B체ndner
Wald
Jahrgang 65 | Februar 2012
Vision채res f체r die St채rkung einer Holzkette
Anzeige-08-2008
28.08.2008
14:14 Uhr
Seite 2
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Inhalt
Visionäres für die Stärkung einer Holzkette Editorial ................................................. 4 Das Projekt Rundholzmarkt Graubünden................... 5 Nach dem Spiel ist vor dem Spiel – Zukunft des GSW Domat /Ems .............. 14 Förderung der Douglasie im Thurgauer Wald .............................. 17 SilvaGIS : MOBILE Zeitgemässe Bestandeskartierung ......... 21 Holzbündelung in der Region Prättigau /Davos ................................... 25 Werksklassierung in Italien ................... 28 Waldverband Steiermark ...................... 31 Holzcluster Steiermark Transparenz in der Holzkette ................ 38 Elektronik trifft Holz – Anwendung der RFID-Technologie ........................... 43 Logistik und RFID ................................. 50 Vereint gegen die Rohstoffknappheit .... 54 Herkunftszeichen Schweizer Holz : Einführung im Wald läuft ..................... 58 Entwicklung und Tendenzen im Schweizer Holz- und Baumarkt ........ 61 Kompetenzzentrum Bauen + Energie ..... 69 Saldome2 : Grösster Holzkuppelbau Europas .......... 73 Handwerklich beispielhafte Holzarbeiten aus Graubünden gesucht .. 75 Visionärer Hackschnitzelvergaser, robust und schadstoffarm ..................... 78 Comic Theo & Heinz ............................. 81
Amt für Wald und Naturgefahren Uffizi da guaud e privels da la natira Ufficio foreste e pericoli naturali
Waldreservate – 50 Jahre natürliche Waldentwicklung in der Schweiz........... 82 Un grazie di cuore a Zeno Bontognali ... 84 Sandro Lardi geht in Pension ................ 85 Die SHL ab 2012 mit neuem Namen und neuer Trägerschaft ............. 88 Auszeichnung « proQuercus » 2012 ........ 89 Schutzwaldpreisverleihung 2011 Preis für Waldwochen Sur En ................ 91 Löhne und Anstellungsbedingungen 2012 .............. 92 Pfeifer Holding GmbH informiert über den aktuellen Stand in Domat /Ems ....... 93 Vorschau .............................................. 95
Titelbild: Ein leichtes DyneemaKunststoffseil ersetzt Stahlseil als Abspannung eines Seilbahnsattels. (Bild: Sandro Krättli ) Bild Inhaltsverzeichnis: Kompetenzzentrum Bau + Energie in Savognin. (Bild: Uffer AG ) Bündner Wald 1 /2012 3
Editorial
Hätte man vor Jahren vorausgeahnt, was heute mit einem Mobiltelefon möglich ist, hätten manche sicher nur gelacht. Schaut man nur wenige Jahre in die Vergangenheit, ist der technische Fortschritt frappant. Wir schreiben das Jahr 2027. Nachdem Forstwart Forti und die Lernende Leonie ihre Motorsäge aus der Ladestation genommen haben, steigen sie in ihren Holzdieselhybridjeep und fahren zur Arbeit. Sie müssen sich beeilen, denn pünktlich um neun Uhr sollte der Zeppelin für den Transport der 300 Kubikmeter Douglasien-Holzrolle einschweben. Ihre Hilfe ist hier nur kurz nötig, um das gesamte Paket fachgerecht an den Zugseilen zu fixieren. Während Forti und Leonie auf dem Lagerplatz beschäftigt sind, halten Betriebsleiter Berni und Regionalforstingenieurin Regula über Skype eine Besprechung : Das Satellitenbild zeigt, dass eine Schlaganzeichnung nach dem ersten Drittel der Ausführung nicht optimal gelungen ist. Nach dem Znüni sind Forti und Leonie bei der Waldfläche angekommen, wo eine Durchforstung besendert ist. Der Holzschlag wurde mit RFID-Chips angezeichnet. Diese Technik gewährleistet eine optimale Schlagplanung, welche mittels Unterstützung ihres Sägencomputers auf ihr Visier projiziert wird. Nachdem sie die mitgeteilte Schlagnummer in ihren Computer eingegeben haben, erscheinen auf dem Visier ihres Helmes die zu entfernenden Bäume virtuell rot und das Programm errechnet, welche Bäume der Reihe nach für das Arbeitsverfahren «motormanuell» gefällt werden sollen. Alle 15 Minuten wird das Satellitenbild aktualisiert. Berni kann im Büro dem Arbeitsverlauf folgen, da mittels Lidar ermittelt wird, welche Bäume nicht mehr waagrecht stehen. Die Daten werden dann später auch gebündelt dem Rücke-Unternehmer übermittelt. 4
Am Nachmittag schaut Regionalforstingenieurin Regula bei Forti und Leonie vorbei. Es war wieder mal Zeit, allen Baumentfernungen nachzugehen, welche nicht in der ordentlichen Schlagplanung erfasst worden sind. Sie berichtet den beiden, dass sie schon froh sei über die Möglichkeiten ihres iPhons 37SX, welches die fehlenden Waldflächen der Satellitenüberwachung gleich auf ihrem LeiNa-App abbildet. Nur wenige der Fälle waren wirklich problematisch. Den Fehlbaren aber konnte sie gleich vor Ort online eine ordentliche Busse – wegen illegaler Energieholznutzung – zustellen. Seit sich Graubünden als Holzkompetenzkanton etablierte, hat sich einiges gewandelt. Öffentliche Bauten werden mehrheitlich aus Holz gebaut, im Holzcluster in Ems arbeiten mittlerweile über 500 Leute, und der Kanton kann sich selbstständig mit erneuerbarer Energie versorgen, wobei auch Holz einen wesentlichen Teil beisteuert. Heute, im Jahr 2012, führe ich persönlich wieder eine Papieragenda, während mein Kater Momo bereits einen RFID-Chip unter seiner Haut trägt. Smartphones werden aus Sicherheitsgründen nicht mehr vom Kanton bereitgestellt. Es besteht aber die Möglichkeit, mit speziellen Konditionen ein iPhone auf privater Basis zu erwerben. Spätestens, wenn die LeiNa-App erfunden ist und ich mit diesem Gerät meinen Kater vor dem Impfen suchen kann, werde ich auch eines brauchen.
Sandro Krättli, Redaktor Bündner Wald Sagastägstr. 96, CH-7220 Schiers sandro.kraettli@awn.gr.ch
Das Projekt Rundholzmarkt Graubünden
Aus Wald wird innert Sekunden Energieholz. (Bild: Sandro Krättli )
Handlungsempfehlungen zur Erhöhung des Angebots von sägefähigem Rundholz im Kanton Graubünden Ausgangslage 2008 Markante Steigerung der Einschnittkapazitäten Die Schweizer Holzproduzenten waren über Jahre gezwungen, infolge eingeschränkter Wettbewerbsfähigkeit der Schweizer Sägeindustrie, immer mehr sägefähiges Rundholz zur Weiterverarbeitung ins Ausland zu exportieren. Dieser unbefriedigende Zustand, erreichte im Jahr 2006 mit einer Exportmenge von 1,3 Mio. m 3 Nadelstammholz ( 40 % der eingeschlagenen Holzmenge ) seinen Höhepunkt. Besonders gravierend präsentierte sich das Bild für den Kanton Graubünden, wo bis 2006 mehr als 80 % des Rundholzes ausserhalb des Kantons verarbeitet wurde. Mit dem Bau und der Inbetriebnahme des Grosssägewerks Stallinger Swiss Timber in Domat /Ems im Jahr 2006 sowie verschiedener Erweiterungsinvestitionen änderte sich die Situation grundlegend. Innerhalb kurzer Zeit waren genügend Kapazitäten vorhanden, um das Sägerundholzangebot aus dem Wald in der Schweiz zu verarbeiten.
Liefermengen unter den Erwartungen Trotz deutlich steigender Holzpreise hatte das Sägewerk in Domat /Ems von Anfang an mit Versorgungsschwierigkeiten mit Rundholz zu kämpfen. Die Schweizer Forstbetriebe reagierten nicht im erwarteten Umfang mit einer Mengensteigerung. Auch im Kanton Graubünden konnten die angedachten Liefermengen von 200 000 m 3 pro Jahr bis zum Start des Projektes Rundholzmarkt Graubünden nicht realisiert werden. Die mangelhafte Rundholzversorgung führte Ende 2008 zum Rückzug der Firma Stallinger als Betreiber des Grosssägewerks in Domat /Ems. Auch die nächste Betreiberin, die Mayr-Melnhof-Gruppe machte von Anfang an deutlich, dass für einen erfolgreichen Betrieb des Grosssägewerkes die Rundholzversorgung dauerhaft gesichert werden muss. Seitens der Waldwirtschaft und des Kantons wurde befürchtet, dass das Scheitern des ersten Grosssägewerksstandorts dem Image der Schweiz als Standort für grössere Investitionen der Holzwirtschaft auf längere Sicht schaden könnte, weil dadurch deutlich würde, dass die Schweizer Waldwirtschaft nur bedingt in der Lage ist, einen industriell geprägten Grossabnehmer gebührend zu versorgen. Nicht zuletzt fürchtete man auch Bündner Wald 1 /2012 5
um eine grössere Anzahl von Arbeitsplätzen der Bündner Wald- und Holzwirtschaft, welche von der Schliessung des Grosssägewerks gefährdet waren. Flankierende Massnahmen gefordert Aus den beschriebenen Gründen wurden die durch den Kanton Graubünden gesprochenen Darlehen und Beiträge für die Übernahme des Werkes durch die Mayr-Melnhof-Gruppe mit dem Entschluss verknüpft, zur Verbesserung der Rundholzversorgung der Bündner Sägereien flankierende Massnahmen zu ergreifen. Konkretes Ziel war dabei die Ausarbeitung eines Massnahmenkatalogs zur Erhöhung der bereitgestellten Menge von sägefähigem Rundholz aus dem Kanton Graubünden. Mit der Umsetzung wurde das Amt für Wald und Naturgefahren betraut. Die Ausarbeitung der verschiedenen Teilprojekte erfolgte durch das Ressort forstliche Produktion der Schweizerischen Hochschule für Landwirtschaft sowie den Bündner Waldwirtschaftsverband SELVA. Eine enge Einbindung von Branchenexperten in eine Begleitgruppe führte zu einer
breiten Abstützung der Ergebnisse in der Branche. Wichtigste Erkenntnisse in Kürze Rundholzexport muss gesenkt werden Trotz einer insgesamt erfreulichen Mengenentwicklung beim bereitgestellten Bündner Rundholz von jährlich rund 250 000 m 3 in den letzten zwei Jahrzehnten bis 300 000 m 3 im Jahr 2008 und der Inbetriebnahme des Grosssägewerks in Domat /Ems im Jahr 2006, wurden im Jahr 2008 lediglich 44 % der Nadelstammholzmenge von Bündner Sägereien verarbeitet. Den grössten Anteil davon verarbeitete das Sägewerk in Domat /Ems. Die verbleibenden 56 % wurden in der übrigen Schweiz verarbeitet oder ins nahe Ausland exportiert. Wichtigster ausserkantonaler Empfänger war die Sägeindustrie Norditaliens. Gründe für die grosse, ausserkantonal abgesetzte Stammholzmenge waren die teilweise höheren Holzpreise sowie die Aufrechterhaltung langjähriger Lieferbeziehungen. Ebenfalls musste ein nicht unwesentlicher Teil des Holzes anderen Absatzkanälen zugeführt werden, weil
Abb. 1 : Innerkantonale Versorgung der Sägewerke; Bündner Stammholz und Versorgung der Sägewerke des Kantons Graubünden im Jahr 2008. (Bild: HAFL) 450 400
Import: 69 %
350 Import: 43%
In 1000 m3
300 250
Export: 56 %
Export: 19 %
Import in Kt GR Export aus Kt GR
200
Innerkantonal gehandelt
Innerkantonal abgesetzt: 81 %
150
Innerkantonaler Versorgungsanteil: 57%
100 50
Innerkantonal abgesetzt: 44%
Innerkantonaler Versorgungsanteil: 31%
0 Mar ktme nge Bündne r Stammholz
6
Einschnittme nge Bündne r Säge r
durch den Grossabnehmer in Domat /Ems keine Starkholzsortimente eingeschnitten wurden. Das grösste Sägewerk des Kantons musste so knapp drei Viertel der verarbeiteten Rundholzmenge aus anderen Kantonen oder dem angrenzenden Ausland importieren. Der Kanton Graubünden entwickelte sich dadurch sogar zu einem Nettoimportkanton von Waldholz. Der innerkantonale Versorgungsanteil der Bündner Sägewerke mit Nadelstammholz betrug im Jahr 2008 lediglich 31 %. Wäre im Jahr 2008 das gesamte Rundholz, das aufgrund von Baumart und Dimension in Graubünden hätte verarbeitet werden können auch tatsächlich im Kanton abgesetzt worden, hätte der innerkantonale Versorgungsgrad mit Bündner Holz deutlich auf gegen 57 % erhöht werden können. Als möglicher Ansatzpunkt zur Verbesserung dieser Situation werden langfristige Lieferverträge zwischen dem Betreiber des Grosssägewerkes in Domat /Ems und den Waldholzanbietern im Kanton Graubünden betrachtet. Beschränktes Potenzial für zusätzliche Nutzungen Das auf den durchschnittlichen jährlichen Zuwachs bezogene, nachhaltige Nutzungspotenzial von Nadelstammholz wurde 2008 bereits zu ca. drei Vierteln ausgeschöpft. Im Vergleich zu dieser Nutzung könnten bei gleichbleibender Vorratshaltung und mit den vorhandenen technischen Möglichkeiten pro Jahr ca. 50 000 – 100 000 m 3 zusätzlich genutzt werden. Wie viel von diesem Potenzial tatsächlich nutzbar gemacht werden kann, hängt aber massgeblich vom Marktverhalten der Waldholzanbieter, den Holzpreisen, den Holzerntekosten und der möglichen Erschliessung noch unerschlossener Waldflächen ab.
Ein weiteres Potenzial läge in der längerfristig angelegten gezielten Nutzung von überalterten Beständen. Im Kanton Graubünden sind etwa 29 000 Hektaren der Gesamtwaldfläche mit Bäumen bestockt, die über 160 Jahre alt sind. Durch die Ernte dieser Wälder könnte eine erhebliche Mehrmenge an Rundholz auf den Markt gebracht werden. Weil ein Grossteil dieser Mehrmenge aus Starkholz besteht, kann dieses Potenzial aber nur dann genutzt werden, wenn die Einschnittkapazitäten für die Starkholzverarbeitung erhöht werden. Holzerntekosten entscheidend Die grösste mengenerhöhende Wirkung ist durch eine Senkung der gesamtbetrieblichen Kosten und insbesondere der Holzerntekosten zu erwarten. In diesem Zusammenhang sind unter anderem Massnahmen zu Verbesserung der aktuellen Walderschliessung von grosser Bedeutung. Eine der Hauptursachen für die hohen Kosten in der Holzernte sind die oft zu kleinen Bewirtschaftungseinheiten der Forstbetriebe. Sie führen zu einer hohen Fixkostenbelastung und behindern den effizienten Einsatz höher- und vollmechanisierter Holzernteverfahren. Als weitere Ursache wird die vielfach zu hohe Leistungstiefe der Betriebe gesehen. Es gibt Forstbetriebe, welche zur Auslastung ihrer hohen Personal- und Maschinenausstattung viele Holzerntemassnahmen in Eigenregie durchführen, obwohl effizientere Unternehmerlösungen sinnvoller wären. Auf der Nachfrageseite sind die Ansatzpunkte für eine Situationsverbesserung gering. Holzfreundliche Baubestimmungen können zwar die Verwendung von Holz im Hochbau fördern und damit die Nachfrage nach Rundholz steigern, der dadurch zu erwartende unmittelbare Effekt auf den Bündner Rundholzmarkt wird jedoch als eher gering eingestuft. Bündner Wald 1 /2012 7
Handlungsempfehlungen Kantonale Strategie als Handlungsbasis Auf der Grundlage der Erkenntnisse aus der Analyse des Bündner Waldholzmarktes soll eine kantonale Strategie zur Erhöhung der bereitgestellten Menge von sägefähigem Rundholz erarbeitet werden. Um ein effizientes Zusammenspiel der involvierten Ämter zu gewährleisten, muss diese Strategie ämterübergreifend ausgelegt sein. Dies ermöglicht die gemeinsame Realisierung günstiger Rahmenbedingungen sowie den abgestimmten und gezielten Einsatz von Fördergeldern im Sinne von Fördern, aber auch Fordern. Der Strategie sollen folgende Leitgedanken zu Grunde gelegt werden : – Bis zum Jahr 2019 existiert im Kanton Graubünden eine stabile, wirtschaftlich eng verzahnte Wald- und Holzwirtschaft.
– Das aus ökonomischer und ökologischer Sicht nachhaltig nutzbare Waldholzpotenzial wird ausgeschöpft und das anfallende Rundholz wird grösstenteils durch die Bündner Holzindustrie verarbeitet. – Die im Kanton erzeugten Holzprodukte werden auf dem nationalen und internationalen Holzwarenmarkt abgesetzt. Als Schlüssel zum Erfolg werden der politische Willen zur Förderung einer effizienten und leistungsfähigen Wald- und Holzwirtschaft im Kanton Graubünden sowie eine hohe Motivation und Änderungsbereitschaft der beteiligten Akteure gesehen. Bei der Strategieumsetzung kommt verschiedenen kantonale Ämter eine wichtige Rolle zu. Das Amt für Wald und Naturgefahren übernimmt dabei eine zentrale Funktion
Abb. 2 : Zielebenen der kantonalen Strategie zur Erhöhung der bereitgestellten Menge von sägefähigem Rundholz und Beispiele von strategischen Zielen. (Bild: HAFL)
Politische Ebene • Förderung effizienter Strukturen und Rahmenbedingungen •Bereitstellung von Fördergeldern für die Wald- und Holzwirtschaft
Markt- und Prozessebene • Langfristige Basisrahmenverträge zwischen Holzanbietern und Holzverarbeitern • Forum zum Informationsaustausch der Akteure der Waldund Holzwirtschaft
Öffentlichkeitsebene
Vision und Strategie
Administrative Ebene • Betriebswirtschaftliche Beratung der Waldbesitzer • Regionale Nutzungsoffensiven
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•Förderung des Verständnisses und der Akzeptanz der Holznutzung •Information der Bevölkerung über Holzerntemassnahmen
wahr, da es über eine enge fachliche Beziehung zu den Waldeigentümern verfügt und eine Reihe von waldbezogenen Fördermassnahmen verwaltet. Es ist prädestiniert, um eine Scharnier- und Brückenfunktion zwischen den beteiligten Akteuren einzunehmen. Da der grösste Teil der Bündner Waldfläche im Eigentum der Gemeinden liegt, hat auch das Amt für Gemeinden eine wichtige Funktion. Im Rahmen der laufenden Gebiets- und Strukturreform ist es in die meisten Fusionsprojekte involviert. Das Amt für Wirtschaft und Tourismus verfügt wiederum über eine Reihe von Möglichkeiten, sinnvolle Projekte zur Verbesserung der Branchensituation zu fördern ( z. B. Projekte in den Bereichen der Pelletsherstellung, der Starkholzverarbeitung oder der Erzeugung von Halbfertigprodukten). Zur Verwirklichung der formulierten Vision wurden strategische Ziele formuliert. Abb. 2 zeigt die vier Zielebenen sowie einige konkrete Zielbeispiele. Praxisorientierte Umsetzung Zentrales Element zur Umsetzung der kantonalen Strategie soll die Task Force « Waldund Holzwirtschaft », angesiedelt beim Amt für Wald sein. Sie soll als Motor zur Umsetzung der aus den strategischen Zielen abgeleiteten Massnahmen wirken. Der Leiter der Task Force kann die anstehenden Massnahmen koordinieren und direkten Einfluss auf die an der Umsetzung beteiligten Akteure nehmen. Er sollte zudem für das Massnahmen-Controlling im Sinne einer konkreten Planung, Steuerung und Kontrolle verantwortlich sein. Zur Verbesserung des Informationsaustausches zwischen den Akteuren der Wertschöpfungskette Holz und zur Diskussion anstehender Probleme soll der Task Force ein Forum zum Informationsaustausch zur Seite
gestellt werden. Neben dem Austausch im Plenum bietet ein solches Forum einfache und spontan nutzbare Möglichkeiten für den bilateralen Austausch unter einzelnen Mitgliedern. Das Forum kann der Task Force als « Think Tank » zur Lösung konkreter Probleme, aber auch als Umsetzungspartner dienen. So können Akteure des Forums Projektaufträge übernehmen oder Projekte fachlich begleiten. Im Forum müssen alle wichtigen Marktakteure, die Verbände der Angebotsund Nachfrageseite sowie Vertreter der involvierten Ämter vertreten sein ( vgl. Abb. 3 ).
