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B端ndner

Wald

Jahrgang 64 | August 2011

Freizeit im Wald


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Inhalt

Freizeit im Wald Editorial ................................................. 4 Erholungsleistungen des Waldes und der Waldwirtschaft .......................... 5 WEP zur Lenkung der Erholungsaktivitäten am Beispiel Basel ..................11 Das Dählhölzli – die Freizeitarena und Turnhalle von Bern .........................16 Freizeit und Erholung im Churer Wald... 22 Der Ranger von Davos ......................... 27 « Je grösser das Angebot, desto mehr Leute im Wald » ................. 30 2. Internationale Konferenz Landschaft und Gesundheit .................. 35 Forum und Seminar Freizeit und Erholung im Wald .............. 36 Bike Freeride Piste Gotschna ................. 37 Biken im Churer Wald .......................... 43 Seilparks in Graubünden ....................... 46 Motivation für die Errichtung eines Seilparks ................ 49 Druck auf den Wald in Siedlungsnähe ... 53 « Den Wald ihr sollet lassen stahn ! » ...... 58

Amt für Wald und Naturgefahren Uffizi da guaud e privels da la natira Ufficio foreste e pericoli naturali

OL und Wald – ein Geben und Nehmen ....................... 62 Pfadi – Freiheit im Wald ....................... 66 Paintball im Wald sinnvoll, oder Störung im Erholungswald ? .......... 72 « Gar lustig ist die Jägerei . . . » ................ 75 Magie – zurück zur Natur ..................... 80 « Mit meinen Kindern umarme ich oft Bäume » ....................... 84 Während 43 Jahren Revierförster in der Gemeinde Churwalden ............... 90 Comic Theo & Heinz ............................. 92 Lehrabschlussfeier der Bündner und Liechtensteiner Forstwarte in Untervaz ......................... 93 Vorschau .............................................. 95 Titelbild : Freerider auf der neu eröffneten Bikestrecke in Klosters Gotschna. (Bild: Davos-Klosters Mountains ) Leidenschaft im Wald – Ein Hobby, hier die Jagd, ist oft mehr als nur Freizeit im Wald. (Bild: www.wald-film.ch )

Bündner Wald 4/2011 3


Editorial

In diesen Tagen laufen in verschiedenen Kinos die Vorpremieren zum Waldfilm, welcher anlässlich des internationalen Jahr des Waldes produziert wurde. Er wird uns in eine Welt entführen, die uns magisch und atemberaubend erscheint – obwohl der Film von nichts anderem handelt als unserem Arbeitsplatz. Wir glauben als Fachleute, den absoluten Waldblick zu haben. Wir sehen ihn multifunktional ; wer – wenn nicht wir – wissen, was dort abgeht und was dort zu tun ist ? Doch der Wald ist öffentlich und so wird er auch verstanden. Alle haben einen Bezug zum Wald … ob dieser geprägt ist vom Rotkäppchen und den lieben Tieren oder von direkten Aktivitäten und Erlebnissen. Der Wald als Freizeitarena hat eine grosse Bedeutung – als natürliche Oase vor unserer Haustüre ist die Erholungsfunktion gar für viele Nutzende die einzig relevante. Dies während wir die Schutz-, Nutz- und Naturschutzleistungen zelebrieren. Das breite gesellschaftliche Bild zum Wald ist simpel : Der Wald ist da, er wächst natürlich von alleine, ist ungefährlich, gut, schön und gehört uns allen. Er ist gratis, das ist fast das Beste – wie das Internet und das Baden im See. Die Natur wird einerseits immer mehr verniedlicht und romantisiert, andererseits steigt nachweislich der Druck auf den Wald in Tourismusregionen und

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vor allem in den urbanisierten Teilen, wo die Menschen leben. Das Selbstverständnis, welches sich aus dem freien Betretungsrecht des Waldes ergeben hat, treibt sonderbare Blüten. Es bleibt jedoch Realität, wie wichtig der Wald für das Wohlbefinden und die Volksgesundheit bleibt, ohne dass diese Leistungen würdig entschädigt werden. Der Wald ist längst auch für Dinge attraktiv, die im forstlichen Denkkorsett noch unmöglich scheinen – Wohnblöcke, Freizeitparks, Hotels, Kriegsspielplätze, Discos … Für alle Anliegen, die in diesem Bereich auf den Wald prallen, reicht es für den Forstdienst nicht bloss, Nein oder Ja zu sagen : Wir müssen multifunktional mitdenken und mitlenken – nicht immer nur einfach, wie diese Bündner Wald Ausgabe zeigt. Das internationale Jahr des Waldes hat den Fokus auf den Wald und die Waldmenschen gelenkt. Dies hat wohl auch bewirkt, dass wir gemerkt haben, dass wir nicht ganz alleine im Wald stehen.

Sandro Krättli, Redaktor Bündner Wald Sagastägstr. 96, CH-7220 Schiers sandro.kraettli@awn.gr.ch


Erholungsleistungen des Waldes und der Waldwirtschaft Die Schweizer Bevölkerung wird weiter zu­ nehmen, wobei eine Konzentration in den urbanen Gebieten erwartet wird. Als Naher­ holungsraum nimmt der Wald hier eine zent­ rale Rolle ein. Die Erholungsleistungen haben zwar einen sehr hohen Wert, jedoch in der Regel einen tiefen Preis, welcher die Kosten nicht deckt. Folgende Fragen stehen im Zen­ trum des nachfolgenden Artikels : Welche ge­ sellschaftlichen Trends prägen die Zukunft ? Welchen Beitrag für die Erholung erbringen Wald und Waldbewirtschaftende ? Wo be­ steht Handlungsbedarf ? Bevölkerungsentwicklung in der Schweiz und gesellschaftliche Trends Gemäss den offiziellen Szenarien des Bun­ des wird die Bevölkerung zwischen 2010 und 2035 in allen Kantonen zunehmen. Das Ausmass der Zunahme ist sehr unter­ schiedlich, es reicht von einigen wenigen bis über 20 Prozent je nach Kanton. Eine weitere Tendenz ist die Zunahme der Zahl der Personen ab 65 Jahren. Es wird damit gerechnet, dass der Anteil der Personen ab 65 Jahren in der Schweiz von 17 Prozent im

Jahr 2010 auf über 26 Prozent im Jahr 2035 steigen wird. Ein weiterer Trend, der auch in der Schweiz stark zum Ausdruck kommt, ist die konti­ nuierliche Urbanisierung : die Bevölkerung konzentriert sich in Agglomerationen, be­ sonders betroffen sind die beiden Metropoli­ tanregionen Zürich und Genf – es wird in diesen Regionen mit einem Bevölkerungs­ zuwachs von über 15 Prozent gerechnet. Diese drei gesellschaftlichen Trends haben alle einen direkten Einfluss auf den Wald : Die Bedeutung des Waldes für Freizeit und Erholung dürfte weiter zunehmen und da­ mit steigt – insbesondere in siedlungsnahen Waldgebieten – der Druck auf den Wald resp. die Anzahl und Intensität der Freizeit­ aktivitäten weiter. In Untersuchungen zum gesellschaftlichen Wertewandel wird regel­ mässig auf eine wachsende Bedeutung der Lebensqualität sowie eine zunehmende Be­ deutung immaterieller Werte hingewiesen. Eine Untersuchung in Deutschland bringt den gegenwärtigen Wertewandel mit dem Be­ griff « NeoNature » auf den Punkt ( Kirig und Schick, 2008 ; vgl. nachfolgende Tabelle).

Tabelle 1 : Der Wandel des Werteverständnisses – Neo Nature zwischen Sehnsucht und aktivem Lebensstil. (Quelle : Kirig und Schick, 2008 )

Naturbegriff der 1980er Jahre

Naturbegriff der 2010er Jahre

Askese

Konsumgut

Katastrophe

Idylle

Naturpessimismus

Naturoptimismus

Natur als Hauptakteur

Natur als Bühne

Umweltdogma

Gesundheit und Genuss

spiessig und konservativ

chic und trendy

Flora und Fauna

Design, urban, ästhetisch

Ideologie

Selfness

Ökos

LOHAS ( « Lifestyles of Health and Sustainability » : Lebensstile für Gesund­ heit und Nachhaltigkeit ). Bündner Wald 4/2011 5


Vor diesem allgemeinen Hintergrund sind die Erholungsleistungen des Waldes und der Waldwirtschaft einzuordnen. Die Bedeutung des Waldes als Erholungsraum für die Bevölkerung Seit der ersten Erhebung der gesellschaftlichen Ansprüche an den Wald ( BAFU, 1999 ) ist die überragende Bedeutung des Waldes als Erholungsraum umfassend dokumentiert. Die Intensität der Erholungsnutzung hat in den letzten Jahren zugenommen, dies wird beispielsweise durch die Erhebungen des LFI untermauert ( vgl. Ulmer und Brändli, 2010 ) : Gemäss Umfrage bei den Revierförstern weisen ist auf 10 Prozent der Waldfläche eine Erholungsfunktion ausgewiesen. Weiter wurde ermittelt, dass im Umkreis von 100 m um die LFI-Probeflächen bei 46 % der Flächen täglich mindestens 1 Besucher anzutreffen ist ; die regionalen Unterschiede sind allerdings beträchtlich.

Ebenfalls festgestellt wurde, dass 59 % der Wälder mit Erholungsaktivitäten ganzjährig für Erholungszwecke aufgesucht werden. Bei den massgeblichen Freizeitnutzungen im Wald dominieren die an Wege gebundenen Aktivitäten wie Wandern, Hunde ausführen, Biken, Spazieren, Reiten und Joggen. Es gibt zahlreiche Untersuchungen zu den ausgeübten Aktivitäten im Wald sowie zu den Motiven für den Waldbesuch. Häufig genannte Gründe für den Waldbesuch sind frische Luft, Natur, Ruhe, Stressabbau, Zeit zum Nachdenken und Bewegung / Fitness. Eine breit angelegte Untersuchung zu den Motiven und Einstellungen der Freizeitnutzenden zeigte, dass Erholung und Naturerlebnis die wichtigsten Gründe für einen Besuch in der Natur sind ( Zeidenitz, 2005 ; vgl. nachfolgende Tabelle ). In den Augen der Bevölkerung wird der Wald oft als Allgemeingut wahrgenommen, das freie Betretungsrecht wird von vielen

Tabelle 2 : Die Bedeutung der Motive für den Aufenthalt in Natur und Landschaft. ( Quelle : verändert nach Zeidenitz, 2005 )

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Motiv

Bedeutung

Erholung / Entspannung

sehr wichtig

Erleben der schönen Landschaft

sehr wichtig

Erleben der Natur

sehr wichtig

Gesundheit / Fitness

wichtig

Zusammen mit Freunden/Kollegen/Familie

wichtig

Mich selbst als Aktiven erleben

wichtig

Spass, Freude, Fun

eher wichtig

Wild/Tiere beobachten/erleben können

eher wichtig

Flucht aus Alltag

eher wichtig

Vergessen von Zeit und Raum

eher wichtig

Alleinsein können

eher unwichtig

Kosten sparen

unwichtig

Erleben von Abenteuer/Risiko/Nervenkitzel

unwichtig


Personen als selbstverständlich vorausgesetzt. Dank der Siedlungsnähe vieler Wälder und des in der Schweiz sehr weit verzweigten Wanderwegnetzes entsteht eine erhebliche Belastung des Ökosystems Wald. Im LFI wurde seit der letzten Erhebung eine Verdoppelung der Probeflächen mit intensiver Erholungsbelastung festgestellt ( Ulmer und Brändli, 2010 ). Die Freizeitaktivitäten im Wald können im Einzelfall durchaus auch im Konflikt zu anderen Zielen stehen, etwa zu Zielen der Arten- und Lebensraumförderung oder zu den Zielen der Holzproduktion. Erholungsleistungen : wer leistet was für wen ? In der Physik wird mit Leistung die Arbeit pro Zeiteinheit verstanden, wohingegen die Wirkung den Einfluss oder den Effekt beschreibt, der durch diese Leistung entsteht. Als Waldleistungen werden Güter und Dienstleistungen des Waldes bezeichnet, die den Menschen Nutzen stiften. Sie sind das Ergebnis von natürlichen Ökosystemprozessen und /oder den Bewirtschaftungsmassnahmen im Wald ( Moser et al., 2008 ). In der Literatur wird entsprechend unterschieden zwischen « natürlichen » ( Leistungen des Ökosystems ) und « produzierten Waldleistungen » ( Leistungen der Waldbewirtschaftenden ). Im Zusammenhang mit den Erholungsleistungen des Waldes führt diese Unterscheidung nicht weiter, weil die meisten dieser Erholungsleistungen eine Kombination von natürlichen und produzierten Leistungen darstellen; allerdings werden viele der Waldleistungen erst durch die Tätigkeit der Waldbewirtschafter überhaupt zur Entfaltung kommen resp. für die Bevölkerung nutzbar werden. Bereits die Bereitstellung eines vielfältigen und frei zugänglichen na-

türlichen Lebensraumes stellt eine Leistung seitens der Eigentümer und Bewirtschaftenden dar ( häufig verbunden mit Mehraufwänden und Mindererträgen ). Dies kann am Beispiel der sogenannten Ökosystemleistungen ( Ecosystem Services, MEA, 2005 ) veranschaulicht werden ( vgl. nachfolgende Abbildung ). Die direkte positive Wirkung des Waldes für die Erholungssuchenden ist vielfach untersucht und belegt. So ist etwa der Anteil an Staubteilchen im Wald sehr stark reduziert, eine durch ätherische Öle angereicherte Luft regeneriert die Lungen, die Sonneneinstrahlung ist weniger intensiv und die Luftfeuchtigkeit ist erhöht ( alles « regulierende Leistungen » gemäss Abbildung ). Ausserdem ist es im Sommer im Wald meist 2 – 3 ° C kühler. Leistungen in Wert setzen Verbunden mit der Frage der Beurteilung der Leistungen ist die Frage der Inwertsetzung dieser Leistungen. Zur Inwertsetzung der Waldleistungen wurde schon viel geschrieben. Mit Inwertsetzung wird die Generierung von Erträgen aus Waldleistungen verstanden. Allgemein kann die aktuelle Situation so zusammengefasst werden : Der Wald hat – insbesondere wegen seiner Erholungsleistungen – einen sehr hohen volkswirtschaftlichen Wert. Der Preis, welcher für die erbrachten Erholungsleistungen bezahlt wird, deckt jedoch in der Regel die entstandenen Kosten nicht. Wichtigster Grund für diese Situation ist der Umstand, dass viele Waldleistungen Kollektivgut-Charakter besitzen und daher keine Märkte bestehen ( vgl. Moser et al., 2008 ). Als Beispiel hierfür können die aktuellen Erfahrungswerte aus dem Kanton Aargau angeführt werden ( Aargauischer Waldwirtschaftsverband, 2010 ) : Die öffentlichen Bündner Wald 4/2011 7


Wohlbefinden der Gesellschaft Erholungsleistungen Wald (Ökosystemleistungen) Bereitgestellte Produkte – – – –

Unterstützende Leistungen – – – –

Bodenbildung Stoffkreisläufe Photosynthese Etc.

Frisches Wasser Energieholz Steine, Wurzeln, Pilze Etc.

Regulierende Leistungen – – – –

Waldinnenklima Staubfilterung Kühlungseffekte Etc.

Kulturelle Leistungen – – – –

Ästhetik und Spiritualität Kulturelles Erbe Erholungswirkungen Anschaungsort für Bildung

Sicherheit

– Schutz vor Naturgefahren – Etc.

Lebensgrundlagen – – – – –

Zugang zum Wald, Betretungsrecht Holz zum Feuern Plätze und Orte zum Sein Lernorte, «Anderswelt » Etc.

Gesundheit – – – –

Erholung und Entspannung Kraft und Ausdauer Abwechslung und Ruhe Etc.

Entscheidungs- und Handlungsfreiheit Möglichkeit der individuellen Entscheidungs- und Handlungsfreiheit (freies Betretungsrecht)

Soziale Beziehungen

– Sozialer Zusammenhalt – Gemeinsame Erfahrungen – Lernen und Erfahrungserlebnisse

Vielfalt der Erde Abbildung 1 : Die Erholungsleistungen des Waldes, dargestellt im Modell der sogenannten Ökosystemleistungen (verändert nach MEA, 2005).

Waldeigentümer investierten im Aargau im Durchschnitt der letzten vier Jahre jährlich über 1,5 Mio. Franken in den Erholungswald etwa für Feuerstellen, Spazierwege und weitere Infrastrukturen. Die Kostendeckung dieser direkten Kosten ( nicht mit eingerechnet sind die indirekten Kosten wie Mehraufwände und Mindererträge ) lag dabei bei 70 %. Der Vermarktbarkeit von Waldleistungen sind enge Grenzen gesetzt. Ansatzpunkte zur Verbesserung der unbefriedigenden Situation könnten etwa in der Anpassung der rechtlichen Rahmenbedingungen sein, so beispielsweise bei den Subventionsbestimmungen oder dem freien Verfügungsrecht der Waldeigentümer ( vgl. Olschewski und Thees, 2011 ) sowie privatrechtliche Massnahmen wie die Ausarbeitung von Leis8

tungsvereinbarungen zwischen Waldeigentümern und Nutzniessern. Voraussetzung hierfür sind jedoch eine solide Datenbasis zur Bewertung der Ökosystemleistungen ( vgl. oben ) sowie eine integrale Abwägung der verschiedenen Ziele der Walderhaltung. Handlungsbedarf Der Themenkomplex « Erholung im Wald » ist vielschichtig und tangiert verschiedene, ganz unterschiedlich gelagerte Handlungsfelder. Davon betroffen sind Akteurgruppen auf allen Ebenen. In der nachfolgenden Übersicht sind ausgewählte Beispiele aufgeführt, welche Akteure welche Herausforderungen anpacken könnten. In der Waldpolitik des Bundes ( vgl. BAFU, 2011) wird eine Triple-Win-Strategie verfolgt; das heisst : Die Walderholung soll die


Akteurgruppen

Handlungsbedarf ( ausgewählte Beispiele )

Behörden Bund und Kantone

Schaffung geeigneter Rahmenbedingungen sowie Unterstützung bei der Umsetzung ( z. B. Besucherlenkung ) ; Förderung übergreifender Plattformen ( Governance-Regimes ), integrale Planung auf regionaler Ebene ; Ausscheidung von Vorranggebieten.

Gemeindebehörden

Unterstützung der Forstbetriebe und Abgeltung der Erholungsleistungen; Rollenklärung ; Förderung der Zusammenarbeit der unterschiedlichen Akteure auf lokaler Ebene ; Koordination der lokalen Planungsprozesse ; Signaletik.

Forstliche Berufsverbände Waldwirtschaftsverbände

Sensibilisierung der Bevölkerung für die Leistungen von Wald und Waldbewirtschaftenden.

Forstbetriebe und Waldeigentümer

Kommunikation mit den Waldnutzenden, Aushandlungen von Leistungsvereinbarungen, Schaffung neuer Partnerschaften ; Leistungs- und Kostentransparenz herstellen.

Forschung und Wissensgemeinschaften

Bereitstellung von Grundlagen, Modellen und Instrumenten zur Bewertung der Ökosystemleistungen resp. der Erholungsleistungen im Wald ; Wissenstransfer

NGOs Natur und Landschaft

Sensibilisierung für die Belange von Natur und Landschaft; Mitwirkung bei lokalen und regionalen Plattformen und Planungsvorhaben.

NGOs Freizeit

Sensibilisierung der Mitglieder für die Waldleistungen allgemein und die Erholungsleistungen im Speziellen ; Förderung von Partnerschaften.

Tabelle 3 : Ausgewählte Beispiele zum aktuellen Handlungsbedarf « Erholungsleistungen Wald ».

Anliegen der Bevölkerung zufriedenstellen ( soziale Dimension ), die Erholungsnutzung soll schonend erfolgen ( ökologische Dimension ) und gleichzeitig sollen die Waldeigentümer und Waldbewirtschaftenden ihre Leistungen angemessen in Wert setzen können ( wirtschaftliche Dimension ). Diese Strategie ist ganz im Zeichen der Nachhaltigen Entwicklung. Die Realisierung dieser ehrgeizigen Ziele setzt einen

konstanten Dialog aller betroffenen Akteure voraus. Literatur Aargauischer Waldwirtschaftsverband, 2010 : Jahres­ bericht 2010 ■ BAFU, 1999 : Gesellschaftliche An­ sprüche an den Schweizer Wald – Meinungsumfrage. Schriftenreihe Umwelt, Nr. 309. 152 S. ■ BAFU, 2011 : Waldpolitik 2020. In Bearbeitung ■ Kirig, A., Schick, I., 2008 : Neo­Nature. Der grosse Sehnsuchtsmarkt Bündner Wald 4/2011 9


Natur. 116 S. ( herausgegeben vom Zukunftsinstitut in

leistungen. Ergänzungsbeitrag zu COST Aktion E45.

Kelkheim /D ) ■ MEA ( Millenium Ecosystem Assess-

108 S. ■ Ulmer, U., Brändli, U. -B., 2010 : Erholung

ment ), 2005 : Ecosystems and Human Well-Being :

im Schweizer Wald. Ergebnisse des dritten Landes-

A framework for Assessment. Island Press, Washing-

forstinventars. In : Wald und Holz, 5 /10 : 31 – 34 ■ Zei-

ton DC ■ Olschewski, R., Thees, O., 2011 : « Öffent-

denitz, C., 2005 : Freizeitaktivitäten in der Schweiz –

liche Leistungen » – private Vermarktung ? In : Wald

wegen oder gegen Natur und Landschaft ? Eine um-

und Holz. 3 / 11 : 42 – 44 ■ Moser, T. A., Zabel, A., Ber-

weltpsychologische Studie zu Motiven, Einstellungen

nath, K., Baur, P., Roschewitz, A., Beck, C., Zimmermann,

und Lenkungsstrategien. Eidg. Forschungsanstalt

W., 2008 : Inwertsetzung von Waldwerten und Wald-

für Wald, Schnee und Landschaft WSL, 108 S.

Andreas Bernasconi

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WEP zur Lenkung der Erholungsaktivitäten am Beispiel Basel Planung ist notwendig, wenn Güter knapp zu werden drohen. Im Spätmittelalter war das Weideland knapp, deshalb wurden die Schweine und Kühe zur Nahrungssuche in den Wald getrieben. Die Übernutzung des Waldes führte zu Holzmangel. Bald erfüllte er auch seine Funktion als Hochwasserschutz nur noch ungenügend. Im 20. Jahrhundert wurde ein Mangel an naturnahen Räumen festgestellt, und jetzt werden immer grössere Bewegungs- und Erlebnisräume im Wald gefordert. Gegen Ende des 19. Jahrhunderts versuchte man mittels Verboten, quantitative Ziele zu erreichen, z. B. die Erhöhung der Holzvorräte durch Holzschlagverbote. Ausserdem wurde die Waldfläche durch Aufforstungen vergrössert. Im 20. Jahrhundert setzten sich immer stärker qualitative Elemente durch. Mit Geboten wurden verschiedene Ziele angestrebt : eine nachhaltige Nutzung des Waldes, Naturnähe, Artenvielfalt und Artenschutz. Zusätzlich wurde ein vielfältiges Angebot an Erholungsmöglichkeiten mit den notwendigen Einrichtungen ( Feuerstellen, Sitzbänke, Vita-Parcours, Finnenbahnen, Bikestrecken ) und Möglichkeiten für organisierte Veranstaltungen geschaffen. Lenkung mittels Waldentwicklungs­ planung Die Waldentwicklungsplanung bzw. das Endprodukt – der Waldentwicklungsplan ( WEP ) – dient der forstlichen Planung und ist das Raumplanungsinstrument im Wald auf regionaler Stufe. Es ist eine überbetriebliche Planung und umfasst mindestens ein Forstrevier. Der WEP stellt für das gesamte Waldareal die Abstimmung der verschiedenen Waldfunktionen sicher, damit der Wald seine vier Vorrangfunktionen ( Holzproduktion, Naturschutz, Schutz vor Naturgefahren und Erholung) nachhaltig erfüllen kann. Er soll u. a.

die Konflikte und Lösungswege soweit möglich aufzeigen. Aus Sicht der Erholungsaktivitäten soll er im Speziellen die raumwirksamen Vorhaben im Wald und in angrenzenden Gebieten koordinieren. Durch verschiedene Massnahmen und Instrumente werden die Entwicklungsziele umgesetzt. Unterschiedliche Adressaten ( z. B. Behörden, Private, Vereine ) sind vom WEP angesprochen und sollen seine Umsetzung unterstützen. Was ist eine Vorrangfunktion ? Grundsätze wie beispielsweise der naturnahe Waldbau oder die nachhaltige Holznutzung gelten für den ganzen Wald. Konkrete Vorgaben mit Lokalbezug auf Teilflächen werden mittels der sogenannten « Waldfunktionenplanung » umgesetzt. Eine Waldfunktion umfasst jene Aufgabe, die vom Lebensraum Wald erfüllt wird ( « Waldleistung » ) und erfüllt werden soll ( Ansprüche des Menschen ). Grundsätzlich erbringen alle Wälder stets verschiedene Wirkungen und Leistungen gleichzeitig ( Multifunktionalität ). Um Interessenskonflikte oder Überbeanspruchungen des Waldes zu vermeiden, führt die Planung einen Entscheid über die örtlich zu erbringende prioritäre Waldleistung herbei, die sogenannten « Vorrangfunktionen ». Massgebend dabei sind die Eignung des Waldes für eine bestimmte Nutzung, die Ansprüche oder Vorgaben der Öffentlichkeit sowie die Ziele und Interessen des Waldeigentümers. Die im Waldentwicklungsplan festgelegten Vorrangfunktionen sind öffentlich-rechtlicher Natur und haben Priorität vor allfälligen später entstehenden privaten Ansprüchen. Auch Wälder, die mit einer Vorrangfunktion belegt sind, sind grundsätzlich multifunktional. Die Vorrangfunktion kommt erst im Konfliktfall bzw. bei einer Interessensabwägung zum Zuge respektive dient als GrundBündner Wald 4/2011 11


lage für Finanzhilfen und Abgeltungen an Waldeigentümer. Dem Waldgebiet wird die Vorrangfunktion « Erholung » zugeordnet, wenn z. B. der Wald aufgrund seiner Lage ( Siedlungsnähe, Parkplatznähe, Topografie ) oder seiner vorhandenen Erholungseinrichtungen ( z. B. Vita-Parcours, Feuerstellen ) einen hohen Erholungswert ( bzw. Attraktivität ) aufweist. Vorrangfunktion « Erholung » Immer aktueller und notwendiger sind für den modernen Menschen Erholungs- und Erlebnismöglichkeiten in der Natur. Die Nutzung der Wälder als Freizeit- und Erholungsgebiet wird grundsätzlich anerkannt und soll nachhaltig ermöglicht werden. Wie die Ergebnisse des Mitwirkungsverfahrens zeigen, führen die immer vielfältigeren Freizeitbeschäftigungen zum Teil zu recht unterschiedlichen Ansprüchen. So gibt es einerseits die eher ruhige, beschauliche Erholung, die möglichst ungestörte Wälder sucht und kaum Infrastruktur braucht. Abb. 1 : Ausschnitt aus dem Waldentwicklungsplan Schauenburg-Hard-Birseck, Gebiet Hardwald, Gemeinden Birsfelden und Muttenz: Ausscheidung Vorrang Erholung ( blaue Schraffur ) mit Erholungseinrichtungen wie Restaurant, Parkplatz, offene Waldhütte, Feuerstellen, Vita-Parcours. Weitere Signaturen: Holzproduktion ( braun ), Naturschutz ( grün ).

