3 minute read

Säge Tenna – bald ein Jahrhundert in Betrieb

Wieder wurde von den Bauern viel Holz zur Säge angefahren, entrindet und auf den Lagerplatz gerollt, wo die Stämme von Lieni Joos mit Geschick zur Verarbeitung auf den Rollwagen befördert werden. Ein Kurzbericht für einmal nicht von einer Grosssägerei, sondern aus einem Kleinstsägereibetrieb, betrieben mit Hand, Herz und Leidenschaft.

Elisabeth Bardill

Advertisement

Holz aus den Waldungen der Gemeinde. Kraft der historischen Einfach-Gattersäge und ihrem Säger läuft ein uraltes System in der Holzverarbeitungskette wie am Schnürchen. Die Bauern liefern gefällte Blöcker und Sturmholz mit ihren modernen Transportmaschinen auf den Lagerplatz. Der Bauer Lieni Joos sägt nach Angaben Bretter und Balken für Haussanierungen, Stallbauten, Anbauten, Zäune … Beim Sonntagsspaziergang mit seiner Frau Ursulina kann er mit Genugtuung feststellen, wo seine Arbeit Spuren hinterlassen hat. Vor siebenundfünfzig Jahren wurde Lieni Joos von seinem Vater in die Sägereiarbeiten eingeführt. Mit einigen kurzen und längeren Unterbrüchen bedient er die Säge bis auf den heutigen Tag. Sie ist ihm ans Herz gewachsen, ja, ist Teil seines Lebens. So hat er die Geschichte der Anlage in einer schönen Broschüre archivwürdig dokumentiert. – Das Holz wird zu gewissen Zeiten sommers wie winters angeliefert. Sind die Blöcker gesägt, wird das Schnittgut umgehend abgeholt. Lieni Joos organisiert den Betrieb und führt die Betriebsrechnung. Die zuverlässige gute Arbeit wird von den Bauern in Tenna ausserordentlich geschätzt. Der Sägerlohn ist bescheiden, die Transportwege kurz, der Nutzen gross. Die Holzlieferanten sind teilweise Enkel und Urenkel der Gründergeneration.

In der Sägerei Tenna ist viel Handarbeit gefragt, ebenso

werden Geschick und Erfahrung verlangt. (Bilder: E. Bardill)

Unabhängigkeit in Notsituation

Weil im Januar 1929 das Heimwesen einer Bauernfamilie vollständig niedergebrannt war, nahm der Brandgeschädigte das zum Anlass, eine transportable Bergsäge nahe bei der Baustelle zu installieren. Mithilfe von Verwandten und Nachbarn kam es zur Umsetzung dieser Idee. Die Säge leistete gute Dienste und es fand sich bald danach ein Grundstück, um das Sägereigebäude, wie es heute noch steht, zu errichten. Das Projekt wurde von acht Konsortiumsmitgliedern zügig an die Hand genommen. Der Riegelbau sowie das Verlegen von Schienen für den 2-achsigen Rollwagen konnten auf dem erworbenen Grundstück erstellt werden. Auch Platz für Anlieferung von Blöckern, geschnittenem

Der Anblick und die Geräuschkulisse vermitteln einen Hauch von Nostalgie und scheinbar vergangener Zeit.

sowie Abfallholz ist vorhanden. 1933 konnte die Säge im neuen Gebäude in Betrieb genommen werden.

Sanierung der Betriebseinrichtung

1976 wurde die Anschaffung einer älteren, noch gut erhaltenen Säge aus dem Toggenburg beschlossen. Es handelt sich um eine historische Holz-Gattersäge mit einem Sägeblatt. Der elektrische Antrieb geschieht durch Lederriemen über die mittlere Welle auf die SägegatterSchwungradwelle. Die Verbesserung bei der Wagenfräse mit dem Kauf eines 5,5-PS-Tischfräsenmotors bedeutete bessere Arbeitsleistung. Finanzierung, Transporte, Installationen, Pflege,Unterhalt und einfachere Reparaturen sind seit jeher Sache der acht Konsortiumsmitglieder. Daran hat die spätere Umwandlung in den «Sägeverein Tenna» nichts verändert. Der Verkauf der Sägerei an die Gemeinde, zugunsten öffentlicher Verwertung des Grundstücks, kam bis heute nicht infrage.

Umgang mit den Tücken im Betrieb

Oft schon ist der Rolli beim Beladen eines schweren, krummen Blocks einseitig aus der Gleitschiene gesprungen. Bei Gefriertemperaturen entsteht Reif an den Rädern und Schiebstoppklötzen beim Vorschubsystem. Wenn knarrende, abwürgende Geräusche zu hören sind, befindensich Nägel oder eingewachsene Steine im Holz. Das Reissen eines Treibriemens kann dann und wann vorkommen. Wenn Lieni Joos unliebsame Überraschungen erlebt, sinkt die Sägerlaune augenblicklich ins Minus. Die Freude ist gross, wenn die Sache behoben ist, die Säge wieder funktioniert, was das regelmässig stampfende Geräusch des Gatters anzeigt. Handarbeit mit Zapin, Kehrhaken, Feile, Schneeschaufel … ist unerlässlich.

Elisabeth Bardill-Meyer, 1941, lebt in Tenna. Sie ist freischaffende Schreiberin mit pädagogischer Ausbildung.

Quellen: Dokumentation von Lieni Joos-Buchli

This article is from: