Eichen im Schams Das Schams ist den meisten wohl eher als Durchfahrtsroute in den Süden bekannt und weniger oder kaum als Eichenstandort. Und doch gibt es überraschende Hinweise und Funde zu diesem interessanten Baum, der in unseren Kreisen nicht in Vergessenheit geraten sollte. Oskar Hugentobler
Wer sich mit den im Schams vorkommenden Baumarten befasst, wird kaum an Eichen denken. Der tiefste Punkt des ehemaligen Forstkreises Schams liegt beim Hinterrhein unterhalb von Rongellen auf rund 790 m ü. M. Gelegentliche Nassschneefälle im Spätherbst oder im Vorfrühling sowie die hohe Wilddichte wirken sich auf das Gedeihen von Eichen erschwerend aus. Umso erstaunlicher ist es, dass die Gemeinde Zillis ein Weiderecht für Schweine auf dem Gebiet der ehemaligen Gemeinde Patzen hatte. Eicheln und Schweinemast sind zwei Begriffe, die gut zusammenpassen. Nicht umsonst wird die Meinung vertreten, dass der beste Schin-
Etwa 20 Meter hohe Säuleneiche im Park Veia da Mulegn, Andeer, vor der Fällung.
(Alle Bilder: O. Hugentobler)
ken die Fütterung der Schweine mit Eicheln voraussetzt. Bei Holzanzeichnung in der Umgebung der Viamalaschlucht bin ich in Felsflanken auf der rechten Talseite öfters auf Eichenjungpflanzen gestossen. Die Eicheln sind vermutlich mit Vögeln von Rongellen oder dem Domleschg «herantransportiert» worden. Einen einzelnen Eichenbusch traf ich vor einigen Jahren oberhalb von Andeer auf einer Höhe von 1180 m ü. M. an. Dieser fiel vermutlich einer landwirtschaftlichen «Heckenpflege» zum Opfer. Bis vor wenigen Jahren wuchs eine schöne Säuleneiche im Park der ehemaligen Mühle von Andeer. Der seltene Baum ist verschwunden, er fie leider einem Sägeeinsatz zum Opfer. 1976 richtete ich zusammen mit Revierförster F. Ruf den ersten «Grütli-Waldpfad» des Kantons Graubünden ein. Die damalige Grütli-Krankenkasse engagierte sich auf diese Art für die Gesundheit ihrer Kunden. Unsere Idee war, dass möglichst alle im Tal vorkommenden und zusätzlich die in der Waldbroschüre der Grütli-Krankenkasse aufgeführten Gehölzarten längs des Weges aufzufinde sind. Aus diesem Grund pflanzten die Andeerer Waldarbeiter Stieleichen, Traubeneichen und Roteichen an der ostexponierten Talflanke. Die meisten dieser Bäume haben überlebt. Die Stiel- und die Traubeneichen litten allerdings unter dem Schneedruck und den sie überwachsenden Waldreben. Die Roteichen wuchsen schneller und waren widerstandsfähiger. Einige der Exemplare weisen heute eine Höhe von mehr als zehn Meter auf.
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10.06.20 12:54