziehmethode), Weiterverarbeitung z. B. mit Prozessor – Vorrücken über Kranlänge hinaus zwischen Rückegasse für Vollernter – Zuziehen zur Seilbahn, Rückemaschine oder Helikopter Neu: Im Engadin sind Gespräche zwischen der Koordinationsstelle für den Pferdeeinsatz im Wald, dem einheimischen Holzrücker Werner Wohlwend und der Helifirma Swiss Jet AG, Samedan, über Nutzung von Synergien im Gang. Die Kooperation der beiden gegensätzlichen Holzbringungsmittel Helikopter und Pferd versprechen ein maximales
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Winterfuhr Die Winterfuhr mit Holzschlitten ist eine maximal bodenschonende Transportart über weite Distanzen. Es handelt sich dabei vor allem um Holzschläge, die terminlich nicht drängen und innerhalb von zwei bis drei Monaten abgearbeitet werden können. Solche Winterfuhrschläge werden im Herbst aufgerüstet, auf Haufen gerückt und im Winter bei Schnee abtransportiert. In der jüngeren Zeit ist man auch dazu übergegangen, dass Aufrüster und Furhmänner – oder die Fuhrmänner selber – gleichzeitig mit Aufrüsten und Führen beginnen. Dies bedingt aber meistens, eine Seilwinde dabeizuhaben. Zum Einsatz kommen neben Profi- auch Nebenerwerbsrücker, wie z. B. Landwirte.
Nicolaus Salzgeber-Conrad Revierförster Pferdeeinsatz im Wald GR www.wandrvogl.ch
Holztransporte mit Grosshelikopter Die Firma Eagle Helicopter AG hat jahrelange Erfahrungen mit zwei verschiedenen Grosshelikoptern. Mit den Maschinen wurde bereits viel Holz geflogen. In einem Gespräch mit Eagle Helicopter-Projektleiter Daniel Brägger wollte der «Bündner Wald» mehr über diese Maschinen und ihre Arbeiten erfahren. Herr Brägger, um welche Maschinen handelt es sich genau? Von November 2002 bis Oktober 2007 waren wir mit dem K-Max in weiten Teilen von Europa unterwegs. Im Oktober 2007 mussten wir eine Notlandung machen wegen eines technischen Defekts, wobei die Maschine Totalschaden erlitt. Glücklicherweise kamen keine Menschen zu schaden. Für den Verwaltungsrat von Eagle Helicopter stand aber nie zur Diskussion, dass wir «nur» noch mit unseren zwei Ecureuil AS 350 B3 operieren. Vielmehr war die Diskussion, welche Grossmaschige zukünftig für unsere Firma im Einsatz ist. Nach weitreichenden Überlegungen stand fest, dass für Eagle Helicopter ein Super Puma AS 332 C1 mit einem Hebevermögen von 4500 kg zum Einsatz kommen soll.
K-Max bis zu 600 m3, und mit dem Super Puma bis zu 1000 m3 pro Tag. Gemäss offiziellen Angaben ist der Super Puma um einiges stärker als der K-MAX. In welchen Situationen kann diese grössere Kraft auch «ausgespielt » werden? Beim Logging in Schlägen mit schwerem Holz, in steilem Gelände (keine oder nur wenige Trennschnitte), in Windwürfen und bei Käferbekämpfung mit sehr hoher Tagesleistung. Bei Spezial- und Sicherheitsholzerei, Montagen, diversen Transporten und Feuerbekämpfung (Simplex, mit diesem System können die 4500 Liter Wasser gestaffelt an verschiedenen Stellen abgeworfen werden). Gibt es auch Situationen, in welchen der K-MAX dem Super Puma gegenüber Spezialholzerei mit dem Super Puma AS 332 C1. (Bild: Samuel Sommer)
Seit wann arbeitet Eagle Helicopter mit dem Super Puma? Seit Mai 2009. Wissen Sie ungefähr wie viele Kubikmeter Rundholz Eagle Helicopter mit welcher Maschine transportierte? Die Gesamtzahlen sind mir nicht bekannt. Aber allein im Jahr 2007 mit dem Sturm Kyrill waren es etliche tausend Kubikmeter. Als Anhaltspunkt nenne ich die ungefähr mögliche Tagesleistung der einzelnen Maschinen: Ecureuil AS 350 B3 bis zu 350 m3 pro Tag, Bündner Wald 4/2010 27
gleichwertig oder vielleicht sogar leicht überlegen ist? Der K-Max ist bezüglich Lärm und Abwind eine überzeugende Maschine und hat sich in den vergangenen Jahren mit einem guten Preis-Leistungs-Verhältnis – nicht zu Unrecht – einen guten Namen gemacht. Ich habe schon Stimmen gehört, welche behaupten, dass der Pilot mit dem K-MAX die Klinke genauer ans Ziel fliegen kann. Stimmt das? Da bin ich nicht gleicher Meinung. Ein guter Pilot bringt die Klinke mit beiden Maschinen genau; kann ich im Übrigen aus eigener Erfahrung bestätigen. Zudem kommt es immer auf die gesamte Crew an, genaues Einweisen vom Flughelfer hilft da wesentlich mit. Beim Einsatz von Jungpiloten gibt es verständlicherweise Unterschiede zu beobachten. Persönlich hatte ich vor einigen Jahren die Gelegenheit, beim Einsatz beider Maschinen einmal zu arbeiten. Dabei war ich im Sommer auf einer Meereshöhe von 1800 bis 2000 m ü. M. von der Leistung des Super Puma nicht restlos überzeugt. Kann es an warmen Sommertagen auf dieser Höhe zu einem grösseren Leistungsabfall kommen und weshalb? Ja, bei solchen Verhältnissen gibt es tatsächlich einen Leistungsabfall. Auf dieser Höhe bei etwa 20 °C nimmt die Hubkraft um ca. 1000 kg ab, d. h., die Maschine hebt noch ungefähr 3500 kg. Der Leistungsabfall ist auf eine geringere Leistung der Turbinen bei hoher Temperatur zurückzuführen. Dies ist auf die Abnahme des Sauerstoffs und der geringeren Luftdichte zurückzuführen, was übrigens bei jeder Maschine einen Leistungsverlust bedeutet. 28
Ich hörte schon von gewissen Problemen (viele Gipfelbrüche) wegen des starken Rotorabwindes des Super Puma. Können Sie so etwas bestätigen? In welchen Situationen? Nein, Gipfelbrüche, verursacht durch den Abwind des Super Puma, gibt es nicht! (Stelle meine Referenzliste gerne zur Verfügung.) Anders ist es bei labilen Einzelbäumen oder Dürrständer, da besteht Gefahr! Hier ist eine gute Zusammenarbeit mit dem Forstpersonal in der Vorbereitung sehr wichtig, und zwar bei jeder Maschine! Wie kann man solchen Problemen ausweichen? Grundsätzlich ist das Problem Totholz bei der Besichtigung des Holzschlages mit dem Forstpersonal zu besprechen. In extrem labilen Beständen oder an extremen Steilhängen haben wir, um der Gefahr vorzubeugen, auch schon mit einer Seillänge von 75 m geflogen statt mit 50 m, und das übrigens auch schon mit dem K-Max. Hat aus Ihrer Sicht die Anordnung der K-MAX-Rotoren und der damit verbundene seitliche Abwind auch Nachteile? Vom Abwind her sind mir keine Nachteile bekannt. Da die Rotorenblätter aus Holz Projektleiter Daniel Brägger vor dem Super Puma von Eagle Helicopter. (Bild: Eagle Helicopter)
bestehen, ist aber die Abnutzung ziemlich gross. (Blattverschleiss). Aus welchem Holz werden diese Rotorenblätter hergestellt? Sie werden aus dem Holz der Sitkafichte gefertigt. Oft wird mit dem Helikopter Holz aus entlegenen Wäldern geflogen. Mit dem Super Puma kann eine ganze Forstgruppe in einem einzigen Flug in den Schlag gebracht werden. Im K-MAX hat aber nur der Pilot Platz. Müssen die Flughelfer also den Arbeitsweg immer zu Fuss bewältigen? Ja, zu Fuss oder über einen Umweg mit Geländefahrzeugen. Die Geschichte vom Flughelfer, welcher auf die Klinke steht und sich so in den Schlag einfliegen lässt, dürfte also herzlich wenig Wahrheit an sich haben ...? Ja, ganz klar! Das ist strengstens verboten. Können Sie mir aus Ihrer Sicht je einen gewichtigen Vorteil dieser beiden Helikopter angeben? Der K-Max hat einen geringen Nutzlastverlust in zunehmender Höhe. Der Super Puma ist technisch eine sehr zuverlässige Maschine und fliegt zweimotorig (Sicherheit im bewohnten Gebiet) und ist nachttauglich. (Feuerbekämpfung). Stimmt es, dass der K-MAX in Amerika speziell fürs Logging entwickelt wurde? Meines Wissens wurde die Maschine anfänglich für das Militär entwickelt. Hat sich die Entwicklung gelohnt und wird die Maschine nun weiterentwickelt? Der K-Max ist aus meiner Sicht eine sehr
gute Erfindung! Die Maschine wird aber seit Jahren nicht mehr produziert und leider auch nicht weiterentwickelt, was sicher schade ist, und den Entscheid, von Eagle vom K-Max zum Super Puma zu gehen, sicher stark beeinflusst hatte. Muss der Super Puma fürs Logging noch speziell nach- oder umgerüstet werden? Ja, wir mussten noch eine sogenannte Bubble-Scheibe zusätzlich anschaffen. (Runde Scheibe auf Pilotenseite ist nicht Standard.) Sind beim Super Puma spezifische Entwicklungen betreffend dem Logging im Gange oder ist dieser Markt für den Hersteller zu klein? Ja, vielen Leuten ist nicht bekannt, dass der Super Puma eigentlich Pionierarbeit in der Holzbringung mit Grosshelikoptern geleistet hat. Die Maschinen wurden bereits vor mehr als 20 Jahren speziell für die LoggingArbeit nachgerüstet/angepasst, Schwachstellen wurden ausgemerzt. Genau diese Arbeit zahlt sich heute durch die grosse technische Zuverlässigkeit des Super Puma für den gesamten Transportbereich aus. Anfänglich wusste man von zwei Super Pumas, welche in der Schweiz in Betrieb waren. Später flog plötzlich auch noch ein K-MAX am Schweizer Himmel. Und heute weiss wohl kaum jemand, der nicht in der Branche tätig ist, wie viele Grosshelikpoter in der Schweiz von den verschiedensten Firmen betrieben werden. Wissen Sie es? Mir sind fünf Grosshubschrauber in der Schweiz bekannt. Können all diese Maschinen in der Schweiz wirklich ausgelastet werden? Bündner Wald 4/2010 29
Nein, das Einsatzgebiet erstreckt sich über ganz Europa. In welchen Ländern ist der Super Puma von Eagle Helicopter regelmässig im Einsatz? In der Schweiz, Österreich, Deutschland, Italien und Frankreich. Sind diese Einsätze im Ausland auch wirklich erstrebenswert oder dienen sie einzig der besseren Auslastung in «Notzeiten», wenn in der Schweiz zu wenig Arbeit gefunden werden kann? Auf jeden Fall sind die Einsätze im Ausland erstrebenswert. Wir streben regelmässige Einsätze im ganzen Einsatzgebiet an, was auch für den Kunden interessanter ist. Ist im Ausland der Konkurrenzdruck aufgrund des tieferen Lohnniveaus nicht extrem gross? Der Konkurrenzkampf ist überall sehr gross. Helikopterunternehmungen im (benachbarten) Ausland haben bestimmt auch grosse Helikopter. Drängen diese nicht auch auf den Schweizer «Markt»? Nein, ich denke, in der Schweiz sind genügend gute Firmen im Einsatz. Wo flog Eagle Helicopter seinen am weitest entfernten Einsatz? Streckenmässig müsste ich das genau nachmessen, es wird sich aber um die Einsätze in Spanien und der Tschechei handeln. Wie muss man sich so einen Einsatz vorstellen? Ist dann eine gesamte Super
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Puma Crew für einen oder sogar zwei Monate in Spanien? Ja, genau. Damals handelte es sich allerdings um einen Löscheinsatz bei einem riesigen Wald- und Steppenbrand. Für einen solchen Einsatz braucht es aber nicht eine so grosse Mannschaft wie beim Logging. Gibt es denn in Spanien keine Unternehmungen, welche solche Einsätze fliegen können? Doch, sicher gibt es solche auch in Spanien. Aber wenn es dort einmal richtig brennt, sind die Verantwortlichen natürlich froh um jede Hilfe, und was uns in solchen Fällen bestimmt auch zugutekommt, ist der gute Ruf von Schweizer Unternehmungen. Noch eine letzte Frage: Welche beiden Einsätze (einen im Wald und einen ausserhalb des Waldes) von Eagle Helicopter waren für Sie persönlich die schönsten? Gleich diese Woche (erste Woche im Juli 2010 ), als wir am Lukmanierpass 1200 m3 Holz transportierten, bei einem herrlichen Panorama. Und die Kranmontage im Engadin Muottas Muragl. Herr Brägger, ich danke Ihnen herzlich für das Interview und wünsche Ihnen und Ihren Mitarbeitern unfallfreie Arbeit und alles Gute.
Jörg Clavadetscher, Redaktor Bündner Wald Ruinas, CH-7535 Valchava forestal-muestair@bluewin.ch
Holztransporte anno dazumal Vor rund 50 Jahren habe ich in einigen Napftälern des Emmentals gesehen, wie Baumstämme auf langen «Riesen» über grössere Distanzen transportiert wurden. Am Ende der Riese landeten die Hölzer in einem ziemlich beschädigten Zustand auf einem Lagerplatz, von wo sie mit Pferdefuhrwerken zur Sägerei transportiert wurden. 1966 bot sich mir die Gelegenheit, im Maglicgebirge des ehemaligen Jugoslawien einen Holzschlag zu besuchen. Ochsengespanne zogen das Rundholz über die Reistzüge zu den Lagerplätzen. Das gleiche Bild zeigte sich mir dann 2002 auf der Insel Navarino ganz im Süden von Chile. Vermutlich wurde auch im Tscherawald oberhalb von Andeer mit Rindvieh Holz gerückt, denn beim Strassenbau fand sich mitten im Waldgebiet ein Hufeisen, welches nur für Kühe oder Ochsen verwendet werden konnte.
Wie man den Holztransport ins Averser Obertal praktizierte, beschreibt Johann Rudolf Stoffel in seinem Buch das «Hochtal Avers» «Schwerer als der Brennholztransport war derjenige des Bauholzes. Diese 8 bis 9 Meter langen und in der Mitte 35 bis 40 cm dicken Lärchenstämme hatten ein ganz respektables Gewicht. Vorn wurde der Stamm auf einen kurzen Halbschlitten geladen, und hinten liess man ihn nachschleifen. Meistens mussten für einen solchen Transport zwei Ochsen oder starke Rinder voreinander gespannt werden. Eine solche Fahrt war keine leichte Sache durch diese Schluchten und Tobel hinaus mit so vielen Krümmungen, Auf- und Abstiegen. Auch die überaus steilen Aufstiege vom Crestersteg bis Cresta und vom Plattnersteg durchs Kinn nach Platta boten ganz aussergewöhnliche Schwierigkeiten. Wahre Rekordleistungen
Ein Bild von einer Holzriese aus dem Valle Pontirone (Ti) hat J. R. Schinz in den «Beiträgen zur näheren Kenntnis des Schweyzerlandes» 1784 veröffentlicht. Holzriesen oder Reistzüge fanden sich in fast allen Gebirgsgegenden der Schweiz. (Bild: )
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Ochsengespanne im Maglicgebirge. (Bild: Oskar Hugentobler)
wurden hier von den unerschrockenen, zähen und starken Walsern vollbracht.» Es war bekannt, dass Fichtenholz aus dem «Conventionswald» (Wald des Kreises Schams) auf diese Weise im Winter durch die Rheinschlucht bis hinauf in das Averser Pferdegespann aus dem Schams. (Bild: Oskar Hugentobler)
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Obertal transportiert wurde. Der Winterweg durch die Schlucht wurde 1902 zum letzten Mal für diesen Holztransport hergerichtet. Danach wurde für alle Transporte die um 1895 erstellte Fahrstrasse benutzt. In den ersten Jahren meiner Tätigkeit im Hinterrheintal beförderten bei Rongellen und Nufenen noch einige Landwirte das Holz mit Pferdeschlitten zu Tale. Ein Kostenvergleich Holztransport mit Pferden oder Holztransport mit Hilfe eines Traktors fiel zu Gunsten des Pferdeeinsatzes aus, denn die Landwirte konnten damals eine weit grössere Holzmenge auf ihre Schlitten laden, als dies motorisiert möglich war. Leider stehen mir zu diesem Thema nur einige etwas unscharfe Bilder der Holzfuhren von Ludwig Trepp aus Nufenen aus dem Jahr 1974 zur Verfügung. In vielen alten Andeerer Ställen waren noch Schlitten und Werkzeuge für den Holztransport im Winter vorhanden. Von Zeit zu Zeit waren militärische Traineinheiten in Andeer einquartiert. Diese waren sehr zufrieden, wenn sie Rundholz rücken durften und damit eine produktive Arbeit leisten konnten. Die alten Schlitten und Wagen wurwden dann wieder einmal aus den Ställen geholt und den Soldaten leihweise zur Verfügung gestellt. Auch Christian Juon und Johann Cantieni, Landwirte aus Zillis, rückten bis um 1997 regelmässig Holz mit Hilfe von Pferdegespannen. 1969 zeichnete ich zusammen mit Revierförster Christof Simonett für einen grösseren Holschlag bei Zes ob Zillis. Für den Abtransport des Holzes wurde eine «Valtellina-Umlaufseilbahn» installiert. Leider unterliess ich es damals, dieses handwerkliche Kunstwerk zu fotografieren. Ich konnte dann im November 1984 bei Sta. Maria im Calancatal noch einmal eine solche Anlage, allerdings ausser Betrieb, besichtigen und fotografieren. Zu Beginn des Holzschlages
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ob Zillis wurden die ersten Stämme zu Tale gefahren und gleichzeitig wurde diverses Material zum Bau einer provisorischen Unterkunft bergwärts transportiert. So kam es, dass Matratzen für die Unterkunft, diverse Lebensmittel, Behälter mit Chiantiwein und Werkzeuge an den talwärts schwebenden Rundhölzern ruckweise, im Takt der angehängten Stämme aneinander vorbeiglitten. Im November 1969 verursachten immense Nassschneefälle grosse Schneedruckschäden. Die Seilbahn diente darauf noch weitere zwei Jahre dem Abtransport von mehreren tausend Kubikmetern Schadholz. Über das Funktionieren der zu Demonstrationszwecken in einem Wald bei Sur En zeitweise in Betrieb gesetzten Valtellina-Umlaufseilbahn hat Christoph Schwyzer in der Nummer 11/09 von Wald und Holz einen instruktiven Artikel verfasst (Mit Schwung und ohne Motor). Aus früherer Zeit sind mir keine Unterlagen über das Flössen im Hinterrheingebiet bekannt. Es muss berücksichtigt werden, dass die Gewässer und die geologischen Verhältnisse für das Flössen von Holz nicht günstig waren. Wie auf der Drina im ehemaligen Jugoslawien im grossen Stil geflösst wurde, konnte ich 1966 bei Foca sehen. Der Rohstoff für die dortige Holzindustrie wurde fast ausschliesslich auf dem Fluss Drina herbei-
geflösst und auf einer Art «Förderteppich» vom Fluss zur Sägerei hinauf verschoben. Zum «Flössen» kam es während meiner aktiven Forsttätigkeit ein einziges Mal. Bei den Unwettern von 1987 wurde eine grosse Menge von Holz in die verschiedenen Aus-
Valtellina-Umlaufseilbahn in Sta. Maria/Calanca im November 1984. (Bild: Oskar Hugentobler)
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«Abfischen» der eingeschwemmten Hölzer eine militärische Einheit mit Booten einzusetzen. Präsident Guidon hatte einen «guten Draht» zu den militärischen Instanzen. Die Räumung des Ausgleichsbeckens von Innerferrera konnte mit Hilfe von «schweizerischen Marinesoldaten» erfolgreich und zur Zufriedenheit aller Beteiligten durchgeführt werden. Holzflössen im Ausgleichsbecken von Innerferrera 1987. (Bild: Oskar Hugentobler)
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gleichsbecken der Kraftwerke Hinterrhein geschwemmt. Der damalige Zentralenchef und Gemeindepräsident von Innerferrera, Reinhard Guidon, hatte die Idee, für das
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Reportage über das grösste Schweizer Sägewerk Ich freue mich sehr, heute das grösste Schweizer Sägewerk, Mayr-Melnhof Swiss Timber ( MMST ), im Kanton Graubünden zu besichtigen. Ich habe mit dem Werksleiter Bernhard Ebner vereinbart, dass wir uns um 8.00 Uhr morgens, nachdem er bereits erste Dinge am Standort verrichtet hat, treffen werden und er mir im Rahmen eines gross angelegten Rundgangs die einzelnen Verarbeitungsschritte näherbringen wird. Wenn man über das Werksgelände blickt, so hat man den Eindruck, dass hier mehrere Fussballfelder in dieses riesige Areal hineinpassen könnten. Imposant eingebettet zwischen Bündner Bergketten liegt das Werk neben dem Rhein. Das Unternehmen wurde nach einjähriger Bauzeit 2007 als grösstes Schweizer Sägewerk in Domat/Ems eröffnet. Der Standort ist mit einer der modernsten Sägewerkstechniken sowie einer einzigartigen Hobelanlage ausgestattet. In Domat / Ems sind rund 130 Mitarbeiter beschäftigt. Am 1. Januar 2009 wurde das Werk von der Mayr-Melnhof Holz Gruppe übernommen. Die Mayr-Melnhof Holz Gruppe gehört zu Europas führenden Holzverarbeitungsbetrieben. Mit dieser Übernahme wurden sowohl die Aktivitäten der Mayr-Melnhof Holz Gruppe als auch die Produktpalette des Unternehmens erweitert. «Wichtig ist für uns natürlich die tagtägliche Versorgung mit ausreichend qualitativem und frischem Rundholz», stellt Bernhard Ebner fest. «Sie fragen sich aber sicher, was nun weiter mit dem angelieferten Holz passiert. Wie Sie sehen, verfügen wir über einen sehr grossen Holzlagerplatz mit einer Kapazität von 100 000 Festmetern, dies entspricht einer Menge von ca. 300 000 Stämmen. Für ein Sägewerk ist es wichtig, dass immer genügend Holz am Platz vorhanden ist, um jederzeit ausreichend mit Rundholz ausgestattet zu sein», erklärt Bernhard Ebner.
