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B端ndner

Wald

Jahrgang 65 | August 2012

Strassen im Wald


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Ihr Spezialist für die vollmechanisierte Holzernte am Hang! • Wir bieten Ihnen ein neues Arbeitsverfahren zwischen vollmechanisierter Holzernte und Seilkran an • Durch Traktionswinden entstehen keine Erosionsschäden beim Befahren im Steilhang • Feinere Eingriffe können kostengünstiger realisiert werden • Durch das das patentierte System Herzog HSW 9 läuft die Maschine sicher am Seil • Durch die Zuzugswinde beim Harvester kann Holz auch ausserhalb des Kranbereichs zur Maschine gebracht werden

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Inhalt

Strassen im Wald Editorial ................................................. 4

34 neue Waldprofis .................................. 61

Kampf gegen die Bodenerosion .................. 5

Protokoll der 8. Generalversammlung

Strassenunterhalt mit Koni Kamm ............. 10

Graubünden Wald vom 1. Juni 2012 .......... 63

Die Problematik von Teerrückständen im

Infos von der FSC-Gruppe SELVA.............. 68

Recycling- und Belagsmaterial .................. 13

Herkunftszeichen «Schweizer Holz»

Schwingungen an Holzbrücken ................. 18

auch für Bündner Waldeigentümer ........... 70

Mobiles Röntgen zur Qualitätskontrolle

Ausschreibung Fachtagung

von Holzkonstruktionen ........................... 24

Instandstellung Waldstrassen .................... 71

Comeback der Holzbrücke ........................ 28

Holz – mehr als nur ein Material ............... 73

Waldstrassenbau in fünf Jahrzehnten ........ 34

Dynamische Haltekraft von Wurzelstöcken . 81

Hängebrückenbau im Baukurs 2011 ........... 38

Baumpatenschaften in der Surselva ........... 87

Oberbau von Wald- und Güterwegen ....... 43

Tagung Naturwaldreservate ...................... 89

Bau eines Holzkastens Baukurs 2012 ......... 47

Baum des Jahres 2012 : Die Lärche............. 91

Comic Theo & Heinz ................................ 50

Wyssen Seilbahnen AG

Bündner Wald:

investiert in die Zukunft............................ 92

Interview mit Josias F. Gasser .................... 51

Zum Andenken an Carlo Jörg

Bündner Holzhauereimeisterschaft in der

( 25. 7. 1960 – 4. 7. 2011 ) .............................. 94

Bündner Arena in Cazis ............................ 57

Vorschau .................................................. 95

Titelbild: Sobald Böschung und Bankett eingewachsen sind, erscheint die Strasse nicht mehr als brutale Wunde im Wald. (Bild: Jörg Clavadetscher) Bild Inhaltsverzeichnis: Die Stärke der Tragschicht muss sich der vorgesehenen Verkehrslast anpassen. (Bild: Jörg Clavadetscher) Bündner Wald 4 /2012 3


Editorial

Unnötige Wunden in der Natur, Zerstörung unserer schönen Wälder, Autobahnen statt Waldwege, übertriebener Luxus, usw., usw. So etwa ertönen die negativen Kommentare seitens der Waldstrassenkritiker immer wieder. Dass die Ansprüche an unsere Strassen im Wald (unaufhaltsam?) gestiegen sind und wohl auch in Zukunft steigen werden, wird dabei gerne vergessen oder einfach beiseite gelassen. Dass nicht immer alles aus jedem Blickwinkel optimal verläuft, darf bestimmt zugestanden werden. Gleichzeitig dürfen wir auch darauf verweisen, dass aus alten Fehlern oder anfänglicher Unkenntnis bei neuen Materialien laufend gelernt wird und neue Bauwerke den neuen Erkenntnissen angepasst werden. Derzeit kann die gesamte Problematik der PAK-Stoffe als aktuelles Beispiel herangezogen werden. Zu Zeiten, als auf Waldstrassen noch öfters bitumengebundene Strassenbeläge eingebaut wurden, war das PAK-Problem noch nicht bekannt. Diese alten Beläge werden auf PAK-Stoffe untersucht und bei Strassensanierungen entsprechend behandelt bzw. entsorgt. Heute werden im Wald nur noch selten bitumengebundene Strassenbeläge eingebaut. Auch diese Beläge erfordern Unterhaltsarbeiten und somit auch Kosten. Naturstrassen fügen sich besser in die Landschaft ein, erfüllen den Zweck und sind bezüglich Unterhalt langfristig nicht kostenintensiver. Beim Bau von Waldstrassen ist die Sicherheit nicht nur bezüglich der Bauarbeiten, sondern auch bezüglich Verkehr stets ein grosses Thema. Die Lasten werden grösser, die Fahrzeuge breiter, und somit muss heute der gesamte Strassenkörper anders gebaut werden als vor 30 Jahren. Wo gebaut wird, entstehen Wunden in der Natur.

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Wenn die Bauarbeiten einmal abgeschlossen und die Böschungen mit standortgerechter Vegetation bewachsen sind, so sind die alten Wunden kaum mehr zu erkennen. Die Bauausführung kann sowohl Anreiz für Kritik sein wie auch Goodwill für die Sache schaffen. Dies braucht kein Kitsch zu sein. Oft kann mit Kleinigkeiten der Natur wieder etwas zurückgegeben werden. Das Fahrverbot auf Forststrassen wird nicht immer gelobt. Viele unserer Strassen dienen nicht ausschliesslich der Waldbewirtschaftung, sondern sind auch Teil des touristischen Angebotes unseres Kantons. Viele dieser Strassen werden als Wander- und Bikewege benutzt. Die Gäste, welche unsere Infrastruktur auf diese Weise nutzen, sind dankbar für eine strenge Regelung des Verkehrs. Weniger Motorverkehr im Wald bedeutet weniger Abnutzung dieser Strassen, weniger Behinderungen bei der Waldbewirtschaftung, weniger Konflikte mit Wanderern und Bikern und mehr Ruhe im Wald. Dies sollte eigentlich den Forstdienst, die Tourismusbranche, die Jägerschaft und auch die Umweltschützer erfreuen. An diesem Punkt dürfte ein gemeinsamer Nenner für verschiedene Waldnutzer und Interessensvertreter zu finden sein. Ein positiver Ansatz also, den man mancherorts mit frühzeitiger, aktiver Information und Diskussionen in positive Energie umwandeln kann.

Jörg Clavadetscher, Redaktor Bündner Wald Ruinas, CH-7535 Valchava forestal-muestair@bluewin.ch


Kampf gegen die Bodenerosion

Ein unverrottbares Kunststoffgitter schützt dauerhaft vor Ausbrüchen und unterstützt die Begrünung einer Steilböschung. ( Bild: SYTEC)

Insbesondere in den alpinen Regionen begünstigen die extremen Wetterphänomene wie lange Trockenperioden und Starkregen die Bodenerosion. Die Folge sind Naturkatastrophen wie Murgänge, Steinschlag, Überschwemmungen und Lawinen. Der Wald ist ein komplexes ökologisches System, das den Wasserhaushalt reguliert, den Boden armiert und vor Steinschlag und Lawinen schützt. Klimaexperten, Wissenschaftler und Versicherungen prophezeien für die kommenden Jahrzehnte eine markante Zunahme der Wetterextreme, wie lange Dürreperioden und starke Regenfälle. Ein gesunder Wald bietet Schutz, doch er entsteht nicht von heute auf morgen. Weil auf erodiertem Boden kein Wald mehr wächst, muss die Bodenerosion so rasch und effizient wie möglich gestoppt werden. Nebst den traditionellen, im Waldbauwesen üblicherweise angewandten, Methoden stehen auch einige neue, innovative Materialien und Techniken zur Verfügung. In diesem Bericht stellen wir Ihnen die wichtigsten Bausysteme vor und kommentieren sie aus der Sicht der Tiefbauingenieure. Die Problemanalyse In den meisten Fällen, in denen die SYTECFachleute zu Hilfe gerufen werden, präsentieren sich zwei Problemkategorien:

Standsicherheit und Bodenerosion. Standsicherheitsprobleme entstehen durch einen instabilen Untergrund. Oft machen die beim Strassenbau entstandenen Böschungseinschnitte eine Stabilisierung notwendig. Beim Schutz gegen Oberflächenerosion geht es in erster Linie darum, die Vegetationsschicht zu erhalten und somit eine Aufforstung oder Begrünung zu ermöglichen. Standsicherheitsprobleme Insbesondere wenn Verkehrswege oder Siedlungen geschützt werden müssen, hat die langfristige Sicherung Vorrang vor allen anderen Kriterien wie Ästhetik, Ökologie oder Kosteneffizienz. Das Erkennen des Gefahrenpotenzials ist selbst für Fachleute nicht immer einfach. Wenn sich die Situation durch Bauarbeiten oder Ereignisse wie Lawinen, Überschwemmungen oder gar Rutschungen verändert hat, ist es sinnvoll, Fachleute beizuziehen, um die Situation zu beurteilen und geeignete Sicherungsmassnahmen zu evaluieren. Bodenvernagelung Bodennägel vom System SYTEC Titan bestehen aus Selbstbohrankern, die zur Verankerung von Hängen, Stützmauern und Dämmen in den Grund getrieben werden. Gleichzeitig mit dem Bohrvorgang wird Bündner Wald 4 /2012 5


Die begrünte Stützkonstruktion TerraMur 2 von SYTEC kurz nach dem Bau ( links) und 2 Jahre danach (rechts). Die Konstruktion ist kaum mehr zu erkennen. ( Bilder: SYTEC)

durch das Bohrgestänge Spezialzement zur Bohrkrone gepumpt. Dieser Zement vermörtelt das umgebende Gestein. Bohrkrone und Bohrgestänge werden in dem mit Zement verpressten Bohrloch belassen. Es entsteht ein Nagel mit sehr rauer Oberfläche und entsprechend hohem Reibungswiderstand. Dadurch ist der Bodennagel auch im brüchigen Gestein einsetzbar. Die Nagelköpfe dienen auch zur Befestigung von flexiblen Schutznetzen. So ist die Böschungsoberfläche gegen lokale Ausbrüche gesichert und bleibt als natürliche, ökologisch Oberfläche erhalten. Erdbewehrte Stützkonstruktionen Erdbewehrte Stützsysteme von SYTEC sind eine Alternative zu herkömmlichen Konstruktionen, wenn das Bauwerk gleichzeitig wirtschaftlich, ökologisch und ästhetisch sein muss. SYTEC bietet mehrere Systeme an, die sich im Wesentlichen in der Frontgestaltung unterscheiden: Begrünt, als Kunststein- oder Naturstein-Trockenmauer. Als Baumaterial wird schüttfähiges Erdmaterial verwendet, welches meist bereits an der Baustelle zur Verfügung steht. Zeit- und kostenintensive Materialtransporte entfallen. Erdbewehrte Stützkonstruktionen verursachen rund 90 Prozent weniger CO 2 6

als Betonkonstruktionen. Die Systeme sind rasch gebaut und können bereits während der Bauphase jederzeit voll belastet beziehungsweise befahren werden. Die sickeroffenen Konstruktionen sind unempfindlich gegen Setzungen, haben ein problemloses Langzeitverhalten und sind praktisch wartungsfrei. Keine andere Stützkonstruktion ist in solch raschem Tempo realisier- und belastbar. Als Faustregel kann davon ausgegangen werden, dass der Quadratmeter Ansichtsfläche etwa halb so viel kostet wie eine konventionell erstellte Stützmauer. Die Dimensionierungen und statischen Bemessungen für die langfristig sichere Standfestigkeit übernehmen die Fachleute von SYTEC. Sie bieten massgeschneiderte Lösungen nach den aktuell gültigen Normen. Die Unterstützung reicht von ersten, unverbindlichen Projektvorschlägen bis zum Einbausupport auf der Baustelle. Ein Musterbeispiel für ökologisches Bauen Das System TerraMur 2 ermöglicht begrünte Steilböschungen mit 60 bis 80 Grad Neigungswinkel. Bei der Bepflanzung gibt es kaum Einschränkungen. TerraMur 2 mit Anwachsgarantie kann auch mit Büschen problemlos bepflanzt werden. Dieses System eignet sich vor allem für halbschattige


Lagen. Bei starker Sonneneinstrahlung in trockenen Lagen kann die erfolgreiche Begrünung unter Umständen nicht gewährleistet werden. Verschiedene Neigungswinkel, Ecken, Terrassen und Kurven können problemlos realisiert werden. Trockenmauersystem mit Erdbewehrung Für stark besonnte Lagen empfiehlt SYTEC das Stützsystem TerraStone Plus. Das feinmaschige, aluzinkbeschichtete Frontgitter von TerraStone Plus ermöglicht den maschinellen Einbau von schüttbaren Frontsteinen. Das reduziert den Arbeitsaufwand und damit auch die Kosten beträchtlich. Für die sichtbare Natursteinfront sollten standortgerechte Steine verwendet werden. In Graubünden sind das am ehesten granitische Gesteine. Diese können je nach Belieben geschichtet oder geschüttet werden. Die unzähligen Fugen und Spalten der Natursteinfront bilden Lebensraum für zahlreiche, oft bedrohte Kleinlebewesen. Auch selten gewordene Pflanzen, wie Moose und Flechten, werden sich mit der Zeit an diesen naturnahen Bauwerken ansiedeln. Durch eine partielle Bepflanzung kann das Mauerwerk zusätzlich aufgewertet werden. Je besser die Vernetzung mit der natürlichen Umgebung, umso grösser der ökologische Nutzen der Trockenmauer-Stützkonstruktion. Befestigungen mit Holzkonstruktionen Zu den üblichen forstlichen Verbauungstechniken gehören Konstruktionen aus Holz, wie zum Beispiel Holzkästen, Pfähle, Hangroste usw. Allerdings muss beachtet werden, dass diese Konstruktionen zum Teil sehr grosse Lasten aufnehmen müssen und der Arbeitsaufwand erheblich ist. Auch die Drainage ist anspruchsvoll, denn ein steter Wechsel zwischen Nass und Trocken beschleunigt die Verrottung des Bauholzes zu-

sätzlich. Für begrenzte Bauhöhen, bei geringem Gefahrenpotenzial und in Kombination mit Grünverbau haben diese traditionellen Bautechniken sicher immer noch ihre Berechtigung. Betonmauern Betonkonstruktionen werden in der Landschaft meist als offensichtlicher Fremdkörper wahrgenommen und sind bei der Bevölkerung entsprechend unbeliebt. Dennoch gibt es Situationen, bei denen eine Schwergewichtsmauer aus Beton die bestmögliche Lösung darstellt. Die Nachteile der Betonkonstruktionen sind bekannt: Die aufwendige Schalung, lange Abbindezeiten sowie anspruchsvolle Hinterfüllungen und Drainage haben negative Auswirkungen auf die Kosten und Bauzeiten. Zudem ist die CO 2Bilanz im Vergleich zu erdbewehrten Stützkonstruktionen wesenlich schlechter. Steinkörbe Bereits vor 100 Jahren kamen findige Bauleute auf die Idee, Natursteine in Drahtkörbe zu legen. Die Vorteile dieser Technik sind einleuchtend: Das Trockenmauerwerk ist stabil, dauerhaft, ökologisch wertvoll und wasserdurchlässig. SYTEC hat die Technik der Steinkörbe zu einem perfekten, kompletten System SYTEC Systemgabion weiterentwickelt. Mit dem Füllmaterial und in der Art, wie dieses eingelegt oder geschüttet wird, lassen sich zahlreiche verschiedene Mauerbilder gestalten. Fachgerecht gebaute Steinkorbkonstruktionen brauchen keinen Unterhalt, und sie werden schöner, je älter sie sind. Felsblöcke Schwere Felsblöcke sind vor allem im Gartenbau wegen des naturnahen Erscheinungsbildes beliebt. Sie eignen sich für Bündner Wald 4/2012 7


Die Verbindung traditioneller und innovativer Sicherungstechnik : Mit Erdanker fixierte Baumstämme und dauerhaftes Frontschutzgitter stützen die Böschung, und ein Naturgewebe begünstigt die Begrünung. ( Bild: SYTEC)

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Verrottbarer Erosionsschutz in Kombination mit Ansaat/Aufforstung Naturfasermatten aus Kokos und Jute dienen 1 bis 5 Jahre als Erosionsschutz sowie Anwachshilfe, und sie regulieren den Wasserhaushalt. Jutematten verrotten in der Regel nach rund 1 bis 2 Jahren. Kokosgewebe halten bis zu 6 Jahre. Für die Begrünung extrem steiler Böschungen empfiehlt SYTEC die Aussaat mit Mikrohumusierung. Dabei wird eine selbsthaftende Emulsion aus Humus, Dünger und standortgerechter Saatgutmischung direkt auf die zu begrünende Fläche gespritzt.

Konstruktionen mit niedriger Bauhöhe. Allerdings sind die Gewinnung und der Transport dieser schweren Steine nicht ganz unproblematisch. Zudem ist der kostengünstigere Kalkstein in Graubünden ein Fremdkörper. Bei grösseren Bauhöhen ist die Konstruktion mit Felsblöcken nicht zu empfehlen.

Permanente Vegetationsdeckenarmierung Permanenter Erosionsschutz dient als sofort wirksame Oberflächenstabilisierung, welche gleichzeitig die Voraussetzung für eine bleibende Begrünung auch an extremen Standorten schafft. Je nach Standort und Erfordernis werden unterschiedliche Systeme eingesetzt:

Schutz vor Oberflächenerosion Die Böschungssaat ist die am häufigsten angewandte Methode. Ohne weitere Massnahmen ist jedoch die Gefahr gross, dass der Humus samt Saat beim nächsten Regen weggewaschen wird. Dies gilt insbesondere für höhere Lagen, wo die Begrünung ohnehin schon anspruchsvoller ist. Wo möglich sind auch ingenieurbiologische Massnahmen wie Faschinen, Flechtzäune, Buschlagen oder Weidenstecklinge sinnvolle Alternativen. SYTEC kennt grundsätzlich zwei Erosionsschutz-Systeme, die fallweise auch kombiniert werden: Den temporären Schutz der Oberfläche mit Naturfasermatten oder die permanente Vegetationsdeckenarmierung mit Raumgittern aus Kunststoff und Stahl.

– Raumgitter Ineinander verworrene Kunststofffäden bilden ein 18 mm dickes Raumgitter, welches von den Pflanzen und Wurzeln durchwachsen werden kann. Das Raumgitter ist vergleichbar mit einer synthetischen Wurzeldecke, welches die Humusschicht armiert. Wenn gleichzeitig die Böschung vor Ausbrüchen (Steinschlag) geschützt werden muss, setzt SYTEC ein mit einem Stahlgitter verstärktes Raumgitter ein. – Steinschlagschutz Verschiedene Gitter und Materialien dienen zum Schutz der felsigen Oberfläche vor Ausbrüchen. Zum Beispiel Gitter aus aluzinkbeschichtetem oder plastifiziertem Stahldraht oder Kunststoffgitter.


Entscheidungskriterien Die Entscheidung, welches Material und welche Technik für den Oberflächenerosionsschutz angewendet werden soll, liegt primär im gewünschten Begrünungserfolg. Folgende Kriterien sind relevant: – Exposition der Böschung Ideal sind halbschattige Lagen. Südlagen mit starker Sonneneinstrahlung sowie nahe Asphaltstrassen, welche Hitze abstrahlen, stellen höhere Anforderungen an die Begrünung. – Höhenlage m ü. M. des Bauplatzes Selbstverständlich ist auch bei gegrünten Böschungen die Baumgrenze zu beachten. Auch das Saatgut muss an die Situation angepasst werden. Die kurze Vegetationsphase in den hochalpinen Regionen muss bei der Planung des Projektes ebenfalls berücksichtigt werden. – Beschaffenheit Untergrund Selbst auf felsigem Grund ist eine Begrünung möglich. Allerdings muss die Vegetationsschicht mit Raumgitter armiert werden. Auf Böschungen mit geringer Neigung und humusreichem Grund sind die traditionellen forstlichen Techniken meistens ausreichend. – Wasserhaushalt Ohne Wasser keine Vegetation. Zumindest in der Anwachsphase ist für ausreichend Feuchtigkeit zu sorgen. Naturfasermatten helfen, den Wasserhaushalt zu regulieren. An extrem trockenen Lagen ist es sinnvoller, von Anfang an eine andere Lösung zu wählen, wie zum Beispiel Steinkörbe oder ein Trockenmauersystem.

– Wahl des richtigen Begrünungssystems Ob eine traditionelle Aussaat reicht, ob Weidenstecklinge und andere ingenieurbiologische Massnahmen erforderlich sind, muss von Fall zu Fall beurteilt werden. Für Situationen, in denen die herkömmlichen Begrünungstechniken versagen, ist möglicherweise die Mikrohumusierung eine Lösung. Genau hinschauen, frühzeitig handeln Nicht immer vermag die Natur die in die Landschaft geschlagenen Wunden von selbst zu heilen. Zum Beispiel stehen die einst in eine grüne Bergwiese gestellten Skiliftmasten auch noch nach Jahren auf einem Schotterfeld. Der Anspruch besteht darin, das Gefahrenpotenzial durch ungenügende Standsicherheit zu erkennen und nach jedem Eingriff in die Vegetationsdecke der Erosion vorzubeugen. Nicht immer reicht es, auf die aufgewühlte Erde eine Kokosmatte zu legen. In jedem Fall ist es sinnvoll, die Vor- und Nachteile der verschiedenen, möglichen Massnahmen bezüglich Sicherheit, Kosten und Natürlichkeit sorgfältig abzuwägen und im Zweifelsfall erfahrene Fachleute beizuziehen.

Lorenz Kunz, SYTEC Bausysteme AG Dipl. Bauingenieur FH Meriedweg 11, 3172 Niederwangen lorenz.kunz@sytec.ch

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Strassenunterhalt mit Koni Kamm Koni Kamm Untertitel Grundschrift Die Firma Koni (Konrad Kamm) bietet verschiedene Dienstleistungen und Lösungen, primär im Naturstrassenbau, im Tiefbausektor an. Einen Teil ihres Angebotes präsentiert die Firma Koni anlässlich einer Fachtagung, welche am 12. Oktober 2012 vom Verein Graubünden Wald durchgeführt wird. Um bereits vorgängig einen kleinen Einblick in das Angebot der Firmen zu geben, welche an der Fachtagung mitwirken, erhält auch die Firma Koni Naturstrassenunterhalt hier die Gelegenheit, sich kurz vorzustellen.

Entstehungsgeschichte der Firma Koni Konrad Kamm ist 40 Jahre alt, gelernter Metallbauschlosser und seit September 1995 selbstständig erwerbender Unternehmer. Aufgewachsen auf einem Bauernhof in Mollis lernt er schon als Achtjähriger das Traktorfahren beim Vater, das ihn so sehr faszinierte und bis heute nicht mehr loslässt. Als 14-Jähriger kaufte er sich eine Motorsense und mähte abends und samstags bei mehreren Bauern steile Böschungen. Mit 16 kam dann eine Holzspaltmaschine dazu, die er vermietete oder mit der er selbst in Lohnarbeit Holz spaltete. Während der Rekrutenschule kaufte er einen grossen Weidemulcher, den er vermietete. Als Spezialmonteur bei den SBB oder später als Monteur auf Bühnenbau lernte er die ganze Schweiz kennen!

Dann, mit 23 Jahren, packte ihn die Selbstständigkeit, ausgerüstet mit einem kleinen Lieferwagen, Werkzeugkoffer und einer Schweissanlage machte er sich bekannt, schweisste auf vielen Baustellen in der Ostschweiz provisorische Stahlkonstruktionen im Tiefbau. 1996 erweiterte Konrad Kamm Gebrochenes Material mit Körnung 0/100 nach erster Überfahrt. (Bild: zVg. Koni Naturstrassenunterhalt)

Koffermaterial 0/40 nach zweiter Überfahrt. (Bild: zVg. Koni Naturstrassenunterhalt)

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Oben: Frisches Verschleissschichtmaterial wird mit

Verschleissschichtmaterial mit einer Körnung von

dem Einbaugerät in gleichmässiger Stärke verteilt.

0/30 nach der dritten Überfahrt.

Unten: Bankettfräse mit Förderband und Lkw.

(Bild: zVg. Koni Naturstrassenunterhalt)

(Bild: zVg. Koni Naturstrassenunterhalt)

seinen Maschinenpark um eine Rundballenpresse mit Siloballenwickler, die er mit seinem Cousin zusammen fünf Jahre lang betrieb. An einer Messe in Hannover im November 1997 entdeckte Konrad Kamm die Fräse TECHNO 2000 , eine Weltneuheit. Im Juli 1998 informierte ihn ein deutscher Vertreter darüber, dass in der Schweiz die erste Maschine dieses Typs im Einsatz sei. Konrad fuhr gleich hin, um zu sehen, wie diese Fräse arbeitet. Noch während der Heimfahrt entschloss sich Konrad Kamm dazu, ebenfalls eine solche Fräse anzuschaffen. Im März 1999 brachte die deutsche Firma die Fräse. Konrad bezahlte diese mit einem Darlehen von seiner Mutter. Für den Betrieb

der Maschine mietete er von einem ausgewanderten Unternehmer einen grossen Traktor. (Konrad erfüllte sich einen Traum. Endlich konnte er etwas machen, das nicht alle tun, und erst noch mit einem grossen Traktor.) Aller Anfang war schwer, überall sind beschädigte Naturstrassen zu finden. Aber wer ist wohl zuständig für diese? Viele Interessierte wollten sich eine Vorführung ansehen, waren aber sehr skeptisch. «Das hält doch nicht lange. Auffräsen, vermischen (stabilisieren), planieren und vorverdichten in einem Arbeitsgang», musste Konrad noch mehrere Jahre mit anhören. Doch es ging weiter. Im August 1999 machte sich Konrad Kamm mit einem Infostand an der Forstmesse in Luzern unter dem NaBündner Wald 4/2012 11


men Koni in der ganzen Deutschschweiz bekannt (Koni = Rufnahme von Konrad Kamm und auch Firmen-Logo). Es kam dann fast jedes Jahr eine neue Maschine dazu, mit der man wieder die Kritiker überzeugen musste. Es war jedes Mal fast wieder ein Neuanfang! Die Holzspaltmaschine, die Motorsense und Fräse TECHNO 2000 sind noch von Anfang an geblieben, einige Maschinen wechselten den Besitzer, denn wenn etwas gut läuft, machen es andere auch nach. Konrad Kamm ist fast an jeder Messe in der Schweiz und Europa als Besucher anzutreffen (Landmaschinen, Forst-, Bau-, Garten- und Kommunalmaschinen), liest viele Zeitschriften usw. usw. Er sieht in kleinen Inseraten die grosse Lücke, die noch geschlossen werden muss, deshalb auch das Zitat von einem deutschen Unternehmer, das ihm geblieben ist: «Pioniere sehen, was andere nicht sehen. Sie gehen mit wachen Augen durch die Welt. Sie entdecken immer wieder neue Marktnischen. Sie reagieren nicht, sie agieren und spezialisieren sich, bevor es andere tun.» Der Leitsatz von Konrad Kamm: «Ich bin meinen Nachahmern immer einige Zeit voraus!» Doch leider gibt es schnell Nachahmer, die dann zu einem günstigeren Preis die gleiche Arbeit auch anbieten. Darunter leidet oft die Qualität und dies zugunsten der Kritiker! Steinbrechen auf Strassen Steine oder Bauschutt können bis zu einer Höhe von 40 cm auf die Strasse gelegt werden. Nach der ersten Überfahrt ergibt es einen 0/50 -Schotter, bei vier Überfahrten ergibt es einen 0/20 -Schotter. Mit dem Steinbrecher kann man auch gewachsene Steine, die in der Strassenmitte sind, problemlos abfräsen. 12

Verschleissschicht-Instandstellung Die Maschine fräst die Verschleissschicht von 4 bis 10 cm tief auf. Das losgefräste Material wird über die Fräswelle vermischt (stabilisiert), als neue Verschleissschicht eingebaut (profiliert) und mit einer eingebauten Vibroplatte rückverdichtet. (Bei neu eingebrachtem Schottermaterial ist es nötig, nachher mit einer Walze abzuwalzen.) Einkiesungen Mit einem speziellen Einbaugerät, welches an den 4-Achs-Lkw angehängt wird, kann schnell und günstig neues Material eingebracht werden. Verschleissschicht und Koffer können je nach Bedarf mit Seiten- oder Dachprofil eingebracht werden. Forstmulchen, Rückegassen räumen und Stöcke fräsen Sträucher, Hecken und Bäume bis ø 30 cm können in der Rückwärtsfahrt – ohne vorher zu fällen – niedergeschlagen werden. In der Vorwärtsfahrt wird das restliche Holz fein zerkleinert und mit dem Humus vermischt. Die Baumstockfräse eignet sich bestens im Garten, kann bis auf 90 cm zusammengefahren und somit auch bei kleinflächigen Objekten eingesetzt werden. Mit 1,6 t Gewicht und Gummiraupen hinterlässt man fast keine Spuren.

