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Die Mittel zur Nachhaltigkeit

Eingriffsstärke, waldbauliche Zielsetzung, Verwendung und Beschaffung von Betriebsmittel. Alles Begriffe, welche im Waldbau und in der Betriebswirtschaft ihre Bedeutung haben. Verschiedene Beispiele aus der Praxis zeigen, dass nicht alle Waldbauer und Waldbewirtschafter in der Schweiz gleich denken und handeln. Diese Unterschiede sind es, die es interessant machen, darüber zu sprechen.

Sebastian Rohrer

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Eingriffsstärke –der Anteil, welcher von einem Vorrat abgeschöpft wir d –oder die geernteten Festmeter eines Bestandes –oder das Ausmass, wie ein Lebensraum in kurzer Zeit bedeutend verändert wird –die Intensität einer Veränderung im W aldökosystem Wie die verschiedenen Ansichten zum Begriff Eingriffsstärke, gibt es auch vielerlei verschiedene Beispiele von der Umsetzung im Schweizer Wald. Demnach sind verschiedene Meinungen diesbezüglich vorhanden und der Waldbau wird nicht überall gleich verstanden. Gemeint sind die unterschiedlichen Eingriffsstärken, die an Waldtypen mit gleichen/ähnlichen topografischen und erschliessungstechnischen Voraussetzungen beobachtet werden können.

Ist die waldbauliche Zielsetzung nicht überall gleich? Allgemein bekannte waldbauliche Ziele für eine nachhaltige und naturnahe Waldbewirtschaftung: –Waldfläche erhalte –Nutzungspotenzial sichern –Schutzwirkung erhalten (Schutzfunktion) –unseren Nachkommen eine intakte Landschaft hinterlassen –für Pflanzen und iere den Lebensraum erhalten (Biodiversität) –Risiko gegenüber Umwelteinflüssen auf ei Minimum reduzier en –stabile Waldstrukturen schaf fen –weitere Waldfunktionen erhalten Mit diesen Zielen soll der Wald seine vielfältigen Funktionen für Gesellschaft, Ökologie, Wirtschaft und Klima erfüllen. Seit mehreren Jahren werden in forstlichen Kursen, Schulen, Fachmedien usw. feinere Eingriffe als langfristig optimalste Variante der Waldbewirtschaftung vermittelt. Mehrere Argumente sprechen dabei für feinere Eingriffe: –Holz wächst an Holz –verzögerte Verjüngung bremst die Holzpr oduktion –Jungwaldpflegekosten können gesenkt we den –der Einfluss der Eingri fsstärke auf die Holzerntekosten ist begrenzt –kleinräumige Waldstrukturen erfüllen die Waldfunktionen oft am besten –starke Eingriffe sind nicht die Lösung, sondern die Ursache des Problems (Beispiel: Unterlagen zu den Kursen 2009, GWP/ Amt für Wald GR, www.gebirgswald.ch) Die Vorzüge einer nachhaltigen und naturnahen Waldbewirtschaftung sind also bekannt. Werden diese jedoch überall in der Schweiz genutzt? Interessante Beispiele derjenigen Waldbauer, welche sich die natürlichen Abläufe schon länger zunutze machen, sind sehr eindrücklich. Bei anderen Beispielen fragt man sich, aus welchen Gründen so

eingegriffen wurde. Meistens sind vermutlich die tieferen Erntekosten im Fokus, oder der Wunsch, eine Fläche mit einem Eingriff für mehrere Jahrzehnte «erledigt» zu haben. Überwiegen die Vorteile bei starken Eingriffen tatsächlich die Nachteile, welche zumindest teilweise erst in einigen Jahrzehnten vom Nachfolger zu tragen sind?

Verwendung der Einsatzmittel Nebst der Eingriffsstärke sind die eingesetzten Verfahren entscheidend für eine optimale Bewirtschaftung. Für den Waldbewirtschafter eine

Zu grosse Öffnungen verursachen oft Folgeprobleme, wie hier im Bild, wo die starke Vegetationskonkurrenz die Ansamung jahrzehntelang verhindert.

(Bild R. Schwitter)

schwierige Aufgabe, ändern sich doch oft die Voraussetzungen von Holzschlag zu Holzschlag. Viele Faktoren beeinflussen die Wahl des Verfahrens und der dazugehörigen Einsatzmittel. Bei vielen Bewirtschaftern werden betriebseigene Mittel eingesetzt. Aus betriebswirtschaftlichen Gründen ist dabei die Auslastung der Maschinen entscheidend. Demnach ist das Ziel, die eigenen Mittel so oft als möglich einzusetzen. Behindert diese Zielsetzung nicht die Evaluation nach dem Bestverfahren und den entsprechenden Mitteln? Besteht dabei nicht auch die Gefahr, dass betriebliche Interessen den waldbaulichen vorgezogen werden? Brächte nicht oft ein anderes Verfahren deutlich mehr Vorteile? Zur Erhaltung einer Forstgruppe ist deren Auslastung bedeutend. Andere strategische Ziele eines Betriebs können eine Erhaltung und die damit verbundenen Kosten rechtfertigen.

Beschaffung von Maschinen Die Entscheidung für eine optimale Verfahrenswahl erfolgt nicht erst beim einzelnen Holzschlag, sondern schon bei der Anschaffung von neuen Maschinen. Neu- sowie Ersatzanschaffungen sollten mit langfristigen Bewirtschaftungskonzepten sehr sorgfältig geprüft werden. Sie definie en die optimalen Verfahren/Mittel und geben Informationen über die realistische Auslastung. Die Resultate aus der Planung ergeben, ob eine Anschaffung legitim ist. Bei der Beschaffung von Maschinen sollte deshalb beim Variantenstudium auch über einen Einkauf der Dienstleistung gesprochen werden. Die Qualität und die Leistungsfähigkeit von Schweizer Forst unternehmern ist insbesondere in der momentan angespannten Holzmarktsituation eine mögliche Lösung für Forstreviere und -betriebe, die Kosten zu optimieren. Durch die Bewirtschaftungskonzepte entstehen auch Grundlagen, um Holzschläge gebündelt nach Verfahren an spezialisierte Unternehmer zu vergeben.

Eines der Ziele der Waldpolitik 2020 ist, die Leistungsfähigkeit der Waldwirtschaft zu verbessern. Die Leistungsfähigkeit hängt stark mit der Technologie zusammen. Diese entwickelt sich ständig und strebt laufend nach Effizienz und Optimierung Analog zur Technologie streben auch die Forstunternehmer danach. Diese sind es auch, welche ihren Maschinenpark und damit ebenfalls ihr Angebot stets attraktiv halten. Eine Beschaffung wird mit einer sorgfältigen Evaluation gerechtfertigt.

Fazit Die vielfältigen und hohen Ansprüche an die Leitung von Forstrevieren und Forstbetrieben sind

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nicht einfach zu erfüllen. Fortlaufende Veränderungen in Politik, Wirtschaft, Gesellschaft und in der Umwelt erschweren dies zusätzlich. Damit eine naturnahe und nachhaltige Waldbewirtschaftung möglich ist, müssen zeitgemässe Planungsmethoden und -instrumente akzeptiert und angewendet werden. Mit ihnen kann auf strategischer und operativer Ebene frühzeitig reagiert werden. Auch wenn nicht alle Waldleistungen von der Öffentlichkeit entgolten werden, die Verantwortung der Waldeigentümer gegenüber Mensch und Umwelt bleibt.

Sebastian Rohrer, Förster HF

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