BĂźndner
Wald
Jahrgang 71 | April 2018
Wir treffen uns bei Not Vital
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Inhalt
Wir treffen uns bei Not Vital Editorial.................................................. 4
Programm der Versammlung
Grusswort des Gemeindepräsidenten........... 5
25./26. Mai 2018.................................... 75
Der Wald um das Schloss Tarasp................7
Jahresbericht 2017 des Vorstands
Die Alchemie des Findens........................ 11
von Graubünden Wald............................. 77
100 Jahre Jehmlichorgel
Erläuterungen des Kassiers zur
im Schloss Tarasp..................................... 16
Erfolgsrechnung und Bilanz 2017............. 82
Sägerei Tarasp – klein, aber fein............... 19
Holen Sie sich den
Comic Theo & Heinz................................ 74
Kalkbrennen – wie einst........................... 23
«Bündner Wald» ins Haus........................ 84
Die Wälder von Scuol –
Das Bünder Forstpersonal
zwei interessante Themen........................ 26
misst sich in Splügen................................ 86
Organisation der grössten
Bündner Holzhauereimeisterschaft
Gemeinde der Schweiz............................. 29
6. Oktober 2018...................................... 89
Der Forstbetrieb Scuol stellt sich vor......... 32
Herzlichen Dank an Alfred Barbüda.......... 90
Unwetterschäden
Försterschule Maienfeld
Juli 2015 und Juli 2017............................ 36
feierte 50-Jahre-Jubiläum......................... 91
Herausforderungen der Lawinenbauten
Axpo Tegra – die zuverlässige
in Ftan, Plütschessa................................. 40
Energieholzanbieterin.............................. 94
Aus der Lerndokumentation:
Vorschau Sondernummer Juli 2018........... 95
Der Europäische Biber.............................. 44 Il Parc Naziunal Svizzer –
Titelbild:
ün spazi da vita unic................................ 50
Not Vital hoch zu Ross auf seinem Hengst «Lord».
Landschaftliche und ökologische
(Bild: Eric Gregory Powell, Pittsburg Pensilvenia/
Vielfalt in der Gemeinde Scuol................. 54
USA)
Hirschmanagement im Unterengadin........ 58 Ein innovativer Landwirtschaftsbetrieb..... 64
Bild Inhaltsverzeichnis:
Verweilen in der Märchenwelt
Immer wieder schön: Biken im lockeren Lärchen-
Tarasp: Via dals Nanins............................ 66
wald, im Hintergrund das Schloss Tarasp. (Bild: ©
Kein Tourismus ohne intakte Natur........... 70
Andrea Badrutt) Bündner Wald 3
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Editorial
Schloss Tarasp ist zweifelsfrei ein Anziehungspunkt im Unterengadin. Die Geschichte des Schlosses erzählt viel Interessantes für verschiedenste Interessengruppen, so auch für Forstleute. Der Wald des Schlosshügels und seine Geschichte der letzten gut hundert Jahre ist auch für uns sehr interessant. Der heutige Besitzer des Schlosses, Not Vital, ist nicht nur ein Künstler von Weltformat, nein, er hat in seiner Familie auch einen starken Bezug zum Wald. So war doch sein Grossvater ein Forstunternehmer und sein Neffe, der Förster Mario Riatsch, ist heute Verwalter des Anwesens in Tarasp. Wer im Juni letzten Jahres die Sendung «SRF bi de Lüt» aus dem Unterengadin sah, erhielt einen Vorgeschmack auf den Ort, an dem wir uns für die diesjährige Versammlung des Vereins Graubünden Wald treffen. Mit was bringen Sie ein Schloss ganz allgemein in Verbindung? Etwa mit Macht und Reichtum? Oder ganz einfach mit der vergangenen Zeit des Hochadels und seinen Festlichkeiten in den prunkvollen Sälen der grossen Schlösser? Vielleicht ändert sich unsere Ansicht, unsere Assoziation zu den Schlössern auch je nach unserem Alter, dem Standort oder unserer Lebenssituation. So bringt etwa das kleine Mädchen, welches vor dem Schloss Schönbrunn in Wien steht, dieses riesige Bauwerk in einen anderen Zusammenhang als Not Vital seinen Besitz in Tarasp. Und doch gibt es Gemeinsamkeiten, funkelnde Augen und Begeisterung. Das kleine Mädchen in Wien kann es kaum erwarten, die mit glitzernden Kronleuchtern erhellten Ballsäle zu sehen und stellt sich vor, wie Sissi darin tanzte. Wenn Not Vital im Interview mit Nik Hartmann über seine Visionen erzählt, welche er für sein Schloss in Tarasp entwickelte, so strahlt er eine grosse Begeisterung aus. Begeisterung, weil
er das Schloss zugänglich machen will und auch junge Leute damit beflügeln und inspirieren möchte. Hier wie dort darf geträumt werden. In Tarasp gibt es vielleicht etwas weniger Prunk zu bestaunen. Dafür sind Werke verschiedener grosser Künstler zu sehen, welche vom Laien bestimmt unterschiedlich interpretiert und verstanden werden. Wenn Not Vital diese Werke erklärt und interpretiert, so leuchten seine Augen und seine Begeisterung dafür ist zu spüren. Da steht beispielsweise eine Skulptur, die das Geburtsdatum von Pablo Picasso darstellt. Vitals Erklärungen dazu verdeutlichen seine Leidenschaft zur Kunst und wenn er die Farben eines für den Laien normalen Bildes beschreibt, gerät er ins Schwärmen. Die mit Arvenholz ausgekleideten Räume und Gänge beschreiben beim Anblick sogar in einem so grossen Bauwerk wie dem Schloss Tarasp eine gewisse Art von zu Hause. Ein anderes grosses Stück Geschichte und Kultur ist die Orgel, welche vor rund hundert Jahren vom damaligen Schlossbesitzer eingebaut wurde. Die Schlossorgel ist von vergleichbarer Grösse der Orgeln in der Churer Kathedrale und der Martinskirche. Am Nachmittag des 25. Mai 2018 kommen die Mitglieder unseres Vereins in den Genuss eines Konzerts auf der besagten Orgel. Ich bin gespannt.
Jörg Clavadetscher, Redaktor «Bündner Wald» Ruinas, CH-7535 Valchava forestal-muestair@bluewin.ch
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Grusswort des Gemeindepräsidenten Der Wald schützt, er bietet Erholung und Erlebnisse. Und er liefert den Rohstoff Holz mit seinen fast unbegrenzten Nutzungsmöglichkeiten. Ein paar Gedanken zu seiner Bedeutung im Allgemeinen und in unserer Region. «… il god, taimpel grondius da la natüra.» Peider Lansel aus Sent, einer der grossen Poeten rätoromanischer Sprache, nennt den Wald in einem seiner Gedichte «Tempel der Natur». Ein passender Vergleich! Wer hätte nicht im Wald schon das Gefühl gehabt, in einem besonderen Raum zu sein? Die Beziehung zwischen Wald und Mensch ist uralt, Bäume und Wälder waren vielen Völkern heilig und sind es mancherorts noch heute. Das erstaunt nicht, wenn man sich die Bedeutung des Walds vor Augen führt. Bei uns in den Bergen ist seine Schutzfunktion vielleicht die offensichtlichste. Wer weiss, ob wir die extremen Schneefälle im Januar schadlos überstanden hätten, wenn unsere Siedlungen und Verkehrswege nicht durch Wälder geschützt wären. Das unkontrollierte Abholzen von Wäldern hat früher oder später negative Folgen für die Menschen. Abraham Lincoln, US-Präsident im 19. Jahrhundert, hat es so gesagt: «Wenn es keinen Wald mehr gibt, geht auch das Volk zugrunde.» Damit der Wald schützen kann, muss er gepflegt und genutzt werden. Auch diese Beziehung zwischen Mensch und Wald hat eine lange Geschichte. Aus Holz wurden und werden Häuser gebaut, es ist das Rohmaterial für Gebrauchs- und Kunstgegenstände aller Art und (nicht zuletzt) ein Heizmaterial mit grossen Vorteilen auch in Bezug auf Ökologie und Nachhaltigkeit (kurze Transportdistanzen, CO2-Bilanz). Der Slogan «Öl von Saddam, Gas von Putin, Holz vom Förster», mit dem Forstbetriebe vor einigen Jahren für ihre Produkte und Dienstleistungen warben, bringt es auf den Punkt.
Nicht zuletzt aber ist der Wald Lebensraum. Er ist ein einzigartiges Ökosystem, in dem unzählige Pflanzen- und Tierarten miteinander leben. Auch der Mensch hat Platz in diesem System. Der Wald – auch und gerade in unserer Gemeinde – bietet ihm fast unbegrenzte Möglichkeiten: Für unsere Waldspielgruppen ist er Raum zum Erleben und Lernen, im Seilpark lassen sich Mut und Geschicklichkeit testen, der Skulpturenweg erfreut als Freiluftgalerie die Wanderer und Biker. Orientierungsläufer aus 39 Ländern sind im Sommer 2016 an den Junioren-
Eine Arve im God da Tamangur als Sinnbild für grossen Überlebenswillen. (Bild: zVg. Cumün da Scuol) Bündner Wald 5
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Weltmeisterschaften in unseren Wäldern auf Postensuche gegangen. Ich bin stolz darauf, dass es in unserer Gemeinde so schöne und vielfältig nutzbare Wälder gibt. Dabei habe ich unser kostbarstes Juwel, den God da Tamangur im Val S-charl, noch gar nicht erwähnt. Er ist der höchstgelegene reine Arvenwald Europas (2100 bis 2300 m ü. M.) und fasziniert mit seinen knorrigen, bis 800 Jahre alten Bäumen. Einst bedroht, ist er heute in gutem Zustand und seit 2007 ein Naturwaldreservat. In der modernen romanischen Literatur ist er Symbol für Hoffnung und Willenskraft. «Co rivast da tgnair dür? Schi muossa’ns tü la via», spricht ihn Madlaina Stuppan in ihrem Gedicht «Il bös-ch rumantsch» an. Er ANZEIGE
habe gelernt auszuhalten, weil er wisse, dass nach jedem Winter der Frühling komme: «Eu sun e stun e nu bandun, eu nu dun loc, poust vaira. N’ha vis e sa cha minch’inviern fa lö a prümavaira.» So wird der Wald sogar zum Wegweiser auf dem Lebensweg. Ich wünsche Ihnen eine gute Zeit in unserer Gemeinde und schöne Begegnungen mit Menschen und Bäumen.
Christian Fanzun Chasa cumünala CH-7550 Scuol capo@scuol.net
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Der Wald um das Schloss Tarasp Der Industrielle Karl August Lingner aus Dresden kaufte bekanntlich bei seinem ersten Kuraufenthalt im Jahr 1900 das Schloss Tarasp. Wenige Jahre später begann er, unter Zuzug vieler Fachleute, die halb zerfallene Anlage zu sichern, zu restaurieren, das Innere mit kostbaren Täfern auszubauen, zu möblieren und mit bedeutenden Kunstwerken auszustatten. Alles gedieh zur vollsten Zufriedenheit des neuen Besitzers. Das Prunkstück sollte schliesslich die grosse Schlossorgel werden, die 1916 vollendet war. Doch Lingner wollte auch die Umgebung, den Schlosshügel, in seinen prächtigen Alterssitz einbeziehen und liess sich auch für die Bepflanzung von Fachleuten beraten. Zunächst musste er aber die ein-
zelnen Parzellen, die mehreren Bauern gehörten, käuflich erwerben und diese dann vor den Ziegenherden schützen, die damals noch im Frühjahr und im Herbst den freien Weidegang genossen. Die Gemeinde erlaubte ihm schliesslich, seinen gesamten Besitz einzuzäunen. Damit konnte nun an die Aufforstung des weitgehend kahlen Schlosshügels überhaupt erst gedacht werden. Es sollte teils Wald, teils Park sein, Park aber eher im Sinne eines englischen Gartens und mit Rücksicht auf die umliegenden Wälder und Wiesen. Der Farbkomposition der einzelnen Baumarten wurde Rechnung getragen, und sogar der Geruchssinn sollte berücksichtigt werden durch Einstreuung von
Kahler Schlosshügel um 1912. (Bild: Archiv cultural Engiadina Bassa) Bündner Wald 7
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Ansichtskarte mit Schlosshügel vor der Bepflanzung im Auftrag Lingners, vermutlich um ca. 1910. (Bild: zVg Ortsmuseum Flawil/Sammlung Stahel)
Weissdorn, Rosen oder Flieder. Die Bepflan zung erfolgte im Wesentlichen in zwei Pha sen. 1910 lieferte die Forstgärtnerei Roner in Zernez Tausende von Fichten, Lärchen und Arven, aber auch Eschen, Weissdorne und Vogelbeeren. Die Eröffnung der Bahn linie von Bever nach Scuol im Sommer 1913 ermöglichte schliesslich die zweite Phase, das Heranführen grosser Bäume aus der da mals schweizweit grössten Baumschule der Gebrüder Stahel in Flawil SG. Lingners Ar chitekt Walter Türke hatte die Eignung der Baumarten und die besten Pflanzzeiten ge nau abklären lassen, als lokaler Berater wirkte Kreisförster David Vital aus Sent. So wurde dann im Spätsommer 1913 ein gan zer Gebirgswald sechsspännig von der Sta tion Scuol-Tarasp zum Schlosshügel hinüber transportiert. Die Wege auf der Nordseite des Hügels bestanden schon, die Standorte der einzelnen Bäume waren schon abge steckt. Es waren Fichten, Föhren, Arven, Blautannen, Akazien, Zitterpappeln, Ahorn,
Platanen, Birken und Rosskastanien. Für ihre Bewässerung war schon unter dem Bo den eine Ringleitung angelegt worden. Kurz vor der Fertigstellung von Schloss und Umgebung verstarb Lingner im Juni 1916, er konnte seinen Alterssitz nicht mehr be ziehen und auch das gute Gedeihen der Pflanzungen nicht mehr miterleben. In den folgenden Jahrzehnten wurde der Pflege von Wald und Park nicht mehr immer die nötige Aufmerksamkeit geschenkt und Teile der ursprünglich lichten Baumbestände wuchsen zu oder verbuschten. Der ganze Schlosshügel gilt allerdings als bedeutendes Zeugnis von Garten- und Landschafts planung am Beginn des 20. Jahrhunderts. Der neue Schlossherr, der weltbekannte Künstler Not Vital aus Sent, weiss um den kulturellen und historischen Wert des gan zen Schlosshügels. Einzelne Bäume müssen neuen Kunstwerken weichen, doch an man chen Stellen ist eine Lockerung der Baum bestände durchaus wünschenswert, werden
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dadurch doch nicht nur neue optische Ausblicke ermöglicht, sondern auch eine grössere Artenvielfalt in Flora und Fauna. So werden Schloss und Schlosswald hundert Jahre nach Lingners vorbildlichem Wirken teilweise neuen Bestimmungen zugeführt, beide bleiben in ihrer Verbindung aber weiterhin ein schützenswertes Kulturdenkmal von überregionaler Bedeutung. Im Herbst 2017 wurden an der Nordseite des Schlosshügels einige Bäume, darunter 15 grosse Fichten, gefällt. Not Vital, der heutige Besitzer des Anwesens, möchte den Park rund um das Schloss etwas auflichten. In die-
sem Zusammenhang wurden an der Südseite einige Ziegen eingezäunt, vor allem um Esche und Hasel etwas im Zaum zu halten. Ein Teil von Lingners Leitungssystem ist immer noch in Betrieb und dient heute der Speisung von Tränken für Pferde, Ziegen und Schafe.
Dr. Paul Eugen Grimm Pradatsch CH-7551 Ftan paulgrimm@gmx.ch
Pflanzentransport mit dem Sechspänner. Neun Fuhrmänner begleiteten den Transport vom Bahnhof Scuol-Tarasp bis zum Schloss Tarasp. (Bild: zVg Ortsmuseum Flawil/Sammlung Stahel) Bündner Wald 9
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Die Alchemie des Findens The world’s too vast
Il mond es massa vast
to live in a single place,
per star be in ün lö,
or three or four.
o trais o quatter.
Ko Un
Ko Un
Not Vitals erste Entdeckungsreisen fanden in den engen Tunnels statt, die er als Kind in den Schnee des Unterengadins grub. Die ersten Ausblicke auf knifflige, schwer erreichbare Orte, welche er gerne erkunden
wollte, erhaschte er von den Baumhütten, die er in der Umgebung seines Heimatdorfs Sent hoch oben in den Kronen der Bäume errichtete. Nicht nur die Obsession mit dem Konzept des Habitats, mit der Frage, wo und wie zu leben sei, hat sich bei Vital früh manifestiert, auch ein Hunger nach mehr hat sich bald geltend gemacht – die starke Anziehungskraft seiner charismatischen Heimat ist Vitals energetischer Neugier nie im Wege gestanden. Seit rund 50 Jahren führt Vital ein nahezu nomadisches Leben, das ihn von einem Kontinent zum nächsten führt. Angetrieben von einem scheinbar unersättlichen Drang, die weite Ferne, deren Kulturen und deren Handwerk zu erkunden, taucht Vital mit erstaunlicher Leichtigkeit in neue Welten ein. In zumeist abgelegenen, schwer erreichba-
Not Vitals Moon (2015) im See von Tarasp. (Bild: Mario Riatsch) Bündner Wald 11
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ren Regionen realisiert er hierbei in Zusammenarbeit mit lokalen Produktionsweisen und durch Rückbezug auf regionale Ressourcen Projekte, die in ihrer Bildsprache und Materialisierung ebenso mobil sind wie er selbst. Nach seinem Studium bei Frank Popper und Alexander Calder in Paris zog es Vital 1970 nach Rom, wo er die meiste seiner Zeit auf einer Piazza verbrachte und einen Strassenzirkus unterhielt. 1974 siedelte er nach New York über, um sich nach einer eher freien Phase auf seine Arbeit als Maler und Bildhauer zu konzentrieren. Obwohl Vital während über 30 Jahren in Manhattan lebte, war New York von Anbeginn an nicht wirklich eine permanente Residenz, sondern vielmehr eine Basis, von welcher aus er regelmässig in die entferntesten Ecken der Welt aufbrach und auch immer wieder nach Sent zurückkehrte. Rückblickend identifiziert Vital die Anfangsjahre in New York als eine Zeit von Chaos und Recherche. Obwohl er sich nach Assistenzstellen bei Willem De Kooning und Salvatore Scarpitta bald vollumfänglich auf die eigene Arbeit konzentrierte, ist anhand der zumeist multimedialen Werke, die er in den späten 1970er-Jahren erschuf, unabdingbar ein Suchen abzulesen. Sicherlich nicht unbeeinflusst vom pastosen Chaos dieser Zeit hat Vital versucht, die Tendenzen der Szene, in der er sich bewegte, in eine eigene Bildsprache zu transformieren. Vitals wichtigste Gepäckstücke auf Reisen sind nebst seiner unersättlichen Neugier der Instinkt und das Vertrauen. Als er 1999 zum ersten Mal in die Wüstenstadt Agadez im Niger reiste, wusste er relativ wenig über dieses Land. Eine kunstvolle Erzählung, eine erstaunliche Merkwürdigkeit oder auch nur ein visueller Eindruck sind für die Entste-
hung einer Faszination oder eines Bauchgefühls hinreichend – im Falle von Niger hatte Vital über die Tuareg und Peul-Nomaden gelesen und fühlte seiner eigenen Rastlosigkeit wegen sofort eine Affinität zu diesen stolzen Menschen, deren Habitat schlichtweg da ist, wo sie ihr Zelt aufschlagen und ihre Tiere tränken. Agadez erreichte Vital spät in der Nacht. Statt den Tuareg ihren traditionellen Silberschmuck abzukaufen, den sie ihm am nächsten Morgen vor seinem Hotel anboten, fragte er nach Land. Noch vor Sonnenuntergang waren das Stück Land gefunden, der Preis verhandelt und die Pläne in den heissen Sand gezeichnet worden. Die Frage danach, ob am Abend auch schon die Arbeiter bereitstanden, die Vitals erstes Haus bauen sollten, ist hinsichtlich seiner unglaublichen Schnelligkeit und seiner fast schon empörenden Überzeugungskraft etwa gleich überflüssig, wie wenn man einen Tuareg fragen würde, ob er eine gute Geschichte erzählen kann – natürlich waren sie schon da1. Die grösste Furcht Vitals sind die Schwestern Langsamkeit und Langeweile: Kaum ist ein Projekt vollendet, ruft vereinnahmend und drängend schon das nächste aus der Ferne. Fasziniert von der Schnelligkeit, dem Pragmatismus und der unglaublichen Arbeitsethik der chinesischen Manufaktur entschied er sich 2008 dazu, ein Studio in Peking zu gründen. Im Rahmen des kapitalistischen Kommunismus ist es Vital in China sodann gelungen, mit dem lokalen Handwerk eine Union zu schliessen, die anderswo in der Welt undenkbar wäre. Die nomadische Lebensweise Vitals hat folglich einen dreifachen Effekt auf seine Kunstproduktion: Zum einen hat sie zu einer Diversifikation der Produktionsorte geführt, gleichzeitig aber auch die Entde-
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Not Vital und Giorgia von Albertini in der Giesserei in Italien. (Bild: Patrick Vagi)
ckung neuer Materialien mit sich gebracht. In Italien hat Vital die Bronze für sich entdeckt, welche ab Mitte der 1980er-Jahre die Funktion übernahm, die episch-archaischen Elemente von Vitals skulpturaler Sprache zu materialisieren. Die Begegnung mit dem Marmor, die zu Beginn in Italien, später auch in der Dali-Region in China stattfand, hat dazu geführt, dass durch diesen geschichtsträchtigen Bildträger die ewige Eleganz, das historisch Monumentale seinen Weg in das Œuvre des Künstlers gefunden hat. Seiner bisweilen unfassbar figurativen Maserungen wegen hat der Marmor aber auch die surrealistisch-traumhafte Komponente, die in Vitals Werk von grosser Bedeutung ist, befördert. Dank der erstaunlichen Perfektion der Skulpturen aus illusorisch reflektierendem rostfreiem Stahl, die Vital seit nunmehr zehn Jahren mit sei-
nen chinesischen Mitarbeitern zu realisieren vermag, hat sich zudem ein utopischfuturistisches Element im Schaffen des Künstlers etabliert. Die tertiäre Folge von Vitals andauernder physischer und mentaler Mobilität besteht, wie wir gesehen haben, in der multidirektionalen Migration bildhafter kultureller Fragmente, welche seine singuläre Bildsprache prägt. So blicken ägyptische Kamele, eingekleidet in ein italienisches Bronzegewand, plötzlich anmutig auf die Berglandschaft des Unterengadins. Ein silbernes Porträt des grossen mitteleuropäischen Philosophen Nietzsche hingegen hat eine versteckte Seele aus getrockneten Kamelstücken und etwas Wüstensand aus dem Niger. Der Hirsch hingegen tritt aus chinesischem Marmor hervor, oder aber er wird in Peru mit Klebestreifen auf Papier festgehalten. Bündner Wald 13
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Not Vitals Kunst migriert folglich im Gleichschritt mit seinem Lebenswandel traumwandlerisch zwischen aussereuropäischen Bildwelten und heimischen Sinnbildern. Mit leichtfüssiger Alchemie wird das Exotische domestiziert und das Lokal-Alltägliche mittels surreal-minimalistischer Bildsprache in etwas Erstaunliches verwandelt. Das Resultat beider Prozesse ist weder ethnografisch noch rückwärtsgerichtet. Ungeachtet der zeitweiligen Verwendung historisch-kultureller Bildfragmente oder konnotationsschwerer Symbole ist Vitals Werk überaus zeitgenössisch: Dem Determinieren eines visuellen Ausdrucks, dessen Effekt entge-
gen seiner temporalen und räumlichen Herkunft von immediater Wirkung ist, folgt seine Präzisierung. Diese findet in Form einer Transkription des Bildes in das Hier und Jetzt, oder manchmal sogar in das Morgen statt. Identität und Transformation, Relokation und Dekontextualisierung sind somit zu zentralen Begriffen in Vitals Œuvre herangewachsen. Man sollte sich jedoch davor hüten, seine Hypermobilität als diejenige eines entwurzelten, fahrig Forschenden zu deuten. Er ist nämlich kein rastlos Suchender, sondern ein notorisch Findender2. Mit dem Kauf des Schlosses Tarasp, im März 2016, setzt Not Vital neue Akzente in seiner
Not Vitals Pelvis, Galerie Thaddaeus Ropac, Paris. (Bild: Eric Gregory Powell Pittsburg Pensilvenia USA) 14
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engeren Heimat im Unterengadin. Auch hier investiert er viel Energie und Faszina tion. Man kann gespant sein, was aus dem fast 1000-jährigem Gebäude noch alles ent stehen wird. Dieser Text ist eine gekürzte Version. Der Originaltext wurde in Not Vital: Univers Pri vat. Kunstmuseum Chur (2017) publiziert. Die Tuareg sagen, «das Schnelle ist gut» – ein interessantes Statement für ein Volk, das von aussen betrachtet ein eher ruhiges Leben führt. Die Schnelligkeit des Geistes ist ihnen jedoch ebenso inhärent wie die Eleganz.
Leichtigkeit alles zu «finden», so zitiert er gerne aus Nietzsches «Die Fröhliche Wissenschaft» und sagt schmunzelnd: «Seit ich des Suchens müde ward, erlernte ich das Finden.» Dieser Text ist eine gekürzte Version. Der Originaltext wurde in Not Vital: Univers Privat. Kunstmuseum Chur (2017) publiziert
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Fragt man Vital nach seiner unglaublichen Fähigkeit, mit einer beinahe empörenden 2
Giorgia von Albertini Dusch 78 CH-7417 Paspels giorgia@notvital.com
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Bürgerlicher Fortschritt In die Regierung. 10.6.2018
Jon Domenic Parolini BISHER
Andreas Felix
Bündner Wald 15
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100 Jahre Jehmlichorgel im Schloss Tarasp Noch original erhalten, vollpneumatisch, 6 Taschenwindladen, 43 Registerwippen, 2592 Pfeifen, 3 Manuale und Pedal, Orgelbau Jehmlich Dresden, Opus 367. Karl August Lingner, ein deutscher Gross industrieller aus Dresden, der mit der Erfin dung und Vermarktung des Mundwassers Odol zu enormem Reichtum gekommen war, besuchte als Kurgast Tarasp, kaufte das Schloss, das damals eine Ruine war, liess es ausbauen und 1915/1916 eine gros se Orgel einbauen. Vertraglich wurde mit der Orgelbaufirma Jehmlich aus Dresden festgelegt, dass die Orgel versteckt einge baut wird und im ganzen Schloss hörbar sein muss. Am 5. Juni 1916, kurz vor der Einweihung, stirbt Lingner. Seine Orgel in seinem «klin genden Schloss» hat er nie gehört. Die Or
Der Spieltisch im Nebenraum des Festsaals. (Bilder: Mario Riatsch
gelabnahme besorgte Paul Hindermann, damals Organist am Grossmünster Zürich. Tatsächlich kann man die Orgel im Schloss hof und in allen Räumen hören. Am besten im Festsaal. Über einem Cheminée sind verzierte Öffnungen in die Wand eingelas sen, aus denen der Klang der Orgel dringt. Wenn man das Fernwerk – mit vox humana und vox angelica – gut hören will, muss man die Türe links neben dem Cheminée öffnen. Rechts davon ist eine Tapeten wand, die geöffnet werden kann. Dahinter befindet sich eine kleine Nische mit dem Spieltisch. Lingner war passionierter Orgel spieler, vermutlich wollte er damit – als un sichtbarer Spieler – seine Gäste überra schen. Die Orgel war in den folgenden Jahrzehn ten ausser Betrieb. Anfang der Neunziger jahre wurde eine Schlossorgelstiftung ge gründet. Die «Fundaziun Orgel dal Chastè da Tarasp» sammelte rund 300 000 Franken. 1993 wurde das Instrument durch die Or gelbaufirma Jehmlich überholt. Es musste nichts ersetzt werden, auch kein einziges Lederbälgchen, was für die hervorragende Qualität spricht, vermutlich aber auch damit zu tun hat, dass das Schloss nicht geheizt wurde. Orgelvorführungen finden deshalb auch normalerweise nur in den Sommer monaten statt. In den letzten Jahren stand das Schloss zum Verkauf. In dieser Zeit wurde leider nichts mehr an der Orgel gemacht. Trotz dem funktioniert sie immer noch recht gut, abgesehen von kleineren Störungen. Seit Ende März 2016 gibt es einen neuen Besitzer, wobei die Unterengadiner Ge meinden einen grösseren Beitrag an die Unterhaltskosten leisten. In Zukunft soll im Schloss vorwiegend zeitgenössische Musik erklingen. Konkretes ist aber noch nicht geplant. Das Schloss wird man aber
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Der Festsaal mit Blick auf das Cheminée, die verzierten Öffnungen in der Wand und die Nische mit dem Spieltisch.
auch weiterhin mit Führungen besichtigen können. Auch sollen ausgewiesene Organisten weiterhin Zugang zum Instrument haben. Ein Unikum Das Werk ist auf drei Stockwerken eingebaut. Allerdings nirgends durchgehend offen, vielleicht gibt es deshalb wenig 16‘-Register und mehrere Transmissionen. Auf der Höhe von Spieltisch und Festsaal sind hinter dem Cheminée die Pedalregister und vom ersten Manual die Trompete eingebaut. Ein Stock tiefer, auf gleicher Höhe wie der Schlosshof, befindet sich das Glockenspiel (34 Röhrenglocken vom Juni 1994), also 1916 noch ohne Metallröhren (vermutlich kriegsbedingt). Die Ansprache der Glocken ist langsam und mit spürbarer Verzögerung, rasche Tonfolgen sind also nicht möglich. Neben dem Glockenspiel, etwas zurückver-
setzt, ist der Blasbalg untergebracht, von Anfang an mit Elektromotor. Ein Stock über dem Festsaal, direkt hinter den verzierten Öffnungen in der Wand die meisten übrigen Pfeifen, rechts hinter einer Jalousie das zweite und das dritte Manual. Links daneben das restliche erste Manual. Ein halber Stock weiter oben, ganz links, durch eine Holzwand mit Jalousie abgetrennt, das Fernwerk, eigentlich ein viertes Manual, vom dritten Manual aus spielbar. Das Fernwerk ist durch einen Schacht auch in den oberen Räumen und im Treppenhaus hörbar. Das besondere Hörerlebnis / Der kleine Festsaal und die Königin Mit 43 Registern ist die Schlossorgel gleich gross wie die neue Orgel in der Kathedrale Chur oder auch wie die Orgel in der Martinskirche Chur – Der Festsaal misst etwa Bündner Wald 17
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Blick ins Innere, links die Trompeten.
16 × 6 Meter und ist ungefähr 3 Meter hoch?! Die Kraft wird zwar durch die Wand zwischen Werk und Saal etwas gedämpft, aber ein krasses Missverhältnis bleibt. Wenn der Spieler die Tasten loslässt, ist der Klang weg. Da wird einem bewusst, dass Komponisten von Orgelmusik für grosse Orgeln stets mit einem riesigen Raum mit wirkungsvoller Akustik rechnen. Werke wie z. B. die berühmte «Widor-Toccata» (V. Symphonie: 5. Satz) wirken hier kammermusikalisch, quasi «nackt» ohne Klangwogen, wie ein «Skelett»: gnadenlos für den Interpreten.
Die in verwirrender Vielfalt vorhandenen Spielhilfen ermöglichen ein abwechslungsreiches Spiel ohne Registranten und entsprechen den damaligen Anforderungen an eine Konzertorgel exemplarisch, was heutzutage nur noch selten original anzutreffen ist.
Jörg Perron Chalchera 113B CH-7551 Ftan perron.dj@gmail.com www.perron.ch
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Sägerei Tarasp – klein, aber fein Die Holzverarbeitung ist so alt wie die Menschheit selber. Bis Mitte des letzten Jahrhunderts hatte fast jede Gemeinde ein eigenes Sägewerk. Die Sägereien hatten ihren Standort am Wasser. So konnte die Wasserkraft als Antrieb genutzt und das gefällte Holz so nahe wie möglich an der Quelle verarbeitet werden. In der Gemeinde Tarasp waren bis im 19. Jahrhundert vier Sägereien aktiv. Die letzte, die Resgia Plavna stellte ihren Betrieb nach dem Neubau der Sägerei im Dorfteil Craps in Tarasp im Jahr 1918 ein.
mermann 14 000 Franken. Die benötigten Schnittwaren wurden durch die Gemeinde in der Säge Plavna bereitgestellt. Mit der Firma A.-G. Landquarter Maschinenfabrik, Olten, wurde ein Vertrag unterzeichnet für die Lieferung von einer 500 m langen Druckleitung im Durchmesser von 150 mm inklusive allen Eisenteilen für eine Gattersäge mit zwei Stelzen, einen Wagen bis 9 m Einschnittlänge, eine Kreissäge mit Wagen (6 m) und eine Pelton-Turbine mit einer Leistung von 13 PS. Diese Kosten beliefen sich auf 21 060 Franken.
1918 bis 2018: 100 Jahre Sägerei Tarasp Aus den Archivunterlagen in Tarasp ist Folgendes zu erfahren: Im Jahr 1915 befassten sich einige initiative Männer mit der Verlegung der Sägerei aus dem Val Plavna in die Nähe des Dorfs. Es wurde ein geeigneter Standort gesucht. Auch die Maschinenfa brik Landquart machte dem hochlöblichen Gemeinderat von Tarasp einen Bericht, was beim Bau einer Sägerei zu achten sei. Dann, im Februar 1918, waren die Pläne erstellt. Architekt war Robert Kosenbach, ein deutscher Landsmann, der zu dieser Zeit in Tarasp als Schlossverwalter amtete und bereits die Renovation des Schlosses zum Abschluss brachte. Wie aus den Akten weiter zu ersehen ist, hatte der Bauverlauf ein Tempo, das auch heute kaum zu überbieten ist. Nicht zu vergessen – es herrschte Krieg.
3. Mai 1918 Der Baubeginn ist erfolgt und die Arbeiten schreiten rasch voran. Aus einer Rechnung ist ersichtlich, dass die Montage der Sägereimaschinen durch Monteur Zartea vom 5. bis 10. August erfolgt. Für die gesamte Montage wurden 60 Normalstunden à Fr. 1.50 sowie drei Überstunden à Fr. 1.90 und Fr. 17.50 Reisespesen verrechnet.
22. März 1918 Die Bauausschreibung erfolgte mit nur drei Positionen: a) Erdarbeiten, b) Maurerarbeiten und c) Schreiner- und Zimmerarbeiten. Offerteingabe war der 4. April 1918. Die eingegangenen Offerten lauteten für die Erdarbeiten 2530 Franken, Maurerarbeiten 9800 Franken und Schreiner und Zim-
3./4. Dezember 1918 In Anwesenheit der löblichen Gemeindebehörde und Ingenieur Wälchli von der Maschinenfabrik Landquarter erfolgte die offizielle Übergabe der neuen Sägerei an die Gemeinde. Offenbar hat sich der Forstchef, Herr Simath, hinsichtlich der späten Kollaudation beschwert. Ingenieur Wälchli schreibt am 10. Dezember wörtlich : Die Grippe und der Generalstreik machte es unmöglich, sie früher zu besuchen. Es war mir aber ein Vergnügen, ihre wirklich musterhafte Anlage zu besichtigen und wir stehen nicht an, Ihnen zu erklären, dass wir noch keine schönere Sägeanlage gesehen haben und dass man dem Vorstand der löblichen Gemeinde Tarasp für sein gemeinnütziges Werk, das so gediegen ausgeführt wurde, nur gratulieren kann. Bündner Wald 19
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Herr Wälchli wusste, wovon er sprach, hat te die Firma Landquarter doch in den letz ten zwei Jahren im Unterengadin vier Sä gereien und je eine im Puschlav und im Münstertal eingerichtet. 1972 Die Bautätigkeit in der Region ist gut. So beschliesst der Gemeindevorstand, die Sä gerei maschinell aufzurüsten. Es wurde ein Occassions-Vollgatter «Bögli» mit 90-PSElektromotor, eine Occassions-Vollfräse «Bögli» mit 30-PS-Motor und eine Pendel fräse installiert. Die Kosten inklusive Mon tage beliefen sich auf ca. 60 000 Franken. Natürlich waren dann die vorhandenen Stromanschlüsse zu schwach. Als Folge da
raus musste die Stromversorgung entspre chend angepasst und ausgebaut werden. Dieser Aufwand betrug für die 240-m-Lei tung einschliesslich aller Anschlüsse noch mals 24 000 Franken. Im Laufe der Zeit (1984) wurde in der Säge rei ein Laufkatzenkran und 1990 auf dem Rundholz- und Schnittwarenplatz ein Turm drehkran installiert. Beides half mit, die Ar beit enorm zu erleichtern. Sägereibetrieb heute Die Verantwortlichen der Sägerei arbeiten von Anfang April bis Ende November an einer kostendeckenden Bewirtschaftung. In diesen acht Monaten werden ca. 2500 Arbeitsstunden aufgewendet. Die Verwal
Sägerei Tarasp im Ortsteil Craps mit Werkhof Forst/Feuerwehr und Bauamt, erbaut 1996. Im Hintergrund die Dreifaltigkeitskirche mit dem Ortsteil Fontana. (Bild: Ruedi Just) 20
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tung wird mit 80 Stunden sehr straff ge halten. Säger Norbert Lenz steht als Mitarbeiter je weils ein Forstwartlehrling von unserem oder den benachbarten Forstbetrieben Zer nez und Valsot zur Verfügung. So können die angehenden Forstwarte einen Monat ihrer Ausbildung in der Sägerei verbringen und ihr Wissensspektrum auch in der Ver arbeitung des Holzes erweitern. Wir schneiden ca. 350 m3 Rundholz, davon sind 85 Prozent Lärche. Es wird nur bestes Rundholz aus den gemeindeeigenen FSCzertifizierten Wäldern verarbeitet. Die Rundholzqualität hat einen hohen Stellen wert. Um konkurrenzfähig zu sein, setzen wir auch auf Nischenprodukte wie Mondholz und kundenspezifische Spezialprodukte. Wir haben ein kleines Lager an Klotzbret tern, Schal- und Gerüstbrettern, Schalkant holz, Dach- und Doppellatten und diverse Lärchenbretter. Die Standardlängen sind 4 m und 5 m. Wir sind aber in der Lage, Bauholz bis zu 12 m einzuschneiden. An Lager haben wir aber auch Querab schläge aus Lärchenholz. Für die Wald- und Flurwege in der Gemeinde brauchen wir je des Jahr etwa 500 Laufmeter. Die Hälfte der produzierten Schnittwaren wird von unserem Bauamt für den Unterhalt und den Neubau von gemeindeeigenen Bauwerken verwendet. Der Rest geht an Schreiner, Zimmereien, Dachdecker und Baufirmen in der Region. Aber auch die ein heimische Bevölkerung wie Landwirte, Ei genheimbesitzer usw. sind froh, sich vor Ort mit Schnittholz eindecken zu können. Neben der Produktion von Schnittwaren betreiben wir auch noch etwas Öffentlich keitsarbeit. In Zusammenarbeit mit Scuol Tourismus bieten wir in den Sommermona ten unter der Rubrik «Ausgewählte Ferien
tipps» einmal pro Woche einen Besuch in der Sägerei für Gäste und Einheimische an. Bei dem eineinhalbstündigen Anlass ist es das Ziel, die vier Hauptbaumarten der Regi on kennenzulernen und Informationen zur Bedeutung des Rohstoffs Holz zu vermit teln. Die Teilnehmer lernen auch den Ver wendungszweck der verschiedenen Säge reiprodukte kennen und erhalten einen kleinen Einblick in das Sägehandwerk. Wie in die Zukunft? In den nächsten zwei Jahren soll ein Ge schäftsplan für die Sägerei erstellt werden. Darin werden unter anderem folgende Fra gen beantwortet: a) Soll in die Sägerei investiert werden? (Die Maschinen funktionieren alle noch ohne grössere Probleme.) b) Soll die bestehende Sägerei moderni siert werden – z. B. mit Blockbandsäge und Infrastruktur? (So, dass als Ein mannbetrieb gearbeitet werden kann.) c) Soll die Sägerei komplett neu an einem anderen Standort errichtet werden? d) Soll der Sägebetrieb eingestellt werden? (Diese Variante wird kaum zur Diskus sion stehen. Der Nutzen des Sägewerks wird heute, so glaube ich, auch vom letzten Skeptiker anerkannt.) Wenn ich nach 40 Jahren als Förster und Sä ger bei der Gemeinde Tarasp kurz vor der Pensionierung noch am Geschäftsplan mit arbeiten darf, würde mich das besonders freuen.
Ruedi Just Resgia Tarasp CH- 7553 Tarasp r.just@scuol.net
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Kalkbrennen – wie einst Zum dritten Mal wurde im Herbst 2017 im Unterengadin wieder nach traditioneller Art Kalk gebrannt. Zusammen mit der Fundaziun Nairs und vielen tatkräftigen Helferinnen und Helfern hat Joannes Wetzel den Kalkofen in Sur En da Sent wiederaufgebaut und in Betrieb genommen. Joannes Wetzel – gelernter Maurer und Steinmetz sowie Spezialist für Kalkputze – hat inzwischen Erfahrung mit historischen Kalköfen. Entdeckt hatte er die Ruine des Ofens bei Sur En zufällig bei einem Spaziergang mit seiner Tochter. Etwas abseits des Weges, nur wenige Schritte von der Mündung des Flusses Uina in den Inn entfernt, stiess er im Lärchenwald zwischen den Bäumen auf ein mit Moos überwachsenes rundes Loch. Rasch war klar: Das sind die Reste eines ehemaligen Kalkofens. Zusammen mit der Fundaziun Nairs, die das Zentrum für Gegenwartskunst im ehemaligen Badehaus des Kurhauses Tarasp be-
treibt, startete er das Kalkbrandprojekt. Zuerst kamen die Förster und lichteten rund um die Ruine den Wald etwas. Danach wurde der Innenraum des Ofens mithilfe eines Kleinbaggers und von Hand ausgegraben. Der nächste Schritt war die Reparatur des Fundaments und der Bau eines Dachs über dem Ofen, eingedeckt mit handgefertigten Schindeln. Anschliessend wurde der Ofen mit seinen zwei Metern Durchmesser und zweieinhalb Metern Höhe mit alten und neuen Steinen aus einem nahen Kieswerk wiederaufgebaut. Der wiederhergestellte Ofen wurde anschliessend mit Tonnen von Kalksteinen aus einer Geröllhalde in der Nähe aufgefüllt. Die Aufschichtung dieser Kalksteine ist eine Wissenschaft für sich. Sie werden in Gewölbeform eingebaut. Dazwischen dienen stehende Hölzer, die ausbrennen, als Kamine. Das Feuerholz – rund 50 Ster – stellte die Gemeinde Scuol zur Verfügung und trans-
Dank tatkräftiger Unterstützung von Freiwilligen und Mitarbeitern des Klosters St. Johann in Müstair konnte der Kalkofen möglichst originalgetreu nachgebaut werden. (Bild: Sarah Wirth) Bündner Wald 23
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Beim ersten Brand im Oktober 2017 wurde der Ofen auf rund 1000 Grad erhitzt. Im Bild Christof Rösch (links), künstlerischer Leiter der Fundaziun NAIRS, und die treibende Kraft des Projekts, Joannes Wetzel. (Bild: Christoph Stahel)
portierte es zum Ofen. Hat der Brand begonnen, muss spätestens jede halbe Stunde Holz nachgelegt werden. So sind rund um die Uhr vier bis sechs Leute nötig, um den Prozess zu überwachen. Joannes Wetzel arbeitet immer mit einer Gruppe von Menschen zusammen. Auch dieses Mal waren es unzählige freiwillige Helferinnen und Helfer und vor allem Mauro Kradolfer, der gelernte Gipser und Sohn eines Gipserunternehmers aus dem Thurgauer Städtchen Weinfelden, die ihn unterstützten. Beim Kalkbrennen müssen die Steine während 24 Stunden einer Temperatur von 1000 Grad ausgesetzt sein. Während die Fachleu-
te früher dies anhand der hellgelben Flamme erkannten, arbeiteten Joannes Wetzel und sein Team mit einem Messgerät. Eine Probelöschung eines oben aus dem Ofen geholten Steins zeigt an, ob der Brand beendet ist. In Sur En dauerte es eine Woche, bis es so weit war. Die gebrannten Steine können als Brandkalk entweder trocken gelagert oder «eingesumpft» werden. Das Resultat des Brandes von Sur En sind 107 luftdicht verschliessbare Fässer zu je 60 bis 70 Kilogramm. Dieser körnige Brandkalk eignet sich als Basis für Mörtel. Die zweite Methode, den Kalk aufzubewahren, ist das «Ein-
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sumpfen». Dazu werden die weiss gewordenen Steine vor Ort mit Wasser – oder im Winter mit Schnee – «gelöscht». Bereits nach wenigen Augenblicken beginnt der Kalkstein zu bröckeln. Es zischt und brodelt. Dann sackt er in sich zusammen und zerfällt. Bei diesem chemischen Prozess kann eine Hitze von bis zu hundert Grad entstehen. Gelagert wurde der Sumpfkalk früher in Gruben. Ein Teil des gewonnenen Materials liegt in einer Kalkgrube im Thurgau. Je länger das Material «eingesumpft» wird, also in einer Grube, mit Wasser bedeckt, liegt, desto geschmeidiger wird er, was für die traditionelle Verarbeitung für das SgraffitoHandwerk wichtig ist. Im Engadin ist allerdings noch kein Platz für eine neue Sumpfkalkgrube gefunden worden. Sie zu bauen, ist Teil eines Folgeprojekts, das auch vorsieht, dass beim Ofen ein Unterstand gebaut wird, in dem Workshops stattfinden können. In Sur En soll ein eigentliches «Kalkdorf» entstehen. Mit dem selbst gebrannten Kalk restauriert Joannes Wetzel Fassaden und stellt die in der Renaissance entstandenen, traditionellen Sgraffiti her oder restauriert sie. Kratzputztechnik ist zu seinem Spezialgebiet geworden. Sein Lieblingssujet ist der Drache, «weil er Beschützer und Rächer zugleich ist». Gelernt hat er das Handwerk in seiner Zusatzausbildung an einer Steinbildhauerschule im Tessin. Vieles hat er sich aber auch autodidaktisch angeeignet. Die Vorteile des handwerklich gebrannten Kalks werden im Engadin inzwischen wieder sehr geschätzt. Sumpfkalk ist flexibel und durchlässig. Er kann Wasserdampf gut regulieren, Wände können atmen. Nicht zuletzt im Umgang mit historischer Bausub stanz ist heute der Einsatz des traditionellen Materials wieder unverzichtbar.
Die im Feuerraum stehend eingebrachten Hölzer sind ausgebrannt und die dadurch entstandenen Hohlräume dienen als Kamine. (Bild: Christoph Stahel)
Das Kalkprojekt will aber mehr als nur Material produzieren – es will die Baukultur fördern und es gehört zu der von Pro Helvetia gestarteten Initiative «Kulturelle Vielfalt in den Regionen». Mit dem Partnerprojekt «Engadiner Baukultur damals und heute – Über das Fremde im Eigenen» ist die Fundaziun Nairs Teil dieser Initiative. Unterstützt wurde das Kalkprojekt auch von der Gemeinde Scuol, dem Bündner und Südbündner Heimatschutz, der Stiftung Landschaftsschutz Schweiz, der Denkmalpflege des Kantons Graubünden und vom Kloster St. Johann, Müstair, sowie vom Förderverein Nairs und weiteren Gönnern und Sachsponsoren. Quellnachweis Der Originaltext erscheint in der Fachzeitschrift des Schweizerischen Maler- und Gipsergewerbes «Applica». René Hornung Redaktor Magazin «piz» redaktion@pizmagazin.ch
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Die Wälder von Scuol – zwei interessante Themen Die Wälder von Scuol sind bemerkenswert aus vielerlei Hinsicht. In diesem kurzen Artikel werden zwei Themen angeschnitten : Naturschutz im Wald mit einer Darstellung der aktuellen Grundlagen sowie Waldbau und Landschaftsbild mit einem Rückblick auf (hoffentlich) vergangene Diskussionen. Mit der Fusion zur Grossgemeinde Scuol ist auch ein sehr grosses und vielfältiges Wald gebiet entstanden, das vielerlei Heraus forderungen, aber auch Leckerbissen und Besonderheiten enthält. In einem kurzen Artikel ist es unmöglich, einen umfassenden Überblick zu geben. Deshalb werden hier ohne jeglichen Anspruch auf Vollständigkeit zwei interessante Schwerpunkte ange schnitten. Spannende Beiträge sind bereits in früheren «Bündner Wald»-Ausgaben, beispielsweise der Versammlungsnummer vom Mai 2010, erschienen.
Immer wieder eindrücklich. Uralte Arve im Naturwaldreservat Tamangur. (Bild: Markus Bolliger)
Naturschutz im Wald – Wald-Naturobjekte Schwerpunkte Im Rahmen der Sammelprojekte Biodiversi tät sind seit 2008 Waldgebiete mit beson derem Wert für Naturschutz und Biodiversi tät ausgeschieden und gepflegt worden. Im Zuge der Revision des Waldentwicklungs planes wurden darauf aufbauend die Vor rangflächen Naturschutz und Biodiversität, die sogenannten WNO (Wald-Naturobjek te) ausgeschieden. In den Scuoler Wäldern mit einer Gesamt fläche von gut 10 000 Hektar, wovon gut 900 Hektar dem Schweizerischen National park verpachtet sind, umfassen diese WNO über einen Drittel der Fläche (wenn man die Wälder im Nationalpark dazuzählt, sind es 42 Prozent). Den grössten Anteil nehmen WNO mit dem Ziel, den Lebensraum für das Auerhuhn zu verbessern, mit gut 40 Prozent der WNOFläche ein. Ebenso viel ist für die natürliche Entwicklung in Naturwaldreservaten und po tenziellen Naturwaldreservaten vorgesehen. Waldweiden und lichte Wälder mit Bedeu tung für Landschaft und Biodiversität werden auf 13 Prozent der WNO-Fläche gefördert. Ökologisch wertvolle Waldränder werden auf 5 Prozent dieser Fläche gepflegt; dane ben gibt es kleine, aber feine Spezialitäten, die flächenmässig nicht ins Gewicht fallen. Neben den beschränkten Mitteln aus den Sammelprojekten ist die Möglichkeit, Ro dungsersatz mit Massnahmen zugunsten von Natur und Landschaft zu leisten, ein weiteres Instrument zur Pflege dieser Vorrangflächen. Waldreservate Die rechte Talseite des Unterengadins ist durch seine grossen, von menschlichen Sied lungen und Aktivitäten wenig beeinflussten Waldungen, wo auch die Ansprüche an die Schutzwirkung des Waldes geringer sind,
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God da Munt auf der rechten Talseite gegenüber Sent. Auflichtung der Wälder für die Aufwertung des Lebensraums Auerhuhn, zugleich Diskussionsobjekt Waldbau und Landschaftsbild. Entscheidend ist der Blickwinkel. (Bild: Duri Könz)
prädestiniert für die Einrichtung von Waldreservaten, einerseits für das störungsempfindliche Auerhuhn, andererseits für Naturwaldreservate mit natürlicher Waldentwicklung. In den letzten Jahren ist es gelungen, an den Hängen gegenüber Sent wertvolle Waldreservate einzurichten (Sonderwaldreservate Munt und Vallorcha, Naturwaldreservate S-chalambert und La Foppa). Zusammen mit den anschliessenden Reservaten auf Gebiet der Gemeinde Valsot konnte mit über 1700 Hektar einer der grossen Waldreservatskomplexe der Schweiz geschaffen werden. Über das Naturwaldreservat Tamangur müssen an dieser Stelle nicht viele Worte
verloren werden, es ist und bleibt die Perle der Waldreservate, sicher aus waldökologischer Sicht, aber auch als tief verwurzeltes Symbol für den Überlebenswillen der rätoromanischen Sprache und Kultur und natürlich als einer der «Points of Interest» des naturorientierten Tourismus. Waldbau und Landschaftsbild Im Zuge neuer waldbaulicher Erkenntnisse und des Bestrebens, die Lichtbaumarten Lärche und Föhre sowie die Qualität der Wälder als Lebensraum im Allgemeinen zu fördern, sind die Schläge, insbesondere solche mit Seilkranbringung, in der Landschaft sichtbar Bündner Wald 27
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einzelne grosse. Dabei diffuse Durchforstung vermeiden. – Seillinien bringen unerwünschte geometrische Elemente in die Landschaft. Mit folgenden Massnahmen können diese kaschiert werden: –– Seillinien nicht in der Falllinie und nicht zu Dörfern am Gegenhang hin ausrichten, sondern schräg in den Hang legen. –– Die Breite der Seilschneise mindestens Samenreinigungs- u. Samenmischanlage stellenweise minimieren. /Pflanzen – Belassen stabiler Baumreihen und -gruppen als Vorhänge an strategisch günstigen Orten, wenn möglich sogar als Erhalt von Altholzinseln. 13. Mai 2018 – Waldbauliche und ökologische Überlegungen haben Priorität. Kann jedoch mit –11.30 Uhr einfachen Massnahmen der Eingriff auf das Landschaftsbild minimiert werden, wird dies umgesetzt. Nachdem wir diese Empfehlungen berücksichtigen, hat sich der Sturm der Entrüstung gesetzt. Aus waldökologischer Sicht mussten keine allzu grossen Kompromisse einwww.schutzfilisur.ch gegangen werden. Die Verjüngung der Lärche und Föhre bleibt jedoch nach wie vor bis auffällig geworden. Die Reaktio n en liesanspruchsvoll. Schutzfilisur_Muttertag.indd 1 04.04.17 11:13 Unbenannt-1 1 sen nicht auf sich warten, sei es seitens04.04.16 be- 16:28 sorgter Kollegen oder seitens Touristiker, die Quellnachweis ihr Hauptkapital, die Landschaft, durch diese Waldentwicklungsplan 2018+, AWN Erscheinung in Gefahr sahen. Bemerkens- Dokumentation Waldreservate, AWN wert ist jedoch, dass die Gäste selber sich Aktennotiz Einfluss waldbaulicher Eingriffe noch nie diesbezüglich beschwert haben. auf das Landschaftsbild, AWN Region SüdDas Thema wurde intern und extern offen bünden 2012 diskutiert und die Ergebnisse dieser Diskussion wurden als Empfehlung festgehalten: – Orientierung der Öffentlichkeit – Gegenhangbetrachtung als Vorbereitung Duri Könz für Seillinienführung und Anzeichnung. Kritisch sind homogene Geländeformen Amt für Wald und Naturgefahren sowie homogene Waldbestände. CH-7550 Scuol – Mehrere, kleinere, getrennte Eingriffsfläduri.koenz@awn.gr.ch chen sind landschaftsverträglicher als ANZEIGE
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Organisation der grössten Gemeinde der Schweiz wahrgenommen. Er besteht aus einem Vertreter pro Fraktion sowie dem Gemeindepräsidenten. Im vorliegenden Bericht will ich einen Überblick über die Organisation der technischen Betriebe geben. Diese umfassen das Bauamt, den Forstbetrieb mit der eigenen Gemeindesäge, den Werkdienst sowie den Infrastrukturbetrieb mit Wasserversorgung, Abwasserreinigung und den gemeindeeigenen Gebäuden (vgl. Abbildung 1: Organigramm). Insgesamt arbeiten in den technischen Betrieben 48 Mitarbeiter. Hinzu kommen noch rund 10 Teilzeitmitarbeitende, welche auf Stundenbasis angestellt sind. Im Jahr 2017 hat das Bauamt 156 Baugesuche mit einem Bauvolumen von gut 50 Millionen Franken behandelt. Das Bauamt ist auch für die Orts- und Verkehrsplanung der Gemeinde verantwortlich. Momentan muss
Durch die Fusion 2015 wurde Scuol zur flächenmässig grössten Gemeinde der Schweiz. Die technischen Betriebe dieser Gemeinde zu organisieren und teilweise auch neu zu strukturieren, war und ist eine tägliche Herausforderung. Per 1. Januar 2015 fusionierten die ehemaligen Unterengadiner Gemeinden Ardez, Ftan, Guarda, Scuol, Sent und Tarasp zur neuen Gemeinde Scuol. Mit 43 877 Hektar ist Scuol flächenmässig die grösste Gemeinde der Schweiz. Mit 4864 Einwohnern ist sie bevölkerungsmässig die grösste Gemeinde des Unterengadins. Die operative Leitung der Gemeindegeschäfte obliegt der Geschäftsleitung, welche aus dem Gemeindepräsidenten, dem Gemeindeaktuar, dem Finanzchef und dem technischen Leiter zusammengesetzt ist. Die strategische Leitung wird durch den Gemeindevorstand
Gemeindepräsident
Geschäftsleitung Gemeindepräsident, Gemeindeschreiber Leiter Technische Dienste, Leiter Finanzen
Finanzen
Administration
Technische Dienste Sekretariat Bauamt
Bauamt
Werkbetrieb
Forstbetrieb
Infrastruktur
Sägewerk
Wasserversorgung Kläranlage / Kanalisation Gebäude
Organigramm der Gemeinde Scuol (Grafik: Gemeinde Scuol) Bündner Wald 29
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noch mit den sechs Baugesetzen und Zonen plänen der ehemaligen Gemeinden gearbeitet werden. Die Zusammenführung der ehemaligen Ortsplanungen im Rahmen einer Gesamtrevision der Ortsplanung mit gleichzeitiger Anpassung an die neuen Rechtsgrundlagen (Raumplanungsgesetzgebung, kantonaler Richtplan usw.) sowie die Ausarbeitung eines einheitlichen Baugesetzes für die fusionierte Gemeinde sind Herausforderungen, welche in nächster Zeit anstehen. Der Werkdienst ist unter anderem für den Strassenunterhalt der Gemeinde zuständig. Mit rund 55 Kilometer Gemeindestrassen und rund 320 Kilometer Wald- und Flur wegen ist diese Arbeit sehr aufwendig und kostenintensiv. Dazu kommen die Wanderwege, welche teilweise auch im Winter unterhalten werden. Der Werkdienst ist dezentral organisiert und hat in jeder Fraktion
ständige Mitarbeiter. Nach der Fusion hat die Gemeinde 2015 eine neue Kehrmaschine gekauft. Diese wird im Sommer in einem bestimmten Turnus in den einzelnen Frak tionen eingesetzt. 2017 wurde ein neuer Hochleistungsböschungsmäher angeschafft. Wurden früher in den einzelnen Fraktionen die Böschungen grösstenteils von Hand mit dem Trimmer gemäht, geht heute der Böschungsmäher von Fraktion zu Fraktion und ist den ganzen Sommer gut ausgelastet. Eine solche Investition war nur dank der Fusion möglich. Die Schneeräumung erfolgt durch die Gemeinde in Zusammenarbeit mit privaten Unternehmungen. Transport- und Lademittel für den Abtransport des Schnees werden meistens von privaten Unternehmungen eingemietet. Mitarbeiter einer Baufirma werden in der Fraktion Scuol für das Freihalten der Treppen und Gehwege eingesetzt. 2016 betrugen die Kosten für die Schnee-
Böschungsmäher (Bild: Christian Andersag) 30
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räumung durch Dritte gut 170 000 Franken. In diesem Winter sind diese Kosten schon jetzt bei Weitem übertroffen. Der Forstdienst arbeitet zentral von Sent aus. Dem Forstbetrieb ist auch die gemeindeeigene Sägerei angegliedert. Mehr dazu in den separaten Berichten in dieser «Bündner Wald»-Ausgabe. Zum Infrastrukturbetrieb gehören die Wasserversorgung und die Abwasserreinigung sowie alle Gebäude der Gemeinde. Die Wasserversorgung der fusionierten Gemeinde umfasst 38 Quellfassungen, 34 Brunnenstuben, 25 Reservoire und ein Leitungsnetz von rund 110 Kilometer Länge. Die EE-Energia Engiadina betreibt im Auftrag der Gemeinde 7 Trinkwasserkleinkraftwerke. Die Brauchwasserreserve beträgt 2 214 000 Liter. Für die Löschbereitschaft stehen rund 340 Hydranten und eine Löschwasserreserve von 3 850 000 Litern zur Verfügung. Insgesamt unterhält die Gemeinde 112 Dorfbrunnen. Den Überblick über diese gesamte Infrastruktur zu bewahren, ist für die Mitarbeiter der Wasserversorgung (momentan ein Brunnenmeister und zwei Mitarbeiter mit zusammen 150 Stellenprozenten) eine tägliche Herausforderung. 2017 wurde in Ftan ein neues Reservoir in Betrieb genommen. Aktuelle Projekte sind die Verbindung der Wasserversorgungen von Scuol und Tarasp (2017 – 2018) sowie die Zusammenführung der einzelnen Versorgungen in einem einheitlichen Prozessleitsystem. Dabei werden die alten Betriebszentralen in den einzelnen Fraktionen entfernt. Die Zentrale der Wasserversorgung befindet sich bei der ARA in Scuol. Die Abwasserreinigung umfasst sieben Anlagen und neun Pumpstationen. Die Abwasserleitungen haben eine Gesamtlänge von rund 220 Kilometer. Die Gemeinde beschäftigt einen Klärmeister und zwei Mitar-
beiter mit zusammen 150 Stellenprozenten. Die Sanierung der ARA Ardez sowie die Fertigstellung des GEP für Ftan und Scuol sind aktuelle Projekte für 2018. Als Folge der Fusion besitzt die neue Gemeinde Scuol relativ viele Gebäude. Das sind unter anderem sechs Verwaltungsgebäude, sieben Werkhöfe, sieben Schulhäuser (inkl. Kindergarten), sechs Turnhallen, fünf Wohnhäuser, 18 Alpgebäude, 29 Hirten- und Jagdhütten, ein Restaurant, ein Hallenbad und ein Freibad. Mittel- bis langfristig muss eine Strategie über die zukünftige Nutzung all dieser Gebäude erarbeitet werden. Die Gemeinde befindet sich nun im 4. Betriebsjahr nach der Fusion. Bedingt durch den Systemwechsel mit einer Geschäftsleitung haben die technischen Betriebe viele operative Aufgaben übernommen, welche früher Sache der einzelnen Vorstandsmitglieder waren. Der Arbeitsaufwand ist nicht zu unterschätzen. Die täglichen Arbeiten können zwar mühelos bewältigt werden. Aber die Bereinigung der Struktur und die Optimierung der Prozessabläufe innerhalb der technischen Betriebe brauchen mehr Zeit als zunächst angenommen. Dies ist nicht zuletzt auf die beiden Unwetterereignisse in den Sommern 2015 und 2017 und auf personelle Veränderungen zurückzuführen. Ich bin aber überzeugt, dass wir den richtigen Weg eingeschlagen haben und unser Einsatz in naher Zukunft Früchte tragen wird.
Arno Kirchen Leiter Technische Dienste CH-7550 Scuol a.kirchen@scuol.net
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Der Forstbetrieb Scuol stellt sich vor Der Forstbetrieb Scuol wurde im Jahr 2015 mit dem Zusammenschluss der Gemeinden Scuol, Sent, Tarasp, Ftan, Ardez und Guarda in die neue Grossgemeinde Scuol integriert. Das Jahr 2015 gilt somit als Aufbaujahr. Der 1. Januar 2016 ist das tatsächliche Geburtsdatum des neuen Forstbetriebs Scuol, welcher hier nun näher vorgestellt wird. Mit der Fusion der sechs ehemaligen Gemeinden wuchs das Gemeindegebiet auf 43 877 Hektar an (grösste Gemeinde der Schweiz), wovon 24 Prozent Wald oder Gebüschwald sind. Der Forstbetrieb bewirtschaftet dabei 8189 Hektar Gemeindewald und betreut rund 214 Hektar Privatwald. Rund 52 Prozent der gesamten Waldfläche sind Schutzwälder. Der Hiebsatz beträgt 15 050 Tfm. Mitarbeiter und Organisation Der Forstbetrieb beschäftigt aktuell 17 Mitarbeiter und stellt sich folgendermassen zusammen: 3 Revierförster 1 Forstsekretariat/Leiter Sägerei 2 Vorarbeiter 1 Seilkraneinsatzleiter 1 Forstwart-Maschinist 4 Forstwarte 1 Säger 4 Lernende
Die Hauptaufgabe des Forstbetriebs ist die Bewirtschaftung der Schutz- und Nutzwälder der Gemeinde Scuol. Rund die Hälfte des Hiebsatzes wird dabei in Eigenregie ausgeführt. Die andere Hälfte wird an Forst unternehmer vergeben. Die Kontrolle und der Unterhalt der Lawinenverbauungen gehören auch zur Aufgabe der Forstgruppe. Ein wichtiger Teil unserer Arbeit ist die Un-
terstützung der Werkgruppe. Rund 10 000 Mannstunden wenden wir für diese Aufgabe auf. Die Aufgaben der Forstgruppe wurden dabei klar definiert. So sind wir für den Unterhalt aller 630 Alleebäume der Gemeinde zuständig. Im Sommer als auch im Winter übernehmen wir die Verantwortung für den Unterhalt etlicher Wanderwege. Im Winter unterstützen wir die Schneeräumungsequipen personell als auch maschinell. Diese enge Zusammenarbeit mit der Werkgruppe bedarf einer guten Planung. So treffen sich die Betriebsleiter der verschiedenen Gruppen (Forst/Werk/Wasser) zusammen mit dem technischen Leiter einmal wöchentlich zu einer Koordinationssitzung. In der Sitzung geht es darum, die verschiedenen Maschinen der Gemeinde effizient einzuteilen sowie einen Wochenarbeitsplan für die Mitarbeiter zu erstellen. Ein grosser Vorteil dieses gemischten Betriebs ist sicher die ausgewogene Personalauslastung. Maschinen und Personal können so in verschiedenen Bereichen eingesetzt werden. Dank dieses Modells hat der Forstbetrieb ein zweites Standbein und dementsprechend auch mehr Möglichkeiten, Schlechtwetterarbeiten auszuführen. Für das Personal bedeutet das auch mehr Abwechslung und Vielseitigkeit in der Ausübung ihres Berufs. Die Forstwartausbildung hat in unserem Betrieb einen hohen Stellenwert. Wir verfügen im Bereich der Ausbildung über viel Erfahrung. Im Betrieb arbeiten ein WS-Instruktor, ein Seilkraninstruktor sowie zwei Prüfungsexperten. Dank dieser personellen Zusammensetzung, aber auch Dank des gut ausgerüsteten Maschinenparks sowie der gemeindeeigenen Sägerei können wir eine sehr professionelle und abwechslungsreiche Ausbildung anbieten. Jährlich führen wir einen Lehrlingsholzschlag durch. Die Lernen-
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Leiter Forst Antonin Hugentobler
Revierförster
Revierförster
Revierförster
Gisep Rainolter
Reto Caviezel
Antonin Hugentobler
Hauptaufgaben - Hoheitsaufgaben AWN - 6‘800 Nutzung pro Jahr (Guarda, Ardez, Tarasp)
Spezialaufgaben -
LeiNa KUFI / SIS Lehrmeister Unternehmereinsätze Öffentlichkeitsarbeit Forstwerkhöfe / Geräte Landschaftsqualität LNB
Hauptaufgaben - Hoheitsaufgaben AWN - 3‘950 Nutzung pro Jahr (Scuol, Ftan)
Hauptaufgaben - Hoheitsaufgaben AWN - 4‘200 Nutzung pro Jahr (Sent)
Spezialaufgaben - Energieholzcenter - Arbeiten für Dritte / Offerten - SIE – Projekte - Maschinenpark - Arbeitseinsätze - Invasive Neophyten
Spezialaufgaben -
Personalführung Koordination Forstgruppe BAR FIBU / Budget / Rechnungen Investitionsplanung Wald / Wild Branchenlösung Lawinenkommission
Organigramm Forstbetrieb Scuol. (zVg: Administraziun forestala Scuol)
den sind dabei für den gesamten Holzschlag selber verantwortlich. Unter Aufsicht pla nen sie den Holzschlag, führen diesen selbstständig aus und erstellen am Schluss eine Nachkalkulation der geleisteten Arbeit. So gewinnen die Lernenden einen Einblick in die Arbeit des Försters und können ihre geleistete Arbeit dank der Nachkalkulation besser reflektieren. Die verschiedenen Aufgabenbereiche und Verantwortlichkeiten der Revierförster wur den folgendermassen strukturiert: Wichtig ist, dass jeder Förster ein Hoheits gebiet betreut. Dies wird auch von der Be völkerung geschätzt. So hat jede Fraktion weiterhin einen Ansprechpartner für forstli che Fragen. In den jeweiligen Hoheitsge
bieten ist jeder Förster sowohl für die Ho heitsaufgaben als auch für die gesamte Holzschlagplanung – von der Holzernte bis zum Holzverkauf – zuständig. Maschinen Der Forstbetrieb Scuol ist gut ausgerüstet. Seit dem Herbst 2016 besitzen wir einen PM Trac (Forstspezialtraktor). Dank dieser Maschine können nun viele Arbeiten in Eigenregie ausgeführt werden. Der Traktor wird insbesondere in der Holzernte, aber auch viel für die Gartenholzerei sowie andere Kranarbeiten eingesetzt. Dank des Forstanhängers, welcher mit einer zusätzli chen Wanne ausgerüstet werden kann, können wir unser Holz vortransportieren Bündner Wald 33
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Mobilseilkran des RMI und PM Trac des Forstbetriebs Scuol. (Bild: Cla Duri Blanke)
sowie Äste oder Grünabfall auf die verschiedenen Deponien bringen. In diesem Winter haben wir unseren Forsttraktor erstmals auch für die Schneeräumung eingesetzt. Aufgrund der starken Motorisierung wurde der Traktor zusätzlich zum Schneepflug auch mit einer Schneeschleuder ausgerüstet. Dank dieser Massnahme wird die Maschine im Winter optimal ausgelastet. Im schneereichen Januar dieses Jahres konnten wir so 180 Maschinenstunden nur für die Schneeräumung leisten. Der grösste Teil der Holzbringung erfolgt bei uns immer noch mittels Seilkran. Aus diesem Grund wurde 2016 der Rinch da Maschinas Intercumünal (RMI) gegründet. Der RMI ist eine selbstständige öffentlichrechtliche Anstalt der Gemeinden Scuol und Zernez. Der RMI verfügt über einen neuen Mobilseilkran KMS 4000 mit Liftliner-Laufwagen sowie über eine konventionelle Seilkrananlage W30 mit zwei Bergwaldlauf
wagen (3500 Hybrid sowie Bergwald 3000). Um diese Maschinen optimal auszulasten, kommen die beiden Forstbetriebsleiter von Scuol und Zernez zweimal jährlich zusammen und erstellen gemeinsam eine Holzschlagplanung. Dank dieses modern eingerichteten Maschinenparks kann ein Grossteil der Holzschläge in Eigenregie ausgeführt werden. Mit den ortsansässigen Forstunternehmern pflegen wir eine sehr gute Zusammenarbeit. Für die Bergaufbringung im Ganzbaum verfahren stellen uns die Forstunternehmer der Region einen Baggerprozessor inkl. Maschinisten zur Verfügung. Fazit zwei Jahre nach der Fusion Bereits nach den ersten zwei Betriebsjahren stellen wir fest, dass der Forstbetrieb gut funktioniert. Selbstverständlich gibt es noch Bereiche mit Verbesserungspotenzial, an denen wir arbeiten. Ein Punkt, welcher klar
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unterschätzt wurde, ist das weitläufige Revier. So gehen viele Stunden nur für unproduktive Fahrten verloren. Der Organisations- und Planungsaufwand ist ebenfalls anspruchsvoller geworden. Somit fehlt leider oft die Zeit für die eigentliche Feldarbeit des Försters. Ein wichtiger Erfolgsfaktor bei einer Organisation dieser Grösse ist eine gute und klare Kommunikation zwischen den Verantwortlichen. Wünschenswert wäre daher ein gemeinsamer Standort für Förster und Führungspersonen im Bereich Werk/Bau. Ein grosser Vorteil dieser Reorganisation ist sicher die gute Stellvertreterregelung auf Försterebene. Der Erfahrungsaustausch zwischen den Förstern wird auch sehr ge-
schätzt. Die Arbeit ist sehr abwechslungsreich und dank der klar definierten Aufgaben hat man die Möglichkeit, sich auf einem oder mehreren Gebieten zu spezialisieren. Zum Schluss darf folgendes Fazit gezogen werden: Die Forstorgane sind mit der neuen Organisation zufrieden. Die Vorteile der Fusion überwiegen dabei die Nachteile klar!
Antonin Hugentobler Revier forestal Scuol CH-7554 Sent a.hugentobler@scuol.net
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Unwetterschäden Juli 2015 und Juli 2017 Nach der mehrwöchigen Hitzeperiode wurde das Unterengadin in den Tagen vom 22. bis 24. Juli 2015 von starken Niederschlägen heimgesucht. In den Seitentälern Val Plavna, Val S-charl, Val Lischana, Val Triazza und im Val d’Uina, welche sich alle auf Gemeindegebiet Scuol und auf der rechten Innseite befinden, wurden am Abend des 22. Juli zwischen 19.30 und 21.30 Uhr Niederschlagsmengen, welche deutlich über jenen der Durchschnittswerte lagen, gemessen. Die Niederschläge führten zu einer grossen Rüfenaktivität. Am späten Nachmittag des 23. Juli folgten erneut starke Gewitter. Diesmal traf es den Clozzabach, welcher mitten durch die Ortschaft Scuol fliesst. Ebenfalls davon betroffen war das Val Sinestra. Am Freitagnachmittag, 24. Juli, gingen nach heftigen Gewittern mit Hagelschlag in den Gebieten Triazza und Lischana grosse Rüfen nieder. Diese gelangen rund zwei Stunden
Weiler Pradella im Juli 2015 (Bild: Martin Keiser, AWN)
später in den Weiler Pradella resp. bei der Mündung des Val Lischana unterhalb Scuol in den Inn. Einordnung der Ereignisse Juli 2015 Niederschlag Der intensivste Niederschlag war am 22. Juli mit einer Niederschlagsmenge von bis über 200 mm zu verzeichnen. Die Hauptniederschlagsmenge ist innerhalb von drei Stun- den zwischen 19 und 22 Uhr niedergegangen. Der konvektive Gewitterniederschlag hat sich hauptsächlich im Bereich Val S-charl bis Val d’Uina entladen. Der Talboden mit Scuol lag nur am Rand der Niederschlags gebiete und hat eine deutlich geringere Niederschlagsmenge erhalten. Während dem Niederschlagsereignis vom 23. Juli wurde vor allem das Einzugsgebiet der Clozza getroffen. Mit einem Gesamtniederschlag von ca. 70 bis 80 mm ist das Ereignis geringer ausgefallen als am Vortag. Der Niederschlag ist jedoch innerhalb kurzer Zeit (ca. 18 – 19 Uhr) mit grosser Intensität (bis zu 100 mm/h) niedergegangen. Grösserer Hagelniederschlag konnte nicht festgestellt werden. Wiederum wurde das Haupttal mit Scuol nur am Rande getroffen. Der konvektive Gewitterniederschlag vom 24. Juli war mit einem starken Hagelniederschlag verbunden. Die maximale Niederschlagsmenge von bis zu 80 mm war auf zwei Niederschlagsschübe aufgeteilt. Wiederum wurde das Haupttal mit Scuol vom Niederschlag nur gestreift. Prozessablauf Durch die intensiven Niederschlagsereignisse wurden verbreitet Rüfen/Murgänge ausgelöst. Die Niederschläge fielen auf einen meist ausgetrockneten Boden, was zu einer
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Die Innmündung des Val Lischana nach den Ereignissen im Juli 2015. (Bild: Christian Poo)
schnellen Abflussmobilisierung beigetragen hat. Da sich die Einzugsgebiete geologisch und hydrologisch unterscheiden, konnten diverse Formen von Murgängen festgestellt werden (hoher/geringer Wasseranteil, erosiv etc.). Die starke Erosionskraft von Murgängen wurde im Val Lischana deutlich vor Augen geführt, während in anderen Bereichen nur eine geringe Erosion stattgefunden hat. Einordnung der Jährlichkeiten Bei der Einordnung der Niederschläge bestehen aufgrund der statistischen Möglichkeiten relativ grosse Unsicherheiten. Vergleicht man die Niederschlagsintensitäten mit der Punktstation Scuol, so resultieren Wiederkehrperioden von über 100 Jahren. Bezieht man die Niederschläge auf die Warnregionen von Meteo Schweiz, so kann der Niederschlag im Bereich eines 5- bis 10-
jährlichen Niederschlags eingeordnet werden. Betrachtet man jedoch die einzelnen Einzugsgebiete innerhalb der gesamten Warnregion ist mit Wiederkehrperioden > 50-jährlich zu rechnen. Seitens der Abflüsse/Murgangkubaturen bestehen keine Messreihen. Im Val Triazza wurde letztmals 1944 ein vergleichbares Ereignis dokumentiert. Im Bereich der Clozza besteht seit mehr als 200 Jahren kein vergleichbares Ereignis, das dokumentiert wurde. Das Ereignis vom 22. Juli in der Val Triazza kann zusammenfassend als 60- bis 80-jährliches Ereignis eingeschätzt werden. Die Kombination mit dem Ereignis vom 24. Juli ist als > 100-jährlich einzuordnen. Das Ereignis vom 23. Juli in der Clozza kann sicherlich als 30- bis 100-jährliches Ereignis eingeordnet werden. Die Unsicherheiten in der Ereignisdokumentation lassen jedoch keine genauere Einordnung Bündner Wald 37
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Notbrücke im Val S-charl nach dem Unwetter vom Juli 2015. (Bild: Christian Poo)
zu. Tendenziell kann von einem > 50-jährlichen Ereignis ausgegangen werden, da die Niederschlagsintensität ausserordentlich hoch war. Das Gesamtereignis Scuol 2015 mit den drei aufeinanderfolgenden konvektiven Niederschlagszellen kann als sehr aussergewöhnlich klassiert werden. Es muss als zufällig angesehen werden, dass die Niederschlagszellen an drei aufeinanderfolgenden Tagen jeweils die Einzugsgebiete um das Dorf Scuol getroffen haben. Schäden/Kosten Die Gesamtkosten für Sofortmassnahmen und Wiederherstellungsarbeiten von gemeindeeigenen Infrastrukturanlagen beliefen sich auf rund 1,3 Million Franken. Rund 300 000 Franken wurden durch Subventionsbeiträge von Bund und Kanton übernommen. Dank dem grosszügigen und namhaften Betrag von 450 000 Franken durch die Schweizer Patenschaft für Berg-
gemeinden, hatte die Gemeinde noch Restkosten von rund 600 000 Franken selbst zu tragen. Unwetter vom 29./30. Juli 2017 Zwei Jahre nach dem letzten Mal ist es wieder geschehen: Am Wochenende des 29. und 30. Juli 2017 sind Unwetter niedergegangen, die in den Fraktionen Scuol, Sent und Tarasp beträchtliche Schäden verursacht haben. Zum Glück wurde auch diesmal niemand verletzt. Die 15 Personen, die auf der Strasse nach S-charl unterwegs waren, wurden zwischen Erdrutschen eingeschlossen. In Zusammenarbeit mit der Rega, der Heli Bernina und der örtlichen Rettungskolonne konnten alle unversehrt gerettet werden. Für die ungefähr 50 im Weiler S-charl eingeschlossenen Personen richtete die Gemeinde eine Luftbrücke ein. Vom Samstagabend bis am Montagmittag gab es in S-charl keinen Strom.
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Auch an anderen Orten sind Schäden aufgetreten, und die Gemeinde musste verschiedene Strassen und Wege sperren. Die ersten Massnahmen hatten zum Ziel, grössere Schäden zu verhindern. Zudem hat die Feuerwehr gefährdete Stellen im Val Clozza (Scuol), in Pradella beim Val Triazza (Scuol) und im Val Zuort (Tarasp) überwacht. Danach ging es darum, die touristisch wichtigen Verbindungen so schnell wie möglich zu räumen und wieder zu öffnen, in erster Linie im Val S-charl und im Val d’Uina. Der Zivilschutz (Kompanie Maloja) hat spontan seine Unterstützung angeboten. So war es möglich, die Wege zu räumen und die zerstörten Brücken wenigstens provisorisch wieder instandzustellen. Knapp zwei Wochen nach den Unwettern waren die Wege zum grössten Teil wieder offen. Ab dem 12. August konnte auch das Postauto wieder nach S-charl fahren. Natürlich ist die Arbeit noch nicht getan. Die Aufräumarbeiten gehen weiter. Darüber hinaus sind verschiedene Projekte für den definitiven Wiederaufbau der zerstörten Objekte auszuarbeiten, was in Zusammenarbeit mit Fachspezialisten und mit den entsprechenden kantonalen Ämtern erfolgt.
Val S-charl bei einem der ersten Erkundungsflüge Ende Juli 2017. (Bild: Martin Keiser, AWN)
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Herausforderungen der Lawinen bauten in Ftan, Plütschessa Schnee ist ein faszinierendes Element. Gerade in unserem touristisch geprägten Kanton ist er ein entscheidender Faktor für das Gelingen oder eben Misslingen der Wintersaison. Häufig hat es für unseren Geschmack zu wenig davon, aber manchmal auch zu viel. Nach wie vor treten, wie im vergangenen Winter, Perioden mit extremen Schneefällen auf, welche dann auch zu grosser Lawinengefahr führen. In diesem Artikel vermittelt der Autor einen Einblick in die Lawinengeschichte sowie in die Herausforderungen bei der Realisierung von Lawinenschutzbauten im Gebiet Plütschessa oberhalb der Fraktion Ftan in der Gemeinde Scuol.
schlossen. Nebst den Stützverbauungen, bestehend aus Schneebrücken aus Stahl und Beton sowie Schneenetzen, fallen besonders auch die Massnahmen gegen Schneeverfrachtung auf. Plütschessa befindet sich geologisch betrachtet im Bereich des Unterengadiner Fensters. Die teilweise auftretende Bündnerschiefer sowie Serpentine verwittern schnell und bilden tonige, rutschanfällige Lockergesteine 1. Zudem tritt teilweise eine hohe Wassersättigung auf. Der gesamte Hang nördlich von Ftan ist ein Rutschgebiet. Davon zeugen beispielsweise der schiefe Kirchturm sowie Risse an Hausfassaden in gewissen Ortsteilen.
Situation Das Verbauungsgebiet Plütschessa erstreckt sich oberhalb vom Dorfeil Ftan Grond auf einer Höhe zwischen 2200 und 2500 m ü. M. Das SE bis S orienterte, mässig geneigte, muldenförmige Anrissgebiet wird oben durch flächiges Gelände abge-
Lawinengeschichte Zitat: Nell Anno 1720. Die 8 Febraro, la saira allas 8. horas d'not, efendo gran gonaccia, s'alvantet sü'l mont Minschun una lavina, chi currind giu per Plitschessa, passand oura Clünas rumpet giù guaut, e desolet tuot la contrada da Muliner, aviand da fuond oura splanà 13 casas … nellas qualas 29 personas … 2 Das einzige, dafür umso gravierendere Lawinenschadenereignis aus dem Gebiet Plütschessa mit Schäden im Siedlungsgebiet datiert aus dem Jahr 1720 (13 Häuser zerstört, 13 weitere beschädigt, 29 Todesopfer). Bis in die 1980er-Jahre sind in grösseren Zeitabständen gefährliche Lawinen mit grosser Reichweite aufgetreten.
Abbildung 1: Lawinenverbauungsgebiet Plütschessa mit Stahlschneebrücken, Schneenetzen (Mitte) und Triebschneezäunen (oben). (Bild: N. Pitsch)
Herausforderungen In den 1950er Jahren wurden in Plütschessa die ersten Anrissverbauungen erstellt (VOBAG Werke aus Beton). Die Lawinenschutzbauten wurden in mehreren Etappen bis 2009 erweitert und ergänzt. Während der letzten Bauetappe 2003 bis 2009 wurde ein grosser Teil der VOBAG-
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Werke durch Stahlschneebrücken und 1 . Zudem wurden Schneenetze ersetzt umfangreiche Entwässerungsmassnahmen vorgenommen und Triebschneezäune erneuert. Der Autor war als Projektverfasser und Bauleiter im Auftrag der damaligen Gemeinde Ftan beziehungsweise vom Amt für Wald und Naturgefahren Graubünden (AWN) im Einsatz. Spezielle Herausforderungen ergaben sich hierbei insbesondere aufgrund der Baugrundverhältnisse. Nachfolgende Abschnitte enthalten Informationen hierzu im Zusammenhang mit der Realisierung von Schneenetzen und Triebschneezäunen. In einem durch Baugrundbewegungen besonders betroffenen Bereich vom Verbauungsgebiet hatten sich die VOBAG-Werk reihen während der gut 45-jährigen Standdauer stark verschoben und die Werke standen teilweise kurz vor dem Zusammenbruch. Dank der flachen Fundierung mit Betonsockel konnten die Werke die Kriechbewegungen mitgehen und überhaupt solange stehen bleiben. Stahlschneebrücken mit ihrer starren Konstruktion und den langen Mikropfählen kamen somit in diesem Bereich als Ersatzbauten nicht infrage. Schneenetze Daher wurde die Verwendung von Schneenetzen mit ihrem flexiblen Oberbau in Betracht gezogen. Auch die Verankerung ist bei diesem Bautyp wenig sensibel gegenüber Kriechbewegungen, sofern Drahtseilanker für die Aufnahme der Zugkräfte und für die Pendelstützen Grundplatten verwendet werden (anstatt Mikropfähle, Abbildung 2). Zudem lässt sich dieser Bautyp nachträglich neu ausrichten. Der reibungsarme und kriechende Baugrund (geringer Widerstand) und die erforderliche grosse Werkhöhe von vier Meter (hohe An-
Abbldung 2: Prinzipskizze Schneenetz mit Spiralseilanker und Grundplatte. (Quelle: Geobrugg, abgeleitet)
kerkräfte) stellten eine besondere Herausforderung für die Verankerung der Schneenetze dar. Zudem bringt die Konstruktionsart dieses Bautyps mit sich, dass die Zugkräfte über nur einen bergseitigen Anker pro Werkfeld aufzunehmen sind. Verschiedene Untersuchungen und die Vorversuche (Probebohrungen) ergaben erforderliche Ankerlängen von bis zu 39 Meter! Solche Ankerlängen sind auf einer Gebirgsbaustelle im Lawinenverbau nicht handhabbar. Folgende Massnahmen wurden ergriffen, um machbare Ankerlängen von maximal zehn Meter zu erreichen: – Durchführung von Nachinjektionen – Verwendung von Doppelankern Damit konnten die Gebrauchskräfte der Verankerungen erheblich erhöht werden. Bei einer Nachinjektion wird zunächst im Bohrloch eine gewöhnliche Injektion mit Ankermörtel über einen ersten Schlauch entlang dem Drahtseilanker durchgeführt. BeBündner Wald 41
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Die Schneenetze haben sich während der nun zehnjährigen Standdauer grundsätzlich bewährt. Einige in Schieflage geratene Pendelstützen mussten nachgerichtet werden. Dies erfolgte, manuell und ohne Demontage, durch einfaches Verschieben der Druckplatten.
Abbildung 3: Ein 10 m langer Drahtseilanker mit Injektonsrohr (schwarz) und Nachinjektonsrohr (weiss) wurde bereitgestellt. (Bild: N. Pitsch)
vor die erste Injektion aushärtet, wird mit hohem Druck (bis 50 bar) Zementmilch über einen zweiten Schlauch eingebracht. Im Bereich von Sollbruchstellen tritt die Zementmilch aus dem Schlauch, bricht die umhüllende Mörtelsäule und wird seitlich in den Baugrund gepresst. Die vorhandene Mörtelsäule verhindert hierbei, dass die Zementmilch zurück an die Oberfläche fliesst.
Triebschneezäune Mit insgesamt 800 Meter Triebschneezäunen gehört Plütschessa zu den grösseren Verbauungsgebieten in Bezug auf Massnahmen zum Schutz vor Schneeverfrachtungen. Diese den Stützverbau ergänzende Massnahme ist hier unabdingbar. In einigen Bereichen mit Vernässungen traten beim ursprünglichen lotrechten Zauntyp aus Stahlstützen und diagonal angebrachten Abstützungen mit Sprengankern Schäden durch Frosthebung auf (Abbildung 5 im Hintergrund). Dieser Bautyp wurde, wo erforderlich, durch eine einfachere Holzkonstruktion ersetzt. Die neue, dreieckförmige Tragkonstruktion ist selbststehend und benötigt daher keine Verankerung (Abbildung 5 im Vordergrund).
Abbildung 4: Die Schneenetze und Triebschneezäune erfüllen ihren Zweck nach den grossen Schneefällen im Januar 2018. (Bild: A. Hugentobler) 42
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Abbildung 5: Im Lee der Triebschneezäune hat sich eine beträchtliche Schneeablagerung gebildet. (Bild: N. Pitsch)
Quellen 1 Projektunterlagen Lawinenverbauungsprojekt Plütschessa 2003 – 2009, diverse Unterlagen, AWN Zuoz. 2 Auszug aus dem Kirchenbuch von Ftan, Matricula da battaisems, copulaziuns e mortoris a Ftan 1699 – 1854.
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Aus der Lerndokumentation: Der Europäische Biber Der Biber, lateinisch Castoridae, romanisch Castor, gehört zur Gruppe der Säugetiere. Es gibt weltweit zwei Biberarten: Der Kanadische und der Europäische Biber. Der Kanadische Biber ist etwas grösser als der Europäische Biber, der auch bei uns im Engadin wieder einen Lebensraum gefunden hat. Der Biber steht unter Artenschutz in der Schweiz und darf daher nicht bejagt werden. Aussehen Der Biber hat ein graues bis dunkelbraunes Fell. Der Körper ist länglich und rund geformt. Das wohl auffallendste Merkmal des Bibers ist sein platter Schwanz. Dieser besteht aus Horn, wie die menschlichen Fingernägel. Die Wirbelsäule führt im Innern des Schwanzes bis zur Schwanzspit-
ze. Ausser der Wirbelsäule, den Sehnen und dem Fett gibt es nichts unter der Hornschicht. Der Biber speichert im Schwanz aber Fett für den Winter. Auch benutzt er den Schwanz zur Alarmierung bei Gefahr, indem er mit ihm aufs Wasser schlägt. Ebenso benutzt er den Schwanz als Ruder zum Steuern beim Schwimmen und Tauchen. Die hinteren Füsse sind mit Schwimmhäuten ausgerüstet, damit kann er sehr gut schwimmen. Die vorderen Füsse benutzt der Biber als Greifhände, mit denen er sehr geschickt ist. Gewicht und Grösse Ein ausgewachsener Biber kann bis zu 30 Kilogramm werden. Er erreicht eine Länge von 130 Zentimetern, der Schwanz hat eine Länge von etwa 30 Zentimetern.
Biotop Biberbau
Fläche 1
Fläche 2
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© CNES, Spot Image, swisstopo, NPOC, public.geo.admin.ch
50
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150m
Massstab 1: 5,000 Gedruckt am 18.06.2017 17:05 https://s.geo.admin.ch/73e7177f31 www.geo.admin.ch ist ein Portal zur Einsicht von geolokalisierten Informationen, Daten und Diensten, die von öffentlichen Einrichtungen zur Verfügung gestellt werden Haftung: Obwohl die Bundesbehörden mit aller Sorgfalt auf die Richtigkeit der veröffentlichten Informationen achten, kann hinsichtlich der inhaltlichen Richtigkeit, Genauigkeit, Aktualität, Zuverlässigkeit und Vollständigkeit dieser Informationen keine Gewährleistung übernommen werden.Copyright, Bundesbehörden der Schweizerischen Eidgenossenschaft. http://www.disclaimer.admin.ch Warnung: diese Daten kommen von einem Drittanbieter. Verfügbarkeit wird durch Drittanbieter gewährleistet. Es gelten zusätzlich die Bedingungen der entsprechenden Datenherren.
Abbildung 1: Luftbild Pradella. (Quelle: GeoAdmin mit eigens ergänzten Angaben) 44
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Alter Biber werden in freier Natur durchschnittlich zehn Jahre alt. Es gibt aber auch einzelne, die bis 25 Jahre alt werden. Lebensweise und Lebensort Die Biber leben in und am Gewässer, das heisst, sie sind auf das Wasser angewiesen. Sie brauchen aber auch das Land als Nahrungsquelle und auch, um Baumaterial für den Bau zu sammeln. Der Biber ist mit seinem Schwanz und den Schwimmhäuten sehr gut an das Leben im Wasser angepasst. Wenn er auf Tauchgang geht, passt er die Vorderbeine an den Körper an und kann somit schneller schwimmen. Mit den kräftigen Ruderbewegungen der Hinterbeine bewegt er sich fort. Er benutzt dabei nur seinen Schwanz zum Steuern. Beim Tauchen verschliesst er Nase und Ohren. Ein Tauchgang kann bis zu 15 Minuten dauern. In den meisten Fällen taucht er jedoch nach zwei bis drei Minuten wieder auf, wenn keine Gefahr droht. Im Winter, wenn die Flüsse zugefroren sind, taucht er sogar unter dem Eis. Damit dies jedoch funktioniert, muss er ein Loch in seinen Biberdamm machen, somit fliesst ein wenig Wasser ab. Dann entsteht unter dem Eis eine Luftschicht. Er legt auch Futterreserven an, um auch Nahrung im Winter zu haben. Da er keinen Winterschlaf macht, ist das überlebenswichtig. Biber leben in Kolonien. Eine Kolonie besteht aus dem erwachsenen Pärchen und seinen Jungen. Der Nachwuchs verlässt die Familie erst nach zwei Jahren. Die jugendlichen Biber müssen neue Kolonien gründen. An Land ist der Biber langsamer unterwegs. Wird er bedroht, hüpft er sofort in Richtung Wasser. Wenn er an Land ist, ist er ein richtiger Holzfäller, aber ohne Motorsäge, sondern mit seinen langen Schneidezähnen
Abbildung 2: Solch grosse Stücke beisst der Biber aus dem Stamm, wenn er einen Baum fällt. Erstaunlich diese Kraft, die dieses Tier in seinem Kiefer und Kopf besitzt. (Bild: Luca Maskos)
und seinem starken Kiefer nagt er ganze Baumstämme und Äste durch. Er erhält somit Nahrung und Baumaterial für den Bau seiner Unterkunft. Biberbau Der Biber baut meistens an genügend hohen Ufern, lediglich einen Erdbau aus Sand und Ton, den er innen noch mit Pflanzenmaterial auskleidet und dessen Eingangsröhre sich unter Wasser befindet. Ist das Flussbett, zum Beispiel wegen eines zu hohen Wasserstands, nicht hoch genug, um seinen Bau unterirdisch zu bauen, errichtet der Biber eine aufgesetzte Burg im Uferbereich, so wie am See bei Pradella. Hierfür verwendet er zusätzlich auf dem eigentlichen Erdbau Zweige und Äste, die mithilfe von Lehm befestigt und kunstvoll zu einem mehrere Meter breiten und hohen Turm gestapelt werden. Die Unterkunft ist klimatisch gut isoliert: Im Sommer betragen die Temperaturen im Bau bei 30 °C Aussentemperatur etwa 18 bis 20 °C, im Winter bei Aussentemperaturen von – 20 °C herrschen im Bau immerhin Temperaturen von – 3 bis + 2 °C. Nahrung Der Biber ist Vegetarier. Er ernährt sich nicht, wie viele meinen, von Fisch. Bündner Wald 45
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Im Sommer ernährt er sich ausschliesslich von frischen Trieben. Im Wasser ernährt er sich von Wasserlilien, Seerosen, Rohrkolben und Schilf. Im Winter ernährt er sich von Baumrinden. Er legt aber auch mit zwei bis drei Meter langen Ästen einen Wintervorrat in der Nähe seines Baus an. Als Vorratskammer dient oft auch das Wasser unter dem Bau, wo der Biber die Äste einhängt und bei Bedarf dann als Nahrung verbraucht. Es werden verschiedene Weichholz-Laubbäume wie Espen, Birken, Haselnüsse, Pappeln und Weiden als Nahrungsquelle genutzt. Fortpflanzung Biber sind monogam, sie haben das ganze Leben den gleichen Partner. Nur im Fall des Absterbens seines Partners sucht er sich einen neuen Partner. Sie leben in kleinen Familien zusammen. Diese besteht aus den Eltern und den Jungen, die bis zum zweiten Lebensjahr bei ihnen bleiben. Die Paarung der Biber findet unter Wasser statt. Sie erfolgt zwischen Januar und April. Nach einer Tragzeit von 105 bis 109 Tagen kommen drei bis fünf Junge auf die Welt, das heisst
Ende April bis Ende Juni. Diese sind bereits voll behaart und können sehen. Die Biberjungen werden etwa zwei bis zweieinhalb Monate gesäugt. Nach acht Tagen beginnen sie jedoch bereits Pflanzenkost aufzunehmen. Nach sechs Wochen im Biberbau machen sie zusammen mit den Eltern Ausflüge ausserhalb des Baus. Sie können da bereits schwimmen. Das Tauchen müssen sie aber noch lernen. Gegebenheiten Beobachtungsort Der Beobachtungsort liegt in Pradella, am Stausee der Engadiner Kraftwerke. Hier kann man seit dem 8. Mai 2008 wieder Biber beobachten und ihre Tätigkeiten am Ufer des Inns gut erkennen. Ich habe mich daher für den Biber und sein Leben am Inn entschieden, um über die Naturbeobachtungen zu schreiben. Aber auch, weil mich das Tier schon zu Zeiten der Primarklasse fasziniert hat und ich damals bereits einen Vortrag geschrieben habe. Um mir die Beobachtung leichter zu machen, habe ich mir vorgenommen, ein gewisses Stück am
Abbildung 3: Biberbau Pradella aus der Nähe. (Bild: Luca Maskos) 46
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Abbildung 4: Spuren im Biotop. (Bild: Luca Maskos)
Inn mehrmals zu besuchen, um allfällige Veränderungen durch den Biber erkennen und dokumentieren zu können. Ich habe meine Beobachtungen, besonders am Inn ufer entlang, vom Stausee Pradella bis zur Langlaufbrücke bei der Sarinera sowie auch im Biotop von Pradella gemacht. Einen Bi ber habe ich leider jedoch nie zu sehen be kommen, da er vor allem am späten Abend oder in der Nacht aktiv ist. Und auch dann ist eine Sichtung des scheuen Tiers nicht garantiert. Beobachtungszeit Meine Beobachtungen machte ich im Zeit raum vom 29. April 2017 bis zum 8. Juni 2017. Mithilfe von Fotos kann ich zeigen, dass der Biber in Pradella sehr aktiv war. Ich konnte jedoch auch feststellen, dass es Zei ten gab, wo er seine Aktivitäten eingestellt hatte. In dieser Beobachtungszeit konnte ich sehr viel über den Biber von Pradella he rausfinden. Beobachtungen Die ersten Beobachtungen (29. April 2017) Ich begab mich am 29. April das erste Mal nach Pradella, um mir einen Überblick zu
verschaffen. Ich habe all diese Stellen (siehe Abbildung 1), besucht und verschiedene Beobachtungen gemacht. Ich war sehr er staunt, was ich da alles sehen konnte, wenn man sich etwas genauer mit dem Tier be schäftigt. Biberbau In Pradella habe ich zuerst den Biberbau aufgesucht. Diesen findet man sehr leicht auf der anderen Uferseite (Pradella-Seite). Man kann gut erkennen, dass der Bau aus Ästen und Schlamm gebaut wurde. Der Ein gang des Baus befindet sich unter Wasser. Als ich dann am Pradellasee-Damm, direkt gegenüber der Biberburg, stand, entdeckte ich einen kleinen, aber richtig ausgelaufe nen Biberpfad. Dieser führte auf direktem Weg vom Wasser über den Damm ins ge genüberliegende Biotop. Biotop Im Biotop fand ich noch frisch angefresse ne Bäume, mit diesen passierte jedoch auch bei späteren Beobachtungen nichts mehr. Ich vermute, dass er gestört wurde. Solche Bäume und Sträucher findet man oft. Ich habe festgestellt, dass der Biber Bündner Wald 47
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einen einmal angenagten und verlassenen Stamm nicht noch einmal weiterbearbeitet. Fläche 1 Anschliessend besuchte ich die Fläche 1 oberhalb des Stausees auf der Karte. Hier gab es keine frischen Spuren oder frisch gefällte Bäume, da hatte er bereits seine Arbeit getan oder er hatte gemerkt, dass sein Plan nicht aufgeht. Fläche 2 In dieser Fläche hatte ich mit meinen Beobachtungen Glück, da ein Biber hier erst vor Kurzem zu Werke ging. Der Biber hatte dort einen kapitalen Baum gefällt. Dieser Baumstamm hatte einen Umfang von 82 Zentimetern. Auch hier hatte er den Baum als Nahrung und als Baumaterial verwendet. Wochen später jedoch konnte ich noch einen weiteren möglichen Grund für die Fällung dieses Baums erkennen. In dieser Fläche 2 hatte er auch kleinere Bäume und Sträucher gefällt. Faszinierend ist, dass jedes Stück ziemlich genau ein Meter lang ist. Auch diese Nagespuren waren sehr frisch. Der zweite Besuch (15. Mai 2017) Nachdem ich in den Ferien gewesen war, hatte ich am 15. Mai alle Stellen aufgesucht und konnte nur am Biberbau und in der Fläche 2 neue Tätigkeiten des Bibers feststellen. Der Weg ins Biotop wurde nicht mehr benutzt. Ich vermute, dass dies mit der am 1. Mai angefangenen Fischereisaison zu tun hat. Der Pradellasee wird sehr stark befischt und der Biber dadurch sicher gestört. Er muss sich zuerst an die neue Situation anpassen. Neu angefangene oder gefällte Bäume gab es im Biotop und in der Fläche 1 nicht mehr.
Biberbau Als ich mit dem Feldstecher den Bau genauer anschaute, konnte ich sehen, dass der Biber frische Zweige auf den Bau gelegt hatte. Dadurch, dass der Inn mehr Wasser führte, musste er möglicherweise Löcher am Bau reparieren. Fläche 2 Bereits beim letzten Besuch waren dort einige Bäume gefällt worden. Da dieses Mal jedoch mehr Wasser kam, konnte ich den Sinn seiner Arbeit, die er einige Wochen zuvor vornahm, jetzt sehr gut erkennen und interpretieren. Die vorher durch den Biber gefällten Bäume stauten nun das stark fliesende Schmelzwasser auf. Es bildeten sich im Uferland Kanäle und kleinere Wasserbecken. Bei Recherchen konnte ich herausfinden, dass Biber diese Kanäle als schnelle Fluchtwege und zum Abtransport von Baumaterial benutzen. Man kann also hier den Zweck und das Vorhaben deutlich erkennen, obwohl eine volle Stauung des Inns ja nicht möglich ist. Spülung des Stausees (7. bis 9. Juni 2017) Vom 7. bis zum 9. Juni wurde im Pradellasee eine Spülung durchgeführt. Mein Besuch bestand darin nachzuschauen, ob der Biberbau beschädigt oder gar zerstört wurde. Als ich dort war, konnte ich feststellen, dass der Bau noch da war. Für mich war fragwürdig, ob der Biber dadurch eventuell den Bau verlassen hat und ein neues Territorium aufgesucht hat. Dieses Mal konnte ich in allen Flächen keine neuen Spuren entdecken. Ich vermute, dass es sehr wahrscheinlich Nachwuchs gegeben hat und die Bibereltern ihre Tätigkeiten ein wenig eingestellt haben. Ein weiteres Motiv könnten auch die grossen Schmelzwassermengen sein.
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Biber Schweiz In der Schweiz leben heute rund 2000 Biber. Diese leben vor allem in Flüssen und Bächen. Dies war aber nicht immer so. Vor 200 Jahren war der Biber in der ganzen Schweiz ausgerottet. Etwa Mitte des 20. Jahrhunderts wurde der Biber wieder angesiedelt und seit 1962 steht er in der ganzen Schweiz unter Schutz. Vor allem in der West- und Nordschweiz kommt er zahlreich vor. Konzept Biber Schweiz Es wurde vom BAFU und von den Kantonen ein Konzept für den Biber erstellt. Ziel dieses Konzepts ist der geregelte Umgang mit dem Biber, damit sich in der Schweiz von selbst eine überlebensfähige Biberpopulation entwickelt. Dieses Konzept zeigt Biberaktivitäten sowie auch die Artenvielfalt in den Gewässern und die Konflikte auf, die es mit dem Biber geben kann. Schlusswort Zum Abschluss meiner Naturbeobachtungen möchte ich noch erwähnen, dass es sehr spannend sein kann, wenn man die Lebensweise eines nicht alltäglichen Tiers beobachtet. Man entdeckt immer wieder Neues und versucht dies zu interpretieren.
Abbildung 5: Dieser Baumstamm hatte einen Umfang von 82 Zentimetern. Auch hier hatte er den Baum als Nahrung und als Baumaterial verwendet. Wochen später jedoch konnte ich noch einen weiteren möglichen Grund für die Fällung dieses Baums erkennen. (Bild: Luca Maskos)
Luca Maskos Forstwartlehrling CH -7550 Scuol lucimaskos@gmail.com
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Il Parc Naziunal Svizzer – ün spazi da vita unic L’Engiadina, impustüt l’Engiadina Bassa es, grazcha a l’exposiziun da la val, grazcha al clima, grazcha als divers s-chalins d’otezza ed eir grazcha a la cultura, richa illa diversità da biotops. La tscheppa tanter las terrassas süllas costas expostas al süd, gods d’urugal, gods da larsch pasculats, gods da tieu, gods da dschember, ogna ed otra fö glia lung l’En, sun be ün pêr exaimpels. Sper quists spazis richs da vita illa regiun culturala vaina amo ün s-chazi unic in Svizra e quai es il Parc Naziunal Svizzer, ingio chi regna daspö bundant 100 ons la protec ziun dals process. In noss gods provaina cun fadia da ragiundscher ils böts ecologics e quia vaina sün üna gronda surfa tscha da 170 km2 ün biotop unic. Eu n’ha adüna darcheu l’occasiun da ma nar a gruppas da silviculturs in nos Parc ed eu sun adüna darcheu stutta cha divers d’els han fadia cun l’aspet dal god ‘natü ral’. Tuots nu vezzan eir la bellezza ecolo gica cun chaminar tras quels gods ed im
La Val Cluozza, ün exaimpel tipic per la cuntrada dal
pustüt esa greiv da s’imaginar che chi voul dir da nun intervgnir e quai daspö bundant 100 ons. Oters percunter sun fascinats da pudair contemplar ils girs da vita, observar il svilup ed ils process chi han quia man li ber. Observond il god aint il Parc mo eir oters gods da muntogna, pensa suvent als in scunters cun Niculin Bischoff o a las excur siuns cun Ernst Ott. Tuots duos d’eiran da l’avis da laschar dvart models ed aspettati vas, percunter pledaivna da drivir ils ögls, dad observar e d’ imprender a leger il god da muntogna e cha lura ans quinta quel co chi til es da sustgnair per ragiundscher plü svelt ils böts. Observar ed imprender da la natüra d’eira eir la devisa dals fundaturs dal Parc. Na be Steivan Brunies, eir Johann Wilhelm Coaz, Carl Schröter ed ils cusdrins Sarasin han a seis temp pledà, sper quai cha’l Parc dess esser ün territori protet dad intervenzi uns umanas, eir per quai ch’el saja ün grond labor suot tschêl avert. Dar respostas a tschertas dumondas, observond la natüra, es üna basa importanta dal Parc Naziunal. Ed uschè s’haja observà e perscrutà daspö la fundaziun dal Parc e quist labor unic ha eir dat fingià diversas respostas a dumondas avertas, suvent respostas inaspettadas. Ün exaimpel es l’observaziun d’üna muria da tieus illa regiun dal Pass dal Fuorn. I s’ha constatà cha’ls bulais parasits Hallimasch ed il bulai da ragisch attachan ils tieus e tils dis fan. E cun tour provas dals Hallimaschs s’haja chattà oura cha singuls individuums s’extendan sur grondas surfatschas. Il plü grond Hallimasch es sur 800 meters lung e s’extenda sün üna surfatscha da 37 hecta ras. Uschè es quist Hallimasch il plü grond e cun ün’età da sur 1000 ons eir il plü vegl bulai cuntschaint in Europa.
Parc Nazuinal Svizzer. (fotografia: Hans Lozza, PNS) 50
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Il god da müf rapreschainta la successiun natürala in möd exemplaric. (fotografia: Hans Lozza, PNS)
Otras observaziuns sun dedichadas al svilup e müdamaint da la vegetaziun. Josias Braun-Blanquet ha cumanzà fingià avant passa 100 ons a cartografar la vegetaziun – lingias da datas unicas in Europa. Eir la successiun dal god da tieu es da grond interess. Quists gods chi s’inscuntra sün üna gronda surfatscha dal Parc Naziunal, sun creschüts davo il sursfrüttamaint dals god in connex cun las minieras, las chalcheras e las charbuneras sül Pass dal Fuorn. Co as sviluppan gods da tieu da muntogna sainza intervenziun? Las observaziuns fattas fin hoz nu conferman las supposiziuns fattas da plü bod, cha tals gods restaran sco chi sun. Vi e plü as vezza eir ringiuvnimaint da dschember e larsch in quists gods ed ils models prevezzan a lunga vista cha’l dschember rimplazzarà il tieu. Uschè daja blers exaimpels dad observa ziuns e perscrutaziuns interessantas fattas
i’l Parc e quai eir our dal punct da vista forestal. La protecziun e la retschercha sun duos böts dal Parc Naziunal ed il terz es l’infuormaziun. No eschan in oblig da comunichar la valur da quist territori mo eir da las perscrutaziuns fattas. Sper las publicaziuns scientificas es gnü edi dal 2014 l’atlas dal Parc Naziunal Svizzer, ün’ourva cumplessiva, interessanta e bain inclegiantaivla per minchün. Mo no nu dain inavant resultats da re tscherchas, d’observaziuns fattas e dal savair be in fuorma da palperi o in fuorma digitala. Eir il contact direct cun creschüts ed uffants ans sun da grond’importanza. Uschè pudaina dar inavant istorgias, nos savair e nossa fascinaziun per la natüra, pels spazis da vita e pel Parc Naziunal in fuorma d’excursiuns o dis d’aventüra o simplamaing observond insembel il gir natüral in quist spazi da vita unic!
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Landgasthof Val d’Uina
Landgasthof
VAL D’UINA Sur En
Il plü vegl Hallimasch cuntschaint in Europa as rechatta aint il Parc Naziunal Svizzer. (fotografia: WSL)
Deutsche Zusammenfassung Das Engadin hat dank seiner Ausrichtung, dank dem Kontinentalklima, dank verschiedenster Höhenstufen und dank seiner Kultur eine grosse Biotopvielfalt. Nebst diesen reichen Lebensräumen in der Kulturlandschaft haben wir noch einen einzigartigen Lebensraum, nämlich den Schweizerischen Nationalpark, wo seit mehr als 100 Jahren der Prozessschutz an oberster Stelle steht. In den Wäldern ausserhalb des Parkes versuchen wir, aktiv und gezielt Altholzinseln zu fördern und ökologische Ziele zu erreichen, und mit dem Nationalpark haben wir auf 170 km2 ein einzigartiges Biotop. Ich habe immer wieder die Gelegenheit, Förstergruppen in unseren Park zu begleiten und ich bin immer wieder darüber erstaunt, dass einige mit dem «Naturwald»Anblick Mühe haben. Nicht alle sehen die ökologische Schönheit des Waldes. Andere sind fasziniert, den Lebenslauf des Waldes hautnah erleben zu können und dessen Entwicklung und Prozesse, die hier seit gut 100 Jahre freien Lauf haben, beobachten zu können. In solchen Momenten erinnere ich mich an die Begegnungen mit Niculin Bischoff oder an die Exkursionen mit Ernst Ott. Beide meinten, man solle Modelle und Erwartungen im Gebirgswald durch Beobachtungen ersetzen. Hinschauen und lernen, den Gebirgswald zu lesen. Er erzählt uns, wie er funktioniert und wie wir ihn unterstützen können. Beobachten und lernen war auch die Devise der Nationalparkgründer. Sie plädierten nebst einem von menschlichen Eingriffen geschützten Gebiet auch für ein grosses Freiluftlabor. Das Suchen von Antworten aufgrund von Naturbeobachtungen gehört zu den Kernaufgaben des Schweizerischen Nationalparks.
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Excursiuns, guidadas dal persunal dal PNS fuorman üna part fich importanta da la lavur publica dal PNS. (fotografia: Hans Lozza, PNS)
Ein Beispiel ist die Beobachtung der absterbenden Bergföhren im Ofenpassgebiet. Verantwortlich dafür sind vor allem Wurzelschwamm und Hallimasch, welche die Wurzeln der Bäume befallen und zersetzen. Laboranalysen von Hallimaschproben zeigten, dass sich einzelne Pilzindividuen unterirdisch über grosse Flächen ausbreiteten. Der grösste Hallimasch hat eine Ausdehnung von 800 Metern und erstreckt sich über ein Gebiet von 37 Hektar. Damit ist dieser Hallimasch der grösste und mit mehr als 1000 Jahren der älteste bekannte Pilz Europas. Ein anderes Beispiel ist die Sukzession der Bergföhrenwälder. Die Nationalparkwälder sind auch noch 100 Jahre nach der Parkgründung von den früheren Kahlschlägen für die Eisenhütten, die Kalkbrennöfen und die Köhlerei geprägt. Modelle der zukünftigen Waldentwicklung zeigen, dass die Dominanz der Bergföhre im Laufe von Jahrhunderten abnimmt und mit grosser Wahrscheinlichkeit durch Arve und Lärche
ersetzt wird. Längerfristig wird wohl auch die Lärche verdrängt, da sie sich kaum mehr verjüngen dürfte. Der Schutz und die Forschung sind neben der Information die wichtigsten Ziele und Aufgaben des Nationalparks. Uns liegt aber auch der direkte Kontakt mit den Menschen am Herzen. So können wir auf Exkursionen oder während Erlebnistagen Geschichten weitergeben, unser Wissen und unsere Faszination für die Natur und die wunderbaren Lebensräume mit Gross und Klein teilen. Das gemeinsame Beobachten und die natürlichen Prozesse erfahren – das macht diesen einzigartigen Lebensraum noch reicher!
Anna Mathis indschegnera forestala e collavuratura dal PNS Bagnera 176, CH-7550 Scuol mathis-nesa@gmx.ch
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Landschaftliche und ökologische Vielfalt in der Gemeinde Scuol Die Vielfalt der Lebensräume, der Arten und der Gene, all dies beschreibt die Biodiversität, ein nicht einfach zu fassender Begriff. Das Übereinkommen über die biologische Vielfalt von 1992 legt den Grundstein für die rechtliche Verankerung der Förderung und Erhaltung der Biodiversität. Wie hoch ist diese in der Gemeinde Scuol? Wie erkennt und bestimmt man sie, wie wird sie gefördert und erhalten? Nebeneinander von Mensch, Kultur und Natur Scuol ist seit der Gemeindefusion flächenmässig die grösste Gemeinde der Schweiz. Auf 438,7 km2 ist bei einer Einwohnerzahl von ungefähr 4700 recht viel Platz für Mensch und Natur. Der Vielfalt begegnet man ständig, nimmt sie aber nicht immer wahr. So lebt z. B. die seltene Schneckenart, die Dreizahn-Turmschnecke Chondrula tridens, in Scuol. Diese Schnecke braucht keinen grossflächigen Lebensraum, aber den richtigen. Als wärme-
liebende Art lebt sie in offenen Flächen. Mit der Verbuschung dieser Lebensräume nehmen ihre Vorkommen ab. Ein weiteres Beispiel für die Nutzung und Pflege der Lebensräume sind die Flächen um die Burg Steinsberg in Ardez. Dieses Gebiet ist als Smaragdgebiet ausgeschieden, weil dort eine Pflanze vorkommt, die in der Schweiz sonst nur an wenigen Stellen im Wallis zu finden ist – der österreichische Drachenkopf Dracocephalum austriacum. Bei einer extensiven Beweidung entwickelt sich diese Pflanze am besten. Mit diesen beiden Beispielen soll gezeigt werden, dass eine Nutzung der Landschaft einerseits zur Förderung der Biodiversität beiträgt. Andererseits kann auch ohne Nutzung der höchste Grad der Biodiversität erreicht werden. Dies trifft auf eine Vielzahl der aquatischen Lebensräume wie Fluss- und Auenlandschaften, Quellen und Hochmoore zu, gilt aber auch für Gebirgslebensräume ober- oder unterhalb der Waldgrenze.
Österreichischer Drachenkopf Dracocephalum austriacum. (Bilder: Angelika Abderhalden) 54
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Terrassenlandschaft bei Guarda.
In der traditionellen Kulturlandschaft steht die Nutzung im Vordergrund. Viele Strukturen wie Ackerterrassen, alte Bewässerungsgräben, Lesesteinhaufen, Heuschleifwege und einiges mehr sind Zeugen der ehemaligen Bewirtschaftung. Sie bieten wertvolle Rückzugs- und Lebensräume für eine Vielzahl von Pflanzen- und Tierarten und bereichern den Lebensraum für Menschen. Ein paar Zahlen der Landschaftsstrukturen, die im Rahmen des Landschaftsqualitätsprojekts in Scuol aufgenommen wurden, verdeutlichen deren Verbreitung. Hecken, Einzelbäume und Alleen bedecken fast 1 km2 Fläche. In der Fraktion Sent wurden die landschaftsprägenden Alleen durch die Società d’Ütil public, als eine der ersten Handlungen nach ihrer Gründung 1875/76, gepflanzt. Böschungen, Heuschleifwege oder ehemalige Bewässerungsgräben sind auf einer Fläche von etwa einem halben Qua dratkilometer verbreitet. Mehr als 25 Kilometer sind als Steinstrukturen wie Trockensteinmauern oder Steinwälle aufgenommen. In Ardez, Guarda, Ftan, Sent und Tarasp trifft man auf schöne Beispiele der Wiederinstandstellung. Neben diesen Strukturen leistet auch der Anbau alter und neuer Sorten (Getreide, Obst etc.) einen grossen Beitrag zur Erhöhung der Biodiversität.
Smaragdgebiete – Arten und Lebens räume, für die die Schweiz internationale Verantwortung trägt Sie heissen so, wie der Name schon sagt, weil sie etwas Wertvolles sind. Die Schweiz verpflichtete sich im Rahmen der Berner Konvention, europäisch besonders wertvolle Lebensräume und Arten zu schützen. Europaweit werden diese zum Schutzgebietsnetzwerk Smaragd zusammengefasst. Das Pendant dazu ist in den EU-Ländern das Netzwerk der Natura-2000-Gebiete. In der Schweiz sind momentan 37 Gebiete als europäische Smaragdgebiete anerkannt. Sechs davon sind im Kanton Graubünden. Fünf befinden sich im Engadin (zwei im Oberengadin und drei im Unterengadin). Die beiden in Scuol sind das erwähnte Smaragdgebiet Ardez und das Val Plavna in Tarasp, welches gleichzeitig im UNESCOBiosphärenreservat Engiadina Val Müstair liegt. Artenvielfalt – Zeichen eines intakten Lebensraums Beim ersten GEO-Tag der Artenvielfalt 2014 im Unterengadin (grösstenteils in der heutigen Gemeinde Scuol) wurden während 24 Stunden 1118 Tier- und Pflanzenarten gefunden. Nach dem Verbreitungsatlas komBündner Wald 55
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men auf dem Gemeindegebiet von Scuol gut 1500 Pflanzenarten vor. Das zeigt, dass die Artenzahlen relativ und sehr stark abhängig sind von zufälligen Funden, Begehungen und beteiligten Experten, die die Arten bestimmen. Die Verteilung und das Vorhandensein der potenziellen Lebensräume sind entscheidend für die Artenvielfalt. In Scuol sind Trockenwiesen und -weiden und Flachmoore weit verbreitet und kommen auch im landwirtschaftlich genutzten Gebiet, allerdings eher in den höheren Lagen, vor. Die meist als Mähwiesen genutzten Flächen sind, vor allem wenn sie nicht zu intensiv genutzt werden, sehr artenreich und beeindrucken mit ihrer Farbigkeit. Allerdings ist eine Entwicklung zu intensiveren Wiesen sichtbar. Diese verleihen der Landschaft im Frühjahr einen weitverbreiteten Gelbton (geprägt durch den Löwenzahn Taraxacum officinale), der später zu Weiss (verschiedene Doldenblütler) wechselt. Wenn man genauer hinsieht, ist aber auch
am Rand dieser Wiesen oder auf den erwähnten Strukturen durchaus noch die frühere Vielfalt anzutreffen. Ein anderes Bild bieten die höher gelegenen landwirtschaftlichen Flächen oder die Alpweiden. Hier beherrschen Gehölzgruppen, Trockenwiesen und -weiden und Flachmoore in sehr schönen Ausbildungen die Landschaft. Wandert man an einem sonnigen Sommertag durch diese Gebiete, ist nicht nur die Farbenpracht, sondern auch die Anzahl an Schmetterlingen, Heuschrecken, Wildbienen, Käfern, Blumen und vieles mehr beeindruckend. Vielfalt der Landschaft Die Natur- und Kulturlandschaft in Scuol ist geprägt durch die Vielfältigkeit ihrer Lebensräume. Die einerseits durch langjährige Nutzung entstandenen Gebiete sind vor allem auf der Sonnenseite des Tals oder um die Fraktionen Tarasp, S-charl und Sur En verbreitet. Andererseits sind die Gebirgs
Durch die Sanierung von Trockenmauern können vielfältige und wertvolle Mosaiksteine des gesamten Biotops und die Attraktivität des Landschaftsbilds erhalten werden. 56
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lagen und Flächen im Schweizerischen Nationalpark grossflächige, nicht genutzte und der Natur überlassene Lebensräume. Wilde Täler mit teilweise noch tosenden Bächen und hoch gelegene Gebirgsseen sind für die Einheimischen durchaus keine Seltenheit. Umgestaltungen durch die Natur finden vor allem in den Seitentälern statt. Durch Erosionen, vermutlich bedingt durch den Rückgang der Gletscher und das Schmelzen des Permafrosts, werden unglaubliche Mengen an Gestein und Feinsedimenten in Richtung Tal gebracht, wie dies 2017 mehrfach im Val S-charl zu sehen war. Dass solche Ereignisse Lebensräume zwar begraben, aber dadurch auch neue schaffen, ist zunächst noch schwer erkennbar. Auf der gleichen Talseite liegt der Grossteil des seit 2017 durch die UNESCO anerkannten Biosphärenreservats Engiadina Val Müstair. 111 km2 des Gemeindegebiets gehören dazu. Genauer sind es Teile des Val S-charl, des Val Plavna und des Val Sam puoir. Von dieser Fläche liegen ca. 23 km2 im Schweizerischen Nationalpark. Nutzung und Pflege Von der Gemeindefläche werden ca. 28 Prozent landwirtschaftlich genutzt. Ein fast
gleich grosser Anteil ist von Wald und Gebüschen bewachsen. Die Dörfer mit ihren überbauten Gebieten betragen knapp ein Prozent. Der Rest der Fläche, also fast die Hälfte, wird als unproduktive Fläche eingestuft. Betrachtet man die weiter oben angegebenen Zahlen zur Strukturvielfalt im landwirtschaftlich genutzten Gebiet, zeigt sich, dass in diesen Gebieten ein grosses Poten zial zur Förderung der Biodiversität liegt. Für die Pflege, Erhaltung und Förderung des Struktur- und Artenreichtums wurde im Unterengadin die Stiftung Pro Terra Engiadina gegründet. Im Stiftungsrat sind Vertreter der Unterengadiner Gemeinden, NGOs (WWF, Pro Natura, Stiftung Landschaftsschutz Schweiz, Vogelwarte Sempach), der Schweizerische Nationalpark, kantonale Ämter und Tourismus Engadin Scuol Samnaun Val Müstair.
Angelika Abderhalden FUNDAZIUN PRO TERRA ENGIADINA CH-7530 Zernez a.abderhalden@arinas.ch
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Bündner Wald 57
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Hirschmanagement im Unterengadin In keinem Gebiet der Schweiz ist die Bestandesentwicklung des Rothirschs so gut und so langjährig dokumentiert wie im Einflussbereich des Schweizerischen Nationalparks (SNP) im Unterengadin und Val Müstair. So verwundert es nicht, dass dort auch wichtige Methoden und Grundlagen für ein zeitgemässes Wildtiermanagement in Graubünden und der übrigen Schweiz entwickelt wurden. Auch heute werden wichtige Projekte gemeinsam angegangen und diese Zusammenarbeit trägt Früchte.
Rückkehr des Hirschs seit 100 Jahren dokumentiert In kaum einer anderen Region wurden die Bestandesentwicklung und das Wanderverhalten der Hirsche über einen so langen Zeitraum dokumentiert wie in der Nationalparkregion im Unterengadin und im Münstertal. Bereits bei der Gründung beauftragte die für den Nationalpark zuständige Eidgenössische Nationalparkkommission (ENPK) die Parkwächter mit Wildzählungen. Die Bemühungen galten speziell auch den 1920
Wanderrouten der Rothirsche im Untersuchungsgebiet aufgrund des Proget d’ecologia (schwarze Pfeile) und der Lage der neuen Besenderungs-/Markierungsregionen vom Projekt «Ingio via?» (rote Kreise). (Quelle: Ch. Buchli et al. 1978) 58
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ausgesetzten Steinböcken. Standardisierte Zählmethoden waren zu jener Zeit aber noch nicht bekannt, und gezählt wurde nicht einheitlich. Trotzdem sind diese Daten sehr wertvoll, weil die Rückkehr der Hirsche, Rehe und Steinböcke über lange Zeit dokumentiert und so deren Auswirkungen auf die immer heimisch gewesenen Gämsen festgehalten wurden. Mit den guten Sommerweiden und der nötigen Ruhe fanden die Hirsche optimale Voraussetzungen, um prächtig zu gedeihen. Zudem wurde in diesen Jahren nur im September gejagt und weibliche und junge Tiere wurden geschützt. Hirsch – vom Naturschutzerfolg zum Schädling Die Konflikte und Probleme liessen nicht lange auf sich warten. Schon 1922 wurde der Rothirsch im Bundesratsbericht in Graubünden regional bereits als «Landplage» bezeichnet. Der Beginn des Zweiten Weltkriegs mit dem Jagdverbot von 1939 und die erhöhte Priorität der Nahrungsmittelproduktion («Anbauschlacht Wahlen») verschärfte den Konflikt. Der Rothirsch «mutierte» in kurzer Zeit vom Sinnbild für einen erfolgreichen Naturschutz zum Schädling am Volksgut und wurde deshalb teilweise mit fragwürdigen Mitteln «bekämpft»: z. B. Flurwachen im Sommer mit dem expliziten Auftrag, im Juli und August führende Muttertiere zu erlegen. Einen ersten Höhepunkt erreichte die Diskussion über das «Hirschproblem» im Nationalpark nach der Sonderjagd am 30. 11./ 1. 12. 1956. Nachdem die damals 16-jährigen Bemühungen zur Regulation des Rothirsches während der Hochjagd im September nicht den erwarteten Erfolg gebracht hatten, setzte die Bündner Regierung in der Umgebung des Nationalparks
im Spätherbst eine Extrajagd an. An zwei Tagen erlegten 359 Jäger 114 Rothirsche. Obwohl diese Jagd ordnungsgemäss ablief, wurde sie in den Medien sehr negativ dargestellt. Trotz stark steigendem Hirschbestand stagnierte die kantonale Hochjagdstrecke bis 1970 bei 1500 bis 1800 Hirschen und der generierte Jagddruck entlud sich beim Reh und bei der Gämse. Das Jagdsystem steckte in einer Sackgasse (Jenny und Filli 2014). Proget d’ecologia: Fakten statt Emotionen In dieser aufgeheizten Situation entschieden die Verantwortlichen von Bund, Kanton und Nationalpark im Jahre 1972, gezielt Fakten zum Hirschbestand, zu den Wanderungen und zum körperlichen Zustand der Tiere zu sammeln und gaben dazu 1975 ein gemeinsames Forschungsprojekt unter dem Titel «Proget d’ecologia» in Auftrag. Erkenntnisse aus diesem Projekt flossen in der Folge direkt in die Jagdplanung (Jenny und Filli 2014). Die Hirsche wurden damals in grossen Kastenfallen gefangen, welche im ganzen Unterengadin und im Münstertal an den Futterstellen aufgebaut waren. Mit dieser Methode wurden in diesen Jahren im Rahmen dieses Projekts insgesamt 500 Hirsche markiert. Die Tiere trugen eine Sichtmarkierung, weibliche Tiere trugen Halsbänder und Ohrmarken, Stiere nur Ohrmarken. Anhand der Formen und Farben der Markierungen waren sie individuell erkennbar. Dank diesem Projekt konnten neue Erkenntnisse über die Nutzung von Sommerund Wintereinständen sowie über die Wanderungen der Hirsche gewonnen werden. Somit konnten Wanderrouten rekonstruiert und Traditionen wissenschaftlich dokumentiert werden (Abb. 1). Diese Art von Projekt war für diese Zeit eine Pionierarbeit und Bündner Wald 59
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war für künftige Markierungsprojekte weg weisend. Für die Jagdplanung waren diese neuen Erkenntnisse von grosser Bedeutung. Projekt «Ingio via?»: Update mit GPS-Technologie Ingio via? ist romanisch und heisst nichts anderes als: wohin des Weges? Im Frühjahr 2015 wurde ein gemeinsames Hirschbe
senderungsprojekt des Amts für Jagd und Fischerei (AJF) und des SNP gestartet. Mit diesem Projekt sollen die Fakten des «Pro get d’ecologia» betreffend der Wanderbe wegungen des Rotwildes im Unterengadin (Abb.1 schwarze Pfeile) mit modernsten Methoden der Satellitentelemetrie aktuali siert werden. Im Gegensatz zu früher, wo die Tiere an den Fütterungen eingefangen
Abbildung 2A (Mai 2015, links) und 2B (Mai 2016, rechts): Beispiel Hirschstier Nr. 40, Abwanderung vom Wintereinstand in den Sommereinstand. (zVg AJF)
Abbildung 3A (September 2015, links) und 3B (September 2016, rechts): Beispiel Hirschstier Nr. 40, Wanderung vom Sommereinstand zum Brunftplatz. (zVg AJF) 60
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werden konnten, werden die Hirsche ohne Kirrung jeweils im ausgehenden Winter im Feld narkotisiert (Freilandfänge) und mit einem GPS-Halsbandsender ausgerüstet. Die modernen Sender ermitteln stündlich über Satelliten und GPS im Sender eine Position. Die Daten werden im Sender gespeichert und nach acht gespeicherten Positionen werden die Daten als SMS an die Zentrale gesendet. Somit können die Wanderungen genau verfolgt werden und auch das individuelle Verhalten oder die Strategie von jedem Tier wird festgehalten. Das ganze Projekt ist auf fünf Jahre ausgelegt und wird im Sommer 2020 abgeschlossen. Die Sender werden nach zwei Jahren zurückgewonnen, revidiert und anschliessend erneut eingesetzt. Folgende Fragen sollen mit den besenderten Hirschen in Kombination mit verschiedenen Beobachtungs- und Auswertungsmethoden untersucht werden: – Wo übersommern die Hirsche, die sich im Winterhalbjahr im Unterengadin aufhalten und sich dort im ausgehenden Winter auch konzentrieren? – Welche Rolle spielen der SNP und die anderen Wildschutzgebiete bei der Wahl der Sommereinstände? Wann werden diese aufgesucht bzw. verlassen?
– Wie gross ist der Austausch der im Unterengadin überwinternden Hirsche mit denjenigen im Tirol und im Südtirol, insbesondere wegen der Ausbreitung von Wildkrankheiten wie aktuell der Tuberkulose. – Wie bewegen sich die Hirsche im Wintereinstandsgebiet? – Zeitlicher Verlauf der Wanderungen, insbesondere der Rückwanderung in das Wintereinstandsgebiet. Wann verlassen die Hirsche die guten – Sommereinstandsgebiete und welche Zwischenstationen wählen sie bis zum Eintreffen in die Wintereinstandsgebiete. – Wie kann die Regulierung der verschiedenen Teilpopulationen mit jagdlichen Mitteln optimiert werden? – Wie weichen die Tiere konkreten Jagden aus, sei es auf der Hoch- und Sonderjagd oder auch beim gezielten Abschuss von einzelnen Tieren. Erste Erkenntnisse und Ausblick Bereits liegen erste Erkenntnisse vor. Wie schon im Rätikonprojekt nutzen Hirsche aus dem gleichem Wintereinstand unterschiedliche Sommereinstände und umgekehrt. Wanderzeitpunkte und Routen sind teilweise über Jahre identisch, aber nicht alle Hirsche wandern (Abb.2).
Markierter Hirschstier Nr. 71 (Bild: Curdin Florineth, AJF) Bündner Wald 61
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Der Austausch mit dem angrenzenden Ausland besteht mit Tirol und auch Südtirol. Bestimmte Wildschutzgebiete werden gezielt aufgesucht oder auch gar nicht verlassen. Obwohl es Grundmuster gibt, zeigt jedes Individuum sein eigenes Verhalten; Hirschkühe und -stiere sind Persönlichkeiten. Wanderungen finden aus unterschiedlichen Gründen statt (Winter, Sommer, Brunft, Setzzeit etc.). Das Projekt «Ingio via?» wird im Jahre 2020 abgeschlossen. Bis dahin werden wir sicher noch interessante Geschichten von einzelnen Hirschen sehen, Überraschungen erleben oder bereits bekanntes Verhalten bestätigt bekommen. Ich bin gespannt auf die wissenschaftlichen Auswertungen, welche nach Abschluss der Datenbeschaffung in
Angriff genommen werden. Eine erste Masterarbeit an der Universität Zürich durch James Patrick hat bereits sehr interessante Ergebnisse geliefert. Ich möchte allen Beteiligten für die gute Zusammenarbeit danken und freue mich auf den weiteren Verlauf des Projekts. Wildhüter Curdin Florineth, Leiter Bezirk X, Amt für Jagd und Fischerei GR Curdin Florineth Artuscha 97 CH-7551 Ftan curdin.florineth@ajf.gr.ch
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Ein innovativer Landwirtschaftsbetrieb Familie Leta und Anton à Porta-Ritz aus Scuol unterstreichen mit ihrem Spezialitätenkorb Engadiner Authentizität. Dies spüren nicht nur die Gäste – vor allem auch Einheimische können die einzigartige Vielfalt der Region kennen- und schätzen lernen. Nur so können wir als Region hinter unseren Produkten stehen. Was verstehen wir unter einem innovativen Landwirtschaftsbetrieb oder anders gesagt, ist heute jeder Landwirtschaftsbetrieb innovativ? Jeder auf seine Weise, denn heutzutage nur vom Landwirtschaftsbetrieb allein zu leben, ist eher schwierig! Das ist aber nur meine persönliche Meinung. Unsere Familie lebt in Scuol Sot auf dem eigenen Landwirtschaftsgut. Mein Mann Anton, unsere erwachsenen Söhne und ich gehören mit einem Lehrling zur Betriebsleiterfamilie. Ich arbeite gerne im Betrieb mit,
bin aber vor allem für die ganze Bürokratie und Buchhaltung zuständig und arbeite zusätzlich noch in einer Teilzeitstelle. Der Bauernbetrieb ist auf Milchkühe ausgerichtet und umfasst 56 Hektaren landwirtschaftliche Nutzfläche. In der Direktvermarktung werden nebst den üblichen landwirtschaftlichen Produkten auch Alpkäse und Alpbutter von Tamangur angeboten. Unseren «Engadiner Korb» habe ich vor gut 20 Jahren kreiert. Ich bin Mutter, war damals zu Hause und wollte etwas mit unseren Produkten kreieren, damit diese auf dem Markt eine gute Chance haben. Da ich früher im Marketing tätig war, hatte ich spontan die Idee, einen Korb mit Engadiner Spezialitäten zu füllen. Weil das Engadin selbst ja schon eine sehr gute Marke ist, bin ich auf diesen «Engadiner Korb» gestossen.
Der «Engadiner Korb» mit Köstlichkeiten aus dem eigenen Betrieb. (Bilder: Leta à Porta-Ritz) 64
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Eigens hergestellte Johannisbeerenkonfitüre.
Zu 90 Prozent ist unser «Engadiner Korb» mit Köstlichkeiten aus dem eigenen Betrieb gefüllt. Salsiz, Quadro und sonstiges Trockenfleisch stammen von den eigenen Tieren, genauso wie hausgemachter Röteli, Johannisbeerenkonfitüre und Kräutersalz. Zusätzlich werden jedes Jahr etwa fünf bis sechs Tonnen Alpkäse auf der Alp Tamangur hergestellt, wovon gute zwei Tonnen von uns vertrieben werden. Die Arbeitsstunden, um diese Spezialitäten herzustellen, zu lagern und zu vertreiben, dürfen nicht gezählt werden. Auch die immer mehr werdenden Lebensmittelgesetze schaffen Mehrarbeit in Form von Papier und erfordern auch viel Zeit. Die Köstlichkeiten werden im Sommer und bis in den Spätherbst hinein produziert. Das Ernten, Schlachten, Einmachen, Konservieren, Etikettieren und Beschriften verlangt viel Zeit und Geduld. Am liebsten habe ich, wenn die Kunden bei uns den «Engadiner Korb» abholen, so sehen sie unseren Betrieb und es entsteht ein persönlicher Kontakt. Hier geht es um die Förderung der Nachhaltigkeit, vor allem geht es mir darum, unsere Kultur, die Region und unsere Naturschätze bekannt zu machen. Wie schon erwähnt, werden wir nicht reich von unserem «Enga-
diner Korb» – doch wir sind stolz, damit unsere Produkte und so einen Teil unserer Kultur, unserer Landschaft und unseres Tourismus bekannt zu machen. Und bekannt zu sein ist heutzutage wichtig, um im Konkurrenzkampf überleben zu können. Denn «ohne Landwirtschaft würde es keinen Tourismus geben, und ohne unsere Gäste würde ein Teil der Landwirtschaft eingehen». Diese Tatsache haben meiner Meinung nach Gäste und Einheimische sowie auch die Verantwortlichen der Region erkannt. Es wird auch viel getan, um unsere Werte gut zu vermarkten. So wird die Nachhaltigkeit der gesamten Angebote aus unserer Region erst wirklich sichtbar. Wie ich schon am Anfang erwähnt habe, ist jeder Landwirtschaftsbetrieb innovativ, jeder auf seine Art und Weise. Die heutige Landwirtschaft muss innovativ sein und das wird in Zukunft noch stärker zum Tragen kommen. Leta à Porta-Ritz Via da Ruanditsch 36A CH-7550 Scuol info@engadinerkorb.ch
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Verweilen in der Märchenwelt Tarasp: Via dals Nanins La via dals nanins es gnüda realisada in collavuraziun tanter la società da turissem Tarasp Vulpera (uossa Pro Tarasp Vulpera) e la scoula primara Tarasp. Sün üna spassegiada ligera as poja passantar la tarabla dad Albetta e verer il muond dals set nanins. Ils uffants pon s‘imaginar pro differentas staziuns la vita dals nanins. Der Zwergenweg wurde in Zusammenarbeit mit dem Tarasp-Vulpera Turissem (heute Pro Tarasp Vulpera) und der Primarschule Tarasp realisiert. Auf einem einfachen Spaziergang taucht der Wanderer in die Welt der sieben Zwerge ein und erlebt das Märchen von Schneewittchen. An den verschiedenen Stationen können sich die Kinder wie Zwerge fühlen.
I d’eira üna jada … Es war einmal … Nicht nur Märchen beginnen mit dieser Einleitung, auch dieser gewünschte Themenweg, jahrelang war es nur ein geträumtes Projekt. Bei der Feuerstelle Resgia Plavna steht seit etlichen Jahren eine gelungene Holzskulptur mit freundlichen Zwergengesichtern, erstellt von Norbert Lenz, Säger und Schnitzer in der Sägerei Tarasp. Jeweils im Herbst veranstaltete der Tarasp-Vulpera Turissem ein Zwergenfest an diesem Platz. Angereist mit Kutschen, genossen die kleinen Gäste den Nachmittag mit Schneewittchen. Es wurde gebastelt, Geschichten wurden erzählt und auch zum Essen gab es kleine, feine Sachen. Aus diesem erfolgreichen Event entstand die Idee des «Via dals Nanins».
Gesamtübersicht Via dals Nanins. (Bilder: Irene Hochstrasser) 66
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Station 3, Maisa: Der Holztisch mit acht Tellern.
Von der Resgia Plavna bis nach Godplan führt ein beschaulicher zweieinhalb Kilometer langer Spazierweg durch den Wald. Im Frühling 2015 wurde ein Projekt mit Budget ausgearbeitet. Nach den Vorstellungen von Jon Fanzun, Jon Grass (Künstler und Schreiner) und Irene Hochstrasser entstand das Projekt. Der Grundgedanke, das bekannte «Albetta | Schneewittchen und die sieben Zwerge» einzubeziehen, gab dem Weg die sieben Stationen rund um das Märchen. Ein Tisch mit sieben Tellern, ein Brunnen mit sieben Waschplätzen, eine Hausfassade mit Fenster für die Krämerin und ein Stollen für die Zwerge wurden skizziert, Kosten evaluiert und dann an der GV 2015 vom TaraspVulpera Turissem vorgestellt und angenommen.
Der Weg zum Projekt Das einschneidende Unwetter im Juli 2015 hat leider den gesamten Platz bei der Resgia Plavna verwüstet, die Skulptur jedoch blieb glücklicherweise unbeschadet. Aufräumund Instandstellungsarbeiten an der Wasserleitung, die an dieser Stelle verläuft, waren arbeitsintensiv und das Erscheinungsbild des Platzes hat sich komplett verändert. Gespräche mit der Gemeinde Scuol für die Mithilfe der Sägereiabteilung Tarasp und für eine eventuell notwendige Baueingabe wurden dann im 2016 geführt. Für die Umsetzung des Projekts entstand im Herbst 2016 mit der Mitarbeit der Scoula primara Tarasp die optimale Gelegenheit. Die Schulkinder hatten das Jahresthema Wald und für den geplanten Projekttag war Bündner Wald 67
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die Realisierung und Mithilfe für den Aufbau des «Via dals nanins» passend. In mehreren Koordinationssitzungen mit Tarasp-Vulpera Turissem und Aglaia Gallmann, Schulleitung, wurde die Feinplanung und Arbeitsverteilung erstellt. Es wurde klar, dass viel Vorarbeit in der Sägerei nötig sein wird. Bei der Begehung der Strecke mit den Bauern, einem Vertreter der Gemeinde, dem Sägereimitarbeiter, Oeko Job, Schulleitung und Turissem wurden dann die optimalen Orte für die Stationen evaluiert. In der Sägerei Tarasp suchte Norbert Lenz geeignete Stämme für Brunnen, Tisch und Kugelbahn, schnitt diese in Form, schnitzte und erschuf so märchenhafte Objekte. Auch wurden die sieben Lärchenstämme für die Anbringung der Geschichte von ihm erstellt. Das Märchen «Albetta | Schneewittchen» in sieben Erzähltafeln in Romanisch und Deutsch wurden von Irene Hochstras-
ser gestaltet und für die Montage auf beständige Alutafeln gedruckt. Vor dem Projekttag wurde von Bauern und den Arbeitern von Oeko Job, unter der Leitung von Jon Grass, die nötigen Vorinstallationen und Transporte erledigt. Dem nicht sehr schneereichen Winter 2016 / 2017 sei Dank, konnte am 22 . April 2017 der Projekttag mit etlichen freiwilligen Helfern, Schülern und zahlreichen Eltern bei schönstem Frühlingswetter durchgeführt werden. Mit dem von der Gemeinde zur Verfügung gestellten Material arbeiteten die Teilnehmer engagiert, tatkräftig und motiviert mit und die Stimmung war erfreulich mitreissend und verbindend. Das gemeinsame Mittagessen auf der Wiese bei Godplan, gesponsert von Vulpera Turissem, unterstrich die Zusammenarbeit. Zum Abschluss des Tages wanderte die ganze Gruppe den neuen
Station 7, Godplan: Aussicht geniessen, mit Blick auf das Schloss Tarasp. 68
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Weg ab und bestaunte die entstandenen Kunstwerke. Station 1, Resgia Plavna Bei der Feuerstelle wurde ein neuer Tisch mit zwei Bänken aufgestellt, die Kugelbahn für Steine installiert und die Holzwasserleitung von der Fassung bis zum Holzbrunnen geputzt und verziert. Unter Anleitung von Aglaia Gallmann und Bettina Florin erstellte die Gruppe Steinmännchen und einen Abfluss für den neuen Steinbrunnen. Station 2, Bügl Beim natürlichen Wasserlauf wurde der neue Holzbrunnen mit sieben Waschplätzen aufgestellt. Der bestehende kleine Brunnen blieb für Schneewittchen und eine Bank zum Ausruhen steht jetzt auch da. Station 3, Maisa Der Holztisch mit acht Tellern und Holzpflöcken als Stühle hat eine wunderschöne Aussicht auf den Piz Plavna Dadora. Station 4, Chasina Mit kleinen Baumstämmen und Ästen erstellten die Kinder unter Anleitung von Schreiner Jon Grass die Hausfassade und kleideten sie mit Moos aus, daneben steht eine Bank zum Beobachten. Station 5, Spejel Albettas Spiegel am dicken Baumstamm entstand in der Schule unter Anleitung von Nesa Hugentobler mit Geweihen und Verzierungen. Dazu aufgestellt kam eine Bank zum Pausieren. Station 6, Miniera In einer Runse entstand die Höhle für die Zwerge. Unter Anleitung von Thomas Meyer, Mitglied Gemeinderat, grub die Gruppe
den Arbeiterstollen aus. Mit Baumstämmen, Ästen und Steinen geschickt ausgekleidet, fügt sich der Bau in die Waldlandschaft ein. Station 7, Godplan Aussicht geniessen, der Blick auf das Schloss Tarasp auf den tollen Liegen von Norbert Lenz zum Abschluss. Sieben kleine für die Zwerge und eine grosse Doppelliege für Albetta | Schneewittchen und den Prinzen. Abgegrenzt in einem beachtenswerten, ineinandergeschlungenen Weidenzaun, welcher von den Schulkindern unter Anleitung von Claudia Janett und Nesa Hugentobler geflochten wurde. Die Fertigstellungsarbeiten wie Wegverbreiterungen, Anpassungen Wasserablauf und Schilder anbringen wurden von den Arbeitern Oeko Job und Freiwilligen erledigt. Die Wegweiser ab der Postautohaltestelle Tarasp Fontana wurden wiederum von Norbert Lenz erstellt, stehen an wichtigen Abzweigungen und weisen präzise die Richtung. Das Einweihungsfest des Wegs fand dann Ende Juni 2017 bei nassem Wetter statt. Die scoula primara Tarasp feierte es als Schulabschluss und studierte dafür das Märchen ein. Die Kinder, verkleidet als Zwerge, Schneewittchen, Königin und Prinz, entführten die Besucher in die Märchenwelt und beim abschliessenden Imbiss an der letzten Station liessen sie den Abend märchenhaft ausklingen. Und wenn sie nicht gestorben sind … planen sie wohl an der Erweiterung. Irene Hochstrasser Fontana 19a 7553 Tarasp protarasp@gmail.com
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Kein Tourismus ohne intakte Natur Wo stünden wir heute, wären die Wälder über die letzten Jahrzehnte nicht sorgfältig und nachhaltig bewirtschaftet worden? Was könnten wir unseren Gästen anbieten? Gäbe es überhaupt Gäste an diesem östlichsten Zipfel der Schweiz? Es wäre wohl nicht mehr viel übrig, das sich zu besuchen lohnt. Oder kurz: ohne Wald kein Tourismus! Auf höchster, nämlich eidgenössischer Ebene schreibt das Bundesgesetz über den Wald (4. Oktober 1991) dem Wald drei hauptsächliche Funktionen zu. Nebst der Schutz- sowie der Nutzfunktion des Waldes spielt die Wohlfahrtsfunktion besonders aus
touristischer Sicht eine zentrale Rolle. Als Erholungsgebiet und Symbol für eine intakte Natur bildet der Bergwald für uns Touristiker die Basis der meisten naturorientierten Aktivitäten und ist aus dem touristischen Alltag nicht wegzudenken. Durch den Schutz von Verkehrsachsen und Wohn gebieten profitiert der Tourismus indirekt von der sorgfältigen und vorausschauenden Waldbewirtschaftung und Waldpflege. Auch von hoher Bedeutung ist die Erhaltung der Artenvielfalt in den Wäldern sowie der verschiedenen Waldtypen. Den Lärchen (in Lärchen- oder Mischwäldern) kommt diesbezüglich eine Schlüsselrolle zu. Nebst
Arvenwald der Superlative: Der «God da Tamangur» im Val S-charl reicht bis über 2200 Meter über Meer. (Bild: © Andrea Badrutt) 70
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dem indirekten Nutzen führen Exkursionen und buchbare Angebote zu direkten Vorzügen. Immer diese Nachhaltigkeit … Durch Antizipation und ein gesundes Mass von Schutz und Nutzung sichert der Forstdienst schon seit Jahrzehnten den Fortbestand des Waldes und aller von ihm abhängenden Ressourcen, Infrastrukturen und Lebewesen. Er folgt einem Grundsatz, der schon seit Jahren auch ausserhalb der Branche Schule macht. Womit wir beim Begriff der Nachhaltigkeit wären. Doch was bedeutet Nachhaltigkeit im Tourismus? Ist das Reisen nicht per se schon alles andere als nachhaltig? Der Begriff wird immer öfter und bald von jedem eingesetzt und droht zur Worthülse zu verkümmern. Ehrlich gemeint und ernst genommen bedeutet Nachhaltigkeit aber vor allem Konse-
quenz und Ausdauer: So funktioniert jedes Vorhaben nur dann langfristig, wenn es ressourcenschonend, rentabel und sozial verträglich ist. Im Deckungsbereich der drei Dimensionen Ökologie, Ökonomie und Soziales wirkt die Tourismus Scuol Samnaun Val Müstair AG. Von der Produktgestaltung bis hin zur Angebotskommunikation, aber auch im alltäglichen Schaffen hinter den Kulissen sind hier Grundsätze der Nachhaltigkeit Trumpf. Auf www.engadin.com/ nachhaltigkeit stellen wir die entsprechenden Massnahmen und Schwerpunkte vor. Natur schonend erleben und verstehen Die Landschaft rund um den Nationalpark und das UNESCO-Biosphärenreservat Engiadina Val Müstair will und soll erlebt werden, ohne darunter zu leiden. Erreichbar ist diese Landschaft darum vorzugsweise mit öffentlichen Verkehrsmitteln und
Schutz, Nutzung und Erholung: Für den Tourismus sind alle drei Funktionen des Waldes relevant. Im Bild: Bos-cha im Unterengadin. (Bild: © Andrea Badrutt) Bündner Wald 71
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Intakte Natur als Hauptreisegrund: Das Val Mingèr bei Scuol liegt im einzigen Nationalpark der Schweiz. (Bild: © Andrea Badrutt)
unmotorisiert. Für die Erlebbarkeit sorgen ausgewiesene Experten und entsprechen de Veranstaltungen. Konkret findet man solche Angebote in Form von rund 100 ge führten Erlebnissen – in unseren sogenann ten Ferientipps – sowohl im Sommer als auch im Winter. Darunter finden Exkursio nen zum Naturwaldreservat und höchsten Arvenwald Europas «God da Tamangur» ebenso Anklang wie Wildbeobachtungen in und um den Nationalpark, Kleintier beobachtungen genauso wie Sägereibesu che. Schliesslich spielt der Wald für unse ren Alltag aber auch als Rückzugsgebiet und Lebensraum für unsere Gebirgsfauna eine zentrale Rolle: Auf der Exkursion «Spurenlesen im Schnee» wird der Gast für diese Thematik besonders sensibilisiert. Weiter bieten Führungen zu Auenland schaften und Trockenwiesen ebenfalls ent
sprechend wertvolle Hintergrundinfor mationen. Darüber hinaus präsentieren Naturanlässe wie Wiesenmeisterschaften oder GEO-Tage der Artenvielfalt Gästen sowie uns Einheimischen die unverfälschte Natur und sensibilisieren für den schonen den Umgang mit ihr. Denn nur was erhal ten bleibt, dient uns auch künftig als Grundlage für den Alltag. Branchenübergreifende Kooperationen Wo die Landschaft die erste Geige spielt, gilt ein einfacher Grundsatz: Wer mit einer intakten Natur wirbt, hat sich auch für de ren Erhalt einzusetzen. Mit genau diesem Ziel und der Vision, diese Ferienregion zur Modellregion für natur- und kulturnahe Ferien zu entwickeln, engagiert sich die Tourismus Engadin Scuol Samnaun Val Müstair AG in verschiedensten regionalen
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und nationalen Projekten, in kleinen, aber überzeugten Schritten. Diese stellen das Landschaftskapital ins Zentrum des touristischen Angebots und/oder fördern einen ökologisch nachhaltigen Tourismus. Diverse Auszeichnungen im Bereich der Nachhaltigkeit sowie der öffentlichen Mobilität bestärken die Region, noch mehr Kooperationen und Schulterschlüsse über die Branchengrenzen hinaus zu suchen. Sei dies im Bereich der Landwirtschaft, des Landschaftsschutzes, im Kulturbereich oder im Forstwesen. Ün cordial grazcha fich Wir wissen um die Bedeutung unserer intakten Natur und Kultur und sind all den
Institutionen und Betrieben, die sich für deren Erhalt einsetzen, überaus dankbar. Die Zusammenarbeit mit ihnen ist sowohl heute als auch langfristig für beide Seiten von grosser Bedeutung. Für ihr wertvolles Engagement verdienen die verschiedenen Akteure und «Wald-Fachleute» unseren herzlichen Dank, unseren Respekt und unsere Wertschätzung.
Niculin Meyer Leiter Kommunikation Tourismus Engadin Scuol Samnaun Val Müstair, CH-7550 Scuol n.meyer@engadin.com
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Programm der Versammlung 25./26. Mai 2018 Jahresversammlung 2018 Verein Graubünden Wald im Schloss Tarasp Freitag, 25. Mai 2018 10.00 bis 10.30 Uhr Schloss Tarasp Eintreffen der TeilnehmerInnen (Abfahrt Postauto ab Bahnhof Scuol-Tarasp um 09.30 Uhr) Kasse/Abgabe Bons 10.30 bis 12.00 Uhr Jahresversammlung mit Grusswort des Präsidenten 10.30 bis 12.00 Uhr Begleitprogramm: Geführter Rundgang durch Tarasp 12.00 bis 12.30 Uhr Apéro 12.30 bis 14.30 Uhr Mittagessen 14.30 bis 15.30 Uhr Besichtigung Schloss Tarasp 15.45 bis 17.00 Uhr Konzert (Jörg Perron) auf der Jehmlich-Orgel 17.00 bis 18.30 Uhr Zimmerbezug im Hotel 18.30 bis 20.30 Uhr Apéro/Abendessen 20.30 bis 21.30 Uhr Historiker Paul Grimm: Vortrag Johann Coaz
Samstag, 26. Mai 2018 (wenn genügend Anmeldungen) 8.00 bis 9.00 Uhr Frühstück 9.30 bis 12.00 Uhr Exkursion in Sur En zum Thema «altes Handwerk und Kunst» 12.00 bis 13.30 Uhr Mittagessen individuelle Heimreise
Auskünfte Mario Riatsch, 079 413 05 66 msriatsch @ bluewin.ch Jahresversammlung Graubünden Wald vom 25. Mai 2018 im Schloss Tarasp Traktandenliste 1. Eröffnung durch den Präsidenten 2. Protokoll der GV vom 19.05.2017 in Soazza 3. Jahresbericht 2017 4. Jahresrechnung 2017 und Revisorenbericht 5. Budget 2018 und Festsetzung der Mitgliederbeiträge 6. Wahlen 7. Tagungsort 2019 8. Tätigkeitsprogramm 2018 9. Ernennung von Ehren- und Freimitgliedern 10. Anträge 11. Schutzwaldpreis 2018 12. Arbeitsgruppe Wald-Wild (Positionspapier) 13. FOPEKO Wahlen 14. Informationen des AWN 15. Anerkennungspreis 16. Varia
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✂ Anmeldetalon für die Jahresversammlung des Vereins Graubünden Wald, Schloss Tarasp, 25. und 26. Mai 2018 Name: Vorname: Adresse: PLZ/Ort: Mobile: E-Mail: Ort/Datum: Unterschrift: Name(n) der Begleitperson(en): Programm
Anzahl
Preis / Person
Jahresversammlung, Mittagessen, Schlossbesichtigung und Orgelkonzert
75.–
Rahmenprogramm, Mittagessen, Schlossbesichtigung und Orgelkonzert
75.–
Menü vegetarisch Abendprogramm mit Abendessen Übernachtung mit Frühstück Exkursion Samstag mit Mittagessen Gesamtprogramm Fr/Sa inkl. Übernachtung
Betrag
Ja Nein 40.– 100.– 35.– 250.–
Total Rasche Anmeldung wird erwünscht ! Rücksendung bis spätestens 4. Mai 2018 an: Amt für Wald und Naturgefahren, Saglina 46a, 7554 Sent, c/o Mario Riatsch Telefon 079 413 05 66, E-Mail msriatsch @ bluewin.ch
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Jahresbericht 2017 des Vorstands von Graubünden Wald 1. Vorstand Wie ich schon an der GV in Soazza erwähnt habe, wird dies mein letztes Amtsjahr als Präsident von Graubünden Wald sein (sofern wir einen Nachfolger für dieses Amt finden werden). Vereinsmässig verlief dieses Jahr relativ ruhig. Die Anlässe Skipostenlauf und GV wurden von unseren Mitgliedern sehr gut besucht. An dieser Stelle ein grosses Dankeschön an die Organisatoren. Die Arbeitsgruppe Wald und Wild hat sich zu mehreren Sitzungen getroffen. Sie werden vor allem im Hinblick auf die anstehende Abstimmung über die Sonderjagdinitiative aktiv werden. Der Zeitwandel zeigt sich auch in unserem Verein Graubünden Wald. Es ist sehr schwierig, Leute zu finden, die sich für unseren Verein einsetzen und Verantwortung übernehmen. Im Zeitalter unseres übertriebenen Angebots pickt sich jeder genau das heraus, was ihm am besten dient und passt. Bei mir persönlich war dies auch ein sehr spezielles Jahr. Nachdem ich am 31. Mai meine Stelle als Betriebsleiter der Gemeinde Scuol nach 21 Dienstjahren aufgegeben habe, ist die neue Anstellung im Schloss Tarasp sehr gut angelaufen. Die Aufgaben sind sehr vielfältig und die Abwechslung gross. Im Vordergrund standen vor allem Renovationsarbeiten. Ein Meilenstein war sicher die Errichtung einer Hackschnitzelheizung. Diese wurde am 2. November des letzten Jahres in Betrieb genommen und heizt nun das ganze Schloss. Pro Jahr werden voraussichtlich 800 m3 Hackschnitzel verfeuert. Ich freue mich, Sie zahlreich an unserer nächsten GV im Schloss Tarasp begrüssen zu dürfen. Der Vorstand hielt im Vereinsjahr 2017 drei ordentliche Sitzungen ab. Die Schwerpunk-
te der Vereinstätigkeiten können wie folgt zusammengefasst werden: – S chutzwaldpreis-Verleihung Vadans (Vorarlberg) 20. Januar 2017 – Skipostenlauf am 11. März 2017 in Tenna – Jahresversammlung in Soazza 20. Mai 2017 – Lehrabschlussfeier Scharans vom 30. Juni 2017 – Vorständesitzung ARGE Alpenländischer Forstvereine am 6./ 7. Oktober 2017 im Bayrischen Wald 2. Aktivitäten 2.1 Jahresversammlung 2017 Die Jahresversammlung von Graubünden Wald fand am 20. Mai in Soazza statt. Das Protokoll wurde auf unserer Homepage veröffentlicht. Die Organisatoren bereiteten einen tollen Anlass vor. Neben den üblichen Traktanden bewegte vor allem wieder das Thema Positionspapier Wald-Wild. Wie wichtig das konsequente Vertreten der Interessen für einen nachhaltig verjüngten Wald ist, wurde von niemandem bezweifelt. Die direkte Stellungnahme des Departementvorstehers, Regierungsrat Mario Cavigelli, der zu Einigkeit unter Wald und Jagd aufrief, fand bei der Versammlung grundsätzlich Anklang. Nur Monate darauf folgende Seitenhiebe der Jagdseite in der «Schweizerischen Zeitschrift für Forstwesen» liessen diese Worte aber in einem komischen Licht erscheinen. Ein Grund mehr, dass sich unsere Arbeitsgruppe weiter für die Fragen des Waldes einsetzt. Im Anschluss an die Versammlung wurden wir über den unlängst wütenden Waldbrand und die Löschwasserbecken des Misox informiert. Eines davon wurde dabei besucht. Herzlichen Dank für die tolle Organisation Bündner Wald 77
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und die spannenden Einblicke in ein wohl immer wichtiger werdendes Thema. 2.2 Skipostenlauf Am 11. März 2017 fanden sich 115 Mitglieder und Familienangehörige von Graubünden Wald zum traditionellen Skipostenlauf ins Safiental ein. Das OK unter der Leitung von Daniel Buchli organisierte mithilfe der Bergbahnen den 34. Skipostenlauf in Tenna. Bei strahlend schönem Wetter und in der schönen Bergkulisse konnte der Anlass unfallfrei und speditiv durchgeführt werden. Ein grosses Dankeschön gilt den vielen Sponsoren, so auch speziell der Swiss Helikopter AG, welche uns wieder gratis bewirtet hat. Zudem sei auch dem Veranstalter OK-Präsident Daniel Buchli, den Helfern des AWN, den Bergbahnen Tenna sowie dem ganzen Forstdienst an dieser Stelle für den gelungenen Anlass nochmals herzlich zu danken.
Aus dem Kanton Graubünden wurden zwei Projekte eingereicht. Das Projekt «GWunderwald Heidboden Davos» wurde nominiert und ausgezeichnet. Herzliche Gratulation! Das Projekt «Furmeilas» aus Lenzerheide wurde leider nicht nominiert. Graubünden Wald bedankt sich herzlich für die eingereichten Projekte.
2.3 Präsidentenkonferenz des VSF vom 3. März 2017 in Olten An der alljährlichen Präsidentenkonferenz wurde vor allem die Meilensteinplanung für den GAV-Forst Schweiz diskutiert. Diese sieht eine Projektabwicklung von 2017 bis 2021 vor. Anlässlich der DV 2017 und der DV 2018 sind Meilensteine vorgesehen, welche über den weiteren Projektverlauf entscheiden. Ziel ist es, den allgemeinverbindlichen GAV-Forst Schweiz per Anfang 2021 in Kraft zu setzen.
2.4.2 Tagung der Vorstände der ARGE Alpenländischer Forstvereine Die alljährliche Zusammenkunft der Vorstände der ARGE Alpenländischer Forstvereine fand auf Einladung des Bayrischen Forstvereins am 6. und 7. Oktober 2017 im Bayrischen Wald nahe an der tschechischen Grenze statt. Die Sitzung fand wieder zusammen mit der Jury des Alpinen Schutzwaldpreises Helvetia statt. Die Bündner Delegation konnte einen Wettbewerbsantrag einreichen: Das einzige Projekt stammt von unserer Arbeitsgruppe Wald und Wild, welche das Positionspapier eingereicht hat. Nach der Sitzung waren wir in einem alten Patrizier-Haus zu Gast. Wir liessen uns ein gutes Nachtessen schmecken. Am nächsten Tag hat uns Gudula auf eine Führung in ihrem Hoheitsgebiet nahe der tschechischen Grenze begleitet. Die grossen Sturmschäden vom 18. August 2017 sind überall präsent. Mit grossen Maschinen wird das Schadholz aufgerüstet. Meine Frau Seraina hat mich auf die lange Reise (900 Kilometer) begleitet.
2.4 ARGE 2.4.1 Vergabe alpiner Schutzwaldpreis Zum elften Mal hat die ARGE Alpenländischer Forstvereine den Alpinen Schutzwaldpreis Helvetia vergeben. Die Preisverleihung fand am 20. Januar 2017 in Vandans, Vorarlberg, Österreich, statt.
3. Kommissionen 3.1 Redaktionskommission «Bündner Wald» Die Kommission traf sich am 23. August 2017 im Holzzentrum Landquart zu ihrer ordentlichen Sitzung. Dabei wurden die Abrechnung 2016 und das Budget 2017 verabschiedet. Es
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ist zu erwähnen, dass durch die Lehrlingsak tion die Kosten für das Jahr 2017 etwas höher als budgetiert ausfallen werden, da alle Ler nende die Zeitschrift gratis bekommen. Unser Redaktor, Jörg Clavadetscher, hatte Anfang 2017 eine Umfrage an Lehrlinge geschickt, ob sie den «Bündner Wald» kennen würden. Das Ergebnis war ernüchternd: Fast keiner kannte den «Bündner Wald». Aus dieser Erkenntnis wurde entscheiden, dass Graubünden Wald den Lernenden des ersten Jahres den Verein sowie die Zeit schrift in den Gewerbeschulen in Chur und Samedan direkt vorstellen wird. Ebenfalls wurde an der Sitzung das Redak tionsprogramm für das Jahr 2018 erstellt. Zum hundertsten Todestag von Johann Coaz wird die Ausgabe 3/18 als Sonderausgabe in einer grösseren Auflage erscheinen. Die Mehrkosten für die Sonderauflage werden über alle drei Trägerschaften abgerechnet. Die Zusammenlegung der Zeitschriften mit unseren möglichen Partnern der Bündner Holzkette wird wegen mangelnden Interes ses ad acta gelegt. Dafür wird entschieden, das Layout unserer Zeitschrift zu moderni sieren. Es wurde eine Arbeitsgruppe ge gründet, bestehend aus Somedia mit einem Grafiker, GR-Wald, AWN, SELVA und den beiden Redaktoren. Es wurde überprüft, ob die Suchfunktion der Homepage, www.buendnerwald.ch, nachdem ein Update der Somedia gemacht worden ist und nicht mehr wunschgemäss funktioniert, optimiert werden könnte. Dies wurde aus Kostengründen wieder fallen ge lassen (einmalige Indexierung bis zu den Ausgaben vom Jahr 2008 beträgt 3200 Fran ken; die monatlichen Betriebskosten betra gen 300 Franken). Die Redaktoren Sandro Krättli und Jörg Clavadetscher sowie die Interviewerin Nina Gansner haben hervorragende Arbeit
geleistet und sechs abwechslungsreiche und spannende Ausgaben des «Bündner Wald» zusammengestellt. Sandro Krättli will aus familiären Gründen sein Pensum reduzieren und daher die Redaktion unse rer Zeitschrift abgeben. Die Nachfolge regelung ist zurzeit noch ausstehend. Mögliche Kandidaten und Kandidatinnen werden gesucht. 3.2 Arbeitsgruppe Wald und Wild Die Arbeitsgruppe Wald und Wild hat sich zu mehreren Sitzungen getroffen. Die Frage, wie man die Jägerschaft besser in den gan zen Prozess integrieren will, stand im Vor dergrund. Auch im Hinblick auf die anste henden Diskussionen bezüglich Abstimmung über die Sonderjagdinitiative wurde thema tisiert. Welche Strategie will man erarbeiten und mit welchen Organisationen will man zusammenspannen, um den Prozess mög lichst aktiv und produktiv mitzugestalten. Das Fütterungsverbot, welches neu im Jagd gesetz verankert ist, sehen wir als positive Entwicklung und auch kleinen Verdienst un seres Positionspapier Wald-Wild. 3.3 Jahresbericht Kommission Holzhauereimeisterschaften Am 7. Oktober 2017 begannen die Qualifi kationen für die Holzhauereiweltmeister schaft in Lillehammer, Norwegen. Diese fin det vom 2. bis 5. August 2018 statt. Die letzten Qualifikationen fanden am 21. und 22. Oktober 2017 an der Gewerbeausstel lung in Zofingen AG statt. Der 22-jährige Enrico Netzer aus Savognin schaffte es, sich an diesem Wochenende vor einem grossar tigen Publikum für die Weltmeisterschaft zu qualifizieren. Netzer, welcher momentan Waldwissenschaften an der HAFL in Zolli kofen studiert, erreichte nach drei Durch gängen ein Punktetotal von 4865 und Bündner Wald 79
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konnte so die Qualifikation vor seinem Konkurrenten Pascal Eggenberger aus St. Gallen, insgesamt 4499 Punkte, für sich entscheiden. Neben Netzer als U24-Teilnehmer konnten sich in der Kategorie der Aktiven die Berner Gebrüder Phillip und Urs Am-
stutz sowie der Neuenburger Marc Rinaldi für die Weltmeisterschaft qualifizieren. Gerne gratulieren wir an dieser Stelle Enrico Netzer zum erreichten WM-Startplatz und wünschen ihm jetzt schon viel Glück für die WM in Lillehammer.
4. Mitgliedermanagement GR Wald 24. April 2017 bis 31. Januar 2018 Neumitglieder Total Neumitglieder seit letzter Versammlung (Einzelmitglieder)
8
Total Neumitglieder seit letzter Versammlung (Kollektivmitglieder)
Name
Vorname
Ort
Eintritt
Rehfeld
Stefan
7250 Klosters
12.07.2017
Müller
Erik
7477 Filisur
30.06.2017
Casanova
Simon
7151 Schluein
25.08.2017
Crameri
Alessandro
6563 Mesocco
14.11.2017
Guidon
Flurin
7012 Felsberg
22.11.2017
Caspescha
Gion
7550 Scuol
25.01.2018
Andry
Curdin
7551 Ftan
25.01.2018
Schorta
Adrian
7556 Ramosch
25.01.2018
Austritte Total Austritte Einzelmitglieder seit letzter Versammlung Name
Vorname
9
Ort
Total Austritte Kollektivmitglieder seit letzter Versammlung Meldedatum
Gemeinde
7159 Andiast
14.11.2017
31.12.2017
7158 Waltensburg
14.11.2017
31.12.2017
Gemeinde Jürg
Rageth
Thomas
Gemeinde
4
Austritt per
Gemeinde
Barandun
0
7431 Mutten
15.11.2017
31.12.2017
7000 Chur
15.11.2017
31.12.2017
8762 Schwändi
17.11.2017
31.12.2017
7432 Zillis
17.11.2017
31.12.2017
Unterthurner
Rudi
7551 Ftan
23.11.2017
31.12.2017
Buchli
Andrea
7304 Maienfeld
05.12.2017
31.12.2017
Sem
Chasper
7205 Zizers
05.12.2017
31.12.2017
Buchli
Jürg
7015 Tamins
05.12.2017
31.12.2017
Brodt
Andreas
7026 Maladers
08.12.2017
31.12.2017
Cajöri
Arno
7504 Pontresina
12.12.2017
31.12.2017
Burkhard
Andre
3902 Glis
12.12.2017
31.12.2017
80
BuWa1802_080 80
13.04.18 12:06
Verstorben Name
Vorname
Ort
Jemmi
Hermann
7126 Castrisch
Mitgliederstand per 31.01.2018 Ehrenmitglieder 10 Freimitglieder 34 Einzelmitglieder 421 Kollektivmitglieder 109 Total
574
5. Dank Das Jahr 2017 hat für mich viele Veränderungen gebracht. Am 1. Juni habe ich meine neue Stelle als Verwalter im Schloss Tarasp angefangen. Nach über 30 Jahren im Forst ist dies eine neue spannende Herausforderung. Mit einem Bein bleibe ich aber weiterhin dem Forst treu. Ich bin weiterhin als Instruktor für Seilkrankurse tätig und werde als Experte vor allem angehende Seilkraneinsatzleiter prüfen. Im Winter bin ich ausserdem Berater der Lawinenkommission Valsot. Mit meiner neu gegründeten Firma MaSer scrl erledige ich kleinere Forst- und Gartenarbeiten. Mit so vielen Veränderungen empfand ich meine Aufgabe als Präsident von Graubünden Wald vielmals als zusätzliche Belastung. Aus zeitlichen und beruflichen Gründen möchte ich daher mein Amt als Präsident an unserer nächsten GV in Tarasp jemand anderem übergeben. Meinen/meiner Vorstandskollegen/in möchte ich für ihre tatkräftige Unterstützung beim
Erledigen der Vereinsgeschäfte im vergangenen Jahr besonders danken. Sie haben viele Stunden zugunsten unserer Forstwirtschaft und unseres Vereins investiert. Grazcha fichun. Weiter möchte ich noch danken: – den Organisatoren unseres Skipostenlaufs – dem OK unserer GV in Soazza – den Redaktoren vom «Bündner Wald» Jörg Clavadetscher und Sandro Krättli – der Arbeitsgruppe Wald und Wild – unserem Kantonsförster Reto Hefti – allen, die aktiv an unserem Vereinsleben teilgenommen haben Ün amiaivel salüd ed a revair sül chastè da Tarasp. Sent, 19. Februar 2018 Für den Vorstand, der Präsident Mario Riatsch
Mario Riatsch Graubünden Wald Saglina 46a, CH-7554 Sent msriatsch@bluewin.ch
Bündner Wald 81
BuWa1802_081 81
13.04.18 09:56
Erläuterungen des Kassiers zur Erfolgsrechnung und Bilanz 2017 Liebe Mitglieder von Graubünden Wald Im Gegensatz zum Budget konnten wir für das Jahr 2017 einen Gewinn von Fr. 1676.80 aufweisen. Dadurch vergrössert sich das Vereinsvermögen per 31.12.2017 auf Franken 70 844.10. Mitgliederbeiträge Gegenüber der letzten Generalversammlung konnten acht neue Einzelmitglieder hinzugewonnen werden. Leider mussten wir auch den Austritt von neun Einzelmitgliedern und vier Kollektivmitgliedern zur Kenntnis nehmen. Der Austritt der Kollektivmitglieder ist eine Folge von Gemeindefusionen. Den Mitgliederbestand per 31.01.2018 entnehmen Sie bitte dem Jahresbericht unseres Präsidenten auf Seite 81. Shop Im Shop führen wir momentan nur das Sackmesser. Hier konnten wir nur zwei Messer verkaufen. Kreditoren Diese setzen sich hauptsächlich aus der Rechnung an den «Bündner Wald» und aus Spesenabrechnungen des Vorstands zusammen. Kasse Die Kasse wurde aufgelöst. Das restliche Guthaben wurde dem Bankkonto gutgeschrieben. Leistungsvereinbarung mit dem Kanton Graubünden Im Rahmen der Leistungsvereinbarung mit dem Amt für Wald und Naturgefahren übernimmt Graubünden Wald unter anderem folgende Aufgaben:
– Berufsbildung (OdA Wald, LAP-Feier, Prämierung der besten Lehrabschlüsse, Fachtagungen etc.) – Berufswerbung (Berufswettkampf Holzerei, Förderung von Berufswettkämpfen, Mitwirkung bei Berufsschauen) – Interkantonale und internationale Kontakte (VSF, ARGE Alpenländische Forstvereine) Der finanzielle Aufwand für diese Aufgaben belief sich im Jahr 2017 auf Fr. 9352.10. Der grösste Posten darin war die Lehrabschlussfeier in Scharans mit einem Betrag von Fr. 7624.–. Darin nicht enthalten sind die Eigenleistungen des Vereins, welche im Rahmen von diversen Kommissionsarbeiten etc. erbracht wurden. Das AWN unterstützt uns für diese Aufgaben mit Fr. 15 000.– pro Jahr. Budget Aus der Jahresrechnung ist ersichtlich, dass das Budget von 2017 stark davon abgewichen ist. Für den Vorstand ist es schwierig, die Ein- und Ausgaben bereits für das übernächste Jahr zu definieren. Daher hat der Vorstand entschieden, dass bei der GV jeweils das Budget des laufenden Jahres vorgelegt wird. Das Budget für das Jahr 2018 wird daher anlässlich der GV in Tarasp zur Genehmigung vorgestellt.
Der Kassier: Dumeni Cavegn 21. Februar 2018
82
BuWa1802_082 82
13.04.18 09:53
Erfolgsrechnung 2017
Bilanz per 31. Dezember 2017
Einnahmen
Aktiven
Mitgliederbeiträge
Fr.
22 560.00
Zinsen Sparheft, Obligationen
Fr.
465.00
Bankkonto GKB CK 432.035.200
Fr. 62 653.15
Shop / PR-Artikel
Fr.
100.00
Raiffeisenbank 41660.43
Fr. 22 581.35
Lager Shop
Fr.
Leistungsvereinbarung mit dem 15 000.00
Kassa Fr.
Kanton Graubünden
Fr.
GV Graubünden Wald
Fr.
Verrechnungssteuer
Tagungen / Veranstaltungen
Fr.
Transitorische Aktiven
Fr.
Total Aktiven
Fr. 85 287.00
ARGE Alpenländische Forstvereine Fr. Schutzwaldpreis
Debitoren Fr. Fr. 52.50
Fr. Fr. 38 125.00
Ausgaben
Passiven Kreditoren
Fr. 14 442.90
Jahresbeiträge
Fr. 9 580.00
Transitorische Passiven
Fr.
Vorstand und Revisoren
Fr. 2 335.50
Eigenkapital
Fr. 69 167.30
Verwaltungsaufwand, Steuern
Fr. 1028.60
Einnahmenüberschuss
Fr. 1 676.80
Shop / PR Artikel
Fr.
Total Passiven
Fr. 85 287.00
GV Graubünden Wald
Fr. 1100.00
Tagungen / Veranstaltungen
Fr.
«Bündner Wald»
Fr. 11 820.00
1 232.00
Leistungen AWN Graubünden Berufsbildung
Vermögensausweis Vermögen am 31. 12. 2016
Fr. 69 167.30
Mehrausgaben 2017
Fr. 1 676.80
Fr. 7 720.00
Holzhauereimeisterschaft Fr. Vermögen am 31.12.2017
Fr. 70 844.10
Berufswettkämpfer Fr. Anerkennungspreis / PR
Fr.
ARGE Alpenländische Forstvereine
Fr. 1129.90
Schutzwaldpreis
Fr.
Fr. 36 448.20
502.20
Ilanz, 21. Februar 2018
Ausgabenüberschuss
Fr. – 1 676.80
Die Revisoren: P. Murbach / M. Cathomen
Der Kassier: D. Cavegn
Dumeni Cavegn Via Quinclas 9 CH-7130 Ilanz dumeni.cavegn@silvaing.ch
Bündner Wald 83
BuWa1802_083 83
13.04.18 09:53
Holen Sie sich den «Bündner Wald» ins Haus Die Zeitschrift «Bündner Wald» befasst sich mit dem weiten Fächer forstlicher Themen. Dazu gehören nicht nur der Wald oder das Holz, sondern ebenso die Landschaft, die Erschliessung und Holzernte, der Lawinenverbau, die Gefahrenzonen, das Forstrecht und vieles mehr. Der «Bündner Wald» erscheint sechsmal jährlich, wobei jede Nummer ein Sachgebiet besonders unter die Lupe nimmt. Er zeichnet sich dadurch aus, dass er
– s ich im Wesentlichen auf Graubünden beschränkt; – sich im Besonderen auf den Gebirgswald ausrichtet; – praxisorientiert ist. Deshalb setzt sich sein Leserkreis vor allem aus Naturfreunden, Forstleuten, Gemeinden, Firmen, aber auch aus Wissenschaftlern zusammen. Trägerschaft der Zeitschrift ist der Verein Graubünden Wald, die SELVA sowie das Amt für Wald und Naturgefahren Graubünden.
✂ Werden Sie Mitglied des Vereins Graubünden Wald und abonnieren Sie den «Bündner Wald» (das Abonnement der Zeitschrift ist im Jahresbeitrag inbegriffen):
Einzelmitglied (Jahresbeitrag 60 Franken)
Kollektivmitglied (Jahresbeitrag 150 Franken) (zum Beispiel Gemeinden, Firmen etc.)
Name: Vorname: Beruf: E-Mail: Strasse: PLZ/Wohnort:
Falls Sie nur den «Bündner Wald» abonnieren und auf die Mitgliedschaft im Verein Graubünden Wald verzichten möchten, so melden Sie sich bitte hier an:
Abonnement «Bündner Wald» (Jahresabo 65 Franken/Ausland + Porto) Name: Vorname: Strasse: PLZ/Wohnort:
Kreuzen Sie das gewünschte Feld an und senden Sie diese Anmeldung an:
Verein Graubünden Wald: Nur Abonnement: Herr Mario Riatsch Somedia Production Saglina Sommeraustrasse 32 CH-7554 Sent Postfach 491, CH-7007 Chur info @ graubuendenwald.ch Vermerk: «Bündner Wald» 84
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13.04.18 09:53
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13.04.18 12:09
Das Bünder Forstpersonal misst sich in Splügen Die Bündner Forstleute und ihre Angehörigen trafen sich am 24. März 2018 in Splügen zum beliebten Skipostenlauf. 128 Teilnehmer folgten der Einladung des Vereins Graubünden Wald und des örtlichen Forstdienstes. Auf einer ausgezeichnet präparierten Piste wurde der Riesenslalom mit Unterstützung des Skiclubs Tambo ausgetragen. Nach dem Riesenslalom mussten die Teilnehmer die Glücks- und Geschicklichkeitsposten absolvieren. Auch hier war reger Betrieb und alle gaben ihr Bestes. Mit den Skischuhen war auf speziellen Stelzen über zwei Bretter zu balancieren, durch den Schnee zu rennen und Sandsäcke punktgenau zu werfen. Zuletzt waren durch ertasten Gegenstände in einem Kasten zu erraten. Diese Aufgaben brachten nochmals einige Rochaden in die Ranglisten des Riesenslaloms. Bei der Kategorie Kinder strahlte schlussendlich Linus Scherrer vom obersten Treppchen des Podests. Siegerin der Kategorie Damen wurde Madlaina Fliri. Als Gesamt-
sieger und Erster bei den Herren durfte Flurin Guidon aus Felsberg den Wanderpreis entgegennehmen. Die vollständige Rangliste sowie weitere Bilder sind auf www.graubuendenwald.ch publiziert. Die Atmosphäre war wie gewohnt sehr familiär und auch die 33 gestarteten Kinder hatten viel Spass. Die Mitarbeiter der Swiss Helikopters verwöhnten uns wieder mit Würsten und Getränken. Vielen herzlichen Dank für diese sehr grosszügige Geste. Dank zahlreichen und grosszügigen Sponsoren stand bei der Rangverkündigung ein toller Gabentisch bereit. Sämtliche Teilnehmerinnen und Teilnehmer konnten so einen tollen Preis und ein Säckchen mit einheimischen Produkten mit nach Hause nehmen. Graubünden Wald bedankt sich speziell bei Revierförster Marius Furler ganz herzlich für die tolle und reibungslose Organisation der Veranstaltung. Für den Verein Graubünden Wald: Cristina Fisler
Die professionelle Streckenbesichtigung und mentale Vorbereitung kann vorentscheidend sein. (alle Bilder: Christian Rüesch) 86
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Es brauchte vollste Konzentration, um mit den speziellen Waldstelzen auf den Brettern zu balancieren.
Was ist denn da drin? Auch die Kinder haben Spass am Ertasten von Gegenständen. Bßndner Wald 87
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13.04.18 09:59
Sprint – Flug – Glocke. Der sportliche Aspekt kam nicht zu kurz. ANZEIGE
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Bündner Holzhauereimeisterschaft 6. Oktober 2018 Der Verein Graubünden Wald organisiert den Berufswettkampf für das Forstpersonal des Kantons Graubünden und des Fürstentums Liechtenstein dieses Jahr am Samstag, 6. Oktober, in Valchava, Val Müstair. Das lokale OK freut sich auf eine rege Teilnahme an diesem Wettkampf und bittet alle, die in unseren Wäldern arbeiten, sich diesen Termin zu reservieren. Detaillierte Informationen zum Wettkampf vom 6. Oktober und zum Erntedankfest mit grossem Markt regio-
naler Produkte vom Sonntag, 7. Oktober, werden später bekannt gegeben. Auskünfte zum Anlass: Jörg Clavadetscher Revier forestal Val Müstair Natel 079 681 89 60 E-Mail: joerg.clavadetscher@cdvm.ch Auskünfte zu Unterkünften: Gäste-Information Val Müstair 7532 Tschierv Tel. 081 861 88 40 E-Mail: val-muestair@engadin.com
Jedes Jahr wird der Dorfbrunnen von Valchava für das Erntedankfest am ersten Oktobersonntag festlich geschmückt. (Bild: J.Clavadetscher) Bündner Wald 89
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13.04.18 09:56
Herzlichen Dank an Alfred Barbüda Seine Kindheit Was für ein Privileg ! Alfred ist tatsächlich im wunderschönen Schellen-Ursli-Dorf da geboren und aufgewachsen. Die Guar Geschichte und die Bräuche mit dem berühmten Ursli hat er nicht aus dem Buch gekannt. Nein, er hat sie als Junge in Guarda selber miterlebt. Zusammen mit vier Geschwistern mussten sie früh anpacken und auf dem Bauernhof mithelfen. Auf einem Bauernhof gab es immer etwas zu tun. Lehr- und Wanderjahre Die Schule schaffte Alfred mit links. Dann entschied er sich für die neu eingeführte Forstwartlehre. Im Jahre 1969 begann er die Lehre bei der Forst- und Sägereiverwaltung in Zernez. Ohne Sicherheitshosen, dafür aber mit Hosen aus Bündner Tuch – das war die Standardausrüstung! Nach der Lehre und der Rekrutenschule arbeitete Alfred bei einem Forstbüro im Kanton Zug, hauptsächlich bei Feldaufnahmen von Stichprobenflächen. Allein der Nebel mach-
te ihm zu schaffen, sagte er, sonst war es eine schöne Zeit. In den Jahren 1974 und 1975 besuchte er die Försterschule. Forst und Sägerei Am 1. Juni 1975 begann er seine erste und letzte Försterstelle bei der Gemeinde Zernez. Unzählige Gemeindepräsidenten und Waldfachchefs hat er «überstanden». In den vielen Jahren hat er sich ein grosses Wissen angehäuft, das er vielen Lernenden und Praktikanten weitergeben konnte. Wenn Not am Mann war, ist er auch als Sägerei-Verwalter eingesprungen und leitete die Sägerei. Öffentliche Ämter Sechs Jahre präsidierte Alfred den Bündner Revierförsterverband. Auch seine Tätigkeit als Bezirks- und Sektionshegeobmann sei hier erwähnt. In der Freizeit singt Alfred gerne im Männerchor und musiziert mit den Jagdhornbläsern. Technischer Leiter Im April 2014 beschlossen die Gemeinden Susch, Lavin und Zernez zu fusionieren. Alfred wurde angefragt, die Leitung der Technischen Betriebe zu übernehmen. Mit 62 Jahren wechselte Alfred noch den Job und leitete die technischen Betriebe der neuen Gemeinde Zernez. Nun ging er Mitte Mai in Pension, nach 43 Dienstjahren als Förster ! Zusammengerechnet arbeitete er also 46 Jahre bei der Gemeinde Zernez. Eine sehr lange Zeit und die Pension ist bestimmt mehr als wohlverdient. Wir danken ihm herzlich für seine grosse Arbeit und wünschen ihm gute Gesundheit und eine etwas ruhigere Zeit zusammen mit seiner Frau Anni.
Alfred Barbüda bei Filmaufnahmen aus dem Jahre 1982. (Quelle: RTR)
Arnold Denoth, Carlo Bott, Fadri Guler
90
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13.04.18 09:59
Försterschule Maienfeld feierte 50-Jahre-Jubiläum 1967 startete die erste, interkantonal getragene Försterklasse ihren Unterricht. In den folgenden fünf Jahrzehnten entwickelte sich die Försterschule stark weiter. Sie investierte in ein eigenes Gebäude, in einen seilkrantechnischen Maschinenpark, in den Lehrwald, spezialisierte sich mit Fachstellen und integrierte sich in die ibW Höhere Fachschule Südostschweiz. Um das Jubiläum zu würdigen, organisierte die Schule im vergangenen Jahr die Europameisterschaft der Forstschulen, illustrierte seine Geschichte in einem Bildband und lud zu einem prominent besuchten Festakt ein. Sie thematisierte dabei auch zukünftige Entwicklungen des Bildungszentrums. 1967 haben sich erstmals mehrere Kantone zusammengefunden, um gemeinsam eine fundierte Försterausbildung zu ermöglichen. Bald darauf wurde die «Stiftung Interkantonale Försterschule Maienfeld IFM» eingerichtet, getragen von 13 Kantonen, dem Bund und dem Fürstentum Liechtenstein. Die Stiftung ist auch heute noch Trägerin der Försterschule. Die 50-jährige Erfolgsgeschichte wurde im vergangenen Jahr durch mehrere Anlässe gefeiert und gewürdigt.
Europameisterschaft der Forstschulen Pünktlich zum 50. Geburtstag der Försterschule wurde im Mai 2017 im ibW Bil-
dungszentrum Wald Maienfeld die Europameisterschaft der Forstschulen durchgeführt. Die sogenannte «European Championship in Forestry Skills (ECFS)» fand letztes Jahr zum sechzehnten Mal überhaupt und zum ersten Mal in der Schweiz statt. Dieser internationale Wettkampf setzt sich aus dem herkömmlichen Holzereiwettkampf mit den Disziplinen Kettenwechsel, Zielfällung, Ent asten, Kombinations- und Präzisionsschnitt sowie einem Forstparcours mit 16 Aufgaben im Gebiet der Waldmesslehre und der Tierund Pflanzenkunde zusammen. In Maienfeld konnten Teams aus 18 Ländern mit je einer 4-köpfigen Mannschaft plus zwei Betreuenden willkommen geheissen werden. Weil die Teilnehmer nicht älter als 25 Jahre sein dürfen, war es nicht möglich, eine Mannschaft nur aus Förster-Studierenden von Maienfeld zusammenzustellen. Zusammen mit zwei Studierenden der Fachhochschule Zollikofen gelang es aber trotzdem, ein schlagkräftiges Schweizer Team ins Rennen zu schicken: Arnold Flavio, ibW BZWM Biolley Matthias, HAFL Motzer Kilian, ibW BZWM Netzer Enrico, HAFL Schorta Adrian, ibW BZWM (Ersatz)
Flavio, Kilian und Enrico (v. l.) bei der Postenarbeit auf dem Forstparcours. (Bilder: zVg ibW Maienfeld) Bündner Wald 91
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13.04.18 09:57
Insgesamt durften rund 140 Teilnehmende, Betreuende, Begleitpersonen und offizielle Gäste im BZWM und in der näheren Umgebung untergebracht und verpflegt werden. Für die reibungslose Durchführung des Anlasses waren zudem rund 70 Helfer und Helferinnen im Einsatz. Anspruchsvolle Wettkämpfe auf höchstem Niveau und Schweizer Erfolge Die Wettkämpfe konnten bei prächtigem Wetter zur vollsten Zufriedenheit des anspruchsvollen europäischen Komitees über die Bühne gebracht werden. Dabei durften auch die Schweizer schöne Erfolge feiern. In der Teamwertung wurde unsere Mannschaft Zweite und bei der Einzelwertung gewann der Bündner Enrico Netzer unter all der europäischen Konkurrenz mit einem Weltklasseresultat von 1649 Punkten. Podestplätze Gesamtauswertung Teamwettkampf: 1. LFS Litzlhof, Österreich 2. ibW BZWM/HAFL Zollikofen, Schweiz 3. Colegiul Silvic Transilvania Naszód, Rumänien Einzelwettkampf Holzerei: 1. Netzer Enrico, Schweiz 1649 Punkte 2. Pacher Sandro, Österreich 1579 Punkte 3. Traar Wolfgang, Österreich 1568 Punkte
Rahmenprogramm mit gesellschaftlichen Höhepunkten Ein wichtiger Teil der ECFS ist das Rahmenprogramm für die Pflege und den Ausbau grenzüberschreitender Netzwerke unter den Forstschulen. In Maienfeld begann dieser Teil am Freitagabend mit der Eröffnungsfeier. Die zahlreich anwesenden Teilnehmenden wurden mit Alphornklängen empfangen und von diversen Festrednern begrüsst. Besonders feierlich wurde es, als die Teams unter den Klängen ihrer Nationalhymnen mit den Nationalflaggen einmarschierten. Den unvergesslichen Höhepunkt der Geselligkeit bildete aber das anschliessende Fest der Nationen, bei welchem sich die Teams in der Mensa des BZWM gegenseitig mit ihren landestypischen Köstlichkeiten bewirteten. Da wurde nicht nur gegessen und getrunken, sondern auch richtig gefeiert, musiziert und viel gelacht. Dank der Unterstützung durch zahlreiche Sponsoren und dank der von allen Beteiligten geleisteten Arbeit ist es gelungen, einen unvergesslichen Anlass für den Nachwuchs der europäischen Forstbranche auszurichten und gute Werbung für die forstliche Ausbildung in der Schweiz zu machen.
Die Schule arbeitet ihre Geschichte auf Zum Anlass des Jubiläums beauftragte der Schulleiter Stefan Brülhart-Caprez den Historiker Paul Grimm mit der Aufarbeitung der Geschichte der Försterschule in Form einer Festschrift. Das Resultat ist ein reich illustrierter Einblick in die bewegte Geschichte. Das Werk, welches anlässlich des Festakts publiziert wurde, enthält auch Interviews mit Schülern, Lehrern und Schulleitern von damals und heute, auch eine der noch raren Försterinnen gibt Auskunft. Im Anhang sind überdies alle bisher ausgebildeten Förster, sortiert nach Abschlussjahrgängen, aufgeführt. Das Werk wird auf Anfrage (an marketing@ibw.ch) kostenfrei versendet.
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Nationale Gästeschar feiert in Maienfeld Am 29. September 2017 fand der JubiläumsFestakt statt, es nahmen 110 Gäste aus der ganzen Schweiz teil, Stiftungsratsmitglieder, Regierungsräte, Kantonsförster, Förster und weitere forstliche Vertreter. Eine besondere Ehre für das Bildungszen trum Wald in Maienfeld war die Präsenz von Bundespräsidentin Doris Leuthard. Sie tauschte sich zuerst direkt mit der aktuellen Försterklasse aus, begleitet von Stiftungsratspräsident und Regierungsrat Mario Cavigelli. Leuthard, Cavigelli und die angehenden Förster fanden sehr rasch in eine engagierte Diskussion rund um forstliche Themen. Anschliessend hielten Doris Leuthard und Mario Cavigelli eindrückliche Ansprachen vor der versammelten Gästeschar. Zwei Abgänger der ersten Försterklasse 1967/1968, Zeno Bontognali und Jürg Zürcher, berichteten aus den frühesten Tagen der Schule. Der Abend klang mit einem Festessen, Wein, Musik und vielen angeregten Gesprächen aus. Bereit für die kommenden Jahre Nach 50 Jahren Schulbetrieb ist heute die Nachfrage nach forstlichen Weiterbildungen höher als je zuvor. Aufgabe der Schule ist es, jungen Fachleuten heute das Wissen zu vermitteln, welches morgen gefragt ist. Die Schule muss sich stets neuen Perspektiven öffnen. Dazu gehören die Erhaltung der ökologischen Vielfalt, ein neu erwachendes gesellschaftliches Interesse an lokalen Produkten, die Sehnsucht nach Naturnähe, der wachsende Holzbedarf für Bau- und Energiewirtschaft, der steigende Siedlungsdruck und ein zunehmender Bedarf an Schutz vor Naturgefahren wegen einer wachsenden Anzahl von Infrastrukturbauten. Beim Thema Klimawandel fliessen schon jetzt die
Doris Leuthard, Mario Cavigelli und die Förster klasse in angeregtem Austausch.
Forschungserkenntnisse der Fachstelle für Gebirgswaldpflege in den Unterricht ein. Um der Nachfrage in den Landesregionen gerecht zu werden, soll die Schule flexibel bleiben. So wurde kürzlich in Zusammen arbeit mit dem Kanton Tessin die ForstwartVorarbeiter-Ausbildung im Tessin in Italienisch angeboten. In diesem Jahr startet die Schule eine neue Weiterbildung für Leiter von Forstbetrieben. So will das Bildungszentrum Wald aktiv, im Dienste der Waldwirtschaft, dort Bildungsangebote lancieren und pflegen, wo eine entsprechende Nachfrage besteht.
Stefan Brülhart-Caprez ibW Bildungszentrum Wald CH-7304 Maienfeld stefan.bruelhart@ibw.ch
Beat Philipp ibW Bildungszentrum Wald CH-7304 Maienfeld beat.philipp@ibw.ch
Bündner Wald 93
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13.04.18 09:57
Axpo Tegra – die zuverlässige Energieholzanbieterin Das Holzkraftwerk der Axpo Tegra in Domat/Ems wird seit einem Jahr wieder auf beinahe voller Leistung betrieben. Dank der neuen Schnitzeltrocknungsanlage kann die Axpo Tegra die Abwärme optimal nutzen. So kann die Anlage die angelieferten Holzhackschnitzel technisch trocknen und sie bei Bedarf weiterveredeln. Damit wird eine optimale Schnitzelqualität für beispielsweise Gemeindeheizungen oder grössere Wärmeverbunde erreicht. Axpo Tegra – die starke Partnerin im Wald Die Schnitzeltrocknungsanlage benötigt für den Eigengebrauch jährlich mehr als eine halbe Million Schüttraummeter. Das meiste Holz stammt aus dem Bündner Wald. Die
Axpo Tegra setzt sich für eine speditive Abfuhr, pünktliche Zahlung und partnerschaftliche Zusammenarbeit ein. Aktuelles aus dem Holzgeschäft Durch die überdurchschnittlichen Niederschläge in diesem Winter waren die Wälder über Wochen hinweg schlecht befahrbar, das Energieholz konnte teilweise nicht erreicht werden. Dank den treuen Holzlieferanten aus der Region konnte die Axpo Tegra diese Herausforderung meistern und die Versorgung des Werks jederzeit sicherstellen. Für mehr Informationen zu Ein- oder Verkauf von Energieholz nehmen Sie Kontakt mit uns auf: beschaffung.ch @ axpo.com
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Axpo Tegra betreibt im bündnerischen Domat/Ems das grösste Biomassekraftwerk der Schweiz. Zu unseren Kernkompetenzen zählen die Produktion von erneuerbaren Energien und die Trocknung verschiedener Holzprodukte. Axpo Tegra AG | Via Innovativa 11 | CH-7013 Domat/Ems | T 081 632 33 33 | axpo.com/holz
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Vorschau Sondernummer Juli 2018 Coaz, Pionier seiner Zeit (1822 – 1918) Am 18. August 2018 jährt sich der Todestag von Dr. Johann Wilhelm Fortunat Coaz zum hundertsten Mal. Der «Bündner Wald» widmet ihm eine Sonderausgabe. Coaz legte manchen Grundstein der modernen Forstwirtschaft. Er führte die ersten Ausbildungskurse für Forstleute durch, organisierte den Bündner Forstdienst und prägte später als erster eidgenössischer Oberforstinspektor die nachhaltige Entwicklung der Schweizer Wälder. Die forstliche Gesetzgebung und deren Umsetzung im 19. Jahrhundert trägt seine Handschrift und ist die Grundlage der umfassenden Wiederbewaldung. Sein interdisziplinäres und sachliches Wirken führte zu weiteren Pionierleistungen von Erstbesteigungen, der Gletschervermessung, der Lawinenprävention über die Botanik bis zur
Wiederbesiedlung verschiedener Arten, die heute nicht mehr wegzudenken sind. Er konkretisierte den jungen Weltnaturschutzgedanken und lobbyierte still, aber effektiv für den Nationalpark. Sein Wesen war unscheinbar, aber sein Handeln hinterliess Spuren, die heute noch sichtbar sind. Vorschau auf die nächsten Nummern: August 2018: Elektronische Technologien im Wald Redaktion: Jörg Clavadetscher Oktober 2018: Versicherungswesen Redaktion: Mario Lucchinetti / Sandro Krättli
Herausgegeben vonvon Graubünden Wald, Amt für Wald Graubünden undGraubünden der SELVA. Herausgegeben Graubünden Wald, Amt und für Naturgefahren Wald und Naturgefahren und der SELVA. Verleger: Südostschweiz Presse und Print AG, Südostschweiz CH-7007 Chur Sekretariat: SELVA, Christophe Trüb, Verlag: © Somedia Production AG, CH-7007 Chur Print, Sekretariat: SELVA, Urs Rutishauser, BahnhofBahnhofplatz 1, CH-7302 Landquart, Telefon + 41 (0) 81 300 22 44, buendnerwald selva-gr.ch Redaktoren: Jörg Clava
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