Konrad Kamm Koni Naturstrassenunterhalt Herrenweg 22, 8752 Näfels www.koni-naturstrassen.ch


Die Problematik von Teerrückständen im Recycling- und Belagsmaterial 1. Ausgangslage Recyclingmaterial aus Strassen und Belagskörpern kann (vor allem wenn es aus älteren Materialien stammt), problematische Stoffe enthalten, sogenannte Teeröle, welche aus Destillationen von Rohölen oder als Nebenprodukt früherer Gaswerke stammen. Sie enthalten meist gleichzeitig hohe Anteile aus PAK ( polyaromatische Kohlenwasserstoffe). Von diesen PAKs kennt man über 300 verschiedene Verbindungen. Angeschaut werden heute meist nur noch die 16 problematischsten, aufgrund der Analysenmethoden oft auch als «die 16 EPA-PAKs» bezeichnet, weil sich Umweltämter weltweit auf eben diese 16 Einzelstoffe geeinigt haben. 2. Die Umweltrelevanz von PAKs Alle Raucher (und Nichtraucher) werden mit der Problematik derselben schon konfrontiert worden sein. Diese chemischen Verbindungen gelten als giftig und krebserregend. Sie haben die unangenehme Eigenschaft, dass sie sich nicht nur im Filter einer Zigarette ansammeln, sondern als «Angehörige» der Kohlenwasserstoffe in Fetten, Ölen, Diesel usw. sehr gut löslich sind. Im Wasser sind sie nur beschränkt löslich, aber weil sie so giftig und umweltprob-lematisch sind, ist auch ihre «geringe» Löslichkeit im Wasser trotzdem hochprob-lematisch.

anführt, separat angegeben: Es handelt sich um das Benzo (a) Pyren, welches erwiesenermassen sehr giftig und krebsauslösend ist. Auf Wasserlebewesen ( Daphnien, Wasserkrebse, Fische usw.) wirken bereits geringe Mengen tödlich! – PAKs wirken auf Pilze, Algen und Mikroorganismen (u. a. Fäulnisbakterien) sehr toxisch, gerade deshalb wurden früher Pfähle, Rebstickel, Hausfassaden, Balken, Bahnschwellen usw. mit solchen Teerölen imprägniert. – Die Aufnahme durch Pflanzen ist zwar gering, jedoch in dem Masse messbar, dass z. B. die Verwendung von alten Bahnschwellen (die Eichenschwellen wurden Test bei einem «modernen» Bitumenbelag: Es ist keine Gelbfärbung erkennbar, auch unter UV-Licht ist kein «Leuchten» (Lumineszenz) zu beobachten! ( Bild: Jürg Zaugg)

3. Wirkung von PAKs auf Lebewesen: Die PAKs treten in sehr vielen Formen auf. Messungen und Bestimmungen dieser Verbindungen sind aufwendig und nicht billig. – Nach weltweiten Diskussionen hat man sich geeinigt, jeweils die 16 kritischsten PAKs zu bestimmen und die übrigen, weniger gefährlichen bzw. umweltrelevanten wegzulassen. – Zusätzlich werden bei solchen Analysen meist der PAK, der die «Hitliste» Bündner Wald 4 /2012 13


Mit «PAK-Marker» besprühte Belagsstücke unter der UV-Lampe: feine, von Auge kaum sichtbare PAK-haltige Partikel beginnen in einem hellen Weiss zu strahlen. ( Bild: Jürg Zaugg)

früher im Teerölbad «veredelt»), im Gartenbau nicht mehr erlaubt ist. – Weil PAKs nur sehr schlecht biochemisch abbaubar sind, erhöht dies ihre Gefährlichkeit enorm (Langzeitwirkung). 4. Vorkommen und Erkennung von PAKs: Vor zirka 150 Jahren gab es in der Schweiz weit über 200 Gaswerke(!). Auch kleine Gemeinden haben sich damals ein Gaswerk geleistet, obwohl es oft schlecht rentierte und bald wieder stillgelegt wurde. All diese Werke produzierten als Nebenprodukt Teere. Diese wurden (je nach Zusammensetzung) als Teerbelag, Imprägniermittel oder Spritzmittelzusatz wiederverwendet. Auch Erdölraffinerien produzierten Teere und Bitumen, die solche PAKs in unterschiedlichen Anteilen enthalten (heute werden ab modernen Raffinieren gezielt auch PAK-freie Bitumen hergestellt). Hohe Mengen an PAKs kann man sehr gut mit der Nase erkennen (typischer Carbolineum-Geruch). Material (Belagsaufbruch), das diesen Geruch aufweist, überschreitet meist die Grenze von 5000 mg PAK/kg, die für eine Wiederverwertung entscheidend ist. Für eine zuverlässige Methode kann auf 14

Baustellen, im Feld und Wald ein spezieller «PAK-Spray» angewendet werden: Diese in Spraydosen abgefüllte Farbe (Weiss) kann z. B. auf frisch aufgebrochene Belagsstücke appliziert werden und zeigt nach 1 bis 2 Minuten einen deutlichen Farbumschlag von Weiss zu Gelb (bei sehr hohen Konzentrationen auch Braun!). Da bei Tageslicht ein schwaches Gelb schlecht erkennbar ist, empfehlen wir eine UV-LED-Taschenlampe zu verwenden, da unter UV-Licht die schwache gelbliche Farbe deutlich «leuchtet» (solche Lampen sind heute für unter 20 Franken erhältlich). Die nachfolgenden Bilder zeigen, dass UVLicht eine recht sichere Entscheidung zulässt. Definitiv und rechtlich bindend ist jedoch erst eine Bestimmung der PAKs im Umweltlabor. Pro Probe muss dabei mit Kosten von rund 180 Franken gerechnet werden (die vom Labor angewandte Methode ist relativ aufwendig, jedoch mit Umweltämtern und andern offiziellen Stellen definiert und abgesprochen bzw. zertifiziert). 5. Wiederverwertung und Entsorgung von PAK-haltigen Materialien: Enthalten die Stoffe sehr hohe Anteile an PAK (> 5000 mg/kg), so kann nur eine thermische Verwertung (z. B. Verbrennen in Zementwerken) infrage kommen. Zur Ablagerung in Deponien sind je nach Typ Maximalgehalte von 250 mg PAK/kg zulässig (Reaktordeponie) und kommen kaum infrage. Bitumenbeläge (Belagsaufbruch) enthalten dann wenig PAK, wenn sie «jung» sind. Alte Beläge können sehr hohe Gehalte aufweisen. Schweizweit wird eine klare Stossrichtung verfolgt, möglichst viele Recyclingstoffe einzusetzen, um so die Ressourcen (Kies, Beton, Zement, Strassenbeläge) zu schonen. Diese gute Strategie wird aber dadurch gebremst, dass mit Recyclingstoffen keine gefährlichen


Schadstoffe in die Umwelt gelangen dürfen. An Bitumen und Asphaltbelägen werden heute hohe Anforderungen gestellt – nur ein Teil davon betrifft die Umweltproblematik. Meist wird auf Beständigkeit, Wassereindringvermögen, Lärmerzeugung beim Abrollen von Pneus usw. grosser Wert gelegt. Technisch bekannt ist unter anderem, dass die Mischung der Gesteinsfraktionen und deren Körnung grossen Einfluss auf die Qualität des Endproduktes haben. Moderne Beläge weisen mehrere, unterschiedliche Schichten auf (Deckschicht, Bindeschicht Tragschicht 1, 2, 3 usw.). Das verwendete Bindemittel (Bitumen mit Restanteilen an PAK) spielt wohl eine wichtige, aber eben nicht die Hauptrolle. . . Da beim Rückbau von Belägen selten klar ist, wer und vor allem wann welcher Belag genau eingebaut wurde, schreiben Behörden jeweils einen Test auf den PAK-Gehalt vor, wenn die verwendete Menge 30 m3 überschreitet. Hier noch die genauen Definitionen: – Ausbauasphalt: (Definition BAFU und ARV): Oberbegriff für den durch schichtweises Kaltfräsen eines Asphaltbelages gewonnenen, kleinstückigen Fräsasphalt und den beim Aufbrechen bituminöser Schichten in Schollen anfallender Ausbruchasphalt. – Asphaltgranulat: Der auf Stückgrösse von max. 32 mm zerkleinerte Ausbauasphalt. 6. Grenzen für ein Recycling Da in der Praxis sehr oft auch alte Beläge ausgebrochen und durch neue, moderne Asphaltbeläge ersetzt werden, gilt folgender, definierter Grenzwert für PAKs im Ausbauasphalt: 5000 mg/kg im Bindemittel oder max. 250 mg/kg im Ausbauasphalt. (Hinweis: Um Konfusionen seitens der Umweltlabors zu vermeiden, wurden Werte für

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das Bindemittel allein – Teer/Bitumen – als auch für den fertigen Belag – Sand/Kies/ Bindemittelgemisch – festgelegt. Deshalb unbedingt beachten, auf welchen untersuchten Stoff sich die Angaben jeweils beziehen!) Weiter ist zu beachten, dass wenn ein Ausbauasphalt angetroffen wird, der deutlich über diesen Werten liegt, dieser nicht mit anderem Material «verdünnt» werden darf! Diese 5000er-Grenze gilt schweizweit und betrifft alle Recyclingmaterialien. Bei Gehalten über 20 000 PAK (mg/kg im Bindemittel) wird das Material als Sonderabfall betrachtet und muss zwingend einem bewilligten Entsorger übergeben werden (z. B. Zementwerk, welches solchen Abfall als Ersatzbrennstoff verwendet). Bündner Wald 4/2012 15


auch geruchlos; unter UV-Licht keine Lumineszenz.

Verwendungsmöglichkeiten der sechs Recyclingbaustoffe (Quelle: BAFU)

(Quelle: BAFU)

7. Unterscheidung von PAK-haltigem Ausbauasphalt und «Einbauregeln» In der Schweiz bietet jedes Umweltlabor entsprechende Dienstleistungen an. Wie schon geschildert sind pro Probe mit Kostenfolgen von zirka 180 Franken zu rechnen. In der Praxis ist es oft so, dass wegen Mengen, Auftrag und Grösse des Bauvorhabens eine Vorabklärung nicht möglich sein wird. Deshalb wird ein Schnelltest mittels Spezialspray oft als einzige Schnell- oder Vorentscheidung möglich sein (siehe oben Kap. 4 ). Es wird Empfängern von Asphaltgranulat dringend empfohlen, Auskünfte über den PAK-Gehalt vor der Anlieferung abzuklären und eventuell selbst mittels PAK-Spray Kontrollen durchzuführen. Wenn ein Einbau (z. B. für eine Waldstrasse) geplant ist, kann eine solche Verwendung unter Umständen erheblichen Einschränkungen unterworfen sein (siehe nachfolgende Tabelle). 16

Von Nachrichten aus verschiedenen Kantonen wissen wir, dass schon öfters Ausbauasphalt und eingewalztes Asphaltgranulat wieder entfernt werden musste, weil deren Verwendung im Einzelfall als gefährlich und ungesetzlich klassiert wurde. Zu beachten ist auch, dass viele gefasste Brunnen sowie Quellen im Wald und an Waldrändern oft gar nicht über ausgeschiedene Schutzzonen verfügen, die eine Verwendung von Asphaltgranulat zum Vornherein verbieten. Hier ist zu beachten, dass kalt eingebrachtes und gewalztes Asphaltgranulat NICHT der Verwendung in gebundener Form gleichgesetzt werden darf! Eine Verwendung von Asphaltgranulat in loser Form darf in diesem Fall als Planiermaterial eingesetzt werden, wenn entweder max. 7 cm eingewalzt und/oder eine Deckschicht (Bitumenbelag, heiss eingebracht) verwendet wird.


Stücke eines Korkmaterials, welches mit teerhaltigem Binder (sehr hoher PAK-Gehalt!) vermengt sind: Rechts die besprayten Stücke, welche sogar eine Braunfärbung aufweisen, weil der PAK-Gehalt über 20 000 mg/kg betrug. . . ( Bild: Jürg Zaugg)

Aufgrund unserer Praxiserfahrung empfehlen wir die nachfolgenden «Einbauregeln»: – Kein Einbau ohne Vorabklärung – Kein Einbau ohne Kontrolle – Ein Einbau in gebundener Form (unter einer wasserdichten Deckschicht) ist anzustreben – Im Zweifelsfall mit den kantonalen Behörden absprechen (Umweltämter, Gewässerschutz usw. verfügen über entsprechende Spezialisten, man muss diese nur finden. . . !)

Wie eingangs festgehalten, ist Recycling von Altbelägen und von Ausbauasphalt eine gute Sache. Vielfach kann mit der Verwendung von Recyclingmaterial Kosten eingespart werden. Trotzdem soll die «Fallbeilgrenze» von 250 mg/kg nie aus den Augen verloren und die einschränkenden Massnahmen streng beachtet werden. Denn wenns dann mal schiefgeht, gehts richtig schief. Durch einen doppelten Irrtum wurde Aushub mit altem Gaswerksteer vermischt in einer Inertstoffdeponie abgelagert. Im Auftrag des Kantons mussten wir dieses Material wieder aus der Deponie herausholen. Weil dieser Teer sehr bröckelig ist, mussten wir rund das Dreifache der ursprünglich angelieferten Menge abtransportieren, und dies gar nicht zur Freude des «Falschanlieferers». . .

Jürg Zaugg U-TECH ZAUGG Burgstrasse 14, 3600 Thun zaugg@u-tech.ch

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Schwingungen an Holzbrücken Untertitel Grundschrift

Bild 1: Holzbrücke über die Wigger bei Egolzwil im Luzerner Mittelland. ( Bild: Empa)

Brücken gehören traditionell zu den eindrücklichsten Zeugen der Ingenieurbaukunst. Gerade in der Schweiz mit der auf kleinem Raum stark wechselnden Topografie war und ist weiterhin für den Bau von Verkehrswegen eine Vielzahl von Brücken nötig. Seit jeher wurden Brücken aus Holz erstellt. Aber auch in der Gegenwart wird Holz immer wieder und erfolgreich im modernen Brückenbau zur Realisierung von Fussgänger-, und Strassenbrücken eingesetzt. Da Holz ein leichtes, wenig steifes Baumaterial ist, das gute Festigkeitseigenschaften aufweist, wird der Entwurf einer Holzbrücke oft durch Gebrauchstauglichkeitskriterien (z. B. zulässige Durchbiegungen) und nicht durch Tragsicherheitskriterien (Versagen von Bauteilen oder des gesamten Bauwerks) bestimmt. Bei den in traditioneller Bauweise hergestellten gedeckten Holzbrücken sind Schwingungen kein Thema, da diese Brücken relativ steif und schwer sind. Durch die Einführung von industriell hergestellten Holzbauteilen wie Brettschichtholzträgern (Träger aus in gleicher Faserrichtung flächig verklebten Brettern) oder Massivholzplatten (mehrschichtige Platten aus kreuzweise verlegten, flächig miteinander verklebten Brettern) können heute Brücken gebaut werden, die sich vom Tragverhalten und von der Schlankheit her nicht wesentlich von modernen Stahl18

oder Betonbrücken unterscheiden. Diese modernen Holzbrücken sind aber deutlich schwingungsanfälliger als die traditionellen gedeckten Holzbrücken. Ausser bei Erdbeben oder Wind stellen Schwingungen in der Regel keine Gefährdung der Tragsicherheit dar. Die Benützer einer Brücke, insbesondere Fussgänger, können jedoch bedeutende Schwingungen als unangenehm empfinden und zu Unrecht befürchten, dass die Brücke unsicher ist. Bei Strassenbrücken bedeuten Schwingungen eine Ermüdungsbeanspruchung der Konstruktion mit entsprechenden negativen Einflüssen auf die Lebensdauer. Schwingungen führen dort aber auch zu einer dynamischen Verstärkung der vertikalen Fahrzeuglast. Exzessive Schwingungen an Brücken sind daher zu vermeiden, damit die Brücken wie geplant ohne Einschränkung während der vorgesehenen Nutzungsdauer benutzt werden können. Anhand zweier Untersuchungen, welche die Autoren durchgeführt haben, werden in diesem kurzen Artikel einige Aspekte der Schwingungsproblematik an Holzbrücken illustriert. Schwingungsmessungen an einer Strassenbrücke Die Strasse, welche die Dörfer Schötz und Egolzwil (LU) verbindet, führt über die Wigger. Ende August 2005 wurde die alte


Stahlbetonbrücke von den Fluten eines Hochwassers hinweggerissen. Aufgrund eines kantonalen Gesetzes, welches den Einsatz von heimischem Holz für öffentliche Bauvorhaben fördert, wurde bei der Planung der neuen Brücke, als Variante, auch eine Holzbrücke untersucht. Trotz der leicht höheren Kosten im Vergleich zu einer Stahlbetonbrücke entschied sich die Gemeinde Egolzwil, die eine grosse Waldfläche besitzt, für den Bau einer Holzbrücke. Die neue einspurige, vom Ingenieurbüro Pirmin Jung AG projektierte Holzbrücke über die Wigger weist eine Spannweite von 20 m und eine Breite von 4 m auf (Bild 1 ). Zwei seitliche 1,90 m hohe und 24 cm dicke Brettschichtholzträger tragen die Lasten in Längsrichtung ab (Bild 2 ). Die Brückenplatte besteht aus 7-schichtigen, 32 cm dicken Massivholzplatten, die mit Gewindestangen an den Längsträgern aufgehängt sind. Die Massivholzplatten übernehmen die Lasten von der Fahrbahn und geben sie an die seitlichen Brettschichtholzträger weiter. Die Massivholzplatten sind durch eine Kunststoffabdichtung und einen 85 mm dicken Asphaltbelag, die Längsträger durch eine erneuerbare Holzverkleidung konstruktiv

vor der Witterung geschützt. Aufgrund des geringen Eigengewichtes der Holzkonstruktion von 33 Tonnen konnte die Brücke vollständig auf der Wiese neben dem Ufer der Wigger montiert werden. Mit einem mobilen Kran wurde sie schliesslich an ihren definitiven Standort versetzt (Bild 3 ). Die neue Holzbrücke wurde für 40-Tonnen-Lastwagen ausgelegt. Werden noch die 15 Tonnen des Asphaltbelages berücksichtigt, so ist die Tragkonstruktion aus Holz etwa halb so schwer wie die Lasten, die sie abtragen soll. Bei einfeldrigen Brücken mit kurzen bis mittleren Spannweiten, wie sie bei Strassenbrücken aus Holz üblich sind, sind schwere Lastfahrzeuge der für die Bemessung bestimmende Lastfall. Durch ihre grosse Masse können schwere Fahrzeuge Holzbrücken derart zu Schwingungen anregen, dass Fussgänger dies als störend bis unangenehm empfinden können. Die Schwingungen erzeugen zudem Trägheitskräfte, die zu einer Zusatzbeanspruchung des Bauwerks führen. Das Ziel der Versuche war es, die Intensität der Schwingungen bei der Durchfahrt eines schweren Lastwagens zu messen. Zu diesem Zweck wurden Fahrversuche mit zwei verschiedenen Lastwagen durchge-

Bild 3: Versetzen der Brücke mit einem Pneukran.

Bild 2: Untersicht der Holzbrücke mit dem Brett-

(Foto: von PIRMIN JUNG, Ingenieure für Holzbau

schichtholzträger, den Montageauflagern der

AG, Grossweid 4, CH-6026 Rain)

Brückenplatte und der Brückenplatte aus Massivholzplatten (von links nach rechts). ( Bild: Empa)

Bündner Wald 4/2012 19


Bild 4: Durchbiegungen ( links) und Schwingbeschleunigungen (rechts) in Brückenmitte bei der Durchfahrt des 40-Tonnen-Lastwagens mit einer Geschwindigkeit von 50 km/h. (Darstellung: Empa)

führt: Mit einem zweiachsigen 16-TonnenLastwagen und einem fünfachsigen 40-Tonnen-Lastwagen. Die Fahrzeuge fuhren mit konstanten Geschwindigkeiten über die Brücke. Die Fahrten wurden ausgehend von einer Geschwindigkeit von 5 km/h in Schritten von jeweils 5 km/h bis zu einer Geschwindigkeit von 65 km/h erhöht. An mehreren Stellen der Längsträger und der Brückenplatte wurden Durchbiegungen, Dehnungen und Schwingbeschleunigungen gemessen. Die Messungen ergaben, dass sich die Brücke bei der Überfahrt des 40-Tonnen-Lastwagens in der Mitte um lediglich 19 mm durchbiegt (Bild 4 ). Diese Durchbiegung entspricht etwa einem Tausendstel der Spannweite und erfüllt problemlos die Anforderungen der Schweizer Baunormen. Die bei der Durchfahrt der Lastwagen auftretenden Schwingungen nahmen mit der Geschwindigkeit der Fahrzeuge zu. Ab einer Geschwindigkeit von ca. 40 km/h überstiegen die Schwingungen den Schwellenwert, ab dem Fussgänger die Schwingungen als störend empfinden (Bild 4 ). Da die Intensität der Schwingungen sich nicht wesentlich zwischen dem leichten und schweren Lastwagen unterschied, könnten bei Holzbrü20

cken mit Gehweg, die sich innerhalb einer Ortschaft befinden und oft von Fussgängern benutzt werden, Probleme entstehen. In der Planung solcher Brücken sollte daher die Schwingungsanfälligkeit untersucht werden. Die Zusatzbelastung der Brücke durch Trägheitskräfte betrug etwa 10 % der Belastung durch den Lastwagen. Dieser Wert ist wesentlich kleiner als der Richtwert, der in den Schweizer Baunormen vorgesehen ist. Schwingungen bei der Durchfahrt eines Lastwagens entstehen vor allem durch die Unebenheiten des Belags vor und auf der Brücke. Da bei einer neuen Brücke der Belag noch in einem guten Zustand ist, sind die Schwingungen kleiner als zu einem späteren Zeitpunkt, wenn der Belag durch das Befahren oder durch Frostschäden grössere Unebenheiten aufweist. Schwingungsmessungen an einer Fussgängerbrücke Brettschichtholzträger und Massivholzplatten werden auch für den Bau von modernen Fussgängerbrücken eingesetzt. Wie bei den Strassenbrücken werden die Längsträger aus Brettschichtholz gefertigt, und mit Mas-


sivholzplatten werden die Fahr- und Gehbahn hergestellt. Um die Holzplatten vor der Witterung (Feuchtigkeit) zu schützen, wird oft bei Fussgängerbrücken ein Gussasphaltbelag aufgebracht. Bei der heutigen Bemessungspraxis bezüglich Schwingungen wird der Gussasphaltbelag als eine ständige Last (Gewicht) berücksichtigt. Untersuchungen an einer Laborbrücke an der Empa hatten jedoch gezeigt, dass der Gussasphaltbelag mitwirkt und zu einer Versteifung und einer deutlich höheren Dämpfung der Brücke führt. Insbesondere die Zunahme der Dämpfung befeuerte die Erwartung, durch Aufbringen eines Asphaltbelages die Schwingungen bekämpfen zu können. Im Jahresverlauf ist ein Gussasphaltbelag jedoch starken Temperaturunterschieden ausgesetzt: Je nach Lage der Brücke beträgt die Belagstemperatur im Winter z. B. –20 °C; im Sommer, wenn die Sonne direkt auf den Belag scheint, kann die Belagstemperatur 60°C erreichen. Da die Steifigkeit und die Dämpfung eines Gussasphalts sehr stark temperaturabhängig sind, können sich die Steifigkeit und die Dämpfung einer Holzbrücke mit Gussasphaltbelag in Abhängigkeit der Belagstemperatur ändern. Bei schlanken Fussgängerbrücken sind oft Schwingungen als Bemessungskriterium massgebend, da gehende oder laufende Personen Fussgängerbrücken zu unangenehmen Schwingungen anregen können. Die Anregung einer Brücke durch Fussgänger ist nahezu periodisch: Jeder Schritt führt zu einer Krafteinwirkung auf die Brücke. Gehende Personen führen im Mittel etwa zwei Schritte pro Sekunde aus. Daher werden Brücken, die eine Eigenfrequenz um 2 Hz aufweisen ( 2 Schwingungen pro Sekunde), eher durch Fussgänger zu bedeutenden Schwingungen angeregt, als Brücken, die eine deutlich von 2 Hz ver-

Bild 5: Ansicht der Fussgängerbrücke «Städtlisteg» in Mellingen (AG). ( Bild : Empa)

schiedene Eigenfrequenz haben. Da die Krafteinwirkung eines Schrittes stossartig ist, treten auch Kraftkomponenten mit der 2. Harmonischen der Schrittfrequenz auf. Dadurch können auch Brücken mit einer Eigenfrequenz um 4 Hz zu Schwingungen angeregt werden. Da sich eine Brücke mit einer Eigenfrequenz zwischen etwa 2,5 und 3,5 Hz nur schlecht durch Fussgänger anregen lässt, werden oft Fussgängerbrücken so geplant, dass die Grundfrequenz in diesen unkritischen Bereich fällt. Die Steifigkeitsänderungen des Asphaltbelages, die auch entsprechende Änderungen der Eigenfrequenzen hervorrufen, erschweren jedoch dieses Vorgehen. Im Projekt «Einfluss der Temperatur auf die modalen Dämpfungen und Eigenfrequenzen von Fussgängerbrücken aus Holz mit Asphaltbelag», das vom «Fonds zur Förderung der Wald- und Holzforschung» des Bundesamtes für Umwelt ( BAFU ) und der Kantone unterstützt wurde, konnte an einer ausgeführten Fussgängerbrücke erstmals experimentell untersucht werden, wie gross die Änderungen der Eigenfrequenzen und der Dämpfungen sind, die durch Temperaturänderungen des Asphaltbelages hervorgerufen werden. Die Untersuchungen wurden an der Fussgängerbrücke «Städtlisteg» in Mellingen Bündner Wald 4/2012 21


Bild 6: Änderungen der Eigenfrequenz (links) und der Dämpfung (rechts) der Grundschwingung mit der Belagstemperatur: Messresultate (rote Punkte) und Berechnungsmodell (blaue Linie). Das Modell geht von einem teilweisen Verbund zwischen Asphaltbelag und Brückenplatte aus.

ausgeführt. Die vom Ingenieurbüro für Holzbau Christoph Fuhrmann projektierte Brücke ist 58 m lang und 2,5 m breit (Bild 5 ). Die über drei Felder gespannte, als Gerberträger ausgebildete Holzkonstruktion weist Spannweiten von 18 m, 22 m und 18 m auf. In Längsrichtung werden die Lasten durch vier Brettschichtholzträger abgetragen. Auf den Brettschichtholzträgern befinden sich Massivholzplatten, die mit den Brettschichtholzträgern verklebt sind. Der Gussasphaltbelag auf den Massivholzplatten hat eine Dicke von 35 mm. Die Änderungen der Eigenfrequenzen und Dämpfungen der ersten drei Eigenschwingungen bei verschiedenen Temperaturen wurden mit Messungen bestimmt, die an verschiedenen Tagen durchgeführt wurden. Die Messungen ergaben, dass die Grundfrequenz der Fussgängerbrücke im Winter bei ca. –10 °C 4,1 Hz und im Sommer bei 50 °C 3,2 Hz betragen. An einem einzigen Tag konnte eine Änderung der Eigenfrequenz der Grundschwingung von 0,4 Hz festgestellt werden. Die Eigenfrequenzen korrelierten sehr gut mit der Belagstemperatur. Die Messungen haben zudem gezeigt, dass 22

eine bedeutende Änderung der Dämpfung auftrat (Bild 6 ). Sie nahm vorerst mit der Belagstemperatur zu (Temperaturbereich ca. –10 °C bis ca. 20 °C), um dann mit weiter steigender Temperatur wiederum abzunehmen (Temperaturbereich ca. 30 °C bis ca. 55 °C). Die kleinsten Dämpfungen, ca. 2 %, wurden bei hohen Belagstemperaturen gemessen ( 55 °C), wenn der Gussasphalt weich ist. Die grössten gemessenen Dämpfungen betrugen etwa 4 %. Mit numerischen Modellen wurde untersucht, ob die gemessenen Änderungen der Eigenfrequenzen und der Dämpfung nachvollzogen werden können. Erlaubt ein Modell, die Messungen ausreichend genau zu simulieren, so kann man davon ausgehen, dass man die Ursache der Beobachtungen versteht. Unter der Modellannahme eines vollständigen Verbundes zwischen der Brückenplatte aus Holz und dem Gussasphaltbelag überschätzen die berechneten Änderungen jedoch die gemessenen Änderungen der Eigenfrequenzen und Dämpfungen. Die qualitativen Verläufe der Änderungen der Eigenfrequenzen und insbesondere auch der Dämpfungen stimmen jedoch überein.