AFG AWN
AWT
AWN
Task Force «Wald- und Holzwirtschaft»
Über gemeinsame Ämterstrategie verbunden
Forum zum Informationsaustausch
• • • •
Graubünden Holz SELVA Waldeigentümer Betriebsleiter
• • • •
HMO‘s Abnehmerindustrien Forstunternehmer Transporteure
Abb. 3 : Organisationsstruktur Task Force « Wald- und Holzwirtschaft ». (Bild: HAFL)
Folgende Aufgaben sollen durch die Task Force wahrgenommen werden : – Ausarbeiten von Eingaben und Konzepten für den politischen Diskurs ( als Grundlage für Ämter und Regierung ), – Ausarbeiten von Detailkonzepten zur Massnahmenumsetzung, – Übernahme von Mandaten für bestimmte Massnahmen ( z. B. Beratungsmandate ), Bündner Wald 1 /2012 9
– Koordination von extern vergebenen Mandaten, – Aufbau eines internen Projektcontrollings sowie eines Controllings für die kantonale Strategie, – Sekretariat für das « Forum zum Informationsaustausch der Wald- und Holzwirtschaft ». Bereits im Rahmen des Projekts wurden in enger Zusammenarbeit mit einer breit abgestützten Umsetzungsgruppe mögliche Massnahmen ausgearbeitet. Die formulierten Handlungsempfehlungen können im Wesentlichen den drei Schwerpunktbereichen « Holzbereitstellung », « Kommunikation, Aus- und Weiterbildung » und « Schaffung optimaler Rahmenbedingungen für die Wald- und Holzwirtschaft“ zugeordnet werden. Massnahmen im Bereich der Holzbereitstellung Um die Absatz- und Holzernteplanungssicherheit der Waldholzanbieter und die Versorgungssicherheit grosser Holzverarbeiter im Kanton Graubünden zu erhöhen, wurden Basisrahmenverträge erarbeitet, welche eine standardisierte und längerfristig ausgerichtete Kundenbeziehung zwischen den Waldbesitzern und den Sägereien regeln. Die Grundidee der Rahmenverträge ist, dass beide Vertragspartner im Sinn einer Wertschöpfungspartnerschaft einen nachhaltigen Mehrnutzen erzielen. Die Waldholzanbieter profitieren von einem sicheren Absatzkanal zu fairen Holzpreisen und die Abnehmer von tieferen Beschaffungskosten und einer erhöhten Versorgungssicherheit. Die im Rahmen des Projekts erarbeiteten Entwürfe waren die Grundlage der später zusammen mit der Firma EGGER ausgehandelten Langfristverträge, welche zwar im grösseren Stil abgeschlossen wurden aber 10
schlussendlich aus bekannten Gründen nicht zum Tragen kamen. Eine grosse Bedeutung kommt bei der angestrebten Senkung der Holzerntekosten dem Aus- und Neubau der Walderschliessung zu. Derzeit gelten 16 % der Waldfläche im Kanton Graubünden als unerschlossen bzw. für eine effiziente Holzernte unzugänglich. Um die Verbesserung des Wegnetzes kostengünstig und möglichst wirksam zu realisieren, sollen in erster Linie diejenigen Waldstrassen ausgebaut werden, über welche eine besonders grosse Holzmenge abgeführt wird. Bei der Neuerschliessung von nutzbaren Waldflächen soll zudem der Bau temporärer Strassen geprüft werden, die ausschliesslich für die Holznutzung angelegt werden und im Vergleich zu permanenten Forststrassen einen niedrigeren Planungsaufwand sowie deutlich geringere Baukosten verursachen. Der dritte Ansatz, um die Holzbereitstellung zu optimieren, ist die Idee regionale Nutzungsoffensiven zu lancieren. Diese Offensiven können einerseits eine bessere Ausnutzung des möglichen Hiebsatzes und einen gezielten Vorratsabbau zum Ziel haben, sollen aber durch die systematische Koordination und Bündelung von Holzschlägen benachbarter Waldeigentümer zu einer effizienteren und professionelleren Planung und Umsetzung der Holzerntemassnahmen führen. Sowohl beim Ausbau der Erschliessung als auch bei den Nutzungsoffensiven wird ein wesentlicher Teil der Mengensteigerung in Form von Starkholzsortimenten anfallen. Damit diese Massnahmen zur erwünschten Verbesserung der innerkantonalen Rundholzversorgung beitragen können, müssen die Einschnittskapazitäten für Starkholz entsprechend erhöht werden. Massnahmen im Bereich Kommunikation, Aus- und Weiterbildung
A) Waldbesitzer führt Holzerntemassnahmen selbst aus
Transport und Holzverkauf über HMO
B) Holzerntemassnahmen werden durch Unternehmer ausgeführt
Transport und Holzverkauf über Betrieb
C) Waldbesitzer übernimmt Organisation und Umsetzung der Massnahmen vom Wald bis ins Werk
Schlagplanung
Fällen
Rücken und Aufarbeiten
Transport
Lieferung und Abrechnung
D) Koordination der Massnahmen vom Wald bis ins Werk durch Forstunternehmer oder HMO Holzerntemassnahmen werden durch Unternehmer ausgeführt
Transport und Holzverkauf über HMO
Abb. 4 : Ausführungsmöglichkeiten der Nutzungsoffensiven. (Bild: HAFL)
Für Betriebe, welche ihre Potenziale noch nicht nutzen bzw. nicht über das erforderliche Know-how verfügen, wie diese nutzbar gemacht werden könnten, soll entsprechende Beratung angeboten werden. Das Amt für Wald und Naturgefahren beabsichtigt, eine betriebswirtschaftliche Beratung für Waldbesitzer und Forstbetriebsleiter aufzubauen. Dabei sollen das Amt für Wald und Naturgefahren und die Mitglieder der forstlichen Betriebsberatung eine aktive Rolle einnehmen und direkt auf die Akteure zugehen. Die Betriebsberatung kann bei Bedarf von der Begleitung einer Betriebsanalyse bis zur aktiven Unterstützung bei wichtigen Entscheiden zur Umsetzung von Verbesserungsmassnahmen ( z. B. Kauf einer Forstmaschine oder Infrastrukturanlagen ) gehen. Ein wesentlicher Pfeiler zur Förderung des verfahrenstechnischen und betriebswirtschaftlichen Know-hows muss die Aus- und Weiterbildung der Forstbetriebsleiter sein. Um die Bereitschaft für Weiterbildungsmassnahmen zu erhöhen, prüft das Amt für Wald
und Naturgefahren, inwiefern die Vergabe von Fördergeldern an die Teilnahme von Weiterbildungskursen der Betriebsleiter gekoppelt werden können. Pro Jahr sollen vom Amt für Wald und Naturgefahren zwei bis vier Aus- und Weiterbildungsveranstaltungen für Forstbetriebsleiter und Forstunternehmer organisiert werden zu entsprechenden wichtigen Themen wie zum Beispiel : – Neue Holzernteverfahren und deren Einsatzschwerpunkte im befahrbaren und nicht befahrbaren Gelände, – Organisations- und Kooperationsformen in der Wald- und Holzwirtschaft, – Betriebs- und Jahresplanung, – Kosten und Leistungsmanagement im Forstbetrieb, – Wegmanagement ( Wegnetzkonzepte und effizienter Unterhalt von Forststrassen ). Verbesserung der Rahmenbedingungen Die Bündner Regierung soll sich zusammen mit dem Amt für Wald, dem Amt für GeBündner Wald 1 /2012 11
meinden und dem Amt für Wirtschaft und Tourismus für effiziente Strukturen und Rahmenbedingungen in der Waldwirtschaft einsetzen. Im Hinblick auf die Schaffung effizienter Strukturen wird angestrebt, dass öffentlich-rechtliche Forstbetriebe betriebswirtschaftlich sinnvolle Waldflächen bewirtschaften. Für Schweizer Verhältnisse wird eine Betriebsgrösse von 4000 bis 6000 ha als ideal angesehen. Die Betriebe werden dazu gezielt beraten. Im Vordergrund stehen die Bildung von Betriebskooperationen ( als möglichen Zwischenschritt vor Gemeindefusionen ) und Betriebsvergrösserungen ( insbesondere nach erfolgten Gemeindefusionen ). Ebenfalls mit dem Ziel, die Rahmenbedingungen zu verbessern, sollen ordnungspolitische Vorgaben auf den Prüfstand gestellt werden, in dem der Einfluss vorhandener, aber auch neuer Gesetze und Verordnungen auf die Waldbewirtschaftung systematisch geprüft wird. Führen diese zu Kostenerhöhungen bei der Holzbereitstellung ( z. B. in der Holzernte oder dem Holztransport ) oder zur Verringerung der Bereitstellungsmenge ( z. B. durch waldbauliche Auflagen ), so sollten diese Aspekte bei der Gestaltung der öffentlichen Beiträge Berücksichtigung finden. Eine weitere wichtige Rahmenbedingung sind die staatlichen Instrumente zur Förderung der Waldwirtschaft. Ein wesentlicher Teil der bereitgestellten Holzmenge hängt meist direkt oder indirekt von solchen Förderungen ab. Bei der Vergabe von Förderungen sollte stets geprüft werden, ob die gesteckten Ziele dadurch tatsächlich erreicht werden oder ob eventuell Zielkonflikte im Hinblick auf die Erreichung anderer politisch gewollter Ziele entstehen. Aus diesem Grund kommt der oben beschriebenen Ämterstrategie eine grosse Bedeutung zu. 12
Dadurch wird die Möglichkeit geschaffen, dass Förderansätze kritisch überprüft und ämterübergreifend auf die gemeinsame Zielsetzung abgestimmt werden. Fazit aus dem Projekt Die Studie hat gezeigt, dass frühere Schätzungen des Rundholzpotenzials zu undifferenziert und zu optimistisch ausgefallen waren. Gemäss den vorliegenden Ergebnissen ist im Vergleich zu den bisherigen Nutzungen eher ein beschränktes Potenzial für weitere Nutzungssteigerungen vorhanden. Hingegen kann durch die Senkung der Rundholzexporte die innerkantonale Rundholzversorgung markant erhöht werden. Eine wichtige Massnahme zur Erhöhung des Einschnittes von Bündner Holz im Kanton ist die Lösung der Starkholzproblematik. Eine effiziente und laufende Rundholzversorgung ist die Grundvoraussetzung, damit das Potenzial der gesamten Wertschöpfungskette Wald /Holz ausgenutzt werden kann. Investitionen in die Weiterverarbeitung erfolgen erst dann, wenn die vorgelagerten Prozesse der Holzernte und -lieferung effizient ausgestaltet sind. Damit die Holzproduzenten ihre Produktion erhöhen, brauchen sie ihrerseits gesicherte Absatzmöglichkeiten. Das geeignete Mittel, um für die Marktpartner sowohl Absatz- als auch Versorgungssicherheit zu erreichen, sind Langfristverträge im Sinn einer dauerhaften Wertschöpfungsparternschaft. Der Erfolg der vorgeschlagenen Massnahmen hängt wesentlich von der Bereitschaft und dem Willen aller Beteiligten ab, die notwendigen Veränderungen anzugehen und konsequent umzusetzen. Die eigentliche Arbeit fängt mit dem Vorliegen des Schlussberichtes erst richtig an. Bei der Umsetzung kommt speziell dem Amt für Wald und Naturgefahren eine entscheidende und aktive
Rolle zu. Doch auch alle anderen Akteure und Organisationen rund um den Wald und seine Bewirtschaftung sind in der Pflicht, ihren Teil zum Gelingen beizutragen. Im Einflussbereich der kantonalen Verwaltung wurden bereits einige richtige und wichtige Schritte im Sinn von Anreizen in die Wege geleitet. Dazu gehören nicht zuletzt auch die aktuellen Bestrebungen zur Gebiets- und Gemeindereform unter der Federführung des Amtes für Gemeinden. Eine betriebswirtschaftlichere Ausrichtung der Forstwirtschaft bedingt strukturelle Anpassungen. Der vorhandene Einflussbereich könnte aber von den involvierten Ämtern noch besser ausgeschöpft werden. Der Kanton sollte alle Möglichkeiten nutzen, Anreize für die Gemeinden zu schaffen, sodass diese motiviert werden, in der Forstwirtschaft betriebswirtschaftlich zu denken und entsprechend zu handeln. Schlusswort Noch bevor die hier beschriebene Studie und deren Ergebnisse der Öffentlichkeit präsentiert werden konnten, ergab sich durch die Schliessung des Grosssägewerkes infolge des Konkurses von Mayr-Melnhof Swiss Timber eine völlig neue Situation. Der Sog, den das Sägewerk auf die Rundholzbereitstellung ausübte und welcher ja der eigentliche Auslöser für den Start des Projektes Rundholzmarkt Graubünden war, existierte plötzlich nicht mehr. Der Rundholzabsatz brach gänzlich in sich zusammen, die Waldeigentümer blieben auf ihrem Holz sitzen und es bestand aus Sicht des Marktes absolut kein Grund mehr, die Holzproduktion anzukurbeln. Auf den ers-
ten Blick war der ausführliche und fundierte Projektbericht quasi über Nacht zur Makulatur geworden. Bei näherer Betrachtung kommt man aber zum Schluss, dass praktisch alle Handlungsempfehlungen ihre Berechtigung auch dann behalten, wenn es « nur » noch darum geht, unsere Wälder fachgerecht und wirksam zu pflegen, damit sie ihre für unseren Kanton lebenswichtigen Funktionen erfüllen können. Auch wenn unser Holz vorübergehend wieder zum Nebenprodukt der Waldpflege degradiert wurde oder gerade deshalb ist es wichtig, dass die erforderlichen waldbaulichen Eingriffe, welche unweigerlich mit Holznutzungen verbunden sind, so rationell und wirtschaftlich wie möglich erfolgen. Wenn der Kostendeckungsbeitrag aus dem Holzerlös kleiner wird müssen erst recht alle Massnahmen getroffen werden, um die Kosten für die Pflege unserer Schutzwälder auf einem tragbaren Niveau zu halten. Quelle : Professur für forstliche Betriebslehre und Verfahrenstechnik SHL, Rundholzmarkt Graubünden, Handlungsempfehlungen zur Erhöhung des Angebots von sägefähigem Rundholz im Kanton Graubünden, Zusammenfassung der Erkenntnisse, November 2010
Beat Philipp Amt für Wald und Naturgefahren Loëstrasse 14, CH-7000 Chur beat.philipp @ awn.gr.ch
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Nach dem Spiel ist vor dem Spiel – Zukunft des GSW Domat/Ems
Pfeifer Lauterbach ( DE ), ein anderes neues Werk des künftigen Betreibers des Grosssägewerkes in Domat / Ems. (Bild: Pfeifer Holding GmbH )
Für die grosse volkswirtschaftliche Entwicklung des 19. und 20. Jahrhunderts ist das Konzept der Industrialisierung verantwortlich. Vereinfacht gesagt geht es darum, grosse Mengen qualitativ hochstehender Produkte zu günstigen Preisen verfügbar zu machen und damit als Unternehmer Geld zu verdienen. Dies erreicht man durch die Verbesserung der Produktions- und Managementprozesse und der Entwicklung der Beschaffungs- und Absatzmärkte. Die Bündner Wertschöpfungskette Wald- und Holzwirtschaft hat mit der Ansiedelung eines Grosssägewerks in Domat /Ems einen historischen Industrialiserungssprung nach vorne gemacht. Der Produktions- und Managementprozess des Grosssägewerkes ermöglicht ( zwingt aber auch ), grosse Mengen qualitativ hochstehenden Schnittholzes 14
rund 20 % günstiger zu produzieren und damit wettbewerbsfähig an den europäischen Märkten abzusetzen. Die Entwicklung der Rundholzbeschaffung durch die Bündner Waldwirtschaft hat mehr Zeit gebraucht als ursprünglich erwartet oder erhofft. Heute sieht es mit den Lieferzusagen, die dem künftigen Grosssägewerk gemacht werden können, deutlich besser aus. Die Akteure der Wertschöpfungskette Wald und Holz sind sich der aktuellen Situation und der Zukunftsentwicklung deutlich bewusst. Die Bündner Waldwirtschaft hat ebenfalls einen Industrialiserungssprung gemacht und ist heute in der Lage, rund 150 000 Festmeter Rundholz an das Grosssägewerk Domat /Ems zu liefern. Kommt nochmals gleichviel Rundholz aus der angrenzenden Schweiz, Liechtenstein und
Vorarlberg, kann das künftige Grosssägewerk in Domat /Ems mit 300 000 Festmetern vorläufig hinreichend versorgt werden. Es braucht in den nächsten zehn Jahren einen weiteren Industrialisierungsschub in der Schweizer Waldwirtschaft, damit die Forstbetriebe noch mehr Rundholz an das Grosssägewerk liefern und gleichzeitig ihre Produktionskosten optimieren können. Damit verbessert sich die wirtschaftliche Situation der Forstbetriebe und die wirtschaftliche Situation des Grosssägewerkes Domat /Ems weiter. Der künftige Betreiber des Grosssägewerkes ist aufgrund seiner bisherigen industriellen Erfahrungen und erarbeiteten Marktposition aller Voraussicht nach auch in der Lage, auf der Absatzseite erfolgreich zu agieren und hat gute Chancen, das Grosssägewerk am Standort Domat /Ems erfolgreich zu entwickeln. Eine vertrauensvolle und langfristige Zusammenarbeit mit der Waldwirtschaft, aber auch mit dem Kanton und der Standortgemeinde können dem künftigen Betreiber des Grosssägewerks im harten europäischen Schnittholzwettbewerb den Rücken freihalten und ihn ermutigen, in die Weiterverarbeitung am Standort Domat /Ems zu investieren. Neben dem Schnittholz darf das Restholz ( Rinde, Sägespäne, Hackgut ) nicht ausser Acht gelassen werden. Eine enge Zusammenarbeit mit der bestehenden Holzenergieverwertung am Standort Domat /Ems und die Produktion von Pellets machen ökologisch und ökonomisch Sinn. Innerhalb der Bündner Bauwirtschaft steht der Holzbau in Konkurrenz mit dem Massivbau ( Stein / Beton ). Die Stein- und Betonbauweise hat gegenüber der Holzbauweise einen deutlich grösseren Industrialisierungssprung gemacht. Ein qualitativ vergleichbares Gebäude in Holzbauweise zu erstellen, ist rund 10 % teurer. Würde ein
Gebäude ausschliesslich aus Bündner Holz erstellt, käme es in vergleichbarer Qualität vermutlich sogar 20 % teurer zu stehen, da der moderne Holzbau weniger auf Bündner Schnittholz als auf industriell weiterverarbeiteten Holzwerkstoffen aus europäischer Produktion basiert. Die Bündner und die europäische Wertschöpfungskette Wald- und Holzwirtschaft ist traditionell stark verflochten. Ohne Grosssägewerk sind die Waldbesitzer gezwungen, Rundholz an europäische Sägewerke zu exportieren. Die Handels- und Logistikkosten schmälern die Verkaufserlöse der Waldbesitzer um rund 10 %. Das Grosssägewerk im Kanton verbessert die Absatzsituation der Waldbesitzer und spart Handels- und Logistikkosten. Es macht mit dem Grosssägewerk vorläufig ökologisch und ökonomisch Sinn, in Graubünden Schnittholz für den Schweizer und europäischen Markt wettbewerbsfähig zu produzieren und sich im Gegenzug mit qualitativ hochstehenden preisgünstigen Holzwerkstoffen am europäischen Markt zu versorgen. Wenn das Grosssägewerk zu einem späteren Zeitpunkt in die Weiterverarbeitung investiert, kann die Wertschöpfungskette Wald und Holz weiter optimiert werden. Die Bündner Bauwirtschaft wird sich dann mit qualitativ hochstehenden industriell verarbeiteten Holzwerkstoffen aus Bündner Holz preisgünstig eindecken können. Dadurch entfallen rund 10 % an Transportund Handelskosten. Damit wird die Holzbauweise gegenüber der Massivbauweise ( Stein / Beton ) wettbewerbsfähig. Aber das ist vorläufig eine Vision. Es lohnt sich aber, sich zusammen mit dem Betreiber des Grosssägewerkes für die Umsetzung dieser Vision einzusetzen. Ganz utopisch ist die Vision nicht, im Tirol ist sie bereits Realität. Vor dem Spiel ist nach dem Spiel – der ProBündner Wald 1 /2012 15
zess der Ansiedelung des alten Grosssägewerkes und die versuchte Rettung aus dem Konkurs haben gezeigt, wie unterschiedlich die Wertvorstellungen und wie anspruchsvoll damit kollektive Entscheidungsprozesse in der Bündner Wald- und Holzwirtschaft sind, obwohl das Grundanliegen über weite Strecken unbestritten war. Das künftige Grosssägewerk verbindet die Bündner Wertschöpfungskette mit der europäischen Wertschöpfungskette Wald- und Holzwirtschaft ökonomisch und ökologisch sinnvoll. Die aktuelle Ausgangslage für das Gelingen des künftigen Grosssägewerkes Domat /Ems
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ist gut. Der künftige Betreiber ist auf ein unterstützendes, wirtschaftliches und politisches Umfeld in Graubünden angewiesen, das Rahmenbedingungen schafft, die mit anderen europäischen Grosssägereistandorten vergleichbar sind.
Dr. Hans Vettiger Universität Liechtenstein Fürst-Franz-Josef-Strasse, Vaduz hans.vettiger @ uni.li
Förderung der Douglasie im Thurgauer Wald Nachdem in der Vergangenheit die Fichte weit über ihr natürliches Verbreitungsgebiet hinaus gefördert worden ist, zeigten in jüngster Zeit unter anderem Sturm Lothar und der Hitzesommer 2003, dass Fichtenreinbestände und standortfremde Fichtenbestände sehr anfällig für Kalamitäten sind. In der Strategie « Baumartenanteile im Thurgauer Wald » vom Jahr 2010 spricht man sich im Hinblick auf den zu erwartenden Klimawandel dafür aus, den Nadelholzanteil in den Thurgauer Wäldern langfristig von 55 Prozent auf 40 bis 50 Prozent zu reduzieren. Aufgrund der prognostizierten Erhöhung der Durchschnittstemperatur und einer Zunahme an Extremereignissen wird die Fichte in den tiefen Lagen zunehmend Mühe bekunden. Daher soll vermehrt auf standortgerechte und weniger anfällige Baumarten gesetzt werden, wobei der Buche als Hauptbaumart mehr Platz eingeräumt werden soll. Nach weiteren Gesprächen mit verschiedenen Interessengruppen wurde die Strategie ergänzt. Die Douglasie soll einzeln oder gruppenweise anstelle der Fichte nachgezogen werden. Ein allfälliger Rückgang an Nadelholz im Thurgauer Wald wurde insbesondere von Seiten der Holzindustrie kritisiert. An einem sogenannten Runden Tisch im letzten Frühjahr zum Thema « Thurgauer Nutzwald der Zukunft », mit Vertretern aller Interessengruppen, kam daraufhin die Douglasie als Wertholzlieferant zur Sprache. Sowohl bei der Wuchsleistung und Holzqualität als auch bei der Beständigkeit gegenüber Umwelteinflüssen werden der Douglasie grosse Vorteile gegenüber der Fichte zugesprochen. Obwohl es in der Schweiz bezüglich Anbau der Douglasie nur wenig Erfahrung gibt, kam man zum Schluss, dass die Douglasie zwecks Wertholzproduktion,
Die Douglasie hält, was sie verspricht : Die Holzqualität kann schon am stehenden Baum sicher beurteilt werden. (Bild: Claudia Meile )
zur Risikoverteilung bei den Baumarten und vor dem Hintergrund der absehbaren Klimaerwärmung vermehrt gefördert werden kann. Sie ist zudem von der Bundesgesetzgebung als eine der wenigen exotischen Baumarten offiziell als Waldbaum zugelassen. Gute Eigenschaften Die Douglasie stammt ursprünglich aus Nordamerika und findet sich erst seit 200 Jahren im Thurgauer Wald. Pollenanalysen haben aber gezeigt, dass diese Baumart vor der letzten Eiszeit auch bei uns heimisch war. In ihrem heutigen Verbreitungsgebiet in Nordamerika erreicht die Douglasie Höhen von über 100 Metern. In der Schweiz kann sie mit bis über 55 Metern deutlich mächtiger werden als die einheimischen Nadelbäume. Schon als Jungbaum ist sie sehr konkurrenzstark, da sie in der Jugendphase schattentolerant ist. Neben dem guten Wachstum zeichnet ihre Trockenheitsresistenz und ihre Sturmbeständigkeit die Douglasie aus. Damit ist sie im Hinblick auf den Klimawandel für die Holzproduktion zunehmend interessant. Dies auch deshalb, weil die Douglasie ein sehr regelmässiges Wachstum aufweist und sich die Qualität Bündner Wald 1 /2012 17
Die Douglasie kann sich in buchenreichen Beständen behaupten und diese sowohl optisch als auch ökonomisch bereichern. (Bild: Erich Tiefenbacher )
des Holzes schon am stehenden Baum sicher bestimmen lässt. Das Holz ist zudem heute vielseitig verwertbar und wird besonders rund um den Hausbau geschätzt, beispielsweise für Parkett oder Fassadenverkleidung. Bedingungen für die Förderung Aufgrund der genannten Vorzüge und basierend auf guten Erfahrungen mit dieser Baumart im nahen Ausland wurde die Douglasie nachträglich in der Strategie « Baumartenanteile im Thurgauer Wald » als förderungswert berücksichtigt. Wichtig dabei ist jedoch das Einhalten der grundsätzlichen waldbaulichen Bedingungen, abgestützt auf die Standortskarte. Die Douglasie kann im Bereich des zulässigen 18
Nadelholzanteils anstelle der Fichte angepflanzt werden. Douglasienreinbestände sind keinesfalls anzustreben, hingegen können sich einzelne Douglasien oder Douglasiengruppen gerade auch in buchendominierten Beständen zu grossen Wertträgern entwickeln. Im Folgenden sind die sechs Förderungsbedingungen explizit aufgeführt : 1. Die Standortkarte gemäss « Wälder im Kanton Thurgau » gilt nach wie vor als Basis für waldbauliche Entscheide. 2. Die Douglasie ist nur auf Flächen mit der Vorrangfunktion « Holzproduktion » anzubauen. Ausgeschlossen sind die andern Funktionen Naturschutz, Erholung und Schutzwald nach RWP ( Regionaler Waldplan ). 3. Gemäss Baumartentabelle der Standortkarte wird sie bereits in den Einheiten E + K ( Standortskategorien nach Ellenberg und Klötzli ) Nrn. 6, 8a und 8d empfohlen. Sie kann neu weiter angepflanzt werden in den Einheiten 7 *, 7a, 7as, 7d und 8 *. 4. Ihr Anteil richtet sich ergänzend zur Fichte nach dem zulässigen Nadelholzanteil je Standorteinheit. 5. Sie soll dort einzeln oder gruppenweise eingebracht werden, wo ohnehin Wildschutzmassnahmen getroffen werden und besonders dort, wo bereits gute Erfahrungen mit Douglasien gemacht worden sind. 6. Es ist Pflanzgut geeigneter Herkunft zu verwenden. Die Forstbaumschule Josef Kressibucher AG hat drei Herkünfte aus dem US-Staat Washington im Sortiment, welche in österreichischen Versuchen geprüft sind ( Ashford, Randle, Darrington ). Weitere Herkünfte sind aus den Kantonen AG ( Muri ) und BE ( Biel ) sowie aus dem west- und süddeutschen Bergund Hügelland zu beziehen.
Voraussetzungen für den erfolgreichen Anbau Die Douglasie ist beim Anbau und bis zum Erreichen des Dickungsalters eine der empfindlichsten Baumarten. Schwierigkeiten und Ausfälle in der Anwuchsphase sind also zu erwarten, ausserdem ist die Entwicklung von Douglasien weit weniger homogen als jene von Fichtenpflanzungen. Wichtig ist, dass geeignete, bewährte Herkünfte für Pflanzungen verwendet werden. Als Standort kommen mässig trockene bis mässig feuchte Böden der kollinen bis montanen Stufe in Frage, wobei die Douglasie mit ihren geringen Nährstoffansprüchen alle Bodensubstrate mit Ausnahme von reinem Kalk erträgt. Gepflanzt wird idealerweise von Anfang März bis Ende April. Die mit höheren Risiken verbundene Herbstpflanzung muss bis spätestens Ende Oktober erfolgen. Die Frischekette vom Ausheben über den Transport bis zur Pflanzung darf nicht unterbrochen werden, das Wurzelwerk darf während der Zeit ausserhalb des Bodens keinesfalls austrocknen. Wichtig für die frisch gepflanzten Jungbäume ist dauerhaft frostfreier Boden und ausreichende Bodenfeuchte sowie Kontakt zum Mineralboden. Entscheidend für den Erfolg der Pflanzung ist ausserdem günstige kühlfeuchte Witterung am Pflanztag sowie ein bis zwei Wochen danach. Diese Zeit benötigt die junge Douglasie, um ihr Feinwurzelsystem auszubilden. Erst danach kann sie sich selbst ausreichend mit Wasser versorgen. Die Douglasie ist frostempfindlich und besonders auf Freiflächen spätfrostgefährdet. Wechselfeuchte oder staunasse Standorte erträgt sie nicht und auf Tonböden tendiert sie zur Flachwurzelbildung, was die Sturmgefährdung erhöht. Douglasien benötigen zwingend einen Wildschutz, da sie beliebte Fegeobjekte sind und zusätzlich
Die Douglasie tendiert zur Grobastigkeit, die rechtzeitige Astung ist daher für die Holzqualität entscheidend. (Bild: Erich Tiefenbacher )
auch stärker verbissen werden als etwa die Fichte. Bei etablierten Douglasien können ab einer Oberhöhe von 10 bis 12 Metern eine frühzeitige Auswahl der Zukunftsbäume und die erste Astung auf zirka 6 Meter erfolgen. Die weitere Astung respektive die Astungshöhe ist abhängig vom Zieldurchmesser und der Umtriebszeit. Eine zweite Astung auf 10 bis 12 Meter lohnt sich nur bei einer Umtriebszeit von 100 Jahren und einem Zieldurchmesser von mindestens 80 cm. Eine dritte Astung setzt einen Zieldurchmesser von mindestens 100 cm und Umtriebszeiten von über 130 Jahren voraus. Nur so bleibt genug Zeit für ein ausreichendes Wachstum und eine entsprechende Überwallung. Die Astung ist bei Bündner Wald 1 /2012 19
der grobastigen Douglasie unumgänglich, wenn man gute Holzqualität und entsprechende Holzerlöse erzielen will. Bei einer Douglasie, die auf 12 Meter geastet wurde, entspricht dieser Bereich zirka einem Viertel der Stammlänge, der Hälfte des Volumens und rund drei Viertel des Ertrages ! Regelmässige Durchforstungen respektive die Entnahme von Konkurrenten ist dabei Voraussetzung für einen optimalen Zuwachs.
Dieser Artikel ist ursprünglich in den « Blätter aus dem Thurgauer Wald », Ausgabe 3 / 2011, publiziert worden.
Claudia Meile Forstamt Thurgau Spannerstrasse 29, 8510 Frauenfeld claudia.meile@tg.ch, forstamt.tg.ch
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SilvaGIS : MOBILE Zeitgemässe Bestandeskartierung
Abb. 1 : IST-Situation der Bestandeskartierung. (Bild: SilvaGIS GmbH )
Ausgangslage Die Bestandeskartierung bildet die wichtigste Grundlage für die Beurteilung der Notwendigkeit von subventionierten waldbaulichen Eingriffen. Bis vor einem Jahr wurden die Bestände durch den Revierförster mit einer Bestandeskarte, einem Formular ( Checkliste BK 94.05 ) und einzelweise mit einem GPS-Gerät ( Abb. 1 ). Die auf Papier erfassten Daten wurden dem Kanton zugeschickt und dort nochmals erfasst. Nach der Erfassung wurde eine Plausibilitätsprüfung durchgeführt. Die Auswertung wurde dem Förster zugeschickt. Dieser korrigierte, ergänzte diese und schickte sie wieder dem Kanton. Beim Kanton erfolgte eine letzte Datennachführung bzw. -korrektur am PC. Die waldbaulichen Daten waren damit für die Ausarbeitung des Betriebsplans in digitaler Form vorhanden.
Das Programm SilvaGIS : MOBILE Idee Mit der Entwicklung von SilvaGIS : MOBILE verfolgt die SilvaGIS GmbH das Ziel, dem Betriebsleiter ein Programm zur Verfügung zu stellen, welches eine hohe Effizienzsteigerung bei der Bestandeskartierung erlaubt. Das Produkt läuft auf einem mit GPS ausgestatteten Gerät ( Windows Mobile ) auf der Basissoftware ArcPad 10. Mit der Bestandeskarte, der Landeskarte 1: 25 000 als Hintergrundkarte und der GPS-Funktion, weiss der Förster schnell und stets, in welchem Bestand er sich gerade befindet. Bevor das Formular für die Datenerfassung aufgerufen werden kann, muss ein Bestand ausgewählt werden. Somit wird der Bezug vom Formular zum Bestand gewährleistet. Zur Kontrolle wurde eine Plausibilitätsprüfung programmiert. Diese wird nach Abschluss der DaBündner Wald 1 /2012 21
Abb. 2 : Integration der Bestandeskarte, GPS und Aufnahmeformular in SilvaGIS : MOBILE. (Bild: SilvaGIS GmbH )
tenerfassung durchgeführt. In Zukunft können die Förster die Bestandeskartierung mit einem einzigen Gerät durchführen. Abb. 2 verdeutlicht die Entwicklung grafisch. Abb. 3 : Revierförster A. Clavadetscher bei der Bestandeskartierung mit SilvaGIS : MOBILE. (Bild: SilvaGIS GmbH )
Produktbeschrieb Die Bestandeskarten aus der Luftbildinterpretation stellt der Kanton wie bis anhin zur Verfügung. Diese werden für die Datenerfassung ( mit dem Windows Mobile Gerät ) auf ArcPad umgewandelt. Auf Wunsch des Revierförsters besteht vor der Umwandlung noch die Möglichkeit, zusätzliche Merkmale in SilvaGIS : MOBILE zu integrieren ( z. B. Beweidung ). Danach erfolgt die Bestandeskartierung durch den Förster ( Abb. 3 ). Die Plausibilitätsprüfung wird vor Abschluss der Datenerfassung durch eine eingebaute Kontrolle direkt im Bestand durchgeführt. So kann der Förster allfällige Korrekturen gerade an Ort und Stelle vornehmen. Wenn die Bestandeskartierung abgeschlossen ist, werden die Daten wieder in Shapefiles umgewandelt und dem Kanton per Mail zugeschickt. Dort werden sie wiederum in eine Datenbank eingelesen ( Abb. 4 ). Systemkostenvergleich Die Berechnung der Bestandeskartierungskosten basiert auf Zahlen, die uns ein Forstbetrieb freundlicherweise zur Verfügung gestellt hat. Gemäss Systemvergleich resultiert bei der Datenerfassung im Feld eine Zeitersparnis von rund 5 Min./ Bestand. Ein gesamter Kostenvergleich vom IST-Zustand und der SOLL-Situation zeigt auf, dass bei den Systemkosten des durchgerechneten Beispiels ein Einsparpotenzial von rund 18 % vorliegt. Dies entspricht einer Einsparung von 5.70 Fr./ ha. Dabei werden die Kosten pro Hektar von 31.60 Fr./ ha auf 25.90 Fr./ ha reduziert. Die Hauptgründe für diese Kostensenkung sind : – eine schnellere und sicherere Orientierung – keine manuelle Zuordnung der Bestandesnummer
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Abb. 4 : SOLL-Situation der Bestandeskartierung ( SilvaGIS : MOBILE ). (Bild: SilvaGIS GmbH )
– direkte Auswahl der Information ( keine Codes ) – keine Doppelspurigkeiten – Plausibilitätsprüfung direkt im Bestand Zudem wird durch die integrierte Kontrollroutine und der einmaligen Datenerfassung eine bedeutend bessere Qualität der Daten erzielt. Ausblick : SilvaGIS : PLAN Ausgangslage Die Bürokratie und die Komplexität der Betriebsführung hat in den letzten Jahren stark
zugenommen. Betrachtet man die gesamte Wertschöpfungskette der Forstwirtschaft in der Schweiz, so werden IT-gestützte Lösungen vor allem dort gesucht, wo Unternehmen beteiligt sind. Schweizweit besteht heute noch kein umfassendes Informationsmanagementsystem, das den Förster von der Planung bis zur Kontrolle bei der Betriebsführung unterstützt. Der Förster muss immer noch viele Informationen mühsam zusammenstellen, Papierformulare ausfüllen oder Situationen einfach abschätzen und eine Entscheidung treffen ( Abb. 5 ).
Abb. 5 : Starke Vereinfachung vom Informationsmanagement in einem Forstbetrieb ohne spezielle Software. (Bild: SilvaGIS GmbH )
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Die Entwicklung der Software SilvaGIS : PLAN ist das jüngste Projekt unserer Firma. SilvaGIS : PLAN soll das Produkt eines GIS-gestützten, integralen Informationsmanagementsystems werden und die Förster bei der gesamten Waldbewirtschaftung unterstützen. Dank durchdachter Informationsvernetzung werden Prozesse in der gesamten Produktionskette effizienter gestaltet, die Transparenz erhöht und die Kosten gesenkt ( siehe SilvaGIS : MOBILE ). SilvaGIS : PLAN wird durch die Integration der zeitlichen Komponente dem Prinzip der rollenden Planung sehr nahe kommen. Der Förster soll erstmals die Jahresplanung am Bildschirm seines Computers ableiten und auch fortlaufend immer wieder anpassen können. Nebst dem Holzschlagmanagementmodul soll auch ein Waldweg- und Schutzbautenmanagementmodul integriert werden. Eine Umfrage der SilvaGIS GmbH hat gezeigt, dass das Interesse nach einem sol-
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chen GIS-gestützten Informationssystem bei den Revierförstern gross ist. Durch die starke Einbindung der Förster und die enge Zusammenarbeit mit der Geocom Informatik AG ( Schwesterfirma von ESRI ) bemüht sich unsere Unternehmung, ein Produkt zu entwickeln, das den Nutzern erlaubt, den Wald vor lauter Bäume doch noch zu sehen. Denn wir sind der Überzeugung, dass GIS-gestützte Informationssysteme auch in Zukunft ein wichtiger Schlüssel zu einer erfolgreichen Betriebsführung sind.
Dario Klaiss SilvaGIS GmbH Gassa Steffan Gabriel 1, CH-7130 Ilanz dario.klaiss @ silvagis.ch, www.silvagis.ch
Holzbündelung in der Region Prättigau /Davos Entstehungsgeschichte Der Holzmarkt ist schon seit Längerem im Umbruch. Bereits nach dem Sturmereignis Vivian 1990 und den anschliessenden Käferkalamitäten wurden Stimmen laut, die Forstbetriebe sollten doch die Kräfte bündeln und die gemeinsame Vermarktung von Rundholz an die Hand nehmen. Bis zu diesem Zeitpunkt haben die Waldeigentümer ihr Holz direkt an Sägereien, an Holzhändler oder ab Stock verkauft. Jeder Förster musste einen Kundenstamm aufbauen und pflegen, und jeder kochte sein eigenes « Süppchen », was sich dann bei Grossereignissen negativ auswirkte. Solidarität war vielerorts ein Fremdwort und man sprach nur vom besten Holzpreis. Mit der Ansiedelung eines Grosssägewerks in Domat /Ems kam wieder Bewegung in die Branche. Man sah einen grossen Abnehmer und wollte gemeinsam die Holzverkaufsabläufe vereinfachen und optimieren. Neben dem Grossabnehmer galt es aber auch, zu den Sägereien in der Region und der angestammten Kundschaft in der Nachbarschaft, der übrigen Schweiz, in Österreich und Italien Sorge zu tragen. Aus diesem Grund haben die Forstbetriebe in der Herrschaft / Prättigau /Davos auf den 1. August 2006 unter dem Dach des Regionalverbandes Pro Prättigau die Holzvermarktungsstelle Prättigau gegründet. Nach einer guten Anlaufsphase hat sich die Holzvermarktungsstelle
per 1. Januar 2009 vom Regionalverband gelöst und die Prättigau / Landschaft Davos Forst GmbH gegründet. Heute sind alle zwölf Prättigauer Gemeinden und Davos an der Gesellschaft beteiligt und vermarkten auch einen guten Teil ihres Holzes darüber. Ziel und Zweck der Organisation Die Prättigau / Landschaft Davos ( PLD) Forst GmbH betreibt eine Geschäftsstelle. Diese ist für Waldbesitzer, Forstbetriebe, Forstunternehmer und Holzverarbeitungsbetriebe in der Region die kompetente Anlaufstelle für Fragen rund um das Rundholz. Dank laufender und aktiver Holzmarktaktivitäten erhalten diese einen einfachen Zugang zum Rundholzmarkt. Die Holzpreise sind intern transparent. Diese Transparenz in der Region gibt den Anbietern und Abnehmern Sicherheit. Die Holztransporte werden koBereit sein für Grossereignisse. (Bild: Archiv AWN )
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ordiniert und im Normalfall ist ein optimaler Holzfluss gewährleistet. Die Forstbetriebsleiter werden in den Holzmarktbereichen Akquisition, Kundenbetreuung und Marktbeobachtung entlastet. Die Sägereien in der Region können sich gezielt und terminiert mit qualitativ hochstehendem Holz eindecken. Dank dieser regionalen Organisation wird die Wald- und Holzwirtschaft im Prättigau und in Davos gestärkt. Die Wertschöpfung aus Wald und Holz im Tal wird gefördert und Arbeitsplätze werden gesichert. Diese Zielsetzungen werden nur erreicht, wenn die Beteiligten am selben « Strick » ziehen. Mit dem der PLD Forst entgegengebrachten Vertrauen ist es möglich, die Gesellschaft weiterzuentwickeln. Einzelne Gemeinden und Waldeigentümer wollen ihr Holz nach wie vor ab Stock verkaufen. In diesem Fall kann auch die PLD Forst eine Offerte für den Kauf ab Stock einreichen. Geschäftsablauf der Holzvermarktung Die Geschäftsstelle verhandelt mit den Sägereien und Holzkäufern. Sie stellt die Angebote periodisch zusammen und sendet diese in Form von Sortiments- und Preisliste an die Betriebsleiter. Diese müssen je nach Holzkäufer monatlich oder quartalsweise Lieferanmeldungen einreichen. Damit stellt Bahnverlad im Prättigau. (Bild: Felix Wyss )
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die Geschäftsstelle die möglichen Liefermengen zusammen und leitet sie an die Sägereien weiter. Nach der Bereitstellung des Holzes wird der Abtransport per RhB oder Lastwagen von der PLD Forst in Absprache mit den Forstbetrieben organisiert. Somit ist ein reibungsloser Holzfluss möglich und teure Zwischentransporte sowie Holzlagerungen werden minimiert. Forstprogramm Mit der Einführung des Forstprogramms ( winforst32 ) im Jahr 2010 wurden die administrativen Abläufe entscheidend vereinfacht. Ab Januar 2012 sind nun drei Forstreviere mit insgesamt sechs Gemeinden und die Geschäftsstelle der PLD Forst über einen Server miteinander vernetzt. Sie können mit dem Programm von der Stundenerfassung über die Rechnungsstellung die Holzschlag- respektive die Auftragsauswertung bis zur forstlichen Betriebsabrechnung alle Auswertungen erstellen. Der Forstbetriebsleiter legt einen Holzschlag als Auftrag an und hinterlegt die mit den Unternehmern vereinbarten Verrechnungsansätze. Nach Abschluss der Arbeiten benachrichtigt der Betriebsleiter die Geschäftsstelle. Diese rechnet die Unternehmerleistungen ab. Die Holzverkaufs- und Auftragsabrechnung der PLD-Forst-Geschäftsstelle sind auf der EDV-
EDV-Plattform der PLD. (Bild: PLD )
MSK-Prozessor im Einsatz. (Bild: Felix Wyss )
Plattform für den Betrieb einsehbar und können dort ohne weitere Erfassungsarbeiten weiterverarbeitet werden.
Erfahrungsaustausch unter den Forstbetrieben verbessert und die Zusammenarbeit gefördert wird. Gleichzeitig können spezifische Unternehmereinsätze koordiniert werden. Dies ermöglicht den Einsatz von Holzernteverfahren, die dem heutigen Stand von Wissen und Technik entsprechen. Die Region will bereit sein, wenn das nächste Grossereignis kommt, sei dies ein Windwurf-, Schneebruch- oder Lawinenereignis, oder auch eine Wirtschaftskrise und es kommt « leider » bestimmt.
Zukunftsperspektiven der Prättigau / Landschaft Davos Forst GmbH Für die Zukunft will die Region gerüstet sein und sich den kommenden Herausforderungen stellen. Dazu braucht es einerseits den Ausbau der EDV-Vernetzung, die Ausschöpfung der Möglichkeiten und die betriebsspezifische Weiterentwicklung der Forstprogramme. Dadurch wird der Datenaustausch unter den Forstbetrieben vereinfacht, was den Verwaltungsaufwand reduziert. Im Weiteren kann damit auch eine Holzlagerverwaltung für mögliche Grossereignisse eingerichtet werden. Die Gesellschaft soll als Plattform dienen, wodurch der fachliche Informations- und
Felix Wyss PLD FORST GmBH CH-7232 Furna
pld.forst @ bluewin.ch
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Werksklassierung in Italien
Elektronische Klassierung im Sägewerk. (Bild: SELVA )
Ausgangslage und Ziele In allen Sägewerken, welche mit Rundholz aus Graubünden beliefert werden, werden immer öfter mit elektronischen Werksvermessungs- und Klassierungsanlagen Masslisten erstellt. Die Bedeutung der werksinternen Vermessungs- und Klassierungsanlagen steigt daher zunehmend an. Es können wohl unrationelle Arbeiten aus dem Wald ausgelagert und automatisiert werden. Jedoch wird dadurch die Beurteilung des Rundholzes an die Sägewerke abgegeben. Damit für alle beteiligten Akteure eine Winwin-Situation entsteht, muss gewährleistet sein, dass sowohl die Vermessung als auch die Klassierung des Rundholzes transparent Qualitätsbeurteilung im Wald durch den Förster. (Bild: SELVA )
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und entsprechend den geltenden Richtlinien ( Schweizer Handelsgebräuche für Rohholz, Ausgabe 2010 ) durchgeführt werden. Gerade bei der Umstellung der neuen Sortiervorschriften muss speziell darauf geachtet werden. Nur so kann zwischen den Holzlieferanten und den Holzabnehmern ein Vertrauensverhältnis aufgebaut werden. Aus diesem Grund hat die SELVA – in Zusammenarbeit mit dem Amt für Wald und Naturgefahren Graubünden – das Projekt « Werksklassierung » realisiert. Im Wesentlichen geht es in diesem Projekt darum, eine korrekte Werksklassierung gemäss den geltenden Eichvorschriften sowie den geltenden Richtlinien der schweizerischen Holzhandelsgebräuche sicherzustellen. Mit diesem Projekt bietet die SELVA den Bündner Forstbetrieben und Waldeigentümern eine optimale Plattform zur Umsetzung einer korrekten und transparenten Vermessung und Klassierung ihres Rundholzes in den Sägereien. Grundlagen Für die Erarbeitung des Projektes wurde nebst der schweizerischen Längenmessverordnung auch die im Jahr 2006 ausgearbeitete Empfehlung für die Werksklassierung der SELVA beigezogen. Die durchgeführten Holzkontrollmessungen orientierten sich zuerst an der Ausgabe 2000 der schweizerischen Holzhandelsgebräuche, welche am 1. September 2010 durch die Schweizer Handelsgebräuche für Rohholz, Ausgabe 2010, abgelöst wurde. Seit Herbst 2011 sind die Schweizer Handelsgebräuche für Rohholz auch in italienischer Sprache verfügbar. Jährlich werden verschiedene Kontrollmessungen durchgeführt, welche mit den jeweiligen Werksmassen verglichen und entsprechend ausgewertet werden. Dabei werden Sägereien im In- und Ausland berücksichtigt. Die
« Kontrollförster » verwenden für die Kontrollmessungen ihre eigenen Messgeräte. Zum Einsatz kommen dabei üblicherweise Latschbacher, PAV sowie konventionelle Handmessung. Dabei wird der Rindenabzug mit der konventionellen Methode als auch anhand der « Schönbrunner-Methode » berechnet. Bei der « Schönbrunner-Methode » wird der Rindenabzug in Prozent des Volumens oder in Millimeter bezogen auf den Durchmesser berechnet. Auswertungen der Kontrollklassierungen Die Auswertungen der durchgeführten Kontrollen zeigen durchaus Unterschiede zwischen Hand- und Werksklassierung auf, wobei Differenzen in der Kubatur und insbesondere der Qualitätsklassierung auftreten. Konzentrierte Mitarbeit beim SELVASortierkurs in Cazis. (Bild: SELVA )
Die Messresultate lassen annehmen, dass die Anlagen grundsätzlich korrekt messen. Volumenabweichungen mit tieferliegenden Werksmassen liegen meistens im einstelligen Prozentbereich und kommen aufgrund der pauschalisierten Rindenabzüge bei Handvermessung vor. Sie sind aber keineswegs zu unterschätzen, weisen doch auch diese Abweichungen während der letzten Jahre eine steigende Tendenz auf.
Differenzen in der Stammzahl sind auf Fehler beim Transport ( be- bzw. entladen ) oder bei der Sortierung im Werk zurückzuführen. So wurden bei der Werksklassierung beispielsweise zusätzliche Baumarten unbekannter Herkunft aufgelistet. Die Fehlerbeurteilung bei den letzten Kontrollmessungen bezüglich Qualität ist beunruhigend hoch. Diese kann wohl nicht mehr allein durch das Mischsortiment B /C begründet werden. Falls beim Werksmass keine Mischqualitäten B /C ausgewiesen werden, entfällt grundsätzlich der grössere Teil auf die jeweils tiefere Qualität. Zudem wird meist auch eine grössere Menge der D-Qualität zugeteilt. Hingegen ist die Menge Rundholz, welches als nicht sägefähig ( NSF ) beurteilt wird, im Vergleich der vergangenen Jahre zurückgegangen. Konsequente Beurteilung im Werk und bei der Aussortierung vor dem Abtransport im Wald müssten auch weiterhin vermehrt geschult werden. Waldseitig betrifft dies auch Maschinenführer und Transportunternehmer. Massnahmen und Ausblick Die bisherigen Kontrollen der letzten drei Jahre haben einige Problempunkte aufgezeigt. Die Diskussion der Probleme zwischen den Vertragsparteien klärt Fragen und beseitigt Misstrauen. Schliesslich wird dadurch gegenseitiges Vertrauen aufgebaut. Die festgestellten Abweichungen betreffend Quantität und Qualität bei Vermessung und Klassierung können dank dem Projekt konkret beziffert und die Beteiligten direkt damit konfrontiert werden. Über Verlauf und Ausgang der Diskussionen werden Holzlieferanten und Waldeigentümer speziell dann informiert, wenn unzulässige Abweichungen registriert werden. Bündner Wald 1 /2012 29
Sortieren von Rundholz auf dem Lagerplatz. (Bild: SELVA )
Da die neuen Sortiervorschriften ( Schweizer Handelsgebräuche für Rohholz, Ausgabe 2010 ) erst im Herbst 2011 auch in italienischer Sprache erschienen sind, kann bei den italienischen Sägereien momentan noch nicht von einer verbesserten Umsetzung und entsprechenden Anpassungen ausgegangen werden. Erfreulicherweise haben viele Vertreter der Sägereien aus dem Veltlin am SELVA-Sortierkurs vom Oktober 2011 in Poschiavo teilgenommen. Offensichtlich sind die Instruktionen betriebsintern aber noch zu wenig umgesetzt worden. Auch weiterhin muss das Augenmerk auf die teilweise grossen Differenzen betreffend Quantität und Qualität gerichtet werden. Bei den Messungen im Jahr 2011 sind die Mengenunterschiede überraschend gross. Bei der Qualität sind sogar untolerierbare Unterschiede aufgetreten. Diesen negativen Entwicklungen muss unbedingt entgegengewirkt werden. Dafür sollen in Zusammenarbeit mit den betroffenen Sägewerken mögliche Fehlerquellen gefunden und behoben werden. Weitere Kontrollen sollen in den nächsten Jahren die Qualität und das Vertrauen in die Werksklassierung weiter steigern.
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Empfehlungen Den Förstern wird dringendst empfohlen mit den neuen Sortiervorschriften ( Schweizer Handelsgebräuche für Rohholz, Ausgabe 2010 ) zu arbeiten und in Verträgen entsprechend auf diese zu verweisen. Für die Lieferungen kann empfohlen werden : – Die Aussortierung nicht sägefähiger Sortimente vor dem Abtransport im Wald durch den Holzlieferanten selbst muss realistisch und konsequent durchgeführt werden. Nur so können allfällige Fehlbeurteilungen im Werk auch geltend gemacht werden. – Wo es die Aufwände, die Platzverhältnisse und die Logistik zulassen, sollen nach Qualitätsklassen getrennte Lieferungen ausgeführt werden. – Von der Klassierung nach Mischsortimenten und vor allem vom Verkauf zu Pauschalpreisen ist dringend abzuraten. Erfahrungsgemäss liegen dabei die finanziellen Vorteile in der Regel zugunsten des Sägewerks. Unstimmigkeiten betreffend Werksvermessung und Unzufriedenheiten mit den gelieferten Masslisten sollten im direkten Gespräch geklärt oder der SELVA gemeldet werden.
Bündner Waldwirtschaftsverband Bahnhofplatz 1, CH-7302 Landquart info @ selva-gr.ch
Waldverband Steiermark
Holzernteeinsatz des Waldverbandes Steiermark in der Weststeiermark im Januar 2012. (Bild: Waldverband Steiermark )
Der Waldverband Steiermark hat sich in den letzten Jahren zu einem der grössten Holzvermarkter Österreichs und zu einem bedeutenden Wirtschaftsunternehmen entwickelt – eine beispiellose Erfolgsgeschichte in der österreichischen Forstwirtschaft. Fakten – Vermarktung Seit der Gründung 1990 wurden über zehn Millionen Festmeter Holz gemeinschaftlich vermarktet. Gerechnet über den Durchschnittspreis der Sortimente ergibt sich ein Vermarktungswert von über 600 Millionen Euro. Im Jahr 2011 konnte mit einer vermarkteten Menge von mehr als 1 000 000 Festmeter das stärkste Geschäftsjahr seit der Gründung erreicht werden. Fläche Flächenmässig betreut der Waldverband Steiermark eine Waldfläche von nahezu 200 000 Hektar, das entspricht einem Fünftel der steirischen Waldfläche.
2009: 11 800 2010: 12 800 2011: 13 000 Rund ein Drittel der Kleinwaldbesitzer bis zu einer Grösse von 200 Hektaren sind Mitglied im Waldverband Steiermark. Der Waldverband Steiermark setzt sich insbesondere für die Interessen der Kleinwaldbesitzer in der Steiermark ein. Über den gemeinschaftlichen Holzverkauf hinaus bietet der Waldverband Steiermark zahlreiche Forstdienstleistungen wie die Erstellung eines Waldpflegevertrags, die Erstellung von Waldpraxisplänen und kauft auf Wunsch hin auch das Holz am Stock. Dabei wird auch die komplette OrganisaHolzauszeige am stehenden Bestand – ein wesentlicher Bestandteil für die Qualitätssicherung in der Holzernte. (Bild: Waldverband Steiermark )
Mitglieder 2004: 11 000 2005: 11 000 2006: 11 000 2007: 11 000 2008: 10 500 Bündner Wald 1 /2012 31
Nach wie vor werden rund drei Viertel des Holzeinschlags in der Steiermark mit der Motorsäge gefällt. (Bild: Waldverband Steiermark )
tion – von der Holzernte bis hin zur Vermarktung – übernommen. Darüber hinaus hat sich der Waldverband Steiermark nach den Sturmkatastrophen « Paula » und « Emma » 2008 als kompetenter Partner im Katastrophenmanagement etabliert und sorgte mit der « Operation Paula » für eine organisierte und professionelle Hilfe bei der Aufarbeitung und bei der Vermarktung des geworfenen Holzes in der Steiermark. Die Einrichtung des Poolpreises garantierte allen durch die Sturmkatastrophe Geschädigten gleiche Holzpreise und faire Marktbedingungen. Preisabstürze wurden folglich abgefedert und Kontinuität in den Markt gebracht. Struktur des Waldverbandes Steiermark Der Waldverband Steiermark wurde 1990 als Verein der steirischen Waldbesitzer gegründet und umfasst derzeit 13 000 Mitglieder. Er ist der Dachverband der lokalen Waldwirtschaftsgemeinschaften, den regionalen Waldverbänden und Arbeitsgemeinschaften des Waldverbandes Steiermark und arbeitet in enger Kooperation mit der Forstabteilung der Landeskammer für Land- und Forstwirtschaft und den Forstreferenten der Bezirkskammern. Die Forstakademiker, Förster und 32
Forstwarte sind das « Bindeglied » zwischen dem Waldverband Steiermark, seinen Gemeinschaften und den Waldbesitzern, da diese den Kontakt « vor Ort » haben. Der Waldverband Steiermark ist stets darum bemüht, in seinem Agieren den bestmöglichen Nutzen für seine Mitglieder und somit für die steirischen Waldbesitzer zu erlangen. Nach harter Aufbauarbeit des Vereins bedeutet dies nun, die ändernden Umstände nicht tatenlos hinzunehmen, sondern immer wieder neue Strategien und Lösungen zu erarbeiten, um somit den grösstmöglichen Nutzen für die Waldbesitzer zu schaffen. An der Spitze des Waldverbandes Steiermark stehen der Vorstand und der Geschäftsführer. Der Vorstand des Waldverbandes setzt sich aus einem tatkräftigen Team von Land- und Forstwirten aus allen steirischen Regionen und Vertretern der steirischen Landwirtschaftskammer zusammen. Als Bundesverband gibt es den Waldverband Österreich, in dem die einzelnen Waldverbände der Bundesländer verankert sind. Oberstes Prinzip des Waldverbandes Steiermark war es und ist es stets, nach dem Prinzip der Subsidiarität zu arbeiten : das heisst, Tätigkeiten, Aufgaben und Arbeiten sollen in der möglichst untersten Ebene erfüllt werden ( darunter versteht man, dass möglichst viel in den Waldwirtschaftsgemeinschaften und Waldverbänden erledigt werden soll ). Organisation Waldverband Steiermark Nach 20 Jahren « Vereinsarbeit » kann eine sehr positive Bilanz über den Aufbau des Waldverbandes Steiermark und der Schaffung eines flächendeckenden Netzes gezogen werden. Der Waldverband Steiermark hat 13 000 Mitglieder mit einer Waldfläche von rund 200 000 Hektaren.
Diese Grösse ermöglicht es, eine bedeutende Rolle in der Forstwirtschaft zu spielen, sei es bei Preis- oder Mengenverhandlungen mit der Säge- oder Papierindustrie oder bei der positiven Meinungsbildung über die steirische Privatforstwirtschaft. Ein Grossteil der steirischen Land- und Forstwirte sind Mitglieder des Waldverbandes. Hofferne Waldbesitzer werden durch das zunehmende Angebot an Dienstleistungen zukünftig als mögliche neue Mitglieder angesprochen. Dies erfolgt durch die Waldverband Steiermark GmbH, die 2005 gegründet wurde. Die stets steigenden Vermarktungszahlen machten Schritt zu einem eigenen Holzhandelsunternehmen und einem Dienstleistungsunternehmen für die Mitgliederbetreuung notwendig. Seit zwei Bei der Holzabfuhr werden einzelne Stämme mit dem Logo des Waldverbandes Steiermark markiert. (Bild: Waldverband Steiermark )
Jahren werden nun die Holzmengen aller Bezirksverbände des Waldverbandes über die Waldverband Steiermark GmbH vermarktet. Regionale Waldverbände und lokale Waldwirtschaftsgemeinschaften Ursprünglich waren die Umstellungsgemeinschaften ( UGs ) im Waldverband Steiermark mit den Waldwirtschaftsgemein-
schaften ( WWGs ) als Unterorganisationen verankert. Mit der Zeit wurden aber die WWGs eigenständige Vereine, die dann beim Waldverband Mitglied wurden. Die lokalen WWGs sind die Ansprechpartner « vor Ort » für die Waldbesitzer. Eine enge Zusammenarbeit mit ihnen ist unabdingbar, da nur so der wichtige Kontakt gehalten werden kann. Anfangs gab es zahlreiche kleinstrukturierte WWGs, die für sich einzeln vom Waldverband aus « betreut » wurden. Da aber mit der Zeit der Aufwand für die Betreuung der einzelnen kleinstrukturierten WWGs immer grösser wurde ( steigende Mitgliederzahl, steigende vermarktete Holzmenge, … ) wurde es für beide Seiten schwierig, einen entsprechenden Kontakt zu halten. Man begann regionale Waldverbände zu gründen, in denen die lokalen WWGs nach wie vor als eigenständige Vereine verankert sind. Für den Waldverband Steiermark sind jedoch die regionalen Waldverbände die Ansprechpartner, die zum Grossteil von den Forstreferaten der Bezirkskammer in der Geschäftsführung vertreten oder betreut werden. Es gibt aber auch regionale WWGs, die einen gesamten Bezirk betreuen. In der weiteren Organisationsentwicklung wurde die Steiermark auf operativer Ebene in drei Regionen unterteilt, für welche es jeweils einen Ansprechpartner gibt. Waldhelfer Die Betreuung der Waldbesitzer in den Waldwirtschaftsgemeinschaften und Waldverbänden erfolgt durch Waldhelfer. Je nach Region haben die Waldhelfer unterschiedliche Aufgaben zu erfüllen. In den Gemeinschaften in der Obersteiermark beschränkt sich aufgrund der grösseren Betriebsgrössen die Waldhelfertätigkeit in erster Linie auf die gemeinschaftliche Holzvermarktung, das Bündner Wald 1 /2012 33
heisst die Rundholzabrechnung und die Koordination der Industrieholzmengen. In den südlicheren Regionen reicht die Waldhelfertätigkeit von der Arbeitsplanung und -organisation ( Harvestereinsätze ) über die Holzvermarktung bis hin zur Koordination der Holzabfuhr. Die Waldhelfer sind bestens geschulte Land- und Forstwirte, die diese Arbeit meist als Nebentätigkeit zur landund forstwirtschaftlichen Tätigkeit am eigenen Betrieb verrichten. Argumente für den Waldverband Steiermark Ein kompetenter Ansprechpartner Der Waldverband Steiermark ist für alle steirischen Waldbesitzer ein kompetenter Ansprechpartner und bietet ein ganzheitliches Natürlich findet man in der Steiermark auch Harvester in der Holzernte. (Bild: Waldverband Steiermark )
Dienstleistungsangebot. Von der laufenden Betreuung über die Holzernte, Transportlogistik bis hin zur Vermarktung. Ehrlichkeit und Verlässlichkeit Man ist ausschliesslich den Waldbesitzern verpflichtet. Im Mittelpunkt stehen nicht die Gewinnmaximierung, sondern die kompetente Dienstleistung und eine faire Partnerschaft. Sicherheit, Ehrlichkeit, Verlässlichkeit sowie Handschlagsqualität bieten dabei die Grundpfeiler des Verbandes. Starke Marktstellung Der Waldverband Steiermark vertritt die Interessen von 13 000 Waldbesitzern. Durch die hervorragende Aufbauarbeit und eine breit gefächerte Abnehmerstruktur hat man sich als starke Vermarktungsorganisation etabliert und verfügt über eine sehr gute Stellung am Markt. Optimale Wertschöpfung Heute ist man in der Lage, alle Sortimente bestmöglich vermarkten zu können. Das führt letztendlich für jeden einzelnen Waldbesitzer zu einer optimalen Wertschöpfung des gesamten Sortiments. Maximale Transparenz Maximale Transparenz schafft Vertrauen. Und das erarbeitet sich der Waldverband Steiermark Tag für Tag. Sämtliche Informationen bezüglich des Zustandes und der durchgeführten Arbeiten ( digitale Bilddokumentation ) sowie der Holzernte und des Ertrages werden online zur Verfügung gestellt. Kontrollinstanz Der Waldverband Steiermark ist eine klare Kontrollinstanz und nimmt diese auf unterschiedlichen Ebenen entschieden wahr. Täglich wird für jeden Waldbesitzer die
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Sortierung der Abnehmer kontrolliert und somit der durchschnittliche Festmeterpreis ermittelt. Da die Qualifizierung nahezu ausschliesslich beim Sägewerk /Abnehmer erfolgt, werden hier stichprobenartig Kontrollmessungen durchgeführt. Kurze Reaktionszeiten Bei einer Abwicklung über den Waldverband Steiermark dauert die Qualifizierung nur zwei bis fünf Tage. Somit können Reaktionszeiten kurzgehalten und allfällige Massnahmen ergriffen werden. Besicherung aller Lieferungen Maximale Sicherheit für die Waldbesitzer! Sämtliche Holzlieferungen über den Waldverband Steiermark sind besichert. Projekte des Waldverbandes Steiermark Wertholzsubmission Dem Waldbesitzer soll die Möglichkeit geboten werden, wertvolle Stämme von besonders guten Qualitäten einer breiten Käuferschicht anzubieten. Es soll dem Rundholz durch diese Vermarktungsform höheres Augenmerk geschenkt werden und die Wertholzerziehung bei den bäuerlichen Waldbesitzern einen höheren Stellenwert erlangen.
Eine typische Holzerntemethode in der Steiermark: Seilkran mit Kranprozessor – aufgebaut auf einem LKW. (Bild: Waldverband Steiermark )
cherer Wärme aus den heimischen Wäldern versorgt. Die Landwirte treten dabei als Contractingunternehmer auf, verkaufen die veredelte Dienstleistung «Wärme» und sind nicht mehr Rohstofflieferanten. Die Forstwirte können dabei die Durchforstungs- und Schwachholzsortimente energetisch verwerten, was für sie eine erhöhte Wertschöpfung bedeutet.
Biomassehöfe Der Waldverband Steiermark ist verantwortlich für die Konzeption sowie das Marketing aller Biomassehöfe in der Steiermark. Die zentrale Marktidee des Konzepts « Regionale Biomassehöfe » besteht im Aufbau einer gemeinschaftlichen, bäuerlichen Vermarktungsschiene für Biomassebrennstoffe und Energiedienstleistungen in der Steiermark.
ARGE Steirischer Christbaum Der Waldverband Steiermark koordiniert den Auftritt der steirischen Christbaumbauern nach aussen ( Öffentlichkeitsarbeit, mediale Auftritte ) und kümmert sich um die Belange der Vermittlung der Arbeitsmittel sowie auch der Werbemittel. Jeder Steirische Christbaum ist mit einer Banderole gekennzeichnet, die dem Kunden die Rückverfolgbarkeit des Baumes bis zum Christbaumproduzenten ermöglicht. Die Verwendung der Banderole verpflichtet den Landwirt, strenge Produktionsrichtlinien einzuhalten, die vom Waldverband Steiermark in Zusammenarbeit mit den steirischen Christbaumproduzenten erarbeitet wurden.
Holzenergie-Contracting Es werden dabei Geschosswohnbauten und kleine Siedlungen mit komfortabler, krisensi-
Katastrophenmanagement Entwicklung eines Katastrophenplans zur Bewältigung von künftigen SchadereignisBündner Wald 1 /2012 35
Grössenvergleich Graubünden und Steiermark. (Bild: googlemaps )
sen in der Forstwirtschaft. Den Mitgliedern soll infolgedessen eine professionelle Hilfestellung bereitgestellt werden, schnelles und zielgerichtetes Reagieren ist prioritär. Poolpreis Nach der Sturmkatastrophe 2008 wurden in den betroffenen Hauptregionen drei Holzpools errichtet. Der Kaufpreis errechnete sich für Fichte und mitgehende Baumarten aus dem Durchschnittspreis je Qualität und Stärkeklasse im Pool über dessen gesamte Laufzeit. Er garantierte allen durch die Sturmkatastrophe Geschädigten, gleiche Holzpreise und faire Marktbedingungen. Preisabstürze wurden folglich abgefedert und Kontinuität in den Markt gebracht. Rund 3000 Waldbesitzer nützten die Poollösung. Nasslager / Folienlager Pufferlager sind eine effiziente Möglichkeit, den Holzmarkt zu entlasten. Es war seitens des Waldverbandes vorgesehen, zumindest 300 000 Festmeter Rundholz so schnell wie möglich auf Nasslager zu legen. Knapp vier Monate nach dem Orkan waren es bescheidene 25 000 Festmeter Holz, die auf diese Art konserviert wurden. Es sind restriktive wasserrechtliche Bestimmungen, die selbst in einer Krisensituation eine Umsetzung beoder verhindern. 36
WoodLogistics Sie dient zur Steuerung und Optimierung des gesamten Holzbeschaffungsprozesses vom Forst- über die Holzschlagunternehmen und Frächter bis hin zu den Sägebetrieben. Ziel der webbasierenden Systemlösung ist es, den Rundholzeinkauf effizienter zu gestalten, laufend über den aktuellen Status zu informieren und das Vertrauen zwischen allen Beteiligten zu erhöhen. Basis dafür ist, dass die wesentlichen Informationen rasch und transparent von den richtigen Personen jederzeit abgerufen werden können. Holzmarktradar – Steuerung des Holzflusses – Forstservice für hofferne Waldbesitzer Unter hoffernen Waldbesitzern verstehen wir Waldbesitzer, die eine Waldfläche geerbt oder als Immobilienanlage gekauft haben, für die Bewirtschaftung ihres Waldes aber keine Zeit haben oder auch nicht das Wissen und Interesse besitzen. Sie beziehen primär ihr Einkommen nicht aus der Forstwirtschaft. Die Waldverband Steiermark GmbH bietet hierbei den Waldbesitzern die Erledigung aller Arbeiten an. Der « Waldverband aktuell » Seit Juli 2011 wurden die Mitgliederzeitungen der einzelnen Bundesländer zu-
Mittlere Waldbesitzgrösse in der Steiermark
Bauernwald Mittlere Waldbesitzgrösse je Bezirk in Hektar
Bauernwald und Grosswald Mittlere Waldbesitzgrösse je Bezirk in Hektar
Mittlere Waldbesitzergrösse in der Steiermark. (Quelle: Agrarstrukturerhebung 1999 )
sammengelegt – es erscheint eine bundesweite Ausgabe mit 10 Seiten und einem österreichweit einheitlichen Teil von 22 Seiten. Österreichweit erscheinen 65 000 Stück – steiermarkweit 14 000 Stück.
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Holzcluster Steiermark Transparenz in der Holzkette Einleitung Die Abläufe rund um den Holzverkauf bzw. -einkauf sind geprägt von einer Vielzahl an Schnittstellen und involvierten Personen / Unternehmen. Geordnete Informationsflüsse sind die Grundlage für einen funktionierenden Materialfluss – das richtige Gut ( Qualität, Menge ) zum richtigen Zeitpunkt am richtigen Ort – und Transparenz; Transparenz bringt auch das notwendige Vertrauen zwischen den Marktpartnern ! Schnelle, effiziente Informationsflüsse sind auch die Basis für eine funktionierende Logistik Die Optimierung der Logistikprozesse im Holztransport ( Rundholz, Energieholzsortimente etc. ) ist eine der wesentlichsten Aufgaben in der Wertschöpfungskette Forst/ Holz, die von den beteiligten Akteuren bewältigt werden muss. Hierzu gibt es eine Reihe von Ansätzen, die zu einer Effizienzsteigerung beitragen können. Jede Einsparung, die durch neue technische/organisatorische Möglichkeiten erzielt werden kann, bringt mehr Wertschöpfung für die Beteiligten : – Durchgängiger ( medienbruchfreier ) Informationsfluss, z. B.: « elektronischer Lieferschein » – Computerunterstützte Planungsverfahren in der Organisation und beim Transport – Datenstandards – Neue Konzepte für den intermodalen Transport – Etc. Aktuell sind in der Kette Forst / Transport / Säge / Papier wesentliche Entwicklungen im Bereich der Logistik am Laufen. Jene Akteure, die sich aktiv in diese Prozesse einbringen, werden auch im Hinblick auf die 38
einnehmende Rolle in der Logistiksteuerung einen Schritt weiter vorne sein. Welcher Akteur in der Kette die Steuerung der Logistikprozesse übernimmt, hängt grundsätzlich von der bilateralen Vereinbarung der Partner ab – prinzipiell bestimmt die vereinbarte Lieferparität ( frei Waldstrasse, frei Werk etc. ), wer für was zuständig ist. Die Praxis zeigt, dass von den theoretisch beschriebenen Fällen ( z. B. lt. ÖHU ) häufig abgewichen wird. Die Entwicklung der Rahmenbedingungen ( steigende Transportkosten, Wettbewerbssituation, Veränderungen in der Branche und am Markt etc. ) verdeutlicht die Notwendigkeit der Ausnutzung aller vorhandenen Optimierungspotenziale. Jene Akteure in der Kette, die diese Aufgabe am besten lösen können, werden in der Steuerung der Logistikprozesse eine immer wichtigere (führende) Rolle einnehmen. Logistik Die betriebsinternen Prozesse sind vielfach optimiert. Die grossen Kosteneinsparungspotenziale liegen in unternehmensübergreifenden Prozessen ( Logistik ! ) – hier hat die Forst- und Holzwirtschaft noch grossen Aufholbedarf. Die Holzcluster Steiermark GmbH beschäftigt sich intensiv mit dieser Thematik. Beispiel : Ein wesentlicher Ansatzpunkt ist die Reduktion der Leerfahrten im Rundholztransport ( Transportkosten machen bis zu 30 % der Rundholzkosten aus ! ) – mit einer einzelbetrieblichen Sichtweise ist keine Optimierung möglich ( Forstbetrieb A transportiert Rundholz mit Frächter B zu Abnehmer C = 50 % Leerfahrten ) – diese Problematik kann nur überbetrieblich gelöst werden. Durch den Einsatz von computerunterstützenden Pla-
nungsverfahren konnten gegenüber der manuell « generierten » Lösung ( wie die LKWs tatsächlich gefahren sind ) 20 % der Leerfahrten eingespart werden ( 10 % geringere Transportkosten ! ). Welcher Akteur ( Forst, Transport, Säge ) in der Kette die überbetriebliche Steuerung des Logistikprozesses in die Hand nimmt, um die vorhandenen Potenziale zu nutzen, liegt bei den handelnden Personen bzw. werden jene Akteure einen Vorteil haben, die entsprechende Instrumente zur Verfügung haben. Die Holzcluster Steiermark GmbH beschäftigt sich seit Jahren – gemeinsam mit wesentlichen Partnern aus der Kette – intensiv mit der Optimierung dieser Prozesse und – bietet einerseits Instrumente für die Planung und Steuerung für die einzelnen Akteure ( WoodLogistics )
– andererseits werden in Zusammenarbeit mit innovativen Unternehmen aus der Branche ( Forst, Säge, Transport, Universitäten ) neue Entwicklungen zur Optimierung beschritten. WoodLogistics – intelligentes Supply Chain Management System WoodLogistics ist eine modular aufgebaute Software zur Optimierung interner Abläufe sowie der Kunden- / Lieferantenbeziehung für die Akteure in der Lieferkette. Transparenz und ein rascher Informationsfluss zwischen allen Beteiligten der « Wertschöpfungskette Forst / Säge / Papier » sind wesentliche Eckpunkte für die effiziente und marktorientierte Abwicklung des Holzein- und -verkaufs. Im Gegensatz dazu führen unkoordinierte Abläufe in diesem Prozess – aufgrund der vielen Schnittstellen
Überblick Inhalte von WoodLogistics. (Bild: Holzcluster )
Bündner Wald 1 /2012 39
– zu einem Mehraufwand und verursachen oft unnötige Kosten. Kurz gesagt : Systeme wie WoodLogistics, die die Prozesse in der Lieferkette optimieren, helfen allen Beteiligten bares Geld zu sparen ! Unter der Federführung der Holzcluster Steiermark GmbH wurde gemeinsam mit Entwicklungspartnern aus den Bereichen Forst ( z. B. Waldverband Steiermark GmbH ), Säge ( z. B. Mayr-Melnhof ) sowie Experten aus dem Bereich Transport und Forstdienstleistungen dieses umfassende Supply Chain Management System [ SCM ] entwickelt. SCM : befasst sich nicht mit dem System « Unternehmen », sondern mit dem System « Lieferkette » ; Optimierung durch zielgerichtete Information, Koordination und Integration ; Harmonisierung von Abläufen zwischen den Mitgliedern der Lieferkette ; funktionsübergreifende Geschäftsprozesse werden in den Mittelpunkt gestellt, um mehr Wertschöpfung für die gesamte Lieferkette zu erzielen.
Das webbasierende Datenbanksystem beruht auf der Grundlage, dass jedem Partner in der Lieferkette die Möglichkeit gegeben werden soll, aktiv in den Prozess der Holzbereitstellung eingreifen zu können und seinen verantwortlichen Bereich zu planen, zu koordinieren und zu optimieren mit dem Ziel der Steigerung der Wirtschaftlichkeit der Beteiligten. Einer der wesentlichen Faktoren für das Funktionieren eines solchen Systems ist die richtige Information, zur 40
richtigen Zeit am richtigen Ort ( bei der zuständigen Person ). In anderen Worten – WoodLogistics ist : – Ein aktives Informationsinstrument für interne und externe « Anspruchsgruppen » – Eine Schnittstelle nach « aussen » ( Lieferanten, Kunden, Dienstleister ) –– Ein Instrument zur Reduktion von Zeiten /Kosten durch Optimierung der Abläufe – Ein Instrument für Vertrauensbildung und Kundenbindung ( CRM ) – Eine Plattform als Basis für individuelle Entwicklungen WoodLogistics wird ständig weiterentwickelt, um neuen Anforderungen der Unternehmen und des Marktes aktiv entgegenzutreten. Plattformlösungen wie WoodLogistics sind Instrumente, die den Nutzern Kosten sparen und sie gewährleisten einen sicheren raschen Informationsaustausch : – Man braucht keine eigene aufwendige IT-Infrastruktur – Keine Probleme mit Updates, Datensicherung etc. – Pay-per-use-Systeme sind möglich – Eine der effizientesten Lösungen, um seinen Vertragspartnern die notwendigen Informationen rasch bereitstellen zu können Inhalte und Entwicklungen im Rahmen von WoodLogistics – Portal für die gesamte Lieferkette – Alle Beteiligten werden nicht nur passiv zielgerichtet und rasch informiert, sondern es besteht auch die Möglichkeit des aktiven Eingriffs und der Nutzung des Systems zur Optimierung der Abläufe. – Einzigartiges Planungstool für die Zufuhrsteuerung für Sägewerke ( Planungs-
Rundholz-Frächter – wesentlicher Akteur in der Kette. (Bild: Burböck /Golob )
einheit = Tag ) – nicht nur Logistiker, sondern auch Einkäufer und Lieferanten können aktiv und dynamisch in die Detailplanung der Zufuhr über das System eingreifen inkl. Plan- / Ist-Vergleich der Zufuhr auf Tagesbasis. – Durchgängiges Planungs- und Steuerungstool für hierarchisch aufgebaute ( regional organisierte ) Forstbetriebe bis hin zu einem kompletten Abrechnungstool auf Basis Einzelstammdaten und Controllingsystem. – Das System bietet neue Möglichkeiten der Frachtkostenverrechnung bzw. des Frachtkostencontrollings ( Knotenpunkt zu Knotenpunkt) inkl. Höhenprofil und Strassenkategorien der befahrenen Strecke. WoodLogistics ist eine Systembasis mit der Möglichkeit der Integration vieler Anwendungen; aktuelle Anwendungen in Umsetzung bzw. Pilotbetrieb : – Elektronischer Lieferschein – Dynamisches Einsatzplanungsinstrument für Transportunternehmen – Dynamisches, selbst lernendes Erhebungssystem für das ländliche Wegenetz – Poltermanagement und Abfrachtungsoptimierung – Einbindung räumlicher Datenbanken
Zusammenfassung und Fazit Die Branche steht vor einer Reihe von Herausforderungen. Die Aufgabe besteht darin, diesen aktiv mit neuen, intelligenten Lösungen ( gemeinsam und unternehmensübergreifend ) entgegenzutreten. In der Umsetzung bzw. Entwicklung von neuen Instrumenten zur Optimierung der Prozesse sind folgende Trends ersichtlich : – Einsatz von Informations- und Kommunikationstechnologien – Professionalisierung in der Aufbau- und Ablauforganisation ( z. B. Waldverbände, Biomassehöfe etc. ) – Technisch wurde schon viel entwickelt – das grosse Optimierungspotenzial findet sich in der übergreifenden Logistikkette – Einsatz und Entwicklung von neuen Technologien ( Erzeugung, Transport etc. ) WoodLogistics ist einerseits eine Software für Unternehmen in der Kette Forst / Holz zur Abwicklung aller Geschäftsfälle sowie der Optimierung der Abläufe und auf der anderen Seite die Basis für die Umsetzung neuer Entwicklungen. Medienbruchfreier Informationsaustausch und Datenstandards werden auch in Zukunft in Kombination mit den herkömmlichen Herausforderungen = Chancen für die Zukunft. (Bild: Holzcluster )
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Kommunikationsinstrumenten ( Telefon etc. ) verwendet werden – um die Wettbewerbsfähigkeit der Branche zu erhalten/steigern, wird es aber notwendig sein, den intelligenten elektronischen Datenaustausch zu forcieren – andere Bereiche der Wirtschaft leben das ja schon erfolgreich vor.
Erhard Pretterhofer Projektleiter Holzinnovationszentrum 1a, A-8740 Zeltweg
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Elektronik trifft Holz – Anwendung der RFID-Technologie
Passive RFID-Tags ( Scheiben und Nägel für die Rundholzlogistik ). (Bild: www.apitrack.com )
Einführung Der Werkstoff Holz gewinnt als nachwachsende Ressource stetig an Bedeutung. Neue Anwendungen und die zunehmend effektive Nutzbarkeit als Energieträger lassen die Beschaffungskonkurrenz kontinuierlich anwachsen. Umso mehr gewinnt damit eine optimale und wirtschaftlichere Gestaltung der holzverarbeitenden Prozesse in den Unternehmen und entlang der Wertschöpfungskette an Bedeutung. In den letzten Jahren ist ein erheblicher Produktivitätszuwachs in der direkten Verarbeitung zu verzeichnen. Demgegenüber liegen viele ungenutzte Potenziale in der
Organisation der arbeitsteiligen Prozesse in und zwischen Unternehmen. Die Komplexität und Variantenvielfalt heutiger Produkte hat dazu geführt, dass anstatt von Einzelunternehmen zunehmend Liefer- und Wertschöpfungsketten im Wettbewerb stehen. Dabei ist die Reaktionsschnelligkeit gegenüber Marktveränderungen immer mehr zum dominierenden Kriterium für Wettbewerbsfähigkeit geworden und tritt an die Stelle der bisherigen Auslastungsbetrachtung. Quellen für Unwirtschaftlichkeit sind dabei in der Regel die nicht aktuelle Informationsverfügbarkeit und nicht passfähige Schnittstellen zwischen den beteiligten Unternehmen. Durch die Protagonisten der sogenannten RFID-Technologie wird ein Werkzeug versprochen, das erstmalig allen oben genannten Anforderungen gerecht werden kann und damit die Grundlage für einen universellen, durchgängigen Optimierungsansatz bieten soll. Vorliegender Beitrag versucht vor diesem Hintergrund, Ansätze zur Gestaltung optimierter Prozesse in den verschiedensten Ausprägungen entlang der Holzkette vorzustellen und dabei die Möglichkeiten des aktuell teilweise sehr kontrovers diskutier-
Abb. 1 : Prinzipielle Struktur eines RFID-Systems.
Software zur Datennutzung
Lesegerät und
Koppelkomponenten; Software zur
Antenne
Transponder in
angepasster Bauform
Komponentensteuerung Hardware zur Felderzeugung und
Datenübertragung
Luftspalt mit Hochfrequenzfeld zur
Daten‐ und Energieübertragung
Objekt
Bündner Wald 1 /2012 43
ten Themas RFID aus der Sicht konkreter Anwendungen darzustellen. Was ist RFID ? Grosse Handelsunternehmen, wie Metro, Wal-Mart, Tesco oder Migros verlangen von ihren Lieferanten, angelieferte Paletten mit RFID-Tags auszurüsten, um den eigenen Warenwirtschaftsprozess zu verbessern. Was ist das für ein System, von dem sich die führenden Handelsunternehmen erhebliche Wirtschaftlichkeits- und Effizienzverbesserungen versprechen ? Kann die Holzwirtschaft an diesen Erfahrungen partizipieren und wenn – wie ? RFID ist eine automatische Kennzeichnungs-, Identifikations-, Verfolgungs- und Lokalisierungstechnologie, bei der Informationen auf einem Datenträger ( Mikrochip, auch Transponder oder englisch « Tag » genannt ) gehalten werden und wo dieser Datenträger kontaktlos beschrieben oder ausgelesen werden kann, wenn er sich in einem elektromagnetischen Hochfrequenzfeld befindet. Das Hochfrequenzfeld kann mit geeigneten Schreib- und Lesegeräten ( inklusive entsprechender Antennen ) erzeugt werden ( siehe Abb. 1 ). Für Anwendungen im Bereich Holz sind dabei vor allem fünf Eigenschaften der RFIDTechnologie von besonderem Interesse : – Die Information kann auf Entfernung geschrieben oder gelesen werden. – Es ist eine gleichzeitige Lesung mehrerer Transponder möglich ( Stapellesbarkeit ). – Zwischen Datenträger und Lesegerät muss kein visueller Kontakt bestehen. – Die Information kann automatisch generiert und ergänzt werden. – Die Transponder können in verschiedensten Bauformen ausgeführt werden. Damit bietet diese Technologie ideale Voraussetzungen für den Einsatz in ei44
ner Branche, in der Klimaschwankungen, Feuchtigkeit, Staub und Schmutz, Transport in Stapeln und abdeckende Verfahren ( Farbgebung, Beschichtung ) typisch sind. Unsere Untersuchungen an der Berner Fachhochschule mit verschiedenen RFIDKomponenten zeigten, dass Leseweiten in Holz von 120 bis 220 cm sicher erreicht werden, Beschichtungstemperaturen von 180 °C ohne Datenverlust ertragen wurden, keine Störanfälligkeit durch elektrische Felder oder Metalle entstand, auch bei mehrjährigem Ausseneinsatz, eingeleimt in BSH-Trägern, Leseabstand und Informationsgehalt erhalten blieben. Oftmals wird die RFID-Technologie mit dem Einsatz des Barcodes verglichen. Als reiner Systemersatz lässt sich aufgrund der höheren Anfangsinvestitionskosten für ein RFID-System jedoch nur selten ein wirtschaftlicher Einsatz nachweisen. Will man eine positive Wirtschaftlichkeitsbetrachtung erreichen, muss man neben den direkten, lokalen Effekten aus einem RFID-Einsatz auch darüber hinausgehende Effekte durch die Verbesserung der Prozesssteuerung intern und bei der Kooperation mit anderen Partnern am Markt erreichen. RFID-Einsatz bei der Prozessuntersuchung im Unternehmen Swiss Post International zählt zu den schnellsten Postunternehmen Europas. Ein Element dabei bilden systematische Laufzeitmessungen mit Hilfe von RFID. Vergleichbar kann man natürlich auch bei der Prozessanalyse in Holzbearbeitungsunternehmen vorgehen. Versieht man die Produkte für Analysezwecke mit Tags und baut ein temporäres System von Antennen und Schreib-/ Lesegeräten auf, so kann man im realen Prozess den
Produktdurchlauf erfassen, mit den Zielvorstellungen vergleichen und Schwachstellen erkennen. Der besondere Charme dieses Ansatzes besteht darin, dass die Untersuchung im realen Prozess möglich wird, ohne diesen zu stören, und gleichzeitig alle existierenden Faktoren berücksichtigt. Die Güte der erhaltenen Daten ist höher als bei Stichprobenuntersuchungen. RFID-Einsatz für die Prozesssteuerung Die Wirtschaftlichkeit ist in unternehmensübergreifenden Kreisläufen oftmals schwer zu errechnen und zu bewerten. Daher fokussierten sich viele aktuelle RFID-Anwendungen bisher auf die internen Prozesse in den Unternehmen. Hier stehen verschiedene Aufgaben im Fokus und es wird deutlich, dass sich immer wieder neue Einsatzfälle finden lassen. Beispielhaft seien erwähnt : – Die Kennzeichnung von Werkzeugen zur automatischen Identifikation oder zur Vermeidung von Schwund ; – Die Glaspaketkennzeichnung in Fenstern ; – Die Ladungsträgerkennzeichnung zur automatischen Auffindung in chaotisch organisierten Lagern ; – Die Kennzeichnung von Bauteilen für eine automatische Kontrolle der Vollständigkeit und Generierung der Versand- und Ladepapiere. Diesen in der betrieblichen Praxis umgesetzten Anwendungen ist gemein, dass es darum geht, Hilfs- und Sortierzeiten in den Abläufen zu reduzieren, die Transparenz und die Datenaktualität zu verbessern und möglichst eine Verkürzung der Durchlaufzeiten zu erreichen. Trotz beachtlicher Effekte wird mit diesen Anwendungen noch nicht das volle Potenzial der RFID-Technologie für die Prozesssteuerung ausgespielt. Setzt man konse-
quent auf diese Technologie, so wird es möglich, flexible und automatische Fertigungszellen adaptiv und automatisch rüsten und steuern zu lassen. Folgendes Szenario ist bereits im industriellen Einsatz : Fensterkanteln werden auf Länge gekappt und mit einem RFID-Tag versehen. Die nachfolgenden Maschinen erkennen den Code und stellen ihre Parameter entsprechend ein. CNC-Maschinen prüfen die Verfügbarkeit der nötigen Werkzeuge und CNC-Bearbeitungsprogramme. Danach werden die Teile bearbeitet und durch die Oberflächenveredelung geschickt, deren Anlagen sich wieder automatisch für die nötige Geometrie und Farben rüsten. Fallstudien ergaben einen wirtschaftlichen Einsatz bereits bei 20 000 Stück Fenster p. a. und Transponderpreisen unter CHF 0.50. Ein vergleichbarer Einsatz ist natürlich auch für die individuelle Bearbeitung von anderen Teilen vorstellbar. Die Besonderheit besteht darin, dass das Rüsten unmittelbar und automatisch durch das Eintreten des zu bearbeitenden Bauteils, welches mit einem RFID -Tag gekennzeichnet ist, ausgelöst wird. Natürlich ist es erforderlich, im Umfeld dafür zu sorgen, dass die nötigen Ressourcen verfügbar sind. Die Bedeutung einer perfekten Produktionslogistik wächst. RFID-Einsatzpotenzial bei der Prozessgestaltung in der Holzkette Der Zustand der Lieferprozesse in der Holzkette ist durch verschiedene Interessen gekennzeichnet. Die konkrete Ausgestaltung verfolgt in erster Linie folgende Ziele : – Verluste innerhalb der Logistikkette minimieren ; – Gefahrenübergang klar dokumentieren ; – Eindeutige Abrechnung der Liefermengen. Bisher erfolgen Mengenermittlungen mehrfach. Durch einen RFID-Einsatz Bündner Wald 1 /2012 45
lassen sich die Prozesse vereinfachen und zusätzliche Nutzenpotenziale für die vorausschauende Planung, Anlagengestaltung und lückenlose Qualitätsdokumentation generieren. Welche Elemente mit der RFID -Technologie gekennzeichnet werden, hängt dabei von der erreichba-
ren Wirtschaftlichkeit ab und ist flexibel gestaltbar. In Abbildung 2 und 3 werden das Zusammenwirken von Holzgewinnung und Holzverarbeitung zu Schnittholz und mögliche RFID-Einsatzpotenziale schematisch dargestellt. Es wird deutlich, dass die RFID-Tech-
Wald
Stammkennzeichnung, Standortdaten, Eigentümer
Ernte
Vermessung, GIS-Daten, Herkunftskennzeichnung
Forst
Polterkennzeichnung, Standortbestimmung
Lagerung
Transport
Ladeliste /Lieferschein, Ladungsverfolgung
Abb. 2: RFID in der Holzkette: Schritt Rundholzbewirtschaftung Im Sägewerk empfiehlt sich die RFID-Technologie für die Stapelkennzeichnung.
Werkseingang
Erfassung , Verbuchung, Lagerortverfolgung
Vermessung
Geometrie/Qualität vorausschauende Einteilung
Sägehalle
Brett- und Stapelkennzeichnung; Stapelverfolgung
Sortierung
Brettklassifizierung Lagerplatzverwaltung
Schnittholz
Abb. 3: RFID in der Holzkette: Schritt Schnittholzerzeugung
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nologie sowohl heute übliche Aufgaben abdecken kann als auch zusätzliche Möglichkeiten und Funktionalitäten bietet. Bereits im Wald kann mit Hilfe von in den Stamm eingebrachten Tags eine bessere Bewirtschaftung erreicht werden, indem man das Wachstum dokumentiert, aber auch andere Parameter ( Eigentümer, Standort, Holzmenge, Qualität ) dem Stamm zuordnet und mit diesem mitführt. Nach der Ernte könnten Polter und deren Inhalt digital verwaltet und bei der Lieferung an das Sägewerk dort die Mengeneingangskontrolle automatisiert werden. Als Hauptnutzen dürfte die Automatisierbarkeit aller Dokumentations- und Verwaltungsprozesse im Vordergrund stehen. Aber auch die betriebswirtschaftliche Dokumentenverwaltung ( Lieferscheine, Ladepapiere, Rechnungen erzeugen und verwalten ) kann durchgängig digital und bei Bedarf auf mobilen Endgeräten erbracht werden. Beim Einschneiden eines Stammes besteht dann die hohe Wahrscheinlichkeit, dass ein eingebrachter RFID-Tag zerschnitten wird.
Ein RFID-Einsatz reduziert sich daher auf die individuelle Stammkennzeichnung. Jedoch lassen sich die damit verbundenen Daten digital an die nachfolgenden Prozesse weitergeben. Hier wird ein Vorteil der RFID-Technologie deutlich : Der Nutzen tritt an der Quelle ein, er pflanzt sich aber auch in den Folgeprozessen durch automatisierte Datenweitergabe und die Mitführung der Daten mit dem Objekt fort. Konzipiert man die Einsatzpotenziale der RFID-Technologie entlang der Holzkette weiter, muss man sich vor Augen führen, dass RFID-Tags permanent weiter beschrieben werden können, solange die enthaltene Speicherkapazität oder die Datenbank nicht erschöpft sind. Das bedeutet, dass der RFID-Tag eine Anpassung an ständig neue Anforderungen und Codierungen ermöglicht, ohne dass er – wie z. B. beim Barcode oder anderen Kennzeichnungen – erneuert oder gewechselt werden muss. Zusätzlich seien noch weitere Wertschöpfungspotenziale genannt, welche z. B. für den
Schnittholz/Holzwerkstoff
z. B.
Bauteil
Bauteilkennzeichnung Bearbeitungssteuerung
Fenster Türen Möbelteile
Montage
Teilezuordnung Serviceinformationen
Teilelager
Ressourcenverfügbarkeit Permanentinventur
Versand
Vollständigkeitskontrolle Versandpapiere
Abb. 4: RFID in der Holzkette: Sekundärverarbeitung Bündner Wald 1 /2012 47
Holzbau von Interesse sein dürften: RFIDTags können bei entsprechender Ausführung Messinformationen zu Temperatur, Feuchte, Dehnung, Spannungen, Verschiebungen ereignis- oder zeitorientiert erfassen und speichern. Damit wird es möglich, in das Bauteil integriert, den Bauwerkszustand zu überwachen und automatisch zu signalisieren. Es versteht sich fast von selbst, dass auch der Montageprozess unterstützt werden kann. Betrachtet man die weitere Verwendung von Holz, so nähert man sich immer mehr den oben beschriebenen Einsatzmöglichkeiten bei der Prozessablaufüberwachung und -steuerung. Abbildung 4 stellt einen Versuch dar, einige mögliche typische Einsatzgebiete zu illustrieren. Für die Bereiche der Fenster- und Möbelproduktion konnten international in den letzten Jahren verschiedene Pilotprojekte erfolgreich durchgeführt werden. Die hauptsächliche Erfahrung sagt aus, dass ein erfolgreicher Einsatz eines RFID-Systems nur möglich ist, wenn vorher auch die zu automatisierenden Prozesse strukturiert organisiert und fehlerfrei gestaltet wurden. Anschaulich kann man diese Anwendungsmöglichkeiten am Beispiel eines Projektes im Rahmen einer Fensterfertigung darstellen, wo den fertigen Fenstern per RFID-Tag folgende Daten « mitgegeben » wurden : – Auftrags- bzw. Artikelnummer – Daten des Isolierglases, der eingesetzten Abstandshalter und Versiegelungsmasse und des Beschichtungssystems – Rahmen- und Beschlagdaten – Einbauort – Einbauender Mitarbeiter Berücksichtigt man bei der Bewertung dieser Daten, dass diese sich im Fenster befinden und jederzeit per mobilen Lese- und Schreibgeräten bei Reparaturen oder Serviceprozeduren vor Ort zur Verfügung ste48
hen und aktualisiert werden können, wird schnell deutlich, welches zusätzliche Wertschöpfungspotenzial hieraus für den Aftersales-Bereich erwachsen kann. RFID-Einsatzpotenzial bei der Prozessgestaltung in der Logistik Eines der ursprünglichen Einsatzgebiete der RFID-Technologie ist die Containerlogistik. Die heute üblichen Systeme gestatten Anwendungen, die bis in den Bereich der Behälter- und Palettenkennzeichnung gehen. Aber auch auf der Einzelteilebene lässt sich eine wachsende Verbreitung verzeichnen. Vorallem aus dem Textilbereich sind Anwendungen bekannt und industriell umgesetzt, in denen bereits der Hersteller RFID-Tags in Kleider einnäht, deren Vorteile für die Automatisierung der eigenen Produktionslogistik nutzt und diese dann nachfolgend auch durch den Handel zur Optimierung und Automatisierung der Waren und Shop-Bewirtschaftung genutzt werden können. Die RFID-Technologie bietet hier vor allem die nötige Infrastruktur, um Daten an Erzeugnisse « anzubinden » und überall in Echtzeit verfügbar zu haben. Die Vorteile des Internets werden mit physischen Prozessen und Objekten gekoppelt, man spricht deshalb auch vom « Internet der Dinge ». Im Möbelbereich wurden in den letzten Jahren vor allem drei Richtungen zur Verknüpfung von Hersteller- und Anwendernutzen verfolgt und bekannt : – Kennzeichnung von Büromöbeln und Ermöglichung automatisierter Rauminventuren und Verwaltung des Anlagevermögens in Bürohäusern, – Ausstattung von Akten und Möbeln in Rechtsanwaltskanzleien mit RFID-Technologie und Automatisierung der Ablageverwaltung,
– Ausstattung von Möbeln mit RFID-Infrastruktur und Schaffung sogenannter « intelligenter » Möbel, wo Regale ihre Inhalte selbst erfassen, Fehlbedarfe melden oder Umkleidekabinen und Schränke Empfehlungen für passende Komplementärprodukte generieren können. Fazit Die obigen Ausführungen sollten dazu dienen, das durch den RFID-Einsatz in der Holzbearbeitung bereits heute aktuell erschliessbare Potenzial für Effizienzsteigerungen zu verdeutlichen und Interesse an einem Einsatz zu wecken. Dabei soll keinerlei Anspruch auf Vollständigkeit erhoben, sondern der praktische Einsatzaspekt in den Vordergrund gerückt werden. Die RFID-Technologie zeichnet sich dadurch aus, dass – sie einmal eingebaut – vielfältig und durchgängig, über verschiedene Wertschöpfungsetappen hinweg eingesetzt werden kann, ohne die Informationsträger bei jedem Partner neu anbringen zu müssen. Gleichzeitig unterstützt sie eine Prozessgestaltung, in der das Produkt die Abläufe selbst automatisch steuern kann und in der die erforderlichen Daten virtuell mit dem Produkt mitgeführt werden können – dort, wo diese eigentlich auch hingehören. Die mit dem RFID-Einsatz verbundenen Kosten bedingen eine gründliche Projektvorbereitung. Die Wirtschaftlichkeit wächst in dem Zuge, wie es gelingt, die in und zwischen Unternehmen stattfindenden Interaktionsprozesse zu begreifen, zu gestalten und zu automatisieren. Hierfür ist die RFID-Technologie ein bestens geeignetes Hilfsmittel. Vertiefende Literatur ( 1 ) RFID in der Logistik bei OTTO. Firmenschrift U29132-J-Z401-1 der Siemens Business Services GmbH & Co. OHG, 2004.
( 2 ) Markus Krüger, Christian U. Grosse : Preiswerte Dauerüberwachung von Bauwerken mittels drahtloser Sensorik. DGZfP-Berichtsband 100, vorgetragen am 23. / 24. 2. 2006 in Berlin, Fachtagung Bauwerksdiagnose. ( 3 ) P. Loser : Transponder für den Fensterbau. Glaswelt. April 2008. S. 66 /67. ( 4 ) Weinig-Technologie kennt keine Grenzen. Weinig Firmeninformation zur fensterbau Frontale 2008. GFF 2-2008 S. 34 /35. ( 5 ) Ch. Kern: Anwendung von RFID-Systemen. Springer Berlin Heidelberg New York. 2006. ( 6 ) K. Finkenzeller : RFID – Handbuch – Grundlagen und praktische Anwendungen induktiver Funkanlagen, Transponder und kontaktloser Chipkarten. Carl Hanser Verlag München Wien. 3. aktualisierte und erweiterte Auflage, 2002. ( 7 ) F. Gillert, W. Hansen : RFID für die Optimierung von Geschäftsprozessen. Carl Hanser Verlag München Wien. 2007. ( 8 ) P. Aeschlimann, W. Buri : Projektarbeit « Transponder in Tragstrukturen ». Berner Fachhochschule. 2006. ( 9 ) F. Hollenbach, S. Rutz : Projektarbeit « Datendurchgängigkeit in der Musterzelle unter Nutzung der RFID-Technologie ». Berner Fachhochschule. 2007. (10 ) M. Fuchs, P. Signer : Projektarbeit « RFID als Dokumentationsträger im Leimholzbau. Berner Fachhochschule. 2007. (11) R. Ambühl, T. Osterwalder, T. Rohrer : Projektarbeit « RFID als Element für die Fensterkennzeichnung ».
Thomas Stautmeister Prof. Dr.-Ing. habil. Dr. h. c. Solothurnstrasse 102, CH-2500 Biel thomas.stautmeister @ bfh.ch
Bündner Wald 1 /2012 49
Logistik und RFID Einleitung Die Alpen gehören mit geschätzten 7,5 Millionen Hektaren Waldfläche und einem Flächenanteil von etwa 43 Prozent zu den waldreichsten Gebieten Europas. Laut einer Hochrechnung der CIPRA stehen alpenweit ca. drei Milliarden Bäume, die pro Sekunde mehr als einen Kubikmeter Holz produzieren. In Summe ergibt das ca. 37 Millionen Kubikmeter pro Jahr ! Unser Wald erfüllt verschiedene Funktionen und hat dabei vor allem drei Hauptaufgaben. Zum einen die sozialen Funktionen als Erholungs- und Freizeitort sowohl für die lokale Bevölkerung als auch für den Tourismus. Des Weiteren die ökologischen Funktionen, zu denen etwa der Schutz des Bodens, des Wassers, der Luft sowie der Flora und Fauna gehören. Und schliesslich die ökonomischen Funktionen. Hierzu gehören die wirtschaftliche Nutzung der verschiedenen Holzprodukte wie Rundholz, Biomasse oder Brennholz sowie sogenannte Nichtholzprodukte wie Pilze, Beeren oder ( Heil- ) Kräuter. In diesem Report wird die wirtschaftliche Bedeutung des Waldes in den Vordergrund gerückt sowie der Einsatz einer modernen und zukunftsträchtigen Technologie, der Radio Frequency Identification, kurz RFID in der Rundholzlogistik. Das klassische Logistikkonzept Die Holzlogistik im klassischen Ansatz ist ein komplexes und weit verzweigtes System und betrifft viele verschiedene Produkte und Prozesse. Für Graubünden, Südtirol und Vorarlberg gilt folgendes vereinfachtes Modell. Im Klein- und Kleinstwaldbesitz ( bis maximal zehn Hektaren) beginnt der klassische Ablauf mit dem Vorhaben der Holznutzung. Bei der individuellen Nutzung wird nach erfolgter Zusage die Auszeige vonseiten der Forstbehörde vorgenommen. Entweder wird 50
die Schlägerung in Folge vom Waldbesitzer selbst oder von einem professionellen Schlägerungsunternehmen durchgeführt. In den alpinen Regionen, die durch steiles Gelände und teilweise sehr unwegsames Gelände charakterisiert sind, wird das Rundholz mittels Bodenrückung oder Seilgerät an eine Wald-/ Forststrasse gebracht. Dort erfolgt die Verladung auf einen LKW und der Transport zum Sägewerk. Als Verrechnungsgrundlage können zwei verschiedene Fälle unterschieden werden. Zum einen das « Waldabmass », wobei im Wald manuell die Durchmesser der Stämme erhoben werden. Beim « Werksabmass » erfolgt die Vermessung manuell oder maschinell im Sägewerk. Für die Sägewerke stellen die vorwiegend kleinen Volumina des Klein- und Kleinstwaldbesitzes einen sehr hohen Beschaffungsaufwand dar. Die Verfolgbarkeit der Informationen ist schwierig und führt zu einer mangelnden Transparenz. Neben diesen stellt auch der Informationsverlust ein Problem dar, da dies einen hohen zusätzlichen Arbeitsaufwand bedeutet und Informationen mehrmals manuell erhoben und weitergegeben werden müssen. Einen Lösungsansatz, der bereits in verschiedenen Forschungsprojekten erfolgreich getestet wurde, bietet die RFID-Technologie. Die bekannte RFID-Technologie RFID steht für Radio Frequency Identification, zu Deutsch kurz Funkerkennung. Das in den 60er-Jahren entwickelte System ist jedem Skifahrer bekannt, denn schon seit einigen Jahren werden die Skipässe mit RFID-Tags ausgerüstet. Der grosse Vorteil dabei besteht in der kontakt- und sichtlosen Erkennung des Senders und ermöglicht somit einen viel schnelleren und reibungsloseren Ablauf bei der Liftbenützung. Wei-
tere Einsatzgebiete sind z. B. Mautsysteme im Strassenverkehr oder die Tierkennzeichnung in der Landwirtschaft. Grundsätzlich besteht das System aus einem Transponder ( aktiv oder passiv ) und einem Auslesegerät. Aktive Transponder sind mit einer eigenen Energiequelle ( Batterie ) ausgestattet und werden vom Auslesegerät « aktiviert ». Danach werden die Daten gesendet. Diese Tags besitzen eine grössere Reichweite als passive Tags, sind in aller Regel aber wesentlich teurer und grösser. Passive Transponder beziehen ihre Energie aus den Funkwellen, die vom Auslesegerät gesendet werden. In diesem Falle « holt » sich das Auslesegerät praktisch die vorhandenen Informationen. Die RFID-Technologie erweist sich in vielerlei Hinsicht als eine übergreifende Lösung. Sowohl was die Alltagstauglichkeit als auch die Datensicherheit betrifft, wurden in den letzten Jahren vor allem beim Fraunhofer IZM Institut, der führenden Forschungseinrichtung rund um RFID, entscheidende Entwicklungen gemacht. Vor- und Nachteile der RFID-Technik Die Vorteile zeichnen sich wie folgt ab : – RFID ist für die Einsatzbedingungen in der Rundholzlogistik bestens geeignet. Während Barcodes und andere optische Erfassungsmethoden grosse Schwächen durch Zerstörung zeigen, bietet die kontaktlose Erfassung durch die hohe Resistenz und Lebensdauer einen entscheidenden Vorteil. – Durch die Einzelstammmarkierung lassen sich die Stämme lückenlos verfolgen, was auch in Hinblick auf die Schwundrate positive Auswirkungen hat. – Durch die Identifikation jedes einzelnen Stammes lassen sich auch grosse Volumina aus dem Kleinwald vermarkten und die Zuordnung zu den jeweiligen Waldbesitzern sicherstellen.
RFID-Lesegerät ( PDA ). (Bild: www.redaktionsserver.de )
– Die Verfügbarkeit von lückenlosen Daten erlaubt eine hohe Transparenz und die Auswertung und ständige Optimierung der Prozesse führt zur Reduzierung der Kosten ; – Die Vereinfachung der logistischen Abläufe erlaubt auch die Konzentration der Verantwortlichen auf andere Bereiche, für die vorher keine Zeit war. Nachteilig wirkt sich aus, dass : – die RFID-Tags aktuell noch teuer sind; – die Tags aus Metall oder Plastik in der weiteren Wertschöpfungskette wie Zellulose- oder Papierproduktion grundsätzlich als Verunreinigung gesehen werden. In einem Projekt des Fraunhofer Instituts wurden Tags auf Lignin-Basis erprobt, die dieses Problem beheben, da es sich um einen ökologischen Werkstoff handelt, der Bündner Wald 1 /2012 51
Aktive RFID-Tags. (Bild: www.freewebs.com )
die weitere Produktion nicht beeinflusst ; – Datenstandards zur Übertragung und Auswertung der Informationen aktuell in Ausarbeitung sind und sich auf dem Markt noch nicht entscheidend durchsetzen konnten ; – sowohl der Planungs- als auch der finanzielle Aufwand viele Unternehmer abschreckt. Diesem Punkt sollte durch Aufklärungskampagnen begegnet werden. Nutzen der RFID-Technik in der Rundholzlogistik Da in verschiedenen Untersuchungen festgestellt wurde, dass der Weg vom Waldrand bis zum Polter etwa einen Drittel der Transportzeit in Anspruch nimmt, stellt die Poltermarkierung eine einfachere Lösung zur Ortung und somit Reduzierung der Anfahrtszeit und der Kosten dar. Die zur Verfügung gestellten Daten werden hierbei auf ein Minimum reduziert, die Kontrollfunktion ( z. B. Durchmesser, Stammanzahl und -daten ) ist nur bedingt vorhanden. Die zweite Möglichkeit stellt die Einzelstammmarkierung dar. Dabei werden die Stämme einzeln mit einem RFID-Tag versehen, wobei diese Möglichkeit sowohl in der motormanuellen als auch in der vollmechanisierten Holzernte ( Harvester ) einsetzbar ist. Es besteht die Möglichkeit, be52
stimmte Grunddaten auf die Transponder vorab zu speichern ( z. B. Waldbesitzer und Adresse ) und durch weitere zu ergänzen ( z. B. GPS-Daten, Stammdurchmesser, Gesamtstammanzahl usw. ) Die Möglichkeit der Einzelstammmarkierung ist vor allem in Waldbesitzerverbänden von Interesse, da dadurch grosse Volumina verkauft werden können und trotzdem eine eindeutige Identifizierung der Stämme sowie eine genaue Abrechnung mit den Lieferanten möglich ist. Durch die vereinfachte Lokalisierung der Polter und die bereits vorhandenen Informationen lassen sich Teile der Prozesse automatisieren. Beispielsweise kann durch eine GPS-Ausstattung im Rundholz-LKW ein Signal gesendet werden, das dem Sägewerk via Internet darauf hinweist, dass eine Fuhre auf dem Weg ist. Durch diese Information lässt sich die Organisation am Rundholzplatz verbessern. Bei der Anlieferung der Stämme im Sägewerk werden die Daten der RFID-Tags ausgelesen. Jeder Transponder lässt sich eindeutig einem Besitzer und einem Vermessungsprotokoll zuordnen. Sobald die Lieferung vollständig ist, kann automatisch die Bezahlung erfolgen. Durch den optimierten Ablauf wird die Übermittlung der Dokumente vereinfacht und die Wahrscheinlichkeit für Datenver-
luste stark reduziert. Dadurch wird auch der Aufwand der mehrfachen Dokumentation und der Informationssuche verringert. Die Einsatzmöglichkeiten sind stark von den Marktbedingungen abhängig. Derzeit sind die Preise für die RFID-Transponder noch zu hoch, um sie effizient in der Einzelstammmarkierung anzuwenden. Schlussfolgerung Die RFID-Technologie bietet für die Rundholzlogistik eine sichere und zuverlässige Möglichkeit, Informationen zu sammeln und auszuwerten. Dadurch lassen sich die komplexen Prozesse in der Wertschöpfungskette detailliert darstellen und Optimierungspotenziale können aufgezeigt und umgesetzt werden. In erster Linie müssen aber die noch vorhandenen Schwierigkeiten gelöst und vorhandene Vorurteile abgebaut werden. Literaturverzeichnis – CIPRA ( 7. Oktober 2008 ). Der Wald im Alpenraum. Abgerufen am 11. Januar 2012 von CIPRA – Leben in den Alpen : www. cipra.org/de/climalp/energieeffizientesbauen/auf-dem-holzweg/der-wald-imalpenraum – H. Petersen, F. Vallée ( 2007 ). Der Einsatz von RFID zur Rundholzidentifikation in der Sägeindustrie – ein Vorgehensmodell zur Bestimmung der Wirtschaftlichkeit. Münster : Fachhochschule Münster. – Kandel, D. ( 3. März 2010 ). Der hölzerne Transponder. RFID im Blick.
RFID-Lesegerät am Sägewerk. (Bild: www.iff.fraunhofer.de )
– Kurys, A. ( März 2010 ). Magisterarbeit. Vor- und Nachteile der RFID-Technologie im Logistikmanagement. Wien. RFID Journal (4. Januar 2012). RFID. Von RFID Journal: http://www.rfid-journal.de Christoph Mühlberg Dipl. Ing. ( FH ) Siemensstr. 19, I-39100 Bozen christoph.muehlberg @ tis.bz.it
Bündner Wald 1 /2012 53
Vereint gegen die Rohstoffknappheit Effiziente Holzernte. (Bild: Sandro Krättli )
Mit politischer Einflussnahme und verschiedenen Tätigkeiten im Bereich Kommunikation will sich die neu gegründete « Task Force Wald + Holz + Energie » für eine bessere inländische Versorgung mit Nadelholz einsetzen. Nicht nur für Sägewerksbetreiber, auch die Industrie- und Energieholzverbraucher in der Schweiz sind besorgt, dass der Rohstoff Nadelholz mittelfristig knapp werden könnte. Deshalb haben sie sich alle gemeinsam in der « Task Force Wald + Holz + Energie » zusammengeschlossen. Diese wurde im letzten November im Rahmen eines Medienanlasses in Bern aus der Taufe gehoben. Der Task Force unter dem Vorsitz von JeanFrançois Rime, Präsident von Holzindustrie Schweiz, gehören sowohl Verbände ( Holzindustrie Schweiz, Holzenergie Schweiz, Forstunternehmer Schweiz ) als auch Unternehmen wie Kronospan Schweiz AG, Pavatex SA, Perlen Papier AG, Utzenstorf Papier, Holliger Paletten Logistik AG, Axpo Holz + Energie und AEK Energie AG an. Vor allem durch Öffentlichkeitsarbeit will die Task Force die Rohstoffmobilisierung verbessern sowie politische Rahmenbedingungen so beeinflussen, dass sie eine nachhaltige Nutzung des Schweizer Waldes erleichtern. « Die Waldbesitzer sind die wichtigste Zielgruppe unserer Tätigkeit », sagte Rime in Bern. Es ginge mehr Das Rundholzangebot, vor allem bei Fichte, sei in der Schweiz auf ein tiefes Niveau gesunken, so die Task Force. Den Grund dafür sieht sie in der Ernteintensität und in den schwindenden bewirtschafteten Waldflächen : Reservate, Sonderwaldstandorte und Laubholz würden zu Ungunsten des von der Holzindustrie nachgefragten Nadelholzes gefördert. Die Nadelholzernte betrug 2010 gut 3,5 Mio. Kubikmeter, und
54
Daten und Fakten Nach Angaben der « Task Force Wald + Holz + Energie » kaufen und verarbeiten die inländischen Rohholzverbraucher rund 90 Prozent des Holzes aus dem Schweizer Wald. Das sind rund 4,4 Mio. Kubikmeter feste Holzmasse pro Jahr, hinzu kommen über 300 000 Kubikmeter Flurholz
Langholzlagen. (Bild: Regina Weber )
aus der Landschaftspflege. Zudem verarbeiten sie jährlich auch 700 000 Kubikmeter Altholz und 1,5 Mio. Tonnen Altpapier. Die Rohholzverbraucher beschäftigen zusammen in der Schweiz rund 7000 Mitarbeitende.
2009 3,36 Mio. Kubikmeter. In der Tat ginge
mehr, wie aus der kürzlich veröffentlichten Studie « Holznutzungspotenziale im Schweizer Wald » des Bundesamts für Umwelt hervorgeht. Demnach wäre in den nächsten 25 Jahren ein nachhaltig verfügbares Nutzungspotenzial von 5,1 Mio. Kubikmetern Nadelholz pro Jahr vorhanden. Dabei würde nicht einmal der hohe Vorrat abgebaut. Nach Ansicht der Task Force sollten in den nächsten 20 Jahren 3,4 Mio. Kubikmeter Nadelstammholz pro Jahr genutzt werden. Sich zur Ressource Holz bekennen Mit ihren Aktivitäten wolle sie hauptsächlich erreichen, dass die Produktionsfunktion des Waldes dasselbe Gewicht erhalte wie die anderen Funktionen Schutz, Naturschutz und Erholung, so die Task Force. Dies sei zurzeit nicht der Fall. Ernest Schilliger, Verwaltungsratspräsident der Schilliger Holz AG, sagte : « Die Nadelholznutzung finanziert die Waldbewirtschaftung in der Schweiz. » Deshalb solle man die Benachtei-
ligung des Nadelholzes einstellen und sich zur Ressource Holz bekennen, nicht nur zum Wald. Rime ergänzte, von der Holzindustrie würden Investitionen in dreistelliger Millionenhöhe erwartet. Ohne langfristige Versorgungssicherheit sei das nicht möglich. Dies unterstrich Hans-Peter Aregger, Geschäftsleitungsmitglied der Perlen Papier AG. Das Unternehmen hat zur Standortsicherung 500 Mio. Franken in eine neue Papiermaschine investiert, die seit 2010 in Betrieb ist und die modernste weltweit sein soll. Sie produziert 360 000 Tonnen Papier pro Jahr, vorwiegend aus rezykliertem Altpapier und nur einem geringen Anteil an Frischfasern ( 15 Prozent ). Perlen Papier benötigt jährlich mehr als 110 000 Tonnen Sägereirestholz und Durchforstungsholz aus lokaler Fichte. Kaskadennutzung konsequent umsetzen Als weiteres Thema wurde die Kaskadennutzung des Holzes angesprochen. Sie werde zunehmend wichtiger, die politischen Rahmenbedingungen seien aber widersprüchlich, sagte Beni Isenegger, Umwelt- und Energiemanager bei der Kronospan Schweiz AG. Das Unternehmen ist mit 800 000 Tonnen Wald- und Sägerestholz der grösste Verbraucher, wobei das Schweizer Holz überwiegt. Der Bund anerkenne zwar in der « Ressourcenpolitik Holz » den Bündner Wald 1 /2012 55
Nutzen der mehrfachen Holzverwendung. Doch zielten die Energiegesetze und -verordnungen in eine andere Richtung, nämlich in die einseitige Förderung von Holz als Energieträger, so Isenegger. Verschiedene Förderprogramme hätten die Nachfrage nach Energieholz aus dem Frischholzbereich ansteigen lassen. Dieser Rohstoff fehle dann den verarbeitenden Betrieben. Problematisch wirke sich aus, dass heute vermehrt das Rüsten von Industrieholz im Wald ausbleibe und praktisch nur noch die Sortimente Stamm- und Energieholz anfielen. Die Politik wäre gefragt, die einseitige Förderung von Energie aus Frischholz zu unterbinden und Energieholz nur im Sinne der Kaskade zu fördern. Dazu gehöre auch ein Verbot oder eine Kontingentierung des Exportes von energetisch verwertbarem Recyclingholz, das in zunehmendem Masse
Medienorientierung am 24. November 2011. (Bild: Holzindustrie Schweiz )
ins Ausland verfrachtet werde. « Es ist sehr wichtig, dass wir in der Task Force gemeinsame Wege finden », sagte Isenegger. Es gibt viel zu tun Die Task Force betonte, die Branche wünsche weder Subventionen noch Planta-
Holznutzung soll intensiviert werden. (Bild: Regina Weber )
56
genwälder. Man befürworte die naturnahe Waldbewirtschaftung. Im Mittelland sollten einzig die dem jeweiligen Standort entsprechenden minimalen Nadelholzanteile genutzt werden. In einer Reaktion auf die Bekanntmachung der Task-Force-Gründung stimmte der Waldwirtschaftsverband des Kantons Zürich dieser Forderung im Prinzip zu : Bei guter Mischung der Baumarten seien auf normalen, mittleren Waldstandorten Nadelholzanteile von 50 bis 60 Prozent durchaus nachhaltig vertretbar. Dieses Potenzial sollten die Waldeigentümer nutzen. Doch wünschten sich die Zürcher Waldeigentümer von der Holzindustrie schon lange bahnbrechende und zukunftsweisende Anwendungen für Laubholz, verbunden mit einem grossen Laubholzsägewerk im
Land. Die Schweizer Holzindustrie habe im Vergleich zur deutschen in diesem Bereich eher mut- und erfolglos agiert. Das erkläre auch die einseitige Abhängigkeit vom Nadelholz. Die Reaktion zeigt, dass die Task Force nicht nur innerhalb ihrer Organisation gemeinsame Wege finden, sondern sich auch mit ihrer wichtigsten Zielgruppe, den Waldbesitzern, verständigen muss. Doch zu diesem Zweck wurde sie ja unter anderem gegründet. Regina Weber La Gassa 86 CH-7603 Vicosoprano
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Bündner Wald 1 /2012 57
Herkunftszeichen Schweizer Holz : Einführung im Wald läuft Das Herkunftszeichen Schweizer Holz der Lignum wird zurzeit in der ganzen Schweiz im Wald eingeführt. Der Lead für die Umsetzung in den Betrieben liegt bei den kantonalen Waldwirtschaftsverbänden. Ziel ist eine minimale administrative Belastung der Waldeigentümer unter gleichzeitig angemessener Labelkontrolle. In diesen Wochen schliesst die Lignum mit sämtlichen kantonalen Waldwirtschaftsverbänden die Rahmenvereinbarungen zur Verwendung des Herkunftszeichens Schweizer Holz ( HSH ) ab. Die Verbände werden damit ermächtigt, die Nutzungsrechte den Waldeigentümern ihres Kantons weiterzugeben. Der kantonale Waldwirtschaftsverband stellt die Einhaltung der Anforderungen durch eine interne Kontrolle sicher. Er führt ein Register der Nutzer ( Waldbesitzer, Reviere etc. ) im Kanton und unterstützt die Waldeigentümer bei der Nutzung des HSH. Kantonaler Waldwirtschaftsverband als Ansprechpartner Der jeweilige kantonale Waldwirtschaftsverband ist der alleinige Ansprechpartner für die Nutzung des HSH in seinem Gebiet. Er ermöglicht gegen eine angemessene Gebühr auch Nichtmitgliedern aus der Region die Nutzung des HSH. Der kantonale Waldwirtschaftsverband versieht sein Zertifikat, d. h. das HSH-Logo, mit einer von der Lignum zugeteilten kantonalen Registrierungsnummer. Der Verband erhält dazu bei Lignum Zugriff auf die elektronischen Vorlagen zum HSH und kann diese auch den Waldbesitzern zur Verfügung stellen. Vorgehen des Waldbesitzers zum Erhalt des HSH Für den einzelnen Waldeigentümer ist die Verwendung des HSH einfach : Er meldet 58
Beispiel der Verwendung des Labels HSH auf Rechnungen, Offerten etc. sowie für zertifizierte Produkte. (Bild: Lignum )
sich als Nutzer beim jeweiligen kantonalen Waldwirtschaftsverband an und verpflichtet sich damit zur Einhaltung der Vorgaben sowie zur ideellen Unterstützung des HSH. Der kantonale Waldwirtschaftsverband vergibt dem Waldbesitzer und Nutzer des HSH eine Identifikationsbezeichnung ( ID) und ein Passwort für den Logogenerator HSH auf der Homepage der Lignum. So kann das passende Logo auf einfache Art und Weise mit der entsprechenden Registrierungsnummer generiert werden. Zum Nachweis und zur Rückverfolgbarkeit führt Beispiele für die Nutzung des Labels HSH für allgemeine Werbezwecke mit einem Ergänzungssatz oder alleinstehend. (Bild: Lignum )
gegen 150 hiesige Forstunternehmer, Sägereien, Holzwerkstoffhersteller, Zimmereien und Schreinereien das Label als Nachweis für einheimische Qualitätsprodukte mit einem Anteil von mindestens 80 % Schweizer Holz gegenüber ihren Kunden. Die Detailhändlerin Migros führt das Herkunftszeichen Schweizer Holz seit rund einem Jahr in ihrem Sortiment Do it & Garden mit grossem Echo bei Konsumentinnen und Konsumenten. der Waldbesitzer das HSH-Logo auf Dokumenten wie Holzlisten, Offerten und Rechnungen. Diese Regelung sichert die Kontrolle, Glaubwürdigkeit und Transparenz des Herkunftszeichens Schweizer Holz. Wie das HSH genau zu verwenden ist, z. B. in Werbebroschüren, Lieferscheinen, Offerten und Listen, wird in einem Leitfaden der Lignum skizziert. Dieser ist auf der Homepage der Lignum erhältlich. Info- und Werbematerialien stehen zur Verfügung Mit der Registrierung erhält der Waldeigentümer das Recht, das Herkunftszeichen für sein eigenes Marketing zu nutzen. Das leuchtend rote Logo mit dem Schweizer Kreuz kann so auf einheimische Produkte und Betriebe sowie Leistungen und Qualifikationen hinweisen. Dies ist gerade unter wirtschaftlich schwierigen Bedingungen wie der derzeit herrschenden Frankenstärke ein willkommener Effekt. Stempel, Schablonen und eine Reihe von Informations- und Werbemitteln stehen bereits zur Verfügung.
Lignum stellt eine ganze Palette an Informationsund Werbemitteln für das Herkunftszeichen Schweizer Holz (HSH) zu günstigen Preisen zur Verfügung. Dazu zählen Indoor-Plakate, Poloshirts mit Logoaufdruck, Schablonen und Stempel, Info-Flyer und Postkarten sowie Give-aways wie Tangrams und Bonbons. Sämtliche verfügbaren Werbemittel für das HSH können unter www.lignum.ch/shop/werbemittel online bestellt werden. (Bild: Lignum )
Wer führt bereits das HSH ? Das Label zeichnet Holz aus, das in der Schweiz oder in Liechtenstein gewachsen ist, sowie alle Holzprodukte, die daraus im Inland gefertigt werden. Bereits nutzen Bündner Wald 1 /2012 59
Vorgehen des Waldbesitzers, um das Herkunftszeichen zu erhalten :
Lignum – Holzwirtschaft Schweiz ist die Dachorganisation der Schweizer Wald- und Holzwirtschaft. Sie
1. Anmeldung des Waldbesitzers
vereinigt sämtliche wichtigen Verbände
( oder z. B. Gruppe, die gemeinsam
und Organisationen der Holzkette,
Holz vermarktet resp. Revier
Institutionen aus Forschung und Lehre,
mit angeschlossenen Waldbesitzern
öffentliche Körperschaften sowie
etc. ) beim kantonalen Wald-
eine grosse Zahl von Architekten und
wirtschaftsverband ( auch Nichtmit-
Ingenieuren. Dazu treten rund
glieder gegen eine angemessene
30 regionale Arbeitsgemeinschaften.
Gebühr )
Lignum schafft mit Dienstleistungen
2. Aufnahme in kantonales Register
in Technik und Kommunikation in
3. Erhalt einer Identifikations-
allen Landesteilen der Schweiz Öffent-
bezeichnung und Passwort vom
lichkeit für eine Branche mit über
kantonalen Waldwirtschafts-
80 000 Arbeitsplätzen von der Wald-
verband für den Logogenerator auf
wirtschaft über Sägerei, Handel, Holz-
der Homepage der Lignum
werkstoffproduktion, Verpackungsund Palettenindustrie, Zimmerei,
4. Verwendung des Logos Herkunftszeichen Schweizer Holz
Schreinerei und Möbelproduktion bis
auf Dokumenten wie Offerten,
zum Endverbraucher von Holz.
Lieferscheinen, Rechnungen und auf Werbebroschüren
Evelyn Pöhler Weitere Informationen zum Herkunftszeichen Schweizer Holz finden sich unter www. lignum.ch/de/holz_a_z/holz_labels sowie bei den kantonalen Waldwirtschaftsverbänden.
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Entwicklung und Tendenzen im Schweizer Holz- und Baumarkt Lange Jahre ist die Zahl der erstellten Wohnungen und Gebäude stetig gestiegen. Nach einer zeitweisen Unterbrechung durch die weltweit turbulenten Jahre 2008 und 2009 zeigen die relevanten Indikatoren für die vergangenen beiden Jahre wieder sehr positive Trends für die meisten Bereiche der schweizerischen Bautätigkeit. Auch der aktuell erfasste Holzeinsatz im Endverbrauch des Jahres 2009 ist seit der letzten Erhebung im Jahr 2001 deutlich gestiegen und vermag so einen wichtigen Beitrag zur stofflichen Nutzung dieses Rohstoffes in der Schweiz zu leisten. Entwicklung der Bauausgaben und Bauvorhaben Die Bautätigkeit der Schweiz bewegte sich in den vergangenen Jahren nach wie vor
auf einem hohen Niveau. Die Bauausgaben zu laufenden Preisen nahmen kontinuierlich von 43,9 Mia. Franken im Jahr 2001 auf rund 56,9 Mia. Franken im Jahr 2010 zu. Die gesamten Bauausgaben des Jahres 2010 verteilten sich auf 35,1 Mia. Franken ( + 6,3 % ) für den Neubaubereich, 17,1 Mia. Franken ( – 0,7 % ) für den Bereich Umbau, Erweiterung und Abbruch sowie 4,7 Mia. Franken ( + 9,5 % ) für öffentliche Unterhaltsarbeiten. Entgegen dem gesamtschweizerischen Trend zu steigenden Bauausgaben gingen diese in Graubünden von 2,61 Mia. Franken im Jahr 2009 auf 2,56 Mia. Franken im Jahr 2010 leicht zurück. Insbesondere geringere Investitionen der privaten Auftraggeber waren hier eine Ursache, wohingegen die
Abbildung 1 : Bauausgaben, Zeitreihe 2001 – 2010 in Mio. Franken nach Kategorie der Bauwerke. (Bild: Baustatistik des Bundesamts für Statistik ( BFS ), bearbeitet von Berner Fachhochschule Architektur, Holz und Bau ( BFH-AHB ) )
Bauausgaben Schweiz 2001– 2010, in Millionen Franken zu laufenden Preisen Tiefbau öffentliche Auftraggeber
Hochbau öffentliche Auftraggeber
Wohnen private Auftraggeber
Industrie, Gewerbe, Dienstleistungen
Infrastruktur private Auftraggeber
Land- und Forstwirtschaft
60 000
50 000
40 000
671
594
3238
3038
7384
7460
581 3048
549
556 3040
544 3277
7331
7569
7761
21 141
22 735
23 189
23 261
620 3017 5973
3566
524 3527 8319
549 3497 8021
540 3784 7561
6092
30 000
26 567
23 725
24 738
6366
6656
7289
17 021
16 520
18 962
6108
6513
6240
6422
6221
6181
6257
9436
10 087
9709
9782
9780
9862
9915
10 965
11 068
11 148
2001
2002
2003
2004
2005
2006
2007
2008
2009
2010
20 000
10 000
0
Bündner Wald 1 /2012 61
2000-Watt-Wohnüberbauung in Zürich aus Holz. (Bild: Michael Meuter )
Ausgaben der öffentliche Auftraggeber im gleichen Zeitraum angestiegen sind. Nach diesem Rückblick interessiert vor allem die Entwicklung der geplanten Bauvorhaben als vorlaufender Indikator. Die gemeldeten Bauvorhaben nahmen von 54,2 Mia. Franken im Jahr 2006 auf 63,8 Mia. Franken
zu laufenden Preisen im Jahr 2011 kontinuierlich zu. Der Hochbau umfasste davon ein Volumen von 48,4 Mia. Franken. Bei den Bauvorhaben im Wohnungsneubau gab es für das Jahr 2011 einen weiteren Zuwachs, wodurch die geplante Summe in diesem Bereich mit 24,9 Mia. Franken über
Abbildung 2 : Bauvorhaben Neubau, Zeitreihe 2008 – 2011 in Mio. Franken nach Kategorie der Bauwerke. (Bild: BFS-Baustatistik, bearbeitet von BFH-AHB )
Bauvorhaben Neubau Schweiz 2008 – 2011 in Millionen Franken zu laufenden Preisen 40 000
Vorhaben 2008
Vorhaben 2009
Vorhaben 2010
Vorhaben 2011
24 285
20 000
23 364
24 686
25 000
24 880
34 557
34 585
33 410
30 000
34 164
35 000
15 000
3510
3756
3452
3351
6166
6594
6127
5 000
6544
10 000
0
Total Hochbau
62
Wohngebäude
Industrie, Gewerbe und Dienstl.
Übriger Hochbau
Mehrfamilienhaus aus Holz, Quartierüberbauung Heiligkreuz Chur. (Bild: Dolores Rupa )
dem Niveau der Vorjahre lag. Bei den Neubauvorhaben in den Bereichen Industrie, Gewerbe und Dienstleistungen sowie im öffentlichen Hochbau waren im Jahr 2011 Rückgänge zu verzeichnen. Somit liegen die gesamten Hochbauvorhaben im Neubau auf ähnlichem Niveau wie im Jahr 2010.
Anders als im Neubau gab es bei den Bauvorhaben im Bereich Umbau, Erweiterung, Abbruch im Jahr 2011 eine deutliche Zunahme. Dies ist besonders auf die hohen Vorhaben im Wohnungsbau, aber auch im Bereich Industrie, Gewerbe und Dienstleistungen sowie bei den Vorhaben der öffentlichen Auftrag-
Abbildung 3: Bauvorhaben Umbau, Erweiterung, Abbruch, Zeitreihe 2008 – 2011 in Mio. CHF. (Bild: BFS-Baustatistik, bearbeitet von BFH-AHB )
Bauvorhaben Umbau, Erweiterung, Abbruch Schweiz 2008 – 2011 in Millionen Franken zu laufenden Preisen 40 000
Vorhaben 2008
Vorhaben 2009
Vorhaben 2010
Vorhaben 2011
35 000
30 000
25 000
20 000
0
Total Hochbau
Wohngebäude
Industrie, Gewerbe und Dienstl.
3951
3324
3429
3165
4059
3941
3470
3697
5868
4954
4696
5'000
4484
13 877
12 324
11 559
10 000
11 277
15 000
Übriger Hochbau
Bündner Wald 1 /2012 63
geber im übrigen Hochbau zurückzuführen. Der Trend der Vorhaben im Bereich Erweiterungen und Umbauten fällt damit deutlich positiver aus als im Neubau, allerdings auf insgesamt wesentlich niedrigerem Niveau. Entwicklung ausgewählter Gebäudekategorien Bei den Fertigstellungen im Wohnungsneubau zeichnen sich zwei Trends ab. Die Anzahl der neu erstellten Einfamilienhäuser in der Schweiz ist seit einem Höhepunkt von fast 13 000 Einheiten im Jahr 2004 rückläufig. Der sehr ausgeprägte Rückgang im Jahr 2009 als Reaktion auf die Turbulenzen in der Finanzwelt konnte im Folgejahr jedoch schon wieder gekehrt werden. Die Anzahl der neu erstellten Mehrfamilienhäuser in der Schweiz stieg in den letzten
Traditioneller Anbau aus Holz in Churwalden. (Bild: Peter Krättli )
Abbildung 4 : Neu erstellte Einfamilienhäuser, Zeitreihe 2002 – 2010. (Bild: BFS-Baustatistik, bearbeitet von BFH-AHB )
Neu erstellte Einfamilienhäuser, Gebäude Schweiz 18 000 16 000 14 000 12 000
12 957 10 840
12 407
11 469
12 031
11 982
11 320
10 000
9149
9387
8 000 6 000 4 000 2 000 0
2002
64
2003
2004
2005
2006
2007
2008
2009
2010
Neu erstellte Mehrfamilienhäuser, Gebäude und Wohnungen, Schweiz Neu erstellte Mehrfamilienhäuser (MFH)
Wohnungen in MFH
40 000
35 000
29 452
30 000
23 554
25 000
30 596
33 900
32 204 30 109
25 196
20 184 20 000
17 384
15 000
10 000
5 000
3183
3550
4152
4424
4998
4910
5192
4858
5193
0
2002
2003
2004
2005
2006
2007
2008
2009
2010
Abbildung 5 : Neu erstellte Mehrfamilienhäuser, Zeitreihe 2002 – 2010. (Bild: BFS-Baustatistik, bearbeitet von BFH-AHB )
Jahren bis auf einen einmaligen Rückgang 2009 kontinuierlich an. Das Niveau insgesamt ist mit fast 5200 erstellten Gebäuden weiterhin sehr hoch und erreichte mit den darin realisierten knapp 34 000 Wohneinheiten einen Höchststand seit 1994. Auch der weitere Ausblick ist sehr erfreulich : So ist in den ersten drei Quartalen des Jahres 2011 nach Angaben des Bundesamtes für Statistik BFS die Wohnbautätigkeit weiter gewachsen und übertrifft den gleichen Zeitraum des Vorjahres mit rund 3500 Wohnungen, was einem Zuwachs von 12,4 % entspricht. Trends im Holzbau Nach dem allgemeinen Blick auf die Gebäudekategorien über alle Baumaterialien sind für die Branche insbesondere die Tendenzen für Gebäude mit Tragwerk Holz
interessant. Während die Fertigstellungen von neu gebauten Einfamilienhäusern seit 2004 deutlich rückläufig waren, hat der Holzbau seinen Anteil am Tragwerk in den Baubewilligungen bei über 12 % halten können. Auf deutlich höherem Niveau spielt sich der Anteil von bewilligten Holztragwerken hingegen im An- und Umbau ab, der hier um einen Wert von ca. 23 % pendelt. In dieser Entwicklung fällt bei den An- und Umbauten insbesondere das Jahr 2009 auf, das mit über 11 400 Bewilligungen und dem hohen Holzanteil von 26,0 % deutlich von den Förderprogrammen geprägt war. Im Kanton Graubünden wurden im Jahr 2010 gut 350 Einfamilienhäuser bewilligt. Davon wurden rund 60 mit einem Tragwerk aus Holz geplant, was einen Anteil Bündner Wald 1 /2012 65
Einfamilienhäuser - Anteile der Baubewilligungen mit Tragwerk Holz 30% 26,0% 25%
21,7%
22,3%
23,4%
22,5%
23,8%
22,8%
20% 15%
12,1%
12,8%
12,3%
12,8%
10,8%
11,6%
12,2%
2001
2005
2006
2007
2008
2009
2010
Neubau Umbau
10% 5% 0%
Abbildung 6 : Anteil Einfamilienhäuser mit Tragwerk Holz an allen erstellten Einfamilienhäusern. (Bild: Baubewilligungen Baublatt, ausgewertet und bearbeitet von BFH-AHB )
von knapp 18 % ausmacht. Das Folgejahr schliesst hier mit gerundeten 330 Bewilligungen ( inklusive gut 50 Gebäuden mit Holztragwerken ) mit etwas niedrigeren Werten ab, aber mit einem ähnlich hohen Prozentsatz für den Holzanteil. Etwas anders sieht die Entwicklung für den An- und Umbau aus, da hier sowohl die Anzahl der Bewilligungen als auch der Holzanteil im Durchschnitt abgenommen haben. Im Gegensatz zu den Einfamilienhäusern zeigt sich bei den baubewilligten Mehrfamilienhäusern mit Tragwerk Holz eine deutlich positivere Entwicklung. Die Zunahme von Holz im Materialanteil bei Neubauten ist für 2010 kontinuierlich auf 5,6 % gestiegen, während gleichzeitig mit insgesamt 2600 Bewilligungen im Jahr 2010 auch zunehmend mehr Projekte beantragt worden sind. 66
Besonders gut kann das Holz bei den Anund Umbauten in dieser Gebäudekategorie seine Stärken beispielsweise hinsichtlich seines niedrigen spezifischen Gewichts bei Aufstockungen ausspielen. Dies schlägt sich in dem nahezu stetig steigenden Holzanteil am Tragwerk nieder, der im Jahr 2010 bei 24,8 % einen erneuten Höhepunkt erreicht hat. Dies fällt umso positiver aus, als mit total über 3000 bewilligten An- und Umbauten in diesem Jahr ebenfalls eine Höchstmarke erreicht wurde. In den Jahren 2010 und 2011 wurden in Graubünden ca. 180 bzw. 220 Mehrfamilienhäuser für den Neubau und je rund 25 für An- und Umbauten bewilligt, was insgesamt einen positiven Trend widerspiegelt. Bei den Neubauten wurde ein Anteil von knapp unter 5 % mit Tragwerk Holz geplant. Dieser
Mehrfamilienhäuser -Anteile der Baubewilligungen mit Tragwerk Holz 30% 25%
23,0%
24,8%
20% 15%
12,9%
16,2%
15,6%
13,9%
15,2%
Neubau Umbau
10% 5%
4,1%
4,0%
4,0%
4,9%
4,5%
3,9%
5,6%
0% 2001
2005
2006
2007
2008
2009
2010
Abbildung 7 : Anteil der bewilligten Mehrfamilienhäuser mit Tragwerk Holz an den gesamten Baubewilligungen. (Bild: Baubewilligungen Baublatt, ausgewertet und bearbeitet von BFH-AHB )
Prozentwert ist jedoch aufgrund der geringen Gebäudeanzahl mit Holztragwerk und der damit verbundenen Grundgesamtheit starken Schwankungen unterworfen und kaum als Trend interpretierbar.
Holzeinsatz in der Schweiz Im Auftrag des Bundesamts für Umwelt BAFU wurde von der Berner Fachhochschule Architektur, Holz und Bau und dem KMU Zentrum Holz der stoffliche Holzverbrauch
Holzendverbrauch für Holzprodukte 2009 nach Einsatzgebiet. (Bild: BFH-AHB, Projektbericht 2011 )
Einsatzgebiete nach Verwendung
Holzeinsatz 2009 in m 3
Anteil in %
B a uwe se n Hol z i m Au s s e n b e r e i c h M ö b e l u n d In n e n a u s b a u Ve r p a c k u n g Ho l z w a r e n
1 245 600 72 000 862 200 424 900 165 600
45,0% 2,6% 31,1% 15,3% 6,0%
Holzendverbrauch für Holzprodukte 2009
2 770 300
100%
Bündner Wald 1 /2012 67
für das Jahr 2009 in den folgenden fünf Endbereichen der Produktionskette Holz ermittelt : – Bauwesen – Holz im Aussenbereich – Möbel und Innenausbau – Verpackung – Holzwaren Insgesamt wurde in diesen fünf Bereichen für das Jahr 2009 ein Holzeinsatz von rund 2,77 Mio. m 3 stofflich verwendet. Dies stellt eine deutliche Steigerung zu den im Jahr 2001 erfassten 2,52 Mio. m³ dar und belegt so den positiven Trend zur stofflichen Nutzung von Holz in der Schweiz. Am meisten Holz wurde 2009 im Bauwesen eingesetzt mit insgesamt 1,25 Mio. m 3 Holz und rund 45 % der ermittelten Gesamtmenge. Diese Grösse wird wesentlich durch das hohe Niveau der Bautätigkeit in der Schweiz beeinflusst. Ergänzt wird der Bereich Bauwesen durch den Holzeinsatz im Aussenbereich. Hier wurden rund 72 000 m3 Holz mit einem Anteil von knapp 3 % erhoben. Die Marktentwicklung ist in diesem Bereich weiterhin dynamisch. Das mit Abstand grösste Holzvolumen im Bauwesen fliesst in den Wohnungsbau. In neu gebauten Einfamilienhäusern mit Tragwerk Holz wurden 2009 rund 204 400 m 3 eingesetzt. Gemeinsam mit einer Menge von ca. 53 700 m 3 verbautem Holz in An- und Umbauten wurden somit rund 258 000 m 3 Holz in dieser Gebäudekategorie stofflich gebunden. In der für das Holz dynamischen Kategorie Mehrfamilienhäuser wurde ein Holzein-
68
satz von total rund 187 000 m 3 für das Jahr 2009 erfasst. Im Neubau wurden dabei rund 167 700 m 3 und in An- und Umbauten rund 19 500 m 3 eingesetzt. Die Bandbreite der eingesetzten Holzmengen im Tragwerksneubau je Mehrfamilienhaus umfasst hier ein Volumen zwischen 97 m 3 und 1930 m 3.
Ausblick und Anmerkung In den vergangenen Jahren steigt der Anteil von energieeffizienten, zertifizierten Gebäuden sehr stark an. Dass in diesem Bereich der Baustoff Holz eine wichtige Rolle spielt, spiegeln die steigenden Holzanteile im Tragwerksbereich wider, insbesondere bei An- und Umbauten von Mehrfamilienhäusern. Diese Entwicklungen zeigen, dass von deutlich höheren Mengen von verbautem Holz in den Folgejahren ausgegangen werden kann und dass somit der Baubereich einen deutlichen Beitrag zur CO2-Bindung leisten kann. Weiterführende sowie detaillierte Informationen stehen als PDF-Download zur Verfügung und können unter der Rubrik Marktdaten des KMU Zentrum Holz ( www. kmuzentrumholz.ch ) eingesehen oder angefragt werden.
Thomas Näher Geschäftsführer, KMU Zentrum Holz Solothurnstrasse 102, 2500-Biel thomas.naeher @ bfh.ch www.kmuzentrumholz.ch
Kompetenzzentrum Bauen + Energie An der Hauptstrasse in Savognin ist eine grosse, moderne Produktionshalle entstanden. Durch diesen modernen Neubau wird dem interessierten Bauherrn an einem Standort die Gelegenheit geboten, diverse Bausysteme in einer grossen Ausstellung zu begutachten und den Handwerkern über die Schulter zu schauen. Nach dem Grundgedanken der «gläsernen Fabrik » können in der Werkhalle die Produktionsstandards für modernes Bauen aufgezeigt werden. Dank einer modernen computergesteuerten CNC-Holzverarbeitungsmaschine können grosse Holzbauten sehr präzise und effizient produziert werden. Mit dieser Investition können Minergie- und Passivhäuser sehr rationell und qualitativ hochstehend sowie mit einem hohen Vorfertigungsgrad fabriziert werden. Die Möglichkeit, auch die Produktion eines energieeffizienten Wohnhauses zu besichtigen, ist eine Ergänzung, die für potenzielle Bauherren in der Evaluationsphase wertvoll ist. Hintergrund der Idee eines Kompetenzzentrums zum Thema « Bauen + Energie » ist einerseits, möglichst rasch und effizient das notwendige Wissensnetzwerk aufzubauen und dabei auf der anderen Seite die Bedürfnisse und Wünsche der Wirtschaft nicht aus den Augen zu lassen. Es werden damit inhaltliche Weichenstellungen erarbeitet, um eine höhere Diffusion der Passivhaustechnologie in Bezug auf wirtschaftliche, handwerkliche, gewerbliche und industrielle Kompetenzen zu erreichen. Somit wird der Wissenstransfer der energieeffizienten und ökologischen Bauweisen zwischen unterschiedlichen Akteuren verdichtet. Die Wirkung und Durchschlagskraft eines Kompetenzzentrums Bauen + Energie ist eng mit der Bildung eines Netzwerks von Partnern aus dem Bau- / Energiesek-
Kompetenzzentrum Bauen + Energie. (Bild: Uffer AG )
tor, sowie den politischen und kantonalen Fachstellen verbunden. Bemühungen im Rahmen der aktuellen Informationsveranstaltungen und Aktionen könnten praktisch und visuell ergänzt und ausgebaut werden. Die Besichtigung eines Wohnobjektes und vor allem die Möglichkeit, auch die Produktion eines Passivhauses zu besichtigen, ist eine Ergänzung, die für alle beteiligten Partner nützlich ist. Der Bauherr Die in Savognin verwurzelte Zimmerei Uffer ist seit über 100 Jahren im klassischen Holzbau tätig. In den letzten Jahren expandierte das Unternehmen stetig und nahm kontinuierlich neue Tätigkeitsbereiche und Dienstleistungen ins Firmenportfolio auf. Heute ist der Holzbau immer noch das Herzstück der Unternehmung. Sie ist jedoch zusamBündner Wald 1 /2012 69
men mit der Uffer House, Uffer Gips AG und Battaglia Bau AG eine Tochterunternehmung der Uffer AG. Mit den vier Unternehmungen, die alle unter einem Dach sind, werden die Bauabläufe optimiert und die Schnittstellenproblematik wird auf das Minimum reduziert. In der neuen Werkhalle, die eine Gesamtlänge von 72 Metern und eine Breite von 33 Metern aufweist, werden modernste Technologien eingesetzt. Dank der durchsichtigen Fassade kann mit natürlichen Lichtquellen gearbeitet werden, und man ist weniger auf künstliches Licht angewiesen. Der Neubau ist, wie auch die Elemente, die darin produziert werden, sehr energiebewusst gebaut worden. Ausstellung Der neuzeitliche Bauherr ist dank moderner Kommunikationsmittel sehr gut informiert. Im Zusammenhang mit nachhaltigem und energiebewusstem Bauen ist vor allem im Haustechnikbereich eine gute Betreuung notwendig. Im Kompetenzzentrum Bauen + Energie hat er die Möglichkeit, diverse Bausysteme in einer grossen Ausstellung zu begutachten und kann zudem den Handwerkern über die Schulter schauen. Nebst Wand- und Dachaufbauten von Häusern, wird er die modernen HaustechnikkompoKompetenzzentrum mit Werkhalle. (Bild: Uffer AG )
Sonnenenergie für 60 Haushalte. (Bild: Uffer AG )
nenten eins zu eins in der Ausstellung vorfinden. Um den Bauherrn bestens auf die Projektphasen beim Bau seines Eigenheims vorzubereiten, wird er die Möglichkeit haben, ein Bauseminar zu besuchen. Diese Schulung kann mit Partnern im Haus organisiert werden. Weiter soll die Durchführung von jährlich stattfindenden Fachanlässen die Verbreitung der Passivhausideologie, Steigerung der Kompetenz bei den Teilnehmern und Knüpfung von Kooperationen mit den Experten vor Ort verbessern. Grundidee Die Errichtung eines Kompetenzzentrums Bauen + Energie stellt einen Quantensprung bei der Verbreitung energieeffizienter und nachhaltiger Bauformen dar. Um wirkliche
70
Die « gläserne Fabrik ». (Bild: Uffer AG )
Überzeugung zu erzielen, muss das Niedrigenergiehaus mit allen Sinnen erlebt werden. Dadurch kann das Lebensgefühl in diesen Häusern begriffen werden. Die am Projekt beteiligten Unternehmen und Institutionen haben an Ort und Stelle die Möglichkeit, den Minergie -P-Standard zu erläutern und zu vermarkten. Dem interessierten Bauherrn wird an einem Standort die Gelegenheit geboten, unterschiedliche Baustandards und Baumaterialien unmittelbar physisch mit Experten kennenzulernen. Durch dieses Zusammenführen werden die Kompetenzen gestärkt, gebündelt und erweitert. Durch Vermarktungs-, Wissens- und Forschungskooperationen erfahren die Wirtschaft und die Baubranche im Speziellen einen Kompetenzvorsprung und einen Zugewinn an Know-how. Neue Märkte werden geschaffen, und Umsätze können gesteigert werden. Strom aus Savognin Über 1200 Meter Solarpanels auf Holzkonstruktion befestigt Der Neubau nutzt das Tageslicht dank seiner Fassade, die aus transluziden Elementen konstruiert ist. Da durch diese Bauweise kaum Kunstlicht verwendet wird, wurde die Dachkonstruktion ohne Oblichter gebaut.
Das Hallendach mit einer Gesamtfläche von rund 2500 m 2 konnte somit für eine weitere Innovation genutzt werden. Nicht weniger als 622 Solarpanels stehen heute auf dem Dach mit einer Gesamtlänge von über 1200 Metern. Die Tragkonstruktion besteht nicht wie üblich aus Aluminium, sondern wie es sich für eine Holzbauunternehmung gehört, aus Holz. Durch diese Massnahme konnte die graue Energie auf das Minimale reduziert werden. Sonnenenergie für über 60 Haushaltungen Der produzierte Strom der grossen Fotovoltaikanlage, die zurzeit die grösste im Kanton ist, wird der ewz verkauft. Insgesamt werden rund 225 000 kWh Strom pro Jahr produziert. Das entspricht in etwa dem Verbrauchswert für rund 60 Haushaltungen im Mehrfamilienhaus ohne und 40 Haushaltungen mit Elektroboiler. Mit dieser ökologischen Stromproduktion können fossile Energieressourcen eingespart und der CO2-Ausstoss um 58 Tonnen pro Jahr reduziert werden. Das entspricht 22 500 Liter Öl oder einem Öltanklastwagen pro Jahr. Die Lebensdauer solcher Anlagen liegt bei etwa 25 Jahren. Das heisst, dass mit diesen Solarpanels insgesamt 5,6 Gigawatt Strom produziert werden können. Bündner Wald 1 /2012 71
Energieeffizienz: So gehts ! Das repräsentative Logistik-, Kompetenzund Verwaltungszentrum wurde nach Minergie-P-Standard gebaut – ein Musterbeispiel für nachhaltiges und energieeffizientes Bauen. Die Fotovoltaikanlage auf den Dächern der Werkhalle und des Kompetenzzentrums Bauen + Energie, die mit mehr als 1200 m 2 Nettofläche den höchsten Ertrag im Kanton aufweist, die Energienutzung durch Verbrennung der betrieblichen Holzabfälle sowie die Versorgung von drei kleineren Mehrfamilienhäusern mittels einer Fernwärmeleitung weisen die getätigte Bauinvestition als bahnbrechend aus. Die Abstimmung von Architektur, Ökologie und Ökonomie war bei diesem Bauvorhaben von der Planung bis zur Fertigstellung ein zentrales Thema, das die Vorgehensweise und die Umsetzung prägte und so zu einem gelungenen Objekt führte. Die Kombination von Energieeffizienz und Stromproduktion ergibt den sensationellen Deckungsgrad von 267 %. Das heisst : 100 % Energie wird für den Gebäudebetrieb ( Heizung, Warmwasser, Lüftung, Strom für Maschinen, Beleuchtung usw. ) benötigt. Die Holzschnitzel, die aus Abfällen in der Produktion in der Werkhalle der Uffer Holz AG gewonnen werden, produzieren Wärmeenergie von 680 000 kWh. Rund ein Drittel wird für das Heizen und die Warmwasseraufbereitung der Uffer AG verwendet, zwei Drittel in Form von Fernwärme den drei kleineren Mehrfamilienhäusern weitergegeben. Somit können 167 % der produzierten Energie weiterverkauft werden. Ein Netzwerk von Machern und Profis Der Erfolg eines wahren Kompetenzzentrums Bauen + Energie hängt von Zusam-
72
menarbeit, Vernetzung, Kooperationen und einer breiten Abstützung verschiedenster Partner aus der Bau- und Energiekette ab. Ein Kompetenzzentrum wäre undenkbar ohne starke Partner, die ihre Kompetenz einbringen und vom entstehenden Netzwerk profitieren wollen. In Savognin ist dies ein vierblättriges Kleeblatt mit den Eckpfeilern Energie ( ewz ), Bau ( Uffer ), Qualität ( Minergie ) und Weiterbildung ( ibW Höhere Fachschule Südostschweiz ). Diese vier Hauptpartner bilden mit insgesamt weiteren knapp zwanzig Partnern das Fundament der Interessengemeinschaft Bauen + Energie. Partner Das Zentrum für kompetente Beratung mit einer übersichtlichen « Komponentenschau » soll für Bauherren wie auch für Baufachleute einen Überblick über energieoptimiertes Bauen beim Neubau und bei der Altbausanierung zum Passivhaus aufzeigen. Um dies zu erreichen, ist es sehr wichtig, dass alle Beteiligten, die in diesem Gebiet tätig sind, in einem Verbund mitmachen, um voneinander zu profitieren und schlussendlich das Know-how weiterzugeben. Kompetente Beratung bedingt, dass ganzheitlich informiert werden kann. Demzufolge ist es sehr wichtig, dass die Partner aus verschiedenen Branchen / Institutionen stammen.
James Cristallo Uffer AG Veia Padnal 1, CH-7460 Savognin james.cristallo @ uffer.ch, uffer.ch, bauenundenergie.ch
Saldome2 : Grösster Holzkuppelbau Europas
Der neue Saldome dürfte eine Lagerkapazität von über 100 000 Tonnen aufweisen. (Bild: messmerpartner)
Der Spatenstich für den Saldome2 war im Juni des letzten Jahres. Eingeweiht wird der grösste Holzkuppelbau Europas im Mai diesen Jahres. Über 100 000 Tonnen Auftausalz können ab dann platzsparend und kostengünstig im zweiten Saldome der Schweizer Rheinsalinen gelagert werden. Der 31,6 Meter hohe und im Durchmesser 120 Meter grosse Kuppelbau wird mit den zwei zusätzlichen Ladestationen rund 26 Millionen Franken kosten. Mit der Inbetriebnahme des Saldome2 können die Rheinsalinen ihre zentrale Lagerkapazität von rund 130 000 Tonnen um weitere 100 000 Tonnen vergrössern. Jürg Lieberherr, Direktor der Schweizer Rheinsalinen : « Mit nun rund einer Viertelmillion Tonnen eigener Lagerkapazität sollte nach menschlichem Ermessen auch ein Spitzenwinter bewältigt werden können. » Bei der Planung des neuen Salzlagers der Schweizer Rheinsalinen stand, wie schon beim Saldome1, eine optimale Raumnutzung im Vordergrund. Denn das grösste Volumen bei kleinster Oberfläche erreicht man mit der Kugelform. Die Kuppel ist also das ideale Dach, um über 100 000 Tonnen Salz möglichst platzsparend im Trockenen zu lagern. Die 31,6 Meter hohe und im Durchmesser 120 Meter weite Salzhalle fällt in mancher Hinsicht aus dem Rahmen. Denn grosse
Kuppelbauten sind hierzulande eher unüblich. Doch trotz seiner Grösse wird für den Bau des Saldome2 erstaunlich wenig Material verbraucht : Mit der Hälfte des Baumaterials für eine konventionelle Halle wird das doppelte Lagervolumen erreicht. Der Saldome2 wird auch ökologischen Kriterien gerecht : Die Fichten für das Tragwerk stammen aus dem nahen Rheinfelder Forst und wurden in einem Schweizer Holzbauunternehmen unbehandelt zur imposanten Tragkonstruktion aus verleimten Bogenbalken verarbeitet. Die salzhaltige Luft wird das Holz konservieren. Für das Tragwerk des Saldome2 wurden 500 Fichten geschlagen – sie hatten ein Alter zwischen 80 und 100 Jahren erreicht Wie ein UFO in der Landschaft. (Bild: messmerpartner)
Bündner Wald 1 /2012 73
– was 1700 Kubikmetern Rundholz entspricht. Dieses wurde zu 900 Kubikmetern Brettholz verarbeitet. Das für den Saldome2 geschlagene Holz wächst in den Schweizer Wäldern in nur drei Stunden wieder nach. « Mit dem Bau des Saldome2 nehmen die Schweizer Rheinsalinen die Verantwortung für eine genügend grosse Zentrallagerkapazität wahr », erklärt Jürg Lieberherr. Denn damit werde vermieden, dass mit öffentlichen Mitteln in zahlreiche weitere regionale Lagerhallen investiert werden muss. « Mit der zusätzlich installierten Verladelogistik am neuen Saldome2 wird es möglich, noch weitere operative kommunale Silolager direkt ab Saline zu bedienen. » Dies sei ein grosses Anliegen der Kommunen, die bisher in Engpasssituationen darauf angewiesen waren, aus den regionalen Lagern der Kantone mitversorgt zu werden. Während sich der Saldome1 mitsamt seinem Verladeterminal für Schiene und Strasse 2005 auf rund 15 Mio. Franken belief, wird der Saldome2 mit zwei zusätzlichen Verladestationen für Lkw voraussichtlich etwa 26 Mio. Franken kosten. Wie schon der Saldome1 wird der Saldome2 vom Holztechnologieunternehmen Häring & Co. AG realisiert. Das Unternehmen, das dieses Mal als Generalplanerin verantwortlich zeichnet, beschäftigt weltweit über 150 Mitarbeitende. Die Häring-Gruppe mit Hauptsitz in Pratteln BL ( Schweiz ) ist
74
Spannweite von 120 Metern. (Bild: messmerpartner)
seit 130 Jahren und vier Generationen im Familienbesitz. Die Schweizer Rheinsalinen AG ist im Besitz von Kantonen, dem Fürstentum Liechtenstein sowie der Südsalz GmbH, Bad Reichenhall. Sie produziert mit zwei Salinen in Schweizerhalle BL und Riburg AG rund 500 000 Tonnen Siedesalz und versorgt die Schweiz mit Ausnahme des Kantons Waadt mit allen Salzprodukten.
Manfred Messmer Messmerpartner Puplic Relations AG Terrassenstrasse 1, 4144-Arlesheim manfred.messmer @ messmerpartner.com
Handwerklich beispielhafte Holzarbeiten aus Graubünden gesucht Graubünden Holz, die Dachorganisation der Bündner Wald- und Holzwirtschaft, schreibt ergänzend zum gesamtschweizerischen Prix Lignum den Bündner Sonderpreis « Holzhandwerk 2012 » aus. Ausgezeichnet wird der handwerklich vorbildhafte und zukunftsweisende Einsatz von Holz in Möbeln, im Innenausbau und bei Bauwerken. Die Anmeldung zur Teilnahme erfolgt gemeinsam mit dem Prix Lignum 2012 über das Online-Portal www.prixlignum.ch und ist ab sofort bis zum 15. April 2012 möglich. Der Prix Lignum 2012 wird als gesamtschweizerischer Wettbewerb in fünf Grossregionen der Schweiz ausgeschrieben. Zusätzlich dazu schreibt Graubünden Holz für das Bündnerland den Sonderpreis « Holzhandwerk 2012 » aus. Aus allen beim Prix Lignum 2012 eingereichten Bündner Holzobjekten werden die Sonderpreisträger « Holzhandwerk 2012 » gekürt. Der Preis ist mit einer Gesamtsumme von Fr. 8000.– dotiert. Geehrt wird der vorbildhafte, zukunftsweisende und handwerkliche Einsatz von Holz in Graubünden. Teilnahmeinformationen Arbeiten können von ausführenden Holzverarbeitern, Unternehmern, Projektierenden, Architekten/-innen, Auftraggebern/ -innen sowie von Bauherrschaften und Kunstschaffenden eingereicht werden. Zur Jurierung zugelassen ist das ganze Spektrum handwerklicher und industrieller Holzanwendung: Möbel, Holzgeräte, Kunstobjekte, Innenausbauten, kleine und grosse Bauwerke ( Ingenieur- und Architekturwerke ). Nicht zugelassen sind Forschungs- und Entwicklungsprojekte und Arbeiten bezüglich Organisationsformen in der Holzbranche. Es dürfen nur Arbeiten und Projekte eingereicht werden, die zwischen dem 1. Januar 2007 und dem 31. Dezember 2011 fertiggestellt wurden und nicht bereits beim
Holz als optimaler Baustoff für Einfamilienhäuser : Casa Mathis, Trin. ( Auszeichnung Prix Lignum 2009 – Bild : Christina Mathis )
Holzpreis Schweiz 2009 eingereicht worden sind. Es gelten grundsätzlich die Teilnahmebedingungen des Prix Lignum. Die Preisverleihung findet am 28. September 2012 statt. Anschliessend werden Wanderausstellungen die in Wort und Bild gefassten Arbeiten an verschiedenen Orten in Graubünden präsentieren und der Öffentlichkeit zugänglich machen. Holz ist vielseitig einsetzbar und wird heute in Verbindung gebracht mit gestalterischer, handwerklicher und innovativer Kunst. Dies wird mit der Auszeichnung der Preisträger beim Sonderpreis Graubünden Holz besonders hervorgehoben. Dabei ist für die Bewertung nicht nur die Gestaltung entscheidend, sondern auch die Funktionalität, der handwerkliche Ausführungsstandard, die Vorbildwirkung und die Innovation. Der Sonderpreis « Holzhandwerk 2012 » wird den vorbildhaften und zukunftsweisenden Einsatz von Holz honorieren und breiten Bevölkerungskreisen aufzeigen. Die Jury für den Sonderpreis Graubünden Holz agiert unabhängig von der Jury des Prix Lignum. Der Juryvorsitz für den Sonderpreis Graubünden Holz obliegt Dr. Markus Fischer, Präsident von Graubünden Holz. Daneben werden Vertreter Bündner Wald 1 /2012 75
Die Anmeldung erfolgt online auf www.prixlignum.ch
Raum- und Objektgestaltung mit dem einheimischen Rohstoff am Beispiel Arven-Küche, Parpan. (Auszeichnung Prix Lignum 2009 – Bild: Ralph Feiner)
aus der Holzverarbeitung, Industrie und der Planung die eingereichten Arbeiten jurieren. Holzpromotion Die Medien werden ausführlich über den Ausgang des Wettbewerbs informiert, und sie werden auch darüber berichten. Die im Prix Lignum ausgezeichneten Arbeiten werden in einem umfangreichen, dreisprachigen Sonderheft der Architekturzeitschrift « Hochparterre » und in einem vielseitigen iApp mit allen Informationen publiziert. In Graubünden gibt es ein grosses Potenzial an hervorragenden Holzanwendungen von einfachen Holzgeräten über Möbel bis zu kleinen und grossen Bauwerken. Die besten 76
Holzarbeiten werden dabei ausgezeichnet und schaffen somit Vertrauen für den Einsatz von Holz als Baustoff – eine gezielte Holzpromotion für unseren einheimischen Rohstoff Holz. Der Wettbewerb ist Motivation für die Holzbranche, die Grenzen des Baustoffs und Energieträgers Holz laufend auszuloten. Holz ist längst nicht mehr nur Baustoff für rustikale und konservative Bauten. Heute steht Holz vor allem auch für moderne Architektur, neue Techniken und Bausysteme, kombinierbar mit diversen weiteren Materialien, sowie die Möglichkeit, grosse Gestaltungsspielräume auszunutzen. Aus Holz lässt sich mittlerweile alles Mögliche herstellen. Der Sonderpreis Graubünden Holz « Holzhandwerk 2012 » sorgt dafür, dass Holz in breiten Bevölkerungskreisen nicht mehr nur als « Nischenprodukt » wahrgenommen wird, sondern in Verbindung mit moderner Architektur und zeitgenössischem Design gebracht wird. Termine Wettbewerb Online-Anmeldung und digitale Eingabe : 1. Januar 2012 – 15. April 2012 Nationale Preisvergabe ( Prix Lignum ) : 27. September 2012 Vergabe Regional- und Sonderpreis GR : 28. September 2012
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Holz verbindet Tradition und Moderne. (Bild: zvg )
Ausstellungen : ab 28. September 2012 bis Ende 2013 Ausführliche Informationen zum Wettbewerb, zu den Teilnahmebedingungen und zur Juryzusammensetzung sind auf www. graubuendenholz.ch zu finden. Anmeldung und die digitale Eingabe der Projekte erfolgen online auf dem Portal www.prixlignum.ch. Hinweis Der Sonderpreis Graubünden Holz ist der Nachfolgewettbewerb vom Holzbaupreis Graubünden, welcher in den Jahren 2004 und 2007 durchgeführt worden ist. Der Sonderpreis Graubünden Holz zeichnet als Nachfolge des Holzbaupreises Graubünden zukunftsweisende, innovative und sehr gute handwerkliche Auseinandersetzungen mit Holz aus. Dabei werden die Ziele von Graubünden Holz unterstützt : – Schaffung von Vertrauen für den Einsatz von Holz bei öffentlichen und privaten Bauherren – Holzförderung und Holzpromotion auf allen Stufen – Nutzung einer gezielten Kommunikation für Holz
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– Nachhaltiger Einsatz des einheimischen Rohstoffes Holz Der Sonderpreis Graubünden Holz « Holzhandwerk 2012 » wird unterstützt durch den Beitragfonds der Graubündner Kantonalbank und die Firma Holzwerkstoffe Gfeller AG.
Michael Gabathuler Geschäftsführer Graubünden Holz Bahnhofplatz 1, 7302 Landquart michael.gabathuler @ graubuendenholz.ch
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Visionärer Hackschnitzelvergaser, robust und schadstoffarm Robust und schadstoffarm : Hackschnitzelvergaser erfüllt auch mit minderwertigem Brennstoff ohne Filter strenge Abgasrichtlinien Hackschnitzelheizungen, die ansonsten unbrauchbare Holzabfälle als energiereichen Brennstoff verwerten, werden durch die steigenden Rohstoffpreise wirtschaftlich immer interessanter. Allerdings stellen die Brennkessel einige Ansprüche : Ein hoher Trocknungsgrad und die Reinheit des Rohstoffs gelten als unerlässlich für eine gleichmässige Verbrennung, erfordern aber bei der Herstellung zusätzlichen Aufwand. Wie sich dieser umgehen lässt, zeigt die Lopper Kesselbau AG auf der Swissbau in Basel. Ihr Holzvergaser Turner kann durch seinen Rollrost feuchte und mit Verschmutzungen durchsetzte Hackschnitzel ebenso nutzen wie Pellets oder Miscanthus. Dank einer angepassten Thermoregulierung und mehrerer Verbrennungsstufen werden dabei Abgaswerte erreicht, die bereits heute die für die Zukunft erwarteten, noch schärferen Richtlinien unterschreiten. Um das eingesetzte Holz oder Energiegras vollständig zu verwerten, findet im Turner ein dreistufiger Verbrennungsprozess statt: Zunächst wird das Ausgangsmaterial bei bis zu 200 °C getrocknet, um ihm die Restfeuchte zu entziehen. Diese Vorbehandlung ermöglicht es, auch Holz mit bis zu 50 Prozent Feuchtigkeitsanteil zu verbrennen. Als Trocknungskammer wird der Füllschacht genutzt, der durch eine besondere Wärmedämmung gegen Energieverluste abgeschirmt ist. Anschliessend wird der Brennstoff bei über 200 °C in seine chemischen Bestandteile zerlegt, die dabei beginnen zu oxidieren. Die so entstehende Holzkohle wird schliesslich in der dritten Stufe bei 900 bis 1000 °C verbrannt. Zurück bleibt lediglich Asche, die automatisch entleert wird. 78
Der Vergaserkessel Turner kann wahlweise mit Hackschnitzeln, Pellets oder Miscanthus betrieben werden. Die jeweils nötigen kleinen Anpassungen der Betriebsparameter kann der Nutzer selbst durchführen. ( Bild : Lopper Kesselbau AG )
Der Wirkungsgrad liegt mit diesem Verfahren bei 91,6 bis 93,8 Prozent. Die verschiedenen Stufen des Prozesses sorgen auch für weitgehend emissionsfreie Abgase. Dazu werden die Schwelgase der Vorvergasung aufgefangen und mit Sekundärluft in die Ausbrennkammer geleitet, wo sie zusammen mit dem enthaltenen Feinstaub verbrennen. Gleichzeitig wird durch eine konstant hohe Temperatur innerhalb der Zyklonbrennkammer einer starken Stickstoffbildung vorgebeugt und der Kohlenmonoxidanteil niedrig gehalten. Bei 15 °C Raum- und 80 ° C Kesseltemperatur beträgt der CO-Gehalt je nach Grösse des Vergasers nur 14 bis 156 ppm, der NOX-An-
Durch den patentierten Rollrost aus Spezialguss wird im Turner Primärluft gezielt ins Glutbett geleitet. Gleichzeitig kann sich durch die Drehung des Rosts auch bei minderwertigen Brennstoffen keine Schlacke bilden. ( Bild : Lopper Kesselbau AG )
Die Hackschnitzel werden im Füllschacht bereits getrocknet, sodass auch Material mit 50 Prozent Wassergehalt verheizt werden kann. Die entstehenden Schwelgase werden aufgefangen und separat ausgebrannt. ( Bild : Lopper Kesselbau AG )
teil 68 bis 133 ppm und der Feinstaubgehalt 4 bis 19 mg / m ³. Permanente Drehung verhindert Schlackebildung Herzstück des Turners ist der namensgebende Rollrost aus hochlegiertem Stahlguss. Mittels seiner Unterteilung in mehrere segmentierte Scheiben wird sichergestellt, dass er auch bei grosser Hitze nicht zerreisst. Zudem fungieren die Spalten als Eintrittsöffnungen für Primärluft, wodurch die Verbrennung verbessert wird. Der entscheidende Vorteil der walzenförmigen Gestaltung besteht jedoch darin, dass der Rost über eine massive Edelstahlwelle stetig
gewendet werden kann. Dadurch wird verhindert, dass Verschmutzungen wie Metall oder minderwertige Inhaltsstoffe wie Rinde und Nadeln im Glutstock Schlacke bilden. Stattdessen wird durch die kontinuierliche Abführung auch bei stark verunreinigtem Eingangsmaterial eine gleichmässige Verbrennung erreicht. Zur Verbesserung der Wärmeübertragung ist die Brennkammer oben mit einem TurZusätzlich zur Abgasverbrennung verringert die konstant hohe Temperatur von 1000 °C die Stickoxidbildung. Der Vergaser erfüllt dadurch auch ohne Filter die für 2015 erwarteten strengen Emissions-Grenzwerte. ( Bild : Lopper Kesselbau AG )
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Damit der Heizkessel auch jahrelangem Gebrauch standhält, achtet Lopper besonders auf eine robuste Konstruktion aller beweglichen Teile und verkleidet den stählernen Kesselkörper zudem mit dickem Aluminium-Riffelblech. ( Bild : Lopper Kesselbau AG )
Stückholzheizkessel Drummer speziell für den Leistungsbereich von 200 bis 800 kW vor. Auch dieser erfüllt bereits die zu erwartenden künftigen Abgasgrenzwerte. Interessierte Besucher können sich am Messestand des Unternehmens in Halle 3. U, Stand E 53, anhand verschiedener Ausstellungsstücke selbst ein Bild der beiden Systeme machen. Mitarbeiter von Lopper stehen hier auch für erste Beratungsgespräche zu Verfügung. ( weitere Informationen im Internet : www. lopper.ch )
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Waldreservate – 50 Jahre natürliche Waldentwicklung in der Schweiz
Die Erhaltung der Biodiversität gilt in nichtforstlichen Kreisen heute als Hauptargument für die Ausscheidung von Naturwaldreservaten ( NWR ). Im Bewusstsein der eher lückenhaften Kenntnisse über die natürlichen Lebensabläufe im Wald haben NWR auch einen besonders hohen Stellenwert für die Grundlagenforschung und insbesondere für die Forschung zu einer effizienten Waldbewirtschaftung sowie zur Wirksamkeit von unbewirtschafteten Schutzwäldern. Seit rund 50 Jahren beobachtet die ETH Zürich, seit 2007 in einem gemeinsamen Projekt mit der WSL, die Walddynamik in NWR. Initiiert wurde die Reservatsforschung von 82
Prof. Hans Leibundgut, unter dessen Leitung die erste Inventur im Reservat Derborence stattfand. In der Folge wurden in mehreren Arbeiten vor allem die Ausgangssituationen nach Vertragsabschluss publiziert. In der Zwischenzeit beschäftigte sich eine Gruppe, vor allem unter der Leitung von J.-F. Matter, mit mehreren Folgeinventuren und dem Sammeln von Daten. Im Zusammenhang mit der neuen Waldreservatspolitik des Bundes wurde verlangt, die vorhandenen Ergebnisse auszuwerten und Entwicklungen aufzuzeigen. Die vorliegende Publikation versucht in erster Linie, diesem Auftrag gerecht zu werden, möchte aber auch eine gute Basis für das neue Reservats-Forschungskonzept legen. Der erste Teil befasst sich mit dem Begriffspaar Naturwälder-Urwälder, mit der Waldreservatspolitik und dem Aufnahmekonzept, mit den Naturwäldern als Lebensraum und mit der Bedeutung von NWR für die Forschung. Sodann werden erste Kennzahlen und Trends zur Walddynamik in Schweizer NWR aufgezeigt und erläutert. Der zweite Teil enthält Porträts von 14 NWR, mit Detailangaben über Naturnähe, Entwicklungsphasen etc. Wer glaubt, abschliessende und allgemeingültige Aussagen zur Entwicklung der untersuchten Reservatsflächen sowie Anweisungen zur Behandlung analoger bewirtschafteter Wälder zu erhalten, sieht sich vielleicht enttäuscht. Für derartige Aussagen ist der Untersuchungszeitraum von nur 50 Jahren eindeutig zu kurz. Einige aufschlussreiche Erkenntnisse sind trotzdem zulässig : – Jedes Reservat hat seine Eigenheiten, die sich wegen der unterschiedlichen Ausgangssituation und der Standortsverhältnisse nie genau vergleichen lassen. – Die Beobachtung von natürlichen Waldentwicklungen setzt vor allem im Ge-
Bündnerwald 2012 / 70*100 farbig Ausgabe Februar 2012 / April 2012 / Oktober 2012
birgswald Verträge von weit über 50 ANZEIGE Jahren voraus. – Zur langfristigen Herstellung eines natürlichen Gleichgewichtes mit allen Entwicklungsphasen bedarf es genügend grosser Reservatsflächen. – Mit wenigen Ausnahmen befinden sich alle Reservate im Übergang zwischen bewirtschaftetem Wald und « Naturwald » ( Urwald ). – Wegen der Ausgangssituation nach mehr oder weniger intensiver BewirtSTIHL MotoMix – schaftung und im Hinblick auf klimatider schadstoffarme sche Veränderungen wird der Urzustand Kraftstoff für 2-Takt- und 4-Mix Motoren nirgends erreicht werden können, sonSTIHL M-Tronic dern eine Entwicklung zu neuen «UrImmer die richtige Einstellung wald typen» vor sich gehen. Selbst die Als erste STIHL Profi-Motorsäge besitzt die MS 441 C-M das neue M-Tronic. Das voll elektronische Motormanagement erspart Ihnen kleinen Urwaldreste passen sich laufend manuelle Einstellungen und regelt den Zündzeitpunkt und die Kraftneuen Umweltbedingungen an. stoffdosierung. Und zwar in jedem Betriebszustand und unter Berücksichtigung von äusseren Bedingungen. Was Sie noch tun müssen? Im Jahre 2011 umfasste das ReservatsnetzTanken, starten und sägen. Alles andere regelt M-Tronic für Sie. werk von WSL /ETHZ 49 NWR, wovon 33 Überzeugen Sie sich davon – bei Ihrem STIHL Fachhändler. aus dem ehemaligen ETH-Netzwerk stamSTIHL VERTRIEBS AG men. Im Kanton Graubünden betrifft dies 8617 Mönchaltorf info@stihl.ch Scatlè und Nationalpark sowie neu Uaul www.stihl.ch Prau Nausch ( Tujetsch ), Val Cama-Val Leggia, La Niva ( Savognin ) und Tamangur ( Scuol ). Die Einschränkung erfolgte vor allem aus finanziellen Überlegungen. Bündnerwald Dies Literaturhinweis 70x100.indd 1 12.01.2012 bedeutet nun nicht, dass in den zahlreichen Brang, P. ; Heiri, C. ; Bugmann, H. ( Red. ) : anderen NWR keine Beobachtungen ge- 2011. Waldreservate. 50 Jahre natürliche macht werden können und sollen. Vielmehr Waldentwicklung in der Schweiz. Hrsg. sind Kantone, Waldbesitzer und Forstdienst Eidg. Forschungsanstalt WSL, Birmensdorf gefordert, selber Überlegungen anzustel- und ETH Zürich. Haupt Verlag Bern / Stuttlen, wie man in den vertraglich gesicherten gart / Wien. 272 Seiten. CHF 48.–, ISBN 978NWR zu zweckdienlichen Erkenntnissen ge- 3-258-07725-3 langen kann. Dazu vermag die vorliegende Publikation wertvolle gedankliche Anstösse Ruedi Zuber zu geben.
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Un grazie di cuore a Zeno Bontognali Dopo 43 anni di servizio alle dipendenze del Comune di Poschiavo, Zeno Bontognali è giunto alla pensione alla fine di novembre 2011. Nel lontano 1968, Zeno entrava al servizio del Comune di Poschiavo sotto la direzione dell’ingegnere Alfonso Colombo. A quei tempi la gestione della zona Centro a lui attribuita era ben diversa di quanto si svolge oggi. Basta pensare che la rete stradale a disposizione era poca e implicava quindi lunghi spostamenti a piedi. L’estrazione del legname avveniva ancora in gran parte con lo « zapin » o con il cavallo. Per il trasporto su lunghe distanze vi erano ancora in funzione le leggendarie teleferiche « valtellinesi ». Al lavoro forestale tradizionale venne ad aggiungersi la costruzione di numerose opere di protezione dopo il nubifragio del 1983, ma soprattutto dopo la catastrofica alluvione del 1987. Da quel momento in poi, una gran parte del lavoro di Zeno fu dedicato ai cantieri in Val Varuna. Dopo il pensionamento del suo superiore Alfonso Colombo nel 1990, Zeno ed i suoi colleghi proseguono lo sviluppo dell’azienda forestale, in collaborazione con il sottoscritto. Durante 22 anni ho avuto l’occasione di vivere dei momenti intensi con Zeno: momenti difficili quando si trattava di proporre o meno di evacuare alcuni paesi minacciati dalle frane nel novembre del 2000 ; momenti bellissimi durante i lunghi sopralluoghi a piedi nei boschi di protezione per valutarne la stabilità e decidere gli interventi selvicolturali necessari. Il carattere gioviale e simpatico, abbinato ad una serietà e professionalità riconosciuta a livello nazionale, permette a Zeno di incentivare la formazione dei selvicoltori e operatori forestali in Valle, in Ticino ed oltre Alpi. Basta pensare ai numerosi corsi di motosega guidati da Zeno a Poschiavo negli ultimi 15 anni. 84
Zeno Bontognali in Val Varuna. (Bild: Gilbert Berchier )
Lo sviluppo dell’azienda forestale di Poschiavo, in particolare con la costruzione dei magazzini comunali inaugurati nel 2000, porta a vari riconoscimenti quali il premio SUVA per l’azienda esemplare e sicura nel 2004 ed il premio Binding per il bosco nel 2009, momenti salienti nella vita professionale di Zeno. Al collega ed amico Zeno piace far festa. Il 14 ottobre 2011, giorno del suo 65esimo compleanno, Zeno ha invitato il suoi colleghi di lavoro per festeggiare il suo pensionamento. Rimarrà il ricordo di una bellissima festa tra scherzi e scherzetti, ricordi, musica e tanta allegria. Questi sentimenti di allegria, soddisfazioni ed amicizie ti accompagnino nella tua pensione. Il servizio forestale ed i tuoi colleghi di lavoro ti ringraziano di cuore per aver potuto lavorare assieme a te e ti augurano tanta salute e fortuna per la tua meritata pensione.
Gilbert Berchier Ufficio forestale dei Grigioni Via Olimpia, CH-7742 Poschiavo gilbert.berchier @ awn.gr.ch
Sandro Lardi geht in Pension Nach knapp 32 Jahren beim Kanton, hat auch wenn sich die Familie einen OrtswechSandro Lardi das Amt für Wald und Natur- sel weniger gut vorstellen konnte. gefahren Ende Januar 2012, ein Jahr früher Das erste Mal tauchte der Name Sandro als gewohnt, verlassen. Sandros forstliche Lardi am 30. Juni 1976 in einer Akte des Karriere begann, wie damals üblich, als damaligen Bündner Forstinspektorates auf. sogenannter freierwerbender Forstinge- Zusammen mit drei Mitunterzeichnenden nieur in Graubünden. Um die Chance zu erkundigte er sich damals beim zuständierhöhen, einmal eine der sehr begehrten gen Departementsvorsteher Regierungsrat Staatsstellen zu erhalten, musste man sich Dr. Giachen Giusep Casaulta nach Arbeits«in der Branche zeigen ». Sei es, dass man in möglichkeiten im Kanton. Die Mitunterabgelegenen Kantonsgegenden zu beschei- zeichnenden waren Jürg Brunold, Curdin denen Ansätzen mit Lochstreifenkluppe und Mengelt und Paul Barandun ! In ihrem Checkliste auf Koordinatenschnittpunkten Schreiben erwähnten die « Interpellanten », Waldbestände beschrieb, sei es, dass man dass « nach Darstellung von Forstinspektor ein Detailprojekt für eine Waldstrasse aus- Conradin Ragaz genügend Arbeit vorhanarbeiten konnte oder sei es, dass man sich den sei, aber nicht genügend finanzielle auf alle offenen Stellen bewerben musste, Mittel». Als Beispiele für solche forstliche Bebo ripari valangari 144x100_Layout 2 24.10.11 08.33 Pagina 1 ANZEIGE
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Sandro Lardi anlässlich der Versammlung von Graubünden Wald 2008 in Trimmis. (Bild: Sandro Krättli)
Arbeiten zählte Conradin Ragaz folgende Arbeiten auf : – Steuertaxation im Privatwald – Forsteinrichtung ( Wirtschaftspläne ) – Forstliche Planung – das war damals die Planung von generellen Wegnetzen, forstlichen Projekten und Waldkataster – Und – man höre und staune – Vegetationskartierung ! Die vier angehenden Bündner Forstleute munkelten zudem, dass « die Arbeitsbelastung des oberen Forstpersonals sehr gross und teilweise kaum zu bewältigen sei ». Heute noch keine unbekannten Aussagen. Auf jeden Fall erhielten die vier jungen und mutigen Kollegen eine abschlägige, aber auch höfliche und zuversichtliche Antwort. Man habe Personalstopp, meinte Giachen Giusep Casaulta, und es gelte deshalb, die kreditrechtlichen Voraussetzungen für pri86
vatrechtliche Anstellungen zu schaffen. Nun, die vier arbeitswilligen jungen Kollegen wanderten nicht in andere Kantone aus, sondern gingen weiter ihrer Arbeit als freierwerbende Forstingenieure in Graubünden nach. In der Bündner Zeitung vom 2. Februar 1980 war unter anderem eine Stelle als Kreisforstingenieur im Bündner Rheintal ( Fünf Dörfer ) ausgeschrieben. In seinem Wahlantrag stellt Regierungsrat Giachen Giusep Casaulta fest, « Sandro Lardi hinterlässt einen guten Eindruck, ist initiativ und weist sich über vielseitige Interessen aus. Er erfüllt die Voraussetzungen zur Leitung eines Forstkreises.» Von Mitte 1980 bis Ende Januar 2012 hat Sandro eine klassische Bündner Kreisförsterkarriere durchlaufen. Er hat in den über 30 Jahren das Waldbild seines Aufsichts-
gebietes wesentlich geprägt. Berühmt sind zum Beispiel seine mutigen Föhrenverjüngungsschläge. Er hat etliche Kilometer Waldstrassen initiiert und zu einem guten Ende geführt. Auch die Waldgesinnung der Bevölkerung im Gebiet « Fünf Dörfer » war ihm ein Anliegen. Schliesslich hat er es sich meist auch nicht nehmen lassen, an den Hegetagen der Jägersektionen oder an den Veranstaltungen des Naturvereins Trimmis teilzunehmen. Während seiner Berufslaufbahn hat Sandro Lardi etliche Veränderungen der « Rahmenbedingungen » erlebt. Die grösste war sicherlich die Reorganisation des kantonalen Forstdienstes Anfang des neuen Jahrtausends. Es galt etwas Abschied zu nehmen vom Zustand « nicht einmal der Steinadler ist so frei wie ein Bündner Kreisförster ». Auf der anderen Seite kamen neue Qualitäten hinzu wie Arbeit im Team oder die regionsweite Betreuung eines Spezialgebietes. Sandro hat über zehn Jahre lang mit grosser Freude das Spezialgebiet Schutzbauten
betreut. Zu Beginn der Spezialisierung hat er zusätzlich das Produkt Biodiversität ( Artenvielfalt ) geleitet. Während den letzten sechs Jahren hat sich Sandro anstelle der Biodiversität um das Spezialgebiet Forstbetriebe gekümmert. Sandro hat sich Anfang Jahr aber nicht ganz vom Berufsleben verabschiedet. Er ist mit einem kleinen Pensum neu als Berater in einer Unternehmung tätig. Eine wichtige Rolle wird aber trotzdem die neu gewonnene Freizeit einnehmen. Die Familie, das Skifahren in allen Varianten, das Maiensäss in Poschiavo, aber auch das Reisen mit seiner Frau Erika werden zu wichtigen Bestandteilen in Sandros zukünftigem Leben.
Magnus Rageth Regionalleiter, Rheintal / Schanfigg Reichenaustr. 61, CH-7015 Tamins magnus.rageth @ awn.gr.ch
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Die SHL ab 2012 mit neuem Namen und neuer Trägerschaft
« Holz predigen und Beton bauen » – Slogan der Studierenden nach dem Entscheid für den BetonNeubau in Zollikofen. (Bild: HAFL )
Die Schweizerische Hochschule für Landwirtschaft SHL in Zollikofen ändert ihren Namen : Ab Januar 2012 heisst sie Hochschule für Agrar-, Forst- und Lebensmittelwissenschaften ( HAFL ). Ihr neuer Träger ist der Kanton Bern. Er tritt an die Stelle des Konkordats aller Kantone und des Fürstentums Liechtenstein. Seit der Einführung des Fachhochschulgesetzes haben die meisten Fachhochschulen
ihren Sitzkanton als Träger. Diesen Weg geht jetzt auch die SHL. Nachdem sie über zehn Jahre der Berner Fachhochschule BFH administrativ angegliedert war, wird sie nächstes Jahr ein voll integriertes Departement der BFH. Die neue Organisationsstruktur führt zu einer Namensänderung. Aus der SHL wird die Hochschule für Agrar-, Forst- und Lebensmittelwissenschaften. Mit dem neuen Namen tritt zudem deutlicher zutage, dass die Leistungsbereiche und Ausrichtung der Hochschule neben der Agronomie auch die Lebensmitteltechnologie und die Forstwirtschaft umfassen. Neue Verpackung – gleicher Inhalt An der Rolle der Hochschule für Agrar-, Forst- und Lebensmittelwissenschaften im schweizerischen Bildungssystem, an ihrem Leistungsangebot und der Ausrichtung ändert sich jedoch nichts. Lehre, Forschung, Dienstleistungen und Weiterbildung in den drei fachlichen Bereichen sind auch künftig national und international ausgerichtet.
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Auszeichnung « proQuercus » 2012 ANZEIGE
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Der Verein proQuercus zeichnet Personen, Organisationen, Aktionen oder Werke aus, welche zur Erhaltung des vielfältigen Natur- und Kulturerbes der Eiche in unserem Land beitragen. Die Gesamtsumme für diese Auszeichnung 2012 beträgt Fr. 3000.–. Diese kann auf mehrere Preisträger verteilt werden. Gesucht werden verschiedenste Aktivitäten, welche die Eiche zum Thema haben und diese in besonderer Weise fördern. Die Palette möglicher Themen ist gross und umfasst : Erziehung, Ausbildung, Forschung, Kultur, Archäologie, Geschichte, Waldbau, Biodiversität, Holzprodukte, Landschaft etc. Jedermann ist eingeladen, Bewerbungen oder Vorschläge für die Auszeichnungen Bündner Wald 1 /2012 89
Bei Rückfragen bitte Herrn Marcus Ulber kontaktieren : marcus.ulber @ pronatura.ch oder Tel. 061 317 91 35. Das Reglement sowie das Anmeldeformular zur Auszeichnung « proQuercus » können unter www.proquercus.ch heruntergeladen werden.
2012 zu unterbreiten. Diese sind bis zum 10. März 2012 dem Vorstand von proQuercus an folgende Adresse zu melden ( wenn möglich, elektronisch ) : marcus.ulber @ pronatura.ch oder Marcus Ulber, c /o Pro Natura, Postfach, 4018 Basel. ANZEIGE
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Schutzwaldpreisverleihung 2011 Preis für Waldwochen Sur En Untertitel Grundschrift
Die Preisträger und die Gratulanten. (Bild: Sandro Krättli )
Am 20. Januar 2012 wurden zum sechsten Mal im Rahmen der Verleihung des internationalen Alpinen Schutzwaldpreises der ARGE Alpenländische Forstvereine herausragende Leistungen zur Erhaltung und Verbesserung des Schutzwaldes im Alpenraum prämiert. Ein funktionierender Schutzwald ist für die alpinen Lebensräume die beste und natürliche Versicherung vor Naturgefahren. Fachexperten, Bürgermeister, Lehrer, Schüler und zahlreiche Interessierte folgten der Einladung zur Verleihung des Alpinen Schutzwaldpreises 2011 in den SAL Saal am Lindaplatz in Schaan / Liechtenstein. Die Moderatorin und Kabarettistin Jutta Hoop führte die geladenen Gäste charmant durch die Veranstaltung. Die Verleihung wurde dieses Jahr vom Liechtensteiner Forstverein im Auftrag der ARGE Alpenländische Forstvereine veranstaltet.
Die Waldwochen Sur En sind 2008 auf Initiative einer kleinen Gruppe von engagierten Natur- und Kulturfreunden entstanden, wobei Mario Riatsch die Organisation dafür übernahm. Das Ziel der Waldwochen : der Bevölkerung den Wald als existenziellen Bestandteil unseres Kultur- und Lebensraumes näherzubringen. Während der Waldwochen wurden Einheimischen und Gästen Kunst und altes Handwerk vorgestellt. Ein Kalkofen wurde neu aktiviert, ein Kohlmeiler aufgeschichtet und angezündet, die Veltlinerbahn konnte belebt werden, und ein Holzbildhauersymposium zeigte die Kunstwerke von einheimischen und auswärtigen Künstlern. Inzwischen sind die Waldwochen zu einem festen Bestandteil im Kalender geworden und wurden schon von über 2300 interessierten Schülern und Erwachsenen besucht.
« Waldwochen Sur En 2008 /2009 /2011 » Mario Riatsch unter Mithilfe der Herren Bosshardt, Tschalär und Hunn, Graubünden.
ARGE Alpenländische Forstvereine
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Löhne und Anstellungsbedingungen 2012 (Bild: Sandro Krättli )
Am 2. 12. 2011 haben die Verbände der Forstunternehmer und des Forstpersonals die neuen Empfehlungen für Anstellungsverträge verabschiedet sowie den Musterarbeitsvertrag überarbeitet. Weiter wird für 2012 eine Lohnempfehlung herausgegeben : Anhebung der Löhne um 0,5 % generell und 0,5 % individuell. Die Basislöhne bleiben unverändert. Die Verbände Schweizer Forstpersonal und Forstunternehmer Schweiz bedauern sehr, dass der Vorstand von Waldwirtschaft Schweiz nach etlichen Jahren guter Zusammenarbeit am 29. 11. 2011 entschieden hat, sich von den Anstellungsbedingungen und Lohnempfehlungen zurückzuziehen.
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Pfeifer Holding GmbH informiert über den aktuellen Stand in Domat /Ems
Günther Jaritz, Michael Pfeifer und Ewald Franzoi ( v. l. ). (Bild: pluskom )
Bei der am 22. 9. 2011 in Trin / Schweiz durchgeführten öffentlichen Versteigerung hat die Holzindustrie Pfeifer AG mit Sitz in Zug – ein Tochterunternehmen der PfeiferGruppe – zwei Baurechte über insgesamt 215 000 m ² erworben. Die Zeit seit der Ersteigerung wurde für intensive Gespräche und Verhandlungen mit involvierten Parteien und Partnern genutzt. Interne Projektteams für die Bereiche Rohstoffversorgung und Technologie, Produkte und Vertrieb sowie Logistik und Energie prüfen derzeit alle möglichen Varianten für den Standort Domat /Ems. Dabei festigte sich insbesondere bei den Gesprächen mit den Kantonsvertretern und den Vertretern der Waldeigentümer unser Eindruck, dass die Graubündner Forstwirtschaft speziell in den letzten Monaten eine enorm positive Entwicklung hinter sich gebracht hat.
Ein nach aussen sichtbares Ergebnis dieser Gespräche wird die Reaktivierung der im Frühjahr letzten Jahres ins Leben gerufenen Holzmarktkommission ( HOMAKO ) sein. Die Kommission setzte sich aus Vertretern aller Holzvermarktungsorganisationen, des Bündner Forstunternehmerverbandes, des Waldwirtschaftsverbandes SELVA und des Amtes für Wald und Naturgefahren ( AWN ) zusammen und wurde vom Vertreter des AWN geleitet. Die HOMAKO soll nun in praktisch unveränderter Zusammensetzung wieder aktiviert werden, um in einem ersten Schritt die Firma Pfeifer bei ihren konzeptionellen Überlegungen zur Anpassung des Sägewerkes an den bündnerischen ( bzw. auch schweizerischen ) Wald zu unterstützen. Zu gegebener Zeit wird sie sich auch wieder aktiv dafür einsetzen, dass die Rundholzversorgung des Bündner Wald 1 /2012 93
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Handholzen Handholzen Handholzeninin inTrin Trin TrinGR GR GR 25. 25. 25. - -30. - 30. 30. März März März 2012 2012 2012 9.9. 9. - -14. - 14. 14. April April April 2012 2012 2012 www.bergwaldprojekt.org www.bergwaldprojekt.org www.bergwaldprojekt.org
Sägewerkes nachhaltig sichergestellt werden kann. Konkret soll die HOMAKO dann folgende Aufgaben wahrnehmen : – Evaluation /Vorbereitung Liefergarantien für den Weiterbetrieb des Grosssägewerkes – Zusammenarbeit mit ausserkantonalen Holzvermarktungsorganisationen – Kontakte zu weiteren Kantonen – Vertragsarbeit mit der Firma Pfeifer Die effektive Besetzung und Konstitution der « neuen » HOMAKO werden bekannt gegeben, wenn sie definitiv sind. Ein weiteres klares Ergebnis der Bemühungen der letzten Monate ist die Erkenntnis,
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dass die Technologie und das Standortkonzept des Sägewerkes in Domat /Ems unbedingt an das verfügbare Rundholz im Kanton bzw. eines sinnvollen Standortumkreises angepasst werden müssen. Dies hat dazu geführt, dass intensive Verhandlungen mit der Firma Klausner geführt wurden mit dem Ziel, dass Anlagen, die am Standort bei einer eventuellen Projektrealisation gebraucht werden, tunlichst nicht abgebaut werden sollen. Weiters sind bei einem Abbau von Betriebseinrichtungen die Schnittstellen möglichst gebäude- und infrastrukturschonend zu definieren. Damit zusammenhängend hat Pfeifer der Firma Klausner erlaubt, die vorhandenen Betriebsanlagen bis auf Weiteres am Standort Domat /Ems zu belassen. Wie bereits in der Pressemitteilung vom 23. 9. 2011 mitgeteilt, braucht die detaillierte und seriöse Ausarbeitung eines solch komplexen Vorhabens allerdings seine Zeit. Bei Auftreten von massgeblichen Neuigkeiten werden wir gerne wieder die Öffentlichkeit informieren. In der Zwischenzeit ersuchen wir um Verständnis, dass wir in Ruhe zum Wohle aller Beteiligten am Projekt Domat /Ems weiterarbeiten.
Günther Jaritz Pfeifer Holding GmbH Fabrikstrasse 54, A-6460 Imst guenther.jaritz @ pfeifergroup.com
Vorschau Impressum Prevista « Guaud grischun » Avrigl 2012 Ediziun da la radunanza da la societad « Guaud Grischun » Dapi l’onn 2008 ha nossa societad fatg sia fermada per la radunanza alternativamain in onn en il territori da lingua taliana ubain rumantscha ed in onn en il territori tudestg. Quest onn ans radunain en la Surselva, pli precis a Breil. La proxima ediziun da la gasetta Guaud grischun preschenta in pèr detagls interessants da la regiun ospitanta. Schon fast turnusgemäss tagt unser Verein dieses Jahr wieder im romanischen Sprachgebiet unseres Kantons. Ende April werden wir Ihnen einige hölzige Spezialitäten der Gastregion präsentieren.
Herausgegeben von Graubünden Wald, Amt für Wald und Naturgefahren Graubünden und der SELVA Verleger: Südostschweiz Presse und Print AG, Südostschweiz Print, CH-7007 Chur Sekretariat: SELVA, Christophe Trüb Bahnhofplatz 1, CH-7302 Landquart, Telefon + 41 (0) 81 300 22 44, buendnerwald @ selva-gr.ch Redaktoren: Jörg Clavadetscher, Revier forestal da Val Müstair, CH-7535 Valchava, Telefon + 41 (0) 81 858 58 21, forestal-muestair @ bluewin.ch. Sandro Krättli, AWN GR, Sagastägstrasse 96, CH-7220 Schiers, Telefon + 41 (0) 81 300 24 11, sandro.kraettli @ awn.gr.ch Die Redaktion behält sich vor, Beiträge in nicht verlangter Form ohne Rückfrage zu ändern Druckvorstufe (Satz, Lithos, Belichtung) : Südostschweiz Presse und Print AG, Südostschweiz Print, Luca Tensfeldt Druck: Südostschweiz Presse und Print AG, Südostschweiz Print, Postfach 508,
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Vorschau auf die nächsten Nummern : Juni 2012 : « Schwankungen im Ökosystem » Redaktion : Sandro Krättli
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August 2012 : Fachtagung « Forstliches Bauwesen » Redaktion : Jörg Clavadetscher
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Weltrekord: 20 Tonnen Einschlag mit 103 km/h gestoppt!
Die neue GBE-8000A Steinschlag-Barriere kann das. Weltrekordmässig, so geschehen am 10.10.2011 in der Vertikal-Testanlage Walenstadt/Schweiz gemäss den Richtlinien ETAG 027: • 8000 kJ Einschlagenergie • 8.5 m Auslenkung • 85% Restnutzhöhe im Trefferfeld QR-Code scannen oder Weltrekordvideo anschauen unter www.geobrugg.com/GBE-8000A
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