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Wald

Jahrgang 66 | April 2013

Frischer Wind in Haldenstein

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Inhalt

Frischer Wind in Haldenstein Editorial.................................................. 4

Calandawind............................................. 37

Grusswort des Gemeindepräsidenten........... 5

Haldenstein – Die grosse Rüfe von 1971.... 44

Vor 70 Jahren brannte

Vereinsmitteilung,

der Wald am Calanda.................................. 7

Programm der Versammlung..................... 52

Bewirtschaftung der Weidewälder

Jahresbericht 2012 des Vorstandes

Kieswerk Oldis AG.................................... 40

von Haldenstein........................................ 11

von Graubünden Wald.............................. 54

Der Kastanienbaum – mehr als nur Holz.... 13

Erläuterungen des Kassiers........................ 59

Mehrfamilienhäuser Oberägger

Vorschau «Bündner Wald», Juni 2013........ 63

in Haldenstein........................................... 18 Der Hängende Garten

Titelbild:

von Schloss Haldenstein............................ 21

Sandro Krättli

Burgenverein Haldenstein.......................... 26 Batänja-Verein.......................................... 30

Bild Inhaltsverzeichnis:

Der Schotsch, ein kleines Naturparadies..... 32

Mattias Nutt

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Bündner Wald 2/2013 3

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Editorial

Lange suchte ich nach einer geistreichen Geschichte, welche ich in dieses Editorial einflechten könnte. Während ich mich über Ostern erfolglos um diese Zeilen kümmerte, ereignete sich im Engadin gemäss Schlagzeilen ein GAU – Sicherheitsvorkehrungen versagten und eine bisher vorbildliche Symbiose zwischen Stromproduktion und Biotopregulation kollabierte. Ein Kollege meinte treffend und wohl eher nachdenklich als sarkastisch: «Zum Glück hantieren die nicht mit Atomstrom.» Im Rheintal weht bezüglich Stromproduk­ tion ein neuer Wind: Windenergie, ein Novum in Graubünden. Hier wurde vorgängig alles abgecheckt – für Pferde samt Reitenden, Fledermäusen, Hirschen und Wölfen soll keine Gefahr oder wesentliche Einschränkung ihres Lebensraumes entstehen. Ach ja, die Wölfe, sie sind wieder etwas aus den Schlagzeilen verschwunden, wohl weil sie mit den Hirschen saisonal aus dem menschlichen Blickfeld gezogen sind. Politisch bleibt ihre Präsenz aktuell. Eine Gruppe von Grossräten hält es für nötig, das Volk mitentscheiden zu lassen, ob Grossraubtiere hier leben sollen oder nicht. Eine nächste Frage also, welche basisdemokratisch entschieden werden könnte. Aus einer anderen Ecke wird die Regulation des Schalenwildes durch die Sonderjagd infrage gestellt – auch hier soll basisdemokratisch für Klarheit gesorgt werden. Spannend finde ich hierzu eine neulich erschienene Mitteilung zur Sicherheit im Strassenverkehr, welche statistisch einen neuen Rekord mit Wildunfällen dokumentiert. In diesen Tagen ist auch von Höchstzählungen bei der Hirschtaxation zu hören. Als junger Forstingenieur musste ich lernen, dass nicht die Anzahl Tiere, sondern deren Verteilung entscheidend ist. Daraus könnte man nun schliessen, dass sich Wildtiere ver-

mehrt auf Strassen verteilen. Ob dieses verschärfte Sicherheitsrisiko für Verkehrsteilnehmende durch die Sicherheitsholzerei zu kompensieren versucht wird, wäre eine weitere spannende Mutmassung für eine öffentliche Diskussion. Weniger Bäume für mehr Wild – dies kennen wir doch von irgendwoher. Weniger Bäume, dafür mehr Wind, spricht dann wieder eher fürs Windrad – da wird mir ja ganz sturm im Kopf. Schlaue Olympiagegner glaubten auch, die Sicherheitsholzerei entlang der Strassen sei eine vorgezogene Rodung für den Bau einer weiteren Autobahnspur. Ja Olympia, oder eher Nein – was wurde alles an diese Frage geknüpft. Auch da wurde mir ganz sturm. Nun gut, Olympia kommt nicht; das Windrad steht; die Wölfe jagen bald auf Strassen Hirsche; ein paar Grossräte wollen dies mit dem Volk diskutieren; eine weitere Gruppe will das Volk darüber entscheiden lassen, wie man Hirsche besser reguliert; Wild­ unfälle auf Strassen nehmen zu; die Anzahl Bäume neben Strassen nimmt ab ... wie gesagt, mir wird da ganz sturm – vielleicht auch, weil es in meinem Wohnort Maienfeld, seit das Windrad läuft, mehr stürmt. Oder habe ich da was falsch verstanden? Egal, darüber konnte man ja eh nicht abstimmen. Dies mache ich dafür an der diesjährigen Jahresversammlung in Haldenstein wieder, auch wenn ich dadurch nur den Kassier entlaste.

Sandro Krättli, Redaktor Bündner Wald Sagastägstr. 96, CH-7220 Schiers sandro.kraettli@awn.gr.ch

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Grusswort des Gemeindepräsidenten Die Einwohner von Haldenstein freuen sich, die Vertreter des Vereins Graubünden Wald zur Generalversammlung begrüssen zu dür­ fen. Dies in einer Gemeinde mit mehr ei­ genständiger Geschichte als hinlänglich be­ kannt. Bis 1803 war Haldenstein nämlich eine Freiherrschaft mit eigenem Münzrecht und eigener Gerichtsbarkeit. Vom Münz­ recht wurde denn auch ausgiebig Gebrauch gemacht, oftmals allerdings wurden Mün­ zen in schlechter Qualität geprägt, sodass den Freiherren dieses Privileg als Strafe im­ mer wieder genommen wurde. Als Relikt dieser Freiherrschaft resultieren heute noch die drei Burgruinen «Halden­ stein», «Lichtenstein» und «Grottenstein» sowie, noch in Gebrauch, das Schloss Hal­ denstein. Das Schloss wurde um 1540 vom damaligen französischen Gesandten Joh. Ja­ kob Castillon gebaut. 1966 ging das Schloss in eine Stiftung über und wurde bis 1994 renoviert. Heute ist unter anderem die Ge­ meindeverwaltung einquartiert. Weiter ist auch der Kanton mit Büroräumlichkeiten eingemietet. Eine Wohnung, das Schloss­ café, eine Druckwerkstatt und ein Künstle­ ratelier runden den vielfältigen Nutzen ab. Die Gartenanlage wird von der Rosengrup­ pe Graubünden gepflegt. Alternierend fin­ den im Zweijahresrhythmus die Schlossoper Haldenstein sowie das Gartenfestival statt. Beide Veranstaltungen werden von ca. 5000 Besuchern besucht und geniessen weit über die Kantonsgrenzen hinaus Bekanntheit. Neu wurde in einem Teil der Anlage ein Garten-Theater, in welchem verschiedene ­ Darbietungen das Kulturangebot ergänzen sollen. Neben diesen historischen Bauten ­ begrüsst Sie ab dem kommenden Frühjahr ein ganz neues Bauwerk in Haldenstein. Pri­ vate Initianten erstellen das erste Windkraft­ werk in Graubünden. Ein 170 m hohes Windrad, welches etwa den Stromverbrauch

von Haldenstein produzieren wird. Eine klei­ ne, aber feine Anzahl Gewerbebetriebe bie­ ten über 200 Arbeitsplätze an. Daneben kämpft Haldenstein mit den «nor­ malen» Problemen einer Bündner Gemein­ de. Aus der Jahresrechnung ergeben sich folgende finanziellen Anteile in Bezug auf die Ausgaben. Bildung ca. 30 %, EW ca. 20 %, Verwaltung 9 %, Sicherheit 1 %, Kul­ tur 1 %, Gesundheit 4 %, Soziales 4 %, Ver­ kehr 5 %, Werk (Wasser, Abwasser, Keh­ richt) ca. 7 %, Finanzen 9 % und schliesslich der Forstdienst mit ca. 10 % der Ausgaben. Die Gemeinde Haldenstein ist 1856 ha gross und davon sind 1149 ha Waldfläche. Diese werden mit einer Forstgruppe von vier Per­ sonen und einem Lehrling betreut. Die Forstgruppe wird allerdings schon seit Jahr­ zehnten als kombinierte Forst- und Werk­ gruppe betrieben. Diese Zusammenlegung hat sich für Haldenstein hervorragend be­ währt. Während den «holzschwachen» Sommermonaten können Arbeiten im Ge­ meindewerk ausgeführt werden. Trotzdem ist die Forst- und Werkgruppe in den letzten Jahren bei jeder Budgetbera­ tung wieder ein Thema, und der Forst gerät jährlich unter Druck. Sind alle Ausgaben nö­ tig? Können noch neue Einnahmen gene­ riert werden? Welche Projekte werden vom Kanton unterstützt usw. Einzige Kriterien für eine Budgetkürzung müssen aber die Leistungen sein, und wenn Kürzungen voll­ zogen werden sollen, muss dies eine Leis­ tungskürzung nach sich ziehen. Bisher war es noch nicht nötig, der Bevölkerung solche einschneidenden Abstriche vorzuschlagen und eine öffentliche Diskussion anzuzetteln. Sollten aber noch weitere Sparmassnahmen nötig werden, wird dies sicherlich der nächs­ te Schritt sein. Diese Problematik stellt sich sicher auch in anderen Gemeinden. Dank innovativer und Bündner Wald 2 /2013 5

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kreativer Forstorgane werden der Bevölkerung aber immer wieder neue Lösungen aufgezeigt, welche gleichzeitig alle Interessen und Aufgaben des Waldes erfüllen. Diese haben sich trotz Finanzdruck nicht geändert. Die Anforderungen an Schutzwald, Lebensraum und Erholungsgebiet müssen, bei immer kleiner werdenden finanziellen Mitteln, unter einen Hut gebracht werden. Ein Spagat, der Ihnen täglich alles abverlangt und noch vermehrt abverlangen wird.

Wir wünschen Ihnen für diese Aufgabe alles Gute und eine interessante Tagung in Haldenstein.

Robert Giger Gemeindeverwaltung 7023 Haldenstein gemeinde@haldenstein.ch

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Vor 70 Jahren brannte der Wald am Calanda

Der Calandahang vor dem verheerenden Waldbrand (Bild: Archiv AWN )

1. Die Katastrophe Der Freitag, 20. August 1943, wird noch manch älterem Haldensteiner, Churer oder Felsberger in Erinnerung geblieben sein. Was war geschehen? Der Sommer 1943 war ausgesprochen heiss. Es herrschte g ­ rosse Trockenheit, namentlich im Churer Rheintal. Man befand sich im Krieg, und auf dem Waffenplatz Chur war eine Rekrutenschule mit Schiessübungen beschäftigt. Vom Rossboden aus wurde mit Leuchtspurmunition auf Ziele am Calanda geschossen. Dabei schlug ein Geschoss am Fuss der Felswand von Malabiel auf einen Stein oder Fels auf und wurde seitlich abgewiesen. Der Leuchtspursatz löste sich und brannte am Boden aus. Durch die grosse Hitze entzündete sich das umliegende trockene Gras und Reisig. Sofort nach Entdecken des Feuers wurde das Löschpikett der Rekrutenschule aufgeboten. Da jedoch starker Föhnwind herrschte, war dieses nicht in der Lage, den sich rasch ausbreitenden Brand wirksam zu bekämpfen. Die ganze Schule, insgesamt rund 400 Rekruten, wurde eingesetzt. Am Nachmittag mussten auch die zivilen Feuerwehren der umliegenden Gemeinden und der Stadt Chur alarmiert werden. Der Kleine Rat liess beim Armeekommando militärische Hilfe anfordern, welches in der Folge rund 3000

Soldaten für die Brandbekämpfung zur Verfügung stellte. Dieses Gross­aufgebot führte den Kampf gegen den Waldbrand – den grössten, den die Schweiz bis dahin erlebt hatte! – nach allen Regeln der Taktik unter der Oberleitung des Geniechefs des dritten Armeekorps. Das Feuer breitete sich aber so unberechenbar und sprunghaft aus, dass die Löschmannschaften Gefahr liefen, eingeschlossen zu werden. Sie mussten demzufolge durch Funk gelenkt werden; was heute eine Selbstverständlichkeit ist, war damals aber noch mit beträchtlichem technischem Aufwand verbunden! Auf dem Höhepunkt der Katastrophe waren über 3600 Mann mit 100 Pferden und 16 Motorfahrzeugen im Einsatz, wobei anfänglich etwa 4000 Brandherde zu bekämpfen waren, zehn Tage später noch deren 30. Erst zwei Tage nach seinem Ausbruch, am 25. August 1943, konnte das Grossfeuer unter Kontrolle gebracht werden. Doch auch später brachen immer wieder einzelne Brandherde aus, so dass die letzten militärischen Brandwachen erst am 13.  September entlassen wurden und die Verantwortung an die zivilen Feuerwehren übergeben werden konnte. Am 14. September schliesslich setzte ein ergiebiger Landregen dem Spuk ein Ende. Was den Löschmannschaften harte und gefährliche Arbeit verursachte, bot dem Betrachter ein gewaltiges Naturschauspiel, hauptsächlich in der Nacht. Eine Augenzeugin berichtete, die haushohen Flammen und die wie der Lichterglanz einer nächtlichen Stadt flackernden Laternen der Brandbekämpfer seien ihr vorgekommen wie ein riesiger Christbaum: die Laternen wie Kerzen und die brennenden Bäume wie Wunderkerzen. Noch in weiter Ferne habe man das Krachen der auseinanderberstenden Bäume gehört. Ein anderer Zeuge schreibt: «Chur war total verdunkelt (Kriegsverdunkelung), Bündner Wald 2 /2013 7

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aber es schien, als ob an den Hängen des Calanda eine neue Stadt entstanden wäre. Die unzähligen Feuernester wirkten wie erleuchtete Fenster. Ein schauriger Anblick. Das einzigartige Ereignis wurde denn auch von vielen Bewohnern Churs bis zu später Stunde angesehen.» In einer Zeitung vom 21. August 1943 stand zu lesen: «Haushohe Feuergarben lohten, verstreut auf eine ungeheure Fläche, hier und dort gegen den Nachthimmel, und bis gegen den Sennenstein und gegen die Waldgrenze hinauf waren Brände zu entdecken.» Ein Feuerwehrmann schreibt: «Auf der ganzen Länge schien alles in Flammen zu stehen. Hohe Flammen schlugen überall aus dem Wald empor, und dicke Rauchschwaden verdeckten Gipfel und Zacken des Calanda. Ein Rauschen und Tosen, vielen Wildbächen ähnlich, tönte bis nach Chur hinüber.» Der Calanda im Vollbrand (Bild: Archiv AWN )

Der beim Brandausbruch herrschende Föhn führte dazu, dass vor allem die nordöstlich an das Zielgelände angrenzenden Gebiete, und damit insbesondere das Dorf Haldenstein, gefährdet waren. Dem Bericht eines an den Löscharbeiten beteiligten Offiziers entnehmen wir: «Mehr und mehr wälzte sich das Feuer gegen Haldenstein, dessen Feuerwehr bereits zum Schutze der vielen Alphütten auf Foppa und Nesselboden ausgerückt war. Zur Verstärkung der Feuerwehr Haldenstein ist schon am frühen Nachmittag eine Rekrutenkompanie nach dort beordert worden. Diese Kräfte erwiesen sich aber schon bald als zu schwach. Das Feuer übersprang die Abwehr und zwang die Rekruten immer wieder zum Rückzug.» Am Abend hatte die Windstärke zugenommen und trieb das Feuer immer näher gegen Haldenstein. Das Dorf war demnach sehr gefährdet und zudem ohne Ortsfeuerwehr, weshalb Teile der Churer Feuerwehr den Schutz des Dorfes übernehmen mussten. Der Waldbrand hatte sich rasch auf eine grosse Fläche ausgedehnt. Zur Brandbekämpfung wurde das ganze Gebiet in zwei Abschnitte aufgeteilt: Felsberg und Haldenstein. Bei Felsberg konnte das Feuer im Bereich des Kleintobels auf­ gehalten werden, während sich der Waldbrand in nordöstlicher Richtung allmählich bis Arella und Ussercunclis ausdehnte. Es muss als riesiger Glücksfall bezeichnet werden, dass das Dorf Haldenstein nicht auch dem Grossbrand zum Opfer gefallen ist! Als grosse Erschwernis für die Brandbekämpfung erwies sich neben dem Föhn der Wassermangel am ohnehin trockenen Calanda. Die Mannschaften mussten dem Feuer mit Schanzwerkzeugen und Ästen zu Leibe rücken. Es wurden Schneisen ausgeholzt, die aber vom Feuer immer wieder übersprungen wurden. Erst der am 25. August einsetzende leichte Regen entschärfte all-

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mählich die Lage. Trotzdem dauerte es ganze dreieinhalb Wochen, bis der letzte Brandherd erstickt war! 2. Die Aufräumarbeiten Das Ausmass des Schadens trat erst nach Beendigung der Löscharbeiten richtig zutage; die Bilanz sah verheerend aus: 400 Hektaren Wald auf Gebiet der Gemeinde Haldenstein und 77 Hektaren auf Felsberger Territorium waren in Mitleidenschaft gezogen worden. Am meisten betroffen waren die umfangreichen Waldföhren- und Legföhrenbestände. Rund 54 000 Kubikmeter Holz mussten in Form von Zwangsnutzung, weitere 16 000 Kubikmeter zur Sicherung des Zielgeländes des Schiessplatzes gefällt, abtransportiert, gelagert und verkauft werden. Der Bund hatte bereits 1942, also ein Jahr vor dem Grossbrand, gegenüber den Gemeinden Felsberg und Haldenstein sein Interesse am Kauf des Zielhanges über dem Rossboden bekundet. Er beabsichtigte, das Gelände nach der Erwerbung abzuholzen um der Brandgefahr vorzubeugen. Kurz nach dem Brand verkauften die beiden Gemeinden einen Teil des abgebrannten Waldes dem Eidgenössischen Militärdepartement, das ihn nun kahlschlagen liess. Der Abtransport der immensen Holzmenge hätte die Kapazität der Bahnhöfe von Haldenstein und Felsberg bei Weitem überstiegen. Aus diesem Grunde wurde ­ auf dem Schiessplatzgelände ein zentraler Holz­ lagerplatz eingerichtet. Das angebrannte Holz gelangte nach mehrmaligem Umladen über Reisten, Schlittenwege, Rollbahnen und Seilbahnen schliesslich auf den Rossboden. Von hier wurde ein eigener Gleisanschluss zum Güterbahnhof Chur erstellt. Die Liquidation des angebrannten Holzes wurde im Auftrag des Bundes vom kantonalen Forstinspektorat durchgeführt und dauerte vom Herbst 1943 bis ins Jahr 1949, wobei

mit einem durchschnittlichen Tagespensum von 70 Kubikmetern gerechnet wurde. Die Arbeit konnte nicht mit einheimischem Personal bewältigt werden, da die meisten Arbeiter im Militärdienst weilten – man war ja mitten im Zweiten Weltkrieg! Als willkommene Arbeitskräfte wurden dafür Internierte aus Italien, Polen und Deutschland eingesetzt. Die Gesamtkosten dieser Zwangsnutzung beliefen sich auf rund vier Millionen Franken. Eine militärische Untersuchung ergab, dass das Feuer durch den Schiessbetrieb im Rossboden ausgelöst worden war. Demzufolge war die Eidgenossenschaft schadenersatzpflichtig. Der Bund übernahm denn auch die Vergütung des für die Gemeinden Felsberg und Haldenstein entstandenen Schadens und die Kosten für die Abräumung und Liquidation des zwangsgenutzten Holzes. Für Haldenstein bedeutete dies: Ausgleich für die Verringerung des jährlichen Hiebsatzes von 1200 auf 700 Festmeter. Felsberg stellte Schadenersatzansprüche in der Höhe von 135 000 Franken, Haldenstein von 700 000 Franken. 3. Die Wiederherstellung Mit dem Aufräumen und Verwerten des anfallenden Schadholzes war es aber nicht getan. Die kahlen Hänge des Calanda mussten, mit Ausnahme des als Zielgelände genutzten Teiles, so rasch als möglich wieder bepflanzt werden, um der Erosion und den Klimaveränderungen entgegenwirken zu können, denn der Wald hatte dem Dorf Haldenstein einen willkommenen Windschutz geboten, der nun spürbar fehlte. Bereits während der Abholzungsarbeiten wurden von den Forstorganen zwei Wiederaufforstungsprojekte ausgearbeitet und am 27. Oktober 1943 vom Bundesrat genehmigt. Jenes für Felsberg rechnete mit Kosten von 110 000 Franken, dasjenige für Haldenstein sogar mit Kosten von 700 000 Franken. Diese Projekte umfassten eine Bündner Wald 2/2013 9

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Wald-Weide-Ausscheidung, Grassaaten, Kulturen sowie den Bau von Begehungswegen und Lawinenverbauungen und hätten bis 1964 abgeschlossen werden sollen. Es wurden rund 87 000 Laufmeter Weidezäune errichtet, 15,8 km Waldwege gebaut und vier Tonnen Gras- und Klee­samen als Erosionsschutz gesät. Des Weiteren wurden ca. 1,8 Millionen Nadel- und Laubbäume gepflanzt, nämlich 10 % Fichten, 35 % Lärchen, 28 % Waldföhren, 17 % Bergföhren, 6 % Buchen und 4 % andere Laubbäume. Um dieses Pflanzgut zu gewinnen, legte man drei Pflanzgärten bei Untervaz, im Oldis und beim Dorf Haldenstein sowie vier Vorschulund Saatgärten auf verschiedenen Höhenlagen im Unterberg bei Felsberg, auf dem NesANZEIGE

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selboden, auf Fontanulja und in der Unteren Alp bei Haldenstein an. PS für Feinschmecker: Nach dem Brand trat zunächst eine grosse Menge orangeroter Pilze auf. Diese verschwanden aber bald wieder und machten einer riesigen Morchelbrut Platz. Die Gemeinde Haldenstein, die diese gesuchten Speisepilze sammeln liess, verkaufte sie nach allen möglichen Orten in der Schweiz und löste für annähernd zehn Tonnen ca. 50 000 Franken! Nach Abtretung eines Teils des abgebrannten Waldes im Gebiet Malabiel-ArabühelKleintobel an die Eidgenossenschaft traf der Bund verschiedene Brandschutzmassnahmen: Der Zielhang wurde gegen Nordosten durch eine Brandmauer abgegrenzt, bei MalabieI, auf dem Schindelboden und dem Nesselboden wurden Löschwasserreservoirs errichtet und auf Tschingels-Malabiel sowie auf dem Schindelboden entstanden Brandschutzdepots. Eine wichtige Voraussetzung für die Pflege und Nutzung des Waldes ist dessen Erschliessung. Der Basisweg Haldenstein-Fontanulja-Alplöcher wurde deshalb ausgebaut. Von diesem Weg aus erstellte die Gemeinde Haldenstein vier neue horizontale Wege Richtung Tschingels, Schindelboden, Buchhölzli und Wand. Diese Wegbauten dienen sowohl der Waldbewirtschaftung als auch der raschen und wirk­samen Brandbekämpfung und nicht zuletzt der Erschliessung des beliebten Churer Naherholungsraumes.

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Bewirtschaftung der Weidewälder von Haldenstein Als eine Folge des Waldbrandes von 1943 wurden die Nutzung und Pflege der Weidewälder am Haldensteiner Calanda vernachlässigt. Oftmals übersprang das Feuer die lockere Bestockung der Weiden. Man war damals also froh, noch ein paar Bäume auf den Weiden zu haben. Diese grobastigen Exemplare wurden im Verlaufe der Zeit qualitativ nicht besser, sondern nur breiter. Wer schon einmal einen Weidebaum weggeräumt hat, kennt die Tücken – Äste und nochmals Äste. Die Bestockung der Weiden wird jährlich dichter. Die Grasnarbe wird zurückgedrängt. Wenn die jungen Fichten einmal aus dem Äsungsbereich des Viehs gewachsen sind, starten sie durch. Jahrelang wurden nur die Bäumchen im Dickungsalter entfernt. Das Auslichten und Entfernen von Altbäumen war zu aufwendig und reine Handarbeit. Die Bestockung wird immer dichter Im aktuellen Betriebsplan sind nun diese Rückstände ein wesentlicher Bestandteil der geplanten Massnahmen. So sind auf 83 ha Weidewald Eingriffe geplant. Die Umsetzung der Arbeiten dauert bis ins Jahr 2018. Die Zugänglichkeit der Weiden liegt im Bereich von LKW-Strassen bis Helikopter. Vorgehen Bei der Anzeichnung werden die Formen der Auflichtungen bestimmt und konsequent umgesetzt. Dabei wird die zu gewinnende Weidefläche sowie die Stabilität der Bäume berücksichtigt. Auf Felspartien machen flächige Eingriffe wenig Sinn. Es werden vor allem Fichten weggeräumt, da die Kulturlandschaft von Lärchen geprägt ist. Unter den Weidelärchen erholt sich die Grasnarbe schnell und kann nachhaltig genutzt werden. Das Hauptproblem ist das anfallende Astmaterial. Um rationell arbeiten zu können,

Weidewald «untere Alp» bei Arbeitsbeginn. (Bild: Stefan Becker)

müssen die Bäume mit möglichst allen Ästen in den Bereich eines Krans vorgerückt werden. Die Bäume werden also schonend motormanuell gefällt. Die Äste sollten nicht abbrechen. Hier ist es vorteilhaft, wenn der «Fäller» auch der «Asträumer» ist. Der Zangenschlepper und der Heli sind dann geeignete Rückemittel. Da die Bäume weiträumig verteilt sind, kann der Seilkran oft nicht eingesetzt werden. Würde man den Pflegeeingriff ohne Abtransport des anfallenden Materials ausführen, ergäbe dies wenig Sinn. Die Asthaufen wären grösser als die gewonnene Fläche. Weidewald «untere Alp» bei Arbeitsbeginn. (Bild: Stefan Becker)

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Weidewald fertig geräumt. (Bild: Stefan Becker)

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muss es an geeigneten Stellen zur Verrottung deponiert werden. Das heisst, es muss im Wald gelagert werden. Diese Haufen – mit einem Kran aufgetürmt – können ein «Forstmannarbeitsleben» lang sichtbar bleiben. Die Verwendung als Energieholz ist deshalb wohl die beste Lösung. Der Transport an eine LKW-Strasse hat seine Grenzen und ist nicht immer sinnvoll. Die Nutzung des sehr guten Heizmaterials wird aber von Jahr zu Jahr interessanter. Bereits werden bezahlbare, maschinelle Lösungen auch ohne Grossmulde angeboten. Landschaftsbild Die Eingriffe sind sehr dankbar, da man den Erfolg der Arbeiten sofort sieht und dieser auch für jedermann nachvollziehbar ist. Die Weidewälder am Calanda sind Juwelen unserer Kulturlandschaft und leisten einen wesentlichen Beitrag an die hochgepriesene Biodiversität.

Stefan Becker Forstamt Haldenstein CH-7023 Haldenstein

forstamt@haldenstein.ch

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Der Kastanienbaum – mehr als nur Holz

Kastanie für den Handel (Bild: Orlando Jäger)

Die Edelkastanie ist der einzige europäische Vertreter der Gattung Kastanien (Castanea) aus der Familie der Buchengewächse. Sie ist ein sommergrüner Baum und bildet stärkereiche Nussfrüchte. In Süd- und Westeuropa wird sie wegen dieser essbaren Früchte und als Holzlieferant angebaut. Die Früchte werden als Kastanien, Keschtn/Keschte, Maronen oder eben Maroni bezeichnet. Vom Mittelalter bis gegen Ende des 19. Jahrhunderts war die Edelkastanie in den Bergregionen Südeuropas das Hauptnahrungsmittel der Landbevölkerung. Gegen Ende des Mittelalters wurden Kastanien mit schlechter Verdauung, Kopfschmerzen, Blähungen und verstärktem Sexualtrieb assoziiert. Daher wurden die Kastanien als Nahrung für die arbeitende Bevölkerung sowie zur Schweinemast angesehen – weniger als Nahrung für die höheren Stände. Vom 16. bis zum 18. Jahrhundert stieg der Anbau von Edelkastanien weiter an. Zentren waren die Gebirge der Iberischen Halbinsel, Zentral- und Südfrankreich, Korsika, Zentralund Norditalien, das Tessin und der Balkan. Die Kastanie war in diesen Gebieten vielfach die praktisch einzige Nahrungsquelle. Je nach Region wurden ein bis zwei Bäume für die ganzjährige Ernährung einer erwachsenen Person veranschlagt.

Ein Rückgang der Kastanienkultur setzte im 19. Jahrhundert ein mit der Industrialisierung und der beginnenden Landflucht. In der zweiten Hälfte des Jahrhunderts setzte die Tintenkrankheit den Beständen zu. Auf der einen Seite stieg der Export in die Vereinigten Staaten sowie nach Zentral- und Nordeuropa. Dies konnte den grossflächigen Nieder­gang der Kastanienwälder nicht aufhalten, da ihnen zusätzliche Entwaldung und die Gerbstoffindustrie zusetzten. In Italien ging die Anbaufläche von 650 000 Hektaren 1911 auf rund 250 000 Hektaren in den 1980er-Jahren zurück. Ein weiterer Faktor für den Rückgang war der Kastanienrindenkrebs, dem grosse Teile der Edelkastanienbestände zum Opfer fielen. Seit Mitte der 90erJahre erholen sich die überlebenden Bestände wieder durch das Auftreten von Hypovirulenz. Die Anbauflächen wachsen erneut. Es gibt mehrere hundert Sorten, die meist nur kleinräumig angebaut werden. Sie sind häufig an das Lokalklima angepasst. Allein in Frankreich sind über 700 Sorten registriert. Der Anbau erfolgt in unterschiedlichen Formen. Der Hochwald ist die extensive Form der Bewirtschaftung. Er entsteht meist aus Samen und bildet häufig eine geschlossene Kronenschicht. Eine Selve ist eine Hochstammplantage bestehend aus gepfropften Bäumen. Hier haben die Bäume einen kurzen Stamm und eine grosse Krone. Das Hauptprodukt ist die Frucht. Niederwald wird im Umtrieb von 15 bis 30 Jahren bewirtschaftet – in Frankreich bis zu 40 Jahren. Die Niederwaldwirtschaft war traditionell mit dem Weinbau verbunden. Das Kastanienholz wurde zu Fassdauben und Stecken verarbeitet. Die Welternte an Kastanien betrug im Jahr 2006 ca. 1,17 Mio. Tonnen, wovon allerBündner Wald 2 /2013 13

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dings nur rund 151 000 Tonnen auf die Edelkastanien entfielen. Grösster Produzent ist China mit ca. 850 000 Tonnen, gefolgt von Südkorea, der Türkei und von Italien. Nicht ganz so ernst nehmen sollte man die Frage, wo die besten Kastanien denn gedeihen. In Frankreich, in Italien oder in der Schweiz? Oder womöglich in England, den USA oder gar in China? Tatsache ist, jede Region behauptet von sich, die schmackhaftesten Kastanien weltweit zu produzieren. Einem Tessiner Bauern käme es nicht im Traum in den Sinn, etwas anderes an seinen empfindlichen Gaumen zu lassen als die feinen Maroni seiner Heimat – die angeblich die grössten sind. Die Rechnung hat er allerdings ohne seinen französischen Kollegen gemacht. Bei diesem kommt es nicht darauf an, wer die grössten hat, sondern auf deren Inhalt. Auch die Schweizer «Aussenstelle Alpensüdseite der Forschungsanstalt für Wald, Schnee und Landschaft Birmensdorf» redet in der Welt der Kastanie ein Wörtchen mit. Sie hat in akribischer Recherche herausgefunden, dass die Schweiz mit über 100 Sorten Kastanien selbstredend eine Kastanienmacht ist. Auch die deutsche Pfalz möchte nicht übergangen werden. Dort nennen sie ihre Früchte im ureigenen Dialekt «Keschden». Womit noch immer nicht des Rätsels Lösung gefunden ist: Woher kommen denn eigentlich die besten Kastanien? Vielleicht hilft die sprachliche Annäherung bei der Klärung des Problems. Kasutah ist persisch und heisst «trockene Frucht». Es gibt jedoch auch das Örtchen Kastana an der kleinasiatischen Küste des Schwarzen Meeres. Ärgerlich ist nur, dass die Griechen dieses Wort dort geprägt haben wollen. Und wo die Griechen sich herumtreiben, sind auch die Türken nicht weit. Kestanelik heisst die Gegend, wo angeblich alles seinen Ursprung genommen

hat. Freilich übersahen die dortigen Forscher geflissentlich, dass auch in Japan und in den USA grosse Kastanien beheimatet sind. Am besten, man schaltet einfach um: Kastanien sind niemals Stein des Anstosses. Die wachsen überall und nirgends und werden einfach nur bestimmt. Also: Die leckersten Kastanien gibt es …, das ist doch klar, immer zu Hause! Die Kastanie bietet aber nicht nur Früchte und dient nicht nur als Nahrungsgrundlage. Nein, einen ganz wichtigen Teil bildet auch das Stammholz. Das Holz der Edelkastanie hat einen warmen, goldbraunen Ton. Verglichen mit Eichenholz fehlen Markstrahlen, sodass die Maserung nicht so stark ausgebildet ist. Es ist leicht zu bearbeiten und im Freien auch ohne chemische Behandlung weitgehend witterungsbeständig und fäulnishemmend. Da der Faserverlauf meist gerade ist, kann es verhältnismässig gut gebogen werden. Es nimmt Politur, Beizen, Lack und Farbe gut an. Das Holz von Hochwaldbäumen wird zu Möbeln verarbeitet, zu Fenster- und Türrahmen, Telefonmasten und Ähnlichem. Kleinere Hölzer aus dem Niederwald werden zu Gartenzäunen, verschiedensten Pfosten, Wein- und Likörfässern verarbeitet. Im Gegensatz zu heute hatte auch die Holzkohleerzeugung und die Nutzung als Feuerholz früher eine grosse Bedeutung. Das Holz wird ausserdem für Eisenbahnschwellen, Decken- und Dachbalken genutzt und bei Hang- und Lawinenbauten sowie im Schiffsbau eingesetzt. Dank des hohen Gerbsäuregehalts (Tannin) ist das Holz äusserst witterungsbeständig und resistent gegen Pilzbefall und Insektenfrass. Die verschiedenen Holzarten werden in sogenannte Resistenzklassen eingeteilt, wobei die Edelkastanie und die Eiche in der Klasse R2

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mit einer Haltbarkeit von 15 bis 25 Jahren auftreten. Ein wenig besser schneidet nur noch die Robinie in der Klasse R1–2 ab. Douglasie, Lärche und Kiefer sind in der Klasse 3– 4 mit einer Haltbarkeit von zehn bis 15 Jahren. In der Klasse R4, unter zehn Jahren Haltbarkeit, liegen die Fichte, Tanne und Ulme. Auch beim Brennwert kann die Edelkastanie auftrumpfen. Bei einem Brennwert von 2000 kWh/rm liegt sie nur unwesentlich unter Buche, Eiche, Robinie und Esche mit einem Wert von 2100 kWh/rm; im Vergleich dazu Fichte und Tanne mit 1400 kWh/rm. Und zu guter Letzt noch eine weitere Verwendungsmöglichkeit dieses Baumes: Die Borke der Edelkastanie wurde in der Vergangenheit zum Ledergerben verwendet.

Die nachfolgenden Ausführungen nehmen Bezug auf eine Unternehmung im Tessin, welche sich ganz der Verarbeitung und Aufbereitung von Kastanienholz widmet. Dazu eine kurze Vorstellung und einen kleinen Einblick in die Bewirtschaftung der Tessiner Kastanienwälder. Castagnostyle ist eine Forst- und Holzhandelsunternehmung, die in Taverne bei Lugano ihren Sitz hat; dort also, wo die Kastanienwälder ihre besten Wuchsbedingungen finden. Sie gehört zu einer Gruppe von Forstbetrieben und -unternehmungen, die in verschiedenen Regionen (Sopra- und Sottoceneri) ihre Aktivitäten (Energieholz, Gärtnerei, Ingenieurbiologie, Naturschutz usw.) ausführen.

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Produkte aus Kastanienholz (Bilder: Castagnostyle)

Das Personal besteht aus ausgebildeten Forstwarten, von denen die meisten bei uns ihre Lehre absolviert haben. Wir treffen zudem alle notwendigen Massnahmen, um die Arbeits- und Gesundheitssicherung der Mitarbeiter gemäss den aktuellen Verordnungen für Forstarbeiten zu gewährleisten. Vision und Werte Für traditionelle Bauweisen im Süden wusste man Kastanienholz stets zu schätzen. Jetzt und in Zukunft wird ein Leben im Einklang mit der Natur und unseren Tradi­ tionen immer wichtiger. Dazu möchten wir mit unseren modernen, umweltschonenden, langlebigen Produkten einen wesentlichen Beitrag leisten. Wir legen Wert auf Qualität und Service: Wir möchten unsere Kunden vollständig zufriedenstellen, indem wir das bestellte Material pünktlich und in der gewünschten Qualität liefern. Zudem ist für uns Transparenz und Respekt gegenüber unserer Kundschaft oberstes Prinzip. Auf einen sorgfältigen Umgang mit Mensch und Umwelt, Material und Ressourcen legen wir grossen Wert. Der Tessiner Wald Mehr als die Hälfte der Kantonsfläche ist vom Wald bedeckt. Im «Distretto di Lugano» ist das Verhältnis noch höher: Zwei Drittel des

Gebiets gehören den Pflanzen! Das Merkwürdige daran ist, dass im Tessin vom gesamten jährlichen Zuwachs (fast 600 000 m³) nur etwa 10 bis 15 Prozent geerntet werden. Die meist verbreitete Pflanzenart (23 Prozent) ist natürlich die Kastanie. Die «Selva» ist vielleicht die traditionellste und bekannteste Weise der Bewirtschaftung von Kastanienwäldern. Sie war bei den Bauern sehr beliebt, da unter den Bäumen (Früchteproduktion) noch Gras wuchs und darum zugleich Nahrung für das Zuchtvieh zur Verfügung stand. Kastanienbäume sind aber vor allem für den Niederwaldbetrieb geeignet. Der Niederwald Bei der Niederwaldbewirtschaftung werden in regelmässigen zeitlichen Abständen die Kastanien auf den Stock zurückgesetzt. Aus den Stöcken schlagen neue kranzförmige Triebe aus, welche sehr gerade wachsen und sich nach 15 bis 20 Jahren als ideales Stangenholz für Konstruktionsbauten anbieten. In den Niederwäldern wird auch Brennholz gewonnen. Wird der ehemalige Niederwald sich selbst überlassen, werden die Stockausschläge zu gross und zu schwer für das Wurzelwerk. Oft brechen dann in einem Dominoeffekt ganze Bestände zusammen. Diese Situation kann zu einer erhöhten Gefahr von Naturereignissen (Rutschungen, Steinschlä-

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gen, Überschwem­mungen usw.) für die darunterliegenden Dörfer führen. Eine Pflege dieser Niederwälder ist also nicht nur für die Holzproduktion erwünscht! Kastanienholz und Dauerhaftigkeit Weil die Kastanie viele Gerbstoffe (Tannin) enthält, zersetzt sich sein der Witterung ausgesetztes Holz viel langsamer als bei anderen Baumarten. Zudem weist dieses Holz wenig Splintholz auf. Aus diesen Gründen können nicht nur dicke, sondern auch dünne Stämme ohne chemische Behandlung im Aussenbereich als dauerhafte Pfosten oder Bretter eingesetzt werden. Die Entsorgung verursacht daher keine Probleme: Kastanienholz ist ein 100 Prozent natürliches und ökologisches Produkt! Kastanienholz, Ringschäligkeit und Potenzial Eine schwierige, charakteristische Eigenschaft dieses Holzes ist die Ringschäligkeit. Insbesondere die älteren und dickeren Bäume sind davon betroffen. Nur wenige Baumstämme sind zur Weiterverarbeitung als Schnittholz geeignet. Trotzdem werden die Möglichkeiten des Kastanienholzes heute kaum mehr ausgeschöpft – selbst dort nicht, wo es ausreichend vorhanden ist. Dabei gibt es gute Gründe, das Holz der Edelkastanie zu schätzen und zu verwenden. In der Schweiz kümmert man sich jetzt darum, aus diesem Holz gute, innovative Produkte herzustellen. Technische Eigenschaften von Kastanienholz Kastanienholz lässt sich gut verarbeiten und zeigt eine schöne Jahrringzeichnung. Das Quell- und Schwindverhalten ist geringer als das anderer, einheimischer Hölzer. Auf eine Veränderung der Luftfeuchtigkeit reagiert Kastanienholz nur minimal. Es bleibt daher

Neben den bekannten Kastanienpfählen, gibt es unzählige weitere Verwendungsmöglichkeiten für Kastanien Holz (Bilder: Castagnostyle)

in seiner Präzision auch über einen längeren Zeitraum sehr genau. Da Kastanienholz unabhängig von den jähr­lichen Zuwachsraten (der Breite der Jahr­ringe) sehr regelmässig dicht ist, lässt es eine einfache und höchst präzise Bearbeitung zu. Die Oberflächen von bearbeitetem Kastanienholz bleiben auch bei starker Belastung glatt und fest. Kastanienholz in der Zukunft Nach langjähriger Erfahrung in der Verarbeitung von Kastanienholz für Einzäunungen und Verbauungen sind wir heute so weit, dass wir in Zukunft unsere Produktepalette mit innovativen Ergänzungen erweitern können (Bretter z. B. für Aussenschalungen, Balken z. B. für Dächer, Artikel für den Aussenbereich wie Tische, Bänke, Tröge usw.). Ihr Castagnostyle-Team – jederzeit zu Ihren Diensten.

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Mehrfamilienhäuser Oberägger in Haldenstein Untertitel Grundschrift

Schöner wohnen dank Holz (Bild: Sosio AG)

Direkt am Waldrand in Haldenstein liegen die zwei Fünffamilienhäuser Oberägger. Für den einheimischen Bauherrn, der selbst in der Wald- und Holzwirtschaft tätig ist, war klar, dass die beiden dreigeschossigen Mehrfamilienhäuser in Holz und in Element­ bauweise erstellt werden sollten. Die teilweise Eigentums- sowie Mietwohnungen sind von der Raumeinteilung sehr grosszügig und hell konzipiert. Grosse, nach Süden orientierte Fenster lassen lichtdurchflutete, helle Räume entstehen. Nordseitig sind bei den attraktiven 3 ½- und 4 ½-Zimmer-Wohnungen nur wenige kleine Öffnungen angeordnet. Die hinterlüftete Holz­ fassade wurde aus heimischem Lärchenholz erstellt. Insgesamt wurden rund 200 m³ Holz bei diesem Projekt verbaut. Die hohen Planungsanforderungen an Technik und Bauphysik wurden dank der engen Zusammenarbeit aller Planer und Ausführenden erfolgreich bewältigt. Brandschutz Drei Vollgeschosse über Terrain und je ein Untergeschoss, die durch eine Tiefgarage verbunden sind, besitzen die beiden Mehrfa-

milienhäuser. Das Untergeschoss und das Treppenhaus sind in Stahlbetonweise und sämtliche übrigen Bauteile sind in Holzbauweise ausgeführt worden. Bezüglich Brandschutzanforderungen mussten das Erdgeschoss und das erste Obergeschoss einen Brandwiderstand von 30 Minuten aufweisen. An das zweite Obergeschoss bestand keine spezielle Anforderung. Die Brand­ abschnitte mit einem Brandwiderstand von ebenfalls 30 Minuten konnten über die Geschossdecken und die Wohnungstrennwände erreicht werden. Um dies zu erzielen, wurden die Pfosten in der Aussenwand auf einen Abbrand von 30 Minuten dimensioniert, das heisst, die Pfosten wurden um den Abbrand überdimensioniert (+ 30 mm).Die Innenwände, die zum Teil mit Stahl­ stützen ausgeführt sind, wurden mit einer brandschutztechnischen mm) beVerkleidung (Gipsfaserplatte 18  plankt. Sämtliche Stahlträgerunterzüge wurden ebenfalls mit dieser Gipsfaserplatte eingekleidet. Die ­Geschossdecken, die aus einer Holzbetonverbundkonstruktion bestehen, wurden auch «überdimensioniert», sodass sie ebenfalls einen Brandwiderstand von 30 Minuten aufweisen.

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Gemäss Weisung der Brandschutzbehörde müssen Aussenwände, die in Holz aus­geführt sind, einen Mindestabstand von jedenfalls zehn Meter aufweisen. Der Gebäudeabstand zwischen den zwei Mehr­familienhäusern beträgt weniger als die gesetzlichen zehn Meter. Damit die Fassaden trotzdem mit Holz eingekleidet werden konnten, wurde als Ersatzmassnahme unter der Holzverkleidung eine «Hintermauerung» bei beiden Häusern angebracht. Um die 60 Minuten Abbrand zu erreichen, wurden je zwei Gipsfaserplatten von 12,5 mm angebracht. Einwandfreier Schallschutz Holzbauten haben bezüglich des Schallschutzes einen schlechten Ruf, aber die Vorurteile

sind meistens nicht begründet. Besonders im mehrgeschossigen Holzbau sind die Decken ein zentrales Bauteil. Neben ihrer raumbildenden Funktion, welche die Materialisierung aufgrund der gewünschten Erscheinung und des Brandschutzes beeinflusst, stabilisieren sie die Gebäude in horizontaler Richtung und tragen die Nutzlasten in die vertikalen Bauteile wie Stützen und Wände ab. Darüber hinaus werden in den Decken häufig die Leitungen für die horizontale Verteilung der Haustechnik verlegt. Moderne Deckensysteme in Holz, so wie in Haldenstein, erfüllen die hohen Anforderungen an den Schallschutz. Damit der Beweis für diese Aussage vorliegt, hat die Uffer Holz AG nach Bauvollendung

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Einbringung des Betons für die Deckenkonstruktion (Bild: Uffer AG) Grafik: Detail Aussenwand/Geschossdecke

von einer externen Unternehmung bauakustische Messungen an beiden Objekten durchführen lassen. Da es sich bei den Wohnungen um Wohneigentum handelt, gelten entsprechend die erhöhten Anforderungen gemäss Norm SIA 181. Bei den Messungen wurden der Luftschall zwischen diversen Räumen in den Gebäuden wie auch der Trittschall über die Geschoss­ decken aufgezeichnet. Sämtliche erhöhten Anforderungen an den Luftschall- wie auch an den Trittschallschutz wurden einge­halten. Das Resultat ergab, dass der Luftschall- und der Trittschallschutz um rund 15 Prozent über den Mindestanforderungen lagen. Das ist natürlich sehr erfreulich und zeigt, dass der mehrgeschossige Holzbau bezüglich des Schallschutzes einwandfrei ist. Statik Die Aussenwände sind in Rahmenbauweise ausgeführt. Darin integriert sind tragende Stützen aus Brettschichtholz, welche die vertikalen Lasten ableiten. Die Tragstruktur in

der Decke wird durch eine Holz-Beton-Verbundkonstruktion gebildet. Die vertikale Hauptlast der Decken wird zentral über Stahlstützen in das Fundament geleitet. Die Gebäudeaussteifung erfolgt über Scheiben, die in den Aussenwänden ausgebildet sind und gleichzeitig der vertikalen Lastabtragung dienen. Die Trennwände sind nicht tragend ausgeführt. Aus brandschutztechnischen Gründen ist das Treppenhaus in Massivbauweise erstellt. Die gesamte Holzkonstruktion wurde vom Holzbauer in grossformatigen Elementen im Werk vorgefertigt und mit dem Baustellenkran montiert.

James Cristallo Uffer AG Veia Padnal 1, CH-7460 Savognin james.cristallo@uffer.ch, uffer.ch, bauenundenergie.ch

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Der Hängende Garten von Schloss Haldenstein Das über 450 Jahre alte Renaissanceschloss Haldenstein ist gut geeignet, interessante Entwicklungen der Kulturgeschichte Grau­ bündens und seines europäischen Umfelds aufzuzeigen. Dabei kommt der prächtigen Gartenanlage eine besondere Bedeutung zu. Das Denkmal lebt Getreu dem Motto «das Denkmal lebt» en­ gagieren sich die Bündner Rosengesellschaft und der Förderverein seit etlichen Jahren für den prächtigen Parkgarten von Schloss Haldenstein. Der Projektstart im Frühjahr 2000 sowie dessen erfolgreicher Verlauf be­ deuten angesichts der Schnelllebigkeit der Gegenwart einen beachtenswerten Erfolgs­ ausweis. Rückblickend ist festzustellen, dass das Projektteam, welches zuvor zahlreiche Gartenobjekte im Einzugsgebiet von Chur evaluiert hatte, 1999 mit dem Schlossgarten von Haldenstein dasjenige Objekt zur Reali­ sierung vorschlug, welches für die Umset­ zung der Zielsetzungen der Bündner Rosen­ gesellschaft ein beinahe unerschöpfliches Potenzial aufweist. Tatsächlich ist es gelun­ gen, aufbauend auf den Grundsätzen der Freiwilligenarbeit, für den Fortbestand des Schlossgartens ein nachhaltiges Entwick­ lungs- und Pflegekonzept zu erarbeiten und umzusetzen. Als Resultat präsentiert sich der Schlossgarten heute in der Saison von April bis Oktober seinen Besucherinnen und Besu­ chern als lebendiges und erleb­bares Juwel der Gartenkunst der Renaissance. Einheit von Kopf und Hand Zählt man die Zeitspanne praktischer Garten­ arbeit der ca. 15 Mitglieder des Schloss­teams für das Schlossgartenprojekt als Quelle des Wissens und der Erfahrung zusammen, dann ist die Marke von 300 Semestern nach zwölf­ jähriger Tätigkeit bereits deutlich überschrit­ ten. Fügt man die dem Projekt vorangehende

Die Rosen drängen durch Klettern ans Licht (Bild: Brigitta Michel)

Erfahrung im Umgang mit historischen Gar­ tenanlagen hinzu, zeigt sich, dass das Schlos­ steam über ein solides Know-how für sein Tun verfügt. Diese langjährige praktische und in­ haltliche Auseinandersetzung mit dem Schlossgarten ist spannend für die Beteiligten und entspricht in der englischen Gartentradi­ tion der Anbindung des Head Gardeners an eine Gartenanlage. Diese auf Dauer ausgerich­ tete Beziehung zum Pflegeobjekt ist gut ge­ eignet, der Entwicklung der Gartenanlage als lebendiges Umfeld Rechnung zu tragen. Eine wertvolle und notwendige Ergänzung ergibt sich durch den regelmässigen Austausch mit Fachpersonen aus dem In- und Ausland. An­ stelle eines eigentlichen Parkpflegewerks in schriftlicher Form bestehen bisher verschiede­ ne Fachartikel sowie Projektbeschriebe. So dienen die Publikation «Der Hängende Gar­ ten von Haldenstein» von Johannes Stoffler im Bündner Jahrbuch 2011 und ein darauf Bündner Wald 2 /2013 21

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Rose Schloss Haldenstein vom Züchter Hans Wuest (Bild: Brigitta Michel)

aufgebautes Faltblatt der Klärung der Geschichte und der Bedeutung des Schlossgartens sowie dessen Bestehen in der Gegenwart, was vielen Besucherinnen und Besuchern einen vertieften Zugang zum Schlossgarten ermöglicht. Das im Jahr 2012 im Schlossgarten realisierte Gartentheater erforderte vorgängig eine vertiefte Auseinandersetzung mit der Literatur über die Anforderungen an ein Gartentheater für Schloss Haldenstein als Anlage von nationaler Bedeutung. Einher gingen Absprachen mit der Schlossstiftung als Eigentümerin, mit der Standortgemeinde als Baubewilligungsinstanz, mit dem Archäologischen Dienst und der Denkmalpflege des Kantons, mit dem bauberatenden Architekten der Gemeinde, mit Garten- und mit Kultursachverständigen. Dieser Klärungsprozess war nicht zuletzt deshalb spannend und kreativ, weil der mit dem Bau des grünen Gartentheaters verbundene Eingriff in das Erscheinungsbild der Gartenanlage von der Thematik her Neuland darstellte und es ermöglichte, den hohen Stellenwert derErlebbarkeit eines historischen Lustgartens aufzuzeigen. Bündner Schloss oder Schloss in Graubünden Das ab 1544 in siebenjähriger Bauzeit erstellte Ensemble Schloss und Schlossgarten Hal-

denstein war bis 1803 Teil einer selbstständigen Freiherrschaft, verbunden durch einen Schutzvertrag mit dem Staat der Drei Bünde. Bereits um 1440 war an der gleichen Stelle unter der Herrschaft derer von Griffensee ein einfacher, aber komfortabler Schlossbau der Frührenaissance entstanden, über dessen Gärten nichts bekannt ist. Hingegen stellt der Schlossbau von 1544 eine umfassende, noch heute im Innenhof optisch nachvollziehbare Erweiterung des ersten Schlosses dar. Bauherr war Johann Jacob von Castion, der durch Heirat in den Besitz der Haldensteiner Herrschaft gelangt war. Castion stammte aus einem Mailänder Adelsgeschlecht und war Gesandter von König Franz I. bei den Drei Bünden. Dies macht deutlich, dass sich das Schloss des Gesandten des Königs von Frankreich in seiner Ausgestaltung an den Repräsentationsbedürfnissen dieses Renaissance­ fürsten zu orientieren hatte. Tatsächlich überliefert die Dorftradition, dass man am französischen Hof die Höhe der Baukosten mit einiger Besorgnis kommentierte. Dass sich die Krone an den hohen Baukosten für den prunkvollen Palast beteiligte, wird bereits über dem Hauptportal ersichtlich, wo sich das königliche Wappen weit grösser als dasjenige des Bauherrn präsentiert (Bündner Jahrbuch 1967, S. 67). Als Beispiel für die reiche Ausstattung des Schlosses ist das Prunkzimmer zu nennen, welches 1884 an das Berliner Kunstgewerbemuseum in Schloss Köpenick verkauft wurde. Dessen Täfer gilt als vollkommenste Wandverkleidung der schweizerischen Frührenaissance und ist aus über zehn Holzarten gefertigt (Lärche, Fichte, Sommerlinde, Esche, Ahorn, Nussbaum, Rotbuche, Mooreiche, Eibe, Apfelbaum und Sauerdorn). Wer sich ein Bild von den Ansprüchen machen will, welchen Schloss und Garten zu genügen hatten, der muss sich mit der Prachtentfaltung von Franz I. befassen,

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der beispielsweise mit Schloss Fontainebleau sowie den Loire­schlössern Blois und Chambord die Schlosskultur der Renaissance massgeblich beeinflusste. Die Bekanntheit von Franz I. in der Schweiz basiert zur Hauptsache auf seinem Sieg über die Eidgenossen 1515 bei Marignano. Die Drei Bünde waren von diesem Ereignis ebenfalls betroffen, da sie 1512 das Veltlin in das bündnerische Staatswesen integriert hatten. Sicher folgte aus der Machtpolitik von Franz I. das Interesse, mit der repräsentativen Gesandtschaft in Schloss Haldenstein eine diplomatische Nähe zu den Drei Bünden zu haben. Als Franz I. 1547 noch während der Bauzeit von Schloss Haldenstein starb, erneuerte sein Sohn und Nachfolger König Heinrich II. die Gesandtschaft Castions bei den Drei Bünden. Diese Kenntnisse des kultur- und machtpolitischen Hintergrunds von Schloss Haldenstein sind wichtig, um dessen Bedeutung im Bündner Umfeld erfassen zu können. Das Panorama als Bestandteil der Garteninszenierung Der dem Schloss auf der Talseite vorgelagerte Schlossgarten von rund 3000 Qua­dratmetern bedingte einen riesigen Bauaufwand, was sich bereits an den bis zu zehn Meter hohen Aussenmauern zeigt, welche den Rahmen für die Gartenterrasse bilden. Da sich vor dem Haupttrakt des Schlosses nach Süden eine genügend grosse Fläche befindet, um einen Garten zu realisieren, ist der Bau des aussergewöhnlich grossen Terrassengartens auf die damit angestrebte Wirkung zurückzuführen. Die dadurch bewusst erzielte Einbeziehung des umgebenden Panoramas spielte eine zentrale Rolle im räumlichen Konzept des Hängenden Gartens. Das in der Renaissance wieder erwachte ästhetische Interesse an der Landschaft wurde sehr aufwendig inszeniert. Die mit ihren Zinnen mit dem Mittelalter ko-

kettierenden Aussenmauern haben keinerlei militärische Bedeutung; vielmehr gibt die niedere Brüstung dieser Mauern zwischen den Zinnen die Aussicht auf die gegenüberliegende Talseite, die Rheinauen und die entfernte Stadt Chur frei. Farben und Formen der aktuellen Gartengestaltung Die Frage der pflanzlichen Gartengestaltung des Schlossgartens zu dessen Entstehungszeit lässt sich nicht anhand von detaillierten Pflanzplänen beantworten. Vielmehr ist das auf dem Täfer des Prunkzimmers von 1548 dargestellte Gestaltungsprinzip des Hängenden Gartens massgebend und der daraus resultierende Einbezug des umgebenden Panoramas, was auch nach 450 Jahren erlaubt, durch die gut erhaltene Terrassenkonstruktion und die dazu errichteten, mit Zinnen bewehrten Umfassungsmauern, nachzuvollziehen, wie die zwei­ dimensionale Gartenoberfläche gestaltet war. Damit dominiert die Terrassenkonstruktion als Idealtyp eines Schlossgartens der Renaissance Fragen der ursprünglichen Bepflanzung. Dies im Unterschied zu GartenDie erste Hauptblüte der Rosen erfolgt im Juni (Bild: Brigitta Michel)

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anlagen in der Ebene ohne Terrassenelemente und Panoramabezug, bei welchen sich die Gestaltungsprinzipien nicht immer so deutlich aus dem äusseren Rahmen der Anlage ableiten lassen. Sehr gut fassbar für die ursprüngliche Organisation des Haldensteiner Schlossgartens sind die Zentralachse sowie der bereits auf dem erwähnten Wandtäfer nachweisbare Standort der Brunnenanlage. Damit bildet die aktuelle geometrische Raumeinteilung mit der Zentralachse, den daran gespiegelten Querachsen, dem Springbrunnen sowie mit den formalen Buchs- und Eibenelementen die Gestaltungsmittel der Renaissance gut ab. Wer mehr planerische Sicherheit für die Pflege und Entwicklung des Gartens sucht, vergisst, dass die Bepflanzung etwas Lebendiges ist und damit, im Zeitablauf von Wachstum und Vergehen, Veränderungen unterworfen ist. Gut zum Charakter des Lustgartens aus dem 16. Jahrhundert passt auch die Farbigkeit der zahlreichen Rosen, welche mit der Abfolge der Blüte immer wieder neue Akzente setzt. Nicht auf den ursprünglichen Gestaltungsplan zurückzuführen, dürfte die Bezeichnung Gesindegarten sein; dort befindet sich seit 2012 das Gartentheater, was thematisch sicher einen besseren Bezug zum Lustgarten hat. Pflanzen, Pflege und Bewässerung Prägend für das heutige Erscheinungsbild des Schlossgartens sind je eine mächtige Linde und Blutbuche, ein aus weiteren sechs Linden gebildetes Lindenstück sowie ein TrauerSchnurbaum. Von den Eiben präsentieren sich fünf Bäume als grossformatig formgeschnitten und vierzehn in Säulenform. Ein Birnbaum erinnert an den zeitweise zahlreichen Bestand an Obstbäumen. Der teilweise sehr alte Buchsbestand bildet auf den Springbrunnen ausgerichtet einen durchschnittlich zwei Meter hohen Halbkreis in Wellenform mit einem Durchmesser von zehn Metern.

Eine auf Kante geschnittene Buchshecke ist vier Meter hoch; wei­tere Buchshecken bilden verschiedene Parterres. Die grüne Kulisse des im 2012 realisierten Gartentheaters besteht aus Eiben und Buchen. Der recht arbeitsinten­ sive Formschnitt erfolgt einmal jährlich im späten Frühling oder im zeitigen Herbst. Der Rosenschnitt bildet einen Schwerpunkt der Gartenpflege; jahrelange Erfahrung im Umgang mit dem Rosengang, mit der Erneuerung der einmal blühenden Kletter­rosen und mit den Strauchrosen ermög­ lichen es dem Schlossteam, diese Kenntnisse und dieses Know-how im Rosenschneiden einem interessierten Publikum weiterzugeben. Recht hohe Ansprüche stellt die Bewässerung, da die Terrassenform des Schlossgartens die aus den normalerweise in Haldenstein geringen Niederschlägen resultierende Trockenheit noch verstärkt. Deshalb wurde nach den beiden Trockensommern 2003 und 2005 eine Bewässerungsanlage für die Rosen und die Grünflächen installiert; die Grünflächen unter den beiden grossen Solitären werden regelmässig mit Wasser aus dem Springbrunnen gewässert. Diese Bewässerung macht die Rosen und die übrigen Pflanzen widerstandsfähiger. Wegen der besonderen Situation des Schlossgartens würde ein Verzicht darauf durch Absinken des Feuchtigkeitsgehaltes des Gartenbodens zum Ausfall von Pflanzen führen, was beispielsweise nach 2005 bei mehreren Birnbäumen der Fall war. Die ca. 120 Rosen des Schlossgartens werden gegen Pilzbefall behandelt; diese Massnahme ist seit 2012 auch beim Buchs notwendig. Gegen den Buchsbaumzünsler mussten bisher keine Massnahmen ergriffen werden, was sich jedoch jederzeit ändern kann und eine genaue Beobachtung der Buchsbestände verlangt. Immerhin wurde bei der Neuanlage des Gartentheaters auf Buchselemente verzichtet; die verwendeten Eiben- und Buchenpflanzen

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haben sich bisher im Schlossgarten als sehr resistent gegen Krankheiten und Schädlings­ befall erwiesen. Als Alternative zu den pflege­ intensiven Rosen im Schlossgarten wachsen entlang der dem Schloss vorgelagerten Süd­ wiese ca. 80 Wildrosensträucher, welche aus­ ser gelegentlichem Auslichtungsschnitt keine besonderen Pflegemassnahmen notwendig machen. Leben im Lustgarten Das Schlossteam erholt sich samstags jeweils nach dem Arbeitseinsatz bei Kaffee und Ku­ chen; zu diesem geselligen Zusammensein sind Gäste immer willkommen. Der Charak­ ter des Schlossgartens als Ort des Austau­ sches und der Erholung macht diese Ergän­

zung der Arbeit zur Selbstverständlichkeit. Gleichzeitig lebt der Schlossgarten durch sei­ ne Benützung durch Muse, Unterhaltung und Entspannung suchende Menschen. Die Höhepunkte des Gartenlebens bilden die Rahmenveranstaltungen der Schlossoper, das Gartenfestival und weitere kulturelle Anlässe, welche sicher alle im Sinne der Schöpfer die­ ses prächtigen Lustgartens sind.

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Burgenverein Haldenstein Untertitel Grundschrift

Burg Haldenstein (Bild: Mattias Nutt)

Die Burgen Haldenstein und Lichtenstein am Fusse des Calanda zählen zu den bekanntesten Burgen Graubündens. Aufgrund ihrer kühnen Lage und der unverwechselbaren Silhouetten prägen sie seit Jahrhunderten das Landschaftsbild und sind von überregionaler Bedeutung. Unzählige Bahnfahrer und Automobilisten bestaunen die mittelalterlichen Bauwerke Jahr für Jahr auf ihrer Reise durch das Churer Rheintal. Den neugierigen Blicken der Reisenden meist vorenthalten bleibt die geheimnisvolle Balmburg Grottenstein in einer natürlichen Höhle unterhalb des östlichen Felsabsturzes des Calanda. Die enge Verbindung zwischen der Burg Haldenstein und dem darunterliegenden Dorf spiegelt sich nicht zuletzt im gemeinsamen Namen. Bemerkenswert an dieser Verbindung ist aber die seltene Tatsache, dass nicht wie sonst häufig der Name der Siedlung auf die Burg überging, sondern der umgekehrte Fall vorliegt. Für die mittelalterliche Siedlung Unterlenz (rom. Lantsch sut) wurde im ausgehenden 14. Jahrhundert der Burg- und Herrschaftsname Haldenstein

gebräuchlich. Die Haldensteiner waren Dienstleute des Bischofs von Chur (heute noch im Wappen mit dem gekrümmten Steinbockshorn erkennbar) und der Freiherren von Vaz. Als unfreie Adelige gerieten sie schon am Ende des 13. Jahrhunderts in die vazisch-bischöflichen Fehden und Kriege. Der Mannesstamm Haldenstein starb mit dem 1388 in der Schlacht von Näfels gefallenen Ulrich III. aus. Von da an begann eine lange Reihe von Handänderungen der Herrschaft und ihrer Burgen. 1701 ging Haldenstein durch Erbschaft an die Familie SalisMaienfeld über. Unter Johann Luzi von Salis wurde im gleichen Jahr die Leibeigenschaft der Bewohner endgültig aufgehoben. Die Freiherrschaft Haldenstein gehörte nie zum altbündnerischen Bündnissystem, war aber seit 1558 durch einen Schutzvertrag mit dem Dreibündestaat verbunden. Johann Jacob de Castion, französischer Gesandter bei den Drei Bünden, kam durch Heirat mit Hilaria von Marmels in den Besitz der Herrschaft und baute im frühen 16. Jahrhundert die grosszügige Schlossanlage am südlichen Dorfrand. Anders als die bemerkenswerten

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Burganlagen wurde Schloss Haldenstein mit dem Zweck der Erforschung und Sicherung bereits 1966 von der Stiftung Schloss Hal­ denstein gekauft. In den vergangenen Jahr­ zehnten wurden so über 10 Mio. Franken in die Restaurierung investiert und das Schloss einer neuen Nutzung zugeführt. Heute ist es Sitz der Gemeindeverwaltung Halden­ stein und des Amtes für Militär und Zivil­ schutz des Kantons Graubünden. Zudem finden in den historischen Mauern regel­ mässig Veranstaltungen von nationalem In­ teresse wie etwa die Schlossoper Halden­ stein statt. Ganz anders präsentiert sich die Situation der drei Haldensteiner Burgen. Diesen ein­ zigartigen Zeitzeugnissen des Hochmittel­ alters droht der fortwährende Zerfall und damit der unwiderrufliche Verlust. Kühne Lage der Burg Haldenstein (Bild: Augustin Carigiet)

Die Burgen Die Burgruine Haldenstein steht imposant auf einem riesigen, grauen Kalkstein, welcher nach der letzten Eiszeit vom Calanda zu Tale donnerte und im Hangschutt zu liegen kam. Der Felsblock dürfte bereits beim Aufprall in verschiedene Teilstücke gespalten worden sein, was die späteren Erbauer der Burg Hal­ denstein aber nicht erkannt haben dürften. Sie bauten ihre Burganlage kühn auf dem ringsum freistehenden Felsblock. Die ur­ sprüngliche Wehranlage aus dem 12. Jahr­ hundert entwickelte sich durch Erweiterungs­ bauten im Laufe der Zeit zu e­ iner feudalen Schlossanlage mit fünf Geschossen. Die Anla­ ge hat sowohl den Schwabenkrieg (1499) als auch die Bündner Wirren während des 30-jährigen Krieges (1618 bis 1648) schadlos überstanden. Schliesslich wurde die Schloss­ anlage aber 1769 durch ein Erdbeben der Stärke 5 teilweise zum Einsturz gebracht. 1771 stürzten weitere Teile der Burg ab und 1787 schliesslich kam es durch ein erneutes Erdbeben zu einem weiteren Versturz. Zurück blieb die heutige Ruine. Bis 1769 war die Burg gemäss Beschreibungen von Chronist Rudolf von Salis-Haldenstein bewohnt und in den Kellern lagerten «vortreffliche Weine». Seit den Verstürzen im 18. Jahrhundert sind die Ruinenmauern der Witterung völlig un­ geschützt ausgesetzt. Insbesondere die Mauerkronen drohen durch die Auswitte­ rung des Mörtels zusehends einzustürzen. Aber auch der bedrohliche Überhang an der östlichen Abrissstelle zeigt seit Längerem Risse, welche ein untrügliches Zeichen für einen baldigen Mauerabsturz darstellen. Insgesamt präsentiert sich die Situation an der Burgruine Haldenstein dramatisch und bedarf nun rascher Sicherungsarbeiten. Auch die Burg Lichtenstein, aufgrund ihrer unverkennbaren Silhouette im Volksmund liebevoll oft auch als Katzenburg bezeich­ Bündner Wald 2/2013 27

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net, zeigt untrügliche Zeichen des steten Zerfalls. Eindrücklich wird einem diese Tatsache bei genauerer Betrachtung des linken Ohres der «Katzenburg» vor Augen geführt. Dieser hoch aufstehende Eckverband ist sehr stark ausgewittert, so dass in absehbarer Zeit ein Versturz droht und damit der unwiderrufliche Verlust der unverwechselbaren Form. Erfreulicherweise präsentiert sich die Situation an der dritten Haldensteiner Burg, der Grotten- oder Balmburg Grottenstein, viel weniger dramatisch. Durch ihre Lage unter einem natürlichen Felsvorsprung ist die Ruine gut vor Witterungseinflüssen geschützt. Rätselhaft ist aber die Geschichte um die Ruine Grottenstein, sucht man sie doch vergebens in mittelalterlichen Chroniken. Womöglich diente sie den Bewohnern von Burg Blick aus Turm der Burg Haldenstein auf Haldensteiner Rheinauen (Bild: Thomas Müller)

Lichtenstein als rückwertige Stellung oder geschützter Lagerraum. Auf jeden Fall hat diese vergessene Burg den neuzeitlichen Besitzern der Herrschaft Haldenstein zum pompösen Titel «Herr zu Haldenstein, Lichtenstein und Grottenstein» verholfen. Der Verein Auf Initiative des Haldensteiners Augustin Carigiet konnte im Dezember 2011 der Burgenverein Haldenstein aus der Taufe gehoben werden. Dieser Verein stellt nun die Trägerschaft der Sicherungs- und Sanierungsprojekte an den Haldensteiner Burgen dar und fungiert so quasi als sturmfestes Fundament. Mit Augustin Carigiet als bekanntem Bauforscher beim archäologischen Dienst Graubünden ist der Verein in der privilegierten Lage, einen Fachmann mit ­ spezifischem Fachwissen aus unzähligen Burgensicherungen in den eigenen Reihen zu haben. Nicht zuletzt aufgrund der budgetierten Gesamtinvestitionskosten von 1,5 Mio. Schweizer Franken war der Vereinsvorstand von Beginn weg bestrebt, eine professionelle Vereinsstruktur mit hoher Transparenz gegenüber allen öffentlichen, institutionellen und privaten Partnern zu erarbeiten. So ist heute unter anderem ein Vertreter des Haldensteiner Gemeindevorstandes gewähltes Mitglied des erweiterten Vereinsvorstandes. Neben den konkreten Bestrebungen zur Umsetzung des eigentlichen Sanierungs- und Sicherungsprojektes ist der Vereinsvorstand bemüht, mit Aktivitäten rund um die Burgen, wie etwa einem beschilderten Themenweg oder einem Burgenfest, das Leben auf den Burgen und die Geschichte von Haldenstein, für Gross und Klein zu einem spannenden Erlebnis werden zu lassen. Der Burgenverein Haldenstein lädt alle Interessierten aus nah und fern zur aktiven Teilnahme am Vereinsleben ein.

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Denn je grösser unser Verein ist, desto stabiler wird das Fundament für die anstehenden Arbeiten. (www.haldensteinerburgen.ch) Das Projekt Der Grundstein für die anstehenden Erhaltungsarbeiten wurde bereits 1996 durch den Auftrag der Gemeinde Haldenstein an den Burgenfachmann Dr. L. Högl mit der Erarbeitung eines Vorprojektes zum Erhalt der drei Burgruinen gelegt. Basierend auf diesem Vorprojekt hat Augustin Carigiet ein nachhaltiges Sanierungsprojekt für die Burgen Haldenstein und Lichtenstein ausgearbeitet. Im Zentrum des Projektes steht die Sicherung und Sanierung der Hauptburg Haldenstein, welche nach Abschluss aller Arbeiten über eine sichere Konstruk-tion aus einheimischem Holz der Öffentlichkeit zugänglich gemacht werden soll. Wie bereits erwähnt, belaufen sich die budgetierten Kosten auf anderthalb Millionen Schweizer Franken. In Anbetracht der angespannten Finanzlage der öffentlichen Hand hat sich der Burgenverein Haldenstein bereits früh für den Verzicht von Sanierungsarbeiten an der Burg Grottenstein ausgesprochen. Trotzdem stellt die Finanzierung nach wie vor die Haupthür-

de bei der Umsetzung des Vereinszieles dar. Im November 2012 hat die Haldensteiner Stimmbevölkerung aber mit überwältigendem Mehr einer ersten Kostenbeteiligung in der Höhe von 100 000 Franken zugestimmt. Bei Redaktionsschluss noch ausstehend ist eine mögliche Kostenbeteiligung der Bürgergemeinde Haldenstein. Zudem unterstützt der Kanton Graubünden im Rahmen eines befristeten Projektes bis 2017 Burgensanierungen mit einer Sonderfinanzierung von 30 Prozent. Das residuale Drittel wird sich der Verein durch institutionelle und private Gönnerschaften sowie Sponsoring konkreter Bauelemente in den nächsten Jahren erarbeiten müssen. Wir sind überzeugt, hiermit einen wichtigen Beitrag zur Erhaltung unserer einzigartigen Kulturgüter leisten zu können und somit auch unseren Nachkommen eine Grund-lage zur regionalen Identitätsbildung zu erhalten.

Thomas Müller Präsident Burgenverein Haldenstein Usserdorfstrasse 23, 7023 Haldenstein info@haldensteinerburgen.ch

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BatänjaVerein

Brunnen auf Batänja (Bild: Andrea Lütscher)

Der Batänja-Verein setzt sich für die Er­ haltung der ehemaligen Walser Siedlung Batänja ein. Mit diesem Leitsatz wurde der Verein im Jahr 1977 ins Leben gerufen. Er ist seinem Grundsatz bis heute treu geblieben. Die Pflege der Siedlung, die Arbeiten an Wegen, Brunnen, Zäunen sowie die immer aufwendigeren Unterhaltsarbeiten haben immer mehr Zeit und Ressourcen in Anspruch genommen. Man musste nun Wege und Mittel finden, diese Aufgaben anzupacken. Batänja liegt in einer Mulde, eingebettet am Calanda auf etwa 1450 m ü. M. Die Bergsiedlung war bis 1869 ständig bewohnt. Danach wurden die landwirtschaftVogelperspektive auf Batänja (Bild: Google Earth)

lichen Güter hauptsächlich von den Bauern aus Haldenstein für die Gras- und Weidewirtschaft genutzt. Heute dient die Siedlung hauptsächlich als Naherholungsgebiet. Die Hausbesitzer und Besucher erfreuen sich der prächtigen Natur am Haldensteiner Hausberg. Es wird wohl noch geheuet, aber mit den heutigen Maschinen und Methoden geht das Heu in der Regel noch am selben Tag hinunter ins Dorf nach Haldenstein. So haben sich denn auch die Interessen um das Dorf gewandelt. Hier hat sich der Batänja-Verein stark gemacht, damit dieses kleine Bergdorf den nachfolgenden Generationen erhalten bleibt und als typische Walser Siedlung weiterbesteht. Verschiedene Projekte wurden durch den V ­ erein initiiert und auch entsprechend mitfinanziert. So konnten immer wieder grössere Arbeiten für den notwendigen Unterhalt des Waldweges vorgenommen werden. Die Korporation Batänja als Besitzerin des Waldweges und der Batänja-Verein haben so Jahr für Jahr gemeinsam für einen guten und sicheren Zugang zum Dorf gesorgt. Besonders stolz sind wir auf den neuen Dorfbrunnen, der mit viel Einsatz erstellt wurde und seither schon viele Einheimische und Besucher erfreut hat. So entdeckt man immer wieder grössere wie auch kleinere Arbeiten, die von den Mitgliedern des Batänja-Vereins realisiert worden sind. Da all diese Arbeiten nicht nur viel Zeit in Anspruch nehmen, sondern auch einiges kosten, hat der Batänja-Verein beschlossen, alle zwei Jahre ein Bergfest durchzuführen. Das Batänja-Fest dient – nebst dem fröhlichen Beisammensein und dem Geniessen von Speis, Trank und Musik mit dem Erlös – auch zur Erhaltung dieses 400 bis 500 Jahre alten Dörfleins. Längst hat sich dieser Anlass, der jeweils Ende Juli durchgeführt

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seinen Helferinnen und Helfern eine wichtige Stütze für das Dorf und seine Umgebung. Wenn Sie also bald einmal eine Wanderung am Calanda unternehmen, oder uns vielleicht am nächsten BatänjaFest besuchen kommen (Juli 2014), freuen wir uns, Ihnen unsere kleine Walser Siedlung mit ihren Nebenhöfen näher vorstellen zu dürfen. Das nächste Batänja-Fest ist im Juli 2014 (Bild: Andrea Lütscher)

Andrea Lütscher

wird, etabliert und erfreut sich auch heute noch grosser Beliebtheit. Auch wenn wir bis heute nicht alle Projekte realisieren konnten, so ist der Verein mit

Präsident Batänja-Verein Maienweg 10, 7000 Chur oluda@hispeed.ch 079 736 61 30

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Der Schotsch, ein kleines Naturparadies

Ehrenpreis Scheckenfalter (Melitaea aurelia). (Bild: Ursula Trebs)

Ein erfolgreiches Naturschutzprojekt Wer die Wiesen auf dem Schotsch besuchen will, muss einen kurzen, aber steilen Aufstieg bewältigen – eine Mühe, die sich lohnt. Vor über zwanzig Jahren machte sich eine Gruppe von Freiwilligen an die Arbeit, um die zugewachsenen Weideflächen von Bäumen und Gebüsch zu befreien. Das Resultat lässt sich sehen: 3,5 ha Wiesen, ­ Weiden, Trockenrasen, felsdurchsetzte Wiesenhänge, halbsteppenartige Felspartien, Waldränder und Trockenmauern bilden ein Mosaik von kleinräumigen, vernetzten Biotopen. Sie sind Lebensräume für eine Vielzahl von zum Teil selten gewordenen Pflanzen- und Tierarten. Der Schotsch liegt auf einem felsigen Ausläufer am Fuss des Calandas auf dem Gemeindegebiet von Haldenstein GR. Ein ­ bewaldeter Felsrücken erstreckt sich vom

nahen Rheinufer bis hinauf zur Ruine Liechtenstein (von 550 bis 750 m ü. M.). Die Südseite des Schotschs ist durch eine steil abfallende Felswand geprägt. Unterhalb befindet sich ein offen gelassener Steinbruch, der dem Abbau von Wuhrsteinen diente, als im 19. Jahrhundert der Rhein ­begradigt und die Ufer befestigt wurden. Heute dient dieser Teil der Felswand mit ihren verschiedenen Routen als Klettergarten. Der hintere, weniger begangene Teil des Steinbruchs ist mit Felsblöcken, kleinen Grasböschungen und Gebüschrändern ein ideales Biotop für Reptilien. Das Kalkmassiv des Calandas gilt mit seinen nach Süd­ westen ausgerichteten Abhängen als bedeutender Standort von Trockenwiesen in Graubünden. Trockenwiesen und -weiden gehören zu den artenreichsten Lebensräumen in der Schweiz.

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Bis in die 1950er-Jahre wurde der Schotsch extensiv bewirtschaftet und als Weideland und Mähwiesen genutzt. Diese Nutzung war sehr zeit- und arbeitsaufwendig. Da kein Wasser vorhanden war, musste das Vieh täglich bis zum Talboden zur Tränke geführt werden. Durch die einsetzende Intensivierung der Landwirtschaft wurde die Beweidung des Schotschs schliesslich aufgegeben. Die Wiesen verbuschten und Wald entstand. Fauna und Flora veränderten sich gravierend. Im Frühjahr 1992 bildete sich nach einem Aufruf des WWF Graubünden und aus dem Bekanntenkreis des Initianten Hans Schmocker die Gruppe «Praktischer Naturschutz» – Freiwillige, die aus Freude an der Natur bereit waren, an einem Projekt zur Rückführung der zugewachsenen Flächen mitzumachen. Nachdem die Gemeinde Haldenstein, das Amt für Natur und Umwelt ( ANU ) und die zuständigen Forstorgane des Kantons Graubünden ihre Einwilligung zur Rodung gegeben hatten, fand eine Begehung des Gruppenleiters mit den Behördenvertretern statt. Dabei wurde eine zur Bearbeitung ausgewählte Fläche markiert. Diese Begehungen werden seither in jedem Frühjahr wiederholt. Sie dienen der Information der zuständigen Behördenmitglieder, vor allem Stefan Becker, Gemeindeförster Haldenstein, sowie Josef Hartmann, ANU, über die vorgenommenen Pflegearbeiten und zur Besprechung der weiterführenden Massnahmen. Diese Zusammenarbeit hat sich in jeder Beziehung bewährt. Seit einigen Jahren nehmen auch immer wieder Lehrpersonen mit ihren Schulklassen aus Chur, einmal sogar aus Basel, an ein- oder mehrtägigen Einsätzen teil. Die Schülerinnen und Schüler erfahren dabei viel über die ökologischen Zusammenhänge und die Notwendigkeit, die Artenviel-

falt zu erhalten und zu fördern. Ebenso beteiligen sich die Jägerinnen und Jäger der Sektion Calanda hin und wieder an Entbuschungs- und Pflegearbeiten, denn die Wiesen im Wald nützen auch dem Wild. Die erste zur Rodung frei gegebene Fläche, die wieder eine Blumenwiese werden sollte, war stark mit Eschen, Birken, Haselsträuchern, Liguster und Hartriegel eingewachsen. Die Bäume wurden gefällt, die Sträucher auf den Stock gesetzt und danach die Wurzelstöcke mit dem Habegger ausgerissen – eine zwar schweisstreibende, aber sehr effiziente Arbeitsmethode. Bei späteren Rodungen erwies es sich als ebenso wirkungsvoll, die Bäume und Sträucher bodeneben abzusägen und die nachwachsenden Triebe immer wieder mit der Axt abzuschlagen. Nach ein bis zwei Jahren waren die Gehölze abgestorben. Durch das Fehlen der Wurzelstöcke konnte vom folgenden Jahr an die nachwachsende Krautschicht mit dem Fadenmäher, später mit einem Balkenmäher, zweimal jährlich gemäht werden. Wichtig war das gründliche Ausrechen und Ein neuer Trockenstandort entsteht. (Bild: Ursula Trebs)

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Wegräumen des Mähgutes und des anfal­ lenden Holzes, um dem Boden keine weite­ ren Nährstoffe zuzufügen. Holz und Gras­ schnitt wurden am Rande der Fläche zu grossen Haufen aufgeschichtet. So entstan­ den gleichzeitig neue Lebensräume für Rep­ tilien und Amphibien, die auf dem ganzen Schotsch zu finden sind, nämlich Ringelnat­ ter (Natrix natrix), Schlingnatter (Coronella austriaca), Blindschleiche (Anguis fragilis), Mauereidechse (Podarcis muralis), Zaun­ eidechse (Lacerta agilis), Grasfrosch (Rana temporaria) und Erdkröte (Bufo bufo). Langsam verwandelte sich die ehemalige Waldfläche in eine Blumenwiese, die schnell von Schmetterlingen, Heuschrecken und weiteren Insekten besiedelt wurde. ANZEIGE

Im Jahr 2000 erhielt Peter Weidmann, Büro Atragene, Fachgemeinschaft für Standort­ kunde und Ökologie in Chur, vom ANU den Auftrag, eine Bestandesaufnahme der Tag­ falter und Heuschrecken im Gebiet Schotsch vorzunehmen. Bei sieben Begehungen zwi­ schen Juni und September 2000 zählte er über 40 Tagfalter- und 16 Heuschreckenar­ ten. Darunter befinden sich stark gefähr­ dete Arten wie z. B. das Blauauge (Minois dryas), der Gemeine Scheckenfalter (Meli­ taea cinxia), die Blauflüglige Ödlandschre­ cke (Oedipoda caerulescens) und die West­ liche Beissschrecke (Platycleis albopunctata) sowie die vom Aussterben bedrohte Italie­ nische Schönschrecke (Calliptamus itali­ cus), um nur einige zu nennen. Einen interessanten Fund machte ein auf­ merksamer Schüler im September 2012. Beim Entbuschen fand er einen grossen to­ ten Käfer, der vom Bündner Naturmuseum in Chur als Hirschkäferweibchen (Lucanus cervus) bestimmt und in die Sammlung auf­ genommen wurde. Im Laufe der Jahre wurden weitere Flächen entbuscht. Um den wachsenden Arbeits­ aufwand mit der gleichbleibenden Anzahl Freiwilliger zu bewältigen, sollte eine Wie­ se mit Geissen beweidet werden. Ein Zie­ genhalter aus Haldenstein übernahm die Aufgabe. Durch das Abweiden stellte sich jedoch nach wenigen Jahren eine Verar­ mung der Flora und Fauna ein. In der Folge wurde nach Absprache mit dem zuständi­ gen Biologen die Geissbeweidung einge­ stellt. Dasselbe Resultat ergab sich einige Jahre später bei einer weiteren beweideten Wiese. Seither wird nur noch im Juli und im September gemäht. Es bleibt abzuwarten, wie sich die geänderte Bewirtschaftung auf die Artenvielfalt auswirkt. Bei den höher gelegenen Flächen, die sich auf dem Kamm der Felswand bergauf zie­

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Laserkraut-Würger (Orobanche laserpitii-sileris). Die Pflanze schmarotzt auf den Wurzeln des BergLaserkrauts (Laserpitium siler).

Ein grosses Projekt wurde 2006 in Angriff genommen: der Abbruch und Wiederaufbau einer mit Bäumen und Gebüsch völlig eingewachsenen und zerfallenen Natursteinmauer. Sie diente ehemals als Stützmauer der Zufahrt zu den Mähwiesen auf dem Schotsch. Ihre Länge beträgt 125 m, die maximale Höhe an einigen Stellen über 2  m. Freiwillige entfernten in mehreren Tageseinsätzen das Gebüsch. Die grossen ­ Föhren wurden später von der Forstgruppe der Gemeinde Haldenstein gefällt. Nun musste mit schwerem Gerät gearbeitet werden. Ein Menzi Muck hob das zum grössten Teil verschüttete Steinmaterial aus der Erde und legte das alte Trassee frei. So kann die Mauer an ihrem ursprünglichen Ort wieder aufgebaut werden. Heute sind noch ca. 40 m zu erstellen. Die unzähligen von freiwilligen Helfern geleisteten Arbeitsstunden haben sich trotz aller Mühe und vieler Schweisstropfen gelohnt. Ein Besuch auf dem Schotsch wird jeden Naturfreund davon überzeugen.

(Bild: Ursula Trebs)

hen, handelt es sich fast durchwegs um ­rockenstandorte. Dort bildete eine dicht T verfilzte Altgrasdecke das Problem, sie behinderte das Pflanzenwachstum und eine allfällige Versamung. Regelmässiges Mähen und sorgfältiges Ausrechen einmal pro Jahr brachten schnell einen Erfolg. Heute erfreuen die Orangerote Feuerlilie (Lilium bulbiferum ssp. croceum), die Küchenschelle (Pulsatilla montana), der Laserkraut-Würger (Orobanche laserpitii-sileris), das Ährige Ehrenpreis (Veronica spicata), das Schwärzliche Knabenkraut (Orchis ustulata) und viele andere Blütenpflanzen den Besucher.

Ulrich Trebs Giacomettistrasse 93 7000 Chur utrebs@hispeed.ch

Ursula Trebs Giacomettistrasse 93 7000 Chur utrebs@hispeed.ch

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Calandawind – die grösste Windenergieanlage der Schweiz Untertitel Grundschrift

Die Windanlage wird ab Ende April 2013 in voller Leistung Energie produzieren. Die erwartete Jahresmenge beträgt 4,5 GWh pro Jahr. (Bild: calandawind.ch)

Graubünden hat ihre erste Windenergieanlage ( WEA ). Majestätisch steht sie seit Ende Februar in Haldenstein beim Kies- und Betonwerk Oldis nahe der Autobahn A 13. Mit einer Nabenhöhe von 119 Metern und drei Megawatt ( MW ) Leistung handelt es sich um die derzeit grösste WEA der Schweiz. Jährlich wird sie ca. 4,5 Millionen Kilowattstunden Strom produzieren, was dem ungefähren Verbrauch von Haldenstein mit seinen tausend Einwohnern entspricht. Warum der Standort Haldenstein? Besitzer und Betreiber der Anlage sind Na­ tionalrat Josias F. Gasser und der Wirtschaftslehrer Jürg Michel. Kindheitserinnerungen an ein «luftiges» Haldenstein brachten die beiden Initianten mit Haldensteiner Wurzeln auf die Idee, diesen Wind zu nutzen. Bereits 1998 erfolgten erste Messungen beim Gebäude der Josias Gasser Baumaterialien AG. Erneute Messungen am Standort beim Kieswerk Oldis bestätigten diese Resultate und erfüllen die Standortkriterien des Bundes auf ideale Weise. Der Standort ist im Tal gut erschlossen und wird vom Kieswerk in unmittelbarer Nähe bereits genutzt. So entstand im Herbst 2007 dieses Projekt, welches im März 2013 mit der Inbetriebnahme der WEA glücklich abgeschlossen werden konnte.

Leistungsstark und leise Bei der Anlage handelt sich um eine leistungsstarke Vestas V112-3.0 MW der neuesten Generation, aktuell die grösste WEA in der Schweiz. Mit einer imposanten Länge von 54,6 m setzen die Rotorblätter neue Massstäbe. Das gut abgestimmte Drehzahlverhältnis von Rotor zu Generator erlaubt den Wind sehr effizient zu nutzen. Die Anlage erntet bereits bei niedrigen und mittleren Windgeschwindigkeiten hohe Stromerträge. Dank unterschiedlichen Betriebsmodi dürfte die Ge­ räuschentwicklung sogar unterhalb der vorgegebenen Grenzwerte liegen. Der Geräuschpegel ist so gering, dass er selbst unter der Anlage durch das Rauschen des Rheins und den Autolärm der nahe gelegenen Autobahn übertönt wird. Windturbinen und Tierwelt: Gutes Nebeneinander Zahlreiche Studien belegen, dass der Einfluss von Windturbinen auf Vögel bei sorgfältiger Standortauswahl gering ist. Die Vogelwarte Sempach bestätigt, dass an den bestehenden WEA-Standorten in der Schweiz keine Vögel beeinträchtigt werden. Fledermäuse sind vor allem im Sommer, nachts und bei schwachem Wind unterwegs. Um eine mögliche Gefährdung der FlederBündner Wald 2 /2013 37

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Fünf Turmteile werden aufeinandergestellt und mit je 100 Schrauben à zwölf Kilogramm befestigt. (Bild: calandawind.ch)

mäuse zu verhindern, wurde in der Windan­ lage ein Modul installiert, welches gewähr­ leistet, dass die Anlage zwischen März und Oktober in der Dämmerungszeit jeweils bei Windgeschwindigkeiten unter 5,8 m pro Se­ kunde und bei über zwei Grad Celsius auto­ matisch abschaltet. Für Wildtiere wie Hirsche, Rehe, Hasen, Bären, Wölfe (!) und Füchse ist eine WEA eine kalkulierbare Störquelle. Sie gewöhnen sich rasch an die drehenden Roto­ ren und merken schnell, dass sie von dieser Seite nichts zu befürchten haben. Auch bei Nutztieren wie Pferden oder Kü­ hen wurden bisher keine Verhaltensauf­ fälligkeiten in Zusammenhang mit WEA festgestellt (www.suisseeole.ch). Dies be­ stätigen jetzt schon Rückmeldungen von Reitern.

Rückenwind für die Energiewende Aktuell sind in der Schweiz 32 grössere WEA mit 52 MW Gesamtleistung installiert und produzierten im Jahr 2012 88 Mio. kWh Windstrom. In Umweltschutzkreisen (www. Ein Gittermastkran mit einer Höhe von 139 Metern ist für den Aufbau des Windrades im Einsatz. (Bild: calandawind.ch)

Bereits mit Beginn der Planung im Jahr 2008 wurden die Umweltschutzorganisatio­ nen (Pro Natura GR, WWF Graubünden) und die Gemeinde Haldenstein sowie der Kanton Graubünden einbezogen. Ihre An­ liegen haben weitere Abklärungen, insbe­ sondere zum Vogelschutz ausgelöst, welche in die Planung der WEA eingeflossen sind. Damit bleibt der bestmögliche Schutz der Fauna und deren Lebensräume gewährleis­ tet. 38

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umweltallianz.ch) wird von einem umweltverträglichen Zubau von rund 370 Anlagen ausgegangen. Bis 2035 könnten diese 1,5 – 2 TWh, (1 TWh = 1 Milliarde kWh), d. h. zwei bis drei Prozent des Stromverbrauchs produzieren. Das Potenzial ist aber weit grösser, wie eine Studie des BAFU zeigt (www.bafu.admin.ch). Die Ausschöpfung des Potenzials hängt weitgehend von der Akzeptanz der Bevölkerung ab. Unter Berücksichtigung des weit grösseren Potenzials der Solarenergie von 15,6 TWh bzw. rund 25 Prozent des Stromverbrauchs und von Effizienzmassnahmen, d.  h. Vermeidung von Verschwendung im Umfang von rund 19 TWh, kann bis 2035 die gesamte Stromversorgung bei entsprechendem politischem Willen auf erneuerbare Energien umgestellt werden.

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Fakten Standort:

Haldenstein, Kieswerk Oldis

Typ:

Vestas V-112-3.0 MW

Leistung:

3 MW, (1 Megawatt = 1000 Kilowatt)

Jährlicher Ertrag:

ca. 4,5 Gigawattstunden (= 4,5 Mio. kWh)

Nabenhöhe:

119 m

Rotordurchmesser:

112 m

Inbetriebnahme:

Testbetrieb ab März 2013, Abnahme der WEA im April 2013

Inhaber und Betreiber:

Josias F. Gasser / Jürg Michel

www.calandawind.ch www.facebook.com/Calandawind

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Kieswerk Oldis AG – seit 50 Jahren innovativ und erfolgreich Untertitel Grundschrift

Kieswerk Oldis AG, Produktionsanlagen Werk Haldenstein ( Bild: Kieswerk Oldis AG)

Die Kieswerk Oldis AG wurde 1963 von eini­ gen mutigen Bündner Bauunternehmern ge­ gründet. Nach einer anfänglichen Durststre­ cke hat sich die Unternehmung zu einem starken und innovativen Anbieter von Kies und Beton entwickelt. Ein steiniger Start Die Kieswerk Oldis AG wurde am 10. Ok­ tober 1963 gegründet, nachdem einige Ge­ sellschafter in Haldenstein eine Konzession für die Gewinnung von Kies und Sand aus dem Rhein sowie aus einer ca. 10 ha gros­ sen Fläche im Rhein-Hinterland erworben hatten. 1964 wurde die Planung eines Kieswerkes mit Rund- und Brechstrasse sowie eines Be­ tonwerkes aufgenommen. Erschwerend für den künftigen Werkbetrieb war der Um­ stand, dass die alte gedeckte Holzbrücke über den Rhein für Lastwagentransporte ungeeignet war, weshalb eigens für den Werkverkehr und auf Kosten des Kieswer­ kes eine Dienstbrücke über den Rhein, eine Erschliessungsstrasse sowie eine Hochspan­ nungsleitung nach Oldis gebaut werden mussten. Die Werkanlagen konnten 1965 fertigge­ stellt und in Betrieb genommen werden.

Anfänglich wurde der grösste Teil des Roh­ materials mit einer Kabelbaggeranlage dem Rhein entnommen. Der regionale Koffer­ materialbedarf wurde grösstenteils von Ol­ dis abgedeckt, mit jährlichen Verkaufsmen­ gen bis 100 000 m3. 1972 wurde von der kantonalen Regierung für das Werk Oldis eine totale Einstellung der Rheinkies-Entnahmen verfügt, dies zum Schutz der Wuhre und der Rheinsohle. Ab diesem Zeitpunkt begann der Kiesabbau aus dem Hinterland in grösserem Umfang und mit besseren technischen Anlagen. Das Rohmaterial wird verwendet zur Aufberei­ tung von Zuschlagsstoffen für die Beton­ produktion und von Splitt als Basisprodukt für die Heissmischgut-Industrie. Fundationsmaterial aus Maladers Als Ergänzung zum Koffermaterial ab Hal­ denstein konnte 1974 mit der Gemeinde Maladers ein Vertrag für die Kiesgewinnung im Gebiet «Moränenhügel Tuma» abge­ schlossen werden. Ab diesem Standort wird zertifiziertes Fundationsmaterial in bester Qualität angeboten. Mit der Einführung neuer Produktenormen wurde 1984 in Maladers eine neue halbmobi­ le Brech- und Siebanlage mit Aufgabesilo und

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verschiedenen Förderbändern in Betrieb genommen, die zur Herstellung von normkonformen Fundationsmaterial, Planiematerial, Sickerschotter und Sand eingesetzt wird. Im Jahr 2000 konnte mit der Gemeinde Maladers der Vertrag für weitere 25 Jahre verlängert werden. 2009 wurde die Bewil­ligung für die Materialgewinnung für die 2. Abbauetappe erteilt. Rückgabe von Kulturland an Landwirtschaft Die Kiesgewinnung erfolgt in Haldenstein mittels einer elektrisch betriebenen Schwimm­greifer-Anlage. Im Jahr 2004 wurde eine neue Baggeranlage mit einem 3,3-m3-Greifer und einem Vorratssilo mit Grobrost installiert. Das Rohmaterial wird mit Schwimmbändern zum Festland gefördert, von wo aus der Transport zur Aufbereitung mit einem Grossdumper erfolgt. Die für die Kiesgewinnung der Landwirtschaft entzogenen Flächen werden auf der Nordseite des Baggersees im gleichen Ausmass durch Auffüllung mit sauberem Aushubmaterial kompensiert. Nach der Rekultivierung wird das Grundstück wieder der Landwirtschaft als Kulturland zur Verfügung gestellt. Qualitätsprodukte von Oldis Das im Werk angelieferte Rohmaterial wird für die Splitt- und Rundkiesaufbereitung verwendet. Brechsand und gebrochene Gesteinskörnungen (Splitt) werden an die Heiss­ mischgut-Industrie geliefert. Rundkies wird gewaschen und in Einzelkomponenten ausgesiebt. Für die Abgabe an die Betonanlage können diese Kieskomponenten nach den verschiedenen Rezepten dosiert werden. Die laufend angepasste Betonanlage wurde im Jahr 2010 mit einem Zweiwellen-

Zwangsmischer erneuert. Mit diesem neuen Mischer von 2,75 m3 konnte die Produktionskapazität erheblich gesteigert werden. Dies erlaubt hervorragende Mischleistungen bei hoher Betonqualität. Für die Qualitätsüberwachung der Zuschlagstoffe und des Frischbetons steht ein eigenes Labor zur Verfügung. Die Kieswerk Oldis AG betreibt einen Sammel- und Sortierplatz für Asphalt, Betonund Mischabbruch. Diese Produkte werden aufbereitet und als Recyclingmaterial für den Strassenbau und die Betonproduktion verwendet. Laufende Investitionen in Erweiterung und Qualität Seit Beginn wurden laufend Ersatz- und Modernisierungsinvestitionen getätigt. Im Jahr 1998 wurde eine neue, leistungsstarke Rundkiesaufbereitungsanlage in Betrieb genommen. Diese Anlage erlaubt es, noch genauere und gleichmässigere Kornverteilungskurven, unter anderem im Sandbereich, zu erzielen. Dies wirkt sich bei allen Betonrezepten auf eine noch konstantere Verarbeitbarkeit, Festigkeit und Sichtbe­ ton­ eigenschaften aus. Im Jahr 1999 wurde eine komplett neue Splittaufbereitung installiert, mit einem 3500 m3 grossen Silo für die Trockenlagerung von Brechsand. Im Jahr 2008 wurde diese Splittaufbereitung mit einer Entstaubungs- und Entfillerungsanlage ergänzt, welche den Feinanteil des Brechsandes auf das gewünschte Volumen reduziert. Im Jahr 2009 übernahm die Kieswerk Ol-dis AG den Kies- und Betonbereich der ARGE ELA. Die zur Oldis-Gruppe gehörende Kieswerk ELA AG ist im Raum Mittelbünden mit den Standorten Surses, Filisur und Bergün tätig. An allen drei Standorten wird Beton produziert und Kies aufbereitet. Durch die Bündner Wald 2/2013 41

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Übernahme der Werke in Mittelbünden konnten Ressourcen für die Zukunft gesichert und das Marktgebiet erweitert werden. Für die künftigen Jahre heisst das Ziel: weitere Investitionen in Qualität und Leistungsfähigkeit der Produktionsanlagen sowie Sicherung des hohen Standards von Qualitäts- und Umweltmanagement. Kiesgewinnung für weitere 25 Jahre gesichert Die Zukunft der Unternehmung konnte durch die Erteilung der Konzession für die Kiesgewinnung im Gebiet Oldis im Ausmass von 7,3 ha gesichert werden. Das neue Volumen an Rohmaterial beträgt rund 1,2 Mio. Kubikmeter aufgeteilt in drei Etappen. Damit stehen Kiesressourcen für rund 25 Jahre zur Verfügung. Die Oldis-Gruppe Die Kieswerk Oldis AG wurde im Jahr 1963 gegründet und hat ihren Sitz in Haldenstein. Seit rund 50 Jahren wird in der ­Geländekammer Oldis Kies gewonnen und zu Qualitätsprodukten aufbereitet. Das Managementsystem ist zertifiziert nach den Normen ISO 14001 und ISO 9001, die Beton- und Kiesprodukte nach werkseigener Produktionskontrolle ( WPK ) der SN EN-Normen. Jährlich werden 20 000 bis 35 000 m3 Beton und ca. 60 000 bis 90 000 m3 Kies und Splitt produziert. Ab dem Werk Ma­ laders wird Fundationsmaterial nach neuster Norm aufbereitet und verkauft. Die Kieswerk ELA AG ist seit 2009 eine Unternehmung der Oldis-Gruppe mit Kies- und Betonwerken in Bergün, Filisur und Salouf. In den vergangenen zehn Jahren wurden rund 6 Mio. Franken in den Standort Haldenstein und 2 Mio. Franken am Standort Surses investiert. In den Werken der OldisGruppe werden 16 Mitarbeiter beschäftigt.

Die Oldis-Gruppe wird heute präsidiert von Dr. Carlo Portner aus Haldenstein. Für die operative Geschäftsführung zeichnet Peter Cadalbert verantwortlich. Das Produktionswerk Oldis in Haldenstein leitet Werkmeister Beat Cavelti und jene im Raum Albula-Surses Werkmeister Robert Fontanazza. Was ist Kies? Die natürlichen Kiesvorkommen sind ein Gemisch von Kieselsteinen, Sand und Feinanteilen. Geologisch wird Kies als Schotter bezeichnet. Der Rohstoff Kies ist in der Schweiz in grossen Mengen vorhanden und ein sehr wertvolles Gut. Schliesslich basiert jedes Bauwerk in irgendeiner Form auf Kies. Ist der Kies abgebaut, wird er gewaschen, sortiert und – die groben Steine – gebrochen. Anschliessend wird das Rohmaterial in Betonkies, Splitt- und Schottersorten aufgeteilt. Ein grosser Teil des gewonnenen Kieses wird zur Betonherstellung verwendet. Beton ist ein Gemisch aus Kies, Sand, Zement und Wasser. Kies findet aber auch als Hauptwerkstoff im Strassenbau Verwendung. Der Förderung von Kies kommt weltweit eine grosse Bedeutung zu. Kies und Sand liegen mengenmässig als meistgeförderte Rohstoffe klar an der Spitze. In der Schweiz ist die Gewinnung von Steinen und Erden die einzige bedeutende Abbautätigkeit. Als wichtigster Lieferant der Bauwirtschaft zählt die Sand-, Kies- und Betonbranche zu den existenzsichernden Bereichen der Schweizer Volkswirtschaft. Quelle: FSKB Wofür brauchen wir Kies? Kies und Sand sind die wichtigsten Baustoffe der Vergangenheit, aber auch der Zukunft. Strassen und Flugpisten, Quartierwege und Waldstrassen brauchen einen tragfähigen Untergrund, damit sie begangen und befah-

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ren werden können. Dieser sogenannte Koffer besteht aus frostsicherem Kiessand. Voraussetzung dafür ist ein sauberes Material mit wenig Feinanteilen und einem gut abgestuften Kornaufbau. Auf den Kieskoffer wird als Fahrbahn die Tragschicht aus Splitt und Bitumen oder der Betonbelag aufgetragen. Viele tausend Kilometer Naturstrasse sind mit Sand und Kies gekoffert und werden mit diesem Material unterhalten. Die grössten Mengen von Kies und Sand werden jedoch als Zuschlagstoff für Beton und Mörtel verwendet. Beton wird für den Bau von Wohnhäusern, für Brückenkonstruktionen und Staumauern, für IndustrieGesamtinserat-D-144x100-3.2012 ANZEIGE

bauten, Kläranlagen und Kanalisationen, aber auch für die Gestaltung von Kunstwerken und Designobjekten verwendet. Kies und Sand bilden somit eine wichtige Basis unserer heutigen Zivilisation. Quelle: FSKB

Peter Cadalbert

26.3.2012

Kieswerk Oldis AG Felsenaustrasse 25, 7004 Chur www.oldis.ch

13:06 Uhr

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Haldenstein – Die grosse Rüfe von 1971 Einleitung Gemäss landläufiger Meinung ist die Sonnenseite des Calanda trocken. Die Rüfen kommen auf der anderen Talseite im Bündnerschiefergebiet vor. Aber auch Haldenstein weist Gerinne auf. Insgesamt fünf an der Zahl erreichen den Talboden. Es handelt sich mehrheitlich um nicht ständig wasserführende Bachläufe, welche aber bei Starkregenereignissen Geschiebe und Holz mittransportieren können. Im Jahr 1971 überraschte eine grosse Rüfe die Haldensteiner Bevölkerung. Im Rahmen der Revision des Gefahrenzonenplanes und im Zusammenhang mit der Erstellung der Gefahrenkarte Wasser Haldenstein beauftragte das Amt für Wald und Naturgefahren Graubünden das Büro «Herzog Ingenieure AG, Davos» das Rüfenereignis von 1971 zu analysieren. Geologie und Lage Der Calanda ist grösstenteils aus Kalkgesteinen des Helvetikums aufgebaut. Der Kalk ist vor allem in den oberen Teilen der Einzugsgebiete verkarstet. Ein markanter, ca. 100  m hoher Felsriegel zieht sich quer durch die Talflanke. Das ganze Gebiet ist nur sehr flachgründig mit Lockermaterial überdeckt und teilweise bewaldet. Die Hänge und Gerinne sind mit Gefällen zwischen 30 bis 60 % sehr steil. Haldenstein liegt in einem offenen Durchgangstal. Fast immer bläst Wind von Süden oder Norden. Niederschlagszellen werden am Calanda nur sehr selten gestaut. Sehr häufig ist zu beobachten, dass Gewitterzüge von Domat/Ems nach Chur ziehen und dann ins Schanfigg gedrängt werden. Haldenstein bleibt dabei von Niederschlägen oft verschont. Gemäss Beobachtungen des Haldensteiner Revierförsters Stefan Becker sind es eher ein- bis zweitägige Niederschläge, welche Probleme verursachen können. Alle Gerinne

sind nur bei Dauerregen oder Hagelschlag überhaupt wasserführend. Da die Ereignisse oft mit Rutschungen respektive durchnässten Böden auftreten, ist meist Dauerregen das massgebende Szenario. Die Spitzenabflüsse sind dann zwar gering, dennoch setzt in den sehr steilen Gerinnen oberhalb des Dorfes der Feststofftransport ein, sobald das Material genügend lange durchnässt wurde. Aber auch Gewitter können Ereignisse auslösen, wie 1971. Die grosse Rüfe von 1971 Das Ereignis Beim Ereignis vom 26. Juli 1971 entlud sich an einem schönen und heissen Sommerabend kurz nach 20 Uhr und nach längerer Abb. 1: Übersarung Herenberg 1971. (Quelle: Haldensteiner Bote, Oktober 2006)

Abb. 2: Alp Herenberg 2011. (Alle Farbfotos: Herzog Ingenieure AG)

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Trockenheit ein Hagelgewitter (Dauer ca. 30 Minuten) im Gebiet Kreuzboden auf 2040 m ü. M. Viel Feinmaterial und Ge­ schiebe vom oberen Bereich des Einzugs­ gebietes wurde bereits im Oberlauf mobili­ siert und teilweise auf der Alp Herenberg abgelagert. Danach nahm der Bach erneut viel Ge­ schiebe auf. Unter der Felswand suchte er sich mehrere Fliesswege ausserhalb seines Gerinnes. Der Murgang wurde gemäss den Zeitungsberichten (auch) am Gupf nördlich von der Ruine Haldenstein geteilt. Ein Zug floss direkt Richtung Dorfkern, wo vor al­ lem das Gebiet um den Friedhof betroffen war. Ein anderer Zug ergoss sich mehr Richtung Nordosten. Es gibt Meinungen in Haldenstein, die als Auslöser der Katastrophe die Zerstörung eines Wasserreservoirs oberhalb des Sied­ lungsgebietes sehen. In diesem Fall wäre das Ereignis hydrologisch nicht von Be­ deutung. Aufgrund der übrigen Beweis­ akten ist das Ereignis eindeutig auf Hagel­ schlag im Kreuzboden zurückzuführen. Bestätigt ist, dass der Dorfteil Süsswinkel vom Reservoir her betroffen wurde, wäh­ rend die grosse Rüfe von der Ruine her den grössten Schaden im Bereich Fried­ hof/Chrüzgass anrichtete. Der Teil des Er­ eignisses, welcher den Süsswinkel betraf, kann sich aber durch das zusätzliche Was­ ser aus dem Reservoir noch verstärkt ha­ ben. Im «Haldensteiner Bote» vom Oktober 2006 ist zu lesen, dass sich die Rüfe aus dem Altburgwald oberhalb der Burg noch­ mals teilte. Ein Arm schoss direkt durch die Gasse Oberdorf mitten ins Dorf, der ande­ re dürfte nördlich des Triangulationspunk­ tes (Bänklein oberhalb Oberdorf) durchge­ flossen sein. Beide Fliesswege sind heute noch vorhanden und offen.

Das Ereignis überraschte die Haldensteiner vollkommen, da es im Tal unten nicht ein­ mal regnete. Sie hörten den Lärm der Rüfi erst, als diese ins Dorf floss. Ein grosser Felsblock wurde bis in die Chrüzgass ver­ lagert. Die Ablagerungstiefe des Schuttes betrug gemäss den Fotovergleichen im oberen Dorfteil 0,5 bis 0,8 m, im Gebiet des Dorfplatzes deutlich weniger. Das Verkehrsschild rechts auf Abb. 6 ist nur ca. 1 m hoch. Die Höhe der Material­ ablagerung betrug demnach an der Haus­ ecke weniger als 50  cm, auf dem mittleren Bildteil wahrscheinlich etwas mehr (Stras­ se verflacht sich, Ablagerungen). Der Abb. 3: Felsbrocken in der Chrüzgass. (Quelle: Haldensteiner Bote, Oktober 2006; Bild: Lorenz Gasser-Gasser)

Abb. 4: Schlammmassen beim Restaurant Adler. (Quelle: Haldensteiner Bote, Oktober 2006; Bild: Lorenz Gasser-Gasser)

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Abb. 5 und 6: Fotovergleich Chrüzgass 1971/2011, Ablagerung ca. 30 bis 50 cm. (Quelle: Haldensteiner Bote, Oktober 2006)

Abb. 7 und 8: Fotovergleich beim Adler, 1971/2011, Ablagerung ca. 80 cm. (Quelle: Haldensteiner Bote, Oktober 2006)

Abb. 9 und 10: Schwache Intensitäten im Süsswinkel (links) und auf dem Dorfplatz. (Quelle: Haldensteiner Bote, Oktober 2006)

grosse Block (Durchmesser > 1 m, Gewicht 2 – 3 t) belegt eindeutig eine «starke» Intensität bis in den Bereich Chrüzgass. Diese dürfte sich aber durch den hier sehr eindeutigen Fliessweg auf der praktisch in der Falllinie verlaufenden Strasse, hauptsächlich auf die obersten Gebäude, die Strasse und die angrenzenden Fassaden beschrän46

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Abb. 11: Alpbach (rot) und Rüfe Altburgwald (gelb).

ken. Im zweiten Bildvergleich (Abb. 7 und Abb. 8) wird die Höhe der Materialablagerung auf ca. 80 cm geschätzt. Hier dürfte sie am mächtigsten gewesen sein (Verflachung des Strassenzuges). Die Fliessgeschwindigkeiten dürften hier bereits erheblich tiefer gewesen sein. Weiter unten ist gemäss den Bildern die Intensität nur noch schwach. Aufgrund des Beschriebs und der betroffenen Flächen können die Geschiebekubaturen wie folgt abgeschätzt werden: –A blagerung Masella: 1000 – 2000  m3 –A blagerung im Dorf: 1000 – 2000  m3 –A blagerung Alpbach/Sänder: unbekannt, vermutlich < 1000 m3 –G esamtfracht ab Herenberg: 2000 – 5000  m3

Nach dem Ereignis wurde ein Projekt des Tiefbauamtes realisiert, welches einen «Umlenkkanal» vom grossen Felsen auf Kote (ca. 750  m ü. M.) bis ins Tal umfasste. Sowohl die Gutachten, die kurz nach dem Ereignis erstellt wurden, als auch die aktuellen Recherchen haben keine Hinweise auf vergleichbare Ereignisse ergeben. Dem Ereignis dürfte daher eine Jährlichkeit von mehr als 100 Jahre zuzuordnen sein. Prozessanalyse Alpbach und Altburgwald Der Alpbach entwässert das grösste Gebiet der Gemeinde Haldenstein. Er findet seinen Ursprung in der Region Tüfels-Chilchli. Das Gerinne verläuft anschliessend über den Chrüzboda und Herenberg, über das oben erwähnte Felsband, Richtung Dorf. Von einem künstlichen Damm (Baujahr 1972, nach dem Ereignis) wird der Alpbach vom Bündner Wald 2/2013 47

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Abb. 12: Mutmassliche Fliesswege der Rüfe von 1971 (Nr. 7 – 10: Schwachstellen).

Siedlungsgebiet weggeleitet. Das Gerinne verliert sich nach einem kleinen Schuttkegel bei Sänder im Talboden. Die Bezeichnung «Rüfe Altburgwald» entstand nach dem Ereignis von 1971. Auslöser war der Alpbach, welcher nach der FelsAbb. 13: Felswand auf Kote, ca. 900 m ü. M., an dessen Fuss sich der Abfluss beim Aufprall aufteilen kann.

wand auf 900 m ü. M. sein Gerinne verliess und sich durch den Altburgwald, vorbei an der Ruine Haldenstein, einen direkten Fliessweg ins Dorf suchte. Ein Teil der Rüfe floss aber auch im eigentlichen Alpbachgerinne (blau ausgezogene Linie in Abb. 12) ab. Die Rüfe teilte sich auf Höhe der Ruine nochmals und erreichte das Dorf in zwei Armen. Die mutmasslichen Fliesswege von 1971 sind in den Abbildungen 11 und 12 dargestellt. Wie konnten diese Fliesswege rekonstruiert werden, und vor allem, wieso sollte trotz des Baus des Ablenkdammes 1972 nach wie vor eine Gefährdung von Haldenstein bestehen? Zunächst erfolgte eine vertiefte Geländeanalyse, sowohl im digitalen Höhenmodell wie auch durch Begehungen aller möglichen Fliesswege im sehr steilen Gelände. Es zeigte sich, dass dort, wo der Alpbach

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lem von Bäumen aufgehaltene Steine) untermauern dies. Da der 1972 gebaute Ablenkdamm im oberen Teil nur ca. 1 m hoch ist und im steilen Gelände von einem Murgang regel14, recht «übersprungen » würde (Abb.  Schwachstelle Nr. 7), kann derselbe Ereignisablauf wie 1971 auch künftig auftreten. Dieser Prozessablauf bildet ein Szenario für die Gefahrenkarte, welches von der zufälligen Richtungswahl der Rüfe unterhalb der Felswand abhängt. Dieses Szenario hat eine geschätzte Eintretenswahrscheinlichkeit von 100 bis 300 Jahren. »«

Abb. 14: Mutmasslicher Fliessweg (Falllinie) der Rüfe von 1971. Mitten im Bild quer dazu der kleine Ablenkdamm (Schwachstelle Nr. 7).

über die Felswand fällt, das Gelände nach wie vor offen ist und es rein vom Zufall abhängt, ob eine Rüfe nach links – Richtung Alpbachgerinne – oder nach rechts – wie beim Ereignis 1971 – fliesst. Sogenannte «stumme Zeugen» können weitere wichtige Hinweise geben, um den Ablauf von Naturereignissen besser zu verstehen. Die Spuren zeigen «Ablagerungen» und damit den Fliessweg der Rüfe Altburgwald von 1971. Hier werden die Beschriebe bestätigt, dass ein Teil des Alpbaches bei der Ruine vorbeifloss, ohne je ins Alpbachgerinne zu gelangen. Weitere Spuren (vor al-

Gefahrenkarte Wasser und Gefahrenzonenplan Die neuen Erkenntnisse zum Ablauf der Rüfe von 1971 sind in der Gefahrenkarte Wasser und im Entwurf des Gefahrenzonenplanes 2012 berücksichtigt worden. Die Festlegung der Gefahrenzonen erfolgt in Graubünden in einem zweistufigen Verfahren. Die prozessgetrennten Gefahrenkarten (Lawine, Wasser, Rutschung/Hangmuren, Sturz), die im Auftrage des Amtes für Wald und Naturgefahren von spezialisierten Büros erarbeitet werden, werden durch die dreiköpfige kantonale Gefahrenkommission in

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verständnis stellen wesentliche Eckpfeiler in diesem Prozess dar.

Beatrice Herzog Herzog Ingenieure AG Wasserbau, Tiefbau, Grundbau 7270 Davos Platz herzog@herzog-ingenieure.ch Abb. 16: Entwurf Gefahrenzonenplan Haldenstein 2012, rote und blaue Gefahrenzonen: Ausschnitt Dorfkern.

den Gefahrenzonenplan umgesetzt. Bei diesen Arbeiten wird eine Vielzahl von Kriterien berücksichtigt. Ereigniskataster und Prozess-

Magnus Rageth Amt für Wald und Naturgefahren Region Rheintal/Schanfigg 7015 Tamins magnus.rageth@awn.gr.ch

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Vereinsmitteilung Programm der Versammlung Termin/Programm Die nächste Jahresversammlung findet am Freitag, 31. Mai 2013, in Haldenstein statt. Das Tagungsprogramm sieht folgendermassen aus: Kaffee in der Turnhalle, Haldenstein Begrüssung durch Robert Giger, Gemeindepräsident Haldenstein – Jahresversammlung Graubünden Wald 2013 oder – Rahmenprogramm: Führung im Rosengarten des Schlosses Haldenstein (falls genügend Anmeldungen) Apéro im Schlossgarten Mittagessen in der Turnhalle Transfer zu Fuss oder mit Bus zum Windrad, Haldenstein/Chur Besichtigung beider Windräder Ende der Veranstaltung Auskünfte erteilt: Stefan Becker, Revierförster Forstamt Haldenstein 081 353 10 17 forstamt @ haldenstein.ch

09.00 – 09.30 09.30 – 09.45 09.45 – 11.30

11.30 12.15 14.00 14.15

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12.15 14.00 14.15 16.15 16.30

Anmeldung bis spätestens 10. Mai 2013 an: Erika Walser Amt für Wald und Naturgefahren, Region 2 Reichenauerstrasse 61 7015 Tamins 081 257 61 90/91 (Fax) erika.walser @ awn.gr.ch

Anmeldetalon für die Jahresversammlung des Vereins Graubünden Wald – Haldenstein, 31. Mai 2013 A nmeldung für das gemeinsame Mittagessen Der Betrag von Fr. 40.– wird wie üblich an der Tageskasse eingezogen. Ich bin Vegetarier/in Ich nehme an der Besichtigung der Windräder teil Rahmenprogramm: Ich nehme an der Rosenführung im Schlossgarten teil

Name: Vorname: Adresse: PLZ/Ort: Ort/Datum: Unterschrift:

Rücksenden an: Erika Walser, Amt für Wald und Naturgefahren, Region 2, Reichenauerstrasse 61, 7015 Tamins 52

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Traktandenliste der Generalversammlung 2013 in Haldenstein 1. Eröffnung durch den Präsidenten 2. Wahl der Stimmenzähler 3. Protokoll der GV vom 1. Juni 2012 in Breil/Brigels 4. Jahresbericht 5. Jahresrechnung 2012 und Revisorenbericht 6. Budget 2014 und Festsetzung der Mitgliederbeiträge 7. Wahlen

8. Tagungsort 2014 9. Ernennung von Freimitgliedern 10. Anträge 11. Tätigkeitsprogramm 2013 und Mitteilungen 12. Europäische forstliche nordische Skiwettkämpfe ( EFNS ) 2015 13. Holzereiweltmeisterschaft (World Logging Championship WLC ) 2014 14. Neugestaltung Website Bündner Wald 15. Aktuelles aus Bern 16. Varia

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Jahresbericht 2012 des Vorstandes von Graubünden Wald 1. Vorstand Das Vereinsjahr 2012 war auf den ersten Blick ein eher ruhiges Jahr. Es gab fast kei­ ne besonderen Ereignisse, welche über die alljährlich wiederkehrenden Vereinsaktivi­ täten hinausgingen. Das heisst aber nicht, dass es keine Höhepunkte gab. Ausserge­ wöhnlich war sicher letztes Jahr die Lehr­ abschlussfeier, welche – wie jedes zweite Jahr – wieder im Rahmen der Bündner Holzereimeisterschaften stattfand. Mit rund 180 Teilnehmenden hat diese Feier den bisherigen Rahmen gesprengt. Das war zwar erfreulich, hat sich aber auch bei der Jahresrechnung entsprechend nieder­ geschlagen. Rekordverdächtig im negativen Sinn war dafür auch die Beteiligung unserer Mit­ glieder an der zweitägigen Jahresversamm­ lung in Brigels. Mit rund 40 Personen an der Versammlung selber und noch etwa 20 Teilnehmenden an den Exkursionen vom Samstag wurde ein Tiefpunkt erreicht, der uns zwingt, darüber nachzuden­ ken, ob man sich noch die Mühe machen will, solche Veranstaltungen zu organisie­ ren. Der Vorstand hielt im Vereinsjahr 2012 drei ordentliche Sitzungen ab. Die Schwer­ punkte der Vereinstätigkeit können wie folgt zusammengefasst werden: – S kipostenlauf in Scuol am 25. Februar – J ahresversammlung 2012 in Brigels am 1. Juni – L ehrabschlussfeier der Forstwarte in Cazis am 29. Juni –B ündner Holzhauereiwettkampf in Cazis am 29./30. Juni –T agung zum Thema Instandstellung von Waldstrassen in Domat/Ems am 12. Oktober

2. Aktivitäten 2.1 Jahresversammlung 2012 Die Jahresversammlung von Graubünden Wald fand am am 1. und 2. Juni in Brigels statt. Das Protokoll wurde auf unserer Homepage und im «Bündner Wald» veröf­ fentlicht. Die Höhepunkte der eigentlichen Versammlung bildeten die Wahl von Natio­ nalrat Josias Gasser als Nachfolger von alt Nationalrat Sep Cathomas in den Vorstand unseres Vereins und die Verleihung des An­ erkennungspreises von Graubünden Wald an Ruedi Aggeler. Er wurde damit für seine grossen Verdienste bei der Entwicklung und Schulung der Seilkrantechnik im Gebirgs­ wald ausgezeichnet. Die Versammlung war mit rund 40 Vereins­ mitgliedern recht schwach besucht. So ­fanden dann auch das Nachtessen und vor allem die interessanten Exkursionen am zweiten Tag im eher familiären Rahmen statt. Jene, die dabei waren, haben es trotz­ dem sehr genossen! Den Organisatoren, vor allem Wendel Hürlimann mit seiner Forst­ gruppe, sowie Rosmarie Nay und Christian Buchli vom Amt für Wald und Naturgefah­ ren Surselva sei an dieser Stelle ganz herzlich für die vorbildliche Organisation gedankt. 2.2 Technische Tagung zum Thema «Instandstellung Waldstrassen» Am 12. Oktober konnte in Domat/Ems die schon länger geplante Tagung zum Thema «Instandstellung Waldstrassen» endlich durchgeführt werden. Nebst gut 40 interes­ sierten Vereinsmitgliedern konnten an der Tagung auch die Försterstudenten des ibW Bildungszentrums Wald begrüsst werden. Den rund 70 Teilnehmern konnte ein ab­ wechslungsreiches Programm aus interes­ santen Vorträgen und Vorführungen im Ge­ lände geboten werden. Nicht zuletzt dank der tatkräftigen Unterstützung durch den

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örtlichen Revierförster Marcel Lerch, dem es gelang, ein paar spannende Anschauungs­ objekte zu organisieren. 2.3 Wettkämpfe 2.3.1 Skipostenlauf Skipostenlauf für das Bündner Der 29.  Forstpersonal wurde am 25.  Februar in ­Scuol im Skigebiet Motta Naluns ausgetra­ gen. Mit 122 Startenden durfte wieder eine sehr schöne Beteiligung registriert werden. Der bestens organisierte Wettkampf bei wunderbaren Schneeverhältnissen war ein­ mal mehr ein sehr gelungener und gemüt­ licher Anlass. Die Organisatoren leisteten auch bei der Sponsorensuche ganze Arbeit. Am Schluss konnten sie unserem Verein so­ gar noch einen kleinen Betrag in die Kasse überweisen. Dem Förster Mario Riatsch so­ wie seinen Kollegen und Mitarbeitern ge­ bührt ein ganz herzliches Dankeschön! Wie schon seit Jahren hat natürlich auch die Air Grischa mit ihrer traditionellen GratisFestwirtschaft für gute Stimmung und das leibliche Wohl der Teilnehmer gesorgt. Auch ihr sei hier noch einmal herzlich gedankt. 2.3.2 Bündner Holzhauereimeisterschaft Am 29. und 30. Juni 2012 fand bei der Bünd­ ner Arena in Cazis die 13. Bündner Holz­ hauereimeisterschaft statt. Bei mehr als hun­ dert Teilnehmern setzten sich im Wettkampf um den Bündner Meistertitel die Favoriten durch. Arno Illien siegte vor Orlando Lerch und Marcel Lerch. Für das weltrekordver­ dächtige Spitzenresultat des Tages sorgte am Samstag in der Kategorie Gäste Urs Amstutz. Leider stiess der hochstehende Wettkampf bei ebenfalls rekordverdäch­ tigen Sommer­ temperaturen auf ein eher ­bescheidenes Pu­ blikumsinteresse. Vielleicht müsste man den Wettkampf bei solchem Wetter in einem Freibad veranstalten.

2.4 VSF Am 8. Juni 2012 fand in Oensingen eine ausserordentliche Delegiertenversammlung betreffend die Kandidatur zur Holzereiwelt­ meisterschaft (WLC) im Jahr 2014 statt. Un­ ser Kanton war an dieser DV mit sechs De­ legierten vertreten. Die DV beschloss einstimmig, die Kandidatur beim IALC ein­ zureichen. Im September wurde die WLC 2014 dann definitiv an die Schweiz verge­ ben! Der Event wird wie angekündigt in Bri­ enz durchgeführt. An der Delegiertenversammlung des VSF am 28. September 2012 in Wildegg, Kanton Aargau, nahmen fünf Delegierte von Grau­ bünden Wald teil. 2.5 ARGE 2.5.1 Vergabe des alpinen Schutzwald­ preises Die Vergabe des alpinen Scchutzwaldpreises fand am 20. Januar 2012 in Vaduz statt. Ein­ mal mehr war unter den Siegerprojekten auch ein Beitrag aus dem Kanton Graubün­ den. Mario Riatsch durfte für die «Waldwo­ chen Sur En 2008/2009/2011» den Aner­ kennungspreis entgegennehmen. 2.5.2 Tagung der Vorstände der ARGE Alpenländischer Forstvereine Die alljährliche Zusammenkunft der Vor­ stände der ARGE Alpenländischer Forstverei­ ne fand am 26. Oktober an der Forstlichen Ausbildungsstätte Ossiach in Kärnten statt. Die Bündner Delegation (Präsident und Ak­ tuar) konnte diesmal die Reise in Gesell­ schaft der Kollegen vom St. Galler Forstver­ ein, welcher neuerdings auch Mitglied der ARGE ist, antreten. Die Sitzung fand wieder zusammen mit der Jury des alpinen Schutz­ waldpreises statt. Graubünden Wald konnte diesmal nur zwei Wettbewerbsbeiträge prä­ sentieren. Bündner Wald 2/2013 55

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Aktuelles über die ARGE Alpenländischer Forstvereine und vor allem über den alpinen Schutzwaldpreis, kann auf der Website der ARGE unter www.arge.forstvereine.eu nachgelesen werden. 3. Kommissionen 3.1 Redaktionskommission Bündner Wald Die Kommission traf sich im Berichtsjahr zu einer Sitzung und stellte das Redaktionsprogramm 2013 zusammen. Die hervorragende Arbeit der Redaktoren Jörg Clavadetscher und Sandro Krättli steht ausser Frage und wurde verdankt. Zudem ist die Qualität der Interviews merklich gestiegen. Speziellen Dank hierfür gebührt unserer neuen Interviewerin Nina Hemmi. In der BüWa-Abrechnung 2012 wurden erstmals Produktions- und Abonnementskosten entflechtet. Die eigentlichen Produktionskosten werden wie bisher anteilsmässig zu je einem Drittel durch die Trägerschaft getragen. Die Abonnementskosten werden entsprechend den Mitgliedern auf GR Wald bzw. die SELVA aufgeteilt. Aktuell bestehen Abklärungen zu einer Aufwertung der BüWa-Homepage. Dies führte zu weiteren ausserordentlichen Sitzungen der BüWa-Kommission. Die Homepage könnte mit dem bestehenden Redaktionsprogramm verknüpft werden. Dadurch böte sich die Möglichkeit für Archivfunktion (Ausgaben ab 2005), News (Aktualisierung durch Redaktoren), Eckdatenblätter für BüWa-Berichte, Online-Abonnement (sofern von Leserschaft gewünscht) etc. ... alles eine Frage des Geldes! Der Grundstein für eine neue Homepage soll im 2013 gelegt werden, sofern die Finanzierung seitens der Trägerschaft gesichert werden kann. Neu wurde der Umfang des BüWa – ausser für die Versammlungsnummer – von 96 auf 64 Seiten reduziert. Dies erleichtert einer-

seits die Autorensuche und vereinfacht die Arbeit der Redaktoren. 3.2 Forstliche Aus- und Weiterbildungskommission Die forstliche Aus- und Weiterbildungskommission hat unsere Anliegen in zwei Sitzungen der OdA Wald Graubünden vertreten. Im Herbst wurde dort wie gewohnt das Kursangebot 2013 für das Bündner Forstpersonal zusammengestellt. Das Angebot kann unter www.wald.gr.ch abgerufen werden. Die Kurse im Berichtsjahr wurden mit 276 Teilnehmern etwas weniger gut besucht als auch schon. 3.3 Forstpersonalkommission Die Forstpersonalkommission führte im Berichtsjahr selber keine Sitzung durch. Hingegen nahm jeweils eine Delegation an den Delegiertenversammlungen des VSF teil (siehe oben). 3.4 Holzhauereiwettkampfkommission Die Holzhauereikommission war 2012 mit der Bündner Holzhauereimeisterschaft beschäftigt. Unter anderem war ein neuer Wanderpreis für die Mannschaftswertung zu beschaffen. Für die Durchführung der Bündner Holzhauereimeisterschaft in Cazis konnte Kenneth Danuser gewonnen werden. Zusammen mit zahlreichen Helfern leistete er ganze Arbeit. Ihm und allen, welche zum Gelingen dieses Anlasses beigetragen haben, vielen herzlichen Dank! Die Bündner Holzereiwettkämpfer sorgten auch 2012 wieder für sportliche Höhepunkte. Arno Illien und Orlando Lerch konnten sich beide für die Teilnahme an der WM 2012 in Minsk, Weissrussland, qualifizieren. Orlando Lerch schaffte es sogar erneut aufs Podest und wurde Dritter bei den U 24-Junioren.

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4. Mitglieder Vor einem Jahr gingen wir davon aus, dass unser Verein 661 Mitglieder zählt. Inzwischen haben wir Grund zur Annahme, dass diese Zahl nicht stimmt. Aufgrund von Ab-

5. Ziele Die für die Amtsperiode 2007 bis 2010 formulierten Ziele wurden für eine weitere Periode übernommen. 2012 sind sie wie folgt erreicht worden:

Soll

Ist

Erfüllt?

20 Neumitglieder pro Jahr

4 Neumitglieder (Ziel ist offenbar etwas hoch)

– –

1 Fachtagung pro Jahr

Tagung Domat/Ems mit 70 TN

++

Annerkennungspreis GR Wald

Verleihung an Ruedi Aggeler

++

Aktuelle Homepage

ist 2012 aufgeschaltet worden

endlich!

Skipostenlauf/ Holzhauereimeisterschaften

Skipostenlauf Scuol, 122 TN/ Holzhauereimeisterschaften in Cazis 105 TN

++ ++

Verbandsmitgliedschaft beim VSF nutzen

Teilnahmen an der DV und an der ausserordentlichen DV

++

Berufsbildungsfonds unterstützen

2012 keine Aktivitäten

+

Regelmässige Medienpräsenz

2012 keine Aktivitäten

--

Aufbau «Netzwerke von Praktikern für die Praxis»

Internet-Plattform der ARGE steht

+-

stimmungsproblemen zwischen unserer Liste und jener, welche die Südostschweiz Presse und Print AG für den Versand unserer Vereinszeitschrift führt, können wir im Moment keine genaue Zahl nennen. Es könnte sein, dass in den letzten Jahren Adressen verloren gegangen sind und einzelne Mitglieder seitdem den «Bündner Wald» nicht mehr erhalten. Bitte unbedingt melden, wenn jemand so etwas feststellt! Begrüssen konnten wir 2012 folgende vier Neumitglieder: Daniel Böhi, 8577 Schönholzerswilen Orlando Lerch, 7424 Dalin Miriam Schneider, 7000 Chur Tobias Spescha, 7156 Rueun Todesfälle im Berichtsjahr: Fredi Putzi, 7231 Pragg-Jenaz

Offenbar fruchten die Bemühungen unserer Mitgliederwerbung mässig. Es wäre schön, wenn unsere Mitglieder etwas mithelfen könnten, um den Nachwuchs zu fördern. Weitere Tipps, um unserem Verein neuen Schwung zu verleihen, nehmen wir gerne entgegen. 6. Dank und Ausblick Zum Schluss danke ich noch einmal allen, die in irgendeiner Form zum Wohle unseres Vereins beigetragen haben. Speziell erwähnen möchte ich: – die Vorstandsmitglieder und Revisoren – den Kantonsförster Reto Hefti – unseren Regierungsrat Mario Cavigelli Ein spezieller Dank gebührt auch allen Kommissionsmitgliedern, vor allem jenen, welche mir beim Abfassen dieses Jahresberichtes geholfen haben. Bündner Wald 2/2013 57

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Es ist nicht selbstverständlich, dass sich Menschen für eine gemeinsame Sache engagieren. Unsere gemeinsame Sache ist der Wald. Dieses Jahr musste ich aber mehr als je zuvor feststellen, dass das leider nicht so einfach ist. Erstens meinen – wenn wir bildlich vom Wald sprechen – nicht alle den gleichen Wald und zweitens sind jene, welche den gleichen Wald meinen, sich noch lange nicht einig, was es braucht, um diesem Wald zu seiner Blüte zu verhelfen. Irgendwie scheint uns das Rezept abhanden gekommen zu sein, wie man mit unterschiedlichen Auffassungen umgeht und eine konstruktive Auseinandersetzung führt, um zusammen einen Weg zu finden, der zum

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gemeinsamen Ziel führt. Oft habe ich den Eindruck, dass wir unsere Energie mit Kompetenzgerangel und Machtgeplänkel verschwenden, anstatt uns gemeinsam und mit geeinter Kraft, jeder in seiner Position und nach seinen Möglichkeiten, den sich uns bietenden Herausforderungen zu stellen. Als Mitarbeiter beim Amt für Wald und Naturgefahren spüre ich am eigenen Leib, dass uns von der Front ein zunehmend rauerer Wind entgegenweht. Es wäre schade, wenn in unserer kleinen Branche zwischen dem kantonalen und dem kommunalen Forstdienst der Respekt und das Vertrauen verloren gingen und wir uns gegenseitig nur die Haare in der Suppe vorwerfen würden. In einer Suppe, welche wir uns schliesslich nicht selber eingebrockt haben und welche wir doch eigentlich, ob wir wollen oder nicht, gemeinsam auslöffeln müssen. Chur, 2. April 2013

Beat Philipp Graubünden Wald Samenreinigungs-u.Samenmischanlage

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Erläuterungen des Kassiers E­ rläuterungen des Kassiers zur Erfolgsrechnung und Bilanz 2012 Liebe Mitglieder von Graubünden Wald. In den letzten beiden Jahren fiel es mir leichter, die Erfolgsrechnung und die Bilanz zu erläu­ tern, da die Jahresrechnung jeweils besser ausfiel als budgetiert. Leider ergab das Jahr 2012 einen Ausgaben­ überschuss von Fr. 15 830.20. Dadurch ver­ mindert sich unser Vereinsvermögen per 81 981.55. Was führte 31.12.2012 auf Fr.  nun zu einer solch grossen Differenz zwi­ schen Budget und Rechnung? Mitgliederbeiträge Bis jetzt konnten wir uns jährlich über steigende Mitgliederzahlen erfreuen. Nun haben aber verschiedene Faktoren dazu geführt, dass wir uns mit einem Mit­ gliederschwund auseinandersetzen müssen: – Durch die Gemeindefusionen nehmen die Kollektivmitglieder stetig ab. Einige Einzelaustritte von Personen, die – sich unseren Herausforderungen nicht stellen wollen. – Infolge von Abstimmungsproblemen zwi­ schen unserer Mitgliederverwaltung und jenes welche Die Südostschweiz führt sind Mitglieder «verschwunden». Dies führte dazu, dass wir im Jahr 2012 we­ niger Mitgliederbeiträge verzeichnen konn­ ten. Der Fehlbetrag gegenüber dem Budget beläuft sich bei den Mitgliedereinnahmen auf knapp 2000 Franken. Shop Im Shop hielten sich Aufwand und Ertrag ziemlich genau die Waage. Im Moment bie­ ten wir immer noch die schönen Sackmesser an, welche eingebettet in Nussbaumholz und mit unserem Logo versehen sind. Zu Repräsentationszwecken haben sich fünf Mitglieder von Graubünden Wald mit einem

Bündner Jagdveston nach Mass einkleiden lassen. Diese Möglichkeit steht natürlich auch anderen Interessierten von unserem Verein offen. Leistungsvereinbarung mit dem AWN Graubünden Im Rahmen der Leistungsvereinbarung finanziert Graubünden Wald folgende Auf­ wände: – Berufsbildung ( OdA Wald, LAP-Feier, Prä­ mierung Arbeitsbücher, Fachtagungen …) – Berufswerbung (Holzereiwettkampf …) – interkantonale und internationale Kontakte (VSF, ARGE Alpenländische Forstvereine) Der Gesamtaufwand belief sich im Jahr 2012 auf Fr. 18 814.05. Das AWN unterstützt uns für diese Aufgaben mit Fr. 15 000.– pro Jahr. Der Ausgabenüberschuss kam vor allem aus folgenden Gründen zustande: – Bei den Holzhauereimeisterschaften in Ca­ zis wurde ein neuer Wanderpokal benötigt. – Die Veranstalter mussten auf die Defizitga­ rantie von Graubünden Wald zurückgrei­ fen. – Die LAP-Feier gestaltete sich kostenintensi­ ver als geplant. Tagungen/Veranstaltungen Graubünden Wald führte 2012 den Skipos­ tenlauf in Scuol und eine Fachtagung über die Instandstellung von Waldstrassen durch. Beides waren gelungene Anlässe und er­ freuten sich reger Beteiligung. Seitens Or­ ganisatoren des Skipostenlaufs durften wir einen Gewinn von 1000 Franken entgegen­ nehmen. Ein herzliches Dankeschön gilt da­ für dem OK-Team aus Scuol. Leider ist in letzter Zeit eine Tendenz spürbar, dass ein solch sozialer Gemeinschaftsgeist gegen­ über dem Verein von Graubünden Wald zu bröckeln droht.

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Verwaltungsaufwand, Steuern Wer die Jahresrechnung 2012 mit dem Budget 2012 vergleicht, dem mag augenfällig werden, dass sich die Mehrausgaben auf Fr. 7772.55 belaufen. Der Grund dafür ist eine einmalige Ausgabe für die Erstellung unserer neuen Homepage von Graubünden Wald. Bündner Wald Infolge weniger Mitglieder und einem neuen Kostenverteiler zwischen Graubünden Wald, der Selva und dem Amt für Wald und Naturgefahren obliegen unserem Verein deutlich höhere Restkosten, Tendenz zunehmend. Der Vorstand ist bemüht, neue Wege zu finden, damit unsere allseits beliebte Fachzeitschrift auch in Zukunft noch erschwinglich sein wird.

Budget 2014 Der Budgetvoranschlag 2014 basiert auf der Annahme, dass wir unverändert weiterfahren. Dies widerspiegelt aber nicht die Absicht des Vorstandes. Wir werden der GV einige Massnahmen vorschlagen, damit unser Verein auch in Zukunft noch existiert.

Hanspeter Weber Kassier, Graubünden Wald Postfach 52, CH-7304 Maienfeld hanspeter.weber@ibw.ch,

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Erfolgsrechnung 2012

Bilanz per 31. Dezember 2012

Einnahmen

Aktiven

Mitgliederbeiträge

Fr.

20 080.00

Zinsen Sparheft, Obligationen

Fr.

537.55

Shop / PR Artikel

Fr.

9 827.70

Leistungsvereinbarung mit dem

Kassa

Fr. 719.70

Bankkonto GKB CK 432.035.200

Fr. 19 247.85

Raiffeisenbank 41660.43

Fr.

1 069.00

PostFinance

Fr.

10 826.45

Lager Shop

Fr.

2 700.00

Termingeldanlage Raiffeisenbank

Fr.

60 000.00

Kanton Graubünden

Fr.

15 000.00

GV Graubünden Wald

Fr.

5 489.15

Tagungen / Veranstaltungen

Fr.

6 770.70

Debitoren

Fr. 0.00

ARGE Alpenländische Forstvereine

Fr.

0.00

Transitorische Aktiven

Fr.

Schutzwaldpreis 2010

Fr.

0.00

Total Aktiven

Fr. 94 563.00

Fr. 57 705.10

Ausgaben

0.00

Passiven

Jahresbeiträge

Fr.

8 780.00

Kreditoren

Fr.

Vorstand und Revisoren

Fr.

2 592.35

Transitorische Passiven

Fr.

1 755.00

Verwaltungsaufwand, Steuern

Fr.

8 322.55

Eigenkapital

Fr.

97 811.75

Shop / PR Artikel

Fr.

9 840.85

Total Passiven

Fr. 110 393.20

GV Graubünden Wald

Fr.

5 915.00

Tagungen / Veranstaltungen

Fr.

5 459.20

«Bündner Wald»

Fr.

13 811.30

Leistungen AWN Graubünden

10 826.45

Vermögensausweis Vermögen am 31.12.2011

Fr. 97 811.75

Mehrausgaben 2012

Fr. –15 830.20

Vermögen am 31.12.2011

Fr.

Berufsbildung

Fr.

11 874.05

Holzhauereimeisterschaft

Fr.

2 600.00

Berufswettkämpfer

Fr.

2 400.00

Anerkennungspreis / PR

Fr.

979.90

ARGE Alpenländische Forstvereine

Fr.

575.50

Schutzwaldpreis 2010

Fr.

384.60

Fr. 73 535.30

Chur, 22. Februar 2013

Ausgabenüberschuss

Fr. – 15 830.20

Die Revisoren: P. Janutin, Chr. Schaffer

81 981.55

Der Kassier: H. Weber

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Bündner Wald 2/2013 61

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Einnahmen Budget Rechnung Differenz Budget Budget 2012 2012 2012 2013 2014 Mitgliederbeiträge 22 000.00 20 080.00 – 1 920.00 22 000.00 18 000.00 Zinsen Sparhefte, Obligationen 400.00 537.55 – 137.55 300.00 500.00 Shop /PR-Artikel 600.00 9 827.70 9 227.70 2 000.00 5 000.00 Leistungsvereinbarung AWN Graubünden 15 000.00 15 000.00 0.00 15 000.00 15 000.00 0.00 5 489.15 5 489.15 2 000.00 0.00 GV Graubünden Wald Tagungen / Veranstaltungen 3 000.00 6 770.70 3 770.70 5 700.00 5 000.00 ARGE Alpenländische Forstvereine 2 000.00 0.00 – 2 000.00 0.00 0.00 Schutzwaldpreis 0.00 0.00 0.00 0.00 0.00 43 000.00 57 705.10 14 705.10 47 000.00 43 500.00 Ausgaben Jahresbeiträge 8 850.00 8 780.00 – 70.00 9 000.00 9 000.00 Vorstand und Revisoren 4 000.00 2 592.35 – 1 407.65 3 500.00 3 000.00 Verwaltungsaufwand, Steuern 550.00 8 322.55 7 772.55 1 000.00 1 000.00 Shop / PR Artikel 500.00 9 840.85 9 340.85 2 000.00 5 000.00 GV Graubünden Wald 1 500.00 5 915.00 4 415.00 3 500.00 1 000.00 Tagungen / Veranstaltungen 3 000.00 5 459.20 2 459.20 5 700.00 5 000.00 «Bündner Wald» 10 600.00 13 811.30 3 211.30 10 000.00 18 000.00 Leistungen AWN Graubünden Berufsbildung 7 000.00 11 874.05 4 874.05 7 300.00 8 000.00 Holzhauereimeisterschaften 0.00 2 600.00 2 600.00 0.00 2 000.00 Berufswettkämpfer 2 000.00 2 400.20 400.00 2 000.00 2 000.00 Anerkennungspreis / PR 1 000.00 979.90 – 20.10 1 000.00 1 000.00 ARGE Alpenländische Forstvereine 500.00 575.50 75.50 1 000.00 1 000.00 Schutzwaldpreis 500.00 384.60 – 115.40 1 000.00 1 000.00 40 000.00 73 535.30 33 535.30 47 000.00 57 000.00 Einnahmen-/Ausgabenüberschuss 3 000.00 – 15 830.20 – 18 830.20 0.00 – 13 500.00 ANZEIGE

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Vorschau Impressum Vorschau «Bündner Wald» Juni 2013 Holzverarbeitung in- und ausserhalb des Kantons Graubünden Kaum ein anderer Rohstoff verbindet so viel Emotionen und Gefühle wie Holz. Der Baustoff Holz bürgt unter anderem für Sicherheit, Wärme, Tradition, Behaglichkeit, Wohlbefinden, Bescheidenheit und auch Luxus. Das Holz verarbeitende Gewerbe innerhalb und ausserhalb Graubündens ist sehr innovativ und hat längst erkannt, dass gute Böden, Wände, Fenster und Türen nicht nur aus Holz von anderen Kontinenten, sondern auch problemlos aus einheimischem Holz gefertigt werden können. Traditionelle Bauweisen können durchaus mit Hightech-Holzprodukten kombiniert werden. Neue Verarbeitungsmethoden eröffnen neue Wege und neue Verwendungs-

möglichkeiten. Und auch deshalb könnte dem Holz, einem der ältesten Baustoffe der Welt, die Zukunft gehören. Redaktion: Jörg Clavadetscher

Vorschau auf die nächsten Nummern: August 2013: Wald- und Landwirtschaft Redaktion: Sandro Krättli Oktober 2013: Waldpolitik Redaktion: Jörg Clavadetscher

Herausgegeben von Graubünden Wald, Amt für Wald und Naturgefahren Graubünden und der SELVA. Verleger: Südostschweiz Presse und Print AG, Südostschweiz Print, CH-7007 Chur Sekretariat: SELVA, Christophe Trüb, ­Bahnhofplatz 1, CH-7302 Landquart, Telefon + 41 (0) 81 300 22 44, buendnerwald @  selva-gr.ch Redaktoren: Jörg Clava­ detscher, Revier forestal da Val Müstair, CH-7535 Valchava, Telefon + 41 (0) 81 858 58 21, forestal-muestair @ bluewin.ch. Sandro Krättli, AWN GR, Sagastägstrasse 96, CH-7220 Schiers, Telefon + 41 (0) 81 300 24 11, sandro.kraettli @ awn.gr.ch. Die Redaktion behält sich vor, Beiträge in nicht verlangter Form ohne Rückfrage zu ändern Druckvorstufe (Satz, Lithos, Belichtung) : Südostschweiz Presse und Print AG, Südostschweiz Print, Antonin Friberg Druck: Südostschweiz Presse und Print AG, Süd­ostschweiz Print, Postfach 508, Kasernenstrasse 1, CH-7007 Chur, Telefon + 41 (0) 81 255 51 11, Fax + 41 (0) 81 255 52 89. Erscheint sechsmal jährlich. Auflage 1700 Exemplare Inserate: Südostschweiz Publicitas AG, Neudorfstrasse 17, CH-7430 Thusis, Telefon + 41 (0) 81 650 00 70, Fax + 41 (0) 81 650 00 74, thusis@so-publicitas.ch ­Abonnementspreise: CHF 60.– (für Mitglieder Verein Graubünden Wald) Abonnemente/Adressänderungen: Südostschweiz Presse und Print AG, ­Südostschweiz Presse, Postfach 508, Administration, Kasernenstrasse 1, CH-7007 Chur, Telefon + 41 (0) 81 255 50 50, www.buendnerwald.ch Für Inseratetexte übernimmt die Redaktion keine Verantwortung, auch muss die Meinung der Beiträge nicht mit der Ansicht der Redaktoren übereinstimmen. Autoren, die zu obenstehenden Themen publizieren möchten, sind herzlich eingeladen, ihre Vorschläge der Redaktion einzureichen.

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