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B端ndner

Wald

Jahrgang 63 | Oktober 2010

Waldinventur, Waldinformation ...Waldwissen?


Anzeige-08-2008

28.08.2008

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Inhalt

Titel Editorial.................................................. 4 Alles ist Information – Information ist alles................................. 5 Entwicklung und Forderungen an die Waldinventur Graubündens..................... 6 Streitgespräch – Wert der Waldinventur. 11 Waldinventur Graubünden – Erste Ergebnisse.................................... 19 Waldinventur in Südtirol........................ 28 LFI4 Tradition und Perspektiven............. 32 Möglichkeiten und Grenzen neuer Fernerkundungsdaten.................. 37 Kennziffern – Bedeutung für den Wald und die Waldpolitik .............. 43 Testbetrieb als Grundlage zur Ermittlung der Referenzwerte.......... 49 GIS – normales Arbeitsmittel oder Revolution?................................... 53

Der Waldentwicklungsplan als Information...................................... 60 Informationsplattform über die forstliche Planung.................... 69 «Die Motorsäge ist gefährlich für den Wald».................. 72 waldwissen.net Aktuelles zu Wald und Umwelt.............. 76 Information für Freiwillige mit Bergwaldprojekt und Weisstanne........... 82 Chancen der Waldpädagogik als nachhaltige Waldinformation............ 85 AUFRUF Bilder zur Bündner Forstgeschichte gesucht........... 88 Comic Theo & Heinz.............................. 90 Protokoll der 6. GV Graubünden Wald vom 6. Juni 2010 in Scuol....................... 91 Vorschau............................................... 95

Titelbild: Breit abgestützte Waldinformation – Georg Niggli informiert als Gemeindepräsident und Jäger die Schüler der Vorderprättigaus über Wald und Wild (Bild: Sandro Krättli) Bild Inhaltsverzeichnis: Höchste Präzision – Aufnahmeteam bei der Erhebung von Waldinventurdaten (Bild: Jürg Hassler) Bündner Wald 5/2010 3


Editorial

Seit der Erfindung des Buchdrucks hat sich die Möglichkeit der Informationsverbreitung rasant und exponentiell ins Unermessliche erweitert. Mittlerweile leben wir im Kommunikationszeitalter, in welchem wir über Internetplattformen jederzeit zu allen erdenklichen Informationen gelangen und diese weitergeben können. Die Informationsfülle ist momentan gar nicht mehr überblickbar. Der Wert von Informationen ist relativ. So kann eine Schlagzeile in der Tagespresse eine einzelne Person tief erschüttern, für die breite Masse ist sie am nächsten Tag meist bereits Schall und Rauch. Gezielte Information kann wiederum beruhigend wirken, Hoffnung schaffen, Meinungen ändern oder Lösungen bringen. Das «vom Hörensagen lernt man lügen» ist ANZEIGE

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weit bekannt. Trotzdem sind gerade solche Informationen von Dritten jene, welche unsere Handlungen und Meinungen oft bestimmen. Ein indianisches Sprichwort sagt: «Eine Lüge ist einmal um die Erde, bevor sich die Wahrheit die Schuhe angezogen hat.» Diese wohl wahre Absurdität lässt auch bei uns kurzfristig viele unnötige Emotionen und unberechenbare Reaktionen aufkeimen und langfristig ein verzerrtes Bild von verschiedenen Sachverhalten entstehen. Im Kanton Graubünden werden seit 1886 systematisch Waldinventurdaten erhoben. Wir wissen sehr genau wo, was und wie viel steht und nachwächst. Dank diesen Daten können wir unsere Wälder nachhaltig bewirtschaften und sie beschreiben. Wir können sehr viele Daten zu Informationen verwerten und diese auch sinnvoll präsentieren. Die Kunst liegt aber darin, Informationen einfach und verständlich zu übermitteln. Dies liegt in der Verantwortung jedes Einzelnen. Wir leben im Kommunikationszeitalter. Also müssten wir als dessen Zeitgenossen auch gute Kommunikatorinnen und Kommunikatoren sein, um darin zu bestehen. Die Information entsteht beim Empfänger, und jedes Medium, welches sich zwischen Sender und Empfänger stellt, verzerrt eine Information weiter ... gut, dass im «Bündner Wald» die jeweiligen Sender direkt an die Leserschaft gelangen, ohne dass Dritte die Information weiterverwerten, ausschmücken und interpretieren.

Sandro Krättli, Redaktor Bündner Wald Sagastägstr. 96, CH-7220 Schiers sandro.kraettli@afw.gr.ch


Alles ist Information – Information ist alles Vor einiger Zeit habe ich einmal gelesen, dass ein Mensch in Mitteleuropa täglich ca. 3000 Informationen zu verarbeiten hat. Das beinhaltet Werbebotschaften von Plakaten, Zeitungen, Zeitschriften, Fernsehen und Radio, über inhaltliche Informationen bis zum Tatbestand, dass die Milch im Kühlschrank ausgegangen ist. Alle diese Informationen konkurrieren und beeinflussen sich gegenseitig! Wir leben heute in einer «Informationsgesellschaft», einer Gesellschaft, die von Informationen überflutet wird, die über beinahe unbeschränkte Möglichkeiten verfügt, sich zu informieren und darunter leidet. In diesem Umfeld ist es nicht einfach, selber Informationen zu beschaffen, sie anzubieten und dann auch noch gehört zu werden. Das Amt für Wald hat dem anspruchsvollen Umfeld Rechnung getragen, indem wir der Information – beziehungsweise der Beschaffung, Verarbeitung und Verwertung und Verwendung der Information – einen strategisch höheren Stellenwert gegeben haben. Auf der organisatorischen Ebene hat dies dazu geführt, dass wir seit Jahresbeginn die Waldinformation auf Bereichsebene angehoben haben, geführt von Dr. Riet Gordon. Zum Bereich Waldinformation gehören die Inventuren, die Waldentwicklungs- und die Betriebsplanung, das GIS, die Forststatistik, die Betreuung der BAR und vieles mehr. Wir profitieren von den Synergien und der hohen Qualität. «Planung ist die gedankliche Vorwegnahme von Handlungsschritten, die zur Erreichung eines Zieles notwendig scheinen.» Entsprechend dieser Definition muss vorweg – bevor Zeit und Geld in die eigentliche Planung investiert wird – Klarheit über die anzustre-

benden Ziele herrschen. Ist man sich einig, wo man hin will, ist der Weg dahin auch weniger umstritten. In diesem Sinne haben die ehemals «staubfangenden» Betriebspläne einen bedeutend höheren Stellenwert bekommen, seit die waldbauliche Planung auf Bestandesebene obligatorisch von den Betriebsleitern gemacht wird. Gerade im Zusammenhang mit dem Nachweis gegenüber der politischen Ebene, dass das realistisch verfügbare Potential an Rundholz genutzt wird, bekommt die waldbauliche Planung auf Betriebsebene einen noch grösseren Stellenwert. Ich bin heute der Meinung, dass die Waldplanung – aufbauend auf modernen Waldinventuren – eine unabdingbare Voraussetzung ist, den Wald überhaupt noch nutzen zu können. Die Vorbehalte der Gesellschaft gegenüber der Nutzung der Natur sind gross. Die heile Welt, das letzte natürliche Refugium, kann nur angetastet werden, wenn gleichzeitig bewiesen bzw. gezeigt werden kann, dass die Nachhaltigkeit der Waldfunktionen durch die Holznutzung nicht geschmälert wird. Wir erreichen dies nur durch eine offene Kommunikation, basierend auf guten Grundlagen. Diese müssen langlebig und auch noch in einigen Jahren nachvollziehbar sein. Heute steht das Holznutzungspotential im Vordergrund. Was ist es morgen?

Reto Hefti, Kantonsförster Amt für Wald Graubünden Loëstrasse 14, CH-7000 Chur reto.hefti@afw.gr.ch

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Entwicklung und Forderungen an die Waldinventur Graubündens Die Waldinventur mit dem Schwerpunkt der Vorratserhebung ist die wichtigste Grundlage in der forstlichen Planung, seit 1886 die ersten definitiven Waldwirtschaftspläne im Kanton Graubünden eingeführt wurden. Die mit der Waldinventur erhobenen Merkmale wurden in den letzten 130 Jahren immer wieder den aktuellen Bedürfnissen angepasst. Insbesondere die Vorratserhebung wurde immer wieder in Frage gestellt. Es zeigt sich jedoch, dass der Vorrat eine Schlüsselgrösse ist, aus welcher sehr viele Folgerungen gezogen werden können und dies nicht nur bezüglich Holzproduktion, sondern auch für die anderen Waldfunktionen. In Zukunft sollten vermehrt die vorhandenen Informationen eingehender analysiert und interpretiert werden, anstatt immer neue Informationen zu erfassen. Vollkluppierung in Lüen 1960. (Bild: Archiv AfW Graubünden)

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Die erste Waldinventur wurde 1862 durchgeführt, als bei der Teilung der Alpwaldungen von Trimmis und Says der Holzvorrat auf 365 ha mittels einer Vollkluppierung erfasst wurde1. Dies blieb jedoch lange ein Einzelfall. Erst 1867 wurde für den ersten Wirtschaftsplan der Heimwaldungen der Stadt Chur die stehende Holzmasse (= Vorrat) mittels einer okularen «Taxation» ermittelt2. Wie diese genau erfolgte, ist in der der Literatur leider nicht festgehalten. Ab 1881 wurde dann definitiv die Vollkluppierung eingeführt. Die Kluppschwelle wurde auf 16 cm festgelegt mit einer 2-cm-Stufenunterteilung. Mit dieser Methode wurde der Vorrat bis 1938 für 206 Waldeigentümer auf einer Fläche von 116 000 ha erfasst. 81 Eigentümer hatten zu dieser Zeit bereits einen Wirtschaftsplan mit der ersten Revision, 18 einen mit der zweiten Revision und zwei schon mit der dritten Revision. Die zentralen Kenngrössen waren der Vorrat, der Mittelstamm und die Volumen-Einteilung in fünf Stärkeklassen. Aus dem vorliegenden umfangreichen Zahlenmaterial wurden bereits erste Modelle über die angestrebte Stärkeklassenverteilung abgeleitet. Ab 1897 wurde die Stehendkontrolle eingeführt, d. h., bei der Anzeichnung wurde von allen zur Nutzung vorgesehenen Bäumen der BHD gemessen und das Volumen berechnet. Mit der Kontrolle der Nutzungen während einer Planungsperiode und dem Vergleich zwischen dem Vorrat am Anfang einer Wirtschaftsplanperiode und dem erfassten Vorrat am Ende einer Periode konnte der Zuwachs berechnet werden (Kontrollmethode). An 1 – 6 % der Bäume wurden zudem Zuwachsbohrungen durchgeführt und der so ermittelte Zuwachs mit dem Zuwachs nach der Kontrollmethode verglichen. Der Hiebsatz wurde bei Ersteinrichtungen rein rechnerisch nach Formeln


Jahr

Neuheiten/Meilensteine

Wichtigste Merkmale

1881

Vorratsermittlung mit einer Vollkluppierung

– Vorrat, Stammzahl und daraus Mittelstamm und Stärkeklassenverteilung

1897

Kontrolle der Nutzungen

– Nutzungen pro Jahr

1907

Erste Forsteinrichtungsinstruktion

– Betriebsklassen und Abteilungen als Planungs- und Kontrolleinheit – Massentafel für die Vorratsberechnung (Lokaltarife) – Zuwachs nach Formel z = vEnde + Nutzungen – VAnfang – Hiebsatzfestlegung

1938

Revision Forsteinrichtungsinstruktion

– Berücksichtigung des Einwuchses

1956

Revision Forsteinrichtungsinstruktion

– Unterteilung der Planungsdokumente in Tabellenwerk, Dokumentenbuch und Wirtschaftsplan

Ab ca. 1970

Erarbeitung der ersten Bestandeskarte

– Luftbildausscheidung der Bestände und qualitative Beschreibung im Wald – Bei einer Wirtschaftsplanrevision wurden neu anstatt Lokaltarife die GR-Einheitstarife verwendet

1981

Ablösung Vollkluppierung durch temporäre Stichproben im 100-m-Raster

– Kluppschwelle wurde auf 8 cm reduziert

1994

Einführung einer detaillierteren Bestandesbeschreibung

– Qualitative Verjüngungs- und Stabilitätsansprache – Handlungsbedarf

1996

Ablösung temporäre SP durch permanente SP nach LFI-Methode im 500-mRaster Bestandeskartierung obligatorisch

– Übernahme LFI-Methode (mit 12 cm Kluppschwelle) – BK mit einigen neuen Merkmalen, Aufnahmen durch Förster

(z. B. Mantel) berechnet, bei Revisionen wurde der Zuwachs hingegen berücksichtigt. Im Jahr 1907 wurden die ersten Forsteinrichtungsinstruktionen erlassen. Die Vorratsermittlung mit einer Vollkluppierung und die Stehendkontrolle wurden dabei übernommen. Je Abteilung wurden auch der Standort (Klima, Boden, Bodendecke) und der Waldbestand qualitativ beschrieben. Diese

Beschreibungen liefern noch heute wertvolle Informationen. Für die Berechnung der Lokaltarife wurden unzählige Bäume gefällt und sektorweise ausgemessen. Die Eckpunkte der Instruktionen von 1907 wurden während fast eines Jahrhunderts kaum geändert: 1938 führte Forstinspektor Bavier eine neue Instruktion ein, welche die bisherigen ErfahBündner Wald 5/2010 7


rungen berücksichtigte und mehr Freiheiten für die Anpassung an die örtlichen Verhältnisse erlaubte. An der Vollkluppierung wurde festgehalten. Die 2-cm-Stufen wurden durch 4-cm-Stufen abgelöst. Die Stärkeklassenverteilung wurde von fünf Stufen auf vier Stufen reduziert. Diese Änderungen hatten zur Folge, dass für Vergleiche zwischen den ersten Waldinventuren und den neuen sehr aufwendige Neuberechnungen notwendig waren. Nachdem erste Erfahrungszahlen vorlagen, erfolgten die Anpassungen später aufgrund von generalisierten Regeln. Bei der Berechnung des Zuwachses wurde nun auch der Einwuchs (d. h. diejenigen Bäume, welche in der Periode neu in die Kluppschwelle eingewachsen sind) berücksichtigt. Auf Zuwachsbohrungen wurde verzichtet. Für die Hiebsatzberechnung wurde viel stärker auf den Waldzustand (Stärkeklassenverteilung, Zuwachs) abgestützt und der Hiebsatz nach Mantel nur noch als Vergleichsgrösse verwendet. Die Revision der Forsteinrichtungsinstruktionen von 1956 hatte weder wesentliche Änderungen an der Waldinventur noch an der Erarbeitung des Wirtschaftsplans zur Folge. Die grösste Änderung bestand darin, dass die qualitativen Waldinformationen im Dokumentenbuch zusammengefasst wurden und die quantitativen aus der Vollkluppierung im Tabellenwerk. Im Wirtschaftsplan erfolgte die Synthese mit den Bestimmungen. Ab 1970 wurde auf freiwilliger Basis eine Bestandeskartierung eingeführt. Die Merkmale unterscheiden sich nicht wesentlich von heutigen. Erfasst wurden Waldform, Entwicklungsstufe, Struktur, Baumartenzusammensetzung und die Werterwartung. Dazu wurden die notwendigen Massnahmen und der geschätzte Nutzungsanfall festgehalten. Zu den Ersten, welche eine solche Massnahmenplanung er8

arbeiteten, gehörten die Gemeinden Obersaxen und Klosters. Zum gleichen Zeitpunkt wurden die Lokaltarife, welche pro Abteilung festgelegt wurden, durch die Bündner Einheitstarife abgelöst. Pro Hauptbaumart (Fi, Ta, WFö, Lä, Ar, Lbb) und BHD-Stufen wurden sechs Tarifklassen definiert. Diese Einheitstarife werden unverändert bis heute verwendet. Ein grosser Einschnitt erfolgte 1979, als in den Instruktionen vorgeschrieben wurde, dass die Vorratsaufnahme mittels Stichprobenaufnahmen, Vollkluppierung oder Vorratsfortschreibung erfolgen könne. Im Jahr 1981 wurde nach sehr intensiven Diskussionen entschieden, den Vorrat nur noch mittels temporärer Stichproben den sogenannten IPAS zu ermitteln. Der Entscheid für die Ablösung der Vollkluppierung erfolgte vor allem aus finanziellen Überlegungen. Anstatt durch mehrere Personen konnte eine einzige, dafür spezialisierte Person die Waldinventur durchführen. Der Entscheid für temporäre und gegen permanente Stichproben resultierte daraus, dass der Erfassung des Waldzustandes mehr Gewicht gegeben wurde als der Erfassung der Waldentwicklung (Zuwachs). Man ging davon aus, den Zuwachs aus den Erfahrungswerten in der benötigten Genauigkeit zu kennen3. An der Kontrollmethode wurde weiterhin festgehalten, doch konnten infolge des Stichprobenfehlers die Zuwachsberechnungen höchstens noch betriebsklassenweise durchgeführt werden. Im gleichen Arbeitsgang wie die Stichprobenerhebung wurde nun auch für alle Revisionen eine Bestandesbeschreibung durchgeführt. Im Jahr 1996, nachdem ein grosser Teil der Bündner Wälder mindestens einmal mit temporären Stichproben aufgenommen worden war, erfolgte die nächste Änderung an der Waldinventur. Die Bedeutung der


Bestandesbeschreibung wurde für die Planung immer wichtiger. Trotz ihrer Unschärfe erachteten die Betriebsleiter sie meist als wertvoller als die bisherigen Kennziffern: Vorrat, Stärkeklassen, Mittelstamm etc.4 Für die Sicherstellung der nachhaltigen Waldbewirtschaftung sind die traditionellen Kennziffern jedoch weiterhin notwendig. Die Waldinventur wurde deshalb ab 1996 zweigeteilt: Auf Betriebsebene wird durch den zuständigen Betriebsleiter der Waldzustand mittels einer Bestandesbeschreibung erfasst, der Vorrat wird nur noch geschätzt. Auf überbetrieblicher Ebene wird auf einem permanenten 500 x 500 m-Stichprobennetz eine umfassende Waldinventur gemäss der Methode des Schweizerischen Landesforstinventars durchgeführt. Im Zentrum der Aufnahmen stehen bei dieser Inventur noch immer der Vorrat und der Zuwachs. 2009 konnte die Erstaufnahme in allen Regionen des Kantons Graubünden abgeschlossen werden. Eine erste Beurteilung der Methode und der Ergebnisse ist im BW-Artikel ab Seite 19 zu finden. Fazit: Der Vorrat, die Stammzahl und der Zuwachs stehen seit ca. 150 Jahren im Kanton Graubünden im Zentrum der Waldinventur. Lange Zeit hat man diese nur als Merkmal für die Steuerung und Kontrolle der Holzproduktion gesehen und die Methoden der Waldinventur entsprechend darauf ausgerichtet. Mit der Aufnahme von wenigen zusätzlichen Kriterien lässt sich der Wert der Waldinventur wesentlich steigern. Vorrat und Stammzahl sowie die von ihnen abgeleiteten Grössen können damit als wichtige Indikatoren dienen, für den Schutzwald (z. B. Stammzahl als Indikator in Steinschlagschutzwäldern), die Biodiversität (z. B. Totholzanteil als Indikator für die Lebensraumqualität verschiedener Tierarten) oder auch für die Erholung (z. B. Baumar-

Kluppierungsgruppe um 1960 in der Surselva. (Bild: Archiv AfW Graubünden)

tenzusammensetzung in der Oberschicht als Indikator für das Landschaftsbild). Dies ist mit der Zweitaufnahme der Waldinventur Graubünden sichergestellt. Die mehr als hundertjährige Geschichte der Waldinventur im Kanton Graubünden zeigt deutlich, dass mit jedem Methodenwechsel, die vorhandenen Datenreihen schwieriger zu interpretieren sind. Gerade im Gebirgswald wären aber lange Datenreihen von grosser Bedeutung, wenn man aus ihnen etwas lernen will. Ein grosses Defizit ist heute, dass aus den vielen vorliegenden Zahlen zu wenige Schlussfolgerungen für die künftige Waldbewirtschaftung gezogen werden. Anstatt nur Zeit und Geld in noch mehr, genauere und billigere Informationen zu investieren, sollten die vorhandenen Informationen opBündner Wald 5/2010 9


timal ausgewertet werden. Ich denke dabei insbesondere an ertragskundliche Grundlagen für den Gebirgswald. 50 Jahre nach Beginn einer geregelten Waldinventur wurden aus dem vorhandenen Zahlenmaterial erste Modelle erarbeitet, heute müssten wir diesen Schritt wieder machen, damit uns aktuelle Modelle zur Verfügung stehen. Ohne dass wir wissen, in welche Richtung die Waldbewirtschaftung erfolgen soll, nützen auch die genauesten Informa-tionen nichts.

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Burkart W. Stand und Ergebnisse der Forsteinrichtung in Graubünden, Schweiz. Z. Forstwes. 86 (1935),7/8: 269-291 3 Jecklin R. Stichproben? Und wenn ja, welche? Bündnerwald 1980, Nr. 3 S. 142 151 4 Gordon R., Bühler U., Zinggeler J., Schweiz. Z. Forstwes. 151 (2000) 5: 165 - 173

Literaturnachweis Meyer Th. Die forstlichen Verhältnisse des Kantons Graubünden, Schweiz. Z. Forstwes. 86 (1935). 7/8: 243-269

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Dr. Riet Gordon, PV Waldplanung Amt für Wald Graubünden Loëstrasse 14, CH - 7000 Chur riet.gordon@afw.gr.ch

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Streitgespräch – Wert der Waldinventur «Zu viele Daten aus unterschiedlichen Quellen sind ein Problem!» Das Thema Waldinventur und Waldinformation wird in dieser «Bündner Wald»-Ausgabe ausgiebig mit Fachbeiträgen präsentiert. Es ist jedoch ein Themenfeld, welches sehr viel Spielraum für Diskussionen und unterschiedliche Meinungen bildet. Die Tatsache theoretisch auf schier unendlich viele Daten zugreifen zu können, birgt auch viele Fragen. Die wirklich zentralen Daten für die Bewirtschaftung der Wälder oder die Information der Öffentlichkeit sind wiederum schwierig aufzuarbeiten. Gerade die Wald­inventur ist ständig im Wandel, muss uns aber konstante Daten über den Wald liefern. Die «Bündner Wald»-Redaktion organisierte ein Streitgespräch mit Vertretern des Forstdienstes. Die Teilnehmer sind Riet Gordon, Bereichsleiter Waldinformation beim Amt für Wald Graubünden; Jürg Brunold, Regionalforstingenieur und ehemaliger Forsteinrichter; Martin Flury, Revierförster der Gemeinde Jenaz; sowie Sandro Krättli, Redaktor und Regionalforstingenieur. 1. Ist die Waldinventur, wie wir sie heute betreiben, zielführend? Liefert sie uns die Daten, die wir brauchen – für strategische Entscheide; generell für die Forstwirtschaft; für die Politik; für die Öffentlichkeit? Riet Gordon (RG): Die Waldinventur, also flächendeckende Stichprobeninventur, gewährleistet uns gesicherte Informationen. Diese Daten werden nach einer bestimmten Methode ermittelt und machen sie hieb- und stichfest. Dies gibt eine gewisse Sicherheit, so dass die Daten nicht verschieden interpretiert werden können. Für gewisse strategische Entscheide sind die Daten die wichtigste Grundlage, für andere mögen sie wichtige Mosaiksteine sein, oft braucht es aber Da-

Jürg Brunold (l) und Martin Flury (r). (Bild: Sandro Krättli)

ten aus verschiedenen Informationsquellen, um sie richtig interpretieren zu können. Jürg Brunold (JB): Um die Waldinventur kritisch zu betrachten, würde ich sie in drei Ebenen aufteilen: 1.) Das nationale Landesforstinventar; 2.) Die kantonale bzw. regionale Inventur; 3.) Den Betriebsplan oder sagen wir die Betriebsinventur. Und gerade beim drittgenannten bin ich skeptisch; die Betriebsinventur ist aus meiner Sicht nicht zielführend. Es gibt zu viele Parameter, einen falsch angelegten Planungshorizont, eine fehlende Konvergenz zu NaiS1 und z. B. die meines Erachtens wichtige Beurteilung des Gefahrenpotenzials fehlt. Für die strategische Planung erhalten wir aus den beiden ersten Ebenen alle für die Forstpolitik relevanten Daten, die wir brauchen. Martin Flury (MF): Mag sein, dass diese Daten für die kantonalen und regionalen Ansprüche nicht genügen. Aus betrieblicher Sicht sind jedoch die Daten aus dem Betriebsplan äussert wertvoll. Sei es für die betriebliche Planung, für strategische Überlegungen oder als Basis für Diskussionen mit politischen Instanzen. Wichtig ist, dass ich mich als Betriebsleiter mit diesen Daten identifizieren kann, da ich sie selber erhoben habe. RG: Ich würde nicht sagen, dass die Informationen aus den Betriebsplänen nur auf Bündner Wald 5/2010 11


Ebene der Betriebe wichtig sind. Beispielsweise bei der Weisstannenproblematik konnten viele Fragen dank der Daten aus den Betriebsplänen geklärt werden. Sandro Krättli (SK): Das Konzept für die Betriebspläne wurde überarbeitet, das Verfahren vereinfacht und der Planungshorizont verkürzt. Sicherlich auch eine Bestrebung, den Betriebsplan zu vereinfachen und praxistauglicher zu machen. MF: Dies mag gut und recht sein. Wenn man aber aus Kostengründen das gesamte Verfahren beschneidet und dadurch die Datenqualität und die Aussagekraft schwindet, kann man es auch gleich bleiben lassen. RG: Dies sollte nicht der Fall sein. Im Datenkatalog werden nicht viele Abstriche gemacht – nur da, wo nicht von einer strategischen Bedeutung ausgegangen wird. Beispielsweise die Holzqualität, Schäden im Bestand (über 90 % der Wälder haben keine Schäden) sind Angaben, die nicht so relevant sind, also muss man sie auch nicht zwingend aufnehmen. Unsere Idee ist, mehr Informationen aus dem Luftbild zu erfassen, damit sich die Förster bei den Bestandesaufnahmen auf diejenigen Informationen konzentrieren können, welche nur im Bestand selber angesprochen werden können (Stabilität, Verjüngung, Handlungsbedarf und Dringlichkeit). JB: Ich frage mich, wieso wir aus kantonaler Sicht Aussagen brauchen, die bis auf den Bestand heruntergebrochen sind. Über die Weisstanne können wir doch gute Aussagen mit den kantonalen Inventurdaten und den Wald-Wild-Berichten machen. RG: Die Frage, ob der Bestand eine gute Einheit ist, beschäftigt viele Fachleute. Oft sind die Grenzen künstlich, und vor Ort hat der Förster Mühe diese zu finden. Trotzdem braucht es aber irgendeine möglichst homogene Bezugsfläche, um den Wald beschreiben zu können. Früher machte man 12

die Beschreibung pro Abteilung, meistens sind aber die Verhältnisse innerhalb einer Abteilung sehr inhomogen. Zudem richten sich die Holzschläge nicht mehr wie früher an die Abteilungsgrenze aus. MF: Einen Holzschlag nach den Abteilungen zu planen ist nicht möglich. Aufgrund der Bestände kann ich aber sehr gute Schlüsse ziehen, welche forstlichen Massnahmen nötig sind. SK: Aus dieser ersten Diskussionsfrage schliesse ich, dass alle Inventurdaten, welche Jürg auf den drei Ebenen definiert hat, ihre Bedeutung haben und auch strategisch von Bedeutung sind, sei es politisch oder betrieblich auf der jeweiligen Ebene. JB: Ich bleibe dabei, für die aus kantonaler Sicht strategischen Entscheide braucht es keine Betriebspläne. 2. Die Vorratsschätzung ist noch immer ein zentrales Element der Waldinventur und dient als zentrale Grösse, um den Hiebsatz zu definieren. Ist dies noch zeitgemäss? JB: Meiner Meinung nach muss man hier nicht mehr Neues erfinden bzw. weitere Daten erheben. Wir haben sehr gute Kenntnisse von jedem Betrieb bezüglich Vorrat, Zuwachs und Hiebsatz. Und das zweite, dass dagegen spricht, sind die ungenauen Vorratsschätzungen, die individuell resp. vom Inventarisierer geprägt sind. Bei der Regionalinventur ist das natürlich wieder anders, aber dies hat ja auch nicht mit dem Hiebsatz der einzelnen Gemeinde zu tun. MF: Ich denke, eine allfällige Ungenauigkeit gleicht sich mit den vielen Aufnahmen wieder aus und die Vorratsschätzung stimmt schlussendlich ziemlich genau. RG: Grundsätzlich ist der Vorrat nicht die zentrale Grösse für die Hiebsatzfestlegung. Es ist der Zuwachs, welchen wir meist aus


den Regionalinventuren erhalten, dann der waldbauliche Nutzungsanfall und zuletzt sicherlich auch unsere Erfahrungen, die wir haben. Wir achten auch auf die Standorte respektive auf die Standortkarten, dort kann man das Potenzial auch abschätzen. Der Vorrat ist aber ein zentrales Element, um den Waldzustand zu beurteilen. Um die Vorratsschätzungen zu verbessern, haben wir die Idee, eine «Vorratsbandbreite» anhand von Entwicklungsstufe, Schlussgrad und Tarif auszurechnen. Der Förster hätte dann einen viel kleineren Rahmen, um den Vorrat zu schätzen. MF: Ich sehe die Gefahr, dass der Hiebsatz zunehmend einem äusseren Druck ausgesetzt ist. Das Grosssägewerk löst diesen politischen Druck auf lokaler bis kantonaler Ebene aus. Dies könnte schon dazu führen, dass man den Hiebsatz antastet und eher noch oben korrigiert. Schlussendlich sollten aber alle forstlichen Bestrebungen dahin gehen, dass wir nicht für das Grosssägewerk, nicht für die Politik, sondern für den Wald Anpassungen vornehmen. JB: Von solchen Machenschaften habe ich momentan keine Angst. Ich hoffe, jeder Revierförster und jeder Regionalforstingenieur ist hier genügend verantwortungsbewusst. Schliesslich gehen ja dann alle Daten noch nach Chur, wo eine zentrale Stelle diese Daten prüft. MF: Betrachte ich bei dieser Thematik wieder meine Situation als Betriebsleiter, so bin ich dann schon froh, habe ich Angaben zum Vorrat und dem Zuwachs, welche ich selber erhoben habe und denen ich vertraue. Nur so kann ich Fakten auf den Tisch legen und überzeugend für den Wald argumentieren. SK: Dies spricht aber wieder klar für den Betriebsplan als strategische Grundlage. Nun gut, machen wir einen kleinen Sprung und befassen uns mit der Nutzung der Wälder…