Rundholzsortierung Das angelieferte Rundholz wird, nachdem es abgeladen wurde, schon einer ersten Sortierung unterzogen. «Wenn Sie sich am Holzlagerplatz umsehen, sehen Sie, dass hier bereits Holz nach verschiedener Grösse und unterschiedlichem Durchmesser sortiert ist. Die erste Erfassung erfolgt mittels PC. Das heisst der Frächter, der das Rundholz anliefert, übermittelt uns zahlreiche Details seiner Charge, wie zum Beispiel Lieferscheindaten, den Namen des Frächters, die Frachtzone bzw. den Lieferantennamen. Diese Daten werden in unserer Datenbank erfasst und gleichzeitig wird mittels Farbspray die angelieferte Charge markiert, sodass sie auch zu einem späteren Zeitpunkt dem jeweiligen Lieferanten zugeordnet werden kann», führt Bernhard Ebner weiter aus. Das MMST-Werk, eingebettet zwischen Wald und Alpenrhein. (Bild: MMST)
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Auf der Rundholzsortieranlage wird durch geschultes Bedienpersonal die Qualität des angelieferten Rundholzes beurteilt. Mittels elektronischer Vermessung werden die Länge, der Mittendurchmesser sowie der Zopfund Stammdurchmesser jedes einzelnen Rundholzstammes erhoben. Anschliessend werden jene Stämme, die für den Einschnitt in der Säge nicht geeignet sind, ausgeschieden und per Bahn oder LKW abtransportiert. Rundholzstämme, die einen zu grossen Stockdurchmesser im Verhältnis zum Mittendurchmesser aufweisen, gelangen über einen Bypass zur Reduzierung des Wurzelanlaufs. Nach erfolgter Reduzierung kommen diese Stämme wieder in einen Längstransport und werden als sägefähiges Rundholz zur Entrindungsmaschine weitertransportiert, wo sie entrindet werden. Auf engstem Raum wird das Rundholz sowohl vom LKW als auch von der Bahn entladen. (Bild: MMST)
Nach der Entrindung durchlaufen sie ein Splittersuchgerät und werden danach erneut elektronisch vermessen. Im Rahmen dieser erneuten elektronischen Vermessung wird nicht nur die Krümmung des Stammes erhoben, sondern ausserdem nochmals die Länge und der Durchmesser analysiert. Diese Kriterien sind für die Sortierung wichtig, aber auch Grundlage für die Abrechnung mit dem Lieferanten. «Sie sehen nun unsere Boxenstrasse. Diese ermöglicht 80 verschiedene Sortimente. Rechts und links des Sortierstranges sind jeweils 40 Boxen angeordnet», erklärt Bernhard Ebner. Ein Sortiment wird durch Stämme gleicher Länge, gleichen Durchmessers wie auch gleicher Qualitätsgruppe definiert. Sobald eine Box aufgefüllt ist, wird sie durch einen Radlader entleert und auf sogenannte Polter aufgeschichtet. Die bei der Entrindung angefallene Rinde wird von einem Förderband aufgenommen und in einen Zwischenbunker transportiert. Von dort wird die Rinde für den Transport mittels Radlader auf die Bahn und LKWs für den Verkauf verladen. «Wenn Sie über den Rundholzlagerplatz blicken, sehen Sie, dass das Rundholz auf 160 Polter aufgeteilt ist, sortiert nach Zopfdurchmesser, Länge und Qualität», erläutert Bernhard Ebner. Die Bewirtschaftung des Rundholzlagerplatzes erfolgt durch drei Radlader. Sägelinie Gemäss Auftrag wird das Rundholz mit einem Frontlader von einem bestimmten Polter entnommen und auf das Aufgabedeck der Sägezubringung transportiert. Nach der Zerteilermulde wird das Rundholz im Längstransport zu einer ersten Messung gebracht. All die Stämme, die nicht dem vorgegebenen Durchmesserbereich entsprechen, werden in eine Betonbox ausgeschieden. Stämme mit dem erforderlichen
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Einige der 160 Polter auf dem Werksareal. (Bild: MMST)
Durchmesserbereich werden jedoch in die Sägehalle weitertransportiert. «Nun gehen wir ins Innere der Sägerei. Beachten Sie, dass hier grundsätzlich alles vollautomatisch abläuft. Die nächsten Schritte werden in der Steuerkabine durch speziell ausgebildetes Personal beobachtet und betreut. Schauen wir uns einmal die Steuerkabine an», erklärt Bernhard Ebner. Die Steuerkabine hat ein wenig die Anmutung eines Flugzeugcockpits. Zahlreiche Bildschirme wie auch verschiedenste Bedienpulte werden von speziell geschultem Personal betreut. Das Rundholz wird im Längstransport der Einzugs- und Zentriervorrichtung des ersten Zerspaners zugeführt. Die Stämme werden vor der ersten Bearbeitung mit einer 3D-Messanlage vermessen. Diese Messdaten werden zur optimalen Holzpositionierung an die Zentriervorrichtung weitergeleitet.
eine der durch das Zerspanen entstandenen Flächen gelegt. In Anschluss daran wird der zum Teil bearbeitete Stamm auf einem Rollentransporteur zu einem zweiten Zerspaner weitertransportiert. Die beiden Stufenmesserköpfe des zweiten Zerspaners bearbeiten das Rundholz auf den beiden verbliebenen Seiten, sodass vom ehemaligen Rundholz ein rechteckiger Querschnitt verbleibt. Nach einer weiteren 3D-Vermessung erfolgt der Transport des Holzes zu einem Säge- und Fräsaggregat. Die Fräsköpfe fräsen Ecken in das Holzmodel. Anschliessend trennt das positionierte Sägeaggregat links und rechts jeweils ein bis zwei Seitenwarebretter ab. Ein Separiertransporteur trennt dann die Seiten- von der Hauptware. Die Seitenwarebretter werden auf Förderbändern zur Seitenwaresortieranlage weitergeführt. Entrindete Stämme auf dem Längstransport. (Bild: MMST)
Einschnitt «Jetzt sehen wir uns den Einschnitt an», führt Bernhard Ebner weiter aus. Der erste Zerspaner zerspant das Rundholz parallel auf zwei Seiten. Danach erfolgt wiederum eine Vermessung mit einer 3D-Messanlage. Anschliessend wird der Stamm mittels einer Drehvorrichtung um 90 Grad gedreht und auf Bündner Wald 4/2010 37
auf acht Monitoren ca. 30 Bildeinstellungen ersichtlich, die die gesamten Fräs- und Sägeschritte dokumentieren. Im Störungsfall wird das Personal der Steuerkabine aktiv und greift korrigierend ein. Mit alldem ist die Sägelinie aber noch nicht abgeschlossen.
Das «Cockpit» des Sägers. (Bild: MMST)
Der Fräsvorgang umfasst aber noch weitere Durchgänge: Nach einer nochmaligen Drehung um 90 Grad fräsen acht vertikal verstellbare Fräser Ecken in das Model, sodass nun kaum mehr Waldkante auf der verbleibenden Hauptware vorzufinden ist. Das eckengefräste Model wird wiederum durch ein Kreissägeaggregat geführt und dabei werden ein bis zwei Bretter links und rechts abgetrennt. Nach verschiedensten Fräs- und Sägevorgängen wird das Rundholz in einer Länge von 4 – 5 m und einem Zopfdurchmesser von 12 – 55 cm eingeschnitten. Trotzdem die Zerspanerlinie wie auch die Sägezubringung grundsätzlich vollautomatisch laufen, wird jede Sequenz des Ablaufs nicht nur elektronisch, sondern auch durch das speziell ausgebildete Personal in der Steuerkabine kontrolliert. In der Steuerkabine sind 38
Schnittholzsortierung Auch hier verlässt man sich auf zwei Ebenen: Einerseits werden die Hauptwarenbretter von geschultem Personal begutachtet. Sofern sie gröbere Mängel aufweisen, werden sie vom Förderband gezogen und durch eine Kappsäge verkürzt. Andererseits ermöglicht eine elektronische Kontrolle später auch die Längenerkennung der Brettware. Eine Lichtschranke erkennt, ob ein Brett einer Box mit 50 cm oder 100 cm kürzeren Brettern zugeordnet werden soll. All die Bretter, die gröbere Mängel aufweisen, werden durch das Sortierpersonal vom Förderband entfernt, auf ein unterhalb angebrachtes Ausschussband abgeworfen und anschliessend zerhackt. Die Bretter werden jedoch nicht nur von einer, sondern zusätzlich auch von einer zweiten Seite beobachtet. Dies wird ermöglicht, indem die Bretter über ein Wendeförderband nach unten transportiert werden. Dieses Wendeförderband wendet die einzelnen Bretter, sodass ein weiterer Sortierer die zweite Seite der Bretter begutachten und beurteilen kann. Im Bereich der Wendestation ist eine fixe Wurzelkappsäge angebracht, die den herausgezogenen Teil der mangelhaften Bretter wegschneiden kann. «Anschliessend geht es Richtung Boxenstrasse, wobei es sich dabei nicht um Boxen wie in der Formel 1 handelt. Aber auch hier können Sie sehen, wie imposant dieser Bereich aussieht», erläutert Bernhard Ebner.
Die Bretter werden dann geteilt und anschliessend durchlaufen sie Messstationen. Im Rahmen dieser elektronischen Kontrolle werden die Länge, Breite und Stärke sowie über den Luminiszenztaster die Qualität erkannt und bestimmt. Aufgrund der Messdaten werden die Bretter sortimentweise in eine der 15 übereinanderliegenden Speicherboxen befördert. Sobald die Stückzahl eines vollen Pakets erreicht ist, werden die Bretter von einem Ausladeförderer übernommen. All die Brettstapel, die im Werk getrocknet oder nachmanipuliert wurden, werden anschliessend ins Freie transportiert und von einem Stapler verladen. Das Schnittholz, das für den Versand vorgesehen ist, wird anschliessend zur Paketpresse und zur Umreifungsanlage befördert. Nach dem Pressen und Umreifen werden die Pakete in Folie eingepackt und mit Paketzetteln versehen. Entsprechend den Kundenwünschen wie auch der Zieldestination und der Transportart werden unterschiedliche Folien und Verpackungsarten verwendet. Verwertung des Sägerestholzes Das bei der Zerspanerlinie anfallende Sägerestholz in Form von Sägespänen oder Hackschnitzeln wird über Blechrutschen auf darunterliegende Förderbänder und an-
schliessend in eine Siebstation transportiert. Dort wird durch unterschiedliche Maschenweiten der Siebe Hackgut von Sägespänen getrennt. Hackgut und Sägespäne werden von unterschiedlichen Förderbändern übernommen und anschliessend in Bunkern gesammelt. Trocknung Bei Mayr-Melnhof Swiss Timber sind derzeit zwei Trockenkammerblöcke mit je acht Frischlufttrockenkammern installiert. Staplerfahrzeuge bringen die Schnittholzpakete in die Trockenkammern. Pro Kammer können 400 m³ Schnittholz gleichzeitig getrocknet werden. Während des Trocknungsprozesses wird die Feuchtigkeit permanent gemessen, dies dient zur Regulierung des Trocknungsprozesses. Hobelanlage «Wir verfügen hier im Werk über eine der modernsten Hobelanlagen weltweit», erklärt Bernhard Ebner. Die getrockneten Stapel werden mittels Stapler aus der Trockenkammer entnommen und entweder ins Zwischenlager bzw. in die Lagerhalle weitertransportiert oder auch der Hobelanlage zugeführt. Mittels Schrägabstapelung werden die Holzbretter wieder einzeln auf ein Förderband gebracht. Ein nochmaliges Kon-
Die riesige Sortieranlage für die Seitenware. (Bild: MMST)
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Restholz wird verladen. (Bild: MMST)
trollieren ermöglicht, einzelne Bretter aus dem Brettfilm zu entfernen. Zusätzlich werden die Bretter nochmals auf den Feuchtigkeitsgehalt hin überprüft. Auf Wunsch können jeweils eine, zwei, drei oder vier Seiten des Brettes gehobelt werden. Durch Einsatz von Profilhobelköpfen können auch Profilbretter produziert werden. Anschliessend übergibt die Hobelanlage die Ware auf ein Förderband, welches die Bretter zu einer weiteren Sortierung transportiert. Mit der Hobelmaschine können Vorschübe bis zu 600 m/min gefahren werden.
rialien für die Verpackung gewählt. Zusätzlich schreibt die Bahn für den Holztransport spezielle Folienstärken wie auch die Anzahl der Bindungen vor. «Bei uns in Domat/Ems sind sechs Gabelstapler mit einer Tragkraft von je 16 Tonnen zur Bewirtschaftung des Schnittholzlagers im Einsatz», führt Bernhard Ebner aus. Grundsätzlich produziert die Mayr-Melnhof Swiss Timber nur auf Bestellung. Das heisst, sämtliches Schnittholz, welches auf Lager liegt, ist bereits einem Kunden zugeteilt. Auftragsabwicklung, Export und Logistik Ein Grossteil der Produkte der Mayr-Melnhof Swiss Timber wird den eigenen Weiterverarbeitungswerken zugeführt. Primär nimmt das in der Nähe gelegene Werk in Reuthe die Ware ab. Der grösste Teil des für den Export bestimmten Schnittholzes wurde von der MayrMelnhof Timber Trading (dies ist die Verkaufsorganisation der Mayr-Melnhof Holz Gruppe) weltweit an Kunden verkauft.
Schnittholzlager «Jede Sägerei benötigt ein Schnittholzlager für die Zwischenlagerung, bevor die Ware per Bahn oder LKW zum Kunden transportiert wird», erläutert Bernhard Ebner weiter. Die Umreifung der in Folien eingepackten Pakete mit Kunststoffbändern ist notwendig, damit keinesfalls während des Transports der Fahrtwind die Folien entfernen und in der Folge eine Beschädigung der Ware passieren kann. Abhängig von der Transportart und der -distanz werden unterschiedliche Folienmate-
Angelika Svoboda, Sprecherin Mayr-Melnhof Swiss Timber AG Vial 1 CH - 7013 Domat/Ems
Christian Felix Prozess- und Qualitätsmanagement
Mayr-Melnhof Swiss Timber AG Vial 1, CH - 7013 Domat/Ems
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Graubünden Holz Holzfluss Graubünden
Abbildung 1:Komplexes Netzwerk in der Wald- und Holzwirtschaft. (Quelle: nach Schmithüsen F. 2003)
In der Wertschöpfungskette Holz sind die Unternehmen durch den Materialfluss vom Rohstoff zum Endprodukt miteinander verbunden. Die Wertschöpfungskette in der Wald- und Holzwirtschaft hat sich in der Vergangenheit stark gewandelt. Aus einer mehr oder weniger linearen Holzkette ist ein umfassendes Netzwerk von Wertschöpfungsknoten entstanden. Gemeinsam ist dem ganzen Geflecht, dass am Anfang die Waldwirtschaft mit der Produktion von Rohholz steht und am Ende der Endkunde.
in enger Zusammenarbeit mit Graubünden Holz beteiligt. Die vorliegenden Resultate zeigen die Holzflüsse für den Kanton Graubünden für das Jahr 2006 auf. Man beachte, dass sich der Holzfluss mit der Ansiedlung des Grosssägewerkes in Domat/Ems 2007 im Rundholzfluss wesentlich geändert hat. Erste Verarbeitungsstufe: Sägerei. (Bild: Graubünden Holz)
Der Holzfluss in Graubünden Im Rahmen einer übergeordneten nationalen Studie wurde der Effekt des CO2 unter Betrachtung der Holznutzung und Holzflüsse für den Kanton Graubünden berechnet. Für die Erfassung der verschiedensten Holzflusskanäle war das Ingenieurbüro Abenis AG Bündner Wald 4/2010 41
Im Kanton Graubünden bestehen die Verarbeiter der Holzkette nur lückenhaft im Vergleich zum Holzflussmodell (Abb. 2). So fehlen in der ersten Verarbeitungsstufe die Platten- und Holzschliff-/Zellstoffwerke gänzlich. In der zweiten Verarbeitungsstufe finden sich keine ausgewiesenen Türen- und Fensterhersteller (teils durch Schreinereien hergestellt, jedoch keine Serienproduktion), keine Hobel- und Imprägnierwerke und nur ganz wenige Brettschichtholzfabrikanten. Auch die Parkett- und Bauteilfabrikation ist marginal. Die Hauptverarbeitung in Graubünden findet in der 1. Verarbeitungsstufe in den Sägereien und in der 3. Verarbeitungsstufe in den Schreinereien und Zimmereien statt. Da es sich hier um Klein- und KleinstbetrieAbbildung 2: Holzflussmodell der Firma Geo Partner AG mit den fehlenden Akteuren in Graubünden. (Bild: Graubünden Holz)
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be handelt, kann die Zuteilung der Holzerzeugnisse in einer ersten Phase nur grob in den Kategorien Konstruktion (u.a. Wände, Stützen, Geschossdecken, Dämmung, Dächer), Ausbau (Wand- und Deckenverkleidungen, Treppen, Bodenbeläge, Fassaden, Ausstattungen, Türen, Fenster, Möbel) und Holzprodukte (Verpackungen, Holzwaren, Bauhilfsstoffe, Do-It) erfolgen. Der einzige Papierhersteller in Graubünden wurde nicht miteinbezogen, da dieser Spezialsortimente verarbeitet und den Holzfluss Graubünden dabei nicht tangiert. Wald – Sägerei Im Jahr 2006 wurden im Kanton Graubünden rund 340 000 m3 Holz genutzt (Abb. 3 ). Dabei schlugen die Forstunternehmer rund 70 % (ca. 235 000 m3 ) ein. Das Rundholz gelangte zu 84 % ins Ausland oder in die übrige Schweiz. Industrieholz wird ebenfalls anderswo verarbeitet. Die Brennholzbereitstellung und -abgabe an die Einwohner hat grosse Tradition. Teilweise bleibt das Holz im Besitz der Waldeigentümer, Holz im Stockschlag geht zum Forstunternehmer über, welcher in der Holzkette anschliessend die Funktion eines Händlers einnimmt. Der Absatz Stammholz in Graubünden war 2006 nur 42 000 m3, dies entspricht gerade mal 12 %. In Graubünden waren 2006 noch 31 Sägereien tätig. Es handelt sich dabei hauptsächlich um Klein- und Kleinstsägereien mit durchschnittlichen Einschnittsmengen von 500 – 2000 m3 pro Jahr. In den Bündner Sägereien wurden 2006 rund 43 000 m3 eingeschnitten (Abb. 4). Davon stammen knapp 98 % aus den Wäldern Graubündens. Rund 28 000 m3 Holz verlassen die Sägewerke als Latten, Kanthölzer usw. Der Verschnittverlust liegt bei 34 % (>14 000 m3 ). Davon werden 94 % für die Energieerzeugung genutzt, dabei je-
doch zu 85 % verkauft und nur 15 % in der sägereieigenen Anlage verwertet. Die Mengenbilanz im Sägereibereich hat sich seit der Betriebsaufnahme des Grosssägewerkes in Domat /Ems 2007 massiv verändert. Holzverarbeitung In Graubünden gibt es über 200 Schreinereien, vom Einmannbetrieb über die meistverbreiteten Betriebe mit 5 – 8 Arbeitern zu den «Grossbetrieben» mit 15 – 25 Arbeitern. Die Schreinereien in Graubünden sind meist regelrechte «Alleskönner», sie stellen alles Mögliche her. Es gibt Betriebe, die auch Teile von Sägereien und Zimmereien enthalten. Im Jahr 2006 haben die Bündner Schreinereien rund 19 000 m3 Holz verarbeitet (Abb. 5). Dabei stammen nur 7000 m3 ( 37 %) aus den Bündner Sägereien. Der Rest, vor allem alle möglichen Arten von Platten (Sperrholz, Span- und Faserplatten), wird in der übrigen Schweiz oder aus dem Ausland bezogen. Somit hat der Holzwerkstoffhandel für die Schreinereien in Graubünden eine sehr grosse Bedeutung, da die vorgelagerten Verarbeitungsstufen teilweise nicht existieren. In Graubünden gibt es ca. 60 Zimmereibetriebe, davon teilweise kombinierte mit Schreinereien oder Sägereien. Die Zimmereibetriebe verarbeiteten 2006 rund 40 000 m3 Holz (Abb. 6). Der Anteil an Bündner Holz liegt bei 38 % oder 15 000 m3. Dieses wird direkt von den Sägereien ( 9000 m3 ) oder über Händler ( 6000 m3 ) bezogen. Bezeichnend ist die lokale Verwurzelung von Zimmereibetrieben. 34 000 m3 ( 94 % ) der gesamten in Produkte eingebauten Holzmenge ( 36 000 m3 ) bleibt in Graubünden. Der Handel in Graubünden aller möglicher Holzprodukte wird auf 20 000 m3 Holz geschätzt. Aufgrund der fehlenden Verarbeiter in der ersten und zweiten Stufe (z. B. Plattenwerke, Holzschliff-/Zellstoffwerke, Bau-
Abbildung 3: Holzfluss aus dem Wald in 1000 m3. (Bild: Graubünden Holz)
teilehersteller, Hobel- und Imprägnierwerke, Türen und Möbelhersteller) zeigt sich die Bedeutung der Handelsfirmen: 80 % der Produkte werden ausserhalb Graubündens beschafft! Die weiteren Holzverarbeitungen in Graubünden: Abbildung 4: Holzfluss in den Sägereien in 1000 m3. (Bild: Graubünden Holz)
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Abbildung 5: Holzfluss Schreinereien in 1000 m3. (Bild: Graubünden Holz)
– Parkettverleger: 5000 m3 wobei 80 % über den Handel (ganze Schweiz und Ausland) bezogen wird. – Dachdecker: 1600 m3, über 80 % des eingebauten Holzes stammen aus Graubünden. – Schindelmacher: 250 m3 (alles aus GR ). Holzenergie Bei der Holzverwertung für Energie fliessen rund 6000 m3 Restholz aus dem Wald direkt an die Energiewerke. Durch die Verschnittverluste bei den Sägereien (ca. 15 000 m3 ) und Zimmereien (ca. 4000 m3) sowie verschiedenen kleinen Holzverarbeitern, fliessen nochmals rund 24 000 m3 in die Energieherstellung. Die Energiehersteller beziehen ihr Holz ausschliesslich aus Graubünden. Es handelt sich dabei vornehmlich um Wärmeverbunde von Gemeinden, welche ihr eigenes Energieholz verwerten und dasjenige der umliegenden Verarbeiter entgegennehmen. Der Energieholzverbrauch in Graubünden hat sich seit 2007 mit dem Holzheizkraftwerk Tegra und dem Grosssägewerk in Domat/Ems massiv gesteigert. Endverbrauch Aus den Wäldern des Kantons Graubünden flossen 2006 rund 340 000 m3 44
in die Holzkette. Rund- und Industrieholz verlassen dabei für die Veredelung zu 85 % den Kanton Graubünden. Im Gegenzug liegt der Endverbrauch in Graubünden bei rund 230 000 m3 Holz. Holz aus Do-It-Märkten geht an Private und teils auch an Firmen. Diese Anteile sind im Endverbrauchermarkt «Bauwesen» eingerechnet. Holzstoffe und Papier/Karton können nur anhand des Endverbrauches in der Schweiz geschätzt werden. Die Schätzung stützt sich auf das Brachenprofil Wald und Holz 2001, wo der Pro-Kopf-Verbrauch in der Schweiz bei rund 0.5 m3 lag. Für den Kanton Graubünden dürfte der Pro-Kopf-Verbrauch aufgrund des stark ländlichen Charakters tiefer liegen als in den grossen Zentren. In der Annahme, dass in Graubünden rund 0.4 m3 Holz in Papierform verbraucht wird, liegt der jährliche Endverbrauch bei 75 000 m3 Holz. (Tabelle 1). Folgerungen Sowohl der Holzfluss aus dem Bündner Wald wie auch der Einschnitt der Sägereien geben für das Jahr 2006 erwartete Grössen wieder. In der Weiterverarbeitung ist eine mögliche Abweichung von +/- 10 – 20 % realistisch. Die bemerkenswerteste Erkenntnis liegt in der sehr geringen Verwendung von Bündner Holz in den Endprodukten vor. In den Endverbrauchermärkten Konstruktionen (Wände, Stützen, Geschossdecken, Dämmung, Dächer) im Ausbau (Wand- und Deckenverkleidungen, Treppen, Bodenbeläge, Fassaden, Ausstattungen, Türen, Fenster, Möbel) und in Holzprodukten (Verpackungen, Holzwaren, Bauhilfsstoffe, Do-it) stammen rund 62% nicht aus Graubünden. Lediglich 22 000 m3 Holz aus dem Bündner Wald findet sich wieder in Endprodukten. Dies entspricht 8% der jährlich veredelbaren Holzmenge!