Bündnerwald 2012 / 70*100 farbig Ausgabe August 2012

Eine bessere Übereinstimmung zwischen ANZEIGE den Berechnungen und den Messungen wurde erzielt, indem man einen teilweisen Schrift 7 Verbund zwischen Belag und Brückenplatte Absatz 9 annimmt. Die erarbeiteten Grundlagen erlaubten, erste Empfehlungen zur Beurteilung der Geli/re 3 mm brauchstauglichkeit von Holzbrücken mit Gussasphaltbelag hinsichtlich Schwingungen zu formulieren. Da die Änderungen der Eigenfrequenzen bedeutend sein können, STIHL MotoMix – der schadstoffarme Kraftsollten sie daher bei der Bemessung von stoff für 2-Takt- und 4-Mix Motoren STIHL MS 261 Fussgängerbrücken berücksichtigt werden. Männerträume werden wahr Leider hat sich der Gussasphaltbelag bei tieIhre Wurzeln reichen zurück bis zur STIHL 024 und kommen fen und hohen Temperaturen als nicht sehr direkt von der beliebten und bewährten STIHL MS 260: Die MS 261 setzt den Stammbaum der Motorsägen-Familie wirksam zur Bedämpfung von Schwingunfür professionelles Arbeiten in der Forstwirtschaft fort. gen erwiesen, sodass die Erwartungen nur Damit gehen Durchforstungsarbeiten, Schwachholzernte teilweise erfüllt wurden. oder der Holzeinschlag in mittleren Beständen ganz einfach von der Hand. Katalogpreis MS 261 ab Fr. 1‘135.-- (inkl. Das Projekt stellte jedoch einen ersten wichMwSt). Überzeugen Sie sich selbst vom Erfolgsmodell – tigen Schritt dar, um den Einfluss des Gussbei Ihrem STIHL Fachhändler. asphaltbelages auf die Eigenfrequenzen STIHL VERTRIEBS AG und Dämpfungen von Fussgängerbrücken 8617 Mönchaltorf bei sich ändernder Temperaturen nachzuinfo@stihl.ch weisen und zu verstehen. Die noch offene www.stihl.ch Frage des Verbundes zwischen dem Gussasphaltbelag und der Brückenplatte muss mit weiteren Untersuchungen geklärt wer- wurde, alle relevanten Phänomene mögBündnerwald 70x100.indd 3 13.02.2012 den, damit präzisere und gesichertere Emplichst wirklichkeitsnah berücksichtigt. fehlungen für die Praxis formuliert werden können. Fazit Die beiden Untersuchungen haben gezeigt, dass sich der Baustoff Holz sehr gut für den Bau von Fussgänger- und Strassenbrücken eignet. Der Anfälligkeit auf Schwingungen kann durch eine entsprechende Bemessung und konstruktive Gestaltung wirksam begegnet werden. Die verwendeten Bemessungsmodelle liefern jedoch in der Planungsphase nur dann ausreichend präzise Resultate, wenn die Modellierung, wie am Beispiel des Gussasphaltbelages aufgezeigt

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Mobiles Röntgen zur Qualitätskontrolle von Holzkonstruktionen Einleitung Die Begriffe Qualitätsmanagement und Qualitätskontrolle spielen auch in der Bauwirtschaft eine grosse Rolle. Im Rahmen der industriellen Vorfertigung gibt es mittlerweile viele bewährte Systeme zur Qualitätsüberwachung. Vor Ort am Bauwerk ist eine Kontrolle allerdings bislang nur im Rahmen der Erstellung möglich. Eine externe, regelmässige Überwachung der Montage sowie eine zerstörungsfreie Überprüfung des Bauwerks sind momentan nur schwer möglich. Die Beurteilung bestehender Holztragwerke ist in den meisten Fällen nur mit Hilfe zerstörungsfreier Untersuchungsmethoden möglich. Hier finden sich mögliche Einsatzbereiche für die mobile Röntgenblitzröhre. Methoden zur zerstörungsfreien Prüfung in situ Eine der wichtigsten Methoden bei der Bauwerksbegutachtung ist die visuelle Prüfung, bei der sämtliche Bauteile handnah zu überprüfen sind. Eine stichprobenartige Untersuchung der Tragkonstruktion genügt meist nicht. Nur eine flächige Überprüfung über das gesamte Tragwerk lässt eine fundierte Aussage über dessen Zustand zu und gibt den Nutzern und Betreibern die notwendige Abb. 1: Mobile Röntgenblitzröhre im Labor ( Bild: Verfasser)

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Sicherheit. Beliebt bei Fachpersonen ist das Bohrwiderstandsmessgerät. Hier wird der Widerstand einer 1,5 bis 3,0 mm starken Bohrnadel massstäblich über die Bohrtiefe aufgezeichnet. Mit einem kalibrierten Gerät ist sogar die Rochdichte des Holzes ables- und dokumentierbar. Die Bohrwiderstandsmessung erlaubt die lokale Beurteilung an der Bohrstelle. Flächenmässige Untersuchungen sind zeitintensiv und aufgrund der entstehenden Bohrlöcher nicht immer erwünscht. Die Ultraschall-Echo-Methode bietet eine zerstörungsfreie Möglichkeit zur Lokalisierung von Verbindungsmitteln und strukturellen Schäden im Holzquerschnitt. Die Interpretation der Aufnahmen erfordert – neben genauer Kenntnis der Messtechnik – eine grosse Erfahrung in der Anwendung dieses Verfahrens. An der Berner Fachhochschule in Biel haben die Verfasser zusammen mit Dr. Andreas Hasenstab Messungen an einem Fachwerk-Knoten mit eingeschlitzten Blechen durchgeführt. Dabei konnten Echos an der Tasche des Schlitzblechs erkannt werden. Ausserdem wiesen Bereiche ohne Reflexion auf strukturelle Schäden hin. Die Kanten der Schlitzbleche sowie das Ausmass der Schädigung durch die holzzerstörenden Pilze sind mit dieser Methode nicht erkennbar (Hasenstab 2008 ). Aufgrund der Dämpfungseigenschaften des Holzes ist eine Untersuchung mit dieser Methode nur bis zu einer bestimmten Bauteildicke möglich. Messungen an der Empa (Neuenschwander, et al. 2011) zeigten unter anderem die gute Darstellbarkeit von Oberflächenrissen. Delaminierungen im Bauteilinnern waren nicht eindeutig erkennbar. Wie das Bohrwiderstandsverfahren ist das Ultraschall-Echo-Verfahren aufgrund der


sehr lokalen Messung nur kleinflächig einsetzbar oder aufgrund mangelhafter Darstellung schwer zu interpretieren. Die mobile Röntgentechnologie (siehe Abbildung 1) ermöglicht den Blick ins Bauteilinnere mit einer sehr guten Darstellung eines vergleichsweise grossen Messbereichs. Das Röntgenverfahren arbeitet zerstörungs- und quasi kontaktfrei. Durch den mobilen Einsatz der Röntgen- sowie Auswertetechnologie mittels eines Scanners ist eine In-situ-Anwendung, Auswertung und Bewertung an bestehenden Konstruktionen möglich. Röntgentechnologie Beim Röntgen wird der Testkörper mit Röntgenstrahlen durchleuchtet. Unterschiedliche Materialien bzw. Materialdichten absorbieren die Strahlung verschieden stark. Die mobile Röntgenblitzröhre projiziert wie das herkömmliche Röntgenverfahren (Radiologie) das Volumen eines Körpers auf eine Fläche. Dabei gehen dreidimensionale Informationen weitestgehend verloren. Die Röntgenblitzröhre arbeitet mit weniger Energie und mit einer deutlich tieferen Strahlungsbelastung als die stationären Röntgengeräte. Sie ist deshalb für den Praxiseinsatz wesentlich besser geeignet. Die

Strahlungsquelle ist nur direkt während des Auslösens aktiv. Nach diesem Vorgang – der nur wenige Sekunden dauert – ist keine Strahlenbelastung mehr vorhanden. Das Prüfobjekt speichert hierbei keine Strahlung. Die Umgebung der Röntgenblitzröhre ist im Praxiseinsatz abzusperren. Ein Abstand von 30 m vor, 11 m neben und 3 m hinter der Blitzröhre reichen als Sicherheitsabstand aus (siehe Abbildung 2 ). Die Bearbeiter tragen zusätzlich während der Arbeiten ein persönliches Dosimeter, welches monatlich durch eine externe Stelle ausgewertet wird. Laborversuche Im Rahmen von Laborversuchen wurden die Randbedingungen zum mobilen Röntgen festgelegt. Dabei handelt es sich insbesondere um die folgenden Parameter: – Anzahl der benötigten Impulse – Abstand zum Objekt – Streuwinkel der Röntgenblitze – Einfluss von Dichteunterschieden – Auflösung der Bilder Nach der Definition der Randbedingungen wurden erste Versuche an Bauteilen durchgeführt. Die Ergebnisse bei der Untersuchung von metallischen Verbindungsmitteln und von zimmermannsmässigen VerbinAbb. 3: Röntgenaufnahme einer Schlitzblechverbin-

Abb. 2: Sicherheitsabstände beim mobilen Röntgen

dung in unterschiedlichen Laststufen

( Bild: Verfasser)

( Bild: Verfasser)

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dungen waren sehr zufriedenstellend. Es ist möglich, diese genau zu lokalisieren und eventuelle Verformungen zu erkennen und darzustellen. Ebenfalls gute Aufnahmen wurden bei Rissen und unterschiedlichen Holz-Rohdichten erzielt. In Abbildung 3 ist eine Schlitzblechverbindung in unterschiedlichen Laststufen dargestellt. Neben der Holzstruktur und den Ästen ist insbesondere die Ausbildung der Fliessgelenke bei den Stabdübeln gut zu erkennen. In Abbildung 4 ist die Röntgenaufnahme eines Dübelbalkens dargestellt. Die Schubverbindung ist mittels Schwalbenschwanzdübel aus Eiche ausgebildet. Die Dichteunterschiede der Holzarten Eiche und Fichte sind sehr gut zu erkennen. Ebenfalls sind die einzelnen Brettschichtholzlamellen gut sichtbar. Auch der feine Luftspalt um den Schwalbenschwanz ist gut sichtbar. Ausblick Zur Detektion von holzzerstörenden Insekten und Pilzen wird noch untersucht, ab welcher Dichtedifferenz eine deutliche Darstellung möglich ist. Dieses ist insbesondere bei der Zustandserfassung von bestehenden Bauwerken ein wichtiges Kriterium. Ebenfalls ein wichtiger Punkt ist die Detektion von Rissen und Delaminierungen. Hierdurch könnten u. a. Querzugrisse im Inneren von Brettschichtholzbauteilen aufgespürt werden. Im Weiteren ist es geplant, die Technik gezielt zur Qualitätskontrolle während bzw. nach der Bauausführung zu verwenden. Auch eine Verwendung zur Kontrolle der Knotenpunkte nach grossen Lasteinwirkungen ist denkbar. Literaturverzeichnis – Hasenstab, Andreas. «Messungen mit Ultraschallecho an Probekörpern der Hoch26

Abb. 4: Röntgenaufnahme (Draufsicht/Seitenansicht) eines Dübelbalkens mit Hartholzdübel ( Bild: Verfasser)

schule Biel am 27. 4. 2008 » Biel, 2008. – Neuenschwander, Jürg, Sergio Sanabria, Pascal Keller, Tino Loop, und Roman Furrer. «Ultraschallprüfungen von historischem BSH Balken der BFH Biel», Dossier: 458481, Dübendorf, 2011. – Mareike Vogel, Thomas Tannert, Helge Hansen, Daniel Kehl, Stephan Kraus, und Andreas Müller. «Überprüfungsmethoden geschädigter Holzkonstruktionen», Forschungsbericht, Biel: Berner Fachhochschule, 2009.

Dipl.-Ing. Mareike Vogel Berner Fachhochschule Solothurnstrasse 102, 2504 Biel mareike.vogel@bfh.ch

Dipl.-Ing. (FH) Florian Scharmacher Berner Fachhochschule Solothurnstrasse 102, 2504 Biel florian.scharmacher@bhf.ch


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Comeback der Holzbrücke

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Holzbrücken erfreuen sich in den letzten Jahren dank neuer Technologien einer vermehrten Anwendung. Neben reinen Holzkonstruktionen können auch Hybridbauten sehr wirtschaftlich sein. Kombinationen von Stahl und Holz sowie Holz im Verbund mit Beton sind gängige Tragsysteme. Meist werden Holztragwerke für Fussgänger und Velofahrer gebaut, aber auch für Strassenbrücken mit Schwerverkehr wird das Material Holz verstärkt eingesetzt. Insbesondere für die Bewirtschaftung des Schweizer Waldes mit schweren Geräten und Fahrzeugen können mit Holzbrücken Täler sowie andere Hindernisse überwunden werden. Neben der hohen Leistungsfähigkeit, Wirtschaftlichkeit und gestalterischen Vielfalt spricht die Nachhaltigkeit des Werkstoffes Holz für den Bau von Brücken. Holz speichert CO 2. Der Einsatz von Holz als Baumaterial ist somit aktiver Klimaschutz. Ein weiterer nicht unwesentlicher Nebeneffekt besteht darin, dass Forstfachleute beim Bauen mit Holz und bei den notwendigen Unterhaltsarbeiten sehr viele Eigenleistungen einbringen können, was sich auf der wirtschaftlichen Ebene positiv niederschlägt.

Die massgebenden Verkehrslasten bei Strassenbrücken liegen gegenüber den entsprechenden Einwirkungen bei Fussgängerbrücken auf einem deutlich höheren Niveau. Daraus resultieren bei Strassenbrücken, auch bei abgestimmten und optimierten Tragwerkskonzepten in Holz, relativ grosse Querschnittsabmessungen. Sehr deutlich macht sich dies bei der Fahrbahnausbildung bemerkbar. Das setzt dem Holzbau bei Strassenbrücken Grenzen. Als geschützte Holzbrücken können Brücken bezeichnet werden, welche wahlweise – ein ausreichend über die Hauptkonstruktion auskragendes Schutzdach besitzen (gedeckte Holzbrücke), – mit geschlossenem Belag aus Gussasphalt oder – mit geschlossenem Belag aus Stahlbeton ausgeführt werden, – eine Blechabdeckung oder wasserdichte Folie unter einem offenen Bohlenbelag besitzen oder – einen offenen Belag aufweisen, wobei die Längsträger unter den Bohlen durch eine oberseitige Blechabdeckung und seitlichen Witterungsschutz verkleidet sind.

Strategische Entscheidungskriterien für Holzbrücken Holzbrücken können nach zwei unterschiedlichen Rastern geordnet werden. Einerseits lassen sich von der Tragfähigkeit her Fussgänger- und Strassenbrücken unterscheiden, anderseits lassen sie sich je nach Konstruktion in geschützte und nicht geschützte Brücken einteilen. Bei Holzbrücken hat dieses Merkmal bezüglich Dauerhaftigkeit und Lebensdauer einen grossen Einfluss. Als geschützte Brücken werden in der Regel solche bezeichnet, bei denen die Haupttragelemente vor der Witterung bewahrt werden.

Lebensdauer und Unterhaltskosten Die Anforderungen an die Lebensdauer hängen von der geplanten Nutzungsdauer ab, welche zwischen dem Bauherrn und dem Projektverfasser vereinbart wird. Die Norm SIA 260 «Grundlagen der Projektierung von Tragwerken» ( 2003 ) gibt für die Nutzungsvereinbarung den Richtwert zur Nutzungsdauer für «Bauwerke von übergeordneter Bedeutung» mit 100 Jahren und für «Gebäude und andere Bauwerke von normaler Bedeutung» mit 50 Jahren an. Eine Ausnahme bilden die temporären Bauwerke mit einer definierten begrenzten Nutzungsdauer (Hilfsbrücken, Notstege usw.).


Brücken Überbauten aus Holz

Theoretische Nutzungsdauer [Jahre]

Jährliche Unterhaltskosten [%] der Neubaukosten

für Geh- und Radwege (nicht geschützt)

30

2,5

für Geh- und Radwege (geschütztes Haupttragwerk)

80

1,0

für Strassen (geschütztes Haupttragwerk)

80 (60)

1,3 (1,0)

Auszug Neufassung Ablöserichtlinie. Die kursiv gestellten Klammerwerte stellen die österreichische Variante dar.

Damit eine bestimmte Lebensdauer erreicht wird, ist die Funktionstüchtigkeit des Bauwerkes über diesen Zeitraum zu gewährleisten. Dafür sind die notwendigen Unterhalts- bzw. Instandhaltungsarbeiten auszuführen. Dass dies nicht zum Nulltarif zu haben ist, liegt auf der Hand. In Deutschland existieren amtlich anerkannte sogenannte Ablöserichtlinien (Angaben zur Lebenserwartung), welche aufgrund einer breit angelegten Studie im Jahr 2006 aktualisiert wurden. Die Resultate der Studie wurden durch Untersuchungen in Österreich und der Schweiz bestätigt. Der Unterschied zwischen «geschützt» und «nicht geschützt» ist frappant, sowohl was die Nutzungsdauer als auch was die Unterhaltskosten betrifft. Aus ökonomischer Sicht sprechen diese Resultate klar für den Bau von «geschützten» Holzbrückenbauten, obwohl die Anfangsinvestition höher ist. Strassenbrücken der Kategorie «nicht geschützt» sollten in der Regel nicht mehr gebaut werden. Bauteile, die für die Sicherheit des Bauwerkes unbedeutend sind (Geländer, Brüstungen, Schrammbord sowie der durch Gebrauch mechanisch beanspruchte Gehoder Fahrbahnbelag) werden als sogenannte Verschleissbauteile bezeichnet. Ihr Ausfall

hat keine Konsequenzen für den Tragwiderstand des Tragwerks. Ihre Nutzungsdauer ist deshalb auf einen Bruchteil der Gesamtlebensdauer der Brücke ausgelegt ( 15/30 Jahre). Die konstruktive Ausbildung dieser Verschleissteile soll ihren einfachen Unterhalt und Ersatz ermöglichen. Fussgängerbrücken Im Entwurf eröffnen Fussgängerbrücken im Gegensatz zu Strassenbrücken grössere gestalterische und konstruktive Freiheiten. Die kleineren Lasten, kleinere Brückenbreiten wie auch die geringere Einschränkung bezüglich der Steigung lassen freiere Formen zu. Das Tragwerk kann filigran und schlank ausgebildet werden. Bezüglich der Kosten haben es Fussgängerbrücken in Holz nur schon deshalb etwas leichter als die Strassenbrücken, weil die absoluten Kosten auch wesentlich kleiner sind und so mögliche Differenzen zur Konkurrenz aus Bauwerken mit anderen Baustoffen nicht so stark ins Gewicht fallen. Im Entwurf der Fussgängerbrücke liegt das Kernstück der Ingenieurarbeit. In ihm sind alle einzelnen Einflussfaktoren mit ihren objektspezifischen Gewichtungen zusammengefügt. Im Entwurf sind der formale und der technische Aspekt zwei gleichwertige Einflussgrössen. Bündner Wald 4/2012 29


nommen wird als bei offenen Brücken. In beiden Fällen muss auf die «menschliche» Massstäblichkeit geachtet werden. Die Brücke kann mehr als nur Verbindungswerk sein. Beim Entwurf ist neben den Gebrauchsanforderungen (Komfort, Begehbarkeit) somit auch auf die Proportionen, die Lichtverhältnisse und den möglichen gewünschten Kontakt zum überwundenen Hindernis wie etwa einem Gewässer zu achten.

Fussgängerbrücke, Schlossmühlesteg in Frauenfeld TG (Bild: Ralph Feiner Malans/LIGNUM)

Formale Aspekte Jede Brücke ist von der Wahrnehmung her zunächst ein räumliches Gebilde und steht als Solitär in ihrer Umgebung. Wo auch immer die Brücke steht, ob sie bescheiden oder achtungsgebietend auftritt, sie wird in jedem Fall das Auge fesseln. So wird die Fussgängerbrücke bereits aufgrund ihres Äusseren, wie man sie erlebt und wahrnimmt, geliebt, nur akzeptiert oder schlimmstenfalls sogar abgelehnt. Der erste Eindruck ist durch das Formale bestimmt. Die zunächst zeichenhaften Umrisse, die beim näheren Herantreten immer deutlicher werden und sich im Detail konkretisieren, sind dafür entscheidend. Fussgängerbrücken schaffen mit dem Gehweg und den erforderlichen Abschrankungen immer einen «Innenraum», der speziell bei gedeckten Brücken bewusster wahrge30

Technische Aspekte Bei den technischen Aspekten hat für den Benutzer neben den geometrischen Ausgangsgrössen, den Einwirkungen, der Dauerhaftigkeit, der Herstellung und Montage sowie der Relation von Kosten und Nutzen die Gebrauchstauglichkeit den wichtigsten Stellenwert. Mit dem Begriff «Gebrauchstauglichkeit» sind für den Entwurf neben den allgemeinen Bedingungen drei spezifische Aspekte für Fussgängerbrücken in Holz hervorzuheben: der Komfort des Gehbelags, Verformungen und Schwingungen. Von der Ausbildung der Gehwegoberfläche her ist grundsätzlich ein bituminöser Belag oder ein Holzbelag möglich. In beiden Fällen wird der Gehwegunterteil (ausgenommen Verbundquerschnitt) in Holz ausgeführt. Abgesehen von der Dauerhaftigkeit des Belages besteht hier seitens der Benutzer die Anforderung nach einer ausreichenden Steifigkeit, um ein unangenehmes und verunsicherndes Einfedern auszuschliessen. Die Belagsoberfläche darf ausserdem nicht glitschig werden, sondern muss auch bei Nässe rutschfest sein, was sich bei Holzoberflächen praktisch nur mit einer entsprechenden Riffelprofilierung einigermassen sicher erreichen lässt. Steigungen von über 6 % im Gehweg werden von Fussgängern und Velofahrern als unbequem empfunden.


Für Behinderte gilt 8 % Gefälle als oberste Grenze. Falls Fugen, z. B. beim Bohlenbelag, vorhanden sind, so sollten sie nicht in Fahrbahnrichtung, sondern quer dazu orientiert sein, um ein Festfahren mit Kinderwagen oder Veloreifen zu verhindern. Verschleissteile sollten einfach auszutauschen sein. Strassenbrücken Der Entwurf von Strassenbrücken soll ausgehend von den Nutzungsanforderungen zu einem optimalen Tragwerkskonzept führen. Die Randbedingungen und entwurfsrelevanten Aspekte sind allerdings vielfältig, und es stellt sich die Frage, nach welchen Kriterien eine Optimierung erfolgen kann. In der Regel werden Strassenbrücken in Holzbauweise mit einem geschützten Haupttragwerk ausgebildet. Geht man von einer ganzheitlichen Betrachtung aus, so können dazu die folgenden Entwurfskriterien für den Brückenbau angewendet werden: – Tragsicherheit – Gebrauchstauglichkeit (Funktionstüchtigkeit, Komfort, Schwingungen, Aussehen) – Dauerhaftigkeit (Holzschutz, Korrosion, Alterung) – Robustheit – Wirtschaftlichkeit/Lebenszykluskosten (Baukosten, Betrieb, Unterhalt, Lebensdau-

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Fussgängersteg, Val Mulin GR (Bild: Corinne Cuendet, Clarens/LIGNUM)

Bündner Wald 4/2012 31


Strassenbrücke, Holz-Beton-Verbundkonstruktion, Furna GR (Bild: Andrea Bernasconi, HES-SO Yverdon/LIGNUM)

Für Strassenbrücken bestehen neben Vorgaben für die konstruktiven Details auch standardisierte Ausführungen für den Ausbau, die den einschlägigen Normen entsprechen und sich im Betrieb und Unterhalt bewährt haben. Sehr wertvoll für die Projektierung von Holzbrücken sind Musterzeichnungen als Grundlage für Holzbrücken (siehe www.forum-holzbrückenbau.com). Das Haupttragwerk ist immer nur als ein wesentlicher Teil des gesamten, räumlich zusammenwirkenden Brückentragwerks zu betrachten. Der räumliche Aufbau gewährleistet die Stabilität des Tragwerkes und die Abtragung der horizontalen Einwirkungen. Bei der Wahl des Haupttragwerkes relativieStrassenbrücke, Neue Kirchenbrücke, Muotathal SZ (Bild: Pirmin Jung Ingenieure für Holzbau, Rain/LIGNUM)

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ren sich die Vorzüge einzelner Systeme aus statischer Sicht in der Praxis oft wegen der Kostenverhältnisse oder aus anderen Gründen. Die Möglichkeiten der Produktion, der Verbindungen sowie des Transportes und der Montage sind für die Entwicklung des Tragwerkkonzeptes von entscheidender Bedeutung. Holzschutz Ein guter konzeptioneller und konstruktiver Holzschutz ist unumgänglich, um die Dauerhaftigkeit von Strassenbrücken während der vorgesehenen Nutzungsdauer zu gewährleisten. Die in vielen Fällen bei fehlendem konstruktivem Schutz getroffene Wahl von Lärchenholz oder von chemischem Holzschutz genügt dazu nicht. Die Empa hat über mehr als 20 Jahre periodische Kontrollen an insgesamt 130 Holzbrücken mit dem Ziel durchgeführt, das Langzeitverhalten von bewitterten Bauteilen genauer zu untersuchen. Aufgrund der Feststellung, dass gedeckte Holzbrücken wegen der schützenden Wirkung des Daches bezüglich ihrer Dauerhaftigkeit weniger problematisch sind, werden im Bericht nur 24 Beispiele ungedeckter Brücken dokumentiert und kommentiert. Darin wird unter anderem festgestellt, dass sich der konstruktive Holzschutz


nicht durch den chemischen Holzschutz ersetzen lässt und dass Holzschutzmittel nur eine Ergänzung zum konstruktiven Holzschutz bei gefährdeten Details bilden können. Ein konzeptioneller, baulich-konstruktiver Witterungsschutz des Holzes ist also unumgänglich, um die Dauerhaftigkeit zu gewährleisten. Erhaltungsmassnahmen Für die Betriebssicherheit und die Gewährleistung der geplanten Nutzungsdauer einer Holzbrücke ist die Bauherrschaft zuständig. Sie ist deshalb auch für den korrekten Unterhalt verantwortlich. Die erforderlichen Massnahmen zur Erhaltung eines Bauwer-

kes sind in den Normen SIA 269 «Grundlagen der Erhaltung von Tragwerken» und 269/5 «Erhaltung von Tragwerken – Holzbau» geregelt. Links www.forum-holzbrückenbau.com www.swiss-timber-bridges.ch

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Bündner Wald 4/2012 33


Waldstrassenbau in fünf Jahrzehnten Vor allem nach dem Zweiten Weltkrieg wurden in den Berggebieten viele neue Erschliessungsstrassen erstellt. Dabei genügte in der Regel eine Strassenbreite von 2,00 m bis 2,50 m. Enge Kurven wurden möglichst steil gebaut, damit bei den Pferdefuhren talabwärts geführtes Holz auch mit geringem Kraftaufwand gerückt werden konnte. Breite, gepflästerte Wasserschalen als Querabschläge ermöglichten kurze Ruhepausen für Mensch und Tier und erlaubten einen geringen Unterhalt. Mit zunehmender Motorisierung in der Land- und der Forstwirtschaft wurden solche «Spezialitäten» bei Bergwegen zu grösseren Hindernissen. Breitere Fahrzeuge erforderten den Ausbau der früher gebauten Wege oder sogar eine Neuanlage von Strassen mit geringerem Gefälle und mit grösseren Kurvenradien, weil der Platz für die Verbreiterung oft fehlte. Mit dem Ausbau der Kantonsstrassen und Nationalstrassen für immer schwerere, breitere und längere Lastwagen konnten die forstlichen Wege, auf denen Holz zu den Hauptstrassen transportiert wurde, kaum Schritt halten. Sogar bei Holztransporten mit «Unimogs» waren die Strassenbreiten ungenügend, wie das Bild eines Holztransportes auf einem Waldweg,

Waldweg bei Splügen 1971 (Bild: Oskar Hugentobler)

Ein weiteres Problem stellten die Tragschichten und die Oberflächenbehandlung der Forststrassen dar. Kofferstärken von weniger als 40 cm genügten nicht mehr. Das verwendete Koffermaterial, welches in der Nähe des vorgesehenen Einbaus aus Mo-

der in den 50er-Jahren bei Andeer gebaut wurde,

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zeigt.

Strassenneubau oberhalb von Andeer 1979

(Bild: Oskar Hugentobler)

(Bild: Oskar Hugentobler)


Hangsicherung mit Zyklopentrockenmauerwerk

Hangsicherung mit Ankern bei Nasch, Zillis, im

(Cagliatscha Andeer 1980)

DCB-Verfahren. (Bild: Oskar Hugentobler)

(Bild: Oskar Hugentobler)

ränen oder Rüfen gewonnen wurde, hatte oft zu grosse Feinanteile und somit eine ungünstige Kornverteilung. Die Frostsicherheit war damit nicht gewährleistet. Wesentliche Verbesserungen konnten mit dem Brechen des Materials oder mit Kalkstabilisierungen erreicht werden. In Versuchen wurde die Eignung von verschiedenen bituminösen Strassenbelägen für forstliche Wege geprüft. So wurden 1967 auf der Forststrasse von Chironico nach Gribbio in der Leventina versuchsweise sieben verschiedene Belagsarten eingebaut. (Siehe «Bündnerwald» Nr. 7, November 1983.) Neben der dreifachen «Pavimentazione economica» und verschiedenen Stabilisationen zeigten vor allem flexible Strassenbeläge gute Resultate. Die verwendeten Bindemittel verzögerten die Rissbildung im Belag. Leider verursachten die wirksamen, für flexible Beläge verwendeten Bindemittel bei den Belagsarbeitern oft Kopfschmerzen. Die Zusammensetzung der Beläge wurde aus diesem Grund geändert. Das Resultat waren weniger dauerhafte Beläge, aber auch weniger «Kopfweh». Nicht weniger Probleme beim forstlichen Strassenbau gaben die schwierigen Geländeverhältnisse.

Mit der Erstellung von Zyklopentrockenmauern, die sich gut in das Gelände einfügten, wurden diese Herausforderungen für Neuerschliessungen angepackt. In der Regel musste auch ein Konsens mit den landwirtschaftlichen Interessen gefunden werden. Viele Waldstrassen erschlossen auch Bergwiesen und Alpen. Die Breite der verwendeten landwirtschaftlichen Fahrzeuge, insbesondere der Ladewagen, musste mitberücksichtigt werden. So kam es, dass der Forstdienst Kurven beim Ausbau von älteren, durch den Wald führenden Bergwegen mit einem relativ grossen Quergefälle versah. Bei der «Nachbearbeitung» durch das Meliorationsamt wurde das Quergefälle gesenkt, und die grösseren Fahrzeuge schafften es nicht mehr, die Kurve in einem Zug zu bewältigen. Die Folge war, dass anschliessend eine Verbreiterung der Kurve notwendig war. Hangrutschungen und Felsstürze verzögerten oder verhinderten den vorgesehenen Wegbau oder erforderten technische Massnahmen zum Beheben der Schäden oder zur Sicherung der Strassenanlage. So mussten zum Beispiel rutschende Hänge mit Zyklopentrockenmauerwerk abgestützt oder mit dem Einbau von mehreren Metern langen Ankern im DCB-Verfahren gesichert werden. Bündner Wald 4/2012 35


Pùnt la Resgia 1999 (Bild: Oskar Hugentobler)

Nicht immer waren die Sicherungen mit Erfolg gekrönt. Tiefgründige Rutschungen, welche vor allem nach intensiven Starkregenfällen in Erscheinung traten, machten bereits erstellte Bauwerke zunichte. Die Ursache solcher Rutschungen und Felsstürze kann mit der Klimaerwärmung in ZusamPùnt la Resgia während des Baus 1998 (Bild: Oskar Hugentobler)

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menhang gebracht werden. Toteis, welches bei bestimmten Wettersituationen vor allem bei warmem Starkregen abschmilzt, vermindert – als Folge der fehlenden Haftung durch das schmelzende Eis – die Hangstabilität. Dabei können ganze Kettenreaktionen ausgelöst werden. Solche Beispiele zeigten sich in der Traversaschlucht zwischen Andeer und Sufers oder im Gebiet des Tscherawaldes oberhalb von Andeer. In beiden Gebieten befinden sich sogenannte «Eiskeller» oder «Eislöcher», in denen in einer gewissen Tiefe über das ganze Jahr Eis gefunden werden kann. Diese Löcher wurden früher auch für die Lagerung oder das Verstecken von Lebensmitteln (zum Beispiel von Wild) genutzt. Der Einbau von bituminösen Strassenbelägen wurde vor allem für steile Strassenstrecken bewilligt. Damit wurden die Kosten für den Strassenunterhalt kurzfristig verringert. In den vergangenen zehn Jahren beschränkte sich der Belagseinbau auf engere Kurven. In den letzten Jahren wurde es immer schwieriger, neue Walderschliessungen zu realisieren. Zu viele Leute konnten ihren Beitrag zur Verhinderung solcher Werke leisten. Zum Glück war es möglich, wichtige Erneuerungs- und Verbesserungsprojekte auszuführen. Als gelungenes Beispiel kann die Erstellung der «Pùnt las Resgia» in In-


nerferrera erwähnt werden. Diese Brücke ermöglicht den Zugang zum Forstwerkhof, grösseren Waldungen der Gemeinde Ferrera, einigen Kraftwerkanlagen, verschiedenen landwirtschaftlichen Gütern und der Alp Emet. Mit der Verwendung von einheimischem Holz konnte eine gute, kostengünstige Lösung gefunden werden, die sich gut in die Landschaft einfügt. Es ist zu hoffen, dass solche Werke auch in Zukunft durch den

Forstdienst für die Walderschliessung realisiert werden können.

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Bündner Wald 4/2012 37


Hängebrückenbau im Baukurs 2011

Von der Idee zur Ausführung Die Gemeinde Medel/Lucmagn mit einer Fläche von 136 km 2 und rund 500 Einwohnern lebt vor allem von der Bauund Landwirtschaft und hat nur wenige Dienstleistungsbetriebe. Viele Arbeitnehmende sind Tagespendler. Der Tourismus spielte bisher eine untergeordnete Rolle. In den letzten Jahren haben der sanfte

Tourismus, Wandern im Sommer und Skitouren und Schneeschuhwandern im Winter, zugenommen. Die Gemeinde besitzt und unterhält über 100 km Wanderwege. Topografisch bedingt ist der Unterhalt kostspielig, und es stellen sich immer wieder knifflige Aufgaben. Nicht selten müssen die Wanderwege mit teuren Bauten, wie Stege oder Brücken, ausgebaut oder wiederhergestellt werden. Eine solche Problemzone befindet sich auch auf der Wanderwegstrecke Disentis – Lukmanierpass, die Hauptverbindung durch das Val Medel ins Tessin, unmittelbar beim Weiler Mutschnengia. Dort quert der Weg das Tavetscher Zwischenmassiv resp. die sogenannte Urseren-GarveraMulde mit den besonders erosionsanfälligen Gesteinen aus Schiefer-Verrucano und Gneisschichten. Vor allem im Frühling nach der Schneeschmelze und bei starkem Regen wurde der ca. 400 m lange Weg, welcher das Val Mutschnengia überquert, immer wieder zerstört. Vergebens wurde mehrmals versucht, diesen Abschnitt mit Bauten (Stege, Holzkästen, Hangroste) zu stabilisieren. Im Sommer 2009 wurde eine neue Variante mit einer 100 m langen Hängebrücke diskutiert.

Schalung für die Widerlager durch

Vorarbeit: Bohren der Löcher für die Zuganker

die Forstwart-Lernenden (Bild: Corsin Flepp)

durch das Forstamt Medel (Bild: Corsin Flepp)

Schnitt durch ein Widerlager. Nachfolgend eine Bilderreihe des Baus, welche einige interessante und wichtige Bauphasen und Arbeiten festhält. (Skizze: A. Zenger, Ingenieurbüro Synaxis)

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Einziehen und spannen der 44 mm dicken Tragseile (Bild: Corsin Flepp)

Eckdaten der Hängebrücke Bauzeit (inkl. Vor- und Abschlussarbeiten)

6 Wochen

Spannweite

96 Meter

Grösster Bodenabstand

41 Meter

Vollverschlossenes Seil

45 Millimeter

Mindestbruchkraft pro Seil

181 Tonnen

Seildurchhang unter Eigengewicht

4,25 Meter

Fundamentverankerung Küchler Zuganker R32/15

8 Stück pro Widerlager

Horizontale Widerlagerreaktion

212 Tonnen

Holzkonstruktion Bündner Lärchen

17 Kubikmeter

Eigengewicht Brückenkonstruktion

19 Tonnen

Gesamtkosten

136 000 Franken

Der Einbaufortschritt erfolgte am Brückenkopf und

Die ersten Querhölzer werden eingebaut.

verlangte 100-prozentige Trittsicherheit

(Bild: Corsin Flepp)

und Schwindelfreiheit. Die oberen Hilfsseile dienten als Absturzsicherung. (Bild: Corsin Flepp)

Bündner Wald 4/2012 39


Die Lernenden waren trotz schlechten Wetters voll

Die fertig erstellte Hängebrücke in voller

motiviert und ehrgeizig. (Bild: Corsin Flepp)

Pracht, kurz vor der feierlichen Eröffnung Ende August 2011. (Bild: Corsin Flepp)

Die Idee reifte, und bald wurden die ersten finanziellen und technischen Abklärungen getroffen. Als die Gemeinde dann im Jahr 2010 endgültig grünes Licht gab, war die Herausforderung da. Schnell einmal wurde mir klar, dass eine Holzhängebrücke ohne geologische und statische Abklärungen nicht realisierbar sei. Herr Zenger vom Ingenieurbüro Synaxis in Zürich wurde mit dieser Aufgabe betraut. Durch meine Kontakte mit Felix Voneschen, Amt für Wald GR, wusste ich, dass die Baukurse der Forstwart-Lernenden immer wieder auch ähnliche Aufträge ausführten. Nach diversen Gesprächen und Rekos fand der Viele Details waren entscheidend, verlangten

Baukurs 2011 in unserer Gemeinde statt. Der Hauptauftrag für den Kurs lautete: Bau der 100 m langen Hängebrücke über das Val Mutschnengia. Herausforderung und Chance Es lag nun an allen Akteuren, Ingenieurbüro, Gemeinde, Forstdienst, Kursleitung und Instruktoren und natürlich den ForstwartLernenden, das Werk anzugehen und das Ziel zu erreichen. Nämlich in 4 Wochen eine 100 m lange Hängebrücke aus Lärchenholz zu erstellen. Herausforderung! Chance! Die Chance, ein einzigartiges Werk mit den Forstwart-Lernenden zu erstellen, wurde

Vorausdenken und volle Konzentration, auch beim

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erfahrenen Kursinstruktor Ernst Scherrer.

Der Bodenabstand in der Brückenmitte beträgt

(Bild: Corsin Flepp)

mehr als 40 m (Bild: Corsin Flepp)


Nach 4 Wochen harter Arbeit ist die andere Uferseite erreicht! Die Lernenden haben das Ziel trotz den manchmal widrigen äusseren Einflßssen (Wetter) nie aus den Augen verloren. Nun standen noch Abschlussarbeiten wie Anschlßsse fertigstellen, Abspannungen, Nachkontrollen, Aufräumarbeiten usw. an. (Bild: Corsin Flepp)

Dank Den immer voll motivierten Lernenden, Instruktoren und der Kursleitung gebĂźhrt ein grosses Bravo und herzliches DankeschĂśn fĂźr den tollen Einsatz und die herrliche BrĂźcke.

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vollumfänglich gepackt und auch realisiert. Die Idee war, nicht nur eine relativ schwierige Aufgabe zu lÜsen, sondern auch einen Weg aufzuzeigen, wie man die auftretenden Schwierigkeiten lÜst. Diesen den Lernenden zu zeigen, sie aber auch zum Mitdenken anregen. Manchmal zu improvisieren anstatt zu hadern. Und ihnen beizubringen, dass es auch einen Plan B geben kann, denn gerade im forstlichen Bauwesen ist gutes, praktisches Handeln in vielen Situationen entscheidend, ob ein Bauwerk gelingt oder nicht.

cflepp@medel.ch

Bßndner Wald 4/2012 41


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Oberbau von Wald- und Güterwegen Ausgangslage Bei jedem neu zu erstellenden Wirtschaftsweg, sei dies für Wald oder Landwirtschaft, stellt sich immer die Frage nach dem Oberbau. Bekanntlich soll die Summe aus den Baukosten und den kapitalisierten Unterhaltskosten möglichst tief sein. Die Baukosten lassen sich recht gut abschätzen. Die Unterhaltskosten der nächsten Jahrzehnte sind schwer abzuschätzen. Insbesondere weiss man nicht, wie die zukünftige Benützung der Strasse sein wird. Man ist somit gut beraten, eine solide Variante zu bauen, welche in Bezug auf Unterhalt grosse Sicherheit bietet. Viele der vor 30 oder mehr Jahren erstellten Wald- und Güterwege erreichen das Ende ihrer Lebensdauer. Was unter Fachleuten unbestritten ist – aber zumeist verdrängt wird –, ist die Tatsache, dass auch Strassen nicht ewig halten. Zur reinen Alterung aufgrund der Beanspruchung durch den Verkehr kommt hinzu, dass die Nutzfahrzeuge aus Land- und Forstwirtschaft immer breiter und schwerer werden. Viele unserer Strassen genügen in Bezug auf Tragfähigkeit und Fahrbahnbreite nicht mehr den heutigen Anforderungen. Wenn Fahrzeuge mit den heute üblichen Abmessungen einen zu schmalen und zu schwachen Weg benützen, stellt sich im Falle eines Unfalles

die Frage der Werkhaftung. Kleine Nutzfahrzeuge sind nicht ab Stange erhältlich, sondern müssten (mit den entsprechenden Kosten) in kleinen Serien angefertigt werden. Für viele unserer Strassen stellt sich somit die Frage der Wiederherstellung der Gebrauchstauglichkeit, unter Berücksichtigung der heute üblichen Fahrzeugabmessungen und -gewichte. Die Problematik präsentiert sich unterschiedlich, je nach Befestigungsart des Oberbaus. Naturstrassen können mit laufendem oder periodischem Unterhalt instand gehalten werden. Reparaturen von befestigten Oberbauten – in der Regel Belag – verursachen teure Sanierungsarbeiten.

Abb. 1 (Bild: bap)

Abb. 2 (Bild: bap)

Problem: Strassenbreite knapp genügend, Belag defekt Strassen neueren Datums sind in der Regel auch für heutige Fahrzeuge breit genug, auch wenn deren Fahrbahn durch höhere Verkehrslasten (Tonnage und Frequenz) beschädigt wurde. Die auftretenden Schäden sind: Abnützung/Abrieb, Rissbildung, Verdrückung und Fahrspurbildung, Schlaglöcher, Längsrisse mit Graswuchs in der Fahrbahnmitte. Wenn die Breite der Strasse für heutige Fahrzeuge noch genügt, kann der Belag saniert werden. Wenig deformierte Stellen

Bündner Wald 4 /2012 43


werden mit Belag aufgeschiftet (Abb. 1). Starke Einbrüche müssen ausgepackt und tiefer ausgekoffert werden (Abb. 2). Dazu muss der alte Belag aufgebrochen und entsorgt werden. Die neu gekofferten Stellen müssen mit HMT (heute Asphaltbeton ACT) ausgeflickt werden. Die ganze Strasse wird anschliessend mit einer neuen Deckschicht überzogen. Der alte Belag hilft, die Tragfähigkeit etwas zu verbessern, sodass nicht nur die Fahrbahnoberfläche saniert wird, sondern auch die Tragfähigkeit leicht erhöht wird. Problem: Strassenbreite stark ungenügend, Belag defekt Die Normen für Wald- und Güterwege wurden laufend den Gegebenheiten angepasst. Je älter diese Anlagen sind, umso schmaler und weniger tragfähig sind sie. Wir stehen Abb. 3 (Bild: bap)

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oft vor der paradoxen Situation, dass in unmittelbarer Dorfnähe, wo die Benützung am höchsten ist, die Wege am schmalsten und schwächsten sind. Je weiter weg vom Dorf, desto jüngeren Datums sind die Wege und somit auch die zugrundeliegenden Normen. Bei Wegen mit Breiten unter 2,50 Metern bleibt nur eine Verbreiterung bergseits. Die Böschungen müssen abgetragen werden, die Verbreiterung eingekoffert und mit ACT überzogen werden. Auch hier sollte die ganze Fahrbahn mit einem neuen Deckbelag versehen werden. Wenn die Tragfähigkeit der bisherigen Strasse stark ungenügend war (BenkelmannMessung), muss der alte Belag entfernt und entsorgt werden. Die Kofferung muss auf der ganzen Breite verstärkt werden. Problem: Strassenbreite knapp ungenügend, Belag defekt Viele unserer Wege weisen Breiten von 2,50 oder 2,70 Metern zuzüglich 50 Zentimeter Bankett auf, je nach den im Erstellungszeitpunkt gültigen Normen. Dieser Fall ist recht häufig. Hier kann die Sanierung mit einer Betonplatte erfolgen. Der alte Belag wird nicht ausgebaut. Bei starken Setzungen im Belag werden die Spurrinnen zuerst aufgefüllt und verdichtet. Dies kann mit Belagsrecycling oder feinem Moränenmaterial aus dem Projektgebiet erfolgen. Auf diese Unterlage wird eine durchgehende, armierte Betonplatte mit 16 cm Stärke eingebaut (Abb. 3). Die Stärke der Platte ergibt bergseits durch den Böschungsanzug von in der Regel 1:1 eine Verbreiterung der Fahrbahn von ebenfalls 16 cm. Da die Betonplatte die Lasten gleichmässig verteilt und keine Gefahr des Abbrechens des Belages am talseitigen Rand besteht, kann das bisherige Bankett teilweise für die Verbreiterung der Fahrbahn benützt werden.


Abb. 4 (Bild: bap)

Wenn sich talseits eine sehr steile Böschung (Abb. 4) oder gar Mauer befindet, empfiehlt es sich aus Sicherheitsgründen, einen kleinen Kordon auszuformen (Abb. 5). An diesem Kordon können wenn nötig aussen die Geländerpfosten mit sogenannten «Göldi-Schuhen» befestigt werden. Problem: Strassenbreite genügend, Tragfähigkeit ungenügend Durch die Zunahme von Benutzungsfrequenz und Fahrzeuggewichten leiden die Wege, unabhängig ob sie Belag aufweisen oder nicht. Eine Lösung, die schon relativ alt ist, aber noch wenig Fuss gefasst hat, ist für solche Fälle die Zementstabilisierung. Das vorhandene Material wird an Ort und Stelle gebrochen, mit Zement vermischt und wieder

verdichtet. Ohne nennenswerte Transporte kann so die Tragfähigkeit erhöht werden. Ein bisher nicht gelöstes Problem sind die unweigerlich auftretenden wilden Risse, da die stabilisierte Fahrbahn eine grosse, starre Fläche bildet. Ob das Anbringen von Fugen wie bei den Betonplatten das Problem lösen würde, wurde bisher kaum untersucht. Problem: Steigung Die Steigung eines Weges hat sehr grossen Einfluss auf die anfallenden Unterhaltskosten. Bis zu einer Steigung von 3 Prozent treten in Naturstrassen Schlaglöcher auf, ab 10 Prozent nimmt die Erosion überproportional zu. Nur im Bereich von 3 bis 10 Prozent treten kaum Probleme mit Naturstrassen im geschlossenen Wald ohne Fremdverkehr auf.

Abb. 5 (Bild: bap)

Bündner Wald 4/2012 45


Merkmal

Schwarzbelag

Betonbelag

Fahrkomfort

+

Tragfähigkeit

0

+

Schwerlasten in Frost-/Tauzeit

0

eingeschränkt

Oberflächenentwässerung

0

0 +

Baustofftransporte

Frostsicherheit

+

Unterhalt

+

Optischer Eindruck

0

Winteröffnung

abh. von Koffer

Zusatzmittel Beton

Umweltschutz

Erdölderivat

gebranntes Naturprodukt

Lebensdauer

20 Jahre

50 Jahre

Oberbau – Vergleich zwischen Schwarzbelag und Betonbelag + positive Eigenschaft, – negative Eigenschaft, 0 neutral

Bei flachen Strassen, die keinen Belag erhalten sollen, hat sich ein ausgeprägtes Dachprofil bewährt. Das Dachprofil muss aber so steil sein, dass das Wasser nicht in den Fahrspuren liegen bleiben kann. Bei steilen Strassen (oder Wendeplatten) kommt man kaum um einen Hartbelag herum. Bei sehr starker Sonneneinstrahlung staubt der Feinanteil aus, und das Problem stellt sich schon bei nicht sehr steilen Partien. Als Hartbelag kommen Asphalt oder Beton infrage. Bei Asphalt muss vorausgesetzt werden, dass Tragschicht und Frostsicherheit ausreichend sind. Asphalt kann beim Laubfall oder beim ersten Schnee sehr rutschig sein. Beim Beton kann ein Besen- oder gar Rechenstrich aufgebracht werden. Für eine Verbesserung der Tragfähigkeit von Belägen in Beton oder Schwarzbelag können Faserverstärkungen vorgesehen werden. Wertung Für die Wahl des Oberbaus empfiehlt es sich, alle Einflussfaktoren aufzulisten und zu 46

werten. Ein einfaches Schema kann dabei helfen (siehe Tabelle). Auswahl Wichtig erscheint uns, dass die Bauherrschaft aufgrund der vorliegenden Fakten auch bezüglich Finanzierung der Bau- und Unterhaltskosten die richtige Wahl treffen kann.

Paul Barandun bap Ingenieurbüro Heinzenberg 90, 7421 Summaprada admin@bap.ch

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Bau eines Holzkastens Baukurs 2012 1 Einführung 1.1 Ausgangslage In den Wochen vom 2. bis 13. Juli 2012 fand in Maienfeld für die Lehrlinge im 2. Lehrjahr der Baukurs statt. Maienfeld liegt im unteren Churer Rheintal und wird auch die dritte Stadt am Rhein genannt. Arbeitsort (Maienfeld)

1.3 Gegebenheiten am Arbeitsplatz

Der Luvaweg befindet sich in eher steilem Gelände. Deshalb wurde an unserem Arbeitsplatz vor einigen Jahren ein Holzkasten errichtet. Heute gewährt er nicht mehr die gewünschte Sicherung des Weges, deshalb wird er erneuert. Der Weg liegt im bewaldeten Gebiet. Unter dem Objekt steht ein privater Damhirschzaun, der nicht beschädigt werden durfte.

(Quellen: http://maps.google.ch/)

1.4 Personal Die Arbeitsequipe bestand aus Gruppen mit 3 – 4 Kursteilnehmern, die alle 2–3 Tage zu einem anderen Kursobjekt rotierten. Instruktor und Maschinist blieben immer an diesem Arbeitsplatz.

1.2 Auftrag

Der Revierförster von Maienfeld, Herr Gion Willi, hat uns für den Kurs oberhalb von Maienfeld ein Objekt zur Verfügung gestellt. Ein alter Holzkasten am Luvaweg musste erneuert werden. Er dient zur Sicherung des Luvaweges. Arbeitsobjekt am Luvaweg (Quellen: http://maps.google.ch/)

1.5 Materialliste Folgende Arbeitsmittel und Materialien haben wir zur Anfertigung des Holzkastens gebraucht: – Werkzeugkiste – Bohrmaschine – Motorsäge – Kombikanister – Schaufel – Pickel – Schlegel – Messband – Ersatzstiel – Einmannmessband – Richtschnur – Doppelmeter – Forstkreide – Axt – Zappi – Kehrhaken – Hebeisen – Apotheke – Signalisations- und Absperrmaterial – Schreitbagger – Struppen Bündner Wald 4 /2012 47


– – – – –

Armierungseisen (70 – 90 cm) Holz für Holzkasten (Eiche) Jalon Setzlatte Eisenschneider

2 Holzkasten

2.1 Normalprofil: Frontansicht des Holzkastens

(Skizze: Diego Bachofen) Schwellen: Rundholz 20-40cm

12-16 mm Armierungseisen (Länge ca. doppelter Holzdurchmesser)

Zangen: Rundholz 15-25cm

Füllholz: Rundholz 15-25cm Die Schwellen müssen auf jeder Verbindung mit Zange aufliegen. Anpassungen dürfen nur auf der unteren Seite gemacht werden (Fäulnisgefahr).

2.2 Grundriss: Grundriss des Holzkastens (Skizze: Diego Bachofen) Schwellen-Abstand: ca. 1.50 bis 2.50m

Zangen-Abstand: ca. 1.50 bis 2.00m

3 Beschreibung der Tätigkeit 3.1 Arbeitsvorbereitung Als wir bei der Baustelle ankamen, besprachen wir, was alles zu tun ist. Wir schauten den Bau eines Holzkastens in der Theorie an und teilten danach die Arbeiten auf. Als Erstes war es sehr wichtig, die Strasse abzusperren, weil der Holzkasten genau unter der Strasse lag. Deshalb konnte man den Weg nicht mehr befahren. Das Fundament wurde vom Bagger-Fahrer schon vorgängig mit 10 Prozent Neigung zum Hang ausgehoben (siehe Seitenansicht). Dazu muss bis auf gewachsenen Boden (nicht aufgeschüttetes Material) hinuntergegraben werden. Um bei allfälligen Gewittern trocken zu bleiben, bauten wir einen kleinen Unterstand. 3.2 Ausführung der Arbeit Als Erstes werden die Schwellen auf die planierte Fläche gelegt. Wichtig ist es, dass das Holz auf der ganzen Länge aufliegt und den richtigen Abstand zueinander hat. Da der Holzkasten 14 Meter lang ist, werden die Schwellen stumpf mit den Stirnen bündig zueinander gestossen. (Siehe Grundriss) Einlegen von Schwellen (Bild: Gion Willi)

2.3 Seitenansicht Querschnitt des Holzkastens (Skizze: Diego Bachofen) Böschung

Neigung zum Hang ca.10%

48

Luvaweg

5:1 Anzug

Wildzaun


Dann werden die Zangen quer in einem Abstand von ca. 1,5 bis 2,0 Meter auf die Schwellen gelegt. Der Bagger fixiert das Holz so, dass eine Person vorbohren kann. Mit einem Presslufthammer werden zwei Armierungseisen (pro Zange) an den vorgebohrten Löchern eingeschlagen. Auch für diesen Arbeitsschritt muss das Holz mit dem Bagger fixiert werden; andernfalls würde sich das obere Holz anheben, anstatt das Eisen in das untere eindringen. Die restlichen 2–3 cm werden mit dem Steinschlegel nachgeschlagen. Danach wird das Füllholz zwischen den Zangen auf die Schwellen gelegt und, egal welche Länge sie vorweisen, immer mit zwei Armierungseisen befestigt. Es muss jetzt schon auf den Anzug geachtet werden ( 5:1). Anzug 5:1 bedeutet, dass die Höhe zur Tiefe im Verhältnis 5:1 steht, z. B. ein Holzkasten ist 5 Meter hoch, dann muss die oberste Schwelle 1 Meter weiter im Hang sein als die unterste. Wichtig ist es, dass die Füllhölzer nicht höher als die Zangen sind. Die erste Lage des Holzkastens kann dann mit Erde aufgefüllt werden. Die Erde wird mit einem Grabenstampfer oder mit dem Schreitbagger verdichtet. Grosse Steine werden zur Verbesserung der Stabilität der Füllhölzer direkt hinter diese eingelegt. Bei den weiteren Lagen ist das Vorgehen gleich. Die Zangen müssen immer gerade übereinanderliegen. Auch die Stirnen der Zangen müssen fortlaufend rechtwinklig zur Stammachse abgesägt werden, dabei ist zu achten, dass alle gleich weit aus dem Kasten hervorragen. Der Anzug ist ständig zu kontrollieren. Die letzte Lage muss immer aus Schwellen bestehen. Das Bauwerk hält am längsten, wenn es völlig mit Erde überdeckt ist. Dies war bei unserem Holzkasten nicht möglich, weil zu wenig Aushubmaterial vorhanden war.

Die ersten drei Lagen sind bereits eingebaut. (Bild: Gion Willi)

4 Schlusswort Es war das erste Mal, dass ich beim Bau eines Holzkastens dabei war. Seit Beginn meiner Lehre wollte ich einmal bei einem solchen Bauwerk dabei sein. Es war eine sehr interessante und lehrreiche Arbeit. Besonders beeindruckt hat mich die Arbeit mit einem Schreitbagger. Es ist enorm, welche Konzentration und Geschicklichkeit ein solcher Fahrer aufweisen muss. Allgemein bin ich interessiert an Arbeiten mit Maschinen, weil man mit enormen Kräften arbeitet. Obwohl ich nur zwei Tage bei dieser Baustelle war, konnte ich diesen Bericht mit dem nötigen Wissen machen. Dies verdanke ich unserem Instruktor, der uns sehr viel beibringen konnte. Ich hoffe, dass ich diese interessante Arbeit in meinem Arbeitsleben noch weitere Male ausführen kann. Es war ein tolles Erlebnis, diese Arbeit mit meinen Schulkollegen auszuführen.

Diego Bachofen Vorstadtgasse 5 7304 Maienfeld diego.bachofen@hotmail.com

Bündner Wald 4/2012 49


Comic Theo & Heinz

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Bündner Wald: Interview mit Josias F. Gasser

Josias F. Gasser an seinem Firmensitz in Chur. (Bild: J. F. Gasser)

«Höre nie auf anzufangen – fange nie an aufzuhören» (Cicero) ist das Lieblingszitat von Josias F. Gasser. Der 59-jährige Unternehmer und politische Senkrechtstarter zitiert diesen Satz nicht nur gerne, er lebt ihn: Neben seinen Verpflichtungen im Nationalrat und seinen diversen umgesetzten wie geplanten Projekten nimmt er nun auch diejenigen eines Vorstandsmitglieds von Graubünden Wald wahr. Der «Bündner Wald» konnte nicht zuletzt deswegen ein aufschlussreiches Gespräch mit ihm führen. «Bündner Wald»: Ihre Wahl in den Vorstand von Graubünden Wald war offenbar ziemlich überraschend. Wie kam es dazu? Die Wahl kam eigentlich nicht überraschend. Die Frage zur Besetzung des vakant werdenden Vorstandssitzes und zur Amtsbekleidung durch meine Person wurde vorgängig im Vorstand eingehend diskutiert und entsprechend abgewogen. Da der Vorstand von Graubünden Wald hinter diesem Vorschlag stand, wurde nicht mit Widerstand aus den Reihen der Mitglieder gerechnet – dieser Widerstand blieb denn an der GV auch aus, und ich wurde mit grossem Mehr (bei nur zwei Enthaltungen) und ohne vorgängige Wortmeldungen gewählt. Überraschend war es

vielleicht insofern, dass zum Zeitpunkt der GV-Einladung noch keine offizielle Kandidatur bekannt war. Für die Zusage waren für mich persönlich verschiedene Gründe ausschlaggebend. Mich stört schon seit vielen Jahren, dass Holz, das in unseren Wäldern wächst, zum Hauptteil nicht hier verarbeitet wird und verarbeitetes Holz oft über weite Strecken herangekarrt wird. Im Zusammenhang mit der Grosssägerei in Domat/Ems und meiner damaligen politischen Tätigkeit im Grossen Rat habe ich mich intensiv mit der Thematik Wald und den Wertschöpfungsketten der Waldwirtschaft beschäftigt. Zudem steht für mich der Begriff «Wald» für den Urgedanken der Nachhaltigkeit: In der Schweiz sprach Heinrich Zschokke 1806 erstmals von einem «nachhaltigen Ertrag des Waldes» und bezeichnete damit eine bestandeserhaltende Waldnutzung: Nur so viel Holz aus dem Wald holen wie nachwächst, d. h. von den Zinsen leben und nicht vom Kapital. Dem Vorstand war es wahrscheinlich wichtig, wieder einen Vertreter im Bundesparlament zu haben. Natürlich mit der Idee, eine Stimme in Bern zu haben und bei gewissen Geschäften auf höchster Ebene mitwirken zu können. Bündner Wald 4 /2012 51


Sehen Sie jetzt schon konkrete Themen, welche Sie zusammen mit Graubünden Wald angehen möchten? Für die konkrete Formulierung von gemeinsamen Themenschwerpunkten ist es noch zu früh. Seit der GV vom 1. Juni 2012 in Breil/Brigels hat noch keine Vorstandssitzung stattgefunden. Bedürfnismeldungen seitens der Mitglieder von Graubünden Wald werden aber sicher im Vorstand diskutiert, der «Puls» gefühlt und entsprechend auf nationale Ebene portiert. Auf nationaler Ebene steht aktuell eine Interpellation zum Thema Wald-Wild, eingereicht durch Nationalrat Erich von Siebenthal (BE), auf der Tagesordnung. Es geht um die Nachhaltigkeit der Jagd in Zusammenhang mit dem Landesforstinventar 3, In der Lagerhalle der Firma Josias Gasser Baumaterialien AG ist auch Holz aus Bündner Wäldern zu finden. (Bild: J. F. Gasser)

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welches bei der Waldverjüngung einen negativen Trend aufzeigt. Zudem wird über kurz oder lang die Energiefrage zum Thema werden. Die Bedeutung des Energieholzes als wichtiger Beitrag zur Energiewende wird unterschätzt. Immer wichtiger werden auch die konfliktträchtigen Bereiche Tourismus, Nutzung, Naturschutz und Biodiversität. Die Frage von «richtigen» Anreizsystemen wird uns ebenfalls intensiv beschäftigen. Der (Gross-) Sägerei-Standort in Domat/ Ems bietet dazu interessantes Anschauungsmaterial für Diskusionen um die Verbindung von Ökonomie und Ökologie in der Waldwirtschaft. Bekanntlich waren Sie vor eineinhalb Jahren in der GR-Debatte um die Sanierung von MMST entgegen der Haltung vieler, der Waldwirtschaft nahestehenden Bündner ein klarer Gegner des von der Regierung vorgeschlagenen Rettungspaketes und haben dazu beigetragen, dass die Vorlage schliesslich auch abgelehnt wurde. Auch wenn aus heutiger Sicht niemand mit Gewissheit sagen kann, ob dieser Entscheid wirklich so falsch war, gibt es Förster, welche Sie immer noch als Gegner der Waldeigentümer und Förster bezeichnen. Was sagen Sie dazu? Ich kann diese Stimmen ein Stück weit verstehen. Die Geschichte hier nochmals in aller Ausführlichkeit aufzurollen, würde den Rahmen allerdings sprengen. Aber alle inzwischen gemachten Erfahrungen mit den diversen Kaufinteressenten und Käufern zeigen unmissverständlich: Am Konzept und den Anlagen, wie sie immer noch in Domat/ Ems vor sich hinschlummern und bald auch rosten, will und wollte niemand festhalten. Ohne Dauerinfusion von Staatsgeldern, wie sie damals der Grosse Rat in Millionenhöhe


hätte sprechen müssen, scheint dieses Konzept also nicht tragfähig zu sein. Die Anlage ist überdimensioniert und zu einseitig auf Massenproduktion für den Export ausgerichtet. Die Manager, welche damals das Konzept für Stallinger und später für Mayr Melnhof mit nicht wenig Staatsgeld vorantrieben, wurden von ihrem Arbeitgeber in die Wüste geschickt. Zu viel Geld haben sie ihrem Arbeitgeber in den Sand gesetzt. Im Nachhinein ist man/frau immer gescheiter. Das ist so, und vor Fehlentscheiden ist niemand gefeit, denn die Zukunft ist immer ungewiss. Es muss aber erlaubt sein, Entscheide zu korrigieren. Im Interesse des Waldes und der Waldwirtschaft habe ich mich gewehrt, «schlechtem Geld gutes» nachzuwerfen. Die Waldwirtschaft muss ein Interesse daran haben, dass die immer knapper werdenden Staatsmittel effizient eingesetzt werden. Effizienter Einsatz heisst für mich, dass sie der Verbesserung von langfristig tragfähigen Strukturen dienen, um die waldwirtschaftlichen Ziele zu erreichen, und nicht für die Zementierung von Fehlstrukturen verschleudert werden. Die Diskussion um die richtigen Strukturen und Anreizsysteme muss in aller Offenheit und Unvoreingenommenheit geführt werden. Hier will ich mich einbringen und auch im Vorstand von Graubünden Wald einen Beitrag leisten. Die Bündner Waldwirtschaft ist ein Paradebeispiel gelebter Nachhaltigkeit. Sehen Sie das auch so? Die Bündner Waldwirtschaft lebt die Nachhaltigkeit. Dank des Schweizerischen Waldgesetzes ist das zum Glück nicht nur in unserem Kanton so. Die Bündner Förster haben aber im Vergleich zu anderen Kantonen keine einfache Aufgabe. Nachhaltigkeit – verstanden als immer wieder zu

schaffendes Gleichgewicht zwischen Natur, Wirtschaft und Gesellschaft – ist nicht einfach auf Knopfdruck zu erreichen. Dahinter stecken grosse Anstrengungen, fundierte Fachkenntnisse und ein starker Wille kombiniert mit Innovation. Ob die Bündner Waldwirtschaft nachhaltig handelt, sieht man u.a. am Zustand des Waldes. Die Waldfläche und der stehende Holzvorrat nimmt leicht zu, die Artenvielfalt in den Bündner Wäldern hat dank Naturschutzmassnahmen zugenommen. Erholungssuchende Einheimische oder Gäste finden schöne Waldbilder vor und können auf den Schutz vor Naturgefahren zählen. Aus gesellschaftlicher und ökologischer Sicht ist die Bündner Waldwirtschaft meines Erachtens derzeit nachhaltig unterwegs. Die wirtschaftliche Seite sieht schwieriger aus. Die topografischen Verhältnisse, die hohen Anforderungen an den Wald, insbesondere der Schutz vor Naturgefahren, Schwierigkeiten bei der Waldverjüngung und der tiefe Holzpreis führen zu ungedeckten Kosten. Kosten, die vielerorts externe Nutzen produzieren, welche durch die öffentliche Hand abgegolten werden. Ohne diese gerechtfertigten Abgeltungen sähe die Bündner Waldwirtschaft wohl anders aus. Die Forstbetriebe sind von elementarer Bedeutung für den Bündner Wald und seine Waldleistungen. Ihre ökonomische Situation müssen wir ernst nehmen und mit den richtigen Anreizsystemen verbessern. Einfach ist das mit den aktuellen Rahmenbedingungen allerdings nicht. Der Schutz vor Naturgefahren ist aus meiner Sicht in Zukunft die grösste Herausforderung für den Bündner Wald und seine Waldwirtschaft: Klimaveränderung, Wetterextreme und Schädlinge werden uns einige Steine in den Weg legen. Umso wichtiger ist es daher, dass die Bündner Bündner Wald 4/2012 53


Der 59-jährige Unternehmer lebt sein Lieblingszitat von Cicero: «Höre nie auf anzufangen – fange nie an aufzuhören.» (Bild: J. F. Gasser)

Förster, Waldeigentümer, Akteure, wie z. B. die Jäger und vor allem auch die politischen Verantwortlichen die nachhaltige Entwicklung nicht nur proklamieren, sondern wirklich auch leben und vorantreiben. Ob der olympische Geist hierzu einen wesentlichen Beitrag zu leisten vermag, wird zu diskutieren sein. Die Bündner Wald- und Holzwirtschaft und mit ihnen auch Graubünden Wald bemühen sich seit Jahren, der Öffentlichkeit die Anliegen des Waldes und der Menschen, die sich für den Wald einsetzen, näherzubringen. Wie nahmen Sie bisher die Arbeit der Bündner Forstleute wahr? Die Bündner Forstleute fallen mir als sehr naturverbunden und «in Kreisläufen denkend» auf. Sie erledigen nicht nur einfach ihre Arbeit, sondern bewältigen ihre Aufgaben sehr engagiert und mit Herzblut. Tradition und Verbundenheit über Generationen hinweg werden in der Bündner Forstbranche erfolgreich mit Offenheit und gesunder Selbstkritik kombiniert. Schliesslich kann das Vertrauen der breiten Öffentlichkeit nur mit dieser Strategie gewonnen werden. 54

Sie sind ja mit Ihrer Firma schon einige Zeit Mitglied von Graubünden Wald. Welchen Bezug haben Sie als Geschäftsmann und als Privatmann zum Wald? Seit 2004 bin ich mit meiner Firma bereits Mitglied von Graubünden Wald. Diese Mitgliedschaft unterstreicht unsere Bemühungen zur Förderung des einheimischen Baustoffes Holz. Die Holzkette muss muss aktiv gelebt werden. So verstehe ich es oft nicht, weshalb Gemeinden, welche ja die grössten Waldbesitzer sind, bei öffentlichen Bauten nicht verlangen, dass einheimisches Holz verwendet wird. Als Tatbeweis meinerseits dafür steht neben der Mitgliedschaft bei Graubünden Wald und der Vermarktung von einheimischem Holz insbesondere dessen Verwendung beim Bau unserer eigenen Firmengebäude in Chur und Punt Muragl. Für diese Standorte wurden über 1000 m3 Bündner Holz verbaut. Für das Firmengebäude mit Lagerhalle in Chur wurden rund 1118 m3 Konstruktionsholz, 139 m3 für die Dachschalung und 526 m3 Lärchenholz für die Aussenschalung verwendet. Beim Firmengebäude in Punt Muragl wurden 210 m3 Brettschichtholz, 45 m3 Massivholz und für die Fassaden 40 m3 Bündner Lärchenholz verbaut. Privat lernte ich den Wald als junger Pfadfinder als extrem vielfältig kennen und entsprechend schätzen. Aber nicht nur durch Freizeitaktivitäten war ich schon früh mit dem Wald und der Wertschöpfungskette Wald-Holz verbunden. Mein Grossvater führte in den Wintermonaten mit seinem Pferd Holzakkordarbeiten am Calanda aus. Meine Jugendferien durfte ich in Haldenstein, direkt neben der schon lange eingestellten Sägerei Gasser, verbringen. Im Baumaterialienhandel meines Onkels, einem gelernten Zimmermann, machte Holz seit


der Gründung seiner Firma einen bedeutenden Teil des Umsatzes aus. Bei den Positionspapieren der GLP Schweiz kommen Wald und Holz (noch) nicht vor. Wie sieht das bei der GLP Graubünden aus? Die GLP Graubünden hat die Waldwirtschaft klar in ihre Leitlinien integriert. Es wird eine nachhaltige Land- und Waldwirtschaft angestrebt, die sich unter Wahrung der ökologischen und sozialen Interessen mit innovativen Produkten an den Bedürfnissen des Marktes orientiert. Eine ökologische Waldwirtschaft ist massgebend an der Erhaltung und Förderung der biologischen Vielfalt sowie eines (touristisch) attraktiven Landschaftsbildes sowie Erholungsraumes beteiligt. Diese Leistungen werden als wertvolle Produktion öffentlicher Güter betrachtet. Die GLP Graubünden befürwortet eine Waldwirtschaft, die das Potenzial des erneuerbaren und dezentral produzierten Wertstoffes Holz als Bau- und Energieholz ausschöpft und sich trotz gesteigerter Nachfrage landschaftsverträglich und naturnah verhält. Die Multifunktionalität des Waldes ist langfristig zu sichern, wobei die Funktionen Schutz vor Naturgefahren, Biodiversität sowie Erholung Schwerpunkte bilden. Für Graubünden sind Naturgefahren ein zentraler Faktor, der hinsichtlich der Klimaveränderung sehr ernst genommen werden muss. Dabei heisst die Strategie «konsequente Prävention». Die GLP lanciert eine Volksinitiative Energie- statt Mehrwertsteuer. Wir kennen keine Vergünstigung für die bei der MWST als Urproduzenten geltenden Forstwirte. Ist da eine ganze Branche mit der Landwirtschaft vergessen gegan-

gen oder ist für diese Branchen eine Ausnahmeregelung vorgesehen? Die Energiesteuer führt zu einer Erhöhung des Preises der nicht erneuerbaren Energie und löst somit einen wirksamen Anreiz zum Energiesparen aus. Dieser Anreiz führt dazu, dass bei neuen Investitionen (Autos, Liegenschaften, Geräte, Anlagen) der Energieeffizienz ein viel höherer Stellenwert beigemessen wird als bisher. Es wäre vor allem auch bei Urproduzenten wie in der Land- und Forstwirtschaft sinnvoll, den Verbrauch fossiler Energieträger so weit wie möglich zu reduzieren. Somit würde die Initiative auch hier einen sinnvollen Anreiz schaffen und die Glaubwürdigkeit beider Branchen bedeutend erhöhen. Bei nüchterner Betrachtung relativiert sich das Ganze insbesondere für die Waldwirtschaft, weil es sich gerade hierbei um eine wenig energieintensive Branche handelt. Zudem wird damit die Nachfrage nach Holz als Baustoff mit wenig grauer Energie und Energieholz gesteigert sowie dessen Wert deutlich verbessert. Welche Auswirkungen hätte diese Initiative für den Kanton Graubünden und insbesondere die Holzbranche? Aufgrund der steigenden Treibstoffpreise (ca. 1 Franken pro Liter) kann kaum bestritten werden, dass die Holzernte zwar teurer würde. Im Endpreis des Rohstoffs wird dies allerdings wenig Auswirkungen zeigen – im Gegenteil: Der positive Effekt wird dies durch die insgesamt positive Bilanz bezüglich geringer grauer Energie und «Einlagerungen» von CO 2 deutlich überkompensieren. Auch Energieholz würde bedeutend besser dargestellt werden und einen grossen Aufschwung erleben. Bündner Wald 4/2012 55


Was möchten Sie den Lesern vom Bündner Wald sonst noch sagen? Tragen wir dem Wald doch Sorge, er ist viel zu wertvoll, als dass wir ihn kurzfristiger Gewinnmaximierung opfern dürfen. Dieses Bewusstsein ist in der Schweiz schliesslich seit Generationen tief verankert, im Ausland wird man sich dessen häufig erst langsam bewusst. Diese positive Auswirkung auf die ökonomische Komponente der Nachhaltigkeit kommt schlussendlich der gesamten

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Branche wieder zugute und befruchtet andere wichtige Branchen Graubündens wie den Tourismus und die Bauwirtschaft.

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Bündner Holzhauereimeisterschaft in der Bündner Arena in Cazis Am 29. und 30. Juni stand die Bündner Arena in Cazis ganz im Zeichen der «Hölzigen» aus Graubünden. Die 13. Bündner Holzhauereimeisterschaft war einmal mehr ein Publikumsmagnet der Region. Die Forstgruppen vom Heinzenberg und dem Domleschg zeigten einmal mehr, dass ein Anlass dieser Art nur mit akribischer Genauigkeit zum Publikumserfolg werden kann. Ein Wettkampf der besonderen Art In den Disziplinen Fällen, Kettenwechsel, Kombischnitt, Präzisionsschnitt und Entasten war eine Mischung aus Präzision, Technik und Geschwindigkeit gefragt. Dass dabei auch alle Sicherheitsvorkehrungen eine grosse Rolle spielten, erklärt sich von selbst. Nebst all den anspruchsvollen Disziplinen wird dieser Anlass auch als kameradschaftliches Treffen der kantonalen Forstleute wahrgenommen. Fachsimpeln in allen Belangen gehört wie der sportliche Wettkampf zu diesem Anlass. Trotz ganzen 34 Grad und prallem Sonnenschein liessen es sich die zahlreichen Zuschauer nicht nehmen, diese Meisterschaft genau unter die Lupe zu nehmen. Besonders begehrt waren die Plätze rund um die Arena, wo mit groben Motorsägen feinste Kunst gefertigt wurde. Kunstwerke vom Zwerg über eine Eule, Werkzeuge in überdimensionierter Grösse bis hin zu abstrakten Bildern wurden innert kürGenaues und schnelles Entasten

Präzision ist gefragt. (alle Bilder: Herbert Patt)

zester Zeit mit der Motorsäge gefertigt. Dass eine Meisterschaft dieser Art auch Sponsoren und Gönner braucht, ist nicht wegzudenken. Wie OK-Präsident Kenneth Danuser erklärte, sind dank Swiss Sponsor Pool, dem Verein Graubünden Holz, der Gemeinde Cazis und vielen anderen Sponsoren solche Anlässe überhaupt erst möglich. Stehen diese VorausKunst aus Lärchenholz entsteht.

Bündner Wald 4 /2012 57


Die Sieger der Kategorie Lehrlinge: 1. Enrico Netzer, 2. Diego Bachofen, 3. Luzi Attenhofer

setzungen einmal fest, braucht es aber noch einiges dazu. Nur dank einem gut funktionierenden OK und den zahlreichen freiwilligen Helfern seitens der Förster und Forstwarte wird es letztlich möglich, die Bündner Holzhauereimeisterschaft zum Erfolg zu führen. «Wir sind halt schlussendlich verschworene

Berufsleute und möchten, dass dieser Berufswettkampf auch dazu dient, die anspruchsvolle Arbeit der Forstwarte und Förster der Öffentlichkeit zu präsentieren, denn eine Vielzahl der Bevölkerung kann unseren Tagesablauf im Wald kaum einschätzen», so Kenneth Danuser weiter. Zu guter Letzt ist es dem OK-Präsidenten Kenneth Danuser ein

Die Sieger der Bündner Holzhauereimeisterschaft: 1. Arno Illien, 2. Orlando Lerch, 3. Marcel Lerch

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Sieger der Kategorie Gruppenwettkampf


Das OK und der neue Bündner

Keine Nachwuchsprobleme in den

Meister Arno Illien (vorne).

Bündner Wäldern

echtes Bedürfnis, allen Helfern von A bis Z ein recht herzliches Dankeschön auszusprechen.

sammen mit dem zweitplatzierten Orlando Lerch aus Dalin wird er die Schweiz auch an den Weltmeisterschaften vertreten. Dritter wurde der Vater von Orlando, Marcel Lerch aus Dalin, und Vierter der ebenfalls aus der gleichen Cazner Fraktion stammende Heinrich Faust. Auch der Gruppenwettkampf

Wahrer Medaillensegen für die Ausserheinzenberger Einmal mehr ging Arno Illien, Vorarbeiter der Forstgruppe Cazis, als Sieger hervor. ZuSchiedsrichter bei der Auswertung.

Bündner Wald 4/2012 59


entschied die Cazner Forstgruppe mit Arno Illien, Ralf Prinoth und Heinrich Faust für sich. Den Medaillensegen für die Ausserheinzenberger wurde mit dem Sieg von Enrico Netzer, Lehrling der Forstgruppe Cazis in der Kategorie Jugendklasse U24 abgerundet. Alles in allem keine leichte Aufgabe für die Teilnehmer. Bei einer Temperatur von an die 34 Grad wurde es schwierig, stets die volle Leistung abzurufen. Auszug Einzelrangliste, Kategorie Aktive 1. Illien Arno 1610 Punkte 2. Lerch Orlando 1599 Punkte 3. Lerch Marcel 1555 Punkte 4. Faust Heinrich 1518 Punkte 5. Brunner Bernhard 1505 Punkte 6. Prinoth Ralf 1465 Punkte 7. Klekar Stefan 1410 Punkte 8. Schlosser Gion 1404 Punkte 9. Projer Damian 1321 Punkte 10. Danuser Kenneth 1320 Punkte Auszug Einzelrangliste, Kategorie Lernende 1. Netzer Enrico 2. Bachofen Diego

3. Attenhofer Luzi

1265 Punkte

4. Furger Dario

1243 Punkte

5. Petsch Ramon

1196 Punkte

6. Feusi Martin

1177 Punkte

7. Gasser Leander

1140 Punkte

8. Gredig Christian

1084 Punkte

9. Thoma Patrick

1081 Punkte

10. Komminoth Simon

1035 Punkte

Auszug Einzelrangliste, Kategorie Gäste 1. Amstutz Urs 1662 Punkte 2. Gstöhl Sigmund 1617 Punkte 3. Isler Florian 1572 Punkte Die gesamte Rangliste finden Sie unter www.graubuendenwald.ch.

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34 neue Waldprofis

Der Mann mit der goldenen Axt und 31 strahlende Gesichter. Luis Pöll mit seiner Siegestrophäe inmitten der erfolgreichen Absolventen. (Bild: Gion Willi)

Mitte Juni traten 37 angehende Forstwarte aus dem Kanton Graubünden und dem Fürstentum Lichtenstein den letzten Teil ihres Qualifikationsverfahrens in Maienfeld an. Die Prüfungen wurden vom Amt für Wald Graubünden durchgeführt. Die traditionelle Lehrabschlussfeier, welche von Graubünden Wald organisiert wurde, fand am 29. Juni in der Bündner Arena in Cazis statt. Die frischgebackenen Forstwarte feierten dieses Jahr ihren Lehrabschluss im Rahmen der Bündner Holzhauerei-Meisterschaft in Cazis. Der Prüfungsleiter und Präsident von Graubünden Wald, Beat Philipp, konnte zu dieser Feier, welche er als «Feuerwerk des Berufsstolzes» bezeichnete, rund 180 Personen willkommen heissen. Nebst den frischgebackenen Forstwarten waren zahlreiche Angehörige und Mitarbeiter, Berufs-

bildner, Experten und Gäste der Einladung zu diesem Anlass gefolgt. Als Festredner amtete Ueli Florin, Vizedirektor der Gewerblichen Berufsschule Chur. Er konnte nach seiner unterhaltsamen Ansprache 34 erfolgreichen Absolventen zu ihren Leistungen gratulieren und die feierliche Übergabe der eidgenössischen Fähigkeitszeugnisse vornehmen. Dabei wurde er vom Prüfungsleiter und vom Chefexperten Felix Voneschen unterstützt. Wie jedes Jahr war diese Übergabe mit der Prämierung der drei besten Lehrabschlüsse verbunden. Die goldene Axt für die Bestnote 5,4 durfte Luis Pöll, der seine Ausbildung beim Revierforstamt St. Moritz absolvierte, in Empfang nehmen. Für die zweit- und drittbeste Note gab es ebenfalls ein kleines Präsent. Diese Ehre wurde mit der Note 5,3 Bündner Wald 4 /2012 61


Sandro Carozzi, Revier forestal da Val Müstair, und Christian Gredig, Revierforstamt Untervaz, sowie mit 5,2 Claudio Schorta, Revierforstamt La Punt Chamuesch, zuteil. Ebenfalls mit einer Note über 5,0 schlossen mit 5,1 Fabian Dora, Gemeindebetriebe Crestault Bonaduz, und Linard Walder, Revierforstamt Furna ab. Ferner haben die Prüfung mit Erfolg absolviert (in alphabetischer Reihenfolge): Randy Aeberhard, Revierforstamt Untervaz; Livio Albin, Revierforstamt Obersaxen; Manuel Arquint, Revierforstamt Klosters; Michael Beck, Forstamt Triesenberg; Lucian Berther, Revierforstamt Sedrun; Fadri Brenn, Forstunternehmung Thoman, Par-

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sonz; Andri Buchli, Revierforstamt Zillis; Dario Engler, Revierforstamt Davos; Nando Fluor, Revierforstamt Zernez; Manuel Forte, Revierforstamt Celerina; Dario Furger, Revierforstamt Cazis; Marcel Heis, Revierforstamt Sent; Adrian Huonder, Revierforstamt Disentis/Mustér; André Jud, Revierforstamt Seewis; Simon Komminoth, Zweckverband Falknis Maienfeld; Francesco Lanfranchi, Ufficio forestale Li Curt; Not Luzzi, Forstunternehmung Janett, Tschlin; Linard Mair, Revierforstamt Strada; Pascal Moser, Forstunternehmung Hemmi Churwalden; Uorsin Müller, Forstbetrieb Macun; Marco Niedermair, Forst- u. Alpverwaltung Chur; Ramon Petsch, Revierforstamt Flerden; Marco Riedo, Forstunternehmung Florinett, Bergün; Tobias Spescha, Revierforstamt Rueun; Sebastian Sprecher, Revierforstamt Ausserschanfigg, Maladers; Ronny Theus, Revierforstamt Innerferrera; Patrick Thoma, Forst- u. Bauamt Domat/Ems; Stefan Wichser, Forstamt Schaan.

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Protokoll der 8. Generalversammlung Graubünden Wald vom 1. Juni 2012 Traktandenliste 1. Eröffnung durch den Präsidenten 2. Wahl der Stimmenzähler 3. Protokoll der GV vom 20. Mai 2011 in Maienfeld 4. Jahresbericht des Vorstandes und Kommissionsberichte 5. Jahresrechnung 2011 und Revisorenbericht 6. Budget 2013 und Festsetzung der Mitgliederbeiträge 7. Wahlen 8. Tagungsort 2013 9. Ernennung von Ehren- und Freimitgliedern 10. Anträge 11. Tätigkeitsprogramm 2011 und Mitteilungen 12. Varia 13. Anerkennungspreis von Graubünden Wald. 1. Eröffnung durch den Präsidenten Präsident Beat Philipp eröffnet die 8. Generalversammlung von Graubünden Wald in Maienfeld und heisst rund 40 Vereinsmitglieder willkommen. Einen speziellen Gruss richtet er an die anwesenden Ehrenmitglieder, Andrea Florin und Peter Philipp sowie an die Ehrengäste Alt-Ständerat Theo Maissen, Alt-Nationalrat Sep Cathomas, Grossrätin Gabriela Tomaschett-Berther, Grossrätin Margrit Darms, Grossrat Daniel Buchli, Gemeindepräsident Richard Caduff, Kantonsförster Reto Hefti, Regionalleiter AWN GR Region Surselva Urban Maissen, Präsident SELVA Andreas Florin, Präsident VSF Gottfried Bossi und Vorstandsmitglied VSF Arnold Denoth. Entschuldigt haben sich rund 20 Mitglieder, unter anderem Regierungsrat Mario Cavigeli, Markus Fischer, Silvia Casutt-Derungs, Hanspeter Bandli, Peder Spinatsch und Nationalrat Josias Gasser.

