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B端ndner

Wald

Jahrgang 65 | April 2012

In der Surselva zu Gast


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26.3.2012

13:06 Uhr

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Wald wirtschaft

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Inhalt

In der Surselva zu Gast Editorial ................................................. 4 GV Graubünden Wald 2012 – Grusswort .............................................. 5 Forstbetrieb Breil / Brigels und eine waldbauliche Knacknuss .................. 9 Eichenwald mit Mythos ........................ 12 Fichtenurwald Scatlè – Notizen und Gedanken zu einem Spaziergang .......... 17 Der Lehr- und Forschungswald der ETH in Sedrun ................................ 22 Naturgefahren in der Surselva............... 28 Die Geschichte des Holzwegs im Kanton Graubünden ........................ 34 Tarcisi Maissen SA – Generalunternehmung mit Tradition ..... 38 Holzenergie in Disentis in rekordverdächtiger Zeit realisiert ........... 44 Strohballenbau Surselva........................ 47 zai-Ski – leistungsstärker, leichter, langlebiger .............................. 52 Der Fliegerabwehr-Ausbildungsplatz Brigels im Wandel der Zeit .................... 55 Das Center sursilvan d’agricultura und seine Projekte ................................ 59 Interview mit Sep Cathomas ................. 65 Comic Theo & Heinz ............................. 71 Zwei Bündner fahren an die Holzhauerei-WM nach Minsk.......... 72

Amt für Wald und Naturgefahren Uffizi da guaud e privels da la natira Ufficio foreste e pericoli naturali

Ils forestals cun famiglias a Scuol .......... 74 Jahresbericht 2011 des Vorstandes von Graubünden Wald ......................... 77 Erläuterungen des Kassiers zur Erfolgsrechnung und Bilanz 2011 .......... 83 Jürg Hartmann tritt nach 43 Jahren ab .. 86 Programm der Versammlung ................ 89 13. Bündner Holzhauereimeisterschaft am 29. / 30. Juni 2012 ........................... 92 Vereinsexkursion an die Brienzer Holzfällertage .................... 94 Aktuelle Methoden zur effizienten Erhebung von Geodaten ....................... 96 Info Reziaholz .................................... 100 Vorschau ............................................ 103

Titelbild: Urwüchsige Traubeneiche mit dicker Borke, Carneglias, Breil / Brigels. (Bild: Ruedi Zuber) Bild Inhaltsverzeichnis: Die Natur grüsst wieder mit leuchtenden Farben. (Bild: Manuela Clavadetscher) Bündner Wald 2 /2012 3


Editorial

Für die zweitägige Versammlung unseres Vereins treffen wir uns 2012 in der Surselva. Unser Verein tagt am 1. / 2. Juni in einer Region mit einer innovativen Waldund Holzwirtschaft. In dieser Ausgabe des «Bündner Wald» stellen sich nebst dem Tagungsort und seinem Forstrevier auch verschiedene Unternehmen aus der näheren Umgebung vor, welche direkt oder indirekt mit dem Rohstoff Holz arbeiten. Der Urwald Scatlè dürfte mittlerweile allen Forstleuten im Kanton Graubünden ein Begriff sein. Dass ein erstes Reservatsabkommen für diesen Wald bereits aus dem Jahr 1910 stammt und somit sogar noch älter ist als unser Nationalpark, der 1914 gegründet wurde, wissen aber wahrscheinlich nur die wenigsten unserer Gilde. Die Eichenwälder von Bacuns und Danis zählen Kennern zufolge zu den schönsten ihrer Art. Diese Eichenwälder, welche sich bis auf eine Höhe von 1300 m ü. M. erstrecken, haben für die Bevölkerung seit jeher eine grosse Bedeutung. Dies ist heute keine Selbstverständlichkeit mehr. In vielen Bereichen unseres Lebens fallen alte Traditionen, Vorgehensweisen, Ansichten und Überlegungen dem auf Profit ausgerichteten Gedanken – den wirtschaftlichen Überlegungen, wie wir das heute allgemein nennen – zum Opfer. Mit Traditionen zu brechen ist bestimmt nicht immer falsch und schlecht. Es gibt aber auch Momente, in denen wir innehalten sollten. In Brigels sind es die alten, knorrigen Eichen, welche unterschiedlichste ( waldwirtschaftliche ) Epochen überlebt haben. Andernorts sind es vielleicht weit ausladende Buchen, sturmresistente Arven, majestätisch anmutende Lärchen oder Fichten mit einer schützenden Krone bis fast an den Boden, die im Laufe der Zeit kunstvolle Stammformen bildeten. Weshalb ich hier gerade diese Baumkreaturen erwähne, welche uns 4

bei der Ernte ein Produkt hergeben, welches oft nur noch für die Hackschnitzelproduktion verwendet wird ? Einfach deshalb, weil unser gewohntes Denken und Handeln manchmal wieder einer anderen Sichtweise bedarf. Dass gerade, vollholzige, fast astreine Stämme als qualitativ hochwertig gelten, wissen wir nur allzu gut. Die Bäume mit kunstvoll geformten Stämmen stocken nicht selten an besonders unfreundlichen Standorten unserer Schutzwälder. Der Schutz, den sie uns gewährleisten, ist es, der unsere Alpentäler erst dauerhaft bewohnbar machte. Dies alleine ist ein unbezahlbarer Wert. Ich glaube, dass die unförmigen Stämme vor langer Zeit mehr menschliche Wertschätzung erhielten. Wenn wir es schaffen, gemeinsam mit der ganzen Holzbranche eine andere Sichtweise in das heute so perfekt scheinende, menschliche Auge « einzubrennen », so erhalten die heute als nahezu wertlos geltenden Stämme der knorrigen Bäume eine andere Bedeutung. Die Kunst macht es uns vor. Sie kennt viele begehrte Formen. Gerade hier gilt die Tatsache, dass Schönheit eben nichts anderes ist als Geschmacksache. Und noch etwas ist bei der Kunst für jeden selbstverständlich : Das Bild einer Landschaft kann man kaum mit einem abstrakten Bild und schon gar nicht mit einer Skulptur vergleichen. Weshalb gelingt uns das beim Holz nicht ? Muss das Holz der selben Baumart immer genau gleich aussehen, so wie eine Fotokopie oder ein Stück billiger Kunststoff ?

Jörg Clavadetscher, Redaktor «Bündner Wald» Ruinas, CH-7535 Valchava forestal-muestair@bluewin.ch


GV Graubünden Wald 2012 – Grusswort Gemeinde Breil / Brigels : Steckbrief Gemeindename : Breil / Brigels

Biketrails, Badesee, Minigolfplatz, Tennisplätzen und dem Golfplatz auf Tschuppina bietet jedem Feriengast Abwechslung und Vergnügen.

Fraktionen :

Brigels Dorf, Dardin und Danis-Tavanasa Geografische Lage : Brigels ist die östlichste der sechs Gemeinden des Kreises Cadi in der Surselva. Am rechten Rheinufer erstreckt sich das Gemeindegebiet über einen steilen Streifen bis hinauf zum Plateau der Gemeinde Obersaxen. Auf der linken Seite des Rheins zieht es sich von der Talsohle über die sonnenseitigen Flanken bis zur Wasserscheide des Kistenpasses. Im Norden stösst Brigels an die Gemeinde Glarus Süd. Im Osten angrenzend ist die Gemeinde Waltensburg, im Westen Trun. Gemeindefläche :

5085 ha, davon 85 ha Bauzone, 725 ha landwirtschaftliche Nutzfläche, 1076 ha Wald, 1588 ha Alpen und Weiden, 1611 ha übriges Gemeindegebiet Höchster Punkt :

Bifertenstock, 3421 m ü. M. Tiefster Punkt :

Cuolm ( Basis Air Grischa ), 762 m ü. M. Amtssprache :

Rätoromanisch ( romontsch sursilvan ) Einwohner :

1900 = 857 ; 1950 = 1169 ; 2011 = 1338 Tourismus :

Gästebetten : ca. 2700 Übernachtungen : ca. 104 000 Das touristische Sommerangebot mit Wanderwegen, Sesselbahn, Bergrestaurant,

Auch im Winter haben die drei Bergdörfer Andiast, Brigels und Waltensburg unter anderem mit 75 km extra breit präparierten Pisten, einer Schneesportschule mit Kinderland, Winterwanderwegen, Schneeschuhtrails, Schlittelwegen, einem Eisfeld, Snowtubing und Nachtskifahren viel zu bieten. Die Ferienregion Brigels-Waltensburg-Andiast wurde mit dem Gütesiegel « Familien willkommen » ausgezeichnet. Militär – Flab-Schiessplatz :

Die Belegung dieser militärischen Anlage, welche 1945 realisiert und Mitte der 90erJahre noch für viel Geld um- und ausgebaut wurde, wird in einem eigenen Artikel genauer beschrieben. Energieproduktion : Auf dem Gebiet der Gemeinde Brigels befinden sich die Zentrale der Kraftwerke Vorderrhein AG, die Wasserfassung und das Ausgleichsbecken der Kraftwerke Ilanz AG, die gesamten Anlagen der Kraftwerke Frisal AG, das Maschinenhaus der Kraftwerke TOX AG ( Tschar ) sowie das gemeindeeigene Trinkwasserkraftwerk Dardin. Die Einnahmen der Gemeinde aus der Partizipations- resp. Konzessionsenergie sowie der Wasserzinsen sind von grosser Bedeutung. Diese Einnahmen machen über 20 % des jährlichen Umsatzes aus. Besondere Naturwerte : Aufgrund der geologischen Verhältnisse und der Nutzungsgeschichte verfügt die Gemeinde Brigels über verschiedene Gebiete mit aussergewöhnlichem landschaftlichem und naturkundlichem Wert. Am beBündner Wald 2 /2012 5


Brigels mit Brigelserhörnern um 2010. (Bild: zVg. Gemeinde Brigels )

kanntesten ist der Urwald Scatlè in der Val Frisal. Beachtenswert sind auch die Wälder bei Grep da Plaids und die Eichenwälder von Bacuns. Zukunftsprojekt : Südwestlich des Brigelsersees ist der Bau eines Feriendorfes mit 580 Betten geplant. Dieses beinhaltet ein Haupthaus, ein Restaurant sowie 21 Häuser. Das Bauprojekt beinhaltet eine Holzschnitzelheizung, die das Ferienresort sowie weitere Gebäude im Dorf Brigels mit Wärme versorgen soll. Herzlich willkommen in Brigels Wir freuen uns, dass die Generalversammlung 2012 des Vereins Graubünden Wald in unserer Gemeinde stattfindet. Ich nutze gerne die Möglichkeit, Ihnen unsere Gemeinde kurz vorzustellen. Die politische Gemeinde Breil / Brigels hat knapp 1400 Einwohner. Sie besteht aus drei Fraktionen. Danis -Tavanasa liegt am Rhein auf einer Höhe von 800 m ü. M., Dardin liegt auf dem sonnigen Hang zwischen Danis und Brigels auf 1000 m ü. M. Brigels Dorf ist die grösste Fraktion und liegt auf 1300 m ü. M. Zur Gemeinde gehört auch der Weiler Vali auf der gegenüberliegenden Talseite. Das Gemeindegebiet umfasst eine Fläche von 5085 ha. 6

Der tiefste Punkt liegt auf 762 m ü. M., und der höchste Punkt, der Bifertenstock, liegt auf 3421 m ü. M. Dank der touristischen Entwicklung konnte die Einwohnerzahl in den letzten zehn Jahren leicht gesteigert werden. Auch finanziell geht es uns recht gut. In der Gemeinde spielen die politischen Parteien keine grosse Rolle. In der Verfassung ist festgehalten, wie viele Mitglieder von jeder Fraktion in die verschiedenen Gremien zu wählen sind. Der Gemeindevorstand inkl. Gemeindepräsident setzt sich aus fünf Mitgliedern zusammen ( je zwei Brigels Dorf und Danis-Tavanasa, einer Dardin ). Der Gemeinderat ( Legislative ) besteht aus 13 Mitgliedern. Eine Wahlperiode dauert drei Jahre, und die Amtszeitbeschränkung ist auf zwölf Jahre festgelegt. Der Ortsname Breil / Brigels ist keltischen Ursprungs von brigilo – kleiner Turm und wird geschichtlich im berühmten Stiftungstestament des Bischofs Tello im Jahr 765 erstmals erwähnt. Seit Beginn des Tourismus im vorletzten Jahrhundert ist Brigels ein vorwiegend viel besuchter Sommerkurort gewesen. Namhafte und illustre Gäste aus dem In- und Ausland haben die Sonnenterrasse der Surselva bereits vor vielen Jahren als Ort der Ruhe und Erholung entdeckt. Die 1972 vorgenommene touristische Erschliessung der schönen Skigebiete liess das Bergdorf in den vergangenen 40 Jahren auch zu einem beliebten Wintersportort heranwachsen. Brigels Dorf ist vor allem auf den Tourismus ausgerichtet. Zudem hat es einige grosse Bauernhöfe und einzelne Gewerbebetriebe. Die Bevölkerung von Dardin arbeitet vorwiegend auswärts. In Danis-Tavanasa sind traditionsgemäss viele kleine Geschäfte ansässig. Bereits vor über hundert Jahren waren über 20 kleinere Betriebe vorhanden. So z. B. die berühmte Kuhglockenhersteller-Familie Alig, eine Gerberei, ein Rechenmacher,


eine Schmiede usw. Heute sind im Dorf über 30 Geschäftsbetriebe tätig, von der Heli-Basis und Bank bis zu den diversen Kraftwerkanlagen. Wir hätten aber noch genügend Land, um weitere Betriebe anzusiedeln. In der Freizeit wird in der Gemeinde vor allem die Kultur gepflegt und viel Sport betrieben. Zum Abschluss erwähne ich noch die gescheiterte Fusion zwischen den Gemeinden Brigels / Waltensburg /Andiast. Obwohl eine sehr gute Fusionsbasis erarbeitet wurde, haben vor allem Feriengäste ( über 85 % der Leserbriefe ) der Gemeinde Waltensburg ( meist ) in persönlichem Interesse die ganze Fusion infrage gestellt. Die Entscheidung in Waltensburg fiel mit 110 Nein- und 101 Ja-Stimmen bei einer Stimmbeteiligung von 73 % denkbar knapp aus. Dass die Mehrheit der Nein-Stimmen von Senioren stammt, sei nur am Rande erwähnt. Ich bin überzeugt, dass durch die Ablehnung eine einmalige Chance für die drei Gemeinden vertan wurde. Ich wünsche eine angenehme Tagung und hoffe, dass Sie unsere schöne Gemeinde bei Gelegenheit besuchen werden. Sei dies als Ferien- oder Tagesgast. Ob im Sommer oder Winter, ist nicht von Bedeutung. Cordial beinvegni a Breil Ei fa a nus grond plascher che la radunonza generala da « Uaul Grischun » ha liug uonn en nossa vischnaunca. Jeu nezegel bugen la caschun da presentar a Vus cuortamein nossa vischnaunca. La vischnaunca politica da Breil ha strusch 1400 habitonts ed exista ord treis fracziuns. Danis-Tavanasa sesanfla spel Rein sin in’altezia da 800 m s. m, Dardin schai sin la spunda sulegliva denter Danis e Breil sin 1000 m s. m. Breil-vitg ei la gronda fracziun e schai sin 1300 m s. m. Era igl uclaun dil Vali sin l’autra vart dalla val appartegn a nossa vischnaunca. La surfatscha da Breil cumpeglia 5085 ha. Il

pli bass punct schai sin 762 m s. m ed il pli ault, il péz d’Durschin, ha in’altezia da 3421 m s. m. Grazia al svilup turistic ei il diember da habitonts carschius levamein ils davos 10 onns. Era finanzialmein va ei cun nus nuot aschi mal. En vischnaunca han las partidas politicas ina pintga influenza. En la constituziun ei francau, cons commembers da mintga fracziun ch’ein mintgamai d’eleger en ils gremis communals. La suprastonza incl. president communal exista ord 5 commembers ( mintgamai 2 da Breil-vitg e Danis-Tavanasa, 1 da Dardin ). Al cussegl da vischnaunca ( legislativa ) appartegnan 13 commembers. Ina perioda d’uffeci cuoza 3 onns e la durada d’uffeci ei fixada sin max. 12 onns. Il num local Breil / Brigels deriva dil lungatg celt : brigilo – pintga tuor e vegn menziunaus l’emprema gada igl onn 765 egl enconuschent testament digl uestg Tello. Dapi l’entschatta dil 19 avel tschentaner ei Breil staus enconuschents sco liug da vacanzas da stad. Prominents hosps ton dalla Svizra sco era digl exteriur han gudiu temps da recreaziun e ruaus sin la terrassa sulegliva dalla Surselva. Entras la construcziun da runals e pendicularas el territori da skis igl onn 1972 ei Breil sesviluppaus tier in enconuschent liug per sport d’unviern. Breil-vitg ei orientaus fermamein viers il turissem. Dasperas ha ei aunc entgins gronds beins purils sco era mistregn e commerci. La populaziun da Dardin lavura pil pli ordvart. A Danis-Tavanasa ein tradiziunalmein biaras fatschentas pintgas domiciliadas. Gia avon varga 100 onns dumbrava Danis-Tavanasa pli che 30 menaschis. Aschia p. ex. la famiglia Alig che construeva las renomadas bransinas, ina fatschenta da cuntschapials, in ristaler, ina fravgia eav. Oz ha ei sur 30 menaschis, naven dalla basa da helicopters entochen banca e divers implonts electrics. Ei havess denton aunc avunda sulom per Bündner Wald 2 /2012 7


dar suttetg ad ulteriuras fatschentas. El temps liber s’occupescha nossa populaziun bugen cun cultura e sport. Sco davos fetsch’jeu menziun dalla fusiun denter Breil / Vuorz /Andiast ch’ei buc gartegiada. Malgrad ch’in fetg bien project era sin meisa han oravontut hosps da vacanzas ( sur 85 % dallas brevs da lecturs ) da Vuorz mess en damonda la fusiun, pil pli ord motivs persunals. La decisiun ei curdada a Vuorz fetg stretga cun 110 vuschs encunter e 101 vuschs persuenter. Quei tier ina participaziun alla radunonza communala da 73 %. Che la gronda part dallas vuschs encunter derivan da seniors seigi menziunau mo agl ur. Jeu sun perschuadius, che quella fusiun

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vess giu in’influenza fetg positiva sin tut las treis vischnauncas. Jeu giavischel a Vus ina emperneivla radunonza e sperel che Vus fetschies aunc pli viseta a nossa biala vischnaunca. Che quei seigi la stad ni gl’unviern ei buca d’impurtonza.

Richard Caduff president communal administraziun communala 7165 Breil/Brigels GR info @ breil.ch


Forstbetrieb Breil / Brigels und eine waldbauliche Knacknuss Der Forstbetrieb Breil / Brigels wird seit 1978 von Revierförster Wendelin Hürlimann geleitet. Neben dem Förster arbeiten momentan zwei Forstwarte und ein Lehrling im Betrieb. Der Tätigkeitsbereich befindet sich im üblichen Rahmen für einen Gemeindeforstbetrieb ( Waldpflege, Holzernte, forstliches Bauwesen, Arbeit für Dritte, Bänke, Brunnen, Brennholz, Schneeräumung im Winter ). Speziell ist der Betrieb einer kleinen Gemeindesäge. Der Maschinenpark besteht aus den grundlegenden Maschinen, zusätzlich aus einem Mobilseilkran BACO mit einer Einsatzdistanz von 500 m und einem Forstschlepper. Der Werkhof ist für heutige Verhältnisse klein, wird jedoch in Zusammenhang mit dem Bau eines neuen Gemeindewerkhofs vergrössert und modernisiert. Die Ersteinrichtung der Brigelser Wälder fand 1904 statt. Der aktuelle Betriebsplan dauert bis ins Jahr 2019. Gemäss der neuen Schutzwaldausscheidung stockt in der Gemeinde Brigels auf 1103 ha Wald ( ohne Gebüschwald ) – davon sind 994 ha Schutzwald. Der Hiebsatz beträgt 4000 Tfm /Jahr ( Vorrat 344 Tfm / ha ). Die Hauptbaumart ist mit einem Anteil von 86 % ( gewichtet mit dem Vorrat im Altbestand ) die Fichte. Weitere Baumarten mit einem Anteil über zwei Prozent sind die Waldföhre ( 3,12 % ), die Esche ( 2,23 % ) und die Traubeneiche ( 2,46 % ). Obwohl die Fichte dominiert, ist die Vielfalt im Brigelser Wald mit über 50 verschiedenen Waldgesellschaften ausserordentlich hoch. Der Gemeindewald erstreckt sich von 760 m ü. M. – von den Auenwäldern entlang des Vorderrheins – bis hinauf zu den Grünerlengebüschen in der Val Frisal auf einer Höhe von gut 2000 m ü. M. Die Geologie ist ebenfalls vielfältig. Sie wird in der Val Frisal vom sauren Granit / Gneis bestimmt, in Tschuppina stocken die Wäl-

der auf einer nährstoffreichen Moräne, im Gebiet der Pardiala-Schlucht, dort, wo die waldbaulich schwierigen Fälle vorkommen, herrscht der saure Ilanzer Verrucano vor, und im landschaftlich sehr reizvollen Gebiet um den Grep da Plaids zeigen sich basische Rauwackefelsen. Über zwei Besonderheiten im Brigelser Wald wird in dieser «Bündner Wald»-Ausgabe speziell berichtet. Es sind dies der Urwald Scatlè und die Traubeneichenbestände oberhalb Danis. Eine ganz besondere Herausforderung ist jedoch der Waldbau in der Pardiala-Schlucht, ein glazial entstandener Geländeeinschnitt von 400 m Tiefe, welcher Brigels und Obersaxen trennt und entlang des Vorderrheins von Tavanasa nach Rueun führt. Pardiala ist ein romanischer Ausdruck und steht für eine Auenund Flusslandschaft. Diese Flusslandschaft im Talboden wird links und rechts von bedrohlichen Abhängen und Felsbändern eingerahmt. Entlang dieser Pardiala führt nicht nur der Vorderrhein, sondern auch die stark frequentierten Verkehrsachsen wie die Oberalpstrasse H19 und die RhB-Linie Ilanz–Disentis. Auch weitere Infrastrukturanlagen wie Hochspannungsleitungen und Kommunikationsanlagen verlaufen in diesem Gebiet. Die forstliche Erschliessung ist ungenügend und sehr schwierig zu realisieren ( Felsbänder, Blockschutt, sehr steiles Gelände ). Die Gefahrenprozesse entlang dieser Schlucht sind vielfältig ( Steinschlag, Felssturz, Murgänge, Lawinen, Gerinneprozesse ). Dem Schutzwald kommt hier eine besonders wichtige Bedeutung zuteil. Bei der Bestandeskartierung zum neuen Betriebsplan werden 10,8 % der Bestände bei dem Attribut « Stabilität » als kritisch beurteilt. Alle diese Bestände befinden sich entlang der Pardiala. Jedoch damit nicht genug – genau in dieBündner Wald 2 /2012 9


Blick von der Alp Tschegn dadens sut in Richtung Osten zur Gemeinde Brigels. Rechts vom See ist die Moräne Tschuppina sichtbar. Noch weiter rechts folgt der grosse Graben – die Pardiala-Schlucht. Ganz rechts im Bild liegt die Gemeinde Obersaxen. (Bild: Christof Elmiger )

sem Gebiet treffen vielfältige Faktoren aufeinander, welche den naturnahen Waldbau stark erschweren. Das Klima ist extrem, im Sommer wird es sehr heiss, im Winter sehr kalt. Die Böden sind jung, felsig und blockig und können stark austrocknen. Nassschneefälle können beträchtliche Schäden anrichten. Es ist zudem ein Wild-Wintereinstandsgebiet. Besondere, hier heimische und für die Schutzwirkung wichtige Baumarten wie Weisstannen oder Eichen kommen ohne Wildschutzmassnahmen praktisch nicht auf. Die klimatischen Bedingungen, die relativ tiefe Höhenlage ( 760 –1200 m ü. M ), die hohe Anzahl an Fichten sowie Schäden durch Steinschlag und Schneedruck lassen die Buchdrucker-Population gedeihen. Jährlich fallen in diesem Gebiet mehrere Hundert Kubikmeter dem Buchdrucker zum Opfer. Häufig kann der Forstdienst hier nur noch reagieren. In den entstandenen Lücken explodiert die Konkurrenzvegetation wie Brombeere, Hohlzahn, Brennnessel und Haselnuss und erschwert die natürliche Baumverjüngung beträchtlich. Ohne nachhaltig unterstützende Massnahmen ( Pflanzungen, Wildschutzmassnahmen, jährliches Freischneiden ) kommt in nützlicher Frist keine Verjüngung auf. 10

In solchen Beständen ist es besonders wichtig sorgfältig einzugreifen. Mittels einer Einzelstammnutzung muss das Licht zuerst an geeigneten Stellen diffus auf den Waldboden gebracht werden, um eine Ansamung von Baumarten zu erhalten. Erst später, wenn sich diese Verjüngung eingestellt hat, kann man den Bestand lichten und die bereits vorhandene Naturverjüngung fördern. Das Ziel sind naturverjüngte, stabile Mischwaldbestände. Die hier erforderlichen waldbaulichen Eingriffe sind schwierig, bedingen Geduld und auch eine Portion Glück, um vor dem Buchdrucker verschont zu bleiben. Die Eingriffe sind teuer und bedürfen der Unterstützung durch Bund und Kanton. Hier ist ebenfalls zu erwähnen, dass ein Arbeiten in der Pardiala-Schlucht sehr anspruchsvoll, schwierig und gefährlich ist. Es braucht unbedingt besondere Wachsamkeit, Erfahrung und Sicherheitsvorkehrungen. Die Arbeiter des Forstbetriebs Brigels sind Profis und verbringen jährlich viele Stunden in der Pardiala – einem der waldbaulichen Hotspots Graubündens. Literatur : – Amt für Wald Graubünden ( 2000 ) : Waldstandorte und Waldgesellschaften Graubündens. 3. Teil « Vorderrhein ».


– BUWAL ( 2005 ) : Nachhaltigkeit und Erfolgskontrolle im Schutzwald ( NaiS ), Wegleitung für Pflegemassnahmen in Wäldern mit Schutzfunktion. Mündliche Mitteilungen : – Standortskurs 2011 mit Hans Ulrich Frey in der Pardiala.

Christian Buchli RFI Region Surselva Amt für Wald und Naturgefahren GR Via Crappa Grossa 14, 7130 Ilanz christian.buchli @ awn.gr.ch

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Eichenwald mit Mythos

Eichen auf Blockhalde. (Bild: Ruedi Zuber )

Zwischen Brigels und Tavanasa befindet sich eine für Graubünden aussergewöhnliche Waldlandschaft. Hier wechseln sich Eichenwälder, Pionierwälder mit Birken, Aspen und Eschen, eschenreiche Laubmischwälder, Gebüsche, Trockenwiesen und Weiden in einem bunten Mosaik ab. Die Lebensräume sonst eher seltener Pflanzen- und Tierarten sind miteinander vernetzt. Diese bieten besonders günstige Voraussetzungen für Tierarten, welche für die Fortpflanzung, ihre einzelnen Entwicklungsstadien, die Nahrungssuche, die Deckung vor natürlichen Feinden usw. gleichzeitig verschiedene Biotope beanspruchen. Bemerkenswert sind der Uvreu da Bacuns und der Uvreu da Danis auf Gemeindegebiet von Brigels. Sie zählen zu den wohl schönsten Eichenwäldern im ganzen Kanton Graubünden. Daneben sind an zahlreichen Stellen ganze Eichengruppen oder einzelne Bäume in den Laubwäldern und in den Fichtenwäldern eingestreut. Die höchstgelegenen fruktifizierenden Eichen wachsen auf etwa 1300 m ü. M. oberhalb Dardin und auf einer grösseren Fläche westlich von Flanz. Nutzungsgeschichte Aus waldgeschichtlicher Sicht handelt es sich ursprünglich um Relikt-Eichenwälder aus einer wärmeren Epoche, die sich beim 12

Vordringen der konkurrenzstarken Tanne und der Fichte auf die felsigen und blockigen Standorte zurückgezogen haben. Folgt man den Ausführungen von Pater Karl Hager ( 1916 ), so hat die Verbreitung der Eiche im Bündner Oberland neben klimatischen auch wirtschaftliche Ursachen. Sie wurde bereits im Frühmittelalter von den Feudalherren auf Kosten der Waldföhre geschützt und für die damals allgemein übliche Eichelmast zur Fütterung der Schweine bevorzugt. Vermutlich haben noch weitere Überlegungen bei der einstigen Förderung der Eiche mitgespielt, so zum Beispiel die gute Qualität des Holzes. Vorstellbar ist, dass sie sich bei vorübergehendem Einbruch der Bevölkerungsentwicklung und damit einhergehender Extensivierung der Landwirtschaft spontan in Pionierwäldchen neben Birken und Eschen ausgebreitet hat. Parallel dazu verdichteten sich ehemals lückige Eichen-Bestockungen. Einige Ortsbezeichnungen wie « Uvreu » oder « Uvriu » ( = Eichenwald ) weisen darauf hin, dass die Bevölkerung der heutigen Fraktionen von Brigels schon früher eine besondere Beziehung zu ihren Eichenwäldern hatte. Vermutlich wurde die Eiche dort durch Pflanzungen oder Saaten einst stark gefördert. Offensichtlich wurde sie für besonders einträgliche Nutzungen vorbehal-


ten und deshalb geschont und geschützt. Einzelne Eichenschläge sind dokumentiert. Mit der Eröffnung der Linie der Rhätischen Bahn von Ilanz nach Disentis im Jahre 1912 wurden die Absatz- und Transportverhältnisse sprunghaft verbessert. Trotzdem durften in den prachtvollen Eichenbeständen bei Bacuns und Danis auf Anweisung der Gemeinde keine dicken Eichen gefällt werden. Selbst in Zeiten grosser Holznot und bei der Ablieferung von Pflichtkontingenten an die Landesversorgung in den Kriegsjahren waren die dickeren Eichen tabu. Auch als Brigels Holz für die Holzverzuckerung zur Herstellung von Treibstoff nach Domat / Ems lieferte, blieben diese monumentalen Bäume unangetastet. Erwähnt wird die Eiche als geschätztes Wagnerholz. Ausserdem wurde bis 1954 in Tavanasa noch eine Gerberei betrieben, die einzige in der ganzen Surselva. Zur Erzeugung des Gerbstoffes verwendete man die Rinde von Fichten und ( jüngeren ) Eichen. Die Schweinemast hatte bis etwa Mitte des 20. Jahrhunderts auch in Brigels für einzelne Landwirte eine gewisse Bedeutung. Für die Ziegen- und Schafweide waren die alten Eichenwälder bei Bacuns und Danis nach eigenen Aussagen von Landwirten angeblich weniger interessant, weil darin geringerwertiges Futtergras wuchs und zwischen den Blöcken eine grössere Unfallgefahr für die Tiere bestand.

Lücken im Kronendach Licht auf den Boden dringen und eine vielgestaltige Bodenvegetation gedeihen. Besonders eindrücklich ist dieses Lichtspiel bei tiefem Sonnenstand am Nachmittag. Ähnlich lassen sich die Eichenbestände oberhalb Danis und am Grep Tschitschè beschreiben. Wegen ihrer besseren Zugänglichkeit kommt der Anblick der Eichen dort allerdings nicht gleichermassen überraschend. Dennoch erwecken diese Oasen irgendwie ein beglückendes Gefühl. In Erstaunen versetzen ebenso die verstreut vorhandenen dicken Eichen in den anderen Waldteilen. An den dicken, knorrigen Eichen erfreuen sich heute grosse Teile der Brigelser Bevölkerung. Die Bäume werden uralt, sind stabil und bieten Schutz vor Steinschlag. Daraus hat sich bei den Einwohnern eine Mischung Eichen auf felsigem Standort. (Bild: Ruedi Zuber )

Schönheit und Einzigartigkeit Der Besucher des Uvreu da Bacuns fühlt sich in eine andere Welt versetzt. Ist er einmal über einige grosse Felsblöcke geklettert, so ziehen ihn unmittelbar die ersten Baumriesen in seinen Bann. Noch stehen dicke, urwüchsige Gestalten von über einem Meter Durchmesser in Brusthöhe ( BHD) und 20 m Höhe beieinander. Doch überall lassen Bündner Wald 2 /2012 13


aus Nützlichkeit und Ehrfurcht, eine Art Mythos entwickelt. Den Eichen von Bacuns haftet gar ein Hauch von Mystik an, denn anlässlich einer Exkursion im Jahre 2007 wurde mithilfe eines Pendels ein Kraftort eruiert. Wie stark solche Gedanken in der Bevölkerung verwurzelt sind, bedarf weiterer Nachforschungen. Jedenfalls verlaufen Diskussionen innerhalb der Gemeinde ziemlich emotional, wenn einzelne dicke Eichen für die Waldverjüngung der Motorsäge geopfert werden sollen. Naturwald oder Kulturlandschaft ? Die Eichen wachsen auf grossflächigen Schutt- und Blockschutthalden, stellenweise über anstehendem Fels. Der geologische Untergrund besteht aus phyllitischem Verrucano ( Ilanzer Verrucano ), in unteren Lagen teilweise aus Moräne ( Puntegliasgranit usw. ). Verbreitete Standortstypen mit Eichen sind : Typischer Schneesimsen-Traubeneichenwald ( 41* ), Typischer SchneesimsenTraubeneichenwald, artenarme Ausbildung ( 41 + ) und Schneesimsen-Traubeneichenwald mit Esche ( 41 F ). Die Frage, ob Naturwald oder durch Bewirtschaftung beeinflusste Bestockungen, lässt sich nicht ohne Weiteres beantworten. Merkmale des Naturwaldes sind die warme Lage auf anstehenden Felsbändern des Verrucano und die geringe Wasserspeicherkapazität des Bodens. Es sind dies die eigentlichen Rückzugsgebiete, in denen die Eiche keine Konkurrenz zu befürchten hat. Sie ist wohl anspruchsvoller als andere Baumarten, stösst aber selber auch an die Grenzen ihrer Möglichkeiten. Deshalb nimmt sie oft krüppelige Formen an. Über die Entstehung der Eichenwälder auf den tiefgründigen Böden gehen die Meinungen auseinander. Werden die Bäume wesentlich höher als 15 Meter, so dürfte 14

es sich um speziell geförderte Eichenwälder handeln. Bei vollständig ausbleibender Bewirtschaftung werden sie sich vermutlich längerfristig zu Nadelwäldern weiterentwickeln. Allerdings vermag sich die Eiche auch auf günstigeren, tiefgründigeren Böden an südexponierten Lagen relativ gut gegenüber der Fichte durchzusetzen. Sie ist vor allem dort konkurrenzfähiger, wo es der flach wurzelnden Fichte zu trocken ist. Häufen sich in absehbarer Zeit längere Trockenperioden, so wäre dies eine Chance für die Eiche im Zusammenhang mit dem Klimawandel. Ausserdem gedeiht die Eiche auf sauren Standorten ( in Brigels Verrucano und Moräne ) derart gut, weil der Basengehalt relativ gross ist. Insbesondere Kalium kann aus den Kalifeldspaten durch Verwitterung ausreichend mobilisiert werden ( Frank Klötzli, mdl. Mitt. ). Weitere Besonderheiten Anhand von Datenbank- und LiteraturRecherchen erkennt Patrick Bonfils, dass die Eiche in der Surselva nicht nur standortsheimisch, sondern auch autochthon ist. Die Schweizer Eichenbestände stammen ursprünglich aus zwei eiszeitlichen Refugialgebieten, aus Süditalien und aus dem Balkan. Genetische Untersuchungen in eiGemeiner Scheckenfalter ( Melitaea cinxia ). (Bild: Ruedi Zuber )


nem Eichenbestand in Brigels zeigen beide Herkunftstypen und lassen damit vermuten, dass der Lukmanier nach dem Rückzug der Gletscher von Süden her überquert worden ist. Die Eichenbestände in der Surselva sind insofern besonders interessant und wertvoll, als sie eine grosse genetische Vielfalt aus verschiedenen Glazialrefugien mitbringen und dadurch wahrscheinlich eine grössere Anpassungsfähigkeit an veränderte klimatische Bedingungen aufweisen. Die genetische Vielfalt dürfte vermutlich in ähnlicher Weise für andere Baum- und Straucharten, für Bodenpflanzen und Tierarten gelten. Das Gebiet verfügt über ein aussergewöhnliches Potenzial zur Anpassung an den Klimawandel und könnte mit diesem « Reservoir » auch für andere Regionen wichtig sein. Neben der vorrangigen genetischen Bedeutung dürfen die floristische und faunistische Vielfalt nicht unerwähnt bleiben. Doch sind entsprechende Kenntnisse erst lückenhaft. Bedeutsam sind Vertreter eher trockener und felsiger Standorte wie etwa der Purpurklee ( Trifolium rubens ), der Mittlere Klee ( Trifolium medium ) und der Blutrote Storchschnabel ( Geranium sanguineum ) oder der eher seltene Wohlriechende Odermennig ( Agrimonia procera ). Balkenschröter ( Dorcus parallelipipedus ). (Bild: Marius Cathomen )

Unter den Faltern wurden von Jürg Schmid einige Eichenspezialisten wie der EichenSichelflügler ( Watsonalla binaria ) und Phycita roborella bestimmt. Daneben fand er den nicht häufigen Gewöhnlichen Ringelspinner ( Malacosoma neustria ) sowie den Rosaroten Flechtenbär ( Miltochrista miniata ) und Arten mit Verbreitung in warmtrockenen Felsensteppen bzw. Waldsteppen. Unter den Käferarten wurden der Balkenschröter ( Dorcus parallelipipedus ) und der Lederlaufkäfer ( Carabus coriaceus ) gefunden. Der Hirschkäfer ( Lucanus cervus ) als bekannte Flaggschiffart kommt in Ruschein vor, hätte aber auch in Brigels das Potenzial dazu. Parallel zur Artenvielfalt stösst man in Brigels, wie übrigens an der ganzen unteren Talflanke zwischen Trun und Ilanz, auf eine ausserordentliche Vielfalt an Lebensräumen, Strukturen und Dynamik. Sie widerspiegelt neben dem Standortsmosaik vor allem auch die verschiedenen Bewirtschaftungsformen und die Besitzesverhältnisse. Einen nicht hoch genug einzuschätzenden Stellenwert haben dabei die Eichen-Altholzbestände und das liegende Totholz. Zukunft der Brigelser Eichenwälder Die Eichenwälder gehören in ihrer Vielfalt nicht nur zum traditionellen Landschaftsbild, auch die Bevölkerung fühlt sich eng mit ihnen verbunden. Hinzu kommt der ausserordentliche Naturwert, welcher in der heutigen sensibilisierten Gesellschaft eine grosse Rolle spielt. Ohne Übertreibung handelt es sich beim Uvreu da Bacuns und beim Uvreu da Danis um einzigartige Naturmonumente mit vorrangiger Bedeutung auch im Hinblick auf Klimaveränderungen. Die Erhaltung der Eichenwälder von Brigels bedingt die genaue Kenntnis ihrer Entstehung. Naturwälder auf felsigen Standorten Bündner Wald 2 /2012 15


Förderung auf den für die Eiche geeigneten Standorten. Idealerweise wären ganze Hangpartien im Rahmen eines Vernetzungskonzeptes, unter Einbezug beweideter offener Flächen, ganzheitlich zu gestalten.

Waldrand bei Bacuns. (Bild: Ruedi Zuber )

bedürfen keiner pfleglichen Eingriffe, sondern lediglich des Schutzes, beispielsweise in Form von Naturwaldreservaten. Für die Eichenbestände auf tiefgründigen Böden ist hingegen fallweise sorgfältig abzuwägen, wie stark und wie intensiv die Pflegeeingriffe erfolgen sollen und welcher Schutzstatus ihnen einzuräumen ist, damit auch kulturlandschaftliche Nutzungsformen mit grossem ökologischen Wert langfristig erhalten werden können. Zur Diskussion steht die Schaffung eines Sonderwaldreservates, für welches bereits eine Vorstudie vorliegt. Da die Flächen relativ klein sind, empfehlen sich der Einbezug weiterer Flächen des Laubwaldgürtels und die gezielte

Literatur – Zuber, R. : 2007. Naturgeschichtliche Wanderungen rund um Brigels. Uvreu da Bacuns – mythischer Wald. S. 154 – 167. Aus : Friberg, M. ; Murer, Chr. ; Zuber, R. : Breil / Brigels. Hrsg. : Vischinadi da Breil. 168 S. ISBN 978-3-033-00619-5 – Zuber, R. : 2009. Vorstudie Sonderwaldreservat Uvreus da Breil – Eichenwälder Brigels. Amtsinterner Bericht im Auftrag des Amtes für Wald Graubünden, Region Surselva. 59 S., mit ausführlichen Literaturangaben

Ruedi Zuber dipl. Forsting. ETH Teuchelweg 2, 7000 Chur ruedi.zuber @ spin.ch

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Fichtenurwald Scatlè – Notizen und Gedanken zu einem Spaziergang

Der Urwald Scatlè aus dem Helikopter aufgenommen. (Bild: Hermann Klöti )

Von Chischarolas am Frisalbach, dem « Basislager » gewissermassen, führt der Einstieg in den Wald durch eine steil nach oben resp. nach Westen verlaufende « Bleisa » – von Lawinen eher selten bestrichen und deshalb rasch einwachsend. Der Ausstieg aus der Bleisa nach ca. 100 Höhenmetern bedeutet auch den abrupten Einstieg in eine ganz andere Welt : – dunkel unter dem Schatten dicht wachsender Fichten; – der Boden eine dicke, federnde Schicht aus feuchtem Rohhumus und Nadelstreu; – die Krautschicht an dieser Stelle kümmerlich ( und auch später nie üppig ), von Heidelbeerstauden dominiert; – links und rechts hausgrosse Felsblöcke und tiefe Klüfte. Wir befinden uns an dieser Stelle in der Pufferzone, welche das Kerngebiet – die seit 1911 eingerichtete Schutzfläche – umgibt und jetzt zum Reservat gehört ; sie unterscheidet sich weder optisch noch nutzungsmässig vom Kerngebiet. Und spätestens hier überkommt den Besucher das Gefühl, dieser Wald sei etwas anderes, etwas Besonderes; Urwald eben. Es sind Sinneswahrnehmungen – Licht, Temperatur, Geruch, optische Eindrücke – die im Kopf des Betrachters dieses Urwaldbild entstehen

lassen ( allerdings : Das Objekt unserer Betrachtung weiss davon und von sich selbst nichts ). Beim Weitergehen auf dem nun deutlich weniger steilen Pfad gelangt man schliesslich in die Kernfläche. Dazu ein paar Bemerkungen : – jeder Baum ab vier Zentimetern BHD trägt eine nummerierte Alu-Plakette – ein Zeichen dafür, dass er registriert ist und unter wiederkehrender Beobachtung steht ; – die gewaltige Menge an Totholz : Stehend 87 m3, liegend 182 m3 je Hektar, das entspricht dem sieben-, resp. 13-Fachen des Durchschnittes der Wälder der Alpenregion ; – das « Chaos » : kreuz- und quer liegende Stämme, aufgestellte Wurzelteller ; der Unterschied zum schonungsvoll gepflegten Fichtenwald Luvrena, am Weg zum Scatlè zu besichtigen, könnte grösser kaum sein ; – Fichtenverjüngung, die sich mit Vorliebe auf zerfallendem Totholz entwickelt – auf Stöcken und grossen, nicht austrocknenden, liegenden Stämmen ( Ronenverjüngung ) ; an solchen Stellen findet sich gelegentlich auch das nur fünf bis zehn Zentimeter grosse und leicht zu übersehende Kleine Zweiblatt ( Listera cordata ), eine Orchidee ; Bündner Wald 2 /2012 17


grossflächige aber nie aufgetreten, jedenfalls nie beobachtet worden sind ; – Geräusche sind kaum zu hören : gelegentlich der Schrei eines Adlers ( regelmässiger Brüter auf der gegenüberliegenden Talseite ) oder eines Schwarzspechtes, dazu das leise Zwitschern unsichtbarer Meisen in der obersten Etage des Waldes.

Moderholzverjüngung. (Bild: Hermann Klöti )

– kleinere Lichtungen, wo sich Staudenbewuchs ( Himbeere, Holunder ) entwickeln kann ; – der rasche Wechsel von feuchten und kühlen ( in Mulden und Spalten ) bis zu extrem trockenen Standorten ( auf grossen Steinblöcken ) ; – hauptsächlich aber Fichten der unterschiedlichsten Formen : vom einjährigen Keimling bis zum mehrere Hundert Jahre alten Exemplar ; Zwiesel, Kandelaber, Gipfelbrüche, Krummwuchs etc. gehören ebenso dazu ; – der ungleichförmige Bestandesaufbau : Die starke topografische Gliederung und die Exposition gegenüber Natureinflüssen ( seitliche Lawinen, Schneedruck und Windwurf ) verhindern Gleichförmigkeit. Damit ist auch erklärt, warum lokale Bestandeszusammenbrüche regelmässig, 18

Wie muss man sich die Entstehungsgeschichte des Scatlè vorstellen ? Vegetationsgeschichtlich betrachtet ist der Scatlè ein junger Wald. Die Würmeiszeit endete vor ca. 10 000 Jahren, in den Alpen folgten darauf zahlreiche Fels- und Bergstürze. Der Scatlè stockt auf einem so entstandenen Trümmerfeld. Wann diese Bewegungen hier aufgehört haben, ist nicht untersucht – gelegentliche Block- oder Felsstürze kann man auch für die Jetztzeit nicht ausschliessen. Im Holozän, d. h. seit dem Ende der Würmeiszeit, lag die Waldgrenze zeitweise deutlich höher ( 200 – 300 m ) als heute. Aber es gab auch vorübergehende Abkühlungen und damit erneute Gletschervorstösse, welche das Vordringen der Vegetation gebremst haben müssen. Die nacheiszeitliche Rückeroberung der Alpen durch Fauna und Flora ist ein nicht abgeschlossener Prozess, der vermutlich noch für längere Zeit andauern und sich bei steigender Atmosphärentemperatur nochmals deutlich beschleunigen wird. War der Scatlè jemals Holzlieferant? Der Name Scatlè ( vgl. scadler ) bedeutet Schindelholz-, Spaltholzbeige ( Mitteilung Dr. Carli Tomaschett ). Unterhalb des Scatlè, am Frisalbach, findet sich der Lokalname Chischarolas : ein Ort, wo Käse zubereitet worden ist. Man könnte daraus schliessen, dass im heutigen Reservat vor längerer Zeit


auch Holz genutzt worden ist. Sicher ist das nicht, sichtbare Anzeichen für eine Nutzung hat man jedenfalls nirgends ausmachen können, und Brennholz ist ganz sicher auch von Lawinen unmittelbar südlich des Reservats « bereitgestellt » worden ( in der LK 1: 25 000 ist denn auch nicht der Wald, sondern der Lawinenzug als Scatlè bezeichnet ). Wie könnte man den gegenwärtigen Zustand des Scatlè beschreiben ? Nachdem ein erstes Reservatsabkommen ab 1910 eine Fläche von ca. neun Hektar schützte, dehnt sich dieser Schutz seit nunmehr zwölf Jahren auf eine Waldfläche von 24 Hektar aus. Die sichtbaren äusseren Einflüsse sind weniger geworden : – die noch vor 30 Jahren gelegentlich beobachteten Streifzüge von Ziegen aus dem damals baumwuchsfreien Lawinenzug haben aufgehört ; – Gämsen sind nicht selten – sie dürften einen beträchtlichen Einfluss haben auf die Bodenvegetation und damit auch auf die Fichtenverjüngung, wenn man auf den Pflanzenwuchs in einem Kontrollzaun ( errichtet vor der Erweiterung ) im nördlichen Teil des Reservates abstellt. Vor allem die Vogelbeere scheint unter dem Wildverbiss stark zu leiden ; – Exkursionen, Wanderungen : Für Besucher hat der Revierförster einen Begehungsweg markiert, um mögliche Schäden zu minimieren. Unsichtbare äussere Einflüsse können vermutet werden: – Nitrifizierung des an sich sehr stickstoffarmen Bodens : Der Eintrag von Stickstoffverbindungen aus der Luft findet auch in ländlichen Gebieten statt ( Zitat ). Damit einhergehend ist das vermehrte Auftreten nitrophiler Pflanzen in der Krautschicht ( z. B. Brennnessel ) zu er-

warten ; spezifische Beobachtungen für den Scatlè liegen dazu nicht vor ; – Thermophilisierung von Fauna und Flora ; dass die mittlere Temperatur im Alpenraum im 20. Jahrhundert ca. doppelt so rasch angestiegen ist – um ca. 1,4 ° C – wie im weltweiten Durchschnitt, kann auf die Artenverteilung resp. -zusammensetzung nicht ohne Folgen bleiben, wobei Lebewesen aller Klassen betroffen sein werden. Wärmeliebende Arten werden nach Norden und in höhere Lagen einwandern, kälteresistente sich nach Norden oder nach oben zurückziehen. Für den Scatlè gibt es auch hierzu weder qualitative noch quantitative Angaben. Wohin wird sich der Scatlè entwickeln, und wie könnte er in Zukunft aussehen ? Prognosen sind schwierig, vor allem, wenn sie die Zukunft betreffen : Dieses nicht mehr ganz neue Bonmot trifft nur da zu, wo für eine Projektion keine Grundlagen vorhanden sind. Da der Zusammenhang zwischen CO2-Eintrag und Temperaturentwicklung als bekannt vorausgesetzt werden darf, und weil die Zunahme des atmosphärischen CO2 in den letzten Jahren nicht stabil geblieben ist, sondern sich sogar beschleunigt hat, reduziert sich die Prognose auf eine gut gesicherte Extrapolation : – eine Erhöhung der Durchschnittstemperatur während der Vegetationsperiode um 2 bis 3 ° C wird eine Verschiebung der Vegetationszonen um 300 bis 500 m zur Folge haben; – die biologische Aktivität aller Klassen von Lebewesen nimmt zu. In einem Hochlagen-Fichtenwald bedeutet dies rascheren Abbau /raschere Zersetzung der Rohhumusschicht inkl. Totholz , damit eine bessere Nährstoffverfügbarkeit, Einwandern rascher wachsender BaumBündner Wald 2 /2012 19


arten ( Laubhölzer ), häufigeres und intensiveres Auftreten von Borkenkäfern ; – kurz gesagt : Die Fichte wird verschwinden ; langsam, wenn man die Dauer eines menschlichen Lebens als Vergleichsgrösse heranzieht, aber geradezu rasant nach vegetationsgeschichtlichen Massstäben. Wo steht die Waldforschung im Scatlè, und was wäre noch denkbar ? Seit H. Leibundgut in seinen späteren Jahren die Gebirgswaldforschung aus ihrem Dornröschenschlaf geweckt und sich ihrer angenommen hat, sind gerade auch im / 70*100 farbig UntersuchungsUrwaldBündnerwald Scatlè 2012 zahlreiche Ausgabe April 2012 und Forschungsprojekte in Gang gekommen. Die Dissertation Hillgarter ( 1971 ) über ANZEIGE

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den Scatlè war für viele Jahre praktisch die einzige wissenschaftliche Grundlagenuntersuchung. Heute stehen Inventurfortschreibungen, die pflanzensoziologische Kartierung und weitere Daten zur Verfügung. Wie aber sind solche Forschungsdaten im Lichte der ( s. oben ) inzwischen bekannten und quantifizierbaren Veränderung der Rahmenbedingungen zu beurteilen ? 1. Die Daten repräsentieren vor allem Momentaufnahmen. Derzeit und bis auf Weiteres – vielleicht für Jahrhunderte – ändern sich die vom Menschen induzierten Rahmenbedingungen aber derart rasch, dass die Ergebnisse eines heutigen Forschungsprojektes eigentlich nur noch unter Vorbehalt resp. mit Verfallsdatum gültig sein dürften. Von Interesse ist immer öfter nicht der Zustand eines Objektes, sondern die Veränderung seines Zustandes in der Zeit. 2. Nur wo länger laufende Veränderungen erkennbar und belegbar sind, können sie zur Entwicklung und Durchsetzung von möglichen Gegenstrategien genutzt werden. Die mit Fakten unterfütterte öffentliche Präsentation von Ergebnissen ist eine der wichtigsten Massnahmen – die Resultate sollen « unter die Leute » gebracht werden und verständlich gemacht werden. Wie aber liesse sich Waldforschung über den Scatlè ( u. a. ) so darstellen, dass die Öffentlichkeit überhaupt darauf aufmerksam wird ? Seit ca. 1450 hat das gedruckte Wort die Welt erobert – Lesen und Schreiben wurden zu Fähigkeiten, die danach für alle erlernbar und von allen gefordert waren. Heute ist es das fotografische resp. das fotoelektro-

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Totholz ist im Urwald omnipräsent. (Bild: Hermann Klöti )

nische Bild, das ( seit der ersten Aufnahme 1826 ) das Wort immer mehr in den Hintergrund drängt. Und immer mehr Menschen gelingt es, auch ohne Lese- und Schreibfähigkeiten durchs Leben zu kommen. Bilder und Symbole umgeben uns überall : Werbung, Signalisationen, elektronische Medien, Netzwerke wie Facebook. Das Bild ist die Botschaft. Zahlen, Tabellen, Diagramme sprechen immer weniger Leute an. Und es gibt vieles, was man mit Bildern tatsächlich unmittelbarer und eindrucksvoller vermitteln kann als mit Worten : Man denke z. B. an den Rückgang der Alpengletscher, der per Überblenden der neuesten LK mit der Siegfried- oder Dufourkarte höchst eindrücklich darstellbar ist. Oder umgekehrt: Wer denkt bei « Rügen » nicht an Kreidefelsen und an das Gemälde von C. D. Friedrich ? Oder wer fühlte sich nicht schon fast persönlich betroffen von einer Satellitenbildserie über den austrocknenden Aralsee ? Der spezielle Charakter des Scatlè eignet sich geradezu ideal dafür, in Bilder gefasst und durch sie verständlich gemacht zu werden : Seine höchst komplexe Struktur, der tageszeitliche wie auch saisonale Wechsel von Farben, Licht, Schatten – das lässt sich mit Worten nicht beschreiben. Das Aufzeichnen von Bildreihen über einen möglichst langen Zeitraum ( mehrere Jahr-

zehnte ; damit sollte auch klar sein, dass dies keine Propaganda in eigener Sache sein kann ! ) wäre für die Darstellung von Veränderungen spezieller Waldstandorte wie z. B. des Scatlè forschungsergänzend ein hervorragend geeignetes Vehikel, die Aufmerksamkeit der Öffentlichkeit zu erreichen. Die technischen Hindernisse für ein solches Vorhaben sollten nicht unterschätzt werden : Kamera und Bildverarbeitungsperipherie müssen über die Projektdauer hinweg bedienbar und kompatibel bleiben. Eine geeignete Ausrüstung ist gewiss nicht gratis zu haben – andererseits kann mit einem Gerätesatz eine grössere Anzahl von Objekten abgedeckt werden. Insgesamt ein kalkulierbares Wagnis mit hohem Gewinn ! ( Die in den Beitrag eingestreuten Zahlen stammen aus dem Buch Brang P. ; Heiri, C. ; Bugmann, H. ; [ Red. ] 2011 ; WALDRESERVATE, 50 Jahre natürliche Waldentwicklung in der Schweiz, worin die Kennzahlen zu den Waldreservaten der ganzen Schweiz aufgeführt sind, inkl. Bilder und Planunterlagen. ) Hermann Klöti Forsting. ETH Via Cumadé 4, 7166 Trun woodyherman.kloeti @ bluewin.ch

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Der Lehr- und Forschungswald der ETH in Sedrun

Übersicht über den Lehr- und Forschungswald der ETH in Sedrun . (Bild: swisstopo, JA100120, JD100042 )

Der Lehr- und Forschungswald der ETH liegt auf dem Gebiet der Gemeinde Tujetsch und umfasst mit den Waldteilen Tgom, Surrein, Bugnei und Udatsch, insgesamt eine Fläche von 176 Hektaren. Seit 1973 besteht zwischen der ETH Zürich und der Gemeinde ein Vertrag, welcher der ETH die Nutzung dieser Wälder bei Sedrun für die Forschung und Lehre ermöglicht. Im Gegenzug steht die ETH zusammen mit der Fachstelle für Gebirgswaldpflege dem lokalen Forstdienst bei der Bewirtschaftung beratend zur Verfügung. Das Bildungszentrum Wald in Maienfeld kann den Lehrwald ebenfalls zur Aus- und Weiterbildung nutzen. Die Ausführung der Holzschläge und der Verkauf des Holzes erfolgt unter der Leitung und in der Verantwortung des lokalen Forstdienstes. 22

Repräsentativ für wesentliche Teile des Schweizer Gebirgswaldes Der Lehrwald liegt zwischen Vorderrhein ( 1300 m ü. M. ) und Waldgrenze ( 1900 m ü. M. ) und erstreckt sich über alle vier Hauptexpositionen. Er deckt damit mehrheitlich die subalpine Stufe ab, reicht aber auch in die hochmonte Stufe hinunter und liegt ausserhalb des Verbreitungsareals der Tanne. Demzufolge treten die hochmontanen Standortstypen als Ausprägungen ohne Tanne auf. Der natürlichen Vegetation entsprechend, besteht der Lehrwald durchwegs aus Fichtenbeständen ( Picea abies ), die überwiegend einschichtig aufgebaut sind. In den höheren Lagen, besonders am Osthang ( Uaul Prau Nausch + Uaul Tgom ), haben sich zum Teil ausgeprägte Rottenstrukturen ausgebildet. Die im Lehrwald vorkommen-


Steckbrief des Lehr- und Forschungswaldes Sedrun ( www.fe.ethz.ch / sedrun ) Waldeigentümer

Gemeinde Tujetsch

Fläche

176 ha

Lage im Gelände

Hanglagen der Hauptexpositionen Nord, Ost, Süd und West

Höhenlage

1300 m ü. M. ( am Vorderrhein ) – 1900 m ü. M. ( Waldgrenze )

Klima

Übergangszone ozeanisch – kontinental

Jahresniederschlag

1250 mm ( Tal ) – 1600 mm ( obere Waldgrenze )

Mittlere Jahrestemperatur

Talboden 5 – 6 °C, Waldgrenze 2,5 – 3,5 °C ( N- & E-Expositionen )

Muttergestein

Silikate kristallinen Ursprungs

Böden

Braunpodsole ( tiefere Lagen ), Podsole ( höhere Lagen )

Waldtypen

Fichtenwälder der hochmontanen und subalpinen Stufe

den Standorts- und Bestandestypen können für eine ansehnliche Fläche unserer Gebirgswälder als repräsentativ angesehen werden. Entstehung Da die standörtlichen und ökologischen Bedingungen im Gebirgswald erheblich anders sind als jene im Flachland, strebte die ETH Anfang der 1970er-Jahre die Intensivierung der Lehre und Forschung in den Gebirgswäldern an. Dies sollte mit der Schaffung von Plenterwald-Versuchsflächen geschehen, u. a. in Sedrun. Am 29. Juni 1972 schrieb der damalige ETH-Waldbauprofessor Hans Leibundgut an den Kantonsforstinspektor Conradin Ragaz : « . . . möchten wir uns zukünftig vermehrt mit Problemen des Gebirgswaldbaus befassen. ( . . . ) Zu diesem Zweck möchten wir in einigen Gebirgswäldern grössere Versuchsflächen als Lehr- und Forschungsobjekte einrichten. ( . . . ) Nach langem Suchen sind wir zum Schluss gelangt, dass sich die Abteilungen . . . der Waldungen von Sedrun für diesen Zweck ausgezeichnet eignen würden. »

Auf den 1. Januar 1973 trat dann der erste Vertrag « über die Anlage von Versuchsflächen » zwischen der Gemeinde Tujetsch und dem damaligen Institut für Waldbau der ETH in Kraft, und Ernst Ott wurde als Versuchsleiter eingesetzt. Damals war für diese Position das Wählbarkeitszeugnis eine zwingende Voraussetzung. Ernst Ott war von 1980 bis 1998 auch Privatdozent für Gebirgswaldbau an der ETH und prägte damit eine ganze Generation von Forstingenieuren. In dieser Zeit sind zahlreiche Forschungsarbeiten und Publikationen zum Gebirgswaldbau entstanden, bei vielen davon spielten Versuche und Beobachtungen in den Beständen des Lehrwalds Sedrun eine wichtige Rolle. Nach der Pensionierung von Ernst Ott wurde seine Stelle zu einer Assistenzprofessur aufgewertet, und im Jahr 2000 übernahm Harald Bugmann mit der Professur für Gebirgswaldökologie den Lehrwald. Im Jahr 2004 entstand daraus die heutige Professur Waldökologie, welcher der Lehrwald weiterhin zugeordnet ist. Bündner Wald 2 /2012 23


Uaul Bugnei im Juli 2010. (Bild: Christoph Märki )

Ausbildung Wie bereits bei der Einrichtung des Lehrwalds, soll auch heute noch den besonderen Eigenschaften der subalpinen Gebirgswälder in Lehre und Forschung Rechnung getragen werden : Dem Unterricht im Gebirgswaldbau ist an der ETH nach wie vor eine eigene Veranstaltung mit Exkursionen gewidmet. Nach der Pensionierung von Ernst Ott hat Monika Frehner diesen Lehrauftrag übernommen, der seit der Bologna-Reform eng mit dem Unterricht in Gebirgswaldökologie verzahnt ist. Einen Schwerpunkt der Veranstaltung, die sich mittlerweile « Gebirgswaldmanagement » nennt, bilden die mehrtägigen Exkursionen. Eine davon findet in Sedrun statt, wo Standorte im Uaul Surrein und Bugnei sowie bei Tschamut besucht werden. Zudem hat sich seit zwei Jahren eine internationale Exkursion etabliert, während der jeweils amerikanische Austauschstudenten der Uni Freiburg im Breisgau die Bestände im Lehrwald besuchen. Bewirtschaftungsgeschichte Während Jahrhunderten standen die nach umfangreichen Rodungen verbliebenen Waldungen des Tujetsch unter dem Einfluss des kommunalen Weidganges, welcher erst in den 1990er-Jahren abgeschafft wurde. 24

Zwischen 1979 und 1988 wurde im Uaul Surrein versucht, die Verjüngung durch das Anlegen von schlitzförmigen Bestandesöffnungen einzuleiten. Dieses Vorgehen war grundsätzlich erfolgreich, bis der Sturm Vivian und die darauf folgenden Käferschäden ab 1990 praktisch nur noch Zwangsnutzungen zuliessen. Heute hat sich die Situation beruhigt, und im Winter 2007/ 08 konnte wieder ein ordentlicher Holzschlag durchgeführt werden. Mittels einer Seillinie wurden einerseits vorhandene Verjüngungsstützpunkte freigestellt und andererseits neue Bestandeslücken für die Ansamung geschaffen. Die Bestände am Südhang ( Uaul Bugnei ) sind erst seit 1989 mit einer lastwagenbefahrbaren Strasse erschlossen. Durch grosse Sturmschäden ( Vivian ) und die folgenden Käferschäden wurde der westliche Teil des Uaul Bugnei fast vollständig entblösst, weiter östlich kam es verbreitet zu Streuschäden. Der Schutz der Bahnlinie, der Strasse und der Siedlung unterhalb des Uaul Bugnei wird heute mit temporären Lawinenverbauungen und Steinschlagschutznetzen gewährleistet. Damit die Wiederbewaldung möglichst schnell vor sich geht, wurden umfangreiche Pflanzungen vorgenommen, in denen bald die ersten Pflege-Eingriffe erfolgen werden. Naturwaldreservat Uaul Prau Nausch Seit 2007 besteht innerhalb des Lehr- und Forschungswaldes das Naturwaldreservat ( NWR ) Uaul Prau Nausch, was mit « Wald auf schlechter Wiese » übersetzt werden kann. Es erstreckt sich über eine Fläche von rund 65 Hektaren. Der Uaul Prau Nausch gehört zum Netzwerk der Schweizer Naturwaldreservate, einem Kooperationsprojekt von WSL, ETH und BAFU. Zudem dient es als Refugium für selte-


Toctoc, der Dreihzehenspecht des Uaul Prau Nausch. (Illustration : Flurin Mengelt )

ne Tier- und Pflanzenarten wie zum Beispiel den Dreizehenspecht. Auch aus touristischer Sicht ist das neue Reservat von grossem Wert. Der Erlebnispfad « Auf dem Weg zum Urwald » gibt Einblicke in die Besonderheiten und die Entwicklung des Gebirgswaldes. Für die Kinder übernimmt der Specht « Toctoc » die Führung durch das Waldreservat. Forschung Durch die langfristige Ausrichtung des Lehrwalds sind Forschungsprojekte über längere Zeiträume möglich. Dank der Zusammenarbeit mit der Praxis ( Forstdienst, Gebirgswaldpflegegruppe GWG, Fachstelle für Gebirgswaldpflege ) können Forschungs-Themen aufgegriffen werden, welche eine hohe Relevanz für die Bewirtschaftung von Gebirgswäldern haben. Zudem kann aus den verschiedenen Projekten mit der Zeit das Verständnis für das Ökosystem Gebirgswald – ähnlich einem Puzzle – laufend zusammengesetzt, ergänzt und erweitert werden. Im Folgenden gehen wir auf aktuelle und einige abgeschlossene Projekte der letzten 15 Jahre ein.

Forschungsschwerpunkt Verjüngung Da im Schutzwald die Verjüngung, insbesondere nach Käfer- und Windwurfschäden, aber auch nach Holzschlägen möglichst schnell den fehlenden Altbestand ersetzen soll, sind die Kenntnisse über die idealen Bedingungen für die Ansamung und das Aufwachsen essenziell. Zu erwähnen sind auf diesem Gebiet u. a. die Dissertationen von Peter Brang ( 1996 ) und Monika Frehner ( 2000 ) : Sie haben umfangreiche Untersuchungen durchgeführt zu den minimalen bzw. idealen Bedingungen für die Ansamung und Verjüngung, z. B. bezüglich der Lichtverfügbarkeit und damit der minimalen Lückengrösse bei Holzschlägen. Ihre Ergebnisse haben Eingang gefunden in den allseits bekannten NaiS-Ordner ( Frehner et al., 2005 ). In einem kleineren Versuch konnte gezeigt werden, dass mit Bodenschürfungen, durch die alles organische Material ( Bodenvegetation inkl. oberste Wurzelschicht, Humus ) entfernt wird, in Samenjahren sehr gute Ansamungserfolge erzielt werden können. Die geschürften Flächen stellten über mehr als fünf Jahre ein geeignetes Keimbeet für kleine Fichten dar und dienen heute als Anschauungsobjekte bei der Ausbildung. Eine wichtige Rolle spielen die Samenjahre auch bei der Entwicklung der Waldausdehnung an der oberen Waldgrenze im Uaul Bugnei. Für die erfolgreiche Verjüngung braucht es das Zusammenspiel von mehreren Faktoren, u. a. eben von Samenjahren, weshalb die Verjüngung und damit die Verschiebung der Waldgrenze nach oben in Phasen und nicht kontinuierlich verläuft. Zudem konnte gezeigt werden, dass sich die erhöhten Sommertemperaturen in den Neunzigerjahren direkt im Dickenwachstum der jungen Fichten niederschlugen, was die Bedeutung der Temperatur auf dieser Höhe als limitierenden Faktor bestätigt ( Bolli, 2004 ). Bündner Wald 2 /2012 25


Das Waldreservat Uaul Prau Nausch. (Bild: Christoph Märki )

Catherine Cunningham ( 2006 ) hat den Einfluss der ökologischen Bedingungen im Frühling auf die natürliche Fichtenverjüngung untersucht. Der Frühlingsschnee ANZEIGE

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beeinflusst das Wachstum der Jungbäume sehr stark, sei es direkt über die Lichtverfügbarkeit und die Länge der Vegetationszeit oder indirekt über Schneeschimmelinfektionen ( Herpotrichia juniperi ), welche vor allem den Zuwachs der mittelgrossen Jungbäume ( Höhe 31 – 60 cm ) beeinflussten. In einem zweiten Feldexperiment analysierte sie, wie dreijährige, gepflanzte Jungfichten auf künstlichen Wildverbiss ( Triebschnitt ), Schneeschimmelinfektionen und Konkurrenz durch die Bodenvegetation reagieren. Der Triebschnitt der Jungbäume war im ersten Untersuchungsjahr leicht positiv für den Zuwachs, im zweiten Jahr aber stark negativ. Sobald sich die Bodenvegetation etabliert hatte, unterdrückte sie durch Beschattung das Wachstum der Jungfichten. Schneeschimmelinfektionen wurden erst im zweiten Jahr beobachtet ; sobald diese aber auftraten, waren sie verbunden mit reduziertem Zuwachs. Derzeit sind wir daran, die langfristige Überlebens- und Entwicklungstendenz dieser Bäume auszuwerten, um den Einfluss dieser Störungen zu quantifizieren. Ein weiteres aktuelles Projekt befasst sich mit der Anfälligkeit der gepflanzten Fichten auf den Schwarzen Schneeschimmel am Südhang ( Uaul Bugnei ). Frühere Untersuchungen haben den Schneeschimmel vor allem an Nordhängen als Problem identifiziert. Bei den Pflanzungen des Forstdienstes Tujetsch zeigte sich aber, dass er auch an Südhängen grössere Schäden anrichten kann. Nun untersuchen wir, wo in der Bestandeslücke welche Faktoren zum Ausfall der Bäume führen bzw. den Schneeschimmelbefall der Bäume wie stark beeinflussen und wo in den bestehenden Lücken aufgrund der vorherrschenden Verhältnisse auch natürliche Ansamung erwartet werden kann. Wir hoffen, aus den Resultaten weite-


re wertvolle Hinweise für die waldbauliche Praxis im Gebirgswald ableiten zu können. Forschungsschwerpunkt Rotten Das Naturwaldreservat Uaul Prau Nausch und der angrenzende Pufferstreifen bieten mit ihrer ausgeprägten Rottenstruktur ausgezeichnete Möglichkeiten, um die Entstehung und Entwicklung der Rotten im subalpinen Fichtenwald zu untersuchen. Unter anderem deshalb hat die WSL hier die ertragskundliche Versuchsfläche « Uaul Tgom » eingerichtet. Mittels Vergleichsflächenpaar soll der Einfluss der waldbaulichen Behandlung langfristig dokumentiert und quantifiziert werden können. In weiteren Untersuchungen ( Strobel, 1995 ; Zumbrunn, 2011 ) konnte aufgezeigt werden, dass im Uaul Prau Nausch die Variabilität des Alters innerhalb der Rotten in der Regel kleiner ist als zwischen den Rotten, was darauf hindeutet, dass die heute vorhandenen Rotten kontinuierlich und nicht innerhalb kurzer Zeit aufgrund eines grossflächigen Ereignisses entstanden sind. Die Rotten vergrössern sich tendenziell von oben her in der Falllinie gegen unten, was auf die Bedeutung der Schneemechanik für den Verjüngungserfolg zurückzuführen sein dürfte. Die Randbäume einer Rotte verzeichnen zudem einen stärkeren Zuwachs und eine höhere Stabilität als die Bäume im Zentrum, und dicht beieinanderstehende Fichten weisen einen eher schwächeren Radialzuwachs auf. Durch das Dichtstehen schützen sich die Bäume auch vor negativen Einflüssen wie zum Beispiel vor der Schneelast.

Im Lehrwald Sedrun sind also auch fast 40 Jahre nach seiner Gründung verschie-

denste Projekte im Gang, welche dank der guten Zusammenarbeit mit dem lokalen Forstdienst nicht nur der ökologischen Grundlagenforschung, sondern auch der weiteren Verbesserung des Gebirgswaldbaus dienen sollen. An aktuellen Forschungsfragen aus der Praxis, welche im Rahmen von Forschungsprojekten wie Master- oder Doktorarbeiten im Lehrwald Sedrun angegangen werden könnten, sind wir sehr interessiert. Bitte zögern Sie nicht, mit den Autoren dieses Textes Kontakt aufzunehmen ! Literatur Angaben zur zitierten Literatur finden Sie auf der Webseite des Lehrwaldes : www.fe.ethz.ch/sedrun/archiv

Christoph Märki Koordinator Lehrwald Sedrun, ETH Universitätsstrasse 22, 8092 Zürich christoph.maerki @ env.ethz.ch

Harald Bugmann Professor für Waldökologie, ETH Universitätsstrasse 22, 8092 Zürich harald.bugmann @ env.ethz.ch

Bündner Wald 2 /2012 27


Naturgefahren in der Surselva Beispiele von Ereignissen und Massnahmen Die Surselva als inneralpine Bergregion kennt die ganze Palette des Naturgefahrenmanagements. Entscheidend für den Aufbau des Naturgefahrenmanagements war die Realisierung von Lawinenverbauungen nach den Wintern 1951 und 1975. Eindrückliche Beispiele dazu sind die Verbauungen in Trun oder in Vals. Nach dem Lawinenwinter 1975 wurden sogar Umsiedlungen in Acla /Medel Lucmagn und Caprau / Disentis nötig. Nebst Schutzbautenprojekten wurden, wie im ganzen Kanton, seit den 70er-Jahren die Gefahrenzonen ausgeschieden. Seit einigen Jahren werden auch Gefahrenkarten und Interventionskarten für den Einsatz im Ereignisfall ausgearbeitet. Nicht nur nach Katastrophen musste reagiert werden, auch Abholzungen hatten Massnahmen zur Folge. So mussten in Tujetsch Abholzungen mit Wiederaufforstungsprojekten und technischen Massnahmen korrigiert werden. Nebst den Naturgefahren Lawinen und Wasser sind in der Surselva auch Sturzgefährdungen und grossflächige Rutschungen ( Lugnez ) ein Thema. 1. Felssturz Tscharbach Brigels und Obersaxen – Ereigniskataster Ein eindrückliches Naturereignis passierte im Tscharbach ( Gemeinden Obersaxen und Brigels ) im Jahr 2002. Am 6. Juni stürzten 100 000 m3 Felsmasse zu Tal. Die Instabilität kündigte sich eine Woche vorher durch Risse im Fels und durch die zunehmende Steinschlagaktivität an. Die Ablagerungen bestehen aus Blöcken bis zur Grösse von Einfamilienhäusern. Schäden entstanden keine, da die Felssturzmassen den Wildbachkegel nicht erreichten und im Tobel des Tscharbaches liegen blieben. Das Ereignis wurde durch Marius Cathomen gefilmt und das Video kann auf www.gra28

Felssturz Tscharbach, Aufnahme vom 27. Juli 2011. (Foto: Corina Riedi )

nat.ch/ereignisse-strzender-fels-felssturz heruntergeladen werden. Der Felssturz ist für den Ereigniskataster StorMe, die offizielle Ereignisdokumentation, erfasst worden. Die Aufnahme von Ereignissen in der Surselva erfolgt unter der Leitung des Amtes für Wald und Naturgefahren durch die Revierförster, das Tiefbauamt, die Rhätische Bahn und die Matterhorn Gotthard Bahn. In der Region Surselva wurden bisher 1244 Ereignisse im Kataster StorMe erfasst. Das « älteste » Ereignis, welches in der Datenbank erfasst ist, stammt aus dem Jahr 1730. Damals ereignete sich eine Staublawine in der Gemeinde Suraua in der Val da Camuns. Es kamen zwei Personen ums Leben. Die Rutschung ist mit 495 Fällen die am meisten registrierte Ereignisart. Darun-


Abb.1: Anzahl erfasste Naturereignisse in der Surselva. (Darstellung: Amt für Wald und Naturgefahren )

ter fallen vor allem sehr viele Hangmuren der Unwetter im November 2002. 2. Überschwemmungen in Vals – Gefahrenkarten Gemäss Übermittlung und Aufzeichnungen war das Dorf Vals seit jeher durch Überschwemmungen des Valserrheins gefährdet. In der Valser Chronik ( Juni 2006 ) werden Ereignisse aus den Jahren 1627, 1697, 1725, 1745, 1762, 1817, und 1834 übermittelt. Gemäss dieser Chronik war das Hochwasser von 1868 derart schwerwiegend, dass die gesamte Gemeindebevölkerung erwog, nach Amerika auszuwandern. Dank eines Hilfeangebots und Zuspruchs der Bündner Kantonsregierung liessen die Valser das Vorhaben fallen. Es folgten weitere Ereignisse, die mit Wuhrbauten zur Sicherung des Dorfes berichtigt wurden, so nach den Jahren 1927, 1928, 1954 und 1956. Mit dem Bau des Zerfreilastausees wurde ab dem Jahr 1958 Retentionsvolumen geschaffen. Trotzdem folgten Hochwasserereignisse in den Jahren 1987, 1993, 1999 und 2003. Zum Beispiel trat im Jahre 1999 der Valserrhein über die Ufer und überschwemmte weite Teile des Dorfgebietes. In den Jahren 2007 bis 2009 wurde aufgrund einer Wassergefahrenstu-

die der Valserrhein nochmals verbaut. Die Gefahrenkarte Valserrhein berücksichtigt die zuletzt ausgeführten Wuhrbauten und liefert die Vorgabe für die Gefahrenzonen. Linksrheinisch wird weiterhin mit erheblicher Überschwemmungsgefahr ( Entlastungskorridor ) gerechnet. Rechtsrheinisch verbleibt eine mittlere Gefährdung. Dieses Szenarium wird in der Gefahrenkarte dargestellt und ist im Gefahrenzonenplan umgesetzt. In der Surselva sind die wichtigsten Wassergefahrenkarten erstellt und in der Gefahrenzonierung umgesetzt. Nebst dem Dorf Vals gehören hierzu: Stadt Ilanz, Dorf Trun, Dorf Brigels, Dorf Danis, Dorf Rabius. Noch in Erarbeitung sind die Gefahrenkarten in Disentis und Medel / Lucmagn. Auch die Lawinengefahrenkarten sind für die wichtigsten Gefährdungsgebiete erstellt. Hierzu gehören die Gemeinden Vals, Trun, Safien, Brigels, Sumvitg und Tujetsch. In Erarbeitung sind die Lawinenkarten für Disentis und Medel / Lucmagn. Für das Rutschgebiet im Lugnez liegt ebenfalls eine Gefahrenkarte vor, die gemeindeweise umgesetzt wird. In 40 Gemeinden der Surselva besteht ein Bedarf für eine Wassergefahrenkarte, weil Wassergefahren existieren und sich der aktuelle Gefahrenzonenplan zur Wassergefahr nur ungenügend äussert. Noch in sechs Gemeinden ist die Erstellung einer Wassergefahrenkarte ausstehend. Auch bei den übrigen Naturgefahren liegt der überwiegende Teil der Gefahrenkarten vor. Nicht in jeder Gemeinde gibt es alle Naturgefahrenprozesse und dementsprechend sind auch nicht alle Naturgefahrenkarten erforderlich. 3. Lawinenniedergänge in Safien – Gefahrenzonen Die ersten Gefahrenzonenpläne wurden in den 70er-Jahren erstellt. Insbesondere beim Bündner Wald 2 /2012 29


Abb.2: Stand Gefahrenkartenerstellung Surselva. (Darstellung: Amt für Wald und Naturgefahren )

Prozess Lawine lagen aufgrund von Ereignisaufnahmen sehr gute Kenntnisse vor. Im Protokoll zum Gefahrenzonenplan 1979 der Gemeinde Safien wird beispielsweise zur Furrentobellawine Folgendes festgehalten : Lawine : Anrissgebiet am Plangghorn, Niedergänge bezeugt am 27. 2. 1871 und im Januar 1951 bis an die Rabiusa ( Fluss im

Talgrund ). Im Gefahrenbereich stehen bezeichnenderweise ausschliesslich neuere Bauten, Seilbahnstation KWZ, Garage, Magazin, Säge und Angestelltenhaus. Wasser : Stark erodierendes Tobel in gebrächem, sackendem Bündnerschiefer und vernässter Moräne, im Zusammenhang mit den Anlagen der KWZ auf ca. 400 ml kana-

Abb.3: Neuer Gefahrenzonenplan Safien vom 10. 8. 2010. (Karte: Gefahrenkommission I )

743'000

744'000

Amt für Wald Graubünden Uffizi forestal dal Grischun Ufficio forestale dei Grigioni

Gefahrenzonenplan Safien Nord

172'000

172'000

1:5'000

Gefahrenzonen

Hinweise

Gefahrenzone 1 (rote Zone)

Baugebiet

Gefahrenzone 2 (blaue Zone)

Wald

Erfassungsbereich

Gewässer

Ilanz, den

Gefahrenkommission I Vorsitz

(Urban Maissen)

Mitglied

(Magnus Rageth)

Mitglied

(Luzi Schmid)

Visum für Wassergefahr Abteilung für Wasserbau TBA GR

(Andri Bischoff)

Kartendaten: UP10 © ALG

Kartenerstellung: AfW, 10.06.2010, st 743'000

30

744'000


lisiert, im mittleren und oberen Lauf massiver Sperreneinbau 1972 – 1974. Solche detaillierte Gefahrenzonenpläne mit prozessgetrennten Berichten sind eine entscheidende Vorlage für Neubeurteilungen. Neuberechnungen und Neubeurteilungen der Lawine führten im Furrentobel im Jahre 2010 wohl zu Anpassungen der Zone. Im Wesentlichen konnte die Gefahrenzone aus dem Jahr 1979 aber bestätigt werden. Allerdings konnten in der Neubeurteilung auch die in der Zwischenzeit erstellten Lawinenverbauungen berücksichtigt werden. Gefahrenzonen werden im Kanton Graubünden nur dort ausgeschieden, wo Personen und erhebliche Sachwerte gefährdet sind, d. h. wo Schadenpotenzial besteht. Diese Gebiete werden als Erfassungsbereiche bezeichnet. In der Surselva wurden 17 000 ha Erfassungsbereiche bestimmt. Als Vergleich dazu dient die gesamte Fläche der Surselva mit 137 000 ha oder die gesamte Schutzwaldfläche in der Surselva mit 19 000 ha. In diesen Erfassungsbereichen sind mit 1700 ha roter Zone ( Bauverbot ) und mit 1500 ha blauer Zone 2 ( Bauen mit Auflagen ) knapp 20 % mit Gefahrenzonen belegt. 4. Lawinenniedergänge in Trun – Schutzbauten Im Lawinenschutzkonzept der Gemeinde Trun des damaligen Kreisforstamtes Trun vom Oktober 2000 steht festgeschrieben, dass das auslösende Ereignis für das Lawinen- und Aufforstungsprojekt Munt der Lawinenwinter 1951 war. Beim Lawinenanrissgebiet Munt handelt es sich um eine stark gekammerte, südöstlich exponierte Fläche zwischen 1800 und 2300 m. ü. M. Entsprechend den knappen Mitteln der 1950er-Jahre wurde die Anrissfläche geländekammerweise verbaut und aufgeforstet. Insgesamt kam eine sehr grosse

Lawinenverbauung L’Ondadusa, Schneeverwehungswand, Tujetsch, 12. Januar 2012. (Foto: Bernard Riedi )

Anzahl an Werktypen und Materialien zum Einsatz, so zum Beispiel : armierter Beton, armierter Beton für Tragkonstruktion ( mit Lärchenbalken ), Stahlschneebrücken mit Holzbalken, Stahlschneebrücken naturbelassen und verzinkt, Auffangnetze, Kastanienholzschneerechen, Mauern mit Pa-

Lawinenverbauung L’Ondadusa, verbaute und noch nicht verbaute Fläche mit Anrissansätzen, Tujetsch, 12. Januar 2012. (Foto: Bernard Riedi )

lisadenabwehrung, Platten-, Sockel- und Ankerfundationen. Trotz der Verbauungen ist im Jahre 1984 die Muntlawine bis über die Kantonsstrasse A19 westlich von Trun vorgedrungen, und im Jahre 1999 stiess eine Lawine bis in den unteren Bereich der Bündner Wald 2 /2012 31


Prozessart

Schutzbauten

Beispiele

Lawine

69.7 km

42.0 km Stahlwerke, 14.0 km Holzschneerechen, 9.0 andere Werke

Steinschlag

3.9 km

2.1 km Schutzbauten mit starren Stützen, 1.0 km Auffangdämme

Hangbewegung, Wasser

43.2 km

33.1 km Sickerleitungen/ Rohrdrainagen

Abb.4: Tabelle Schutzbauten Surselva. (Darstellung: Amt für Wald und Naturgefahren )

Maiensässhöhe vor. In der Folge wurden neue Anrissgebiete verbaut und defekte Verbauungstypen ersetzt. Dem Schutzbautenkataster des Kantons Graubünden können für die Surselva folgende Kennziffern entnommen werden ( In der nachfolgenden Tabelle sind die Schutzwerke des Tiefbauamtes nicht aufgeführt. Deren Erhebung ist zurzeit im Gange. ) : Der forstliche Verbau konzentrierte sich hauptsächlich auf den Lawinenanriss. Hier wurden insgesamt über 65 km temporäre und permanente Verbauungen realisiert. Dies entspricht einer einreihigen Lawinenverbauung entlang der Oberalpstrasse A19 von Trin zum Oberalppass. 5. Überschwemmungen in Ilanz und Hangbewegungen in Sedrun – Ereignisbewältigung und Frühwarnung Mit der Interventionskarte Ilanz existiert ein neueres Instrument, welches die Bewältigung von Hochwassern vorzeichnet. Diese Karte hilft den Einsatzkräften, die Überschwemmungsgefahr des Vorderrheins und des Glenners in Ilanz zu antizipieren. Die Feuerwehr kennt die Schwachstellen und mögliche Massnahmen bereits im Voraus und kann solche Einsätze üben. 32

Ein Beispiel für ein Überwachungs- oder Frühwarnungssystem ist am Hausberg von Sedrun, der Cuolm da Vi, installiert. Der Berg bewegt sich derzeit mit einer durchschnittlichen Geschwindigkeit von 10 cm /Jahr. Ein Überwachungssystem erkennt die aktuellen Bewegungsraten und würde bei einer Überschreitung einer Toleranzgrenze Alarm schlagen. In Tujetsch wurde in den letzten Jahren zudem ein professioneller Sicherungsdienst aufgebaut, welcher Sommer und Winter die Naturgefahrensituation überwacht und lokal verschiedene Nutzniesser wie die Gemeinde, die Matterhorn Gotthard Bahn, das Tiefbauamt und weitere Interessierte berät. 6. Ausblick Der Umgang mit den Naturgefahren ist und bleibt in der Surselva ein aktuelles Thema. Ob Lawinen, Überschwemmungen, Murgänge, Hangmuren oder Sturzereignisse : Die Massnahmen tragen wesentlich zur Verbesserung der Risikosituation bei. Allerdings sind die Erwartungen an die Sicherheit und Mobilität auch gestiegen. Letztere führt jedoch wiederum zu einer Risikosteigerung. Auch deshalb ist es wichtig, die Restrisiken zu kennen. Und wo Potenzial zur Steigerung der Sicherheit vermutet wird, müssen weiterhin Diskussionen mit dem Ziel der Risikoverminderung geführt werden. Als Beispiel dazu sei die Pulaneralawine zwischen Rueras und Dieni im Tujetsch erwähnt. Hier geht es um die Frage, ob es überhaupt technische Massnahmen gibt, die nach KostenWirksamkeit-Überlegungen noch realistisch sind. Falls solche Fragen verneint werden müssen, bleibt es bei der Umsetzung der aktuellen Gefahrenzonenausscheidung. Neue wichtige Erkenntnisse müssen in den Planungsunterlagen und Sicherheitskonzepten direkt umgesetzt werden. Zudem gilt es


auch zu beobachten, wie die Klimaveränderung die Gefahrensituation verändert. So kann rechtzeitig auf neu eintretende Situationen reagiert werden. Quellen : – Gefahrenkarte Sturz, Gemeinde Breil, Amt für Wald und Naturgefahren, C. Cavigilli, Castrisch, 15. 10. 2010 – Gefahrenkarte Wasser, Gemeinde Vals, Amt für Wald und Naturgefahren, Juli 2010, Hunziker, Zarn und Partner, Domat /Ems, Juli 2009 – Valser Chronik, Die Hochwasser in Vals, Vals, Juni 2006

– Gefahrenkarte Lawinen, Gemeinde Trun, Amt für Wald und Naturgefahren Gadola AG, Rabius, September 2011 – Lawinenschutzkonzept der Gemeinde Trun, Kreisforstamt Trun, Hermann Klöti, Oktober 2000

Urban Maissen Amt für Wald und Naturgefahren Via Crappa Grossa 14, 7130 Ilanz urban.maissen @ awn.gr.ch

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Die Geschichte des Holzwegs im Kanton Graubünden

Aufladestation der letzten Valtellinabahn im Calancatal, 1981. (Bild: Thomas Käthner )

Wie in anderen Bereichen hat sich in den letzten rund 100 Jahren auch die Wald-, Forst- und Holzwirtschaft im Kanton Graubünden sehr stark verändert. Hier ein Überblick über Wandel und Bedeutung in Verarbeitung und Handel des Rohstoffs Holz im Laufe der letzten Jahrzehnte. Die Fünfzigerjahre – die kommerzielle Holzgewinnung Während und ausgangs des Zweiten Weltkriegs hat die Kriegswirtschaft den Bereich um den Rohstoff Holz stark geprägt. Die Landesgrenzen waren geschlossen, und so wurde unter anderem auch der Bezug von Kohle kontingentiert. Mit den sogenannten Kriegskontingenten wurde der Rohstoff Holz aus dem Bündner Wald, welcher nicht

im Kanton verarbeitet wurde, verschiedenen Regionen unseres Landes zugewiesen und insbesondere in die Industrieregionen der Kantone Zürich, St. Gallen und Thurgau « exportiert ». Das Holz wurde sowohl als Energieträger sowie vor allem auch als Baumaterial verwendet. In dieser Zeit waren es vor allem die Bündner Bauern, die zwischen Oktober und März im Nebenerwerb die Holzschläge ausführten. Arbeiter aus dem Baugewerbe, welche während der übrigen Jahreszeit auf den Baustellen eingesetzt wurden, arbeiteten im Winter ebenfalls im Wald. Bei ausserordentlichen Ereignissen ( Kalamitäten ) wurde auch im Sommer Holz geschlagen. Die Arbeiten wurden von den Waldbesitzern meistens an kleinere Akkordgruppen vergeben. Holzschläge bedeuteten viel und anstrengende Handarbeit sowie den Einsatz einer grossen Anzahl an Arbeitern. In allen Regionen waren Bauern mit Rössern als Fuhrleute unterwegs. Als Musterbeispiel für das Holzrücken mit Pferden im Kanton Graubünden gilt das Prättigau. Die Aufsicht über die Waldarbeit hatten die örtlichen Förster. Nicht selten wurden die regionalen Akkordanten gegeneinander ausgespielt und arbeiteten zum Teil zu schlechten Konditionen, dies obwohl der kostbare Rohstoff Holz es erlaubt hätte, die

Dreiseilsystem mit VW-Motor im Calancatal, 1984. (Bild: Thomas Käthner )

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Akkordanten mit fairen Preisen abzugelten. So entstand zwischen Auftraggeber und Akkordanten nicht überall eine partnerschaftliche Zusammenarbeit. Alte Holzakkordanten erzählen von zum Teil « schikanösem Verhalten der Forstpolizei ». Das Sägeholz wurde mit der Bahn an unterländische Sägereien geliefert. Das Papierholz wurde auf 1 oder 2 Meter Länge geschnitten, was das Entrinden ( von Hand ) und das Verladen ( von Hand ) erleichterte. Das Papierholz aus Graubünden wurde über die Selva und einige private Holzhändler an die Hespa verkauft. Diese war als Einkaufsorganisation für alle Papierfabriken in der Schweiz bis in den Neunzigerjahren tätig und hatte in allen Kantonen Unterlieferanten. Das Papierholz aus Graubünden wurde vor allem an die Papierfabriken Perlen, Utzensdorf und Attisholz geliefert. Die Sechzigerjahre – die Zeit der Akkordanten Bereits früher wurden bei der Holzernte vereinzelt sogenannte Valtellinabahnen eingesetzt. Diese waren jedoch sehr aufwendig in der Montage und wurden daher nur in den eher selten vorkommenden grossen Holzschlägen und vor allem in den Südtälern des Kantons angewandt. Neu wurden nun in Graubünden die ersten Langstreckenseilbahnen in Betrieb genommen. Die ersten Seilbahnen mit Lasthackenabsenkung ( Lauf- und Stellwagen ) eröffneten ganz neue Perspektiven in der Holzbringung. Pionier im Seilkranbau war die Firma Wyssen aus Reichenbach ( BE ). Erstmals wurden in dieser Zeit auch Kettensägen für die Holzernte gebraucht. Allerdings wurden diese « Maschinen » von vielen Förstern anfänglich verboten. Durften sie eingesetzt werden, dann nur für Trennschnitte. Das Asten mit der Motorsäge war meistens aus ästhetischen Gründen verboten.