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Andere Erholungssuchende nutzen Zufahrten und Parkplätze und halten sich in Gebieten mit Feuerstellen, Hütten etc. auf. Verschiedene Sportarten benutzen Infrastrukturen wie Waldwege, Fitness-Parcours oder andere Anlagen. Konflikte können einerseits zwischen den verschiedenen Erholungssuchenden und andererseits zwischen den Anliegen der übrigen Waldnutzer, der Waldeigentümer sowie der nachhaltigen Ressourcenerhaltung bestehen. Die Zielsetzungen aus Sicht Vorrang « Erholung » in der Waldentwicklungsplanung sind dahingehend zusammengefasst : – Erholungs- und Erlebnismöglichkeiten in der Natur nachhaltig ermöglichen – Entflechtung und Lenkung der Erholungsnutzung auf dem bestehenden Wegnetz, soweit notwendig – Umsetzung der Vorgaben des kWaG Die Umsetzung kann nach Vorgaben der Waldentwicklungsplanung in Besucherlenkungskonzepten oder in einzelnen spezifischen Projekten geschehen. Planung von Freizeitaktivitäten im Wald Dem Zweckartikel des kantonalen Waldgesetzes folgend, werden die Freizeitaktivitäten in der Gesetzgebung als Teil der Wohlfahrtsfunktion geregelt. Für grosse Veranstaltungen im Wald besteht eine Bewilligungspflicht. Die Zuständigkeit für Veranstaltungsbewilligungen liegt bei den Einwohnergemeinden oder, wenn mehrere Gemeinden betroffen sind, beim Amt für Wald beider Basel. Es findet eine Anhörung der Betroffenen statt. Auf Einladung des Amts für Wald beider Basel findet jährlich eine Koordinationssitzung für die Planung der Orientierungsläufe und anderen Sportveranstaltungen im Wald ( MountainbikeRennen, Pferdesport etc. ) statt, zu der alle betroffenen Gemeinden und Interessen-


gruppen eingeladen werden. Ziel dieser Sitzung ist die Vermeidung von mehreren Veranstaltungen im gleichen Jahr im selben Gebiet, die Schonung der Tiere während der Setz- und Brutzeit sowie der Förderung des gegenseitigen Verständnisses. Mit der Bewilligung können auch Auflagen wie die Einschränkung der Zugänglichkeit für besonders empfindliche Gebiete verbunden werden. Im Kanton Basel-Landschaft ist Biken und Reiten auf befestigten Waldstrassen ( Strassen mit eingebauter Tragschicht ) erlaubt, hingegen auf unbefestigten Waldwegen ( Naturbelag ) und im übrigen Waldareal verboten. Ausnahmen können von den Gemeinden bewilligt werden. Die Bikestrecke von Muttenz BL auf die Gempenfluh SO ist ein Beispiel dafür, dass bei guter Zusammenarbeit aller Beteiligten befriedigende Problemlösungen gefunden werden können. Die in den Jahren seit der Einführung des Waldgesetzes gemachten Erfahrungen lassen den Schluss zu, dass sich die oben aufgeführten Grundsätze in der Praxis bewährt haben. Sowohl das Bewilligungsverfahren für Veranstaltungen als auch die Verfahren für die Einrichtung von speziellen Reit- und Bikewegen geben den betroffenen Gruppierungen die Möglichkeit zur Einflussnahme, was auch die Rechtssicherheit erhöht. Breit abgestütztes Mitwirkungsverfahren als Erfolgsrezept Beim Mitwirkungsverfahren in der Waldentwicklungsplanung werden Workshops oder spezifische Arbeitsgruppen ( z. B. Sport, Erholung, Jagd oder Naturschutz ) mit Vertretern aller Bürger- und Einwohnergemeinden als Waldeigentümer sowie mit Vertretern verschiedener Interessengruppen gebildet : z. B. Orientierungsläufer, Biker, Reiter, Hundehalter, Jäger, lokaler Naturschutz, Ver-

kehrsverein und Privatwaldeigentümer. Zusätzlich wird mittels Fragebogen die breite Bevölkerung zu spezifischen Themen befragt. Das Resultat ist ein repräsentatives Bild über die allgemeinen und lokalen Anliegen, die den Wald betreffen. Aus diesen Inputs werden anschliessend spezifische Themenobjekte entwickelt, welche sämtliche Angaben über verschiedene Objekte, Vorschriften für bestimmte Flächen ( z. B. Wildruhegebiete ) und die Infrastruktur ( Wege, Vita-Parcours ) eines Gebietes ( Gemeinde ) enthalten. Dieses Vorgehen für die Erfassung der Ansprüche in relativ kleinen Planungsperimetern ( 1500 bis 2000 ha Waldfläche ) erscheint auf den ersten Blick äusserst aufwendig. Der Vorteil liegt aber darin, dass die Akteure dieser im Planungsperimeter liegenden Gemeinden möglichst vollständig an den « Planungstisch » gebracht werden und so breit abgestützt, die Anliegen dieser Akteure abgeholt werden können. Durch den Umstand, dass möglichst alle Akteure miteinbezogen werden können, wird der Forstdienst bewusst zur Koordinations- und Vermittlungsstelle und übernimmt dadurch die Rolle für den Wald und nicht die Rolle einer bestimmten Nutzergruppe. Koordination und Lenkung des Bikesports als grösste Herausforderung Die Auswertung von Workshops und Fragebögen zeigt oft, dass der Wunsch nach abwechslungsreichem und uneingeschränktem Biken sehr gross ist. Oft sind dies allerdings Wünsche von einzelnen Personen. Dies zeigt zugleich, dass die Bikeszene in der Region Basel schlecht organisiert ist und allzu oft durch individuelle Gruppierungen geprägt ist. Doch dank dem Einbezug verschiedener Bikevertreter in die MitwirkungsBündner Wald 4/2011 13


phase, wo Waldeigentümer, Jäger, Wanderer und Naturschützer direkt am Tisch oder im Gelände und an konkreten Objekten diskutieren konnten, war es möglich, Lösungen zu erarbeiten. Erfolgreiche Beispiele hierfür sind durchgängige Bikestrecken vom Gempenplateau in die umliegenden Gemeinden Pratteln und Muttenz. In Riehen und Bettingen im Kanton Basel-Stadt konnten ein Singletrailnetz sowie eine Hindernisanlage ( Steilwandkurven, Sprünge etc. ) realisiert werden. Trägerschaft dieser Anlage ist ein eigens gegründeter Verein. Die Bürgergemeinden haben das Waldareal zur Verfügung gestellt. Der Kanton Basel-Land hat zudem unter Federführung des Amts für Wald beider Basel ein Pilotprojekt zum Thema «Biken, Wandern, Reiten» für das Gebiet am Blauenkamm gestartet. Lange Erlen – eine stadtnahe Besonderheit – auch aus planerischer Sicht Als eine von mehreren Besonderheiten gilt sicherlich das Gebiet der Langen Erlen, ein 94 ha grosses Waldgebiet. Die Langen Erlen liegen am Nordrand des Kantons BaselStadt zwischen der Stadt Basel und Riehen. In den Langen Erlen wird seit beinahe 100 Abbildung 2 : Freeride und Singletrail in Riehen und Bettingen bei der St. Chrischona, Kanton BS. (Bild : Gemeindeverwaltung Riehen )

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Jahren das Grundwasser zum Zwecke der Trinkwassergewinnung künstlich angereichert. Die Hälfte von Basels Trinkwasser wird in den Waldungen der Langen Erlen gewonnen. Das sind rund 15 Mio. m3 Wasser pro Jahr. Die Langen Erlen bieten auch im Bereich des Naturschutzes einiges. So haben verschiedene seltene Pflanzenarten hier ihr einziges Vorkommen im Kanton, unter anderem sind noch einige prächtige Flatterulmen zu finden. Als schweizweite Rarität, ja als einzigartig, darf jedoch die Waldgesellschaft des Lerchensporn-Hagebuchenmischwalds genannt werden. Zwei bedeutende Waldfunktionen dieses 94 ha grossen Waldstückes wurden nun bereits erwähnt. Durch die Lage direkt am Stadtrand von Basel sind die Langen Erlen eines der wichtigsten Naherholungsgebiete von Basel. Nebst dem Tierpark Lange Erlen, der direkt an den Wald angrenzt, ziehen die zahlreichen Erholungseinrichtungen wie Finnenbahn, Rast- und Grillplätze, Unterstände, Inline-, Reit-, Velo- und Wanderwege die Bevölkerung in die Langen Erlen. Insbesondere für Spaziergängerinnen und Spaziergänger mit Hunden sind sie aufgrund des ganzjährigen Verzichts auf Leinenzwang ein Eldorado. Die Kombination der kleinen Waldfläche und der grossen Bevölkerungszahl führt dazu, dass der Erholungsdruck auf den Wald sehr gross ist. Das gut ausgebaute Wegnetz und die zahlreichen Erholungseinrichtun gen werden von diversen Benutzergruppen rege gebraucht. Nebst altbewährten Erholungsaktivitäten drängen vermehrt auch neue Begehrlichkeiten in den Wald ( z. B. Kunstausstellungen, Musikparties, Trendsportarten ). Der Konfliktlösung unter Wald-Benutzergruppen kommt eine immer bedeutendere Rolle zu. Zu diesem Zweck


wurde im Nachgang des WEP ein Erholungsnutzungskonzept erarbeitet mit dem Ziel, die Erholungsnutzungen zu konzentrieren und störungsarme Flächen zu bewahren. Durch den Einbezug der verschiedenen Wald-Benutzergruppen, dem Waldeigentümer und weiteren Akteuren sind die Lösungen breit abgestützt. Dies sollte auch den Vollzug erleichtern. Am Beispiel der Langen Erlen zeigen sich die vielfältigen Nutzungen und Leistungen des Waldes auf kleiner Fläche. Die Koordination und die Steuerung der menschlichen Aktivitäten und die Erhaltung der Natürlichkeit und des Gleichgewichts des Ökosystems Wald sind nur mit einer soliden Planung unter Einbezug aller Akteure möglich. Ausblick Es wird nicht ausreichen, im Rahmen der aufwendigen Waldentwicklungsplanung Konflikte aufzudecken und Lösungen vor-

zuschlagen – und danach wieder zur Tagesordnung überzugehen. Wie schon die Erarbeitung eines Waldentwicklungsplanes, ist auch der Vollzug desselben als Prozess zu verstehen. Es wird notwendig sein, eintretenden Änderungen Rechnung zu tragen, gesellschaftlichen Entwicklungen mit Auswirkung auf den Wald zu begegnen und neue wissenschaftliche Erkenntnisse in die Praxis umzusetzen. Die Ansprechpartner bleiben die Waldeigentümer, der Forstdienst, die Einwohnergemeinden, verschiedene Interessengruppen und die Wissenschaft.

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Das Dählhölzli – die Freizeitarena und Turnhalle von Bern Für den Waldbesitzer wird die Bewirtschaftung seiner Wälder massiv erschwert, da die Erholung suchende Bevölkerung wenig bis gar kein Verständnis für Holzschläge zeigt und diese generell als Waldzerstörung deutet. Weiter wird es als selbstverständlich erachtet, dass der Wald frei betretbar ist. Dass der Wald aber jemandem gehört und dass der Unterhalt der Erholungsinfrastruktur, wie Wege und Feuerstellen, dem Waldbesitzer massive Kosten verursachen, ist wohl nur den wenigsten Waldbesuchern bewusst. Zusätzlich fallen hohe Kosten an, weil der Wald in den Erholungszonen nicht auf die übliche Art und Weise bewirtschaftet werden kann. Diesen und vielen anderen Herausforderungen muss sich der Forstbetrieb der Burgergemeinde Bern tagtäglich im Dählhölzli, aber auch in den anderen Wäldern der Agglomeration Bern stellen. Die breiten Trampelpfade zeugen von der hohen Besucherzahl. (Bild: Corsin Taisch )

Flucht vor dem Alltag Unser Alltag ist durch Termine, Zeitdruck und Hektik geprägt. Als Ausgleich dazu suchen viele Menschen in ihrer Freizeit den Wald auf. Naherholungsgebiete wie die Wälder erfüllen heutzutage insbesondere in den Agglomerationen wichtige Funktionen für unsere moderne Gesellschaft. Die Motive für das Aufsuchen solcher Wälder sind hauptsächlich die Bedürfnisse nach Bewegung, Erholung, Ruhe und frischer Luft. All diese Faktoren tragen im Wesentlichen dazu bei, dass die psychische und körperliche Arbeitsfähigkeit der Bevölkerung sichergestellt wird. Weil immer mehr Leute dem Alltag entfliehen wollen, kommt es in manchen Wäldern zu hohen Besucherfrequenzen. Konflikte und Probleme zwischen verschiedenen Interessengruppen sind dabei vorprogrammiert. 16

42,5 ha Wald mit einer Million Waldbesuchern pro Jahr Der Forstbetrieb der Burgergemeinde Bern betreut rund 4000 Hektaren Wald, welche in Produktions- und Wohlfahrtswälder unterteilt und nach unterschiedlichen Kriterien bewirtschaftet werden. Während in der Produktion versucht wird Massensortimente und Wertholz zu produzieren, wird bei der Wohlfahrt auf ästhetische und emotional geprägte Waldbilder gesetzt. Durch die Schaffung von Hallenwäldern mit mächtigen, alten und speziellen Bäumen, soll der Erholungswert gesteigert werden. Die Umtriebszeit beträgt 200 Jahre und ist dementsprechend viel höher als im Produktionswald. Um aber solche Wälder zu schaffen, sind Interventionen nötig. Bei der Anzeichnung steht weniger der Aspekt von Qualitätsholz im Vordergrund, als das sanfte Freistellen von alten oder besonders schönen und speziellen Bäumen. Solche Eingriffe werden jedes Jahr in den Er-


holungswäldern der Burgergemeinde durch­ geführt. Der wohl beliebteste Erholungswald der Berner Bevölkerung ist das Dählhölzli. Nur unweit des Stadtzentrums gelegen und von Botschaften und Wohnquartieren um­ geben, ist es ein sehr populäres Naherho­ lungsgebiet. Die 42,5 ha Wald werden jedes Jahr von rund einer Million Besuchern auf­ gesucht. Zum Vergleich : Das Verkehrshaus der Schweiz in Luzern hatte im Jahr 2009 mit 927 266 BesucherInnen rund 73 000 weniger als das Dählhölzli. In den Morgenstunden wird das Dählhölzli gerne von Hundehaltern genutzt, damit ihr Liebling sein Geschäft verrichten kann. Im späteren Verlauf des Morgens sind vorab Waldkindergärten und Jogger anzutreffen. Über Mittag sind es überwiegend Geschäfts­ leute und Botschaftsmitarbeiter, welche einen Spaziergang machen oder einfach nur ihr Mit­ tagessen auf einer Sitzbank einnehmen. Am Nachmittag gehört der Wald den pensionier­ ten Zeitgenossen, welche nach dem Mittag­ essen gerne einen Spaziergang machen. Von der hohen Besucherzahl zeugen die zahlreich entstandenen Trampelpfade, welche ein sol­ ches Ausmass angenommen haben, dass sich viele Waldbesucher gar nicht bewusst sind, dass dies keine offiziellen Wege sind. Das Blockieren solcher Wege durch Hindernisse, wie Asthaufen oder liegende Stämme, konn­ te die Besucher keineswegs davon abhalten, die Pfade nicht mehr zu benutzen. Die Hin­ dernisse wurden schlichtweg umgangen und mit der Zeit entstand ein Trampelpfad mit neuer Linienführung. Seilpark und wilde Tiere Wer aber meint, dass das Erholungsangebot im Dählhölzli sich auf Sitzbänke, Feuerstel­ len und Waldwege beschränkt, täuscht sich gewaltig. Inmitten des natürlichen Baum­ bestandes, im östlichen Teil des Waldes,

befindet sich einer der grössten Seilpärke der Schweiz. Auf sieben Parcours können die Besucher auf 3000 Meter Aktivstrecke den Wald aus einer ungewohnten Perspektive erleben. Vor allem Familien und Jugendliche machen von diesem Angebot rege Gebrauch. Der Seilpark stösst aber nicht bei allen Wald­ besuchern auf Zuspruch. So wurde gegen die Betreiber schon mehrmals Einsprache erhoben. Besonders der Grünen Partei Bern und den Quartierorganisationen ist der Park ein Dorn im Auge. Es wird befürchtet, dass das Dählhölzli zu einem « Chilbiplatz » wird. Wie lange der Seilpark in seiner jetzigen Form betrieben werden kann, steht offen, da erneut Einsprachen eingegangen sind. Wer sich für Tiere interessiert, kommt im westlichen Teil des Dählhölzli auf seine Kosten. Die Gehege des Tierparks befinden sich überwiegend im Wald. Gerade an den Wochenenden und während der Schulferi­

Der Tierpark Dählhölzli befindet sich inmitten des natürlichen Baumbestandes. (Bild: Corsin Taisch )

en wird der Park stark frequentiert. Alleine 2009 konnte der Tierpark 319 200 Besuche­

rInnen im eintrittspflichtigen Teil verzeich­ nen. Auf dem ganzen Tierparkareal waren es gar 1,2 Millionen. Als letztes Projekt wur­ de ein grosses Gehege für Wisente und Hir­ sche im Wald realisiert, wo sich die Tiere frei durch den Wald bewegen können. Die Er­ Bündner Wald 4/2011 17


richtung des Wisentgeheges erntete ebenfalls Kritik, da dafür ein Weg aufgehoben werden musste. Die Einsprachen wurden jedoch alle abgewiesen. Derweilen entsteht unter dem Namen « Bärenwald » ein neues Bärengehege, das, wie es der Name sagt, ebenfalls im natürlichen Baumbestand errichtet wird. Alltag im Agglomerationsforstbetrieb Interessenkonflikte gibt es aber nicht nur im Zusammenhang mit dem Seil- und Tierpark. Auch zwischen den einzelnen Waldbesuchern entstehen immer wieder Kontroversen. Weil es im Dählhölzli keinen Leinenzwang für Hunde gibt, fühlen sich Jogger und Eltern oft verunsichert. Bei einem derart dichten Aufkommen von Hunden wie im Dählhölzli kann die feierabendliche Joggingrunde Eingang zum Seilpark Ropetech. (Bild: Corsin Taisch )

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oder der Spaziergang mit Kindern – laut Aussagen von Waldbenützern – schon mal zur Nervenzerreissprobe werden. Die Hundehalter sind hingegen davon überzeugt, dass ihre Lieblinge aufs Wort gehorchen und wenn sie bellen, dann nur weil sie spielen möchten. Hundehalter und Spaziergänger regen sich über die Velofahrer auf, welche trotz Fahrverbot und zumeist ohne Licht in der Abenddämmerung durch den Wald sausen und Fussgänger erschrecken. Als wären dies nicht schon genug Konflikte, gibt es da noch den Forstbetrieb, der Bäume fällt und Strassen absperrt. Die Eingriffe werden vorwiegend als negativ empfunden und als Rodung, Kahlschlag oder gar Waldzerstörung bezeichnet. Anrufe von empörten Anwohnern und Waldbesuchern sind ebenso keine Seltenheit wie Leserbriefe und Zeitungsartikel in der Lokalpresse. Immer wieder müssen Holzschläge gegenüber der Bevölkerung und der Presse gerechtfertigt werden. Es ist auch schon vorgekommen, dass in gezeichneten Holzschlägen Spraymarkierungen mit Schleifpapier entfernt oder dass Plakate mit der Aufschrift « Bitte lasst diesen Baum weiterwachsen » angebracht wurden. Durch diese Umstände ist es beinahe unmöglich, die stadtnahen Wälder auf die übliche Art und Weise zu bewirtschaften, und es entstehen erhebliche Mehrkosten. Aus diesem Grunde hat der Forstbetrieb der Burgergemeinde Bern begonnen, in den stark frequentierten Wäldern kleinere, aber häufigere Eingriffe durchzuführen. Durch diese Massnahme « gewöhnen » sich die Waldbesucher grösstenteils an die Schläge und stören sich weniger daran. Im Wohlfahrtswald wird eine Umtriebszeit von 200 Jahren angestrebt, und es wird versucht, ästhetisch und emotional anregende Wälder zu schaffen. Die Mehrkosten für die Pflege der Erholungswälder werden von der Zentralverwaltung


der Burgergemeinde dem Forstbetrieb jähr­ lich abgegolten. Im Jahr 2010 betrug die Ent­ schädigung rund eine halbe Million Franken. Mit diesem Beitrag kann der Forstbetrieb die grundlegenden Leistungen im Erholungs­ wald erbringen und gegenüber Dritten aus­ weisen. Sollte eine Interessensgruppe über die betrieblich festgelegten Pflegeaufwände hinaus mehr fordern, so hat sie die anfallen­ den Kosten selber zu decken. Seitens der Waldbesucher werden immer wieder Forderungen laut, wonach der Forst­ betrieb verschiedene Leistungen erbringen sollte. Solche Forderungen können sein : bei jeder Witterung gut und sicher begehbare Waldwege, Rastplätze mit Infrastruktur, Spielplätze und die Erhaltung und Sicherung von alten Bäumen ( Kronenpflege und Dürr­ astung ). Verweist man aber auf die Kosten solcher Appelle, möchte plötzlich niemand mehr dafür einstehen. Um die Interessenkonflikte im Dählhölz­ li weitgehend zu lösen, wurde letztes Jahr der sogenannte « Runde Tisch » ins Leben gerufen. An mehreren Sitzungen unter der Leitung des Stadtplanungsamtes Bern, bei denen Interessenvertreter aus allen Sparten eingeladen waren, wurde über Konflikte und Lösungsmöglichkeiten sowie über die Zukunft des Dählhölzli diskutiert. Haupt­ ziel dieses « Runden Tisches » war es, die verschiedenen Konflikte zu besprechen und Lösungen zu finden, sowie die Erarbeitung eines Waldnutzungskonzepts. Kosten- und Haftungsfragen im Erholungswald Im Zusammenhang mit der intensiven Erho­ lungsnutzung des Waldes drängen sich dem Forstbetrieb immer öfter Haftungsfragen auf. Wer trägt beispielsweise die Schuld, wenn ein Ast einen Waldbesucher auf einer Sitzbank verletzt ? Ist der Waldbesitzer ( der

Forstbetrieb ) oder der Werkeigentümer der Bank ( Stadt Bern ) haftbar ? Weil die Bän­ ke nicht vom Forstbetrieb unterhalten und betrieben werden, ist die rechtliche Situa­ tion nicht so klar wie bei den Waldwegen. Hier muss der Forstbetrieb als Werkeigen­ tümer der Wege für die Sicherheit der Be­ sucher sorgen. Somit muss der Forstbetrieb alle Bäume entlang der Waldwege und im Bereich von Rastplätzen periodisch auf Sicherheitsmängel überprüfen. Gefährliche Äste werden dabei durch Kletterspezialisten entfernt. Für die Überwachung und die peri­ odischen Sicherheitsmassnahmen entstehen jährliche Kosten pro Baum von CHF 200.– Weil gerade im Erholungswald mächtige und spezielle Bäume erwünscht sind, be­ wegt sich der Forstbetrieb oft auf einem schmalen Grat zwischen stehen lassen und entfernen solcher Bäume. Im Dählhölzli sind es überwiegend die alten Eichen, welche dem Forstbetrieb Sorgen bereiten. Einerseits hängt die Bevölkerung sehr stark an « ihren » Eichen, andererseits stellen die dürren Kro­ nenteile bei fast allen Eichen ein hohes Ri­ siko für die Waldbesucher dar und verursa­ chen horrende Kosten. Mit einer Vorstudie ( Praktikumsarbeit ) sucht der Forstbetrieb nach neuen Finanzierungsmöglichkeiten. Dabei wurden folgende Lösungsansätze in Betracht gezogen, mit dem Ziel, die alten Eichen möglichst erhalten zu können : – Einrichten einer Alt- und Totholzinsel Das Kantonale Amt für Wald ( KAWA ) kann für Naturschutzleistungen im Wald Entschädigungen entrichten. Neben Total­ reservaten kann der Waldbesitzer auch für das Ausscheiden von Alt­ und Totholzinseln entschädigt werden. Bei einem Vertragsab­ schluss über 25 Jahre erhält der Waldbesit­ zer einen einmaligen Grundbeitrag sowie eine Entschädigung für den Ertragsausfall Bündner Wald 4/2011 19


nen. Als Annerkennung erhält jeder Pate eine Urkunde sowie Infomaterial zum Wald.

Trotz Fahrverbot gibt es immer wieder Leute, welche mit dem Velo durch das Dählhölzli fahren. Konflikte mit Hundehalter und Spaziergänger sind vorprogrammiert. (Bild: Corsin Taisch )

und den Nutzungsverzicht auf die Wertträger. Die Höhe der Beträge hängt von der jeweiligen Flächengrösse, dem Waldstandort und der Anzahl Wertträger ab. – Eichenpatenschaft Aus einer Auswahl von schönen und mächtigen Eichen kann sich der Pate eine oder mehrere aussuchen. Mit dem Patenschaftsbeitrag – welcher jährlich oder für eine befristete Vertragsdauer im Voraus erhoben wird – ist der Erhalt und Unterhalt der Eiche finanziell gesichert. Durch die Vermittlung von Eichen abseits der Wege, entsteht eine Quersubventionierung, welche den Eichen entlang der Wege zugutekommt. Als Zielkunden in Frage kommen Privatpersonen, aber auch kleinere Institutionen, Organisationen und Vereine, welche Freude an der Natur haben und einen Beitrag zum Erhalt der Eichen im Dählhölzli leisten wollen. Als Gegenleistung dürfen die Paten mit « ihrer » Eiche eine besondere Beziehung eingehen, wobei keinerlei Rechte an der Fläche oder am Baum übertragen werden. Der Pate hat jederzeit Zugang zum Baum und darf diesen dezent ( z. B. farbiges Tuch ) und ohne Beeinträchtigung der Wuchsleistung kennzeich20

– Eichensponsoring Durch Sponsoringbeiträge werden der Unterhalt, die Überwachung sowie der Erhalt von mächtigen und speziellen Wohlfahrts-eichen entlang der Waldstrassen über einen längeren Zeitraum sichergestellt. Die Sponsoringlaufzeit beträgt im Minimum fünf Jahre und kann beliebig verlängert werden. Es besteht die Möglichkeit, dass der Sponsorbeitrag an einem Baum durch mehrere Sponsoren geteilt wird. Als potenzielle Kunden werden grössere Unternehmen und Organisationen angesehen, welchen die Natur und Umwelt am Herzen liegen und die dies gegen aussen signalisieren wollen. Als Gegenleistung können die Sponsoren ihren Einsatz im Bereich Umwelt auf einfache Art geltend machen. Falls erwünscht, werden die Eichen durch den Forstbetrieb einheitlich mit Namen und Logo des Sponsors gekennzeichnet. Wie bei der Patenschaft gehen auch in diesem Fall keine Rechte am Baum oder an der Fläche über. Er hat aber Anrecht auf Kunden- und Mitarbeiteranlässe im Wald unter fachkundiger Führung des Forstbetriebs. Zurzeit werden alle drei Varianten vom Forstbetrieb der Burgergemeinde Bern weiterverfolgt und detailliert bearbeitet. Öffentlichkeitsarbeit als Schlüsselfaktor Die Nutzung der Wälder in der Agglomeration durch die Bevölkerung steigt rasant an. Der Umgang mit den wachsenden Ansprüchen, mangelndes Verständnis für Holzschläge, die Selbstverständlichkeit, dass der Wald und die Erholungseinrichtungen ohne Entgelt benützt werden dürfen sowie der fehlende Wille Kompromisse einzugehen, stellen den Forstbetrieb der Burgergemeinde Bern jeden Tag vor grosse Herausfor-


Kartenübersicht des Dählhölzli. Erstellt von Corsin

Luftbild des Dählhölzli. (Quelle : Google Earth )

Taisch. Kartengrundlage Swisstopo.

derungen. Das eigentliche Kerngeschäft des Betriebes, nämlich die Holzproduktion, rückt bei der Bevölkerung immer mehr in den Hintergrund. In der Vergangenheit hat sich gezeigt, dass durch Öffentlichkeitsarbeit viele Konflikte und Missverständnisse umgangen werden können. So wird der Forstbetrieb der Burgergemeinde Bern demnächst ein umfangreiches Waldinformationskonzept in seinen Wäldern errichten, aus dem die Waldbesucher vielseitige Informationen zum Wald und dessen Nutzung entnehmen können. Immer wieder werden auch Informationsanlässe für die breite Bevölkerung durchgeführt, mit denen Sinn und Zweck von Eingriffen im Wald erläutert werden. Obwohl die Bewirtschaftung der Wälder durch die Erholungsnutzung massiv erschwert wird, weiss der Forstbetrieb der Burgergemeinde Bern das grosse Interesse der Bevölkerung für den Wald zu schätzen. Ihm fällt aber die nicht leichte Aufgabe zu, die Waldleistungen, neben der Ökologie und der Erholungsnutzung, auch auf die Produktionsgrundlage eines nachwachsenden wertvollen Rohstoffes Holz zu lenken und zu erklären, warum die Menschen auf diese Ressource angewiesen sind und es in Zukunft noch stärker sein werden. Etwas mehr Sorge bereiten

indessen die Haftungsfragen. Unsere moderne Gesellschaft scheint keinen Bezug mehr zu den Gefahren im Wald zu haben. Angesichts der steigenden Anklagefreudigkeit empfiehlt es sich vor allem im Erholungswald, juristische Grauzonen und Haftungsfragen soweit als möglich zu eliminieren. Folgerung Weil der Druck durch die Bevölkerung auf den Wald in der Agglomeration stetig zunimmt, müssen die betroffenen Forstbetriebe nach neuen Lösungsansätzen suchen, damit die aus der Wohlfahrtsleistung entstandenen Kosten nicht zulasten der Holzproduktion fallen.

Corsin Taisch Wählbarkeitspraktikant Postfach Kochergasse 4, 3000 Bern 7 corsin.taisch @ bgbern.ch

Franz Weibel dipl. Forsting. ETH Forstmeister Postfach Kochergasse 4, 3000 Bern 7 franz.weibel @ bgbern.ch

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Freizeit und Erholung im Churer Wald Churer Wald Das Territorium der Hauptstadt von Graubünden umfasst eine Fläche von 2809 Hektaren. Davon sind 1526 Hektaren ( 54,3 %) mit dem Heimwald bestockt. Sein tiefster Punkt liegt im Rheinwäldli mit 554 m ü. M. der höchste auf dem Fürhörnli mit 1885 m ü. M. Wegen der Steilheit des Geländes und der Tobel erfüllen vier Fünftel des Heimwaldes primär Schutzfunktionen. Er schützt städtische Siedlungsteile sowie städtische, nationale und kantonale Verkehrsanlagen und die RhB vor Naturgefahren. Natürlich dient der Churer Wald auch der Holzproduktion und eben der Erholung. Er hat für die rund 37 000 Bewohner von Chur sowie für die Bevölkerung aus der Umgebung eine enorm grosse Bedeutung für Freizeit, Sport, Erholung und Gesundheit. Er ist das grösste Fitness-Center weit und breit. Dazu « Normale » Biker im Fürstenwald. (Bild: Urs Crotta )

gehören auch die offiziellen Wanderwege gemäss BAW. Freizeit und Erholung im Allgemeinen Ein Waldbesuch steigert erwiesenermassen das Wohlbefinden und fördert die körperliche, mentale und soziale Gesundheit. Als natürliche Infrastruktur steht dem Waldbenutzer in Chur eine Fläche von 1526 ha Wald zur Verfügung. Dies entspricht 2137 länderspieltauglichen Fussballfeldern. Das zu Fuss begehbare Wegnetz hat eine Länge von mindestens 100 km. Freizeit und Erholung finden nicht schön regelmässig auf die ganze Waldfläche verteilt statt. Für die Stadt Chur ist der Fürstenwald nordöstlich ausserhalb des Siedlungsraumes das Naherholungsgebiet schlechthin. Ein anderer Erholungsschwerpunkt betrifft die Waldungen entlang des Rheinufers. Ausser dem Waldgesetz der Stadt Chur sowie der übergeordneten Gesetzgebung gibt es keine speziellen Vorschriften und Reglemente für die Benutzung des Churer Waldes als Freizeit- und Erholungsraum. Auf eine Steuerung wird weitgehend verzichtet. Das Nebeneinander von Spaziergängern, Walkern, Joggern, Hündelern, Reitern, Bikern, Waldschulen usw. ist alltägliches Szenario und klappt insgesamt gut. Entlang des Rheins sind Fussgänger, Reiter und lokal auch Radfahrer voneinander getrennt – allerdings mit unterschiedlichem Erfolg. Freizeit und Wald im Speziellen Neben der « Natur pur » umfasst der Wald zusätzlich diverse Infrastruktureinrichtungen. So hat die im Gebiet der Oberen Au vor knapp vierzig Jahren errichtete Finnenbahn nach wie vor ihre Bedeutung. Diese soll durch eine Beleuchtung ergänzt werden, was aus ökologischer Sicht nicht ganz unproblematisch ist. Ebenfalls schon lange

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rung. Aufbauend auf dieser Idee wurde das erste Schulzimmer im Wald in Graubünden mit einem multifunktionalen Verwendungszweck im Bereich Öffentlichkeitsarbeit und Waldpädagogik realisiert. Die Bärenhütte erfreut sich einer regen Nachfrage und wird durch die Forst- und Alpverwaltung der Stadt Chur bewirtschaftet. Seit dem Herbst 2010 befindet sich im Churer Wald eine Riesenschaukel. Mit einer Kettenlänge von rund fünf Metern handelt es sich um die grösste Schaukel weit und breit. Initiiert wurde diese Einrichtung durch den Panathlon Club Chur und Umgebung. Dieser stellte der Stadt Chur das von einem Mitglied am Pumpilauf im wahrsten Sinne des Wortes auf Schusters Rappen erlaufene Geld im Betrag von CHF 5000.– für einen Waldspielplatz zur Verfügung. Nach längeRiesenschaukel – die grösste Schaukel Ein Posten des Vitaparcours. (Bild: Urs Crotta )

weit und breit. (Bild: Urs Crotta )

zum Wald gehört der sich im Fürstenwald befindende und den heutigen Gegebenheiten angepasste Vitaparcours. Der WohlfühlParcours entlang des Rheines ist eine eher neuere Einrichtung und tangiert den Wald nur am Rande. Ähnliches gilt für den kürzlich in Betrieb genommenen Helsana-LaufTrail im Raum Fürstenwald mit speziellen Markierungen. Feste Feuerstellen im Wald und im Waldrandbereich werden bewusst in niedriger Zahl angeboten. Weil diese in der Regel gut zugänglich sind, werden sie rege benutzt – was sich entsprechend auf die Kehrichtmenge und deren Entsorgung auswirkt. Seit 1997 dient die Bärenhütte am Waldrand oberhalb des Kleinwaldegg sowohl der Waldpädagogik als auch der Freizeit und der Erholung. Sie basiert auf dem Projekt « Aktion Bärenwald » der Berner VersicheBündner Wald 4/2011 23


rem Hin und Her und zusätzlichen Eigenmitteln wurde anstelle eines Silva-Parcours eine Riesenschaukel realisiert. Bezüglich Biken und Bikestrecken im Churer Wald sei auf den Artikel « Freeride Brambrüesch-Chur » in dieser Zeitschrift verwiesen. Die offiziellen Wanderwege gemäss BAW sind aus dem Churer Wald ebenfalls nicht mehr wegzudenken. Deren Instandstellung und Markierung erfolgt durch den zuständigen Forstdienst. Der Wald und auch der Waldrandbereich haben seit jeher eine grosse Bedeutung für die Erholung des Menschen. Zeugen aus der Vergangenheit sind dazu noch in Form von einzelnen Aussichtspavillons vorhanden wie z. B. die Sixtusruh auf dem Weg vom Rosenhügel in Richtung Domat /Ems. Heute ist der Pavillon allerdings von Wald umgeben. Freizeit, Erholung und Waldbewirtschaftung Für die Bewirtschaftung des Churer Heimwaldes inkl. der darin enthaltenen Infrastrukturanlagen ist die Forst- und Alpverwaltung der Stadt Chur ( FAV ) zuständig. Probleme und Konfliktpotenzial zwischen den Waldbenutzern und den Waldbewirtschaftern sind zwar vorhanden, meist aber auf bescheidenem Niveau. Sie werden laufend und sofern möglich direkt angegangen und erledigt. Manchmal auch via Umweg über die politischen Behörden. An das Arbeiten unter « Aufsicht » im Freizeit- und Erholungswald hat sich die FAV längst gewöhnt. Medienorientierungen, Waldbegehungen und Erklärungen vor Ort tragen zum guten Verhältnis mit den Waldbenutzern bei. Die grosse Mehrheit der Leute versteht, dass die Verjüngung und Pflege mittels Holzschlägen auch die Freizeit und Erholung im Wald nachhaltig garantieren. 24

Erholung einst – Aussichtspavillon Sixtusruh. (Bild: Urs Crotta )

Problematischer ist die Toleranz gegenüber Absperrungen von Holzschlägen im Ballungsgebiet der Erholung. Etliche Waldbenutzer haben Mühe, vorübergehend einen Umweg zu machen oder eine andere Route zu wählen. Sie stellen für die im Wald arbeitenden Personen ein erhebliches Risiko und einen Mehraufwand für die zusätzlichen Vorsichtsmassnahmen dar. Weiter haben verschiedene Waldbenutzer keinen Bezug mehr zum Entfachen eines Feuers. Es ist ihnen schlicht und einfach nicht bewusst, welche Folgen ein unkontrolliertes Feuer für ganze Wälder haben kann. Ebenso fehlt manchmal den Erholungs- und Freizeitsuchenden das Wissen, dass die Ausübung ihrer Tätigkeit fremdes Eigentum betrifft. Das unentgeltliche Betreten von Wald heisst eben nicht, dass einem der Wald auch gehört.


Bärenhütte – Waldpädagogik, Freizeit und Erholung seit 1997. (Bild: Urs Crotta )

Das Einholen von Bewilligungen für organisierte Veranstaltungen im Wald funktioniert gut. Wichtig für die FAV als Waldbewirtschafterin ist, dass sie die Kontrolle über das Geschehen im Wald hat und jederzeit intervenieren kann. Wilde Beschilderungen für irgendwelche Pfade, Wege, Veranstaltungen usw. werden nicht geduldet. Zudem ist das Campieren im Wald in der Regel verboten. Gratis, aber nicht unentgeltlich Die ganzjährige Nutzung des Fitness-Centers Wald ist bekanntlich für jedermann gratis. Dennoch sind die Erstellung, der Betrieb und der Unterhalt der dafür notwendigen Infrastrukturanlagen wie Wege, Parcours, Gebäude, Einrichtungen usw. mit personellem und finanziellem Aufwand

verbunden. Die FAV wendet dafür jährlich im Heimwald rund CHF 100 000.– auf. In der heutigen Zeit stellt dieser Betrag keine aussergewöhnliche Summe dar. Für das Budget der FAV ist er aber eine erhebliche und unabgegoltene Belastung. Dieser Betrag lässt zudem keine Luxuslösungen zu. Er beschränkt sich auf den Standard « so viel wie nötig » und richtet sich nach den finanziellen und budgetierten Möglichkeiten. So hat z. B. der Unterhalt der offiziellen BAWWanderwege im Wald klar eine höhere Priorität als derjenige der übrigen Fuss- und Wanderwege. Diese werden nach Bedarf und den finanziellen Möglichkeiten instand gestellt. Unter anderem wird weiter auch auf die Schneeräumung der Weganlagen im Fürstenwald aus finanziellen und anderen Gründen verzichtet. Bündner Wald 4/2011 25


Ausblick Wegen des immer noch hektischen Alltags im Allgemeinen sowie der Zunahme der Bevölkerung in Chur und im Rheintal bleiben Freizeitaktivitäten und Erholung im Wald weiterhin wichtig. Der Druck auf den Wald wird dadurch noch mehr zunehmen. Durch die Konzentration auf zwei bis drei Schwerpunktgebiete ist die Beeinträchtigung für den Lebensraum Wald selbst und für die Waldbewirtschaftung langfristig tragbar. Zusätzliche Einrichtungen im Wald wie Seilparks, Beleuchtung für die Finnen-

bahn, Bike-Parcours usw. sind denkbar. Ihre Realisierung ist abhängig von den zur Verfügung stehenden finanziellen Mitteln und dem Erhalt der erforderlichen Bewilligungen.

Urs Crotta Forst- und Alpverwaltung, Stadt Chur Industriestrasse 14, CH-7000 Chur urs.crotta @ chur.ch

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Der Ranger von Davos Seit Beginn meiner Forstwartlehre im Jahre 1987 arbeitete ich im Sommer bei der Forstverwaltung der Gemeinde Davos sowie im Winter als Schneesportlehrer und Ausbildner für die Schneesportschule Davos und Swiss Snowsports. Durch die abwechslungsreiche Arbeit, die gute Zusammenarbeit mit meinen Vorgesetzten und Mitarbeitern, hatte ich nie das Bedürfnis den Arbeitsort zu wechseln. Die einzige Sommersaison ausserhalb des Betriebes leistete ich in Giswil ( OW ), wo es darum ging die Lotharflächen aufzuräumen. Für mich war der Forstwartberuf der totale Traumberuf, den ich so lange wie möglich ausüben wollte ! Durch einen schweren Arbeitsunfall ( komplizierte Handgelenksverletzung ) bei Fällarbeiten änderte sich die Situation schlagartig ! Es stellte sich die Frage, ob und in welcher Form ich überhaupt noch Arbeiten im Wald ausführen kann oder ob ich komplett etwas anderes mit einer Umschulung machen muss ! Zu diesem Zeitpunkt erschien in der Zeitschrift Puls ein Artikel über den neuen Lehrgang zum Ranger. Da sich in unserem Betrieb gerade ein Personalwechsel abzeichnete, wurde die ganze Personalstruktur neu überdacht und eine geeignete Lösung gesucht. Mit der Unterstützung durch die IV und der Gemeinde Davos konnte ich den Ranger-Lehrgang 09 /10 im Bildungszentrum Wald in Lyss absolvieren.

von Jahr zu Jahr ! Dadurch treten mehr Konflikte und Schäden auf. Der Ranger soll in dieser Beziehung eine Vermittlerrolle zwischen Gesellschaft und Natur einnehmen! Als Generalist mit besonderen Qualifikationen in der Kommunikation, Besucherlenkung und In-Wert-Setzung von Natur und Landschaft ist der Ranger ein wichtiger Partner für Freizeit, Erholung, Bildung und Tourismus. Wenn mich Leute fragen, was sie sich unter einem Ranger vorstellen sollen, erkläre ich ihnen, dass sie sich einen Parkranger in einem kanadischen Nationalpark vorstellen sollen. Dieser führt Exkursionen mit Gruppen oder Schulen durch, gestaltet und unterhält die Installationen des Parks, und er versucht bei Fehlverhalten von Besuchern in heiklen oder geschützten Zonen, diese durch angebrachte Kommunikation aufzuklären. Die ganze Weiterbildung zum Ranger erstreckte sich über ein Jahr, wobei 13 Module ( 2 Tage ) und 2 Module ( 5 Tage ) besucht werden mussten. Während diesen Modulen wurde man mit verschiedenen interessanten Themen konfrontiert, die für die Ranger-Tätigkeit wichtig waren. Die behandelten Themen umfassten Kommunikation, Ökologie, Tourismus, Exkursionsdidaktik, WissensverGruppenbild nach einem Tag mit dem Ranger. (Bild: Forstbetrieb Davos )

Was ist ein Ranger ? Durch die berufliche ( Über )belastung, Stress, Lärm und Technik sind viele Menschen heutzutage stark ge- oder überfordert. Erholung, Gesundheit, Sport, Abenteuer, Ablenkung und vieles mehr wird in den Wäldern, Wiesen und an Ufern von Seen und Flüssen gesucht oder betrieben. Somit wächst der Druck auf Natur und Landschaft Bündner Wald 4/2011 27


Exkursion anlässlich der Rangerausbildung. (Bild: André Kindschi )

mittlung, Natur und Landschaft, Konfliktmanagement, rechtliche Grundlagen sowie Marketing und Projektmanagement. Im Forstbetrieb Davos umfasst meine Ranger-Tätigkeit vor allem die Öffentlichkeitsarbeit. Somit kann ich unsere Förster in diesem Bereich entlasten. In Davos als Tourismusort werden wir natürlich mit vielen Themen konfrontiert, die wir in der Rangerausbildung behandelt haben. Meine Rangeraufgaben in Davos umfassen : – Exkursionen planen und durchführen. – Arbeitseinsätze verschiedener Gruppen ( Schul-/ Lehrlingslager, einheimische Schulklassen, Firmen usw. ) organisieren und leiten. – Infotafeln in der ganzen Landschaft über verschiedenste Naturthemen gestalten und monatlich auswechseln. 28

– Zusammenarbeit mit der Destination Davos Klosters ( Davos-Aktiv-Programm ). – Sporadische Einsätze als Gruppenleiter für den Parc Ela. Im Sommer 2010 hatten wir in Davos 5 Lager, die uns während einer Woche auf verschiedensten Arbeitsplätzen unterstützten – zusätzlich wurden über 15 Exkursionen oder Arbeitseinsätze mit Schulklassen, Clubs, Firmen oder Touristen durchgeführt. Diese Arbeiten sind für uns sehr wertvoll! Während dieser Einsätze werden die Teilnehmer umfassend über verschiedenste Naturthemen aufgeklärt ( Flora und Fauna, Arbeiten im und um den Wald, Jagd usw. ). Somit können die Leute etwas über die Zusammenhänge in der Natur aufgeklärt und sensibilisiert werden ! Andere typische Rangeraufgaben wie Aufsicht oder Aufklärung über Fehlverhalten in Schutzzonen umfasst meine Tätigkeit in Davos nicht. Ein weiteres grösseres Projekt für die nächsten zwei Jahre ist die Umsetzung meiner Ranger-Diplomarbeit ! Dabei handelt es sich um die Erstellung des Naturerlebnispfades « ( G )Wunderwald Heidboden Davos ». Anhand von interessanten Aktivposten soll den Besuchern die Möglichkeit gegeben werden, sich in der freien Natur weiterzubilden. An den ca. 40 verschiedenen Posten, auf bestehenden Wanderwegen oder Forststrassen, werden verschiedenste Themen angesprochen wie Forstwirtschaft, Landwirtschaft, Landschaft, Flora und Fauna, Lawinen, Schutzwald, Wasser, Feuchtbiotop, Erholung, Jagd usw. Die Trägerschaft dieses Projektes bildet der Verein ( G )Wunderwald Heidboden Davos. Für mich ist die Öffentlichkeitsarbeit heutzutage etwas sehr Wichtiges ! Der Bezug oder das Verständnis zu Natur und Umwelt ist in der heutigen Generation z. T. nicht mehr vorhanden ! Viele Leute möchten sich aber wieder mehr in der Natur aufhalten


Lernen in der Natur. (Bild: André Kindschi )

oder etwas darüber erfahren. Mir persönlich hat die Rangerausbildung diesbezüglich viel gebracht. So interessiere ich mich heute selber auch viel mehr für verschiedenste Zusammenhänge und kann solches Wissen natürlich auch besser weitergeben. Grundsätzlich sehe ich die Weiterbildung zum Ranger als positiv an. Man lernt viel und sieht viele verschiedene, interessante Orte in der Schweiz. Auch wenn meine Anstellung in Davos nicht die typische RangerAnstellung ist ( da ich auch noch viele andere Aufgaben im Forst erledige ), ist es für viele Orte wichtig, jemanden zu haben, der vielfältig ausgebildet und vor allem kom-

munikativ ist. Mit der Zunahme von regionalen Naturparks werden wahrscheinlich in Zukunft auch einige interessante, typische Arbeitsstellen für Ranger geschaffen ! Für Naturliebhaber, die den Umgang mit Menschen lieben, kann ich die Weiterbildung zum Ranger empfehlen.

André Kindschi, Ranger Gemeinde Davos Forstbetrieb Landwasserstrasse CH-7276 Davos Frauenkirch

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« Je grösser das Angebot, desto mehr Leute im Wald » Interview mit Silvio Schmid und Andreas Weber Freizeit und Erholung im Wald spielen für Einheimische und Gäste eine wichtige Rolle. Im Waldprogramm Schweiz formuliert der Bund verschiedene Ziele und Massnahmen für diese Waldleistung, die Umsetzung ist aber Sache der Kantone und Gemeinden. Der « Bündner Wald » sprach mit Silvio Schmid und Andreas Weber über politische Ziele einerseits und die praktische Umsetzung vor Ort andererseits. Silvio Schmid ist stellvertretender Sektionschef Waldleistungen und Waldqualität in der Abteilung Wald des Bundesamtes für Umwelt. Andreas Weber ist Leiter des Forstamtes Ruinaulta, Mitglied der Umsetzungskommission Naturmonument Ruinaulta und Präsident Safiental Tourismus. Silvio Schmid : « Das Thema ist für den Bund sehr wichtig ». (Bild: Sandro Krättli )

Fristet die Erholungsleistung des Waldes im Vergleich zu den Waldleistungen Schutz, Nutzung und Biodiversität auf Bundesebene ein Mauerblümchendasein ? Silvio Schmid : Nein, das kann man so nicht sagen. Für den Bund ist das Thema sehr wichtig, auch wenn die Erholungsfunktion im Waldgesetz nicht explizit genannt ist, sondern unter den Begriff Wohlfahrtsfunktion fällt. Der Bund hat schon mehrere Studien zum Thema veröffentlicht, und zurzeit läuft unter dem Titel « WAMOS 2 » die Wiederholung der Meinungsumfrage aus dem Jahr 1999 zum Schweizer Wald. Der Bund unterstützt auch internationale Konferenzen 1 und engagiert sich in der Arbeitsgruppe Freizeit und Erholung im Wald ( AFE ) der Arbeitsgemeinschaft für den Wald. Diese Arbeitsgruppe ist ein Netzwerk aus Fachleuten und leistet wertvolle Arbeit in der Weiterbildung und im Wissenstransfer. Wie sollen Erholung und Freizeit im Wald erfolgen ? Silvio Schmid : Die Erholung im Wald soll bedürfnisorientiert und naturschonend erfolgen. Zudem soll die Finanzierung im Bereich Erholung im Wald sichergestellt sein. Das heisst, der Waldbesitzer bietet ein Produkt an, und der Kunde bezahlt den vereinbarten Preis. Eine Idee ist die sogenannte Triple-Win-Strategie : 1) die Erholungssuchenden sind mit dem Angebot zufrieden, 2 ) die Waldbesitzer sind mit der Entschädigung zufrieden und 3 ) die Natur ist « zufrieden », das heisst, die Belastung durch die Erholungsnutzung ist für das Ökosystem tragbar. Was soll man sich unter einem bedürfnisorientierten Erholungsangebot vorstellen ?

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Silvio Schmid : Anstelle eines angebotsorientierten Ansatzes ( supply oriented ) wird ein nachfrageorientierter Ansatz ( demand oriented ) verfolgt. Man untersucht, welche Bedürfnisse die Menschen haben und richtet das Erholungsangebot danach aus. Bedürfnisse können zum Beispiel « Spass haben », « Abschalten », « Natur beobachten », « Sport treiben » oder « Ruhe erleben » sein. Je nachdem werden entsprechende Produkte angeboten. Der Wald leistet so einen Beitrag dazu, diese individuellen Bedürfnisse zu befriedigen. Gleichzeitig helfen diese Produkte, Probleme unserer Gesellschaft zu lösen, etwa im Bereich der Gesundheitskosten oder in der Integration von Randgruppen. Können so verschiedene Bedürfnisse wie die erwähnten im gleichen Wald abgedeckt werden ? Andreas Weber: Ein Stück weit ist das möglich. Wir versuchen, über eine Besucherlenkung die einzelnen Bedürfnisse zu entflechten. Es soll im Wald Orte geben, wo vor allem Ruhe herrscht und andere, wo auch Sport möglich ist. In der Ruinaulta sind zum Beispiel das Wanderweg- und Bikewegnetz vollständig getrennt. Wenn die « Fun-Angebote » wie ein Seilpark oder eine Bikepiste in der Nähe der Ortschaften angelegt werden, werden sie von den Waldbesuchern, die mehr eine ruhige Erholung suchen, gut akzeptiert. Manchmal hilft auch die Bequemlichkeit der Leute. Wenn man eine Feuerstelle anbietet, nutzen die meisten Picknicker dieses Angebot. In der Ruinaulta gibt es neben den Wanderern, Bikern und Picknickern auch die Wassersportler. Führt das zu Konflikten ? Andreas Weber : Die unterschiedlichen touristischen Nutzungen sind nicht das Haupt-

problem. Grössere Konflikte gab und gibt es aber immer wieder zwischen der Erholungsnutzung und den Anliegen des Naturschutzes, konkret zwischen Wassersportlern und Fischern oder Wassersportlern und Vogelschützern. In der Umsetzungskommission Naturmonument Ruinaulta haben wir Regeln formuliert, um diese Konflikte zu entschärfen. So ist heute zum Beispiel genau festgelegt, wo die Kanuten und Schlauchbootfahrer an Land gehen dürfen und wo nicht. Die professionellen Anbieter halten sich gut daran. Auch die Pfadilager stellen kein Problem dar. Schwieriger gestaltet sich die Durchsetzung bei den Individualsportlern. Das A und O für ein konfliktarmes Nebeneinander ist die gegenseitige Information. Wie reagieren Sie in der Ruinaulta auf neue Bedürfnisse ? Andreas Weber : Es wird immer wieder neue Bedürfnisse geben – solche, die verträglich sind mit den anderen Waldfunktionen aber auch solche, die viel Konfliktpotenzial bieten. Ich persönlich möchte keine neuen Bedürfnisse kreieren oder fördern. Wenn jedoch eine neue Sportart auftaucht, wie zum Beispiel das Schneeschuhlaufen, müssen wir möglichst schnell darauf reagieren. Es müssen neue Regeln formuliert werden. Im extremsten Fall muss auch ein Verbot ausgesprochen werden. Es kann nicht alles im Wald stattfinden. Manchmal gibt es sehr spezielle « Bedürfnisse », wie zum Beispiel mit den Skiern auf einer Geröllhalde hinunterzufahren. Zum Glück werden solche Ideen kaum je zu einem « Massenbedürfnis ». Silvio Schmid : Natürlich gibt es auch Grenzen bei den Angeboten. Je grösser das Angebot, desto mehr Leute kommen in den Wald. Das sieht man am Beispiel von Grün Stadt Zürich. Die Leute kommen auch von Bündner Wald 4/2011 31


Andreas Weber : « Ich bin überzeugt, dass man bei den Kindern viel bewegen kann ». (Bild: Sandro Krättli )

ausserhalb in die Stadtwälder, weil das Angebot gross ist. Da stellt sich die Frage, wo die Kapazitätsgrenzen liegen. Ein Ziel des Bundes ist die naturschonende Erholungsnutzung. Was bedeutet das ? Silvio Schmid : Wir denken da vor allem an die Besucherlenkung. Das Management der Wälder ist aber Sache der Kantone und Gemeinden. Der Bund kann lediglich Empfehlungen abgeben und allenfalls Studien dazu bereitstellen. Ein Instrument für die Besucherlenkung sind die forstlichen Planungen wie zum Beispiel die Waldentwicklungspläne ( WEP ). Wichtig ist, dass die Verantwortlichen der Kantone und Gemeinden mit den zuständigen Forstbetriebsleitern und den Waldbenützern diskutieren und nach Lösungen suchen. Patentrezepte gibt es nicht. Für die öffentliche Hand gibt es verschiedene Möglichkeiten, das Angebot zu steuern : Am meisten Einfluss gewährt das Eigentum. So kauft etwa der Kanton Genf laufend Wälder, um diese dann nach seinen Bedürfnissen bewirtschaften zu können. Einfluss hat auch der Gesetzgeber. Nicht immer einfach sind private Verträge, da diese freiwillig sind. Andreas Weber : Das Problem von forstlichen Planungen ist ihre Trägheit. Neue Sportarten treten plötzlich auf und ent32

wickeln sich unter Umständen rasant wie beispielsweise das Schneeschuhlaufen. Mit einer Langfristplanung hinkt man neuen Entwicklungen stets hinterher. Zudem kann der Bund nicht alle Aufgaben den Kantonen und Gemeinden übertragen. Sind beispielsweise national geschützte Arten wie das Auerhuhn betroffen, sind wir auf eine gewisse Unterstützung des Bundes angewiesen. Und wie soll die Erholungsleistung finanziert werden ? Silvio Schmid : Auch hier gibt es kein Patentrezept. Oft zahlen Gemeinden und Bürgergemeinden Beiträge an forstliche Massnahmen im Bereich der Erholungswälder. Im Kanton Freiburg zahlt der Kanton in Erholungswäldern Flächenbeiträge. Denkbar ist auch, dass die Forstbetriebe direkt Verträge mit Gruppen von Nutzniessern abschliessen. Einzelne Erholungssuchende sind aber kaum bereit, für die Waldbenützung zu zahlen. Wie sieht das in der Praxis aus ? Sind die Leute bereit, für Freizeit und Erholung im Wald zu zahlen ? Andreas Weber : In der Schweiz besteht die Tradition, dass die Erholungsleistungen des Waldes gratis sind. Die Leute sind nicht bereit, dafür zu zahlen. Eine Ausnahme bilden spezielle Angebote wie beispielsweise


ein Seilpark, wo für die Benutzung bezahlt wird. Bei anderen Angeboten besteht kaum ein Markt. Kürzlich haben wir im Forstrevier begonnen, die Waldführungen kostenpflichtig zu machen. Daraufhin gingen die Anfragen für Führungen stark zurück. Konkrete Arbeiten werden aber abgegolten ? Andreas Weber : Ja, konkrete Arbeiten wie den Unterhalt der Wanderwege können wir der Gemeinde in Rechnung stellen. Der touristische Betrieb oder die Mindereinnahmen bei der Holznutzung aufgrund des Erholungsbetriebs werden aber nicht abgegolten. Das ist nicht nur ein Problem für den Forstbetrieb, sondern auch für die Gemeinden. Auf dem Gemeindegebiet von Versam mit 250 Einwohnern besuchen an Spitzentagen über 1000 Tagesgäste die Ruinaulta. Die Wertschöpfung ist aber praktisch null. Eine Studie des Bundes aus dem Jahr 2005 ergab, dass die Walderholungsleistung der Bevölkerung 13,5 Milliarden Franken wert ist. Was bedeutet diese Zahl ? Silvio Schmid: In dieser Studie wurden die Weg- und Aufenthaltskosten der Waldbesucher ermittelt und als Wert für die Walderholungsleistung genommen. Solche Monetarisierungen sind interessant und bieten nützliche Informationen, dürfen aber nicht überbewertet werden. Je nach Methode kommt man zu ganz unterschiedlichen Zahlen. Sie zeigen, wie wertvoll die Erholungsleistung ist, und sie helfen in der politischen Diskussion, öffentliche Beiträge an die Erholungsleistung des Waldes zu rechtfertigen.

Silvio Schmid : Die Aufgabenteilung zwischen Bund und Kantonen sieht das nicht vor. Gemäss Bundesverfassung übernimmt der Bund nur Aufgaben, welche die Kraft der Kantone übersteigen. Bei den Waldfunktionen, den Ökosystemleistungen des Waldes, werden etwa Leistungen im Bereich der Schutzwälder und der Biodiversität mit Rahmenvereinbarungen unterstützt. Die Erholungsfunktion von Wäldern fällt hingegen in den Aufgabenbereich der Kantone und Gemeinden. Da diese näher am Puls der lokalen Bevölkerung sind, können sie gezielter geeignete Erholungsangebote fördern. Zum Schluss ein Blick in die Zukunft : Wie sehen die Trends im Bereich Erholung im Wald aus ? Silvio Schmid : « Die Erholungsfunktion von Wäldern fällt in den Aufgabenbereich der Kantone und Gemeinden. (Bild: Sandro Krättli )

Weshalb beteiligt sich der Bund nicht direkt an der Finanzierung der Erholungsleistung ? Bündner Wald 4/2011 33


Andreas Weber : Die Individualsportarten wie Schneeschuhlaufen oder Biken werden weiter zunehmen. Die Leute haben mehr Geld und mehr Freizeit zur Verfügung als früher und können sich das Sporttreiben leisten. Auch neue Sportarten, vor allem im Bereich « Fun », werden noch auf den Markt kommen. Weil im Landwirtschaftsland vieles verboten ist, wird der Wald als Sportarena benutzt. Dadurch wird auch der Druck auf den Wald und die anderen Waldfunktionen weiter zunehmen. Für mich persönlich ist die Waldpädagogik deshalb sehr wichtig. Ich mache regelmässig Führungen für Schulklassen der Region und das Lehrerseminar. Ich bin überzeugt, dass man bei den Kindern sehr viel bewegen kann. Sie erzählen das Gehörte ihren Eltern und kommen mit ihnen in den Wald zurück. Silvio Schmid : Die Bedeutung der Erholungsleistung des Waldes wird weiter zunehmen. Ein Megatrend unserer Gesellschaft ist, dass wir immer urbaner werden. Das Schweizer Mittelland von Genf bis St. Margrethen kann inzwischen als ein grosser urbaner Raum bezeichnet werden. Die Schweiz entwickelt sich zudem zu einer Dienstleistungsgesellschaft. Wir sitzen immer länger in den Büros. Deshalb brauchen wir als Ausgleich die Erholung und Erdung in der Natur. Im Alltag gibt es kaum noch Gefahren. So suchen wir das Abenteuer in der Natur, beispielsweise auch im Wald. Hier liegt die grosse Chance der Waldwirtschaft : Diese kann mithelfen, die Herausforderungen der Gesellschaft der Zukunft erfolgreich zu meistern. Im Bereich der Gesundheitsvorsorge, der Einstellung zum Umweltschutz, der Integration usw. bieten sich der Waldwirtschaft zunehmend Chancen.

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Andreas Weber : Als Kinder durften wir noch Baumhütten bauen. Das ist heute kaum noch möglich. Deshalb werden neuerdings für teures Geld Baumhüttenlager für Kinder angeboten. Gleichzeitig schwindet das Naturverständnis in der breiten Bevölkerung laufend. Viele Leute haben beispielsweise keinen Bezug mehr zur Holznutzung und empören sich über einen Holzschlag. Oder sie kennen die Gefahren im Wald nicht mehr. Vor Kurzem hatte ich eine heftige Diskussion mit einem Mann aus St. Gallen, der trotz grosser Trockenheit im Wald unbedingt ein Feuer machen wollte. Die Möglichkeit eines Waldbrandes war für ihn kein Grund, das Feuer zu löschen. 1 ) Internationale Konferenzen, welche vom Bund unterstützt werden : 24. /25. Januar 2012 : Internationale Konferenz zum Thema Wald & Gesundheit an der WSL ; 2014 : Internationale Konferenz zum Thema Urban Forestry in Lausanne.

Brigitte Wolf, Gesprächsleiterin Brigitte Wolf ist Biologin und unter anderem Geschäftsleiterin der Arbeitsgemeinschaft für den Wald ( AfW ). In dieser Funktion betreut sie auch die AfW-Arbeitsgruppe Freizeit und Erholung im Wald.

Brigitte Wolf Biologin Ebnetstrasse 21, CH-3982 Bitsch b.wolf @ bluewin.ch


2. Internationale Konferenz Landschaft und Gesundheit 2. Internationale Konferenz vom 24. und 25. Januar 2012, WSL, Birmensdorf, CH : Landschaft und Gesundheit : Wirkungen, Potenziale und Strategien Ziele der Konferenz Im April 2009 fand in Birmensdorf die Konferenz « Erholung und Gesundheit in Landschaft und Wald » statt. Die Folgekonferenz baut auf den Schlussfolgerungen dieser Veranstaltung auf. Die Ziele lauten : a ) Entwickeln eines interdisziplinär begründeten Verständnisses der Zusammenhänge von Landschaft und Gesundheit. b ) Bestimmung der Bedeutung der Landschaft für die Gesundheit aus natur-, sozial-, geisteswissenschaftlicher und medizinischer Sicht. c ) Herleitung von Grundlagen für eine disziplinenübergreifende Sensibilisierung, Kommunikation und Politik zu Landschaft und Gesundheit . Programm Das Programm umfasst eingeladene Hauptreferenten, thematische Sessionen mit eingereichten Vorträgen sowie Postersessionen. Aus der Perspektive von Praxis und Forschung unterschiedlicher Disziplinen werden aktuelle Grundlagen und Forschungsergebnisse, neue Lösungsansätze und künftige Strategien im Zusammenhang mit Landschaft und Gesundheit vorgestellt und diskutiert.

Zielpublikum Gesundheitsförderung, Landschaftsplanung, Forstwissenschaften, Naturwissenschaften, Psychologie, Soziologie, usw. – Interessierte an der Verbindung zwischen Landschaft und Gesundheit und am Dialog zwischen Wissenschaft und Praxis. Konferenzsprachen Die offiziellen Konferenzsprachen sind Englisch und Deutsch. Um die Kommunikation mit den internationalen Gästen zu erleichtern, wird die Hauptsprache der Konferenz Englisch sein. Die eingeladenen Hauptreferenten werden simultan übersetzt ( auf Englisch oder Deutsch ). Teilnahmegebühren Normal : 250 CHF / 210 Euro Ermässigt : 150 CHF /125 Euro ( für Studierende und Doktorierende, gegen Vorlage eines Nachweises ) Beitrag Conference Dinner : 80 CHF / 65 Euro ( nicht im Konferenzbeitrag inbegriffen ) Kontakt und Information Eidg. Forschungsanstalt WSL, Event-Organisation, Zürcherstr. 111, 8903 Birmensdorf, Schweiz Für organisatorische Fragen : events @ wsl.ch, + 41 44 739 24 75 ; Für inhaltliche Fragen : landschaft.gesundheit @ wsl.ch Die Konferenzanmeldung kann ab dem 1. August 2011 unter http :// www.wsl.ch / landscapeandhealth erfolgen. Anmeldeschluss für die Konferenzteilnahme ist der 15. Dezember 2011.

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Forum und Seminar Freizeit und Erholung im Wald 5. Forum und Fachseminar vom 15. September 2011, BZW Lyss Forum Freizeit und Erholung im Wald ( Vormittag ) Das Forum versteht sich als « Basar » zum Thema Freizeit und Erholung im Wald. Dieses Jahr wird es zum fünften Mal durchgeführt. Im Rahmen dieses Werkstattanlasses haben jeweils rund zehn Referierende die Möglichkeit, ihre Arbeit, ihre Erfahrungen, laufende Projekte oder Praxisbeispiele vorzustellen und mit anderen Fachleuten ausgewählte Fragen zu diskutieren. Auch Beiträge, die sich mit Freizeit und Erholung in der Landschaft befassen, sind sehr willkommen. Das Forum richtet sich an interessierte Fachleute aus den Bereichen Wald und Landschaft, Freizeit und Erholung sowie Regionalentwicklung und findet am Vormittag statt. Freizeit und Erholung im Wald : Die Rolle der Gemeinden ( Fachseminar, Nachmittag ) Es zeigt sich immer deutlicher, dass die Gemeinden und Gemeindeverbände im Zusammenhang mit dem Thema « Freizeit und Erholung » eine sehr zentrale Rolle haben,

und diese wird in Zukunft noch weiter an Bedeutung gewinnen. Dieses Fachseminar will den Stand der Diskussion zeigen und Kernfragen anhand ausgewählter Beispiele beleuchten. Welche Aufgaben haben die Gemeinden im Zusammenhang mit Fragen zu Freizeit und Erholung ? Welche Rolle spielt dabei der Wald ? Wie und mit welchen Instrumenten nehmen die Gemeinden heute und in Zukunft ihre Steuerungsfunktion im Bereich Freizeit und Erholung im Wald vor ? Wie ist das Zusammenspiel zwischen Gemeinde, Waldeigentümer und Forstdienst diesbezüglich ? Mit dem Seminar werden folgende Ziele verfolgt : Die Teilnehmenden entwickeln eine Vorstellung zur künftigen Rolle der Gemeinden im Kontext « Freizeit und Erholung im Wald », kennen die Haltung ausgewählter nicht forstlicher Akteure und können die waldpolitischen Kernanliegen anhand von Beispielen auf ihre Kohärenz und Umsetzbarkeit überprüfen. Anmeldung und Information : www.fowala.ch Anmeldefrist für die Teilnahme : 31. 08. 2011.

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Bike Freeride Piste Gotschna Das Eröffnungsdatum ist bekannt, die Freeride-Piste wird in den nächsten Tagen fertig erstellt, die Medienkommunikation ist wie folgt : Wo ihr im Winter mit Snowboards und Freeskis eure Spuren durch das Tiefschneegelände ziehen könnt, sind euch im Sommer Freeride-Erlebnisse garantiert. Zur Sommersaison-Eröffnung der Gotschnabahn vom 2. Juli 2011 eröffnen wir die neue Bike Freeride-Piste in Klosters. Die erste Bündner A-Line startet bei der Mittelstation auf dem Gotschnaboden. Die Piste führt auf einer Länge von ca. 6 km durch mässig steiles Gelände und verspricht Spass pur. Die 1,5 m breite Piste mit zahlreichen Anliegern, Sprüngen und über 800 m North Shore ist sowohl ideal für Anfänger als auch für Profis ! Flow Flow Flow ! Dass das Adrenalin bei den weiteren Fahrten ebenso sprudelt, ist die Piste zusätzlich vollgespickt mit kurzen herausfordernden Lines. Da kein Meister vom Himmel fällt, könnt ihr eure ersten Versuche, aber natürlich auch das Aufwärmen im Skillcenter auf Gotschnaboden machen. Die Davos Klosters Bergbahnen AG hat am 1. Juli 2011 die Freeride Piste in Betrieb genommen. Es sind einige Jahre vergangen, bis wir so weit waren. Ursprünglich hatte vor 15 Jahren eine Interessensgruppe aus Klosters die Idee, ab Gotschnaboden nach Klosters eine ( damals noch ) Downhill-Strecke zu bauen. Die Davos Klosters Bergbahnen AG ging das BikeFreeride-Projekt im Oktober 2005 zum ersten Mal an. Hierauf wurde es wieder ruhig – bis im Oktober 2006 die Davos Klosters Bergbahnen AG die Firma Trailworks beauftragte, eine Machbarkeitsstudie der Freeride-Piste zwischen Gotschnaboden und Klosters zu erarbeiten. Danach folgte im Mai 2007 die erste grosse Begehung ;

vertreten waren 19 Personen der Kantonsund Gemeindeämter, Umweltinstitutionen, Eigentümer, Gemeindeplaner, Klosters Tourismus und der Bergbahnen. Anschliessend folgte von den Ämtern sowie Institutionen und der Gemeinde eine schriftliche Stellungnahme. Es verstrich wieder einige Zeit bis mich im Oktober 2008 die Geschäftsleitung der Davos Klosters Bergbahnen AG beauftragte, mich diesem Projekt anzunehmen und es voranzutreiben. Ziel war es, so schnell wie möglich das Projekt « Bike Freeride » umzusetzen. Aus den verschiedenen Stellungnahmen der Begehung vom Mai 2007 ging hervor, dass ein umfassendes Bike-Konzept erstellt werden musste. Mittels dieses Konzepts sollten die mit dem Vorhaben verfolgten Zielsetzungen, Auswirkungen, Betriebsvorstellungen sowie das Einzugsgebiet der zur Realisierung vorgesehenen Bikeanlage dargelegt werden. Glücklicherweise bestand auch seitens Davos Klosters Destination das Interesse im Biker-Markt Fuss zu fassen. Die Davos Klosters Bergbahnen AG und die Davos Klosters Destination Organisation beauftragte den Herausgeber der Mountain Bike Fachzeitschrift « ride », für die gesamte Destination Davos Klosters – das heisst von Filisur bis Küblis – ein Bike-Konzept zu erarbeiten. Aus dem Konzept ist ersichtlich was eine Destination für Biker bieten muss, um sich in diesem Markt etablieren zu können, unter anderem auch durch den Bau einer Freeride-Piste. Um das Projekt « Bike Freeride » überhaupt realisieren zu können, stand zu Beginn die grösste Hürde bevor. Es war geplant, die Freeride-Piste entweder parallel zu einem Alpweg oder in der Flucht der Gotschna Gondelbahn zu führen. Ein Teil dieses Gebietes ist nationales Auerwild-Schutzgebiet. Nach mehreren Sitzungen mit dem WWF Bündner Wald 4/2011 37


Graubünden, Pro Natura Graubünden und dem Amt für Jagd und Fischerei kam man zur Einigung, dass die geplante Freeride-Piste in dieser Form umsetzbar sei. Grund dafür war, dass eine mehrjährige Studie über den Aufenthalt des Auerwildes in diesem Gebiet aufzeigte, dass sich die Auerwildpopulation einige hundert Meter östlich sowie westlich der geplanten Piste aufhielt. Diverse weitere Sitzungen folgten, unter anderem eine Sitzung mit Herrn Markus Peng vom ARE ( Amt für Raumentwicklung ). Er übernahm teilweise die Federführung bezüglich des Vorgehens. Markus Peng gab folgenden Ratschlag für das weitere Vorgehen : Das Amt für Wald angehen betreffend eines Rodungsverfahrens. Ebenfalls sollte der Nutzungsplan mit dem Rodungsverfahren abgestimmt sein ; der Nutzungsplan muss den generellen Erschliessungsplan mit einbeziehen etc. Es folgte im September 2009 eine Sitzung mit den Herren Ueli Eggenberger und Sandro Krättli vom Amt für Wald. Aus dieser Sitzung ging hervor, dass für die Freeride-Piste nur diejenigen Streckenabschnitte im Wald rodungspflichtig sind, die ein Weg-Querprofil von über zwei Meter aufweisen. Ersichtlich wurde auch, dass dieses Projekt eine rechte Grösse annahm. Es stand eine öffentliche Mitwirkungsauflage « Teilrevision der Ortsplanung 2010 » bevor – die Bürgerinnen und Bürger der Gemeinde Klosters-Serneus entscheiden über die Teilrevisionen. Somit musste alles für eine Volksabstimmung in den Weg geleitet werden. Diese erfolgte am 13. Juni 2010, mit einem positiven Abstimmungsergebnis zur Bike-Freeride-Piste. Anschliessend wurde zum Erlangen einer Baubewilligung ein BAB bei der Gemeinde Klosters Serneus beziehungsweise beim Kanton eingereicht. Am 12. Oktober 2010 erfolgten die Baubewilligung und die Departementsverfügung 38

des Rodungsverfahrens des Kantons. Am 13. Oktober 2010 war der erste Spaten-

stich. Am 10. September 2009 nahmen sich das Tiefbauamt sowie das Amt für Wirtschaft und Tourismus der Bikerszene an. Es wurden ein Konzept « GraubündenBike » erstellt, Fachkommissionen gebildet und eine erste Tagung für bike-interssierte Destinationen abgehalten. Dadurch, dass der Kanton hinter der Förderung des Bike-Tourismus steht und die Nummer eins im Bike-Tourismus der Schweiz werden will, wurde dem Projekt « Freeride Piste Klosters » mehr Gewichtung gegeben. Der BAB-Bewilligung ist zu entnehmen, dass die Freeride-Piste-Klosters als Vorzeigeobjekt gelten soll. In der Fachgruppe Biketrails und Bikebeschilderung / Signalisation wurde in den letzten drei Monaten eine neue Beschilderung für FreeridePisten entwickelt, die für den ganzen Kanton Gültigkeit haben soll – angelehnt an die Beschilderung von « Schweiz Mobil ». Zurückblickend kann ich sagen, das Projekt hat einiges ausgelöst und bewirkt. So ist man nun daran, eine Wegleitung zu erstellen für den Bau von Freeride-Pisten oder zum Bau von Bike-Trails, die zur Entflechtung von hochfrequentierten Wanderwegen führen soll, damit sich Feriendestinationen sowie die Ämter des Kantons Graubünden an der dafür geschaffenen Wegleitung orientieren können. Alle bei diesem Projekt involvierten Personen der diversen Ämter des Kantons und der Gemeinde Klosters-Serneus waren sehr hilfsbereit, sodass ein Laie wie ich ( nun auch nicht mehr ), die verschiedenen Eingaben und verlangten Unterlagen zum richtigen Zeitpunkt am richtigen Ort eingeben konnte. Auch für die mitarbeitenden Personen der diversen Ämter, war dieses nicht ganz alltägliche Projekt lehrreich.


Technische Daten zur Bündner A-Line Start : Gotschnaboden

1779 m ü. M.

Ziel : Talstation Gotschna

1191 m ü. M.

Höhenunterschied

588 Meter

Gesamtlänge

5784 Meter

Durchschnittliches Gefälle 10 % Total Elemente

über 200

Informationen zur GotschnaFreeride-Piste . . . oder « Bündner A-Line », wie die Gotschna-Freeride-Piste jetzt schon bei Insidern genannt wird. Der Name der « A-Line » stammt vom kanadischen Whistler Mountain, dem grössten Biker-Mekka für Freerider. Die « A-Line » in Whistler gehört zu den bekanntesten Bikestrecken der Welt. Sie ist der Inbegriff von Abfahrtsspass für alle Leistungsniveaus. Von der Gesamtlänge sind : – 3868 Meter flowiger ( flüssiger ) Trail mit über 50 Anlegern, mehr als 30 Tables, ca. 30 Wellen, 6 Drops inklusive einer Drop Station und 2 Wallrides – 864 Meter North-Shore-Bauten – 468 Meter Single Trail ( alter Fussweg ) – 584 Meter bestehender Kiesweg ( Ende Freeride-Piste bis Talstation Gotschnabahn ) Übersicht Gotschna-Freeride-Piste Skill-Center Auf Gotschnaboden beim Start gibt es ein Skill-Center zum Aufwärmen oder für erste Versuche. Freeride-Piste Die blaue Linie ab Gotschnaboden. Single Trail Die rote Linie führt in den Sektoren M und N über einen Single-Trail, Trail mit kleinen Wurzel- und Steinpassagen ( alter Fussweg ).

Übersichtsplan zur A-Linie in Klosters. (Bild: Davos-Klosters Mountains )

Kiesweg Ab Sektor M oder Sektor O führen Kieswege zur Talstation der Gotschnabahn. Vorsicht Gegenverkehr ! Biker sollten Single-Trail- und Geländeerfahrung aufweisen. Bündner Wald 4/2011 39


Die Piste ist in Sektoren unterteilt um den Rettungsdienst im Notfall über den genauen Standort zu informieren. Notfallnummern sind 081 417 68 18 oder 144. Erklärungen zu den Elementen ( vgl. Bildseiten ) Anleger 1 sind Steilwandkurven, die bei guter Fahrtechnik ungebremst gefahren werden können. Tables sind abgeflachte Erdhügel mit einer steilen Anfahrt und Landung. Die Tables können entweder überrollt oder übersprungen werden. ANZEIGE

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Drops 2 sind Sprünge, die einen Absatz aufweisen ( Cliff ) ; nur geeignet für Könner; sind in den Sektoren C / D / L eingebaut. Im Sektor F befindet sich eine Drop Station mit drei Drops in unterschiedlichen Absprunghöhen ( Schwierigkeitsgrad rot und schwarz ). Wellen 3 sind Erdhügel, die überfahren oder übersprungen werden, wenn sie nahe aufeinander folgen. Wallrides 4 sind Anleger, die in die Senkrechte gebaut sind ; geeignet zum Fahren für Könner ; in den Sektoren F/ L zu finden. North Shores sind Bauten aus Holz mit einem rutschfesten Belag versehen. Die Gotschna-Freeride-Piste weist neben den zahlreichen kleinen North Shores drei markante North Shore-Abschnitte auf. Rollercoaster 5 Wie der Name schon sagt, hat dieser Abschnitt Ähnlichkeit mit einer Achterbahn, Standort im Sektor C. Föhrenwald Bridge 6 Dieser Abschnitt führt durch einen verwurzelten Föhrenwald und überwindet mit einer Brücke einen Graben: Standort im Sektor D / E. Bandwurm 7 Dieser North Shore-Abschnitt schlängelt sich serpentinenartig durch den Wald ; Standort im Sektor H.

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Biken im Churer Wald Freeride Brambrüesch – Chur Biken auf Waldwegen wurde schon vor rund 30 Jahren populär. Downhill und Freeride sind neue Dimensionen des Bikesports. Die Vergabe der Schweizermeisterschaften ( SM ) nach Chur im Jahr 2009 in der Sparte Downhill löste daraufhin auch bei uns einen Boom aus. Promotor Silvio Bundi, gelernter Forstwart und Veloprofi, organisierte kurz entschlossen diese SM in Chur und konfrontierte uns damit, ihm beim Streckenbau zu unterstützen. Zuerst galt es die rechtlichen und finanziellen Schritte abzuklären, was sich als mühsam und aufwendig herausstellte. Der Umstand, dass die Bergbahnen Chur-Dreibündenstein AG am Anfang nur zögerlich mitwirkte und nichts investieren wollte, machte die Sache auch nicht einfacher. Beim Bau der ersten Strecke, auf welcher die SM durchgeführt wurde, versuchten wir so viel wie möglich bestehende Fuss-, Fahr- und Maschinenwege zu benützen. Konflikte mit Wanderern waren vorprogrammiert, hielten sich aber in Grenzen, da es nur sehr wenige, dafür aber ziemlich Uneinsichtige waren. Beim weiteren Ausbau der Strecke im letzten Jahr beruhigte sich die Lage, auch dank einer generellen Entflechtung der Wege. Die Wanderwege sowie auch die FreerideStrecken wurden separat ausgebaut. Biker werden mit Hinweistafeln auf explizite Wanderwege aufmerksam gemacht und darauf hingewiesen, diese nicht zu befahren. An diese Vorgaben halten sich die Biker auch sehr gut.

Freerider in seinem Element. (Bild: Toni Jäger )

stellten knappen Mitteln auszuführen. Am Anfang gestaltete sich das Unterfangen schwierig, weil wir nicht so recht wussten, wie mit den speziellen Kurvenradien umzugehen war. Für die groben Aushubarbeiten wurde ein Schreitbagger angemietet, den Rest erledigte unsere Forstgruppe. Für den Bau kam teilweise ein Schreitbagger zum Einsatz. (Bild: Toni Jäger )

Streckenbau Der Bau der Freeridestrecken war und ist eine interessante Aufgabe für unser Team. Zusammen mit Silvio Bundi suchten wir nach den besten Abfahrtsvarianten. Danach galt es, den Bau mit den zur Verfügung geBündner Wald 4/2011 43


Schwarzwald Nr. 264, Fülian Nr. 266, Pizoggel Nr. 265 und Städeli Nr. 267 sind durchwegs von Schweiz mobil beschildert. Streckenlänge : Freeride Schwarzwald : Freeride Fülian : Freeride Pizoggel : Freeride Städeli : Holzkonstruktion, welche der Forstbetrieb

1,54 km 1,73 km 2,75 km 3,22 km

– – – –

410 Hm 404 Hm 581 Hm 591 Hm

Optimale Kurvenradien sind wichtig. (Bild: Toni Jäger )

anfertigte. (Bild: Toni Jäger )

Für die Übergänge von Wald zur Alpweide erstellten wir spezielle Holzkonstruktionen, welche ohne Probleme mit dem Bike überquert werden können. Auch die unbefahrbaren Sumpfpassagen überwanden wir mit dieser massiven Bauweise. Die Ableitung des Oberflächenwassers bei Starkniederschlägen gestaltet sich zu Beginn problematisch. Da alle Kurven nach innen hängen, spülte das Wasser bei Gewittern tiefe Gräben aus. Mit Gefällkippen vor oder zwischen den Spitzkehren lösten wir dieses Problem. Alpen-Bike-Park Die seit den Schweizer Meisterschaften bekannten Freeride-Strecken am Pizoggel sind in der Zwischenzeit zum Alpen-Bike-Park Chur überarbeitet und erweitert worden. Die signalisierten Wanderwege und Biketrails sind bis auf zwei kleine Ausnahmen getrennt geführt. Auf der ersten « Mountainbikeland Schweiz »-Orientierungstafel von Graubünden erhalten Wanderer und Biker an der Talstation der Bergbahn Chur-Dreibündenstein AG Aufschluss über die neuen Streckenführungen im Waldgebiet Pizoggel. Die Freeride-Trails am Hausberg Brambrüesch bieten Bikespass für Anfänger, Fortgeschrittene und Profis. Die vier Abschnitte

Bau- und Unterhaltsreglement Der Neubau der Strecke erfolgte durch uns, die Forst- und Alpverwaltung ( FAV ) der Stadt Chur. Der Unterhalt wird wie folgt geregelt : Die groben Unterhalts- und Erweiterungsbauten zu Beginn der Saison erstellt die FAV. Dafür haben wir ein separates Budget, welches unsere Forstbuchhaltung im letzten Jahr mit Kosten von Fr. 54 100.– belastete. Dieses Jahr sind

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Fr. 60 000.– budgetiert. In Zukunft wird es weniger als ein Drittel davon sein. Die Feinunterhaltsarbeiten wie das Ausflicken der Bremslöcher und Stauden und Gras zurückschneiden ist Sache des Vereins AlpenBike-Park. In den Zuständigkeitsbereich des Vereins gehören auch die Erstellung und der Unterhalt sowie die Sicherheit von temporären Kunstbauten. Massive Bauten wie Weidezaun-Übergänge werden durch die Forstgruppe erstellt. Absperrungen und Sicherheiten Aus Sicherheitsgründen werden die Strecken nicht als Downhill-, sondern als Freeride-Strecken benannt. Die Strecke ist für jedermann auf eigenes Risiko befahrbar. Trägt man eine passende Ausrüstung und schätzt sein eigenes Fahrkönnen richtig ein, ist das Befahren einer Freeride-Strecke nicht besonders gefährlich. Strassenübergänge sind so gestaltet, dass der Biker kurz vor der Überquerung anhalten muss und durch eine Schranke fährt. An der befahrbaren Forststrasse stehen Hinweisschilder, welche auf eine Kreuzung hinweisen. Rennen Temporäre Bauten für einen Downhill- oder Racer-Bike-Cup werden bei entsprechender Kreditgewährung durch die Behörden auch durch die FAV erstellt.

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Toni Jäger Forst- und Alpverwaltung, Stadt Chur Industriestrasse 14, CH-7000 Chur toni.jaeger @ chur.ch

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Seilparks in Graubünden Einleitung Meine erste Begegnung mit einem Seilpark geht auf das Jahr 2002 zurück. Gion Caprez hatte in Davos Laret einen Seilpark entdeckt, der ohne irgendwelche Bewilligungen in ei nem Wald stand. Interessiert schaute ich die verschiedenen Installationen in den Bäumen an. Am W aldboden waren Nomadenzelte aufgestellt, zu denen mit Steinen liebevoll gesäumte Weglein führten. Die Verpflegung erfolgte von einem nahe gelegenen Restau rant. Der Standort lag zudem auch noch in einer Gefahrenzone. So wurde der rechtmässige Zustand in einer koor dinierten Aktion mit dem Bauamt wieder her gestellt. Seit ei nem Jahr kann in Färich, im aufgegebenen Camping in Davos, ein Seilpark besucht werden. Hier soll auch für Biker ein Zentrum angegliedert und so die vorhandene Infra struktur sinnvoll genutzt werden. In Graubünden sind an folgenden Orten Seilparks bekannt : – Arosa Obersee – Churwalden Pradaschier – Davos Färich – Flims Prau la selva – Maloja Bitaberg – Pontresina Gitögla – San Bernardino San Remo – Savognin Tigignas – Sent Sur En ( mehr ab Seite 49 )

Für die Waldgesinnung sind einige Seilparks in sinnvoller V erteilung grundsätzlich von Vorteil. Der W ald kann auf neue, unge wohnte Weise erlebt werden. Bäume Für einen Seilpark braucht es Bäume. Wichtig sind stabile Trägerbäume. Diese sollten ge sund und nicht zu dünn sein. Für die höhe ren Lagen ist das Baumartenspektrum eingeschränkt. Lärchen sind hier sehr erwünscht. Infrastruktur Wie bei allen T rendsportarten ist eine be reits bestehende Infrastruktur von gr ossem Vorteil. Es sind nebst Parkplätzen und sa nitären Anlagen auch Räume für die Lage rung des Materials und für die Instruktion erforderlich. Eine gute Kombination besteht Seilparks im Wald erfreuen sich zunehmender Beliebtheit. ( Bild: Ueli Eggenberger )

Erlebnis Seilpark Einen Seilpark zu besuchen ist ein inter essantes, sportliches Erlebnis für Junge und Junggebliebene. Wenn man alle Schwie rigkeitsstufen aneinander dur chläuft, wird man gefordert. Etliche stossen an die eige nen Grenzen und können diese ausweiten. Durch die Bäume zu turnen hat einen speziellen Reiz. Das Erlebnis ist ver gleichbar mit einem Klettersteig – aller dings kürzer und weniger anstrengend. 46

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Ein gemeinsames Erlebnis in luftiger Höhe. ( Bild: Ueli Eggenberger )

mit Winternutzungen wie z. B. einem Langlaufzentrum. Dadurch können die Auswir kungen auf die Umwelt gering gehalten und auch Kosten gespart werden. Bewilligungsverfahren Grundsätzlich sind Seilparks im Erholungs wald anzusiedeln. Es entstehen im ber eits intensiver genutzten Gebiet weniger neue Konflikte mit Waldbesuchern, welche Ruhe und stille Naturerlebnisse suchen. Der übrige Wald bleibt von diesen Nutzungen frei. Ein normaler Seilpark wir d bei uns im BABVerfahren behandelt. Die forstlichen Auflagen fliessen in diese raumplanerische Bewilligung ein. In unser en Stellungnahmen finden sich die folgenden, üblicherweise zu beachtenden Aspekte : – Als Vorteil sehen wir die Nutzung der bestehendetn Infrastruktur für den Seil park. Feste Bauten im W ald erübrigen sich somit. – Das Konzept sieht vor , einen W ildbach mit einem langen Seil zu über queren. Damit würde eine Gefahrenzone 1 ( « rote Hochwasser- und Murgangzone » ) überquert. Bei plötzlichen Unwettern mit Murgängen, bei Blitzeinschlägen ( die Stahlseile könnten Blitzschläge fördern ? ) oder grossen Sturmböen mit Ast- und Wipfelbrüchen ist die Sicherheit der Teil-

nehmer durch sofortige Evakuation des Seilparks zu gewährleisten. Die nachteiligen Auswirkungen des Seil parks auf den Wald halten sich in tolerier baren und kontrollierbaren Grenzen. In diesem Ausmass kann die Seilanlage als nicht forstliche Kleinbaute eingestuft wer den. Aus forstlicher Sicht ist eine Bewilligung unter folgenden Auflagen denkbar : – Die Befestigung der Seile und Elemente an den Bäumen ist so auszuführ en, dass keine Verletzungen entstehen können. Diese Befestigungen sind ausschliesslich mit Klemmwirkung zu montieren. Es dürfen keine Schrauben oder Nägel verwendet werden. – Die Seile sind mit Baumschonern so zu befestigen, dass kein Einschneiden in der Rinde erfolgen kann. – Es dürfen nur Äste von den Bäumen entfernt werden, die den Betrieb der Anlage unmittelbar stören. – Die allfällige Entfernung einzelner Bäu me darf nur in Absprache mit dem Forstdienst erfolgen. – Bei Aufgabe der Anlage sind sämtliche Einrichtungen aus dem W aldareal durch den Gesuchsteller zu entfernen. – Ein Dienstbarkeitsvertrag zwischen dem Betreiber des Seilparks und den W aldeigentümern ist auszuarbeiten. Bestand Bündner Wald 4/2011 47

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Die Besucher erwarten eine sichere und gut unterhaltene Anlage. ( Bild: Ueli Eggenberger )

teil des Vertrags sind unter ander em die Regelung für die Mehraufwandkosten, welche bei der W aldbewirtschaftung entstehen, die Pflicht des Abbaus der Anlage bei einer Stilllegung und die Re gelung der Haftung bei allfälligen Unfällen wegen Bäumen oder Ästen. – Weitere bauliche Massnahmen, welche die im Seilpark integrierten Bäume be treffen, sind mit dem Forstdienst abzu sprechen. Kontrolle Einen Seilpark zu betreiben ist anspruchsvoll. Es muss ständig Personal anwesend sein, um den sicheren und ordentlichen Gebrauch des

Seilparks zu instruieren und zu überwachen sowie, um hängen gebliebene Besucher zu befreien. Die Bäume sind periodisch auf Stabilität und Vitalität zu überprüfen. Auch die technische Anlage muss aus Haftungsgrün den streng kontrolliert werden. Literatur : Bernasconi, A 2011 : Seilparks in der Schweiz, Wald und Holz 4 /11 S. 36ff.

Ueli Eggenberger Amt für Wald und Naturgefahren Loëstrasse 14 /16, CH-7000 Chur ueli.eggenberger @ awn.gr.ch

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Motivation für die Errichtung eines Seilparks

Sicheres Abenteuer im Wald. (Bild: Mario Riatsch )

Wie entstand unser Projekt ? Im Sommer 2008 wurde ich vom gebürtigen Neuseeländer Grand Flatcher, Betriebsleiter von Engadin Adventur es angefragt, ob ich mit ihm den Wald am Plan da l’Ogna nahe dem Camping Sur En besuchen könnte. Dieser Wald eigne sich aus seiner Sicht beson ders gut für die Errichtung eines Seilparks. Grand Flatcher hatte schon einige Anläufe in Scuol und Umgebung gestartet, ist aber immer wieder auf Ablehnung gestossen. Ich vereinbarte also mit Grand einen Termin in meiner Funktion als Revierförster der Gemeinde Sent. Wir besuchten das W aldstück in Plan da l’Ogna und er legte mir dar, wieso sich dieser Wald besonders eigne für den Bau eines Seilparks.

Nach diesem W aldspaziergang gingen wir gemeinsam im Campingr estaurant einen Kaffee trinken. Hier philosophierten wir über Seilparks, Tiroliennes, Basejumping und andere Outdoor-Aktivitäten. Nach einer Weile hat sich W olfgang Bosshard, Besitzer des Camping Sur En, zu uns gesellt und unser e Diskussion gebannt mitverfolgt. Da ich selbst begeistert von Seilbahnen, Klettergärten, Klettersteigen bin, war schnell die Idee geboren, das Projekt gemeinsam in Angriff zu nehmen – auch Wolfgang zeigte Interesse an dieser Sache. Dies war die Ini tialzündung des Seilparks. Nach diesem wegweisenden Treffen haben wir verschiedene Seilparks besucht und uns Informationen über diverse Themen beschafft. Wir haben eine GmbH gegründet und die Ressorts verteilt. G. Flatcher : Homepage, W erbung, Sicherheitskonzept, Ausbildung. W. Bosshard : Administration, W erkzeuge, Maschinen, Finanzen, Infrastruktur. M. Riatsch : Bau, Materialbeschaf fung, Personal, Baubewilligung, Bestandesaufnahme. Für die baulichen Massnahmen wur de ein kantonales BAB-V erfahren nötig. Da für mussten wir jeden Par cours genau ausstecken und die gewünschten Bäume markieren. Wir haben 6 Parcours mit ver -

Snowboarden ohne Schnee. (Bild: Mario Riatsch )

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schiedenen Schwierigkeitsgraden geplant. Die verschiedenen Höhen der Par cours betragen 1,5 bis 18 Meter ab Boden. Die Gesamtlänge aller Parcours beläuft sich auf 850 m. Am 8. Dezember war es dann soweit, der Gemeindevorstand erteilte uns die Baubewilligung. In den Wintermonaten wurde das gesamte Material angeschafft und die V orbereitungen für den Bau wur den eingeleitet. Das Projekt wurde einem Sicherheitsingenieur und Seilparkspezialisten vor gestellt. Wir entschieden uns die Arbeit zusammen mit Bolliger & Partner aus Chur auszuführ en. Nachdem wir zusammen mit unser en drei Mitarbeitern in Aigle einen Kurs alsSeilparkOperateur bestanden hatten, starteten wir Anfang Mai 2009 mit dem Bau. Freizeitnutzung steht im Zentrum. (Bild: Mario Riatsch )

Die ersten Plattformen und Elemente brauchten noch sehr viel Zeit. Je länger aber die Arbeiten dauerten, desto effizienter und schneller entstanden die verschiedenen Parcours. Eine Hebebühne erwies sich als ideales Ar beitsgerät, welches viele Arbeitsstunden am hängenden Seil ersparte. Durchschnittlich waren 4 – 5 Arbeiter im Einsatz. Darunter ein Zimmermann mit Fach ausbildung‚ Arbeiten am hängenden Seil. Die Arbeiten schritten gut voran und wir konnten planmässig am 8. Juni 2009 den ersten Seilpark im Engadin eröffnen. Was gilt es als Initiant zu beachten ? Folgende Grundsätze müssen gegeben sein: der Standort, die Err eichbarkeit und das Gelände müssen in sich gr eifen. Eine zweckmässige Aufgaben- und Ressortver teilung ist ebenfalls sehr wichtig. Im Zusammenhang mit dem BAB-V erfahren sind die Kommunikation und der ständige Einbezug der verschiedenen kantonalen Ämter von grosser Bedeutung. Die einheimische Bevölkerung muss das Projekt kennen und unterstützen. Was zeichnet einen attraktiven Seilpark aus ? Der Seilpark muss gut erreichbar sein, trotzdem aber fernab vom Zivilisationslärm ( Autos, Zug, V erkehr etc. ) sein. Die Besucher müssen sich zudem auf dem Seilparkgelän de wohlfühlen – Unterstände sowie Sitzund Grillmöglichkeiten müssen genügend vorhanden sein. Alle Schwierigkeitsgrade sollten abgedeckt sein, vom ganz einfachen Par cours über zu einem r einen Tirolienne-Parcours bis zu ganz schweren Parcours. Wir bieten gar einen Kleinkinder-Parcours an, auf welchem Kinder ab 3 Jahren bereits ihre ersten Seil park-Erfahrungen machen können.

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Vielseitige Elemente erhöhen die Attraktivität. (Bild: Mario Riatsch )

Als zusätzliche Attraktion bieten wir vor allem für Gruppen noch den « Pamperpol » an, ein 18 Meter hoher Baum, welchen man gesichert besteigen und danach wieder runterspringen kann.

Sicherheit wird gross geschrieben. (Bild: Mario Riatsch )

Action pur im Wald. (Bild: Mario Riatsch )

Welche Sicherheitsvorschriften gelten und wie werden diese umgesetzt ? Die ganze Anlage muss nach Sicherheitsnorm EN 15567-1 gebaut werden. Diese beinhaltet jede Menge Vorschriften. Die Anlage wird durch einen Sachverständigen abgenommen. Bei uns wurden diese Kontrollen durch die Firma Bolliger + Partner ausgeführt. Hier ein Auszug der Feststellungen vom Rundgang vom 30. 5. 2009 : – Die Seilpark-Engadin GmbH hat eine attraktive Anlage in einem schönen Nadelwaldgebiet realisiert. Sie bietet auf verschiedenen Höhen eine Vielfalt von Elementen jeden Schwierigkeitsgrads. – Die Anlage entspricht der SeilgartenNorm SN EN 15567-1 « Konstruktion und sicherheitstechnischen Anforderungen ». Bündner Wald 4/2011 51

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– Mit regelmässigen Inspektionen ist si cherzustellen, dass die ohne W erkzeug lösbaren Sicherheitselemente funktionsgerecht vorhanden und funktionsber eit sind. – In der ersten Phase des Betriebs ist be sonders auf V erbesserungspotenzial zu achten, das erst durch das Verhalten der Benutzer sichtbar wird. Allfällig erkannte Schwachstellen sind umgehend mit ent sprechenden Massnahmen zu korrigie ren.

Vorstellung unseres Seilparks Alle Angaben über den Seilpark können unter www.seilpark-engadin.ch angeschaut werden.

Mario Riatsch Rfa Sent Gemeindehaus, CH-7554 Sent arfsent @ bluewin.ch

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Druck auf den Wald in Siedlungsnähe Die Waldfläche in der Schweiz nimmt laufend zu. Doch diese Ausdehnung konzentriert sich vor allem auf das Berggebiet und betrifft in erster Linie von der Landwirtschaft aufgegebene Wiesen und Weiden. Im Flachland hingegen steht der Wald zunehmend unter Druck. Ökonomisch für die Stadt, sozial für die Bevölkerung, ökologisch für die Umwelt : Die Promotorinnen und Promotoren sind des Lobes voll über ihr Projekt « Waldstadt Bremer ». « Durch die Schaffung von zentrumsnahem, mit dem öffentlichen Verkehr bestens erschlossenem Wohnraum ist das Projekt eine überzeugende Antwort und ein aktiver Beitrag gegen die weitere Zersiedelung mit ihren negativen Folgen wie zunehmenden Pendlerströmen und die Überbauung bisher zusammenhängender Landschaftszüge in den ländlich gebliebenen Gebieten der Agglomeration Bern », heisst es auf der Website des Projekts. Das Terrain, auf dem dereinst 10 000 Menschen wohnen sollen, ist in der Tat nur 1,5 Kilometer vom Bahnhof Bern entfernt und liesse sich problemlos an das öffentliche Verkehrsnetz anschliessen. Schulen, Einkaufsmöglichkeiten und Freizeitangebote liegen in Fusswegdistanz. Dank verdichteter Bauweise wäre der Flächenbedarf pro Bewohnerin und Bewohner gering, und gebaut würde durchwegs nach MINERGIEStandard. Allerdings müssten der Waldstadt 43 Hektaren Stadtwald weichen. Dieses Opfer sei zu verschmerzen, wird argumentiert, zumal es sich beim fraglichen Teil des Bremgartenwaldes um eine ökologisch entwertete Fläche handle, wo « heute kaum wild lebende Tiere zu finden sind ». So sieht es zumindest Nationalrätin Ursula Wyss ( SP ), die den « Förderverein Waldstadt Bremer » präsidiert. Das Terrain ist eingeklemmt zwi-

schen dem Länggassquartier und der A1. Das Ärgernis der seinerzeit durch den Wald gezogenen Autobahn wäre nach dem Bau der Waldstadt aus den Ohren und aus dem Sinn, denn das Projekt sieht auch eine Überdachung der Nationalstrasse vor. «Ist dieses Waldstück wirklich derart unbedeutend, dass es nur mit einer Überbauung aufgewertet werden kann?», fragt sich Lukas Bühlmann, Direktor der Schweizerischen Vereinigung für Landesplanung (VLP-ASPAN) bei einem Augenschein. Der Spaziergang führt durch einen jungen Eichenwald. Die gepflanzten Bäume stehen in einer Windwurfschneise, die der Orkan Lothar nach Weihnachten 1999 in den Bremer geschlagen hatte. Vor allem in die Jahre gekommene Eichenwälder sind artenreiche Lebensräume. Das vielstimmige Vogelkonzert im Frühling zeugt davon, dass der Jungwald jetzt schon zu den ornithologisch interessanteren Orten im Bremgartenwald gehört. Bedrohter Waldlebensraum Auf anderen Flächen, die man roden müsste, finden sich ebenfalls naturnahe Waldbiotope. Ihre Zerstörung wäre nicht der einzige Negativposten in der Ökobilanz des Projekts. Auch der grosse Rest des Waldes würde an Lebensraumqualität einbüssen. Der stadtseits gelegene Teil des Waldes wird heute intensiv als Erholungsraum genutzt, der Druck würde sich waldeinwärts auch auf derzeit kaum begangene Flächen verlagern, denn gegenwärtig wird der Zugang in den « Breme r» jenseits der A1 durch die wenigen Fussgängerbrücken kanalisiert. In den Abschnitten dazwischen befinden sich störungsarme Wildeinstände – gerade in Autobahnnähe, wo niemand gerne promeniert. Nach dem Bau der Waldstadt wäre der Störungsdruck zumindest in ihrem Nahbereich flächendeckend. Bündner Wald 4/2011 53


Das Schweizer Waldgesetz verbietet Rodungen. Die Hürden für Ausnahmebewilligungen sind hoch. Zwingende Voraussetzung dafür ist, dass ein Bauvorhaben auf den vorgesehenen Standort angewiesen ist. Bei der Waldstadt Bremer sei dies nicht der Fall, findet Lukas Bühlmann : « Bern hat noch Baulandreserven. » Er verweist dabei auf den Entwicklungsschwerpunkt Ausserholligen oder auf das – ebenfalls an das Länggassquartier grenzende – Viererfeld. Hier ist ein Überbauungsprojekt zwar im ersten Anlauf an der Urne gescheitert, aber es könnte in veränderter Form neu aufgelegt werden. « Solange es derart grosse unternutzte Flächen und Potenzial für bauliche Verdichtung gibt, besteht kein Grund im Wald zu bauen », sagt der Jurist und Raumplaner. Terrain der projektlichen « Waldstadt Bremen » in Bern. Hintergrund : Hochhaus des Lindenhofspitals. (Bild: Franca Petrazzetti )

Kein Präjudiz? Den Beteuerungen, mit einer Rodungsbewilligung für die Waldstadt würde keine juristische Vorentscheidung getroffen, misstraut Lukas Bühlmann. « Es gibt kein klareres Präjudiz als dieses Projekt. Mit welcher Begründung liessen sich danach in Zürich oder Genf, wo die Wohnungsnot gravierender und die Nutzungsreserven viel kleiner sind, Rodungen in stadtnahen Wäldern verbieten ? Ich befürchte hier einen Dammbruch, mit ähnlichen Folgen wie beim Bauen in der Landwirtschaftszone, wo die Ausnahme zur Regel geworden ist. » Wie auch immer hier entschieden wird – das Projekt zeigt, dass der Druck auf den Wald im dicht besiedelten Mittelland zunimmt. Der Flächenbedarf für Siedlungs- und Infrastrukturbauten wächst ungebrochen. Pro Sekunde werden hierzulande – gemäss der Arealstatistik des Bundesamtes für Statistik – 1,27 Quadratmeter Boden neu überbaut. Bisher konnte das Rodungsverbot verhindern, dass auch Wald zu Bauland wird. So erteilen die Behörden pro Jahr für bloss etwa 0,01 Prozent der Schweizer Waldfläche Rodungsbewilligungen. 2009 betraf dies insgesamt 128 Hektaren. Davon wurden 7,5 Hektaren für Hochbauten im öffentlichen Interesse gerodet. Manche gerodete Fläche wird später an Ort und Stelle wieder aufgeforstet, etwa wenn der Wald entfernt wurde, um Kies abzubauen. Ist die Rodung definitiv, sind gleich grosse Aufforstungen an einem anderen Ort in der Umgebung Pflicht oder in bestimmten Fällen auch Ersatzmassnahmen zugunsten des Natur- und Landschaftsschutzes. Schutz des Kulturlandes auf Kosten des Waldes ? Trotz des zunehmenden Drucks hat die Waldfläche in den letzten Jahrzehnten auch

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im Mittelland nicht abgenommen. Wie die drei Landesforstinventare zeigen, blieb sie zwischen 1983 und 2006 ungefähr kons­ tant. Im etwa gleichen Zeitraum – nämlich von 1979 / 85 bis 2004 /09 – sind in 16 Kan­ tonen, welche die halbe Schweiz abdecken, mehr als 37 000 Hektaren Landwirtschafts­ fläche überbaut worden. Weil dadurch auch Kulturland knapp wird, ist es verständlich, dass Landwirtschaftskreise darauf pochen, die Agrarflächen besser vor Überbauung zu schützen – ähnlich wie den Wald oder auch in Konkurrenz zu ihm. So steht die Forderung im Raum, das Rodungs­ verbot zu lockern. Für Lukas Bühlmann ist dies eine gefährliche Sache: « Zu viel steht hier auf dem Spiel. Der Wald hat in den Ag­ glomerationen eine enorme Bedeutung für die Wohnqualität. Dank den strengen Vor­ schriften zur Walderhaltung haben wir trotz einer massiven Siedlungsentwicklung immer noch eine abwechslungsreiche Landschaft mit schönen Naherholungsräumen. Gelo­ ckerte Rodungsvoraussetzungen würden in Gebieten, wo Bauland teuer ist und wo die Preise für Waldboden verlockend tief sind, einen weiteren Zersiedlungsschub auslösen. » Das Kulturland müsse mit raumplanerischen Instrumenten vor Überbauung bewahrt wer­ den, findet er. Die Landschaftsinitiative der Umweltorganisationen sowie die Teilrevision

Wichtige Elemente für die Biodiversität. (Bild: Franca Petrazzetti )

des Raumplanungsgesetzes als Gegenvor­ schlag dazu seien Schritte in diese Richtung. Flexibilisierung der Waldflächenpolitik Derzeit ist auch eine Revision des Wald­ gesetzes hängig. Sie strebt eine « Flexibili­ sierung der Waldflächenpolitik » an. Dabei

Waldwanderer. (Bild: Franca Petrazzetti )

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geht es aber nicht darum, Rodungen für den Siedlungsbau zu erleichtern. Anlass für den entsprechenden Vorstoss der zuständigen Ständeratskommission ( UREK-SR ) war vielmehr die anhaltende Ausbreitung des Waldes im Berggebiet. Als 1876 das erste Schweizer Waldgesetz geschaffen wurde, galt es, den geplünderten und dramatisch geschrumpften Bergwald wieder aufzubauen, um Überschwemmungen, Lawinen und andere Naturgewalten einzudämmen. Für das Berggebiet war eine Erweiterung der Waldfläche von existenzieller Bedeutung. Heute ist dem nicht mehr so. In den letzten 150 Jahren ist die hiesige Waldfläche um rund die Hälfte gewachsen ; die Ausbreitung erfolgte hauptsächlich im Berggebiet. Der Trend hält hier immer noch an. Zwischen 1995 und 2005 erweiterte der Wald in den Alpen sein Terrain um mehr als 9 Prozent. Die Zunahme der Waldfläche erfolgt auf Kosten von wenig produktiven, schlecht erschlossenen und steilen Wiesen und Weiden. Weil sich deren landwirtschaftliche Nutzung nicht mehr lohnt, werden sie aufgegeben. Drohender Verlust an Biodiversität Die Entwicklung sei nicht nur schlecht, meint Bruno Röösli, Leiter der Sektion Waldpolitik

Wald ist durchtrennt durch eine lärmige Autobahn. (Bild: Franca Petrazzetti )

und Walderhaltung beim BAFU : « Wo Wald neu aufkommt, verbessert sich der Schutz gegen Naturgefahren, neue Holzressourcen wachsen heran, und es wird CO2 gespeichert. » Anderseits leidet aber das sehr vertraute – und von den Touristen geschätzte – Landschaftsbild, wenn das Wechselspiel von Wald und offener Landschaft verloren geht. Zudem weisen die betroffenen Flächen oft eine hohe Vielfalt auf. Ihre Umwandlung in Wald ist mit Biodiversitätsverlusten verbunden. Dies gilt namentlich für Trockenwiesen und -weiden ( TWW ). Etwa 12 Prozent der TWWFlächen von nationaler Bedeutung liegen derzeit brach und drohen, von Sträuchern und Bäumen überwachsen zu werden.

Raumplaner Lukas Bühlmann : « Ist dieses Waldstück wirklich derart unbedeutend, dass es nur mit einer Überbauung aufgewertet werden kann ? » (Bild: Franca Petrazzetti )

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Statischer statt dynamischer Waldbegriff So wichtig es ist, den Wald im Mittelland vor Überbauung zu schützen, so sinnvoll kann es sein, seine weitere Ausbreitung im Berggebiet zu bremsen oder besser zu steuern. In diese Richtung zielt die Waldgesetzrevision, welche voraussichtlich im Sommer und Herbst 2011 vom Parlament behandelt wird. Das derzeit gültige Gesetz geht von dynamischen Waldgrenzen aus : Eine einwachsende Fläche wird zum Wald, sobald sie Waldfunktionen erfüllen kann – beziehungsweise den Kriterien bezüglich Ausdehnung und Alter des Baumbestandes genügt. Eine Rodung ist dann verboten. Künftig soll die Waldgrenze in Gebieten mit unerwünschter Waldzunahme statisch festgelegt werden können. Bei der Revision der Nutzungspläne würde der Wald von anderen Zonen abgegrenzt: Die benachbarte Wiese bliebe rechtlich eine Wiese, auch nachdem Waldbäume von ihr Besitz ergriffen hätten. Folgerichtig dürften sie entfernt werden, falls der Bewirtschafter die landwirtschaftliche Nutzung wieder aufnehmen will. Das Ziel, eine Ausbreitung der Wälder zu verhindern, werde man allein mit dieser Massnahme allerdings nicht erreichen können, räumt Bruno Röösli ein. Denn eine Revision des Waldgesetzes lässt die Ursachen unberührt. Eine kürzlich publizierte Studie im Auftrag des BAFU untersucht die Einflussfaktoren und Szenarien der künftigen Waldflächenentwicklung und gibt Empfehlungen zu deren Steuerung ab. Entscheidend sei die Landwirtschaftspolitik, heisst es im Bericht. Um das Einwachsen von Wald zu stoppen, brauche es Anreize, die betroffenen Flächen weiterhin zu mähen oder beweiden zu lassen. Dabei gelte

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es, Prioritäten zu setzen, denn die Mittel sind begrenzt. Das Geld ist vorrangig für Flächen einzusetzen, die aus Gründen des Natur- und Landschaftsschutzes offen bleiben sollen. Wo dies nicht sein muss, kann man die Natur getrost gewähren lassen.

Hansjakob Baumgartner Journalist Bäckereiweg 1, CH-3012 Bern hansjakob.baumgartner@bluewin.ch

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« Den Wald ihr sollet lassen stahn ! » Redaktion «Bündner Wald» im Gespräch mit Benedikt Loderer, Stadtwanderer Das Korsett, welches die Waldgesetzgebung für verschiedene Aspekte der Raumnutzung bietet, ist für Raumplaner, Architekten, Touristiker oder Landwirte eng – oft zu eng. Die Forstpraxis klammert sich explizit an Artikel, die seit Jahr und Tag unbestritten scheinen. Die Raumplanung der Schweiz steht vor noch nie da gewesenen Herausforderungen. Zweifelsohne werden dadurch auch Diskussionen um den Wald und dessen jetzigen Schutz nötig. Der Druck auf den Wald verstärkt sich nicht nur durch vermehrte Freizeitnutzungen, die sich auf gewisse Stunden reduzieren – nein, der Raum Wald wird als Siedlungsfläche diskutiert (siehe Bericht Waldstadt Bremer). Die «Bündner Wald»-Redaktion sprach mit Benedikt Loderer, Stadtwanderer und Querdenker. 1. Herr Loderer, Sie gelten als Querdenker in der Raumnutzung und dem grundsätzlichen Verhalten der Gesellschaft und der Politik im Umgang mit Konsum, Siedlungsverhalten oder Lebensstil. Mit rund einem Drittel Flächenanteil ist der Wald ein Landschaftselement, welches unweigerlich auch in Ihren Überlegungen Platz haben dürfte, ja müsste. Was ist Ihr erster persönlicher Gedanke, wenn Sie an den Wald denken ? Wald, das wurde mir als Stadtkind beigebracht, ist ein Heiligtum. Er schützt uns vor Lawinen, liefert Sauerstoff, ist gut für den Charakter, weil dort die Natur wohnt, eignet sich für Waldweihnachtsfeiern – zusammenfassend : Der Wald ist eine edlere Gegend. Ich kanns auch anders sagen : Der Wald ist für die Naturandacht da – oder wenigstens für die Freizeit. 58

Später wurde mir klargemacht: Der Wald ist für die Verteidigung da. Ich durfte den Waldkampf üben, das Fällen von Bäumen und aus den Stämmen den Bau von Panzersperren inklusive. Noch später lernte ich : Der Wald ist für die Subventionen da. Davon gibt es zwei Sorten, fand ich heraus : Für mehr Wald und für weniger. Das wurde mir klar, als ich vor vielleicht dreissig Jahren bei Vouvry im untersten Unterwallis landwanderte und durch den bewaldeten Hang weit über dem Tal ging. Ich fand eine lastwagenbreite Strasse, sanft ansteigend. Wo der Bach die Strasse kreuzt, war sie übermannshoch verschüttet, ein Kraxelpfad führte die Fussgänger über die Erdmassen. Man sahs deutlich : Der Bach hatte diesen Schuttkegel in mehrjähriger Arbeit aufgeschichtet, woraus ich schloss : Diese Strasse wurde seit Jahren nicht mehr benutzt. In der Beiz am Abend fragte ich, was los sei. « Eine Waldstrasse », antwortet man mir. « Wir sind doch nicht blöd. Vom Bund kriegen wir 90, vom Kanton fünf Prozent an die Kosten. Um unseren 5-Prozent-Anteil erhöhen wir den Kostenvoranschlag, so kriegen wir die Strasse geschenkt – und die Arbeit dazu.» So redete der Bauunternehmer, der auch Gemeindepräsident war. Einige Tage später sah ich auf einem Strässli einen einsamen Anhänger, auf dem eine laufende Pumpe fauchte. Die Schläuche, die er versorgte, führten meinen Blick nach oben in den Grashang, wo einer weit oben – wie mit dem Güllenrohr – die Wiese besprühte. In der Beiz am Abend fragte ich, was los sei. « Wir sind doch nicht blöd », antwortet man mir, « vom Bund kriegen wir für den Wald nichts, also vergiften wir den Aufwuchs. » Seither weiss ich : Es gibt ein sentimentales Verhältnis zum Wald und ein praktisches. Sie stimmen nirgends überein.


2. Wie beurteilen Sie den Land­ schaftswandel in der Schweiz? In­ wiefern ist er willkommen, in­ wiefern unerwünscht? Es gibt meiner Meinung nach zwei Hauptgründe für den Landschaftwandel : die Intensivierung und den Wohlstand. Die Intensivierung haben Klaus C. Ewald und Gregor Klaus exemplarisch beschrieben und ich muss hier nichts mehr anfügen1. Einzig frage ich mich, warum der Landschaftswandel durch Intensivierung der Nutzung niemandem auffällt ? Doch das gehört zur allgemeinen Landschaftssentimentalität. Bauernland ist grundsätzlich gutes, sich nie veränderndes Heimatland. Der Wohlstand aber ist die Kraft, die die Zersiedelung antreibt. Wir können sie uns leisten, also machen wir sie. Die Verdoppelung der Wohnfläche pro Nase und der Bevölkerungszuwachs um rund 40 Prozent seit 1950, das ergibt die Zersiedelung. Wir haben in der Schweiz in diesen sechzig Jahren mehr gebaut als alle Generationen seit den Römern zusammen. Dieses plötzliche Dickwerden macht uns Beschwerden – aber keine echten. Alle sind wir selbstverständlich gegen die Zersiedelung, aber für mein Hüsli oder Ferienhüsli muss es auch in zehn Jahren noch Platz haben. Willkommen an der Zersiedelung ist das bessere Leben, das sie erlaubt. Wir sind die Neureichen Europas und konnten uns die perfekteste Infrastruktur der Welt erlauben. Sie ermöglicht unsere einträgliche Arbeit und unsere ausschweifende Freizeit. Noch 1950 konnten die Schweizer davon nur träumen. Bezahlt haben wir das mit den unerwünschten Folgen. Wir stellen fest : Die Schweiz wird immer hässlicher. Doch denke ich, stört das kaum. Wenn wir zwischen hässlich und bequem wählen müssen, dann immer die Bequemlichkeit.

3. Inwiefern lässt sich der aus Ihrer Sicht unerwünschte Landschaftswandel mithilfe der Revision des Raumpla­ nungsgesetzes oder der kantonalen Baugesetze vermindern oder verhindern ? Überhaupt nicht. Machen wir uns nichts vor : Die Zersiedlung ist ein glänzendes Geschäft. An ihr verdient die Koalition der Zersiedler prächtig. Zuerst der Bauer, dessen Land vom Bauern- zum Bauland wird ; dann der Notar, der den Verkauf beglaubigt ; anschliessend der Kleinspekulant, der daraus Parzellen schneidert ; der Architekt, der es plant ; die Handwerker vom Maurer über die Gipser, Maler, Sanitärler bis zum Stofflieferant der Vorhänge. Es profitiert die Gemeinde von den Gebühren und später den Steuern der neuen Bewohner. Auch die machen Gewinn : Sie wohnen im eigenen Sparschwein, haben mehr Platz, und zahlen weniger Steuern. Dass sie dazu beitragen, die Infrastruktur aufzublähen, muss sie nicht kümmern, die zahlen andere. Das Raumplanungsgesetz und alle Bauvorschriften sind die Garanten dafür, dass dieses allgemeine Bereicherungsmanöver in rechtsstaatlichen Bahnen abläuft. Aber alle Gesetze und Vorschriften unterstützen und verteidigen die Koalition der Zersiedler. Dort, wo ein Konflikt zwischen Gesetz und Bauwunsch entsteht, hilft die schlampige Anwendung oder die Ausnahmebewilligung weiter. Der Rest sind die Krokodilstränen der Leute, die die Zerstörung der schönen Schweiz beweinen und naturnah in einem Hüsli wohnen. Weil es schon über dreissig Jahre alt ist, halten sie es für gerechtfertigt, und nur die neuen Nachbarn sind ein Beitrag zur Agglomeration. 4. Was wären Ihre konkreten Politiker­ empfehlungen? Bündner Wald 4/2011 59


Ich habe nur zwei : Mehrwertabschöpfung und Kostenwahrheit. Im Raumplanungsgesetz ist die Mehrwertabschöpfung vorgesehen ; sie ist aber den Kantonen überlassen. Dort hat die Koalition der Zersiedler bisher erfolgreich verhindert, dass so etwas überhaupt gedacht werden darf. Umgekehrt hat sie selbstverständlich durchgesetzt, dass Minderwerte entschädigt werden müssen. Das nennt man Föderalismus und Demokratie, was nichts anderes bedeutet als : Die Zersiedler haben die Mehrheit. Ende der Durchsage. Die Zersiedler zahlen weniger als sie konsumieren – das ist offensichtlich. Sie beanspruchen eine aufgeblähte Infrastruktur, weigern sich die externen Kosten des Verkehrs von sechs bis sieben Milliarden Franken pro Jahr zu bezahlen, lassen sich die Pendlerkosten von den Steuern abziehen ; kurz : Sie entziehen sich der Kostenwahrheit.2 Diese einzuführen wäre meine zweite Empfehlung. Die Koalition der Zersiedler wird das zu verhindern wissen. Ende der Durchsage. 5. Können die Änderungen am heute geltenden Waldrecht zur Verminderung des aus Ihrer Sicht unerwünschten Landschaftswandels beitragen ? Der Wald ist seit dem Eidgenössischen Waldgesetz die einzige stabile Grösse in der Landschaft. Ob und wie sehr er sich verändert hat, müssen die Berufswaldleute untersuchen. Doch so wie es in der Schweiz läuft, heisst Revision immer Zugeständnisse an eine ( notleidende ? ) Interessensgruppe, wie das beim Raumplanungsgesetz schon der Fall war. Darum bin ich skeptisch. Revision ist meist Verwässerung. 6. Haben Sie konkrete Änderungsvorschläge? Nein. 60

7. Verhindert der aktuell geltende Waldschutz ( Rodungsverbot ) allenfalls gar unerwünschte Entwicklungen ? Das Ziel der Zersiedler muss sein, in Zentrumsnähe aus Wald Bauland zu machen. Das findet allerdings keine Mehrheit. Der Wald ist ein Heiligtum, das sich die Agglomerationsbevölkerung – auf die es hier ankommt – nicht nehmen lässt. Damit ist die Antwort auf Ihre Frage klar : Ja, es hindert das Unerwünschte. Doch warum fragen Sie nicht nach dem Erwünschten ? Wir agieren hierzulande immer defensiv, verteidigen den Bestand, doch « wer alles defendiert, defendiert nichts », wusste Friedrich II. 8. Besteht aus Ihrer Sicht Handlungsbedarf zur Optimierung der Schnittstelle zwischen urbanem Raum und Waldareal – zum Beispiel « Waldumlegungen » respektive Rodungen – für die bessere Arrondierung von Bauland ? Zunächst ist einmal festzuhalten, dass Umlegungen längst gang und gäbe sind – allerdings nur für Autobahnen und Kehrichtverbrennungsanlagen wie im Berner Bremer. « Zur Arrondierung » tönt allerding doch etwas eigentümlich. Wer profitiert davon ? Es darf nicht sein, dass Waldabstände « korrigiert », oder private Grundstücke « ergänzt » werden. Der Wald ist keine generelle Baulandreserve. Anders herum : Für Baulandgewinnung grundsätzlich nein. Auslöser dieser Frage ist selbstverständlich das Projekt « Bremer » des Büros Bauart. Das Längassquartier in Bern soll um ein Stück Wald verlängert werden. Der Plan ist vernünftig. Es lohnt sich, ihn nicht von Anfang an unter den Tisch zu wischen. Ich denke, hier gelten dieselben Regeln wie für Autobahnen und Kehrichtverbrennungsanlagen. Da ist erstens die Standortgebundenheit, die hier mit Standortvorteil zu übersetzen ist. Rechtferti-


gen die Vorteile, die die Stadt Bern – also die Öffentlichkeit und keine Privaten – aus der Operation zieht, die Rodung des Waldes ? Wenn ja, gilt eine zweite, neue Regel : Der abgeholzte Wald ist woanders aufzuforsten, wie das bisher nötig war. Zusätzlich ist aber in der Agglomeration gleich viel Bauzone auszuzonen, wie im gerodeten Wald gewonnen wurde. Erst damit wäre das Ziel erreicht : Ein Stück Agglo weniger, ein Stück Stadt mehr. Diese Hürde schaffen nur grosse Projekte, die auch der öffentlichen Kontrolle unterstehen. Waldabknabbern ist damit nicht zu befürchten, Wald zügeln in Sonderfällen, wäre aber möglich. Insofern ist die « Dynamisierung » des Waldgesetzes zu prüfen. Dass dabei die städtebaulichen Qualitätsregeln einzuhalten sind, versteht sich von selbst. Allerdings misstraue ich hier den Bauherrschaften. 9. Sollen wir uns heute auf eine « Jura Foothill City » zwischen Genf und Zürich einstellen ? Die Klage über den ununterbrochenen Siedlungsbrei zwischen Boden- und Genfersee ist ein Journalistenklischee, das gerne von der Politik und vom Stammtisch wiederholt wird. Alle diese Leute haben nicht genau hingesehen. Richtig ist : Die Schweiz ist heute ein urbanisiertes Land – will sagen : Überall herrschen städtische Bedingungen. Die Agglomeration reicht so weit, wie das Auto fährt. Doch herrschen grosse Unterschiede in der Besiedlungsart und -dichte. Das hat die sorgfältige und tief bohrende Studie des ETH-Studios Basel vor fünf Jahren detailliert nachgewiesen.3 Die Differenzen sind zu stärken, und nicht der Einheitsbrei ist zu fördern. Das ist die Erkenntnis dieser Untersuchung. Das bedeutet, dass nicht überall gleich viel vom Gleichen entstehen sollte, sondern möglichst viel vom Verschiedenen. Das ist aber unschweizerisch, denn der Fö-

deralismus, der auf dem Futterneid gründet, verlangt überall für alle von allem. Die « Jura Foothill City » ist also keine Stadt, sondern eine Kette von Einzelgemeinden, von denen jede alles haben will : Villazone, Industriezone, Kernzone, Dorfschutzzone, Identitätszone, Steuersubstratszone. Den Wald lassen die Gemeinden so lange stehen, wie sie müssen. Später wird sich vielleicht noch eine bessere Möglichkeit ergeben. 10. Eine abschliessende Frage Herr Loderer : Können Sie Ihre eingangs gemachten Gedanken zum Wald mit den Zersiedlungsansprüchen verbinden ? Sie meinen, was hat das mit der Waldstrasse und dem Aufwuchsvergiften im Wallis zu tun ? Wie die Bauzonen ist der Wald am falschen Ort. In der Peripherie, statt im Zentrum. Wo das anders ist, wächst der Verwertungsdruck. Wahr ist : Wir haben zu viel Geld. Das ist es, was dem Wald und der Landschaft am meisten schadet. 1

Ewald, Klaus C. und Klaus, Gregor : Die ausgewechselte Landschaft. Vom Umgang der Schweiz mit ihrer wichtigsten natürlichen Ressource, Haupt, Bern 2009. 2 Zusammengefasst hat das Frey, René L. : Starke Zentren. Starke Alpen. Wie sich die Städte und ländlichen Räume der Schweiz entwickeln können. Verlag Neue Zürcher Zeitung, Zürich 2008. 3 ETH Studio Basel : Die Schweiz. Ein städtebauliches Profil. Birkhäuser, Basel 2006.

Sandro Krättli, Redaktor Bündner Wald Sagastägstr. 96, CH-7220 Schiers sandro.kraettli@afw.gr.ch

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OL und Wald Ein Geben und Nehmen In den letzten Jahren hat Orientierungslauf dank Weltklasseathletinnen und -athleten wie Simone Niggli, Daniel Hubmann oder Mathias Merz in der Schweiz an Popularität gewonnen. Mehrheitlich werden Orientierungsläufe im Wald ausgetragen und deshalb sind intakte Wälder für diese Sportart unerlässlich. Beim Orientierungslauf, kurz OL genannt, lernt man nicht nur sich mit Kompass und Karte zu orientieren, es wächst auch das Verständnis für die Natur und den Umgang mit ihr. Beim OL geht es darum, verschiedene Posten in der richtigen Reihenfolge und in möglichst kurzer Zeit anzulaufen. Die Posten sind im Wald verteilt und deren genauer Standort ist auf der OL-Karte eingezeichnet. Der Orientierungsläufer vollbringt somit sowohl eine physische als auch eine geistige Leistung. Es werden nicht die üblichen geografischen Karten verwendet, sondern spezielle OL-Karten bei denen Details, die für den OL unwichtig sind, wegfallen, dafür enthalten sie OL-spezifische Informationen, wie z. B. Standorte von Zäunen und Dickichten. OL-Karten werden normalerweise im Massstab 1:10 000 oder 1:15 000 aufgenommen. Vereinzelt finden zwar Wettkämpfe in urbanem Gelände statt, jedoch ist und bleibt der

Wald – dank seiner unschlagbaren Vielfältigkeit – der häufigste Austragungsort dieser Sportart. In Graubünden gibt es verglichen mit der Gesamtfläche des Kantons relativ wenige kartierte OL-Gebiete, der Sport ist aber auch nicht im ganzen Kanton gleichermassen verbreitet. In Chur und Umgebung sind die meisten OL-Begeisterten anzutreffen. So befinden sich im Umkreis von nur 20 km auch 11 der rund 30 kartierten Gebiete Graubündens. Insgesamt werden ca. 180 km ² für OL-Wettkämpfe und Trainings genutzt, davon sind rund 100 km ² Wald, der Rest hauptsächlich Wiesen und Weiden. Speziell ist, dass alle in Graubünden kartierten Gebiete für den Orientierungslauf ein Leckerbissen sind. Sei es nun der verwunschene Bot Fiena bei Trin, dessen Topografie von vielen Mulden und Senken geprägt ist, der God Surlej in Silvaplana, der mit seinen vielen Steinen genaues Kartenlesen verlangt oder auch der von vielen Gräben durchzogene Fürstenwald bei Chur, welcher in den letzten Jahren jedoch aufgrund der vielen grossen Holzschläge etwas an Attraktivität verloren hat. Eine besondere Herausforderung für den OL sind auch Laufgebiete, wo sich offene, übersichtliche Weiden mit Waldpartien abwechseln wie z. B in Brambrüesch oder auf dem Pass dal Fuorn.

Tigignas : Ziel der Schweizermeisterschaft im Sprint 2010 mit einem Teil des Laufgebiets. (Bild: Daniel Zuppiger )

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SpitzenläuferInnen genügt ein kurzer Blick auf die Karte um über die Route zum nächsten Posten zu entscheiden. (Bild: Marcel Ruppenthal )

In Graubünden werden aufgrund der anspruchsvollen und schönen Wälder regelmässig grössere internationale und nationale Wettkämpfe organisiert. Höhepunkt der letzten Jahre waren sicher die Weltmeisterschaften 2003 in Trin, als Simone Niggli die Goldmedaille im Mitteldistanzwettkampf gewann. Im Engadin fand 2009 der länderübergreifende ARGE-Alp-Wettkampf statt. Knapp 600 LäuferInnen aus Italien, Österreich, Deutschland und der Schweiz nahmen daran teil und bestritten auf der Karte S-chanf-Chapella einen Staffel- und am darauffolgenden Tag einen Einzelwettkampf im God Surlej. Letztes Jahr war der Got Grond im Oberhalbstein – ein wunderschöner, abwechslungsreicher alpiner Wald mit einigen offenen Sümpfen und feincoupierten Gebieten – Austragungsort der

Sprint- und Langdistanz-Schweizermeisterschaften. Mehr als 1600 TeilnehmerInnen liessen sich dieses Erlebnis nicht entgehen, starteten im kartentechnisch aber auch physisch anspruchsvollen Wald. Der nächste OL-Grossanlass in Graubünden wird die Swiss-O-Week, ein internationaler 6-TageOL, in der Umgebung von Flims sein. Eigens für diesen Anlass wurden neue Gebiete kartiert. Die meisten befinden sich jedoch über der Waldgrenze. Die Durchführung von Grossanlässen war nicht immer unproblematisch. Vor rund 25 Jahren war das Verhältnis zwischen den Behörden und den OL-Läufern nicht sehr gut. In den letzten Jahren konnten dank sehr vielen Gesprächen klare Spielregeln erarbeitet und so ein Vertrauensverhältnis aufgebaut werden. Damit können nun reBündner Wald 4/2011 63


Nachwuchsläuferinnen am Churer-OL 2011 im Fürstenwald. (Bild: Ruth Wolf )

gelmässig immer wieder grössere Anlässe organisiert werden. Der Einfluss des Orientierungslaufens auf den Wald ist unserer Meinung nach gering. Es ist uns bewusst, dass, nach einem Wettkampf mit mehr als tausend Teilnehmern, Trampelpfade im Gelände entstehen. Diese wachsen jedoch nach kurzer Zeit wieder zu und verschwinden so auf natürliche Weise. Empfindliche Gebiete wie z. B. Moore oder Jungwaldflächen werden im Voraus als Sperrgebiete ausgeschieden, was heisst, dass das Betreten verboten ist und ein allfälliges Missachten zur Disqualifikation führt. Spezielle Massnahmen – wie das Ausscheiden von temporären oder falls notwendig permanenten Sperrgebieten – werden für das Wild, insbesondere für das Auerwild getroffen. Während der 64

Hochjagd werden im ganzen Kanton keine OL-Wettkämpfe im Wald abseits der Wege durchgeführt. Es ist den OL-Läufern wichtig, sorgfältig mit den Wäldern umzugehen und Rücksicht auf Pflanzen und Tiere zu nehmen. Dies führt dazu, dass sich viele OL-Läufer sehr stark mit dem Wald beschäftigen. Dabei fällt dem OL-Läufer auch auf, wenn irgendwo Forstarbeit verrichtet wurde. Wenn nämlich Fallholz im Gelände herumliegt, erhöht sich der physische Aufwand, d.h., das Vorankommen wird beschwerlicher und dabei fällt natürlich auch mancher Fluch. Der Wald als Sportstadion ist für viele Läufer das Hauptargument für die Wahl der Sportart OL. So hört man oft, es sei doch viel schöner sich in immer neuem Gelände aufzuhalten, als in einer Turnhalle oder einem Stadion, die überall gleich öde aussehen. Ausserdem geht es bei jedem Wettkampf darum, sich in einem meist völlig unbekannten Wald nur mit Hilfe von Kompass und Karte zu orientieren. Es gilt : Wer schnell sein will, muss sich der unterschiedlichen Topografie und Belaufbarkeit eines jeden Waldes anpassen können. In Graubünden gibt es drei Vereine die OL durchführen: die OLG Chur, die OLG Davos und im Engadin den SC Corvatsch. Die OLG Chur, der grösste OL-Verein in Graubünden, trainiert während der Sommersaison zweimal wöchentlich in den Wäldern der näheren Umgebung. Bei Anlässen wie dem Churer OL-Schüali oder dem sCOOLCup lässt man ganze Schulklassen OL-Luft schnuppern, und auch der OL für alle, der viermal jährlich organisiert wird, ist ein Breitensportanlass. Der Wald wird von Neueinsteigern abseits von Wegen anfänglich vielleicht noch als eine « Gefahr » wahrgenommen ; doch schnell lernen sie, sich ohne Probleme in ihm zurechtzufinden und ihn


mit anderen Augen zu sehen. Deshalb wäre es auch sehr wünschenswert, wenn noch mehr kleine Wälder kartiert würden und so mehr Menschen und vor allem Jugendliche einmalige Erfahrungen in der Natur bzw. im Wald machen dürften. Wir hoffen, dass das gegenseitige Verständnis zwischen OL-Läufer und Förster erhalten bleibt und sich bei Problemen gemeinsame Lösungen zur Nutzung des Waldes finden lassen. Die Behauptung OL und Wald sei eine perfekte Symbiose liegt daher gar nicht so fern : Die OL-Läufer sind ihrerseits auf

den Wald als Trainings- und Wettkampfgebiet angewiesen, andererseits wird das Interesse für Wälder und die Natur im Allgemeinen geweckt – was sicher auch im Interesse des Försters und des Waldes ist.

Sabine Egli Orientierungsläuferin Meierweg 55, CH-7000 Chur www.olg-chur.ch, presse@olg-chur.ch

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Pfadi

Freiheit im Wald

Pfadi verbindet Wald und Kreativität. (Bild: Andreas Mathis )

Die Stimmung im Lärchenwald ist an Span­ nung kaum zu überbieten. Einige Jugendli­ che schleichen durch den Wald. Sie haben Hinweise erhalten, wo sich die nächsten In­ formationen zum Zielpunkt befinden. Bei ei­ nem Felsblock soll sie sein, die Kiste mit dem Code zum Entziffern der Koordinaten des Treffpunkts mit der Waldfee. Der restliche Teil der Gruppe sitzt bei einem kleinen Feu­ er und fertigt aus Waldmaterial einen Stab, welcher beim Zielort der Waldfee übergeben wird. Die erste Gruppe, welche es zur Wald­ fee schafft, wird ein wunderbares Dessert ge­ niessen dürfen ( die anderen natürlich auch ). Pfadi findet vor allem im Wald statt – dies ist nicht nur ein Klischee, es ist auch so. Der Wald bietet der Pfadi ein Aktionsfeld, wel­ ches mit viel Kreativität für vielfältige Aktivi­ täten genutzt werden kann, wie zum Beispiel im am Anfang beschriebenen Geländespiel. 66

Spannung und Emotionen – die Trends Mit dem modernen Begriff Outdoor ver­ knüpfen viele junge Menschen begeisternde Erlebnisse. Damit ist nicht nur der Spassfak­ tor angesprochen, sondern die Erfahrung, dem Leben etwas mehr Fülle und Farbe ge­ ben zu können, als es der meist überregu­ lierte Alltag erlaubt. Ein Trend scheint zu sein, sich Spannung und packende Emotionen über das Spiel­ angebot im Computer zu besorgen. Es gibt aber auch einen Trend, bewusst den natür­ lichen Raum als Herausforderung zu begrei­ fen. Das Überraschungspotenzial der Natur und des Menschen in der freien Wildbahn scheint letztlich doch grösser zu sein als das in der verkabelten Welt mit ihren einsamen Reisen auf den Datenautobahnen.


Klassische Pfadibehausung am Waldrand. (Bild: Andreas Mathis )

Die Grundlagen der Pfadi Die Pfadibewegung Schweiz bietet Kindern und Jugendlichen nicht nur ein attraktives Programm, sondern verfolgt im Rahmen ihrer Aktivitäten auch pädagogische Zielsetzungen: Durch vielfältige Erlebnisse sollen die heranwachsenden Jugendlichen befähigt werden sich ganzheitlich zu entfalten. Abseits der Schule und des Elternhauses erwerben sie Fähigkeiten, welche ihnen erlauben, sich aktiv in der Gesellschaft zu engagieren und ihre Zukunft verantwortungsbewusst zu gestalten. Mit ihrem Programm will die Pfadibewegung alle Kinder, Jugendlichen und jungen Erwachsenen unabhängig von Nationalität, Konfession oder sozialem Hintergrund ansprechen. Den individuellen und altersspezifischen Bedürfnissen der Teilnehmenden

wird durch unterschiedliche Altersgruppen und ein abwechslungsreiches Programm Rechnung getragen. Im Rahmen der vielfältigen Aktivitäten sollen alle Kinder und Jugendlichen ihre individuellen Fähigkeiten einbringen können und einen Platz in der Gemeinschaft finden. Vielleicht entdecken sie an sich bisher unerkannte Qualitäten und haben somit die Gelegenheit dem Menschen näher zu kommen, zu welchem sie heranwachsen möchten. Die Mitglieder der uneinheitlichen Gruppe sollen sich mit Toleranz und Respekt begegnen und zur Vielseitigkeit ermutigt werden. Nicht zuletzt deswegen ist für die Pfadibewegung ihr internationaler Charakter so wichtig. Durch gemeinsame Erlebnisse kommen sich die Jugendlichen näher, bauen auf Gemeinsamkeiten und diskutieren Differenzen. Dadurch entwickeln sie eine offene Geisteshaltung und hinterfragen sich selbst und andere kritisch. Durch das Recht zur Mitbestimmung sollen die Kinder und Jugendlichen dazu ermutigt werden, ihre Ansichten zu vertreten und sich zu engagieren. Mit zunehmendem Alter der Teilnehmenden werden Entscheidungen immer öfter nach demokratischen Spielregeln getroffen, so dass persönliche Anliegen eingebracht werden können. Die von der Gruppe vereinbarten Entscheidungen müssen dann aber auch eingehalten und respektiert werden. Sich zurücknehmen, miteinander diskutieren, einander zuhören, Kompromisse schliessen, gemeinsam etwas auf die Beine stellen : In solchen Situationen ist soziale Kompetenz und Teamfähigkeit gefragt. In den altersdurchmischten Einheiten lernen Kinder und Jugendliche, im Rahmen ihrer Möglichkeiten, auch Verantwortung für die gesamte Gruppe oder jüngere Mitglieder zu übernehmen. Schlussendlich soll das Engagement der heranwachsenden JuBündner Wald 4/2011 67


Ausbildung im Gelände – J + S-Kurs für Pfadileitende. (Bild: Simon Huber )

gendlichen jedoch nicht auf den verbands­ eigenen Mikrokosmos beschränkt bleiben : Sie sollen sich als aktive Mitglieder der Ge­ sellschaft für ihre Mitmenschen und ihre Umwelt einsetzen und sich für gesellschaft­ lich relevante Themen engagieren. Ein Wölfli wechselt in die Pfadistufe. (Bild: Sandro Krättli )

Unter ganzheitlicher Förderung versteht die Pfadibewegung die Förderung der fünf Be­ ziehungen, die ein Mensch pflegt. Für jede dieser Beziehungen hat die Pfadi ein Ziel formuliert, dem sich ihre Mitglieder annähern sollen. Die Beziehung zur Persönlichkeit: selbstbewusst und selbstkritisch sein Die Beziehung zum Körper: sich annehmen und sich ausdrücken Die Beziehung zum Mitmenschen: anderen frei begegnen und sie respektieren Die Beziehung zur Welt: kreativ sein und umweltbewusst handeln Die Beziehung zur Spiritualität: offen sein und nachdenken Die 7 Pfadimethoden Die Methoden sind Wege, um die von der Pfadibewegung gesteckten, erzieherischen Ziele zu erreichen. Die folgenden sieben Methoden sind alle gleich wichtig, die fol­ gende Reihenfolge ist keine Rangordnung. Die Pfadibewegung ist in vier Altersstu­ fen gegliedert, welche eine altersgerechte Förderung der Kinder, Jugendlichen und jungen Erwachsenen ermöglichen. Bei der Umsetzung der Methoden wird auf die Ei­ genheiten der jeweiligen Altersstufe Rück­ sicht genommen.

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Persönlichen Fortschritt fördern Gesetz und Versprechen Leben in der Gruppe Rituale und Traditionen Mitbestimmen und Verantwortung tragen Draussen leben Spielen

Pfadi im Wald Mit Interesse entdecken und erforschen die Kinder, Jugendlichen und jungen Erwachsenen im Wald Neues und Fremdes. Der Wald bietet Abwechslung zum Alltag, Möglichkeiten das einfache Leben auszuprobieren und Raum für vielfältige körperliche Bewegung. Durch die Nähe zur Natur wachsen das Verständnis und das Engagement für ihren Schutz und das nachhaltige Handeln. Besonders spürbar ist dies in den Lagern, welche grundsätzlich im oder in der Nähe

« Kein Klischee – es ist so am Lagerfeuer. » (Bild: Andreas Mathis )

eines Waldes stattfinden. Dieses Ausbrechen aus dem alltäglichen Komfort bietet viele Herausforderungen. Sie lernen sich mit einfachen Mitteln im Wald einzurichten. Waschgelegenheiten, Tische, Bänke und Feuerstellen bauen, Gestelle aus trockenem Waldholz herstellen, die Lagerküche errich-

Nach der Pfadi folgt die Pioschule für die 14 – 17-Jährige. (Bild: Sandro Krättli )

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Lagerküche – es wird in grossen Kesseln angerührt. (Bild: Sandro Krättli )

ten und mit viel Fantasie Einrichtungen für den Lageralltag erstellen. Die Pfadis lernen im Wald selbstständig zu handeln – dies ist wohl der grösste Unterschied zur traditionellen Umweltpädagogik, wo Walderlebnisse und -erfahrungen im Vordergrund stehen. Indem die Pfadis merken, wie wichtig die Natur für unser Zusammenleben ist, lernen sie Verantwortung für unsere Lebensgrundlagen zu übernehmen. Die Pfadis erleben den Wald zu allen Tagesund Nachtzeiten. Sie erwachen am Morgen im Wald, sie sammeln Holz, kochen und spielen im Wald. Von Anfang an lernen sie dies alles mit grossem Respekt zum Lebensraum Wald zu tun. Schwierigkeiten mit Zuversicht begegnen So lautet ein Abschnitt im Pfadigesetz. Nicht immer läuft alles so rund wie bisher 70

beschrieben. Die Natur hat manchmal ihre Launen. So bringen Naturereignisse manche Pfadis arg ins Rotieren, rücken sie aber auch nahe zusammen, wenn es darum geht solche Situationen zu überstehen. Aber auch Pfadis haben ihre Launen. Nicht immer läuft im Wald alles friedlich ab. Es gibt Meinungsverschiedenheiten, Streit und Ärger. Oft gibt es keine Möglichkeiten diesen Konflikten aus dem Weg zu gehen. Diese auszutragen ist wichtig für das Zusammenleben in der Gruppe. Die Pfadis lernen früh miteinander umzugehen und ein Ziel zu erreichen. Viele Aktionen gehen auch voll daneben. Eine super Spiel-Idee wird zum absoluten Jammer. Das Nachtessen verkocht, die Seile für die gross angekündigte Seilbrücke zu kurz. Anfänger halt – machen irgendwie alles, aber doch nichts richtig. Darin liegt wohl auch das Geheimnis der Pfadi. Immer wie-


der neue Herausforderungen, Freude, aber auch Enttäuschungen, wenn es nicht so läuft, wie man es sich vorgestellt hat. Und immer etwas dazulernen. Wie auch dann, wenn beim Holzen eine junge, krumme Buche umfällt und am Boden liegend doch noch grüne Blätter an den Ästen hat. Nach einigen Jahrzehnten in der Pfadi glaube ich zu wissen, dass die Pfadi dem Wald nicht geschadet hat. Sondern dass viele Menschen gelernt haben, den Wald besser zu verstehen und ihm mit Respekt zu begegnen.

Wahrscheinlich bin ich dank der Pfadi immer noch fast täglich im Wald. Nicht mehr herumschleichend als Pfadi – sondern als Förster.

Andreas Mathis v /o Mugg Revierförster in Nidwalden Hinterfell, CH-6387 Oberrickenbach

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Paintball im Wald sinnvoll, oder Störung im Erholungswald ? Wald als Erholungsraum Wir Förster sind stolz auf die Multifunktionalität des Waldes. Sie ist nach wie vor unbestritten und wird im Zweckartikel des Bundesgesetzes über den Wald aufgeführt. Immer wieder gibt es aber mit der Nutzung der Waldfunktionen Probleme, die ein Eingreifen der Forstbehörden nötig machen. Paintball im Wald ist ein solches Beispiel. Paintball ist ein Spiel, bei dem aufeinander geschossen wird. Die Geschosse bestehen aus Farbkugeln mit ca. 2 cm Durchmesser, die beim Aufprall zerplatzen und einen farbigen Fleck hinterlassen. Die Teilnehmer sind ausgerüstet mit Schutzhelmen mit Visier – den Frauen werden Brustpanzer empfohlen. Dies deutet darauf hin, dass das Spiel nicht ganz ungefährlich und der Aufprall der Kugeln recht heftig ist. Dies belegt auch eine Erfahrung, die wir in einem Wald im Kanton Glarus machten. Der konkrete Fall Ein Eventveranstalter stellte der Gemeinde Rüti im Kanton Glarus im Frühling 2007 ein Gesuch zur Ausübung des Paintball-Spiels in ihrem Wald. Dieser Wald befindet sich in unmittelbarer Nähe des Dorfes, ist nur sanft geneigt und wird von Spaziergängern, Joggern und anderen Erholungssuchenden häufig aufgesucht – ein typischer Erholungswald eben. In diesem Wald gibt es ausserdem noch eine Feuerstelle und einen Bike-Parcours. « Warum sollen sich hier nicht auch Paintballer vergnügen können ? », wird sich der zuständige Gemeinderat gefragt haben und sagte dem Eventveranstalter zu. Die Abteilung Wald – zuständige Forstbehörde des Kantons – erfuhr nachträglich von dieser Bewilligung und setzte sich unverzüglich mit dem Gemeinderat in Verbindung. Im gemeinsamen Gespräch einigte sich die Abteilung Wald mit dem Waldbe72

sitzer, die erteilte Bewilligung auf Zusehen hin aufrechtzuerhalten, jedoch zeitliche Einschränkungen aufzuerlegen. Demnach durfte erst ab Anfang Juli und höchstens bis Ende Oktober Paintball gespielt werden. Dies in erster Linie aus Rücksicht auf das Wild, denn der fragliche Wald liegt in einem eidgenössischen Jagdbanngebiet. Im November 2008 veranlassten wir eine Begehung mit dem Waldbesitzer und erschraken über die durch dieses Spiel angerichteten Schäden. Die Rinden der angeschossenen, ca. 50-jährigen Buchen waren verletzt, wie wenn sie von einem Steinschlag getroffen worden wären. Verbot sinnvoll bis notwendig – aus mehreren Gründen Angesichts dieser auffälligen Verletzungen war für alle Beteiligten klar, dass Paintball im Wald nicht toleriert bzw. bewilligt werden sollte. Die Farbrückstände an der Rinde sowie die hässlichen Verletzungen, die zu Folgeschäden führen könnten, sind Grund genug für ein Verbot. Angesichts dieser Schäden darf auch angenommen werden, dass das Spiel für Spaziergänger nicht ganz ungefährlich ist. Während eines solchen Paintball-Spiels kann das sonst übliche Betretungsrecht wohl kaum ausgeübt werden – für einen Erholungswald mehr als problematisch. Eine weitere kritische Frage könnte hinsichtlich des Sinns eines solchen « Kriegsspieles » gestellt werden – aber dieses Problemfeld überlassen wir gerne den Psychologen und Pädagogen. Die rechtliche Seite Im « Inforaum » der schweizerischen Vereinigung für Landesplanung, Heft Nr. 4, 2008, beschäftigt sich Rechtsanwalt Eloi Jeannerat mit der rechtlichen Seite von Freizeitaktivitäten im Wald und kommt dabei unter an-


dem Paintball-Spiel verbundene Nutzung abstellte und festhielt, dass diese Freizeitbeschäftigung den Wald intensiver beanspruche als andere Waldnutzungen. Mit zunehmendem Erfolg würde diese Freizeitaktivität bald auch Parkiermöglichkeiten und Toiletten erfordern, wodurch gerechtfertigt sei, dass regelmässig stattfindende PaintballSpiele im Wald einer Baubewilligungspflicht unterstellt werden müssten. Aufgrund der negativen Auswirkungen auf Wald und Waldfunktionen, wie sie in der Gemeinde Rüti deutlich zum Vorschein kamen, lässt sich das Paintball-Spielen auch ohne Inanspruchnahme von baurechtlichen Vorschriften schon allein aufgrund der Waldgesetzgebung verbieten. Nachteilige Nutzungen – und Paintball darf nach den gemachten Erfahrungen als eine solche betrachtet werden – sind gemäss Art. 16 des Bundesgesetzes über den Wald unzulässig. Forstdienst und Waldbesitzer haben es somit in der Hand, ihren Wald Paintball-frei zu halten. Sollte es Fälle geben, wo diese Freizeitaktivität unbedenklich ist, besteht immer noch die Möglichkeit der ausdrücklichen Bewilligung solcher Nutzung durch die kantonale Forstbehörde.

Durch Paintball geschädigte junge Buche ( ca. 25 cm Durchmesser ). ( Bild: Fritz Marti )

derem zu folgendem Schluss : « Zeigen solche Nutzungen erhebliche Auswirkungen auf Raumordnung und Umwelt, bedürfen sie auch ohne bauliche Massnahmen einer Bewilligung .» Er verweist dabei auf ein Urteil des Verwaltungsgerichts des Kantons Solothurn vom 6. November 2007, in welchem dieses seinen Entscheid auf die mit

Folgerungen für Waldbesitzer und Forstdienst Unserem Wald wird bisweilen gar viel zugemutet. Früher haben sich Erholungssuchende mit einem Wanderwegnetz begnügt und waren erfreut, wenn da und dort auch Ruhebänke, Orientierungstafeln, Feuerstellen und Picknickplätze angeboten wurden. Dann folgten die Vitaparcours und die Waldlehrpfade. Für die Orientierungsläufer wurden spezielle Karten hergestellt und das Waldareal entsprechend intensiver genutzt. Dann kam das Bedürfnis der Biker. Bike-Routen mussten bezeichnet und BikeBündner Wald 4/2011 73


Aufgeplatzte Rinde und Farbrückstände an den Bäumen – keine Augenweide im Erholungswald. ( Bild: Fritz Marti )

Parcours eingerichtet werden. DownhillStrecken wurden eröffnet. Hochseilparks sind ein neueres Angebot im intensiv genutzten Erholungswald , ebenso Paintball und Softball und ähnliche trendige Freizeitvergnügen Erwachsener. Und nun wird der Wald auch für die ganz Jungen entdeckt : Waldkindergärten und Waldsofas schiessen wie Pilze aus dem Boden. Das ist alles gut und in Ordnung. Der tägliche Stress der Leute fordert genügend Erholungsraum. Es ist ja positiv zu werten und volkswirtschaftlich sinnvoll, wenn der Wald für die Erholung genutzt wird und dafür nicht auch wieder teure Zentren gebaut werden, die wertvolles Land beanspruchen. Und dass schon kleinen Kindern ein sinnvoller Zugang zum Wald eröffnet wird, dürfte sich für Wald und Waldwirtschaft sicher positiv auswirken. Aber vergessen wir nicht die Bedürfnisse all jener, für die der Wald Lebensraum ist. Die Schaffung von Waldre-

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servaten, Wildruhegebieten und ähnlichen geschützten Zonen ist wohl auch als Reaktion auf die zunehmende Beanspruchung des Waldes durch menschliche Aktivitäten zu sehen. Aus dieser Optik müsste eigentlich klar sein, dass neue Belastungen in unseren Wäldern von den verantwortlichen Gesetzeshütern einer kritischen Betrachtung unterzogen werden sollten. So ist aufgrund meiner Erfahrungen Paintball für mich der Prototyp einer Waldnutzung geworden, die als nachteilige Nutzung im Erholungswald definitiv zu verbieten ist.

Fritz Marti Bau und Umwelt, Wald Kirchstrasse 2, CH-8750 Glarus fritz.marti @ gl.ch


« Gar lustig ist die Jägerei . . . » Von der experimentellen Archäologie zum Jagdparcours mit prähistorischen Speer schleudern und Bogen.

Einleitung / Geschichte Als Mitte der 80er Jahre des letzten Jahrhunderts eine Handvoll junger Ar chäologen in Deutschland ihrer akademischen Laufbahn und ihrem Wissenshunger etwas Handfes tes folgen lassen wollten, begannen sie prähistorische Jagdwaffen nachzubauen. Es genügte ihnen fortan nicht mehr , nur von den ausgegrabenen Bögen und Pfeilen zu lesen und darüber Hypothesen zu spin nen. Sie wollten der en Handhabung und Wirkung erfahren. So gingen sie daran, Fundgegenstände nachzubauen, den Um gang zu üben und die Geräte zu testen. Die Vorgaben aus der Steinzeit war en für alle klar. Es durften nur Naturmaterialien ver wendet werden, die schon in dieser Zeit zur Anwendung gekommen waren. Dies waren Produkte aus dem W ald wie Holz, Harze, Öle und Pflanzenfasern oder aus der Jagd wie Horn, Geweih, Knochen, T iersehnen, Haut und Federn. Aus diesen Komponenten stellten sie Bögen, Pfeile, Speere und Speerschleudern her. Dabei galt es herauszufinden, wie die verschiedenen Hölzer – z. B. im Bogenbau bei

Bogen und Pfeile – 100 % Handarbeit. (Bild: Sandro Krättli )

unterschiedlichen Zuggewichten – r eagieren, welche Leistungen diese erbringen und wie die Hölzer zu bearbeiten sind. Meist waren nur Fragmente einzelner W affen als Vorlage vorhanden. Diese galt es im V ersuch zu er gänzen und der en Anwendung herauszufinden. Eine besondere Herausforderung stellte die Speerschleuder dar . Von dieser Waffe, die als eine W eiterentwicklung des Speeres gedeutet wird, fand man nur die aus Geweih gefertigten Wurfhaken. Speere fehlen unter den Fundobjekten. So weiss man nicht, wie dick oder wie lange die Speere waren, die mit der Speerschleu der nach den Tieren geworfen wurden. Eine Antwort erhielt man erst nach jahr elangen Versuchen und im Informationsaustausch, als die T reffsicherheit auf verschiedenen

Antreten in drei Kategorien für Frauen, Männer und Kinder. (Bild: Sandro Krättli )

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Distanzen immer besser wur de. Ob sie wirklich so war en, weiss man bis heute nicht. Einzig ein Vergleich mit dem W issen der Völkerkunde bestätigt, dass man mit den Experimenten auf einem praktikablen Weg ist. Zu diesen Experimenten gehörte auch, dass die Bögen und andere Jagdgeräte mit steinzeitlichen Werkzeugen, Steinbeil, Silexklin gen, Schachtelhalm usw. hergestellt und bearbeitet wurden. So erhielt man gleich zeitig einen Einblick in die handwerkliche Geschicklichkeit und in die Anwendung der Werkzeuge. Mit dem Austausch und dem Kontakt unter den Archäologen aus Deutschland, Frankreich, Belgien und der Schweiz entwickelten sich bald gegenseitige Treffen, die zum Ziel hatten, die Waffen in ihrer Ausgereiftheit im Wettkampf untereinander zu testen. « Steinzeit » heute Zu den Ar chäologen kamen bald auch an dere interessierte Personen hinzu. Getrieben von der Faszination der Geschichte und den verschiedenen Epochen, befassten sie sich mit Nachbauten und experimentierten in verschiedenen Bereichen der Menschheits geschichte. Bald wurden die Zusammenkünfte der jungen Ar chäologen geöffnet und die Themen auf breiter Basis diskutiert.

Mit der Zeit wur den immer mehr eigentli che Turniere in vielen europäischen Ländern organisiert, an denen nicht mehr nur die experimentelle Archäologie im Vordergrund stand, sondern vielmehr die Anzahl Punkte, die man auf dem Par cours mit den primi tiven Waffen erreichte. Geblieben ist das Reglement. Es schr eibt vor, dass alle W affen, die zum T urnier zugelassen sind, aus schliesslich aus Naturmaterialien gefertigt sein müssen. So dürfen Bögen nicht aus verleimten Holzteilen bestehen. Pfeilschäfte dürfen ebenfalls nur aus r einen Naturprodukten gemacht wer den. Als Pfeilspitzen werden Feuerstein oder Geweih verwendet. Für die Befiederung der Pfeile werden Federn verschiedener Vögel, meist Truthahn-, aber auch Graugänse- oder Raubvogel federn genommen. Die Bogensehne muss aus Pflanzenfasern, Darm oder Haut gefertigt sein. Als Klebematerial kommen Harze oder Birkenteer zur Anwendung. Nicht alle Teilnehmer fertigen ihre Geräte selber. Vorbereitung und Abschluss eines zweitägigen Jagdturniers Aus eigener Erfahrung sind für die Or ganisation eines Turniers für prähistorische Jagdwaffen diverse Institutionen mit einzubeziehen. Gleichzeitig gilt es bei den Vorbereitungen einiges zu berücksichtigen,

Wichtig ist die richtige Technik – hier mit der Speerschleuder. (Bild: Sandro Krättli )

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das einen reibungslosen Ablauf des Turniers gewährleistet. Da wir uns stets auf öffentlichem Gebiet befinden, ist immer der Grundeigentümer um die Benützung der Parzelle für die Durchführung des Anlasses zu bitten. Es empfiehlt sich, vorgängig mit dem Re vierförster die Sachlage zu bespr echen und die Voraussetzung für den Par cours offen darzulegen. Je nach T eilnehmerzahl entstehen Trampelpfade oder es müssen für die Schusslinien einzelne Pflanzenteile entfernt werden. Sind auf dieser Stufe die Unklar heiten bereinigt, steht einer Bewilligung der Gemeinde meist nichts mehr im W eg. Für Anlässe im Wald ist auch der zuständige Regionalforstingenieur zu informieren. Er wird das Anliegen zusammen mit dem Revier förster prüfen. Für alle Anlässe ist nur eine Information an das Amt für Wald nötig. Für Anlässe mit über 300 Personen ist eine verbindliche Bewilligung der zuständigen Ge meinde nötig (Richtlinien für die Durchführung von organisierten Veranstaltungen im Wald, Art. 3 ). Da wir ohnehin gewillt sind, möglichst wenig im Wald zu verändern und bestrebt sind, keine unnötigen Schäden und Verschmutzungen zurückzulassen, konnten wir unsere Anlässe immer mit Bewilligung der Gemeinde und mit Zustimmung des Amts für Wald durchführen. Die Areale für Verpflegung und Unterkunft sind immer ausserhalb des W aldes und ber gen somit keine Konflikte mit dem Waldgebiet. Auch hier müssen Abklärungen wegen der Benützung mit den Grundeigentümern gemacht werden. Durch die Bewirtschaftung kann es zu zeitlichen Konflikten kommen, die durch Kompromisse oder eine Alternative gelöst werden müssen. Aufgrund der Geschichte und der Lebens weise unserer Vorfahren sind wir immer bestrebt, den gesamten Anlass in best möglichem Zusammenspiel mit der Natur

Begeisterte Jugendliche und Kinder auf dem Parcours. (Bild: Sandro Krättli )

durchzuführen und unser T urniergelände so zu verlassen, wie wir es übernommen haben. Dazu gehört selbstverständlich, dass wir möglichst wenig oder keine Spu ren hinterlassen. Das heisst : Alle Markie rungen werden entfernt, versehentlich zuHöchste Konzentration beim Bogenschiessen. (Bild: Sandro Krättli )

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rücksichtsvoll zu sein. Ein Hinweis auf die Veranstaltung im r egionalen Amtsblatt empfiehlt sich immer . Somit können sehr viele Gemeindeeinwohner infomiert werden und Konflikte mit der Erholung suchenden Bevölkerung werden vermieden.

An unseren Turnieren ist der Auerhahn noch jagdbar. (Bild: Sandro Krättli )

rückgelassene Abfälle wer den durch den Veranstalter eingesammelt; es bleiben kei ne Befestigungen der Scheiben ( Pfähle, Schnüre, Seile usw. ) und Scheibenteile im Wald zurück. W ährend der T urniere werden die Teilnehmer gebeten, auf die Vegetation Rücksicht zu nehmen. Dazu wer den auf dem beanspruchten Gelände T oiletten aufgestellt, um V erunreinigungen vorzubeugen. Dies alles bietet Gewähr , dass mit der Natur sor gfältig und verantwortungs voll umgegangen wird. Wenn Waffen im « Spiel » sind, muss auch auf die Sicherheit geachtet wer den. Auf dem ganzen Turniergelände sind die Schussbahnen abgesperrt. Hinweistafeln an den Zugängen ins Gelände weisen die Besucher auf die Aktivitäten der « prähistorischen Jäger » hin und ersuchen sie, vorsichtig und

Die Jagd Durch die vielen Struktur en, die ein W ald bietet, erhöht dies die Attraktivität für die Schützen und ermöglicht ein abwechslungsreiches Turnier. Ein Parcours setzt sich meist aus zehn Scheiben zusammen, die sich in unterschiedlicher Reihenfolge aneinander reihen. Keine Scheibe ist gleich gr oss wie die andere. Die Scheibengr össe gibt auch die Schussdistanz vor. So sind kleine Ziele näher beim Schützen als gr osse Ziele. Die Scheibenbilder sind von urzeitlichen T ieren übernommen. So finden sich Luchs, Wolf, Bär, Rentier, Wildschwein, Wildschaf, Hase, Schneehuhn, Auerhahn und Reh auf den Scheiben. Wenn es die örtlichen Gegeben heiten erlauben, wird darauf geachtet, dass die jeweiligen T iere in ihr em Lebensraum aufgestellt werden. So steht zum Beispiel das Rentier meist auf einem Feld, das es auf 28 m zu treffen gilt. Gewertet wird mit Ringtreffern von eins bis fünf. Im ganzen Wettkampf werden drei Runden geschos sen. Es wär en also maximal 150 Punkte möglich. Schlussfolgerung Diese Freizeitaktivitäten im W ald sind sehr familienfreundlich und lassen sich sehr gut mit der ganzen Familie zusammen ausüben. Dabei lassen sich verschiedene Fähig keiten miteinander verbinden. Bogenschiessen in freier Natur mit vielen gleichgesinnten Freunden ist erholend und gesund für Körper und Geist. Viele Rohmaterialien lassen sich aus der eigenen Jagdbeute oder im T ausch er-

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stehen. Die Jagdgeräte können selber gefertigt und das handwerkliche Geschick kann auf die Pr obe gestellt wer den. Gleichzeitig kann der Jagdtrieb ausgelebt und ausgiebig die Kameradschaft gepflegt werden. Der sorgfältige Umgang mit der uns anver trauten Natur und den mit einbezogenen Personen ist selbstverständlich. Es geht uns im 21. Jahrhundert um die gleichen Über lebensstrategien wie vor 5200 Jahren ; auch wir möchten wieder an das Jagdlager zu rückkehren können, ohne Feinde anzutr effen. Das W ild sollte noch in genügender

Anzahl vorhanden sein, und der Lagerplatz soll so verlassen wer den, dass man gerne wieder zurückkehren und gerne gesehen ist. Also nachhaltig in allen Ber eichen, ökonomisch, ökologisch und sozial.

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Magie – zurück zur Natur In einer W elt der konstanten W andlung und Veränderung und einer Zunahme der Komplexität der Herausfor derungen im alltäglichen Leben suchen viele Menschen Sicherheit und Halt im Bewährten und Alt bekannten. Eine nostalgische Erinnerung vermeint im V ergangenen die Sicherhei ten wiederzuentdecken, die in der aktuel len globalisierten W elt scheinbar verloren gegangen sind. Da scheint die Natur sich besonders zu eignen. Die Natur zeigt das Umfeld auf, in dem wir Menschen uns be wegen. Und wo die Natur verlor en geht, überbaut wird oder ihr e Artenvielfalt ver liert, geht auch ein Stück Heimat des Menschen verloren. Schön ist es doch, sich in der Natur zu entspannen, die Vielfalt des Lebens wahrzunehmen und über die Zu sammenhänge von Werden und Vergehen zu staunen. Geheimnis der Natur In vielen Erfahrungen entdecken Men schen gerade in der Natur das Geheimnis des Lebens. Sie können staunen über die Schönheiten der Natur , der T ier- und der Pflanzenwelt. Und sie entdecken, dass vie le natürliche Vorgänge sich der Erkenntnis entziehen. Es bleibt ein Geheimnis, weshalb hier etwas gedeiht, das anderswo vom Aussterben bedroht ist. Es ist nicht sofort der Vernunft und ihren Überlegungen zugänglich, wie das labile Gleichgewicht eines Le bensraumes der Natur, beispielsweise einem Wald, zustande kommt und erhalten wer den kann. Vielleicht gerade deshalb erklä ren viele Menschen, gerade hier in der Na tur « Gott » zu begegnen. Da wird die Welt als Schöpfung erkannt und wahr genommen. Das Staunen des Menschen über die Gesetzmässigkeiten und die W idersprüche darin erhält gewissermassen eine religiöse Dimension.

Megalith in der Oldendorfer Totenstadt bei Lüneburg. (Bild: Martin Scheidegger )

Magie und Natur Das Geheimnis der Natur wird entsprechend auch oft als mythisch und magisch verstanden. Spezielle Orte wer den als Orte der Kraft erkannt. Bei einem Besuch hier kön nen Energien gespürt und neue Kraft gefunden werden. Nicht von ungefähr haben die Menschen schon früh eine spezielle Bezie hung zu entsprechenden Orten in der Natur gesucht und gefunden. Dabei wur de schon immer die Überzeugung deutlich gemacht, dass eine magische Wirkung von der Natur ausgehe. Magie besagt dabei einfach, dass die Wirkung, die der Mensch erlebt, nicht von ihm selbst ausgeht oder gemacht wir d, sondern dass dabei eine ander e Dimension als Ursache anzusehen sei. V erständlicherweise wurde dann schon bald in der christ -

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Keltischer Jahreskreis. (Bild: blogspot.com )

lichen Geschichte die Magie der Natur als göttliche Magie von der destruktiven teuf lischen Magie unterschieden und mit den Begriffen weisse Magie und schwarze Ma gie ins religiöse Weltbild aufgenommen. So gesehen hat der Mensch, der sich heute zu seiner Erholung und seinem spirituellen Er leben in die Natur und in den W ald begibt, Anteil an der weissmagischen W irklichkeit Gottes und seiner Einwirkung auf unser e Welt. Der Mensch möchte sich das Unverfügbare verfügbar machen Es ist aus der menschlichen Sicht heraus durchaus verstehbar, dass das Unverfügba re, das Magische, immer gewissermassen als Herausforderung und mögliche Bedr ohung auf den Menschen wirkt. Er spürt, dass da etwas auf ihn einwirkt, das er nicht kontrol-

lieren kann. Er wir d also viel daran setzen, die Kontrolle über diese unkontrollierbaren Wirkungsweisen zu erlangen. In den frühen ar chaischen Gesellschaften war nicht nur das Denken magisch geprägt, sondern die Gemeinschaft wurde durch den Einklang mit dem Magischen in einer vitalen Balance und Harmonie gehalten. Die V ertreter der Gemeinschaft, welche sich mit der Rückbindung ( « religio ») an die göttliche Welt befassten, Schamanen und Priester , waren diejenigen, welche die V erbindung mit den entsprechenden göttlichen Dimensionen herzustellen hatten. Der Schamane beispielsweise wirkte in der Gemeinschaft als der Kanal, in dem sich die Gottheit dem menschlichen Verband mitteilen und seine Anwesenheit in der T rance des Vermittlers kundtun konnte. Der Priester seinerseits hatte die Funktion, die W ertschätzung und Verehrung der Menschen mit Opfern und Gaben zu dokumentier en und so die menschliche Antwort auf das göttliche An gesprochensein zu geben. Magie in der aufgeklärten Welt Die gesellschaftliche Entwicklung hat die magischen Vorstellungen als überholt dar gestellt und der V ernunft die Funktion der menschlichen Erkenntnis über geben. Dies hat zu Religionskritik und einer mensch lichen Verantwortlichkeit geführt, welche oftmals die Menschen überfor dert und ih nen den r eligiösen Halt weggenommen hat. Vor diesem Hintergrund ist es deshalb durchaus verständlich, wenn die Magie ge wissermassen durch die Hintertür wieder in die nun so aufgeklärte W elt eindringt. Diesem Phänomen begegnen wir heute – gerade wenn wir in die Natur hinausge hen – auf vielfältige Art und W eise. Plötzlich wird da am Ufer eines Sees ein kleines gebasteltes Floss entdeckt, bestückt mit Bündner Wald 4/2011 81

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Weisse und schwarze Magie Wie bereits erwähnt, kennt das magische Weltbild für die Spannung zwischen der als gut erlebten Welt und der bösen Dimension die Unterscheidung in W eiss und Schwarz. Entsprechend sind auch magische Rituale aufgeteilt in T raditionen, welche die gute Seite und Entwicklung suchen und för dern sowie Rituale, welche das Dunkle und Un erklärbare fördern und ihm zu dienen trach ten, da das Gute meist als das schwächer e Element gesehen wir d und man gerne die eigene Ohnmacht mittels der dunklen Kraft in eine Allmächtigkeit wandeln möchte.

zeugen von solchen Praktiken, die vorzugs weise auf abgeschiedenen W aldlichtungen oder bei sogenannten Kraftorten stattfinden. Da kann man dann wohl einmal Zeugnisse dieser Festgemeinschaft vorfinden. Aber auch die W elt der Männer kennt ihr e alten kultischen Traditionen. Ob es nun die Kelten sind, welche idealisiert wer den oder andere alte religiöse Kulte und T raditionen. Sie haben alle einen ähnlichen Bruderbund sowie Kraft- und Kampfspiele vergegenwärtigt und versinnbildlicht. Solche Bewegungen gibt es auch in allen Schattierungen. Neben der Keltenbewegung sind insbesonder e das Neuheidentum und das Thule-Seminar als Bewegung der neugermanischen Vorstellungen bekannt gewor den, die teilweise auch rechtsextreme Züge aufweisen. W eltweit werden Mysterienkulte, alte V orstellungen von Geheimbünden und -or den mittels Ri tualen in der heutigen Zeit zelebriert. Ganz zu schweigen von den klassischen okkulten Traditionen der Hexen im W icca-Kult und der Satanisten in den verschiedenen Erscheinungen von O. T. O. ( Ordo Templi Orientis ), Satanskirche und den hermetischen T raditionen, welche ihr e Vorstellungen aus den alten Mysterien schöpfen.

Zurück zur Natur – zurück zu den Kulten In den letzten Jahren hat die Bewegung deutlich zugenommen, in der Weisheit der Vergangenheit und dem Geheimnis ihr er Kulte neue Anreize für das eigene Leben und die Religiosität zu suchen. Angefangen bei der idealisierten Überhöhung des Matriar chats wird in der Zelebration der Urmütter das Heil der Welt gesehen und die vermeintlich heile Welt im heutigen Umfeld rituell zu erlangen versucht. Zu dieser Bewegung gehör en die Frauenrituale, welche zu den Jahr eszeitenwechseln und zu Johannis gefeiert wer den. Barfüssiger Tanz und Sprung übers Feuer

Symbole und rituelle Überbleibsel – Begegnung in der Natur Wenn Menschen heute also im W ald oder anderswo in der Natur Zeugnisse von Ritu alen finden oder zu finden glauben, dann ist eine Übersicht sehr schwierig. Viele der Symbole sind schwierig zu deuten. W er kennt schon die Runen ? Ist das Penta gramm nun als Schutzsymbol oder für ein satanistisches Ritual verwendet wor den ? Diese Antwort kann nur die entspr echende Ausrichtung nach oben /unten des Symbols aufzeigen. Zeigt eine Spitze nach oben, dann ist es Schutzsymbol ; zeigt diese Spit -

Kindersachen. Ist dies Zeugnis eines Verbrechens oder vielmehr ein Überbleibsel eines Abschiedsrituals für ein früh verstorbenes Kind ? Oder im Wald entdeckt man einen Kreis mit Symbolen und Zeichen. Haben hier Verschwörungszeremonien stattgefunden ? Und unter Umständen trif ft man auf Überreste von Tieren, ein Pentagramm oder andere unverständlichen Elemente. Haben hier die Hexen W alpurgisnacht gefeiert, wurde bei einem satanistischen Opferritual ein Opfer dar gebracht oder war en andere okkulte Gestalten am Werk ?

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1 : Pentagramm als Schutzzeichen. 2 : Pentagramm als satanistisches

1 ze nach unten, dann ist es die satanistische Version. Nur, wie finden wir heraus, was oben und unten ist ? Noch viel komplexer wird es, wenn wir bedenken, dass solche Rituale heute auch von vielen Einzelpersonen vollzogen wer den – also keine Gruppierung oder weltanschau licher Geheimbund dahinter stehen muss. Eine Person möchte ein persönliches Erleb nis an einem Ort der Kraft für sich verarbeiten, möchte dur ch eine Symbolhandlung und ein Ritual zum Beispiel von einem früh verstorbenen Kind Abschied nehmen. Wenn also Förster im Wald solche Zeugnisse und Überbleibsel finden, ist die praktische Einordnung oft schwierig, wenn nicht gar unmöglich. Aber ein T rend unserer Gesellschaft in unser er Zeit wir d deutlich:

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Symbol. (Quelle: Archiv Sektenberatung )

Der aufgeklärte Mensch ist keineswegs areligiös. Auch wenn die Religiosität sich nicht mehr spezifisch christlich einordnen lässt, das Leben findet im religiösen Umfeld statt. Religion als die Rückkopplung in die Gemeinschaft und ans Transzendente ist so lebendig wie eh und je. Wir Menschen sind « unheilbar religiös » – auch wenn wir doch gerne aufgeklärte Menschen wären. Luzern, 18. Mai 2011

Pfr. Martin Scheidegger Ökumenische Beratungsstelle Hausmattstr., CH-4900 Langenthal www.sektenberatung.ch

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« Mit meinen Kindern umarme ich oft Bäume » Im Interview für den «Bünder Wald» erzählt der Kinderliedermacher Linard Bardill über seine Beziehung zum Wald. Er lässt uns erfahren, wie er sich schon als kleiner Junge im Wald erholt hat. Inmitten der Bäume spürte er eine Kraft, die bis heute auf ihn einwirkt. Das folgende Gespräch erweckt den Eindruck, dass der in Scharans lebende Barde eine Liebesbeziehung zum Wald aufgebaut hat. Aber wie in jeder Beziehung gibt es kritische Aspekte. So kann sich Linard Bardill nicht mit der heutigen «Waldpolitik» identifizieren, die in letzter Zeit ja viele Kahlschläge verordnet hat. Er vertritt gewiss eine Meinung, die polarisieren kann. Mit Linard Bardill sprach Genesio Pangaro Herr Bardill, vielen Dank, dass Sie sich Zeit für den « Bündner Wald » genommen haben. Für meine erste Frage möchte ich mit Ihnen das Zeitrad zurückdrehen und von Ihnen wissen, ob sich der « kleine » Linard Bardill schon in seinen jüngsten Jahren oft im Wald aufhielt ? Ja, oft ! Der Wald war für mich schon als kleines Kind ein Ort der Freiheit – wenn ich alleine war oder mit anderen Kindern. Wenn Erwachsene dabei waren, beobachtete ich, dass – mein Vater zum Beispiel – anders war als sonst. Wie anders ? Gelöster. Weniger vom Alltag gepackt. Worauf führen Sie diese plötzliche « Verwandlung » zurück ? Ich finde, dass wir Menschen auf der Welt Fremdlinge sind. Irgendwie aufgepfropft auf den Baum der Natur. Durch die Entwicklung unseres Verstandes sind wir aus der instinktiven Einheit mit der Natur herausgefallen. Wir empfinden uns als getrennt. Wir ziehen 84

es vor in der Künstlichkeit, in Häusern und Städten zu leben. Im Wald kommen wir in ein Umfeld, das dem Leben, dem nicht durch den Verstand veränderten Dasein, näher kommt. Diesen Zustand empfinden wir als kindlich, paradiesisch. Dieses verlorene Paradies suchen wir Menschen bewusst oder unbewusst. Die Postkarten aus den Ferien sind der beste Beweis dafür. Strand, Himmel, Meer, Palmen . . . Der Wald war schon immer ein Ort, wo der Mensch mit seinen elementaren Voraussetzungen in Berührung kam. Daher gingen die Eremiten in unseren Breitengraden auch nicht in die Wüste um Gott zu suchen, sondern in die Wälder. Was haben Sie am liebsten inmitten der Natur gemacht ? Gespielt, geklettert, Welten erfunden und in Welten eingetaucht. Das Wurzelwerk einer Tanne kann ein ganzes Dorf, ein Bauernhof, eine Unterwelt bedeuten. Haben Sie schon als Kind ein Lied oder ein Gedicht über den Wald und seine Ausstrahlungskraft geschrieben ? In mir kam der Wunsch, ein Dichter zu werden, sehr früh auf. Mit sechs Jahren habe ich mein erstes Gedicht geschrieben. Nicht über den Wald, sondern über die Sterne. Dann gab es eine lange Pause. Wie sieht heute Ihre Beziehung zum Wald aus ? Ich glaube, wenn man über den Wald spricht, muss man zuerst über die Bäume reden. Zu ihnen habe ich eine Beziehung. Das ist wie mit den Menschen. Die Menschheit « in corpore » zu lieben oder eine Beziehung zu haben, ist schwierig. Mit einzelnen Menschen geht das schon eher. Über die Beziehung zu einem einzelnen Baum kommt dann der Bezug zum Wald.


Können Sie mir erklären, wie diese Beziehung im Detail entsteht? Ich liege in der Hängematte zwischen zwei wilden Palöglibäumen, schliesse die Augen und spüre den Ort, die Kraft, höre auf die Resonanz in mir. Ich spreche mit den Bäumen. Lasse die Bilder, die entstehen, in mir aufkommen. Oder ich gehe auf einem Spaziergang auf einen Baum zu und fasse ihn an. Mit meinen Kindern umarme ich oft Bäume. Begrüsse unsere Dorflinde jedes Mal, wenn ich unseren kleinen Buddha in den Kindergarten bringe. Gehen Sie in Scharans oft mit Ihrer Familie in den Wald ? Ja, jede Woche meist mehrere Male ; mit den Kindern, mit unseren beiden Eseln ; oder auch alleine. Findet der Wald einen Platz in Ihren Liedern ? Ja, aber auch hier kam der Baum als Einzelnes zuerst. Der Baum vor dem Haus, der ein Freund ist, der die Kinder ruft, der den Jahreskreis sichtbar macht. Dann aber auch der Baum, der seine Erfahrungen weitergibt. Zum Beispiel in dem Lied über die einzelne Arve, die sagt, dass nach jedem Winter der Frühling wiederkommt. Dann aber auch der Wald als Metapher in Tamangur : Diesem Urwald in S-charl, der zum mythischen Bild für das Romanische geworden ist. Welchen Mythos sprechen Sie hier an ? Peider Lansel ( *15. August 1863 in Pisa ; † 9. Dezember 1943 in Genf, hat sich als Dichter, Essayist und politischer Propagandist quasi während seines ganzen Lebens für die Erhaltung und Anerkennung des Rätoromanischen engagiert ) verglich den Wald mit der rätoromanischen Sprache und beklagte beider Untergänge. Heute sind die

Romanen fast ausgestorben, dem Wald hingegen geht es gut. Ist der Wald eine wichtige Inspirationsquelle für Linard Bardill ? Noch einmal : Der Baum ist der erste Bezugspunkt. Ich kann mir vorstellen mit einer Birke zu reden oder auch mit einer Föhre. Den Wald kann ich atmosphärisch erleben. Manchmal auch als ein grosses Wesen, dass einen gemeinsamen Atem hat. Es ist vielleicht wie mit einer Stadt. Wenn man sich einmal in Istanbul verliebt hat, dann kann man auch eine Beziehung zur Stadt aufbauen. Sind Sie in den Wald verliebt ? Ich würde meine Beziehung zur Natur als Liebesbeziehung ansehen. Wie Segantini, der sagt, er stehe vor den Bergen wie ein Verliebter, der zum ersten Mal vor seiner Angebeteten steht. Segantini hat übrigens Bündner Wald 4/2011 85


Sie umarmen gelegentlich Bäume. Warum ? Was fühlen Sie dabei ? Das Umarmen ist eine Hilfe, dem Baum näherzukommen. Zuerst frage ich aber immer, ob der Baum es mag. Wenn ja, dann lasse ich mich auf den Baum ein. Jeder Baum ist anders. Jede Art ist anders. Birken zum Beispiel haben oft eine sehr fürsorgliche Seite. Eine Birke kann einem Hinweise geben, wo man körperlich aufpassen sollte. Sie ist wie der Arzt unter den Bäumen. Eine Föhre ist rau und rabauzig. Man muss schon etwas vorsichtig sein, wenn man sich ihr nähert – sonst kann sie auch böse werden. Eine Lärche ist erotisch und mag flattiert werden.

auch so gemalt. Er wollte, dass alle Betrachter seiner Bilder in diese Liebesbeziehung zur Natur fallen. Das hat nichts mit dummem Romantizismus zu tun. Das hat mit der Wahrnehmung anderer Realitäten, mit dem Öffnen der eigenen Eindrucksfähigkeiten und mit Durchbrechen von erlernten Mustern zu tun. Dann kann man behaupten, dass Sie eine spirituelle Beziehung zum Wald haben ? Was heisst spirituell ? Für mich ist der Baum mehr als ein Stück aufrecht wachsendes Holz. Der Baum hat ein Wesen. Es ist lebendig. Hat die Möglichkeit sich mitzuteilen, hat Energien, die ich spüren kann. Er ist speziell in seiner Art. Eine Lärche ist ganz anders als eine Eiche. Ein Baum der alleine steht, ist anders als einer, der in einer Gemeinschaft lebt. Dieses Wahrnehmen kann man als spirituell bezeichnen. 86

Sehr interessant. So interessant, dass ich mehr darüber wissen möchte, wie ein Baum böse werden kann oder wie ein anderer erotisch auf mich wirken kann . . . Ich kann nur Mut machen, es selbst zu versuchen ; nur darüber zu reden wirkt akademisch, psychologisch oder esoterisch. Für mich hat meine Beziehung zum Wald nichts mit Esoterik zu tun. Ich bin ein Realist. Oder besser gesagt, ein Mensch der Wirklichkeiten liebt. Und Bäume wirken auf mich. Die Föhre eben raubeinig. Sie ist eine Pionierpflanze und steht von ihrer Geschichte her den Menschen nicht so nahe. Ich kenne eine Zeder, die neben einem Haus steht und darunter leidet, dass sie alleine ist. Dann kommen diese frechen Förster und hauen den Baum um. Sind Sie kein Freund dieser Waldarbeiter ? Die Vorstellung, dass unsere Wälder alles Urwälder wären, ist naiv. Es ist mir klar, dass wir die Bäume brauchen und darauf angewiesen sind, den Wald zu nutzen. Als Naherholungsgebiet, als Bann- und Schutzwald, als Holzlieferant. Da muss die Forst-


wirtschaft auch Bäume fällen. Die Frage ist, wie sie das tut. Ist da Respekt ? Kennen die Förster und die Holzarbeiter ihre « Opfer », ihre Partner, die Bäume ? Haben sie eine Beziehung ? Sehen sie ihre Arbeit als Pflege oder als Ausplünderung. Wer bestimmt, wie gerodet wird ? Ist es der Profit irgendeiner Firma, die nach Schnittmaterial giert ? Oder gibt der Wald den Takt vor ? Ausbeutung gegen Pflege : das gibt es nicht nur im Amazonas ! Sie werfen hier viele Fragen auf. Haben Sie auch Antworten auf Ihre Fragen ? Es kommen immer die Argumente des Sachzwanges. Ich lehne diese ab. Alles ist möglich, wenn wir es nur wollen : der Ausstieg aus der Atomenergie, der Respekt gegenüber Tieren in unseren Essgewohnheiten, die Erhaltung der Lernneugier unserer Kinder in der Schule und die Pflege des Waldes aus der Liebe und der Beziehung zum Wald. Das hört sich ziemlich kritisch an. Könnten Sie es sich trotzdem vorstellen, mit den Forstdiensten und den entsprechenden Ämtern gemeinsam Öffentlichkeitsarbeit für den Wald zu betreiben ? Momentan sind die sogenannten partiellen Kahlschläge die neue Doktrin. Ich finde das eine Katastrophe ! Die pro forma stehen gelassenen drei Bäume in einem grossen, gerodeten Gebiet sehen aus wie Waisen in einer zerstörten Landschaft. Es sieht aus, als ob Krieg herrsche. Die ETH Zürich betreibt keine wirkliche Försterausbildung mehr. Da werden einfach Landschaftstechniker ausgebildet. Von sorgfältiger Pflege, wo die zu fällenden Bäume ausgelesen und einzeln herausgeholt werden, weil ihre Zeit gekommen ist, davon kann keine Rede mehr sein. Ich leide masslos an dieser Ausbeutung, die auch noch mit dem Mäntelchen der Wald-

pflege kaschiert wird. Der totale Renditedruck beherrscht die Realität. Von Respekt und Pflege kann meiner Ansicht nach nicht gesprochen werden. Können Sie sich vorstellen, dass es mir im Moment schwer fallen würde, mit den entsprechenden Ämtern zu kooperieren ? Trotzdem bin ich mir sicher, dass Sie die Arbeit der Forstdienste zu schätzen wissen. Selbstverständlich gibt es auch die anderen. Trotzdem überwiegt für mich eine negative Bilanz. Wenn Bauern versuchen ihre Alpen vor der Verwaldung zu bewahren und « Tänneli schneiden », werden sie schikaniert. Andererseits wird das Holz im Wald liegen gelassen und schönstes Nutzholz verfault. Das wird dann Totholz genannt. Dabei weiss jeder, dass nur aufrecht stehen gelassenes Totholz einen wirklichen Lebensraum für Vögel und für seltene Insekten wiedergibt – nicht das am Boden verfaulende Nutzholz. Erholungswald contra Nutzwald : worauf soll man bei der Nutzung achten, damit die Erholungsfunktion des Waldes erhalten bleibt ? Ich habe es schon angedeutet. Ich meine, dass nicht der Profit das oberste Gebot sein darf. Im schlimmsten Fall muss die Gemeinde halt noch etwas dazugeben. Das war über Jahrzehnte nicht anders. Scharans hat lange Zeit jeden Kubikmeter, den es gefällt hat mit zehn Franken subventioniert. Der Gegensatz zwischen Erholung und Nutzen dürfte gar nicht bestehen. Früher war es auch möglich. Es sollten keine Kahlschläge mehr vorgenommen werden. Dabei meine ich nicht, dass der Wald gepützelt sein muss. Es darf durchaus auch mal ein Haufen mit Ästen und Zweigen liegen gelassen werden – aber nicht dieses Bild der Zerstörung ! Bündner Wald 4/2011 87


Wen machen Sie für die Missstände verantwortlich und was wären Ihre Verbesserungsvorschläge ? Der Hauptgrund liegt in der RentabilitätsManie. Es braucht ein neues Bewusstsein. Es kann nicht sein, dass sämtliche Ränder an den Strassen gerodet werden müssen, nur weil es in Bern irgendeinen Ingenieur gibt, der die Devise herausgibt : « 30 Meter von der Autobahn darf kein Baum mehr stehen ! » So etwas ist einfach absurd. Bei uns in der Rheinebene hat das bewirkt, dass die schönsten Föhrenbestände dezimiert worden sind. Es braucht wieder Vernunft und Respekt dem Wald gegenüber. Ein anderes Beispiel : In Scharans hat ein älterer Herr nach der Pensionierung entlang der Strasse nach Parnel Nussbäume, Ahorne und Kastanien gepflanzt. Es war wunderbar mit anzusehen, wie sich die Bäume entlang der Strasse entwickelten. Ein Saubannerzug von der Gemeinde hat sämtliche dieser Bäume umgehauen. Nur weil eben diese Doktrin kam, die aussagte, dass entlang der Strassen eine zwei Meter breite, baumfreie Zone eingehalten werden müsse, damit kein Seitenspiegel eines Lastwagens beschädigt wird. Da kriege ich Ekzeme ! Ein Jammer ! Das späte Lebenswerk eines Waldfreundes wurde einfach niedergemäht. Zudem : Der Druck von den Sägereien darf nicht zur Ausplünderung führen. Einzelfällung versus Kahlschlag – und weniger brutales Roden. Dann müsste es mehr Urwald-Gebiete geben, wo der Wald sich selbst überlassen wird. Die Ausbildung an der ETH sollte wieder waldnaher werden ; es müssten wirklich Förster ausgebildet werden – Waldfreunde. Haben Sie eine persönliche Idealvorstellung, wie der Wald auszusehen hat ? Der Wald und wir Menschen sind eine Schicksalsgemeinschaft. Dieses Bewusstsein 88

muss uns prägen. Dann wird der Wald wieder zu einem Ort, wo Zwerge und Feen, Kinder und Erwachsene das Geheimnis der Natur erfahren können Die Herausforderung, den Atomstrom zu ersetzen, wird nochmal Druck auf den Wald machen. Man kann mit Heizkraftwerken einen guten Teil der Atomkraft ersetzen. Der Wald wird in den nächsten Jahren noch einmal einem erhöhten Nutzungsdruck ausgesetzt sein. Umso mehr brauchen wir eine Nutzung mit Augenmass und Liebe zu den Bäumen ! Haben Sie Ihren perfekten Wald schon angetroffen ? Klar. Ich war gerade auf Gomera, auf den Kanarischen Inseln. Da gibt es ein unglaubliches Ökosystem von verschiedensten Klimata und Vegetationsstufen. Ich denke an Teile des Waldes in S-charl oder auch an die Lärchenwälder im Münstertal. Der Lärchenbestand und die Pflege der wunderbaren Lärchenhaine in Feldis zum Beispiel befinden sich aber im Moment auf der Kippe. Was hat Sie denn so besonders beeindruckt ? Immer wieder etwas anderes. In Tamangur beeindruckt mich dieses unbändige Leben, das durch die Bäume immer wieder einen


Weg findet, ans Licht zu kommen. In Gomera war es der Urzustand dieser Lorbeerund Fichtenbewaldung, ein Regenwald, der den Passatwind gleichsam melken kann und dadurch die ganze Insel mit Bächen und Wasserfällen versorgt. Auf den anderen Kanarischen Inseln, wo die Menschen den Wald zerstört haben, gibt es nicht einen einzigen Bach, der ganzjährig Wasser führt. Ich komme bereits zu meiner letzten Frage : Wird der « grosse » Linard Bardill sich weiterhin gerne im Wald aufhalten ? Das werden Sie aus meinen übrigen Antworten herausgefunden haben.

Ich wäre eigentlich schon am Ende des Interviews angelangt. Gibt es etwas, dass Sie gerne hinzufügen möchten ? Ich bin kein Fachmann in Sachen Wald. Aber ein Amateur. Ich glaube, es bräuchte Fachleute, die auch Amateure sind. Amateure im ursprünglichen Sinn des Wortes : Liebhaber !

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Während 43 Jahren Revierförster in der Gemeinde Churwalden

Zu Ehren von Markus Salvator wurde im Mai ein grosses Abschiedsfest im Churwaldner Rathaus gegeben. ( Bild: Monika Werder )

1968 – ein Jahr, das sich in den Geschichtsbüchern wegen gesellschaftlicher Veränderungen festgeschrieben hat. 1968 hat für Markus Salvator aber auch eine ganz persönliche Bedeutung – damals begann er seine Arbeit in der Gemeinde Churwalden als Revierförster. Und die Gemeinde hat einen gut ausgebildeten Fachmann engagiert. Markus Salvator war der erste lernende Forstwart in Graubünden. Im Mai, nach 43-jähriger Tätigkeit in den Wäldern der Gemeinde Churwalden und im Auftrag der Gemeinde, hat Markus Salvator seinen Dienst quittiert. « Er hat viele Gemeindepräsidenten und Fachvorsteher überlebt», stellte Bernardo Brunold, der heutige Gemeindevorstand im Forstdepartement fest.

Er hatte auch das Abschiedsfest im Rathaus von Churwalden organisiert und sprach den Dank der Gemeinde an Salvator aus. Viele Weggefährten von Markus Salvator aus allen umliegenden Forstgebieten kamen zum Abschieds-Umtrunk. Dies bot Gelegenheit zum Fachsimpeln über mehrere Generationen, kamen doch ehemalige und neue Revierförster und im weitesten Sinne « Hölzige » zur Feier. Auch Unternehmer Mariano, ein langjähriger Holzkäufer aus Italien, war extra angereist. « Ich bin total überrascht », stellte Salvator fest. Dies nicht nur wegen des grossen Aufmarschs seiner Kollegen. Es gab auch noch einen weiteren Grund. In einem alten Filmdokument, das beim kantonalen Amt für

Markus Salvator ( links ) war während 43 Jahren Revierförster im Dienste der Gemeinde Churwalden. Sein Nachfolger ist Gian Andri Capeder. ( Bild: Monika Werder )

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Wald aufgestöbert wurde, war Jung-Förster Salvator bei der Arbeit zu sehen auf dem Maiensäss Jux, unterhalb von Brambrüesch. Gearbeitet wurde damals noch ohne Helm im Wald. Die Arbeitsbedingungen und Sicherheitsvorschriften haben in den vergangenen vier Jahrzehnten doch einige Änderungen erfahren, auch wenn die Bäume und Sträucher im Wald dieselben blieben. « Der Wald war in sehr guten Händen », bestätigte Regionalforstingenieur Bruno Roussette, der als offizieller Vertreter vom Amt für Wald, Mittelbünden /Moesano, die Arbeit von Markus Salvator verdankte. Dass Markus auch ein passionierter Jäger ist, wusste er natürlich auch und « ein umsichtiger, vorbildlicher Waldnutzer » war ein weiteres Lob von kompetenter Seite. Eigentlich hatte Markus Salvator schon im Januar das Pensionsalter erreicht, aber er hat noch eine Runde zugelegt, bis im Mai sein Nachfolger Gian Andri Capeder antrat. Dieser ist neu auch für die Werkgruppe Churwalden verantwortlich. Nach drei Jahren im Unterland ist der junge Bündner in die Heimat zurückgekehrt. Er habe sich schon gut eingelebt. « Ich fühle mich schon wie zu Hause. » Markus Salvator ist ein leidenschaftlicher Läufer und Langläufer. Er wird schon demnächst wieder in dieser Rolle anzutreffen sein. Wer weiss, vielleicht wird er jetzt noch schneller, hat er jetzt doch noch mehr Zeit fürs Training. Und wo es langgeht in Wald und Wiese, das ist ja nichts Neues für ihn.

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Lehrabschlussfeier der Bündner und Liechtensteiner Forstwarte in Untervaz Mitte Juni traten 29 angehende Forstwarte aus dem Kanton Graubünden und dem Fürstentum Lichtenstein den letzten Teil ihrer Lehrabschlussprüfung in Maienfeld an. Die Prüfungen wurden vom Amt für Wald Graubünden organisiert. Die traditionelle Lehrabschlussfeier, welche vom Bündner Forstverein Graubünden Wald organisiert wurde, fand in Untervaz statt. Am 24. Juni trafen sich im Restaurant Bahnhof Untervaz die frischgebackenen Forstwarte, ihre Angehörigen, Berufsbildner, Experten und Gäste, alles in allem rund 120 Personen, um den erfolgreichen Lehrabschluss zu feiern. Der Festredner Markus Fischer, Präsident von Graubünden Holz, gratulierte den 27 erfolgreichen Absolventen zu ihren Leistungen und hob in seiner unterhaltsamen Ansprache die Wichtigkeit

und die Vorzüge des Forstwartberufes hervor. Die feierliche Übergabe der eidgenössischen Fähigkeitszeugnisse mit der Prämierung der drei besten Lehrabschlüsse wurde von Rita Wiesendanger, der Leiterin des Amtes für Berufsbildung, dem Chefexperten Felix Voneschen und dem Prüfungsleiter Beat Philipp, beide vom Amt für Wald, vorgenommen. Wie jedes Jahr durfte der beste Absolvent als Lohn für seine grossartige Leistung die begehrte goldene Axt entgegennehmen. Felix Voneschen konnte diese Trophäe Enrico Kunfermann von der Forstunternehmung Florinett in Bergün für seinen Abschluss mit der Bestnote 5,4 überreichen. Für die zweitund drittbeste Note gab es ebenfalls ein kleines Präsent. Diese Ehre wurde mit 5,3 Robin Engels, Forstbetrieb Pontresina / Samedan,

Neue Waldprofis. Die frischgebackenen Fortwarte freuen sich mit den Prüfungsleitern und ihrem Berufskundelehrer über ihren erfolgreichen Lehrabschluss. (Bild: G. C. Leeger )

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Simon Casanova, Revier Forestal Rueun, Björn Riedl, Zweckverband Falknis Maienfeld / Fläsch und Kaspar Scherrer, Revierforstamt Furna sowie mit 5,2 Remo Capeder, Forstamt Trin und Yves Zanin, Forstamt Mittelschanfigg zuteil. Ferner haben die Prüfung mit Erfolg absolviert ( in alphabetischer Reihenfolge ) : Caduff Asha Aron, Revierforstamt Thusis ; Cathomen Dominic, Revierforstamt Laax ; Elvedi Damian, Gemeindebetriebe Crestault Bonaduz / Rhäzüns ; Gertsch Sandro, Forstamt Triesen ; Grob Rolf, Revierforst-

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Der Mann mit der goldenen Axt. Enrico Kunfermann und sein stolzer Berufsbildner Andrea Florinett präsentieren die Trophäe für den besten Lehrabschluss der Forstwarte. (Bild: G. C. Leeger )

amt Flims ; Grond Fabian, Revierforstamt Scuol ; Gstöhl Marco, Forstamt Balzers ; Gujan Simon, Revierforstamt Haldenstein ; Haefliger Michael, Revierforstamt Sils / Segl ; Loretz Manuel, Revierforstamt Safien ; Malak Minnas, Forstunternehmung Hirschi Maladers ; Monsch Roger, Revierforstamt Igis; Näscher Markus, Forstamt Eschen; Naef Mathias, Zweckverband Falknis Maienfeld / Fläsch ; Pally Franco, Revierforstamt Curaglia ; Schrofer Cordin, Revierforstamt Felsberg; Tarnutzer Jonathan, Revierforstamt Grüsch ; Valär Jann Andrea, Revierforstamt Davos-Frauenkirch ; Walter Fadri, Revierforstamt La Punt Chamues-ch ; Zumbrunnen Janick, Revierforstamt Maladers.

Beat Philipp Amt für Wald Graubünden Loëstrasse 14, CH-7000 Chur beat.philipp@afw.gr.ch


Vorschau Impressum Vorschau « Bündner Wald » Oktober 2011 Energie und Holz Wie bei jedem anderen Rohstoff, wird auch bei der Aufbereitung von Holz Energie geoder verbraucht. Für die Gewinnung wird aber nicht bei jedem Rohstoff gleich viel Energie gebraucht. Nicht aus jedem Rohstoff kann ( mit vergleichbarem Aufwand ) gleich viel Energie gewonnen werden. Beide Prozesse, sowohl die Rohstoffgewinnung wie auch die Energiegewinnung aus einem Rohstoff, werden laufend optimiert. Nach dem Entscheid, künftig auf eine höchst problematische Energiegewinnung in AKW’s zu verzichten, werden Politik, Wirtschaft und Forschung künftig auch bezüglich Energie aus Holz zusätzlich gefordert. Wir versuchen, einige Facetten etwas besser zu beleuchten. Redaktion : Jörg Clavadetscher

Herausgegeben von Graubünden Wald, Amt für Wald Graubünden und der SELVA Verleger: Südostschweiz Presse und Print AG, Südostschweiz Print, CH-7007 Chur Sekretariat: SELVA, Christophe Trüb Bahnhofplatz 1, CH-7302 Landquart, Telefon + 41 (0) 81 300 22 44, buendnerwald @ selva-gr.ch Redaktoren: Jörg Clavadetscher, Revier forestal da Val Müstair, CH-7535 Valchava, Telefon + 41 (0) 81 858 58 21, forestal-muestair @ bluewin.ch. Sandro Krättli, AfW GR, Sagastägstrasse 96, CH-7220 Schiers, Telefon + 41 (0) 81 300 24 11, sandro.kraettli@afw.gr.ch Die Redaktion behält sich vor, Beiträge in nicht verlangter Form ohne Rückfrage zu ändern Druckvorstufe (Satz, Lithos, Belichtung) : Südostschweiz Presse und Print AG, Südostschweiz Print, Luca Tensfeldt Druck: Südostschweiz Presse und Print AG, Südostschweiz Print, Postfach 508, Kasernenstrasse 1, CH-7007 Chur, Telefon + 41 (0) 81 255 51 11, Fax + 41 (0) 81 255 52 89

Vorschau auf die nächsten Nummern : Dezember 2011 : « 2011 – ein bewegtes Forstjahr » Redaktion : Sandro Krättli

Erscheint sechsmal jährlich. Auflage 1700 Exemplare Inserate: Südostschweiz Publicitas AG, Neudorfstrasse 17, CH-7430 Thusis, Telefon + 41 (0) 81 650 00 70, Fax + 41 (0) 81 650 00 74, thusis@so-publicitas.ch Abonnementspreise: CHF 60.– (für Mitglieder Verein Graubünden Wald) Abonnemente/Adressänderungen: Südostschweiz Presse und Print AG, Südostschweiz Presse, Postfach 508, Administration Kasernenstrasse 1, CH-7007 Chur, Telefon + 41 (0) 81 255 50 50 www.buendnerwald.ch

Für Inseratetexte übernimmt die Redaktion keine Verantwortung, auch muss die Meinung der Beiträge nicht mit der Ansicht der Redaktoren übereinstimmen. Autoren, die zu nebenstehenden Themen publizieren möchten, sind herzlich eingeladen, ihre Vorschläge der Redaktion einzureichen.

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