Regionale Wertschöpfungssteigerung durch Holz-Cluster Der Holzfluss 2006 zeigt die Lücke in der Wertschöpfungskette Holz deutlich auf. Nur 22 000 m3 Holz aus dem Bündner Wald findet sich wieder in den Endprodukten vor Ort. Im Holzflussmodell fehlen zahlreiche Akteure, so dass viele Produkte aus der übrigen Schweiz oder dem Ausland bezogen werden müssen. Durch das Fehlen dieser Akteure wird ein hoher Teil an der Generierung regionaler Wertschöpfung vergeben. Durch eine geschlossene Wertschöpfungskette in Graubünden könnte die regionalwirtschaftliche Bedeutung der Bündner Wald- und Holzwirtschaft nochmals enorm gesteigert werden. Das Ziel der Bündner Wald- und Holzwirtschaft sollte es nun sein, die Lücke zu schliessen und die ganze einheimische Holzkette mit dem Label Graubünden Holz zu zertifizieren, damit viel mehr Endprodukte aus einheimischem Holz hergestellt werden. Cluster werden aus ökonomischer Sicht als Netzwerke von Produzenten, Zulieferern, Forschungseinrichtungen (z. B. Hochschulen), Dienstleistern (z. B. Ingenieurbüros), Handwerkern und verbundenen Institutionen mit einer gewissen regionalen Nähe zueinander definiert. Der wirtschaftliche Kreislauf einer Region setzt sich aus regionaler Produktion, regionalem Konsum und den dafür geleisteten Importen und Exporten zusammen. Durch Sicherung regionaler Wirtschaftskraft, Reduzierung des Transportes und die Stärkung regionaler sozialer Systeme leistet regionales Wirtschaften einen wichtigen Beitrag zur nachhaltigen Entwicklung einer ganzen Region (Regionalentwicklung). Die Partnerschaft in einer Cluster- und Netzwerk-Initiative bietet eine Reihe von Vorteilen. Ganz oben steht die Möglichkeit zu
Abbildung 6: Holzfluss Zimmereien in 1000 m3. (Bild: Graubünden Holz)
Networking, das Knüpfen von neuen Kontakten. Durch Informations- und Kommunikationsplattformen sind Partner immer auf dem neuesten Stand über Entwicklungen und Trends der jeweiligen Branche. Zudem führen Cluster dank Agglomerationsvorteilen zu einer Produktivitätssteigerung und einer Erhöhung der Innovationsfähigkeit. Gothe und Hahne ( 2006 ) belegen in ihrer Studie zur regionalen Wertschöpfung durch Holzcluster eine regionale Wertschöpfungssteigerung um das 9- (regionaler Holzhausbau) bis 16-fache (regionale Möbelherstellung) gegenüber dem alleinigen Verkauf des Rohholzes. Das Zusammenbringen aller Akteure der Holzkette bildet eine wesentliche Rolle. Abbildung 7: Energieholzfluss in 1000 m3. (Bild: Graubünden Holz)
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Endverbrauchermarkt GR
in 1000 m3
Anteil [%]
Papier und Karton
75
33
Brennholz Private
58
25
Bauwesen
51
22
Energieherstellung (Heizwerke)
29
12,5
Verpackungen
12
5
Möbel
4
2
Holzwaren
1
0,5
Total Holzverbrauch GR
230
100
Tabelle 1: Übersicht Endverbrauchermärkte GR 2006.
Graubünden Holz engagiert sich in Graubünden als koordinierender Ansprechpartner der ganzen Holzkette, damit Graubünden die Möglichkeiten der Steigerung der regionalen Wertschöpfung entlang der Holzkette nutzt. Eine geschlossene Wertschöpfungskette Holz in Graubünden ist dabei die Vision und soll das ungeahnte Potenzial von Holz in Zukunft viel besser ausnützen. Graubünden avanciert zum
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Michael Gabathuler Geschäftsführer Graubünden Holz Bahnhofplatz 1, CH - 7302 Landquart Tel. +41 (0) 81 300 22 30
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Reziaholz – im Ausbau Schrittweise hat die Reziaholz GmbH die Marktposition der sich beteiligenden Bündner Waldeigentümer im zweiten Aufbaujahr 2009 sowie im laufenden Jahr 2010 erfolgreich auf- und ausgebaut. Das Jahresziel 2009 mit 50 000 m3 vermarktetem Bündner Rundholz wurde übertroffen. Mit bisher über 35 000 m3 vermarktetem Bündner Rundholz im laufenden Jahr zeichnet sich ein weiteres erfolgreiches Ausbaujahr ab. Dabei werden zum grössten Teil die lokalen Sägereien – vom Kleinsägewerk bis zum Grosssägewerk Mayr-Melnhof Swiss Timber – beliefert. Die zunehmende gemeinsame Holzvermarktung über Reziaholz entlastet die Waldeigentümer im administrativen Bereich, öffnet unterschiedlichsten Dienstleistern (Forstunternehmer, Transporteure, Spezialisten der Holzbereitstellung) den Zugang zu neuen Kunden und ermöglicht es den Holzkäufern, bedürfnisgerecht und ohne Suchaufwand Holz nachzufragen und zu beschaffen. Reziaholz, gegründet im Auftrag der Bündner Waldeigentümer, hat im Sinne der Vertretung der Waldregionen den Vorstand erweitert. Neu gewählt wurden Armin Meier, Gemeindepräsident in Tamins, als VizePräsident, Toni Jäger, Revierförster Chur, und Thomas Voneschen, Revierförster Ferrera-Avers. Romano Costa wurde als Präsident für eine weitere Amtsperiode bestätigt. Thomas Färber, Revierförster Flims, gewählt im Frühjahr 2008, bleibt weiterhin im Amt. Der bisherige Vize-Präsident Lukas Kobler beendet Ende Sommer seine Amtszeit und scheidet aus dem Vorstand aus. Lukas Kobler hat von der Gründung im Herbst 2007, über die Aufbauphase bis zur heute einwandfrei laufenden Ausbauphase die Gesellschaft entscheidend mitgeprägt.
Mittelfristig wird, je nach Beteiligung der Waldeigentümer, der Vorstand noch ausgewogener mit Vertretern der fünf Waldregionen Graubündens besetzt. Mit Siegfried Berni, Revierförster Vals, und Arnold Denoth, Revierförster Macun, in der Geschäftsprüfungskommission sind zurzeit die Regionen Surselva und Südbünden ebenfalls in der Gesellschaft vertreten. Im laufenden Jahr 2010 werden die Arbeitsinstrumente verfeinert und auch für die optimale Bedienung der italienischsprachigen Kunden erweitert. Interessierte Waldeigentümer können sich nach wie vor jederzeit an der Gesellschaft beteiligen. Die gemeinsame Holzvermarktung und -vermittlung zeigt ihre Vorteile und ihren grossen Nutzen. Dies jedoch nicht nur für die über Reziaholz organisierten Waldeigentümer, welche einfach und effizient Zugang zum regionalen und globalisierten Holzmarkt haben, sondern auch für die Holzkäufer, welche mit geringem Aufwand das geeignete Holzsortiment über Reziaholz erhalten. Reziaholz hat sich seit ihrer Gründung als zuverlässiger Partner für Anbieter und Abnehmer etabliert und ist stets darum bemüht, ihre Position und die damit verbundenen Dienstleistungen weiter auszubauen und zu stärken. Weitere Informationen erhalten Sie auf www.reziaholz.ch oder im direkten Gespräch mit der Geschäftsstelle.
Romano Costa Präsident Reziaholz GmbH Bahnhofplatz 1 CH - 7302 Landquart
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Resgia – Report 04/10 Publireportage Starke Nachfrage nach Schweizer Rundholz Bedingt durch das regenintensive Frühjahr konnte nicht ausreichend Rundholz eingeschlagen werden. Aus diesem Grund ist eine verstärkte Nachfrage nach Frischholz in allen Schweizer Sägewerken gegeben.
Saisonbedingt hat sich nun im Sommer die Zufuhr von Frischholz zusätzlich reduziert. Im Mittelland werden derzeit Pflege- und Unterhaltsarbeiten vorgenommen, das heisst der Holzeinschlag steht nicht im Fokus der Waldbesitzer. Aus den Bergkantonen wird Frischholz angeliefert, jedoch ebenso in reduziertem Masse. Erfreulicherweise haben die Förster und Betriebsleiter einen frühen Start für die Holzhauereisaison 2010/11 angekündigt. Die Mayr-Melnhof Swiss Timber appelliert an alle Verantwortlichen, bereits früh mit dem Holzeinschlag zu beginnen und unser Werk mit Frischholz zu versorgen. Bitte beachten Sie, dass sämtliche im 3. Quartal 2010 angelieferten Föhren mit dem D-Holz-Preis abgerechnet werden. Nebst den Fichten in den Sortimenten B/C/D erbeten wir auch alle Tannen der Sortimente B/C/D. Wir dürfen Sie auch informieren, dass die Preise der Mayr-Melnhof Swiss Timber AG bis Ende September 2010 garantiert sind. Sollten Sie noch nicht über die Preisinformationen verfügen, so ersuchen wir Sie, sich in unserem Rundholzbüro in Domat/Ems zu melden. Sie erreichen uns unter der Telefonnummer + 41 (0)81 632 40 00 oder via Mail swisstimber @ mm-holz.com. Gerne offerieren wir Ihnen unsere Preise und Leistungen. Kundenzufriedenheit hat für uns höchste Priorität. Aus diesem Grund garantieren wir Ihnen eine schnelle Übernahme, Abwicklung und Abrechnung des angelieferten Rundholzes. Interforst 2010 in München Vom 14. bis 18. Juli 2010 fand in München die alle vier Jahre stattfindende Fachmesse Interforst statt. Nebst einer imposanten Maschinenshow wurden auch interessante Fachvorträge geboten. Mehr als 50 000 Interessierte besuchten die richtungsweisende Fachmesse in Bayerns
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Landeshauptstadt. Rund 400 Aussteller aus 24 Ländern informierten über die neusten Trends und Entwicklungen in der Forstwirtschaft. Die Schwerpunkte der Messe lagen eindeutig bei der GPS-unterstützten Logistikoptimierung sowie bei der Entwicklung von neuen Programmen zum effizienten Forstmanagement. Auf dem riesigen Freigelände wurden die neuesten Errungenschaften der mobilen Forsttechnik vorgestellt. Auch hier sind gewisse Trends auszumachen, wie zum Beispiel die Entwicklung neuer Forstfahrzeuge für die Bewirtschaftung der Gebirgswälder oder die maschinelle Weiterentwicklung in der Aufarbeitung von Energieholz. Unter dem Motto «Forst- und Holzwirtschaft – heute und morgen – von lokal bis global» standen der hochkarätige Kongress und die Foren. Die Fachvorträge fanden
mitten im Messegeschehen statt und gaben Einblick in die Entwicklung der Forsttechnik, die Erschliessung neuer Märkte anhand des Beispiels Rumänien sowie über die Zukunft in der Rundholzlogistik.
Christian Felix Prozess- und Qualitätsmanagement
Mayr-Melnhof Swiss Timber AG Vial 1, CH - 7013 Domat/Ems
Dani Roth Rundholzeinkauf Mayr-Melnhof Swiss Timber AG Vial 1, CH - 7013 Domat/Ems
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Verein LENCA GR – von der Anzeichnung bis zum Zerspaner
Abbildung 1: Die Holzkette von der Anzeichnung bis zum Zerspaner. (Bild: LENCA GR )
Die Holzkette (Abbildung 1) umfasst den ganzen Ablauf von der Anzeichnung bis zum Zerspaner. Es sind mehrere Akteure welche in der Holzkette mitwirken: die WaldeigentümerIn, der Forstunternehmer und die Forstbetriebe, das Holz, die Transportunternehmer, der Einkäufer des Sägewerkes und der Förster. Weitere Akteure sind die Vertreter des Amtes für Wald, der Waldfachchef der Gemeinde und andere. Im System LENCA ist der Förster der Manager dieser Holzkette. Er führt die Arbeiten vor Ort in seinem Revier. Im Jahr 2008 ergriffen sechs Bündner Revierförster die Initiative und motivierten ihre Waldeigentümer, den Verein LENCA Graubünden zu gründen. Das System LENCA (Abbildung 2 ) unterteilt den Ablauf der Försterarbeiten von der Anzeichnung bis zum Zerspaner in sieben Prozesse: 50
Prozess Führung (zu Beginn): Ziele setzen und Holzschlagstrukturen definieren Prozess Planung: rollende Planung durchführen Prozess Vertragsarbeit: Holz verkaufen und Unternehmerleistungen einkaufen Prozess Produktion: Arbeitssysteme für Rüsten und Rücken organisieren Prozess Messen: Wald- und Werkmessprotokolle erstellen bzw. kontrollieren Prozess Transport: Transporte disponieren, beauftragen und rückmelden Prozess Administration: Rechnungen stellen, Inkasso betreiben, Zahlungen ausführen Prozess Führung (am Ende): Resultate und deren Wirtschaftlichkeit messen und beurteilen Die LENCA AG unterstützt den Förster mit Organisations- und Bürodienstleistungen sowie mit einer Datenbank. Der Verein LENCA Graubünden verbessert mit Hilfe von Förster-Workshops schrittweise die einzelnen Prozesse. Der Verein hat seit seiner Gründung im Jahr 2008 bereits mehrere Prozesse verbessert. Im folgenden Artikel berichten wir über fünf Themen: 1. Der Verein LENCA Graubünden ist ein neues forstliches Angebot für Prozessorganisation 2. Ein geschlossener Führungskreislauf ist sinnvoll 3. Die rollende Planung ermöglicht Rahmenverträge mit der Holzindustrie 4. Die wöchentliche Transportdisposition gibt den Arbeitsrhythmus vor 5. Die Unternehmerabrechnung mit Holzschlagkassen entlastet die Waldeigentümerbuchhaltung und den Förster 1. Der Verein LENCA Graubünden ist ein neues forstliches Angebot für Prozessorganisation Der Verein LENCA Graubünden (Abbildung 3)
ist ein neues forstliches Angebot im Kanton Graubünden für Prozessorganisation. Der neue Verein steht nicht in Konkurrenz zu den bereits seit langem bestehenden forstlichen Institutionen wie SELVA, Amt für Wald und anderen. Der Verein LENCA Graubünden fokussiert sich mit seiner Zielsetzung auf die Förderung einer Prozessorganisation von der Anzeichnung bis zum Zerspaner und ergänzt damit die Zielsetzungen der anderen Organisationen. Der Verein wird derzeit von einem drei-köpfigen Vorstand geführt. Die Vorstandsmitglieder sind alles Bündner Revierförster: Marcel Lerch (Domat/Ems, Präsident), Gion Willi (Zweckverband Falknis, Aktuar) und Philip Christen (Thusis/Masein, Kassier). Die Mitglieder des Vereines sind zur Zeit 14 Bündner Gemeinden (siehe dazu http://www.lenca.ch/ webapp/page/graub). Für interessierte Gemeinden bzw. Forstreviere bietet der Verein einen Testbetrieb an. Im Testbetrieb erhält der Förster Zugang zur gesamten Prozessorganisation mit allen Funktionen. So kann er sich selber einen Eindruck über die Organisation LENCA Graubünden machen. 2. Ein geschlossener Führungskreislauf ist sinnvoll Im Zentrum der Tätigkeit des Försters steht der Holzschlag bzw. die Waldpflegemassnahme. Der Förster setzt sich am Anfang die Ziele, welche er am Ende mit den erreichten Resultaten vergleicht. Das ist der geschlossene Führungskreislauf (Abbildung 4). Jeder Holzschlag hat eine eigene eindeutige Nummer. Dank der Holzschlagführungstabelle (Abbildung 6 ) mit dem aktuellen Saldostand pro Holzschlag hat der Förster immer einen guten Überblick. Der Förster kann das Finanzmanagement optimieren. Ende Jahr nutzt der Förster seine Führungstabelle, um die Fragen und Auskunftswün-
Abbildung 2: Die Prozesse sind miteinander vernetzt. (Bild: LENCA GR )
sche der vorgesetzten Stellen zu bearbeiten. 3. Die rollende Planung ermöglicht Rahmenverträge mit der Holzindustrie Jeder Förster erstellt eine Planung über zwei Quartale im Voraus. Das jeweils direkt folgende Quartal kann der Förster mit ca. 90 % Genauigkeit planen, das nächstfolgende Quartal (also das zeitlich weiter weg liegende Quartal) kann der Förster nur mit ca. 60 % Genauigkeit planen. Die Planung wird immer am Ende eines Quartales für die jeweils zwei folgenden Quartale vorgenommen. So entstehen Updates der bereits zu einem früheren Zeitpunkt geplanten Quartale. Die Planungen werden genauer. Das ist das rollende Planungssystem (Abbildung 7 ). Mit Hilfe der Planungszahlen schliesst der Koordinator der Bündner Wald 4/2010 51
Abbildung 3: Neuer Verein LENCA Graubünden für Prozessorganisation. (Bild: LENCA GR )
LENCA AG im Auftrag der Waldeigentümer
und nach Rücksprache mit den Förstern den Rahmenvertrag mit der Holzindustrie ab. 4. Die wöchentliche Transportdisposition gibt den Arbeitsrhythmus vor Der Förster bespricht wöchentlich die Lie-
ferungen der Folgewoche mit dem Koordinator der LENCA AG. Der Koordinator fasst die Lieferungen aller Förster zusammen und organisiert die Werks- und Bahnrücksprachen. Wenn alles organisiert ist, mailt der Koordinator dem Förster pro Werk und Kalenderwoche eine Dispoposition. Der Förster erteilt den Transportauftrag und macht die Rückmeldung online an die zentrale Datenbank. Aufgrund des sich immer wiederholenden regelmässigen wöchentlichen Dispo-Rhythmus kontaktieren sich Förster und Koordinator mindestens einmal pro Woche. Oft können an diesem Kurzgespräch auch noch andere kleine Dinge erledigt werden. 5. Die Unternehmerabrechnung mit Holzschlagkassen entlastet die Waldeigentümerbuchhaltung und den Förster
Abbildung 4: Geschlossener Führungskreislauf. (Bild: LENCA GR )
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Die LENCA AG führt im Auftrag der WaldeigentümerInnen sogenannte Holzschlagkassen. Der Förster steuert und kontrolliert das Holzschlagkassensystem (Abbildung 6). Der Förster kann die aktuellen Saldostände abfragen (Gegenwart), er kann jede erfolgte Einlage- und Entnahmebuchung überprüfen (Vergangenheit) und er beauftragt die LENCA AG mit jeder künftigen Einlage- und Entnahmebuchung (Zukunft). Der Förster hat online Zugang zu allen Holzschlagkassen seiner Waldeigentümer. Ende Jahr erstellt die LENCA AG für jede/n WaldeigentümerIn einen Kontoauszug über alle Buchungen. Das Holzschlagkassensystem entlastet die Waldeigentümerbuchhaltung von allen Debitorund Kreditorbuchungen im Zusammenhang mit den Holzschlägen. Ebenfalls entlastet das neue Kassensystem auch den Förster bei seiner Arbeit. Die Subventionen werden
Abbildung 5: Ausschnitt Holzschlagführungstabelle mit übergeordnetem Projekt. (Bild: LENCA GR )
nicht über dieses System abgewickelt. Die WaldeigentümerIn bucht die Subventionen wie bisher direkt in die eigene Buchhaltung. Der Verein LENCA Graubünden unterstützt die Verbesserung der Prozesse von der Anzeichnung bis zum Zerspaner. Der Verein gibt die Erkenntnisse und Erfahrungen
Abbildung 6: Holzschlagkassensystem. (Bild: LENCA GR )
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Abbildung 7: Ausschnitt rollende Planung. (Bild: LENCA GR )
an speziellen Anlässen auch an die Mitarbeiter der Bündner LENCA-Forstbetriebe weiter. In den nächsten zwei Jahren wird der Verein weitere Verbesserungen vornehmen, auch an Prozessen, welche in diesem Artikel nicht speziell erwähnt worden sind, wie Vertragsarbeit, Produktion und Messen. Prozesse verbessern und zusammenzuarbeiten lohnt sich. Der Verein LENCA Graubünden hat für das vergangene Jahr 2009 Wirtschaftlichkeitsbetrachtungen an-
gestellt. Die Resultate sind durchwegs positiv und motivieren zu weiterer Verbesserungsarbeit in der Zukunft!
Jost von Moos LENCA AG Brambergrain 6, CH -6004 Luzern Tel. 041 854 85 48
LENCA Graubünden LENCA Graubünden
Telefon 081 650 39 12
Präsident Marcel Lerch
Fax 081 650 39 13
Werkhof Plong Mulin
E-Mail marcel.lerch@lenca.ch
7013 Domat/Ems LENCA Graubünden im Internet: http://www.lenca.ch/webapp/page/graub LENCA Graubünden Flyer: Demnächst erscheint der erste LENCA Graubünden Flyer. Ne-
ben einem Försterinterview wird im Flyer das System LENCA vorgestellt und der Prozess Planung detaillierter erläutert. *** Zum Autor dieses Artikels Jost von Moos ist Geschäftsführer des Vereines LENCA Graubünden. Der Verein hat der LENCA AG dieses Mandat im Auftragsverhältnis erteilt.
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Im Wald geht der Puls hoch Ist der Forstwart einmal im Wald, dann schlägt sein Puls höher. Dies ist nicht etwa ein pathetisch gemeinter Spruch – es ist so. Herzfrequenz-Messungen bei Forstwarten während ihrer Arbeit haben dies deutlich gezeigt. Dabei dürften die emotionalen Befindlichkeiten jedoch eine untergeordnete Rolle spielen. Es ist vor allem die Schwere der Arbeit, welche ihren Puls in die Höhe treibt – ein Zusammenhang, der niemanden erstaunt, der die Arbeit der Forstwarte kennt. In der ursprünglichen Fragestellung ging es denn auch nicht um die Herzfrequenz. Es interessierte vielmehr, ob man bestimmte Arbeiten, Tätigkeiten oder auch Körperhaltungen identifizieren könne, welche zu den häufig auftretenden Beschwerden am Bewegungsapparat bei Forstwarten – vor allem mit zunehmendem Alter – führen. Neben dem persönlichen Leid, das mit derartigen Beschwerden verbunden ist, kann die individuelle berufliche Laufbahn in Frage gestellt sein. Hinzu kommt, dass wegen des frühzeitigen Abgangs den Forstbetrieben wertvolles Know-how verloren geht. Beim Staatswald Zürich hat man sich dieser Problemstellung angenommen und sucht in einem breit und langfristig ausgelegten Projekt unter dem Titel «Berufliche Perspektiven im Staatswald» nach Lösungen. Ziel ist, dass die Mitarbeiter bis zu ihrer Pensionierung im Dienst bleiben können. In diesem Zusammenhang erfolgten die nachstehend beschriebenen Untersuchungen. Dafür haben sich in verdankenswerterweise zwei Staatsforstbetriebe (Tössstock und Kyburg) zur Verfügung gestellt. Eine Gruppe arbeitete in sehr steilem, schwer zugänglichen bergigen Gebiet, die andere in einer gut erschlossenen Parzelle mit Einsatz eines Zangenschleppers.
Erhebungen Unter Hauptverdacht standen stark be lastende Körperhaltungen – sogenannte Zwangshaltungen – wie stark vornüber gebeugter und verdrehter Oberkörper, Überkopfarbeiten, hockende oder kniende Arbeitsweise. Es war beabsichtigt deren Häufigkeit und Dauer statistisch zu erfassen (in Anlehnung an die finnische OWAS-Methode zur Analyse von Körperhaltungen). Die Arbeitsabläufe in der Praxis sind aber derart dynamisch und komplex, dass dieses Vorhaben nicht realisiert werden konnte. Bei jeweils zwei Forstwarten wurden die Herzfrequenzen mit einem aus dem Sport bewährten Messsystem (Polar S625X ) während des ganzen Arbeitstages registriert. Diese Männer wurden konstant beobachtet und dabei Zeitpunkt und Dauer von typischen Teiltätigkeiten, wie zum Beispiel Entasten, eine pulstreibende Arbeit. (Bild: SUVA)
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Anmarsch und Vorbereitung, Einrichten, Keilen, Fällen, Aufrüsten, Unterbrüche und Pausen etc., minutengenau erfasst. Damit konnte ein direkter Bezug zwischen Teiltätigkeiten und Verlauf ihrer Herzfrequenzen hergestellt werden. Feststellungen Die Analyse der Erhebungen und Beo bachtungen lässt einige interessante Schlüsse zu: Der Verlauf der Herzfrequenzen bestätigt erst einmal die Vermutung, dass die Forstwarte sehr hohe körperliche Leistungen vollbringen. Die Dauerleistungsgrenze von ca. 130 Pulsschlägen in der Minute wird regelmässig überschritten, in einzelnen Situ-
ationen geht es bis an die Leistungsgrenze (altersabhängiger Wert zwischen ca. 160 bis 200 Pulsschlägen). Andererseits darf den Männern gute Fitness attestiert werden, was aus dem raschen Abfall der Pulsraten während Unterbrüchen und Pausen herausgelesen werden kann. (Siehe dazu die Grafik einer Herzfrequenz-Aufzeich-nung, die in Bezug auf Teiltätigkeiten typisch ist.) Die Teiltätigkeit «Aufrüsten» scheint besonders anstrengend zu sein. Mögliche Erklärungsgründe sind unsicherer Stand auf herumliegendem Geäst, körperferne Handlungen mit der Motorsäge, rasches Arbeiten, vielleicht auch Anspannung wegen unkontrollierbaren, potentiell gefährlichen Umständen.
Typisches Bild einer Aufzeichnung zur Herzfrequenz (HF): Sie ist ein Indikator für die Anstrengung mit Bezug auf die persönliche Fitness. Wird die Dauerleistungsgrenze (ca. 130 Pulsschläge pro Minute) regelmässig überschritten, so steigt die Ermüdung, die Konzentration fällt ab und das Risiko für Fehlverhalten und Unfall nimmt zu. (Bild: SUVA)
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Die Spitzenpulse wurden erstaunlicher-weise nicht während der eigentlichen Fällarbeit er reicht, sondern beim Aufstieg im glitschigen, steilen Gelände. Neben dem eigenen Kör pergewicht fordern die Motorsäge (ca. 9 kg) mit Brennstoff und weiteren Accessoires wie Fällkeil, Spalthammer, Seil oder auch schwe re Nagelschuhe ihren Tribut. Im Falle der ma schinenunterstützten Arbeit war dies beim Ausziehen des Drahtseils von der Seilwinde hinauf zum anzuhängenden Baum. Dabei wurden vergleichsweise mehr als 30 kg hoch gezogen. Verfängt sich das Seil oder kann es nicht in gerader Linie gezogen werden, muss mit viel höheren Werten gerechnet werden. Zwangshaltungen sind bei der Fällarbeit omnipräsent, meist jedoch nicht als lan gandauernde Haltepositionen, sondern innerhalb von ständig wechseln-den Ar beitshaltungen. Nach arbeitswissenschaft lichen Erkenntnissen belasten Zwangshal tungen den Bewegungsapparat sehr stark. Kommt hinzu, das gleichzeitig mehr oder weniger grosser Krafteinsatz mit im Spiel ist, zum Teil bedingt durch die relativ kör perferne Arbeitsweise. So wird zum Beispiel die Motorsäge meist in einem Winkel zwi schen Körper und Arm von über 20° rechts und 40° links gehalten. Schläge beim Keilen, Vibrationen, ständiger Lärm, schwere Schutzausrüstung sind Bei spiele weiterer offensichtlicher Belastungs faktoren. Angst, in Zusammenhang mit unsicheren Si tuationen, kann mit einzelnen Ausschlägen der Herzfrequenzmessung in Verbindung gebracht werden. Allerdings erlauben die vorhandenen Daten diesbezüglich keine eindeutige Beweisführung. Risikofaktoren Beschwerden am Bewegungsapparat kön nen von einzelnen traumatischen Ereignis
Auch bei Seilkran- und Helikoptertransporten schlägt das Herz im wahrsten Sinn des Wortes höher. (Bild: SUVA)
sen herrühren. Viel häufiger sind sie jedoch die Folge einer Kombination von Belas tungsfaktoren wie Kraftaufwand, Zwangs haltung, wiederholt gleichförmigen Bewe gungsabläufen, Schlägen und Vibrationen, Kälte, Nässe und auch psychosozialen Fak toren. Ihre Auswirkungen hängen entschei dend von der Intensität der Einwirkung und deren Dauer ab. Dem stehen schützende Elemente (man spricht von «Ressourcen») gegenüber, wie beispielsweise die indivi duelle Fitness, hinreichende Regenerationsphasen, abwechselnde Tätigkeiten, genügend Handlungsspielraum, persönliche Mo tivation sowie tragender Teamgeist. Es deuten alle Indikatoren darauf hin, dass diese Arbeit sehr schwer und körperlich be lastend ist. Das eigentliche Problem stellt Bündner Wald 4/2010 57
sich mit der Frage, was konkret dagegen unternommen werden kann. Jede Verbesserung fällt ins Gewicht In den letzten Jahren wurde schon sehr viel zur Verbesserung der Arbeitsbedingungen bei der Fällarbeit erreicht. Das betrifft die Arbeitsmittel, und damit verbunden die Arbeitstechnik, oder auch Kommunikati onsmittel und die persönliche Schutzaus rüstung. Allerdings konnte die Schwere der Arbeit noch nicht so weit reduziert werden, dass Überbeanspruchungen des Bewe gungsapparates als Ausnahme gelten könn ten. Dafür sind noch viele weitere Schritte nötig – und zwar ist bei allen Belastungs faktoren anzusetzen. Gleichzeitig sind die schützenden Elemente bei jedem Einzelnen und in der Gruppe zu fördern. Auch wenn es im Einzelnen kleine Schritte sind, so kön nen diese in der Summe zu erheblichen Er leichterungen führen. Konkrete Ansatzpunkte Ein systematisches Vorgehen ist ange zeigt. Im Bereich der Arbeitssicherheit und des Gesundheitsschutzes hat sich die TOPStrategie bewährt. Das heisst, es sind die technischen Möglichkeiten auszuschöpfen, die organisatorischen Rahmenbedingungen zu optimieren und mit personenbezogenen Massnahmen zu unterstützen. In technischer Hinsicht gilt die Mechani sierung als Heilmittel erster Güte zur Re duktion der körperlichen Belastungen. Die Herzfrequenzmessungen beim Fahrer des Zangenschleppers haben dies auch klar belegt – wenigstens, solange er sass! Aber etwa die Hälfte der Zeit war er mit Auf rüsten oder mit der Seilwinde beschäftigt. Er kletterte zwölfmal pro Stunde aus dem Fahrzeug – dies bei einer Stufenhöhe von 80 cm! Und der Schlepper verursacht Schlä 58
ge und Vibrationen, die der Maschinist nun in sitzender, das heisst weniger belastbarer Körperhaltung, aushalten muss. Erst wenn auch diese Belastungsfaktoren reduziert werden können, kann von einer effektiven Entlastung ausgegangen werden. Daneben gibt es eine Vielzahl weiterer prüfenswerter Ansatzpunkte auf tech nischer Ebene, um die Arbeit leichter zu machen oder die Handhabung von Werk zeugen zu verbessern. Im Zusammen hang mit dieser Untersuchung wurde zum Beispiel über leichtere Motorsägen, hydraulische Keile, Forstseilwinden mit Ausstosshilfe oder Kunststoffseile anstelle der üblichen Drahtseile diskutiert. Organisatorische Massnahmen betreffen die Arbeitsplanung als Ganzes, von der Wochenplanung bis zu den kleinen Details bei der Arbeitsvorbereitung. Sie muss auf eine grösstmögliche Entlastung und Unter stützung der Mitarbeitenden abzielen. Da bei ist auch nach Möglichkeiten zu suchen, die Dauer der Belastung zu reduzieren, beziehungsweise bewusst die Regenerationsphasen zu pflegen. Diesem Aspekt kommt vor allem mit zunehmendem Alter grössere Bedeutung zu. Beispielhafte Stich worte dazu sind Jobrotation, Halbtagesein sätze oder auch Ausweicharbeiten. Schlussendlich ist auch die Langzeitper spektive der Mitarbeitenden und des Betriebes im Auge zu behalten: Mit individueller Lebensplanung und gezielter Wei terbildung sind die Weichen für ein recht zeitiges Umsteigen in andere Tätigkeiten zu stellen. Wichtig in diesem Zusammenhang sind auch regelmässige Gespräche mit den Mitarbeitenden, um Beschwerden schon frühzeitig zu erkennen und Massnahmen rechtzeitig ergreifen zu können. Bei den personenbezogenen Massnahmen steht die stetige Sensibilisierung für kör
perschonende Arbeitstechniken im Vordergrund. Dazu gehört die Einsicht zur Verwendung der verfügbaren Hilfsmittel, auch wenn es vermeintlich weniger schnell geht. Verfahrensverbesserungen, welche das Aufrüsten erleichtern würden, wären sehr hilfreich. Forstwarte sind Spitzensportler! Im Sport gelten Basistraining, angepasste Ernährung, Aufwärmübungen, Entlastungsund Erholungstechniken als Grundvoraussetzungen für hohes Leistungsvermögen – sie gelten auch für Forstwarte.
Othmar Wettmann, Bereichsleiter Suva Abteilung Arbeitssicherheit Bereich Holz und Gemeinwesen Rösslimattstr. 39, CH - 6002 Luzern
Urs Kaufmann Arbeitshygieniker, Ergonom CREE Suva, Bereich Physik CH - 6002 Luzern
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Murganggefahr für Strasse und Bahn in Magnacun
Situation nach dem Murgangereignis. (Bild: B. Hofmann, Tiefbauamt GR )
13. April 2009, 23.20 Uhr An diesem besagten Datum und Zeitpunkt ging in Magnacun ein Murgangereignis mit einer geschätzten Kubatur von 700 m3 nieANZEIGE
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der, welcher sowohl die Bahn als auch die darunterliegende Kantonsstrasse verschüttete und teilweise arg in Mitleidenschaft zog. Dass keine Verkehrsteilnehmer dadurch direkt betroffen wurden, darf als Glücksfall bezeichnet werden, zumal insbesondere die Bahnlinie am Ereignisstandort aus einem langen Tunnel fährt. Das kleine Einzugsgebiet im Grenzbereich der Gemeinden Ardez und Guarda liegt unterhalb einer vernässten, aber dennoch landwirtschaftlich genutzten grossen Ebene. Die untersuchenden Geologen kommen zum Schluss, dass wohl die intensive Schneeschmelze nach dem schneereichen Winter 2008/09 mit den deshalb vollständig wassergesättigten Böden die eigentliche Ursache des Ereignisses sein dürfte. Infolge des Murgangereignisses musste insbesondere die Kantonsstrasse von Zernez nach Scuol für mehrere Tage gesperrt werden. Personenwagen und kleine Lieferwagen konnten zwar umständlich im Einbahnverkehr über Guarda und Bos-cha nach Ardez umgeleitet werden, für den Schwerkverkehr bedeutete aber die Sperrung die grossräumige Umfahrung über den Ofenpass, über Italien, Österreich und einen Wiedereintritt in die Schweiz von Martina her – demnach eine mehrstündige Umfahrung der Gefahrenstelle. Wiederkehrdauer und Intensität? Murgangereignisse mit einer mutmasslichen Wiederkehrdauer über 50 Jahre sind nicht einfach in ihrer Intensität und in ihrer Periodizität zu erfassen und zu definieren. Eben diese Tatsache bestätigt sich denn auch im vorliegenden Fall in Magnacun. Eine wahrscheinliche Wiederkehrdauer im Bereich von 100 Jahren und mehr, welche insbesondere von aussergewöhnlichen Schneeschmelzereignissen abhängig ist und nicht direkt mit
Intensivniederschlägen zusammenhängt, erschwert die genaue Umschreibung von Gefahrenszenarien. Da zukünftige potentielle Ereignisse in Magnacun die beiden wichtigen Verkehrsträger an empfindlichen und strategisch wichtigen Punkten treffen, wurden zusammen mit der Rhätischen Bahn als Bauherrschaft und dem Tiefbauamt GR als Restkostenbeteiligter trotz der mutmasslich hohen Wiederkehrdauer Sofortmassnahmen ins Auge gefasst. Möglichst viel aufhalten und gleichzeitig Verkehrsträger blockieren Im Sinne von Sofortmassnahmen wurden im Winter 2009/10 folgende Massnahmen projektiert und im März sowie April 2010 realisiert: Erstellung eines 21 m langen und
über 5 m hohen Murgangnetzes Typ VX der Firma Geobrugg Schutzssysteme AG sowie die Erstellung eines Alarmierungssystems der Firma Geotest AG, bestehend aus zwei Reissleinenpaaren im oberen Bereich des Gerinnes als Vorwarner, aus drei weiteren Reissleinen innerhalb des Murgangnetzes sowie aus zwei Kameras im Portalbereich, welche im Normalfall stündlich, im Ereignisfall jede Minute eine Aufnahme des Murgangnetzes sowie der Verkehrsträger im Transitbereich eines potentiellen Murgangereignisses machen. Beim Auslösen der Reissleinen geht ein Signal an einen zentralen Empfänger, welcher sowohl Warnungen per SMS an die Verantwortlichen der Verkehrsträger sendet, als auch und sofern gewisse vordefinierte Leinen gerissen
Schwierige Ausgangslage mit einem engen und schwach bemessenen Durchlass unterhalb der Bahnlinie sowie Kantonsstrasse. Links im Bild ist die Tunnelportalmauer der RhB ersichtlich. (Bild G.C. Feuerstein, AfW GR )
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in Bildern am Murgangnetz und auf den beiden Verkehrsträgern beobachten. Dadurch kann eine allfällige Einsatzplanung sehr viel effizienter und insbesondere ohne Zeitverlust in die Wege geleitet werden. Die Lichtsignalanlagen lassen sich ebenfalls via Internet fernsteuern. Es versteht sich, dass eine Begehung vor Ort nach jedem Alarm trotzdem notwendig sein wird.
Das neue Murgangnetz wurde rund 40 m oberhalb des Bahntrassees im März 2010 aufgestellt. Die darin installierten Reissleinen melden allfällige Murgangereignisse automatisch via SMS. (Bild G.C. Feuerstein, AfW GR)
sind, Lichtsignalanlagen auf der Kantonsstrasse und auf der Bahnlinie auf Rot schalten und damit den Verkehr vor dem Gefahrenbereich blockieren kann. Das Alarmsystem ist zudem mit einer Meteodatenanlage ausgerüstet (Niederschlag und Temperatur). Sämtliche Daten sind im Internet, in einem passwortgeschützten Bereich, für die Verantwortlichen rund um die Uhr zugänglich. Im Falle einer Alarmauslösung via SMS können demnach die Verantwortlichen sofort via Internet die Situation
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Und wie geht’s weiter? Das primäre und derzeit wahrscheinlichste Gefahrenszenario wird mutmasslich mit den realisierten Massnahmen abgefangen werden können – das Risiko für die Verkehrsteilnehmer konnte demnach bereits beachtlich reduziert werden. Insbesondere der Einsatz der Alarmanlage kann aber vor allem nicht für einen geregelten Bahnbetrieb Bestandteil eines langfristigen Lösungskonzepts sein. Angesichts der komplexen Gefahrensituation wurde ein spezialisiertes Ingenieurbüro mit einer detaillierten Gefahrenbeurteilung und der Ausarbeitung von langfristigen Massnahmen beauftragt. Diese Arbeiten laufen noch zum Zeitpunkt des Redaktionsschlusses, so dass darüber noch nicht berichtet werden kann. Mit diesen realisierten modernen Massnahmen konnte das Naturgefahrenproblem vorerst aber bereits sehr stark entschärft werden.
Gian Cla Feuerstein Regionalleiter Region Südbünden Projektleiter Murgangschutz Chesa Bellaria, CH - 7524 Zuoz
Baum des Jahres 2010: Die Vogelkirsche Bereits zum 22. Mal hat das Kuratorium «Baum des Jahres» den Jahresbaum auserkoren. Für 2010 ist es die Vogelkirsche (Prunus avium), die Mutter aller Süsskirschen, welche die Menschen seit Jahrtausenden begleitet. Die Vogelkirsche, auch bekannt unter den Namen Wild- oder Waldkirsche, gehört zur Familie der Rosengewächse (Rosaceae) und ist eine der weltweit 430 Prunus-Arten. Weitere bei uns bekannteste Prunus-Arten sind: die Sauerkirsche oder Weichsel (Prunus cérasur), die Zwergweichsel (Prunus fructicósa), die Felsenkirsche oder Steinweichsel (Prunus màhaleb), die Gemeine Traubenkirsche oder Ahlkirsche (Prunus padus) sowie der stachelige Strauch Schwarz- oder Schlehdorn (Prunus spinosa). Mit Ausnahme des hohen Nordens und Nordostens ist die Vogelkirsche in ganz Europa sowie in Kleinasien und im Kaukasus anzutreffen. Die länglich-oval zugespitzten und gezähnten, wechselständigen Blätter sind 7 bis 14 cm lang und 4 bis 8 cm breit. Sie umgeben die doldenförmig gewachsenen, hängenden Früchte. Steckbrief Die Vogelkirsche wird, je nach Standort, 20 – 30 m hoch und etwa 100 Jahre alt. Auf den vollholzigen, meist durchgehenden Stamm folgt eine meist unregelmässige, locker belaubte Krone mit stark verzweigten, aufwärts gerichteten Ästen. Die hellgraue bis graubraune Rinde ist glänzend und mit rostfarbenen, quer gestellten sogenannten Lentizellen versehen. Im Alter wird die Rinde schwärzlichgrau und längsrissig. Die grob gezähnten, länglich oval zugespitzten Blätter sind etwa 7 – 14 cm lang und 4 – 8 cm breit. Am oberen Ende des 2 – 5 cm langen Blattstiels befinden sich zwei rötliche Nektardrüsen, welche gerne von Ameisen besucht
Die länglich-oval zugespitzten und gezähnten, wechselständigen Blätter sind 7 bis 14 cm lang und 4 bis 8 cm breit. Sie umgeben die doldenförmig gewachsenen, hängenden Früchte. (Bild: Alle Abbildungen aus der Briefmarkensammlung von Koni Häne)
und genutzt werden. Die im April bis Mai austreibenden Blüten sind zu je zwei bis vier (selten bis sechs) in Dolden angeordnet. Die kugeligen, etwas mehr als erbsengrossen Früchte wachsen an langen Stielen. Die vorerst roten, später schwärzlich glänzenden Kirschen schmecken meist bittersüss. Im Winter sind die Zweige mit spiralig angeordneten, braun glänzenden und spitzigeiförmigen Knospen versehen. Bereits im Bereits im April, noch vor dem Blattaustrieb, bezaubert uns der Blütenschnee des Kirschbaumes. Seit rund 1000 Jahren feiert Japan das Kirschblütenfest. «Kirschblüten bei Nacht» heisst das Gemälde von Taikan Yokoyama (1867 – 1958).
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Der Pirol, im Volksmund auch Kirschvogel, bevorzugt nebst Insekten auch pflanzliche Kost. Vor allem liebt er die zuckerhaltigen, süssen Kirschen. In der Schweiz steht der vom Aussterben bedrohte Pirol auf der Roten Liste.
April, noch vor dem Blattaustrieb, bezaubert uns der Blütenschnee des Kirschbaumes. Zur Marke auf Seite 87 unten links: Seit rund 1000 Jahren feiert Japan das Kirschblütenfest. «Kirschblüten bei Nacht» heisst das Gemälde von Taikan Yokoyama (1867 – 1958). Waldbauliche und ökologische Bedeutung Die waldbauliche Bedeutung der schnellwüchsigen, lichtbedürftigen Vogelkirsche liegt vor allem in der Wertholzproduktion. Allerdings erfordert die in Mischwäldern häufig vorkommende Vogelkirsche eine intensive Pflege. Einerseits darf ihre Krone von den anderen Mischbaumarten, wie beispielsweise Bergahorn, Esche, Linde und Buche, nicht eingeengt oder unterdrückt werden. Weil anderseits beim Kirschbaum abgestorbene Äste nicht durch die natürliche Astreinigung abgestossen werden, müssen zur Erzeugung von hochwertigem Stammholz tote Äste möglichst frühzeitig entfernt werden. Der Pirol, im Volksmund auch Kirschvogel, bevorzugt nebst Insekten auch pflanzliche 64
Kost. Vor allem liebt er die zuckerhaltigen, süssen Kirschen. In der Schweiz steht der vom Aussterben bedrohte Pirol auf der Roten Liste. Die ökologische Bedeutung dieser Baumart liegt vor allem in seiner frühen und reichen Blütenpracht. Als Bienenpflanze ist sie deshalb bei den Imkern sehr beliebt. Im Spätsommer bevorzugen die Vögel die schnabelgerechte Form der Früchte und tragen damit zur Verbreitung des Kirschbaumes bei. Die leuchtend roten Blätter im Herbst bereichern das Landschaftsbild vor allem an Waldrändern. Und zu guter Letzt baut sich die Kirschbaumstreu rasch ab und begünstigt damit den Aufbau der Humusschicht des Waldbodens. Der Segelfalter ernährt sich von Blättern der Prunus-Arten, speziell von der Felsenkirsche (Prunus mahaleb) und auch von der Schlehe oder Schwarzdorn (Prunus spinosa). Das Holz und dessen Verwendung Das rötlich- bis gelbbraune, mit deutlichen Jahrringgrenzen versehene Kernholz hatte schon immer einen besonderen Status unter den Edellaubhölzern. Das äusserst dekorative Ausstattungsholz ist sehr teuer. Bereits während der Barockzeit waren Möbel mit dem unvergleichlichen warmen Farbton des Kirschbaumes äusserst beliebt. Sei es als Massiv- oder als Furnierholz, ist heute hochwertiges Kirschbaumholz im anspruchsvollen Innenausbau bei Türen, Parkettböden, Vertäfelungen, aber auch beim Instrumentenbau, bei der Drechslerei und der Schnitzerei gesucht. Der Vogelkirschbaum in der Kulturgeschichte Dieses verbreitetste Wildobst ist die Stammart unserer Süsskirsche. Fossile und prähistorische Funde von Kirschkernen
in Siedlungen aus der Bronzezeit (etwa 2200 v. Chr.) belegen das Vorkommen und die Nutzung dieser Frucht. Nachweislich kultivierten die Griechen bereits im 4. Jahrhundert v. Chr. verschiedene Sorten von Süsskirschen. Diese gelangten jedoch erst 74 v. Chr. durch den römischen Feldherrn Lucallus nach Rom und wenig später über die Alpen bis ins südliche England. Der Name der Vogelkirsche leitet sich einerseits ab vom Lateinischen «avium» resp. avis = Vogel. Dies, weil Vögel gerne das Fruchtfleisch der Kirschen, im Fall des Kernbeissers sogar deren Kerne, vertilgen. Anderseits stammt der Name «Kirsche» ab von der antiken Kolonialstadt Kerasas, heute Giresun (eine türkische Stadt am Schwarzen Meer), wegen der dort vorkommenden Kirschenwälder. Cerasus, wie die Römer den Kirschbaum benannten, lässt sich in einigen europäischen Sprachen ableiten: «cerise» (französisch), «cherry»(englisch), «kirse», «kerse» sowie 1469 erstmals nachweislich«Kirsche» (im Mittelhochdeutschen) sowie im Schweizerdeutschen das «Chriesi» oder «Chirseni». Der Ortsname «Kehrsiten» am Vierwaldstättersee erinnert an einen ehemals reichen Kirschbaumbestand. «Kirsch» und «Kriesi» sind zudem auch Familiennamen. Der markante Kegelschnabel des zur Familie der Finken gehörenden Kirschkernbeissers dient zum Aufspalten von Obstkernen. Dass früher viele Kirschbäume in Kehrsiten standen, davon zeugt nicht nur der Werbestempel, sondern auch der erstmals 1218 urkundlich erwähnte Ortsname «Chirsiten».
Das aus den Früchten gebrannte Kirschwasser ist nach wie vor beliebt. Ihm wird eine verdauensfördernde und magenstärkende Wirkung zugeschrieben. Gesammelte, getrocknete, in Leinensäckchen abgefüllte und in einem Ofen erhitzte Kerne können zum Wärmen im Bett oder auf empfindliche Körperstellen gelegt werden. Solche Kirschkernkissen («Chriesimann») helfen bei Rheuma, Hexenschuss und kalten Füssen. Vorsicht vor Verwechslungen mit der als Strauch wachsenden Tollkirsche! Bereits 3 – 5 Beeren der saftigen Tollkirschenfrucht sind bei Genuss wegen ihres Giftes Hyoscyamin für Kinder tödlich. Toll leitet sich ab von Tollheit; darum hört man auch Namen wie Schwindelkirsche, Teufelskirsche oder Schlafkirsche. Der markante Kegelschnabel des zur Familie der Finken gehörenden Kirschkernbeissers dient zum Aufspalten von Obstkernen.
In der Heilkunde In der Heilkunde hat der Kirschbaum keine grosse Bedeutung. Rinden- und Blätterteile wurden jeweils dem Tee beigemischt und galten als harntreibend und schleimlösend. Bündner Wald 4/2010 65
der Brauch mit an Weihnachten blühenden Zweigen erhalten. Nachfolgend einige im Volksmund geläufige Sprüche zum Kirschbaum: – Nach reifen Kirschen klettert man hoch. – Die besten Kirschen fressen die Vögel. – Je grösser die Kirschen, desto grösser der Kern. – Wenn die Kirschen reif sind, muss man sie pflücken. – Nicht von jedem Baum kann man Kirschen pflücken. – Mit ihm ist nicht gut Kirschen essen.
Vorsicht vor Verwechslungen mit der als Strauch wachsenden Tollkirsche! Bereits 3 – 5 Beeren der saftigen Tollkirschenfrucht sind bei Genuss wegen ihres Giftes Hyoscyamin für Kinder tödlich.
Aus volkskundlicher Sicht Aus volkskundlicher Sicht gesehen, war der Kirschbaum einerseits eng verbunden mit dem Fruchtbarkeitskult. Anderseits wurde er früher als dem Mond zugehörend betrachtet. Zudem wurde versucht, mittels Blütenorakel in die Zukunft zu sehen. Am Barbaratag ( 4. Dezember) abgeschnittene Zweige wurden in der warmen Stube in eine Vase mit Wasser gestellt. Jeder Zweig wurde mit Namen verschiedener Männer versehen, die das Mädchen zu heiraten gedachte. Der zuerst blühende Zweig deutete auf den Auserwählten hin. Bis heute hat sich
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Ausblick Erfreuen wir uns am Baum des Jahres 2010 in allen vier Jahreszeiten: im Frühling an der schneeweissen Blütenpracht, im Sommer unter dem schattigen Kronendach und lassen uns gleichzeitig die «Chriesi» schmecken. Geniessen seine Farbenpracht im Herbstkleid und, zu guter Letzt, vergessen wir nicht die Barbarazweige für die Weihnachtszeit. Literatur: Schutzgemeinschaft Deutscher Wald n U.B. Brändli: Die häufigsten Waldbäume der Schweiz n Brandenburgische Forstnachrichten: Kirschblüten-Weihnachten n Guggenheim: Nutzhölzer
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12. Bündner Holzereimeisterschaft 2010 in Sedrun Unter dem Patronat Graubünden Wald durften die Forstbetriebe der Gemeinden Disentis /Mustér, Medel-Lucmagn, Sumvitg und Tujetsch am 25./26. Juni 2010 die 12. Bündner Holzereimeisterschaft organisieren. Es ist das erste Mal, dass ein derartiger Anlass im oberen Gebiet der romanischsprechenden Surselva, in der «Cadi», stattgefunden hat. Die Veranstaltung war sowohl für die Teilnehmer und Besucher wie auch für das OK ein voller Erfolg. Die hohe Teilnehmerzahl an der 12. Bündner Holzereimeisterschaft hat die Erwartungen des OKs deutlich übertroffen. Dies nicht zuletzt, weil unter den vielen bereits seit Jahren bekannten Gesichtern auch einige bisher unbekannte Wettkämpfer am Start waren. Die 116 Wettkämpfer ( 77 Aktive, 26 Lehrlinge und 13 Gäste) absolvierten die fünf vorgeschriebenen Disziplinen meisterhaft. Somit konnten alle Teilnehmer rangiert werden. Den Besuchern wurde auf professionelle Art veranschaulicht, mit welcher Sicherheit die anspruchsvolle und moderne Holzerei nach den heute geltenden Grundprinzipien ausgeführt wird. Manch ein Besucher staunte, mit welcher Präzision ein Trennschnitt, mit welcher Geschwindigkeit ein Kettenwechsel und mit welcher Genauigkeit ein Fällschnitt ausgeführt wurden sowie mit welcher Ruhe und Sicherheit die Wettkämpfer am Werk waren. Der neue Bündner Meister heisst Arno Illien Arno Illien aus Cazis hat sich bei der 12. Bündner Holzereimeisterschaft in Sedrun den Titel ersägt. Er gewann mit fünfzig Punkten Vorsprung auf den Zweitklassierten Bernhard Brunner. Auszug aus der Rangliste, Kategorie Aktive: Aktive: 1. Arno Illien, 1534 Punkte; 2. Bernhard Brunner, 68
1484 ; 3. Heinrich Faust, 1476 ; 4. Orlando Lerch, 1469 ; 5. Thomas Voneschen, 1443 ; 6. Marcel Lerch, 1417 ; 7. Damian Projer, 1413 ; 8. Ralf Prinoth, 1402 ; 9. Kenneth Danuser, 1336 ; 10. Stefan Klekar, 1332. In der Kategorie der Lehrlinge U24 gewann Martin Lustenberger. Auszug aus der Rangliste, Kategorie Lehrlinge: 1. Martin Lustenberger, 1372 Punkte; 2. Remo Capeder, 1208 ; 3. Diego Lombardini, 1193 ; 4. Dario Furger, 1141 ; 5. Andrea Valär, 1100 ; 6. Patrik Thoma, 1096 ; 7. Ramòn Petsch, 1086 ; 8. Riccardo Simonet, 1071 ; 9. Andrea Isepponi, 1049 ; 10. Martin Dettli, 984. In der Kategorie Gruppenwettkampf gewann Unterheizenberg vor Domat/Ems und Davos. 1. Unterheinzenberg 2. Domat/Ems 3. Davos
Wettkämpfer der Nationalmannschaft heizten ein Eine besondere Attraktion war die Anwesenheit von mehreren Wettkämpfern der Nationalmannschaften der Schweiz, Liechtenstein und Deutschland. Während des ganzen Anlasses zogen sie mit ihrem Können immer wieder die Aufmerksamkeit der Zuschauer auf sich. Die Profis massen sich untereinander und wurden in der Kategorie Gäste rangiert. Den Sieg sicherte sich der Deutsche Marco Trabert. Auszug aus der Rangliste: 1. Marco Trabert (De), 1611 Punkte; 2. Armin Tanner ( FL ), 1592 ; 3. Thomas Wickert (De), 1585 ; 4. Martin Eggenberger ( SG ), 1582 ; 5. Florian Isler ( TG ), 1568. In der Kategorie aller Wettkämpfer führen die Gäste die Rangliste an: 1. Marco Trabert (De), 1611 Punkte; 2. Armin Tanner ( FL ), 1592 ; 3. Thomas Wickert (De), 1585 ; 4. Martin Eggenberger ( SG ), 1582 ; 5. Florian Isler ( TG ), 1568. Dem Bündner Meister bei
den Aktiven, Arno Illien, reichten seine 1534 Punke zum 8. Platz, und der Sieger der U24, Martin Lustenberger, schaffte es mit seinen 1372 Punkten auf den 18. Platz. Gestaltungswettbewerb Nicht nur in der Holzerei haben sich die Besten untereinander gemessen, sondern auch im Gestaltungswettkampf. Die elf Teilnehmer haben mit einer Zeitvorgabe von nur drei Stunden wunderschöne Werke aus einem einfachen Holzklotz geschaffen. Die Varianten reichten von klaren Strukturen und detaillierten Linien bis hin zu abstrakten Skulpturen. Für jeden Geschmack war etwas zu finden. Um eine möglichst objektive Rangierung zu gewährleisten, wurden die Skulpturen von einer dreiköpfigen Jury bewertet. Am Samstagabend wurden die Skulpturen dann versteigert. Den Gestaltungswettbewerb beendeten Arthur Gredig (Castrisch) und Andreas Kessler (Davos) mit je 81Punkten auf dem ersten Platz. Dritter wurde Marcus Camenisch (Pitasch) mit 75 Punkten. Timbersports Show – ein Knüller Eines der Höhepunkte der 12. Bündner Holzereimeisterschaft war die Stihl Timbersports Show. Die aufgeführten Disziplinen Standing Block Chop, Single Buck, Underhand Block Chop, Springboard liessen die Herzen mancher Holzerfreunde höher schlagen. Mit ungeheurer Wucht und Präzision schlugen die drei eingespielten Freunde mit den speziell gefertigten Äxten auf die Hölzer ein. Mit witzigen Kommentaren, beeindruckenden Künsten und höllischem Lärm hatte das Timbersports Team schnell das Publikum auf
seiner Seite. Beendet wurde das Spektakel mit der Disziplin Hotsaw. Zur Bewunderung der Zuschauer trennte Martin Zaugg ( BE ) mit seiner Säge in rund acht Sekunden drei Scheiben von einem Holzklotz (Durchmesser rund 40 cm). Eine sägenhafte Leistung! Das herrliche Wetter hat den ganzen Anlass überstrahlt und massgeblich zum guten Gelingen beigetragen. Am Freitagabend durften die 26 Forstwartlehrlinge ihre Fähigkeitsausweise aus der Hand des Vorstehers des Bau- und Forstdepartements, Herr Regierungsrat Stefan Engler, entgegennehmen. Für sie war es der Tag der Genugtuung und der Neubeginn im Berufsleben. Die Holzereimeisterschaft bot eine gute Gelegenheit, neue Kontakte zu knüpfen, wieder einmal die Berufskollegen, alte Freunde zu treffen und miteinander anzustossen. Bis zum Morgengrauen wurde das fröhliche Beisammensein genossen. Wir vom OK möchten es nicht unterlassen, allen Teilnehmern, Schiedsrichtern, Helfern, Sponsoren und Gönnern, den Gemeinden: Disentis/Mustér, Medel-Lucmagn, Sumvitg und Tujetsch, Graubünden Wald, sowie allen, die uns auf irgendeine Art unterstützt haben, herzlich zu danken. Ohne diese grosszügige Unterstützung wäre die Durchführung eines solchen Anlasses nicht möglich gewesen.
Dario Klaiss OK, 12. Bündner HHM 2010 dario.klaiss@gmx.ch
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(Bild: Sandro Krättli) Bild 11: Arno Illien, der spätere Bündnermeister beim Asten (Bild: Sandro Krättli) mehr Bilder finden Sie unter www.graubuendenwald.ch
Gerhard Briechle, der Weltmeister aus Deutschland, beim Kettenwechsel. (Bild: Sandro Krättlli) Bild 10: Schiedsrichter beim Festhalten der Wettkampfresultate.
Bild 8: Auch unbekannte Gesichter waren am Start: Emil Schmidt aus S. Benedetg hat am Gestaltungswettkampf teilgenommen. (Bild: Erwin Deflorin) Bild 9:
dem Kanton Bern. (BIld: Sandro Krättli) Bild 7: Die Sieger des Gruppenwettkampfes: Domat/Ems, Unterheizenberg und Davos (von links). (Bild: Ervin Monn)
Bild 5: Im Gegensatz zu Südafrika musste die Schiedsrichterleistung in Sedrun nicht angezweifelt werden. Bild 6: Höchste Präzision bei Philipp Amsturz aus
Bild 1: Dani Bürgi erhält von Arthur Gredig feierlich das Wettkampfblatt. (Sandro Krättli) Bild2: Den Schiedsrichteraugen entgeht nichts. (Sandro Krättli) Bild3: Martin Zaugg bei der Disziplin Springboard. (Bild: Edwin Deflorin) Bild4: Florian Isler aus der Nationalmannschaft beim Fällen. (Bild: Sandro Krättli)
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Anschluss von Bündner Holz an internationale Märkte Angesicht der Generalversammlung der SELVA in Zernez war auch der Einkaufsleiter der Mayr-Melnhof Gruppe, Josef Kothbauer, anzutreffen. Er erzählt im Interview für «Bündner Wald» aus seinem Berufsalltag und wie das Grosssägewerk das schwierige Jahr 2009 erlebte. Natürlich gab er Auskunft darüber wie die aktuelle Situation an den Weltmärkten aussieht und wie die Zukunft in Domat/Ems aussehen könnte. Mit Josef Kothbauer sprach Genesio Pangaro. Herr Kothbauer, vielen Dank, dass Sie sich für dieses Interview zur Verfügung gestellt haben. Könnten Sie kurz Ihre Person vorstellen? Josef Kothbauer: Ich bin 47 Jahre alt, stamme aus Oberösterreich und habe an der Universität für Bodenkultur in Wien Forstwirtschaft studiert. Seit gut 20 Jahren bin ich in dieser Branche tätig. Innerhalb der Mayr-Melnhof Holz Gruppe ( MM ) bin ich für die Steuerung und Koordinierung des mitteleuropäischen Holzeinkaufes für alle unsere Sägewerke zuständig. Ich arbeite sehr eng mit unserem Einkaufsleiter in der Schweiz, Roger Keller, zusammen. Erzählen Sie aus Ihrem Berufsalltag ... Aufgrund meiner internationalen Tätigkeit reise ich sehr oft. Ich besuche in regelmässigen Abständen alle unsere Standorte. Ich persönlich bin für die Holzeinkaufspolitik sämtlicher Standorte vor dem Hintergrund der Nachfrage auf den internationalen Schnittholzmärkten zuständig. Ich kläre mit den einzelnen Standortsleitern deren Bedarf an Rundholz ab. Dabei gilt es abzuklären, ob die angefragten Qualitäten und Stärkeklassen in angemessenem Umfang vorhanden sind. Zu meinen Tätigkeiten gehört ausserdem, die einzelnen Stand72
ortsleiter bei wichtigen Verhandlungen zu unterstützen. Wie viele Standorte hat die MayrMelnhof Gruppe? Wir betreiben vier Sägewerkstandorte in Mitteleuropa: in Loeben (Österreich), Frankenmarkt (Österreich), Domat/Ems (Schweiz) und Paskov (Tschechien). Seit letztem Herbst zählt auch eine Grosssägerei in Efimovskij (Russland) dazu. Dieses Werk zählt aber nicht zu meinem Verantwortungsbereich. Und wie viele Mitarbeiter zählt die Mayr-Melnhof Gruppe? In Domat/Ems sind es 125 Mitarbeiter. Insgesamt beschäftigt MM rund 1950 Personen. Josef Kothbauer: «2009 war ein sehr schwieriges jahr für unsere Branche». (Bild: Genesio Pangaro)
Wann wurde die Firma auf den Standort Domat/Ems aufmerksam? MM hat in den letzten Jahren stark auf Expansion gesetzt, wobei wir vor allem den strategisch wichtigen Bereich der Holzweiterverarbeitung im Fokus hatten und diesen Sektor auch durch eine Akquisition ausbauen wollten. 2008 hatten wir die Möglichkeit, die Stallinger/Kaufmann Gruppe zu übernehmen. 2009 war die Übernahme sämtlicher Standorte der Stallinger/Kaufmann Gruppe schliesslich abgeschlossen. Warum ist dieser Standort so attraktiv? Die geografische Lage von Domat/Ems, das heisst vor allem die Nähe zum italienischen wie auch französischen Markt, macht den Standort sehr attraktiv. Zusätzlich ist es ein grosser Vorteil, dass in unmittelbarer Nähe unser Holzverarbeitungsbetrieb in Reuthe, in Vorarlberg, stationiert ist. Gab es bei der Übernahme weitere Interessenten? Dazu müssen Sie die ehemaligen Besitzer fragen. Welche Jahreszahlen schreibt eine Firma wie Mayr-Melnhof? Aufgrund des Platzens der Immobilienblase in den USA sowie der daraus resultierenden Finanz- und Wirtschaftskrise steht die Holzverarbeitungsbranche vor einer schwierigen Situation. Die Nachfrage ist sowohl In Europa als auch international wesentlich geringer als in den Jahren vor der Krise. Die jetzige Wirtschaftssituation gibt uns zu verstehen, dass langfristige Planungen und Voraussagen momentan nicht durchführbar sind. Der Markt reagiert insgesamt sehr kurzfristig. Wir stellen jetzt, wie in jedem Frühjahr, eine gewisse Bele-
bung fest, die aber ihre Ursache im saisonalen Bauzyklus hat. Sind bei den verschiedenen Weltmärkten grosse Unterschiede auszumachen, im Speziellen mit dem total zusammengebrochenen US-Markt? Die Wirtschaftskrise hat sich auf den verschiedenen Märkten unterschiedlich ausgewirkt. In den USA hat der Markt nach wie vor nicht wirklich angezogen. Sie müssen sich vorstellen! Die jährliche Anzahl an Holzbauten ist von einem Durchschnittswert von 2 Millionen auf 600 000 zurückgefallen. Das spürt vor allem die holzverarbeitende Industrie. Welche Komplikationen traten während der Finanzkrise beim Erwirtschaften auf? Das grösste Problem war selbstverständlich der Einbruch der Nachfrage um 25 %. Die europäischen Sägereien haben aber nicht sofort auf diesen Einbruch reagiert, sondern laut Plan weiterproduziert, sodass es nach kurzer Zeit zu einem Überschuss am Markt gekommen ist. Dies hatte natürlich Auswirkungen auf die Holzpreise. Wir waren mit einem Preisverfall auf den internationalen Schnittholzmärkten konfrontiert. Was mussten Sie in Ihrer Position tun, um alldem entgegenzuwirken? In solch einer Situation ist es ganz wichtig, sehr schnell den Dialog mit den Lieferanten zu suchen und die Situation verständlich zu machen. Wir waren kurzfristig gezwungen, an allen Standorten die Produktion zurückzufahren, so auch in Domat/Ems. Kam es während dieser Zeit zu Entlassungen? Unser Ziel war es nicht, Personal zu entlassen. In der momentanen wirtschaftlichen Situation ist es wichtig, über eine grösstmögBündner Wald 4/2010 73
Mayr-Melnhof Swiss Timber startet Initiative zum verstärkten Rundholzeinkauf in der gesamten Schweiz Die saisonal bedingte Belebung auf den internationalen Schnittholzmärkten hat zu grösserer Nachfrage nach Rundholz geführt. Der grösste Schweizer Sägeindustriestandort, die Mayr-Melnhof Swiss Timber in Domat /Ems, hat aufgrund der aktuellen Situation eine grosse Rundholzinitiative gestartet. «Wir haben traditionell vorwiegend Rundholz aus dem Kanton Graubünden eingekauft, können aber unseren derzeitigen Bedarf nicht durch die vorhandenen Angebote abdecken», erklärt Mayr-Melnhof Swiss Timber Werksleiter Bernhard Ebner. Aus diesem Grund startet das Team rund um Einkaufsleiter Roger Keller eine Initiative für Schweizer Rundholz in den Kantonen Bern, Zürich und St. Gallen. Ein weiterer wichtiger Aspekt der soeben angelaufenen Rundholzinitiative ist es, eine transparente und nachvollziehbare Preispolitik zu verfolgen. Die Mayr-Melnhof Holz Gruppe hat mit dieser Initiative zum Ziel, längerfristige partnerschaftliche Lieferbeziehungen mit der Schweizer Forstwirtschaft zu etablieren, die beiden Seiten helfen, wechselseitige Risiken zu minimieren. Mit dem Engagement der Mayr-Melnhof Holz Gruppe in der Schweiz hat sich das Unternehmen zum Ziel gesetzt, der Schweiz eine verstärkte Wertschöpfung zukommen zu lassen und der modernen Waldnutzung einen zusätzlichen Impuls zu geben. «Wir ersuchen die Schweizer Waldbesitzer, uns kontinuierlich und ausreichend mit Schweizer Rundholz zu versorgen», erörtert Werksleiter Bernhard Ebner. (Medieninformation von MM von Anfang Mai)
liche Flexibilität verfügen zu können. Wir haben gemeinsam mit unseren Mitarbeitern nach Lösungen gesucht und haben auch an einzelnen Standorten zeitweise Kurzarbeit eingeführt. Aber insgesamt kam es zu keinen grossen Einschnitten im Personalbestand. Welche mittelfristige Prognose, so über drei Jahre, können Sie für die weltweite Nachfrage stellen? Vor dem Hintergrund der derzeitigen Wirtschaftskrise, nochmals verstärkt durch die Problematik, die sich jetzt in der Eurozone ergeben hat, ist es schwierig, Prognosen zu stellen. Die Märkte sind sehr volatil, und die Nachfrage kann sich sehr schnell verändern. Ein weiteres Problem stellt für uns die nicht kalkulierbare Währungsparität zwischen 74
Franken und Euro dar. Abgesehen von der Wirtschaftskrise und der besonderen Währungssituation in der Schweiz sind wir aber überzeugt, dass Holz eine grosse Zukunft vor sich hat. Gerade in Bezug auf die Klimaschutz- und CO2-Diskussion. Holz hat sicher die wesentlich bessere Ökobilanz als jeder andere Baustoff. Dies wird für Holz als Baumaterial grosse Chancen erschliessen. Ein wichtiger Aspekt ist das Thema Nachhaltigkeit. Auch dies beflügelt Holz als Werkstoff. Dann hat sich die Lage auf den Weltmärkten entspannt? Die zyklische Nachfragesituation hat auch heuer wieder mit sich gebracht, dass die Nachfrage nach Schnittholz im Frühling grösser ist. 2009 gab es in Zentraleuropa ei-
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nen Produktionsrückgang von 20 – 30 %. Es zeigt sich derzeit ein positiver Trend ab, aber man sollte sich immer vor Augen halten, dass dieser positive Trend vor einem negativen Hintergrund gesehen werden muss. Wir würden uns aber freuen, wenn es mittelfristig zu einer stabileren Nachfrage käme. Mit wie vielen Ländern arbeitet MayrMelnhof eigentlich zusammen? Wir beliefern alle fünf Kontinente und insgesamt sind es sicher über 50 Länder. Mit welchem Land bzw. Markt ist die Zusammenarbeit intensiver? Aufgrund unserer Angebotspalette und unserer geografischen Lage ist MM sehr stark auf den mittel- und osteuropäischen Markt ausgerichtet. Ein grosser Markt ist weiter die Levante (Länder des östlichen Mittelmeeres) wie auch Nordafrika. Von unserem Schweizer Werk aus beliefern wir aufgrund der Lage besonders Italien, Süddeutschland und das eigene Weiterverarbeitungswerk in Vorarlberg. Ziel unserer Unternehmenspolitik ist es auch in Ländern, in denen wir Produktionsstandorte haben, Holzmärkte aufzubauen. Dies ist uns in Tschechien, wo wir annähernd 50 % der Produktion lokal absetzen können, sehr gut gelungen. In der Momentan hat sich die Lage an den Weltmärkten etwas entspannt. (Bild: Genesio Pangaro)
Schweiz sind wir noch nicht so weit, hoffen aber, dass wir zukünftig verstärkt Holz am Schweizer Markt absetzen können. Wie viel Holz wird denn aus ihrer Produktion in der Schweiz abgesetzt? Derzeit verkaufen wir weniger als 10 % unseres in der Schweiz produzierten Holzes im Land selbst. Und wie gross ist die Nachfrage nach Bündner Holz? 30 % der Holzmenge, die in Domat /Ems verarbeitet wird, kommt aus dem Kanton Graubünden. Gemeinsam mit dem Kanton und auch Organisationen wie der SELVA bemühen wir uns, die Bündner Holzmenge zu steigern. Wir freuen uns, dass es uns Bündner Wald 4/2010 75
gelungen ist, dem Bündner Holz Anschluss an die internationalen Märkte zu geben und auch darüber, dass wir Impulse für eine moderne Waldbewirtschaftung setzen konnten. Wie geht es jetzt dem Standort Domat/ Ems und allgemein der MM-Gruppe? Wir haben vor kurzem eine Rundholzinitiative gestartet (siehe Kasten), mit dem Ziel, verstärkt Rundholz aus verschiedenen Kantonen der Schweiz zu erhalten. Wir wollen den Anteil an Schweizer Holz, das in Domat/ Ems eingeschnitten wird, massgeblich erhöhen, um das Werk auch besser auszulasten.
Meine letzte Frage. Ein Blick in die Zukunft sagt aus, dass ... ...dass es eine Chance für die Bündner und die gesamte Schweizer Forstwirtschaft gibt, das Schritttempo in der Waldwirtschaft zu erhöhen.
Genesio Pangaro Neudorfstrasse 60 CH-7430 Thusis
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Forsttagung 2010 in Meran «Schutzwald – (k)ein Thema»
V. l. n. r.: Ossi Urchs, Regierungsrat Stefan Engler (Graubünden), Präsident des Südtiroler Forstvereins Josef Schmiedhofer, Ressortdirektor Heinrich Holzer (Südtirol), Präsident des Österreichischen Forstvereins Johannes Wohlmacher, Landeshauptmann-Stellvertreter Anton Steixner (Tirol), Landesrat Erich Schwärzler (Vorarlberg) und Anton Mattle bei der Pressekonferenz. (Bild: Theo Hendrich)
Der Südtiroler Forstverein war Gastgeber der diesjährigen Forsttagung am 27. und 28. Mai in Meran. Die Veranstaltung fand im einzigartigen Ambiente des Meraner Kurhauses statt und stand unter dem Motto «Schutzwald – (k)ein Thema». Prominente und namhafte Referenten waren eingeladen, darüber zu sprechen, wie man dem Schutzwald in den Medien mehr Präsenz verschaffen kann. Über 400 Teilnehmer aus Bayern, Graubünden, Österreich und Südtirol waren zur Tagung gekommen. Wie auf der Pressekonferenz von allen anwesenden Politikern unterstrichen wurde, liegt eine Herausforderung darin, das Thema Schutzwald im Alpenraum zu einem Thema von öffentlichem Interesse zu machen, um somit in der breiten Bevölkerung die notwendige Sensibilisierung voranzutreiben – nicht zuletzt auch deshalb, um vonseiten der Politik die notwenigen Gelder zu bekommen.
lich verunglückt war. «Andreas hinterlässt eine grosse Lücke», sagte Präsident Josef Schmiedhofer. Auch an Alt-Landeshauptmann Silvius Magnago, der wenige Tage zuvor im Alter von 96 Jahren verschieden ist und Mitglied im Forstverein mit der Nummer 1000 war, gedachte man in einer Gedenkminute. Den Wald vor den Vorhang stellen Der Wald hat nicht nur mit Wildschäden und vernachlässigter Bewirtschaftung zu kämpfen, sondern auch mit den zunehmenden Folgen des Klimawandels, Trockenheit und neu auftretenden Schädlingen. Doch wähDer tragische Tod von Andreas Feichter überschattete die Forsttagung. (Bild: Theo Hendrich)
Gedenkminute für Andreas Feichter Besonders gedacht wurde bei der Forsttagung in Meran an Andreas Feichter, dem Geschäftsführer des Südtiroler Forstvereins, der wenige Tage zuvor am Ortler tödBündner Wald 4/2010 77
rend das Abschmelzen der Pole und Gletscher in aller Munde ist, tun sich Waldbesitzer und Forstmann schwer, die Probleme des Waldes über die Medien zu transportieren. Es werden zwar Artikel in Fachzeitschriften veröffentlicht und interne Fachtagungen und Vorträge gehalten, vor dem Schritt an die breite Öffentlichkeit besteht aber offensichtlich eine gewisse Scheu, sodass vielfach andere Interessenvertretungen diese Themen auf ihre eigene Weise besetzen. Aus diesem Grund wurde das Thema der diesjährigen Forsttagung gewählt. Wie funktioniert Kommunikation? Wie können Umweltthemen an die Medien herangebracht werden? Wie können Medien komplexe oder wenig plakative Themen vermitteln? Welche Rolle spielen die neuen Medien, das Internet und wie wird dort kommuniziert und wie gehen wir damit um?
«Meine Art zu kommunizieren» Reinhold Messner, Grenzgänger, Bergsteiger und Autor, sprach davon, dass der «Erfolg» seiner Kommunikation darin liegt, es eben auf seine ganz persönliche Art zu tun. In punkto Öffentlichkeitsarbeit sieht er sich dennoch nicht als Vorbild. «Ich habe weder einen Kommunikationsberater noch einen Pressesprecher.» Seine Art zu kommunizieren ist sicherlich eine nicht ganz alltägliche. Da ist zunächst die Sprache. Man muss sich einer guten und für alle verständlichen Sprache bemächtigen, die sowohl für den Zuhörer als auch für den Sprechenden nachvollziehbar ist. Das sei ihm ein ganz wichtiges Element in der Kommunikation. Natürlich ist der Inhalt von nicht geringerer Bedeutung. Aber auch er habe einen intensiven Lernprozess hinter sich. Sein Bogen der Kom-
Reinhold Messner: «Während ich erzähle bin ich dort, worüber ich erzähle». (Bild: Theo Hendrich)
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munikation ging von Themen, bei denen die Medien aufgrund seiner Expeditionen von ganz alleine auf ihn zu kamen, bis hin zu Themen, die auf den ersten Blick nicht in jener « Schublade» lagen, die die Medien ihm zugeordnet hatten. Viel zu oft lag er falsch in der Annahme, sich zu den unterschiedlichsten Themen einbringen zu müssen. Er habe im Laufe der Jahre gelernt, sich nur mehr zu Themen zu äussern, wo er schlussendlich auch kompetent ist. Eine oberflächliche bzw. unkompetente Kommunikation ist mittelfristig ein Schuss nach hinten. Auch diese Erfahrung hat er machen müssen. Nur weil man etwas publizieren will, heisst das noch lange nicht, dass es von den Medien auch angenommen wird. Lediglich Meldungen über Bedrohungen, Katastrophen oder Skandale finden wie von selbst ihren Weg an die Öffentlichkeit. Wichtig für ihn ist es, eine Kommunikation nur dann zu führen, wenn Inhalte und Ziele auch verstanden werden. Dabei erinnerte er an einen Berchtesgadener Bergführer, der gefragt wurde: «Was ist denn das Wichtigste beim Bergsteigen?» Seine Antwort: «Die Hauptsache ist, dass man weiss, wo der Berg steht.» Ossi Urchs: «Auch das Thema Schutzwald kann im Internet eine breite Öffentlichkeit finden.» (Bild: Theo Hendrich)
Irmtraud Oelschläger gab eine Einführung in die Gepflogenheiten beim Schweizer Fernsehen. (Bild: Theo Hendrich)
«Mein Schutzwald» In einer sehr emotionalen und berührenden Weise schilderte Anton Mattle, Landtagsabgeordneter und Bürgermeister von Galtür, seine ganz persönliche Geschichte vom grossen Unglück in Galtür. Eine riesige Schneelawine ging 1999 auf das Dorf nieder. 31 Menschen starben. Anton Mattle erzählte dabei auch von «seinem Wald», der sowohl bei der Lawinenkatastrophe als auch beim Hochwasser im August 2005 die Bewährungsprobe als Schutzwald bestand. Es war wohl diese Erzählweise des direkt Betroffenen, die alle Gäste im Saal sehr aufmerksam mitverfolgt haben und darin auch die eindeutige Botschaft gehört haben, dass der Schutzwald für die Menschen Sicherheit bedeute. «Das ist wie mit einer Versicherungsprämie. Nur wer diese rechtzeitig einbringt, der darf mit einem entsprechenden Bonus rechnen – alle anderen werden bestraft.» «Neue Wege der Kommunikation im www» In eine völlig andere Welt katapultierte Ossi Urchs, Politologe, Philosoph, Autor, Regisseur und «Internet-Guru», die Teilnehmer Bündner Wald 4/2010 79
gut auffindbar im Netz platziert werden und dialogfähig (Kontakt, Newsletter oder Nutzerforum) sein. Er empfiehlt, Verbindungen zu erfolgreichen und populären Web-Plattformen zu nutzen. «Die User werden damit dort abgeholt, wo sie eigentlich schon sind.» Soziale Netzwerke wie Facebook erreichen so bereits 500 Millionen Menschen weltweit, daneben boomen Videoplattformen oder neuartige Informationsdienste (Twitter). Für Urchs ist es sehr wohl denkbar, dass sich für das wichtige, aber auf den ersten Blick trockene Thema «Schutzwald» auch im Internet eine breite Öffentlichkeit finden lässt.
Erwin Brunner: «Jeder Förster kann Botschafter für den Schutzwald sein.» (Bild: Theo Hendrich)
und zeigte ihnen die neuen und unbegrenzten Wege im World Wide Web 2.0. Das www ist heute als eine neue real-virtuelle Welt zu betrachten, in der für alle Menschen, die einen Internetzugang haben, nahezu alle Themen sofort und mit geringem technischen und finanziellen Aufwand auf der ganzen Welt zugänglich gemacht werden können. Die unterschiedlichsten Themen können von den Nutzern abseits der «klassischen Medien» an die Öffentlichkeit gebracht werden, und sehr oft stossen diese dann auch auf sehr grosse Resonanz. Geschätzte 1,5 Milliarden Nutzer sind weltweit im Internet unterwegs, mehr als 1500 Milliarden Webseiten online. «Wer im Internet kommunikative Erfolge haben will, muss lernen, durch die Kundenbrille zu sehen», stellte er klar. Web-Seiten müssen 80
«Unverzichtbar oder überflüssig? Wie kommen Themen ins Fernsehen?» Irmtraud Oelschläger, Leiterin der Marktund Publikumsforschung beim Schweizer Fernsehen DRS, erklärte nach welchen Kriterien Themen als solche überhaupt vom Medium Fernsehen erkannt und für seine Zwecke verarbeitet werden. Aktualität, Relevanz, Verständlichkeit, Bilder, Emotionen, Vielfalt – das sind im Wesentlichen die sechs Kriterien, um Themen im Fernsehen mit seinen zahlreichen Formaten zu platzieren. Konkret strahlte man zum Thema Wald im Januar dieses Jahres eine Sendung über Spechte und Totholz aus, im Februar folgte eine über Schweizer Tropenholz und vor Kurzem noch ein Bericht über die Holzernte und das Mondholz. «Im nächsten halben Jahr muss daher laut Programmchefin auf Holzthemen verzichtet werden», bedauerte Oelschläger. «Warum die Qualitätspresse ihr Holz wert ist» Zum Schluss sprach der gebürtige Südtiroler Erwin Brunner, Chefredakteur des Fachmagazins National Geographic Deutschland,
zu den Teilnehmern. Bei seinen Recherchen zum Thema durchforstete Brunner Deutschlands grösste Pressedatenbank und fand dort nur 195 Nennungen des Begriffes «Schutzwald» in den vergangenen 30 Jahren. Im Vergleich: Problem-Bär Bruno schaffte 934 registrierte Artikel in nur zwei Monaten. «Daran kann man erkennen, dass Information mit Emotion gekoppelt sein muss, wenn sie interessieren soll.» Er findet Fachbegriffe wie «Schutzwald» für die Allgemeinheit zu abstrakt. Im Fall von Bruno waren die Fakten tagesaktuell und spannend wie ein Krimi, ausserdem haben die Berichte das Meinungsbild der Bevölkerung polarisiert. Um das Schutzwaldthema besser zu bewerben, wären seiner Meinung nach «Helden oder Botschafter» des Waldes notwendig. Das könnten beispielsweise berühmte Persönlichkeiten sein. Er strich aber auch die Rolle der einzelnen Förster heraus. Diese können ihre Arbeit sehr wohl auch über die Medien kommunizieren, aber schlussendlich ist jeder Förster selbst der beste und direkteste Botschafter für seinen Schutzwald. Er sollte mit den Menschen in direkten Kontakt treten und mit ihnen reden und sie auch in den Wald hinein führen. Die unmittelbare Begegnung ist immer noch die intensivste und
beste. Kein Medium kann diese Erfahrung besser und nachhaltiger vermitteln. Wichtig sei vor allem die emotionale Bindung – ganz nach dem Leitsatz von Konrad Lorenz: «Man liebt nur, was man kennt, und man schützt nur, was man liebt.» Ihren Ausklang fand die Tagung bei einem Aperitif am Seerosenteich der Gärten von Schloss Trauttmansdorff, die zum «schönsten Garten Italiens 2005 » gewählt wurden, und beim anschliessenden Abendessen, das wetterbedingt nicht in den Gärten, sondern im Vereinshaus von Algund stattfinden musste. Glück mit dem Wetter hatte man hingegen am zweiten Tag der Forsttagung, an dem die Exkursionen auf dem Programm standen. Über 400 Personen nahmen an den insgesamt 14 angebotenen Exkursionen teil, die vom Vinschgau im Westen übers Passeiertal im Norden bis ins südlich gelegene Dolomitengebiet führten.
Südtiroler Forstverein Michael-Pacherstrasse 13 I-39100 Bozen info@forstverein.it
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Ein Jugendprojekt für Mensch und Natur Naturdynamik: Zurück in die Zukunft Einleitung Die Natur wird heute fast überall stark von menschlichen Einflüssen beeinflusst und reguliert. Dabei versucht der Mensch die Natur im Gleichgewicht und das, was ihm wichtig erscheint, konstant zu halten. Diese ausgleichenden und regulierenden Einflüsse stehen in krassem Gegensatz zur Dynamik, die in der Natur herrscht: Weder Tiere noch Pflanzen haben ständig konstante Bestände, sondern unterliegen einem ständigen Auf und Ab ihrer verschiedenen Elemente und Lebenszyklen. Diese Dynamik ist für den langfristigen Fortbestand der Arten entscheidend. In früheren Jahrhunderten mussten sich die Menschen gegen die Naturkräfte wehren, wenn sie überleben wollten. Dabei standen ihre beschränkten technischen Mittel in einem gewissen Gleichgewicht mit den Kräften der Natur. Heute jedoch verfügt der Mensch über ein übermächtiges Instrumentarium, das bei rücksichtsloser Anwendung die Natur vielerorts verdrängt oder erdrückt. Dieser Entwicklung versuchen naturbewusste
Menschen mit ihren Aktivitäten entgegenzuwirken und natürliche Lebensgemeinschaften mit ihrer Artenvielfalt für künftige Generationen in lebensfähigem Zustand und natürlicher Autonomie zu erhalten. Dies ist vor allem eine ethische Aufgabe und grenzt sich vom gegenwärtig weit verbreiteten kommerziellen Imperativ des menschlichen Tuns klar ab. Sie beinhaltet in vielfältiger Weise eine Abkehr vom Nutzungsprimat des Menschen als erste Priorität und von der vollständigen Ausbeutung der Natur und lässt gebietsweise die Eigendynamik der Natur wieder zu. Ein solches Projekt, das der Natur grossräumig und nachhaltig ein «selbst verwaltetes» Existenzrecht einräumt, ist in der «Biosfera Val Müstair» geplant und dessen Umsetzung bereits eingeleitet. Deshalb soll das hier geplante Jugendprojekt auch im Rahmen der Aktivitäten der «Biosfera Val Müstair», in Zusammenarbeit mit «Graubünden Wald» realisiert werden. Projektziel Das Projekt hat zum Ziel, das Verständnis für die Eigendynamik der Natur zu fördern.
Methode – Der Ansatz des interdisziplinären Marktplatzes der Interessen kann in einer Modelldiskussion unter entsprechend eingeführten Jugendlichen «fiktiv» aufgezeigt werden. Die Jugendlichen werden im Rahmen eines Workshops der Biosfera in das Thema eingeführt und speziell auf diese Aufgabe vorbereitet. – In einer retrospektiven Diskussionsrunde mit Vertretern der bisher (und ev. künftig) involvierten Interessengruppen kann die bisherige Realisierung des Biosfera-Projektes mit den damit verbundenen Konfliktbereinigungsprozessen als positives Beispiel präsentiert werden. – Die Jugendlichen nehmen bei der retrospektiven Betrachtung eine Beobachterrolle ein. Sie kommentieren ihre Wahrnehmung des bisherigen Prozesses und stellen kritische Fragen zu den weiteren erforderlichen Schritten.
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Das Projekt will dazu einen Beitrag leisten, indem sich Jugendliche in einem Dialog Gedanken zur Entwicklung eines bestimmten Lebensraumes machen: Was gehört dem Menschen und was darf er sich erlauben? Was gehört der Natur und wo soll sie sich frei entwickeln können, damit sie eine Zukunft hat? Über diese Fragen bestehen bei den verschiedensten Interessengruppen sehr unterschiedliche Vorstellungen. Und alle diese Ansprüche haben doch direkte Auswirkungen auf die Natur. Es ist das Ziel des Projektes, im konstruktiven Dialog der verschiedenen Interessen, die menschliche Interessensphäre und die Interessensphäre der dynamischen Natur auszuloten, abzugrenzen und Konzepte für ein ausgewogenes, rücksichtsvolles Nebeneinander von Natur und Mensch zu erarbeiten. Praktisches Vorgehen: 1) Jugendliche malen sich die Zukunft der Natur aus: In einem Aufsatzwettbewerb schreiben Jugendliche aus Maturklassen (alternativ auch Vorklassen des Maturjahrgangs) der Mittelschulen Graubündens ihre Visionen über die Zukunft der Natur aus einer aus neun Interessensgruppen selbst gewählten Perspektive. Folgende Interessengruppen sind vorgegeben: Jagd und Wild, Naturschutz, Fischerei, Forstwirtschaft, Landwirtschaft, Wasserwirtschaft, Tourismus, Verkehr, Bauwirtschaft.
2) Jugendliche bereiten sich vor: Aus dem Aufsatzwettbewerb werden für jede Perspektive jeweils die drei Besten unter den Autorinnen und Autoren ausgewählt. Diese GewinnerInnen werden an einen Workshop in der Biosfera Val Müstair eingeladen, wo sich die Jugendlichen während einer Woche ( 20. bis 25. September 2010 ) in ihre Rolle der Vertretung ihrer Interessensgruppe im direkten Kontakt mit den realen Funktionsvertretern der Region Val Müstair vorbereiten. 3) Jugendliche diskutieren: An einer öffentlichen Veranstaltung (1. Oktober 2010 ) diskutieren die Jugendlichen in einer halb einstudierten, halb spontanen Schau-Diskussion («Natur Arena») gemeinsam am Runden Tisch unter Leitung eines Mediators über die Entwicklungsmöglichkeiten und die Zukunft eines Naturraumes. Dabei nehmen die neun Gruppen jeweils die Position ihrer Interessensgruppe ein, auf die sie sich am Workshop vorbereitet haben. Ziel soll es sein, die Zukunft dieses Naturraumes zu diskutieren und dabei die Möglichkeit dynamischer Freiräume der Natur zu entwickeln und unter Berücksichtigung der neun Interessensgruppen gemeinsam festzulegen. «Natur Arena» Die «Natur Arena» soll im Rahmen des Biosfera-Festes im Val Müstair am 1. Oktober von 13.30 bis 18.00 Uhr stattfinden. Das
Projektteam Gabriella Binkert, Biosfera Val Müstair Beat Philipp, Graubünden Wald Andreas Moser, Schweizer Fernsehen, NETZ NATUR
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Symposium ist öffentlich. Angesprochen werden die Gäste des Biosfera-Festes, die
Graubünden Wald
Bevölkerung und Mitglieder von Graubünden Wald.
Biosfera Val Müstair
Präsident, Beat Philipp
Center da Biosfera
Amt für Wald Graubünden
CH - 7532 Tschierv
Loëstrasse 14, CH - 7000 Chur
info@biosfera.ch
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Lehrabschlussfeier der Forstwarte in Sedrun Mitte Juni absolvierten 37 angehende Forstwarte aus dem Kanton Graubünden und dem Fürstentum Liechtenstein den letzten Teil ihrer Lehrabschlussprüfung in Haldenstein und Chur. Die Prüfungen wurden vom Amt für Wald Graubünden organisiert. Die Lehrabschlussfeier fand am 25. Juni im Rahmen der Holzhauereimeisterschaft des Bündner Forstvereins Graubünden Wald in Sedrun statt. Die frischgebackenen Forstwarte feierten dieses Jahr ihren Lehrabschluss wieder im Rahmen der Bündner Holzhauerei-Meisterschaft. Unter Anwesenheit von Regierungsrat Stefan Engler und der Leiterin des Amtes für Berufsbildung, Rita Wiesendanger, sowie zahlreichen Ehrengästen fand die feierliche Übergabe der eidgenössischen Fähigkeitszeugnisse für Forstwarte und Forstwartinnen mit der Prämierung der drei besten Lehrabschlüsse im gut gefüllten Festzelt statt. Wie jedes Jahr durften die besten Absolventen – dieses Jahr waren es zwei – als Lohn für ihre grossartige Leistung die begehrte handgeschmiedete Axt entgegennehmen. Felix Voneschen konnte diese begehrte Trophäe Mirco Hänny vom Forstamt Tschlin und Manuel Solèr vom Revierforstamt Bonaduz für ihren Abschluss mit der Bestnote 5,4 überreichen. Für die zweit- und drittbeste Note gab es ebenfalls ein kleines Präsent. Diese Ehre wurde mit 5,3 Daniel Vital, Revierforstamt Sent und Christian Florinett, Forstamt Davos, sowie mit 5,2 Dario Pillatti, Revierforstamt Celerina, und Christian Gujan, Revierforstamt Fideris zuteil. Ferner haben die Prüfung mit Erfolg absolviert (in alphabetischer Reihenfolge): Alter Pacal, Forstunternehmung Florinett, Bergün n Beeli Armin, Revierforstamt Ladir n Bergamin Gino, Forstunternehmung Hemmi, Churwalden n Caflisch Flurin, Revierforstamt Maladers n Camenisch Marino, Revierforstamt Bonaduz n Camenisch Julian, Revierforstamt Castrisch n Casutt Michael,
Revierforstamt Klosters n Dettli Martin, Revierforstamt Ferrera/Avers n Dickenmann Petra, Forstamt Ruinaulta, Versam n Engel Jan Andrea, Forst- und Alpverwaltung Chur n Fetz Roman, Revierforstamt Rhäzüns n Gassner Michael, Forstamt Triesenberg n Hasler Manuel, Forstamt Gamprin n Hochholdinger Patrick, Forstbetrieb Davos n Isepponi Andrea, Ufficio forestale Li Curt n Jäger Carlo, Revierforstamt Untervaz n Kunz Lukas, Forstunternehmung Zyndel, Maienfeld n Lipp Andreas, Revierforstamt Zizers n Lustenberger Martin, Revierforstamt Domat/Ems n Marte Kevin, Forstamt Mauren FL n Martino Lorenzo, Revierforstamt Samedan n Meier Cyrill, Forstunternehmung Hemmi, Churwalden n Morger Matthias, Revierforstamt Trimmis n Peter-Balzer Nicola, Forstunternehmung Hirschi, Maladers n Schweizer Andreas, Revierforstamt Safien Platz n Simonet Riccardo, Revierforstamt Flerden n Veraguth Luca, Revierforstamt Andeer n Zinsli Fabian, Revierforstamt Safien Platz.
Beat Philipp Amt für Wald Graubünden Loëstrasse 14, CH - 7000 Chur beat.philipp@afw.gr.ch
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Schweizer Jugend forscht im Bündner Wald
Die drei Flechtenforscherinnen bringen an einer Lärche das Zählnetz in Form von Schnüren an. (Bild: Claudia Baumberger)
Vom 27. Juni bis 3. Juli 2010 fand in Valchava GR die «International Wildlife Research Week» von Schweizer Jugend forscht statt. 20 Jugendliche aus der Schweiz, Deutschland, Italien, Lettland, Litauen, der Slowakei, Portugal, Ungarn, Polen und der Tschechischen Republik erforschten in Kleingruppen die Flora und Fauna des Münstertals. Vier Fachpersonen aus Zoologie, Botanik und Ökologie begleiteten die 17- bis 19-jährigen Jugendlichen durch die ganze Woche. Am Ende dieser Forschungswoche präsentierten die Nachwuchsforschenden ihre Arbeiten an einer öffentlichen Schlusspräsentation in Fuldera. Flechten im Bündner Wald Justyna Słowiak aus Polen sowie Julia Hunziker und Regina Wernli aus der Schweiz 86
untersuchten Flechten auf Lärchenstämmen. Sie bestimmten auf beiden Talseiten von Valchava ein Untersuchungsgebiet auf 1600 bis 1700 m ü. M. Um die Deckung der Lärchenstämme mit Flechten vergleichen zu können, wählten sie auf jeder Talseite je zehn Lärchenstämme aus, die etwa gleich dick waren. Um den Stamm legten sie auf 50 und 60 cm Höhe je eine Schnur. Zwischen diesen zwei Schnüren spannten sie vier vertikale Schüre, die sie mit dem Kompass so ausrichteten, dass je eine Teilfläche in eine der vier Himmelsrichtung zeigte. Flechten mögen es feucht Auf den Lärchenstämmen der nordexponierten Hänge fanden die Jugendlichen eine mehr als doppelt so hohe Flechtendeckung als am südexponierten Hang. Ebenso
war die Ausrichtung der Flechten auf dem Stamm auf den beiden Hangseiten unterschiedlich. Den grössten Unterschied stellten die Jugendlichen auf der Südseite des Stammes fest: Am südexponierten Hang wuchsen kaum Flechten auf der Stammsüdseite, am nordexponierten Hang fanden sie auf dieser Seite jedoch den zweithöchsten Wert der Deckung durch Flechten. Die grösste Flechtendeckung war auf den südexponierten Hängen auf der Nordseite der Baumstämme, auf den nordexponierten Hängen auf der Westseite der Bäume zu finden. Bezüglich der Wuchsform fanden die Jugendlichen heraus, dass am südexponierten Hang die Blattflechten die häufigste Wuchsform ist, am Nordhang jedoch die Krustenflechten. Aus der unterschiedlichen Dichte der Flechtendeckung und der dominierenden Wuchsform an süd- und nordexponierten Hängen folgerten die Jugendlichen, dass dies mit der unterschiedlichen Exposition zur Sonne und der Dichte des Waldes zusammenhängt. Diese Faktoren wirkten sich auf die Feuchtigkeit im Wald aus. Trat Sonnenlicht mit hoher Intensität auf Lärchenstämme (z. B. an der Stammsüdseite südexponierter Lärchen in lockerem Wald) wuchsen kaum Flechten. Fledermäuse jagen lieber ausserhalb der Siedlung
Wenn die meisten Jugendlichen zu gähnen begannen und sich langsam in den Schlafsack rollten, begann die Forschungsarbeit von zwei Fledermausbegeisterten aus Lettland und der Schweiz. Zwischen 21.30 und 24.00 Uhr gingen sie jeweils mit einem Biologen hinaus in die dunkle Nacht. Sie wollten herausfinden, ob die nächtlichen Jagdgebiete der Fledermäuse sich eher ausserhalb oder innerhalb der Siedlung von Valchava befinden. Mit Detektoren spürten sie in drei Nächten 36 Fledermäuse auf. Dank Tonaufnahmen konnten sie vier bis fünf Arten unterscheiden. Um die Arten sicher bestimmen zu können, hätten sie die Fledermäuse mit Netzen fangen müssen, was sie aus Naturschutzgründen unterliessen. Da 92 % der Fledermausnachweise ausserhalb der Siedlung lagen, innerhalb der Siedlung jedoch nur 8 %, schlossen die Jungforscherinnen, dass Fledermäuse zum Jagen ausserhalb der Siedlung bessere Jagdgründe finden. Am meisten Fledermäuse entdeckten sie entlang des Waldrandes gegenüber dem Sportplatz der Chasa Muntanella. Sie erklärten diesen Ort zum Fledermaus-Hotspot von Valchava. Schlangen mögen Grenzstrukturen Eine vierköpfige Schlangengruppe untersuchte die Korrelation von Landschaftsstrukturen mit dem Vorhandensein von
Stiftung «Schweizer Jugend forscht» Die Stiftung Schweizer Jugend forscht unterstützt interessierte und motivierte Jugendliche der Sekundarstufe II (Mittelschule und Berufsfachschule) mit dem Ziel, die Freude und Faszination an wissenschaftlicher Arbeit zu wecken. Jedes Jahr werden diverse Studienwochen organisiert, bei denen sich die Jugendlichen während einer Woche in ein bestimmtes Fachgebiet vertiefen können. Eine dieser Studienwoche ist die «International Wildlife Research Week», die dieses Jahr erstmals in Valchava stattgefunden hat.
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Schlangen. Mit in dieser Gruppe war ein 17-jähriger Schlangenfan, der für seine Forschungsarbeit zu Amphibien und Reptilien in seinem Land bereits ausgezeichnet wurde. Ihm gelang es, insgesamt neun Aspisvipern in der Umgebung von Valchava nachzuweisen. Die Schlangengruppe fand heraus, dass sich Schlangen vor allem in Grenzbiotopen aufhalten, nämlich dort, wo Steinmauern mit Wiesen, Bächen oder Büschen zusammentreffen. An neun Orten, die geeignete Schlangenstrukturen aufwiesen, legte die Gruppe Bleche und Vlies auf den Boden. Weil die Schlangen gerne unter derartige Strukturen gehen, ist dies eine gute Methode, um Schlangen nachzuweisen. Die Schlangengruppe fand jedoch keine einzige Schlange unter den ausgelegten Blechen und Vliesen und folgerte daraus, dass eins bis drei Tage nicht ausreichen würden, um die Schlangen darunter vorzufinden. Die Bleche müssten bereits die ganze Saison im potenziellen Schlangengebiet liegen.
sie davon ausgehen, dass sich in den Teichen fast ausschliesslich geschlechtsreife Tiere aufhielten. Die jungen Amphibienforscher fanden heraus, dass sich in beiden Teichen Männchen und Weibchen deutlich in der Grösse unterscheiden. Männchen sind durchschnittlich 4,8 cm, Weibchen hingegen 5,3 cm gross. Bei solch grossen Unterschieden zwischen den Geschlechtern, mussten diese getrennt betrachtet werden. Zum Erstaunen der Jungforscher konnte weder bei den Weibchen noch bei den Männchen eine Differenz in der Körpergrösse zwischen den beiden Populationen gefunden werden. Die beiden Jungforscher vermuten, dass es sich bei den untersuchten Molchen zwar um gleich grosse, aber nicht gleich alte Tiere handeln könnte. In grosser Höhe könnten die Amphibien wegen des kurzen Sommers einige Jahre länger brauchen bis zur Geschlechtsreife. Das Erreichen des fortpflanzungsfähigen Lebensabschnitts wäre demnach nicht alters- sondern grössengebunden.
Bergmolche im Tal und auf der Alp Gibt es höhenabhängige Grössenunterschiede bei Bergmolchen? Dieser Frage sind zwei Jugendliche aus Litauen und Portugal nachgegangen. Sie verglichen die Bergmolchpopulationen von einem Teich in der Talebene bei Sta. Maria (Plaun Schumpeder) auf 1346 m ü. M. mit einem Teich oberhalb Valchava (Lai da Valpachun) auf 2170 m ü. M. In Plaun Schumpeder vermassen die Jungendlichen neun weibliche und zehn männliche Tiere, im Lai da Valpachun zehn Weibchen und 23 Männchen. Da sich Jungtiere in der Regel kaum im Gewässer finden lassen, konnten
Von Spinnen bis Felsenschwalben Die Arbeiten aller Jungforschenden können ab August 2010 auf www.sjf.ch heruntergeladen werden. Neben den oben kurz vorgestellten Arbeiten sind auch noch Insekten und Vögel erforscht worden.
Claudia Baumberger dipl. phil. nat. Biologin Kloosweg 34, CH - 2502 Biel baumberger.claudia@gmail.com
Handlungsbedarf bei Übertritt in Arbeitsprozess Jedes Jahr verunfallen 35 bis 50 Prozent der Forstwartlehrlinge. Die Suva hat deshalb die Berufsunfälle der Lernenden aus dem Jahr 2008 genau untersucht. Die Untersuchung zeigt interessante Trends und Optimierungsmöglichkeiten auf. Verbesserungen braucht es vor allem beim Übertritt der Forstwartlehrlinge vom geschützten Lernumfeld in den Arbeitsprozess. 2005 hat eine Studie der Suva über das Unfallgeschehen in den Suva-versicherten Forstbetrieben ergeben, dass jährlich rund 45 Prozent der Lernenden verunfallen. Um das Wissen über diese Unfälle zu vertiefen, analysierten die Forstexperten der Suva die Berufsunfälle der Lernenden der Klasse 42B (öffentliche Forstbetriebe und private Forstunternehmen) aus dem Jahr 2008 anhand eines strukturierten Fragebogens. Abgeklärt wurden 358 von insgesamt 363 Unfällen ( 321 telefonisch und 37 vor Ort im Betrieb). Jeder sechste Vollbeschäftigte ist ein Lernender Der Anteil der Lernenden in den Forstbetrieben hat sich von durchschnittlich 11,5 Prozent (Jahre 1985 bis 1990 ) auf rund 15,5 Prozent (Jahre 2004 bis 2008 ) erhöht. Im Jahr 2008 war somit jeder sechste Vollbeschäftigte ein Lernender. 20 Jahre früher war es jeder neunte. Diese Entwicklung weist auf kontinuierliche Veränderungen in der Branche hin. Damit sind auch die Herausforderungen für die Betreuung der Lernenden gestiegen. Die Analyse der Daten über die Jahre 1985 bis 2008 zeigt, dass die Unfallhäufigkeit der Lernenden in den Forstbetrieben seit Jahren zwischen 350 und 500 Berufsunfällen pro 1000 Lernende schwankt, Tendenz leicht sinkend. Der Anteil der schwereren Fälle, die Taggeldzahlungen wegen Arbeitsunfähigkeit zur Folge haben, sank in den
vergangenen Jahren von 53 Prozent (Jahre 1985 bis 1994 ) auf 43 Prozent (Jahre 1995
bis 2008 ). Unfallschwerpunkte: Entasten und Fällen von Bäumen Die Auswertung der 358 Berufsunfälle der Lernenden im Jahr 2008 brachte folgende interessante Fakten an den Tag: – Die Forstwart-Lernenden verunfallten am häufigsten im dritten Lehrjahr. – Die meisten Berufsunfälle ereigneten sich bei Holzerntearbeiten ( 52 Prozent) und bei der Waldpflege ( 19 Prozent). Beachtliche 5 Prozent der Berufsunfälle ereigneten sich in der Schule bzw. beim Schulsport. ANZEIGE
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Berufsunfälle pro 1000 Lernende in der Suva-Klasse 42B (Forstbetriebe), Jahre 1985 bis 2008 (blau: Fälle mit Taggeld / rot: Fälle ohne Taggeld). (Quelle: Suva)
– Die Berufsunfälle bei Holzerntearbeiten ereigneten sich zu 87 Prozent bei der Holzhauerei und zu 13 Prozent beim Holzrücken. Unfallschwerpunkte sind die Teiltätigkeiten Entasten mit 33 Prozent und Fällen von Bäumen mit 17 Prozent Anteil. – Spitzenreiter beim Unfallhergang sind getroffen werden mit 38 Prozent, ausgleiten, zu Fall kommen, Fehltritt Lehrjahr, in dem die Lernenden der Klasse 42B verunfallt sind, Jahr 2008. (Quelle: Suva)
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mit 21 Prozent und sich schneiden, sich stechen mit 17 Prozent. – Rund 60 Prozent der Gegenstände, welche die Verletzung bewirkt haben, sind auf die Eigenheiten des Arbeitsplatzes Wald zurückzuführen (Baumteile 25 Prozent, Boden und Steine 16 Prozent, Späne und Splitter 13 Prozent, Zecken 5 Prozent, Insekten 3 Prozent und giftige Pflanzen 1 Prozent). Die Grösse der Gruppe Zecken ( 5 Prozent), Insekten ( 3 Prozent) und giftige Pflanzen ( 1 Prozent) war bis anhin unbekannt. Die Untersuchung der Lehrlingsunfälle fand im Rahmen des Projekts «Förderung der Arbeitssicherheit in forstlichen Ausbildungsbetrieben» statt, das 2006 von der Suva initiiert wurde und auch vom Bundesamt für Umwelt unterstützt wird. Aufgrund der neuen Untersuchung kann davon ausgegangen werden, dass die bisherige Stossrichtung dieses Projekts richtig ist. Verbesserungspotenzial beim Übertritt vom geschützten Lernumfeld in den Arbeitsprozess Die Untersuchung zeigt, dass die Lernenden einerseits sorgfältig in ihre Aufgaben/Tätigkeiten eingeführt werden. Andererseits weist sie darauf hin, dass es beim Übertritt vom geschützten Lernumfeld in den Arbeitsprozess Probleme gibt. Wahrscheinlich erfolgt dieser Übertritt in manchen Fällen zu früh. In der sorgfältigen Evaluation des richtigen Zeitpunkts für diesen Übertritt liegt also ein wesentliches Verbesserungspotenzial. Deshalb hat die Suva in Zusammenarbeit mit den Ausbildungsverantwortlichen der Branche ein neues Hilfsmittel entwickelt, mit dem die Berufsbildner den richtigen Zeitpunkt für den Übertritt der ForstwartlLernenden in den Arbeitsprozess evaluieren
können. Das Hilfsmittel heisst «Forst: Beurteilen des Kompetenzniveaus des Lernenden (Ausbildungsstand)» und setzt sich aus vier Formularen zusammen, die der Beurteilung folgender Tätigkeiten dienen: – Baum beurteilen und fällen (Nr. 88237.d, PDF ) – Entasten/Einschneiden (Nr. 88238.d, PDF ) – Jungwaldpflege (Nr. 88239.d, PDF ) – Unterhalt der Arbeitsmittel (Nr. 88240.d, PDF ) Ausserdem wurde das Schulungsmittel « FALTI » entwickelt (Suva-Bestell-Nr. 88234.d). Es dient der systematischen Gefahrenermittlung in der Aus- und Weiterbildung und bei der Einführung neuer Mitarbeitenden. Dazu gehört auch eine Gebrauchsanweisung (Nr. 88235.d, PDF ). Schulung der Berufsbildner voll im Gang Bis Mitte 2011 werden die Berufsbildner mit diesen Hilfsmitteln in eintägigen Weiterbildungskursen vertraut gemacht. Die Kurse «Gefährdungserkennung und Kompetenzbeurteilung für Berufsbildner» werden von den Kantonen durchgeführt. Um die Betreuung der Lernenden im Betrieb zu optimieren, stehen zudem zur Verfügung: – das Merkblatt «Aufgaben und Zuständigkeiten in forstlichen Lehrbetrieben»
Anteil der Anzahl Lernende in Betrieben der Klasse 42B, Jahre 1985 bis 2008. (Quelle: Suva/BAFu)
– das Merkblatt «Austausch von Lernenden» mit der dazugehörenden Vereinbarung sowie – eine Dokumentation «Ausbilden im Lehrbetriebsverbund» mit Vertragsvorlagen, Mustern und Kalkulationshilfen Die vollständige Untersuchung der Suva mit allen Grafiken und Tabellen finden Sie unter www.suva.ch/forst Unfallgeschehen 2003 und 2008. Die erwähnten neuen Hilfsmittel können heruntergeladen werden von www. suva.ch/forst Sicherheit in forstlichen Ausbildungsbetrieben.
Othmar Wettmann, Bereichsleiter Suva, Bereich Holz/Gemeinwesen Rösslimattstr. 39, CH - 6002 Luzern Tel. +41 (0)41 419 52 68
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Neues Konzept für den Transport von Biomasse Der Bedarf an Biomasse zur Energieproduktion wächst auch in der Schweiz kontinuierlich. Auch die Verwertung von Holz in diesem Bereich nimmt zu. Diese Entwicklung ist an sich zu begrüssen. Holzmasse, die für keinen anderen Zweck eingesetzt werden kann, wird sinnvoll verwendet. Immer mehr Haushalte und Industriebetriebe sind in direkter Weise von Holz «abhängig». Die Energieproduktion mit erneuerbaren Energien, vor allem mit Holz, ist eine Voraussetzung zur Erreichung des klimapolitischen Ziels der 2000-Watt-Gesellschaft. Durch den Einsatz von Holz für die Energieproduktion entsteht für die Waldwirtschaft eine einmalige Chance, sich in der Gesellschaft stärker zu positionieren. Zur Nachhaltigkeit bei der Verbrennung von Holz gehört jedoch auch, dass das Holz in der ersten Verwendungsstufe für die Herstellung des wertvollsten Produktes eingesetzt wird. Holz, das für die Papier- und Plattenproduktion verwendet werden kann, sollte zuerst zu diesen Produkten verarbeitet werden und erst dann verbrannt werden (Kaskadennutzung). Der Kampf zwischen Biomassekraftwerken und der Platten- und Papierindustrie um den Rohstoff Holz ist in Europa in vollem Gang. Es ist anzunehmen, dass in Stahlkonstruktion für Druckversuche in Rabius. (Bild: Meinrad Candinas)
den nächsten Jahren wertvolles Papierholz dadurch für die Verbrennung zu teuer wird. Es gilt für die Biomassekraftwerke somit in erster Linie Holz zu beschaffen, das keine andere Verwendung findet. Dabei handelt es sich vor allem um Astmaterial aus den Holzschlägen und um Holz von Gemeindedeponien, wo die Stauden und Sträucher gesammelt werden. Seit der Inbetriebnahme der ersten Biomassekraftwerke in der Schweiz hat sich bei der Organisation der Biomassenbeschaffung einiges bewegt. In der ersten Phase wurden die Äste im Wald mit Bündelgeräten zu Bündeln gepresst, um den Transport des Materials ins Werk zu ermöglichen. Dieser Aufwand ist jedoch teuer und beinhaltet keine Wertschöpfung. Zudem mussten die Bündel in Containern transportiert werden, weil das Risiko, mit Rungenfahrzeugen Teile der Ladung zu verlieren, zu gross war. Ein zusätzliches Problem der Weiterverarbeitung der Bündel ist die Erschwernis des Hackvorgangs durch die Schnüre. Das Bündeln wurde zusehends durch das Hacken an der Waldstrasse abgelöst. Die modernen Hacker erlauben denn auch eine effiziente Aufarbeitung des Ast- und Kronenmaterials. Nach anfänglichen Schwierigkeiten sind die Teams gut eingespielt und die «Energieholzkette» funktioniert effizient. In bestimmten Bereichen kommt jedoch auch der dezentrale Hackbetrieb an seine Grenzen. Vor allem bei kleinen Astmengen und engen Platzverhältnissen ist das Hacken aufwendig. Neues Konzept zur Biomassenbeschaffung Die Firma Candinas SA forstlog in Domat/ Ems setzt sich seit zwei Jahren intensiv mit der Optimierung der Biomassenbeschaffung in bestimmten Bereichen auseinander.
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Der Geschäftsführer, Meinrad Candinas, hat sich zum Ziel gesetzt, das Verbesserungspotenzial bei der Beschaffung von Biomasse in diesen Bereichen auszuschöpfen. Die Zielvorgabe war, in dem Bereich, in welchem der Hacker nicht effizient eingesetzt werden kann, eine neue Lösung zu schaffen. Schnell wurde klar, dass es keine technischen Lösungen auf dem Markt gibt, um da eine Verbesserung zu erreichen. Ja, wenn es das nicht gibt ... dann bauen wir es eben selber. Folgende Kriterien wurden als Zielsetzung definiert: – Das System muss autonom arbeiten können, das heisst, ohne vor- und nachgelagerte Prozesse, welche die Abläufe stören oder behindern können. – Mit dem System müssen auch kleine Mengen Holz effizient der Verbrennung zugeführt werden können. – Bei Holzschlägen, bei denen aus Platzgründen keine Astdeponie beim Seilkran möglich ist, muss das Astmaterial ohne Behinderung der Seilkranarbeiten wie das Rundholz kontinuierlich abgeführt werden können. – Für die Gemeindedeponien soll eine kontinuierliche Abfuhr des Häckselgutes möglich sein. Heute wird auf der Gemeindedeponie in der Regel einmal im Jahr geschreddert, weil die Überstellungskosten der Anlage für kleine Mengen zu teuer sind. Dadurch ist der Platzbedarf auf der Gemeindedeponie gross und nicht selten wird immer mehr Abfall in dem Staudenberg sichtbar. Ein weiterer Nachteil ist, dass das seit längerer Zeit liegende Material bereits zu modern beginnt, was die Aufarbeitung erschwert und Nachteile bei der Verbrennung mit sich bringt. – Beim Räumen von Strassenböschungen soll das Material aufgeladen und
Biomassentransportaufbau auf 5 Achs LKW. (Bild: Meinrad Candinas)
direkt ins Kraftwerk transportiert werden können. Dadurch kann auf eine Zwischendeponie verzichtet werden. – Das System soll auch Verpackungsmaterial (Paletten usw.) aus Gewerbe und Industrie verdichten können, damit auch dieses der Verbrennung zugeführt werden kann. Die Idee: Einen Fahrzeugaufbau zu konstruieren, mit dem das Material für den Transport komprimiert werden kann und so eine Auslastung des Fahrzeuges möglich wird. Die erste Frage: Lässt sich Astmaterial mit einem realistischen Aufwand so stark komprimieren, dass die Auslastung des Fahrzeuges möglich ist? Um das festzustellen, wurde im Werkhof der Firma Candinas SA in Rabius in eigener Regie eine etwas kuriose Stahlkonstruktion hergestellt (Bild). Diese Konstruktion, die auf dem Werkhofareal aufgestellt wurde, hat bei einigen Besuchern nur Kopfschütteln ausgelöst : «Was gibt das?» Die Versuche dienten dazu, festzustellen, in welchem Verhältnis sich das Volumen zum Druck verändert. Damit waren die Grundlagen für die technische Anforderung an das System erarbeitet. Als Nächstes galt es, einen MaschinenBündner Wald 4/2010 93
bauer zu finden, der aufgrund einiger Bleistiftskizzen und einer Vision eines Forstunternehmers in der Lage war, die Idee umzusetzen. Vor allem musste dieser Konstrukteur eine Garantie unterschreiben, dass die technischen Vorgaben erfüllt werden. In erster Linie sollte eine Schweizer Firma für den Bau der Anlage zum Zug kommen. Da hat sich jedoch niemand gefunden, der die technischen Vorgaben unterschreiben wollte. Schliesslich fand sich ein Partner für die Konstruktion in der Firma Doll Fahrzeugbau in Oppenau (Deutschland). Nachdem weit über 2000 Stunden Ingenieurleistungen in die Konstruktion gesteckt worden waren, wurde die Anlage gebaut. Nun geht es darum, die ersten Erfahrungen
zu sammeln und, wie bei jedem Prototyp, die bestehenden «Kinderkrankheiten» auszumerzen. Wir freuen uns auf diese Herausforderung und sind überzeugt, dass dieses neue System interessante Möglichkeiten eröffnet, die für die Waldbesitzer, die Gemeinden und auch für die Biomassekraftwerksbetreiber einen zusätzlichen Nutzen bringen.
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Vorschau Impressum Vorschau Bündner Wald Oktober 2010 Waldinfo/-inventur Wir leben in einer Informationsgesellschaft mit einem Überfluss an Informationsquellen. «Wissen ist Macht», heisst es. Doch wie sieht dies beim Thema Wald aus? Haben wir jene Daten, welche wir für die nachhaltige Bewirtschaftung, für Öffentlichkeitsarbeit und politische Diskussionen brauchen? Viele Begründungen und Argumentationen in unserem täglichen Tun basieren auf Zahlen und Statistiken. Doch wie entstehen Waldinventurdaten, wie werden sie von Fachleuten interpretiert und wo liegen die Gefahren und Grenzen für die öffentliche Interpretation? Den Überblick zu haben über Zuwachs, Entnahme und Weiteres ist eine anspruchsvolle Aufgabe, welche unter Berücksichtigung von Verhältnismässigkeit und effektiven Bedürfnissen bewerkstelligt werden muss. Mit Statistiken kann man vieles begründen, aber auch vieles manipulieren. Für die Bewirtschaftung unserer Wälder sind Inventurdaten und Statistiken aber unerlässlich. Die nächste Ausgabe widmet sich dem Thema «Waldinformation und Waldinventur.» Redaktion: Sandro Krättli
Herausgegeben von Graubünden Wald, Amt für Wald Graubünden und der SELVA Verleger: Südostschweiz Presse und Print AG, Südostschweiz Print, CH-7007 Chur Sekretariat: SELVA, Christophe Trüb Bahnhofplatz 1, CH-7302 Landquart, Telefon 0041 (0)81 300 22 44, buendnerwald@selva-gr.ch Redaktoren: Jörg Clavadetscher, Revier forestal da Val Müstair, CH-7535 Valchava, Telefon 0041 (0)81 858 58 21, forestal-muestair@bluewin.ch. Sandro Krättli, AfW GR, Sagastägstrasse 96, CH-7220 Schiers, Telefon 0041 (0)81 300 24 11, sandro.kraettli@afw.gr.ch Die Redaktion behält sich vor, Beiträge in nicht verlangter Form ohne Rückfrage zu ändern Druckvorstufe (Satz, Lithos, Belichtung): Südostschweiz Presse und Print AG, Südostschweiz Print, Marina Riedi Druck: Südostschweiz Presse und Print AG, Südostschweiz Print, Postfach 85, Kasernenstrasse 1, CH-7007 Chur, Telefon 0041 (0)81 255 51 11, Fax 0041 (0)81 255 52 89 Erscheint sechsmal jährlich. Auflage 1500 Exemplare Inserate: Südostschweiz Publicitas AG, Neudorfstrasse 17, CH-7430 Thusis, Telefon 0041 (0)81 650 00 70, Fax 0041 (0)81 650 00 74, thusis@so-publicitas.ch Abonnementspreise: CHF 60.– (für Mitglieder Verein Graubünden Wald) Abonnemente/Adressänderungen: Südostschweiz Presse und Print AG,
Vorschau auf die nächsten Nummern: Dezember 2010: Frauen im Wald Redaktion: Jörg Clavadetscher
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Bündner Wald 2/2010 95
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