Elektronische Technologien im Wald

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BĂźndner Wald

Elektronische Technologien im Wald

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Jahrgang 71 | August 2018

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20 Inhalt Elektronische Technologien im Wald Editorial . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 6 ForstControl – Ihr Büro im Wald . . . . . . . . . . . . . . . . . 8 Digitalisierung in der Betriebsbuchhaltung . . . . . . . . . . . 12 Sicher arbeiten dank der digitalen Entwicklung im Wald . . . . . 16 Drohneneinsatz für die Kartierung der Schneehöhenverteilung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 20 Digitalisierung in der Forstwirtschaft . . . . . . . . . . . . . . 26 «Smarte» Forstmaschinen – was ist darunter zu verstehen? . . . 30 Keine Furcht vor der Digitalisierung im Wald . . . . . . . . . . 36 Begriffserklärungen aus der digitalen (Forst-)Welt . . . . . . . . 42 Comic Theo & Heinz . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 45 Auswirkungen der Digitalisierung . . . . . . . . . . . . . . . . 46 Lehrabschlussfeier der Bündner und Liechtensteiner Forstwarte in Schiers . . . . . . . . . . . . 50 Verleihung des Lärchensamens von Graubünden Wald . . . . . 52 Der neue Redaktor stellt sich vor . . . . . . . . . . . . . . . . 54 Danke und Waldmannsbeil! . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 55 Studienreise Sardinien . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 56 Schutzwaldpreis-Projekte gesucht . . . . . . . . . . . . . . . . 60 Waldknigge Biker und Hündeler . . . . . . . . . . . . . . . . 62 Vorschau . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 63

Informationspools

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Titelbild: Die Drohne Wingtra ist für die Aufnahme grosser Flächen ein sehr interessantes Gerät, welches durchaus die technischen Eigenschaften dafür hätte, Hänge von meh­ reren­Quadratkilometern oder ganze Seitentäler selbständig abzufliegen.

(Bild: Darnuzer Ingenieure AG)

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Mehr Übersicht aus der Luft Eine Drohne kann uns mit geringem Aufwand einen guten Eindruck über das gesamte Schadenausmass liefern.

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(Bild: zVg. AWN Graubünden)

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Editorial Neulich besuchte ich in Müstair einen Vortragsabend von Andreas Moser zum Thema Wolf. Schräg neben mir sass eine junge Mutter mit ihrer vermutlich etwa zweijährigen Tochter. Für die Mutter gab es wie für alle anderen im Saal viele Informationen und verschiedene Filmbeiträge vom erfahrenen Biologen. Und für die Kleine? Na ja, sie war mit Puppe, Kleidchen, Büchlein usw. recht gut ausgerüstet. Ja, und das «usw.» hatte es in sich. Es war ein Tiptoi-Buch mit Stift und Headset. Was das mit der Digitalisierung im Wald zu tun hat? Vielleicht nicht so viel, aber es ist doch ein Beispiel dafür, dass es durchaus Sinn macht, situativ die richtige Technologie zu benutzen. Wo es mir einfacher erscheint und den grösseren Nutzen bringt, nehme ich eben lieber die mechanische Variante zu Hilfe (im Falle des Mädchens die Puppe und deren Kleider) und andernorts ist es dann eben die digitale Technik. Vielleicht denken Sie auch, wie ich gedacht habe. Sehr gut, so ist die Kleine mit Tiptoi beschäftigt und es gäbe ja weitaus weniger sinnvolle elektronische Unterhaltungsmittel für das Kind. Dachte ich jedenfalls. Ich glaube das elektronisch unterstützte Buch mit Stift und Headset wurde an diesem Abend nur von der Mutter für eine kurze Funktionskontrolle gebraucht und das Mädchen spielte den ganzen Abend zufrieden mit seiner Puppe. Auch bei unserer täglichen Arbeit erleben wir oft Situationen, in denen wir uns denken, dass das doch heute eigentlich auch ein elektronisches System selbst erledigen könnte. Es können unattraktive Aufgaben sein, aber auch solche, die für uns nicht ganz einfach auszuführen sind, wenn wir eine hohe Verlässlichkeit verlangen. Die Erkennung von frischen Käferbäumen ist gerade auch diesen Sommer wieder aktuell und (auch mit einem guten Fernglas) nicht immer ganz einfach. Vielleicht können uns irgendwann auch bei dieser Aufgabe die Drohnen unterstützen und sehen, wo viele Borkenkäfer fliegen, welche Bäume stark befallen sind und deshalb in einen kritischen Zustand

geraten könnten. Sofern der Förster die Lage am Ort des von der Drohne georteten Käfernests gleich beurteilt, kann die forstliche Intervention gleich via App freigegeben werden. Anstelle des Formulars, welches nach der Käfersaison vom Förster ausgefüllt wird, tritt dann die elektronische Übermittlung der Daten und via App hat der Förster jederzeit wieder Zugriff darauf. Die Standorte von Neophyten etwa, werden heute bereits mit einer App auf dem Smartphone erfasst. Wann werden wir Kontrolle und Unterhalt forstlicher Infrastruktur (KUfI) mit einer App auf dem Smartphone oder Tablet erfassen und dokumentieren? Dies hätte beispielsweise den Vorteil, dass man die Dokumentation der Kontrollen und Unterhaltsarbeiten der letzten Jahre immer dabei hat, ohne einen ganzen Ordner voll Papier mitzuschleppen, das dann plötzlich vom Winde verweht ist. Nachteil? Es besteht eine grosse Abhängigkeit von funktionierender Elektronik und Mobilnetzabdeckung. Je mehr wir unsere Daten aber so oder so auf Clouds lagern, das Büro mobil in den Wald verlegen und Programme für die Datenverarbeitung nicht mehr lokal installieren, sondern nur noch auf einem zentralen Server nutzen, desto grösser werden unsere Anforderungen an ein stabiles Netz. Man darf gespannt sein, was uns da in den nächsten 20 Jahren erwartet... Jörg Clavadetscher, Redaktor

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ForstControl – Ihr Büro im Wald Mit ForstControl werden die Ressourcen eines Betriebs (Personal, Maschinen, Fahrzeuge, Material usw.) unabhängig von Ort und Zeit auf allen handelsüblichen Smartphones, Tablets und PCs auftragsorientiert erfasst und verwaltet. Ebenso können Offerten erstellt, erstellte Offerten in Aufträge umgewandelt und abgeschlossene Aufträge verrechnet werden. Die erfassten Daten können auf die verschiedensten Arten ausgewertet und über eine Schnittstelle direkt in die Kostenrechnung (ForstBAR) übertragen werden. Mit der Funktion Zeitübersicht kann jeder Benutzer seine erfassten Stunden auf Vollständigkeit überprüfen. Robert Schickmüller

Das Konzept von ForstControl ForstControl ist eine Webapplikation. Für die Erfassung und Verwaltung der Daten wird ein handelsübliches Smartphone, Tablet oder PC und ein Internetbrowser (z.  B. Windows-Explorer) benötigt. Die erfassten Daten werden zweimal täglich zentral gesichert.

Grundaufbau ForstControl.

Jeder Benutzer muss sich einmal registrieren. Nach der Registration erfolgt die Verbindung mit dem Account (Lizenz) der Forstunternehmung (Forstbetrieb oder Forstunternehmer). Pro Lizenz können beliebig viele Benutzer verbunden werden. So besteht auch die Möglichkeit, dass sich ein Benutzer mit zwei Lizenzen verbinden kann. Das Einlesen des Kontenplans, der Adressen, alle Einrichtungsarbeiten (Eröffnen der Maschinen, Fahrzeuge, Material usw.) erfolgen individuell für die oder in der Lizenz. Die Lizenz ist eine in sich abgeschlossene Einheit. Mittels individueller Rechteinstellungen können jedem Benutzer die Möglichkeiten freigeschaltet werden, welche er für die Erfassung und Verwaltung der Daten benötigt. Die Lizenz ist im Moment in zwei Ausführungen erhältlich, in einer Lightversion (einfache Erfassung, für Einzelunternehmer gedacht) und in der Standardversion. Eine erweiterte Version wird ab Ende dieses Jahres zur Verfügung stehen. Darin werden die Erstellung von Ferien- und Wochenplänen sowie weitere Funktionen enthalten sein.

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Auftragsübersicht.

Die Erfassung und Verwaltung von Aufträgen und Ressourcen Im Modul Aufträge werden die zu bearbeitenden Aufträge erfasst und verwaltet. Für jeden Auftrag werden eine Auftragsnummer und eine entspre­ chende Bezeichnung vergeben. Die notwendigen Angaben für die Kostenrechnung (Betriebsteil, Kostenträger usw.) werden ebenfalls hier angege­ ben. Die Tätigkeiten können so eingegrenzt wer­ den, dass nur die erlaubten Tätigkeiten in der Zeit­ erfassung erscheinen. Durch die Angabe der Adresse wird der Auftrag für die spätere Verrech­ nung vorbereitet. In der Auftragsübersicht sind alle für den Auftrag erfassten Daten ersichtlich. Es wird angezeigt, wie hoch die Kosten des Auftrags im Moment sind. Ebenso ist ersichtlich, welche Offerten und Rech­ nungen für diesen Auftrag bereits erstellt wurden. Im Modul Zeiterfassung werden die Stunden des Personals, die Maschinenstunden, die Kilometer der Fahrzeuge und die verwendeten Materialien und Produkte erfasst. Über den Suchmodus wird der entsprechende Auf­ trag gesucht und angewählt. Aus der möglichen

Tätigkeitsliste wird die entsprechende Tätigkeit ausgewählt und anschliessend können in einem Arbeitsgang alle notwendigen Ressourcen (Perso­

Zeiterfassung in ForstControl.

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nal, Maschinen, Fahrzeuge usw.) erfasst werden. Die ganze Erfassung erfolgt zeit- und ortsunabhängig. Offerte, Lieferschein oder Rechnung erstellen Wie die Erfassung der Ressourcen, können auch die Offerten, Lieferscheine oder Rechnungen zeitund ortsunabhängig erstellt werden. Wenn es notwendig ist, kann zusammen mit dem Kunden die

Aktennotizen oder Briefe können ebenfalls direkt in ForstControl erstellt werden. Alle erstellten Dokumente sind in der Dokumentenliste vorhanden und können dort nach verschiedenen Kriterien gesucht werden. So können z. B. alle in ForstControl erstellten Offerten, Rechnungen, Aktennotizen für einen bestimmten Kunden gesucht und angezeigt werden. Ebenso lassen sich alle Rechnungen für einen bestimmten Zeitraum anzeigen. Bis Ende Jahr wird der Aufbau einer einfachen, aber effizienten Debitorenkontrolle abgeschlossen sein. Auswertungen der erfassten Daten Für jeden Mitarbeiter kann ein Monats- und Spesenrapport erstellt und ausgedruckt werden. Je nach benötigter Daten können sie zuerst gefiltert und anschliessend ausgedruckt oder in eine CSV-Datei exportiert werden. Diese Datei kann anschliessend in Excel weiterbearbeitet werden. Über diesen Menüpunkt kann auch die Exportfunktion für die Datenübertragung in die ForstBAR gestartet werden. Stellt ein Betrieb Produkte her, die intern bei den verschiedenen Arbeiten verwendet werden und wurde die Verwendung lückenlos erfasst, dann

Offerte in Auftrag umwandeln und Rechnung erstellen.

Offerte erstellt und gleich besprochen werden. Jede Offerte kann in einen Auftrag umgewandelt werden und ist somit bereit für die Erfassung der Ressourcen. Sobald der Auftrag abgeschlossen ist, können für die Verrechnung des Auftrags entweder der Offertbetrag oder die erfassten Ressourcen verwendet werden. Verrechnung nach Offertbetrag ist sinnvoll, wenn zum Beispiel ein Kostendach vereinbart wurde. Selbstverständlich können auch Rechnungen ohne Bezug zu einem Auftrag erstellt werden. Für jede Rechnung kann die FIBU- und die BAR-Kontierung erfasst werden. Die Rechnungen können mit und ohne MwSt. erstellt werden.

Modulauswertung in ForstControl.

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kann hier eine Übersichtsliste erstellt werden. So bekommt man die Information, wo, bei welchen Aufträgen, wie viel und für welchen Frankenbetrag Produkte verwendet wurden. Weitere Möglichkeiten sind: Auswertung der Maschinenstunden für eine oder für alle eingesetzten Maschinen über den definierten Zeitraum. Auswertung des Materialverbrauchs, Auswertung des Treibstoffverbrauchs der Maschinen, detaillierte Auswertungen der Aufträge usw. Zeitübersicht – Kontrolle, ob alles erfasst ist Jeder Benutzer kann in der Zeitübersicht kontrollieren, ob er alle seine Stunden erfasst hat. Je nach Rechtvergabe kann er auch überprüfen, ob alle Maschinenstunden erfasst sind, zum Beispiel für einen Forstschlepper. Der Betriebsleiter bekommt einen Überblick, ob alles und in den richtigen Aufträgen erfasst wurde. Wurden Stunden falsch erfasst, dann kann direkt in den Korrekturmodus gewechselt werden und die Fehleinträge können korrigiert werden. Ziel der Zeitübersicht ist die chronologische Überprüfung der erfassten Daten. Pendenzen – Aufgabenlisten für kleinere Aufträge Kleinere Aufgaben, für die sich kein eigener Auftrag lohnt, können in dieser Position erfasst werden. Für jede Pendenz kann angegeben werden, wer die Aufgabe erhalten soll, welche Priorität sie hat und in welchem Auftrag die Stunden für die Erledigung der Aufgabe erfasst werden sollen. Die Funktion Pendenzen fungiert als Notizbuch, damit nichts vergessen geht. ForstControl – immer und überall informiert ForstControl ist vielseitig einsetzbar. Es wurde konzipiert, um alle anfallenden Ressourcen zu erfassen, zu verwalten, zu verrechnen und die Daten an weitere Systeme weiterzugeben. Die Mitarbeiter erfassen ihre Stunden dezentral, wie auch alle an-

Zeitübersicht in ForstControl.

(alle Bilder: zVg. Wald Schweiz))

deren Ressourcen. Sobald die Daten erfasst sind, können sie sogleich weiterverarbeitet werden. Anfragen zu erstellten Offerten, Rechnungen usw. können sie jederzeit und überall beantworten, denn mit ForstControl haben sie den Zugriff auf alle ihre Daten. Das Arbeiten mit ForstControl ist: – einfach – flexibel – zeitnah – umfassend Robert Schickmüller ist bei WaldSchweiz für die Betreuung des Testbetriebsnetzes, für Spezialauswertungen und für die Weiterentwicklung der ForstBAR zuständig. Im Bildungszentrum Wald Maienfeld ist er als Fach­lehrer im Bereich Betriebsführung tätig. Er war zusammen mit David Henzmann Initiant für die Entwicklung des ForstControl. robert.schickmueller@waldschweiz.ch

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Digitalisierung in der Betriebsbuchhaltung Die Digitalisierung hat vor der forstlichen Betriebsbuchhaltung (ForstBAR) nicht Halt gemacht. Wurden vor 50 Jahren noch Belege manuell auf einem Betriebsabrechnungsbogen erfasst und ausgewertet, werden heute die Daten grösstenteils digital aus Leistungserfassungs- und Finanz­ buchhaltungsprogrammen übernommen und verarbeitet. Die gewonnene Zeit sollte in die Überwachung der Wirtschaftlichkeit sowie der Überprüfung der Betriebsstrategie und Generierung weiterer Resultate investiert werden. Hanspeter Conrad

Vor rund 50 Jahren wurde die forstliche Betriebsabrechnung im Rahmen einer Dissertation an der ETH entwickelt. In den ersten Jahren wurden die Belege und Rapporte auf Betriebsabrechnungsbögen aus Papier übertragen und in intensiver Handarbeit ausgewertet. Komplexe Betriebe abzubilden, war eine grosse Herausforderung. Ab Mitte der 70er-Jahre konnten die Daten im Rechenzentrum der Telecom in Zofingen verarbeitet werden. Die Forstwirtschaftliche Zentralstelle (FZ), heute WaldSchweiz (WS), hat im Jahr 1986 zum ersten Mal eine Software für den Einsatz am Computer für das Microsoft Disk Operating System (MS-DOS) ent-

Abbildung 1: Eingabemaske für die Erfassung von Aufwand und Ertrag Version BAR 1.6.

(alle Abbildungen: zVg. ARGE ForstBAR)

wickelt. Die ehemaligen Benutzer dieser Software können sich bestimmt noch an diese Eingabemaske erinnern (Abb. 1). Die Eingabe und Auswertung erfolgten ausschliesslich über Tastenbefehle, das Programm konnte nicht mit der Maus bedient werden. In den ersten Jahren wurde das Programm nur bei den ForstBAR-Betreuern installiert. Diese haben die Daten von Originalbelegen oder von den Buchungs- und Rapportjournalen im Programm erfasst. Die Auswertungszeit von der Eingabe der Daten bis zur Auswertung hat sich mit diesem Schritt um ein Vielfaches verkürzt. Die Bündner Förster waren und sind Betriebsleiter, welche sich nicht gegen Innovationen sträuben. Deshalb wurden bereits im Jahr 1989 die ersten DOS-Programme der FZ-BAR in den Forstrevieren installiert. Die Arbeit der ForstBAR-Betreuer in Graubünden hat sich ein erstes Mal verändert. Der Schwerpunkt ihrer Arbeit war nicht mehr die Erfassung der Daten, sondern die Unterstützung der Betriebsleiter für die fachlich korrekte Verbuchung der Kosten und Erlöse. Mit der Möglichkeit der Erfassung der Belege direkt im Programm ist der arbeitsintensive Übertrag der Buchungen vom Originalbeleg auf das Buchungsjournal entfallen. Bis ins Jahr 2003

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Abbildung 2: Benutzeroberfläche ForstBAR.2.1.

war das MS-DOS-Programm im Einsatz, danach wurde es durch eine Windows-kompatible Software (Abb. 2) ersetzt. Nicht nur die Benutzeroberfläche der Software hat sich verändert, auch der komplette Kontenplan mit dazugehörigen Nummern. Hat man in der ersten Version noch von Betriebsstellen gesprochen, spricht man heute von Vorkosten-, Kostenstellen, Kostenträgern und Tätigkeiten. Zusätzlich sind die vier Kostenträger Wirtschafts-, Schutz-, Erholungs- und Naturwald in die Abrechnung eingeflossen. Eine detaillierte Analyse der Erfolgszahlen nach diesen Kostenträgern ist standardmässig ins Programm eingebaut worden. Die Übersichtlichkeit im Programm über die Buchungen und Rapporte hat sich massiv verbessert. Das Gruppieren und Filtern nach Kostenträgern, Kostenstellen usw. wurde möglich und die Anwenderfreundlichkeit hat sich stark verbessert. Erstmals konnten Rapporte und Buchungen aus externen Datenquellen importiert und wieder exportiert werden. Eine manuelle Datenerfassung war in den allermeisten Fällen nicht mehr zwingend. Seit dem Jahr 2013 ist die dritte Generation der ForstBAR im Einsatz (Abb. 3). Die Anwenderfreundlichkeit hat sich nochmals bedeutend verbessert. Der Datenaustausch von Buchungen und Rapporten ist noch-

mals verbessert worden. Die Auswertungen können in alle gängigen Formate (Excel, Word, PDF usw.) exportiert werden und eröffnen dem Benutzer weitere Möglichkeiten, um spezielle Kennzahlen zu generieren und grafisch darzustellen. Ein Programmteil zur Erfassung der Leistungen wurde im Jahr 2014 in die ForstBAR integriert und es besteht die Möglichkeit, die Tages- oder Monatsrapporte direkt in der Software zu erfassen und auszuwerten. Bis vor einigen Jahren war es nicht möglich, die Daten aus den Buchhaltungsprogrammen in ein kompatibles Excelformat zu exportieren. Heute gehört es zum Standard dieser Programme. Dadurch ist die Zusammenarbeit der involvierten Personen (Buchhalter, Betriebsleiter, ForstBAR-Betreuer) bei einer ForstBAR-Abrechnung intensiver geworden. Denn mit einer gut strukturierten Finanzbuchhaltung (Fibu) mit Nebenkostenrechnung können die meisten Buchungen aus der Fibu exportiert und in die ForstBAR importiert werden. Der Abgleich der beiden Abrechnungen wurde einfacher und die Datenqualität hat zugenommen. Die beschwerliche Eingabe der Buchungen entfällt grösstenteils. Die Finanzdaten fliessen nicht nur von der Fibu in die ForstBAR, sondern auch wieder zurück. Denn die ForstBAR dient nicht nur als Kosten- und Leistungsrechnung, mit ihr werden auch

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Abbildung 3: Benutzeroberfläche ForstBAR.3.3.

Revierkostenverteilungen und interne Verrechnungen an andere Dienststellen (Strassen und Plätze, Abfall usw.) mit geringem Aufwand erstellt. Was in den allermeisten Fällen in der Fibu fehlt, sind Angaben über die genutzten Holzmengen nach Sortiment. Da sich der grösste Teil der Forstreviere einer Holzvermarktungsorganisation angeschlossen haben, sind die fehlenden Angaben in den Holzschlagabrechnungen ersichtlich. Mit der ganzen Vernetzung der Computer via Internet hat sich die Arbeit der Betreuer wesentlich vereinfacht. Heute können Fragen zu Auswertungsmöglichkeiten, Probleme mit der Software usw. einfach über Fernwartungsprogramme gelöst werden. Mussten die Benutzer früher via Telefon mühsam durch die Menüs der Software gelotst werden, kann heute der Betreuer direkt auf den Bildschirmen den Betriebsleiter anleiten oder Daten von Auswertungen darstellen und diskutieren. Um betriebswirtschaft-

liche Kennzahlen für die Forstwirtschaft zu erhalten, hat sich die Herangehensweise in den vergangenen 50 Jahren wesentlich verändert. Dank der Digitalisierung erhalten wir heute mit weniger Aufwand viel detailliertere Kennzahlen und die Interpretation kann verfeinert werden. Die gewonnene Zeit sollte in die Interpretation und den Vergleich der Kennzahlen investiert werden. Die ForstBAR hat auch nach 50 Jahren nichts an Aktualität eingebüsst und ist auch dank der Digitalisierung für die forstliche Betriebsführung unerlässlich. Sie ermöglicht ein ständiges nachhaltiges Überprüfen der Entscheidungen betreffend Führung, Strategie und Wirtschaftlichkeit und damit eine effektive, effiziente und erfolgreiche Leitung der Betriebe. Hanspeter Conrad ist gelernter Förster, Mitglied der Geschäftsleitung und Teilhaber bei der BAP Ingenieure AG; hanspeter.conrad@bap.ch

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Sicher arbeiten dank der digitalen Entwicklung im Wald Die Arbeitssicherheit ist das besondere Anliegen der App «Forstauftrag». Mit jedem Forstauftrag erfolgt automatisch die von der Suva vorgeschriebene Notfallplanung. Die App funktioniert auch offline und bietet noch weitere für den Forst interessante Tools. Antonin Hugentobler

Bisher organisierten wir die Notfallplanung in unserem Forstbetrieb so, dass die Notfallkarte auf einer von uns erstellten Vorlage ausgedruckt und ausgefüllt wurde. Diese Karte wurde jedem Mitarbeiter abgegeben, um sie bei sich zu tragen, damit in einer Notfallsituation die nötigen Informationen für die Alarmierung griffbereit sind. Bei drei oder mehr Holzschlägen vermehrte sich auch die Zahl der Notfallkarten, was ihre Handhabung und die Übersicht erschwerte. Die Erfahrung hat gezeigt, dass die Karten oftmals nicht dort waren, wo sie sein sollten. Daher hatten wir uns schon oft überlegt, wie diese unbefriedigende Situation zu verbessern wäre? Wir wurden per Zufall durch einen Forstkollegen auf die App «Forstauftrag» aufmerksam. Da heutzutage jeder Mitarbeiter ein Handy besitzt, dieses auch immer mit sich trägt und gut damit umgehen kann, konnten wir die App, von welcher wir sofort überzeugt waren, in unserem Betrieb ohne grosse Umstrukturierungen einführen. Sie wird nun seit bald drei Monaten aktiv gebraucht und funktioniert gut – für Android wie auch für Apple. Vorteile Die wohl grössten Vorteile, die die Anwendung dieser App mit ihrer vorgegebenen Struktur mit sich brachte, sind die Vereinfachung der Büroarbeit, eine effizientere Notfallorganisation und eine bessere Übersicht und Information bei der Zusammenarbeit mit Unternehmern und anderen Teilnehmern.

Abb. 1: Screenshot der Einstiegseite von «Forstauftrag».

(Bilder: Antonin Hugentobler)

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Installation / Vorgehen Entsprechend den individuellen Bedürfnissen unseres Betriebs haben wir einen für uns passenden Abo-Typen ausgewählt. Dafür muss eine fixe Benutzergebühr und eine flexible Gebühr pro Auftrag entrichtet werden. Vom Kontoinhaber wird online auf der zugehörigen Website ein Auftrag erstellt und dieser wird dann dem ausführenden Team auf das Mobiltelefon gesendet. Alle an einem Forstauftrag beteiligten Personen haben so jederzeit Zugriff auf alle notwendigen Angaben. Den Forstauftrag bekommen nur die dazu berechtigten Personen zu sehen. Der Administrator kann individuelle Einstellungen vornehmen, damit die App passend auf den Betrieb ausgerichtet ist.

wie zum Beispiel Seilkranprojekte als PDF gespeichert werden und sind somit immer für alle Beteiligten abrufbar und verfügbar. Unter «Nachrichten» gibt es die Möglichkeit, mit allen Personen, die Zugang zum Auftrag haben, zu kommunizieren. Diese Funktion wird von uns aber nicht verwendet, da wir andere Kommunikationskanäle benutzen.

Aufbau der App – die drei Balken Notrufnummern /Aufträge / Nachrichten Unter «Notrufnummern» sind die üblichen Notrufnummern wie Rega, Sanität, Feuerwehr, Polizei usw. gespeichert. Der Standort eines Notfallanrufs wird mittels GPS-Daten an die Stelle der gewählten Rufnummer übermittelt. Unter «Aufträge» sind alle aktiven Holzschläge wie auch die abgeschlossenen Holzschläge einsehbar. Weiter führen wir unter diesem Punkt auch alle Arbeiten, die besondere Gefahren mit sich bringen wie zum Beispiel Arbeiten an Lawinenverbauungen. Wird ein Auftrag ausgewählt, ist ersichtlich, welche Teilnehmer und welches Personal daran beteiligt sind. Dazu werden weitere Informationen zum Auftragsort geliefert wie zum Beispiel ein Kartenausschnitt mit relevanten Infos wie Lagerplatz, T-Punkt und Absperrungen (Abb. 2). Natürlich werden auch detaillierte Informationen zu Spital, Arzt, Schutzoptionen und Bodenrettung angegeben. Ein von uns oft benutztes Instrument ist die Funktion «zusätzliche Dateien», welche auch unter Aufträge zu finden ist. Darin können Dokumente

Abb. 2: Screenshot aus «Forstauftrag»: Kartenausschnitt mit wichtigen Infos wie z. B. Absperrungen, Seillinien etc.

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Verbesserungsbedarf Wird ein neuer Auftrag eröffnet, muss jeder Mitarbeiter die App bei sich auf dem Handy aktualisieren. Dies muss vom Verantwortlichen kommuniziert werden. Es wäre von Vorteil, wenn die Aktualisierung automatisch erfolgen würde. Weiterer Verbesserungsbedarf besteht beim Punkt «Sortimentsliste», welche nicht übersichtlich genug strukturiert ist. Im Allgemeinen sind wir zufrieden mit der App und erachten sie als ein einfaches, benutzerfreundliches Instrument, das in Notfallsituationen intuitiv und schnell genutzt werden kann. Wir erhoffen uns dadurch eine schnellere Reaktion in Notfällen.

Trotz der Digitalisierung und Vereinfachung wird bei uns die Notfallorganisation für jeden Holzschlag weiterhin auch auf Papier ausgedruckt, laminiert und im Mannschaftswagen oder Fahrzeug deponiert. Die in der App gespeicherten Informationen können problemlos ausgedruckt werden. Wir tun dies, um eine zweite, nicht digitale Absicherung zu haben. Antonin Hugentobler ist gelernter Förster HF, leitet seit 2017 den Forstbetrieb Scuol und ist unter anderem für den Bereich Arbeitssicherheit zuständig. a.hugentobler@scuol.net

Gerade auch nach Starkniederschlägen könnten Drohnenflüge den Weg ins Gefahrengebiet erübrigen.

(Bild: Arnold Denoth)

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Drohneneinsatz für die Kartierung der Schneehöhenverteilung Mit Drohnen kann die Schneehöhenvertei­ lung in Lawinenanrissgebieten genau kartiert werden. Wir zeigen anhand von drei Fallbeispielen auf, wo die Möglich­ keiten und Grenzen dieser neuen Technolo­ gie liegen, um in Zukunft die Planung und Überprüfung von Lawinenverbauun­ gen zu verbessern. Yves Bühler, Andreas Stoffel, Lucie Eberhard, Gian Cla Feuerstein, Davide Lurati, Andrea Guler, Stefan Margreth

Der Winter 2017/18 hat nach einigen schneearmen Jahren wieder einmal gezeigt, dass in der Schweiz grosse Schneemengen durchaus vorkommen können. Schneereiche Winter sind sehr wertvoll, um die Wirkung von Lawinenverbauungen überprüfen und weiter optimieren zu können. Präzise Informationen über die Schneeverteilung stellen für die erforderlichen Analysen eine wertvolle Hilfe dar. Die rasante technische Entwicklung der letzten Jahre im Bereich der Drohnen (Unmanned Aerial Systems UAS) und der fotogrammetrischen Auswertungssoftware machen Drohneneinsätze auch im hochalpinen Gelände und im Winter möglich. Am WSL-Institut für Schnee- und Lawinenforschung untersuchen wir den Einsatz von Drohnen

bereits seit mehr als drei Jahren und haben viel Flug­ erfahrung im Hochgebirge gesammelt. Eine vielversprechende Anwendung ist dabei die genaue und räumlich hochaufgelöste Kartierung der Schneehöhen. Dabei wird ein fotogrammetrisches Oberflächenmodell, welches zu einem Zeitpunkt ohne Schneebedeckung aufgenommen wurde von einem Oberflächenmodell mit Schneebedeckung subtrahiert. Daraus resultieren die Schneehöhen. Die erreichte Genauigkeit der Schneehöhen liegt im Vergleich zu manuellen Messungen mit Lawinensonden bei ca. 10 cm in Gebieten ohne Vegetationsbedeckung (Bühler et al., 2016, Bühler et al., 2017, Bühler et al., 2015). Der grosse Vorteil von Schneehöhenkarten ist, dass im Vergleich zu

Abb. 1: Eingesetzte Drohnen-Systeme: a) Octocopter AscTec Falcon 8, b) Quadrocopter DJI Pahntom 4 pro und c) Starrflügler SenseFly eBee+ RTK.

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Abb. 2: Schneehöhenkarten des Untersuchungsgebiets Suot Chastè, Susch. Das schwarze Rechteck zeigt den Ausschnitt dargestellt in Abbildung 3. Hintergrundkarte pixmaps©2018 swisstopo (5704 000 000), reproduziert mit der Bewilligung von swisstopo (JA100118).

Pegelmessungen oder Sondierungen flächendeckende Informationen vorliegen. Pegel, die regelmässig abgelesen werden, oder nahe gelegene automatische Schneemessstationen können helfen, die Wiederkehrdauer der ermittelten Schneehöhen einzuordnen. Basierend auf den Ergebnissen der ersten Forschungsarbeiten haben wir in Zusammenarbeit mit dem Amt für Wald und Naturgefahren AWN des Kantons Graubünden und dem Ingenieurbüro tur gmbh in Davos drei Anrissverbauungen im Kanton mit unterschiedlichen Drohnen-Systemen beflogen, um die Schneehöhenverteilung zu kartieren. Dabei haben wir zwei Kopter sowie ein Starrflügler-System eingesetzt (Abbildung 1). Am 14. September 2016 haben wir das Gebiet unterhalb des Piz Chastè bei Susch im Unterengadin (Abbildung 2) mit dem Falcon-8 ein erstes Mal beflogen, um ein Oberflächenmodell ohne Schnee als Referenz zu erhalten. Die erste Winterbefliegung haben wir Ende März 2017 mit demselben System gemacht. Der Winter 2016 /17 war im Un-

terengadin ausgesprochen schneearm. Ganz anders war die Situation bei der zweiten Winterbefliegung am 9. Februar 2018, welche wir mit der DJI Phantom 4 pro durchgeführt haben. Es lag deutlich mehr Schnee und einzelne Stützwerke waren komplett eingeschneit. Der Vergleich mit Handmessungen am Boden zeigt, dass die erreichte Genauigkeit der Schneehöhen im Bereich von zehn Zentimeter liegt. Ein Nachteil der beiden Kopter-Systeme ist, dass vor dem Flug Passpunkte markiert und mit differenziellem GPS eingemessen werden müssen. Zudem sollten die Passpunkte über das gesamte Gebiet verteilt werden, um eine genügende Georeferenzierungsgenauigkeit im Bereich von fünf Zentimeter zu erhalten. Das zeitaufwendige Verteilen der Passpunkte ist nur möglich, wenn das Untersuchungsgebiet begehbar ist. Um die Ablagerungsmuster zwischen den zwei Wintern vergleichen zu können, normieren wir die Schneehöhen mit dem Mittelwert über die gesamte erfasste Fläche am jeweiligen Datum. Im März

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der Lawinenverbauung Sotruinas am Piz Chastè die Anlage der Kolkkreuze optimiert werden, was ohne Befliegung so nicht möglich gewesen wäre. Eine Analyse von Hand (mit Sonde abstechen) wäre aufgrund der Grösse der Fläche und der schwierigen Zugänglichkeit nicht möglich gewesen.

Abb. 3: Abweichung der Schneehöhe vom Mittelwert über das gesamte Gebiet (28. März 2017: Mittelwert = 0,54 m, 9. Februar 2018: Mittelwert = 1,67 m) im Gebiet der Trieb­ schneezäune Suot Chastè. Die Ablagerungsmuster bleiben trotz sehr unterschiedlicher absoluter Schneemengen

Am Grüenihorn in Davos Platz stehen 40 bis 160 Meter lange Triebschneezäune, um zu verhindern, dass Triebschnee die Stützwerke auffüllt. Die Kartierung der Schneehöhenverteilung ist ein sehr anschauliches Mittel, um die Wirkung von Verwehungsmassnahmen zu überprüfen. Am 9. März 2018 haben wir die Verbauungen am Grüenihorn mit der DJI Phantom 4 pro beflogen. Da die Befliegung des Gebiets ohne Schneebedeckung noch nicht erfolgen konnte, haben wir als Referenzdaten ein Oberflächenmodell genommen, welches wir für ein anderes Projekt mit Laser Scanning (LiDAR) aus einem Flugzeug erstellt haben. Dieses

mehr oder weniger konstant. Die beiden oberen Trieb­ schneezäune erzeugen ein bis 40 m langes Schneedepot. Gut sichtbar ist der Effekt der Lücke im obersten Zaun, die infolge eines Düseneffekts zur Erosion von Schnee führt.

2017 lag der Mittelwert bei 0,54 m und im Februar 2018 bei 1,67 m, also mehr als dreimal so hoch. Im Bildausschnitt um die Triebschneezäune wird sichtbar, dass die Verteilungsmuster sehr ähnlich sind (Abbildung 3). Dies zeigt, dass der Zeitpunkt der Befliegung prinzipiell nicht entscheidend ist, es sei denn die absoluten maximalen Ablagerungen sind gefragt. Die Triebschneezäune erfüllen ihren Zweck und bewirken überdurchschnittliche Schneeablagerungen 10 bis 20 Meter vom Zaun entfernt. Der nördliche Zaun weist eine Lücke auf. Diese führt zu einer Unterbrechung der Triebschneeansammlung hinter dem Zaun, welche an beiden Befliegungsdaten sichtbar ist. Solche Details können mit den Schneehöhenkarten analysiert werden und in Zukunft für die Validierung und Optimierung der Schutzbauten genutzt werden. So konnte auch in

Abb. 4: Schneehöhenverteilung am 9. März 2018 am Grüenihorn, Davos Platz. Passpunkte sind als Kreuze dar­ gestellt, die manuellen Kontrollmessungen der Schneehöhen als Quadrate. Entlang des Gratrückens wird Schnee erodiert. Je nach Anströmung zeigen die Trieb­ schneezäune eine unterschiedliche Wirkung. Hintergrundkarte pixmaps©2018 swisstopo (5704 000 000), reproduziert mit der Bewilligung von swisstopo (JA100118).

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Modell hat zwar nur eine räumliche Auflösung von 0,5 Metern, genügt aber, um einen ersten Eindruck der Schneehöhenverteilung zu bekommen (Abbildung 4). In der Detailabbildung wird sichtbar, dass einzelne Verbauungen nahe am Treibschneezaun mit Schneehöhen bis fünf Metern beinahe gefüllt sind. Es wird aber auch verdeutlicht, dass bei genügend grossem Abstand die Ablagerungen wie gewünscht ausserhalb der Lawinenverbauungen stattfinden. Am Piz Giümela im Calancatal oberhalb von Rossa wird ab Sommer 2018 eine neue Anrissverbauung in Kombination mit Triebschneezäunen errichtet. Deshalb ist es sehr interessant eine Kartierung der Schneehöhenverteilung vor der Errichtung der Verbauung und danach zu haben. Im Gegensatz zu den oben genannten Beispielen konnten wir aber keine Passpunkte im Hang anbringen, da die Lawinengefahr dies nicht zuliess. Deshalb sind wir auf ein System angewiesen, welches mittels hochgenauem GPS-Empfänger auf der Drohne die Aufnahmepunkte der einzelnen Bilder auf wenige Zentimeter genau erfasst. Mit der eBee+ RTK der Schweizer Firma SenseFly (Abbildung 1c) verfügen wir über ein solches System, das wir am Piz Giümela eingesetzt haben (Abbildung 5). Zudem lassen sich mit diesem System deutlich grössere Flächen erfassen und auch grössere Höhenunterschiede überwinden als mit den Kopter-Drohnen. Allerdings kann mit der eBee+ nur geflogen werden, wenn die Windböenspitzen weniger als circa 50 km/h betragen. Drohneneinsätze während Föhnlagen haben gezeigt, dass die Kopter bei stärkerem Wind bedeutend stabiler fliegen.

TI3D-Geländemodells der swisstopo bereits eine grobe Kartierung der Schneehöhenverteilung erstellen (Abbildung 4). Die räumliche Auflösung beträgt zwei Meter und die Genauigkeit in vertikaler Richtung ca. 0,5 Meter.

Für die Berechnung der Schneehöhen steht uns noch kein schneefreies Oberflächenmodell mit hoher räumlicher Auflösung zur Verfügung. Diese Befliegung ist im Sommer 2018 geplant. Allerdings lässt sich mit der Verwendung des swissAL-

Schlussfolgerungen Dank dem Einsatz von Drohnen in Kombination mit fotogrammetrischer Auswertung der Bilder können Schneehöhen mit einer räumlichen Auflösung und Genauigkeit im Dezimeterbereich lü-

Abb. 05: 3D-Ansicht der Schneeoberfläche mit den eBee-Fotopositionen der Befliegung am Piz Giümela im Calancatal (oben). Orthofoto (unten links) und abgeleitete Schneehöhen (unten rechts). Hintergrundkarte pixmaps©2018 swisstopo (5704 000 000), reproduziert mit der Bewilligung von swisstopo (JA100118).

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ckenlos kartiert werden und dies auch in schwer zugänglichem Gelände wie in Lawinenanrissgebieten. Dies ermöglicht eine verbesserte Überprüfung der Wirkung von bestehenden Schutzbauten sowie eine optimierte Planung von neuen Projekten. Die Flächenleistung liegt bei ca. 1 km2 pro Stunde Flugzeit und es können Flächen bis zu circa 4 bis 8 km2 in einem Tag erfasst werden. Mit Kosten von rund 5000 Franken für Winter- und Sommerbefliegung sowie für die Datenprozessierung ist es deutlich kostengünstiger, die Schneehöhenkarten mit Drohnen zu erstellen als mit Helikoptern oder Flugzeugen. Allerdings stellt das komplexe, hochalpine Gelände besondere Anforderungen an die Flugplanung, welche aktuelle und räumlich hochaufgelöste Geländemodelle sowie erfahrene Drohnenpiloten benötigt. Entscheidend ist eine präzise Georeferenzierung der Oberflächenmodelle mit und ohne Schnee, welche mit differenziell korrigiertem GPS erreicht wird. Zudem ist die stark reflektierende und oft homogene Schneeoberfläche anspruchsvoll für fotogrammetrische Auswertungen und das Erstellen von präzisen Oberflächenmodellen ist schwierig. Insbesondere bei diffuser Beleuchtung aufgrund von Bewölkung und sehr homogener Schneeoberfläche zum Beispiel nach Neuschneefall können Probleme auftreten (Bühler et al. 2017). Die unterschiedlichen Vegetationshöhen in den Sommeraufnahmen wirken sich ebenfalls auf die Genauigkeit der resultierenden Schneehöhen aus. Die effiziente Prozessierung der Daten erfordert einen leistungsfähigen Rechner mit moderner Grafikkarte, zahlreichen Prozessoren und viel Arbeitsspeicher. Nicht zuletzt ist Erfahrung mit den verschiedenen Prozessierungsabläufen wichtig um diese Methode effizient einzusetzen. Dennoch sind wir der Meinung, dass die drohnenbasierte Kartie-

rungen von Schneehöhen in Lawinenanrissgebieten oder auf Lawinengalerien eine innovative und sehr vielversprechende Anwendung ist, welche in Zukunft bei der Überprüfung der Wirksamkeit von Schutzmassnahmen im Winter vermehrt angewendet werden dürfte. Literatur BÜHLER, Y., ADAMS, M., STOFFEL, A. & BOESCH, R. 2017. Photogrammetric reconstruction of homogenous snow surfaces in alpine terrain applying near infrared UAS imagery. International Journal of Remote Sensing 8 –10, 3135 – 3158. BÜHLER, Y., ADAMS, M. S., BÖSCH, R. & STOFFEL, A. 2016. Mapping snow depth in alpine terrain with unmanned aerial systems (UASs): potential and limitations. The Cryosphere, 10, 1075 – 1088. BÜHLER, Y., BÖSCH, R., STOFFEL, A. & ADAMS, M. 2015. Geodatenerfassung im hochalpinen Gelände mittels Drohnen. Geomatik Schweiz, 9/2015, 366 – 370. Yves Bühler arbeitet als wissenschaftlicher Mitarbeiter am SLF in Davos und beschäftigt sich hauptsächlich mit Fernerkundung, Andreas Stoffel ist GIS-Spezialist am SLF und arbeitet hauptsächlich an Warn- und Informationssystemen, Lucie Anne Eberhard arbeitet als Doktorandin bei Yves Bühler am SLF, Gian Cla Feuer­stein leitet das AWN-Regionalzentrum in Zuoz und ist dort für alles zuständig, was mit Schutzbauten in Zusammenhang steht, Davide Lurati ist der Schutzbautenspezialist der AWN-Aussenstelle in Roveredo, Andrea Guler ist Mitinhaber der Firma tur GmbH. Sein Arbeitsfeld umfasst den alpinen Ingenieurbau sowie den Bereich Wald und Umwelt, Stefan Margreth arbeitet am SLF im Bereich Lawinen und Prävention.

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Digitalisierung in der Forstwirtschaft Eigentlich bezeichnet «Digitalisierung» die Überführung analoger Grössen in elektronische Daten – eigentlich. Heute ist der Begriff in aller Munde und jeder versteht und verbindet damit etwas anderes. Aus der Sicht eines Informatikers könnte man unter dem Begriff die Entwicklung, Einführung und den Einsatz von Technologien und Konzepten der Informations- und Kommunikationstechnik (IKT) verstehen: Nun, das macht die Informatik seit ­Jahrzehnten. Was also macht den Begriff Digitalisierung heute so gross und das Thema so beherrschend? Matthias Frost

Digitalisierung – nur ein Hype? In den letzten Jahren und Jahrzehnten hat sich die Informations- und Kommunikationstechnologie rasant entwickelt. An allererster Stelle ist hierbei die globale Vernetzung über das Internet zu nennen. Die Minimalisierung hat die Entwicklung kleiner und energieeffizienter Geräte wie zum Beispiel Sensoren ermöglicht, vernetzte Mobilitätslösungen wie das Smartphone machen den Computer portabel und immer verfügbar, Simplifizierungsansätze bei Programmen machen deren Anwendung auch für den Ungeübten ohne Weiteres möglich, Technologien zur massenhaften Speicherung und Verarbeitung von Daten stehen zur Verfügung, Methoden der künstlichen Intelligenz können für komplexe Analysen und Optimierungen sowie für Prognosen verwendet werden, Robotik und Automatisierung sind für komplexe Arbeitsvorgänge anwendbar und soziale Netzwerke ermöglichen den grenzenlosen Austausch. War in der Vergangenheit die Nutzung von umfassenden IKT-­ Lösungen zumeist an aufwendige, eigene IT-In­ frastruktur gebunden, steht heute über die sogenannte Cloud ein Werkzeugkasten an vielfältigen IT-Lösungen und -Diensten aus dem Internet für jede und jeden zur Anwendung bereit. Diese

und weitere Entwicklungen der IKT fallen heute zusammen, ergänzen und verstärken sich in ihrer Wirkung auf unser tägliches Leben und das alles in einer bislang nicht gekannten Geschwindigkeit. Digitale Infrastruktur Eine wichtige Voraussetzung für den erfolgreichen Einsatz der Digitalisierung im Forst ist die digitale Infrastruktur. Darunter ist zunächst die IT-Infrastruktur wie die Verfügbarkeit von Netzen, Anwendungen und Geräten zu verstehen. Bei den Bayerischen Staatsforsten (BaySF) sind mittlerweile alle Beschäftigten mit entsprechenden IT-Komponenten ausgestattet, die eine Teilhabe an den digital unterstützten Geschäftsprozessen und der digitalen Kommunika­ tion ermöglichen. Das reicht von Laptops und PCs für die Büromitarbeiter über ausseneinsatztaugliche Tablet-PCs für die Förster und Forstwirtschaftsmeister bis hin zu Smartphones für die Forstwirte. Darüber hinaus geht es bei der digitalen Infrastruktur um die digitale Abbildung der realen ­Verhältnisse. Hierzu zählen zum Beispiel digitale Forstbetriebs- und Standortskarten und die routingfähige, digitale Abbildung des Strassen- und

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Wegnetzes im Wald. In einem vor vielen Jahren begonnenen rollierenden Prozess wurde bei den BaySF der gesamte Staatswald in Bayern (etwa 800 000 Hektaren) kartiert; das Ergebnis wird als Grundlage für zahlreiche, auf einem Geo-Informationssystem basierende Anwendungen und Apps online und offline verwendet. Zur Unterstützung der Logistikprozesse wurde in Deutschland im Jahr 2004 ein einheitlicher Datenstandard zur digitalen Abbildung von Waldstrassen verabschiedet (sogenanntes Pragmatisches ShapeForst) und mit der Gründung der NavLog GmbH (www.navlog.de) ein Geschäftsmodell zur Erfassung, Pflege und Verwendung des bundesweiten Datensatzes etabliert. Die BaySF haben den NavLog-Datensatz im Jahr 2011 für die Waldstrassen im bayerischen Staatswald zur Verfügung gestellt. In den letzten drei Jahren wurde von der BaySF ein Projekt zur Einführung eines Weginformations- und -managementsystems umgesetzt mit dem Ziel, logistik- und bewirtschaftungsrelevante Informationen zu den Strassen und Wegen im Staatswald in hoher Qualität digital zu erheben und für die unterschiedlichsten internen und externen Geschäftsprozesse zur Anwendung zu bringen. Dazu gehören zum Beispiel Optimierung beim Holztransport, Optimierung der Wegbewirtschaftung und auch operative Anwendungen wie die Übermittlung von aktuellen Wegsperrungen an die Logistikpartner. Sollen digitale Informationen automatisiert ausgetauscht werden, bedarf es einer gemeinsamen technischen «Sprache», sogenannte Schnittstellenstandards. Solche Standards sind wesentlicher Bestandteil der digitalen Infrastruktur und in Industrie und Wirtschaft unter dem Sammelbegriff EDI (Electronic Data Interchange) seit vielen Jahrzehnten im Einsatz. Für die Forstwirtschaft in Deutschland steht seit dem Jahr 2002 ein Standard für den Datenaustausch zwischen Waldbesitz und Holzabnehmer bereit (sogenannte ELDAT beziehungsweise ELDATclassic, www.kwf-online.de). Dieser Standard findet bei den BaySF seit vielen

Jahren Anwendung; so werden zum Beispiel die Daten aus der Werksvermessung von über 3,5 Millionen Festmetern Rundholz digital übermittelt. Mit der grundlegenden Überarbeitung des ELDAT-Standards zu ELDATsmart kann seit Ende des Jahres 2017 auch der Logistikprozess mit den Holztransporteuren digital unterstützt werden. Letzterer wird bei den BaySF beim sogenannten Elektronischen Lieferschein (ELS) verwendet. Dabei wird den im Rahmen der Frei-Werk-Lieferung beauftragten Frachtfirmen eine App zur Logistik­

ELS-Offline-App.

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Disposition und eine App für die Onboard-Navigation angeboten. Gleichzeitig werden Schnittstellen nach dem ELDATsmart-Standard entwickelt, sodass Frachtfirmen auch eigene Software andocken können. Digitale Geschäftsprozesse Digitalisierung beginnt bei den internen Ge­ schäftsprozessen. Die integrierte, das heisst medienbruchfreie IT-Unterstützung der eigenen ­ Geschäfts­ prozesse ist dabei zwingende Voraus­ setzung. Hierfür gibt es zahlreiche IT-Lösungen,

ZE-Insekt-App.

die mittlerweile auch als sogenannte Cloud-Dienste über das Internet angeboten werden und damit auch von kleineren forstlichen Betrieben wirtschaftlich genutzt werden können. In der Vergangenheit wurden IT-Anwendungen in der Regel entlang der Geschäftsprozesse ent­ wickelt. Diese Vorgehensweise dreht sich mit der Digitalisierung um. Neue digitale Technologien erfordern ein Überdenken bestehender, bewährter Prozesse und in der Regel auch deren Anpassung mit Folgen für alle Prozessbeteiligten. Bei den BaySF wurde beispielsweise der Prozess zum Borkenkäfermanagement durch den Einsatz einer App (ZE-Insekt) zur Borkenkäfererfassung und die digitale Integration aller Beteiligten neu aufgestellt. In einem BaySF-internen Projekt wird die Verwendung automatisiert erhobener Daten wie zum Beispiel von Harvestern und Forwardern für die naturale Nachweisung entwickelt. Daten aus der Fernerkundung und Luftbildbefliegung, neue Technologien zur Vermessung des Waldes und Analysemethoden aus dem Bereich der künstlichen Intelligenz und des so­genannten «deep learnings» werden die Forstinventur und -einrichtung sowie das Kalamitätsmanagment verändern; erste Umsetzungsprojekte hierzu gibt es bereits. In Deutschland ist der E-Commerce-Umsatz in den letzten Jahren kontinuierlich angestiegen und wird für das Jahr 2018 auf über 50 Milliarden Euro geschätzt. Dabei hat sich das Einkaufsverhalten des Endverbrauchers in diesem Business-to-Customer (B2C) Geschäft dahingehend geändert, als das Internet und soziale Netzwerke genutzt werden, um sich bequem und jederzeit über Produkte zu informieren und Meinungen dazu einzuholen. Dann wird direkt über das Internet bestellt oder beim örtlichen Einzelhandel gezielt eingekauft (sogenannte Customer-Journey). Bei Bestellung über das Internet ist die Lieferung nach Hause eine Selbstverständlichkeit. Auch die Forstwirtschaft muss ihre traditionellen Produkte für den Endverbraucher weiterentwickeln und anreichern sowie

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eine Vermarktung über das Internet ermöglichen, um langfristig in diesem Bereich eigenständig marktfähig zu bleiben. Die BaySF haben ein Pro­ jekt zur Einführung eines Webshops aufgesetzt, in dem ab Mitte 2019 regionale Produkte aus dem bayerischen Staatswald angeboten werden. Ziel für die Forstwirtschaft muss es sein, die Wert­ schöpfungskette vom Wald zum Kunden in der eigenen Hand zu halten. Hier birgt die Digitali­ sierung die Gefahr, dass Vertriebsplattformen ­vergleichbar Amazon oder Alibaba sich als Makler von forstlichen Leistungen und Produkten in die Wertschöpfungskette über Plattformen hin­ eindrängen und die Lieferanten-Kunden-Bezie­ hungen unterbrechen. Die Entwicklung und An­ wendung von Schnittstellenstandards zur gleichberechtigten Kommunikation der an der Wertschöpfungskette Beteiligten wirkt dieser Ge­ fahr entgegen (s. o.). Digitale Kommunikation Im digitalen Zeitalter spielt die schnelle, unkompli­ zierte und unmittelbare Weitergabe von Informa­ tionen sowie die Zusammenarbeit eine immer wichtigere Rolle. Dem Rechnung tragend, haben die BaySF bereits im Jahr 2011 begonnen, soge­ nannte Collaboration-Technologien einzuführen. Mit Abschluss des Projekts zur Einführung von Unified Communications im Jahr 2017 sind die Kommunikations- und Collaborations-Technolo­ gien wie Telefonie, Videokonferenzen, Chatten, Whiteboards, Shared Documents etc. zusammen­ geführt und können von allen Beschäftigten – auch mittels Smartphone – genutzt werden. Dabei kön­ nen Geschäftspartner eingebunden werden. Kon­ zepte wie zum Beispiel «Gemeinsam Online Arbei­ ten» sollen die Nutzung dieser Technologien befördern. Bestandteil der digitalen Kommunika­ tion ist die Beteiligung der BaySF an sozialen ­Medien wie zum Beispiel Facebook oder Twitter, um auch hierüber in die direkte Kommunikation mit dem Bürger zu treten.

Digitalisierung, Mensch und Organisation Mit den oben skizzierten Entwicklungen werden Geschäfts- und Kommunikationsprozesse der Forstwirtschaft und die Zusammenarbeit mehr oder weniger rasant verändert. Konzepte zum Ein­ satz der Digitalisierung und deren planvolle Um­ setzung ermöglichen die sukzessive Entwicklung der Organisationen mit ihren Beschäftigten und der Geschäftsbeziehungen, sodass die Technologi­ en wertbringend eingesetzt werden können und nicht zwangsläufig als disruptiv empfunden wer­ den. Aspekte der Digitalisierung müssen viel stär­ ker wie bisher in die forstliche Aus- und Fortbil­ dung Eingang finden mit dem Ziel, eine digitale Grundkompetenz zu schaffen und ggf. bestehende Ressentiments durch Neugierde zu ersetzen; auch in der Forstwirtschaft werden wir in zehn Jahren Berufsbilder haben, deren Namen wir heute noch nicht kennen. Das grösste Risiko rund um die Digitalisierung ist, sich nicht darum zu kümmern – auch in der Forst­ wirtschaft. Matthias Frost ist Bereichsleiter für Infor­ mations- und Kommunikationstechnik bei den Bayerischen Staatsforsten AöR. Daneben ist er im Unternehmen für die Digitalisierung verantwortlich.

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«Smarte» Forstmaschinen – was ist darunter zu verstehen? Wald & Holz-4.0-Konzepte werden sich wahrscheinlich besonders leicht via «smarte Forstmaschinen» in der Branche etablieren. Nach einer kurzen Erklärung werden exemplarisch für unterschiedliche Akteure mögliche Anwendungsszenarien dargestellt sowie in ein übergeordnetes System integriert. Kurz zusammengefasst ermöglichen «smarte Forst­ maschinen» ein allumfängliches, echtzeitfähiges und ortsunabhängiges Monitoring, darauf kann ein Controlling aufsetzen, woraus sich dann schlussendlich Optimierungsmöglichkeiten und autonome Systeme ergeben können. Martin Ziesak

Schlagworte: Industrie 4.0, Wald & Holz 4.0, Forstwirtschaft, «smart machines» Seit einiger Zeit hat auch die breitere Forstwirtschaft das Gedankengut der vierten industriellen

Revolution erreicht, branchenspezifisch spricht man gerne von Wald & Holz 4.0. Diese Aussage der breiteren Verbreitung lässt sich sowohl an entsprechenden Veröffentlichungen (Becker 2015,

Abb. 1: Von der einzelnen Maschine zum integrierten, vernetzten Gesamtsystem.

(verändert nach Porter und Heppelmann, 2014)

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Merforth 2016 usw.) ablesen wie an Branchenveranstaltungen erkennen, die sich diesem Thema widmen (aktuell zum Beispiel Interforst 2018, BFH Veranstaltung Wald & Holz 4.0 usw.). Im Kern der vierten industriellen Revolution steckt die intelligente und allumfassende Vernetzung von Komponenten und Akteuren, von Produkten und Maschinen, von Services und Prozessen. Oft als charakterisierend wird die sich daraus ableitende riesige Datenmenge («Big data») oder auch die direkte Vernetzung der Dinge («Internet of Things», IoT) gesehen. In der Auswirkung von Wald & Holz 4.0 ist für die Forstwirtschaft damit zu rechnen, dass sich neue Denkansätze etablieren, althergebrachte Strukturen überwunden werden und dass sich neue Geschäftsmodelle verbreiten könnten. Als besonders bedeutsame Komponente in dieser Betrachtung sind Forstmaschinen anzusehen. Sie sind bereits jetzt in hohem Masse mit Sensoren ausgestattet, verfügen teilweise über eigene Onboard-Computer und bieten damit erste Elemente für eine Digitalisierung. Dadurch stellen sie einen guten Ausgangspunkt zur Weiterentwicklung zu smarten, vernetzten Maschinen nach Indus­ trie4.0-Sichtweise dar. Jedoch ist die bislang klassischerweise realisierte Ausführung in heute marktverfügbaren Maschinen noch viel zu begrenzt, ebenso ist die bis anhin installierte Sensorik und die dadurch erfasste Information viel zu kurz gegriffen. Die Idee in der ganzheitlichen Sicht ist die, dass alles gesamthaft erfasst wird, was den Status der Maschine, den von ihr zu erledigenden Auftrag, den Arbeitsprozess, aber auch die unmittelbare Arbeitsumgebung bzw. Umwelt betrifft. Nur so wird es möglich, dass die Maschine sich über ihren Zustand im Klaren ist und eine smarte Reaktion auf unterschiedliche Dinge (Gegebenheiten, Störungen usw.) geben kann. Jedwede Perspektive unterschiedlicher Akteure kann dadurch abgebildet werden. Wie vielfältig die Sichtweise ist, wird im Folgenden exemplarisch ausgeführt.

Wald & Holz 4.0 Der Industrialisierungsprozess wird gerne in revolutionäre Stufen eingeteilt, worin sich die aktuell laufende vierte Industrialisierungswelle einbetten lässt (Abb 2.). Das genauso erstaunliche wie faszinierende an dieser vierten Revolution ist, dass sie a-priori angekündigt ist, aber in einer auf strengen wissenschaftlich Methoden basierenden Abgrenzung oder mittels eines charakterisierenden Designprinzips sich gar nicht so leicht fassen lässt (Hermann et al. 2016). Oft wird eine Aufzählung verschiedener, allesamt heute schon verfügbarer Einzeltechnologien genannt, wo zu das «Internet of Things» (IoT) und das Verschmelzen von physischer und virtueller Welt («Cyber-Pysical Systems», CPS) gehören; dies ermöglicht dann in einer oft dezentralen Sicht das Zusammenführen und Generieren neuer und schlauer («smarten») Objekte und Dienste. Sehr treffend zusammengefasst ist «Industrie 4.0» von der Schweizer Initiative «Industrie 2025»: «Durch die Verbindung von Menschen, Objekten und Systemen entstehen dynamische, echtzeitoptimierte und selbst organisierende, unternehmensübergreifende Wertschöpfungsnetzwerke, die sich nach unterschiedlichen Kriterien wie beispielsweise Kosten, Verfügbarkeit und Ressourcenverbrauch optimieren lassen.» Die Anwendung und Übertragung dieser Dinge auf die Forst- und Holzbranche mit all ihren Spezifika, wie wird als «Wald&Holz 4.0» bezeichnet.

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Der Hersteller der Maschine: – kann prüfen und feststellen, ob die Maschine innerhalb der technischen Spezifikation gefah­ ren wird – hat die Möglichkeit, ein «predictive main­ tenance», eine vorausschauende Wartung, an­ zubieten: Verschleissteile werden vor Ausfall und ohne das Verursachen von langen Still­ standzeiten gewartet

Ein Unternehmer als Eigentümer einer Maschine: – kann jederzeit wesentliche Leistungszahlen zum gerade laufenden Arbeitsprozess einsehen (Pro­ duktivität in forstüblichen Grössen wie z.  B. fm/h; Kosten eines Prozessschritts wie «Rü­ cken» in CHF/fm usw.) – hat die Möglichkeit, auf Basis dieser vorgängi­ gen Information steuernd in das laufende Hiebsgeschehen einzugreifen – hat die Möglichkeit, auf Basis der beobachteten Produktivitäten und Arbeitsmuster der eigenen

Intelligente Vernetzung

Computerisierung Digitalisierung Arbeitsteilige Fliessbandfertigung

Mechanisierung Abb. 2: Die vier industriellen Revolutionen; verändert nach Kagermann et al. (2013)

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Bediener ganz gezielt Hinweise und Schulungen zur verbesserten Maschinenbedienung zu geben – hat einen zweifelsfreien Nachweis gegenüber einem Auftraggeber, dass er den Hieb innerhalb der vorgegebenen Restriktionen (also z. B. Einhalten der Rückelinien …) korrekt abgearbeitet hat Der Maschinenführer einer Maschine: – hat jederzeit transparenten Einblick in die Prozesskennzahlen (Produktivität, Kosten pro Stunde usw.) – wird jederzeit durch konfigurierbare, begleitende Hinweise in der Bedienung unterstützt Der Waldbesitzer als Akteur, wo die Maschine zum Einsatz kommt: – hat jederzeit transparenten Einblick in den Arbeitsfortschritt, dargestellt in forstüblichen Masszahlen (fm; bearbeitete Fläche in ha, Zahl der fm auf dem Holzlager usw.) – weiss genau, welche Maschinen sich gerade in seinem Wald bewegen Die Akteure, die innerhalb der Holzerntekette über betriebliche Grenzen hinweg zusammenwirken: – haben transparente und aktuelle Information über vor- bzw. nachgelagerte Prozessschritte – können anordnen, dass die Prozesssteuerung direkt von den «smarten Maschinen» initiiert wird Die Öffentlichkeit: – sofern die Prozessbeteiligten es wünschen und für sinnvoll erachten, wird exakt zu Hindernissen, Gefahrenzonen und Zugangseinschränkungen infolge Hiebsmassnahmen informiert An der Aufzählung wird die Tragweite der entsprechenden Vision deutlich, insbesondere wenn man erkennt, dass das Produktionssystem «Hol-

zerntekette» mit seinen Maschinen sich als Subsystem in das klassische forstliche «Super-System» einbettet (siehe Abb. 1). Es ist schon heute gute forstliche Praxis, die in Abb. 1 angedeuteten Elemente wie Witterung, Holzmarkt usw. in die Planung einzubeziehen und vernetzt zu agieren. Jedoch ist der Abgleich heutzutage zwischen den Subsystemen mühsam und selten wirklich ­gesamthaft optimiert. Bedenkt man, dass viele Grössen in der Bewertung von Teilschritten in der Branche schon heute zweifelsfrei für die monetäre Abrechnung von erbrachten Leistungen anerkannt und akzeptiert sind (wie die Einflussgeber «Rückedistanz», «Stückmasse» usw. auf die Arbeitsproduktivität und damit die Kosten beim Holzrücken), so ist die Vision eines Wald & Holz 4.0 getragenen Systems durchaus vorstellbar, wo die Maschinen direkt ihre erbrachten Leistungen selbstständig fiskalisch verrechnen. Auch hierfür existieren bereits längst entsprechende Kom­ ponenten: Als Verrechnungseinheit bietet sich die Kryptowährung IOTA an. Diese Kryptowährung arbeitet quasi transaktionskostenfrei, ist aber höchst präzise, da sie beliebige Mikrogranularität abbilden kann. Der Nachteil einer trägen Blockchain-Technologie ist durch den Einsatz des «Tangel-Prinzips» gänzlich umgangen, ohne ­Sicherheitsdefizite zu generieren, zudem ist sie auf direkte Maschine-zu-Maschine-Kommunikation ausgelegt. Insofern ist es nicht verwunderlich, dass diverse Branchen hier bereits erste Implementierungen ausloten. Jedoch muss auch klar sein, dass bis zur breiten Einführung so weitreichender Konzepte etwas Zeit vergehen wird. Aktuell ist man daran, zunächst die «smart ­machines» zu etablieren. Als Beispiel einer Aktivität darf das EU-geförderte Projekt Forwarder2020 erwähnt werden, wo eines der fünf Entwicklungsmodule dem «smart Forwarder» ­ gewidmet ist (Forwarder2020). Der erste Prototyp ist bereits im Einsatz und wird auf Messen vorgeführt.

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Literatur Becker G. (2015): Industrie 4.0 – ein Fall für Forst- und Holzwirtschaft? ProWald, 2015; Mai: 25 – 27 BFH 2018: Veranstaltung Wald und Holz 4.0; 25. Oktober 2018. https://www.bfh.ch/forschung/ bfh_zentren/holz_ressource_und_werkstoff/ veranstaltung_wald_und_holz_40.html Gretzinger, N. (2018): IOTA: Die neue Währung der Industrie 4.0? Ingenieur.de https://www.ingenieur.de/technik/fachbereiche/ ittk/iota-die-neue-waehrung-der-indus­trie-4-0/ Forwarder2020 (o. J.): Projektinformation https://twitter.com/forwarder2020?lang=de https://www.forwarder2020-project.eu/ Interforst 2018: Forst 4.0 – Digitalisierung im Wald. https://www.interforst.com/rahmenprogramm/forst-4.0/forst-4.0.pdf

Störungssuche mit Diagnose-Software.

Kagermann, H.; Wahlster, H.; Helbig, J. (2013): Umsetzungsempfehlungen für das Zukunftsprojekt Industrie 4.0: Deutschlands Zukunft als Produktionsstandort sichern (Abschlussbericht des Arbeitskreises Industrie 4.0). acatech – Deutsche Akademie der Technikwissenschaften e.V. Merforth C. (2016): Industrie 4.0 in der Sägeindustrie – Ein evolutionärer Prozess hat begonnen. ProWald, 2016; Mai: 4 – 7 Porter, M.; Heppelmann, J. (2014): How Smart, Connected Products Are Transforming Competition. Harvard Business Review (11). https://hbr.org/2014/11/how-smart-connectedproducts-are-transforming-competition Martin Ziesak ist Dozent für forstliche Verfahrens­technik an der Hochschule für Agrar-, Forst- und Lebensmittelwissenschaften (HAFL) in Zollikofen Martin.Ziesak@bfh.ch

(Bild: Jörg Clavadetscher)

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Die Dokumentation des Baufortschritts oder eines 足Holzschlags und der darauffolgenden Entwicklung kann durch Drohnen足fl端ge und -bilder unterst端tzt oder sogar optimiert werden.

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(Bild: Arnold Denoth)

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Keine Furcht vor der Digitalisierung im Wald Es ist ein offenes Geheimnis, dass ein grosser Teil der im Wald arbeitenden Bevölkerung nicht gerade zur grossen Fangemeinde der digitalen Welt und deren Möglichkeiten gehört. Nichtsdestotrotz müssen aber auch die Forstleute sich mit dieser neuen Technik und ihren Möglichkeiten befassen. Hier ist eine ­möglichst neutrale und vor allem objektive Position einzunehmen und wir merken, dass nicht alles einfach schlecht ist. Basierend auf einigen Telefongesprächen führte der «Bündner Wald» via E-Mail mit drei Betriebsleitern ein kurzes Interview. Interview von Jörg Clavadetscher («Bündner Wald») mit Andreas Weber (AW), Peter Aschilier (PA), Willy Werlen (WW),

So läuft’s in den Gemeindebetrieben Bonaduz Rhäzüns: Andreas, du erzähltest mir einmal von GPS-Loggern, die ihr auf eure Fahrzeuge montieren möchtet, um die Rapportierung zu vereinfachen. Was ist daraus geworden? AW: Ja, wir haben das System auf fünf Fahrzeugen installiert. Es dient vornehmlich dem Winterdienst, kann auch für anderes verwendet werden, ist aber rein zum Trackern (verfolgen oder rapportieren der Fahrzeuge) etwas teuer . . . Es ist bei uns seit Mitte Februar 2018 in Betrieb. Da wir aber extreme Schneefälle, Personalausfälle und erhebliche weitere Probleme mit der Rest-EDV (Büro) hatten, haben wir beim Flottenmanagement (so nennt sich das System) noch nicht alle Funktionen programmiert und ausgenutzt. Noch keine Erfahrungen haben wir unter anderem mit der Flächenzuteilung für die Rapportierung: Zum Beispiel hier ist Strasse (Strassenunterhalt) Gemeinde Rhäzüns

Anzeige und Speicher im Fahrzeuginnern. Je nach Programmierung und Fahrzeug wird zusätzlich zur Route auch die Streubreite, Menge und die Arbeitsstellung des Pfluges aufgezeichnet.

(Bild: D.Mannhart)

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Die Website von Forst Aletsch präsentiert sich frisch und informiert über den Forstbetrieb und seinen Wald.

oder Privater XY, hier ist Holzschlag «Wäldli», resp. Gesamtwald Bonaduz etc. Bisher wurden Fahrstrecken (mit Pflug oben/ unten, Salzen ein/aus) GIS- und tabellenmässig von allen Fahrzeugen tadellos protokolliert (Klagen abwenden, ein Gerichtsfall spart Installation schon locker ein!), abchecken des Arbeitsfortschritts ohne rumtelefonieren, Planung weiterer Einsätze etc. Das System wurde von Müller Chur (Software) entwickelt. Es gäbe sicher Betriebe, die mehr Erfahrungen haben und deshalb besser berichten können. Das Einrichten dieser 5 Fahrzeuge (2 Forstschlepper, 2 Klein-LKW und 1 Kleintraktor) kostete etwa 15 000.– Franken und hat Betriebskosten von knapp 2000.– Franken total (Abo, Software-Lizenz und GSM-Kosten) pro Jahr. Wir haben das System das ganze Jahr in Betrieb (Holzrücken sieht chaotisch aus wegen

(Quelle: www.forstaletsch.ch)

des mehrmaligen Hin- und Herfahrens auf derselben Fläche). Dann setzt ihr bei der Stundenerfassung der Mitarbeiter bestimmt auch auf ein digitales System anstelle der bekannten Rapportformulare?

Andreas Weber: Im IT-Bereich ist extrem viel los, leider schläft der «Wald» aber so ziemlich . . . ! AW: Seit 1. 1. 2018 haben wir Forst Control in Betrieb für die Online-Rapportierung aller 31 Mit­arbeiter und aller Grossmaschinen (11). Die Rapportierung funktioniert sehr gut (die meis-

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ten rapportieren per Handy, das Kader eher direkt am PC). Daten können periodisch oder Ende Jahr in BAR exportiert werden. Rechnungen etc. können laufend aus FC gemacht werden und die BAR steht bis Ende Jahr. Setzt ihr in eurem auch noch andere elektronische Systeme ein? AW: Ja, wir bekämpfen Neophyten (respektive finden und rapportieren sie) nun im 4. Jahr per Feld-Pad (GIS mit Tabellenabfrage) von GISPlan (Software «Neophyt»), basiert auf GeoGR. Diese Software wäre ganz einfach auch für Flächenaufnahmen anderer Art verwendbar (zum Beispiel für pauschale Wald­ bewirtschaftung oder Bestandesbeschreibungen). Weiter haben wir auf allen Pads, PCs und Handys Zugriff auf sämtliche GIS-Daten vom Kanton (ausser LeiNA) und Gemeinden, inklusive Serienab­ fragen betreffend Eigentümer (zum Beispiel zeig mir alle Parzellen vom Fritz Meier).

– Steuerung der Wasserversorgung rel. viel mobil. Wir prüfen zurzeit: – Wasser-QS per Feld-Pad/Web-Lösung mit automatischen Arbeitsaufträgen (to do’s und Ausführungskontrollen, Protokollierung Messwerte etc.) – Strassen- und Leitungskataster-Kombi mit Planungstool Da läuft offenbar bei euch schon so einiges mit digitaler Unterstützung und es scheint noch mehr dazuzukommen. AW: Hey, «Wald-Drohnen», zum Beispiel für Bilder, Erkundungen usw. (wird schnell illegal, Pflicht auf Sichtflug, wobei man mit heutiger Technik ohnehin besser mit der Drohnenkamera sieht als von Auge aus der Ferne), Faden über Felswand ziehen für Zugseile … etc.)? Wer hat Erfahrungen? Wer nutzt im Wald Drohnen für was (Förster, nicht ETH oder so)?

Peter Achilier: Wir sollten die neuen Kommunikations­ möglichkeiten viel besser ausschöpfen. Dort erreich­en wir die Leute, nicht mit den Waldbegehungen wie vor 40 Jahren! Ausserhalb des Waldes haben wir: – Energiebuchhaltung aller Gebäude per Pad auf «EnerCoach» – Leckortung Wasserversorgung in beiden Gemeinden mit über 120 Sensoren im Gebiet (meldet ab etwa 1 Millimeter Loch-Durch­messer)

Die Website von Forst Goms zeigt direkt, worum es geht: um den Forstbetrieb und den Wald im Goms.

(Bild: Forst Goms)

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Auch im Forstrevier Aletsch im unteren Teil des Goms werden digitale Technologien genutzt. Forst Aletsch hat eine eigene Homepage mit vielen interessanten und aktuellen Infor­ mationen. Wie hält euer Betrieb die Site immer auf dem aktuellen Stand? Peter Aschillier (PA): Durch ein Engagement des Betriebsleiters, der immer wieder vorwärtsmacht . . . Was wird über welchen Kanal (Homepage, Social Media) kommuniziert? PA: Produkte hauptsächlich über Website, aber auch Facebook und Instagram. Welche Erfahrungen habt ihr bis jetzt mit Social Media gemacht? PA: Keine negativen! Wo seht ihr die Vorteile und wo lauern allfällige Gefahren beim Auftritt in Face­ book, Instagram, etc.? PA: Man ist selber dafür verantwortlich, was veröffentlicht wird. Die Nutzung muss diszipliniert sein. Nebst den digitalen Kommunikationskanä­ len läuft im IT-Bereich sehr viel. Auf welche Entwicklung resp. Unterstützung seitens IT wartest du schon lange? Wo sollten wir uns im Wald mehr auf IT-Lösungen stützen können? PA: Marketing! Endlich unser gutes Produkt, den Schutzwald, mehr pushen! Was haltet ihr von den forstspezifischen EDV-Lösungen im Rapport- und Buchhal­ tungsbereich im Vergleich zu Lösungen «ab der Stange»? PA: Wir haben uns gegen die Forst BAR entschieden, weil die Lösung Doppelspurigkeiten

aufweist und in gewissen Sachen zu träge ist für uns! Vielleicht ist es eine gute Sache bei Betrieben, die in die Gemeinderechnung integ-

Willy Werlen: Vor allem bei der Austragung der Holz­ hauereimeisterschaft merkten wir, wie gut die Leute über Social Media eigentlich erreichbar sind. riert sind. Eigene Forst-Lösungen sind wahrscheinlich in der Entwicklung zu teuer. Wir nutzen Blueoffice und Sage. Hast du diesbezüglich einen Rat/Wunsch an den Wald oder die Förster? PA: Sich unbedingt mehr bemerkbar machen und nicht warten, bis die Holzpreise wieder auf dem gewünschten Stand sind, das wird eh nicht passieren. Der Forstbetrieb Forst Goms kommuniziert zu einem grossen Teil auf digitalen Plattformen gegen aussen. Forst Goms informiert zu einem grossen Teil über eine eigene Homepage. Wie schafft es euer Betrieb, die Site immer auf dem aktuellen Stand zu halten? Willy Werlen (WW): Man muss das als regelmässige Aufgabe definieren und pflegen. Wir gestalten unseren digitalen Auftritt im Moment neu und sind noch nicht sicher, ob wir die Kategorie News noch führen wollen. Die Alternative ist die Kommunikation via Twitter, Facebook usw.

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Euer Betrieb ist auch auf Facebook aktiv. Ist dieser Kanal als Ergänzung zur Homepage gedacht? WW: Nein. Das Konto wurde von Mitarbei­ tern erstellt. Wir mussten dann aber festhalten, was gepostet werden soll und was nicht. Vom Betrieb selber wird dieser Kanal nur sehr wenig aktiv genutzt. Rege genutzt haben wir ihn aber für die Kommunikation des Walliser Hol­ zerwettkampfs. Was wird über welchen Kanal kommuniziert? WW: Das meiste über unsere Internetseite oder dann via Website von Tourismus oder Ge­ meinden. Wo seht ihr die Vorteile beim Auftritt in Facebook, Twitter etc.? WW: Ein Vorteil ist sicher die rasche Verbreitung von Informationen und News und die Nutzung als Werbeplatt­ form. Man ist aber s­­icher auch massiv mehr kritischen Voten ausgesetzt, die dann entsprechend von einem breiteren Publikum wahrgenommen werden kön­ nen. Nebst den digitalen Kommunikations­kanälen läuft im IT-Bereich sehr viel. Auf welche Entwicklung respektive Unter­ stützung seitens IT wartest du schon lange? WW: Ich sehe grosses Potenzial in der betrieblichen Planung sowie im Prozess­ management. Hier gibt es bereits sehr viele Möglichkeiten, die uns aber noch nicht als erschlossen bekannt sind. Un­ ser digitales Archiv mit gewissen Work­ flows möchte ich nicht mehr missen.

Andreas Weber leitet die Forst- und Werkbetriebe der Gemeinden Bonaduz und Rhäzüns. Andreas ist einer jener Förster, die sich sehr stark für digitale Technologien interessieren, und er tüftelt auch in seiner Freizeit oft an neuen Möglichkeiten und Techniken, die uns die Arbeit erleichtern könnten. Homepage: www.crestault.ch / Facebook: crestault Peter Aschilier ist Betriebsleiter von Forst Aletsch und ist sich sicher, dass wir bei der Information und Kommunikation über die neuen Kanäle wie Internet und Social Media endlich mächtig aufs Gaspedal drücken sollten. Homepage: www.forstaletsch.ch Willy Werlen, Geschäftsführer von Forst Goms, liess sich unter anderem von seinen Mitarbeitern davon überzeugen, dass nicht nur mit einer Website, sondern auch über Social Media gut und zeitgemäss informiert werden kann und soll. Homepage: www.forstgoms.ch

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Begriffserklärungen aus der digitalen (Forst-)Welt Unsere Sprache verändert sich nicht nur aufgrund der gestiegenen Mobilität und der auch damit zusam­ menhängenden Durchmischung unserer Gesellschaft. Es ist auch die technische Entwicklung, die uns neue Wörter lehrt. Englische Begriffe sind vor allem beim Umgang mit der elektronischen Datenver­ arbeitung und -erfassung sehr gängig. Vielen dieser Begriffe begegnen wir auch bei unserer Arbeit im Wald immer öfter. Vor allem wer mit Maschinen arbeitet, die mit Systemen im Büro des Waldbesitzers, des Unternehmers oder des Holzkäufers vernetzt sind, bekommt dies immer öfter zu spüren. Manchmal ist es auch interessant zu wissen, woher Begriffe stammen, die wir täglich verwenden und eigentlich zu kennen glauben. Hier einige Begriffe, denen wir künftig vielleicht immer öfter begegnen. SELVA und Jörg Clavadetscher

Begriff

Definition / «Übersetzung» / Beispiel

Digitalisierung Umwandlung von analogen Daten in digitale Social Media Soziale Medien wie Facebook, Instagram usw. digital natives Generation, die mit der Technologie aufgewachsen ist, ca. ab 1990 prosument Verbraucher, der auch Produzent ist cloud computing IT über die Cloud (Wolke, d. h. externer Speicherplatz) = muss nicht lokal installiert sein Breitband Zugang zum Internet mit verhältnismässig hoher Datenübertragungsrate Enterprise Einsatz von sozialer Software in Unternehmen Umstellung zu neuen und besseren Methoden digitale Transformation predictive maintenance Methoden, um vorherzusagen, wann Wartungsarbeiten nötig sind internet of things Sammelbegriff für Technologien einer globalen Infrastruktur digital democracy Internet Demokratie, Dinge wie z. B. Onlinewahlen mobile computing Portable Technologie wie z. B. mobile Kommunikation zu grosse Daten, welche alte Systeme nicht verarbeiten können big data real-time computing Echtzeitsystem = System zur unmittelbaren Abwicklung und Steuerung von Prozessen cyber-physisches System Verbund von Komponenten übers Internet

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Api

Multitenancy

Reliability

Virtualization

Device

Cloud

Maintenance

Scalability

computing

Empowerment

Performance

Cost

Security Agility

Eckpfeiler einer Cloud-Datenmanagement-Plattform

(Quelle: https://www.it-daily.net)

digital twins Digitaler Zwilling = Digitales Abbild für Simulationen etc. e-commerce Onlinehandel = z. B. Verkauf übers Internet disruptive Technologie Technologie, die eine bestehende verdrängt/ersetzt predictive absehbar, berechenbar customer journey Phasen, die ein Kunde durchläuft, bevor er sich für den Kauf eines Produkts entscheidet participation Beteiligung license to operate Erlaubnis zur Durchführung eines Geschäfts wearable computing tragbare Technologie wie z.B. smart watches smart schlau, clever, gewandt etc. smart watch «schlaue» Uhr = elektronische Armbanduhr mit Bildschirm und zusätzlichen Sensoren etc. smarte Motorsäge dito smart Worker dito Kryptowährung digitales Zahlungsmittel, basierend auf kryptografischen Werkzeugen (z. B. Blockchains) Kryptografie ursprünglich Wissenschaft der Verschlüsselung von Informationen

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Blockchain kontinuierlich erweiterbare Liste von Datensätzen Bitcoin digitale Währung, auch Name eines weltweiten dezentralen Buchungssystems IOTA Kryptowährung, die für Economy of Things zum Einsatz kommen soll Tangle Technologie erlaubt den Austausch beliebiger Daten zwischen Geräten Peer-to-Peer-Connection (P2P) Rechner-Rechner-Verbindung Multitenancy Mandantenfähigkeit – ermöglicht, mehrere Kunden/Mandanten auf einer einzigen Plattform zu unterstützen Device-Management Gerätemanagement, zentrale Verwaltung von IT-Endgeräten Scalability Skalierbarkeit, Fähigkeit eines Systems zur Grössenveränderung Grad an Autonomie und Selbstbestimmung Empowerment Virtualization Virtualisierung, Nachbildung eines Hard- oder Software-Objekts durch ein ähnliches Objekt API Programmierschnittstelle, genauer Schnittstelle zur Anwendungsprogrammierung, häufig nur kurz API genannt Mismatch Ungleichgewicht, Diskrepanz Upgrading Ausbau, Aufwertung

Bei der Suche nach möglichen Autoren für diese «Bündner Wald»­Ausgabe begegnete der Redaktor immer wieder Begriffen, welche ihm fremd waren. Daraus entstand die Idee, ein kleines Vokabular zu erstellen und vom Lernenden an der Geschäftsstelle der SELVA «übersetzen» zu lassen.

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Comic Theo & Heinz

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Auswirkungen der Digitalisierung Der Bundesrat hat am 8. November 2017 den Bericht zu den Auswirkungen des digitalen Wandels auf den Arbeitsmarkt verabschiedet. Auch im digitalen ­ Zeitalter bleibt für den Bundesrat als übergeordnetes Ziel die Sicherung der hohen Erwerbsbeteiligung und die gute Job-Qualität. Nachfolgend ein Auszug des Berichts. Entwicklung der Beschäftigung in den Berufen und Tätigkeiten Im Zeitraum 1996 bis 2017 zeigen sich vor allem bei Führungskräften, bei akademischen Berufen, bei Technikerinnen und Technikern und gleichrangigen ­Berufen sowie bei den Dienstleistungs- und Verkaufsberufen starke Zuwächse der Erwerbstätigkeit. Hingegen sank die Zahl der Erwerbstätigen bei land- und forstwirtschaftlichen Arbeitskräften, in Handwerksberufen und bei Bürokräften und verwandten Berufen. Analog zur Entwicklung in den Branchen lassen sich die Verschiebungen zwischen den Berufsgruppen mit dem technologischen Wandel und der zunehmenden Internationalisierung der Wirtschaft in Zusammenhang bringen. So hat sich das Aufgabenportfolio von Beschäftigten in kaufmännischen Berufen und Produktionsberufen weg von einfach automatisierbaren Tätigkeiten hin zu interaktiven Tätigkeiten mit Führungsverantwortung verschoben. In den akademischen Berufen stieg die Beschäftigung bei den Betriebswirtinnen und Betriebswirten und bei den IT-Berufen am stärksten. Darunter fallen beispielsweise Analytikerinnen und Analytiker und Entwicklerinnen und Entwickler von Software und Anwendungen oder Fachkräfte für Datenbanken und Netzwerke. Überdurchschnittlich zugelegt haben auch Juristinnen und Juristen, Sozialwissenschaftlerinnen und Sozialwissenschaftler, Ärztinnen und Ärzte und verwandte

gesundheitliche Berufe wie Apothekerinnen und Apotheker und Physiotherapeutinnen und Physiotherapeuten sowie naturwissenschaftliche Berufe wie beispielsweise Physikerinnen und Physiker, Chemikerinnen und Chemiker, Mathematikerinnen und Mathematiker und Ingenieurfachleute. Ferner wuchs die Beschäftigung auch überdurchschnittlich stark bei den Lehrkräften und bei den Betreuungs- und Pflegeberufen – Berufe, die stark durch persönliche Interaktion geprägt sind und sich deshalb kaum ins Ausland verlagern lassen. Rückläufige Beschäftigungsanteile waren vor allem in Berufen zu beobachten, die als leicht automatisierbar gelten und hohe Routineanteile aufweisen.

Atypisch-prekäre Arbeitsverhältnisse Als atypisch-prekäre Arbeitsverhältnisse gelten im Rahmen einer vom SECO in auftraggegebenen Studie jene Arbeitsverhältnisse, die eine oder mehrere Unsicherheiten im Vergleich zu einem Normalarbeitsverhältnis aufweisen, und beim Vorliegen einer Hauptunsicherheit unter der Grenze von 60% des Medianlohns (mittleres Einkommen), resp. beim Vorliegen von zwei Hauptunsicherheiten unter dem Medianlohn liegen.

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Operationalisierung Hauptunsicherheiten Arten der Unsicherheiten

Operationalisierung (Beurteilungskriterien)

1. Hauptunsicherheit: Zeitliche Unsicherheit – Zeitlich begrenzte Arbeitsverhältnisse (Arbeitsplatzunsicherheit)

– Befristete Arbeitsverträge inklusive Praktika (maximal 12 Monate) – Temporärarbeit (Lohnbezug über Temporärbüro)

2. Hauptunsicherheit: Ökonomische Unsicherheit – Kurzfristig schwankendes Arbeitsvolumen (Einkommensunsicherheit) – Unterbeschäftigung (Existenz-Unsicherheit)

– Arbeit auf Abruf, Heimarbeit und Telearbeit ohne vertraglich festgelegte Stundenzahl – Teilzeitarbeit mit Wunsch nach höherem Arbeits­ volumen und Arbeitssuche

Im Primärsektor waren dies die land- und forstwirtschaftlichen Fachkräfte, im sekundären Sektor verschiedene Handwerks- und Fertigungsberufe wie beispielsweise Präzisionshandwerkerinnen und -handwerker, Druckerfachleute, kunsthandwerkliche Berufe, Elektronikerinnen und Elektroniker bzw. Elektrikerinnen und Elektriker oder Berufe in der Nahrungsmittelverarbeitung. Im Dienstleistungssektor ging der Beschäftigungsanteil bei den Büro- und Sekretariatskräften überdurchschnittlich stark zurück.

beitswegs eingespart werden können oder indem die Vereinbarkeit von beruflichen und privaten Aktivitäten verbessert werden kann. Eine örtlich und zeitlich flexible Arbeitsverrichtung ist aber auch mit potenziellen Risiken verbunden. Während sich für Unternehmen der Kontrollaufwand bezogen auf die Arbeitsleistung erhöhen kann, könnte sich bei Arbeitnehmenden je nachdem die Abgrenzung von Arbeits- und Freizeit oder die soziale Ein­ gliederung und die berufliche Weiterentwicklung erschweren.

Ausprägungen und Verbreitung flexibler Arbeitsformen Örtliche und zeitliche Flexibilität Wie aus der schweizerischen Arbeitskräfteerhebung hervorgeht, arbeiteten im Jahr 2015 rund 5 Prozent der Erwerbstätigen üblicherweise von zu Hause aus. 27 Prozent gaben an, dass sie in den vier Wochen vor der Befragung gelegentlich von zu Hause aus gearbeitet hatten. In 75 Prozent der Fälle handelte es sich um Telearbeit im engeren Sinne, bei der ein Datenaustausch mit dem Arbeitgeber über das Internet erfolgt. In absoluten Zahlen verrichteten 2015 rund 930 000 Personen gelegentlich Telearbeit. 2001 waren es noch 248 000 Personen. Für die Unternehmen bietet die Flexibilisierung Möglichkeiten zur Steigerung der Effizienz durch optimierte Nutzung der Büroräumlichkeiten oder durch die Einsparung von Wegzeiten (Telekonferenzen und Ähnliches). Telearbeit hat aber auch für Arbeitnehmende verschiedene Vorzüge, indem beispielsweise gewisse Kosten des Ar-

Veränderung der physischen Belastung Physisch belastende, risikoreiche und repetitive Tätigkeiten können zunehmend von Robotern und technischen Systemen übernommen werden, was einerseits das Risiko von Unfällen am Arbeitsplatz senkt und andererseits die Entstehung neuer sinnstiftender und kreativerer Aufgabengebiete für die ­Arbeitnehmenden ermöglicht. An die Stelle der physisch belastenden Arbeiten ist für viele Erwerbstätige schon seit Längerem die Arbeit mit dem Computer, Laptop oder Smartphone getreten. Bereits 2005 verbrachten rund zwei von drei Erwerbstätigen mindestens einen Viertel ihrer Arbeitszeit am Computer. Bei einem Drittel der Erwerbstätigen sind es sogar mehr als drei Viertel der Arbeitszeit. Die Werte haben sich seither praktisch nicht verändert. Da Computerarbeit häufig mit repetitiven Bewegungen verbunden ist, kann die regelmässige Arbeit am Computer oder am Smartphone gesundheitliche Beschwerden auslösen. So

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Risiken der Digitalisierung auf dem Arbeitsmarkt Risiken

Beurteilung Stand heute / Handlungsbedarf

– Bei hoher Dynamik der Veränderung von Kompetenzanforderungen: strukturelle Arbeitslosigkeit durch Mismatch von Arbeitsangebot und -nachfrage

– Keine Zunahme der strukturellen Arbeitslosigkeit, kein genereller Mismatch, Erwerbstätige konnten sich bisher an neue Anforderungen anpassen – Handlungsbedarf: Verbesserung Datenlage Kompe­ tenzen von Erwachsenen, Stärkung der Grundkompetenzen, starkes Bildungssystem beibehalten (Aktionsplan Digitalisierung), Bericht über Handlungsspielraum AMM

– Polarisierung von Beschäftigung / Löhnen

– Kein Trend zu stärkerer Einkommensungleichheit, Entwicklungen weisen eher auf Upgrading hin – Handlungsbedarf: Monitoring, gute Rahmenbedingungen beibehalten

– Neue gesundheitliche Risiken (zum Beispiel Stress, Burnout, Unfälle an der Schnittstelle Mensch-Maschine)

– In Daten aktuell nicht erkennbar – Handlungsbedarf: Monitoring

– Zunahme atypisch-prekärer Arbeitsverhältnisse

– Kein eindeutiger Trend erkennbar – Handlungsbedarf: Verbesserung Datenlage über neue Beschäftigungsformen

– Unflexible Rahmenbedingungen für innovative Geschäftsmodelle (zum Beispiel durch Sozialversicherungsrecht)

– Noch nicht abschliessend beurteilbar – Handlungsbedarf: Prüfung einer Weiterentwicklung des rechtlichen Rahmens, Monitoring

– Erschwerte Rechtsdurchsetzung infolge internationaler Rechtsverhältnisse

– Noch nicht abschliessend beurteilbar – Handlungsbedarf: Monitoring

– Abnehmende Repräsentativität der sozialpartner­ schaftlichen Organisation infolge weitreichender betrieblicher Flexibilisierung

– Noch nicht abschliessend beurteilbar – Handlungsbedarf: Monitoring

kann die Belastung der Feinmotorik über Jahre zu Beschwerden der Muskulatur, Gelenke, Nerven oder des Genicks führen. Gezielte ergonomische Massnahmen reduzieren diese Risiken. Digitale Technologien wie beispielsweise sprachgesteuerte Computer eröffnen auch neue Möglichkeiten der Erwerbstätigkeit, zum Beispiel für Personen mit Bewegungseinschränkungen. Weiter vereinfachen Monitoring-Instrumente zur Kontrolle chronischer Krankheiten die Integration von betroffenen Personen in die Arbeitswelt. Dank neuer Technologien können ferner nicht nur bei Büroarbeit, sondern auch bei manuellen Fertigungsarbeiten durch eine ergonomische Gestaltung von Maschinen, Anlagen und Werkzeugen körperliche Beschwerden vermindert und das Risiko von Unfällen am Ar-

beitsplatz gesenkt werden. Zum Beispiel lässt sich durch die individuelle Berücksichtigung der Körpergrösse, Greifweite und Körperkräfte die Ergonomie am Arbeitsplatz verbessern. Digitale Technologien helfen, diese individuellen Anpassungen zu automatisieren. Chancen auch in Zukunft Die Erfolgsfaktoren, die bereits in der Vergangenheit zu einer erfolgreichen Bewältigung von Strukturwandel beigetragen haben, gilt es zu bewahren. Auch in Zukunft wird es darum gehen, das Potenzial der neuen Technolo­gien zur Erhöhung der Produktivität und des Wachstums zu nutzen. Die Digitalisierung eröffnet dem auf Innovation und wertschöpfungsinten-­ sive Produkte ausgerichte-

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Chancen der Digitalisierung auf dem Arbeitsmarkt Chancen

Beurteilung Stand heute / Handlungsbedarf

– Stärkung Werkplatz Schweiz – Verschiebung der Beschäftigung in wertschöpfungsstarke Tätigkeiten

– Zunehmende Spezialisierung auf hochproduktive Tätigkeiten im Dienstleistungs- und Industriesektor. – Kein Handlungsbedarf, gute Rahmenbedingungen beibehalten

– Höhere Einkommen infolge höherer Arbeitsproduktivität

– Positive Lohn- und Einkommensentwicklung – Kein Handlungsbedarf, gute Rahmenbedingungen beibehalten

– Bessere Vereinbarkeit von beruflichen und privaten Aktivitäten: höhere Erwerbsbeteiligung von Personen mit Betreuungsaufgaben, bessere Work-Life-Balance

– Positive Entwicklung der Erwerbsbeteiligung, insbesondere bei Personen mit Familienbetreuungspflichten; aktuell keine Hinweise auf genderspezifische Folgen der Digitalisierung. – Kein Handlungsbedarf, gute Rahmenbedingungen und Monitoring beibehalten

– Neue Erwerbschancen durch innovative Geschäftsmodelle und flexiblere Arbeitsbedingungen

– Zeigt sich noch nicht in den Daten – Handlungsbedarf: Verbesserung Datenlage über neue Beschäftigungsformen, Monitoring, Flexibilisierung des Sozialversicherungsrechts prüfen

– Verminderung physischer Belastungen am Arbeitsplatz

– Stetiger Rückgang von Berufsunfallsund Berufskrank­ heitsrisiken – Kein Handlungsbedarf

ten Wirtschaftsstandort Schweiz die Chance, weiter an Wettbewerbsfähigkeit zu gewinnen und so für die hiesigen Arbeitskräfte die bestehenden ­attraktiven Erwerbsmöglichkeiten zu erhalten beziehungsweise neue zu schaffen. Mit dem zielführenden Einsatz von IKT gehen Produktivitätserhöhungen einher, die zu Lohnsteigerungen führen können. Zudem bietet die Flexibilisierung des Arbeitsmarkts vielen Erwerbstätigen die Möglichkeit, Arbeit und Privatleben besser zu vereinbaren, indem die Arbeitszeiten dank Internet und mobilen Arbeitsgeräten teilweise besser an die individuellen Bedürfnisse angepasst werden können. Neue Ge-

schäftsmodelle über Plattformen senken überdies teilweise die Hürden für den Eintritt in den Arbeitsmarkt und eröffnen auch Personen, die im traditionellen Arbeitsmarkt keine Beschäftigung finden, neue Erwerbschancen. Quellen von Text und Tabellen: Staatssekretariat für Wirtschaft SECO https://www.seco.admin.ch/seco/de/home/ wirtschaftslage---wirtschaftspolitik/wirschaftspolitik/digitalisierung.html#76287912 https://www.admin.ch/gov/de/start/dokumentation/medienmitteilungen.msg-id-68708.html

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Lehrabschlussfeier der Bündner und Liechtensteiner Forstwarte in Schiers Mitte Juni traten 31 angehende Forstwarte aus dem Kanton Graubünden und dem Fürstentum Liechtenstein den letzten Teil ihrer Lehrabschlussprüfung in Trimmis an. Die Prüfungen wurden vom Amt für Wald und Naturgefahren organisiert. Die traditionelle Lehrabschlussfeier, welche von Graubünden Wald organisiert wurde, fand am 29. Juni im Bildungszentrum Palottis in Schiers statt. Dominic Schilling

Am 29. Juni trafen sich in Schiers die frischgeba­ ckenen Forstwarte und ihre Angehörigen, Berufs­ bildner, Experten und Gäste, alles in allem rund 150 Personen, um den erfolgreichen Lehrabschluss zu feiern. Der Regionalforstingenieur Sandro Krättli begrüsste die Anwesenden im Namen der Waldregion 1 Herrschaft/Prättigau/Davos, gratu­ lierte den Absolventen zu ihrer hervorragenden Leistung und gab noch ein paar Tipps mit auf den Weg. Der Festredner Beat Philipp würdigte in sei­ ner Rede die Leistungen der 29 erfolgreichen Ab­ solventen und gratulierte ihnen zur bestandenen Lehrabschlussprüfung. Die feierliche Übergabe der eidgenössischen Fähigkeitszeugnisse mit der Prä­ mierung der drei besten Lehrabschlüsse wurde von Dominic Schilling (AWN) angeleitet, wobei er tat­ kräftig unterstützt wurde von Sandro Krättli (AWN), Beat Philipp, Fachvorsteher Wald der Försterschule Maienfeld; Ruedi Schindler, Berufs­ inspektor am Amt für Berufsbildung; Reto Peng, Vizedirektor der Gewerblichen Berufsschule Chur; sowie Mario Riatsch, dem ehemaligen Präsidenten von Graubünden Wald. Wie jedes Jahr durfte der beste Absolvent als Lohn für seine grossartige Leistung die begehrte golde­ ne Axt entgegennehmen. Flurin Guidon (AWN) konnte diese Trophäe Tobias Konrad Schuster, wel­

cher seine Lehre beim Uffeci forestal Mustér absol­ vierte, für seinen Abschluss mit der Bestnote 5,4 überreichen. Für die zweit- und drittbesten Noten gab es eben­ falls ein kleines Präsent. Diese Ehre wurde im zwei­

Tobias Konrad Schuster mit der goldenen Axt für den besten Lehrabschluss 2018 der Bündner Forstwarte.

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Die an der Abschlussfeier anwesenden frischgebackenen Bündner Forstwarte.

ten Rang mit Note 5,3 Remo Alig, Forstunternehmung Candinas SA; Armin Jägli, Forstbetrieb Madrisa; Colin Simeon, Forstunternehmung Florinett AG; sowie im dritten Rang mit Note 5,2 Florian Grischott, Revierforstamt Ferrera/Avers; Linus Lippuner, Revierforstamt Untervaz; und Enzo Zannier, Revierforstamt Scuol, zuteil. Insgesamt haben die Prüfung mit Erfolg absolviert (in alphabetischer Reihenfolge): Arpagaus Ivo, Chur; Cajacob Raphael, Maladers; Coretti Enrico Renzo, Segl-Silvaplauna; Deplazes Damian, Medel Lucmagn; Felix Gian, Chur; Feuerstein Nando, La Punt Chamues-ch; Flepp Lucas, Breil/Brigels; Hassler Gian-Andri, Zweckverband

(Bilder: S. Krättli)

Falknis; Hegner Beat, ohne Lehrbetrieb; Kurfess Carlo, Forstunternehmung Hemmi; Maskos Luca, Scuol; Mattenberger Jann, Untervaz; Neuhäusler Noel, Forstbetrieb Madrisa; Paravicini Edmondo, Oberheinzenberg; Plozza Mattia, Flims Trin Forst; Ritter Mirco, Gemeindebetriebe Crestault; Roganti Nicola, St.  Moritz; Rominger Claudio, Davos; Rusch Alex, Gamprin FL; Schurti Benjamin, Triesen FL; Stoffel Florian, Davos; Tscharner Niculo, Zillis Schamserberg. Dominic Schilling leitet beim AWN Graubünden das Produkt Schulung und ist Prüfungsobmann beim Qualifikationsverfahren der Bündner Forstwarte.

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Verleihung des Lärchensamens von Graubünden Wald Der Verein Graubünden Wald verleiht von Zeit zu Zeit an Persönlichkeiten des Bündner Forstdienstes den Lärchensamen-Anerkennungspreis für überdurchschnittliche Leistungen. Am 29. Juni dieses Jahres wurde Revierförster Ralf Fluor insbesondere wegen seines unermüdlichen Einsatzes in der Ausbildung von Forstwartlehrlingen und Försterpraktikanten geehrt. Giachem Bott

Ralf Fluor wurde am 11. Februar 1963 in La Punt Chamues-ch geboren. Nach der obligatorischen Primar- und Sekundarschulzeit folgte die Ausbildung zum Forstwart und der Besuch der Försterschule in Maienfeld. Ralf ist mit Doris Fluor-Lau-

denbacher verheiratet, wohnt in Chamues-ch und hat zwei erwachsene Kinder. Seit 1987 ist Ralf Fluor Revierförster und Betriebsleiter der Forst- und Werkämter der Gemeinden La Punt Chamues-ch und Madulain. Als Revierförster

Ralf Fluor mit dem Anerkennungspreis von Graubünden Wald und der scheidende Vereinspräsident Mario Riatsch.

(Bild: S.Krättli)

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ist Ralf auch Mitglied des Gemeindeführungsstabs La Punt, Obmann des Lawinendienstes, lokaler Naturgefahrenberater LNB, kommunale Ansprechperson für invasive Neophyten, Sicherheitsberater bfu der Gemeinde La Punt und Sicherheitsbeauftragter der Suva. Er ist Mitglied der eidg. Arbeitsgruppe «Klimawandel Wald». Ralf ist auch Präsident der Bürgergemeinde La Punt Chamues-ch, Vorstandsmitglied der Naturforschenden Gesellschaft Engadin und Mitglied des OK Engadin Skimarathon und Jäger. Als Exkursionsführer für die verschiedensten Fragestellungen ist Ralf im Sommer sehr gefragt! Ralf hat auch tatkräftig als Mitorganisator bei der Durchführung des Skipostenlaufs (La Punt) und der Holzhauereimeisterschaft (St. Moritz) des Vereins Graubünden Wald mitgeholfen, damit die beiden Anlässe wunsch- und vorschriftsgemäss durchgeführt werden konnten. Als Lehrmeister hat Ralf bisher 19 Lehrlinge zu Forstwarten ausgebildet und 13 Försterpraktikanten betreut. Bereits im Jahre 1988 trat Ralf die Stelle als Fachlehrer für Forstbotanik an der Berufsschule in Samedan an. In den vergangenen 30 Jahren hat Ralf etwa 240 Schüler bzw. Forstwartlehrlinge an der Berufsschule ausgebildet. Heute ist Ralf kantonaler Prüfungsexperte für Lehrabschlussprüfungen und war bis Ende des Schuljahres 2017/18 als Fachlehrer an der Berufsschule in Samedan tätig. Zudem ist er Mitglied des Schulrats der Berufsschule und Vorstandsmitglied des Lehrlingshauses Oberengadin in Samedan. In den Jahren 2001, 2004, 2007, 2010, 2013 und 2016 war Ralf Mitorganisator der Berufsschauen (Forstberufe) an der Gewerbe­ schule Samedan. Diese Schauen haben sicher einiges zur Gewinnung von Forstwartlehrlingen in Südbünden beigetragen. Ohne seinen unermüdlichen Einsatz und seinen Durchhaltewillen wäre die Ausbildung der Forstwartlehrlinge Südbündens schon lange nach Chur verschoben worden, mit allen Nachteilen für die

Lehrlinge selbst (längere Reisezeiten, keine romanischen Fachausdrücke, weniger praktische Beispiele in den Wäldern des Engadins usw.) und für die Forstbetriebe, weil sich weniger Lehrlinge in Südbünden für die Berufslehre anmelden würden. Diese Verpflichtung bedeutete für sein Umfeld, dass der Freitag jeweils für die Berufsschule reserviert war und Ralf keine Sitzungs- oder Begehungstermine an Freitagen vereinbarte. Der Waldbau und NaiS liegen Ralf sehr am Herzen. Vor jeder Anzeichnung wird entweder durch einen auszubildenden Försterpraktikanten oder durch Ralf selbst auf die vorhandene Vegetation, die Waldgesellschaft, die Pflegeziele, die Bringungsmethode und die Eingriffsstärke eingegangen, womit Lehrlinge und Waldarbeiter ständig weitergebildet werden. Auch Ralf geht es um die Schaffung stufiger, gutverjüngter, stabiler und vitaler Wälder unter Berücksichtigung des Landschaftsbildes in der Tourismusregion Oberengadin. Ralf Fluor hat die Auszeichnung mit dem Lärchensamen von Graubünden Wald für seine überdurchschnittlichen Leistungen mehr als verdient und ich gratuliere ihm dazu ganz herzlich! Giachem Bott arbeitete bis zu seiner Pensionierung beim AWN Graubünden in Zuoz, wo er den Wald der Oberengadiner Gemeinden betreute.

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Der neue Redaktor stellt sich vor

Name Mario Lucchinetti Wohnort Brienz/Brienzauls GR (Albula) Zivilstand verheiratet Jahrgang 1986 Gelernte Berufe Forstwart, Förster HF Arbeitgeber A mt für Wald und Naturgefahren Graubünden Mario Lucchinetti, unser neuer Redaktor.

(Bild: AWN)

Ich bin in Sils (Segl) im Engadin aufgewachsen; schon als kleines Kind haben mich der Wald und die Zusammenhänge in der Natur fasziniert. Daher war für mich schnell klar, dass ich später einmal als Förster arbeiten wollte. Nach meiner Lehre als Forstwart und einigen Jahren Berufserfahrung habe ich mich entschieden, die Försterschule in Maienfeld zu besuchen. Diese habe ich im Jahr 2013 abgeschlossen, im Anschluss trat ich eine Stelle im Kanton Luzern bei einer Privatwaldorganisation an, wo ich hauptsächlich für die Logistik und die Holzvermarktung verantwortlich war. Im Jahr 2016 trat ich meine jetzige Stelle beim Amt für Wald und Naturgefahren an. Ich arbeite teilweise für die Zentrale in Chur, wo ich den Bereichsleiter Waldökologie im Bereich Wald und Wild unterstütze. Die restliche Zeit arbeite ich für

die Region Mittelbünden/Moesano, wo ich unsere RFIs im Fachgebiet Waldökologie unterstütze. Meine Freizeit verbringe ich gerne in der Natur, auf der Jagd, beim Fischen auf dem Silsersee, beim Pilzesammeln im Wald oder bei der Ausbildung meines Jagdhundes. Ich freue mich, neu im Redaktionsteam zu sein, und ich hoffe, auch in Zukunft die Zeitschrift «Bündner Wald» für den Leser spannend und attraktiv zu gestalten.

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Danke und Waldmannsbeil! Als ich im Sommer 1999 meine Forstwartlehre begann, sagte mir Hitsch Gansner vor meiner allerersten Aufgabe – Brennholz spalten – «Dies ist ein Beil. Besser ist, wenn du damit das Holz triffst statt dein Bein». Während einer beruflichen Laufbahn erhält man verschiedenste Ratschläge, die man befolgen sollte. Dieser allererste Waldarbeiter-Tipp war genau so simpel wie wertvoll. Für die Übernahme des «Bündner Waldes» 2008 erhielt ich bestimmt auch Ratschläge. Erinnern kann ich mich an diese heute nicht mehr. Eine Fachzeitschrift ist aber auch ein Werkzeug der Kommunikation und auch damit sollte man achtgeben, was und wen man trifft. Im Verlaufe meiner zehn Redaktionsjahre wurden im «Bündner Wald» verschiedene Themen aufgegriffen und diskutiert. Es war eine unglaubliche persön­liche Bereicherung mit all den verschiedenen Fachpersonen in Kontakt zu treten und diese für unsere Zeitschrift zu gewinnen. Wenn eine solch intensive Zeit zu Ende geht, weint mehr als nur ein Auge. Der «Bündner Wald» und seine Leserschaft ist mir sehr ans Herz gewachsen. Ich denke, wir konnten verschiedene Themen platzieren und ihnen die nötige Relevanz verleihen. Gerade bei den kontroversen Inhalten wurde spürbar, dass der «Bündner Wald» weit über die Kantonsgrenzen bewegt und folglich auch gelesen wird. Zwei Ausgaben wühlten besonders auf und wurden sogar über die Landesgrenzen diskutiert. Es waren die inhaltlich verwandten Nummern «Wege zu einer ökologischen Jagd» und «Vogelbeere – im Wert unterschätzt». Dies sollte uns vielleicht eher nachdenklich stimmen. Eine grosse Ehre war mir, als redaktionelle Abschlussarbeit die Jubiläumsausgabe zu Coaz betreuen zu können. Letztlich stehen diese drei Ausgaben für mich sinnbildlich für Werte, die mir wichtig waren und bleiben. Wir müssen uns vor unseren Wurzeln genauso wenig verstecken, wie vor den Aufgaben, die vor uns stehen. Es ist erfreulich, dass unsere über 70-jährige Zeitschrift auch in Zeiten der rasanten Kommunikation

Auf den Spuren von Coaz in Varusch.

(Bild: Selina Meier)

seine volle Berechtigung hat. In den letzten Jahren haben wir vermehrt versucht, über die digitalen Kanäle und über soziale Medien unsere Inhalte weiterzustreuen. Dabei lässt sich schliessen, dass fundierte Informationen über den Wald auch über die schnellen Kanäle gesehen und beachtet werden. Aus meiner Sicht müssen dafür Inhalte weder pauschalisiert noch banalisiert werden. Mittlerweile sind mit einer zeitlichen Verzögerung alle Ausgaben des «Bündner Waldes» seit 2008 vollständig digital verfügbar. Eine Verlinkung zu diesen Informa­tionen ist über Facebook, Instagram oder Twitter jederzeit möglich. Die «Bündner Wald»-Redaktion nun mit mehr als einem weinenden Auge zu verlassen, heisst für mich nicht, dass ich mich nicht auf das freue, was ich dafür erhalte. Im Gegenteil. Ich freue mich auf Vaterzeit mehr als auf alles andere. Dafür bin ich bereits jetzt äusserst dankbar. Ich wünsche meinem Nachfolger Mario und meinem ehemaligen Redaktionskollegen Jörg eine feine Klinge und präzise Schläge bei ihrer künftigen Arbeit. Der ganzen Leserschaft sage ich Danke, Tschüss und Waldmannsbeil! Sandro Krättli

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Studienreise Sardinien Sardinien ist wohl den meisten von uns vor allem als Urlaubziel ein Begriff. Auf einer Studienreise von Graubünden Wald konnten die Teilnehmenden die Insel von einer anderen Seite kennen lernen und dabei viel Spannendes über Flur- und Waldbrände sowie deren Bekämpfung erfahren. Weil sich im Zuge der Klimaveränderung auch bei uns extreme Trockenperioden häufen und mit mehr Wald­bränden zu rechnen ist, war es sehr interessant zu sehen, wie Forstleute mit entsprechenden Erfahrungen damit umgehen. Viola Sala und Beat Philipp

Sardinien ist bekannt für seine schönen Strände, seine Gastronomie und die offene und gastfreundliche Bevölkerung. Leider gibt es auch noch ein anderes Merkmal, welches die Insel bemerkens-

wert macht. Sie wird jeden Sommer von zahlreichen Bränden heimgesucht, welche in den Wäldern, in der Macchia und auf den Feldern wüten. Auf der Insel, welche halb so gross wie die Schweiz und deren Fläche zu mehr als 50 Prozent mit Wald bedeckt ist (FAO 2000), ereignen sich im Durchschnitt jedes Jahr zwischen Mai und November fast 1000 Brände mit einer Ausdehnung über 1 Hektare (Betrachtungszeitraum 2004 bis 2016). Die mittlere Brandfläche dieser Wald- und Flurbrände beträgt 17,7 Hektaren. Die genauen Ursachen bleiben oft unklar. Zwischen 2004 bis 2016 konnten nur 31 Prozent der Brände als vorsätzlich (17 Prozent) oder fahrlässig (14 Prozent) gelegt taxiert werden. Einen klaren Trend gibt es jedoch bezüglich der Ausbruchspunkte, welche sich in 65 Prozent der Fälle in der Nähe von Verkehrswegen befinden. Hinzu kommt, dass – ähnlich wie in der Schweiz – die Vergandung von landwirtschaftlichen Flächen eine massgebliche Zunahme der brennbaren Biomasse verursacht, welche die Situation deutlich verschärft.

Extreme Waldbrandgefahr ist in Sardinien keine Selten-

Einflussfaktoren und Verhalten des Feuers Die Grundvoraussetzung für die Entstehung eines Feuers ist das Zusammenspiel von drei Hauptfak-

heit.

(Grafik: Corpo forestale e di vigilanza ambientale)

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Effizienz dank höchster Präzision beim Abwurf der «bomba d’acqua»

toren: Brennstoff, Sauerstoff und Hitze. Ein Feuer wird zu einem Brand, wenn es ausser Kontrolle gerät und Schäden verursacht. Das Verhalten des Feuers wird im Fall von Waldbränden ebenfalls von drei Hauptfaktoren bestimmt: Wetterbedingungen, Topografie (insbesondere die Hangneigung) und Brennstoffart (Vegetationstyp). Weil diese Faktoren sehr variabel (zeitlich und örtlich) auftreten und häufig einen unberechenbaren Verlauf nehmen, werden Waldbrände als «Chaos-Systeme» bezeichnet. Es stellt sich in diesem Fall die Frage, wie man gegen ein solches Chaos-System ankämpft.

(Bild: Daniela Philipp)

Piano Regionale Anticendio Das wichtigste Instrument der Sarden für die Bekämpfung von Waldbränden ist der «Piano ­ Regionale Anticendio». Er wurde mittels eines na­ tionalen Rahmengesetzes über Waldbrände (Gesetz 353) in Kraft gesetzt. Gestützt auf diesen Plan werden alle Aktivitäten geregelt und koordiniert. Dabei werden zwei Hauptziele verfolgt: die Brandverhütung (Reduktion der Anzahl Brände) und die Eindämmung der Brandschäden. Zur Brandverhütung enthält die regionale Verordnung der Brandbekämpfung eine Reihe von Verhaltensvorschriften. Darin sind unerlaubte Tätigkeiten

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und die Pflichten bestimmter Akteure wie Landwirte, Forstpersonal, öffentliche Dienste, Besitzer von Verkehrswegen usw. aufgelistet. Ein besonderes Augenmerk wird dabei zum Beispiel auf das Freihalten des Bodens von Gras, Gestrüpp und dürrem Material auf 3 m Breite entlang öffentlicher Strassen und auf 10 m Breite bei Gebäuden gerichtet. Wenn trotzdem ein Brand entsteht, ist es eminent wichtig, dass er so schnell wie möglich entdeckt wird. Zu diesem Zweck wurden auf der Insel 217 Ausgucke eingerichtet, welche in der «Waldbrandsaison» bis 24 Stunden pro Tag mit speziell geschulten Feuerwachen besetzt sind. Diese Feuerwachen sorgen nicht nur für die frühzeitige Erkennung, sondern auch für eine erste, grobe Analyse der Brandsituation aufgrund der Rauchsäule (Position, Ausdehnungsrichtung und -geschwindigkeit, Dynamik usw.). Weil die Eingriffsgeschwindigkeit bei der Brandbekämpfung eine absolut zentrale Rolle spielt, verfügt der «Corpo forestale e di vigilanza ambientale» nicht nur über eine Flotte von geländegängigen Löschfahrzeugen, sondern auch über spezielle Verträge mit privaten Helikopterfirmen, die auf 12 Stützpunkten mit je einer Maschine über die ganze Insel verteilt sind und während der gefährlichen Sommerzeit ständig auf Pikett stehen. Die Verträge werden alle drei Jahre mit einem Gesamtbetrag von ca. 10 Millionen Euro per Ausschreibung vergeben. Ein wesentlicher Bestandteil ist unter anderem die Pflicht, dass der Löschhelikopter spätestens 5 Minuten nach Eingang eines Alarms in der Luft sein und ein Vorauskommando von Spezialisten des «Corpo forestale» zur Koordination des Löscheinsatzes ins Brandgebiet fliegen muss, bevor er dann selbst mit der Löscharbeit beginnt. Löschtechniken Um einen Brand zu löschen, muss mindestens einer der drei Hauptfaktoren (Sauerstoff, Brennstoff und Hitze) neutralisiert werden. Beim sogenannten «direkten Angriff» konzentriert man sich direkt auf

das Abkühlen und Ersticken des Brandes. Bei dieser Löschtechnik wird das Feuer an der Flammenfront angegriffen. Dabei ist es für die Brandbekämpfer besonders wichtig, das Feuer richtig zu beurteilen und die Gefahr von Feuerfallen, welche durch Überspringen von Funkenflug aus sekundären Brandherden entstehen können, zu berücksichtigen. Der direkte Angriff ist in Sardinien aufgrund der praktisch undurchdringbaren Macchia-Vegetation oft nicht möglich. Eine andere Löschtechnik ist der «indirekte Angriff», bei welchem in der Ausdehnungsrichtung des Brandes die Biomasse (Brennstoff) reduziert wird. Man bereitet so eine Linie vor, an welcher das Feuer zum Stillstand kommen soll. So kann eine sichere Zone für den folgenden, direkten Angriff geschaffen werden. Eine Methode des ­indirekten Angriffs ist das Gegenfeuer. Bei dieser Brandbekämpfungs-Technik brennt man die Ve­ getation vorbeugend vor dem Eintreffen des Brandes ab. Sie kann aber nur angewendet werden, wenn es die Windrichtung und Windstärke zulassen. Am meisten Eindruck hat den Teilnehmenden der Studienreise die Löschübung mit dem Helikopter gemacht, welche von den sardischen Kollegen speziell für die Besucherinnen und Besucher aus der Schweiz organisiert wurde. Die Präzision und Effizienz, mit welcher der speziell geschulte und erfahrene Pilot die «bomba d’acqua» auf das Übungsfeuer schleuderte, kann wahrscheinlich hierzulande seinesgleichen suchen. Dank Die Studienreise nach Sardinien hat sich für die Teilnehmenden mehr als gelohnt. Sie konnten nicht nur viel Wertvolles zum Thema Waldbrandbekämpfung erfahren, sondern durften auch die ausserordentliche Gastfreundlichkeit der Sarden geniessen. Dafür gebührt den Kollegen vom Corpo forestale e di vigilanza ambientale und Andreas Moser, der mit seinen Kontakten diese Reise er-

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möglicht und begleitet hat, ein ganz besonders herzlicher Dank. Riassunto Durante un viaggio di studio in Sardegna si sono potute apprendere importanti nozioni riguardanti gli incedi e le tecniche di spegnimento. Ogni anno in Sardegna, tra maggio e novembre, ci sono in media 980 incendi (superficie ≥ 1ha), i quali bruciano in media 17.7 ha. Per far si che un fuoco si manifesti sono necessari tre elementi principali: il combustibile, il calore e l’ossigeno. Nel caso di un incendio boschivo, il suo comportamento è a sua volta influenzato da tre fattori: la topografia (in particolare la pendenza), le condizioni metereologiche e il tipo di combustibile. Per combattere gli incendi la Sardegna si è dotata di valevoli strumenti normativi ma anche di un’infrastruttura efficace, come ad esempio le 217 posizioni di avvistamento sparse su tutta l’isola.

Per lo spegnimento, esistono due tecniche principali: l’attacco diretto, durante il quale il fuoco viene soffocato o raffreddato, e l’attacco indiretto eseguito ad esempio con l’utilizzo della tecnica del controfuoco. Video zum Thema unter https://www.srf.ch/play/tv/netz-natur/video/ kampf-gegen-buschbraende-in-sardinien?id=20b590 cb- 53 c 8 - 453 e- 8 f 98 - 00 d 57 f 763 db 2 &startTime= 328 . 262689 &station=dd 0 fa 1 ba- 4 ff 6 - 4 e 1 aab74-d7e49057d96 Viola Sala ist gebürtige Tessinerin und arbeitet als Assistentin in der Abteilung Waldwissenschaften der Berner Fachhochschule. Beat Philipp, Fachvorsteher Wald am Bildungszentrum Wald in Maienfeld und ­ehemaliger Präsident des Vereins Graubünden Wald, organisierte gemeinsam mit Andreas Moser die ­Studienreise nach Sardinien.

Die Reisegruppe von Graubünden Wald konnte viel lernen und die ausserordentliche Gastfreundlichkeit der Sarden geniessen.

(Bild: Andreas Moser)

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Schutzwaldpreis-Projekte gesucht Der Alpine Schutzwaldpreis Helvetia 2018 wird in Klosters vergeben. Mit diesem Preis werden beispielhafte Projekte zur Erhaltung und Verbesserung des Bergwaldes im Alpenraum und zur Sensibilisierung für die Schutzwaldthematik gewürdigt. Arbeitsgemeinschaft Alpenländischer Forstvereine

Der Wald schützt vor Erosion, Steinschlag, Muren, Lawinen und Hochwasser. Eine Besiedlung des Al­ penraums ist erst durch die schützende Wirkung des Waldes möglich. Auf ganz natürliche Weise sichert der Wald Gebäude, Höfe und Strassen, und zwar besser und billiger als jede technische Verbauung. Der Wald liefert darüber hinaus den wertvollen Rohstoff Holz. Er prägt das Gesicht der Landschaft, ist Lebensraum für Tiere und Pflanzen und Ruheraum für den Menschen. Der Wald ist als Lebensgrundlage im Alpenraum von grösster Be­ deutung. Voraussetzung für einen funktionsfähigen Schutz­ wald ist eine stabile, gut strukturierte Bestockung sowie eine rechtzeitige Verjüngung. Deshalb ist eine vorausschauende Pflege von enormer Wich­ tigkeit. Neben den Schutzwäldern im engeren Sin­ ne können alle Bergwälder als Schutzwälder auf­ gefasst werden. Kategorien/Sonderpreis der Jury/Schutzwaldpate Schulprojekte Waldpädagogische Projekte, die sich mit dem Bergwald auseinandersetzen und von Schülern getragen werden. Erfolgsprojekte Vorbildliche und erfolgreiche Massnahmen zur Schutzwaldsanierung, Verbesserung und Bewirt­ schaftung des Bergwaldes.

Öffentlichkeitsarbeit/Schutzwaldpartnerschaften/Innovation Publikationen, Ausstellungen, Pressebeiträge, Veranstaltungen und Filme, die sich inhaltlich mit der Schutzwaldproblematik befassen und zur Be­ wusstseinsbildung und Sensibilisierung für den Schutzwald beitragen. Als Schutzwaldpartner gelten Gemeinschaften und Einrichtungen ausserhalb der forstlichen Ver­ waltung, die sich durch finanzielle Unterstützung und/oder gezielte Aktivitäten positiv für den Schutzwald einsetzen. Innovative Projekte aus der wissenschaftlichen Forschung, neue technische Entwicklungen und innovative Vermarktung für einen besseren Schutzwald. Sonderpreis der Jury Ein aussergewöhnliches Projekt, das unabhängig von einer Kategorie von unserer international be­ setzten Jury ausgewählt werden kann. Schutzwaldpate Das ausrichtende Land der Preisverleihung nomi­ niert drei Persönlichkeiten, die sich um den Schutzwald verdient gemacht haben. Die Präsi­ denten und Geschäftsführer aller ARGE-Länder ermitteln gemeinsam den Preisträger. Teilnahmebedingungen Teilnehmen können Personen, Schulen, Institutio­ nen, Vereine, Betriebe und Gemeinden aus allen

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Alpenländern. Die eingereichten Projekte sollen direkten Bezug zum Bergwald und dessen Wirkungen haben und bereits weitgehend umgesetzt sein. Sie müssen in deutscher Sprache verfasst sein. Die nominierten Kinder- und Jugendgruppen müssen bei der Preisverleihung anwesend sein. Einreichung Die Bewerbungen beinhalten folgende Unterlagen: – vollständig ausgefülltes Einreicheformular – Kurzfassung des Projekts (max. 5 Zeilen) – detaillierte Beschreibung des Projekts (max. 2 DIN-A4-Seiten) – Fotodokumentation (mind. 10 digitale Bilder) – falls vorhanden, Skizzen, Modelle (werden nach der Bewertung retourniert) Einsendeschluss 1. Oktober 2018 Bewerbungen aus Graubünden und Fragen dazu sind einzureichen an: Graubünden Wald c/o Amt für Wald und Naturgefahren, Postfach 26, CH-7050 Tiefencastel Tel. +41 (0)81 257 50 24 E-Mail: cristina.fisler @ awn.gr.ch Beurteilung Gesucht werden vorbildliche Projekte, die dazu beitragen, die Funktionen des Bergwaldes zu sichern und zu verbessern. Bewertet werden Originalität, Kreativität, Initiative, Vorbildcharakter, Effizienz der eingesetzten Mittel, Breitenwirkung, Einbindung und Beteiligung verschiedener Gruppen und die positive Wirkung auf den Schutzwald. Bei Schulprojekten spielt die Auseinandersetzung mit dem Thema Schutzwald vor allem bei älteren Schülern eine Rolle. Mehr zu den Teilnahme- und Bewertungskriterien lesen sie unter www.arge.forstvereine.eu

Die Beurteilung erfolgt durch eine unabhängige internationale Fachjury: Monika Frehner, Schweiz Anton Mattle, Tirol Matthias Ladurner, Südtirol Felix Näscher, Liechtenstein Hinweis: Die Jury wird im Herbst teilweise neu besetzt. Preise und Preisverleihung Die ausgezeichneten Projekte in der Kategorie Schulprojekte erhalten einen Geldbetrag für die Klassenkasse. Das Siegerprojekt ist mit 1000 Euro dotiert. In den anderen Kategorien werden jeweils die ersten Preise in Form von wertvollen Kunstwerken eines Tiroler Künstlers vergeben. Die Preisverleihung findet am 1. Februar 2019 in Klosters GR statt. Graubünden Wald ist überzeugt davon, dass es in unserem Kanton zahlreiche Projekte gibt, welche preiswürdig sind. Sie müssten aber angemeldet werden. Die ausgezeichneten Projekte werden schriftlich verständigt. Die Arbeitsgemeinschaft Alpenländischer Forstvereine besteht seit 1981, ihre Mitglieder sind die Forstvereine Bayern, Graubünden, St. Gallen, Südtirol, Tirol, Vorarlberg, Kärnten und Liechtenstein. Durch gemeinsame Projekte und den Austausch von Erfahrungen wollen sie die Zukunft des Bergwaldes als naturnahen Lebensraum in den Alpen sichern.

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Waldknigge Biker und Hündeler Der Wald bietet Platz für alle! Biker und Hundeführer sind im Wald herzlich willkommen, solange auch sie sich an einige Regeln halten, die das Zusammenleben im Wald für alle angenehmer machen. Damit auch wirklich alle Platz finden, sollte bitte Folgendes beachtet werden: – Querwaldein fahren stört die Wildtiere, macht junge Pflanzen kaputt und schädigt das Wurzelwerk der Bäume. – Hundeführer sind gebeten, ihre Hunde unter Kontrolle zu behalten. Im Frühling sowie während der Jagdzeit sollte besonders achtgegeben werden, in dieser Zeit ist es sinnvoll, die Hunde an die Leine zu nehmen. – In den Naturschutzgebieten herrscht generell Leinenpflicht.

– Wer mit seinem Hund «Gassi» geht, sollte genügend, gratis zur Verfügung gestellte Robidog-­Säckli mitnehmen.

Illustration: Rolf Giger

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Vorschau Versicherungen in der Forstwirtschaft Jeder ist im Leben bestimmten Risiken ausgesetzt. Um uns vor schwerwiegenden finanziellen Folgen zu schützen, schliessen wir die unterschiedlichsten Versicherungen ab. Wir lassen uns, unsere Familie oder bestimmte Sachwerte versichern. In dieser Num­mer befassen wir uns mit einigen Versicherungen, die in der Forstbranche üblicherweise abgeschlossen werden. Dabei steht im Zentrum vor allem der Mensch. Bedingt durch die gefährliche und körperlich sehr anstrengende Waldarbeit sind insbesondere die Forstwarte einem erhöhten Risiko ausgesetzt. Diese werden dadurch vermehrt Opfer von Unfällen und Krankheiten. Was verschiedene Institutionen und Versicherungen in diesem Bereich leisten, möchten wir in dieser Ausgabe thematisieren.

Vorschau auf die nächste Nummer: Dezember 2018 Wetter und Klima und die Rolle des Forstdienstes Redaktion: Jörg Clavadetscher

Herausgegeben von Graubünden Wald, Amt für Wald und Naturgefahren Graubünden und der SELVA. Verleger: Südostschweiz Presse und Print AG,Wald, Südostschweiz CH-7007 Chur Sekretariat: SELVA, Christophe ahnhofplatz 1, CH-7302 Herausgegeben von Graubünden Amt fürPrint, Wald und Naturgefahren Graubünden undTrüb, der­BSELVA. Landquart, Telefon + 41 (0)Production AG, 81 300 22 44, buendnerwald  Redaktoren: Jörg Clava­ etscher, Revier­Bforestal da Val Müstair,  selva-gr.ch CH-7007@Chur Sekretariat: SELVA, ahnhofplatz 1, CH-CH-7535 Verlag: © Somedia Urs dRutishauser, Valchava, Telefon + 41 (0) 81 858 58 21, forestal-muestair @ bluewin.ch. Sandro Krättli, AWN GR, Sagastägstrasse 96, CH-7220 Schiers, Telefon

7302 Landquart, Telefon + 41 (0) 81 300 22 44, buendnerwald @  selva-gr.ch Redaktoren: Jörg Clava­detscher,

+ 41 (0) 81 300 24 11, sandro.kraettli @ awn.gr.ch.

forestal-muestair @ bluewin.ch. Sandro Krättli, sandro.kraettli @ awn.gr.ch. Die Redaktion behält sich vor, Beiträge

Die Redaktion behält sich vor, Beiträge in nicht verlangter Form ohne Rückfrage zu ändern Druckvorstufe (Satz, Lithos, Belichtung) : Südost-

in nicht verlangter Form ohne Rückfrage zu ändern. ­Herstellung: Somedia Production, CH-7007 Chur. Erscheint

schweiz Presse und Print AG, Südostschweiz Print, Antonin Friberg Druck: Südostschweiz Presse und Print AG, Süd­ostschweiz Print, Postfach 508,

sechsmal jährlich. Auflage: 1700 + 41 Exemplare Inserate: Somedia Promotion, Kasernenstrasse 1, CH-7007 Chur, Telefon (0) 81 255 51 11, Fax + 41 (0) 81

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