Richard Caduff, Gemeindepräsident überbringt die Grussworte der Gemeinde Brigels. In seiner Ansprache stellt er die Gemeinde Breil/Brigels näher vor. In seiner Ansprache stellt der Präsident fest, dass wir in einer immer komplexeren und abstrakteren Zeit leben. Die Ereignisse überschlagen sich und die Zusammenhänge vor allem in der Wirtschaft und in der Politik werden immer komplizierter und unverständlicher. Deshalb fordert er alle Waldfreunde auf, mit möglichst einfachen und grundsätzlichen Botschaften an die Öffentlichkeit zu treten, damit die Anliegen des Waldes verstanden und von den Leuten unterstützt werden. Damit diese Botschaften aus tiefer Überzeugung verbreitet werden können, muss das eigene Handeln immer wieder kritisch überprüft werden. Am Schluss bedankt er sich bei allen, welche sich unermüdlich für unseren Wald einsetzen, mithelfen unsere wichtigen Botschaften zu verbreiten und dazu beitragen, dass unsere Waldwirtschaft fit und zeitgemäss bleibt. Die Einberufung der Generalversammlung erfolgte statuten- und termingerecht durch Versand der Bündner Wald Nr. 2/2012. Die Generalversammlung ist damit beschlussfähig. Die Abwicklung der Geschäfte wird gemäss Traktandenliste vorgenommen. Traktandum 10 «Anträge» entfällt da keine Anträge eingegangen sind. 2. Wahl der Stimmenzähler Arnold Denoth wird einstimmig als Stimmenzähler gewählt. 3. Protokoll der GV vom 20. Mai 2011 in Maienfeld Das Protokoll der 7. GV in Maienfeld wurde in der Bündner Wald Nr. 6/2011 und auf der Homepage von Graubünden Wald (www. Bündner Wald 4 /2012 63


graubuendenwald.ch) publiziert. Es wird – unter Verdankung an den Protokollführer Arno Kirchen – einstimmig genehmigt. 4. Jahresbericht des Vorstandes und Kommissionsberichte Der Jahresbericht 2011 wurde in der Bündner Wald Nr. 2/2012 veröffentlicht. Die folgenden Schwerpunkte prägten das Vereinsjahr: Die Vergabe des Alpinen Schutzwaldpreises 2010 im Januar in Chur, mit dem Bündner Siegerprojekt «Schule im Biosfera-Wald» der Gemeinde Val Müstair, der Skipostenlauf in Bergün mit 116 Teilnehmenden, die GV 2011 in Maienfeld mit dem Besuch der Festung Tschingel, der Vereinsausflug an die Forstmesse in Luzern mit dem Bündner Apéro sowie die Stellungnahme zum Revisionsentwurf des KWaG. Per 31.12.2011 zählte der Verein 661 Mitglieder. 2010 wurden 11 Neumitglieder gewonnen. 3 Austritte mussten verzeichnet werden. Der Verein zählt zurzeit 662 Mitglieder. Seit der letzten Versammlung konnten folgende Neumitglieder aufgenommen werden: Veronica Netzer, Savognin; Armon Demarmels, Pignia; Anton Biechler, Chur; Daniel Böhi, Schönholzerswilen. Leider sind seit der letzten Versammlung auch drei Todesfälle zu beklagen. Es sind dies: Otto Kaiser, alt Kreisförster, Andeer; Carlo Jörg, Revierförster, St. Moritz sowie Fredi Putzi, Maurerpolier, Pragg-Jenaz. Die Versammlung erhebt sich zum Andenken an die Verstorbenen. Die aktuelle Mitgliederliste ist auf der Website aufgeschaltet. Die für die Amtsperiode 2007 – 2010 formulierten Ziele wurden für eine weitere Periode übernommen. Nicht alle Ziele konnten wunschgemäss erreicht werden. Insbesondere ist das Ziel 20 Neumitglieder pro Jahr 64

offenbar etwas zu hoch. Die neue Homepage steht kurz vor dem Abschluss. Die Redaktionskommission Bündner Wald traf sich 2011 zu einer Sitzung, an welcher das Redaktionsprogramm ausgearbeitet wurde. Im Frühjahr 2012 fand eine ausserordentliche Sitzung statt. Nina Hemmi wurde als Nachfolgerin von Genesio Pangaro gewählt und ist neu für die Interviews im Bündner Wald verantwortlich. Die Homepage vom Bündner Wald soll erneuert und ausgebaut werden. In Zukunft soll man unter anderem Zugriff auf alte Bündner Wald-Ausgaben haben. Das RedaktorenTeam wird bis im August 2012 ein entsprechendes Konzept erarbeiten. Renaldo Lutz bedankt sich bei den beiden Redaktoren Jörg Clavadetscher und Sandro Krättli für ihre hervorragende Arbeit sowie bei den Kommissionsmitgliedern für die angenehme Zusammenarbeit. Beat Philipp orientiert über die Tätigkeiten 2011 der Aus- und Weiterbildungskommission. Diese bildet zusammen mit Vertretern des AWN, der SELVA, des BFUV und des ibW BZWM die Organisation der Arbeitswelt Graubünden (OdA Wald GR). Die OdA Wald GR traf sich im Berichtsjahr zu zwei Sitzungen. Im Herbst wurde das Kursangebot 2012 für das Bündner Forstpersonal zusammengestellt. Das Angebot kann unter www.wald.gr.ch abgerufen werden. 2011 konnten insgesamt 368 Kursteilnahmen registriert werden. Das waren wieder etwas mehr als 2010 (311) aber immer noch unter dem Durchschnitt der letzten zehn Jahre (442). An der Bündner Tagung für die betrieblichen Berufsbildner der Forstwartlernenden wurde noch einmal gründlich über den Berufsbildungsfonds informiert. Marcel Lerch informiert die Versammlung über die Aktivitäten der Holzereikommission. Neues Kommissionsmitglied ist Benja-


min Turner. An den Schweizermeisterschaften Holzerei 2011 in Luzern war die Bündner Delegation sehr erfolgreich. So wurde Arno Illien Vize-Meister und Orlando Lerch dritter in der U24-Klasse. Zudem erreichte Graubünden den 2. Platz im Kantone-Klassement. Im März fand der letzte Selektionswettkampf für die Nationalmannschaft statt. Arno Illien und Orlando Lerch ( U24 ) sind qualifiziert und werden ab 23.8.2012 an der Weltmeisterschaft in Minsk teilnehmen. Marcel Lerch bedankt sich beim Vorstand von GR-Wald für die Unterstützung und bei Gion Willi für seinen Einsatz als Medienbeauftragter der Bündner Delegation. Daniel Buchli informiert als Vorsitzender der Forstpersonalkommission ( FOPEKO ) über die Tätigkeiten 2011. Die FOPEKO hat zuhanden des Vorstandes von GR-Wald eine Stellungnahme zum neuen KWaG ausgearbeitet. Neu sitzt Christian Rüsch als Nachfolger von Urs Philipp in der FOPEKO. Als Nachfolger von Luigi Frigerio konnte Linard Caviezel, Tschlin gewonnen werden. Am Schluss bedankt sich Daniel Buchli bei den Mitgliedern der FOPEKO für ihren Einsatz. Stefan Becker informiert über die Tätigkeiten des VSF. GR Wald war an der DV des VSF mit 5 Mitgliedern vertreten. Am 4. März 2012 fand die Präsidentenkonferenz statt. Die SUVA hat in einem Gastreferat vorgetragen, wie sie die Unfallzahlen in der Forstwirtschaft in Zukunft senken will und wie ihre Reorganisation aussieht. Der Präsident Beat Philipp bedankt sich bei den Berichterstattern und den Kommissionsmitgliedern, bei seinen Vorstandskollegen und bei allen, die in irgendeiner Form zum Wohle unseres Vereins beigetragen haben. Ein spezieller Dank geht an Kantonsförster Reto Hefti, die Organisatoren der GV 2011 in Maienfeld und die Organisatoren des Skipostenlaufes in Bergün.

Der Jahresbericht von Graubünden Wald wird einstimmig gutgeheissen. 5. Jahresrechnung 2011 und Revisorenbericht Hanspeter Weber erläutert die Rechnung 2011, welche in der Bündner Wald Nr. 2/ 2012 publiziert worden ist. Sie schliesst mit einem Ausgabeüberschuss von Fr. 4 958.85. Neu beträgt das Vermögen am 31. Dezember 2011 Fr. 97 811.75. Die Revisoren Christoph Schaffer und Peter Janutin haben am 8. Februar 2011 in der Sommerau in Chur die Buchführung geprüft. Der Revisor Christoph Schaffer verliest den Revisorenbericht. Der Revisor empfiehlt der Versammlung die Rechnung zu genehmigen und dem Kassier sowie dem Vorstand Decharge zu erteilen. Die Versammlung stimmt einstimmig zu. 6. Budget 2013 und Festsetzung der Mitgliederbeiträge Kassier Hanspeter Weber erläutert das Budget 2013. Das Budget 2013 rechnet bei Einnahmen von Fr. 47 000.– und Ausgaben von Fr. 47 000.– mit einem neutralen Ergebnis. Der Vorstand macht den Vorschlag die Mitgliederbeiträge für Einzelmitglieder auf Fr. 60.– und für Kollektivmitglieder auf Fr. 80.– zu belassen. Diskussionslos wird das Budget 2013, wie es in der Bündner Wald Nr. Nr. 2/ 2012 publiziert wurde und die Beibehaltung der Mitgliederbeiträge einstimmig genehmigt. 7. Wahlen Sep Cathomas hat seinen Rücktritt aus dem Vorstand gegeben. Sep Cathomas wurde seinerzeit als Bundesparlamentarier in den Vorstand gewählt und hat als solcher während seiner Vorstandszeit die Anliegen unseres Waldes nicht nur im Kanton, sonBündner Wald 4/2012 65


dern auch in Bern vertreten. Er hat den Vorstand ermuntert, wieder einen Bundesparlamentarier für dieses Amt anzufragen. Der Vorstand hat diese Ermunterung ernst genommen und schlägt den Nationalrat Josias Gasser als neues Vorstandsmitglied vor. Josias Gasser wird von der Versammlung mit grossem Mehr bei zwei Enthaltungen als neues Vorstandsmitglied gewählt. Im Anschluss an die Wahlen wurde Sep Cathomas vom Vorstand und der Versammlung mit einem kleinen Präsent und dem Dank für sein Engagement verabschiedet. 8. Tagungsort 2013 Der Vorschlag die eintägige GV 2013 in Haldenstein abzuhalten, wird von der GV einstimmig angenommen. 9. Ernennung von Ehren- Freimitgliedern Markus Salvator, a. Revierförster, Churwalden, wird mit Applaus zum Freimitglied ernannt. 10. Anträge Es sind keine Anträge eingegangen. 11. Tätigkeitsprogramm 2012 und Mitteilungen Am 25. Februar 2012 fand der Skipostenlauf in Scuol statt. Die Bündner Holzhauereimeisterschaften finden am 29./30. Juni in Cazis statt. Die DV des VSF wird am 28. September 2012 im Aargau abgehalten. Am 12. Oktober 2012 findet die Fachtagung «Unterhalt von Wald- u. Güterstrassen» statt. Die Vorstandsitzung der ARGE Alpenländischer Forstvereine findet Ende Oktober 2012 in Kärnten statt. Das Tätigkeitsprogramm wird von der Versammlung einstimmig gutgeheissen. Mitteilungen: – Die Verleihung des Alpinen Schutzwaldpreises 2011 findet am 25. Januar 2013 in 66

Ossiach statt. Die Ausschreibungsunterlagen für den Alpinen Schutzwaldpreis 2011 werden demnächst im Internet aufgeschaltet. – Die Leistungsvereinbarung zwischen Graubünden Wald und dem AWN wurde erneuert. – Der Vorstand hat ein neues Reglement für die Holzhauereiwettkampf-kommission/Wettkämpfer aufgestellt. Zusammengefasst kann man sagen, dass pro Jahr der Aufwand für Graubünden Wald zwischen Fr. 600.– bis Fr. 3 000.– zu stehen kommt. Durchschnittlich ca. Fr. 2 000.– – EFNS (Europäische forstliche nordische Skiwettkämpfe) 2015 Der Vorstand der EFNS hat Graubünden Wald gefragt, ob Graubünden Wald grundsätzlich bereit wäre, zusammen mit der Destination Lenzerheide und dem AWN GR die Europäischen Nordischen Wettkämpfe 2015 zu organisieren. Die Wettkämpfe dauern eine Woche. Neben den eigentlichen Rennen (Langlauf und Biathlon) finden auch Exkursionen und Rahmenprogramme statt. Es werden rund 800 – 1000 Teilnehmer erwartet. Unter der Voraussetzung, dass GR-Wald im OK vertreten ist und die finanziellen und personellen Möglichkeiten des Vereins nicht gesprengt werden, wurde eine Bewerbung zusammen mit der Destination Lenzerheide eingereicht. Diese war erfolgreich. Bis im Herbst 2012 muss definitiv entschieden werden, ob diese Wettkämpfe in Lenzerheide durchgeführt werden. Eine eventuelle Defizit-Garantie seitens von Graubünden Wald muss durch eine spätere Generalversammlung bzw. ausserordentliche Versammlung abgesegnet werden. – Neues aus dem Mitgliedershop: Die 100 Sackmesser wurden alle verkauft. Wenn


jemand Interesse am «Tschopa» (Veston) hat, soll er sich beim Präsidenten Beat Philipp melden. – Gottfried Bossi, Präsident des VSF überbringt die Grüsse vom VSF. In seiner Ansprache bedankt er sich bei allen, die sich im Jahr des Waldes 2011 mit einem Anlass / einer Veranstaltung für die Anliegen des Waldes eingesetzt haben. Insgesamt wurden schweizweit 15 Mannsjahre für diese Anlässe aufgewendet. Im weiteren informierte er über die Vorbereitungen zur World Logging Championship 2014. Der VSF will in Brienz die WLC 2014 organisieren. Deswegen hat der Verein bei den Kantonalverbänden um finanzielle und materielle Unterstützung angefragt. Die kantonalen Verbände sollen regionale Sponsoren suchen. Der Beitrag sollte ca. Fr. 100.–/Mitglied betragen, was für unseren Verein ca. Fr 30 000.– bedeuten würde. Gottfried Bossi hofft auf eine tatkräftige Unterstützung aus Graubünden. 12. Varia Das Wort wurde nicht ergriffen. 13. Anerkennungspreis von Graubünden Wald Alle zwei bis drei Jahre verleiht Graubünden Wald Personen, welche sich besonders für den Bündner Wald verdient gemacht haben, den Anerkennungspreis in Form eines handgeschnitzten Lärchensamens. Die bisherigen Preisträger waren 1998 Georg Niggli, 2001 Magnus Rageth, 2004 Josef Dietrich, 2007 Bürgergemeinde Domat Ems und die politische Gemeinde Domat Ems, 2009 Stefan Engler.

2012 wird der Anerkennungspreis an Rudolf (Ruedi) Aggeler, dem ehemaligen Fachlehrer für Holzernte im Bildungszentrum Wald in Maienfeld für seine grossen Verdienste als Pionier der Seilkrantechnik bei der Holzernte im Gebirgswald verliehen. In seiner Laudatio gibt Wendelin Hürlimann, jahrelanger Wegbegleiter von Ruedi Aggeler, auf humorvolle Weise eine Anekdote aus der gemeinsamen Kurstätigkeit zum Besten. Einige Anwesende konnten sich an die Geschichte, welche 1974/75 vorgefallen ist, noch genau erinnern. Neben dem offiziellen Lärchensamen übereichte Wendelin Hürlimann dem Preisträger noch eine Schachtel mit den geliebten Zigarillos. Eine zweite Laudatio wird im Namen von Josef Schmiedhofer, dem Amtsdirektor des südtiroler Landesbetriebes für Forst- und Domänenverwaltung, welcher leider selber nicht anwesend sein konnte, verlesen. Sie liefert den Beweis für den Beitrag von Ruedi Aggeler zur Entwicklung der Holzerntetechnik und für sein grosses Engagement, welches dem Bildungszentrum Wald in Maienfeld über die Landesgrenzen hinaus einen Namen als Kompetenzzentrum für Seilkrantechnik verschaffte. Ruedi Aggeler bedankt sich für den Anerkennungspreis und für die Laudatio von Wendelin Hürlimann bzw. von Josef Schmiedhofer. Präsident Beat Philip bedankt sich bei den Versammlungsteilnehmern und schliesst die 8. GV des Vereins Graubünden Wald um 17. 30 Uhr.

Arno Kirchen Ramosch, 20. Juni 2012

Bündner Wald 4/2012 67


Infos von der FSC-Gruppe SELVA Untertitel Grundschrift

Aletschwald, Riederalp VS (Bild: Christophe Trüb)

Oberwalliser Waldeigentümer mit FSC-Zertifikat Die Oberwalliser Waldeigentümer sind seit 1. Juli 2012 Mitglied der FSC-Zertifizierungsgruppe der SELVA. Diese betreut die FSCzertifizierten Waldeigentümer der Kantone Graubünden, Glarus und neu auch Wallis. Mit total 161 558 Hektaren FSC-zertifizierter Waldfläche ist dies eine der grössten FSCZertifizierungsgruppen der Schweiz. FSC bei der SELVA Die FSC-Zertifizierungsgruppe SELVA stellt die FSC-Zertifizierung für die Waldeigentümer in Graubünden, Glarus und dem Oberwallis sicher. Mit der Waldzertifizierung wurde in Graubünden bereits im Jahr 2000 gestartet, seit dem 1. Januar 2005 zählt auch fast die gesamte Waldfläche des Kantons Glarus zur FSC-Zertifizierungsgruppe der SELVA. In 68

Graubünden sind rund 127 000 Hektaren Wald zertifiziert. Dies entspricht einem Anteil von 71 Prozent der gesamten eingerichteten Waldfläche. Seit Neustem ist auch die Waldfläche der Gemeinde Medel/Lucmagn zertifiziert. Bei der regionalen Verteilung der zertifizierten Waldflächen fällt auf, dass im Kanton Graubünden neben einzelnen kleineren Gemeinden vor allem die südlichen Talschaften nicht zertifiziert sind. Das Puschlav, das Bergell und der grösste Teil des Calancatals sind bis heute noch nicht nach FSC zertifiziert. Im Kanton Glarus sind 100 Prozent der eingerichteten Waldfläche nach FSC zertifiziert. Dies entspricht einer Waldfläche von rund 18 000 Hektaren. Neu auch Oberwalliser Forstbetriebe mit FSC-Zertifikat Die vier Oberwalliser Forstbetriebe Leuk und Umgebung, Massa, Aletsch Unner-


goms und Goms sind nun seit 1. Juli 2012 Mitglieder der Zertifizierungsgruppe SELVA und komplettieren diese vorläufig zu 199 Waldbesitzern mit einer FSC-zertifizierten Waldfläche von total 161 558 Hektaren. Damit die vier Betriebe überhaupt aufgenommen und schlussendlich zertifiziert werden konnten, mussten sie im Februar SELVAinterne Audits und im März externe Audits mit der Zertifizierungsfirma SGS durchlaufen. Nach diesen intensiven, aber erfolgreichen Prüfungen können sie ihre Produkte nun unter dem Label FSC vermarkten.

produkte wie Tische, Bänke, Brunnentröge, Finnenkerzen usw. unter dem FSC-Label vermarktet werden.

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Grundsatz «mit der Natur arbeiten» Die Waldbewirtschaftung fördert die effiziente Nutzung der vielfältigen Produkte und Dienstleistungen des Waldes, sodass sie langfristig wirtschaftlich tragbar ist und eine breite Palette von ökologischen und sozialen Vorteilen gewährleisten kann. Die forstliche Bewirtschaftung der Wälder soll dabei explizit weitergeführt werden. Die Bewirtschaftung orientiert sich an der natürlichen Entwicklungsdynamik nach dem Grundsatz «mit der Natur arbeiten» und erfüllt die Anforderungen der internationalen Prinzipien und Kriterien des FSC sowie der nationalen Standards für die Waldzertifizierung in der Schweiz. Die Planung zeigt auf, wo der Forstbetrieb welche Produkte und Dienstleistungen erzeugen will. Dies gilt für Holz- und Nichtholz-Produkte sowie für Umwelt- und andere Dienstleistungen. Bei der nachhaltigen Holznutzung in zertifizierten Wäldern können die Hauptprodukte wie Sägerundholz, Industrie- und Energieholz sowie Neben-

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Herkunftszeichen «Schweizer Holz» auch für Bündner Waldeigentümer

Herkunftszeichen «Schweizer Holz»

Neben dem Label FSC und dem Herkunftszeichen «Graubünden Holz» ist das Herkunftszeichen «Schweizer Holz» nun bereits die dritte Auszeichnung, welche die Bündner Waldeigentümer erlangen können. Während das FSC-Label für eine nachhaltige Waldbewirtschaftung steht, bezeichnen die Zeichen «Schweizer Holz» und «Graubünden Holz» die Herkunft des Holzes. Die fehlende Herkunftsbezeichnung wird dann auch oft beim FSC-Label als grosser Nachteil kritisiert. Die Konsumenten wollen FSCHolz, am besten aus der Schweiz oder noch besser Holz aus der Region. Die hohen Standards der Schweizer Waldwirtschaft sind weit herum bekannt. Die Schweiz belegt in Sachen Qualität der Waldbewirtschaftung einen Spitzenplatz. Neben dem Nachweis der nachhaltigen Waldbewirtschaftung (FSC-Label) wollen die Konsumentinnen und Konsumenten auch wissen, wo das Holz herkommt. Einheimisches Holz geniesst dabei einen hohen Stellenwert. Mit dem Herkunftszeichen «Schweizer Holz» kann dieses nun auch als solches deklariert werden.

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Alles Holz, welches in Schweizer Wäldern gewachsen ist und in der Schweiz oder im Fürstentum Liechtenstein verarbeitet wird, kann grundsätzlich mit dem Herkunftszeichen markiert werden. Mitte Juni hat die SELVA zusammen mit der Lignum eine Vereinbarung unterzeichnet, die es ermöglicht, dass auch die Bündner Waldeigentümer und Forstbetriebe ihr Holz künftig mit dem Herkunftszeichen «Schweizer Holz» vermarkten können. Dank diesem Zeichen wissen die Konsumenten, dass ein Produkt zu mindestens 80 % aus Schweizer Holz besteht (zu 100 % bei Rundholz). Die Bündner Waldeigentümer können ihr Holz künftig unter dieser Garantiemarke verkaufen. Sie werden somit zum ersten Glied einer Nachweiskette, die vom Bündner Wald über Sägereien, Schreiner- und Zimmereibetriebe bis zum Endverbraucher reicht und für Schweizer Herkunft und Qualität bürgt. Neben dem Wald sind in Graubünden auch die meisten Forstunternehmer mit dem Herkunftszeichen «Schweizer Holz» ausgezeichnet. Was noch fehlt, sind die Betriebe der Weiterverarbeitung wie Sägereien, Schreinereien, Holzbaufirmen und Möbelfabrikanten.

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Ausschreibung Fachtagung Instandstellung Waldstrassen Datum, Zeit: Freitag, 12. Oktober 2012 8.30 Uhr Ort: Treffpunkt und Präsentationen im Golf-Restaurant Domat/Ems Anschauungsobjekte im Raum Domat/Ems Tagungskosten: – für Einzelmitglieder gratis – für Mitarbeiter von Kollektivmitgliedern Fr. 20.–/Person – für weitere Interessierte Fr. 50.–/Person

– Mittagessen zu Lasten der Teilnehmer Anmeldung bis spätestens 5. Oktober 2012 an: Graubünden Wald c/o Amt für Wald und Naturgefahren Loëstrasse 14 CH-7000 Chur info@graubuendenwald.ch Wir behalten uns das Recht vor, die technische Tagung bei zu niedriger Teilnehmerzahl abzusagen.

Programm

Zeit

Programm

Fachperson

08.30 Uhr

Tagungseröffnung

08.40 Uhr

Neuigkeiten vom Amt für Wald und Naturgefahren (AWN), Bereich Erschliessung

Andreas Meier, AWN

09.10 Uhr

SYTEC Geoproducts, Erdbautechnologie im Trend

Christoph Wirth, Sytec Bausysteme AG

10.10 Uhr

Motorisierte Verschiebung zum Anschauungsobjekt

10.30 Uhr

SYTEC Geoproducts, Böschungssicherung und Erosionsschutz: Besichtigung ausgeführter Arbeiten durch Forstamt Domat/Ems

11.30 Uhr

Motorisierte Verschiebung zum Apéro/ Mittagessen

12.00 Uhr

Apéro/Mittagessen

14.00 Uhr

Steinbrechen, Optimierung Korndurchmesser

Konrad Kamm, Näfels

14.45 Uhr

Grader, Demo Seitenprofil, Dachprofil

Konrad Kamm, Näfels

15.00 Uhr

Motorisierte Verschiebung zum Anschauungsobjekt

Konrad Kamm, Näfels

15.15 Uhr

Instandstellung Verschleissschicht, Fräsen, Stabilisierung und Profilierung Verschleissschicht

Konrad Kamm, Näfels

15.45 Uhr

Einkiesung, maschinelle Einkiesung auf verschiedenen Strassenbreiten

Konrad Kamm, Näfels

16.15 Uhr

Tagungsschluss

Christoph Wirth, Sytec Bausysteme AG

Bündner Wald 4 /2012 71


Anmeldung zur technischen Tagung 2012 Betrieb:

PLZ /Ort:

Adresse:

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Teilnehmer Name

Vorname

Mitglied GR Wald?