Mit dem Beginn des Tourismus in Graubünden fanden die Bauern bei den Bergbahnen neue Möglichkeiten für einen Nebenverdienst. Auch das Stammpersonal aus der Baubranche wurde über Winter meistens weiterbeschäftigt oder fand ebenfalls eine Winterstelle bei den Bergbahnen. Somit kamen im Wald immer öfters Saisonarbeiter, vor allem aus dem südlichen Nachbarland Italien zum Einsatz. In den späten Sechzigerjahren kamen die ersten Südtiroler nach Graubünden, und zwar nicht etwa als Waldarbeiter, sondern als « Heuer » zu den Bauern. Meistens stammten diese Männer aus grossen Bauernfamilien und hatten auch gute Kenntnisse in der Waldarbeit. Immer öfter kamen durch diese Kontakte Südtiroler als Akkordanten im Wald zum Einsatz. Vereinzelt kamen in dieser Zeit auch Waldarbeiter aus Österreich zu uns, vor allem aus Tirol und Kärnten. Die Holzschlagsaison begann im Spätfrühling und dauerte bis zum Einschneien im Spätherbst. Die Siebzigerjahre – Holzexport und staatliche Forststrukturen War bisher über die nach dem Zweiten Weltkrieg aufgebauten Kanäle viel Rundholz aus Graubünden ins Unterland geliefert worden, so begann nun der Holzexport nach Italien und entwickelte sich innert weniger Jahre intensiv. Zu Beginn wurde vor allem ins Veltlin, später auch ins Piemont, nach Trentino und in die Lombardei exportiert. In dieser Zeit koppelte sich Graubünden beim Holzverkauf von der übrigen Schweiz ab. Die industrielle Entwicklung unserer südlichen Nachbarn bescherte dem Kanton Graubünden im Vergleich zur übrigen Schweiz vorteilhafte Preise für alle Holzqualitäten. In dieser Zeit wurden unsere regionalen Sägereien Bündner Wald 2 /2012 35


Gebirgsharvester V-1000 und Baggerprozessor im Calancatal, 2006. (Bild: Thomas Käthner)

reihenweise stillgelegt. Man konnte mit den Rundholzpreisen, die in Italien bezahlt wurden, nicht konkurrieren, auch weil gleichzeitig « billiges » Schnittholz nach Graubünden importiert wurde. Mit rund 40-jähriger Verspätung geschieht jetzt in Italien das Gleiche mit den kleinen und mittleren Sägereien. Die Sägereien können mit den Importpreisen der Schnittware aus den gigantischen Grosssägereien nicht mehr mithalten. Die Lawinenschäden in den Sechzigern lösten bei Bund und Kantonen die Planung und Projektierung von Lawinenverbauungen aus. Ziel war es, die Bergdörfer vor Lawinen, Steinschlägen und Murgängen zu schützen, die Verkehrsachsen ( Strasse und Schiene ) möglichst sicher zu gestalten, um die Täler bewohnbar zu halten und eine wirtschaftliche und touristische Entwick36

lung zu ermöglichen. Dafür wurden Hunderte von Millionen Franken gesprochen. Ohne die durch dieses Geld entstandenen Schutzmassnahmen würde Graubünden heute anders aussehen. In dieser Zeit wuchs auch die Erkenntnis, dass eine nachhaltige Pflege und Nutzung der Schutzwälder günstiger sei als eine Verbauung der Hänge infolge vernachlässigter Wälder. Im Zuge dieser Projekte wurde auch in den meisten Gemeinden eine öffentlich forstliche Infrastruktur geschaffen und aufgebaut. Die Mitarbeiter dieser Betriebe waren neben Holzernte und Waldpflege auch zuständig für die Erstellung von Schutzbauten sowie von temporären und permanenten Lawinenverbauungen und später auch für deren Unterhalt. Die Holzernte in den Berggebieten wurde nun während des ganzen Jahres ausgeführt.


Die Achtzigerjahre – Forstunternehmer und Einsatz neuer Technologien In den Achtziger- und Neunzigerjahren waren neben den öffentlichen Forstbetrieben vor allem Bündner Forstunternehmer mit Akkordantengruppen vorwiegend aus dem Südtirol in den Holzschlägen im Einsatz. Es stellte sich mit der Zeit ein technischer Entwicklungsschub in der Gebirgsholzernte ein. Die teilmechanisierte Holzernte und der Einsatz von technisch komplexen Seilkrananlagen brachten neue Möglichkeiten in der Flexibilität bei der Umstellung der Anlagen. Durch die elektrischen Steuerungen wurde die Bedienung der ganzen Anlagen über Funk möglich, was wiederum zu einer markanten Effizienzsteigerung führte. Die teuren Anlagen wurden vor allem durch die Forstunternehmer erworben und betrieben. Solche Investitionen waren nur möglich durch eine gute Auslastung und einen überregionalen Einsatz. Mit der Modernisierung stiegen auch die Anforderungen an die Forstleute, welche die Geräte bedienen. Immer mehr wurden bei den Forstunternehmern gelernte Forstwarte eingestellt und betriebsintern geschult. Die Herausforderung lag und liegt heute noch in der ganzjährigen Beschäftigung der Mitarbeiter. Die Leistungstiefe der öffentlichen Forstbetriebe ist in den letzten Jahren eher zurückgegangen. Viele Betriebe ziehen für die Holzernte Forstunternehmer bei und können so die modernste Infrastruktur nutzen, ohne selber übermässig investieren zu müssen. Aktuelle Situation – Holzwirtschaft wohin ? Nach dem Sturm Vivian wurde der grösste Teil des Rundholzes aus Graubünden nach Italien exportiert. Seit bald 20 Jahren wird immer mehr Rundholz nach Österreich an die Holzindustrie im Tirol und in Kärnten

exportiert. Vor allem starkes Holz wird aber immer noch nach Italien exportiert. Dies war auch so während der Zeit, in der das Grosssägewerk in Ems in Betrieb gewesen ist. Die aktuelle Holzmarktsituation ist vor allem wegen des Wechselkurses Schweizer Franken / Euro schwierig. Während in Österreich und Deutschland die Rundholzpreise hoch sind, verlieren wir durch den Export in den Euroraum gegenüber dem Eurokurs von vor drei Jahren zwischen 20 und 30 Franken pro Kubikmeter Rundholz. Gerade im Holzabsatz besteht heute, vor allem beim Starkholz, eine grosse Unsicherheit. Es ist schwierig abzuschätzen, welche Absatzmöglichkeiten zukünftig für dieses Sortiment zur Verfügung stehen und welche Preise damit erzielt werden können. Weil aber in unseren meist überalterten Beständen der Starkholzanteil hoch ist, ist gerade der Starkholzabsatz von entscheidender Bedeutung. Belasten diese Sortimente durch schlechte Verkaufspreise die Holzschläge stark, wird sich das Defizit der Forstbetriebe erhöhen. Während der ganzen hier beschriebenen Zeitspanne war die partnerschaftliche Zusammenarbeit zwischen den öffentlichen und den privaten Akteuren im Forstwesen nie so intensiv wie heute. In den letzten Jahren ist die Erkenntnis gewachsen, dass die gegenseitige Abhängigkeit zum Nutzen aller und vor allem zum Vorteil unserer Schutzwälder eine Chance ist, die Zukunft gemeinsam erfolgreich zu bewältigen.

Meinrad Candinas CANDINAS SA, multi servis 7172 Rabius mcandinas @ candinas.ch

Bündner Wald 2 /2012 37


Tarcisi Maissen SA – Generalunternehmung mit Tradition Grosse und kleine Objekte im ganzen Kanton Graubünden und darüber hinaus bezeugen die vielseitigen Aktivitäten der Firma Tarcisi Maissen SA mit Sitz in Trun. Curdin Maissen leitet das Architekturbüro mit fünf Angestellten. In diesem Büro entstehen Projekte, Ideen und Konzepte sowohl für traditionelle als auch für moderne Architektur. Flurin Maissen zeichnet für den administrativen Bereich verantwortlich. Der regionalen Wertschöpfung verpflichtet « Das Maissen-Haus basiert auf dem traditionellen Valser Baustil, kombiniert mit den Neuerungen und technischen Gegebenheiten von heute.» So beschreiben wir unsere charakteristischen Holzhäuser, die weit über Das unverkennbare Maissen-Haus mit den massiven, nach alter Bauweise abgebundenen

Niedrigenergiehaus mit Holzständerkonstruktion, fassadenintegrierte Luftkollektoren und Sonnenkollektoren. (Bild: Tarcisi Maissen SA )

die Bündner Grenzen hinaus bekannt sind. Obwohl die Bauart charakteristisch ist, zeigen die vielfältigen Beispiele, dass der Individualität grosser Spielraum gewährt wird. Die Generalunternehmung Tarcisi Maissen SA bietet verschiedene Häusertypen an : das traditionelle Maissen-Haus, das Niedrigenergiehaus

Strickholzwänden. (Bild: Tarcisi Maissen SA )

Einfamilienhaus mit extensiv begrüntem Flachdach. Kombinierte Holzständerund Holzstrickkonstruktion in Lärchenholz. (Bild: Tarcisi Maissen SA )

und das moderne Haus mit Flachdach. Alle drei Häusertypen haben einige Gemeinsamkeiten wie Qualität, hohe einheimische Wertschöpfung sowie niedrigen Energieverbrauch. Effizienz in Bezug auf Energieverbrauch und Komfort wird ständig geprüft und verbessert. 38


So wird auch das traditionelle Maissen-Haus ab sofort als Minergiehaus mit dem im Zentrum stehenden Wohn- und Arbeitskomfort angeboten. Ermöglicht wird dieser Komfort durch eine hochwertige Bauhülle und eine systematische Lufterneuerung. Der Wertschöpfung hat sich Tarcisi Maissen senior bereits bei der Gründung der Unternehmung im Jahre 1946 verpflichtet und seine Nachfolger sind diesem Grundsatz treu geblieben. Es ist eine Wertschöpfung zugunsten der Region und zugunsten des Bündner Holzes. Teil dieser Philosophie und Beginn der innerbetrieblichen Wertschöpfungskette ist die moderne Sägerei. Nach dem Brand der alten Sägerei vor 22 Jahren wurde ein modernes und leistungsfähiges Der in der geheizten Sägereihalle installierte

holzangebot aus dem Ausland verunmöglicht leider diese Pläne, sodass bis auf Weiteres ungefähr zu 90 % für Eigenbedarf eingeschnitten wird. Vom Baumstamm bis zum fertigen Haus In der Schreinerei und Zimmerei unserer Unternehmung am südlichen Dorfrand von Trun werden verschiedenste Holzarbeiten ausgeführt. Insbesondere sind dies Strickwände, Ständerkonstruktionen, Dachkonstruktionen, Balkenlagen, Dachschalungen, Holztreppen, Täfer aller Art, Massivholzböden, zertifizierte Holzfenster, Türen, Küchen, Schränke, Stühle und weitere individuell hergestellte Möbelstücke in traditionellen und modernen Ausführungen. All diese Produkte werden aus heimischem Holz gefertigt. Die Verarbeitung

Vollgatter mit Breitenverstellung ermöglicht ein rationelles Einschneiden von Rundholz

Küche mit Massivholzfront in Ahorn, natur.

bis Ø 72 cm. (Bild: Tarcisi Maissen SA )

Abdeckung in Speckstein. (Bild: Tarcisi Maissen SA)

Sägewerk aufgebaut. Drei Mitarbeiter sind damit beschäftigt, jährlich 3000 bis 4000 m3 Rundholz einzuschneiden. Dass der grösste Teil dieses Holzes aus den Wäldern der Surselva stammt, ist fast selbstverständlich. Die mit einem leistungsfähigen Vollgatter ausgerüstete Sägerei wurde damals für eine Einschnittmenge von über 20 000 m3 Rundholz konzipiert. Die seit Jahren ungünstige Marktsituation mit einem riesigen SchnittBündner Wald 2 /2012 39


30 Stunden benötigen. Energieeffizientes Bauen muss künftig im Hochbausektor noch verstärkt werden, und das Erreichen einer hohen Wertschöpfung erhöht die Überlebenschancen der peripheren Berggebiete.

Sitzungszimmer mit modernem Tisch und Designstühlen in Eichenholz. Traditionelle Kassettendecke mit Rosette in Föhrenholz. (Bild: Tarcisi Maissen SA )

vom Baumstamm bis zum fertigen Haus oder Möbel ergibt eine hohe Wertschöpfung und generiert im Vergleich zu eingekauften Halb- oder Fertigfabrikaten ein Mehrfaches an Arbeitsvolumen. Die Unternehmung beschäftigt insgesamt an die 55 Mitarbeiter. In den Berufen Schreiner, Zimmermann, Ofenbauer und Kaufmann werden zurzeit elf Lehrlinge ausgebildet. Bereits durch den hohen Wertschöpfungsgrad ist ein grosser Anteil des Arbeitsvolumens gesichert. Hier ein Wertschöpfungsbeispiel : Für die eigene Herstellung und Montage einer Küche werden in unseren Produktionsstätten etwa 300 Arbeitsstunden aufgewendet. Für die Montage einer eingekauften Küche würden wir nur ca. 40

Energietechnisch auf dem neusten Stand In den letzten fünf Jahren hat die Tarcisi Maissen SA die Betriebsliegenschaften in Trun energietechnisch saniert und dabei über drei Millionen Franken investiert. Kern dieser Sanierung ist – neben der Dämmung der Gebäudehüllen und Montage von dreifach verglasten Fenstern – eine neue, topmoderne Heizungsanlage. Bei der neuen Heizung wurde nicht nur auf die Leistungskapazität der Heizung geachtet, sondern auch auf einen hohen Wirkungsgrad und auf die Rauchgaswerte. Ein mit neuster Technik ausgerüsteter Elektrofilter reinigt das Rauchgas und entzieht ihm die Feinstaubpartikel, sodass die Messwerte deutlich unter den vom Bund festgelegten Werten liegen. Der Heizkessel verbrennt die in der Schreinerei und Zimmerei anfallenden Holzspäne und Sägemehl und erzeugt genug Wärme für das ganze Betriebsareal und darüber hinaus für verschiedene private Abnehmer in der nahen Umgebung. Das Heizen mit den eigenen Energieressourcen hat bei der Tarcisi Maissen SA lange Tradition. Der markante rötliche Turm, der die Schreinerei überragt, dient als Heizenergielager. Wir heizen bereits seit über 60 Jahren mit den Abfallprodukten aus der Sägerei, Schreinerei und Zimmerei. In den drei topmodernen, computergesteuerten Holztrocknungskammern mit 9, 11 und 30 m3 Fassungsvolumen wird Konstruktions- und Schreinerholz mit eigens produzierter Energie technisch getrocknet. Alle Maschinen in den Werkhallen sind an den


Absauganlagen mit Staubfilter und Wärmerückgewinnung angeschlossen. Frequenzgesteuerte Ventilatoren ermöglichen eine energie- und kosteneffiziente Produktion. Kleine und mittlere Unternehmungen sollten vermehrt energietechnische Erneuerungen anstreben. In diesem Bereich ist noch viel Energiesparpotenzial vorhanden. Specksteinöfen von Tarcisi Maissen SA, Trun Jeder Specksteinofen ein Unikat 1980 begann die Tarcisi Maissen SA mit der Herstellung von Specksteinöfen. Damit verwirklichte der Firmengründer Tarcisi Maissen senior einen weiteren Traum, der sich nahtlos in die Unternehmungsstruktur einbinden

liess. Heute sind sechs Mitarbeiter – davon zwei Lehrlinge – damit beschäftigt, jährlich an die 50 Specksteinöfen und Cheminées jeglicher Form und Dimension herzustellen. Aus dem gleichen Stein werden auch Abdeckungen für Küchen und Badezimmermöbel sowie Bodenplatten hergestellt. Mit der Herstellung von Specksteinöfen führt die Tarcisi Maissen SA eine über 270 Jahre alte Bündner Oberländer Tradition fort. Die ersten in der Surselva hergestellten Specksteinöfen datieren aus dem Jahre 1740. Fast schien es, als müsste diese Tradition Mitte des 20. Jahrhunderts der stark aufkommenden Zentralheizung weichen. Männern wie Tarcisi Maissen ist es zu verdanken, dass der Specksteinofen belieb-

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Die Betriebsliegenschaften der Tarcisi Maissen SA

Der Specksteinburch in « Ragisch »

sind energietechnisch auf dem neusten Stand.

in Mompé Medel. (Bild: Tarcisi Maissen SA)

Das Bild zeigt das Heizenergielager in Form des Silos, die Heizungsanlage mit dem Feinstaubfilter sowie drei moderne Trocknungskammern. (Bild: Tarcisi Maissen SA)

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ter ist denn je und in der heftig geführten Energiediskussion eine wichtige Nische gefunden hat. Der dank verbesserter Technik erhöhte Wirkungsgrad eines Specksteinofens kann durchaus eine Alternative zu herkömmlichen Heizsystemen sein. Durch die Behandlung der Oberfläche mit einem Gemisch aus Leinöl und Terpentin wird die Struktur des Specksteins hervorgehoben. Die von der Tarcisi Maissen SA hergestellten Specksteinöfen und Cheminées erfüllen die seit 2008 durch den Bund vorgegebenen strengen Vorschriften der Luftreinhalteverordnung. Der Feuerraum der Öfen wird mit einem anerkannten Ofenberechnungsprogramm berechnet und von der Kontrollstelle geprüft. Moderner Specksteinofen der Tarcisi Maissen SA. (Bild: Tarcisi Maissen SA )


Was ist Speckstein? Seit über 270 Jahren wird der Speckstein in der Surselva für den Ofenbau verwendet. Die besonderen Eigenschaften des Gesteines sind aber schon seit Jahrtausenden bekannt. Im Mittelalter war Talcus die Bezeichnung des in den West- und Südalpen abgebauten Steines. Regional hat der Stein aber auch andere Namen. Im Tessin ist Speckstein unter Lavetzstein bekannt, und die Val Lavizzara nördlich der Val Maggia war ein bedeutendes Abbaugebiet in den Alpen. Der Speckstein wurde aufgrund seiner vielseitigen Verwendung ein Werkstoff für die Herstellung von Wassergefässen, Tellern und anderen Behältern für den täglichen Bedarf, so zum Beispiel auch als Taufbecken. In der Antike dienten die Specksteinbecken bei der Herstellung von Öl und Wein und als Vorratsbehälter für Flüssigkeiten und Nahrungsmittel. Bedeutende Vorkommen finden sich in Ägypten, in Südafrika, Brasilien, China, Frankreich und Finnland, aber auch in weiteren Teilen Mitteleuropas. Viele Lagerstätten in den Alpenregionen sind in den letzten drei Jahrhunderten für den Ofenbau unter abenteuerlichen und gefährlichen Umständen abgebaut worden. Speckstein ist ein Magnesium-Silikat und gehört somit in die Gruppe der Natursteine. Je nach geografischer Herkunft ist er verschieden zusammengesetzt. Hauptbestandteil sind jedoch die Mineralien Talk, Chlorit, Magnesit und Serpentin. Das im Speckstein enthaltene Mineral Talk erzeugt die weiche Griffigkeit der Oberfläche und macht den Stein leicht formbar. Durch die hohe spezifische Dichte kann Speckstein mehr Wärme speichern als Keramik. Richtig geheizt, speichert er die eingesetzte Energie bis zu 24 Stunden. Industriell wird gemahlener Speckstein auch in der Glas-, Farben- und Papierindustrie als Schmiermittel verwendet. Er ist ebenfalls Grundstoff für Kosmetika und Pharmaka. Früher wurden Isolatoren und Schalttafeln aus Speckstein gefertigt.

Vom Steinbruch zum fertigen Specksteinofen Die Steinblöcke für die in der Werkstatt in Trun produzierten Specksteinöfen werden in Ragisch unterhalb der Disentiser Fraktion Mompé Medel abgebaut. Dieser Steinbruch garantiert die Herstellung von Öfen aus heimischem Speckstein in gleichmässiger Qualität auf Jahre hinaus. Mit Diamantseilen werden die tonnenschweren Blöcke aus dem Fels geschnitten, und in der Werkstatt schneiden CNC-gesteuerte Maschinen millimetergenau durch den grau-grünlichen Stein. Jeder Specksteinofen ist ein Unikat, denn die Tarcisi Maissen SA legt grossen Wert auf Indivi-

dualität. Die Kundenwünsche, die Kreativität der Ofenbauer und die technischen Möglichkeiten lassen ein Kunstwerk von bleibendem Wert entstehen. Die Feuerraumkonzeption gewährleistet eine raucharme Verbrennung, und die massive Bauweise sichert je nach Grösse des Ofens eine Wärmespeicherung von bis zu 24 Stunden. Flurin Maissen Tarcisi Maissen SA 7166 Trun flurin.maissen @ maissen-sa.ch

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Holzenergie in Disentis in rekordverdächtiger Zeit realisiert

Das Herzstück der Fernheizung mit dem 720-kWHeizkessel. (Bild: Pirmin Monn, Recal )

Der Neubau der Sennaria Surselva SA in Disentis war Auslöser für einen Wärmeverbund, der in Privatinitiative innert kürzester Zeit realisiert wurde. Das anfänglich mit hohem Risiko angegangene Projekt ist mittlerweile auf gutem Weg. Für die Sennaria Surselva SA stand von vornherein fest, dass sie ihren Kunden nicht nur natürliche Produkte anbieten wollte, sondern dass auch die energieintensive Produktion weitestgehend mit erneuerbarer Energie erfolgen sollte. Deshalb wurde eine Hackschnitzelheizung mit einer Leistung von 400 kW eingeplant. Eine monovalente Holzfeuerung ist jedoch bei unregelmässig benötigter Prozesswärme auf einem Temperaturniveau von ca. 100 °C schwierig zu betreiben. Damian Sac, Inhaber des Disentiser Haustechnikunternehmens Casatec SA, war dieses Problem bewusst, und er kontaktierte Heinz Böhler von der Widnauer Firma SYSBO GmbH, die schon viele holzbefeuerte Wärmeverbünde in der ganzen Schweiz realisiert hat. Nachdem auch bei einigen privaten und öffentlichen Gebäuden im Dorf Sanierungsbedarf bestand, war schnell klar, dass sich in Disentis ein Wärmeverbund realisieren lässt, wenn das Bauland für den einzigen sinnvollen Standort der Heizzentrale erworben werden könnte. Nachdem 44

Verkaufsbereitschaft signalisiert und von der Gemeinde auch Interesse bekundet wurde, begann im November 2009 eine hektische Verhandlungs- und Planungsphase, denn der Baubeginn der Sennaria war für Frühjahr 2010 geplant und im Dezember 2010 sollte die Produktion starten. Auf der Wärmebezügerseite herrschten erhebliche Zweifel, ob so ein Projekt in so kurzer Zeit umzusetzen sei. Im April 2010 wurde mit der Sennaria der Wärmeliefervertrag abgeschlossen und in kürzester Zeit die Wärmelieferfirma ( Recal SA ) gegründet. In der Folge wurde das Bauland erworben, die Detailplanung durchgeführt und die ersten Aufträge vergeben. Im Sommer und Herbst 2010 wurde das Heizwerk errichtet, und Fernleitungen zur Sennaria und ins Dorf bis zur Casa communala wurden verlegt. In der Zentrale wurden der erste von zwei Hackschnitzelkesseln und ein Not- / Spitzenlast-Ölkessel installiert. Am 6. Dezember lieferte das Heizwerk erstmals Wärme in die Sennaria und an eine Handvoll Abnehmer im Dorf. Der Betrieb der Anlage verlief während des Winters problemlos. Schwierigkeiten stellten sich allerdings im Sommer 2011 ein, da im Dorf praktisch keine Wärme benötigt wurde und die Sennaria nur jeden zweiten Tag produzierte. Nach Anschluss des Sportzentrums, des Hotels Cucagna, des Schulhauses und einiger kleinerer Gebäude konnte die Kesselanlage wieder problemlos betrieben werden. Mit den im Winter 2011 / 12 angeschlossenen Gebäuden kann die Hackschnitzelheizung mit einer Leistung von 720 kW gut ausgelastet werden. Im Sommer 2012 wird das Fernwärmenetz Richtung Dorf erweitert. Der erhöhte Wärmebedarf löst in der Zentrale die bereits vorbereitete Installation einer zweiten Holzfeuerungsanlage mit einer Leistung von


Die grosszügige Öffnung des Silos ( Fassungsvermögen 150 m3 ) erlaubt eine einfache Beschickung. (Bild: Pirmin Monn, Recal )

1400 kW aus ( Montage im Winter 2012 /13 ). Es wird davon ausgegangen, dass bis 2014 der Vollausbau des Wärmeverbundes erreicht sein wird. Für die Wärmebezüger ist der Anschluss an den Wärmeverbund interessant: Sie erhalten heimische, CO2-neutrale Wärme aus dem Tal, benötigen keinen Heiz- und Brennstofflagerraum und haben keinerlei Service- und Unterhaltskosten zu tragen. Die Wärmeversorgung ist sehr sicher, da alle relevanten technischen Einrichtungen doppelt installiert sind. Die Heizkosten sind derzeit vergleichbar mit einer Ölheizung, Ölpreisschwankungen haben praktisch keinen Einfluss auf den Wärmepreis.

Heizzentrale Der Standort ist nahezu ideal zwischen dem Dorf und der Sennaria nach der Rheinbrücke an der Via Lucmagn. Eine gute Anpassung an den Geländeverlauf ermöglichte eine ebenerdige Heizzentrale und eine Silobefüllung von einem sechs Meter höheren Niveau. Der Siloinhalt wurde bewusst klein gehalten und wird vom Holzlieferanten nahezu « just in time » befüllt. Eine eher unkonventionelle Siloaustragung hielt die technischen und baulichen Investitionskosten niedrig. Brennstoff Naturbelassene Holzhackschnitzel mit einem Wassergehalt von max. 50 %.

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Kesselanlage Doppelkesselanlage mit einer Leistung von 720 und 1400 kW ( schneckenbeschickte Flachrostfeuerung, liegender Dreizugkessel, automatische Entaschung, automatische Kesselabreinigung ). Ölkessel mit 1000-kWLeistung als Not- und Spitzenlastkessel. Die Kessel werden mit 100 °C betrieben. Abgasreinigung Separate Elektrofilter für jeden Kessel, um die geforderte Filterverfügbarkeit auch im Sommerbetrieb zu erreichen. Wasserseitige Installation Alle Kessel beschicken einen Wärmespeicher in der Heizzentrale mit 26 m³ Inhalt, ein externer Speicher mit 20 m³ in der Sennaria deckt die kurzzeitigen Wärmebedarfsspitzen von bis zu 1 MW. Die fallweise sehr hohen Rücklauftemperaturen der Sennaria werden als Vorlauf für die Fernleitung ins Dorf genutzt. Fernwärmeleitung Geschweisstes Stahl-Doppelrohr im gesamten Fernwärmenetz. Diese Bauart hat geringere Isolationsverluste als zwei Einzelrohre, benötigt schmalere Gräben, ist in der Anschaffung günstiger, ist aber komplizierter und daher aufwendiger in der Verlegung. Vorlauftemperatur Strang Sennaria 100 °C, Vorlauftemperatur Strang Dorf und Sportzentrum 70 – 85 °C.

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Fernwärme-Übergabestationen Der Fernwärmelieferant Recal SA liefert dem Wärmebezüger fertig verrohrte und verdrahtete Kompaktstationen mit eingebautem Wärmetauscher, Wärmezähler und Regelung. Der Preis der Station ist in den Anschlusskosten eingerechnet. Somit werden eine einheitliche Auslegung und ein durchgehender technischer Standard erreicht. Sämtliche Fernwärmeregler sind über ein Datenkabel mit der Heizzentrale verbunden. Fernwärme-Leitsystem Ein anlagenübergreifendes Leitsystem visualisiert sämtliche Anlagen von der Energieerzeugung in der Zentrale bis zu den Verbrauchergruppen bei den Wärmebezügern. Sämtliche relevanten Betriebsdaten inkl. der Wärmezählerdaten und der Lecküberwachung des Fernwärmenetzes werden archiviert. Das System kann via Internet fernbedient und ausgewertet werden.

Damian Sac Recal SA c /o Casatec SA, 7180 Disentis/Mustér info @ casatec.ch


Strohballenbau Surselva Geschichte des Strohballenbaus Die Idee der Strohballenbauweise stammt aus den USA, wo um 1885 in Nebraska die ersten Strohballenpressen konstruiert wurden. Angetrieben wurden diese mit Pferdekraft oder mit Dampfmaschinen. Durch die Komprimierung des losen Strohs zu Strohballen konnten grosse Mengen Stroh für den Winter in kleinen Scheunen eingelagert und gestapelt werden. Mithilfe der so hergestellten Strohballen wurden in der Folge einfache Unterkünfte aufgebaut, und man hat gemerkt, dass diese Gebäude im Winter bedeutend weniger teures Heizmaterial benötigten als konventionelle Häuser. Darüber hinaus war es in einem solchen Gebäude im Sommer bedeutend kühler und angenehmer als in einem konventionellen Haus. Später wurden die Gebäude zusätzlich verputzt, um den Witterungsschutz zu erhöhen. Die ältesten bekannten und noch benutzten Strohballenbauten in den USA sind aus dem Jahr 1908. In Frankreich steht das älteste Strohballenhaus Europas – aus dem Jahr 1921. Um 1970 verbreitet sich die Bauweise aus den USA nach Australien, Neuseeland, Russland, in die Mongolei und auch nach Zentraleuropa. Strohhaus Simonton, Nebraska, USA, 1908 (Bild: Atelier Werner Schmidt )

Strohhaus Feuillette, Montargis, Frankreich, 1921. (Bild: Atelier Werner Schmidt )

Historische Beispiele : Strohballenbau – warum heute ? Anfang der 1980er Jahre ist mir die Abhängigkeit und die Erpressbarkeit durch die Öl-, Gas- und Elektrizitätslobby bewusst geworden – nicht nur dass wir Sklaven dieser Lobby sind, sondern dass auch unsere Umwelt durch diese Art und Weise der Energieversorgung in einem nicht akzeptablen Ausmass für Generationen verschmutzt wird. Es ist für uns als Gesellschaft sinnvoller, das Geld in unseren eigenen Gemeinden einzusetzen, um den Energiebedarf vor Ort zu lösen, anstatt es an multinationale Energieunternehmen für die Bereitstellung und Lieferung der Rohstoffe zu bezahlen und zudem Arbeitsplätze, die für diese Energieproduktion benötigt werden, in fremde Länder auszulagern. Mit einer solchen Umgestaltung können wir uns von der Abhängigkeit globaler Energielieferanten befreien. Das Geld und die Arbeitsplätze bleiben in der Gemeinde, die Umwelt wird nicht verschmutzt und mit unserem Geld werden keine Kriege in fremden Ländern finanziert. Diese Überlegungen haben mich dazu gebracht, dass ich als Architekt Gebäude und Siedlungen realisieren will, die weder von Bündner Wald 2 /2012 47


der Erdöllobby noch von Gas- und Elektrizitätslieferanten abhängig sind. Das Ziel war von Anfang an autarke Gebäude und autonome Siedlungen zu realisieren, damit wir als Individuum und als Gesellschaft unabhängiger und nachhaltiger werden können. Der erste Schritt in diese Richtung war, Gebäude zu realisieren, bei denen der grösste Energiefaktor, nämlich die Heizungskosten, nahezu eliminiert werden und sie lediglich mit einer Notheizung auszustatten. Im Militärdienst habe ich erlebt, dass man mit einem guten Schlafsack bei – 30 °C im Gebirge problemlos übernachten kann. Eisbären leben bei – 50 °C ohne Ölheizung, somit muss es auch möglich sein, ein Gebäude auf einfachste Art und Weise nur mit entsprechender Isolation und ohne Heizung bauen zu können. In den 1990er Jahren habe ich begonnen, Gebäude zu bauen, die konsequent mit 50 cm Isolation ummantelt waren. Es entstanden verschiedene Gebäude mit nahezu sämtlichen konventionellen Isolationsmaterialien. Die von mir realisierten Gebäude funktionieren immer noch sehr gut und sie haben keine richtige Heizung, lediglich eine einfache Notheizung in Form eines Holzofens. Strohballenbau – Ökonomie und Ökologie im Einklang Wer ein Haus ohne Heizung und ohne Betriebskosten bauen will, muss dick isolieren. Mit der Zeit wurde mir bewusst, dass es aus folgenden Gründen gewisse Probleme mit sich bringen kann, wenn man mit konventionellen Isolationsmaterialien dick isoliert : 1) Zu hohe Kosten für dicke, konventionelle Isolationen. 2) Zu hoher grauer Energieinhalt ( notwendige Energie für Herstellung der konventionellen Isolationsmaterialien ) 48

3) Problematische Entsorgung in der Zu-

kunft ( Sondermüll ) 4) Problematisches Langzeitverhalten ( Aus-

dünstungen der Inhaltsstoffe, Gesundheitsproblematik, Veränderung des Brandverhaltens, etc.) Im Hinblick auf diese Anforderungen habe ich Versuche mit verschiedenen Isolationsmaterialien unternommen, unter anderem auch mit Sägemehl und Kalk. Diese Art der Isolation habe ich in den Wänden des um 1920 realisierten Schweinestalls meines Grossvaters gesehen und ebenso als Gewölbeisolation des um 1900 erstellten ehemaligen Kapitelsaales der Benediktinerabtei in Disentis. Beide Isolationen waren 80 Jahre nach der Einbringung noch in tadellosem Zustand. Mitte der 90er Jahre hat mir ein Freund aus Neuseeland ein Buch zum Strohballenbau geschickt. Diese Bauweise hat mich als ehemaligen Maurer zum einen irritiert, zum anderen aber auch neugierig gemacht, da der Strohballenbau alle meine geforderten Punkte optimal erfüllte ( kostengünstiges Material, minimaler grauer Energieinhalt, problemlose Entsorgung in der Zukunft, problemloses Langzeitverhalten ). Beim Strohballenbau ist die Ökonomie und die Ökologie im Einklang, zudem ist Stroh in genügender Menge vorhanden, da es ein Abfallprodukt der Getreideproduktion für unser tägliches Brot ist. In der Folge habe ich versuchshalber auf dem Werkhof meines Vaters eine 2,5 m hohe Strohballenwand mit einer Tür und einem Fenster aufgebaut. Das Resultat war sehr ermutigend, sodass selbst mein eher konservativer Vater von der Konstruktion überzeugt war. Nach diesem Versuch bin ich nach New Mexiko (USA) gereist und habe dort bei dem Aufbau eines Strohballenhauses mitarbei-


ten können. Die anschliessende Reise durch New Mexiko, bei der ich ca. 30 Strohballenbauten besichtigt habe, hat mich vollends von dieser Bauweise überzeugt. Danach habe ich für jeden Bauherrn zwei Projekte erarbeitet, eines in konventioneller Bauweise und ein anderes in Strohbauweise. Nach sieben Jahren und vielen Strohbauprojekten hatte die Bauherrschaft Urs Braun und Christiane Dubuis in Disentis 2001 den nötigen Pioniergeist, ihr Ferienhaus in der Strohballenbauweise zu realisieren. Realisierte Strohballenhäuser In den letzten zehn Jahren konnte das Atelier Werner Schmidt 20 Strohballenbauten im In- und Ausland realisieren. Mit dem Stroh-

ballenbau kann eine Vielfalt ökologischer Bauten realisiert werden, untenstehend eine kleine Auswahl. Strohballenhäuser in der Surselva, zwei Beispiele Die Strohballenhäuser in der Surselva sind als lasttragende Strohballenkonstruktion mit Grossballen (120 cm x 240 cm x 70 cm) realisiert. Für das Haus in Disentis haben wir etwa 40 Tonnen und für das Haus in Laax etwa 60 Tonnen Stroh verwendet. Wir haben dadurch 214 Tonnen CO2 (100 t x 2,14) mit dem Stroh in diesen beiden Häusern eingelagert ! Die u-Werte dieser Häuser sind : Wand 0,037 W / m2K, Boden 0,095 W / m2K, Dach 0,072 W / m2K

Strohballenhaus Ferienwohnungen auf dem Bauernhof, Richard Fliri,

Strohhaus Ferienwohnungen, Esserhof, I-Lana,

I-Graun 2005, 1900 m ü. Meer.

2004 ( in Zusammenarbeit mit Dr. arch. Margareta

(Bild: Atelier Werner Schmidt )

Schwarz ). (Bild: Atelier Werner Schmidt )

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Südwestansicht Strohballenhaus Urs und Christiane Braun-Dubuis, CH-Disentis, Baujahr 2001. (Bild: Atelier Werner Schmidt )

Temperaturverlauf Strohballenhaus Gliott, 11. – 15. Februar 2012 Über Nacht bei – 15 °C reduziert sich, ohne Heizung, im Schnitt die Innentemperatur um 2 – 3 °C. Ein solches Haus muss bei tiefen Aussentemperaturen ( – 15 °C ) und nach 3 – 4 Tagen schlechtem Wetter mit Holzscheiten

In diesem Zeitraum war die Notheizung nicht in Betrieb. Die Innentemperaturen sind durch die Isolation, die Speichermasse, die Sonne und durch das Bewohnen des Hauses ( 2 Personen ) entstanden und sind oberhalb von 20 °C geblieben, obwohl das Wetter wechselnd bewölkt war, mit tiefen Aussentemperaturen bis – 17 °C.

Lasttragende Strohballenkonstruktion

Südwestansicht Galloway-Hof Gliott-Bucher, Laax.

mit Grossballen, 120 cm breit

(Bild: Atelier Werner Schmidt )

x 240 cm lang x 70 cm hoch ; StrohballenBauernhaus Galloway-Hof Giusep und Sarah Gliott-Bucher, CH-Laax, Baujahr 2010/11. (Bild: Atelier Werner Schmidt )

etwas nachgeheizt werden. Oder man backt einen Kuchen und lädt Freunde zu einem Fest ein, um die Raumtemperatur zu erhöhen. 50

Die Temperaturen wurden alle 30 Minuten durch einen Datenlogger Typ TFA aufgezeichnet. Ein Strohballenhaus ist nicht günstiger als ein konventionelles Haus. Für das gleiche Geld bekommt man jedoch ein Haus, das keine Heizkosten verursacht, das nur 20 % der grauen Energie eines konventionellen


Au• • •entemperatur • = rote Linie Innentemperatur Küche / Wohnraum = blaue Linie Innentemperatur Schlafraum = gelbe Linie

Temperaturverlauf Strohballenhaus Gliott. (Bild: Atelier Werner Schmidt )

Hauses benötigt, das problemlos zu entsorgen ist und das mit 100 Tonnen eingespartem CO2 einen Beitrag zur Reduktion des Treibhausgasausstosses leistet. Übrigens geht das Gerücht um, dass man in einem Strohballenhaus zehn Jahre älter wird. Und nach zwanzig realisierten Strohballenhäusern glaube ich, dass es nicht nur ein Gerücht ist.

Mag. arch. Werner Schmidt Atelier Werner Schmidt Areal Fabrica 117, 7166 Trun info@atelierwernerschmidt.ch

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zai-Ski – leistungsstärker, leichter, langlebiger Untertitel Grundschrift

zai-Rider Simon. (Bild: zai )

Die Bündner Skimanufaktur zai baut seit 2003 leistungsstarke und langlebige Ski. Mittlerweile beschäftigt zai in Disentis vierzehn Voll- und Teilzeitmitarbeitende. Mit Benedikt Germanier als Geschäftsführer positioniert sich das Unternehmen international. Die Begeisterung für die Produkte ist nicht nur bei den Mitarbeitenden, sondern auch bei Bergführern und natürlich bei Kundinnen und Kunden gross. Neu verbaut zai spezielle Naturfasern in den Ski und verkauft zudem eine eigene Skibekleidungslinie in limitierter Stückzahl. zai ist stolz auf die hochwertige Produktion und offeriert auf alle Ski fünf Jahre Garantie sowie eine langjährige Serviceleistung in der zai-Manufaktur. Das gekonnte Abstimmen des Konstrukteurs und zai-Mitbegründers Simon Jacomet, die Erfahrung der Handwerker – darunter ehemalige Schreiner und Zimmerleute – und die Verwendung von hochwertigen, nachhaltigen Materialien sind entscheidend für die hervorragenden Produkte. Einen grossen Innovationsschritt machte zai diesen Winter mit dem superleichten, 160 cm kurzen, wendigen und leichten Pistenski «feffa», der sich für Skitouren aufdrängt. Der Ski verfügt über eine sehr hohe Fahrleistung dank fortschrittlicher Geometrie und hochwertiger Materialisierung. zai ist überzeugt, dass kein Konkurrenzprodukt 52

mit der aussergewöhnlichen Fahrleistung des « feffa » bei vergleichbarem Gewicht mithalten kann. Die überdurchschnittlich breiten Kanten unterstützen zudem die Langlebigkeit der Ski. Nachhaltigkeit beginnt bei zai damit, langlebige Produkte zu schaffen. zai «feffa», der leichte Tourenski «ein Hauch». (Bild: zai )


zai « laisa » wurde im vergangen Jahr weiterentwickelt. Beim Tiefschnee- und Pistenski « laisa », rätoromanisch für Furche, ist nicht nur die Form einzigartig und auffallend, sondern auch sein stabiles und drehfreudiges Fahrverhalten bei einer Länge von 188 cm. Der Kern des Ski besteht – wie übrigens auch die Stöcke – aus langlebigen Naturfasern. Der Ski verfügt über zwei Spitzen. Die schmale Spitze mit der patentierten Skispitzentechnologie DT ( Double

zai-Fahrvergnügen. (Bild: zai )

überdurchschnittliche Wendigkeit selbst bei hohen Tempi. In Zusammenarbeit mit Kompordell hat das Gespann Bcomp Ltd. und zai ausserdem einen Stock konstruiert, welcher sowohl leicht als auch stabil ist und lange hält. Die Materialingenieure kombinierten das steife Karbon mit einer absorbierenden Naturfaser. Das Resultat ist ein steifer, leichter und dämpfender Stock. Bei den Naturfasern handelt es sich um ein Flachsgewächs aus Belgien und Frankreich. Flachs wächst schnell und braucht kaum Wasser, was die Bestrebung von zai, sich einer CO2-neutralen Produktion zu nähern, unterstützt.

zai «laisa» mit zwei Spitzen. (Bild: zai )

Tip ) zieht den Ski aus dem Tiefschnee und verschafft den Skifahrenden so das Gefühl des leichten Gleitens auf dem Schnee. Die zweite Spitze, die im Anschluss an die erste, schmale Spitze folgt und den Ski auf seine Breite bringt, ist eine traditionelle, sehr torsionssteif verbaute, leichte Spitze. Sie erlaubt dem Ski auf harter Unterlage stabile, exakte Richtungsänderungen und eine

Skianzug zai «cassacca» aus Stoff von Loro Piana Die Philosophie von zai, welche auf der Auseinandersetzung mit den Bewegungsabläufen beim Skifahren gründet, fordert konsequenterweise auch die entsprechende Bekleidung. Was nützt es, wenn man einen tollen Ski an den Füssen hat, beim Fahren aber von hochrutschenden Hosenbeinen abgelenkt wird ? Oder wenn man auf der Piste zu einem schwungvollen und perfekten Bogen ansetzt, aber von der Skijacke zurückgehalten wird ? Darum wurde die Form des Anzugs quasi beim Fahren geschneidert. zai hat die Bewegungen beobachtet und einen Bündner Wald 2 /2012 53


die Jacke und die Hose sogar durch einen Reisverschluss miteinander verbinden. Unter der Jacke sorgt eine Merinojacke ( welche dem Schnitt des Skianzugs angepasst ist ) für Wärme und zusätzlichen Komfort. zai «cassacca» wird in der Schweiz und in Italien produziert. Auch den Ex-Mister Schweiz Renzo Blumenthal haben zai «cassacca» und die Qualität der Produkte überzeugt.

zai, handgemachte Ski aus der Schweiz. (Bild: zai )

Skianzug entwickelt, der sich den Bewegungen des Skifahrers anpasst, der durch seine Geometrie sowie durch sein geringes Gewicht die Schulterfreiheit gewährleistet und der atmet. Die Hosen rutschen nicht über den Skischuh, und trotzdem ist die Beinfreiheit nicht eingeschränkt. Das Gleiche gilt für die Ärmel und den Abschluss der Jacke. Kein störendes Hochrutschen mehr. Man kann

Technische Daten zai «cassacca» besteht aus 94 % Wolle, 5 % Kaschmir, 1 % Elastan. Das Storm System ® und das Rain System ® sind von Loro Piana entwickelte Systeme. Der Hosenbeinabschluss ist mit Naturkautschuk versehen. Bei Tests hat die Loro-Piana-Wollschicht gezeigt, dass der Kältefaktor Wind weit weniger wirkt. Die Manufaktur in Disentis kann auf Anfrage besucht werden. Sowohl in Disentis wie auch bei ausgewählten Sporthändlern können die Ski getestet und gekauft werden. Simon Jacomet zai AG Via dalla Stampa 8, 7180 Disentis simon.jacomet @ zai.ch

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Der Fliegerabwehr-Ausbildungsplatz Brigels im Wandel der Zeit Historisches In der Surselva, rund 550 Meter über dem Talgrund, liegt auf einem Plateau das Bündner Dorf Breil / Brigels. Seine Geschichte reicht zurück ins Frühmittelalter, als es im Jahr 765 erstmals im Stiftungstestament des Churer Bischofs, in welchem dieser das Dorf dem Kloster Disentis vermachte, als Bregelo erwähnt wurde. Heute ist Brigels, ein stattliches Dorf mit ca. 1400 Einwohnern, sowohl als Wintersport- als auch als Sommerferienort bekannt. Im Dorfzentrum erfreuen die auf einem Steinfundament errichteten und von der Bergsonne dunkel gegerbten traditionellen Holzhäuser den Besucher mit ihrem Charme und strahlen, selbst wenn auf den Dächern und in den Gärten der Schnee meterhoch liegt, eine einladende Wärme aus. So steht in der Nähe des Dorfplatzes beispielsweise die ehrwürdige Casa Fausta Capaul, welche bereits um die 170 Jahre alt ist und nach dem grossen Dorfbrand im Jahr 1840 neu errichtet wurde. In diesem Gasthof nächtigten schon der Gelehrte Arnold Escher von der Linth und der Dichter Conrad Ferdinand Meyer. Besondere Erwähnung verdient aber auch der nordwestlich des Dorfes am Fuss des Piz Dado gelegene Fichtenwald. Zwischen 1580 und 2015 m ü. M gelegen, ist er der höchstgelegene Fichtenwald Europas und steht bereits seit mehr als 100 Jahren unter Naturschutz. Die Fliegerabwehr in Brigels Östlich von Brigels liegt der gleichnamige Schiessplatz der Schweizerischen Fliegerabwehrtruppen. Von hier aus eröffnet sich der Blick talaufwärts Richtung Disentis und Oberalppass sowie in südöstlicher Richtung auf die Gipfel Mittelbündens. Die mehr als 65-jährige Geschichte dieser Anlage reicht zurück ins Eröffnungsjahr 1945. Damals bestand die Infrastruktur aus einem Ba-

rackenlager beim Dorfausgang und dem weiter östlich gelegenen Schiessplatz. Er diente zunächst der Leichten Fliegerabwehr der in Chur stationierten Infanterie, welche hier ihre Flab-Doppelmaschinengewehre und ihre 20-mm-Flab-Kanonen im scharfen Schuss trainierte. 1972 erfolgte eine Erweiterung durch die Erstellung von Theoriebaracken, und 1980 / 81 wurde die Anlage den neuen Bedürfnissen der mit 20-mm-FlabKanonen der Firma Oerlikon ( 20 mm Flab Kan 54 Oerlikon ) ausgerüsteten Truppe der nunmehr den Flieger- und Flab-Truppen zugehörenden mobilen leichten Fliegerabwehr ( Mob L Flab ) angepasst. Diese Erneuerungen ermöglichten das zeitgleiche Feuern einer ganzen Mob-L-Flab-Abteilung mit fünf Gefechtsbatterien. Beim Training wurde die Truppe durch ein System von Zielfehleranzeigen unterstützt, welche eine Auswertung der Geschossflugbahnen im Verhältnis zum Ziel erlaubten. Noch heute berichten gestandene Wehrmänner von den bleibenden Eindrücken eines Abteilungsschiessens, wenn gleichzeitig 120 Geschütze ihre Rohre auf den Schleppsack hinter dem Zielflugzeug richteten und sich auf Kommando mit einer Kadenz von 1000 Schuss pro Minute donnernd entluden, sodass die Erde erzitterte. Mit der Einführung des Leichten Flab-Lenkwaffensystems « STINGER » im Jahre 1992 und der Ausserdienststellung der 20-mmFlab-Geschütze im Jahre 1997 kehrte über dem Flab-Schiessplatz vermehrt Ruhe ein. Aufgrund der Umrüstung der Truppe von Kanonen auf ein Lenkwaffensystem, dessen Erprobung im scharfen Schuss auf Übungsplätzen im Ausland zu erfolgen hat, wurde ein gross angelegter Umbau der Infrastruktur beschlossen. 1994 wurde mit einer ersten Bauetappe begonnen. Der Um- und Neubau umfasste 1999 den ersatzlosen AbBündner Wald 2 /2012 55


Eingebettet in der Landschaft: das Gebäude der Fliegerabwehr in Brigels. (Bild: Stephan Metzger )

riss des in die Jahre gekommenen Barackenlagers und die Erstellung eines modernen Gebäudekomplexes auf dem Schiessplatz. Der moderne Flab-Richtplatz Der heute bestehende Flab-Schiessplatz umfasst zwei von den Architekten Johannes Häusler und Luregn Cathomen entworfene, lang gezogene Gebäude. Diese sind auf gelungene Weise in die Landschaft integriert, indem sie jeweils auf einer Längsseite in den ausgehöhlten Untergrund gesenkt, mit Erde bedeckt und begrünt wurden. Auf diese Weise konnte erreicht werden, dass die massiven Betonbauten in der beschaulichen Landschaft kaum auszumachen sind. Sie werden vom Kanton Graubünden sogar als ein beispielhaftes Objekt für Gegenwartsarchitektur und Baukultur erachtet. Die Neubauten beherbergen sowohl Schulungs- und Theorieräume als auch die Infrastruktur für die Unterbringung und Verpflegung der Truppe, wobei Unterkunft für 200 Mann geboten wird. Kernstück der Anlage bilden die Hallen, in welchen die Simulatoren des Lenkwaffensystems « STINGER » untergebracht sind. Die Ausbildung an den Simulatoren umfasst das Richten der Waffe auf Flugziele, welche dem Schützen mittels Videobild in die Zieloptik der « STINGER »-Abschussvorrichtung proji56

ziert werden, und erlaubt das Einüben des gesamten Bekämpfungsablaufs unter realistischen Bedingungen. Durch den Einsatz von Simulatoren konnten die Lärmemissionen auf dem Schiessplatz – verglichen mit den Zeiten, als hier mit Flab-Kanonen geschossen wurde – um ein Vielfaches reduziert werden. Doch auch der eigentliche Schiessplatz wird noch immer genutzt. Hier wird die Truppe am sogenannten STLS ( «STINGER» Tracking and Launch System ) ausgebildet, wobei eine Übungswaffe zum Einsatz kommt, die es dem Schützen erlaubt, die Waffe abzufeuern, ohne dass jedoch eine echte Lenkwaffe gestartet wird. Mit der Neukonzeption des Flab-Schiessplatzes hat sich dieser zu einem Flab-Richtplatz entwickelt. Er belegt auf anschauliche Weise, dass sich die Interessen der Armee mit den Anliegen des Landschafts- und Umweltschutzes in Einklang bringen lassen, trägt doch der Einsatz von Simulatoren einen wesentlichen Beitrag zum Lärmschutz bei. Die Bedeutung des Flab-Schiessplatzes Brigels ist heute neben Grandvillard ( VD ) der zweite Richtplatz in der Schweiz, den der Lehrverband Fliegerabwehr 33 für das Lenkwaffensystem « STINGER » betreibt. Regelmässig halten hier das Kommando der Sichtwetter-Flab mit Standort Payerne ( VD )


oder Einheiten in Wiederholungskursen Ausbildungssequenzen ab. Die geografische Lage des Flab-Schiessplatzes Brigels abseits der stark benutzten und kontrollierten Luftstrassen in der Schweiz ist vorteilhaft für den Einsatz von Zielflugzeugen, welche dem Richttraining dienen. Sowohl die « alten Füchse » der « L-Fläbler », welche noch die 20-mm-Flab-Kanone erlebt haben, als auch die jüngeren Soldaten, welche mit dem « STINGER » gross geworden sind, wissen unterhaltsame Geschichten zu erzählen, welche sich hier im Gebirge während ihrer Aufenthalte auf dem Flab-Schiessplatz zugetragen haben. So ist denn auch das nahe gelegene Dorf ein willkommenes Ziel, wenn Ausgang auf dem

Tagesbefehl steht. Hier, in den heimeligen Gaststätten der historischen Ortschaft, wird noch heute bei Bier und Bündnerplättli so manche Heldengeschichte weitergesponnen und manche Erinnerung aufgefrischt. Der Flab-Schiessplatz Brigels ist jedem Offizier, jedem Unteroffizier und jedem Soldaten, der bei der Leichten Fliegerabwehr seinen Dienst geleistet hat, ein Begriff. Das Leben der Wehrmänner hier in den Bergen und abseits von der Hektik des Flachlandes hinterlässt nämlich bei jedem Einzelnen seine persönlichen Eindrücke. Solche werden auch die im Januar 2012 einquartierten Truppen haben, wurden ihnen doch winterliche Verhältnisse beschert, wie sie wohl die meisten von ihnen schon lange nicht mehr

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erlebt haben : Mannshohe Schneemauern am Strassenrand und winterliche Strassenverhältnisse verlangten vor allem von den Motorfahrern, ihr Können unter Beweis zu stellen. Aber auch von den Soldaten auf ihren Wachposten wurde Durchhaltewillen gefordert, wenn sie bei Tag und Nacht der Kälte und dem Schnee ausgesetzt waren. Manch einer nutzte jedoch die Schneebedingungen auch zu seinem Vorteil und genoss während des dienstfreien Wochen-

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endes – statt nach Hause ins Flachland zu fahren – den Pulverschnee auf seinen mitgebrachten « Brettern » oder unternahm eine Wanderung durch die verschneite Landschaft. Welchen Wert der Flab-Schiessplatz Brigels für die der Luftwaffe zugehörigen FlabTruppen hat, zeigt sich heutzutage auch in seiner Rolle als Standort für Truppen, welche ihren Dienst im Zusammenhang mit dem Assistenzdienst der Armee zugunsten des World Economic Forum ( WEF ) in Davos leisten. Um nahe am Einsatzraum und in der Nähe der eingesetzten Truppe zu sein, haben Stab und Stabsbatterie der Fliegerabwehr-Kampfgruppe 1 ( Flab KGr 1 ) ihre Kommandoposten in den Gebäuden des Schiessplatzes bezogen. Die Truppe zeigt damit nicht nur ihre Verbundenheit mit dem Kanton Graubünden, der im Rahmen des Assistenzdienstes bei Sicherungsaufgaben zugunsten dieser für die Schweiz wichtigen Konferenz mit hohen in- und ausländischen Gästen aus Politik und Wirtschaft unterstützt wird : Der Standort Brigels ermöglicht es auch, die Truppe bei ihren Aufgaben vor Ort im Einsatzraum direkt zu unterstützen und zu betreuen.

Major Stephan Metzger Milizoffizier Lehrverband Fliegabwehr 33 8444 Henggart www.flab.ch


Das Center sursilvan d’agricultura und seine Projekte

Kloster und Klosterstall. (Bild: V. Meier Kruker )

Nach dem Brand das neue Projekt Es begann mit einem Brand. Am Morgen des Ostermontags 2006 stand der Klosterstall von Disentis in Flammen. Das Gebäude brannte bis auf die Grundmauern ab, Menschen wurden dabei zum Glück nicht verletzt, und bis auf ein Rind und ein Pferd konnten auch die Tiere gerettet werden. Das Wohnhaus wurde zwar in Mitleidenschaft gezogen, aber nicht in grossem Ausmass beschädigt. In der Folge mussten sich die Klosterbrüder überlegen, ob das Kloster an der Landwirtschaft festhalten wollte. Finanziell nicht auf Rosen gebettet, mit der grossen Liegenschaft des Klosters, die unterhalten werden muss, und der Klosterschule, die beim Externat den Bevölkerungsrückgang der Surselva und beim Internat den rauen Wind der Konkurrenz spürt, war das keine einfache Entscheidung. Sollte das Landwirt-

schaftsgebäude wieder aufgebaut werden, so waren zusätzliche Investitionen absehbar. Nach einigem Abwägen entschied man sich für eine Vorwärtsstrategie : Es sollte ein neuer Stall gebaut werden, aber nicht allein für das Kloster, vielmehr sollte ein Betriebsund Austauschzentrum mit Vorbildcharakter für die Region geschaffen werden. In Zusammenarbeit mit dem Vriner Architekten Gion A. Caminada wurde ein Gebäude geplant, das die Tiere des zur Zeit ca. 43 ha grossen Betriebes in einem gosszügigen Freilaufstall unterbringen würde. Als Extra erhielt das Gebäude einen längs des ganzen Stalles in der Höhe aufgehängten Steg, mit der Idee, dass Besucher von nah und fern der Landwirtschaft im wörtlichen und übertragenen Sinn wieder näherkommen sollten. Zudem wurde an der Flanke gegen Dorf und Kloster ein MehrzweckBündner Wald 2 /2012 59


Im Klosterstall. (Bild: E. Flepp-Degonda )

raum für Anlässe gebaut, die dem Zweck dienen sollten, sich über Landwirtschaft auszutauschen, sich weiterzubilden, wo aber auch ein von lokalen Caterern hergerichtetes Essen mit Produkten der einheimischen Landwirtschaft zu geniessen ist. Als weiteres Projekt kam der Bau einer neuen Käserei hinzu. Die alte Käserei in Sedrun genügte den Anforderungen einer zeitgemässen Produktion nicht mehr, und die Käserei in Trun war dabei, ihren Betrieb zu reduzieren. So entstand die Idee, an zentraler Stelle ein neues Produktionslokal zu erstellen. Wichtiger Bestandteil sollte der grosse Keller werden, mit dem es möglich wäre, auf die Marktentwicklungen mit einer gewissen Gelassenheit zu reagieren. Auch dieses Gebäude sollte den Besuchern Einblick in die Produktion gewähren, allerdings nur mit kleinen Guckfenstern. Ein integriertes Verkaufslokal mit Cheminéeecke ermöglicht es, die Käsespezialitäten vor Ort zu degustieren und einzukaufen. Als Co-Finanzierungsmöglichkeit für die zum Wiederaufbau des Stalles zusätzlichen Vorhaben konnten Mittel im Rahmen des Bundesgesetzes über die Landwirtschaft, Artikel 93 1-c genutzt werden. Laut diesem Artikel können Projekte zur regionalen Entwicklung unterstützt werden, sofern sie landwirtschaftliche Produkte verarbei60

ten und vermarkten und dadurch deren Wertschöpfung erhöhen. Der Kanton muss sich angemessen beteiligen. Die Schweizerische Berghilfe trat als wichtige Geldgeberin auf, weitere Sponsoren konnten gefunden werden. Verschiedenste Experten und Expertinnen von Bildungsanstalten im In- und Ausland brachten ihr Wissen ein. Die Strategie, einen Modellbetrieb mit architektonisch ansprechenden Bauten und einem zukunftsweisenden Energiekonzept zu errichten, erwies sich als günstig für den Imagetransfer zu den unterstützenden Institutionen. Nachhaltiges Bauen für Landwirtschaft, Gewerbe und Tourismus Gebaut wurde ein grosszügiger Freilaufstall für 57 Grossvieheinheiten ( GVE ). Die möglichst weitgehende Verwendung einheimischer Materialien durch lokale Handwerker und gute Lösungen beim Energieverbrauch waren Teil des Konzeptes. Der Stall ist mit Fichten aus der Surselva gebaut, die zum Teil aus den klostereigenen Wäldern stammen. Das Mass der Stämme bestimmte Konstruktion und Struktur, Spannweiten und Stützen mit. Auf dem Dach des Stalles wurde eine Fotovoltaikanlage integriert. Sie ist gut 600 m2 gross und liefert zusammen mit den Panelen auf der Remise einen


Jahresertrag von gegen 100 000 kWh. Zwischen den Panelen wurde auf einem Strohbett mit Humus der Umgebung Schnittgut der schönsten Magerwiesen des Klosters aufgebracht. Die Käserei bezieht ihre Energie von einem Holzschnitzel-Kraftwerk eingangs Disentis, das gleichzeitig mit der Sennaria als grösstem Kunden entstanden ist. Im Wärmeverbund des Kraftwerkes können die grossen Mengen heissen Wassers, die bei der Erhitzung der Milch für die Käseherstellung notwendig sind, weiter genutzt werden. Der Klosterhof- und der Sennereibetrieb Am 1. April 2009 übernahmen Pascal und Nicole Scheuber-Bieber mit ihrem Team den Klosterbetrieb. Es ist ein Milch-, Fleisch- und Zuchtbetrieb, mit einer Herde von behorntem Schweizer Original Braun-

vieh, einer Zweinutzungsrasse, die sowohl für die Fleisch- als auch für die Milchproduktion geeignet ist. Als alte Schweizer Züchtung passt sie gut ins Berggebiet. Sie ist robust, erträgt gleichermassen Kälte und Hitze, ist krankheitsresistent und langlebig. Die Tiere sind eher klein, dafür mit starken Gliedern und Klauen trittsicher. Sie sind genügsam und verwerten das Futter gut. Eine solche Kuh gibt im Stall durchschnittlich 5750 Kilogramm Milch im Jahr. Das ist weniger als die Hochleistungstiere, die auf Milchproduktion spezialisiert sind, aber doch eine Menge, die den Aufwand lohnt. Im geräumigen Stall haben die Tiere Auslauf. Sie können sich an den langen Bürsten massieren lassen und stellen sich auch gerne draussen an die Sonne. Der Kaltstall hat selbst im Extremwinter 2012 gut funktioniert. Von April bis Oktober sind die Tie-

Gewölbekeller der Sennaria. (Bild: V. Meier Kruker )

Bündner Wald 2 /2012 61


re dann auf den Weiden. Das zum Betrieb gehörende Maiensäss ist Bovas am Schattenhang gegenüber von Salaplauna, gealpt werden die Tiere auf den Alpen Sogn Gagl, Pazzola und Cavrein. Die Käserei hat ihre Produktion am 7. Dezember 2010 aufgenommen. Während der Klosterhof ein Pachtbetrieb ist, wird die Sennaria durch eine AG, die Sennaria Surselva SA, getragen, deren Aktienkapital zu einem gewichtigen Teil von den zuliefernden Bauern gehalten wird. Weitere unterstützende Aktionäre liessen sich in der Region, aber auch in weiter Ferne finden. Gut zwei Dutzend Bauernbetriebe liefern täglich 6000 Liter silofreie Biomilch an. Hergestellt wird vor allem Bündner Bergkäse, daneben weiANZEIGE

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tere Käsespezialitäten aus Kuh-, Schaf- und Ziegenmilch. Das grosse Kupferkessi für die Herstellung von Bündner Bergkäse fasst 6500 Liter, im kleineren Chromstahlkessi können die Spezialitäten hergestellt werden. Die grosse Kassettenpresse fasst in Sechserreihen bis zu 120 etwa 5 kg schwere Laibe, also eine ganze Kessiladung. Nach dem Salzbad wird der Käse in den drei grossen mit Erde überdeckten Gewölbekellern gelagert. Die Gewölbe wurden mit rund 40 000 Backsteinen aufgemauert. Das Material und die Form sorgen für eine natürliche energiesparende Feuchtigkeitsregulierung und Luftumwälzung. Ein Lüftungssystem erlaubt das Absaugen von abgestandener Luft und die Zufuhr von Frischluft. Der Käse wird so


naturgereift. Bis zu 12 000 Laibe können hier gelagert werden. Die minimale Lagerzeit ist drei Monate. Im Verkaufslokal der Käserei werden diese Produkte direkt angeboten, die grossen Mengen werden über den Grosshandel vertrieben. Die Molke wird als wertvoller Grundstoff der Nahrungsmittelund Kosmetikindustrie weiterverwendet. Das Center sursilvan d’agricultura und seine weiteren Projekte Der Verein « Center sursilvan d’agricultura » wurde gegründet, um die Subventionen im Rahmen der Beiträge nach Landwirtschaftsgesetz für die Teilprojekte zu administrieren und um diesen ein Marketing- und Koordinationsdach zu geben. Der Verein wird getragen von Mitgliedern und Gönnern. Er organisiert Veranstaltungen und koordiniert Aktivitäten der verschiedenen Projekte. Zu diesen Projekten gehören die Destillaria Candinas in Surrein und die Erlebnisalp Crap Ner ob Sumvitg. Die Destillaria Candinas ist eine über sechs Generationen in Ergänzung zur Landwirtschaft geführte Lohnbrennerei. Hier werden Edelobst- und Wildbrände mit einheimischen Früchten, Beeren, Kräutern, Tannenschösslingen und Enzianwurzeln hergestellt. Neu wird jetzt auch Obst zu

Destillaria Candinas. ( Bild: V. Meier Kruker )

Most gepresst. Dies soll nicht zuletzt ein Beitrag sein, die Hochstammkulturen der Gegend zu revitalisieren. Neben der erneuerten Brennerei ist ein Degustationslokal entstanden, das der Direktvermarktung

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Erlebnisalp Crap Ner. (Bild: E. Flepp-Degonda )

dient und gleichzeig ein attraktiver Ort für Touristen- und Einheimischenanlässe ist. Für den Bauernbetrieb ist das ein wichtiger Zuerwerb. Ein neues Projekt, seit Winter 2011/12 betriebsbereit, ist die Erlebnisalp Crap Ner. Am Sonnenhang über Sumvitg wurde das alte Stall- und Hüttengebäude von Alp Glivers so umgebaut, dass Gruppen bis zu 25 Personen hier übernachten können. Es ist ein Platz für das Fondueessen nach der Schneeschuhtour, oder für die Gruppe, die unter sachkundiger Führung alte und neue Alpkultur erkundet. Getragen wird das Projekt von Amarenda, einem Zusammenschluss von sechs Bauernbetrieben aus Surrein / Sumvitg, die gemeinsam Direktvermarktung, ein Catering mit lokalen Produkten und naturnahen Tourismus, betreiben. Nebst der Koordination der Alltagsaktivitäten wie Besucherführungen und Raumvermietung bemüht sich der Verein inzwischen vor allem um das kulturelle und weiterbildende Programm, das der Landwirtschaft der Region Impulse geben soll. Hier wird

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über alte Traditionen der Käseherstellung informiert, Ziegen- und Schafhaltung stehen zur Diskussion, Bundesrätin Doris Leuthard schaute vorbei. Architektur steht zur Debatte, lokale Literatur findet ein Publikum. Drei Jahre Betriebszeit sind nicht lange für ein so vielfältiges Projekt. Bis jetzt waren Interesse und Engagement gross. Die Herausforderungen der Zukunft werden sein, einen noch grösseren Teil der lokalen Bevölkerung als Produzenten und Konsumenten « in den Stall » zu holen, grosse und kleine Absatzmärkte aufzubauen und zu pflegen, und die Vernetzung des Centers weiter zu stärken.

Prof. Dr. MBA Verena Meier Kruker Casut, 7164 Dardin verenaj.meier @ bluewin.ch


Interview mit Sep Cathomas

Der Nationalratssaal im Bundeshaus war temporär das Büro von Sep Cathomas. (Bild: Parlamentsdienste, 3003 Bern)

« Vielleicht werde ich mich im Bundeshaus verirren », sagte der frisch gewählte Sep Cathomas nach seiner Wahl in den Nationalrat vor etwas mehr als acht Jahren. Verirrt hat er sich definitiv nicht, vielmehr wusste der CVP-Mann immer genau, wo es langging. Und er hatte auch sogleich angekündigt : « Wenn ich gewählt werde, bleibe ich nur für zwei Amtsperioden. » Dieses Versprechen hat der Brigelser Nationalrat Sep Cathomas nun eingehalten. « Jetzt sollen Jüngere ans Werk », begründet der inzwischen 67-jährige Vollblutpolitiker aus der Surselva seinen Entscheid. Obwohl die Mandatsliste des engagierten Bündners auch ohne Nationalrat noch sehr lang ist, hat er sich für den « Bündner Wald » Zeit genommen. « Bündner Wald »: « Das Einzige, was Sep Cathomas spaltet, ist das Holz vor seinem Haus in Brigels » – so wurden Sie vom damaligen Nationalratspräsidenten verabschiedet. Wie dürfen wir das verstehen ? Im Jahre 2007 hat die Zeitung « Schweizer Illustrierte » eine Reportage über mich gemacht und in diesem Zusammenhang ein Foto veröffentlicht, auf dem ich mit einer meiner Freizeittätigkeiten – nämlich dem Holzspalten für meine Hausheizung – beschäftigt war. Aber die Redewendung des

Nationalratspräsidenten bezieht sich wohl eher auf meine politische Tätigkeit im Rat und in den Kommissionen, wo ich nicht um jeden Preis meinen Kopf durchzusetzen, sondern zugunsten der Sache und zur Erzielung einer optimalen Lösung immer die Zusammenarbeit mit Vertretern anderer Parteien, von links wie rechts, gesucht und geschätzt habe. Auch in meinem beruflichen und privaten Leben schätze ich die Zusammenarbeit und lehne alle Trends zum Individualismus und Protektionismus ab, weil dadurch die Gefahr zur Spaltung unserer Gesellschaft gefördert wird. « Bündner Wald »: Es war auch die Zeitschrift «Schweizer Illustrierte», welche Sie vor einigen Jahren zum « besten Nationalrat » gekürt hat. Weshalb haben Sie diesen Titel erhalten ? Eine Studie der Uni Zürich aus dem Jahre 2007 hat das Stimmverhalten der Parlamentarier in der Legislaturperiode 2003 bis 2007 untersucht. In diesem Zusammenhang wurde festgestellt, dass ich bei den vielen Abstimmungen im Rat am meisten mit der Mehrheit gestimmt habe. Wenn man gewillt ist, Lösungen zu finden, und nicht aus Oppositionsgründen alles abzulehnen versucht, ist diese Übereinstimmung mit der Bündner Wald 2 /2012 65


Als Aufenthaltsraum für den Nationalrat diente während der Herbstsession 2006 in Flims diese bewohnbare Holzrolle ( Rundholzbau , hier noch in der Bauphase).

Mehrheit eine logische Folge. Dass gerade meine Person diese Liste angeführt hat, ist ein Zufall, denn bei den Siegern bei Abstimmungen sind schliesslich immer Mehrheiten die Voraussetzung. « Bündner Wald »: Was waren die wichtigsten Highlights und eindrücklichsten Erlebnisse während Ihrer Zeit als Nationalpolitiker ? Und an welche erinnern Sie sich ungern zurück ? Während den acht Jahren gab es viele eindrückliche Erlebnisse. Einer dieser Momente war die Abwahl von Bundesrätin Ruth Metzler ganz am Anfang meiner Tätigkeit als Nationalrat im Jahre 2003 und vier Jahre später das gleiche Erlebnis mit der Abwahl von Bundesrat Christoph Blocher. Mit grosser Freude denke ich an die Auswärtssession 2006 in Flims zurück. Erstens wegen der sehr speziellen und freundlichen Atmosphäre mit den vielen Besuchern aus unserem Kanton und zweitens, weil in dieser Session die Finanzierung der neuen Regionalpolitik und die Gesetzesgrundlage für die Realisierung neuer Pärke beschlossen wurde. Ein weiterer Höhepunkt war auch die Annahme der Wasserzinserhöhung und die zusätzliche Finanzierung der Energieproduktion aus erneuerbaren Energien. 66

Solchen Beschlüssen gehen immer langwierige und zum Teil harte Verhandlungen während Jahren voraus. Wenn man dabei selber direkt involviert war, sind dies wahrlich erfreuliche Momente und bleibende Erinnerungen. Die Ablehnung des Projektes « Porta Alpina » und die Art und Weise, wie die Promotoren dieses Projektes von vielen Ratsmitgliedern als Fantasten beurteilt wurden, hat mich betroffen gemacht. Die gelegentlich zum Tragen gekommenen unheiligen Allianzen zwischen Links und Rechts und die dadurch verursachten Ablehnungen von guten Lösungen, weil es dem einen zu viel und dem anderen zu wenig war, haben mir des Öfteren zu denken gegeben. Wenn man lösungsorientiert arbeiten will, dürfen parteipolitische Strategien nicht Vorrang haben. « Bündner Wald »: Laut Aussagen Ihrer Parlamentskolleginnen und -kollegen haben Sie die Interessen der Berggebiete, insbesondere des Kantons Graubünden, mit grossem Enthusiasmus und tiefer Überzeugung vertreten. Wofür schlägt Ihr Bündner Herz besonders stark ? Als ehemaliger Präsident der Region Surselva und als überzeugter Bündner, welcher


(Bild: SELVA / Nina Hemmi )

auch unseren Nachkommen eine Existenz in unseren Tälern sichern will, stehe ich für eine optimale Nutzung unserer Ressourcen und für eine gerechte Abgeltung unserer Leistungen ein. Das betrifft die land- und forstwirtschaftlichen Produkte, die landschaftlichen Sonderheiten, die erneuerbaren Energien wie Wasser, Wind und Sonne, sowie die Förderung des Tourismus und der Wirtschaft mit den zur Verfügung stehenden Finanzierungsinstrumenten. « Bündner Wald »: Sachpolitisch waren Sie einer der Umweltfreundlichsten Ihrer Fraktion : Schliesslich befassen sich fast 20 Ihrer 51 Vorstösse mit Umweltschutz und Naturparks. Sind Ihre diversen Allianzen mit linken Parlamentariern auf eine « besonders naturverbundene Ader » Ihrerseits zurückzuführen ? Ich schätze unsere wunderschönen Landschaften sehr und halte mich in der Freizeit sehr oft in der freien Natur auf. Politisch habe ich mich für die Fragen einer nachhaltigen Nutzung der bestehenden Ressourcen in der Land- und Forstwirtschaft und durch die gesetzliche Regelung der Errichtung und Finanzierung neuer Pärke auch für den Schutz und die In-Wert-Setzung unserer sehr schönen Naturlandschaften eingesetzt. Dass allerdings nur meine Naturverbunden-

heit der Grund dafür ist, glaube ich nicht. Die Umweltbelastung während den letzten Jahrzehnten und deren Auswirkungen beginnen sich immer stärker abzuzeichnen und werden von grösseren Bevölkerungsgruppen als potenzielle Gefahr wahrgenommen. Zum Beispiel hat die Klimaveränderung und deren Auswirkungen, insbesondere auf die Bergregionen, mit dem Anstieg von Temperaturen und Schneefallgrenze, mit der Auflösung des Permafrostes und den zunehmenden Niederschlagsmengen, die Häufung von Unwetterschäden usw. zunehmende Ängste und Verunsicherungen in den verschiedenen Bereichen unserer Wirtschaft ausgelöst. Es gilt JETZT zu handeln, und dafür habe ich mich im Wissen um die Bedeutung einer nachhaltigen Nutzung und Schonung unserer Ressourcen auch für entsprechende Lösungen eingesetzt. Das habe ich immer als Verpflichtung gegenüber unserer Bevölkerung und Wirtschaft angesehen und nicht zuletzt auch für die kommenden Generationen verteidigt. « Bündner Wald »: Regional- und Energiepolitik standen ganz weit oben in Ihrer politischen Zielsetzung. Hatte der Wald als Natur- und Wirtschaftsfaktor sowie Energieholzlieferant dabei eine besondere Rolle in Ihrer persönlichen Politstrategie ? Bündner Wald 2 /2012 67


Verhandlungen. Nachdem ich nicht mehr dem Bundesparlament angehöre, ist diese Hauptfunktion nicht mehr gewährleistet und ein Wechsel durch die Findung eines neuen Vertreters wird kurz- oder mittelfristig Sinn machen.

Sep Cathomas mit seiner Frau Giulietta in seiner geliebten Bündner Bergwelt. (Bild: zVg. Sep Cathomas)

Als Vorstandsmitglied von « Graubünden Wald » und ehemaliger Präsident der waldreichsten Region Surselva haben mich die Themen rund um Wald und Holz immer interessiert. Durch die Leitung der Arbeitsgruppe « Lenna renda » in den Jahren 2005 bis 2008, ein breit abgestütztes Bündner Projekt zum Thema « Zentrale Holzlogistik und Vermarktung – betriebsübergreifende Zusammenarbeit und umfassende Verrechnung betrieblicher Leistungen » erhielt ich einen tiefen Einblick in die Forstwirtschaft der Surselva. Aus diesen Erkenntnissen habe ich im Verlaufe meiner parlamentarischen Tätigkeit verschiedene Vorstösse zur Förderung der Wald- und Holznutzung sowie der forstlichen Ausbildung eingereicht. Ein weiteres Anliegen betraf die Finanzierung der Behebung von ausserordentlichen Schäden an öffentlichen, nicht versicherten Infrastrukturanlagen mittels spezieller Modelle. « Bündner Wald »: Unterstützen Sie die Bündner Waldwirtschaft mit Ihrem Engagement im Vorstand von « Graubünden Wald » weiterhin ? Meine Funktion im Vorstand von Graubünden Wald war die Vertretung der forstlichen Anliegen in den politischen Gremien und 68

« Bündner Wald »: Von wachsender Bedeutung scheint die Funktion des Waldes beziehungsweise des Holzes als Kohlendioxidsenke für die Klimapolitik. Wie könnte man diese Senkenleistung nach marktwirtschaftlichen Kriterien nutzen ? Bekanntlich vermindert die Holznutzung die Emissionen in der Schweiz jährlich um rund 2 Mio. Tonnen CO2. Eine zusätzliche Reduktion ist durch eine konsequente Nutzung des Holzes aus Schweizer Wäldern möglich. Wenn dies nach volkswirtschaftlichen Kriterien erfolgen soll, dann ist dies nur möglich, wenn die Holzernte kostengünstig erfolgen kann oder der Marktpreis für Holz verbessert wird. Im Konzept « Energie Schweiz » unterstützt der Bund die Holznutzung als Teil der klimapolitischen Strategie. « Bündner Wald »: Bleibt bei Ihrem Engagement gelegentlich noch Zeit, selbst Waldluft zu schnuppern ? Als Eigentümer einer Waldparzelle darf ich sogar « eigene » Waldluft schnuppern. Die Zeit dafür muss ich mir nehmen, wenn ich den Holzvorrat für meine Hausheizung rechtzeitig bereitstellen will. Die Arbeit im Walde ist übrigens eine meiner beliebtesten Freizeittätigkeiten. « Bündner Wald »: Welche Bedeutung hat der Wald für Ihre persönliche Lebensqualität ? Der Wald ist für mich der Ort der Ruhe, in dem die Natur durch Nase, Ohren und Augen am besten wahrnehmbar ist.


Der Vollblutpolitiker Sep Cathomas hat den Kanton Graubünden mit grossem Enthusiasmus und tiefer Überzeugung vertreten. (Bild: zVg. Sep Cathomas )

« Bündner Wald »: Was geben Sie dem Bündner Wald und der Bündner Waldwirtschaft als wichtigstes Anliegen mit auf den Weg ? In unserem Gebirgskanton nimmt der Wald in verschiedenen Bereichen wichtige Funktionen wahr. Der Wald schützt vor den Folgen von Unwettern und Lawinen, liefert einen wichtigen Rohstoff als Baumaterial und Energieträger, dient als Freizeit- und Erholungsraum und funktioniert seit jeher

als CO2-Senke. Dem Erhalt und der Pflege des Waldes, insbesondere im Berggebiet, muss darum für die Bevölkerung die entsprechende Bedeutung beigemessen werden – speziell auch in der Finanzpolitik mit einer gerechten Abgeltung der forstlichen Leistungen. Zudem kann die wirtschaftliche Waldnutzung mit entsprechender Wertschöpfung im eigenen Kanton nur durch einen gesicherten Absatz des sägefähigen Holzes mit nachgelagerter, wertschöpfender Weiterverarbeitung gewährleistet werden. Mit einem funktionierenden Bündner Sägewerkstandort und durch vermehrte Zusammenarbeit sind ein starker Bündner Wald und eine erfolgreiche Bündner Waldwirtschaft längerfristig gesichert.

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Holen Sie sich den «Bündner Wald» ins Haus Die Zeitschrift «Bündner Wald» befasst sich mit dem weiten Fächer forstlicher Themen. Dazu gehört nicht nur der Wald oder das Holz, sondern ebenso die Landschaft, die Erschliessung und Holzernte, der Lawinenverbau, die Gefahrenzonen, das Forstrecht und vieles mehr. Der «Bündner Wald» erscheint sechs Mal jährlich, wobei jede Nummer ein Sachgebiet besonders unter die Lupe nimmt. Er kennzeichnet sich dadurch aus, dass er – sich im Wesentlichen auf Graubünden beschränkt; – sich im Besonderen auf den Gebirgswald ausrichtet; – und praxisorientiert ist. Deshalb setzt sich sein Leserkreis vor allem aus Naturfreunden, Forstleuten, Gemeinden aber auch aus Wissenschaftlern zusammen. Trägerschaft der Zeitschrift ist der Verein Graubünden Wald, die SELVA sowie das Amt für Wald und Naturgefahren Graubünden.

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Zwei Bündner fahren an die Holzhauerei-WM nach Minsk

Von links nach rechts: Orlando Lerch, Arno Illien. (Bild: Gion Willi )

In Frutigen im Kanton Bern fand die letzte Qualifikation der Schweizer Nationalmannschaft im Berufswettkampf Holzhauerei statt. Die besten zehn Wettkämpfer der Schweiz lieferten sich ein Hitchcock-Finale, vier davon haben die Möglichkeit, an die Weltmeisterschaft zu fahren, zwei davon sind Bündner. Die Bündner im Wettkampf haben es geschafft. Die zwei aus Cazis stammenden Wettkämpfer Arno Illien und Orlando Lerch, welche der Schweizer Nationalmannschaft im Berufswettkampf Holzhauerei angehören, haben sich in einem harten Qualifikationsverfahren für die WM-Teilnahme durchgesetzt. Aus den zwölf besten Wettkämpfern der Schweiz wurde das sechsköpfige Nationalteam ermittelt, welches sich an drei Aus72

scheidungswettkämpfen einen gnadenlosen Kampf bot. Arno Illien, welcher in der Kategorie Aktive startete, meinte : « Das hier ist ein Krimi der Sonderklasse ! » Im wahrsten Sinne des Wortes, denn die letzte der fünf Disziplinen, das Entasten, entschied über die WM-Teilnahme. Nur ein kleiner Punkteunterschied war noch zwischen den Wettkämpfern auszumachen, die Anspannung und der Druck unter den Athleten waren zum Bersten. Parallel wurde zum Entasten gestartet, das Heulen der Motorsägen war markdurchdringend. Illien sägte einen Weltklassedurchgang, der amtierende Schweizer Meister und mehrfache WM-Teilnehmer Balz Recher hatte Pech und fiel auf den sechsten Schlussrang zurück. Bei den Aktiven werden Urs Amstutz, Bern, Daniel Gautschi, Aargau, und Arno Illien, Graubünden, die Schweiz im Berufswettkampf Holzhauerei an der WM in Minsk vertreten. Orlando Lerch Bester bei den U24 Bei den U24 startete der bereits schon an Weltmeisterschaften qualifizierte Orlando Lerch, welcher seine Mitwettkämpfer schon während der Ausscheidung deutlich hinter sich liess. « Ich muss eine starke und sichere Schlussausscheidung sägen, dann bin ich an der WM dabei », war Lerchs Fazit vor dem Wettkampf. Es war so, Orlando Lerch bestritt einen beachtlichen Wettkampf, seine Souveränität und sein Talent beeindruckten und brachten ihn auf den Spitzenplatz im Schlussklassement. Vier WM-Teilnehmer, davon zwei Bündner Die Weltmeisterschaft der Berufswettkämpfe ist ein Grossanlass, so auch die


Meisterschaft der Forstleute, welche am 23. August 2012 in Minsk, Weissrussland, beginnt. Dass gerade zwei Bündner an der WM teilnehmen, ist Neuland; dass zwei Wettkämpfer aus dem gleichen Kanton starten, ist erst einmal da gewesen. Illien und Lerch haben gezeigt, dass das Bündner Forstpersonal dank des eisernen Willens und harten Trainings an der Weltspitze dabei ist.

Wir dürfen stolz sein auf die Bündner im Wettkampf.

Gion Willi Bündner im Wettkampf Werkhof, CH-7304 Maienfeld gion.willi @ zweckverbandfalknis.ch

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Bündner Wald 2 /2012 73


Ils forestals cun famiglias a Scuol

Volle Konzentration beim Schiessen.

Flurin Nuotcla ( hier im Bild ) und

(Bild: Gion Willi )

Daniel Vital weckten Erinnerungen an längst vergangene Zeiten. (Bild: Gion Willi )

Sonda, ils 25 favrer 2012 s’han chattats ils forestals grischuns cun lur famiglias sü Motta Naluns a Scuol per passantar ün di da cumpagnia. Sül program üna cuorsa da skis e trais posts d’indschegnaivlezza. Da la partida deiran raduond 150 partecipants. Da tuot il Grischun s’han chattats ils forestals cun lur famiglias e partenaris al di dals forestals sü Motta Naluns a Scuol. Sur la staziun da muntogna da las pendicularas Scuol Motta Naluns deira preparada la feista cun pussibiltà da mangiar e baiver. Sco cha Arnold Denoth da Lavin, ün dals organisatuors ha orientà, deiran annunzchats 165 persunas. « Il discap da la viafier dal traget da l’Albula chi deira per part serrada quel di Solche Gesichter sind Beweis genug dafür, dass die Teilnehmer den Anlass geniessen konnten. (Bild: Gion Willi )

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ha pero impedi a tschertüns da gnir a Scuol uschè chi deiran raduond 150 creschüts ed uffants da la partida. L’idea fundamentala dal di dals forestals grischuns es sper la cuorsa e la lavur da posts da star da cumpagnia Auf der Slackline war gutes Gleichgewicht gefordert. (Bild: Gion Willi )


Die Air-Grischa-Wurst schmeckt ! (Bild: Gion Willi )

Das Siegertrio in der Kategorie Herren mit Wanderpreis und Sekt. (Bild: Gion Willi )

e passantar ün bel di insembel », ha manjà Denoth. La 29avla ediziun da quist inscunter es gnüda organisada da la gruppa da god Engiadina Bassa e Val Müstair. Sü Motta Naluns s’haja viss quel di bleras fatschas riantadas e divers chi’s vezzan dinrar dürant l’on, han gnü la pussibiltà da dar üna baderlada e da brattar ils danövs. L’occurrenza es gnüda sponsorada da diversas firmas e privats chi han sustgnü l’inscunter cun lur donaziuns.

Skigebiet Motta Naluns durchgeführt. Da die RhB-Linie durch den Albulatunnel zeitweise gesperrt war, konnten einige Gemeldete den Anlass leider nicht besuchen. So nahmen schlussendlich rund 150 Personen am geselligen Anlass teil. Zu bewältigen war ein Riesenslalomlauf und bei den Arbeitsposten eine Schätzfrage, Balancieren auf der Slackline und Kleinkaliberschiessen auf Biathlonscheiben. Bei recht schönem Wetter und der mittlerweile schon traditionellen Verpflegung der Air Grischa ( Hierfür wie auch für alle anderen Sponsorenleistungen sei an dieser Stelle herzlich gedankt ! ) war nach dem nicht allzu verbissen geführten Wettkampf ausreichend Zeit, um Kontakte zu pflegen. Nebst Vertretern der Bündner Forstunternehmen durfte OK-Präsident Mario Riatsch bei der Siegerehrung der Kinder. (Bild: Gion Willi )

Wieder grosses Teilnehmerfeld am Start 165 Personen waren für den Start am traditionellen Skipostenlauf des Bündner Forstpersonals angemeldet. Der Anlass wurde in diesem Jahr von der Gruppa da god Engiadina Bassa / Val Müstair organisiert und am 25. Februar oberhalb Scuol im Bündner Wald 2 /2012 75


Schätzfrage : Wie gross ist die Distanz zwischen Piz San Jon und Piz Pisoc? (Bild: Reto Rauch)

Mario Riatsch am 25. Februar auch Mitarbeiter der Veltliner Sägerei Luigi Mariana begrßssen, welche den Anlass gleichzeitig fßr eine interne Meisterschaft nutzten. Dank zahlreicher Sponsoren durften die

Organisatoren auch dieses Jahr einen reich gedeckten Gabentisch präsentieren. Die detaillierte Rangliste wie auch eine Fotogalerie kann im Internet unter www. pebwald.ch /skipostenlauf-2012 eingesehen werden.

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Auszug aus der Rangliste Kinder : 1. Claudio FlĂźtsch, Schiers 2. Fadri Riatsch, Sent 3. Stefani Klekar, Cazis Lehrlinge : 1. Mario Leibundgut, Davos 2. Louis Kuenz, Untervaz 3. Enrico Netzer, Cazis

Damen : 1. Seraina Riatsch, Sent 2. Ivana Klekar, Cazis 3. Karin Willi, Pany

Herren : 1. Hanspeter ThĂśny, Seewis 2. Schimun Grass, Tarasp 3. Paul Accola, Davos Benedict Stecher, ANR, JĂśrg Clavadetscher, ÂŤBĂźndner WaldÂť

76


Jahresbericht 2011 des Vorstandes von Graubünden Wald 1. Vorstand Das Internationale Jahr des Waldes 2011 begann für Graubünden Wald mit einem Höhepunkt. Unserem Verein kam die Ehre zu, mit der Verleihung des alpinen Schutzwaldpreises der ARGE alpenländischer Forstvereine in Chur im Januar, dieses besondere Jahr gebührend zu eröffnen. Dieser Anlass war nicht nur bestens geeignet, um die ganzjährige Reihe von Medienberichten über den Wald zu lancieren, sondern auch eine willkommene Gelegenheit, um den neuen Bündner Forstdirektor Mario Cavigelli in die « Forstfamilie » einzuführen. Wie schon im Vorjahr konnte Graubünden Wald im Rahmen einer Leistungsvereinbarung mit dem Amt für Wald und Naturgefahren eine Reihe von Aufgaben im Interesse des Kantons erfüllen. Nebst der Lehrabschlussfeier für die frischgebackenen Forstwarte und Forstwartinnen samt Prämierung der besten drei Abschlüsse, galt es dieses Jahr auch im Rahmen der Revision des kantonalen Waldgesetzes einen wichtigen Beitrag zu leisten. Graubünden Wald ist damit offiziell zu einer ernst zu nehmenden Stimme des Waldes und der Waldwirtschaft, aber auch zu einem wichtigen Partner des Kantons geworden. Der Vorstand hielt im Vereinsjahr 2011 drei ordentliche Sitzungen ab. Die Schwerpunkte der Vereinstätigkeit können wie folgt zusammengefasst werden : – Verleihung Alpiner Schutzwaldpreis der ARGE alpenländischer Forstvereine – Skipostenlauf in Bergün ( Darlux ) – Organisation und Durchführung der Jahresversammlung 2011 in Maienfeld – Lehrabschlussfeier der Forstwarte in Untervaz – Vereinsausflug an die Forstmesse in Luzern mit grossem Bündner Apéro – Stellungnahme zum Revsionsentwurf des KWaG

2. Aktivitäten 2.1 Schutzwaldpreisverleihung Die Durchführung der Verleihung des Alpinen Schutzwaldpreises der ARGE alpenländischer Forstvereine stiess auf ein beachtliches Medienecho. Nicht zuletzt, weil mit dem Projekt « Schule im Biosfera-Wald » der Gemeinde Val Müstair auch ein Bündner Preisträger gefeiert werden konnte. Dieser Anlass war nur dank der Sponsorenbeiträge und dank der grosszügigen Unterstützung des Kantons möglich. An dieser Stelle sei deshalb vor allem den Hauptsponsoren Stihl, GKB, SELVA, RhB und GVG sowie dem Amt für Wald und Naturgefahren noch einmal ganz herzlich gedankt.

Alpiner Schutzwaldpreis

Wir danken den Sponsoren!

2010

ARGE Alpenländischer Forstvereine

ibW Höhere Fachschule Südostschweiz Axpo Tegra AG Eagle Helicopter AG Florinett AG Wyssen Seilbahnen AG

2.2 Jahresversammlung 2011 Die Jahresversammlung von Graubünden Wald fand am 20. Mai 2011 in Maienfeld statt. Das Protokoll wurde auf unserer Homepage und im «Bündner Wald», Ausgabe Dezember 2011, veröffentlicht. Die Versammlung war mit rund 70 Vereinsmitgliedern recht gut besucht. Zu unserer grossen Freude nutzte auch unser DeparBündner Wald 2 /2012 77


tementsvorsteher Mario Cavigelli die Gelegenheit, um sich anlässlich unserer GV vorzustellen und aus erster Hand über die damals aktuellen Ereignisse rund um das Grosssägewerk zu informieren. Er bewies damit nicht nur, dass er sich innert kürzester Zeit bereits einiges Fachwissen über den Wald und die Waldwirtschaft angeeignet hatte, sondern auch, dass ihm wie uns allen das Wohlergehen unseres Waldes sehr am Herzen liegt. Nach den eher unspektakulären Routinegeschäften im statutarischen Teil der Versammlung und dem sprichwörtlich feinen Mittagessen in der Mensa des ibW Bildungszentrums Wald ( Markus und Irène Wüst sei Dank ! ) wartete am Nachmittag ein besondeANZEIGE

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rer Höhepunkt auf die Versammlungsteilnehmer und -teilnehmerinnen. Die Besichtigung der Festungsanlage Tschingel in Fläsch war ein eindrückliches und sicher unvergessliches Erlebnis. Auch wenn mich persönlich die Art der Kommentare unseres Exkursionsleiters zuweilen recht unangenehm berührte. Maienfeld war auf jeden Fall einen Besuch wert. Den Organisatoren, vor allem Gion Willi mit seiner Forstgruppe vom Zweckverband Falknis sowie Susanne Heusser und Michel Maïkoff vom Amt für Wald und Naturgefahren Herrschaft/Prättigau/Davos, aber auch dem ibW Bildungszentrum Wald sei an dieser Stelle ganz herzlich gedankt. 2.3 Tagungen 2.3.1 Vereinsreise an die Forstmesse in Luzern Weil eine ursprünglich geplante technische Tagung nicht realisiert werden konnte, hatte der Vorstand die Idee, im Berichtsjahr eine Vereinsreise an die Forstmesse Luzern zu veranstalten. Auf unsere Anfrage hin waren der Bündner Forstunternehmerverband und die SELVA sofort bereit, mitzumachen und einen Beitrag zu leisten. Von der Mitreisegelegenheit wurde mit 16 Personen erwartungsgemäss mässig Gebrauch gemacht. Dafür meldeten sich über 140 Teilnehmende zum grossen Bündner Apéro auf dem Gelände der Schweizerischen Holzhauereimeisterschaft an. Tatsächlich dürften dann am 19. August noch einige mehr dabei gewesen sein. Aus einer Verlegenheitslösung entstand so ein beachtlicher Anlass, der sicher noch etwas weiterentwickelt und in verbesserter Form wiederholt werden kann. 2.3.2 « Nachlese » Symposium Naturdynamik Das Jugendprojekt « Naturdynamik – Zurück in die Zukunft », welches 2010 in


der Val Müstair, von Andreas Moser vom Schweizer Fernsehen und der Biosfera Val Müstair mit Unterstützung von Graubünden Wald durchgeführt worden war, fand am 9. Juni 2011 seinen Niederschlag in der Sendung Netz NATUR zum Thema « Wilde Natur : Geld oder Leben ». Es schadet sicher nicht, wenn sich unser Verein auch zu solchen Themen engagiert und seinen Beitrag leistet, damit sich die moderne Waldwirtschaft nicht zum Feindbild der « Grünen » ( im schlechten Sinn ) entwickelt.

vermutlich nicht so einfach werden dürfte. Weiter musste bekannt gegeben werden, dass der Forstwartberuf in der geplanten Form ( Holzereiwettkampf ) nicht in die Berufsweltmeisterschaften ( World Skills ) aufgenommen werden kann.

2.4 Wettkämpfe 2.4.1 Skipostenlauf Der 28. Skipostenlauf fürs Bündner Forstpersonal wurde am 26. Februar 2011 in Bergün im Skigebiet Darlux ausgetragen. Mit 116 Startenden durfte wieder eine sehr schöne Beteiligung registriert werden. Der bestens organisierte Wettkampf bei wunderbaren Schneeverhältnissen war einmal mehr ein sehr gelungener und gemütlicher Anlass. Der Försterin Iris Castelberg und ihren Mitarbeitenden von den technischen Betrieben Bergün gebührt an dieser Stelle noch einmal ein ganz herzliches Dankeschön ! Ebenso hat natürlich die Air Grischa, welche auch in Bergün wieder mit ihrer traditionellen Gratisfestwirtschaft für gute Stimmung und das leibliche Wohl sorgte, einmal mehr unseren Dank verdient.

2.6 ARGE 2.6.1 Vergabe Alpiner Schutzwaldpreis ( siehe 2.1 oben ) 2.6.2 Tagung der Vorstände der ARGE Alpenländischer Forstvereine Die alljährliche Zusammenkunft der Vorstände der ARGE Alpenländischer Forstvereine fand am 27. Oktober im Südtirol in Brixen statt. Unser Verein wurde nur durch den Präsidenten vertreten, weil unser Aktuar und Aussenminister Arno Kirchen sich kurzfristig abmelden musste. Die Sitzung fand wieder zusammen mit der Jury des Alpinen Schutzwaldpreises statt. Graubünden Wald konnte diesmal nur einen Wettbewerbsbeitrag präsentieren. Wie immer war auch die Internetseite der ARGE ein Thema. Die Ländervertreter wurden aufgerufen, dort fürs Erste einmal die bisher nominierten Schutzwaldpreisprojekte aufzuschalten. Auf dieser Basis soll die Internetseite schliesslich zur Plattform für ein länderübergreifendes Netzwerk von Praktikern für die Praxis ausgebaut werden. Die Website kann unter www.arge.forstvereine.eu besucht werden.

2.5 VSF An der Delegiertenversammlung des VSF am 23. September in Saignelégier nahmen fünf Nichtjäger von Graubünden Wald teil. Darunter Arnold Denoth in seiner Funktion als Vorstandsmitglied des VSF. Ein wichtiges Traktandum war die Holzerei-WM, welche 2014 in Brienz stattfinden soll. Die kantonalen Verbände sollen bei der Suche nach Sponsorengeldern behilflich sein, was

3. Kommissionen 3.1 Redaktionskommission Bündner Wald Die Kommission traf sich im Berichtsjahr zu einer Sitzung und stellte das Redaktionsprogramm 2012 zusammen. Es wurde festgestellt, dass die Redaktoren Jörg Clavadetscher und Sandro Krättli wieder hervorragende Arbeit geleistet hatten. Im Kontakt mit anderen Kantonen darf man immer wieder hören, dass wir um unseren Bündner Wald 2 /2012 79


Bündner Wald beneidet werden. Erstaunlich ist nur, dass aus den eigenen Reihen praktisch keine Reaktionen festzustellen sind. Zum Beispiel ist offenbar das Interview mit der Bundespräsidentin ( ! ) Doris Leuthard als Selbstverständlichkeit hingenommen worden. Immerhin hat das Interview mit Linard Bardill ein paar empörte Reaktionen ausgelöst. Sonst müssten wir als Herausgeber bald einmal fragen : HALLO Leserschaft ! Ist da jemand ? 3.2 Forstliche Aus- und Weiterbildungskommission Unsere forstliche Aus- und Weiterbildungskommission bildet ja neuerdings zusammen mit den Vertretern des AWN, der SELVA, des BFUV und des ibW BZWM die OdA Wald Graubünden. Diese hat sich im Berichtsjahr zu zwei Sitzungen getroffen. Im Herbst hat sie wie gewohnt das Kursangebot 2012 für das Bündner Forstpersonal zusammengestellt. Das Angebot kann unter www.wald. gr.ch abgerufen werden. Ebenfalls hat sie dafür gesorgt, dass an der Bündner Tagung für die betrieblichen Berufsbildner der Forstwartlernenden noch einmal gründlich über den Berufsbildungsfonds informiert wurde. 3.3 Forstpersonalkommission Die Forstpersonalkommission traf sich am 23. März und am 3. November zu zwei Sitzungen. Unter anderem wurden dort die Revision des kantonalen Waldgesetzes und die in diesem Rahmen geplante Leistungsvereinbarung für die Beförsterung der Bündner Wälder besprochen. Die Kommission konnte an der Vernehmlassung zum Gesetzesentwurf mitmachen und ihre Anliegen für die neue Regelung der Beförsterung einbringen. Das Amt für Wald und Naturgefahren hat diese Anliegen aufgenommen und bei der Bearbeitung 80

der betreffenden Vorlagen berücksichtigt. Die Kommission ist nach wie vor motiviert und nimmt gerne Anliegen und Anregungen aller Mitglieder entgegen, wenn irgendwo Handlungsbedarf betreffend die Berufsinteressen des Bündner Forstpersonals besteht. 3.4 Die Holzhauereiwettkampfkommission Die Holzhauereikommission erhielt 2011 mit dem Segen unseres Vorstandes ein eigenes Konto. Die Idee ist, dass künftig die Vereinsbeiträge für Holzereiwettkämpfe und -wettkämpfer in dieses Konto fliessen. Zusätzlich können dort Sponsorengelder eingenommen werden, über welche die Kommission verfügen darf. Der Leiter der Kommission ist für dieses Konto verantwortlich und ist verpflichtet, jährlich einen ordentlichen Kassabericht abzuliefern. Der sportliche Höhepunkt war aus Sicht der Holzereiwettkämpfer sicher die Schweizermeisterschaft im Rahmen der Forstmesse in Luzern. Angefeuert von den zahlreichen Bündnern ( siehe oben : 2.3.1 Vereinsreise an die Forstmesse in Luzern ) lieferten unsere Spitzenwettkämpfer einmal mehr Glanzresultate : Arno Illien belegte bei den Aktiven Rang 2, Orlando Lerch wurde bei den U24 Dritter. Die beiden qualifizierten sich mit diesen Spitzenleistungen für die Nationalmannschaft und kämpfen um einen Platz an der WM 2012 in Minsk, Weissrussland. In der Mannschaftswertung mussten sich unsere Cracks Arno Illien, Ralf Prinoth und Marcel Lerch auf Platz zwei nur den Aargauern geschlagen geben. 4. Mitglieder Die Mitgliederzahl betrug am Ende des Berichtsjahres 661. Der Mitgliederstand in den einzelnen Kategorien präsentierte sich per 31. Dezember 2011 wie folgt :


– Ehrenmitglieder : 10 – Freimitglieder : 48 – Einzelmitglieder : 419 – Kollektivmitglieder : 184 – Total : 661 Begrüsst wurden elf neue Einzelmitglieder: – Conrad Livio, 7537 Müstair – Kobler Christoph, 7000 Chur – Kindschi André, 7270 Davos Platz – Cadotsch Damian, 7460 Savognin

– – – – – – –

Austritte : – Zischg Andreas, 9470 Buchs – Gemeinde Fanas, 7215 Fanas – Vogler Hansruedi, 6072 Sachseln 5. Ziele Die für die Amtsperiode 2007 bis 2010 formulierten Ziele wurden für eine weitere Periode übernommen. 2011 sind sie wie folgt erreicht worden :

Soll

Ist

Erfüllt ?

20 Neumitglieder

11 Neumitglieder ( Ziel ist offenbar etwas zu hoch )

+++

1 Fachtagung pro Jahr

Forstmesse ca. 150 TN

Anerkennungspreis GR Wald

2011 keine Preisverleihung

Aktuelle Homepage

Kurz vor Abschluss ( endlich )

fast

Skipostenlauf / Holzhauereimeisterschaften

Skipostenlauf Bergün, 116 TN

++

Verbandsmitgliedschaft beim VSF nutzen

2011 keine entsprechenden Geschäfte

Berufsbildungsfonds unterstützen

Info durch die OdA Wald GR

+

Regelmässige Medienpräsenz :

Verleihung Schutzwaldpreis

++

Aufbau « Netzwerk von Praktikern für die Praxis »

Internetplattform nimmt weiter Gestalt an

+-

Zanin Yves, 7058 Litzirüti Riedl Björn, 7307 Jenins Ackermann Remo, 7153 Falera Frick Rosmarie, 8001 Zürich Netzer Veronica, 7460 Savognin Demarmels Armon, 7443 Pignia Biechler Anton, 7000 Chur

Todesfälle im Berichtsjahr : – Otto Kaiser, am 6. 6. 2011 ( * 23. 2. 1924 ), alt Kreisförster, Zuoz /Andeer – Carlo Jörg, am 4. 7. 2011, Revierförster, St. Moritz

6. Dank und Ausblick Zum Schluss danke ich noch einmal allen, die in irgendeiner Form zum Wohle unseres Vereins beigetragen haben. Speziell erwähnen möchte ich : – die Vorstandsmitglieder und Revisoren – den Kantonsförster Reto Hefti – unseren Regierungsrat Mario Cavigelli Das Jahr 2011 reiht sich nahtlos ein in die offenbar nicht enden wollende Serie von turbulenten Forstjahren. Einmal mehr und immer noch haben die Ereignisse um das Grosssägewerk das ganze Jahr für Diskussionsstoff gesorgt. GleichzeiBündner Wald 2 /2012 81


tig war der Wald dank dem Jahr des Waldes zum Glück auch mit zahlreichen positiven Meldungen in den Medien präsent. Mittendrin unser kleiner Verein, der zwar – wie wir oben gesehen haben – ein gewisses Mitspracherecht hat, aber wie alle anderen den Lauf der Dinge nicht wirklich steuern kann und vielen äusseren Einflüssen ausgesetzt ist. Das vergangene Jahr hat besonders deutlich gezeigt, dass wir auch im Wald schon lange keine geschützte Werkstatt mehr sind und immer mehr zum Spielball von weltumspannenden wirtschaftlichen Phänomenen werden. Wir sind in zunehmendem Mass gefordert, unaufhaltsame Veränderungen anzunehmen, anstatt uns vergeblich dagegen zu stemmen. Wir müssen lernen, die damit verbundenen neuen Chancen zu erkennen, damit wir wenigstens diese nicht verpassen. Wenn uns das

nicht gelingt, wird eines Tages nichts als Frust und Resignation übrig bleiben. Auf keinen Fall sollten wir jene anfeinden, welche nach bestem Wissen und Gewissen versuchen, das Unvermeidliche rechtzeitig zu erkennen und sinnvoll damit umzugehen. Sie sind nicht schuld an den Veränderungen, sondern versuchen uns zu helfen, mit der Zeit zu gehen. Denn leider ist es einfach so : Wer nicht mit der Zeit geht, geht mit der Zeit . . . Chur, 18. März 2012

Beat Philipp Graubünden Wald Loëstrasse, CH-7000 Chur beat.philipp @ awn.gr.ch

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Erläuterungen des Kassiers zur Erfolgsrechnung und Bilanz 2011 Alpiner Schutzwaldpreis 2010 Gleich zu Beginn des Jahres 2011 konnte Graubünden Wald ein Highlight erleben. Chur war Veranstaltungsort der Verleihung des Alpinen Schutzwaldpreises 2010. Wir konnten den Mitgliedern der ARGE Alpenländischer Forstvereine einen höchst professionellen Anlass bieten. Speziell unserem Präsidenten Beat Philipp gehört ein Kränzchen gewunden für sein Organisationstalent in allen Bereichen. Der ganze Anlass kostete gegen Fr. 40 000.– . Der Aufwand wurde einerseits durch ein Sponsoring von Fr. 22 500.–, andererseits durch einen grosszügigen Unterstützungsbeitrag von Fr. 17 500.– vom AWN getragen. Dafür ein herzliches Dankeschön.

Damit die Repräsentanten von Graubünden Wald künftig bei Anlässen in einem einheitlichen Look erscheinen, haben wir Bündner Jagdvestons anfertigen lassen. Da wir bereits eine Akontozahlung tätigen mussten, wurde der Betrag zusammen mit den noch unveräusserten Sackmessern im Lager Shop verbucht.

Leistungsvereinbarung mit dem AWN Graubünden Im Rahmen der Leistungsvereinbarung finanziert Graubünden Wald folgende Aufwände : – Berufsbildung ( OdA Wald, LAP-Feier, Prämierung Arbeitsbücher, Fachtagungen … ) – Berufswerbung ( Holzereiwettkampf … ) – Interkantonale und internationale Kontakte ( VSF, ARGE Alpenländische Forstvereine ) Der Gesamtaufwand belief sich im Jahr 2011 auf Fr. 15 735.85. Das AWN unterstützt uns für diese Aufgaben mit Fr. 15 000.– pro Jahr.

Termingeldanlage Raiffeisen Auf Ende 2011 lief eine Termingeldanlage von Fr. 40 000.– aus. Diese haben wir im Januar 2012 um weitere vier Jahre verlängert.

Tagungen / Veranstaltungen Graubünden Wald führte 2011 den Skipostenlauf ( bestens organisiert von Iris Castelberg ), einen Steuererklärungskurs und eine Exkursion an die Forstmesse in Luzern durch. Shop Nach wie vor bieten wir laufend Fanartikel von Graubünden Wald an. Der Shop wird von unseren Mitgliedern rege benutzt. Neben einer Kleiderkollektion konnten wir eine Aktion mit Sackmessern anbieten.

Jahresbeiträge Wir bezahlen folgende Jahresbeiträge : – Marke « graubünden » Fr. 540.– Fr. 8000.– – Mitgliederbeitrag VSF – Gönnerbeitrag Graubünden Holz Fr. 200.– Fr. 40.– – Mitgliederbeitrag WVS

Konto PostFinance Dieses Konto wird von Graubünden Wald in der Buchhaltung geführt. Der Betrag gehört jedoch unseren erfolgreichen Berufswettkämpfern. Aus diesem Grund ist die gleiche Summe unter Kreditoren verbucht. Jahresabschluss Das Defizit fiel nicht ganz so hoch wie budgetiert aus, trotzdem ergibt sich noch ein Ausgabenüberschuss von Fr. 4958.85. Somit vermindert sich unser Vereinsvermögen per 31. 12. 2011 auf Fr. 97 811.75.

Hanspeter Weber Kassier, Graubünden Wald Postfach 52, CH-7304 Maienfeld hanspeter.weber @ ibw.ch

Bündner Wald 2 /2012 83


Erfolgsrechnung 2011

Bilanz per 31. Dezember 2011

Einnahmen

Aktiven

Mitgliederbeiträge

Fr. 21 560.00

Kassa

Fr.

Zinsen Sparheft, Obligationen

Fr.

329.05

Bankkonto CK 432.035.200

Fr. 31 031.70

Shop / PR-Artikel

Fr.

6 125.00

Raiffeisenbank 41660.43

Fr. 40 645.30

PostFinance

Leistungsvereinbarung mit dem

174.75

Fr.

5 853.55

Kanton Graubünden

Fr. 15 000.00

Lager Shop

Fr.

4 340.00

GV Graubünden Wald

Fr.

2 357.00

Termingeldanlage Raiffeisenbank

Fr. 20 000.00

Tagungen / Veranstaltungen

Fr.

7 228.30

Debitoren

Fr.

1 620.00

ARGE Alpenländische Forstvereine

Fr.

0.00

Transitorische Aktiven

Fr.

0.00

Schutzwaldpreis 2010

Fr. 39 932.80

Total Aktiven

Fr. 103 665.30

Fr. 92 532.65 Passiven Ausgaben

Eigenkapital

Fr.

5 853.55

Jahresbeiträge

Fr.

8 780.00

Transitorische Passiven

Fr.

0.00

Vorstand und Revisoren

Fr.

3 652.40

Eigenkapital

Fr.102 770.60

Total Passiven

Fr.108 624.15

Verwaltungsaufwand, Steuern

Fr.

649.85

Shop / PR-Artikel

Fr.

6 667.80

GV Graubünden Wald

Fr.

5 502.85

Vermögensausweis

Tagungen / Veranstaltungen

Fr.

7 556.50

Vermögen am 31. 12. 2010

Fr.102 770.60

«Bündner Wald»

Fr.

9 615.20

Mehrausgaben 2011

Fr. – 4 958.85

Berufsbildung

Fr.

7 273.95

Vermögen am 31. 12. 2011

Fr. 97 811.75

Holzhauereimeisterschaft

Fr.

0.00

Leistungen AWN Graubünden

Berufswettkämpfer

Fr.

4 576.20

Der Kassier: H. Weber

Anerkennungspreis / PR

Fr.

2 000.00

Chur, 8. Februar 2012

ARGE Alpenländische Forstvereine

Fr.

1 885.90

Die Revisoren: P. Janutin, Chr. Schaffer

Schutzwaldpreis 2010

Fr. 39 930.85 Fr. 97 491.50

Ausgabenüberschuss

84

Fr. – 4 958.85


Bündner Wald 2 /2012 85

329.05

1 975.00

Verwaltungsaufwand, Steuern

5 300.00 9 000.00

Tagungen / Veranstaltungen

«Bündner Wald»

Einnahmen-/Ausgabenüberschuss

Schutzwaldpreis

ARGE Alpenländische Forstvereine

39 930.85 97 491.50 – 4 958.85

38 775.00 – 8 695.00

1 885.90 0.00

2 000.00

4 576.20

850.00

0.00

Berufswettkämpfer

0.00

7 273.95

9 615.20

7 556.50

5 502.85

6 667.80

649.85

3 052.40

3 500.00

0.00

Holzhauereimeisterschaften

Anerkennungspreis / PR

0.00

Berufsbildung

Leistungen AWN Graubünden

1 500.00

GV Graubünden Wald

500.00

7 300.00

Vorstand und Revisoren

Shop / PR Artikel

8 850.00

Jahresbeiträge 8 780.00

92 532.65

30 080.00

Ausgaben

39 932.80

0.00

Schutzwaldpreis

0.00

0.00

7 228.30

2 357.00

15 000.00

6 125.50

ARGE Alpenländische Forstvereine

6 700.00

0.00

Tagungen / Veranstaltungen

0.00

GV Graubünden Wald

600.00

Leistungsvereinbarung AWN Graubünden

830.00

Shop /PR-Artikel

21 560.00

2011

2011 21 950.00

Rechnung

Budget

Zinsen Sparhefte, Obligationen

Mitgliederbeiträge

Einnahmen

3 736.15

58 716.50

39 930.85

– 1 614.10

1 150.00

4 576.20

0.00

7 273.95

615.20

2 256.50

4 002.85

6 167.80

– 1 325.15

– 4 247.60

– 70.00

62 452.65

39 932.80

0.00

528.30

2 357.00

15 000.00

5 525.50

– 500.95

– 390.00

2011

Differenz

3 000.00

40 000.00

500.00

500.00

1 000.00

2 000.00

0.00

7 000.00

10 600.00

3 000.00

1 500.00

500.00

550.00

4 000.00

8 850.00

43 000.00

0.00

2 000.00

3 000.00

0.00

15 000.00

600.00

400.00

22 000.00

2012

Budget

0.00

47 000.00

1 000.00

1 000.00

1 000.00

2 000.00

0.00

7 300.00

10 000.00

5 700.00

3 500.00

2 000.00

1 000.00

3 500.00

9 000.00

47 000.00

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300.00

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2013

Budget


Jürg Hartmann tritt nach 43 Jahren ab

Der Seewiser Revierförster Jürg Hartmann in « seinem » Wald. (Bild: Sandro Krättli )

Revierförster Jürg Hartmann tritt nach 43 Jahren in den Ruhestand. Zusammen mit dem «Prättigauer & Herrschäftler» (P & H) liess er die vergangenen Jahrzehnte Revue passieren. Als Jürg Hartmann im Juli 1969 die Stelle des Revierförsters in der Gemeinde Seewis antrat, war er gerade 21-jährig. Die Stelle war frei geworden, weil sein Vorgänger, der dreifache Familienvater Johann Boner, im Mai während eines Hochgebirgskurses der damaligen Gebirgsdivision 12 bei einem Lawinenniedergang im Fextal ums Leben gekommen war. Das Lawinenunglück löste im Dorf eine tiefe Betroffenheit aus, waren ihm doch zwei Seewiser zum Opfer gefallen : Johann Boner und Andreas Gredig. Ein Glücksfall Als Jürg Hartmann die Nachfolge von Johann Boner in Seewis antrat, war Kreisförster Anton Lietha noch im Amt. Dieser hatte die Gemeinde Seewis von 1938 bis 1974 als Forstverwalter und als Kreisförster betreut. « Für mich war das ein Glücksfall », meint Jürg Hartmann, der Ende Februar als Revierförster zurücktrat. « Toni Lietha war zwar ein strenger, gleichzeitig aber auch väterlich-wohlwollender Vorgesetzter und Betreuer. » Er habe bei Meinungsverschiedenheiten aufbrausend 86

sein können, nachtragend sei er aber nie gewesen. « Von seiner Erfahrung und unbestrittenen forstwirtschaftlichen Kompetenz habe ich sehr viel profitiert », so Hartmann in seinem Rückblick. In seiner Funktion als Gemeindeförster, der nicht nur für die Waldwirtschaft, sondern auch für den Unterhalt der Infrastruktur, insbesondere des ausgedehnten Wegnetzes, zuständig ist – Stichwort Alpweg – hat Jürg Hartmann insgesamt acht Gemeindepräsidenten erlebt und auch « überlebt ». Angefangen hat er mit Florian ( Fluri ) Däscher und aufhören wird er mit Stefan ( Stefi ) Däscher, Fluris Sohn. Das waren noch Zeiten In der Waldwirtschaft hat im Verlauf der 40 Jahre ebenso wie in der Landwirtschaft ein Wandel stattgefunden, der sich auch in den Dörfern niedergeschlagen hat. Bis Anfang der 70er-Jahre war die Gemeinde mit ihrem Forstbetrieb ( Hiebsatz von 4500 Festmetern ) der wichtigste Arbeitgeber. Damals waren noch zehn Gemeindearbeiter im Einsatz, hauptsächlich beim Holzrüsten : Im Sommer im Taglohn, im Winter im Akkord wurden die Winterschläge damals noch an einheimische Akkordanten vergeben. Was wir heute nur noch vom Hörensagen und von Fotos kennen, war bis Mitte der 70er-Jahre eine Selbstverständlichkeit : Die Holzfuhr ! « Als ich in Seewis angefangen habe, waren noch 27 Holzfuhrpferde im Einsatz », erinnert sich Jürg Hartmann. Zu dieser Zeit war die Holzfuhr der einzige Neben- und Zusatzverdienst, der unseren Bauern zur Verfügung gestand hat. Ein Meilenstein 1973 wurde die Winterfuhre eingestellt. Die Einstellung der Holzfuhre im Winter fällt mit der Inbetriebnahme der Georg Fischer Kunststoffarmaturen AG ( GF ) 1971 / 72 in


Waldbegehungen mit Kindern,

Jürg Hartmann. (Bild: zVg. Gemeinde Seewis )

für Jürg Hartmann eine Herzensangelegenheit. (Bild: zVg. Gemeinde Seewis )

Seewis-Pardisla zusammen. Mitte der 70erJahre wurden dann auch die grossen Winterholzschläge eingestellt.

Von der Hobelzahnsäge … Jürg Hartmann hat die Mechanisierung in der Forst- und Waldwirtschaft Schritt für Schritt mitverfolgt und miterlebt. « Als ich die Forstwartlehre gemacht habe, war die

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Bündner Wald 2 /2012 87


… zum Forstunternehmer Die Entwicklung in der Forstwirtschaft hat sich auch auf den Aufgabenbereich des Gemeindeförsters ausgewirkt. War die « Holzig » – das Holzrüsten und die Holzfuhr – sein Kerngebiet, so ist das heute der Unterhalt der Infrastruktur. Wurde das Holz in der Vergangenheit von den Gemeindearbeitern und örtlichen Akkordanten gerüstet, so sind heute dafür professionelle Forstunternehmer, die über die notwendigen Maschinen und Geräte verfügen, dafür zuständig. Dass seitens des Gemeindeförsters ständige Kontrollen unerlässlich sind, sei nur am Rande bemerkt. Auf die Frage, ob es früher besser gewesen sei als heute, meinte Jürg Hartmann : « Weder besser noch schlechter, einfach anders ! »

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Motorsäge noch keine Selbstverständlichkeit. Kein Wunder, war das Feilen der Hobelzahnsäge damals noch auf dem Lehrplan ! » Hauptabnehmer des Seewiser Holzes waren während Jahrzehnten die Sägereien Berger in Seewis-Pardisla, Lietha in Grüsch, die Gemeindesäge Malans und lokale Holzhändler. Apropos Preis : « Der höchste Holzpreis, der in den vergangen 40 Jahren erzielt wurde, war im Jahr 1974 und betrug 170 Franken pro Kubikmeter », so Jürg Hartmann.

Ein besonderes Anliegen Ihm sei es immer ein Anliegen gewesen, auch die Jugend, insbesondere die Schülerinnen und Schüler, auf die Bedeutung des Waldes aufmerksam zu machen. Waldbegehungen mit Kindern seien ihm als Förster immer eine Herzensangelegenheit gewesen, meint Jürg Hartmann in seinem Rückblick. Ins gleiche Kapitel gehören auch Kurse für Thurgauer Forstwartlehrlinge, die er zusammen mit dem Thurgauer Revierförsterkollegen Fritz Hofer vor 18 Jahren aus der Taufe gehoben hatte und die Sommer für Sommer in Seewis durchgeführt werden. Die Kurse erfreuen sich grosser Beliebtheit und leisten einen nicht zu unterschätzenden Beitrag zur Solidarität zwischen Berg und Tal. Quelle : «Prättigauer & Herrschäftler», Ausgabe vom 23. 2. 2012

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Programm der Versammlung Jahresversammlung 2012 Verein Graubünden Wald, Breil / Brigels, 1. und 2. Juni 2012 Freitag, 1. Juni 2012 14.30 – 15.00 Uhr Aula der Gemeinde Breil / Brigels Eintreffen der Teilnehmer, Kasse /Abgabe Bons für Nachtessen und Exkursion 15.00 – 17.00 Uhr Jahresversammlung in der Aula der Gemeinde Breil / Brigels mit Grusswort des Gemeindepräsidenten Richard Caduff

Samstag, 2. Juni 2012 8.00 Uhr Treffpunkt Casa Sentupada Brigels, gemeinsame Fahrt nach Disentis /Mustér 9.00 Uhr Exkursion 1 : Besuch der Vivian-Flächen im Uaul Cavorgia, Disentis /Mustér Exkursion 2 : Besuch des Center sursilvan d’agricultura, der Sennaria Surselva, der Energiezentrale von Recal SA und der Skifabrik der Zai AG in Disentis /Mustér

15.00 – 17.00 Uhr Rahmenprogramm: Dorfführung mit Astrid Cahannes

12.00 Uhr Rücktransport nach Breil / Brigels

17.00 – 18.00 Uhr Apéro in der Aula Anschliessend Zimmerbezug

12.30 Uhr Mittagessen – Grillplausch in Breil / Brigels und Abschluss der Veranstaltung

19.00 Uhr Abendessen im Hotel Crestas

Schlechtwetterprogramm Es gibt kein spezielles Schlechtwetterprogramm. Bei schlechtem Wetter behalten sich die Organisatoren vor, die Teilnehmer der Exkursion 1 der Exkursion 2 anzuschliessen.

Menüauswahl Menü 1: Gemischter Salat – Hohrückenfilet an roter Pfeffersauce, Rosmarinkartoffeln und Gemüse-Bouquet – gemischte Schokoladenmousse – Kaffee Menü 2: Melone mit Rohschinken – Kalbssteak vom Grill, Portweinjus, Gemüse, Nudeln – Fruchtsalat mit Glace – Kaffee Vegi-Menü: Gemischter Salat – Risotto mit frischem Spargel, Kirschtomaten und Rucolasalat an Mascarpone – Fruchtsalat mit Glace – Kaffee

Reservationen In Breil / Brigels stehen diverse Unterkünfte zur Verfügung. Die Teilnehmer der Veranstaltung werden gebeten, ihre Unterkunft selbstständig zu wählen und zu organisieren. Auskunft über diverse Unterkünfte erhalten Sie beim Center Turistic Breil, Barbara Meier, 081 941 13 31 oder E-Mail : info @ brigels.ch oder Internet : www.surselva.info/ brigels-waltensburg-andiast.6308.0.html Auskünfte Wendelin Hürlimann, Mobile 079 610 54 02 Christian Buchli, Mobile 079 475 52 10 Bündner Wald 2 /2012 89


Traktandenliste der Generalversammlung 2012 1. Eröffnung durch den Präsidenten 2. Wahl der Stimmenzähler 3. Protokoll der GV vom 20. 05. 2011 in Maienfeld 4. Jahresbericht des Vorstandes und Kommissionsberichte 5. Jahresrechnung 2011 und Revisorenbericht 6. Budget 2013 und Festsetzung der Mitgliederbeiträge

7. Wahlen 8. Tagungsort 2013 9. Ernennung von Ehrenund Freimitgliedern 10. Anträge 11. Tätigkeitsprogramm 2012 und Mitteilungen 12. Varia 13. Anerkennungspreis von Graubünden Wald

Anmeldetalon für die Jahresversammlung des Vereins Graubünden Wald, Breil /Brigels 1. und 2. Juni 2012 Name:

Vorname:

Adresse:

PLZ/Ort:

Natel :

E-Mail :

Name ( n ) der Begleitperson ( en ) : Ort/Datum:

Unterschrift:

Programm

Anzahl

Preis pro Person ( CHF )

Jahresversammlung mit Nachtessen

50.–

Rahmenprogramm mit Nachtessen

50.–

Exkursion 1 ( inkl. Transport und Mittagessen )

60.–

Exkursion 2 ( inkl. Transport und Mittagessen )

60.– Total

Menüwahl für Freitagabend – bitte auswählen und Anzahl angeben : Menü 1:

Menü 2:

Vegi:

Rücksenden bis spätestens 11. Mai 2012 an: Amt für Wald und Naturgefahren GR, Via Crappa Grossa 14, 7130 Ilanz, Frau Rosmarie Nay E-Mail : rosmarie.nay @ awn.gr.ch, Fax 081 920 06 81 oder im WEB unter www.graubuendenwald.ch 90

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13. Bündner Holzhauereimeisterschaft am 29. / 30. Juni 2012 Kettensägenkünstlern, findet am 29. und 30. Juni 2012 auf dem Areal der Bündner

Logo Swiss Sponsor Pool. (Bild: zVg SSP )

Herzlich willkommen zur 13. Bündner Holzhauereimeisterschaft am 29. / 30. Juni 2012 in Cazis Die Bündner Holzhauereimeisterschaft, verbunden mit dem Auftritt von verschiedenen

Arena in Cazis statt. Unter dem Patronat vom Verein Graubünden Wald organisieren die Forstbetriebe Heinzenberg / Domleschg diesen Anlass. Das im Kanton Graubünden tätige Forstpersonal misst sich in Kraft, Präzision und Zeit in einem spannenden und attraktiven Berufswettkampf. Zusätzlich sind Kettensägenkünstler eingeladen, um sich auf dem Gelände der Bündner Arena in Cazis zu präsentieren. Alle Gäste können an einem Publikumswettkampf teilnehmen. Für die Kinder wird ein Spielplatz zur Verfügung gestellt. Am Freitagabend findet die Lehrabschlussfeier der Forstwartlehrlinge statt. Anschlies-

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Alig Leo Forstunternehmung 7149 Vrin Kenneth Danuser beim Kombischnitt an der Bündner Holzhauereimeisterschaft 2010 in Sedrun. (Bild: zVg Kenneth Danuser )

send wird für musikalische Unterhaltung gesorgt. Am Samstagabend, 30. Juni 2012, geht die Party mit der dritten Viamala Schlagernacht auf dem Areal der Bündner Arena in Unterrealta über die Bühne. Anmeldeformulare sowie die Reglemente können unter www.graubuendenwald.ch bezogen werden. Der Anmeldeschluss ist der 11. Mai 2012. Wir freuen uns auf eure zahlreichen Anmeldungen und auf den Besuch von vielen Waldfreundinnen und -freunden sowie von Gästen aus Politik und Wirtschaft. Herzliche Grüsse vom OK der 13. Bünder Holzhauereimeisterschaft 2012.

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OK der 13. Bünder Holzhauereimeisterschaft 2012 www.graubuendenwald.ch Cazis 2012

Bündner Wald 2 /2012 93


Vereinsexkursion an die Brienzer Holzfällertage

Logo Brienzer Holzfällertage 2012. (Bild: zVg. OK Holzfällertage 2012 )

Graubünden Wald organisiert dieses Jahr eine dreitägige Vereinsexkursion an die Brienzer Holzfällertage. Der Event findet vom 31. August bis 2. September 2012 in Brienz am Brienzersee statt. Auf der Internetseite www.brienzerholzfaellertage. ch kann man sich Appetit auf die Veranstaltung holen. Folgende Programmpunkte sind vorgesehen : Zugabfahrt Bahnhof Landquart – Freitag, 31. August 2012, 13.26 Uhr – Lernende können sich evtl. die Veranstaltung als Fachkurs in der Berufsschule anrechnen lassen – 17.40 Uhr Zimmerbezug Hotel Kreuz ( an bester Lage beim Bahnhof, Rothornbahn, Shuttlebus ) – Anschliessend Feierabendbier auf dem Festgelände ( halber Preis ) Seilziehen (Freitagabend) – Ab 20.00 Uhr Seilziehwettkampf für jedermann – Wir Bündner wollen den Bernern den Meister zeigen ! – Anschliessend Festbetrieb Fahrt aufs Brienzer Rothorn – Am Samstagmorgen fahren wir mit der BRB aufs Brienzer Rothorn und geniessen den Vormittag mit einer herrlichen Bergsicht.

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« Wenn ich gross bin, mache ich hier bestimmt auch mal mit … » (Bild: zVg. OK Holzfällertage 2012 )

Kinderwettkampf ( Samstagnachmittag ) – Neu findet am Samstagnachmittag ein Kinderwettkampf Timbersports statt – Motorsägenschnitzen ( ohne Kinder ) – Heli- und Forstmaschinenpark – Zusätzliches Rahmenprogramm Teamwettkampf ( Samstagabend ) – Ab 16.00 Uhr Teamwettkämpfe ( Plausch ) – Wir Bündner wollen den Bernern auch hier den Meister zeigen ! Sechserteams – Hotsaw-Wettkampf – Anschliessend Holzfällerparty Holzfällerwettkampf (Sonntag) – Ab 10.00 Uhr Holzfällerwettkampf der Profis – Gemütlich chillen am Brienzersee – Nach dem Finale Heimreise


3-Tages-Package Fr. 65.– pro Person – Eintritt Freitag bis Sonntag – T-Shirt – Teilnahme am Seilziehwettkampf – Teilnahme am Teamwettkampf – Drei Essensbons im Festzelt – Exkl. Zugreise nach Brienz – Exkl. Zimmer ( Fr. 70.– bis 100.– / Nacht ) – Übernachtung im eigenen Zelt möglich – Exkl. Fahrt aufs Rothorn ( 1/1 Fr. 64.– ab zehn Personen )

Anmeldung – Bei Interesse kann das Anmeldeformular direkt beim Kassier Hanspeter Weber bezogen werden: hanspeter.weber @ ibw.ch – Anmeldeschluss : 13. Mai 2012 Hanspeter Weber Kassier, Verein Graubünden Wald hanspeter.weber @ ibw.ch www.graubuendenwald.ch

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Bündner Wald 1 /2012 95


Aktuelle Methoden zur effizienten Erhebung von Geodaten Für eine rasche Beurteilung der Situation in einem Ereignisfall sind aktuelle und detaillierte Informationen der Topografie unablässig. Bestehende Datengrundlagen können allenfalls für Vergleichszwecke beigezogen werden. Sie repräsentieren jedoch nur den Zustand vor einem Ereignis. Um unmittelbar nach einem Felssturz eine Profilansicht des Geländes generieren zu können, bedarf es einer zusätzlichen Aufnahme. Topografische Erfassung Topografische Aufnahme von Fels- oder Geländeoberflächen erfolgen heute mittels Scanning-Verfahren. Scanning-Verfahren haben den Vorteil, dass innert kürzester Zeit ein Gebiet erfasst werden kann, ohne dass dabei der Aufnahmebereich betreten werden muss. Die Messung erfolgt mit einem meist sichtbaren roten Laserstrahl. Man spricht in diesem Fall von LIDAR-Aufnahmen (Light detection an ranging). Bei kleinen und gut zugänglichen Gebieten können mit einem terrestrischen Laserscanner gute Ergebnisse erreicht werden. Bei grösseren und schlecht zugänglichen, felsdurchsetzten Gebieten empfiehlt sich eine Aufnahme aus der Luft ( Airborne LIDAR ). Felswände lassen sich vom Helikopter aus mittels Laserscanner problemlos erfasOperateur mit LIDAR-Messeinheit im Helikopter. (Bild: BSF Swissphoto AG )

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Oberflächenmodell mit Rutschzone. (Bild: BSF Swissphoto AG )

sen. Dabei ist der Laserscanner mit einem GNSS-( Global Navigation Satellite System )

Empfänger und einer IMU ( Inertialen Messeinheit ) ausgerüstet. Damit können in Echtzeit Koordinaten im Schweizerischen Landeskoordinatensystem ermittelt werden. Die Genauigkeit einer Einzelpunktmessung liegt bei wenigen Zentimetern. Typischerweise wird mit einer Punktdichte von ca. 3 bis 7 Punkten pro Quadratmeter gearbeitet. Das Ergebnis einer Scanning-Aufnahme ist eine sogenannte Punktwolke. Die Punktwolke besteht aus einigen Millionen Punkten, welche mit geeigneter Software zu einem Oberflächenmodell verarbeitet werden. Anhand dieses Modells können Querschnitte gezeichnet werden, oder es können im Vergleich mit früheren Aufnahmen Auftrags- und Abtragsvolumen berechnet werden. Neben der reinen Erfassung der Topografie wird häufig zeitgleich mittels digitaler Fotogrammetrie ein Orthofoto erstellt. Die entzerrte fotografische Aufnahme ermöglicht eine bessere Interpretation der Situation vor Ort. Mit den heutigen Stereokameras sind Auflösungen von bis zu 5 cm Pixelgrösse möglich. Bei dieser Auflösung sind wertvolle Details der Oberflächenstruktur oder der Felsbeschaffenheit erkennbar.


bewohnte Gebiete rechtzeitig vor Gefährdungen zu evakuieren. Folgende drei Projektbeispiele sollen verschiedene Möglichkeiten des Geomonitorings aufzeigen.

Preonzo, Sicht von oben, Risse. (Bild: BSF Swissphoto AG )

Geomonitoring Wenn es darum geht, einen Zustand zu verschiedenen Zeitpunkten räumlich zu erfassen, spricht man von Geomonitoring. Mittels Geomonitoring wird der Veränderungsprozess des Geländes oder einer Infrastruktur erfasst, dokumentiert und visualisiert. Je nach Anforderung und Charakteristik des Prozesses unterscheidet sich das Monitoring in der Häufigkeit und der Art der Aufnahme. Sind grossflächige Veränderungen von Interesse, können mittels Scanning-Aufnahmen zu unterschiedlichen Zeitpunkten Gebiete mit Verformungen detektiert werden. Bei diesen Anwendungen handelt es sich um einzelne oder allenfalls periodische Wiederholungsmessungen. Ist das Gefahrenpotenzial gross und der Verformungsbereich klar erkennbar, können auch permanente und automatische Überwachungsanlagen installiert werden. Solche Anlagen liefern rund um die Uhr aktuelle Informationen über das Verhalten vor Ort. Die Resultate werden in Real Time auf einer Internet-Plattform zur Verfügung gestellt. Bei Bedarf kann ein Schwellenwert mit Alarmauslösung definiert werden. Solche Systeme kommen zum Einsatz, wenn es darum geht, Verkehrswege zu sichern oder

Kanton Tessin, Preonzo ( CH ), 2010 Ein 300 Meter hoher, unzugänglicher Anriss oberhalb des Dorfes Preonzo im Kanton Tessin, von dem immer wieder kleinere Felsstürze zu beobachten sind, gefährdet seit Jahren ein Industriegebiet am Fusse des Anrisses. Das Gebiet wird seit 1989 permanent überwacht ( geodätisches Monitoring ). Ein grösserer Felsabbruch hat im Frühjahr 2010 die Autoritäten dazu bewegt, die Industriezone zu evakuieren und den Anriss geologisch zu modellieren. Dies sollte helfen, die Wahrscheinlichkeit und Kubaturen weiterer Abbrüche besser einschätzen zu können. Durch die sehr exponierte Lage und Steilheit des Gebietes ist eine Begehung des Gebiets zu gefährlich, wodurch nur eine luftgestützte Datenerfassung infrage kam. Um eine hohe Datenqualität auch in den teilweise senkrechten Felswänden garantieren zu können, wurde das scan2map-System der BSF Swiss-photo AG verwendet, welches ein Ausrichten ( Schrägaufnahmen ) der Messsensoren anhand der Topografie erlaubt. Die Datenlieferung war äusserst dringlich, weshalb der Auftrag von der Erteilung und dem Flug bis zur Datenlieferung in weniger als einer Woche abgewickelt werden konnte. Als Resultat wurde ein Oberflächenmodell und daraus extrahierte Profile abgeliefert. Kanton Nidwalden Gemeinde Weggis, Obermatt ( CH ), 2008 Vor über 40 Jahren wurde der Steinbruch Obermatt ( Kanton Nidwalden ) aufgrund von geotechnisch und felsmechanisch Bündner Wald 2 /2012 97


schwierigen Bedingungen stillgelegt. Durch das Abtragen von Felsgestein in Steinbrüchen entstehen grosse frei stehende Felswände mit starkem Gefälle. Äussere Einflüsse wie Wasser, Eis und Wind führen zur Gefahr von Felsstürzen. Im Jahre 1963 hat sich ein grosser Felssturz ereignet, welcher mehrere Leben im Steinbruch forderte. Die Gemeinde Weggis hat sich deshalb entschieden, eine Bestandesaufnahme durchzuführen, um das Volumen einzelner Felsblöcke und die Profile der Felswand zu bestimmen und das Gefahrenpotenzial für die Ufergemeinde Weggis abzuschätzen. Aufgrund der akuten Steinschlaggefahr durfte der Steinbruch nicht betreten werden, womit nur eine luftgestützte

Erfassung infrage kam. Auch hier wurde die Datenerhebung und Auswertung mit dem Handheld-Laserscanning ab Helikopter durchgeführt. Kanton Graubünden, Gemeinde Brienz 2009 /2010 Für die Beurteilung der Geländebewegungen im Gebiet der Gemeinde Brienz ( Kanton GR ) sollen mehrere Geländeaufnahmen durchgeführt werden. Anhand dieser Aufnahmen können Vergleiche der verschiedenen Epochen vorgenommen und allfällige Geländeverschiebungen erkannt und quantifiziert werden. Aufgrund der Grösse des Gebietes und der Beschaffenheit der Oberfläche ( Wald, Schutthalde, unbegeh-

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VERMESSUNG Grünenfelder und Partner AG Denter Tumas 6 7013 Domat/Ems Tel. 081 650 30 50 Fax 081 650 30 51

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Geschäftsstelle Tiefencastel: Suloms 7450 Tiefencastel Tel. 081 681 22 00 Fax 081 681 12 94


Gleichzeitig werden mittels Stereokamera Bilder erhoben, mit welchen die Punktwolke eingefärbt werden kann und so ein fotorealistisches und massstäbliches Modell entstehen lässt.

Brienz GR, 3-D-Modell. (Bild: BSF Swissphoto AG )

bares Gelände ) kommen ausschliesslich luftgestützte Aufnahmen infrage, um eine flächendeckende Begutachtung durchführen zu können.

Ivo Schätti Grünenfelder und Partner AG Denter Tumas 6, 7013 Domat /Ems ivo.schaetti @ gruenenfelder.ch

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Info Reziaholz

2011 ist für die Holzvermarktungsorganisation Reziaholz GmbH ein weiteres erfolgreiches Ausbaujahr zu Ende gegangen. Trotz der schwierigen Situation – nach der hoffentlich nur vorläufigen Schliessung in Domat / Ems – konnte die Gesellschaft über 55 000 m3 Bündner Rundholz vermarkten. Die Holzvermarktung der Reziaholz GmbH hat sich nach der Schliessung in Domat / Ems nochmals stark umorientieren müssen. Bestehende Kundenbeziehungen wurden ausgebaut und neue Absatzkanäle aufgebaut. Die gemeinsame Holzvermarktung hat sich v. a. nach der Schliessung bewährt. Das Rundholz der Waldeigentümer konnte dank des breiten Abnehmerkreises von Reziaholz nachfragegerecht gebündelt zu

besseren Konditionen abgesetzt werden als bei kleinen Mengen. Mit der in Domat /Ems planenden Pfeifer Group wurde 2011, unabhängig von der Ersteigerung des Baurechts, die Zusammenarbeit intensiviert und über 15 000 m3 Rundholz an die Werke in Österreich verkauft. Der Absatz auf dem Schweizer Markt ausserhalb Graubündens hat ebenfalls zugenommen, jedoch bei Weitem nicht in dem erwarteten Ausmass, wie es während der turbulenten Zeiten einer befürchteten Schliessung in Domat/Ems von grossen Schweizer Sägern schmackhaft gemacht wurde. Auch sind wiederum weitere Gemeinden zur Gesellschaft dazugestossen. Zurzeit vertreten die unterschiedlich organisierten

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Gesellschafter ( Gemeinden, Korporationen, Revierverbände ) rund 45 Gemeinden. Mit dem laufenden Jahr 2012 erreicht die Gesellschaft ihr fünfjähriges Bestehen, und es wird festgestellt, dass die in der Startphase 2007 gesetzten Ziele zu einem grossen Teil erreicht wurden. So die breite Abstützung und Anerkennung bei den Waldbesitzern, der Aufbau eines funktionierenden, transparenten und einfach verständlichen Vermarktungssystems, das Erreichen einer minimalen Absatzmenge von 50 000 m3 pro Jahr ( 2010 über 70 000 m3 ), der Aufbau eines breiten Abnehmerkreises im In- und Ausland und die Vernetzung mit Anbietern, Händlern und Verarbeitern auf dem internationalen Rundholzmarkt. Die professio-

nell eingerichtete und geführte Geschäftsstelle wird v. a. in den kommenden Jahren als kompakte starke Stimme der Waldeigentümer auf dem turbulenten internationalen Holzmarkt nochmals an Bedeutung gewinnen und sich weiterhin für eine effiziente Holzvermarktung im Auftrag der Gemeinden einsetzen.

Vorstand Reziaholz GmbH Reziaholz GmbH Bahnhofplatz 1, 7302 Landquart info @ reziaholz.ch

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Vorschau Impressum Vorschau « Bündner Wald » Juni 2012 « Schwankungen im ökologischen Gleichgewicht » Mit Invasionen lässt sich gut Geschäft machen. Besonders die Kreativen in Hollywood wissen damit umzugehen bzw. das Publikum mit Weltuntergangspanik in die Kinos zu locken. Bestimmt jede und jeder sass schon mal im Kino oder vor dem Fernseher und hat sich in den Bann einer solchen fremden und unwirklichen Bedrohung ziehen lassen – schweissgebadet und bleich. Grüne Männchen, mutierende Piranhas oder sich verselbstständigende Roboter sind nur einzelne Beispiele der kreativen Panikauswüchse. Die Vorstellung vom Fremden, welches unsere Zivilisation angreift, ist beklemmend, macht uns hilflos und verwundbar. Nach einer vielleicht unruhigen Nacht ist das Thema meist wieder abgehakt, wohl auch, weil letztendlich die Gesellschaft nochmals gerettet wurde.

Der nächste «Bündner Wald» widmet sich nicht dem grossen Kino. Wir berichten nicht von fremden Bedrohungen, die man in Spielfilmzeit spektakulär besiegt. Wir berichten von schleichenden invasiven Prozessen im Ökosystem – von Neophyten, Neobioten, Antagonisten, Götterbäumen, Springkräutern, asiatischen Laubholzbockkäfern und Neofightern im Dienste des Bundes. Redaktion : Sandro Krättli

Vorschau auf die nächsten Nummern : August 2012 : « Forstliches Bauwesen » Redaktion : Jörg Clavadetscher Oktober 2012 : « Bildungslandschaft Wald » Redaktion : Sandro Krättli

Herausgegeben von Graubünden Wald, Amt für Wald und Naturgefahren Graubünden und der SELVA. Verleger: Südostschweiz Presse und Print AG, Südostschweiz Print, CH-7007 Chur Sekretariat: SELVA, Christophe Trüb, Bahnhofplatz 1, CH-7302 Landquart, Telefon + 41 (0) 81 300 22 44, buendnerwald @ selva-gr.ch Redaktoren: Jörg Clavadetscher, Revier forestal da Val Müstair, CH-7535 Valchava, Telefon + 41 (0) 81 858 58 21, forestal-muestair @ bluewin.ch. Sandro Krättli, AWN GR, Sagastägstrasse 96, CH-7220 Schiers, Telefon + 41 (0) 81 300 24 11, sandro.kraettli @ awn.gr.ch. Die Redaktion behält sich vor, Beiträge in nicht verlangter Form ohne Rückfrage zu ändern Druckvorstufe (Satz, Lithos, Belichtung) : Südostschweiz Presse und Print AG, Südostschweiz Print, Luca Tensfeldt Druck: Südostschweiz Presse und Print AG, Südostschweiz Print, Postfach 508, Kasernenstrasse 1, CH-7007 Chur, Telefon + 41 (0) 81 255 51 11, Fax + 41 (0) 81 255 52 89. Erscheint sechsmal jährlich. Auflage 1700 Exemplare Inserate: Südostschweiz Publicitas AG, Neudorfstrasse 17, CH-7430 Thusis, Telefon + 41 (0) 81 650 00 70, Fax + 41 (0) 81 650 00 74, thusis@so-publicitas.ch Abonnementspreise: CHF 60.– (für Mitglieder Verein Graubünden Wald) Abonnemente/Adressänderungen: Südostschweiz Presse und Print AG, Südostschweiz Presse, Postfach 508, Administration, Kasernenstrasse 1, CH-7007 Chur, Telefon + 41 (0) 81 255 50 50, www.buendnerwald.ch Für Inseratetexte übernimmt die Redaktion keine Verantwortung, auch muss die Meinung der Beiträge nicht mit der Ansicht der Redaktoren übereinstimmen. Autoren, die zu obenstehenden Themen publizieren möchten, sind herzlich eingeladen, ihre Vorschläge der Redaktion einzureichen.

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Bündner Wald 2 /2012 103


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Unsere Natur. Unser Beitrag. Unser Graubünden. Hans Andreas Valär gibt Graubünden Leben. Wir geben ihm unsere Unterstützung. Täglich setzen sich Menschen vor und hinter den Kulissen für noch mehr Lebensqualität in Graubünden ein. Weil wir dieses Ziel mit ihnen teilen, engagieren wir uns jedes Jahr bei über 300 Bündner Projekten in Kultur, Sport, Wirtschaft und Sozialem. Wir sind stolz, auf diesem Weg zur Vielfalt und zur Identität Graubündens beizutragen.

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