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B端ndner

Wald

Jahrgang 64 | Juli 2011

Holznutzung und -vermarktung


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Inhalt

Holznutzung und -vermarktung Editorial ................................................. 4 Holzerntetechnik für das steile Gelände ........................................ 5 Bundesrätliche Worte zum UNO-Jahr des Waldes .......................... 14 Interview mit Bundesrätin Doris Leuthard ..................................... 18 Rückblick Sägewerk in Domat /Ems ....... 21 Im Engadin gewachsen, im Engadin verarbeitet ........................................... 23 Rundholzvermarktung .......................... 26 Neuste Harvestertechnik im Einsatz ...... 29 Entwicklung Fortbewegungstechnik am Beispiel «Schreitharvester» .............. 32 Mechanisierung der Waldarbeit ............ 33 Unterschiedlicher Erfolg in Bündner ForstBAR-Revieren.................. 38 Ausrüstung und Kapazität der Bündner Forstunternehmungen ............ 44 Ausrüstung und Kapazität der Bündner Forstbetriebe .................... 49 SELVA-Kurs: Baustellen- und Holzschlagsignalisation ......................... 54 Karten und Pläne für Waldanwendungen .............................. 57 Waldbrände ......................................... 61 Harzgewinnung im Jahre 1966 in bosnischen Wäldern ......................... 65

25 Spitzenleistungen von Schweizer Waldeigentümern ................ 69 Buchbesprechung « Wald und Gesellschaft »...................... 72 Die Elsbeere – die kostbare Unbekannte ...................... 73 Ersatz von Durchlässen ......................... 76 Comic Theo & Heinz ............................. 79 Forstmesse Luzern 2011 ........................ 80 « Bündner Tag » an der Forstmesse in Luzern ...................... 82 Erste Fachhochschulzertifikate «Forstmanagement» verliehen.............. 84 SUVA : Ein starker Partner des IBW Bildungszentrum Wald Maienfeld .. 86 Vorschau .............................................. 87

Titelbild : Egal ob Lire oder Euro, ob Schilling oder Franken, die Währungsparität wird beim Rundholzverkauf auch künftig ein ( preisentscheidendes? ) Thema sein. (Bild: J. Clavadetscher ) Bild Inhaltsverzeichnis: Trockene Steinhaufen, frisches Grün in den Wäldern und bunte Blumenwiesen. Es riecht wieder nach Sommer. (Bild: Lucian Ruinatscha ) Bündner Wald 3/2011 3


Editorial

Als ich den 1980 er-Jahren meine Forstwartlehre machte, staunte ich manchmal nicht schlecht, als ich erfuhr, dass wir noch etwas Holz schlagen sollten, weil ein Säger vom Veltlin Geld dafür überwiesen habe. Wie bitte ? Geld für Holz, welches noch nicht einmal geschlagen ist ? Aus heutiger Sicht scheint dieses Szenario kaum mehr denkbar. Wer weiss schon heute, welches Rundholz er für die morgige Bestellung braucht, um übermorgen liefern zu können. Dies mag etwas überspitzt klingen. Die Bestell- und Lieferfristen wurden aber in den letzten Jahren extrem verkürzt. Was gleich geblieben ist, sind die Zeiträume, in welchen der Wald « denkt » und wächst. Und mit sehr kritischem Blick auf die Euro-Kapriolen der letzten Monate könnte man fast glauben, dass die alten Zeiten der kursabhängigen Vorauszahlungen wieder kommen könnten. Von Sägereien, welche in einem Tag das gesamte Holz einschneiden, das verschiedene Bündner Gemeinden in einem Jahr schlagen, wurde in unseren Kreisen damals nicht geträumt und schon gar nicht gesprochen. Die Zäune waren manchmal eng gesteckt, und es wurde nur dann und wann darüber hinaus geschaut. Dass Holz aus unseren Wäldern in Amerika zu Häusern verbaut werden soll, schien irgendwie ( noch ) nicht ganz real zu sein. Dass das später so geschah, ist bekannt und kann unterschiedlich beurteilt werden. Gut für die europäischen Waldbesitzer war die Rundholznachfrage und teilweise vielleicht der Preis. Weniger positiv muss der Boden gewesen sein, auf welchem das Geschäft aufgebaut wurde. Vor allem der Boden, welcher die nötigen Kredite nährte. Öfter hatte ich schon den Eindruck, dass viele amerikanische Holzhäuser eben nicht wie unsere für eine halbe Ewigkeit, sondern

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nur für die nächsten 30 oder vielleicht 50 Jahre gebaut werden. Das ist aber noch lange nicht alles, was gegensätzlich läuft. Selbst wenn die grossen Frachter des Atlantiks als gutes und vergleichsweise sparsames Transportmittel gelobt werden, haftet am europäischen Holz unnötig viel Diesel, bis es in Amerika ankommt. Da kann man sich fragen, wie viel FSC überhaupt noch übrig bleibt. Gleichzeitig setzen wir hier auf andere Baustoffe wie Glas, Stahl und Beton. Der Holzbau, welcher durchaus mit Innovation und Moderne aufwarten kann, kommt eher langsam in Schwung und wird vor allem bei prestigeträchtigen Bauten nur selten in Betracht gezogen. Gleichzeitig reden wir bei jeder sich bietenden Gelegenheit von Nachhaltigkeit und CO 2-Senken und -Speicher. Ist es wirklich nachhaltig, den hochwertigen Rohstoff Holz in die Ferne zu verkaufen und an unserem Waldrand hauptsächlich mit Baustoffen zu arbeiten, welche in ihrer Herstellung ein Vielfaches der Energie verschlingen, welche gebraucht wird, um Holz zu verarbeiten ? Es soll nicht Ziel sein, die anderen Baustoffe « auszurotten ». Es gäbe jedoch ausreichend Gelegenheiten, Stahl und Beton durch Holz zu ersetzen, ohne ästhetische, finanzielle oder statische Einbussen entgegennehmen zu müssen. Wir müssten vielleicht nur wieder lernen, dass Natur natürlich sein darf und sich nicht nach menschlichen « Idealen » zu richten hat.

Jörg Clavadetscher, Redaktor Bündner Wald Ruinas, CH-7535 Valchava forestal-muestair@bluewin.ch


Holzerntetechnik für das steile Gelände 1. Herausforderungen für die Holzernte am Hang Im Schweizer Wald wachsen heute jährlich rund 10 Millionen m3 Holz nach, welche nur zu ca. 60 % genutzt werden. Aufgrund der Nachfrageentwicklung der letzten Jahre kann davon ausgegangen werden, dass sich die jährliche Nutzungsmenge in Zukunft er­ höhen wird. Grosse Holzvorräte finden sich heute vor allem in Hanglagen in den Voral­ pen und Alpen, wo aufgrund der höheren Holzerntekosten in den letzten Jahrzehnten vielerorts wenig bis gar kein Holz genutzt wurde. Tabelle 1 zeigt, dass rund zwei Drit­ tel der Waldfläche in eingeschränkt oder gar nicht befahrbaren Hanglagen liegen.

Abbildung 1 : Typisches Landschaftsbild in den Schweizer Voralpen. Die Topografie und die flächenmässige Verteilung des Waldes stellen hohe Ansprüche an eine effiziente und umweltschonende Waldbewirtschaftung. (Bild: F. Frutig, WSL)

Hangneigungsklasse

Waldfläche

befahrbar <30 %

345 000 ha

30%

Hanglagen eingeschränkt befahrbar 30–60%

400 000 ha

34%

Hanglagen nicht befahrbar > 60 %

427 000 ha

36%

Tabelle 1 : Waldfläche nach Hangneigungsklassen. (nach LFI 3, Stand 2006 )

Erschwerend für die Holzernte am Hang sind nebst den geländebedingten Schwierigkei­ ten auch die vielerorts kleinparzellierten Besitzesstrukturen. Die daraus resultieren­ den kleinflächigen Holzschläge verlangen nach einer besseren Zusammenarbeit der Waldbesitzer. Die hochmechanisierten Holz­ erntesysteme lassen sich nur dann kosten­ günstig einsetzen, wenn pro Arbeitsort eine genügend grosse Holzmenge aufgearbeitet und gerückt werden kann. Neben den ökonomischen Zielen des Wald­ eigentümers sind zunehmend besondere Standards bezüglich der Auswirkungen der Holzernte auf Boden und Bestand zu er­ füllen. Im Weiteren sind bei Arbeiten am Hang die körperliche Beanspruchung und die Unfallrisiken für die Arbeitskräfte sowie der Maschinenverschleiss höher. Das zeigt,

welch hohe Anforderungen an heutige Ar­ beitsverfahren für die Holzernte am Hang gestellt werden und wie komplex die Auf­ gabe ist, die Holzvorräte in diesen Lagen zu nutzen. 2. Stand und Entwicklung der Holzerntetechnik für das steile Gelände Im befahrbaren steilen Gelände geht es darum, den Einsatzbereich bodengestützter Erntemaschinen am Hang durch technische Massnahmen auszuweiten. Die Entwicklung zielt darauf ab, die Bearbeitungsprozesse zu mechanisieren und die Rückeprozesse kos­ tengünstiger und umweltschonender zu gestalten, um auf die vielfach teureren Seil­ systeme verzichten zu können. Der Fokus liegt vor allem darauf, die bewährte Vollern­ ter­ und Forwardertechnik auch im steilen Bündner Wald 3/2011 5


Gelände einsetzen zu können, was mithilfe von spezialisierten Rad- und Raupenfahrgestellen sowie von Schreitwerken geschieht. Voraussetzungen für einen Dauereinsatz bei über 30 % Hangneigung sind eine Vorrichtung, um die Kransäule vertikal zu stellen (sogenannt tiltbarer Kran), sowie eine nivellierbare Kabine. Hinzu kommen Traktionshilfswinden, um einen bodenschonenden Einsatz von Radmaschinen, vor allem beim Rücken, zu gewährleisten. Im nicht befahrbaren steilen Gelände geht es darum, die Bearbeitungsprozesse des Entastens und Einschneidens aus dem Hang auf die Waldstrasse zu verlagern und sie hier unter günstigeren Bedingungen mechanisiert ausführen zu können. Das wichtigste Beispiel ist die seilgestützte Bringung von Vollbäumen mit anschliessendem Entasten und Einschneiden mittels Prozessor auf der Waldstrasse. Dieses Verfahren ist schon länger bekannt, hat sich aber erst in den letzten zehn Jahren in der Schweiz durchgesetzt. Anstoss dazu gab die Aufrüstung von Windwurfholz nach dem Orkan Lothar. Bei den Rückeprozessen ist man bestrebt, die teuren Seilsysteme zu rationalisieren. Hier setzt man vor allem bei den Installationsprozessen an, um die mit hohen Fixkosten verbundene Montage und Demontage der Seilkrananlagen zu vereinfachen: – Der selbstfahrende Laufwagen erlaubt ein neigungsunabhängiges Rücken im Einseilsystem – ansonsten müsste meist aufwendig ein Dreiseilsystem installiert werden. – Schwere Raupenbagger als Träger von Mobilseilkränen müssen aufgrund ihres Eigenwichtes weniger aufwendig abgespannt werden und lassen sich daher rasch auf die nächste Linie umsetzen. Gänzlich neue revolutionierende Technik für die Holzernte im steilen Gelände gibt es 6

derzeit nicht. Es gibt jedoch eine Reihe von innovativen Entwicklungen – vorangetrieben vor allem von kleineren Forstmaschinenherstellern und Forstunternehmungen im Alpenraum – welche bestehende Systeme verbessern. Vor diesem Hintergrund werden in der Folge einige Beispiele für die befahrbaren und nicht befahrbaren Hanglagen ausgewählt und ausführlicher dargestellt: – Der Raupen- und der Schreitvollernter, der selbstfahrende Laufwagen sowie der Mobilseilkran mit aufgebautem oder separatem Prozessor sind seit mehreren Jahren in der Praxis eingeführt. – Forwarder (und Radharvester) mit Traktionshilfswinden sowie der Baggerseilkran sind neuere Entwicklungen, welche zunehmend zum Einsatz kommen. 3. Arbeitsverfahren für das befahrbare steile Gelände 3.1 Übersicht über die Einsatzschwerpunkte Die Übersicht (Abb. 2 ) zeigt die Einsatzschwerpunkte der wichtigsten Holzernteverfahren für das befahrbare steile Gelände. Die Einordnung der Verfahren in das Schema erfolgt nach Merkmalen – des Geländes, weil Hangneigung, Bodenrauigkeit und Bodentragfähigkeit seine Befahrbarkeit bestimmen, – des Bestandes, weil vor allem die Baumdimensionen relevant sind für die Bemessung der Maschinen und die Leistungsfähigkeit des Verfahrens – und der geplanten Eingriffe, weil vor allem der Holzanfall massgeblich die Kosten beeinflusst. Die grauen Felder mit der Bezeichnung der Verfahren zeigen deren Einsatzschwerpunkte und nicht die gesamten möglichen Einsatzbereiche.


Einsatzschwerpunkte von Holzernteverfahren im befahrbaren steilen Gelände mittlere bis gute Bodentragfähigkeit

Holzanfall

Baumdimensionen

Kurzholz

40 %

50%

Raupenvollernter

stark Radvollernter & Forwarder

mittel

&

Forwarder THW Radvollernter THW &

Forwarder THW

mittel

Kombi-Maschine «Highlander»

gering

schwach

Motorsäge & Bodenlaufwagen «Pully» & Prozessor

Langholz

hoch

Baumholz mittel - stark

60 %

30 - 70 %

Spezial raupenvollernter & Mobilseilkran Schreitvollernter & Seilkran

Motorsäge & Schlepper

alle Dimens.

gering

mittel

Hangneigung 30 %

hoch

Bodenrauigkeit

gering

Raupenvollernter & Schlepper Motorsäge & Schlepper

Abbildung 2 : Einsatzschwerpunkte von Holzernteverfahren im befahrbaren steilen Gelände. Die rote Umrandung bezeichnet die Beispiele für die vertiefte Betrachtung. Anmerkungen: THW = Traktionshilfswinde; Spezialraupenvollernter: z.B. Valmet X3M mit vier unabhängig aufgehängten Raupenlaufwerken. (Bild: WSL )

Abbildung 3 : Fällen und Aufarbeiten mit einem Raupenvollernter am Hang in einem Fichtenbaumholz. Die Maschine befährt dabei die von ihr selbst angelegte Reisigmatte, um den Boden zu schonen und Wurzelverletzungen zu vermeiden.

Abbildung 4 : Rücken mit einem Forwarder

(Bild: F. Frutig, WSL)

mit Traktionshilfswinde. (Bild: F. Frutig, WSL)

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3.2 Beispiel «Raupenvollernter und Radforwarder mit Traktionshilfswinde» Arbeitsablauf: Der Raupenvollernter fällt die Bäume, entastet sie, schneidet sie ein und legt die Stammabschnitte am Gassenrand ab (Abb. 3 ). Bei Rückegassenabständen von mehr als 20 m werden die Bäume aus­ serhalb der Kranreichweite von ein bis zwei Personen motormanuell zugefällt. Für das Rücken des Holzes kommt nachfolgend auf der gleichen Rückegasse ein Forwarder mit Traktionshilfswinde zum Einsatz (Abb. 4 ). Technik: Raupenvollernter können zwar in Hanglagen bis 50 % Neigung und mehr arbeiten, aber es fehlte bisher ein passen­ des bodengestütztes Rückemittel. In der Folge wurde diese Lücke geschlossen, in­ dem Forwarder (und heute vermehrt auch Radvollernter) mit einer Traktionshilfswinde ausgerüstet werden. Diese unterstützt das Fahren von Radmaschinen am Hang mit einer synchron zum Fahrantrieb laufenden Seilwinde. Zweck ist es, die Traktion des Fahrzeuges bei der Bergauffahrt und die Bremswirkung bei der Bergabfahrt zu ver­ bessern, um so den Schlupf möglichst zu minimieren und damit den Boden zu scho­ nen. Mit der Traktionshilfswinde darf die Maschine jedoch nicht am Hang «aufge­ hängt» werden, sie muss ohne Zugkraft auf der Seilwinde noch sicher am Hang stehen bleiben und nicht abrutschen. Einsatzschwerpunkt: Der Einsatzschwer­ punkt des Arbeitsverfahrens liegt im 40 % bis 50 % steilen, aber wenig rauen Gelän­ de. Die Länge der Rückegassen sollte nicht mehr als ca. 350 m betragen, was der ma­ ximalen Seillänge der Traktionshilfswinde des Forwarders entspricht. Das Verfahren schliesst eine bisher nicht mechanisierte Lücke im eingeschränkt befahrbaren Ge­ lände. Der Raupenvollernter spielt seine Stärke dort aus, wo eine hohe Standfes­ 8

Abbildung 5 : Schreitvollernter bei der Aufarbeitung am Steilhang. Die Abschnitte werden anschliessend mit einem Seilkran bergab an die Waldstrasse gerückt. (Bild: F. Frutig, WSL)

tigkeit der Maschine und grosse Hubkräfte am Kran gefordert sind, nämlich im starken Holz und im Sturmholz. Die Traktionshilfs­ winde erlaubt ein sicheres und bodenscho­ nendes Rücken mit dem Forwarder im stei­ len Gelände. Dort, wo das Verfahren am

Abbildung 6 : Selbstfahrender Laufwagen. Auffällig sind die Rillenscheiben, welche vom Motor auf dem Laufwagen angetrieben werden und um die herum das Tragseil geführt wird. Unten ist das Hubseil zum Zuziehen und Heben der Lasten erkennbar. (Bild: F. Frutig, WSL)

Steilhang als Alternative zum Rücken mit Seilkran eingesetzt werden kann, ergeben sich in der Regel günstigere Holzerntekos­ ten.


3.3 Beispiel «Schreitvollernter und Seilkran mit selbstfahrendem Laufwagen» Arbeitsablauf: Unter schwierigen Geländebedingungen am Steilhang fällt und entastet der Schreitvollernter die Bäume und schneidet sie in Abschnitte ein (Abb. 5 ). Da sich die Maschine nur langsam bewegen kann und ihre Kranreichweite auf 6 –7 m beschränkt ist, wird ein Teil der Bäume in der Regel motormanuell zugefällt. Dies verbessert die Produktivität des Schreitvollernters. Die aufgearbeiteten Abschnitte werden vom Schreitvollernter geordnet auf Haufen abgelegt, was die Lastbildung und den Zuzug erleichtert und sich damit positiv auf die Produktivität beim Seilkranrücken auswirkt. Technik: Der Schreitvollernter ist ein Vollernter auf der Basis der bekannten Schreitbagger und besitzt eine hohe Kletterfähigkeit

und Standfestigkeit am Hang. Die Maschinen können sich daher im sehr steilen und rauen Gelände sowie aufgrund des relativ geringen Gewichtes von etwa 13 Tonnen auf beschränkt tragfähigen Böden bewegen. Selbstfahrende Laufwagen bewegen sich mit eigenem Antrieb funkfernbedient auf einem Tragseil. Dadurch ist es möglich, mit einem Einseilsystem unabhängig von der Bringungsrichtung – also bergauf, bergab oder horizontal – zu rücken. Die Verwendung einer hydraulischen Spannvorrichtung mit aufgebautem Mast erleichtert das Aufstellen der Anlage sowie das Absenken des Laufwagens zum Tanken und für Wartungsund Reparaturarbeiten. Einsatzschwerpunkt: Die Stärke des Arbeitsverfahrens liegt in Hanglagen von 30 % bis 70 % Neigung mit ausgeprägter Rauheit des

Abbildung 7 : Einsatzschwerpunkte von Holzernteverfahren im nicht befahrbaren steilen Gelände. Die rote Umrandung bezeichnet die Beispiele für die vertiefte Betrachtung. (Bild: F. Frutig, WSL)

Einsatzschwerpunktevon vonHolzernteverfahren Holzernteverfahrenim Einsatzschwerpunkte imnicht nichtbefahrbaren befahrbarensteilen steilenGelände Gelände Hanglänge und Transportrichtung Holzanfall

< 600 (800) m bergauf

hoch > 1.0 m3/m‘ Linienlänge

mittel 0.5 - 1.0 m3/m‘ Linienlänge

gering < 0.5 m3/m‘ Linienlänge

> 600 (800) m bergab

Mobilseilseilkran Kombiseilgerät oder Mobilseilkran und BaggerProzessor Vollbaumverfahren

(Mehrseilsystem) Kurzholzverfahren

Seilkran mit selbstfahrendem Laufwagen

Bagger-Seilkran Vollbaumverfahren

Kurzholzverfahren

Seilkran mit DoppelLaufwagen VollbaumVerfahren (liegend)

Helikopter Kurzholz- oder Vollbaumverfahren

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Bodens (Gräben und Blocküberlagerungen) oder eingeschränkter Bodentragfähigkeit, wo erschliessungsbedingt bergab gerückt werden muss und es nicht möglich ist, Vollbäume zu rücken. Das kann der Fall sein bei grosser Steilheit, bei Steinschlaggefahr, bei grossen Risiken von Bestandesschäden und wenn Äste, Reisig und Nadeln bei nährstoffarmen Standorten im Bestand verbleiben sollen. In solchen Fällen werden die Bäume im Bestand mechanisiert aufgearbeitet und als Abschnitte bergab freihängend gerückt. Der selbstfahrende Laufwagen eignet sich besonders gut für kurze Rückedistanzen, für die Bergabbringung und für schwache bis mittelstarke Holzdimensionen. 4. Arbeitsverfahren für das nicht befahrbare steile Gelände 4.1 Übersicht über die Einsatzschwerpunkte Die Übersicht (Abb. 7 ) zeigt die Einsatzschwerpunkte der wichtigsten Holzernteverfahren für das nicht befahrbare steile Gelände. Die Einordnung der Verfahren in das Schema orientiert sich an Merkmalen des Geländes und der Erschliessung sowie an der Eingriffsstärke. Von Gelände und ErAbbildung 8 : Mobilseilkran und Prozessor auf gemeinsamem Trägerfahrzeug (Kombiseilgerät) bei der Rückung von Vollbäumen bergauf. (Bild: F. Frutig, WSL)

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Abbildung 9 : Mobilseilkran und Prozessor auf separaten Trägerfahrzeugen. (Bild: F. Frutig, WSL )

schliessung hängen massgeblich die Länge der Seillinie und die Transportrichtung und damit die Höhe der Fixkosten ab. Aus der waldbaulichen Eingriffsstärke resultiert die zu rückende Holzmenge, welche die Stückkosten massgeblich beeinflusst. Aufgrund der Tragseillängen kommen für Entfernungen bis rund 600 m ( 800 m) Mobilseilkräne, darüber hinaus Langstreckenseilanlagen (Schlittenwinden) zum Einsatz. 4.2 Beispiel «Mobilseilkran mit aufgebautem oder separatem Prozessor» Arbeitsablauf: Die Bäume werden im Bestand motormanuell gefällt, allenfalls wird ein Teil der Krone abgezopft. Dann werden die Vollbäume mit einem Mobilseilkransystem an die Waldstrasse gerückt und dort mit einem Prozessor entastet und eingeschnitten. Die aufgearbeiteten Abschnitte müssen aus Platzgründen von Zeit zu Zeit abtransportiert werden. Technik: Es gibt in technischer Hinsicht zwei verschiedene Ausprägungen dieses Arbeitsverfahrens: – Der Mobilseilkran (Mast, Antrieb, Seilwinden, Seiltrommeln, Bedienungskabine) ist zusammen mit dem an einem Hydraulikkran montierten Prozessorkopf auf einem gemeinsamen Trägerfahrzeug, meist ei-


nem drei- oder vierachsigen Lastwagen aufgebaut. Dank der Funkfernbedienung kann dieses System mit minimal zwei Personen betrieben werden. Während dem Anhängen der Lasten, dem Zuziehen zur Seillinie und dem Rücken entlang der Seillinie kann der Maschinist mit dem Prozessor das Holz der vorangegangenen Last aufarbeiten. – Der Mobilseilkran ist auf einem Anhänger oder Lastwagen aufgebaut und kann auch für die Rückung von im Bestand aufgearbeitetem Holz (freihängendes Rücken von Kurzholz) eingesetzt werden. Der Prozessor ist auf einem eigenen Trägerfahrzeug, in der Regel auf einem Radbagger, aufgebaut. Damit lässt sich der Prozessor bei Bedarf auch in anderen Arbeitsverfahren einsetzen, beispielsweise für die Aufarbeitung von Vollbäumen, welche mit dem Helikopter gerückt wurden. Die Anschaffungskosten sind bei diesem System in der Regel höher ( zwei Trägerfahrzeuge), ebenso werden zwei Maschinisten benötigt, das System ist aber flexibler im Einsatz, leistungsfähiger im Starkholz sowie weniger anfällig auf Engpässe in der Holzabfuhr. Einsatzschwerpunkt: Der Einsatzschwerpunkt liegt im mittleren bis starken Holz und bei der Bergaufrückung über Entfernungen bis ca. 600 m (maximal 800 m) zur Waldstrasse. Die Bergabrückung von Vollbäumen ist bei mässig steilem und wenig rauem Gelände zwar verfahrenstechnisch möglich, stösst aber bei Durchforstungen aufgrund der Schäden am verbleibenden Bestand rasch an Grenzen. Das Verfahren eignet sich besonders gut bei grossem Holzanfall und ist leistungsmässig, kostenmässig und auch ergonomisch den Sortiments-Seilverfahren überlegen.

4.3 Beispiel «Baggerseilkran und Prozessor» Arbeitsablauf: Nach dem Aufhieb der Seiltrasse und der Installation der Seilkrananlage werden die Bäume mit der Motorsäge seilunterstützt gefällt. Das Rücken der Vollbäume erfolgt bergauf mit dem auf der Waldstrasse oberhalb des Holzschlages positionierten Baggerseilkran. Die Vollbäume werden in der Seiltrasse abgelegt, sofern sie nicht abrutschen. In einem späteren Arbeitsschritt werden sie mit einem Prozessor auf der Waldstrasse aufgearbeitet. Technik: Der Baggerseilkran (Abb. 10 ) besteht aus einem Raupenbagger und einem am Ausleger montierten Seilkranmast mit Stützfuss und Winden. Durch das hohe Eigengewicht des Baggerseilkrans von ca. 30 Tonnen wird eine hohe Standfestigkeit erreicht, so dass die Abspannung des Mastes am Bagger selbst in der Regel genügt und keine weiteren Mastabspannungen nötig sind. Das erlaubt die Aufstellung der Anlage mit vergleichsweise geringem Zeit- und Kostenaufwand. Einsatzschwerpunkt: Der Einsatzschwerpunkt liegt bei der Bergaufrückung von Abbildung 10 : Baggerseilkran: Die Abspannung des Mastes an der Maschine selber ist gut erkennbar. Das Gelände ist nicht extrem steil, so dass die Vollbäume in der Gasse liegen bleiben und nicht abrutschen. (Bild: Herzog Forsttechnik)

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Geländeklasse Arbeitsverfahren

befahrbares steiles Gelände

nicht befahrbares steiles Gelände

Kurzholzverfahren

Kurzholzverfahren

Vollbaumverfahren

Vollbaumverfahren

Raupenvollernter und Forwarder mit Traktionshilfswinde

Schreitvollernter und Seilkran mit selbstfahrendem Laufwagen Fällen, Aufarbeiten: 2 Personen Rücken: 2 – 3 Pers.

Kombiseilgerät oder Mobilseilkran und Baggerprozessor

Baggerseilkran und Prozessor

Fällen, Rücken, Aufarbeiten: 3 Personen

Fällen, Rücken: 3 Personen Aufarbeiten: 1 Person

Fällen, Aufarbeiten: 1–2 Personen Rücken: 1 Person Einsatzbedingungen Hangneigung

30 – 60 %

30 –70 %

>60 %

>60 %

Bodenrauheit

gering

gross

unabhängig

unabhängig

Bodentragfähigkeit

gut

eingeschränkt

unabhängig

unabhängig

Holzdimensionen

mittel-stark

schwach-mittel

mittel-stark

schwach-mittel

Hanglänge

200 – 400 m

200 – 400 m

200 – 800 m

200 – 400 m

Rückerichtung

bergauf/bergab

bergauf/bergab

bergauf/bergab

bergauf/bergab

Holzanfall

hoch

gering-mittel

hoch

gering

Investitionen

Raupenvollernter 600 000 CHF Forwarder mit Traktionshilfwinde 400 000 CHF

Schreitvollernter 500 000 CHF Selbstfahrender Laufwagen 150 000 CHF

Kombiseilgerät 600 000 CHF oder Mobilseilkran 450 000 CHF Baggerprozessor 250 000 CHF

Baggerseilkran 400 000 CHF Baggerprozessor 250 000 CHF

Produktivität Bearbeitung

15 – 18 m3/MAS

10 – 15 m3/MAS

8 –12 m3/MAS

15 – 20 m3/MAS

Wirkungen

12

( MAS = Maschinenarbeitsstunde )

Produktivität Rücken

8 –14 m3/MAS

8 – 10 m3/MAS

8 –12 m3/MAS

5 – 10 m3/MAS

Kosten

40– 50 CHF/m3

70 – 80 CHF/m3

60 – 70 CHF/m3

50 – 60 CHF/m3

Besondere Risiken Bodenpfleglichkeit

Spurbildung

flächiges Befahren

Bodenschürfungen/Erosion

Bodenschürfungen/ Erosion

Besondere Risiken Bestandespfleglichkeit

Wurzelverletzungen durch Raupen

Rückeschäden

Nährstoffentzug, Rückeschäden

Nährstoffentzug, Rückeschäden

Besondere Risiken Arbeitssicherheit und Ergonomie

Umstürzen der Maschinen

Umstürzen des Schreitvollernters, Abrollen Abschnitte

Motorsägearbeit beim Fällen

Motorsägearbeit beim Fällen


n

Stärken

effizient bei grossem Holzanfall und im starken Holz, bodenschonendes Rücken

hochmechanisiertes Verfahren für Bergabbringungen, wenn Vollbaumrückung nicht möglich

flexibel bezüglich Gelände und Witterung und effizient bei grossem Holzanfall

effizient bei kleinen Holzmengen pro Seillinie, wo häufiges Umstellen der Anlage nötig

Tabelle 2 : Charakteristische Merkmale innovativer Arbeitsverfahren für das steile Gelände.

Vollbäumen auf nicht befahrbaren, kurzen Hängen von 200 bis 400 m. Das Verfahren eignet sich besonders für schwaches und mittelstarkes Holz und bei geringem Mengenanfall pro Seiltrasse und folglich häufigem Trassenwechsel. Allerdings stellt das Verfahren hohe Ansprüche an die Erschliessungsinfrastruktur, da der schwere Raupenbagger auf einem Tiefbettanhänger an den Einsatzort gebracht werden muss. 5. Zusammenfassung und Schlussfolgerungen Tabelle 2 gibt einen Überblick über die vier ausgewählten und vorangehend beschriebenen Arbeitsverfahren und erlaubt – auch wenn viele Angaben als Grössenordnungen zu betrachten sind – eine erste differenzierte Beurteilung. Die schwierigen Arbeitsbedingungen im steilen Gelände erfordern eine besondere Sorgfalt bei der Planung und Durchführung der Holzernte. Bereits die Auswahl der Verfahren bestimmt zum grössten Teil das Ergebnis bezüglich Leistung und Kosten sowie der Wirkungen auf Mensch und Umwelt. Daher ist es sehr wichtig, die Einsatzschwerpunkte der Verfahren genau zu kennen und die Wahl der Arbeitsverfahren im Einzelfall anhand der gegebenen Einsatzbedingungen zu treffen. So ist es zum Beispiel nicht zwingend, dass die seilgestützten Verfahren immer teuerer sind als die bodengestützten. Hinzu kommt, dass im Einzelfall der Bodenschutz hohe Pri-

orität geniessen kann und daher die grössere Unabhängigkeit der seilgestützten Verfahren gegenüber Gelände und Witterung hoch bewertet wird. Bei der Holzernte im steilen Gelände der Schweiz wird die Arbeit mit der Motorsäge, insbesondere für Fällarbeiten, auch in Zukunft eine wichtige Rolle spielen. Dies gilt nicht nur für das nicht befahrbare, sondern auch für das befahrbare steile Gelände, also dort, wo man gezielt geländegängige Vollernter einsetzt, um die Bearbeitungsprozesse zu mechanisieren. Auch hier muss meist ein Teil der Bäume den Vollerntern aus verschiedenen Gründen motormanuell zugefällt werden. Bemerkenswert ist aber, dass bei allen Verfahren nicht mehr mit der Motorsäge entastet wird.

Fritz Frutig Eidg. Forschungsanstalt WSL Forstliche Produktionssysteme CH-8903 Birmensdorf

Dr.Oliver Thees Eidg. Forschungsanstalt WSL Forstliche Produktionssysteme CH-8903 Birmensdorf

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Bundesrätliche Worte zum UNO-Jahr des Waldes Am 15. April dieses Jahres hielt Frau Bundesrätin Doris Leuthard in Wynau eine Ansprache zum UNO-Jahr des Waldes. Die Ansprache wird hier in ganzer Länge abgedruckt. Im Zusammenhang mit dieser Ansprache war es später für den Verein Graubünden Wald möglich, Frau Bundesrätin Doris Leuthard noch einige Fragen zum Thema Wald zu stellen. Das Interview finden Sie in einem separaten Artikel, gleich im Anschluss an die Ansprache vom 15. April 2010. Sehr geehrte Frau Regierungsrätin, sehr geehrter Herr Regierungsrat, sehr geehrter Herr Nationalrat, meine Damen und Herren! Die Kraft der Natur. Der Wert einer intakten Umwelt. Die Verpflichtungen, die wir dieser Erde gegenüber haben. All dies wurde uns in den letzten Tagen und Wochen überdeutlich vor Augen geführt. Deshalb möchte ich Sie heute – im UNO-Jahr des Waldes – hier im Forst von Wynau auffordern: Nehmen Sie unseren Wald bewusst, bewusster wahr – das helle Grün der spriessenden Zweige an einem schönen Frühlingstag, – das kühlende Moos unter den Füssen an einem warmen Sommertag, – den Moder von altem Holz im kalten Herbstregen, – die Stille an einem frühen Wintermorgen, nachdem frischer Schnee gefallen ist. Nutzen wir heute diese Gelegenheit! Denn der Wald ist mehr als nur Fakten und Statistiken, Holzlieferant und Arena für OutdoorSportarten. Die Wälder dieser Erde sind die wichtigsten Partner der Menschheit. Ohne Bäume werden wir langfristig nicht überleben. Der Basler Fotograf und Autor Heinrich Gohl hat dies in seinem Buch «Die Rede der Bäume» illustrativ dargelegt. Trotz dieser Einsicht ist der Wald heute gefährdet: 14

Frau Bundesrätin Doris Leuthard bei ihrer Ansprache anlässlich des internationalen Tag des Waldes. (Bild: BAFU )

In jeder Minute verschwinden rund um den Globus 35 Fussballfelder wertvoller Wald. Jedes Jahr werden weltweit 13 Millionen Hektar gerodet, um Möbel, Fleisch, Soja oder Palmöl herzustellen. Dies entspricht etwa der Fläche der Schweiz und Österreichs zusammen. Immerhin scheint in der Staatengemeinschaft, insbesondere nach den Weltklimagipfeln in Kopenhagen und Cancun, unbestritten, dass Waldschutz ein wichtiger Bestandteil eines künftigen globalen Klimaabkommens sein muss. Wir in der Schweiz setzen uns seit Jahren für ein umfassendes Abkommen ein. Denn wir haben es vor über 150 Jahren selber schmerzvoll gespürt: Der Wald ist mehr als gewerblich nutzbare Ressource. Raubbau führte damals zu Über-


schwemmungen, Murgängen, Steinschlag und Lawinen. Mit dem ersten Forstgesetz haben unsere Vorfahren 1876 innovativ gehandelt, die Wälder unter Schutz gestellt und die Wiederaufforstung gefördert. Vor rund 30 Jahren wurde die Luftverschmutzung als neue Bedrohung für den Wald wahrgenommen. Der Künstler Hans Erni hat dies damals mit einem aufrüttelnden Plakat deutlich gemacht. Auch heute – zum UNOJahr des Waldes – zeigt Hans Erni erneut, wie wichtig der Wald für die Menschen ist. Wir haben aus der Vergangenheit gelernt und dem Schutz des Waldes hohe Priorität eingeräumt. Wir haben erkannt, dass wir ohne den Wald um über 26 000 Tiere und Pflanzen ärmer wären. Wir haben erkannt, dass auch wir in der Schweiz uns noch stärker für die Biodiversität engagieren müssen. Wir haben auch erkannt, dass wir mehr Holz nutzen können, ohne unser «grünes Kapital» für die kommenden Generationen zu schmälern, weil wir grosse Holzvorräte haben. In jüngster Zeit ist der Wald allerdings erneut in einen Zielkonflikt von Schutz und Nutzen geraten. Die Waldeigentümer, die mit einem verdankenswert grossen Einsatz unsere Wälder pflegen, fordern eine bessere Abgeltung. – Der Bauernverband möchte den Schutz lockern, um Landwirtschaftsland zu ersetzen, das durch Überbauung verloren geht. – Im Wald soll sogar gewohnt werden. So besteht in der Stadt Bern ein Projekt für ein neues Wohnquartier für 10 000 Personen im Bremgartenwald. – Die zuständige Kommission des Ständerates will das Waldgesetz ändern und den Rodungsersatz flexibler anwenden. Tatsache ist, dass die Waldfläche insgesamt in der Schweiz deutlich zunimmt, allerdings sehr unterschiedlich; zwischen 1995 und

2007 im Alpenraum um 9,1% – eine Fläche, fast so gross wie der Kanton Schaffhausen. Im Mittelland ist die Waldfläche dagegen konstant geblieben. Ich bin mir dieses Spannungsfeldes zwischen Waldschutz, Landwirtschaft und Raumplanung sehr wohl bewusst. Wir müssen Lösungen entwickeln, die über Plakat von Hans Erni zum UNO-Jahr des Waldes 2011. (Bild: zVg von der Hans Erni-Stiftung, © by Hans Erni-Stiftung Luzern)

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einen langen Zeitraum Wirkung zeigen und den Wald als Schutz gegen Naturgefahren, als Trinkwasserlieferant und als Lebens- und Erholungsraum erhalten. Gleichzeitig ist der Holznutzung, der Landwirtschaft und der Siedlungspolitik genug Raum zu geben. Das ist nicht einfach, aber machbar. Auf nationaler Ebene müssen wir handeln beim Waldschutz, in der Raumordnungspolitik und in der Klima-, Energie- und Umweltpolitik. Holz ist ein prägender Teil der schweizerischen Bau- und Wohnkultur wie auch der Lebensqualität. Wir wollen das Potenzial des Schweizer Waldes nachhaltig ausschöpfen und die wachsende Nachfrage nach Holzprodukten stillen. Dabei dürfte die Verwertung von Energieholz zunehmen, was ganz im Sinne der Förderung von einheimischer erneuerbarer Energie ist. Wir haben daher den Aktionsplan Holz entwickelt. Mit ihm wollen wir gemeinsam mit der Wald- und Holzwirtschaft, den Kantonen und anderen Partnern neue Impulse setzen und wegweisende Projekte unterstützen, um das Holz möglichst mehrfach zu nutzen: als Baustoff, als Holzwerkstoff und am Schluss des Zyklus energetisch für die Wärme- und Stromversorgung. Im von Bund, Kantonen und Gemeinden gemeinsam erarbeiteten Raumkonzept spielt der Wald eine Rolle, indem er Bestandteil ist der unverbauten, Identität stiftenden Landschaften, etwa als Erholungsraum für die Artenvielfalt. Mit unserer Umwelt-, Energieund Klimapolitik wollen wir die Veränderungen eindämmen, die dem Wald langfristig das Atmen schwer machen. Um schädliche Veränderungen des Klimas zu verhindern, will die Schweiz den Ausstoss von Treibhausgasen um 20 % bis 2020 reduzieren. Der Wald als CO2-Speicher und -Senke spielt dabei eine wichtige Rolle zur Zielerreichung. International wollen wir anderen Ländern 16

Im Anschluss an ihre Ansprache pflanzte Frau Bundesrätin Doris Leuthard am internationalen Tag des Waldes einen Baum. (Bild: BAFU )

helfen, korrekte Methoden für den Abbau von Holz zu finden und eine nachhaltige Waldpolitik zu entwickeln – etwa mit dem REDD-Prozess, der zum Ziel hat, den CO2Ausstoss als Folge der Waldrodung und -übernutzung zu vermindern. Es ist richtig, dass die UNO das Jahr des Waldes ausgerufen hat. Aber ein Jahr reicht nicht! Die Bäume leben in Jahrhunderten, und wir handeln in der Waldpolitik – im besten Fall – auf Jahrzehnte hinaus. Wir müssen lernen, in den Zeiträumen der Bäume zu denken. Wenn wir also unsere Wälder auch den nächsten Generationen erhalten wollen, dann ist kurzfristiges Gewinnstreben fehl am Platz. Wo dies hinführt, haben wir vor über 150 Jahren selber erlebt, und wir sehen es heute dort, wo Tropenwälder abgeholzt werden. Auch


wenn wir die Folgen von solchem Handeln kaum abschätzen können, warne ich vor politischen Schnellschüssen. Den Bäumen, und damit den Menschen, bringt das gar nichts. Wer Bäume pflegen und Wälder erhalten will, braucht Geduld. Wir, ganz besonders in der Schweiz, haben dazu die Erfahrung. Wir haben das wissenschaftliche Know-how, das zum Schutz der Wälder notwendig ist. Wir haben eine Kultur entwickelt, in der Waldschützer und Waldnutzer gemeinsam eine Lösung finden. Wir haben verantwortungsvolle Waldeigentümer und Förster, denen die ferne Zukunft des Waldes am Herzen liegt. Mit dem UNO-Jahr des Waldes 2011 – und mit dem Plakat von Hans Erni – haben wir

die Möglichkeit, vielen Menschen hier in der Schweiz und rund um den Globus den Geruch des Waldes und die Stimmen der Bäume wieder ins Bewusstsein zu bringen. Das Schicksal der Bäume ist auch unser Schicksal.1 Literaturverzeichnis 1) Heinrich Gohl, Die Rede der Bäume

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Interview mit Bundesrätin Doris Leuthard «Bündner Wald»: Der Wald soll bewusster wahrgenommen werden. Tatsache ist jedoch, dass das Wissen um waldökologische Zusammenhänge und waldspezifische Funktionen, insbesondere die Schutzfunktion, welche die meisten Wälder im Gebirgskanton Graubünden übernehmen, grösstenteils fehlt. Wald ist einfach da, er funktioniert. Den Menschen ist zu wenig bewusst, wie viel Aufwand für die Pflege des Waldes notwendig ist, um dessen Schutzfunktion nachhaltig gewährleisten zu können. Wäre es nicht eine gute Idee, die Vermittlung dieses fehlenden Wissens in den Lehrplänen der Grundschulen vorzuschreiben? Bundesrätin Doris Leuthard: Wissen verordnen kann der Bund nicht. Bildung ist Aufgabe der Kantone. Das Bundesamt für Umwelt engagiert sich aber dafür, dass Umweltbildung in allen Bildungsbereichen und auf allen Stufen unseres Bildungssystems ein Bestandteil ist. Insbesondere die Waldpädagogik ist ein Bildungsangebot, das Verständnis schafft für den Wald, seine Funktionen und Bedürfnisse. Der Wald liefert Erholung, Rohstoff und sauberes Trinkwasser, er schützt vor Naturgefahren, bindet CO2 und ist ein wichtiger Lebensraum für Tausende von Tier- und Pflanzenarten – dies ist zu wenig bekannt. Im UNO-Jahr des Waldes können wir diese Zusammenhänge besser aufzeigen – umso mehr, als die Schweiz immer mehr verstädtert und die Menschen den Bezug zur Natur verlieren. «Bündner Wald»: Die Waldfläche nimmt insbesondere im Alpenraum zu. Diese Tatsache basiert nicht auf einer falschen Waldbewirtschaftung, sondern ist vielmehr ein Resultat der bisherigen Agrarpolitik für das Berggebiet. Dennoch 18

soll der Waldschutz zugunsten der Landwirtschaft gelockert werden, ohne dabei die landwirtschaftliche Nutzung anpassen zu wollen. Was halten Sie von diesem Ansinnen? Bundesrätin Doris Leuthard: Die Waldfläche in der Schweiz sollte insgesamt stabil bleiben. Der Grundsatz, dass für einen gefällten Baum ein neuer nachwachsen soll, ist ein bewährtes Element unserer bisherigen Waldpolitik. Er ist im Mittelland, wo der Wald unter grossem Siedlungsdruck steht, besonders sinnvoll. In den Berggebieten, wo der Wald in landwirtschaftliche Flächen hineinwächst, ist diese Regelung anzupassen. Der Bundesrat unterstützt daher den Vorschlag der ständerätlichen Umweltkommission. Dieser sieht vor, die Waldflächenpolitik in der Schweiz zu flexibilisieren. Zudem sollen die Kantone die Möglichkeit erhalten, eine Grenze festzulegen, wenn sie die Waldfläche beschränken wollen. Dies kann aber nur ein erster Schritt sein. Unsere künftige Waldpolitik muss eng mit der Raumplanungs-, Biodiversitäts- und Landwirtschaftspolitik verzahnt sein. «Bündner Wald»: Das Ökosystem Wald ist ein grossartiges Beispiel von Lebensgemeinschaften und Wechselwirkungen zwischen den Lebensformen, welche als Ganzes ein stabiles und «erfolgreiches» System in der Natur bilden. Ähnliche Effekte könnten in der Politik durch die Nutzung von Synergien zwischen verschiedenen Themen rund um den Wald erreicht werden. Waldpflege, Waldnutzung, Holzverwendung und Klimaschutz sind Interessen, welche geradezu prädestiniert wären, um gebündelt zu werden. Zum Beispiel könnte man mit der Unterstützung des Bauens mit einheimischem


Holz allen diesen Anliegen gerecht werden. Das Gleiche gilt für die Verwendung von Holz als erneuerbarer Energieträger anstelle von fossilen Rohstoffen. Wieso werden solche Synergien nicht genutzt? Ist die Industrie zu stark, hat die Waldwirtschaft eine zu kleine Lobby oder fehlt der politische Wille umzulenken? Bundesrätin Doris Leuthard: Der Bund ist auf diesem Feld nicht untätig geblieben. Wir haben zum Beispiel den Aktionsplan Holz initiiert. Damit fördern wir die Verwertung dieses einheimischen Rohstoffes, der viele Vorteile kennt: Holz wächst stetig nach und trägt mehrfach zu einer wirksamen Klimapolitik bei. So speichern Holzhäuser CO2 für eine sehr lange Zeit und entziehen das klimaschädliche Gas damit der Atmosphäre. Andererseits kann Holz als Energieträger fossile Brennstoffe ersetzen. Auch dies trägt zu einer CO2-Reduktion bei. Wir unterstützen die mehrfache Verwendung des Holzes. Es dient zuerst als Baustoff und am Ende seines Lebenszyklus als Energiequelle. Damit schaffen wir Arbeitsplätze in der Waldund Holzwirtschaft sowie im Schreiner- und Heizungsgewerbe und reduzieren darüber hinaus unsere Abhängigkeit von Importen fossiler Energie wie Öl. Im Holz schlummert also viel nachhaltiges Potenzial, das wir vermehrt nutzen wollen. Holz bleibt aber ein frei handelbares Gut und muss sich auf dem freien Markt immer wieder mit Konkurrenzprodukten aus dem In- und Ausland messen.

tiger Risikoabwägung zeugen. In unserer schnelllebigen Zeit wird offenbar auch bei wichtigen Geschäften nach dem Motto «Nach uns die Sintflut» gehandelt. Wie könnten Ihrer Ansicht nach die Politik und die Wirtschaft weg von den kurzfristigen Gewinnmaximierungen hin zu mehr Nachhaltigkeit und Verantwortung gegenüber folgenden Generationen bewegt werden? Bundesrätin Doris Leuthard: Ökologische Anliegen, Wirtschaftsinteressen und gesellschaftliche Bedürfnisse müssen immer wieder neu austariert werden. Wir erleben zurzeit einen neuen Schub: Angesichts des Klimawandels, der Rohstoffknappheit und der damit verbundenen volatilen, sich tendenziell erhöhenden Preise werden nachhaltige Produkte und effiziente Verfahren immer wichtiger und attraktiver. Wir wollen Bundesrätin Doris Leuthard. (Bild: UVEK )

«Bündner Wald»: Das Grounding von Swissair, die durch UBS mitverursachte Finanzkrise, die Reaktorkatastrophe in Fukushima: alles Ereignisse, welche eindeutig nicht von weitsichtiger Planung, Streben nach Nachhaltigkeit und sorgfälBündner Wald 3/2011 19


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daher unsere Wirtschaft nachhaltiger gestalten. Erste Schritte haben wir gemacht. Mit dem Bericht zur Ressourceneffizienz auf Anregung von alt Ständerat Stadler (CVP)

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wurde eine saubere Analyse vorgelegt – vom Erdöl zu den Metallen bis hin zum Boden und zu den Nahrungsmitteln. Ende letzten Jahres hat der Bundesrat sodann den sogenannten Masterplan Cleantech verabschiedet – mit dem Ziel, die Ressourceneffizienz von Konsum und Produktion zu erhöhen. Cleantech umfasst Technologien, Herstellverfahren oder Dienstleistungen, die zur Erhaltung natürlicher Ressourcen und der Umwelt beitragen. In diesen Bereichen ist die Schweiz schon heute gut aufgestellt. Mit dem Masterplan wollen wir die Innovationskraft von Schweizer Cleantech-Unternehmen durch einen Schulterschluss zwischen Wissenschaft, Wirtschaft, Verwaltung und Politik noch mehr stärken. Die Schweiz soll international eine Vorreiterrolle übernehmen. Auch Holz kann, etwa als Baustoff oder als Rohstoff für chemische Produkte, bei dieser Entwicklung eine wichtige Rolle spielen.

Verein Graubünden Wald c/o Beat Philipp, Präsident Loestrasse 14/16, CH-7000 Chur beat.philipp@afw.gr.ch


Rückblick Sägewerk in Domat /Ems Eines der grössten und modernsten Sägewerke Europas in Domat /Ems ist im Jahr 2009 von der Mayr-Melnhof Swiss Timber AG übernommen worden. Die Anlage ist mit einer der modernsten Sägewerkstechnik samt Hobelanlage ausgestattet. Das Rundholz ist zu mehr als einem Drittel aus den waldreichen Bündner Gemeinden geliefert worden. Sowohl der Kanton als auch die Gemeinden waren mit grossem Engagement dabei, den Kanton Graubünden als den « Schweizer Holzkanton » zu verankern. Das Unternehmen in Domat /Ems hatte 120 Mitarbeiter beschäftigt. Mayr-Melnhof Swiss Timber AG hatte hauptsächlich Fichte, zudem auch Tannen- und teilweise Föhrenholz verarbeitet. Das angelieferte Rundholz wurde nach der Entrindung sowohl nach Dimension als auch nach Qualität sortiert. Die Vermessung erfolgte mittels neuester Technologie. Im Oktober 2010 ist die neue Sortierung für Rohholz der Schweiz eingeführt worden. Dank der computergesteuerten Spanerlinientechnik wurde der Einschnitt mit hoher Massgenauigkeit vollzogen. Anschliessend wurde dem geschnittenen Holz in den Trockenkammern die Feuchte entzogen, damit es auch zukünftig seine Form und Qualität behalten kann. Das Betriebsjahr 2009 mit schrumpfenden internationalen Schnittwarenmärkten war recht schwierig. Zu Beginn des Jahres 2010 konnten vermehrt Sägewerksprodukte bei leicht angehobenen Preisen abgesetzt werden. Mehrere Faktoren haben sich dann kumuliert negativ ausgewirkt, sodass eine Sanierung und Vorwärtsstrategie mit allen am Werk Beteiligten und auch dem Kanton Graubünden ausgearbeitet worden ist. Der Bündner Grosse Rat hatte in der Dezembersession den Kantonsbeitrag von 6,75 Millionen Franken an ein Pelletwerk zur Neuausrichtung der Sägerei mit 59 zu

57 Stimmen verworfen. Die grösste Sägerei der Schweiz ist nach diesem Nein zu einem Hilfskredit für das Unternehmen vor der Schliessung gestanden. Die österreichischen Besitzer haben den Konkursantrag vorbereitet. Schliesslich entschied der Verwaltungsrat, eine revidierte Bilanz und den Konkursantrag der Sägerei in Domat /Ems vorzubereiten. Im Rahmen des Projektes « Rundholzmarkt Graubünden » hat die SELVA im Auftrag des Amtes für Wald zur Verbesserung der innerkantonalen Belieferung des Sägewerkes ein Konzept für langfristige Lieferverträge erarbeitet. Ziel war, als bedeutender Teil der Bündner Waldwirtschaft, für maximal 14 Millionen Franken als Anreizsystem ein auf drei Jahre befristetes Vertragswerk in die Wege zu leiten. Es ist vom Grossen Rat Das Werk von Mayr-Melnhof Swiss Timber in Domat Ems in Betrieb. (Bild: SELVA )

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in der Dezembersession zwar gutgeheissen worden, konnte jedoch nicht mehr umgesetzt werden. Im Nachhinein steht die Vermutung im Raum, dass fünf wesentliche Faktoren zum Konkurs des Werkes geführt haben : – Die Verschuldung nach der Übernahme war zu gross, wobei keine Abschreibung bzw. Sanierung zu diesem Zeitpunkt gemacht wurde. – In der Aufbauphase des Werkes ist der Schnittwarenmarkt nach Amerika vollends eingebrochen. – Die Schwächen von Euro und Dollar haben bei Rohholzeinkäufen in Schweizer Franken mit Export aller Schnittwaren zu Erlösminderungen von 15 bis 20 % geführt. – Das neu angesiedelte Werk musste für die Rohholzversorgung höchste Einkaufspreise bezahlen. – Im internationalen Schnittwarenhandel konnte die grosse Menge nur dank Tiefpreisangeboten vollends abgesetzt werden. Die teilweise ungewohnt negative Medienkampagne hat den politischen Entscheid für die Sanierung und Weiterentwicklung des Werkes beeinflusst. Auch die heftige und unfaire Negativreaktion des nationalen Branchenverbandes konnte in der Wald- und Holzwirtschaft nur mit Unverständnis aufgenommen werden. In diesem Verband bestehen zu viele Eigeninteressen, eine Fairness zu Mitbewerbern kann nicht aufkommen. Wo Druck ausgeübt werden kann, wird dies auch getan, dies beweisen beispielsweise die Rohholzpreise mit star-

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kem Ost-West-Gefälle. Während sich der Schweizer Forstunternehmerverband mit Einmischung in innerkantonale Angelegenheiten gegen eine Sanierung gewehrt hat, sind die Bündner Forstunternehmer vehement für das Werk eingestanden. Es wird sich weisen, ob das Direktorium der nationalen Branchenverbände der Sägewerke und der Forstunternehmer in Personalunion durch die Bündner Unternehmer in Zukunft noch akzeptiert wird. Die Bündner Wald- und Holzwirtschaft sowie die Forstunternehmungen vermissen die stets fairen und umsichtigen Betriebsführer aus Leoben schmerzlich. Die SELVA hat – teilweise auch mit Graubünden Holz und dem Bündner Forstunternehmerverband – mehrere Anlässe für Medien und Mitglieder zur Weiterentwicklung des Werkes durchgeführt. Ende Dezember haben die SELVA-Mitglieder in grosser Zahl an der Zusammenkunft für die Besprechung der Weiterentwicklung des Sägewerkes in Landquart teilgenommen. Bei dieser Gelegenheit ist Regierungsrat Stefan Engler mit grossem Lob durch den Präsidenten und einem auf seine Person getexteten fröhlichen Lied, vorgetragen durch ein SELVA-Chörli, mit eigener CD und warmem Applaus verabschiedet worden.

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Im Engadin gewachsen, im Engadin verarbeitet Die neue «Resgia da S-chanf» setzt auf nachhaltige Waldwirtschaft und spezielle Angebote. Im Zentrum stehen aber klar die typischen Engadiner Nadelhölzer Arve und Lärche. Nischenprodukte und hohe Qualität sollen dem Unternehmen die Zukunft sichern. Die Gemeinde S-chanf ist mit 2149 Hektaren Wald die drittgrösste Waldbesitzerin im Kanton Graubünden. Dem enorm grossen Holzreichtum entsprechend, betrieb S-chanf über Jahrhunderte und bis zum Ende des Jahres 2010 eine eigene Sägerei in der Fraktion Chapella. Nach einer mehrjährigen finanziellen Durststrecke schrieb man damit zuletzt zwar wieder schwarze Zahlen, aber die Raumverhältnisse entsprachen nicht mehr den zeitgemässen Erfordernissen an einen Sägereibetrieb, und auch Ersatzteile gab es für die erst 1963 elektrifizierte Resgia kaum mehr.

Erste Impulse 1998 Ein erstes Mal sei eine neue Sägerei 1998 ein Thema gewesen, erinnert sich Peter Angelini, Forstfachchef von 1994 bis 1998 und von 2001 bis 2010 im S-chanfer Gemeindevorstand. 2005 habe sich die Forstkommission mit ersten Bedarfsanalysen und Konzeptüberlegungen befasst und mit den Fragen, ob die alte Sägerei zu erneuern wäre, ob es einen Neubau brauche oder ob allenfalls andere Gemeindeliegenschaften umzunutzen wären. Im Sommer 2006 gab es über Kreisförster Giachem Bott erste Kontakte zum Kanton als Subventionsgeber und eine erste Kostenschätzung auf 2,5 Mio. Franken. Dabei zeigte sich, dass ein Neubau allen anderen Varianten überlegen war. Von drei Standorten kristallisierte sich der jetzige in Bos-chetta Plauna darum als der

Die neue Blockbandsäge der Resgia da S-chanf. (Bild: Gemeinde S-chanf )

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beste heraus, weil er standortgünstig zu den Gemeindewäldern in Vallember und Chaschauna sowie zum Transportweg Engadinerstrasse liegt. Zudem kann das nun frei werdende Industrieland in Chapella als Wohnbauland umgenutzt werden. Gemeinde – Ja trotz Mehrkosten Im Herbst 2008 billigte die S-chanfer Gemeindeversammlung das Vorhaben mit veranschlagten Kosten von 3,8 Mio. Franken – angesichts des Preises relativ knapp, wie sich Fachchef Angelini erinnert, zumal man bei dem vorgängigen Grundsatzentscheid noch mit einer Grössenordnung von 2,5 Mio. Franken gerechnet hatte. Dass die S-chanfer trotzdem an die Chancen einer neuen Resgia glaubten, zeigte sich erneut kurz vor Baubeginn, als wegen in letzter Minute auftauchender Probleme bezüglich Baugrund und Stromanschluss weitere 0,6 Mio. Franken Mehrkosten bewilligt wurden, wenn auch mit nur gerade drei Stimmen Mehrheit. Am 17. März 2010 war Baubeginn, am 28. Januar 2011 machte die Blockbandsäge die ersten Schnitte und am 29./30. April 2011 wurde der Neubau mit Tagen der offenen Tür offiziell abgeschlossen. Nachhaltigkeit für regionalen Wald Für den seit 2004 in S-chanfer Diensten stehenden Förster Francesco Pietrogiovanna ist der Neubau mit der Sägerei – neben dem Forstwerkhof und den Garagen für die benachbarte Deponie – das ideale Werkzeug, die Nutzung der regionalen Wälder nachhaltig und zugleich wirtschaftlich zu machen. Rund 500 m3 aus der S-chanfer Jahres-Holzernte von 3000 m3 sind nicht Brenn- oder Bau-, sondern in der Resgia verwertbares Nutzholz, dazu kauft Pietrogiovanna im ganzen Engadin weiteres Holz 24

ein. Auf die sechsfache Menge ist die Sägerei zurzeit ausgelegt, der Maschinenpark allein vermöchte das 20-fache zu bewältigen. Qualitäts- und Nischenprodukte sind die Pfeiler des Resgia-Angebots für den lokalen, regionalen und nationalen Holzmarkt. Modernste computer- und laserunterstützte Sägereitechnologie ermöglicht exaktes, feinteiliges Produzieren. Neben einem Säger arbeitet auch ein Schreiner in der Resgia, was es möglich macht, aus jedem Stamm das optimale Produkt herauszuholen bzw. für ein verlangtes Produkt das bestmögliche Ausgangsmaterial zu wählen. Arven- und Lärchenholz ist der Hauptanteil. Die Produktepalette reicht vom Holz für den Abstelltisch bis zum Zaun, miteingeschlossen die Brücke und der Stall. Aktuell entstehen sogar die Planken für ein Fassadenprojekt an der weltberühmten Kunstausstellung «Art Basel». Waldwirtschaft und Geldverdienen Die neue Resgia unterstütze massgeblich bei der Lösung der försterlichen Kernaufgabe, nämlich die Ökologie und die Ökonomie unter einen Hut zu bringen, also die nachhaltige Waldbewirtschaftung und das Geldverdienen, sagt Francesco Pietrogiovanna. Engadiner Wälder seien keine «Holzplantagen», sondern hätten Landschaftsbild- und Schutzfunktion. Dementsprechend hätten die Produkte aus langsam und auf kargem Boden gewachsenem Engadiner Holz den Charakter der Region. Etliche Architekten und Schreiner setzten mittlerweile auf diese Linie. Noch weiter geht man in S-chanf mit dem «Mondholz», ein regionales Gemeinschaftsprojekt bzw. -angebot mit dem Namen « GOD ». Zu den Besonderheiten von Mondholzstämmen bzw. -möbeln gehört die ( GOD-)Zertifikatsnummer, mit welcher jederzeit der Ursprungswald, der Holzschlag-


zeitpunkt, die verarbeitende Sägerei und der Schreiner eruiert werden können. Von den Perspektiven überzeugt Förster und Sägereileiter Francesco Pietrogiovanna wie auch der ehemalige Forstfachchef Peter Angelini, der das Projekt noch bis zum Abschluss verantwortet, sind überzeugt von den guten Aussichten für die neue Resgia S-chanf. Mit der Spezialisierung auf Arven und Lärchen und dem weitgehenden Verzicht auf Fichten unterscheide man sich zu den Marktmitbewerbern im Unterengadin und in Nordbünden. Und zu den Sägereien im Südtirol und Veltlin sei man durchaus konkurrenzfähig, nicht zuletzt wegen des besseren Kundenservices.

Dass die Grosssägerei in Domat/Ems – so sie denn weitergeführt wird – einen Einfluss auf die Resgia hat, glauben weder Peter Angelini noch Francesco Pietrogiovanna: Beide sind überzeugt, dass sich die Maxime «im Engadin gewachsen – im Engadin verarbeitet» im Markt bewährt und darum auch die Richtschnur bleibt für die Engadiner Holzwirtschaft.

Engadiner Post / Posta Ladina

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Rundholzvermarktung Ausgangslage Bis vor etwa 25 Jahren war im Bündner Holzmarkt wenig Bewegung festzustellen. Die Situation war ungefähr wie folgt : – Bündner Säger : 40 % des Holzes wurde durch die Waldeigentümer an Bündner Säger verkauft – Bündner Zwischenhändler : 25 % des Hol­ zes ging an Händler – Italienische Sägereien : 15 % gingen di­ rekt an Sägereien im Ausland, vorwie­ gend im Veltlin – Schweizer Säger : 10 % gingen an Säge­ reien im Unterland – SELVA : 10 % des Holzes übernahm die SELVA, welche eine wichtige Rolle auf dem Holzmarkt spielte. Sie beeinflusste durch ihre Marktpräsenz die Preise auch für dasjenige Holz, das nicht durch die SELVA vermarktet wurde

Das allermeiste Holz, das durch die SELVA und die Bündner Händler übernommen wurde, ging in den Export. Der Exportanteil betrug somit insgesamt um 40 %. Das Holz wurde in ganz wenigen Standard­ sortimenten ausgehalten ( 4­m­Blockholz, selten 4,5 m und 5 m ). Sonderwünsche von Käufern wurden oft nur unwillig berück­ sichtigt. Waldeigentümer in Nordbünden, die keine eigene Forstgruppe unterhielten, liessen das Holz durch Akkordanten rüsten und sie ver­ kauften dann das Rundholz. Der Anteil von Holzverkauf ab Stock betrug 25 % bis 30 % und fand vor allem in den Südtälern statt. Da die Käufer von Holz ab Stock über gute Kenntnisse der weiteren Verwendung hatten, konnten sie eine gros­ se Wertschöpfung erreichen. Die Strukturen im Holzmarkt waren zumeist

Ein Teil des Rundholzes wird auch heute noch ins Ausland exportiert. (Bild: SELVA )

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sehr schwerfällig. Kaum ein Förster durfte Holz verkaufen. Dies lag in der Kompetenz des Vorstandes oder gar der Gemeindeversammlung. Nur wenige Gemeinden verkauften ihr Holz aufgrund längerfristiger Abmachungen an einen Stammkunden. Auch die Berücksichtigung der einheimischen Säger war kein Argument, wenn ein ausländischer Käufer mehr offerierte. Grundlage bildete zumeist eine öffentliche Ausschreibung mit den Varianten Rüstakkord und Rundholzverkauf gegenüber Verkauf ab Stock. Die für den Waldeigentümer günstigste Lösung wurde dann realisiert. Aufgrund unsorgfältiger Arbeit und auch mangelhafter Überwachung gerieten die Stockschläge für einige Zeit in Verruf und wurden einer Bewilligungspflicht unterstellt.

Situation heute Der Rundholzmarkt ist im Umbruch, und die Waldbesitzer bekommen das am stärksten zu spüren. Es treffen dabei zwei Entwicklungen aufeinander. Das eine ist die Konzentration auf immer grössere Werke in der Holzindustrie. Zum anderen bekunden die kleinen und mittleren Sägereien immer mehr Schwierigkeiten, ihre Schnittwaren im überfluteten Markt kostendeckend abzusetzen. In Graubünden ist in den letzten Jahren immer mehr als der Hiebsatz in der Höhe von 326 000 m3 ( planungspflichtige Waldeigentümer ) abgesetzt worden. Es sind drei neue Rundholzvermarktungsorganisationen mit folgenden Verkaufsmengen im Jahr 2010 entstanden: Reziaholz 70 500 m3, Lenca Graubünden 42 000 m3 und Prättigau / Landschaft / Davos Forst mit 35 000 m3.

Rundholz steht bereit für den Transport ins Sägewerk. (Bild: SELVA )

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Rund ein Drittel des Bündner Rundholzes wurde ab Stock verkauft. Schätzungsweise wurden einige 10 000 m3 durch die Betriebe direkt und durch den privaten Handel umgesetzt. Zukunft Die Partnerschaften in der Wald- und Holzwirtschaft werden immer einseitiger. Erst wenn alle Waldbesitzer mit einer Stimme auftreten, werden sie als Marktpartner für die Rundholzkäufer gleichwertig sein. Es gilt eine Strategie für den Bündner Rundholzmarkt zu entwickeln: Damit die Partnerschaften in der Wald- und Holzwirt-

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schaft ausgewogen sind, müssen möglichst viele Waldbesitzer gemeinsam auftreten. Es wäre erstrebenswert, dass sich die Waldbesitzer auf ein Vermarktungssystem einigen. Wünschenswert wäre zudem ein Zusammenschluss der Bündner Vermarktungsorganisationen.

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Neuste Harvestertechnik im Einsatz Die Entwicklung der Harvester hat in den 70er-Jahren begonnen. Als sich die Kettensäge allmählich durchsetzte, wurde nach effizienzsteigernden Technologien gesucht und die Harvesterköpfe entwickelt. Damit konnten die Fäll-, Entastungs- und Ablängarbeiten in einem Aggregat zusammengefasst werden. Als die Technik der Harvester und Forwarder aufkam, waren vor allem die kanadische Firma Timberjack ( jetzt John Deere, USA ), die finnische Firma Valmet ( jetzt Komatsu Forest, JAP ) sowie die amerikanische Firma Caterpillar bekannt. Bereits 1947 wurden in Kanada die ersten Timberjack-Forstmaschinen produziert. Im Jahre 2000 übernahm die als Traktorenhersteller bekannte Firma John Deere diesen weltweit führenden Forstmaschinenhersteller. Heute sind weitere Menzi Muck im Einsatz. (Bild: SELVA )

Hersteller dazugekommen. Bei der Harvestertechnik sind auch die finnische Firma Ponsse, die schwedische Firma Eco Log und die schweizerische Firma HSM zu erwähnen. Von Skandinavien her zu uns Die Harvester gelangten von Skandinavien her nach Europa. Der erste Harvester kam 1987 nach Deutschland und 1990 auch in die Schweiz und nach Österreich. Die Technik bewährte sich und verbreitete sich schnell. 1996 waren in Österreich 50 Harvester im Einsatz, 2003 bereits 208 Stück, heute sind es noch viel mehr. In Deutschland ist die Verbreitung dieser Holzerntetechnik noch grösser. Aus Erhebungen geht hervor, dass zurzeit etwa 1100 Harvester in Deutschland im Einsatz stehen. In der Schweiz wird die Harvestertechnik weniger oft eingesetzt. Bei uns sind nach Schätzungen rund 30 Harvester im Einsatz. Gründe dafür sind oft die topografischen Verhältnisse und die schlechte Erschliessung der Gebirgswälder. Technische Weiterentwicklungen Die Fortbewegungstechnik hat sich seit dem Aufkommen der ersten Harvester immer weiterentwickelt. Nebst den radangetriebenen Maschinen sind auch Raupenantriebe im Umlauf. Oft werden zudem Baumaschinen zu Forstmaschinen umgebaut und mit einem Prozessorkopf ausgerüstet. Die Schreittechnik mit beweglichen Beinen hat sich in dieser Form nicht durchgesetzt. Die Technik wurde weiterentwickelt und ist nun als kombinierte Schreittechnik im Beispiel Menzimuck erfolgreich im Einsatz. Parallel dazu hat sich auch die Technik der Harvesteraggregate weiterentwickelt. Die Aggregate sind viel leistungsfähiger geworden und können nun auch Stämme mit grösseren Durchmessern bearbeiten. Bündner Wald 3/2011 29


Durch die veränderten waldbaulichen Ansprüche besteht vermehrt das Bedürfnis für eine Maschine, mit der auch starkes Laubholz aufgearbeitet werden kann. Ein starker Kran ermöglicht zudem ein kontrolliertes Arbeiten, was zum Beispiel für die Arbeit in Verjüngungsflächen grosse Vorteile bringt. Ein starkes Stück Einer der zurzeit stärksten Radharvester in Europa ist der Eco Log 590 C. Mit diesem leistungsfähigen Harvesteraggregat kann Holz mit einem Durchmesser bis zu 70 cm verarbeitet werden. Die grosse Hubkraft und die Kranlänge von 11 m erweitern das Einsatzgebiet der Maschine zusätzlich. Der Radantrieb kann für verbesserte Traktion im steilen Gelände auch mit Raupenbändern oder Ketten ausgerüstet werden. Die verstärkte Konstruktion durch eine stabile Rahmenbau-

Eco Log 580 B im schneefreien Einsatz. (Bild: SELVA )

weise und die Grösse der Maschine wirken sich jedoch negativ aufs Gesamtgewicht aus. Der Harvester wiegt stolze 24 Tonnen. Einsatzmöglichkeiten in Graubünden Die Darstellung der Waldflächen nach Geländeneigungen zeigt, dass in Graubünden theoretisch in 29 Prozent der Waldfläche ein

im Vgl. zur im Kt. GRGR. (Bild: SELVA ) Waldfläche mit Waldfläche weniger als 45≤ % 45% Geländeneigung imGesamtwaldfläche Vgl. zur Gesamtwaldfläche im Kt.

1:800'000 0

Legende Waldfläche ≤ 45% (29%) Gesamtwaldfläche (100%)

30

5 10

20

30

40 Kilometers

¯


Harvester eingesetzt werden könnte. Topografische Hindernisse, vernässte Flächen usw. reduzieren diesen Anteil noch. Die beste Kombination Anhand von Besichtigungen, Offert- und Abrechnungsstudien konnte festgestellt werden, dass der Radharvester Eco Log am effizientesten eingesetzt wird, wenn ein Forstwart die Bäume fällt und dabei in Funkverbindung zum Fahrer ist. Die Grenzneigung liegt bei rund 50 Prozent Hangneigung. Bei guter Walderschliessung liegen die Holzerntekosten für Holzerei und Vortransport an die Waldstrasse unter Fr. 40.– pro m3.

Quellen : ( 2011) : Eco Log 590 C, www.eco-log.se ( 2011) : VOLKtrans, www.volktrans.ch ( 2011) : Dossier : Optimierte Harvesterernte, www.waldwissen.net

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Entwicklung Fortbewegungstechnik am Beispiel «Schreitharvester»

Der Schreitharvester – ein stählernes Insekt. (Bild: Plustech Oy Ltd., John Deere)

Eine der spektakulärsten Forstmaschinen überhaupt ist nun im Museum zu bestaunen. Die kanadische Firma Timberjack entwickelte Anfang der 90er-Jahre mit dem Prototyp «Plusjack» den ersten Schreitharvester mit sechs «Beinen». Anstatt Räder oder Raupen hat diese Maschine Schreitbeine zur Fortbewegung. Erstmals präsentiert wurde die Maschine im Juni 1995 auf der Messe Envitec in Düsseldorf. Von der Vision ... Das Projekt war damals visionär und weckte viele Hoffnungen. Das Fortbewegungskonzept mit den Beinen brachte grosse Vorteile betreffend Bodenschonung. Weil die zehn Tonnen Maschinengewicht auf sechs Beine verteilt werden konnten, lag die Bodenverdichtung erstaunlicherweise im Rahmen einer Pferderückung. Die Beine konnten zur Überwindung von Hindernissen bis zu 1,2 m angehoben werden. Die Steuerung erfolgt mit einem Joystick. Auch im Steilhang hätte die Maschine benutzt werden können, gemäss Angaben bis zu einer Geländeneigung von 60 %. Die Steuerung und die elektronische Koordination der sechs Beine waren aber sehr problematisch. Der Bordcomputer musste in kurzer Zeit eine riesige Kapazität an Daten verarbeiten und demzufolge über 32

eine sehr hohe Rechenleistung verfügen. Ein weiteres Problem der Maschine war, dass immer fünf Beine festen Stand haben müssen, um die Stabilität zu garantieren. Die geringe Geschwindigkeit von 1,5 km/h war zudem ein Nachteil im Einsatz der Maschine. Die Maschine blieb ein Einzelstück und ging nie in Serienproduktion. Die Nachteile der Forstmaschine überwiegten schlussendlich klar, trotz Innovation und visionärem Entwicklungsgeist. ... zum Museumsstück Nun steht die Maschine im finnischen Forstmuseum Lusto im südwestfinnischen Punkaharju. Neben dem einzigen Schreitharvester werden Maschinen der ersten Experimente, Multifunktionsmaschinen aller Zeiten sowie modernste Technologien bis hin zu Zukunftsvisionen gezeigt. Den Kernpunkt der Maschinensammlung bilden die Erntemaschinen, aber auch andere in Forst- und Holzwirtschaft relevanten Geräte werden dargestellt. Zusätzlich zu der Maschinensammlung gibt es ungefähr 120 verschiedene Motorsägen der vergangenen neun Jahrzehnte zu bewundern, und auch ein Forstmaschinensimulator steht zur Verfügung. Für Forstleute und andere Interessierte ist das Museum bei den nächsten Finnland-Ferien also bestimmt einen Ausflug wert. Weitere Infos zum Museum unter: http://www.lusto.fi/deutsch.html

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Mechanisierung der Waldarbeit

Fällmaschine von Hamilton, 1862. Die ungleiche Stellung der Handkurbeln zueinander ermöglichte kein gleichmässiges Arbeiten. (Bild: www.waldwissen.net )

Die Geschichte der Waldarbeit läuft parallel zur Geschichte der Menschheit. Der Wald war jahrtausendelang mit der Entwicklung des Menschen, seinen Lebensproblemen und seiner Entfaltung verbunden. Dabei war während Jahrhunderten der Beruf des Waldarbeiters einer der geringsten, die Holzhacker standen auf der sozialen Leiter weit unten. Erst mit der Einführung der modernen Motorsäge hat sich dies wesentlich geändert. Aus dem verachteten Tagelöhner wurde ein geachteter Maschinenführer und Spezialist. Von der Axt zur Säge Das menschliche Werkzeug, das in der Holzhauerei die älteste Tradition aufweist, ist die Axt. Ihre Anwendung reicht so weit in die Geschichte der Menschheit zurück, dass sie mit ihrer Gestaltung als Stein-, Kupfer-, Bronze- und Eisenaxt die verschiedenen Kulturformen widerspiegelt. Sie blieb bis in das 19. Jahrhundert hinein das wichtigste und meist verwendete Werkzeug zum Fällen von Bäumen. Obwohl die Säge schon in der Antike ( Ägypten, Rom ) bekannt war, wurde sie in Mitteleuropa für den Gebrauch im Wald erst Mitte des 18. Jahrhunderts grossflächig eingeführt.

Die Säge brachte dank einer besseren Holzausbeute besonders für die Waldbesitzer Vorteile. Mitte des 19. Jahrhunderts gab es aber auch fortschrittliche Köpfe, die mechanische Sägen für den Einsatz im Wald konstruierten. Die meisten dieser Erfindungen waren jedoch sehr schwer, unhandlich und kamen deshalb nicht über den Prototypenstatus hinaus. Ähnlich erging es den Maschinen, die mit einer Dampfmaschine gekoppelt waren und direkt mit dem im Wald anfallenden Abfallholz angetrieben wurden. Es dauerte noch bis in die 1920er Jahre, bis jemand eine richtige Kettensäge ( Benzinsäge ) erfand. Am Anfang gab es nur Zweimann-Motorsägen, dies aufgrund technischer Aspekte und der Ähnlichkeit mit herkömmlichen Sägen. Obwohl die Kettensägen eine grosse Erleichterung bei der Waldarbeit waren, dauerte es noch Jahrzehnte, bis sie sich allgemein durchsetzen konnten. Gründe dafür waren das grosse Gewicht der Geräte, die Unhandlichkeit und Störungsanfälligkeit sowie die grosse Kraftanstrengung, die von zwei Personen geleistet werden musste. Das erste Zweimannmotorsägen-Modell wog noch über 60 Kilo, aber der Fortschritt war nicht mehr Die Dolmar von 1929 stand auf verstellbaren Füssen, war aber mit Hilfe eines Zusatzgeräts auch fahrbar. Die Bedienung konnte auch durch einen Mann erfolgen. (Bild: www.waldwissen.net )

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aufzuhalten. Ziel war nämlich eine leichte, leistungsfähige Säge zu entwickeln, für die eine Person zur Bedienung genügt. Drei Namen sind dabei zu nennen: Wolf ( USA ), Westfelt ( Schweden ) und Stihl ( Deutschland ). Letzterer ist der grösste und älteste Motorsägenhersteller der Welt ( gegründet 1926, im 2010 11 310 Mitarbeiter beschäftigt, mit einem Jahresumsatz von 2,36 Mrd. Euro ). Am Anfang stand der Gedanke, mit Hilfe einer Maschine die schwere Waldarbeit leichter zu machen. Darüber hinaus sollte es zu einer Steigerung der Leistung und somit des Verdienstes kommen. Die wichtigsten Schritte in der MotorsägenEntwicklung waren folgende : – 1926, Stihl entwickelt die erste ElektroKettensäge – 1927, Dolmar entwickelt die erste Benzinmotorsäge – 1950, erste Einmann-Motorsäge – 1964, Antivibrationssystem – 1972, Kettenbremse – 1982, Quickstop ( automatische Kettenbremse ) – 1989 Katalysator – 1991 Startautomatik Die erste Einmann-Motorsäge wurde 1950 hergestellt, war jedoch noch ziemlich schwer. 1959 lag das Gewicht bei 12 kg ( heute haben die kleinen Motorsägen etwa 4 – 5 kg, Starkholzsägen zwischen 7 und 9 kg ) und so konnte bald geschwärmt werden : « Unaufhaltsam dringen die Einmann-Motorkettensägen in den Wald und auf die Holzlagerplätze vor, wird das Singen der Sägen durch das Knattern der Motoren verdrängt ». ( P. Niggli im Bündner Wald 12, 1958 –1959 ). Ende der 50er Jahre herrschte ein Mangel an Waldarbeitern, und so erhoffte man sich von der Motorsäge, dass sie die Waldarbeit für die jungen Leute attraktiver machen würde. 34

Wie schon beim Übergang von der Axt zur Säge gab es auch bei der Einführung der Motorsäge Stimmen, die gegen die Maschine waren oder zumindest Einschränkungen machen wollten. Technische Verbesserungen, Reduzierung des Leistungsgewichtes und, mit steigendem Absatz, sinkende Anschaffungskosten ebneten der EinmannMotorsäge aber letztendlich den Siegeszug.

Dolmar Bügelkettensäge CB35, ab 1949. (Bild: Gospelix )

Mechanisierung der Waldarbeit Die rasante Entwicklung der Forsttechnik hat in den letzten fünf Jahrzehnten die Waldarbeit so gravierend verändert wie keine Epoche davor. Holzmangel nach dem zweiten Weltkrieg, das Abwandern von Arbeitskräften aus der Landwirtschaft in die Industrie und schliesslich niedriges Preisniveau für Rundholz bei steigenden Lohnund Lohnnebenkosten beschleunigten die Mechanisierung. Voraussetzung für den Einsatz der modernen Forsttechnik waren LKW-befahrbare Forststrassen. Danach kennzeichnen drei markante Entwicklungsschübe die Forsttechnik : 1. Die Einführung der Einmann-Motorsäge 2. Die Entwicklung hoch- und vollmechanisierter Holzernteverfahren und


3. die Verwendung elektronisch gesteuerter

Mess-, Regel- und Datenübertragungstechnik. In Graubünden misst das mit Lastwagen befahrbare Waldwegnetz rund 2100 Kilometer ( dies entspricht 11,6 Meter Waldweg pro Hektare Wald ). Das Waldwegnetz ist also um einiges länger als das Kantons- und Nationalstrassennetz in Graubünden mit einer Gesamtlänge von 1602 Kilometern. Zusätzlich gibt es noch rund 2900 Kilometer meist ältere, oft sehr schmale und steile Waldwege, die mit modernen Holzerntemaschinen und Holztransport-Fahrzeugen nicht befahrbar sind. Die wichtigsten Rückegeräte, wie die Seilwinde im befahrbaren und das Seilgerät im unbefahrbaren Gelände, haben in dieser Epoche speziell durch die Weiterentwicklung auf dem Hydrauliksektor ( hydrostatische Steuerungen und Antriebe, Funkfernbetrieb, etc. ) an Leistung, Sicherheit und Komfort zugenommen. Mechanisch angetriebene Seilwinden mit einer Zugkraft von max. 4 bis 6 t werden bei Forstarbeiten oft eingesetzt. Ebenfalls zum Einsatz kommen die stärkeren, hydrostatisch angetriebenen Winden mit 6 bis 8 t Zugkraft, in Ein- oder Zweitrommelausführung. Funk-Fernsteuerung, die auch dem Anhänger am Schlagort die Windensteuerung erlaubt, ist bei diesen Winden Standard. Auch die modernen Seilgeräte werden hydrostatisch angetrieben und mit Funk gesteuert. Dies erlaubt dem Lastanhänger am Schlagort die Steuerung sämtlicher Maschinenfunktionen, was speziell den Zuzug erleichtert und den verbleibenden Bestand schont. Computerunterstützte Zielautomatik gestattet das Vorprogrammieren von Haltepunkten des Laufwagens oder Verringerung der Fahrgeschwindigkeit beim Überfahren von Sätteln. Die Geräte sind bergauf, berg-

ab und in der Ebene einsetzbar und werden auch im flacheren Bereich zwecks Schonung der Verjüngung verwendet. Mechanisierung der einzelnen Arbeitsabläufe Die Entwicklung der hochmechanisierten Holzernte mit Prozessoren begann in den 70er Jahren. Die Holzpreis- und Lohnkostenentwicklung sowie der gewaltige Arbeitskräfteschwund in der Forstwirtschaft begünstigten die rasche Zunahme dieser Technik. Die Bäume wurden damals mit einer hydraulischen Schere gefällt und im zweiten Arbeitsgang entastet und aufgearbeitet ( Zweigriffharvester ). Inzwischen hat sich zum Fällen die Kettensäge durchgesetzt und die Fäll-, Entastungs- und Ablängvorrichtung ist in einem Aggregat, dem sogenannten Harvesterkopf, vereint. Er befindet sich an der Spitze des Kranes und führt die Funktionen Fällen, Entasten, Ablängen und Lagern aus – deshalb die Bezeichnung Eingriffharvester. Diese haben sich gegenüber den Zweigriffharvestern, die vereinzelt noch bei Starkholz im Einsatz sind, durchgesetzt und den eigentlichen Durchbruch der Harvestertechnik ermöglicht. Prozessoren eignen sich zum Entasten, Ablängen und Poltern des Holzes. Kleinere Prozessoren können Bäume bis ca. 35 cm Durchmesser entasten und sind am Kran oder der Dreipunkthydraulik eines Traktors ab einer Leistung von ca. 50 kW anbaubar. Grössere Prozessoren, mit maximalen Entastungsdurchmessern von 50 bis 70 cm brauchen einen stärkeren Kran mit einer entsprechenden leistungsfähigen Hydraulik. Im Steilgelände werden die motormanuell gefällten und im Bestand abgewipfelten Bäume mit einem auf der Ladefläche eines LKW aufgebauten Kippmast-Seilgerätes gerückt und anschliessend mit dem Prozessor, Bündner Wald 3/2011 35


der sich ebenfalls an einem Kran auf der Ladefläche des LKW befindet, aufgearbeitet. Die Anlage, für die sich in dieser Gerätekombination die Bezeichnung « Gebirgsharvester » eingebürgert hat, ist sehr mobil und die derzeit höchste Mechanisierungsstufe der Holzernte im unbefahrbaren Gelände. Im befahrbaren Gelände hingegen wird vollmechanisiert mit Harvestern geerntet, wodurch selbst im schwachen Durchmesserbereich, wo motormanuelle Holzernte sich längst nicht mehr rechnet, noch geringe erntekostenfreie Erlöse erzielbar sind. Elektronik auf dem Vormarsch In seiner Auswirkung auf die gesamte Forsttechnik noch nicht absehbar ist die zukünftige Entwicklung der elektronisch gesteuerten Mess-, Regel- und DatenüberWaldstrassen als Grundvoraussetzung für eine wirtschaftliche Holzernte. (Bild: SELVA )

tragungstechnik. Vor allem im Bereich der Harvester ist die neue Technik schon in Verwendung und es kontrollieren beispielsweise schon TMC ( Total Maschine Control )-Systeme selbsttätig die Motorfunktionen, die hydrostatischen Kraftflüsse und Transmissionen, den Hydraulikdruck, die Motor-Drehzahl und vieles anderes mehr. Ein elektronisches Mess- und Steuersystem wiederum passt die Holzernte dem Auftraggeberwunsch optimal an und verfolgt genau die Menge und Art des aufgearbeiteten Holzes. Dabei sind sämtliche Daten auf elektronischem Weg abruf- und an jede gewünschte Adresse zur Weiterverwendung übermittelbar. Zusammen mit der Verbesserung der Holztransport-Logistik durch Datenübertragungssysteme via Internet im Fahrzeug selbst und der Nutzung von GPS, werden die Einsätze koordiniert, damit Kosten gespart und zusätzlich die Umwelt entlastet. Diese Innovationen, die nach aussen oftmals nicht so spektakulär wirken, bedeuten aber für den gesamten Arbeitsablauf, die Ergonomie, die Kommunikation sowie die Umwelt etc. einen enormen Fortschritt. Funksteuerungen: Sicherheit geht über alles Die ersten Funksteuerungen für den Forsteinsatz kamen erst Anfang der 80er Jahre auf den Markt. Und bereits sind die flinken Helfer bei der Holzernte kaum mehr wegzudenken. Ganz einfach gestalteten sich diese Anfänge allerdings nicht. Waren die Funksteuerungen zu Beginn doch derart teuer, dass sich kaum jemand dafür interessierte. Eine einfache Windensteuerung kostete damals etwa CHF 14 000.–. Eine ähnliche Steuerung ist heute bereits für einen Bruchteil des damaligen Preises zu bekommen.

36


Die Erfolgsgeschichte der Funktechnik im Forstbereich begann mit der Steuerung von Seilwinden. Dort haben sie sich derart gut etabliert, dass heutzutage kaum mehr neue Winden ( selbst Dreipunktwinden ) ohne Funk auf den Markt kommen. Seit vielen Jahren bewährt haben sich Funksteuerungen auch bei Seilbahnen und kleinen ForstRaupentraktoren. Eher neueren Datums ist der sogenannte Fahrfunk. Damit kann man das Fahrzeug extern steuern sowie vorwärts und rückwärts bewegen. Grenzen der Technik Die technischen Möglichkeiten in der Holzernte haben sich in den vergangenen Jahrzehnten enorm weiterentwickelt. Heute steht eine Vielzahl verschiedener hochtechnisierter Holzernteverfahren zur Verfügung und interessante Erfindungen lassen immer wieder aufhorchen. Manches setzt sich durch, gelegentlich folgt ( zu ) späte Skepsis

auf frühe Begeisterung, manchmal werden vorschnell gute Neuansätze ad acta gelegt. Der wirtschaftliche Einsatz hochmechanisierter Technik im Wald ist nicht zuletzt gerade deshalb gründlich zu planen. Wald ist schliesslich nicht gleich Wald. Den Wald kennzeichnet ganz besonders eine starke Variation der örtlichen Bedingungen. Einmal getroffene Entscheidungen wirken sich sehr langfristig aus. Das heutige Geschehen in der Holzernte gestaltet den Wald der Zukunft massgeblich. Deshalb ist und bleibt es eine anspruchsvolle Aufgabe, Forsttechnik am richtigen Platz effizient und schonend einzusetzen.

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Forstwirtschaft Ein Team von jungen Berufsleuten empfiehlt sich für sämtliche

Forstarbeiten www.eggenberger-forst.ch Peter Eggenberger, Staatsstrasse 74, 9472 Grabs, Tel. 081 771 51 77, Natel 079 419 56 77 Bündner Wald 3/2011 37


Unterschiedlicher Erfolg in Bündner ForstBAR-Revieren Die Ansprüche der Öffentlichkeit an den Wald und dessen Bewirtschaftung nehmen ständig zu. Immer mehr Bedürfnisse müssen abgedeckt werden. Die dadurch entstehenden Kosten müssen die Forstbetriebe, abgesehen von Beiträgen, weitgehend mit den Erlösen für ihr Produkt Holz decken. Wirtschaftlich betrachtet sollte auf diese zusätzlichen Aufwendungen, wenn nicht entschädigt, verzichtet werden. Denn seit Jahren kaum steigende Holzpreise führen trotz effizienterer Holzernteverfahren dazu, dass zum Teil nicht kostendeckend Holz produziert werden kann. Ausgangslage Alle Angaben beziehen sich auf Forstbetriebe, welche ihre Abrechnung mit der ARGE ForstBAR abgeschlossen haben. In allen Grafiken werden die letzten fünf Jahre

durchleuchtet. Während der Abrechnungsperiode 2010 wurden 54 Reviere betreut, mit einer Nutzung von 226 000 Festmeter und 82 000 ha produktiver Waldfläche. Vergleich der Kennziffern innerhalb der Waldbewirtschaftung In den letzten fünf Jahren haben 23 Prozent der Reviere mit Berücksichtigung von Abschreibungen und Zinsen aus den Investitionen positive Zahlen in der Waldbewirtschaftung pro Festmeter Liegendnutzung ausgewiesen. Innerhalb der Verdichtung ist der Streubereich des Erfolgs gross. Zum Vergleich sind die fünf wirtschaftlich besten Reviere in der zweiten Produktionsstufe, die fünf am wenigsten wirtschaftlichen und zusätzlich der Mittelwert aller Reviere in den folgenden Grafiken dargestellt. Alle folgenden Werte beziehen sich auf das Mit-

Grafik 1. (Bild: ARGE ForstBAR )

Kos t en2. Pr oduk t i ons s t uf epr oF es t met er Plus Reviere Minus Reviere Mittelwert GR Kost en2.Pr od ukt i onsst uf epr oFest met erLi egendverkauf 2006 73 141 102 300 2007 66 142 94 2008 69 144 94 2009 66 170 111 250 2010 71 250 106 Fr ./Fest met er

Jahr

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‹'Pl us '› Rev i er e ‹'Mi nus '› Rev i er e Mi t t el wer tGR

150 100 50 0 2006

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Unt ernehmer ant ei l2.Pr odukt i onsst uf epr oFest met erLi egendverkauf 70 60

38 t

50 4 0

'Pl us ' Rev i er e


tel in den letzten fünf Jahren in der jewei- Die Erschliessungsdichte von 27 Laufmeligen Gruppe. In den ‹Plus›- und ‹Minus›- ter Strasse pro produktive Hektare, die Gruppen sind immer die gleichen Reviere mit weniger als 28 Tonnen befahrbar sind, ist gemäss Einteilung nach den Kosten in der in den beiden Vergleichsgruppen identisch. 2. Produktionsstufe. Zusätzlich wird in den Hingegen haben die ‹ Plus ›-Reviere mit 13 Grafiken die Entwicklung in den einzelnen Laufmeter Strasse pro produktive HektaEinheiten dargestellt. Die Qualität der Be- re beinahe viermal mehr Strassen, welche triebsführung, der Anteil an Zwangsnutzun- mit 28 und mehr Tonnen befahren wergen und die topografischen Gegebenheiten den können. Deshalb ist der Unterhalt mit Kos t en2wurden . Pr oduk t i o s t uf epr o F es t met er inns dieser Zusammenstellung nicht 102 Franken pro Hektare auch 40 Franken teurer als bei den ‹ Minus ›-Revieren. Werberücksichtigt, weil sie aus der BetriebsabJahr Plus Reviere Minus Reviere Mittelwert GR Kost en2.Pr od ukt i onsst uf epr oFest met erLi egendverkauf 2006 73ersichtlich sind. 141 102 den die Kosten auf das geerntete Holz umrechnung nicht 3 0 0 2007 66 94 gerechnet, wird der Festmeter mit 27 FranGrosse Unterschiede sind in142der zweiten 2008 69 144 94 Produktionsstufe Holz2009 66 (Holzernte, Transport, 170 111 ken bei den kostengünstigeren Revieren 250 2010 71 250 106 belastet. Bei der anderen Gruppe sind es schutz und Aufsicht ) auszumachen. Wäh200 die Besten im Mittel Erntekosten von 33 Franken pro Festmeter. rend 69 169 69 Franken haben, beläuft sich der Auf- Markant sind die unterschiedlichen Kosten150 wand bei den kostenintensiven Revieren anteile der Unternehmer an den Gesamtauf kosten in der 2. Produktionsstufe ( Grafik 2 ). 100169 Franken pro Festmeter Liegendnutzung ( Grafik 1). Während in den ‹ Plus ›-Revieren 20 Prozent Fr ./Fest met er

Gr a fk1 'Pl us ' Rev i er e 'Mi nus ' Rev i er e Mi t t el wer tGR

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Grafik 2. (Bild: ARGE ForstBAR ) 0 2006 2007

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Plus Reviere Minus Reviere Mittelwert GR 2006 2873 1086 Ve2144 r wal t ung/Fest met erNut zung 2007 2949 1197ARGE ForstBAR 2441) Grafik 3. (Bild: 30 2008 2860 1241 2806 2009 4185 2008 3840 2 5 der Kosten generiert – Genügend 2010 4428 951durch Unternehmer 3075 Fr ./Fest met er

werden, beläuft sich dieser Anteil bei den 3459 1297 2861 20 anderen Revieren auf 49 Prozent. Mögliche Ursachen der Differenz beim Un15 ternehmeranteil : 10 – Die ‹ Plus ›-Reviere vergeben schwierigere und aufwendigere Schläge an Unterneh5 mer. – Die ‹ Plus ›-Reviere konzentrieren sich auf 0 Schläge, 2006 2007welche mit den eigenen 2008 Mitteln Jahrausgeführt rationell und zu Marktpreisen werden können ( Spezialisierung ). – Topografisch leicht zu bewirtschaftende Reviere ( geringer Anteil an kostenintensiven Bringungsmethoden ). – Gut ausgebildetes, motiviertes Personal in der Forstgruppe. – Optimaler Maschinenpark, welcher auf die topografischen Gegebenheiten ausKos t enVer wal t ung/F es t met er gerichtet ist. Jahr

Plus Reviere Minus Reviere Mittelwert GR 200640 17 23 14 2007 13 25 14

grosse Auslastung der Maschinen ( Reduzierung der Fixkosten ). Vergleicht man die mittlere Nutzung ( ohne 'Pl us ' Rev i er e Stockverkäufe ) pro Revier, sind grösse'Mi nus ' Rev i er e ).t Die re Unterschiede erkennbar ( Grafik 3Mi t e l wer tGR ‹ Plus ›-Reviere schlagen zweieinhalbmal so viel Holz ( Stockverkäufe sind nicht berücksichtigt ) pro Jahr als die kostenintensiven. Auch der gesamte Holzeinschlag ist bei diesen Revieren höher. Das wiederum 2009 2010 senkt die Fixkosten. So werden die einzelnen Tätigkeiten innerhalb der Kostenträger weniger stark belastet. Bei den Verwaltungskosten, umgerechnet auf die genutzte Menge Holz, sind die ‹ Plus ›-Reviere leicht über dem Mittelwert von Graubünden ( Grafik 4 ). Ein Grund für die höheren Kosten ist der höhere Anteil an angestelltem Personal gegenüber den anderen Betrieben, welches einen Mehraufwand

Gr a fk3


Fest met er

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'Pl us ' Rev i er e 'Mi nus ' Rev i er e Mi t t el wer tGR

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Plus Reviere Minus Reviere Mittelwert GR 2006 2873 1086 Ve2144 r wal t ung/Fest met erNut zung 2007 2949 1197 2441 30 2008 2860 1241 2806 2009 4185 2008 3840 25 2010 4428 951 3075 Fr ./Fest met er

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Grafik 4. (Bild: ARGE ForstBAR )

für die Verwaltung ergibt. Jedoch sind diese Kosten immer noch geringer als bei der ‹ MiKos t enVer wal t ung/F es t met er nus ›-Gruppe. Jahr Plus Reviere Reviere Mittelwert GRauf Werden die Minus Kosten der Verwaltung r e 2006 17 23 14 Fläche verteilt, haben14die 2007die produktive 13 25 ‹ Plus ›-Reviere mit 64 Franken ein Viertel höhere Kosten als die Vergleichsgruppe. ( Grafik 4 ) 1. Produktionsstufe ( BestandesbeDie gründung, Jungwaldpflege, Forstschutz, Wildschadenverhütung, Schlagräumung, Anzeichnen, Aufsicht 1. PS ) verursacht bei den ‹ Plus ›-Revieren Kosten von 50 Franken pro Hektare. Die ‹ Minus ›-Gruppe hat Ausgaben von 67 Franken. Die Unterschiede entstehen in der Jungwaldpflege und der Schlagräumung. Werden die Kosten durch die Festmeter geerntetes Holz geteilt, belasten diese den Festmeter Holz mit 15 Franken in der ‹ Plus ›-Gruppe. In der gegen-

überliegenden Gruppe sind es 25 Franken ( Grafik 5 ). Der Unterschied der Beiträge pro ha produktive Fläche an die laufende Rechnung beträgt 48 Franken. Die ‹ Minus ›-Gruppe hat in den letzten fünf Jahren im Mittel 203 Franken erhalten, während die ‹ Plus ›-Gruppe 155 Franken pro Hektare erhalten hat. Werden diese Werte auf die Holzerntemenge umgerechnet, ist der Unterschied gross. Im Durchschnitt hat die ‹ Plus ›-Gruppe 37 Franken pro Festmeter erhalten, demgegenüber liegt dieser Wert bei den ‹ Minus ›-Revieren bei 95 Franken. Der Mittelwert aller ForstBAR-Reviere in Graubünden liegt bei 51 Franken pro Festmeter. Die ‹Plus›-Gruppe und das Mittel über alle Bündner Reviere haben einen Nettoholzertrag pro Festmeter von 83 Franken. Die andere Gruppe erzielte einen Erlös von 75 Franken. Bündner Wald 3/2011 41


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Plus Reviere Minus Reviere Mittelwert GR 2006 -25.48 -44 -32 2007 1.82 -51 -5 2008 2.25 -50 -9 2009 -2.60 -71 -17 Grafik 6. (Bild: ARGE ForstBAR ) 2010 -7.89 -184 -26

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Jahr

2008 Jahr

Plus Reviere Minus Reviere Mittelwert EGR r f ol g/Fest met erLi egendnut zung 0 2006 2006 28 16 2007 2008 2009 50. 00 17 2007 16 27 ARGE ForstBAR 15 ) Jahr Grafik 5. (Bild: 2008 16 26 15 2009 16 21 12 0. 00 2010 9 21 14 2006 2007 2008 2009

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20 Plus Reviere Minus Reviere Mittelwert GR 0 2006 2006 17 28 16 2007 15 2007 16 27 15 2008 16 26 15 10 2009 16 21 12 2010 9 21 14 5 Kos t en1. Pr o duk t i ons s t uf e/F es t met er 15 25 15

Jahr

-80

-18

Plus Reviere Minus Reviere Mittelwert GR 2006 -25.48 -44 -32 2007 1.82 -51 -5

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Wird nur der Erfolg in der Waldbewirtschaftung betrachtet, hat die ‹ Plus ›-produzierende Gruppe im Mittel einen Verlust von 6 Franken pro Festmeter Liegendnutzung ( Grafik 6 ). Demgegenüber verzeichnet die andere Gruppe einen Verlust von 80 Franken pro Festmeter. Der Unterschied der beiden Vergleichsgruppen liegt auf der Kostenseite. Während die wirtschaftlich bessere Gruppe Kosten von 128 Franken pro Festmeter hat, beläuft sich dieser bei der ‹ Minus ›-Gruppe auf fast das Doppelte. Vor allem im Jahr 2010 ist der Verlust in dieser Gruppe nochmals massiv gestiegen. Von allen Bündner

Revieren liegt der mittlere Verlust bei 18 Franken pro Festmeter Liegendnutzung.

Dies ist ein Auszug aus den Verdichtungen der letzten Jahre. Daten für weitere interessante Auswertungen sind vorhanden und könnten entsprechend aufbereitet werden.

Hanspeter Conrad und Paul Barandun ARGE ForstBAR GR 7421 Summaprada hanspeter.conrad @ bap.ch

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Bündner Wald 3/2011 43


Ausrüstung und Kapazität der Bündner Forstunternehmungen Die Forstunternehmer sind nicht zu verwechseln mit den klassischen, an den eigenen Waldbesitz gebundenen Forstbetrieben. Forstunternehmer sind weitgehend unabhängige Spezialisten, die ihre modernen Geräte und Techniken an beliebigen Orten für Holzernte und weitere forstliche Dienstleistungen einsetzen können. Ihre modernen Verfahren sind oftmals kostengünstiger als die konventionellen. Die oft klein strukturierten Schweizer Waldbesitzer können modernste Technik meist weder selber anschaffen noch genügend auslasten und lassen deshalb immer mehr Holzschläge durch Forstunternehmer ausführen. Sie geben entweder nur den Holzschlag in Auftrag und verkaufen das Holz dann selber, oder sie verkaufen dem Forstunternehmer gleich die stehenden Bäume «ab Stock». Dabei organisiert der Forstunternehmer nach der Quelle: Jahrbuch Wald und Holz 2010. (Bild: BAFU)

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Holzernte auch den Transport zu den verschiedenen Holzverarbeitern. Der Unternehmeranteil in der Holzernte liegt schweizweit bereits bei nahezu der Hälfte der total genutzten Holzmenge. Immer mehr Forstunternehmer verstehen sich als forstliche Generalunternehmer und bieten dem Waldbesitzer professionelle Komplettlösungen «all inclusive» an. Mit dem Unternehmereinsatz kann ein allfälliger Strukturnachteil des Waldbesitzers überwunden werden. Die gegenwärtig von der Bundesstatistik ausgewiesenen 500 Schweizer Forstunternehmer leisten mit ihren rund 2000 Mitarbeitern neben der Holzernte auch massgebliche Anteile an anderen forstlichen Arbeiten wie Jungwuchspflege, Energieholzaufbereitung, Lawinen-, Rutsch- und Bachverbauungen, Biotoppflege oder Sicherheitsbaumfällung im bewohnten Raum.


Kräfte bündeln im Verband Über 200 Betriebe sind im Verband Schweizerischer Forstunternehmungen ( VSFU ) organisiert, welcher schon 1972 gegründet wurde. Hand in Hand mit der Mechanisierung der Forstarbeiten entstand mit den Forstunternehmern eine junge Branche, die nach aussen gut organisiert im Verband auftritt. Der VSFU ist die Dachorganisation der Forstunternehmer in der Schweiz und setzt sich für eine kontinuierliche erfolgreiche Entwicklung der Branche ein. Zudem bringt er sich in anderen Verbänden, Kommissionen, Programmen und Gesetzgebungsprozessen für den Standpunkt des Unternehmers ein und bietet den Mitgliedern aktuelle Informationen und diverse Dienstleistungen. Neben dem Unternehmerverband der Romandie ( AREF ) ist seit rund zwölf Jahren auch der Bündner Forstunternehmerverband ( BFUV ) dem Dachverband als eigenständige Sektion angegliedert. Seit Anfang 2009 steht Forstunternehmer und VSFU-Vorstandsmitglied Meinrad Candinas diesem als Präsident vor. Der Bündner Forstunternehmerverband zählt inzwischen 18 Mitglieder und engagiert sich auch aktiv für die Aus- und Weiterbildung. Unter seiner Leitung wird jeweils im Rahmen der Kursangebote für das Bündner Forstpersonal ein Workshop «Holzerntetechnik im Gebirgswald» angeboten. Die Teilnehmer können dort an einem praktischen Beispiel diskutieren und erfahren, wie die Zusammenarbeit zwischen Gemeindeforstbetrieben und Forstunternehmern beim Seilkraneinsatz optimiert werden kann.

bilden die Spezialisten ein wichtiges Glied in der Holzkette. Auch in Graubünden hat der Unternehmeranteil an der Holznutzung in den letzten Jahren stark zugenommen. Rund 160 Mitarbeitende in den Forstunternehmungen Graubündens holzen jährlich etwa die Hälfte der gesamten Nutzungen. Mit dem vorhandenen Know-how und den entsprechenden Gerätschaften sind die Forstunternehmer in der Lage, ganze Logistikkonzepte im Bereich Forst zu erarbeiten und umzusetzen. Die Holzernte ist für die meisten Forstbetriebe der grösste Kostenfaktor. Die Erfahrung zeigt jedoch, dass gerade in diesem Bereich noch grosses Einsparpotenzial in den Betrieben besteht. Durch den Einsatz von Forstunternehmungen können Moderne, sichere und kostengünstige Holzernteverfahren sind auch im Gebirge möglich. (Bild: SELVA)

«Waldmänner» für alle Fälle Die Forstunternehmer sehen sich als zuverlässige Partner der Forstbetriebe in den Regionen. Vom Holzschlag in schwierigem Gelände bis zum Handel und dem Transport Bündner Wald 3/2011 45


nehmer dort einsetzt, wo es ihm den grössten Nutzen bringt. Die Verträge können dabei sämtliche Aspekte der Holzernte – vom Fällen über das Aufarbeiten bis hin zum Abtransport – beinhalten. Überdies zählt der Forstunternehmer auch den Holzhandel und den «Kauf ab Stock» zu seinen Dienstleistungen.

Forstunternehmer als wichtige Versorger der Holzindustrie. (Bild: Michael Meuter, Zürich/LIGNUM)

moderne, sichere und kosteneffiziente Holzernteverfahren eingesetzt werden. Die Einsätze erfolgen stets in Zusammenarbeit respektive in Absprache mit den Waldbesitzern beziehungsweise den öffentlichen Forstbetrieben. Konkret heisst das, dass der Förster den Holzschlag plant und den Unter46

Wichtiges Glied der Holzkette Die Forstunternehmer sind zu wichtigen Versorgern der Industrie geworden. Als marktorientierte Holzerntespezialisten brauchen die Forstunternehmer aber Holzschläge, um auch weiterhin liefern zu können. Tatsache ist, dass die Holzkette nur funktionieren kann, wenn sich alle Beteiligten gegenseitig unterstützen. Der «Holzfluss» beginnt schliesslich beim Waldeigentümer im Bestand und endet beim Verarbeiter. Wenn ein Glied der Holzkette ausfällt, gerät die gesamte Holzkette ins Stocken. «Mit negativen Auswirkungen für alle Beteiligten und nicht zuletzt für den Wald selber», erläuterte Meinrad Candinas der Tagespresse, « denn jeder Holzschlag ist auch Waldpflege.» Gemäss seinen Ausführungen darf mit Holzschlägen nicht zugewartet werden, auch wenn sich der vom internationalen Markt beeinflusste Holzpreis über kurz oder lang auf einem tieferen Niveau befindet als dies erwünscht ist. Wenn der Holzfluss unterbrochen wird und die Arbeit ausfällt, kann man nicht erwarten, dass die Abnehmer immer noch da sind, wenn sich mit dem Holz wieder mehr Geld verdienen lässt. Zudem können die Mitarbeitenden in der Holzkette nicht einfach «eingefroren» werden, bis der Holzpreis wieder steigt. Mechanisierung der Bündner Forstunternehmen Viele der Bündner Forstunternehmungen haben sich seit Beginn an auf die Holzbrin-


gung per Seilkran spezialisiert. Die konventionelle Holzbringung mit Seilzug und Zangenschlepper etc. ist aber natürlich auch hier weiterhin aktuell. Neben der Holzernte haben einige ihren Einsatzbereich mit der Holzvermarktung (Holzhandel) und der Transportlogistik weiter ausgebaut. Oftmals Anspruchsvolle und interessante Arbeitsplätze für das Forstpersonal. (Bild: Hannes Henz, Zürich/LIGNUM)

Hacker für die weitere Holzverarbeitung. (Bild: SELVA)

kann damit auch der Vortransport sowie der Verlad von Rundholz sichergestellt werden. Für die weitere Holzverarbeitung sind verschiedentlich Entrindungsmaschinen und Hacker im Einsatz. Im Winterhalbjahr werden zudem häufig auch Schneeräumungen angeboten. Die ganze Palette von der motormanuellen über die teil- zur vollmechanisierten Holzernte wird von den Forstunternehmern angeboten. Moderne Maschinenparks helfen, zeitgemässe Verfahren anzuwenden, und bieten dem Forstpersonal einen anspruchsvollen und interessanten Arbeitsplatz. Rund ein Drittel der Bündner Forstunternehmungen verfügt über Harvester oder entsprechende Kombigeräte mit Prozessoren. Gut die Hälfte der einheimischen Unternehmen verfügen über Seilkrananlagen, wobei konventionelle Mittel- und Langstreckenseilkrane sowie Mobilseilkrananlagen mit oder ohne Aufbauprozessoren gleichermassen häufig anzutreffen sind. Durch Einsatz von modernen Maschinen und zeitgemässen Arbeitsverfahren, kombiniert mit einem breiten Dienstleistungsangebot, guter Planung, Organisation und vor allem guten Leistungen betreffend Arbeitsqualität und -sicherheit möchten die zahlBündner Wald 3/2011 47


reichen Forstunternehmungen im Bündnerland auch weiterhin gute und verlässliche Partner für die öffentliche sowie private Kundschaft bleiben. Quellen: Homepage des Verbandes der Schweizerischen Forstunternehmungen n «Bündner Tagblatt», mehrteilige Serie über die Holzkette Graubündens, Herbst 2009.

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Ausrüstung und Kapazität der Bündner Forstbetriebe Mit der zunehmenden Mechanisierung in der Holzernte ist auch der Maschinenpark der Forstbetriebe angewachsen. Um all die vielfältigen Aufgaben von der eigentlichen Holzernte, dem Bau und Unterhalt von Schutzbauten gegen Naturgefahren, dem Unterhalt der Waldstrassen, zu vielen kommunalen Arbeiten wie Schneeräumung, Unterhalt der Gemeindeinfrastrukturen und der Wasserversorgung sowie Pflege der Alpen und Weiden usw. meistern zu können, sind denn auch die unterschiedlichsten Geräte notwendig. Organisation der Forstbetriebe Rund drei Viertel der Bündner Forstbetriebe verfügen über eine eigene oder eine saisonale Forstgruppe. Die Grösse der Gruppe ist dabei sehr unterschiedlich. Oft wird die Forstgruppe während der Zeit des Haupt-

holzschlags von saisonalen Waldarbeitern unterstützt. Forstbetriebe ohne Forstgruppe sind eigentliche « Einmannbetriebe », das heisst, der Revierförster ist der einzige Angestellte des Betriebes. Er organisiert alle anfallenden Tätigkeiten inklusive der Holzernte und der Holzvermarktung. Für die Holzerei wird die Zusammenarbeit mit anderen Forstrevieren oder Forstunternehmungen gesucht. Die Holzvermarktung erfolgt entweder in Eigenregie oder über Holzhändler und Vermarktungsorganisationen. Mechanisierung der Bündner Forstbetriebe Die meisten Forstbetriebe mit eigener Forstgruppe verfügen zum Ausführen der Holzerntearbeiten über eigene Forsttraktoren oder Forstspezialschlepper, welche oft mit Winden und Holzgreifer ausgerüstet sind.

Organisation der Forstbetriebe. (Darstellung : SELVA )

23 % Forstgruppe Saisongruppe

5% 72 %

Keine Forstgruppe

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Forsttraktor des Forstbetriebes Tamins im Einsatz. (Bild: SELVA )

Diese multifunktionalen Fahrzeuge können auch für viele andere kommunalen Arbeiten wie z. B. die Schneeräumung eingesetzt werden. Weiter besitzen die Betriebe diverse Fahrzeuge zum Transport des eigenen Personals oder von Kleinmaterial zu den Holzschlägen.

Verschiedene Kleinmaschinen und Kommunalfahrzeuge ergänzen die Infrastruktur unserer Forstbetriebe. Grundsätzlich sind die Bündner Forstbetriebe für Holzerntearbeiten im Bodenzugbereich gut ausgerüstet. Für den Einsatz von Seilkrananlagen und prozessorgestützten Arbeiten werden meist Forstunternehmer zugezogen. Dennoch verfügen rund ein Dutzend Betriebe über eigene Seilkrananlagen ( Langstreckenseilkran, konventionelle Seilkrananlagen, Mobilseilkrananlagen ). In Graubünden gibt es jedoch keinen Forstbetrieb mit eigenem Prozessorgerät. Die Holzerntearbeiten mit Harvestern und Mobilseilkrananlagen mit Prozessorgeräten ( Gebirgsharvester ) übernehmen die Forstunternehmungen, welche im Kanton Graubünden eine starke Rolle übernehmen.

Mobilseilkran Valentini der Forstbetriebe Sursassiala. (Bild: Forstbetrieb Tujetsch )

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Es gibt aber in der übrigen Schweiz auch Forstbetriebe, welche über eine eigene voll­ mechanisierte Ausrüstung verfügen. Beispiele für überbetriebliche Zusammenarbeit Damit die teuren Forstmaschinen auch ge­ nügend ausgelastet werden können, macht die überbetriebliche Zusammenarbeit mit ge­ meinsamer Nutzung der Maschinen durch­ aus Sinn. Als gutes Beispiel dafür kann die Forst­ maschinengruppe ( FMG ) Foppa erwähnt werden. Die drei Forstbetriebe Ruinaulta, Obersaxen und Laax /Sagogn haben sich zusammengetan und einen selbstständigen Maschinenpool gegründet, welcher die Ma­ schinen bewirtschaftet. Der Maschinenein­ satz bleibt dabei auf den Bodenzugbereich beschränkt. Seit dem 1. Januar 2009 ist die

FMG operativ tätig. Die FMG verfügt über einen Forwarder Valmet 830.3, einen Seil­ schlepper Mahler Elefant, einen Seilschlep­ per FMA und einen Bagger Doosan 160 mit Holzgreifer und Seilwinde. Viele andere Forstbetriebe arbeiten mehr oder weniger eng mit den Nachbarbetrie­ ben zusammen. So werden nach Bedarf Maschinen ausgelehnt und oft wird auch mit Personal ausgeholfen. Ein gutes Beispiel für überbetriebliche Zu­ sammenarbeit zwischen den Forstbetrieben ist in der Sursassiala zu finden. Die Forst­ betriebe Medel­Lucmagn, Tujetsch und Di­ sentis /Mustér besitzen zusammen einen Mo­ bilseilkran Valentini V 600 mit bis zu 600 m Reichweite. Die Anlage ist mit einem 12,5 m hohen Teleskopmast und einem 6­Zylinder­ Dieselmotor mit 120 PS ausgerüstet. Damit kann ein grosser Teil der anfallenden Holz­

Forstwerkhof Safien. (Bild: Ralph Feiner )

Bündner Wald 3/2011 51


Sägerei Tinizong-Rona. (Bild: SELVA )

erntearbeiten in den steilen Hanglagen der oberen Surselva ausgeführt werden. Werkhöfe Um die modernen und teuren Maschinen und Geräte unterbringen zu können, ist ein Forstwerkhof eine gute Lösung. Neben der Lagermöglichkeit von Maschinen und Material kann ein Werkhof noch andere Aufgaben erfüllen. Er dient zum Beispiel der Forstgruppe als Rückzugsmöglichkeit für Schlechtwetterarbeiten, als Werkstatt und als Aufenthaltsraum. Oft ist auch das Büro des Försters im Werkhof untergebracht. Die Werkhöfe der Bündner Forstreviere sind in ganz verschiedenen Ausführungen vorhanden. Von kleinen Baracken bis zu multifunktionalen Werkhöfen, welche oft auch zusammen mit der Feuerwehr oder dem Bauamt genutzt werden, ist alles anzutreffen. 52

Einer der ersten fast ausschliesslich aus FSC-Massivholz gebauten Werkhöfe steht in Safien. Das Holz für den Bau des Werkhofes stammt mehrheitlich aus dem eigenen Gemeindewald. Der Werkhof wurde 2005 gebaut und bietet nun Platz für die Maschinen und Werkzeuge des Forstbetriebes. Im Untergeschoss ist zudem die Feuerwehr untergebracht. Geheizt wird der Werkhof übrigens mit einer Holzschnitzelheizung. Die Holzschnitzel aus dem Gemeindewald sorgen so für Wärme im Werkhof und dank Wärmeverbund auch in einem Gasthaus und fünf angrenzenden Wohnhäusern. So werden viele Synergien an einer Stelle zusammengefasst. In den letzten Jahren sind einige neue Forstwerkhöfe erstellt worden. 2007 wurde der Forstwerkhof Mittelschanfigg eingeweiht, 2008 folgte der Werkhof Tinizong und letz-


tes Jahr ist der Neubau des Feuerwehrlokals und des Forst- und Werkamtes Crestault in Bonaduz in Betrieb genommen worden. Weiterverarbeitung des Rohholzes Für die Brennholzaufbereitung haben viele Betriebe Holzspaltmaschinen und sonstige Geräte zur Verfügung. Die meisten Forstbetriebe bieten für Private und für öffentliche Anlagen Brennholz und Holzschnitzel aus dem eigenen Revier an. Für die Lagerung der Holzschnitzel verfügen einige Betriebe über separate Unterstände. Neben der energetischen Nutzung des Holzes werden auch noch andere Produkte angeboten. Im Kanton Graubünden gibt es 15 Kleinsägereien, welche im Besitz der Gemeinden sind. Diese Sägereien können aus

dem eigenen Wald mit Rohstoff versorgt werden. Die jährliche Einschnittkapazität der einzelnen Sägereien bewegt sich dabei zwischen einigen Hundert bis ca. 5000 m3. Produziert werden vor allem Bauholzschnittwaren für die Verwendung im Aussen- und Innenbereich. Als Nebenprodukte werden oft auch Tische, Bänke, Brunnentröge und Finnenkerzen in allen Variationen angeboten.

SELVA Bündner Waldwirtschaftsverband Bahnhofplatz 1 CH-7302 Landquart info @ selva-gr.ch

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SELVA-Kurs: Baustellen- und Holzschlagsignalisation Spaziergänger, Wanderer, Jogger, Beerenund Pilzsammler, Reiter und andere Erholungssuchende sind immer häufiger im Wald anzutreffen. Gleichzeitig werden forstliche Arbeiten ausgeführt. Durch diese Tätigkeiten können Drittpersonen gefährdet werden. Betroffen sind natürlich nicht nur Erholungssuchende. Führen Strassen, Wege, Bahnlinien, Telefon- oder andere elektrische Leitungen durch den Wald, können auch Verkehrsteilnehmer und Unterhaltspersonal sowie Sachwerte gefährdet werden. SELVA-Kurs in Maladers Die Arbeitssicherheit ist nicht nur in den Forstbetrieben, sondern auch bei der SUVA und im FSC-Standard ein zentrales Thema. Bei den letztjährigen FSC-Audits wurde bedauerlicherweise eine ungenügende Signalisation bzw. die fehlende Absperrung eines Holzschlages festgestellt. Unter diesem Aspekt und auf Initiative von Urs Küng hat die SELVA deshalb den Kurs «Baustellenund Holzschlagsignalisation» ausgeschrieben. Der Kurs ist bei den Forstbetrieben auf grosses Interesse gestossen. Insgesamt haben sich fast 50 Personen angemeldet, weshalb der Kurs doppelt durchgeführt wird: in Maladers und in La Punt Chamues-ch. Bei genügend Interessenten wird die FortbilAngeregte Diskussionen mit dem SUVA-Sicherheitsfachmann Hans Sonderegger. (Bild: SELVA)

dung auch im nächsten Jahr wieder angeboten. Unter der Leitung von Revierförster Urs Küng und der SELVA hat am 3. Mai 2011 in Maladers der erste SELVA-Kurs «Baustellenund Holzschlagsignalisation» stattgefunden. Den Teilnehmern wurde aufgezeigt, wie Holzschlag- oder Baustellenorganisationen an verschiedenen Weg- und Strassentypen erstellt werden müssen, damit sie den gesetzlichen Vorgaben entsprechen. Die beiden Referenten der SUVA und der Kantonspolizei übermittelten in Theorie und Praxis, wie nach ihren Vorgaben eine korrekte Holzschlagsignalisation erstellt werden sollte. Theorie ... Im Bereich von öffentlichen Verkehrsflächen haben sämtliche Massnahmen dem Strassenverkehrsgesetz ( SVG ), der Signalisationsverordnung ( SSV ) und den kantonalen Ausführungsbestimmungen zu entsprechen. Auch Waldstrassen, Wald-, Fuss- und Wanderwege, die nicht ausschliesslich privatem Gebrauch dienen, sind öffentliche Verkehrsflächen. Der Kurs wurde in einen theoretischen und einen praktischen Block aufgeteilt. Rolf Obrist von der Kantonspolizei Graubünden informierte die Teilnehmer in einem spannenden Referat über die Signalisationsvorschriften im Strassenverkehr. Hans Sonderegger von der SUVA erklärte die Organisation der SUVA und zeigte Beispiele zur Sicherstellung der Arbeitssicherheit bei der Holzernte. ... und Praxis Anschliessend wurden die Informationen draussen an zwei Objekten realitätsnah vertieft. An einem Beispiel wurde die Signalisation eines Holzschlages im Bereich

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Fahrbahn befestigt werden. Wichtig dabei ist, dass auch die Abspannung mit farbigen Bändern markiert wird. Zum Schutz vor Beschädigungen durch Anbzw. Überfahren und zur einfachen Anbringung des Signalisationsmaterials hat der Forstbetrieb Maladers eigene Halterungen für die Triopane angefertigt. Triopane können so mit wenigen Handgriffen montiert und ebenso schnell wieder abgebaut werden. Für einen geplanten Holzschlag entlang einer Hauptstrasse (Kantonsstrasse) erstellten die Teilnehmer unter Anleitung von Rolf Obrist eine korrekte Baustellensignalisation. Zur Sicherheit der Arbeiter müsste der Verkehr mittels Drehkellen geregelt werden. Da sich die fiktive Baustelle gleich nach einem Die vom Forstbetrieb Maladers selbst angefertigten Triopan-Halterungen sind einfach, aber höchst effizient. (Bild: SELVA)

Korrekte Variante einer Holzschlagabsperrung mittels Signalblache. (Bild: SELVA)

von Waldstrassen und Wanderwegen besprochen. Die Holzschlagabsperrung mittels Signalblache ist im Kanton Graubünden zulässig. Die Blache kann direkt als Absperrung quer über die Strasse gespannt werden. Damit keine Einschränkungen für die Holztransporte entstehen, kann die Signalblache auch in ausreichender Höhe über der Bündner Wald 3/2011 55


Die Teilnehmer treffen unter der fachkundigen Leitung von Rolf Obrist, Kantonspolizei Graubünden, Signalisationsmassnahmen an der Kantonsstrasse. (Bild: SELVA)

meist schnell befahrenen Strassentunnel be­ fand, mussten Verkehrsteilnehmer mit einer Elektroblitzleuchte gewarnt werden. Um die Automobilisten zusätzlich auf die Baustelle aufmerksam zu machen, wurde die Fahr­ bahn im Tunnelausgangsbereich mit Leit­ kegeln signalisiert. Sicherheit ist kein Zufall Die Sicherheit von Drittpersonen und Sach­ werten kann durch eine systematische Ge­ fahrenbeurteilung, Absprachen mit den zu­ ständigen Stellen (z. B. Verkehrspolizei) und durch geeignete Sicherheitsmassnahmen (Signalisation, Absperrungen usw.) enorm erhöht werden. Bei der Arbeitsplanung sind im Vorfeld folgende Fragen zu beantworten: – Wer oder was ist gefährdet? Welche Per­ sonen oder Sachwerte können gefährdet werden? – Was kann passieren? Welche Gefahren können bei der Arbeitsausführung ent­ stehen? Es sind: – Arbeitsverfahren festzulegen, die mög­ lichst wenig Gefahren in sich bergen; – Arbeitsbedingungen zu schaffen, die ein sorgfältiges und sicheres Ausführen der 56

Stopp, die Sperre gilt! (Bild: Wald-Knigge, Kanton Zürich)

Arbeiten ermöglichen, und Massnahmen zu treffen, die die Gefährdung vermin­ dern. Die Gefahrenbeurteilung und die getroffe­ nen Sicherheitsmassnahmen müssen schluss­ endlich für die Arbeiter wie auch für die Verkehrsteilnehmer klar und verständlich sein. Sicherheit ist schliesslich kein Zufall! Aber auch die beste Signalisation nützt nur dann etwas, wenn sie beachtet und tatsäch­ lich eingehalten wird.

SELVA Bündner Waldwirtschaftsverband Bahnhofplatz 1 CH-7302 Landquart info @ selva-gr.ch


Karten und Pläne für Waldanwendungen Der Einsatz von GIS (geografisches Informationssystem) und CAD (computergestütztes Zeichnen) hat in den letzten Jahren massiv zugenommen. Verwendete man diese Programme früher hauptsächlich in der Vermessung, im Hoch- und Tiefbau, so arbeiten heute auch viele Umweltfachleute mit GIS und CAD. Denn viele Abläufe bei der forstlichen Planung oder beispielsweise der Projektierung von Waldstrassen wären ohne den Gebrauch digitaler Daten praktisch undenkbar. Im Weiteren werden diese Programme ebenfalls bei der Beurteilung von Naturgefahren oder der Umweltplanung (z. B. Baumkataster) angewendet. Im Allgemeinen sind wir im Kanton Graubünden in der glücklichen Lage, dass für die öffentliche Hand sehr viele Geodaten zur Verfügung stehen. Davon sollte unbedingt profitiert werden. Es wäre nämlich schade, wenn die Daten nur der Vollständigkeit halber erhoben würden und draussen in der Praxis keine Verwendung fänden. Ebenso muss die Tatsache in Betracht gezogen werden, dass aus der Kombination von bereits vorhandenen Datensätzen neue, interessante Aussagen abgeleitet werden können (z. B. Stabilitätszustand und -entwicklung in derselben Karte).

können. Dies wäre bei einer Beurteilung durch etliche lokale Experten nur bedingt möglich. Zusätzlich bietet ein GIS sehr vielfältige Möglichkeiten, die Ergebnisse übersichtlich auf einer Karte oder einem Plan darzustellen. CAD ist für stark technische Anwendungen konzipiert, wo exaktes Zeichnen nach Massstab verlangt wird. Dies kann mit den Zeichnungswerkzeugen von anderen Programmen wie z. B. Photoshop nicht gewährleistet werden. So liegen die Vorteile bei der Arbeit mit CAD neben der massiven Qualitätssteigerung auch bei der Möglichkeit, nachträglich sehr einfach Korrekturen und Ergänzungen einzubringen. Dies kann von Nutzen sein, wenn beispielsweise im Nachhinein Änderungen beschlossen werden. Bei der Arbeit mit CAD kann somit eine sehr hohe Effizienz erreicht werden. Zu erwähnen bleibt weiter der einfache Datenaustausch zwischen GIS und CAD. So können die jeweiligen Vorteile voll ausgeschöpft und die Synergien optimal genutzt werden.

Worin liegen die Vorteile in der Anwendung von GIS und CAD? Dank einem GIS können Abfragen über sehr grosse Gebiete verhältnismässig schnell und einfach durchgeführt werden. Dies bringt neben der Zeitersparnis viele weitere Vorteile mit sich: So kann auf der einen Seite abgeschätzt werden, wie stark sich die Ergebnisse bei leicht veränderten Eingangsgrössen unterscheiden. Auf der anderen Seite ist eine einheitliche Gesamtbeurteilung gewährleistet, da dieselben Kriterien für alle Teilgebiete angewendet werden

Beispiel für eine Überlagerung von Orthofotos mit

Was sind mögliche oder auch typische Einsatzbereiche für GIS und CAD in der Bündner Waldwirtschaft?

der Hangneigungskarte in einem GIS. (Bild: bap)

Bündner Wald 3/2011 57


Analyse von im Feld erhobenen Daten

GPS-Messungen, Bestandeskartierungen, Querprofile

Überlagerung verschiedener Datensätze

Hangneigungskarten, Gefahrenbeurteilungen, Umweltplanungen

Interpretation und Auswertung von Orthofotos

Bestandeskartierungen, Wald-/Nichtwaldausscheidungen, Einsatz als aktuelle Ergänzung zum Übersichtsplan

3-D-Auswertung von Luftbildern

Bestandesausscheidungen

Verwaltung räumlicher Daten

Strassenmanagement, Planung waldbaulicher Eingriffe

Übersicht, Berechnung und Visualisierung von Transportwagen in der Holzernte

kürzester Weg, Weg mit besten Strassen, allfällige Tonnagebegrenzungen, Verhinderung von Leerfahrten, Standorte von Polter-Lagerplätzen

Durchführung von sich wiederholenden Abfragen mit ändernden Eingangsgrössen (Multikriterienbewertungen)

Standortsuche für Produktionsanlagen (z. B. Holzschnitzelanlage)

Ausarbeitung von Detailprojektierungen

Waldstrassenaus- oder -neubau

Realisierung von Normalien-Skizzen

neue Lösungsansätze im Hangverbau

Export von Geodaten nach Google Earth

Feuerstellen, Wanderwege, Aussichtspunkte, geplante Projekte der Öffentlichkeit anschaulich präsentieren

Erstellung von – grafisch anspruchsvollen – Karten oder Plänen

Waldentwicklungspläne, Baupläne, «Ihre persönliche Ergebniskarte»

Beispiel für den Einsatz von GIS und CAD in der Bündner Waldwirtschaft. (Darstellung: bap)

Genauso vielfältig wie die Vorteile gestalten sich auch die Anwendungsbereiche. Was bringt die Zukunft? Weil die Anwendungen von GIS und CAD immer vielfältiger werden, hält auch deren Weiterentwicklung permanent an. So sind zurzeit Programme enorm im Aufschwung, welche ein GIS via Internet zur Verfügung stellen (WebGIS). Darin können Kunden Geodaten ohne Umweg online beziehen (z. B. GeoGR). Des Weiteren können Mitarbeiter z. B. eines städtischen Tiefbaudepartements mit unterschiedlichen Benutzerrechten dank einer WebGIS-Lösung 58

bauliche Änderungen bereits auf der Baustelle via mobiles GIS (z. B. ArcPad) direkt in eine Datenbank eintragen. CAD-Programme zeigen eine starke Entwicklung in die dritte Dimension (z. B. AutoCAD Civil 3D ). Dies dient hauptsächlich der besseren Interpretation und Darstellung von Projekten, was beispielsweise bei der Präsentation einer geplanten Kunstbaute vor der Bauherrschaft sehr nützlich sein kann. Innovative und grosse Informatikfirmen forcieren die Einbindung von GIS und CAD in die sogenannte «Rechnerwolke» (Cloud Computing). Dabei werden sowohl die massgeblichen Teile der Hardware (Rechen-


Beispiel für eine Detailprojektierung im CAD. (Bild: bap)

kapazität oder Datenspeicher) als auch die Software über ein Netzwerk wie beispielsweise das Internet zur Verfügung gestellt. Der Benutzer muss sich somit nicht mehr um den Betrieb oder den Unterhalt von Hardund Software kümmern, sondern mietet die benötigten Ressourcen nur für die Zeit, in welcher er sie effektiv braucht. Bezogen auf die Arbeit mit einer GIS-Software könnte das folgendermassen aussehen: Die Anschaffung einer GIS-Lizenz ist für den Benutzer Heinz Zueins deutlich zu teuer, denn er weiss bereits im Voraus, dass er zu wenig mit GIS arbeiten wird, um es in irgendeiner Form amortisieren zu können. Deshalb kontaktiert er die Informatikfirma von Theo Retiker und bemüht sich um den Zugang zu einer «Rechnerwolke», wo GIS als Software zur Verfügung gestellt wird. Sobald dies geklappt hat, benötigt Heinz Zueins nur noch

eine schnelle Internetverbindung. Steht ein GIS-Einsatz an, registriert er sich und bear-

beitet seine Daten, die mittlerweile irgendwo (z. B. in Mexiko) gespeichert sind. Ist er fertig, beendet er die Verbindung wieder. Bezahlen muss er das Programm nur für die Zeit, in welcher er es effektiv genutzt hat. Gleichzeitig ist seine Rechen- und Speicherleistung grösstenteils unabhängig vom eigenen Computer, massgebend ist die Qualität der Internetverbindung. In der Theorie tönt das Geschäftsmodell der «Rechnerwolke» sehr ansprechend. Man muss aber bedenken, dass vorgängig beispielsweise alle eigenen Daten an den neuen Speicherort transferiert werden müssen. Des Weiteren müssen Verträge zur Nutzung von – bereits in der «Wolke» vorhandenen – Geodaten abgeschlossen werden. Dazu kommen womöglich monatBündner Wald 3/2011 59


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liche Grundkosten. Der Aufwand wird sich deshalb für Einzelpersonen oder kleine Betriebe kaum lohnen. Es ist aber vorstellbar, dass beispielsweise der Kanton Graubünden mittelfristig eine Art «Rechnerwolke» zur Verfügung stellen würde, worin Geodaten bereits integriert sind und Aussenstellen wie Revierförster oder auch Ingenieurbüros ihre Arbeiten erledigen könnten. Abschliessend betrachtet ist der Einsatz von Softwareanwendungen wie CAD und GIS – unabhängig von irgendwelchen «Rechnerwolken» – in der Bündner Waldwirtschaft unabdingbar.

Paul Barandun und Gian Darms Ingenieurbüro CH-7421 Summaprada

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Waldbrände

Die Alpennordseite der Schweiz ist nicht bekannt für zahlreiche, spektakuläre Waldbrände. Aber trotzdem, Wald- und vor allem Flurbrände kommen immer wieder vor. Der Schaden finanzieller Art an Wald und Flur ist zumeist nicht sehr gross. Der Schaden ökologischer Art lässt sich sehr schwer beziffern. Massiv zu Buche schlagen können allerdings die Löschkosten, vor allem wenn unzweckmässiger Einsatz der Mittel erfolgt. Dies geschieht nicht durch Unfähigkeit der Feuerwehren, sondern schlicht und einfach, weil Wald- und Flurbrände kein Thema sind und man schlecht gerüstet ist, und zwar schlecht gerüstet in Sachen Ausrüstung, Instruktion, Organisation und Kompetenzenregelung. Weiss jeder Förster und jeder Feuerwehrkommandant, was zu tun ist, wenn im Waldreservat XY ein Brand entsteht ? Kronenbrände sind nördlich der Alpen relativ selten. (Bild: bap )

Die meisten Brände sind kombinierte Wald- und Flurbrände wie auf diesem Foto. (Bild: bap )

Verhütung Wie immer : Der beste Wald- oder Flurbrand ist derjenige, der gar nicht erst entsteht. Nördlich der Alpen gibt es nur wenige Kantone, welche die Gefahr von Flur- und Waldbränden systematisch beobachten und bei erhöhter Gefahr via Medien entsprechend informieren. Dass feste Feuerstellen nicht an « brandheissen » Orten eingerichtet werden, ist klar. Der ideale Picknickplatz verfügt ohnehin über einen Brunnen, der auch zum Löschen der Glut dienen kann. Bei mässiger Gefahr kann an den fest eingerichteten Feuerstellen ein Hinweisschild angebracht werden, bei erhöhter Gefahr kann der Holzvorrat abgeschlossen oder entfernt werden. Planung Waldbrände lassen sich natürlich nicht planen. Aber eine sorgfältige, nachhaltige Waldplanung befasst sich auch mit der Frage: « Was ist zu tun, wenn . . . ». Das fängt mit der Abschätzung der Ist-Situation an : Wo sind die gefährdeten Gebiete aufgrund von Waldgesellschaft, Topografie, Besucherverhalten usw. ? Wie ist die Erschliessungssituation? Kann man mit dem neuen, grossen TLF der Feuerwehr die Waldwege befahren ? Wo kann Wasser gefasst werden, Bündner Wald 3/2011 61


Ausbildung Der beste Feuerwehrmann kann nur diejenigen Techniken anwenden, die er gelernt hat. Auch ein Waldbrand ist nur ein Feuer. Trotzdem gibt es einige Grundregeln und Handfertigkeiten, die man kennen muss, um sie im richtigen Moment anwenden zu können. Mittels Schneeballsystem kann das erforderliche Wissen effizient bis an die Mannschaft weitergegeben werden.

Gut geplant, ist halb bekämpft. Einfachste

Aus welcher Höhe muss Wasser abgeworfen

Vorkehrungen und Mittel genügen zumeist.

werden? Wer instruiert die Piloten? (Bild: bap )

(Bild: bap )

wenn der Tank leer ist, was nach ein paar wenigen Minuten schon der Fall ist ? Welche Regelungen gelten in Reservaten ? Ein Streit zwischen dem Feuerwehrkommandanten und dem Naturschutzbeauftragten vor einem lodernden Waldbrand, das darf nie sein !

Die Erfahrung hat übrigens gezeigt, dass eine Übung zum neuen Thema Waldbrand bei den Mannschaften auf grosses Interesse stösst. ( Nicht vergessen: Am Ende der Übung Würste braten ! ) Wie findet man unterirdische Glutnester ? (Bild: bap )

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Auf dem Markt finden sich bewährte und weniger bewährte Gerätschaften. (Bild: bap )

Ausrüstung Für die Waldbrandbekämpfung braucht es keine teuren Spezialausrüstungen, vor allem dann, wenn Flur- und Waldbrände selten sind. Es gibt eine Reihe von einfachen, kostengünstigen Gerätschaften, welche sich sehr bewährt haben. Diese müssen nicht flächendeckend vorhanden sein, sondern können in Stützpunkten zentral gelagert werden. Und, siehe oben, der Einsatz der Geräte muss geübt werden. Organisation Was ist zu tun bei einem Ölunfall, was bei einem Brand im Pflegeheim – für all diese Fälle gibt es minutiöse Konzepte. Es gibt aber nur wenige Kantone, welche Alar mierung, Aufgebot, Kompetenzen usw. betreffend Wald- und Flurbrände klar geBündner Wald 3/2011 63


regelt haben. Wer darf den Helikopter aufbieten, und wer bezahlt diesen ? Wer entscheidet auf dem Schadenplatz, welche Waldpartie dringender zu schützen ist ? Dürfen im Wald Löschwasserzusätze eingesetzt werden ?

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Ausblick Eindrückliche Bilder von Waldbränden, Löschflugzeugen und brennenden Villen kennen wir aus den Medien. Aber auch wenn ein Waldbrand in der Schweiz zu bekämpfen ist, der im Vergleich dazu ein besseres Mottfeuer ist, heisst es, allein der Helikopter habe eine halbe Million gekostet, sein Einsatz ist also dringend notwendig. Das muss nicht sein. Das Wissen um die Thematik Waldbrand ist nicht breit gestreut. Es gibt nur wenige Institutionen, die für Beratung, Planung und Instruktion infrage kommen.

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Harzgewinnung im Jahre 1966 in bosnischen Wäldern und damals als Spezialist auf diesem Gebiet arbeitete, in dessen Versuchsflächen gehen. Ingenieur Tersicˇ erprobte verschiedene Harzgewinnung von Schwarzföhren bei Maocˇa nach der französischen Methode. Einschnitt mit dem «Rasclette». Über das Auffangblech fliesst das Harz in einen Tontopf. Die Bäume weisen mehrere Anzapfstellen auf. Die Menge der möglichen Anzapfstellen ist abhängig vom BaumSchwarzföhrenbestand «Buk» bei Maocˇa mit Spu-

durchmesser. (Bild: Oskar Hugentober)

ren der Harzgewinnung. (Bild: Oskar Hugentobler)

Ich hatte im Sommer 1966 die Gelegenheit, in Bosnien ein forstliches Praktikum zu absolvieren. Dabei wurde ich in verschiedenen Versuchsflächen der Universität Sarajevo mit der damals im grösseren Stil ausgeübten Harzgewinnung («Pechen») konfrontiert. Weil mich das Thema sehr interessierte, machte ich mir damals Notizen und Skizzen, die ich in diesem Aufsatz, zusammen mit den aufgenommenen Bildern, wieder auffrische. Die auf rund 600 m ü. M. an einem Hang oberhalb von Maocˇa gelegene Versuchsfläche «Buk» war zum grössten Teil mit Schwarzföhren (Pinus nigra austriaca) bestockt. Auf den Schotterböden wuchsen noch einzelne Flaumeichen und Eschen. Die Flaumeichen waren zum grössten Teil spitzendürr und kaum als Nutzholz verwendbar. Von den Schwarzföhren wurde Harz angezapft. Im Wald weideten zudem noch Kühe. Die Waldverjüngung war zur Zeit unserer Aufnahmen aus diesen Gründen nicht möglich. Eine Wald-Weide-Ausscheidung fand noch nicht statt und war in nächster Zeit auch nicht vorgesehen. Die Waldföhren schienen mehrheitlich gesund, sie schlossen ihr Höhenwachstum in rund 25 m mit der Bildung einer schirmförmigen Krone ab. Ich durfte mit Ingenieur Tersicˇ, der früher Vorlesungen über die Harzgewinnung gab

Tontopf und Auffangblech

Vorhergehende Anzapfstellen

Bündner Wald 3/2011 65


Angezapfte Schwarzföhre mit Auffangbehälter. (Bild: Oskar Hugentobler)

Harzgewinnungsmethoden. Aufgrund der Resultate dieser Versuche wurde die Optimierung der Harzergiebigkeit angestrebt. Bis 1918 zapfte man Harz mit einer österreichischen Methode an. Die Bäume wurden grossflächig verwundet. Bei diesen sehr grossen Verletzungen war eine Selbstheilung nicht möglich. Bei älteren Bäumen

Österreichische Methode (nicht mehr angewendet)

Französische Methode (bisher)

Französische Methode (mit neuem Schneidegerät)

waren diese Schäden immer noch sichtbar. Weil an den gleichen Bäumen an der gleichen Stelle auch noch Kienspäne aus dem Stamm geschnitten wurden, konnte nicht mehr festgestellt werden, welcher Schaden dem Baum zuerst beigefügt worden war. 1966 wendeten die «Pecher» in erster Linie eine französische und eine amerikanische Methode an. Bei letzterer wurde der Harzfluss mit der Beigabe eines Stimulans ( 28 – 30 % HCl ) aktiviert. Die verschiedenen Harzgewinnungsmethoden Ingenieur Tersic´ verglich in seinem Versuch die Harzproduktion der französischen mit der amerikanischen Methode. In den Versuchsquadranten wurde der Einschnitt in 3, 4, 5, 6, 8, 10 und 12 Intervallen vorgenommen. Die Einschnitte behandelte er abwechselnd mit oder ohne Stimulans

Amerikanische Methode – Rotfärbung infolge Beigabe eines Stimulans (HCI)

Anschnittstelle in den vorgesehenen Intervallen – Harzige, aktuelle Schnittfläche (gelb) «Bjelenica» – Rindenanschnittfläche (rötlich) «Rumenica» Auffangblech, Tontopf, Nagel als Topfhalterung

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W


Topfhalter

«Rasclette» für französische Methode.

«Bark hake» für amerikanische Methode.

N W

3

O

2

S

120°

3 2

4

1 1 ø 35 cm

ø 45 cm

( HCl ). Sein Ziel war herauszufinden, mit welcher Methode mit einfachsten Mitteln und minimalem Kostenaufwand die höchste Harzausbeute erzielt werden kann. Der Versuch in Bosnien wurde zudem mit dem gleichzeitig in Šcˇerbohor, Polen, durchgeführten Versuch verglichen. Zur langfristigen Sicherung der Harzgewinnung war je nach Stammdurchmesser eine

1 ø 55 cm

1

ø 70 cm

verschieden grosse Anzahl von «Bjelenicen» gestattet. Diese durften nur in einer bestimmten Reihenfolge (1 – 4 ) angeschnitten werden. Der erste Einschnitt erfolgte immer auf der Südseite des Stammes. Das gesammelte Harz wurde in speziellen Kanistern auf dem Rücken der kleinen, geländegängigen bosnischen Pferde zur Bahnstation Maocˇa transportiert und dort in die

Harzsammelstelle auf der Bahnstation von Maocˇa. (Bild: Oskar Hugentobler)

Bündner Wald 3/2011 67


Bahnstation Maocˇa. (Bild: Oskar Hugentobler )

bereitstehenden Fässer entleert. Anschliessend transportierte man sie per Bahn zur Herstellung von chemischen Produkten, wie zum Beispiel von Schuhcremen (Terpentinska krema) und Terpentinöl. Leider legten die Bahnbehörden nur kurze Zeit nach meinem Aufenthalt in Bosnien die Schmalspurwaldbahn zwischen Zavidovicˇi und Olovo still. Ob heute noch im alten Stil Harz gewonnen wird, konnte ich noch nicht ermitteln. Auch in Kroatien zeigten sich 1966 Spuren der früheren Harzgewinnung. Auf der dalmatinischen Insel Mljet waren die «verheilten» Wunden an Pinien (Pinus pinaster ) noch gut sichtbar. Vermutlich wurde das

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«Pechen», so wird die Harzgewinnung auch genannt, bereits um 1950 eingestellt. Die Suche nach meinen damaligen Kollegen führte nicht zu neuen Erkenntnissen über die heutige Harzgewinnung in Bosnien. Hingegen resultierten daraus kameradschaftliche Gespräche und Briefwechsel mit dem noch lebenden Freund.

Oskar Hugentobler Dipl. Forstingenieur ETH Tranter flurs, CH-7440 Andeer hugentobler_forsting.eth@bluewin.ch


25 Spitzenleistungen von Schweizer Waldeigentümern Am 12. Mai 2011 hat die Sophie und Karl Binding Stiftung zum 25. Mal den mit 200 000 Franken dotierten Binding Waldpreis vergeben. Es ist der höchstdotierte Umweltpreis der Schweiz. Zu diesem Jubiläum hat sie das Buch « Wald und Gesellschaft » herausgegeben. Festredner war der frühere UNEPDirektor Klaus Töpfer aus Deutschland. Über 90 Prozent der Einwohnerinnen und Einwohner der Schweiz gehen regelmässig in den Wald, weil sie hier Ruhe, gesunde Luft und Naturbegegnungen finden. Ein gut gepflegter Wald bietet auch Schutz vor Naturgefahren und produziert Holz. 25 Waldeigentümern in allen Regionen der Schweiz ist es in vorbildlicher Weise gelungen, diese ökologischen, gesellschaftlichen und ökonomischen Ansprüche der Gesellschaft unter einen Hut zu bringen. Sie erhielten den Binding Waldpreis, weil sie ihre Wälder mit innovativen Ideen nachhaltig bewirtschaften. Die Sophie und Karl Binding Stiftung hat seit der ersten Verleihung des Preises im Jahr 1987 über fünf Millionen Franken in Preisgelder und weitere Umsetzungsmassnahmen investiert. Herausragende Beispiele ermutigten engagierte und kreative Forstleute in der ganzen Schweiz, neue Wege bei der Waldbewirtschaftung zu beschreiten. Mit einem substanziellen Teil der Preisgelder wurden innovative Projekte realisiert, so etwa ein Eiben-Waldreservat oder der Ausbau einer regionalen Holzvermarktung.

Jubiläums-Festakt mit Festredner Klaus Töpfer « Wald und Gesellschaft » wurde anlässlich des Jubiläums-Festaktes zum 25. Binding Waldpreis im Kultur-Casino Bern der Öffentlichkeit vorgestellt. Die Festansprache mit dem Titel « Die Zukunft der Wälder – Lackmustest für globale Nachhaltigkeit » hält Dr. Klaus Töpfer, früherer Exekutivdirektor des UNO-Umweltprogrammes und Umweltminister von Deutschland. Er stellt die Erfolgsgeschichten aus dem Schweizer Wald in einen breiteren Kontext : Die UNO hat das Jahr 2011 zum Internationalen Jahr des Waldes erklärt. Anlässlich eines Podiumsgesprächs erörterten führende Persönlichkeiten der Forstszene die Bedeutung des Binding Waldpreises als Motivator für eine vorbildliche Waldwirtschaft. Am Podiumsgespräch nahmen unter anderem Nationalrat Max Binder, Präsident von Waldwirtschaft Schweiz, und Regierungsrätin Jacqueline de Quattro, Präsidentin der Konferenz der kantonalen Forstdirektoren, teil.

Buch « Wald und Gesellschaft » von Jean Combe Die 25 vorbildlichen Forstbetriebe werden im Buch « Wald und Gesellschaft – Erfolgsgeschichten aus dem Schweizer Wald » porträtiert. Einfühlsam, packend und oft mit einem Augenzwinkern beschreibt der Autor und Forstingenieur Jean Combe die Vielfalt

Übergabe des Binding Waldpreises 2011 an das Kloster Einsiedeln Im Rahmen des Festaktes hat Abt Martin Werlen als Vorsteher des Klosters Einsiedeln den Binding Waldpreis 2011 entgegengenommen für die vorbildliche, über tausendjährige Pflege der Klosterwälder. Der Holzhof des Klosters Einsiedeln ist heute dank

der Besitzverhältnisse, der geografischen Voraussetzungen oder der Mentalitäten, vor deren Hintergrund Waldeigentümer und Forstleute Ausserordentliches leisten. Das Buch hält für die Lesenden 25 Exkursionsvorschläge bereit. So können sie die ausgezeichneten Wälder selbst entdecken. Diese sind alle mit Ausgangs- und Zielort der öffentlichen Verkehrsmittel erreichbar.

Bündner Wald 3/2011 69


Benedikt mahnte vor gut 1500 Jahren an verschiedenen Stellen seiner Regel, dass die Ordensbrüder behutsam und sorgfältig mit jedem Besitz umgehen sollen, also auch mit dem Wald. Nach dieser Regel richtet sich die Mönchsgemeinschaft des Klosters Einsiedeln noch heute aus.

Holzhof und Klosterkirche Einsiedeln. (Bild: Binding Stiftung )

des regionales Holzkreislaufs und des naturnahen Waldbaus wirtschaftlich erfolgreich. Der eigene Forstbetrieb, die eigene Sägerei und die Energieversorgungsanlage mit Schnitzelversorgung und Wärmeverbund bilden eine erfolgreiche Einheit vom Wald bis zu den Klostergebäuden. Der Umgang des Klosters Einsiedeln mit

Binding Waldpreis. (Bild: Binding Stiftung )

seinem Wald ist ein Musterbeispiel für die Nachhaltigkeit: verantwortungsvoller Umgang mit erneuerbaren Ressourcen, erfolgreiche Kreislaufwirtschaft und Erhalt von Arbeitsplätzen in der Region. Als grösster Privatwaldbesitzer der Schweiz – das Kloster besitzt 933 Hektaren Wald in den Bezirken Einsiedeln und Höfe – ist es damit ein wichtiges Vorbild. Schon der heilige 70

Waldbesitz als Verpflichtung «Der Wald ist für uns ein wertvoller Lieferant von Nutz- und Brennholz. Wir dürfen diesen Lebensraum nicht kurzfristigen wirtschaftlichen Interessen opfern. Die nachhaltige Nutzung ist unser Beitrag zur Bewahrung der Schöpfung», erklärt Pater Lorenz Moser, Statthalter des Klosters Einsiedeln. So pflegen und bewirtschaften die Mönche den Klosterwald bis heute naturnah und vorbildlich. Beispielsweise sind 18 Prozent der Wälder als Reservate ausgeschieden. In der über tausendjährigen Geschichte des Klosters trafen die Ordensbrüder immer wieder vorausschauende Massnahmen zum Schutz des Waldes: Als im 17. Jahrhundert immer mehr Holz nach Zürich exportiert und Wälder vernichtet wurden, kaufte das Kloster ganze Waldungen. Im 19. Jahrhundert erliess es strenge Nutzungsregeln gegen die Ausbeutung der Wälder. Regionale Kreislaufwirtschaft Jährlich wachsen im Klosterwald rund 6000 Kubikmeter Holz nach. Klosterförster Daniel Meyer und seine Mitarbeiter – vier Forstwarte, zwei Waldarbeiter und drei Forstwartlehrlinge – ernten dieses und transportieren es auf den klostereigenen Holzhof. In der betriebseigenen Sägerei werden rund zwei Drittel des Holzes für regionale Abnehmer und den Eigenbedarf eingeschnitten, beispielsweise für Balken der Kuppel der Klosterkirche. Das minderwertige Holz – rund ein Drittel des Waldholzes – und Sägerei-


Sophie und Karl Binding Stiftung. (Bild: Binding Stiftung )

abfälle werden für die Holzschnitzelheizung des Klosters gehäckselt. Die Heizung wärmt seit 1991 die Gebäude auf dem Klosterareal und galt damals als Pionierleistung. So erhöht sich die Wertschöpfung des Holzes und Transporte fallen weg. Mit der integrierten Holzkette – vom Wald bis zur Holzverarbeitung – zeigt das Kloster Einsiedeln, dass sich dank nachhaltiger und regionaler Lösung Gewinne erwirtschaften lassen.

Binding Waldpreis Der Binding Waldpreis ( siehe: www.bindingwaldpreis.ch ) ist das traditionsreichste Engagement der Sophie und Karl Binding Stiftung. Seit 25 Jahren zeichnet die Stiftung damit Waldeigentümer, Waldeigentümerinnen und Forstbetriebe aus, die beispielhafte Leistungen erbringen und ihren Wald vorbildlich und nach den Grundsätzen der Nachhaltigkeit nutzen und pflegen. Die Auswahl der Preisträger erfolgt auf Vorschlag des Kuratoriums, einem unabhängigen Rat von Forstfachleuten. Der diesjährige Preis wurde zum Thema « Waldeigentum als Verpflichtung » vergeben.

SELVA Bündner Waldwirtschaftsverband Bahnhofplatz 1 CH-7302 Landquart info @ selva-gr.ch

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Bündner Wald 3/2011 71


Buchbesprechung « Wald und Gesellschaft » Zwischen 1987 und 2011 ging der Binding Waldpreis an 25 Waldeigentümer und würdigte deren vorbildliche Forstbetriebe. Zu diesem Anlass hat die Sophie und Karl Binding Stiftung nun das Buch « Wald und Gesellschaft – Erfolgsgeschichten aus dem Schweizer Wald » publiziert – ein forstliches Sachbuch, das diese Preisträger einzeln vor­ stellt und die nachhaltige Bewirtschaftung ihrer Wälder beschreibt. Ein reichhaltiges und lehrreiches Waldbuch aus dem Blick­ winkel der Waldeigentümer. Von Lausanne bis Romanshorn und vom Malcantone bis ins Baselbiet, in allen Re­ gionen der Schweiz finden sich Forstbe­ triebe, die ihren Wald beispielhaft nach den Grundsätzen der Nachhaltigkeit be­ wirtschaften. Es gelingt ihnen, Holz nach unternehmerischen Kriterien zu produzieren und gleichzeitig die ökologischen Potenzi­ ale und die gesellschaftlichen Ansprüche an den Wald zu berücksichtigen. Regionale Besonderheiten, Anekdoten und eine Wald­ exkursion bereichern die einzelnen, reichlich illustrierten Betriebsporträts. Zahlreiche in­ novative Lösungen und aktuelle Leitbilder veranschaulichen die Unterschiedlichkeit und Vielfalt der schweizerischen Waldbe­ wirtschaftung. Und trotzdem überwiegt der gemeinsame Nenner: Es ist das langfristige Engagement der Waldeigentümer und des gesamten Forstpersonals für den Wald, eine der wenigen natürlichen erneuerbaren Res­ sourcen des Landes. Drei Bündner Preisträger Im Buch werden auch die drei bisherigen Bündner Preisträger detailliert vorgestellt. 1991 erhielt die Gemeinde Ardez die Aus­

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zeichnung für die erfolgreiche Gebirgs­ waldpflege durch regelmässige Eingriffe mit systematisch eingesetzten Langstreckenseil­ kränen. 2004 durfte die Gemeinde Trin auf­ grund ihres langjährigen Engagements für die Umweltbildung im Wald den Preis zum Thema « Umweltbildung im Wald » entge­ gennehmen. Die letzte Auszeichnung ging 2009 an die Gemeinde Poschiavo zum The­ ma « Diversifizierung als Zukunftsmodell ». Dank breitem Leistungsspektrum kann die Sicherung von Arbeitsplätzen für Randre­ gionen aufrechterhalten bleiben. Das gebundene Buch macht trotz des wei­ chen Einbands einen sehr guten Eindruck. Das gelungene Layout und die ansprechen­ den Bilder tragen zur hohen Qualität bei. Das Buch kann allen Waldliebhabern emp­ fohlen werden. Bei der Begehung der einen oder anderen vorgeschlagenen Wander­ route im Gebiet der einzelnen Preisträger können die verschiedenen Waldbilder live betrachtet werden. Herausgeberin des Buches ist die Sophie und Karl Binding Stiftung in Basel. Der Autor Jean Combe, 1945 geboren, war als Forstin­ genieur über lange Jahre in der forstlichen Praxis und in der angewandten Forschung tätig. Das Buch erscheint gleichzeitig auf Deutsch und Französisch. Jean Combe «Wald und Gesellschaft – Erfolgsgeschichten aus dem Schweizer Wald» 248 Seiten, gebunden, mit zahlreichen Bil­ dern und Exkursionsvorschlägen ISBN 978­3­7272­1348­9 ( dt. ), ISBN 978­3­7272­1313­7 ( frz. ) CHF 44.– / € 32,80


Die Elsbeere – die kostbare Unbekannte Dieses Jahr wurde eine äusserst seltene Laubbaumart zum Jahresbaum auserkoren. Die Elsbeere ist eine der vier bei uns wachsenden Sorbus-Arten. Den meisten Menschen ist die Elsbeere unbekannt. Grund genug, die « schöne Else », wie sie auch genannt wird, hier näher vorzustellen. Name und Familie Die Elsbeere ( Sorbus torminalis ) ist die grösste aller einheimischen Rosengewächse. Sie wächst im westlichen bis nordöstlichen Teil der Schweiz, vor allem vom Basler- bis Schaffhauserjura. Ihre nächsten Verwandten sind die weit verbreitete Vogelbeere ( Sorbus aucuparia ) sowie der Speierling ( Sorbus domestica ) und die Mehlbeere ( Sorbus hibernica ). Der lateinische Name Sorbus deutet auf die Nutzung und das keltische Wort « sorb » weist auf den herben Geschmack

der Früchte hin. Torminalis stammt vom lateinischen « tormina » und bedeutet Bauchschmerzen. Der Volksmund kennt die Elsbeere auch als Frauenbeeri, Sauerbirl, Wilder Sperber sowie Ruhrbirne oder Darmbeere. Habitus und Merkmale Der Elsbeerbaum wird mit seiner kugelig gewölbten Krone bis 25 m hoch und kann 150 – 300 Jahre alt werden. In der Jugend ist die Rinde glatt und oliv- bis kastanienbraun. Der im Alter mit einer schwarzgrauen, längsrissigen, kleinschuppigen Rinde versehene Stamm kann 50 bis 100 cm dick werden und ähnelt damit dem Birnbaum. Die ahornähnlichen, am Rand scharf gesägten Blätter sind etwa 10 cm lang und 5 – 8 cm breit. Die im Sommer tiefgrünen Blätter ent-

Auch die Vogelbeere zählt zu den Sorbus-Arten. (Bild: Koni Häne )

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Verwendung Seit Jahrhunderten wird das Holz der Elsbeere vor allem von Drechslern, Möbelund Instrumentenbauern sehr geschätzt. Furnierfähiges Holz ist äusserst kostbar und erreichte schon Spitzenpreise von über 20 000 Fr. je m³. Die Früchte des Baum des Jahres haben eine vielseitige Verwendung. Kulinarische Geniesser kennen Elsbeerschnitten oder die Blätter und Früchte der Elsbeere im Herbst. (Bild: L. R. Wirth )

wickeln im Herbst leuchtend orangegelbe bis blutrote Farben. Die Ende Mai, Anfang Juni blühenden Elsbeerbäume tragen 6 –10 cm breite Trugdolden mit meist über 30 weissen Blüten. Im Herbst entstehen aus jedem Blütenstand 5 –10 birnenähnliche, ein bis zwei Zentimeter grosse Früchte. Diese sind rötlichbraun glänzend und mit zahlreichen hellen Pünktchen versehen. Das harte und schwere Holz ist, je nach Standort, gelblich bis bräunlichrot, wiederum sehr ähnlich dem Birnbaum. Darum ist die Elsbeere in Deutschland auch als « Schweizer Birnbaum » bekannt.

Der Speierling ist in der Schweiz selten anzutreffen. (Bild: Koni Häne )

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Ökologische Bedeutung und Forschung Das weitausladende, tiefgründige Wurzelwerk dieser Sorbusart lockert den Boden und festigt das Terrain für benachbarte Baumarten. Elsbeerblüten ziehen viele Insekten an und sind zudem eine bedeutende Bienenweide. Die herbstlichen Früchte bieten Nahrung für viele bei uns überwinternde Vogelarten. Das Laub verrottet rasch und trägt somit zur Verbesserung des Waldbodens bei. Der Mehlbeerbaum, ein naher Verwandter der Elsbeere. (Bild: Koni Häne )

der Frucht ist der Brandwein. Der erlesene Schnaps mit dem typischen fruchtigen Mandelgeschmack wird vor allem im « Elsbeerreich », eine Region in Niederösterreich, produziert und für 200 – 400 Euro pro Liter gehandelt. Kulturgeschichte Bereits der Römer Aulus Cornelius Celsus ( ca. 30 n. Chr. ) schätzte die Elsbeerfrüchte wegen ihrer Heilwirkung. Martin Luther schrieb 1526 seinem Freund Johannes Agricola, dass er ihm diese köstlichen Früchte schicken solle. Die gerbstoffhaltigen Früchte haben einen hohen Vitamin-C-Gehalt und helfen gegen Durchfall, daher der Name « Ruhrbirne ».

Ausblick Und nun, ist Ihnen der bisher unbekannte Baum etwas vertrauter geworden ? Vielleicht entdecken Sie bei einem Ihrer nächsten Waldspaziergänge den Baum des Jahres 2011 – die Elsbeere. Viel Glück ! Quellen : – Kuratorium Baum des Jahres – Kausch-Blecken von Schmeling : Die Elsbeere

Koni Häne Förster i. R. 8966 Oberwil – Lieli konihaene @ bluewin.ch

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Ersatz von Durchlässen Eine altbewährte Methode um mit einer Strasse ein Gerinne zu kreuzen, besteht in einer Furt. In der Vergangenheit, das heisst in den Fünfziger- und Sechzigerjahren, wurden Furten eher gefühlsmässig ausgebildet. Dies führte zu sehr schlechtem Fahrkomfort und in Extremfällen zu Schäden an den Fahrzeugen. Solche Furten wurden oft mit Material aufgefüllt, was dann aber die Wirksamkeit der Furt beeinträchtigte. Alles

Abb. 1 : Schlecht befahrbare Furt mit Steinpflästerung. (Bild: bap )

dies führte dazu, dass nur noch selten Furten zum Einsatz gelangten ( Bild 1). Anstelle von Furten wurden Beton- oder Stahlwellrohre eingesetzt. Diese Bauwerke sind Eindolungen mit den bekannten ökologischen Nachteilen. Die immer zunehmende Abb. 2 : Unwetterschaden an Durchlass. (Bild: bap )

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Menge an Totholz in den Bachläufen und die Tendenz zu Extremniederschlägen können durch verstopfte Durchlässe zu sehr grossen Schäden führen ( Bild 2 ). Gute Furten sind eine einfache, wirksame Methode, um Gerinne zu überqueren. Wenn die geometrische Ausbildung richtig berechnet wurde, bietet die Furt genügend Fahrkomfort, hilft bei Unwettern Schäden zu vermeiden und vermeidet die ökologischen Nachteile von Durchlassrohren. Die Furt, als einfache, leicht zu überwachende und zu unterhaltende Lösung für die Querung von Gerinnen scheint die perfekte Lösung zu sein. Vor allem bei Gerinnen, die nur sporadisch Wasser führen, dann aber mit viel Geschiebe und Holz vermengt, drängen sich Furten auf. Bei der Neuprojektierung einer Strasse bildet die Anlage einer Furt keine Probleme, wenn die Projektierung sorgfältig erfolgt. Der nachträgliche Einbau als Ersatz für Durchlassrohre in eine bestehende Strasse ist etwas anspruchsvoller. Je steiler die bestehende Strasse ist, umso schwieriger wird die Anlage einer brauchbaren Furt. Ab 10 Prozent Steigung wird es aufwendig, eine Furt nachträglich einzubauen, welche auch mit grossen Transportfahrzeugen mit Heckkran befahren werden kann. Mit einer einfachen Software können nachträglich einzubauende Furten für bestehende Strassen geplant werden. ( Abbildung 3 ). Die Eingangsgrössen sind : – Steigung bestehende Strasse – Steigung vor und nach der Furt, – Gegengefälle in der Furt – Länge des Gegengefälles – Ausrundungslängen – Fahrzeuge, welche die Furt benützen, insbesondere Bodenfreiheit und Überhänge


Abb. 3 : Die Kenndaten einer Furt. (Darstellung : bap )

Das gewünschte Freibord der Furt ( Höhendifferenz von Kuppe zu Mulde, Abbildung 3 ) kann leicht erreicht werden, indem man die Eingangsgrössen verändert. Den Berechnungen liegen die Normen des Institutes für Verkehrsplanung, Transporttechnik, Strassen- und Eisenbahnbau der ETH Zürich ( IVT ) sowie der Fachhochschule Wiesbaden zugrunde. Dabei wurden nicht die Vorgaben für « normale » Strassen verwendet, denn diese gehen immer von einer Mindestgeschwindigkeit von 40 km / h aus. Dies würde zu sehr grossen Ausrundungslängen führen. Deshalb wurden die Vorgaben für Parkierungsanlagen, d. h. Übergänge bei Rampen für Parkhäuser, Tiefgaragen usw. verwendet. Dies bedeutet, dass die Furten nur mit geringer Geschwindigkeit befahren werden können. Wenn eine Furt von Mittelklassewagen und 3-Achs-LKW mit Heckkran befahren werden soll und sie ein gewisses Freibord haben soll, so entstehen zwangsläufig recht lange Übergangsstrecken. Das heisst, die bestehende Strasse muss beidseitig auf 40 bis 60 Meter angeglichen werden. Im Bereich des Baches empfiehlt sich der Einbau einer Betonplatte. Zur Ableitung von geringen Wassermengen und zur Vermeidung von Eisplatten im Spätherbst und Winter wird in der Mitte eine Betonrinne

mit Guss-Abdeckung, ein mehrfacher Querabschlag aus Eisenbahnschienen oder Ähnliches eingebaut. Der Bereich der Betonplatte muss strikte dem berechneten Längenprofil folgen und darf nicht zusätzlich zu einer Mulde ausgeformt werden, sonst entstehen wieder die bekannten Probleme. Die Furten Abb. 4 : Furt in steiler Strasse nur für Allrad-LKW, Unimog usw. geeignet. (Bild : bap )

Bündner Wald 3/2011 77


nen Dreiachser mit grosser Heckausladung nicht befahren werden kann. Wo zu eng bemessene Durchlassrohre, plötzlich zunehmende Geschiebemengen oder alte, unzweckmässige Furten Probleme bereiten, da lohnt es sich, eine Furt nach neueren Erkenntnissen zu projektieren und anzulegen. Aber auch als Ersatz von Durchlässen aller Art aus ökologischen Gründen sind Furten eine gute Alternative.

Abb. 5 : Furt Sattelschlepper-fahrbar. (Bild : bap )

Abb. 6 : Bergeller-Durchlass mit Gegensteigung. (Bild : bap )

sind zwangsläufig recht flach und langgezogen. Um ein Ausbrechen des Rüfenmaterials zu vermeiden, können bergseits allenfalls Flügel für eine Zentrierung sorgen. Furten können auch stark asymmetrisch ausgeformt werden. Das heisst, sie können im Extremfall ganz im Auftrag erstellt oder im anderen Extrem vollständig im Abtrag ausgeführt werden. Die genannte einfache Software hat sich im Verlaufe der letzten Jahre beim Bau vieler Furten gut bewährt. Die örtlichen Gegebenheiten können berücksichtigt werden. Alle Furten können problemlos mit den dafür vorgesehenen Fahrzeugen bis hin zum Sattelschlepper befahren werden. Ist eine Furt aber für Zweiachser oder gar nur Unimog konzipiert, so muss man sich nicht wundern, wenn sie von einem moder-

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Anstelle von Furten kommen aber auch Bergeller-Durchlässe und einfache Brücken in Frage. Die Bauweise von derartigen Kleinbrücken kann auf verschiedenste Art erfolgen. Dem Einsatz von heimischen Baustoffen steht nichts im Wege. Beispiele sind, Widerlager aus Natursteinblöcken, Brücken aus Holz oder Holz und Stahlunterbau kombiniert.

Bobi Jecklin und Paul Barandun Ingenieurbüro CH-7421 Summaprada info @ bap.ch


Comic Theo & Heinz

B端ndner Wald 2/2011 79


Medienmitteilung Forstmesse Luzern 2011 Kompetenz-Zentrum der Wald- und Forstwirtschaft Vom 18. bis 21. August 2011 findet in Luzern die 21. Internationale Forstmesse statt. Mit über 280 Ausstellern aus der Waldbewirtschaftungsbranche ist sie die grösste Messe in der Schweiz für Wald und Holz. Der nachwachsende Rohstoff Holz aus unseren einheimischen Wäldern gewinnt immer mehr an Bedeutung. Natur und Nachhaltigkeit werden in Zeiten von Naturkatastrophen grossgeschrieben und gewinnen an Aufmerksamkeit. Wald und Forst – natürlich gut Der Wald als Naherholungsgebiet ist beliebter denn je. Nahezu ein Drittel der Fläche der Schweiz ist mit Wald bedeckt. Dank des Gesetzes wird der Schweizer Wald naturnah und nachhaltig bewirtschaftet, damit seine Leistungen auch den künftigen Generationen zur Verfügung stehen. Die Arbeit und Pflege im Wald produzieren nicht nur Holz, sondern halten den Wald gesund, was ihn widerstandsfähiger gegen Stürme und Schädlinge wie Borkenkäfer macht. Zum nachhaltigen Waldmanagement werden Waldfachleute speziell geschult, um ökonomische, ökologische und soziale Anliegen in ein Gleichgewicht zu bringen. Bezüglich Nachhaltigkeit ist die Branche schon seit langer Zeit Vorreiterin. 2011 – Internationales Jahr des Waldes Die UNO hat 2011 zum Internationalen Jahr des Waldes erklärt. Man unterscheidet zwischen Erholungswald für die Freizeit, Waldflächen zur Holzgewinnung und Schutzwald gegen Naturgefahren. Für die Waldwirtschaft sind dadurch höhere Aufwendungen oder durch Einschränkungen geringere Erträge verbunden. Für Mensch und Tier ist der Wald Lebensqualität und Erholung. 80

Im UNO-Jahr des Waldes lädt die 21. Internationale Forstmesse Luzern als Kompetenz-Zentrum der Wald- und Forstwirtschaft zum Besuch ein.

Die Highlights an der Forstmesse 2011 Neben den 280 Fachausstellern gibt es auch dieses Jahr die Sonderschau «Treffpunkt Forst, Forêt, Foresta» mit dem Schwerpunkt «Bilden – Wissen – Vernetzen». Dieser gemeinsame Auftritt waldverwandter Institutionen aus dem Bildungsbereich umfasst Porträts der Waldberufe, Fakten zu aktuellen Waldthemen, Wissenswertes über die Verbände sowie eine Ausstellung der besten Lerndokumentationen. An der Sonderschau zu Gast ist die Binding-Stiftung aus Anlass der 25. Verleihung des BindingWaldpreises. Der Fachkongress von Waldwirtschaft Schweiz (WVS) findet im Armee-Ausbildungszentrum statt. Thema in diesem Jahr wird die «Waldflächenpolitik» sein.


An der 9. Schweizer Meisterschaft im Berufswettkampf Holzhauerei werden die Späne fliegen. Ein spannender und spektakulärer Wettkampf, der am Freitag im Freigelände stattfinden wird. Ebenfalls im Freigelände wird erstmals am Samstag eine Holzspaltmeisterschaft stattfinden. Präzision und Muskelkraft sind hier gefragt. In zwei Durchgängen werden die einzelnen Teilnehmer je acht Holzrugel auf Zeit spalten. Messe: 21. Internationale Forstmesse Luzern Datum/Ort: 18. – 21. August 2011, 9 – 17 Uhr, Allmend, Messe Luzern

Infos: www.forstmesse.com Organisation und Sekretariat : ZT Fachmessen AG, Pilgerweg 9, CH-5413 Birmenstorf Tel. + 41 56 204 20 20, Fax + 41 56 204 20 10 info @ fachmessen.ch www.fachmessen.ch

ZT Fachmessen AG Pilgerweg 9 CH-5413 Birmensdorf

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Bündner Wald 3/2011 81


« Bündner Tag » an der Forstmesse in Luzern Die Fachtagung von Graubünden Wald findet dieses Jahr in einem etwas besonderen Rahmen statt. Zusammen mit dem Bündner Forstunternehmerverband organisieren wir am Freitag, den 19. August 2011 einen « Bündner Tag » an der Forstmesse in Luzern. Der Freitag wurde aus zweifachen Gründen für unseren Anlass gewählt : Einerseits ist dies traditionell der Ausflugstag der Forstbetriebe an die Forstmesse, andererseits findet an diesem Tag das Finale der Schweizerischen Holzereimeisterschaft statt. Wir gehen davon aus, dass auch Bündner daran teilnehmen werden, so dass wir sie bei dieser Gelegenheit lautstark unterstützen können. Folgende Attraktionen halten wir für euch bereit : – spezielle Aktionen / Vorführungen für Bündner bei ausgewählten Ausstellern ; – Besichtigung des Bio-Trans der Firma Candinas SA, Rabius ; – Besichtigung des Schnupper-Forwarders des Schweizerischen Forstunternehmerverbands ; – grosser Bündner Apéro im Umfeld der Schweizerischen Holzereimeisterschaft. Organisatorisches Der Eintritt zur Forstmesse ist Sache jedes einzelnen Teilnehmers. Gerne organisieren wir eine Reise mit dem Bus für jene, welche nicht individuell reisen wollen. Wir fahren am Freitag, den 19. August 2011, um 7.00 Uhr ab Chur, Obere Au, an die Forstmesse ( Ankunft in Luzern ca. 9.00 Uhr ). Die Heimreise erfolgt am gleichen Tag um 19.00 Uhr ab Ausstellungsgelände ( Ankunft in Chur ca. 21.00 Uhr ).

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Die Busgrösse ist abhängig von den Anmeldungen. Wir bitten deshalb, die Anmeldungen möglichst rasch zu retournieren. Das detaillierte Programm folgt bei Anmeldung oder kann auf unserer Homepage nachgelesen werden. Tagungskosten Busreise : für Einzelmitglieder Fr. 50.– / Person für Mitarbeiter von Kollektivmitgliedern Fr. 60.– / Person für weitere Interessierte Fr. 70.– / Person Apéro : für alle Teilnehmer gratis dank Sponsoring Anmeldung bis spätestens am 15. Juli an die Adresse : Graubünden Wald c /o Amt für Wald Graubünden Loëstrasse 14 7000 Chur Abmeldungen für die An- /Abreise mit Bus sind bis vier Wochen vor der Veranstaltung möglich, bei späterer Abmeldung werden die Reisekosten verrechnet. Wir behalten uns das Recht vor, die Busreise bei zu niedriger Teilnehmerzahl abzusagen.

Graubünden Wald c /o Amt für Wald Graubünden Loëstrasse 14 7000 Chur


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Vermarktung und Vermittlung von Holz- und Waldprodukten aus Graubünden. Adresse: Reziaholz GmbH · Bahnhofplatz 1 · CH 7302 Landquart Tel. +41 81 300 22 33, Fax +41 81 300 22 34 info@reziaholz.ch · www.reziaholz.ch

✂ Anmeldung zum Bündner Tag an der Forstmesse in Luzern Betrieb:

PLZ / Ort:

Adresse:

E-Mail:

Einzelheiten : ❑ An- / Abreise mit Bus ❑ individuelle An- / Abreise ❑ Teilnahme an Bündner Apéro mit

Personen

TeilnehmerInnen Busreise Name

Vorname

Mitglied GR Wald ? Einzel

Kollektiv

nein

Datum / Unterschrift :

Bündner Wald 3/2011 83


Erste Fachhochschulzertifikate «Forstmanagement» verliehen

Die ersten Absolventen des neuen CAS-Lehrgangs « Forstmanagement » haben gut lachen. Das Fachhochschulzertifikat eröffnet ihnen neue Perspektiven. (Bild : Alan Kocher )

Um die zunehmenden Herausforderungen in der Forstwirtschaft zu meistern, sind Managementkompetenzen und aktuelles Wissen unverzichtbar. Der neue CAS-Zertifikatslehrgang «Forstmanagement», der von der Schweizerischen Hochschule für Landwirtschaft SHL und den Bildungszentren Wald in Lyss und Maienfeld angeboten wird, deckt genau diese Bedürfnisse ab. Jetzt wurden in Lyss die ersten Diplomanden ausgezeichnet, und es werden künftig noch mehr sein, denn der berufsbegleitende Lehrgang erfreut sich guten Zulaufs. Informationsabende stehen unmittelbar bevor. Die Anforderungen an die Schweizer Forstbetriebe werden immer vielseitiger und anspruchsvoller. Während sich die Betriebsstrukturen und die Arbeiten in rasendem Tempo verändern, gilt es immer mehr, auch 84

gesellschaftliche Bedürfnisse zu erfüllen und sich wirtschaftlichen Fragen zu stellen. «Managementkenntnisse sind im Schweizer Wald gefragter denn je», sagt Martin Büchel, Leiter der Sektion Grundlagen und Waldberufe beim Bundesamt für Umwelt BAFU. Um diesen Herausforderungen zu begegnen, haben die Abteilung Forstwirtschaft der Schweizerischen Hochschule für Landwirtschaft SHL und die Bildungszentren Wald in Lyss und Maienfeld, unterstützt durch das BAFU, 2009 den Zertifikatslehrgang «Forstmanagement» lanciert. Der Kurs richtet sich an die forstlichen Kader und hat zum Ziel, diesen umfassende Managementkompetenzen zu vermitteln und sie auf den neusten Wissensstand in den Bereichen forstliche Produktion, Unternehmensführung und Forstökonomie zu


bringen. Die berufsbegleitende Weiterbildung ist modular aufgebaut und dauert 14 Monate. Wer den Lehrgang und die Abschlussarbeit erfolgreich absolviert, erhält am Ende das Fachhochschulzertifikat (Certificate of Advanced Studies) in «Forstmanagement». Am 7. Mai 2011 durften nun 15 Absolventen und eine Absolventin des ersten Lehrgangs im Rahmen einer gelungenen Diplomfeier ihre CAS-Zertifikate entgegennehmen. Alfred Buess, Direktor der SHL, zog eine positive Bilanz des ersten Kurses und dankte den Pionieren für ihr Engagement, das es den Lehrkräften erlaubte, die Inhalte optimal auf die Bedürfnisse der Praktiker abzustimmen – «Weiterbildung funktioniert nämlich im Zweiwegsystem!», betonte er. Auch Alan Kocher, Direktor des Bildungszentrums Wald in Lyss, zeigte sich über die ersten Abschlüsse hocherfreut: «Zurzeit deutet vieles darauf hin, dass die Waldund Holzwirtschaft als schlafender Riese erwacht ist. Försterstudenten und andere Forstleute sind zuversichtlich und sehen wieder Perspektiven. Die neue Forstmanagementausbildung ist ein Beitrag dazu. Sie hilft den Absolventen neue Perspektiven zu entwickeln.» Am Rande der Feier

war denn auch zu erfahren, dass mehrere Kursteilnehmer bereits neue Stellen oder Führungsaufgaben in Aussicht haben. Der Zertifikatslehrgang erfreut sich eines guten Zulaufs. Der zweite Kurs ist zurzeit in vollem Gange. Ein dritter Lehrgang startet im Dezember 2011; dann soll erstmals auch ein Lehrgang in französischer Sprache durchgeführt werden. Mehr über den Zertifikatslehrgang Forstmanagement findet sich auf www.shl.bfh.ch unter Weiterbildung/ Forstwirtschaft. Auskünfte erteilt Patric Bürgi: Tel. 031 910 21 48 oder per E-Mail: patric.buergi @ bfh.ch. Die erfolgreichen Bündner Absolventen des Zertifikatslehrgangs «Forstmanagement» 2009/11: Andreas Weber, Versam; Christian Rüsch, Obersaxen; Gion Willi, Maienfeld; Kenneth Danuser, Cazis.

SHL, Patric Bürgi Länggasse 85 CH-3052 Zollikofen

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SUVA : Ein starker Partner des IBW Bildungszentrum Wald Maienfeld Am 16. Mai 2011 durften 27 Studentinnen und Studenten der Försterschule Maienfeld ein Gilet mit selbst entworfenem Logo entgegennehmen. Überreicht wurde das Kleidungsstück durch Hans Sonderegger von der SUVA, die sich grosszügigerweise als Teilsponsor bei dieser Anschaffung beteiligte. Der Försterlehrgang 2010 / 2011 möchte sich für diesen finanziellen Beitrag recht herzlich bedanken.

Hans Sonderegger mit den 27 Studentinnen und Studenten der Försterschule Maienfeld. (Bild: Roman Gunterswiler )

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Vorschau Impressum Vorschau August 2011 Herausgegeben von Graubünden Wald,

Freizeit im Wald Was flitzt denn da durch den Wald ? War es eine Bikerin, ein Jogger, ein Paintballkrieger, eine prähistorische Jägerin, eine Hexe, ein Skifahrer oder ein orientierungsloser Orientierungsläufer ? Die Freizeitnutzung im Wald ist mittlerweile sehr weitreichend, von der reinen Erholungsnutzung bis zur sportlichen, spirituellen und unterhaltsamen reichen die Funktionen, welche der Wald erfüllen muss. Es gilt das freie Betretungsrecht ; dieses wird reichlich genutzt und führt auch zu verschiedenen Problemen – aber auch enormen Chancen für die erwerbstätigen Leute im Wald. Der Mensch kam einst aus dem Wald, nun scheint er sich vielseitig wieder dort aufhalten zu wollen. Gerade in bevölkerungsreichen stadtnahen Gebieten machen die Ansprüche der Freizeitnutzenden einen Grossteil des Forstdienst-Tagesgeschäfts aus. Die Bedürfnisse der Gesellschaft bestimmen zu einem wesentlichen Teil die Zukunft. Wir wollen deshalb mit der nächsten «Bündner Wald»-Nummer auch dort hinschauen, wo Trends feststellbar sind, oder wir es vielleicht sonst nicht wagen hinzuschauen. Redaktion : Sandro Krättli

Amt für Wald Graubünden und der SELVA Verleger: Südostschweiz Presse und Print AG, Südostschweiz Print, CH-7007 Chur Sekretariat: SELVA, Christophe Trüb Bahnhofplatz 1, CH-7302 Landquart, Telefon + 41 (0) 81 300 22 44, buendnerwald @ selva-gr.ch Redaktoren: Jörg Clavadetscher, Revier forestal da Val Müstair, CH-7535 Valchava, Telefon + 41 (0) 81 858 58 21, forestal-muestair @ bluewin.ch. Sandro Krättli, AfW GR, Sagastägstrasse 96, CH-7220 Schiers, Telefon + 41 (0) 81 300 24 11, sandro.kraettli@afw.gr.ch Die Redaktion behält sich vor, Beiträge in nicht verlangter Form ohne Rückfrage zu ändern Druckvorstufe (Satz, Lithos, Belichtung) : Südostschweiz Presse und Print AG, Südostschweiz Print, Luca Tensfeldt Druck: Südostschweiz Presse und Print AG, Südostschweiz Print, Postfach 508, Kasernenstrasse 1, CH-7007 Chur, Telefon + 41 (0) 81 255 51 11, Fax + 41 (0) 81 255 52 89 Erscheint sechsmal jährlich. Auflage 1500 Exemplare Inserate: Südostschweiz Publicitas AG, Neudorfstrasse 17, CH-7430 Thusis, Telefon + 41 (0) 81 650 00 70, Fax + 41 (0) 81 650 00 74, thusis@so-publicitas.ch Abonnementspreise: CHF 60.– (für Mitglieder Verein Graubünden Wald) Abonnemente/Adressänderungen: Südostschweiz Presse und Print AG,

Vorschau auf die nächsten Nummern : Oktober 2011 : Holz und Energie Redaktion : Jörg Clavadetscher

Südostschweiz Presse, Postfach 508, Administration

Dezember 2011 : Fachtagung Redaktion : Sandro Krättli

Für Inseratetexte übernimmt die Redaktion

Kasernenstrasse 1, CH-7007 Chur, Telefon + 41 (0) 81 255 50 50 www.buendnerwald.ch

keine Verantwortung, auch muss die Meinung der Beiträge nicht mit der Ansicht der Redaktoren übereinstimmen. Autoren, die zu nebenstehenden Themen publizieren möchten, sind herzlich eingeladen, ihre Vorschläge der Redaktion einzureichen.


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