Einzel

Kollektiv

nein

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Holz – mehr als nur ein Material Gedanken zu Bauen und Holz am Beispiel des neuen Aussichtsturmes am Urnersee Holz hat den Menschen seit der Entdeckung des Feuers stets begleitet. Es bot Wärme beim Verbrennen, bald aber auch dauerhafteren Schutz vor Kälte durch seinen konstruktiven Einsatz. Holz, als Gebein des Baumes, ist ein ständiger Begleiter des Menschen und markiert einen Weg der Identifikation und des Gefühls. Kaum geboren, wird der Mensch auf Holz gebettet und von dort ins Leben hinausgetragen. Am Ende des irdischen Lebens hüllt Holz ihn in einem Sarg ein. Dazwischen liegen viele Stationen, zu denen das Holz etwas beisteuert: als Boden und Schwelle, als Hauswand und Dach, für den Bleistift und die Geige und für vieles mehr. Im Holz sind Baum/Natur und Mensch/Kultur miteinander verbunden. Der Baum wie der Mensch sind primär Elemente der Natur. Der Mensch identifiziert sich gerne mit dem Baum. Beide stehen aufrecht auf dem Boden, dehnen sich in die Breite aus und wachsen in die Höhe. Mensch und Baum werden in ihren Eigenschaften manchmal verglichen. Im Unterbewusstsein bilden sie eine existenzielle Einheit. Aber sie sind in ihrem Wesen nicht gleich. Die existenzielle Grundanlage des Menschen zwingt ihn, sich von der Natur zu emanzipieren. Ganz anders der Baum, er bleibt ein

Wesen der Natur und der Welt. Er steht unabhängig vom Menschen da und kann ihn um mehr als tausend Jahre überleben. In früheren Zeiten nahm der Baum innerhalb des geistigen und religiösen Lebens eine zentrale Rolle ein. Fast alle älteren Kulturen verehrten besondere Bäume. Und in manchen dieser Kulturen sah man alle Bäume als beseelte Wesen an. Man pflegte es, sich ehrfurchtsvoll vor dem Baum zu verneigen, besonders vor einer unumgänglichen Schlägerung. Erst in dem Moment, an dem der Baum zu Holz wird, wird er im Rahmen der Projekte des Menschen verfügbar. Viele Menschen bearbeiten Holz ein Leben lang. Holz ist einer der universellsten und vielseitigsten Baustoffe, den die Erde hervorbringt. Es bietet fast allen Sinnen etwas, fördert ihr Zusammenwirken und schafft Identität durch den Bezug zu dem aus Holz Gemachten. Der Gebrauch des Holzes kann dem Weg des Menschen eine Richtung geben. Für seine Zukunft ist es unverzichtbar, eine grössere Übereinstimmung mit den Reproduktionszyklen der Natur zu erlangen. Auf jene von ihnen, die sich über grössere Zeitbögen erstrecken, hat die technisch-industriell geprägte Kultur des Westens zuletzt immer weniger geachtet. Waldarbeiter und Förster hingegen waren und sind es immer noch gewohnt, Dinge

Holzturm im Reussdelta (Bild: Lucia Degonda)

Bündner Wald 4 /2012 73


Genau das sollten wir auch jetzt tun. Und zwar nicht nur in der Pflege des Waldes, wo es uns vielfach noch dazu zwingt, sondern auch beim Gebrauch des Holzes, wo man wieder mehr zu langfristig gedachten Einsatzformen zurückfinden sollte. Auf diesem Weg würde der Blick auch wieder stärker auf die spezifischen Qualitäten der einzelnen Hölzer fallen, z. B. auf die besondere Haltbarkeit einzelner alpiner Holzarten, die oftmals mit der regionalen Herkunft in enger Verbindung steht. Die Rücksicht auf die spezifische Eignung bestimmter Hölzer und die Nähe ihrer Verfügbarkeit könnten Projekte generieren und bestimmen. Die gestalterische Freiheit des Entwerfers bliebe trotz dieser Bindung immer noch gross. Ich möchte am Beispiel des kürzlich gebauten Aussichtsturmes am Urnersee den Entstehungsprozess und das, was uns dabei beschäftigt hat, beschreiben. Einer der vier Eingänge ins Turminnere und zu der Wendeltreppe. (Bild: Lucia Degonda)

zu tun, deren Früchte nicht sie, sondern die nächste oder gar übernächste Generation ernten werden. Die Motivation dafür ist nicht mit Kalkülen für persönliche Vorteile erlangbar. Es braucht Werthaltungen, die sowohl dem künftigen Wald als auch künftigen Erdenbewohnern etwas Gutes tun wollen – ohne sie zu kennen und ohne von ihnen eine Gegenleistung erwarten zu können. Der europäische Wald ist zum allergrössten Teil ein Element der Kulturlandschaft. Dies impliziert, dass er in dem, wie er sich präsentiert, von menschlichen Interventionen geprägt ist. Man hat den Wald gepflegt, damit die Siedlungen geschützt und mit Holz versorgt wurden. Nützlichkeit spielte da durchaus eine Rolle. Es war jedoch kaum eine Nützlichkeit, die sich für die eigene Generation gerechnet hätte. Man musste über sie hinausdenken. 74

Eine klare Lebenshaltung steht vor jeder Intervention Wenn wir auf die abendländische Kulturgeschichte zurückblicken, so stellen wir fest, dass sie von verschiedenen, mitunter gegensätzlichen Denkentwürfen geprägt ist: Einmal baut der Mensch ganz auf die Sinne und ihre Eindrücke, in anderen Zeiten geniesst der Verstand mit kühnen Ideen die grösste Aufmerksamkeit. Der Mensch hat stets versucht, im breiten Spektrum der Möglichkeiten am Anziehenden zu arbeiten und es zum Eigenen zu machen. Auch innerhalb unserer modernen, freien Gesellschaft ist das nicht anders. Der Wirkraum, in dem wir uns bewegen, scheint jetzt besonders gross. Zugleich geht es darum, einen Ordnungsrahmen zu finden, innerhalb dessen Partikularinteressen und Gemeinwohl zur Deckung gelangen. Den Beweis erbringen, dass Freiheit und Ord-


nung keine Gegensätze sind, ist für mich als Architekt eine täglich wiederkehrende Herausforderung der Arbeit. Die Suche nach einer klaren und eigenständigen Haltung, die andererseits von einem gemeinsamen Grundverständnis getragen wird, bildet die unverzichtbare Grundlage jeder Intervention. Verschiedene Parameter beeinflussen diese Grundlage, sie bleibt nicht invariabel. So auch unser Verhalten im Umgang mit der Natur und mit dem Holz. Ohne den Bezug zur Natur ist der Mensch nie ausgekommen. Das Verhalten hat sich jedoch stetig gewandelt. Eine absolute Harmonie zwischen der Natur, dem Menschen und seiner Kultur gab es eigentlich nie. Kernpunkt der Kultur und ihr ungeschriebenes Gesetz war und ist, die den Menschen umgebende Natur zu zivilisieren und in eine für ihn als dienlich und angemessen erscheinende Welt zu transformieren. Das Ausmass dieser Transformation wird von Wissen und Erfahrung, aber auch von Sehnsüchten und subjektiv geprägten Vorstellungen geleitet. Eine kritische Überprüfung des Verhaltens ist deshalb notwendig. Auch und gerade in unserer freien Gesellschaft ist es jedoch nicht immer einfach, jene Entscheidungen vorzuziehen, die für Ethik und Moral stehen. Im Umgang mit der Natur können wir heute zwei Extrempositionen ausmachen: Die ästhetisch-idyllische derjenigen Menschen, die die Natur nicht bearbeiten und darum einen zwecklosen Bezug zu ihr pflegen, und die eher rational-mechanistische derjenigen, die ihre Interessen auf Gewinnmaximierung ausgerichtet haben. Zwischen diesen sehr unterschiedlichen Zugängen operieren die Anwälte der Natur und ihre (Umweltschutz-) Organisationen. Ihnen geht es in der Regel darum, das Schlimmste bei einer sich abzeichnenden Umweltzerstörung zu verhindern. Dahinter steht eine konservato-

rische Haltung, die letztlich eine möglichst geringe Intervention des Menschen in natürlichen Räumen zum Ziel hat. Langfristig erstrebenswert wäre eher eine Deckungsgleichheit zwischen menschlichen Handlungen und ausgewogenen Prozessen in der Natur. Das Zusammenwirken von Achtsamkeit und Aneignung im Umgang mit der Natur könnte uns einer solchen Deckungsgleichheit näherbringen. Mit ihr käme auch neues Leben in die grossartigen Kulturlandschaften, die wir kennen und schätzen. Das genannte Zusammenwirken ist auch in der Waldbewirtschaftung erstrebenswert. Wir wissen, dass der Wald in der Schweiz dank des Waldgesetzes geschützter ist als an vielen anderen Orten unseres Planeten. Hierzulande bringen die Menschen dem Wald eine grosse Sympathie entgegen. Das ist die Garantie für seine Existenz. Trotzdem ist der Druck auf den Wald von verschiedenen Seiten gross. Die heutige «effiziente» Waldnutzung, bei der das Holz oft nur als gewinnbringende Materie betrachtet wird, findet bei sinnlich geprägten Menschen nicht immer Verständnis. In der Tat muss eine rein wirtschaftliche Methode zur Nutzung des Waldes, die vielfach Anwendung findet und zu den oben erwähnten Extrempositionen zählt, periodisch auf den Prüfstand ihrer Gesamt-Eignung gestellt werden. Für ein sinnvolles Überprüfen, Lernen und Handeln im Umgang mit der Natur und dem Wald sehen wir mindestens drei Möglichkeiten. Daraus könnte eine Verhaltensweise gewonnen werden, die innerhalb der sich wandelnden Umstände für Verantwortung steht. Den wichtigsten Ansatz sehen wir in der Erziehung und in der Bildung. Dafür dienliche Institutionen gibt es viele. Bei unseren Architektursemestern an der ETH in Zürich befassen wir uns seit Jahren mit dem Thema «Orte schaffen». Die Herausforderung bei Bündner Wald 4/2012 75


«Orte schaffen» besteht darin, einen Zugang zum Unmittelbaren und Elementaren, das unsere Existenz festigt, zu finden. Mit unseren Studien- und Forschungsarbeiten wollen wir die Distanz zu den eigentlichen Dingen reduzieren. Das geschieht auf mehreren Ebenen. Im aktuellen Entwurfskurs müssen die Studierenden Tragwerke (mehrheitlich aus Holz) primär aus den Materialeigenschaften gewinnen und weniger von angelernten statischen Systemen. Hier gilt es zuerst die unterschiedlichen Eigenschaften des Materials zu begreifen. Wir stellen fest, dass sich heute von der Kultur des Holzgebrauches wenig erhalten hat. Man fertigt viele Konstruktionen, Verkleidungen und Gebrauchsgegenstände nach dem ästhetischen Erscheinungsbild des Holzes und weniger nach dessen Materialeigenschaften (wie Art der Biegsamkeit, der Reaktion auf Wasser, Licht und Klima, der Haptik, der Bearbeitbarkeit, des Geruchs usw.). «Ötzi» hatte beispielsweise 13 verschiedene Holzsorten in seiner Ausrüstung. Deren kluge Wahl war teils Bedingung für das Überleben, teils der Ausdruck von Kultur im Sinne feinsinnig wahrgenommener Möglichkeiten. Das damit verbundene Wissen gilt es ein Stück weit wieder zurückzugewinnen. In der Bildung hüten wir uns davor, die Studierenden eine Art Baustil zu lehren. Vermittelt werden soll nicht eine bestimmte Methode, als vielmehr Wege zur Stärkung der Autonomie des einzelnen Studierenden. Wir vertreten die Ansicht, dass der autonome Mensch in erhöhtem Mass fähig ist, Verhaltensweisen zu definieren, die zugleich für ihn und für andere Vorteile bringen. Der autonome Mensch ist selbstbewusst, selbstkritisch und verzichtet dennoch nicht auf Solidarität. Den notwendigen zweiten Ansatz sehen wir in der Sensibilisierung unserer Wahrnehmung. Die Wahrnehmung soll permanent 76

auf dem Prüfstein stehen. Wir wissen, dass vor allem Menschen mit grosser Erfahrung nicht unbedingt bereit sind, ihre Sicht der Dinge zu reflektieren oder diese gar zu verändern. Dies, weil auch erfahrene Menschen die Dinge gerne so sehen, wie sie ihnen erscheinen, und nicht, wie sie sind. Eine völlig neutrale Betrachtung ist zwar nicht zu erreichen. Aber aus dem Bemühen um eine möglichst vorurteilsfreie Perspektive glauben wir einen achtsameren Umgang und eine sinnvollere Nutzung der zur Verfügung stehenden Ressourcen gewinnen zu können. Den dritten Ansatz sehen wir in der Art von gesetzlichen Lenkungsmassnahmen, wie sie in der Verfassung festgehalten werden. Wichtig sind das rechtzeitige Erkennen und die Veränderung von nichtfunktionierenden Systemen, die langfristig in die Zerstörung führen. Eine radikale Veränderung ist oft der einzig wirksame Weg. Auch wenn diese am Anfang schmerzlich scheint. Die Nachkommen werden dafür dankbar sein. Gerade in der heutigen Zeit hält man oft verbissen an einem System fest und tut alles, um dieses aufrechtzuerhalten. Erklären lässt sich diese Haltung mit der scheinbaren Relevanz, Bedeutung und Grösse des Systems, wie auch aus der Furcht vor Unsicherheit und Unwägbarkeit von Veränderung. Die zeitliche Wirkung dieser erwähnten drei Schritte ist unterschiedlich. Die ersten zwei Ansätze werden auf lange Sicht zu Veränderungen führen, der dritte Ansatz reguliert rasch und deutlich. Die Kultur als Ausgangspunkt des Entwurfes Eine Lebenshaltung bildet einen Rahmen, in der Vorstellungen und die Ziele definiert sind. Die Realisierung (z. B. eines Entwurfs) fordert weitere Entscheidungen, in der die formulierten Ziele eingelöst werden. Wir


haben (fast) immer Wahlmöglichkeiten und meist mehr, als wir vermuten. Die gute Wahl innerhalb der zur Verfügung stehenden Optionen zu treffen, ist allerdings nicht immer einfach. Gesucht werden Referenzen, die für das Handeln Orientierungspunkte bilden. Beim Bauen und in der Architektur beobachten wir heute zwei ausgeprägte Tendenzen. Die eine ist eine formal ästhetische, bei der das Objekt in Vordergrund steht. Das Hauptziel ist es, eine grosse Aufmerksamkeit nach aussen zu erreichen. Bei der zweiten Tendenz beobachten wir die Richtung einer Spezialisierung der Architektur. Da werden einzelne Themen des Bauens, wie das Energetische oder das Wirtschaftliche, in den Vordergrund gerückt. Beide Tendenzen, sowohl diejenige mit dem Anspruch auf Kunstform wie auch diejenige in Richtung Spezialisierung führen zur Emanzipation der Architektur von gesellschaftlichen und kulturellen Realitäten. Eine Architektur hingegen, in der die Kultur als Ausgangspunkt gesehen wird, fordert eine Zusammenschau von sozialen, ökonomischen und kulturellen Werten. Der daraus entstehende Entwurf bekommt eine kontextspezifische Dichte und nähert sich dem, was wir als originär bezeichnen. Den Ausgangspunkt bilden dabei der Ort und seine Kultur. Im Unterschied zum objekthaften Denken und zum Ansatz der Spezialisierung, bei denen das Gebäude isoliert vom Umfeld betrachtet wird, stellen sich beim kulturellen Entwurfsansatz ganz andere Fragen. Die Realitäten mit all ihren Problemen und auch ihren Vorteilen kommen zum Tragen. Eine Verbesserung oder Lenkung der herrschenden Lebensumstände bleibt die Maxime einer solchen Strategie. Bildet nun ein solches Ziel den Ausgangspunkt des Entwurfes, so geht es nebst der Bekräftigung des sozioökonomischen Kon-

textes stets darum, weitere Vorteile einzufordern. Beim Bauen werden die Begabungen und die Fähigkeiten von Planern und Handwerkern herausgefordert. Es sind oft diese örtlich geprägten Handfertigkeiten, die einen Ort und seine Bewohner unverkennbar auszeichnen. Auch in der globalen Welt ist die Bildung solcher Eigenheiten möglich, sogar zwingend notwendig. Man weiss, dass sie nicht nur ästhetisch wirksam sind, sondern auch etliche Formen der Wirtschaft generieren können. Für den Tourismus zum Beispiel sind solche Differenzen das grösste Kapital. Wir halten ständig Ausschau nach diesem kulturellen Ansatz. Er kommt in den unterschiedlichsten Arten vor. Einmal drückt sich dieser in der Form aus, an einem anderen Ort ist die Struktur das Prägende, einmal das Material oder die Handwerkskunst. Diese Kräfte zu stärken, ist die Maxime unseres Handelns. Gerade der Holzbau besitzt in vielerlei Hinsicht eine hohe Wirkungskraft und ist somit ein prägendes Moment der baulichen Kultur. In der Wahrnehmung des Kontextes schlummert Potenzial für das Neue Im Begriff Kontext ist die Gesamtheit eines Ortes eingeschlossen. Nebst den physischen Gegebenheiten sind auch immaterielle Dinge von grosser Relevanz. Beim Bauen gilt es vorerst den örtlichen Kanon wahrzunehmen, der für den Kontext eine hohe Bedeutung und Wirkungskraft besitzt. Für die Stärkung des Kontextes geht es immer wieder darum, die besonderen Kräfte zu vermehren. Dadurch wird Vielfalt erzeugt, die für den Menschen und seine Identität von Bedeutung ist. Die Wahrnehmung muss ständig geübt und überprüft werden. Sie verändert sich ausserdem in ihren Sehgewohnheiten. Wir arbeiten mit Überzeugung nach der phänomenologiBündner Wald 4/2012 77


schen Methode der Epoché (Edmund Husserl). Das Ziel dieser Art der Wahrnehmung besteht darin, die Dinge möglichst so zu betrachten, wie sie uns hier und jetzt erscheinen. In ihrer reinen Präsenz, unverstellt von Gefühlen, Vorlieben und Vorurteilen. Diese interessenlose Wahrnehmung, die auch als Urteilsenthaltung bezeichnet wird, ist vor allem bei der Erstbetrachtung eines Kontextes von entscheidender Bedeutung. Gelingt sie nicht, so bleiben einzig unsere Erfahrungen wirksam für das Neue, und in der Folge wird das, was es darüber noch sein könnte, kaum in Erwägung gezogen. In einem weiteren Schritt der Wahrnehmung kommen spezifische Handlungen und Methoden in Betracht, die sich am Ort bewährt haben und ihm seinen Charakter gegeben haben; an dieser Stelle sind selbstverständlich auch Wissen und Kenntnis von hoher Bedeutung. Die gute Idee bringt Vorteile für viele Aus den gesehenen und auch noch nicht manifestierten Potenzialen des Ortes soll die Idee für das zu Realisierende entwickelt werden. Als Idee bezeichnen wir das Übergeordnete, das, was den Rahmen bildet. Innerhalb ihres Rahmens ist der mögliche Spielraum auszuloten. Die Idee, die wir suchen, ist also nicht etwas subjektiv Beliebiges, sondern muss von einem Streben nach einem zielorientierten, zutreffenden Urteil getragen sein. Emanuel Kants berühmte Devise hiess: «Handle nur nach derjenigen Maxime, von der du zugleich wollen kannst, dass sie ein allgemeines Gesetz werde.» Dieses Gebot zielt sehr stark auf die Bedeutung der Allgemeingültigkeit. Bei unseren Vorstellungen von wünschbarer Differenzbildung gilt es diesen Begriff auszuweiten und nach dem Verhältnis und der Wirkung des Spezifischen zum Universellen zu fragen. 78

Das Objekt hat eine eigene Präsenz und ist zugleich Teil eines Ganzen Der Begriff Innovation ist heute in aller Munde. Selbstverständlich auch beim Planen und Bauen mit Holz. Der Kernpunkt des innovativen Bauens besteht primär in der Suche nach Bildern. Man verfremdet Konstruktionen, damit sich das Bild verändert. Das Bild wird zum Selbstzweck. Architektur hat selbstverständlich mit Bildern zu tun. Wir alle sind umgeben von Bildwirklichkeiten. Von erlebten, erdachten und erträumten Bildern. Da wir fest daran glauben, dass ein Gebäude primär eine materielle Konstruktion ist und erst in zweiter Linie ein abstraktes Gebilde aus Fläche und Volumen, so glauben wir auch, dass die Konstruktion und die Entwicklung des Bildes sich gegenseitig bedingen. Bei der Innovation, die dem objekthaften Denken nahesteht, gehen häufig die Bilder aus, ihre Bilder gleichen sich und verwischen damit die kulturellen Differenzen. Nimmt man hingegen die kulturelle Basis zum Ausgangpunkt des Entwurfes, so scheinen die Bilder unerschöpflich zu sein, auch sie scheinen sich auf den ersten Blick zu gleichen und sind doch anders, wenn man genau hinschaut. Das gut gelungene Objekt steht für sich, ist selbstbewusst, hat eine starke Präsenz und ist doch Teil eines Ensembles. Lebenswerte Ensembles oder Orte entstehen aus einem Dialog zwischen Wissenschaft, Politik, Wirtschaft, Handwerk und andere Disziplinen. Im konkreten Fall wird ein Zusammenwirken der in ihnen findbaren Vorteile für den Ort gesucht. Beim gelungenen Einzelobjekt ist es nicht anders. Die in ihm versammelten Themen machen darin aber nicht Einzelaussagen. Sie wirken komplementär. Erst in der Zusammenfassung bekommt das Gebäude die geforderte Präsenz, die Eigenständigkeit und die Eigenwilligkeit, um langfristig


eine Bedeutung zu haben. Gute Gebäude im Kontext haben ein bestimmtes Mass an Andersartigkeit und an Allgemeingültigkeit. Erst dadurch leisten sie einen Beitrag im Ensemble. Das gelungene Gebäude dient dem Bewohner und bestimmt zugleich dessen Verhalten. Es sagt: «Ich bin!» Der Holzturm in Reussdelta Das Reussdelta ist eine künstlich geschaffene Landschaft am Urnersee. Das beliebte Erholungsgebiet wird vor allem von der einheimischen Bevölkerung besucht. Der Ort hat eine etwas melancholische Atmosphäre. Die Farben und das Glitzern der Wasseroberfläche, die Sanddünen und die Hecken, die Berge und der Horizont, das Kreischen der Seevögel und das Summen der Autos von der nahen Autobahn vermischen sich zu einer realen und gleichzeitig künstlichen Welt. Diese Welt hat einen Hauch von Metaphysik. Präsenz und Abwesenheit scheinen hier ihr Spiel zu treiben. Ein nicht vorhandener baulicher Kontext schaffte einerseits Freiraum für den Entwurf, gleichzeitig erschwerte dies die Wahl. Und kulturelle oder traditionelle Bildansätze für Aussichtstürme waren in der Region kaum zu finden. Solche von Kontrolltürmen, Wehroder Wohntürmen waren bekannt, die lagen jedoch nicht in unserm Interessensfeld. Die ersten Bilder im Entwurfsprozess assoziierten sehr stark mit solchen Funktionstürmen. Wir wollten von Anfang an keinen Turm bauen, bei dem eine technische Extravaganz dominieren würde. Wir suchten eine Konstruktion mit sinnlicher Poesie. Das Material sollte möglichst am Ort gewonnen und von heimischen Handwerkern erstellt werden. Wir wollten in diese reizvolle Natur-/Kulturlandschaft ein vom Menschen sorgfältig erdachtes und gebautes Ding setzen. Das Handwerk sollte hier gezeigt werden.

48 Baumstämme aus Weisstanne stehen aufrecht auf einer schwebenden Platte. Zwischen den Stämmen ist ein 12 cm breiter Abstand. Auf der zylinderförmigen Figur und auf einer zentralen Säule schwebt ein leichtes Dach. Der Dachrand hat eine ornamentale Form und scheint dadurch von den Stämmen sich lösen zu wollen. Die Plattform und die Treppe werden vom Dach getragen, sind in die Säule eingelassen und an den Baumstämmen angehängt. Alle Bauteile sind miteinander verbunden. Das Eine funktioniert nur über das Andere. Der Förster Werner Arnold hat die Baumstämme sorgfältig im nahen Wald ausgesucht und zur richtigen Zeit geschlagen. Aus der einfachen, fast archaischen Art des Konstruierens ist die Funktion entstanden und auch das Bild des Turmes. Weidengeflecht entlang der Wendeltreppe (Bild: Lucia Degonda)

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Man kann von vier Seiten in das Innere des Turmes gelangen. Dort findet man zuerst Schutz vor Regen und Sonne. Eine Wendeltreppe führt nach oben. Die Brüstung ist aus einem Weidengeflecht gebildet. Je höher man hinaufsteigt, desto mehr schliesst das Geflecht und bildet einen fast geschlossenen Raum. Das Licht durchscheint das Geflecht und wirkt wie ein Zauber der Natur. Oben angekommen eröffnet sich der Blick auf das Reussdelta. Vier Kanzeln öffnen den Blick in alle Himmelsrichtungen. In den geflochtenen Körben fühlt man sich wie ein Vogel im Nest. Der Turm wurde von einheimischen Handwerkern gebaut. Für die Zimmermannslehrlinge

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gab es eine neue Erfahrung. Die Korbflechter konnten ihr Handwerk in einer grösseren Dimension zur Schau stellen. Die Begeisterung bei den Beteiligten hat uns berührt. Der Turm steht an diesem bestimmten Ort. Er will betrachtet und bestiegen werden, um andere Dinge der nahen Natur zu betrachten und zu bewundern.

Gion A. Caminada Architekt, Professor, ETH-Zürich 7149 Vrin caminada@arch.ethz.ch


Dynamische Haltekraft von Wurzelstöcken Eine wichtige Funktion des Schweizer Bergwaldes ist sein Schutz vor Naturgefahren wie zum Beispiel Lawinen, Murgängen oder Steinschlag. Letzterer ist insofern interessant, weil der Wald bei einem Steinschlag Schutz bietet, indem er anhand der Vielzahl zufällig verteilter Einzelbäume und auf eine lange Strecke den Steinschlag bremsen kann. Für einen optimalen Steinschlagschutz spielt dabei der durchschnittliche Brusthöhendurchmesser und die Bestandesdichte eine Rolle. Beide beeinflussen die Steinschlagenergie, die ein einzelner Baum abbauen kann, und die Anzahl der zu erwartenden Baumtreffer. In einem früheren Projekt wurde der Einfluss von Steinschlag auf Einzelbäume umfassend untersucht [1]. Ein Resultat dieses Projekts war eine Formel, mit der bestimmt werden kann, ob ein Baum mit einem bestimmten Brusthöhendurchmesser und einer entsprechenden Höhe bei einem Steinschlag bricht oder nicht. Hierbei spielt es eine Rolle, in welcher Höhe der Stein einschlägt, wie schnell und wie schwer er ist und ob er den Baum frontal trifft oder vielleicht auch nur streift. Der Stein wird dabei auf unterschiedliche Weise durch den Baum abgebremst: Zum einen verbiegt sich der Baum und erzeugt dadurch Widerstand, zum anderen werden Stamm und Äste in Bewegung versetzt. Diese Mechanismen wurden bei speziellen Versuchen im damaligen Projekt gemessen, detailliert erfasst und erörtert. Ein Hauptbestandteil des Projekts waren dabei sogenannte Baumschlagversuche. Hierbei wurde ein keilförmiger Metallschlitten entlang einer Seilbahn beschleunigt und traf dann den Baum (siehe Abb. 1). Gemessen wurden bei den Experimenten die Beschleunigungen des Wagens und des Baumes entlang des Stammes, jeweils ungefähr in Einschlagrichtung.

Nachträgliche Computersimulationen zeigten, dass Bäume beim Einschlag des Wagens im Wurzelbereich bis zu 30 % der Steinschlagenergie auffangen [2]. Der gesamte Wurzelballen verschiebt sich in der Einschlagrichtung. Dabei werden zwangsläufig einzelne Wurzeln abgerissen. Zusätzlich zur Verschiebung erwarten wir auch noch eine Verdrehung des Wurzelballens. Wurzeln stablisieren den Stamm Die Stabilität und damit die potenzielle Schutzwirkung eines Baumes gegen Naturgefahren hängt unter anderem vom Holzaufbau (z. B. Elastizität) und Gesundheitszustand (z. B. Kernfäule) sowie von der Stammform und dem Aufbau der Krone ab. Eine entscheidende Rolle bezüglich der Stabilität spielt die Verankerung des Baumes im Boden. Man darf in dieser Hinsicht den Wurzelbereich nicht unterschätzen. Die Ausbreitung der Wurzeln im Untergrund trägt massgeblich zur Stabilität eines Baumes bei. Eine optimale Stabilisierung würde dann erreicht, wenn alle Wurzeln gleichmässig um den Stamm herum verteilt wären, da ein so aufgebautes Wurzelsystem eine gleichmässige Verteilung der auftretenden Kräfte entlang der Wurzeln garantiert [3]. Die Ausbreitung des Wurzelsystems wird nur zum Teil nach mechanischen Gesichtspunkten gesteuert. Sie erfolgt entsprechend den Hauptfunktionen des Wurzelsystems: Neben der Verankerung im Boden sind dies die Absorption von Wasser und Nährstoffen und der Transport dieser Stoffe über den Stamm zu den Blättern [4]. Die Dominanz einer der drei Hauptfunktionen kann zu einem asymmetrischen Aufbau des Wurzelsystems führen. So verhindert häufig schon der Aufbau des Untergrundes oder eine unregelmässige Nährstoffverteilung eine gleichmässige Ausbreitung der Wurzeln Bündner Wald 4 /2012 81


Abb. 1: Anprall des Metallschlittens in den Testbaum (Bild: Axel Volkwein)

(z. B. felsiger Untergrund). Auch der Standort selbst spielt bei der Wurzelausbreitung eine Rolle. Ein Baum an einem Steilhang ist im Allgemeinen durch die Ausbildung von Anker- und Stützwurzeln in Richtung des Hanggefälles optimal stabilisiert [3], einer plötzlichen seitlichen Belastung durch einen Sturm aber hätte er nichts entgegenzusetzen. Es stellt sich darum die Frage, wie sich die unterschiedliche Ausprägung der Wurzelsysteme in Abhängigkeit des Bodens und der Stamm- und Astfläche auf die Stabilität der Bäume auswirkt [5]. Versuchsvorbereitung Im Rahmen des diesjährigen Tag des Waldes im Münstertal ergab sich die Gelegenheit, erneut ein Baumschlagexperiment durchzuführen. Das Thema waren 2012 die einwirkenden Naturgewalten und deren Einfluss auf den Bergwald. Und da man einen gezielten echten Steinschlag auf einen Baum nur selten beobachten kann, bot sich hierfür als Ersatz ein künstliches Steinschlagexperiment an. Im Vorfeld des Versuchs musste dafür ein geeigneter Baum ausgewählt werden. Dieser sollte für einen Schutzwald typisch sein und in einer entsprechenden Höhenlage stehen. Der Baum sollte gerade gewachsen sein und eine kurze Krone aufweisen. Grosse Verletzungen sollte er auch keine 82

davongetragen haben, und die nächsten Nachbarbäume sollten nicht zu dicht stehen. Ein Brusthöhendurchmesser von 30 bis 50 cm wäre dabei sehr gut. Um den Versuch durchführen zu können, gibt es im Idealfall auch eine (Forst-)Strasse zwischen der Startposition des Wagens und des Testbaumes. So kann das bis zu 900 kg schwere Gefährt besser installiert werden. Das Gelände sollte ausserdem steil genug sein, damit der Wagen gut beschleunigen kann, ohne dabei unterwegs hängenzubleiben. Im nächsten Schritt wurde vom Münstertaler Förster Jörg Clavadetscher und seinem Waldarbeiterteam die Seilbahn für den Wagen installiert. Im Wesentlichen braucht man hierfür zwei zueinander parallele Seile, die den Testbaum zu beiden Seiten passieren. An diesen wird dann der Anprallwagen angehängt. Wenn das untere Ende der Seilbahn in der Höhe variabel installiert ist, kann die Anprallhöhe des Wagens am Baum präzise eingestellt werden. Der Wagen wird entlang der Führungsseile mit einer Seilwinde zur Startposition gezogen. Vor dem Test wird auch die Messtechnik installiert. Hauptelemente sind die Beschleunigungsmessungen am Wagen, am Baumstamm und an (teilweise freigelegten) Hauptwurzeln. Parallel dazu filmt eine Hochgeschwindigkeitskamera den Abbremspro-


zess mit 500 Bildern pro Sekunde. Eine zweite derartige Kamera ist auf den Wurzelballen gerichtet. Vor und nach dem Versuch wird zudem das gesamte Setup mit einem Vermessungsgerät (Tachymeter) erfasst. Bei der Wahl der richtigen Startposition kommt es in erster Linie auf den Höhenunterschied h zur Einschlagstelle und die Gesamtmasse m des Wagens an. Die Masse kann hierbei über mehr oder weniger zusätzliche Stahlgewichte variiert werden. Die gespeicherte Höhenenergie beträgt damit E = mgh. Die Energie wird hierbei in der Regel mit der Einheit kJ (Kilojoule) angegeben. Nimmt der Wagen entlang der Führungsseile Anlauf, beträgt seine theoretische Bewegungsenergie am Baum letztendlich ohne allfällige Reibungsverluste letzendlich E = ½ mv2. Die Einschlaggeschwindigkeit wird also mit etwa v = 2gh abgeschätzt. Erster Einschlag Der ausgewählte Testbaum hatte einen Brusthöhendurchmesser von 39 cm. Von den früheren Baumschlagversuchen wussten wir, dass der Baum bei einer Einschlagenergie von ca. 80 kJ brechen würde (zum Vergleich: Der aktuelle Rekord für den Rückhalt von Steinschlägen durch Schutznetze liegt bei 8000 kJ). Da wir bei unserem Versuch den Baum nicht

einfach fällen, sondern möglichst viel messen wollen, sollte unsere Einschlagenergie im Idealfall knapp unter der kritischen Versagensenergie liegen. Wir wählten eine Starthöhe des Wagens von 13,5 m bei einem Wagengewicht von 620 kg, was einer theoretischen Einschlagenergie von 82 kJ bei einer theoretischen Einschlaggeschwindigkeit von 16,3 m/s entspricht. Die Auswertung der Hochgeschwindigkeitsfilme ergab eine maximale Geschwindigkeit von 14 m/s (= 50 km/h), was einer Energie von etwa 61 kJ entspricht. Das heisst, etwa 25 % der maximal möglichen Energie wurde durch Reibung am Wagen abgebaut. Diese Abweichung gibt uns nun bei zukünftigen Experimenten einen Anhaltspunkt zum Einstellen der Startposition. Dem Baum wurde wie erwartet ein starker Schlag versetzt. Die seitliche Verformung an der Einschlagstelle breitete sich bis zur Spitze aus, und durch die dünnere dortige Stammdicke nimmt die Auslenkung Richtung Wipfel zu (Peitscheneffekt), bis dieser auf einer Länge von etwa 2,5 m abbricht. Betrachtet man die gemessenen Grössen, so erkennt man im Detail deutlich mehr als nur den mit blossem Auge erkennbaren Stammbruch. Die Beschleunigungsmessung ergab, dass der Wagen innerhalb von 7 Hundertstelsekunden ( 0,07 s) gestoppt wurde. Die-

Abb. 2: Einschlag des Wagens beim ersten Test.

Abb. 3: Maximale Auslenkung des Baumes

(Bild: Axel Volkwein)

nach 0,07 s. (Bild: Axel Volkwein)

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Abb. 4: Kerbe im Stamm nach dem zweiten Einschlag (Bild: Axel Volkwein)

se Zeitspanne ist zu kurz, als dass wir sie mit blossem Auge erfassen könnten (Zum Vergleich: Im Kino beträgt die Zeit zwischen zwei Bildern z. B. 0,04 s). Wir sind daher auf die Aufnahmen der Hochgeschwindigkeitskamera angewiesen, die in dieser Zeit insgesamt 15 Bilder liefert. In Abb. 2 sieht man davon den Moment des ersten Kontakts zwischen Wagen und Baum und den Baum bei seiner maximalen seitlichen Auslenkung von 12 cm. Der Wagen bewegte sich in der gleichen Zeit um insgesamt fast 20 cm senkrecht zum Baumstamm, sodass sich aus der Videomessung eine Eindringung des Keiles in den Baum von 8 cm ergibt. Die Auswertung der gemessenen Beschleunigungen ergab am Baumstamm gegenüber der Einschlagstelle einen Wert von rund 240 g, also dem 240-Fachen der Erd84

beschleunigung (zum Vergleich: Ein Pilot im Düsenjet darf maximal 10 g ausgesetzt sein). Diese Beschleunigung ist deshalb so hoch, weil es sich trotz Eindringung des Wagens in den Baumstamm trotzdem um einen sehr abrupten Abbremsvorgang handelt. Da diese hohe Beschleunigung nur sehr kurze Zeit wirkt, bewegt sich der Baum letztendlich nur sehr wenig. Wenn man die gemessenen Beschleunigungen nun zweimal über die Zeit integriert, verschob sich der Baum um 14 cm, was einigermassen mit der entsprechenden Videomessung korreliert. Deutlich geringer fallen die Beschleunigungen unten an den Wurzeln aus. Hier messen wir horizontal in Einschlagrichtung «nur» rund 20 g auf der Talseite und etwa 50 g auf der Einschlagseite. Auch die erwartete und gefilmte Aufwärtsbewegung der bergseitigen Wurzeln können wir mit den vertikal ausgerichteten Beschleunigungssensoren bei etwa 10 – 25 g messen. Die Vermessung mit dem Tachymeter hat ergeben, dass sich der Baum wieder bis auf 2 – 5 mm an seine ursprüngliche Position zurückbewegt. Zweiter Einschlag Da der Baum nach dem ersten Einschlag noch wie erhofft stehen blieb, konnten wir Abb. 5: Scherbruch (rot) durch den Stamm an der Einschlagstelle. (Bild: Axel Volkwein)


unmittelbar im Anschluss einen zweiten Versuch durchführen. Durch die Erstbelastung mussten wir jedoch davon ausgehen, dass der Wurzelballen als solches nicht mehr die volle Verankerung haben wird. Wir erhöhten die Einschlagenergie darum etwas, um dadurch eine grössere Belastung auf den Baumstamm selbst zu erreichen. Der Wagen traf den Baum mit einer effektiv gemessenen Energie von 83 kJ und einer Einschlaggeschwindigkeit von 59 km/h. Das Resultat war, dass der Stamm – wie für genau diese Energie erwartet – an der Einschlagstelle abscherte (siehe Abb. 3 ). Der Stamm blieb jedoch noch stehen, da sich die Baumkrone am Nachbarbaum abstützen konnte. Der oben beschriebene Peitscheneffekt im Wipfelbereich der Stammverformung liess noch ein weiteres 1,9 m langes

Stück des Baumwipfels abbrechen. Die maximale Auslenkung des Stammes betrug nun 21 cm bei einer maximalen horizontalen Beschleunigung des Stammes von 180 g unmittelbar vor dem Bruch. Fazit Mit dem demonstrierten Baumschlagversuch bekamen die Besucher des Münstertaler Tag des Waldes einen Einblick in die sehr schnellen Prozesse, die bei Steinschlägen ablaufen. Aus Sicht der Forschung sind die zu erwartenden Beschleunigungen im Wurzelbereich ein wichtiges Resultat. Dies ermöglicht der WSL, für zukünftige Versuche die optimalen Sensoren einzusetzen. Wichtig ist auch, dass wir die Messrate mit z. B. 5 – 10 000 Messwerten pro Sekunde sehr hoch ansetzen, um in der sehr kurzen

Abb. 6: Das Technikerteam mit Mitarbeitern der WSL und des Revier forestal da Val Müstair nach den erfolgreichen Tests. (Bild: WSL)

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Abbremszeit eine ausreichende Anzahl von Messwerten zu erhalten. Zukünftige Versuche im Schweizer Bergwald würden uns ermöglichen, die bei Steinschlagereignissen ablaufenden Prozesse genauer zu erfassen und daraus mögliche Schutzmassnahmen abzuleiten. Referenzen [1] Projekt Baumstabilität http://www.wsl. ch/fe/gebirgshydrologie/massenbewegungen/projekte/Treestability. [2] Jonsson, Martin ( 2007 ) Energy absorption of trees in a rockfall protection forest, Dissertation, ETH Zürich. [3] Mattheck, C., Teschner, M., Schäfer, J. ( 1997 ): Mechanical Control of Root Growth: A Computer Simulation. Journal of theoretical Biology 184 : 261 – 269. [4] Sitte, P., Ziegler, H., Ehrendorfer, F., Bresinsky, A. (Hrsg.) ( 1998 ): Strasburgers Lehrbuch der Botanik. Fischer, Stuttgart.

[5] Gärtner, H. ( 2004 ): Die Wurzel als Anker: Dreidimensionale Erfassung der Wurzelausbreitung unter Berücksichtigung der Holzanatomie. Forum für Wissen 2004, Schutzwald und Naturgefahren, 43 – 46.

Axel Volkwein Eidg. Forschungsanstalt WSL Zürcherstrasse 111, 8903 Birmensdorf volkwein@wsl.ch

Holger Gärtner Eidg. Forschungsanstalt WSL Zürcherstrasse 111, 8903 Birmensdorf holger.gaertner@wsl.ch

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Baumpatenschaften in der Surselva Bemerkenswerte Einzelbäume stehen stellvertretend für die natürliche und kulturlandschaftliche Vielfalt in der Surselva. Einzelpersonen, Familien, Gruppen, Unternehmen können dafür in der Surselva Patenschaften übernehmen. Mit dem Erlös werden Erhaltung und Aufwertung von Naturobjekten mitfinanziert und kulturelle Vorhaben von regionalem Interesse unterstützt. Zeitzeugen im Wald und in der Landschaft In der Surselva gibt es weit verstreut Einzelbäume oder auch Baumgruppen, welche Zeugen einer Landschafts-, Gesellschaftsund Familiengeschichte sind. Am bekanntesten ist wohl der Ahorn von Trun, am Gründungsort des Grauen Bundes. Grosse Fichten dienten als Unterstand für das Vieh in Weidwäldern und bestockten Weiden oder der Lagerung von Heu als sogenannte Heutannen. Einzelne Linden wurden anlässlich der Neugeburt eine Sohnes oder einer Tochter in der Nähe des Hofes gepflanzt. Knorrige Buchen sind Relikte des Schneitelns für Ziegenfutter oder des Sammelns von Streu als Stalleinlage. Gruppen von alten Weisstannen lassen frühere klimatisch bessere Zeiten erahnen. Tannen wurden auch aus wirtschaftlichen Gründen einst

beinahe ausgerottet. Die Grenzvorkommen der Buche bringen Licht in die einstige Verbreitung dieser Baumart. Ähnliches gibt es über die Arven in der Surselva zu berichten. Die Erhaltung alter, knorriger, dicker, alleinstehender Bäume dient zahlreichen Tier- und Pflanzenarten als Nahrungs- und Lebensraum. Am bekanntesten sind die sogenannten Spechtbäume mit Bruthöhlen für verschiedene Vogelarten. Diese werden auch gerne von Kleinsäugern angenommen und sind Nahrungsbäume für Insekten, welche wiederum von Vögeln, Fledermäusen usw. verspiesen werden. Aber auch zahlreiche Pilze, Flechten und Insekten sind auf alte Bäume mit dicker Borke und breit ausladender Krone als Zwischenstation oder als Hauptlebensraum angewiesen. Jeder einzelne Baum stellt eine Lebensgemeinschaft, ein Wunder der Natur, einen Mikrokosmos dar. Bizarre Baumgestalten vermögen auch uns Menschen zu faszinieren und in ihren Bann zu ziehen. Sie prägen die Landschaft und machen diese für Wanderer, Künstler, Träumer besonders attraktiv. Sie sind Oasen der Erholung. Die genetische Vielfalt zeigt sich in den Wuchs- und Kronenformen von Einzelbäumen. Einiges an Wissen, beispielsweise über Säulen-, Schlangen-, Trauer- und Spitzfichten, ist jedoch noch nicht aufgedeckt. Wir

Linde am Waldrand bei Sculms, Versam (Bild: Ruedi Zuber)

Eiche bei Carneglias, Brigels (Bild: Ruedi Zuber)

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Starke Buche im Uaul Pign bei Flims

Säulenfichte auf der Alp da Sevgein

(Bild: Ruedi Zuber)

(Bild: Ruedi Zuber)

tragen die Verantwortung, ein möglichst vielfältiges Erbgut für die Anpassung an veränderte klimatische Verhältnisse zu erhalten.

resp. die Patin erhält eine Dokumentation mit Foto. Der Baum wird mittels kleiner Holztafel gekennzeichnet. Es sind auch geführte Wanderungen zu bemerkenswerten Bäumen und Naturdenkmälern vorgesehen. Vom Patenschaftsbeitrag von Fr. 5000 pro Baum gehen 10 % an den Baumbesitzer, 10 % werden für die Auswahl und Dokumentation der Bäume verwendet. 80 % gelangen in den Regionalfonds zur Förderung von Natur und Kultur.

Stützpunkte der Biodiversität Der Kanton Graubünden verfügt über Konzepte für Naturwaldreservate, Sonderwaldreservate und Altholzinseln. Sie bezwecken die Erhaltung und Förderung der Biodiversität sowie der landschaftlichen Vielfalt. Die ausgewählten bemerkenswerten Bäume und Baumgruppen ergänzen diese Zielsetzungen. Die ökologisch wertvollen Habitatbäume bilden als Trittsteine ein zusätzliches Vernetzungselement und dienen dadurch der Verbreitung von Organismen. Pate werden für einen Baum in der Surselva Eine beliebige Privatperson oder Firma kann sich einen oder mehrere Bäume aus dem Angebot auf der Webseite der Regiun Surselva auswählen. Dieser Baum wird durch eine Vereinbarung zwischen dem Baumbesitzer und der Regiun Surselva bis zu seinem natürlichen Ableben gesichert. Der Pate

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Weitere Informationen finden sich unter www.baumpatenschaften.ch oder www.surselva.ch > deutsch > Baumpatenschaften bzw. >romontsch > padrinadi da plontas, wo der ausgewählte Baum auch reserviert werden kann.

Ruedi Zuber Ruedi Zuber, dipl. Forsting. ETH Teuchelweg 2, 7000 Chur ruedi.zuber@spin.ch


Tagung Naturwaldreservate Zielpublikum Waldfachleute; interessierte Fachleute im Bereich Artenförderung; Mitarbeitende in Natur- und Umweltorganisationen und in regionalen Naturpärken; Forstbetriebsleiter. Ziele der Veranstaltung Die Teilnehmenden – erhalten einen Einblick in die aktuelle Forschung in Naturwaldreservaten – kennen die Methodik des nationalen Monitorings von ETH und WSL in Naturwaldreservaten – kennen den aktuellen Stand des Wissens über Buchennaturwälder im Hinblick auf die Biodiversität – haben Folgerungen für Waldbau abgeleitet und diskutiert – haben Folgerungen für das Monitoring von kantonalen Waldreservaten abgeleitet und diskutiert Referierende – Prof. Dr. Harald Bugmann, Professur für Waldökologie, Institut f. Terrestrische Ökosysteme, ETHZ – Dr. Peter Brang, Leiter Forschungsgruppe Bestandesdynamik und Waldbau, WSL – Brigitte Commarmot wissenschaftliche Mitarbeiterin in der Gruppe Bestandesdynamik und Waldbau, WSL, Koordinatorin der Urwaldforschung der WSL in der Ukraine – Dr. Caroline Heiri, wissenschaftliche Mitarbeiterin Bestandesdynamik und Waldbau, WSL – Steffen Herrmann, Wissenschaftlicher Assistent, Bestandesdynamik und Waldbau, WSL – Dr. Thibault Lachat, wissenschaftlicher Mitarbeiter Forschungsgruppe Waldentomologie, WSL

– Lesly Helbling, Pro Natura, Projektleiterin Schutzgebiete und Waldreservate – Tobias Roth, Hintermann & Weber AG, wissenschaftlicher Mitarbeiter – Marcel Murri, Abteilung Wald des Kantons Aargau, Sektion Koordination und Ökologie – Christoph Fischer, Stadtoberförster, Betriebsleiter Forstbetrieb Region Aarau Datum und Ort Montag, 10. September 2012, Erlinsbach (AG) Morgen: Exkursion im Waldreservat Weidwald, Erlinsbach Nachmittag: Sitzungssaal Restaurant Hirschen in Erlinsbach Teilnahmegebühr CHF 360.– pro Person CHF 310.– pro Person für Mitglieder der Trägerorganisationen CHF 100.– für Studierende inklusive Kursunterlagen, Mittagessen und Pausengetränke Anmeldung Anmeldung via Internet: www.fowala.ch Die angemeldeten Personen erhalten eine Anmeldebestätigung sowie Informationen zur Anreise. Auskunft Fortbildung Wald und Landschaft, c/o Hasspache & Iseli GmbH, Hauptgasse 25, 4600 Olten Telefon: 062 212 82 81 E-Mail: hp @ hasspacher-iseli.ch.

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Baum des Jahres 2012 Die Lärche

Gleichzeitig mit dem Nadelaustrieb spriessen auf dem gleichen Ästchen die purpurroten weiblichen und etwas später die rötlich-gelben männlichen Blüten. Die 3 – 4 cm langen, eiförmigen Zapfen sind zuerst hellbraun, später grau. Nach erfolgtem Ausfall der kleinen, dreieckig-eiförmigen glänzend hellbraunen Samen bleiben die Zapfen jahrelang am Baum. (Bild: Koni Häne)

Für dieses Jahr wurde für einmal keine seltene Baumart zum Jahresbaum auserkoren. Die europäische Lärche (Larix decidua) ist eine der weltweit etwa zwölf Arten sowie weiteren Unterarten und gehört zur Familie der Kieferngewächse. Bezüglich Holzvorrat ist sie in den Schweizer Wäldern mit 5,5 % aller Baumarten vom Tiefland bis an die Baumgrenze vertreten. Mit einigen philatelistischen Belegen und Begleittexten wird diese Baumart vorgestellt. Beim Austrieb sind die schmalen Nadeln weich und hellgrün. Im Sommer dunkeln sie Im Wallis stehen noch heute unzählige Häuser, Spycher und Ställe aus Lärchenholz. Oft sind sie mehrere Hundert Jahre alt, wie beispielsweise das dargestellte, über 300 Jahre alte Fürstenhaus in Ernen. (Bild: Koni Häne)

etwas nach. Sie stehen jeweils in 20 – 40 Stück in rosettenartig angeordneten Büscheln. Der wohl bekannteste «Feind» der Lärche ist der Lärchenwickler. Die von graugrün, braun bis schwärzlich gefärbten Raupen dieses knapp 2 cm kleinen grauen Falters höhlen im 7- bis 9-Jahres-Turnus die Nadeln aus. Dadurch verfärben sich die Kronen der Bäume braun. Die wie verbrannt aussehenden Nadeln fallen ab, und ganze Lärchenbestände erscheinen selbst im Sommer kurzfristig kahl. Die Bäume treiben im gleichen Sommer noch einmal aus, bleiben aber «schütter». Der dadurch entstehende Zuwachsverlust widerspiegelt sich in einem auffallend schmalen Jahrring. Ortsbezeichnungen wie «Laret», «Larschi», «Larzey» sowie «Lötsch» deuten auf das Vorkommen von Lärchen hin, so beispielsweise das Lötschental, das Tal der Lärchen.

Koni Häne Förster i. R. 8966 Oberwil – Lieli AG konihaene@bluewin.ch

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WyssenBuwa Seilbahnen AG Titel: Musterseite – investiert in die Zukunft für Woodwing 2011

Reger Festbetrieb in der neuen Halle

Metallbauschlosser beim Schweissen eines

(Bild: Wyssen Seilbahnen AG)

Laufwagen-Klemmapparates während des Tags der offenen Tür (Bild: Wyssen Seilbahnen AG)

Die Ursprünge der Firma Wyssen Seilbahnen AG liegen im Jahr 1926, als Jakob Wyssen sen. mit seinem Bruder eine mobile Holzsägerei anschaffte und damit begann, Bauholz direkt vor Ort zu schneiden. Später folgte eine fix installierte Sägerei in Reichenbach, wo heute das Restaurant Tropic steht. Um die Beschädigungen und Verschmutzungen durch die damals gängige Holzbringung zu vermeiden, überlegte er sich, wie man dies optimieren könnte. So entstand die Idee vom Seilkran, welchen er für seinen eigenen Bedarf entwickelte. Da die Vorteile dieser damals genialen Neuentwicklung auch andere interessierte, erhielt er Anfragen zum Verkauf solcher Anlagen. Somit stellte er seine Produktion vom Holzverarbeiter um auf die Herstellung von Seilkrananlagen. Über all die Jahre folgten innovative Neuentwicklungen. Dies führte dazu, dass bis heute Wyssen Seilkrananlagen auf allen Kontinenten in über 60 Ländern zum Einsatz kamen. Der Name Wyssen Seilbahnen AG steht für Innovation, Qualität, Kundendienst, breites Sortiment und wirtschaftliche Lösungen.

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Im Mai 2012 öffneten die Wyssen Seilbahnen AG und die wyssen avalanche control AG ihre Türen. Über tausend Besucher strömten am 11. und 12. Mai nach Reichenbach und hatten dort die Möglichkeit, Entwicklungen aus den Anfangsjahren und moderne Technik direkt nebeneinander zu besichtigen. Im Nostalgie-Kino konnten die Gäste Rückblicke auf die alte Holzerei werfen. Einer der Wyssen-Lernfilme über den Aufbau und Betrieb einer Seilkrananlage stammte aus dem Jahre 1947. Um die Kunden auch weiterhin auf dem hohen Standard bedienen zu können, hat Wyssen nun eine neue Lagerhalle gebaut. In nur sechs Monaten entstand der neue Hallenbau, der mit 1000 m2 Grundfläche direkt an die bestehenden Gebäude des Unternehmens grenzt. Die neue Fläche wird in der Endmontage sowie als Lager für die Produktion der beiden Unternehmensbereiche Materialseilbahnen und Lawinenauslösung genutzt.


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Zum Andenken an Carlo Jörg– Titel: Buwa Musterseite (25. 7.Woodwing 1960 – 4. 7. 2011) für 2011 Untertitel Grundschrift

Carlo Jörg in seinem Gebrigswald. (Bild: zVg. Yvonne Jörg)

Vor etwas mehr als einem Jahr, am 4. Juli 2011, schloss sich in St. Moritz der Lebenskreis von unserem lieben Försterkollegen Carlo Jörg viel zu früh. Nach einem unglaublichen Leidensweg durfte er wenige Tage vor seinem 51. Geburtstag von seinen Qualen erlöst werden. Ich bin dankbar, dass ich Carlo zu meinem Freundeskreis zählen durfte. Es war mir immer ein Vergnügen, ihm mit seiner aufgestellten und energiegeladenen Art zu begegnen. Er gehörte für mich zu jenen Berufskollegen, deren Meinung mir wichtig war, wenn es darum ging, irgendwelche Fragen praxisverträglich zu lösen oder Ideen zu entwickeln. Es war immer interessant und vor allem auch lustig, mit ihm zusammenzuarbeiten. Alle, die Carlo kannten, wissen, dass bei ihm der Humor nicht zu kurz kam und man mit ihm zusammen oft herzhaft lachen konnte. Carlo hat uns immer wieder mit seinem Tatendrang und seiner Kreativität beeindruckt. Sowohl als Förster als auch in seiner Freizeit überraschte er oft mit neuen Ideen und manchmal auch etwas verrückten Ta-

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ten. Dabei wurde er nicht nur von seinem Ehrgeiz, sondern immer auch von einer tüchtigen und beispielhaften Portion Lebensfreude angetrieben. Er wird mir – und bestimmt auch allen andern, die ihn gekannt haben – als ein ganz besonderer, mutiger Mensch in Erinnerung bleiben, der in seinem viel zu kurzen Leben viel mehr erlebt und geleistet hat, als andere, wenn sie hundert Jahre alt werden. Beat Philipp Carlo Jörg mit seinem selbst gebauten Graubündneridoo (Digeridoo aus Bündner Holz) (Bild: zVg. Yvonne Jörg)


Vorschau «Bündner Wald» Oktober 2012 «Bildungslandschaft» In den letzten zehn Jahren hat sich auf dem forstlichen Bildungsparkett vieles gewandelt, und so haben viele neue Tänzerinnen und Tänzer die Bühne des Waldspiels betreten. Für jeden forstlichen Tanz gibt es mittlerweile gut und vielseitig ausgebildetes Personal. Die verschiedenen Schulen und Bildungsstätten bieten mittlerweile breite Angebote, welche von den Interessierten meist individuell und nach Interesse zusammengestellt werden können. Bleibt zu hoffen, dass die verschiedenen Theater, Schauspielhäuser, Freilichtspiele erkennen, welche Vielfalt an ausgebildeten Darstellern vorhanden ist. Nur wer die Fähigkeiten der neuen Künstlerinnen und Künstler kennt, kann sie auf der Bühne des Waldspiels richtig einsetzen und diese wiederum ihre volle Fähigkeiten entfalten lassen. Der «Bündner Wald» will seinen Teil dazu beitragen – mit der nächsten Nummer «Bildungslandschaft im Wandel».

Vorschau auf die nächste Nummer: Dezember 2012: «Wald und Wild» Redaktion: Jörg Clavadetscher Korrigenda «Bündner Wald» Juni Auf Seite 59 der «Bündner Wald»-Ausgabe vom Juni hat sich ein fachlicher Fehler eingeschlichen. In der Bildlegende heisst es: «Surcasti, befallene Birke». Richtig wäre «Surcasti, befallene Birne», da die Birke vom Feuerbrand gar nicht befallen werden kann.

Redaktion Sandro Krättli Herausgegeben von Graubünden Wald, Amt für Wald und Naturgefahren Graubünden und der SELVA. Verleger: Südostschweiz Presse und Print AG, Südostschweiz Print, CH-7007 Chur Sekretariat: SELVA, Christophe Trüb, Bahnhofplatz 1, CH-7302 Landquart, Telefon + 41 (0) 81 300 22 44, buendnerwald @ selva-gr.ch Redaktoren: Jörg Clavadetscher, Revier forestal da Val Müstair, CH-7535 Valchava, Telefon + 41 (0) 81 858 58 21, forestal-muestair @ bluewin.ch. Sandro Krättli, AWN GR, Sagastägstrasse 96, CH-7220 Schiers, Telefon + 41 (0) 81 300 24 11, sandro.kraettli @ awn.gr.ch. Die Redaktion behält sich vor, Beiträge in nicht verlangter Form ohne Rückfrage zu ändern Druckvorstufe (Satz, Lithos, Belichtung) : Südostschweiz Presse und Print AG, Südostschweiz Print, Kayleigh Leiser Druck: Südostschweiz Presse und Print AG, Südostschweiz Print, Postfach 508, Kasernenstrasse 1, CH-7007 Chur, Telefon + 41 (0) 81 255 51 11, Fax + 41 (0) 81 255 52 89. Erscheint sechsmal jährlich. Auflage 1700 Exemplare Inserate: Südostschweiz Publicitas AG, Neudorfstrasse 17, CH-7430 Thusis, Telefon + 41 (0) 81 650 00 70, Fax + 41 (0) 81 650 00 74, thusis@so-publicitas.ch Abonnementspreise: CHF 60.– (für Mitglieder Verein Graubünden Wald) Abonnemente/Adressänderungen: Südostschweiz Presse und Print AG, Südostschweiz Presse, Postfach 508, Administration, Kasernenstrasse 1, CH-7007 Chur, Telefon + 41 (0) 81 255 50 50, www.buendnerwald.ch Für Inseratetexte übernimmt die Redaktion keine Verantwortung, auch muss die Meinung der Beiträge nicht mit der Ansicht der Redaktoren übereinstimmen. Autoren, die zu obenstehenden Themen publizieren möchten, sind herzlich eingeladen, ihre Vorschläge der Redaktion einzureichen.

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Hans Andreas Valär, Agrischa

Unsere Natur. Unser Beitrag. Unser Graubünden. Hans Andreas Valär gibt Graubünden Leben. Wir geben ihm unsere Unterstützung. Täglich setzen sich Menschen vor und hinter den Kulissen für noch mehr Lebensqualität in Graubünden ein. Weil wir dieses Ziel mit ihnen teilen, engagieren wir uns jedes Jahr bei über 300 Bündner Projekten in Kultur, Sport, Wirtschaft und Sozialem. Wir sind stolz, auf diesem Weg zur Vielfalt und zur Identität Graubündens beizutragen.

Gemeinsam wachsen. www.gkb.ch/engagements


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