2 minute read

Eichen im Schams

Das Schams ist den meisten wohl eher als Durchfahrtsroute in den Süden bekannt und weniger oder kaum als Eichenstandort. Und doch gibt es überraschende Hinweise und Funde zu diesem interessanten Baum, der in unseren Kreisen nicht in Vergessenheit geraten sollte.

Oskar Hugentobler

Advertisement

Wer sich mit den im Schams vorkommenden Baumarten befasst, wird kaum an Eichen denken. Der tiefste Punkt des ehemaligen Forstkreises Schams liegt beim Hinterrhein unterhalb von Rongellen auf rund 790 m ü. M. Gelegentliche Nassschneefälle im Spätherbst oder im Vorfrühling sowie die hohe Wilddichte wirken sich auf das Gedeihen von Eichen erschwerend aus. Umso erstaunlicher ist es, dass die Gemeinde Zillis ein Weiderecht für Schweine auf dem Gebiet der ehemaligen Gemeinde Patzen hatte. Eicheln und Schweinemast sind zwei Begriffe, die gut zusammenpassen. Nicht umsonst wird die Meinung vertreten, dass der beste Schinken die Fütterung der Schweine mit Eicheln voraussetzt. Bei Holzanzeichnung in der Umgebung der Viamalaschlucht bin ich in Felsflankenauf der rechten Talseite öfters auf Eichenjungpflanzengestossen. Die Eicheln sind vermutlich mit Vögeln von Rongellen oder dem Domleschg «herantransportiert» worden. Einen einzelnen Eichenbusch traf ich vor einigen Jahren oberhalb von Andeer auf einer Höhe von 1180 m ü. M. an. Dieser fiel vermutlich einer landwirtschaftlichen «Heckenpflege» zum Opfer. Bis vor wenigen Jahren wuchs eine schöne Säuleneiche im Park der ehemaligen Mühle von Andeer. Der seltene Baum ist verschwunden, er fie leider einem Sägeeinsatz zum Opfer. 1976 richtete ich zusammen mit Revierförster F. Ruf den ersten «Grütli-Waldpfad» des Kantons Graubünden ein. Die damalige Grütli-Krankenkasse engagierte sich auf diese Art für die Gesundheit ihrer Kunden. Unsere Idee war, dass möglichst alle im Tal vorkommenden und zusätzlich die in der Waldbroschüre der Grütli-Krankenkasse aufgeführten Gehölzarten längs des Weges aufzufinde sind. Aus diesem Grund pflanztendie Andeerer Waldarbeiter Stieleichen, Traubeneichen und Roteichen an der ostexponierten Talflanke.Die meisten dieser Bäume haben überlebt. Die Stiel- und die Traubeneichen litten allerdings unter dem Schneedruck und den sie überwachsenden Waldreben. Die Roteichen wuchsen schneller und waren widerstandsfähiger. Einige der Exemplare weisen heute eine Höhe von mehr als zehn Meter auf.

Etwa 20 Meter hohe Säuleneiche im Park Veia da Mulegn, Andeer, vor der Fällung. (Alle Bilder: O. Hugentobler)

44-jährige amerikanische Roteichen (Quercus rubra) am Waldpfad Andeer–Clugin.

Im Rahmen der Ersatzaufforstungen für die Rodungen im Zusammenhang mit dem Bau der Kraftwerke und der Nationalstrasse pflanztendie Forstgruppe des Kreisforstamts und die Waldarbeiter von Revierförster A. Signer verschiedene Eichen in der Umgebung von Zillis und Rongellen. Es zeigt sich, dass diese in dreissig Jahren schon eine beachtliche Höhe erreichen konnten. Bei Rongellen wachsen noch verschiedene Traubeneichen. Am Rande des Eggenwaldes oberhalb von Unterrongellen befindetsich ein Eichenbestand, welcher regelmässig bewirtschaftet wird. Es braucht Verständnis und Freude an Bäumen und Sträuchern, damit Gehölze, die keinen kurzfristigen monetären Nutzen versprechen, erhalten werden können. Auch wenn es nicht im Pflichtenhef des Forstdienstes steht, ist der aktive Bezug zu Feldgehölzen und Naturhecken wünschenswert. Nur so kann die Vielfalt der Baumarten auch an weniger geeigneten Standorten erhalten werden.

Etwa 25-jährige Traubeneichenpflanzungen (Quercus petraea) bei Zillis.

Traubeneichenbestand oberhalb von Unterrongellen (28.Februar 2020).

«Der Forstdienst ist gefordert, sich aktiv für den Erhalt von Feldgehölzen und Strauchhecken einzusetzen und sich für die Artenvielfalt in- und ausserhalb des Waldes zu engagieren.»

Oskar Hugentobler ist pensionierter Forstingenieur und leitete während vieler Jahre den Forstkreis 14. Gemeinsam mit «seinen» Revierförstern strebte er eine möglichst breit gefächerte Baumartenmischung an und machte sich stark für Baumarten, die in ihrem angestammten Lebensraum bedroht wurden.

This article is from: