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BĂźndner

Wald

Jahrgang 70 | Juni 2017

Der Wald als Inspirationsquelle

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Publireportage STARKHOLZ

Die Hälfte, am richtigen Ort Die 4. Rohholztagung verdeutlichte die Notwendigkeit, das Thema Starkholz ernsthaft aufzugreifen und nach Lösungen zu suchen. Der weiter steigende Starkholzanteil in den Schweizer Wäldern belastet die Waldwirtschaft und Holzindustrie gleichermassen. Der Forstbetrieb Sigriswil zeigt einen beispielhaften Weg auf. Vor dem Hintergrund langfristiger Optimierungsüberlegungen müssten sich die Forstbestriebe auf die Produktion von schwächerem Holz konzentrieren: Die Rentabilität der Bestände ist höher, Altersklassenausstattung und Kundenorientierung sind besser, die Naturalrisiken geringer und die Flexibilität im Hinblick auf den Klimawandel grösser als in der Starkholzproduktion. Im Vergleich zu Schwachholz sind im Seilkrangelände auch die Holzerntekosten im Starkholz höher und die Arbeitssicherheit verlangt stärker dimensionierte Bauelemente und Seildurchmesser. Seitens der Holzindustrie führt das dicke Rundholz zu Qualitätsproblemen: Mit zunehmenden Durchmessern nimmt der Anteil der B-Qualitäten ab, jener der C-Qualitäten zu. Der Anteil der Premiumqualität ist gering. Auch ist die Schnittholzproduktion mit Starkholz teurer als mit Schwachholz und die Erlöse sind tief. Zur Herstellung von Produkten für die internationalen Absatzmärkte eignet sich Starkholz nur bedingt. Ein gutes Beispiel Warum halten die Forstbetriebe dennoch an der Starkholzproduktion fest? Erklärungsversuche gibt es viele. Doch zeigt das Beispiel des Voralpenforstbetriebs Sigriswil, dass sich ein gezielter Starkholzabbau vorteilhaft umsetzen lässt. Eine Bestandesanalyse im Jahr 2002 ergab einen deutlichen Überhang von Baumholz II und III sowie eine Untervertretung von Dickung bis Stangenholz. Der Vorrat auf den von Lothar verschonten Flächen betrug rund 500 Tfm/ha. In der Folge erhöhte der Betriebsleiter Hans Stauffer den Hiebsatz, um einen Vorratsabbau einzuleiten. Die Holzschläge wurden gezielt im Starkholz ausgeführt.

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Hans Stauffer, Betriebsleiter Forstbetrieb Sigriswil

Innerhalb von 15 Jahren liess sich der Zielvorrat von 350 Tfm/ha erreichen und der Starkholzanteil halbieren. Den Hiebsatz – für Stauffer keine statische, sondern eine variable Grösse – senkte er nach dieser Zeitspanne wieder. Die Umtriebszeit ist auf 80 bis 100 Jahre festgelegt, der Zieldurchmesser auf 50 cm BHD. Der verbleibende Starkholzanteil von 12% soll auf optimalen, wüchsigen Standorten mit hoher Bestandesqualität, in gut befahrbarem Schleppergelände und zur Wertholzproduktion erhalten bleiben. Warum Starkholzabbau? Mit dem gezielten Starkholzabbau kann Stauffer auf der Fläche mehr Holz und bessere Qualitäten produzieren, kostengünstigere Holzernteverfahren einsetzen und das Sturmrisiko mindern. Er erzielt vitale und artenreiche Wälder. Wichtig ist die Erarbeitung guter Grundlagen für die Waldbesitzer und deren Information.

Qualitätsverteilung B-C-D Fichte/Tanne (in %) 70 60 50 40 30 20 10 0

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Die Auswertung einer Umfrage von Urban Jung in Schweizer Sägewerken zeigt die Qualitätsverteilung B-C-D Fichte/ Tanne in den Durchmesserklassen (Menge: 350’000 fm).

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Inhalt

Der Wald als Inspirationsquelle Editorial.................................................. 4 Wood + Helvetia = WOODVETIA.................. 5

Wenn im Wald Ideen fürs Atelier entstehen.............................. 8 Wie der (Bülacher) Wald bewegt........... 14 Einzigartige Klangwelt aus Schweizer Holz................................ 22 Waldwunder für jedermann................... 28 Kräuterhexen – aus Liebe zur Weisheit........................... 33 Worte zum Respekt gegenüber der Natur............................. 37 Wölfe – ein Blick zu den nördlichen Nachbarn...................... 45

Comic Theo & Heinz.............................. 50 Borkenkäfer-Simulation Online (BSO)........................................ 51 Was verrät alte Weisstannen-DNA über Wälder der Jungsteinzeit?.............. 52 34. Skipostenlauf für das Bündner Forstpersonal............... 55 98. Generalversammlung der SELVA in Maienfeld......................... 58 Forstmesse Luzern – Wald, Wert, Leistung............................ 61 Vorschau «Bündner Wald» August 2017......................................... 63

Titelbild: Eine lebensgrosse Statue Giovanni Segantinis, gefertigt aus einer Engadiner Arve, steht seit dem 21. März 2017 auf dem Jungfraujoch. Die fantastische Aussicht auf einige der markantesten Schweizer Berggipfel und den Aletschgletscher auf 3454 Metern über Meer hätte Segantinis Vorstellung eines perfekten Alpenpanoramas sicherlich entsprochen. (Bild: Bruno Augsburger) Bild Inhaltsverzeichnis: Arvenbrennholz, in einer alten Arvenstube zu einer Kommode aufgeschichtet. (Bild: Jörg Clavadetscher) Bündner Wald 3/2017 3

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Editorial

Wie bereits in der Vorschau zu dieser Aus­ gabe erwähnt, findet man bei Wikipedia fol­ gende Erklärung für den Begriff der Inspira­ tion: Allgemeinsprachlich wird darunter eine Eingebung, etwa einen unerwarteten Einfall oder einen Ausgangspunkt künstlerischer Kreativität verstanden. Die Inspiration steht oft in einem mehr oder weniger engen Zu­ sammenhang mit der Kreativität. Diese wird in Wikipedia so erklärt: Kreativität ist allge­ mein die Fähigkeit, etwas vorher nicht da ge­ wesenes, originelles und beständiges Neues zu kreieren. Vor allem bei der Öffentlichkeitsarbeit ist Kreativität gefragt. Das Gleiche kann in un­ terschiedlicher Manier mitgeteilt werden. So unterschiedliche Arten der Vermittlung es gibt, gibt es auch verschiedene Typisierungen auf Empfängerseite. Der eine Mensch ver­ steht die Sprache der Bilder besser, der ande­ re versteht das gesprochene oder das ge­ schriebene Wort besser. Was von vielen Menschen nicht nur verstanden, sondern auch begriffen wird, ist das, was wir mit ver­ schiedenen Sinnen gleichzeitig aufnehmen können. Die Wortspielereien mit angreifen, begreifen und Begriff können lustig und inte­ ressant sein. Im Grunde sind es aber keine Spielereien, sondern eine enge Beziehung. So wie die Pflanzenwurzel eine enge Beziehung mit dem Boden und dem Rest der Pflanze hat, haben unsere Hände, unsere Füsse, un­ sere Nase, unsere Zunge und unsere Augen eine direkte Beziehung mit unserem Hirn und ganz nebenbei auch mit unserer Seele. Um wirklich verstehen und begreifen zu können, sollten wir uns dieses Beziehungsnetz mög­ lichst zunutze machen und uns im Umgang damit üben. So ein «Kabis»! Wirklich? Viel­ leicht, vielleicht auch nicht. Gibt es in unse­ rem Inneren nicht etwas, das wir irgendwie nicht ganz greifen können? Etwas, das nicht immer mit allem einverstanden ist, was wir

machen (wollen)? Hie und da wird auch von einer «inneren Stimme» gesprochen. Wer ehrlich zu sich selbst ist, der muss (oder darf) bestimmt zugeben, dass es sie gibt, diese in­ nere Stimme. Sie gehört irgendwie auch zum gesamten Spannungsfeld, in dem wir uns täglich bewegen. Es sind verschiedene Fakto­ ren, welche uns und unser tägliches Handeln zu beeinflussen versuchen. Nicht immer kann frei entschieden werden, welchen Faktoren in welchem Moment mehr Gewicht beige­ messen wird. In diesem Spannungsfeld be­ stehen auch Abhängigkeitsverhältnisse. Wie vieles andere können diese Verhältnisse posi­ tiver oder negativer Natur sein. Je nachdem, wo man steht und wohin man blickt. Manch­ mal gibt es Situationen, in denen es gewiss erlaubt (oder vielleicht sogar ratsam) ist, die Augen für einen Moment zu schliessen. Da­ bei geht es nicht darum, die Augen und sich selbst vor etwas zu verschliessen. Nein, es geht vielmehr darum, einen anderen Blick­ winkel und einen anderen Standort ein­ nehmen zu können und dabei etwas in sich hi­ neinzugehen. Sich in seinem Inneren zu fragen: «Was will ich, was willst du?» und bewusst auch die ehrliche Antwort zu hören, hat nichts mit Schwäche oder Realitätsferne zu tun. Aber dieser Vorgang braucht in unse­ rer Gesellschaft und der heutigen Zeit viel­ leicht wieder etwas Übung und Mut. Könnte es sein, dass dies bei der Arbeit in der Natur da oder dort auch nützlich ist? Beispielsweise wenn wir uns in einem Wald fragen: Wo stehst du, woher kommst du und wohin gehst du? Jörg Clavadetscher, Redaktor Bündner Wald Ruinas, CH-7535 Valchava forestal-muestair@bluewin.ch

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Wood + Helvetia  = WOODVETIA

Johanna Spyris Modell beim 3D-Scanning im ibW-Technologiezentrum. (Bild: Thomas Tschudi)

Eine gesunde Wald- und Holzbranche ist wichtig für die Schweiz. Deshalb lancierte die Initiative Schweizer Holz zusammen mit dem Bundesamt für Umwelt die Kampagne # WOODVETIA, die sich dafür einsetzt, dass Schweizer Holz in die Köpfe und Herzen der Bevölkerung gelangt. Am Mittwoch, 8. Februar 2017, wurde in der Raststätte Heidiland die dritte Holzstatue der Kampagne # WOODVETIA präsentiert und damit Johanna Spyri gewürdigt. Bekannt wurde die Zürcher Schriftstellerin dank ihrer Romanfigur «Heidi» – welche

seit rund 137 Jahren die Welt erobert, nicht zuletzt auch auf den Kinoleinwänden. Anuk Steffen, die Protagonistin aus dem jüngsten «Heidi»-Film, enthüllte die Statue. Die # WOODVETIA-Figur von Johanna S­ pyri wurde aus Schweizer Holz geschaffen, genauer gesagt aus einer ungefähr 200 Jahre alten Waldföhre aus Maienfeld, dem Heimatort von Heidi und ihrem Grossvater. Erstellt wurde die lebensgrosse Holzstatue im Rahmen eines Studentenprojekts verschiedener Lehrgänge im ibW-Technologiezentrum in Maienfeld. Ausgangslage dazu war

Der Roboter des ibW-Techno­ logiezentrums bei der Arbeit. (Bild: Thomas Tschudi) Bündner Wald 3/2017 5

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im Lehrgang Produkt Design HF mit dem 3D-Scanner die digitalen Daten für die Skulptur erfasst.

Die Holzstatue Johanna Spyri und die Hauptdarstellerin des jüngsten «Heidi»-Films, Anuk Steffen, bei der Enthüllung am 8. Februar 2017. (Bild: Sandro Krättli)

eine Schauspielerin in historischer Kleidung und einem vom Künstler Inigo Gheyselink aus Ton modellierten Kopf, der Fotografien Johanna Spyris nachempfunden ist. Modell und Kopf wurden dreidimensional eingescannt und mit dem Roboter des ibW-Technologiezentrums gefräst.

Holzernte und Einschnitt Im nahe der ibW-Försterschule gelegenen Steigwald wurden geeignete Waldföhren markiert, welche für die Skulptur von Johanna Spyri gefällt werden konnten. Unter der Leitung von Beat Philipp (ibW-Fachvorsteher Wald) fällten zwei Studenten des Försterlehrgangs zwei Waldföhren. Die Stämme wurden in der Sägerei Ossy Just in Maienfeld auf einer Blockbandsäge in 120 mm starke Bohlen für den Körper Spyris eingeschnitten. Der Kopf der Skulptur musste rissfrei bleiben, deshalb wurden dessen Rohteile in 50 mm dicke Bretter geschnitten, welche anschliessend technisch getrocknet wurden. Die Rohteile für die Skulptur wurden durch die angehenden Produktdesigner HF im Rahmen des Zusatzmoduls «maschinelle Holzbearbeitung» zusammengestellt. Sie stellten ein Rohteil in der Dimension 550 × 300 × 300 mm für den Kopf und ein weiteres in der Dimension 1750 × 1100 × 950 mm für den Körper zusammen.

Ablauf als interdisziplinäres Studentenprojekt an der ibW Höhere Fachschule Südostschweiz Das von Thomas Tschudi, Leiter des Technologiezentrums der ibW, koordinierte Projekt wurde unter Beteiligung der Studierenden und Fachvorsteher folgender Lehrgänge umgesetzt: – Produktdesigner HF – Förster HF – Schreiner HF Für die Holzstatue nach Marie Tussaud wurde in

Im ersten Schritt wurden im Rahmen der Unterrichtssequenz «digitales Modellieren»

der Stadt Bern eine 175 Jahre alte Winterlinde gefällt. (Bild: Bruno Augsburger)

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Der vom Künstler Inigo Gheyselink aus Ton geformte Kopf Giovanni Segantinis beim 3D-Scanning. (Bild: Bruno Augsburger)

Programmierung und Fräsung Gefertigt wurde die Skulptur in zwei Teilen. Der Kopf wurde mit der Portal-CNC-Fräs­ maschine gefräst; die Produktionsdaten wurden direkt aus dem CAM-System erzeugt. Der Körper der Skulptur wurde aufgrund seiner grossen Dimension in der Roboterzelle bearbeitet. Als Grundlage der Programmierung dienten die digitalen Daten aus den 3D-Scans. Da das Rohteil nicht aus einem einfachen Kubus bestand, wurde dieses ebenfalls dreidimensional eingescannt, damit bei der Simulation der Fräsprogramme das wirkliche Resultat angezeigt wurde. Nach etwa 18 Stunden Fräsarbeit war das Werk vollbracht. Der Kopf konnte mit dem Körper verbunden werden. Die Figuren im Überblick Nebst der Figur von Johanna Spyri wurden seit Anfang 2017 folgende Persönlichkeiten aus Holz enthüllt: – Marie Tussaud / Berner Winterlinde – August Piccard / Allschwiler (BL) Erle – Alfred Escher / Zürcher Stieleiche

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Lux Guyer / Zürcher Nussbaum Giovanni Segantini / Engadiner Arve Iris von Roten / Basler Robinie Simone Niggli-Luder / Münsinger Esche

Informationen zum Projekt, zu den einzelnen Statuen, ihrer Herkunft und ihren Standorten sind auf der Homepage zu finden: www.woodvetia.ch.

Sandra Hendry, Autorin Graubünden Holz CH-7302 Landquart sandra.hendry@graubuendenholz.ch

Thomas Tschudi, Co-Autor Leiter ibW-Technologiezentrum Försterschule 2, CH-7304 Maienfeld thomas.tschudi@ibw.ch

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Wenn im Wald Ideen fürs Atelier entstehen

Verschiedene Szenen werden mit den ausgeschnittenen Figuren ausprobiert. (Bilder: Pechmaria)

Für unser Label Pechmaria arbeiten wir, Nadja von Pechmann und Tanja Di Maria, seit gut fünf Jahren zusammen. Wir inter­ pretieren ein Thema gerne mit einem Au­ genzwinkern, wählen aus vielen Ideen die besten aus und verfolgen diese mit der nö­ tigen Ernsthaftigkeit weiter. Dabei kom­ men uns die Erfahrungen aus verschie­ denen Berufsfeldern wie Design oder Kunstgewerbe sowie die Liebe zum Detail zugute. Aus den ersten Skizzen entstehen in einem weiteren Prozess Illustrationen für Auftragsarbeiten oder für unsere eige­ nen Produkte. Doch von wo kommen unse­ re Ideen? Was inspiriert uns? Inspiration ist in einem kreativen Beruf, wie wir ihn ausüben, essenziell. Meistens steht und fällt das Resultat unserer Arbeit mit der Anfangsidee. Beim Sammeln von Ideen gibt es manchmal diesen ganz besonderen Moment, auf den man in jeder Anfangsphase

hofft. Es ist dieser Augenblick, in dem wir merken, dass wir auf dem richtigen Weg sind. Manchmal ist es nur ein Gefühl, manchmal bereits eine Gewissheit, dass aus einer ersten guten Idee mit intensiver Arbeit ein überzeugendes Endprodukt entstehen kann. Mit offenen Augen und Ohren die Welt neu zu entdecken, uns gestalterisch weiterzuentwickeln und eine eigene Sprache zu finden, das sind Ziele unserer Arbeit. Bei uns hat dieser Prozess des «Inspiriertwerdens» sehr viel mit persönlichen Interessen an bestimmten Themen und an unserer Umwelt zu tun. Es sind oft äussere Einflüsse, die bei uns einen kreativen Prozess in Gang setzen. Das kann bei einem Gespräch, beim Betrachten von Bildern oder Kunstwerken passieren oder auch eine ganz spezielle Lichtstimmung auf einem Spaziergang sein. Eine andere He-

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rangehensweise von uns ist es, ein Thema bewusst zu bestimmen und anschliessend für ein paar Tage ruhen zu lassen. Dies gibt uns Zeit, in scheinbar alltäglichen Dingen inspirierende Formen oder neue Kombinationen zu entdecken. Diese wiederum führen wir mit dem vorab bestimmten Thema zusammen und treiben die so entstandenen Grobkonzepte gestalterisch weiter voran. Unsere kreative Zusammenarbeit hat an einem winzigen Küchentisch mit einer Idee für ein Geschenkpapier angefangen. Bis das fertige Geschenkpapier endlich vor uns lag, hatte dieses erste Projekt viele einzelne Arbeitsschritte durchlaufen. Die Arbeitsabläufe haben sich im Laufe der Jahre immer weiter perfektioniert, sodass wir inzwischen ein eingespieltes Team sind. Die so entstandenen Arbeitsschritte erlauben uns eine möglichst ertragreiche Ideenvielfalt. Oftmals beginnen wir ein Projekt mit einem Brainstorming zu einem bestimmten The-

ma. Das Thema kann zum Beispiel Frühling, Schnee oder Wald sein. Damit wir möglichst viele verschiedene Ideen bekommen und uns gegenseitig noch nicht zu stark beeinflussen, machen wir das erste Sammeln von Ideen meistens getrennt voneinander. Der spannende Moment ist jeweils, wenn wir uns gegenseitig die ersten Skizzen und Ideen präsentieren. Es hilft uns sehr, die Gedanken und Ideen in Wörter oder in ganz rudimentäre Skizzen zu fassen und sie dann durch den Wechsel der Perspektive und durch unsere Gespräche weiterzuentwickeln. Gerade bei Unklarheiten merken wir beim Diskutieren rasch, ob eine Idee Hand und Fuss hat und auch für das Gegenüber nachvollziehbar ist oder eben doch ein Hirngespinst bleibt. Wir ergänzen einzelne Zeichnungen und wählen schliesslich die vielversprechendsten Ideen aus. Es ist auch schon vorgekommen, dass sich aus einem Missverständnis heraus eine völlig neue

Ausschnitt aus dem Geschenkpapier «Waldtiere». Bündner Wald 3/2017 9

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Eines von 27 Motiven fĂźr das Wald-Memory nimmt Form an.

Die fertigen Wald-Memo-Kärtchen. 10

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Mit verschiedenen Skizzen nähert man sich dem fertigen Motiv an.

Idee entwickelt hat, auf die wir alleine nicht gekommen wären. Nach der Sichtung der einzelnen Grobentwürfe geht es ans Verfeinern der ausgewählten Skizzen und ans nochmalige Recherchieren der einzelnen Motive. Die Recherche geschieht einerseits mithilfe von Büchern oder auch des Internets. So nahmen auch beim Waldtiere-Geschenkpapier die einzelnen Zeichnungen der Figuren mit der Zeit immer konkretere Formen an. Da wir im selben Zeitraum eine Ausstellung zum Thema «Scherenschnitt» besucht hatten und uns diese Technik sehr fasziniert, beschlossen wir, die einzelnen Figuren ebenfalls so herzustellen. Dies hatte zudem den Vorteil, dass sich der individuelle Zeichnungsstil von uns beiden durch diese Technik mehr vereinheitlichte. Deshalb entschieden wir uns, bei diesem Geschenkpapier die einzelnen Figuren mit Cutter und Schere auszuschneiden. Wir stellten das Ge-

schenkpapier mithilfe dieser Figuren zusammen und übertrugen diese analogen Kompositionen auf den Computer. Einen ähnlichen Prozess hatten wir beim Wald-Memory mit den 27 verschiedenen Motiven. Da war insbesondere das Auswahlverfahren der Sujets sehr spannend. Am Anfang stand die Frage im Raum, wer und was bevölkert wohl den heimischen Wald. Wichtig war uns bei diesem Projekt auch der humorvolle Blick – das eingangs erwähnte Augenzwinkern. So schafften es zum Beispiel das Rotkäppchen als Märchenfigur und der Cervelat als etwas typisch Schweizerisches in die finale Auswahl. Wenn wir auf unsere bisherigen Arbeiten zurückblicken, liegt ganz klar ein besonderer Schwerpunkt auf der Natur im Allgemeinen und dem Wald im Speziellen. Das hat sicherlich mit unseren persönlichen Interessen zu tun. Und das zeigt sich auch immer Bündner Wald 3/2017 11

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Das Motiv «Storchschnabel» aus der aktuellen Postkartenkollektion.

wieder bei unserer Motivwahl. So geht es uns leichter von der Hand, eine Blume oder eine Blaumeise zu zeichnen als einen Motor. Wir lassen uns auch viel eher von etwas inspirieren, das wir selber mit Neugier erkunden und betrachten. Gerade die Natur mit ihren Jahreszyklen liefert uns immer wieder eine Fülle an Farben und Formen, aus denen wir schöpfen können. Die Natur als Inspirationsquelle hilft uns jedes Jahr beim Entwickeln der neuen Kartenkollektionen. Normalerweise entstehen so pro Halbjahr fünf bis sechs neue Kartenmotive, welche wir an Wiederverkäufer, an Märkten oder über unseren Online-Shop verkaufen.

Die Offenheit gegenüber Neuem, die Freude am Experimentieren und an der Annäherung an ein unbekanntes Thema ist immer wieder überraschend und bereichernd. Diese Neugier und Freude am Leben und an der Natur sind es, die uns hoffentlich auch in Zukunft immer wieder neue Inspirationen liefern.

Tanja Di Maria Pechmaria Limmatstr. 73, CH-8005 Zürich tanja.dimaria @ pechmaria.ch www.pechmaria.ch

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Wie der (Bülacher) Wald bewegt Guten Tag Beat. Zu Beginn unseres Gesprächs bedanke ich mich bei dir herzlich dafür, dass du dir die Zeit dazu nimmst, mit dem «Bündner Wald» ein Gespräch zu führen. Wie bereits erwähnt, beschäftigt sich unsere Ausgabe vom Juni dieses Jahres hauptsächlich mit der Inspiration, welche uns der Wald verleiht. Vor allem im Bereich Öffentlichkeitsarbeit bringst du da als ehemaliges OK-Mitglied von «Wald bewegt» einiges an Erfahrungen mit. Unser Gespräch wird sich daher um Ideen und Umsetzung von Öffentlichkeitsarbeit drehen, aber auch über deine persönlichen Ansichten zu Waldthemen und Entwicklungen. BüWa: Als Einstieg bitte ich dich um einige Worte zu deiner Person. Beat Hildebrandt: Ich bin 1950 geboren, habe in Bülach meine Forstwartlehre absol­ viert und besuchte 1972 / 7 3 die Förster­ schule (damals noch in Landquart). Ja, ja, ich bin noch einer dieser «Landquarter» und

Die Pflege der Rebstöcke beschert Beat Hildebrandt viel Arbeit und spendet ihm jedoch zugleich auch Kraft und Freude. (Bild: Hansjörg Stutz)

holzte beispielsweise auch noch in Maien­ feld, wo das heutige Bildungszentrum Wald steht. Ab dem 1. 1. 1976 war ich Förster der Stadt Bülach mit anfänglich 650 ha Wald­ fläche. Nebst dem Wald gehörte auch der gesamte Grün- und Abfallbereich und der Friedhof zu meinem Aufgabenbereich. Mit diesem Betrieb durften wir für unseren Eichenwald 2009 den Quercus-Preis und 2010 den Binding-Preis für innovative Forstwirtschaft entgegennehmen. Seit 1½ Jahren bin ich pensioniert und kann mich nun fast vollumfänglich meinem langjähri­ gen Hobby, dem Rebberg, widmen. Auf deiner Website schreibst du, dass du den Bülacher Wald pflegtest. Viele unserer Berufskollegen sagen, dass sie «ihren» Wald bewirtschaften. Erfolgte diese Wortwahl auf deiner Homepage bewusst? Da ich noch drei Hektaren eigenen Wald und einen grossen Garten mit Apfel- und Birnenbäumen besitze, kann ich guten Ge­ wissens von meinen Bäumen sprechen. Bezüglich der angesprochenen Wortwahl ist es so, dass ich grundsätzlich eine andere Wortwahl bevorzuge. Ich begleite den Wald. Der Wald war für mich schon immer eine Lebensgemeinschaft. Darum habe ich ihn nur begleitet. Wenn ich eingreife, störe ich diese Lebensgemeinschaft. Deshalb bin ich überzeugt, dass das Thema Ökologie für alle im Forstdienst von enormer Bedeutung ist und wir die Zusammenhänge im Wald kennen müssen. Gleichzeitig stehe ich zu 100 Prozent für die Holzproduktion ein. Durch meinen Einsitz in der Geschäfts­ leitung der Stadt Bülach konnte ich viele wertvolle Erfahrungen sammeln, wobei ich ganz klar die unternehmerische Seite ver­ körperte und auch immer dafür einstand, dass wir im Betrieb die Finanzen im Griff haben müssen.

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100 Tage nach der Blüte: Beat Hildebrandt kann reife Trauben für einen mundigen Wein ernten. (Bild: Hansjörg Stutz)

Ist deine wirtschaftliche Beziehung zum Wald also stärker als die philosophische? Bestimmt. Das ist auch mit dem Naturschutz so. Ich bin überzeugt davon, dass es den Naturschutz braucht, aber er sollte nicht mehr stärkeren Einfluss in mein Fachgebiet erhalten. Die Fachleute sind immer noch wir. Bülach war einer der ersten Schweizer Waldbesitzer mit Doppelzertifizierung und entsprechender Reservatsfläche. Ich erlaube mir hierzu noch eine kleine Anekdote mit einem Vertreter des Naturschutzes: Als ich einem solchen einmal erzählte, dass ich in einer Privatwaldparzelle 50 Douglasien pflanzen werde, entgegnete er mir: «Auf keinen Fall, das sind Neophyten!». Solche Aussagen sind für mich realitätsfremd und zeugen keineswegs von fachlichen Kenntnissen des Waldes. Du sprichst von Gegensätzen und Parallelen zwischen Wald und Rebberg. Kein Baum, der im Wald steht, ist einem anderen wirklich gleich, so wie auch kein Reb-

stock einem anderen gleich ist. Wo entdeckst du aber die grössere Vielfalt an Formen und an Ideen? Ich bin ein absoluter Fan der Eiche. Im Bülacher Wald gibt es keine zwei Eichen, die genau gleich aussehen. Die Eiche ist ausdauernd, hält dem Klimawandel länger stand und erschliesst den kiesigen Boden in unserer Gegend optimal. Dies ganz im Gegensatz zu der Fichte, welche uns jetzt reihenweise abstirbt. Jedoch erhalten nun die Tanne und die Douglasie wieder eine Chance. Der Rebberg war für mich immer ein guter Ausgleich zu meiner Arbeit, da ich relativ viel Büroarbeit zu bewältigen hatte, obwohl mich dort zwei Sekretärinnen unterstützten. Doch das ist Vergangenheit. Heute widme ich meine Zeit den Reben. Was der Wald und die Reben gemeinsam haben, ist die Zahl Hundert. Im Wald sind es 100 Jahre. Nach 100 Jahren ist ein Baum «reif», um geschlagen zu werden. Bei den Reben sind es 100 Tage. 100 Tage nach der Blüte können die Trauben geerntet werden. Und Bündner Wald 3/2017 15

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dann gibt es da noch eine andere Parallele: Wenn ich mit meinem Wein an neue Kunden gelangen möchte, heisst es oft: «Du bist sowieso zu teuer. Beim Discounter bekomme ich den Wein viel billiger.» Das war auch früher beim Holz so. Wenn ich einem Bauherren sagte, er könnte doch von dieser oder jener Sägerei das Holz für den Dachstock beziehen, hiess es meist: «Der ist sowieso zu teuer.» Das heisst also, der Verkauf dieser einheimischen und wertvollen Produkte ist anspruchsvoll. Hier wie dort musst du dir Nischen erschliessen. Schweizweit finden jährlich viele Waldveranstaltungen statt. Nebst den forstwirtschaftsfreundlichen Gästen wird aber vie-

lerorts nur wenig neues Publikum erreicht. Weshalb? Fehlen uns die guten Ideen? Nein, das glaube ich nicht. Die Forstwirtschaft hat ausreichend Ideen. Für mich geht dies in Richtung Kultur. Wir werden hier mit den Veränderungen in der traditionellen Familienkultur konfrontiert. Schaue ich mir die Schulwaldtage an, welche wir seit 1991 alle fünf bis sechs Jahre mit der Primarschule der Stadt Bülach (das waren pro Aktion ca. 1800 Kinder) durchführten, so fallen mir markante Veränderungen auf. In dieser Zeit pflanzte bei uns jedes Kind fünf bis sechs Eichen. Wenn ich mir die Bekleidung der Kinder und die unsererseits benötigte Infrastruktur für diesen Tag im Jahr 1991 ansehe und mit den Erlebnissen «meines» letzten

Beim Gespräch mit dem «Bündner Wald» gab es dann und wann auch etwas zu lachen oder zu schmunzeln. (Bild: Jörg Clavadetscher) 16

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Schulwaldtags 2015 vergleiche, so sind da markante Unterschiede auszumachen. Wenn ich mir ansehe, wie viele Infoblätter wir 2015 an die Eltern abgeben mussten, damit die Kinder vielleicht einigermassen waldtauglich angezogen waren und wie viele Ausnahmen bewilligt wurden, damit Kinder diesem Tag fernbleiben konnten, zeigt mir dies, dass unsere Gesellschaft heute viel weiter weg ist von der Natur als noch vor 20 Jahren. Wir sagten den Kindern, sie sollen für den Schulwaldtag nicht die schönsten Schuhe anziehen. Es hatte trotzdem Kinder mit weissen Strümpfchen und Lackschuhen dabei. Diese verliessen die Waldstrasse natürlich nicht. Der Waldboden ist dreckig!

Können wir viele Leute nur noch für den Wald begeistern, wenn wir ihn zu ihnen hintragen? Sind diese Veranstaltungen im Wald am falschen Ort? Ich komme nochmals auf meine Erfahrungen bei unseren Schulwaldtagen zurück. Das waren Tage, an welchen wir das Schulzimmer in den Wald verlegen konnten. Kinder (und diese Kinder sind die Erwachsenen der Zukunft), die so weit von der Natur entfernt sind, wieder in den Wald, in die Natur zu bringen, ist nicht ganz einfach. Man kann sie vielleicht für einen einzelnen, einen bestimmten Anlass abholen, aber es wird aus ihnen nie die grossen und überzeugten Verfechter für den Wald und die Natur geben. Dazu fehlt einfach die Beziehung.

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Ich vergleiche dies auch mit den Diskussio­ nen, welche bei uns rund um die Zucker­ rüben geführt werden. Wir brauchen doch keine Zuckerrüben. Den Zucker kaufen wir im Supermarkt. Dass dann der Zucker von weither angeliefert werden muss und in der landwirtschaftlichen Kulturfolge mit der Zu­ ckerrübe eine wichtige Hackfrucht fehlt, wird in dieser Diskussion oft völlig ausser Acht gelassen. Es fehlt uns in vielen Belan­ gen die Sicht für das Ganzheitliche, für die Zusammenhänge in der Natur- und Kultur­ landschaft. Im Wald kann ich eine ähnliche Entwicklung sehen. Mancher Bürger kauft sein Cheminéeholz bei einem Grossverteiler. Wenn ich aber sage, dass ich diesen Baum morgen fälle und daraus Bau- und Brenn­ holz mache, so ist es ein armer Baum. Wie können wir diese emotionalen Diskussionen aus der Bevölkerung herausnehmen? Ich bin der Meinung, dass es im Wald viele Kollegen gibt, die das sehr gut machen. Nach dem Motto «steter Tropfen höhlt den Stein». Wald- oder Landschaftstage können hierbei einen guten Dienst erweisen. Auch der Ein­ bezug der Landwirtschaft, was nicht immer ganz so einfach ist, kann hier nützlich sein. Letztendlich glaube ich, dass es alle Events braucht, die grossen ebenso wie die kleinen. Wichtig ist, dass das Thema Wald und Na­ tur präsent bleibt. Vor vier Jahren warst du Teil des OKs eines Mega-Events im Zürcher HB. Ich spreche von «Wald bewegt» vom 13. bis 15. September 2013. Was bewegte den Verband Zürcher Forstpersonal dazu, diesen Grossanlass ausgerechnet im Hauptbahnhof auszutragen und nicht irgendwo im Sihlwald? Wir wollten den Wald einmal an den am stärksten frequentierten Ort der Schweiz bringen. Das ist der Hauptbahnhof in Zü­ rich. So fanden sich unter den Besuchern

Chinesen, Japaner, Schwarze, Weisse, kurz: Man sah in unserer Ausstellung Leute aus der ganzen Welt. Um zusätzliches Publikum zu erreichen, konnten wir mit der Stadt Zü­ rich vereinbaren, dass die Stadtführungen während dieser Tage auch durch die Bahn­ hofhalle geleitet wurden. Einen grossen Ef­ fekt, worauf die Leute sofort reagierten, erzielten wir beispielsweise mit rund 400 m3 frischen Föhrenschnitzeln, welche wir in diese «Arena» schütteten und die man schon von Weitem riechen konnte. Dieser Event im Hauptbahnhof war «nur» das Schlussbouquet einer ganzen Veranstal­ tungsreihe an verschiedenen Schauplätzen, unter anderem auch im Wald. Wo entsprangen die Ideen für die einzelnen Elemente der Ausstellung? Das OK bestand aus neun absoluten «Al­ phatieren». Solche Projekte leben letztend­ lich auch von solchen Alphatieren. Eine der grössten Herausforderungen war, all diese zufriedenzustellen, denn jeder, der da mit­ machte, wollte ja seine Idee auch verwirkli­ chen. Gleichzeitig muss aus den verschiede­ nen Ideen aber auch eine Einheit entstehen. Wir machten dann in einer abgeschiedenen Hütte einen Wochenend-Workshop, in dem jeder seine Ideen präsentierte. Das Resultat war ein Ordner voller Ideen. Diesen Ordner übergab ich einer mir bekannten Werbe­ firma für eine neutrale Auslegeordnung, die Planung und Koordination der einzelnen Elemente. Was daraus entstand, war eine Skizze, welche sich 1:1 mit dem Aufbauplan deckte. Gemäss diesem Aufbauplan wurde die Ausstellung dann auch realisiert. Wie gesagt, wichtig war in dieser Phase eine neutrale Person, die unsere Ideen aus einer anderen Perspektive auslesen und koordi­ nieren konnte. Die Werbung und das De­ sign gehören nicht zu unseren Kernkompe­

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In den unter der Leitung von Beat Hildebrandt angelegten Nesterpflanzungen gedeihen Eichen wunderbar. (Bild: Simon Mötteli)

tenzen. Deshalb müssen wir hier auf professionelle Partner zurückgreifen. Diese müssen uns das umsetzen, was wir wollen. Nur mit einem hohen Grad an Professionalität kann ein Event in dieser Grössenordnung erfolgreich realisiert werden. Wolltet ihr den Besuchern im HB das Gefühl vermitteln, sie befänden sich im Wald oder wurde bewusst darauf verzichtet, dieses Gefühl aufkommen zu lassen? Ganz klar wollten wir dieses Gefühl vermitteln, ja. Und das haben wir ja auch erreicht. Wir bildeten mit Schiffscontainern einen grossen Kreis. In diesen Containern musste sich jeder Forstkreis vorstellen und ein bestimmtes Thema präsentieren. Weiter gab es diese gewisse Aula, wo wir dann an jenem Sonntag zwischen 10 und 12 Uhr schlussendlich auch unsere Generalversammlung zum 100-Jahre-Verbandsjubi­läum durchführten. Es wurden auch die Kinder in unsere Ausstellung integriert. Im gesamten Kanton wurden alle Primarschulen von der 4. bis zur 6. Klasse zu einem Malwettbewerb eingeladen. Aus den rund 150 eingereichten Bildern wurden dann die aussagekräftigsten im Hauptbahnhof ausgezeichnet.

Sind Zahlen bekannt, wie viele Gäste den Anlass besuchten? Nun, man kann das relativ einfach abschätzen. Die SBB garantieren Ihnen, dass pro Tag 400 000 bis 500 000 Leute durch diese Halle ein- und ausgehen. Jetzt kann man einmal mit 5 % und einmal mit 10 % dieser Leute rechnen, welche dann auch der Ausstellung einen Besuch abstatten. Dann sind dies 20 000 bis 40 000 Besucher pro Tag, das heisst über alle drei Tage mindestens 60 000 Personen und ich wage es zu behaupten, dass es bestimmt so viele waren. Spürt man noch etwas von diesem Grossanlass? Na ja, es handelte sich ja hierbei nicht nur um «reinrassige» Öffentlichkeitsarbeit, es ging letztendlich auch darum, etwas für unsere Gemeinschaft, sozusagen für die forstliche Grossfamilie auf die Beine zu stellen. Wir sind eine Branche mit rund 300 Personen im Kanton Zürich, in einem Einzugsgebiet mit rund 1,3 bis 1,5 Millionen Einwohnern. Somit sind wir also eine Minderheit. Wir wollten also etwas miteinander machen, einander erleben und nicht nur etwas für «die anderen» präsentieren. Bündner Wald 3/2017 19

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Welche Art der Wald-Öffentlichkeitsarbeit behagt dir besser? Ist es die «Showbühne» im HB oder doch eher der traditionelle Waldtag? Wie bereits erwähnt, bin ich überzeugt, dass es die eher kleineren Anlässe im Wald ebenso braucht wie auch grössere an gezielt ausgewählten Stellen mit grosser Popularität. Persönlich bin ich ein Mensch, der gerne mit Leuten zu tun hat und wer etwas mit Leuten machen will, darf sich auch nicht scheuen, dorthin zu gehen, wo viele Leute sind. Machst du heute auch öffentliche Anlässe in deinem Rebberg? Ja, ich bin jetzt Stadtführer und mache in Bülach historische Führungen und auch Naturführungen. Seit einiger Zeit biete ich auch einstündige Rebbergbesichtigungen an, die dann mit einem Besuch in der kleinen Weinstube abgeschlossen werden. Mein neustes Projekt in Sachen Öffentlichkeitsarbeit ist der «Nachtwächter», eine nächtliche Stadtführung im Auftrag des Gewerbevereins. Ich nehme an, dass du immer noch gerne einen Spaziergang durch den Bülacher Wald machst. Was sagen dir die Bäume heute? Siehst du zufriedene Bäume? Die Bäume sprechen ihre eigene Sprache. Inklusive Lehrzeit blicke ich auf fast fünfzig Jahre Tätigkeit im Bülacher Wald zurück. Ich behaupte jedoch, auch nach dieser relativ langen Zeit immer noch nicht zu wissen, was der Wald eigentlich leisten kann und wie vielfältig er wirklich ist. Es gibt Standorte, an denen er immer noch stärker als von mir erwartet reagiert. Letzthin durfte ich meinen Kollegen Matthias Luchsinger bei Bestandesansprachen im Rahmen der Betriebsplanrevision an einige gezielt ausgewählte Standorte begleiten. Ich arbeitete dort noch

während meiner Lehre und wollte wissen, wie sich beispielsweise Douglasien und Eichen entwickelten. Ich war überwältigt. Da standen Douglasien mit nahezu einem Meter Durchmesser. Wir fanden Eichen, welche sich bei Weitem stärker entwickelten, als erwartet. Erfreuliche Waldbilder darf ich auch in vielen Lotharflächen feststellen, in welchen wir Nesterpflanzungen mit Eichen anlegten. Ebenfalls überrascht war ich über den teils desolaten Zustand der Fichten. Was für mich bei der Fichte besorgniserregend ist, ist nicht nur der Zustand und das Tempo der Veränderung, sondern meine Vermutung, dass wir alle diese Tatsache zu wenig wahrnehmen. Mittlerweile bin ich überzeugt davon, dass die Rottanne bei uns im Mittelland aussterben wird, weil sie einfach nicht mehr konkurrenzfähig ist und dem Klimawandel nicht standzuhalten vermag. Dies erstaunt mich. Ich hätte das vor einigen Jahren noch nicht für möglich gehalten. Eine grosse Herausforderung für die Forstbranche wird es sein, alle diese Anforderungen anzunehmen und unseren Wald so zu gestalten, dass er weiter die Bedürfnisse von uns Menschen und der ganzen Lebensgemeinschaft erfüllen kann. Ich bin überzeugt, mit offenen Augen, Ohren und allen Sinnen werden wir auch künftig zum Wohle unseres Waldes handeln können.

Jörg Clavadetscher, Redaktor Bündner Wald Ruinas, CH-7535 Valchava forestal-muestair@bluewin.ch

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Einzigartige Klangwelt aus Schweizer Holz

Ein riesiger Sequoiastamm wird zur Klangarena nach Degersheim transportiert. (Bilder: Oliver Lüttin)

Seit gut 25 Jahren baue ich Instrumente und klingende Skulpturen aus hohlen Baumstämmen aus meiner Umgebung. Meine Liebe und Zuneigung zum Wald kommt schon aus meiner frühen Jugend; viele Jahre streifte ich im Engadin durch die Lärchenwälder und ich kletterte von Pontresina hinauf Richtung Segantini-Hütte zu den Steinböcken und Murmeltieren. In den Geröllhalden der Berge versuchte ich jeweils Steine irgendwie wieder so zusammenzusetzen, dass es passte, da ja alles irgendwann einmal eins gewesen sein musste. Mit den Pfadfindern und dem CVJM verbrachte ich viele Nächte im Wald. 1989 entdeckte ich dann auf einer Austra­ lienreise das Ur-Instrument der Aborigines, das Didgeridoo. Ich war gleich fasziniert da­ von, da es sich dabei lediglich um einen von Termiten ausgehölten kleinen Baumstamm handelte. Ein reines Geschenk der Natur, was man nur als solches zu erkennen und zu nutzen braucht. Dies brachte mich dann auf die Idee, die Formen von gewachsenen Hölzern zu nut­ zen. Ein ganzes Instrument der Natur, zu­ sammen mit dem Menschen, der es spielt, soll die Symbiose und die Schönheit der Schöpfung zum Ausdruck bringen. Eben wieder zusammenbringen, was ja eh einmal eins gewesen ist (aus philosophischer Sicht betrachtet). Jahrelang streifte ich dann einfach mit beson­ ders offenen Augen durch die Wälder der Ostschweiz. Etliche Förster informierte ich auch darüber, dass ich hohle Bäume suche. Mir war dabei auch wichtig, dass kein Baum nur wegen mir gefällt werden soll. Bemer­ kenswert ist auch die Tatsache, dass von mir nie jemand Geld für dieses Holz haben woll­ te. Ich hatte auch nie die Idee für ein In­ strument und suchte dann nach dem geeig­ neten Baum, sondern ich sah die Bäume

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Das ausgestellte Klangobjekt ist eine in 26 Teile zersägte Sequoiadendron giganteum (Mammutbaum) aus Konstanz. Der fast 27 Tonnen schwere Baum wurde komplett ausgehöhlt und es entstehen 26 Trommeln mit Tierfellen aus der Schweiz.

irgendwo liegen und liess mich dann von ihrer Form inspirieren. Ich gehe somit davon aus, dass der Baum genau richtig ist. Meine Aufgabe besteht darin, herauszufinden, für was er genau richtig ist. Somit folge ich dem Holz und nicht meiner Idee. Ich lasse mich bei meinem Schaffen gewissermassen von der Natur leiten. Bei der Holzart habe ich alles ebenfalls als richtig akzeptiert, was mir der Zufall vor die Füsse gelegt hatte. Somit habe ich Apfel, Buche, Ahorn, Fichte und Sequoias (Mammutbäume) verarbeitet. Manchmal wusste ich im Wald erst, dass ich den Baum mit nach Hause nehmen sollte. Die Idee, wie es

weitergeht, entstand erst später. Intuition und Vertrauen auf das Leben spielten auch immer eine grosse Rolle. Wenn man ein Ziel erreichen möchte, trifft man automatisch auch die richtigen Menschen, die einem weiterhelfen können. Man muss nur wache Augen und Ohren haben und mit den Leuten reden, wenn Fragen im Raum stehen. Was schon alles in der Klangarena zu finden ist Nun habe ich in meiner Klangarena einen 3,5 Meter langen Buchenstamm mit über 600 Meter Saiten und 350 Tönen. Ein ganzer Apfelbaum als Didgeridoo mit gleich Bündner Wald 3/2017 23

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Die ersten neun Rohlinge wurden schon 2009 bearbeitet. Rechts eine Moai-Skulptur aus einem Mammutbaum von Rorschach.

vier bespielbaren Ästen steht da. Ein Holzund Steinxylofon aus einem Ahornstamm mit grossem Feuerschaden als Resonanzöffnung ergänzt das Baumorchester und ein weiterer Ahornstamm (der Walbaum) beherbergt mehrere Instrumente, die gleichzeitig von mehreren Musikern gespielt werden können. Bergklänge ertönen aus einem Alphorn, kombiniert mit einem Didgeridoo aus einer Fichte vom Seealpsee inklusive der Wurzel, die noch daran ist. Aus einer zusammengewachsenen Gruppe aus fünf Eschen entstand ein Trommelkreis. Zurzeit baue ich 26 Trommeln, die ich allesamt

aus einem einzigen Mammutbaum aus Kon­ stanz fertige, der nicht weniger als 26 Tonnen auf die Waage brachte. Aus den Resten der Mammutbäume schnitze ich Schmetterlinge und Falter. Hinter meiner Klangarena in Degersheim SG ­stehen zwei 21 Meter hohe Sequoias, die auf Betonfundamenten als Skulpturen die Schönheit und Grösse der Schöpfung versinnbildlichen. Die eine Sequoia ist innen hohl und ist für die Spaziergänger als Tempel der Natur jederzeit begehbar. Nicht selten besuchen mich Musikgesellschaften, die es geniessen, einmal von nicht

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Der Helios-Baum stammt vom Altersheim Helios in Goldach und wurde am 5. Oktober 2005 mit einem Gewicht von 29 Tonnen nach Degersheim transportiert und wieder aufgerichtet. Er ist als Tempel für den Respekt vor der Natur gedacht. Seit meiner Hochzeit mit meiner Frau Suchai aus Thailand beherbergt er in seinem Inneren einen wunderschönen grossen Buddha. Bündner Wald 3/2017 25

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Fertig bespannte Trommeln (v. l.): Stier, Yak, Pferd Hirsch. Alle Tiere lebten in der Schweiz!

Die Klangarena bei Degersheim aus der Vogelperspektive.

alltäglichen Instrumenten begleitet zu werden. Auch Förstergruppen waren schon von der Grösse und der Kraft dieser Bauminstrumente beeindruckt. Kinder lieben es, auf meinen klingenden Hölzern zu spielen. Die unbekannten und manchmal urtümlich erscheinenden Instrumente lassen es ihnen zu, neue unbeschwerte Erfahrungen zu machen, ohne gleich auf dem Notenblatt nach dem richtigen Ton zu suchen. Es sind oft Erfahrungen und strahlende Gesichter mei-

ner Besucher, welche mir irgendwie das Gefühl vermitteln, dass es richtig ist, was ich da mache.

Oliver Lüttin Klangarena

Wolfensbergstr. 10 CH- 9113 Degersheim

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Waldwunder für jedermann Wir von der Waldschule Regio Basel wollen Waldwunder vermitteln und das mit Herz und Seele ! Wir wollen die Leute in den Wald locken, und zwar nicht nur ein einziges Mal. Unser Ziel ist es, Ideen und Erlebnisse zu ermöglichen, die bleibende Wirkung haben und Lust auf erneute Waldaufenthalte machen. Wir wollen bleibende Erinnerungen hinterlassen. Wie erreichen wir das? Wir wollen nicht nur erzählen, denn wer etwas hört, vergisst es gleich wieder. Wer etwas sieht, dem bleibt es etwas länger. Nur wenn man etwas aktiv tut, regt das zu Fragen und Ideen an. So schaffen wir bleibende Erinnerungen und fördern damit die Beziehung zur Natur. Wir wollen mit möglichst vielen Menschen in den Wald. Wie sprechen wir sie an, wie machen wir sie neugierig? Wir zeigen Unbekanntes und werfen Fragen auf: Wo sind bei Insekten die Nase und die Ohren? Wie

können Ameisen blaue Blüten in rote verwandeln? Welche Pflanzen sind essbar, welche haben Heilwirkung? Warum verlieren die Laubbäume im Winter die Blätter, aber die Nadelbäume nicht? Ist ein Wasserskorpion gefährlich? Erzeugen Strudelwürmer Wasserstrudel? Wie sehen Rehbettchen aus? Wachsen Aspirin-Tabletten auf Weidenbäumen? Wenn wir im Wald unterwegs sind, sehen wir ganz viel Wunderbares, das wir auch für andere fassbar und begreifbar machen möchten. Und zwar so, dass sie es nicht mehr vergessen. Immer wieder fasziniert mich beispielsweise die Keimung der Bäume. Die Keimblätter, welche die Form von Elefantenohren besitzen, sind schon vollständig in der Buchecker vorhanden und auf faszinierende Weise zusammengefaltet. Wie faltet man am platzsparendsten, damit die Blätter in einem so kleinen Überwinte-

Frassbilder des Vierpunkt­prachtkäfers aufs Papier gebracht. (Bilder: Chrisitine Birchler) 28

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rungsbehälter untergebracht werden können? Wenn wir nun die fertigen Keimblätter von beispielsweise einer Buche oder einer Esche anschauen, sehen wir, dass da ganz verschiedene Strategien entstanden sind. Wie können wir nun unserer Hauptkundschaft, den Kindern, dies am eindrücklichsten vermitteln? Wir geben ihnen ein Stück Zeitungspapier. Damit können sie versuchen, es kleinstmöglich zusammenzufalten. Danach kann man auf die Suche nach möglichst vielartigen Keimlingen gehen. Und wenn es sehr viele Keimlinge hat, kann man sogar einige im Topf mit nach Hause nehmen, damit man das Bäumchen garantiert nie mehr vergisst. Ebenfalls neugierig macht die Frage, wie viele Bucheckern denn in einer Buchecker-Hülle wachsen. Meist hören wir dann Antworten von eins bis vier Stück. Das Rätsel kann beantwortet werden, wenn man die Anwachsstellen im Innern zählt. Nun ist zu überlegen, wie sie in dem ergonomisch geformten Behälter Platz finden. Es sind zwei Anwachsstellen sichtbar. Wenn man zwei Bucheckern mit der Flachseite zusammenhält, ergeben sie so von oben betrachtet ein Viereck, was die vier Lappen der Umhüllung erklärt. Ob wir Pilze suchen, Blätter und Früchte dem richtigen Baum zuordnen, einen Baum abtasten, um ihn danach mit verbundenen Augen wieder zu finden, unterschiedliche Rinden befühlen und uns fragen, warum die einen sich viel kälter als die andern anfühlen, Jahrringe zählen, essbare Pflanzen suchen, an verschiedenen Waldgegenständen riechen, oder Spiele machen, wir setzen alle Sinne ein, um den Wald zu erkunden. Wir wissen, dass es ganz viele Bewohner im Wald hat. Warum sehen wir die nicht? Wir können die Wahrnehmung schulen, indem wir die Kinder auf Spurensuche schicken. Mit Spuren sind nicht nur Trittsiegel ge-

Buchenkeimlinge als Teil des Frühlingserwachens.

meint, sondern Frassspuren, Schneckenschleim, ein Vogelnest, Haare, Spinnweben oder die Gallen der Gallwespen. Welches Kind ist nicht fasziniert, im Innern einer aufgeschnittenen Galle die Larve zu sehen? Welches möchte nicht einen mit Gips ausgegossenen Hufabdruck mit nach Hause nehmen? Wir zeigen Frassgänge im Fallholz und klären, dass diese vom Vierpunktprachtkäfer oder vom Buchdrucker sind. Wir machen darauf aufmerksam, dass die Gänge schmal sind, wo die Made geschlüpft ist, und breit, wo die Umwandlung zum Käfer stattgefunden hat. Schliesslich können die Kinder sogar mit der selbst gebastelten Rolle aus einem Aststück mit Frassgängen und aufgetragener Farbe einen Abdruck herstellen und so ihren «Prachtkäfer» mit nach Hause nehmen. Mit einer Becherlupe Bündner Wald 3/2017 29

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gehen wir auf Pirsch und können schliesslich mit den vielen gefundenen Krabbeltieren einen Zoo erstellen und die Besonderheiten vergleichen. Wer hat wie viele Beine? Ist das dann eine Spinne, ein Insekt oder ein Tausendfüssler? Mit Spannung besuchen die Kinder einen Dachs- und Fuchsbau. Wir zählen die Eingänge (teilweise über 20), suchen Haare, Pfotenabdrücke, eventuell herumliegende Knochen und diskutieren, wie der Fuchs wohl den Dachs aus dem begehrten Bau vertreibt. Wer ist stärker, wenn gekämpft wird? Braucht es Tricks dazu? Sehr beeindruckt sind alle von den Schlafstellen von Rehen und revierbegrenzenden Plätzstellen. Wie das Markieren der Bäum-

chen vor sich geht, spielen wir mit einem mitgebrachten Geweih vor. Wer will in der Wildschweinbadewanne baden? Wieso baden diese Tiere, wenn sie danach schmutziger sind? Specht-Mehrfamilienhäuser beeindrucken, besonders wenn wir in einem am Boden liegenden Baum eine Wohnhöhle von Nahem inspizieren können. Sind am Ende alle über die vielen Tiere im Wald begeistert, haben wir unser Ziel erreicht. Natürlich greifen wir auch immer wieder zur Literatur, um Ideen zusammenzusuchen, oder wir tauschen Anregungen untereinander aus und profitieren von gegenseitigem Hintergrundwissen und Begabungen. Da können wir beispielsweise von unserem Geschichtenkönig Tobias Meier lernen, der

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Elefantenöhrli: Mit dieser einfachen Eselsleiter können die Primärblätter von Buchenkeimlingen problemlos «identifiziert» werden.

nicht nur vom Teufel erzählt, der die Blätter der Eiche aus Wut zerrupft und daher dafür verantwortlich ist, dass deren Blätter seither die zerzauste Form haben. Nein, Tobi spielt dies mit Blätterrasseln und Wutschreien auch noch anschaulich vor! So bleibt sie viel besser im Gedächtnis hängen. Wenn wir die viele ätherische Öle enthaltende, leicht entzündbare Birkenrinde aufflammen lassen, bleibt den Zuhörern die Geschichte mit den Lichtelfen, die darin wohnen und die nur an Vollmondnächten zum Tanz hervorkommen, ebenfalls eher im Gedächtnis. Und wenn die Waldfrau die Weisstannen bittet, ihre Zapfen in einzelnen Schuppen anstatt ganzer Zapfen fallen zu lassen, damit der Waldtroll nicht alle Zapfen aufs Mal stehlen kann, weil sonst die Eichhörnchen kein Samenfutter mehr haben, kann es keine Verwechslung mehr mit den Fichtenzapfen am Boden geben.

Ein Höhepunkt ist das Angebot «Wald beim Einnachten». Spannend wird es, während die Dämmerung langsam hereinbricht. Der Wald wird mit Aktivitäten erkundet: Wer findet alle sieben Gegenstände, die auf dem Tuch gezeigt werden, in der Umgebung (beispielsweise Blätter, Rinde, Zapfen)? Wie viele Geräusche hört man, wenn man sich einmal ganz still verhält? (Raschelt da ein gefährliches Tier oder nur eine Maus? Welcher Vogel pfeift denn so unheimlich? Hört man noch Automotoren oder gar Stechmücken?) Klangversteckis eignet sich perfekt, um im schon ziemlich düsteren Wald anhand von Geräuschen, die von schlagenden Ästen, aneinander geklopften Steinen oder von einer Vogelstimmenflöte herrühren, an unterschiedlichen Orten versteckte Personen zu finden. Haben sie schon einmal abends über dem Feuer Teigwaren mit selbstgepflücktem Bündner Wald 3/2017 31

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­ärlauch in einer Rahmsauce gekocht? B Auch Schlangenbrot, «Schoggibananen» oder einfach gebratene Würste schmecken lecker und werden als Erlebnis verbucht. Eine Mutprobe zum Schluss wirft Emotionen auf: Wer traut sich auf den Kerzenpfad, der gut sichtbar entlang des Rückwegs aufgestellt wird? Die Kinder sollen sich im Dunkeln schweigend und möglichst einzeln auf den Weg begeben, natürlich ohne Taschenlampe. Die Wartezeit überbrückten wir mit einer nicht zu gruseligen Waldgeschichte. Wird abschliessend eventuell noch grün fluo­reszierendes Holz gezeigt, das die Leitung glücklicherweise zwei Stunden zuvor gefunden und aufgesägt hat, ist das Staunen gewiss (dieses Phänomen wird vom Myzel des Hallimasch erzeugt). Ein besonderes Erlebnis mit älteren Teilnehmern kann sogar eine anschliessende Übernachtung unter freiem Himmel sein. Zu empfehlen ist dies nur mit Schulklassen, die man schon kennt, und die mindestens schon einmal im Wald waren. Für die Erwachsenen kommen Gemeinschaftserfahrungen wie zusammen zu kochen, Neues zu erfahren und auszutauschen, oder etwas herzustellen infrage. Wir passen die Exkursionen an, indem wir mehr

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Hintergrundwissen vermitteln. Sie interessieren sich vielleicht eher dafür, welche Pflanzen Heilwirkung besitzen, welche besonders schmackhaft sind, welche man essen oder aus welchen eine Salbe hergestellt werden kann. Wir können über Giftpflanzen berichten oder über Besonderheiten wie den Aronstab, der eine Heizung eingebaut hat, um die darin gefangenen Insekten zu heizen, bis sie wieder zur nächsten Blüte weiterfliegen. Auch dort können wir mit Informationen über die Tiere im Wald, Fachwissen über Bäume und vielem mehr neugierig machen. Egal, ob wir Exkursionen für Schulklassen, Familien oder Senioren planen, ob wir einen Kindergeburtstag, eine Weiterbildung für Lehrkräfte oder den Firmenanlass organisieren, den Ideen sind keine Grenzen gesetzt. Wichtig ist, sich zu fragen, was die Teilnehmer wollen. Waldwunder gibt es für jeden Anlass und jede Altersstufe. Christine Birchler Waldschule Regio Basel CH - 4125 Riehen christine.birchler @  waldschulebasel.ch

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Kräuterhexen – aus Liebe zur Weisheit In der Philosophie wird versucht, die Welt, die menschliche Existenz zu ergründen und zu deuten. Genauso versuchen die Lech­ taler Kräuterfrauen ihr Leben in und mit der Natur, die im Lechtal noch in geballter In­ tensität zur Verfügung steht, zu leben. Wie kam es dazu, dass sich aus einer kleinen Gruppe von Kräuterinteressierten der Verein der «Lechtaler Kräuterpädagogen und Kräuterinteressierten» gebildet hat, der mit Stand Mai 2017 bereits über 70 aktive Mitglieder zählt? Im Jahr 2010 wurde von der Landwirtschaftskammer Tirol gemeinsam mit der Regionalentwicklung Ausserfern im Lechtal ein Kurs angeboten «Ausbildung zum Tiroler Kräuterpädagogen»; es gab so viele Anmeldungen, dass der Kurs geteilt werden musste, über 30 Frauen und zwei Geschöpfe des starken Geschlechts wagten sich an die Kunst der Kräuterlehre heran.

Über einen Zeitraum von etwas mehr als einem Jahr wurden wir von diversen regionalen wie auch von weit hergeholten Koryphäen gelehrt, gedrillt und mit Köstlichkeiten, die uns die Natur zu bieten hat, verwöhnt. Wer bis zum Zeitpunkt des Kursbeginns nicht schon vom Kräuterfieber gepackt war, der war spätestens am Ende hochinfiziert. Die Abschlussarbeit bestand aus zwei Teilen Projektarbeit und aus einer mündlichen Präsentation eines Fachbereichs, den man sich selbst aussuchen durfte. Gemeinsam mit meiner lieben Freundin Simone Knittel beschloss ich, als Projektarbeit gleich das Thema Vereinsgründung in Angriff zu nehmen, denn wir dachten uns, wenn wir dieses Wissen, dieses Können, das wir uns in dieser Zeit angeeignet und uns darin vertieft haben, weitergeben und erhalten wollen, muss eine Plattform her, die

Der Eisenhut ist nicht nur giftig, sondern auch hochinteressant. (Bilder: Verena Lämmle) Bündner Wald 3/2017 33

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als Ansprechpartner für jeden zugänglich ist. Mit einer weiteren Freundin, der kräuterbegeisterten Spitzenköchin Michaela Kerber, hatten wir die Dritte im Bunde, die zur Vereinsgründung notwendig war! Einige Kräuterfrauen und Kräutermänner aus dem Kurs sprangen sofort auf dieses Boot auf und seitdem sind die «Lechtaler Kräuterhexen», wie wir in Insiderkreisen genannt werden, eine stetig wachsende Gruppe, die sich «der Liebe zur Weisheit» hingibt. Was sind unsere Prioritäten? Indem wir Kurse zur Herstellung und Vermarktung von regionalen Produkten anbieten und auch

Kräutermuffins aus der «Hexenküche» des Lechtals.

Plätze schaffen, wo dies geschehen kann (Märkte, Events usw.), wollen wir regionale Entwicklung fördern. Die Weiterbildung in der Kräuterkunde und vor allem das Sammeln von altem Wissen, Brauchtum und dieses auch Leben, sind für uns grosse Themen. Hier steckt vieles noch in den Kinderschuhen. Wir sind stetig dabei, uns zu präsentieren und auf die wunderbaren Schätze, welche die Natur uns in unserem ursprünglichen Tal bietet, aufmerksam zu machen. Das Lechtal hat viel Potenzial, welches unserer Meinung nach viel zu wenig genutzt wird. Der Trend der Zeit geht weg vom «alles haben und alles wollen». Weniger ist mehr – Qualität statt Quantität. Dies wäre der Weg, den wir Naturfrauen im Lechtal vertreten möchten. Kräuterfrauen sind nicht mehr alt und gebeugt, wie man sie von früher in Erinnerung hat, sie sind junge, moderne Frauen, die zur Kräuterpädagogenausbildung ihre Tiroler Bergwanderführer- oder Tiroler Naturführerprüfung abgelegt haben, um Führungen machen zu dürfen. Ohne Alpine Ausbildung geht in unserem Alpental mit seinen steilen Flanken und Felswänden gar nichts. Seit es uns gibt, finden fast in jedem Ort des Lechtals wöchentliche Kräuterführungen statt. Diese werden von Gästen wie Einheimischen gerne angenommen. Manchmal werden die Führungen auch mit einem anschliessenden Besuch in unserer Werkstatt verbunden, wo Gesammeltes frisch verarbeitet, verkostet und auch mit nach Hause genommen werden darf. Erlebnisse wie diese sind für die Gäste immer wieder ein Highlight, wie wir auf unserer Facebook­ seite «Lechtaler Kräuterhexen» mit ihren über 6000 Anhängern immer wieder nachlesen können. 2016 war Arte TV bei uns zu

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Kirkes Zauberpflanze Als ich die rothaarige Kräuterfrau fragte, «Hexenkraut nennt man’s. Warum?» Sie lächelte trocken und sagte: «Genau das verstehst du nicht! Bist ein Mann, bist wirklich dumm.» Freundlich bat ich darum, «Klär mich auf!» Ihr Auge blitzte, sie sprach raunend. Mein Atem stockte, ich stand staunend. Vor meiner Seele galoppierten bunte Bilder, wie eine Herde Pferde wilder, im schnellen Lauf. Von Kräutertrunk, Spruch und Seid, säuselt die junge Hex, von Liebesleid und Lust und Sex. Ich glaubte nun, dass ich’s verstand, da bewegt sie ihre Hand, und wischte – wie der Schwamm den unerwünschten Fleck – die Erinnerung daran aus dem Gedächtnis weg. Sie lächelt neckisch. Da half kein Brüten. Zauberfrauen wissen Geheimnisse zu hüten.

von Wolf-Dieter Storl

Besuch und drehte mit seiner Sendung «Zu Tisch in den Lechtaler Alpen» einen tollen Film. Für unser Kräutertal machte dieser Filmbeitrag beste Werbung. Eine Vision von uns ist ein Vereinshaus mit einem Teecafé, in dem die regionalen Produkte verkostet und verkauft werden können und wo die Kräuterfrau direkt gesammeltes Wissen weitergeben kann. Wichtig wäre das für uns über das ganze Jahr und nicht nur in der hier doch relativ kurzen warmen Jahreszeit. Wir gehen davon aus, dass hiermit zwei bis drei Arbeitsplätze ge-

Ein Strauss bunter Speiseblüten begeistert nicht nur das Auge, sondern auch den Gaumen.

schaffen werden könnten, die in unserer Region nicht so leicht zu finden sind. Für den Start wären regionale Fördergelder eine grosse Hilfe. An solche zu gelangen, gestaltet sich jedoch meist als etwas schwieriger. Eine ideale Symbiose bestünde in der Verbindung mit einem Waldkindergarten. Wir besuchen schon heute Schulen, arbeiten mit Kindergärten zusammen und bemerken jedes Mal, mit welcher Begeisterung und FasBündner Wald 3/2017 35

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zination schon die Kleinsten das ihnen Erzählte aufsaugen, umsetzen und auch gerne zu Hause weitergeben. Das Projekt «Kräuter- und Brauchtumsschule» reift in unseren Köpfen. Flächen wie brachliegende Pflanzgärten, die von den Agrargemeinschaften oft sehr erfolgreich bewirtschaftet wurden, in den letzten Jahren aber durch die Veränderungen, die sich in diesem Themenbereich abspielen, nun nicht mehr oder nur sehr wenig genutzt werden, könnte man für Gemeinschaftsgärten, Jugend- und Seniorenprojekte nutzen. Das Bewusstsein, für die um uns noch relativ intakte Natur zu fördern, liegt uns sehr am Herzen. Die Zusammenarbeit mit Förstern, Waldaufsehern und Jägern, alles Menschen, die ähnliche Lebenseinstellungen vertreten wie wir, und mit denen uns die

Liebe zur Natur verbindet, wird uns in Zukunft noch einiges an Arbeit geben. Zur regionalen Entwicklung haben die Lechtaler Kräuterhexen schon einiges beigetragen. Aus der Sparte Kreativhexen, die sich aus den Kräuterhexen heraus entwickelt hat, gibt es schon einige taffe Unternehmerinnen, die mit Holz, Blumen und Lech-Produkten inzwischen ihren Lebensunterhalt bestreiten. Mit naturverbundenen Grüssen aus dem Lechtal. Verena Lämmle Kräuterheimat Unterbach 3, A-6653 Bach verena @ bergkräuterhex.at Tel. +43 676 624 68 71

Für «Hexennachwuchs» scheint gesorgt zu sein . . . 36

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Worte zum Respekt gegenüber der Natur Guten Tag Herr Storl. Zu Beginn unseres Gesprächs bedanke ich mich bei Ihnen herzlich dafür, dass Sie sich die Zeit für ein Telefongespräch mit dem «Bündner Wald» nehmen. Unsere Zeitschrift befasst sich in dieser Ausgabe mit dem Wald als Inspirationsquelle, was in forstlichen Kreisen nicht unbedingt das ganz alltägliche Thema darstellt. Deshalb suchte ich für diese Ausgabe auch Leute ausserhalb der Forstbranche, welche den Wald aus einem etwas anderen Blickwinkel betrachten. «Bündner Wald»: Verlagshäuser und auch Sie selbst bezeichnen sich als Ethnobotaniker. Wie definieren Sie persönlich diese Bezeichnung? Wolf-Dieter Storl: Diese Geschichte beginnt im Grunde sehr früh. Geboren wurde ich in der russischen Besatzungszone der DDR, welche wir fünf Jahre später in Richtung ­Oldenburg verliessen. Als Elfjähriger wanderte ich mit meinen Eltern nach Amerika aus. Die Reise über den Atlantik machten wir mit einem grossen Dampfer. In Amerika kam ich in einer völlig anderen Kultur an. Es war ein Unterschied, den man sich heute gar nicht mehr vorstellen kann. Mehr oder weniger als Willkommensgruss begann dieses Abenteuer für mich mit einem Baseballspiel. Da mir dieses Spiel nicht behagte, sprang ich rasch einmal über den Zaun des Spielfelds. Da riefen mir die Spieler schon fast schockiert zu: «Hey, bist du wahnsinnig? Das ist Wildnis, da sind giftige Tiere!» Ich spürte, dass für die Menschen, die ich bis dahin in Amerika kennengelernt hatte, die Natur etwas Fremdes war. Sie teilten die Welt in Kulturland und Wildnis, was ich von hier nicht kannte. Als Schuljunge der dritten, vierten Klasse war es für mich in Deutschland normal, in den Wald zu gehen. Der Wald war für meine damalige Lehrerin

ein wunderbarer Ort, an dem man nicht nur staunen konnte, sondern die Lebewesen auch sah. Das waren ganz andere Erfahrungen als das Lernen und Nachschlagen in ­einem Buch. Hier habe ich ein sozusagen romantisches Naturgefühl kennengelernt und mitbekommen. In Amerika galt die ­Natur aber als etwas Fremdes, ja fast Bedrohliches, wo man sich nur aus kommer­ ziellen Gründen oder zur Jagd hinbegab. Heute stelle ich hier in Deutschland und in Europa fest, dass genau diese Stimmung ­ zunimmt. Diese Naturferne der Menschen nimmt stark zu. Die Menschen lernen die Natur oft nur noch im Internet, im Labor in der Schule oder beim Fernsehen kennen. In Ohio entdeckte ich unglaublich vielfältige Wälder mit etwa 150 verschiedenen Laubbaumarten. Meine Lehrer fragte ich dann auch, wie diese vielen Pflanzen heissen. Die Antwort lautete: «Ach, das ist uninteressant. Das ist ja nur lauter Gestrüpp und so.» Deshalb wollte ich dann Botanik

Wolf-Dieter Storl im Allgäuer Wald. (Bilder: zVg Wolf-Dieter Storl) Bündner Wald 3/2017 37

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und Forstwirtschaft studieren. Als ich mich für dieses Studium einschrieb, hatte ich noch eine sehr romantische Vorstellung dieser Ausbildung und des Berufs. Ich stellte mir das so vor, dass man da den Wald hegt und pflegt und mit seinem Hund durch den Wald reitet. (Heute amüsiere ich mich sogar über meine damalige Vorstellung.) Die Realität holte mich in der Folge rascher ein als gedacht. Was wir lernten, waren Vor­ratsund Kostenberechnungen. Sämtliche Lebensvorgänge der Pflanzen wurden auf chemische und mechanische Prozesse reduziert. Mit den dortigen Ideologien konnte ich mich nicht identifizieren. Deshalb brach ich dieses Studium ab und begann daraufhin ein solches in Völkerkunde. Da hatte man mit verschiedenen Völkern zu tun. Es waren Naturvölker von Nordamerika dabei, wie später dann auch solche aus dem Himalaja und Indien. In all diesen Völkern spielen Pflanzen und hiermit natürlich auch Bäume eine ganz zentrale Rolle. Sie sind da nicht nur botanische Gegenstände oder werden

auch nicht nur auf ihre ökonomische Bedeutung reduziert, sondern sie werden bei diesen Völkern meistens als Wesenheiten gesehen. Mein Ethnologiestudium und auch meine langen Reisen bei Naturvölkern haben mir neue Sichtweisen ge­ öffnet und mich gelehrt, dass Pflanzen für alle Völker eine wichtige Rolle spielen und in unterschiedlichster Art genutzt werden. Nehmen wir das Beispiel der Klette: In Japan ist ihre Wurzel ein Lieblingsgemüse. Bei uns kennen wir so etwas überhaupt nicht. Solche Sachen habe ich im Laufe der Jahre gelernt. Deshalb nenne ich mich Ethnobotaniker. Ich bin Ethnologe und beschäftige mich gleichzeitig mit Pflanzen. Was verstehen Sie unter Wesenheiten? Das heisst, dass sie nicht nur Materie sind, sondern auch etwas Seelisches haben. Für die Indianer haben Bäume und Sträucher einen Geist und eine Seele, mit denen man reden kann. Diese Ansicht war für mich natürlich ganz fremd. Als ich in Wyoming

Frische Beerenfrüchte direkt aus dem nahen Wald sind immer eine Delikatesse. 38

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während eineinhalb Jahren mit einem alten Medizinmann unterwegs war, sah ich, dass er nicht über die Pflanzen sprach, sondern mit den Pflanzen. Für jemanden wie mich, aus der westlichen Welt, ist so etwas ein wenig merkwürdig oder befremdend. Ich musste mich da zuerst in diese Sichtweise hineinleben. Dabei ist es so, dass die Seele nicht im Baum, nicht in der Pflanze ist. Sie ist vielmehr um die Pflanze herum. Das kann etwa mit ausserkörperlichen Erfahrungen von Menschen verglichen werden. Von solchen Erfahrungen wurde schon vermehrt berichtet, beispielsweise bei schweren Krankheiten oder Unfällen, wenn Menschen ihren Körper von aussen sehen. Für uns ist diese Vorstellung sehr ungewöhnlich, gefährlich oder sogar krankhaft. Für Pflanzen ist sie jedoch ganz normal. Die Indianer haben sich dann mit einem Baum oder einer Pflanze hingesetzt (das habe ich mitgemacht), haben das alltägliche Bewusstsein verlassen und sind, wie sie selber sagen, in die Dimensionen eingetreten, in denen diese Pflanzengeister und -seelen wohnen. Die Auseinandersetzung mit dieser für uns nicht immer greifbaren Welt nannten die Indianer dann eben, mit den Pflanzen zu reden und auch Antwort von ihnen zu bekommen. So befragten die Indianer ihre Pflanzen auch nach Heilkräften oder haben sie um Hilfe gebeten. Das habe ich bei den Indianern erfahren und in ähnlicher Form wird dies auch bei Bergstämmen im Himalaja praktiziert. Das ist für sie etwas ganz Reales, man glaubt es nicht nur, sondern es handelt sich hierbei um Erfahrung. Indianische Medizinmänner und auch Gelehrte der ayurvedischen Medizin in Indien sagen, dass ihnen unter anderem Blütenformen und -farben, die sie in der Natur finden, Aufschluss geben über deren mög-

liche medizinische Verwendung. Konnten Sie auch solche Erfahrungen machen? Das ist natürlich auch so. Da spielen viele Faktoren eine Rolle. Fast überall wird mit den Signaturen der Natur gearbeitet. So haben zum Beispiel rötliche Pflanzen oft mit Blut zu tun, was aus Erfahrungen heute oft auch bestätigt werden kann. In Mittel- und Südamerika gibt es da noch ein ganz eigenes Ritual. Es werden da teils psychedelische Pflanzen (Wikipedia: «Einen durch den Konsum von Psychedelika, aber auch mittels geistiger und ritueller Praktiken erreichbaren veränderten Bewusstseinszustand», die Red.) eingenommen, um einen Geist oder eine Gottheit erscheinen zu lassen, der ihnen dann sagt, welche Pflanze heilen würde. Das ist jedoch etwas typisch Südamerikanisches. Sie treten immer wieder an verschiedenen Orten auf und erzählen von Ihren Erfahrungen. Machen Sie solche Anlässe auch in der freien Natur? Während fast fünfzehn Jahren machte ich jeden Sommer einen Kurs im Schwarzwald. Unter den Teilnehmern waren Ärzte, Geschäftsleute, Krankenschwestern, esoterisch Interessierte, Jüngere und Ältere. Jeder sollte sich für jeden Tag einen anderen Baum aussuchen und sich zu diesem setzen. Ich sagte ihnen, setzt euch einfach hin, versucht die Gedanken nicht weiterzuspinnen und bleibt mit eurem Bewusstsein bei dem Baum. Das kann durch anblicken, fühlen oder riechen geschehen. Verbindet euch einfach mit den Sinnen. Ihr könnt auch die Augen einmal schliessen und versuchen zu spüren, ob ihr da irgendwelche Energien feststellen könnt. Aber fangt immer mit der Wahrheit an. Es soll nicht in etwas Angelesenes hineinfantasiert werden. Am Abend erzählten wir uns dann am Lagerfeuer, was Bündner Wald 3/2017 39

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Wolf -Dieter Storl unter einer urigen Eiche im Allgäuer Wald.

wir erlebt haben. Es war hochinteressant zu erfahren, dass alle etwas erlebt haben, was für die jeweilige Baumart charakteristisch war. Bei der Birke machte sich eine fast unbeschreibliche Leichtigkeit breit und es wurde etwas Lichthaftes erlebt. Dabei war es ganz egal, wer sich da hinsetzte. Ganz im Gegenteil, es waren vor allem jene, die sich bis anhin noch nie mit Pflanzen befasst haben, die besonders eindrückliche Erlebnisse mitnehmen durften. Oft waren es gerade Lehrer und Wissenschaftler, die eher an der

Oberfläche blieben und nicht in das tiefere Wahrnehmen hineingehen konnten. Genauso wie jeder Baum auf seiner alltäglichen, physischen Ebene seine eigene Erscheinung hat, so hat er auch auf einer tieferen Ebene seinen typischen Charakter, den wir aufnehmen können. Da habe ich das Gefühl erhalten, dass die Bäume auch mit unserem Unterbewusstsein und unserer Seele kommunizieren können. Der Kopf kommt da oft gar nicht mehr mit. Macht das Sinn, was ich da erzähle?

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Nun, ich wollte Sie jetzt eben fragen, ob diese Erfahrungen oder Erfühlungen vor allem auf Leute zutreffen, die meditativ sensibilisierter sind als der Durchschnitt unserer Gesellschaft. Am schlimmsten waren da eigentlich gewisse Esoteriker, die sich das so angelesen hatten und dann fantasierten, als würden sie das sehen und erleben. Ich glaube in solchen Momenten zu spüren, was wirklich ist und was eben nicht. Einige begeben sich dann richtiggehend auf schamanische Reisen. Am spannendsten waren homöopathische Ärzte. Diese waren die besten im Erspüren, was wohl auf ihre Fähigkeit zurückzuführen ist, ihre Medikamente einzunehmen und dann deren Wirkung meditativ zu verfolgen. Dank dieser Fähigkeit konnten sie wohl auch besser aufnehmen,

was von den Bäumen herüberkam. Mich faszinierte die Gewissheit, dass man in die Pflanzen viel stärker hineinspüren kann, als allgemein für möglich gehalten wird. Es gibt in diese Richtung verschiedenste wissenschaftliche Untersuchungen. In Japan fanden Forscher heraus, dass Stress abgebaut und das Immunsystem gestärkt wird und sich Herzschlag und Blutdruck normalisieren, einfach nur dadurch, dass man sich im Wald aufhält. Früher gingen Künstler in den Wald und kamen mit Schaffenskraft und Inspiration zurück. Nehmen wir Beethoven: Er spazierte oft im Wienerwald. Das Erlebte liess er dann direkt in seine Musik einfliessen. Deshalb sind verschiedene Stücke von Beethoven auch nur dann verständlich, wenn man den Wienerwald als Inspiration miteinbezieht.

Der blühende Garten bei seinem Haus zählt zu den beliebtesten Orten von Wolf-Dieter Storl.

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Aber für diese Art des Schaffens muss man den Wald verstehen. Richtig, und der Förster muss ja seinen Wald auch verstehen. In meiner Umgebung beobachtete ich, dass Förster, welche hier im Wald wohnten, mit diesem ganz anders umgingen als der jetzige. Er ist bestimmt auch ein guter Förster, aber er wohnt nicht hier und das scheint mir mit ein Grund zu sein, dass der Wald für ihn eher nur eine Holzplantage ist. Aus meiner Sicht wird da nicht in einem Wald gearbeitet, sondern es wird in ein Feld eingegriffen. Als man früher noch mit Pferden rückte, konnte noch viel feiner und selektiver gearbeitet werden als heute mit den grossen Maschinen. Oft erscheint es mir, als ob die verbleibenden Bäume rund um eine Schlagfläche wie in eine Schockstarre verfallen, was sich dann auch im Käferbefall manifestiert. Ein mittlerweile pensionierter Kollege sagte mir unlängst, er habe den Wald nicht bewirtschaftet, sondern er habe ihn begleitet. Diese Worte stammen nicht etwa von einem Förster, der nur mit der Zweihandsäge und dem Pferd im Wald arbeitete, nein auch er setzte grosse Maschinen ein und handelte nach ökonomischen Gesichtspunkten. Spielt in diesen Worten nicht auch Respekt vor der Natur mit? Oh ja, gewiss. Das sind sehr schöne Worte. Es ist schon klar, dass wir den Wald brauchen und ihn gewissermassen benutzen. Geschieht dies mit Respekt und mit einer Offenheit, zu sehen, dass das nicht nur ­toter Stoff ist, sondern Lebewesen, die Teil eines grossen Organismus sind, dann denke ich, ist man auf dem richtigen Weg. Da gebe ich Ihnen recht, ob man für diese ­Arbeit Maschinen einsetzt oder Pferde, ist nicht entscheidend.

Ich möchte nochmals zu Ihren Sommerkursen im Schwarzwald zurückkehren. Aufgrund welcher Kriterien wählten Sie den Wald für Ihre Kurse aus? War das ein Naturwaldreservat oder einfach ein Wald, der Ihnen aus ästhetischen Gesichtspunkten behagte? Nein, das war einfach der Wald rund um ein Seminarhotel, wo die Kursteilnehmer wohnen konnten. Es war eben typischer Schwarzwald mit vielen Fichten und Buchen und in den höheren Lagen Ebereschen. Teils war es sehr steil, schwer zugänglich und urig, aber teilweise war es auch Wirtschaftswald. So gesehen kann das eigentlich überall stattfinden, wo Wald wächst. Bestimmt hätte ich gerne eine noch grössere Mischung der Baumarten gehabt. Die Unterschiede zwischen den einzelnen Baumarten sind markant und vor allem sehr interessant. Sie sprechen von Unterschieden zwischen den Baumarten. Nehmen wir eine Fichte aus einem Wirtschaftswald, der nach rein ökonomischen Kriterien bewirtschaftet wird, und eine Fichte aus einem abgelegenen, kaum bewirtschafteten Wald mit fast naturwaldähnlichem Zustand. Lösen diese Bäume auch unterschiedliche Gefühle aus? Im Wirtschaftswald, wo die Bäume wie Soldaten dastehen, kommt der Charakter weniger zum Vorschein. Man kann das vielleicht mit einem Wanderer vergleichen. Wandert jemand durch eine weitgehend naturbelassene Landschaft, so beflügelt ihn dies. Beim Spaziergang durch eine Plantage im Flachland hört man Kommentare wie, «ach, ist das schön hier», weniger oft. Bei den Biodynamikern, also den Anthroposophen, gibt es welche, die sagen, und ich glaube das irgendwie, dass unsere Bewunderung und unsere Freude, beispielsweise an alten Bäumen, denen wiederum Kraft

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gibt und eine Nahrung für sie ist. Lange habe ich das als Aberglaube angesehen. Wenn ich mir jedoch die Pflanzen in meinem Garten ansehe, so kann ich beobachten, dass jene Pflanzen, die ich mit besonders grosser Hingabe und Freude behandle, auch besser gedeihen.

gefällt. Das ist etwas ganz anderes als das, was wir in unserer globalisierten Welt heute erleben, wo die Rohstoffe kaum mehr lokal verwendet werden, sondern meist nur noch ein Exportgut sind.

Herr Storl, Sie haben bei Ihrem Haus einen grossen Garten. Mich würde interessieren, nach welchen Kriterien Sie in diesem Garten ernten. Sagen wir es so: Der Gärtner, der Förster und der Jäger haben eines gemeinsam. Sie ernten ein Gut aus der Natur. Doch, wie machen Sie das? Fühlen Sie sich zuerst in jede Pflanze hinein? Naja, der Garten ist dazu angelegt, damit man etwas erntet. Man ist bestimmt mit den Pflanzen verbunden, so wie auch ein Förster mit seinem Wald verbunden ist. Es ist jedoch ein sehr kurzer Zyklus, und wenn die Pflanzen reif sind, dann nimmt man sie halt einfach. Ich mache dabei auch keine grossen Zeremonien oder so was, aber es sind ganz klar Dankbarkeit und Freude da. Ich kehre nochmals zurück zu den Indianern. Diese lehrten uns einen respektvollen Umgang mit der Natur und deren Gütern. Auch die Indianer nutzten jedoch den Wald und das Wild. Nach welchen Kriterien nutzten denn sie ihren Wald? Fragten sie jeden Baum sozusagen um eine Erlaubnis oder geschah die Nutzung ganz einfach und bedarfsorientiert? So wie ich das bei den Indianern erlebte, nutzten sie den Wald. Der Wald hat immer die Kraft, sich zu regenerieren. Sie sagten den Bäumen denn auch: «Wir sind bedürftig, wir brauchen dein Holz und nehmen es mit Dankbarkeit an, wenn wir es haben dürfen.» Unter einem bestimmten Ritual und mit grossem Respekt wurde der Baum dann

Lachen ist gesund. Und zu unserer Gesundheit sollten wir Sorge tragen. Bündner Wald 3/2017 43

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Zum Abschluss stelle ich Ihnen noch eine vielleicht etwas ungewöhnliche Frage: Ist Wolf-Dieter Storl gewissermassen ein moderner Indianer der westlichen Industriestaaten? (lacht) Nein, nein. Es ist ja eine lange Geschichte dahinter mit vielen Stationen und Reisen. Ich war lange auf der Suche nach meiner Heimat. Die Lebenserfahrung verändert einen Menschen. Durch diese Erfahrungen lernte ich auch, wie wichtig für mich die Nähe zu den Pflanzen und zur Erde ist. Ich versuche, hier, wo ich heute zu Hause bin, möglichst im Einklang mit der Natur und dem jahrtausendealten Volksgeist zu leben. Ich respektiere die Indianer sehr und durfte viel von ihnen lernen. Aber ich bin

nicht so einer, der gerne ein Indianer sein würde. Ich möchte mit diesem Stück Erde, von wo meine Ahnen stammen, also mit Mitteleuropa, in Einklang kommen und so leben. Herr Storl, ich danke Ihnen für das sehr interessante Gespräch und auch für Ihren Respekt gegenüber der Natur und andersdenkenden Menschen. Jörg Clavadetscher, Redaktor Bündner Wald Ruinas, CH-7535 Valchava forestal-muestair@bluewin.ch

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Wölfe – ein Blick zu den nördlichen Nachbarn Seit Ende der 1990er-Jahre gibt es wieder Wölfe in Deutschland. Die Rückkehr dieser Tierart sorgt in einigen Teilen der Bevölkerung für Freude, jedoch tauchen auch häufig Fragen, Ängste und Vorbehalte auf. Der Freistaat Sachsen hat mittlerweile über 16 Jahre Erfahrung mit dem Zusammenleben mit Wölfen; auf seine Erfahrungen greifen viele andere Bundesländer zurück. Über Jahrhunderte wurde der Wolf als Schädling betrachtet, da er mit dem Menschen um das Wild in den Wäldern konkurrierte. Das Wild war für die damalige Bevölkerung eine wichtige Nahrungsquelle. Vor allem durch Übergriffe auf Schaf- und Ziegenherden zog sich der Wolf den Hass der Bevölkerung zu. 1904 wurde der letzte Wolf in der Lausitz getötet. Bereits nach 1945 tauchten einzelne pol­ nische Wölfe auf der Suche nach einem Revier wieder in Deutschland auf. In der ­ ehemaligen DDR wurde die natürliche Wiederbesiedlung durch den Wolf jedoch durch Abschuss der Zuwanderer unmöglich ge-

Ein Wolf des Altengrabower Rudels mit einem Rehkitz im Fang. (Bild: A. Gomille)

macht. Erst nachdem der Wolf 1990 im ­ iedervereinten Deutschland unter Naturw schutz gestellt wurde, hat er hier wieder eine Chance, sesshaft zu werden. So gelang es im Jahr 2000 einem aus Polen zugewanderten Wolfspaar in Sachsen, im Bereich des Truppenübungsplatzes Oberlausitz, erstmals wieder Welpen in freier Wildbahn grosszuziehen. Mittels Ausbreitung der Jungtiere und durch weitere Zuwanderung von Wölfen aus Polen wächst das Wolfsvorkommen in Deutschland stetig an. Inzwischen gibt es in Deutschland 46 Rudel, 15 Paare und vier sesshafte Einzeltiere (Stand November 2016). Als Wolfsländer haben sich mittlerweile sechs Bundesländer etabliert: Sachsen, Bran­ denburg, SachsenAnhalt, Mecklenburg-Vorpommern, Thüringen, Niedersachsen und Bayern. Die Wölfe in Deutschland gehören mit den Wölfen in West- und Mittelpolen zu der mitteleuropäischen Flachlandpopulation. Der Wolf ist heute in vielen europäischen Ländern geschützt; die Bestände erholen sich und breiten sich wieder aus. Trotzdem ist die aktuelle Verbreitung von Wölfen in Europa noch immer sehr zersplittert. Insgesamt werden zehn Wolfspopulationen unterschieden, die zum Teil völlig voneinander isoliert sind (www.lcie.org). Die Rückkehr der Wölfe nach Deutschland wird von den Bundesländern begrüsst, stellt aber zugleich eine grosse Herausforderung dar, insbesondere was die Förderung eines weitestgehend konfliktarmen Nebeneinanders von Mensch und Wolf betrifft. Vor diesem Hintergrund sah sich der Freistaat Sachsen veranlasst, ein Wolfsmanagement einzurichten. Es ist sowohl auf das Monitoring des Wolfs als auch auf die Schadens­ prävention und Öffentlichkeits­ arbeit gerichtet. Bündner Wald 3/2017 45

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Stromführende Zäune sowie der Einsatz von Herdenschutzhunden sind gute Präventionsmassnahmen, um Übergriffe auf Nutztiere zu reduzieren. (Bild: A. Klingenberger / SBS /BROHT)

Wolfsmanagement am Beispiel Sachsen Das LUPUS-Institut für Wolfsmonitoring und -forschung ist seit dem Jahr 2002 mit dem wissenschaftlichen Wolfsmonitoring beauftragt. Seit September 2004 ist das Kontaktbüro «Wölfe in Sachsen» als zentrale Ansprechstelle für die Informations- und Aufklärungsarbeit zum Thema «Wolf in Sachsen» gegenüber der Bevölkerung und der Presse verantwortlich. Mit der Beratung der Nutztierhalter in Bezug auf Schadens­ prävention sowie dem Bearbeiten von Schadensausgleichzahlungen ist der Wolfsbeauftragte des Staatsbetriebs Sachsenforst beauftragt. Die Umsetzung des sächsischen Wolfsmanagements liegt bei den Landkreisen und kreisfreien Städten. Die dortigen geschulten Mitarbeiter sind unter anderem für die Begutachtung von durch Wölfe getötete Nutztiere zuständig. In den oben genannten Kernkompetenzen (LUPUS-Institut, Kontaktbüro «Wölfe in Sachsen», Wolfsbeauftragter) laufen alle Informationen zu-

sammen und werden gebündelt. Die Koordinierung des Managements der streng geschützten Tierart Wolf obliegt dem Sächsischen Staatsministerium für Umwelt und Landwirtschaft. Konfliktpotenzial Wolf und Huftiere Das grösste Konfliktpotenzial im Zusammenleben von Wolf und Mensch liegt darin, dass neben wild lebenden Huftieren auch domestizierte Huftiere wie Schafe und Ziegen zum Beutespektrum des Wolfs zählen. Letztere sind, wenn sie unzureichend geschützt sind, viel leichter zu erbeuten als Rehe, Hirsche und Wildschweine. Seit 2002 gibt es immer wieder Übergriffe von Wölfen auf Schafe und Ziegen. Erwachsene Rinder und Pferde sind dagegen viel weniger gefährdet, da sie von Natur aus recht wehrhaft sind und oft ein ausgeprägtes Herdenverhalten aufweisen. Die Erfahrungen in Sachsen zeigen, dass in Gebieten, in denen sich Wölfe neu etablieren, Übergriffe auf Nutztiere meist beson-

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Auch an forstlichen Anlässen wie hier 2010 an der Holzmesse in Kamenz betreibt das Kontaktbüro mit grossen Plakaten und mit Anschauungsmaterial wichtige Öffentlichkeitsarbeit. (Bild: zVg, Kontaktbüro «Wölfe in Sachsen»)

ders häufig sind, da die Tierhalter oft nicht ausreichend auf die neue Situation vorbereitet sind. Um Tierhalter dabei zu unterstützen, den Nutztierschäden vorzubeugen, werden in Sachsen Präventionsmassnahmen gefördert, die dem Schutz von Schafen und Ziegen sowie Wild in Gattern dienen. Dies gilt sowohl für Hobbyhalter als auch Tierhalter im landwirtschaftlichen Hauptoder Nebenerwerb. Wenn es trotz des Vorhandenseins eines definierten Schutzstandards (Mindestschutz) zu Schäden an Nutztieren kommt, bei denen der Wolf als Verursacher festgestellt oder nicht ausgeschlossen werden kann, wird dieser finanziell ausgeglichen. Dies gilt für alle Nutztierarten. Der Mensch und seine Ängste Wenn Wölfe in neuen Gebieten auftauchen, werden häufig Ängste und Befürchtungen seitens der Bevölkerung geäussert. Viele dieser Ängste und Vorbehalte lassen sich auf das Bild vom grossen bösen Wolf, das wir aus Märchen und Geschichten kennen, zurückführen. Mit sachlichen Informationen

zur Biologie und Lebensweise der Wölfe soll eine realistische Einschätzung der Gefährlichkeit des Wolfs ermöglicht werden. Der Mensch braucht den Wolf nicht zu fürchten, denn der Mensch zählt nicht zu seiner natürlichen Beute und wird daher gemieden. Dennoch müssen wir ihm stets mit Respekt begegnen und uns den Umständen bewusst sein, die zu gefährlichen Verhalten von Wölfen führen können. Die in unserer gegenwärtigen Kulturlandschaft am ehesten mögliche Ursache für gefährliches Verhalten von Wölfen gegenüber Menschen ist eine starke Gewöhnung an die Nähe von Menschen verbunden mit positiven Reizen wie z. B. Gaben von Futter. Futterkonditionierte Wölfe unterscheiden sich dahin gehend von anderen Wölfen, dass sie sich aufgrund von positiven Reizen für Menschen interessieren und aktiv deren Nähe suchen. Bleiben die erwarteten positiven Reize (Futter) aus, kann das dazu führen, dass die betroffenen Wölfe aufdringliches, dreistes und schlimmstenfalls aggressives Verhalten entwickeln. Deshalb ist es von besonderer Bedeutung, dass die Situation und das Verhalten der Wölfe durch Bündner Wald 3/2017 47

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ein intensives Monitoring überwacht wer­ den, um Verhaltensänderungen, die zum Beispiel auf eine Futterkonditionierung hin­ weisen könnten, möglichst rasch zu erken­ nen. Durch konkrete Massnahmen eines durchdachten Managements kann dann verhindert werden, dass eine gefährliche Si­ tuation für Menschen entsteht. Vorausset­ zung dafür ist jedoch, dass Bürger, die Hin­ weise auf einen möglicherweise auffälligen Wolf haben, diese Information zeitnah mel­ den. In den letzten 16 Jahren wurden in Sachsen zahlreiche Wolfssichtungen syste­ matisch erfasst und dokumentiert, bislang gab es noch keine Situation, in der Wölfe dem Menschen gefährlich geworden sind. Ein Blick in die Zukunft Es ist zu erwarten, dass die Wölfe sich wei­ ter ausbreiten. Die Ausbreitung erfolgt durch die Abwanderung der Jungwölfe, welche ein neues Gebiet suchen, um dort ein eigenes Revier und eine Familie zu grün­ den. Dadurch bleibt die Anzahl der Wölfe in einem bereits etablierten Wolfsrevier relativ konstant. In einem Wolfsrevier, das 150 bis

350 Quadratkilometer gross sein kann, lebt eine Familie bestehend aus einem Eltern­ paar und dessen Nachkommen aus den letzten zwei Jahren (Welpen und Jährlinge). Das sind in der Regel fünf bis zehn Wölfe. Wölfe verteidigen ihr Territorium gegen fremde Wölfe. Das heisst, das Gebiet, in dem ein Wolfsrudel lebt, ist aus Wolfssicht «besetzt». Es ist jedoch realistisch, dass sich junge Wölfe in anderen Gebieten der Re­ gion neue Territorien etablieren und eigene Familien gründen. Wölfe sind sehr anpas­ sungsfähig und können daher fast überall leben, wo es ausreichend grosse Wildbe­ stände (vor allem Rehe, Rothirsche und Wildschweine) und ungestörte Rückzugs­ bereiche gibt. Viele Gebiete in Deutschland erscheinen als Lebensraum für den Wolf geeignet. Der Wolf wird hier leben können und seine ökologische Rolle als natürlicher Gegenspieler der wilden Huftiere, also des heimischen Wilds, wieder einnehmen, wenn ihm eine Chance dazugegeben wird. So kann beispielsweise bereits heute bestätigt werden, dass der Wald sichtbar von der An­ wesenheit des Wolfs profitiert.

Eine Fähe des Daubitzer Rudels markiert ihr Revier. (Bild: LUPUS) 48

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Schalenwildforschung in der Oberlausitz Um einen möglichen Einfluss des Wolfs auf das Verhalten seiner Beutetiere zu untersuchen, wurden im Rahmen einer RotwildTelemetriestudie der TU-Dresden (Nitze 2012) in der Oberlausitz 14 adulte Stück Rotwild mit VHF- und GPS-GSM-Halsbandsendern markiert. Das Hauptuntersuchungsgebiet befand sich im Ostteil des Truppenübungsplatzes Oberlausitz (TÜP) und den südlich angrenzenden Offenlandbereichen. Dieser Bereich gehört zum Streifgebiet eines reproduzierenden Wolfsrudels. Durch die Verknüpfung von Tele­ metrie, Sichtbeobachtungen (inklusive ­Foto­fal­len­monitoring) und Risskartierung konnten erstmalig Aussagen zur Raumnutzung und zum Verhalten dieser Wildart in einem Wolfsgebiet in Deutschland gemacht werden. Es zeigte sich, dass auch in diesem Wolfsterritorium die für Rotwild geschlechtertypischen, saisonalen Raumnutzungsmuster mit vergleichbarer Flächenausdehnung wie in wolfsfreien Gebieten existieren. Die Jahres-Aktionsräume (365 -Tage-Zeitraum) hatten beim männlichen Wild eine 1300 ha durchschnittliche Grösse von ca.  (Kernel95cw) und bei weiblichen Tieren ca. 470 ha (Kernel95cw). Das Rotwild zeigte dabei über die Jahre eine hohe Raumtreue. Auch die zeitlichen Nutzungsmuster variierten kaum. In der Regel war nur bei Hirschen eine deutliche saisonale Trennung zwischen Sommer-, Brunft- und Winter-Aktionsräumen nachweisbar. Diese ausgeprägte, art­ typische Saisonalität begründet die grössere Dimension der Jahres-Aktionsräume des männlichen Rotwilds. Im Wolfsgebiet traten bei keinem der markierten Stücke kurz- oder langfristige Abwan­ derungs­ be­ wegungen aus dem bekannten Aktionsraum in andere Regionen der Oberlausitz auf.

Zu langfristigen Auswirkungen können nur entsprechend langfristige Beobachtungsreihen Erkenntnisse liefern, die bisher noch nicht vorliegen. Stete Öffentlichkeitsarbeit als Eckpfeiler unserer Aufgabe Das Kontaktbüro «Wölfe in Sachsen» bildet im sächsischen Wolfsmanagement die zen­ trale Stelle für Öffentlichkeits- und Aufklärungsarbeit zum Thema Wolf. Umfassende Informationen zum Verbreitungsgebiet und zur Lebensweise des Wolfs sowie zum Umgang mit dem Tier im Rahmen des Managements bieten die zahlreichen Vortragsveranstaltungen (durchschnittlich 250 Stück pro Jahr). Zu diesen kostenlosen Angeboten zählen etwa (Abend-)Vorträge, Wanderungen und Radtouren ins Wolfsgebiet oder Wolfsprojekttage für Kinder. Die Umweltbildungsarbeit steht dabei stark im Fokus. Etwa die Hälfte aller durchgeführten Veranstaltungen findet für Schulklassen, Hortoder andere Kindergruppen statt. Auf Anfrage bieten wir auch gezielte Fortbildungen für Pädagogen an und stellen Arbeitsblätter und Spielideen für Schulen zur Verfügung. Darüber hinaus kann man sich mit Fragen jederzeit an das Kontaktbüro wenden, um sachliche Auskünfte zu erhalten. Weitere umfangreiche Informationen enthalten die zahlreichen Faltblätter, die kostenlos im Kontaktbüro erhältlich sind, sowie die Homepage, welche auch stets mit möglichst aktuellen Informationen bestückt wird.

Jana Endel Kontaktbüro «Wölfe in Sachsen» Am Erlichthof  15,  D - 02956 Rietschen kontaktbuero @ wolf-sachsen.de

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Comic Theo & Heinz

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Borkenkäfer-Simulation Online (BSO)

Beispielkarte für die Situation der Käferpopulationen im Herbst: In den tieferen Lagen ist die erste Generation (rot) im Sommer ausgeflogen, die zweite Generation (orange) hingegen flog nicht mehr und überwintert in den Bäumen. (Grafik: WSL)

Seit drei Jahren betreibt die Eidgenössische Forschungsanstalt WSL die Internetseite www.borkenkaefer.ch. Dort kann für die ganze Schweiz mit einer Auflösung von 2 × 2 km der modellierte aktuelle Stand der Buchdruckerentwicklung abgerufen wer­ den. Die Simulation basiert auf einem Po­ pulationsmodell, das von MeteoSchweiz die täglichen, hochaufgelösten Temperaturda­ ten bezieht und damit den aktuellen Ent­ wicklungsstand der Käferpopulationen be­ rechnet. Neben der Larvenentwicklung wird auch die für das Entdecken von Neubefall wichtige Flugaktivität der Käfer angezeigt. Zusätzlich liefert das Modell eine Prognose der Käferentwicklung bis Ende des Jahres für die Annahme, dass die vom aktuellen Zeit­ punkt an herrschende Witterung den Tages­ mitteln der vergangenen zehn Jahre ent­ sprächen. Damit lässt sich beispielsweise auch abschätzen, wie viele Generationen sich bis Ende Jahr entwickeln könnten und ob die letzte Generation noch ausfliegen

dürfte. Je später im Jahr diese Prognose ge­ macht wird, desto genauer wird sie aus­ fallen. Das verwendete Populationsmodell wurde an der WSL entwickelt, für rund ein Dutzend Orte in der ganzen Schweiz vali­ diert und wird laufend ergänzt. Auf dem Portal www.borkenkaefer.ch lassen sich auch Informationen zur Biologie des Kä­ fers, zu seiner Bekämpfung und zur regio­ nalen Entwicklung der Käferholzmengen der vergangenen 30 Jahre abrufen. Das Portal gibt es unter www.bostryche.ch auch auf Französisch. Beat Wermelinger, WSL beat.wermelinger@wsl.ch

Beat Wermelinger Waldentomologie Eidg. Forschungsanstalt WSL Zürcherstr. 111,  CH - 8903 Birmensdorf

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Was verrät alte Weisstannen-DNA über Wälder der Jungsteinzeit?

Ein Forscher arbeitet im Reinluftlabor der WSL. (Foto: WSL) Mit einer neuen Methode lässt sich Erbmaterial aus subfossilen* Pflanzen- und Tierresten kostengünstig analysieren. Damit haben die Entwickler des Verfahrens der WSL und der Universitäten Lausanne und Bern die DNA von Weisstannennadeln in Tessiner Seesedimenten untersucht. Sie fanden Hinweise darauf, wie die Wälder auf den Beginn des Ackerbaus reagierten. Das neue Verfahren nutzt die jüngsten Fortschritte der DNA-Technologie, um alte DNA (abgekürzt aDNA) aus prähistorischen Pflanzen und anderen Lebewesen zu isolieren. Die bisher dafür verwendeten Methoden sind jedoch teuer. Weil Populationsgenetiker für verlässliche Aussagen oft mehrere Dutzend

Proben brauchen, seien viele Forschungs­ ideen derzeit gar nicht finanzierbar, sagt Nadir Alvarez, Professor am Departement für Ökologie und Evolution an der Universität Lausanne. Dem Forscherteam um Alvarez und seinen Kollegen Christoph Sperisen, Populations­ genetiker der WSL, Willy Tinner, Professor für Paläoökologie an der Universität Bern, und Sarah Schmid, Biologin an der Universität Lausanne, ist es nun gelungen, eine kostengünstige Alternative zu entwickeln und deren Potenzial an subfossilen Weisstannen­ nadeln im Origliosee (TI) zu demonstrieren. Die Resultate präsentierten sie im Fachjournal «Methods in Ecology and Evolution».

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Die Nadel im Heuhaufen Mit subfossilem Erbmaterial zu arbeiten, ist eine Herausforderung: «aDNA ist oft zerstückelt, chemisch beschädigt und mit Erbmaterial von Bakterien und Pilzen verunreinigt», erklärt Sperisen. «In den Proben aus den Seesedimenten stammt beispielsweise nur jedes Hundertste DNA-Molekül von Weisstannen.» aDNA zu extrahieren, gleicht deshalb der Suche nach der Nadel im Heuhaufen. Bisher gewannen Forscher die aDNA, indem sie chemisch hergestellte Gegenstücke der DNA-Abfolge zur Probenlösung gaben. Denn DNA besteht aus zwei Strängen mit einer quasi spiegelbildlichen Abfolge von Bausteinen, die sich aneinanderheften. An die hergestellte DNA befestigten sie winzige Metallkügelchen. Wenn sich die künstliche DNA mit der aDNA verbindet, kann das Ganze mit einem Magneten herausgefischt werden. Die DNA von Pflanzen und Tieren besteht allerdings bis zu über 90 Prozent aus Abschnitten ohne bekannte Funktionen – wie ein Rezeptbuch mit überwiegend leeren Seiten. Dies nutzt die neue, HyRAD-X genannte Methode: Sie stellt nicht den gesamten DNA-Strang her, sondern nur die exprimierten Gene, also jene Abschnitte, welche die Anleitung für den Bau eines Proteins enthalten. Neu ist, dass diese Abschnitte mithilfe eines Enzyms erzeugt werden. Damit sinken die Kosten für eine aDNA-Analyse etwa um den Faktor zehn. Da jedes Staubkorn fremde DNA enthält, braucht es für diese Arbeiten ein Reinluftlabor, wie es die WSL seit dem Bau des neuen Nationalen Pflanzenschutz­ labors besitzt.

tannen vor und während des Beginns der Landwirtschaft am Origliosee. Der Paläo­ botaniker Tinner fand in den Bohrkernen der Seesedimente Holzkohleablagerungen sowie Pollen von Getreide und eingeschleppten Unkräutern, die auf erste bäuerliche Aktivitäten vor etwa 7500 bis 5000 Jahren hinweisen. Dabei sind alle wärmeliebenden Weisstannenbestände des Tessins in der zweiten Hälfte des Holozäns ausgestorben, heute wachsen in diesen Lagen Edelkastanien. Die Resultate zeigen: Der Weisstannen­ bestand schrumpfte mit dem Ackerbau und damit auch dessen genetische Vielfalt. Vor etwa 6200 Jahren erholte sich sowohl der Bestand als auch dessen Vielfältigkeit des Erbguts wieder. «DNA-Vergleiche von unANZEIGE

Steinzeitwälder am Origliosee Mit der neuen Methode untersuchten die Forscher die genetische Vielfalt von WeissBündner Wald 3/2017 53

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terschiedlich alten Weisstannen verdeutlichen, dass sich der heimische Bestand von selbst genetisch wieder regenerierte und nicht Weisstannen aus anderen Regionen hinzukamen», sagt Sperisen. Genetische Vielfalt spielt eine Schlüsselrolle darin, wie gut eine Population mit Umweltveränderungen umgehen kann: Eine hohe genetische Vielfalt erhöht deren Chance, sich beispielsweise an ein trockeneres Klima anzupassen. Zu verstehen, wie sich Ökosysteme früher von menschlichen Eingriffen genetisch erholten, gibt Aufschlüsse darüber, wie sie auf den globalen Klimawandel und die heutigen Landnutzungsänderungen reagieren könnten. Deshalb wollen die Forscher die HyRAD-X-Methode nun auch bei anderen fossilen Pflanzenproben anwenden, um beispielsweise zu klären, ob die ausgestorbenen, wärmeliebenden Weisstannenbestände im Tessin besondere genetische Eigenschaften hatten, die unter wärmerem Klima von Bedeutung sein können. Die WSL eröffnete 2015 ein Reinluftlabor, worin Forschende unter Überdruckbe­ dingungen arbeiten, damit weder Pollen, Staub noch sonstige Verunreinigungen ins Labor gelangen. Anhand subfossiler Materialien von Pflanzen und Tieren führen Populationsgenetiker DNA-Analysen durch, um Einblicke in vergangene Ökosysteme zu gewinnen. Das Reinluftlabor befindet sich im Nationalen Pflanzenschutzlabor, das die

WSL gemeinsam mit dem Bundesamt für Umwelt BAFU und dem Bundesamt für Landwirtschaft BLW errichtete. *  subfossil: O rganismen aus prähistori­ scher Zeit, die sich nicht oder nur teilweise versteinert ha­ ben. Im Unterschied zu Fossi­ lien können diese mit der C14Methode datiert werden. Originalstudie Schmid S, Genevest R, Gobet E, Suchan T, Sperisen C, Tinner W, Alvarez N. 2017. HyRAD-X, a versatile method combining exome capture and RAD sequencing to extract genomic information from ancient DNA. Methods in Ecology an Evolution, doi: 10.1111/2041-210X.12785. Kontakt Dr. Christoph Sperisen, Waldböden und Biogeochemie Rhizosphären-Prozesse, Tel. +41 44 739 25 97, E-Mail christoph.sperisen @ wsl.ch

Stephanie Schnydrig Eidg. Forschungsanstalt WSL Zürcherstr. 111, CH-8903 Birmensdorf stephanie.schnydrig @ wsl.ch

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34. Skipostenlauf für das Bündner Forstpersonal Untertitel Grundschrift

Bei wolkenlosem Himmel durften die RennteilnehmerInnen an der Talstation des Solarskilifts in Tenna empfangen werden. (Bilder: zVg Forstbetrieb Safiental)

Bei besten Wintersportbedingungen gaben sich am Samstag, 11. März 2017, Forstleute aus ganz Graubünden ein Stelldichein in Tenna. Über 120 Personen nahmen am 34. Skipostenlauf für das Bündner Forstpersonal teil.

Seit mehr als drei Jahrzehnten treffen sich die Bündner Forstleute samt ihren Angehörigen zum sportlichen Wettkampf im Schnee. Im Vordergrund des Tages steht nicht der verbissene Wettkampf, sondern vor allem die Pflege der Kameradschaft und das gesel-

Das Rennen konnte bei besten äusseren Bedingungen und auf einer gut präparierten Piste gestartet werden. Bündner Wald 3/2017 55

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Auszug aus der Rangliste des 34. Forstpostenlaufs vom 11. März 2017 in Tenna

Kategorie Kinder Rang

Name und Ort

1

Donato Rainolter, Tschlin

2

Aron Lutz, Disentis / Mustér

3

Maico Lutz, Disentis / Mustér

Kategorie Damen Rang

Name und Ort

1

Sonja Lutz, Disentis / Mustér

2

Karin Salzgeber, Pany

3

Daniela Philipp, Untervaz

Kategorie Lehrlinge Nanu, schlittelt da etwa der Osterhase schon seiner

Rang

Name und Ort

nächsten Aufgabe entgegen?

1

Conradin Dolf, Andeer

2

Johannes Josty, Ftan

3

Simon Hobi, Maienfeld

Kategorie Herren

Nach erfolgreichem Rennverlauf und gut verpflegt nimmt sich die forstliche Grossfamilie immer gerne Zeit, um alte Kontakte wieder aufleben zu lassen und nicht nur über Fachliches zu diskutieren.

Rang

Name und Ort

1

Jörg Scherrer, St. Antönien

2

Michèl Deflorin, Bonaduz

3

Orlando Lerch, Cazis

lige Beisammensein der «Bündner Forstfamilie». In diesem Jahr hatten der Forst- und Werkdienst der Gemeinde Safiental die Austragung übernommen. Bei blauem Himmel, Sonnenschein und angenehmen Märztemperaturen folgten über 120 Teilnehmende der Einladung ins familienfreundliche Skigebiet des Solarskilifts Tenna, wo sie beste Wintersportbedingungen vorfanden. Während der Wettkampf ursprünglich auf der Langlaufloipe ausgetragen wurde, gehört heute ein Skirennen zum festen Bestandteil des Skipostenlaufs. Bei der Wahl der weiteren zwei Disziplinen sind die Organisatoren

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Mit dem Dart wurde wieder einmal eine neue Sportart in den Forstpostenlauf integriert.

frei. Es stellen sich immer gewisse Herausforderungen, diese Disziplinen so zu wählen, dass sie einen massgeblichen Einfluss auf das Endresultat haben und dadurch nicht nur für die besten Skifahrer und Skifahrerinnen Podestplätze möglich sind. Das OK im Safiental entschied sich für ein Dartschlitteln und eine Schätzfrage zur Solarenergieproduktion in der Gemeinde Safiental. Beim Dartschlitteln musste ein Slalom mit dem Tenner-Renner-Schlitten auf Zeit gefahren werden. Auf halber Strecke wurde die Schlittenfahrt unterbrochen, um fünf Dartpfeile ins Schwarze zu setzen. Die Fahrzeit und die Anzahl Treffer wurden für die Rangierung berücksichtigt. Bei der Schätzfrage musste die gesamte Solarstromproduktion in der Gemeinde Safiental im Jahr 2016 geschätzt werden (richtige Antwort: 674 229 kWh). Mit einer ausgeglichenen Leistung im gesamten Wettkampf und ohne Fehlschuss

beim Dart sicherte sich Jörg Scherrer aus St. Antönien den Tagessieg vor Michèl Deflorin aus Bonaduz und dem schnellsten Lehrling, Conradin Dolf aus Andeer. Dank zahlreichen und grosszügigen Sponsoren stand auch an diesem wunderbaren Märzsamstag bei der Rangverkündigung ein reich gedeckter Gabentisch bereit. Sämtliche Teilnehmerinnen und Teilnehmer durften so einen tollen Preis mit nach Hause nehmen. In verdankenswerter Weise sorgte das Team der Swisshelicopter-Basis aus Untervaz einmal mehr für das leibliche Wohl.

Daniel Buchli Forstrevier Safiental Unter Platz 34, CH-7107 Safien Platz betriebsleitung @ safiental.ch

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98. Generalversammlung der SELVA in Maienfeld Die Försterschule bzw. das ibW Bildungszentrum Wald in Maienfeld (BZWM) feiert im 2017 das 50-Jahre-Jubiläum, welches auch die Bündner Waldeigentümer gerne mitfeierten. Es freute die SELVA umso mehr, dass es ihnen aus genanntem Anlass gelungen ist, ihre GV mit den Jahresversammlungen der Bündner Holzvermarktungsorganisationen Lenca GR, PLD und Reziaholz zu koordinieren. Die SELVA konnte so ihre 98. Generalversammlung am Freitag, 28. April 2017, in Maienfeld mit zahlreichen Teilnehmern und Gästen abhalten. Insgesamt fanden sich unter den 106 anwesenden Personen auch 60 Stimmberechtigte mit insgesamt 226 Mit-

gliederstimmen sowie 23 Studenten des Försterlehrganges ein. Die Mitglieder haben allen statutarischen Geschäften zugestimmt und die Organe entlastet. Grussworte kurz und bündig Max Leuener überbrachte die Grüsse der Stadt Maienfeld und gab einen kurzen und bündigen, aber dafür umso lebhafteren Einblick in die nach seinen Worten erste Stadt am Rhein – schliesslich liegt Ilanz am Vorderrhein, Chur an der Plessur und somit ist eindeutig Maienfeld die erste Stadt am vereinigten Rhein. Regierungsrat Mario Cavigelli überbrachte die besten Grüsse der Bündner Regierung.

Matthias Frost von den Bayerischen Staatsforsten ermöglichte mit seinem Referat einen Blick über den eigenen Tellerrand hinaus in eine digitalisierte forstliche Zukunft.

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Er bezeichnete die SELVA als wichtigen Partner des Kantons und insbesondere auch für das Bau-, Verkehrs- und Forstdepartement. Mario Cavigelli hat auf die verstärkten Bemühungen betreffend Verbesserung der Wildschadenproblematik hingewiesen und betonte die Notwendigkeit, auch die Waldseite bezüglich der Abschussplanung miteinzubeziehen – beispielsweise durch den nun erfolgten Einsitz der SELVA in die Kantonale Jagdkommission. Die Waldseite soll sich konstruktiv einbringen und die bestehenden Probleme müssen partnerschaftlich angegangen werden. Der in wenigen Monaten als Präsident von WaldSchweiz abtretende Max Binder überbrachte die Grüsse des nationalen Verbands. Kurz und prägnant fasste Max Binder einige wichtige laufende Geschäfte und Schwerpunktthemen von WaldSchweiz zusammen und erinnerte sich an die vielen Berührungspunkte mit den Bündnern während seiner präsidialen Amtszeit. Der SELVA-Präsident dankte dem abtretenden Präsidenten von WaldSchweiz für die langjährige und wirkungsvolle Zusammenarbeit und für seinen grossen Einsatz für den Schweizer Wald. Er überreichte ihm als Erinnerung an die manchmal sturen Bündner einen aus Arvenholz geschnitzten Steinbock. Max Binder wurde von der Versammlung mit einem herzlichen Applaus verabschiedet. Digitalisierung im Forst Die SELVA konnte für ihre Generalversammlung Matthias Frost, Bereichsleiter Informations- und Kommunikationstechnik bei den Bayerischen Staatsforsten, als Tagungsreferenten gewinnen. Die Bayerischen Staatsforste bewirtschaften mit rund 2700 Beschäftigten den gesamten bayerischen Staatswald, insgesamt 808 000 Hek­tar. Auf dieser Fläche wachsen jedes Jahr 6,1 Mio.

Kubikmeter Holz nach, von denen jährlich knapp 5,2 Mio. Kubikmeter nachhaltig genutzt werden. Matthias Frost hielt ein interaktives Referat zum Thema: «Digitalisierung im Forst und digital unterstützte Geschäftsprozesse» und ermöglichte damit einen visio­nären Blick über den eigenen Tellerrand hinaus in eine digitalisierte forstliche Zukunft. Starke Auftritte «Die einzige Konstante ist die Veränderung» – dieses Zitat von Heraklit von Ephesus (etwa 540 – 480 v. Chr.) beschreibt treffend das 97. Geschäftsjahr der SELVA. Die SELVA startete als «Bündner Waldwirtschaftsverband» ins Jahr 2016 und beendete es in neuer Vorstandszusammensetzung unter neuem Auftritt als «Verband der Waldeigentümer Graubünden». Die Geschäftsstelle ist zwar nach wie vor an derselben Adresse im Holzzentrum in Landquart anzutreffen, allerdings seit dem Frühjahr 2016 im Nordflügel des Bahnhofgebäudes in neuen Büroräumlichkeiten. Trotz aller Veränderung bleibt die SELVA nach wie vor eine wichtige Konstante der Bündner Waldund Holzbranche und vertritt die Interessen der öffentlichen und privaten Waldbesitzer Graubündens sowie deren Forstbetriebe seit bald 100 Jahren. Die SELVA konnte während des Berichtsjahres einige starke Auftritte im Namen der Bündner Waldeigentümer bestreiten und hat entsprechend auch politisches Gehör gefunden! Dass die Waldeigentümer auch im Bündnerland prägnanter auftreten, ist absolut gerechtfertigt. Für den Kanton Graubünden hat der Wald seit jeher eine grosse Bedeutung – als Holzlieferant, prägendes Landschaftselement und für den Schutz vor Naturgefahren. Der natürliche und nachwachsende Rohstoff Holz steht am Anfang Bündner Wald 3/2017 59

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einer bedeutenden Wertschöpfungskette. Mit der neu erarbeiteten Verbandsstrategie wird sich die SELVA künftig noch breiter für die Interessen der Waldeigentümer einsetzen und kann fit und voller Motivation auf ihr 100-Jahre-Verbandsjubiläum im 2019 zusteuern. Forstliche Betriebsberatung Als Meilenstein im Sinne der neuen Verbandsstrategie konnte die SELVA die «forstliche Betriebsberatung» in Zusammenarbeit mit dem Amt für Wald und Naturgefahren konkretisieren. Die SELVA wird künftig als kompetente Beratungsstelle für alle forstbetriebswirtschaftlichen Fragen auftreten

und zeichnet sich für Aufbau und Betrieb einer entsprechenden Beratungsplattform verantwortlich. Der Startschuss für die betriebswirtschaftliche Beratung für leitende Forstfachleute und behördliche Entscheidungsträger ist im Anschluss an die GV Anfang Mai gefallen. Alle Informationen dazu sind seither auf der Homepage www. selva-gr.ch einsehbar. Nina Gansner SELVA Bahnhofplatz 1, CH-7302 Landquart info @ selva-gr.ch

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Forstmesse Luzern – Wald, Wert, Leistung

Das internationale Fach­ publikum aus der gesamten Wald- und Holzwirtschaft tauscht sich aus. (Bilder: zVg ZT Fachmessen)

Vom 17. bis 20. August trifft sich die Waldund Holzbranche zur internationalen Forstmesse in Luzern. 280 Aussteller zeigen der Fachwelt mit wirtschaftlichen Produkten, Technologien und Dienstleistungen das Potenzial rund um den florierenden Rohstoff Holz und wie er auch in Zukunft am besten zu nutzen ist. Alle zwei Jahre kommen 26 000 Besucher in den Genuss einer modernen Traditionsmes­ se. Die Forstmesse Luzern ist laut Messe­ leiter Marco Biland wichtiger Ort des Mei­ nungsaustauschs, «vom Waldarbeiter bis zum Forstingenieur und vom Sägereibetrieb über die Schreinerei bis zu jedem Einzelnen, dem der Wald am Herzen liegt». Sonderschau mit Waldsofa Herzstück der Sonderschau «Treffpunkt Forst, Forêt, Foresta» ist das Waldsofa. Es dient als Forum für moderierte Diskussionen zu forstlichen Fragen. Bildungsanbieter und Verbände bringen Berufsleute miteinander ins Gespräch und lassen Messebesucher spielerisch aktiv werden. Zur Verfügung ste­ hen Knobelwürfel, ein Tangram-Legespiel

von Silviva oder ein Flipperkasten zum The­ ma Naturgefahren. Lösungsansätze in drei Fachveranstaltungen Der Fachkongress von WaldSchweiz stellt sich der «Herausforderung Wald-Wild». Angestrebt wird ein Commitment zwischen Waldwirtschaft und Jagd, um gemeinsam aufzutreten und Probleme zu lösen. Max

In der Sonderschau «Treffpunkt Forst, Forêt, Foresta» trifft man sich in entspannter Atmosphäre. Bündner Wald 3/2017 61

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Jeder Teilnehmer spaltet Holzrugel (Esche und Fichte) auf Zeit. Unterhaltung garantiert !

Binder, Präsident WaldSchweiz, begrüsst «das Zusammenrücken von Wald und Jagd, die in Gesellschaft und Politik oft gegen­ einander ausgespielt werden.» Die Berner Fachhochschule – Hochschule für Ag­ rar-, Forst- und Lebensmittelwissenschaften (BFH-HAFL) – organisiert das Podium «In­ wertsetzung von Waldleistungen». Basis dazu sind drei Kurzreferate mit praktischen Beispielen, beleuchtet aus verschiedenen Blickwinkeln. Das Departement Architektur, Holz und Bau der Berner Fachhochschule lädt zum Seminar «Holzindustrie – Trends und Perspektiven für die Holzwirtschaft» ein. Branchenexperten und Unternehmer legen den Akzent auf die Schnittstellen Wald, Sägeindustrie und Handel. Das Holzland Schweiz zeigt Herkunft und Leistung Weitere Highlights sind die Branchenstände mit den Kampagnen für das Herkunftszei­ chen Schweizer Holz und Woodvetia. Ein sportlich-uriger Anlass mit Unterhaltungs­ wert hat die Holzspaltmeisterschaft zu bie­ ten. Die Forstmesse Luzern wird mit interes­

santem Rahmenprogramm und legendären Schauplätzen, vom modernen SchnupperForwarder und Selfie bis zum restaurierten Oldtimer aus dem Forstbereich von einst, für Überraschung, Aktualität und neue Lö­ sungsansätze sorgen. Info: www.forstmesse.com 23. Internationale Forstmesse 17. bis 20. August 2017, Messe Luzern Kontakt: Marco Biland, Messeleiter, Telefon + 41 56 204 20 20 Autoreninformationen: ZT Fachmessen AG Pilgerweg 9 CH-5413 Birmenstorf info @ fachmessen.ch

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Vorschau «Bündner Wald» August 2017 «Boden – Grundlage des Waldes» Boden ist nicht nur die Grundlage des Wal­ des. Boden wird knapp, Boden verarmt, Bo­ den kostet, für Boden streiten wir, denn schliesslich ist Boden die Grundlage für un­ sere Existenz. Wenn Forstleute den Wald betreten, schauen sie meist auf den sicht­ baren Teil der Bäume. Wir beäugen den Stammfuss und erweitern unseren Blick dann ins Kronendach. Klar schauen wir auch auf den Boden, doch sind wir ehrlich: Was dann unter unseren Füssen abgeht, beschäf­ tigt uns oft nur beiläufig! Mit der nächsten «Bündner Wald»-Ausgabe tauchen wir ab in die Waldböden, denn es lohnt sich, genauer hinzuschauen.

Vorschau auf die nächsten Nummern: Oktober 2017: Forstliche Vernetzung Bund – Kanton – Betriebe Redaktion: Jörg Clavadetscher Dezember 2017: Nachhaltigkeit heute Redaktion: Sandro Krättli

Redaktion: Sandro Krättli

Herausgegeben vonvon Graubünden Wald, Amt für Wald Graubünden undGraubünden der SELVA. Herausgegeben Graubünden Wald, Amt und für Naturgefahren Wald und Naturgefahren und der SELVA. Verleger: Südostschweiz Presse und Print AG, Südostschweiz CH-7007 Chur Sekretariat: SELVA, Christophe Trüb, Verlag: © Somedia Production AG, CH-7007 Chur Print, Sekretariat: SELVA, Urs Rutishauser, B ­ ahnhof­Bahnhofplatz 1, CH-7302 Landquart, Telefon + 41 (0) 81 300 22 44, buendnerwald @  selva-gr.ch Redaktoren: Jörg Clava­

platz 1, CH-7302 Landquart, Telefon + 41 (0) 81 300 22 44, buendnerwald @  selva-gr.ch Redak-

detscher, Revier forestal da Val Müstair, CH-7535 Valchava, Telefon + 41 (0) 81 858 58 21, forestal-muestair @ bluewin.ch.

toren: Jörg Clava­detscher, forestal-muestair @ bluewin.ch. Sandro Krättli, sandro.kraettli @ awn.gr.ch.

Sandro Krättli, AWN GR, Sagastägstrasse 96, CH-7220 Schiers, Telefon + 41 (0) 81 300 24 11, sandro.kraettli @ awn.gr.ch.

Die Redaktion behält sich vor, Beiträge in nicht verlangter Form ohne Rückfrage zu ändern. H ­ er-

Die Redaktion behält sich vor, Beiträge in nicht verlangter Form ohne Rückfrage zu ändern Druckvorstufe (Satz, Lithos, Belich-

stellung: SomediaPresse Production, Chur. Erscheint sechsmal Auflage: 1700 tung)  : Südostschweiz und PrintCH-7007 AG, Südostschweiz Print, Antonin Friberg jährlich. Druck: Südostschweiz PresseExemplare und Print AG, Inserate: Somedia Promotion, Telefon + 41 1,(0) 81 650Chur, 00 70, thusis@somedia.ch Abonnements­ Süd­ ostschweiz Print, Postfach 508, Kasernenstrasse CH-7007 Telefon + 41 (0) 81 255 51 11, Fax + 41 (0) 81 255 52 89. Erscheint jährlich. 1700 Exemplare Inserate: Südostschweiz Publicitas AG, Neudorfstrasse 17, preise: CHF 60.– sechsmal (inkl. MwSt. fürAuflage Mitglieder Verein Graubünden Wald) Abonnemente/Adressände­ CH-7430 Telefon (0) 81 650 70, abo  Fax + 41 (0) 81 650 00www.buendnerwald.ch 74, thusis@so-publicitas.ch ­Abonnementspreise: rungen: Thusis, Telefon + 41 + 41 (0) 81 255 540054, somedia.ch,

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