3. Neben unerreichten Bergwäldern, welche die Nachhaltigkeitsrechnung beeinflussen, scheinen Wälder im Erschliessungsbereich und generell in für die Bevölkerung sensiblen, dorfnahen Wäldern stark genutzt zu sein. Laufen wir hier nicht Gefahr, uns zu stark auf grossflächige Nachhaltigkeitsüberlegungen zu stützen und augenfällige Starkeingriffe zu retuschieren? SK: Die Kampagne «Graubünden geht’s ans grüne Fell» hat Ängste und Besorgnis der Bevölkerung aufgezeigt und den Puls der Bevölkerung getroffen. Auch Medienschaffende werden aufmerksam auf zunehmend grossflächige Holzereieingriffe im Naherholungsgebiet. Haben wir die richtigen Antworten, wenn gefragt wird, ob wir unsere Wälder nicht übernutzen? JB: Der Hiebsatz gilt momentan für den gesamten Betrieb, und dieser wird ja auch eingehalten. Damit wir Gegensteuer geben könnten, sollte beim Controllling vermehrt der betriebsklassenweise Hiebsatz berücksichtigt werden. RG: Hierfür haben wir aber momentan keine rechtliche Grundlage und das Problem ist sicher auch nicht sehr akut. SK: Der Druck der Holzwirtschaft und der Politik wird aber grösser. Wir brauchen doch bald Antworten! RG: Die haben wir auch! Die nötigen Steuerungsinstrumente haben wir. Wir haben den WEP, welcher die Nachhaltigkeit auf einer oberen Stufe regelt, den Betriebsplan mit dem Hiebsatz und den waldbaulichen Vorgaben (welche auch verbindlich sind). Im Schutzwald gilt zudem NaiS1 und mit LeiNa2 haben wir ein zuverlässiges Kontroll­ instrument. MF: Ich erachte die gemeindeweise Betrachtung des Hiebsatzes schon als grosses Problem. Die Kompensationen bei der Bündner Wald 5/2010 13


Nutzung sollten nur auf der Betriebsklasse möglich sein. RG: Früher hatten wir über Jahrzehnte das Problem der Unternutzung. Nun hat sich das Blatt gewendet, und Gegensteuer wird wohl auch hier erst gegeben, wenn die Entwicklung wirklich in eine falsche Richtung geht und die Zeichen für alle erkennbar sind. JB: Aber auch die Waldbesitzer und die Politik haben Verantwortung zu tragen, v. a. in bezug auf die Nachhaltigkeit der Wald­ bewirtschaftung. SK: Trotzdem hätten die Regionalforstingenieure und Revierförster die waldbauliche Verantwortung – stecken wir also in einem Dilemma? RG: Die politische Entwicklung können wir nicht gross beeinflussen. Wir haben aber Einfluss auf den Schutzwald, dort wo Kantonsund Bundesmittel hinfliessen. Dort haben

wir auch klar die Verantwortung! Wir müssen mit den genannten Instrumenten dafür sorgen, dass es nicht überbordet. Wichtig ist die gesunde Einstellung des Forstdienstes – zuerst kommt der Wald! Wir müssen Kurse im Waldbau und in der Ertragskunde anbieten. Und NaiS sollte man auch nicht bis zur Schmerzgrenze ausreizen… JB: ... an dieser Stelle muss ich aber schon eine Lanze brechen für den Forstdienst! In 95 % der Fälle spielt das Zusammenspiel zwischen Regionalforstingenieur und Revierförster optimal, und man ist sich der waldbaulichen Verantwortung sehr bewusst und zeichnet auch die Holzschläge dementsprechend an! RG: Dies ist sicher so und eine Errungenschaft unserer gewachsenen Strukturen. Das gemeinsame Anzeichnen von Regionalforstingenieur und Revierförster ist si-

Riet Gordon (l) und Jürg Brunold (r) diskutieren über die Bedeutung der Waldinventur. (Bild: Sandro Krättli)

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cher ein Kernelement. Die Forderung wird aber kommen, dass man marktgerechter reagieren soll – sprich Holz wird ständig und in gleichen Mengen gebraucht. JB: Hier meine ich, muss sich der Markt auch auf uns einstellen! Bei uns werden aus phytosanitären Gründen während zweieinhalb Monaten im Sommer keine Holz­schläge ausgeführt, dass muss der Abnehmer wissen resp. beim Holzeinkauf im Frühjahr berücksichtigen. SK: Nun gut. Unsere Planungsgrundlage für Eingriffe bleibt der Betriebsplan, gehen wir über zur nächsten Frage. 4. Betriebspläne sind die rechtlich definierte Grundlage für nachhaltig waldbauliche Eingriffe. Wird dieses Instrument aus eurer Sicht optimal genutzt? Gibt es Verbesserungspotenzial? Braucht es überhaupt noch Betriebspläne? MF: Mein Betriebsplan beinhaltet zu 90 % dies, was ich ohnehin an Informationen ermittelt hätte. Meiner Meinung nach braucht man den Betriebsplan noch; klar können gewisse kleine Dinge in Frage gestellt und angepasst werden. Allzu viel darf man aber nicht kürzen und verschlanken, sonst ist er dann wirklich überflüssig. JB: Hier muss man sicher berücksichtigen, dass es zwei Sichtweisen gibt. Einerseits die Optik des Betriebsleiters, welcher anscheinend darauf baut, und andererseits die Optik des Regionalforstingenieurs. Und hier habe ich schon meine kritischen Anmerkungen. Ich als RFI bin bei der Planung auf folgende Informationen angewiesen: die Dringlichkeit, die Standortskriterien (Waldgesellschaft) und das Gefahrenpotenzial. Fürs Controlling brauche ich den Hiebsatz und die Nutzungskontrolle. Somit bleibt der Betriebsplan meines Erachtens primär ein Betriebsführungsinstrument.

Riet Gordon wirft neue Argumente in die Runde. (Bild: Sandro Krättli)

RG: Der Betriebsplan ist unser einziges Instrument zur Steuerung der Nachhaltigkeit auf Betriebsebene. Wir können die finanziellen Mittel dorthin leiten, wo es dringlich und notwendig ist! Wir haben versucht den Betriebsplan zu optimieren. Für mich ist zudem klar – je grösser der Betrieb, je wichtiger wird der Betriebsplan für die Führung. MF: Dies sehe ich auch so. Das Lesen eines Betriebsplans hilft zudem wesentlich, einen Betrieb kennenzulernen. Gerade bei Nachfolgeregelungen ist dies enorm wichtig. Vielleicht sollte man auch den Rhythmus der Revidierung überdenken ... SK: Soweit ich das neue Konzept kenne, vereint es viele der genannten Anliegen. Der Planungshorizont wird verkürzt und Dringlichkeiten werden definiert. Das Aufnahmeverfahren wurde auf die wichtigen Kerngrössen reduziert. RG: Ja genau! Ziel war es, eine gewisse Aktualität zu erreichen, denn der aktuelle Turnus von 20 Jahren ist zu lange. Klar war jedoch, dass weder für uns noch für die Betriebsleiter der Aufwand steigen darf. Die Planung soll dort intensiviert werden, wo Massnahmen vorgesehen sind, daneben soll sie extensiver werden. Künftig soll der Betriebsplan klar Grundlage für waldbauliche Vorentscheide sein. Für die HiebsatzberechBündner Wald 5/2010 15


nung werden nur noch diejenigen Flächen herangezogen, welche während der Planungperiode auch bewirtschaftet werden. Damit wird auch verhindert, dass die bewirtschafteteten Waldteile übernutzt werden. JB: Ich bedaure sehr, dass das sogenannte Dokumentenbuch total verschwunden ist. Man fand darin Informationen u. a. zu Flächenverhältnissen, natürlichen und betriebsbedingten Gegebenheiten, Zustand der Betriebsplanung und Fotobeilagen. Die jungen Kolleg(inn)en kennen diese Grundlage grösstenteils nicht mehr. Es wurde darin alles festgehalten über mehrere Generationen hinaus. SK: Als direkt Angesprochener muss ich sagen, dieses Buch kenne ich wirklich nicht. Doch über die heutigen GIS-Plattformen komme ich doch auch zu all diesen Informationen? RG: Die Informationen sind nicht verloren. Die Dokumentenbücher sind beim Amt für Wald sauber archiviert. Mit dem GIS steht heute eine moderne und aktuelle Informationsplattform zur Verfügung, wo sehr viele der benötigten Informationen unkompliziert abgerufen werden können. In LeiNa lassen sich zudem die waldbaulichen Erfahrungen langfristig speichern. JB: Bis man aber all diese Informationen beisammen hat, sind Stunden vergangen. Dies müsste man unbedingt vereinfachen. RG: Diese Anregung nehme ich gerne auf. Es zeigt, was wir schon öfters angeschnitten haben: Die Informationen sind alle vorhanden, nur wie können wir diese alle anwenderfreundlich bereitstellen? JB: Es ist schon ein wesentlicher Schritt, einen Bereich namens Waldinformation beim Amt für Wald zu haben. Dies erachte ich als besonders wichtig, Informationen zentral zu verwalten und diese auch ausgeklügelt bereitzustellen. 16

SK: Ich fasse mal zusammen: Der Betriebsplan wird konzeptionell überdacht und den aktuellen Bedürfnissen angepasst. Gerade bei dieser Frage hat sich gezeigt, wie unterschiedlich Informationen gebraucht und verwendet werden. Wir sind uns aber einig, dass auf Stufe Betrieb der Betriebsplan notwendig ist und er für die Regionalforstingenieure zusätzlich an Bedeutung gewinnen sollte. 5. Immer mehr neue Technologien kommen auf den Markt, welche die Waldinventur erneuern und vereinfachen könnten. Trotzdem sind Methodenwechsel in der Statistik heikel und können Interpretationen stark beeinflussen – zurück zur Vollkluppierung oder die Satelliten rechnen lassen? RG: Die an Graubünden angrenzende Region Montafon hat hier einen Schritt nach vorne gewagt und einen Teil der Inventur auf Laser-Scanner-Daten gestützt. Diese Methode scheint die gewünschten Resultate zu bringen, ist aber sehr kostenaufwendig. Ein aktuelles Problem der Fernerkundung ist, dass es sehr viel Forschungsprojekte gibt, aber viele Erkenntnisse dann nicht bis zur Praxisreife weiterentwickelt werden. Theoretisch wäre es schon möglich, vom Bildschirm aus anzuzeichnen ... SK: Gibt es den Willen, hier vielleicht Pionierarbeit zu leisten? RG: Bei der Auswertung mit Satellitenbildern gibts momentan aus meiner Sicht kein Potenzial für Pionierarbeit. Um Nadel- von Laubholz zu unterscheiden, braucht es keine Satellitenaufnahmen. Wir haben eben auch hier das Problem, dass viele Errungenschaften in der Forschung funktionieren, aber für die Praxis gäbe es noch Hausaufgaben zu machen, die nicht wir machen können. JB: Ich plädiere ohnehin dazu, bei der Waldinventur keine Methodenwechsel vorzu-


nehmen. Dies gibt enorme Aufwände, nur um alte mit neuen Daten vergleichen zu können. Wie wir ja bereits diskutiert haben, sind wir mit unseren erhobenen Daten grösstenteils zufrieden und die Kosten halten sich auch im Rahmen. RG: Dies sehe ich ähnlich. Beim LFI hat man beispielsweise einen kompletten Paradigmenwechsel durchgeführt. Dies ist aus meiner Sicht sehr heikel. Die Kantone haben sich hier übrigens auch dagegen ausgesprochen. Neu will man die Aufnahmen fürs LFI rollend gestalten. Dieser komplette Methodenwechsel wird aus meiner Sicht die Datenqualität und Aussagekraft minimieren. Ob die Daten vergleichbar bleiben, bezweifle ich zumindest. 6. Wie sieht es beim Controlling von waldbaulichen Massnahmen aus? Erfassen wir jene Daten und Information, die für alle Betroffen und Interessenten wichtig sind? Die Möglichkeiten wären ja mit LeiNa heute fast unbeschränkt und gewisse Punkte sind mit NaiS auch vorgeschrieben? RG: Ich wäre sehr froh, wenn man der Beschreibung von Ausgangslage und Wirkungsgrösse mehr Gewicht geben würde. SK: Wir haben in der Region HerrschaftPrättigau-Davos eine Richtlinie für den Minimalstandard der zu erfassenden Daten herausgegeben. Dies hat zwar am Anfang nicht alle Revierförster begeistert, trotzdem hat sich dies sehr bewährt. Schon jetzt können wir Daten zusammentragen und auswerten. MF: Ich kann bestätigen, dass man mit ein wenig Routine relativ einen geringen Aufwand zum Erfassen hat. Ich wäre froh, wenn man aber noch die Möglichkeit hätte, individuelle Anmerkungen festzuhalten. JB: Bei den nächsten Informationen zu LeiNa ist es wichtig, einheitlich zu definie-

ren, welche Daten erhoben werden müssen. Ein Datensalat wäre das Letzte, was wir brauchen könnten. RG: Hier waren wir in der Einführungsphase wohl wirklich etwas naiv, als wir fakultative Einträge zuliessen. Wie gesagt, rein vom Instrument her sollte einiges schon möglich sein. Es geht nun um eine griffige Umsetzung, damit man die Informationen zweckmässig verwenden kann. 7. Liefert die Waldinventur aktuell die Daten, welche die Öffentlichkeit und die Politik braucht? (Gesundheitszustand / Werte zur Einwaldung / Holzpotenzial / Baumartenmischung / Waldschäden / Angaben zum Klimawandel usw.) RG: Ich behaupte, wir haben mehr als genug! Das Problem sind nicht fehlende Daten, sondern eher zu viele Daten aus verschiedenen und unterschiedlichen Informationsquellen. Dies ist der Ursprung von unterschiedlichen Aussagen, unendlichen Beispielen und Gegenbeispielen. Hier würden wir uns wohl besser auf gewisse Kennziffern einigen und diese einheitlich verwenden. JB: Stimmt sicherlich grundsätzlich. Man müsste, wie gesagt, präzise definieren, welche Daten man nimmt. Was uns fehlt, ist jemand, der die Daten interpretiert. Zum Beispiel beim Amt für Jagd und Fischerei gibt es offizielle Stellen, die Zahlen interpretieren und für die Öffentlichkeit aufbereiten. Dies fehlt bei uns. RG: Ja, wir interpretieren wahrscheinlich oft nur reaktiv, wenn ein Problem auftaucht. JB: Wir reagieren, aber agieren nicht. Dabei gäbe es so viele wichtige Kennwerte, welche interessieren, sei es zur Holznutzung, zur Einwaldung, zu Waldschäden oder investierten Kantonsmittel usw. SK: Ich frage mich, wieso wir vonseiten des Forstdienstes nicht offensiv, beiBündner Wald 5/2010 17


spielsweise einmal im Jahr, solche Zahlen präsentieren und auch fachlich interpretieren. Das Bedürfnis in der Bevölkerung scheint vorhanden zu sein, und es ist auch immer ein Beleg für die Arbeit, die wir liefern. RG: Unser Ziel ist es, ein Kenndatenblatt für die Öffentlichkeitsarbeit zusammenzustellen. Inhalte werden Waldfläche, Waldzustand, Holznutzung, Waldbewirtschaftung usw. sein. Ziel muss es sein, die Informationen proaktiv zu streuen. JB: Ich denke auch, dass wir in diesem Bereich der Öffentlichkeitsarbeit viel erreichen könnten. Nur schon, wenn wir unseren Jahresbericht etwas weiter streuen würden.

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NaiS ist die Vollzugshilfe für die Schutzwaldpflege und steht für Nachhaltigkeit und Erfolgskontrolle im Schutzwald 2 LeiNa ist eine internetbasierte Plattform, mit welcher im Kanton Graubünden die Umsetzung der Schutzwaldpflege dokumentiert wird. LeiNa steht für Leistungsnachweis Wald

Sandro Krättli, Redaktor Bündner Wald Sagastägstr. 96, CH-7220 Schiers sandro.kraettli@afw.gr.ch


Waldinventur Graubünden – Erste Ergebnisse Im Jahr 1996 begannen in den Regionen Schanfigg und Val Müstair die ersten Aufnahmen der Waldinventur Graubünden. Nach 14 Jahren wurde 2009 die Erstinventur mit den Aufnahmen in der oberen Surselva abgeschlossen. Während mit dem bisherigen Landesforstinventar ( LFI ) der Waldzustand und die Waldentwicklung über den ganzen Kanton sehr gut erfasst werden können, ermöglicht die Waldinventur Graubünden gesicherte Aussagen für bedeutend kleinere Auswerteeinheiten. Die Waldinventur ist ein wichtiges Instrument zur Kontrolle der Nachhaltigkeit. 1. Methode Die Waldinventur Graubünden wurde 1996 mit dem Ziel eingeführt, nicht nur den Waldzustand, sondern insbesondere auch Informationen über die Waldentwicklung zu erhalten. Die Waldinventur besteht aus einem auf 500 m x 500 m verdichteten LFI-Stichprobennetz. Die Aufnahmen erfolgen gemäss LFI-Methode, wobei auf die Jungwaldaufnahmen verzichtet wird. Diese werden im Rahmen der Wald-Wild-Berichterstattung nach einer eigenen Methode durchgeführt. Die erhobenen Daten sind zentral auf der LFI-Datenbank der WSL abgelegt und werden durch die WSL verwaltet und ausgewertet. Die Auswertung erfolgt für alle Gebiete nach einem vordefinierten Schema, welches rund 250 Tabellen umfasst. Für jede Auswerteregion werden drei bis fünf, auf die regionalen Besonderheiten abgestimmte Auswerteeinheiten ausgeschieden. Die Hauptunterscheidungsmerkmale sind dabei die Höhenstufen, die Exposition oder eine administrative Einheit. Der allgemeine Waldzustand kann mit dieser Auswertemethode gut und genau beschrieben werden. Für jede Auswerteregion wird ein Synthesebericht erarbeitet, welcher die wesentlichen

Aussagen aus dem umfangreichen Zahlenmaterial zusammenfasst und interpretiert. Die Interpretation ist nicht immer einfach. Oft wären für vertiefte Aussagen neue Merkmalskombinationen und/oder angepasste Auswerteeinheiten notwendig. Da der kantonale Forstdienst keine Möglichkeit hat, direkt auf die Daten zuzugreifen und einfache Auswertungen selber vorzunehmen, kann das Potential der vorhandenen Informationen bei weitem nicht ausgenützt werden. Seit kurzem ist nun ein GIS-Layer mit allen rund 7000 aufgenommenen Stichproben vorhanden, welcher dem Amt für Wald erlaubt, die Daten in einem beschränkten Rahmen selber auszuwerten. Die hier vorgestellten Auswertungen beruhen hauptsächlich auf dieser Grundlage. Es handelt sich dabei nicht um eine wissenschaftlich abgesicherte Auswertung, insbesondere werden die statistischen Schätzfehler nicht dargestellt. Zu beachten ist auch, dass die Inventur über einen Aufnahmezeitraum von 14 Jahren (1996 – 2009 ) erfolgte. Die Ergebnisse widerspiegeln also nicht genau den Stand von 2010. Für einen generellen Überblick über den Waldzustand im Kanton und pro Region sind sie aber genügend genau. 2. Ergebnisse 2.1 Baumarten Den höchsten Anteil hat die Fichte mit rund 66 % am Gesamtvorrat. Innerhalb der fünf Waldregionen variiert der Anteil der Fichte von 46 % in Südbünden bis zu 87 % in der Surselva. Die zweitwichtigste Baumart ist mit 14 % die Lärche (Region Surselva 3 % bis 32 % in der Region Südbünden). Die Föhren (Wald- und Bergföhren) folgen mit 4,9 % der Masse und die Tanne mit 4,4 %. Den höchsten Föhren- und Tannenanteil findet man in der Region Rheintal-Schanfigg. Bündner Wald 5/2010 19


Die wichtigste Laubholzart ist mit 3,5 % die Buche. Diese Ergebnisse der Baumartenzusammensetzung sind nicht überraschend, ändert sich diese doch nur sehr langsam. Trotzdem lassen sich aus den Veränderungen wichtige Schlussfolgerungen ziehen. Im Jahr 1935 betrug der Tannenanteil noch 6,5 % des Gesamtvorrats1. Seitdem ist er um rund 30 % zurückgegangen. Nimmt der Tannenanteil im gleichen Rhythmus wie in den letzten Jahrzehnten ab, und dies ist aufgrund des Bestandesaufbaus zu befürchten, dann wird die Tanne in 150 Jahren nur noch vereinzelt vorkommen. 2.2 Vorrat Der durchschnittliche Vorrat (lebende, stehende Bäume im Wald ohne Gebüschwald) beträgt über den ganzen Kanton 295 m3/ ha. Den geringsten Vorrat hat die Region Südbünden ( 248 m3 ), den höchsten die Region Rheintal/Schanfigg mit fast 330 m3/ ha. 1934 betrug der durchschnittliche Vorrat der dannzumal erfassten Waldungen rund 185 m3/ha1 ). Der Vorrat hat innerhalb von 75 Jahren also um rund 60 % zugenommen. Ist der Vorrat heute nun zu hoch oder nicht? Dies ist von der Zielsetzung abhängig. Ein Vergleich mit den Nachbarregionen (Alpen CH, Vorarlberg, Tirol, Bayrische Alpen) mit ähnlichen Standortsverhältnissen und waldbaulicher Zielsetzung ergibt, dass der Vorrat in Graubünden um bis zu 10 % geringer ist. Inwieweit der aktuelle Stabilitätszustand und die Verjüngungungssituation (s. unten) mit dem gestiegenen Vorratswerten zusammenhängen ist schwierig zu beantworten. Höhere Vorräte führen tendenziell zu instabileren Wäldern, aus dieser Sicht scheinen die Vorräte noch nicht zu hoch zu sein. Zur unbefriedigenden Verjüngungssituation können neben der Vorratszunahme auch andere Faktoren beigetragen haben. 20

2.3 Bestandesstruktur Fast 50 % der Bündner Wälder sind einschichtig, rund 30 % sind mehrschichtig und 18 % sind stufig aufgebaut. Rottenstrukturen wurden nur auf 3 % festgestellt. Die Verhältnisse in den Regionen sind ähnlich, mit Ausnahme der Region Südbünden wo fast 30 % der Wälder eine stufige oder rottenförmige Struktur haben. Dies ist sicherlich auf den hohen Anteil Lärchen-Arven-Wälder zurückzuführen. Nach rund 100 Jahren geregelter Waldbewirtschaftung, mit dem Ziel stufige oder rottenförmige Wälder zu erhalten, ist der heutige Zustand etwas ernüchternd. 2.4 Stabilität Die Stabilität der Wälder ist gemäss der LFIDefinition befriedigend. Als wirklich stabil wurden nur 6 % der Wälder angesprochen, 72 % weisen eine leicht verminderte Stabilität auf. Eine stark verminderte oder kritische mechanische Stabilität findet man auf 21 % der Waldfläche. Innerhalb der Regionen gibt es keine grossen Unterschiede. Stabile und labile Wälder sind bunt durchmischt. Einzig im Oberengadin findet man eine grössere Häufung von stabilen Wäldern. 2.5 Verjüngung Die Verjüngungssituation wurde qualitativ erfasst, indem der Deckungsgrad der Bäume ab 10 cm Höhe bis 12 cm BHD auf der Stichprobe geschätzt wurde. Die Situation ist unbefriedigend. Auf mehr als 50 % der Wälder, welche potentiell verjüngt werden müssten (Entwicklungsstufe ab mittlerem Baumholz) ist keine oder nur ungenügende Verjüngung vorhanden. Auf 27 % der Fläche ist die Verjüngung knapp genügend und nur auf 13 % genügend. Auch bei der Verjüngung gibt es kaum grosse Unterschiede zwischen den Regionen. Am unerfreulichsten ist die Situ-


ation in Mittelbünden (Oberhalbstein und mittleres Albulatal), am erfreulichsten in der Region Rheintal/Schanfigg. Eher überraschend ist die Häufung von Wäldern ohne Verjüngung im Oberengadin. 2.6 Zuwachs Die Angaben über den Zuwachs beruhen auf den gemeinsamen Proben des LFI und der Waldinventur Graubünden, d. h. nur ¼ der Proben, welche für die Zustandserfassung zur Verfügung stehen. Aussagen sind aus diesem Grund nur über grössere Auswerteeinheiten möglich und die Resultate sind mit grösseren Schätzfehlern verbunden. Nach den Zweitaufnahmen können sehr viel genauere Aussagen über den Zuwachs gemacht werden. Der Zuwachs (Schaftholzzuwachs in Rinde) im Kanton beträgt gemäss LFI3 6,1 m3/ha/ Jahr. Die Unterschiede innerhalb des Kantons sind beträchtlich. In der Herrschaft und zwischen Flims und Obersaxen ist der Zuwachs mit über 7 m3/ha/Jahr mehr als doppelt so hoch wie im Val Müstair und im Oberengadin, wo der Zuwachs rund 3 m3/ ha/Jahr beträgt. Die aktuellen Zuwachswerte sind weit höher als diejenigen, welche in den Betriebs- resp. alten Wirtschaftsplänen nach der Kontrollmethode berechnet wurden. Diese Erfahrung machte auch bereits W. Burkhart 1935, als er feststellte dass «das Wachstum in den bündnerischen Waldungen ein besseres ist, als man noch vor wenigen Dezennien anzunehmen gewohnt war ...». Die starke Zunahme des Zuwachses hat aber alle überrascht. Ein Teil der Zunahme ist auf methodische Unterschiede der Zuwachsberechnung zurückzuführen. Es ist aber eindeutig, dass der Zuwachs heute wesentlich höher ist als früher. Dazu beigetragen haben neben den höheren Vorräten auch der Nährstoffeintrag aus der Luft und eventuell auch

bereits die zunehmend längere Vegetationsperiode. Deutlich höhere Zuwächse wurden nicht nur in Graubünden, sondern auch in umliegenden Gebirgswald-Regionen (z. B. Bayern, Vorarlberg, Tirol) festgestellt. Zu beachten ist, dass nicht alles Holz, das zuwächst, auch genutzt werden kann. Mehr als 1/3 des Zuwachses können nicht genutzt werden (Natürliche Mortalität, Ernteverlust, unzugängliche Gebiete). Der theoretisch nutzbare Zuwachs beträgt damit rund 3,5 – 4 m3/ha/Jahr. 2.7 Biodiversität Die in der Waldinventur erhobenen Merkmale können auch für allgemeine Aussagen über den Zustand der biologischen Vielfalt der Bündner Wälder verwendet werden. Als Beispiele dienen hier die Angaben über den Totholzanteil das Vorhandensein von Dürrständern und die Baumartenvielfalt. Welche weiteren interessanten Auswertungen möglich wären, zeigt der Bericht des LFI2. Der Totholzanteil (stehende und liegende Bäume) beträgt durchschnittlich 17,7 m3/ ha. Er liegt damit leicht unter dem Schweizer Durchschnitt und um 20 % unter dem der Alpen. Innerhalb des Kantons gibt es grosse Unterschiede. In der oberen Surselva, in den hochmontanen und subalpinen Wäldern im Schams und in den Seitentälern im Moesano beträgt der Totholztanteil über 25 m3/ha, währenddem er in den Laubmischwäldern in Safien und Lumnezia oder in den Bergföhrenwäldern in Val Mora oder in Val S-charl unter 5 m3/ha beträgt. Dürrständer, d. h. abgestorbene Bäume, welche noch nicht umgefallen sind, kommen auf rund ¼ der Probeflächen vor. Die Unterschiede zwischen den Regionen sind eher gering. Am wenigsten Stichproben mit Dürrständer gibt es in der Region Südbünden (16 %), den höchsten Anteil Bündner Wald 5/2010 21


1: Karte Tanne

Amt für Wald Graubünden Uffizi forestal dal Grischun Ufficio forestale dei Grigioni

Waldinventur Graubünden

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1 7500

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1 :450'000

Legende Tanne % A nteil am Vorrat 0 – 20% 21 – 40% 41 – 60% 61 – 80% > 80% Kartendaten: L K25 © S WIS S T OP O, 2008

2: Karte Lärche

Amt für Wald Graubünden Uffizi forestal dal Grischun Ufficio forestale dei Grigioni

P lanherstellung: AfW, April.2008 , go

Waldinventur Graubünden

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Legende Laubholz % A nteil am Vorrat 0 – 20% 21 – 40% 41 – 60% 61 – 80% > 80% Kartendaten: L K25 © S WIS S T OP O, 2008

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P lanherstellung: AfW, April.2008 , go


3: Karte Föhre

Amt für Wald Graubünden Uffizi forestal dal Grischun Ufficio forestale dei Grigioni

Waldinventur Graubünden

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1 7500

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Legende Föhren % A nteil am Vorrat 0 – 20% 21 – 40% 41 –60% 61 –80% > 80% Kartendaten: L K25 © S WIS S T OP O, 2008

4: Karte Arve

Amt für Wald Graubünden Uffizi forestal dal Grischun Ufficio forestale dei Grigioni

P lanherstellung: AfW, April.2008 , go

Waldinventur Graubünden

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Legende A rven % A nteil am Vorrat 0 – 20% 21 –40% 41 –60% 61 –80% > 80% Kartendaten: L K25 © S WIS S T OP O, 2008

P lanherstellung: AfW, April.2008 , go

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5: Karte Vorrat

Amt für Wald Graubünden Uffizi forestal dal Grischun Ufficio forestale dei Grigioni

Waldinventur Graubünden

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1 :450'000

Legende Vorrat/ha -200 m3 201 – 400 m3 > 400 m3 Kartendaten: L K25 © S WIS S T OP O, 2008

6: Karte Verjüngung

Amt für Wald Graubünden Uffizi forestal dal Grischun Ufficio forestale dei Grigioni

P lanherstellung: AfW, April.2008 , go

Waldinventur Graubünden

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Legende Verjüngung keine ungenügend genügend gut Kartendaten: L K25 © S WIS S T OP O, 2008

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P lanherstellung: AfW, April.2008 , go


7: Karte Totholz

Amt für Wald Graubünden Uffizi forestal dal Grischun Ufficio forestale dei Grigioni

Waldinventur Graubünden

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1 7500

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Legende Totholz – 5 m3/ha 5 – 10 m3/ha 10 – 15 m3/ha 15 – 20m3/ha > 20 m3/ha Kartendaten: L K25 © S WIS S T OP O, 2008

8: Karte Zuwachs

Amt für Wald Graubünden Uffizi forestal dal Grischun Ufficio forestale dei Grigioni

P lanherstellung: AfW, April.2008 , go

Waldinventur Graubünden

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8750

1 7500

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Legende Zuwac hs < 3 m3/ha/Jahr 3

– 4 m3/ha/Jahr

4.1 – 5 m3/ha/Jahr 5.1 – 6 m3/ha/Jahr 6.1 – 7 m3/ha/Jahr > 7 m3/ha/Jahr Kartendaten: L K25 © S WIS S T OP O, 2008

Planherstellung: AfW, April.2008 , go

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mit 29  % hat die Region Rheintal-Schanfigg. Es ist unbestritten, dass liegendes und stehendes Totholz, d. h. auch Dürrständer, ein wichtiger Lebensraum für Tiere und Pflanzen sind. Jüngere Studien zeigen einen kritischen Rückgang der Artenvielfalt unterhalb von 30 – 60 m3/ha stehendes und liegendes Totholz3. Die Totholzmenge im Kanton Graubünden müsste aus der Sicht der Biodiversität also verdoppelt werden. 2.8 Nachhaltigkeitskontrolle Die Nachhaltigkeitskontrolle im Wald wurde jahrzehntelang mit der Kontrolle der Holznutzungen im Vergleich zum Zuwachs oder Hiebsatz gleichgesetzt. Heute ist alles viel komplexer. Im Netzwerk Umweltbeobachtung Schweiz ( NUS )4 sind für 30 Themen im Bereich Wald rund 100 Kriterien definiert worden, mit dem die ökologische, ökonomische und soziale Nachhaltigkeit der Waldbewirtschaftung überwacht werden soll. Die Waldinventur Graubünden liefert einen grossen Teil davon. Die einzelnen Merkmale können statistisch präzise bestimmt und ihre Entwicklung kann sehr genau verfolgt werden. Heute stellt sich deshalb kaum mehr das Problem der fehlenden Daten. Die Herausforderung besteht heute in der Interpretation und Bewertung der Informationen. Je nach Zielsetzung werden für das gleiche Merkmal, z. B. den Vorrat, ganz andere SOLL-Werte angestrebt. Noch schwieriger wird es, wenn verschiedene Merkmale miteinander kombiniert und wie Puzzleteile zu einem Ganzen zusammengesetzt werden müssen. Die Waldinventur ist heute die wichtigste Grundlage zur Überprüfung der Nachhaltigkeit. Sie ermöglicht es, die Zielerreichung zu überprüfen und liefert wichtige Informationen, um die Ziele zu bewerten und kritisch zu hinterfragen (Zielanaly26

se). Mit dem Abschluss der Erstaufnahme der Waldinventur Graubünden sind nun viele der dafür benötigten Grundlagen vorhanden. Mit der Zweitaufnahme, welche in diesem Sommer begonnen wurde, stehen uns bald Informationen zur Verfügung, welche noch differenziertere Aussagen über den Wald in Graubünden ermöglichen. Insbesondere können dann auch für kleinere Auswerteeinheiten sehr viel bessere Angaben über den Zuwachs gemacht werden. Literatur Burkart, W. Stand und Ergebnisse der Forsteinrichtung in Graubünden, Schweiz. Z. Forstwes. 86 (1935 ), 7/8 : 269 – 291 2 Brändli, U. B. (Red.) 2010 : Schweizerisches Landesforstinventar. Ergebnisse der dritten Erhebung 2004 – 2006. Birmensdorf, Eidg. Forschungsanstalt für Wald, Schnee und Landschaft WSL. Bern. Bundesamt für Umwelt, BAFU 312 S. 3 Schaber-Schoor Gerhard ( 2008 ): Wieviel Totholz braucht der Wald – Ergebnisse einer Literaturrecherche als Grundlage für ein Alt-, Totholz- und Habitatbaumkonzept. FVAEinblick 2/2008, S. 5 – 8. 4 NUS : Das «Netzwerk Umweltbeobachtung Schweiz NUS » umfasst die Gesamtheit der Prozesse, Vereinbarungen und technischen Einrichtungen zum Aufbau, Betrieb und zur periodischen Erneuerung einer gesamtschweizerisch kohärenten, bedarfsgerechten Datengrundlage zur Bereitstellung von Umweltinformationen. 1

Dr. Riet Gordon Amt für Wald Graubünden Loëstrasse 14, CH - 7000 Chur riet.gordon@afw.gr.ch


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Bündner Wald 6/2009 27


Waldinventur in Südtirol

Der Anteil an «Totholz» in Südtirols Wäldern ist mit durchschnittlich 12,4m3 pro Hektar ein gutes Zeugnis für Südtirols Forstwirtschaft, weil es zeigt, dass auch in einer aktiven Waldbewirtschaftung ausreichend viel «totes» Holz als vielfältiger, reicher und für viele Tiere unersetzlicher Lebensraum, allen voran für die Vogelwelt, zur Verfügung gestellt wird. ( Bild: F. Maistrelli)

Landesweite Informationen zu Südtirols Wald stammen aus überbetrieblichen Studien und Untersuchungen wie nationale Forstinventur, Waldtypisierung, digitales Wegeprojekt, Schutzwaldhinweiskarte, Hemerobie- oder Wildschadenstudie. Auf Betriebsebene hingegen wird in Südtirol seit Jahrzehnten eine auf das Kataster bezogene flächendeckende Beschreibung der Waldsituation praktiziert. Nachfolgend wird detailliert auf die Vorgehensweisen bei der nationalen Forstinventur und der betrieblichen Forsteinrichtung Bezug genommen: Die nationale Forstinventur stellt ein italienweites Waldbeobachtungssystem dar, das sich in periodischen Abständen mit der quantitativen und qualitativen Erfassung der 28

nationalen Waldressourcen befasst. Damit verfolgt sie wissenschaftliche Zwecke und dient der Steuerung und Evaluierung forstpolitischer Programme. Die erste nationale Forstinventur ( IFNI – Inventario Forestale Nazionale Italiano) wurde 1985 abgeschlossen. Die zweite nationale Forstinventur ( INFC – Inventario Nazionale delle Foreste e dei serbatoi forestali di Carbonio) wurde in den Jahren 2003 bis 2007 in Südtirol von Mitarbeitern des Südtiroler Forstdienstes durchgeführt. Neben den holzmesskundlichen Kenngrössen wurden verstärkt Informationen über den Wald als naturnahen Lebensraum erhoben. Neu war auch die Analyse der Kohlenstoffsenken im Wald, denen nach der endgültigen Ratifizierung des


Wald Totholz Vorrat

Gesamtbaumasse Anzahl Bäume

Gesamtbaummasse Zuwachs

Gesamtbaummasse

336 689 ha 4 177 416 Vfm

12,4 Vfm/ha

105 188 527 Vfm*

312 Vfm/ha*

55 213 115 t

164 t/ha

Nr. 297 734 742

Nr./ha 884

27 606 557 C

82 C/ha

1 856 437 Vfm*

5,5 Vfm/ha*

101 316 066 CO2

301 CO2/ha

* Angaben beziehen sich auf >= 4,5 cm Brusthöhendurchmesser ** bezogen auf Gesamtbaummasse Datenquelle: MIPAAF/CRA-ISAFA Nationale Forstinventur und Inventur der forstlichen Kohlenstoffsenken [INFC]

Kyoto-Protokolls am 1. Juni 2002 durch Italien und dessen Inkrafttreten am 16. Februar 2005 auch eine neue volkswirtschaftliche und politische Bedeutung zugekommen ist. Das neu entwickelte Inventurkonzept stützte sich auf ein dreifach stratifiziertes Stichprobenverfahren, welches statistisch verlässliche Aussagen sowohl für das gesamte Staatsgebiet als auch für die einzelnen Regionen ermöglicht. Die erhobenen Parameter orientieren sich an den Kriterien für nachhaltige Waldbewirtschaftung und den entsprechenden Indikatoren, die bei der Ministerkonferenz in Wien im Jahr 2002 definiert worden sind. Bei den Erhebungen wurden die Daten direkt mit Feldcomputern erfasst und noch im Gelände auf Vollständigkeit und Plausibilität überprüft. Die Qualitätssicherung der Daten wurde mittels Datenflusssystemen und strengen Datenkontrollverfahren gewährleistet. Zur Vorgehensweise: In einer 1. Phase wurde über eine Luftbildinterpretation überprüft, ob ein zufällig in einem 1 x 1 km grossen Rasternetz gesetzter Punkt auf Wald gefallen ist oder nicht. Für Südtirol, das eine Landesfläche von 740 000 ha hat, wurden von 7384 Punkten 2369 als Wald angesprochen. In einer 2. Phase wurden von diesen Wald-Punkten 1021 Punkte mittels GPS im

Gelände aufgesucht und verpflockt. Dabei wurde die Richtigkeit der Luftbildinterpretation überprüft und anschliessend eine Einstufung in festgelegte Waldkategorien, Walderschliessung, Eigentum, Waldzustand u.a.m. vorgenommen. In der 3. Phase auf 260 mittels statistischer Auswahlverfahren ausgeschiedenen Stichprobenflächen mit den taxatorischen Aufnahmen fortgefahren. Auf zwei konzentrischen Probekreisflächen mit einer Ausdehnung von jeweils 50 m2 und 530 m2 wurden gemeinsam mit den «klassischen» Erhebungen einer Forstinventur, d. h. Kluppierung, Messung der Baumhöhen, Altersbestimmung, Vorrats- und Zuwachsermittlung, auch Aufnahmen neuer Art durchgeführt: Parameter wie z. B. Totholzmenge, Anzahl, Volumen und Zersetzungsphase von Baumstöcken, Kronenansatz, Verjüngungssituation und Waldzustand geben dabei aufschlussreiche Informationen über die Kohlenstoffbilanz der verschiedenen Waldtypen. In einer sogenannten Phase 3+ wurden im Jahr 2008 ergänzend zu den holzmesskundlichen Erhebungen gezielt die Kohlenstoffreserven im Waldboden auf weiteren 60 Stichprobenflächen untersucht. Im Mittelpunkt standen dabei innovative Untersuchungen über Totholz und Wurzelstöcke sowie im Boden gespeicherten Kohlenstoff. Bündner Wald 5/2010 29


Mit über 60% dominiert die Fichte das Waldbild im Südtirol. Weitere Hauptbaumarten sind die Lärche mit 19%, die Weisskiefer mit 10% , die Zirbe mit 6% und die Tanne mit 3%. (Bild: O.Seehauser)

Laut offiziellen Ergebnissen ist Südtirol derzeit von 336 689  ha Wald und 35 485 ha «andere bewaldete Fläche» (vorwiegend Latschen- und Grünerlenbestände) bedeckt, was einer Bewaldung der Landesfläche von 50 % entspricht. Die Forsteinrichtung auf Betriebsebene ist hingegen auf das Eigentum hin ausgerichtet und basiert auf die im Kataster angegebe-

nen Flächen. Ziel dieser Betriebsplanung ist es, die Waldflächen eines Betriebes zu beschreiben und die notwendigen Hinweise bezüglich nachhaltiger Bewirtschaftung zu geben. Aufgrund des Landesforstgesetzes sind dabei die Ansprüche des Eigentümers mit jenen der Öffentlichkeit so abzustimmen, dass der Schutz des Bodens und die Aufrechterhaltung der vielfältigen Leistungen des Waldes als übergeordnete Zielsetzungen vorrangig gewährleistet bleiben müssen. Derzeit gründet das Konzept der Forsteinrichtung in Südtirol auf folgende zwei Planungsgrundlagen: – Behandlungspläne für Wald- und Weidegüter; – Waldkarteien. Der Waldbehandlungsplan ist das Ergebnis der mittelfristigen (10-jährigen) Planung und zielt auf die Optimierung der verschiedenen, an den Wald gestellten Funktionen ab. Neben den Wäldern öffentlicher Körperschaften müssen auch jene von Privateigentümern mit einer Fläche von über 100 Hektar mittels eines Waldbehandlungsplanes bewirtschaftet werden. Bei der Erstellung der Waldbehandlungspläne wird die Planfläche in Betriebsklassen und Waldabteilungen unterteilt, deren Baumbestand durch eine Vorratsinventur (Stichproben, Kluppierung, okulare Schätzung) erhoben und im Hinblick auf die vorwiegend ausgeübte Funktion, Ertragsfähigkeit, Stabilität und Nachhaltigkeit untersucht. Die einzelnen Waldorte werden holzmesskundlich

Kurze Fakten zum Südtirol Derzeit werden 63 % der Waldfläche in Südtirol über Waldkarteien und 37 % über Waldbehandlungspläne beschrieben. Die durchschnittliche Holzbodenfläche eines «Forstbetriebes» beträgt 12,6 ha (8,0 ha bei Waldkarteien; 331 ha bei Waldbehandlungsplänen).

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(Oberhöhe, Vorrat, Zuwachs, Alter), verbal (Stabilität, Schäden, Holzqualität, Verjüngung) und auch grafisch (die jeweiligen Entwicklungsphasen auf Orthofotokarte im Massstab 1:10 000 mit digitalem Wegenetz, Massnahmenkarte) beschrieben. Die Auswahl des Aufnahmeverfahrens erfolgt dabei aufgrund der Betriebsgrösse sowie der Betriebsstruktur (einheitlicher Komplex oder viele einzelne Teilstücke). Unter Berücksichtigung der erhobenen Daten werden bei der waldbaulichen Begehung vom Forsteinrichter die Nutzungsmöglichkeiten für den Planungszeitraum festgelegt sowie Bewirtschaftungshinweise und Verbesserungsvorschläge ausgearbeitet. Zumeist werden diese in einer sogenannten Massnahmenkarte auch grafisch dargestellt. Insgesamt werden in Südtirol 328 Waldbesitze über einen Behandlungsplan der Wald- und Weidegüter bewirtschaftet. In der Waldkartei werden jene Waldgründe erfasst und beschrieben, die nicht über Waldbehandlungspläne abgedeckt werden. Die Waldkartei dient als vereinfachte Grundlage für die Beurteilung der Nutzungsmöglichkeiten und für die Genehmigung von Schlägerungen. In Zusammenarbeit mit den einzelnen Forststationen wird die 10-jährige Revision fortlaufend durchgeführt, um so die Aktualität der Karteien zu gewährleisten und etwaige Änderungen einzugeben. Die Anzahl an Waldkarteien beläuft sich landesweit derzeit auf über 23 000. Derzeit werden 63 % der Waldfläche in Südtirol über Waldkarteien und 37 % über Waldbehandlungspläne beschrieben. Die durchschnittliche Holzbodenfläche eines «Forstbetriebes» beträgt 12,6  ha ( 8,0 ha bei Waldkarteien; 331 ha bei Waldbehandlungsplänen). Die betriebliche Forsteinrichtung ist im Amt für Forstplanung des Südtiroler Forstdiens-

tes integriert: Die Waldbehandlungspläne werden zum Grossteil von Technikern des Amtes für Forstplanung erstellt und vom Landesforstkomitee genehmigt. Für die Waldkarteien legt das Amt die Standards und Vorschriften fest, aufgrund deren das Forstpersonal vor Ort die entsprechende Kartei verfasst. Die erhobenen Daten werden in einer gemeinsamen Oracle-Datenbank verwaltet.

Dr. Günther Unterthiner Amt für Forstplanung der Autonomen

Provinz Bozen Südtirol

Bündner Wald 5/2010 31


LFI4 Tradition und Perspektiven Im Schweizerischen Landesforstinventar hat die Zukunft bereits begonnen. Die Datenerhebungen LFI4 wurden letztes Jahr in einem kontinuierlichen (jährlichen) Modus initiiert. Im Beitrag werden das neue Design und die Auswirkungen auf die Produktion und Interpretation der Ergebnisse erläutert. Die Nutzer werden künftig aktueller über Zustand und Tendenzen im Schweizer Wald informiert. Es öffnen sich neue Möglichkeiten der Datenanalyse, etwa in Form von Kleingebietsschätzungen und einer flexiblen Wahl des Untersuchungszeitraums. Inventur über neun Jahre Die Ergebnisse der dritten Erhebung des Landesforstinventars sind soeben veröffentlicht worden. Die Folgeerhebungen haben unter dem Codenamen LFI4 aber bereits im letzten Jahr begonnen. Im Gegensatz zu den bisherigen Inventuren in den Jahren 1983 – 85, 1993 – 3295 und 2004 – 06 ist geplant, die Wiederholungsmessungen auf den rund 7000 permanent eingerichteten Waldprobeflächen verteilt über 9 Jahre durchzuführen ( 2009 – 2017 ). Im LFI4 wird jährlich ein Neuntel der 7000 Proben von den Feldequipen im Gelände besucht. Das LFI wird zur rollenden Inventur . Informationen über den Schweizer Wald werden künftig aktueller und mit höherer zeitlicher und räumlicher Auflösung bereitgestellt. (Bild: WSL)

Jede Jahrestranche ist für sich eine für den Schweizer Wald repräsentative Stichprobe. Wie bisher wird mit aktuellen Luftbildern und falls notwendig im Gelände überprüft, ob an den Schnittpunkten des 1,414 km mal 1,414 km grossen Netzes neue Waldproben entstanden sind (Waldflächenzunahme). Für die Produktion der Ergebnisse steht somit jährlich eine t aktualisierte, repräsentati- (1) ve Stichprobe für den Schweizer Wald zur − 1 Grundidee besteht jedoch (2) Verfügung. tDie darin, die Ergebnisse mehrerer Jahre zut−X (3) sammenzufassen. Die zu einem bestimmX(Formel 1 ) veröffentlichten ten Zeitpunkt  t (1) ˆ φˆt−X→t−1 = t−j φt−j Schätzungen sindwdemnach Mittelwerte aus (4) j=1 t − (Formel 1 (2) 2 ) bis (Formel 3 ). Maden Jahren φˆt−j (5) thematisch ausgedrückt, lautet die Schätt − X (3) zung dann, t − j (6) φˆt−X→t−1 =

X  wt−j φˆt−j wt−j j=1

ˆ

(4) (7)

(5) (8) φt−jt − j5 ) die Schätzung aus dem wobei (Formel Jahresnetz (Formel 6) bezeichnet und (Fort−j t (6) (9) mel 7 ) das Gewicht, welches dieser SchätX zung beiw der Bildung des Mittelwerts (7) für t−j wt−j = 1 8) bis (Formel 9 ) zuge-(10) die Periode (Formel j=1 − j (Formel 10 ). Die Varianz der (8) sprochent wird φˆt−X→t−1 (11) 11 ) ist Schätzung (Formel t X  2 V φˆt−X→t−1  = wt−j V φˆt−j . X  j=1 wt−j = 1 j=1 X

(9)

(12) (10)

Die Konsequenzen, welche sich aus dem(13) (11) t−X→t−1 neuen φˆStichprobenauswahlverfahren (Dew (14) sign) und dem neuen Schätzverfahren ergeX  2 ˆ V φˆben,  = Xnachfolgend w (12) (15) werden t−X→t−1 =t−j 1 V φt−j . kurz diskutiert. j=1

X (13) (16) 9 Jahresstichproben und gleitende Mittelwerte w (14) w = 1/X Es ist mit dem vorgeschlagenen Algorithmus(17) nicht möglich, Schätzungen für den gerade X=1 (15) aktuellen Zustand des Schweizer Waldes √ zu machen. 9 Die LFI-Ergebnisse beziehen (16)

32

w = 1/X 1

(17)


sich immer auf frühere Zustände. Dies war auch in den bisherigen LFI immer der Fall. Da die Felderhebungen jeweils drei Jahre in Anspruch nahmen, waren die publizierten Ergebnisse als mittlerer Zustand der drei Jahre zu interpretieren. Neu entsteht in zweierlei Hinsicht eine gewisse Flexibilität. Erstens bezüglich der Anzahl Jahre (Formel 13 ), über welche die Schätzungen gemittelt werden, und zweitens im Bezug auf die Gewichte (Formel 14 ), die den einzelnen Jahren zugewiesen werden. Die auf der Zeitachse am präzisesten lokalisierte Schätzung erhält man, wenn nur die Stichprobe eines Jahres gewählt wird (Formel 15 ), allerdings sind die entsprechenden Schätzungen nicht sehr genau. Gegenüber den bisherigen LFI ist in diesem Fall nur noch ein Neuntel der Proben für die Schätzungen verfügbar, wodurch der Standardfehler der Schätzungen dreimal (Formel 16) grösser wird. Werden die Resultate aus Mittelwerten über drei resp. fünf Jahre generiert, sind die Schätzfehler knapp doppelt resp. rund eineinhalb mal so gross wie in den bisherigen LFI. Diese Unsicherheiten in den Schätzungen sind einzig stichprobenbedingt und treten nicht etwa aufgrund von Veränderungen im Wald auf. Mit anderen Worten: Es macht durchaus Sinn, Ergebnisse aus mehreren Jahren zu einem gleitenden Mittelwert zusammenzufassen, weil dadurch die stichprobenbedingten (in der Population in Tat und Wahrheit nicht vorhandenen) Streuungen der Schätzungen gedämpft werden können. Die tatsächlichen Veränderungen in der Population treten dadurch eher zum Vorschein. Letzteres gilt vor allem für längerfristige, leichte Veränderungen. Es ist intuitiv klar, dass sehr starke und kurzfristige Veränderungen in der Population auch mit relativ kleinen, ja sogar den Jahresstichproben erkannt werden können. Im Vorfeld des LFI4 wurde die

statistische Macht der LFI-Stichprobe unter verschiedenen Szenarien der Veränderung des Schweizer Waldes, für die wichtigsten Grosssregionen und Zielvariablen, untersucht und für genügend befunden. Es ist geplant, die Gewichte der einzelnen Jahrestranchen auf den Wert (Formel 17 ) zu setzen, d. h. dass die für einen bestimmten Zeitraum berücksichtigten Stichproben alle mit gleichem Gewicht in die Schätzung einfliessen zu lassen sind. Jede Gewichtung ist arbiträr, und es gibt m. E. kaum objektive Gründe für eine bestimmte Gewichtung. Die vorgeschlagene Lösung hat den Vorteil der Transparenz und Akzeptanz der Ergebnisse durch die Nutzer. Sie steht überdies in der Tradition der bisherigen LFI. Zeitabstände und Veränderungsraten Aus den genannten Gründen (Transparenz und Akzeptanz für User) scheint es wichtig, bei der Publikation der Hauptergebnisse aus dem LFI, die zurzeit in einem Abstand von etwa fünf Jahren geplant sind, einfache und standardisierte Schätzverfahren zu verwenden. Andererseits ist angedeutet, dass unter dem neuen Design diverse Spezialauswertungen und neue statistische Verfahren möglich sind. Ein Beispiel wäre etwa die Analyse der LFI-Stichprobe mit den Methoden der Zeitreihenanalyse. Die Analyse von Veränderungen bedarf noch einer genaueren Erläuterung. Wie bisher wird die einzelne, permanent eingerichtete Probefläche etwa jedes neunte Jahr aufgesucht. In einer ersten Übergangsphase sind die Zeitabstände auch geringer (teilweise nur vier Jahre). Weil die LFI-Stichprobe neu fortlaufend ist, existieren Periodenlängen, wie sie zwischen LFI1 und LFI2 resp. LFI2 und LFI3 mit zehn, resp. elf Jahren relativ eindeutig bestimmt waren, unter dem neuen Design nur noch – falls überhaupt – im Bündner Wald 5/2010 33


t−X→t−1

t−j

t−j

j=1

(1) (2)

t−1

(3)

t−X

(4)

(10)

t

φˆt−X→t−1 =

X 

(6) (7) (8) (9)

t−j

(6)

wt−j

(7)

t−j

(8)

t

(9)

wt−j = 1

wt−j φˆt−j

(11)

(3) X  2 ˆ V φt−X→t−1  = wt−j V φˆt−j .

(12)

X

(13)

w

(14)

X=1

(15)

√ 9

(16)

w = 1/X

(17)

(13)

(4)

φˆt−j

(14)

(5)

t−j

(15)

(6)

wt−j

(16)

t−j

(17)

t

(10)

j=1

(12)

X Abstand  zwischen der Publikation der Erw =1 gebnisse. Aus t−j diesen Gründen werden die j=1 Veränderungen in den künftigen Ergebφˆt−X→t−1 als Veränderungsraten nissen konsequent berechnet und publiziert, also als mittlere X Veränderungen pro 2Jahr. Im bisherigen LFI V φˆt−X→t−1  = V φˆt−j . w wurde dies bereits t−j praktiziert für Grössen j=1 wie Holznutzungen, Holzzuwachs oder EinX wuchs von Bäumen in die Population. Neu werden auch Flächenveränderungen und alle anderen Grössen als Veränderungsraw ten ausgewiesen, wie dies auch in vielen internationalen üblich ist (GloX = Berichten 1 bal Forest Resources Assessment der FAO, √ State of European 9 Forests im Rahmen des MCPFE-Prozesses). Es ist zu beachten, dass solche Veränderungsraten als mittlere Verw = 1/X änderungsraten der letzten neun Jahre zu verstehen sind. Im Falle von Mittelwerten über Drei- oder Fünf-Jahres-Netzen, sind sie sogar als über die letzten drei, resp. fünf Jahre im Mittel erhobene Neun -Jahres-Veränderungsraten zu interpretieren. 1

34

(2)

X 

(5)

φˆt−X→t−1

(11)

j=1

(5)

(1)

φˆt−j

(7) (8)

j=1

(9) Aktualität versus Genauigkeit Insgesamt werden sich die zukünftigen LFI(10) Schätzprozeduren wenig von den bisherigen Algorithmen unterscheiden, sie werden(11) punktuell sogar etwas einfacher. Der 1 wesentliche Aufwand besteht weiterhin in der Herleitung (wir sagen Ableitung) der (12) Zielvariablen aus den Rohdaten und den vielen Hilfsinformationen und Modellen. (13) sind die Modelle für die Biomasse Beispiele oder das Volumen der Einzelbäume, oder die vielfältigen Indikatoren der Waldwirkungen (14) (Schutz, Biodiversität, Erholung etc.). Es darf aber(15) davon ausgegangen werden, dass die Produktion von Ergebnissen künftig rascher sein(16) wird, weil die entsprechenden Routinen kontinuierlich gepflegt und weiterentwickelt werden können. Voraussetzung dazu (17) ist allerdings, dass die jeweiligen Spezialisten kontinuierlich an den entsprechenden Modellen und Datenableitungen arbeiten können. Der grosse Gewinn und die wesentliche Ursache für den Designwechsel liegen darin,


dass zu einem beliebigen Zeitpunkt aktualisierte LFI-Ergebnisse bereitgestellt werden können. Besonders dringlich scheint der Bedarf nach aktuellen Daten in den internationalen Reportings, etwa beim Treibhausgasinventar (jährlich), der Berichterstattung im Rahmen des MCPFE-Prozesses (fünf Jahre) und dem Global Forest Resources Assessment der FAO (fünf Jahre alternierend mit MCPFE ). Auch auf nationaler Ebene ist es wünschenswert, dass z. B. nach Schadenereignissen oder auch bei sich rasch ändernden ökonomischen Randbedingungen die Auswirkungen auf den Wald rasch analysiert werden können. Aber alles hat seinen Preis. Wie erläutert, werden die zukünftigen LFIErgebnisse eher weniger genau sein. Als Statistiker habe ich manchmal das Gefühl, dass sich die Datennutzer kaum für die Genauigkeit der Schätzungen interessieren. Der korrekte Umgang mit den Schätzfehlern ist auch für geübte Datennutzer nicht immer einfach und gelegentlich werden Unterschiede zwischen Schätzwerten interpretiert, die kaum statistisch messbar sind. Es ist jedoch so, dass die Ergebnisse unter dem neuen Design tendenziell mit etwas höheren Schätzfehlern behaftet sein werden. Ob dieser Nachteil durch die Aktualität der Ergebnisse wirklich aufgehoben werden kann, wird sich zu einem gewissen Teil erst in Zukunft weisen. Verifizierung von Modellvorhersagen Die Möglichkeiten der Reduktion der Schätzfehler sind mit den bisherigen LFI-Verfahren und dem oben erläuterten Standardverfahren für das zukünftige LFI noch nicht ausgeschöpft. Als Beispiele seien zwei Aspekte kurz erläutert. Es ist aus der Forschung bekannt, dass mit den im LFI (und in praktisch allen anderen mir bekannten nationalen Waldinventuren) verwendeten Schätzern für die Varianz der

(Punkt-)Schätzungen, welche unter der Annahme der zufälligen, unabhängigen Verteilung der Probeflächen über die Schweiz unverzerrt wären, die wahre Streuung der Schätzfehler überschätzt wird. Die Stich­ probenpunkte sind ja bekanntlich systematisch über die Schweiz verteilt und decken damit das Waldareal weit besser ab, als zufällig generierte Punkte. Mit anderen Worten: Die Schätzungen sind im Allgemeinen genauer als in den Ergebnissen angegeben. Diese Reserve wurde bisher nicht angetastet, weil (a) nicht ohne weiteres klar ist, welcher alternative Algorithmus angewendet werden soll, (b) die bisherigen Algorithmen hohe Akzeptanz bei den Nutzern garantieren und (c) es für den verantwortlichen Statistiker eine hohe Sicherheit gibt, dass sich die wahren Werte tatsächlich mit der angegebenen Wahrscheinlichkeit innerhalb der Vertrauensbereiche befinden, und dies in möglichst vielen der unzähligen Untereinheiten (nach Waldeigentum oder Waldtyp, nach Baumarten, nach Standorten etc.) und unter Berücksichtigung von nie ganz auszuschliessenden Mess- und Ansprachefehlern. Seit dem LFI2 werden die LFI-Schätzungen unter Einbezug von Hilfsinformationen, vorwiegend aus den Luftbildinterpretationen, gemacht. Damit die Schätzgrössen zueinander additiv und kompatibel bleiben, wurden vergleichsweise einfache Regressionsmodelle verwendet. Worum geht es? Für die Nutzer der LFI-Gesamtergebnisse wäre es kaum zumutbar, wenn sich beispielsweise die publizierten Schätzungen für das Nadelholzund das Laubholzvolumen nummerisch nicht exakt zur Schätzung des Gesamtvolumens addieren würden, ebenso sollen Waldflächenschätzungen nach Waldtypen zusammen der Schätzung für das Gesamtwaldareal entsprechen. Ähnliches gilt auch für die Vergleiche resp. Veränderungen und DifferenBündner Wald 5/2010 35


zen zwischen zwei LFI. Solche Einschränkungen oder Restriktionen haben dazu geführt, dass im LFI bisher nur ein einziges, einfaches Regressionsmodell eingesetzt wurde (ANOVA-Modell). Es ist vorgesehen, dass aus dem LFI neben den Standardauswertungen vermehrt auch spezifische Auswertungen für bestimmte Zielgrössen und für relativ kleine Gebiete angeboten werden. In diesen Fällen kann zugunsten von kleineren Schätzfehlern auf die Additivität und Kompatibilität der Schätzgrössen verzichtet werden. Die hohe räumliche Auflösung verschiedener Fernerkundungsdaten, automatisierte Prozesse der Interpretation dieser Daten sowie der Einbezug von weiteren Raumdaten ermöglichen wesentlich präzisere Schätzungen für grosse Gebiete und zuverlässige Schätzungen für Kleingebiete. Die Möglichkeiten und Grenzen dieser Methoden werden zurzeit in der Forschungseinheit Landressourcenbeurteilung für verschiedene Zielgrössen intensiv erforscht. Ebenfalls in Arbeit sind sogenannte Updating- oder Imputationsverfahren. Die Idee ist die folgende: In einem ersten Schritt werden Veränderungen seit der letzten Inventur im Luftbild und für alle Probeflächen relativ kostengünstig beurteilt (jedes dritte Jahr ein neues Luftbild). Mit dieser Information (soANZEIGE

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wie Waldentwicklungs- und Baumwachstumsmodellen, welche aus den bisherigen Beobachtungen auf den LFI-Probeflächen empirisch hergeleitet werden), wird – ausgehend von der letzten Messung auf der Probefläche – der aktuelle Zustand auf jeder Probefläche modelliert (vorhergesagt). Auf einem Neuntel der Stich­probe (der aktuellen Jahrestranche) kann die Modellvorhersage mit dem wahren Zustand verglichen werden. Diese Residuen zwischen «wahr» und «prognostiziert» werden einerseits zur Korrektur der modellierten Schätzung verwendet, und andererseits bestimmen sie die Genauigkeit der kombinierten Schätzung. Es darf angenommen werden, dass diese kombinierte Schätzung für Grössen, welche gut mit den Luftbilddaten korrelieren und deren Entwicklung seit dem letzten Inventurzeitpunkt gut prognostiziert werden können, recht genau sein werden (Beispiel: Gesamtholzvolumen).

Adrian Lanz Eidg. Forschungsanstalt WSL Zürcherstr. 111, CH - 8905 Birmensdorf

adrian.lanz@wsl.ch


Möglichkeiten und Grenzen neuer Fernerkundungsdaten Fernerkundung ist seit vielen Jahrzehnten eine Methode, um grossflächig Daten über die Oberfläche der Erde zu erhalten. Waren es zu Beginn Fotografien aus Flugzeugen oder Ballonen, kamen Mitte des letzten Jahrhunderts digitale Aufnahmen von Satelliten zum Einsatz. Die Auflösung war für heutige Verhältnisse bescheiden (mit 30 bis 100 m), aber es konnten grosse Gebiete abgedeckt und Phänomene auf dem Boden «messbar» gemacht werden. Im Laufe der letzten zehn Jahre sind im Bereich der Sensoren gewaltige Fortschritte erzielt worden. Die Bodenauflösung der Satellitendaten ist heute vielfach höher, zum Teil bis zu 40 cm. Bei Luftbildkameras ist der Schritt von analogen zu digitalen Aufnah-

men praktisch vollzogen. Klassische optische Fernerkundung aus dem Weltall und flugzeuggestützte Aufnahmen (für Fotogrammetrie und Luftbildinterpretation) sind sich in Methoden und Anwendungen sehr nahe gekommen. Neben den passiven Aufnahmegeräten hat vor allem aktives flugzeuggestütztes LiDAR (Laser-Distanzmessungen) in letzter Zeit einen wahren Boom erfahren. Mittels sehr dichter Distanzmessungen wird ein dreidimensionales Abbild der Oberfläche generiert. Neue Verfahren erlauben zusätzlich Informationen über die Struktur der Objekte und deren Materialeigenschaften zu gewinnen. Wann immer neue Datensätze operationell zur Verfügung stehen, ist die Hoffnung

Abbildung 1: Echtfarben Orthobild aus digitalem Luftbild. Rechts: Farb-Infrarot-Orthobild (NRG) aus derselben Aufnahme. (Aufnahme: ADS40 SH52, 25.7.2008, Bodenauflösung: 0,25 m x 0,25 m). Mit einem einzigen Bildflug können Produkte für unterschiedliche Aufgaben erstellt werden. (Bild: © 2010swisstopo DVo33363, reproduziert mit Bewilligung der swisstopo JA100118)

Bündner Wald 2/2010 37


Abbildung 2: Digitales Oberflächenmodell aus Stereo-Luft-bildern berechnet (Aufnahme: ADS40 SH52, 25.7.2008). Gleicher Ausschnitt, wie in Abbildung 1. Je heller, desto höher sind die Bäume (Auflösung: 1 m x 1 m). ( Bild: © 2010 WSL)

gross, dass aufwendige Feldaufnahmen «auf Knopfdruck» ersetzt oder zumindest reduziert werden können. Die hohe Erwartungshaltung wird durch viele Fallstudien gestützt. Im Folgenden wird auf die Möglichkeiten eingegangen und versucht, die Einsetzbarkeit in der forstlichen Praxis abzuschätzen. Datensätze und Sensoren Für Auswertungen von Waldkomplexen bis zu Einzelbäumen kommen vor allem Luftbilder und LiDAR-Daten in Betracht. Digitale Luftbilder haben je nach Flughöhe bei der Aufnahme eine Bodenauflösung von einem halben Meter bis zu wenigen Zentimetern. Vegetation absorbiert den grössten 38

Teil des blauen und roten Lichts, aber sie reflektiert sehr stark im grünen und im nahen infraroten Teil des Spektrums. Für forstliche Fragestellungen ist die Aufzeichnung des nahen Infrarots von unschätzbarer Bedeutung. Digitale Luftbildkameras nehmen neben Blau ( B ), Grün ( G ) und Rot ( R ) auch das nahe Infrarot ( N ) auf. Somit können mit einer einzigen Befliegung unterschiedliche Bedürfnisse befriedigt werden (Abbildung 1 ). Für die Produktion von Orthobildern wird meist die Kombination RGB verwendet, für Interpretationen der Vegetation NRG. Aufwendige Spezialbefliegungen mit analogem Farbinfrarotfilm für Bestandeskartierungen gehören der Vergangenheit an. Neben der spektralen Information können aus Stereo-Luftbildern mit Methoden der Bildkorrelation auch die Höhen berechnet werden (Abbildung 2 ). Die Qualität ist mit Oberflächendaten aus LiDAR durchaus vergleichbar. LiDAR-Daten werden von einem Flugzeug oder Helikopter aus aufgenommen. Ein Lichtstrahl im Bereich des nahen Infrarots wird ausgestrahlt, an der Oberfläche reflektiert und am Sensor wieder registriert. Aus der Laufzeit des Strahls wird die Entfernung berechnet. Mit Hilfe von GPS (für die Lage) und IMU (Inertial Measurement Unit – für die Neigung) im Flugzeug können von jedem gesendeten Strahl die X-, Y- und Z-Koordinaten der reflektierten Punkte berechnet werden. Trifft ein Strahl auf Vegetation, so wird ein Teil von der Vegetationsoberfläche reflektiert. Ein Teil dringt in die Vegetation ein und wird schlussendlich vom Boden reflektiert. Am Sensor werden diese Signale in «erstes Echo» (first pulse) und «letztes Echo» (last pulse) getrennt. Das Ergebnis ist eine Punktwolke, die die Oberfläche repräsentiert und eine zweite Punktwolke, die den gewachsenen Boden darstellt.


Abbildung 3: Oben links: Reliefdarstellung des digitalen Oberflächenmodells (DOM). Oben rechts: Reliefdarstellung des digitalen Geländemodells (DGM). (Bild: DTM-AV © 2010 swisstopo 5704 000 000) Unten links: Normalisiertes Kronenhöhenmodell (nKHM) – Differenz aus DOM und DGM. Unten rechts: Ausschnitt der Landeskarte 1:25 000. (Bild: PK25 © 2010 swisstopo 5704 000 000, reproduziert mit Bewilligung von swisstopo) ( JA100118)

Die Punktdichte hängt vor allem von der Flughöhe ab und liegt zumeist zwischen 0,5 und 5 Punkten pro m2. Für spezielle Fragestellungen sind aber auch Punktdichten von 50 und mehr Punkten pro m2 möglich. Der grosse Vorteil von LiDAR zu optischen Daten ist die Unabhängigkeit von der Beleuchtungssituation. Speziell an Schattenhängen ist der Informationsgehalt deutlich höher als in Luftbildern. Neue Sensoren zeichnen nicht nur das erste und letzte Echo auf, sondern digitalisieren die gesamte Rückstrahlungsintensität. Diese «Full Waveform»Laser haben grosses Potential für die Charakterisierung der Oberfläche und der 3D-

Struktur, stehen aber erst ganz am Beginn der operationalen Einsätze. Die folgenden Angaben zu Waldkomplex, Bestand und Einzelbaum orientieren sich an der Checkliste zum «Einsatz von LiDAR im Wald in der Praxis» (http://www.planfor. ch/content/de/lidar_im_wald.asp?n=3). Waldkomplex Waldkomplex-Merkmale auf dem Niveau eines Waldkomplexes können mit hoher räumlicher Auflösung aus 3D-Datensätzen sehr effizient berechnet werden. Werden LiDAR-Daten verwendet, so sind dafür bereits Punktdichten von einem

Bündner Wald 5/2010 39


Punkt pro m2 ausreichend. Auch Oberflächenmodelle aus Stereo-Luftbildern sind dafür geeignet. Steht ein digitales Geländemodell ( DGM ) basierend auf Laserdaten und ein digitales Oberflächenmodell ( DOM ) zur Verfügung, so kann durch eine einfache GIS-Opera-tion ein normalisiertes Oberflächenmodell (nDOM ) oder Kronenhöhenmodell (nKM) berechnet werden. Dabei wird vom DOM das DGM abgezogen (Abbildung 3). Das Kronenhöhenmodell gibt die Struktur der oberen Baumschicht wieder. Schon dieser Datensatz kann wertvolle Dienste für Planungen leisten, speziell wenn bisher sehr wenige Informationen zur Bestockung vorliegen. So sind Überhälter gut sichtbar und auch in schattigen Hängen ist die Waldstruktur abgebildet. Aus dem Kronenhöhenmodell können weitere Produkte berechnet werden. So sind zum Beispiel Bestockungsgrenzen robust und reproduzierbar ableitbar, besonders wenn klare Nutzungsgrenzen vorliegen. Bei aufgelösten Bestockungen (z. B. an der oberen Waldgrenze) oder bei gemischten Nutzungen (z. B. Wytweiden) ist die Berechnung aufwendiger. In diesen Gebieten wird die Definition, was wir unter Wald verstehen, wichtig. Lücken im Wald sind automatisch gut zu extrahieren (Mathys 2005 ). Bestandesebene In Waldkomplexen können Bestände abgegrenzt werden. Automatische Abgrenzungen von Beständen für Bestandeskarten mit Methoden der Bildsegmentierung bringen aber auch heute noch keine robusten und brauchbaren Ergebnisse. Die Kontrollen der Grenzen und Korrekturen sind immer noch sehr zeitaufwendig. Eine effiziente Vorgehensweise ist die manuelle Erstellung oder Aktualisierung von Bestandeskarten unter 40

Verwendung von digitalen Farbinfrarot-Stereobildern. In einem zweiten Schritt können diesen Flächendaten aus einer LiDAR-Befliegung und/oder der spektralen Information aus Luftbildern Attribute zugewiesen werden. Höheninformation (mittlere Höhe, Varianz der Höhen etc.) und der Mischungsgrad (Laub-, Nadelholzanteil) sind robuste Merkmale. Über Modelle kann aus diesen Höhendaten und dem Mischungsgrad das Holzvolumen abgeschätzt werden (Hollaus et al. 2009 ). Die Klassifikation mehrerer Hauptbaumarten ist in Fallstudien bereits durchgeführt worden (Waser et al. 2010 ). Eine Anwendung auf grosse Gebiete ist allerdings noch nicht operationell durchführbar. Einzelbaum Im idealen Fall sollten aus Fernerkundungsdaten relevante Daten wie Baumhöhe, Brusthöhendurchmesser ( BHD ), Baumart und Kronendurchmesser grossflächig zu jedem einzelnen Baum gewonnen werden. Das ist anspruchsvoll und nicht in allen Fällen möglich. Die empfohlene Punktdichte für Einzelbaumerkennung mittels LiDAR liegt bei mindestens fünf Punkten pro m2. Die Resultate hängen neben der Punktdichte sehr stark von der Waldstruktur und dem Mischungsgrad ab. Bei hohem Nadelanteil und lockeren Beständen werden im Allgemeinen die besten Ergebnisse erzielt. Dichte Laubbestände sind für Einzelbaumdetektion schlecht geeignet. Das Kronendach ist zu homogen, um lokale Maxima zu bestimmen. Meist ist in den Oberflächendaten nur die oberste Baumschicht abgebildet. Daher kann auch nur diese obere Baumschicht auf Kronenmaxima untersucht werden. Speziell untere Durchmesserklassen werden schlecht bis gar nicht detektiert (Abbildung 4 ). Sind geeignete Bedingungen gegeben, so werden Baumhöhen sehr zuverlässig aus


LiDAR abgeleitet. Die Genauigkeit entspricht terrestrischen Messungen. Der BHD kann nicht direkt gemessen werden. Er muss mittels Funktionen der Baumart und der Baumhöhe berechnet werden. Fazit Terrestrische Inventurdaten können auch weiterhin nicht ersetzt werden. Ebenso sind vollautomatische Bestandeskarten «auf Knopfdruck» nicht möglich. Die Informationsfülle einer terrestrischen Aufnahme wird nicht erreicht. Allerdings können den Anwendern Anhaltspunkte gegeben werden, was mit welchen Datensätzen zu erwarten ist. Moderne Fernerkundungsdaten eröffnen neue Möglichkeiten für die grossflächige

Gewinnung von forstlich relevanten Bodenbedeckungen mit sehr hoher räumlicher Auflösung. Digitale Luftbilddaten mit Bodenpixel im Dezimeterbereich und hoher spektraler und radiometrischer Auflösung erlauben effiziente Kartierungen und Nachführung von Bestandesdaten. Arbeitsabläufe vom Bildflug, Interpretation, Kartierung bis zur Speicherung in forstlichen geografischen Informationssystemen sind viel effizienter als noch vor wenigen Jahren. Alle Arbeitsschritte können digital durchgeführt werden. Durch automatische Ableitungen von forstlich relevanten Merkmalen aus 3D-( LiDAR oder StereoLuftbildern) und 2D- (Luftbild)-Daten können Bestandeskarten rasch und über

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Heurich, M. 2006: Evaluierung und Entwicklung von Methoden zur automatisierten Erfassung von Waldstrukturen aus Daten flugzeuggetragener Fernerkundungssensoren. Forstliche Forschungsberichte München Nr. 202: 328 S. + Anlage. n Hollaus, M., Wagner, W., Schadauer, K., Maier, B., Gabler, K., 2009 : Growing stock estimation for alpine forests in Austria: a robust lidar-based approach. Can. J. For. Res., 39 : 1387 – 1400. Mathys, L., 2005 : Erfassung von Waldlücken mittels Laserscanning. Schweiz. Z. Forstwes. 156, 10 : 372 – 377. n Waser, L.T., Ginzler, C., Küchler, M., 2010 : Semi-automatische Baumartendifferenzierung auf der Grundlage von ADS40 Digitalkamera-Luftbildern. Forstl. Forsch.ber. München, 209: 30 – 37.

Christian Ginzler Eidg. Forschungsanstalt WSL Zürcherstr. 111, CH - 8903 Birmensdorf

christian.ginzler@wsl.ch


Kennziffern – Bedeutung für den Wald und die Waldpolitik Kennziffern und Indikatorendenken Das Indikatorendenken mit Kennziffern ist rückblickend an den Aufstieg der Betriebswirtschaft gekoppelt. Unternehmensführungen halten sich rechengestützt auf dem Laufenden. Daten sind in der digitalen Welt überall und allzeit verfügbar. Allerdings fehlt in vielen Fällen die nötige Differenzierung. Indikatorendenken basiert auf Wertsystemen und ist nicht so neutral, wie es sich gerne gibt. Indikatoren beschreiben vielfach nur einen Teil der komplexen Wirklichkeit. Auch für den Wald gilt es immer zu bedenken, dass dieses umfassende Ökosystem nicht einfach eine Fabrik für Holz oder für einzelne Dienstleistungen ist. Zudem steht dem eher kurzfristig ausgerichteten betriebswirtschaftlichen Denken und Handeln stets die Langfristigkeit vieler Vorgänge im Wald gegenüber. Zweck von Kennziffern im Wald Mit Kennziffern können Zustände und Entwicklungen aufgezeigt werden; sie dienen als Grundlage für die Ausrichtung der Waldpolitik. In Waldökosystemen mit komplexen Beziehungsgefügen ist es besonders schwierig, die richtigen Kennziffern auszuwählen und plausibel miteinander zu verknüpfen. Eine wichtige Anwendung von Kennziffern ist die Nachhaltigkeitskontrolle. Nach Artikel 20 des Waldgesetzes ist der Wald mit einem klaren Bezug zur Nachhaltigkeit so zu bewirtschaften, dass er seine Funktionen dauernd und uneingeschränkt erfüllen kann. Die Vorschrift ist das eine, ihre Umsetzung zusammen mit der Wirkungskontrolle das andere. Für diese Kontrolle werden definierte Indikatoren sowie dazu gehörende Datenreihen und Zielwerte benötigt. Bereits 2003 wurde in einer Publikation1) aufgezeigt, wie zweckmässige Indikatoren zum Nachweis der nachhaltigen Waldbe-

wirtschaftung bestimmt werden können. Im Auftrag der Abteilung Wald des BAFU wird zurzeit ein Projekt für die überbetriebliche Nachhaltigkeitskontrolle bearbeitet. Ziele sind die Bereitstellung eines Umsetzungskonzeptes für die überbetriebliche Nachhaltigkeitskontrolle und einer Methodik zur Bestimmung von Zielwerten sowie die Förderung der themenspezifischen Kommunikation. Das Projekt wird von den ausführenden kantonalen Waldplanern, von den Entscheidungsträgern über die Konferenz der Kantonsförster ( KOK ) und von der Arbeitsgruppe Waldplanung und -management des Schweizerischen Forstvereins begleitet. Begriffe Im Zusammenhang mit Kennziffern gibt es mehrere Begriffe. Bei deren Anwendung in der Praxis zeigen sich oft Überschneidungen. – Ein Kriterium ist ein Merkmal, das bei Personen oder Objekten relevant für eine Entscheidung ist. Kriterien sind auch Unterscheidungsmerkmale bei der Modellierung von Vorgängen. – Ein Indikator kann eine Messzahl für wirtschaftliche Situationen sein. Er kann für die Quantifizierung komplexer Umweltsachverhalte stehen und kann Angaben zu Umweltbedingungen machen. – Parameter sind charakteristische Kenngrössen oder Kennzahlen, die auch als Steuergrössen verwendet werden können. – Ein Identifikator ist ein künstlich zugewiesenes Merkmal zur eindeutigen Identifizierung eines Objektes. Systeme von Identifikatoren müssen eindeutige Zuordnungen aufweisen. Die gesamteuropäischen Indikatoren für nachhaltige Waldbewirtschaftung basieren beispielsweise auf Kriterien und IndikaBündner Wald 2/2010 43


toren, das Netzwerk Umweltbeobachtung Schweiz ( NUS ) befasst sich mit Parametern und die Geoinformationsgesetzgebung spricht von Identifikatoren2). Mit dem Netzwerk Umweltbeobachtung Schweiz sollen aufgrund von Vereinbarungen zwischen dem Bund und den Kantonen gesamtschweizerisch kohärente Umweltinformationen bereitgestellt werden. In der Fachgruppe zum Sachbereich Wald und Holz sind die Kantone mit Mitgliedern aus der KOK vertreten. Die Parameterliste zum Sachbereich Wald und Holz basiert auf den gesamteuropäischen Indikatoren für nachhaltige Waldbewirtschaftung. Wertigkeit von Kennziffern Kennziffern erhalten erst einen Wert, wenn sie mit konkreten und zahlenmässig fassbaren Daten hinterlegt werden. Daten können gemessen oder erfragt werden. Die Herleitung und Bereitstellung von Daten und Datenreihen ist nach ihrer Erhebung oft mit Modellierungen gekoppelt. Selbst das Hinterlegen von Kennziffern mit Zahlen basiert auf Entscheiden, denen Werthaltungen zugrunde liegen: – Was soll wie gemessen werden? – Wie sollen die gemessenen Werte bearbeitet und modelliert werden? – Welche Fragen sind bei einer Umfrage zu stellen? – Wie sind Umfrageresultate auszuwerten? – Welche Prioritäten gelten bei der Abgabe und der Veröffentlichung von Resultaten und Datenreihen? Alle gestellten Fragen lassen grundsätzlich mehrere Antworten und damit mehrere Methoden zu. Obwohl Kennziffern vorerst abstrakte Begriffe sind, sind sie nicht à priori objektiv. Ihre Auswahl und ihr innerer Wert 44

basieren normalerweise auf subjektiv gefärbten Entscheiden und Wertungen. Selbst das Nachhaltigkeitsdreieck mit den grundsätzlich gleichwertigen Eckpunkten Ökonomie – Ökologie – Soziales enthält Wertungen. Dementsprechend ist es oft ergänzt worden, und je nach Interessenlage werden auch die Eckpunkte verschieden bewertet. Ein Beispiel für ein Set von Kennziffern sind die gesamteuropäischen Indikatoren für nachhaltige Waldbewirtschaftung3). Die gesamteuropäischen Indikatoren für nachhaltige Waldbewirtschaftung umfassen sechs Kriterien mit 35 quantitativen Indikatoren: 1. Waldressourcen und Kohlenstoffkreisläufe 2. Gesundheit und Vitalität von Waldöko- systemen 3. Produktionsfunktion der Wälder 4. Erhaltung und Verbesserung der Biodi- versität 5. Schutz des Bodens und des Trinkwassers sowie Schutz vor Naturgefahren 6. Sozioökonomische Funktionen Beobachtungsinstrumente des Bundes Das Bundesamt für Umwelt stützt sich für die Waldberichterstattung und die Waldpolitik auf mehrere Beobachtungsinstrumente ab: – Das Schweizerische Landesforstinventar macht Angaben zu den Waldressourcen – Die Forststatistik stellt in erster Linie ökonomische Daten zur Verfügung – Das Projekt Waldmonitoring soziokulturell befasst sich mit gesellschaftlichen Aspekten – Die Langfristige Waldökosystem-Forschung untersucht langfristige anthropogene und natürliche Belastungen auf den Wald


– Waldschutz Schweiz erhebt Beeinträchtigungen des Waldes durch abiotische Ereignisse und waldschutzrelevante Organismen – Die Sanasilva-Inventur erfasst den Gesundheitszustand der Bäume Bei Bedarf werden auch regionale Erhebungen als Grundlage verwendet. Verschiedene Werte – gleicher Indikator Für zuverlässige und brauchbare Aussagen dürfen nur vergleichbare Grundlagen verwendet werden, damit Gleiches mit Gleichem verglichen wird. Dazu müssen die Erhebungsmethoden koordiniert und abgeglichen sein. Zwar sind die Holznutzung nach Landesforstinventar und die Nutzung nach Forststatistik für sich genommen beide richtig; die effektiven Zahlenwerte sind aber verschieden, weil sie mit verschiedenen Zielen nach verschiedenen Methoden erhoben werden. Im Zusammenhang mit der nachhaltigen Waldbewirtschaftung sind sowohl gesamtschweizerisch als auch regional vergleichbare Werte für den Zuwachs einerseits und die Abgänge bestehend aus Nutzung und Mortalität andererseits besonders gefragt. Vergleichbare Angaben dazu liefert nur das auf einem Stichprobennetz basierende Schweizerische Landesforstinventar4). Die Forststatistik5) liefert Werte zur Holznutzung, die in einer Umfrage erhoben werden und als wichtige Grundlage für die Holzwirtschaft dienen. Zwischen den Nutzungszahlen gemäss Forststatistik einerseits und den Nutzungszahlen nach Landesforstinventar andererseits bestehen erhebliche Abweichungen. Um den Zustand des Schweizer Waldes festzustellen, erfasst das Landesforstinventar auf rund 6500 Stichproben über 80 000 Bäume. Die Veränderungsgrössen zwischen zwei

Erhebungen werden aus dem Vergleich der Stichprobenresultate auf die gemeinsame Fläche hochgerechnet. Von Bedeutung sind dabei der Zuwachs, die Nutzung und die Mortalität. Die Forststatistik wird jährlich mit Umfragen bei den schweizerischen Forstbetrieben erhoben. Sie liefert aufgeschlüsselte Nutzungszahlen auf der Basis der verkauften Holzmenge, des abgegebenen Losholzes und des Holzes zum Eigengebrauch. Weder das Landesforstinventar noch die Forststatistik bilden die wirkliche Nutzung ab: Einerseits sind die Rückmeldungen für die Forststatistik naturgemäss lückenhaft, andererseits erfasst das LFI das genutzte Astholz nicht. Vergleiche zwischen dem Landesforstinventar und der Forststatistik sind auch unter Zuhilfenahme von Kennziffern sind wichtig für die Politik aber auch für die Bewirtschaftung der Wälder. (Bild: Sandro Krättli)

Bündner Wald 5/2010 45


Kennziffern können für Laien und Profis Licht ins Dunkel bringen. (Bild: Sandro Krättli)

Umrechnungs- oder Korrekturfaktoren nur annäherungsweise möglich6). Damit kann die Frage, wie viel Holz tatsächlich vom Wald in den Wirtschaftskreislauf geht, bestenfalls annähernd beantwortet werden. Solches Hintergrundwissen ist wichtig, damit Fehlinterpretationen in waldpolitischen Aussagen vermieden werden. Waldpolitik muss vereinfachen Indikatorensets, Daten und Datenreihen bringen wenig, wenn Perspektiven für die Gegenwart und die Zukunft fehlen. Zwar mag es interessant sein nachvollziehen zu können, wie sich beispielsweise die Waldfläche entwickelt. Sollten aber nicht Rahmenvorstellungen vorliegen, wie sich die Waldfläche unter Berücksichtigung möglichst vieler öffentlicher Interessen entwickeln sollte? Ist dabei nicht zu klären, inwieweit regionale Aspekte wichtig sind? Sofort spielen Koordination und Politik mit einer Gewichtung von sektoralen Interessen eine Rolle. Kennziffern sind in der Waldpolitik wichtige Führungsinstrumente. Um einfach und verständlich kommunizieren zu können, sind einerseits wenige Führungskennziffern gefragt. Andererseits birgt dies die Gefahr der Manipulation in sich, denn die subjektiv gefärbte Meinung der Bewertenden 46

schwingt immer mit. Wer entscheidet wie, welche Kennziffern und Datenreihen wichtig, welche unwichtig sind? Zudem ändern die aktuellen Themen in der Zeit – die Kommunikation hat regelmässig neuen Anforderungen Rechnung zu tragen. Für die Waldpolitik sind klare und zahlenmässig fassbare Zielsetzungen gefragt. Für ihre Herleitung ist der Vergleich zwischen gemessenen Werten und Umfragewerten eine wichtige Voraussetzung. Gemessene und statistisch erfasste Werte zeigen den aktuellen Zustand und die Entwicklung an. Bevölkerungsumfragen geben mit ihrer Auswertung Anhaltspunkte, welche Entwicklung sich die Bevölkerung wünscht. Kennziffern, Daten und Datenreihen sowie Umfrageresultate, verbunden mit dem Wissen um ihre Aussagekraft und ihre Genauigkeit, sind unverzichtbare Grundlagen für die Formulierung, Umsetzung und Kontrolle einer verantwortungsvollen Wald- und Umweltpolitik. Das Bundesamt für Umwelt richtet sich nach diesen Erkenntnissen und formuliert deshalb seine Zielsetzungen für den Wald im Waldprogramm Schweiz ( WAP-CH )7). Zurzeit läuft dessen Überarbeitung mit dem Ziel, neue Themenbereiche und Stossrichtungen aufzuarbeiten und in die zukünftige Waldpolitik des Bundes zu integrieren. Im Jahr 2011 sollen die revidierten Inhalte vom Bundesrat verabschiedet werden. Ein weiteres wichtiges Führungsinstrument ist die Ressourcenpolitik Holz. Diese verfolgt eine konsequente und nachhaltige Holznutzung aus einheimischen Wäldern sowie eine ressourceneffiziente Verwertung des Rohstoffs Holz. Der Aktionsplan Holz setzt die gesetzten Ziele in Massnahmenpakete um. Im Weiteren dienen Waldindikatoren auch als Grundlage für die Erarbeitung und Verwirklichung der Biodiversitätsstrategie des Bundes.


Quellen 1)

BUWAL, Kontrolle der Nachhaltigkeit im

Wald, Vollzug Umwelt, Praxishilfe, 2003  Verordnung über Geoinformation, Art. 49 GeoIV, Identifikator: Allen Geobasisdaten wird ein eindeutiger numerischer Identifikator zugeordnet.  3) Ministerkonferenz zum Schutz der Wälder in Europa ( MCPFE ), Verbesserte gesamteuropäische Indikatoren für nachhaltige Waldbewirtschaftung, Wien, 2002  4) WSL, Schweizerisches Landesforstinventar ( LFI ), Ergebnisse der dritten Erhebung 2004 – 2006, Birmensdorf, 2010  5) Bundesamt für Statistik, BFS, Schweizerische Forststatistik  6) Geo Partner AG im 2)

Auftrag des BAFU, Abteilung Wald, Klären von Differenzen zwischen Holznutzungsmengen nach Forststatistik und nach LFI, Zürich, 2009  7) BUWAL, Waldprogramm Schweiz ( WAP-CH ) Handlungsprogramm 2004 – 2015, Schriftenreihe Umwelt Nr. 363, Wald, 2004

Hans Peter Schaffer Wissenschaftlicher Mitarbeiter Bundesamt für Umwelt, Abt. Wald hanspeter.schaffer@bafu.admin.ch

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Testbetriebsnetz als Grundlage zur Ermittlung der Referenzwerte Jeder Betriebsleiter benötigt Vergleichswerte, um seinen Betrieb positionieren zu können. Er benötigt sie auch, um die eigenen Waldbau-, Holzerntekosten, usw. mit den Durchschnittswerten der Region, der Zone, usw. vergleichen zu können. Der Vergleich mit den Durchschnittswerten ist manchmal schwierig zu interpretieren und für eine saubere Positionierung des Betriebes genügen diese Werte oft nicht. In diesem Artikel wird ein Vorgehen beschrieben, wie man durch eine geschickte Filterung und Gruppierung der TBN-Daten differenziertere Werte mit ihrer Streuung erhält. Diese Werte können dann für Vergleiche und als Orientierung verwendet werden. Die Grundlage für die Filterung und Gruppierung bilden zwei Kennzahlen, welche einfach und schnell ermittelt werden können. Die erste Kennzahl ist: der Anteil der Waldbewirtschaftung ( WB ) an den Gesamtkosten in %. Mit dieser Kennzahl wird die Dominanz der Waldbewirtschaftung ermittelt. Je nachdem, wie stark der Betrieb diversifiziert ist, kann die Waldbewirtschaftung sehr bedeutend bis unbedeutend sein. Für die Einteilung werden folgende Gruppen gebildet: 0 bis 25 % (unbedeutend), 26 bis 50 %, 51 bis 75 % und 76 bis 100 % (sehr bedeutend).

Interpretation: Je höher die %-Zahl, desto bedeutender ist die Waldbewirtschaftung. Die Gruppe 51 bis 75 % besagt, dass hier neben einer dominanten Waldbewirtschaftung auch noch ein weiterer Bereich (Sachgüter oder Dienstleistungen) eine bedeutende Rolle einnimmt. Die zweite Kennzahl ist der Kostendeckungsgrad des Gesamtbetriebes (ohne Investitionen) in %. Mit dieser Kennzahl wird aufgezeigt, welcher Anteil der Kosten durch die Erlöse gedeckt sind. Ein Kostendeckungsgrad von 80 % besagt, dass 80 % der Kosten durch die Erlöse gedeckt sind. Da die Kosten gleich 100 % sind, resultiert hier ein Verlust von 20 %. Wäre der Kostendeckungsgrad 120 %, würde ein Gewinn von 20 % resultieren. Interpretation: All die erkennbaren und verdeckten Einflussfaktoren, welche auf die Kosten- und Erlösentstehung wirken, sind in dieser Kennzahl enthalten. Auf diese Weise werden die unterschiedlichen Ausgangslagen der Betriebe berücksichtigt. Durch die Kombination dieser beiden Kennzahlen können Gruppen mit mehr oder weniger gleichen Voraussetzungen gebildet werden. Die folgende Tabelle gibt einen

Tabelle 1: Anteil der Betriebe (%) mit gleicher Kombination von Anteil Waldbewirtschaftung und Kostendeckungsgrad

Kostendeckungsgrad Anteil WB

0– 20 %

21 – 40 %

41 – 60 %

61 – 80 %

26 – 50 %

2 %

2 %

51 – 75 %

4 %

4 %

81 – 100 %

101 – 120 %

121 – 140 %

11 %

11 %

2 %

13 %

13 %

141 – 160 %

161 – 180 %

und grösser

0 – 25 %

76 – 100 %

2 %

0 %

4 %

17 %

9 %

2 %

2 %

2 %

Alpen

2 %

6 %

11 %

40 %

32 %

4 %

2 %

2 %

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Tabelle 2: Tätigkeitskostenanteile, welche 60 bis 80 % der Gesamtkosten ausmachen.

Ant. WB 51 – 75 % Kostendeckungsgrad

Tätigkeitskostenanteil, welche 60 – 80 % der Gesamtkosten ausmachen Strassenunterhalt

Holzernte

Verwaltung WB

Anteil Waldbewirtschaftung

Arbeiten für SG

Arbeiten für DL

Total

0 – 20 % 21 – 40 % 41 – 60 %

10 %

35 %

5 %

50 %

5 %

15 %

70 %

61 – 80 %

17 %

28 %

6 %

50 %

2 %

29 %

81 %

81 – 100 %

9 %

32 %

7 %

48 %

8 %

22 %

78 %

101 – 120 %

5 %

36 %

6 %

47 %

9 %

24 %

80 %

8 %

32 %

6 %

46 %

8 %

24 %

78 %

121 – 140 % Alpen

Überblick über die Zone Alpen. Die Daten stammen aus dem Testbetriebsnetz des Jahres 2009. Tabelle 1: Anteil der Betriebe (%) mit gleicher Kombination von Anteil Waldbewirtschaftung und Kostendeckungsgrad Die Tabelle ist wie folgt zu lesen: Als Beispiel wird die fett gedruckte Prozentzahl von 13 % genommen. 13 % aller TBN-Betriebe der Zone Alpen weisen einen Anteil Waldbewirtschaftung von 51 bis 75 % und einen Kostendeckungsgrad von 81 bis 100 % aus. Das heisst, diese Betriebe haben einen kleinen Verlust oder sie sind kostendeckend. Die Waldbewirtschaftung ist dominant, aber es existiert noch ein weiterer bedeutender Bereich. Anhand dieser Tabelle kann nun der eigene Betrieb eingeordnet werden. Als Nächstes muss festgelegt werden, was mit dem Vergleich erreicht werden soll: – Will ich einen Vergleich mit den «besten» Betrieben durchführen? – Will ich eine Tätigkeit vergleichen? – Will ich gleichartige Aufträge vergleichen? – Will ich meine Kosten- und Erlösstruktur vergleichen. 50

– usw. Je nachdem, was erreicht werden soll, muss der Ablauf angepasst und die Daten müssen entsprechend aufbereitet werden. Für den Zweck dieses Artikels sollen folgende Fragen beantwortet werden: – Welche Tätigkeiten machen zusammen 60 bis 80 % der Gesamtkosten aus? – Welche Erlöse machen zusammen 60 bis 80 % der Gesamterlöse aus? – In welchen Bandbreiten liegen die Holzerntekosten (ohne Transport zum Lagerort) für einen Betrieb mit einem Anteil der Waldbewirtschaftung von 51 bis 75 % und einem Kostendeckungsgrad von 81 bis 100 %? Wichtig: Für den Vergleich werden ab jetzt nicht mehr alle Betriebe der Zone Alpen genommen, sondern nur noch die Betriebe, welche zur gleichen Gruppe gemäss Tabelle 1 gehören. Damit die erste Frage beantwortet werden kann, wurden die Tätigkeiten gesucht, welche in der Summe ihrer Kosten rund 80 % der Gesamtkosten ausmachen und in der folgenden Tabelle zusammengefasst.


Tabelle 2 : Tätigkeitskostenanteile, welche 60 bis 80 % der Gesamtkosten ausmachen. Die Auswertung erfolgte zuerst nach der Gruppe Anteil Waldbewirtschaftung und anschliessend wurde diese Gruppe noch nach den Kostendeckungsgraden unterteilt. Somit ist jetzt ersichtlich, welche Tätigkeitskostenanteile für diese Gruppe resultieren. Es sind wenige Tätigkeiten, welche rund 80 % der Gesamtkosten ausmachen. Wenn Verbesserungen bei diesen Tätigkeiten gemacht werden können, dann wirkt sich das sehr positiv auf die Gesamtkosten aus. Je nach Kostendeckungsgrad sind die Tätigkeitskostenanteile ebenfalls unterschiedlich. Die Tätigkeiten in der Waldbewirtschaftung beziehen sich auf einen oder maximal drei Kostenträger, während die Arbeiten für die Sachgüter und Dienstleistungen auf die unterschiedlichsten Produkte und Dienstleistungen verteilt sind. Auffallend ist in unserem Beispiel, dass die Holzerntekosten rund ein Drittel der Gesamtkosten ausmachen. Auf die gleiche Art und Weise wurden auch die Erlösanteile gesucht und zusammenge-

stellt. Das Resultat ist aus folgender Tabelle ersichtlich. Tabelle 3 : Erlösanteile, welche 60 bis 90 % des Gesamterlöses ausmachen. Die Prozentanteile der Erlöse 1. PS und 2. PS sind klein. In dieser Erlösgruppe sind überwiegend die Beiträge verbucht. Das stimmt doch nicht, können da die Einwände kommen. Normalerweise werden die Beiträge in Beziehung zum Gesamterlös der Waldbewirtschaftung gemacht. In dieser Auswertung wird der Bezug auf den Gesamterlös des Betriebes genommen. Auch hier sind die Erlösanteile je nach Kostendeckungsgrad unterschiedlich. Zusammenfassung der ersten Interpretation: Die Betriebe weisen einen kleinen Verlust aus oder sind kostendeckend. Ihr Kostendeckungsgrad beträgt 81 bis 100 %. Die Waldbewirtschaftung hat eine dominante Rolle, wird aber noch von einem anderen Bereich unterstützt. Dies ist auch aus den Anteilen der Tätigkeitskosten ersichtlich. Die Holzerntekosten

Tabelle 3: Erlösanteile, welche 60 bis 90 % des Gesamterlöses ausmachen.

Ant. WB 51 – 75 % Kostendeckungsgrad

Erlösanteil, welche 60 – 90 % des Gesamterlöses ausmachen HVK Liegend

Erlös 1. PS

Erlös 2. PS

Anteil Waldbewirtschaftung

Erlöse SG

Erlöse DL

Total

0 – 20 % 21 – 40 % 41 – 60 %

34 %

5 %

0 %

40 %

17 %

29 %

85 %

61 – 80 %

26 %

2 %

1 %

29 %

30 %

35 %

93 %

81 – 100 %

42 %

8 %

6 %

55 %

13 %

27 %

94 %

101 – 120 %

42 %

6 %

3 %

51 %

11 %

26 %

88 %

42 %

6 %

4 %

52 %

13 %

26 %

91 %

121 – 140 % Alpen

Bündner Wald 5/2010 51


Tabelle 4: Holzerntekosten in CHF/Fm

Ant. WB 51 – 75 % Kostendeckungsgrad

Holzerntekosten CHF/Fm 0 – 45

46 – 85

86 – 125

126 – 165

166 – 205

206 – 245

und grösser

0 – 20 % 21 – 40 % 41 – 60 %

50 %

61 – 80 %

50 %

50 %

17 %

17 %

81 – 100 %

66 %

101 – 120 %

17 %

50 %

66 %

17 %

21 %

11 %

121 – 140 % Alpen

2 %

34 %

21 %

machen alleine rund ein Drittel der Gesamtkosten des Betriebes aus. Auch aus den Erlösanteilen ist die dominante Rolle der Waldbewirtschaftung ersichtlich. Die Erlöse aus dem Holzverkauf machen hier rund zwei Fünftel des Gesamterlöses aus. Weil die Holzerntekosten rund ein Drittel der Kosten ausmachen, werden diese nun detaillierter dargestellt und damit wird die dritte der eingangs gestellten Fragen beantwortet. Das Resultat ist aus folgender Tabelle ersichtlich. Tabelle 4 : Holzerntekosten in CHF/Fm Diese Tabelle muss anders gelesen werden: Die Summe der Prozentwerte pro Zeile ergibt 100 %. Das heisst für unser Beispiel Kostendeckungsgrad ( 81 bis 100 %), dass rund 66 % aller Betriebe, die dieser Gruppe zugeteilt sind, Holzerntekosten zwischen 46 – 85 CHF/ Fm erzielen. 34 % der Betriebe erzielen Holzerntekosten zwischen 86 und 165 CHF/Fm. Weil hier der häufigste Wert und die Streuung dargestellt sind, bekommt man

9 %

eine transparente Auswertung. Somit können die Holzerntekosten des zu vergleichenden Betriebes besser eingeordnet werden. Mit dem gleichen Verfahren können auch sämtliche andere Tätigkeiten dargestellt werden. Am besten wäre es, wenn die Tätigkeitskosten pro Leistungsmenge dargestellt werden können. Die Erfassungsmöglichkeit der Leistungsmenge ist in der ForstBAR vorhanden. Hätten wir die vollständigen Leistungsmengen aller Betriebe des Testbetriebsnetzes, so könnten wir entsprechende Referenzwerte oder Anhaltspunkte auswerten und der Forstpraxis zurückgeben.

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2 %


GIS – normales Arbeitsmittel oder Revolution?

Mensch und EDV-Arbeitsplatz (Ines, die Frau der ersten GIS-Stunden beim AfW) (Bild: Lukas Heitz)

Was heisst normales Arbeitsmittel und was bedeutet Revolution? Für das Arbeitshilfsmittel GIS ist das keine leichte Frage. Insbesondere dann nicht, wenn, wie das beim Schreibenden der Fall ist, die tägliche Arbeit GIS bedeutet. Gehen wir deshalb analytisch vor und nehmen die Frage auseinander. GIS, Geografisches Informations System, bedeutet das Zusammenspiel von drei Akteuren. a) die Informationen mit Raumbezug wie z.B. Schneedruckfläche im Nollawald, Naturwaldreservat Scatlè, Lawinenverbauung Seehorn b) Über ein EDV-System werden diese Informationen gesammelt und gespeichert. Sie können mit anderen Informationen verknüpft und analysiert werden. c) Menschen sind Auslöser für diese Sammel- und Auswerte-Tätigkeiten. Auch sind sie es, die das System konfigurieren, weiterentwickeln. Sie sind die Anwender und Nutzer. Als normales Arbeitsmittel kann ein Werkzeug angesehen werden, wenn es in der aktuellen Arbeitsumgebung üblicherweise gebraucht wird. Diverse in- und ausländische Forstzeitschriften flattern in regelmässigen Zeitabständen über den Arbeitstisch und

erzählen von mit GIS gelösten oder angegangenen Problemstellungen. Auch in der interkontinentalen GIS-Fachliteratur werden häufig Beispiele mit forstlichen Themen dargestellt. Meine persönlichen Kontakte zu Personen in anderen Kantonen, im europäischen Ausland sowie in Argentinien bestätigen die weite Verbreitung dieses Arbeitsmittels. Kann das hiermit als übliches, normales, erkanntes Arbeitsmittel aber gleichzeitig auch als eine Revolution betrachtet werden? Aber was heisst denn schon Revolution? Dieser Begriff wurde laut WIKIPEDIA aus dem revolutio entlehnt. Damals verstand man darunter «das Zurückwälzen, die Umdrehung». Heute wird er im Sinne von «Veränderung, plötzlicher Wandel, Neuerung» verwendet. Soll eine Veränderung klassiert werden, sind unterschiedliche Zustände zu betrachten und zu vergleichen. Rückblick auf die Gründungszeit des GIS im kantonalen Forstdienst Als Anfang 1992 in der kantonalen Verwaltung Graubünden ein ämterübergreifendes GIS angeschafft wurde, legten die Gründerpersonen nach vier Jahre langen und zähen Vorbereitungsverhandlungen den Grundstein für ihre grossen Visionen. Dank einer Konzeptstudie der Uni Zürich (Professor K. E. Brassel), entschloss man sich doch für ein gemeinsames System für Vermessung und Umweltanliegen (Natur- u. Landschaftsschutz, Raumplanung, Forstdienst). Aus 15 verschiedenen Systemen wählte man ArcInfo, das heute als Standardprodukt angesehen werden kann. Auch das Amt für Wald, damals noch Forstinspektorat genannt, gehörte mit Ueli Bühler zu den Initianten. Ein GIS, ein Geografisches-Informations-System, soll den Dienststellen helfen, mit modernen EDVBündner Wald 2/2010 53


Mitteln, die umfangreichen Informationen mit Raumbezug besser zu bewirtschaften. Im Brennpunkt lag die bis anhin sehr aufwendige und zeitraubende analoge Nachführung sowie Reproduktion von Karten in verschiedenen Massstäben und den unterschiedlichsten thematischen Inhalten. Für die Forstfachleute standen vor allem Arbeiten in der forstlichen Planung, Wirtschaftsplan und Bestandeskartierung, die Waldschadenkartierungen im Vordergrund. Aber auch die Orientierung und Lokalisierung mit einem genauen, aktuellen Übersichtsplan, mit Parzellengrenzen, Marksteinen, Daten der amtlichen Vermessung oder der Raumplanung war für Tätigkeiten im und um den Wald äusserst wichtig. Obwohl die Nachführung für diese Plangrundlagen nur periodisch erfolgte, war der Arbeitsaufwand enorm. Neben der erhoffInformationen mit Raumbezug (Bild: Lukas Heitz)

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ten Effizienzsteigerung und dem besseren Schritthalten mit der immer rascher fortschreitenden Änderung im Siedlungs- und Landschaftsraum war auch der Austausch der Rauminformationen unter den betroffenen Dienststellen ein zentrales Anliegen. Erste umständliche Anfänge (Technik) Anfang der 60er-Jahre machten Forscher mit GIS ihre ersten Gehversuche, notabene im Department of Forestry and Rural Development, dem Departement für Forstwirtschaft und Raumentwicklung in Ottawa. Speziell ausgebildete Personen bedienten Kolosse von Computern. Über die Tastatur wurden verschachtelte Kommandos in Befehlszeilen eingetippt, die die Daten veränderten oder analysierten. Die Resultate dieser Arbeiten waren mit weiteren aufwendigen Kommandos den Computer-Kisten stückweise zu entlocken. Knackpunkt der ersten Stunde des GIS war die grafische Darstellung. Zu Beginn konnten geometrische Elemente nicht oder nur kleinflächig über thermografische Drucker visualisiert werden. Anfang 80er-Jahre wurden dann Linien und Punkte auf riesigen, schweren Bildschirmen gelb (amber) auf schwarzem Hintergrund dargestellt. Das kantonale GIS der kantonalen Verwaltung startete 1992 schon mit weissen Grafikfenstern. Es lernte recht schnell mit den Rasterdaten des Übersichtsplanes eine bessere Orientierung zu ermöglichen. Schwierig war auch die Ausgabe der räumlichen Daten als Pläne und Karten. Stiftplotter wurden entwickelt. Spezielle Tuschschreiber oder Filzstifte huschten in hohem Tempo von links nach rechts über das Blatt. Gleichzeitig wurde das Papier vor- und zurückgedreht. Text, Linien und Schraffuren konnten so gezeichnet werden. Verschiedene Farben und Strichdicken wurden beschränkt über


unterschiedliche Stifte gewährleistet. Während des Plotvorgangs konnten diese über ein Karussell-ähnliches Teil angewählt und ausgetauscht werden. Ein hohes, beinahe kartografisches Gefühl kam auf, wenn Einträge auf bestehende Landkarten oder Übersichtspläne gemacht wurden. Das Einpassen dieser Pläne war eine Kunst, sollten die darzustellenden Objekte doch nicht verschoben dargestellt werden. Wie hoch der Ausschuss an hochwertigem Kartenmaterial war, ist nicht dokumentiert. Klein war er wahrscheinlich nicht ... Die ersten flächendeckend zeichnenden Plotter, die auf einer elektrostatischen Fixiertechnik aufbauten, kamen Anfang der 90er-Jahre auf. Sie kosteten ein halbes Vermögen, waren riesige Apparate und sehr heikel in der Anwendung. Der Kanton Graubünden schielte mit neidischen Augen nach Zürich, dessen Kantonsverwaltung sich so etwas leisten konnte. Mitte der 90er-Jahre zogen dann die heute noch populären Tintenstrahlplotter in die GIS-Büros ein. Mit ihnen lassen sich die Inventare oder Analyseresultate in ansprechender – wenn notwendig auch flächenfüllender – Form auf erschwinglichere Art ausdrucken. Hintergrundinformationen wie Landkarte, Übersichtsplan oder Orthofoto (Luftbild) werden gleichzeitig auf das Blatt gezeichnet. Eine grosse Veränderung kann bei den Datenbanken gesehen werden. Die in den 1970-Jahren entwickelten file-basierten Datenbanken, also Systemen aus Ordnern, die je nach Komplexität des Datenmodells eine unterschiedliche Anzahl Dateien enthalten, waren bis Ende des zwanzigsten Jahrhunderts vorherrschend. Sie sind reine Datensammlungen. Die Beziehungen und Verknüpfungen der darin enthaltenen Objekte erfolgen über Applikationen, also durch im Moment der Bearbeitung

oder Analyse ablaufende Programme. Anfang des einundzwanzigsten Jahrhunderts hielten die relationalen Datenbanken Einzug in die GIS-Welt. Sie sind oft objektorientiert gestaltet. In ihnen sind die Beziehungen zwischen den verschiedenen Tabellen schon in der Datenbank festgehalten. Eigenschaften und Merkmale können so über verschiedene Ebenen vererbt werden. Die meisten open-source-GIS bedienen sich aber weiterhin älterer Datenbanksysteme, da diese klar definiert und somit einfach einzubinden sind. Um die Vorteile beider Datenbanktechniken zu nutzen, kann heute Entwicklungsarbeit an einer neuen Art file-basierter Datenbanken beobachtet werden. Im Bereich Datenaustausch und Vernetzung hat sich einiges gewandelt. Obwohl das GIS der kantonalen Verwaltung ab 1992 als Netzwerklösung aufgebaut wurde, (zentraler Rechner, zentrale Datenspeicher, dezentrale Arbeitsplätze) beschränkten sich die Arbeitsstationen noch auf das Gebäude der GIS-Zentrale an der Grabenstrasse 8. 1994 wurden die entfernteren Gebäude des Forstinspektorats und das Raumplanungsamt angeschlossen. Die Leitungen zu den entfernten Büros waren noch sehr langsam und die Miete der Standleitungen äusserst kostspielig. Mit der Glasfaserverkabelung sind ab 1999 alle Gebäude der kantonalen Verwaltung in der Stadt Chur optimal miteinander verbunden. Die ausserhalb Chur im ganzen Kanton verstreuten dezentralen Arbeitsorte des Forstdienstes, also die Kreisforstämter und später die Regionalzentren, waren bis 2005 auf sich gestellt. Der Datenaustausch erfolgte mittels Disketten, CDs und ab 2000 mit Wechselharddisks. Erst 2005, mit der Umstellung auf das Desktop-GIS ArcGIS 8, konnten die entfernten GIS-Arbeitsplätze Bündner Wald 5/2010 55


Ausschnitt aus dem Themenkatalog der frei zugänglichen Geodaten der kantonalen Verwaltung (www.egeo.gr.ch) (Bild: Print Screen)

komfortabel eingebunden werden. GISProgramm und -Daten befinden sich auf benachbarten Servern in Chur beim GISKompetenzzentrum. Nur der Bildschirminhalt sowie die Programmbefehle der GISBenutzer müssen über das Netz transferiert werden, was keine allzu langen Wartezeiten bei GIS-Arbeiten mehr bedeutet. Heute arbeiten alle GIS-Anwender mit den aktuellsten Daten. Die Entwicklung der Öffnung geht momentan aber noch weiter. Schon können weitere Kreise (Revierförster, Auftragnehmer des kantonalen Forstdienstes) über spezielle Dienste (WMS) via Internet direkt auf die aktuellen, zentral gespeicherten Daten sehen, mit ihnen arbeiten, sie zum Teil sogar ergänzen (z. B. mit der Applikation LeiNa) und im eigenen Büro ausdrucken. 56

Information Mit dem Essen kommt der Appetit. Immer mehr Dinge wurden in den letzten Jahrzehnten ins GIS eingebunden. Immer mehr will man mit diesem System überblicken, analysieren. Mit dem Wechsel auf die relationale Geodatabase vor fünf Jahren sind alle Daten von kantonaler Bedeutung neu ohne Unterteilung nach Gemeinden abgespeichert. Dies vereinfacht überregionale Analysen oder macht sie erst durchführbar. Eine Sicht vom kleinen Detail bis hin zur Übersicht über den ganzen Kanton ist leicht möglich. Neben dem Übersichtsplan, den Landeskarten in allen Massstäben sind seit 2004 auch Orthofotos über den ganzen Kanton einsehbar. Diese Luftbilder können nicht zuletzt auch als Kontrollinstrument für Vektordaten verwendet werden. Der Themenkatalog für


Datensätze der kantonalen Verwaltung ist riesig angewachsen. Diese Fülle an Informationen ist auf der einen Seite wunderbar. Findet man doch beinahe alles, was für die räumliche Tätigkeit von Bedeutung ist. Auf der anderen Seite ist es aber auch mit grossem Aufwand verbunden, diese Informationen aktuell zu halten. Die Nachführung ist meist schwieriger zu handhaben als eine Erstaufnahme. Die Aktualisierung der Daten ist von Anfang an zu planen, denn veraltete, nicht aktuelle Daten sind nicht nur wertlos sondern irreführend. Organisatorische Entwicklung (Mensch) Die menschliche Komponente im GIS ist die einflussreichste für Erfolg oder Misserfolg. Im Forstdienst gibt es Arbeiten, die lange Tradition haben. Sie beinhalten erprobte und seit langem standardisierte Arbeitsabläufe, die über Jahre gehen. Wenn nun ein neues Arbeitsmittel daherkommt, hat es dieses oft nicht einfach, sich zu etablieren. Dies vor allem auch, wenn es nicht in seiner Tiefe begriffen wird. Noch heute wird GIS an unzähligen Orten als reine Zeichnungsmaschine eingesetzt, vergleichbar mit einem Computer mit einem Textprogramm, der wie eine alte Schreibmaschine gebraucht wird. Ein Objekt wird umständlich erhoben, digitalisiert und mit Kartenhintergrund ausgedruckt, ist nach dem Ausdruck nur noch auf dem Papier interessant und die Datei mutiert zu einer Datenbankleiche. Nach ein paar Monaten weiss man nicht mehr, was sich in der damals erstellten Datei genau befindet. Dieser Vorgang kann sich beliebig oft wiederholen. Um mit GIS eine Problemstellung zu lösen, bedarf es einer genauen Analyse des Arbeitsablaufes. Wenn GIS von Anfang an richtig eingebunden ist, kann es die meisten Vorteile bieten. Da GIS wie jedes EDV-

System nach rein logischen Abläufen funktioniert, muss von Beginn weg eine bis ins Detail klare Zielvorstellung bestehen. Es ist wichtig zu wissen, was für Auswertungen, was für Analysen, was für Darstellungen in welchem Massstab gemacht werden sollen um fachlich ans Ziel zu kommen. Mit diesem Wissen ist dann auch klar, was wo, in welchem Detaillierungsgrad erhoben werden muss oder von anderer Seite übernommen werden kann. Namendefinitionen müssen im fachlichen Umfeld genau abgeklärt und bereinigt werden. Alles muss klar und transparent sein. Manchmal werden durch den GIS-Einsatz auch Missstände im Arbeitsverhalten oder der Genauigkeit der Informationen aufgedeckt, die bei der analogen Arbeitsweise nicht störten oder nicht direkt sichtbar waren. Der GIS-Einsatz bewirkt so eine Bereinigung, einen optimaleren Arbeitsablauf. Einem späteren Erfolg kann beinahe nichts mehr im Wege stehen. Das erste von A bis Z mit GIS-Unterstützung organisierte Projekt in der kantonalen Verwaltung Graubünden wurde 1994 durchgeführt. Mit den damaligen Möglichkeiten wurden in Rekordzeit ( 2 Jahre) über den ganzen Kanton die BSF-Wälder (Wälder mit besonderer Schutzfunktion) ausgeschieden. Die vom Bund verlangte Nachfolgeausscheidung dieser Schutzwälder wird in ähnlichem GIS-Rahmen, jedoch mit neuen Mitteln realisiert. Waren 1994 noch mit Stiftplotter beschriebene Landkarten zur Begutachtung im Umlauf, sehen heute die entsprechenden Leute die Ausscheidung in ihren Büros auf den Bildschirmen an oder an Besprechungen wird das Ganze mittels Beamer auf die Leinwand projiziert. Wegweisend ist auch das Projekt LeiNa. Hier wird der gesamte Forstdienst des Kantons eingebunden. Die Revierförster digitaBündner Wald 5/2010 57


lisieren ihre Eingriffsflächen direkt über eine Internetanwendung. Sie brauchen dazu einzig einen Computer, der am Internet angeschlossen ist sowie einen WEB-Browser. Die Auswertungen können dann von allen im Arbeitsprozess Waldbewirtschaftung eingebundenen Stellen selber gemacht werden, ohne der bis anhin notwendigen zahlreichen Umfragen. Innerhalb von 15 Jahren hat sich die Zahl der ArcGIS-Arbeitsplätze beim AfW vervielfacht. Neben den 60 GIS-Anwenderinnen und Anwendern beim Amt für Wald gibt es heute noch weitere rund 170 GIS-User in anderen kantonalen Dienststellen. Über MapServices des GIS der kantonalen Verwaltung werden heute täglich im Durchschnitt 140 000-mal Internetabfragen gemacht! Wermutstropfen Wie überall in der EDV hat sich in den letzten Jahren vieles geändert. Die Rechnerleistung nimmt zwar stetig zu – die Programme werden aber immer Ressourcen-hungriger. Auch wollen mit den wachsenden Bedürfnissen durch immer mehr Personen immer grössere Datenmengen verarbeitet und dargestellt werden. Waren es Anfang 80erJahre noch ein paar Linien und Punkte, wollen heute gleichzeitig neben Millionen von Vektorzwischenpunkten auch eine noch grössere Menge an Rasterpunkten von Hintergrundbildern dargestellt, respektive analysiert werden. So ändert sich die Bearbeitungs- oder Abfragegeschwindigkeit für den Endanwender scheinbar nicht. Natürlich funktioniert nicht immer alles zu 100 %. Es werden, wie überall wo gearbeitet wird, Fehler gemacht. EDV-Systeme werden immer komplexer. Es braucht immer mehr Spezialisten, die sich in einem Teil des Komplexes auskennen (Hardware, Netzwerk, 58

Datenbank, GIS-Software, ...). Am schnellsten und effizientesten arbeiten jene, die sich um die unüberwindbaren technischen Tücken des Alltags herumschlängeln, Probleme mit fehlerhaft programmierten Funktionen durch Workarounds umschiffen können. Bedingt durch die zunehmende Komplexität, die Zunahme an Daten und Abfragemöglichkeiten, der «Globalisierung» der Daten (schweizweit einheitliche Datenmodelle für Geobasisdatensätze) sowie dem diktierten Mithalten-Müssen beim gleichzeitigen Wandel in Hard- und Softwaretechnologie müssen viele Arbeitsstunden und erkauftes Wissen aufgewendet werden, ohne direkt ersichtlichen Mehrnutzen. Schlussfolgerung Seit den 90er-Jahren hat sich sehr viel verändert. Der Bündner Forstdienst hat den Sprung in das GIS-Zeitalter recht gut genommen. Ein grosser Vorteil beim Start war, dass der damalige Leiter der GIS-Zentrale von 1992 bis 2002 den fachlichen Hintergrund als Forstingenieur bestens kannte und dem Forstdienst heute noch beratend zur Seite steht. Die seit vier Jahren mögliche direkte Einbindung von GIS-Anwendungen im allgemeinen EDV-Arbeitsfeld irgendeines Mitarbeiters, einer Mitarbeiterin des kantonalen oder lokalen Forstdienstes, des Regionalforstingenieurs oder des Revierförsters ist heute nicht mehr wegzudenken. Über gewisse Themen kann innert kürzester Zeit Auskunft eingeholt werden, was früher Tage oder Wochen brauchte. Die Ziele, die sich die Leute 1991 für ein kantonales GIS gesetzt hatten: – Effizienzsteigerung – Schritthalten mit der immer rascher fortschreitenden Änderung im Siedlungs- und Landschaftsraum – Austausch der Rauminformationen


sind nicht nur in Ansätzen der damaligen Absicht, sondern in einem damals nicht erahnten Masse eingetroffen. Alle können aktuelle, mit GIS erfasste Gegebenheiten in kürzester Zeit abfragen und diese für ihre Arbeit nutzen. Ist das keine Revolution? Schnell werden neue Errungenschaften als selbstverständlich angesehen. Das ständige Fordern nach noch mehr ist allgegenwärtig. Der Grund dafür liegt wohl auch in den sich im privaten Alltag ebenfalls ausbreitenden Möglichkeiten der Telekommunikation und Internettechnologie. Schnell wird über Internet eine Ansicht auf den Bildschirm geholt, mit dem GPS im Auto der Weg gesucht. Weshalb, fragen sich einige, soll das nicht

auch im beruflichen Umfeld möglich sein? Wie lange (oder kurz) wird es dauern, bis über ein «App» im Forst-Smartphone mit eingebautem GPS mitten im Wald direkt Standortangaben (Höhe über Meer, genaue Exposition, Klimadaten, Waldgesellschaft, Bestandeskarte, Wuchspotential, Zuwachs, Hiebsatz, Holzerntetechnik und Holzbringung und ... und ... und ...) abgefragt werden können?

Lukas Heitz, Leiter GIS Betrieb AfW GR, Bereich Waldinformation Loëstrasse 14, CH - 7000 Chur lukas.heitz@afw.gr.ch

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Bündner Wald 5/2010 59


Der Waldentwicklungsplan als Informationsquelle Der Waldentwicklungsplan als Informationsquelle 1. Ziel und Zweck der Waldentwicklungsplanung Der Wald und damit auch seine Eigentümer haben vieles zu dulden. Das Betreten des Waldes «ist jedermann im ortsüblichen Umfange gestattet», steht in unserem Zivilgesetzbuch in Artikel 699. Dieses freie Betretungsrecht wird auch in zunehmendem Masse in Anspruch genommen. Einerseits sind es die traditionellen Nutzungsformen wie die landwirtschaftliche Nutzung in Form der Beweidung, das beschauliche Spazieren sowie das Sammeln von Pilzen und Beeren im Wald und natürlich auch die traditionelle Jagd wie es die Dichter seit Jahrhunderten beschrieben haben. Hinzu kommen heute die touristischen Nutzungen in den ver-

schiedensten Formen, die über das ganze Jahr in zunehmendem Masse ausgeübt werden. Für einige dieser Tätigkeiten sind besondere Infrastrukturanlagen im Wald erforderlich. Die Belastung durch diese Nutzungen kann an Grenzen stossen und die Nachhaltigkeit der Waldentwicklung beeinträchtigen. Andererseits stören sich gewisse Arten von Nutzungen gegenseitig, wenn sie am gleichen Ort stattfinden. Es kommt zu Konflikten, die geregelt werden müssen. Es gibt Funktionen des Waldes, die einen absoluten Vorrang haben. Insbesondere in Wäldern mit besonderer Schutzfunktion vor Naturgefahren und in Wäldern mit empfindlichen Naturschutzobjekten besteht ein besonderer Bedarf für eine Regelung derjenigen Nutzungen, die mit der Schutzfunktion und/oder der Erhaltung der Biodiversität von Flora und Fauna nicht vereinbar sind.

Planausschnitt: Objektblatt 1, WEP Oberengadin. (Bild: tur gmbh)

60


Objektblatt Nr. 1: Schutz vor Naturgefahren

Inhalte

Datentyp

Quelle

Aktualität

Forstlich relevante Verbauungen, Entwässerungen, Hangstabilisierungen

Rechtskräftig

Schutzbautenkataster, Projektakten

Stand Entstehung WEP bisher, ev. ergänzt

Wälder mit besonderer Schutzfunktion (BSF)*

Anspruch

Ausscheidung BSF Wald Amt für Wald

Wurde im Rahmen des WEP aktualisiert

Weitere Wälder mit wichtiger Schutzfunktion (SF)*

Anspruch

Ausscheidung SF im Rahmen der WEP. Planung

Stand Entstehung WEP

Inhalte

Datentyp

Quelle

Aktualität

Vertragsflächen, Pro Silva Helvetica, Dauerbeobachtungsflächen etc.

Rechtskräftig

Vertragliche Regelung

Langfristige Information

Holzzuwachs

Natürlich, nur GLP

Waldinventar

Langfristige Information

Holzqualität

Anspruch nur GLP

Betriebspläne, waldbauliche Zielsetzung, Beurteilung Forstdienst

Stand Entstehung WEP, eventuell angepasst

Holzproduktion Vorrang, von anderen Funktionen überlagert, Brennholzproduktion

Anspruch

Forstdienste der Regionen

Längerfristige Information

Objektblatt Nr. 2: Holzproduktion

* Anpassung an Silvaprotect des BAFU geplant mit noch nicht bekannten Auswirkungen auf den WEP.

Neben all diesen Funktionen haben wir schon fast vergessen, wie wichtig die Holzproduktion des Waldes einmal war und vermutlich zunehmend wieder werden wird. Es ist ein komplexes und auch ehrgeiziges Unterfangen, all diese wichtigen Funktionen, Nebennutzungen, Ansprüche und Bedürfnisse unter einen Hut zu bringen. Der

Waldentwicklungsplan, kurz WEP genannt, hat diese Aufgabe zum Ziel. Der Inhalt und das Vorgehen bei der Waldentwicklungsplanung sind in den kantonalen «Ausführungsbestimmungen betreffend forstliche Planung» geregelt. Der WEP ist so etwas wie ein regionaler Richtplan des Waldes. Der kantonale Forst-

Bündner Wald 5/2010 61


Objektblatt Nr. 3: Natur und Landschaft

Inhalte

Datentyp

Quelle

Aktualität

Naturschutzgebiete Kantonaler Richtplan

Rechtskräftig

Kantonaler Richtplan (KRIP)

Langfristige Information

Naturschutzzonen der

Rechtskräftig

Nutzungspläne der

Je nach Stand der NUP

Gemeinden

Gemeinden (NUP)

Landschaftsschutzgebiete KRIP

Rechtskräftig

Kantonaler Richtplan (KRIP)

Langfristige Information

Eidgen. Moorlandschaft

Rechtskräftig

Bundesinventar

Langfristige Information

Naturwaldreservate, Nationalpark

Rechtskräftig

Verträge, Eidg. Gesetz

Langfristige Information

Wertvolle Nutzungsformen, Lärchen- und Weidwälder, Bestände mit seltenen Baumarten

Anspruch

Betriebspläne, Beurteilung Forstdienst, Waldinventar

Langfristige Information

Wälder mit langen Nutzungsperioden

Anspruch

Betriebspläne, Beurteilung Forstdienst

Längerfristige Information, eventuell Eingriff bei Zwangsnutzungen

Flach- und Hochmoore im Wald

Anspruch

Kantonales Inventar ANU

Langfristige Information

Trockenwiesen

Anspruch

Kantonales Inventar ANU

Langfristige Information

Waldränder mit besonderer Pflege

Anspruch

Betriebspläne, Beurteilung Forstdienst

Langfristige Information

Einzelbäume, Riesenarven

Anspruch

Angaben Forstdienst

Langfristige Information

dienst kann darin seine Ziele und Strategien festlegen. Er ergänzt die Raumplanung innerhalb des Waldes und bereinigt in den Randbereichen die Schnittstellen zur übrigen Raumplanung. Der WEP zeigt auf, wo welche Waldfunktionen zu erbringen sind. Falls in der gleichen Fläche mehrere Funktionen von Bedeutung sind, ist deren gegenseitige Verträglichkeit zu prüfen. Ist die Verträglichkeit nicht gegeben, kommt es möglicherweise zu Konflikten. Der WEP soll die Konflikte darstellen und in positivem Sinne Freiräume und Lösungswege aufzei62

gen. Sehr wesentlich bei dieser Planung ist es, dass die Öffentlichkeit informiert wird und an der Planung teilnehmen kann. Die öffentliche Teilnahme ist sogar in der Eidgenössischen Waldverordnung verbindlich festgelegt. Gemäss dieser gesetzlichen Grundlage ist die Bevölkerung «über deren Ziele und Ablauf» zu unterrichten, sie kann «dabei in geeigneter Weise mitwirken» und sie kann «diese einsehen». 2. Notwendige Informationen für den Planungsprozess und deren Bearbeitung


Für einen derart komplexen Planungsprozess, der zwingend unter öffentlicher Mitwirkung durchgeführt wird, besteht ein grosser Bedarf an Informationen. Diese Informationen sind in grossem Umfange vorhanden, es geht also darum, diese in eine definierte, verarbeitbare Form zu bringen und eine Auswahl der für den WEP relevanten Themen zu treffen. Es wird bei den Grundlagen nichts Neues «erfunden». Erst beim Planungsprozess kann Neues hinzukommen. Es gibt verschiedene Arten von Informationen. a. Rechtskräftige Grundlagen mit definiti- ven Sachverhalten b. Natürliche Grundlagen für die heute vor handenen Waldflächen c. Bestehende Ansprüche ohne explizite rechtliche Basis

Die meisten rechtskräftigen Grundlagen von übergeordnetem Recht (kantonale und regionale Richtpläne, Moorlandschaften, Reservate, bestehende Bauten aller Art, Vertragsflächen, offizielle Fuss- und Wanderwege, Verordnungen anderer Fachbereiche etc.) haben im WEP einen rein informativen Charakter. Sie sind im Planungsprozess zu berücksichtigen, können aber im Rahmen des WEP nicht verändert werden. Stehen solche Grundlagen wie z. B. Wintersportgebiete und -zonen, Wildasyle, Futterstellen, Wald-Wild-Schonzonen, Wälder mit geregelter Beweidung, Wanderwege des Eidgenössischen Inventars im Widerspruch mit wichtigen forstlichen Zielsetzungen, wird in Zusammenarbeit mit den Zuständigen Amtsstellen, Gemeinden oder anderen interessierten Kreisen nach Lösungsmöglichkeiten gesucht. Die Umsetzung solcher

Planausschnitt: Objektblatt 3, WEP Oberengadin. (Bild: tur gmbh)

Bündner Wald 5/2010 63


Objektblatt Nr. 4: Erholung und Tourismus

Inhalte

Datentyp

Quelle

Aktualität

Wintersportgebiet KRIP

Rechtskräftig

Kantonaler Richtplan (KRIP)

Langfristige Information

Wintersportzone NUP

Rechtskräftig

Nutzungspläne der Gemeinden (NUP)

Je nach Stand der NUP

Campingzone NUP

Rechtskräftig

Nutzungspläne der Gemeinden (NUP)

Je nach Stand der NUP

Archäologiezone NUP

Rechtskräftig

Nutzungspläne der Gemeinden (NUP)

Langfristige Information

Wanderwege ohne Handlungsbedarf

Rechtskräftig nur GLP

Eidg. Wanderweginventar

Langfristige Information

Archäologische Einzelobjekte

Rechtskräftig/

Nutzungspläne der Gemeinden (NUP) oder Inventar

Langfristige Information

Anspruch

64

OL-Gebiete mit Karten, Sommer/Winter

Anspruch

Vertragliche Regelungen mit OL GR, Bewilligung für Grossanlässe erforderlich

Langfristige Information

Intensiverholungsgebiete Winter und Sommer, Mehrfachnutzung

Anspruch

Angaben Gemeinden/ Forstdienst

Langfristige Information

Schiessanlagen

Anspruch

Angaben Gemeinden

Anzahl abnehmend

Langlaufloipen, Reit- und Kutschenwege, Hundeschlittenwege

Anspruch

Angaben Gemeinden

Ab und zu Änderungen

Winterwanderwege

Anspruch

Angaben Gemeinden

Längerfristige Information

Skitourenrouten

Anspruch

Skitourenkarten SSV ergänzt, dazu viele inoffizielle Varianten

Längerfristige Information, Abfahrten viele Varianten

Schneeschuh- und Skivariantenrouten

Anspruch

Inoffizielle Führer und Karten, Gemeinden, Bergbahnen

Häufige Änderungen

Schlittelwege, Bob- u. Skeleton

Anspruch

Angaben Gemeinden

Längerfristige Information

Bike Downhill

Anspruch

Angaben Gemeinden, zunehmend bewilligungspflichtig

Zunehmend ausgebaute Anlagen


Mountainbikerouten

Anspruch

Angaben Gemeinden, daneben viele Karten, Prospekte, Führer

Häufige Änderungen

Lehrpfade, Vitaparcours

Anspruch

Angaben Gemeinden

Längerfristige Information

Aussichtspunkte, Feuerstellen, Kinderspielplätze

Anspruch

Angaben Gemeinden

Längerfristige Information

Lagerplätze, Schulen, Pfadi etc.

Anspruch

Angaben Gemeinden

Längerfristige Information

Gleitschirm Start- und Landeplätze

Anspruch

Angaben Gemeinden, oft Nutzungsreglemente

Längerfristige Information

Klettergärten, Eisfallklettern

Anspruch

Angaben Gemeinden, oft Nutzungsreglemente

Längerfristige Information

OL-Gebiete mit Karten, Sommer/Winter

Anspruch

Vertragliche Regelungen mit OL GR, Bewilligung für Grossanlässe erforderlich

Langfristige Information

Massnahmen kann nicht im Rahmen des WEP angeordnet werden. Die natürlichen Grundlagen der Waldstandorte haben ebenfalls vor allem informativen Charakter. Sie sind aber für die forstliche Planung im WEP von grosser Bedeutung. Die Zugehörigkeit zu den einzelnen pflanzensoziologischen Waldgesellschaften bestimmt weitgehend die Baumartenwahl, die optimal möglichen Zuwachsleistungen und die Qualität der Bestände. Es eignen sich sicher auch nicht alle Waldstandorte gleich gut als Schutz gegen Naturgefahren, als Weidwälder oder als Lebensraum gefährdeter Tierarten. Der im WEP-Bericht unter dem Titel «Waldbewirtschaftung» formulierte naturnahe Waldbau berücksichtigt diese natürlichen Grundlagen bei den waldbaulichen Zielsetzungen und Massnahmen. Auch die ganzen Naturgefahrenprozesse gehören zu den natürlichen Grundlagen mit wesentlichen

Einflüssen auf den Wald und die Waldbewirtschaftung. Die Ansprüche sind der wichtigste Tätigkeitsbereich, in welchem der WEP Zeichen setzen kann. Die vielfältigen Inhalte gehen aus den untenstehenden Tabellen hervor. Getreu dem Titel «Der Waldentwicklungsplan als Informationsquelle», folgt hier ein mehr oder weniger vollständiges Inventar der verwendeten Grundlagen und Planungsergebnisse, gegliedert nach den einzelnen Objektblättern Nr. 1 bis Nr. 7 und der Art der Informationen. Es werden auch Informationen bezeichnet, welche nur in den Grundlagenplänen (siehe Tabelle unten, Spalte Datentyp nur GLP ) zu finden sind. Die übrigen Informationen erscheinen sowohl in den Grundlagen- als auch in den Planungsplänen, dann aber möglicherweise in an die Planung angepasster Form. Es werden nur Inhalte erwähnt, die bei mehreren WEPs Eingang fanden. SporaBündner Wald 5/2010 65


Planausschnitt: Objektblatt 4, WEP Oberengadin. (Bild: tur gmbh)

disch wurden auch andere Informationen erfasst. Wichtig ist die Feststellung, dass alle diese Informationen in digitaler Form in GIS-Formaten vorhanden sind. Zur Aktualität ist zu

sagen, dass die Waldentwicklungsplanung nun bereits 15 Jahre gedauert hat. Daher können die Daten nicht überall gleich aktuell sein. Es gibt auch Daten, die nur selten angepasst werden müssen und andere, die

Objektblatt Nr. 5: Landwirtschaft

66

Inhalte

Datentyp

Quelle

Aktualität

Geregelte Waldweide

Rechtskräftig

Wald-Weide-Ausscheidungen, Verträge, Eintrag im Grundbuch

Langfristige Information

Ungeregelte Waldweide mit Handlungsbedarf

Anspruch

Traditionell, oft alte Reglemente/Verträge Gewohnheitsanspruch

Änderungsbedarf bereits erfüllt oder in Bearbeitung

Ungeregelte Waldweide ohne Handlungsbedarf

Anspruch

Traditionell, oft alte Reglemente/Verträge Gewohnheitsanspruch

Langfristige Information, als Variante periodische Überprüfung Waldzustand


Objektblatt Nr. 6: Wild und Jagd

Inhalte

Datentyp

Quelle

Aktualität

Wald-Wild-Schonzonen, Wildruhezonen etc. NUP

Rechtskräftig

Nutzungspläne der Gemeinden (NUP)

Langfristige Information

Geplante Wald-Wild-Schonzonen

Anspruch

Ausscheidung AJF, Gemeinden, BKPJV Sektionen

Eventuell Übernahme in die Nutzungsplanungen

Wildasyle, nur Objekte mit Handlungsbedarf

Rechtskräftig

Ausscheidung AJF

Periodisch Anpassungen

Lebensraum gefährdeter Tierarten

Anspruch

Ausscheidung AJF

Periodisch Anpassungen

Kerngebiete Wintereinstand Reh, Hirsch, Gämse, Steinwild

Anspruch, nur GLP

Ausscheidung AJF

Periodisch Anpassungen

Wildfutterstellen

Anspruch, nur GLP

Ausscheidung AJF

Werden reduziert oder ganz aufgehoben

Inhalte

Datentyp

Quelle

Aktualität

Vorhandene Schutzbauten

Rechtskräftig

Schutzbautenkataster, Projektakten

Langfristige Information, laufende Ergänzung

Schutzbauten Neubau, Überprüfung, Wiederherstellung

Anspruch

Projektakten, Vorschläge der Regionen AfW

Genehmigungsverfahren, laufende Ergänzung

Vorhandenes Waldwegnetz mit Breite und Tonnagen

Rechtskräftig nur GLP

Inventar AfW

Langfristige Information, laufende Ergänzung

Generelles Wegnetz überprüfen, geplante Wege Ausund Neubauten

Anspruch

Projektakten, Vorschläge der Regionen AfW

Genehmigungsverfahren, laufende Ergänzung

Objektblatt Nr. 7: Infrastruktur

häufigeren Änderungen unterworfen sind. Die Planausschnitte aus einzelnen Objektblättern sind als Beispiele zu verstehen. Sie entsprechen zum Teil nicht mehr den gültigen Inhalten der Originale. Datenverarbeitung mit dem GIS im Rahmen der Planung Die rationelle Erfassung und vor allem Überlagerung derart umfangreicher Informatio-

nen ist nur durch den Einsatz des GIS auf sinnvolle Art zu bewerkstelligen. Einerseits gibt es heute bereits eine sehr grosse Anzahl digitaler Daten der Raumplanung, der übrigen kantonalen Verwaltung und auch von privater Interessenz, welche nicht mehr erfasst werden müssen. Andererseits bietet das GIS unbegrenzte Möglichkeiten sämtliche Informationen zu überlagern. Die Nutzungskombinationen, die unverträglich sind Bündner Wald 5/2010 67


Planausschnitt: Objektblatt 6, WEP Oberengadin. (Bild: tur gmbh)

oder solche mit Regelungsbedarf, können herausgefiltert werden. Auch für die Planerstellung in gut lesbarer Form ist das GIS zum unentbehrlichen Hilfsmittel geworden. Die Ergebnisse der Waldentwicklungsplanung können nun auch digital über den Mapserver http://mapserver2.gis.gr.ch/ waldentwicklungsplan/waldentwicklungsplan.phtml eingesehen werden. Damit kann sich jedermann rasch, unkompliziert und transparent über die konkreten, objektbezogenen Ziele und Massnahmen der Waldbewirtschaftung informieren. Der Waldentwicklungsplan wird damit auch zu einem Instrument der Kommunikation. Schlussfolgerungen Wir hatten die Gelegenheit während mehr als zwölf Jahren bei der Waldentwicklungs-

68

planung in verschiedenen Regionen mitzuwirken. Wir haben dabei Einblick in die sehr unterschiedlichen forstlichen Probleme der verschiedenen Regionen unseres Kantons erhalten. Während dieser Zeit haben sich auch die Inhalte und das Vorgehen bei der Planung in kleinen Schritten verändert. Wir sind überzeugt, dass der WEP in der heutigen Form ein wichtiges Instrument für eine mittel- und langfristig nachhaltige Forstwirtschaft darstellt.

Bernardo Teufen, dipl. Forsting. ETH Tur GmbH Promenade 129, CH - 7260 Davos Dorf

info@tur.ch


Informationsplattform über die forstliche Planung Das Internetportal www.planfor.ch dient als Plattform zum Austausch von Informationen über die forstliche Planung und richtet sich vorwiegend an Praktiker/-innen. Mit wenigen Klicks kann der Besucher sich über neueste Trends und Entwicklungen im Bereich Waldplanung und Waldmanagement informieren. Zu diesem Zweck wird auf Planfor regelmässig ein Medienspiegel erstellt, wo alle relevanten Informationen aufgegriffen und kurz vorgestellt werden. Wer sich dabei in den einen oder anderen Artikel vertiefen möchte, findet dank der systematischen Quellenangabe zu jedem Artikel einen Verweis auf das Originaldokument (z. B. Webseite, Fachzeitschrift). Die Webseite www.planfor.ch ist eine Dienstleistung der Arbeitsgruppe Waldplanung und -management ( AG WaPlaMa) des Schweizerischen Forstvereins. Die Schweizerische Hochschule für Landwirtschaft SHL ist für die Verwaltung und Aktualisierung von Planfor zuständig. Die Webseite ist auf Deutsch, Französisch und Italienisch abrufbar, wobei die italienische Seite noch im Aufbau ist.

Ihr Nutzen Eine der Hauptaufgaben von Planfor ist die Bereitstellung von aktuellem und neuem Wissen im Themengebiet der forstlichen Planung. Dafür wird regelmässig eine breite Palette an Fachliteratur nach praxisrelevanten Artikeln durchsucht. Es werden sowohl schweizerische als auch ausländische (z. B. aus Deutschland, Österreich, Frankreich, USA ) Zeitschriften durchgesehen, auf Deutsch, Französisch, Englisch und bald auch auf Italienisch (s. Tabelle 1 ). Zur Literaturauswahl gehören praxisnahe sowie wissenschaftliche Zeitschriften. Die für den/die Praktiker/-in interessanten Beiträge werden herausgefiltert und auf Planfor der Rubrik «Themen» hinzugefügt. Im letzten Jahr wurden in der Rubrik «Themen» ca. 50 neue Dokumente/Artikel erwähnt. Von jedem Beitrag wird der Inhalt kurz beschrieben, so dass der Besucher schnell erkennen kann, ob die Publikation für ihn von Interesse ist oder nicht. Gegebenenfalls kann er sich mit Hilfe der genauen Quellenangabe das Originaldokument verschaffen und sich dadurch weitergehend

Tabelle 1: Auswahl der Fachzeitschriften, die zur Aktualisierung der Rubrik «Themen» durchsucht werden.

Deutsch

Französisch

Englisch

– Bündner Wald – Wald und Holz

– La Forêt – Inforêt

– European Journal of Forest Research

– Schweizerische Zeitschrift für Forstwesen

– Forêt-entreprise – Forêts de France

– Forest Ecology and Management

– Zürcherwald – AFZ Der Wald

– Les Rendez-vous techniques de l’ONF

– Forest Policy an Economics

– BFW Praxis Information – Forstarchiv

– Forêt Wallonne

– Journal of Forest Economics

– Forstzeitung – Forst und Holz

– Journal of Forest Research

– LWF Waldforschung aktuell

– New Forests – Silva Fennica Bündner Wald 2/2010 69


– Logistik und – Finanzplanung. In der Rubrik «Agenda» werden Veranstaltungen angekündigt, welche für Planer/-innen von Interesse sein könnten. Es handelt sich um Weiterbildungsveranstaltungen, Tagungen oder Seminare, die in der Schweiz sowie im Ausland stattfinden. Die Rubrik «Akteure» gibt einen Überblick über Kompetenzzentren, Organisationen und Spezialisten, welche über spezifisches Wissen im Bereich der Waldplanung verfügen. In der Rubrik «Glossare» findet der Besucher Links zu einigen fachspezifischen Glossaren (Deutsch, Französisch, Italienisch, Englisch). Wenn neuer Inhalt der Webseite hinzugefügt wird, erscheint ein entsprechender Verweis in der Rubrik «Aktuell» (s. Abb. 1). Dadurch erkennt der Besucher sofort, ob zwischenzeitlich neue Informationen hochgeladen wurden oder nicht. Abbildung 1: In der Rubrik «Aktuell» wird der Besucher auf den jeweils zuletzt hinzugefügten Inhalt aufmerksam gemacht. (Bild: planfor.ch)

informieren. Ist die Publikation auf dem Internet verfügbar (z. B. als PDF-File), wird der Link der entsprechenden Webseite angegeben. Ferner können alle Zeitschriften in der Abteilung Forstwirtschaft der SHL in Zollikofen eingesehen werden. Die Rubrik «Themen» ist nach folgenden Bereichen organisiert: – Nachhaltige Waldentwicklung, – Waldinventur, – Waldwachstum bzw. Simulation von Waldentwicklungen, – Geo-Informatik, – Mitwirkung und Partizipation, – Erhebung von Bedürfnissen, – Waldentwicklungsplanung, – Planung im Betrieb, – Unternehmens- und Personalführung, 70

Ihr Beitrag Die Webseite Planfor wurde vor wenigen Jahren aufgeschaltet, wobei der Inhalt der Webseite bis anhin vor allem durch den Webmaster bestimmt wurde. Das nächste Ziel ist, dass Praktiker/-innen sich mehr an der Gestaltung der Webseite beteiligen. Planfor soll von der Praxis als Instrument wahrgenommen und genutzt werden, mit dem man sich nicht nur regelmässig informieren, sondern mit dem man auch Informationen untereinander austauschen kann. Auf Wunsch können weitere praxisrelevante Rubriken der Webseite hinzugefügt werden. Ferner können jederzeit dem Webmaster Hinweise auf interessante Dokumente, Links oder Informationen zu kommenden Veranstaltungen geschickt werden (). Kritiken und Verbesserungsvorschläge sind ebenfalls jederzeit willkom men.


Planfor wurde von der Praxis für die Praxis entwickelt. Uns liegt es am Herzen, dass diese Plattform die Bedürfnisse der Praxis erfüllt – helfen Sie uns dabei!

Clotilde Gollut, Assistentin

Tipp vom Webmaster: Um immer «up to date» zu sein, lohnt es sich, www. planfor.ch uns jeweils in der ersten Woche des Monats zu besuchen!

Christian Rosset, Dozent

SHL, Abteilung Forstwirtschaft

Forstliche Planung und GIS

Länggasse 85, CH - 3052 Zollikofen

SHL, Abteilung Forstwirtschaft

clotilde.gollut@bfh.ch

Länggasse 85, CH - 3052 Zollikofen

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Bündner Wald 5/2010 71


«Die Motorsäge ist gefährlich für den Wald»

Förster Beat Bürzle informiert über den Wald (Bild: Sandro Krättli )

Strassenumfrage BüWa Diese Schwerpunktnummer widmet sich akribisch dem Thema «Waldinformation und Waldinventur». Doch wie sind die Leute auf der Strasse über den Wald informiert? Wie denken sie über aktuelle Fragen oder grundsätzliche Dinge, bei welchen Fachleute manifestierte Meinungen haben? Nur die direkte Befragung von Laien kann zeigen, was in der Öffentlichkeit über den Wald gedacht wird. Wie wird der Wald gesehen, was verbindet die Menschen mit dem Wald? Was beschäftigt die Leute, und wo liegen die Bedenken im Zusammenhang mit dem Wald? Ist der Forstdienst akzeptiert und geben wir das Bild ab, welches wir uns wünschen? Melanie Klose (Lernende Kauffrau) und Yannik Müller (Praktikant beim AfW GR ) wurden auf die Strasse geschickt mit dem Auftrag, die Bevölkerung über Waldthemen zu befragen. Dabei wurde unter anderem die Überbzw. Unternutzung des Bündner Waldes, der Gesundheitszustand und die Aufgaben des Waldes im Kanton Graubünden thematisiert. Was bedeutet Ihnen der Bündner Wald? Was verbindet Sie mit ihm? – Rohstoffquelle – ich heize mit Holz und bei meiner Arbeit bin ich auch immer mit Holz in Kontakt. Lehrer, ca. 50. 72

– Wald bedeutet für mich Freiheit. Ich gehe dort oft mit dem Hund spazieren. Dann geniesse ich es, die frische, saubere Luft einzuatmen. Als Kleinkind hatte ich Angst im Wald, doch je älter ich wurde, desto mehr ging ich hinein um immer wieder neue Abenteuer zu erleben. Deutscher Tourist, ca. 35. – Im Wald gehe ich Pilze sammeln und grillieren. Als Kind war ich früher viel im Wald am Spielen. Kommunalarbeiter, ca. 45. – Ich war früher Waldarbeiter; jedoch finde ich, dass das Schöne am Wald immer mehr kaputtgeht. Rentner, ca. 75. – Erholung, Lebensraum, spazieren, Jagd, die vielfältige Tierwelt und deren Lebensraum, Schutz vor Naturereignissen, wichtige Regulierung des Wassers, Bau- und Papierholz. All das schafft nebenbei noch Arbeitsplätze. Lehrer, ca. 50 – Durch das Arbeiten im Wald und dessen Vielfältigkeit fühle ich mich mit ihm verbunden. Rentner, ca. 70. In den 80er-Jahren war das Waldsterben ein Dauerthema, welches die Menschen aufwühlte. Wie beurteilen Sie den Gesundheitszustand des Waldes heute ? Weshalb? – Ich halte nicht viel davon. Es wurde zu viel Rummel um das ganze Thema gemacht Susanne Guyan, Kaufmännische Angestellte (Bild: Yannik Müller)


(einmal hier, einmal dort). Ich denke, der Wald ist den Umständen entsprechend ziemlich gesund. Rentnerin, ca. 70. – Das war noch in den Jahren vor mir. Heutzutage finde ich den Wald dank nachhaltiger Nutzung und ausgeglichenen Beständen eigentlich schon ziemlich gesund. Zimmermann, ca. 20. – Saurer Regen könnte schon geschadet haben. Jedoch wurde durch die Aufrufe dem Wald eine gewisse Bedeutung gegeben. Lehrer, ca. 50. – Er ist gesünder – aber noch nicht ganz gesund. Hausfrau, ca. 45. – Heute ist der Gesundheitszustand viel besser. Der Wald nimmt um FussballFelder-Grössen zu; das bedeutet weniger kranke Bäume. Damals wurde alles hochgespielt, und man konnte es nicht mehr so genau beurteilen. Man gab auch teilweise dem Wild die Schuld. Beim Waldsterben ist eine gewisse Anzahl Bäume gewachsen und auch gestorben. Aber vom Borkenkäfer hört man ja nichts mehr. Rentner, ca. 70.

– Ich glaube der Wald wird übernutzt. Oberstufenschüler, ca. 15.

Was denken Sie, wird der Wald momentan eher über- oder unternutzt? Woran erkennen Sie dies? – Er wird zum Teil schon übernutzt. Es werden äume geschlagen mit wenig Achtung. Bäume haben eine lange Wachstumsphase, und dann werden sie innert Sekunden gefällt. Die Motorsäge ist gefährlich für den Wald. Rentnerin, ca. 75. – Zu viele Bäume werden gefällt. Man sieht oft Flächen im Wald, bei denen kein Baum mehr steht. Richtung Chur haben sie auch alles abgeholzt. Kind, ca. 10. – Der Wald wird zu fest genutzt. Wenn man mit dem Auto nach Chur fährt, sieht man fast keine Bäume mehr an der Strasse. Oberstufenschüler, ca. 15.

Was sind aus Ihrer Sicht die wichtigsten Funktionen des Bündner Waldes? – Er produziert Sauerstoff, schützt die Tiere und uns vor Lawinen. Hausfrau, ca. 45. – Dass ich das gewünschte Holz auch erhalte, welches ich zum Arbeiten brauche. Natürlich aber auch Schutz, Erholung, Jagdgebiet und Rohstoffquelle. Lehrer, ca. 50. – Er ist ein Rohstofflieferant, schützt uns vor Lawinen und ist ein Nahrungsspender für viele Tiere. Hausfrau, ca. 40. – Wirtschaftliche Funktionen; früher hatte es eine grosse Bedeutung, heute können die Gemeinden damit nicht mehr so wirtschaften. Wichtig ist die Waldpflege. Deutscher Tourist, ca. 35.

Antoinette Müller, Rentnerin (Bild: Yannik Müller)

Bündner Wald 5/2010 73


Kaufen Sie Produkte aus Holz? Worauf achten Sie beim Kauf von Produkten aus Holz? – Ich kaufe nur unbehandelte Holzprodukte, die möglichst keine giftigen Substanzen enthalten. Rentnerin, ca. 70. – Ich kaufe nichts, sondern mache es selber aus einheimischem Holz mit guter Qualität. Zimmermann, ca. 20. – Exotenholz – z.B. aus dem Urwald – kommt nicht in Frage! Hausfrau, ca. 45. – Einheimisches Holz, nicht geleimt, sondern Massivholz. Rentner, ca. 70. Was denken Sie, sind die Hauptaufgaben des Försters? – Beaufsichtigung im Wald; achten, dass er gesund bleibt, dass keine toten Tiere herumliegen, sondern vom Wildhüter entsorgt werden. Zum Teil auch auf die Tiere achten. Hausfrau, ca. 45. – Wald räumen, holzen, Tiere «pflegen». Schülerin, ca. 10. – «Kopfschütteln»! Man muss sogar schon die eigenen Bäume vom Förster zeichnen lassen; absolut kein Verständnis! Kommunalarbeiter, ca. 45. – Sie schauen für die Zukunft, pflanzen immer wieder Bäume, sodass unsere Enkel und Urenkel auch noch Wald haben. Sie kontrollieren auch, ob Gesetze eingehalten werden, wie zum Beispiel das Feuerverbot bei Waldbrandgefahr. Deutscher Tourist, ca. 35. – Pflege und sinnvolle Nutzung, Lehrlinge ausbilden, gute Verbindung zum Wild und Wald, Anpflanzungen machen und Holz verkaufen. Die Verbindung vom Förster zur Gemeinde und anderen Forstorganen ist wichtig. Rentner, ca. 70. In der Schweiz nimmt die Waldfläche stetig zu. Was denken Sie, könnte die 74

Simon Bardill, Zimmermann (Bild: Yannik Müller)

Ursache dafür sein? – Finde ich gut; das ist ein Zeichen, dass man zum Wald Sorge trägt. Rentnerin, ca. 70. – Die Bauern bewirtschaften nicht mehr alle Weiden und Wiesen, welche daher immer mehr zuwachsen. Zimmermann, ca. 20. – Einwachsen von «Maiensässen», Reduktion von Wild, Alpweiden, Bauern, welche die Waldränder nicht pflegen. Rentner, ca. 70. Was denken Sie, aus welchen Gründen werden Waldstrassen gebaut? – Zum Holzen und für die Bauern. Die Strassen werden mit horrenden Summen regelrecht vergoldet. Wenn man sie nicht mehr braucht, werden sie wieder der Natur überlassen. Kommunalarbeiter, ca. 45. – Damit man nicht auf die Blumen steht und der Förster mit den grossen Maschinen durchkommt. Hausfrau, ca. 45. – Erschliessung, Wald kann effizienter genutzt werden, für den Holztransport. Zimmermann, ca. 20. – Zum Spazieren für Touristen; damit man im Wald auch laufen kann, ohne dass die Schuhe schmutzig werden. Rentnerin, ca. 70. – Zur besseren Waldnutzung und für den Tourismus jedoch könnte man auch Holz-


nutzungen durch Seilen oder Abtransport mit Heli machen, andernfalls könnten Gebiete, die wenig Rutschgebiete hatten, mehr ins Rutschen kommen. Rentner, ca. 70. Von Gesetzes wegen gilt auf allen Waldstrassen ein generelles Fahrverbot. Was ist Ihre Meinung dazu? – Wenn Waldstrassen so gebaut werden, dass sie auch nur mit vorgesehenen Maschinen befahren werden können, gäbe es keine Diskussionen. Wenn jemand im Rahmen des Waldes eine Fahrbewilligung braucht, so sollte diese auch einfach zu erhalten sein. Um jedoch zum Beispiel seinen neuen Vierradtöff auszuprobieren, sollten Bewilligungen verweigert werden. Lehrer, ca. 50. – Ja zu viel Verkehr ist ungesund für die Tiere und den Wald. Von Zuhause in den Wald laufen oder das Auto am Waldrand stehen lassen, kann wohl jeder. Hausfrau, ca. 45. – Das könnte man auch auf den Autobahnen machen. Nur dann braucht es auch keine Strassen, wenn man nicht

durchfahren darf. Das alles nur zum Holzen. Fliegen käme billiger und der Wald und die Tiere hätten ihre Ruhe. Die waren schliesslich schon vor uns da! Kommunalarbeiter, ca. 45. – Absolut richtig, dass auf den Strassen Fahrverbot gilt. Das Fahrverbot wird aber zu wenig kontrolliert. Die Leute, die keine Bewilligung haben und die Strasse nutzen, geben nicht acht auf die Strassen. Rentner, ca. 70.

Melanie Klose, Lernende Kauffrau SELVA Bahnhofplatz 1, CH - 7302 Landquart melanie.klose@selva-gr.ch

Yannik Müller, Praktikant Bündner Wald Sagastägstr. 96, CH-7220 Schiers praktikant1@afw.gr.ch

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waldwissen.net Aktuelles zu Wald und Umwelt

Die Startseite von www.waldwissen.net wird wöchentlich aktualisiert.

Wer wissen will, wie sich der Klimawandel auf den Wald und seine Bewirtschaftung auswirkt, welche Baumkrankheiten aktuell beobachtet werden, mit welchen Massnahmen sich die Artenvielfalt verbessern lässt, welche Holzwerkstoffe im Bauwesen eingesetzt werden oder was man über Zecken und andere Tierarten wissen sollte, der wird im Internet-Portal fündig. Die seit mehr als fünf Jahren bestehende Wissensplattform wird von vier in der Waldforschung tätigen Forschungsanstalten in Deutschland, Österreich und der Schweiz betrieben. Der Wald geht viele Menschen etwas an: Er produziert den nachwachsenden Rohstoff Holz, schützt im Gebirge vor Naturgefahren, bindet CO2 und filtert Schadstoffe aus der Luft. Zudem ist er ein vielseitiger Lebensraum und Hort der Biodiversität, bietet zahlreichen Menschen einen Arbeits76

platz und dient ihnen als Erholungsraum. Aus dieser Vielfalt an Funktionen lässt sich schliessen, dass Themen zu Wald, Forstund Holzwirtschaft nicht nur Fachleute interessieren, sondern auch breite Kreise der Bevölkerung. Wald- und Umweltwissen – nicht nur für Forstleute Die Nachfrage nach wissenschaftlich gesichertem Wissen über den Wald und seine Bewirtschaftung ist gross- und zwar länderübergreifend. Unter anderem darum haben die vier in der Waldforschung tätigen Forschungsanstalten in Baden-Württemberg ( FVA ), Bayern ( LWF ), Österreich ( BFW ) und der Schweiz ( WSL ) gemeinsam das Internet-Portal www.waldwissen.net entwickelt. Verständlich aufbereitet, zeitgemäss dargestellt und fachlich fundiert ist dort konzen-


triertes Fachwissen zu Wald- und Holzthemen von jedem Computer aus abrufbar. Die Forschungsanstalten peilten mit der Entwicklung und dem Betrieb des InternetPortals mehrere Ziele an. Ihr Hauptziel war – und ist weiterhin – den Wissensaustausch zwischen forstlichen Forschungseinrichtungen und der Forstpraxis zu verbessern. Vor allem sollte die Fach- und Entscheidungskompetenz der Forstleute durch ein nutzerorientiertes Informationsangebot gestärkt werden, was letztlich der Forstwirtschaft und dem Wald als Ganzes zugute kommt. Die vier Partner setzten sich folgende Ziele: – Verbessern der Kommunikation und des Wissensaustauschs zwischen Forschung und Praxis – Aufbau eines gemeinsamen Wissenstransfers in die Praxis durch grenzüberschreitende Kooperation – In Wert setzen der ursprünglich für ein regionales oder nationales Publikum entwickelten Dienstleistungsangebote und Produkte aus der Forschung im In- und Ausland – Nutzen von Synergieeffekten, Bündeln von Kräften mit einer von allen Partnern betriebenen Redaktion und mit gemeinsam gemeinsam entwickelter Technologie. Hauptzielgruppe von www.waldwissen.net sind Fachleute mit Entscheidungsfunktion, in Forstrevieren, Forstämtern und Forstverwaltungen. Das Internet-Portal sollte von Beginn an frei zugänglich sein, um auch eine am Wald interessierte Öffentlichkeit zu erreichen. Es sollte daher inhaltlich auch offen sein für Beiträge zu Waldthemen, die für forstliche Laien von Interesse sind. Als Nebenziel strebten die Forschungsanstalten an, die Öffentlichkeit zu Waldfragen generell sowie bezüglich der Waldforschung zu sensibilisieren. Mit wenig Mehraufwand,

vor allem durch die Verwendung einer populärwissenschaftlichen Sprache, die wenige für Laien unverständliche Fachbegriffe enthält, sollte so ein breiteres Publikum erreicht und bezüglich der vielseitigen Funktionen des Waldes für die Gesellschaft sensibilisiert werden. Inhalt und Nutzerzahlen nehmen laufend zu Seit 16. Februar 2005 ist www.waldwissen. net auf dem Internet verfügbar. Seit 2004 erstellten die vier Redaktionen in Freising, Freiburg, Wien und Birmensdorf die Fachbeiträge für www.waldwissen.net. Das Portal entwickelte sich schnell zu einer beliebten Wissensplattform. Aus den ursprünglich 600 Artikeln sind unterdessen mehr als 2700 geworden, mit tausenden Fotos und Grafiken anschaulich gestaltet. Sie werden monatlich von bis zu 120 000 Nutzerinnen und Nutzern (User) gelesen, der Trend ist zunehmend. Die Statistik zeigt, dass durchschnittlich nur die Hälfte der User das Portal direkt über die Startseite aufsucht. Die andere Hälfte findet vorwiegend über die grossen Suchportale wie Google und Yahoo oder über gesetzte Bookmarks die Fachbeiträge auf www.waldwissen.net zu den von ihnen eingegebenen Suchbegriffen. Die meisten User gelangen dann direkt zu einzelnen Beiträgen, Themenseiten und Dossiers. Innerhalb des Portals wird die interne Suchmaschine sehr häufig zur Erschliessung zusätzlichen Wissens genutzt. Die vier Redaktionen haben auch zahlreiche Beiträge weiterer Forschungsanstalten aus Frankreich, Slowenien, Italien und Deutschland aufgearbeitet, die ebenso Texte lieferten wie einzelne Hochschulen (z. B. ETH Zürich, SHL Zollikofen), Ministerien und Bundesämter (z. B. BAFU), Waldwirtschaftsverbände, forstliche FachzeitschrifBündner Wald 5/2010 77


ten (z. B. Wald und Holz, La Forêt, Schweiz. Zeitschrift für Forstwesen, Bündnerwald), Unfallversicherungen (z. B. SUVA ) sowie Naturschutz- und Umweltbildungsinstitutionen. Entsprechend der geografischen Verteilung der Redaktionen überwiegen zurzeit die deutschsprachigen Inhalte mit etwa 70 Prozent deutlich. Zwar wird ein Teil der Inhalte seit 2006 in andere Sprachen übersetzt, doch stellt die Mehrsprachigkeit eine grosse personelle und finanzielle Herausforderung dar. Die Auswahl der zu übersetzenden Beiträge richtet sich nach den voraussichtlichen regionalen Nutzerinteressen. Zahlreiche Rückmeldungen aus der Praxis zeigen, dass viele dieser Beiträge Forstleuten und Waldeigentümern bei Fragen zur Waldbewirtschaftung oder bei Recherchen zu Fachthemen interessantes Wissen vermitteln. Auch im Bildungsbereich wird das Portal rege genutzt. Zahlreiche Lehrkräfte, Studierende und Lernende sowie Fachleute aus Holzwirtschaft und -forschung, Naturschutz und Verwaltung greifen regelmässig auf diesen Wissensschatz zu. Beim Erstellen von Seminar- und Abschlussarbeiten sowie beim Vorbereiten von Präsentationen dient das Portal vielen Usern als effizientes Nachschlagewerk. Auch Medienschaffende nutzen das Portal regelmässig, um sich zu aktuellen Fragen eine fachliche Wissensgrundlage zu verschaffen. Auch mehr als fünf Jahre nach der Lancierung von waldwissen.net lässt sich mit Fug und Recht sagen, dass die Idee dieses Portals nach wie vor einmalig ist. Den Redaktionen ist kein vergleichbares Internet-Portal bekannt, das dem Zielpublikum forstlicher Entscheidungsträger besseres oder ähnlich umfangreiches Waldwissen anbietet. Es gibt jedoch einige Websites für dieses Zielpublikum oder für weitere an Waldthemen 78

Interessierte, die entweder in bestimmten Themenbereichen tiefer und vollständiger informieren oder aber die auf www.waldwissen.net gebotenen Inhalte ergänzen. Auf einige dieser Websites wird in einem ausführlichen Artikel kurz eingegangen (Lässig, 2009 ). Diese liefern zu den Themen Wald und Forstwirtschaft zwar eine grosse Vielfalt an Informationen, was sicher das Verständnis der Bevölkerung in Waldfragen vergrössert. Wie Bildungs- und Forschungsinstitutionen auf die Anliegen von Waldeigentümern eingehen, das zeigen vor allem die Extension-Websites in Nordamerika vorbildlich. Ein Pendant dazu gibt es in Europa nicht. Diese Einmaligkeit erklärt auch, warum www.waldwissen.net von Beginn an einen derart grossen Zuspruch hatte. Aufgrund der Praxisnähe, Internationalität und Mehrsprachigkeit des Portals wurden die Betreiberinstitutionen im Juni 2007 mit dem Schweighofer Innovationspreis ausgezeichnet. Unterdessen erstellen auch der Staatsbetrieb Sachsenforst und der Landesbetrieb Wald und Holz Nordrhein-Westfalen mit eigenen Redaktionen Beiträge für waldwissen.net. Weitere Forschungsinstitute aus Frankreich und Slowenien interessieren sich für die Mitarbeit. Aktuelles Wissen schnell international verbreiten Der grösste Vorteil des Portals ist die erstmals in gebündelter Form vorliegende Darstellung von dezentral, vor allem international erarbeitetem Wissen aus Forschung und Praxis. Jede Woche erscheinen auf www. waldwissen.net mehrere aktuelle Beiträge. So lassen sich auch in überraschend auftretenden Situationen, wie bei neu in Mitteleuropa beobachteten Schadinsekten, schnell aktuelle Informationen länderübergreifend verbreiten. Einige neuere Beiträge infor-


mieren beispielsweise darüber, wie in Österreich Spürhunde ausgebildet werden, die exotische Schädlinge wie den Asiatischen Laubholzbockkäfer aufstöbern können. Fachinformationen zur Erfolgsgeschichte von Energieholz, über Erfahrungen mit der Verjüngung von durch Stürmen verwüsteten Wäldern, über den «Zauberstab» gegen die Brombeere oder Tipps zum Fotografieren im Wald sind ebenso aktuell wie Artikel über Totholz oder Pilze. Auch Tierfreunde kommen nicht zu kurz und finden spannende Beiträge für den Umgang mit Zecken, Ameisen, Wildschwein und Biber in unserer intensiv bewirtschafteten Landschaft. Regionales Wissen in Wert setzen Das Internet-Portal eignet sich aber auch zur Intensivierung des regionalen und landesweiten Wissenstransfers in der Schweiz. Dies zeigte eine Pilotmassnahme, die von der Arbeitsgruppe «Wissenstransfer Wald Schweiz», in der Vertreter aller forstlichen Bildungs- und Forschungsinstitutionen der Schweiz zusammenarbeiten, vorbereitet und vom Bundesamt für Umwelt BAFU finanziert wurde. Neben der WSL stellten mehr als 20 weitere Wissensanbieter (Hochschulen, Bildungszentren Wald, Kantone, Bundesamt für Umwelt BAFU, Ingenieurbüros, Fachzeitschriften etc.) ihr zumeist regional erarbeitetes Fachwissen für die bestehende Plattform zur Verfügung. So bekam www. waldwissen.net neben seiner internationalen auch eine spezifische nationale Bedeutung. Im Rahmen dieser Pilotmassnahme wurde in über 30 Beiträgen jüngeres wie älteres Fachwissen gesammelt, attraktiv aufbereitet und der Praxis landesweit zugänglich gemacht. Im Rahmen dieser Pilot-Massnahme fand abschliessend eine E-Mail-Umfrage unter mehr als 500 Fachleuten in Forst-, Umwelt-

Wenn Fachleute aus Forschung und Praxis sich über neue Ergebnisse austauschen, kann Neues in bestehende Arbeitsabläufe einfliessen. (Bild: Marco Walser, WSL)

und Naturschutzverwaltungen, Forstkreisen, Bildungsinstitutionen und Ingenieurbüros der Schweiz über das Interesse an einer derartigen Massnahme des landesweiten Wissenstransfers statt. Ziel dieser Umfrage war auch, herauszufinden, ob eine mittelfristige Weiterführung dieser Massnahme sinnvoll sei. Die überwiegende Anzahl der 80 Antwortenden befürwortete die Pilotmassnahme und wünscht sich eine Weiterführung, weil sie sich von der Aufbereitung regionalen Wissens für nationale Zwecke einen Mehrwert für ihre tägliche Arbeit verspricht. Dies einerseits, weil regionales Wissen national in Wert gesetzt wird, anderseits aber auch, weil dieses auf dem Portal in einem internationalen Kontext steht und problemlos auch ausländische Beiträge zu interessierenden Themen recherchiert werden können. Forstleute aus der Romandie und der italienischsprachigen Schweiz begrüssten diese Massnahme grundsätzlich ebenfalls und wünschten sich derartige praxisrelevante Beiträge auch in ihren Sprachen. Es ist anzunehmen, dass es zu einer mehrjährigen Weiterführung dieser Massnahme und damit zur Verstärkung des landesweiten Bündner Wald 5/2010 79


Über Totholz im Wald gibt es immer mehr aktuelle Informationen. Auf www.waldwissen.net gibt es dazu extra ein Dossier unter (Bild: Reinhard Lässig, WSL)

Wissenstransfers kommen wird, und dies auf Deutsch, Französisch und Italienisch. Nutzerorientierte Weiterentwicklung des Portals Mehrere Umfragen und zahlreiche eingegangene Feedbacks seitens der User zeigen den Betreibern von www.waldwissen.net, dass viele Forstleute grosse Erwartungen bezüglich der Weiterentwicklung von www. waldwissen.net haben. Immer mehr Fachleute wollen mit Kolleginnen und Kollegen in anderen Regionen Erfahrungen austauschen, um auf diese Weise praktische Arbeitsprobleme schneller lösen zu können. Hinzu kommt ein genereller Trend: Ein Internet-Portal, das bei seinem Zielpublikum langfristig Erfolg haben will, muss sich viel stärker und schneller als ein Printmedium 80

nicht nur inhaltlich, sondern auch bezüglich Layout, Struktur und Technologie weiterentwickeln. Darum arbeiten die Herausgeber von www. waldwissen.net derzeit an einer Erweiterung und Modernisierung des Portals. Bis 2011 wollen sie ihren Usern ermöglichen, den stetig wachsenden Wissensschatz noch schneller zu erschliessen und den Austausch von Erkenntnissen aus Praxis und Forschung zu intensivieren. Darüber hinaus soll ein (teil-) automatisierter Empfehlungsdienst entwickelt werden, der bei Bedarf auch personalisiert werden kann. Mit einem geschützten Benutzerkonto können User dann auch eigene, nach bestimmten Themen zusammengestellte Seiten zusammenstellen, so, dass das Informationsangebot ihren konkreten Bedürfnissen entspricht. Bis etwa


2013 beabsichtigen die Betreiber eine Art Erfahrungsbörse zu entwickeln. Es ist geplant, dass auf diesem Expertenmarktplatz auch Fragen an Forschende – sowie deren Antworten darauf – sichtbar sein sollen. Ziel ist, mit einem schnelleren und wirksameren Wissenstransfer dazu beizutragen, dass die Waldbewirtschaftung optimiert und eine breite Öffentlichkeit über das allseits beliebte Thema Wald grundlegend informiert wird. Das Portal wird im Auftrag aller Betreiber durch die Eidgenössische Forschungsanstalt für Wald, Schnee und Landschaft WSL in Birmensdorf technologisch betreut. Die Weiterentwicklung wird vorwiegend aus Drittmittel finanziert.

Literatur Lässig, R., 2009 : Waldwissen.net – Die Internet-Plattform für Wald- und Umweltwissen in Mitteleuropa. In: Thees, O. und Lemm, R. (Hrsg.): Management zukunftsfähige Waldnutzung. Grundlagen, Methoden, Instrumente. Eidg. Forschungsanstalt WSL ; Zürich, vdf Hochschulverlag: 589 – 612.

Dr. Reinhard Lässig Eidg. Forschungsanstalt WSL Chefredaktor waldwissen.net Zürcherstr. 111, CH - 8903 Birmensdorf

reinhard.laessig@wsl.ch

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Bündner Wald 5/2010 81


Information für Freiwillige mit Bergwaldprojekt und Weisstanne

Abbildung 1: Bau des Hordengatters in Frigga (Felsberg). (Bild: Bergwaldprojekt)

Ein Mechaniker von Daimler aus Deutschland sowie zwei Betagten-Betreuerinnen aus Huttwil/Luzern pflanzen im Schutzwald von Felsberg in einem grossen Zaun aus Fichtenlatten mit grossem Fleiss und Sorgfalt eine Weisstanne nach der anderen. Wie ist es zu dieser wohl etwas ungewöhnlichen Situation gekommen? Die speziellen «Waldarbeiter» sind Freiwillige der Stiftung Bergwaldprojekt. Durch ihren Einsatz leisten sie nicht nur tatkräftige Hilfe im Berggebiet, sondern lernen auch den Lebensraum Bergwald sowie seine Chancen und Probleme aus der Nähe kennen. Die Arbeit zur Förderung der Weisstanne machen die Freiwilligen im Rahmen des «Aktionsprogramms Weisstanne» des Kantons Graubünden. Dieses lässt sich nämlich mit dem Stiftungszweck des Bergwaldprojektes sehr gut verbinden. Dies ist der 82

Grund, dass das Bergwaldprojekt in den Jahren 2008, 2009 und 2010 mit freiwilligen Erwachsenen, mit Schulklassen und mit Firmen in den Gemeinden Chur, Felsberg, Flims, Langwies, Maienfeld, Tamins und Trin in enger Zusammenarbeit mit dem jeweiligen Forstdienst zahlreiche Zäune und Einzelschütze erstellt und darin bereits angewachsene Weisstannen geschützt oder neue gepflanzt hat. In Felsberg beispielsweise (vgl. Abbildungen) hat das Bergwaldprojekt im Jahr 2008 in Tschengels einen Hordengatterzaun mit einem Umfang von 120 Metern aufgestellt und mit Weisstannen bepflanzt. Im Jahr 2009 wurde ein weiterer Hordengatterzaun mit einem Umfang von 120 Metern in Frigga errichtet und mit Weisstannen bepflanzt. Im Jahr 2010 wurde im Unter Berg ein Hordengatterzaun mit einem Umfang


von 80 Metern aufgestellt und ebenfalls mit Weisstannen bepflanzt. In diese drei Zäune wurden total rund 150, im Forstgarten Rodels aufgezogene und an den Standort angepasste Weisstannen gepflanzt. Der Zaunbau war bei den Freiwilligen eine sehr beliebte Arbeit. Besonders durch das Hordengattersystem konnten in kurzer Zeit einige Meter Zaun aufgestellt werden und der rasche Arbeitsfortschritt war für viele sehr befriedigend. Auch beim Pflanzen der Weisstannen waren die Teilnehmenden sehr motiviert an der Arbeit: liebevoll wurden die «besten» Pflanzplätze ausgesucht, ein genügend grosses Loch gegraben und die Bäumchen sorgfältig gepflanzt. Ein wichtiges Anliegen des «Aktionsprogramms Weisstanne» ist die Sensibilisierung der Öffentlichkeit. Die Wichtigkeit und Unentbehrlichkeit der Weisstanne im Ge-

Abbildung 2: Hordengatterzaun im Unter Berg (Felsberg) (Bild: Bergwaldprojekt)

birgs- und Schutzwald soll erkannt werden. Weiter soll das Verständnis für besondere Massnahmen zum Schutz dieser Baumart und die Notwendigkeit von Bestandesregulierungen beim Schalenwild gefördert werden. Dadurch, dass das Bergwaldprojekt die Arbeiten im Auftrag des Forstdienstes

Abbildung 3: Bepflanzung des Hordengatters Frigga mit Weisstannen. (Bild: Bergwaldprojekt)

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ausführt, wird diesem Anliegen Rechnung getragen. Das Bergwaldprojekt findet aber mit dem «Aktionsprogramm Weisstanne» auch eine praktische und sinnvolle Arbeit, welche die komplexe Problematik des Ökosystems des Bergwaldes und seine Auswirkung auf die Gesellschaft anschaulich aufzeigt. In der Öffentlichkeitsarbeit des Bergwaldprojektes ist die Weisstanne im heurigen internationalen Jahr der Biodiversität zudem ein gutes Beispiel für die Bedeutung einer einzelnen Baumart im ökologischen Gefüge. Die Arbeit zur Förderung der Weisstanne prägt die Teilnehmenden des Bergwald-

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projekts. Nicht wenige kehren ein oder mehrere Jahre nach einem Einsatz beim Bergwaldprojekt an den Arbeitsort zurück um zu schauen, wie es «ihren Bäumchen» geht. Quellen: Aktionsprogramm Weisstanne. Eine Kampagne zur Förderung der Weisstannenverjüngung. Amt für Wald, Amt für Jagd und Fischerei, Graubünden, 2008. www.weisstanne.gr.ch n Die Stiftung Bergwaldprojekt mit Sitz in Trin/GR hat den gemeinnützigen Zweck, die Erhaltung, Pflege und den Schutz des Waldes und der Kulturlandschaft im Berggebiet zu fördern, insbesondere durch Pflege- und Sanierungsarbeiten in Arbeitseinsätzen und durch die Förderung des Verständnisses der Öffentlichkeit für die Belange des Waldes. n Thema Biodiversität. Die Weisstanne: gefährdete Gigantin. Specht, Nr. 2010/3, Publikationsorgan der Stiftung Bergwaldprojekt. Erhältlich unter info@ bergwaldprojekt.org

Moni Hug, Forstingenieurin Stiftung Bergwaldprojekt Via Principala 49, CH - 7014 Trin monihug@bluewin.ch

Martin Kreiliger, Forstingenieur Stiftung Bergwaldprojekt Via Principala 49, CH - 7014 Trin mkreiliger@bergwaldprojekt.org


Chancen der Waldpädagogik als nachhaltige Waldinformation Aufgrund seiner Multifunktionalität steht der Wald im Mittelpunkt einer Vielzahl von Interessen. Von Haus aus bietet der Wald Lebensraum und Nahrung für ein breites Spektrum von Lebewesen, gleichzeitig aber auch mechanischen Schutz vor Erosion, Wind, Hochwasser und Lawinen. Er gleicht Klimaextreme aus, filtert Luft und Wasser, speichert Bodenwasser und produziert durch seine immense photosynthetische Leistung grosse Mengen an Biomasse und Sauerstoff. Dem Menschen dient er als Bauund Brennholzlieferant und auch als Erholungsraum. Es wundert daher nicht, dass der Begriff der Nachhaltigkeit einst von Forstleuten in direktem Bezug zum Wald geprägt wurde. Nachhaltigkeit im Umgang mit natürlichen Ressourcen ermöglicht vor allem bezüglich des Waldes und des nachwachsenden Rohstoffes Holz einen dauerhaften Ausgleich von Nutz-, Schutz- und Erholungsfunktion. Ein grundlegender Gedanke bei waldpädagogischen Aktivitäten ist daher (auch) das Grundprinzip des Nutzens im Einklang mit der Natur praxisnah zu erläutern und aufzuzeigen. Die Verknüpfung von Wissen, Erlebnis und Erkenntnis ist der richtige Weg, diesen Grundgedanken und die Bedeutung des Waldes in seiner Multifunktionalität innerhalb einer waldpädagogischen Aktivität nachhaltig zu vermitteln. Begrifflichkeit Umweltbildung wird als Sammelbegriff verwendet. Sie stellt auf allen Stufen des Bildungssystems das Basiswissen in Sachen Ressourcenmanagement sicher. Sie fördert die Entwicklung von Verständnis und Haltung sowie Klärung von Werten. Ziel ist die Kompetenz zu erlangen, die individuelle und gesellschaftliche Lebensweise unter Respektierung der natürlichen Lebens-

grundlagen zu entwickeln ( BAFU 2008 ). Die Waldpädagogik reiht sich dort ein – die Kompetenz wird im und mit dem Wald als Beispiel erlangt. Sie umfasst die langfristigen, ganzheitlichen und gemeinwohl-orientierten Aspekte der Nachhaltigkeit. Und dies in politischer, wirtschaftlicher und kultureller Dimension, sowie auf lokaler, regionaler und globaler Ebene ( BDF ). Die Geschichte der Waldpädagogik wurde bislang noch nicht geschrieben. Begreift man sie als waldbezogene Bildung für Nachhaltigkeit, so erschliessen sich uns die Ursprünge des «Denkens in Generationen am Beispiel Wald» bereits aus der Zeit der alten Römer. Und sie geht weiter – heutzutage erlebt sie Höhepunkte – in vielerlei Form. Waldpädagogik ist «in» – es «kommt gut an», wenn man sich in diesem Metier bewegt und engagiert. Und das ist auch gut so. Die Chancen der Waldpädagogik sind bestechend Nicht nur im Hinblick auf den bevorstehenden oder schon agierenden Klimawandel, muss die Bedeutung des Waldes und seine Funktionen vermehrt in die Köpfe vor allem der jungen Generation gelangen. Bei einer Veranstaltung im Wald kann ein neues Bewusstsein zu umweltbezogenen Themengebieten hergestellt werden, sowie – was entscheidend ist – ein persönlicher Bezug und Aktionsanreiz geschaffen werden, eine emotionale Bindung kann entscheidend sein. Auch die pädagogische Bedeutung eines Sich-Kennenlernens im möglichst lokalen Umfeld, darf im Rahmen von Umweltbildungsaktivitäten sicher nicht unterschätzt werden! Waldpädagogische Veranstaltungen (Methoden und Herangehensweisen gibt es unzählige, hier sollen keine bewertet werden) Bündner Wald 2/2010 85


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(Bild: Roman Wieser)  Bild 4: Wildbeobachtung mit dem Jagdaufseher. (Bild: Sandro Krättli)

Bild 2: Spielen mit Naturgegenständen – Schwemmholz als Schaukel. (Bild: Sandro Krättli)  Bild 3: Jugendlicher beim planzen einer Weisstanne

und lernen so, die Naturgüter nachhaltig zu nutzen. (Bild: Sandro Krättli)

BIld 1: Jugendliche führen selbstständig anstrengende Waldarbeiten durch

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gibt es für jede Altersstufe. Bei Kindern erhöht sich die Chance, dass ein wohl beinahe unaufhaltsamer Tunnelblick, welcher ggf. mit steigendem Alter zunehmen kann, nicht vorhanden ist und sie einen Bezug zum Wald und seine Funktionen ganz natürlich und ungezwungen bilden können. Die Gewinnaussichten der Waldpädagogik sind kaum von der Hand zu weisen. Neben sozialen und «pädagogisch wertvollen» Kernkompetenzen, wie z. B. Teamgeist, Sozialkompetenz, Selbstbewusstsein und Zivilcourage, ist die Wissensvermittlung für die Belange des Waldes der zentrale Kern in einer waldpädagogischen Aktivität. Ein Kennenlernen und Verstehen von komplexen biologischen und technischen Zusammenhängen, die Neugierde, die geweckt sowie die Bewegung, die gefördert wird, die Sinne, die geschärft werden, ein «back to the roots», die Nähe zur Natur (wieder) herzustellen mit dem positiven Nebeneffekt der Erkenntnis, dass das eigene Tun und Handeln nicht nur innerhalb des direkten Umfelds Konsequenzen haben kann – all das sind Elemente, die in der Waldpädagogik vermittelt und geweckt werden. Der Markt hat diese Elemente entdeckt und wie beschrieben, ist es «in», etwas in diese Richtung (mit all seinen Facetten) zu unternehmen oder zumindest solche Veranstaltungen gutzuheissen. Dennoch gibt es eher weniger kontinuierliche, dauerhafte Veranstaltungen. Viele Aktivitäten sind vom Engagement einer einzelnen Person abhängig. Ein einmaliger Kontakt zu bzw. einer Schulklasse ist sicherlich besser als keiner, – aber um nachhaltig etwas bei den Teilnehmern zu bewirken, muss eine

Ein Schüler bearbeitet seinen Wurststecken. (Bild: Sandro Krättli)

Kontinuität geschaffen werden. Darin sehe ich die grosse Chance des Forstdienstes! Die Nachhaltigkeit im Sinne der «Bildung für Nachhaltige Entwicklung» wird konkretisiert, wenn der Forst in Zusammenarbeit mit den Schulen Projekte entwickelt, die das Thema «Wald » in den Alltag eines jeden Schülers innerhalb seiner Schullaufbahn «einpflanzen». Dann kann ein Automatismus entstehen, der das Thema «Wald », die Bedeutung, die Funktionen und Notwendigkeit eines funktionierenden Ökosystems nicht nur in die Münder der Politiker legt, sondern auch in das Handeln eines jeden Bürgers – wenn das Kind abends beim «Znacht» den Eltern erzählt, warum oberhalb ihres Hauses ein Holzschlag stattgefunden hat.

Ines Bühler, techn. Sachbearbeiterin Amt für Wald Graubünden CH - 7220 Schiers ines.buehler@afw.gr.ch

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AUFRUF Bilder zur Bündner Forstgeschichte gesucht

Holzergruppe beim Mittagessen im Holzschlag, Maladers ca. 1935. (Bild: unbekannt)

Helfen Sie uns die Geschichte über den Bündner Wald und die Landschaft in Graubünden mit historischen Bildern zu dokumentieren! Mit der heutigen Überflutung von Bildern durch die digitale Fotografie wird man des Holznutzungen nach einem Waldbrand im Val Grono 1965. In der Bildmitte sind die Sättel der Valtleina-Seilbahn zu erkennen. (Bild: unbekannt)

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Fotografierens beinahe überdrüssig. Es bedarf einer genauen und selektiven Auswahl, welche Bilder man für die «Nachwelt» aufbewahren will. Schaut man zurück, fällt auf, dass in der ersten Hälfte des letzten Jahrhunderts nur sehr wenig fotografiert wurde. Es war nicht jedermann oder jeder Familie vergönnt einen Fotoapparat zu besitzen. Die Anschaffung eines Apparates, der Filme und die Entwicklung der Bilder passten nicht in jedes Haushaltbudget. So wurden Fotografien von Fotografen, von wohlhabenden Persönlichkeiten und von gut ausgebildeten Berufsleuten gemacht. Die aufzunehmenden Objekte wurden sorgfältig ausgewählt. Sie stellen für die heutige Zeit einen enormen informativen Wert dar. Meist sind aus heutiger Sicht nicht die Sujets – die der Fotograf seinerzeit in der Aufnahme festhielt – von zentraler Bedeutung, sondern vielmehr ist es das «Darum herum», was uns heute wichtige Informationen zu Kultur und Landschaft liefert. Mit diesen fotografischen Zeitzeugen können wir uns in die vergangene Zeit zurückversetzen und Vergleiche zur Gegenwart ziehen. Einige unserer Berufskollegen konnten während ihrer Tätigkeit als Kreis- oder Revierförster viele interessante Aufnahmen im und über den Wald machen. Besonders wertvol-


Sägerei, Alpenforstgarten und Imprägnieranstalt

Forstpflanzen-Nachzucht für die Aufforstung

Willi, Chur, anlässlich einer Ausstellung über Wald

Nolla in Tschappina. (Bild: unbekannt,1913)

und Holzprodukte. Im Hintergrund die Consumbäckerei Chur. Heute steht an diesem Ort das Quaderschulhaus und im Gebäude der früheren Consumbäckerei befinden sich zurzeit die Räumlichkeiten des Amts für Wald Graubünden, des Amts für Jagd und Fischerei sowie die Denkmalpflege. (Bild: Reinhardt, Chur)

le und interessante Fotos sind solche, die Mitarbeiter während ihrer Tätigkeiten im Wald (Holzerei, Holzriesen, Kuppierungen etc.), auf der Säge, beim Holztransport mit Pferd oder Seil oder bei anderen Arbeiten um, mit und im Wald (Nebennutzungen wie Streusammeln usw.) machten. Sehr interessant sind auch alte Landschaftsaufnahmen, anhand derer die Siedlungs- oder Waldentwicklung (Kahlschläge, Waldbrände, Waldweide etc.) verfolgt werden kann. Aufruf Das Amt für Wald Graubünden verwaltet ein umfangreiches Fotoarchiv mit vielen historischen Aufnahmen, die ein vielfältiges Bild über die Waldarbeit in den ersten Jahrzehnten des letzten Jahrhunderts wiedergeben. Die Aufnahmen stammen grösstenteils von Fotografen, die im Auftrage des früheren Forstinspektorates die Tätigkeiten dokumentierten. Eine solche Sammlung ist nie abgeschlossen und lebt dauernd weiter.

Deshalb werden laufend neue «alte» Fotografien zu diesen Themen gesucht. Aus den oben erwähnten Gründen will das Amt für Wald diese Sammlung erweitern und wendet sich deshalb direkt an Sie, liebe Leser. Sicher gibt es in einigen privaten Fotoalben noch schöne Bilder, die von der Waldarbeit stammen und die forstgeschichtlich für unser Archiv von Interesse wären. Um die einmaligen Bilddokumente vor dem Vergessen oder vielleicht sogar vor einer Vernichtung zu retten, möchte ich Sie anfragen, ob Sie uns die Bilder leihweise zur Verfügung oder sogar frei überlassen könnten. Ihre Bilder werden wir digitalisieren und sie in unser Bildarchiv übernehmen. Sie ermöglichen uns ein Stück Bündner Forst- und Kulturgeschichte festzuhalten und diese an kommende Generationen weiterzugeben. Besten Dank!

Jürg Hassler, Förster Amt für Wald Graubünden Loëstrasse 14, CH - 7000 Chur juerg.hassler@afw.gr.ch

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Comic Theo & Heinz

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Protokoll der 6. GV Graubünden Wald vom 6. Juni 2010 in Scuol Traktandenliste 1. Eröffnung durch den Präsidenten 2. Wahl der Stimmenzähler 3. Protokoll der GV vom 5. Juni 2009 in Trimmis 4. Jahresbericht des Vorstandes und Kommissionsberichte 5. Jahresrechnung 2009 und Revisoren- bericht 6. Budget 2011 und Festsetzung der Mitgliederbeiträge 7. Wahlen 8. Tagungsort 2011 9. Ernennung von Ehren- und Freimitgliedern 10. Anträge 11. Tätigkeitsprogramm 2008 und Mitteilungen 12. Varia

Caviezel, sowie Renata Nyfeler und Gian Cla Feuerstein vom Amt für Wald Region Südbünden mit ihren zahlreichen Helfern. Bei der Gemeinde Scuol bedankt sich der Präsident für den im Anschluss an die Versammlung offerierten Apéro und für das gewährte Gastrecht. Ein herzliches Dankeschön geht auch an die Verfasser von Beiträgen in der diesjährigen Versammlungsnummer. Der Präsident begrüsst die anwesenden Vereinsmitglieder beim Namen und stellt sie kurz vor. Die Abwicklung der Geschäfte wird gemäss Traktandenliste vorgenommen, welche termingerecht und statutengemäss im «Bündner Wald» 2/2010 publiziert worden war. Traktandum 10 «Anträge» entfällt, da keine Anträge eingegangen sind. Die Generalversammlung ist beschlussfähig.

1. Eröffnung durch den Präsidenten Präsident Beat Philipp eröffnet die 6. Generalversammlung von Graubünden Wald in Scuol und heisst rund 50 Vereinsmitglieder willkommen. Einen speziellen Gruss richtet er an die Ehrengäste Jon Domenic Parolini, Grossrat und Gemeindepräsident von Scuol, Walter Bernegger, Bürgerpräsident von Scuol, Armon Parolini, Jägersektion Lischana, Gian Cla Feuerstein, Regionalleiter AfW Region Südbünden, Regula Bollier-Bettler, Engadin Scuol Tourismus AG, Jörg Kindschi, Kreispräsident Suot Tasna und unser Ehrenmitglied Peder Spinatsch. Entschuldigt haben sich einige Mitglieder, unter anderem Regierungsrat Stephan Engler, Kantonsförster Reto Hefti, Graubünden Holz-Präsident Markus Fischer, SELVA-Präsident Andrea Florin, Präsident des Liechtensteiner Forstvereins Peter Jäger, und Obmann des Vorarlberger Waldvereins Hubert Malin. Ein besonderer Dank für die Organisation dieser Tagung geht an Revierförster Reto

2. Wahl der Stimmenzähler Marcel Lerch wird einstimmig als Stimmenzähler gewählt. 3. Protokoll der GV vom 5. Juni 2009 in Trimmis Das Protokoll wurde im «Bündner Wald» 6/2009 und auf der Homepage von Graubünden Wald ( www.graubuendenwald.ch) publiziert. Es wird – unter Verdankung an den Protokollführer Arno Kirchen – einstimmig genehmigt. 4. Jahresbericht des Vorstandes und Kommissionsberichte Der Jahresbericht 2009 wurde im «Bündner Wald» 2/2010 veröffentlicht. Schwerpunkte waren die Info-Veranstaltung im Sägewerk Mayr-Melnhof Swisstimber, der Skipostenlauf in La Punt, die Generalversammlung 2009 in Trimmis, die Konstituierung und Aktivierung der Forstpersonalkommission, die Vereinsexkursion im Bündner Wald 5/2010 91


Diemtigtal sowie die Verleihung des Alpinen Schutzwaldpreises 2009 in Bad Tölz. Der Verein zählt zurzeit 653 Mitglieder. Seit der letzten Generalversammlung konnten folgende Neumitglieder aufgenommen werden: Martin Arpagaus, Ernst Brupbacher, Meinrad Candinas, Marco Casanova, Iris Castelberg, Linard Caviezel, Barbara Huber Untersander, Peter Kobler, Martin Kreiliger, Gian Claudio Leeger, Pascal Murbach, Gisep Rainolter, Bruno Schmid, Erika Walser, Hanspeter Weber, Lorenzo Zanetti sowie das Kollektivmitglied Bergwaldprojekt Trin. Leider waren im letzten Jahr auch sechs Todesfälle zu beklagen. Es sind dies: Werner Baltensweiler, Hombrechtikon, Gion Beer, Sedrun, Peter Camenisch, Luven, Adrian Grämiger, Pany, Giacomo Gregori Nicolay, Bravuogn, Anselmo Tuena, La Prese. Die Versammlung erhebt sich zum Andenken an die Verstorbenen. Die Redaktionskommission «Bündner Wald» traf sich 2009 zu einer Sitzung. Es laufen Gespräche, um in Zukunft eine einzige Zeitung für die ganze Holzkette aus Graubünden herauszubringen. Unser Präsident bedankt sich beim Redaktorenteam von «Bündner Wald» für die vorzügliche Arbeit. Urs Küng orientiert über die Tätigkeiten 2009 der Ausbildungskommission. Diese traf sich 2009 zu zwei Sitzungen. Die Kursangebote des AfW GR und der SELVA wurden von 421 Kursteilnehmern genutzt. 2009 haben 30 Forstwartlehrlinge die Lehrabschlussprüfung erfolgreich bestanden. 34 Lehrlinge sind 2009 in die Forstwartausbildung gestartet. Insgesamt stehen zurzeit 91 Forstwartlehrlinge in Ausbildung. Eine Kandidatin und elf Kandidaten haben die Försterschule erfolgreich abgeschlossen. Schwerpunkt der Ausbildungskommission war die Ausarbeitung der Vereinbarung betreffend die Organisation der Arbeitswelt 92

Wald Graubünden (OdA Wald GR ). Damit soll die forstliche Ausbildung breiter abgestützt werden. Marcel Lerch informiert die Versammlung über die Aktivitäten der Holzhauereikommission. 2009 war ein ruhiges Jahr in Graubünden. Arno Illien, Marcel Lerch und Orlando Lerch stellten sich den nationalen Ausscheidungswettkämpfen für die Teilnahme an der WM in Zagreb. Orlando Lerch konnte sich qualifizieren. Am 25. und 26. Juni findet die nächste Holzhauereimeisterschaft in Sedrun statt. Als neuer Präsident der Holzhauereikommission und Nachfolger von Andy Weber wird Marcel Lerch einstimmig gewählt. Daniel Buchli informiert als Vorsitzender der Forstpersonalkommisson über die Tätigkeiten 2009. Die Forstpersonalkommission hat GR Wald an der DV des VSF mit vier Mitgliedern vertreten. Daniel Bürgi informiert über die Tätigkeiten des VSF. Zurzeit läuft die Umsetzung des Bildungsfonds OdA Wald. Das primäre Ziel von 1,5 Mio. wurde auf 1,2 Mio. Franken heruntergeschraubt. Dieses Ziel wurde 2009 bereits fast erreicht. Es ist vorgesehen, dass sich alle Kantone an diesen Bildungsfonds anschliessen werden. 2011 findet in London die nächste Berufsolympiade (Worldskill) statt. Bei dieser Gelegenheit sollte der Forstwartberuf seine Künste bei einer Demo-Aktion vorführen. Die Schweiz interessiert sich für eine Teilnahme. Der Jahresbericht von Graubünden Wald wird einstimmig gutgeheissen. Der Präsident Beat Philipp bedankt sich bei den Berichterstattern und den Kommissionsmitgliedern, bei seinen Vorstandskollegen und bei allen, die in irgendeiner Form zum Wohle unseres Vereins beigetragen haben. Ein spezieller Dank geht an Kantonsförster Reto Hefti, Regierungsrat Stefan Engler, die Organisatoren der GV 2009 in Trimmis,


die Organisatoren des Skipostenlaufes in La Punt, Ralf Fluor mit seinen Försterkollegen und den Helfern vom AfW Region Südbünden. 5. Jahresrechnung 2009 und Revisorenbericht Andreas Kessler erläutert die Rechnung 2009, welche bereits in der Versammlungsnummer 2/2010 im «Bündner Wald» publiziert worden war. Sie schliesst mit einem Ausgabenüberschuss von Fr. 2968.40. Neu beträgt das Vermögen am 31.12.09 Fr. 99 147.55. Die Revisoren Christoph Schaffer und Peter Janutin haben am 18. Februar 2010 in Davos die Buchführung geprüft. Der Revisor Christoph Schaffer verliest den Revisorenbericht. Der Revisor empfiehlt der Versammlung, die Rechnung zu genehmigen und dem Kassier sowie dem Vorstand Decharge zu erteilen. Die Versammlung stimmt einstimmig zu. 6. Budget 2011 und Festsetzung der Mitgliederbeiträge Kassier Andreas Kessler erläutert das Budget 2011. Das Budget 2011 rechnet bei Einnahmen von Fr. 30 080.– und Ausgaben von Fr. 38 775.– mit einem Ausgabenüberschuss von Fr. 8695.– Der Vorstand macht den Vorschlag, die Mitgliederbeiträge für Einzelmitglieder auf Fr. 60.– und für Kollektivmitglieder auf Fr. 80.– zu belassen. Diskussionslos wird das Budget 2011, wie es im «Bündner Wald» 2/2010 publiziert wurde, und die Belassung der Mitgliederbeiträge einstimmig genehmigt. 7. Wahlen Die Vorstandsmitglieder Andreas Kessler, Daniel Bürgi und Hanspeter Conrad treten vom Vorstand ab.

Beat Philipp, Präsident, Sep Cathomas, Mirco Beti und Arno Kirchen stellen sich für eine weitere Amtsperiode zur Verfügung. Als neue Vorstandsmitglieder werden vom aktuellen Vorstand folgende Mitglieder vorgeschlagen: Stephan Becker, Haldenstein, Renaldo Lutz, Disentis, und Hanspeter Weber, Mels. Aus der Versammlung werden keine weiteren Vorschläge gemacht. Als Rechnungsrevisoren stellen sich Peter Janutin und Christoph Schaffer sowie Jakob Mani als Stellvertreter für eine weitere Amtsperiode zur Verfügung. Beat Philipp wird als Präsident einstimmig mit Applaus gewählt. Sep Cathomas, Mirko Beti, Arno Kirchen, Stephan Becker, Renaldo Lutz und Hanspeter Weber werden in globo als Vorstandsmitglieder einstimmig gewählt. Die Rechnungsrevisoren Peter Janutin und Christoph Schaffer sowie der Stellvertreter Jakob Mani werden einstimmig gewählt. 8. Tagungsort 2011 Der Vorschlag, die eintägige GV 2011 in Maienfeld abzuhalten, wird von der GV einstimmig angenommen. 9. Ernennung von Ehren-Freimitgliedern Lorenz Koch, a. Revierförster, Domat/Ems, Peter Stoos, Forstingenieur, Hedingen SH und Ueli Vetsch, a. Revierförster, Lenzerheide, werden einstimmig zu Freimitgliedern ernannt. 10. Anträge Es sind keine Anträge eingegangen. 11. Tätigkeitsprogramm 2010 und Mitteilungen Die Verleihung des Schutzwaldpreises 2009 hat am 29. Januar 2010 in Bad Tölz stattgefunden. Am 20. Februar 2010 fand der Skipostenlauf in Chur, Brambüesch, statt. Bündner Wald 5/2010 93


Die ARGE-Tagung «Schutzwald (k)ein Thema» fand am 27./28. Mai in Meran statt. Die Holzereimeisterschaften finden am 25./26. Juni in Sedrun statt. Die DV des VSF wird am 24. September 2010 im Kanton Thurgau abgehalten. Das Symposium «Naturdynamik: Zurück zur Natur» wird am 1. Oktober im Val Müstair stattfinden. An der Olma findet vom 7. – 17. Oktober eine Sonderschau «Unser Wald. Nutzen für alle» statt. Die Vorständesitzung der ARGE Forstvereine wird am 15. Oktober in Chur abgehalten. Mitteilungen: Die Ausschreibung für den Alpinen Schutzwaldpreis 2010 wird von GR Wald organisiert. Die Verleihung findet am 21.  Januar 2011 in Chur statt. Graubünden Wald hat mit dem Amt für Wald Graubünden eine Leistungsvereinbarung abgeschlossen. Graubünden Wald erfüllt im Interesse des Kantons unter anderem Aufgaben im Bereich der Berufsbildung, der Berufswerbung und unterhält interkantonale und internationale Kontakte. Zudem wurde eine Fachgruppe Schutzwaldpflegepraxis im Rahmen der Leistungsvereinbarung gegründet. Für diese teilweise auch neuen Aufgaben erhält Graubünden Wald

jährlich eine Entschädigung von Fr.15 000.–. Das Budget 2011 wird dadurch um ca. Fr. 4000.– entlastet. Der Vorstand von Graubünden Wald hat neue Caps mit dem Logo von Graubünden Wald anfertigen lassen. Diese werden für Fr. 25.– abgegeben. News von Graubünden Wald bzw. «Bündner Wald» sind auf den Homepages von www.graubuendenwald.ch bzw. www.buendnerwald.ch abrufbar. 12. Varia P. Spinatsch macht den Vorschlag, die übernächste Generalversammlung in der Surselva abzuhalten, um unter anderem auch die Erfolge der Wiederaufforstungsprojekte nach Vivian zu würdigen. Im Anschluss an die Versammlung verabschiedet unser Präsident die drei abtretenden Vorstandsmitglieder Andreas Kessler, Daniel Bürgi und Hanspeter Conrad und überreicht ihnen ein Abschiedsgeschenk. Präsident Beat Philipp bedankt sich bei den zahlreich erschienenen Versammlungsteilnehmern und schliesst die 6. GV des Vereins Graubünden Wald um 16.40 Uhr Ramosch, 12. Juni 2010, Arno Kirchen

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Vorschau Impressum Vorschau Bündner Wald Dezember 2010 Waldfrauen Vor langer Zeit unterschied man zwischen Jägern und Sammlern oder eher wohl Sammlerinnen. Heute geht die Frau im Wald auch ganz anderen Beschäftigungen nach. Teils sind es dieselben, welchen auch das männliche Geschlecht nachgeht. Der Wald bietet der Frau sowohl beruflich wie auch in der Freizeit einen interessanten (Spiel-) Raum und verschiedene Perspektiven. Sei dies beim Sport, in der Politik oder im Holzschlag – überall haben heute die Frauen ihren Standort im Wald gefunden. Ob sie den Wald auch ins gleiche Licht rücken wie die Männer, das lässt sich vielleicht aus einigen Berichten des nächsten «Bündner Wald» zumindest teilweise ableiten.

Herausgegeben von Graubünden Wald, Amt für Wald Graubünden und der SELVA Verleger: Südostschweiz Presse und Print AG, Südostschweiz Print, CH-7007 Chur Sekretariat: SELVA, Christophe Trüb Bahnhofplatz 1, CH-7302 Landquart, Telefon 0041 (0)81 300 22 44, buendnerwald@selva-gr.ch Redaktoren: Jörg Clavadetscher, Revier forestal da Val Müstair, CH-7535 Valchava, Telefon 0041 (0)81 858 58 21, forestal-muestair@bluewin.ch. Sandro Krättli, AfW GR, Sagastägstrasse 96, CH-7220 Schiers, Telefon 0041 (0)81 300 24 11, sandro.kraettli@afw.gr.ch Die Redaktion behält sich vor, Beiträge in nicht verlangter Form ohne Rückfrage zu ändern Druckvorstufe (Satz, Lithos, Belichtung): Südostschweiz Presse und Print AG, Südostschweiz Print, Marina Riedi Druck: Südostschweiz Presse und Print AG, Südostschweiz Print, Postfach 85, Kasernenstrasse 1, CH-7007 Chur, Telefon 0041 (0)81 255 51 11,

Vorschau auf die nächsten Nummern: Februar 2011: Internationales aus dem Wald Redaktion: Jörg Clavadetscher

Fax 0041 (0)81 255 52 89 Erscheint sechsmal jährlich. Auflage 1500 Exemplare Inserate: Südostschweiz Publicitas AG, Neudorfstrasse 17, CH-7430 Thusis, Telefon 0041 (0)81 650 00 70,

April 2011: Versammlungsnummer «Graubünden Wald» (Maienfeld) Redaktion: Sandro Krättli

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Juni 2011: Rundholzmarkt und Holzernte Redaktion: Jörg Clavadetscher August 2011: Erholungsfunktion des Waldes Redaktion: Sandro Krättli

Südostschweiz Presse, Postfach 85, Administration Kasernenstrasse 1, CH-7007 Chur, Telefon 0041 (0)81 255 50 50 www.buendnerwald.ch

Für Inseratetexte übernimmt die Redaktion keine Verantwortung, auch muss die Meinung der Beiträge nicht mit der Ansicht der Redaktoren übereinstimmen. Autoren, die zu nebenstehenden Themen

Papier: Seit dem 1.1.2008

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